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German Pages 270 [272] Year 2006
TEXTE U N D TEXTGESCHICHTE
Herausgegeben von Klaus Grubmüller, Konrad Kunze und Georg Steer
Niels Bohnert
Zur Textkritik von Willirams Kommentar des Hohen Liedes Mit besonderer Berücksichtigung der Autorvarianten
Max Niemeyer Verlag Tübingen 2006
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN-13: 978-3-484-36056-3 ISBN-10: 3-484-36056-9
ISSN 0081-7236
© Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2006 Ein Unternehmen der K. G. Saur Verlag GmbH, München http://www.niemeyer.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Druck: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten Einband: Norbert Klotz, Jettingen-Scheppach
Edibus ex priscis tua cum plantaria mittis: Punica mala ferens paradysus adest mihi prgsens. 68L1-2
Reliquum est, ut strictim ea quoque attingamus caritatis opera, quae e cellae recessu effluunt et prae ceteris monasticam redolent humilitatem, industriam ac dilectionem. Sacra dico vel literarum vel artium monumenta, quae a monachis elaborata in lucem exeunt et divinae veritatis caritatisque radios usque ad extremum effundunt orbis terminum. Hujusmodi operibus efficitur, ut sacra scientia et Caritas quasi duo luminaria e claustro effulgentia longe lateque collustrent atque incendant animos, vel tanquam duo Cherubim sese efferant, lucidis alis populo fidelium impendentes. Maurus Wolter OSB: Praecipua Ordinis monastici Elementa Brugis 1880, p. 621s
Vorwort
Die vorliegende Untersuchung gilt der Frage, wie sich die Handschriften, die den von Williram von Ebersberg in der zweiten Hälfte des elften Jahrhunderts verfaßten Kommentar des Hohen Liedes überliefern, nach Maßgabe ihrer Abstammung zueinander verhalten; sie führt auf einer verbreiterten Materialgrundlage die auf diesem Gebiet von Joseph Seemüller, Paul Pietsch, Erminnie H. Bartelmez und Willy Sanders geleistete Arbeit fort. Die Williram-Überlieferung ist textkritischer Behandlung zugänglich, das heißt es ist möglich, anhand von Leitfehlern ein Stemma der Textzeugen aufzustellen, wenn man zusätzlich annimmt, daß einige Varianten auf den Autor selbst zurückgehen, der nacheinander mehrere jeweils leicht verbesserte Fassungen seines Textes in Umlauf brachte. Die philologische Erklärung dieser Autorvarianten wird daher zu einem notwendigen und Hauptbestandteil der Untersuchung, die ihrem engeren Zweck gemäß lediglich eine zuverlässige Grundlage für eine kritische Ausgabe von Willirams Text schaffen und der weiteren Erforschung der späteren, nicht mehr vom Autor beeinflußten Schicksale dieses Textes vorarbeiten will. Darüber hinaus bietet die Arbeit Stoff für Erörterungen, die in einem allgemeineren Zusammenhang über die textkritische und editorische Behandlung von Autorvarianz geführt werden mögen. Die Arbeit lag im Wintersemester 2004/05 am Fachbereich für Sprachund Literaturwissenschaften der Universität Trier als Dissertation vor. Mein Dank gilt zuerst und besonders Professor Dr. Kurt Gärtner für ein wunderbares Thema und dafür, daß er mir bei dessen Ausführung jede Freiheit gelassen hat. Professor Dr. Christoph Gerhardt hat die Untersuchung von Anfang an per uicos et plateas begleitet und durch seine Kritik gefördert. Professor Dr. Erminnie H. Bartelmez (f 29. April 2004), Gertrud Bauer M. A. und Professor Dr. Hans-Ulrich Schmid haben mir in großzügiger Weise Mikrofilme und Mikrofilmabzüge von Textzeugen zur Verfügung gestellt. Den Herren Professoren Dr. Klaus Grubmüller, Dr. Konrad Kunze und Dr. Georg Steer danke ich für die Aufnahme der Arbeit in die Reihe »Texte und Textgeschichte«. Trier, Ostern 2006
N.B.
Inhalt
Einleitung 1 Die Handschriften 13 Materialgrundlage der Arbeit 16 Zitierweise und Variantenanführung 17 I. Hauptgliederung 21 II. Die Hauptgruppe der Breslauer Handschrift 33 1. Die Gruppe Ha Vi Ein Zü 33 2. Die Breslauer Handschrift und die Gliederung der Hauptgruppe b 38 3. Die Abschriften der Breslauer Handschrift 58 a) Die Trierer Handschrift 59 b) Die Mainzer Handschrift 62 c) Die Berliner (B,) und die Reimser Handschrift 66 d) Die Wolfenbütteler und die Wiener (Va) Handschrift . . . 71 e) Die Gruppe B2 Po Dd Kb 75 Die Berliner (B2) und die Pommersfeldener Handschrift . . 77 Die Dresdener und die Koblenzer Handschrift 80 III. Die Hauptgruppe der Ebersberger Handschrift 85 1. Die Archetypen e t und e2 85 2. Die Abschriften des Archetyps e2 113 a) Die Leidener und die Pariser Handschrift 121 b) Die Gruppe St Bin Nü Kö Da 124 Exkurs zu 116Glf. 126 Die Gruppe St Bin Nü 128 Die Kölner und die Darmstadter Handschrift 136 Zusammenfassung 140 P Exkurs zu Vers 26L1 140 3. Der Archetyp e3 142 Exkurs zu 49L1-10 152
X
Inhalt
4. 5. 6. 7. 8.
Die Abschriften des Archetyps e3 Der Archetyp e4 Die Abschriften des Archetyps e4 Der Archetyp e s Die Abschriften des Archetyps e s a) Die Gruppe In Esz Os b) Die Gruppe Eb Kre Lam M1 und die Gliederung des Archetyps e s Exkurs zu den Paraphrase-Handschriften M3 und M4 Zusammenfassung IV. Kreuzungen 1. Autorvarianten 2. Fehler Zusammenfassung Anhang I: Verzeichnis der Autorvarianten Anhang II: Prosodische Besonderheiten Anhang III: Zum codex Palatinus Anhang IV: Das Krakauer Fragment Anhang V: Willirams Wiederholungen Anhang VI: Zur neuesten Williram-Ausgabe Stemma Literaturverzeichnis
154 160 162 165 173 173
. . .
176 186 188 189 189 204 211 215 219 223 225 239 245 248 251
Einleitung
Als Williram, der Abt des oberbayerischen Benediktinerklosters Ebersberg, um das Jahr 10601 seinen Kommentar des Hohen Liedes schrieb, wollte er einen Beitrag dazu leisten, daß der theologische Lehrbetrieb, in welchem damals unter dem Einfluß frühscholastischer Gelehrter die dialektische Methode immer weitere Geltung erlangte, wieder stärker auf die Lektüre und Auslegung der Heiligen Schrift ausgerichtet würde.2 Ein Exemplar des Werkes übersandte er dem König Heinrich IV. mit einem poetischen Widmungsschreiben,3 in dem er über sein beschwerliches Alter klagt und darum bittet, Ebersberg verlassen und in sein Profeßkloster Fulda zurückkehren zu dürfen. Diese Gnade hat ihm sein Kommentar zwar nicht erwirkt - Williram starb 1085 als Abt von Ebersberg - ; seinen eigentlichen, theologischen Zweck aber hat er erfüllt: davon zeugt eine breite und vielgestaltige handschriftliche Überlieferung, die noch vierhundert Jahre nach Williram lebendig war. Derart beliebt war der Kommentar freilich kaum wegen seines Inhalts, denn Willirams Auslegung beruht fast zur Gänze auf jener des Haimo von Auxerre, der im neunten Jahrhundert geschrieben hatte;4 vielmehr müssen die Gründe, aus denen Willirams Kommentar für unterschiedliche Personenkreise verschiedener Zeiten brauchbar wurde, im Formalen gesucht werden. Williram teilt den Text des Hohen Liedes in 149 Abschnitte ein, von denen er jeden zweimal kommentiert, in Versen und in Prosa. Bei den Versen handelt es sich um lateinische gereimte (leoninische) Hexameter, und jeder Abschnitt des Hohen Liedes wird zuerst paraphrasiert, dann ausgelegt; die Prosa bietet 1
Zur Datierung vgl. GÄRTNER, VL 2 10 (1999) Sp. 1158f. - Das Folgende hat nur den Zweck, zur textkritischen Fragestellung dieser Arbeit hinzuführen; für alle sonstigen Probleme Willirams sei auf die Bibliographien von BARTELMEZ (Ausg. S. 572-573), GENTRY (S. 151-160), ZERFASS ( S . 2 2 7 - 2 4 6 ) , GÄRTNER ( V L 2 1 0 [ 1 9 9 9 ] S p . 1 1 6 8 - 1 1 7 0 ) , SCHÜTZEICHEL/MEINEKE
(Ausg. S. 11-23) verwiesen. 2
Vgl. die Prefatio, PL-27 (Willirams Kommentar wird nach der Ausgabe von BARTELMEZ zitiert; näheres dazu s. u. S. 17). Indem Williram die scholastische Richtung der Theologie kritisiert, erweist er sich, seinem Mönchsberuf entsprechend, als Vertreter der monastischen Richtung. Zum Unterschied von scholastischer und monastischer Theologie vgl. LECLERCQ S. 2 1 3 - 2 5 9 .
3
Herausgegeben von DITTRICH, ZfdA 76, 1939, 63; SCHÜTZEICHEL/MEINEKE, Ausg. S. 39; LÄHNEMANN/RUPP, Ausg. S. 2.
4
V g l . OHLY, H o h e l i e d - S t u d i e n S . 7 3 - 7 5 ; SCHUPP S . 5 2 - 5 8 .
2
Einleitung
entsprechend für jeden Abschnitt eine deutsche Übersetzung mit anschließender Auslegung. Diese ist, anders als die rein deutsche Übersetzung, in einer deutsch-lateinischen Mischsprache abgefaßt, die dadurch gekennzeichnet ist, daß sich wichtige theologische Begriffe und oft die Satzschlüsse lateinisch in den ansonsten deutschen Text einfügen.5 Der lateinische Vers- und der (überwiegend) deutsche Prosakommentar stellen nun nicht etwa, wie man annehmen könnte, verschiedene Arten der Hoheliedauslegung einander gegenüber, sondern sagen im großen und ganzen dasselbe, der eine mit dem Schwung des dichterischen Ausdrucks, der andere mit prosaisch-sachlicher Präzision.6 Indem sie sich wechselseitig ergänzen, bilden sie zusammen eine Einheit, die sowohl der poetischen Qualität des Hohen Liedes gerecht wird, als auch dessen theologischen Gehalt klar und eindeutig darstellt. Um diese Einheit recht augenfällig zu machen, legt Williram die Handschriften seines Doppelkommentars dreispaltig an: der Text des Hohen Liedes steht in größerer Schrift in der mittleren Spalte und wird links vom Verskommentar, rechts vom Prosakommentar flankiert;7 darüber hinaus bezeichnen bei jedem Hohelied-Abschnitt Initialen den Anfang der Versparaphrase, der deutschen Übersetzung sowie der Vers- und Prosaauslegung. Diese Einrichtung bewahren die ältesten, aus der Zeit des Autors stammenden sowie eine Reihe jüngerer Handschriften. Ebenso sorgfältig, wie Williram sein vielgliedriges Werk im Großen anordnet, achtet er im Kleinen auf Orthographie und sinnvolle Interpunktion.8 Der Erfolg des Kommentars beruht hauptsächlich auf drei Neuerungen Willirams: im Gedicht legt er den ersten metrischen Gesamtkommentar des Hohen Liedes vor;9 in seiner Prosa »wird die abendländische Hoheliedauslegung zum erstenmal auch volkssprachig und zwar deutschsprachig«;10 in beiden Teilen des Werkes überträgt er die dialogische 5
Willirams Mischprosa ist in mehreren Untersuchungen ausgiebig erforscht worden, vgl. die Literaturhinweise von GÄRTNER, VL 2 10 (1999) Sp. 1163f. 6 Das Werk steht damit in der Tradition des opus geminatum, vgl. SCHUPP S. 113-174. 7 Vgl. Prefatio, P27-32. 8 Willirams regelmäßige Orthographie ist natürlich in erster Linie hinsichtlich des Deutschen bemerkenswert, weil es dafür, anders als im Falle des Lateins, keine allgemein anerkannte Norm gab. Besonders zu erwähnen ist, daß Williram bei deutschen Wörtern systematisch Wortbetonung und Vokalquantität mit Akzenten bezeichnet, vgl. KRUSE S. 10-45; GÄRTNER, WilliramÜberlieferung als Quellengrundlage S. 48-50. Die Interpunktion der ältesten Handschriften geht im wesentlichen auf Williram zurück. Gewöhnlich bezeichnet der punctus (.) Pausen unterhalb der Sinneinheit, der punctus elevatus ( / ) - von BARTELMEZ als Kolon (:) wiedergegeben Sinneinheiten innerhalb der Periode, deren Ende der punctus versus (;) bzw. punctus interrogativus (Γ") oder der einfache punctus mit folgendem Großbuchstaben anzeigt (vgl. LÄHNEMANN/RUPP, Ausg. S. XXVI und im allgemeinen BISCHOFF S. 224-226; PARKES S. 35f.). 9
Vor Williram hatte Hincmar von Reims in seinem Ferculum Salomonis Ct 3,9f. in elegischen Distichen ausgelegt, vgl. OHLY, Hohelied-Studien S. 87-91. 10 OHLY, Hohelied-Studien S. 99. - Williram begründet in der Prefatio nicht, warum er deutsch
Einleitung
3
Struktur des Hohen Liedes, das weithin als Wechselrede von Bräutigam und Braut gestaltet ist, auf seine Auslegung, die er Christus und der Kirche in den Mund legt.11 Schließlich mag auch die Kürze des Kommentars seine Verbreitung gefördert haben. Je nachdem, welche der genannten Vorzüge in den vierhundert Jahren der Überlieferung mehr oder weniger geschätzt wurden, gestalteten sich die Schicksale des Textes verschieden. Vom Doppelkommentar sind 25 Handschriften und Handschriftenfragmente sowie ein Druck aus dem elften bis sechzehnten Jahrhundert erhalten; kein anderer volkssprachlicher Text der spätalthochdeutschen oder frühmittelhochdeutschen Zeit erfreute sich ähnlich breiten Interesses und anhaltender Beliebtheit.12 Der Verskommentar fand auch für sich genommen beachtlichen Anklang, er ist in sechzehn Handschriften und Fragmenten ohne den Prosakommentar überliefert, zu denen noch zwei Handschriften treten, die nur die Paraphrase, nicht auch die Auslegung bieten. Eine Handschrift enthält den Prosakommentar allein. Somit überliefern Willirams Werk insgesamt 45 Textzeugen des elften bis sechzehnten Jahrhunderts ganz oder teilweise.13 Die Zahlenverhältnisse der erhaltenen Handschriften scheinen dafür zu sprechen, daß das Interesse in der autornahen und der unmittelbar darauf folgenden Zeit überwiegend am Gesamtwerk des Doppelkommentars bestand, sich im späten zwölften Jahrhundert auf das Gedicht verengte und sodann ziemlich zum Erliegen kam, um schließlich im fünfzehnten Jahrhundert wieder aufzuleben, wobei vorzüglich der Prosa Beachtung geschenkt wurde.14
schrieb. Vermutlich wollte er den Abstand von Dichtung und Prosa stärker fühlbar machen, indem er der traditionsreichen Form und Sprache des lateinischen Hexameters die Muttersprache gegenüberstellte. Damit belebte und erneuerte er die literarische Form des opus geminatum und überbot seine Vorbilder (aemulatio), ohne mit der Überlieferung zu brechen. - Willirams Prosa ist im übrigen vorbildlich stilisiert, vgl. EGGERS I S. 319: »Ungekünstelt, in durchsichtigem Aufbau und in gefälliger Schönheit fließen seine Sätze«. Eggers nimmt sogar an (S. 317), daß Williram »mit seiner starken formalen Begabung einen sehr bedeutenden Beitrag zur Schaffung einer deutschen Kunstprosa geleistet hat.« Vgl. SCHERER S. 295. 11 Vgl. Willirams Prefatio, P39f. (dazu SCHERER S. 291; PIETSCH, ZfdPh 10, 1879, 219; DITTRICH, ZfdA 84, 1953, 192). OHLY, Hohelied-Studien S. 102 spricht von einer zu Willirams Zeit einzigartigen »Form der dramatischen Selbstauslegung des Wortes«. - Indem Williram die Auslegung dialogisch gestaltet und in den Versen poetisch ausdrückt, läßt er zwei Merkmale, die das Hohe Lied von anderen biblischen Büchern unterscheiden, auch im Kommentar unmittelbar spürbar werden. 12 Vgl. GÄRTNER, Williram-Überlieferung als Quellengrundlage S. 27-29. 13 Eine typologische Gliederung der Überlieferung gibt GÄRTNER, Handschriften S. 8-16. 14 Diese Periodisierung kann nur vermutet werden, weil nicht abzuschätzen ist, ob die Zahlenverhältnisse der heute bekannten Überlieferung mit jenen des einst Vorhandenen übereinstimmen. Davon abgesehen, läßt sich die zweite Periode (etwa 1170-1230) nicht sicher abgrenzen, weil viele Williramhandschriften, zumal solche, die nur das Gedicht enthalten, nur auf das Jahrhundert genau datiert sind.
4
Einleitung
Angesichts der literaturgeschichtlichen Bedeutung des Kommentars und der seit langem bekannten Tatsache, daß die Handschriften im Textbestand Unterschiede aufweisen, die kaum anders erklärt werden können, als daß Williram selbst zwei oder mehr Fassungen des Textes in Umlauf gebracht hat, verwundert es, daß trotz vierhundertjähriger wissenschaftlicher Beschäftigung15 noch keine Ausgabe vorliegt, die dem überlieferten Befund voll gerecht wird.16 Die bislang einzige im eigentlichen Wortsinn kritische Ausgabe hat Seemüller 1878 veranstaltet, sein Text beruht auf der Ebersberger (Eb) und der Vatikanischen Handschrift (codex Palatinus: Pal);17 die übrigen sind Handschriftenabdrucke teils ohne, teils mit Variantenapparat: Hoffmann gibt 1827 die Breslauer und die Leidener Handschrift (Ley) im Paralleldruck heraus, von der Hagen druckt 1841/43 die Berliner (ehemals Lambacher: Lam), Sanders 1971 die Leidener Handschrift.18 In den soweit genannten Ausgaben ist im Gegensatz zu den drei folgenden Willirams Verskommentar fortgelassen. Die 2001 erschienene Ausgabe von Schützeichel und Meineke gibt den Text der Ebersberger Handschrift in allen Einzelheiten getreu wieder19 und enthält außerdem sämtliche Varianten der Breslauer und der Vatikanischen Handschrift; sie bietet somit eine Bestandsaufnahme der ältesten Überlieferung, wenn auch mit der wichtigen Ausnahme der Leidener Handschrift.20 15
Von Merulas Ausgabe der Leidener Handschrift im Jahr 1598 an gerechnet. Zur frühen Forschungsgeschichte vgl. DITTRICH, ZfdA 82, 1948/50, 63; SANDERS, Willeram S. 65ff.; SCHÜTZEICHEL/MEINEKE, A u s g . S. 2 6 f .
16
Im folgenden werden nur die neueren Ausgaben angeführt; frühere Ausgaben nennt GÄRTNER, Handschriften S. 17. - Eine Liste der Handschriften mit ihren Siglen s. u. S. 13ff. 17 Vgl. SEEMÜLLER, Handschriften S. 77 = Ausg. S. XII. - DITTRICHS geplante Ausgabe ist nicht erschienen, muß aber weit gediehen sein, vgl. ZfdA 76, 1939, 51 Anm. zu Nr. 1; ZfdA 82, 1948/50, 49 Anm. 2; 56 Anm. 1; ZfdA 84, 1953, 179 Anm. 2. Sie beruhte sicher auf der Ebersberger Handschrift, vgl. besonders ZfdA 82, 1948/50, 64. 18 SANDERS, Willeram S. 342-345 (= Anhang IV: Gruppenabweichungen im Leidener Willeram) liefert gewissermaßen den kritischen Apparat zu dieser Ausgabe. 19 SCHÜTZEICHEL hat die Ebersberger Handschrift autopsiert, vgl. Ausg. S. 10, 29, 35. 20 An einigen wenigen Stellen weichen Schützeichel/Meineke von früheren Ausgaben ab (im folgenden beziehen sich Seitenzahlen auf die Ausgabe von Schützeichel/Meineke, Willirams Kommentar wird gemäß dieser nach Seite, Spalte und Zeile der Ebersberger Handschrift und hinter Schrägstrich entsprechend nach der Ausgabe von Bartelmez [Bart.] zitiert): S. 39, 8 v b l 8 hinter meu nach DITTRICH, ZfdA 76, 1939, 63 »Rasur, aber m nicht nachgetragen« S. 72 zu 17 r al7-18/36Ll lies sensus meus S. 76 zu 18 r c5/38G12.6 ist fehlt Br S. 77, r 18 c 19/39G5.7 diu] Bart, stu Eb Pal usw. ist Druckfehler S. 78 zu 18 v c22/41G7.2 bitter] Bart, bitteron Pal (s. u. S. 205 Anm. 45) zu 18 v a33/42L4.2 ex] e Br (s. u. S. 54) S. 82 zu 19 v c25/45G4.7 sä in Br nach Bart, »erased, barely legible« (s. u. S. 40 Anm. 18) S. 91 zu 21 v c26/48G41.1 Bart, richtig ze Br, ohne Akzent: das diakritische Häkchen unterscheidet e von c (ebenso in 31rc 15/67G4.5 dannen Br; s. u. S. 61) S. 100 zu 24 r c7/52G24.9 er in Br nach Bart, »illegible, traces visible« S. 127, 30 v a29/66L10.4 und S. 133, 32 v a5/68L17.4 desit] Bart, richtig defit Br Eb Pal S. 154 zu 37 v a22/81L8.3 amplexum] in Br α aus e
Einleitung
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Ein Sonderfall ist die 1930 von Bloomfield begonnene, von Bartelmez vollendete und 1967 veröffentlichte Ausgabe. Auch diese gibt grundsätzlich den Text einer, und zwar der Breslauer Handschrift wieder, in den aber einige Zusätze nach der Ebersberger Handschrift mit aufgenommen sind,21 so daß es besonders in Kapitel 18 zu einer widrigen Vermischung zweier Fassungen kommt.22 Bartelmez' »Critical Edition« ist daher nicht im üblichen Sinne »kritisch«; ihr Hauptwert liegt im Lesarten-Anhang, der die vollständige Kollation von sechzehn weiteren Handschriften enthält.23 - Die neueste, von Lähnemann und Rupp besorgte Ausgabe (2004) bringt neben dem Text eine vollständige Übersetzung von Willirams Kommentar und des beigegebenen Kommentars von Haimo von Auxerre sowie Nachweise der von Williram zitierten Schriftstellen.24 Eine wahrhaft kritische Ausgabe von Willirams Kommentar fehlt nun nicht etwa, weil eine solche unmöglich oder unnötig wäre, sondern weil die Überlieferung nicht sorgfältig genug erforscht wurde. Das Problem liegt also im Bereich der Textkritik, genauer gesagt, der Recensio. Im folgenden wird daher zunächst berichtet, mit welchen Ergebnissen bisher versucht wurde, die Abhängigkeitsverhältnisse der Handschriften zu klären; anschließend werden das Ziel und die Methode der vorliegenden Untersuchung beschrieben. Über die Textkritik der gesamten Williram-Überlieferung haben Seemüller und Bartelmez gehandelt sowie in Auseinandersetzung mit diesen Pietsch und Sanders.25 Weder Seemüller noch Bartelmez haben das ihnen zur Verfügung stehende Material vollständig benutzt, und ihre Ergebnisse, die sie korrigiert nach Bart., Ausg. S. xxii (s. u. S. 208) S. 155, 37 v a24/81L9.1 Glosse scilicet est] Bart, fälschlich sed est (dies nur Bg Nb und Molther im Text) S. 162 zu 39 v a7/87L8.7 lauit (ä) ist Präs., in Eb korrekt mit presens glossiert; vgl. LEUMANN S. 544, mehrfach bei Vergil und Horaz S. 192 zu 47 r c4/ 106G14.6 mih] in Br nach Bart, h aus r korrigiert (s. u. S. 114) S. 203 zu 49 v a25/l 13L9.5 Lucrisue Br S. 226 zu 55 v a9/127L5.1 Diuvl ganda Br (Loch im Pergament nach Bart. S. xx) S. 233 zu 5 7 r b 3 - 4 / 130V2.9-10 me nemo Br S. 249 zu 61'c 18f./ 141G13.2 sacrarum] Bart., Seemüller sanctarum Eb (s. u. S. 172) Zu Rasuren s. u. S. 41 (Br) und S. 110 Anm. 92 (Eb). 21
Die betreffenden Stellen sind: 18L6-12, 30L5-13, 49L1-10, 123L9-10 im Gedicht und 40G5.3-8, 127G1.5-6 in der Mischprosa; außerdem sind die Textlücken der Breslauer (149L13; 45G4.7, 52G24.9, 148G7.2, 149G4.3) nach der Ebersberger Handschrift ergänzt. 22 Williram hat 18L3-5 durch 18L6-12 ersetzt und nicht ergänzt. Die seltsame Textherstellung Bartelmez' ist rein technisch bedingt: es »simplifies notation of variants and makes for greater clarity« (Ausg. S. xxiv). 23
24 25
Zu der auf Bartelmez' beruhenden Ausgabe von MEYER vgl. GÄRTNER, Williram-Überlieferung als Quellengrundlage S. 29 Anm. 21. Einige Anmerkungen zu dieser Ausgabe sind im Anhang VI zusammengestellt, s. u. S. 245. V g l . SEEMÜLLER, H a n d s c h r i f t e n S . 1 - 7 8 , d a z u PIETSCH, Z f d P h 9 , 1 8 7 8 , 2 3 1 - 2 3 8 u n d S A N DERS, W i l l e r a m S . 9 4 - 9 6 ; BARTELMEZ, A u s g . S . x v i i i - x x i i i , d a z u SANDERS, W i l l e r a m S . 9 6 - 9 8 .
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Einleitung
jeweils in einem Stemma zusammengefaßt haben,26 müssen nach der Kritik von Pietsch und Sanders im ganzen als verfehlt gelten, mögen sie auch in vielem Einzelnen zutreffen. Seemüller hat, geleitet wohl von einem in der Germanistik seiner Zeit eingewurzelten rein sprachwissenschaftlichen Interesse an Willirams Kommentar,27 den grundsätzlichen, von Pietsch gerügten Fehler begangen, daß er seiner Untersuchung nicht den ganzen Text von Willirams Kommentar zugrundelegte, sondern nur den »deutschen« Teil, das heißt die Übersetzung des Hohen Liedes und den mischsprachlichen Prosakommentar, die zusammen etwas mehr als die Hälfte des Werks ausmachen. Die lateinischen Teile, besonders die Hexameter, bieten jedoch Varianten, deren Verteilung sich seinem Bild der Überlieferung nicht fügt.28 Hinzu kommt, daß er öfters den textkritischen Wert von Abweichungen im Formwort- und orthographischen Bereich zu hoch veranschlagt; seine Einschätzung der Leidener Handschrift bezeichnet Sanders als »ein Gemisch aus Irrtum und Voreingenommenheit«,29 und Ähnliches gilt für die Kaisersheimer Handschrift.30 Bartelmez hat diese Fehler gemieden; zur Klärung der Handschriftenverhältnisse zieht sie den ganzen Text heran, und die Beweiskraft der einzelnen Abweichungen wägt sie sorgfältig ab. Zu ihrer Unterscheidung dreier aufeinanderfolgender Redaktionen I, II und III, deren älteste Repräsentanten die Leidener (Ley), Ebersberger (Eb) und Breslauer (Br) Handschrift sind, ist sie dennoch unter dem suggestiven Eindruck einer einzigen Textstelle gelangt: Vers 36L1 überliefern die genannten drei Handschriften sowie ihre jeweiligen Verwandten in drei Fassungen. Den Umstand, daß dieser Vers in Br über die ausradierte, spurenhaft noch erkennbare Fassung von Eb geschrieben ist, deutet Bartelmez dahingehend, daß Williram die ältere Fassung von Eb durch jene von Br ersetzte, in der sie die »Ausgabe letzter Hand« erkennen möchte; für die Leidener und Stuttgarter (St) Handschrift, die eine dritte Fassung bieten, nimmt sie eine weitere, noch vor jener von Eb liegende Redaktion an.31 Dagegen ist vor allem zu sagen, daß aus dem Nacheinander der beiden 26
Vgl. SEEMÜLLER, Handschriften S. 74, Ausg. S. XI; BARTELMEZ, Ausg. S. xxvi; beide Stemmata auch bei SANDERS, Willeram S. 93. 27 Vgl. PIETSCH, ZfdPh 9, 1878, 233. Seinen unmittelbaren Vorgängern lag es gleichwohl fem, Williram auf sein Deutsch zu reduzieren: VON DER HAGEN gab seinem Abdruck der Lambacher Handschrift wenigstens den lateinischen Vulgatatext bei (zur Notwendigkeit vgl. PIETSCH, ZfdPh 10, 1879, 216), und HOFFMANN kündigte in der Vorrede seiner Ausgabe (S. 7) einen zweiten Band an, der unter anderem die lateinischen Teile des Hohelied-Kommentars enthalten sollte, jedoch nicht mehr erschienen ist. 28
V g l . PIETSCH, Z f d P h 9 , 1 8 7 8 , 2 3 3 f .
29
Willeram S. 94. 30 München, cgm 40 (Seemüllers Sigle P, Bartelmez' Mu), vgl. PIETSCH, ZfdPh 9, 1878, 235. 31
V g l . BARTELMEZ, A u s g . S . x i i u n d x v i i i - x i x .
Einleitung
7
Fassungen von 36L1 in der Breslauer Handschrift jedenfalls nicht ohne weiteres gefolgert werden durfte, daß Williram diese Fassungen in derselben Reihenfolge in Umlauf gebracht hat; vielmehr mußten bei der Recensio von den wenigstens 22 Varianten, die nach den von Bartelmez im Apparat gemachten Angaben in Br auf Rasur stehen, fünf aufgrund ihrer Verteilung den Verdacht horizontaler Überlieferung auf sich ziehen,32 mithin die übrigen Rasuren, darunter eben auch 36L1, gleicherweise verdächtig machen, die folglich bei der Aufstellung des Stemmas vorderhand hätten unberücksichtigt bleiben müssen.33 Hinzu kommt, daß Sanders gewichtige Gründe angeführt hat, die gegen die Breslauer Handschrift als »Ausgabe letzter Hand« sprechen.34 Unbeschadet dieses Fehlers bedeutet Bartelmez' Ausgabe auch in textkritischer Hinsicht einen Fortschritt, denn an dem reichen Variantenmaterial ihrer Ausgabe sind die Schlüsse, die Seemüller und sie selbst aus der Überlieferung zogen, erstmals nachprüfbar geworden. Zuletzt hat Sanders in seinem Buch über den Leidener Willeram ausführlicher zu textkritischen Fragen der Williram-Überlieferung Stellung genommen. Dazu veranlaßte ihn der Umstand, daß der Leidener Handschrift sowohl Seemüller als auch Bartelmez eine Ausnahmestellung zugesprochen hatten, wenn auch mit verschiedenen Gründen, entsprechend ihrer verschiedenen Beurteilung der Überlieferung: Seemüller denkt sie sich direkt aus dem Archetyp geflossen, hält sie also für die autornächste, freilich zugleich am meisten durch Schreiberwillkür verderbte Handschrift,35 während Bartelmez in ihr den Hauptzeugen für die früheste von drei Autorredaktionen sieht. Sanders gibt einen Überblick über die von Seemüller und Bartelmez unternommenen Versuche, die Verwandtschaftsverhältnisse der Handschriften aufzuklären, wobei er die grundlegende Unterscheidung zweier Hauptredaktionen, die zuerst Pietsch (ZfdPh 9, 1878, 238) klar erkannte, erneut und eindringlich gegen Bartelmez vertritt.36 Er gelangt zu folgenden Ergebnissen: N a c h a l l e m s c h e i n t der [Leidener W i l l e r a m ] e i n e Art M i t t e l s t e l l u n g z w i s c h e n der B r e s l a u e r Textredaktion einerseits, der Ebersberger andrerseits e i n z u n e h m e n , ins-
32
Nämlich 3L2.6 P (s. u. S. 53), 42L4.2 (S. 54), 6 2 L 5 . 4 - 6 (S. 49), 79L7.6 (S. 50), 90L13.4-5 (S. 51).
33
Zur Frage der Br-Rasuren vgl. SANDERS, Willeram S. 102f.; Näheres dazu s. u. S. 40.
34
Vgl. SANDERS, Willeram S. 100; ähnlich wie er argumentiert auch DITTRICH für Eb als »Ausgabe letzter Hand«, ZfdA 82, 1948/50, 55f.
35
Vgl. SEEMÜLLER, Handschriften S. 14 und 6 3 - 6 6 . - Die von Seemüller erschlossene und ebenfalls direkt aus dem Archetyp abgeleitete Freher'sche Handschrift (Sigle D; vgl. a. a. O. S. 14 und 7 0 - 7 3 ) hat PIETSCH, ZfdPh 10, 1879, 214f., als nicht existent erwiesen.
36
Vgl. SANDERS' Kapitel über »die Stellung des Leidener Willeram in der Williram-Überlieferung«, Willeram S. 9 0 - 1 0 5 , darin zu Seemüller S. 9 4 - 9 6 , zu Bartelmez S. 9 6 - 9 8 , zur Redaktionsfrage S. 9 8 - 1 0 1 .
8
Einleitung
gesamt jedoch mit um so viel größerer Nähe zu der letzteren Handschriftengruppe, daß der Ansatz einer eigenen Klasse [Ley], St sich kaum rechtfertigen läßt.37 Zusammenfassend wird man sagen dürfen, daß der [Ley]-Schreiber als Vorlage eine [Williram]-Handschrift benutzte, die zu den frühen Vertretern der Ebersberger Textkonstitution zu zählen ist; früh deswegen, weil eine bestimmte Überarbeitungsphase - die Umsetzung von christus und entsprechenden Begriffen in das der Bildwelt der Cantica adäquatere sponsus usw. - noch nicht durchgeführt war.38 Man wird sich überhaupt von der Vorstellung freimachen müssen, daß *Br und *Eb zwei völlig in sich abgeschlossene Textversionen bildeten, die eine sozusagen das Dichtungsoriginal, die andere eine vollständige, fertige Umarbeitung »letzter Hand«. Vielmehr erweist sich die Überlieferung einschließlich der Breslauer und Ebersberger Leithandschriften derart differenziert, daß man einen sukzessiven Bearbeitungsprozeß anzunehmen gezwungen ist bis zu der dem König überreichten Textgestalt, die einen gewissen Grad der Vollkommenheit erreicht haben wird.39
Sanders hat, da er nur die Stellung der Leidener Handschrift zu erhellen bemüht war,40 seine Ergebnisse nicht zu einer Gesamtschau der WilliramÜberlieferung ausgebaut und darauf verzichtet, ein eigenes Stemma aufzustellen. Gärtner hat versucht, Bartelmez' Stemma mit Sanders in Einklang zu bringen,41 jedoch wird sein Vorschlag der an zweiter Stelle zitierten Äußerung Sanders' nicht gerecht: denn da in seiner Redaktion II, von der Ley über Zwischenstufen abhängt, die von Sanders angesprochene Änderung von christus zu sponsus schon erfolgt ist,42 müßte dieselbe in Ley und seiner Gruppe spurlos rückgängig gemacht sein, was nicht glaubhaft ist. Aufgrund der geschilderten methodischen Mängel kann die auf dem Gebiet der Williram-Überlieferung bisher geleistete textkritische Arbeit nicht befriedigen. Zugleich weist die Erkenntnis, daß der Text zwei Hauptredaktionen erfahren hat, deren Zwischenstadien sich noch in den Handschriften abzeichnen, gerade der Textkritik eine Schlüsselrolle beim philologischen Verständnis dieses Werks zu.43 Denn mag auch die communis opinio zutreffen, nach "SANDERS, Willeram S. 101. Auch BARTELMEZ, Editionsberichte S. 168, spricht von »zwei Hauptgruppen« und »Zwischenredaktionen«. 38
SANDERS, W i l l e r a m S . 1 0 3 .
39
SANDERS, W i l l e r a m S . 3 0 4 .
40
V g l . SANDERS, W i l l e r a m S . 9 4 .
41
Vgl. GÄRTNER, Handschriften S. 6f., »vorläufiges Stemma« S. 7. Die bei Gärtner von Vorstufen von Ley abstammenden Handschriften Pal und Bg haben mit Eb sponsus. Wenn SCHRÖDER, AfdA 100, 1989, 67 = Kl. Sehr. 6 S. 309 (Rezension von GÄRTNER, Handschriften), textkritische Probleme bei Williram leugnet, so meint er damit in Anlehnung an SEEMÜLLER, Handschriften S. 1, daß der Text, wie ihn die beiden autornächsten Handschriften Br und Eb überliefern, keine nennenswerte Emendatio erfordert.
42
43
Einleitung
9
der die Ebersberger Handschrift einer Ausgabe letzter Hand gleichzustellen ist,44 so wird doch die Literaturwissenschaft an noch erkennbaren Vorstufen nicht vorbeisehen wollen; und auch die überlieferungsgeschichtliche oder sprachwissenschaftliche Betrachtung einzelner Handschriften45 setzt ja die Scheidung von Vorlage und Abschrift, das heißt aber die Kenntnis der Handschriftenverhältnisse voraus oder profitiert davon. Die hohe Zahl der von Bartelmez nicht herangezogenen, teilweise nach dem Erscheinen ihrer Ausgabe erst entdeckten Handschriften läßt dabei einen Neuansatz notwendig und lohnend erscheinen.46 Ein solcher wird in der vorliegenden Abhandlung unternommen. Aus der um Seemüllers und Bartelmez' Handschriftengliederung geführten Diskussion lassen sich dafür folgende Grundsätze entwickeln: 1. Anwendung der textkritischen Methode47 auf die gesamte Überlieferung von Willirams Kommentar, um zu einer genetischen Gliederung der Handschriften zu gelangen, wobei aber 2. nicht mit einem Archetyp, von dem sich die Textzeugen durch fortschreitende Verderbnis von Kopie zu Kopie immer weiter entfernt haben, sondern mit verschiedenen, vom Autor herrührenden Fassungen zu rechnen ist,48 die sich sehr wahrscheinlich zwei Hauptredaktionen werden zuordnen lassen. Konkret geht der Gliederungsversuch von folgender Beobachtung aus: Die beiden von der Forschung zu Recht als die autornächsten und besten angesehenen Handschriften, die Breslauer und die Ebersberger, unterscheiden sich hauptsächlich durch Lesarten, die weder Fehler sind, noch von einem anderen als dem Autor herrühren können.49 Es läßt sich zeigen, daß Eb an diesen 44 45
46 47
Vgl. GÄRTNER, Handschriften S. 6, außerdem SCHÜTZEICHEL/MEINEKE, Ausg. S. 9. Musterbeispiel ist SANDERS' »Kritische Lautlehre« der Leidener Handschrift, Willeram S. 232ff.; ähnliche Untersuchungen regt GÄRTNER, Handschriften S. 5 u. 18; ZfdPh 110, 1991, 28f. auch für andere Handschriften an. Vgl. auch GÄRTNER, Handschriften S. 6 - 8 . Vgl. MAAS; WEST S. 7-59. Zur Problematik mehrfacher Autorfassungen äußert sich KANTOROWICZ S . 5 - 7 u n d 5 0 .
48
Vgl. PIETSCH, ZfdPh 10, 1879, 216. - Auf Willirams Vorrede haben in diesem Zusammenhang hingewiesen SCHERER, Leben Willirams S. 298; PIETSCH, ZfdPh 9, 1878, 238; SANDERS, Willeram S. 101; Williram verspricht dort: Opusculum hoc quamdiu uixero. doctioribus emendandum offero. siquid peccaui. illorum monitu non erubesco eradere. siquid Ulis placuerit. non pigritor addere (P47-50). - Im Prolog zur Vita Sancti Aurelii berichtet Williram, daß er von Wilhelm von Hirsau um eine korrigierte Abschrift seines Kommentars gebeten wurde: ut nenias meas, quas in Cantica canticorum lusi, emendatas debeam transmittere (Acta SS. Nov. IV [1925] p. 137s; zitiert von GÄRTNER, VL 2 10 [1999] Sp. 1159).
49
Die gemeinten Varianten erfüllen die von EMONDS S. 6 - 8 aufgestellten Kriterien für Autorvarianten: 1. die Variante muß aus der Zeit des Autors stammen können und als echt erweisbar sein; 2. es muß ein Grund, aus dem der Autor seinen Text ändern wollte, vorhanden oder wenigstens erschließbar sein; 3. die Variante muß zu diesem Grund, der die Veränderung hervorrief, in Beziehung stehen. - Tatsächlich können alle im folgenden Williram zuge-
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Einleitung
Stellen gewöhnlich den besseren Text bietet, der jedoch jenen von Br voraussetzt. Die übrigen Handschriften lassen sich nun in Gruppen einteilen je nachdem, wie viele dieser Varianten sie mit Eb gemeinsam haben. Von diesen Gruppen hat eine denselben Text wie Br, d. h. sie bietet an keiner der betreffenden Stellen die Lesart von Eb, eine zweite hat einige Lesarten mit Eb gemeinsam, die dritte hat diese Lesarten und noch einige weitere mit Eb gemeinsam, und so fort bis hin zur letzten Gruppe, die an sämtlichen Stellen mit Eb übereinstimmt. Diese Reihe, in der die in den Handschriftengruppen überlieferten Texte demjenigen von Eb immer ähnlicher werden, kann nicht auf Zufall beruhen; da Autorvarianten vorliegen, müssen mindestens ebensoviele aufeinander folgende und einander voraussetzende Autorredaktionen des Textes angenommen werden, wie sich Handschriftengruppen unterscheiden lassen. Der Text von Eb wird dadurch als »Ausgabe letzter Hand« erwiesen. Die beschriebene Ordnung ist an einigen Stellen gestört, wo die Lesart von Br (nach Angaben von Bartelmez) auf Rasur steht. Diese Lesarten sind überwiegend schlechter als die von Eb und lassen sich als Rückgriffe auf einen älteren Textzustand, das heißt durch Kontamination erklären. Bei den wenigen sonstigen Autorvarianten, die sich der Reihe nicht fügen, kann mit hinreichender Zuversicht angenommen werden, daß Williram Änderungen in die Überlieferung eingeführt und später wieder rückgängig gemacht hat. Im Einklang mit den oben zitierten Äußerungen Sanders' kann man aus der »Verbesserungsreihe« mit einiger Sicherheit erschließen, wie Williram seinen Kommentar veröffentlichte:50 Williram besaß ein Handexemplar, in das er nach und nach - interlinear oder marginal glossierend oder radierend - Verbesserungen eintrug. Wenn er um eine Kopie seines Kommentars gebeten wurde, ließ er dieses Handexemplar abschreiben. Auf diese Weise kamen im Laufe der Zeit verschiedene Fassungen in Umlauf, die sich teilweise nur geringfügig unterschieden. Eine ähnliche Überlieferungsgeschichte hat das zwei Jahrhunderte ältere Werk des Hrabanus Maurus in honorem sanctae cruris -
sprochenen Varianten aus dessen Zeit stammen und passen zu seinem Sprachgebrauch, wie dieser an den einhellig überlieferten Stellen kenntlich ist. Dafür, daß sie auf Williram selbst zurückgehen, spricht der Umstand, daß viele von ihnen eine über die jeweilige Einzelstelle hinausgehende innige Kenntnis des Werks verraten, die kaum ein anderer besessen haben kann; hinzu kommt, daß Williram, als er die Prefatio schrieb, seinen Text nicht als endgültig ansah (s. die vorangehende Anmerkung). Ein Grund, aus dem er ihn ändern wollte, läßt sich für die meisten Varianten erschließen, und die Varianten stehen mit diesem auch in Beziehung, indem die eine Lesart eine Verbesserung der anderen ist. Die übrigen, bei denen kein Änderungsgrund ersichtlich ist, dürfen von jenen nicht getrennt werden, denn die Lesartenpaare verteilen sich hier wie dort in gleicher Weise auf die Textzeugen. 50
Vgl. auch SEEMÜLLER, Handschriften S. 77f.
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schon zu Lebzeiten Hrabans erfährt nämlich der in mehreren alten Handschriften gut tradierte Text durch die Beseitigung von Fehlern und durch stilistische Neuerungen, durchgeführt im Fuldaer Skriptorium, eine sehr behutsame, aber stetige Weiterentwicklung, die offensichtlich mit der sukzessiven Verbreitung dieses Werkes von Fulda aus zusammenhängt.51
Hrabans Arbeitsexemplar, das im Skriptorium abgeschrieben und von dem aus die handschriftlich bezeugten Entwicklungsstufen des Textes allmählich in Umlauf kamen, ist zwar verloren, aber die darin vorgenommenen Änderungen wurden teilweise in ein zweites Exemplar übertragen, das sich erhalten hat. Es handelt sich um den codex Vaticanus Reginensis lat. 124, der unter Hrabans Aufsicht in Fulda geschrieben und bis zum Jahr 1598 dort aufbewahrt wurde.52 Diese Handschrift kann Williram, der sich etwa von 1020 bis 1040 in Fulda aufhielt,53 gesehen und sich durch Hrabans Zyklus von achtundzwanzig Figurengedichten, denen jeweils eine Prosaauflösung beigegeben ist, zu seinem eigenen opus geminatum haben anregen lassen.54 Unter den beschriebenen Voraussetzungen muß das oberste Ziel der Recensio darin bestehen, die Autorfassungen sauber zu scheiden und den Weg von der ältesten bezeugten zur Fassung letzter Hand nachzuzeichnen. Auf jede Autorfassung geht des weiteren eine Handschriftengruppe zurück, deren Binnengliederung anhand von Leitfehlern festgestellt werden muß. Damit ist der vorliegenden Untersuchung das Ziel gesteckt; über dieses hinaus wird nicht versucht, die einzelnen Handschriften zu charakterisieren oder gar zu würdigen: dies bleibt einer Textgeschichte Willirams oder Einzeluntersuchungen vorbehalten. In der Textkritik heißt »Archetyp« diejenige Handschrift, bei der sich die Überlieferung zuerst in mehrere Äste aufspaltet; der Archetyp stammt, womöglich über Zwischenstufen, vom Original.55 Für das Handexemplar eines Autors, aus dem nacheinander verschiedene Fassungen desselben Textes stammen, hat die Textkritik keinen Ausdruck. Genaugenommen liegen mehrere Originale vor; aber im Falle von Willirams Kommentar zeigt die Untersuchung, daß sich bei einigen davon unmittelbar die weitere Überlieferung spaltet. Aus diesem Grund werden in dieser Arbeit die aufeinanderfolgenden Textzustände von Willirams Handexemplar als Archetypen bezeichnet. Anhand der Autorvarianten können acht solcher Archetypen angesetzt werden:
51
MÜLLER S . 6 1 ; v g l . PERRIN S . X X X V I f . , L I V f .
52
V g l . MÜLLER S . 4 6 f .
53
V g l . GÄRTNER, V L 2 1 0 ( 1 9 9 9 ) S p . 1 1 5 7 .
54
Zu in honorem sanctae crucis als opus geminatum vgl. SCHUPP S. 130-134.
55
V g l . MAAS S . 6 .
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Einleitung
b j bis b 3 und ej bis e s . Diese folgen in der oben beschriebenen »Verbesserungsreihe« aufeinander und hängen insofern voneinander ab, so daß in gewisser Weise alle Handschriften, die vom achten Archetyp (e5) abstammen, zugleich auch vom siebten (e4) abstammen und alle, die von diesem abstammen, auch vom sechsten (e3) und so fort bis zurück zum ältesten erreichbaren Archetyp (bj). - Die erhaltenen Handschriften stammen von den Archetypen entweder direkt oder über Zwischenstufen ab. Soweit bei diesen Zwischenstufen Spaltungen der Überlieferung auftreten, wären sie herkömmlicherweise als Hyparchetypen zu bezeichnen. Weil aber der Begriff »Archetyp« für Originale verwendet wird, wäre es verwirrend, wenn die Zwischenstufen, die ja keine Originale sind, Hyparchetypen hießen. Deswegen werden sie nötigenfalls mit den Siglen der von ihnen abstammenden Handschriften und einem vorgesetzten Asterisk bezeichnet (z. B. *StKö, *BlnNü, *BgNb). Ein Fehler heißt im Sinne der Textkritik jede Abweichung vom Original unabhängig davon, ob sie den Sinn der Textstelle verschlechtert oder verbessert. Leitfehler heißen »die zu stemmatischen Folgerungen verwendbaren Fehler«;56 unterschieden werden Trennfehler, die ausschließen, daß ein Textzeuge von einem zweiten abhängt,57 und Bindefehler, die beweisen, daß zwei Textzeugen gegenüber einem dritten zusammengehören. Bei den Trennfehlern ist jeweils zu überlegen, ob der Fehler in der Zeit zwischen den beiden Textzeugen nicht durch Konjektur entfernt werden konnte. In der WilliramÜberlieferung muß hierfür der Ort des Fehlers berücksichtigt werden: ein Fehler im Vulgatatext des Hohen Liedes kann schwerlich als Trennfehler gelten, weil man annehmen muß, daß die Schreibermönche die Bibel gut kannten und in Zweifelsfällen eine Vulgatahandschrift einsehen konnten. Gleiches gilt für die lateinischen Schriftzitate des Prosakommentars. Ähnlich untauglich sind Fehler der deutschen Übersetzung, und auch bei der Versparaphrase ist Vorsicht geboten; Stellenangaben, die sich auf diese Textteile beziehen, werden daher durch hochgestelltes ü und p gekennzeichnet. Weil der Prosakommentar in vielen und die Prefatio in den meisten Handschriften nicht enthalten ist, kann das Stemma zuverlässig nur auf die Varianten des Gedichts und dort vorzüglich der auslegenden Hexameter gegründet werden. Da es noch keinen Stellenkommentar zu Williram gibt, muß gelegentlich ausführlicher, als es sonst nötig wäre, auf den Textzusammenhang, in dem die Varianten stehen, eingegangen werden; die Übersetzungen, die schwierigeren Stellen besonders des Gedichts beigegeben sind, sollen vor allem allzu weit56
MAAS S. 26.
57
Der gewöhnlichste Trennfehlertyp, sonst Homoioteleuton oder saut du meme au meme genannt (vgl. etwa WEST S. 24f.), ist im folgenden als »Augensprung« bezeichnet.
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schweifiges Kommentieren ersparen und sind diesem Zweck entsprechend teils mehr wörtlich, teils mehr sinngemäß. Insgesamt verlangte die Fülle des Überlieferten eine möglichst knappe Darstellung. Wiederholungen sind daher grundsätzlich vermieden und, wo immer es anging, durch Verweise ersetzt; außerdem wird überall davon ausgegangen, daß der Leser die Williram-Ausgabe von Bartelmez zur Hand hat.
Die Handschriften Alle ihm bekannten Handschriften von Willirams Hohelied-Kommentar hat Gärtner in seinem »vorläufigen Verzeichnis« zusammengefaßt;58 zu diesen kommen noch die später in Köln,59 Darmstadt und Nürnberg gefundenen Handschriften. - Die Handschriften, die den Prosakommentar überliefern, werden in dieser Arbeit mit den Siglen von Bartelmez sowie den von Bekkers, Schmid und Voetz vorgeschlagenen Siglen Bin, Da, Kö, Nb, Nü, Os bezeichnet; Zingerles Fragment, das in Innsbruck wiedergefunden wurde,60 erhält die Sigle Inn p und Bartelmez' Inn wird Inn2.61 Die von Bartelmez nicht benutzten Handschriften, die nur den Verskommentar überliefern, erhalten neue Siglen, die aus der nachstehenden Liste ersichtlich sind. In der Liste steht hinter der fett gesetzten, in dieser Arbeit verwendeten Sigle gegebenenfalls die entsprechende Sigle Seemüllers sowie in Klammern die Nummer, unter welcher jede Handschrift in Gärtners Verzeichnis aufgeführt ist; dann wird die besitzende Bibliothek genannt, sowie, wo es angebracht ist, die Namen, unter denen die Handschrift der gegenwärtigen und älteren Literatur bekannt ist; es folgt eine Datierung (nach Gärtners Verzeichnis) und ein kurzer Vermerk zum Textbestand; schließlich wird auf Kapitel und Abschnitt dieser Arbeit verwiesen, wo die betreffende Handschrift behandelt ist. Die Siglen deijenigen Handschriften, die nur lateinischen Text überliefern, werden im folgenden zur besseren Übersicht aus der serifenlosen Schrift Helvetica gesetzt.
58
Vgl. GÄRTNER, Handschriften S. 18-27; Gärtner sammelt und vermehrt die von SEEMÜLLER, Handschriften S. 1-14, Ausg. S. X-XII, BARTELMEZ, Ausg. S. xii-xviii, DITTRICH, ZfdA 82, 1 9 4 8 / 5 0 , 6 2 u n d 6 4 , SCHEERER, A f d A 81, 1 9 7 0 , 5 7 u n d SCHMID, Z f d A 113, 1 9 8 4 , 2 3 2 - 2 3 4
zur Überlieferung gemachten Angaben. 59 Vgl. GÄRTNERS Korrekturnachtrag, Handschriften S. 19 Anm. 65. 60 Vgl. BERTELSMEIER-KIERST, ZfdA 123, 1994, 334-336 mit Abb. 1. 61 DITTRICH verwendet in ihrer Ausgabe von Willirams Gedichten (ZfdA 76, 1939, 45-63) eigene Siglen: M/E (auch von Schupp gebraucht) = Eb, R/Pf = Pal, Κ = Kre, B/L = Lam.
14
Einleitung
Deutsch-lateinische Handschriften Bg S (9) Bamberg, Staatsbibliothek, cod. Bibl. 73 (Q.IV.22). Datiert 1523. - III. 6 Bin (20) Berlin, Staatsbibliothek, Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. 4° 1577. Datiert 1437. - III. 2, b Br Β (1) Wroclaw (Breslau), Universitätsbibliothek, cod. R 347. Codex Rhedigerianus. Ende 11. Jh. - II. 2 Bux Τ (19) Berlin, Staatsbibliothek, Preußischer Kulturbesitz, Hdschr. 197 und München, Bayerische Staatsbibliothek, cgm 5248 (9, 1 u. 2). Buxheimer Bruchstücke: Georg Veesenmeyers (Berlin) und Wilhelm Meyers (München) Fragment. 1. Hälfte 13. Jh. Text aus den Kapiteln 107-113 (Berlin) und 37-39, 52-54; 128-132, 139142 (München). Da Darmstadt, Hessische Landes- und Hochschulbibliothek, Hs. 767. 1. Hälfte 15. Jh. - ΠΙ. 2, b E b C (2) München, Bayerische Staatsbibliothek, cgm 10. Ebersberger Handschrift. 2. Hälfte 11. J h . - I I I . 8, b Ein Ο (15) Einsiedeln, Stiftsbibliothek, cod. 34. 2. Viertel 12. Jh. - II. 1 f (4b) Wien, Österreichische Nationalbibliothek, cod. 11800. Um 1560. Enthält den Vulgatatext und den Prosakommentar mit den gleichen Lücken wie Pal. - III. 4 Ha G (5) London, British Library, cod. Harley 3014. 1. Hälfte 12. Jh. - II. 1 In I (13) München, Bayerische Staatsbibliothek, cgm 77. Indersdorfer Handschrift. 2. Hälfte 12. Jh. - III. 8, a Irnij Q (7) Innsbruck, Tiroler Landesarchiv, Hs. 95/1. Hohenemser oder Oswald Zingerles Fragment. Mitte 12. Jh. Text aus den Kapiteln 50-52 und 62-66. Inn 2 [Bartelmez' Inn] R (17) Innsbruck, Universitätsbibliothek, Hs.-Frg. 62. 2. Drittel 12. Jh. Fragment, Text aus dem Prolog sowie den Kapiteln 1 - 4 und 18-21. - s. u. S. 85 Kö Köln, Historisches Archiv der Stadt Köln, Cod. W 188. Zwischen 1420 und 1450. Am Ende fehlen durch Blattverlust 127L1-10, 127G4-10 und die Kapitel 128-149. - III. 2, b Kor Ζ (8) Kornik bei Poznafi, Bibl. Kornicka PAN, Rps 1640. Adam Kleczkowskis Fragment. Letztes Drittel 12. Jh. Text aus den Kapiteln 57-58 und 63-66. Kr Krakow, Biblioteka Jagiellcmska, Przyb. 160/90. Um 1200. Fragment, Text aus den Kapiteln 77-81 und 101-104. - Anhang IV Kre Κ (3) Kremsmünster, Stiftsbibliothek, CC 32. 1. Hälfte 12. Jh. - III. 8, b Lam L (14) Berlin, Staatsbibliothek, Preußischer Kulturbesitz, Ms. theol. lat. qu. 140. Lambacher Handschrift. Um 1180. - III. 8, b Ley A (10) Leiden, Universitätsbibliothek, cod. B.P.L. 130. Um 1100. - III. 2, a Mon Ε (11) Wien, Österreichische Nationalbibliothek, cod. 12847. Mondseer Fragment. 1. Hälfte 12. Jh. Text aus den Kapiteln 118-122. Mu Ρ (16) München, Bayerische Staatsbibliothek, cgm 40. Kais(ers)heimer Handschrift. 13. Jh. In den Kapiteln 135-148 fehlt der Prosakommentar. - III. 1 Nb Nürnberg, Stadtbibliothek, Cod. Hist. 150.20. Datiert 1497. - III. 6 Nü (21) Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Hs. 25470. Datiert 1463. Am Ende fehlen die Kapitel 147-149. - III. 2, b
Die
Handschriften
15
Pal F (4) Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, cod. pal. lat. 73. Codex Palatinus, Pfälzer Handschrift. Ende 11. Jh. Textlücken durch Blattverlust in den Kapiteln 7-14, 22-27, 144-147 (s. u. S. 154 Anm. 203). - III. 4 St Μ (18) Stuttgart, Landesbibliothek, cod. theol. et philos. 4° 48. 12. Jh. Textverlust in den Kapiteln 118-119 und 129-149 (s. u. S. 132 Anm. 153). - III. 2, b Tr Η (12) Trier, Stadtbibliothek, cod. 805/5 8°. 11./12. Jh. - II. 3, a Vi Ν (6) Wien, Österreichische Nationalbibliothek, cod. 2686. 2. Viertel 12. Jh. - II. 1
Deutsche Handschrift Mai (23) Augsburg, Universitätsbibliothek, cod. Oettingen-Wallerstein 111.1.8°. Maihinger Handschrift. Ende 15. Jh.
Lateinische Handschriften B, (34) Berlin, Deutsche Staatsbibliothek, Ms. Phill. 1694. Codex Claromontanus. 12./13. Jh. Mit Tituli. - II. 3, c B2 (38) Berlin, Staatsbibliothek, Preußischer Kulturbesitz, Ms. theol. lat. fol. 158. Datiert 1487.62 Mit Tituli. - II. 3, e Dd Lat 4 (28) Dresden, Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek, cod. A 167a. 1. Hälfte 12. Jh. - II. 3, e Esz (30) Esztergom, Esztergomi Föszekesegyhäzi Könyvtär (Bibliotheca Ecclesiae Metropolitanae Strigoniensis), Ms. II 3. 12. Jh. - III. 8, a Kb (39) Koblenz, Landeshauptarchiv, Best. 701, Nr. 192. 15. Jh. Enthält nur das Gedicht. - II. 3, e M, (29) München, Bayerische Staatsbibliothek, clm 14514. 12./13. Jh. Aus Ebersberg (Gärtner, Handschriften S. 26) oder St. Emmeram (Schmid, ZfdA 113, 1984, 234). - III. 8, b Mj (31) München, Bayerische Staatsbibliothek, clm 4622. 12. Jh. Fragment, Text aus den Kapiteln 74-82. M3 (40) München, Bayerische Staatsbibliothek, clm 6038. 15. Jh. Enthält nur diejenigen Teile des Gedichts, die den Hoheliedtext paraphrasieren. - III. 8, b (Exkurs) M4 (41) München, Bayerische Staatsbibliothek, clm 6050. 15. Jh. Text wie M3. - ΠΙ. 8, b (Exkurs) Mz (42) Mainz, Stadtbibliothek, Hs. I 102. 14. Jh. Vom Hoheliedtext sind nur die Versanfange ausgeschrieben; im Gedicht fehlen die Verse 69L20-74L16. Willirams Prosa ist durch einen Stephan Langton zugeschriebenen Kommentar ersetzt. Π. 3, b Os (37) Prag, Stätni knihovna CSR, Osek Stiftsbibliothek, cod. 18. 15. Jh. Kapitel 62
GÄRTNER, Handschriften S. 27 (Nr. 38) irrtümlich 1486; vgl. aber fol. 265RA Expliciunt Cantica canticorum secundum quadruplicem expositionem seorsum per fratrem Jacobum Unghelinghe de Stendael ordinis predicatorum prouincie Saxonie Conuentus Magdeborgensis transcripta anno domini 1487 penthecostes; Jncipit expositio wylleramni super Cantica canticorum;
16
Einleitung
138-149 fehlen, wohl durch Blattverlust; die Handschrift enthält neben Willirams Gedicht zu jedem Hoheliedvers eine spätmittelalterliche bairische Übersetzung (vgl. Schmid, spätmal. bair. Übers. S. 206-208). - ΙΠ. 8, a Pa (35) Paris, Bibliotheque Nationale, cod. lat. 18201. 13. Jh. Enthält nur das Gedicht. - III. 2, a Po (33) Pommersfelden, Gräflich Schönborn'sehe Schloßbibliothek, cod. 2 (2913). Mitte 12. Jh. Mit Tituli. - II. 3, e Rei (36) Reims, Bibliotheque Municipale, cod. 1275 (J.743). 2. Hälfte 13. Jh. Mit Tituli. - II. 3, c Va Lat 2 (27) Wien, Österreichische Nationalbibliothek, cod. 1147. 12. Jh. - Π. 3, d VI Lat 1 (26) Rom, Biblioteca Vaticana, cod. Vat. lat. 5096. 12. Jh. Fragment, enthält den Titel Incipit prologus vvilleramni eberesbergensis abbatis super cantica canticorum und den Prolog bis P13 qui in lectionibus et (Seitenende von fol. 3 vb ). Wo Lat 3 (22) Wolfenbüttel, Herzog-August-Bibliothek, cod. Gud. lat. 2° 131. 2. Hälfte 12. Jh. Enthält für die Kapitel 1 - 6 4 auch den Prosakommentar in lateinischer Übersetzung. - II. 3, d Zü (32) Zürich, Zentralbibliothek, cod. Rh. 152. 12. Jh. - II. 1
Druck Molther (24) Wilrammi Abbatis olim Eberespergensis in Cantica Salomonis mystica explanatio, per Menradum Moltherum in lucem restituta. Hagenau 1528. - III. 4
Materialgrundlage der Arbeit Für die Arbeit wurden die in der voranstehenden Liste genannten Textzeugen mit Ausnahme von f untersucht.63 Die Handschriften Bg Br Bux Eb Ein Ha Ley In Inn2 Kre Lam Mai Mon Mu Pal St Tr Vi Dd Va VI V\fo sind in der Ausgabe von Bartelmez benutzt, deren Verläßlichkeit anhand von Mikrofilmen und Mikrofilmabzügen von Bg Br Eb In Pal Mu St Vi V\fo, Meyers Abdruck von Bux (ZfdA 28, 1884, 227-241) sowie dem Original der Trierer Handschrift stichprobenweise überprüft wurde. Von Kor wurde Kleczkowskis Abdruck (Arch, neophil. 1 1, 1930, 150-153) herangezogen. Die übrigen Handschriften sind selbständig kollationiert, Mz im Original, die anderen auf der Grundlage von Mikrofilmen und Mikrofilmabzügen. Bin Nü Kö Da sind im Vulgatatext und Verskommentar vollständig, in der Prosa stichprobenweise kollationiert. Nb wurde mit sämtlichen von Bartelmez angeführten Lesarten von Bg verglichen. Von den Handschriften, die nur lateinischen Text überliefern, sind B1 Kb MT M2 M3 M4 MZ OS Pa Po Rei vollständig, B2 Esz Zü stichprobenweise kollationiert. 63
Die Handschrift f durfte weitgehend unberücksichtigt bleiben, da Seemüller nachgewiesen hat, daß sie aus Pal abgeschrieben ist. Näheres dazu s. u. S. 154.
Materialgrundlage
der Arbeit
17
Die Fragmente Bux Inn! Kor M2 VI sowie die Maihinger Handschrift bieten zu wenige einschlägige Lesarten, als daß sie zur Aufstellung des Stemmas etwas beitragen könnten, und werden daher in der Arbeit nicht behandelt.64 Das Fragment Kr, dessen Mikrofilm beim Abschluß der Arbeit noch nicht vorlag, wurde nachträglich im Anhang IV behandelt (s. u. S. 225). Von einer Kollation der Zwischenüberschriften oder Tituli wurde abgesehen, weil dieselben kaum auf Williram zurückgehen und mithin für den hier verfolgten Zweck ferngehalten werden durften.65
Zitierweise und Variantenanführung Jeder der 149 Abschnitte, in die Williram das Hohe Lied einteilt, zusammen mit den darauf bezogenen Teilen des Vers- und Prosakommentars wird in dieser Arbeit ein »Kapitel« genannt. Das Werk besteht demnach aus der Prefatio und 149 Kapiteln, die jeweils in Vulgatatext, Verskommentar (Paraphrase und Auslegung) und Prosakommentar (deutsche Übersetzung und mischsprachliche Auslegung) zerfallen. Williram wird grundsätzlich nach dem Textabdruck von Bartelmez zitiert,66 so daß alle Stellenangaben zugleich in deren Lesartenanhang verweisen.67 Nach Bartelmez werden die Prefatio durch P, die Kapitel durch die Kapitelnummer bezeichnet, und die einzelnen Bestandteile oder Abschnitte der Kapitel: Vulgatatext, lateinischer Verskommentar und deutscher bzw. mischsprachlicher Prosakommentar werden durch die Buchstaben V (Vulgate), L (Latin) und G (German) unterschieden, außerdem die Sprecherangaben der Handschriften (Tituli) durch Η (heading). Werden einzelne Wörter angeführt, so folgt auf diese Angaben noch die Zeilen- und, wenn nötig, die Wortnummer, getrennt durch einen Punkt. Zusätzlich ist im Gedicht die HoheliedParaphrase mit p und in der Prosa die Hohelied-Übersetzung mit ü besonders gekennzeichnet. So ergeben sich beispielsweise die Stellenangaben für die 64
65
66
67
Es fallt daher nicht ins Gewicht, daß BARTELMEZ' Abdruck der Maihinger Handschrift (S. 557-570) ziemlich fehlerhaft ist (vgl. SCHEERER, AfdA 81, 1970, 56). PIETSCH, ZfdPh 10, 1879, 219, argumentiert überzeugend gegen die Echtheit; vgl. auch BARTELMEZ, Ausg. S. xxiii; GÄRTNER, Handschriften S. 12. Williram, der fast immer durch den (weiteren) Zusammenhang und ausdrückliche Anredeformen andeutet, wer zu wem spricht, hielt dieselben offenbar für überflüssig, und es ist nicht nötig, sie »in einer kritischen Ausgabe nach dem Haimo-Kommentar des cgm 10 entsprechend der Absicht des Verfassers zu ergänzen«, wie DITTRICH, ZfdA 84, 1953, 193 vorschlägt. Gegen SCHUPP, der S. 201-204 ursprüngliche Tituli Willirams zu erweisen sucht, vgl. Pietsch a. a. O. Nur im Anhang I der Autorenvarianten sind auch Stellenangaben der Ebersberger Handschrift und damit der Ausgabe von Schützeichel/Meineke beigegeben. Vgl. BARTELMEZ, Ausg. S. xxiii.
18
Einleitung
jeweils letzten Wörter der Prefatio P50.2 addere, der Vulgata 149V2.4 aromatum, des Gedichts 149L15.7 reuisas, der Prosa 149G15.7 stmkuuvrze\ Paraphrase und Übersetzung von 149V (= Ct 8,14) enden bei 149L3.6v foetis und 149G2.7U stänkuvürzo. Wortintervalle werden in der Form 149V2.2-4 super montes aromatum, G2.3-7 U in den bergon dero stänkuvürzo angegeben. Die beschriebene Notation kann, wenn sich einzelne Bestandteile im Zusammenhang von selbst verstehen, abgekürzt werden (wie im Beispiel G2.3-7 U oder etwa in der Aufzählung 149L6.7 abibis, 11.4-7 non me sponse relinquas, 15.7 reuisas). Hinter dem Kürzel Ct werden Hoheliedstellen nicht nach Willirams Zählung, sondern nach der jetzt gültigen Kapitel- und Verseinteilung angegeben. Zur Zitierweise der Bibel und der Autoren ist das Nähere im Literaturverzeichnis gesagt (S. 252). Bartelmez hat, um ihre Ausgabe nicht über jedes erträgliche Maß anschwellen zu lassen, beim Verzeichnen der Varianten einige orthographische Unterschiede nicht berücksichtigt. Infolgedessen hat bei mehrfach bezeugten Lesarten immer nur diejenige Handschrift, deren Sigle als erste genannt ist, mit Sicherheit genau die angegebene Schreibweise, während die anderen in unbedeutenden Einzelheiten davon abweichen können.68 Auch so enthalten Bartelmez' Apparateinträge, zumal soweit sie sich auf den deutschen Text beziehen, noch vieles textkritisch Belanglose. Für die vorliegende Untersuchung wurden daher alle orthographischen und lautlichen Abweichungen ausgeschaltet und die Einträge auf das Wesentliche zurückgeführt.69 Jede Variante wird auf eine der beiden nachstehend beschriebenen Arten angeführt. 1. Bei Autorvarianten wird die gesamte Überlieferung positiv verzeichnet, und zwar nach Maßgabe der oben S. 9f. beschriebenen Verhältnisse in zwei Gruppen, von denen die eine mit der Lesart von Br, die andere mit der von Eb beginnt. Innerhalb jeder Gruppe folgen dann die Lesarten, die aus derjenigen von Br bzw. Eb abgeleitet werden können oder doch in Handschriften bezeugt sind, die aufs Ganze gesehen Br bzw. Eb näher stehen. Die Gruppen sind durch eine Tilde, die Lesarten durch Kommata voneinander getrennt. Ein Beispiel mag dieses Verfahren, das außer bei Autorvarianten auch bei einigen anderen bedeutenden Varianten Anwendung findet, veranschaulichen: 68L3.5P uultuque Br Ha Vi Tr V\fo Va B, B2 Mz Po Rei, multumque Ein Zü, fructumque Mu
~
gustuque
Eb Pal Kre Lam St B g N b Bin N ü K ö D a Dd Esz M, O s Molther,
gestuque Ley In Kb Pa 68 69
Vgl. BARTELMEZ, Ausg. S. xxiii. Z. B. werden Bartelmez' (Ausg. S. 248) neun Varianten zu 60G4.7-5.1 mir opfer auf zwei zurückgeführt: mir daz opfer Eb Ley Pal Kre Lam St Bg, däz opfer mir In.
Zitierweise und Variantenanführung
19
2. Bei den meisten Varianten wird die Überlieferung negativ gegeben: vor der Lemmaklammer steht, wenn nichts anderes gesagt ist, immer die Lesart von Br, dahinter stehen die abweichenden Lesarten der übrigen Handschriften, wobei gegebenenfalls eine Auswahl getroffen ist. Die Lesarten deijenigen Handschriften, auf denen gerade das Hauptaugenmerk liegt, werden zuerst genannt, sonstige Lesarten folgen hinter » - vgl.«, erklärende Bemerkungen hinter Strichpunkt oder, wenn keine sonstigen Lesarten genannt werden, hinter Gedankenstrich. Auf diese Art könnte das obige Beispiel dort, wo es vorrangig um die Handschriften Ein und Zü geht, abgekürzt so erscheinen: 68L3.5 P uultuque] multumque Ein Zü - vgl. gustuque Eb Pal Kre Lam St Bg Nb Bin Nü K ö Da Dd Esz M, Os Molther, gestuque Ley In Kb Pa, fructumque M u
Die Handschriften werden mit ihren Siglen in derselben Reihenfolge angeführt wie bei Bartelmez:70 Br Eb Ley Pal Kre Lam In St Ha Vi Ein Mu Tr Bg V\fo Va Dd; von den Handschriften, die Bartelmez nicht berücksichtigt hat, werden diejenigen, die den deutschen Text überliefern, hinter Bg in der Reihenfolge Nb Bin Nü Kö Da und diejenigen, die denselben nicht überliefern, hinter Dd alphabetisch angefügt;71 Molthers Druck steht am Schluß. Bei der ersten, vollständigen Variantendarstellung werden also zu jeder Stelle angeführt: Br Eb Ley Pal Kre Lam In St Ha Vi Ein Mu Tr Bg Nb Bin Nü Kö Da V\fo Va Dd B1 B2 ESZ Kb Μ, Mz Os Pa Po Rei Zü Molther. Wenn eine Handschrift geringfügige Abweichungen aufweist, die textkritisch kaum ins Gewicht fallen, wird deren Sigle in Klammern gesetzt. Angaben über Korrekturen und übergeschriebene Buchstaben stehen in Klammern hinter der Sigle der betreffenden Handschrift; solche Angaben beziehen sich immer nur auf die u n m i t t e l b a r v o r a n g e h e n d e Sigle. Wenn eine Handschrift Textverlust erlitten hat, so daß ihre Lesart nicht mehr festgestellt werden kann, wird dies bei der ersten Variantendarstellung immer, bei der zweiten nötigenfalls im Anschluß an die Lesarten vermerkt. Bei Varianten der Prosa wird das Fehlen der nur lateinischen Handschriften nicht eigens angegeben, da von ihnen allein Wo für 1G1.1-64G6.4 eine lateinische Übersetzung der Mischprosa bietet.
70 71
Vgl. BARTELMEZ, Ausg. S. xxiii. Die Paraphrase-Handschriften MA und M4 werden ihres geringen Textumfangs wegen in einem Exkurs behandelt, s. u. S. 186.
I. Hauptgliederung
Bei den hier zu besprechenden Varianten steht eine Gruppe um Br (fortan mit b bezeichnet) einer Gruppe um Eb (fortan e) gegenüber. Es ist nirgends möglich, die eine Lesart als Verderbnis der anderen zu erweisen. 18L3-5 Uirtutum species ... pulchro sermone loquaris b = Br Ha Vi Ein Tr Wo Va [Dd] B1 B2 [Kb] Mz [Po] Rei Zü ~ fehlt e = Eb Ley Pal Kre Lam In St Mu Bg Nb Bin Nü Kö Da Esz M, Os Pa Molther 18L4.5 ciaras] pulchras Rei (darüber vel ciaras) 18L6-12 Ut nitor argenti ...et pulchro famine dicas e = Eb (Ley) Pal Kre Lam In St (Mu) (Bg) (Nb) (Bin) (Nü) Kö Da [Dd] Esz [Kb] Μ, Os Pa Molther ~ fehlt b = Br Ha Vi Ein Tr Wo Va B, B2 Mz Rei Zü Dd, Kb und Po (diese auf einem eingehefteten Blatt) haben alle zehn Verse 18L3-12 in veränderter Reihenfolge (s. u. S. 81); diese Handschriften stehen also an dieser Stelle außerhalb der Gliederung in b und e. In Willirams Kapitel 18 geht es um die Auslegung von Ct 1,10: Murenulas aureas faciemus tibi, uermiculatas argento (18V); Abschnitt 18L lautet in Br und deren Gruppe b (der Bräutigam/Christus spricht zur Braut/zur Kirche): 1 2 3 4 5
Auri murenas argento uermiculatas Nos tibi nectemus. geminis pulchras speciebus. Uirtutum species ego doctoresque fideles Sic tibi trademus. sie ciaras efficiemus. Ut qu$ rite sapis. pulchro sermone loquaris.
P a r a p h r a s e : Goldene Halsketten, mit verschlungenen Silberfäden verziert, werden wir dir knüpfen, in doppelter Hinsicht schön. D e u t u n g : Vorbilder an Tugend werden ich und die treuen Lehrer dir in der Weise an die Hand geben und derart einleuchtend machen, daß du, was du (1) nach Gebühr verstehst, (2) mit schöner Rede aussprechen kannst.
dagegen in Eb und deren Gruppe e: 1 2 6 7 8
Auri murenas argento uermiculatas Nos tibi nectemus. geminis pulchras speciebus. Ut nitor argenti. radios discriminet auri; Hoc tibi doctorum me dispensante tuorum Conferet ordo decus. geminis pulchrum speciebus:
22
I. Hauptgliederung 9 10 11 12
Scilicet ut claro sapientia clarior auro. Cor tibi circumdet. facienda cauendaque monstret: Instar et argenti manet tibi copia uerbi: Ut perplexa scias. et pulchro famine dicas.
P a r a p h r a s e : Goldene Halsketten, mit verschlungenen Silberfäden verziert, werden wir dir knüpfen - in doppelter Hinsicht schön - , so daß Silberglanz die Strahlen des Goldes umspielt. 1 D e u t u n g : Folgende Zierde, die ich vergebe, wird dir die Schar deiner Lehrer zukommen lassen, in doppelter Hinsicht schön: nämlich (1) daß Weisheit, die heller strahlt als Gold (vgl. Prv 16,16), dir ums Herz ist und dir zeigt, was du tun und lassen sollst, und (2) daß dir dem Silber gleich die Fülle des Wortes zufließt (vgl. Ps 11,7); so daß du Zusammenhänge 2 (1) verstehen und (2) mit schöner Rede aufzeigen kannst. In der F a s s u n g v o n b bezieht sich die D e u t u n g gar nicht ausdrücklich auf d e n paraphrasierten Bibeltext, vielmehr wird der abstrahierende Zusatz pulchras demus
speciebus - ciaras
geminis
ausgelegt, wobei eine mögliche Entsprechung von
efficiemus
u n d sap is - pulchro
sermone
loquaris
tra-
im Unbe-
stimmten verbleibt. D a g e g e n zeigt sich in der F a s s u n g v o n e ein Streben n a c h Klarheit u n d f o r m a l e r G e s c h l o s s e n h e i t . D e r K o n s e k u t i v s a t z (v. 12), a u f d e n w i e i n b (v. 5 ) die Deutung zuläuft, entspricht hier einem Konsekutivsatz auch der Paraphrase, der bereits merklich über den Bibeltext hinausgeht und die anschließ e n d e A u s l e g u n g k l a r a n d e n b e i d e n E d e l m e t a l l e n a u s r i c h t e t : Ut nitor radios
discriminet
argenti
auri (v. 6 ) . D e r Z u s a t z d i e s e s V e r s e s , d e r e i n e n G l e i c h l a u f
v o n Paraphrase und D e u t u n g bewirkt, läßt sich also aus der syntaktischen Struktur v o n b herleiten u n d erweist somit d i e F a s s u n g v o n e als E r w e i t e r u n g
1
Murenulae sind nach Haimo, PL 117, 299B (vgl. Isid., orig. 19,31,14) virgulae auri perplexae, intermixtis nonnunquam pulchra varietate subtilissimis argenti filis, et hoc est quod dicit, vermiculatas argento, id est in modum vermium terrenorum, quos lumbricos dicunt, distinctas [distinctus übersetzt Williram 93G1U mit unter skeidan]. Die glänzenden Silberfäden lassen demnach zwischen sich das Gold um so stärker hervorstrahlen (18L6P discriminet). Die deutsche Übersetzung widerspricht dem, wenn anders 18G4.3Ü geblähmälot »nieliiert« (so BMZ 2, 23",40) oder »mit eingegrabener Arbeit verziert« (Lexer 1, 294,34) bedeutet. Aber bei virgulae sind Nielloverzierungen, Gravuren oder Punzierungen eher unwahrscheinlich, und blahmälön bedeutet hier wohl einfach »verzieren« (so S C H Ü T Z E I C H E L / M E I N E K E im Glossar). - Inhaltlich nicht vergleichbar ist Ruodlieb V, 366 vitrum discemitur auro, wo eine Emailarbeit beschrieben ist (v. 370 electrum·, vermutlich Zellenschmelz, vgl. ROSENBERG 3. Heft [1921] S. 50-59). 2 Vgl. Haimo, PL 117, 299C: Mystice, murenulae sunt perplexa Scripturarum dogmata et diversis sanctorum Patrum sententiis inter se conjuncta. Zu der so umschriebenen exegetischen Methode vgl. LECLERCQ, Wissenschaft und Gottverlangen S. 90. Zur Auslegung von C t 1,10 vgl. SPITZ S. 1 9 8 A n m . 2 9 .
I.
Hauptgliederung
23
jener von b.3 Wie die Paraphrase, so wechselt auch die Deutung mit dem wiederholten Halbvers geminis pulchras/um speciebus (v. 2 und 8) aus dem Bereich des Bräutigams bzw. Christi und der doctores4 in jenen der Braut bzw. der Kirche über. Die eigentliche Allegorese vollzieht sich in dem mit scilicet ut eingeleiteten Satz, der hoc decus (v. 7/8) näher bestimmt;5 darin werden Gold und Silber auf die Weisheit und die Redegabe gedeutet (v. 9-10 und 11). Mit deren Hilfe, so folgert der Schlußvers, ist die Kirche imstande, die verborgenen Zusammenhänge der Heiligen Schrift zu erkennen und zu verkünden. Die Fassung von e setzt offenbar die von b voraus. Andernfalls müßte die Fassung von b entweder durch Streichung und Neudichtung aus e hervorgegangen sein, oder 18L fehlte in einem für Gruppe b vorauszusetzenden Archetyp und wurde ohne Kenntnis von e verfaßt. Beide Annahmen sind widersinnig, da niemand, dessen Ansprüchen die Fassung von e nicht genügte, die dürftige Fassung von b hergestellt haben würde und die Ähnlichkeit von b pulchro sermone loquaris (v. 5) und e pulchro famine dicas (v. 12) kein Zufall sein kann. Durch die Veränderung sollte die im Allgemeingültigen sich bewegende Auslegung von b inniger mit dem Hoheliedvers verknüpft werden. Gleiches gilt auch für die folgende Stelle. 30L5-13 Ordo sed his rebus ... gratanter amare inimicos e = Eb Ley Pal Kre Lam In St Mu Bg Nb Bin Nü Kö Da [Dd] Esz [Kb] (Μ,) Os Pa Molther - fehlt b = Br Ha Vi Ein Tr (desunt viiii versus am Rand) Wo Va B1 B2 Mz Po Rei Zü Zu den Handschriften Dd und Kb s. u. S. 81; zu der Randglosse in Tr s. u. S. 61. Aus dem Hoheliedvers Ct 2,4 Introduxit me rex in cellam uinariam. ordinauit in me caritatem (30V) wird darauf geschlossen, daß es einen ordo caritatis, eine Rangordnung liebender Zuwendung gibt.6 In b beschränkt sich die Auslegung auf die beiden Verse 30L3-4, die sich syntaktisch eng an die Paraphrase (v. 1-2) anlehnen: 3 4
Vgl. auch SANDERS, Willeram S. 100. Wen der Plural faciemus des Hoheliedverses außer dem Bräutigam noch meint, ist unklar; Williram sieht sich daher genötigt, seine Übersetzung mit dem Satz Nu uernim ο sponsa. uuelihe hals ztereda ih unte mine doctores dir uuöllen mächan (18G1-2) einzuleiten, in dem sich Paraphrase und Deutung mischen.
5
E x p l i k a t i v e s ut, v g l . HOFMANN/SZANTYR S . 6 4 5 .
6
Zu den theologischen Zusammenhängen vgl. SCHUPP S. 36f., der auch auf DITTRICH, ZfdA 82, 1948/50, 56 eingeht. Hier kann es nur darum gehen, anhand der Textstruktur zu zeigen, daß die Fassung von e die spätere ist.
I. Hauptgliederung
24 1 2 3 4
In uini plenam me ducens rex apothecam: Ordine mox duplicis clemens instruxit amoris; Dicta nouf legis promulgans7 gratia regis: Quo sit amore deus docuit uel frater amandus.
D a b e i f ä l l t a u f , d a ß v. 4 z w a r e i n e n z w e i s t u f i g e n ordo
caritatis
umschreibt,
a b e r o h n e d e n B e g r i f f ordo w i e d e r a u f z u n e h m e n , u n d d a ß d i e A u s l e g u n g m i t d i e s e m Vers g e r a d e z u a b b r i c h t , b e v o r sie r e c h t b e g o n n e n hat. 8 D e n n m a g a u c h k l a r sein, d a ß W i l l i r a m s i c h a u f C h r i s t i G e b o t d e r G o t t e s - u n d N ä c h s t e n l i e b e b e z i e h t , 9 s o e r w a r t e t m a n d o c h in e i n e m K o m m e n t a r A u s k u n f t d a r ü b e r , w a s m i t quo amore
d e s n ä h e r e n g e m e i n t ist. W i e i m e b e n b e s p r o c h e n e n
K a p i t e l 18 w i r k t a u c h h i e r d i e A u s l e g u n g in b a l l z u d ü r f t i g . In e ist die A u s l e g u n g u m n e u n Verse l ä n g e r . Sie zerfällt in z w e i Teile, d e r e n erster ü b e r d e n B e s t a n d v o n b h i n a u s e i n e n w e i t e r e n Vers enthält: Ordo sed his rebus subtiliter
est adhibendus
( 3 0 L 5 ) . D i e s e r bringt, w a s in b v e r m i ß t w u r d e :
er n i m m t ordo a u s v. 2 w i e d e r auf u n d leitet zu e i n e m z w e i t e n Teil (v. 6 - 1 3 ) ü b e r , der sich d a m i t b e f a ß t , w i e d i e s e r ordo i m L e b e n zu v e r w i r k l i c h e n ist: 6 7 8 9 10 11 12 13
Ordinis hgc uirtus erit et lex. ut sit amandus10 Tota mente deus. totis uoti speciebus. Uiribus ex totis; fratemi rursus amoris Ordo tenendus erit: uenerari quippe decebit Maiores natu, uel canos sensibus. actu: Ut non solus amor, sed honor, reuerentia maior Impendatur eis: dilectio libera cunctis. Non dubitans ipsos gratanter amare inimicos.
Die vollkommene Erfüllung und zugleich das Gesetz dieser Ordnung soll dergestalt sein, (I) daß man Gott lieben soll mit ganzem Gemüt, mit allem Sinnen und Trachten, aus allen Kräften. (II) Andererseits soll man auch eine Ordnung der Nächstenliebe einhalten, denn natürlich wird es der Anstand gebieten, (1) die Älteren oder bereits Ergrauten zu ehren, und zwar sowohl in Gedanken als auch 7
Eb bietet fehlerhaftes promulgens, s. u. S. 172. Vgl. SANDERS, Willeram S. 100. - V. 4 markiert das Abschnittsende nur sehr schwach. Möglicherweise fühlte dies der Schreiber der Vorlage von B2 Po (s. u. S. 77), der uel durch ein zweites quo ersetzte, wodurch er die Polarität des Gedanken stärker zum Ausdruck brachte und so der Auslegung einen volleren Schluß gab. Wohl aus ähnlichem Grund ersetzt Os docuit uel durch uel quo sit und beseitigt damit Willirams Hauptsatzprädikat, so daß die beiden quo-Sätze von instruxit (v. 2) abhängig gedacht werden müssen. 9 Vgl. Mt 22,37-39, Mc 12,30f., Lc 10,27; die ersten beiden bezeichnen die Rangfolge ausdrücklich, am deutlichsten Mt 22,37ff.: diliges Dominum Deum tuum ex toto corde tuo et in tota anima tua et in tota mente tua. hoc est maximum et primum mandatum. secundum autem simile est huic: diliges proximum tuum sicut te ipsum. in his duobus mandatis universa lex pendet et prophetae. 10 Vgl. Hör. ars 42f.: ordinis haec virtus erit et venus ..., ut ... 8
I. Hauptgliederung
25
im äußeren Umgang, so daß man ihnen nicht nur Liebe, sondern auch größere Achtung und Ehrfurcht entgegenbringt, (2) allen Menschen aber uneingeschränkte Zuneigung, die (3) bereitwillig und ohne Zögern selbst Feinde liebt." Dieser Abschnitt weist eine jener von v. 4 entsprechende Zweiteilung in die Liebe zu Gott (I) und die Liebe zu Menschen (Π) auf, die als Brüder,12 das heißt als Nächste bezeichnet werden. Unter den Nächsten wiederum sollen in besonderem Maße die Älteren und Greise (1), dann auch alle übrigen Menschen (2) geliebt werden, wobei die Feinde (3) nicht vergessen werden dürfen. Dieselben Gruppen erscheinen in den instrumenta bonorum operum der Benediktinerregel: Bened. reg. 4,8 Honorare omnes homines, 31 inimicos diligere, 70 seniores venerare, und das 63. Kapitel De ordine congregationis hält die Mönche besonders eindringlich dazu an, die Älteren nicht nur durch die Anredeform, sondern auch durch zuvorkommende Behandlung zu ehren.13 Der Umstand, daß Williram die Ehrfurcht vor dem Alter so breit darstellt (v. 9b-12a), erklärt sich also aus der klösterlichen Lebensform und setzt keineswegs voraus, daß er die Verse 30L5-13 in höherem Alter in seinen Kommentar einfügte.14 Schließlich sei angemerkt, daß sowohl 18L6-12 als auch 30L5-13 einen explikativen wf-Satz enthalten (30L5 in einer Horaz-Reminiszenz, s. Anm. 10) und daß 30L7 speciebus im Gegensatz zu 18L2 und 8 ziemlich inhaltsleer ist.15 Dies könnte dafür sprechen, daß die genannten Versgruppen in dieser Reihenfolge kurz nacheinander entstanden. 40G7.1 uertatur b = Br Ha Vi Ein Tr Wo ~ uertetur e = Eb Ley Pal Kre Lam St Mu Bg Nb Molther (Marginalie: Iac.4.), conuertetur In, sal gekeret werden Kö Da 40G6.9-7.1 luctus uester uertatur in gaudivm] wirt üwer weinen üch bekert Bin, wirt üch vwer weinen bekert Nü Kommentiert wird Ct2,12 Vox turturis audita est in terra nostra (40V), der hier maßgebliche Zusammenhang ist 40G6f. äls iz quit. Miseri estote. et 11
Die Futurformen erit, decebit (v. 6 u. 9) sind nicht präsentisch (nach STOTZ 4, IX § 59.2), sondern modal als Aufforderungen zu fassen, vgl. KÜHNER/STEGMANN I S . 143f., biblisch etwa die Zehn Gebote, Ex 20,1-17 und Dt 5,6-21. 12 Vgl. frater, fratemus amor (v. 4 und 8). 13 Vgl. Bened. reg. 63,10-12 und 15f. »Älter« (prior) bezieht sich dabei gemäß Bened. reg. 63,5-9 nicht auf höheres Lebensalter, sondern auf früheren Eintritt ins Kloster. 14 So DITTRICH, ZfdA 82, 1948/50, 56. 15 Wenn Williram an den hier besprochenen Stellen 18L8, 30L5 und 9 (außerdem in den Versus ad regem, v. 2) ordo mit kurzem, sonst aber mit langem Auslautvokal verwendet (101L4P = 106L5P = 24, 103L5), so wird das auf Zufall beruhen; beides entspricht seiner Metrik, s. Anhang Π, S. 219.
26
I.
Hauptgliederung
lugete. et luctus uester uertatur (uertetur) in gaudivm.16 Darin sind zwei Schriftzitate miteinander verbunden, Iac 4,9 miseri estote et lugete et plorate, risus vester in luctum convertatur et gaudium in maerorem und Io 16,20 plorabitis et flebitis vos, mundus autem gaudebit, vos autem contristabimini, sed tristitia vestra vertetur in gaudium. Die Verbindung stammt von Haimo, der erklärt, der Ruf der Turteltaube sei wie ein Seufzen17 und bedeute daher den klagend-mahnenden Anruf der Heiligen: Miseri estote et lugeteluctus vester in gaudium convertetur< (PL 117, 306C). Die geschilderten Verhältnisse finden ihre wahrscheinliche Erklärung darin, daß sowohl Haimo als auch Williram die zitierten Schriftstellen auswendig kannten:18 Zuerst zitierte Haimo aus dem Gedächtnis und kehrte bei Io 16,20 vertetur in gaudium irrtümlich die Wortfolge um; außerdem ersetzte er vertetur durch convertetur, entweder nach dem vorangehenden contristabimini oder nach convertatur der Jakobusstelle - die wörtlichen Anklänge der beiden Stellen begünstigen solche Vermischung - oder schließlich, weil er bewußt oder unbewußt einen rhythmischen Satzschluß (cursus velox) anstrebte. Dann stellte Williram mit uertatur in gaudium den Wortlaut der Johannesstelle wieder her (auch dieser ist rhythmisch: cursus tardus), wobei er zunächst das Futur vertetur dem Konjunktiv Präsens der ihm vorschwebenden Jakobusstelle anglich; in e berichtigte er dann dieses Versehen. Die Lesart von b darf somit, obwohl sie fehlerhaft ist, Williram nicht abgesprochen werden. Dennoch beweist diese Variante für die Hauptgliederung nicht viel, denn die Lesart von e ist eine Verbesserung, die wohl jedem Schreiber möglich war. Der Schreiber von In mag dabei erneut auf Iac 4,9 oder, weniger wahrscheinlich, auf Haimo zurückgegriffen haben. Die deutschen Übersetzungen der Handschriften Bin Nü Kö Da geben ein lateinisches Futur, d. h. die Lesart uertetur wieder. 53L12.6-7 uenisse gauiso b = Br Ha Vi Ein Tr Wo Va Dd B, B2 Kb Mz Po Rei Zü ~ succedere gnaro e = Eb Ley Pal Kre Lam In St Mu Bg Nb Bin Nü Kö D a Esz IV^ Os Pa Molther
In der Auslegung von C t 3 , l l bedeutet die Krone des Königs Salomon, quo coronauit eum mater sua in die sponsionis illius (53 V), die Dornenkrone Christi, 9 10 11 16
spinis plexum [...] sertum. Pacifico uero quod de se progenerato Imposuit mater grassans synagoga patenter:
Weiteres zu Kapitel 40 s. u. S. 98. Siehe außerdem unten S. 98 Anm. 54. 18 Vgl. LECLERCQ, Wissenschaft und Gottverlangen S. 86. 17
I. Hauptgliederung
12 13 14
27
Ν on tarnen inuito. sed iam uenisse gauiso (succedere gnaro) Horam sponsandi. sibique ξcclesiam sociandi. Iureque Igtanti. mundum per se reparari;
den aus Dornenzweigen geflochtenen Kranz, welchen dem wahren Friedensstifter,19 der aus ihr hervorgegangen war, seine Mutter, die Synagoge, in ihrer Raserei öffentlich aufgesetzt hat - doch nicht gegen seinen Willen, sondern er freute sich, daß endlich die Stunde gekommen war (es war ihm bekannt, daß alsbald die Stunde folgen würde), in der er sich verloben und die Kirche zu seiner Gefährtin machen würde, und er empfand mit Recht Freude darüber, daß die Welt durch ihn wiederhergestellt wurde.
Die Lesart von b drückt mit dem Perfekt uenisse Erfüllung, die von e mit dem Präsens succedere Erwartung aus; letzteres ist im Zusammenhang richtig, denn die hora sponsandi ist erst die Todesstunde Christi, do er imo selbemo mähelta mit demo uuidemen stnes heiligen blüotes die ςcclesiam (53G15f.). Das Problem entstand dadurch, daß Williram im Verskommentar dies des Hohen Liedes durch hora ersetzte; der Verbesserung zuliebe mußte er auf die Doppelung gauiso, Igtanti verzichten, durch die er in b uenisse horam sponsandi sibique §cclesiam sociandi und mundum per se reparari eng aufeinander bezieht, ja gleichsetzt. 20 Somit liegt hier eine inhaltliche Berichtigung und keine stilistische Verbesserung vor. 57L12.6 nosse b = Br Ha Vi Ein Tr Wo Va Dd B, B2 Kb Mz Po Rei Zü ~ scire e = Eb Ley Pal Kre Lam In St Mu Bg Nb Bin Nü Kö Da Esz M, Os Pa Molther In Kapitel 57 führt der Bräutigam, das heißt Christus, aus, daß sich die doctores (v. 4) der Kirche nicht schämen, 7 8 9 10 11 12 13
19
Pandere lucra crucis. fuerat que passio turpis:21 Gloria nunc mundi per climata quadra rotundi. Et rubor ille mei quid sanguinis attulit orbi. Quantum candorem lucis uitgque nitorem Edidit ad gentes in mortis ualle sedentes; Hgc equidem uitg gaudent mysteria nosse (scire): Hgc quoque fraternis ardent reserare cateruis;
Vgl. Isid. orig. 7,6,65 Salomon [...], id est pacificus, eo quod in regno eius paxfuerit. Damit folgt er nicht Haimo, der sagt: [...] >in die desponsionis eiuset in die laetitiae cordis eius ϋ κ κ δ"
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229
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Das Krakauer Fragment
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Μ (β Μ "C 3 £Ξ δ" Ο Λ u . ε •a £ ce 'S ϊ § .S 3 a €ο .3 "ΟS C \s· e ω £ Ε Η βΜ Μη S ö,ωε· • S- S ΟÄ ®3 ν ε Ξ "S Τ 4 3 & ^ ο« a -S ·8 •a ο I Β£ S «.-8 a 2 ο Ι* TS 2 ω δ ω Expositio< als komplexes Ensemble durchschaubar zu machen und damit die literar- und kulturgeschichtliche Dimension des Werks neben der sprachgeschichtlichen Bedeutung wieder zu erschließen« (S. XX). Dieses Ziel wurde in ansprechender Weise erreicht.2 Bei allem Verdienst zeigt die neue Ausgabe aber auch, wie eine editio minor, wenn sie nicht auf das sichere Fundament einer kritischen editio maior baut, die richtige Auswahl aus den überlieferten Lesarten vielfach nicht leisten kann. Im einzelnen ist zur Text- und Apparatgestaltung folgendes anzumerken:3 Bei der Textherstellung folgen Lähnemann/Rupp (S. XXIII) der Breslauer Handschrift (Br) als Leithandschrift, die sie nach der Ebersberger (Eb) berichtigen und ergänzen; die Berichtigungen und Ergänzungen stehen in ekkigen Klammern. Dieses Verfahren ist fragwürdig, weil Br und Eb verschiedene Autorfassungen, eben die Breslauer und die Ebersberger Fassung des Hoheliedkommentars überliefern.4 Indem Lähnemann/Rupp den Text von Br um Verse ergänzen, die nur der Ebersberger Fassung angehören (30L5-13 und 123L9f.),5 ohne auch im Einzelwortbereich Lesarten dieser Fassung aufzunehmen, stellen sie ähnlich wie Bartelmez (s. o. S. 5) einen Text her, der mit keiner vom Autor herrührenden Fassung übereinstimmt. Die sieben Verse, durch die Williram in der Ebersberger Fassung die älteren Verse 18L3-5 ersetzte (Bartelmez' 18L6-12), stehen bei Lähnemann/Rupp im Apparat; dorthin gehörten auch 30L5-13 und 123L9f. - Entgegen den Angaben von Lähnemann/Rupp bietet Br übereinstimmend mit Eb 47D4c/G15 gerno ge1
Nach der Ausgabe von HITTORP. Vgl. auch SCHMID, ZfdA 135, 2006, 104-107. 3 Zitiert wird nach Lähnemann/Rupp; beim Prosakommentar ist jeweils die Zeilennummer von Bartelmez beigegeben, die Angabe 47D4c/G15 bedeutet z. B.: 47D4c Lähnemann/Rupp = 47G15 Bartelmez). 4 Vgl. bereits PIETSCH, ZfdPh 9, 1878, 238. 5 Anders steht es mit 149L13: hier ist ein Fehler von Br berichtigt, s. o. S. 38. 2
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Anhang VI
reinent und 52L5 constrauit. 40D2e/G5 unte öuh gemitum habere in prcesenti ist ohne Kennzeichnung nach Eb ergänzt. 48L9 lies tii statt ne, 48L29 lies sponsavit, 60L4 infima, 122L16 fluet. An Fehlern von Br haben Lähnemann/ Rupp unnötigerweise beibehalten 14D2g/G8 hüotet statt -tent, 48L30 doctavit statt dot- (vgl. 43L8), 62D5a/Gl 1 Leist des (so auch Bartelmez; Schützeichel/ Meineke: Leistdes) statt Leistes (2. Sg. Ind. Präs.), 126L1 progediamur statt -gred-: Eb hat hier jeweils die richtige, von Lähnemann/Rupp jedoch im Apparat nicht erwähnte Lesart; zu 132L12 per steht das richtige (vgl. 68L11) pro von Eb im Apparat. 146L3 custodibus hätte nach Eb in doctoribus emendiert werden können (s. o. S. 39). Im Apparat sind die textkritisch hochwichtigen (s. o. ab S. 40, besonders 56f.) Rasuren der Leithandschrift Br nicht verzeichnet. Die Lesarten von Eb scheinen der Ausgabe von Schützeichel/Meineke entnommen zu sein: 66L10 und 68L17 falsches desit statt de fit, S. 4 zu P12 (Bartelmez' P50) seift] (s. o. S. 179 Anm. 276); die in Eb zu 87L8 lauit notierte Glosse wird irrtümlich als Korrekturangabe bezeichnet (s. o. S. 4 Anm. 20). Erwähnung verdient hätten die Lesarten 69L5 qua] quia Eb (s. o. S. 28), 54D5e/G12 dir noh] noh dir Eb (S. 106), 81D2a/G4 significatur\figuratur Eb (S. 171), 87D2g/G4 speciosum] speciosum forma Eb(S. 112), 106D4a/G14 ow/i miTi] mih öuh Eb (S. 114), 142D5a/G15 äbo ich] ich äbo Eb (S. 202), außerdem die in Eb zu 54L3 und 57L3 intus notierte Alternative intro (S. 172). Zu 52D10e/G29 lies häbent Eb, im Haimotext zu Versikel 129 lies dreimal servavi statt -ri. Zu S. XX Anm. 37: die Bamberger (Bg) Handschrift stammt nicht von der des Germanischen Nationalmuseums (Nü), sondern ist nahe verwandt mit der der Nürnberger Stadtbibliothek (Nb; s. o. S. 162ff.). Den Zitatnachweisen können aus Willirams kleineren Gedichten (ed. Dittrich, ZfdA 76, 1939, 45-63) hinzugefügt werden: zu 48L16 Gedicht 11,6 concita brachia tendens, zu 55L23 Gedicht 3,59 Hic gemitum genti donat peccata fatenti, zu 84L4 Gedicht 16 (Lähnemann/Rupp S. 2), 3 Cum tua diversum mens abripiatur in estum, zu 135L8 Gedicht 2,3 quasi qui legem violassent. Die im ganzen zuverlässige Übersetzung von Lähnemann/Rupp zu würdigen ist hier nicht der Ort; für einige Stellen müssen jedoch Gegenvorschläge gemacht werden: 13L7 Ne mihi quid partis contingat in hceresiarchis »damit mir nicht, wenn Sektenführer aufstehen, etwas (sc. Schlimmes) geschehe« {in heer. partis Abi. abs. mit Präposition, vgl. Hofmann/Szantyr S. 141, •&). 14L3 errantes late progressa greges comitare »geh hinaus und begleite die weithin schweifenden Herden«. 19L4f. Huic vice condigna ... Offero devote species virtutis odore ist mit Eb odorae zu lesen: »bringe ich diesem in würdiger Rückerstattung hingebungsvoll Anblicke wohlriechender Tugend dar« (vgl.
Zur neuesten Williram-Aus gäbe
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118L5, wo aber Verg. Aen. 4,132 anklingt). 48L39f. die Kirche hofft, daß die Synagoge ipsa fide reduci sibimet propriceque saluti Consulat »wenn ihr der Glaube zurückgebracht ist, selbst auf ihre Rettung und ihr Heil bedacht sein wird« (fide reduci [= -e] Abi. abs.). 58L12 Sum dominus David, quem nomine significavit: ein besserer Text ergibt sich, wenn man gegen die Handschriften vor David interpungiert: »ich bin der Herr, den David durch seinen Namen angezeigt hat« (vgl. 58D4-5/G10-12). 62L9f. mites, credentes, subicientes beziehen sich prädikativ auf das Subjekt [ei,] qui ... resident »weil diejenigen, die ... auf dem Gipfel der Welt sitzen, sanftmütig zu dir kommen werden, indem sie bald den rechten Glauben annehmen, bald sich dir unterwerfen«. 73L3-5 lam dudum sensi, quia de me spes bona cari Provocat, ut partes infestce ... Me circumveniant »Längst habe ich begriffen, daß die gute Hoffnung, die mein Lieber in mich setzt (vgl. 72L12), dazu auffordert, daß feindliche Mächte mich umgarnen« {de me spes bona cari gleichsam carus, qui bene de me speret). 75L3 quia begründet das folgende congaudete bonis, denn 75L3f. (vgl. 75D2c-h/G3-6) faßt Kapitel 74 zusammen und gehört bereits zum Kommentar (Semikolon hinter 75L2P in Br Eb). 84D2f/G8f. claui in altum defixi »tief eingeschlagene Nägel« (vgl. Ecl 12,11). 86L2f. esto. Sit tibimet notus multa virtute decorus »Es sei. Du magst ihn daran erkennen, daß er mit großer Tugend geziert ist« (decorus prädikativ; zum inhaltlichen Zusammenhang s. o. S. 146). 87L3f. De specie sponsi consulta, quid absit ab omni Humani generis massa profitebor amicis »Über den Anblick des Bräutigams befragt, will ich den Freundinnen freimütig sagen, wie viel höher er steht als der ganze Haufe des Menschengeschlechts« (quid Akk. der Beziehung: vgl. Ov. met. 8,392; Verg. Aen. 12,872). Zur Syntax von 90L3-12 s. o. S. 52. 94L7-10 kann die Interpunktion von Br beibehalten werden: A summo cceli fuit hcec egressio Christi: Mox iter occursus ad summum pertulit eius; Metis currendis exultans more gigantis: Dum redit ad patrem. cceli super attigit arcem; »Von der Höhe des Himmels ging Christus aus; bald darauf fuhr er wieder der Höhe desselben entgegen. Als er zum Vater zurückkehrte, erreichte er die Himmelsburg droben und freute sich darüber, daß er die Wendemarken umlaufen hatte, wie ein Riese« (metis currendis = metas currendo Abi. causae; wegen occursus s. o. S. 142 Anm. 170). 95L6 forma ist eher Ablativ (wie im verifizierten Ps 44,3, vgl. 95D3c/ G5f.), und Subjekt bleibt gloria von 95L4 (sp- macht keine Position, und metrische Dehnung ist außerhalb der Mittelzäsur zu selten, als daß man sie ohne Not annehmen sollte: s. Anhang II, S. 219f.). 128L16 Eiusdem pomi bibito velut exteriori Cortice non sentit quem pro medicamine tangit Ustio uelferrum, sie ... »Wie einer, den als Heilmittel das Brennen oder das Eisen berührt, nichts fühlt, nachdem er die äußere Rinde derselben Frucht getrunken hat, so ...«.
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Stemma b2
Stemma
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*Kö
*InOs In
Esz Os
Μ.
Kre
Μ,
*Lam
Μ,
Lam
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andere Textausgaben Die Heilige Schrift ist zitiert nach den Biblia Sacra iuxta vulgatam versionem, herausgegeben von Robert Weber (Stuttgart 4 1994), die einzelnen Bücher sind in der dort auf S. XLIII angegebenen Weise abgekürzt. Bei Textvarianten des Hohen Liedes verweist die Abkürzung »Vulg.« auf die Biblia Sacra iuxta Latinam vulgatam versionem, herausgegeben von den Benediktinern von San Girolamo in Rom (18 Bde. 1926-1995). Römische Schriftsteller sind nach dem Index librorum etc. des Thesaurus linguae Latinae, mittelalterliche nach dem Abkürzungs- und Quellenverzeichnis des Mittellateinischen Wörterbuchs abgekürzt und in den neuesten der dort angegebenen Ausgaben benutzt. Es bedeuten: Aldh. Aldhelmus, Apon. Aponius, Bened. reg. Benedicti regula, CE carmina epigraphica, Chalc. Chalcidius, Cie. Μ. Tullius Cicero, Colum. L. Iunius Moderatus Columella, Drac. Blossius Aemilius Dracontius iurisconsultus Carthaginiensis, Gell. A. Gellius, Greg. M. Gregorius Magnus papa, Hör. Q. Horatius Flaccus, Isid. Isidorus episcopus Hispalensis, Lucil. C. Lucilius, Lucr. T. Lucretius Carus, Ov. P. Ovidius Naso, Paul. Nol. Pontius Meropius Paulinus Nolanus, Plin. C. Plinius Secundus (maior), Prud. Aurelius Prudentius Clemens, Sedul. Sedulius presbyter, Sil. Ti. Catius Asconius Silius Italicus, Stat. P. Papinius Statius, Werg. P. Vergilius Maro.
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Erklärung einiger Abkürzungen Korr., korr. = Korrektur, korrigiert v. = versus, Vers var. lect. = varia lectio ζ. St. = zur Stelle