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German Pages 154 [164] Year 1888
Entscheidungen des
Ober Seeamts und der Seeämter des
Deutschen Reichs. Herausgegeben im
Reichsamt des Innern.
Siebenter Band. r?eft 4.
Hamburg. Druck und Verlag von £. Friederichsen & Lo.
1888.
Inhalt Seite
82. Spruch des Seeamts zu Flensburg vom 22. Dezember 1886 und Entscheidung des Kaiserlichen Ober-Seeamts vom 27. Mai 1887, betreffend den Seeunfall der Jacht 505 „Lovise Augusta" von Kiel 85. Spruch des Seeamts zu Hamburg vom 28. Juni 1887, betreffend den Seeunfall des Schraubendampfers „Raiatea" von Hamburg 515 «4» Spruch des Seeamts zu Königsberg vom 7. Juli 1887, betreffend den Seeunfall der Bark „Wilhelm I." von Meine! ■>V) 85. Spruch des Seeamts zu Stettin vom 7. Juli 1887, betreffend den Seeunfall der Bark „Dienstag" von Ueckermünde 520 86. Spruch des Seeamts zu Stettin vom 7. Juli 1887, betreffend den Seeunfall des Schraubendampfers „Rnssia" von Stettin ">24 87. Spruch des Seeamts zu Stralsund nom 9. Juli 1887, betreffend den Seeunfall der Bark „Jupiter" von Barth 527 88. Spruch des Seeamts zu Hamburg vom 15. Juli 1887, betreffend den Seeunfall des Vollschiffes „Bertha" von Hamburg "51 89* Spruch des Seeamts zu Brake vom 25. Juli 1887, betreffend die Zusammenstöße der Bark „Priscilla" von Brake mit dem norwegischen Vollschiff „Ariel" und dem nieder ländischen Schraubendampfer „p. Ealand" 557 90. Spruch des Seeamts zu Königsberg vom 26. Juli 1887, betreffend den Seeunfall der Bark „Hoffnung" uoit Memel 541 9b Spruch des Seeamts zu Hamburg vom 10. Mai 1887 und Entscheidung des Kaiserlichen Gber-Seeamts vom 2. August 1887, betreffend den Seeunfall des Schraubendampfers „Maffalia" von Hamburg 545 92. Spruch des Seeamts zu Bremerhaven vom 15. August 1887, betreffend den Zusammen stoß des Schraubendampfers „Aller" von Bremen mit dem englischen Fischerfahrzeug „Willie" von parmouth 552 95. Spruch des Seeamts zu Bremerhaven vom 17. August 1887, betreffend den Zusammen stoß des Schraubendampfers „Australia" von Bremen mit der englischen Jacht „Breeze" von Fowey 558 94» Spruch des Seeamts zu Rostock vom 19. August 1887, betreffend den Seeunfall der 562 norwegischen Bark „ZT. p. Nielsen" 95. Spruch des Seeamts zu Stralsund vom 15. April 1887 und Entscheidung des Kaiserlichen Ober-Seeamts vonr 5. August 1887, betreffend den Seeunfall des Schooners „Earoline" von Stralsund 96. Spruch des Seeamts zu Stralsund vom 22. April 1887 und Entscheidung des Kaiserlichen Ober-Seeamts vonr 25. August 1887, betreffend den Seeunfall des Schooners „Bürgermeister Ohm" von Barth 574 97. Spruch des Seeamts zu Stettin vonr 25. August 1887, betreffend den Seeunfall des Schoorrcrs „Alice Starrett" von Swinemünde 582 (Fortsetzung folgt auf der dritten Seite des Umschlags.)
Inhalt (Fortsetzung von Seite 2 des Umschlags.)
Seit
98. Spruch des Seeamts zu Jamburg vom 1. September 1887, betreffend den Seeunfall der Bark „wellgunde" von Hamburg.................................................................................. 99. Spruch des Seeamts zu Stettin vom 5. September 1887, betreffend den Seeunfall des Schraubendampfers „Stettin" von Stettin................................................................... 100. Spruch des Seeamts zu Danzig vom 7. September 1887, betreffend den Seeunfatt der Bark „Belle Alliance" von Danzig........................................................................................ 101. Spruch des Seeamts zu Emden vom 10. September 1887, betreffend den Seeunfall der Brigg „Albert" von Papenburg...................................................................................... 102. Spruch des Seeamts zu Flensburg vom 30. September 1887, betreffend den Seeunfall des Schooners „Alice" von Flensburg.................................................................................. 103. Spruch des Seeamts zu Rostock vom 50. September 1887, betreffend den Seeunfall der Bark „Paul Thormann" von IVisiimr......................................................................... 104. Spruch des Seeamts zu Bremerhaven vom 8. Oktober 1887, betreffend den Seeunfall des Vollschiffes „Ellida" von Bremen.................................................................................. 105. Spruch des Seeamts zu Brake vom 15. Oktober 1887, betreffend dell Seeunfall der Bark „Hugo" von Elsfleth...................................................................................................... 106. Spruch des Seeamts zu Hamburg vom 15. Oktober 1887, betreffend den Zusammenstoß des Evers „Wilhelmine Friederike" voll Hamburg mit dem Schraubendalnpfer „Kanal" von Flensburg.......................................................................................................... 107. Spruch des Seeamts zu Bremerhaven vom 1. August 1887 und Entscheidung des Kaiserlichen Ober-Seeamts vom 26. Oktober 1887, betreffend den Seeunfall des Schraubendampfers „Oder" von Bremen ........................................................................... 108. Spruch des Seeamts zu Rostock voln is Schiffes nach dem Ucetzbrief s78,r cbm oder 62,so britische Register-
Tons, die Tragfähigkeit unter Zugrundelegung der Bestinmtungen
in §. 55 der Schiffsvermessungs- Ordnung von: 5. Juli 1872, nach dm: Verhältniß von 6,37 cbm = 6000 Ä im Ganzen s 680 Eentner,
sc daß allerdings die Gesantmtladefähigkeit von dem Gewicht der Ladung um 555 Gentner überstiegen wurde.
Nun ist zwar nach
Artikel 54 der Reichsverfassung und §. 2 der Schiffsvermessungs Ordnung die Ermittelung der Ladungsfähigkeit der Schiffe Zweck der Vernteffung, allein diese Erntittelung hat, wie von dem Vber-Seeamt schon in früheren Fällen ausgeführt worden, nicht die Bedeutung, daß dadurch eine unüberschreitbare Grenze für das Gewicht der Ladung festgestellt werden soll.
Eine derartige Feststellung kann durch bloße Vermessung
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Jacht Lovise Augusta.
schon deshalb nicht getroffen werden, weil die Tragfähigkeit eines Schiffes nicht ausschließlich von feinem Raumgehalt, sondern zugleich von seiner Bauart, von seinem Material und anderen Umständen abhängt. Die Ladungsfähigkeit muß daher, soweit es sich um die Frage der Ueberladung handelt, in jedem einzelnen Falle nach der gesammten Beschaffenheit des Schiffes beurtheilt werden. Die „Lovise Augusta" war ungewöhnlich hoch und breit aus Eichenholz gebaut und hatte, wie alle Jachten, großen Sprung, Eigenschaften, welche die Ladungsfähigkeit erhöhen, so daß im Allgemeinen die eine größere Beladung gestattenden Verhältnisse im vorliegenden Falle als vorhanden gewesen anzusehen.
Legt man die in der Praxis bei deutschen wie auswärtigen, namentlich britischen Schiffen übliche Berechnungsart für die Ladungs fähigkeit eines Schiffes zu Grunde, nach welcher sO bis 50 "/ an Gewicht mehr geladen werden kann, als die vermessene Ladungsfähigkeit beträgt, so ergiebt sich für die „Lovise Augusta" eine Ladegrenze von 2520 Lentner, also 285 Tentner mehr, als in Wirklichkeit geladen war. Mit Zuverlässigkeit ist bei einer Ladung, welche die durch Vermessung des Schiffes ermittelte Ladungsfähigkeit erheblich übersteigt, auf Ueber ladung dann zu schließen, wenn die Auswässerung des Schiffes it einem Mißverhältniß zu seinem Tiefgang steht. Nach nautischer Erfahrungen ist bei größeren Schiffen eine Auswässerung von 2 Zoli auf jeden Fuß des Tiefgangs für genügend, bei kleineren Schiffer von etwa 60 Last nur \ Zoll Auswässerung auf den Fuß des Tiefganges für erforderlich zu erachten. Die „Lovise Augusta", welche zu run« 63 Tons vermessen war, sonach zu den kleineren Schiffen gehörte, erforderte daher, zumal in Anbetracht ihrer baulichen verhältnissi als Jacht, bei einem Tiefgang von fO'/a Fuß nur eine Auswässerung von sO'/r Zoll, während nach den glaubhaften Angaben des Schiffers die Auswässerung f8 Zoll, also etwa s'/e Zoll auf den Fuß des Tiefganges betragen hat, so daß die Annahme einer Ilebcrladunz ausgeschlossen erscheint.
Dessen ungeachtet würde der Schiffer der Pflicht der Sorgsamkeit und Vorsicht besser genügt haben, wenn er das Alter des Schiffes, den verrotteten Zustand der Znnenhölzer, sowie den geschwächten verband desselben mehr in Rechnung gezogen und eine kleinere Ladung eingenommen hätte. Daß er besonders das Abstützen der Decksbalken in nur ungenügender Weise bewirkt hat, ist streng zu tadeln; de: Vorwurf, das Schiff überladen zu haben, könnte indessen nur dann
Schraubendampfer Raiatea.
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