Entscheidungen des Ober-Seeamts und der Seeämter des Deutschen Reichs: Band 5, Heft 5 [Reprint 2021 ed.] 9783112466124, 9783112466117


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German Pages 148 [175] Year 1885

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Entscheidungen des Ober-Seeamts und der Seeämter des Deutschen Reichs: Band 5, Heft 5 [Reprint 2021 ed.]
 9783112466124, 9783112466117

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Entscheidungen des

Ober-Seeamts und der Seeämter des

Deutschen Reichs. HKausgegcben

im

Reichsamt des Innern.

Fünfter Band.

s. ßeft.

Hamburg. Druck und Verlag von L. Friederichsen & Co.

1884.

Seite

75.

Spruch des Seeamts zu Tönning vom 1^. Februar (88^ und Entscheidung des Kaiser­ lichen Ober-Seeamts vom 21. Juni J88^, betreffend den Seeunfall der Kuff „Marga­

retha" von Seester................................................................................................................... 683

76.

Spruch des Seeamts zu Flensburg vom 19, Juli |88^, betreffend den Seeunfall des

77.

Spruch des Seeamts zu Königsberg vom 23. Juli 188$, betreffend den Seeunfall

78.

Spruch des Seeamts zu Hamburg vom 24. Juli J88^, betreffend den Seeunfall des

Schraubendampfers „Fortuna"von Flensburg..................................................................... 687

der Bark „Rhea" von Memel............................................................................................... 692 Schraubendampfers „Tristan" von Hamburg........................................................................ 696 79.

Spruch des Seeamts zu Rostock vom 14. August J88^, betreffend den Seeunfall des

Schraubendampfers „Theodor Burchard" von Rostock....................................................... 699 80.

Spruch des Seeamts zu Emden vom 23. August 188^, betreffend den Zusammenstoß der Schoonergaliote „Anna & Johanne" von Großefehn mit den britischen Fischer­

fahrzeugen „Sylph" und „Ruby"........................

81.

Spruch des Seeamis zu Stettin vom 25. August J88^, betreffend den Seeunfall des

82.

Spruch des Seeamts zu Hamburg vom 28. August 188^, betreffend den Seeunfall

83.

Spruch des Seeamts zu Königsberg vom 3. September 1884, betreffend den Seeunfall

70^

Schooners „Hermann" von Barth.......................................................................................... 7jo der Brigg „Bolivar" von Hamburg...................................................................... der Bark „Adelheid et Bertha" von Memel......................................

8ie «Ermittelungen 6es Seeamts und die Verhandlungen vor demselben ist thatsächlich festgestellt, daß der Schiffer Ahrens mit der seetüchtigen, 5/i (. 1. classificirten, zu 7000 Ä versicherten Auff „Margaretha", Unterscheidungssignal LHFI, am 17. August 1883 mit einer Ladung Petroleum von Brenren nach Memel abgegangen ist, am 18. dess. M. die Eider erreicht hat und Abends 8 Uhr ungefähr 2 Seemeilen unterhalb Tönning vor Anker gegangen ist. Gegen U'/u Uhr wurden die Anker gelichtet und trieb das Schiff bei stillem U)inde aus Norden bet halber Fluth die Eider auswärts. Gegen 12 Uhr war das Schiff scheinbar der schleswigschen Küste nahe und wurde Steuerbordruder gegeben, um von derselben freizukommen. Es war nicht sichtig und bemerkte der Schiffer nicht, daß er an der Binnenseite der schwarzen Tonne trieb. Des flachen Sandgrundes wegen und weil der Anker unter den Boderr des Schiffes gefommen wäre, konnte nicht geankert werden, es wurden ohne Erfolg Schiebbäume zur fjanb genommen; das Schiff trieb eine Zeitlang in dem heftigen Strome mit dem Bug stromaufwärts über den Grund weg, bis es schließlich am Steinhöft festgerieth und zwar am 19- um 1Uhr Morgens. Es wurde zunächst ein Anker von vorne ausgebracht und darauf eingehievt, als dieses nichts nützte, vom l?ec? aus mit aller Kraft gehievt. Hierdurch wurde das Schiff 4 bis 5 Tompaßstriche nach NC) gedreht. Von einer benachbarten Brigg horte der Schiffer, daß der Dampfer „Falke" erst nach l’/ü Stunden zu seiner Hülfe bereit sein könne und wurde mit dem

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Kuss Margaretha.

Bootsmann Stooß, der herangekonnnen, verabredet, daß er auf ein gegebenes Signal sofort zur Hülfe kommen solle. Die Hülfe wurde gegen 7 V-r Uhr Morgens sehr nothwendig, da das Schiff sehr schlecht zu sitzen kam und erhielt Stooß Auftrag, den Dampfer „Blücher" mit einem Leichter zur Hülfe zu holen. Der „Blücher" kam mit einem Leichter, doch kenterte die „Margaretha" ehe die Deckladung geborgen war, so daß Deckladung und Segel forttrieben. Der „Blücher" versuchte vergeblich, das gekenterte Schiff nach der schleswigschen Küste zu bringen, der hinzugerufene Dampfer „Falke" mußte auch, nachdem seine Trosse zerrissen, unverrichteter Sache wieder abfahren und gelang es endlich dem „Blücher", das Schiff in der so­ genannten Harblecker Bucht an der holsteinischen Seite auf den Strand zu setzen. Das Schiff wurde an eingerammten Pfählen gehörig vertäut und der „Blücher", um mehr Hülfe zu holen, nach Tönning gesandt, während von Ladung und Inventar soviel wie möglich geborgen wurde. Das Schiff begann sich nun wieder aufzurichten und stand, nachdem die über den Masten laufenden Ankertaue losgeworfen waren, zuletzt aufrecht. Mit Hülfe des „Blücher" wurde das Schiff nunmehr nach Tönning gebracht und am 2\. August nach Rendsburg bugsirt. Der Reichscommiffar beantragt, dem Schiffer, da er nicht recht­ zeitig vor Anker gegangen, wodurch der Unfall hätte vermieden werden können, die Berechtigung als Schiffer zu fahren, zu entziehen. Der Unfall ist offenbar dadurch herbeigeführt, daß der Schiffer meinte, der schleswigschen Küste zu nahe zu sein und demgemäß operirte, während er in Wirklichkeit der holsteinischen Küste sich zu sehr genähert hatte und fragt es sich nur, ob diese Verwechselung dem Schiffer derartig anzurechnen ist, daß ihm hierdurch ein Verschulden und zwar ein zu ahndendes Verschulden zur Last fällt. Diese Frage nmß nun verneint werden, da bei der unsichtigen Luft und bei den großen Schlickmassen, die sich an der holsteinischen Seite befinden, eine Verwechselung, wie fie dem Schiffer passirt, als völlig erklärlich und entschuldbar erscheint, um so mehr, da dieselbe schon Tönninger Lootsen, die doch das Fahrwasser besser kennen mußten als der Schiffer Ahrens, passirt ist und zwar ohne daß dieselbe bei ihnen als ein Verschulden gerügt ist. Es wäre vonr Schiffer vorsichtiger gewesen, wenn er unterhalb Tönning vor Anker geblieben wäre, doch kann ihm der Umstand, daß er mit der Fluth mit seinem Schiff stromaufwärts trieb, als ein Verschulden nicht angerechnet werden. Als der Schiffer sich außerhalb der schwarzen Boje befand, konnte er, wenn sein Schiff nicht durch den Anker, der unter dasselbe

Kuss Margaretha.

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gerathen mußte, in den Grund gebohrt werden sollte, nicht vor Anker gehen, da er hierdurch nicht den Unfall verhindert, sondern rnuthnraßlich sein Schiff ruinirt hätte. • Faden angab, und immer in der Erwartung, einen Lootsen zu

erhalten, segelte die „Rhea" in der Richtung des l bis 2 Seemeilen vorausfahrenden Schiffes weiter, als letzteres eine unvermuthete Wen­

dung machte und nach Einziehung der Lootsenflagge in Begleitung des Lootsenkutters dem Hafen zufuhr. Die „Rhea", welche inzwischen eine rothe

und

eine schwarze Tonne zu sehen bekam, stieß bald

darauf auf Grund;

man versuchte mehr südwärts zu steuern, um

auf tieferes Wasser zu kommen,

doch wollte das Schiff auf dem

flachen Wasser und bei der starken Strömung nicht mehr dem Steuer­ ruder gehorchen und rburde noch weiter nordwärts versetzt; in Folge dessen ließ man den Backbordanker fallen und geile die Segel auf.

Das Schiff ging

U Fuß tief.

Man fand jetzt bei der Ebbe nur

\2 Fuß Wassertiefe, auch in der Richtung der Bojen vorgenommene Lothungen gaben kein anderes Resultat.

gesetzt hatte,

setzte

man

Segel,

Als die Fluth wieder ein­

schlippte

den

Backbordanker mit

^5 Faden Rette und trieb mit dem Schiff mehr nach der schwarzen Boje, wo man den Steuerbordanker fallen ließ.

Das Schiff stieß fortwährend auf Grund und wurde leck. Tages­ und Nachtnothstgnale, die während dieses ganzen Hergangs ununter-

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