Entscheidungen des Ober-Seeamts und der Seeämter des Deutschen Reichs: Band 11, Heft 1 [Reprint 2021 ed.] 9783112609248, 9783112609231


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German Pages 156 [186] Year 1895

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Entscheidungen des Ober-Seeamts und der Seeämter des Deutschen Reichs: Band 11, Heft 1 [Reprint 2021 ed.]
 9783112609248, 9783112609231

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Entscheidungen des

Ober-Seeamts und der Seeämter des

Deutschen Reichs. Herausgegeben im

Reichsamt des Innern.

Elfter Band. Best (.

Hamburg. Druck und Verlag von L. Friederichsen & Lo.

1894.

Inhalt. Seite

b Spruch des Seeamts zu Bremerhaven vom 2. December {895, betreffend den Zusammen­ stoß des Schraubendampfers „Roland" von Bremen mit dem dänischen Scbraubendampfer

„Nifa" im englischen Canal

\

2. Spruch des Seeamts zu Emden vom 2. December 1895, betreffend den Seeunfall des

9

Lwerkahus „Johann" von Brake

3. Spruch des Seeamts zu Emden vom 2. December 1893, betreffend den Seennfall der

Tjalk „Susanna Maria" von ^aren

1\

Spruch des Seeamts zu Emden vom 9. December 1893, betreffend den Seeunfall des Schooners „Hansa" von Oldersum 5. Spruch des Seeamts zu Bremerhaven vom 13* Januar J89% betreffend den Seeunfall

des Vollschiffes „Oberon" von Bremen

16

6. Spruch des Seeamts zu Rostock vom \5» Januar 1894, betreffend den Seennfall der

22

Bark „Elise Schultze" von Rostock 7. Spruch des Seeamts zu Tönning vom 15. Februar {893 und Entscheidung des Kaiserlichen Ober-Seeamts vom 23. Januar 189-b betreffend den Seeunfall des Schooners „Angela"

28

von Barssel

8. Spruch des Seeamts zu Hamburg vom 2. Februar 189b betreffend den Zusammenstoß des Vollschiffes „Thekla" von Hamburg mit einem unbekannt gebliebenen Fischer­ dampfer in der Nordsee

57

9. Spruch des Seeamts zu Flensburg vom 5. Februar 1894, betreffend den Seeunfall der

48

Jacht „Christine Maria" von Ekensund

10. Spruch des Seeamts zu Hamburg vom 14. November 4393, betreffend den Seeunfall der

50

Bark „Nestor" von Hamburg

11. Spruch des Seeamts zu Hamburg vom 3. Februar {894, betreffend den Seeunfall der Bark „Oriente" von Hamburg

55

12. Spruch des Seeamts zu Emden vom 26. October 1893 und Entscheidung des Kaiserlichen Gber-Seeamts vom 8. Februar 1894, betreffend den Seeunfall des Schooners „Gesine" von Neuefehn

.............................................................. (Fortsetzung folgt auf der dritten Seite des Umschlags.)

b Spind) des Seeamts zu Bremerhaven vom 2. December 1893, betreffend den Zusammenstoß des Schraubendampfers „Roland" von Bremen mit dem dänischen Schraubendampfer „Nifa" im englischen Lanal. Der Spruch des Seeamts lautet:

Der Zusammenstoß

des

Schraubendampfers

„Roland"

mit dem dänischen Schraubendampfer „Nifa" in der Nacht

auf ^5. Septenrber 1(893, etwa 6 Seemeilen östlich

vom vom

Royal Sovereign-Feuerschiff hat seine Ursache

darin,

daß beide auf freifahrenden, entgegengesetzten (Lursen befindliche Dampfer einem nordwärts steuernden Segler nach Süden ausgewichen sind.

Nach dem Jassiren des Seglers hat jeder der

beiden Dampfer, wie sie auf ihren alten (Lurs zurückkehren

wollten und noch in der Drehung begriffen waren, den (Lurs

des entgegenkommenden Dampfers als einen stetigen angesehen. Dom Dampfer „Roland" sah man zuerst das rothe Licht des Dampfers „Nifa" und legte demgemäß das Ruder backbord

und vom Danipfer „Nifa" sah man zuerst das grüne Licht

des

Dampfers „Roland"

steuerbord.

und legte demgemäß

das

Ruder

Obgleich auf beiden Dampfern kurz darauf die

entgegengesetzten Lichter auf dem Gegensegler gesichtet wurden, behielten beide Schiffe ihre ursprüngliche Ruderlage bei.

Durch

eine Veränderung der Ruderlage auf einem der beiden Dampfer würde der Zusammenstoß unter diesen Umständen voraussichtlich

nicht vermieden sein, sondern nur durch Stoppen und Rückwärts­ gehen beider Dampfer.

Es ist zu tadeln, daß diese Maschinen

Manöver auf keinen: der beiden Schiffe rechtzeitig ausgeführt

wurden.

Zu tadeln ist ferner, daß auf dein „Roland" die Maschine

zur Zeit des Zusammenstoßes nicht ordnungsmäßig bedient wurde; endlich, daß der „Roland" bereits zwei Minuten nach dem Zusammenstoß seine Reise fortsetzte, ohne sich um das

Schicksal

des andern

kurz

darauf

gesunkenen Dampfers zu XL 1

2

?chra»bendampfer Roland mit» Mini.

kümmern.

Hier mag zur Entschuldigung dienen, daß von

feiten des Dampfers „Nifa" keine Nothsignale gegeben sind.

Gründe.

I. Der Schraubendampfer „Roland", Unterscheidnngs-

Signal HFTI, Heimathhafeu Bremen, Rhcderei der Norddeutsche

Lloyd in Brenien, ist im Jahre ^95 von Armstrong Mitschel & (£0. in Newcastle o.T. aus Stahl gebaut.

Register-Tons,

hat

eine

2200 indicirten Pferdestärken.

Er mißt brutto 5720 britische Expansionsmaschine

dreifache

mit

etwa

Beini Germanischen Lloyd ist der

Dampfer mit Classe + 100 A. L. classificirt.

Die Besatzung besteht

einschließlich des Schiffers Lose aus

Mann. Der Dampfer „Roland" befand sich in der Nacht vom 1H. auf

lö. September 1893 auf seiner ersten Reise zwischen Bremen und New'tzork. In der genannten Nacht hatte der zweite Steuermann Meinecke die Mache von 8 bis 12 Uhr.

Der Schiffer befand sich

ebenfalls auf der Brücke, der Steurer Hohnholz war am Ruder und

der Matrose Schröder auf Ausguck.

Die Mache in der Maschine

hatte der dritte Maschinist Herbst; in der Maschine befanden sich

außerdem der erste Maschinist Onken, der vierte Maschinist Hoegg

Die Nacht war dunkel aber gut feucrsichtig, der Mind westlich, etwa Stärke 5. Gegen 12 Uhr nachts befand und der Assistent Mendt.

sich der Dampfer auf 500 ^7' Nordbreite und 00 57' Ostlänge und steuerte mit MSMCurs; das Schiff befand sich etwa 6 Seemeilen

östlich vom Royal Sovereign-Feuerschiff, welches in Sicht war.

Die

Maschine arbeitete mit voller Kraft voraus und der Dampfer lief eine Fahrt von fast 12 Seemeilen in der Stunde.

Von der Brücke

aus wurde um diese Zeit das grüne Lichi eines nordwärts steuernden

Seglers, etwa 2 Strich an Backbord, gesichtet.

Der Ausguckmann

hat seiner Angabe nach den Segler nicht bemerkt, auch nicht gemeldet. Auf dem Dampfer wurde das Ruder steuerbord gelegt, um hinter

dem Segler herurnzukommcn und fiel der Dampfer bei diesem Manöver etwa 2 bis 5 Strich nach Backbord ab. Als der Segler kirapp vom Bug frei und etwa einen Strich an Steuerbord eine halbe Seemeile

entfernt peilte, wurde das Ruder wieder backbord gelegt, um auf der. alten Curs zurückzukommen.

Jetzt

wurde auf der Brücke, etwa

5 Strich an Steuerbord, das rothe Licht eines Dampfers in etwa

2 Seemeilen Entfernung gesichtet.

Es wurde auch vom Ausguck

mann gemeldet, aber erst, nachdem es bereits von der Brücke auf­ bemerkt worden war.

Der Ausguckmann bezeichnet das Licht, das

er gesehen hat, als grün, während der Schiffer und der zweite Steuer

mann übereinstimmend erklären, es sei, wie sie es zuerst sichteten, rot!)

3

Schraubendampfer Roland und Nifa.

gewesen.

Der zweite Steuermann bezeugt ferner, er habe während

des Ausweichens vor dem Segler, hinter diesem das weiße Toplicht eines Dampfers, sonst keine Lichter, bemerkt.

Er erklärt ferner, wie

er auf der Brücke das rothe Licht des andern Dampfers etwa eine

Seemeile entfernt gesehen, habe der Dampfer „Roland" nach Angabe

des

Steurers bereits

wieder

WSWVoW

mißweisend,

oder

unter

Berechnung von 5" Dst Deviation W5W nach dem Tompaß angelegen

und der Segler sei bereits etwa 3 Strich achteraus gewesen.

Der

Schiffer hat nun sofort, als er das rothe Licht erblickte, das Ruder

backbord legen lassen, worauf der Dampfer 2 Strich nach Steuerbord abgefallen sei.

Nun habe plötzlich der andre Dampfer zunächst beide

Lichter und gleich darauf nur das grüne Licht gezeigt.

Der Schiffer

ließ sofort das Ruder hart backbord legen, infolgedessen der Darnpfer

noch weitere 5 Strich, nach Angabe des zweiten Steuermanns, nach

Steuerbord abgefallen ist.

Da der andre Dampfer fortfuhr fein grünes

Licht zu zeigen, somit die Gefahr des Zusammenstoßes drohte, ließ

der Schiffer das Tommando „halbe Kraft rückwärts" und unmittelbar darauf „volle Kraft rückwärts" in die Maschine geben, und zwar nach Angabe des Schiffers und des zweiten Steuermanns mindestens zwei Minuten vor dem wirklichen Zusammenstoß.

commando wurde sofort beantwortet.

Das Maschinen-

Schiffer Lose und, zweiter Steuer-

niaim Meinecke waren deshalb überzeugt, daß die Maschine rückwärts arbeitete.

Als sie jedoch gleich darauf bemerkten, daß das Schiff an

Fahrt nichts verlor,

scheinen

sie

in

dieser Ueberzeugung wankend

geworden zu sein, denn kurz vor dem Zusammenstoß wiederholten sie

die oben angegebenen Maschinencommandos.

Der erste Maschinist

Gnken sagt aus, beim Zusammenstoß, den er deutlich gespürt, sei die Steuerung noch nicht umgelegt gewesen; das sei erst unmittelbar nach

den: Zusammenstoß geschehen, nach Ausweis des Maschinentagebuches um \ \ Uhr

Minuten.

Als die Tommandos das erste mal in die

Maschine abgegeben wurden, war niemand am Maschinentelegraphen.

Der

erste Maschinist Dnken befand sich zufällig zur Revision im

Heizraum, der wachthabende Maschinist gerbst zufällig zur Revision

im Kesselraum, der vierte Maschinist hoegg zufällig oben im Store­ raum und der Assistent Mendt etwa entfernt in der Mittelstation.

\2 Schritt vom Telegraphen

Wer das erste Maschinencommando

beantwortet hat, hat nicht festgestellt werden sönnen.

Sicher ist nur,

daß die genannten vier Personen es nicht gethan haben und daß der

wachthabende Maschinist herbst, der, als auf das Anschlägen des

Telegraphen sämmtliche genannten Personen herbei eilten, zuerst an-

4

Scbrcuibenbcimpfcr Roland und Nifa.

kam, den Telegraphen auf volle Kraft rückwärts stehend vorfand, ohne daß jedoch die Steuerung umgelegt gewesen wäre, was er nun­ mehr sofort gethan habe. Er will gesprächsweise gehört haben, daß der Gberheizer Fouckhardt, der zufällig vorbeigegangen, als der Telegraph anschlug, den Telegraphen bedient habe. Das Seeamt nimmt an, daß die Maschinisten mit größtmöglicher Beschleunigung auf das Anschlägen des Telegraphen herbeigeeilt sind, herbst will sogar den Weg von: Aesselraum bis dahin in einer Secunde zurück­ gelegt haben. Nach der Entfernung des Kesselraums vom Telegraphen ist der weg aber unter einer Minute selbst bei größter Eile nicht

zurückzulegen. Der Zusammenstoß erfolgte, nachdem der Schiffer noch dem andern Dampfer in englischer Sprache zugerufen, was er vorhabe, ohne Antwort zu erhalten. Die beiden Dampfer trafen sich in einem spitzen Winkel und zwar, wie man sich nach dem Zusammenstoß auf dem „Roland" überzeugte, hatte der andre Dampfer mit seinem Steven den Backbordbug in der höhe der 25 Fußmarke getroffen, war bei­ geklappt, so daß -er zweite Steuerntann von der Brücke aus noch die Schraube des andern Dampfers einen Augenblick gesehen hatte und war dann, fast einen Kreis beschreibend, mit Steuerbordruder weiter gefahren. Signale und Rufe waren auf dem „Roland" von niemand gehört worden. Die auf der Brücke des „Roland" befindlichen Personen verloren den andern Dampfer sofort aus Sicht; der Matrose Fritzsche, der auf dem Vorderdeck beschäftigt war, hat allerdings den andern Dampfer, noch nachdem die Schiffe frei von einander waren, in einer Entfernung von etwa sOO m an Backbord achteraus liegen sehen, als der „Roland" schon die Weiterfahrt wieder ausgenommen hatte. Um \\ Uhr 56 Minuten setzte nach dem Maschinentagebuch der Dampfer „Roland" seine Reise fort. Die Schäden des Dampfers bestanden in einer Beule und einem kleinen koch an der Backbord­ wandung, das sofort mit Tement gedichtet werden konnte. II. Der dänische Dampfer „Nifa" war nach Angaben seines Schiffers, Westergaard, vor etwa H Jahren in Schottland aus Eisen gebaut und stand im Eigenthum einer Actiengesellschaft in Kopenhagen. Das Schiff hatte 333 Register-Tons Netto-Raumgehalt, die Besatzung bestand aus (3 Mann. Das Unterscheidungs-Signal war weder dem Schiffer noch dem Steuermann bekannt. Das Schiff hatte am September f893 mittags Poole verlassen und war in Wasserballast nach Blyth bestimmt; es hatte einen Tiefgang von 5*/e Fuß vorn und y Fuß hinten. Die Fahrgeschwindigkeit betrug 8*/« bis 9 Knoten.

Schraubendampfer Roland und Nifa.

5

Abends (0 Uhr 30 Minuten begab der Schiffer sich ins Karten« zimmer, nachdem er dem Steuermann aufgetragen, sobald das Royal Sovereign-Feuerschiff paffirt sei, solle der Turs, der bis dahin