Zu den Verflechtungsbeziehungen zwischen Industrie und Landwirtschaft bei der Sicherung einer stabilen Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und der Industrie mit biogenen Rohstoffen und bei der Leistungssteigerung der Volkswirtschaft der DDR [Reprint 2021 ed.] 9783112483787, 9783112483770


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German Pages 108 [104] Year 1989

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Zu den Verflechtungsbeziehungen zwischen Industrie und Landwirtschaft bei der Sicherung einer stabilen Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und der Industrie mit biogenen Rohstoffen und bei der Leistungssteigerung der Volkswirtschaft der DDR [Reprint 2021 ed.]
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ABHANDLUNGEN DER AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN DER DDR Veröffentlichungen der Wissenschaftlichen 1988 Räte

W2

Verflechtungsbeziehungen zwischen Industrie und Landwirtschaft

Akademie-Verlag Berlin

ABHANDLUNGEN DER AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN DER DDR Abteilung Veröffentlichung der Wissenschaftlichen Räte Jahrgang 1988

Tagung des Wissenschaftlichen Rates für die wirtschaftswissenschaftliche Forschung bei der Akademie der Wissenschaften der DDR gemeinsam mit seinem Hauptgebietsrat für agrarökonomische Fragen vom 10./11. November 1987 in Kleinmachnow

Zu den Verflechtungsbeziehungen zwischen Industrie und Landwirtschaft bei der Sicherung einer stabilen Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und der Industrie mit biogenen Rohstoffen und bei der Leistungssteigerung der Volkswirtschaft der DDR

Akademie-Verlag Berlin 1988

Herausgegeben im Auftrage des Präsidenten der Akademie der Wissenschaften der D D R von Vizepräsident Prof. Dr. Heinz Stiller Verantwortlich für dieses Heft: Akademiemitglied Prof. Dr. sc. oec. Dr. h. c. Helmut Koziolek Vorsitzender des Wissenschaftlichen Rates für die wirtschaftswissenschaftliche Forschung bei der Akademie der Wissenschaften der D D R

ISBN 3-05-000653-6 ISSN 0138-421X Redaktionsschluß: 30. November 1987 Erschienen im Akademie-Verlag Berlin, Leipziger Str. 3-4, D D R - Berlin, 1086 ©Akademie-Verlag Berlin 1988 Lizenznummer: 202 • 100/371/88 Printed in the German Democratic Republic Gesamtherstellung: TASTOMAT, Landhausstraße, Eggersdorf, 1275 LS V 0365 Bestellnummer: 7549375 (2001/88/2/W) 01300

INHALTSVERZEICHNIS

Seite

1. REFERATE Prof. Dr. Helmut Schieck Mitglied des Präsidiums der Akademie der Landwirtschaften der DDR, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Rates für agarökonomische Forschung, Vizepräsident für Agrarökonomie der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR und Leiter des Forschungsbereiches Agrarökonomie Vertiefung der Verflechtungsbeziehungen zwischen Industrie und Landwirtschaft bei der Sicherung einer stabilen Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und der Industrie mit biogenen Rohstoffen und bei der Leistungssteigerung der Volkswirtschaft der D D R . . . . Prof. Dr. Georg Vogel Mitglied des Präsidiums der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR, Direktor des Instituts für Gemüseproduktion Großbeeren und Leiter des Forschungsbereichs Obst und Gemüse Gestaltung der Verflechtungsbeziehungen zur Sicherung der Aufgaben auf dem Gebiet der Gemüseproduktion Wolfgang Mewes Stellvertretender Vorsitzender des Rates des Bezirkes Potsdam und Leiter des Fachorgans für Land-, Forstund Nahrungsgüterwirtschaft Die Gestaltung der Kooperation und der Verflechtungsbeziehungen zwischen Landwirtschaft und Industrie im Bezirk Potsdam

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2. Diskussion Günter Jury Stellvertretender Vorsitzender der Staatlichen Plankommission Zur proportionalen Entwicklung der Sphären des volkswirtschaftlichen Agrar-Industrie-Komplexes . . . Prof. Dr. Harry Reimann* Direktor des Instituts des ZK der SED für sozialistische Wirtschaftsführung und gesellschaftliche Entwicklung in der Landwirtschaft, Lieben walde Die weitere Vertiefung der Kooperation im Prozeß der umfassenden Intensivierung der Landwirtschaft . . . Prof. Dr. Klaus Steinitz Mitglied des Wissenschaftlichen Rates für die wirtschaftswissenschaftliche Forschung bei der Akademie der Wissenschaften der DDR, Stellvertreter des Direktors des Zentralinstituts für Wirt-

Seite schaftswissenschaften der Akademie der Wissenschaften der DDR Neue Qualität des Wirtschaftswachstums und Entwicklung der Landwirtschaft

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Horst Hasse Mitlgied des ZK der SED, Leiter der Agrar-Industrie- Vereinigung Fehrbellin Anforderungen an die landwirtschaftlichen Produktionsmittel der Pflanzen- und Tierproduktion aus der Sicht der Nutzer

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Walter Männel Stellvertreter des Ministers für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft Schwerpunkte der Verwirklichung des langfristigen Programms der Forschung und Entwicklung zur effektiven Gestaltung der Nahrungsgüterproduktion . . . .

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Prof. Dr. Wolfgang Heinrichs* Ordentliches Mitlgied der Akademie der Wissenschaften der DDR, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Rates für theoretische und praktische Fragen der Energie- und Materialökonomie, Direktor des Zentralinstituts für Wirtschaftswissenschaften der Akademie der Wissenschaften der DDR Zu den Bedingungen des Übergangs zur umfassenden Intensivierung der industriellen und landwirtschaftlichen Produktion. Die Aktualität des Leninschen Genossenschaftsplanes . . .

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Dr. Max Exner Direktor des VEG-Pflanzenproduktion Schwaneberg Intensivierung der Pflanzenproduktion und wissenschaftlich-technischer Fortschritt

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Bernd Engelhardt Sekretär der Grundorganisation der SED des Kooperationsverbandes „Havelobst" Ergebnisse und Erfahrungen der Parteiorganisationen des Kooperationsverbandes „Havelobst" bei der Entwicklung der Zusammenarbeit mit der Verarbeitungsindustrie und dem Handel

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Josef Klier* Hauptdirektor der Vereinigung für die Lenkung der milchverarbeitenden Industrie des Bezirkes Potsdam Aufgaben und Probleme der milchverarbeitenden Industrie des Bezirkes Potsdam und Anforderungen an die Landwirtschaftsbetriebe

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Joachim Werner* Kombinatsdirektor des VEB Kombinat Landtechnik Potsdam Erfahrungen bei der weiteren Entwicklung der Instandhaltung und des Rationalisierungsmittelbaus im VEB Kombinat Landtechnik Potsdam

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Seite Dr. Stefanie Warth Forschungsleitstelle für Territorialplanung der Staatlichen Plankommission Territoriale Aspekte und Probleme der Gestaltung von Verflechtungsbeziehungen zwischen Landwirtschaft und Industrie Dr. Werner Schulz* Abteilungsleiter im Institut für Agrarökonomie der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR Höherer Beitrag des Vorleistungsbereiches der Landwirtschaft, insbesondere des Rationalisierungsmittelbaus für die Vervollkommnung der materiell-technischen Basis Prof Dr. Klaus-Peter Algenstaedt* Mitglied des Präsidiums der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR, Direktor des Forschungszentrums für Mechanisierung der Landwirtschaft Schlieben-Bornim und Leiter des Forschungsbereichs Mechanisierung und Energie Grundrichtungen in der Mechanisierungsforschung und Anforderungen an die Zusammenarbeit mit der produktionsmittelherstellenden Industrie

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72

Dr. Klaus Krombholz VEB Kombinat Fortschritt Landmaschinen Neustadt/ Sachsen Aufgaben und Probleme der qualitativen und quantitativen Produktionsmittelbereitstellung für die Landwirtschaft

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Dr. Otto König Generaldirektor des VEB Kombinat Agrochemie Piesteritz Beitrag der chemischen Industrie zur Durchsetzung der umfassenden Intensivierung in der Landwirtschaft

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Prof. Dr. Günter Erk* Direktor des Wissenschaftsbereichs Ökonomie und Sozialistische Betriebswirtschaft der Nahrungsgüterwirtschaft der Hochschule für Landwirtschaft und Nahrungsgüterwirtschaft Bernburg Ergebnisse und Anforderungen zur Höherveredlung agrarischer Rohstoffe im Intensivierungsprozeß der Nahrungsgüterwirtschaft

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Seite Prof Dr. Werner Heinig Direktor des Instituts für Landwirtschaftliche Bauten der Bauakademie der DDR Entwicklungstendenzen und Erfordernisse der Grundfondsreproduktion für die landwirtschaftliche Produktion aus baulicher Sicht und Konsequenzen für die Gestaltung der Verflechtungsbeziehungen . . . .

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Horst Illgen Stellvertreter des Ministers für Handel und Versorgung Zur Vertiefung der Verflechtungsbeziehungen zwischen Landwirtschaft und Handel zur Verbesserung der Versorgung der Bevölkerung und zur Erhöhung der volkswirtschaftlichen Effektivität

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Dr. Renate Goldhahn* Institut für Politische Ökonomie des Sozialismus der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED Zum Einfluß der Verflechtungsbeziehungen in der Gemüsewirtschaft auf die Erhöhung der Versorgungswirksamkeit

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Dr. Walburga Wicke* Zentralinstitut für Wirtschaftswissenschaften der Akademie der Wissenschaften der DDR Zu den Beziehungen Entwicklung des Ernährungsbedarfs und den Anforderungen an die materiell-technische Basis der Volkswirtschaft der DDR

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Dr. Lothar Wolter* Direktor des Forschungsinstituts für Obst- und Gemüseverarbeitung des Ministeriums für Handel und Versorgung, Magdeburg Zur Entwicklung der Verarbeitung von Obst und Gemüse sowie einige Aspekte der Verflechtungsbeziehungen zwischen Landwirtschaft und verarbeitender Industrie

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Prof. em. Dr. Richard Heinrich Konsultant der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED Der Beitrag der Landwirtschaft zur Reproduktion der natürlichen Umwelt und Konsequenzen für die Entwicklung der materiell-technischen Basis . . . .

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* schriftlich eingereichte Beiträge

Helmut Schieck1

Vertiefung der Verflechtungsbeziehungen zwischen Industrie und Landwirtschaft bei der Sicherung einer stabilen Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und der Industrie mit biogenen Rohstoffen und bei der Leistungsteigerung der Volkswirtschaft der DDR Die heutige wissenschaftliche Tagung ist die erste gemeinsame Veranstaltung des wissenschaftlichen Rates für die wirtschaftswissenschaftliche Forschung mit seinem Hauptgebietsrat für agrarökonomische Forschung nach dem XIII. Bauernkongreß der DDR im Mai 1987. Im Schlußwort des Generalsekretärs unserer Partei, E.Honecker, im Referat des Ministers, B.Lietz, sowie im Beschluß und in vielen Diskussionsbeiträgen haben die Fragen der Verflechtung zwischen Industrie und Landwirtschaft bei der weiteren Leistungssteigerung unserer Volkswirtschaft einen breiten Raum eingenommen. Die Aufgabenstellung der heutigen Konferenz wurde von Prof. Dr. Koziolek in seinen einleitenden Worten genannt. Eine hochentwickelte Industrie und eine intensive und produktive Landwirtschaft bilden in ihrer vielfältigen Wechselbeziehung als untrennbare Einheit das ökonomische Fundament der Wirtschaft der entwickelten sozialistischen Gesellschaft. Von der Leistungskraft der sozialistischen Landwirtschaft werden Wachstum und Effektivität sowie die planmäßige proportionale Entwicklung der gesamten Volkswirtschaft entscheidend mitbeeinflußt. Eine leistungsfähige sozialistische Landwirtschaft ist unerläßlich für die politische Stabilität, für die ökonomische und soziale Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft. Sie ist in zunehmend engerer Verflechtung mit der Industrie und anderen Volkswirtschaftszweigen ein wesentlicher Bestandteil im volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozeß. Die Landwirtschaft leistet einen stetig steigenden Beitrag zur Sicherung einer gesunden und stabilen Ernährung, zur Reduzierung von Importen und zur Erhöhung der außenwirtschaftlichen Stabilität der DDR, zur Erweiterung der einheimischen Rohstoffbasis für die Industrie sowie zur Steigerung des Nationaleinkommens. Darüber hinaus erbringt die Landwirtschaft erhebliche Leistungen zur Umweltgestaltung und Landeskultur, zur Deckung des Transportbedarfes sowie zur Erhöhung des infrastrukturellen Versorgungsniveaus und der Lebensbedingungen auf dem Lande. Da sich die Höherentwicklung der sozialistischen Gesellschaft als komplexer Reifeprozeß eines ganzheitlich, organischen Systems vollzieht, ist die Sicherung einer bestimmten, dem vorherrschenden Reproduktionstyp entsprechenden Proportionalität der materiell-technischen Basis und des Leistungswachstums der Volkswirtschaftszweige und Bereiche unabdingbar erforderlich. In Verwirklichung der Beschlüsse des X. und XI. Parteitages der SED wurden im Fünfjahrplan 1981-1985 als auch in den Jahren 1986 und 1987 die bisher besten

Ergebnisse in der gesellschaftlichen und ökonomischen Entwicklung der Landwirtschaft erreicht. „Mit von Jahr zu Jahr wachsenden Ergebnissen", so hob der Generalsekretär des ZK der SED E. Honecker in seinem Schlußwort auf dem XIII. Bauernkongreß der D D R hervor, „trägt unsere Landwirtschaft zur Leistungssteigerung der gesamten Volkswirtschaft, zur Stärkung des Sozialismus bei. Wie Euer Kongreß zeigt, sind die Genossenschaftsbäuerinnen und -bauern, die Arbeiter und Wissenschaftler der Landwirtschaft entschlossen und fähig, diesen Beitrag weiter zu vergrößern. Die sozialistische Landwirtschaft ist in die gesellschaftliche Entwicklung der D D R eingebettet, sie empfängt daraus starke Impulse und wirkt ihrerseits aktiv darauf ein." 2 Auf der Grundlage steigender Erträge und Leistungen wurde die Ernährung der Bevölkerung auf einem quantitativ und qualitativ hohen Niveau gesichert. Das zeigt sich beispielsweise an einem im Jahre 1986 erreichten hohen Pro-Kopf-Verbrauch von 97kg bei Fleisch, von 107,71 Trinkmilch, von 15,6kg Butter und von 299Eiern sowie 100kg Gemüse und 72,4kg Obst. Der Eigenversorgungsgrad bei Nahrungsgütern konnte bei steigendem Verbrauch insgesamt von ca. 87% im Durchschnitt der Jahre 1981/85 auf 95,6% im Jahre 1986 erhöht werden. Um dieses hohe Versorgungsniveau stabil zu gewährleisten, werden gegenwärtig vor allem für die Nahrungsmittelproduktion 55% der Gesamtfläche der DDR, 28,2% des gesellschaftlichen Gesamtprodukts sowie 25, 3% der Grundfonds und 30,8% des Arbeitsvermögens der produzierenden Bereiche der Volkswirtschaft 1 eingesetzt. 3 Die Landwirtschaft produziert ca. 64% des primären Rohstoffaufkommens der DDR. Von zunehmend volkswirtschaftlichem Gewicht ist auch der Beitrag der Landwirtschaft zur einheimischen Rohstoffproduktion über die Erfordernisse der Ernährung hinaus. So gehen die Erzeugnisse in der verschiedensten " Form in etwa 75 % aller Erzeugnisgruppen der Volkswirtschaft ein. Der volkswirtschaftliche Bedarf an agrarischen Rohstoffen wird im Zusammenhang mit der breiteren Nutzung von Schlüsseltechnologien weiter zunehmen und es werden neue Einsatzgebiete erschlossen, deren Ausmaße heute noch nicht voll überschaubar sind. Biogene Rohstoffe sind nicht bzw. nur in begrenztem Maße durch andere Rohstoffe bzw. Substitute ersetzbar, und sie sind ständig reproduzierbar. Dies verlangt jedoch mit dem Blick auf die Jahrhundertwende rechtzeitig die 7

Bedarfsgrößen und Einsatzmöglichkeiten aus der Sicht der Industrie sowie der Anbaumöglichkeiten aus der Sicht der Landwirtschaft zu bestimmen, effektive Technologien der Be- und Verarbeitung biogener Rohstoffe zu entwickeln und dabei die jeweiligen Standorte der Produktion und Verarbeitung agrarischer Rohstoffe zu berücksichtigen. Von volkswirtschaftlicher Bedeutung, ist, daß die Landwirtschaft durch verbesserte Ackerkultur, durch Maßnahmen zum Erosionsschutz und zur ausgebauten Wasserspeicherung sowie durch erhöhte technologische Disziplin bei der Anwendung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln die Reproduktion der natürlichen Umwelt positiv fördert. Vor allem durch die zunehmend bessere Nutzung des Bodens und der natürlichen Faktoren tragen die Genossenschaftsbauern und Arbeiter in einem beachtlichen Umfang zur Sicherung der Einheit von Reproduktion der natürlichen Umwelt und zum kontinuierlichen Produktions- und Effektivitätszuwachs bei. Dabei darf nicht übersehen werden, daß die Landwirtschaft zusammen mit anderen Volkswirtschaftsbereichen einen noch höheren Beitrag zur optimalen Gestaltung der natürlichen Umwelt leisten muß. Deshalb heißt es im Beschluß des XIII. Bauernkongresses der DDR: „Im Intensivierungsprozeß werden wir den Erfordernissen des Umwelt* und Naturschutzes noch wirksamer entsprechen und unseren gesellschaftlichen Beitrag dazu leisten, die Natur für heutige und künftige Generationen als Lebens- und Produktionsgrundlage zu erhalten und auf wissenschaftlicher Grundlage zu nutzen." 4 Entsprechend den Anforderungen der Wirtschaftsstrategie wurde auch in der Landwirtschaft die Wende zur umfassenden Intensivierung vollzogen. Das Nettoprodukt der Landwirtschaft wurde 1981-1985 im Vergleich zu 1976-1980 um 13,5% erhöht. Damit lag das Wachstum des Nettoproduktes erheblich über dem des Bruttoproduktes von 6,9% und dem des Eigenproduktes von 11 %. Ca. die Hälfte des Wachstums des Nettoproduktes resultiert aus der Senkung des Produktionsverbrauches. Bei den steigenden Leistungen der Landwirtschaft für die Volkswirtschaft wurden einige Fonds, z.B. Energie, Zement u. Stahl, absolut weniger bzw. mit einem wesentlich verringerten Zuwachs in Anspruch genommen. Der spezifische Produktionsverbrauch wurde kontinuierlich gesenkt. Eines der herausragenden Ergebnisse seit Anfang der 80er Jahre ist die Sicherung der vorrangigen Entwicklung der Pflanzenproduktion als eine der entscheidenden Vorraussetzungen für die Intensivierungsfortschritte in der gesamten Landwirtschaft. Damit wurden entscheidende Voraussetzungen geschaffen, um im Zeitraum 1980-1986 bei rasch steigender Tierproduktion die Importe von Futtergetreide aus dem NSW auf 13% zu reduzieren. Die erreichten Ergebnisse, so wurde auf dem XI. Parteitag der SED und auf dem XIII. Bauernkongreß der D D R deutlich gemacht, beruhen vor allem darauf, daß die vorhandenen Reserven, insbesondere materielle und geistige Potenzen, vollständiger ausgeschöpft und der wissenschaftlich-technische Fortschritt vereint mit den bäuerlichen Erfahrungen zunehmend zur Hauptquelle des Leistungswachstums werden. Es wurde eine 8

höhere Qualität des ökonomischen Durchdringens des Reproduktionsprozesses erreicht. Alle vorhandenen natürlichen und ökonomischen Bedingungen wurden effektiver genutzt. Die Genossenschaftsbauern und Arbeiter der sozialistischen Landwirtschaft der D D R richten nunmehr ihre Anstrengungen darauf, der umfassenden Intensivierung dauerhaften und stabilen Charakter zu verleihen und jene Bedingungen zu schaffen, die gewährleisten, daß die Erzeugung pflanzlicher und tierischer Erzeugnisse je Hektar schneller wächst als der dafür erforderliche Aufwand an lebendiger und vergegenständlichter Arbeit. In den nächsten Jahren und vor allem in den 90er Jahren besteht das Wesen der neuen Qualität des Wachstums einer bedarfsgerechten Produktion vor allem darin, bei allen Aufwandsarten durch den wissenschaftlich-technischen Fortschritt eine weitere Ökonomisierung und damit eine höhere Effektivität aller eingesetzten Ressourcen zu erreichen. Besondere Anforderungen ergeben sich dabei in den kommenden Jahren nicht zuletzt auch ausgehend von unserer demographischen Situation im Lande und der Entwicklung des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens vor allem an die Erhöhung der Arbeitsproduktivität, basierend auf einem höheren Niveau der Produktivkräfte und des technologischen Fortschritts. Eine entscheidende Grundlage für den weiteren dynamischen Leistungsanstieg der sozialistischen Landwirtschaft sind aber auch die gefestigten sozialistischen Produktionsverhältnisse. Die LPG und VEG der Pflanzen- und Tierproduktion als Grundeinheiten der gesellschaftlichen Produktion auf dem Lande haben sich zu gefestigten sozialistischen Betrieben mit einem beachtlichen Wirtschaftspotential entwickelt. In Kooperation miteinander gestalten sie den einheitlichen landwirtschaftlichen Reproduktionsprozeß. Von nachhaltiger Wirkung auf die Erhöhung der Leistungskraft der Landwirtschaft erwiesen sich die Beschlüsse des Politbüros des ZK der SED und des Ministerrates der D D R zur Durchführung der Agrarpreisreform ab 1.1.1984, zur Übertragung wirtschaftsleitender Funktionen an die Kooperationsräte im Jahre 1984 sowie die Beschlüsse zur immer engeren Verbindung von Wissenschaft und Produktion. Sie trugen wesentlich dazu bei, stabile und langfristig wirkende Triebkräfte für den weiteren Leistungsanstieg zu erschließen. Das wird getragen - von gewachsenem Vertrauen der Genossenschaftsbauern und Arbeiter in die bewährte Agrar- und Bündnispolitik der SED, von der weiteren Ausprägung der genossenschaftlichen Demokratie sowie vom hohen Bildungsniveau und den soliden Fachkenntnissen der Genossenschaftsbauern und Arbeiter in der Landwirtschaft; - von der gesicherten Perspektive der Klasse der Genossenschaftsbauern sowohl im Hinblick auf ihre personelle Reproduktion als auch hinsichtlich der erweiterten Reproduktion der materiell-technischen Grundlagen, des genossenschaftlichen Eigentums und der gesellschaftlichen Fonds; - von einem höheren Niveau in der Beherrschung der sozialistischen Betriebswirtschaft, dem Vorhandensein gefestigter Produktionskollektive und über-

schaubbarer Verantwortungsbereiche auf der Grundlage des Territorialprinzips. Die Realisierung einer neuen Qualität des Wirtschaftswachstums in der Landwirtschaft wird maßgeblich davon geprägt, daß in den 90er Jahren, bedingt durch eine differenzierte, jedoch weitgehende Deckung des quantitativen volkswirtschaftlichen Bedarfs an Agrarerzeugnissen für die Ernährung, eine grundlegende Veränderung in den Beziehungen zwischen quantitativem und qualitativem Produktionswachstum sowie eine Erhöhung der Effektivität erreicht werden muß. Sicherung bedarfsgerechter Produktion, Erhöhung der Qualität der Erzeugnisse und noch wirksamere Nutzung von Struktureffekten werden mehr als bisher zu entscheidenden Faktoren des Leistungswachstums. Die Maßstäbe umfassender Intensivierung gelten ihrem Wesen nach für alle Bereiche der Volkswirtschaft und so auch für die Landwirtschaft. Dabei schließen diese generellen Maßstäbe stets spezifische Seiten ein, die sich für die Landwirtschaft vor allem aus der engen Verschlingung des natürlichen Reproduktionsprozesses mit dem ökonomischen Reproduktionsprozeß, der Produktivkraftentwicklung und der Stellung der Landwirtschaft als Rohstoffproduzent ergeben. In der sozialistischen Landwirtschaft werden die Gesetzmäßigkeiten der Reproduktion vor allem dadurch geprägt, daß sie ein von Naturfaktoren beeinflußter Produktionszweig ist und bleibt. Eine der Grundfragen weiterer Intensivierung ist es daher, die Naturfaktoren im Interesse steigender Erträge und Leistungen sowie wachsender Effektivität immer besser zu nutzen. Die ökonomischen Effekte umfassender Intensivierung der Landwirtschaft sind in hohem Maße mit volkswirtschaftlichen Effekten verbunden, ohne daß dies in jedem Falle im Reproduktionsprozeß der Landwirtschaft sichtbar wird. Daher sind Effektivitätsmaßstäbe nicht allein aus landwirtschaftlicher Sicht ableitbar. Das wichtigste Kriterium aus volkswirtschaftlicher Sicht besteht darin, daß das volkswirtschaftliche Endprodukt und Nationaleinkommen aus der Steigerung der Produktion, ihrer Verwertung und höheren Veredlung schneller wachsen muß als der dafür erforderliche Produktionsverbrauch . Folgende Kriterien und Maßstäbe werden vor allem die neue Qualität und den höheren Anspruch der Volkswirtschaft an das Wachstum der Landwirtschaft in der Etappe der vollen Ausprägung umfassender Intensivierung bestimmen: Erstens ist die zuverlässige Versorgung quantitativ und zunehmend qualitativ entsprechend dem weiter anwachsenden Ernährungsbedarf der Bevölkerung von der eigenen Fläche bei allen landwirtschaftlichen Produkten, die mit vertretbarem volkswirtschaftlichem Aufwand erzeugt werden können, zu sichern. Erwartet wird der Beitrag der Landwirtschaft zur Verwirklichung einer Ernährungsstrategie, die die Deckung der qualitativ wachsenden Ansprüche, die Erhöhung der volksgesundheitlichen Wirkung und hohe Rationalität optimal verbindet. Zweitens ist mit den verfügbaren Ressourcen eine maximal mögliche Steigerung der agraren Rohststoffproduktion j e Flächeneinheit zu erreichen und eine höhere Verwertung der agrarischen Rohstoffe zu gewährlei2/5852

sten. Die Pflanzenproduktion ist auch künftig vorrangig zu entwickeln. Drittens gilt es, das Wachstum der Arbeitsproduktivität zu beschleunigen und den spezifischen und zunehmend auch den absoluten Aufwand an lebendiger Arbeit zu senken sowie ein höheres Tempo der Steigerung der Arbeitsproduktivität gegenüber der Zunahme des Nettoproduktes zu erreichen. Die weitere Erhöhung der Wirksamkeit der lebendigen Arbeit wird zunehmend zu einem entscheidenden Faktor des Wachstums. In engeF Verbindung damit werden die Arbeits- und Lebensbedingungen der Genossenschaftsbauern und Arbeiter weiter verbessert. Viertens ist die Produktion langfristig und stabil schneller zu steigern als der Produktionsverbrauch, und es ist ein schnelleres Wachstum des Nettoproduktes gegenüber dem Bruttoprodukt zu gewährleisten. Das landwirtschaftliche Eigenprodukt ist schneller als das Bruttoprodukt zu entwickeln. Fünftens geht es um eine günstigere Gestaltung des Verhältnisses von Aufwand und Ergebnis durch höhere Erträge und Leistungen, aber zunehmend auch durch höhere Material-, Energie- und Grundfondsökonomie. Durch bessere Nutzung der Grundfonds und ihre Modernisierung in den technologischen Ketten ist der weitere Zuwachs der Produktion und des Nettoproduktes mit verringerten Zuwachsraten der Grundfonds j e Einheit landwirtschaftliches Brutto- bzw. Nettoprodukt zu sichern. Sechstens ist im Gesamtprozeß der Intensivierung die Einheit von Ökonomie und Ökologie zunehmend vorausschauend zu gewährleisten. Wesentliche Bedingungen sind dafür vor allem durch effektivere Verfahrenslösungen zu schaffen. Zur Realisierung dieser Kriterien und Maßstäbe müssen mit der zielstrebigen Erfüllung des vom Politbüro des Z K der S E D und Präsidium des Ministerrates im März bzw. April 1987 beschlossenen langfristigen Programms der Forschung und Entwicklung für die Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft im Kampf um wissenschaftlich-technische Spitzenleistungen und der breiten Anwendung dieser Ergebnisse in den L P G , V E G , in den Kombinaten und Betrieben neue Quellen des Wachstums erschlossen werden, die ständig reproduzierbar sind. Dieser Prozeß der Produktivkraftentwicklung in der Landwirtschaft wird vor allem vom Entwicklungsstand der gesamten Volkswirtschaft sowie von den Fortschritten in Wissenschaft und Technik maßgeblich bestimmt. Der wissenschaftlich-technische Fortschritt in der Landwirtschaft resultiert sowohl aus Ergebnissen der Agrarforschung und ihrer unmittelbaren Anwendung in den L P G und V E G als auch in Gestalt der industriell erzeugten Produktionsmittel als Ergebnis von Agrarforschung und anderen Wissenschaftsdisziplinen. Zugleich hängt die Durchsetzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts in der Landwirtschaft vom Investitionspotential der gesamten Volkswirtschaft ab. Das alles unterstreicht die vielfältigen Verflechtungen und die breite Verantwortung anderer Volkswirtschaftszweige für den weiteren Fortschritt in der Landwirtschaft. Die weitere stabile Sicherung der Ernährung auf eigener Rohstoffbasis ist somit künftig noch mehr ein ge9

samtgesellschaftliches Anliegen ersten Ranges. „Mit der umfassenden Intensivierung wächst die gegenseitige Bedingtheit, die Notwendigkeit der aufeinander abgestimmten Entwicklung aller Zweige, die direkt oder indirekt an der Nahrungsgüterproduktion beteiligt sind." 5 Die Sicherung der Proportionalität zwischen der Landwirtschaft und den anderen Zweigen, die die Produktionsmittel für die Landwirtschaft bereitstellen und ihre Erzeugnisse verarbeiten, lagern, transportieren und handeln, wird immer mehr zu einer Schlüsselfrage für die Erfüllung der Aufgaben der Lebensmittelproduktion, insbesondere der Landwirtschaft selbst, und zu einem bedeutenden qualitativen Wachstumsfaktor. Die Verflechtungsbeziehungen vertiefen sich im Ergebnis der wissenschaftlich-technischen Revolution und der damit verbundenen weiteren Vergesellschaftung von Produktion und Arbeit und es entstehen qualitativ neue Aspekte in den Beziehungen Landwirtschaft-Industrie. Deshalb hat der XI. Parteitag der S E D diese Problematik grundsätzlich gestellt, indem er hervorhob: „.. .die Maßnahmen der Leitung, Planung und wirtschaftlichen Rechnungsführung aller am Agrar-Industrie-Komplex beteiligten Zweige der Volkswirtschaft künftig noch stärker zu koordinieren." 6 Wir sollten auf unserer gemeinsamen wissenschaftlichen Tagung wichtige Schwerpunkte und Fragen zur Ausgestaltung und Vervollkommnung des notwendigen engeren Zusammenwirkens aller an der Ernährung beteiligten Bereiche aufwerfen und Lösungswege dazu aufzeigen. Einige solcher Probleme möchte ich hier kurz nennen: 1. Die Sicherung der notwendigen materiell-technischen Bedingungen für effektives Leistungswachstum werfen für die 90er Jahre generell neue Fragestellungen für die planmäßige Gestaltung der Proportionen, insbesondere zwischen dem Vorleistungsbereich, der Landwirtschaft sowie den der Landwirtschaft nachgelagerten Bereichen auf. Die Verwirklichung der Zielsetzungen und Kriterien umfassender Intensivierung und insbesondere der dazu notwendigen Investitionsstrategie erfordert langfristig gesehen, die Leistungen der produktionsmittelherstellenden Industrie und des Vorleistungsbereiches der Landwirtschaft für die Land- und Nahrungsgüterwirtschaft sowie die Lebensmittelindustrie in den erforderlichen Proportionen zu entwickeln. Diese Problematik sollte tiefergehender untersucht werden. 2. Die bedarfsgerechte und gesunde Ernährung der Bevölkerung erfordert die planmäßig proportionale Entwicklung zur durchgängig optimalen Gestaltung des Produktionsprozesses in der gesamten Kette von der Primärproduktion über den Transport, die Lagerung und Verarbeitung bis zum Absatz. Damit sind auch Bedingungen zu schaffen, die zum Teil auftretenden hohen Verluste zu reduzieren, die Versorgungswirksamkeit durch höhere Verwertung und Veredlung landwirtschaftlicher Produkte zu erhöhen und den gesellschaftlichen Aufwand für die Ernährung rationeller zu gestalten. 3. Erforderlich wird die weitere Ausgestaltung der Verflechtungsbezrehungen zwischen produktionsmittel10

herstellender Industrie, Land- und Nahrungsgüterwirtschaft sowie Lebensmittelindustrie mit dem Ziel, den wissenschaftlich-technischen Fortschritt umfassender anzuwenden, den Zyklus Wissenschaft-Technik-Produktion zu beschleunigen und die Überleitungszeiten zu verkürzen. Das Tempo der Modernisierung und Erneuerung entspricht noch nicht den Erfordernissen beschleunigten Wachstums der Arbeitsproduktivität und der fondssparenden Intensivierung'. Die gegenseitigen Beziehungen der an der Nahrungsmittelproduktion beteiligten Volkswirtschaftszweige haben ein solches Niveau erreicht, daß ihre harmonische Entwicklung, ihr planmäßiges Zusammenwirken zu einer wichtigen Bedingung für die weitere Erhöhung der Nahrungsmittelproduktion und ihrer Effektivität geworden ist. So verlangt die weitere Vervollkommnung und Modernisierung der materiell-technischen Basis der Landwirtschaft weitreichende Schritte im Zusammenwirken von Landwirtschaft und Industrie, um den sich aus der umfassenden Intensivierung herzuleitenden Ansprüchen an Qualität und Struktur der Produktionsmittel besser zu entsprechen und auch notwendige quantitative und qualitative Erweiterungen der Grundfondsausstattung besonders im Zusammenhang mit der Substitution lebendiger Arbeit zu realisieren. Verlauf und Ergebnisse umfasserider Intensivierung der Landwirtschaft unterstreichen den Hinweis von K. Marx, daß diese sich nicht mehr aus sich selbst heraus reproduzieren kann, „ . . . die Bedingungen ihrer eigenen Reproduktion nicht mehr in sich, naturwüchsig vorfindet", sondern immer mehr auf andere Zweige der Volkswirtschaft angewiesen ist, „...diese fremde Industrie . . . hereingezogen (wird) in den Kreis der Produktionsbedingungen des Ackerbaues" 7 . Das findet seinen Niederschlag im steigenden Einsatz industriell hergestellter Produktionsmittel bei der Ausgestaltung und Vervollkommnung der materiell-technischen Basis der Landwirtschaft und erhöht den Einfluß dieser Bereiche auf die Effektivität der primären landwirtschaftlichen Produktion. Nach ersten Berechnungen ist in den nächsten 10 bis 15 Jahren die Bruttoproduktion der Landwirtschaft je Flächeneinheit auf rd. 125 % zu erhöhen und der gegenwärtige Arbeitszeitbedarf von 290Akh je ha auf etwa 260Akh zu vermindern. Daraus ergibt sich, daß das Niveau der Arbeitsproduktivität je Arbeitsstunde in den Hauptproduktionsbereichen der Pflanzenproduktion um 30 bis 40 % und in der Tierproduktion noch wesentlich stärker zu steigern ist. Damit ist ein Wachstum der Arbeitsproduktivität erforderlich, das weit über dem seit Mitte der 70er Jahre erreichten liegt. Das stellt hohe Ansprüche an die Mobilisierung des subjektiven Faktors sowie an die noch bessere Nutzung und Verbindung des wissenschaftlichtechnischen Fortschritts mit den Vorzügen der sozialistischen Produktionsmittel Verhältnisse auf dem Lande. Entscheidend bleibt dabei die Höherentwicklung der materiell-technischen Basis, insbesondere durch die breite und umfassende Nutzung der Schlüsseltechnologien in enger Kopplung mit der Modernisierung und fondssparenden Erneuerung der Grundfonds in der

Landwirtschaft, im Vorleistungsbereich und in den Verarbeitungsbetrieben . Insbesondere nach dem VIII. Parteitag der SED wurde die materiell-technische Basis der Landwirtschaft kontinuierlich vervollkommnet, der Bestand an Produktionsgrundfonds erhöht und der planmäßige Übergang zu industriemäßigen Produktionsmethoden entsprechend der im Programm der SED beschlossenen Strategie fortgesetzt. Dabei ist aber auch zu beachten, daß die normative Nutzungsdauer für die mobile Technik wesentlich erhöht und die Aussonderungsrate der Grundfonds vermindert wurde. Das wirkte auf die Erhöhung des Grundfondsbestandes, gleichzeitig aber auch auf die Erhöhung der Aufwendungen für seine Instandhaltung. Die damit verbundene Überalterung führt zur Senkung der Verfügbarkeit und Einsatzsicherheit. Das betrifft insbesondere solche Schlüsselmaschinen, wie Mähdrescher, Schwadmäher, Häcksler, Köpf- und Rodelader, die während einer Kampagne nicht voll verfügbar sind. Unter solchen Bedingungen wie in diesem Jahr gewinnt die Sicherung einer möglichst hohen Verfügbarkeit enorm an Gewicht. Die einfache Reproduktion der Grundfondstechnik konnte in wichtigen Positionen nicht voll gesichert werden, was sich gleichzeitig nachteilig auf die schnellere Überleitung wissenschaftlich-technischer Erkenntnisse und neuer Produktionsverfahren auswirkt. Analysenergebnisse bestätigen, daß die effektivere Gestaltung der Grundfondsreproduktion in ihrer Einheit von Modernisierung, Rekonstruktion und Neuinvestitionen immer mehr zu einem bestimmenden Wachstumsfaktor wird. Mit der weiteren dynamischen Entwicklung der Produktivkräfte müssen wir die notwendige höhere Stufe des im Programm der SED festgelegten Übergangs der Landwirtschaft zu industriemäßigen Produktionsmethoden erreichen, sonst ist umfassende Intensivierung auf Dauer nicht zu gewährleisten. Deshalb wird im Beschluß des XIII. Bauernkongresses der D D R betont: „Die zukünftig in unserer Landwirtschaft zum Einsatz kommenden Maschinen und Ausrüstungen sollten die Steigerung der Bodenfruchtbarkeit fördern, sich durch hohe Arbeitsproduktivität, niedrigen Materialeinsatz und Energieverbrauch auszeichnen, erhöhte Standzeiten der Baugruppen und Einzelteile aufweisen, zur Erhöhung der Qualität der Erzeugnisse sowie zur Senkung der Verluste beitragen." 8 Maschinen und Ausrüstungen müssen wirksamer dazu beitragen, die Naturbedingungen noch ergiebiger als Wachstumsfaktor zu nutzen. Damit verbunden ist die schnelle und breite Anwendung von Schlüsseltechnologien, wie der Mikroelektronik und Informatik, der Robotertechnik und der Biotechnologie. Dies erfordert eine neue Qualität im Zusammenwirken von Industrie und Landwirtschaft sowie Wissenschaft und Produktion. Heute und erst recht künftig gilt die Aussage von Karl Marx auch für die Landwirtschaft: „Wie der Produktionsprozeß zur Anwendung der Wissenschaft, wird umgekehrt die Wissenschaft zu einem Faktor, sozusagen zu einer Funktion des Produktionsprozesses." 9 Die wachsende Verflechtung der Landwirtschaft mit der Industrie erhält vor allem neue qualitative Aspekte hinsichtlich der Produktionsmittelbereitstellung. Es

entstehen völlig neuartige Vorleistungen zum Beispiel durch die Bereitstellung von Computern und mikroelektronischen Bauelementen, um nur einige zu nennen. So werden bis Ende 1987 im Bereich der Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft der D D R fast 3300 CAD/ CAM-Arbeitsstationen wirksam. Per 30.9.1987 waren es 2554. Wurden bisher die Computer noch vorwiegend zur Rationalisierung der Abrechnungsprozesse genutzt, verbreitet sich nunmehr ihr Einsatz auf der Grundlage bereitgestellter wissenschaftlicher Lösungen immer mehr in produktionsvorbereitenden Prozessen sowie für die Steuerung und Kontrolle von Produktionsprozessen in der Pflanzen- und Tierproduktion sowie in der Verarbeitung und Lagerung. Abgeleitet aus laufenden Forsch ungs- und Entwicklungsarbeiten wird erkennbar, daß in den kommenden Jahren Lösungen für die Automatisieurng bzw. Teilautomatisierung stationärer aber auch mobiler Produktionsprozesse entstehen, die für den weiteren Leistungsanstieg in der Pflanzen- und Tierproduktion sowie in Lagerungs- und Verarbeitungsprozessen unverzichtbar sind. Ihre Realisierung muß rechtzeitig in die Entwicklungs- und Produktionsprogramme der Industrie eingeordnet werden. Die Anforderungen an eine hohe Arbeitsqualität in der Pflanzenproduktion mit präzise arbeitenden Werkzeugen, an die Erhöhung der Schlagkraft und Verfügbarkeit der Technik, an eine hohe Dosiergenauigkeit und geringere Ernteverluste können z.B. durch den Einsatz von Bordcomputern in der bereitzustellenden Technik besser erfüllt werden. Es sind aber auch Lösungen für die Nachrüstung der umfangreichen vorhandenen Technik erforderlich. In der Tierproduktion ist ein bedeutend höherer Grad der Mechanisierung notwendig, der durch einen größeren Anteil automatisierter Lösungen gekennzeichnet sein wird und zu erheblichen Effekten bei der Einsparung von lebendiger Arbeit führen muß. Genannt sei das gemeinsam mit Partnern der Industrie entwickelte rechnergestützte Produktionskontrollsystem der Milchproduktion, das gegenwärtig in zwei großen Milchviehanlagen in der Praxis erprobt wird. Entwickelt werden inzwischen solche Produktionskontrollsysteme für alle Tierarten und Produktionsstufen. Das stellt neue Anforderungen an die Bereitstellung von dafür erforderlichen Ausrüstungen durch die produktionsmittelherstellende Industrie. Das betrifft z.B. Melk-, Wäge- und Futtertechnik, in die Mikroelektronik integriert werden kann. Auch im eigenen Vorleistungsbereich wird mit großer Kraftanstrengung am Auf- und Ausbau von Produktionskapazitäten für landwirtschaftsspezifische Mikroelektronik gearbeitet. Diese Entwicklung erfordert aber auch, daß die Landwirtschaft mit ihrem Vorleistungsbereich gemeinsam mit der Industrie ein Netz zur Wartung und Instandhaltung mikroelektronischer Baugruppen und Geräte der modernen Rechentechnik aufbaut. So entstehen neue Verflechtungsbeziehungen, die beherrscht werden müssen. Auch die Anwendung der Biotechnologie sowohl in der landwirtschaftlichen Produktion als auch bei der Verarbeitung und Veredlung landwirtschaftlicher Rohstoffe hat strukturelle Wirkungen auf die technisch-technologische Basis sowie auf das Er11

Zeugnissortiment vieler Bereiche, beispielsweise des Chemieanlagenbaus, des Maschinenbaus und der Elektronik/Elektrotechnik. Um die Nutzung biotechnologischer Prozesse mit einer hohen volkswirtschaftlichen Öknomie zu gewährleisten, gilt es, diese sich entwikkelnden Verflechtungen und Strukturen rechtzeitig in ihrer Gesamtheit auszugestalten und zu leiten.Die weitere Ausgestaltung der materiell-technischen Basis der Landwirtschaft erfordert gleichzeitig, alle Möglichkeiten für die Erhöhung der Leistungsfähigkeit des eigenen Rationalisierungsmittelbaus, des Landwirtschafts- und Meliorationsbaus, der Kapazitätsentwicklung für Instandhaltung und für die Ersatzteilaufbereitung voll auszuschöpfen. Die notwendigen Bedingungen dafür sind verstärkt durch Kooperation mit Industrie und Bauwesen weiter auszubauen. Das betrifft z.B. die Zulieferung von Baugruppen, mikroelektronischen Bauelementen, aber auch von Präzisionswerkzeugmaschinen, von Prüfgeräten sowie weiteren Materialien. Durch diese wachsenden Verflechtungen ist zu gewährleisten, daß auch im landwirtschaftlichen Vorleistungsberiech ein hoher Zuwachs an Arbeitsproduktivität gesichert werden kann. Der weitere Ausbau der materiell-technischen Basis, ihre proportionale Entwicklung schließt auch quantitative, aber vor allem qualitative Fortschritte im Bereich der Umlaufmittel ein. So geht es z.B. um die zunehmende Deckung des Bedarfs der Landwirtschaft an qualitativ hochwertigen Mineraldüngern, wirksamen Pflanzenschutzmitteln sowie Präparaten für die Tierproduktion durch die chemische Industrie. Der Anteil der chemischen Industrie an den gesamten industriellen Vorleistungen für die Landwirtschaft beträgt wertmäßig ca. 40%. Das ist eine Größenordnung, die zusammengenommen den Leistungen des Maschinen- und Fahrzeugbaus, der Energie- und Brennstoffindustrie, des Verkehrswesens und des Bauwesens für die Landwirtschaft entspricht. Damit hat die chemische Industrie einen großen Einfluß auf die Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion. Um dem künftig noch besser gerecht zu werden, sind größere Fortschritte insbesondere hinsichtlich der Erhöhung der Qualität des Dünger- und Pflanzenschutzsortiments unerläßlich. So liegt z.B. der Anteil granulierter Düngemittel in der DDR noch unter dem internationalen Standard. Der hohe Anteil pulverförmiger Düngemittel führt zu Ungenauigkeiten bei der Ausbringung, was durch den hohen Verschleißgrad der Applikationstechnik noch verstärkt wird. Das bewirkt nicht selten eine Unter- bzw. Überversorgung der Pflanzenbestände mit Nährstoffen. Die potentiellen Ertragsmöglichkeiten können dadurch nicht voll genutzt werden und in bestimmten Fällen entstehen daraus zusätzliche Belastungen für die Umwelt. Mit der schrittweisen Qualitätsverbesserung der Düngemittel, der Anwendung effektiver Applikationstechnik in Verbindung mit zunehmend rechnergestützter Ausbringung entsprechend dem Bedarf der Pflanzen können volkswirtschaftliche Effekte erschlossen werden, die sich in höheren Erträgen, in einer höheren Fondsauslastung, in verminderten Dieselkraftstoffverbrauch sowie in geringerem Aufwand an lebendiger Arbeit ausdrücken. 12

Bei Pflanzenschutzmitteln kann der Bedarf noch nicht voll abgedeckt werden. Lücken bestehen vor allem bei Fungiziden und Herbiziden. Daß Anstrengungen zur Verminderung der Situation volkswirtschaftlich sehr lohnend sind, zeigte der zunehmende Einsatz von hochwertigen Fungiziden in den letzten Jahren. Der dadurch bewirkte Leistungsanstieg bei Getreide erbrachte den Beweis, daß damit erhebliche Ertragsfortschritte erzielt werden können. Ein wichtiges Problem besteht aber auch darin, daß die wertvollen Pflanzenschutzmittel sicher und in der richtigen Dosierung an die Pflanzen angelagert werden müssen. Das erfordert die Bereitstellung einer dem internationalen Niveau entsprechenden Pflanzenschutztechnik, die mit der notwendigen Elektronik ausgerüstet ist und eine höhere Applikationsgenauigkeit garantiert. Die Lösung dieser und anderer die Produktivität und Effektivität maßgeblich beeinflussender Probleme durch die produktionsmittelerzeugende Industrie ist nicht nur eine auf nationaler Ebene zu lösende Aufgabe. Zugleich entstehen damit Fragen der Umsetzung von wissenschaftlich-technischen Erkenntnissen im Rahmen der internationalen sozialistischen Arbeitsteilung, die künftig unbedingt noch wirkungsvoller gelöst werden müssen. Zunehmendes Gewicht bei der Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln in bedarfsgerechter Struktur, in guter Qualität und von hohem gesundheitlichen Wert erhält die planmäßig proportionale Gestaltung der zwischen der Landwirtschaft, der Nahrungsgüterwirtschaft und der Lebensmittelindustrie bestehenden organisatorischen, technologischen und ökonomischen Beziehungen. In der D D R werden ca. 82% der bereitgestellten agrarischen Rohstoffe für Ernährungszwecke be- und verarbeitet. In den letzten 20 Jahren haben sich die Ausgaben der Bevölkerung für Nahrungs- und Genußmittel verdoppelt. Ihr Anteil am Einzelhandelsumsatz betrug 1986 49,6%, darunter der Anteil Nahrungsmittel 30,0 %. Im Durchschnitt wurden für Nahrungs- und Genußmittel im Jahre 1986 ca. 3500M je Kopf der Bevölkerung ausgegeben. Über 50 % der Gesamtausgaben für Nahrungsmittel entfallen dabei auf Fleisch und Milch sowie die daraus hergestellten Erzeugnisse. Bei künftig weiterem kontinuierlichen Zuwachs der Nettogeldeinnahmen der Bevölkerung, entsprechend der Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik, wird auch künftig bei der angestrebten Erhöhung des Anteils Industriewaren am Einzelhandelsumsatz und wachsenden Ausgaben für Dienstleistungen ein erheblicher Teil des Einkommenszuwachses der Bevölkerung für den Kauf von Lebensmitteln verwendet werden. Die weitere Verringerung noch zum Teil bestehender Unterschiede in der Warenbereitstellung vor allem im Grundsortiment, besonders in den ländlichen Gebieten, wird sich auf den Verbrauch von Lebensmittel erhöhend auswirken. Eine unerwünschte Nebenerscheinung des bereits erreichten hohen Pro-Kopf-Verbrauches an Nahrungsmitteln ist der Überverzehr von Fetten (insbesondere tierischen Fetten) mit 57%, von Nahrungsenergie mit 37% und Kohlehydraten mit 12% mit seinen gesundheitli-

chen, sozialen und volkswirtschaftlichen Folgewirkungen. Besonders stark wachsende Bedarfsansprüche wird es bei magerem Fleisch, hochwertigen Milchprodukten, Edelgemüse und bestimmten Obstsorten geben. Diesen Ansprüchen ist entsprechend den volkswirtschaftlichen Möglichkeiten im Interesse einer gesunden Ernährung ein größeres Augenmerk zu schenken. Neben der weiteren Verstärkung von Ernährungspropaganda und -erziehung ist der Lebensmittelverbrauch im Sinne einer gesunden Ernährung vor allem durch Veränderung des Lebensmittelsortiments zugunsten hochveredelter und den ernährungswissenschaftlichen Empfehlungen entsprechender Erzeugnisse zu beeinflussen. Aufgrund eines hohen Anteiles des Grundnahrungsmittelsortiments an der Ernährung hat die noch stärkere Berücksichtigung des Aspektes einer gesunden Ernährung besonderes Gewicht bei den Grundnahrungsmitteln. E. Honecker hob auf dem XIII. Bauernkongreß der D D R hervor: „Letzten Endes mißt die Bevölkerung die Qualität landwirtschaftlicher Tätigkeit gerade am Niveau der Nahrungs- und Genußmittel. Auch weitere Fortschritte in bezug auf eine bedarfsgerechte Struktur und ein reichhaltigeres Sortiment gehören in diesen Zusammenhang, Erzeugnisse herzustellen, die eine gesunde Ernährung fördern und durch ihre weitgehende Aufbereitung die Hausarbeit erleichtern, ist gleichfalls ein wichtiges Anliegen, dem die Genossenschaftsbauern gemeinsam mit der Nahrungsgüterwirtschaft und der Lebensmittelindustrie Schritt für Schritt besser entsprechen sollten." 10 Die Nahrungsgüterwirtschaft nimmt den bedeutendsten Platz bei der Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse ein. Sie erzeugte im Jahre 1986 mit 133 Tausend VbE und 31 Milliarden Mark Grundfonds eine Bruttoproduktion von 61 Milliarden Mark. Die Zweige der fleisch- und milchverarbeitenden Industrie produzieren allein 73% der industriellen Warenproduktion der Nahrungsgüterwirtschaft. Hier liegen zugleich die entscheidenden Entwicklungsschwerpunkte. Die Bereitstellung von Rohstoffen aus der Landwirtschaft für die Verarbeitung entwickelte sich schneller als die durch Rekonstruktion, Rationalisierung und Erweiterung geschaffenen Verarbeitungskapazitäten. Deshalb haben sich die bereits über einen längeren Zeitraum entwickelten Disproportionen zwischen Aufkommen an landwirtschaftlichen Rohstoffen und Verarbeitungs- sowie Lagerkapazitäten in den letzten Jahren weiter vergrößert. Hier vollziehen sich Wachstumsrelationen, die nicht den objektiven Reproduktionserfordernissen entsprechen und zu volkswirtschaftlichen Verlusten führen. So wird eine durchgängige optimale Gestaltung des Produktionsprozesses über die gesamte Kette von der Primärproduktion bis zum Absatz erschwert. Substanz-, Qualitäts- und Effektivitätsverluste sind in hohem Maße diesem Problem geschuldet. Insbesondere in den Schlachtbetrieben vollbringen die Werktätigen durch einen hohen Anteil an Überstunden große Leistungen, um die entstandenen Disproportionen zu mildern. Das kann die Probleme auf Dauer jedoch nicht lösen. Die höhere Veredlung der landwirtschaftlichen Rohstoffe zu hochwertigen Nahrungsgütern als eine bedeu-

tende Quelle des Wirtschaftswachstums zu nutzen, erfordert höhere Rationalität in der gesamten Kette, beginnend in der Primärproduktion über die vielfältigen Verarbeitungsstufen bis zum verwertbaren Endprodukt. Höhere Verdedlung der Agrarrohstoffe führt also zur Gebrauchswert- und Qualitätserhöhung der Lebensmittel. Grundsätzlich muß bei allen Erzeugnisgruppen das Grundsortiment stabil gesichert werden. Um den wachsenden Qualitätsanforderungen der Bevölkerung zu entsprechen, wird sich durch höheren Verarbeitungsgrad der Wert des Endprodukts je Mengeneinheit eingesetzter Rohstoffe ständig erhöhen und auf dieser Grundlage die wertmäßige Produktion der Nahrungsgüterwirtschaft schneller wachsen als die mengenmäßige Rohstoffbereitstellung. Das ist verbunden mit der Erhöhung der Konsumreife der Lebensmittel, einer größeren Anzahl von Geschmacksvarianten, längerer Haltbarkeit und höherem Frischegrad. Erleichterung und Verringerung des Zubereitungsaufwandes im Haushalt sind durch steigende Angebotsanteile an Fertig- und Halbfabrikaten zu schaffen. Höhere Veredlung ist ein komplexer Prozeß, der alle Stufen der Nahrungsgüterproduktion, beginnend in der Primärproduktion, betrifft. E. Honecker machte auf die besondere Bedeutung der Qualität als Wachstumsfaktor auf dem XIII. Bauernkongreß der DDR aufmerksam, indem er betonte: „Hochwertige Endprodukte verlangen Qualität in jeder Stufe ihrer Erzeugung von der Primärproduktion bis zum Handel." 11 Die Erhöhung der Qualität aller landwirtschaftlichen Rohstoffe ist notwendige Bedingung für steigende Veredlungsleistungen in der Nahrungsmittelindustrie. Hierin besteht der wichtigste Beitrag der Landwirtschaft, eine durchgängige Erhöhung des Veredlungsgrades in der Kette bis zum Verbraucher zu erreichen. Mit dem zunehmenden Einsatz moderner Technologien in der Be- und Verarbeitung wird im Interesse einer höheren Prozeßsicherheit mehr und mehr eine gebrauchswert- bzw. erzeugnisorientierte Rohstoffproduktion in der Landwirtschaft mit hoher technologischer Qualität der Rohstoffe erforderlich. Da es sich bei Nahrungsmitteln um biologisch erzeugte Produkte handelt, können Qualitätsminderungen beim Rohstoff in den folgenden Prozeßstufen nicht ausgeglichen werden. Die unterschiedlichen Standort- und klimatischen Bedingungen, das breite Spektrum der im landwirtschaftlichen Reproduktionsprozeß eingesetzten Arten, Rassen und Sorten bedingen Unterschiede hinsichtlich der Konzentration der Inhaltsstoffe, der Haltbarkeit sowie der Bearbeitungseignung- bzw. Verarbeitungs- und Konservierungseignung. Diese breite Palette an unterschiedlichen Qualitätsmerkmalen gilt es für die Erweiterung des Sortiments und des Leistungs- und Effektivitätswachstums noch mehr zu erschließen. Natürlich verlangt das eine hohe Flexibilität in der Verarbeitung einschließlich der daraus resultierenden Konsequenzen für die weitere Ausgestaltung der Vertragsbeziehungen und für die Arbeit im Rahmen der Kooperationsverbände. Vom Endproduzenten sollten dabei noch wirksamere Impulse hinsichtlich arten-, Sorten- und qualitätsgerechter Rohstoffproduktion und zielgerechter Bereitstellung ausge13

hen. Eine auf das Endprodukt orientierte selektive Rohstoffproduktion und stärkere gezielte Auswahl von Erzeugnispartien der Primärproduktion durch die Verarbeitungsbetriebe erhalten deshalb eine immer größere Bedeutung im vertikalen kooperativen Zusammenwirken von Land- und Nahrungsgüterwirtschaft. Das prägt auch die wachsende Rolle der Kooperationsverbände, denn das Grundanliegen dieser Form der erzeugnisorientierten agrarindustriellpn Kooperation besteht darin, die Nahrungsgüterkette von den Primärproduzenten, d.h. den LPG und VEG, über die Verarbeitungsbetriebe und dem Handel so zu organisieren, daß die Veredlung der Agrarrohstoffe mit höchstem volkswirtschaftlichen Effekt erfolgen kann. Wie sich in der Praxis immer mehr zeigt, muß der Objektivierung der Qualitätsbestimmung sowohl aus der Sicht der Landwirtschaft als auch der Verarbeitungsindustrie größere Bedeutung beigemessen werden. Dringend erforderlich wird in diesem Zusammenhang die Bereitstellung und Einführung von Analyse-, Meß- und Wägetechnik und von Schnellbestimmungsmethoden. Der rechnergestützten Prozeßsteuerung überhaupt muß größte Bedeutung beigemessen werden. All das macht die notwendig enge Verflechtung zwischen Rohstoffproduktion, Verarbeitungsindustrie, VEB WTÖZ der Nahrungsgüterwirtschaft und produktionsmittelherstellender Industrie deutlich. Die differenzierte Ausnutzung der biologischen Breite des Rohstoffes erfordert zugleich die Schaffung von Bedingungen, um unterschiedliche Qualitäten getrennt zu erfassen, zu transportieren und zu lagern. Vertragsproduktion und qualitätsorientierte Erzeugerpreise stellen zur Förderung dieses Prozesses bedeutende ökonomische Hebel dar. Wichtige Maßnahmen in dieser Richtung sind im Beschluß des Ministerrates zur Vervollkommnung der Leitung, Planung und wirtschaftlichen Rechnungsführung in der Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft vom 27.8.1987 festgelegt worden. Das betrifft insbesondere die Stimulierung höherer Qualität von Speisekartoffeln, Obst, Gemüse, Rohmilch, Schlachtrind und -schwein. In der Milchindustrie wurden seit 1980 118 neu- bzw. weiterentwickelte Produkte dem Verbraucher zur Verfügung gestellt. 1986 waren es 12. Die Fleischindustrie entwickelte allein 1986 39 neue Erzeugnisse, davon 22 im Grund- und 19 im Delikatsortiment. Der Anteil Warenproduktion mit dem Gütezeichen Q wurde 1986 im Vergleich zu 1985 um 35 % gesteigert. In der Milchindustrie konnte nur 9 % der abgesetzten Waren in diese Qualität eingestuft werden. Es gilt künftig, diesen Anteil bedeutend zu erhöhen. Dies erfordert die verstärkte Modernisierung und Rationalisierung bekannter Verfahren sowie die Entwicklung und Einführung neuer Technologien auf der Grundlage der Biotechnologie, der Mikroelektronik und anderer Hochtechnologien. Eine wichtige Voraussetzung für höhere Veredlung ist die Verfügbarkeit der erforderlichen Hilfs- und Zusatzstoffe in Menge, Struktur und Qualität. Die Erhöhung der Qualität der Nahrungsmittel, ihre längere Haltbarkeit und Erhöhung des Frischegrades können nur in Verbindung mit dem Einsatz z.B. von Stabilisatoren, Emulgatoren, Konservierungsmitteln und von Aromen 14

erreicht werden. Deshalb muß der industriellen Entwicklung solcher Hilfs- und Zusatzstoffe, die für höhere Veredlungsgrade unerläßlich sind, größere Bedeutung beigemessen werden. Alle von der Landwirtschaft produzierten Rohstoffe verlustarm zu verwerten, zu veredeln und den Konsumenten zuzuführen sowie bisher importierte Rohstoffe zunehmend durch einheimische zu substituieren erfordert beachtliche Konsequenzen für die Vervollkommnung der materiell-technischen Basis der Verarbeitungsindustrie. Die Zielstellungen für eine gesunde Ernährung, eine höhere Veredlung, eine bessere Rohstoffund Materialausnutzung und für die Steigerung der Effektivität insgesamt sind mit dem gegenwärtigen Niveau der materiell-technischen Basis in der Nahrungsgüterwirtschaft nicht voll realisierbar. Für die Fleischindustrie heißt das, daß erhebliche Mengen an Schlachtkörpern nicht TGL-gerecht gekühlt bzw. die erforderliche Kerntemperatur in Höhe von 8°C bei dieser Menge nicht eingehalten werden kann. In den zur Verbesserung dieser Situation gefaßten Ministerratsbeschlüssen ist bis 1990 eine Erhöhung der Kühlkapazität im Verhältnis zur Entwicklung der Schlachtkapazität bei Schwein auf das 3,8fache, bei Rind auf das 3fache und bei Geflügel auf das 5fache vorgesehen. Dazu wird ein Investitionsvolumen von ca. 250 Millionen Mark eingesetzt. Die Realisierung dieser Investitionen ist vor allem mit erhöhten Anforderungen an die produktionsmittelherstellende Industrie, insbesondere den Allgemeinen Maschinen-, Landmaschinen- und Fahrzeugbau, die Elektronik/Elektrotechnik, die chemische Industrie und die Leicht- und Keramikindustrie sowie an den eigenen Rationalisierungsmittelbau verbunden. Zur raschen Steigerung der Arbeitsproduktivität ist es dringend notwendig, den wissenschaftlich-technischen Fortschritt entsprechend dem international schnell steigenden Entwicklungsniveau der Produktivkräfte verstärkt in die Produktion einzuführen. Das erfordert besonders die breite Anwendung der Schlüsseltechnologien unter den spezifischen Bedingungen der Lebensmittelproduktion, die Weiterentwicklung der Grundtechnologien mit dem Ziel der Automatisierung ganzer Produktionsabschnitte sowie die Bereitstellung volkswirtschaftlich effektiver Verpackungslösungen. Dazu wurde die eigene Rationalisierungsmittelproduktion von 1984 bis 1986 überdurchschnittlich auf 160% gesteigert. Bis 1990 soll eine weitere Erhöhung um rd. 50% erfolgen. Es gilt also, alle Möglichkeiten zu nutzen, den Rationalisierungsmittelbau der Nahrungsgüterwirtschaft beschleunigt zu entwickeln, um den ständig wachsenden Bedarf nach effektiven Rationalisierungsmitteln zunehmend besser decken zu können. Die Schaffung der notwendigen materiell-technischen Voraussetzungen in der Nahrungsgüterwirtschaft stellt aber genauso auch wachsende Ansprüche an die entsprechenden Zweige der Industrie. Durch ein noch engeres Zusammenwirken von Industriekombinaten und dem eigenen Rationalisierungsmittelbau der Nahrungsgüterwirtschaft gilt es, die volkswirtschaftlichen Möglichkeiten noch effektiver auszuschöpfen. Zur Verwirklichung der ökonomischen Strategie der SED mit dem Blick auf das Jahr 2000 auf dem Gebiet der

Ernährung stehen alle daran beteiligten Bereiche vor neuen Herausforderungen. Wesentliche Voraussetzungen dafür sind durch die Forschung zu schaffen. Ausgehend von der engeren Verflechtung werden unter anderem zunehmend komplexere, interdisziplinäre Forschungsergebnisse sowohl für die sozialistischen Landwirtschaftsbetriebe als auch für die effektivste Gestaltung der Verflechtungsbeziehungen zwischen allen an der Nahrungsgüterproduktion und dem Handel beteiligten Partnern benötigt, die immer mehr auf der Grundlage wachsender Gemeinschaftsarbeit entstehen müssen. Die langfristige Orientierung für alle Agrarwissenschaftler sowie für ihre Kooperationspartner in der naturwissenschaftlich-technischen und gesellschaftswissenschaftlichen Grundlagenforschung sowie in der Industrieforschung gibt das von mir bereits erwähnte langfristige Programm der Forschung und Entwicklung für die Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft bis zum Jahr 2000. Es ist darauf ausgerichtet, die erforderlichen wissenschaftlich-technischen Voraussetzungen zu schaffen, damit die umfassende Intensivierung der Nahrungsgüterproduktion stabil und dauerhaft gestaltet und das erforderliche Produktions- und Effektivitätswachstum gesichert wird. Die Forschungen sind so angelegt, daß mit den neuen Lösungen auch in der Landwirtschaft und in der gesamten Nahrungsgüterproduktion die Schlüsseltechnologien überall und in der erforderlichen Breite zur Wirkung kommen können, um den künftigen Produktions- und Leistungsanstieg zu sichern. Das ist aber nur möglich, wenn die neuen Schlüsseltechnologien, insbesondere die Mikroelektronik, die Informatik und die Biotechnologie alle herkömmlichen traditionellen agrarwissenschaftlichen und anderen beteiligten wissenschaftlichen Disziplinen durchdringen, denn nur dadurch kommt ihre revolutionierende Rolle zum Tragen. Die Aufgaben der ökonomischen Forschung sind in diesem Programm mit 33 Hauptleistungen fest eingeordnet. Sie werden nicht zuletzt durch die im Plan der gesellschaftswissenschaftlichen Forschung 1986 bis 1990 enthaltenen Schwerpunktaufgaben grundlegend bestimmt. Wie die Erfahrungen inzwischen zeigen, ermöglicht die sich aus diesen Dokumenten ableitende Koordinierung der Forschung eine wesentlich engere Verflechtung zwischen der naturwissenschaftlichen, technischtechnologischen und ökonomischen Forschung als auch das engere Zusammenwirken der agrarökonomischen mit allen anderen Disziplinen der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung. Wir lassen uns dabei von der Spezifik der landwirtschaftlichen Produktion leiten, daß sich der ökonomische Reproduktionsprozeß eng mit dem natürlichen Reproduktionsprozeß verbindet, da es sich um eine vor allem an das Hauptproduktionsmittel Boden gebundene Produktion mit Pflanzen und Tieren handelt, was schließlich auch in hohem Maße die Be- und Verarbeitung der dabei gewonnenen landwirtschaftlichen Rohstoffe, die Lagerung, den Transport und den Handel zur Sicherung einer stabilen Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsgütern prägt. Zu beachten haben wir auch die Tatsache, daß in der landwirtschaftlichen Produktion das genossenschaft-

lich-sozialistische Eigentum vorherrscht. Das macht die Klasse der Genossenschaftsbauern zum Hauptproduzenten landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Entwicklungsfragen der Landwirtschaft und der zunehmenden Verflechtung in der Nahrungsgüterproduktion sind deshalb in hohem Maße auch Fragen der Entwicklung der Klasse der Genossenschaftsbauern, der Ausgestaltung ihrer Bündnisbeziehungen mit der Arbeiterklasse, sind Fragen der schöpferischen Anwendung des Leninschen Genossenschaftsplanes unter den jeweiligen konkreten Bedingungen unseres Landes und der Ausgestaltung der sozialistischen Lebensweise in unseren Dörfern. Aus den Gesamtaufgaben unserer Forschung möchte ich vor allem einige Problemkreise hervorheben, die in beträchtlichem Maße unsere gemeinsame Verantwortung in den Jahren bis 1990, aber auch in Vorbereitung des nächsten Forschungsabschnittes in den neunziger Jahren bestimmen und für die weitere Vervollkommnung der Leitung, Planung und wirtschaftlichen Rechnungsführung aller an der Sicherung der Ernährung beteiligten Bereiche von Bedeutung sein werden. Erstens geht es darum, die neuen Problemstellungen hinsichtlich der Tendenzen in der Entwicklung des Ümfanges und der Struktur des Bedarfs an biogenen Rohstoffen sowie der Qualitätsanforderungen insbesondere für eine stabile, gesunde Ernährung der Bevölkerung, aber auch für den Einsatz solcher Rohstoffe in der Volkswirtschaft außerhalb der Nahrungsgütererzeugung aus volkswirtschaftlicher Sicht aufzuzeigen und die mit dem Blick auf das Jahr 2000 anstehenden neuen Fragen rechtzeitig wissenschaftlich zu bearbeiten. Solche Forschungen können und dürfen nicht losgelöst von den Forschungen zur Herausbildung der sozialistischen Lebensweise in unserer entwickelten sozialistischen Gesellschaft, aber auch zur Entwicklung einer stabilen Rohstoffwirtschaft in unserem Lande durchgeführt werden. Zweitens wird für die Erhöhung der Effektivität des Gesamtprozesses der Nahrungsmittelerzeugung und -Versorgung die vorausschauende exakte wissenschaftlich begründete Bestimmung der erforderlichen Proportionen zwischen den verflochtenen Bereichen zu einer unabdingbaren Voraussetzung. Aufgabe unserer Forschungsarbeit muß es sein, die notwendigen Bedingungen, entscheidenden Einflußfaktoren und Maßnahmen der Vervollkommnung der Proportionalität unter Beachtung territorialer Aspekte entsprechend den Erfordernissen umfassender Intensivierung herauszuarbeiten und dazu beizutragen, entstandene Disproportionen zum Beispiel in der Kette der Nahrungsgütererzeugung, insbesondere zwischen Rohstoffaufkommen und Verarbeitung einschl. Lagerung zu überwinden, um entstehende betriebliche und volkswirtschaftliche Verluste wesentlich zu vermindern sowie die Versorgungswirksamkeit zu erhöhen. Das erfordert nicht zuletzt eine weitere Vervollkommnung der Bilanzierung in und zwischen den einzelnen Sphären bis hin zu den Territorien. Drittens ist die konzeptionell-strategische Arbeit für die Sicherung des wissenschaftlich-technischen Vorlaufs aus der Sicht der engeren Verflechtung zwischen den Bereichen zu entwickeln bzw. weiter zu vervollkommnen. Wesentliche Aspekte ergeben sich dabei aus der Entwicklung und Anwendung der Schlüsseltechnolo15

gien. Die verstärkte konzeptionell-strategische Arbeit ist unumgänglich notwendig, um technisch-technologische Neuerungen in der Landwirtschaft, im Transport und Umschlag sowie in der Nahrungsgüterwirtschaft und in der Lebensmittelindustrie langfristig in den volkswirtschaftlichen. Reproduktionsprozeß einzuordnen, schnell zu materialisieren und breit in die Praxis einzuführen. Viertens ist es unser gemeinsames Anliegen, die enge Verbindung von Wissenschaft und Produktion wirkungsvoll zu unterstützen. Das ist verbunden mit dem weiteren Ausbau der Beziehungen auf der Grundlage von Koordinierungs- und Leistungsverträgen und der wirtschaftlichen Rechnungsführung zwischen der Agrarforschung und Kombinaten der Industrie und Landwirtschaft sowie unter bestimmten Voraussetzungen mit LPG und VEG bzw. ihren Agrar-Industrie-Vereinigungen. Da wir erst am Beginn einer für unsere gesamte Volkswirtschaft bedeutsamen Entwicklung stehen, sollten die dabei bisher gesammelten Erfahrungen in der Volkswirtschaft, besonders aber zwischen Agrarforschung sowie Kombinaten der Industrie und Landwirtschaft ausgewertet und die sich daraus ergebenden Erkenntnisse für die Vertiefung dieses Zusammenwirkens genutzt werden. Neben der richtigen Einordnung der Koordinierungs- und Leistungsverträge in die Forschungsplanung der beteiligten Volkswirtschaftsbereiche gewinnen auch Fragen der Herbeiführung von Interessenübereinstimmung der Partner, z. B. bei Aufnahme von Forschungen zur Verlaufsicherung u. ä. an Bedeutung. Fünftens stellt die zunehmende Verflechtung der volkswirtschaftlichen Bereiche in der Nahrungsgüterproduktion auch neue Anforderungen an die wirksame Ausgestaltung der Ware-Geld-Beziehungen zwischen den Partnern, an die Vervollkommnung der wirtschaftlichen Rechnungsführung und der persönlichen materiellen Interessiertheit zur weiteren Durchsetzung des sozialistischen Leistungsprinzips. Dabei wird weiter von dem inzwischen bewährten Grundprinzip auszugehen sein, den gesellschaftlich notwendigen Aufwand immer stärker in-den jeweiligen Zweigen der Volkswirtschaft über die Gestaltung der Preise und anderen ökonomischen Regelungen sichtbar zu machen, um den Druck auf die Senkung der Kosten durch Nutzung neuer wissenschaftlich-technischer Erkenntnisse und Verfahren zu erhöhen. Nachdem mit der Agrarpreisreform 1984 die Subventionen für Produktionsmittel weitgehend abgeschafft wurden, erfordert das genannte Grundprinzip, die

grundlegenden Probleme der weiteren Produktions-, Reproduktions- und Produktivitätsentwicklung bei allen an der Nahrungsgüterproduktion direkt oder indirekt beteiligten Partner ökonomisch tiefgehender zu durchdringen, um die ökonomischen Beziehungen in Übereinstimmung mit den künftigen Bedingungen und Erfordernissen noch wirkungsvoller zu gestalten. Es schließt auch, wie vom XI. Parteitag beschlossen, Arbeiten zur Umbewertung der Grundmittel in der Landwirtschaft und zur Ökonomie der lebendigen Arbeit ein. Im Zusammenhang mit den wachsenden qualitativen Anforderungen an die Nahrungsgüter und die dafür benötigten landwirtschaftlichen Erzeugnisse ist auch der ökonomischen Förderung einer hohen Qualität der Produkte eine noch größere Bedeutung beizumessen. Das erfordert sowohl die wissenschaftliche Abklärung der benötigten Qualität beim jeweiligen Erzeugnis sowie die dazu meßbaren Parameter als auch die Schaffung solcher Voraussetzungen, daß diese Qualitäten von Stufe zu Stufe ökonomisch realisiert werden und sich schließlich in einem hohen Endprodukt niederschlagen. Sechstens stellt uns die weitere Ausgestaltung des sozialistischen Dorfes als Produktions- und Lebensraum der Genossenschaftsbauern und Arbeiter sowie die dazu erforderliche Ausgestaltung der Beziehungen zwischen den Betrieben, Einrichtungen und den örtlichen Organen gemeinsame übergreifende Forschungsaufgaben. In bezug auf unsere heutige Thematik betrifft es z. B. die Entfaltung der Potenzen des Dorfes für den volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozeß, insbesondere für die umfassende Intensivierung der Landwirtschaft im Hinblick auf Anforderungen an die Dörfer zur Sicherung der Reproduktion des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens, auf eine höhere Wirksamkeit des Dorfes für die Unterstützung der Landwirtschaft, für die Ergänzung der gesellschaftlichen Agrarproduktion durch Kleinproduktion und die Entwicklung von ersten Verarbeitungsstufen für landwirtschaftliche Erzeugnisse. Unsere gemeinsame Aufgabe ist es also, die konkreten Wirkungs- und Ausnutzungsbedingungen der ökonomischen Gesetze des Sozialismus bei umfassender Intensivierung der Landwirtschaft und zunehmender Verflechtung mit den anderen Bereichen der Volkswirtschaft zur stabilen Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsgütern und der Industrie mit Rohstoffen noch tiefgehender zu untersuchen und Lösungsvarianten zur Sicherung des erforderlichen Produktions- und Effektivitätsfortschrittes entsprechend den Anforderungen der ökonomischen Strategie zu unterbreiten.

Anmerkungen 1

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Das Referat entstand unter Verwendung von Forschungsergebnissen des Instituts für Agrarökonomie der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der D D R , insbesondere unter Mitwirkung von Dr. Werner Schulz, Leiter der Abteilung Volkswirtschaftliche Verflechtung des Instituts für Agrarökonomie. Erich Honecker, Schlußwort auf dem XIII. Bauernkongreß der D D R , in: Kooperation 7/87, S.290. Preisbasis 1985. Kooperation 7/87, S. 308. Werner Felfe, Unsere Landwirtschaft im volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozeß, in: Einheit 4/1987, S. 303.

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Bericht des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands an den XI. Parteitag der SED, Berlin 1986, S. 41. Karl Marx, Grundrisse der Kritik der Politischen Ökonomie, Berlin 1974, S.426. Beschluß des XIII. Bauerkongresses der D D R , in: Kooperation 7/87, S. 314. Karl Marx, Zur Kritik der politischen Ökonomie (Manuskript), in: M E G A , II. Band, 3.6, S.2060. Erich Honecker, Schlußwort auf dem XIII. Bauernkongreß der D D R , in: Kooperation 7/87, S. 291. Ebenda, S. 292.

Georg Vogel

Gestaltung der Verflechtungsbeziehungen zur Sicherung der Aufgaben auf dem Gebiet der Gemüseproduktion

Wir Wissenschaftler der Gemüseforschung begrüßen es und bewerten es sehr hoch, daß der Wissenschaftliche Rat für die wirtschaftswissenschaftliche Forschung bei der Akademie der Wissenschaften der DDR gemeinsam mit seinem Hauptgebietsrat für agrarökonomische Forschung die Gemüseproduktion in die Gesamtthematik seiner planmäßigen Tagung einbezogen hat und dadurch die Möglichkeit gegeben ist, uns zu den Erfordernissen und neu herangereiften Aufgaben der Verflechtungsbeziehungen auf dem Gebiet der Gemüseproduktion zu äußern. Dies umsomehr, als gerade an die Gemüseproduktion und -Versorgung als Bestandteil der Hauptaufgabe hohe Anforderungen gestellt sind, die in den jüngsten Beschlüssen unserer Partei und Regierung ihren Niederschlag finden. Die Gemüseproduktion in die zu behandelnde Thematik einzubeziehen, dürfte u.a. aus folgenden Gründen von besonderem wissenschaftlichen Interesse seih: - Der Zweig der Pflanzenproduktion umfaßt mit etwa 50 Gemüsearten, die im Jahresablauf produziert werden, die weitaus größte Anzahl von Arten einer Nahrungsgütergruppe. - Die Produktion von Gemüse in Gewächshäusern und im Freiland ist die intensivste Form der Pflanzenproduktion. Das ist u.a. dadurch gekennzeichnet, daß auf einer landwirtschaftlichen Nutzfläche der D D R von nur knapp 1,5% immerhin nahezu 7 % der pflanzlichen Bruttoproduktion erzeugt wird, etwa 13% der in der Pflanzenproduktion der D D R tätigen Arbeitskräfte sowie etwa 9 % der Grundfonds unmittelbar in der Gemüseproduktion eingesetzt sind und die Gemüseproduktion nahezu 15 % der Gesamtenergie der Landwirtschaft beansprucht. - Bei Gemüse wird der Reproduktionsprozeß in der Kette Produktion, Aufbereitung, Lagerung, Vorfertigung, Verarbeitung und Handel von zwei Ministerien, dem Ministerium für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft und dem Ministerium für Handel und Versorgung arbeitsteilig über zwei Struktureinheiten innerhalb der Volkswirtschaft geplant, bilanziert und staatlich geleitet. Daraus ergeben sich besonders hohe Anforderungen an die Vertiefung der Verflechtungsbeziehungen, zumal eine große Anzahl von Gemüsearten über 52 Kalenderwochen in mehr als 200 Kreisen für die Frischgemüseversorgung, für die Gemüseversorgung aus Lagerbeständen und als Rohstoff für die Verarbeitungsindustrie in hoher Qualität und mit geringsten Veilusten bereitzustellen sind, wofür beide Ministerien die Verantwortung für bestimmte Stufen im Reproduktionsprozeß tragen. Daraus müssen die entsprechenden Verflechtungsbeziehungen und -aktivitäten abgeleitet werden. Zum Stand und zur Entwicklung der Gemüseproduk3/5852

tion in der Deutschen Demokratischen Republik möchte ich nur einige wenige Fakten, soweit sie zum besseren Verständnis der zu behandelnden Thematik notwendig erscheinen, kurz nennen. Auf der Grundlage der marxistisch-leninistischen Agrarpolitik der SED hat sich die Gemüseproduktion seit der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik und besonders seit dem VIII. Parteitag der SED sehr erfolgreich entwickelt. Sichtbarster Ausdruck dieser Entwicklung ist die Erhöhung des staatlichen Gemüseaufkommens, das Anfang der sechziger Jahre jährlich bei etwa 700 kt lag und heute die Größenordnung von nahezu 1500kt erreicht. Das Gemüseaufkommen hat sich also in diesen 25 Jahren mehr als verdoppelt, wodurch der Pro-Kopf-Verbrauch an Gemüse von 60,7kg im Jahr 1970 auf etwa 100 kg zum gegenwärtigen Zeitpunkt erhöht werden konnte und sich bis 1990 auf etwa 105 kg je Kopf der Bevölkerung erhöhen wird. Es entstanden leistungsfähige gemüseproduzierende LPG, GPG und VEG, darunter 26 unter ihnen, die auf einer Fläche von mehr als 500ha und etwa 165 Betriebe, die auf einer Fläche von mehr als 100 ha Gemüse produzieren. Mit dieser Entwicklung der konzentrierten Gemüseproduktion vollzog sich der Übergang zu industriemäßigen Produktionsmethoden auch in der Gemüseproduktion. Während im Jahre 1960 im Mittel aller im Feld produzierten Gemüsearten noch etwa 5,7 Arbeitskräftestunden je Dezitonne Gemüse benötigt wurden, sank der Arbeitskräftebedarf unter vergleichbaren Bedingungen auf etwa 2,1 Arbeitskräftestunden je Dezitonne zu Beginn der achtziger Jahre. Für die Gemüseproduktion wurde eine materiell-technische Basis geschaffen, die volkswirtschaftlich bedeutsam ist. Seit Bestehen der Republik wurden u.a. mehr als 700ha Gewächshäuser für die Produktion von Gemüse unter Glas und Plaste neu errichtet und rekonstruiert, Gemüselager mit einer Kapazität von nahezu 200000 t geschaffen und Beregnungsanlagen für eine Fläche von über 50000ha hergestellt. In der Agrarpolitik der DDR wird der Entwicklung der Gemüseproduktion bei der weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft verstärktes Interesse geschenkt. Seinen Ausdruck finden dies in den Beschlüssen und Orientierungen des XI. Parteitages der SED, des XIII. Bauernkongresses der D D R und des im August 1984 vom Politbüro der SED und vom Ministerrat der DDR beschlossenen „Programms zur Entwicklung des Versorgungsniveaus und der Versorgungsstruktur bei Gemüse sowie der dazu erforderlichen Maßnahmen zur Entwicklung der Gemüseproduktion, der Gemüselagerung, des Gemüsehandels und der Verarbeitung im Zeitraum bis 1990". Dem Gemüseprogramm liegt folgende volkswirtschaftliche Zielstellung zugrunde: 17

Erstens, die stabile Versorgung der Bevölkerung als wichtigen Bestandteil der Hauptaufgabe zu sichern und im Zusammenhang damit den Pro-Kopf-Verbrauch bei Gemüse von 95 kg im Jahre 1984 auf 105 kg bis zum Jahre 1990 zu erhöhen. Zweitens, das staatliche Gemüseaufkommen von etwa 1,4 Mio t im Jahre 1984 auf 1,65 Mio t, also um weitere 250000t bis zum Jahre 1990 zu steigern. Drittens, den Grad der Eigenversorgung mit Gemüse, insbesondere bei Gemüseerbse und -bohne, Tomate und Gurke bedeutend zu erhöhen sowie Importe abzulösen und im Zusammenhang damit die Verarbeitung von Gemüse von 450 kt im Jahre 1984 auf 640kt bis zum Jahre 1990 zu erhöhen. Viertens, die Kontinuität der Gemüseproduktion und -bereitstellung, besonders im 1. Halbjahr, zu sichern sowie die Sortimentsstruktur zu verbessern und im Zusammenhang damit das Gemüsesortiment zu erweitern. Fünftens, die Kapazitäten der Gemüselagerung, insbesondere der Kühllagerung zu erweitern sowie die Verluste in der Spähre der Primärproduktion, der Lagerung und Verarbeitung sowie beim Handel deutlich zu senken. Im Gemüseprogramm sind grundlegende Aufgaben zur Entwicklung der Gemüseproduktion auch bis zum Jahre 2000 gestellt, wonach ein weiterer Anstieg im Pro-KopfVerbrauch bei Gemüse auf 115 bis 120kg und ein jährliches staatliches Aufkommen von etwa 1800kt prognostiziert ist. Dieser Prognose liegt zugrunde, daß Gemüse ebenso wie Obst infolge des niedrigen Energiewertes, seines Reichtums an Ballaststoffen, des Gehaltes an lebensnotwendigen und gesundheitsfördernden Vitaminen , Mineralstoffen und Spurenelementen sowie der guten Geschmackseigenschaften für eine gesunde Ernährung unserer Bevölkerung noch weiter an Bedeutung gewinnt, wie sich das auch im internationalen Maßstab immer deutlicher abzuzeichnen beginnt. Mit dieser Entwicklung ist zugleich der Tendenz des zu hohen Verzehrs an energiereicher Nahrung, insbesondere an tierischen Fetten, entgegenzuwirken, da sie nunmehr eindeutig zu den Risikofaktoren für die Entstehung von Arteriosklerose, Bluthochdruck und Diabetes gerechnet werden. Von daher wird Gemüse für eine gesunde Ernährung und damit als gesundheitsfördernde Maßnahme bis über die Jahrhundertwende hinaus noch zusätzlich an Bedeutung gewinnen müssen. Aber nicht nur deshalb. Mit der weiteren Ausprägung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft in der D D R haben wir uns nunmehr stärker darauf einzustellen und uns davon leiten zu lassen, daß wir mit der besseren Nutzung der großen Artenvielfalt des Gemüsesortiments, mit dem farbenreichen, kontinuierlichen Angebot von frischem und verarbeitetem Gemüse sowie mit einer geschickten Warenrepräsentation sehr viel zur weiteren Erhöhung der Attraktivität des Sozialismus beitragen können und müssen. Und schließlich haben wir auch die wachsende Kaufkraft unserer Bevölkerung in Rechnung zu stellen. So gesehen ist die weitere Entwicklung der Gemüseproduktion ein gesamtgesellschaftliches Anliegen und sie kann in der geschilderten Weise nur mit Unterstützung mehrerer Zweige der Volkswirtschaft quantitativ und qualitativ rasch entwickelt werden. Und damit sind wir 18

bereits beim Kern der Thematik. Mit diesen Aufgabenstellungen, wie ich sie nannte, erhöht sich der Anspruch an mehr und schneller verwertbare Vorleistungen der Gemüseforschung und ihrer Kooperationspartner sowie der Anspruch an die Ausprägung der Verpflechtungsbeziehungen. Der an die Gemüseproduktion gestellte Leistungsanspruch bis 1990 und darüber hinaus ist ohne die dazu erforderliche und bereits in Rechnung gestellten neuen Forschungsergebnisse, ohne neue und effektivere Verfahrenslösungen und Technologien, die insbesondere die Nutzung der Schlüsseltechnologien einschließen und in komplexen Lösungen wirksam zu machen sind, nicht zu verwirklichen. Die an die Entwicklung des Versorgungsniveaus und der Versorgungsstruktur bei Gemüse gestellten Aufgaben und Anforderungen sind also zu allererst ein höherer Anspruch an die Forschung und Entwicklung, an den wissenschaftlichen Vorlauf in beiden Zweigen, auf den wir uns einzustellen haben. Die im Referat von H. Schieck abgeleiteten Grundsätze und wissenschaftlichen Aufgabenstellungen zur Vertiefung der Verflechtungsbeziehungen zwischen Industrie und Landwirtschaft bei umfassender Intensivierung der Volkswirtschaft gelten im vollen Umfang auch für die Gemüseproduktion. Im folgenden sollen deshalb nur zwei für die Gemüseproduktion besonders bedeutsame und den Erfordernissen dieses Zweiges Rechnung tragenden Ebenen zur Ausprägung der Verflechtungsbeziehungen näher betrachtet werden und zwar: • Erstens, die Erfordernisse zur besseren Beherrschung der Verflechtungsbeziehungen zwischen der Gemüseforschung, den anderen Wissenschaftsdisziplinen und der produktionsmittelherstellenden Industrie, insbesondere zur beschleunigten Entwicklung und Nutzung der Schlüsseltechnologien und • zweitens, die Erfordernisse zur Gestaltung und Ausprägung des einheitlichen Reproduktionsprozesses über die gesamte Kette von der Primärproduktion bis zur Verarbeitung und dem Absatz.

1. Verflechtungsbeziehungen zur Sicherung des wissenschaftlichtechnischen Vorlaufs Die Forschungs- und Entwicklungsaufgaben, die notwendig sind, um den wissenschaftlichen Vorlauf für die Verwirklichung der Ziele des Gemüseprogramms zu schaffen, sind auf der Grundlage einer Gesamtkonzeption zur Forschung, Entwicklung und Überleitung auf dem Gebiet der Gemüseproduktion, die auf dem langfristigen Programm der Forschung und Entwicklung für die Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der D D R bis zum Jahre 2000 beruht, und im Präsidium der AdL der D D R im Mai dieses Jahres und im Interministeriellen Rat beim Ministerium für Wissenschaft und Technik im September dieses Jahres beraten und bestätigt wurde, in die Pläne Wissenschaft und Technik im Rahmen eines seit 1985 bestehenden Staatsauftrages „Gemüse" eingeordnet. Die Zielstellung dieses Staatsauftrages ist in

Verwirklichung des Politbüro- und Ministerratbeschlusses zum Gemüseprogramm darauf gerichtet, für entscheidende Gebiete der Gemüseproduktion durch Entwicklung und Anwendung komplexer wissenschaftlichtechnischer Lösungen die Voraussetzungen für die Erfüllung dieses Programmes zu schaffen. Dieser Staatsauftrag wird durch eine Arbeitsgruppe „Staatliche Leiter des Staatsauftrages Gemüse" durch den Stellvertreter des Ministers für Wissenschaft des Ministeriums für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft geleitet. In diese Arbeitsgruppe wurden jene staatlichen Leiter aus verschiedenen Wissenschaftsgebieten von Kombinaten der Industrie und Landwirtschaft (Metalleichtbaukombinat, Kombinat Automatisierungsanlagenbau, Kombinat für Gartenbautechnik u.a.m.) und von Forschungseinrichtungen der Landwirtschaftsakademie, der Bauakademie sowie der Universitäten und Hochschulen berufen, die an den überzweiglichen Forschungs-, Entwicklungs-, Fertigungs- und Überleitungsaufgaben maßgeblich beteiligt sind. Bemerkenswert ist, und das kennzeichnet die weitere Ausprägung der Verflechtungsbeziehungen und die qualitativ neuen Aspekte in den Beziehungen zwischen Landwirtschaft, Industrie und Wissenschaft, daß mit der Unterstützung des Interministeriellen Rates beim Ministerium für Wissenschaft und Technik seit 1985 überzweigliche Forschungskomplexe bearbeitet wurden und künftig in noch größerer Anzahl auf entscheidenden Gebieten, insbesondere zur Entwicklung und Anwendung der Schlüsseltechnologien, bearbeitet werden. Mit diesen für uns neuen und vertieften Verflechtungsbeziehungen überzweiglicher Forschungskomplexe, die staatlich unter Kontrolle genommen wurden, haben wir auf entscheidenden Gebieten in kurzer Zeit volkswirtschaftlich bedeutsame Spitzenleistungen in Forschung, Entwicklung und Überleitung auf dem Gebiet der Gemüseproduktion erzielen können. So ist es einem überzweiglichen Forschungs- und Entwicklungskollektiv, aus dem VEB Metalleichtbaukombinat Leipzig, dem Institut für Gemüseproduktion Großbeeren, dem VEB Kombinat Technische Gebäudeausrüstung Leipzig, dem VEB Hochsilobau Werder, dem VEB Anlagenbau Berlin, dem VEB Geräte- und Reglerwerke Leipzig und dem VEB Projektierung und Bauleitung der AdL der DDR gelungen, innerhalb von nur zwei Jahren ein Stahl-Glas-Gewächshaus einer neuen Generation unter der Typenbezeichnung TG 10 zu entwickeln, zu fertigen und an einem dreischiffigen Experimentalbau im IfG Großbeeren zu erproben, dessen Stahlaufwand und Energieverbrauch um etwa 30% unter den Kennziffern der bisher produzierten StahlGlas-Gewächshäuser liegt. Dieses Ergebnis gewinnt noch dadurch an Gewicht, als dieser neue weltstandsbestimmende Gewächshaustyp nach zweijähriger Entwicklungs- und Erprobungszeit bereits Ende des Jahres 1987 in die Serienproduktion übergeleitet werden konnte und noch bis zum Jahre 1990 etwa 50 ha Gewächshäuser mit dieser material- und energiesparenden Bauweise in der DDR errichtet werden. Damit ist es uns gelungen, mit einem Forschungs- und Entwicklungsaufwand von etwa 1,6 Mio Mark folgendes volkswirtschaftliche Ergebnis bereits bis zum Jahre 1990 zu erreichen:

- 16001 Stahleinsparung mit 7 Mio Mark ökonomischen Nutzen, - 250TJ Wärmeenergieeinsparung mit etwa 5,4Mio Mark ökonomischen Nutzen und - 4500 t Mehrproduktion an Gewächshausgemüse durch Intensivierung, was einem Mehrgewinn von reichlich 8 Millionen Mark entspricht. Damit wird bereits bis 1990 ein Gesamtnutzen von 21 Millionen Mark erreicht, der sich in den neunziger Jahren noch um ein Vielfaches erhöht. Nicht weniger bemerkenswert ist die Entwicklung, Fertigung und Errichtung eines Experimentalbaues eines neuen materialsparenden Gewächshauses für die Gemüsejungpflanzenanzucht in Stahl-, Plastbauweise innerhalb von nur 9 Monaten, mit dessen Erprobung im IfG Großbeeren bereits im Januar 1988 begonnen werden kann, was ebenfalls nur durch die vertieften Verflechtungsbeziehungen zwischen den daran beteiligten Partnern unter der Regie des VEB Kombinat für Gartenbautechnik Berlin und des IfG Großbeeren erreicht werden konnte. Ein drittes und letztes Beispiel, wie vertiefte Verflechtungsbeziehungen in jüngster Zeit volkswirtschaftlich wirksam geworden sind. Durch überzweigliche Forschungsleistungen, an denen zahlreiche Partner aus Industrie und Landwirtschaft beteiligt sind, wurden für die Produktion von Gewächshaustomate und -gurke neue Verfahrenslösungen auf hydroponischer Grundlage entwickelt und inzwischen auf einer Fläche von etwa 50 ha Gewächshausfläche in die Produktion übergeleitet. Gegenüber der bisherigen Erdkultur wird mit diesen neuen hydroponischen, computergesteuerten Verfahrenslösungen eine Ertragssteigerung von mindestens 20%, eine Energieeinsparung von etwa 20 bis 25% sowie eine bedeutsame Materialeinsparung an organischen Substraten und Wasser erreicht. Diese neuen Verfahrenslösungen werden bis 1990 bereits auf einer Gewächshausfläche von mindestens 150 ha zur Produktion von Gemüse wirksam. Mit dieser Fläche erreichen wir bereits im Jahre 1990 durch Intensivierung einen jährlichen Ertrags- und damit Aufkommenszuwachs von 4500t Gewächshausgemüse, insbesondere bei Tomate, und sparen gegenüber der Erdkultur ab 1990 jährlich 375000 Joule Wärmeenergie, 75000 m3 organische Substrate und 375000 m3 Wasser ein, was einem jährlichen Gewinnzuwachs von etwa 38Mio Mark entspricht. Mit diesen wenigen Beispielen sollte verdeutlicht werden, welche Reserven und Vorteilswirkungen durch die Ausprägung der Verflechtungsbeziehungen auf der Grundlage überzweiglicher Forschüngskomplexe und durch qualitativ neue Formen der Beziehungen in der ökonomischen Verwertung wissenschaftlicher Ergebnisse zwischen Wissenschaft, Gemüseproduktion und Industrie erschlossen und nutzbar gemacht werden konnte. Wir halten diesen beschrittenen Weg für äußerst effektiv und wirkungsvoll und sehen darin für die entscheidenden Schwerpunkte in Forschung und Entwicklung die bestimmende Form der Verflechtungsbeziehungen auf lange Zeit. Es ist jetzt erforderlich, diesen Weg, der neue Quellen bei der Integration von Wissenschaft und Produktion erschließen hilft, noch systematischer und planmäßiger zu beschreiten, zumal unter dem Einfluß des Wirk19

samwerdens der Schlüsseltechnologien die Produktionsprozesse bei Gemüse immer stärker den Charakter von technologischen Prozessen der Anwendung der Wissenschaft tragen, d.h. Wissenschaftstechnik und Produktionstechnik sich immer stärker annähern und vereinen. Es wird also ein Entwicklungsstand erreicht, der den Übergang der Landwirtschaft zu einem angewandten Zweig der Wissenschaft objektiv notwendig macht. Allerdings ist noch nicht in allen Zweigen und Kombinaten der Industrie und Landwirtschaft eine solche Aufgeschlossenheit und Dynamik bei der Verwertung des WTF zu verzeichnen. Ich könnte eine Reihe von eigenen Beispielen bringen, wo hoher geistiger und materieller Forschungs- und Entwicklungsaufwand getätigt wurde, gute Ergebnisse vorliegen und worauf die Praxis wartet, aber die Industrie noch zu lange Zeit benötigt, um sie zu verwerten. Das zentrale Problem besteht darin, daß nunmehr neue Verfahrenslösungen, neue Technologien und Leistungen aus Forschung und Entwicklung in immer kürzerer Zeit und in immer größerer Anzahl bereitgestellt werden und das Tempo der ökonomischen Verwertung des wissenschaftlichen Fortschritts mit dem Tempo der Bereitstellung neuer Forschungs- und Entwicklungsergebnisse, neuer Verfahrenslösungen und Technologien Schritt halten muß. Das Fehlen eines zentral organisierten, leistungsfähigen Rationalisierungsmittelbaues für die gärtnerische Produktion behindert die schnelle Umsetzung und ökonomische Verwertung des WTF immer spürbarer. An der Realisierung dieser Aufgaben wird durch das Ministerium für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft gearbeitet. Diese Arbeit wird zielstrebig zu Ende geführt. Zugespitzt wird diese Situation noch dadurch, daß die Aufgaben zur beschleunigten Anwendung des WTF in ihrer Gesamtheit im Gegensatz zur Pflanzen- und Tierproduktion für die Betriebe der Gemüse*, Obst- und Zierpflanzenproduktion von den wissenschaftlich-technischen Zentren der Bezirke nicht oder nur zum Teil wahrgenommen werden. Dadurch werden die Forschungsinstitute der Gemüse-, Obst- und Zierpflanzenproduktion auf Kosten der Vorlaufforschung zu stark mit Projektierungsarbeiten, ingenieurtechnischen und umfangreichen Überleitungsaufgaben belastet, ohne die notwendige Komplexität und Durchgängigkeit zu erreichen. Den entwickelten Produktionsverhältnissen in spezialisierten gemüseproduzierenden LPG, GPG und VEG sowie den Kooperationsverbänden und der Leistungskraft der dafür verantwortlichen Forschungseinrichtungen ist stärker durch ausreichende einheitliche Ausrichtung der ingenieurtechnischen und technologischen Kapazitäten auf eine beschleunigte Innovation, Modernisierung und Automatisierung auf höchstem wissenschaftlich-technischen Niveau Rechnung zu tragen. Sonst vergeben wir Reserven bei der Verbindung des WTF mit den Vorzügen der sozialistischen Produktionsverhältnisse in unserem Zweig. Noch ein anderer wesentlicher Grund zwingt dazu, den Rationalisierungsmittelbau in Richtung des modernen Maschinenbau zu entwickeln. Die notwendig höhere Zuwachsrate bei der Steigerung der Arbeitsproduktivität erfordert ein höheres Niveau der Mechanisierung und Automatisierung. Auf der Grundlage des derzeitigen technologischen Niveaus wäre für die Steige20

rung der Gemüseproduktion bis 1990 ein zusätzlicher Arbeitszeitbedarf von etwa 12 bis 13MioAkh notwendig, das entspricht einem jährlichen Arbeitsvermögen von etwa 5000 Arbeitskräften. Eine weitere Erhöhung des Ak-Bedarfes ergibt sich durch zusätzliche Leistungen für die Vorfertigung und Verarbeitung von Gemüse in landwirtschaftlichen Betrieben. Um aber mit den vorhandenen Arbeitskräften die Steigerung der Produktion zu sichern, ergibt sich die Notwendigkeit einer Steigerung der Arbeitsproduktivität auf mindestens 140 bis 150 %. Das ist nur durch eine verstärkte Mechanisierung und Automatisierung der Gemüseproduktion auf der Grundlage von mehr und schneller verwertbaren Vorleistungen der produktionsmittelherstellenden Industrie mit qualitativ höheren Maßstäben möglich und berücksichtigt auch für unseren Zweig die ökonomische Strategie des XI. Parteitages der SED. 1 Aus all diesen Gründen ist m. E. der Zeitpunkt herangereift, eine neue Qualität der komplexen Leitung und Entwicklung vorhandener Kapazitäten durch die Bildung eines leistungsfähigen Kombinats des Gartenbaues zu erreichen. Wir würden es dabei für zweckmäßig halten, wenn in dieses Kombinat ein leistungsfähiges Wissenschaftlich-Technisch-Ökonomisches Zentrum (WTÖZ) integriert würde. Damit bestände die Möglichkeit, die Produktion, Beratung, Projektierung, Auslieferung und Qualifizierung für komplette technologische Lösungen und Anlagen zu organisieren und als komplexe Leistung an die gemüse-, obst- und zierpflanzenproduzierenden LPG, GPG und VEG zu verkaufen. Gemeinsam mit dem Ministerium für Land-, Forstund Nahrungsgüterwirtschaft werden wir deshalb diese Fragen beraten und, auf ersten Konzeptionen aufbauend, effektive Lösungswege unter Einbeziehung der Kombinate der Industrie und der Landwirtschaft vorschlagen.

2. Gestaltung und Ausprägung des einheitlichen Reproduktionsprozesses der Gemüsewirtschaft Für die Erhöhung des Niveaus der Gemüseversorgung stellen sich neue Anforderungen an die effektivere Gestaltung des einheitlichen Reproduktionsprozesses der Gemüsewirtschaft in der Kette Primärproduktion, Lagerung, Aufbereitung, Verarbeitung und Handel. Diese neuen Anforderungen ergeben sich aus der erreichten Stand der Gemüseproduktion und -Versorgung und den Aufgaben, wie sie von unserer Partei und Regierung zur Erhöhung des Versorgungsniveaus mit Gemüse auf dem XI. Parteitag der SED und dem XIII.Bauernkongreß der DDR gestellt worden sind, wobei den Besonderheiten und der Beschaffenheit des Produktes „Gemüse" mit seiner hohen Verderbgefahr, der Erhaltung seines Frischegrades und seiner Qualitätsmerkmale sowie seiner stark witterungsabhängigen Ertragsfähigkeit bei wärmeanspruchsvollen Freilandgemüsearten (Tomate, Gurke, Gemüsebohne) nunmehr noch stärker Rech-

nung zu tragen ist. Damit wird der Orientierung entsprochen, die dazu vom XIII. Bauernkongreß der D D R gegeben wurde, daß hochwertige Endprodukte in jeder Stufe ihrer Erzeugung von der Primärproduktion über Verarbeitung bis hin zum Handel Qualität verlangen. Letzten Endes mißt die Bevölkerung die Qualität landwirtschaftlicher Tätigkeit gerade am Niveau der Nahrungs- und Genußmittel. 2 Die sozialistische Gemüseproduktion hat auf der Grundlage eines breiteren Gemüsesortiments mit steigenden Erträgen in verbesserter Qualität und mit sinkenden Verlusten ihre Leistungen entsprechend dem Gemüseprogramm kontinuierlich zu erhöhen. Bei der weiteren Vertiefung der Verflechtungsbeziehungen ist dabei davon auszugehen, daß bei der Mehrzahl der Gemüsearten bereits jetzt die Nutzung natürlich und ökonomisch begünstigter Standorte in spezialisierten LPG, GPG und VEG bzw. Abteilungen Gemüseproduktion nicht nur höhere und stabilere Erträge in der erforderlichen Qualität sichern, sondern trotz höherer Transportaufwendungen die volkswirtschaftliche Effektivität größer ist. Weitere Fortschritte in der notwendigen Steigerung der Arbeitsproduktivität und Stabilität der Gemüseproduktion bedingen eine sinnvolle Fortsetzung der Konzentration und Spezialisierung der Gemüseproduktion bei noch stärkerer Beachtung der Kombination. Damit wird, wie die Forschungsergebnisse unseres Instituts zeigen, mit weiterer Mechanisierung und Automatisierung der Gemüseproduktiori. der gesamtvolkswirtschaftliche Aufwand der Gemüsewirtschaft verringert und der steigende Transportaufwand vielfach kompensiert. Dabei haben wir Einfluß darauf zu nehmen, daß vorhandene Disproportionen zwischen - Produktion und Lagerkapazität, - Produktion und Aufbereitungskapazität, - Produktion und Verarbeitungskapazität, - Produktion und Distribution schrittweise abgebaut werden. Insbesondere in den Jahren mit überdurchschnittlichem Gemüseaufkommen lagen die Verluste auf Grund quantitativ und qualitativ nicht ausreichender Kapazitäten in der Lagerung, in der Verarbeitung und beim Großhandel zu hoch. So wuchs im Zeitraum seit Ende der 70er Jahre das staatliche Aufkommen Gemüse insgesamt von 1300kt auf 1500kt. Die versorgungswirksame Menge stieg dagegen nicht im gleichen Umfang. Ausgehend von dieser Situation ist im Beschluß des XIII. Bauernkongresses der D D R festgelegt worden: „Indem wir die Vorfertigung und Verarbeitung von Obst und Gemüse in den LPG, GPG und VEG erweitern, unterstützen wir die Verarbeitungsindustrie und den Handel bei der Wahrnehmung ihrer Verantwortung, alles Gewachsene mit geringsten Verlusten und hoher Qualität versorgungswirksam zu machen." 3 Damit wird sichtbar, daß die LPG, GPG und VEG der volkseigenen gemüseverarbeitenden Industrie bereits jetzt eine große Unterstützung geben. Bei Gemüse wurden im Jahre 1985 71000t Rohware in 30 gemüseproduzierenden LPG, GPG und VEG verarbeitet. Das sind immerhin 15 % der 1985 insgesamt zur Verarbeitung gelangten Rohware. Beispielgebend sind die Verarbeitungsleistungen solcher gemüseproduzierenden

Betriebe, die Lager-, Aufbereitungs-, Vorfertigungsund Verarbeitungskapazitäten in den letzten Jahren geschaffen haben, wie die LPG „Vorwärts" Groß-Beuchow, LPG „Paul Fröhlich" Leipzig-West, LPG (P) Marxwalde, GPG „Georg Boock" Erfurt, LPG FGZ „Wilhelm Wolff" Dresden, LPG „Am Meer des Friedens" Rostock-Elmenhorst, die LPG „Thomas Müntzer" Mühlhausen u . a . m . Der Anteil der in den LPG, GPG und VEG zur Verarbeitung vorgesehenen Rohware wird sich künftig sogar auf 20 % der Gesamtverarbeitung von Gemüse erhöhen. Zur Realisierung der Programme zur Entwicklung der Gemüse- und Obstproduktion ist der geplante Zuwachs an Verarbeitungskapazität auch im Bereich des Ministeriums für Handel und Versorgung voll zu sichern. Das ist abhängig von der vollständigen Einordnung der dafür erforderlichen Investitionen und der Bereitstellung der erforderlichen Maschinen und Verpakkungsmittel auf der Grundlage der Kennziffern des Fünfjahrplanes. Der Ministerrat hat dazu entsprechende Beschlüsse gefaßt, deren Umsetzung in den einzelnen Bezirken noch große Anstrengungen erfordern. Die volle Erfüllung des abgestimmten Gemüseprogramms in der gesamten Kette hat in zweifacher Hinsicht grundlegende Bedeutung und zwar für die Entwicklung der Gemüseversorgung im erforderlichen Niveau sowie für die Erhöhung der Versorgungswirksamkeit durch die weitere Senkung der Verluste. Aus diesen Erfordernissen wächst die Verantwortung aller am einheitlichen Reproduktionsprozeß beteiligten Partner, insbesondere der Ministerien sowie der Räte der Bezirke und Kreise für die einheitliche Leitung der Gemüsewirtschaft ebenso wie die in der Erzeugniskette wirkenden Partner der Koopertionsverbände. Die Vielfalt des Verwendungszwecks und die genannten Besonderheiten der Gemüseproduktion und -Versorgung verlangen eine effektive Koordinierung zwischen den einzelnen Kooperationspartnern. Das schließt eine kameradschaftliche und verständnisvolle Zusammenarbeit ein und erfordert gleichzeitig eine weitere Ausgestaltung wirksamer Vertragsbeziehungen. Der XIII. Bauernkongreß der DDR hat auch für die effektive Gestaltung des einheitlichen Reproduktionsprozesses in der Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft weitreichende Beschlüsse gefaßt. So sehen wir die „Rahmenordnung zur Einbeziehung der Kooperationsverbände in den staatlichen Entscheidungsprozeß" als ein wichtiges Leitungsinstrument an, das uns ermöglicht, die agrarindustrielle Kooperation zwischen den Betrieben der Landwirtschaft, des Handels und der verarbeitenden Industrie immer enger zu gestalten. Gerade in einer noch effektiveren Gestaltung des Reproduktionsprozesses, angefangen von der spezialisierten Produktion an günstigen natürlichen Standorten, über entsprechende Aufbereitungs-, Vorfertigungs- und Lagereinrichtungen bis zu einem rationellen Transport zum Frischmarkt bzw. zur Verarbeitungsindustrie, liegen noch große Reserven für eine bessere Versorgung, wie das die guten Erfahrungen solcher Kooperationsverbände, wie Havelobst, Erfurter Gemüse und noch anderer bestätigen. Die Entwicklung der vertikalen Kooperation und die sich daraus ergebenden Beziehungen zwischen Landwirtschaft und Handel müssen sich in der Planung, Lei21

tung, Organisation und Abrechnung der Partner und in gemeinsamen Verflechtungsbilanzen, die auf eine aufeinander abgestimmte, Handels- und Organisationskonzeption bzw. -Strategie orientieren, niederschlagen. Zusammenfassend und schlußfolgernd sei daraus abgeleitet, daß unter den Bedingungen der umfassenden Intensivierung Proportionalität in allen Stufen des Reproduktionsprozesses der Gemüsewirtsch'aft eine Schlüsselfrage und entscheidende Voraussetzung für hohe volkswirtschaftliche Effektivität ist und die proportionale Entwicklung der Verflechtungsbeziehungen

Anmerkungen 1

2

3

4

Vgl. Direktive des XI. Parteitages der SED zum Fünfjahrplan für die Entwicklung der Volkswirtschaft der D D R in den Jahren 1986 bis 1990. Berlin 1986, S. 80, 85. Vgl. Erich Honecker, Schlußwort auf dem XIII. Bauernkongreß der D D R , in: Kooperation 7/1987, S.291. Beschluß zur Auswertung des XIII. Bauernkongresses der D D R , in: Gesetzblatt der D D R , Berlin 1987, Teil I, Nr. 15, S. 170. Vgl. Werner Felfe, Unsere Landwirtschaft im volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozeß, in: Einheit 4/1987, S.297-304.

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zwischen den einzelnen Stufen der Gemüsewirtschaft nunmehr immer entscheidender dazu beiträgt, die Tendenz wachsender Effektivität sowohl in der Primärproduktion als auch in der Sphäre der Verarbeitung und des Handels fortzusetzen und damit die Gesamteffektivität des Reproduktionsprozesses in der Gemüsewirtschaft zu erhöhen. Mit der umfassenden Intensivierung wächst die gegenseitige Bedingtheit, die Notwendigkeit der aufeinander abgestimmten Entwicklung aller Zweige, die direkt oder indirekt an der Nahrungsgüterproduktion beteiligt sind. 4

Wolfang Mewes

Die Gestaltung der Kooperation und der Verflechtungsbeziehungen zwischen Landwirtschaft und Industrie im Bezirk Potsdam

Die bisherigen Ausführungen zu den Verflechtungsbeziehungen zwischen der Landwirtschaft und der Industrie und die dargelegten Probleme stimmen mit unseren Erfahrungen in der Leitungstätigkeit des Rates des Bezirkes und seines Fachorgans überein. Sie finden deshalb meine volle Zustimmung. Auch die Genossenschaftsbauern und Arbeiter unseres Bezirkes unternehmen große Anstrengungen, um die Beschlüsse des XI. Parteitages der SED und des XIII. Bauernkongresses der D D R mit Energie, Tatkraft und Konsequenz zu erfüllen. Mit 1,25 Millionen ha nimmt unser Bezirk mit 11,6% der Gesamtfläche der D D R den höchsten Anteil aller Bezirke ein. Charakteristisch für Potsdam ist auch die mit 431000ha größte Waldfläche und mit 36000 ha die drittgrößte Wasserfläche aller Bezirke unserer Republik. Bei der landwirtschaftlichen Nutzfläche liegen wir mit 622,8ha nach Magdeburg und Neubrandenburg an dritter Stelle. Wir bewirtschaften damit rund 10% der landwirtschaftlichen Nutzfläche der DDR. Die natürlichen Produktionsbedingungen sind besonders dadurch geprägt, daß 77,3 % des Bodens Sand und anlehmiger Sand sind und 25 % als Grünland auf Niedermoorstandorten genutzt werden müssen. Die durchschnittliche Ackerzahl des Bezirkes liegt mit 31 erheblich unter dem DDR-Wert von 45. Auf diesen 10% landwirtschaftlicher Nutzfläche der DDR produzierten unsere 78682 Genossenschaftsbauern und Arbeiter in den letzten Jahren rund: 9,5% Schlachtvieh, 9,1% Milch, 11,1 % Eier, 7,8% Getreide, 13,5% Kartoffeln, 10,9% Gemüse und 17,2% Obst des staatlichen Aufkommens der Republik. Gegenüber 1953 hat sich die Bruttoproduktion bei Getreide im Jahre des XIII. Bauernkongresses mehr als verdoppelt. Das voraussichtliche Ist beträgt 1987 ohne COM 936,8kt. Die Hektarerträge stiegen von 20,1 auf 38,5 dt/ha. Im voraussichtlichen Ist wird mit 47,2dt GE je ha unser bisheriges Höchstergebnis um 2,8dt GE überboten. Im gleichen Zeitraum stieg die Schlachtviehproduktion um das 3,2fache, die Rinder- und Schweinebestände wurden fast verdoppelt. Die Milchproduktion entwickelt sich auf das 3,7fache, dabei stieg die Milchleistung mit über 3900kg je Kuh 1986 auf das 2,3fache von damals. Die Steigerung der Produktion erfolgte beim einem Rückgang der Arbeitskräfte in der landwirtschaftlichen Primärproduktion von 141698 im Jahre 1952 auf 78600 im Jahr 1986. Das bedeutet, daß mit der Hälfte der Arbeitskräfte eine Verdoppelung der pflanzlichen Produktion und eine Verdreifachung der Tierproduktion erreicht wurde. Das entspricht einer Steigerung der Arbeitsproduktivität auf 400 bzw. 600%. Diese bedeutende Entwick-

lung war auch möglich, weil sich das Bildungsniveau der Genossenschaftsbauern und Arbeiter wesentlich erhöht hat, die Ergebnisse von Wissenschaft und Technik in größerer Breite angewendet wurden und sich die industriellen Vorleistungen beachtlich erhöht haben. Mit diesen wenigen Zahlen wird deutlich, wie groß die Verantwortung des Rates des Bezirkes für die komplexe staatliche Leitung der Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft auf der Grundlage des Gesetzes über die örtlichen Volksvertretungen ist. Daraus ergibt sich für uns als Fachorgan weiterhin die Aufgabe, auf dem Weg der umfassenden Intensivierung die natürlichen und ökonomischen Produktionsbedingungen komplex zu erschließen, den wissenschaftlichtechnischen Fortschritt durchzusetzen und die planmäßige und proportionale Entwicklung der Pflanzenund Tierproduktion einschließlich der Nahrungsgüterwirtschaft zu sichern. Es geht um die Erschließung aller für die Steigerung der Produktion verfügbaren Ressourcen sowie das effektive Zusammenwirken im landwirtschaftlichen Reproduktionsprozeß und der an der Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse beteiligten Kombinate, Betriebe, Genossenschaften und Einrichtungen zur Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion und Herstellung hochwertiger Fertigerzeugnisse. Immer mehr gewinnen die vertikalen und horizontalen Kooperationsbeziehungen an Bedeutung. Zur Erreichung der vom XI. Parteitag der SED beschlossenen Ziele, so verlangt es der Beschluß des XIII. Bauernkongresses der D D R , gilt es, die Pflanzenproduktion weiterhin vorrangig zu entwickeln und alle Intensivierungsmaßnahmen abgestimmt und im Komplex durchzusetzen. Um auf jedem Standort Höchsterträge zu erzielen und das witterungsbedingte Risiko zu reduzieren, geht es vor allem darum, die ertragsbeeinflussenden Faktoren besser zu beherrschen. Hohe und stabile Erträge der Pflanzenproduktion sind die entscheidende Voraussetzung dafür, um die Leistungen je Tier aus eigenem Futteraufkommen zu erhöhen. Zur Umsetzung dieser Zielstellung hat das Sekretariat der Bezirksleitung der SED und der Rat des Bezirkes langfristige Konzeptionen beschlossen, wie z. B. - das „Programm zur intensiven Bodennutzung bis 1990", - die „Konzeption zur Intensivierung der Winterroggenproduktion", - die „Konzeption zur weiteren Intensivierung der Futterwirtschaft bis 1990", - „Maßnahmen zur zielstrebigen Überwindung der ungerechtfertigten Differenziertheit in der Landwirtv schaft des Bezirkes", 23

- das „langfristige Programm zur Intensivierung der Graslandwirtschaft". Daß sich die langfristige konzeptionelle Arbeit ausgezahlt hat und maßgeblich das Ertragsniveau erhöhte, zeigen die Ergebnisse in der Pflanzenproduktion. In diesem Jahr konnten wir bei allen Hauptkulturen Höchsterträge erreichen, bei Getreide bei Winterroggen bei Kartoffeln bei Zuckerrüben beiSilomais beiWiesen bei Weiden

38,5 dt/ha = 35,6 dt/ha = 259,6dt/ha = 350,0dt/ha = 385,8dt/ha= 339,2dt/ha= 365,3dt/ha =

+ 1,7 dt Steigerung zu + 1,6 dt Steigerung zu +78,1 dt Steigerung zu +29,8dtSteigerungzu +55,2 dt Steigerungzu +24,1 dt Steigerungzu +22,6 dt Steigerung zu

1986 1986 1986 1986 1986 1986 1986.

Damit haben die Genossenschaftsbauern und Arbeiter unseres Bezirkes das auf dem XIII. Bauernkongreß gegebene Versprechen, in diesem Jahr die höchste Ernte einzubringen, eingelöst. Diese Ergebnisse sind vor allem darauf zurückzuführen, daß - es in den LPG und VEG immer besser verstanden wird, auf dem Boden als unserem Hauptproduktionsmittel, auf der Grundlage schlagbezogener Höchstertragskonzeptionen die Intensivierungsfaktoren im Komplex anzuwenden; - eine weitere Vertiefung der kooperativen Zusammenarbeit in der Landwirtschaft und zwischen den Vorleistungsbereichen erreicht wurde; - mit Hilfe der ACZ sich die Möglichkeiten für die Pflanzenproduzenten weiter erhöhten. Die natürlichen Ressourcen unseres Bezirkes, vor allem die Seeschlammgewinnung für die natürliche Humusproduktion, wurden besser erschlossen. Im Ergebnis stieg die Stalldungproduktion auf 3,6Mio m3 und die zusätzliche organische Düngestoffproduktion konnte von gut 1 Mio m 3 1980 auf über 2 Mio m3 im voraussichtlichen Ist 1987 gesteigert werden. In den letzten Jahren gab und gibt es große Initiativen zur Verbesserung der natürlichen Produktionsbedingungen auf dem Gebiet der Bewässerung entsprechend den Beschlüssen des Politbüros und des Ministerrates. Seit dem Beschluß 1983 wurden bis Ende 1987 auf rund 119000 ha LN durch Rekonstruktion bzw. Erweiterung die Bewässerungsmöglichkeiten verbessert bzw. neugeschaffen. Heute verfügen wir über 245000 ha Bewässerungsfläche, das sind 41,3% der LN - davon sind 44800 ha Beregnungsfläche. Trotz dieser Fortschritte können aber erst 65,6% der bedürftigen Fläche bewässert werden, das sind 130000ha. In einer Arbeitsgruppe unter meiner Leitung wurde das komplexe Zusammenwirken aller Vorleistungsbereiche mit den Betrieben der sozialistischen Landwirtschaft, den Meliorationsgenossenschaften, dem Meliorationskombinat, der WWD unter Einbeziehung vieler gesellschaftlicher Organisationen, wie der FDJ, des VKSK und der VdgB wirksam. Auf dem Gebiet der Mechanisierung fordert der Bauernkongreß von uns die planmäßige Reproduktion der Grundfonds in der Einheit von Neuzuführung, Rationalisierungsmittelbau, Modernisierung und Instandhaltung auf höherem Niveau zu gewährleisten. Wir konzentrieren uns besonders darauf, die Lebensdauer der 24

Technik durch sorgfältige Pflege und Wartung zu verlängern, und arbeiten daran, das System der Pflegestationen weiter auszubauen und abzuschließen. In Gemeinschaftsarbeit mit den Betrieben der sozialistischen Landwirtschaft, den Baubetrieben, der Forstwirtschaft und durch Erschließung von Reserven der Industrie haben wir 680000 m 2 Unterstellflächen geschaffen. Damit bestehen Voraussetzungen, 83,5% der Technik witterungsbedingt unterzustellen. Im Zeitraum 1981-1986 wurden im Bezirk 141852 Rinder-, 224 569 Schweine- und 23 300 Schafplätze rationalisiert bzw. mondernisiert. Trotz dieser Leistungen weist jedoch die letzte Bauzustandserhebung auf vorhandene Schwachpunkte hin. Der Handarbeitsaufwand in Gebäuden der Bauzustandsstufe 4 ist besonders hoch bei der Futterverteilung und bei der Entmistung. In dieser Tatsache sehen wir u. a. eine Verbindung darin, daß junge Tierpfleger immer weniger bereit sind, in solchen Ställen zu arbeiten und die Lehrlingsgewinnung gerade für den Bereich Tierproduktion uns Probleme bereitet. Die gewachsene gute Zusammenarbeit zwischen den Betrieben der Landwirtschaft und anderen Einrichtungen kommt u.a. auch darin zum Ausdruck, daß die diesjährige Getreideernte unter komplizierten Witterungsbedingungen gemeistert wurde. Ein Nadelöhr dabei ist jedoch die Transportkette für die Ernte und den Umschlag. So waren zu viele Traktoren, die wir dringend für anstehende Feldarbeiten benötigten, auf den Straßen. Wir leisten auch unseren Beitrag als Vorleistungen gegenüber der Industrie für die gemeinsame Lösung der Technikprobleme. In der Industriekooperation erwirtschaften wir 15 235 Mio M und werden damit die staatliche Planauflage übererfüllen.Insbesondere betrifft das die Achsenproduktion für den T174, "die gegenüber im Plan von 1600 mit 1843 Stück übererfüllt werden konnte. Die Produktion von 400 Stück Dammdruckwalzen und 230'Ölbehälter und Aufstiegen für die Kartoffelerntemaschinen werden von unseren Kreisbetrieben für Landtechnik neu als Zulieferung für die Industrie gefertigt. Die Ersatzteilaufbereitung steigt kontinuierlich und beträgt jetzt 65Mio Mark. Der Verbrauch produktiver Leistungen in den Betrieben der Primärproduktion stieg von 1984 bis 1986 um 10,6% bzw. um 120Mio Mark. Innerhalb dieser Position sind die Instandhaltungskosten im gleichen Zeitraum um 16,6% gestiegen. Die produktiven Leistungen insgesamt haben jetzt ein Volumen von l,25Mrd. Mark erreicht. Wir werden unsere Anstrengungen nocht weiter erhöhen. Unsere Genossenschaftsbauern und Arbeiter gehen aber dabei von der Gewißheit aus, daß auch die Industrie in wachsendem Maße die Beschlüsse des XIII. Bauernkongresses in die Tat umsetzt. Den Nachweis, was unser Hauptproduktionsmittel, der Boden, bei ständiger Mehrung seiner Bodenfruchtbarkeit hergibt, führen wir über unsere Höchstertragsexperimente. Wenn z.B. die LPG Pflanzenproduktion Nächst-Neuendorf auf einem Höchstertragsschlag von 100 ha mit der Ackerzahl 23 bei Winterroggen 60 dt/ha

erntete, oder die L P G Pflanzenproduktion Dreetz und Sadenbeck bei Silomais über lOOdt Trockensubstanz j e Hektar erreichten, die L P G Pflanzenproduktion Welsickendorf auf 700ha einen Durchschnittsertrag von 368dt j e Hektar Kartoffeln erzielte, dann wird für jeden sichtbar, welche Reserven zur weiteren Leistungssteigerung noch erschlossen werden können, wenn die subjektiven und objektiven Bedingungen zum möglichen Optimum beherrscht werden. Deshalb richten wir unsere besondere Aufmerksamkeit auf die umfassende Durchführung und Auswertung von Höchstertragsexperimenten bei allen Kulturen mit dem Ziel, flächenmäßig jährlich die Höchstertragsexperimente nach dem Beispiel der Agrar-Industrie-Vereinigung Fehrbellin zu verdoppeln. Dabei gehen wir auf Bezirks- und Kreisebene so vor, daß auf vielfältigen Anwenderseminaren - in der Pflanzenproduktion waren es in diesem Jahr über 3 0 - Besterfahrungen der Praktiker und neueste Erkenntnisse von Wissenschaft und Technik vermittelt werden. Zunehmend wenden wir dabei die Mikrorechentechnik in der Pflanzenproduktion an, wie z. B . die rechnergestützte Auswertung der Graslandbonitur, aus der sich die erforderlichen Maßnahmen der weiteren Be- und Entwässerung ableiten lassen u . a . m . Diese Verflechtungsbeziehungen müssen wir erfassen, um daraus weitere Leitungsentscheidungen abzuleiten. Mit der Herausbildung des Havelländischen Obstanbaugebietes wurde über die Vertiefung der Kooperation eine neue Qualität der Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Verarbeitung, Handel und Wissenschaft erreicht. Sichtbarer Ausdruck dafür sind die Leistungen des Kooperationsverbandes „Havelobst", der mit seinen Mitgliedsbetrieben die stabile Versorgung der Bevölkerung Berlins und des Bezirkes Potsdam und zeitweilig auch anderer Bezirke sichert. Für die weitere komplexe Entwicklung der Obst- und Gemüseproduktion sowie des Havelländischen Obstanbaugebietes verfügen wir auf der Grundlage der Politbüro- und der Ministerratsbeschlüsse über klare Konzeptionen. Darin ist die Aufgabe gestellt, das geplante Wachstum der Gemüse- und Obstproduktion durch umfassende Intensivierung bei Nutzung der vorhandenen Fonds, und einer weiteren Vertiefung der Wissenschaftskooperation zu sichern. Prof. Vogel hat zu einigen ausgewählten Problemen gesprochen, ich schließe mich dem vollinhaltlich an. Gleichzeitig möchte ich mich bei ihm und seinem Institutskollektiv für die stets vorwärtsdrängende und konstruktive Zusammenarbeit bedanken. Auch hier bleibt der Schwerpunkt unserer Leitungstätigkeit die ständige Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit, Wasser nach Maß, wissenschaftliche Bestandsführung, einschließlich aller Erfordernisse des Pflanzenschutzes und die immer bessere Verwirklichung des züchterischen Fortschritts. Höhere Produktion muß zugleich unter allen Bedingungen zu einer bedarfsgerechten Versorgungswirksamkeit mit Frischware und verarbeiteten Erzeugnissen mit hohen Gebrauchseigenschaften führen. In diesem Prozeß wirken im Havelländischen Obstanbaugebiet erfolgreich gemeinsam mit den L P G Obst und Gemüseproduktion zusammen 4/5852

- eine A C Z für Düngung und Pflanzenschutz, einschließlich Hubschraubereinsatz, - eine Z B E Düngestoffe mit über 330000 m 3 jährlicher Humusproduktion auf der Basis der Seeschlammgewinnung, - eine Meliorationsgenossenschaft für den Bau, die Instandhaltung und Wasserbereitstellung, - ein spezielles V E G Bienenwirtschaft mit 1500 Völkern zur Unterstützung der Obstbestäubung (Neben dem nicht hoch genug zu wertenden besseren Befruchtungsergebnis werden außerdem rund 25 t Bienenhonig für die Versorgung der Bevölkerung bereitgestellt). - eine kooperative Einrichtung zur Lagerung und Aufbereitung von 56000t Äpfeln für die Versorgung von November bis Juni. Die gesellschaftliche Entwicklung bedingte weiterhin, den Kreisbetrieb für Landtechnik (KfL) in Fahrland für die Rationalisierungsmittelproduktion für Obst- und Gemüse zu spezialisieren sowie einen neuen Betriebsteil gemeinsam mit den Betrieben der Obst- und Gemüseproduktion im Havelländischen Obstanbaugebiet zu schaffen. Zur Sicherung einer verlustarmen Ernte wurde ein neuer Fruchtsaftbetrieb sowie eine Tomatenverarbeitungsanlage errichtet. Das neue Pektinwerk am gleichen Standort nimmt in den nächsten Tagen den Probebetrieb auf. Die Betriebe und kooperativen Einrichtungen beteiligten sich am Aufbau einer B B S für 900 Lehrlinge, von Ledigenwohnheimen sowie am Wohnungsbau. Diese gemeinsame Arbeit wurde durch den Kooperationsverband „Havelobst" im Auftag der Mitgliedsbetriebe koordiniert und straff geleitet. Damit konnte die Produktion von 1973 flächenmäßig verdoppelt und die Produktion verfünffacht werden. Wir produzieren heute auf rund 10000ha bewässerbarer Fläche seit fünf Jahren stabil über 100000t Obst und 33000 t Gemüse. Bei Äpfeln haben wir eine ganzjährige Versorgung erreicht und zugleich einen Beitrag zur Verringerung von bisherigen Importen geleistet. Davon versorgen wir anteilig mit 25000 t Obst und 19000t Gemüse unsere Hauptstadt der D D R , Berlin. Bei Äpfeln beträgt der Anteil des Warenfonds aus unserem'Bezirk für Berlin 7 2 % und bei Erdbeeren 8 7 % . In Zusammenarbeit mit dem Handel erfolgt die Versorgung mit 12000t Obst und Gemüse in über 60 Kaufhallen im Direktbezug bzw. in Frischdienstlinien. Für die Versorgung unserer Bezirksstadt haben 17 Betriebe eine Markthalle errichtet, die für alle obst- und gemüseverkaufenden Einrichtungen neue und qualitative Maßstäbe setzt. Der Verarbeitung werden jährlich 56000 bis 60000t Obst und rund 12000t Tomaten zur Verfügung gestellt. In den Hauptaufkommenszeiten erfolgt zur Sicherung der Verarbeitung eine gegenseitige Unterstützung mit Arbeitskräften. In der Gemüseproduktion verarbeiten wir in den Betrieben der Landwirtschaft des Bezirkes 15200t Möhren für die Säuglingsnahrung, fertigen wir von 2000 t Weißkohl 1000 t Sauerkohl für den Frischmarkt und für die Verarbeitungsindustrie, frosten wir 650 t Gemüse als Suppengrün und bereiten 12000 t Möhren für die Verarbeitung zu Sterilkonserven vor. Gegen25

wärtig arbeiten wir an der Vorfertigung von Gemüse für Großverbraucher. Eine ganz entscheidenden Anteil am erreichten und künftigen Leistungszuwachs in der Pflanzen- und Tierproduktion hat auch bei uns die komplexe Anwendung von Wissenschaft und Technik. Wie wir die Landwirtschaft immer mehr zum Zweig der angewandten Wissenschaft gestalten, ist mit unserem Komplexprogramm zur umfassenden Durchsetzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts in der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft bis 1990 im Sekretariat der Bezirksleitung und Rat des Bezirkes beschlossen worden. Mit profilierten Wissenschaftlern der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften und der Humboldt-Universität haben wir 1987 1900 Führungs- und Leitungskader gemäß unseres Qualifizierungsprogramms mit den modernen Schlüsseltechnologien und Forschungsergebnissen vertraut gemacht. Diesen Qualifizierungszyklus führen wir 1988 weiter und hoffen auch hierbei auf die Mitwirkung der Wissenschaftler. Für die planmäßig gezielte Zusammenarbeit bei der Anwendung von Forschungsergebnissen und der praxisverbundenen Forschung bilden die langfristigen Vereinbarungen des Rates des Bezirkes mit der AdL und der Humboldt-Universität eine wichtige Grundlage. Bestandteil dieser Vereinbarungen sind auch umfangreiche Investitionsleistungen durch Kapazitäten unseres Bezirkes für die AdL. So wurde zum Beispiel ein modernes Labor für das Institut für Futterproduktion Paulinenaue von uns geschaffen. Danach werden solche Labors in Großbeeren, Kleinmachnow und Potsdam entstehen. Mit 20 wissenschaftlichen Einrichtungen der Landwirtschaft auf unserem Territorium werden ebenfalls langfristige Vereinbarungen zur Wissenschaftskooperation abgeschlossen. Mit der Parteikommission WTF der Bezirksleitung der SED und der Koordinierungsgruppe WTF des Fachorgans werden sowohl die Vorleistungsbereiche, Verarbeitungskombinate als auch die wissenschaftlichen Einrichtungen in die unmittelbare Führungs-, Leitungs- und Kontrollarbeit einbezogen. In diese Aufgabe ist unser WTZ der Landwirtschaft fest mit eingebunden. Bewährt hat sich die Arbeit mit insgesamt 29 Konsultationsbetrieben für den Bezirk, die mit 59 Produktions- und Höchstertragsexperimenten wichtige Methoden der WTF-Anwendung am praktischen Beispiel für die breite Anwendung schaffen. So leisten sie in direkter Kooperation mit den Wissenschaftlern einen wichtigen Beitrag zum Abbau der ungerechtfertigten Differenziertheit bei der Nutzung des WTF für die immer bessere Nutzung aller Ressourcen. Ich möchte auch die Rolle der Agrarwissenschaftlichen Gesellschaft herausheben, die z.B. mit dem Bildungsprogramm 1987 bisher über 5000 Hoch- und Fachschulkader weiterqualifiziert hat. Ein gutes Stück in der qualifizierten Nutzung des WTF haben uns nach dem XIII. Bauernkongreß die Arbeitsgruppen bzw. Abteilungen Wissenschaft und Technik in 287 LPG und VEG der Pflanzenproduktion und Tierproduktion vorangebracht. Bei der Nutzung unserer gegenwärtig 150 Büro- und

Personalcomputer verfügen unsere LPG, VEG und VEB bereits über hochwertige Software, die die AdLInstitute, insbesondere für Boden- und Bestandesführung sowie Produktionskontrolle und -Steuerung erarbeitet haben. Die hohen Ansprüche an die Service- und Instandhaltungsleistungen können jedoch nur in enger Zusammenarbeit der Elektrotechnik/Elektronik-Industrie und den technischen Kapazitäten der Landwirtschaft erfüllt werden. Das gilt auch für die rund 600 Roboter, die zur Zeit in der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft arbeiten. Wir haben erste Konzeptionen erarbeitet, die auch den schrittweisen Aufbau landwirtschaftlicher Kapazitäten vorsehen. Für die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte ist in unserem Bezirk eine leistungsfähige Nahrungsgüterwirtschaft vorhanden. In den letzten Jahren gelang es auch in unserem Bezirk zunehmend besser, die landwirtschaftlichen Rohstoffe mit wachsender Effektivität zu verarbeiten, ein stabiles Grundsortiment zu sichern sowie das Angebot an hochwertigen Nahrungsmitteln ständig zu erweitern. So wurde durch die mehr als 7200 Werktätigen dieses Zweiges die industrielle Warenproduktion 1981/1985 gegenüber dem 5-Jahrplan-Zeitraum 1976-1980 auf 118,2 % und die abgesetzte Produktion an Fertigerzeugnissen für die Bevölkerung auf 115 % gesteigert. Gegenüber 1980 Wurde die Anzahl der Sortimente in der Milchwirtschaft unseres Bezirkes auf 125 %, in der Fleischwirtschaft auf 131,0% und in der Geflügelwirtschaft auf 134,5 % erhöht. Verbesserte Materialökonomie, rationelle Energieanwendung und gestiegene Veredlung der eingesetzten landwirtschaftlichen Rohstoffe haben dazu beigetragen, die Nettoproduktion in der Nahrungsgüterwirtschaft im Bezirk gegenüber 1980 auf 166,8% zu steigern. Im gleichen Zeitraum erhöhte sich die Arbeitsproduktivität auf 159,8%. Ihre volkswirtschaftliche Verantwortung wird auch dadurch unterstrichen, daß die Nahrungsgüterwirtschaft 1986 98,4% der industriellen Warenproduktion im Verantwortungsbereich des Fachorgans für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft des Rates des Bezirkes realisierte. In Auswertung der zentralen Beratung mit Leitungskadern und Praktikern der Nahrungsgüterwirtschaft des Zentralkomitees der SED und des Ministerrates der D D R im Oktober 1986 in Leipzig/Markleeberg wurde vom Sekretariat der Bezirksleitung der SED und dem Rat des Bezirkes eine Konzeption zur Entwicklung der Nahrungsgüterwirtschaft des Bezirkes Potsdam bis 1990 beschlossen. Nach dem XIII. Bauernkongreß der D D R wurde sie präzisiert. Diese Konzeption beinhaltet als Schwerpunkte die weitere Anwendung des WTF in der gesamten Nahrungsgüterwirtschaft, besonders aber die Rationalisierung und Rekonstruktion der Fleisch- und Geflügelwirtschaft mit dem Ziel der weiteren Leistungssteigerung. Daraus ergeben sich unter anderem auch neue Anforderungen an die Gestaltung und Qualität der Verflechtungsbeziehungen sowohl zu den Betrieben der soziali-

stischen Landwirtschaft, dem Handel und besonders zur Industrie. Die weitere Vertiefung der agrarindustriellen Kooperation der staatlichen und genossenschaftlichen Betriebe in unseren 31 Kooperationsverbänden und die Bildung weiterer Kooperationsverbände wird nach unseren Erfahrungen zukünftig noch stärker dazu beitragen, den WTF erzeugnisorientiert im Interesse einer weiteren Ertrags-, Qualitäts- und Effektivitätssteigerung anzuwenden. Dazu wurden eine enge Zusammenarbeit zwischen den Kooperationsverbänden und wissenschaftlichen Einrichtungen auf vertraglicher Basis vereinbart und zweigspezifische bzw. erzeugnisorientierte Konsultationsbetriebe entwickelt und durch den Vorsitzenden des Rates des Bezirkes bestätigt. In der Nahrungsgüterwirtschaft haben wir alle materiellen und geistigen Potenzen auf hohe und stabile Wachstumsraten in der Verarbeitungsleistung und Produktion, der Arbeitsproduktivität, des Nettoproduktes und des Gewinnes sowie auf die Überwindung noch vorhandener Niveauunterschiede gerichtet. Dabei wurden bereits folgende erste Ergebnisse sichtbar: - Nach erfolgter Rekonstruktion wurde im Kraftfuttermischwerk Fürstenberg 1987 eine CAM-Arbeitsstation für die komplexe Prozeßsteuerung und zur Produktionsvorbereitung und -abrechnung in Betrieb genommen. In weiteren zwei Kraftfuttermischwerken Ketzin und Teltow wird diese Maßnahme des WTF vorbereitet. - Nach erfolgreichem Abschluß der Forschungsarbeiten durch den VEB WTÖZ der Milchindustrie konnte ab 1.10. dieses Jahres die Versuchsproduktion mit der Ultrafiltrationsanlage zur Gewinnung von Molkenproteinen für die Herstellung von Speisequark im VEB Molkerei Königs Wusterhausen planmäßig in die Phase des versorgungswirksamen Großversuchs übergeleitet werden. Die bisherigen Ergebnisse lassen erkennen, daß die prognostizierten Werte bei der Verbesserung der Materialökonomie und der Qualität noch erheblich überboten werden. Wir halten das für ein ausgezeichnetes Beispiel für die Zusammenarbeit von Wissenschaftlern des VEB WTÖZ und Praktikern der Molkerei bei der Forschung, Entwicklung, Überleitung, Montage, Versuchs* und Großversuchsproduktion bis zur vollen Versorgungswirksamkeit. - Zur Verbesserung der Versorung der Bevölkerung in der Bezirksstadt und im Landkreis Potsdam mit Trinkmilch und Molkereierzeugnissen in hoher Qualität und mit hohem Frischegrad werden wir 1988 den neuen Milchhof Potsdam in Betrieb nehmen. Moderne Technologien und hohe Schichtauslastung werden diesen Betrieb kennzeichnen; - Im Schlacht- und Verarbeitungsbetrieb. Neuruppin können wir bereits seit längerem auf Erfahrungen bei Schichtarbeit in der Schlachtung verweisen. Hier werden täglich ca. 500 Schweine in der Tagund ca. 450 Schweine in der Nachtschicht geschlachtet. Allerdings muß hier wegen fehlender eigener Kühlka-

pazität zum Teil eine Warmfrostung im Kühlhaus Kyritz durchgeführt werden; - Im Schlachthof Luckenwalde wird gegenwärtig ein Kühlhaus errichtet mit dem Ziel, über die Erweiterung der technologisch bedingten Kühlung Voraussetzungen für die Erhöhung der Schlachtleistungen um ca. 10000t/a ab 1990 zu schaffen. - Im Schlacht- und Verarbeitungsbetrieb (SVB) Potsdam konnten wir am 15.9.1987 eine moderne Technologie in der Rinderschlachtung für täglich 220 Rinder nach 4V2monatiger Bau- und Montagezeit mit Erfolg in Betrieb nehmen. Diese von Spezialisten aus der VR Polen konstruierte und in enger Zusammenarbeit mit unseren Fachleuten eingebaute neue Technologie erfüllt unsere Erwartungen. - Im Geflügelschlachthof Wusterhausen hat in diesem Jahr ebenfalls der Bau eines Kühlhauses begonnen, um auch hier den begrenzenden Faktor für die Erhöhung der Schlachtleistung, die technologisch bedingte Kühlung, aufzuheben. Aus diesem gleichen Grunde und mit dem Ziel des Übergangs zur Zweischichtschlachtung von Kaninchen, insbesondere im IV. Quartal, wird in diesem Betrieb 1988 ein Spiraldurchlaufgefriertunnel errichtet. - Auch der Einsatz von bisher 58 Robotern in der Nahrungsgüterwirtschaft trägt wesentlich zur Erhöhung der Effektivität, der Qualität und der Verbesserung der Arbeitsbedingungen bei. Mit diesen Beispielen sollte zugleich deutlich gemacht werden, daß wir durch Nutzung der territorialen Ressourcen in enger Verflechtung mit den Zulieferbetrieben der Industrie für zweigspezifische Ausrüstungen, besonders für Kühlausrüstungen, aber auch für komplette, technologische Linien und Einzelaggregate für die Fleisch-, Milch- und Mühlenindustrie vorrangig über den Weg der Rationalisierung zu höheren Leistungen kommen. Mit der weiteren Leistungsentwicklung in der Schlachttierproduktion reichen die vorhandenen Kapazitäten nicht mehr aus, um alle angebotenen Schlachttiere kontinuierlich abzunehmen. Die notwendige Erweiterung der Schlacht- und Verarbeitungskapazitäten sowie die Kontinuität der Produktion werden wir entsprechend den vorher genannten Beschlüssen vorrangig durch planmäßig vorbeugende Instandhaltung, durch höhere Schichtauslastung sowie Modernisierung der technologischen Linien und die Erweiterung bzw. Erneuerung der technologisch bedingten Kühlkapazitäten und Anlagen erreichen. Als wichtige Voraussetzung dafür haben wir in der Nahrungsgüterwirtschaft den eigenen Rationalisierungsmittelbau bisher auf 145% gegenüber dem Vorjahr entwickelt. Dieses Tempo werden wir noch erhöhen, denn unser Schwerpunkt ist die Fleischindustrie, besonders das Verhältnis zwischen Schlachtung und technologisch bedingter Kühlung. Als entscheidende Grundlage für eine stabile weitere Entwicklung der Schlacht- und Verarbeitungskapazitäten entsprechend den Erfordernissen der Primärproduktion und der stabilen Versorgung der Bevölkerung betrachten wir daher die abstrichslose Durchsetzung der Beschlüsse des Ministerrates zur „Entwick27

lung der technologisch bedingten Kühlung..." vom 8.1.1987 und zum „Rekonstruktionsprogramm der volkseigenen Fleischindustrie der DDR 1986/1990" vom 19.2.1987. In die Umsetzung dieser Beschlüsse werden wir die örtlichen Staatsorgane, insbesondere die Räte der Kreise, aber auch andere dem Bereich der Land-, Forstund Nahrungsgüterwirtschaft zugeordnete Kombinate noch stärker einbeziehen. Natürlich erwarten wir auch von den anderen Zweigen der Volkswirtschaft, daß sie ihrer Verantwortung entsprechend den genannten Beschlüssen gegenüber der Nahrungsgüterwirtschaft voll gerecht werden. Von den spezifischen wissenschaftlichen Einrichtungen erhoffen wir noch stärkere Impulse, sowohl für uns aber besonders auch für die Industrie, um durch neue Technik, neue technologische Linien und andere Maßnahmen Arbeitskräfte für den Rationalisierungsmittelbau und die Schichtarbeit freizusetzen. Dabei sollten speziell in der Fleischindustrie nicht nur die Schlacht-

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prozesse sondern vor allem auch die Prozesse in der Fleischbe- und -Verarbeitung noch stärker wissenschaftlich bearbeitet werden. Zusammenfassend ist zu sagen: Die leistungsorientierte dynamische Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktion verlangt eine entsprechend höhere industrielle Vorleistung und auch eine weitere Kapazitätsentwicklung der Nahrungsgüterwirtschaft. Das erhöht zugleich die eigene Verantwortung der Land-, Forstund Nahrungsgüterwirtschaft, besonders den Rationalisierungsmittelbau und die Instandsetzung sowie die Mitwirkung bei der Schaffung von Lager- und Verarbeitungskapazitäten und für die anwachsenden Grundfonds, so daß sich das Bündnis der Arbeiterklasse mit der Klasse der Genossenschaftsbauern weiter festigt. Das erfordert, so wie auf dem XI. Parteitag der SED beschlossen, qualitativ weitere Schritte bei der Entwicklung und Vervollkommnung der Planung und Leitung der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft.

Günter Jury

Zur proportionalen Entwicklung der Sphären des volkswirtschaftlichen Agrar-Industrie-Komplexes

In den auf unserer heutigen Tagung gehaltenen Referate wurden in umfassender Weise die vielfältigen Verflechtungsbeziehungen zwischen Industrie und Landwirtschaft bei der Sicherung einer stabilen Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und der Industrie mit biogenen Rohstoffen sowie die große Bedeutung ihrer effektiven Gestaltung für eine hohe Leistungsentwicklung aufgezeigt. Die Herausarbeitung und Bestimmung der Proportionen für die Entwicklung aller an der Agrarproduktion beteiligten Zweige der Volkswirtschaft ist, so wurde von ihnen hervorgehoben, ein wichtiges gesamtgesellschaftliches Anliegen. Dem möchte ich uneingeschränkt zustimmen. Es gilt, die vom Generalsekretär der SED, Erich Honecker, auf dem XI. Parteitag der SED erhobene Forderung: „ . . . d i e Maßnahmen der Leitung, Planung und wirtschaftlichen Rechnungsführung aller am Agrar-Industrie-Komplex beteiligten Zweige der Volkswirtschaft künftig noch stärker zu koordinieren" 1 , zum ständigen Ausgangspunkt der Planung dieser Prozesse zu machen. Das zwingende Erfordernis hierfür ergibt sich u. a. auch aus den von Prof. Schieck genannten bedeutenden volkswirtschaftlichen Potentialen von 25,3% der Grundfonds und 30,8% des Arbeitsvermögens der produzierenden Bereiche der Volkswirtschaft, die für die Nahrungsmittelproduktion direkt und indirekt eingesetzt werden. Blickt man zurück, so kann man feststellen, daß unsere Partei diesem Erfordernis immer große Aufmerksamkeit gewidmet hat. Bereits im Programm der SED ist die Aufgabe, die „Herausbildung des volkswirtschaftlichen Agrar-Industrie-Komplexes im Interesse des ganzen Volkes immer besser zu leiten und zu planen" 2 , fest verankert. Hierbei hat sich die Planung der Hauptproportionen der Entwicklung des volkswirtschaftlichen Agrar-Industrie-Komplexes in der D D R insbesondere auf der Basis der Fünfjahrpläne sowie langfristiger Entwicklungsprogramme für Schlüsselfragen bewährt. Das kommt überzeugend im erreichten Wachstum der Agrarproduktion zum Ausdruck. So erhöhte sich zum Beispiel von 1975 bis 1985 - die pflanzliche Bruttoproduktion um 6,8 Mio t GE (= 27 %) - darunter die Getreideproduktion um 2,7 Mio t ( = 31 %) - die tierische Bruttoproduktion bei gleichzeitiger weitgehender Ablösung der FuttergetreideImporte

um 3,2 Mio t GE (= 14 %)

Allein der Pro-Kopf-Verbrauch an Fleisch und Fleisch-

waren konnte auf dieser Grundlage im gleichen Zeitraum um 18,4kg (= 24%) gesteigert werden. Für eine solche Entwicklung war jedoch die Steigerung der industriellen Vorleistungen und die immer wirksamere Nutzbarmachung der Produktivkraft Wissenschaft eine wesentliche Voraussetzung. Durch die Zuführung entsprechender Investitionen stieg der Grundmittelbestand - in der Landwirtschaft um rund 54 Mrd. M (= 60%), - in der Nahrungsgüterwirtschaft um rund 18,5 Mrd. M (= 58%). Mit diesen wenigen Entwicklungszahlen möchte ich zeigen, daß es sowohl in der Leistung der Landwirtschaft und Nahrungsgüterwirtschaft als auch in der Schaffung der materiellen Voraussetzungen seitens der Industrie und der Landwirtschaft selbst in den letzten Jahren eine bedeutende Entwicklung gegeben hat. Diese stabile und dynamische Entwicklung der Landwirtschaft und Nahrungsgüterwirtschaft ist, wie Erich Honecker auf dem XIII. Bauernkongreß der D D R ausführte, „von ganz wesentlicher Bedeutung für die Realisierung unseres Kurses der Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik zum Wohle des Volkes" 3 . Auf dieser Grundlage vertieft und festigt sich zugleich das Bündnis der Arbeiterklasse mit der Klasse der Genossenschaftsbauern als stabiles Fundament der politischen, ökonomischen und sozialen Entwicklung der DDR. Trotz dieser insgesamt positiven Einschätzung darf man nicht übersehen, daß es bei der proportionalen Entwicklung der einzelnen Sphären, aber auch innerhalb der Sphären des volkswirtschaftlichen Agrar-IndustrieKomplexes noch wichtige Aufgaben zu lösen gilt. Prof. Schieck hat dazu ausführlich gesprochen. Hierbei geht es jedoch nicht allein um das Erkennen bestehender Entwicklungsprobleme und die Bereitstellung höherer Fonds im allgemeinen, sondern in erster Linie um die richtige Bestimmung der Rang- und Reihenfolge im Rahmen der aus gesamtvolkswirtschaftlicher Sicht möglichen Fondsbereitstellung. Die zur Verfügung stehenden volkswirtschaftlichen Ressourcen müssen so eingesetzt werden, daß sie den höchstmöglichen volkswirtschaftlichen Nutzen gewährleisten. Für den Zeitraum bis 1990 wurden bereits eine enge Gemeinschaftsarbeit der Wissenschaft und der die Verantwortung hierfür tragenden Staats- und Wirtschaftsorgane wichtige Schlüsselaufgaben wie zum Beispiel die verstärkte Eigenversorgung mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen oder die materiell-technische Sicherung der Nahrungsgüterwirtschaft herausgearbeitet und fanden in Beschlüssen ihren .Niederschlag, die den Ausgangspunkt für die zentrale Planung bilden. Solche Beschlüsse, die einen wesentlichen Einfluß auf 31

die Herstellung der Proportionen zwischen den einzelnen Sphären des volkswirtschaftlichen Agrar-IndustrieKomplexes ausüben, sind zum Beispiel - der Beschluß zum „Programm der Entwicklung des Versorgungsniveaus und der Versorgungsstruktur bei Gemüse sowie der dazu erforderlichen Maßnahmen zur Entwicklung der Gemüseproduktiorr, der Gemüselagerung, des Gemüsehandels und der Verarbeitung für den Zeitraum bis 1990" 4 , - der Beschluß zum „Programm der Entwicklung der Produktion, Lagerung und Verarbeitung von Obst bis zum Jahr 2000" 5 , - der Beschluß zur „Konzeption und Entwicklung des Landmaschinenbaus bis 1990 und darüber hinaus" 6 , - der Beschluß, über die „Konzeption zur Entwicklung der technologisch bedingten Kühlung in der Fleischindustrie sowie der Gefrier- und Kühlkapazitäten in der Nahrungsgüterwirtschaft" 7 und - der Beschluß zum „Rekonstruktionsprogramm der volkseigenen Fleischindustrie der D D R 1986-1990" 8 . Erwähnen möchte ich auch das vom Ministerrat der D D R bestädigte „Langfristige Programm der Forschung und Entwicklung für die Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft bis zum Jahre 2000" 9 . Für-solche wichtigen Aufgaben wie die Transportund Umschlagprozesse und die Ersatzteilbereitstellung werden entsprechende Beschlüsse vorbereitet. Auch an der Lösung der Aufgaben der Agrochemie, als wichtiger Faktor für die weitere Steigerung der Effektivität der landwirtschaftlichen Produktion wird gemeinsam mit der Industrie intensiv gearbeitet. Bewährt hat sich auch die Beratung wichtiger Fragen im „Interministeriellen R a t " und im Rat für die Agrarökonomische Forschung, wie beispielsweise des Langfristigen Programms der Agrarforschung oder die Abstimmung der Forschung, Entwicklung und Produktion von Ausrüstungen für die Nahrungsgüterwirtschaft. Für die 90er Jahre geht es bereits heute in der vorbereitenden wissenschaftlichen Arbeit und Planung um die Herausarbeitung der Faktoren, die über das Wachstum der Produktion, die höhere Veredlung der Rohstoffe und die Erhöhung des Tempos der Steigerung der Arbeitsproduktivität sowie der Effektivität entscheiden. Zugleich sind solche Proportionen zwischen und innerhalb der Sphären des volkswirtschaftlichen Agrar-Industrie-Komplexes zu gestalten, die die ressourcensparende Intensivierung des volkswirtschaftlichen AgrarIndustrie-Komplexes noch nachhaltiger zu einem tragenden Bestandteil des Wirtschaftswachstums der Volkswirtschaft der D D R insgesamt machen.

Das sind - die Sicherung einer politisch und ökonomisch unangreifbaren Entwicklung der D D R in der Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik, - die Fortsetzung der erfolgreichen ökonomischen Entwicklung auf dem Weg der umfassenden Intensivierung durch breite Anwendung von Wissenschaft und Technik, - die Sicherung einer hohen Leistungsentwicklung unter den Bedingungen der Begrenztheit der materiellen Fonds, insbesondere bei Energieträgern und Rohstoffen. Aufgrund voliegender Analysen, konzeptioneller Arbeiten aus wissenschaftlichen Einrichtungen und Ministerien sowie eigenen Untersuchungen sehen wir bis 1990 und auch für die ersten Jahre danach die Schwerpunkte für die Herstellung erforderlicher Proportionen vor allem in'folgendem: - Entwicklung der Zweige der Verarbeitungsindustrie auf das erforderliche Niveau zur Sicherung einer absolut stabilen und kontinuierlichen Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen Nahrungsmitteln und der Industrie mit Rohstoffen in hoher Qualität bei steigender Effektivität, das heißt: Herstellung der Übereinstimmung zwischen der Entwicklung des primären Rohstoffaufkommens und der Entwicklung der Verarbeitungskapazitäten in Übereinstimmung mit der Entwicklung des Bedarfs; - Sicherung der erforderlichen materiell-technischen Voraussetzungen für die planmäßige Reproduktion der landwirtschaftlichen Primärproduktion; - richtige Bestimmung der Proportionen zwischen den Intensivierungsfaktoren in den einzelnen Sphären entsprechend den volkswirtschaftlichen Zielsetzungen der Produktions- und Leistungsentwicklung. Das betrifft beispielsweise das richtige Verhältnis zwischen Fondsaufwand und Steigerung der Arbeitsproduktivität mit dem Ziel, die Arbeitskräftezahl für die Lösung der Ernährungsaufgaben zu senken.

Größte Aufmerksamkeit ist dabei dem stärkeren Wirksamwerden der qualitativen Faktoren der Mechanisierung und Chemisierung, der Ausgestaltung der materiell-technischen Basis sowie der Einführung rationeller und arbeitssparender Technologien beizumessen. Hohe Anforderungen stellt in diesem Zusammenhang die Herausarbeitung der Bedingungen und der bestimmenden Faktoren für eine breite Anwendung der Schlüsseltechnologien.

Die weitere Gestaltung der Proportionen zwischen und auch innerhalb der einzelnen Sphären des volkswirtschaftlichen Agrar-Industrie-Komplexes für die 90er Jahre erfordert noch bedeutende Anstrengungen bei der Schaffung des notwendigen wissenschaftlichen Vorlaufs. Dabei sollte die Arbeit aus unserer Sicht auf folgende Schwerpunkte konzentriert werden: 1. Die Fortsetzung der Politik der Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik erfordert weiterhin einen hohen Beitrag hinsichtlich der Bereitstellung von Nahrungsmitteln im Rahmen des Gesamtwarenfonds. Mit dem Erreichen von Sättigungsgrenzen in quantitativer Hinsicht wird die Entwicklung hochveredelter Erzeugnisse dominierend. Hierbei ist eine abgestimmte, bilanzierte Entwicklung aller Sphären ein unbedingtes Erfordernis, weil zum Beispiel neben den Proportionen bei den Hauptausrüstungen auch solche Fragen, wie die B e reitstellung von Hilfs- und Zusatzstoffen oder von Verpackungsmitteln immer mehr in den Vordergrund treten und entscheidend auf die effektive Verwertung der landwirtschaftlichen Rohstoffe einwirken werden.

Ausgangspunkt müssen hierbei immer die konkreten politischen und ökonomischen Bedingungen sein, die die Richtung der gesamten Volkswirtschaft bestimmen.

Gleichzeitig sind auch Überlegungen mit einzubeziehen, wie als eine wichtige Effektivitätsquelle die noch auftretenden Verluste entscheidend verringert werden können.

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Aus den Darlegungen von Prof. Schieck und Prof. Vogel, die sich auch mit meinen Überlegungen decken, könnte man ableiten, daß sich der Produktionszuwachs der Sphäre III (Verarbeitung und Handel) schneller entwickeln muß als der Zuwachs der Sphäre II (Primärproduktion der Landwirtschaft). Aber auch die Leistungen im Vorleistungsbereich bedürfen aus gesamtökonomischer Sicht einer umfassenden volkswirtschaftlichen Bewertung. 2. Für die zweite Hälfte der 90er Jahre werden wissenschaftliche Aussagen erforderlich sein, wie die steigende Rohstoffproduktion besonders aus der weiteren vorrangigen Entwicklung der Pflanzenproduktion als wichtige Rohstoffquelle der Volkswirtschaft am effektivsten genutzt werden kann. Meine Frage richtet sich auf eine wissenschaftlich fundierte ökonomische Aussage, in welchem Maße werden Nahrungsgüter auch über den steigenden qualitativen Eigenbedarf mit dem Ziel eines Exportes produziert oder werden landwirtschaftliche Rohstoffe zur Sicherung des Rohstoffbedarfs der Industrie Bedeutung gewinnen? Die Aussage hierzu hat einen entscheidenden Einfluß auf die weitere materielle Gestaltung der Verflechtung zwischen den Sphären des volkswirtschaftlichen AgrarIndustrie-Komplexes und insbesondere auf die Festlegung des Umfangs und der Struktur der Primärproduktion. 3. Für die Sicherung des erforderlichen Produktionszuwachses in den Sphären II und III sind die „Schrittmacher des Zuwachses" zu bestimmen. Wissenschaft und Technik sind die entscheidenden Faktoren, die auch das Wachstum im volkswirtschaftlichen Agrar-IndustrieKomplex bestimmen. Deshalb sollten die wissenschaftlichen Einrichtungen vor allem den ökonomischen Nachweis erbringen, welche Faktoren volkswirtschaftlich am effektivsten das Produktionswachstum beeinflussen. Zum Beispiel waren es im Zeitraum 1984 bis 1987 in der Getreideproduktion vor allem die Faktoren Züchtung und Pflanzenschutzmittel. Welche Faktoren werden es bis zum Jahr 2000 sein? Hierzu sollten besonders die wissenschaftlichen Einrichtungen wichtige Vorleistungen erbringen. Für die künftige Investitionspolitik aller am volkswirtschaftlichen Agrar-Industrie-Komplex beteiligten Bereiche sind fundierte Aussagen hierzu besonders wichtig. Diesen Punkt möchte ich aus unserer Verantwortung als Volkswirtschaftsplaner besonders unterstreichen, weil das Akkumulationsvermögen unserer Volkswirtschaft auch in Zukunft sehr sorgfältig in der Landwirtschaft und Nahrungsgüterwirtschaft eingesetzt werden muß. Und letztlich bestimmt der ökonomische Nutzeffekt die Einordnung. 4. Zur Sicherung wichtiger Produktionsgrundlagen für die Sphären II und III ist die Produktion der Sphäre I schneller zu steigern als bisher. Das betrifft sowohl die Zulieferbereiche der Industrie als auch den eigenen Vorleistungsbereich der Landwirtschaft und Nahrungsgüterwirtschaft. Beträchtliche Produktions- und Effektivitätsreserven in den Sphären II und III können durch die Verbesse-

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rung ihrer materiell-technischen Basis erschlossen werden, vor allem durch eine bedeutende qualitative Verbesserung der Struktur der Ausrüstungen für die Landwirtschaft und Nahrungsgüterwirtschaft. Aber auch hierbei werden die Aussagen über die Rang- und Reihenfolge, gemessen am volkswirtschaftlichen Nutzeffekt, entscheidend sein. Eng verbunden damit ist die Bestimmung des Verhältnisses zwischen industrieller Spezialisierung und der Entwicklung des Rationalisierungsmittelbaus in der Landwirtschaft und in der Nahrungsgüterwirtschaft. Das sind Fragen, denen auch wir im Zusammenhang mit der Erarbeitung der Grundkonzeptionen für die Entwicklung der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft für den Zeitraum 1991 bis 1995 größte Aufmerksamkeit beimessen. 5. Ein wesentlicher Schwerpunkt gemeinsamer Arbeit besteht in einer bedeutend tieferen Durchdringung der ökonomischen Prozesse des volkswirtschaftlichen Agrar-Industrie-Komplexes. Die Schlüsselfrage hierbei ist, wie der Aufwand an lebendiger und vergegenständlichter Arbeit in den einzelnen Sphären entschieden gesenkt werden kann. Ich erinnere dabei nochmals an den von Prof. Schieck genannten hohen Anteil des volkswirtschaftlichen Agrar-Industrie-Komplexes von 3 0 , 8 % an den Gesamtbeschäftigten des produzierenden Bereiches der Volkswirtschaft sowie an den sich allein schon aus der demographischen Entwicklung ergebenden Rückgang von Arbeitskräften. Das betrifft aber auch solche Fragen, wie die Verminderung des spezifischen Aufwands an Energie, Rohstoffen und Material, wodurch letztlich die Ökonomie wesentlich beeinflußt wird. Von besonderer Bedeutung hierbei ist die richtige Bestimmung der Produktionsstruktur innerhalb der Landwirtschaft. Dabei ist davon auszugehen, daß durch die Landwirtschaft in den 90er Jahren weitere Importe, insbesondere bei Eiweißfuttermitteln, abzulösen sind und auch weiterhin ein Beitrag zu den Exportaufgaben der Volkswirtschaft zu leisten ist. Die Herausarbeitung der bestimmenden Faktoren für die Gestaltung dieser Proportionen im volkswirtschaftlichen Agrar-Industrie-Komplex in Übereinstimmung mit den gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Zielstellungen und Bedingungen ist ein hoher Anspruch an die Wirtschafts- und Agrarwissenschaftler. Dies ist eine Aufgabe, die zugleich eine enge Gemeinschaftsarbeit zwischen den Wissenschaftlern, der Wirtschaftspraxis sowie den zentralen Staatsorganen erfordert. Eine solche Vorlaufarbeit ist eine wesentliche Voraussetzung für die Ausarbeitung langfristiger Konzeptionen für die Entwicklung der Produktion und der Produktionsbedingungen, für die Schaffung neuer bzw. effektiverer Verwertungsmöglichkeiten von biogenen Rohstoffen sowie von Zweigprogrammen. Ich würde mir wünschen, daß von der heutigen gemeinsamen Tagung des Wissenschaftlichen Rates für die wirtschaftswissenschaftliche Forschung mit dem Rat für agrarökonomische Forschung starke Impulse für eine fruchtbringende Gemeinschaftsarbeit ausgehen.

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Anmerkungen 1

2

3

4

5

Honecker, E.: Bericht des Zentralkomitee der S E D an den XI. Parteitag der S E D , Berlin 1986, S.41. Programm der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Berlin 1976, Dietz Verlag, S. 32. Honecker, E.: Unsere Genossenschaftsbauern verkörpern heute beste bäuerliche Traditionen, Meisterschaft und Schöpfertum, Schlußwort auf dem XIII. Bauernkongreß der DDR, in: Neues Deutschland vom 23./24. Mai 1987. Beschluß über das Programm der Entwicklung des Versorgungsniveaus und der Versorgungsstruktur bei Gemüse sowie der dazu erforderlichen Maßnahmen zur Entwicklung der Gemüseproduktion, der Gemüselagerung, des Gemüsehandels und der Verarbeitung für den Zeitraum bis 1990, Beschluß des Ministerrates vom 23.8.1984. Beschluß zum Programm der Entwicklung der Produktion, Lagerung und Verarbeitung von Obst und des Obsthandels bis zum Jahre 2000, Beschluß des Ministerrates vom 7.2.1985.

34

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7

8

9

Konzeption zur Entwicklung des Landmaschinenbaus bis 1990 und darüber hinaus, Beschluß des Ministerrates vom 4.12.1986. Beschluß über die Konzeption zur Entwicklung der technologisch bedingten Kühlung in der Fleischindustrie sowie der Gefrier- und Kühlkapazitäten in der Nahrungsgüterwirtschaft zur Sicherung der stabilen Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsgütern im Zeitraum 1986-1990, Beschluß des Präsidiums des Ministerrates vom 8.1.1987. Beschluß über das Rekonstruktionsprogramm der volkseigenen Fleischindustrie der D D R 1986-1990, Beschluß des Präsidiums des Ministerrates vom 19.2.1987. Beschluß zum Langfristigen Programm der Forschung und Entwicklung für die Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft bis zum Jahre 2000, Beschluß des Präsidiums des Ministerrates vom 1.4.1987.

Harry Reimann

Die weitere Vertiefung der Kooperation im Prozeß der umfassenden Intensivierung der Landwirtschaft

Die Kooperation, von Marx als Form der Arbeit vieler charakterisiert, die in demselben Produktionsprozeß oder in verschiedenen, aber zusammenhängenden Produktionsprozessen planmäßig neben- oder miteinander arbeiten 1 , hat in der Agrarpolitik der S E D stets einen hohen Stellenwert eingenommen. In ihrer Strategie des Übergangs zur sozialistischen Landwirtschaft sowie deren Ausgestaltung als Bestandteil der entwickelten sozialistischen Gesellschaft ließ und läßt sich die S E D davon leiten, die Kooperation in Einheit mit der intensiv erweiterten Reproduktion der Landwirtschaft zu entwickeln. Sie ist Bedingung und Resultat der intensiv erweiterten Reproduktion in der Landwirtschaft. Dabei zeigte sich, daß sich die Kooperation in der Landwirtschaft als ein dynamischer Prozeß, in Übereinstimmung mit den konkret-historischen gesellschaftlichen, ökonomischen und natürlichen Bedingungen der Intensivierung in der Landwirtschaft vollzieht. War die Kooperation in der Periode der sozialistischen Umgestaltung durch das Zusammengehen und Zusammenwirken vieler in einem größeren, gesellschaftlich organisierten betrieblichen Arbeitsprozeß geprägt, so ist sie im Prozeß der in den 60er und 70er Jahren vollzogenen Konzentration und Spezialisierung der Produktion zur objektiven Notwendigkeit dafür geworden, die Zusammenarbeit der sozialistischen Landwirtschaftsbetriebe innerhalb des landwirtschaftlichen Produktionsprozesses planmäßig zu organisieren. Das zeigte sich bereits unmittelbar nach der sozialistischen Umgestaltung, als die neuentstandenen L P G zur besseren Nutzung moderner Arbeitsmittel und ganzer Maschinensysteme die kooperative Zusammenarbeit entwickelten. Genossenschaftliche Potenzen zur Steigerung der Produktion und Effektivität kamen auf diese Weise zu höherer Wirkung. Davon gingen starke Impulse zur weiteren Konzentration der Produktion aus. Betrug 1960 die x Größe einer L P G 280ha LN, so erreichte sie 1970 598,6ha LN. Dieser Prozeß setzte sich in den 70er Jahren fort und führte in Verbindung mit der Arbeitsteilung zu sozialistischen Landwirtschaftsbetrieben, die auf Pflanzen- oder auf Tierproduktion spezialisiert sind. Bis 1980 waren 1047 L P G Pflanzenproduktion mit einer x Konzentration von 4755 ha LN entstanden. Gleichlaufend damit waren 2899 L P G Tierproduktion entstanden. Hinzu kamen 469 Volkseigene Güter, darunter 66 V E G Pflanzenproduktion mit einer x Flächenkonzentration von 5454 ha LN. 2 Damit hatte sich eine neue Grundstruktur herausgebildet. Sozialökonomisch und in den betrieblichen Dimensionen waren günstige Bedingungen entstanden, auf lange Zeitdauer der Entwicklung und Anwendung der modernen Produktivkräfte, der Verflechtung von Produktion und Wissenschaft den notwendigen Raum zu geben. Die beiden Formen des sozialistischen Eigen-

tums in der Landwirtschaft gleichberechtigt in die weitere Intensivierung einzubeziehen, entspricht ihrem Wesen als sozialistisches Eigentum. Unterschiede hinsichtlich des Grades der Vergesellschaftung spielen jedoch eine wesentliche Rolle bei der Reproduktion der beiden Eigentumsformen. Die schöpferische Anwendung der marxistisch-leninistischen Reproduktionstheorie in der Agrarpolitik der S E D führte zu der perspektivisch bedeutsamen Schlußfolgerung, die Konzentration und Spezialisierung der Produktion bei Wahrung des Volkseigentums und des genossenschaftlich-sozialistischen Eigentums zu vollziehen. Die Gesellschaftsstrategie der S E D geht davon aus, daß beide Formen des sozialistischen Eigentums im landwirtschaftlichen Reproduktionsprozeß eine Perspektive haben. Daraus ergibt sich, daß sich die L P G als sozialistische Gruppeneigentümer reproduzieren. Auch bei umfassender Intensivierung bleiben sie die politisch-sozialen Gemeinschaften der Klasse der Genossenschaftsbauern, in denen sich ihre Klassen- und Persönlichkeitsentwicklung auf höherer Stufe vollzieht. In den L P G führen die Genossenschaftsbauern - spezialisiert nach Pflanzen- und Tierproduktion - die Auseinandersetzung mit der Natur, verfügen über die dafür erforderlichen materiellen und finanziellen Fonds und erwirtschaften ein eigenes ökonomisches Ergebnis. Auf dieser Grundlage sichern sie ihre erweiterte Reproduktion, leisten ihre ökonomische Abgabe an den Staat und sichern ihre persönlichen Einkünfte aus der gesellschaftlichen Produktion. Alle damit verbundenen Beziehungen nach innen und außen regeln die L P G in ökonomischer Eigenverantwortung und juristisch selbständig. Das betrifft ihre ökonomischen B e ziehungen zum Staat ebenso wie die zu anderen Betrieben und Einrichtungen, die sie auf der Grundlage von Ware-Geld-Beziehungen ausbauen. Sie als Grundeinheiten der Volkswirtschaft immer besser in die Lage zu versetzen, ihre Verantwortung für die Gesellschaft und für ihre ökonomische und soziale Entwicklung voll wahrzunehmen, ist eine ständige Anforderung an die Leitung, Planung und wirtschaftliche Rechnungsführung und ihre ständige Vervollkommnung. Dabei traten völlig neue Fragen auf. Es ging darum, den Prozeß der Vergesellschaftung der Produktion bei Fortbestehen der beiden Formen des sozialistischen Eigentums, der L P G und V E G Pflanzen- und Tierproduktion als Grundeinheiten der Produktion zu beherrschen, der Klasse der Genossenschaftsbauern ihre Perspektive zu sichern, sie politisch, ökonomisch und sozial zu festigen und die Vorzüge der sozialistischen Planwirtschaft umfassend zur Wirkung zu bringen. Aus den langjährigen Erfahrungen kooperativer Zusammenarbeit leitete die S E D nach gründlicher Analyse und Beratung mit den Bauern die strategisch bedeut-

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same Erkenntnis ab, daß diese Form der Wirtschaftsorganisation den ökonomischen, sozialen und natürlichen Bedingungen des landwirtschaftlichen Reproduktionsprozesses gleichermaßen gerecht wird. Die Kooperation gewährleistet die planmäßige Zusammenarbeit ökonomisch eigenverantwortlicher volkseigener und genossenschaftlich-sozialistischer Landwirtschaftsbetriebe und die Potenzen beider Eigentumsformen werden gerade durch das ökonomische Zusammenwirken im einheitlichen Stoffkreislauf Boden-Pflanze-Tier-Boden auf höherer Ebene wirksam. Dabei zeigten die Erfahrungen und ihre gründliche Analyse, daß die Übertragung wirtschaftsleitender Funktionen an die Kooperationsräte dafür günstigere Bedingungen schafft. Die im Ergebnis der Beschlüsse des Politbüros und der 7. Tagung des ZK der SED dazu beschlossenen Maßnahmen 3 waren darauf gerichtet, durch rationelles und kameradschaftliches, auf gegenseitige Hilfe gerichtetes Zusammenwirken der LPG und VEG die territoriale Einheit der Pflanzen- und Tierproduktion herzustellen, durch Steigerung der Pflanzenproduktion die Futtergrundlage für die Tierproduktion systematisch zu schaffen und die aufeinander abgestimmte Intensivierung des gesamten Produktionsprozesses zu organisieren. Die Übertragung wirtschaftsleitender Funktionen erfolgte schrittweise im Maße der dabei gesammelten Erfahrungen, der Entwicklung der politischen Einsichten bei den Genossenschaftsbauern und der Schaffung der kadermäßigen Voraussetzungen. Mit Beginn des Jahres 1986 arbeiten alle Kooperationsräte nach der vom Ministerrat am 13. Juni 1985 als staatliche Empfehlung beschlossenen Musterkooperationsvereinbarung 4 , in der alle Grundfragen der wirtschaftsleitenden Tätigkeit, die Rechte, Pflichten und die Arbeitsweise der Kooperationsräte enthalten sind. Wie bei allen anderen Grundfragen der gesellschaftlichen, ökonomischen und sozialen Entwicklung der Landwirtschaft wurde auch bei der Übertragung wirtschaftsleitender Funktionen jeder Schritt erst nach gründlicher Beratung mit den Bauern getan. Der demokratische Charakter dieses Weges zu einer höheren Qualität kooperativer Zusammenarbeit zeigt sich auch darin, daß die Kooperationsräte wirtschaftsleitende Funktionen nur durch Beschluß und somit im Auftrag der Mitgliederversammlungen der LPG bzw. entsprechender Festlegungen durch die Direktoren der VEG ausüben können. All das hat wesentlich dazu beigetragen, eine aktive Mitarbeit der Genossenschaftsbauern an der Vertiefung der Kooperation zu erreichen und ihre Verantwortung über die Grenzen ihrer LPG hinaus zu entwickeln. Heute kann man mit Fug und Recht sagen: Die nach dem X. Parteitag der SED vollzogene Wende zur umfassenden Intensivierung in der Landwirtschaft ist nicht zuletzt durch die zielklare und systematische Vertiefung der Kooperation erreicht worden. Erst dadurch war es möglich, die mit der Arbeitsteilung, Konzentration und Spezialisierung der Produktion verbundenen Vorzüge in ökonomisches Wachstum umzuwandeln. Sichtbarer Ausdruck der produktiven Potenz der kooperativen Zusammenarbeit sind auch die wesentlich höheren Produktionsergebnisse der Jahre 1984-1986 im Vergleich 36

zum Zeitraum 1981-1983. Auch die Meisterung der sehr komplizierten Bedingungen der Getreideernte 1987 war eng mit der Vertiefung der Kooperation verbunden. Die höhere Produktivkraft gesellschaftlicher Arbeit, die aus der Kooperation selbst erwächst 5 , als Faktor für Stabilisierung der umfassenden Intensivierung wirksamer zu machen, ist ein ständiger Anspruch an die sozialistische Wirtschaftsführung in der Landwirtschaft. Die Analyse der kooperativen Zusammenarbeit macht beträchtliche Unterschiede hinsichtlich ihres Niveaus und Umfangs deutlich und zeigt, daß ihre Möglichkeiten als Intensivierungsfaktor bei weitem noch nicht ausgeschöpft sind. Was zeigt sich bisher, worauf gilt es die weitere Arbeit zu konzentrieren? Die größten Fortschritte gibt es bei der Wahrnehmung wirtschaftsleitender Funktionen auf dem Gebiet der Planung, der Ausgestaltung ökonomischer Beziehungen und der Koordinierung vorhandener ökonomischer Ressourcen. Im Mittelpunkt der Planung steht die langfristige Entwicklungsplanung mit dem Ziel, die Proportionalität zwischen Pflanzen- und Tierproduktion im Territorium vor allem durch die vorrangige Entwicklung der Pflanzenproduktion zu gewährleisten. Auf diesem Wege wurden bereits wichtige Grundlagen dafür geschaffen, eine größere Wissenschaftlichkeit, Langfristigkeit und Kontinuität der Arbeit der Kooperationsräte zu gewährleisten. Vielfältige Erfahrungen wurden hinsichtlich der futterwirtschaftlichen Beziehungen gesammelt. Das betrifft sowohl Umfang, Qualität und Termine der Futterbereitstellung als auch die Anwendung von Vereinbarungspreisen zur Regelung der Ware-Geld-Beziehungen zwischen den Kooperationspartnern. Hier wird ein beträchtlicher Umfang der ökonomischen Beziehungen ohne staatliche Festpreise geregelt. Diese Fragen sollten wissenschaftlich gründlicher untersucht und verallgemeinert werden, zumal in der Pflanzenproduktion 40-45% der Erlöse auf der Grundlage von Vereinbarungspreisen erzielt werden und in der Tierproduktion zwischen 45-50 % der Kosten dadurch bestimmt sind. Viele Kooperationsräte beschäftigen sich verstärkt mit dem rationellsten Einsatz der verfügbaren ökonomischen Ressourcen. Gemeinsame Fonds werden dabei vornehmlich für Investitionen gebildet, auch der Reservefonds spielt zunehmend eine Rolle. Die aufgabenbezogene Bildung und Verwendung gemeinsamer finanzieller Fonds hat die Vertiefung der Kooperation wirksam unterstützt. Alles in allem beweisen die Erfahrungen die großen Fortschritte in der wirtschaftsleitenden Tätigkeit der Kooperationsräte. Es ist im gegenwärtigen Stadium auch nicht verwunderlich, daß dabei die operativen Führungsaufgaben im Mittelpunkt stehen. Das wird auch künftig einen bestimmten Umfang einnehmen müssen. Notwendig für eine höhere Qualität der Arbeit der Kooperationsräte bei der Wahrnehmung ihrer wirtschaftsleitenden Tätigkeit sind: 1. Eine entschieden stärkere Konzentration auf die Sicherung der weiteren Ertrags-, Leistungs- und Effektivitätssteigerung durch verstärkte Anstrengungen zur beschleunigten Anwendung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts im gesamten Kreislauf B o d e n Pflanze - T i e r - Boden.

Höchstertragsversuche beweisen, daß selbst im Vergleich zum x der 15 % Besten Unterschiede in den Hektarerträgen von 20-30 % und teilweise noch mehr vorhanden sind. Das zeigt unsere Möglichkeiten und setzt die Maßstäbe für die Zukunft sowohl für die Landwirtschaft als auch für die Bereitstellung von Produktionsmitteln zur Sicherung beständig hoher Erträge und Leistungen. Die Arbeit mit Höchstertrags- und Höchstleistungskonzeptionen hat zu beachtlichen Fortschritten in der Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse und bei der Herausbildung einer neuen Haltung zur Wissenschaft geführt. Vielfach bleibt das jedoch auf die LPG beschränkt, ist noch nicht Hauptinhalt der Tätigkeit der Kooperationsräte. Aber genau das muß es sein, wenn wir ökonomisches Wachstum nicht nur zu 20-30 %, sondern zu 70-80% durch wissenschaftlich-technischen Fortschritt absichern und dauerhaft gestalten wollen. Kommissionen Wissenschaft und Technik bei den Kooperationsräten, abgestimmt mit den LPG und VEG, zu schaffen, ist dazu ein vielversprechender Weg. Die Aufgabe besteht darin, eine einheitliche wissenschaftlichtechnische Konzeption auszuarbeiten, die für alle Kooperationspartner die gemeinsame Arbeitsgrundlage darstellt. 2. Die Nutzung von Reserven für die Erhöhung der Wirksamkeit der Kooperation im Intensivierungsprozeß. Sie bestehen darin, daß sich die Kooperationsräte stärker mit der Anwendung abgestimmter und der Verallgemeinerung der wirkungsvollsten betriebswirtschaftlichen Regelungen beschäftigen. Kompromißlos geführte.. Leistungsvergleiche, gemeinsame Wettbewerbe zur abstrichlosen Erfüllung der Verpflichtungen der Kooperationspartner, konsequente Durchsetzung des Leistungsprinzips und eine rationelle, abgestimmte Organisation der Arbeit sind dafür von entscheidender Bedeutung. Insgesamt geht es also darum, mehr die Probleme zu behandeln, die mit der inneren Festigung der LPG zusammenhängen, wie der Ausbildung einer stabilen Betriebs- und Arbeitsorganisation, die darauf orientiert, die Naturbedingungen wirksamer im ökonomischen Kreislauf durch die Anwendung der Mikroelektronik und Biotechnologie zu erschließen. Eine weitere vorrangige Aufgabe der inneren Festigung besteht darin, mit der Kraft aller Kooperationspartner ökonomisch ungerechtfertigte Unterschiede im Produktionsund Effektivitätsniveau zu überwinden. Das muß zu einem ständigen Arbeitsfeld der Kooperationsräte werden, denn hier gilt es kameradschaftlich zu helfen, um ökonomische Reserven zu erschließen und gleichzeitig dazu beizutragen, gesellschaftliche und soziale Fragen der Klassenentwicklung der Genossenschaftsbauern zu lösen. 3. Erschließung und Nutzung aller Möglichkeiten für die wachsende Wirksamkeit des wichtigsten Faktors weiterer Intensivierung, nämlich der bewußten, schöpferischen Mitgestaltung der Genossenschaftsbauern und Arbeiter. Die Möglichkeiten der demokratischen Mitarbeit im kooperativen Prozeß werden manchmal nur formal erfüllt. Bewußte Mitarbeit jedoch kommt nicht im Selbstlauf. Sie erfordert politische Einsicht und entsprechende Haltungen bei den Leitern aller Ebenen und zielstrebige Organisation. Hier liegt ein ständiger hoher

Anspruch an die politische Arbeit der Parteiorganisationen. An der Spitze muß dabei die Arbeit mit den Vorsitzenden, Direktoren der VEG, Leitern von Abteilungen und Brigaden und vor allem auch der Kommissionen der Kooperationsräte stehen. Es gilt, die hohe Qualifikation der Fachkader, Genossenschaftsbauern und Arbeiter zu nutzen, sie zur ständigen Wachstumspotenz zu machen. Dazu gehört auch, die kooperative Zusammenarbeit auf der Ebene der Arbeitskollektive der Pflanzen- und Tierproduktion weiter auszubauen. Die verstärkte Arbeit nach dem Territorialprinzip hat dafür günstige Bedingungen geschaffen. Sie intensiver zu nutzen und auszubauen führt zur Festigung der Arbeitskollektive, verstärkt ihre Bindung zum Boden und zum Tier und fördert ihre aktive Mitwirkung an der Leitung und Planung der gesamten Kooperation. Auf diesem Wege wird es immer besser gelingen, die Vorteile der sozialistischen Planwirtschaft mit allen ihr innewohnenden Möglichkeiten zielstrebig auszuschöpfen, um die Kooperation für die Nutzung der Potenzen des genossenschaftlichen Eigentums noch wirksamer zu machen und zu gewährleisten, daß sich die Genossenschaftsbauern mit der Aufgabe identifizieren, die umfassende Intensivierung dauerhaft zu machen. Der XIII. Bauernkongreß der DDR hat mit seinem Beschluß über die Rahmenordnung zur Einbeziehung der Kooperationsverbände in den staatlichen Entscheidungsprozeß eine neue Etappe der agrarindustriellen Kooperation eingeleitet. 6 Im Unterschied zu den Kooperationen der LPG und VEG der Pflanzen- und Tierproduktion sind die Kooperationsverbände nicht territorial, sondern nach Erzeugnissen, Erzeugnisgruppen und -linien organisiert. Der Prozeß der Arbeitsteilung, Konzentration und Spezialisierung führte in der Landwirtschaft zu hohen Konzentrationen bei einzelnen Produktionsstufen und -abschnitten und ihrer teilweisen Verselbständigung. Gleichzeitig erhöhte das die gegenseitige Abhängigkeit in der Erzeugniskette vom Rohstoff bis zum Fertigprodukt (Nahrungsmittel). All das brachte ökonomisch den Zwang zur Zusammenarbeit mit sich, eng verknüpft damit, die objektiven Verflechtungen im Sinne eines qualitativ hochwertigen Endproduktes rationell zu organisieren. Dabei erwies sich der Kooperationsverband als eine Form kooperativer Zusammenarbeit, in der sich umfassende Intensivierung, Entwicklung der Produktivkräfte, Vorzüge der sozialistischen Planwirtschaft wirksam miteinander verflechten, um durch Nutzung der sozialistischen Demokratie zielstrebig eine der wichtigsten Aufgaben der Nahrungsgüterproduktion zu lösen, nämlich Qualität, Sortiment und Stabilität der Versorgung der Bevölkerung weiter zu verbessern. Das entspricht den Potenzen des genossenschaftlich-sozialistischen und des Volkseigentums und erschließt sie immer mehr durch ständige Herstellung der Übereinstimmung der beteiligten Interessenebenen. Dabei erwachsen allen Stufenproduzenten neue Aufgaben, die zugleich das Gemeinsame ihrer Interessen unterstreichen. Erstens, die beschleunigte Anwendung des erzeugnisspezifischen wissenschaftlich-technischen Fortschritts und der besten Erfahrungen in allen Stufen der Erzeugnislinie zur Sicherung eines hohen und stabilen Produktions-, Leistungs- und Effektivitätswachstums, insbe37

sondere durch planmäßige Gestaltung der effektiven Verbindung von agrarindustrieller und WissenschaftsProduktions-Kooperation unter einheitlicher Leitung in der Erzeugnislinie. Zweitens, die Erhöhung der Versorgungswirksamkeit durch bedarfsgerechte Produktion und vollständige Verwertung des steigenden Rohstoffaufkommens der Landwirtschaft, durch Erhöhung des Veredlungsgrades und Senkung der Verluste in allen Stufen der Erzeugnislinie. Drittens, die planmäßige Ausrichtung der gesamten Verbandsarbeit auf die Qualitätserhöhung und Qualitätssicherung bei allen Stufenprodukten bis zu den versorgungswirksamen Endprodukten, insbesondere durch abgestimmte Maßnahmen für eine durchgängige Qualitätsarbeit und Qualitätsproduktion zur Erzeugung von Qualitätsprodukten sowie hochwertigen Markenprodukten. Viertens, die planmäßige Sicherung stabiler Proportionen zwischen den arbeitsteilig organisierten Produktionsstufen sowie eines kontinuierlichen Stoffflusses in der Erzeugnislinie mit hoher Zuverlässigkeit in den ökonomischen Beziehungen der Partner. Diese Aufgaben sind ein neuer höherer Anspruch an die effektive Gestaltung der enger werdenden Verflechtungsbeziehungen im Kooperationsverband und stellen neue Anforderungen an seine Arbeitsweise. Neu stellt sich für die Qualifizierung ihrer Arbeit die Beherrschung der Wechselbeziehungen von territorialer und Erzeugniskooperation sowie der Wissenschaftsproduktionsorganisation auf der Grundlage der Erzeugnislinie. Hier gilt es das Zusammenwirken mit anderen kooperativen Leitungsorganen auf der Grundlage und zur Sicherung der staatlichen Planaufgaben durch langfristige Verträge zu organisieren. Ebenso wie in den Kooperationen der Pflanzen- und Tierproduktion geht es darum, den kompromißlosen

Leistungsvergleich den Erfahrungsaustausch und den sozialistischen Wettbewerb zu organisieren, vor allem zur Sicherung einer höheren Qualität, zur beschleunigten Anwendung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, zur Rationalisierung in der gesamten Erzeugniskette, zur Produktion von Marken- und Qualitätserzeugnissen mit dem Warenzeichen des Verbandes. Hier ist ein Umdenken erforderlich, weil künftig mehr und mehr das auf Quantität und ihre Steigerung gerichtete Denken und Wirtschaften durch eine Wirtschaftsweise ersetzt werden muß, die vor allem und zunehmend auf Qualität gerichtet ist. Daraus ergeben sich höhere Ansprüche an die Haltung der Kader, die eine intensive politische Arbeit der Parteiorganisationen, aber auch ökonomische Maßnahmen einschließen, die das materielle Interesse auf höhere Veredlung und Qualität orientieren. Notwendig ist auch die verstärkte Einbeziehung des Handels als Kooperationspartner in die Verbandsarbeit, die Stärkung seiner Rolle und Verantwortung für eine hohe Versorgungswirksamkeit uncl seine aktive Mitwirkung für eine zunehmend bedarfsgerechte Produktion. Auch bei der erzeugnisgebundenen Kooperation gilt es, eine rationelle Arbeitsweise zu entwickeln, darauf gerichtet, die demokratisch geregelte Erfüllung ihrer Koordinierungs- und Planungsfunktionen in der Erzeugnislinie zu erfüllen. Schöpferische und aktive Mitwirkung aller Partner bis in die Brigaden und Arbeitsgruppen zu gewährleisten ist der Weg, der die Erschließung von Reserven sichert, zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit in der Erzeugniskette führt und der die Potenzen des Volkseigentums und des genossenschaftlichen Eigentums auf höherem Niveau erschließen hilft, weil damit die der Kooperation innewohnende Produktivkraft effektiver in steigende Produktion und Effektivität verwandelt wird.

Anmerkungen 1

2

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Vgl. Karl Marx, Das Kapital, Erster Band, in: Marx/Engels, Werke, Bd.23, Berlin 1969, S.344. Eigene Berechnungen nach Statistischem Taschenbuch der D D R 1987, Staatsverlag der D D R , Berlin 1987, S. 70/71. Vgl. Tagung des Zentralkomitees der SED, 24./25.11.1983, Aus dem Bericht des Politbüros an das Zentralkomitee der SED, Berichterstatter: Genosse Werner Felfe, Berlin 1983, S.33-39.

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6

Vgl. Musterkooperationsvereinbarung für die Kooperation der LPG und VEG, in: GB1.I Nr. 17 vom 12. Juni 1985, S.207. Vgl. Karl Marx, Das Kapital, Erster Band, in: Marx/Engels Werke, Bd. 23, Berlin 1969, S. 348/349. Vgl. Rahmenordnung zur Einbeziehung der Kooperationsverbände in den staatlichen Entscheidungsprozeß, in: Kooperation 21 (1987) 7, S. 322-324.

Klaus Steinitz

Neue Qualität des Wirtschaftswachstums und Entwicklung der Landwirtschaft

Der Übergang zur umfassenden Intensivierung ist untrennbar mit der Herausbildung und Entfaltung einer neuen Qualität des Wirtschaftswachstums verbunden. Es gehört zu dem Anliegen der gemeinsamen Ratstagung zu untersuchen, wie diese neue Qualität des ökonomischen Wachstums in der Entwicklung der Landwirtschaft und in den Verflechtungen zwischen Landwirtschaft und Industrie zum Ausdruck kommt. Im folgenden soll versucht werden, Zusammenhänge und Tendenzen der intensiv erweiterten Reproduktion der sozialistischen Landwirtschaft der D D R aus der volkswirtschaftlichen Sicht der neuen Qualität des ökonomischen Wachstums zu charakterisieren: Die neue Qualität des Wirtschaftswachstums liegt in zunehmendem Grade der Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktion der D D R und der Gestaltung ihrer Wechselbeziehungen zur Industrie und zu anderen Bereichen der Volkswirtschaft zugrunde. Sie verwirklicht sich dabei entsprechend den besonderen natürlichen und ökonomischen Bedingungen der landwirtschaftlichen Produktion in einer spezifischen Art und Weise. Es gilt, die den neuen Wachstumstyp bestimmenden generellen Merkmale und Erfordernisse bei der Lösung der Aufgaben der Landwirtschaft zur Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsgütern und der Industrie mit biogenen Rohstoffen umfassend und mit einer hohen gesellschaftlichen Wirksamkeit durchzusetzen. Der neue Wachstumstyp unterscheidet sich vom Wirtschaftswachstum unter den Bedingungen einer stark extensiven Entwicklung vor allem in den folgenden 3 Merkmalen, erstens in den Quellen, zweitens in den Resultaten und im Inhalt sowie drittens in den Bedingungen der Fortführung des Wachstums. Die Veränderungen in den Quellen zeigen sich insbesondere darin, daß der wissenschaftlich-technische Fortschritt und die darauf beruhende Steigerung der Effektivität \ind Arbeitsproduktivität für die Dynamik des Wirtschaftswachstums bestimmend werden und daß die erweiterte Reproduktion der Produktionsergebnisse direkt von der Gewinnung von Arbeitskräften für neue Aufgaben sowie von der Einsparung, Freisetzung, Umverteilung und dem effektiven Wiedereinsatz materieller Ressourcen abhängig wird. Die Veränderungen in den Resultaten und im Inhalt des Wirtschaftswachstums äußern sich vor allem in einer engeren Verflechtung des Produktionswachstums mit dem sozialpolitischen Fortschritt, einschließlich der Erhaltung und Verbesserung der Umweltbedingungen und in der entscheidenden Rolle der Gebrauchswertverbesserung der Produktionsergebnisse als Träger des Wirtschaftswachstums. Kriterium für das Wirtschaftswachstum in neuer Qualität ist daher nicht der Produktionszuwachs schlechthin, sondern seine Wirksamkeit für den

gesellschaftlichen Fortschritt, für die Erfüllung des Ziels der sozialistischen Produktion. Schließlich kommt der Sicherung und ständigen Reproduktion der Bedingungen für die langfristige Aufrechterhaltung eines dynamischen Wirtschaftswachstums weitaus größere Bedeutung als früher zu. Unter den neuen Reproduktionsbedingungen wird die Erhaltung und ständige Reproduktion der Wachstumsbedingungen, vor allem die Reproduktion der Naturpotentiale, zu einer Kernfrage des Wirtschaftswachstums in neuer Qualität, wofür auch zunehmend Aufwendungen entstehen und Mittel eingesetzt werden müssen. Es ist jedoch ebenso notwendig, die spezifische Erscheinungsweise dieser generell gültigen Merkmale und Erfordernisse bei der Entwicklung der agrarischen Produktion zu untersuchen und aufzudecken. Diese kommen vor allem in spezifischen Zusammenhängen und Tendenzen der Effektivitäts- und Produktivitätsdynamik und der Verflechtungen im volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozeß zum Ausdruck. Die natürlichen und ökonomischen Besonderheiten der landwirtschaftlichen Produktion haben unter den Bedingungen der neuen Qualität des Wirtschaftswachstums nicht ihre Bedeutung verloren. Sie richtig aufzufassen heißt, sie als Faktoren und Bedingungen zu betrachten, die die spezifische Art und Weise der Verwirklichung der allgemeinen Gesetzmäßigkeiten und Erfordernisse des intensiven Reproduktionstyps in der Landwirtschaft bestimmen, und nicht als Faktoren und Bedingungen, die die Wirksamkeit der allgemeinen Zusammenhänge und Tendenzen der umfassenden Intensivierung in der landwirtschaftlichen Produktion einschränken oder gar aufheben. Bei der Effektivitäts- und Produktivitätssteigerung als Grundlagen des ökonomischen Wachstums in neuer Qualität geht es vor allem um zwei miteinander verflochtene Tendenzen und Erfordernisse: Erstens geht es um die Aufwandssenkung für eine gegebene Gebrauchswerteinheit. Aus der Einsparung an Arbeitszeit und materiellen Ressourcen erwächst beim intensiven Reproduktionstyp das Potential, die Möglichkeit für die Erweiterung der Produktion. Inwieweit sich diese Möglichkeit in einem realen Produktionszuwachs realisiert hängt davon ab, ob und wie, mit welcher Wirksamkeit die Arbeitszeit und die materiellen Ressourcen, die eingespart wurden, wieder eingesetzt und genutzt werden. Dabei kann der Wiedereinsatz erfolgen entweder für dieselbe Produktion - direkter Wachstumsbeitrag aus einer relativen Einsparung - oder indirekt für eine andere Produktion über eine Umverteilung der gesellschaftlichen Arbeit vermittelter Wachstumsbeitrag. Eine gesellschaftlich realistische Bewertung des Wachstumsbeitrages der verschiedenen Bereiche und 39

Zweige erfordert immer, beide Aspekte, die direkten und indirekten Wachstumswirkungen zu berücksichtigen. Das ist für die Landwirtschaft mit ihren in den verschiedenen Entwicklungsetappen recht unterschiedlichen Relationen zwischen direkten und indirekten Wachstumsbeiträgen sehr wichtig. Zweitens geht es um die Qualitätserhöhung der Produktionsergebnisse. Wenn die Qualitätserhöhung zunehmend zum Träger des Wirtschaftswachstums und der Steigerung der Arbeitsproduktivität wird, so geht es auch hier um ihre gesellschaftliche Wirksamkeit. Die Qualitätsverbesserung muß bedarfsgerecht, dabei vor allem endproduktbezogen und auch möglichst in einer dem Bedarf entsprechenden Menge erfolgen. Hier sind spezifische Aspekte, in denen sich diese neue Tendenzen und Erfordernisse des Wirtschaftswachstums in der landwirtschaftlichen Produktion äußern, hervorzuheben: Zu den beiden Hauptrichtungen der Effektivitätsund Produktivitätssteigerung, Aufwandssenkung und Qualitätsverbesserung kommt gewissermaßen eine dritte Komponente hinzu: die Erhöhung der Ertragspotentiale je Flächeneinheit LNF bzw. je Tier und die wirksamere Nutzung dieser Potentiale. Die Erhöhung und bessere Nutzung der Ertragspotentiale steht dabei nicht neben der Aufwandssenkung und Qualitätsverbesserung, sondern muß in Einheit mit ihnen verwirklicht werden. Das heißt, auch hier ist letztlich entscheidend, mit welcher Effektivität die Leistungssteigerung je ha LNF bzw. je Tier erfolgt. Das zukünftige Wachstum der agrarischen Produktion wird wesentlich davon bestimmt, wie es gelingt, diese verschiedenen Komponenten des Wachstums, die teilweise gegenläufige Wirkungen aufweisen, optimal miteinander zu kombinieren. Dabei gewinnen Qualitätsverbesserungen und Erhöhung der Produktionsleistungen je Flächeneinheit und je Tier eine absolut und relativ größere Rolle für den zukünftigen Wachstumsbeitrag der Landwirtschaft. Die Veränderungen, die sich hierbei in den 80er Jahren schon vollzogen haben, werden deutlich, wenn wir den Anteil der Erhöhung des Viehbestandes an der Schlachtviehproduktion betrachten. Bei Schwein betrug der Anteil der Erhöhung des Bestandes an der Fleischproduktion im Zeitraum 1971 bis 1980 noch %, 1981 bis 1986 jedoch 0; bei Rind lagen die entsprechenden Anteile bei 90 % und 13%. Die Qualitätserhöhung weist in der Landwirtschaft im Vergleich zur verarbeitenden und auch zur extraktiven Industrie einige Besonderheiten auf, deren Analyse und Verallgemeinerung wichtig sind. In der verarbeitenden Industrie wird die Erzeugniserneuerung zum Hauptfaktor der Qualitätsentwicklung. Dabei beschleunigt sich das Tempo dieser Erneuerung. In der Landwirtschaft beruht die Qualitätsentwicklung weniger auf neuen Erzeugnissen, sondern vor allem auf züchterischen Fortschritten und der Anwendung neuer wissenschaftlich-technischer Erkenntnisse für die Verbesserung der nutzbaren Gebrauchseigenschaften vorhandener, schon lange Zeit produzierter landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Dabei muß berücksichtigt werden, daß das Tempo der Qualitätsverbesserung der agrarischen Erzeugnisse sehr stark von den langen Zeiten der 40

Züchtung und Ausbreitung leistungsfähigerer Pflanzensorten und Tierrassen abhängig ist. Die ökonomische und sozialpolitische Realisierung der Qualitätsverbesserung landwirtschaftlicher Rohstoffe erfolgt über die Weiterverarbeitung in verschiedenen Zwischenstufen bis zum Finalerzeugnis. Die Qualität der landwirtschaftlichen Rohstoffe spielt eine besonders herausragende Rolle für die Effektivität des Gesahitprozesses bis zum Endprodukt. Dies hängt mit einigen Unterschieoen zu den Rohstoffen der extraktiven Industrie zusammen. Während die Qualität der mineralischen A i«güng.srohstoffe vom Menschen nicht beeinflußt werden kann, ergeben sich wesentliche Möglichkeiten zur Qualitätserhöhung der Rohstoffe durch den Einsatz gesellschaftlicher Arbeit für ihre Aufbereitung und Anreicherung. Bei den biogenen landwirtschaftlichen Rohstoffen sind die Einflußmöglichkeiten gewissermaßen umgekehrt. Der Mensch kann vor allem die Qualität der biogenen Ausgangsrohstoffe beeinflussen, während Qualitätsmängel in den folgenden Produktionsstufen im wesentlichen nicht mehr eliminiert werden können. Die Wirkungen qualitativer Parameter der biogenen Rohstoffe potenzieren sich in den folgenden Produktionsstufen und in der Konsumtion. Dies gilt sowohl in positiver Hinsicht als potenzierte Effektivitätswirkungen und Beiträge zur Bedürfnisbefriedigung als auch in negativer Hinsicht als potenzierte Effektivitätsverluste. Hieraus ergeben sich einige Konsequenzen für „Qualitätspolitik" in der Landwirtschaft, wie die notwendige vorrangige Orientierung auf die Erhöhung der Qualität der Ausgangsrohstoffe, die mit der Qualität des Saatguts beginnt, ein konsequent endproduktbezogenes Herangehen an die Qualitätsverbesserung der Rohstoffe und eine die Qualitätsentwicklung der biogenen Rohstoffe ausreichend stimulierende Bewertung von Qualitätsunterschieden. Bei der ökonomischen Bewertung der Qualitätsverbesserung landwirtschaftlicher Rohstoffe gilt es noch stärker davon auszugehen, daß dadurch der quantitative Bedarf verringert oder teilweise substituiert werden kann sowie beträchtliche Kosten* und Qualitätseffekte bei der Weiterverarbeitung erzielt werden können. In einer stärkeren Qualitätsverbesserung liegen beträchtliche Reserven, um die Wirksamkeit der Produktionssteigerung für die Bedürfnisbefriedigung der Bevölkerung und die Effektivitätssteigerung in den landwirtschaftliche Rohstoffe verarbeitenden Zweigen zu erhöhen. Aus der Spezifik biogener Rohstoffe und Produkte ergibt sich, daß die Qualitätserhaltung eine außerordentlich große ökonomische Rolle spielt. Dabei gibt es eine Reihe für die Intensivierung des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses wichtiger Zusammenhänge. So besteht ein enger Zusammenhang zwischen der für die Befriedigung eines bestimmten Endbedarfs erforderlichen Menge an landwirtschaftlichen Rohstoffen und den gesellschaftlichen Aufwendungen für Lagerhaltung, Kühlung und Transport landwirtschaftlicher Erzeugnisse in der gesamten Kette bis zum Konsumenten. Je größer die Verluste in dieser Kette, desto höher muß die Produktion für einen bestimmten Endbedarf sein. Das bedeutet, daß die Qualitätserhaltung in ihren ökonomischen Wirkungen einer bestimmten Produktions-

erhöhung entspricht. In der unter volkswirtschaftlichen und langfristigen Gesichtspunkten effektivsten Verteilung der gesellschaftlichen Arbeit (einschließlich Investitionen und anderen Ressourcen) auf Produktionszuwachs und Qualitätserhaltung des Produzierten besteht eine wichtige Aufgabe der planmäßigen Wirtschaftsentwicklung. Eine ähnliche Optimierungsproblematik ergibt sich aus den Relationen zwischen den Mehraufwendungen in der Landwirtschaft für eine längere Lagerung landwirtschaftlicher Produkte, besonders wenn sie wie Obst und Gemüse relativ schnell verderblich sind (Aufwendungen für die Lagerung, Zusatzproduktion zum Ausgleich der Verluste), und den Einsparungen, die in der Industrie infolge der Verlängerung der Bearbeitungskampagne für diese landwirtschaftlichen Erzeugnisse möglich werden. Dabei entsteht auch die Frage, inwieweit ein Produktionszuwachs landwirtschaftlicher Erzeugnisse, der zum Ausgleich erhöhter Verluste notwendig ist, der aber nicht zur Vergrößerung des volkswirtschaftlich verfügbaren Endprodukts führt, als reales ökonomisches Wachstum angesehen werden kann. In den Beziehungen zwischen den verschiedenen Komponenten des Wachstums der agrarischen Produktion äußern sich auch die engen Verflechtungen zwischen natürlichen und ökonomischen Kreisläufen. Die Annäherung der ökonomischen Kreisläufe an die natürlichen Kreisläufe der biogenen Rohstoffproduktion kann beträchtliche Effektivitätspotenzen erschließen, ebenso wie ein Verstoß gegen die Erfordernisse der ständigen Reproduktion der natürlichen Ertragspotentiale langfristig zu nur schwer reparablen Effektivitätsverlusten führt, z.B. wenn zu schwere Technik eingesetzt wird oder wenn notwendige Aufwendungen zur Erhaltung und Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit eingespart werden. Das volkswirtschaftliche Wachstum wurde etwa seit Mitte der 70er Jahre durch einschneidende Veränderungen in den Einsparungsrelationen zwischen lebendiger Arbeit einerseits und Energieträgern und Rohstoffen andererseits sowie in der Entwicklung des Produktionsverbrauchs je Einheit Nationaleinkommen charakterisiert. Die Relationen zwischen der auf das Nationaleinkommen bezogenen Steigerung der Arbeitsproduktivität (jeweils = 1) und der Einsparungsrate wichtiger Energieträger und Rohstoffe betrugen 1971-1975 1976-1980 1981-1985

1:0,5 1:1 1:1,3.

Diese Tendenzwende vollzog sich in der Landwirtschaft seit Beginn der 80er Jahre noch weitaus stärker. Bis 1980 wuchs der Energieträgereinsatz u.a. als Ausdruck für die Mechanisierung der landwirtschaftlichen Arbeiten und die Verringerung des Arbeitskräfteeinsatzes insgesamt weitaus schneller als die landwirtschaftliche Produktion. Die Energieintensität stieg damit wesentlich an (1980:1960 auf über das Doppelte). Im Unterschied dazu konnte der Produktionszuwachs 1981-1985 mit einem geringen Einsatz an Energieträgern und mineralischen Düngemitteln erreicht werden. Während in der Landwirtschaft der Produktionsverbrauch je Einheit Nettoprodukt 1976 bis 1980 um rund 14% wuchs, konnte er 1981 bis 1985 um rund 10% reduziert werden. 6/5852

Die für die volkswirtschaftliche Entwicklung charakteristischen Effektivitäts- und Produktivitätswirkungen der Schlüsseltechnologien weisen in der Landwirtschaft einige spezifische Zusammenhänge auf. Hierzu gehören u.a.: - Die Effektivitätspotentiale der Schlüsseltechnologien werden in der Regel über Erzeugnis- und Technologieinnovationen wirksam. Die Beziehungen zwischen diesen beiden Grundrichtungen der Neuerungen weisen bei den verschiedenen Schlüsseltechnologien und in den verschiedenen Bereichen der Volkswirtschaft Unterschiede auf. In der Landwirtschaft führt die Anwendung der Mikroelektronik und Informationstechnik in der Regel zu technologischen Veränderungen und nicht primär zu Veränderungen bei den Erzeugnissen. Im Unterschied dazu ist die Anwendung der Biotechnologie in der Landwirtschaft sehr stark darauf gerichtet, technologische und Erzeugnisneuerungen zu ermöglichen. - Infolge der Einwirkung einer großen Anzahl von Faktoren auf das landwirtschaftliche Produktionsergebnis und der beträchtlichen Unterschiede, die zwischen diesen Faktoren nach Raum und Zeit bestehen, kommt der Erfassung der unterschiedlichen Einflußfaktoren mit Hilfe einer entwickelten Sensorik und der optimalen Prozeßsteuerung unter Einbeziehung vieler sich verändernder Parameter eine ausschlaggebende Rolle zu. - Für die Bewertung der Effektivitätspotentiale der Schlüsseltechnologien und die Bestimmung der Schwerpunkte ihrer Anwendung in der Landwirtschaft sind ihre Wirkungen auf die Erhaltung und rationelle Nutzung der Naturkräfte sowie auf die engere Verflechtung der natürlichen und ökonomischen Kreisläufe besonders wichtig. Die zunehmend auf der umfassenden Nutzung der Schlüsseltechnologien beruhende neue Qualität des Wirtschaftswachstums setzt voraus, daß die Vorleistungen für die Zukunft, d. h. die Komplexe: Bildung/Qualifizierung, Forschung und Entwicklung, Investitionen, im Verhältnis zu den laufenden Aufwendungen an lebendiger und vergegenständlichter Arbeit ein weit größeres Gewicht gewinnen. Ihr Anteil an den Gesamtaufwendungen nimmt tendenziell zu. Dabei bestehen sehr unterschiedliche Beziehungen in den verschiedenen Bereichen und Zweigen. In der Industrie weisen z.B. Komplexe der Hochtechnologie Anteile an den Aufwendungen von teilweise 50 % und mehr und eine Forschungsintensität von 8 % auf, während im Durchschnitt der Industrie die Anteile der Vorleistungen nicht wesentlich über 10% liegen und die durchschnittliche Forschungsintensität weniger als 2 % beträgt. Auch in der Landwirtschaft ist die Forschungsintensität gestiegen. Es bestehen auch Unterschiede zwischen den verschiedenen Produktionsarten, die aber nicht so groß sind wie in der Industrie. Die qualitativen und quantitativen Beziehungen zwischen der Entwicklung des FE-Potentials und der landwirtschaftlichen Produktion sollten insgesamt für die Landwirtschaft sowie für ausgewählte forschungsintensivere Komplexe noch tiefer analysiert werden. Eine Bedingung für einen hohen Effektivitäts- und Wachstumsbeitrag dieser Vorleistungen für die Zukunft 41

besteht darin, daß sich diese Komplexe proportional, übereinstimmend entwickeln, daß vorrangig ihr qualitatives Niveau erhöht und ihre Struktur vervollkommnet wird. Die generellen Beziehungen zwischen den verschiedenen Vorleistungsarten sowie zwischen ihnen und den laufenden Aufwendungen setzen sich bei der Entwicklung der Landwirtschaft in spezifischer Art und Weise durch. Hiervon werden auch Inhalt und Qualität der Verflechtungsbeziehungen zwischen Industrie und Landwirtschaft stark beeinflußt. Das Eindringen der Wissenschaft in die landwirtschaftliche Produktion erfolgt sowohl direkt, vor allem über die Ergebnisse der agrarischen Forschung, als auch und zunehmend indirekt über die Materialisierung von Forschungsergebnissen der Industrie in neuen und weiterentwickelten Arbeitsmitteln (Maschinenbau, Elektronik) und Arbeitsgegenständen (Chemie). Die Wirksamkeit der Grundfondsreproduktion und der Investitionen für das Wachstum der landwirtschaftlichen Produktion wird vor allem davon bestimmt, inwieweit sie zu Trägern neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und darauf beruhender Technologien werden. Im Zusammenhang mit den Bedingungen der Steigerung der Produktivität und Effektivität der landwirtschaftlichen Produktion müssen auch differenzierte Kriterien zur Bewertung der neuen Arbeitsmittel zugrunde gelegt werden, die von ihren komplexen Wirkungen ausgehen für - die Einsparung von Aufwand an lebendiger und vergegenständlichter Arbeit je Mengeneinheit des Produktionsergebnisses (Getreide, Schlachtvieh usw.), - die Erhöhung der Ertragspotentiale und ihre möglichst vollständige Ausschöpfung, - die Sicherung einer stabilen Qualität der landwirtschaftlichen Erzeugnisse sowie der weiteren Qualitätsverbesserung entsprechend den Ernährungsbedürfnissen der Bevölkerung und den Erfordernissen der industriellen Weiterverarbeitung.

Anmerkungen 1

Vgl. hierzu auch Klaus Schmidt, Reproduktionstheoretische und praktische Aspekte höherer Veredlung in der sozialistischen Landwirtschaft, in: Wirtschaftswissenschaft 9/1987.

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Die Beziehungen zwischen Industrie und Landwirtschaft erfahren unter den Bedingungen der umfassenden Intensivierung und der wissenschaftlich-technischen Revolution eine wesentliche Weiterentwicklung. Die Anforderungen an die von der Industrie bereitzustellende neue Technik werden wesentlich komplexer und dabei zugleich komplizierter und differenzierter. Dabei wachsen auch die Anforderungen an die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Industrie in allen Phasen des Zyklus von der Forschung bis zur Umsetzung der Forschungsergebnisse. Der reale Wachstumsbeitrag der Landwirtschaft wird sehr wesentlich auch davon bestimmt, wie die landwirtschaftlichen Produkte in der gesamten Kette bis zur Finalproduktion veredelt werden. Die Veredlung landwirtschaftlicher Erzeugnisse wurde in den Referaten unserer Tagung sehr umfassend und problemreich behandelt. 1 Hier soll nur noch ein für zukünftige Forschungsarbeiten wichtiges Problem aufgeworfen werden. Wäre es nicht zweckmäßig, ausgehend von den verfügbaren Fonds an agrarischen biogenen Rohstoffen einerseits und mineralischen und Energierohstoffen andererseits eine vergleichende Untersuchung zu den gemeinsamen und spezifischen ökonomischen Zusammenhängen und Tendenzen ihrer Höherveredlung, insbesondere zum Veredlungsgrad und zur ökonomischen Effektivität der Veredlung, durchzuführen? Weitere Erkenntnisfortschritte bei diesem Problem und bei anderen Fragen der umfassenden Intensivierung in der Landwirtschaft können dazu beitragen, sowohl die allgemein gültigen Gesetzmäßigkeiten und Erfordernisse des intensiven Reproduktionstyps in der Landwirtschaft noch wirksamer durchzusetzen als auch Erfahrungen sowie spezifische Zusammenhänge und Tendenzen der Reproduktion in der Landwirtschaft für die Vertiefung und Weiterentwicklung der Reproduktionstheorie zu verallgemeinern.

Horst Hasse

Anforderungen an die landwirtschaftlichen Produktionsmittel der Pflanzen- und Tierproduktion aus der Sicht der Nutzer

G.Jury verwies in seinem Beitrag auf das Morgen, auf die Langfristigkeit der zu treffenden Entscheidungen. Ich stimme voll mit ihm überein, denn auch wir wissen über die Bedeutung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts für die weitere Intensivierung der Landwirtschaft. Es besteht aber sicher auch darüber Übereinstimmung, daß die Ausgangspositionen richtig einzuschätzen sind, um das erforderliche Tempo zu bestimmen und notwendige Entscheidungen zu beeinflussen. Wenn ein Praktiker aufgefordert wird, zu den Anforderungen, die er an die landwirtschaftlichen Produktionsmittel stellt, zu sprechen, dann erhält er damit nicht die leichteste Aufgabe, obwohl gerade diese Frage die Bauern besonders bewegt, weil zu oft vergessen wird bei nationalen und internationalen Leistungsvergleichen die konkreten Produktionsbedingungen, wozu ja auch die Produktionsmittel zählen, in die Vergleiche einzubeziehen. Damit wird die Leistung unserer Landwirtschaft nicht real wiedergespiegelt. Auf Grund der zur Verfügung stehenden Zeit will ich mich in meinem Beitrag zu den Fragen der Mechanisierung äußern, und auch hier können nur einige Beispiele, ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, genannt werden. Dabei beziehe ich mich besonders auf die bereits auch von G.Jury genannten Beschlüsse des Politbüros, auf die des XI.Parteitages der SED und auf die des XIII. Bauernkongresses der DDR. Ich möchte betonen, daß ich von unseren konkreten Bedingungen ausgehe, also von den 0,4% LN der DDR, die die Agrar-Industrie-Vereinigung Fehrbellin bearbeitet. Die 17 Mitgliedsbetriebe der Agrar-IndustrieVereinigung, in denen 2500 Genossenschaftsbauern und Arbeiter 24000ha LN bearbeiten, und mehr als 30000 Rinder betreuen, verfügen über 462 Traktoren aller Typen und Leistungsklassen. Davon 168 = 36,4% in der Tierproduktion. Uns bewegt, daß in den letzten drei Jahren nur insgesamt 28 Traktoren, also 2,0% pro Jahr, zugeführt wurden. Bei einem Bestand von 68LkW gab es keine Neuzuführungen, bei 73 Kranen 4, also eine Erneuerungsrate von 1,8%. Welche Anforderungen, ich betone - nicht Forderungen, ergeben sich? Erstens sind die Bemühungen aller im volkswirtschaftlichen Agrar-Industrie-Komplex zusammenwirkenden Bereiche darauf zu richten, die landwirtschaftliche Nutzfläche - unser wichtigsten Volksvermögen - zu erhalten, zu schonen und die Bodenfruchtbarkeit zu mehren. Aus dieser Sicht stellen wir Landwirte folgende Fragen in den Mittelpunkt. Es geht um - leichtere Traktoren, Bestell- und Erntemaschinen mit möglichst großvolumigen Reifen zur Verringerung des Bodendrucks,

- mehr Möglichkeiten zur Kombination von Geräten bei der Bodenbearbeitung, Bestellung, Pflege und Applikation von Pflanzenschutzmitteln und Dünger zur Minimierung der Befahrungen, - optimale Arbeitsbreiten bei besserer Angleichung an Bodenunebenheiten, - Einflußnahme auf die komplexe Mechanisierung der Humuswirtschaft durch eine bessere Innenmechanisierung bis zur Stapelung von Stalldung über 3,50m, am Stall ohne Umsetzen zur Verringerung der Rotteverluste. Zweitens ist die Verfügbarkeit der vorhandenen Technik zu erhöhen. Dabei gehe ich davon aus, daß die Genossenschaftsbauern und Arbeiter durch sachkundige Bedienung und planmäßige Pflege dazu beitragen, ihre Technik maximal auszulasten und die Arbeit so zu organisieren, daß hohe Leistungen erreicht werden können. Eine hohe Verfügbarkeit der Technik ist aber besonders vom Alter der Maschinen, von der Jahresleistung je Aggregat und nicht zuletzt von der Ersatzteilbereitstellung abhängig. Eine wachsende Rolle spielen auch die Durchschnittsleistungen je Maschine. Unsere Häcksler leisten z.B. jährlich 1000, die Mähdrescher über 200 ha, oder ein Traktor in der mittleren Leistungsklasse 1800 bis 2000 Stunden. Überalterte Maschinen stehen zu oft in der Werkstatt. Die Laufleistung eines neuen Motors ist doppelt so hoch wie die eines mehrfach regenerierten. Das trifft auch für viele Austauschbaugruppen zu, und so ist aus einem 15 Jahre altehrwürdigen E512 auch durch eine noch so gute Grundüberholung kein neuer zu machen. Zum physischen Verschleiß kommt der moralische. In unserer Zeit überlebt sich die technische Ausstattung einer Landmaschine in höchstens 15 Jahren. Es tritt mehr und mehr der Zustand ein, daß trotz vorbildlich arbeitender Pflege- und Diagnosestationen und engster Zusammenarbeit mit dem Kombinat Landtechnische Instandsetzung (LTI), wie z.B. in der LPG Linum trotz ständiger Kontrolle der Laufeigenschaften der Maschinen und Baugruppen mitten in der Kampagne z.T. 50% der schweren Technik ausfallen und im Ergebnis die Aussaat manchmal fast 10 Tage nach dem agrotechnisch günstigsten Termin abgeschlossen wird. Höhere Verfügbarkeit heißt aber bei neuen Maschinen, die erforderlichen Ersatzteile und Baugruppen bereitzustellen. Es ist nicht zu verstehen, daß z. B. für die Kartoffelvollerntemaschine E686 noch im 3. Einsatzjahr Werksversorgung notwendig ist und die Ersatzteile aus Weimar abgefordert werden müssen. 24 Stunden Stillstandzeit der Maschine - und oft bedeutend mehr ist die Regel bei Ausfall eines Aggregats. Neben der Ernteverzögerung hat das natürlich auch 43

ökonomische Auswirkungen. Die festen Kosten laufen weiter. Drittens sind im volkswirtschaftlichen Interesse die gemeinsamen Bemühungen stärker auf die Senkung des Verbrauches besonders flüssiger Energieträger zu richten. Unsere Anforderungen aus dieser Sicht sind: - Leistungsfähigere Motoren mit spezifisch geringem DK-Verbrauch; - großvolumige Hänger, höhere Preßdichten zur besseren Auslastung des Transportraumes bei Heu und Stroh, der Transport von 2t Stroh mit einem ZT300 ist nicht nur aus energetischer Sicht zu teuer; - die Wärmerückgewinnung in der Innenwirtschaft durch bessere materiell-technische Absicherung zu unterstützen. Viertens ergeben sich eine Reihe Anforderungen an die Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Die in der Volkswirtschaft zu erwartende rückläufige Entwicklung des Arbeitsvermögens wird sich natürlich auch in der Landwirtschaft auswirken. Wir arbeiten in unserer AIV zur Zeit mit 3,3 Ak/lOOha LN in der Pflanzenproduktion. Das ist kaum noch zu unterbieten. Wir können uns also keine zusätzlichen Abgänge erlauben. Bei einem landwirtschaftlichen Bruttoprodukt von über 50 dt GE/ ha sind das ca. 1500 dt GE/VbE. Das ist a u f e i n e m D 3 N Standort mit hohem Grünlandanteil nicht in normaler Arbeitszeit besonders in den Kampagnen zu schaffen. Ein Traktorist hält sich also in dieser Zeit bis zu 40 % des Tages, oft auch an Sonn- und Feiertagen, in seiner Kabine auf. Ihm das Leben so erträglich wie möglich zu gestalten, schwingungs-, stoß-, geräusch- und staubärmere Sitze bzw. Kabinen zu schaffen, ist möglich. Als Vater von 4 Kindern, die alle in der Landwirtschaft tätig sind, und dessen Jüngster nach einem knappen Jahr Traktoristentätigkeit bereits jetzt über Kreuzschmerzen klagt, veranlaßt mich, das nicht nur am Rande zu vermerken. Die Ergebnisse der Reihenuntersuchungen bei Traktoristen stimmen mindestens bedenklich. In der Tierproduktion, wo der Traktorist sehr häufig seine Kabine verlassen muß, sind die Einstiegsmöglichkeiten zu verbessern. Geräuscharme Motoren erhöhen das Wohlbefinden der Menschen, und sicher wären auch die Kühe angehalten, einen Liter Milch mehr zu geben. Es stellen sich auch neue Anforderungen an den Bedienkomfort und an die Ausstattung mit mikroelektronischen Kontroll-, Regulierungs- und Automatisierungselementen, z.B.: - die Kontrolle des Betriebszustandes von Adaptern und anderen wichtigen Arbeitsgeräten, - die Durchsatzanzeige und Steuerung, - die Fremdkörperortung verbunden mit Schnellstoppeinrichtungen, - die Steuerung der Agrochemikalienapplikation oder - die Momentanzeige des DK-Verbrauches. Fünftens möchte ich einige Bemerkungen zu den Anforderungen an die Verlustsenkung machen. Verluste entstehen in der Landwirtschaft nicht nur während der Ernte oder der Lagerung der Produkte. Sie haben ihren Ursprung bereits bei der Bestellung der LN. Höhere Anforderungen werden daher an die Legegenauigkeit der Pflanz-, Lege- und Säaggregate für Kartof44

feln, Rüben und Mais bzw. Getreide und Leguminosen gestellt. Höhere Ansprüche ergeben sich an die Standraumverteilung in der Reihe, aber auch an die Saattiefe. Jede verrollte Kartoffel, jede fehlende Mais- oder Rübenpflanze bringt ebenso wie der zu tief gedrillte Roggen oder zu flach liegende großkörnige Leguminosen Mindererträge. Erheblichen Einfluß auf das Verlustgeschehen hat die Applikation von Agrochemikalien. Hier wären drei Grundprobleme zu nennen: - Es geht um eine generelle Verbesserung der Streuaggregate bei den Düngerstreuern. Die sogenannte Streifenkrankheit bei Getreide ist uns allen wohlbekannt. Unterdüngung ist genauso unbefriedigend wie Überdüngung mit späteren Lagererscheinungen. Bei Getreide sind Fehler bei der Stickstoffausbringung für jeden sichtbar. Sie wirken aber bei anderen Kulturen ebenso negativ, sind schwerer zu erkennen. Das ist bei Phosphor und Kali nicht anders. Hier kommt hinzu, daß ungleiche Ausbringung nachhaltiger negativ als bei Stickstoff wirkt. Ich darf mich hier auf die im Referat von Prof. Schieck gegebenen Hinweise beziehen und auch aus meiner Sicht auf die dadurch erhöhte Umweltbelastung hinweisen. - Weiter können aus Sicht des Landwirtes keine Abstriche von den Anforderungen an die Chemie- und Kaliindustrie nach durchgängig hoher Qualität des Düngers, insbesondre nach granuliertem Stickstoff-Phosphor-Kali-Dünger, gemacht werden. In der Qualität einwandfrei sind beispielsweise der Schwedter und Ribnitzer KAS, während KAS aus Wolfen nach dreimonatigem Zwischenlager „bergmännisch" aus den Düngerhallen des A C Z abgebaut werden muß. Dadurch traten 1986 und 1987 bei Raps und Winterroggen Verätzungen unmittelbar hinter den Streuaggregaten auf, die uns bis zu 1 t/ha Ertragsausfall bescherten. - Letztlich ist die Ausbringungsgenauigkeit bei den Agrochemikalien im Pflanzenschutz mindestens ebenso wichtig. Darüber hinaus sind die günstigsten Zeiträume für den Einsatz von Herbiziden, Fungiziden oder Wachstumsregulatoren noch enger gestellt, oft kommt es auf einen Tag, auf wenige Stunden, an. Hier geht es um eine neue Generation von Aggregaten und um eine spürbar höhere Schlagkraft. Pendelausgleicher, variable Düsen, korrosionsgeschütztes Material, die Möglichkeit des Ausbringens geringster Mengen sollten im Pflanzenschutz Selbstverständlichkeiten sein. In zunehmendem Maße wird sich der Einsatz von AHL durchsetzen. Die dafür erforderliche Technologie vom Lager bis zur Ausbringung ist umweltbewußt zu sichern. Mehrere kleinere Stickstoff-Gaben fest oder flüssig erhöhen die Aufnahme des angebotenen Stickstoffs und senken beachtlich die Verluste und Auswaschungen in den Untergrund. Sechstens sind die Anforderungen an die Maschinen und Geräte zur Pflege der Kulturen zu nennen, ob mechanisch oder chemisch, die z.B. auch durch den Einsatz von Bordcomputern sicherer zu gestalten sind. Siebentens geht es bei der Ernte darum, von dem Ge-

wachsenen so viel wie möglich zu bergen. Das gelingt uns bei Getreide mit der neuen Generation Mähdrescher zur Zeit am besten. Zu hoch sind die technologisch bedingten Verluste bei der Ernte qualitativ hochwertigen Grobfutters wie vorgewelktem eiweißreichem Gras, Leguminosen oder Leguminosen-Grasgemischen. Das Erntegut schonende Wender und Schwader sind ebenso gefragt wie auch kurzes Erntegut, verlustlos aufnehmende Adapter und leistungsfähigere Häcksler und Schwadmäher. Alles, was aus der Erde geborgen werden muß, bereitet besondere Probleme. Darum sind die Anforderungen an die Erntetechnik für Kartoffeln und Zuckerrüben besonders hoch. Die E686 arbeitet sauber mit geringen Verlusten, jedoch muß wie bereits erwähnt die Verfügbarkeit erhöht werden. Der Weg zur traktorengezogenen Zuckerrübenerntetechnik ist weiter zu verfolgen. Die erforderlichen Aggregate einschließlich Traktor sind schneller bereitzustellen. Geringere Verluste bei größerer Einsatzsicherheit fordern das eindeutig. Allgemein gilt, besonders bei der Hackfruchternte, daß zu alte Technik höhere Verluste mit sich bringt. Der moralische Verschleiß wird hier besonders spürbar. Achtens sind einige Anforderungen an die Mechanisierung in der Tierproduktion zu nennen: - Für den umgerüsteten alten Stalldungstreuer T087 zum Futterverteilwagen ist die Ersatzteilversorgung ausgelaufen. Schneller Ersatz ist notwendig; - die ernährungsphysiologisch vorteilhafte Verfütterung von frischen Futterzuckerrüben und Futterrüben macht uns große Sorgen, da leistungsfähige Hackfruchtaufbereitungsanlagen nicht ausreichend bereitstehen; - nach wie vor ist die Ein- und Auslagerung von Rauhfutter mit schwerer körperlicher Arbeit verbunden, besonders für die vielfach bei der Betreuung der Tiere in den Ställen arbeitenden Frauen; - in der Tierproduktion sind Kleingeräte unentbehrlich und - zum Transport und zur besseren Mengenerfassung besonders für die Gestaltung klarer ökonomischer Beziehungen zwischen Tier- und Pflanzenproduktion und auch für eine ordnungsgemäße Betriebswirtschaft sind mehr Achslastwagen bereitzustellen; - die gesamte Transport- und Umschlagtechnik ist zu rationalisieren und leistungsfähiger zu gestalten, z. B.

für Spezialhänger und für leistungsfähigere, schnell arbeitende Kräne und Transporteinheiten, ein- ' schließlich LkW, die in ihrem Transportvolumen weit über dem des LW60 liegen müssen. Zur Erhöhung der Qualität der Nahrungsmittel und zur Sicherung einer gesünderen Ernährung sind mehr Zwischenlager, Leichtkühlflächen und Kühlmöglichkeiten besonders für die Milch bereitzustellen. Dabei darf ich bemerken, daß 10% Verluste bei Gemüse für uns beinahe eine Traumgrenze ist. Gestatten Sie mir zum Abschluß, noch zwei Bemerkungen. Erfahrungen aus in letzter Zeit geführten Beratungen veranlassen mich dazu. 1. Bei der Rationalisierung, der Rekonstruktion oder dem Neubau von Stalleinheiten und Ställen stellen der Projektant, der Baubetrieb und die Bauleute im allgemeinen immer erst die Frage, welche Bau- und Montageelemente, welche Rasterabstände werden zur Zeit produziert, welche kann ich einsetzen. Zu selten steht die Frage im Vordergrund, wie sich der Genossenschaftsbauer oder Arbeiter ein ganzes Arbeitsleben lang darin zurechtfindet. Nicht immer ist die beste technologische Lösung für die Bewirtschaftung des Stalles der bestimmende Faktor. Ganz abgesehen von der Tatsache, daß die Genossenschaft letztlich den Stall bezahlt und durchaus nicht an einer Erhöhung der Stallplatzkosten interessiert ist. 2. Bei der Weiterentwicklung oder Neukonstruktion einer Maschine vergleichen wir sie mit ihrem direkten Vorgänger, nicht immer mit der zur Zeit bekannten Weltspitze. Zum Beispiel wird der neue Feldhäcksler eine 10 bis 25 % höhere Durchsatzleistung bei 15 % geringerem DK-Verbrauch erreichen als der E281. Hervorragend aber hält er damit im internationalen Leistungsvergleich stand. Auch hier werden wir dazulernen, und ich bin sicher, daß unsere Produktionsmittel herstellende Industrie mit weiteren technologischen und technischen Verbesserungen entscheidende Voraussetzungen schaffen wird, daß die Genossenschaftsbauern und Arbeiter in die Lage versetzt werden, die von Prof. Schiek in seinem Referat betonte notwendige Steigerung der Ap von 30 bis 40 % zur Erfüllung der Aufgaben des XI. Parteitages der SED und des XIII. Bauerkongresses der DDR für diesen Fünfjahrplanzeitraum und darüber hinaus zu erreichen.

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Walter Männel

Schwerpunkte der Verwirklichung des langfristigen Programms der Forschung und Entwicklung zur effektiven Gestaltung der Nahrungsgüterproduktion In Verwirklichung der Beschlüsse des XI. Parteitages der SED und des XIII. Bauernkongresses der DDR und des XIII. Bauernkongresses der DDR hat die Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft durch umfassende Intensivierung einen noch größeren volkswirtschaftlichen Beitrag zur-Leistungs- und Effektivitätsentwicklung, insbesondere durch Steigerung der Produktion durch höhere Arbeitsproduktivität bei Erhöhung der Qualität und Senkung des spezifischen Produktionsverbrauches an materiellen Fonds und Energie zu leisten. Entsprechend der ökonomischen Strategie für den Zeitraum bis zum Jahre 2000 und darüber hinaus besteht die wichtigste Aufgabe der Nahrungsgüterwirtschaft darin, die Produktion von Nahrungsmitteln für die Bevölkerung in Umfang, Struktur und Qualität entsprechend dem Bedarf stabil, auf ständig höherem Niveau und mit wachsender Effektivität zu sichern. Auf der Grundlage des ständig steigenden Aufkommens landwirtschaftlicher Erzeugnisse gilt es außerdem, die Industrie mit agrarischen Rohstoffen zur Weiterveredlung und die Landwirtschaft mit hochwertigen Futtermitteln zu versorgen und einen nicht unerheblichen Anteil zur Realisierung von Außenhandelsaufgaben zu leisten. Um täglich zu versorgen, sind durch die sozialistische Landwirtschaft über die Betriebe der Nahrungsgüterwirtschaft erhebliche Mengen an Nahrungsgütern stabil, sortiments- und qualitätsgerecht bereitzustellen. Arbeitstäglich sind für über 158 Mio Mark Waren zu erzeugen bzw. Leistungen zu vollbringen. Dabei kann nichts auf einen anderen Tag verschoben werden. Der tägliche Inlandverbrauch zur Versorgung der Bevölkerung beträgt z. B. bei tierischen Erzeugnissen - Fleisch und Fleischwaren 4 2001 Dazu sind 6 7501 Schlachtvieh bereitzustellen und die Schlachtung von rd. 32 000 Schweinen - und 4 000 Rindern erforderlich. Trinkmilch und Sahne (2,5 % Fettgehalt) 5 000 t - Butter 700 t - Fettkäse 330 t - Kondensvollmilch 2001 - Hühnereier 13 Mio Stück bei pflanzlichen Erzeugnissen - Getreide 7700 t Täglich werden in unserem Land etwa drei Millionen Brote und 30 Millionen Brötchen verzehrt. Je Kopf werden bei uns jährlich 125 kg Back- und 4 kg Teigwaren sowie 100 kg Mehl und Nährmittel verbraucht. 46

- Zucker- und Zuckersortimente 2 5001 - Kartoffeln 7600 t - Gemüse, einschließlich Konserven 4200 t - Obst, einschließlich Konserven 2 3501 Außerdem trinkt im Durchschnitt jeder Bürger der D D R , einschließlich der Säuglinge, 140 Liter Bier jährlich, wozu die erforderliche Gerste bereitgestellt werden muß. Das stellt unsere Genossenschaftsbauern und Arbeiter in der sozialistischen Landwirtschaft und in den Kombinaten und Betrieben der Nahrungsgüterwirtschaft vor eine verantwortungsvolle Aufgabe, weil die D D R seit Jahren zu den Ländern gehört, für die ein hoher und steigender Pro-Kopf-Verbrauch, besonders an hochwertigen Nahrungsmitteln, charakteristisch ist. Der im internationalen Vergleich hohe Pro-KopfVerbrauch hat insbesondere bei Fleisch und Fleischerzeugnissen sowie Fettkäse weiter steigende Tendenz, während bei anderen Nahrungsmitteln wie Butter, Trinkvollmilch und Getreideerzeugnissen eine Stagnation bzw. eine rückläufige Tendenz zu verzeichnen ist. Der differenzierte Bedarf an Nahrungsmitteln wird künftig immer mehr durch höhere qualitative Ansprüche gekennzeichnet. Neben der Weiterentwicklung des Grund- und Delikatsortimentes in hoher Qualität muß den steigenden Verbraucherbedürfnissen nach einer ernäherungsphysiologisch wertvollen Nahrung mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Die gewachsene Nachfrage nach Diäterzeugnissen - also fett- und kochsalzreduzierter sowie ballaststoffreicher Nahrung - basiert u.a. auf einer zunehmend gesundheitsbewußteren Lebensweise und den sich verändernden psychischen und physischen Leistungsansprüchen an unsere Bevölkerung. Die notwendige Höherveredlung der agrarischen Rohstoffe bei gleichzeitiger Verminderung von Verlusten und höherer Rohstoffausbeute unter industriellen Bedingungen setzt ein tieferes Eindringen in die die Verarbeitungsprozesse der Nahrungsgüterwirtschaft hauptsächlich prägenden biochemischen und physikalischen Stoffwandlungsprozesse und die damit verbundene Optimierung traditioneller und Erschließung neuer, hocheffektiver Technologien und Verfahren bei der Nahrungsmittelproduktion voraus. Diese anspruchsvollen Aufgaben zur Durchsetzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts in der Nahrungsgüterwirtschaft sind Bestandteil des durch das Politbüro des ZK der SED und den Ministerrat der D D R 1987 beschlossenen langfristigen Programms der Forschung und Entwicklung für die Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft bis zum Jahre 2000. Schwerpunktmäßig konzentrieren sich die For-

scliungs- und Entwicklungsaufgaben für die Zweige der Nahrungsgüterwirtschaft in diesem Programm auf die weitere Rationalisierung und Modernisierung der TechnQlogien unter Einsatz der Mikroelektronik und Anwendung von Automatisierungslösungen (einschließlich Robotereinsatz) zur Verbesserung der Rohstoffausbeute, Gewährleistung einer hohen Erzeugnisqualität, Senkung des Aufwandes an Material und Energie, zur Steigerung der Arbeitsproduktivität. Dabei ist die Mikroelektronik, in zunehmenden Maße verbunden mit der Optoelektronik, der Robotertechnik, der Datenverarbeitung, der Informations- und CAD/CAM-Technik, die Basis für die Herausbildung neuer Produktionsinstrumente, die zu einer komplexen und zugleich flexiblen Automatisierung der Produktion beitragen. Erste Erfahrungen zeigen auch in der Nahrungsgüterwirtschaft, daß mit der Anwendung dieser Schlüsseltechnologien ökonomische Ergebnisse, eine spürbare Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen, vor allem beim Abbau körperlich schwerer und monotoner Arbeit und eine Einsparung von Arbeitskräften erreicht werden, wie das bisher nicht möglich war. Auf Grund der vielfältigen Applikationsmöglichkeiten und der erreichbaren ökonomischen Effekte ist der wissenschaftlich-technische Vorlauf für die Entwicklung und Praxiswirksamkeit der Biotechnologie in der milchund fleischverarbeitenden Industrie, der Zuckerverarbeitungsindustrie sowie der Stärke- und Kartoffelveredlungsindustrie weiter zu beschleunigen. Die Anwendung biotechnologischer Verfahren ist in der Nahrungsgüterwirtschaft auf folgende strategische Ziele gerichtet: - Hochgradige Veredlung vorhandener Rohstoffe zu wertvollen und teilweise neuartigen Erzeugnissen, - Entwicklung und Einführung material- und energiesparender Technologien durch gezielte Ausnutzung der Syntheseleistungen von Mikroorganismen zur Höherveredlung landwirtschaftlicher Rohstoffe sowie - Entwicklung und Anwendung biotechnologischer Abwasseraufbereitungsanlagen und Anwendung von „ Recycling" - Prozessen. Mit der Nutzung der Enzymtechnik zur höheren Veredlung der landwirtschaftlichen Rohstoffe werden Möglichkeiten zur spürbaren Kostensenkung, Steigerung der Arbeitsproduktivität sowie Erhöhung der Effektivität und Qualität, vor allem bei der Stärkeproduktion und Milchverarbeitung erschlossen. Die Entwicklung von Hochtechnologien setzt das Eindringen in die Mikrostrukturen der Moleküle und Kristalle voraus. Damit ist gleichzeitig gesagt, daß der Umfang und die Anforderungen an die Grundlagenforschung auch in der Nahrungsgüterwirtschaft erheblich wachsen. Überhaupt ist die zweigübergreifende Vorlauf- und Grundlagenforschung zur weiteren Qualitäts- und Prozeßoptimierung bei der Nahrungsgüterproduktion sowie für die Entwicklung neuartiger Verfahren und Erzeugnisse unter Anwendung von Schlüsseltechnologien von vorrangiger Bedeutung. Dabei erhalten folgende Forschungskomplexe einen besonderen Stellenwert: - Die Ermittlung von molekularen und funktionellen Eigenschaften (Stoffkennwerten) aller klassischen und relevanten nichtklassischen Lebensmittelrohstoffe,

- die Auftrennung von Rohstoffen landwirtschaftlicher und mikrobiologischer Herkunft, eingeschlossen die Isolierung, Reinigung sowie Charakterisierung der molekularen und funktionellen Eigenschaften der Fraktionen, - die Entwicklung und Anwendung von stoff- und prozeßanalysierenden Automaten, - die Ermittlung und Nutzung von produkt- und prozeßcharakterisierenden „Indikatoren" sowie „Sensoren", - die Modifizierung von Biopolymeren zur Herstellung einer breiten Palette von Zusatzstoffen (Ballaststoffen, Dickungsmittel, Überzugs- und Verpackungsmittel), - die Entwicklung und Anwendung effektiver Verfahrenslösungen zur enzymatischen Stoffwandlung. Die Schwerpunkte bei der angewandten und Verfahrensforschung zur effektiven Verwertung tierischer Rohstoffe bestehen vor allem in der Entwicklung - komplexer Linien und technischer Lösungen für die Schlachtung von Rindern und Schweinen, einschließlich der vollständigen Darmgewinnung; - neuer teilautomatisierte Ausrüstungen und Verfahrenslösungen zur Zerlegung von Schlachtkörpern sowie zur Be- und Verarbeitung von Produktions- und Handelsfleisch; - verfahrenstechnischer Lösungen und Maschinen zur Verbesserung des Mechanisierungs- und Automatisierungsgrades in der Erzeugnislinie Fleisch- und Wurstwaren; - komplexer Linien zum Vorverpacken von Fleisch unterschiedlicher Sortierung sowie von Rationalisierungslösungen für die Konservenproduktion; - verbesserter Verfahren für die Herstellung milchwirtschaftlicher Enzyme und Kulturen (Käse- und Joghurtkulturen) zur Erhöhung der Qualität der Milcherzeugnisse; - neuer effektiverer Verfahren unter Anwendung der Mikroelektronik für die Trinkmilch-, Weich- und Schnittkäseproduktion sowie Butterherstellung; - effektiver Verfahren zur Verwertung der Inhaltsstoffe der Milch sowie zur Molkeverwertung durch Gewinnung des Molkeproteins durch Anwendung der Ultrafiltration; - neuer Lösungen zur Erhöhung der hygienischen und technologischen Produktionsdisziplin, einschließlich Entwicklung spezifischer Reinigungs- und Desinfektionsmittel u. a. Ein Schwerpunkt für die Lagerhaltung ist die Entwicklung eines automatisierten Kühlhauses unter Anwendung der Mikroelektronik und Rechentechnik mit dem Ziel, daß sowohl der technologische Hauptprozeß mit den TUL-Aktivitäten als auch die technischen Prozesse der Klimagestaltung, der Hilfsprozesse und Leitungsprozesse rechnergestützt realisiert werden können. Zu erarbeiten sind auch moderne Lösungen für die Technik und Technologie bei der Rekonstruktion vorhandener Kühlhäuser. Bei der Aufbereitung tierischer Rohstoffe besteht der Schwerpunkt der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten in der Schaffung effektiverer Technologien zur Desinfektion und Kurzzeitkonservierung im Bereich der Rohhautwirtschaft. 47

Durch die Entwicklung von Verkettungselementen zur Verbindung einzelner Fässer zu Faßsystemen ist eine Lösung anzustreben und über den zweigspezifischen Rationalisierungsmittelbau kurzfristig umzusetzen. Zur Sicherung der Höherveredlung von tierischen Rohstoffen wie z. B . Rinderhäuten, Schweinehautcroupons, Pelzfelle, Borsten zu Finalprodukten sind die Einflußfaktoren zur Erzielung eines weiteren Qualitätszuwachses umfassend zu analysieren und praxiswirksame Verfahren und Technologien zu entwickeln. Weiterhin geht es um die Entwicklung kompletter Anlagen und Verfahren für die Beseitigung suspekten Tiermaterials, Konfiskaten, Federn und zur Herstellung hochwertiger Futtermittel bei gleichzeitiger Gewährleistung der Seuchenprophylaxe und Minimierung der Umweltbelastung. Bei der Rationalisierung und Modernisierung von Prozessen der B e - und Verarbeitung pflanzlicher Rohstoffe steht die Erarbeitung hochautomatisierter Lösungen zur Optimierung der Annahme und Bearbeitung erntefrischer Körnerfrüchte, zur Verbesserung der Verfahrensgestaltung in der Mischfutterindustrie, zur effektiveren Gewinnung und Veredlung von Kartoffelstärke sowie Weizen- und Roggenstärke, zur Verfahrensoptimierung in der Glukoseproduktion und zur Weiterentwicklung der Verfahren für die Herstellung verbesserter Kartoffelveredlungsprodukte im Mittelpunkt der Forschungs-, Entwicklungs- und Überleitungstätigkeit. Für die Zuckerindustrie ist der Schwerpunkt die Entwicklung komplexer Verfahren zur Optimierung der Produktionsprozesse bei Einführung von CAM-Lösungen zur Prozeßsteuerung, zur Senkung des Grundmaterialeinsatzes und Minimierung des Energieverbrauches: Die ökonomische Wirksamkeit neu- und weiterentwickelter Verfahren und Technologien ist auch im Zusammenhang mit der Qualität der zur Verarbeitung gelangenden Rohstoffe zu bewerten. Neben dem Frischegrad sind die Konzentration und die Zusammensetzung der technologisch verwertbaren Inhaltsstoffe der Agrarprodukte entscheidende Kriterien für die Qualität der erzeugten Nahrungsmittel und die Effektivität des vorgesehenen Verarbeitungs- bzw. Verwendungszwecks. Die ökonomische Stimulierung einer durchgängigen Qualitätsproduktion ist an eine Objektivierung der Rohstoffbewertung gebunden und beginnt mit einer differenzierten Erfassung, Lagerung und Verarbeitung der unterschiedlichen Rohstoffqualitäten. Forschungs- und produktionsseitig sind über diesen Weg weitere Reserven zu erschließen. Integraler Bestandteil der Forschungs- und Entwicklungsarbeit ist die ökonomische Durchdringung des gesamten Reproduktionsprozesses der Nahrungsgüterwirtschaft. Schwerpunkte des langfristigen Forschungsprogramms der Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft bis zum Jahr 2000 auf dem Gebiet der Ökonomie und sozialistischen Betriebswirtschaft in der Nahrungsgüterwirtschaft sind u. a.: - Lösungen zur weiteren Vervollkommnung der Leitung, Planung und wirtschaftlichen Rechnungsführung entsprechend den Erfordernissen der intensiv erweiterten Reproduktion zur Herstellung einer wirksamen Verbindung der Ebenen Volkswirtschaftszweig, Territorium, Kombinat und Betrieb unter besonderer 48

Berücksichtigung notwendiger aktueller Bilanzierung zur Sicherung einer täglich stabilen Versorgung, - ökonomische und betriebswirtschaftliche Lösungen zur Vervollkommnung der Leitung und Planung einer verbesserten Grundfondsreproduktion in den Kombinaten und Betrieben der Nahrungsgüterwirtschaft, - Schaffung von Lösungen zur komplexen Nutzung der Mikro- und EDV-Rechentechnik zum Aufbau von mehrstufigen Informationssystemen und der Verflechtung von Prozeßsteuerung und betriebswirtschaftlicher Information sowie der Entwicklung von Orientierungsmodellen. In diesem Zusammenhang ist ein gemeinsames Wirken der ökonomischen Forschungspotentiale der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft, einschließlich der Kooperationspartner, so wie es im langfristigen Forschungsprogramm festgeschrieben ist, unerläßlich. Wir werden auch hier keine Forschungseinrichtung aus der Verantwortung entlassen. Die weitere stabile Entwicklung der Nahrungsgüterwirtschaft, orientiert an den Verbraucherwünschen und der Ökonomie des Zweiges auf der Basis eines kontinuierlich steigenden Aufkommens an agrarischen Rohstoffen, verlangt die konsequente Durchsetzung einer proportionalen Gestaltung des Reproduktionsprozesses im gesamten Agrar-Industrie-Komplex. Mit der Erneuerungsrate und dem Verschleißgrad können wir trotz absolut steigender Investitionsaufwendungen in der Nahrungsgüterwirtschaft in den letzten Jahren nicht zufrieden sein. Neben einer bauseitigen Überalterung liegen Ursachen vor allem in der unzureichenden quantitativen und qualitativen Absicherung des Bedarfes dieses Zweiges vor allem an Maschinen, Ausrüstungen und Anlagen sowie Transporttechnik. Die Überführung von wissenschaftlich-technischen Vorlauf, z . B . in Form von neuentwickelten Verfahren und Technologien zur B e - und Verarbeitung pflanzlicher und tierischer Rohstoffe verlangt im gleichen Maße die Neu- und Weiterentwicklung von Maschinen und Ausrüstungen. Neben einem sich im Erzeugnissortiment und wissenschaftlich-technischen Niveau weiter zu entwickelnden Rationalisierungsmittelbau der Nahrungsgüterwirtschaft sind die Leistungen des Maschinenbaus der D D R - angefangen von Forschung, Entwicklung und Funktionserprobung bis zur bedarfsgerechten Bereitstellung - deutlich zu verstärken. Wie im langfristigen Forschungsprogramm der Land-, Forstund Nahrungsgüterwirtschaft beschlossen, tragen die Kombinate und Betriebe des Maschinenbaus eine abrechenbare Mitverantwortung bei der Realisierung wissenschaftlich anspruchsvoller Zielstellungen und deren breiten Umsetzung in der Nahrungsgüterwirtschaft. In diesem Zusammenhang sei darauf verwiesen, eine leistungsfähige Nahrungsgüterwirtschaft im eigenen Land ist die beste Exportofferte für den Maschinenbau der D D R , insbesondere auf dem Gebiet der Nahrungsmittelverarbeitung. Im Interministeriellen Rat zu Fragen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts in der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft wurde der Stand der Zusammenarbeit von Nahrungsgütermaschinenbau und Verarbeitungsindustrie beraten. Resümierend mußte eingeschätzt werden, daß die Umsetzung des wissenschaft-

lich-technischen Vorlaufs in den letzten Jahren im Nahrungsgütermaschinenbau bei einigen Positionen noch nicht den Anforderungen entspricht. Der VEB Kombinat NAGEMA verfügt z. B. gegenwärtig nicht über das notwendige Forschungs- und Entwicklungspotential für den Komplex Schlachttechnik und Fleischereimaschinenbau. Allein dieser Industriezweig hat eine Bruttoproduktion von ca. 11,3 Milliarden Mark. Dies sind fast 40% der Bruttoproduktion der gesamten Nahrungsgüterwirtschaft. Außerdem ist Forschungs- und Entwicklungspotential des Maschinenbaus für die Entwicklung bzw. Weiterentwicklung von Molkereimaschinen und von Wägetechnik zu sichern. Das ist Voraussetzung für die weitere Automatisierung und Entwicklung von CAD/CAM-Stationen sowie zur Gestaltung des Rechtsverkehrs in der Nahrungsgüterwirtschaft. Für das Betreiben der Maschinen und Ausrüstungen aus dem Bereich des Maschinenbaus der D D R und des eigenen Rationalisierungsmittelbaus ist in der Regel zur Zeit noch ein zu hoher Anteil an lebendiger Arbeit erforderlich. Diese Erkenntnisse basieren auf wissenschaftlich fundierten maschinen- und verfahrenskonkreten Weltstandsvergleichen, die parallel zum langfristigen Forschungsprogramm durch die VEB WTÖZ der Nahrungsgüterwirtschaft erarbeitet wurden. Mit diesen Weltstandsvergleichen werden folgende Zielstellung verfolgt: 1. Festlegung einer Rang- und Reihenfolge der zu lösenden Entwicklungsaufgaben und der dazu notwendigen Kooperationspartner. 2. Aufzeigen des Zusammenhangs von verfahrenstechnisch-technologischer und technisch-konstruktiver Forschung und damit das Zusammenwirken von Verarbei-

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tungsindustrie, einschließlich seines Rationalisierungsmittelbaus, und Maschinenbau bei der Durchsetzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts. 3. Erarbeitung zweigspezifischer, zukunftsorientierter und breit anwendbarer Spezialisierungsrichtungen für die Profilierung des eigenen Rationalisierungsmittelbaus. Die Erreichung der hohen wissenschaftlichen Zielstellung ist neben der Erfüllung der Mitwirkungspflicht aller Partner des Agrar-Industrie-Komplexes an die konzeptionelle Einheit der Elemente - Forschungsstrategie - Modernisierungskonzeption - Entwicklung des zweigspezifischen Rationalisierungsmittelbaus und - Wirtschaftsprognose bis zum Jahr 2000 der Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft gebunden. Entsprechend der auf dem XI. Parteitag der SED beschlossenen ökonomischen Strategie mit dem Blick auf das Jahr 2000 weist uns diese konzeptionelle Einheit den Weg, wie mit Hilfe von Wissenschaft und Technik auch in der Nahrungsgüterwirtschaft die intensiv erweiterte Reproduktion als Hauptweg für den notwendigen Leistungsanstieg realisiert wird. Durch eine wirksame Verbindung von Wissenschaft und Produktion sowie die Meisterung der Schlüsseltechnologien ist nachhaltig die Rekonstruktion, Rationalisierung und Modernisierung der Grundfonds der Nahrungsgüterwirtschaft als eine wesentliche Voraussetzung für die effektive Verwertung des steigenden Aufkommens an agrarischen Rohstoffen und der Befriedigung der gewachsenen Nachfrage der Bevölkerung nach neuen hochwertigen Nahrungsmitteln voranzutreiben.

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Wolfgang Heinrichs

Zu den Bedingungen des Übergangs zur umfassenden Intensivierung der industriellen und landwirtschaftlichen Produktion. Die Aktualität des Leninschen Genossenschaftsplanes Zu den auch international beachteten Erfahrungen des sozialistischen Aufbaus in der D D R gehört die schrittweise sozialökonomische Formierung der industriellen und landwirtschaftlichen Produktion - zwei historisch über Jahrhunderte hinweg sich entwickelnde Säulen der großen gesellschaftlichen Arbeitsteilung zu einem einheitlichen sozialistischen Volkswirtschaftskomplex. Dieser grundlegende Prozeß tritt gegenwärtig in einen neuen Entwicklungsabschnitt. In einer historisch relativ kurzen Zeitspanne ist es der D D R gelungen, die landwirtschaftliche Produktion auf den intensiven Reproduktionstyp nach einheitlichen volkswirtschaftlichen Kriterien einzustellen. Entsprechend den Beschlüssen des XI. Parteitages der SED vollzieht sich wie in allen anderen Bereichen der materiellen Produktion der D D R auch in der landwirtschaftlichen Produktion der Intensivierungsprozeß immer umfassender. Die Elemente seiner langfristigen Grundlagen werden Schritt für Schritt ausgebaut. Dies alles ist für die Vertiefung der der intensiv erweiterten sozialistischen Reproduktion immanenten Gesetzmäßigkeiten, Merkmalen und Kriterien im Maßstab der Volkswirtschaft von ausschlaggebender Bedeutung, auf die bekanntlich die ökonomische Strategie mit dem Blick auf das Jahr 2000 gerichtet ist. Bei der tieferen theoretischen und empirischen Analyse dieses gesetzmäßig notwendigen Prozesses finden wir die Grundidee und wichtige Elemente des Leninschen Genossenschaftsplanes in ihren konkreten, unserer Entwicklung entsprechenden Bedingungen bestätigt. Gleichzeitig weist diese Analyse auch auf das Erfordernis hin, den Leninschen Genossenschaftsplan jeweils in schöpferischer Art und Weise auf die jeweils konkreten Bedingungen durch die Ausarbeitung und Verwirklichung der Gesellschafts- und Wirtschaftsstrategie anzuwenden. Die praktischen Erfahrungen der D D R lehren eindringlich, daß es für die dauerhafte Erschließung und Nutzung von intensiven Quellen für eine hohe Dynamik der Volkswirtschaft unerläßlich ist, daß alle Bereiche der materiellen Produktion, vor allem die Industrie- und landwirtschaftliche Produktion, nach Möglichkeit zur gleichen Zeit, zumindest aber bei Vermeidung eines längeren Zeitverzuges den Übergang von der vorwiegend extensiven zur vorwiegend intensiven Reproduktion vollziehen. Hierfür sind solche proportionalen Entwicklungserfordernisse zwischen industrieller und landwirtschaftlicher Produktion maßgebend, die aus gegenseitigen stofflich-technischen Abhängigkeits- und Austauschverhältnissen resultieren. Dazu gehören u.a. Austauscherfordernisse von Arbeitsmitteln und industriellen Konsumgütern/Diensten gegen Arbeitsgegenstände (biogene Rohstoffe und ihre Weiterverarbeitung 50

als Zwischenprodukte für die industrielle Weiterverarbeitung bzw. konsumtive Endprodukte innerhalb des Ernährungskomplexes - Frischgemüse und Frischobst). Wenngleich allein schon diese stofflich-technischen Abhängigkeitsverhältnisse zwischen industrieller und landwirtschaftlicher Produktion zu grundlegenden Bedingungen für ein dynamisches volkswirtschaftliches Wachstum bei intensiv erweiterter Reproduktion gehören, so sind sie doch nicht die alleinigen Erfordernisse, die für die gegenwärtige Entwicklungsetappe charakteristisch sind. Denn blicken wir in die Vergangenheit zurück, so stellen wir fest, daß solche stofflich-technischen Abhängigkeits- und Austauschverhältnisse zwischen industrieller und landwirtschaftlicher Produktion (gewiß in anderen Volumina und Erzeugnisstrukturen) vorhanden waren, denen auf der Grundlage vorwiegend extensiver Wachstumsquellen Rechnung getragen werden mußte. Proportionalitätserfordernisse können deshalb nicht der alleinige Grund für eine möglichst zeitlich synchrone Umstellung der industriellen und landwirtschaftlichen Reproduktion auf den intensiven Reproduktionstyp sei. Zugleich ist der Übergang zur intensiv erweiterten sozialistischen Reproduktion in den Bereichen der industriellen und landwirtschaftlichen Produktion von prinzipieller Bedeutung für die Ausweitung der gesellschaftlichen Spielräume, worin moderne Produktivkräfte in Gestalt der Schlüsseltechnologien effektiv verwertet werden können. Das hängt sehr eng mit dem in den Schlüsseltechnologien steckenden Effektivitätspotential zusammen, das durch deren breite Anwendung überhaupt erst wirksam erschlossen werden kann. Die Schrittmacherrolle der Industrie (um den Terminus „führende Rolle der Industrie" zu vermeiden, der geradezu Gedankenassoziation zur führenden Rolle des Volkseigentums gegenüber dem genossenschaftlichen Eigentum hervorruft) gegenüber allen anderen Bereichen der materiellen Produktion besteht gerade in der Entwicklung und effektiven Nutzung dieser Schlüsseltechnologien zum Zwecke der möglichst vollständigen Befriedigung der wachsenden quantitativen und qualitativen technologischen Anwenderbedürfnisse in der ganzen Breite der Volkswirtschaft. Zu dem Kreis dieser Anwender der Schlüsseltechnologien gehört in uneingeschränktem Maße die landwirtschaftliche Produktion und die Nahrungsgüterwirtschaft in allen ihren arbeitsteiligen Produktionsstufen, angefangen von der Gewinnung biogener Rohstoffe über die Weiterverarbeitung (Höherveredlung) von Zwischenprodukten bis hin zu volkswirtschaftlichen Endprodukten und ihrer bedarfsgerechten Erneuerung und Qualitätssicherung. Schlüsseltechnologien gegenüber anderen Technologien, die eben diese Schlüsselfunktion nicht ausüben und deshalb auch nicht diese Bezeichnung verdienen, zeichnen sich

vor allem darin aus, daß ihre Anwendung nicht auf wenige Bereiche beschränkt bleiben darf. Sie werden erst dann voll effektivitäts- und sozial wirksam, wenn sie viele Bereiche bis hin zu den nichtmateriellen Bereichen unserer gesellschaftlichen Reproduktion in breiter Skala durchdringen. Kurzum, sie werden nicht allein durch ihren Hersteller-, sondern in wachsendem Maße durch ihren Anwendernutzen erschlossen. Für die sozialistische Landwirtschaft der D D R , die den Intensivierungskurs beschreitet, bestehen überhaupt keine Schranken für die Entwicklung und Nutzung moderner Produktivkräfte, die aus der Natur der landwirtschaftlichen Produktion selbst oder aus spezifischen technologischen Bedingungen ihrer Weiterverarbeitung resultieren. Im Gegenteil, die modernen Produktivkräfte sind ohne Ausnahme - sei es die Mikroelektronik, seien es die Informations- und Kommunikationstechnologien und nicht zuletzt die Biotechnologie wegen ihrer zum Teil durchgreifenden aufwandssparenden Effekte bei der Arbeitszeit und den materiellen Ressourcen vor allem darauf gerichtet, die durch nichts zu ersetzenden produktiven Potentiale der Natur zu erhalten und auf einem noch höheren qualitativen und quantitativen Wirkungsniveau zu erschließen. Man darf daher einerseits jedoch nicht die Besonderheiten bei der Entwicklung und Anwendung moderner Produktivkräfte in der landwirtschaftlichen Produktion überbetonen, weil sonst möglicherweise künstliche Schranken gegenüber den Anwendungsmöglichkeiten von Schlüsseltechnologien errichtet werden könnten. Auch könnte dadurch der Blick für potentielle Applikationsmöglichkeiten von Erkenntnissen der Grundlagenforschung, die zunächst nicht aus der Sicht landwirtschaftlicher Erfordernisse begannen und erfolgreich abgeschlossen wurden, eingeengt werden. Andererseits müssen im Rahmen dieser nahezu unbegrenzten Anwendungsmöglichkeiten moderner Produktivkräfte in allen Bereichen der Volkswirtschaft die eigentlichen, aus der Natur der landwirtschaftlichen Produktion resultierenden Besonderheiten präziser definiert, sichtbar gemacht, gezielt genutzt und entsprechend ökonomisch bewertet werden. Diese Besonderheiten liegen einmal in ressourcensparenden Effekten, zum anderen aber vor allem darin, die Reproduktionsfähigkeit der Naturkräfte längerfristig zu erhalten bzw. qualitativ auszubauen. Hierbei sind in erster Linie Wirkungsabläufe und -zusammenhänge natürlicher Kreisläufe maßgebend. Hierzu lassen sich zwei Folgerungen ableiten:

Naturkräfte, die für das Funktionieren des volkswirtschaftlichen und darüber hinaus des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses überhaupt unerläßlich sind. Hier handelt es sich schon nicht mehr um Gratisdienste der Natur und ihre Nutzung. Allein schon die Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit der Naturkräfte und mehr noch ihre qualitative Erhöhung erfordern ein technologisches Niveau, das dem jeweiligen Entwicklungsniveau moderner Produktivkräfte entspricht. Die Wirkung dieser Naturkräfte ist durch nichts zu ersetzen, aber stets an die Nutzung moderner Produktivkräfte gebunden. Die Marxsche Aussage, wonach der stoffliche Reichtum von der Arbeit und der Natur abhängt, erhält unter den Bedingungen der modernen Produktivkräfte und des bereits hohen Intensivierungsgrades der Naturkräfte eine qualitativ neue volkswirtschaftliche und darüber hinaus gesellschaftliche Dimension. Ihr muß über die Bestimmung des technologischen Entwicklungsniveaus, seiner unterschiedlichen Ausbreitungsgeschwindigkeit in der industriellen und landwirtschaftlichen Produktion Rechnung getragen werden. Die Tempi, in denen der Intensivierungsprozeß in diesen beiden Bereichen verläuft, wird von einer immer engeren Verflechtung der industriellen mit der landwirtschaftlichen Produktion begleitet. Dadurch werden zusätzliche Impulse ausgelöst, die auf das volkswirtschaftliche Wachstum günstig wirken. Treten hingegen Verzögerungen in diesem Verflechtungsprozeß auf, so können sie sich auf Volumen und Struktur des Wachstums hemmend auswirken.

Erstens: Bei der Ausarbeitung von längerfristigen Strategien der Entwicklung und des Einsatzes von Schlüsseltechnologien muß die landwirtschaftliche Produktion als ein bedeutendes Anwendungsfeld moderner Produktivkräfte von vornherein hinreichend berücksichtigt werden. Bei der Bestimmung volkswirtschaftlicher Prioritäten für die Anwendung von Schlüsseltechnologien erforderlichen Vorleistungen können nicht allein nur die Rolle der landwirtschaftlichen Produktion für die Versorgung der Volkswirtschaft mit biogenen Rohstoffen und gemeinsam mit der Nahrungsgüterwirtschaft ihre herausragende Funktion bei der Sicherung des Ernährungskomplexes Berücksichtigung finden. Gleichzeitig wächst das Gewicht der Sicherung und des Ausbaus der Reproduktionsfähigkeit reproduzierbarer

Berücksichtigt man jedoch bei Bewertung des Nutzens moderner Schlüsseltechnologien in der landwirtschaftlichen Produktion diese längerfristigen Wirkungsabläufe der Naturkräfte, so ist es eher möglich, die Bewertung der Effektivität ökonomischer Kreisläufe in der landwirtschaftlichen Produktion mit den Wirkungsabläufen natürlicher Kreisläufe in Übereinstimmung zu bringen. Das liegt nicht nur im zweiglichen und volkswirtschaftlichen Interesse, sondern berührt darüber hinaus langfristig Interessen der sozialistischen Gesellschaft und ihre natürlichen Lebensgrundlagen überhaupt. Die Landwirtschaft erfüllt mit dem Einsatz von Schlüsseltechnologien, die auf eine stabile Ertragssicherung ebenso wie auf die Sicherung der Reproduktionsfähig-

Zweitens: Die Effektivitätskriterien der Anwendung von Schlüsseltechnologien in der landwirtschaftlichen Produktion müssen künftig jene Effekte der Naturkräfte hinreichend berücksichtigen, die aus ihrer dauerhaften Reproduktionsfähigkeit resultieren. Bei Aufwands/Nutzenbewertungen darf nicht übersehen werden, daß diese Effekte an Wirkungsabläufe gebunden sind, die sich innerhalb natürlicher Kreisläufe vollziehen. Beträchtlicher Ertragszuwachs in einem Jahr kann sowohl auf den Zuwachs von Effekten längerfristiger Wirkungsabläufe von Naturkräften beruhen, als auch auf Kosten von Ertragseinbußen künftiger Jahre erzielt worden sein. Im letzteren Fall sind sie nicht Folge der Aufrechterhaltung der Reproduktionsfähigkeit der Naturkräfte, sondern möglicherweise ihrem weiteren Abbau geschuldet. In diesem konkreten Beispiel bedeutet das, daß man sich zu den Naturkräften genauso verhalten hätte, als seien sie faktisch Gratisdienste.

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keit natürlicher Kreisläufe gerichtet sind, wichtige volkswirtschaftliche und darüber hinaus gesellschaftliche Funktionen, die langfristig die natürlichen Lebensgrundlagen der sozialistischen Gesellschaft gewährleisten. Was hat dies alles aber mit der schöpferischen Anwendung des Leninschen Genossenschaftsplanes durch unsere Partei auf unsere Bedingungen in der DDR zu tun? Ich meine, sehr viel. Dazu seien einige wenige Aspekte genannt: Lenin hat im Genossenschaftsplan die jeweils spezifische Art und Weise umrissen, worin nach der sozialistischen Revolution die Industrie, die schon ein relativ entwickeltes Niveau der Produktivkräfte und einen dementsprechend fortgeschrittenen Vergesellschaftungsgrad verkörpert, mit der landwirtschaftlichen Produktion verbunden werden kann, die hinsichtlich der Produktivkraftentwicklung und des Vergesellschaftungsgrades zurückgeblieben ist. Diese dem Genossenschaftsplan zugrunde liegende Idee besitzt politische, ökonomische, wissenschaftlich-technische und geistigkulturelle Dimensionen. Stets mit dem Blick auf die Lösung dieser mehrdimensionalen Aufgabe vertrat Lenin die Auffassung, daß das sozialökonomische Wesen der Genossenschaft und seine Entwicklungsperspektive im Sozialismus unter Beachtung äußerer Faktoren, sozusagen ihres sozialökonomischen Umfeldes, abhängig ist, in die die Genossenschaft eingebettet ist. Er verknüpfte folglich die Perspektive der Genossenschaft mit den Entwicklungsbedingungen und der Perspektive des Volkseigentums in der Industrie und der ganzen Volkswirtschaft. Die besonderen Bedingungen in der UdSSR in den 20er Jahren und Anfang der 30er Jahre machten spezifische Maßnahmen zur sozialistischen Industrialisierung und Kollektivierung erforderlich. Hierbei mußte die landwirtschaftliche Produktion und Reproduktion als Akkumulationsquelle für die sozialistische Industrialisierung herangezogen werden. Dieser Weg, den die UdSSR hinsichtlich der Beziehungen zwischen Industrie und Landwirtschaft gerade während der sozialistischen Industrialisierung einschlagen mußte, ist m. E. keine allgemeingültige Gesetzmäßigkeit des sozialistischen Aufbaus. Hingegen werden alle Länder, die künftig den sozialistischen Aufbau vollziehen werden - ganz gleich, ob schon mehr oder weniger industriell entwikkelt eine Etappe durchlaufen müssen, in der sich Industrie und Landwirtschaft in Übereinstimmung mit den grundlegenden sozialen Erfordernissen der Formierung eines einheitlichen Volkswirtschaftskomplexes in ihren technologischen und gesellschaftlichen Grundlagen umgestalten. Die Art und Weise des Verlaufs sowie das Tempo, womit die materiell-technische Basis gestaltet wird, muß nicht zwangsläufig mit einer selbst nur zeitweiligen Umverteilung vom notwendigen und Mehrprodukt aus der Landwirtschaft zugunsten der industriellen Produktion verbunden sein. Eigene Erfahrungen bestätigen dies. Die Grundidee Lenins über gegenseitige Verflechtung von Industrie und Landwirtschaft in einem einheitlichen sozialistischen Volkswirtschaftskomplex wird in der DDR schöpferisch vor allem durch die Politik der ständigen Festigung des politischen Bündnisses sowie durch die enge Verknüpfung von wissenschaftlich-tech52

nischem, ökonomischem und sozialem Fortschritt in der ganzen Gesellschaft unter Einschluß der in der Landwirtschaft Tätigen und der auf dem Lande lebenden Menschen bestimmt. In die Verwirklichung der Hauptaufgabe in ihrer Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik, die den Sinn des Sozialismus auf einem wachsenden gesellschaftlichen Reifegrad realisiert, sind alle Werktätigen einbezogen, darunter auch die in der landwirtschaftlichen Produktion Tätigen, das sind bekanntlich vorwiegend Genossenschaftsbauern. Mit der Realisierung der Politik der Hauptaufgabe geht gleichzeitig eine Minderung der sozialökonomischen Unterschiede zwischen Stadt und Land einher. Unsere Erfahrungen besagen, daß die Realisierung der Hauptaufgabe um so wirksamer verläuft, wie alle Bereiche der materiellen Produktion, darunter die Industrie und Landwirtschaft, den Intensivierungsprozeß nach volkswirtschaftlichen Kriterien des Aufwands und Nutzens vollziehen und dafür immer breiter und wirksamer die modernen Produktivkräfte nutzen. Befürchtungen, wonach die gesellschaftlichen Entwicklungsbedingungen des genossenschaftlichen Eigentums für die Anwendung und effektive Nutzung der modernen Produktivkräfte ihre historische Begrenztheit zeigen würden und deshalb schon in der Gegenwart Vorbereitungen für dessen Übergang in Volkseigentum getroffen werden mußten, haben sich im praktischen Leben nicht bestätigt. Dort, wo solche Tendenzen auftraten, haben sie sich eher als schädlich erwiesen. Im Sinne der Leninschen Methodologie hat sich in der DDR die Kooperation als jenes wichtige Kettenglied in der Praxis bewährt, mittels der die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen des genossenschaftlichen Eigentums auf das Niveau der Entwicklung und Vergesellschaftung moderner Produktivkräfte gehoben werden können. In der DDR ist das um die gesellschaftlichen Wirkungen der Kooperation „angereicherte" genossenschaftliche Eigentum im engen Wirkungszusammenhang mit dem Volkseigentum in allen Bereichen der Volkswirtschaft gegenwärtig und für die überschaubare Perspektive eine sozialistische Eigentumsform, die alle Möglichkeiten für eine effektive Entwicklung und Nutzung moderner Produktivkräfte in der landwirtschaftlichen Produktion in sich birgt. Das bestätigt nachdrücklich die bisherige erfolgreiche Entwicklung der Landund Nahrungsgüterwirtschaft in der DDR, die seit Anfang der 80er Jahre den Übergang zur intensiv erweiterten Reproduktion vollzog und gegenwärtig bemüht ist, in enger gegenseitiger Verflechtung mit der Industrie und dem gesamten Volkswirtschaftskomplex die langfristigen Elemente dieses Reproduktionstyps weiter zu vertiefen. Und was heißt in diesem Zusammenhang „niedere Form" des genossenschaftlichen Eigentums, als das das genossenschaftliche Eigentum im Vergleich zum Volkseigentum nicht nur in veralteten Lehrbüchern angesehen wurde? Ein derartiger unhistorischer, statischer Vergleich von genossenschaftlichem und Volkseigentum widerspricht der Grundidee des Leninschen Genossenschaftsplanes. Lenin ging es im Genossenschaftsplan um die möglichst vollständige Nutzung der der jeweiligen Eigentumsform immanenten Vorzüge für die Entwicklung der Volkswirtschaft insgesamt und nicht allein

im Interesse der Entwicklung dieses oder jenes Teilbereichs oder eines einzelnen auf Kosten eines anderen Wirtschaftszweiges. Lenin bezeichnete die reale Entwicklung der Produktivkräfte als das höchste Kriterium des gesellschaftlichen Fortschritts. Es gilt auch als das höchste Kriterium für die Funktionsfähigkeit der sozialistischen Produktionsverhältnisse, die auf dem Volkseigentum und dem genossenschaftlichen Eigentum basieren. Legt man dieses Kriterium der Funktionsfähigkeit der sozialistischen Produktionsverhältnisse und ihrer Entwicklungsperspektive zugrunde, so weist gegenwärtig und für die überschaubare Zukunft das genossenschaftliche Eigentum gegenüber dem Volkseigentum überhaupt keine historischen Nachteile auf. Im Sinne des Leninschen Genossenschaftsplanes entwickelt sich das genossenschaftliche Eigentum in einem sozialökonomischen Umfeld, das durch die Vertiefung der Kooperation innerhalb des genossenschaftlichen Eigentums sowie mit dem Volkseigentum selbst, der wachsenden wissenschaftlich-technischen und ökonomischen Verflechtung bei Minderung der Unterschiede zwischen Stadt und Land gekennzeichnet ist. Weder aktuell noch perspektivisch überschaubar existieren daher Erfordernisse der Überführung von genossenschaftlichem in das Volkseigentum. Wohl aber gibt es ständig das Erfordernis, die Funktionsweise des genossenschaftlichen Eigentums durch die Entwicklung und Vertiefung wirksamer Kooperationsbeziehungen in Übereinstimmung mit den Erfordernissen wachsender Vergesellschaftung auf dem Lande und mit dem gesamten Volkswirtschaftskomplex zu vervollkommnen. Aber derartige Erfordernisse bestehen ebenso sehr für das Volkseigentum, vor allem durch die weitere Entwicklung der Leitung, Planung und wirtschaftlichen Rechnungsführung. Die gleichzeitige Existenz von Volkseigentum und genossenschaftlichem Eigentum als einheitliche Grundlage des Systems sozialistischer Produktionsverhältnisse wurde bisweilen als Ausdruck für eine relative Rückständigkeit sozialökonomischer Entwicklungsprozesse

im Sozialismus betrachtet. Wird von dieser Position ausgegangen , dann ist es nur noch ein kleiner Schritt zu voreiligen Bemühungen, diesen Zustand so bald wie möglich im Interesse des sozialökonomischen Fortschritts zu beenden. Völlig anders ist dagegen ein wissenschaftliches Herangehen, das die gleichzeitige Existenz von Volkseigentum und genossenschaflichem Eigentum nicht als Indikator relativer Rückständigkeit, sondern als historische Notwendigkeit ansieht, die zusätzliche Entwicklungstriebkräfte des sozialistischen Eigentums und der auf ihm basierenden sozialistischen Produktionsverhältnisse freisetzt. Diese zusätzlichen Impulse resultieren aus den Vorzügen, die potentiell dem Volkseigentum ebenso wie dem genossenschaftlichen Eigentum - und zwar jeweils unverwechselbar - innewohnen. Vertiefte wissenschaftliche Einsichten in die gesellschaftlichen Wirkungen dieser aus der gleichzeitigen Existenz des Volkseigentums und genossenschaftlichen Eigentums erwachsenden Triebkräfte des sozialistischen Eigentums, ihre Reflexion durch die theoretische Arbeit unserer Partei und ihre Berücksichtigung in der Wirtschafts- und Agrarpolitik gehören zu jenen Ursachen, weshalb in der DDR die landwirtschaftliche Produktion in relativ kurzer Zeit nach der industriellen Produktion den Übergang zur intensiv erweiterten sozialistischen Reproduktion vollzog. In dieser Entwicklung fanden die Grundideen des Leninschen Genossenschaftsplanes ihre glänzende Bestätigung. Sie wurden auf Bedingungen einer Volkswirtschaft schöpferisch angewandt, in der eine entwickelte Industrie mit einer intensiven Landwirtschaft eng verflochten ist. Die dabei bereits gesammelten und noch weiterhin zu gewinnenden Erfahrungen werden zweifellos die internationalen Erkenntnisse der marxistisch-leninistischen politischen Ökonomie zur Dialektik von Produktivkräften und Produktionsverhältnissen ebenso wie die über die Bedingungen des Übergangs zur intensiv erweiterten sozialistischen Reproduktion in der Volkswirtschaft bereichern.

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Max Exner

Intensivierung der Pflanzenproduktion und wissenschaftlich-technischer Fortschritt

Zu dem umfangreichen Thema der Intensivierung der Pflanzenproduktion und den Anforderungen an die Durchsetzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts zur Reproduktion der materiell-technischen Basis hat Prof. Dr. Helmut Schieck Ausführungen gemacht. Ich unterstütze sie ohne jede Einschränkung und möchte aus der Sicht des VEG Schwaneberg einige Gedanken darlegen. Unter umfassender Intensivierung verstehen wir Produktionswachstum mit sinkendem Aufwand an lebendiger und vergegenständlichter Arbeit. Als Kernstück der Intensivierung betrachten wir in der Pflanzenproduktion die Erhöhung der Erträge je Hektar bei allen Kulturen bei sinkenden Aufwendungen. Unter Führung der Betriebsparteiorganisation orientieren wir unsere Kollektive so, daß jeder seinen persönlichen Beitrag leistet, damit die landwirtschaftliche Produktion über den eigenen Ernährungsbedarf unserer Republik gesteigert wird. Vor allem durch die breite Anwendung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts muß das Ergebnis unserer Arbeit schneller wachsen als der Gesamtaufwand. Das gelingt in der Pflanzenproduktion am besten, wenn alle Arbeiten zum biologisch optimalen Termin und in einwandfreier Qualität durchgeführt werden. Je besser wir alle Arbeiten zum biologischen Optimum realisieren, desto sicherer and effektiver wird die umfassende Intensivierung im Zusammenwirken aller Elemente des Reproduktionsprozesses verwirklicht. Dabei erreichen wir mit Hilfe der Wissenschaft eine neue Stufe der technologischen Beherrschung der natürlichen und ökonomischen Prozesse. Dadurch kann die landwirtschaftliche Produktion einen höheren Grad der Objektivierung erreichen, so daß der getätigte Aufwand mit größerer Sicherheit zum gewollten Ergebnis führt. Auch im Jahre 1987 konnten wir die geplanten Erträge bei Getreide, Kartoffeln, Erbsen, Ackerbohnen, Buschbohnen, Wiesenrispensaatgut und allen Futterpflanzen übererfüllen. Bei Getreide erreichten wir mit einem Ertrag von 76,2dt/ha im Durchschnitt des Betriebes erneut Spitzenleistungen und konnten den Plan um 2,3dt/ha und das Vorjahresergebnis um 0,3dt/ha überbieten. Beim Winterweizen erreichten wir auf 929 Hektar 81,6dt/ha im Durchschnitt. Es ist uns aber nicht gelungen, unsere Zielsetzung im Kampfprogramm und in der Höchstertragskonzeption zu erreichen. Trotzdem wird der Plan beim Bruttogewinn von 2294M/ha um 150M/ha überboten werden. Neben den Mehrerträgen liegt aber auch eine Ursache darin, daß zum Beispiel ein Teil der geplanten Kosten für die Instandsetzung nicht in Anspruch genommen werden kann, weil bestimmte Vorleistungen der Industrie unvollständig bereitstehen. 54

Damit soll auf die komplexe Verflechtung und Wirkung von Faktoren hingewiesen werden, die auf das Ergebnis Einfluß haben und die naturabhängige Wirkung auf die Reproduktion sichtbar machen. Um die Naturabhängigkeit besonders in der Pflanzenproduktion einzuschränken, haben wir in der Wirtschaftsführung die prinzipielle Hinwendung zur Anwendung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts vollzogen, dafür möchte ich noch einige Punkte nennen, weil mit zunehmender Intensivierung ein in der Pflanzenproduktion positives oder negatives Arbeits- oder Betriebsergebnis dicht beieinander liegen können. Den natürlichen Produktionsprozeß mit neuen Mitteln ergiebiger zu machen setzt traditionelle einwandfreie Arbeit voraus. Dabei haben die Anstrengungen zur Erhaltung und Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit einen zentralen Stellenwert, weil das Niveau der Bodenfruchtbarkeit wesentlich den Wirkungsgrad der anderen Intensivierungsfaktoren bestimmt. Unser Standpunkt ist: Je höher das Intensivierungsniveau, desto größer sind die Anforderungen an die Bodenfruchtbarkeit und um so stärker werden Höhe und Stabilität der Erträge vom Stand der Ackerkultur bestimmt. Mit zunehmender Mechanisierung ist der Tendenz entgegenzutreten, daß die Verbindung des Menschen als der wichtigsten Produktivkraft zum Hauptproduktionsmittel Boden schwächer wird. Deshalb wird der Herausbildung der subjektiven Einstellung und Motivation unserer Menschen zur Anwendung bodenschonender fruchtbarkeitsfördernder Maßnahmen so große Bedeutung beigemessen. Dazu gehört auch eine zeitgerechte wassersparende Bodenbearbeitung. Eine gute Pflugfurche spart zusätzliche Arbeitsgänge und gewährleistet einen guten Saataufgang. Dazu ist die Qualität der Pflüge und Landmaschinen weiter zu verbessern. Die Anpassung der Aussaatmenge, Dünge- oder Pflanzenschutzmittel an die wechselnden Anforderungen innerhalb eines Feldstükkes durch die stufenlose Regelung vom Fahrersitz aus oder durch Selbstregulierung beeinflußt auch den Ertrag, das Kosten-Nutzen-Verhältnis, vermeidet aber auch nicht notwendige Belastungen der Umwelt durch Doppelbehandlungen der Kulturen. Anstelle von Scheibeneggen setzen wir zunehmend Schwergrubber ein. Der Schwergrubber lockert Fahrspuren besser; die Scheibenegge greift in den Spuren gar nicht. Der Schwergrubber mischt auch ungleichmäßig verteiltes Stroh besser ein. Die Produktion dieser Schwergrubber ist noch zu gering, obwohl er viel billiger als die Scheibenegge ist. Neben der Mechanisierung ist der effektive Einsatz der Agrochemikalien das wichtigste Element für die Intensivierung der Pflanzenproduktion. Steigende Erträge führen zu einer Steigerung der Düngungsintensität und einer besseren Ausnutzung des

Bodenstickstoffs. Es sind methodische Verbesserungen zur Feststellung der verfügbaren Nährstoffmengen und zur Anpassung der Düngung an den Bedarf und die spezifische Situation des Pflanzenbestandes notwendig. Dazu werden natürlich auch Reagenzien benötigt. Die analytisch diagnostischen Verfahren sind zu vervollkommnen. Es sind z.B. Meßgeräte zur Schnellbestimmung der Nährstoffgehalte im Boden und der Pflanze erforderlich. Es sind Meßgeräte zur Luminossenz und Fluoreßmessung zu entwickeln, um schrittsweise eine rechnergestützte Diagnose und teilautomatisierte Mikrobildauswertung zu realisieren mit dem Ziel, die Bestandsführung weiter zu objektivieren. Durch die zuverlässige Analyse, die an der Pflanze möglichst zerstörungsfrei und mit geringstem Aufwand durchgeführt wird, möchten wir die Bedingungen für den Ertragsbildungsprozeß sicherer erkennen, um die Anlage von Ertragskomponenten zu fördern oder die Reduktion angelegter Ertragselemente durch den zeitlich richtigen Einsatz von Nährstoffen und Mitteln zur biologischen Prozeßsteuerung einzuschränken. Alles zielt darauf ab, die Düngungssysteme einschließlich Einsatz von Mikronährstoffen präziser zu gestalten. Die Fortschritte in der Pflanzenzüchtung werden das Ertragspotential auch durch die Anwendung der Gentechnologie weiter anheben. Um dann das höhere Ertragspotential weitgehend auszuschöpfen, sind höhere Nährstoffmengen erforderlich. Das erfordert wiederum, Streßbelastungen oder Umweltbelastungen niedrig zu halten bzw. zu vermeiden, akkurate Arbeit und exakt arbeitende Maschinen; denn das ökonomische Optimum liegt sicherlich dicht beim erreichbaren Maximalertrag. Zum Stickstoff noch eine Bemerkung. Der Einsatz als Flüssigdünger in Form von Ammoniumharnstofflösung (AHL) nimmt zu. Wir brauchen AHL, die chemisch weniger aggressiv ist, weil z. Z. streng genommen geeignete Maschinen für den Transport zur einwandfreien Ausbringung und Behälter für die Lagerung fehlen. Erschwert wird das noch dadurch, daß AHL von Piesteritz und AHL von Rostock z. Z. nicht zusammen gelagert werden dürfen. Die termingerechte Bereitstellung der Agrochemikalien ist für die Einhaltung der agrobiologischen Termine unbedingt notwendig. Für Höchsterträge beim Winterweizen z.B. wird früher gesät. Das zieht eine frühere Behandlung mit Dünger oder CCC nach sich. Manchmal kann bereits im Herbst eine Behandlung mit CCC notwendig und sinnvoll sein oder durch die geteilte Anwendung im Frühjahr ein zeitiger Bedarf vorliegen. Die Produktionstermine in der Chemie berücksichtigen z. Z. nicht immer diese Erfordernisse. Zeitlich gesehen heißt das: den biologischen Gesetzmäßigkeiten der Pflanzen und den Erkenntnissen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts muß besser Rechnung getragen werden. Überhaupt steht die Frage der Bevorratung an Agrochemikalien gegen auftretende Pilzepidemien u. a. Eine wachsende Rolle spielt auch die Bereitstellung großvolumiger Reifen beim Mähdrescher, von granuliertem Stickstoff, granuliertem Kali und Mehrnährstoffdünger, von systematischen Präparaten, Herbiziden wie Oxytril C. usw. Das sie der Landwirtschaft oft

auch zu spät zur Verfügung gestellt werden, ist für uns Agronomen vollkommen unverständlich. Dank des wissenschaftlich-technischen Fortschritts können wir durch Vermeidung von Düngungsfehlern und Anpassung an den tatsächlichen Bedarf einen fondsparenden Effekt erzielen. Saatgut, Düngung und Pflanzenschutz beeinflussen maßgeblich die Ertragsleistung. Bei Pflanzenschutzmitteln gehen die Aufwandmengen pro Hektar aus dem kg-Bereich in den Grammbereich über, Wirkstoffmengen von 10 g je ha sind schon keine Seltenheit mehr. Der Einsatz der Fungizide erfolgt nach bestimmten Strategien. Das angebotene Sortiment müßte bis Dezember bekannt sein und ist zu ergänzen - zum Beispiel durch Dyren gegen Ährenkrankheiten. Resistenz und Schadschwellenprinzip wie auch präventiver Einsatz müssen je nach Krankheit und Mittel unterschiedlich kombiniert angewendet werden können. Das erfordert, jeden Wirkstoff in der Vegetation nur einmal einzusetzen. Probleme gibt es beim Getreide bei solchen Krankheiten, bei denen es fast schon zu spät ist, wenn man sie erkennt, wie z.B. Septoria, Blattdürre oder Spelzenbräune. Komplizierte Bekämpfungsmodelle mit betriebs- und schlagspezifischen Daten über den Arbeitsplatzcomputer und zentralen Beratungsdienst der Bezirkspflanzenschutzämter werden weitere Verbesserungen bringen. Aber auch der Bau eines Ultraleichtflugzeuges würde den Agrarflug wesentlich effektiver machen. Es könnten die optimalen Bekämpfungstermine eingehalten werden; bis 20 % weniger Fungizide würden den gleichen Effekt bringen, die Abdriftgefahr würde durch eine extrem niedrige Flughöhe weitgehend eingeschränkt. Übrigens könnten die jetzigen Agrarflugzeuge bereits während des Einsatzes zur Inspektion der Feldflur durch den Agronomen genutzt werden. Es brauchte nur ein Genehmigungspapier ausgestellt zu werden. Zur Zeit kostet ein Inspektionsflug ca. 40000 M, vom zusätzlichen Fondsaufwand gar nicht zu reden. Die Flugzeuge sind ja in jedem Kreis vorhanden. Weitere Schwerpunkte zur Erhöhung der Erträge liegen in der Verbesserung der Drilltechnik, um eine gleichmäßige Verteilung zu sichern. Solche neue Technik, die ausgeliefert wird, muß dem neuesten technischen Stand entsprechen. So müßten z. B. neue Drillmaschinen mindestens mit Fahrgassenschaltung ausgerüstet sein. Der betriebliche Rationalisierungsmittelbau sollte die Nachrüstung der vorhandenen Technik vornehmen und technologische Lücken schließen. Wir haben z.Z. eigenen Rationalisierungsmittelbau im Umfang von 85 M/ha LN, die durch 0,1 bis 0,2 AK/100 ha erbracht werden. Dazu kommt ein fast gleich hoher Effekt in M/ha aus dem Neuererwesen. Elektronische Überwachungs- und Steuergeräte sollten in der Drill-, Dünge- und Pflanzenschutztechnik obligatorisch sein. Die Laufzeiten und die Verfügbarkeit der Technik ließe sich weiter erhöhen z.B. durch termingerechte Bereitstellung von billigen Luftfiltern, hochwertigem Öl, Zylinderkopfdichtungen, maßhaltigen Keilriemen, hohlraumkonservierten Anhängerbordwänden (beim HW80, HW60), durch sorgfältigeres Fetten der wartungsfreien Lager u. a. Die Traktoren mit Spargang ausgerüstet oder mit Zapfwellen mit 55

750 Umdrehungen je Minute würde den DK-Verbrauch wesentlich senken helfen. Der Schlüssel für die Dauerhaftigkeit der umfassenden Intensivierung liegt in einer neuartigen wissenschaftlich-technischen Beherrschung des naturabhängigen biologischen und ökonomischen Reproduktionsprozesses. Je tiefer der Mensch in die Gesetzmäßigkei-

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ten der biologischen Stoffproduktion eindringt und sie anwendet, um so dringlicher sind neue exakt arbeitende Produktionstechniken erforderlich, um alle ablaufenden Prozesse zum optimalen Termin durchführen, kontrollieren und steuern zu können. Was in unseren Kräften steht, wollen wir dazu leisten zur weiteren Stärkung unserer sozialistischen D D R .

Bernd Engelhardt

Ergebnisse und Erfahrungen der Parteiorganisationen des Kooperationsverbandes „Havelobst" bei der Entwicklung der Zusammenarbeit mit der Verarbeitungsindustrie und dem Handel Der Name Kooperationsverband „Havelobst" wird immer mehr zum Markenzeichen für Obst, Gemüse und Zierpflanzen sowie verarbeiteten Produkten von ständig steigender Qualität. In unserem Kooperationsverband finden sich 9 LPG und GPG und ihre kooperativen Einrichtungen mit dem Handel und der Verarbeitungsindustrie zunehmend als echte Partner zur Realisierung der ständig steigenden Versorgungsäufgaben zusammen. Vor nunmehr 20 Jahren durch 11 Betriebe einschließlich dem Handel gegründet, arbeiten heute im Kooperationsverband „Havelobsi" 21 juristisch und ökonomisch selbständige Mitgliedsbetriebe zusammen. „11 rote Nelken für 11 Partner", so lautete die Überschrift in der Tagespresse im Januar 1967. Das war zugleich der Beginn einer ständig effektiveren Zusammenarbeit von Landwirtschaft und Handel. Aber nicht immer haben sich die Partner Blumen überreicht. Immer jedoch wurden der Bevölkerung mehr Obst, Gemüse und Zierpflanzen und der Industrie biogene Rohstoffe bereitgestellt. Bei einer Obstanbaufläche von 10000ha, einer Gemüseanbaufläche von 1200 ha im Freiland und 50 ha Produktion unter Glas und Plaste, konzentriert im wesentlichen in den Kreisen Potsdam und Brandenburg, wurde 1986 die bisher höchste Obst-, Gemüse- und Zierpflanzenproduktion realisiert. Über 145000t Obst, 35000 t Gemüse und Zierpflanzen im Wert von 33,8 Millionen Mark wurden 1986 geerntet, transportiert und in Übereinstimmung von Preis und Qualität dem Kunden angeboten. Das bezirkliche Aufkommen erfüllen wir mit 88 % bei Obst und 21 % bei Gemüse, 30% der Freilandtomatenproduktion kommen aus den Genossenschaften des Kooperationsverbandes. Stabilisierung der Produktion bei gleichzeitiger Orientierung auf ein höheres Gesamtaufkommen gehören zu den Grundsätzen unserer Intensivierungspolitik. Eine stabile, ständig steigende Marktproduktion führt letztlich zu immer besseren ökonomischen Ergebnissen. Im sozialistischen Wettbewerb haben sich die Gärtner das Ziel gestellt, die Arbeitsproduktivität im Jahr 1987 um 4 % zu steigern und die Kosten je Ertragseinheit um mindestens 1 % zu senken. Da bereits im Jahr 1986 mit einem Bruttoumsatz von 540 Millionen Mark aus der gärtnerischen Produktion eine Abgabe an den Staatshaushalt von 55 Millionen Mark erreicht wurde, sind dies hohe, anspruchsvolle Ziele. Mit 132 kt wurde 1986 die bisher größten Apfelernte realisiert. Das waren 25000t über den Plan und stellte bedeutende Anforderungen an die Parteiorganisation. Bei einer Verdoppelung der Obstanbaufläche in den Jahren 1973 bis 1980 wurde eine Versiebenfachung der Obstproduktion in den letzten 10 Jahren erzielt. 8/5852

Vor 20 Jahren, im Gründungsjahr des Kooperationsverbandes, betrug die Obstproduktion 8800 t. Aus diesen wenigen, aber sehr aufschlußreichen Produktionsergebnissen läßt sich ermessen, welch vielfältige politisch-ideologische Arbeit notwendig war und ist, um die Kooperationskette Produktion, Handel, Lagerung und Verarbeitung immer effektiver zu gestalten. Heute sind wir in der Lage, in modernsten Obstkühllagern 56000 t Äpfel verlustarm zu lagern und die Versorgung bis zur neuen Ernte zu garantieren, dies nunmehr bei einer stabilen Apfelversorgung seit dem Jahr 1979. Über 9 Millionen 1-kg-Abpackungen mit Tafeläpfeln verlassen jährich unsere Kühllager und erreichen auf kürzesten Warenwegen den Kunden. Aber nicht nur Äpfel werden in immer besserer Qualität angeboten, sondern auch die steigende Produktion bei Erdbeeren, Süßkirschen, Sauerkirschen und Johannisbeeren trägt wesentlich zur ständig gesünderen Ernährung bei. In enger Zusammenarbeit mit den Handelseinrichtungen in Berlin ist es gelungen, im Direktbezug, also 4 bis 5 Stunden nach der Ernte, frische Erdbeeren in einer Größenordnung von 1532 t im Jahre 1987 dem Verbraucher anzubieten. Dies erfordert einen engen Schulterschluß aller Kooperationspartner, damit Ernte, Beladung auf dem Feld, Transport, Absatz und Rückführung des Leergutes reibungslos funktionieren. 766000 Stück Spankörbe a 2kg frischer, wohlschmeckender Erdbeeren wurden innerhalb von 14 Tagen in unserer Hauptstadt verkauft. Das sind 87 % des Warenfonds. Im VEB Fruchsaftbetrieb Werder sowie im VEB Havelland Beelitz werden Obst und Gemüse zu Most, Saft, Konzentrat, Obstweinen und Sterilkonserven sowie zur Kindernahrung verarbeitet. Im Jahr 1986 wurden durch den VEB Fruchtsaftbetrieb Werder 22 Millionen Stück 0,71-Flaschen Moste/Säfte, 10 Millionen Stück 0,21-Flaschen Tomatenerzeugnisse und 2,1 Millionen Stück 0,71-Flaschen Obstweine produziert. 3500t Apfelkonzentrat wurden exportiert. Damit leistete unser Kooperationsverband einen wichtigen eigenständigen Beitrag zur Erhöhung der Deviseneinnahmen unserer Republik. Die Leistungsfähigkeit des VEB Fruchtsaftbetriebes Werder ist auch dadurch dokumentiert, daß im Jahre 1986 84539t Obst und Gemüse verarbeitet und versorgungswirksam wurden. Die Produktion von Obst und Gemüse erfolgt nach wie vor unter freiem Himmel und ist damit witterungsabhängig, sie trägt Saisoncharakter. Daraus ergeben sich spezifische Anforderungen für die politische Führung der Kampagnen und die Bewältigung von Aufkommensspitzen. In Vorbereitung auf die Weichobstkampagne sowie die der Tomaten- und Apfelproduktion führen wir im Kooperationsverband zwei Parteiaktivtagungen durch. 57

Der Rat der Parteisekretäre der Mitgliedsbetriebe kommt fünfmal im Jahr zu Beratungen zusammen, bei denen die Grundsätze der politischen Führungstätigkeit diskutiert, Erfahrungen ausgetauscht und Schlußfolgerungen für die politische Führung ökonomischer Prozesse erarbeitet werden. Die fast 900 Kommunisten in den Mitgliedsbetrieben werden so einheitlich auf die Lösung der konkreten, der Situation entsprechenden Aufgaben orientiert. Erfahrungen unserer Parteiorganisationen bestätigen, daß es richtig ist, die Situation in der Weichobst-, Tomatenund Kernobstkampagne ständig neu einzuschätzen und die notwendigen politischen Schlußfolgerungen für die zielgerichtete Arbeit rechtzeitig zu ziehen. Durch gemeinsame wöchentliche Zwischeneinschätzungen der Kooperationspartner Produktion-HandelLagerung und Industrie sind wir so in der Lage, der sich stetig verändernden Situation bei der Aufkommensmenge und ihrer Qualität Rechnung zu tragen. Nur so ist es möglich, rechtzeitig Aufkommensspitzen zu erkennen und Maßnahmen einzuleiten, daß alles gewachsene Obst und Gemüse versorgungswirksam wird. Ein Beispiel hierfür ist die Erntemenge bei Erdbeeren im Jahre 1987. Geplant waren 2960t. Durch die kühle Witterung setzte die Ernte etwa 14 Tage später ein. Durch eine effektive kooperative Arbeit, den Fleiß der Gärtner und ihrer zahlreichen Erntehelfer, wurden 4594t Erdbeeren dem Handel und der Verarbeitungsindustrie bereitgestellt. 55% über den Plan hinaus stellten natürlich besondere Anforderungen an Transport, Absatz für den Frischmarkt und die Abnahme bei der Industrie. Nur durch gemeinsame Anstrengungen aller Kooperationspartner war es deshalb möglich, daß der VEB Fruchtsaftbetrieb Werder 15821 Erdbeeren zu Erdbeermark und Erdbeersaft verarbeiten konnte. Als hochwertiger blanker Saft fand er seine Kunden in unserer Republik und erstmalig konnte auch ein Exportauftrag realisiert werden. Diese enge, kameradschaftliche Zusammenarbeit setzte sich fort auch bei der Verarbeitung der Sauerkirschen, Johannisbeeren, Tomaten und Äpfel. In den letzten Wochen der Ernte war unsere gesamte Kraft natürlich auf die Bewältigung der Kernobstkampagne gerichtet. Rechtzeitig waren alle Kooperationspartner auf die Reife- und Wachstumsverzögerungen sowie die Anfälligkeit der Äpfel mit Schorfbefall hingewiesen. All dies, so formulierten wir auf der Parteiaktivtagung am 3.9.1987, erfordert ein Höchstmaß an politischer Verantwortung und fachlichem Können von jedem Genossenschaftsbauern und Arbeiter in der Kooperationskette. Die ständige Präzisierung der Kampagnepläne auf der Grundlage gemeinsamer Aufkommens- und Qualitätseinschätzungen der LPG, des Handels und der Verarbeitung führte dazu, daß, ausgehend von vertretbaren Endterminen, die einzelnen Arbeitsschritte für jeden Partner verbindlich festgelegt wurden. So wurden folgende Grundpositionen herausgearbeitet: - Sicherung des Endbestandes an Tafeläpfeln zum 31.12.1987 entsprechend der Bilanz, 58

- Sicherung der Herbstversorgung entsprechend den Anforderungen des Handels, - Bereitstellung der Industrieware für die Produktion eines hochwertigen Konzentrates. In diesem Prozeß wurde gleichzeitig die Qualität der Ernteschätzung weiter erhöht und Maßnahmen getroffen, um die Äpfel für die Verarbeitungsindustrie bei Aufkommensspitzen in betrieblichen Zwischenlagern in den LPG aufzubewahren. Diese beiden Arbeitsergebnisse tragen Langzeitcharakter und sichern so immer besser die Kooperation zwischen Produktion, Handel und Industrie. Nicht immer konnte die volle Übereinstimmung zwischen Produktion und Industrie hergestellt werden. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, daß bei witterungsabhängiger Produktion Aufkommensspitzen nicht zu vermeiden sind. Aufkommen und Verarbeitungskapazität dann in Übereinstimmung zu bringen, kann nur dann optimal funktionieren, wenn die Industrie Reserven in der täglichen bzw. wöchentlichen Rohwaredisposition hat. Diese Reserven zu schaffen, das muß die Aufgabe aller Partner sein, die Verantwortung für die Versorgung tragen. In diesem Prozeß darf auch die unterschiedliche leitungsmäßige Zuordnung von Landwirtschaft und Verarbeitungsindustrie nicht zu Effektivitätsverlusten führen. Ein erster wichtiger Schritt zur Lösung der gestellten Aufgaben ist dabei die Einführung des kontinuierlichen Preßsystems im VEB Fruchtsaftbetrieb Werder. Weitere Lösungsschritte werden wir, so wie wir das immer getan haben, im Kooperationsverband finden. In den kontinuierlich durchgeführten Beratungen des Verbandsrates legen die Partner der Produktion, des Handels und der Verarbeitungsindustrie Rechenschaft über die geleistete Arbeit ab. Unser Mitgliedsbetrieb, der VEB Kombinat Obst-Gemüse-Speisekartoffeln, ist verantwortlich für die immer bessere Versorgung unserer Hauptstadt Berlin, der Bezirksstadt Potsdam sowie die Lieferung von Obst und Gemüse an durchschnittlich 34 Großhandelsbetriebe der DDR. Zur Versorgung mit Tafeläpfeln werden Verträge durch den Handel nach Menge, Sorte und Lieferzeit mit den LPG/GPG und deren Kooperative Einrichtung Apfellagerung abgeschlossen. Die Rohstoffbereitstellung erfolgt auch direkt über Vertragsabschluß zwischen den Genossenschaften und der Verarbeitungsindustrie. Das Vertriebssystem ist dabei in zwei Warenumschlagsprozesse gegliedert: 1. In den Direktbezug in unsere Hauptstadt Berlin mit 60 Kaufhallen bzw. Verkaufsstellen und in den Direktbezug in die Bezirksstadt Potsdam. 2. Lieferungen in die Großhandelsbetriebe von Berlin, in die Bezirke Potsdam, Rostock und Neubrandenburg. In einer Kooperationsvereinbarung sind die ökonomischen Regelungen für die Warenlieferungen festgelegt, so z.B., daß ein Leistungsanteil von 11,5% zum kalkulierten Einstandspreis bei Durchsetzung der vereinbarten Leistungen gewährt wird. Somit ist festzustellen, daß durch die Kooperative Einrichtung Apfellagerung bereits in hohem Maße Handels- und Versorgungsfunktionen verantwortlich wahrgenommen werden. Die in den Obstkühllagern befindlichen Äpfel bleiben

bis zum Verkauf Eigentum des Produzenten. Damit trägt er die volle Verantwortung für ein hohe Qualität bis zum Verbraucher. Dies hat sich unter unseren konkreten Bedingungen gut bewährt und ist weiter auszubauen. Somit entsprechen wir immer besser dem Vorschlag des Ministeriums für Handel und Versorgung, ab 1988 die volle Übernahme und Wahrnehmung von Handels- und Versorgungsfunktionen gegenüber dem Einzelhandel und allen Großverbrauchern bei dem Produkt Apfel zu erproben. Das erfordert die weitere Ausgestaltung des Vertragsrechts und die Klärung ökonomischer Fragen. Niveauvolle, qualitätserhaltende Verpackungs- und Transportmittel einschließlich einer ständig besseren Warenpräsentation sind wichtige Kriterien bei der Lösung dieser Versorgungsaufgaben. Hier geht es uns zu langsam voran, und alles im landwirtschaftlichen Rationalisierungsmittelbau zu lösen, erscheint uns auch nicht immer der effektivste Weg. Eigeninitiativen in den Mitgliedsbetrieben des Kooperationsverbandes sind darauf gerichtet, das über den Plan hinaus produzierte Obst und Gemüse der Bevölkerung als Frischware bzw. in verarbeitetem Zustand zur Verfügung zu stellen. Als ein positives Beispiel kann hier die LPG Gemüseproduktion Neu Fahrland angeführt werden. Diese Genossenschaft demonstriert, wie mit geringsten finanziellen Mitteln eine steigende Versorgung erzielt wird. Bei Nutzung vorhandener Gebäude und mit vielfältigen Initiativen der Genossenschaftsbauern wurden relativ einfache, kostensparende Lösungen gefunden. Durch den Aufbau einer Frosterlinie wurde die Produktion von Suppengrün auf 730t gesteigert sowie 50 t Sauerkirschen und 50t Erdbeeren gefrostet. Von der im Betrieb produzierten Rohware wurden bei kürzesten Warenwegen diese Ergebnisse erreicht. Spätestens 2 Stunden nach der Ernte waren die Erdbeeren bereits gefrostet. Ausgehend von unserer Strategie, durch immer hö-

here Veredlung das Sortiment ganzjährig zu verbessern, kommt vor allem der Lagerung und dem Transport der Feinfrostprodukte erhöhte Bedeutung zu. Weitere Initiativen in dieser Genossenschaft sind gerichtet auf die Verbesserung des Angebotes bei Rosenkohl, Porree und Möhren. So sollen zum Beispiel 5 0001 Möhren in der neu zu errichtenden Möhrenputzstation verarbeitet werden. Diese zusätzliche Produktion trägt wesentlich zur ökonomischen Stabilität der Genossenschaft bei. So stieg das Nettoprodukt je VbE im Vergleich zu 1985 um 14,9%. Dieses Beispiel zeigt, welch positive Lösungen durch Eigeninitiative möglich sind. Die effektivere Kooperation von Produktion, Handel und Verarbeitung bei Nutzung der Standortvorteile in unserem Verantwortungsbereich garantiert so eine immer bessere Versorgung der Bevölkerung mit frischem Obst und Gemüse sowie verarbeiteten Produkten. Dabei leistet die Kommission Absatz/Vermarktung unseres Kooperationsverbandes unter der Leitung des Fachdirektors des Kombinates Obst-Gemüse-Speisekartoffeln einen wesentlichen Anteil. In den wöchentlichen Beratungen werden entsprechend des Aufkommens und auf der Grundlage der Verträge die Lieferungen für den Frischmarkt und zur Verarbeitung abgestimmt. Damit verfügen wir im Kooperationsverband über ein weiteres gemeinschaftliches Leitungsinstrument von Produktion-Handel und Verarbeitungsindustrie. Des weiteren nimmt unser Kooperationsverband an der Koordinierungsgruppe beim Rat des Bezirkes teil, somit können wir auf die Verwendung des Aufkommens operativ Einfluß nehmen. Die Verwirklichung der Beschlüsse des XIII. Bauernkongresses der D D R heißt für uns: Durch eine stabile, ständig steigende Agrarproduktion und eine höhere Veredlung die Versorgung der Bevölkerung mit Obst, Gemüse und verarbeiteten Produkten wirksam zu verbessern.

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Josef Klier

Aufgaben und Probleme der milchverarbeitenden Industrie des Bezirkes Potsdam und Anforderungen an die Landwirtschaftsbetriebe Die rund 1800 Werktätigen und Kommunisten der Milchindustrie des Bezirkes Potsdam haben zur Verwirklichung der Beschlüsse des XI. Parteitages der SED sehr aufmerksam die zentrale Beratung der Nahrungsgüterwirtschaft in Leipzig-Markleeberg im Oktober 1986 für ihre weitere Arbeit ausgewertet und in diesem Sinne ebenso die Beschlüsse des ll.FDGB-Kongresses und des XIII. Bauernkongresses der DDR zur Maxime ihres Handelns erhoben. Auf Grund der territorialen Lage des Bezirkes Potsdam haben wir, abgeleitet aus der von den Parteitagen der SED formulierten Hauptaufgabe in ihrer Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik, eine besonders hohe versorgungspolitische Verantwortung für die kontinuierliche und bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung unseres Bezirkes und für die Bereitstellung einer qualitativ hochwertigen Rohmilch für den VEB Milchhof Berlin zur Versorgung der Bevölkerung der Hauptstadt der DDR. Diese Position umfaßt jährlich rund 104kt, das entspricht fast 16% des planmäßigen bezirklichen Rohmilchaufkommens. Darüber hinaus haben wir hohe Anforderungen für RoKmilchlieferungen nach Berlin-West zu erfüllen, einen Butterexport von rund 6000t jährlich zu realisieren und außerdem Exportmilchpulver bereitzustellen. Mit 18 Betrieben, davon 8 volkseigenen Molkereien und 10 VdgB Molkereigenossenschaften, haben wir diese Aufgaben zu bewältigen. Die Hauptproduktionsrichtungen sind ausgeprägt durch Konzentration, Spezialisierung und Rationalisierung der Produktion, die im wesentlichen in den 70er Jahren durchgeführt wurde. Trinkmilch und flüssige Milcherzeugnisse werden in 9 Betrieben hergestellt, Speisequark und -Zubereitungen in 4, Butter in 7, Labkäse in 9, Sauermilchkäse in 2 und Milchpulver in 5 Betrieben. Bedingt durch die volle Orientierung der sozialistischen Landwirtschaft auf eine intensive Weidewirtschaft, unterliegt das Rohmilchaufkommen in unserem Bezirk erheblichen jahreszeitlichen Schwankungen. So beträgt die Differenz vom Tag der höchsten Milchanlieferung im Monat Mai zum Tag der niedrigsten im November/Dezember mehr als 60%. Betonen möchte ich, daß das Milchaufkommen auch in der Zeit der niedrigsten Anlieferung noch für alle vorgenannten Produktions- und Versorgungsaufgaben ausreichend ist. Daraus ergibt sich jedoch die Konsequenz, Be- und Verarbeitungskapazitäten zur Verfügung zu haben, die auch während der Zeit der höchsten Anlieferung eine effektive, verlustlose und tagfertige Verarbeitung sichern. Diese Aufgabe stellt mit der weiteren Intensivierung der Weidewirtschaft, die sich nunmehr auch auf die indutriemäßig produzierenden Anlagen ausgedehnt hat, bei 60

den begrenzten Investitionsmöglichkeiten, abgesehen vom Neubau VEB Molkerei Potsdam für die Frischversorgung in der Bezirksstadt und die notwendigsten Ersatzleistungen, zunehmend höhere Anforderungen. Betrug zum Beispiel die höchste Tagesanlieferung im Jahre 1982 2078t, so ist 1987 ein maximales Tagesaufkommen von 2493t zu verzeichnen, das entspricht einer Steigerung auf 120 %. Hohe Anforderungen an das Bewußtsein und die Einsatzbereitschaft der Werktätigen ergeben sich aus der leichten Verderblichkeit des Rohstoffes und aus der Notwendigkeit der Produktion an allen 365 Tagen des Jahres. Ferner ist zu beachten, daß entsprechend den Verbrauchsgewohnheiten und der Bevorratung für das Wochenende der Bedarf bei allen Frischerzeugnissen wöchentlich von Montag zu Freitag starke Schwankungen aufweist und Spitzenwerte vor Feiertagen erreicht. Die bedingungslose tägliche Erfüllung dieser Bedarfsanforderungen erfordert eine Berücksichtigung in der Bemessung der Kapazitäten und der Schichtauslastung. Am Beispiel geschildert heißt das, eine Flaschenfüllinie darf im Durchschnitt nur so hoch ausgelastet sein, daß auch an Spitzentagen der Produktion noch kleinere Havarien und Reparaturen behoben werden können, ohne die Trinkmilchversorgung im jeweiligen Territorium für den nächsten Tag zu gefährden. Auch in der Milchindustrie ist ein Optimum der Produktionskonzentration anzustreben, um den wissenschaftlich-technischen Fortschritt auf allen Ebenen, insbesondere aber im Sinne des Einsatzes von großen, leistungsfähigen Anlagen mit Elementen mikroelektronischer Steuerung und Robotertechnik rentabel einsetzen zu können. Jedoch ist andererseits stets die Notwendigkeit der breitgefächerten Verteilung der Fertigerzeugnisse bis zur letzten Landverkaufsstelle bei Gewährleistung des Frischegrades zu beachten. Kompromisse sind notwendig, um gleichzeitig der Priorität der Versorgung der Bevölkerung mit Milch und Milcherzeugnissen und der Erwirtschaftung hoher ökonomischer Ergebnisse Rechnung tragen zu können. Bereits seit dem 1. Juli 1958, also seit bald 30 Jahren, haben wir durch eine einheitliche bezirkliche Leitung des Produktions- und Reproduktionsprozesses mittels der Vereinigung für die Lenkung der milchverarbeitenden Industrie eine kombinatsähnliche Struktur, die uns in die Lage versetzt, das auf rund 230% gegenüber 1958 gestiegene Rohmilchaufkommen der Landwirtschaft bei einer wesentlichen Erweiterung des Erzeugnissortiments und der durchgängigen Einführung einzelhandelsgerechter Abpackgrößen mit in etwa der gleichen Anzahl von Arbeitskräften zu bewältigen. So konnten wir beispielsweise die Produktion von

Trinkmilcherzeugnissen auf rund 170,0% steigern, die Butterproduktion verdoppeln, die Speisequark- und Frisehkäseproduktion auf 230% und die Labkäseproduktion auf 299,2% erhöhen sowie die Milchpulverproduktion einführen und auf eine heutige Jahresproduktion von rund 21000t steigern. Allein zwischen dem XII. und XIII. Bauernkongreß der D D R konnte im Bezirk Potsdam die Marktproduktion von Milch von 564100t auf 702570t, d.h. auf 124,5%, die marktwirksame Milchleistung je Kuh von 2,908kg/a auf 3706kg, somit auf 127,4%, die Trinkmilchproduktion von 117106 t auf 129879 t = 110,9%, die Butterproduktion von 21275 t auf 26220 t = 123,2%, die Schnittkäseproduktion von 3125t auf 4329t = 138,5%, die Weichkäseproduktion von 1738t auf 1834t = 105,5% und die Milchpulverproduktion von 17984tauf 21138t = 117,5% gesteigert werden. Daran haben die Neuerer und Rationalisatoren — rund 50 % aller Beschäftigten sind in der Neuererbewegung integriert — einen entscheidenden Anteil. Ebenso hat die Entwicklung des eigenen Rationalisierungsmittelbaus bewirkt, eine Reihe von technisch-technologischen Problemen zu lösen. Mit Hilfe des Rationalisierungsmittelbaus ist es uns unter anderem gelungen, für bereits verschlissene Anlagen zur Milchtrocknung diverse Ersatzteile herzustellen und damit Generalreparaturen auszuführen. Jedoch sind wir bei steigendem Rohmilchaufkommen und erhöhten Sortimentsanforderungen, zum Beispiel durch das Delikatprogramm, an die Grenzen der Produktionsentwicklung auf der Grundlage der vorhandenen Kapazitäten angelangt. Hinzu kommt, daß die Probleme bei der Bereitstellung der erforderlichen Verpakkungsmaterialien, wie Plastbecher, Folien, heißsiegelfähige Alufolien und Kartonagen, die häufig den kontinuierlichen Produktionsfluß behindern, in der Plandiskussion 1988 mit den Produktionskollektiven eine bedeutende Rolle spielten. Die Werktätigen unterstützen voll die Beschlüsse des XIII. Bauernkongresses der D D R und die in der dort gehaltenen Rede des Generalsekretärs des ZK der SED, Erich Honecker, getroffenen Feststellungen, daß die Nahrungsgüterproduktion gesamtvolkswirtschaftliches Anliegen ist und alle Vorleistungsbereiche der Industrie auch für die Nahrungsgüterwirtschaft die erforderlichen Aufgaben, wie ausreichende Bereitstellung von Ersatzteilen, Maschinen, Chemikalien und Zusatzstoffen sowie Verpackungsmitteln zu sichern haben. Eine hohe Verantwortung tragen wir für die Erzeugnisqualität. Nach dem Beispiel unserer „Betriebe der ausgezeichneten Qualitätsarbeit" VEB Molkerei und Trockenmilchwerk Rathenow, VEB Molkerei Nauen und VEB Molkerei Königs-Wusterhausen sowie dem Beispiel des zentralen Wettbewerbsaufrufers und Initiativbetriebes für die Milchindustrie der DDR im Jahre 1987, unserer VdgB Molkereigenossenschaft Brandenburg, führen wir mit betrieblichen Qualitätssicherungssystemen einen täglichen Kampf um die Realisierung der auf Spitzenwerte orientierten Forderungen des ASMW. Eine entscheidende Voraussetzung für den Erfolg ist

ausnahmslos bei allen Erzeugnissen die Qualität der Rohmilch. Wir waren seit Jahren von unserem Sekretär für Landwirtschaft der SED-Bezirksleitung, W. Nieswand, und dem Stellvertretenden Vorsitzenden des Rates des Bezirkes für Land, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft, W. Mewes, gut beraten, in Wahrnehmung unserer Bündnispflicht gegenüber der Klasse der Genossenschaftsbauern die 12 Kooperationsverbände „Qualitätsmilch" in kameradschaftlicher Zusammenarbeit weiterzuentwickeln. Das versetzte uns in die Lage, umgehend mit der Durchsetzung der diesbezüglichen Beschlüsse des XIII. Bauernkongresses zu beginnen und dabei die Qualitätsfragen in den Mittelpunkt der Arbeit zu stellen. Die Mitgliedsbetriebe der sozialistischen Landwirtschaft in den Kooperationsverbänden produzieren rund 93 % der bezirklichen Marktproduktion Milch. Seit Bestehen der 12 Kooperationsverbände mit insgesamt 317 Mitgliedsbetrieben haben wir stets auf Menge und Qualität orientiert. Die jeweiligen gesetzlichen Bestimmungen wurden genutzt, um eine kontinuierliche Weiterentwicklung zu gewährleisten. Heute stehen aber neue und größere Anforderungen. Ausgehend von der ständig steigenden Nachfrage der Bevölkerung nach den einer gesunden Ernährung dienenden eiweißreichen Milcherzeugnissen, wie Speisequark und Frischkäsezubereitungen, Weich- und Schnittkäse, kommt der kontinuierlichen Sicherung eines hohen Eiweißgehaltes der Rohmilch bei möglichst geringen jahreszeitlichen Schwankungen eine besondere Bedeutung zu. Das vorhandene genetische Potential unserer Kuhpopulation ist voll auszuschöpfen, indem eine wissenschaftlich fundierte Fütterung sowie eutergesunde Kuhbestände gesichert werden. Dazu wurde die neue, ab Januar 1988 wirksame Preisanordnung geschaffen. Veränderte mikrobielle Anforderungen an die Trinkmilch und die flüssigen Milcherzeugnisse zur Verbesserung der Haltbarkeit im Interesse des Verbrauchers erfordern eine weitere Reduzierung des Keimgehaltes im Rahmen der derzeitig gültigen Normen. Darüber hinaus geht es bei Beibehaltung der bekannten Methoden und Grenzwerte für die Bewertung der Sensorik, um eine konsequente Gewährleistung der sensorischen Prüfung der Rohmilch. Besonders markant ist die Abhängigkeit der Labkäsequalität von der Käsereitauglichkeit der Rohmilch. Es ist bekannt, daß die Rohmilch in der höchsten Qualitätsklasse nur zu etwa einem Drittel die Voraussetzungen für eine gute Käsereitauglichkeit erbringt. Hier geht es um die Einhaltung einer Dichte von 1026-1,033 g/cm3, einen negativen Hemmstoffnachweis, eine Säurezahl von 6,0-6,8, möglichst 6,4-6,8, um Milch aus eutergesunden Beständen, um 4 Punkte in der sensorischen Bewertung und um eine Mikrokoloniezahl deutlich unter 300000/ml. Weitere Forderungen sind in einem Eiweißgehalt von 3,2% und mehr, in einem Säuerungsvermögen entsprechend der TGL 8064 und einem geringen Gehalt an anaeroben Sporenbildnern zu sehen. Besonders problematisch ist die Rohmilch in der Qualitätsklasse III mit Säurezahlen unter 6,0 und groben 61

sensorischen Fehlern. Für die Verarbeitung zu den wichtigsten Milcherzeugnissen muß sie ausgeschlossen werden. Unsere Aufgabe sehen wir in einer ständigen -Unterstützung und schnellen Information der sozialistischen Landwirtschaftsbetriebe und Mitgliedsbetriebe der Kooperationsverbände über die jeweilige Produktionsmenge, die Inhaltsstoffe und die Qualität der Rohmilch mittels unseres Zentrallabors und der Betriebslabore der Molkereien. Dadurch haben die Melkerkollektive die Möglichkeit, aufgetretene Mängel kurzfristig und gezielt zu korrigieren. Durch Empfehlungen u. a. m. für die Rationalisierung und Rekonstruktion der Milchviehanlagen, durch unseren betriebseigenen Beratungsdienst in enger Zusammenarbeit mit der zuständigen staatlichen Leitung und den wissenschaftlichen Einrichtungen unterstützen wir diesen Prozeß. Auf der Grundlage des Standards, TGL 35816 „Betriebliche Qualitätssicherung und Standardisierung in der Milchproduktion" unterstützen wir die Ausbildung von TKO-Leitern und Qualitätsverantwortlichen und

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vermitteln die besten Erfahrungen auf dem Gebiet der Rohmilchqualitätssicherung über die Kreis- und Bezirkskonsultationsbetriebe der Milchproduktion. In Auswertung des XIII. Bauernkongresses der D D R unternehmen wir des weiteren besondere Anstrengungen bei der Weiterentwicklung der Mitwirkung der Kooperationsverbände im Hinblick auf die Übernahme wirtschaftsleitender Funktionen. Dabei ging es in den zurückliegenden Monaten um die Einbeziehung der KOV in den staatlichen Entscheidungsprozeß und die Erarbeitung neuer Rahmenkooperationsvereinbarungen, die bereits im Entwurf fertiggestellt sind. Eine exponierte Stellung nimmt gegenwärtig die kooperative Arbeit mit dem sozialistischen Groß- und Einzelhandel in den Arbeitsgruppen der KOV ein, um die Versorgungswirksamkeit weiter zu erhöhen, d.h., eine bessere Erhaltung des Frischegrades in der Handelssphäre, eine attraktivere Warenpräsentation und das Angebot von Milch und Milcherzeugnissen während der gesamten Ladenöffnungszeiten zu erreichen.

Joachim Werner

Erfahrungen bei der weiteren Entwicklung der Instandhaltung und des Rationalisierungsmittelbaus im VEB Kombinat Landtechnik Potsdam Das VEB Kombinat Landtechnik Potsdam (VEB KLT) ist mit seinen Betrieben unter anderem für die Leitung, Planung, Durchführung, Abrechnung und Kontrolle der Instandhaltung und Instandsetzung der Landtechnik der Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft, die entsprechende materiell-technische Versorgung für die Instandhaltung und Instandsetzung, die Instandsetzung von Einzelteilen und Baugruppen, für den Rationalisierungsmittelbau sowie für die Aus- und Weiterbildung der Genossenschaftsbauern und Arbeiter auf dem Gebiet der Landtechnik verantwortlich. Insbesondere sind dabei folgende Aufgaben zu lösen: - Gewährleistung einer hohen Einsatzfähigkeit der landtechnischen Arbeitsmittel zu den landwirtschaftlichen Einsatzzeiten auf der Grundlage der planmäßig vorbeugenden Instandhaltung mit niedrigen Instandhaltungskosten in allen LPG, GPG, VEG und ihren kooperativen Einrichtungen. - Zur komplexen Mechanisierung der Pflanzen- und Tierproduktion für den effektiven Einsatz der technischen Grundmittel und deren Nutzung über einen längeren Zeitraum beizutragen mit dem Ziel, durch Anwendung von Wissenschaft und Technik und Ausbau der eigenen Rationalisierungsmittelproduktion an der Vervollkommnung der Maschinensysteme und der Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Genossenschaftsbauern zu arbeiten. - Sicherung der Versorgung der Landwirtschaft mit Dünge-, Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmitteln, anderen Agrarchemikalien, Produktionshilfsmitteln und Produktionsstoffen sowie sonstigen Produktionsmitteln in enger Zusammenarbeit mit der VdgB/BHG bei optimaler Ausnutzung der bereitstehenden Fonds. - Die Aus- und Weiterbildung auf landtechnischem Gebiet für die Mechanisatoren, Schlosser, Meister, Ingenieure, Ökonomen und Leitungskader planmäßig zu organisieren und die Kenntnisse und Fähigkeiten auf dem Gebiet der Landtechnik und der sozialistischen Betriebswirtschaft bei den Kadern allseitig zu erhöhen. - Die wissenschaftlich-technischen Kapazitäten des VEB Kombinat Landtechnik Potsdam einzusetzen, die Neuererarbeit systematisch zu fördern und eigene Beiträge zur Entwicklung von Wissenschaft, Technik und Technologie auf dem Gebiet der Landtechnik und deren schnelle Überführung in die Praxis zu leisten. Nach diesen Grundsatzaufgaben beträgt im VEB Kombinat Landtechnik Potsdam der zu erbringende Leistungsanteil für 1987: - Instandhaltungsleistungen = 70,3% - Rationalisierungmittelfertigung = 19,6%

- Industrie-und Kooperationsleistungen = 5,8% - Anlagenmontage (nur technische Ausrüstungen) = 4,3 % Entsprechend der ökonomischen Strategie des XI. Parteitages der SED, der Direktive zum 5-JahrpIan 1986 bis 1990 und den Beschlüssen des XIII. Bauernkongresses der D D R steigen die Anforderungen an die Instandhaltung und Modernisierung der vorhandenen Technik weiter an. Diese Strategie zeichnet sich auch in der Landtechnik des Bezirkes Potsdam ab. So entwickelt sich der Instandhaltungsbedarf von 513,8 Mio M im Ist 1986 auf 537,9 Mio M im Plan 1987 und auf 542.2 Mio M im Planentwurf 1988. Der Anteil des Kombinates Landtechnik Potsdam steigt dabei von 167.3 Mio M im Ist 1986 auf 174,9 Mio M im Plan 1987 und auf 176,2 Mio M im Planentwurf 1988, das heißt, daß unser Anteil 1987 und 1988 bei 32,5% liegen wird. Entsprechend der Entwicklungskonzeption der Instandhaltung von 1986 bis 1990 im Bezirk Potsdam wird sich der Instandhaltungsbedarf der sozialistischen Landwirtschaftsbetriebe bis 1990 auf 668-690 Mio M erhöhen. Ein Weg zur Absicherung dieser Entwicklungstendenz ist die konsequente Leitungsarbeit mit dem einheitlichen Instandhaltungsplan. Der einheitliche Instandhaltungsplan hat unter anderem folgende Zielfunktion zu erfüllen: - Den Instandhaltungsprozeß von der Vorbereitung bis zur Realisierung der Instandhaltungsmaßnahmen planmäßig zu beherrschen, - die neuesten wissenschaftlich-technischen Kenntnisse auf dem Gebiet der Instandhaltung umfassend anzuwenden, - das Qualifikationsniveau aller in der Instandhaltung beschäftigten Werktätigen zu erhöhen und - die Organisation des arbeitsteiligen Instandhaltungsprozesses auf der Basis der Kooperation zwischen den LPG, VEG, kooperativen Einrichtungen und dem VEB Kreisbetrieb für Landtechnik zu vervollkommnen. Im Bezirk Potsdam wird seit 1984 mit dem einheitlichen Instandhaltungsplan gearbeitet. Folgende Erfahrungen konnten bisher dabei gesammelt werden: - Der Maßnahmeplan zur jährlichen Erarbeitung des einheitlichen Instandhaltungsplanes, der durch den Rat des Bezirkes bestätigt wird, hat sich bewährt, - die Anleitung der sozialistischen Landwirtschaftsbetriebe durch qualifizierte Kader des Rates des Kreises und dem VEB Kreisbetrieb für Landtechnik ist zu sichern; - die konkrete Anwendung der Kostenträgerrechnung in den sozialistischen Landwirtschaftsbetrieben zur exakten Erfassung und Anwendung der Instandhaltungsleistungen; 63

- die monatliche Abrechnung ausgewählter Kennziffern zur Instandhaltung über das EDV-Projekt „Einphasenausdruck für mehrere Leistungseinheiten"; - die Sicherung des hohen manuellen Aufwands bei der Zusammenfassung der Pläne der sozialistischen Landwirtschaftsbetriebe durch die V E B Kreisbetriebe für Landtechnik durch die Anwendung der Rechentechnik; - die Sicherung der terminlichen Übereinstimmung zwischen der Produktionsplanung in den V E B Kreisbetrieben für Landtechnik und der Instandhaltungsplanung in den sozialistischen Landwirtschaftsbetrieben. Der einheitliche Instandhaltungsplan muß als ständiges Leitungsinstrument genutzt werden, um zu einer besseren Auslastung des gesellschaftlichen Arbeitskräftevermögens zu kommen, da sich der Arbeitskräftefonds in den nächsten Jahren im Bezirk nicht weiter erhöhen wird. Eine wesentliche Form für die Absicherung des Instandsetzungsbedarfes ist die spezialisierte Instandsetzung der strukturbestimmenden Landtechnik, die die höchste Arbeitsproduktivität gewährleistet. Im Bezirk Potsdam führen von den 15 Kreisbetrieben für Landtechnik 12 die spezialisierte Instandsetzung der strukturbestimmenden Landtechnik durch. Das Instandsetzungsprogramm umfaßt 26 Maschinentypen, weitere 3 Maschinentypen werden im Rahmen der Kooperation mit den Kombinaten Landtechnik Magdeburg, Neubrandenburg und Schwerin instandgesetzt. Der Abdekkungsgrad bei den einzelnen Maschinentypen in der spezialisierten Instandsetzung ist sehr differenziert. Er wird z . B . 1988 beim Streuaufsatz D 032 ExakthäckslerE 280 Mähdrescher E 512 Traktoren Z T 300 u. Var. Anhänger H W 80,11

bei 100%, bei 9 2 , 2 % , bei 7 2 , 5 % , bei 54,4% und bei 48,7%

liegen. Damit wird deutlich, daß es zweckmäßig und richtig ist, die Kapazitäten der spezialisierten Instandsetzung als effektivste Form der Instandsetzung weiter auszubauen. Durch folgende Faktoren kann die Effektivität der Instandsetzung erhöht werden: - Einführung von Schlüsseltechnologien, wie z. B. Einsatz von Robotertechnik, Mikroelektronik und betriebsnahe Rechentechnik, - ständige Überarbeitung der bestehenden Technologien, - Durchführung von Erfahrungsaustauschen mit anderen Betrieben, innerhalb der Erzeugnisgruppe und Übernahme von Bestwerten, - Entwicklung und Einsatz von effektiveren Betriebsmitteln, - gezielter Einsatz von Investitionen zur weiteren Grundmittelreproduktion, - Einbeziehung von Mechanisatoren in den Wintermonaten, in den Instandsetzungsprozeß, - Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen in den Betrieben. Die Lösung dieser Aufgaben erfordert die Realisierung, 64

aber auch eine ständige Überarbeitung der vorhandenen Konzeption für die Entwicklung der Instandhaltung der Ausrüstungen der Pflanzen- und Tierproduktion im Bezirk Potsdam 1986-1990. Durch die Realisierung dieser Aufgaben wird die auf der zentralen Bernburger Konferenz zu Fragen der Landtechnik vom 30.11. bis 2.12.1982 gestellte Arbeitsrichtung fortgesetzt und das einheitliche System der Instandhaltung für die Grundfondsausrüstung in den L P G und V E G zur Sicherung einer hohen Einsatzfähigkeit und Einsatzsicherheit bei möglichst niedrigen Instandhaltungskosten weiterentwickelt und gestaltet. Die Fertigung von Rationalisierungsmitteln für die sozialistische Landwirtschaft ist eine weitere Schwerpunktaufgabe der Landtechnikbetriebe. Die Rationalisierungsmittel stellen Arbeitsmittel oder Zusatzeinrichtungen dar, die unmittelbar auf die Arbeitsgegenstände einwirken und zur Intensivierung der Produktion beitragen. Durch die Rationalisierungsmittelfertigung werden Mechanisierungslücken in der sozialistischen Landwirtschaft geschlossen bzw. bestehende Maschinensysteme komplettiert, es wird der wissenschaftlich-technische Fortschritt schneller durchgesetzt und eine Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen für die Genossenschaftsbauern und Arbeiter erreicht. Bei dieser notwendigen, engen Zusammenarbeit wächst die Verantwortung der Kreisbetriebe für Landtechnik bei der Einbeziehung aller Werktätigen und der Entwicklung einer echten sozialistischen Gemeinschaftsarbeit zwischen den Kreisbetrieben für Landtechnik als Stützpunkt der Arbeiterklasse auf dem Lande und der Klasse der Genossenschaftsbauern. Es ist dabei immer von der Forderung auszugehen, daß die gefertigten Rationalisierungsmittel sofort in die Produktion übergehen und die geplanten Zielstellungen bzw. Parameter erreicht werden. Die Rationalisierungsmittelproduktion als wesentliche Grundlage der weiteren Mechanisierung der landwirtschaftlichen Produktion wurde im V E B Kombinat Landtechnik Potsdam kontinuierlich erhöht. V o m Plan 1986 bis zur staatlichen Planaufgabe beträgt die Steigerung 5203TM. So wurden 1986 Rationalisierungsmittel im Wert von 72 708 T M gefertigt und 1988 sind Rationalisierungsmittel im Wert von 77 911 T M geplant. Als komplette Rationalisierungsmittel zur weiteren Durchsetzung der komplexen Intensivierung, besonders der Mechanisierung, wurden und werden im Verantwortungsbereich des V E B Kombinat Landtechnik Potsdam gefertigt:

Zentrale Rationalisierungsm. bezirkliche Rationalisierungsm. kreisliche Rationlisierungsm.

1986

1987

1988

Anzahl Wert (TM)

Anzahl Wert (TM)

Anzahl Wert (TM)

18

17831 18

7275

5743

8

18398 16

19517

7539 10

7 596

2611

6 232

Bei der Fertigung kompletter Rationalisierungsmittel hat sich eine Spezialisierung und Konzentration in ausgewählten Betrieben bewährt. So werden z. B . 26 verschiedene zentrale und bezirkliche Rationalisierungsmittel 1987 in 7 Betrieben gefertigt. Die Seriengrößen betragen 5000 bis 15000 Stück pro Jahr. Zur weiteren Effektivitätssteigerung sind hohe Stückzahlen anzustreben. Hohe Stückzahlen j e Erzeugnis sichern gleichfalls eine schnellere Bedarfsdeckung in der sozialistischen Landwirtschaft, wie sie vom X I I I . Bauernkongreß der D D R gefordert wurde. Zur Erhöhung der Stückzahlen entsprechend dem Bedarf unserer sozialistischen Landwirtschaft stellen wir uns die Aufgabe: - Schaffung noch besserer technologischer, konstruktiver und fertigungstechnischer Voraussetzungen in den Betrieben, die die hohen Stückzahlen bzw. ein breites Sortiment fertigen; - eine langfristige Bedarfsplanung in unserer sozialistischen Landwirtschaft zu sichern; - konkrete Planung und Bilanzierung entsprechend den gesetzlichen Regelungen bei Ersatzteilen, Baugruppen und Schwarzmetallen; - eine noch bessere Abstimmung und Koordinierung der Kooperationsleistungen für die einzelnen Erzeugnisse vorzunehmen; - weitere Qualifizierung der Zusammenarbeit der Erzeugnisgruppen Rationalisierungsmittel der Pflanzen-, Tier- und Obst- sowie Gemüseproduktion. Ausgehend vom Bedarf der sozialistischen Landwirtschaft zur weiteren Schließung von Mechanisierungslükken in der Pflanzen-, Tier-, Obst- und Gemüseproduktion werden in unserem Kombinat 1988 folgende Rationalisierungsmittel in das Produktionssortiment aufgenommen: - Zweischichtenpflug in Kooperation mit dem V E B Kombinat Landtechnik Frankfurt (Oder), - Champignonwanne, - geländegängiger Gabelstapler. Mit den neu aufgenommenen Rationlisierungsmitteln, einschließlich der Erneuerung der Bergeraumbeschikkungsanlagen, erreichen wir eine Erneuerungsrate von etwa 2 0 % . Um die Erzeugniserneuerung weiter erhöhen zu können, geht es um die Erfüllung folgender Kriterien: - Gestaltung einer breiten Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Einrichtungen sowie Hoch- und Fachschulen und Übernahme von Forschungen und Entwicklungsergebnissen ; - Bereitstellung neuer Antriebssysteme, Steuerungseinrichtungen usw. auch zur Nachrüstung bei Rationalisierungsmitteln durch die Industrie; - Anhebung des technologischen Niveaus bei der Herstellung von Rationalisierungsmitteln.

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Durch eine weitere Erzeugniserneuerung sind nachfolgende Ziele zu sichern: - Die ständige Leistungserhöhung durch steigende Qualität, - die Senkung des Materialeinsatzes um 5 - 7 % jährlich, - Erhöhung der Standzeiten um 3 - 5 % jährlich, - die Bodendruckminderung von 80-100 kp/cm2, - die Erhöhung des Bedienkomforts und damit Verbesserung der Arbeitsbedingungen des Bedienungspersonals, - die immer bessere technische Absicherung des Gesundheits-, Arbeits- und Brandschutzes. Zur Steigerung der Effektivität, Erhöhung der Erzeugnisqualität und der Stückzahlen sind in unserem Kombinat 18 prozeßspezifische Roboter im Einsatz. Seit 1982 werden in unserem Kombinat eigene Roboter gefertigt. Dazu gehören z . B . : - Roboter zum Kleben von Gurtbändern, - Roboter zum Schweißen, - Roboter zur Demontage von Vakuumpumpen, - in der Entwicklung ist für 1988 ein Roboter zur Reinigung von Zylinderköpfen. Zunehmende Bedeutung bei der Rationalisierungsmittelfertigung messen wir der weiteren Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Einrichtungen sowie Hoch- und Fachschulen bei. Zur Zeit besteht eine Zusammenarbeit unserer Betriebe mit der Ingenieurhochschule BerlinWartenberg, der Ingenieurhochschule für Landtechnik in Friesack, der Zentralen Prüfstelle für Landtechnik Potsdam-Bornim, dem Forschungszentrum für Mechanisierung Potsdam-Bornim und dem Institut für Gemüseproduktion Großbeeren. So besteht z . B . auf der Grundlage von Vereinbarungen eine enge Zusammenarbeit u. a. zwischen: - dem Forschungszentrum für Mechanisierung Potsdam-Bornim und dem V E B Kreisbetrieb für Landtechnik Brandenburg hinsichtlich der Entwicklung und Produktionsüberführung des Anbaufräsladers, - dem Institut für Gemüseproduktion Großbeeren und dem V E B Kreisbetrieb für Landtechnik Luckenwalde zum Einsatz von mikroelektronischen Bauelementen zur Senkung von Ernteverlusten bei Speisemöhren, - der Ingenieurschule für Landtechnik Friesack und den V E B Kreisbetrieben für Landtechnik Kyritz, Nauen, Oranienburg und Luckenwalde zur weiteren Durchsetzung von Themen aus Wissenschaft und Technik. Das Kombinat Landtechnik Potsdam erfüllt mit seinen Leistungen gegenüber der sozialistischen Landwirtschaft wichtige Bündnisverpflichtungen und trägt mit dazu bei, die sozialistische Agrarpolitik der S E D in die Tat umzusetzen.

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Stefanie Warth

Territoriale Aspekte und Probleme der Gestaltung von Verflechtungsbeziehungen zwischen Landwirtschaft und Industrie Die komplexe Nutzung der stark differenzierten territorialen Reproduktionsbedingungen ist eine Grundvoraussetzung, um die umfassende Intensivierung dauerhaft zu machen. Die Gestaltung von Verflechtungsbeziehungen zwischen Industrie und Landwirtschaft erfolgt stets unter konkreten territorialen Bedingungen. Die Effektivität dieser Verflechtungsbeziehungen ist davon abhängig, wie es gelingt, die von Ort zu Ort, von Gebiet zu Gebiet sehr differenziert vorhandenen territorialen Reproduktionsbedingungen durch günstige Standortkombinationen von Industrie und Landwirtschaft, von Primärproduktion und Verarbeitung und durch eine langfristige Veränderung der Struktur der territorialen Reproduktionsbedingungen für den volkswirtschaftlichen Intensivierungsprozeß nutzbar zu machen. Das heißt, Reproduktionsvorzüge und -nachteile einzelner Gebiete für die landwirtschaftliche und industrielle Entwicklung herauszuarbeiten und Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Mit der Arbeit am Generalschema für die Standortverteilung der Produktivkräfte wird sich dieser Problematik verstärkt zugewendet, um die territorialen Reproduktionsbedingungen, wie die technische und soziale Infrastruktur, die demographischen Bedingungen, die natürlichen Bedingungen und die territorialen Kooperationsbeziehungen für die Landwirtschaft und die Industrie als qualitative Wachstumsfaktoren zu erschließen. Darüber hinaus wird den zentralen und örtlichen Staatsorganen ein langfristig strategisches Material übergeben, damit effektive Wechselbeziehungen zwischen der Leistungsentwicklung der Industrie und der Landwirtschaft unter den jeweiligen konkreten territorialen Bedingungen gestaltet werden können. Aus der Gesamtheit der territorialen Reproduktionsbedingungen soll nur ein Aspekt herausgegriffen werden, der mit der breiten Anwendung von Schlüsseltechnologien sowohl in der Industrie als auch in der Landwirtschaft zunehmend an Bedeutung gewinnt. Das ist die rationellere Nutzung der im Territorium (Kreis und Bezirk) vorhandenen technischen Infrastruktur und deren Reproduktion. Die technische Infrastruktur weist wie alle anderen territorialen Reproduktionsbedingungen eine Besonderheit auf, sie wird immer nur dann wahrgenommen, wenn sie nicht ausreichend, nicht in der gewünschten Qualität und nicht in den erforderlichen territorialen Proportionen vorhanden ist. Der Aufwand für die öffentlichen Anlagen und Netze der technischen Infrastruktur verbraucht einen beträchtlichen Teil des Nationaleinkommens und ihre begrenzte Speicherkapazität und Durchlaßfähigkeit sowie die nicht gesicherte einfache Reproduktion ihrer Anlagen lassen es schon zur gewohnten Denkweise werden, daß es ausreichend ist, 66

notwendige Entwicklungen und Investitionsforderungen für die technische Infrastruktur ausschließlich mit vorhandenen Mängeln und nicht mit zu erwartenden Effekten zu begründen. Auch die in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur häufig anzutreffenden Auffassungen über den „indirekten Einfluß" der technischen Infrastruktur auf den Reproduktionsprozeß bieten auch keine ausreichende theoretische Grundlage, um langfristig erforderliche Proportionen zwischen dem Bedarf der landwirtschaftlichen Produktion, dem Bedarf der Industrie und der Bevölkerung an infrastrukturellen Leistungen und der Leistungsfähigkeit der technischen Infrastruktur zu bestimmen. Fragen nach der Effektivität der Leistungen der technischen Infrastruktur, um Möglichkeiten zu ihrer Reproduktion zu finden, sind eine lohnenswerte Aufgabe für die Territorialforschung. Aus bisherigen Untersuchungen über die Wirkungen der technischen Infrastruktur sowohl auf den landwirtschaftlichen als auch den volkswirtschaftlichen Intensivierungsprozeß lassen sich folgende Erkenntnisse verallgemeinern: 1. Die technische Infrastruktur vermittelt der Produktion Rohstoffe, Arbeitskräfte und Informationen. Damit beeinflußt sie sowohl das Produktionswachstum der Industrie und der Landwirtschaft als auch deren Effektivität, indem mechanisierte und vor allem automatisierte Prozesse eine gleichmäßige Zufuhr von Material und Hilfsstoffen in gleichbleibender Qualität verlangen. In der Landwirtschaft läßt sich im Gegensatz zur Industrie eine direkte Abhängigkeit von Leistungsentwicklung und dem Verbrauch infrastruktureller Leistungen nachweisen. Produktionsentwicklung und Verbrauch von Elektroenergie und Wasser in der sozialistischen Landwirtschaft im Zeitraum 1970... 1975 1975... 1980 1980... 1985 durchschnittl. Gesamtertrag in GEinkt durchschnittl. Elektroenergieverbrauch in GWh/Jahr durchschnittlicher Wasserverbrauch in Mrd. m3/Jahr

46819

48579

52841

3224

4383

5250

1,46

2,10

2,45

Weitere Forschungsergebnisse zeigen auch, daß ein in der Tendenz wachsender Verbrauch an infrastrukturellen Leistungen eine wichtige Voraussetzung für einen langfristig sinkenden spezifischen Produktionsverbrauch in der Landwirtschaft ist. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, auch unter den Bedingungen der umfassenden Intensivierung weitere Fonds für den Ausbau

und die Vervollkommnung der Anlagen und Netze einzusetzen. Für die landwirtschaftliche Produktion kommt noch ein Aspekt hinzu, daß sie mit lebenden Organismen produziert und saison- und witterungsbedingt sehr unterschiedliche Anforderungen an den Umfang infrastruktureller Leistungen stellt. Deshalb erweist es sich als vorteilhaft, die Speicherkapazität und Durchlaßfähigkeit der öffentlichen Anlagen der technischen Infrastruktur durch eigene Anlagen zu ergänzen. Der Wasserbedarf der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft wird zu 75 % aus eigenen Anlagen abgedeckt, 35 % des Elektroenergiebedarfs werden über eigene Anlagen vermittelt und 58 % des landwirtschaftlichen Transportes werden über das Wirtschaftswegenetz der Landwirtschaft realisiert. Es entsteht hierbei die Frage, worin besteht die volkswirtschaftlich effektivste Lösung? Im Ausbau der öffentlichen Netze oder in der Erweiterung der landwirtschaftseigenen Kapazitäten. Für die Betriebe der Landwirtschaft natürlich in der Nutzung der öffentlichen Kapazitäten aufgrund der damit verbundenen geringen laufenden Anwendungen. Die Lösung dieses Problems ist in einer standtörtlichen Kombination von öffentlichen Anlagen, betrieblichen der Industrie und landwirtschaftseigenen zu suchen. Das erfordert, die Nutzung der technischen Infrastruktur auch als eine Form der Verflechtung von Landwirtschaft und Industrie anzuerkennen. Das setzt sowohl eine verbesserte langfristig konzeptionelle Arbeit der zentralen und örtlichen Staatsorgane voraus, als auch eine verbesserte ökonomische Stimulierung des Verbrauchs infrastruktureller Leistungen in der Volkswirtschaft. 2. Die stärkere technologische Verflechtung der Landwirtschaft mit der Industrie durch die Einführung der Mikroelektronik und Biotechnologie stellten die Probleme einer gemeinsamen Nutzung der technischen Infrastruktur noch stärker und zwingender in den Vordergrund (sowohl der öffentlichen als auch der betrieblichen Kapazitäten). Hier zeichnen sich unterschiedliche Prozesse ab. Während in der Industrie sich bereits Einsparungseffekte zeigen, ist die zunehmende Mechanisierung und teilweise Automatisierung der landwirtschaftlichen Produktion zunächst verbunden mit einem wachsenden Bedarf an infrastrukturellen Leistungen. Seit 1970 läßt sich nachweisen, daß mit steigender landwirtschaftlicher Produktion auch der Anteil infrastruktureller Leistungen am Produktionsverbrauch der Landwirtschaft gestiegen ist. Die Übernahme von Verarbeitungskapazitäten an Standorten der Primärproduktion läßt einen weiteren Anstieg erwarten, so daß territorial zwar sehr unterschiedlich, bereits Disproportionen auftreten. Diese resultieren vor allem daraus, daß an die einzelnen Elemente der technischen Infrastruktur unterschiedliche Anforderungen gestellt werden. Die Übernahme von Verarbeitungsprozessen durch die Landwirtschaft führt zu einer Reduzierung der Transport-, Lager- und Umschlagsprozesse, jedoch zu einem höheren Energie- und Wasserverbrauch am Standort. Diese Strukturveränderungen im Bedarf an infrastrukturellen Leistungen zwingen auch zu neuen Überlegungen hinsichtlich auch der Standorteinordnung künftiger Verarbeitungskapazitäten und hinsicht-

lich des Ausbaus einzelner Elemente der technischen Infrastruktur. Die veränderten Bedarfsanforderungen der Landwirtschaft spielen z. Z. bei der Konzipierung der Entwicklung der öffentlichen technischen Infrastruktur noch keine Rolle, weil in der Theorie und in der Wirtschaftspraxis diesem neuen Stellenwert der technischen Infrastruktur als Verflechtungsmoment von Landwirtschaft und Industrie noch nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt wird. Das findet u . a . seinen Ausdruck darin, daß ihr komplexer Charakter, der sich aus der engen standörtlichen Verflechtung von örtlichen und betrieblichen Kapazitäten der technischen Infrastruktur ergibt, häufig unterschätzt wird. Ihre Nutzung und ihr Ausbau wird nicht komplex, sondern unter zweiglichen Gesichtspunkten geplant und ihre Effektivität an zweiglichen Kriterien gemessen. Das drückt sich auch darin aus, daß die ökonomischen Interessen vor allem der Betriebe der Landwirtschaft zur Senkung des spezifischen Verbrauchs infrastruktureller Leistungen nur ungenügend berührt werden. Eine Einsparung von Leistungen der öffentlichen technischen Infrastruktur wirkt sich auf die Effektivität der Betriebe der Landwirtschaft nur geringfügig aus. Der Anteil infrastruktureller Leistungen aus dem öffentlichen Netz am Produktionsverbrauch der Betriebe der Landwirtschaft beträgt ca. 12%. Unter Einbeziehung eigener Anlagen erhöht er sich auf 2 2 % . Der Anteil für Elektroenergie beträgt 4 , 1 % und für Wasser 2,3 % . Einsparungen dieser volkswirtschaftlich begrenzten Ressourcen werden demzufolge zu wenig wirksam. Die ökonomische Stimulierung einer rationellen Verwendung infrastruktureller Leistungen und eine staatliche Förderung des weiteren Ausbaus der landwirtschaftseigenen technischen Infrastruktur können zur Lösung dieser Probleme beitragen. Voraussetzung dafür ist jedoch die Ausarbeitung von ökonomischen Regelungen, die über eine verbrauchsabhängige Preisgestaltung und die Einführung einer Fondsabgabe für die Nutzung öffentlicher Anlagen und Einrichtungen eine spezifische Einsparung infrastruktureller Leistungen stimulieren. Entsprechende Lösungsmöglichkeiten und auch Vorstellungen über die Art und Weise von Stimulierungsmaßnahmen liegen in der Territorialforschung vor. Es fehlt nur an notwendigen Partnern in der agrarökonomischen Forschung, um diese Maßnahmen ökonomisch für die Betriebe der Landwirtschaft wirksam werden zu lassen. In der gegenwärtigen Phase der Forschungsarbeit wurden folgende Erfahrungen gesammelt: 1. Eine wichtige Voraussetzung, um langfristig Entwicklungsrichtungen für die technische Infrastruktur zu konzentrieren, ist zunächst die Analyse der Ausstattung und des Versorgungsniveaus der Bezirke und Kreise mit infrastrukturellen Kapazitäten. Diese Analyse wird erschwert für die ländlichen Gebiete, da keine Erfassung der landwirtschaftseigenen Kapazitäten erfolgt. In der Industrie werden eigene infrastrukturelle Kapazitäten bereits erfaßt. Für die Agrarökonomen wäre dies ein erster Schritt, um gemeinsam mit den Territorialökonomen dieses Problem zu lösen. Die territorialen Entwicklungskonzeptionen, die durch die jeweiligen Räte der Kreise erarbeitet werden, sind ein wesentliches Instru67

ment für diese ressortübergreifende Problematik. Analysen der Entwicklungskonzeptionen der Kooperationen in den Bezirken Halle und Leipzig ergaben, daß diese Konzeptionen keine produktionsseitigen Anforderungen der Landwirtschaft an die technische Infrastruktur enthielten. In den Bezirken Erfurt und Potsdam dagegen bestehen gute kozeptionelle Grundlagen. Eine besondere Verantwortung tragen hierbei die territorialen Planungsorgane und die Fachabteilungen Landwirtschaft der Räte der Kreise. Hier eröffnet sich ein weites Betätigungsfeld für die örtlichen Staatsorgane, indem sie durch eine langfristig konzeptionelle Arbeit dazu beitragen, daß sie sowohl den Leistungszuwachs der Industrie sichern als auch eine hohe und effektive Produktion aller am landwirtschaftlichen Reproduktionsprozeß beteiligten Partner innerhalb ihres Territoriums garantieren. 2. Die im Vergleich zu Industriegebieten geringere Ausstattung der ländlichen Gebiete mit öffentlichen Einrichtungen der technischen Infrastruktur erfordert einen weiteren Ausbau landwirtschaftseigener Kapazitäten, die die künftigen Einsatzproportionen der Investitionen in der Landwirtschaft beeinflussen. Bis 1990 werden von den Industrieinvestitionen ca. 21 % für betriebliche infrastrukturelle Kapazitäten eingesetzt. Eine ähnliche Tendenz läßt sich auch in der Landwirtschaft nachweisen, vor allem mit der Zunahme von Verarbeitungsprozessen in der Primärproduktion. In diesem Zusammenhang ist es notwendig, über die Kategorien der wirtschaftlichen Rechnungsführung eine gemeinschaft-

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liche Nutzung im Territorium zu stimulieren. Dieses Problem ist jedoch nur in interdisziplinärer Forschungsarbeit zu lösen. 3. Die geringe kommunikationstechnische Ausstattung der ländlichen Gebiete (in einem untersuchten Agrarindustriekreis sind 31 Produktionsstätten der L P G [ T ] in einzelnen Ortsteilen telefonisch nicht erreichbar) erweist sich immer mehr als Faktor, der eine Rationalisierung der Beziehungen zwischen Primärprod u k t i o n - T r a n s p o r t - V e r a r b e i t u n g hemmt. Die engere Verbindung von Arbeits- und Leitungsprozeß der Landwirtschaft mit den Leistungen des Post- und Fernmeldewesens zeigt, daß die Verflechtungsbeziehungen der Landwirtschaft zu den übrigen Bereichen der Volkswirtschaft über die Produktionsmittelbereitstellung und die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte hinausgehen. In der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung sollte dieser Vielfalt der Verflechtungsbeziehungen mehr Rechnung getragen werden. Für die Territorialforschung ergibt sich daraus die Aufgabe, zu untersuchen, wie durch eine gemeinsame Nutzung öffentlicher, betrieblicher und landwirtschaftseigener Kapazitäten, einmalige volkswirtschaftliche Aufwendungen eingespart werden können und wie durch eine Rationalisierung der Standortverteilung der Kapazitäten der öffentlichen technischen Infrastruktur mit sinkendem volkswirtschaftlichem Aufwand die Leistungssteigerung der Industrie und der Landwirtschaft gesichert werden kann.

Werner Schulz

Höherer Beitrag des Vorleistungsbereiches der Landwirtschaft, insbesondere des Rationalisierungsmittelbaus für die Vervollkommnung der materiell-technischen Basis Eine hohe Effektivität in der gesamten Nahrungsgüterkette wird bereits gegenwärtig und noch mehr in der Zukunft von der planmäßigen aufeinander abgestimmten Entwicklung aller Bereiche und Zweige der Volkswirtschaft bestimmt, die zur Sicherung der Ernäherung und zu einer bedeutenden einheimischen Rohstoffproduktion beitragen. 1 In diesem Prozeß wächst objektiv die Funktion des Vorleistungsbereiches der Landwirtschaft (VBL) als ein bedeutender Faktor der weiteren Ausprägung intensiv erweiterter Reproduktion der Landwirtschaft und des gesamten Ernährungskomplexes. Im Ergebnis der erfolgreichen Agrarpolitik der SED wurde ein sehr leistungsfähiger VBL geschaffen und weiter ausgebaut, der die Landwirtschaft in bedeutendem Maße mit Produktionsmitteln ausstattet und Leistungen erbringt, die das heutige Intensitätsniveau der landwirtschaftlichen Produktion und ihre Stabilität, Kontinuität und Effektivität wesentlich bestimmen. Diese Funktion des VBL wird sich im Prozeß der weiteren Vertiefung umfassender Intensivierung weiter ausprägen. Die weitere Gestaltung der arbeitsteiligen Beziehungen zwischen produktionsmittelherstellender Industrie und dem VBL wird noch mehr zu einem wichtigen Faktor höherer Ökonomisierung des gesamten Prozesses der umfassenden Intensivierung in der Landwirtschaft. Im Vorleistungsbereich der Landwirtschaft ist ein beachtliches Potential von Arbeitskräften und Produktionsfonds konzentriert, das in Zukunft noch wirksamer und im Sinne höherer Effektivität genutzt und weiter ausgebaut werden muß. Mit ca. 167000 Arbeitskräften und einem Grundfondsbestand von fast 8Mrd. Mark wurde im Jahr 1986 ein Bruttoprodukt von 10,4Mrd. Mark erzeugt. Das entspricht der gesamten industriellen Warenproduktion des Industriebereiches Baumaterialienindustrie der DDR. 2 Erich Honecker stellte in seinem Schlußwort auf dem XIII. Bauernkongreß der D D R auch an die Arbeit der Werktätigen des VBL neue und höhere Maßstäbe. Er unterstrich: „Zunehmenden Einfluß auf die weitere umfassende Intensivierung in der Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft nehmen die Leistungen, die von den Arbeitern in den ... Betrieben der Landtechnik, des Meliorations- und Landbaus ... vollbracht werden. Als zuverlässige Kooperationspartner der Bauern sollten sie künftig ihre Möglichkeiten bei der Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts bei der Rationalisierung und Modernisierung der Grundfonds noch besser ausschöpfen." 3 An der Erfüllung der Aufgaben des VBL sind die Kombinate und Betriebe der Landtechnik mit 54%, des Landwirtschaftsbaus mit 29 % und des Meliorationsbaus mit 17% beteiligt. Die Leistungen des gesamten VBL

haben ein Niveau erreicht, das etwa den Leistungen der Chemischen Industrie (29,3%) und der Energie- und Brennstoffindustrie (3,3%) für die Landwirtschaft zusammengenommen, entspricht. Die Betriebe der Landtechnik stellen fast ein Drittel der Ausrüstungen für die Pflanzenproduktion und zwei Drittel der Tierproduktion her. Die Instandsetzungsleistungen bei Landtechnik umfassen etwa 3,2Mrd. Mark. Besonders die Leistungen zur Aufarbeitung von Ersatzteilen und Baugruppen mit einem Neuwert von ca. l,6Mrd. Mark tragen zur Sicherung einer hohen Verfügbarkeit des wachsenden Bestandes an Landtechnik sowie zu ihrer Modernisierung bei. Gleichzeitig wurde damit ein wichtiger volkswirtschaftlicher Beitrag zum effektiven Einsatz von Stahl, Gußteilen u. a. geleistet. Besonders hohe Anstrengungen wurden von den Werktätigen im technischen Vorleistungsbereich der Landwirtschaft zur Produktion von Rationalisierungsmitteln und landtechnischen Ausrüstungen bis hin zum Auf- und Ausbau der materiellen Bedingungen für die Produktion spezieller mikroelektronisch-technischer Baugruppen zur Prozeßsteuerung und -kontrolle mit dem Ziel schnellerer, breitenwirksamerer Einführung von Schlüsseltechnologien in der Landwirtschaft unternommen. Die Kombinate des Land- und Meliorationsbaus erbringen rund 80 % aller landwirtschaftlichen Bauinvestitionen und die Baureparaturleistungen durch die Betriebe des Landbaus machen einen Umfang von 0,8Mrd. Mark, die des Meliorationsbaus von 0,5Mrd. Mark, aus. Für diese Betriebe des VBL wächst auch der Beitrag für die Erfüllung der in Zukunft noch höheren Leistungsanforderungen vor allem auf dem Gebiet des Wohnungs- und Gesellschaftsbaus und für die dringend notwendige Vervollkommnung der ländlichen Infrastruktur und Ausgestaltung der Dörfer. Diese Leistungen entsprechen etwa einem Drittel der Gesamtleistungen des VBL. Zur Sicherung der hohen Ansprüche an die Reproduktion der materiell-technischen Basis der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft, ihrer Modernisierung und Erweiterung sowie zur Sicherung der notwendigen Instandhaltung wird künftig eine Beschleunigung der Leistungsentwicklung des VBL notwendig, besonders im Hinblick auf die Erhöhung des Produktionsvolumens, der Veränderung der Leistungsstruktur und einer spürbaren Erhöhung seiner Effektivität. Besonderes Gewicht erlangt dabei die vorrangige Entwicklung des landtechnischen Bereiches. Das gilt um so mehr, als sich mit der abzeichnenden Verminderung des Arbeitsvermögens in den 90er Jahren auch in der Landwirtschaft der Prozeß der Substitution lebendiger durch vergegenständlichte Arbeit verstärkt und der Übergang zu einem hö69

heren technisch-technologischen Niveau in der Landwirtschaft und ihrem Vorleistungsbereich zu einer unabdingbaren Voraussetzung weiteren Leistungswachstums wird. Im Zeitraum 1976/80 zu 1981/85 stieg das Produktionsvolumen der Landwirtschaft auf 108 %, die gesamten Leistungen der produktionsmittelherstellenden Industrie und des VBL für die Landwirtschaft erhöhten sich auf 105% und im VBL auf 110%. Im laufenden Fünfjahrplan ist eine Steigerung auf 112%, d.h., jährlich um 2,5% zu erreichen. Durchgeführte Untersuchungen zeigen, daß in den 90er Jahren das durchschnittliche jährliche Wachstumstempo der Leistungen des gesamten VBL bei über 3 % liegen müßte, dabei das des Rationalisierungsmittelbaus sogar bei etwa 6 % , differenziert nach Pflanzen- und Tierproduktion. In den zentral geleiteten Kombinaten des VBL sind auf Grund ihrer modernen Ausstattung noch darüber liegende Wachstumsraten notwendig. Daraus ergeben sich wesentlich höhere Ansprüche, die an die Entwicklung des Vorleistungsbereiches der Landwirtschaft gestellt werden. Es leiten sich daraus aber auch neue Überlegungen und Fragestellungen für eine noch effektivere Arbeitsteilung zwischen dem VBL und der produktiorismittelherstellenden Industrie ab. Dabei nimmt die Arbeitsteilung zwischen der Landmaschinenindustrie und dem technischen Vorleistungsbereich eine absolute Vorrangstellung ein. Die Erfahrungen zeigen und die künftigen Anforderungen machen deutlich, daß auch bei steigenden Leistungen des VBL, die Landmaschinenindustrie den technischen Fortschritt in der Landwirtschaft entscheidend bestimmt. Damit erhöht sich ihre Verantwortung für die Bereitstellung kompletter technologischer Maschinensysteme. Ihre Erzeugnisse müssen den wissenschaftlich-technischen Höchststand verkörpern und noch mehr den spezifischen Bedingungen der Intensivierung der Landwirtschaft der DDR entsprechen. Davon ausgehend besteht aus strategischer Sicht die Aufgabe des landwirtschaftlichen Rationalisierungsmittelbaus darin, ein breites Spektrum von Arbeitsmitteln zu produzieren, die zur Vervollkommnung bestehender Technologien und Schließung von Mechanisierungslükken sowie zur Rationalisierung von Arbeitsprozessen und Rekonstruktion baulicher Anlagen in der Primärproduktion aber auch im VBL selbst und zum Teil in der Nahrungsgüterwirtschaft beitragen. Der eigene Rationalisierungsmittelbau ist noch mehr darauf zu konzentrieren, vor allem spezifische, den konkreten differenzierten Produktions- und territorialen Bedingungen der Landwirtschaft angepaßte sowie zum Teil erforderliche Einzellösungen bereitzustellen. Das ist der Hauptweg, die Arbeitsteilung zwischen Industrie und Landwirtschaft planmäßig, stärker koordiniert zu gestalten und eine optimale Arbeitsteilung zwischen produktionsmittelherstellender Industrie und dem VBL im Sinne höchster volkswirtschaftlicher Effektivität zu gewährleisten. Grundprinzip sollte u.a. sein, daß Produktionsmittel, die in großen Serien zu produzieren sind, vorwiegend in den Kombinaten der zentralgeleiteten Industrie hergestellt werden und der VBL zunehmend auf die Produk70

tion zweigspezifischer Rationalisierungsmittel konzentriert wird. Trotz hoher Steigerungsraten kann zur Zeit der Bedarf der Tierproduktion an Rationalisierungsmitteln zu 80 % und der Pflanzenproduktion nur zu 65 % abgesichert werden. Das verlangt um so dringender die Intensivierung im VBL selbst entschieden zu vertiefen und die Effektivität der Fertigungsprozesse in diesem Bereich zu erhöhen. Absoluter Schwerpunkt hierbei ist die Steigerung der Arbeitsproduktivität, weil die wesentlich höheren Aufgaben im VBL zur Produktion von Ausrüstungen und Geräten für die Land- und Nahrungsgüterwirtschaft auch künftig mit annähernd der gleichen Anzahl von Arbeitskräften gelöst werden müssen. Die Erhöhung der Arbeitsproduktivität in den Fertigungsprozessen des VBL selbst wird deshalb zur Bedingung seines weiteren Leistungswachstums. Hiermit verbindet sich die Aufgabe neben den zentralen Rationalisierungskombinaten auch in den bezirklichen Kombinaten Landtechnik eine Rationalisierungsmittelproduktion mit Maschinenbaucharakter verstärkt zu organisieren, die dem Niveau vergleichbarer Betriebe der Industrie entspricht. Das erfordert die Modernisierung und zum Teil Erweiterung der technologischen Basis mit einem schrittweisen Aufbau entsprechender Fertigungslinien, die auf flexiblen Automatisierungslösungen unter Einsatz von Robotern und voll integrierter Meß- und Steuerüngstechnik beruhen. Eine höhere Arbeitsproduktivität muß auch in den Prozessen der Instandhaltung, Montage und Aufarbeitung von Einzelteilen und Baugruppen erreicht werden. Damit verbunden ist die weitere Steigerung der Rationalisierungsmittelproduktion für die Erhöhung des technologischen Niveaus im technischen Vorleistungsbereich der Landwirtschaft selbst. Das erfordert im Rahmen des arbeitsteiligen Reproduktionsprozesses der Volkswirtschaft die Bereitstellung von Werkzeugmaschinen, Vorrichtungen zur Herstellung, Prüfung und Qualitätssicherung der Rationalisierungsmittel sowie von vielfältigen Baugruppen und -ausrüstungen (u.a. Hydraulikanlagen, Elektroausrüstungen) aus der produktionsmittelherstellenden Industrie entsprechend volkswirtschaftlicher Möglichkeiten. Durch Erweiterung des Wirkungsspektrums und Schaffung neuer Strukturen im VBL sollten zunehmend Bedingungen geschaffen werden, damit er einen größeren Beitrag bei der Einführung und schnelleren Durchsetzung neuer progressiver technologischer Verfahren im landwirtschaftlichen Produktionsprozeß in der erforderlichen Breite leisten kann. Ein besonderer Aspekt hierbei ist die Produktion zweigspezifischer Lösungen für die Anwendung von Schlüsseltechnologien, insbesondere der Mikroelektronik in Kooperation mit der Industrie. Dazu leistet das im Bereich der Landwirtschaft geschaffene Zentrum für die Anwendung der Mikroelektronik einen wesentlichen Beitrag. Auf diesem Wege wird der Einzug der Mikroelektronik bis hin zum Bau von Robotern für Teilprozesse in der Tierproduktion, Nahrungsgüterwirtschaft und Instandsetzung bedeutend gefördert. Als Beispiel soll die Entwicklung des Nachmelkroboters und der Beitrag zur Entwicklung des Produktions- und Kontrollsystems der Milchprodukion hervorgehoben werden.

In diesem vielschichtigen Prozeß, in dem sich die Verflechtungen zwischen den Bereichen der Volkswirtschaft vertiefen und erweitern, liegt in der Herausarbeitung und Bestimmung neuer Strukturen und effektiver Beziehungen ein großes Aufgabengebiet der Forschung. Es reicht von Überlegungen und Ausarbeitungen entsprechender Lösungsvorschläge zur Vervollkommnung der Leitung, Planung, Bilanzierung und Koordinierung bis hin zu Fragen der zielgerichteten Aus- und Weiterbildung der Kader entsprechend der höheren Anforderungen. Hierzu gehören auch Fragen der Konzentration und weiteren Spezialisierung, mit

dem Ziel, die Rationalisierungsmittelbaukapazitäten auf solche Schwerpunkte zu konzentrieren, wo eine aus volkswirtschaftlicher Sicht hohe ökonomische Effektivität erreicht werden kann. All diese Fragen eröffnen ein weites Feld des noch engeren Zusammenwirkens der agrarökonomischen, wirtschaftswissenschaftlichen , technisch-technologischen und naturwissenschaftlichen Forschung, um gemeinsam mit der Praxis die vor uns stehenden Aufgaben in Verwirklichung der ökonomischen Strategie unserer Partei in hoher Qualität zu erfüllen.

Anmerkungen 1

2

Direktive des XI. Parteitages der S E D zum Fünfjahrplan für die Entwicklung der Volkswirtschaft der D D R in den Jahren 1986 bis 1990, Berlin 1986, S.78. Statistisches Taschenbuch der D D R 1987, S. 45.

3

Erich Honecker, Unsere Genossenschaftsbauern verkörpern heute beste bäuerliche Traditionen, Meisterschaft und Schöpfertum. Schlußwort auf dem XIII. Bauernkongreß der D D R , in: Kooperation 7/1987, S.292.

71

Klaus-Peter Algenstaedt

Grundrichtungen in der Mechanisierungsforschung und Anforderungen an die Zusammenarbeit mit der produktionsmittelherstellenden Industrie Die vorgesehene Leistungsentwicklung in der Landwirtschaft muß durch eine effektive Reproduktion der technischen Grundfonds (also des Ausrüstungsbestandes) und die umfassende Nutzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts materiell-technisch gesichert werden. Deshalb haben das Politbüro des ZK der SED und der Ministerrat der D D R im Dezember 1986 entsprechende Beschlüsse zur Entwicklung des Landmaschinenbaus der DDR gefaßt. Gleichzeitig sind durch den eigenen Rationalisierungsmittelbau in noch größerem Umfang hochwertige Maschinen und Ausrüstungen bereitzustellen. Mit der für den Fünfjahrplan 1986-1990 beschlossenen Ausrüstungsbereitstellung ist es möglich, einen Ausrüstungsbestand zu erreichen, der durch quantitative und qualitative Unterschiede im Niveau der Mechanisierung der Arbeiten in der Pflanzen- und Tierproduktion charakterisiert ist, bei wesentlichen Maschinen eine hohe Überalterung des Bestandes ausweist (Ausrüstung Pflanzenproduktion insgesamt ca. 40%) und in der Tierproduktion besonders in der Fütterung und Entmistung immer noch hohe Handarbeitsaufwendungen erfordert (z. B. 30% Handarbeit bei der Fütterung des Rinderbestandes und über 20% bei der Entmistung). Deshalb steht die qualitative, quantitative und strukturelle Verbesserung des Ausrüstungsbestandes der Pflanzen- und Tierproduktion im Mittelpunkt.

bedingungen der Genossenschaftsbäuerinnen, Genossenschaftsbauern und Arbeiter. Die komplexe Modernisierung der Landwirtschaft als Einheit von Neuzuführung der Technik, Rationalisierung und Modernisierung in Verbindung mit der planmäßigen Instandhaltung vorhandener Maschinen und Anlagen sowie der planmäßigen Aussonderung ist eine Aufgabe, die, wie Erich Honecker auf dem XIII. Bauernkongreß der D D R ausführte, auch künftig durch die gesamte Volkswirtschaft zu tragen ist. Durch die Erhöhung der Wirksamkeit des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, insbesondere die umfassende Anwendung der Schlüsseltechnologien ist das Niveau der Mechanisierung wirksam zu erhöhen, um in der landwirtschaftlichen Produktion dauerhaft Höchsterträge und -leistungen zu erzielen. Dabei tragen die Agrarwissenschaftler, die Konstrukeure in Industrie und Landwirtschaft, die Werktätigen in der Instandsetzung und die Kader, die auf dem Gebiet der Leitung, Planung und Durchsetzung der Mechanisierungspolitik arbeiten, eine große Verantwortung. Bei der Modernisierung vorhandener Maschinen und Ausrüstungen im Zuge der Instandsetzung kann das geplante Tempo infolge fehlender Zulieferungen aus der Industrie bis 1990 nicht verwirklicht werden. Diese Bedingungen verlangen vorrangig die Konzentration auf folgende ausgewählte Schwerpunktmaßnahmen, wie

Es geht um die komplexe Modernisierung des vorhandenen Ausrüstungsbestandes sowie die weitere Mechanisierung handarbeitsaufwendiger Arbeitsprozesse zum Abbau der schweren körperlichen Arbeit. Die komplexe Modernisierung des vorhandenen Ausrüstungsbestandes wird realisiert - durch planmäßige Zuführung neuer leistungsfähiger, moderner Maschinen und Anlagen aus dem Landmaschinenbau, aus Importen und dem eigenen Rationalisierungsmittelbau für die Erweiterung der vorhandenen Kapazitäten und den planmäßigen Ersatz verschlissener Technik sowie - durch eine qualitativ hochwertige Instandsetzung bei gleichzeitiger Realisierung von Modernisierungsmaßnahmen zur Erhöhung des wissenschaftlich-technischen Niveaus der vorhandenen Maschinen und Ausrüstungen. Ziel der komplexen Modernisierung der technischen Grundfonds der Landwirtschaft ist - die Gewährleistung einer wesentlichen Steigerung der Arbeitsproduktivität, - die Schaffung von materiell-technischen Bedingungen für die langfristig erforderliche Ertragssteigerung in der Pflanzenproduktion und die Leistungssteigerung in der Tierproduktion, - die ständige Verbesserung der Arbeits- und Lebens-

- die Ausrüstung von MD E512 mit Baugruppen des E514, - den Einsatz neuer Baugruppen in der Rübenerntetechnik, - die Ausrüstung von Feldhäckslern E281 mit Turbotrommeln und energieoptimierten Lösungen, - die Ausrüstung der Melkstände mit Nachmelk- und Melkzeugabnahmeroboter, - die Nachrüstung der Milchkühlanlagen mit Wärmerückgewinnungsanlagen . Ein Problem, daß bei der weiteren Leitung, Planung und Durchsetzung der komplexen Modernisierung der technischen Grundfonds der Landwirtschaft strategisch zu beachten ist, ist die Überalterung des Technikbestandes mit den daraus sich ergebenden Erfordernissen für die Sicherung einer ständig hohen Verfügbarkeit. Die erfolgreiche Verwirklichung der komplexen Modernisierung des Ausrüstungsbestandes der Landwirtschaft erfordert die konsequente Durchsetzung folgender strategischer Grundrichtungen: 1. Die qualitative Erneuerung des Ausrüstungsbestandes der Landwirtschaft zur Sicherung der Produktions- und Effektivitätsziele, wobei der Überalterungsgrad der Technik schrittweise zu reduzieren ist; 2. planmäßiger Beginn der Aussonderung verschlissener Maschinen in den nächsten Jahren, wobei der Anteil

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der Investitionen für den Ersatz auf über 80 % ansteigen wird; 3. vollständige Mechanisierung aller Arbeitsprozesse in der Pflanzen- und Tierproduktion in den nächsten 10 bis 15 Jahren; 4. breitenwirksame Anwendung neuer Technplogien und teilautomatisierter Maschinensysteme mit dem Ziel der Arbeitsproduktivitätssteigerung um 30-50 % für die Zuckerrübenernte, den Mähdrusch, die Futterernte, die kombinierte Bodenbearbeitung, Bestellung und Aussaat, die Düngung und den Pflanzenschutz, die Milchgewinnung, die Futterhausbewirtschaftung und Produktionskontrolle in Tierproduktionsanlagen; 5. Erhöhung der Leistungsfähigkeit und Qualität des eigenen Rationalisierungsmittelbaus zur schnelleren Bedarfsdeckung bei dem gegenwärtig produzierten Sortiment und zur Erhöhung des Tempos der Rationalisierung und Rekonstruktion der Anlagen der Tierproduktion. Dabei ist gleichzeitig eine ausreichende Versorgung der produzierten Rationalisierungsmittel mit Ersatzteilen zu sichern; 6. weitere Intensivierung der Instandhaltung mit dem Ziel, mit den vorhandenen Kapazitäten die Instandsetzungsleistungen bei Senkung des spezifischen Instandhaltungsaufwandes um 15-20% zu steigern und die Qualität der Instandsetzung zu erhöhen. Dabei sind die besonderen Anforderungen zu beachten, die sich aus dem hohen Anteil überalterter Technik ergeben. Im folgenden soll auf Hauptrichtungen der weiteren Mechanisierung und Modernisierung eingegangen werden, wie sie in den kommenden Jahren schrittweise zu verwirklichen sind. Durch die Einführung neuer Technologien und Mechanisierungsmittel sowie die Rationalisierung und Rekonstruktion von Stallanlagen muß die Arbeitsproduktivität, besonders zur Bewältigung der Arbeitsspitzen der Pflanzenproduktion und im Obst- und Gemüseanbau, in der Fütterung und Entmistung sowie beim Melkprozeß gesteigert werden, um den Arbeitskräfterückgang in den kommenden Jahren weitgehend zu kompensieren. Dieser Zielstellung dient vor allem die Verwirklichung folgender Maßnahmen: - Die Erhöhung der Schlagkraft in der Bodenbearbeitung und Bestellung durch Bereitstellung von Traktoren der 30kN-Klasse für die Bodenbearbeitung, Bestellung, schwere Feldtransporte und Meliorationsarbeiten und durch schrittweise Erhöhung des Bestandes der Traktoren der K700-Reihe nach 1990; - breite Anwendung der Kombination von Arbeitsgängen, vor allem der Bodenbearbeitung, Aussaat, Düngung und des Pflanzenschutzes bei teilweiser Anwendung der pfluglosen Bodenbearbeitung; - die Nutzung der Mikroelektronik u.a. zur besseren Leistungsausschöpfung der Mechanisierungsmittel um 10-15%; - die Einführung neuer Technik für die Getreideernte, die Strohbergung, die Kartoffelernte, die Kartoffel-, Obst- und Gemüseaufbereitung; - die verstärkte Zuführung von NKW zur Erhöhung des produktiveren NKW-Transportanteiles am Gesamttransportvolumen der Landwirtschaft; - die breite Anwendung des PKS für Milchviehanlagen und die Einführung neuer Melkverfahren; 10/5852

- die Ablösung der Handarbeit in der Tierproduktion durch schrittweise Rationalisierung und Rekonstruktion von Stallanlagen ab 100 Tierplätze bei Stillegung kleiner Ställe sowie weitere Mechanisierung besonders der Fütterung und Entmistung und Erhöhung des Anteils stationärer Technik für diese Prozesse; - die Mechanisierung handarbeitsaufwendiger Prozesse in der Gemüse- und Obstproduktion sowie die Einführung der 2. Generation von Ernte- und Aufbereitungstechnik. Die breite Anwendung der Mikroelektronik und anderer Schlüsseltechnologien muß dazu führen, das installierte Leistungspotential vor allem der Erntetechnik um 10-15 % besser auszunutzen und damit die Produktivität dieser Technik zu steigern. Darüber hinaus wird es durch automatische Prozeßsteuerung und Überwachung möglich, die Arbeitsqualität bei Senkung der Verluste zu verbessern sowie den Energieaufwand, den Aufwand an Futter u.a. materieller Fonds zu senken. Gleichzeitig wird eine wesentliche Erleichterung der Arbeit der Mechanisatoren und des Anlagenpersonals durch automatisierte Maschinen- und Prozeßführung erreicht. In den nächsten Jahren wird die Einführung mikroelektronischer Kontroll- und Steuereinrichtungen vorrangig vorbereitet für - die automatische Lenkung von Traktoren und Landmaschinen; - ein Fahrerinformationssystem für Traktoren; - die automatisierte Dosierung für Düngungs- und Pflanzenschutztechnik; - die automatische Verlustüberwachung und automatische Durchsatzregelung in Abhängigkeit von der Arbeitsqualität in den Landmaschinen; - die automatische Trennung von Erntegut und Beimengen ; - das automatische Qualitätsverlesen; - die Produktionskontrolle und -Steuerung in Tierproduktionsanlagen; - die automatisierte Futterhaussteuerung u. a. Gegenwärtig sind ca. 1,8 Mio ha in der D D R so verfestigt, daß infolge von Bodenstrukturschäden Mindererträge in Höhe von 10-20 % eintreten. Deshalb kommt in den nächsten Jahren der Erschließung von Ertragsreserven durch Vermeidung oder Verminderung vorhandener Bodenstruktui¿chäden besondere Bedeutung zu. Dazu wurden mit dem entsprechenden Staatsauftrag Wissenschaft und Technik konkrete Maßnahmen mit langfristigem Charakter festgelegt. Schwerpunkte sind: - Die breite Anwendung und Einführung von Radialund Breitreifen sowie neuer Fahrwerklösungen; - die Weiterführung der Produktion von Gleisbandtechnik bis 1990 im Rationalisierungsmittelbau der Landwirtschaft und ab 1990 durch den Landmaschinenbau; - die Erforschung und Einführung kombinierter Verfahren für Bodenbearbeitung, Bestellung, Düngung und Pflanzenschutz u. a. Zur Verminderung von Bodenstrukturschäden gehört aber auch, die Möglichkeiten des Einsatzes von Zwillingsreifen umfassend zu nutzen sowie die technologische Disziplin bezüglich der Befahrhäufigkeit einzuhalten, die Humusbilanz in Ordnung zu bringen, also einen ganzen Komplex von Maßnahmen zu realisieren. 73

Eine weitere Hauptrichtung der Mechanisierung ist die Erhöhung des qualitativen Niveaus der technischen Grundfonds der Pflanzen- und Tierproduktion. Die Erhöhung des wissenschaftlich-technischen Niveaus der vorhandenen Maschinen und Anlagen ist auch im Zeitraum nach 1990 eine wichtige Seite der Grundfondsreproduktion. Sie ist grundsätzlich im Zuge der Instandsetzung der Maschinen zu realisieren. Damit verändert sich der Charakter der Instandsetzung von der Durchführung wert- bzw. gebrauchswerterhaltender Maßnahmen zur Gebrauchswerterhöhung der vorhandenen Technik. Zielstellung der Modernisierung der vorhandenen Technik ist auch weiterhin die Verbesserung der Arbeitsqualität der Maschinen durch Senkung der Verluste, Beschädigungen des Erntegutes und der Restbeimengungen bei der Ernte, die Steigerung der Arbeitsproduktivität durch Erhöhung der Leistungsfähigkeit, die Senkung des Energieaufwandes und die Verbesserung der ergonomischen Bedingungen für die Mechanisatoren. Dabei sind künftig zwei Richtungen vorrangig durchzusetzen: 1. Die Nutzung von technischen Lösungen, Baugruppen und Ersatzteilen aus der Weiter- und Neuentwicklung sowie Produktion von Maschinen und Anlagen im Landmaschinenbau der D D R und der RGW-Länder, 2. die planmäßige Entwicklung von Modernisierungslösungen, für die dann auch im eigenen Rationalisierungsmittelbau mit Unterstützung des Landmaschinenbaus die Umrüstsätze bzw. Baugruppen zu fertigen sind. Ausgehend von der vorgesehenen Leistungsentwicklung der Landwirtschaft,-vom erreichten Mechanisierungsniveau und den Reproduktionserfordernissen ist vorgesehen, im vor uns liegenden Zeitraum vorrangig folgende Mechanisierungsschwerpunkte zu lösen: - Die Erweiterung und Erneuerung der Kapazitäten für Transport und" Umschlag einschließlich der Personenbeförderung, - die qualitative Erneuerung des Technikbestandes für die Bodenbearbeitung, Bestellung, Düngung und den Pflanzenschutz als Voraussetzung für die Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit; - die beschleunigte Mechanisierung der Gemüse- und Obstproduktion einschließlich Lagerung, Vermarktung und Automatisierung der Gewächshauswirtschaft; - die Verbesserung des Mechanisierungsniveaus in der Tierproduktion durch Rationalisierung und Rekonstruktion der Anlagen bei gleichzeitiger Beseitigung der Handarbeit, u.a. durch Stillegung von etwa 7500 Einzelställen mit Tierkonzentrationen von unter 100 Tierplätzen. Da bis 1990 für die mobilen Arbeitsprozesse in der Landwirtschaft im wesentlichen die erforderliche Schlagkraft erreicht ist, ein hoher Anteil des Ausrüstungsbestandes bereits die normative Nutzungsdauer überschritten hat und damit physisch verschlissen ist, wird in den kommenden Jahren planmäßig die Aussonderung strukturbestimmender und nicht mehr instandsetzungsfähiger Maschinen durchgeführt. Der Ersatz von Alttechnik durch neue Maschinen muß mindestens leistungsäquivalent gesichert werden, d.h. es kann maximal die gleiche Kapazität ausgesondert und verschrottet werden, wie neue Technik zu74

geführt wird. Die Verwirklichung der Mechanisierungsstrategie in den kommenden Jahren stellt hohe Anforderungen an die Agrarwissenschaft, den Landmaschinen- und Fahrzeugbau, den eigenen Rationalisierungsmittelbau und nicht zuletzt an die staatlichen Leitungen, die Kombinate und Betriebe der Landtechnik. Zur materiell-technischen Sicherung der Ausrüstungsinvestitionen ist der eigene Beitrag der Landwirtschaft durch die Steigerung der Rationalisierungsmittelproduktion weiter zu erhöhen. Er muß in den 90er Jahren durch Intensivierung des eigenen Reproduktionsprozesses seine Arbeitsproduktivität und damit seine Leistungen weiter steigern, um das gegenwärtig bereits produzierte Sortiment an Erzeugnissen bedarfsgerecht bereitzustellen, dafür ausreichend Ersatzteile und Baugruppen zu produzieren und planmäßig neue Erzeugnisse für die Modernisierung des Ausrüstungsbestandes zu entwickeln. Ausgehend von der für 1990 festgelegten Zielstellung ist für 1991-1995 eine Steigerung von mindestens 20% zugrunde zu legen. Dabei besteht die Aufgabe, die zentralen Kombinate des Rationalisierungsmittelbaus vorrangig zu entwickeln, schrittweise spezielle Fertigungslinien zu schaffen und dabei jährliche Steigerungsraten von 5-10% zu erreichen. Die Erreichung des notwendigen Leistungszuwachses im Rationalisierungsmittelbau, die Steigerung der Arbeitsproduktivität sowie die bessere Nutzung des vorhandenen Arbeitszeitfonds und somit die Erhöhung des Beitrages für die weitere Mechanisierung sind über folgende Wege zu realisieren: - Produktion und Bereitstellung der Erzeugnisse auf der Grundlage einer bestätigten Rang- und Reihenfolge des zentralen Sortiments, - Stärkung und Entwicklung, Konstruktion und technologische Vorbereitung in den Betrieben des Rationalisierungsmittelbaus, - Weiterentwicklung der Spezialisierung und Vertiefung der Kooperation sowie Gewährleistung einer straffen Bilanzierung der Kapazitäten, - Erhöhung des eigenen Beitrages zur Steigerung der Arbeitsproduktivität durch Erweiterung des Rationalisierungsmittelbaus für den eigenen Reproduktionsprozeß zur materiell-technischen Sicherung der Rationalisierung und Automatisierung der Produktion und der Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Werktätigen, - straffe Bewirtschaftung der durch die Volkswirtschaft bereitgestellten materiellen Fonds und Sicherung ihrer bedarfsgerechten Bereitstellung zur Gewährleistung einer hohen Kontinuität der Rationalisierungsmittelproduktion, - Schaffung bzw. Erweiterung von spezifischen Fertigungstechniken, für die der Bedarf weiter steigt und die Industrie die notwendigen Kooperationsleistungen nicht gewährleisten kann, beispielsweise zur Herstellung von Getrieben oder zur Sicherung des Korrosionsschutzes. Zugleich ist in der Rationalisierungsmittelfertigung die Qualität der Erzeugnisse über ein höheres Niveau in Konstruktion, Musterbau, Erprobung und maschinenbaugerechter Technologie und Qualitätskontrolle durchzusetzen.

Zusammenfassend ergibt sich aus der vorgenommenen Einschätzung der Mechanisierung bis 1990 und der vorgesehenen Leistungsentwicklung der Landwirtschaft unter Berücksichtigung des AK-Rückganges bis 1995, daß zur Reproduktion der Grundfonds-Ausrüstungen für die Pflanzen- und Tierproduktion im Zeitraum 1991 bis 1995 Investitionen von 26Mrd. M die volkswirtschaftlich notwendige Größenordnung darstellen. Das ist eine optimale und aus der Sicht der Landwirtschaft eine gute

Variante, um das Niveau der Agrarproduktion stabil zu sichern. Dabei können jedoch noch nicht alle Probleme gelöst werden, denn eine geringfügige Überalterung bis zu 10% im Durchschnitt des Technikbestandes besteht weiterhin und trotz der unterstellten hohen Zuführungsgrößen bei Transport- und Umschlagtechnik 1991 bis 1995 bilden diese Prozesse auch dann das Nadelöhr in der komplexen Mechanisierung der gesamten Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft.

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Klaus Krombholz

Aufgaben und Probleme der qualitativen und quantitativen Produktionsmittelbereitstellung für die Landwirtschaft

Die qualitative und quantitative Sicherung der Vorleistungen des Landmaschinenbaus sind ein Schwerpunkt im Rahmen des volkswirtschaftlichen Agrarindustriekomplexes. Dabei ist ein wichtiger qualitativer Aspekt der Entwicklung und Bereitstellung von Landtechnik seit dem Übergang zur maschinellen Großproduktion in der Landwirtschaft die Forderung, daß mit den einzelnen Maschinen und Ausrüstungen komplette technologische Linien bzw. Maschinensysteme realisierbar sein müssen. Neben dem Landmaschinenbau sind an der Komplettierung der Maschinensysteme entsprechend der volkswirtschaftlichen Arbeitsteilung insbesondere der Nahrungsgütermaschinen- und der Fahrzeugbau beteiligt. Außerdem hat sich eine sehr umfassende internationale Kooperation mit den RGW-Ländern bei der Entwicklung, Produktion und Bereitstellung von Landtechnik entwickelt. Ein weiterer Partner, dessen Anteil an der Versorgung in den letzten Jahren ständig zugenommen hat, ist der Rationalisierungsmittelbau der Landwirtschaft. Zwischen dem Landmaschinenbau und dem Rationalisierungsmittelbau der Landwirtschaft besteht eine abgestimmte Arbeitsteilung in der Form, daß der Rationalisierungsmittelbau sich vorwiegend auf solche Maßnahmen und Ausrüstungen konzentriert, die zur Komplettierung der Maschinensysteme unter spezifischen Einsatzbedingungen und damit in relativ geringen Stückzahlen erforderlich sind, während durch den Landmaschinenbau vor allem die komplizierten hochproduktiven Schlüsselmaschinen für die einzelnen Maschinensysteme zu sichern sind. Auf der Grundlage dieser Arbeitsteilung hat das Kombinat Fortschritt Landmaschinen Neustadt/Sachsen gegenwärtig einen Anteil von 25-30% des Ausrüstungsbedarfes der Landwirtschaft abzusichern. Die sich daraus ergebenden qualitativen und quantitativen Anforderungen wurden mit dem Politbürobeschluß vom 2.12.1986 zur Entwicklung des Landmaschinenbaus bis 1990 und darüber hinaus festgelegt und mit dem Beschluß des XIII. Bauernkongresses in einigen Hauptrichtungen weiter untersetzt bzw. präzisiert. Sie orientieren darauf, die fondssparende Intensivierung und das noch bessere Wirksammachen der Wachstumsfaktoren in der landwirtschaftlichen Produktion zielgerichtet zu unterstützen. Im Kombinat Fortschritt wird zielstrebig an der Umsetzung dieser Beschlüsse gearbeitet. Die Aufgaben können in folgenden Komplexen zusammengefaßt werden: 1. Sie bestehen in der Entwicklung und Produktion von Mechanisierungsmitteln mit wissenschaftlichtechnischem Höchststand bei konsequenter Durchsetzung der vom XI. Parteitag der SED beschlossenen Maßstäbe, die insbesondere orientieren auf 76

- die Senkung des Materialeinsatzes sowie des Energieund Kraftstoffbedarfs; - die Verringerung des Bodendrucks; - die Senkung von Verlusten und die Reduzierung von Beschädigungen der Erntegüter; - die Erhöhung der Wirksamkeit von Dünge-, Pflanzenschutz- und anderen Mitteln durch verbesserte Verteil- und Applikationsverfahren; - die Erhöhung der Zuverlässigkeit, Verschleißfestigkeit und Nutzungsdauer der Maschinen und Ausrüstungen; - die schrittweise Automatisierung von Prozeßstufen durch umfassende Anwendung der Mikroelektronik und - die Verbesserung des ergonomischen Niveaus. Neben der weiteren konsequenten Orientierung auf Systemlösungen geht es auch darum, daß Mechanisierungsmittel für die sich weiter differenzierenden Einsatzbedingungen verfügbar gemacht werden. Das bezieht sich hauptsächlich auf die Realisierung entsprechender Verfahrensvarianten und die Optimierung des Produktivitätsniveaus der Maschinen und Ausrüstungen. Die Mechanisierungslösungen sind deshalb zunehmend als Baureihen- und Baukastensysteme mit mehreren Varianten/Modifikationen und Leistungsklassen zu entwickeln. 2. Geht es um die vollständige und termingerechte Bereitstellung der Maschinen, Ausrüstungen und Ersatzteile für die Landwirtschaft der DDR entsprechend den Beschlüssen von Partei und Regierung und den davon abgeleiteten Festlegungen in den Jahresplänen. Ein besonderer Schwerpunkt ist dabei die Verbesserung der Versorgungssituation bei Ersatzteilen. Neben der Aufkommenserhöhung bei ausgewählten Positionen sowohl im Kombinat Fortschritt als auch in den Zulieferbereichen geht es auch um die weitere Qualifizierung der Bedarfsermittlung und Versorgungsorganisation auf den einzelnen Versorgungsebenen. Es ist dazu festgelegt, schrittweise ein einheitliches rechnergestütztes Informations- und Dispositionssystem mit der Landwirtschaft aufzubauen. 3. Ein weiterer Schwerpunkt ist die umfassende Unterstützung der Landwirtschaft bei der Modernisierung ihrer Grundfonds sowie bei der Entwicklung und Produktion von Rationalisierungsmitteln. Das bezieht sich insbesondere auf wissenschaftlich-technische Leistungen zur Erarbeitung der technischen Lösungen sowie auf die Bereitstellung von Teilen und Baugruppen aus der Serienproduktion des Kombinates Fortschritt als Umrüstsätze für die Modernisierung bzw. für die Produktion von Rationalisierungsmitteln. 4. Die Verstärkung der Aktivitäten zur Erhöhung der Standzeit von Verschleißteilen und -baugruppen so-

wie der Nutzungsdauer von Maschinen und Ausrüstungen durch wissenschaftlich-technische Maßnahmen erhält wachsende Bedeutung. Gleichzeitig ist die Landwirtschaft auf dem Gebiet der Regenerierung von Teilen und Baugruppen in den Betrieben der Landtechnik durch die Bereitstellung von Regenerierungstechnologien und die Lieferung spezifischer Teile für den Regenerierungsprozeß zu unterstützen. Diese Maßnahmen müssen gleichzeitig die Anforderungen an die Produktion von Ersatzteilen verringern. Diese Aufgaben sind nur im engen Zusammenwirken und auf der Grundlage entsprechender Leistungen einer Vielzahl von Partnern im Rahmen des Agrarindustriekomplexes lösbar, und sie stellen gleichzeitig höchste Anforderungen an die Leistungs- und Effektivitätsentwicklung in allen Phasen des Reproduktionsprozesses im Kombinat Fortschritt. In Verbindung damit ergeben sich die Verflechtungsbeziehungen mit der Landwirtschaft insbesondere durch - die arbeitsteilige Bereitstellung von Maschinen und Ausrüstungen im Rahmen der Maschinensysteme, - die arbeitsteilige Forschung zur Vorbereitung neuer und Modernisierung vorhandener Mechanisierungslösungen, - die Zusammenarbeit im Rationalisierungsmittelbau der Landwirtschaft, unter anderem mit Leistungen für die Produktion und den Anlagenbau des Kombinates Fortschritt und - die Zusammenarbeit auf den Gebieten Absatz, Kundendienst, Ersatzteilversorgung sowie bei der Modernisierung und Instandsetzung. Nachfolgend sollen einige Bedingungen und Probleme dargestellt werden, die sich aus der volkswirtschaftlichen Aufgabenstellung und Einordnung des Kombinates Fortschritt ergeben und die entscheidenden Einfluß auf die Sicherung der Aufgaben gegenüber der Landwirtschaft der D D R haben. Der im Kombinat Fortschritt für die Produktion von Landtechnik und Ersatzteile einsetzbare Arbeitszeitfonds verringert sich durch die Wirkung verschiedener Faktoren. Die Anstrengungen sind darauf zu richten, diese Wirkungen durch eine erhöhte Produktivitätsentwicklung auszugleichen und gleichzeitig das volkswirtschaftlich notwendige Wachstum zu sichern. Neben der Versorgung der Landwirtschaft und anderer Bereiche der D D R hat das Kombinat Fortschritt umfangreiche Exportaufgaben. Dabei hat die Landtechnik in der Handelsbilanz mit vielen sozialistischen Ländern einen hohen Stellenwert. Das Kombinat Fortschritt setzt für die Exportaufgaben 60 bis 65% des Endproduktes ein. Dabei muß in diesem Zusammenhang besonders auf folgende Aspekte hingewiesen werden: - Die Anforderungen der Landwirtschaft der DDR und ihre weitere Entwicklung sind für das Kombinat Fortschritt der Ausgangspunkt für den Neuerungsprozeß und der Schwerpunkt der Versorgung. - Der Export ist für das Kombinat Fortschritt eine wichtige Effektivitätsquelle der Produktion. - Die notwendige Stabilität der Exportlinien wird neben einer quantitativen und qualitativen Bedarfsdekkung beim Partner auch gesichert durch wechselsei-

tige Beziehungen, die auch ein bestimmtes Importvolumen einschließen. Die Anforderungen an die Mechanisierung und Automatisierung der Pflanzen- und Tierproduktion zwingen im Kombinat Fortschritt zu einer dynamischen Erneuerung der Produktion der betreffenden Maschinen und Ausrüstungen und führen gleichzeitig zu einer Erweiterung des Teile- und Erzeugnissortiments. Diese Entwicklung ist vor allem bedingt durch die zunehmende Kompliziertheit der technischen Lösungen, ihre notwendige Komplexität im Sinne von Systemlösungen und durch die größere Variationsbreite zur optimalen Anpassung an unterschiedliche Einsatzbedingungen. Dazu kommt die Verkürzung der Zeitabstände zwischen einzelnen Entwicklungsschritten. Beachtet man weiterhin, daß beim erreichten Entwicklungsstand neue technische Lösungen in der Regel auch einen zunehmenden Aufwand für Vorleistungen der Forschung und Entwicklung sowie der Produktionsvorbereitung zur Sicherung der erforderlichen Produktivität in der Fertigung erfordern, dann ergeben sich daraus hohe Leistungsanforderungen an Wissenschaft und Technik. Unter diesen Bedingungen ist zur weiteren Sicherung des derzeitigen Produktionsprofils im Kombinat Fortschritt eine jährliche Leistungssteigerung von 10-20 % vom Bereich Wissenschaft und Technik notwendig. Das zwingt neben der umfassenden Nutzung aller Intensivierungsfaktoren, vor allem der rechnergestützten Arbeit, auch zur kapazitiven Erweiterung dieser Bereiche. Außerdem gilt es, die bestehenden Möglichkeiten der Wissenschaftskooperation und volkswirtschaftlichen Arbeitsteilung noch besser auszuschöpfen mit dem Ziel, die bereits vorhandenen Potentiale für die Lösung der Aufgaben voll zur Wirkung zu bringen. Reserven zur Lösung der anstehenden Aufgaben beinhaltet nach unserer Auffassung auch das Zusammenwirken des Landmaschinenbaus mit dem Rationalisierungsmittelbau der Landwirtschaft und der landtechnischen Instandsetzung im Rahmen des Agrarindustriekomplexes. Dazu einige Beispiele: - Durch die dynamische Entwicklung der Maschinensysteme ist es erforderlich, zwischen Landmaschinenbau und Rationalisierungsmittelbau bei der Entwicklung und Produktion von Maschinen und Ausrüstungen optimale Lösungen zum Potentialeinsatz und zur Bedarfsdeckung auf der Grundlage der spezifischen Bedingungen und Möglichkeiten beider Bereiche zu entwickeln. - Ausgehend von der vereinbarten Arbeitsteilung ist zu sichern, daß der Rationalisierungsmittelbau die von ihm produzierten Maschinen und Ausrüstungen auch verfügbar macht, wenn Kombinat Fortschritt sie im Rahmen des Anlagenbaus für das Auftreten mit Systemlösungen auf den Exportmärkten zur Komplettierung benötigt. - Wechselseitig zu optimieren sind auch die Kooperationsleistungen bzw. Zulieferungen der Betriebe der Landtechnik für die Produktion im Kombinat Fortschritt einerseits und die Zulieferungen des Kombinates Fortschritt zum Rationalisierungsmittelbau der Landtechnik andererseits. Es ist darauf zu orientieren, daß das Kooperationssortiment stabil bleibt und die in diesem Sortiment statt77

findenden qualitativen und quantitativen Veränderungen vom Partner abgesichert werden. Andererseits ist bei den Teilen und Baugruppen, die in Serienproduktion im Kombinat Fortschritt liegen, der Bedarf des Rationalisierungsmittelbaus abzusichern. - Im Rahmen der Modernisierung der Landtechnik ist auf volkswirtschaftlich effektivste Lösungen zu orien-

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tieren. Komplexe Effektivitätsbetrachtungen müssen deshalb die Entscheidungsgrundlage sein. Mit diesem Beitrag aus der Sicht des Kombinates Fortschritt soll gleichzeitig die Bereitschaft dokumentiert werden, daß wir gemeinsam mit unseren Partnern der Verantwortung im Rahmen des volkswirtschaftlichen Agrarkomplexes stets voll gerecht werden wollen.

Otto König

Beitrag der chemischen Industrie zur Durchsetzung der umfassenden Intensivierung in der Landwirtschaft

Bereits in einer sehr frühen Phase ihrer Entwicklung hat die Chemie Wege aufgezeigt, die Erträge landwirtschaftlicher Kulturpflanzen wirksam zu steigern. So begründete der deutsche Chemiker Justus von Liebig in seiner 1840 erschienenen Schrift „Die Chemie in ihrer Anwendung auf Agrikultur und Physiologie" die theoretischen Grundlagen der Pflanzenernährung und Pflanzenproduktion. Seine wissenschaftlichen Forschungen hatten ihn zu der Erkenntnis geführt, daß Sonne und Regen allein nicht genügen, um ausreichend Nahrung wachsen zu lassen. Pflanzen benötigen als essentielle Nährstoffe Stickstoff-, Phosphor- und Kaliverbindungen, die sie dem Boden entziehen. Liebig wurde damit zum Begründer der mineralischen Düngung, zum wichtigsten Mitbegründer der Agrochemie. Eine stürmische Entwicklung der Chemie, aber auch der Landwirtschaft hat sich seitdem vollzogen. Die moderne Landwirtschaft in den entwickelten Ländern ist heute durch eine zunehmende Intensivierung und Spezialisierung in der Pflanzen- und Tierproduktion gekennzeichnet. Diese Entwicklung wäre ohne die Mitwirkung der Chemie nicht denkbar. Insbesondere die Agrochemie als Bindeglied zwischen Chemie und Landwirtschaft trägt wesentlich dazu bei, über hohe Erträge in der Landwirtschaft wichtige Bedürfniskomplexe der menschlichen G e s e l l s c h a f t - v o r allem die gesicherte Ernährung - immer besser zu erfüllen. Es ist ein gesamtgesellschaftliches Anliegen und damit eine alle volkswirtschaftlichen Bereiche fordernde Aufgabe, den Gesamtertrag der pflanzlichen Produktion im Jahre 1990 auf 50 bis 52dt Getreideeinheiten je Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche zu steigern und bei allen Kulturen wachsende Erträge zu erzielen. Diese Sicherung einer hohen und stabilen Pflanzenproduktion durch die weitere Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit, durch die Vermeidung von Ausfällen und Verlusten an Pflanzen und pflanzlichen Produkten infolge von Pflanzenkrankheiten, Schädlingseinwirkungen und Unkräutern ist für die D D R von außerordentlich hoher Bedeutung. Damit erhöhen sich wesentlich auch die Anforderungen an die chemische Industrie. Denn die geplanten hohfen Ertragsziele in der DDR-Landwirtschaft müssen erreicht werden 1. mit möglichst niedrigem spezifischen Aufwand an Mitteln und Arbeitskräften sowie 2. unter Beachtung des Anwender-, Verbraucher- und Umweltschutzes. Für die chemische Industrie unserer Republik leiten sich daraus eine Vielzahl politisch bedeutsamer materieller Aufgaben ab. So ist die Bereitstellung qualitativ verbesserter Düngemittel, Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel und Mittel zur Steuerung biologischer Prozesse eine entscheidende Vorleistung für reiche Ern-

ten, für hohe und stabile Erträge. Die Tierproduktion wird durch die chemische Industrie mit Futterzusatzstoffen wie Futterharnstoff, Futterphosphat, Eiweißkon-, zentraten, Mineralstoffmischungen sowie Tierpharmaka versorgt. Schließlich hilft die Chemie bei der Herstellung und Konservierung von Futtermitteln durch die Bereitstellung von Silier- und Konservierungsstoffen. Als bedeutender Düngemittelproduzent und zuverlässiger Partner der Land- und Forstwirtschaft sowie des Gartenbaus trägt der V E B Kombinat Agrochemie Piesteritz die volle Verantwortung für alle Aufgaben im Rahmen der Chemisierung als einem wesentlichen Faktor bei der Durchsetzung der umfassenden Intensivierung in der Landwirtschaft. So wird eingeschätzt, daß bei der Intensivierung der pflanzlichen Produktion etwa 50% des Mehrertrages durch den effektiven Einsatz von Agrochemikalien erreichbar sind. Zirka 5 % der tierischen Produktion werden durch Ergänzung der Futterration mit den entsprechenden Mineralstoffmischungen erbracht. Der Strategie des Kombinates Agrochemie liegt deshalb auf der Grundlage zentraler Beschlüsse und Festlegungen die zuverlässige Bereitstellung von Agrochemikalien in umfassendem Sinne unter weitestgehender Berücksichtigung der qualitativen und quantitativen Anforderungen der Landwirtschaft und des Exports zugrunde. Die für das Pflanzenwachstum notwendigen Elemente - sowohl die Hauptnährstoffe Stickstoff, Phosphor und Kalium sowie Kalzium und Magnesium als auch die Mikronährstoffe, insbesondere Eisen, Mangan, Kupfer, Zink, Molybdän, Bor - bilden die Grundlage für die vielfältige Palette des Mineraldüngersortiments. Bei den Hauptnährstoffdüngern hat sich weltweit im letzten Jahrzehnt ein Sortiment herausgebildet, das auf vergleichsweise wenigen Grundverbindungen beruht und in modernen Anlagen der chemischen Industrie großtonnagig und kostengünstig herstellbar ist. Die verbreitetsten mineralischen Dünger sind Harnstoff, Ammonnitrat, Kalkammonsalpeter (KAS), Ammonsulfat (AS), Einfach- und Tripelsuperphosphat, NP- und NPK-Dünger in verschiedenem Nährstoffverhältnis, Kaliumchlorid und Kaliumsulfat. Die Herstellung von Mineraldüngern in fester und flüssiger Form ist ein ökonomisch bedeutsamer Wirtschaftsfaktor in vielen Ländern. Bei einer landwirtschaftlichen Nutzfläche von 6,2 Millionen Hektar werden im Düngejahr 1987/88 rund 830000 Tonnen N (Stickstoff) bereitgestellt. Ausgehend von den spezifischen Struktur- und Eigentumsverhältnissen der DDR-Landwirtschaftsbetriebe dominieren im Sortiment feste Einzeldünger. Mehrnährstoffdünger und flüssige Düngemittel haben einen geringen 79

Anteil. Kalkammonsalpeter, vor allem aus der Produktion des neu errichteten Düngemittelwerkes Rostock, nimmt den größten Sortimentsanteil ein. In Übereinstimmung mit dem internationalen Trend u n d e n t s p r e chend den agrarwissenschaftlich gestützten Anforderungen der weiteren Intensivierung der Pflanzenproduktion und zur Erhöhung der Düngungseffektivität wird sich bis 1990 und darüber hinaus sein Anteil weiter erhöhen. Insgesamt orientieren wir darauf, die Erzeugnisqualität der N-Feststoffdünger weiterzuentwickeln. Gerade hierin liegen anspruchsvolle Herausforderungen für weitere wissenschaftliche und technisch-technologische Arbeiten der Agrochemie im Zusammenwirken mit Wissenschaftlern und Praktikern im Bereich der Landwirtschaft. Das betrifft z . B . - die Bereitstellung von festen Düngemitteln in granulierter, staubfreier Form, - die Bereitstellung von flüssigen Düngern mit hohem Nährstoffgehalt und korrosionsinhibierenden Zusätzen bei maximaler Verträglichkeit in Kombination mit anderen Agrochemikalien zur Einsparung von Arbeitsschritten und zur Wirkungsverbesserung. Bei den Stickstoffdüngemitteln entspricht ein sehr großer Sortimentsanteil diesen Anforderungen. Harnstoff aus Piesteritz und Kalkammonsalpeter aus Rostock und Schwedt werden mit Spitzenqualität ausgeliefert. Gleiches gilt auch für den Flüssigdünger „ AmmonnitratHarnstoff-Lösung" ( A H L ) aus der Produktion von Piesteritz und Rostock. Hierbei wurden in den vergangenen Jahren wichtige wissenschaftlich-technische Ergebnisse mit bedeutenden Investaufwendungen produktionswirksam. Mehrjährige Einsatzerprobungen von flüssigen Stickstoffdüngern international wie auch in der Landwirtschaft der D D R haben ihre hohe Ertragswirksamkeit und Fondseffektivität bewiesen. Auf ausgewählten Böden konnten in der D D R Spitzenerträge bis zu 90dt Getreide erzielt werden. Der Hauptanteil von A H L wird exportiert, parallel dazu werden den Landwirtschaftsbetrieben der D D R durch den A u f b a u und die Intensivierung von Produktionskapazitäten steigende Mengen bereitgestellt. Im Ergebnis komplexer Maßnahmen ist geplant, 1995 ca. 450000 Tonnen A H L zu produzieren. Voraussetzung für ein hohes Ertragsniveau ist die Verfügbarkeit aller Pflanzennährstoffe in einem ausgewogenen Verhältnis. Das bedeutet, neben Stickstoff auch die anderen Hauptnährstoffe Phosphor und Kali optimal zur Verfügung zu stellen. Diese Forderung wurde weitgehend erfüllt. Hinsichtlich des Sortiments und der Qualität der Phosphatdüngemittel kann den Wünschen der Landwirtschaft jedoch nur bedingt entsprochen werden. In einem umfassenden und langfristigen Rationalisierungsprogramm werden diese Probleme gemeinsam von Chemie und Landwirtschaft gelöst werden. Ein generelles Problem der Düngungseffektivität ist die Ausnutzung der den Pflanzen über den Boden zugeführten Nährstoffe. Linter den Bedingungen der D D R rechnet man mit einem durchschnittlichen Ausnutzungsgrad von 70% bei Stickstoffdüngemitteln, 5 5 % bei Phosphatdüngern und 80% bei K-Düngern. Der restliche Teil der zugeführten Nährstoffe wird durch im 80

Boden stattfindende physikalische, chemische und biochemische Prozesse - wie Auswaschung in tiefere Bodenschichten, Umwandlung zu gasförmigen Stoffen und in für die Pflanze nicht verfügbare Verbindungen - der unmittelbaren Pflanzenernährung entzogen. Die Zurückdrängung bzw. vollständige Ausschaltung dieser Verlustquellen ist weltweit eine ökonomisch bedeutsame komplexe Forschungsaufgabe. Wir arbeiten deshalb seit mehreren Jahren intensiv an der verbesserten Nährstoffausnutzung bei Stickstoffdüngern durch den Einsatz von Nitrifikationsinhibitoren. Diese Wirkstoffe greifen in den Prozeß der bakteriellen Umwandlung des Ammoniumstickstoffes zu Nitratstickstoff derart ein, daß sie diesen Nitrifikationsprozeß zeitweilig unterbinden. Die Nährstoffe bleiben so weitgehend vor Auswaschvorgängen geschützt und damit pflanzenverfügbar. Gleichzeitig vermindert sich im Interesse des Schutzes der Umwelt die Nitratbelastung von Grund- und Oberflächenwasser. Im Ergebnis langjähriger Forschungs- und Entwicklungsarbeiten des Kombinates in Kooperation mit der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der D D R und mit den entsprechenden Einrichtungen in der Sowjetunion wurde im Rahmen eines Regierungsabkommens über wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit zwischen der D D R und der UdSSR ein hochwirksamer Nitrifikationsinhibitor entwickelt und unter Praxisbedingungen erprobt. In seiner Wirkung steht er an der Spitze der international bekannten nitrifiziden Substanzen und ermöglicht bei ökonomisch günstiger Herstellung durch seine hygienisch-toxikologischen Eigenschaften einen problemlosen Einsatz in der landwirtschaftlichen Praxis. Unter den Boden- und Klimabedingungen der D D R ist die ausreichende Versorgung einer Reihe landwirtschaftlicher Kulturen mit Mikronährstoffen nur durch zusätzliche Düngungsmaßnahmen zu gewährleisten. Durch die Entwicklung und Produktion von Flüssigdüngern für den gewerblichen Gartenbau - wie z . B . NPKDüngerlösungen, verschiedene Mikronährstoff-Ligninsulfonate sowie ein Bor-Flüssigdünger - steht in zunehmendem Umfang ein breites Sortiment an flüssigen Mikronährstoffdüngern zur Verfügung. Bis 1990 ist geplant, einen speziellen Dünger für Hydroponik-Anbauverfahren in Gewächshäusern bereitzustellen. Außerdem soll der Bedarf des Garten-, Gemüse- und Zierpflanzenbaus an Magnesium- und Kalziumnitratlösung gedeckt werden. 1987 sind erste Muster zur Auslieferung gekommen. Vergleichbar mit dem Einsatz von Mineraldüngemitteln in der Pflanzenproduktion ist die Verwendung mineralischer Futterzusätze in der Tierernährung als Vorbedingung für die Steigerung der tierischen Leistung. So kann 1 Kilogramm Futterharnstoff bei der Rinderfütterung in geeigneter Futtermischung 2,2 Kilogramm verdauliches Rohprotein ersetzen, woraus 37 Liter Milch oder 4 Kilogramm Rindfleisch erzeugt werden können. Auf der Grundlage neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse werden in Zusammenarbeit von Industrie und Landwirtschaft die tierartenspezifischen Rezepturen regelmäßig überarbeitet, optimiert und kurzfristig praxiswirksam gemacht. In diesem Zusammenhang kommt auch dem Ausbau der weiteren Entwicklung und

Anwendung biotechnologischer Verfahren international große Bedeutung zu. Monogastriden - Schweine und Geflügel - sind bekanntlich nicht in der Lage, aus einfachen Stickstoffverbindungen selbst im Körper Aminosäure zu synthetisieren. Die optimale Zusammensetzung muß ihnen über das Futter verabreicht werden. Deshalb werden immer mehr industriell hergestellte Konzentratfuttermittel, wie mikrobiell hergestelltes Eiweiß oder synthetische Aminosäure - Zuschlagstoffe, benötigt. Die Agrochemie der D D R stellt bisher - Futterhefe aus dem V E B Kombinat Agrochemie Piesteritz, V E B Gärungschemie Dessau, und aus dem V E B Fotochemisches Kombinat Wolfen durch die Verhefung von Melasseschlempe und Sulfitablauge sowie - mikrobielles Eiweiß aus der mikrobiellen Umwandlung von Kohlenwasserstoffen (PCK Schwedt) zur Verfügung. Untrennbarer Bestandteil der Intensivierungsmaßnahmen in der Pflanzenproduktion sind auch die Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel und Mitschnitt machen die durch pflanzliche und tierische Schaderreger verursachten Verluste in der Landwirtschaft derreger verursachten Verluste in der Landwirtschaft immer noch ca. 35 % der potentiellen Ernte aus. In der D D R mit intensiver Landwirtschaft liegen diese Verluste bei etwa 20 % . Ziel des Pflanzenschutzes ist deshalb primär die Abwehr von Krankheiten, Schädlingen und Unkräutern zur Verhinderung von Ertragsverlusten und die Sicherung von Qualität und Haltbarkeit der Ernteprodukte. Die Produktion von Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmitteln (PSM) wird in 8 Kombinaten der D D R realisiert, wobei das Kombinat Agrochemie die Verantwortung von der Forschung über die Produktion bis zum Absatz trägt. Etwa 60000 Tonnen PSM-Wirkstoffe, das entspricht etwa 10% des R G W - A u f k o m mens, wurden 1986 produziert. Mit dem erzeugten Sortiment werden praktisch alle Anwendungsbereiche in der Land- und Forstwirtschaft, im Obst-, Gemüse- und Zierpflanzenbau erfaßt. Gegenwärtig werden 187 Präparate auf der Grundlage von 97 Wirkstoffen, davon 66 aus der Eigenproduktion, hergestellt. Importe in Form von Fertigpräparaten, die auf Grund geringen Bedarfs eine Eigenproduktion aus ökonomischen Gründen ausschließen, dienen der Komplettierung der PSM-Palette. Insgesamt hat sich die Versorgung der Landwirtschaft mit Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmitteln und Mitteln zur Steuerung biologischer Prozesse quantitativ und qualitativ verbessert. Das Angebot an die Landwirtschaftsbetriebe der D D R hat sich innerhalb von 25 Jahren verzehnfacht. Es wird eingeschätzt, daß mit einer Mark eingesetzter Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel ein fünf- bis sechsfach höherer Wert in der pflanzlichen Bruttoproduktion realisiert werden kann. 1 bis 6 % der Produktionskosten für den Pflanzenschutz sichern so 20 bis 30 % des Ertrages. Die Herbizide sind durch eine breite Substanzpalette gekennzeichnet. Bei ihnen wird das Auffinden neuer Substanzklassen günstiger eingeschätzt als bei Insektiziden und Fungiziden. Die Herbizide nehmen nahezu 4 0 % des Weltsortiments ein. Gut wirksame, traditionelle Präparate sind verfügbar. Da bei Unkräutern die 11/5852

Resistenzbildung bisher - anders als bei Schadinsekten und Schadpilzen - nur eine geringe Rolle spielt, ist der Erneuerungsdruck bei Herbiziden nicht so zwingend. Trotzdem werden durch Kombination bekannter Wirkstoffe das Wirkungsspektrum erweitert und synergistische Effekte ausgenutzt. Insektizide werden durch eine ständige verbesserte Bestands- und Schaderregerüberwachung gezielter eingesetzt und unterliegen dadurch einer bestimmten Begrenzung. Dagegen gewinnen weltweit die Fungizide in Abhängigkeit vom Intensivierungsgrad der Pflanzenproduktion, speziell im Getreide- und Obstbau, an Bedeutung. In der D D R hat z.B. die Einführung moderner Getreidefungizide zur Unterstützung und Durchsetzung von Höchstertragskonzeptionen in der Pflanzenproduktion reiche Früchte getragen. Die Erträge konnten 1985/86 um 10 bis 13% gesteigert werden. Insgesamt konnten die vorgesehenen Maßnahmen „zur Verbesserung der Bereitstellung von Agrochemikalien zur schnelleren Ertragssteigerung und Ablösung von Futtermittelimporten" zum Teil vorfristig erfüllt und überboten werden. In der D D R wurde damit bereits 1987 ein Versorgungsniveau erreicht, wie es für 1990 konzipiert war. Weitere Überlegungen gehen deshalb dahin, das für 1990 ursprünglich vorgesehene Ziel um 10 bis 15% zu erhöhen. Schwerpunkte auf dem PSM-Sektor bilden die Absicherung der Fungizid- und Herbizidbereitstellung, insbesondere für die Getreideproduktion. Gleichzeitig kommt es für die chemische Industrie darauf an, auf der Grundlage von Kooperationsbeziehungen im R G W die Rohstoff- und Zwischenproduktchemie auszubauen, um auf dieser Basis die Entwicklung von PSM-Wirkstoffproduktionen zu beschleunigen. Schwerpunkte bei der Entwicklung und Produktion von Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmitteln und Mitteln zur Steuerung biologischer Prozesse beziehen sich vor allem darauf: 1. Das Versorgungsniveau im Rahmen der volkswirtschaftlichen Möglichkeiten zu erhöhen und einen Beitrag zur fondssparenden Intensivierung in der Landwirtschaft zu leisten. Hierbei stehen vor der Formulierungsforschung Aufgaben zur Entwicklung hochkonzentrierter Formulierungen und Suspensionskonzentrate und der Zusatz von Mineralölen zur Wirkungsverbesserung und damit zur Senkung der Wirkstoffmenge je Hektar, 2. die Qualität des angebotenen PSM-Sortimentes im Rahmen der Fonds durch höhere Veredlung einheimischer Rohstoffe zu verbessern, 3. das Angebot an Präparaten durch Intensivierung der Eigenproduktion und durch Nutzung der Vorzüge der sozialistischen ökonomischen Integration zu erweitern. Bei der weiteren Entwicklung der agrochemischen Produkte für die Landwirtschaft wird davon ausgegangen, daß Herbizidlücken zur Bekämpfung wichtiger Problemunkräuter und Ungräser geschlossen werden und eine ausreichende Fungizidpalette gegen Krankheiten an den wichtigsten Kulturpflanzen zur Verfügung steht. Gleichzeitig geht es um die Bereitstellung umweltfreundlicher und einer Resistenz entgegenwirkender Insektizide und Akarizide sowie vielseitiger Wachstumsregulatoren zur Steigerung des Ertragspotentials der 81

Kulturpflanzen. Außerdem werden Naturstoffe, biochemische Wirkstoffe und mikrobielle Antagonismen über die technische Mikrobiologie erschlossen, um neue Wirkprinzipien und Ressourcen zu nutzen, die keine Umweltbelastung mit sich bringen. Hinsichtlich der Zukunft des chemischen Pflanzenschutzes wird eingeschätzt, daß er zumindest bis Ende des Jahrhunderts die Hauptsäule der Schaderregerbekämpfung bleibt. Zunehmend werden chemische Mittel in das strategische Konzept des integrierten Pflanzenschutzes einbezogen. Wir verstehen darunter z.B. solche Maßnahmen wie - die EDV-Schaderregerüberwachung, - den gezielten Einsatz von Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmitteln auf der Basis von Bekämpfungsrichtwerten und - den umweltbewußten Einsatz von Pflanzenschutzund Schädlingsbekämpfungsmitteln. Die konsequente Anwendung dieser biologisch-chemischen Maßnahmen reduziert die Aufwendungen für den Pflanzenschutz und die Schädlingsbekämpfung in der DDR nach Schätzungen um ca. 150 Millionen Mark jährlich. Zunehmende Beachtung wird neben den „klassi-

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schen" Methoden des Pflanzenschutzes auch der Anwendung biologischer und biotechnologischer Verfahren geschenkt, so z.B. durch die Verwendung von Sexuallockstoffen oder durch geeignete Mikroorganismen, die die Schaderreger mit Krankheiten infizieren. Eine leistungsfähige Agrochemie ist in Ländern mit entwickelter Landwirtschaft - so auch in der D D R - wesentliche Voraussetzung für die Industrialisierung der Landwirtschaft und die damit verbundene Leistungssteigerung. Die Agrochemie und die gesamte chemische Industrie der DDR hat sich deshalb einer Vielfalt interessanter wissenschaftlicher Fragestellungen und anspruchsvoller Aufgaben bei der Produktion von chemischen Produkten mit hoher ökonomischer Wirkung zu stellen. Es geht uns darum, zu jeder Zeit eine sortiments- und qualitätsgerechte Bereitstellung von hochwertigen Agrochemikalien bei gleichzeitiger Erfüllung der erforderlichen Exportleistungen abzusichern. Damit leisten wir unseren Beitrag zur Realisierung der vom XI. Parteitag der SED beschlossenen ökonomischen Strategie zur Steigerung des Leistungszuwachses und der ökonomischen Effektivität in Industrie und Landwirtschaft.

Günter Erk

Ergebnisse und Anforderungen zur Höherveredlung agrarischer Rohstoffe im Intensivierungsprozeß der Nahrungsgüterwirtschaft In der Nahrungsgüterwirtschaft sind 1,5% der Berufstätigen der D D R beschäftigt. Sie erzeugen 10 % der industriellen Warenproduktion unseres Landes, womit etwa ein Viertel des gesamten Einzelhandelsumsatzes abgedeckt wird. Die Erzeugnisse der Nahrungsgüterwirtschaft, besonders Fleisch-, Milch- und Geflügelprodukte müssen nahezu täglich frisch, sortiments- und bedarfsgerecht für den Verbraucher bereit gestellt werden. Das macht die hohe versorgungspolitische Verantwortung sehr deutlich, die von den 133000 Werktätigen der Nahrungsgüterwirtschaft tagtäglich und oft unter schwierigen Bedingungen wahrgenommen wird. Gemeinsam mit ihren wichtigsten Bündnispartnern, den Genossenschaftsbauern, lösen sie diese Aufgabe. Durch ihre Arbeit geben sie landwirtschaftlichen Rohstoffen aus dem eigenen Aufkommen im Werte von 50 Mrd. M die erforderliche Konsumreife. Es ist also unverkennbar, daß sich in der Nahrungsgüterwirtschaft ein bedeutendes und politisch wichtiges Veredlungspotential unserer Volkswirtschaft konzentriert, dessen Weiterentwicklung und noch effektivere Nutzung zweifellos ein gesamtgesellschaftliches Anliegen von Rang ist. Bei unseren Untersuchungen zur Lösung dieses Anliegens hat sich die von H. Koziolek (Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften, Nr. 5/G, 1984, S. 27) vertretene Auffassung voll bestätigt, wonach „in der Höherveredlung . . . alle Fragen des Wirtschaftswachstums durch Steigerung der Produktivität, Effektivität und Qualität der Arbeit auf der Grundlage des wissenschaftlich-technischen Fortschritts in hochkonzentrierter Form . . . erscheinen". In der Nahrungsgüterwirtschaft wird die Höherveredlung immer mehr zum Schlüsselprozeß der umfassenden Intensivierung, d.h. ohne die beständige Höherveredlung unserer wertvollen landwirtschaftlichen Rohstoffe kann weder die Dauerhaftigkeit der intensiv erweiterten Reproduktion in der Nahrungsgüterwirtschaft abgesichert, noch die versorgungspolitische Aufgabe dieses Volkswirtschaftszweiges gelöst werden. Dafür gibt es mindestens vier gewichtige Gründe: Erstens ist Höherveredlung auch notwendig, um langfristige Wachstumsdifferenzen, die es zwischen landwirtschaftlichem Rohstoffaufkommen und Nahrungsmittelverbrauch gibt, volkswirtschaftlich zu eliminieren. In der Fünfjahrplanperiode 1981/85 konnte ein vergleichsweise sehr hohes jährliches Wachstum der landwirtschaftlichen Eigenproduktion von 2,3% erreicht werden. Der Einzelhandelsumsatz an Nahrungsmitteln ist im Schnitt der letzten 16 Jahre um jährlich 3,2%, im Schnitt der letzten drei Jahre um jährlich 2,5 % gewachsen. Die auf längere Sicht bestehende Wachstumsdiffe-

renz kann und muß durch Höherveredlung, also durch Gebrauchswert-, Erlös- und Nettoproduktzuwachs je Rohstoffeinheit ausgeglichen werden. Das wurde im letzten Jahr zumindest teilweise erreicht: Auch das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, und die dazu erforderlichen Lösungswege sind durch die ökonomische Forschung vorzubereiten. All das unterstreicht, wie gravierend und vielfältig der Höherveredlungsprozeß in der Nahrungsgüterwirtschaft mit dem Intensivierungsprozeß sowie mit grundlegenden versorgungspolitischen Aufgabenstellungen verbunden ist. Höherveredlung in der Nahrungsgüterwirtschaft erweist sich als gemeinsame Aufgabenstellung für die Landwirtschaft, die Nahrungsgüterwirtschaft, den Nahrungsgüterhandel, den Nahrungsgütermaschinenbau, die Verpackungsindustrie und weitere Partner und ist komplex zu leiten und sowohl durch die zentralen als auch durch die örtlichen Staatsorgane zu unterstützen. Das Wort des Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Rates für wirtschaftswissenschaftliche Forschung, wonach „in der Höherveredlung . . . alle Fragen des Wirtschaftswachstums . . . in hochkonzentrierter Form . . . erscheinen", findet in der Nahrungsgüterwirtschaft seine tiefe Bestätigung. Es erzwingt eine Bearbeitung und Lösung aller dieser Fragen nicht nur aus zweiglicher, sondern vor allem aus gesamtgesellschaftlicher Sicht, weil sie ganz explizit in die erfolgreiche Fortführung unseres bewährten Kurses der Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik eingebettet sind. In der Milchindustrie konnte der Erlös je t Rohmilch auf 101% und die Nettoproduktion auf 104% erhöht werden. Die Nettoproduktion wuchs schneller als das Rohmilchaufkommen, das auf 102,7% gesteigert wurde. In der Fleischindustrie konnte der Erlös je t Schlachtvieh noch nicht erhöht werden. Eine Ursache dafür liegt auch darin, daß die Produktion im Grundsortiment rascher wuchs als im Delikatsortiment. Die Nettoproduktion je t Schlachtvieh wurde auf 108,8 % gesteigert. Sie wuchs auch hier schneller als das Schlachtviehaufkommen, das auf 102,5 % stieg. Damit wird sichtbar, daß ein entscheidender Maßstab der Höherveredlung, die Erlössteigerung je Rohstoffeinheit, sich in der Nahrungsgüterwirtschaft als kompliziert beherrschbar erweist. Längerfristig ergibt sich aus den typischen Wachstumsrelationen zwischen landwirtschaftlichen Rohstoffaufkommen und Nahrungsmittelabkauf an den Höherveredlungsprozeß in der Nahrungsgüterwirtschaft der hohe Anspruch, daß Gebrauchswert, Erlös und Nettoproduktion je Rohstoffeinheit schneller steigen müssen als das landwirtschaftliche Rohstoffaufkommen. Nur so kann stabil aus eigenem Aufkommen versorgt werden. Es wird erforderlich werden, das Erreichen solcher 83

Wachstumsrelationen in der zentralen Leitung und Planung noch mehr Aufmerksamkeit zu widmen und die diesbezüglichen Initiativen und Ergebnisse der Kombinate und Betriebe differenziert und gezielt zu stimulieren. Dazu ist auch weitere ökonomische Forschungsarbeit notwendig. Zweitens ist Höherveredlung unumgänglich, um mit weiterentwickelten und neuen Produkten auf neue Bedarfstendenzen im Nahrungsmittelverbrauch zu reagieren. Mit dem jetzt erreichten hohen Verbrauchsniveau und der beachtlichen Überernährung eines Drittels unserer Bevölkerung wird zukünftig eine höhere Sortimentsdynamik erforderlich, auf die der Generalsekretär, Gen. E. Honecker, in seiner Rede vor den 1. Kreissekretären deutlich hinwies. Die Sortimentsdynamik geht in folgende Richtungen: 1. Mehr gesundheitsfördernde, nährstoffoptimierte, wenig salzhaltige Nahrungsmittel und Diäterzeugnisse; 2. mehr Produkte mit hohem Zubereitungsgrad und guter Haltbarkeit zur Verringerung des Zubereitungsaufwandes im Haushalt, z.B. Menüartikel, Salate, Feinkosterzeugnisse; 3. spezifizierte Produkte für spezielle Verbraucheransprüche: für Partys, für Garten und Camping, Schlemmererzeugnisse und Spezialitäten, spezielle Sortimente nicht nur für Säugling und Kleinkind, auch für den Rentner, für Gemeinschaftsverpflegungen und vor allem auch Spezifizierung von Haustiernahrung; 4. mehr Erzeugnisse, die ein spezielles volkswirtschaftliches Aufkommen, wie Schaffleisch, Kaninchen und Geflügel, weniger edle Fleischteile verbraucherfreundlich und volkswirtschaftlich vorteilhaft verwerten. Durch zentrale Beschlüsse und Maßnahmen unterstützt wurde z.B. die Hart- und Schnittkäseproduktion von 1981 bis 1985 auf 12,9%, oder die Produktion von Sauermilcherzeugnissen, darunter Joghurt, auf 131% erhöht. In der Fleischindustrie wurden bisher jährliche Erneuerungsraten von etwa 10%, in der Milchindustrie von 7% erzielt. Damit kamen jährlich in der Fleischindustrie etwa 130 und in der Milchindustrie 40 neue Erzeugnisse auf den Markt. In der Vergangenheit gab es eine Konzentration der Sortimentsdynamik auf das Delikatangebot. Da der weiteren Steigerung des Delikatanteils gewisse Grenzen gesetzt sind, muß sich künftig der Schwerpunkt der Höherveredlung und Sortimentsdynamik auf die Grundnahrungsmittel verlagern. Solche Strukturveränderungen und Dynamik im Sortiment werden immer mehr ein objektives versorgungspolitisches Erfordernis zur Abdeckung der qualitativen Veränderungen im Bedarf. Wenn wir auch zu berücksichtigen haben, daß bei den Ernährungsgewohnheiten Konservatismus eine beachtliche Rolle spielt (wir wollen auch das noch essen, was uns als Kind gut geschmeckt hat!), so wird doch analog zu den Bedarfstrends die Erneuerungsrate in der Nahrungsgüterwirtschaft angehoben werden müssen. Das ist eine hohe Aufgabenstellung, die eine noch qualifiziertere, aktive Mitwirkung des Handels, der Marktforschung und Marktbearbeitung erfordert. Dazu sind die Erzeugniserneuerungsinitiativen in den Kombinaten und Betrieben noch gezielter zu unterstützen. Die sortimentsstrategische Arbeit wird zentral und in den Bezirken zu verstärken 84

sein. Ein Beschluß des Rates des Bezirkes Magdeburg vom 16.4.1987 „Grundkonzeption zur Erzeugnisentwicklung in der Nahrungsgüterwirtschaft bis 1992" ist dafür ein Beispiel. Auch in der Forschungsarbeit muß die Gemeinschaftsarbeit verschiedener Einrichtungen und Disziplinen ausgebaut werden, um mit den Kombinaten neue Lösungen für die Erzeugnisinnovation zu finden und den Staatsorganen bei der Erarbeitung der Sortimentsstrategie im Lebensmittelbereich, in der Beherrschung der erforderlichen Verflechtungsbeziehungen zwischen Volkswirtschaftsbereichen oder in der Stimulierung hoher bedarfsgerechter Erneuerungsraten mehr Unterstützung zu geben. Drittens tritt die Höherveredlung als Verausgabung qualifizierter Arbeit und Nutzung wissenschaftlich-technischer Lösungen in Erscheinung und verbindet auf diese Weise die Erzeugniserneuerung mit der Verfahrenserneuerung bzw. mit der Modernisierung der Produktionsinstrumente. Damit wird über die Höherveredlung ein grundlegendes Erfordernis der nächsten zwei Jahrzehnte für die Nahrungsgüterwirtschaft berührt, das von gewichtiger versorgungspolitischer Bedeutung ist und das der Generalsekretär, E. Honecker, in der Rede vor den 1. Kreissekretären in der Forderung zusammenfaßte: „Entschiedener ist die materiell-technische Basis der Nahrungsgüterwirtschaft zu modernisieren." In Verbindung damit müssen echte Kapazitätsengpässe gelöst, vor allem aber müssen dadurch unter Nutzung der Schlüsseltechnologien bisher nicht zugängliche Höherveredlungsmöglicnkeiten erschlossen werden. Auf diese Erfordernisse hat die Nahrungsgüterwirtschaft selbst gemäß den zentralen Orientierungen mit einem beschleunigten Aufbau und mit neuen, zweckmäßigen Organisationsformen des eigenen Rationalisierungsmittelbaues reagiert. Im Durchschnitt der letzten 3 Jahre wurde ein jährlicher Zuwachs des Rationalisierungsmittelbaues von 24% erreicht. 1987 wird die Eigenfertigung von Rationalisierungsmitteln ein Niveau von 11 M je 1 000 M Ausrüstungen erreichen. Das ist gemessen an den Anfangskapazitäten der Nahrungsgüterwirtschaft schon viel. Dennoch verschlechterte sich aufgrund der starken Überalterung der Verschleißgrad. Es muß als gesamtgesellschaftliches Anliegen der nächsten Jahre angesehen werden, daß der eigene Nahrungsgütermaschinenbau einen größeren Beitrag leistet, um Schritt für Schritt eine auf Biotechnologie und Mikroelektronik gegründete automatisierte materiell-technische Basis in der Nahrungsgüterwirtschaft einzuführen. Die Forschung und die gesamte Grundfondsreproduktion müssen noch stärker darauf gelenkt werden, aus volkswirtschaftlicher Sicht solche Modernisierungslösungen abzustecken, wo mit geringstem Aufwand die höchsten Veredlungseffekte und damit die größten versorgungspolitischen Fortschritte erreicht werden. Viel könnte schon durch moderne Verpackungs- und Wägetechnik, durch mehr Kältetechnik erreicht werden. Die Beantwortung solch wichtiger Fragen nach der bestmöglichen Kombination der Höherveredlungs- und der Modernisierungsprozesse erfordert die Verstärkung der erzeugnis- und verfahrensökonomischen Arbeit in der Nahrungsgüterwirtschaft. Die langfristige Festlegung der Forschungsschwerpunkte bis zum Jahr 2000 durch

den Politbürobeschluß vom Februar 1987 gibt uns die Möglichkeit, die Forschung zur Grundfondsreproduktion zielgerichteter mit dem Höherveredlungsprozeß zu verkoppeln. In diesem Sinne kann und muß die Leitung der Grundfondsreproduktion beständig weiterentwikkelt und noch stärker nicht nur als zweigliches, sondern als gesamtgesellschaftliches Anliegen gehandhabt werden. Viertens ist die Höherveredlung zugleich Quelle für Effektivitätsgewinn, also für die Verbesserung des Verhältnisses von Aufwand und Ergebnis. Für den Effektivitätszuwachs im Höherveredlungsprozeß gibt es objektiv drei miteinander verflochtene Quellen, die relative Rohstoffaufwandssenkung, den Gebrauchs Wertzuwachs beim Erzeugnis und adäquaten Erlöszuwachs und vor allem die Verausgabung qualifizierter Arbeit in Einheit mit neuen wissenschaftlich-technischen Lösungen, die auch das Herstellungsverfahren ökonomisieren. Je besser es uns gelingt, diese objektiven Effektivitätsquellen der Höherveredlung zu erschließen, um so weitgehender wird das künftige Wirtschaftswachstum auch in der Nahrungsgüterwirtschaft auf stabile Grundlagen gestellt. Gegenwärtig erweist sich die ökonomische Durchdringung des Höherveredlungsprozesses in Forschung und Wirtschaftspraxis als relativ komplizierte Aufgabe. Es wird daran gearbeitet, Höherveredlungseffekte im volkswirtschaftlichen, im zweiglichen, im kombinatlichen und im betrieblichen Maßstab sowie auch im Maßstab der Höherveredlungskollektive zu erfassen, Widersprüche aufzudecken und noch besser mit Stimulierungsmöglichkeiten zu koppeln. Beim derzeitigen Arbeitsstand sehen wir den erzeugniskonkreten Nachweis der Höherveredlungseffekte als einen grundlegenden Weg an. Als Modellbeispiel dient uns die im WTÖZ der Milchindustrie entwickelte und im Milchhof Magdeburg produzierte Buttersorte „Die feine Butter", für die künftig ein Marktanteil von 6—10% am Butterverbrauch vorzusehen sein wird. Die Voraussetzungen für die Kreation dieser neuen Buttersorte wurden in der Pflanzenzüchtung und Pflanzenproduktion der D D R durch die Züchtung und den erfolgreichen Anbau einer eurucasäurearmen Rapssorte ge-

schaffen. Mit dem bitterstoffarmen Öl dieser Sorte wird 20 % des Milchfettes ersetzt. Die neue Butter hat höhere Gebrauchseigenschaften durch ernährungsphysiologisch vorteilhafte FettvollWertigkeit, durch bessere Streichfähigkeit und Vermeiden von Wasserlässigkeit sowie durch angenehmen Sauerrahmbuttergeschmack. Sie wird durch ein neues Butterungsverfahren hergestellt, bei dem keine Molke anfällt. Erzeugnisinnovation ist mit Verfahrensinnovation und Rohstoffsubstitution gekoppelt. Das ermöglicht, den Verbraucherpreis von 2,30 M für 250g 70%ige Tafelbutter auf 2,20 M je 250g 70%ige „Die feine Butter" zu senken. Dabei werden neben den genannten Vorzügen entscheidende ökonomische Vorteile erzielt: Die Grundmaterialkosten verringern sich im Vergleich zur Tafelbutter um 14,8%, zur Herstellung einer Tonne Butter werden 18-20% weniger landwirtschaftliche Nutzfläche benötigt und je 100 M Grundmaterialkosten werden 2,2% mehr Warenproduktion, 25,5% mehr Nettoproduktion und ein um 59,5 % höherer Gewinn erzielt. Die verfahrensökonomischen Innovationen bewirken aber leider auch einen um 26,6% höheren Elektroenergiebedarf. Am einzelnen Erzeugnis lassen sich Höherveredlungseffekte und Höherveredlungsprobleme sehr konkret nachweisen. Trotz eines guten Effektivitätszuwachses beim höherveredelten Erzeugnis sind die effektivitätsfördernden Auswirkungen der Höherveredlungsprozesse auf das Betriebs- und Kombinatsergebnis in der Nahrungsgüterwirtschaft viel geringer als in der Industrie im allgemeinen. In der Nahrupgsgüterwirtschaft muß der Anteil neuer Erzeugnisse am Gesamtsortiment immer in versorgungspolitisch angemessenen Grenzen bleiben und Produktablösungen durch Erzeugnisinnovation erfolgen in geringerem Maße. Daraus ergibt sich für die Nahrungsgüterwirtschaft das immer deutlicher wirksame Problem, daß die Schere zwischen Preisentwicklung und Gebrauchswertentwicklung für bauliche Anlagen und Ausrüstungen durch Erzeugniserneuerung und die damit verbundene Preisfestsetzung nur zum geringen Teil abgefangen werden kann und Effektivitätsprobleme auftreten können.

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Werner Heinig

Entwicklungstendenzen und Erfordernisse der Grundfondsreproduktion für die landwirtschaftliche Produktion aus baulicher Sicht und Konsequenzen für die Gestaltung der Verflechtungsbeziehungen Auf dem XIII. Bauernkongreß der D D R und auch hier in den Referaten wurde die effektive Nutzung und kontinuierliche Modernisierung der Grundmittel als wesentliches Erfordernis bei der Verwirklichung der ökonomischen Strategie der S E D deutlich hervorgehoben. Mit über 140 Milliarden Mark Grundmittel verfügt unsere Landwirtschaft über eine beträchtliche materielltechnische Basis. Der Anteil der baulichen Grundfonds beträgt rund 65 % . Etwa die Hälfte der in der Landwirtschaft vorhandenen baulichen Grundfonds werden für die Tierproduktion genutzt, etwa 2 4 % für Pflanzenproduktion, 13% Nahrungsgüterwirtschaft, der Rest entfällt auf Vorleistungen und Sonstiges. Während bis in die 70er Jahre die Bauinvestitionen für die Landwirtschaft vorwiegend für die Erweiterung der baulichen Grundfonds verwendet wurden, ist seit den 80er Jahren der Leistungsanstieg in erster Linie durch eine intensive Nutzung der vorhandenen Bausubstanz zu sichern. Somit vollzieht sich gegenwärtig in den Landbaubetrieben ein Wandel in der Struktur der Bauaufgaben zugunsten von Erhaltungs- und Modernisierungsaufgaben. Diese Entwicklung geht jedoch noch zu langsam vor sich. Grundsätzlich belegen alle Untersuchungen zur vorhandenen Bausubstanz, daß die absolute Mehrheit der Produktionsbauten noch langfristig nutzbar ist. Allein in den letzten 15 Jahren wurden - rd. 5 5 % der baulichen Grundfonds in der Tierproduktion, - fast 60 % in der Nahrungsgüterwirtschaft und - über 85 % in der Pflanzenproduktion geschaffen. Damit sind diese und auch die nach 1960 errichteten Bauwerke vom Baualter her noch weit über das Jahr 2000 nutzbar. Unter Einbeziehung des Zustandes der Bauwerke beinhaltet diese Einschätzung jedoch gleichzeitig, daß nicht unerhebliche Neubauleistungen für den Ersatz physisch und moralisch verschlissener Bausubstanz sowie auch für notwendige Kapazitätserweiterungen zur Erfüllung steigender Produktionsaufgaben unumgänglich sind. So wird längerfristig auch der Ersatz solcher baulicher Grundfonds einzuplanen sein, für die der notwendige Erhaltungs- und Modernisierungsaufwand im Widerspruch zum erreichbaren Nutzungswert steht. Kritisch muß unter Beachtung der überwiegend noch jungen Bausubstanz der Zustand der Bauwerke beurteilt werden. So sind an einem nicht geringen Teil der Rinder- und Schweineställe differenzierte Bauschäden an der Gebäudehülle bzw. im Stallausbau vorhanden. Auch ein Vergleich des Bauzustandes mit dem Baualter der Stallgebäude belegt die bisher unzureichenden Maßnahmen zur Erhaltung, besonders der noch für eine langfristige Nutzung geeigneten Bauwerke. 86

Wir müssen einschätzen, daß trotz der beträchtlichen Leistungen unserer Landbaubetriebe die Leistungen für Erhaltungsmaßnahmen noch nicht ausreichen. - Vergleichsweise lag 1980 der Anteil der Baureparaturen an der Gesamtproduktion in den Landbaubetrieben um die Hälfte niedriger als im Bauwesen der Volkswirtschaft insgesamt; - 1985 betrugen die Leistungen der Landbaubetriebe (einschließlich der Baubrigaden) für Baureparaturen 765 Mio M, das bedeutet eine Reparaturquote von weniger als 0 , 7 % auf neuer Preisbasis. In der Industrie lag sie zum gleichen Zeitpunkt bei mehr als 1,0%. Für eine effektive Grundfondsproduktion und zur Erfüllung der sich daraus ableitenden Bauaufgaben sind somit aus baulicher Sicht folgende Schlußfolgerungen zu ziehen: Für die Einführung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts ist eine absolute Steigerung der Bauleistungen für die Modernisierung der vorhandenen Bauwerke - besonders in der Tierproduktion und in der Nahrungsgüterwirtschaft - erforderlich. Gleichzeitig sind die Baureparaturleistungen zur Sicherung und auch Verlängerung der planmäßigen Nutzungsdauer der Bauwerke wesentlich zu erhöhen. Aus Untersuchungsergebnissen auch anderer Bereiche ist ableitbar, daß sich die gegenwärtigen Baureparaturleistungen im Landbau verdoppeln müßten, ohne dabei zu berücksichtigen, daß für die vorhandene Bausubstanz noch ein hoher Nachholebedarf besteht. Weiterhin erfordert die komplexe Modernisierung von Produktionsstätten der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft vom Landwirtschaftsbau Leistungen, die in Einheit von Rekonstruktion und Erhaltung der vorhandenen Bausubstanz sowie auch Neubau zu realisieren sind. Damit verbunden ist die Herausarbeitung wissenschaftlich begründeter Schwerpunkte und Aufgaben zur Rationalisierung der Landbaukapazitäten. Diese müssen sich auf eine technisch-ökonomische Konzeption zur Deckung des Baubedarfs der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft in Einheit von effektiver Nutzung der vorhandenen und planmäßigen Entwicklung des Gesamtbestandes an Produktions- und Lagerbauten stützen. Die erhöhten Bauleistungen für die Rekonstruktion und Erhaltung der Bausubstanz haben aber auch Auswirkungen vor allem auf - das Produktionsprofil und die Ausstattung der Landbaukapazitäten, i - den Bedarf an volkswirtschaftlich wichtigen Baustoffen und Baumaterialien und - die Entwicklung der Arbeitsproduktivität. Gegenwärtig läßt sich aus Analysen und Einschätzungen für die volkseigenen und genossenschaftlichen

Landbaukapazitäten insgesamt folgende Bauaufgabenstruktur ableiten: - 66% Neubauleistungen, - 12 % Rekonstruktionsbauleistungen und - 22% Baureparaturleistungen. Ausgehend von der notwendigen Steigerung der Baureparaturleistungen und Erhöhung der Rekonstruktionsleistungen sowie eines volkswirtschaftlich notwendigen Wachstums der Bauproduktion insgesamt könnte nach unseren Überlegungen die Bauaufgabenstruktur langfristig etwa folgende Anteile erfordern: - 50% Neubauleistungen, - 20 bis 25 % Rekonstruktionsbau und - 25 bis 30% Baureparaturen. Diese Strukturveränderung wäre gemeinsam mit Agrarökonomen wissenschaftlich noch zu untersetzen. Gleichzeitig müssen Orientierungen für differenzierte Baustrukturanteile zwischen den Landbaukombinaten, Zwischengenossenschaftlichen Bauorganisationen und Baubrigaden erarbeitet werden. Gegenwärtig liegen die Anteile an Neubauleistungen in den Landbaukombinaten bei 85 %, in den ZBO bei 70% und in den Baubrigaden bei etwa 40%. Die Steigerung der Bauleistungen für Rekonstruktion und Erhaltung erfordert jedoch auch eine Anpassung der technologischen Teilkapazitäten an diese veränderte Bauaufgabenstruktur. Das bedeutet insbesondere einen steigenden Bedarf an Kapazitäten des bautechnischen Ausbaus und auch des Spezialbaus zu Lasten vor allem des Montage- und Tiefbaus. Analog zu den Strukturveränderungen der technologischen Teilkapazitäten ergeben sich auch entsprechend veränderte Anforderungen an die Ausstattung der Baukapazitäten mit Ausrüstungen für die Bauproduktion. Die volkswirtschaftliche Bedeutung einer effektiven Nutzung unserer Bausubstanz wird auch in der Senkung des Verbrauchs von Baustoffen und Baumaterialien sichtbar, ein volkswirtschaftliches Erfordernis, dem sich auch der Landwirtschaftsbau stellen muß. Bisherige Berechnungen besagen, daß mit jedem Prozent mehr Rekonstruktions- und Reparaturleistungen anstelle Neubau erhebliche Einsparungen an Zement, Stahl und Schnittholz erzielt werden können. Abgeleitet aus diesen Berechnungen bedeutet das für die gegenwärtige Landbauproduktion eine mögliche Senkung des Verbrauchs von rd. l k t Walzstahl, 8kt Zement und etwa 500 m 3 Schnittholz. Auch diese Zahlen unterstreichen die volkswirtschaftliche Bedeutung einer effektiveren Nutzung unserer Bausubstanz. Die verstärkte Zuwendung zur Erhaltung und Modernisierung der vorhandenen Bausubstanz erfordert aber auch eine spürbar steigende Arbeitsproduktivität für die dafür zu erbringenden Bauleistungen. Untersuchungen unseres Instituts belegen, daß beim gegenwärtigen technologischen Niveau der Landbaubetriebe die Arbeitsproduktivität von Rekonstruktionsleistungen zur Zeit im Mittel um etwa 25 % und von Baureparaturen um mehr als 35 % unter der von Neubauleistungen liegt. Es muß jedoch betont werden, daß es falsch wäre, das technologische Niveau von Rekonstruktions- und Erhal-

tungsmaßnahmen am Niveau des Neubaus zu messen. Jeder dieser spezifischen Bauaufgaben ist nur für sich meßbar und damit auch in ihrem technologischen Fortschritt vergleichbar. Denn Rekonstruktion und Bauerhaltung beinhalten gegenüber Neubau einen größeren Anteil handwerklich anspruchsvoller und lohnintensiver Arbeiten. Entsprechend der langfristigen Entwicklung des Arbeitsvermögens im Landbau muß davon ausgegangen werden, daß die künftig erforderlichen Bauleistungen mit gleichbleibender oder sogar rückläufiger Anzahl von Arbeitskräften zu realisieren sind. Bei der volkswirtschaftlich notwendigen Anhebung der Bauleistungen der Landbaukapazitäten für die Rekonstruktion um 20 bis 25% und für Baureparaturen um 25 bis 30% macht allein die Sicherung des gegenwärtigen Volumens der Landbauproduktion eine Steigerung der Arbeitsproduktivität insgesamt um mindestens 15 bis 20 % notwendig. Damit wird deutlich, welche Probleme im Landbau zu lösen sind, um die aus den Zielstellungen zur Entwicklung der Volkswirtschaft bis zum Jahre 2000 ableitbare Erhöhung der Bauproduktion insgesamt zu gewährleisten. Notwendig ist die konsequente Orientierung auf qualitative Wachstumsfaktoren, insbesondere durch Weiterentwicklung des technisch-technologischen Niveaus der Landbauproduktion. Von der Bauforschung sind dazu gemeinsam mit der Baupraxis vor allem mit den Landbaukombinaten entsprechende stofflich-konstruktive und bautechnologische Lösungen forciert zu erarbeiten und breitenwirksam zu machen. Neue Konstruktionslösungen lassen, bezogen auf den Erstaufwand, keine größeren Effekte im Vergleich zum heutigen Stand erwarten, weil die Grenzen der Standsicherheit bereits erreicht sind. Jedoch weist die Zahl von Bauschäden darauf hin, daß bei den Bauwerken der Landwirtschaft der Nutzungswert, insbesondere die normative Nutzungsdauer, noch nicht immer gesichert ist. Vor allem die hohen bauphysikalischen und chemischen Beanspruchungen aus den landwirtschaftlichen Produktionsprozessen haben bisher noch keine ausreichende Berücksichtigung gefunden (Düngerlager, Silos, Stallbauten). Notwendig ist also nicht nur, den Erstaufwand, sondern auch den laufenden Aufwand zu minimieren und eine hohe funktionelle Qualität zu erreichen. Hieraus leiten sich Schwerpunkte der Forschung für die Weiterentwicklung der Produktionsgebäude, des produktionstechnischen Ausbaus, der Behälter und Lagerbauten ab, um Bauwerke mit hoher Nutzungsdauer und ausreichender Zuverlässigkeit zu erhalten. Hier liegen auch Ansatzpunkte für den weiteren Ausbau der bewährten Zusammenarbeit zwischen den Instituten und Einrichtungen der Bauakademie, der AdL und dem VEB Landbauprojekt Potsdam. Ich hoffe, daß die angesprochenen Probleme sichtbar machten, welche Aufgaben vor der interdisziplinären Forschung stehen, um die Voraussetzungen für eine effektive Reproduktion der Grundfonds weiter zu qualifizieren.

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Horst Illgen

Zur Vertiefung der Verflechtungsbeziehungen zwischen Landwirtschaft und Handel zur Verbesserung der Versorgung der Bevölkerung und zur Erhöhung der volkswirtschaftlichen Effektivität Ich m ö c h t e die Möglichkeit nutzen, aus der Sicht des Ministeriums für Handel und Versorgung einige Ü b e r l e gungen und G e d a n k e n zur Themenstellung darzulegen. Bekanntlich wirkt der Handel als T r ä g e r der Warenzirkulation dabei verantwortlich mit, daß Produktion und Konsumtion so effektiv wie möglich verbunden werden. S o gesehen hängt es von der A r b e i t des Handels mit a b , wie rationell die Verf.echtungsbeziehungen zwischen Landwirtschaft, Industrie und Handel bei der Sicherung einer stabilen Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln funktionieren. D i e in den R e f e r a t e n und der bisherigen Diskussion dargelegten Aspekte und gegebenen Hinweise sowie die während der Exkursion im Institut G r o ß b e e r e n geführten G e s p r ä c h e zeigen, daß in den Verflechtungsbeziehungen allgemein, besonders in der ökonomischen Durchdringung und im G r a d der Verbindlichkeit, noch Fragen zu lösen sind, die in enger kooperativer Zusammenarbeit einer Lösung bedürfen. D i e Beziehungen sind so zu gestalten, daß sie für den Leistungs- und Effektivitätszuwachs in der gesamten Reproduktionskette wirken. Zugleich wurde sehr deutlich, daß der Warenzirkulation in diesem Prozeß ein bedeutender Stellenwert zukommt. Daraus abgeleitet werden die Fragen der Verflechtungsbeziehungen zwischen einzelnen Stufen der volkswirtschaftlichen Reproduktion - insbesondere zwischen Landwirtschaft, Industrie und Handel - verstärkt in den wissenschaftlichen Einrichtungen des Binnenhandels bearbeitet. D i e Gestaltung von Verflechtungsbeziehungen zwischen den Volkswirtschaftsbereichen stellt generell hohe Forderungen an die Beherrschung der Dialektik von B e d a r f , kaufkräftiger Nachfrage, produzierten G e brauchswerten und W e r t e n . Das setzt voraus, daß sich die objektiven W a r e - G e l d - B e z i e h u n g e n auf der Grundlage des Planes in gewollten Proportionen vollziehen. A u f diese Zusammenhänge wies der Generalsekretär des Z K der S E D und Vorsitzender des Staatsrates, G e nosse Erich H o n e c k e r , auf der Beratung mit den 1. Kreissekretären im F e b r u a r 1987 nachdrücklich hin. Ich zitiere: „Bei dem in der D D R erreichten Niveau des V e r b r a u c h e s an Nahrungsmitteln treten die Fragen der Verbesserung der Struktur und der Qualität des Angebotes entsprechend dem differenzierter werdenden B e darf, der Erhöhung des Veredlungsgrades und der E r weiterung des Sortiments in den V o r d e r g r u n d . " ' D e s h a l b unternimmt der Binnenhandel alle Anstrengungen, eine höhere Effektivität der Verflechtungsbeziehungen durch einen wirksamen eigenen Beitrag zu unterstützen. Ausgangspunkt dafür ist, daß die bedarfsgerechte Versorgung mit Nahrungsgütern als ein Prüfstein unse-

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rer Wirtschafts- und Sozialpolitik für den B ü r g e r tagtäglich gesichert, j a für jeden Bürger tagtäglich e r l e b b a r gestaltet werden muß. D a b e i gewinnen zunehmend auch die Fragen einer gesunden Ernährung an B e d e u t u n g . A n die Vertiefung der Verflechtungsbeziehungen müssen aus der Sicht des Binnenhandels besonders folgende Anforderungen gestellt werden: - Verbesserung der Versorgung der Bevölkerung in quantitativer und qualitativer Hinsicht; - Sicherung des Leistungszuwachses und die E r h ö h u n g der Effektivität bei j e d e m einzelnen Kooperationspartner und in der gesamten K e t t e ; - Gewährleistung einer verlustarmen Verwertung und hohen Veredlung der landwirtschaftlichen R o h s t o f f e für die Frischversorgung und in der Verarbeitung. Mit Genugtuung konnte ich während der Tagung feststellen, daß die Primärproduzenten auch von den V e r sorgungserfordernissen ausgehen. E i n e n besonderen Stellenwert hat in diesem Zusammenhang die Versorgung mit G e m ü s e und O b s t für die gesunde Ernährung, da sie ballastreich, energiearm und vitaminreich sind. D e r wachsende B e d a r f nach G e müse und Obst und Erzeugnissen daraus ist aus ernährungswissenschaftlicher Sicht eine positive Entwicklungstendenz, was bekanntlich nicht bei allen Nahrungsund Genußmitteln zutrifft. D i e Beschlüsse unserer Partei und Regierung 1984/85 zu den Obst- und G e m ü s e p r o g r a m m e n gehen folgerichtig davon aus, den P r o - K o p f - V e r b r a u c h bei diesen wichtigen Nahrungsgütern aus einer wachsenden Eigenproduktion weiter zu erhöhen. E i n e kürzlich gemeinsam mit dem Ministerium für L a n d - , Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft und den R ä ten der B e z i r k e erarbeitete Analyse zur Realisierung dieser Programme zeigte Fortschritte in der mengenmäßigen Gesamtproduktion, in der territorialen Eigenversorgung, in der Erhöhung des Anteils verarbeiteter E r zeugnisse sowie in der Erweiterung direkter Warenwege. Noch größere Anstrengungen sind jedoch erforderlich, um eine noch stabilere sortiments- und zeitgerechte Bereitstellung zu erreichen, eine durchgängige Qualität und einen hohen Frischegrad bis zum V e r b r a u c h e r zu sichern. D a b e i ist eine noch bestehende unvertretbar hohe territoriale Differenziertheit nicht zu übersehen. D i e Verbesserung des Niveaus der Versorgung ist Schwerpunkt unserer A r b e i t , der jedoch nur mit Hilfe enger Verflechtung in der Kooperationskette zu lösen ist. Nicht im notwendigen T e m p o hat sich auch in einigen Bezirken die Verarbeitung von G e m ü s e und Obst im Verhältnis zur Primärproduktion entwickelt. D a s betrifft besonders die nicht proportionale Entwicklung der Kapazitäten der obst- und gemüseverarbeitenden Indu-

strie in den bezirksgeleiteten Kombinaten OGS im Verhältnis zur Primärproduktion. Die 4. Tagung des Zentralkomitees der SED hat erneut unterstrichen, ich zitiere: . . . „die Kooperation von Industrie und Landwirtschaft mit dem Handel so zu gestalten, daß die ganze Kette von der Produktion bis zum Ladentisch noch effektiver und vor allem flexibler organisiert wird." 2 In diesem Zusammenhang gewinnt die Tätigkeit der Kooperationsverbände als Form erzeugnisorientierter vertikaler Kooperation weiter an Bedeutung. Ihre Aktivitäten sind auf die proportionale Entwicklung aller Stufen des Reproduktionsprozesses gerichtet. Damit werden günstige Bedingungen geschaffen, die gesamte Erzeugnislinie von der Primärproduktion bis zum Handel auf höherem wissenschaftlich-technischen Niveau zu beherrschen, bedeutende Ertragsund Leistungsreserven zu erschließen und, was von besonderer Bedeutung ist, den Wünschen der Bürger und den ernährungswissenschaftlichen Anforderungen besser zu entsprechen. Mit den Ergebnissen wird in diesen Wechselbeziehungen zugleich ein wachsender Beitrag zur Verwirklichung der Hauptaufgabe geleistet. In Umsetzung der Beschlüsse des XI. Parteitages der SED und des XIII. Bauernkongresses der DDR wurde begonnen, die Arbeit der Kooperationsverbände auf diese Anforderungen in allen Territorien und bei allen Erzeugnissen auszurichten. Bei den bisherigen Ergebnissen der Überleitung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts zeigte sich, daß in einzelnen Abschnitten, wie in der Züchtung und der Mechanisierung und Automatisierung der Herstellung ausgewählter Erzeugnisse bedeutsame Erfolge erzielt wurden. Die Exkursion in das Institut für Gemüseproduktion Großbeeren am gestrigen Tage lieferte dazu überzeugende Beweise. Die Arbeit insgesamt - an der auch der Handel mitwirkt - ist jetzt besonders darauf gerichtet, auch in allen anderen Stufen der Kooperationskette bis zum Verbraucher die Anwendung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts durchgängig zu gewährleisten. Damit ist zu sichern, daß die an einer Stufe erreichten Ergebnisse nicht an anderer Stelle wieder verlorengehen oder sogar in einer Stufe erreichte Effekte in der nächsten in nachteilige Wirkungen umschlagen. Ein solcher Fall tritt dann ein, wenn die Mechanisierung zum Beispiel der Ernte hohe Effektivität ermöglicht, die Früchte aber durch hohe Beschädigungen nicht mehr für die Frischversorgung geeignet sind. Deshalb wird die verlustarme Aufbereitung und Verarbeitung der Agrarerzeugnisse zu versorgungswirksamen Endprodukten einschließlich eines effektiven Umschlages und Verkaufs zu einer Aufgabe von hohem volkswirtschaftlichen Rang. Der gesamtvolkswirtschaftliche Effekt einschließlich der besseren Bedarfsdeckung der Bevölkerung ist entscheidend. Damit verbunden sind eine ganze Reihe praktischer Konsequenzen. So geht es z.B. darum, die Kühlkette durchgängig von der industriellen Milchviehanlage bis zur Kühleinrichtung in der Kaufhalle nicht abreißen zu lassen. Als weiteres Beispiel geht es darum, Bohnen und Erbsen vollmechanisiert anzubauen, zu pflegen, zu ernten, aufzubereiten und unmittelbar zu hochwertigen 12/5852

Gefriererzeugnissen und Konserven in verbrauchergerechten Klein- und Großabpackungen zu verarbeiten. Eine besondere Zielstellung muß darin bestehen, die qualitative Seite der Versorgung - also Qualität, Sortiment, Zeitpunkt und Frischegrad der Bereitstellung mehr als bisher zu berücksichtigen. Es erscheint zweckmäßig, die bewährte Methode einer Sortimentskonzeption als gemeinsames Dokument von Produktion und Handel auch bei Nahrungsgütern verstärkt durchzusetzen. Das sollte helfen, die noch oft vorhandenen Widersprüche zwischen den gegebenen Produktionsmöglichkeiten und dem tatsächlichen täglichen Angebot im Einzelhandel zu lösen. Bei der Schaffung durchgängiger Lösungen der Anwendung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts in der gesamten Kooperationskette - in der Vertiefung der Kooperation und Verflechtung - gibt es bei Fleisch, Milch aber auch bei Obst und Gemüse u.a. eine Reihe beispielgebender Ergebnisse in den Kooperationsverbänden der Bezirke. Ein Beispiel ist die Komplexität des Kooperationsverbandes Havelobst und seine Arbeitsweise. Die begonnenen Regelungen müssen weiter ausgebaut und die gesammelten Erfahrungen für die Verallgemeinerung genützt werden. Die Durchsetzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, die Entwicklung und Anwendung der Schlüsseltechnologien, wie insbesondere die Mikroelektronik und die Biotechnologie, erfordern die Vertiefung der Verflechtungsbeziehungen zwischen Industrie, Landwirtschaft und den anderen Zweigen der Volkswirtschaft mit dem Handel und zugleich die Erhöhung der Verbindlichkeit ihres planmäßigen Zusammenwirkens auf vertraglicher Grundlage. Immer bedeutender wird dabei auch die Nutzung der Vorzüge des eigenen Rationalisierungsmittelbaus. Es ist der Zeitpunkt herangereift, der territorialen Rationalisierung einschließlich des überbezirklichen und zwischenzweiglichen Austausches von Leistungen und Lieferungen zwischen den Kooperationspartnern stärkere Aufmerksamkeit zu widmen, die Zusammenarbeit so zu entwickeln, daß ein hoher Rationalisierungseffekt in der gesamten Kette gesichert wird. Zur Erhöhung der eigenen Leistungen ist in der obst- und gemüseverarbeitenden Industrie die Aufgabe gestellt, im laufenden Fünfjahrplan den Rationalisierungsmittelbau zu verdoppeln. Wenn dem Binnenhandel die Aufgabe gestellt ist, die wachsenden Warenfonds mit höherer volkswirtschaftlicher Effektivität versorgungswirksam zu machen, so bezieht sich das allein für den Teil Nahrungs- und Genußmittel auf ca. 15000 bis 16000 Artikel in rd. 50000 Verkaufseinrichtungen mit einem Wertvolumen von ca. 50 bis 60 Milliarden Mark pro Jahr. Diese Aufgabenstellung schließt ein eine bedarfsgerechte Produktion, einen zügigen Transport unter weitgehender Nutzung direkter Warenwege, insbesondere bei Frischwaren, die Verwandlung des Produktionssortiments in das Handelssortiment sowie einen rationellen und zugleich kundenfreundlichen Verkauf. Erich Honecker hat diesen Auftrag konzentriert in wenigen Worten auf dem XI. Parteitag so zusammengefaßt: „Bedarfsgerechte Produktion und kundengerechtes Angebot, das ist der Maßstab. " 3 Die Erfüllung dieser Aufgabenstellung macht deutlich, daß an die Gestaltung 89

der Verflechtungsbeziehungen, an ihre ständige Vertiefung und Weiterentwicklung hohe Anforderungen gestellt sind. Das umfaßt die ganze Spannweite von der langfristigen, strategischen Konzipierung bis zur operativen reaktionsschnellen Beherrschung der Umschlagsund Realisierungsbedingungen der Konsumgüter. Vor allem für Nahrungsgüter, Erzeugnisse für die Frischversorgung, darunter Gemüse und Obst, bedarf es eines besonderen stabilen und zugleich reaktionsfähigen Systems. Zugleich stellt diese Aufgabe höhere Anforderungen an die wirtschaftswissenschaftliche Forschung, die in noch stärkerem Maße auf die Durchdringung und Beherrschung der Verflechtungsbeziehungen bis zum Handel gerichtet werden sollte. Die ca. 650000 Werktätigen des sozialistischen Binnenhandels sind darum bemüht, täglich rund 300000 Artikel insgesamt von der Produktion über den Großhandel bis zum Einzelhandel umzuschlagen.

Anmerkungen ' Erich Honecker, Die Aufgaben der Parteiorganisationen bei der weiteren Verwirklichung der Beschlüsse des XI. Parteitages der SED, Berlin 1987, S. 59. 2 4. Tagung des Zentralkomitees der SED, Aus dem Bericht des Politbüros an das ZK der SED, Berichterstatter: Gen. Horst Dohlus. Berlin 1987, S. 49. 3 XI. Parteitag der SED, Bericht des ZK an den XI. Parteitag der SED, Berichterstatter: Gen. Erich Honecker. Berlin 1986, S. 34.

90

Wenn rund 80% der Nettogeldeinnahmen für den Kauf von Waren verwendet werden, so macht das die Anforderungen an den Handel - an die 76000 Verkaufseinrichtungen und 27000 Gaststätten unserer Republik deutlich. Die großen Anstrengungen von Produktion und Handel sind darauf gerichtet, Nahrungsmittel und Industriewaren in einem optimalen Verhältnis zueinander und noch effektiver herzustellen und wirkungsvoller anzubieten. Ich kann versichern, daß im Binnenhandel unserer Republik einschließlich seiner wissenschaftlichen Einrichtungen alle Anstrengungen unternommen werden, ausgehend von den Beschlüssen unserer Partei und Regierung die Kooperationsbeziehungen auf wissenschaftlicher Grundlage mit dem Ziel der Erhöhung der Effektivität zu gestalten.

Renate Goldhahn

Zum Einfluß der Verflechtungsbeziehungen in der Gemüsewirtschaft auf die Erhöhung der Versorgungswirksamkeit Die weitere Entwicklung der Gemüsewirtschaft erlangt für eine schmackhafte, abwechslungsreiche, leistungsund gesundheitsfördernde Ernährung eine wachsende Bedeutung. „Beim Niveau des Verbrauchs an Nahrungsmitteln in der D D R rücken Fragen der Verbesserung der Struktur und Qualität des gesamten Nahrungsmittelangebots entsprechend dem differenzierter werdenden Bedarf, der Erhöhung des Veredlungsgrades und der Erweiterung des Sortiments in den Vordergrund." 1 Dazu ist auch eine kontinuierliche Bereitstellung von Frischgemüse und verarbeitetem Gemüse in einem breiten Sortiment, in hoher Qualität und ausreichender Menge notwendig. Den vorhandenen und weiter anwachsenden Bedarf nach Gemüseerzeugnissen zunehmend aus dem Eigenaufkommen der landwirtschaftlichen Produktion zu decken, stellt neue Anforderungen an die planmäßige Gestaltung effektiver Verflechtungsbeziehungen in der Gemüsewirtschaft. Sie ist daraufgerichtet, die Versorgungswirksamkeit und die volkswirtschaftliche Effektivität des gesamten Reproduktionsprozesses der Gemüsewirtschaft zu erhöhen. Im vorangegangenen Fünfjahrplanzeitraum 1981 bis 1985 konnten durch die großen Anstrengungen der Werktätigen der Landwirtschaftsbetriebe, die Gemüse produzieren, vorfertigen, aufbereiten, lagern und verarbeiten sowie der volkseigenen Kombinate Obst, Gemüse, Speisekartoffeln J j o h e Steigerungsraten in der Gemüseproduktion, -lagerung und Verarbeitung erreicht werden. So wurden 1981-1985 das staatliche Gemüseaufkommen auf 113%, die Jahresanfangsbestände auf 105 % und die bereitgestellte Rohware für die Verarbeitung auf 123% erhöht. Trotzdem konnte der Bedarf nach Frischgemüse und verarbeitetem Gemüse mengen-, qualitäts-, sortiments- und termingerecht noch nicht voll befriedigt werden. Bei verarbeitetem Gemüse wurde 1981-1985 lediglich bei Gemüsesterilkonserven eine Steigerung erreicht, während sich der Warenfonds bei Gefrierkonserven, Rohkonserven und Gemüsesäften verschlechterte. Bei Frischgemüse wuchs die Warenbereitstellung zwar mengenmäßig, jedoch entsprach die sortiments- und termingerechte Bereitstellung nicht immer dem Bedarf. Die Diskrepanz zwischen mengenmäßigem Wachstum der Gemüseproduktion einerseits und dem nicht immer ausreichenden und bedarfsgerechten Gemüseangebot andererseits zeigt, daß innerhalb des Reproduktionsprozesses der Gemüsewirtschaft zwischen den einzelnen Stufen Disproportionen bestehen, die es durch die planmäßige Gestaltung effektiver Verflechtungsbeziehungen zu überwinden gilt. Die Effektivität konnte nur partiell, vor allem in der Gemüseproduktion, und nicht im gesamten Reproduktionsprozeß der Gemüse Wirtschaft gesteigert werden. Die umfassende Intensivierung erfordert, den ressourcensparen-

den Typ der intensiv erweiterten Reproduktion in allen Phasen des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses dauerhaft durchzusetzen. Gerade in der Verwirklichung des ressourcensparenden Produktionswachstums in allen Stufen des Reproduktionsprozesses, so daß am Ende der Kette von der Produktion bis zum Handel der spezifische Aufwand je Einheit versorgungswirksames Endprodukt sinkt, und in der Dauerhaftigkeit liegen die neuen Anforderungen, die die umfassende Intensivierung an die Verflechtung stellt. Im Mittelpunkt steht die Aufgabe, eine ausgewogene quantitative und qualitative Entwicklung in allen Stufen des Reproduktionsprozesses der Gemüsewirtschaft zu erreichen. U m das zu verwirklichen, ist es vor allem notwendig, die Kooperationsbeziehungen in der Erzeugniskette zu vertiefen. Die Kooperationsverbände der Gemüsewirtschaft haben sich als konkrete Organisationsform der erzeugnisorientierten vertikalen Verflechtung bewährt. Die bewußte Ausgestaltung dieser Kooperationsform im Interesse hoher Bedarfsbefriedigung bei sinkendem spezifischen Aufwand entspricht der objektiven Entwicklungstendenz der wachsenden Verflechtung und den Erfordernissen des Gesetzes der planmäßig proportionalen Entwicklung des Sozialismus. Mit der umfassenden Intensivierung ist die Rolle der erzeugnisorientierten Kooperationsverbände im Reproduktionsprozeß der Gemüsewirtschaft deutlich gewachsen. Die Vielfalt des Verwendungszwecks und die Besonderheiten der Gemüseproduktion und Gemüseversorgung erfordern eine effektive Koordinierung zwischen den einzelnen Kooperationspartnern. Eine durchgehend hohe Qualität in der Arbeit der gesamten Erzeugniskette ist ein zentrales Problem dabei. In der Gemüsewirtschaft ist die rationelle Organisation des Warenumschlags - bedingt durch die leichte Verderblichkeit zahlreicher Gemüsearten entscheidend für die Qualität der Erzeugnisse beim Endverbraucher. Hier könnten sowohl über die Stimulierung guter Erzeugnisgruppenarbeit aus dem gemeinsamen Fonds des Kooperationsverbandes für die Durchführung des Wettbewerbs als auch über eine leistungsabhängige Vergütung für die Erzeugnisgruppenarbeit Fortschritte erreicht werden. Die Kennzeichnung der Produkte innerhalb eines Kooperationsverbandes durch ein gemeinsames Warenkennzeichen, wie z.B. im Kooperationsverband „Leipziger Qualitätsgemüse", ist auch ein Weg, den Wettbewerb um die Einhaltung hoher Qualität öffentlich zu führen und auszuwerten. Eine ebenso große Rolle wie die Qualität spielt auch die Zuverlässigkeit bei der Ausgestaltung der Kooperationsbeziehungen. Die Koordinierung und Kontrolle des Vertragsabschlusses durch den Kooperationsverband, die Bestandteil der Einbeziehung der Kooperationsverbände in den staatlichen Entscheidungsprozeß 91

ist2, und die Einbeziehung der Vertragserfüllung in den Wettbewerb können dazu beitragen, die Zuverlässigkeit der Kooperationsbeziehungen zu erhöhen sowie den gesamten Reproduktionsprozeß effektiver zu gestalten. Dem Vertragsabschluß muß eine exakte Bedarfsermittlung vorausgehen, denn die Versorgungswirksamkeit ist auch in hohem Maße davon abhängig, inwieweit Gemüse bedarfsgerecht produziert, verarbeitet, verpackt und dem Kunden niveauvoll angeboten wird. Gerade unter dem Gesichtspunkt der gesunden Ernährung ist es wichtig, Entwicklungstendenzen des Gemüsebedarfs zu kennen. Der Bedarf ist dabei eine sehr flexible und komplexe Größe. Er hängt von vielen Faktoren ab, insbesondere vom konkreten Angebot hinsichtlich Frischegrad, auch vom Aussehen, von der Portionierung, vom Preis, vom Einkommen bis hin zum Angebot und Preis bei anderen Nahrungsmitteln oder auch technischen Konsumgütern. Mit der Flexibilität des Bedarfs bestehen die Möglichkeit und auch die Notwendigkeit, den Bedarf in bestimmten Aufkommenssituationen zielgerichtet über den Preis, Werbung, gute Angebotsformen, hohe Qualität stärker zu beeinflussen. Diese Möglichkeiten werden noch zu wenig genutzt. Bei der Bedarfsermittlung fehlt es aber noch an wissenschaftlichem Vorlauf. Den Warenfonds der vorausgegangenen Jahre bzw. die Produktions- und Verarbeitungsmöglichkeiten als Bedarf anzunehmen, genügt nicht mehr den Anforderungen beim gegenwärtigen Ernährungsniveau. Hier sollten der Kooperationsverband, insbesondere die in ihm vertretenen Handelsbetriebe und die örtlichen Staatsorgane mit den Wissenschaftlern enger zusammenarbeiten, um Entwicklungstendenzen des Bedarfs zur Grundlage der Planung der Produktion, Aufbereitung, Lagerung, Verarbeitung und des Vertragsabschlusses machen zu können. Die Versorgungswirksamkeit der Kooperationsbeziehungen in der Gemüsewirtschaft wird wesentlich von den Aufkommensschwankungen in der Gemüseproduktion beeinflußt, auf die sich auch die klimatischen Bedingungen in der DDR auswirken. Mit der Erhöhung der Eigenversorgung der DDR bei Gemüseerzeugnissen wirken die Aufkommensschwankungen noch stärker auf die Kooperationsbeziehungen zwischen Produktion, Lagerung, Aufbereitung, Verarbeitung und Handel. Das erfordert, im Rahmen des Kooperationsverbandes flexibel auf die Aufkommensschwankungen zu reagieren. Mit der Anwendung von Schlüsseltechnologien, insbesondere der informationsverarbeitenden Technik, kann der Warenfluß zielgerichtet im Interesse der Erhöhung der Versorgungswirksamkeit und der Senkung der Verluste optimiert werden. Eine Möglichkeit, die informationsverarbeitende Technik bei der Lenkung der Warenströme zu nutzen, besteht darin, die Verarbeitungskapazitäten und den jeweiligen Grad ihrer Auslastung, Lagerkapazitäten, Stand der Vertragserfüllung, Warenbereitstellung auf dem Frischmarkt und andere Daten zu erfassen und zu verarbeiten, um entsprechende Maßnahmen wie Erhöhung der Verarbeitungsmenge, überbezirkliche Lieferungen bis hin zur Preisgestaltung einleiten zu können. Auch die einheitliche rechnergestützte Bilanzierung des Gemüseverbrauchs und der dazu erforderlichen Gemüseproduktion, Gemüseverarbeitung und des Gemüseangebots 92

kann wesentlich dazu beitragen, die Kooperationsbeziehungen effektiver zu gestalten. So wird es besser möglich sein, eine proportionale Entwicklung zu gewährleisten. Gerade das Jahr 1987 mit seiner für die Gemüseproduktion ungünstigen Witterung hat gezeigt, daß eine hohe Versorgungswirksamkeit große Flexibilität bei der Lenkung des Warenflusses erfordert. Dazu sind auch überbezirkliche Lieferungen bei Frischgemüse notwendig. Sie dienen der besseren Verwertung alles gewachsenen Gemüses und der Verbesserung der Gemüseversorgung in allen Bezirken. Bei der Mehrzahl der Gemüsearten können mit wachsender Konzentration höhere Erträge, ein sinkender Arbeitsaufwand, geringere Selbstkosten und eine größere Sortimentsbreite in der Produktion erreicht werden. Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist die konzentrierte Gemüseproduktion - auch unter Berücksichtigung der Aufwendungen für den Transport zum Verbraucher - effektiver als die dezentralisierte Gemüseproduktion. Die Vorteile der spezialisierten Gemüseproduktion an natürlich und ökonomisch günstigen Standorten sind bei der flexiblen Gestaltung der Warenströme Rechnung zu nutzen. Das heißt, die Vorteile der spezialisierten Gemüseproduktion werden nur dann ökonomisch wirksam, wenn die Gemüseerzeugnisse auch in die Territorien transportiert werden, wo ein entsprechender Bedarf auf dem Frischmarkt bzw. Möglichkeiten der Verarbeitung vorhanden sind. Der Transport darf nicht zum begrenzenden Faktor hoher Effektivität in der Produktion und bei der Versorgungswirksamkeit werden. Die territoriale Eigenversorgung hat dabei als Ergänzung der spezialisierten Produktion ihre spezifische Bedeutung. Ziel der territorialen Eigenversorgung muß dabei vor allem sein, territoriale Reserven zu nutzen, das Angebot reichhaltiger zu gestalten und den Frischegrad, der ein wesentliches Qualitätsmerkmal bei Gemüse ist, zu erhöhen. Ein zweites grundlegendes Problem neben der Vertiefung der Kooperationsbeziehungen in der Gemüsewirtschaft ist die Überwindung der Disproportionen zwischen der Gemüseproduktion und den Möglichkeiten der Lagerung, der Verarbeitung und des Handels. Die Versorgungswirksamkeit und die Effektivität in der Gemüsewirtschaft sind wesentlich davon abhängig, wie es uns gelingt, Wissenschaft und Technik in der Lagerung, Verarbeitung und beim Handel in höherem Maße als bisher umzusetzen und damit der Komplexität bei der Verwirklichung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts besser Rechnung zu tragen. Insbesondere die wachsenden nichtversorgungswirksamen Mengen, 3 die einen Abzug vom Nationaleinkommen darstellen, macht die vorrangige Entwicklung der der Gemüseproduktion nachfolgenden Bereiche immer dringlicher. Eine entscheidende Rolle bei der Senkung der Verluste in der gesamten Kette von der Gemüseproduktion bis zum Verbrauch spielen die Erweiterung und qualitative Verbesserung der Lagermöglichkeiten sowie die Erhöhung der Schlagkraft der obst- und gemüseverarbeitenden Industrie und der landwirtschaftlichen Verarbeitungskapazitäten. In den 80er Jahren wurde etwa ein Drittel der Rohware erst nach längerer Lagerung im Winter bzw. Frühjahr verarbeitet, so z.B. Möhren zu ca. 60% und Kopfkohl zu ca. 50%. Die Verarbeitung

von Gemüse aus der Langzeitlagerung ist zum Teil ökonomisch vorteilhaft, weil weniger Verarbeitungskapazitäten benötigt werden und diese relativ kontinuierlich über das gesamte Kalenderjahr ausgenutzt werden können. Demgegenüber wirkt sich bei der Verarbeitung nach der Langzeitlagerung nachteilig aus, daß lagerfähige Gemüsesorten dafür angebaut werden müssen. Diese Sorten verfügen aber über ein niedrigeres Ertragspotential als solche Sorten (Industriesorten), die nach der Ernte relativ schnell ohne Lagerung verarbeitet werden. Außerdem treten bei der Lagerung selbst hohe Verluste auf. Bei der Verarbeitung von Rohware nach der Langzeitlagerung wird ein beträchtlicher Teil landwirtschaftlicher Erzeugnisse, die vor allem landwirtschaftliche Nutzfläche und auch andere Ressourcen wie Arbeitsvermögen, Energie usw. gekostet haben, nicht versorgungswirksam. Bei dieser Situation liegt es im volkswirtschaftlichen Interesse, daß im Rahmen der volkswirtschaftlichen Möglichkeiten die Verarbeitungskapazitäten schneller erweitert und die vorhandenen besser genutzt werden, um die Schlagkraft der Verarbeitungsindustrie im zweiten Halbjahr zu erhöhen. Das würde eine bessere Ausschöpfung des Ertragspotentials gestatten, die Verluste verringern und eine effektive Nutzung des Bodens ermöglichen. Zur verlustarmen Verwertung alles gewachsenen Gemüses gehört auch, daß bei der Bilanzierung der Auslastung der landwirtschaftlichen Verarbeitungskapazitäten und der Verarbeitungskapazitäten der obst- und gemüseverarbeitenden Industrie insbesondere bei leichtverderblichen Gemüsearten wie Gemüseerbsen, -bohnen, Tomaten und Gurken die natürlich bedingten Er-

tragsschwankungen berücksichtigt werden. So treten z.B. bei Gurken und Tomaten Ertragsschwankungen von ca. 50% unter und 25% über dem durchschnittlichen Hektarertrag auf. Deshalb sollten in Abhängigkeit von den volkswirtschaftlichen Möglichkeiten Reserven in den Verarbeitungskapazitäten eingeplant werden, um auch bei überdurchschnittlichem Aufkommen möglichst alles Gemüse verlustarm zu verwerten. Voraussetzung dafür ist, daß die Verarbeitungskapazitäten durch die Umsetzung neuester Erkenntnisse des wissenschaftlich-technischen Fortschritts eine hohe Wandlungsfähigkeit der Erzeugnispalette besitzen, um auch bei geringerem Gemüseaufkommen durch Verarbeitung anderer Erzeugnisse (z.B. Kartoffelveredlung u.a.) eine hohe Kapazitätsausnutzung zu gewährleisten. Gleichzeitig sind auch alle Möglichkeiten zu nutzen, um z.B. durch flexible Preisgestaltung und attraktive Werbung bei Sonderverkäufen ein überdurchschnittliches Aufkommen über den Frischmarkt zu realisieren. Gerade bei leichtverderblichen Gemüsearten kommt es darauf an, durch vorbeugenden Preisnachlaß (das heißt, bevor die Ware qualitätsgemindert ist) den Käufer zum Kauf anzuregen. Dazu ist es notwendig, die Möglichkeiten innerhalb des Fonds Handelsrisiko und des Fonds operative Preismaßnahmen zu erhöhen und diese Fonds noch zwingender zur Vermeidung von volkswirtschaftlichen Verlusten einzusetzen. Das schließt auch ein, daß man den Angebotsformen im Einzelhandel mehr Aufmerksamkeit widmet, um all das, was in guter Qualität produziert wurde, auch in guter Qualität dem Verbraucher anzubieten.

Anmerkungen 1

2

Erich Honecker, Die Aufgaben der Parteiorganisationen bei der weiteren Verwirklichung der Beschlüsse des XI. Parteitages der SED. Aus dem Referat auf der Beratung des Sekretariats des Zentralkomitees mit den 1. Sekretären der Kreisleitungen am 6. Februar 1987, Berlin 1987, S. 59. Vergleiche: Bekanntmachung der Rahmenordnung zur Einbeziehung der Kooperationsverbände in den staatlichen Entscheidungsprozeß vom 11. Juni 1987. Gesetzblatt der D D R , Berlin, den 29. Juni 1987, Teil I, Nr. 15.

3

Vergleiche: Georg Vogel: Gestaltung der Verflechtungsbeziehungen zur Sicherung der Aufgaben auf dem Gebiet der Gemüseproduktion. Referat auf der Tagung des Wissenschaftlichen Rates für wirtschaftswissenschaftliche Forschung bei der Akademie der Wissenschaften der D D R am 10. und 11. November 1987.

93

Walburga Wicke

Zu den Beziehungen Entwicklung des Ernährungsbedarfs und den Anforderungen an die materiell-technische Basis der Volkswirtschaft der DDR In der grundsätzlichen Zielstellung für diese Tagung wurde formuliert, daß die Sicherung der Proportionalität zwischen der Landwirtschaft und den anderen Zweigen, die die Produktionsmittel für die Landwirtschaft bereitstellen sowie ihre Erzeugnisse verarbeiten, lagern, transportieren und handeln, immer mehr zu einer Schlüsselfrage für die Erfüllung der Aufgaben der Lebensmittelproduktion, insbesondere der Landwirtschaft, mit hoher volkswirtschaftlicher Effektivität wird. Eine wesentliche Vorbedingung für die Anforderungen an die Gestaltung und Sicherung der Proportionalität des Ernährungskomplexes selbst und seiner effektiven Einordnung in den volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozeß wird mit der Entwicklung der Ernährungsbedürfnisse der Bevölkerung gesetzt. Der Ernährungsbedarf entwickelt sich nicht losgelöst vom produzierten Lebensmittelangebot, dennoch gehen von den Bedarfsanforderungen der Verbraucher die stärksten Impulse auf Niveau und Struktur der Lebensmittelproduktion aus. Die bisherige Entwicklung des Pro-KopfVerbrauchs an Nahrungs- und Genußmitteln gibt dafür nur eine Orientierung. Man kann daraus ableiten, inwieweit das Lebensmittelangebot vom Verbraucher realisiert wurde. So kann, um nur ein Beispiel zu nennen, aus dem nahezu stagnierenden Fischverbrauch in den letzten 20 Jahren kein ebensolcher Fischbedarf abgeleitet werden, ebenso wie die Relationen des Einzelhandelsumsatzes zwischen Lebensmitteln und Industriewaren u.a. ein Ausdruck des Angebots und nicht des realen Bedarfs sind. In einer optimalen Befriedigung der gesellschaftlichen Bedürfnisse, d. h. in einem optimalen Verhältnis zwischen dem konsumtiven Bedarf und gesellschaftlichen Potential liegen bereits die Quellen für eine höhere Proportionalität zwischen allen an der Befriedigung der Ernährungsbedürfnisse beteiligten Glieder der materiellen Produktion und materiellen Dienste. Die bisherige Entwicklung des Pro-Kopf-Verbrauchs an Lebensmitteln kann in dem Teilnehmerkreis der Tagung als bekannt vorausgesetzt werden. Deshalb soll im Folgenden auf Fragen des künftigen Bedarfs sowie auf einige daraus abgeleitete Schwerpunkte eingegangen werden. Die Zuwachsraten des Verbrauchs von Nahrungsund Genußmitteln sind im allgemeinen durch einen rückläufigen Trend gekennzeichnet (vgl. Tabelle 1). Interessant ist dabei, daß das vor allem für jene Produktgruppen zutrifft, die durch ihren hohen Fett-, Zuckerund Alkoholgehalt nachteilige Auswirkungen auf den Gesundheitszustand der Bevölkerung ausüben. In diese Wertung ist als positiver Fakt eine Feststellung des Zentralinstituts für Ernährung Rehbrücke mit einzubeziehen, wonach infolge von Fett- und Zuckerreduzierung 94

in Buttersorten bzw. Süßwaren und alkoholfreien Getränken, aber auch durch das Angebot von alkoholischen Getränken mit verringertem Alkoholgehalt die übermäßige Aufnahme dieser Inhaltsstoffe reduziert werden konnte. Mit den Fortschritten bei der Veredlung von Erzeugnissen dieser Warengruppen sind gleichzeitig wichtige gesundheitliche Aspekte realisiert worden, die zunehmend an Bedeutung gewinnen; denn der B e darfswandel zu höheren Lebensmittelqualitäten hat nicht nur eine durch Mode und Geschmack bedingte subjektive, sondern eine ebenso objektiv begründete Seite, die in einer weiteren Abnahme der körperlichen Arbeit und damit veränderten Anforderungen an die Ernährung zu sehen ist. Tab. 1: Mittlere jährliche Wachstumsraten des Pro-Kopf-Verbrauchs ausgewählter Nahrungs- und Genußmittel in der DDR (in %) 1970/1960 1975/1970 1980/1975 1986/1980 Fleisch und / Fleischerzeugnisse Eier und Eierzeugnisse Butter (Produktgewicht) Trinkvollmilch Fett- und Magerkäse Mehl- und Nährmittel Speisekartoffeln Gemüse, insgesamt Obst, insgesamt Zucker und Zuckererzeugnisse Alkoholfreie Getränke Alkoholische Getränke ( 1 0 0 % Alkohol)

1,9

3,3

2,8

1,3

2,0

2,4

1,4

0,6

0,8 0,4

0,1 0,5

0,7 -0,4

0,4 1,5

2,5

3,6

6,4

3,1

-0,4 --1,2

-0,5 -1,5

-0,1 0,1

0,6 0,5

3,4 3,4

1,2 3,7

0,8 1,3

1,1 0,3

1,6

1,4

2,0

-0,4

1,6

11,5

3,0

2,9

4,1

5,6

4,8

0,6

Quelle: Berechnet nach: Statistisches Jahrbuch DDR 1986, S.282 und Statistisches Taschenbuch DDR1987, S. 115.

der der

Noch immer hoch, wenn auch mit abnehmendem Trend, sind die Wachstumsraten bei Fleisch und Käse (vor allem Fettkäse). Über diese beiden Warengruppen werden beachtliche energetische Anteile in die Nahrung gebracht, und sie sind somit an der Überschreitung der physiologischen Ernährungsnormen wesentlich beteiligt. Nach Angaben des Zentralinstituts für Ernährung Rehbrücke zeigt sich für 1985 folgendes Bild:

Ernährungsphysiologischer Bedarf an . . . = 100 % Energie Eiweiß Fett Kohlenhydrate

Erfüllung der Bedarfsnorm in % 137 117 157 113

Bei den Warengruppen Fleisch und Molkereierzeugnisse ist in diesem Zusammenhang noch besonders darauf zu verweisen, daß sie aus der Sicht volkswirtschaftlicher Verflechtung bei den Lebensmitteln die aufwandintensivsten Gruppen darstellen. Beim Obst- und Gemüseverbrauch sind zwar Fortschritte zu verzeichnen, sie sind aber noch nicht ausreichend und weisen jährliche Schwankungen auf, die jedoch im Verzehr, vor allem durch den stark gestiegenen Anteil der individuellen Produktion weitgehend geglättet werden. Hinter dem in den 80er Jahren einsetzenden leichten Anstieg im Verbrauch von Getreideerzeugnissen und Speisekartoffeln verbirgt sich bekanntermaßen die Vorfütterung dieser Erzeugnisse in der individuellen Tierproduktion. Würde dieser wachsende Verbrauch über die direkte menschliche Ernährung realisiert, wäre es wesentlich ökonomischer und ernährungsphysiologisch günstiger. Dieser anzustrebende Trend wird jedoch z. Z. ökonomisch nicht stimuliert. Die populärwissenschaftliche Ernährungsaufklärung hat sich in den letzten Jahren stark entwickelt und findet unter der Bevölkerung eine beachtliche Resonanz. Verbunden mit weiteren Fortschritten bei der Veredlung der Lebensmittelrohstoffe zu höheren Qualitäten, einer vielfältigeren Erzeugnispalette und unter Berücksichtigung gesundheitlicher Aspekte können die Ernährungsbedürfnisse der Bevölkerung künftig besser befriedigt werden. Für diese notwendige Entwicklung sind im wesentlichen zwei Kriterien charakteristisch: Erstens: Die landwirtschaftliche Produktion weist höhere Wachstumsraten als der Pro-Kopf-Verbrauch an Lebensmitteln aus (vgl. Tabelle 2). Diese Relation ist auch künftig anzustreben. Einerseits soll die biogene landwirtschaftliche Rohstoffproduktion als ständig reproduzierbare Rohstoffquelle auf ein höheres Niveau gehoben werden. Andererseits soll aber der Ernährungsbedarf weniger durch Quantität als vielmehr durch wachsende Qualitäten befriedigt werden. Somit wird ein kontinuierlich wachsender Anteil biogener Rohstoffe zur Verfügung stehen, um zu technischen Erzeugnissen, z.B. in der Fettchemie oder für die Produktion technischer Stärke verarbeitet zu werden. Die wachsende biogene Rohstoffproduktion kann somit auch zur weiteren Importreduzierung einiger landwirtschaftlicher Rohstoffe bei gleichzeitig weiter steigendem Grad der Eigenversorgung mit Nahrungsgütern beitragen. Zweitens: Der weitaus größte Teil der pflanzlichen und tierischen Erzeugnisse der landwirtschaftlichen Produktion wird nach wie vor direkt als unmittelbares Lebensmittel (Eier, Honig, Frischobst, Frischgemüse, Speisekartoffeln) bzw. als Lebensmittelrohstoff und indirekt als Futter für die tierische Produktion zur Sicherung der Ernährung der Bevölkerung bereitgestellt. Jedoch der Wandel im Bedarf der Verbraucher zu höheren Lebensmittelqualitäten bildet in der künftigen Periode den Kern der Aktivitäten im Ernährungskomplex. Wei-

Tab. 2: Mittlere jährliche Wachstumsraten der pflanzlichen und tierischen Produktion in der Landwirtschaft der DDR (in%)

Gesamtertrag der pflanzlichen Produktion Schlachtvieh, insgesamt Kuhmilch (4% Fett) Hühnereier

1970/1960 1975/1970 1980/1975

1986/1980

0,8

0,9

1,5

2,5

2,8

6,0

0,5

1,9

2,2 2,4

2,7 2,6

0,6 1,8

2,0 0,4

Quelle: Berechnet nach: Statistisches Taschenbuch der DDR 1987

tere Prozesse, die die Gestaltung der Produktionsverflechtung im Ernährungskomplex und zu allen anderen Bereichen der Volkswirtschaft in der künftigen Entwicklung wesentlich beeinflussen, gehen von den veränderten Reproduktionsbedingungen aus. Zum tieferen Eindringen in diese ökonomischen Prozesse des Ernährungskomplexes wurde im Zentralinstitut für Wirtschaftswissenschaften mit einer Faktorenanalyse begonnen. Es lassen sich hieraus erste Erkenntnisse für die Anforderungen aus dem Ernährungskomplex an die materiell-technische Basis der Volkswirtschaft ableiten. Den Ausgangspunkt bildet die Feststellung, daß sich im Ergebnis der weiteren Ausprägung der gesellschaftlichen Arbeitsteilung die volkswirtschaftlichen Verflechtungsbeziehungen wesentlich vertieft haben. Das drückt sich aus in der Veränderung der Proportionen der vollen Materialaufwendungen aus den beteiligten Volkswirtschaftsbereichen für die Produktion des Endprodukts im Ernährungskomplex. Mit Ausnahme einzelner Warengruppen und geringfügigen Abweichungen läßt sich vorerst folgender allgemeine Trend ableiten: - Die Aufwandsanteile der beiden komplextypischen Bereiche (Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie) sind um etwa ein Fünftel zurückgegangen, während die der meisten Industriebereiche auf nahezu 150 bis 200 % angestiegen sind. - Bei den Industriebereichen hat sich die schon früher ermittelte Rangfolge an der Aufwandsbeteiligung vertieft. Die chemische Industrie sowie der Maschinenund Fahrzeugbau sind mit ihren direkten und indirekten Leistungen in besonders wachsendem Maße im Ernährungskomplex integriert. Mit weniger hohen Anteilen jedoch ebenso raschem Wachstumstempo folgen die Energie- und Brennstoffindustrie, die Metallurgie sowie die Leichtindustrie. Die von der Elektro- und elektronischen Industrie ausgehenden Impulse setzten erst zu einem späteren Zeitraum als bei den anderen Bereichen ein. Für die Bauindustrie sind leicht sinkende Anteile festzustellen. - Die Entwicklung der Aufwandsanteile der materiellen Dienste für den Ernährungskomplex ist differenziert. Während offensichtlich im Ergebnis umfangreicher Rationalisierung im Handel die Aufwendungen sinkende Tendenz aufweisen, sind sie im Verkehrs- und Nachrichtenwesen beachtlich angestiegen. Wie bereits angedeutet, resultieren die künftigen Anforderungen des Ernährungsbedarfs der Bevölkerung und die daraus abgeleiteten Anforderungen an die ma95

teriell-technische Basis der Volkswirtschaft in einer wechselseitigen Abhängigkeit sowohl aus dem konsumtiven wie auch aus dem produktiven Bereich. Entscheidend ist in diesem wechselseitigen Prozeß, in welcher Weise und mit welchem Ausmaß sich die entsprechenden Wirkungen vollziehen. Der Faktorenanalyse wurden dafür folgende Gruppen von Kriterien zugrunde gelegt: - Höhere Gebrauchswerte sowohl für die im Ernährungskomplex eingesetzten Produktionsmittel wie auch für die damit erzielten Endprodukte im Ergebnis zunehmender Veredlung; - kontinuierliche Bereitstellung eines vielseitigen und qualitativ hochwertigen sowie den Verbraucherinteressen entsprechenden Nahrungs- und Genußmittelsortiments; - Senkung des Produktionsverbrauchs im spezifischen und im allgemeinen Sinn, so auch insbesondere bei konsequenter Reduzierung aller Verluste einschließlich des Abbaues der Überernährung unter der Bevölkerung; - Erhöhung der Arbeitsproduktivität, insbesondere durch ein wachsendes und effektiveres Produktivitätspotential über die industriellen Vorleistungen; - weitere Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen aller im Ernährungskomplex Beschäftigten. Alle im Detail betrachteten aufwandbeeinflussenden Faktoren und Prozesse im Ernährungskomplex, wie sie aus den o.g. Hauptkriterien abgeleitet werden können, wirken sehr komplex. Sie stellen höchste Anforderungen an die Vervollkommnung der Verflechtungsbeziehungen aus zweifacher Sicht: - Die materiell-technischen Bedingungen und Anforderungen müssen für jeden Teilprozeß und für jede Schnittstelle in der Verflechtung transparent werden; - ebenso sind die organisatorischen Bedingungen und Anforderungen so zu vervollkommnen, daß geschlossene Kreisläufe entstehen, die eine wichtige Vorbedingung für eine effektive volkswirtschaftliche Verwertung aller Ressourcen im Ernährungskomplex bilden. Ein erster Überblick aus den Ansätzen der Faktorenanalyse unters'reicht diese Feststellungen. Es zeigt sich, daß die Sicherung der künftig notwendigen materielltechnischen Bedingungen zur Lösung der mit den Hauptkriterien skizzierten Anforderungen unter den gegebenen Ressourcenbegrenzungen vor allem veränderte Proportionen notwendig machen. Das wird allein schon daraus deutlich, daß sich die Bereitstellung landwirtschaftlicher Rohstoffe in den letzten Jahren schneller entwickelt hat als die Verarbeitungs-, Transport- und Lagerkapazitäten sowie gleichfalls schneller als der Lebensmittelverbrauch (vgl. Tabellen 1 und 2). Nun heißt das jedoch nicht, daß schlechthin mehr materiell-technische Kapazitäten als bisher erforderlich wären. Die neuen Qualitätsansprüche bei den Lebensmitteln müssen auch umgesetzt werden in neue Qualitäten bei den Produktionsmitteln in allen Stufen der Produktionskette und -Verflechtung, die zugleich die heute anstehenden Forderungen, wie Sicherung sinkenden Produktionsverbrauchs, Reduzierung von Verlusten, Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen für die Beschäftigten u. v. a. m. zu erfüllen haben. 96

Über den Rationalisierungsmittelbau konnten bisher beachtliche Erfolge zur Vervollständigung und partiellen Modernisierung der materiell-technischen Produktionsbedingungen in den Hauptbereichen des Ernährungskomplexes, Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie, erzielt werden. Für diese Aufgaben wird diese Art der materiell-technischen Absicherung der Produktion auch künftig einen geachteten Platz einnehmen. Wenn es jedoch darum geht, den allseitigen neuen Qualitätsanforderungen gerecht zu werden, ist der komplexe wissenschaftlich-technische Vorlauf abzusichern. Bereits der derzeitige Stand der Faktorenanalyse läßt eindeutig erkennen, daß wissenschaftlich-technische Einzellösungen, wie sie z. Z. nicht nur über den Rationalisierungsmittelbau realisiert werden, immer nur partielle Aufgaben erfüllen. Die neuen Qualitäten im konsumtiven und produktiven Bereich des Ernährungskomplexes sind stark an die Basisinnoivationen, Mikroelektronik und Biotechnologie, gebunden. Nur solche auf alle Teilbereiche übergreifenden neuen Technologien schaffen den erforderlichen wissenschaftlich-technischen Vorlauf und können geschlossene, effektivere Kreisläufe im Ernährungskomplex sichern. Das wird Konsequenzen für die Entwicklung künftiger Proportionen im Ernährungskomplex haben. In Übereinstimmung zu anderen Diskussionsbeiträgen dieser Tagung ergibt sich daraus, daß sich der gesamte direkte und indirekte Vorleistungsbereich zur Sicherung einer bedarfsgerechteren Ernährung der Bevölkerung nicht nur schneller sondern auch in neuen Qualitäten und Proportionen entwickeln muß. Anknüpfend an die oben aufgezeigte bisherige Entwicklung der vollen Materialaufwendungen der am Ernährungskomplex beteiligten Volkswirtschaftsbereiche läßt sich aus unseren Untersuchungen schlußfolgern: - Der aus der insgesamt wachsenden biogenen Rohstoffproduktion erforderliche Anteil für die Lebensmittelproduktion wird entsprechend dem Bedarf infolge sich abzeichnender Sättigungsgrenzen nicht wesentlich steigen. - Die demgegenüber schneller wachsenden Anforderungen an den industriellen Vorleistungsbereich werden aus den oben aufgezeigten Trends eine weitere Verlagerung in den Proportionen der am Ernährungskomplex beteiligten Industriebereiche zur Folge haben. Die elektrotechnische und elektronische Industrie sowie der Maschinenbau und die Leichtindustrie sind stärker als bisher gefordert. Insofern wird sich die Rang- und Reihenfolge in der Bereitstellung industrieller Ressourcen verändern. Ursächlich sind dafür jedoch weniger spezielle Industriebereiche verantwortlich, als eben solche übergreifenden Prozesse, wie z.B. die Mikroelektronik, die Standardisierung, Materialsubstitutionen, materialund energiesparende Technik und Technologien, neue Transportlösungen u.a. - In einer ersten künftigen Entwicklungsphase können dadurch vor allem wachsende indirekte Aufwendungen den Ernährungskomplex weiter belasten, jedoch nach allmählicher Konsolidierung echte Einsparungseffekte im Ernährungskomplex zugunsten anderer Bedürfniskomplexe aufweisen. - Bei den materiellen Diensten scheint dieser soeben geschilderte Prozeß eine längere Phase zu umfassen, so

daß sie in der künftigen Rangfolge der Aufwandsproportionen einen vorderen Platz belegen werden. Insgesamt liegt der Schwerpunkt künftiger Anforderungen für die weitere effektivere Entwicklung des Ernährungskomplexes eindeutig bei den industriellen Vorleistungen, die gleichzeitig wachsende infrastrukturelle Leistungen mit einschließen. Wenn immer wieder in Parteidokumenten von der gesamtvolkswirtschaftlichen Verantwortung für die Sicherung der Ernährung unserer Bevölkerung gesprochen wird, so hat das jetzt nach wie vor seine besondere Bedeutung. Die gegenseitigen Verbindlichkeiten zwischen allen an der Produktionsverflechtung im Ernährungskomplex beteiligten Bereichen müssen ein konstruktiveres und höheres Maß erreichen. Vorgezeichnete Porportionen allein sichern keine geschlossenen Kreisläufe. Betrachtungen zu Aufwendungen, Proportionen und zur Effektivität im Ernährungskomplex mündeten bisher in der Konstatierung des mengenmäßig bereitgestellten Endproduktes, das einen auf der Basis stabiler Endverbraucherpreise entsprechenden Wertumfang verkörpert. Die Wertrelation des Endprodukts ist auch nach der Agrarpreisreform gewährleistet. Das ist abgesichert durch die sehr beachtlich angestiegenen Subventionen für Lebensmittel, allein in 10 Jahren von 1975 bis 1985 auf 384 %, das sind nahezu 28 Milliarden Mark pro Jahr. Dabei erhöhten sich zugleich die Anteile der Zu-

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wendungen aus dem Staatshaushalt für die Sicherung stabiler Lebensmittelpreise im gleichen Zeitraum von 19 auf 31%. Mit der stärkeren Ausprägung der Veredlungsprozesse auf dem Lebensmittelsektor setzte auch die Differenzierung der Lebensmittel ein in die große Gruppe für den Grundbedarf und in jenen Teil, der über das Delikatprogramm realisiert wird. Damit wurde zugleich begonnen, eine Übereinstimmung von Gebrauchswert und Wert für einen kleinen Teil des Endprodukts im Ernährungskomplex weitestgehend zu realisieren. Wie aus den obigen Ausführungen zu erkennen war, sind die wachsenden Qualitätsanforderungen im Ernährungsbedarf mit höheren Anforderungen an die dafür notwendigen gesamtgesellschaftlichen Ressourcenaufwendungen verbunden. Auftretende Sättigungsgrenzen im Verbrauch von Nahrungs- und Genußmitteln werden den Grundbedarf stärker zugunsten eines Genußbedarfs verschieben. Diesen Prozeßen könnte eine Neugruppierung bzw. stärkere Differenzierung der Lebensmittel in Grund- und Luxuskonsum sowie eine dementsprechend gestaltete Gebrauchswert-Wert-Relation in Übereinstimmung zum Leistungsprinzip in unserer Gesellschaftsordnung gerecht werden. Darüber hinaus würden die hohen Anstrengungen der gesamten Volkswirtschaft für ein qualitativ höheres Ernährungsniveau eine höhere gesellschaftliche Anerkennung finden.

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Lothar Wolter

Zur Entwicklung der Verarbeitung von Obst und Gemüse sowie einige Aspekte der Verflechtungsbeziehungen zwischen Landwirtschaft und verarbeitender Industrie Verarbeitetes Obst und G e m ü s e hat international u n d bei uns zur Versorgung unserer Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln eine große und z u n e h m e n d e Bedeutung erlangt. So ist eine quantitative Entwicklung der Verarbeitung von Obst und G e m ü s e im Z e i t r a u m 1977 zu 1987 auf 8 0 % zu verzeichnen. Die Arbeitsproduktivität entwickelte sich im gleichen Zeitraum in der Verarbeitungsindustrie auf 140%. D a s ist das Ergebnis enger Kooperationsbeziehungen zwischen Betrieben der sozialistischen Landwirtschaft und der Verarbeitungsindustrie. Diese volkswirtschaftliche und zweigliche Entwicklung war erreichbar durch eine gezielte Kooperation zwischen der sozialistischen Landwirtschaft und der Verarbeitungsindustrie und wurde durch solche wesentlichen Aspekte unterstützt wie - die Mechanisierung und damit rationellerer sowie effektiverer A n b a u - und E r n t e v e r f a h r e n von wesentlichen Obst- und G e m ü s e r o h s t o f f e n ; - den Einsatz von mineralischen Düngern und Pflanzenschutzmitteln zur E r h ö h u n g des Ertragspotentials je ha/LNF; - die Entwicklung u n d den Einsatz neuer ertragreicher Sorten; - die V e r ä n d e r u n g e n in der Arbeitsteilung zwischen Landwirtschaft und Verarbeitungsindustrie bei der Vorfertigung des Rohstoffes, so z . B . die Vorfertigung bei M ö h r e n 100%ig, bei Bohnen und Erbsen in den meisten Bezirken ebenfalls 100% ig. Hieraus ergeben sich gegenseitige Vorteile, die sich u. a. auch in der unmittelbaren Verwendung der Schäl-/Putzanteile f ü r die tierische Produktion darstellen. Diese genannten Ergebnisse werden aber auch durch die in jüngster Zeit geschaffenen eigenen Verarbeitungskapazitäten in Landwirtschaftsbetrieben möglich, die inzwischen einen Anteil von etwa 2 0 % an der Gesamtproduktion ausmachen, oder durch die weitere Entwicklung und Nutzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts in der obst- und gemüseverarbeitenden Industrie ohne b e d e u t e n d e technische Neuausstattung mit Maschinen und Anlagen; jedoch durch einen sich beachtlich entwickelten Ratiomittelbau. Doch bei all dieser positiven Entwicklung durch die gemeinsamen Kooperationsanstrengungen kann d e r Stand in der mengen-, qualitäts- und sortimentsseitigen Entwicklung noch nicht befriedigen. U m das einmal zu verdeutlichen, will ich ein paar Beispiele aus d e m G e müsebezirk F r a n k f u r t ( O . ) verwenden. Die Analyse des Z e i t r a u m e s 1970-1987 zeigt u . a . , d a ß eine Vertragsrealisierung bei Erbsen zwischen 3 9 , 3 % und 133,8%, bei Bohnen zwischen 2 6 , 4 % und 1 3 1 , 9 % , 98

bei M ö h r e n zwischen 34,7 % und 120,6 % u n d bei G u r k e n zwischen 30,7 % und 138,7 % erfolgte. D a s verstärkte Bestreben unserer Menschen nach einer gesunden E r n ä h r u n g , besonders durch einen hohen Verzehr an verarbeitetem Obst und G e m ü s e , unterstreicht die Notwendigkeit einer stabilen, bedarfs- und bedürfnisgerechten Versorgung mit verarbeitetem Obst und G e m ü s e . So verstehen wir auch die dazu speziell gefaßten Beschlüsse und Aussagen in unserer Republik und schließen dabei die F o r d e r u n g e n an die Ablösung von Importen an Obst- und Gemüseerzeugnissen mit ein. D a s b e d e u t e t , d a ß in der D D R die Produktion und Verarbeitung von Obst u n d G e m ü s e b e d e u t e n d und bedarfsgerecht gesteigert werden m u ß . A u s der Vielzahl der notwendigen M a ß n a h m e n , die in der Kooperation zwischen den Partnern zur Erfüllung dieses gesellschaftlichen A u f t r a g e s zu lösen sind, kann ich verständlicherweise hier nur einige a n f ü h r e n und damit Überlegungen zur weiteren Bearbeitung auslösen: 1. Die notwendige Produktionsmenge der R o h s t o f f e steht kausal mit ihrer A u s n u t z u n g zum Z e i t p u n k t der Verarbeitung im Z u s a m m e n h a n g . H o h e Verluste an Rohstoffen sind heute aus unterschiedlichen G r ü n d e n zu verzeichnen. O f t besteht keine Übereinstimmung der Kapazitäten zwischen Verarbeitungsindustrie mit den Erfordernissen des A n b a u e s und der E r n t e . Durch Zwischen- oder Langzeitlagerungen treten zusätzlich hohe Verluste an Qualität und Quantität ein. Wesentliche Fortschritte werden jedoch in solchen Betrieben wie in Langenweddingen erreicht, wo am Beispiel der B o h n e n p r o d u k t i o n und -Verarbeitung die Kooperationsbeziehungen in einer neuen Qualität und damit eine gemeinsame hohe Verantwortung f ü r das E n d p r o d u k t verwirklicht wurden. Auch die eingesetzte Technik zur Vorfertigung von Obst und G e m ü s e zwingt zu weiteren Kompromissen in der A n e r k e n n u n g von hohen Schälabfällen und somit zu hohen ökonomischen A u f w e n d u n g e n . 2. Die Qualitätssicherung des verarbeiteten O b s t und G e m ü s e s steht ursächlich mit der Qualität des Rohstoffes im Z u s a m m e n h a n g . A u c h hier ist ein wesentliches Merkmal der Qualitätserhaltung in der unmittelbaren Verarbeitung des Rohstoffes nach der E r n t e zu suchen und somit eine genaue Übereinstimmung der Kapazitäten Ernte/Verarbeitung erforderlich, besonders in der Kette E r n t e , Vorfertigung u n d Verarbeitung, z . B . bei Druscherbsen, aufbereiteten B o h n e n und G u r k e n . D o c h nicht nur die ä u ß e r e n Merkmale sind vorrangig zu beachten. Intensivierungsmaßnahmen bei d e r R o h stoffproduktion und die Realisierung von Höchster-

tragskonzeptionen erfordern auch die Beachtung innerer Qualitätsmerkmale. a) Die gegenwärtigen Anwendungspraktiken der Chemisierung haben z. T. zu hohe Nitratgehalte der Gemüse zur Folge. b) Die Sortenzüchtung erfüllt in großem Maße die Erzielung gebrauchswertbestimmender Inhaltsstoffe. Diese Faktoren mehr in den Mittelpunkt der Rohstoffproduktion zu stellen, bringt bedeutende Qualitäts- und volkswirtschaftliche Fortschritte. Am Beispiel der Apfelproduktion ist deutlich erkennbar, daß ein wesentlicher qualitätsbestimmender Faktor für Qualitäts-Obsterzeugnisse die Säure ist, die z. B. bei der Sorte 'Gelber Köstlicher' nicht im erforderlichen Maß vorhanden ist. Oder bei dem Abbau von Erdbeeren wurde zügig zu neuen Sorten 'Karona' und 'Tenira' übergegangen, deren Ertragspotential um ca. 30% höher liegt als bei der Qualitätssorte 'Senga Sengana'. Die sensorischen Merkmale der neuen Sorten sind jedoch für die Verarbeitung und damit für das Endergebnis weniger geeignet (Konsistenz, Farbe, Aroma). In der Praxis bildet sich nunmehr eine Verfahrensweise heraus, in dem beim vertraglichen Anbau der alten Sorte 'Senga Sengana' ein ca. 30%ig höherer Preis vereinbart wird, d . h . auf eine höherere Qualität in der Kooperationskette orientiert wird. Anders ist das bei der Verarbeitung von Tomaten zu Tomatenmark zu sehen. Hier ist die Trockensubstanz ein sehr wichtiger ökonomischer Faktor. Das ist sehr schnell und einfach festzustellen. Außerdem wird die höchste Trockensubstanz in ausgereiften Früchten erreicht mit denen ein qualitativ hochwertiges Tomatenmark erzielt werden kann. Obwohl die Bezahlung des Rohstoffes nach bestimmten Inhaltsstoffen wie Zuckergehalt in Rüben oder Fettgehalt in Milch bereits Tradition haben, konnten in den gut organisierten Kooperationen für ein Tomatenhalberzeugnis bisher diese stimulierenden Fortschritte durch eine entsprechende Bewertung noch nicht genutzt werden. Für die Kette Primärproduktion, Lagerung, Aufbereitung, Verarbeitung und Handel gilt, daß die Qualität des Endproduktes nur so gut sein kann wie das schwächste Glied im Gesamtprozeß. Treffend schreibt dazu Klaus Schmidt: „Moderne Technologien in den Be- und Verarbeitungsstufen erfordern die Gewährleistung einer zunehmend gebrauchswert- bzw. erzeugnisorientierten Rohstoffproduktion. Zeitgerechte Bereitstellung großer, einheitlich gesonderter Partien, gute Bearbeitbarkeit und sensorische Eigenschaften sind qualitative Anforderungen an den Rohstoff, deren im landwirtschaftlichen Produktionsprozeß noch größere Aufmerksamkeit geschenkt wer-

den muß." 1 Außerdem weist er darauf hin, daß Qualitätsdefizite beim Rohstoff in den Folgeprozessen niemals zurückgewonnen werden können. Es gehe darum, durch selektive und differenzierte Ausnutzung der biologischen Breite des Rohstoffs eine optimale erzeugnisbezogene Nutzung zu garantieren. 3. Wesentliche bedarfsgerechte Erfüllungen des gemeinsamen Auftrages ergeben sich aus Gestaltung eines variantenreichen Sortiments der Produktion und der Verarbeitung. In den zurückliegenden Jahren wurde dies sowohl durch die Mechanisierbarkeit des Anbaues und der Ernte sowie durch den materiellen und finanziellen Ertrag als auch durch vorhandene Verarbeitungstechnik und die Arbeitsproduktivität beeinflußt. So sind in der Rohstoffproduktion einige Arten stark zurückgegangen und eine anteilmäßige Artenverschiebung zum Teil sehr bedeutend. Während Kohl, Möhren, Rhabarber über den Bedarf verfügbar sind, müssen höhere Zuwachsraten bei Erbsen, Bohnen, Gurken, Beeren- und Steinobst über die Kooperationsbeziehungen organisiert werden. In der variantenreichen Herstellung von Erzeugnissen gibt es aus Rohstoff- oder Verarbeitungsgründen weiterhin Rückstände. So werden bei Obststerilkonserven nur etwa 4 0 % , bei tischfertigen Erzeugnissen ca. 35% oder bei Gemüsekonserven nur ca. 65% des standardisierten Sortimentes produziert. Es ist schon dabei erkennbar, welche Reserven jetzt bereits zu erschließen möglich sind. Abschließend möchte ich wünschen, daß ah den wenigen Beispielen die Ergebnisse aus der Kooperation zwischen Landwirtschaft und Verarbeitungsindustrie sieht-, bar wurden. Es muß aber vor allem darum gehen, in unserer Republik durch die Kooperationspartner, aber auch durch staatliche Entscheidungen, die objektiv notwendigen Proportionen nach Menge, Qualität, Sortiment und mit hoher Effektivität zu sichern. Es wäre auch darüber nachzudenken, eine Abrechnung von Obst und Gemüse als staatliches A u f k o m m e n nach G E mit modifizierten Umrechnungsfaktoren zur Leistungsbewertung der Produktionsbetriebe vorzunehmen, und auch damit, etwas vereinfacht ausgedrückt, zu verhindern, daß unter Gemüse nicht nur Kohl und Möhren und unter Obst nicht nur Äpfel verstanden werden. Die gegenwärtige Abrechnungsform stimuliert nicht genügend das Sortiment und die Qualität. Durch den eingangs genannten Versorgungsauftrag und dessen Realisierung sehen sich deshalb in einer neuen Qualität die Wissenschaft, die Produktion und die Verarbeitung schnell und in hohem Umfang gefordert.

Anmerkungen 1

K.Schmidt, Reproduktionstheoretische und praktische Aspekte höherer Veredlung in der Sozialistischen Landwirtschaft, Wirtschaftswissenschaft 9/87, S. 1334.

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Richard Heinrich

Der Beitrag der Landwirtschaft zur Reproduktion der natürlichen Umwelt und Konsequenzen für die Entwicklung der materiell-technischen Basis Zu den komplizierten Aufgaben bei der Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft gehört die rationelle Naturaneignung und Reproduktion der natürlichen Umwelt, daß heißt, das stabile dynamische Wirtschaftswachstum zunehmend ressourcensparend zu gestalten und mit der rationellen Nutzung der Naturpotentiale zu verbinden. Schritt für Schritt realisieren wir jene sich historisch entwickelnde aktive Wechselwirkung zwischen Gesellschaft und Natur, wie sie Karl Marx für den Sozialismus begründet hat. Marx hat bewiesen, daß die Menschen zu allen Zeiten gezwungen waren und immer gezwungen sein werden, die produktive Auseinandersetzung mit der Natur zu führen. Die produktive Aneignung der Natur ist notwendige Existenzbedingung der menschlichen Gesellschaft. In welcher Weise sie jedoch vollzogen wird, hängt von der-jeweiligen Gesellschaftsformation, von ihren Produktivkräften und Produktionsverhältnissen sowie den daraus hervorgehenden Interessen, Orientierungen und Motivationen ab. Der Sozialismus begründet ein qualitativ neues Verhältnis und Verhalten zur Natur. Er beginnt schrittweise eine rationelle Naturaneignung und planmäßige Naturreproduktion durchzusetzen. Das ist jedoch ein widerspruchsvoller und langwieriger Prozeß, der die Entwicklung entsprechender objektiver und subjektiver Bedingungen voraussetzt und einschließt. Stichpunktartig seien hier genannt: - Ressourcenschonende und -sparende Technik und Technologien; - wissenschaftliche Kenntnisse über natürliche Kreisläufe und ökologische Zusammenhänge; - Herausbilung der entsprechenden subjektiven Einstellungen, Motivationen und Orientierungen. Diese Bedingungen sind nicht von vornherein mit dem Übergang zum Sozialismus gegeben. Die Anfangsperiode des Sozialismus ist bekanntlich überwiegend von extensiven Prozessen geprägt. Bei der Auseinandersetzung der Menschen mit der Natur sind jene Bestandteile von besonderem Interesse, die wir als Naturressourcen oder Naturreichtümer bezeichnen. Es hat sich hier die Unterscheidung in erneuerbare und nicht erneuerbare, beziehungsweise in erschöpfbare und nicht erschöpfbare Naturressourcen bewährt. Uns interessieren vor allem die erneuerbaren Ressourcen. Das sind - der Boden und seine Fruchtbarkeit; - das Wasser, der Wasserhaushalt und die Wassergüte; - die Luft; - die Pflanzendecke und - die Tierwelt. Diese erneuerbaren Naturkomponenten bilden eine wichtige Grundlage der Landwirtschaft. Als Grundlage 100

künftiger Wachstumspotenz sind sie Bestandteil der materiell-technischen Basis der Landwirtschaft. Diese Naturressourcen sind jedoch nicht nur Produktionsgrundlagen der Landwirtschaft, sondern gleichermaßen auch notwendige Bedingung für das menschliche Leben, sind Lebensgrundlage und unerläßlich für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen. Diese Ressourcen sind gleichzeitig zu nutzen und zu bewahren. Auch Generationen nach uns möchten sich noch an der Schönheit von Natur und Landschaft erfreuen können, die durch ihre Vielfalt im Wechsel von Nutzflächen und Naturlandschaft gekennzeichnet ist. Der Boden ist das Hauptelement des Naturfaktors und nimmt eine zentrale Stellung im Wechselverhältnis von Gesellschaft und Natur ein. Über 57 % der Gesamtfläche der DDR wird landwirtschaftlich genutzt. Insofern geht von der Landwirtschaft ein beachtlicher Einfluß auf die Umwelt, insbesondere auf die Lebensräume vieler Pflanzen und Tiere, aber selbstverständlich auch die Menschen aus. Alle landwirtschaftlichen Nutzflächen, das gesamte Agrarökosystem haben neben der Erzeugung von Nahrungsmitteln und Futtermitteln noch weitere Aufgaben zu erfüllen. Sie tragen dazu bei, das Klima zu verbessern, das Grundwasser zu erneuern, den Boden zu schützen und sind Lebensraum einer großen Zahl von Kleinlebewesen, die als Zerleger toter organischer Substanzen und als Humusbildner unentbehrlich sind. Nicht wenige landwirtschaftliche Gebiete ermöglichen Freizeit und Erholungsaktivitäten und erfüllen auch ästhetische Erwartungen. Das letztere trifft z.B. auf solche Anbaugebiete wie das Havelländische Obstbaugebiet, das Obstbauzentrum Süßer See, die Weinanbaustandorte an Saale, Unstrut und Elbe, auf die Lewitz und die große Friedländer Wiese zu, um nur einige bekannte Gebiete zu nennen. Die Pflanzenproduktion ist zwangsläufig zugleich Umweltgestaltung. Dies kann Naturerhaltung und -Verbesserung, Schaffung und Entwicklung der Kulturlandschaft und bei nicht richtiger Beachtung oder Einordnung der ökologischen Erfordernisse auch Naturverschlechterung und Umweltbelastung bedeuten. So ergab die Beseitigung zahlreicher Flurgehölze im Zuge der Schaffung großer landwirtschaftlicher Schläge in den sechziger und Anfang der siebziger Jahre als sofortiges Ergebnis Flächengewinn und bessere Einsatzmöglichkeiten für die Großmaschinen. Mit zeitlicher Verzögerung wurde allerdings auch die gestiegene Gefährdung des Bodens durch Wassererosion und vor allem Winderosion erkennbar. Die Erosion von Böden ist ein sehr altes Problem der Landwirtschaft. Ein Bodenabtrag von nur einem Millimeter entspricht einem Verlust von 15 Tonnen Boden

mit 10 kg Phosphor, 20 kg Stickstoff und 100 bis 200 kg Kohlenstoff je Hektar. Da die Bodenneubildung durch Verwitterung außerordentlich langsam voranschreitet, bedeutet Bodenerosion stets einen irreversiblen Bodenverlust und damit Minderung der Bodenfruchtbarkeit. In der D D R sind über ein Viertel der Ackerfläche durch Wassererosion mäßig bis stark gefährdet. Schwerpunkte der potentiellen Gefährdung liegen in den Bezirken Gera (65,6%), Karl-Marx-Stadt (64,6%), Erfurt (46,0%), Dresden (41,3%) und Suhl (39,8%). Besonders ir diesen Bezirken, aber auch in den anderen nicht so betroffenen Bezirken, ist eine Querbearbeitung der Flächen zur Bekämpfung der Wassererosion erforderlich. Die Bodenbearbeitung quer zum Hang stößt jedoch auf subjektive Ablehnung bei vielen Mechanisatoren und wird auch oft durch technische Gegebenheiten begrenzt. Querbearbeitung bedeutet höhere körperliche Belastung und unbequeme Körperhaltung der Mechanisatoren, solange die Traktoren über keine sich waagerecht einstellbaren Sitze verfügen. Im Beschluß des XIII. Bauernkongresses der D D R wird im Zusammenhang mit der Forderung nach einer strukturschonenden und vor Wasser- und Winderosion schützenden Bodenbewirtschaftung auf die Reduzierung von Bodendruckschäden orientiert. Die physikalische.Belastung der Ackerflächen ist durch die Einführung schwerer Großmaschinen und deren Einsatz auf bestimmten Böden zu einem Problem geworden, das nur schrittweise gelöst werden kann. Die umfangreiche Mechanisierung der Feldarbeiten führte zum Einsatz immer leistungsstärkerer Traktoren, selbstfahrenden Erntemaschinen und Transportmitteln. Das war meist mit einer Erhöhung der Gesamtmasse der Maschinen und der Achslasten verbunden. Insbesondere die größeren Dimensionen der Arbeitswerkzeuge und die höheren Geschwindigkeiten - wichtige Bedingungen zur Erhöhung der Arbeitsproduktivität - trugen zur Erhöhung der Masse der landtechnischen Arbeitsmittel bei. Mit Recht können die Landmaschinen- und Traktorenbauer auf eine starke Verbesserung des Masse/Leistungsverhältnisses verweisen. So wurde von der ersten zur dritten Mähdreschergeneration - vom Typ E175 zu Typ E516 - dieses Verhältnis von 100kg auf 58kg/pro KW reduziert. Das ist eine beachtliche Entwicklung. Das bessere Masse/Leistungsverhältnis bei den Mähdreschern kann jedoch nicht das absolut gewachsene Gewicht des Mähdreschers von 5 300 kg (E175) auf 9 700 kg (E516), also fast 10 Tonnen, hinwegzaubern. Schädlicher Bodendruck tritt nicht nur bei Erntearbeiten und der Bodenbearbeitung auf, sondern vorrangig beim Befahren der Feldschläge mit hohen Achslasten bei der Mineraldüngung, beim mobilen Ausbringen der Gülle und beim Transport des Erntegutes mit LKW und großvolumigen Anhängern. Mit der Zunahme der Motorleistungen und der Eigenmasse der landtechnischen Arbeitsmittel hat die Entwicklung der Fahrwerke und der Bereifung nicht Schritt gehalten. Das Problem der Schadverdichtungen ist nicht kurzfristig zu lösen. Im Landmaschinenbau ist Einsicht und Bereitschaft zur Lösung des Problems vorhanden. So wird in der Messeofferte 1985 neben der Massereduzie-

rung und Energieeinsparung, die Einschränkung von Bodendruck und Erosion sowie Umweltfreundlichkeit als Gebrauchseigenschaften der angebotenen Maschinen besonders hervorgehoben. Zur Zeit sind noch viele auf dem Feld eingesetzte Fahrzeuge mit Mitteldruckreifen und steifen Karkassen ausgerüstet. Ersten Maßnahmen wie die Ausrüstung von Traktoren, LKW und Anhängern mit Zwillingsbereifung müssen weitere folgen. Um den Bodendruck zu senken, muß schrittweise der ausschließliche Einsatz von Niederdruckbereifungen mit relativ weichen Karkassen für Fahrten auf dem Akker als Nahziel erreicht werden. Das stellt bereits sehr hohe Ansprüche an die Reifenindustrie. International wird mit sogenannten Terra- oder Flotationsreifen bereits eine geringere Bodenpressung als mit derzeitigen Niederdruckreifen erreicht. Oftmals werden die Böden auch in ihrer Struktur geschädigt, weil sie zu ungünstigen Zeitpunkten befahren werden. Daher sind auch eine ausreichende Schlagkraft der Pflanzenbaubetriebe sowie hohe technologische Disziplin wichtige Voraussetzungen um Strukturschäden zu vermeiden. Eine hohe Schlagkraft setzt die erforderliche Anzahl von entsprechenden Arbeitsmitteln voraus, die von der Industrie bereitzustellen und durch entsprechende Wartung und Pflege seitens der Landwirtschaftsbetriebe funktionsfähig zu halten sind. Die Belastung des Bodens durch wiederholtes Befahren mit schweren Maschinen und hohen Achslasten löst eine ganze Kette von negativen Einflüssen auf das Pflanzenwachstum aus. Die Verdichtungswirkung und damit die Schädigung des Bodens reicht bis zu 50 cm Tiefe und bei Vorgewenden, Abfahrtstrassen sind die Schäden bis 60cm, ja sogar bis zu I m Tiefe nachweisbar. Ertragsausfälle von 10 bis 20% sind unmittelbar zu spürende Folgen. Die Verhinderung der Bodenverdichtung wird daher sehr oft aus der Forderung nach Erschließung dieser Ertragsreserven abgeleitet. Die Bodenverdichtung hat aber weitergehende Folgen, es seien hier nur genannt, die verstärkte Erosionsgefahr der Böden, Verschlechterung der Befahrbarkeit der Schläge durch längere Vernässung der Böden im Frühjahr, Erhöhung des Bodenwiderstandes bei Bearbeitungsmaßnahmen. Deshalb ist die Verhinderung der physikalischen Belastung weit mehr als nur eine Erschließung von Ertragsreserven. Es geht hier letztlich um die Erhaltung des wertvollen Akkerbodens mit seinen vielfältigen Funktionen. Die Landwirtschaft kann nicht warten, bis praxisreife Lösungen des Vorleistungsbereiches zur Senkung des Bodendrucks vorliegen. Zur Minderung des schädlichen Bodendrucks tragen alle Verfahren einer rationellen Pflanzenproduktion, insbesondere die Gerätekombination, die Reduzierung der Anzahl der Arbeitsgänge und die Senkung der Überrollhäufigkeit des Bodens bei. Durch Verkürzung der Schlaglängen werden beim Transport des Erntegutes auf dem Acker kürzere Wege erreicht. Die Verdichtungsempfindlichkeit des Bodens kann auch durch ausreichende Versorgung mit organischem Dünger und den Anbau bodenverbessernder Pflanzen positiv beeinflußt werden. Gegenwärtig sind etwa 1,9 Mio Hektar LN durch Schadverdichtungen belastet. Durch mechanische Lokkerung auf den verdichteten Flächen wird zur Zeit diesen Schäden begegnet. 101

Nach Berechnungen des Forschungszentrum Müncheberg sind jährlich auf 250-330 Tha derartige Maßnahmen zur Bodenlockerung notwendig. Der gegenwärtig realisierte U m f a n g von 144Tha im Jahr 1983, von 137Tha 1984 und 171 Tha 1985 - bei erneutem Auftreten von Schadverdichtungen im gleichen Umfang - führte noch nicht zu einer Verringerung der betroffenen Gesamtfläche. Ursachen dafür sind arbeitsorganisatorische Gründe und begrenzte Treibstoffkontigente. Bei zusätzlichen Kosten von etwa 150M/ha sind das jährliche Aufwendungen zwischen 20 und 25Mio Mark, die die Landwirtschaft hier einsetzen muß um die dringlichsten Schäden zu begrenzen. Auf technologischem Gebiet zeichnen sich derzeit international und auch national Entwicklungen zu einer höheren Verfahrenspräzision in der Pflanzenproduktion ab. Das gilt für die Ausbringung von Mineraldüngern mit erhöhter Nährstoffkonzentration ebenso wie für die exakte Applikation von Herbiziden und Pflanzenschutzmitteln. Höhere Präzision wird auch beim Drillen durch Einzelkornablage von pilliertem Saatgut angestrebt. Auch das Beregnungswasser ist gleichmäßiger über die Flächen zu verteilen. Diese und weitere Entwicklungen führen dazu, daß trotz intensiverer Bewirtschaftung die natürliche Umwelt weit geringer belastet wird als vordem. Die angestrebte höhere Verfahrenspräzision stellt ebenfalls neue Anforderungen an die Funktionsweise und Zuverlässigkeit der landtechnischen Arbeitsmittel und an das Qualitätsniveau der Düngemittel. Noch werden etwa 50% der Mineraldünger ungranuliert, in staubförmiger, feinkristalliner und damit umweltbelastender Form ausgeliefert. Ihr Einsatz hat verminderte Ertragswirksamkeit, höheren Ausbringungsaufwand und durch Abdrift sowie höhere Abschwemmungsgefahr auch eine Luft und Wasserbelastung zur Folge. Beim Einsatz der Pflanzenschutzmittel geht die Applikationsweise immer mehr zum Sprühen, Feinsprühen und Ultra-Feinsprühen über, wobei die Aufwandsmengen auf 5 bis 0,1 Liter/ha verringert werden können. Voraussetzung für diese umweltschonenden Technologien sind entsprechende funktionssichere und zuverlässige Ausrüstungen und neuartige hochkonzentrierte Pflanzenschutzmittel. Durch Zusatz emulgierbarer Ölfraktionen zur Entspannung der wäßrigen Spritzbrühe bilden sich Tröpfchen einheitlicher Größe. Bei diesen Verfahren kann durch 3 bis 3,5 Liter nicht toxischen Ölzusatz die Wassermenge von 400 Liter/ha auf 75 Liter/ha reduziert und eine Pflanzenschutzmitteleinsparung von 20 bis 33 % erreicht werden. Ein umweltgerechter Pflanzenschutz ist wesentlich leichter realisierbar, wenn eine für die jeweilige Indikation notwendige Auswahl von Pflanzenschutzmitteln zur Verfügung steht. In der Pflanzenproduktion geht es darum, die zur Verfügung stehenden Fonds an Agrochemikalien und organischem Dünger noch rationeller für das Erzielen höchster Erträge wirksam zu machen und damit gleichzeitig mögliche Belastungen der Umwelt zu vermindern. Durch zielgerichtete und sparsame Verwendung, unter Einbeziehung der elektronischen Datenverarbeitung konnte der spezifische Aufwand an Stickstoffdünger in den Jahren 1981-1985 von 2,8 auf 2,3kg pro dt Getreideeinheit, das sind 18%, gesenkt werden. Auch bei Phos-

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phor und Kali wurden ähnliche Senkungen erreicht. Es geht hier ebenfalls um möglichst geschlossene Kreisläufe. So deckt der Einsatz, der wirtschaftseigenen organischen Düngestoffe (Mist, Gülle, Jauche) zur Zeit etwa 5 0 % des Nährstoffbedarfs der Pflanzen. Bis 1990 wird siehe dieser Anteil um weitere 20 bis 25 % erhöhen. Dazu trägt die Produktion organischer Düngestoffe aus Abprodukte von Zellstoff-, Papier- oderTextilfabriken, der Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft, des kommunalen Bereichs und anderer Bereiche bei. Sie wird seit 1976 in größerem Maßstab betrieben. Rund 500 Betriebe und Einrichtungen der Landwirtschaft produzieren heute ein Viertel aller organischen Substanzen die in Gärten und Felder eingesetzt werden. So werden wertvolle Stoffe vor einem Verkippen auf Deponien bewahrt und gleichzeitig die Umwelt wirkungsvoll entlastet. 1987 sollen lOMio Kubikmeter organische Düngestoffe hergestellt werden. Um diese wichtige Produktion effektiver zu betreiben, um noch mehr Klärschlämme, Aschen und organische Abfälle zu erschließen, sind entsprechende Maschinen, Anlagen und Ausrüstungen durch den Vorleistungsbereich zu entwickeln und bereitzustellen. Mit diesen Beispielen zur Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit kann der Beitrag der Landwirtschaft zur Reproduktion der natürlichen Umwelt demonstriert werden. Zugleich können wir feststellen, daß die Erhaltung und Pflege des Bodens wieder stärker das Denken und Handeln der Genossenschaftsbauern, Arbeiter und ihrer Leiter bestimmen. Insbesondere die Programme zur effektiven Bodennutzung und die Höchstertragskonzeptionen haben hier geholfen und auf eine intensive Nutzung des Bodenfonds orientiert. Daß wir dennoch mit der Erosion des Bodens und mit der Bodenbelastung Probleme haben, l>at seine Ursache in der jahrzehntelangen Unterschätzung der Erosion und der Bodenverdichtungen hinsichtlich ihrer Gefahr für Boden, Bodenfruchtbarkeit und Umwelt. Deshalb ist die Herausbildung von subjektiven Bedingungen und Einstellungen für die Reproduktion der natürlichen Umwelt von gleicher Wertigkeit wie die erforderlichen Entwicklungen in der materiell-technischen Basis. Wir können zusammenfassend verallgemeinern, daß zur Reproduktion der natürlichen Umwelt in der Landwirtschaft drei große Aufgabenkomplexe zu lösen sind: Erstens sind die aus der Vergangenheit stammenden Umweltschäden - Wasser- und Winderosion, Flurausräumung - zu überwinden und schwerwiegende Versäumnisse aufzuholen. Zweitens ist die fortlaufende Umweltbelastung schädlicher Bodendruck, Strukturschäden - entsprechend den vorhandenen und zu schaffenden Lösungen (Bodenlockerung, Flurgehölzanbau, Zwillingsbereifungen) schrittweise zu verringern. Drittens ist systematisch zu einer prinzipiell neuen Naturreproduktion überzugehen, die von vornherein Umweltbelastungen weitgehend ausschließt. Diese Aufgabenstellung wird mit dem Übergang zur umfassenden Intensivierung der Landwirtschaft real und immer mehr dominierend, obwohl die unter zweitens und drittens genannten Aufgaben noch für längere Zeit in der Landwirtschaft ihre Bedeutung behalten werden.

Es geht zunehmend nicht um eine defensive Beseitigung von bereits entstandenen Umweltschäden, sondern um die vorausschauende Gestaltung der produktiven Naturaneignung und unseres Verhältnisses zur Na-

tur entsprechend dem „ökologischen Imperativ" der kommunistischen Gesellschaftsformation, die Natur den künftigen Generationen in verbesserter Gestalt zu hinterlassen.

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Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften der DDR Abteilung Veröffentlichungen der wissenschaftlichen Räte Aus den Tagungen des Wissenschaftlichen Rates für die wirtschaftswissenschaftliche Forschung bei der Akademie der Wissenschaften der DDR erschienenen Veröffentlichungen Jahrgang 1984 Nr. 2 Leistungssteigerungen der Kombinate und ökonomische Strategie 1984,246 Seiten, 32,-M Bestell-Nr. 7544136 (2001/84/2/W) Nr. 3 Theorie und Praxis der ökonomischen Strategie in der Landwirtschaft der DDR 1984,91 Seiten, 12,-M Bestell-Nr. 7544603 (2001/84/3/W) Jahrgang 1985 Nr. 1 Sozialistische ökonomische Integration und umfassende Intensivierung 1985,96 Seiten, 12,-M Bestell-Nr. 7545403 (2001/85/1/W) Nr. 3 Effektivität der Volkswirtschaft in der intensiv erweiterten Reproduktion 1985,125 Seiten, 16,-M Bestell-Nr. 7546254 (2001/85/3/W) Nr. 4 Territorialstruktur und umfassende Intensivierung 1985,125 Seiten, 16,-M Bestell-Nr. 7546561 (2001/85/4/W) Jahrgang 1986 Nr. 1 Sozialistischer Wettbewerb und umfassende Intensivierung 1986,103 Seiten, 14,-M Bestell-Nr. 7546801 (2001/86/1AV) Jahrgang 1987 Nr. 4 Leitung in den Kombinaten und umfassende Intensivierung 1987,118Seiten, 16,-M Bestell-Nr. 7547927 (2001/87/4/W) Nr. 6 Gesellschaftliches Arbeitsvermögen und umfassende Intensivierung 1987,142 Seiten, 18,-M Bestell-Nr. 7548882 (2001/87/6/W) Nr. 7 Wissenschaftlich-technische Leistungen und effektive Absatzbeziehungen 1987,88 Seiten, 12,-M Bestell-Nr. 7549009 (2001/87/7/W)