Entscheidungen des Ober-Seeamts und der Seeämter des Deutschen Reichs: Band 15, Heft 4 [Reprint 2021 ed.] 9783112608340, 9783112608333


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German Pages 82 [183] Year 1906

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Entscheidungen des Ober-Seeamts und der Seeämter des Deutschen Reichs: Band 15, Heft 4 [Reprint 2021 ed.]
 9783112608340, 9783112608333

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Entscheidungen des

Ober S-eeamts und ber Seeämter des

Deutschen Reichs. tzerausgegeben

im

Reichsamte des Innern.

Fünfzehnter Band,

heft 4.

Hamburg.

Verlag von £. Friederichsen & Co.

1905.

Seite

76. Spruch des Seeamts zu Hamburg vom 18. Februar 1904, betreffend den Tod des Trimmers Mahlein vom Dampfer „Galicia" von Hamburg......................................... 479 77. Spruch des Seeamts zu Hamburg vom 25. Februar 1904, betreffend den Zusammen­ stoß des Dampfers „Denderah" von Hamburg mit dem holländischen Dampfer „Alster" ...................................................................................................................................... 482 79.

Spruch des Seeamts zu Hamburg vom 27. Februar 1904, betreffend den Tod des Trimmers Mayer vom Dampfer „Ramses" von Hamburg............................................. 491

79. Spruch des Seeamts zu Hamburg vom 4. März 1904, betreffend die Strandung des Dampfers „Marie Paulig" von Hamburg........................................................................... 494 80. Spruch des Seeamts zu Hamburg vom 7. März 1904, betreffend den Zusammenstoß des Dampfers „Cyclop" von Hamburg mit dem englischen Dampfer „Green Iacket" 500 81. Spruch des Seeamts zu Flensburg vom 12. März 1904, betreffend die Strandung des Dampfers „Harald" von Flensburg.................................................................................508

82. Spruch des Seeamts zu Hamburg vom 15. März 1904, betreffend die Keffelhavarie des Dampfers „Hedwig Heidmann" von Hamburg...,............. ......................... 515 83. Spruch des Seeamts zu Stettin vom 29. Juli 1903 und Entscheidung des Kaiserlichen Ober-Seeamts vom 23. Oktober 1903, betreffend den Zusammenstoß der Dampfer „Robert Koppen" und „Imperator" von Stettin............................................................. 525 84. Spruch des Seeamts zu Emden vom 28. September 1903 und Entscheidung des Kaiserlichen Ober-Seeamts vom 15. März 1904, betreffend die Strandung der Schoner­ galiote „Hermann" von Papenburg........................... 532 85. Spruch des Seeamts zu Bremerhaven vom 16. März 1904, betreffend den Seeunfall des Dampfers „Ceres" von Bremen................................................................................... 540

86. Spruch des Seeamts zu Hamburg vom 18. März 1904, betreffend den Tod des Maschinisten Komrowski vom Dampfer „Cap Frio" von Hamburg............................... 543 87. Spruch des Seeamts zu Hamburg vom 21. März 1904, betreffend die Strandung des Dampfers „Kronprinz" von Hamburg . ...................................................................... 547

88. Spruch des Seeamts zu Flensburg vom 25. März 1904, betreffend die Strandung des Dampfers „Imperial" von Kiel.................. 552 89. Spruch des Seeamts zu Flensburg vom 28. März 1904, betreffend die Strandung des Dampfers „Marie" von Kiel................... 555

90. Spruch des Seeamts zu Hamburg vom 29. März 1904, betreffend den Tod des Kapitäns Heyen und des Matrosen Lehmann von dem Dampfschoner „Formica" von Harburg.............................................................................................................................. 558 (Fortsetzung folgt auf der dritten Seite des Umschlags).

Schraubendampfer Galicia.

479

76. Spruch des Seeamts zu Hamburg vom 18. Februar 1904, betreffend den Tod des Trimmers Mahlein vom Dampfer „Galicia" von Hamburg. Der Spruch des Seeamts lautet:

Der Trimmer Johann Georg Mahlein ist am 3(. De­ zember 1903 an Bord des Dampfers „Galicia" im Hafen von Lolon beim Aschehieven dadurch tödlich verletzt worden und am 25. Januar 1904 seinen Verletzungen erlegen, daß der auf­ gehievte Aschekorb wieder hinunterrauschte und die dadurch in schnelle Drehung geratene Kurbel der handwinsch den Trimmer verletzte.

Die Ursache des Unfalls liegt darin, daß die an der Kurbel der lvinsch beschäftigten Leute, der Verunglückte selbst und ein schwarzer Arbeiter, die Kurbel zu früh losgelassen haben. Die lNaschinenleitung oder den bei dem Aschekorb am Ventilator postierten Trimmer Berg trifft keine Schuld.

Es wäre zu empfehlen, die Einrichtungen so zu machen, daß die an der lvinsch beschäftigten Leute selbst sehen können, was mit dem aufgehievten Korbe geschieht. Tatbestand und Gründe. Der Dampfer „Galicia", Unterscheidungsstgnal RHPL, ist Eigentum der Hamburg-Amerikanischen j)acketfahrt-Aktien-Gesellschaft und wird geführt vom Kapitän lv. Hauer (Befähigungszeugnis zum Schiffer auf großer Fahrt, ausgestellt Rostock, 13. Ulärz 1891). Auf diesem Dampfer hat sich am 31. Dezember 1903 im Hafen von Lolon ein tödlicher Unglücksfall ereignet, indem der am 5. August 1882 in lvindsheim geborene Trimmer Johann Georg Ulahlein beim Aschehieven von der Kurbel der handwinsch so schwer verletzt wurde, daß er am 25. Januar 1904 im Kranken­ hause zu Lolon verstorben ist. Durch die seeamtliche Untersuchung ist über die näheren Umstände dieses Unfalls das Folgende fest­ gestellt worden: XV 31.

$80

Schraubendampfer Galicia.

Das Aschehieven geschieht an Bord in der Weise, daß zwei Mann zusammen die Handwinsch bedienen, mit welcher der Asche­ korb in dem Ventilator aus dem Heizraum aufgewunden wird. An der in dem Ventilator angebrachten (Öffnung, durch welche der aus­

gewundene Korb aus dem Ventilator herausgenommen wird, ist ein dritter Mann postiert, welcher durch Zuruf den winschleuten mitteilt, ob sie den Korb noch etwas höher hinauf oder wieder hinunter winden sollen. Ist der Korb zu hoch hinaufgewunden, sodaß er, um aus der (Öffnung herausgenommen werden zu können, wieder etwas

heruntergelaffen werden muß, so ruft er den winschleuten zu „Fier weg!", was also die Bedeutung hat, daß die winde nun wieder etwas zurückgedreht werden soll. Ist der Korb herausgenommen und soll das Drahtseil ausgepickt werden, so wird den winschleuten zugerufen „Los!", worauf sie die winde ganz loslassen können. Der an der (Öffnung des Ventilators stehende Mann kann, wie die vom 5eeamte vorgenommene kokalbesichtigung ergeben hat, von seinem Standort aus die winschleute nicht sehen, und diese können umgekehrt auch nicht sehen, wie hoch sie den Korb hinaufgewunden haben. An dem Tage, an dem sich der hier fragliche Unfall ereignete, bedienten die Handwinsch der Trimmer Mahlein und ein schwarzer Trimmer namens Talwood, welcher am 23. Januar 1904 in (Colon ab­ gemustert worden ist. An der (Öffnung des Ventilators war zum

Herausnehmen des Aschekorbes der Trimmer Berg postiert. Diese drei Leute haben schon zu wiederholten Malen zusammen diese Arbeit des Aschehievens ausgeführt. Nach Aussage des Berg ist in diesem Falle der erste aufgehievte Aschekorb etwas zu hoch hinaufgewunden worden und er hat deshalb den winschleuten zugerufen „Fier weg". Kaum hatte er diese Worte gerufen, so sauste auch schon, ehe er ihn fassen konnte, der Aschekorb wieder in den Heizraum hinunter und brachte dadurch die Handkurbel der Winde in sehr schnelle Drehung.

Als Berg um den Ventilator herumsprang, sah er noch, wie die winde sich sehr schnell drehte und daß der Trimmer Mahlein stark blutend am Boden lag. Der Handgriff der Kurbel war abgebrochen. Der sofort benachrichtigte zweite Maschinist Siggelkow ließ den Ver­ letzten an Deck bringen und es wurde dort konstatiert, daß der Mann einen Schädelbruch davongetragen hatte, aus dem Gehirnmasse austrat und daß das rechte Auge verloren war. Lin vom Lande requirierter Arzt verband den Mann und ließ ihn ins Hospital schaffen. Lr war nicht völlig besinnungslos und ist auch später im Hospital wieder ziemlich zur Besinnung gekommen, hat sich nur der letzten Augenblicke

Schranbendampfer Galicia.

W

vor dem Unfälle nicht mehr erinnern können, sodaß es dem ersten Maschinisten, welcher ihn wiederholt besucht hat, nicht gelungen ist, von ihm nähere Aufklärung darüber zu erhalten, wodurch der Unfall verursacht ist. Nachdem zunächst auch der Arzt geglaubt hatte,

daß der verunglückte sich wieder erholen würde, hat sein Zustand sich später verschlimmert und er ist am 25. Januar verstorben.