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German Pages 157 [164] Year 1904
Entscheidungen des
Ober Seeamts und der Seeämter des
Deutschen Reichs. Herausgegeben itn
Reichsamte des Innern.
Vierzehnter Band. Heft 3.
Hamburg. Verlag von £. Friederichfen & Co.
1903.
Inhalt. Seite
57. Spruch des Seeamts zu Brake vom b Juli 190t, betreffend den Seeunfall des Dreimastschooners „Bussard" von Brake............................................................................. 327 58. Spruch des Seeamts zu Hamburg vom 5. Juli t90t, betreffend den Seeunfall des Schraubendampfers „Trapani" von Hamburg............................................................. 332 59. Spruch des Seeamts zu Hamburg vom 8. Juli t90b betreffend den Seeunfall des Schraubendampfers „Granada" von Hamburg..................................................... 3^ 60. Spruch des Seeamts zu Flensburg vom 9. Juli 190t, betreffend den Seeunfall des Schraubendampfers „Norma" von Flensburg......................................................................3^8
6 b Spruch des Seeamts zu Hamburg vom J8. Juli 190t, betreffend den Seeunfall des Schraubendampfers „Catania" von Hamburg............................................................. 350 62. Spruch des Seeamts zu Hamburg vom 25. Juli 1901, betreffend den Seeunfall des Schraubendampfers „Hainan" von Hamburg..................................................................... 35^
63. Spruch des Seeamts zu Bremerhaven vom 2^. August 190j, betreffend die Ver unglückung des Maschinisten-Assistenten Ulrich an Bord des Schraubendampfers „Rhein" von Bremen............................................................................................................. 359 6h. Spruch des Seeamts zu Stettin vom 29. August 190t, betreffend den Seeunfall des Schraubendampfers „Umea" von Hamburg......................................................................... 36t
65. Spruch des Seeamts zu Bremerhaven vom 3b August 190t, betreffend die Ver unglückung des Steuermanns Meyer an Bord der Bark „Dora" von Bremen........ 36h 66. Spruch des Seeamts zu Hamburg vom 7. September 190t, betreffend den Seeunfall des Schraubendampfers „Cassius" von Hamburg............................................................... 367
67. Spruch des Seeamis zu Flensburg vom t7. September 190t, betreffend den Seeunfall des Schraubendampfers „National" von Riel..................................................................... 37q. 68. Spruch des Seeamts zu Hamburg vom 19. September t90b betreffend den Zusammen stoß des Schraubendampfers „Lusitania" von Hamburg mit dem spanischen Schrauben dampfer „Amboto" im Kanal............................................................................................... 379
69. Spruch des Seeamts zu Flensburg vom 27. September t90b betreffend den Zu sammenstoß der Schraubendampfer „Maybach" und „Steinmann" von Riel auf der Rieler Föhrde........................................................................................................................... 387
70. Spruch des Seeamts zu Hamburg vom 2. Oktober 1901, betreffend den Seeunfall des Schraubendampfers „Tanis" von Hamburg............................................................... 395 7(. Spruch des Seeamts zu Hamburg vom 8. Oktober t90b betreffend den Seeunfall des Schraubendampfers „Fürst Bismarck" von Hamburg....................................................... H03
72. Spruch des Seeamts zu Bremerhaven vom |5. Oktober 190t, betreffend den Zu sammenstoß des Fischdampfers „Röln" von Bremen mit dem britischen Dreimastschooner „Luz".......................................................................................................................... ^09 (Fortsetzung folgt auf der dritten Seite des Umschlags).
Dreimastschooner Bussard.
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57. Spruch des Seeamts zu Brake vom l. )uli betreffend den Seeunfall des Dreimastfchooners „Bussard" von Brake. Der Spruch des Seeamts lautet:
Auf dem Schooner „Bussard" ist auf der am 9. Juni 1900 angetretenen Reise von Rangoon nach Rio Grande do Sul der Schiffer Johann Utecht und der größte Theil der Mannschaft erkrankt und deswegen auf Anordnung des Schiffers St. Helena als Nothhafen angelaufen. Am 17. Oktober ist der Schiffer Utecht verstorben, während das Schiff erst am 18. in St. Helena eintraf. Vier Mann der Besatzung sind dort in's Hospital gesandt und zwei von diesen bei der Ab fahrt des Schiffes am U- November als noch krank zurück gelassen. Die Art der Erkrankung ist nicht mit Bestimmtheit festgestellt. Die Ursache der Krankheit ist darin zu suchen, daß das Schiff eine sehr lange Reise machte und mit kleinen Unterbrechungen fortwährend mit schwerem Wetter zu kämpfen hatte. Die Verproviantirung des Schiffes giebt zu besonderen Bemerkungen keinen Anlaß. Möglicherweise aber hat die mangelhafte Zubereitung der Speisen auf das Befinden der Besatzung einen ungünstigen Einfluß ausgeübt.
Gründe. Der Dreimastschooner „Bussard" führt das Unter scheidungs-Signal NGTF, ist vermessen zu einem Netto-Raumgehalte von 905 cbm = 319,46 britischen Register-Tons, im Jahre 189*1 aus Holz erbaut und führt eine Besatzung von 9 Mann. Er ist in Brake beheimathet und steht im Eigenthum einer Rhederei, deren Korrespondentrheder der Kaufmann Ferd. Thyen in Brake ist. Der „Bussard" trat am 9« Juni 1900 unter Führung des Schiffers auf großer Fahrt Johann Utecht mit einer Ladung Reis in Säcken die Reise von Rangoon nach Rio Grande do Sul an. Diese Reise war mit Widerwärtigkeiten mancher Art verknüpft. Gleich von Anfang an war der Wind ungünstig. Er wehte beständig aus Süd oder Südwest, sodaß das Schiff darauf angewiesen war, sich mit der Ebbe treiben zu lassen und bei Fluth vor Anker zu XIV. 22
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Vreimastschooner Bussard.
gehen, häufig traten heftige Böen auf, die oft fast gleichzeitig aus verschiedenen Richtungen einfielen. Es mußten daher oft Legelmanöver vorgenommen werden, doch gelang es nicht immer, die Segel zu bergen. Am 15. Juni zerrissen in Folge dessen die Fock und das Großsegel, während das Dorstagsegel ganz wegflog. Dabei lief eine hohe, wilde See, in der das Schiff schwer arbeitete und viel Wasser übernahm. In dieser Weise hatte das Schiff ^7 Tage bis zum 27. Juli zu kämpfen, um aus der Bucht von Bengalen hin aus zu kommen. In der nächsten Zeit trat besseres Wetter ein und vom 13. August bis 2. September befand sich das Schiff im SG-Paffat, mit dem es von 6° 38' Südbreite und 92° 55' Ostlänge bis 29° 36' Südbreite und ^3° 35' Ostlänge weiterkam. Nach kurzen Stillen setzte am September stürmischer Wind aus WNW mit hoher See ein, in der das Schiff schwer stampfte und mitunter den Bug ganz unter Wasser steckte.