Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache [9., durchgesehene Aufl., Reprint 2021]
 9783112605226, 9783112605219

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Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache

Etymologisches Wörterbuch üer deutschen Sprache von

Krieürich Kluge -Professor an der Universität Freiburg i. Br.

Neunte durchgesehene Ausluge

Berlin und Leipzig 1921 Vereinigung wissenschaftlicher Verleger Walter de Gruyter & Co. vormals G. I. Göschrn'sche Oerlagshandlung — I. Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Barl I. Trübner — Veit & Comp.

Erste und zweite Auflage 1881—1883, dritte unveränderte Auslage 1884, vierte verbefferte Auflage 1889,

fünfte verbefferte Auflage 1894, sechste verbefferte und vermehrte Auflage 1899,

siebente verbesserte und vermehrte Auflage 1910, achte verbefferte und vermehrte Auflage 1916.

Alle Rechte, besonders das der Übersetzung Vorbehalten.

Drnü der Vereinigung wissenschaftlicher Verleger Walter de VrUyter * Co., Berlin W. 1&,

Emma Kluge der Gattin, Freundin und Helferin in Liebe und Dankbarkeit

gewidmet

Vorwort -AfJkieT Jahrzehnte hindurch, von 1880—1020, hat mich dieses Buch belr/ schäfttgt; es stellt eine Lebensarbeit dar, zu der mein Denken und Schaffen fast täglich zurückkehren durfte, bis es jetzt seine 9. Auflage erlebt. Das ist denn auch sein wesentlicher Unterschied von andern deutschen Wörterbüchern, daß ich durch die Gunst von Absatz und Nachfrage gezwungen worden bin, die einschlägigen Fragen der Wortforschung alle paar Jahre zu

prüfen.

Als ich im Spätjahr 1879 an die Ausarbeitung des vorliegenden Buches ging, war die Aufgabe bei aller Schwierigkeit doch einfacher und leichter, als sie mir heute erscheinen würde. Damals gab mir ein Alter von noch nicht 25 Jahren den Mut und das Selbstvertrauen, daß ich in wenigen Jahren das Buch vollenden konnte. Seitdem sind nun vierzig Jahre ins Land gegangen. Der Betrieb der etymologischen Sprachwissenschaft, von dem sich ein Ausschnitt in diesem Werk widerspiegelt, hat sich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt gesteigert, und nun ist schließlich die fachwissenschaftliche Literatur so unendlich angewachsen, daß ihre Verwertung die Kraft des einzelnen doch wohl schon übersteigt. Nicht bloß in den Landen der germanischen Zunge findet der deutsche Sprachschatz all­ seitige Förderung. Auch der sprachwissenschaftliche Betrieb der romanischen Lande kommt vielfach der deutschen Wortforschung zugute, und auch die flavischen Gebiete helfen bei der Aufllärung des deutschen Sprachschatzes. Inland und Ausland haben durch die letzten Jahrzehnte eine unendliche Zahl von Indogermanisten, Germanisten und Romanisten am Werk gezeigt, und so ist die Facharbeit, auf der sich das vorliegende Buch aufbaut, schier unüber­ sehbar und unerschöpflich geworden.

Aber der Inhalt meines Buches ist damit beinahe organisch gewachsen. Wer seine jetzige Gestalt mit dem kühnen Entwurf der ersten Auflage vergleicht, wird sich schnell überzeugen, daß ich die Aufgaben eines deutschen Wörter­ buchs nicht mehr so einfach auffasse wie vor vierzig Jahren. Suchte die erste Auflage den Bereich der Etymologie hauptsächlich unter dem Gesichtspunkt der Urverwandtschaft mit den übrigen indogermanischen Sprachen, so sind seitdem neben die vorgeschichlliche Etymologie für mich die Fragen einer rein geschichtlichen Wortbetrachtung mehr als früher in den Vordergrund getreten, und seit der 5. Auflage hat das vorliegende Bilch an diesem Wandel der mich beschäftigenden Sprachrätsel teilgenommen. Die im Jahre 1900 begründete Zeitschrift für deutsche Wortforschung, die nunmehr in fünfzehn Bänden ab­ geschlossen vorliegt, zeugt überall dafür, wie geschichtliche Wortforschung zur Aufhellung von Ursprungsfragen beiträgt.

- VIII Da unser Sprachschatz eine vieltausendjührige Geschichte hinter sich hat, muß die Forschung das einzelne Wort aus der Zeit seiner Entstehungsgeschichte erklären. Wir suchen nicht mehr einseitig nach den indogermanischen Wurzel» der Ursprache. Der größte Teil des Sprachschatzes, wie er jetzt in dem vor­ liegenden Buch zur Darstellung kommt, stammt aus entschieden jüngerer Zeit und wurzelt in geschichtlichen Verhältnissen, wie wir sie für das Germanentum nun etwa zwei Jahrtausende kennen. Das ist aber gerade die Schwierigkeit unserer Aufgabe, daß jedem einzelnen Wort gleichsam ein Platz in der Geschichte angewiesen werden muß. Sind schon die geschichtlichen Worträtsel oft in das Dunkel des Geheimnissegehüllt, und gelingt es uns auch bei den Rätseln der allerneusten Sprachschöpfung nicht immer, zu einer klaren und sicheren Formel vorzudringen,— um wievieleschwieriger müssen dann naturgemäß die Fragen der. vorgeschichtlichen Ety­ mologie zu lösen sein! Aber es handelt sich in vielen Fällen aus beiden Bereichen oft gar nicht um endgültige Auflösungen, oft nur um Möglichkeiten oder bloßy Vermutungen. Dabei spielt denn eine auffällige Meinungsverschiedenheit in der Beurteilung geschichtlicher und besonders vorgeschichtlicher Wortfragen eine erhebliche Rolle, und die persönliche Überzeugung tritt in ihre Rechte, wenn unter zahllosen Meinungen, die in der Fachliteratur erörtert sind, hier eine Ansicht vertreten werden muß.

Denn der Umfang dieses Buches, der nicht beliebig erweitert werden durste, gestattet keineswegs die Vorführung aller Meinungsverschiedenheiten im Bereich der Sprachrätsel. Wie oft haben sich die verschiedensten Fachleute um ein einzelnes Wort bemüht! Es hätte einen erheblichen Raum beansprucht, die ganze Literatur vorzuführen. Gibt es doch schon mehrere sprachwissenschaft­ liche Hilfsmittel, die dem Fachmann derartige Nachweise bequem an die Hand geben. So blieb nichts übrig, als daß ich — umsichtig und vorsichtig zugleich — meine sprachwissenschaftliche Erfahrung und Überzeugung entscheiden ließ, ob eine Vermutung vor anderen soweit annehmbar schien, daß ich die Aufnahme in dieses Werk verantworten konnte. Noch viel zu wenig unterscheidet man im Bereich der Etymologie Ver­ mutungen, die unser germanisches Sprachgut aufhellen und Vermutungen, die aus dem germanischen Sprachschatz aufgehellt werden. So handelt es sich z. B. in den alten Sprachquellen der Jndogermanen, von denen die vorgeschichtliche Etymologie zumeist auszugehen hat, nicht selten um Worte von zweifelhafter Bedeutung oder unklarer Lautform oder mangelhafter Überlieferung, bei denen der Fachmann aus verwandten Sprachen Licht für das Dunkel sucht. Aber man darf sich in solchen Fällen nicht darüber täuschen, daß derartige Vermutungen dann auch zur Aufhellung derjenigen Sprache dienten, aus der die Stützen entnommen sind. So wird um die Deutung von Worten aus den altindischen Beden hin und her gestritten, und wenn dann vielleicht einmal bezeugte Worte etwa mit germanischem Sprachgut verglichen werden, so kann die Vergleichung doch nicht immer zur Aufhellung des germanischen Sprachgutes verwandt werden.

Das ganze Gebiet unserer Sprachrätsel enthält des Unsicheren viel zu viel, als daß die Fachleute immer mit gleichen Voraussetzungen arbeiten und -u gleichen Ergebnissen gelangen könnten. So wird nicht jeder Sprachforscher in diesem Buch alle Vermutungen wiederfinden, die in den Fachzeitschriften

- IX und sonst vertreten sind. Den Begriff der Wortverwandtschaft, der für die Ety­ mologie so wichtig ist, fassen wir nicht alle gleich. Ich bemühe mich nach Kräften Wortverwandtschaft anzunehmen, wo ein möglichst genau formulierbarer Ver­ wandtschaftsgrad vorliegt, d. h. ich verstehe im Bereich der Wortkunde unter Verwandtschaft dasselbe, was wir in bürgerlichen oder allgemein menschlichen Verhältnissen auch als Verwandtschaft bezeichnen würden. Aber im Bereich der indogermanischen Sprachwissenschaft, die ungemessene Zeiträume und ebenso unermeßliche geographische Entfernungen überbrücken will, sind die Forderungen an formulierbare Verwandtschaftsgrade weniger streng, und vielfach begnügt man sich mit der losesten Form der Zugehörigkeit, wo eine formulierbare Verwandtschaft nicht mehr zu erkennen ist. Ich streite der Aufspürung ganz entfernter Wortbeziehungen keineswegs die Berechtigung ab: von einem Standpunkt, der Jahrtausende zurückliegt, erscheint vieles anders, als wenn ich mich auf den Standpunkt der deutschen Sprache von heute stelle. So sind — um nur ein Beispiel anzuführen —- die Wurzeldeterminative, mit denen der Indogermanist zahllose Wortverwandtschaften aufstellt, für eine rein deutsche Sprachbetrachtung entschieden viel weniger ersprießlich. Indo­ germanische Wurzeln können nahe Zusammenhängen, ohne daß die deutschen Worte, die der Indogermanist dazustellt, noch von einem deutschen Standpunkt aus verwandt erscheinen.

Aber auch im Bereich der lebenden Volkssprache gibt es solche Schwierig­ keiten. Die Vielgestaltigkeit und Lebenskraft der Mundarten liefern uns oft junge Svroßformen aus altem Sprachgut, ohne daß wir uns von der Bildungs­ weise sichere Rechenschaft geben können. Das Leben der Sprache am lichten Tage der Neuzeit schafft eine gleiche Fülle von Fragen und Rätseln wie die Urzeit. Und zwischen diesen Forderungen einer vieltausendjährigen Vergan­ genheit und eines modernen Sprachlebens muß die literarische Überlieferung der Vergangenheit aussöhnend und aufklürend Licht und Ordnung schaffen. So können nur Aufgaben entstehen, deren Schwierigkeiten eher abschrecken als einladen. Und es gehört auch heute noch kühner Wagemut dazu, wenn ich immer von neuem wieder dieses Werk durcharbeite, das tausend und aber­ tausend Worträtsel zu formulieren trachtet. Ich würde diesen Mut auch jetzt nicht besitzen, wenn ich nicht den Rätseln der Etymologie seit meiner ersten wissenschaftlichen Arbeit („Beiträge zur Ge­ schichte der germanischen Konjugation" Straßburg 1878) bis auf den heutigen Tag die Treue gehalten hätte. Denn als ich die Aufgaben der germanischen Wortbildungslehre („Nominale Stammbildungslehre der altgermanischen Dialekte" Halle 188.5; 2. Aufl. 1899; dazu neuerdings „Abriß der deutschen Wortbildungslehre" 1913) in ihrer methodischen Notwendigkeit für wissenschaftliche Wortforschung erkannt und dargestellt und überhaupt den germanischen Sprachbau im Zusammenhang mit den übrigen indogermanischen Sprachen („Vorgeschichte der altgermanischen Dialekte" Straßburg 1889; 3. Aufl. 1913) durchgearbeitet hatte, traten in organischer Durchführung die rein geschichtlichen Probleme des deutschen Sprachbaus immer gebieterischer an mich heran. Ich unternahm den Unterbau („Von Luther bis Lessing" Straßburg 1885, 5. Aufl. 1918) und dann auch den Ausbau einer rein geschichtlichen Sprachbetrachtung im Dienst her Muttersprache. Ich suchte in den Standes- und Berufssprachen

Kluge, Etymologisches Wörterbuch.

9. Aufl.

b

- X die Quellen des deutschen Wortschatzes, und so entstanden meine Werke: „Deutsche Studentensprache" (Straßburg 1897; jetzt vergriffen), „Rotwelsch" (I. Band, Straßburg 1900), „Seemannssprache" (Halle 1911). Was ich sonst noch in fach­ wissenschaftlichen Zeitschriften an sprachgeschichtlichen Aufsätzen (teilweise zu­ sammengefaßt in meinem Buch „Wortforschung und Wortgeschichte" Leipzig 1912) veröffentlicht habe, zielte fast immer auf das Verständnis des deutschen Wortschatzes, dessen Zusammenhang mit den Forderungen der deutschen Ge­ schichte mir je länger, je klarer vor die Seele trat. Aber diese konzentrische Arbeit führte nicht nur zu neuen Ergebnissen, sondern befestigte auch für mich die Methode wissenschaftlicher Wortforschung. Aber die eigene Arbeit des Verfassers hätte doch nicht genügt, das Werk überall auf die Höhe zu bringen und das Buch zu einem brauchbaren Berater in wortgeschichtlichen Fragen zu gestalten. Seit vielen Jahren haben Freunde des Buches aus ihrem Fachbereich heraus Hilfe geleistet durch öffentliche Be­ sprechungen, sowie durch persönliche Mitteilungen. Auch die vorliegende 9. Auf­ lage erfreut sich mannigfacher Berichtigungen und Hilfeleistungen, durch die mein Buch wieder gewonnen hat. Sie beruht zwar nicht auf einer erneuten Durch­ arbeitung des gesamten Sprachschatzes. Die schwierigen Zeitumstände, die den Betrieb der Wissenschaft überall bedrücken, vertrugen keine allseitige Erneuerung, wenn ich im Verein mit dem Verlag dem Werk seine Lebensfähigkeit sichern wollte. Sind doch auch die Fortschritte der Wissenschaft in den traurigen Jahren, die wir hinter uns haben, naturgemäß nicht so ergebnisreich gewesen, wie es etwa friedliche Zeiten gestattet hätten. So konnte ich nur in kleinem Maßstab Besserungen und Nachträge vornehmen und einarbeiten, wenn ich mein Buch der Benutzung nicht auf unbestimmte Zeit entziehen wollte. Es durfte auf dem Büchermarkt nicht fehlen, denn es kann nach wie vor dem Deutschtum seine Dienste leisten. Die Verehrer unserer Muttersprache haben auf das Buch ein Anrecht, das der Verfasser dankbar anerkennt. Freiburg i. B., den 10. November 1920.

F. Kluge.

Inhalt. Borwovt......................................................................................................................

Erklärung der Abkürzungen............................................................................

VH XIII

Verzeichnis der zu Altersbestimmungen zugezogenen deutschen Wörter­ bücher ..............................................................................

Wörterbuch.............................................................................................................

Sachregister

XV

1- 614

515—619

— xni —

Erklärung der Abkürzungen. --- Abstraktum altbulgarisch

czech.

- ezechisch

itoL

abulg.

bäru

— dänisch

jon.

Adj.

- Adjekttv

DaL

= Dativ

jüd.

-- jüdisch

Adv.

--- Adverb

Deklim

= Deklination

jur.

-- juristisch

afkies.

= altfriesisch =-- altfranzösisch

Denom.

= Denominativ

kot’ kkox. ---- KOT* SOX^V

dial.

--- dialektisch

Kauf.

-- Kausativ

>--- altgermanisch

Dimin.

--- Diminutivum

kelt.

- ägyptisch = althochdeutsch

dor.

= dorisch

Nass.

- keltisch = Nassisch

Dual.

= Dualis

KollekL

--•= Akkusativ alUateinisch -= alemannisch

eigtL engl.

= eigentlich -■■•= englisch

europ.

•- europäisch

----- altindogermanist

F.

----- Femininum

sinn.

--- finnisch

Kompar. Konjug. Konjunkt. kontr. krimgot.

flekL fränk.

flektiert --- fränkisch

Abstr.

afrz.

ügetrtL ägYPt. ahd. Akk.

alat alem. altidg. altind.

altindisch

altir.

= altirisch

altkelt. amerik.

- altkeltisch

andd.

= amerikanisch =» altniederdeutsch

angls.

angelsächsisch

Frequent. = Frcquentativum

fries.

- friesisch

frz.

= französisch

-- italienisch --- jonisch

= = --= =

Kollektivum Konrparativ Konjugation Konjunktion kontrahiert

---- krimgotisch

kymr.

--- kymrisch

lapp,/

-- lappisch

lat.

--- lateinisch

IctL HL

----- litauisch

----- lombardisch

- lettisch

anord.

-- altnordisch

gael.

--- gaelisch

Lombard.

Aor.

- Aorist

galt.

- gallisch

M.

-- Maskulinum

apexs. apreuß.

= altpersisch

~ Genitiv — germanisch

Ma.

— Mundart

=» altpreußisch

Gen. germ.

arab.

-- arabisch

md.

--- mitteldeutsch

mgr. mhd.

---- mittelgriechisch ----- mittelhochdeutsch

arkad.

--- arkadisch

Ggs. « Gegensatz gleichbed. ---- gleichbedeutend

armen.

-- armenisch

got

« gotisch

mengl.

--- mittelenglisch

armor. asächs.

-- armorisch

gr.

= griechisch

mlaL mndd.

--- mittellateinisch --- mittelniederdeutsch ---- mittelniederländisch = fnodenisch

- altsächsisch

Grdf.

altslavisch (kirchen-

hd.

--- hochdeutsch

mndl.

hebr.

-- hebräisch

moden.

= awestisch

hott.

-- holländisch

mongol.

--- mongolisch

--- baskisch

idg.

---- Neutrum

bayr.

bayrisch

ind.

= indisch

N. naut.

bibl.

biblisch

indeN.

-- indeklinabel

- böhmisch

Jnfin.

- Infinitiv

ndd. ndl.

--- niederdeutsch = niederländisch

bret.

--- bretonisch

Jnstr.

ndrh.

--- niederrheinifch

burgund..

-- burgundisch

Intens.

-- Jntensivum

Nebenf.

= Nebenform

chald.

chaldäisch

Jnterj.

= Interjektion

NegaL

— Negation

chines.

---- chinesisch

intrarls.

— intransitiv

neugerm. ---- neugermanisch

ir. ist.

= irisch isländisch

neunord. nfrz.

aslav.

=

flavisch, altbulgarisch)

awest. bask.

böhm.

churw corn.

churwälsch --- eornisch

Grundform

indogermanisch

- Instrumentalis

----- nautisch

— neunordisch = neusranzösisch s

- XIV ngr. = neugriechisch nhd. = neuhochdeutsch nndd. = neuniederdeutsch nndl. — neuniederländisch Nom. = Nominativ Nom. Ag. = Nomen Agentis Nom.prop.-- Nomen Proprium nord. = nordisch norweg. --- norwegisch Num. ---- Numerale oberd. — oberdeutsch obl. --- obliquus Ord. — Ordinale Orient = orientalisch osk. = oskisch osset. --- ossetisch ostasiat --- ostasiatisch ostgerm. = ostgermanisch ostidg. ---- ostindogermanisch Part. = Partikel Partit. -- Partitiv Partiz. --- Partizipium Perf. ----- Perfekt pers. -- persisch Phöniz. --- phönizisch piem. = piemontesisch Plur. --- Pluralis Plur. tant.--- Plurale tantum poln. --- polnisch portug. --- portugiesisch Pos. -- Positiv

Possess. - Possessiv Prüf. --- Präfix prakrt ---- prLkritisch Präpos. -- Präposition Präs. = Präsens Prät. --- Präteritum Prät.-Präs. --- PräteritoPräsens preuß. --- preußisch Pron. — Pronomen Pronominalsubst. = Pronomi­ nalsubstantiv prov., provenz. = provenzalisch Redupt --- Reduplikation refl. --- reflexiv röm. römisch roman. --- romanisch russ. = russisch sächs. -- sächsisch schott. = schottisch schw. = schwach fleMerend schwäb. = schwäbisch schweb. -- schwedisch fern. ----- semitisch serb. = serbisch Sg. = Singularis skyth. -- skythisch slav. = flavisch span. = spanisch st. = stark flektierend St. = Stamm

Subst. = substantiv. ---Suff. = Superl. = südgerm. ---Term, techn.

Substantivum substantiviert Suffix Superlativ südgermanisch --- Terminus technieus thrat = thrakisch trans. ---- transitiv umbr. --- umbrisch unflekt --- unflektiert ungar. ---- ungarisch urgerm. --- urgermanisch uridg. --- urindogermanisch venet. --- venetianisch Berbalabstr. --- Berbalabstrakt Berbaladj.--- Verbaladjektiv Verbalwz. = Berbalwurzel Bok. --- Vokativ vorahd. = voralthochdeutsch vorgerm. --- vorgermanisch vorhd. --- vorhochdeutsch vulg. = vulgär wal. = walisisch westgerm. --- westgermanisch westidg. = westindogermanisch westsächs. --- westsächsisch Wb. --- Wörterbuch Wz. --- Wurzel Ztw. --- Zeitwort

Ein Stern (♦) vor einem Wort zeigt an, daß dies nicht bezeugt ist und bloß auf Grund sprachgeschichtlicher Tatsachen als möglich zu gelten Hot. Ein Kreuz (f) vor einem Stichwort zeigt an, daß es nicht allgemein als schriftsprachlich gilt.

Anzeiger ---Beitr. = Bezzenbergers Beitr.-DWb. Germ. = e = Grdr. v Haupts Zeitschr. = --Herrigs Archiv Idg. Forschgn. — Kuhns Zeitschr. -----

Anzeiger für deutsches Altertum und deutsche Literatur, 1876 ff. Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur, 1874 ff. Beiträge zur Kunde der idg. Sprachen, 1877 ff. Deutsches Wörterbuch der Gebrüder Grimm, 1854 ff. Germania, Vierteljahrsschrift für deutsche Altertumskunde. Grundriß der germ. Philologie herausgeg. v. H. Paul, 2. Auf!, 1896 ff.

Zeitschrift für deutsches Altertum, 1841 ff. Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen, 1846 ff. Indogermanische Forschungen, 1892 ff. Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung, 1852 ff.

M6m. de Lang.

----- MSmoires de la soci6t6 de linguistique de Paria, 1868 ff.

Zachers Zs. Zeitschr. 3fbU.

= Zeitschrift für deutsche Philologie, 1868 ff. -- Zeitschrift für deutsche Wortforschung, 1901 ff. *= Zeitschrift für den deutschen Unterricht.

- XV -

Verzeichnis der zu Altersbestimmungen zugezogene« deutschen Wörterbücher.

A. Allgemeine Wörterbücher. Er. Alberus 1540 Josua Maaler 1561 Georg Henisch 1616 1663 Justus Gg. Schot-

1686 1691 1722

1725

1734 1741 1774

1775

1788 1791 1792 1793

1793 1793 1793 1796 1805 1807

telius Georg Liebe Caspar Stieler H.Bolckv. Wertheim Christoph Ernst Steinbach

Novum dictionarii genus. Die Teütsch Spraach. Teutsche Sprach und Weißheit.

Stammwörter der Teutschen Sprache. Teutsches Wörterbüchleim Der deutschen Sprache Stammbaum u. Fortwachs. Der gus neue Manier abgefaßte und allezeit fertige Briefsteller. Deutsches Wörterbuch vel Lexicon latiho-germanicum. Vollständiges deutsches Wörterbuch. Teutsch-Lateinisches Wörterbuch.

— — Joh. Leonh. Frisch Johann Christoph ' Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Adelung Wörterbuchs der hochdeutschen Mundart. Handbuch zu richtiger Verfertigung und Beur­ I. F. Heynatz theilung aller Arten von schriftlichen Ar­ beiten usw. Versuch einer allgemeinen teutschen Idiotiken­ Fr. C. Fulda sammlung. Grammatisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Jos. Richter Deutsches Provinzialwörterbuch. Ant. v. Klein Joh. Chr. Adelung Grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeut­ schen Mundart mit beständiger Verglei­ chung der übrigen Mundarten. Anweisung die genreinsten Schreib- und Sprach­ Angerstein fehler im Teutschen zu vermeiden. Grammatisches Wörterbuch der deutschen Sprache. K. PH. Moritz Deutsches orthographisch-grammat. Wörterbuch. Heinr. Braun Versuch eines deutschen Antibarbarus. I. F. Heynatz Chr. F. Trg. Boigt Deutsches Handwörterbuch. Wörterbuch der deutschen Sprache^ Joach.Heinr.Campe

- XVI B. Fremdwörterbücher. 1571

Simon Roth

1607 1620

Joh. Rud. Sattler Bernh. Heupoldus

1643 1644

Matth. Zeiller (anonym)

1695 1695 1702

Casp. von Stieler Scheibner Menantes

1720

I. H. Spanutius

1727

Sperander

1727

Antonio

1728

Sym. Jac. Apinus

1728

Belemnon

1754

1774 1775

R. P. Odilo Schreger Joh. Friedr. Krack­ herr Beyschlag Zobel

1813

I. H. Eampe

1766

Moratori

Ein teutscher Dictionarius das ist ein Ausleger schwerer unbekannter teutscher Wörter, (auch 1572 erschienen?) Teutsche Orthographey S. 484—566. Dictionarium erklärend allerley schwäre unbe­ kannte teutsche Wörter, so in die Teutsch Spraach eingerissen. Episteln und Sendschreiben III 294—301. Teutscher unartiger Spraach- Sitten- u. Tugend­ verderber. Zeitungs-Lust und Nutz (auch 1697 erschienen). Fapons de Parier. Die allerneuste Art höflich und galant zu schreiben ......... nebst einem zugänglichen Titular­ und Wörterbuch (auch 1707. 1709. 1716. 1729. 1732). Teutsch orthographisches Schreib-,Conversations-, Zeitungs- und Sprichwörter-Lexikon. ä la mode-Sprache der Deutschen (auch 1728 ausgegeben). Bequemes Correspondenz- und ConversationsLexicon.

Glossarium novum ad ornat um.

ad

aevi

hujus

etatum

Curiöses Bauern Lexicon, worinnen die meisten in unserer teutschen Sprache vorkommen­ den fremden Wörter erkläret.

Lustig- und nützlicher Zeitvertreiber S. 1—82. Hand-Lexioon. Sammlung ausländischer Wörter. Verdeutsch-Wörterbuch (im „Neueingerichteten Hand- und Reisebuch"). Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke.

A -a, -ach ein häufiges Suffix zur Bildung von Bach- und Flußnamen (resp, darnach benannten Ortsnamen); im ganzen ist -ach (Urach, Stein­ ach, Salzach, Rotach, Schwarzach) mehr oberd., -a mehr md. und ndd. (Fulda, Werra, Schwar­ za): aus ahd. aha 'fließendes Wasser' = got. afoa 'Fluß' (weiteres unter A u), woher auch die Flußnamen A a (Schweiz und Westfal.), Ohe (Hess.), Aach (Baden), Ach (Bayern und Württemberg). Vgl. -aff. Aal M. mhd. ahd. LI M. = anord. LU, angls. sei engl. eel, ndl. aal: germ. St. Lia öla-. Verwandtschaft mit den gleichbed. lat. anguüla, gr. L-sxeXo^, lit. ungurys, russ. ugori ist laut­ lich unmöglich. Auch haben die idg. Sprachen nur wenig gemeinsame Fischnamen (s. Münn e). Aalraupe F. ein aalähnlicher Fisch (in Schle­ sien und an der Elbe ölruppe, in der Wetterau und Oberhessen ölrobb, in Franken älruppe, in Köln oelrappe). Der Fisch (auch R a u b a a l genannt) heißt eigtl. bloß Raupe mhd. rüpe ruppe ahd. röppa, das kaum mit aslav. ryba 'Fisch' urverwandt sein kann. Meist wird ahd. rttppa wegen des gleichbed. mhd. rate F. auf lat. rubeta 'Frosch, Kröte; Froschfisch' zurückge­ führt. Dafür spricht sowohl die ndd. Benennung Aalquappe (s. unter Quappe) als auch das in Österreich bestehende rutte aus *rubte = rübeta (bayr. rutten aalrutten, älter bayr. rugeten). Dazu scheint mittelrh. niederrh. rufolk, mndd. rufolke (eigtl. 'Raup-Aalchen'?) zu ge­ hören. Synonymon ist schweiz. tryS (Maaler 1661 S. 410b trüsch) = schwäb. dreis. Die Lautform Aalraupe begegnet 1610 bei Calvisius, 1613 bei Fontanus (noch nicht in Geßners Fischbuch 1556. 1575 und bei Herrisch 1616). Aar M. die altgerm. Benemmng des Adlers, die seit Ausgang des Mittelalters hinter Adler in der lebendigen Volkssprache ganz zurück­ getreten ist. Luther hat als Simplex nur Ad­ ler, aber daneben Levit. 11, 13 Fischaar. So war überhaupt das einfache A a r im 16./17. Kluge, Etymologisches Wörterbuch. 9. Ausl.

Jahrh, fast ganz ausgestorben, während neben Adler überall Fischaar, Hasenaar, Hauaar,Hühneraar,Gänseaar — Gansaar, Falkaar, Stoß aar, Mausaar, Rohraar, Stockaar in Wörter­ büchern wie in der Literatur bestehen (doch schon frühnhd. stellt sich F i s ch ad l e r neben Fis cho ar ein, ebenso Meeradler); und der Turmfalke heißt noch Wannenaar (nicht Wannenadler); vgl. das erst nhd. Aarweihe. Daß sich vereinzelt im 16./17. Jahrh, ein Simplex Aar, das sehr selten in den vor­ lutherischen gedruckten Bibeln (z. B. Nürnberg 1483 Jes. 34, 15; H. Sachs, Fastnachtsp. 27, 247) neben Adler vorkommt, neben Fischa a r einstellt, ist begreiflich; so hat Zehner 1622 Adler und Aar für lat. aquila und C. Schwenckfeld 1603Theriotroph. S.218schwarzer Aar. Von Bahder weist Beitr. 22, 520 noch einen Gebrauchsunterschied zwischen Aar (milvus) und Adler (aquila) für das 16. Jahrh, nach. Im allgemeinen ist A a r im 17. Jahrh, verklungen: Heynatz 1775 Handbuch S. 178 kennt zwar Aar, aber ihm sind „die zusammen­ gesetzten F i s ch a a r und G ä n s e a a r be­ kannter". So erklärt sich, daß Aar seit der 2. Hälfte des 18. Jahrhs. als poetisches Wort auf­ tritt, z. B. bei Goekingk 1781 Gedichte II 45 als Ahr mit der erklärenden Fußnote 'Adler' (ebenso in Gleims Romanzen 1756). Klopstock sagt nur Adler und noch nicht Aar. Goethe aber hat A d l e r als poetisches Wort und nur ganz vereinzelt und spät Aar Faust II V. 5462 und ebenso vereinzelt Schiller 1798 im Eleus. Fest Str. 13, was sein Schwager Reinwald brieflich 15. 2. 1799 tadelt. Weitere Belege: Bürger in dem Sonett auf Aug. Wilh. Schlegel und Körner in dem Gedicht „Der preuß. Grenz­ adler". Erst mit dem 19. Jahrh, wird das Wort dauernd eingebürgert in der Sprache der Lite­ ratur. Diehd. Dialekte kennen A ar als Simplex nicht mehr (nur noch im Wallis gilt aro); so ist es als der Volkssprache fremd für Hessen und

1

Aas

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Schwaben ausdrücklich angegeben. Aber im Ndd. gilt vielfach noch äm z. B. in Pommern (und dem entsprechend haben die ndd. Bibeln in der 1. Hälfte des 16. Jahrhs. noch Arn, während Luther schon Adler hat). JmAltgerman. war A ar das herrschende Wort: mhd. ar ahd. aro = got. ara, anord. are M.; da­ neben ahd. mhd. am, ndl. arend, angls. earn (engl. eme), anord. Qm. Der germ. Grund­ stamm aran- mit der Nebenform am-u- zeigt reiche Sippe in den europ. Sprachen: aslav. orilü, lit. erelis, eorn. bret. er, kymr. eryr 'Ad­ ler'. Liber westfäl. ärent 'Täuberich', das mit gr. öpvw; 'Böge? eine allgemeinere Bedeutung für das germ. Grundwort aran- amu- erweist, s. Tauber; außerdem vgl. Bussard, Sperber und Adler. Bgl. Kluge, Wort­ forschung und Wortgeschichte S. 83—89. AaS N. mhd. ahd. andd. La N. = angls. ses 'Aas': Ableitung zu essen; germ. esa- aus että- (wie lat. esus 'gegessen' aus etto-s) oder aus vorgerm. eds- zu einem Neutr. edos (lit. edesis 'Fraß') Kuhns Zs. 37, 681. Wegen der ursprgl. Bedeutung beachte Gryphius 1639 Sonntagssonette 26, 9 Himmelsaas 'Himmelsspeise'. S. Äser und äsen. ab Adv., frühnhd. (noch jetzt schweiz. schwäb.) auch Präp. (daher noch abhanden eigtl. 'von den Händen') mhd. abe ab Präp. 'herab von, von-weg, ab' — Adv. 'herab', ahd. aba Präp. 'von-weg, von-hinab' — Adv. 'herab' = got. af (ab) Präp. 'von-herab, von' (auch Adv.), mndl. af ave, andd. af 'von', angls. engl. of 'von': urverwandt mit ind. Lpa 'von-weg', gr. äirö &iro, lat. ab (für *ap statt *apo). AB - ab als Bezeichnung der Anfangs­ gründe im Syllabieren (und Buchstabieren): Becher 1668 Methodus Didactiea S. 83b „ein Kind das Ab ab lehren"; Stoppe 1729 Gedichte II 136 „das a. b. ab der Wissenschaften kennen"; Musäus 1782 Märchen II 93 „das sehr ver­ nünftige moralische a-b-ab"; Goethe (1821) Werke III 180 „und so wäre manches Wunder wie A B, Ab auszusprechen". Abbild N. vereinzelt im 17.Jahrh.; wird be­ kannter durch Haller 1730 (Ode „Doris" B. 14), der das Wort gebrauchte und deswegen von Schönaich im Neolog. Wb. 1764 noch verspottet werden konnte. Zeugnisse für das Umsichgreifen des Wortes bieten Withofs Gedichte und K. G. Lessing, Die reiche Frau. Noch Adelung bezeich­ net das Wort als ungewöhnlich. abblitzen Ztw. (meist in den Verbindungen „er ist abgeblitzt", „sie hat ihn abblitzen lassen") seit etwa 1840 bezeugt, z. B. Grabbe 1838 Hermannsschlacht S. 128. Ursprünglich 'sich schnell und fruchllos entzünden' (von Schieß­ gewehren) Adelung 1818 (V 4).

Abendrot Ave N. seit etwa 1200 allgemein üblich: für mhd. äbece stehen zahlreiche Belege des 13. Jahrhs. zur Verfügung. Dafür spätangls. (11. Jahrh.) abecede (Anglia VIII 332), welche Be­ zeichnung im Zusammenhang mit lat. abecedarium zu beurteilen ist; entsprechend auch mhd. abecede. Auch in älteren ndd. Quellen des 15. und 16. Jahrhs. abecede und abecete, aber daneben auch im deutschen Nordwesten ver­ kürzt Lbe bes. in der Zusammensetzung aböbuch (= ndl. AB-boek), woneben in ndd. Ge­ bieten wieder ein verkürztes A-Book (Firmenich, Völkerstimmen III 36). Daneben beachte die Nachweise unter Fibel und unter Na­ menbuch. Bgl. Walther, Ndd. Korrespondenzbl. III 93 und Schlutter Zeitschr. 14, 137. Abcschütz M. seit dem 16. Jahrh. (ABC Schützigen Neander 1587 Menschenspiegel S. 78b) Bezeichnung des Schülers, der das Abc lernt; Verdeutlichung für einfaches Schütze, das im 15. und 16. Jahrh, in der gleichen Be­ deutung austritt. Neuerdings auch Fibelschütze (1755 Neue Erweiterungen z. Er­ kenntnis 6,178; Gutzkow 1838 Blasedow III27). -f Abele F. 'Alber' ein von Voß gebrauchtes ndd. Wort, das von der Rheinprovinz an bis nach Pommern hinein üblich ist = ndl. abeel, engl. abele: Lehnwort aus afrz. anbei 'Weiß­ pappel'. Quelle lat. *albellus für albulus 'weiß', woher auch ital. albero 'Schwarzpappe? (iden­ tisch mit Albe r). Abend M. mhd. äbent ahd. &band M. = asächs. äband, ndl. avond; mit anderer Endung angls. sefen engl. eve mit der Ableitung angls. sefnung engl. evening (vgl. moming 'Mor­ gen'). Anord. aptann = angls. aeftentid weist mit westgerm. äbanp (got. dafür andanahti eigtl. 'Vornacht' und sagqs eigtl. 'das Sinken') auf vorgerm. epönto- (= ahd. äband), eptön(anord. aptann), eptän- (= angls. sefen). Das Suffix von andd. äband ist wohl mit Bildungen wie ind. hemantä, vasanta 'Winter, Frühling' zu vergleichen; es erliegt in germanischen Dia­ lekten häufig der Angleichung an Morgen. Ein zur Erklärung der Sippe zugezogenes schweiz. äben (öbe) 'Abend werden' ist nicht sowohl Grundwort zu Abend als vielmehr junge Ableitung dazu (wie z. B. schweiz. Nassau, a r b e n zu A r b e i t). — Uber Abend (z. B. Christabend und Feierabend) in der Be­ deutung 'Tag vor einem Feste' s. Sonnabend. Abendrot N. in der älteren Sprache nur sehr selten bezeugt und erst am Ende des 18. Jahrhs. geläufig z. B. Schmidt v. Werneuchen 1796 Gedichte S. 253. Alter Abendröte mhd. äbentrcete: 1587 Theatrum diabolorum 166b „Abendröte, Morgenschön, Morgen­ röte bringt Wind oder Flut"; Keppler 1604 Von

Abenteuer ^inem neuen Stern S. 2b „in der klaren Abend­ röte leuchten". Nachbildungen der schon früher belegten Morgenrot, Morgenröte. Abenteuer N. umgebildet aus mhd. äventiure G. 'Wagnis': dies ein ritterliches Modewort -Dom Ende des 12. Jahrhs. aus frz. aventure. aber Adv.-Konjunkt. mhd. aber (aver) — -abe (ave) Adv.-Konj. 'wieder, abermals; da­ gegen, aber' ahd. abur avur Adv.-Konj. in bei­ den Bedeutungen (dazu ahd. avarön 'wieder­ holen' unter äfern). Dgl. got. afar Präp. 'nach' — Adv. 'nachher', anord. afar 'sehr' in Zusammensetzungen; den sächs. Dialekten fehlt bas Wort, wozu aber die Ableitung asächs. abaro, angls. eafora 'Nachkomme' (vgl. got. afar 'nachher') vorhanden ist. Verwandtschaft mit a b und seiner Sippe ist wahrscheinlich; dazu vgl. noch ind. äpara 'der Spätere' — aparäm Adv. 'später, künftig' — apari 'Zukunft'. t aber, über Adj. (oberd.), L f e r (fränk.), ü p e r (tirol.) 'von Schnee frei, bloßgelegt': aus Grdf. äbar Äbiri (fiviri); urverwandt mit tat. apricus 'sonnig'? Aberglaube M. im 15. Jahrh, aufgekommen; Luther bevorzugt Mißglaube vor Aber­ glaube und Afterglaube (dies auch bei Dürer 1525 Unterweisung der Messung BI. A lb). Alberns 1640 unterscheidet diffidentia Mißglaub und superstitio Aberglaub. Der Vocab. Opt. Leipzig 1504 hat für super­ stitio nur Mißglaub oder U n g l a u b. Die in Zürich entstandenen Wörterbücher von Frisius und Maaler wie auch oberrhein. Schriftpeller des 16. Jahrhs. kennen zwar Aber­ glaub, bevorzugen aber ein seltsames A p o pützlerei (das den md. Schriftstellern wie Luther, Alberus, auch Dasypodius fremd ist); dies ist jedoch schon im 17. Jahrh, hinter Aber­ glaube auch in Oberdeutschland zurückgetre­ ten. Im Ndd. besteht biglöve (Chyträus Kap. 132 bygelove). Die landschaftliche Herkunft von Aberglaube ist unklar; das erste Wort­ element ist dasselbe wie in mhd. aberlist 'Un­ klugheit', frühnhd. Abergunst 'Mißgunst', Abername 'Spottname', Aberwille, Aberwandel; s. noch Aberwitz. abermal Adv. erst nhd., für mhd. aber 'wieder, abermal', mit Suffix mal gebildet. Aberraute F. volksetymologische Umdeutung (mndd. averrute, ndl. averuit) von lat.-gr. abrotonum (frz. aurone — ndl. averoen) nach Raute hin; s. auch Ebritz. Aberwitz M. mhd. aberwitze abewitze 'Un­ verstand' ; vgl. mhd. abe 'ab' wie in mhd. abegunst 'Mißgunst unter Aberglaube. abgebrannt Adj. 'wessen Haus durch Feuers­ brunst zerstört ist' (z. B. 1587 Theatrum diabolorum II 167c „Abgebrante, und die durch Wolcken-

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Ablaut

brüche und Wassersnoht schaden gelitten, seyn die Jar her ihrer nicht wenig gewesen"); dann im 30jähr. Krieg in die Soldatensprache über­ gegangen als 'verarmt' (Moscherosch 1640 S. 314 „Underwegs stiesse uns auff ein gut Gesell, den ich wol kante, der beklagte sich, daß er abgebrant war, das ist nach der Feldsprache soviel als daß er umb alles kommen und erarmet war, daß er alles zugesetzt und verlohren hatte"; vgl. Rotwelsch I 155); schließlich am Ende des 18. Jahrhs. studentisch geworden (Goethe, Dicht, u. Wahrh. 8. Buch S. 169 „er lehnte das Dar­ lehen ab und gab mit einiger Schalkheit zu ver­ stehen, daß er nicht so abgebrannt sei, als er aussehen möchte").

abgefeimt s. F e i m. abgeschmackt Adj. (übertt.)

gebucht seit Duez 1664; durch das 18. Jahrh, geläufig; z. B. Köhler 1734 Einleitung zur deutschen Poesie S. 4; frühester Beleg Schottel 1663 Haubtsprache S. 1219 „abgeschmakt und kindisch-; dafür ältere Lautform abgeschmack z. B. Grimmels­ hausen 1669 Simplicissimus S. 59. Vielleicht Umformung für mhd. &-smec 'geschmacklos'. Abgott M. mhd. ahd. abgot N. 'Abgott, Götzenbild'; man beachte die Bewahrung des älteren Genus von Gott bis ins Mhd.; vgl. got. afgups 'gottlos' (Ggs. zu gagups 'fromm'); also Abgott (ndl. afgod) eigtl. 'Mißgott, fal­ scher Gott', s. Aberwitz. Abgrund M. mhd. abgrunt M. meist ab­ gründe N. = ahd. abgrunti N. 'Abgrund' eigtl. 'herabgehender Grund'; vgl. ndl. afgrond, got. afgrundipa F. 'Abgrund'. abhanden (kommen) Süeler 1691: wohl eine junge Nachbildung zu älterem vorhanden; im 16./17. Jahrh, dafür vielfach von A b Händen kommen. Abhang M. erst frühnhd. z. B. Schedel-Alt 1500 Buch d. Chroniken S. 71 b, aber erst im 18. Jahrh, durchgedrungen z. B. Haller 1721 Alpen Str. 35 (noch beanstandet von Schönaich 1754Neolog. Wb. S. 3); seit Heynatz 1796 gebucht. Sinnverwandt südwestdeutsch Halde und bayr.-ostfränk. Leite; dichte­ risch seit Klopstock Hang. abhold Adj. seit dem 15. Jahrh, in Ober­ deutschland bezeugt und von Maaler 1561 (auch Frisch 1741) verzeichnet; den älteren md. Schrift­ stellern wie Luther fremd, ist es erst seit 1750 Literaturwort (noch 1775 bevorzugt Heynatz' Handbuch S. 181 abgeneigt). Ablaß M. mhd. ablä? M. ahd. Lblih N. 'Ablaß, Erlaß, Vergebung' = got. äflets M. 'Erlaß, Vergebung' zu aftetan 'erlassen, ver­ geben', ahd. oblä^an. Ablaut M. von Jac. Grimm 1854 im DWb. zufrühst gebucht und in seiner Deutschen Gram-

abmergeln matik 1819 (2. Aufl. 1822 I 10) geprägt; vgl. Umlaut. abmergeln s. ausmergeln. abmurksen Ztw. ein durch das 19. Jahrh, langsam in die Höhe kommendes Wort, das zufrühst um 1800 (in student. Literatur) bezeugt ist. Literaturbelege fehlen noch im 18. Jahrh. In den md. Mundarten mit mannigfaltigen Bedeutungen bezeugt: murksen 'herumarbei­ ten, Herumschneiden, herumpfuschen'. Laut­ variante schwäb. abmorexeln = Kurz 1866 Sonnenwirth S. 10 abmurxeln. Verwandt mit ndd. murken 'töten'. Abrakadabra M. (z.B. Voß, Idyllen S. 66) ein des. auf Amuletten gebrauchtes Zauberwort von Nekromanten und Quacksalbern des 16. Jahrhs.; bei Thurneysser 1683 Onomast. S. 181 gebucht und bei Spangenberg 1594 Adelspiegel II 366b belegt: ein Wort des späten Mittellateins (Ducange), zufrühst bezeugt im 3. Jahrh, n. Chr. bei Quintus Serenus Sammonicus Kap. 52. abrüsten Ztw. (Abrüstung F.) Verdeut­ schung für frz. d6sarmer, die 1866 üblich ge­ worden ist (Sanders 1871 Fremdwb. I, XIII), aber früher schon bezeugt in der Bedeutung 'ein Gerüst abbrechen'. t Abschach N. in Lessings Nathan II 1; nach Selenus 1616 Das Schach- oder Königsspiel S. 111 'Abzugsschach'; schon mhd. abschäch. Vgl. von Bahder Beitr. 22, 522. abschätzig ein oberd. Adj. (wozu sich im älteren Bayr. die gleichgeblldeten hoch- und rings ch ä tz i g finden); es ist Dialektwort in Bayern, Schwaben und der Schweiz. In der Schweiz ist es seit dem 16. Jahrh, bezeugt (z. B. Züricher Bibel 1548 1. Samuel. 15, 9; Hottinger 1666 Wandersmann; Dentzler 1697 Clav. Ling. Lat.). Das von Frisch 1741 und Adelung 1793 noch nicht, erst von Campe 1807 verzeichnete Wort war im 18. Jahrh, in Mittel- und Norddeutsch­ land unverständlich nach Lessing im 16. Lite­ raturbrief; es ist durch Wieland, der es häufiger (z. B. Agathon II 213) gebraucht, literatur­ fähig und bekannter geworden. Abseite F. mhd. apsite F. 'überwölbter Ne­ benraum in einer Kirche': volksetymologische Umdeutung aus mlat. ahd. absida (gr. äipk) 'Gewölbe' an site 'Seite'. abspenstig Adj. von den Wörterbüchern erst seit Steinbach 1734 und Frisch 1741 ausgenom­ men und erst im 18. Jahrh, häufiger belegt zu­ sammen mit der älteren Formel „jemandem das Gesinde abspannen"; daher von s p a n n e n ab­ geleitet. Vereinzelter Beleg im 16. Jahrh, bei dem Schlesier H. v. Schweinichen 1566 (Neben­ form abspennig bei Fronsperger). Vgl. Gomberts Weitere Beitr. 1889 S. 2. Abstecher M. in der Bedeutung 'Nebenreise'

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Abteil

zuerst bei Kinderling 1795 Reinigkeit S. 362, Heynatz 1796 Antibarbarus I 55 und Campe 1807 verzeichnet: ein von der ndd. Seeküste aus vordringendes Wort, das 1781 (enen afstäker maken) bei Dähnert als pommerisches Dialektwort gebucht ist; vgl. auch Zeitschr. VIII 200. Das Wort ist zufrühst bezeugt bei Bode 1772 Humphry Klinker 1114, II159 und Mylius 1777 Märlein S. 216. Übernommen aus der ndl. Seemannssprache, wo een afsteker maken zufrühst 1718 als nautisch bezeugt ist (Ndl. Wb. I 1556). abstiwmen Ztw. 'die Stimme abgeben' seit etwa 1790 in dieser Bedeutung aufkommend: vgl. den Büchertitel „Abstimmungen sämmt­ licher Mitglieder der anmaßlichen Französischen National-Convention über das Endurthell Lud­ wig XVI", 1793. abstufen Ztw. seit Adelung 1793 in der heuti­ gen Bedeutung gebucht und von Heynatz 1796 Antibarbarus I 59 als neues Wort behandelt. Beleg: Nicolai 1783 Reise II 462. Absud M. eigtl. 'Abgesottenes' (zu sie­ den): seit Adelung 1793 verzeichnet und wohl auch erst im 18. Jahrh, aufgekommen, absurd Adj. seit dem 17. Jahrh, geläufig; zu­ erst bei Wallhausen 1616 Kriegsmanual S. 198 mit der Bedeutung 'ungereimt' gebucht. Lehn­ wort aus lat. absurdus. — Absurdität F. schon bei Keppler 1604 Bon einem neuen Stern Bl. lb; Weise 1673 Erznarren S. 136. Abt M. mhd. apt abbet abbät ahd. abb&t M. = ndl. abt (mndl. abbet), angls. abbod (mit auffälligem d) und jünger abbot engl. abbot 'Abt': mit geänderter Betonung in ahd. Zeit entlehnt aus spätlat. abbät-e(m) (N. Sg. abbas) 'Abt' = ital. ab&te, frz. abb6, altir. abb Akk. abbaith. Daß bei Entlehnungen aus dem Lat. nicht immer die Nominativform zu­ grunde gelegt wird, sondern oft auch die Stamm­ form der obl. Kas., wird unter Kreuz gezeigt; wegen des in ahd. Zeit entlehnten kirchlichen Wortschatzes vgl. u. a. Mönch, Nonne, Papst,Priester,Propst. Das seit dem 4. Jahrh, im Kirchenlatein übliche Wort beruht auf spätgr. ftßßa«; = syrisch abbL'Vater, Mönch'. — Abtei F. mhd. aptei abbeteie spätahd. abbateia F. 'Abtei' (für *abbeia?) nach mlat. abbatia (ndl. abdij) unter Einfluß von afrz. abbaie mit Anlehnung an abbät? Abteil N. ein im Jahre 1886 von O. Sar­ razin (Köln. Zeitung v. 18. Juni = Beiträge z. Fremdwortfrage 1887) vorgeschlagenes Ersatz­ wort für das fremde C o u p 6; seit Paul 1897 gebucht. Typus der Wortbildung wie in Besuch für Besuchung; vgl. Lohmeyer, Zeitschr. d. allg. deutschen Sprachvereins VIII 177.

Äbtissin

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Abtissin F. mhd. ebtissinne erweitert für ursprgl. mhd. eppetisse: aus mlat abbatissa. Vgl. Prinzessin neben Prinzeß. abtrünnig Adj. mhd. abetrünnec (abetrünne) ahd. abatrunmg (abatrunni) 'abtrünnig': eigtl. ^wer sich von etwas abtrennt', denn trennen enthält den gleichen Stamm; vgl. auch ahd. anttrunno 'Flüchtling', mhd. trünne 'abgeson­ derte Schar'. Abwesenheit F. seit Hulsius 1596 gebucht und im 17. Jahrh, gleichzeitig mit Anwesenh e i t z. B. bei Zesen öfters belegt (frühestes Zeugnis bei Londorp, Acta publ. des Teutschen Krieges I 431b. 435b). Ursprgl. dafür Abwe len Neutr. (vgl. Gomberts Programm 1893 5. 4). f Abzucht F. 'Wassergraben' erst nhd., umgedeutscht aus lat. aquaeductus (daraus auch fchweiz. Akten 'Kanäle'); s. A n d a u ch e. ach Jnterj. mhd. ach ahd. ah; dazu mhd. nhd. A ch ahd. ah N. 'das Weh', sowie die spätmhd. Ableitung ächzen eigtl. 'ach sagen'. Achat M. mhd. ach&t = gr.-lat. achates. t Ache rhein. für Nachen. fAchel s. Ähre. fächeln Ztw. 'essen' ein judendeutsches Wort, von hebr. äkhöl 'essen'; schon im Rotwelsch vom Beginn des 16. Jahrhs. bezeugt. Achse F. mhd. ahse ahd. ahsa F. — ndl. as, angls. eax F. (engl. ax-tree) 'Achse'; dazu mit 1-Ableitung das gleichbed. anord. qxull, woraus entlehnt mittelengl. axel engl. axle-tree. Bor­ gern:. aksä 'Achse' ist über die idg. Sprachen weit verbreitet; Urverwandtschaft besteht mit ind. LksaM., gr. &Ewv, lat. axis, aslav. osi, lit. aszis 'Achse'. Der Verdacht einer Ent­ lehnung der germ. Sippe ist unbegründet; vgl. Rad. Die Grundbedeutung von idg. aksäbleibt dunkel; man hat an Wz. ag 'treiben' in anord. aka 'fahren', lat. ago, gr. ftrw (unter Acker) angeknüpft. S. das flg. Wort. Achsel F. mhd. ahsel ahd. ahsala F. = angls. eaxl, anord. qxl F., asächs. ahsla F. 'Achsel'. Beziehung zu dem altidg. A ch s e ist wahrscheinlich; vgl. awest. a§a- 'Achsel'. Weiter sind lat. axilla (altir. oxal) 'Achselhöhle' und Ala (aus *axlä) 'Achselhöhle, Flügel' verwandt. Im Germ, hat got. *ahsla (idg. *aksla) noch eine reichere Sippe, indem Formen mit germ. 6, idg. ä in der Stammsilbe dazu gehören: angls. 6xn öcusta 'Achselhöhle' und ahd. uohsana mhd. uohse üehse F. 'Achselhöhle', ndl. oksel 'Achsel­ höhle'. Uber das Verhältnis zu S ch u l t e r s. dies. acht Zahlw. mhd. ahte ahd. ahto (dazu vgl. die Ordnungszahl achte) = got. ahtau, angls. eahta engl. eight, ndl. acht, asächs. ahto: ein gemeingerm. und weiterhin idg. Zahlwort mit der ursprüngl. dualen Grundform oktöu; vgl.

Acker ind. astäu, gr. öktiL, lat. octo, altir. ocht, lit. asztüni. Diese duale Form setzt ein Zahl­

system nach Vierern voraus, wobei die Finger einer Hand ohne den Daumen als Ausgangs­ punkt denkbar wären. Vgl. noch das Zahl­ wort zwölf als Beweis für alte Bierer­ zählung. S. auch neun. Ach^ F. mhd. Ahte F. 'Verfolgung, Friedund Rechtlosigkeit, Acht' ahd. ähta (angls. 6ht) F. 'feindliche Verfolgung'. Dazu ächten mhd. sehten ahd. ähten = asächs. ähtjan, angls. 6htan (aus *qnhtjan) 'verfolgen'. Germ. *ähtjan aus anhtjan 'verfolgen' und *ahhtö- 'Verfolgung' scheinen auf einer dentallosen Wz. zu beruhen, die. vielleicht mit der Sippe von eng oder eher mit gr. ävdyKn und altir. Seen 'Zwang' zusammengehört. Acht- s. unter achten. achte Ordnungszahl mhd. ahtede meist ver­ kürzt zu ahte ahd. ahtodo — got. ahtuda, angls. eahtoöa. Die dreisilbige Form a ch t e d e stirbt im 15. Jahrhundert aus (vereinzelt noch bei Steinhöwel), aber im 15. und 16. Jahrh, finden wir die Nebenformen achtende (nach siebende gebildet) und ächteste. Achtel N. s. unter Teil. achten Ztw. mhd. ahten ahd. ahtön 'be­ achten, erwägen'; dazu Acht F. mhd. ahte ahd. ahta F. 'Beachtung, Aufmerken'. Vgl. ndl. achten, angls. eahtian 'erwägen'. Zugrunde liegt eine germ. Wz. ah 'meinen, denken' in got. aha'Verstand' —ahjan 'glauben' —ahma 'Geist'. Die idg. Wz. oq hat eine große Ver­ breitung, sie erscheint zumeist in der Bedeutung 'sehen'; vgl. Auge. t achter ndd. für a f t e r (z. B. Achterwasser 'Hinterwasser') s. unter After, ächzen Ztw. Intensiv- und Jterativblldung zu ach, wie duzen zu du, ihrzenzuihr; schon mhd. echzen. Acker M. mhd. acker ahd. ackar acchar (ahhar) M. = got. akrs M., anord. akr, angls. secer engl. acre (daraus entlehnt frz. acre), ndl. akker, asächs. akkar. Germ. *akra-z beruht auf idg. agro-8 = ind. Ajra M. 'Trift, Ebene, Flur', gr. äypöc, lat. ager (St. agro-j 'Acker'.

Das Verhältnis von Trift zu treiben macht es wahrscheinlich, daß Acker (idg. agro-) auf der idg. Wz. ag 'treiben' beruht; vgl. ind. aj 'treiben', lat. ago, gr. äyu-, sowie unter Achse das anord. aka 'fahren'. So bezeichnet idg. agros im weitesten Sinne 'Feld und Flur' ur­ sprüngl. als 'Weideland', von dem dann, als der Ackerbau die Viehzucht zurückdrängte, der größte Tell als Ackerland benutzt wurde. Der Bedeutungsübergang vollzog sich wohl auf den Wanderungen der europ. Jndogermanen. Auch die Wz. ar 'pflügen, ackern' ist westidg.; vgl.

Adamsapfel gr. dtpöuj, lat. »rare, got. arjan, ahd. Hrian, aflav. orati unter Art. AdamSapfel M. 'hervorstehender Teil des Schlldknorpels' vor 1550 unbekannt und von den ältern Wörterbüchern nicht verzeichnet (selbst nicht von Henisch 1616, der übrigens Adamsapfel als 'Paradiesapfel' S. 90 an­ gibt; diese Bedeutung ist für das ältere Nhd. mehrfach bezeugt). Das früheste deutsche Zeug­ nis ist C. Bauhinus 1592 De corporis humani partibus (Basel) S. 30 ßpöyxo«; vulgo 'morsus et pomum Adami’; 1603 hat C. Schwenckfeld, Theriotroph. Silesiae S. 21 Adamszäpflin. 1678 findet sich in M. Krämers Wortbuch in teutsch-ital. Sprach (Nürnberg) A d a m s b i ß 'der Knorpel im Halse' il morso d’Adamo (eben­ so in Kramers hd.-ndl. Wb. 1719 unter Kehlknübel); Stieler 1691 verzeichnet Ad amsb i ß 'larynx'; ebenso hat Dentzler 1697 Clavis Ling. Lat. larynx' Adamsbiß (vgl. ital. morso d'Adamo, frz. morceau d’Adam). Es fehlen ältere Belege für A d a m s a p f e l, das seit Ludwig 1716 Teutsch-engl. Wb., Frisch 1741 und Adelung als schriftsprachlich gilt. Es ent­ sprechen frz. pomme d’Adam, engl. Adam’s apple, schweb, adamsäpple, dän. adamsäble, ndl. adamsappel (ebenso poln. jablko Ada­ mowe, böhm. Adamavo jablko, lett. Adama äbüls). Die so verbreitete Benennung gründet sich auf den Volkswitz, daß der Kehlknorpel ein Stück des verbotenen Apfels im Paradiese sei (vielleicht beruht dieser auf roman. Gebiet im 15. Jahrh, bezeugte Volksglaube auf Umdeu­ tung von hebr. tappuach haadam 'pomum hominis’; pomum als mlat.-hebr. Benennung aller Erhabenheiten des menschlichen Körpers). Da Adam speziell auch den Apfelbutzen oder Grotzen von Eva bekommen haben soll, sagt man in der Pfalz Adamskrotze, in Hessen grüps (Kassel adamsgrüwes), in Leipzig greps adamsgreps, in Schwaben und Tirol Adamsbutzen. Dafür in der Rheinpfalz und in Nassau Gurgelknopf, schweiz. bitzgi, elsäss. adamsbutzen und adamszäpfel. Chyträus Kap. 20 de knoep an der kele. In Ostpreußen Saufknubbel, in der Ober­ pfalz Bierkröpfl (Adelung kennt Bier­ knoten). addieren Ztw. 'zusammenzählen' in der 1. Hälfte des 16. Jahrhs. (gleichzeitig mit s u m mieren,sowiesub tr ahie renundmultiplizieren) entlehnt; es begegnet beiJae. Köbel 1532 Rechnen und Visieren S. 61 und bei Crusius 1562 Gramm. Lat. I 306 und wird 1571 in Simon Roths Dictionarius als Lehn­ wort verzeichnet: aus lat. addere. t ade vereinzelt schon mhd. ad6 (ald6, das auch noch im 16. Jahrh, z. B. bei Murner,

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Adel

Geuchmatt B. 317 begegnet) aus altfrz. ad6 neben adieu. Im 16./17. Jahrh, herrscht ade und wird von Maaler 1661, von Stieler 1691 als volksüblich verzeichnet; Henisch 1616 kennt schon ade und adieu und 1617 findet sich adieu auch in deutschen Zeitungen (frühe Literaturbelege sind Opitz 1624 Poemata S. 61; Moscherosch 1644 Ges. Phil. II 815 und Schuppius 1657 Freund in der Not S. 63, sowie Grimmelshausen 1669 Simplic. 457. 468). Ade ist im 18. Jahrh, veraltet (nach Lessing llb, 280 „kindisch und gemein") und durch adieu ersetzt (schon 1644 Sprachverderber J IIb; Scheibner 1695 Interpröte S. 3), hält sich aber als poetisches Wort. 1-Adebar M. die in Mecklenburg, Pommern und Preußen (dafür in der Mark K n e p n e r nach Colerus 1656 Oeconomia Ruralis S. 40 und in der Uckermark Knepper eigtl. 'Klapperer') übliche, in mehrfachen Lautvarianten (Braunschweig haileb&rt) durch Niederdeutsch­ land und die Niederlande bis nach Flandern verbreitete Benennung des Storchs, die sich als Iwerch ulwer auch im Oberhess. und als aiber, auber auch im Schwäb. findet; vgl. ndl. ooievaar, mndd. odevare, mhd. odebar ahd» odebero (früher also war der Name verbreite­ ter). Wie spätahd. odebero (Gloss. III 282, 17) zu deuten ist, und ob vielleicht Zusammenhang mit ahd. homobero 'Hornisse' oder mit ahd. Eigennamen wie Adalbero, Sigibero, Wolfbero besteht, bleibt unklar. Oder ist ahd. ödobcro zu trennen: zu ahd. obasa 'Dach' ? «del M. mhd. adel MN. 'Geschlecht, edles Geschlecht, edler Stand, Vollkommenheit' ahd. adal N. (und $dili N.) 'Geschlecht, bes. edleS Geschlecht' = asächs. aöali N. 'edles Geschlecht (Kollekt.), die Edelsten, der Adel', ndl. adel, angls. ffidelu Neutr. Pl. 'edle Abkunft', anord. adal 'Anlage, Geschlecht'. Verwandt mit ahd. uodil uodal N. 'Erbsitz, Heimat' (nhd. Ulrich aus ahd. Uodalrich oder Uhland aus Uodallant) = asächs. 5Sil, angls. 4Sei M. 'Erbsitz^ Heimat' und nach O. Schrader (Reallexikon S. 815) auch mit got. atta 'Vater' (altfries. aththa). Darnach scheint der Begriffskern der germ. Wz. ap : 5P (aus idg. 6t oder &t) der des 'Väterlichen, Angestammten' zu sein. Daß die Sippe eine aristokratische Färbung im West­ germ. zeigt, ist für eine ältere Kulturzeit nicht duffällig: nur der Vornehme hatte ein Ge­ schlecht; Stammbäume von Fürsten (in alten Quellen) reichen in die altgerm. Zeit; die Namen mit Adel als erstem Kompositionsglied sind uralt: Alfons nach dem Span, (aus Adalfuns); Adalheid, Adalberaht; Adolf aus Athaulf; dazu die Ableitung ahd. Adalung. Viel­ leicht sind solche Namen zusammenzustellen mit

Ader got. Atbanaricus, so daß ahd. adal auf einen germ. Stamm *a]3ana weisen würde. S. noch Adler, adlig und edel. Ader F. mhd. äder ahd. ädara F. = mndd. Ader 'Ader, Sehne', ndl. ader, angls. sedre F. 'Ader' (selten 6ör), aschwed. aöra nschwed. adra; dazu ohne das ableitende r im Anord. sfeör (das r bloß Nominativzeichen) F. 'Ader'; got. fehlt ein zu dieser Sippe ep gehöriges Wort. Vorgerm. et- hat man zu gr. f|Top 'Herz' — ?|Tpov 'Bauch' gefügt, wobei auch zu erinnern ist, daß mhd. mndd. äder im Pl. 'Eingeweide' bedeuten kann. adieu aus frz. ä, dien, s. ade. Adjutant M.wohl ein Lehnwort des 30jähr. Krieges, von Stieler 1695, von Volck v. Wert­ heim 1722 und von Sperander 1727 als Fremd­ wort verzeichnet; aus span, ayudante. Belege: Grimmelshausen 1669 Simpl. S. 111 und v. d. Gröben 1694 Guineische Reisebeschr. S. 127. Adler M. mhd. adlet adel-ar (auch adelarn) M.: eine im 12. Jahrh, auftretende Zu­ sammensetzung 'edler Aar'; dabei ist interessant, daß Aar seit 19. Jahrh, die edlere Bezeichnung ist, während Adler uns als Genuswort gilt, ohne daß wir noch den Ursprung aus Adel und Aar fühlten. Im 16.—18. Jahrh., wo Aar im zweiten Glied von Zusammensetzungen le­ bendig blieb, findet sich mehrfach die Deutung von Adler aus Adelaar, das noch bei Herder als Nebenform von Adler (---mhd. adel-ar) erscheint. Die von Luther gebrauchte Form A d e l e r entspricht dem nordthüring. und ndd. adelär. S. Aar. adlig Adj. mhd. adellich ahd. adallih 'edel*: Ableitung mit Suffix -lieh, das in der unbe­ tonten Silbe sein ch in g wandelt, wie in billig; vgl. den Flußnamen Kinzig aus ahd. Kinzicha und nhd. Essig aus mhd. e^fch. S. noch billig. Admiral M. in der Bedeutung 'Oberbefehls­ haber der Flotte' (praefectua classis) — etwa gleichzeitig mit Arsenal und mit Armada (s. unter Flotte) — um 1550 als Amiral und Admiral (Fronsperger 1578 im Kriegsbuch hat noch eine dritte Form A m e r a l) eingebürgert; Erasm. Alberus und Dasypodius 1540 und Frisius 1541 kennen es noch nicht; Amiral findet sich seit Ende des 14. Jahrh, und noch 1579 bei Golius Onomast. 185 — Admiral 1562 bei Crusius Gramm. I 264. Schon Henisch 1616 bevorzugt die Form Admiral. Die Sippe (dazu engl. admiral) stammt aus afrz. admiral amiral, dies durch span. Vermittlung (altspan. almiraje de la mar) aus arab. amir-al-mä amir-al-bahr 'praefectua maris’ (amir — 'Emir', al ist best. Artikel), worüber Batst Rom. Forsch. 4, 368

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Affekt handelt. Schon seit dem Mhd. des 12. Jahrhs. hatten wir admirat amiral amiralt als Titel des Chalifen. Adresse F. in der Bedeutung 'Briefaufschrift in den Fremdwörterbüchern seit Scheibner 1695 und Sperander 1727 verzeichnet und wohl schon während des 30jähr. Krieges entlehnt („meine Briefe an Monsieur Rhümling adressiert" Armatus-Rist 1642 Rettung der edlen teutsch. Hauptsprache). Zwischen 1750—1850 findet sich Behörde („den Brief an seine Behörde ab­ geben") als Verdeutschung. — Die bei uns seit Anfang des 18. Jahrhs. auftretende Bedeutung 'feierliches Schreiben' ist von England ausge­ gangen, wo addreaa seit der Restauration 1662 als 'Schriftstück des engl. Parlaments an den König' (diese Bedeutung wird in Deutschland bezeugt in der 1. Hälfte des 18. Jahrhs. und z. B. bei Moratori 1727 gebucht) auftritt. Zu­ grunde liegt der Sippe frz. adresse. Advokat M. Ende des 15. Jahrhs. bereits üblich (Seb. Brant 1494 Narrensch. 38,27; Hutten 1519 Klag und Vermanung; Seb. Franck 1536 Übersetzung von Erasmus' Lob der Thorheit) und seit Maaler 1561 auch von den Wörterbüchern verzeichnet: aus lat. advocätus (s. unter B o g t). t äfer s. aber. t ftfem Ztw. 'wiederholen' ein oberd. Wort: mhd. äveren ahd. avarön; s. unter aber. -aff Suffix zur Bildung von Bachnamen (ahd. Aac-affa ---Aschaffenburg) und Orts­ namen (bes. im Fränk.-Hess. vgl. Honnef), wozu -ep, -p (auch westfäl.) als unverschobene Form des Ndd. z. B. in L e n n e p. Das zu­ grunde liegende *apa ist leit (= lat. aqua 'Wasser', got. alva 'Fluß'). Affe* M. mhd. affe ahd. affo M. (dazu im Ahd. die Femininbildungen affa affin affinna 'Affin') = anord. ape, angls. apa engl. ape (daraus entlehnt ir. gäl. apa), asächs. apo 'Affe'. Nur sachliche, nicht auch sprachliche Gründe sprechen dafür, daß germ. apan-, mit welchem altruss. opica, altböhm. opice zusammen gehört, als uraltes Lehnwort auf unbekanntem Handels­ weg zu den Germanen kam; O. Schrader denkt an kelt. äßpdva (für äßßdva?) 'Affe' bei Hesych. Jedenfalls ist es sicher, daß es kein gemeinidg. und auch kein westidg. Wort für A f f e gegeben hat; so stammt mndl. Bimme simminkel 'Affe' (daraus ndl. aim acharminkel) durch alte Ent­ lehnung aus lat. aimia *aimiuncula (andfrk. ♦aimmia aus lat. aimia = frz. singe). — S. auch Munaffe und S ch l a r a f f e. fAffe* M. 'Tornister' neuerdings in der Soldatensprache, weil der Gaukler den Affen auf der Schulter trägt. Affekt M. im Anfang des 16. Jahrhs. auf­ tretend und von Simon Roth 1571 und Henisch

Affolter 1616 verzeichnet: aus lat. affectus (frühe Belege: 1526 in der Polit. Korrespond. von Straßburg I 263; Seb. Francks Übersetzung von Erasmus' Lob der Thorheit S. 100b). t Asfolter M. 'Apfelbaum' unter Apfel. After M. mhd. after ahd. aftaro M. 'Po­ dex' eigtl. 'der Hintere' zu mhd. after ahd. aftar Adj. 'hinter, nachfolgend'; dazu got. aftana 'von hinten', angls. sefter engl. after 'nach' (ndd. ndl. achter), got. aftra 'zurück, wiederum'. Ver­ wandtschaft mit got. afar 'hinter' und der unter aber behandelten Sippe steht fest. — Afterin Zusammensetzungen eigtl. 'nach', woraus der Begriff des 'Unechten, Schlechten'; vgl. mhd. afterspräche 'Nachrede, Afterrede' — afterwort 'Verleumdung'; die ältere Bedeutung 'nach, hinter' bewahren nhd. Aftermiete, -muse,-rede. Beachte noch Afterd arm Gryphius, Horribil. Vorrede S. 6; schwäb. (be­ reits in mhd. Zeit) aftermontag für 'Dienstag'; H. Sachs, Fastnachtsp. 37 V. 215 After­ winter 'Nachwinter'. t Agalaster F. im 16. Jahrh, (bei Opitz A ge­ lüst e r und bei Günther A g l a st e r) Neben­ form von Elster. Agio N. in der 1. Hälfte des 18. Jahrhs. herrschend geworden (1720 von Spanutius, 1727 von Sperander und Moratori als Fremdwort verzeichnet). In der 2. Hälfte des 17. Jahrhs. (Overheide 1660 Schreibkunst S. 189. 194; G. Liebe 1686 Teutsches Wörterbüchlein P 2b) galt dafür lazo, woneben sich jüngeres lagio einstellt, bis um 1750 Agio dafür herrschend wird. Der ganzen Sippe liegt zugrunde ital. l’aggio, piemontes. l'agio 'Aufgeld beim Wech­ seln' eigtl. 'Bequemlichkeit'. Aglei FM. mhd. agleie ahd. agaleiafj. = ndl. akelei; identisch mit dem gleichbed. frz. ancolie für *acolie. Ursprung dunkel. Die nhd. Neben­ form Akelei, Aklei ist ndd. (Pommern aklei) = ndl. akelei Agraffe F. ein um 1700 auftretendes Fremd­ wort; Neues vollkommenes usw. Wörterbuch Chemnitz 1722 S. 208 und Zedler 1732 zuerst verzeichnet und von den Puristen Kinderling 1795 und Campe 1813 behandelt: gleichzeitig mit engl. agraffe aus frz. agrafe (agraffe) ursprgl. agrape, das mit wallon. agrafer 'greifen' auf ahd. kräpfo 'Haken' (s. Krapfen) zurück­ geht. fAgstein M. s. Bernstein. Ahle F. mhd. Lle ahd. äla F. 'Schuster­ ahle'. Dazu in gleicher Bedeutung die Ableitung ahd. älunsa älansa F. (mit demselben Suffix wie Sense): eigtl. alesna (schweiz. älesne alse), woher entlehnt die roman. Sippe von span, alesna, ital. lesina, frz. aldne 'Ahle'. Vgl. angls. sei (engl. auf den Orkneyinseln alison),

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Ahne anord. alr, ndl. aal eis, dithmarsch. eis 'Ahle'. Verwandt mit ind. 4rä 'Pfriem, Ahle' und Wohl auch mit lit. ^la, lett. ilens, preuß. ylo 'Ahle' (falls sie auf vorgerm. ölL- 'Ahle' weisen). Zur Lautgeschichte des Wortes vgl. Schlutter, Journal of Engl. a. Germ. Philol. 1919 Nr. 3. In Deutschland sind noch Säule und P f r i e m als Synonyma zu vergleichen (auch Ort, österreich. S ch u st e r ö r t e l). Ahn M. mhd. ane (umgelautete Nebenform yne) ahd. ano M. 'Großvater'; dazu diminutiv alem. AhniM. 'Großvater' und ndl. aanheer 'Ahnherr'. Ferner AhneF. mhd. ane ahd. ana F. 'Großmutter'. Die Sippe ist spezifisch deutsch, den übrigen germ. Dialekten fremd (doch vgl. anord. Ali = angls. Onela und got. Anila als

Eigennamen); vgl. auch die zugehörige eigtl. diminutive Bildung Enkel. Außerhalb des Germ, stellen sich als urverwandt hinzu lat. anus 'alte Frau', altpreuß. ane 'Großmutter', lit. anyta 'Schwiegermutter', Wohl auch gr. (Hesych) ävv( nach 1 zu d vgl. Gold, Wald) engl. bold, anord. ballr 'kühn, frech, dreist'; dazu noch anord. baldr, angls. bealdor 'Fürst', woher der Name des Gottes Balder. Im Hd. wandte sich die Bedeutung mehr nach 'kühn, schnell' hin: ahd. andd. bald mhd. halt (Gen. baldes) 'kühn, eifrig, schnell'; vgl. ital. baldo, afrz. prov. baut 'kühn'. Daher die Bedeutungsentwicklung des Adv. ahd. baldo mhd. balde 'kühn — schnell — sogleich'. Das zugehörige abstrakte Bälde bedeutete eigentlich 'Kühnheit' wie got. balpei und ahd. bald! mhd. beide 'Dreistig­ keit' ; das nhd. Substantiv lehnt sich in der Be­ deutung an das Adv. unmittelbar an. — Da­ zu Eigennamen wie Balduin, sowie frz. Baudouin als Name des Esels. Baldachin M. nicht aus mhd. baldekin 'Sei­ denstoff aus Bagdad' (Bagdad hieß im Abend­ land Baldac), sondern aus ital. baldacchino, das mit jenem mhd. Worte eigtl. identisch ist, aber in der Bedeutung sich spezialisiert hat auf 'den aus solchem Stoff gemachten Thron­ himmel'. Entsprechend neuengl. baldachin baldaquin als Stoffbenennung und als 'Thron­ himmel', frz. span, baldaquin, ndl. baldakijn: Kluge, Etymologisches Wörterbuch. 9. Ausl.

Ball

I Quelle arab. bagdädi. Die Entlehnung ins Deutsche geschah im Anffang des 17. Jahrhs.; das Wort begegnet in Zeitungen von 1625 und wird von Stieler 1695 Zeiitungslust S. 505,1702 von Menantes, 1727 von Sperander ver­ zeichnet. Baldrian M. 'Katzenkraut' mhd. baldriän = lat. valeriana; vgl. engl.. valerian 'Baldrian'. Balg M. mhd. balc »(Pl. beige) ahd. balg (Pl. balgi belgi) M. — g>ot. balgs (Pl. balgeis) 'Schlauch', eigtl. 'die zum Aufbewahren von Flüssigkeiten abgestreifte Tierhaut'; angls. belg bylg = engl. belly 'Bauch' (Balg auf den geschwollenen Leib spezialisiert) und engl. bellows Pl. 'Blasebalg': germ. Wurzel belg 'an­ schwellen' in ahd. andd. belgan mhd. beigen 'zornig sein' (dazu ndl. verbolgen, angls. böigen, anord. bolgenn 'zornig') und die unter Polster behandelte Sippe und Bulge. Borgerm. Form der Wurzelsilbe bhelgh in altir. bolgaim 'schwelle', ir. bolg, gallolat. bulga 'Sack'; auch Verwandtschaft von germ. balgi- mit lat. follis (aus *folvis *folgvis) ist möglich, aber die ind. Wz. brh 'groß sein' gehört eher zu B e r g. balgen Ztw. eigtl. 'zornig reden, zanken' (welche Bedeutung dem Ztw. im Schwäb.Alemann. noch jetzt eignet), dann 'sich prügeln': Ableitung von der Verbalwz. belg 'anschwellen' in ahd. belgan mhd. beigen 'zornig sein'; s. Balg. Balken M. mhd. balke ahd. balko balcho M. = angls. bealca engl. balk, altfries. balca, ndl. balk 'Balken'. Im Nord, zeigt sich neben dem entsprechenden bälkr 'Gehege, Scheide­ linie' mit anderer Ablautstufe bjalke (schwed. bjälke, dän. bjelke) 'Balken'; dazu weiterhin angls. bolca 'Schiffsgang' (im Got. güt für 'Balken' ans). Vorgerm. bhalg, falls aus ♦bhalng- entstanden, ist vielleicht mit gr. qxxXctYY(Nvm. Sing. tpriXorfE) 'länglichrundes Stück Holz, Baumstamm' verwandt (dann könnte auch Bohle zugezogen werden); andere ver­ gleichen lat. sufflämen 'Hemmschuh' aus *subflag-men. — Aus dem altdeutschen balko stammt die roman. Sippe von afrz. baue 'Balken'; s. das slg. Wort. Balkon M. in den Fremdwörterbüchern seit Stielers Zeitungslust 1695 verzeichnet und zu­ nächst als 'Fenster' und 'Erker' auftretend -- frz. balcon aus ital. balcone, das seinerseits germ. Ursprungs ist (s. B a l k e n). BalU M. 'Anschlag der Jagdhunde' zum Stamme von bellen. BaM M. 'kugelrunder Körper' mhd. ahd. bal (Gen. balles) M.; engl. ball (mittelengl. balle) ist dem aus dem Deutschen übernommenen roman. Worte (frz. balle) entlehnt oder stammt aus anord. bqllr 'Kugel'; vgl. aber schon angls. 5

Ball

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bealloo 'Höbe' eigtl. 'Bällchen' (engl. ballock). Wurzelsilbe bal erscheint mit anderer Ablaut­ stufe noch in Bolle; vgl. auch Ballen. Außerhalb des Germ. vgl. lat. follis 'Ballon'. Bal? M. 'Tanzfest' aus frz. bal 'Tanz' (afrz. baller 'tanzen' und seine roman. Sippe, wozu schon lat. ballare bei Augustin, leitet man aus gr. ßaXXiLw 'tanze' ab). * In der 2. Hälfte des 17. Jahrhs. bürgerte sich das Wort bei uns ein; die Fremdwörterbücher ver­ zeichnen es seit Scheibner 1695 und Menantes 1702, aber Stieler 1691 bucht d as B all erst im Sinne von 'Ballett'. Ballast M. wie andere Ausdrücke des Schiffs­ wesens aus dem Ndd. Zufrühst ist das Wort in den nord. Sprachen belegt, wo es seit etwa 1400 — zunächst als barlast (eigtl. wohl *barmlast, vgl. angls. bearm scipes 'Schoß des Schiffes' oder anord. barmr 'Rand' ?) — er­ scheint; die assimilierteNebenform ballast, welche im Schwed. und Dän. schon im 15. Jahrh, er­ scheint, ist bald nach 1500 nach England gewan­ dert (engl. ndl. ballast). In Niederdeutschland war es früh geläufig (Chyträus Kap. 36 ballast 'saburra'), während es dem Hochdeutschen im 16. Jahrh, ungeläufig blieb; Dasypodius 1537 hat S ch i f f s a n d, Er. Alberus 1540 'unreiner Sand' für lat. saburra; die meisten lat.-hd. Wörterbücher des 16. Jahrhs. geben für sa­ burra eine Umschreibung. Aber schon der hd. Vocabularius Optimus Leipzig 1504 hat Ballast; Henisch 1616 verzeichnet es dann als sächs., Stieler 1691 ohne Einschränkung. Im Mhd. konnte man für 'Ballast' noch ein­ fach last (daraus frz. lest) sagen. Opitz 1625 Poemata S. 116 hat dafür Lastsand und desSchiffesSand ; Hulsius 1632 Schiff­ fahrt XXII 89 gebraucht schon B a l l a st, das überhaupt seit etwa 1600 bekannter wird. Ge­ nauere Nachweise bei Schröder, Jahrbuch d. Vereins f. ndd. Sprachforschg. 43 (1917) 123 ff. Ballei F. 'Amtsbezirk' aus mlat. ballia; dies nach frz. bailli baillif 'Landvogt' (mlat. balltvus, engl. bailiff), das mittelst -ivus aus lat. bajulus weiter gebildet ist. Ballen M. mhd. balle ahd. ballo: schwach flektierende Nebenform zu dem stark flektieren­ den Ball. An die Differenzierung der Form schloß sich Differenzierung der Bedeutung: eigtl. 'rundliche Papierrolle', dann 'eine gewisse Quantität zusammengerollten oder gepackten Papiers'. Engl. bale und ndl. baal sind ent­ lehnt aus dem seinerseits dem Deutschen ab­ geborgten frz. balle (auch ballon). S. B a l l o n. ballen Ztw. aus mhd. ballen 'zu einem Ball machen'. BaNett N. seit Zeiller 1643 Episteln III 301 von den Fremdwörterbüchern verzeichnet. Be­

Balustrade

lege: Moscherosch 1642 Philander I 473; 1643 Deutscher Sprache Ehrenkranz S. 312. Lehn­ wort aus ital. balletto resp. frz. ballet, zu Bal? gehörig. Älter in der Bedeutung 'Tanz­ lied' seit Th. Morleys „Lieblichen frölichen Val­ letta" (Nürnberg) 1609. Vgl. Schulz, Fremdwb. I 72. ballhorrnsieren, verballhornen Ztw. 'verschlimmbessern': Ableitung vom Nom. propr. B a l l h o r n, einem Lübecker Buchdrucker (1531—1599), der in den verschiedenen, als „vermehrt und verbessert" bezeichneten Auflagen eines ABC-Buches stets Schlimmbesserungen anbrachte (vgl. das ndd. Sprichwort „dat is verbetert dör Jan Balhoorn, he verbetert et as Johan Balhoorn"). Dafür Berjohannballhornung Bürger 1781 Briefe III 50 und Verballhornung Heine Werke VT 189. Ballon M. um 1600 eingebürgert und 1616 von Henisch registriert (auch von Schenck 1571 in seiner Bearbeitung des Nomencl. Hadr. Junii S. 146, von Calvisius 1610 Thesaurus S. 929 und von Schönsleder 1618 Prompt. D 7a verzeichnet): aus ital. ballone resp. frz. ballon. Beachte die Angabe Maalers 1561 S. 380° „spilballen auffgeblasen wie in Italia". Ballotage F. 'Kugelwahl' (Goethe 1811 Dichtung und Wahrheit I 235 „eine auf vene­ zianische Weise verwickelte Ballotage"; auch S. 113) nach frz. ballottage. Dafür nach dem Vorgänge Campes Kugelung Goethe (1811 Dichtg. u. Wahrh.) Werke 26, 58. 59. — Dazu ballotieren 'die Stimmen vermittelst kleiner Kugeln einsammeln' Adelung 1793. Älter ballotieren 'mit Bällen spielen' Sperander 1727 (noch früher Ballotiere r 'Schwei­ neschneider' Stieler 1691). Quelle ital. ballotta 'Kugel' — ballottare 'mit Kugeln wählen'. Nach Hübner 1722 Zeitungslexikon waren Bal­ lo t e n die lleinen gezeichneten Kugeln, welche bei der Wahl eines venedischen Dogen gebraucht wurden. Balsam M. mhd. balsam balsem M. ahd. balsamo M.; der Gote sagte mit ganz auf­ fälliger Abweichung balsan, das wohl für ♦balsam dissimiliert ist. Gemeinsame Quelle gr.-lat. balsamum (ßdXaapov), woher auch frz. bäume (ndl. balsem, engl. balm), ital. balsamo. Balustrade F. 'Geländer, Brustlehne' seit Campe 1813 gebucht (Wieland 1767 Jdris und Zenide 4, 14 „Rings um dies Paradies herrscht eine goldene Balustrade"; Goethe 1812 Dichtung und Wahrheit II 271 „Zu oberst sieht man das Ganze durch die Balustrade der Galerie"): nach frz. balustrade = span, balaustrada (ital. balaustrata). Quelle lat. balaustium 'Blüte des wilden Granatbaums'.

balzen

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Die Form des Kapitals der Säulen hat also 4>en Namen hergegeben. balzen Ztw. zuerst bei Stieler 1691 mit der Nebenform Pfalzen gebucht (mhd. nur erst valz M. 'Brunftplan' bei Hadamar v. Laber 1340 Jagd Str. 212). Vgl. H. Sachs 1547 Zeitregister (Werke IV) S. 268 „schaw auf des awerhannen falzen und scheuß in, wenn er lang thut schnalzen"; um 1600 Geistl. Vogel­ gesang Str. 20 „Der Aurhan seiner Hennen lockt, wann er im falzen ist". Nach Kehreins Wb. d. Weidmannsspr. S. 50 urkundlich 1340 in der Wetterau eine Lokalität „am hanenbaltzen". In Niederdeutschland ohne verwandtschaftliche Beziehungen. Bei der Unklarheit des lautlichen Verhältnisses - der hd. Doppelformen balzen falzen pfalzen (vgl. auch pfuschen) bleibt die Herkunft unsicher; vermutlich ist z Iterativ­ suffix wie in scherzen (etwa ahd. balpzön aus lat. balbutire 'zwitschern' ?). Beachtenswert ist, daß man im 15. Jahrh, in Hessen auch von der H i r s ch b a l z redete (Landau, Beitr. z. Gesch. der Jagd S. 79). Vgl. auch Baist Zeitschr. 13, 212. BambttS M. ~ ndl. bamboe(s), engl. bamboo, frz. bambou, span, portug. bambu; die Be­ nennung bambu, welche auf Sumatra und Java heimisch ist, wird am Schluß des 16. Jahrhs. in Europa bekannt (1563 hat der Spanier Garcia de Orta, Simples e Drogues 194 als ind. Benennung noch mambu).

bammeln s. baumeln. banal Adj. den Wörterbüchern des 18. Jahrhs. (auch bei Heinsius 1815) gänzlich fehlend und von den Puristen Kinderling 1795 und Campe 1813 auch nicht behandelt; in dem heutigen Sinne seit etwa 1820 bezeugt (Heuberger 1818 Hdwb? gibt fürbanal nur erst die Bedeutung 'mit Zwang belegt, gebieterisch'). Frz. banal gilt in unserer Bedeutung schon im 18. Jahrh, (daraus engl. banal seit etwa 1860), eigtl. ist es 'der Gemeinde gehörig, von allen benutzt' «(wie ein Backofen, Mühle und dergleichen). Belege: Goethe (1830) XLII1 S. 56 „er bleibt sowohl bei den banalen Wildheiten der Renn­ jagd als den herkömmlichen Ausschweifungen .der Gelage sein selbst mächtig" — (1831) XXIX 85 „hält seine herkömmliche banale Rede". Banane F. aus gleichbed. span, portugies. banana, das als die im Congoland herrschende Benennung 1563 durch de Orta (Simples e Drogues 93b) in Europa bekannt wird; nach Dapper 1670 Beschreibung von Afrika S. 457. 511 war bi-t6bbe — wie noch heute — die Bantubenennung der Bananen. In Reise­ berichten über Afrika werden die Früchte durch das ganze 17. Jahrh, oft genannt und be­ ischrieben.

bange

Banause M. um 1800 als Lieblingswort des Grafen Fr. Leop. Stolberg sich ausbreitend (Arnold, Zeitschr. V 257): aus griech. ßdvauoot; 'Handwerker'. Band M. N. zu bind en: mhd. bant Pl. bender (und bant) N. ahd. bant Pl. b^ntir (und bant) = asächs. band, ndl. band M., anord. band; got. mit anderer Ableitung bandi (dazu angls. bend engl. bend neben jüngerem band, das dem frz. bände entstammt). Dazu Bendel und das flg. Wort. Bande* F. in Billardbande aus frz. bände; auch in der Bedeutung 'Schar' daher entlehnt; das rom. Wort frz. bände (ital. banda) 'Binde, Streif, Bande, Trupp' ent­ stammt einem germ. banda --Band. Bande? F. 'Schar' erst nhd., noch nicht von Maaler 1561, erst von Herrisch 1616 und Wall­ hausen 1616 Kriegsmanual S. 201 registriert: in der 2. Hälfte des 16. Jahrhs. (wie um 1500 auch das gleichbed. engl. band) aus dem Roman, übernommen; vgl. frz. bände, ital. span, banda 'Schar', die wahrscheinlich germ. Ursprungs (altgerm. bandum 'Feldzeichen, Fahne') sind; vgl. die unter Banner und Panier besprochene Sippe. Bandelier N. 'Wehrgehenk' im 30jähr. Krieg (Belege: Martin 1628 Colloques S. 21; Simpliciss. S. 200) entlehnt und von Schönsleder 1632 (als Pantalier) und Stieler 1691 gebucht; bei Wallhausen 1616 Kriegs­ manual S. 202 „Bandelier daran die Pulver masen der Mußquet hangen": aus frz. bandouliöre. bändigen Ztw. von bändig (gewöhnlich nur in der Zusammensetzung unbändig; mhd. bendee 'sestgebunden, ein Band an­ habend'); bändigen daher 'in Bande legen'. Bandit M. ein bei Luther noch unbezeugtes Lehnwort (aus ital. bandito), das in der 1. Hälfte des 16. Jahrhs. in der Schweiz auftritt, und zwar zunächst in der Bedeutung 'Verbannter' bei Frisius 1541 (unter exul, extorris) gebucht, Maaler 1561 verzeichnet Bandit in dieser Bedeutung als deutsches Wort; es begegnet 1564 Zinlmer. Chronik I 571; II 283. Sperander 1727 kennt noch die ältere Bedeutung und dazu die jüngere 'Straßenräuber', welche seit Kiechel (um 1600) Reise S. 182 bezeugt ist. Ital. bandito 'Verbannter' zu bandire 'ver­ bannen', das aus der altgerm. Verbalwurzel von Bann stammt. bange Adj. Adv. eigtl. nur Adverb, und zwar dem Ndd. Md. angehörig und seit Luther all­ mählich schriftdeutsch geworden (das Ober­ deutsche des 16. Jahrhs. bevorzugt engstig, das in den Bibelglossaren von Ad. Petri und von Thom. Wolf 1522 und in oberd. Bibel-

Bangert

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Bann

Bearbeitungen für Luthers bange vor­ 1564 Zimmer. Chron. II 131, bei Henisch 1616* herrscht). Obd. Mundarten ist bange heute als Banckerott und Banckorotta ver­ noch vielfach fremd, vgl. Götze, Alemannia zeichnet) in genauem Anschluß an das itaL N. F. VIII 220. Schon mhd. gilt bange Adv. Grundwort. Bankert, älter Bankart — Bankhart 'ängstlich' und Subst. 'Angst, Sorge'. Da enge das zugehörige Adj. ist, kann in (= ndl. bankaard) M. mhd. banebart M. bange nur das Adv. mhd. ange, ahd. ango 'uneheliches, eigentlich auf der Bank er­ stecken, das dann zum Adj. geworden ist. zeugtes Kind': Zusammensetzung mit Bank Das b aus dem unbetonten Präfix be (bi) (woher auch in gleicher Bedeutung im älteren entstanden wie g in g l a u b e n aus ge; s. b e -. Nhd. Bänkling, Bankbein im Magde­ st Bangert M. 'Obstbaumgarten' für bän-, burgischen üblich, Bankkind, Bankbamgart mhd. boumgarte; vgl. Baum und r e s s e ); der zweite Teil ist das in Eigennamen Garten; entsprechend ndl. bongerd für wie Gebhart, Reinhart häufige -hart ursprgl. boomgaard. und beruht auf Nachbildung und Angleichung, SSant1 F. (in den oberd. Ma. Mask.) mhd. an Bastard (älter Bastart, auch Bast banc (Pl. benke) ahd. bank (Plur. benki) hart geschrieben). Frühnhd. Synonvma sind M. F. = ndl. bank, angls. bene engt bench schweiz. H ü b s ch k i n d und elsass. Lieb'Bank, Gerichtsbank, Kaufstand', anord. bekkr. kind (Fischart mit ndd. Lautgestalt LiffNeben dem Stamm banki- (aus vorgerm. k i n d e k e n), sowie ndd. md. Mantelbhangi-) hat das Germ, noch andere Stamm­ k i n d. formen gehabt, die durch roman. Entlehnungen Bankett N. von Maaler 1561 alsBanquet bezeugt sind; vgl. ital. banco banca panca, und Bancket verzeichnet (aber in Simon frz. banc banque usw. S. die flg. Worte. Roths Diction. 1571 fehlend). Schon in der Bank^ F. 'Haus für Geldgeschäfte' bei Maaler 1. Hälfte des 16. Jahrhs. öfters belegt von 1561 noch unbezeugt, seit Henisch 1616 (zugleich Gombert Germ. 29, 347; vgl. 1510 Ein neu, mit Bankier ’argentarius’) verzeichnet; es Gedicht vom Fürwitz der Welt Str. 5 „nun tritt im 17. Jahrh, in Deutschland auch als haist es ein pancket"; Zwingli 1525 Vom Taufst banco (z. B. Crese. Steiger 1620 Wachtel­ P 2b „Die fröid vnd fest, oder bandet lals man gesang B Ild und in Overheides Schreibkunst yetz redt)"; oft schon bei Wilwolt von Schaum­ 1668) auf: entlehnt aus ital. banca, das seiner­ burg S. 125. 150. 158. 165. Lehnwort mit seits dem Germ. (s. Sans1) entstammt.' frz. banquet (woher auch engt banquet) aus Wegen der Entlehnung von kaufmännischen ital. banchetto: Diminutiv zu frz. banc, ital. Worten aus dem Ital. s. A g i o und Banke­ banco 'Tafel', das aus dem deutschen Bank rott. abgeleitet ist; vgl. Joach. Westphal 1565° Bänkelsänger M. (früheste Belege: Gottsched Hoffartsteufel N 7 „ein welsch Bancket". Das 1730 Crit. Dichtkunst 13. 75; Hamburg. Ztw. bankettieren schon bei SteinCorresp. 1761 Nr. 199) — Bänklein- höwel, Boccaccio I 295b. Banknote F. in der heutigen Bedeutung schon Sänger 1709 in der Neukirch'schen Samml. 6, 343 (in Gomberts Progr. 1893 S. 11) — bei Hermes 1778 Sophiens Reise IV 626 Bänkchensänger Gottsched 1735 Bei­ („Hier ist Geld! — zugleich warf er eine Bank­ träge VI 392. ©tieler 1695 Zeitungslust S. 137 note hin"); dagegen im Sinne von'Obligation' gebraucht dafür Gassensänger (und bei Adelung 1774 'Schein, welchen jemand, der M a r k t s ä n g e r). Erst Adelung 1774 ver­ kein Eigentümer einer Bank ist, für sein hin­ zeichnet Bänkelsänger und erklärt es eingelegtes Geld erhält, und gegen welchen er mit „wer auf den Gassen von hölzernen Bänken dieses alle Mahl herausnehmen kann, zum (die sie mit sich herumtragen) allerlei Mord­ Unterschiede von einer Bank-Aktie'. Lehnwort geschichten absingt". Das 1. Element der Zu­ aus engl. banknote (seit 1695 bezeugt), woher sammensetzung weist auf oberd. Herkunft des auch ndl. banknoot. Wortes (doch schweiz. Ständlisänger Bann M. mhd. ahd. ban (nn) M. 'Gebot Pestalozzi, Lienhard und Gertrud S. 204.) und unter Strafandrohung, Verbot; Gerichtsbar­ ist nach G. Baist eine Nachbildung des gleichbed. keit und deren Gebiet' = angls. bann engl. ital. cantambanco (vgl. ital. saltimbanco ban 'Bann, Acht, Aufgebot der Verlobten, 'Gaukler'). Bekanntmachung', ndl. ban. Es gehört zu dem Bankerott M. erst frühnhd. aus ital. banca jetzt verloren gegangenen st. Ztw. bannan, rotta; Vgl. frz. banqueroute, ndl. bankroet, dessen Grundbedeutung 'unter Strafandrohung, engt bankrupt (älter bankerota). Im 16. ge- oder verbieten' war; als Wurzel faßt manJahrh, sagte man hd. meist Bancarotta ba, vorgerm. bha; nn wäre Ableitung (vgl(z. B. Crusius 1562 Gramm. Lat. I 271 und rinnen), die eigtl. nur dem Präs, des st. Ztw..

Banner

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zukam, aber dann zum Verbalstamm gezogen wurde: man vergleicht als urverwandt gr. qmiui “id) sage' und lat. färi 'sagen'. Aus dem germ. Worte ist die roman. Sippe von frz. ban 'öffentliche Verkündigung' (afrz. arban 'Heer­ bann') entlehnt. Banner N. mhd. baner meist banier baniere F. aus frz. bannidre, woher auch mittelengl. neuengl. bannet. Das frz. Wort wird zusammen mit ital. bandiera, span, bandera auf den germ. Stamm von got. bandwa bandwö 'Zeichen' .zurückgeführt (Mittelstufe bandäria); vgl. älter mlat. bandum bei Paulus Diaconus „vexillum quod bandum appellant". S. noch Panier. Bannware F. Ersatzwort für das fremde Konterbande: von Campe 1800, 1813 vorgeschlagen, aber erst mit Beginn des Welt­ kriegs 1914 durchgedrungen. Banse F. 'Scheunenraum neben der Tenne' (seit dem 15. Jahrh, nachweisbar vgl. Germ. 18, 260) mit reicher Entsprechung in den neugerm. Sprachen: südholländ. boes (voorboes, achterboes) 'Teil des Kuhstalls', schott, boose 'Kuh- oder Pferdestall', norweg. baas 'Vieh­ oder Pferdestand', schwed. b&s 'Viehstand'. Das hierin zutage tretende Element bans ist zufrühst bezeugt in angls. bosig 'Viehstall' und in got. bansts (L-Stamm) M. 'Scheune', mit welchem got. Wort wiederum ein vulgärlat. bansta, banasta 'Korb' zusammenhängt (da­ raus span, banasta, altfrz. banaste, banste 'großer Korb'). Wenn'Korbgeflecht' --'Krippe' die Grundbedeutung der altgerm. Sippe ist, darf wohl Urverwandtschaft mit der unter Benne behandelten Sippe von altgall. benna 'Korb' und gr. Opitz, Poem. 2, 70 — Ärgerns 1644 I 89, II 391. 393 (nach Gomberts Progr. 1893 S. 15). blöken Ztw. erst nhd., von ndd. Herkunft: ndd. blöken bleken — mndl. bloiken. f Blomeuser M. ein Münzname im Simpliciss. S. 181; als B l a m e u s e r bei Stieler 1691 gebucht: eigtl. 'Falke (mhd. müs-ar eigtl. 'Mause-Falke'), der Blaumeisen fängt'. Wahrscheinlich scherzhafte Bezeichnung der Münze mit Vogelwappen. blond Adj. dem älteren Nhd. fremd, um 165fr (zunächst in frz. Aussprache, die bis in den An­ fang des 19. Jahrhs. möglich blieb) — wohl gleichzeitig mit blümerant und brünett. — entlehnt aus frz. blond, das sich auch in mhd. blunt um 1210 als Lehnwort zeigt (über­ wiegend dafür mhd. val). Nhd. blond findet sich zufrühst in Kramers Nuovo Dizzion. 167fr unter biondo (aber z. B. Henricpetri 1577 Generalhistoria, Opitz 1624 Poemata S. 74 und Grimmelshausen 1669 Simplicissimus S. 57 sagen noch gelb vom Haar). Beleg für b l o n b Stoppe 1729 Gedichte II 170. Das noch heute wenig volksübliche (für Westfalen und Nassau als dialektisch bezeugte) Wort, wofür man meist lieber gelb, goldgelb gebraucht, drang, auch ins Ndl. (mndl. blont); im Engl. begegnet es vereinzelt seit dem 15. Jahrh, als blond (eine volkstümliche Benennung für 'blond' fehlt im Engl., dafür fair). Wahrscheinlich ist die roman. Sippe ursprünglich germ. Herkunft, wie denn auch andere Farbenbenennungen aus dem German. (s. blau, blank, braun grau, greis) ins Roman, gedrungen sind. Vulgärlat. blundus (--- frz. prov. blond, ital. biondo) scheint die urgerm. Benennung der den Römern auffallenden germanischen Haarfarbe gewesen zu sein (lat. flävus, gr. uuppöQ um­ gekehrt übernahmen die Germanen das lat. calvus, s. unter kahl). Das im Mgerm. un­ bezeugte blunda- Mundo- dürfte, auf vorgerm. bhlondho- zurückgeMhrt, mit ind. bradh-nä, 'röt-

60 'lich, falb' wurzelverwandt sein (nach A. Fröhde). — Die deutsche Neubildung Blondine tritt seit Sperander 1727 in den Fremdwörter­ büchern auf (schon M. Kramer 1719 Ndl.-Hd. Diction. unter Blontje hat diminutiv Blon­ dingen). bloß Adj. mhd. blos 'entblößt, nackt' = mndd. mndl. bloot 'bloß', angls. blöat 'arm, elend' mittelengl. blöte 'bloß, nackt' (anord. blautr *weich, frisch, zart' sowie ahd. blös 'stolz' haben abweichende Bedeutung). Wegen des oberd. ndd. blutt (dial.), schwed. blott 'federlos, un­ bedeckt, unbekleidet' ist die lautliche Beurteilung von germ. blaute- 'bloß' zweifelhaft. Verwandt mit blöde? blühen Ztw. mhd. blüen blüejen ahd. bluoen bluojan: ein schw. Ztw., das aber nach dem st. Ztw. angls. blöwan (engl. blow) 'blühen' früher stark gewesen ist. Der germ. Stamm blö- (s. auch Blust) mit der Grundbedeutung "blühen' hat eine weite Verzweigung innerhalb der einzelnen Dialekte; darüber vgl. noch Blüte, Blatt und Blume. Blume F. mhd. bluome MF. ahd. bluoma F. (bluomo M.) = asächs. blömo, got. blöma, anord. blöme (daraus entlehnt engl. bloom) 'Blüte, Blume' (angls. blöma 'Metallklumpen' ist wohl ein anderes Wort), -man ist Ableitung; blö als Wz. (s. blühen) zeigt, daß B l u m e eigtl. 'das Blühen' ist. Das German, hat an verwandten Substantiven für 'Blume' noch ndl. bloesem (neben bloem), angls. blöstm blöstma engl. blossom (vgl. lat. flörere für *flöse-re und flös Gen. flör-is). Ohne dieses s erscheint die idg. Wz. bhlö in altir. blLtd'Blume, Blüte', engl. dial. blooth 'Blume'; s. noch Blüte und Blatt. Blumenkohl s. Karfiol. t blümerant Adj. eine im 17. Jahrh, auf­ kommende Umbildung von frz. bleu-mourant 'mattblau', das nach „Der teutschen Sprache Ehrenkranz" 1644 S. 315 mit kaufmännischer Nomenklatur im 30jähr. Kriege als bleumourant nach Deutschland gekommen ist. Zesen als Purist empfahl dafür sterbeblau (Adriat. Rosemunde 1645 und 1651 Rosenmand S. 66). Lauremberg 1652 Scherzgedichte III 372 hat blümerant, Grimmelshausen 1670 Vogelnest I 2 plümerant, Hoffmannswaldau 1703 Gedichte III 346. 354 blümo rant blaumourant. Schönaich 1754 Neolog. Wb. S. 61 tadelt das Wort als nicht­ literarisch an Naumanns Nimrod 1753. Im 19. Jahrh, findet es sich vereinzelt bei Brentano und Jmmermann, lebt aber in schweiz. md. nordd. Ma. (auch in der Umgangssprache mir wirds ganz blümerant 'schwindlig'). Bleumourant verzeichnen die neueren Fremd­

wörterbücher seit Spanutius 1720 und Speran­ der 1727, blümerant seit Frisch 1741. Bluse (ältere Schreibung Blouse) F. seit 1830 aus frz. blouse (öfters bei Anastasius Grün 1837 z. B. Bogel und Wanderer Str. 5). s Blust M. (schwäb. schweiz. blueät M. N.) mhd. bluost F. 'Blüte' (got. *blös-ts) gehört zu der in angls. blös-tma, lat. flörere (für ♦flös-öre) bewahrten idg. Wz. bhlös 'blühen' (verwandt mit Wz. blö in blühe n). Blut N. mhd. ahd. bluot N. = ndl. bloed, angls. blöd engl. blood: das altgerm. Wort für 'Blut'; vgl. got. blöpa- (für *blöda-). Bor­ germ. bhlöto- bhläto- zeigt sich in keiner ver­ wandten Sprache mit der gleichen Bedeutung. Überhaupt haben die idg. Sprachen kein ge­ meinsames Wort für B l u t. Wegen des germ. Wortes bleibt fraglich, ob es zu Wz. blö 'blü­ hen' gehört. Vgl. noch engl. bleed 'bluten' (für *blödjan). Blut- in Zusammen­ setzungen wie blutjung, blutarm hat mit B l u t nichts zu tun, sondern ist dial. 'bloß', oberd. ndd. blutt. Blüte F. aus dem Plur. des gleichbed. mhd. bluot (Pl. blüete) ahd. bluot (Pl. bluoti) F.: germ. blödi- Ableitung aus Wz. blö in b l ü h e n; im Oberd. wird Blüte durch blueät (s. Blust) vertreten. Blutegel s. I g e l. blutrünstig s. r ü n st i g. — blutt s. bloß. Bö F. 'Windstoß' (als B ui im DWb. scho.n aus Olearius 1633 Pers. Reiseb. bezeugt) ein Wort der ndd. Nordseeküste: aus ndd. bö böje (= ostfries. böi böje, schwed. by, norweg. bya baja, dän. byge bye, ndl. bui). f Bocher M. 'Schüler' jüdischdeutsch aus hebr. bachür 'Jüngling'. Bock* M. mhd. ahd. boc (Gen. bockes) M. ----ndl. bok, angls. bucca engl. buck, anord. bukkr bokkr 'Bock'. Wie so viele Tiernamen (vgl. z. B. Aue, Geiß, Kuh) kann auch B o ck aus gemeinidg. Urzeit stammen; vgl. altir. bocc 'Ziegenbock' aus urkelt. bucco-. Ist auch Entlehnung der germ. Sippe aus dem Kelt. nicht ganz unmöglich, so ist doch Ur­ verwandtschaft wahrscheinlicher wegen armen, buc 'Lamm' und awest. büza- 'Bock'. Die idg. Grundform bhügo wird zu der Wz. von lat. fugio, gr. (peuyuu gezogen, s. biegen; dann wäre Bock eigtl. der 'Flüchtige' ? Frz. bouc entstammt eher dem Kelt. als dem Germ. Ein anderes altgerm. Wort (mit lat. caper, gr. K(hrpo frühneuengl. dicker: altes Lehnwort aus lat. men aus altem selbständigem Wortstamm! decüria (mlat. dacrum) 'Dekade', wonach in gebildet; dadurch ergibt sich Daumen als! der Kaiserzeit (Treb. Poll, pellium decuriae

uralt: Grdf. idg. zu awest. tüma Daumen also Verwandt sind

tümon- substantiviertes Adj. 'feist' (ind. tütumü 'stärk'): eigtl. 'der starke' (Finger). noch lat. tumeo 'schwelle',

triginta) Felle gezählt wurden. Die Entlehnung erklärt sich daraus, daß Germanen (Friesen bei Tacitus Ann. IV 72) Felle als Tribut an die Römer zu liefern hatten; auch

Deck

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haben die Germanen mit den Römern Pelz­ handel getrieben. — Im Berner Oberland Ziger'10 Pfund Milch', das durch Anlehnung an zehn (*teguria für decuria) entstanden? Deck N. bei den Lexikographen des 18. Jahrhs., auch noch bei Campe 1807 als ndd. ndl. Dialektwort für hd. Verdeck (s. auch Bieten und G r a n s e n) verzeichnet = ndl.! dek, woher auch das gleichbed. engl. deck. |

Deich

idg. Wz. tek tok 'erzeugen'. Das bei Luther unbezeugte und auch von Maaler 1661 nicht verzeichnete Degen 'Held' ist im 15.—18. Jahrh, fast ausgestorben, wie es auch von Henisch 1616, Stieler 1691, Steinbach 1734 und Frisch 1741, ja noch von Adelung nur als archaisch verzeichnet wird. Vereinzelt begegnet es im ndd. Reynke de Vos 1498 V. 4483, im Theuerdank 1517 Kap. 83 C IIIb und bei

Als deutsch steht Deck schon 1716 in Ludwigs Logan 1654 Sinngedichte Nr. 2513; und im Anschluß an Logan lebt es (ebenso wie bieder) T.-engl. Lexikon. Decke F. mhd. decke (ahd. deck!) F. 'Decke, durch Lessing neu auf, der 1759 im Wörterbuch Bedeckung, das Zudecken': Verbalabstraktum zu Logau S. 30 darauf hinweist und es 1772 mit i-Suffix (got. -eins) zum flg. Worte. Emilia Galotti 14 gebraucht; nach Heynatz 1796 decken Ztw. mhd. decken ahd. deckan = Antibarb. S. 289 wurde es dann alsbald Modewort‘ (häufig z. ~ B. ~ Bodmer 1780 Altengl. angls. J)eccan (engl. fehlt), anord. pekja ~~ 'decken': german. Pakjan eigtl. 'Deckung machen' Balladen); auch bei Schiller (z. B. 1801 zu germ. paka- 'Dach' eigtl. 'Bedeckung'. Über Jungfrau von Orleans Prol. 3) und bei Goethe ist es bezeugt. Mylius verzeichnet es 1777 zu die idg. Wz. teg (lat. tego) s. D a ch. defensiv Adj. aus mlat. defensivus; De- Hamiltons Märlein S. 547. fensivkrieg schon bei Schwendi 1594 ! Degen? M. seit Maaler 1561 allgemein verKriegsdiskurs S. 7 (dafür Schutzkrieg! zeichnet und im 16. Jahrh, allgemein üblich bei Zeiller 1651 Episteln VI 129); für De­ (auch bei Luther bezeugt, aber nicht in der fensiv- und Offensivbündnis emp­ Bibel), schon im 15. Jahrh, belegt z. B. Kaspar fahl Leibniz (1717) Unvorgreifl. Gedanken v. d. Roen 1472 Hildebrandslied Str. 12, 7 § 67 „Schutz- und Trutzbündnis" als schweiz. „mit schwert, degen und gleffen" (ältere sel­ tene Nebenform um 1500 Dagen). Germ. Ur­ Entsprechung. t deftig Adj. 'kräftig' seit Stieler 1691 ge­ sprung unmöglich, weil im Altgerm, völlig bucht, aber bei Schottel 1663 nur erst als ndd. unbezeugt. Der Ursprung liegt in der ent­ (die späteren hd. Wörterbücher wie Frisch, sprechenden roman. Wortfamilie vom- ital. Adelung, Campe bieten es nicht). Es ist in span, daga, woher auch frz. dague 'Dolch' mit ndd. Ma. (Hamburg, Bremen), auch in der engl. dagger 'Dolch'. Geschichte und Ursprung Rheinprovinz volksüblich, ohne eigtl. je literatur­ der Wortfamilie noch unerklärt. fähig zu werden. Ndd. deftig (ndl. deftig 'vor­ dehnen Ztw. mhd. ahd. denen dennen schw. nehm' ) gehört Wohl mit engl. deft 'geschickt' angls. Ztw. 'dehnen, ziehen, spannen' = got. ufpanjan gedaeft 'passend' zu got. gadaban 'sich ziemen'. 'ausdehnen', angls. penian pennan 'dehnen'. Degen 1 M. 'tüchtiger Kriegsmann' etymo- Das got. panjan ist Ableitung eines st. Ztw. logisch nicht etwa übertragene Bedeutung von *pinan. Die Wortsippe ist urverwandt mit Degen?, obwohl unser nhd. Sprachgefühl es der Wz. ten in ind. tan 'spannen, ausbreiten, so auffaßt nach Wendungen wie „alter Hau­ (von der Zeit) sich ausdehnen, währen' — degen". Während Degen? sich erst im 15. täntu 'Faden' — tanti ' Schnur, Seil'; Jahrh, einbürgert, ist Degens 'Held' ein altgerm. gr. Teivu) Tdvujaai Töten«; (t^vwv ' Sehne' — Wort, das nur dem Got. (*pigna-) fehlt. Vgl. Tonvia 'Streif'); lat. tenus 'Strick'; aslav. ahd. asächs. tbegan, angls. pegn'Gefolgsmann, teneto tonoto 'Strick'; lit. tinklas 'Netz'. Diener' engl. thane 'Freiherr'. Das altgerm. Den Begriff der Ausdehnung zeigt Wz. ten Wort übernahm im Mhd. die Bedeutung 'Held', | (lat. teneo tendo) noch in dem zugehörigen doch zeigt sich daneben eine Bedeutung'Knabe', Adj. dünn, s. auch Dohne. Eine Übertra­ welche noch in frühnhd. Texten aus Bayern (bes. gung der Bedeutung derselben Wurzel sieht als Degenkind) begegnet (dazu schwäb. man allgemein in donnern, eine Weiter­ degenmäßig 'folgsam'). Offenbar ist bildung in der unter gedunsen behandelten — wie das Verhältnis von Knabe zu Knap- Wortgruppe. p e lehrt — die Bedeutung 'Knabe' die ältere, Deich M. in dieser Form zuerst bei Frisch wofür ähd. (auch im Hel.) thegan 'masculus', 1741 (als Deich und Teich) und allgemein sowie die Verwandtschaft von germ. pegna- seit Adelung registriert: ein ndd. Lehnwort, (aus vorgerm. teknö-) mit gr. t^kvov 'Kind' das vereinzelt schon im 16./17. Jahrh, auftritt spricht (dazu s. noch dienen, D e m u t).! z. B. „Teiche und Tämme" Henricpetri 1577 Der idg. Stamm tek-nö- 'Kind' ist Partiz. zu ! Generalhistorie S. 358; schon in einer Zeitung

dem Berbalstamm von gr. tuctw (töko«; tokeu«;): ' von 1570 „Teich und Wälle"; Deich bei

Deichsel

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Hulsius 1606 Schiffahrt I 66, auch in Hulsius' Diction. teutsch frz. 1657. Die ndd. Lautform dik begegnet daneben gleichzeitig z. B. bei Cyr. Spangenberg 1591 Adelsspiegel I 323 „Dike oder Thernrne" („Teichgraven ndd. Dicgraven"), und Schottel 1663 verzeichnet nur erst Diek, auch bevorzugt Ludwigs T.-engl. Lexic. 1716 Dieck. Schon asächs. dik M. 'Damm' = ndl. dijk, angls. die engl. ditch dike, welche mit Teig dem gr. reixo«; 'Mauer' und dem osk. feihuss 'Wälle' verwandt sind. S. auch Damm. Deichsel F. (mundartl. Nebenformen ostthür. distl, westthür. gisl, fränk.-henneb. deistl, wetterauisch gaisl, wie auch Erasm. Alberus 1540 Diction. „Geissel, Deissel, Deichsel"; auch schwäb. am Bodensee gsisl) aus gleichbed. mhd. dihsel ahd. dihsala F. = anord. pfsl, angls. I>fxl Jjisl, ndl. dissel, andd. thisla F. Ein den germ. Dialekten eigentümliches Wort dunkler Ableitung: Grdf. jnhslö- vielleicht aus penhslö-, vorgerm. tenqslä hervorgegangen; dann wäre vielleicht lat. temd 'Deichsel' urverwandt (falls es für tenxmo steht; vgl. äla aus *axlä unter A,ch s e I). Die Kunst des Wagenbaus kannten die Jndogermanen schon vor ihrer Trennung in mehrere Stämme noch in der Urheimat; das be.weisen Worte wieJoch,Nabe, Rad, Wag en. t Deichsel? F. 'kurzstielige Axt'; vgl. mhd. dehsel ahd. dehsala 'Beil, Hacke': zu einer germ. Wz. i>ehs --- idg. teks; vgl. aslav. tesati 'hauen', lit. taszyti 'mit dem Beile behauen, zimmern', ind. täk§an 'Zimmermann' (s. unter Dachs). Das ei des nhd. Wortes beruht auf einer Nebenform pihs, welche md. ndd. ist; zahlreiche hd. Dialekte bewahren das alte e. dein Pron.-Adj. mhd. ahd. din = got. peins, angls. pin engl. thy thine: zu d u; vgl. mein. Demant, Diamant M. mhd. diamant diemant aus frz. diamant (unerklärt aus lat. adamantem) — mlat. diamas. Demut F. mhd. demuot diemuot diemüete ahd. dio-muoti diu-muoti deu-muoti F. 'Her­ ablassung, Milde, Bescheidenheit'. Die korrekte hd. Lautentwicklung des ahd. diomuoti wäre nhd. Diemüte; daß wir jetzt Demut sagen, beruht z. T. auf md. ndd. Einfluß, z. T. auf Anlehnung an A r m u t; aber während bei diesem - u t eigtl. Ableitung, ist ahd. dio-muoti F. ein Kompositum. Der zweite Teil der Zu­ sammensetzung ist eine Ableitung von ahd. muot (s. Mut); ahd. *dio aber ist got. Pius (Stamm piwa-; vgl. dienen, Dirne, auch Degen) 'Knecht, Diener': Demut 'Tugend des Die­ ners, Gesinnung des Dienenden'. Das Wort ist wie der Begriff nicht altgerm., sondern gehört mit erbarmen und barmherzig in unsere älteste christliche Terminologie (vgl. Kirche und Pfaffe). Vgl. Braune, Beitr. 43, 397.

Dessert

dengÄN Ztw. mhd. tengeln 'dengeln, klopfen, hämmern'; vgl. angls. dencgan 'stoßen' engl. ding 'heftig schlagen'. Dazu ahd. tangol 'Hammer'. Germ, dingwan 'schlagen' wird durch altschwed. diunga neuschwed. dänga er­ wiesen. Für 'dengeln' wird in Hess, und ndd. Ma. hären gebraucht. denken Ztw. mhd. ahd. danken 'denken, ge­ denken, erdenken, ersinnen'; entsprechend got. pagkjan (pankjan) 'überlegen, bedenken, nach­ denken', angls. pencan (engl. think ist eine Mischung von angls. pencan und pyncan 'denken' und 'dünken'). Denken ist formell Faktitiv zu dünken, das ursprgl. st. Ztw. war und 'scheinen' bedeutete; 'machen daß etw. scheint' ist 'überlegen, bedenken'. Außerhalb des Germ. vgl. als urverwandt lat. tongeo 'ich weiß'. S. Dünkel. denn Konjunkt. mhd. danne denne ahd. danne denne: mit dünn identisch. Deputierte M. seit Stieler 1695 Zeitungs­ lust verzeichnet: ein Lehnwort des 16. Jahrhs. (Riephan 1593 Supplement. Epil. S. 49; Ag. Albertinus 1601 Der Kriegsleut Weckuhr II 223). Neuere Verdeutschung Abgeord­ nete. der Artikel geblldet aus dem ahd. mhd. De­ monstrativ- und Relativstamm de- da-; vgl. got. Pa- = gr. To-, altind. ta-. derartig Adj. erst im 19. Jahrh, geläufig. Frühster Beleg: 1815 Rheinischer Merkur Nr. 299 nach Gomberts Programm 1893. derb Adj. mhd. ahd. derp (b) 'ungesäuert' (= anord. pjarkr, angls. peork 'ungesäuert'). Vom Brote wird derb noch speziell bei Stein­ bach 1734 und bei Frisch 1741 verzeichnet (Luther fehlt das Wort überhaupt). Die über­ tragene Bedeutung gilt bei Adelung noch als vulgär, sie wird erst seit etwa 1750 schrift­ sprachlich; schon Schottel 1663 hatderb 'crassus, solidus’ („derbe Ohrfeigen"). Wahrschein­ lich ist die übertragene Bedeutung von Nord­ deutschland ausgegangen, wie sich schon afries. derf 'heftig' findet; auch anord. pjarkr kann übertragen gebraucht werden ('niedrig, gemein', dazu i>irfingr 'niedrige Person'). dereinst Adv. für eigtl. d a r - e i n st vom Ndd. aus ins Hochdeutsche gedrungen; als d e r e i n s schon bei Luther (vgl. I. Peters Zs. f. d. d. Unterr. XI 211). deshalb Part, seit Adelung 1774 gebucht, dafür in älterer Sprache derhalben mhd. derhalben: eigtl. 'auf dieser Seite, in dieser Richtung'. Das 2. Wortglied s. unter halb. Dessert N. aus gleichbed. frz. dessert; das Fremdwort fehlt noch bei Sperander 1727, ist aber in der 2. Hälfte des 18. Jahrhs. einge­ bürgert. Im 16. Jahrh, dafür Schleckspeis

desto



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y vor Kompara­ tiven, engl. the (the more 'desto mehr'). t Deube F. s. unter Dieb. Deut M. bloß nhd., aus ndl. duit 'kleinste Münze' (woher auch engl. doit); dies ist nord. Ursprungs: anord. pveit 'eine bestimmte kleine Münze' (von pvita 'schneiden'). Im Nhd. fehlt das Wort dem 16. Jahrh, gänzlich (dafür 'M eit, auch ein ndl. Lehnwort); Henisch 1616 verzeichnet nach Kilian D u i t k e n , Schottel 1663 Dütge. Um 1700 ist Deut bei uns geläufig (1716 in Ludwigs T.-engl. Lexicon; Arisch 1741 hat D e u t nur als holländ. Münz­ namen). S. Scherflein. deuten Ztw. mhd. spätahd. diuten 'deuten'; dazu ndl. duiden mndl. dieden 'auslegen, er­ klären' ; angls. ge^ydan gep6odan 'übersetzen' — gep6odnes ' Übersetzung' und anord. i>yöa ausdeuten'. Ursprung zweifelhaft: entweder verwandt mit got. piups 'gut' — piupjan 'segnen, Preisen', wozu noch ahd. githiuto Adv. * angemessen', oder mit lat. tueor Partiz. tütus 'schauen, anschauen, achtgeben' (vgl. dazu auch Johansson Beitr. 15, 238). Bei der ersten An­ nahme wäre 'gut machen, angemessen machen', bei der zweiten Annahme 'sichtbar, deutlich machen' die eigtl. Bedeutung von deuten. deutsch Adj. die ältesten Belege beziehen sich nur auf die Sprache und begegnen nur in lat. Texten: als theodisca lingua in den Lorscher Annalen a. 788 (urkundlicher Nach­ klang vom Reichstag zu Ingelheim) und im Capitulare Italicum 801, in Smaragds Donatkommentar um 850 usw., sowie sermo theotiscus bei Walahfrid Strabo um 840 und ver­ einzelt einfach theodisca im Katalog der Reichenauer Bibliothek und in theodisco 831 im Katalog der Bibliothek von St. Riquier. Ältester Beleg theodisce in einem Bericht des Kardinalbischofs Georg von Ostia an Papst Hadrian I. (786). Daß dieses theodiscus zunächst eine rein sprachliche Bedeutung hatte, be­ weisen die ältesten Stellen, insofern sie es auch auf die Sprache anderer germ. Stämme aus­ dehnen: 786. 845 auf Angelsachsen, 788 und 801 auf Langobarden, 805 und 840 auch aus Goten. Es wird im Karolingerreich entstanden sein unter dem Bedürfnis, die sechs rechtsrhein. Stämme sprachlich zusammenzufassen, welches Bedürfnis die deutsche Kirche seit der Mission des Bonifaz besonders fühlte. So ist das Wort keine volkstümliche Benennung, sondern eine kirchenpolitische Schöpfung, die sich deswegen Kluge, Etymologisches Wörterbuch. 9. Ausl.



Dezember

zunächst auch nur in lat. Gestalt findet (Otfrid um 860 sagt in der Überschrift I 1 cur autor hunc librum theodisce conscripserit, aber im deutschen Text dazu nennt er sein Deutsch thiu frenkiska zunga). Dies theodiscus be­ ruht auf altdeutsch theoda 'Volk (im edleren Sinne), politisch verbundener Stamm' und meint also 'national, angestammt' (im Gegen­ satz zu Worten wie ahd. elidiutig 'fremd'). Vgl. got. piuda = ahd. diot mhd. diet: ur­ verwandt mit lit. tautä 'Land', altir. tüath 'Volk', osk. touto 'Volk' (meddix tüticus Bundesoberhaupt der kampan. Städte bei Livius). Im Ahd. tritt diutisc (zunächst auch nur diu diutisca zunga) erst um 1000 bei Notker auf; um 1100 (z. B. Annolied) dann oft diutesc diutsk tiusch nicht mehr auf die Sprache be­ schränkt. Im Nhd. überwiegt bis ins 18. Jahrh, bei oberd. Schriftstellern teutsch. Nach A. Dove, Ausgew. Schriftchen S. 300, 324 und Vigener, Bezeichnungen f. Volk u. Land d. Deutschen 1901. Deutsche M. mhd. der tiutsche (tiusche) Plur. die tiuschen; lat. (9./10. Jahrh.) Theotisci begegnet seit 845 als Volksbenennung und zwar zuerst in Italien (asächs. thiudisce liudi 'Germania’). Deutschheit F. seit den 70 er Jahren des 18. Jahrhs. bezeugt, z. B. Teutscher Merkur 1776 (Oktober) S. 63 und 1778 (Juni) S. 286, geläufig aber erst seit Jahn 1810 Volkstum 1,371. Deutschland N. seit dem 15. Jahrh, als Zu­ sammensetzung auftretend, seit dem 17. Jahrh, allgemein gültig; im 15./16. Jahrh. Schwanken zwischen Deutschland und dasteutsch Land. Die Zusammensetzung entsprang aus dem Bedürfnis, ein Ersatzwort für Germania Teutonia Alemannia zu haben. Mhd. da^ tiusche lant, meist diu tiuschen lant (in allen tiuschen landen 'in ganz Deutschland' bei Walther v. d. Vogelweide). Luther verwendet „Deutschland, Gen. deutsches Lands, Dat. im deutsch Lande — in Deutschland, Akk. in ganz Deutschesland, Plur. Dat. in Deutschenlanden — in Deutschlanden". Vgl. Hildebrand, Kl. Schr. 217. Deutschtum N. von Campe 1807 noch nicht gebucht und erst seit Goethe 1816 (Werke 49,18) bezeugt. Zunächst gern ironisch gebraucht z. B. Goethe an Zelter 28. 8. 1816, sowie bei Arndt 1818 Geist der Zeit IV 308. Dazu deutschtümeln schon bei Zschokke, Novellen und Dichtungen 3. Teil 10 S. 12 (Der Narr). Dezember M. aus dem lat. Monatsnamen december; im Ggs. zu April, August, Mai, März, die schon in alter Zeit bei uns heimisch wurden, erst im 17. Jahrh, durch­ gedrungen, nachdem im Mittelalter und über

Dezennium

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das 16. Jahrh, hinaus dafür Christ-,Hart-, Winter- und Wolfmonat gegolten hatten (Zeitschr. 14, 317). Dezennium N. aus gleichbed. lat. decennium; feit Liebe 1686 gebucht (f. auch Jahrzehnt). Diadem N. seit Stielers Zeitungslust 1695 gebucht = lat. diadema. Diamant s. Demant. Diät F. seit Stielers Zeitungslust 1695 ge­ bucht (= frz. diäte aus lat.-gr. biotiToi), aber schon bei den Medizinern des 16. Jahrhs. ge­ läufig z. B. Begardi 1539 Index Sanitatis S. 9 b, als dyget schon Brant 1494 Narr. 38, 3. t bibbern Ztw. jüd. 'reden' (bes. 'leise reden') aus hebr. dibber 'reden'; bes. in oberd. Ma. gedrungen. dicht Adj. dialektisch deicht (livl. estl.), aus mhd. dihte 'dicht'; der Mangel der Diphthon­ gierung ist wohl ndd. (vgl. ndl. dicht), wie denn das Wort im Oberd. fehlt. Entsprechend anord. pättr 'dicht' (neben got. *peihts wie 16ttr 'leicht' neben got. leihts): zu der germ. Wz. Pinh (s. gedeihen) wie leicht got. leihts zu Wz. ling ((.gelingen). Urverwandt mit lit. tä-nkus 'dicht'. Engl. tight 'dicht, fest' aus mittelengl. tight hat auffälligerweise t im Anlaut für th, wohl unter Einfluß von dän. schwed. taet; das Mittelengl. kennt noch das regel­ rechte thight. — Wegen einer andern Ablei­ tung s. dick. dichten Ztw. mhd. tihten ahd. tihton 'schrei­ ben, schriftlich abfassen, dichten, ersinnen': Lehn­ wort des 9. Jahrhs. aus lat. dictäre 'abfassen'. Die nhd. Bedeutung ist sehr spezialisiert neben der Fülle der Bedeutungen im Mhd. Dazu Dichter M. mhd. tihtaere: König Rother B. 4859, 5200 und Herb ort v. Fritzlar, der das bei ihm zum ersten Mal bezeugte Wort Poet mit dem gebräuchlicheren Dichter erklärt. In der mhd. Zeit, ebenso wie bei den Meister­ singern und im humanistischen Zeitalter findet das Wort wenig Verwendung. Im 17. Jahrh, ist das Wort, das sowohl den Prosaiker als auch den Poeten bezeichnen kann, in Vergessen­ heit geraten, bis es durch Gottsched und die Schweizer wieder eingebürgert wurde und lang­ sam das bis dahin im Vordergrund stehende Poet zurückdrängt, so daß Adelung unter Dichter angeben kann: „Die landläufige Be­ zeichnung in der anständigen Schreibart für das verächtlich gewordene Poe t". Vgl. Maas, Zeitschr. VI 233. dick Adj. mhd. dicke ahd. dicki dicchi (selten dihhi) Adj. 'dick, dicht'; auch auf engl. Boden zeigt das Adj. beide Bedeutungen; vgl. angls. l>ioce engl. thick 'dick, dicht'. Entsprechend anord. l>ykkr pjQkkr und weiterhin altir. tiug (aus *tigu) 'diik, so daß ein got. *t>iqus vor­

Diechter

auszusetzen ist. Daneben macht die Doppel-bedeutung 'dick, dicht' Verwandtschaft mit d i ch t wahrscheinlich. Im Nhd. hat sich die Bedeu­ tung 'dicht' erhalten im flg. Wort. Dickicht N. eigtl. 'dicht bewachsene Stelle',, am Ende des 17. Jahrhs. als Jägerwort auf­ tretend (dafür bei Maaler 1561, Herrisch 1616' und Stieler 1691 Dickung, so auch bei B. Bremer 1657 Fürstl. Jägerburg S. 30; mhd. dicke F. 'Dickicht'). Die älteren Wörterbücher der Jägersprache (zuerst Täntzer 1682 Jagdgeheimnüß und Fleming 1719 Teutscher Jäger)verzeichnen es zunächst, darnach als Jägerwort auch Zedler 1734, Hübner 1739 Handlungs­ lexikon und Frisch 1741, und als solches wird es gebraucht und in einer Fußnote erklärt bei Hagedorn 1780 Poet. Werke II 218 („Dickigt heißt bei der Jägerei ein Ort, der mit vilen und dicken Sträuchern und Gebüschen be­ wachsen"). Altere Schreibung war Dickigt (auch T ü ck i g t Täntzer 1682); das Geschlecht war ursprgl. Mask., so in Heynatz' Handbuch 1775, dann Mask. Neutr., so in Heynatz' Antibarbarus S. 298 (wo Dickung 'Dickicht' ver­ pönt wird). Henisch 1616 und Stieler 1691 haben dickigt Adj. 'etwas dicht'. Doch stellt sich Dickicht in der Wortbildung zu Röh­ richt, worin eine ahd. Kollektivendung -ahi steckt (ahd. domahi 'Dorngestrüpp'). Dieb M. mhd. diep (b) ahd. diob M. = got. piufs (b), ndl. dies, angls. thäof engl. thief. Uber das Germ, hinaus läßt sich das gemeingerm. Wort nicht verfolgen. In der Be­ deutung 'Diebstahl' hat das Engl. eine Form mit dentalem Suffix: angls. pykp engl. theft (anord. pyfö F., got. *piubipa); dafür im Hd. die j-Ableitung ahd. diuba (diuva) mhd. diube (diuve) älter nhd. Deube (noch bei Logau), das noch in Wilddeube 'kleiner Wilddieb­ stahl' begegnet. Dies liegt unserm nhd. Dieb­ stahl zugrunde; es ist mhd. diepstäle und diupstäle (aschwed. Jaiufstolet) eigtl. 'Diebereistehlung'; der zweite Teil der Zusammensetzung sagt das gleiche wie der erste aus; Dieb ist das an Stelle des Abstraktums eingetretene Kon­ kretum; vgl. got. Jjiubi N., wozu ein Adv. piubjö 'heimlich'. Zum Mask. Dieb gab es im Ahd. Mhd. eine Femininbildung, die got. als *t>iubi erscheinen müßte; vgl. ahd. diupa mhd. diupe 'Diebin'. Für ein Etymon hat man auszugehen von einer vorgerm. Wurzel auf ein p auslautend wegen ahd. diuva mhd. diuve F. 'Diebstahl'; vgl. idg. Wz. tup 'sich ducken' unter Ducht? t btebio Notruf (bei Diebstahl) seit dem 16. Jahrh, allgemein; vgl. feurio, mordio (Zeitschr. 2, 47). t Diechter M. 'Enkel' frühnhd. z. B. bev

Diele

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dieser

H. Sachs; noch jetzt in md. Ma. am Main und setzung den Namen des altgerm. Gottes Tiwa-z,. in Hessen gebräuchlich; in Sonneberg Dich­ der dem Mars verglichen wurde: anord. T^ste r l e (QF. 86, 136). Mhd. dichter; eine ahd. dagr, angls. Tiwesdaeg engl. Tuesday (got. und altgerm. Entsprechung fehlt: germ. piohter- ♦Teiwisdags) bewahren diesen Namen im aus töukter- urverwandt mit ind. töka und Genitiv (vgl. got. baürgswaddjus gleichsam tue 'Nachkommenschaft' Beitr. 9, 193. 'Burgsmauer' für 'Burgmauer'; s. Nach­ Diele F. mhd. dil dille FM. ahd. dili M. tigall). Ahd. Zio (angls. Tiw, anord. T^r) — dilla F. 'Brett, Bretterwand, Bretter­ ist eine uralte idg. Gottheit, deren Kultus die belag' (ndd. dele gleich 'Hausflur, Tenne'). Germanen aus ihrer Urheimat mitgebracht Ursprünglich war germ. pelaz Jjiliz N. 'Brett' — haben; sie ist eins mit lat. deus, ind. deva M. piljön 'das aus Brettern Verfertigte'; vgl. 'Gott' = lit. dövas, altir. dia 'Gott' (dazu angls. pel 'Brett', anord. Jjilja 'Ruderbank' anord. tivar Plur. 'Götter' = ind. deväs); das (sinn, teljo 'Schiffsbauen, -bank' stammt aus idg. deiw6-s 'Gott' (dazu ind. divya = gr. dem Germ.). Vgl. noch ndl. deel'Brett, Flur',! dio^ 'göttlich'), ldas* eigtl. 'Himmlischer' ~ bemndl. mndd. dele 'Brett'. Urverwandt scheinen ! deutet — ind. div 'Himmel' — Dyaus (Nom. lit. tilfe(s) 'Diele im Kahn', aslav. tilo 'Boden', i Sing.) 'Himmelsgott' = gr. Zeu^, lat. Jupind. tala 'Fläche' zu sein; auch lat. tellus 'Erd- 1 piter — wurde nn Germ, die Benennung des Kriegsgvttes, wie bte Germanen ihre ethischen boden'? dienen Ztw. mhd. dienen ahd. dionön = Begriffe gern zum Kriege in Beziehung setzen Nach Tiwa-z ahd. Zio hat der asächs. thionön, ndl. dienen; und dies ist eine (s. k ü h n). Bildung wie got. reikinon 'herrschen' zu reiks Dienstag im Schwäb.-Alem. die Bezeichnung, 'Herrscher' — fratfjindn 'Herr sein' zu frauja ahd. mhd. Ziestac (Zistig bei Hebel). — Eine 'Herr'; d. h. dienen beruht auf got. pius ; andere Benennung ist das altbayr. Er(i)tae (Stamm piwa-) 'Diener, Knecht'; vgl. angls. !— Erichtag, das bis nach Ulm und Nürnberg, peow 'Diener', ahd. *dio *deo 'Knecht' (vgl. ! reicht und auch in Tirol (als örtig) gilt (s. Er-

Demut);dazueinFem. got. pi^h ahd.mhd.diu ' tag); dafür mit der Christianisierung im alten 'Dienerin' (vgl. noch Dirne). Die zugehörige Bistum Augsburg aktennsentig'Nachmontag'.— Abstraktbildung Di e nst M. mhd. dienest MN. Auf fränk.-sächs. Gebiet herrscht die Benennung ahd. dionöst N. (vgl. asächs. thionöst N.) ist Grdf. dingesdag, das man früher fälschlich grammatisch merkwürdig des ableitenden st als 'Gerichtstag' (s. Din g) faßte. Diesem liegt wegen (vgl. Angst); nach got. fraujinassus aber vielmehr ein Attribut des altgerm. Il^a-z 'Herrschaft' — piudinassus 'Regierung' hätte zugrunde, der auf germ. - lat. Inschriften man ein got. *piunassus 'das Diener-Sein, als Mars Thingsus erscheint, und thinx ist Dienst' zu gewärtigen, also das deutsche Suffix der langobard. Name für Ding 'Volksver­ -nies für -nest. Übrigens kann vor dem w sammlung', Thinxus ist also der Gott der Ver­ von got. piwa- ein g geschwunden sein (vgl. sammlungen und der Gerichte; vgl. Scherer, Aue und Niere), so daß pegw die germ. BerL. Sitz.-Ber. 1884, XXV. Der Dienstag (vgl. Wurzel wäre; dann gehörte das altgerm. Sonntag, Montag usw.) wurde mit der pegnaz 'Degen' (got. *pigns) zum gleichen Einführung der spätröm. Woche bei den sächs.fries.-fränk. Stämmen nach diesem als Mars Stamm mit dienen und Degen. Diener 'Verbeugung' zufrühst verzeichnet aufgefaßten Gotte in Nachahmung von lat. bei Zaupser 1789 Nachlese z. bair. oberpfälz. Martis dies (— frz. mardi) benannt; vgl. mnbL Idiot. S. 45 als schwäbisch dienerla und bei dinxendach nndl. Dinsdag. Vom Nieder­ Schmid 1831 Schwäb. Wb. S. 127 dienerle. rhein aus drang Dinstag (so bei Luther) Dem Puristen Campe 1813 noch völlig unge­ vor; um 1600 wird in Mitteldeutschland läufig. Literaturbelege seit dem Beginn des dafür Dienstag häufig (bei Calvisius 19. Jahrhs. z. B. Tieck 1836 Tischlermeister 11610, bei Zehner 1622 Nomencl. S. 48), am S. 368, aber D i e n e r l e i n Arnim 1817 ; Oberrhein Z i n s t a g (so bei Dasypodius 1540, Kronenwächter I 240. Eigtl. Höflichkeitsformel,! Maaler 1561, Golius 1582). isoliert aus der Verbindung „gehorsamster,! DienstboteM. seit Stieler 1691 und Stein­ ergebenster Diener". I bach 1734 gebucht, im 16./17. Jahrh, nur erst DienStag M. ein westgerm. Wort, das für selten bezeugt: ursprgl. 'Höriger für denHausdie religiösen Anschauungen unserer Ahnen so 1 dienst'. — Dienstmagd F. schon nchd. (14. wichtig ist wie O st ern. Etwa im 3./4. Jahrh.' Jahrh.) dienest-maget; aber Dienstmädchen entstanden für den Tag drei germ. Benennungen | N. erst bei Campe 1807. als Nachbildungen des lat.-roman. Martis dies dieser Pron. mhd. diser (meist dirre) ahd. (— frz. mardi, ital. martedi — marti). Die * deser, älter dese; entsprechend angls. pes engl. eine enthält im ersten Teile der Zusammen-1 thia. Das Nähere s. Grdr. I2 463.

diesig

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t diesig Adj. 'neblig, naßkalt' ein ndd. See­ mannswort, entsprechend ndl. dijzig, schweb. Hän. disig; ältere Beziehungen fehlen. Dietrich M. 'Nachschlüssel' (als Di e te r i ch bei Maaler 1561 verzeichnet, auch bei Erasmus Alberus 1540 Diction. Bb II; schon Luther hat Dietrich), schon spätmhd.; das Alter des Wortes und seiner Bedeutung wird durch das entlehnte gleichbed. schweb, dyrk, dän. dirk er­ wiesen, das wie der ndd. Eigenname Dierk verkürzte Lautform für D i e t r i ch ist. Ähnlich wird für 'Dietrich' auch Peterchen(Peterken) und Klaus (Klöschen) gesagt, wahrscheinlich weil Peter wie Dietrich und Nikolaus äußerst beliebte Bornamen sind, hinter denen man (in der Gaunersprache? ober die rotwelsch. Glossarien kennen Dietrich nicht) den Begriff 'Nachschlüssel' verbergen konnte (vgl. ital. grimaldello). Mhd. dafür diepslü^el und miteslü^el, ahd. afterslu^il. DM M. 'Ackersenf, Hederich' mhd. tille FM. ahd. tilli N.; entsprechend asächs. dilli, ndl. dille, sowie angls. dile engl. dill; dunkeln Ur­ sprungs. Ding N. mhd. ahd. dinc (g) N. 'Ding» Sache', eigtl. 'gerichtliche Verhandlung, Gerichtstag' . Auf engl. Boden hat das Subst. (angls. ping N. engl. thing) wesentlich die jnhd. Bedeutung; aber die Bedeutung 'Vertrag, Verhandlung' haben die Ableitungen Ztw. pingan 'einen Vertrag machen' — pingian 'bellegen, schlichten' und Dingung 'Vermittlung'. Im Nhd. blieb ein Rest der älteren Bedeutung in dingen ous mhd. dingen 'Gericht halten, unterhandeln, Vertrag machen' (woher nhd. Bedingung), speziell 'einen Kaufvertrag machen, kaufen, mieten' (auch allgemein 'reden' wie angls. pingian 'reden'); dazu noch verteidigen, Dienstag. Die Grundbedeutung des be­ handelten Subst. ist daher 'öffentliche Ver­ handlung vor der Volksgemeinde', eigtl. 'Ter­ min' (vgl. Dienstag); dafür spricht got. peihs 'Zeit' aus vorgerm. t6nkos (= lat. tempus); die idg. Grundform von langobard. thinx und ahd. ding ist tenkos. Dinkel M. mhd. dinkel ahd. dinkil M. 'Dinkel, Spelt': dunkeln Ursprungs; von beschränkter geographischer Verbreitung, wes­ wegen Schönaich 1754 Neolog. Wb. 101 es nicht als schriftsprachlich ansieht. Synonyma 'Emmer, Korn, Spelt und Besen.

dividieren

Diptam M. 'Spechtwurzel' mhd. diptam für eigtl. dictam; in Übereinstimmung mit afrz. ditan entlehnt aus mlat. diotanmum = gr. biKTapvo^. Dirne F. (im Ndd. und Bayr.-Osterr. sowie auch teilweise in der Schweiz volksüblich, zumal im Demin. Dirndel) mhd. dieme ahd. dioma F. 'Dienerin, Mädchen, Dirne' = ndl. deem, asächs. thioma, anord. Perna F. (die got. Lautform wäre wahrscheinlich *|)iwairnö, gebildet wie got. widuwafma 'der Verwaiste', eigtl. wohl 'der Witwen­ sohn'). So ist *pinairno 'Knechtstochter, die Tochter eines Unfreien, die daher selber unfrei d. h. Dienerin ist'. Die Ableitungssllbe ist diminutiv (vgl. Eichhorn); Jriwa- 'Knecht' als Stammsilbe ist nicht zu bezweifeln; wegen weiterer Verwandten s. dienen, Demut. DiSkant M. seit Henisch 1616, Zeiller 1642 Episteln 296 (als Discantus) und Schottel 1663 verzeichnet, schon um 1400 im Ndd. vor­ handen: aus mlat. discantus. Näheres Schulz, Fremdwb. I 146. Diskonto N. aus ital. disconto (sconto) — frz. d6compte; schon bei Schurtz 1662 Buch­ halten : wie Conto wohl um 1600 mit andern Handelsworten entlehnt (ebenso engl. discount). diSkret Adj. seit dem Sprach- usw. Verderber 1644 gebucht (Belege: Schuppius 1657 Freund in der Not S. 17; Grimmelshausen 1669 SimPlic. II 30): aus lat. discrete Adv. im Mlat. gebildet. Distel F. mhd. distel MF. ahd. distila F. — distil M. — ndl. ndd. distel, angls. pistel engl. thistle (nordengl. schott, thristle), anord. Pistell. Moderne ndd. Dialekte weisen auf altes i in der Tonsilbe (braunschweig, doistelo, Pommer, distel, Hildesheim, deussl, lipp. duissl), wes­ wegen in Niederdeutschland vielfach D i e st e l. als hd. ausgesprochen wird. Abseits steht got. wigadeinö 'Wegdistel'. Distrikt M. während des 30jähr. Krieges in Zeitungen belegt, in Heupolds Diction. 1620 und in Stielers Zeitungslust 1695 gebucht = mlat. districtus. Disziplin F. aus lat. disciplina: Lehnwort des 16. Jahrhs. seit dem Sprach- usw. Ver­ derber 1644 gebucht (Beleg: Ägid. Albertinus 1601 Der Kriegsleut Weckuhr I 40; II 18). Genaueres bei Schulz, Fremdwb. I 151. dito Adv. schon um 1600 eingebürgert (z. B. Wintermonat 1609 Calend. Histor. Decenn. S. 415. 416. 437) = ital. ditto. Vgl. Schulz, Fremdwb. I 151. dividieren Ztw. seit S. Roths Diction. 1571 verzeichnet und bei Heitmann 1578 gebraucht: aus lat. dividere. In Köbels Rechnen und

Döbel

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Dolde

Bisiren 1532 und in Frischlins Nomencl. 1588 mit dem Zusatz „englisch" (z. B. Golius 1582. S. 201 gilt teilen (neben summieren Onomast. 308 und Henisch 1616 „englischer und multiplizieren). S. a d d i e r e n. Dock"; in Anchinoanders Gramm. Jtal. 1653t Döbel M. 'Pflock' mhd. tübel M. 'Pflock, „eine englische Docke"). Gebucht wird das Wort, Zapfen, Nagel' ahd. tubili N. 'Zapfen'; vgl. als D o ck D o g g von Henisch 1616, als D ogengl. dowel 'Döbel', ndl. deuvik 'Zapfen'. g e M. und Dock von Schottel 1663; „eine eng­ Der zugrunde liegende germ. Grrrndstamm lische Docke" bei Steinbach 1734. Die engL dub steckt in fchwed. dubba: dazu vielleicht Doggen rühmt schon Heresbach 1571 Re Rustic. lit. dumbü (dübti) 'hohl werden' — daubä dübs S. 353b; die engl. Benennung fehlt noch bei 'Grube'. Das d des nhd. Wortes beruht auf Geßner-Forer 1563 Thierbuch 92 und Schwenckfeld 1603 Theriotr. 75. md. Einfluß. doch Konj. mhd. doch ahd. döh 'doch', auch Dohle F. mhd. dähele täle neben gleichbed. 'obgleich'; ö wegen Unbetontheit der Konj. ver­ mhd. tähe ahd. täha, das noch jetzt im Schwäb. kürzt aus 6; denn got. päuh (wegen angls. (Reutlingen) als dach, in Kärnt. Tirol, alsp6ah; aber engl. though aus anord. ]jö). töche, im Österreich. (Wien) als dächer fort­ Kaum aus pa (Nebenform zu pata, hd. da^) lebt. Im älteren Nhd. (bis auf Steinbach 1734) besteht Schwanken zwischen Dohle undund uh 'und'; got. ]?äuh eigtl. 'und das'? Docht M. (Luther in der Bibel hat T o ch t Dahle; erst Frisch 1741 hat nur Dohle, Neutr.; Helvig 1611 Orig. Diction. German. das schon bei Luther begegnet. Im 16. Jahrh, S. 101 gibt Dochtals hd., D a ch t als ndd.): herrscht in Südwestdeutschland Tul(e) vor, die streng nhd. Form sollte dacht sein; so das noch jetzt schwäb.-schweiz. ist (es knüpft noch dial., und daneben tacht mit demselben vielleicht an lat. -dula in acredula monedula Nhd. aus entstandenen t wie intausend. Mhd. ficedula querquedula nitedula an). ahd. täht MN. = anord. pättr 'Faden, Docht'. Synonyma sind in der Altmark „Kauk, Klaß, Eine germ. Wz. J)eh peg steckt noch in schweiz. Talke" und die schon bei Maaler 1561 und Henisch dsegel — dohe, bayr. dähen, elsäss. döche 1616 verzeichneten ndd. „Aelke, Jacke—Gacke", 'Docht'; außerhalb des Germ, hat sich noch t Döhnchen s. Dönchen. keine urverwandte Wz. tek gefunden. Andere Dohne F. 'Schlinge zum Vogelfang' mhd. altgerm. Benennungen für Docht j. unter don done F. 'Spannung' ahd. dona F. 'Zweig,. Köder und W i e ch e. Ranke': D o h n e ist der Zweig, der zum Vogel­ Dock N. 'ausgemauerter Behälter zum fang gebogen, gespannt wird. Die idg. Wz. ten Schiffsbau' erst nhd.: aus gleichbed. engl. dock, 'spannen, dehnen' ist unter dehnen, dünn dessen Ursprung ganz dunkel ist; aus dem Engl. behandelt. Unserm Dohne stehen in der Be­ und Ndl. (dok) drang das Wort auch ins deutung bes. nahe aslav. teneto tonoto 'Strick, Schwed. Dän. Nfrz. Dohne', lit. tinklas 'Netz', lat. tenus N. 'Strick', t Docke* F. 'Puppe' mhd. tocke ahd. tocka ind. tantu tantri 'Draht, Strick', gr. t^vwv F. 'Puppe'; mhd. auch 'Bündel'. Auf eine 'Sehne'. Dazu ahd. donSn lich anspannen', Grundbedeutung 'Rundliches' weist noch angls. t Dokes, DochesM. 'Podex', ein Wort docca 'Fingerdicke', fries. dok 'Bündel, Knäuel' des Judendeutsch: hebr. tächat 'unten' in und mndd. docke 'Strohbündel in Puppenform'. jüd. Aussprache töches oberd. döches. Bgl. Schlutter Zeitschr. XIV 143. Doktor M. 'Arzt' seit einer Straßburger t Docke* F. besonders in der Zusammen­ Zunftordnung von 150Ö belegt = lat. doctor;, setzung T e i ch d o ck e (oft bei Jean Paul z. B. s. Arzt. Dolch M. erst nhd. (bei Luther unbezeugt,, 1795 Quintus Fixlein S. 94. 134) 'Schleuse des Fischteichs'; schon im 16. Jahrh, bei aber sonst seit Beginn des 16. Jahrhs. allge­ Pinieianus 1521 Promptuarium D la tock mein üblich, z. B. Polychorius 1536 Sueton 'clausa'. Grundbedeutung 'Zapfen oder Säule S. Hd, 76a, 77b, hei Dasypodius 1537 als von Holz', die in der Kunstsprache mancher Dolch und bei Maaler 1561 als Tolch ver­ Handwerke variiert; darüber das DWb. unter zeichnet) ; dazu schon seit dem Anfang des 15. Jahrhs. frz. dollequin, das ndl. DimmutivDocke und Fischer, Schwäb. Wb. II 239. Dogge F. aus gleichbed. engl. dog entlehnt, bildung zu ndl. dol 'Degenstock' ist. Quelle das seit etwa 1050 (spätangls. docga Germ. 23, lat. dolo 'Dolch', das allerdings im Frz. fehlt, 398) bezeugt ist und als dogue ins Frz., als (ndl. dol mndl. dolle müßte eine sehr alte dog ins Ndl. gedrungen ist. Die Entlehnung Entlehnung sein). Dolde F. mhd. tolde F. ahd. toldo Mins Nhd. (gg als Beweis für junge Ent­ lehnung wie in F l a g g e) fand in der 2. Hälfte 'Wipfel oder Krone einer Pflanze, einesdes 16. Jahrhs. statt: im 16./17. Jahrh, be­ Baumes'; dul (vorgerm. dhel) hat als Wurzel, gegnet D o ck (e) als MF. zunächst wohl stets zu gelten, wie ahd. tola 'Weintraubenkamm?'

Dole

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Donnerkeil

zeigt. Aus idg. dhel ist mit Ablaut gebildet und Jacobsson in dieser Bedeutung gebuchte gr. 0öXorukkjan. Zu Wz. trük auch (oberd. Dialekte haben ue in der Tonsilbe) = anord. l>rüga 'drücken' und ahd. drüh 'Fessel'. ndl. droesem, mndl. droeseme, angls. drösn 'Bodensatz'. Grdf. vielleicht got. *drdhsna, Drückeberger s. Schlauberger. brücken Ztw. eigtl. oberd. Lautform für wozu auch engl. dregs, nhd. Trester.

du

dumm

100

du Pron. Pers. mhd. ahd. dti = angls. i>ti, got. pu: urverwandt lat. tu, gr. t0 au, ind. tväm. Duc d'Mben s. Dukdalben. t Ducht F. — Duchtbank, auch Duft 'Ruderbank'. Die Form mit ft ist die hd., die mit cht die ndd.: ahd. doftaF., mndl. doste, dachte ndl. dost, engl. thought, anord. Jjopta F. 'Ruderbank'; dazu ahd. gidofto eigtl. 'Genosse auf der Ruderbank', angls. gepofta 'Genosse': ein urgerm. Ausdruck aus der — bereits auf den Wanderungen der Germanen — aus­ gebildeten Schiffstechnik; s. Ruder,Segel, M a st, Schiff usw. Daß die ndd. Form ins Hd. Eingang gefunden hat, ist nach dem unter Boot, Bord, Büse Bemerkten nicht auffällig. Jenes altgerm. Wort für 'Ruder­ bank' (got. *puftö F.) gehört wahrscheinlich zu einer Wz. tup 'niederhocken'; vgl. lit. tupeti 'Hocken' — tüpti 'sich niederhocken'. ducken Ztw. mit ndd. Anlaut, aus mhd. tucken tücken 'sich schnell nach unten be­ wegen, neigen, sich beugen'; wohl Frequent, zu mhd. tuchen 'tauchen'; s. dies. -Duckm ä u s e r M. 'hinterlistiger, heimlicher Mensch' (H. Sachs 8. Fastn. B. 119 Dockmäuse r) erscheint im Mhd. als tockelmüser 'Schleicher, Heuchler'; die nhd. Lautform beruht auf er­ neuter Anlehnung an ducken, mhd. tucken; daneben erscheint unter Anlehnung an T ü ck e auch Tückmäuser: der zweite Wort­ teil beruht auf mhd. müsen eigtl. 'mausen', dann (in diebischer Absicht) 'schleichen'. dudeln Ztw. erst nhd., nach poln. dudliö 'dudeln' von dudy 'Sackpfeife'. Der im 17. Jahrh, sich einbürgernde Dudelsack heißt bei uns auch D u d e i (z. B. Fleming S. 425; Freyer, Orthogr. S. 374), aber auch pol­ nischer Bock (Schauspiele der englischen Komödianten; Logau 1643 2. Zugabe 2215; 1746 Mahler der Sitten II 72 S. 244), sowie Dudelbock W. Scherffer 1652 Grobianer S. 131. Dafür spätmhd. sacpfife, nhd. Sackpfeife. Duell N. (früher auch M.) aus lat. duellum, das im klass. Latein nur als archaisch gilt, aber dann (zunächst als Glossenwort) im Mittelalter seit dem 13. Jahrh, erhöhte Bedeutung erhält. Es bürgert sich bei uns am Ende des 16. Jahrhs. ein, zunächst in der lat. Lautform duellum (Wunderer 1590 Reyße in Moschaw S. 212; Gödelmann 1592 Von Zäuberern usw. S. 313; Ag. Albertinus 1601 Der Kriegsleut Weckuhr S. 7), dann im 17. Jahrh, als Duell (z. B. Zeiller 1640 Episteln I 225 und Grimmels­ hausen 1669 Simplic. II 20. 29). Dieses Duell wird seit Wallhausen 1616 Kriegs­ manual S. 207, dem Sprach- usw. Verderber

1644, Liebe 1686 und Stjelers Zeitungslust 1695 verzeichnet. Die seit dem 16. Jahrh, herrschende Bedeutung 'Zweikampf' (gegenüber lat. duel­ lum 'Krieg') beruht aus etymologisierender. Anlehnung an lat. duo 'zwei'.

fcttft1 F. s. Ducht. Duft" M. 'feine Ausdünstung' mhd. tust M. 'Dunst, Nebel, Tau, Reif' ahd. duft 'Frost'. Ableitung mit t-Suffix zu der starken Ver­ balwz. von mhd. dimpfen 'dampfen, rauchen', so daß ahd. duft für eigtl. *thunft, *thumft steht (wie Vernunft eine frühnhd. Nebenform V e r n u f t hat), und dann auch verwandt mit der Sippe von Dampf. Vgl. Zeitschr. IX 127. Dukaten M. (ducat M. selten F. im älteren Nhd.) aus spätmhd. ducate M. (mlat. ducätus, zuerst als mlat. ducatus in Venedig 1284 bezeugt). Dukdalben Plur. 'zur Befestigung von Schiffen in den Häfen eingerammte Pfahl­ gruppen' ein bei Röding 1794 Wb. d. Marine 1 487 zuerst gebuchtes Wort der Nordseeküste, das erst im 19. Jahrh, öfters bezeugt ist. Es stammt aus den Niederlanden (ndl. dukdalf), wo es im 17. Jahrh, auftritt, zufrühst 1581 als duc Vaida in den Kämmerei-Rechnungen der Stadt Emden. Was die Benennung mit dem Herzog von Alba zu tun hat, ist noch nicht nachgewiesen. Vgl. Ritter in der Zeitschr. Upstalsboom (Blätter für ostfries. Gesch. 1912) I 83. dulden Ztw. mhd. ahd. dulten aus eigtl. ♦thultjan ursprgl. ♦thuldjan: Ableitung mit der Bedeutung 'Geduld haben' zu einem germ. Nomen thuldi-, das als ga-thuldi in nhd. Geduld steckt; s. dies. t Dult F. bayr. 'Jahrmarkt' mhd. tult F. 'Jahrmarkt, kirchliches Fest, Kirchweih' ahd. tuld (in schweiz. Quellen auch tult) F. 'Fest'. Das Wort ist die altgerm. Bezeichnung für 'Fest': got. dulps F. 'Fest, Feier' und ist wahr­ scheinlich Verbalabstrakt, mit Suffix ti zu einer verlorenen Verbalwz. (dul : dwal?). dumm Adj. mit ndd. Lautform (Helvig 1611 Origin. Diction. German. 287 stellt ndd. dum und hd. t h u m b als Entsprechungen nebenein­ ander). Entsprechend mhd. tum (Gen. -mmes)> tump (Gen. -des) 'dumm, töricht, schwach von Verstand, stumm' ahd. tumb; got. dumbs,. anord. dumbr und angls. engl. dumb haben wesentlich die Bedeutung 'stumm'; im Ahd. er­ scheint außer den Bedeutungen von mhd. tump noch die Bedeutung 'taub', ähnlich d u m m im älteren Nhd. 'taub'. 'Stumpf in Bezug auf Sinne und Verstand' mag die Grundbedeutung, des außerhalb des Germ, noch nicht gefundenen. Adjektivs sein; auch stumm hat eine eigen­ artige Geschichte; s. schmecken,hell: Worte

dummdreist

101

dünn

für die Funktionen einer Sinneswahrnehmung 'Hügel' (s. noch Zaun). Auf Wangeroog heißt werden überhaupt gern auf die entsprechenden die Düne haell; auf Helgoland halem nach den einer andern übertragen. Darnach ließe sich Halmen des Dünengrases (Siebs, Helgol. S. 228). wohl Verwandtschaft von got. dumbs 'stumm', Dung M. mhd. tunge F. ahd. tunga F. ahd. tumb 'taub, stumm' mit gr. TuqpXot; 'blind' 'Dünger, Düngung' mit dem Ztw. düngen ^Wz. dhubh; Tucp für Ouqp) denken. mhd. tungen; dazu angls. düng engl. düng dummdreist Adj. seit der 2. Hälfte des 18. 'Mist', angls. dyngung 'Düngung', sowie afries. Jahrhs. üblich z. B. Hamann brieflich 1. 12. düng 'Mist' und denga 'düngen'. Weiterhin 1765, Bode 1777 Landprediger v. Wakefield verwandt mit mhd. ahd. tune F. 'Kellerraum, S. 135 und Mylius-Smollet 1785 Per. Pickle unterirdischer Weberaum' = mndd. angls. düng III 48; zunächst als ndd. Dialektwort gebucht F. 'Gewahrsam', anord. dyngja'Frauengemach'. 1767 Brem. Wb. I 249 (dumdriest 'kühn ohne Diese Doppelbedeutung der Sippe erklären die Klugheit und Überlegung'). Dafür im 17. Berichte des Tacitus (Germania 16) und Plinius Jahrh, gelegentlich dummkeck und schon (Nat. Hist. 19, 1). Falls 'Grube' die eigtl. Be­ bei Luther dummkühn; auch dummstolz deutung von D u n g ist, darf mit O. Schrader gr. rdqpo«; (aus vorgriech. dhonghwos) als ur­ Seume, Mein Sommer S. 14. t Dummerjan M. schon bei Henisch 1616; verwandt zugezogen werden. dunkel Adj. mhd. tunkel 'dunkel, trübe, dafür im 16. Jahrh, „ein dummer Jan": I a n = 'Johann' weist auf das Ndd. als die Heimat dumpf' ahd. tunchal (mit der Nebenform tyoder Wortbildungen auf -ian (z. B. westfäl. char, mndd. Westfries, dunker). Mit anderer adriän udriän u. a.), wie denn auch in den Ablautstufe stammen aus derselben Wz. anord. ndd. Ma. dümrjän volksüblich ist (es fehlt im dqkkr, afries. diunk (nordfries. djonk jonk) Oberdeutsch.: bayr. tirol. D u m m i a n , aus germ. dinqa-z — vorgerm. dhengwos. fchwäb. Dummianus). Vgl. auch Jan­ Das urverwandte engl. dank 'dumpfig, feucht' weist auf Beziehung zu dumpf (germ. Wz', hagel. dumpf Adj. erst in der 2. Hälfte des 18. dinq dump). Dünkel M. erst nhd., zu d ü n k e n Ztw. mhd. Jahrhs. durchdringend und seit Adelung ge­ bucht als bei norddeutschen Schriftstellern dünken (Prät. dühte) ahd. dunchan (meist üblich; ursprgl. wohl von Moderluft gebraucht unpersönl. m. Dat.) 'scheinen' (Prät. dühta); und Neubildung zu dem bei Stieler 1691 ge­ got. pugkjan pühta, meist unpersönl. m. Dat. buchten Ztw. dumpfen 'moderig riechen': 'scheinen'; angls. pyncan engl. think, das vielleicht war dumpf zunächst in prädi­ aber wesentlich die Bedeutungen von angls. kativischem Gebrauch identisch mit dem bei pencan, ahd. mhd. nhd. denken vertritt. Stielerverzeichneten Subst. Dumpf 'Schim­ Dünken scheint ursprgl. ein st. Ztw. gewesen mel' mit der Ableitung d u m p f i ch t 'schimme­ zu sein, wozu d e n k e n das zugehörige Faktitivum wäre. Dem germ. punk pank liegt eine lig'. Verwandt mit Dampf. altidg. Wz. tong teng zugrunde, und diese liegt Dunen s. Daunen. Dünen F- um 1400 aus ndl. duin (woher in altlat. tongSre 'kennen' (vgl. pränest. tongitio auch frz. dune) in das Ndd. der Seeküste und 'notio') vor. Vgl. däuchten, denken, von da aus ins Hochdeutsche gedrungen. Chy- Dank. dünn Adj. mhd. dünne ahd. dunni = angls. träus Kap. 13 hat es nicht (dafür „Dryffsandt") und CH. Besoldus 1619 De natura popu- pynne engl. thin, anord. punnr, asächs. punni. lorum S. 91 kennt Dünen nur als ndl.; Das gemeingerm. punnu- 'dünn' steckt noch in Calvisius 1610 S. 24 hat dafür „Sandberg". ahd. dunw