Zeitraumanalyse: Bindeglied einzel- und gesamtwirtschaftlicher Unternehmensstatistik [1 ed.] 9783428434336, 9783428034338


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Zeitraumanalyse: Bindeglied einzel- und gesamtwirtschaftlicher Unternehmensstatistik [1 ed.]
 9783428434336, 9783428034338

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Volkswirtschaftliche Schriften Heft 237

Zeitraumanalyse Bindeglied einzel- und gesamtwirtschaftlicher Unternehmensstatistik

Von

Joachim Beier

Duncker & Humblot · Berlin

JOACHIM B E I E R • ZEITRAUMANALYSE

Volkswirtschaftliche

Schriften

Herausgegeben von Dr. J. B r o e r m a n n , Berlin

Heft 237

Zeitraumanalyse Bindeglied einzel- und gesamtwirtschaftlicher Unternehmensstatistik

Von

Prof, Dr. Joachim Beier

DUNCKER &

HÜMBLOT/BERLIN

Alle Rechte vorbehalten © 1975 Duncker & Humblot, Berlin 41 Gedruckt 1975 bei Berliner Buchdruckerei Union GmbH., Berlin 61 Printed in Germany I S B N 3 428 03433 3

Geleitwort

Seitdem das wirtschaftliche Wachstum durch zunehmende Interdependenzen der mikro- und makroökonomischen Sachverhalte und durch wirtschaftliche und soziale Interventionen des Staates i n den W i r t schaftsablauf zur Förderung und Regulierung des Wachstums gekennzeichnet wird, sind die Beziehungen des Unternehmens zur Gesellschaft und zum Staat enger geworden. So ist i n den letzten Jahrzehnten das Unternehmen m i t dem Bereich des öffentlichen Interesses i n vielfältigen Kontakt geraten. A u f diese Weise entstand eine Überkreuzung der Interessen des Unternehmens m i t den öffentlichen oder allgemeinwirtschaftlichen Interessen. Daher ist die Frage aufgeworfen worden, ob der Ausweis des externen Jahresabschlusses geeignet ist, den Repräsentanten des öffenlichen Interesses einen Einblick i n relevante Wirtschaftsabläufe zu geben. Ein solcher Einblick, der nicht lediglich auf die Rechenschaftslegung nach handelsrechtlichen Geboten i m Interesse des Kapitalschutzes gerichtet ist, bezieht sich auf wesentliche Zusammenhänge mikro- und makroökonomischer Sachverhalte, die sich i n den Unternehmen abzeichnen. Es entsteht ein Spannungsfeld zwischen der herkömmlichen Funktion des Jahresabschlusses und den Bedürfnissen des öffentlichen Interesses. Während die handelsrechtliche Aufgabe des Jahresabschlusses vornehmlich die Offenlegung des Status über die Verwendung des eingebrachten Kapitals und den Ausweis des Unternehmensgewinns bzw. -verlusts beinhaltet, richtet sich das darüber hinausgehende öffentliche Informationsbedürfnis auf den Prozeß der Investierung und Finanzierung und auf den gesellschaftlichen Erfolg des Unternehmens. Unter diesen Aspekten bleibt die handelsrechtliche Anforderung an den Jahresabschluß bestehen, jedoch t r i t t die allgemeinwirtschaftliche Anforderung hinzu. Wenn i n dieser Hinsicht ein Auswertungskonzept konstruiert wird, dann ergibt sich für die Analyse die Notwendigkeit, Positionen der handelsrechtlichen Ausweisungen formal umzuformen und neu abzugrenzen. Gleichzeitig erfährt die gesamte Auswertung andere Aspekte. Als ein solches besonderes Auswertungssystem hat sich die Kapitalflußrechnung entwickelt. Eine Folgewirkung ist die Ablösung des handelsrechtlichen Gewinnkonzeptes durch ein gesellschaftliches Wertschöpfungskonzept.

Geleitwort

6

Diesen Anforderungen i n dem gekennzeichneten Spannungsfeld der Informationen des Jahresabschlusses geht der Verfasser der vorliegenden Untersuchung nach. Er stellt insbesondere auch Beobachtungen und Auswertungen i m Vergleich zu den i m französischen Rechnungswesen anzutreffenden Vorstellungen an. Es ist auch ein Verdienst dieser Darstellung, daß das französische Rechnungswesen und dessen Auswertung seitens der Banque de France, Crédit National, SEDES und DAFSA herangezogen werden, um die Möglichkeit zwischenstaatlicher Vergleiche für den gekennzeichneten erweiterten Informationsumfang des Jahresabschlusses zu überprüfen. Dabei verwendete Erfahrungen gehen zurück auf Untersuchungen, die das Rationalisierungs-Kurator i u m der Deutschen Wirtschaft und die Kommission der Europäischen Gemeinschaften veranlaßt haben und an deren Bearbeitung der Verfasser mitgewirkt hat. I m übrigen ist nicht zu verkennen, daß den Kapitalgebern und den Arbeitnehmern der Unternehmen durch die Kapitalflußrechnung in Form der Zeitraumanalyse eine zusätzliche Interpretationsmöglichkeit des Jahresabschlusses zur Verfügung steht, die als weitere Informationsquelle dienen kann. Auch i n dieser Hinsicht sind die Untersuchungsergebnisse dieser Arbeit aufschlußreich, u m die Überlegungen zu stützen, die aufgezeigten Auswertungen ergänzend i n die handelsrechtliche Rechenschaftslegung aufzunehmen und die Wirtschaftsstatistik entsprechend zu erweitern. M i t dieser Veröffentlichung werden die Grundlagenarbeiten, die Ruchti begonnen hat, fortgeführt, und damit w i r d ein Teil der Lücke ausgefüllt, die zwischen Praxis und Wissenschaft auf dem Gebiet der gesellschaftlichen Auswertung von Jahresabschlüssen der Unternehmen entstanden ist. Dortmund, i m Juni 1975

K a r l Zimmermann

Inhaltsverzeichnis Vorbemerkung

13

Erster Teil Methodik der Zeitraumanalyse A. Grundlagen der Zeitraumanalyse I. Einzelwirtschaftliche und gesamtwirtschaftliche Prozesse I I . Die Unternehmung als selbständige wirtschaftliche Institution und als selbständiger Einkommensempfänger I I I . Das Zielsystem der Produktionsfaktoren aus der Sicht der Einkommensverteilung IV. Der Einfluß des Staates auf die Unternehmensprozesse — insbesondere den Einkommensprozeß und die Investitionsfinanzierung V. Mangelhafte Abbildung wirtschaftlicher Abläufe und mangelhafte Erfolgsmessung in der einzelwirtschaftlichen Rechnungslegung nach Handels- und Steuerrecht 1. Ausklammerung des Produktionsfaktors Arbeit aus dem Erfolgsbegriff 2. Mangelhafte Verbindung von Erfolgsmessung und Finanzierungsrechnung 3. Einbeziehung von Realwerten in die marktpreisorientierte Nominalrechnung 4. Fehlende Trennung von Informations- und Entscheidungsrechnung, von Entstehungs- und Verteilungsrechnung V I . Umformung der einzelwirtschaftlichen Rechnungslegung 1. Das System der monetären Zeitraumanalyse 2. Ertragsmessung und Erfolgsgrößen der Zeitraumanalyse . . . . 3. Finanzierungsrechnung der Investitionen a) Die Verbindung von Einkommensverteilung und Finanzierung b) Die Entwicklung der Finanzierungsrechnung aus der Bewegungsbilanz V I I . Das Wertschöpfungskonzept 1. Die einzelwirtschaftliche Wertschöpfung als monetäre Größe 2. Einzel- und gesamtwirtschaftliche Bruttowertschöpfungsrechnung 3. Analyse der Wertschöpfungsstruktur V I I I . Probleme der Wertschöpfungsrechnung 1. Einkommensumschichtungen zwischen den Unternehmen 2. Subventionen 3. Vermögenstransfers 4. Einkommen aus Vermietung und Verpachtung 5. Eigenleistungen 6. Indirekte Steuern

15 15 20 25 30 33 33 34 35 36 39 39 42 44 44 45 47 47 49 51 54 54 55 56 57 60 63

8

Inhaltsverzeichnis I X . Der Bruttoumsatzüberschuß als Bestandteil der Bruttowertschöpfung X . Der gesamte monetäre Überschuß als Finanzierungsgröße X I . Die Integration der Ertrags- und Finanzierungsrechnung in der Zeitraumanalyse 1. Die Aggregate der Mittelherkunfts- und Mittelverwendungsrechnung als Vergleichsbasis 2. Die Darstellung und Messung der Finanzierungsfunktion des Unternehmens in der Mittelherkunfts- und Mittelverwendungsrechnung 3. Die Verbindung von Bilanzdaten und Angaben der Erfolgsrechnung in der Mittelherkunfts- und Mittelverwendungsrechnung

B. Die Entwicklung der Zeitraumanalyse aus dem Jahresabschluß und aus den Konten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung I. Die finanzwirtschaftlichen Grundlagen der Rechnungslegung . . 1. Die Arten ökonomischer Transaktionen 2. Die Erfassung ökonomischer Transaktionen in der Bilanz . . 3. Die Erfolgsermittlung aus den ökonomischen Transaktionen 4. Der Zusammenhang zwischen Erfolgsermittlung, Ertragsverteilung und Ertragsverwendung I I . Der Einfluß zeitlicher Determinierung (Umschlagsgeschwindigkeit) auf den Brujttoausweis von Mittelherkunft und Mittelverwendung I I I . Die Zuordnung von Mittelherkunft und Mittelverwendung in der Finanzierungsrechnung der Investitionen IV. Einzelwirtschaftliche Mittelherkunfts- und Verwendungsrechnung und Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung 1. Sektorenbildung und Aggregation in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung 2. Grundzüge des Formalaufbaus der Volkswirtschaftlichen Buchhaltung i m Vergleich mit der einzelwirtschaftlichen Rechnungslegung a) Zeitraumbezogene Erfassung der Transaktionen b) Finanzierungskonto und doppelte Volkswirtschaftliche Buchhaltung 3. Die Konten des Unternehmenssektors nach dem Europäischen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen „ESVG" und die Möglichkeiten der Disaggregierung 4. Die Erfolgsgrößen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung 5. Die Volkswirtschaftliche Bruttoinvestition i m Zusammenhang mit der Desinvestition 6. Die Verbuchungskriterien der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung

65 75 78 78 80 83 87 87 87 89 93 98 109 118 122 122 125 125 128 133 138 141 144

Zweiter Teil Kennzahlensystem der Zeitraumanalyse und praktizierte Untersuchungsverfahren A. Das Kennzahlensystem der Zeitraumanalyse I. Grundlagen der Kennzahlenbildung I I . Anwendungsbereiche der Kennzahlenrechnung I I I . Die Verläßlichkeit der Kennzahlen

152 152 155 156

Inhaltsverzeichnis IV. Der Aufbau des Kennzahlensystems 1. Lohnquote 2. Kapitalertragssatz und Kapitalumschlag 3. Selbstfinanzierungsquote 4. Innenflnanzierungsquote V. Praktische Durchführung der Kennzahlenanalyse B. Statistische Ansätze einer detaillierten Analyse des Unternehmens sektors I. Die Bilanzstatistik der Deutschen Bundesbank I I . Die Aktienbilanzstatistik des Statistischen Bundesamts I I I . Die Bilanzstatistik der Banque de France in Zusammenarbeit mit den Bilanzzentralen von Crédit National und Caisse des Dépôts et Consignations, SEDES und DAFSA I V . Die Finanzanalyse von INSEE V. Die Branchenstatistik der Europäischen Gemeinschaften Dritter

159 160 163 165 169 172 172 172 178 182 189 192

Teil

Auswertung externer Jahresabschlußinformationen deutscher und französischer Aktiengesellschaften und europäische Vorschläge zur Publizität A. Rechtsgrundlagen und Gliederung der Jahresabschlußrechnung für die Zeitraumanalyse 195 I. Rechtsgrundlagen der Jahresabschlußrechnung in der Bundesrepublik Deutschland und in Frankreich und europäische Richtlinien 195 I I . Die Standardisierung der Bilanzen und Erfolgsrechnungen 199 B. Vergleichende Investitionsmessung I. Investitionsmessung bei Aufgabe der Anschaffungskostenbasis I I . Bruttoinvestitionsvolumen und Anlagespiegel I I I . Investitionsmessung, Aktivierungskriterien und Aktivierungswahlrechte IV. Sonstige Abgrenzungsprobleme bei den Anschaffungs- und Herstellungskosten V. Investitionsmessung bei Fusionen (Verschmelzungen) und Ausgliederungen

207 207 210 211 213 215

C. Abgrenzungen zwischen Innen - und Außenfinanzierung I. Erhöhung des Gesellschaftskapitals 1. Ausstehende Einlagen 2. Überpariemission — Aufgelder 3. Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln 4. Umwandlung von Wandelanleihen (-Schuldverschreibungen) 5. Kapitalerhöhung durch Aufrechnung mit Gesellschafterforderungen I I . Die Kapitalherabsetzung I I I . Kreditaufnahme und Disagio IV. Kredittilgung und Schuldenerlaß

218 219 219 220 221 222 224 224 227 229

D. Überschußermittlung und Innenfinanzierung I. Verbuchung und Abgrenzung von Rücklagenveränderungen 1. Gesetzliche Rücklage a) Umzugliedernde Einstellungen in die gesetzliche Rücklage b) Umzugliedernde Entnahmen aus der gesetzlichen Rücklage

230 230 230 231 233

10

Inhaltsverzeichnis 2. Freie Rücklagen a) Abzugrenzende Zuführungen zu freien Rücklagen b) Abzugrenzende Auflösungen freier Rücklagen

233 233 234

I I . Die Verbuchung der Rückstellungen in der Zeitraumanalyse 1. Rückstellungen i m deutschen Bilanzrecht 2. Rückstellungen im französischen Bilanzrecht

235 236 237

I I I . Verbuchung und Abgrenzung von Wertberichtigungen, Abschreibungen und Zuschreibungen 1. Direkte und indirekte Abschreibungen a) I n die Ertrags- und Wertschöpfungsanalyse einzubeziehende Sonderabschreibungen nach deutschem Bilanzrecht b) Nicht abzugrenzende Sonderabschreibungen nach französischem Bilanzrecht c) Abschreibungen auf Anlagen und auf sonstige Bilanzpositionen 2. Direkte und indirekte Zuschreibungen a) Zuschreibungen nach deutschem Bilanzrecht b) Zuschreibungen nach französischem Bilanzrecht 3. Indirekte Bewertungen IV. Verbuchung und Abgrenzung der Sonderposten mit Rücklageanteil 1. Sonderposten zur Umverteilung selbsterwirtschafteter Mittel a) Umverteilungsposten nach deutschem Bilanzrecht b) Umverteilungsposten nach französischem Bilanzrecht 2. Sonderposten zur begünstigten Übertragung von Verkaufsgewinnen a) Sonderposten aus Verkaufsgewinnen nach deutschem Bilanzrecht b) Sonderposten aus Verkaufsgewinnen nach französischem Bilanzrecht 3. Sonderposten für Zuschüsse und Subventionen a) Zuschüsse und Subventionen im deutschen Bilanzrecht . . aa) Lieferungs- und Leistungszuschüsse ab) Investitionszuschüsse ac) Zulagen und Subventionen b) Zuschüsse und Subventionen im französischen Bilanzrecht

238 239 240 241 245 246 247 249 250 253 253 253 254 255 255 257 261 261 261 263 266 268

V. Verbuchung von Arbeitnehmeraktien, Abgrenzung des Investivlohns und der Gewinnbeteiligung 270 V I . Bilanzgewinn bzw. Bilanzverlust

273

E. Allgemeine Hinweise zur Auswertung des Konzernabschlusses für die Zeitraumanalyse 274 F. Praktische Beispiele für die Zeitraumanalyse Schlußfolgerungen für den Ausbau der Rechnungslegung und der Berichtspflicht

279

302

Anhang I. Imprimés no. 2050-A bis 2059-A Régime du Bénéfice R é e l / P l a n Comptable Général 1965, Bilan, Exploitation Générale, Pertes et Profits 308 I I . Übersetzung englischer und französischer Zitate 318 Literaturverzeichnis

322

Verzeichnis der Abkürzungen AER ADSch AG AICPA APB AktG EG A k t G AR Art AWV BB BerlinFG BFuP BFH BGH BGBl BStBl CGI DAFSA DB DIW DMBG EG ESVG EStG EStDV EStR GE HdB HdW

INSEE JA JASA KSt LSC

= The American Economic Review = Adler/Düring/Schmaltz: Rechnungslegung und Prüfung der Aktiengesellschaft = Die Aktiengesellschaft = American Institute of Certified Public Accoutants, New York = Accounting Principles Board des A I C P A = Aktiengesetz = Einführungsgesetz zum Aktiengesetz 1965 = The Accounting Review = Artikel = Ausschuß für Wirtschaftliche Verwaltung = Der Betriebsberater = Berlinförderungsgesetz = Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis = Bundesfinanzhof = Bundesgerichtshof = Bundesgesetzblatt = Bundessteuerblatt = Code Général des Impôts et Annexes (ann.) = Société de Documentation et d'Analyses Financières S. A., Paris = Der Betrieb = Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin = DM-Bilanzgesetz = Europäische Gemeinschaften = Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen = Einkommensteuergesetz = Einkommensteuer-Durchführungsverordnung = Einkommensteuer-Richtlinien = Geldeinheiten = Handwörterbuch der Betriebswirtschaft, Stuttgart = Handbuch der Wirtschaftswissenschaften Bd. 1 Betriebswirtschaft, Köln/Opladen Bd. 2 Volkswirtschaft, Köln/Opladen = Institut National de la Statistique et des Etudes Economiques, Paris = The Journal of Accountancy = The Journal of the American Statistical Association = Körperschaftsteuer = Loi sur les Sociétés Commerciales

12

Verzeichnis der Abkürzungen

NAA NB LAG OECD OEEC PCG RF RKW

= = = = = = = =

SAEG

=

SEDES

=

SNA Tz U.E.C.

= = =

UN UStG VGR WiSta Wp WP-Handbuch WSI

= = = = = = =

ZfB Zfb(h)F

= =

ZfgK ZfgSt

= =

National Association of Accountants Neue Betriebswirtschaft Lastenausgleichsgesetz Organization for Economic Cooperation and Development Organization for European Economic Cooperation Plan Comptable Générale La Revue Fiduciaire Rationalisierungs-Kuratorium der Deutschen Wirtschaft e.V., Frankfurt/M. Statistisches Amt der Europäischen Gemeinschaften, Luxemburg/Brüssel Société d'Etudes pour le Développement Economique et Social, Paris A System of National Accounts Textziffer Union Européenne des Experts Comptables Economiques et Financiers United Nations, New York Umsatzsteuergesetz Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung Wirtschaft und Statistik Die Wirtschaftsprüfung Wirtschaftsprüfer-Handbuch Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut des Deutschen Gewerkschaftsbundes GmbH früher: W W I — Wirtschaftswissenschaftliches Institut der Gewerkschaften Zeitschrift für Betriebswirtschaft Zeitschrift für betriebswirtschaftliche (früher: handelswissenschaftliche) Forschung Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft

Vorbemerkung Komplexe Zusammenhänge darzustellen und zu messen, ist eines der zentralen Probleme empirischer und theoretischer wirtschafts- und sozialwissenschaftlicher Arbeit. Das Verfahren muß einerseits global angelegt sein, u m die Gesamtzusammenhänge erfassen zu können, es muß sich andererseits aber auch auf Teilfragen und Teilzusammenhänge anwenden lassen. Der arbeitsteilige Wirtschaftsprozeß kann unter verschiedenen Gesichtspunkten und Zielsetzungen betrachtet werden, z.B. unter den Aspekten der Produktion, der Einkommensbildung und Einkommensverteilung, der Finanzierung und Investierung, der Ersparnisbildung und Verschuldung. Zweck der einzel- und gesamtwirtschaftlichen Analyse ist es, die Produktion von Gütern und die Entstehung und Verwendung von Einkommen sowie die mit ihnen zusammenhängenden Vorgänge sichtbar zu machen und i n einer vergleichbaren Rechnung auf der Basis gemeinsamer Konzeptionen darzustellen. Die Güter- und Geldströme der einzelnen Wirtschaftseinheiten werden über den Markt zum gesamtwirtschaftlichen Ablauf koordiniert. Der Unternehmensprozeß ist Teil des gesamtwirtschaftlichen Prozesses, seine Ströme (Prozeßkomponenten) entsprechen denen der gesamtwirtschaftlichen Abläufe. Die Abläufe i n einzelnen Wirtschaftseinheiten und i n Kollektiven schlagen sich i n güterwirtschaftlichen und finanziellen Strömen nieder. Vornehmlich geht es darum, den Unternehmensprozeß für zeitliche, zwischenbetriebliche und branchenweise Vergleiche und Analysen intermediär an seinen Strömen zu messen und die verfügbaren Daten externer Unternehmensrechnungen auf ihre Eignung für die Problemstellung und Problemlösung zu prüfen 1 . Die Betrachtung konzentriert sich auf die Investitions- und Finanzierungsvorgänge i m Zusammenhang m i t der Ertragsbildung und Ertragsverteilung. Diese i n Interdependenz stehenden Größen sollen mit Hilfe einer geeigneten analy1 Diese Prüfung wird auf die Rechnungslegung von Aktiengesellschaften des Industrie- und Handelsbereichs nach deutschem und französischem Recht sowie auf die Rechnungslegung nach dem Statut für die Europäische Aktiengesellschaft und nach den Richtlinien der Kommission der Europäischen Gemeinschaften für die Europäische Handelsgesellschaft beschränkt (vgl. 3. Teil).

14

Vorbemerkung

tischen Untersuchungsmethode und eines systems transparent gemacht werden.

kohärenten

Meßzahlen-

Die Betriebswirtschaftslehre ist als Theorie der Unternehmensrechnung entstanden. Ausgehend von den praktischen Bedürfnissen, eine aussagefähige öffentliche Rechnung zu entwickeln und gesellschaftliche Funktionen der Unternehmen zu berücksichtigen, sind die Grundfragen der Unternehmensrechnung wieder verstärkt i n das Blickfeld gerückt 2 . Durch die neuen Standardsysteme Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung der United Nations und des Statistischen Amts der Europäischen Gemeinschaften w i r d die makroökonomische Rechnungslegung i n wichtigen Teilbereichen der mikroökonomischen Statistik formal und inhaltlich mehr angepaßt. Damit w i r d andererseits die Notwendigkeit verstärkt, die mikroökonomische Rechnungslegung konzeptionell und praktisch für die Aufzeichnung wirtschaftlicher Prozesse nutzbar zu machen, u m der Wirtschafts- und Finanzanalyse neben globalen Messungen auch detaillierte, auf der Basis einzelwirtschaftlicher Primärstatistik entwickelte Ergebnisse zur Verfügung stellen zu können.

2 Vgl. Schneider, D.: Die Unternehmensrechnung als Gegenstand der betriebswirtschaftlichen Theorie, in: Das Rechnungswesen als Instrument der Unternehmensführung, Hrsg. Busse von Cölbe, W., Bielefeld 1969, S. 12 ff.; Diskussionsbeitrag des Arbeitskreises „Das Unternehmen in der Gesellschaft" i m Betriebswirtschaftlichen Ausschuß des Verbandes der Chemischen Industrie e.V.: Das Unternehmen in der Gesellschaft, in: D B 1975, S. 161 ff.

ERSTER T E I L

Methodik der Zeitraumanalyse A. Grundlagen der Zeitraumanalyse I. Einzelwirtschaftliche und gesamtwirtschaftliche Prozesse Das Unternehmen ist ein durch planvollen Einsatz und kontrolliertes Zusammenwirken produktiver Kräfte ablaufender Prozeß der Produktion von Gütern zum Zweck der Einkommenserzielung. Die Güterbereitstellung für die Bedürfnisbefriedigung erfordert den Gütereinsatz. Das rationale Kriterium, das der Disposition über Gütereinsatz und Güterbereitstellung zugrunde liegt, ist das wirtschaftliche Prinzip. Der Unternehmensprozeß ist einerseits gekennzeichnet durch Produktionsfunktionen, die, bezogen auf die Leistungserstellung, mengenmäßige Beziehungen zwischen Gütereinsatz (Input) und Ausstoß (Output) angeben 1 . Der Unternehmensprozeß ist andererseits gekennzeichnet durch Einkommensfunktionen, die Beziehungen zwischen der Einkommensentstehung, Einkommensverteilung und Einkommensverwendung aufzeigen. Die Leistungserstellung und die Leistungsverwertung des Unternehmens lösen den Einkommensprozeß als Teil des gesamten Geldverwendungs- und Geldherkunftsprozesses des Unternehmens aus, sobald die Märkte berührt werden. Die Unternehmung ist eine Zelle der Einkommenserzeugung, Einkommensverteilung und Einkommensverwendung i n der arbeitsteiligen Wirtschaft. Die Güterbewegungen der Leistungserstellung erhalten ihren Anstoß durch den Wirtschaftsprozeß als Gesamtheit vielfältiger Entscheidungen individueller Wirtschaftseinheiten, welche die einzelnen Produktionen zu einem Prozeßsystem verknüpfen. Dieses ist gekennzeichnet durch Tauschakte i n Form realer Güterbewegungen und finanzieller Geldtransaktionen, wobei die realen und die finanziellen Abläufe entgegengesetzt gerichtet sind. Innerhalb der Unternehmung durchlaufen die Realgüter und die Geldmittel getrennte Aktionsphasen, die erst dann wieder zusammentreffen, wenn die Märkte tangiert werden. 1

Vgl. Gutenberg, E.: „Produktionsfunktion", S. 145 ff.

16

A. Grundlagen der Zeitraumanalyse

Erfassung und Darstellung der güterwirtschaftlichen Vorgänge vollziehen sich i n der Rechenkategorie Geld, d.h. sie werden wertmäßig abgebildet i n der Kosten- und Leistungsrechnung. Geld ist insofern eine generelle Recheneinheit und ein rechentechnisches Maß für Gütervorräte und Güterbewegungen des Leistungsprozesses. Die Erfassung und die Darstellung der finanzwirtschaftlichen Vorgänge basieren auf den Markttransaktionen zu tatsächlichen Preisen, ergänzt durch nominale Kreditierungsvorgänge. Sofern der finanzwirtschaftliche Ablauf als K r i t e r i u m eines güterwirtschaftlichen Vorgangs angesehen w i r d und auch für die Darstellung des güterwirtschaftlichen Ablaufs die gleiche Preisbasis gewählt wird, ist der monetäre Prozeß das Spiegelbild des güterwirtschaftlichen Prozesses 2. Gütereinsatz und Güterabsatz lösen i n der Geldwirtschaft Geldströme der Investition, Finanzierung, Einkommensbildung und Einkommensverteilung aus, aber es erscheint zu vereinfacht, den Doppelumlauf von Gütern und Geldmitteln durch eine Betrachtung zu ersetzen 3 . Es kommt vielmehr darauf an, die Interdependenzen zwischen den wirtschaftlichen Abläufen zu beachten, zumal die realen und finanziellen Ströme regelmäßig der zeitlichen Synchronisierung bedürfen bzw. zeitlich koordiniert zu erfassen sind 4 . Das Geld hat i m Wirtschaftsprozeß eine eigenständige Funktion, und die finanzielle Sphäre der Einzel- und Gesamtwirtschaft ist Aktionsparameter des wirtschaftlichen Handelns 5 . Finanzierung, Investierung und Liquidität ermöglichen die Erzielung von Arbeitseinkommen und Kapitaleinkommen, von steigendem Prokopfeinkommen, Gewinn und Rentabilität. Die güterwirtschaftlichen und finanziellen Ströme sind Elemente sowohl des einzel- wie des gesamtwirtschaftlichen Umsatzprozesses. Dieser ist gekennzeichnet durch die Verwendung von Geldmitteln i m Zuge des Gütereinsatzes, die Gütertransformation und die Wiedererlangung von Geldmitteln 6 . 2 Ohne die Bedingungen für die Gleichsetzung von Preis und Wert hier erörtern zu wollen (vgl. Engels, W.: „Bewertungslehre", S.6ff.), liegt in der nominalen, auf Preisbasis aufgebauten einzel- und gesamtwirtschaftlichen Rechnungslegung der Ausgangspunkt für alle sich anschließenden Realwertüberlegungen i m Zusammenhang mit Bewertungsfragen einer substanziellen Vermögensrechnung. » Vgl. Kosiol, E.: „Buchhaltung", S. 18: „Die Erfassung der realen Güterbewegung wird einfach und zuverlässig dadurch vollzogen, daß man sie durch die Erfassung der parallel laufenden nominalen Güterbewegung ersetzt." 4 Vgl. Ruchti, H.: „Abschreibungen", S. 73. s Vgl. Mehling, J., Koskas, S.: La gestion financière, acte de management, Paris 1970; Denizet, J.: Monnaie et Financement. Essai de Théorie dans un Cadre de Comptabilité Economique, Paris 1969 (2. Aufl.).

I. Einzelwirtschaftliche und gesamtwirtschaftliche Prozesse Geldverwendung

Ausgaben

Geldmittel

Gütereinsatz Investition

Güterausbringung Desinvestition

17

Geldherkunft

Einnahmen

Geldmenge und Zeit sind Bestimmungsfaktoren des zeitraumbezogenen Umsatzprozesses, der sich als Strom von Ausgaben und Einnahmen darstellt, die zugleich Investitionen und Desinvestitionen sind 7 . Die Geldmittel werden verwendet für Investitionsausgaben, die über die Produktion und den Verkauf von Ertragsgütern zu Einnahmen führen. Vom Absatz der erzeugten Güter hängt die Wiedergeldwerdung, d. h. der Rückfluß des i n Produktionsfaktoren investierten Geldes, ab. Investition und Desinvestition werden somit i m Geldumwandlungsprozeß zu entscheidenden Ubergangsstufen i m Hinblick auf die Wiedergewinnung des investierten Geldes und die Erzielung von „Mehrgeld". Die Einnahmen aus dem Umsatzprozeß lassen sich i n einen Rückfluß von ursprünglich investiertem Geld und i n einen Uberschuß (Desinvestitionserfolg) gliedern 8 . Durch die Umsatzeinnahmen w i r d eine erneute Beschaffung der Produktionsfaktoren für die Gütererstellung gewährleistet und damit der Prozeß der Einkommenserzielung, Einkommensverteilung und Einkommensverwendung als nachhaltiger laufender Vorgang ermöglicht. Die Einnahmen sichern i n einer sich ständig wandelnden Umwelt den Unternehmensprozeß und damit den Bestand der Unternehmung, sofern langfristig ein Einnahmeüberschuß erzielt wird, der, aufgeteilt auf die Produktionsfaktoren, den langfristigen Verwendungserfordernissen der Produktionsfaktoren und der Faktorkombination entspricht. Der jeweilige A n t e i l an den Einnahmen und am Einnahmeüberschuß ist für die institutionelle Wirtschaftseinheit die Mittelherkunft, der die spezifische Mittelverwendung gegenüberzustellen ist 9 . Die M i t t e l e Vgl. Ruchti, H.: „Die Abschreibung", S. 24 f.; Rieger, W.: „Privatwirtschaftslehre", S. 44 und S. 155; Eisele, W.: „Kapitaltheorie", S.31ff. i Vgl. Ruchti, H.: „Passivseite", S.312. 8 Vgl. Ruchti, H.: „Bilanz und Investition", S. 34 f. 9 Die institutionellen Sektoren der Volkswirtschaft sind i m Europäischen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG) des Statistischen Amts der Europäischen Gemeinschaften (SAEG) Zusammenfassungen institutioneller Einheiten, die die gleiche Hauptfunktion ausüben und ihre ökonomische Aktivität auf ähnliche Art und Weise finanzieren, d. h. sie sind u. a. nach der wichtigsten Quelle der Mittelherkunft abgegrenzt. Die nichtfinanziellen Kapital- und Quasi-Kapitalgesellschaften sind gekennzeichnet durch die Hauptfunktionen der Produktion von Waren und marktbestimmten nichtfinanziellen Dienstleistungen und durch das überwiegende Finanzierungsmittel „Verkaufserlöse" (vgl. SAEG, ESVG insbesondere Ziff. 220, S. 27; Ziff.212ff., S.24ff. und United Nations [UN]: „A System of National Accounts" [SNA], Ziff. 5.7, S. 72, Ziff. 5.54, S. 80). 2 Beier

A. Grundlagen der Zeitraumanalyse

18

herkunfts- und Mittelverwendungsrechnung auf der Basis einzelwirtschaftlicher Rechnungslegung beinhaltet auf der Stufe der Finanzierungsrechnung der Investitionen, die weitgehend übereinstimmt m i t der Vermögensveränderungsrechnung neuer Systeme Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (vgl. 1. Teil, B), die spezifische Abrechnung über den Geldkapitaleinsatz und den Geldkapitalertrag der institutionellen Einheit Unternehmung. Aus der Sicht der Unternehmensprozesse w i r d aber die von allen Trägern des Unternehmens erwirtschaftete Wertschöpfung als Bruttoeinkommen der produktiven Einheit aufgefaßt. Hinter diese Betrachtung treten die juristischen Anspruchsgrundlagen, insbesondere vermögensrechtlicher A r t , der einzelnen Einkommensbezieher zurück. Schaubild 1 Die Ströme des Unternehmensprozesses a) M I T T E L V E R W E N D U N G Geleistete Einkommenstransfers

geleistete Vermögenstransf.

H I T T E L H E R K U N F T erhaltene Vermögenstransfers

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Vermögenstransfers

a) I n Anlehnung an Ruchti, H.: „Die Abschreibung", S. 25.

I. Einzelwirtschaftliche und gesamtwirtschaftliche Prozesse

19

Der Einkommensprozeß und die die Disproportionalitäten i m finanzwirtschaftlichen Bereich auffangenden Kreditierungsvorgänge können als Grundlage einer Verrechnungslehre dienen und zur Messung w i r t schaftlicher Strukturen und Entwicklungen herangezogen werden 1 0 . Die Ströme des Unternehmensprozesses lassen sich i n Vorgänge des finanziellen Bereichs (Finanzwirtschaft) und des güterwirtschaftlichen Bereichs (Güterwirtschaft) gliedern. I n der Güterwirtschaft vollzieht sich die Kombination der Produktionsfaktoren, die Bereitstellung von Faktormengen und die Ausbringung der Leistung. Die Finanzwirtschaft umfaßt die damit verbundenen Zahlungsströme, getrennt nach Einkommensströmen (Umsatzerlöse, Löhne u. a.), Einkommenstransfers (Subventionen, Steuern u. a.) und Vermögenstransfers (Investitionszuschüsse, Lastenausgleichs-Abgaben u. a.) und Kreditierungsströmen. Kreditierungsvorgänge können m i t allen Partnern des Einkommensbildungs- und Einkommensverteilungsprozesses stattfinden. Bei den Einkommensströmen ist zu unterscheiden zwischen zweiseitigen und einseitigen Transaktionen. Während die zweiseitigen Transaktionen den Güterprozeß und den Einkommensprozeß berühren, schlagen sich die einseitig erhaltenen und geleisteten Einkommenstransfers (Subventionseinnahmen, laufende Steuerausgaben u. a.) nur i m Einkommensbereich nieder. Da grundsätzlich alle Transaktionen m i t anderen Wirtschaftssubjekten stattfinden, ist i m Schaubild nur ein Transaktionspartner, das betreffende Unternehmen, dargestellt. Insofern liegt ein offenes System ökonomischer Transaktionen vor. Das Unternehmen, das nach Einkommen strebt, richtet seine Unternehmenspolitik darauf aus, über Investierung und Absatz mehr Geld zu erwirtschaften. Das Volumen der Einnahmen aus der Desinvestition soll, gemessen am Volumen der Investitionsausgaben, langfristig einen Uberschuß bringen 1 1 . Insoweit sind i m Zielsystem des Unternehmens finanzielle Zielgrößen auf die Investierung und Desinvestierung gerichtet. Der güterwirtschaftliche Aspekt der Investierung besteht darin, daß Faktorvorräte bzw. Produktionspotentiale bereitgestellt werden. Begrenzt auf die langlebigen Potentialgüter ist die Investierung gleich der 10 Vgl. die Konzeption einer betrieblichen Prozeßtheorie bei Schneider, E.: „Industrielles Rechnungswesen", Schäfer, E.: „Die Unternehmung", Seischab, H.: „Grundbegriffe", Ruchti, H.: „Die Abschreibung", Walb, E.: „Finanzwirtschaftliche Bilanz". 11 Die Vereinnahmung und Verausgabung von Transfers wirken zwar unmittelbar auf Einkommensbildung, Finanzierung und Einkommensverteilung ein, sie sind aber getrennt zu erfassen (vgl. 1. Teil, A V I I I ) .

2*

20

A. Grundlagen der Zeitraumanalyse

Sachanlageinvestition. Allerdings werden nicht einzelne Objekte investiert, sondern „Faktorkombinationen", also auch Umlaufgüter und Dienstleistungen entsprechend den jeweiligen Produktionsfunktionen. Der güterwirtschaftliche Aspekt der Investierung bringt die Beziehungen zwischen Investierung und Produktion zum Ausdruck. Da die Produktion Zeit erfordert, sind Investierung und Desinvestierung und damit auch die Zahlungsströme der Einnahmen und Ausgaben mehr oder weniger zeitlich verschoben. Die Beeinflussung der Zahlungsströme, d. h. ihre Terminierung, Koordinierung und Kanalisierung (Verteilung), ist ein Gestaltungsproblem des Umsatzprozesses 12. Der finanzwirtschaftliche Aspekt der Investierung schafft die Verbindung zwischen Finanzierung und Investitionsausgaben. Die Investition ist gekennzeichnet durch einen Zahlungsstrom, der m i t einer Ausgabe beginnt. Die Desinvestition, der Absatz der Leistung, ist verbunden mit Einnahmen. Die Einnahmen bringen den Geldrückfluß (Geldüberschuß/ -fehlbetrag) zur Abdeckung der Investitionsausgaben einschließlich der Verausgabung für Umlaufgüter und Dienstleistungen. Diese Einnahmen bilden die laufende Innenfinanzierung des Unternehmens. Ein Außenfinanzierungsvorgang ist dagegen durch einen Zahlungsstrom gekennzeichnet, der m i t einer Einzahlung beginnt (Kreditaufnahme, Kapitaleinlagen). I m Gegensatz zur laufenden Innenfinanzierung berühren die Vorgänge der Außenfinanzierung nur den Finanzbereich, nicht aber auch den Güterbereich 13 . I I . Die Unternehmung als selbständige wirtschaftliche Institution und als selbständiger Einkommensempfänger Die institutionelle Einheit „Unternehmung" ist vielen Betrachtungsweisen zugänglich. Die MikroÖkonomie untersucht vor allem die innerbetrieblichen Abläufe und die innerbetriebliche Organisation und Funktionsverteilung. Die traditionelle makroökonomische Analyse betrachtet dagegen die Unternehmung als „schwarzen Kasten", von dem lediglich Input und Output interessieren. Diese zweigleisige Betrachtung der Unternehmung brachte trotz gleichen Untersuchungsobjekts infolge unterschiedlicher Untersuchungsziele und der i n unterschiedlichem Maße einbezogenen gesellschaftlichen und juristischen Rahmenbedingungen zunehmend divergierende Entwicklungen hinsichtlich der 12

Vgl. Ruchti, H.: „Die Abschreibung", S. 101 ff. Vgl. auch Schneider, D.: „Investition und Finanzierung", S. 136 ff.; Ruchti, H.: „Erfolgsermittlung", S. 500 ff.; Eisele, W.: „Return on Investment", S. 39 ff. Die Abgrenzung von Einnahmen/Einzahlungen bzw. Ausgaben/Auszahlungen basiert auf der Klassifizierung der Transaktionen. Zur Verbuchungsbasis vgl. 1. Teil, B I V 6. 13

II. Die Unternehmung als selbständiger Einkommensempfänger

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Vergleichbarkeit der gewonnenen Aussagen. E i n wesentlicher Schritt h i n zu einer engeren Verbindung der volkswirtschaftlich-makroökonomischen und betriebswirtschaftlich-mikroökonomischen Forschung ist gegeben m i t der Darstellung der Unternehmung als marktverbundenes sozio-technisches System. Dadurch w i r d die Erfassung der Unternehmung i n ihrer Gesamtheit und i n der Interdependenz ihrer Teilbereiche ermöglicht. Wenn auch das Verhalten von Unternehmungen letztlich menschliches Verhalten ist und daher ohne Einbeziehung psychologischer und soziologischer Erkenntnisse nicht vollständig erklärt werden kann ; so sind doch die quantifizierbaren güter- und finanzwirtschaftlichen Vorgänge die Grundlage für die Lenkung, Kontrolle und Darstellung der Aktivitäten der Unternehmung und der m i t ihr verbundenen Wirtschaftssubjekte. U m den zuletzt angesprochenen Aspekt der mikroökonomischen Analyse zugänglich zu machen, w i r d die Unternehmung als offenes, d. h. den Märkten zugewandtes System i n Form eines Unternehmung-Markt-Modells betrachtet. Der darin implizierte Kreislaufaspekt ist verbunden m i t Überlegungen hinsichtlich der Sicherung. Regeneration und Anpassung des Systems an eine sich wandelnde U m w e l t 1 4 . Es erscheint möglich, die vielfältigen Erscheinungsformen der Unternehmung auf einen gemeinsamen, interdisziplinären Ansatz zurückzuführen, der sich aus den zieldeterminierten Faktorkombinationen, die durch unmittelbare und mittelbare Interessen gekennzeichnet sind, ergibt 1 5 . Die Interessen sind gerichtet auf das Faktorergebnis und auf den A n t e i l an der Wertschöpfung. Es zeigt sich, daß die Interessenlage des Geldkapitalgebers und des wirtschaftlichen Kapitalnutzers mehr oder minder weit auseinanderfallen können. Die Kapitalnutzung gewinnt Eigenständigkeit vor allem i n Großbetrieben, wobei die Erhaltung und Anpassung des Realkapitals an M a r k t und Technologie auch zum unmittelbaren Anliegen des Produktionsfaktors Arbeit wird 1 ®. Aufgrund ihrer Kapitalausstattung und i* vgl. Ulrich, H.: Die Unternehmung als ökonomisches System, in: Die informierte Unternehmung, Hrsg. Rühle, H. v., Berlin 1972, S. 15 ff. Das Unternehmen hat allerdings keinen (geschlossenen) Kreislauf. Die aus der wirtschaftlichen Umwelt aufgenommenen und an sie abgegebenen Ströme sind lediglich Komponenten eines gesamtwirtschaftlichen Kreislaufs (vgl. Schäfer, E.: „Die Unternehmung", S.33, S. 140). iß Vgl. Gutenberg, E.: Betriebswirtschaftslehre als Wissenschaft, Krefeld 1961; Zimmermann, K.: „Interessenstruktur", S. 21 ff. 16 Vgl. § 106 Betriebsverfassungsgesetz vom 19. Januar 1972. Bredt verlangt sogar die Anerkennung aller Unternehmen (ab etwa 20 Mitarbeiter) gleich welcher Rechtsform als selbständige Sozialgebilde und Rechtsträger sui generis (vgl. Bredt, O.: Wirtschaftswissenschaft und Wirtschaftspolitik, in: BFuP 1971, S. 3 ff.).

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A. Grundlagen der Zeitraumanalyse

Interessenstruktur w i r d die Großunternehmung zur selbständigen wirtschaftlichen Institution, verbunden m i t zunehmender Selbständigk e i t als E m p f ä n g e r b e i d e r E r t r a g s v e r t e i l u n g 1 7 . D i e K o n z e p t i o n , daß die K a p i t a l u n t e r n e h m u n g b z w . die „ Q u a s i - K a p i t a l g e s e l l s c h a f t " n u r e i n M i t t e l z u d e n E r w e r b s z w e c k e n i h r e r Gesellschafter ist, m u ß d e r R e a l i t ä t R a u m geben, daß diese K a p i t a l u n t e r n e h m u n g e n e i g e n s t ä n d i g w i r t s c h a f t e n d e O r g a n i s a t i o n s e i n h e i t e n u n d selbständige E i n k o m m e n s bezieher s i n d 1 8 . I m Gegensatz z u d e r A u f f a s s u n g v o n d e r U n t e r n e h m u n g als M i t t e l d e r G e w i n n e r z i e l u n g u n d d e m A r b e i t s l o h n als m a r k t b e s t i m m t e m K o s t e n p r e i s h a t N i c k l i s c h f r ü h z e i t i g d i e F o r d e r u n g gestellt, das U n t e r n e h m e n als zielgerichtetes Z u s a m m e n w i r k e n a l l e r P r o d u k t i o n s f a k t o r e n z u b e t r a c h t e n u n d n i c h t a l l e i n d e n G e w i n n , s o n d e r n das „ g e s a m t b e t r i e b l i c h e E i n k o m m e n als E r f o l g des B e t r i e b s " aufzufassen 1 9 . D i e v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e S t a t i s t i k e n t s p r i c h t dieser F o r d e r u n g d u r c h i n s t i t u t i o n e l l e A b g r e n z u n g s k r i t e r i e n b e i d e r B e s t i m m u n g des U n t e r n e h m e n s sektors, d u r c h d e n A u s w e i s d e r W e r t s c h ö p f u n g u n d d u r c h d i e gesond e r t e E r f a s s u n g d e r „ u m v e r t e i l t e n G e w i n n e " als E i n k o m m e n d e r U n t e r -

17 Die Wirtschaftseinheit wird nach dem ESVG als institutionell bezeichnet, wenn sie über eine vollständige Rechnungsführung verfügt und Entscheidungsfreiheit in der Ausübung ihrer Hauptfunktionen besitzt. Entscheidungsfreiheit in der Ausübung ihrer Hauptfunktionen heißt, daß sie in dem vorgegebenen organisatorischen Rahmen über die Verwendung der ihr laufend zufließenden finanziellen Mittel und der Vermögensmittel entscheidet (vgl. SAEG: „ESVG", Ziff. 212, S. 24), d.h. ihre finanziellen Dispositionen und Vermögensdispositionen sind von denen ihrer juristischen Eigentümer und deren individuellen Haushaltsplänen getrennt (vgl. SAEG: „ESVG", Ziff. 221, S. 28). Entsprechend sind nach dem SNA der U N die Unternehmungen und Unternehmenssektoren abgegrenzt, die „cover business enterprises which are legally, or clearly act as, entities independent of their owners. This means that the incomes and outlays of the enterprise, and all the tangible and financial assets and liabilities connected with the business, should be controlled and managed independently and that separate, complete records should be available in respect of all these items" (UN: „SNA", Ziff. 5.50, S. 78). Dabei kommt es unter dem Gesichtspunkt der internationalen Vergleichbarkeit auf die tatsächliche Gebarung, Größe und Bedeutung der Unternehmungen an, nicht primär auf den juristischen Rahmen, da die von den Unternehmungen gewählten Rechtsformen von Land zu Land stark abweichen können (vgl. U N : „SNA", Ziff. 5.50, 5.52, S.78ff.). 18 Seit der Steuerreform von 1925 ist die gewinnsteuerliche Trennung von Körperschaft und Gesellschaft vollzogen; das A k t G 1937 normierte eine Verselbständigung der Unternehmung von den Aktionären (vgl. auch: Pohmer, D.: Grundlagen der betriebswirtschaftlichen Steuerlehre, Berlin 1958). i» Nicklisch, H.: Die Betriebswirtschaft, Stuttgart 1932, S. 527, S.561; Kosiol, E.: Wegbereiter der Betriebswirtschaftslehre. Würdigung der Forschungsleistungen von Leitner und Nicklisch, in: Der praktische Betriebswirt, 1950, S. 231 ff. Nicklisch bezieht jedoch Fremdkapitalzinsen und Steuern nicht in das gesamtbetriebliche Einkommen („Ertrag") ein.

II. Die Unternehmung als selbständiger Einkommensempfänger

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nehmungen 20 . Dieser Abgrenzung der Einkommensentstehung und Einkommensverteilung der Unternehmen i n der volkswirtschaftlichen Statistik w i r d allerdings von einigen makroökonomischen Verteilungstheorien nicht Rechnung getragen. Insbesondere gegen die auf Kaldor aufbauenden Verteilungstheorien w i r d eingewandt, daß durch die A n nahme, die gesamten Sparentscheidungen über die Unternehmensgewinne lägen bei den juristisch berechtigten Gewinnbeziehern, das autonome Unternehmenssparen negiert wird. Ein Teil der erwirtschafteten Gewinne fließt erst gar nicht an die Unternehmerhaushalte, und damit werden diese Beträge auch nicht den Konsum- oder Sparentscheidungen der Haushalte unterworfen. Die umverteilten und somit einbehaltenen Gewinne der Unternehmen bedürfen daher einer gesonderten theoretischen und empirischen Analyse i m Zusammenhang m i t der Einkommensentstehung und Einkommensverteilung i n den Unternehmen 2 1 . Die wirtschaftliche Verselbständigung der Unternehmung, insbesondere der Großunternehmung, ist begleitet von der Notwendigkeit des Ausbaus wirtschaftlicher Kontrollmöglichkeiten und wirtschaftlicher Mitbestimmung. Die Unternehmung w i r d über die Mitbestimmungsorgane und kapitalmäßig nicht Beteiligte in bestimmtem Maße losgelöst von unmittelbar faktororientierten Interessen, wodurch eine „Versachlichung" des Entscheidungsprozesses ermöglicht und eine umfassendere Information durch die Rechnungslegung nötig w i r d 2 2 . 20 Vgl. u.a. Marchai, J., Lecaillon, J.: La Répartition du Revenu National, Paris 1958, Bd. I I , S.381; OEEC: „Standardsystem", S.64; SAEG „ESVG" Ziff. 216 i. Z. mit 212, S. 24 f. 21 Vgl. Baumgarten, P.: Selbstfinanzierung und Einkommensverteilung, Tübingen 1971; Bombach: Preisstabilität, wirtschaftliches Wachstum und Einkommensverteilung, in: Schweizerische Zeitschrift für Volkswirtschaft und Statistik, 1959, S. 1 ff.; Ott, A. E.: Sparen und Investieren, in: Schriften des Vereins für Socialpolitik, Berlin 1969, S.27ff.; Schebeck, F.: Die Erklärung der Einkommensverteilung aus dem Einkommenskreislauf, in: Beiträge zur Theorie der Einkommensverteilung, Hrsg. Frisch, H., Berlin 1967, S. 49 ff., hier S. 76 ff.; Falise, M.: L'analyse de la répartition du revenu national de N. Kaldor, in: Revue d'Economie Politique 1960, S. 393 ff.; Kaldor, N.: Alternative Theories of Distribution, in: The Review of Economic Studies, 1955/56, S. 83 ff.; Keynes, J. M.: The General Theory of Employment, Interest and Money, London 1963/1964, S.90ff.; vgl. auch Raabe, K. H.: „Einkommensverteilung", S. 31: „Die nicht ausgeschütteten Gewinne sind also keine Ersparnisse der Haushalte und können diesen nicht zugerechnet werden." 22 Dies bedeutet nicht, daß die Unternehmung als separate Wirtschaftseinheit völlig losgelöst von den Interessenstrukturen der sie tragenden Individuen gesehen wird, wovon die „entity theory" ausgeht. Die Erfolgsermittlung und der Erfolgsausweis der Wirtschaftseinheit müssen der pluralistischen Interessensituation gerecht werden. Das bedeutet aber, daß das Rechnungswesen für viele Interessenten und Interessengruppen relevante Informationen hervorbringen soll, gegliedert sowohl nach übergeordneten wie nach speziellen Interessenbereichen (vgl. auch Vatter, W. J.: The Fund Theory of Accounting and its Implications for Financial Reports, Chicago/ London 1947, 1964 [4. Aufl.], S. 32 ff. und S. 86).

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A. Grundlagen der Zeitraumanalyse

Die Komplexität der Produktionsfaktoren hinsichtlich ihrer M i t w i r k u n g und ihres Anspruchs an dem gemeinsam erwirtschafteten Einkommen w i r d i m Zweifaktorenmodell reduziert auf die sich gegenseitig bedingenden Verteilungsinteressen von Arbeit und Kapital. Eine Differenzierung des Zweifaktorenmodells entsprechend den Verteilungsinteressen und Verteilungsansprüchen ist insbesondere wegen der unterschiedlichen Interessenorientierung und den unterschiedlich ausgestalteten Anspruchsgrundlagen der Geldkapital- und Sachwertgeber i m Vergleich zu den wirtschaftenden Kapitalnutzern erforderlich 23 . Hinsichtlich der differenzierten Interessenstruktur des Faktors Kapital ist von Bedeutung, daß wirtschaftlich orientierte Interessen der Kapitalnutzer und juristische Anspruchsgrundlagen der Geldkapitalgeber getrennt behandelt werden. Aus der Sicherung und Erhaltung des Kombinationsprozesses und damit des Wertschöpfungsprozesses ergibt sich die Notwendigkeit zur Kapitalreproduktion und Kapitalakkumulation. Sie werden dadurch ermöglicht, daß der Unternehmung, unabhängig von der personellen Einkommensverteilung, Einkommensbeträge für die Finanzierung der Investitionen verfügbar bleiben 2 4 . Diese Einkommensteile ermöglichen die Entwicklung der als selbständig zu begreifenden und von Eigentümeransprüchen losgelösten betrieblichen Körperschaft 25 . Nicht zu übersehen ist hierbei, daß die Verteilung zu einer Konkurrenz und zu einem Widerstreben der Einzelinteressen führen muß, da bei gegebenem Gesamteinkommen jede Gruppe ihren Anteil nur zu Lasten anderer Anteile vergrößern kann. Aus diesem pluralistischen Spannungsverhältnis ergibt sich aber gerade das gemeinsame Interesse aller Einkommensbeteiligten an einer wachsenden Wertschöpfung, größerem Verteilungsvolumen und damit auch an einem wachsenden und gesicherten Unternehmen 2 6 . Daraus kann sich ein Ansatzpunkt ergeben für eine stärkere Integrierung der Arbeit-

Bezüglich der verschiedenen Aktionärsinteressen vgl. Weisser, K. F.: „Der Gewinn der Aktiengesellschaft", S. 30 ff. 24 vgl. auch Schnutenhaus, der in diesem Zusammenhang von betriebsstrukturgebundenem Gewinn spricht (Schnutenhaus, O. R.: Die Fixkostenrechnung als statisches Modell und i m transitiven Zusatzbereich unter dem Gesichtspunkt der institutionellen Kostenrechnung, in: Wp 1963, S. 137 ff., hier S. 140 ff.). 2ß Habermas weist hin auf die Entwicklung des Großbetriebs zur öffentlichen Institution, verbunden mit materieller Entprivatisierung einer formell aufrechterhaltenen Autonomie der Produktionsmitteleigentümer (vgl. Habermas, J.: Strukturwandel der Öffentlichkeit, Neuwied 1962). Vgl. auch Bredt, O.: Die Verdienstspanne und ihre Bemessung, in: Technik und Wirtschaft, Hrsg. Bredt, O., Freitag, G., Berlin 1941, S. 29 ff., hier S. 46 f. 26 Vgl. Köhler, W.: Einkommensverteilung i m Unternehmen, Düsseldorf 1961, S. 119 ff.

I I I . Zielsystem der Produktionsfaktoren und Einkommensverteilung

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n e h m e r i n das U n t e r n e h m e n u n d der U n t e r n e h m e n i n d i e G e s a m t gesellschaft 2 7 . I I I . Das Zielsystem der Produktionsfaktoren aus der Sicht der Einkommensverteilung I n einer U n t e r n e h m u n g w i r d Geld i n Produktionsfaktoren 28 investiert, u m produzieren u n d E i n k o m m e n erzielen u n d verteilen zu können. Z u r S t e u e r u n g des Unternehmensprozesses b e n ö t i g t d i e U n t e r n e h m u n g I n s t r u m e n t e , d i e es e r m ö g l i c h e n , d i e Z i e l e r r e i c h u n g a n d e n Z i e l s e t z u n g e n z u messen 2 9 . D i e Z i e l s e t z u n g e n b e s t i m m e n d a m i t auch die M e ß instrumente. D i e t r a d i t i o n e l l e U n t e r n e h m u n g s t h e o r i e n a h m an, daß n u r e i n v o n den Kapitaleignern abhängiges Willensbildungszentrum existiert („Eigentümertheorie"). Den anderen Produktionsfaktoren w u r d e d a m i t n u r eine passive H o l l e z u e r k a n n t . D i e P r o b l e m e der E r f o l g s e r m i t t l u n g e r w e i s e n sich aber v o r a l l e m als Z i e l p r o b l e m e u n d z u m a n d e r n als M e ß p r o b l e m e h i n s i c h t l i c h des Grades d e r Z i e l r e a l i s i e r u n g . D i e neuere O r g a n i s a t i o n s t h e o r i e g e h t dagegen v o n I n t e r e s s e n s t r u k t u r e n d e r P r o d u k t i o n s f a k t o r e n aus u n d u n t e r s u c h t W e g e d e r K o n f l i k t l ö s u n g 3 0 . D i e Interessen d e r P r o d u k t i o n s f a k t o r e n s i n d t e i l s g l e i c h 27 Vgl. Kunze, O.: Die Verfassung großer Unternehmen als gesellschaftspolitisches Problem, in: Interdependenzen von Politik und Wissenschaft, Hrsg. Bohret, C., Grosser, D., Berlin 1967, S. 189 ff., hier S. 191. 28 Der Produktionsfaktor Arbeit umfaßt alle Arbeitsleistungen, auch diejenigen dispositiver Art. Die Träger des Produktionsfaktors Arbeit sind unmittelbar auch die Bezieher der Einkommen aus Arbeitsleistungen. Der Produktionsfaktor Kapital umfaßt Sachgüter, Rechte und das Geldvermögen. „Das entspricht der Auffassung, daß Geldvermögen beim Kredit nehmer und nicht beim Kreditgeber als Produktionsfaktor zum Produktionsprozeß beiträgt" (Bartels, H.: „Das Kontensystem", S. 327). Aufgrund der juristischen Eigentumsverhältnisse und faktischer Nutzung der Produktionsmittel ergeben sich für die Einkommensempfänger der Kapitaleinkommen aber unterschiedliche Interessenstrukturen. 29 Die Unternehmung hat für Schmidt Instrumentalcharakter, und daher sind die Entscheidungen über die Formulierung der Unternehmensziele Ausdruck der persönlichen Interessenlage der Unternehmensträger (vgl. Schmidt, R. B.: Bemerkungen zu den Grundfragen der Unternehmenspolitik, in: Hamburger Jahrbuch für Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik, Bd. 10, Tübingen 1965, S. 38 ff.; ders.: Wirtschaftslehre der Unternehmung, Stuttgart 1969, Kapitel C). Ulrich lehnt es dagegen ab, das Unternehmensziel aus Motiven abzuleiten, welche die dem Unternehmen angehörenden Menschen ihrem Handeln zugrunde legen. Das Unternehmen trägt nach Ulrich sein Ziel in sich selbst. Da es letztlich gesellschaftliche Ziele sind, auf denen die Existenz des Unternehmens basiert, wird die Funktion des Unternehmens, die es i m volkswirtschaftlichen Leistungsprozeß erfüllt, zur obersten Zielsetzung des Unternehmens (vgl. Ulrich, H.: Die Unternehmung als produktives soziales System, Bern, Stuttgart 1968, S. 326 ff.). 30 Vgl. Flohr, H.: Probleme der Ermittlung volkswirtschaftlicher Erfolge, Göttingen 1964, S. 14 ff.; Rehkugler, H.: Die Verteilung einzelwirtschaftlicher Wertschöpfung, Diss. München 1972.

A. Grundlagen der Zeitraumanalyse

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gerichtet, teils konträr. Es zeigt sich, daß bei globaler Zielformulierung eine weit größere Ubereinstimmung i n den Interessen möglich ist als bei spezieller Zielformulierung. Zum anderen existiert bei systemindifferenter Betrachtung kein zieldeterminierender Faktor, so daß sich die Rangfolge der Ziele aus den wirtschaftlichen und sozialen Zweck-Mittel-Beziehungen ableitet 3 1 . Schaubild 2 Das Zielsystem der Produktionsfaktoren Zwecksetzung

Arbeit

Kapital

a) „Im Einsatz der Risikobereltschaft liegt ein Güterverzehr, in der Übernahme von Risiken dementsprechend eine Leistung. A m Versicherungsverhältnis wird dies besonders deutlich." Pohmer, D.: „Betrieblicher Werteumlauf", S. 336.

Die angegebenen allgemeinen und speziellen Zielinhalte sind langfristiger Natur, während die jeweiligen konkreten Zielformulierungen und Zielquantifizierungen auf kurze Perioden ausgerichtet sind. ZweckMittel-Entscheidungen sind auch wegen ihrer überschaubaren Planung und erforderlichen Kontrolle zeitlich begrenzt 32 . Der finale Zusammenhang zwischen monetären und real-bonitären Zielen entspricht der Zweidimensionalität des Unternehmensprozesses. 3i Vgl. auch Hoff mann, W. G.: Allgemeine Wirtschaftspolitik, in: H d W Bd. 2, Köln, Opladen 1966, S. 165; Kirsch, W.: Die Unternehmensziele in organisationstheoretischer Sicht, in: ZfbF 1969, S. 665 ff. Vgl. Engels, W.: „Bewertungslehre", S. 59.

III. Zielsystem der Produktionsfaktoren und Einkommensverteilung

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Die monetären Ziele lassen sich grundsätzlich nur über die Erfüllung güterwirtschaftlicher Ziele realisieren. Die betriebliche Leistung ist einerseits das ausgaben-bewirkende und andererseits das einnahmenbringende Objekt. Sie ist das Bindeglied zwischen Einnahmen und Ausgaben 33 . Die Quantifizierbarkeit der Zielsetzungen ist Voraussetzung ihrer empirischen Uberprüfbarkeit 34 . Die Unternehmensrechnung, insbesondere der Jahresabschluß, basiert auf einer Geldrechnung, i n der sich die Zahlungsströme eines Unternehmens niederschlagen. Daraus folgt, daß der Jahresabschluß die finanziellen Ziele eines Unternehmens erfassen kann. Der Grad des Erreichens nicht-finanzieller Ziele läßt sich nicht oder nur ersatzweise durch finanzielle Zielgrößen messen 35 . Zum anderen verlangen die am Unternehmen direkt oder indirekt Beteiligten i n erster Linie geldliche Vergütungen, so daß von der Erreichung finanzieller Ziele unmittelbar die von Sandig als oberste Zielsetzung des Unternehmens bezeichnete „Erhaltung und Mehrung der W i r t schaftskraft" abhängig ist3®. Der Aufbau des Zielsystems zeigt, daß spezielle faktororientierte Zielvorstellungen von der Realisierung allgemeiner Ziele abhängen, die von allen Produktionsfaktoren getragen werden. Diese allgemeinen Zielvorstellungen stehen einer gesamtwirtschaftlichen Analyse näher als spezielle Teilziele. Es kommt hinzu, daß infolge der Interdependenz der Teilziele eine Untersuchung über die Erreichung bzw. Nichterreichung bestimmter Teilziele nur Ausschnitte der wirtschaftlichen Entwicklung erfassen kann, wobei schon allein durch national bzw. international unterschiedliche Ziel- und Machtstrukturen bzw. die Veränderung von Ziel- und Machtstrukturen die Grundlagen einer Partialanalyse beeinträchtigt werden. I m angegebenen Zielsystem kommt dementsprechend eine Hierarchie quantifizierbarer Zielsetzungen zum Ausdruck. Die Hierarchie des Zielsystems erlaubt es, einzelne Entwicklungen und Maßnahmen zu beurteilen und zu klassifizieren. Ein Tatbestand, der einem Subziel entspricht und gleichzeitig übergeordneten Zielsetzungen, ist einem Tatbestand überlegen, der nur ein Subziel erfüllt. 33 Vgl. Fettel, J.: Liquidität, in: HdB, Stuttgart 1960 (3. Aufl)., Sp. 3806 ff. 34 Die Übertragung von Zielvorstellungen der „welfare economics" auf das Unternehmen ist wegen der Undurchführbarkeit eines zwischenbetrieblichen und branchenmäßigen Nutzenvergleichs nicht operational. Es kann daher im Hinblick auf die Praktikabilität der Analyse nicht analog der Maximierung eines gesamtwirtschaftlichen Wohlfahrtsziels von einer normativ bestimmten unternehmenbezogenen Nutzenmaximierung als oberster Zielsetzung ausgegangen werden (vgl. Heinen, H.: Das Zielsystem der Unternehmung, Wiesbaden 1966, S. 197 f.). 35 Vgl. Schneider, D. : „Unternehmensrechnung", S. 13. 36 Vgl. Sandig, C.: Die Führung des Betriebes, Betriebswirtschaftspolitik, Stuttgart 1966, S. 78 ff.

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A. Grundlagen der Zeitraumanalyse

Daher besteht ein wesentlicher wirtschaftlicher Unterschied zwischen Gewinnausschüttung und Gewinneinbehaltung bzw. analog zwischen Lohn- und Gehaltszahlung und Investivlohn 3 7 . Gewinnausschüttung und Gewinneinbehaltung stellen nicht nur alternative Möglichkeiten der Gewinnverwendung dar 8 8 , sondern sie beeinflussen ganz entscheidend die Realisierung übergeordneter Zielsetzungen, insbesondere Finanzierungs-, Investitions- und Liquiditätsziele und damit auch langfristige Ertrags- und Erfolgsziele. Unter dieser Perspektive stellt die „Société d'Etudes pour le Développement Economique et Social" (SEDES) über die Finanzierungsverhältnisse französischer Unternehmen fest: „ I I était donc en général souhaité qu'elles élargissent leur autofinancement au détriment immédiat, dans une certaine mesure, de leurs actionnaires, de leurs salariés et de leurs clients, mais en assurant en revanche aux premiers la perspective de plus-values sur le capital, aux seconds l'emploi et à l'ensemble de l'économie l'expansion dans la stabilité 3 9 ." Die getroffenen Aussagen ändern nichts daran, daß die Subziele miteinander konkurrieren. Durch die Mitbestimmung des Produktionsfaktors Arbeit w i r d die Vorrangigkeit der Erfolgsziele nicht i n Frage gestellt. Infolge der Unlösbarkeit einer objektiven Ertragszurechnung auf die an der Leistungserstellung beteiligten Produktionsfaktoren ist aber die Verteilung der Wertschöpfung und damit die Quantifizierung und Durchsetzung faktororientierter Subziele letztlich ein gesellschaftliches Gewichtungsproblem i m Rahmen betriebswirtschaftlicher Mitbestimmung, öffentlicher Kontrolle und autonomer Tarifbildung 4 0 . 37 Als Investivlohn oder Investitionslohn wird allgemein derjenige Teil des Arbeitseinkommens verstanden, der nicht zu konsumtiven Zwecken verwendet wird. Molitor weist darauf hin, daß nur dann von Investivlohn gesprochen werden kann, wenn bereits beim Lohn- und Gehaltsanfall die Zweckbestimmung der investiven Verwendung gegeben ist, ansonsten müßte jeder Teil des Arbeitseinkommens, der irgendwann einmal eine investive Verwendung findet, also auch das freiwillige Sparen aus dem Arbeitsentgelt, als Investivlohn bezeichnet werden. Aus einzelwirtschaftlicher Perspektive richtet sich der Investivlohn auf die umverteilten Gewinne des Unternehmens. Da die unverteilten Gewinne weitgehend für die Selbstfinanzierung bestimmt sind, kann ein Geldmittelabgang nicht zugelassen werden. Hieraus ergibt sich als Investivlohn die vermögensrechtliche Beteiligung der Arbeitnehmer am unverteilten Gewinn der Unternehmen, d. h. der Investivlohn ist Teil des Arbeitsentgelts in unbarer festgelegter Form (vgl. Molitor, B.: Vermögens Verteilung als wirtschaftspolitisches Problem, Tübingen 1965; v. Loesch, A.: Die Grenzen einer breiteren Vermögensbildung — Zur Problematik der Eigentumspolitik, Frankfurt/M. 1965, insbes. S. 24; Ringer, K. P.: Der Investivlohn, Zürich, St. Gallen 1970). 38 Vgl. so Schmidt, R. B.: Die Gewinnverwendung der Unternehmung, Berlin 1963. 39 SEDES: „Onze ans d'investissements", S. 9.

III. Zielsystem der Produktionsfaktoren und Einkommensverteilung

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Eine finanzwirtschaftliche Rechnung über die Einkommensentstehung, Wertschöpfung und Einkommensverteilung kann bei kurzfristiger Betrachtung allerdings Prioritäten für die Einkommensverteilung angeben, und zwar i n der Weise, daß zunächst die vertraglich gebundenen Einkommensverteilungen zu berücksichtigen sind, dann die kurzfristig aufschiebbaren internen Dotierungen. Ausgehend vom erwirtschafteten Gesamteinkommen des Unternehmens können nach Abdeckung der vorrangigen Verteilungen Deckungsbeiträge für nachrangige Verteilungen ermittelt werden 4 1 . Die faktororientierten Subziele finden auf lange Sicht ihre wirtschaftliche Begrenzung durch die notwendige Orientierung an den übergeordneten Zielen der Unternehmenssicherung und Unternehmenserhaltung. Die zur Wertschöpfung beitragenden und hinsichtlich der Verteilung der Wertschöpfung konkurrierenden Produktionsfaktoren sind i n ihrem Verteilungsanspruch andererseits von dem insgesamt erwirtschafteten Einkommen abhängig. A u f die Frage nach dem gesamten Unternehmenserfolg, d.h. „ w i e weit der institutionelle Sinn des Gebildes verwirklicht ist" 4 2 , liefert die Wertschöpfung als Summe der vom Unternehmen erzielten Einkommen eine aussagekräftigere A n t w o r t als das einer Teilgruppe zufließende Einkommen. Die Betrachtung der Unternehmung als Gewinnerzielungsinstrument der Kapitaleigner berücksichtigt nur Teilaspekte des interdependenten Erfolgsentstehungsund Erfolgsverteilungsvorgangs und vernachlässigt demzufolge die Erklärung der Unternehmensaktivitäten und wirtschaftlichen Abläufe unter gesamtwirtschaftlichen, d. h. gesellschaftlichen Aspekten 4 8 . 40 Vgl. auch Chmielewicz, K.: Die Betriebsverfassung als Problem einer methodologisch fundierten Sozialreform-Strategie, in: Probleme der Unternehmensverfassung, Hrsg. Schmidt, R. B., Tübingen 1971, S. 1 ff. 41 Vgl. Saario, M.: Kustannusten etuoikeusjärjestyksestä, in: Festschrift für Ranien, H., Helsinki 1949, S. 169 ff., zit. nach Honko, J.: „Ermittlung des Jahresgewinns", S. 636 f. 42 Weisser, G.: Wirtschaft, in: Handbuch der Soziologie, Hrsg. Ziegenfuss, Stuttgart 1956, S. 994; vgl. auch Flohr, H.: Probleme der Ermittlung volkswirtschaftlicher Erfolge, Göttingen 1964. Bei der Erfolgsermittlung kann eine Mehrzahl von Zielen zugrunde gelegt werden. Erfolg im Blick darauf ist der Gesamterfolg, d.h. die Gesamtheit von Einzelerfolgen (vgl. ebd., S. 10ff.). 43 Auf dem Instrumentalcharakter der Unternehmung als „UnternehmerUnternehmung" basiert der privatwirtschaftliche Gewinnbegriff (vgl. Fisher, I.: The Nature of Capital and Income, New York 1906; ders.: Der Einkommensbegriff i m Lichte der Erfahrung, in: Die Wirtschaftstheorie der Gegenwart, Hrsg. Mayer, H., Fetter, F. A., Reisch, A., 3. Bd., Einkommensbildung, Wien 1928, S. 28; Lindahl, E.: The Concept of Income, in: Economic Essays in Honor of G. Cassel, London 1933, S.400, und Hicks, J. R.: Value and Capital, Oxford 1939). Demgegenüber betonen u.a. Kink und Pohmer die Formulierung eines gesamtwirtschaftlichen Erfolgsbegriffs (vgl. Kink, K.: „Wertschöpfungsprozeß", S. 158 ff.; Pohmer, D.: „Betrieblicher Werteumlauf", S. 343).

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A. Grundlagen der Zeitraumanalyse

Von der privatwirtschaftlichen Betrachtungsweise ist die mikroökonomische Rechnungslegung entscheidend geprägt worden. Die mikroökonomische Erfolgsrechnung bringt als Endergebnis den Gewinn, der zur Verteilung an die Eigenkapitalgeber vorgesehen ist. A l l e Beträge, die dieses Verteilungsvolumen einengen, werden vorher abgezogen, so z. B. die Löhne und Gehälter, die Fremdkapitalzinsen, die Ertragsteuern, die verdeckten und offenen Einbehaltungen. Diese Rechnungen haben zweifelsohne eine wichtige Funktion, und die an sie geknüpften Konsequenzen (Dividendenausschüttung, Steuerzahlung) sind erheblich. Sie lassen aber i n ihrer bestehenden Form keine kombinierte Betrachtung m i t den gesamtwirtschaftlich relevanten Tatbeständen, Abläufen und Entwicklungen zu 4 4 . Die i n ihnen enthaltenen Informationen sollen i m Rahmen dieser Arbeit darauf überprüft werden, inwieweit sie, eventuell ergänzt durch weitere Daten, eine Umgestaltung des einzelwirtschaftlichen externen Rechnungswesens ermöglichen, damit vorderhand nichtbeantwortete Fragestellungen einzel- und gesamtwirtschaftlicher A r t einer Klärung nähergebracht werden können. IV. Der Einfluß des Staates auf die Unternehmensprozesse — insbesondere den Einkommensprozeß und die Investitionsfinanzierung I n der Darstellung der Unternehmensprozesse und i m Zielsystem der Produktionsfaktoren ist zunächst der Einfluß des Staates auf den Einkommens« und Produktionsprozeß ausgeklammert worden. I n der Verkehrswirtschaft mit staatlicher hoheitlicher A k t i v i t ä t nimmt der Staat i n vielfältiger Form Einfluß auf den Wirtschaftsprozeß. I n dem Maße, i n dem die Geldmengen- und die Geldpreispolitik aus währungs- und zahlungsbilanzpolitischen Gründen sowie angesichts geringer Zinsempfindlichkeit der Unternehmen an Wirksamkeit verlieren, werden zunehmend steuerliche Instrumentarien für die Beeinflussung der I n vestitionslenkung eingesetzt. Angesichts größer gewordener Märkte 44 vgl. Zimmermann K./Beier, J.: „Unternehmens- und Branchenvergleich", S. 11 ff. und S. 58 ff.; vgl. auch Rappaport, A.: Establishing Objectives for Published Corporate Accounting Reports, in: AR 1964, S. 951 ff., insbes. S. 961. Rappaport macht den Versuch, Umfang und Inhalt der unternehmerischen Berichtspflicht zu definieren an einem Katalog von „basic social values". Er leitet folgende Anforderungen an das Rechnungswesen ab: Berichterstattung gegenüber der Öffentlichkeit, Informationsabgabe über die Verteilung der „corporate benefits", Informationsabgabe für Regional-, Struktur- und Wettbewerbspolitik. Aus der Verpflichtung der großen Unternehmen gegenüber den Arbeitnehmern und der Gesellschaft schlechthin steht eine unternehmerische Rechnungslegung allein für Aktionäre und Gläubiger nicht mit dem tatsächlichen Einfluß der Großunternehmen in Einklang.

IV. Der Einfluß des Staates auf die Unternehmensprozesse

31

bedient sich der Staat ebenfalls zahlreicher steuerlicher Sonderregelungen von Steuererleichterungen bis zu direkten Subventionen, u m aus Wettbewerbs- und regionalpolitischen Gründen der heimischen W i r t schaft Vorteile einzuräumen 45 . Die Beeinflussung der Investitionsfinanzierung hat sich als Schlüssel für die globale und sektorale I n vestitionslenkung erwiesen. I m Rahmen der französischen Planifikation wurden sowohl i m privaten wie i m öffentlichen Bereich die Planziele über die Finanzierung der Investitionen zu erreichen versucht. I m IV. französischen Wirtschaftsplan wurde nachdrücklich darauf hingewiesen, daß der Einsatz fiskalpolitischer Instrumente zur Planrealisierung Vorrang vor der Steuerneutralität bzw. Wettbewerbsneutralität der Steuern habe4®. Je mehr der Staat indirekt oder direkt die Zielformulierung, Planung und Entscheidung der Unternehmen beeinflußt, u m so mehr muß auf Informationsbeschaffung über wirtschaftliche Abläufe Wert gelegt werden 4 7 . Diese richtet sich vornehmlich auf die Finanzierung, Investierung und Ertragsentwicklung. Über die Steuergesetzgebung und die Fiskalpolitik werden die Einkommensinteressen des Staates wirksam, die m i t den Verteilungsinteressen der Produktionsfaktoren konkurrieren. Die zunehmenden Aufgaben des Staates verstärken sein Bedürfnis, an der Wertschöpfung der Unternehmen zu partizipieren 4 8 . Es macht sich bemerkbar durch ein Vordringen fiskalischer Elemente i n die mikroökonomische Rechnungslegung (vgl. z.B. §26, Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft, vom 8. 6.1967 B G B l I 1967 S. 582, der die Variierung der Abschreibungssätze unter konjunkturpolitischen Gesichtspunkten vorsieht; §51 EStG i n Verb, m i t § 154Abs2 ziff2 § 155Abs3 ziff 2 AktG). Neben der Beeinflussung der Rechnungslegung durch fiskalpolitische Instrumentarien i m Dienste gesamtwirtschaft45 Vgl. u. a. Phillipe, M.: Rôle de l'Etat dans le financement des entreprises, Paris 1970; Institut des Etudes Economiques de Lyon: Le financement des entreprises et le marché commun, Paris 1963; Büchner, H.: Die staatliche Finanzierungshilfe, in: Finanzierungshandbuch, Hrsg. Janberg, H., Wiesbaden 1970 (2. Aufl.), S. 603 ff. 46 Vgl. Quatrième plan de développement économique et social, Gesetz vom 4. August 1962; Caire, G.: La planification, Paris 1967; Forastié, J., Courthéoux, J.-P.: La planification économique en France, Paris 1968; Massé, P.: Le V® plan français d'équipement. Problèmes économiques, Paris 1965; Cinquième plan de développement économique et social, Gesetz vom 30.11.1965; Freitag, G.: Konzentrationspolitik in Frankreich, Tübingen 1972. 47 Vgl. Grochla, E.: Betrieb und Wirtschaftsordnung, Berlin 1954; Schneider, E.: Regionale Wirtschaftspolitik und Planung in der Wirtschaft von heute, Berlin 1967; Rühle, H. v.: Unternehmenspolitik und Wirtschaftspolitik, in: Rationalisierung 1970, Nr. 1, S. 21 ff. 48 Vgl. die Angaben von Köhler, W., über die Steueranteile an der betrieblichen Wertschöpfung in: Einkommensverteilung im Unternehmen, Düsseldorf 1961.

32

A. Grundlagen der Zeitraumanalyse

licher Prioritäten 4 9 w i r k e n auf die Rechnungslegung individuelle Ermessensentscheidungen und individuelle Sachverhaltsgestaltung ein. Insbesondere steuerrechtliche Bewertungswahlrechte führen zu Ergebnismodifikationen und entscheiden darüber, wie stark der Fiskus i n der laufenden Periode und künftig am wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens partizipiert und das finanzielle Potential des Unternehmens verringert 5 0 . Die Steuerbilanzen der Unternehmungen und auch ihre Handelsbilanzen werden zunehmend Lenkungsinstrumente eines konjunktur-, struktur-, regional- und wettbewerbspolitisch gesteuerten Verteilungsvorgangs, so daß diese nicht mehr als rein „kaufmännische" Rechnung i m traditionellen Sinne angesehen werden können. Der Einfluß der Wirtschaftspolitik auf die unternehmerische Rechnungslegung macht eine Berücksichtigung der steuerlichen Bilanzierungs- und Bewertungsbestimmungen insoweit erforderlich, als die Einkommensbildung, Einkommensverteilung und Einkommensverwendung i m Unternehmen davon unmittelbar betroffen werden. Die Einordnung der Verteilungsinteressen des Staates und die Quantifizierung der Belastung der Unternehmen durch die Partizipation des Staates setzen voraus, daß der insgesamt für die Verteilung erwirtschaftete Einkommensbetrag möglichst vollständig und ohne Verzerrungen durch verdeckte Vorverteilungen ermittelt wird. Dabei zeigt sich, daß die von Wöhe hervorgehobene „Finanzierungsfunktion der Steuerbilanz" 5 1 ein Problem der Einkommensverteilung ist. Unter dem Gesichtspunkt der vergleichbaren Unternehmensanalyse auch auf internationaler Ebene muß versucht werden, die über wirtschaftspolitische Lenkungsmaßnahmen bewußt herbeigeführten Verzerrungen des handels- und steuerrechtlichen Erfolgsausweises durch eine umfassendere Definition des Unternehmenserfolgs und eventuell durch eine Abstufung der Erfolgsbegriffe weitgehend rückgängig zu machen. Dabei gilt es, die Belastung des Unternehmens durch die verschiedenen Steuerarten global zu messen, da der Entzugseffekt der verschiedenen Steuern i m Hinblick auf die monetären Ziele des Unternehmens und seiner Produktionsfaktoren gleich ist.

« Vgl. Karsten, J. F.: Die Deformierung der handelsrechtlichen Rechnungslegung durch steuerliche Maßnahmen der Wirtschaftsförderung, in: BB 1967. S. 425 ff. «o Vgl. Dieckmann, K.: „Steuerbilanzpolitik", S. 52 ff. m Vgl. Wöhe, G.: Betriebswirtschaftliche Steuerlehre, Bd. 1, Berlin/Frankfurt 1966 (2. Aufl.), S. 223.

V.

ng der einzelwirtschaftlichen Rechnungslegung

33

V. Mangelhafte Abbildung wirtschaftlicher Abläufe und mangelhafte Erfolgsmessung in der einzelwirtschaftlichen Rechnungslegung nach Handels- und Steuerrecht Die publizierte Rechnungslegung der Unternehmung ist eine zusammenfassende Form der Rechnungslegung, die durch ihre Zwecksetzung geprägt wird, d. h. das Abbildungsverfahren, der Abbildungsumfang und die Aussagefähigkeit der Rechnungslegung sind vom Rechenzweck abhängig 52 . Besonders i n den Bilanzierungs- und Bewertungsbestimmungen w i r d die Zweckbedingtheit der Rechnung deutlich. Die Gliederung von Bilanz und Erfolgsrechnung, die i n ihnen zum Ausdruck kommende Auswahl unter den wirtschaftlichen Tatbeständen und ihre Wertansätze bestimmen aber unmittelbar das Rechenergebnis 53 . Je spezieller daher die Rechnungslegung und der Erfolgsbegriff angelegt sind, um so mehr Informationen gehen für allgemeinere Untersuchungen verloren. Die Rechnungslegung nach Handelsrecht ermittelt als Erfolg den Betrag, der unter Beachtung des Gläubigerschutzes und der nominellen Kapitalerhaltung nach Abzug aller anderen Erfolgspartizipationen als Gewinn ausgeschüttet werden kann. Die Rechnungslegung nach Steuerrecht baut auf der handelsrechtlichen Bilanz und Erfolgsrechnung auf. Das Vorsichtsprinzip und handelsrechtliche Bilanzierungs- und Bewertungswahlrechte werden zwar i m Interesse der angestrebten Gleichmäßigkeit und Rechtssicherheit der Besteuerung zurückgedrängt und eingeschränkt 54 , der „Erfolg" der Steuerbilanz w i r d aber i n Anbetracht der oben dargelegten fiskalpolitischen Lenkungsmaßnahmen zu einem steuertechnischen Zweckbegriff einer periodischen Steuerlastermittlung. Auch die Steuerbilanz weist keinen „wahren" oder „richtigen" Gewinn aus, der als Gradmesser der wirtschaftlichen Effektivität dienen könnte 5 5 . 1. Ausklammerung des Produktionsfaktors Arbeit aus dem Erfolgsbegriff

Eine Vereinfachung der Darstellung des Unternehmensprozesses ist mit der Ausklammerung des Produktionsfaktors Arbeit verbunden 5 6 . 52 Vgl. Heinen, E.: Handelsbilanzen, Wiesbaden 1974, S.29ff. 53 Vgl. auch Fudickar, J.: „Betriebswirtschaftliche Bilanz", S.42; Moxter, A.: Bilanzlehre, Wiesbaden 1974, S. 377 ff. 54 Vgl. BFH-Urteil V I 317/63 vom 29.1.1965 BStBl 1965 I I I , S. 179; Jacobs, O.H.: Das Bilanzierungsproblem in der Ertragssteuerbilanz, Stuttgart 1971, insbesondere S. 68 f.; Paulick, H.: Der Grundsatz der Gleichmäßigkeit der Besteuerung — sein Inhalt und seine Grenzen, in: Probleme des Finanz- und Steuerrechts, Festschrift für Bühler, O., Hrsg. Spitaler, A., Köln 1954, S. 121 ff. 55 Vgl. Dieckmann, K.: „Steuerbilanzpolitik", S. 53 ff. 56 Vgl. Schweitzer, M.: „Funktion der Bilanz", S. 51. 3 Beier

34

A. Grundlagen der Zeitraumanalyse

Damit w i r d vom Vorratspotential und der Regeneration des Arbeitspotentials abstrahiert und letztlich nur die Abrechnung für und über den Produktionsfaktor Kapital verlangt. Nach le Coutre ist die Bilanz eine Kapitalabrechnung, die i n Statusform über Mehrung bzw. Minderung des eingesetzten Kapitals informiert 5 7 . Die Ausklammerung des Produktionsfaktors Arbeit aus der handels- und steuerrechtlichen Rechnungslegung hat entscheidende Konsequenzen für die Definition der Erfolgsgröße. „Gewinn" ist ein Restbetrag nach Abzug aller kontraktgebundenen Einkommen und nach allen unmittelbaren und mittelbaren Absetzungen für die Sicherung des Kapitals 5 8 . Durch die Ausrichtung auf Partialziele des Unternehmensprozesses vermag die einzelwirtschaftliche Rechnung hinsichtlich der generellen und gesamtwirtschaftlichen Zielerreichung der Faktorkombination somit nur unzureichende Informationen zu geben. 2. Mangelhafte Verbindung von Erfolgsmessung und Finanzierungsrechnung

Durch die einseitige Ausrichtung der Rechnungslegung auf ein Partialziel des Unternehmens und damit auf eine eng definierte und spezielle Erfolgsgröße entfallen geschlossene Darstellungen über Entstehung und Verteilung der Einkommen i m Zusammenhang m i t der Verwendung von Einkommensbeträgen für die Finanzierung der I n vestitionen. Infolge fehlender Finanzierungsrechnung der Investitionen kann die einzelwirtschaftliche Rechnungslegung i n ihrer bestehenden Ausgestaltung den Kapitalgebern und dem kapitalnutzenden Unternehmen nur unzureichende Informationen für die Zielüberprüfung und Entscheidungsfindung bieten. Obwohl die gesetzlichen Bestimmungen zur handelsrechtlichen Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung i n besonderer Weise die Interessen der Kapitalgeber zu schützen versuchen, gelingt dies nur höchst unzureichend. Die Überbetonung juristischer Kriterien der Anspruchsgrundlagen, Besicherungen und Konditionen hat keinen Raum gelassen für eine systematische Rechnungslegung über die Geldbindung durch Investierung und über die Finanzierungsquellen, gegliedert nach dem jeweiligen Dispositionsgrad i n zeitlicher und mengenmäßiger Sicht. Somit können der einzelwirtschaftlichen Rechnungslegung vorderhand keine ausreichenden Informationen für die Beurteilung der Finanzierungssituation und L i q u i ditätslage sowie über die „Sicherheit" der Kredite entnommen werden 5 9 . 57 Vgl. le Coutre, W.: „Bilanztheorien", Sp. 1153 ff. 58 Vgl. Schäfer, E.: „Die Unternehmung", S. 242 ff. Darin zeigt sich die Tendenz zunehmender Verplanung und Versicherung aller erfolgsbeeinflussenden Vorgänge und Ereignisse im Hinblick auf eine Verstetigung des Gewinnausweises. 59 Vgl. Witte, E.: Die Liquiditätspolitik der Unternehmung, Tübingen 1963.

V. Mängel der einzelwirtschaftlichen Rechnungslegung

35

3. Einbeziehung von Realwerten in die marktpreisorientierte Nominalrechnung

Ausdruck der nominalen Orientierung der Rechnungslegung sind das „Anschaffungspreiskonzept" und das „Realisationsprinzip", die durch ihre Transaktionsbezogenheit eine marktpreisorientierte Messung w i r t schaftlicher Vorgänge ermöglichen und damit eine parallele güter- und finanzwirtschaftliche Erfassung des Wirtschaftsprozesses gewährleisten (vgl. 1. Teil, B 1 3 ) . Gegen dieses Erfassungsprinzip w i r d verstoßen, wenn realvermögensorientierte Überlegungen unterschiedlicher Ausgestaltung i n die Rechnungslegung eingehen. Realwerte liegen beispielsweise bei einem Ausweis „Eiserner Bestände" und der Bewertung zu Tagespreisen oder Wiederbeschaffungspreisen vor 6 0 . Damit w i r d die Rechnungslegung herausgelöst aus der Transaktionsverbundenheit aller wirtschaftlichen Vorgänge und ihr damit letztlich die Basis entzogen. I n die Rechnungslegung nach Handels- und Steuerrecht fanden i n unterschiedlichem Ausmaß Realwertvorstellungen Eingang. So ermöglicht beispielsweise § 40 HGB den Ansatz von eisernen Beständen, § 74 EStDV die Bildung von Substanzerhaltungsrücklagen für das Vorratsvermögen. Das französische Bilanzrecht sah bis einschließlich 1959 eine laufende Neubewertung des Vermögens über die sogenannte „réserve spéciale de réévaluation" bzw. „dotations sur stocks" vor. Durch Gesetz vom 28.12.1959 wurde die Praxis der laufenden Neubewertung abgeschafft, allerdings konnten bis 31.12.1963 letztmalig Neubewertungen durchgeführt werden. Preissteigungs- und Preisschwankungsrücklagen, „provisions pour hausse des p r i x " bzw. „provisions pour fluctuation des cours", finden sich nach wie vor i n französischen Bilanzen. Diese kurzen Hinweise sollen an dieser Stelle genügen, um die Durchbrechung der Nominalrechnung zu demonstrieren. Noch unter einem anderen Aspekt beeinflussen Realwertüberlegungen den Inhalt der einzelwirtschaftlichen Rechnungslegung. Entsprechend einer koordinierten Erfassung güter- und geldwirtschaftlicher Abläufe wären alle Güter, die den Geldstrom i n seiner zeitlichen Entwicklung bestimmen, zu erfassen und entsprechend ihrem zeitlichen Einfluß abzugrenzen. Das Handelsrecht normiert zwingend aber nur die Abgrenzung, d. h. Aktivierung realer körperlicher Güter und Forderungen. Dadurch bleiben u. a. Ausgaben für Patente, Lizenzen, Forschung 60 Vgl. Schmidt, F.: Die organische Bilanz i m Rahmen der Wirtschaft, Leipzig 1921; Edwards, E. O., Bell, Ph. W.: The Theory and Measurement of Business Income, Barkeley, Los Angeles 1961; Sprouse, R. T., Moonitz, M.: A Tentative Set of Broad Accounting Principles for Business Enterprises, Accounting Research Study des American Institute of Certified Public Accountants (AICPA), No.3, New York 1962; Kosiol, E.: Vierdimensionale Erfolgsrechnung bei Güterwert- und Geldwertänderungen, in: ZfB 1973, S. 145 ff. 2*

36

A. Grundlagen der Zeitraumanalyse

i n ihrer Einnahmewirksamkeit auf künftige Perioden unerfaßt. Indem sie nicht von den laufenden direkten Ausgaben der Periode abgegrenzt werden, gehen wesentliche Ströme immaterieller Investitionen und damit auch wesentliche Ertragsfaktoren für die externe Wirtschaftsanalyse verloren. 4. Fehlende Trennung von Informations- und Entscheidungsrechnung, von Entstehungs- und Verteilungsrecfanung

Die Trennung von Entstehungsrechnung und Verteilungsrechnung ergibt sich aus dem Zielsystem der Produktionsfaktoren und der Interdependenz ihrer Partialziele (vgl. 1. Teil, A I I I ) . I n dem dargestellten Zielsystem der Produktionsfaktoren ist i m Rahmen der Mittelherkunft das Wertschöpfungsziel ein gemeinsames Ziel aller Produktionsfaktoren. Diesem Ziel w i r d durch eine Rechnung entsprochen, die der Ermittlung der Verteilungsgröße Wertschöpfung als Ausdruck der Ergiebigkeit des periodisch realisierten Unternehmensprozesses dient. So gesehen ist die Ermittlungsrechnung, d. h. die Entstehungs- oder Herkunftsrechnung, das Grundmodell, das die Verteilungsgröße für die Verteilungsrechnung liefert (vgl. auch Nicklisch, H.: „Ertragsverteilungsprozeß", Sp. 1611 ff., der den Ertragsverteilungsprozeß unmittelbar m i t dem Ertragserzielungsprozeß verbindet). Die Verteilungsrechnung legt anhand der einzelnen Verteilungsgrößen dar, wie über die Verwendung des Wertschöpfungsvolumens entschieden worden ist 6 1 . I m Entscheidungskalkül der Einkommensverteilung steht der internen Zuteilung (unverteilte Gewinne) und internen Verwendung (Investition, Tilgung) eine Verwendüngskonkurrenz i n Form von Ausschüttungen für Dividenden, Steuern, Löhnen, Gehältern, Zinsen u.a. gegenüber. Instrumente für die Aufteilung des Gesamteinkommens i n einbehaltene, unverteilte Einkommen und auszuzahlende Einkommen sind die Bewertung, die Bilanzierung und die Gestaltung bilanzieller Sachverhalte. Die Bewertung hat angesichts des bilanziellen Bewertungsvolumens und der vielfältigen Bewertungswahlrechte die größte Bedeutung als Verteilungsinstrument. Sie bedient sich der bilanzpolitischen M i t t e l der A b schreibungen, Zuschreibungen, der Dotierung und Auflösung von Wertberichtigungen, Rückstellungen sowie der Zuführung und Auflösung von Rücklagen und steuerlichen Sonderrücklagen. Bewerten heißt Ertragsverteilung nach bestimmten Gesichtspunkten, die auf einen spezifischen Rechenzweck ausgerichtet sind, da erst eine Zielvorstellung den Wert zu konstituieren vermag 6 2 . Das Bewertungs« Vgl. Schweitzer, M.: „Funktion der Bilanz", S.88ff. «2 Zur Beweisführung vgl. Schweitzer, M.: „Funktion der Bilanz", S. 118 ff. und 96 ff., und Stützel, W.: „Elementarkategorien", S. 785; vgl. auch Eisele, W.: „Return on Investment", S. 99.

V.

ng der einzelwirtschaftlichen R e c h n u n g s l e g u n g 3 7

problem besteht darin, die Bedingungen zu formulieren, die einen spezifischen Entscheidungsprozeß i m Hinblick auf eine gegebene Zielsetzung als rational klassifizieren. I n Entscheidungsmodellen hat daher die Bewertung einen wissenschaftlich gesicherten Standort. Das Bewertungsproblem erweist sich, so gesehen, als Gewichtungsproblem alternativer Variablenkombinationen und als zielbestimmter Auswahlvorgang. Die i n die Jahresabschlußrechnung eingehende Bewertung hat die Wirkung gesetzlich sanktionierter Entscheidung über die Ertragsverteilung. Obwohl die Rechnungslegung der Unternehmung der Erfolgsermittlung und der Informationsgewinnung dienen soll, kann sie aufgrund der vielfältigen, i m Zusammenhang m i t der Bewertung getroffenen Entscheidungen nur als kombinierte Informations- und Entscheidungsrechnung und damit als kombinierte Ermittlungs- Und Verteilungsrechnung angesehen werden 6 5 . So bezweckt das Niederstwertprinzip aus dem Grundsatz der Vorsicht über die Bewertung zum niedrigeren Börsen- oder Marktpreis eine Einflußnahme auf die Ertragsverteilung. Das Prinzip der Vorsicht ist aber ein Entscheidungs-, kein Ermittlungskriterium 6 4 . Die Unterschiede i n den Bilanzauffassungen liegen unter anderem darin begründet, i n welchem Umfang Entscheidungskomponenten der Ertragsverteilung (Wertschöpfungsverteilung) durch Bewertungen aufgrund bestimmter Bewertungsregeln i n der Ermittlungsrechnung vorweggenommen werden. Das i m Bilanzrecht verankerte Prinzip der nominellen Kapitalerhaltung erfährt i n letzter Zeit verstärkte K r i t i k . Versuche, die Substanzerhaltung über die Bewertung zu lösen, widersprechen der vorzunehmenden Trennung von Ermittlungs- und Verteilungs-, von Informations- und Entscheidungsrechnung. Die Kapitalerhaltung der einen oder anderen Ausgestaltung stellt jeweils eine unter mehreren Verwendungsalternativen dar, die allerdings i m Zusammenhang m i t allen anderen Verwendungsmöglichkeiten zu beurteilen ist 6 5 . Je weiter die rechtlichen Grenzen der zulässigen verdeckten und offenen Gewinneinbehaltung (stille und offene Reservebildung) gezogen werden, desto unbestimmter w i r d die wirtschaftliche Aussagefähigkeit des „Bilanzgewinns". Da i n der handels- und steuerrechtlichen Rechnungslegung diese Grenzen schon sehr weit gezogen sind, kann der Gewinn m i t Recht als ein formaler Bestandteil des Bilanzrechts bezeich63 Vgl. Sieben, G., Haase, K.-D.: „Jahresabschlußrechnung", S. 53 ff. und S. 79 ff. 64 Vgl. Engels, W.: „Bewertungslehre", S. 203; Moxter, A.: Bilanzierung und unsichere Erwartungen, in: ZfhF 1962, S. 607 ff., hier S. 630 ff. Vgl. Schweitzer, M.: „Funktion der Bilanz", S. 140; Krebs, F.: Das Problem der Substanzerhaltung in finanzwirtschaftlicher Sicht, Diss. Würzburg 1970; Büschgen, H. E.: Investition und Finanzierung i m Zeichen der Geldwertverschlechterung, in: Wp 1974, S. 10 ff.

38

A. Grundlagen der Zeitraumanalyse

net werden, dessen Aussagefähigkeit bis zur Unbrauchbarkeit gemindert ist6®. I m Gegensatz zu den Entscheidungsrechnungen der Ertragsverteilung sind Ermittlungsrechnungen frei von Bewertungen. I n reinen E r m i t t lungsmodellen existiert daher kein Bewertungsproblem, und die Erfolgsgröße ist eindeutig und objektiv bestimmbar 6 7 . Die i m Handels- und Steuerrecht gegebene Ausuferung vorweggenommener Ertragsverteilungen muß i m Interesse einer nationalen und insbesondere auch der internationalen Vergleichsrechnung durch Umformung der externen Rechnungslegung soweit wie möglich rückgängig gemacht werden, damit eine vergleichbare Messung der Unternehmensprozesse und der Effektivität der wirtschaftlichen Vorgänge ermöglicht wird. Da die Ermittlungsrechnung von subjektiven Ermessensentscheidungen frei ist, hat sie einen hohen Dokumentationsund Aussagewert. Die Informationsadressaten „Arbeit", „Kapital", „Staat" und „Öffentlichkeit" benötigen dieses Zahlenmaterial für ihre Entscheidungen und für die Kontrolle ihrer Entscheidungen. Je weniger Informationsverluste und vorweggenommene Verteilungsentscheidungen i m Rechenwerk enthalten sind, u m so besser eignet es sich für dispositive Zwecke 68 . I n prospektiver Sicht kann i n einem quantitativen Entscheidungskalkül die optimale Verwendung der Wertschöpfung entsprechend Präferenzen und Dringlichkeit dargestellt werden, wobei die Ermittlungsrechnung den maximal verteilbaren Volumenbetrag angibt 6 9 . Da die Bewertung i n der Handels- und Steuerbilanz die Funktion der Ertragsverteilung hat, kann sie das Vermögen und das Kapital nicht losgelöst von buchhalterisch konstatierten Verteilungsmaßnahmen ausweisen. Der einzelne Vermögens- und Kapitalansatz ist den Verteilungsvorgängen untergeordnet. Der Vermögensstatus und der Kapitalausweis nach Handels- und Steuerrecht sind daher nicht Bestandteil einer objektiven Wertkategorie 7 0 . Aus der speziellen Zweckorientierung ®6 Vgl. Weisser, K. F.: „Der Gewinn der Aktiengesellschaft", S. 71 f. 67 Vgl. Schweitzer, M.: „Funktion der Bilanz", S. 119 und S. 125 f. 68 Vgl. Bruns, W. J.: Accounting Information and Decision Making, in: A R 1968, S. 469 ff., hier S. 473 ff. 69 Vgl. Schweitzer, M.: „Funktion der Bilanz", S. 88 ff. 70 Nach dem gegenwärtigen Stand der Forschung auf dem Gebiet der praktischen und theoretischen Bilanzrechnung herrscht Einigkeit darüber, daß mit einem quantitativen Beschreibungsmodell in Form der Nachrechnung das Unternehmungsvermögen nicht ermittelt werden kann, da keine fruchtbare Definition des Vermögensbegriffs möglich ist (vgl. Engels, W.: „Bewertungslehre", S. 196; Moxter, A.: Die Grundsätze ordnungsmäßiger Bilanzierung und der Stand der Bilanztheorie, in: ZfbF 1966, S. 28 ff., hier S. 36; Schweitzer, M.: „Funktion der Bilanz", S. 160). Schmalenbach erkennt ganz klar, daß operational ein theoretisch einwandfreier Vermögensbegriff

VI. Umformung der einzelwirtschaftlichen Rechnungslegung

39

der Bilanzwerte ergibt sich aber andererseits, daß Veränderungen von Vermögens- und Kapitalwerten Einblick gewähren i n vollzogene und buchhalterisch konstatierte Verteilungsvorgänge. Insofern kann die handels- und steuerrechtliche Bilanzrechnung i n Kombination m i t der Erfolgsrechnung über die Verteilungsrechnung für eine Ermittlungsrechnung nutzbar gemacht werden. Das partielle Verteilungskalkül der Bilanz w i r d zu einer Informationsrechnung über die gesamtwirtschaftliche Zielerreichung der Faktorkombinationen ausgeweitet, „car ces informations permettant une meilleure connaissance des problèmes de l'entreprise constituent ainsi la meilleure base de dialogue avec tous les agents de la vie économique" 71 . VI. Umformung der einzelwirtschaftlichen Rechnungslegung 1. Das System der monetären Zeitraumanalyse Die Finanzwirksamkeit der Ertragsverteilung über die Geldmittelverwendung macht es erforderlich, auch die Ermittlungsrechnung als monetäre Rechnung über Geldmittelherkunft aufzustellen. Da die Finanzierungsrechnung der Investitionen ebenfalls auf finanzwirtschaftlichen Größen basiert, lassen sich beide Rechnungen i n eine geschlossene Mittelherkunfts- und Mittelverwendungsrechnung integrieren. Den Ausgangspunkt einer Umformung 7 2 der einzelwirtschaftlichen nur durch abgezinste zukünftige Einnahmeüberschüsse als Gesamtertragswert festgelegt werden kann und nicht durch die Summe einzelner Preiszuordnungen an Wirtschaftsgüter (vgl. Schmalenbach, E.: „Dynamische Bilanz", S. 75 f.). So bestechend die Konzeption des Ertragswerts theoretisch auch ist, so wenig praktikabel gestaltet sich die Realisierung (vgl. Münstermann, H.: Unternehmensrechnung, Wiesbaden 1969, S.55ff.; ders.: Die Bedeutung des ökonomischen Gewinns für den externen Jahresabschluß der Aktiengesellschaft, in: Wp 1966, S. 579 ff., hier S.585f.; Wegmann, W.: Der ökonomische Gewinn, Wiesbaden 1970, S. 123 ff.; Schneider, D.: „Gewinnermittlung", S. 352 ff.; ders.: Aktienrechtlicher Gewinn und ausschüttungsfähiger Betrag, in: Wp 1971, S. 607 ff.). Alle anderen Versuche, die Vermögensrechnung zu retten, sind letztlich in der Bilanzrechnung verbunden mit einer Aufgabe des Marktpreiskonzepts und stellen damit keine Istrechnung, sondern Idealmodelle dar (vgl. Schweitzer, M.: „Funktion der Bilanz", S. 178). Diese sind aber losgelöst vom laufenden Unternehmensprozeß und könnten auch außerhalb der mikroökonomischen Rechnungslegung erstellt werden (vgl. Schmidt, F.: Die organische Bilanz im Rahmen der Wirtschaft, Leipzig 1921). Das Vermögen läßt sich selbst dann für die Bedingungen der Wirklichkeit ökonomisch nicht eindeutig definieren, was Schneider konsequent formuliert: „Man sollte deshalb endlich den Mut aufbringen, einen Begriff in den Mülleimer zu fegen, der, trotz aufwendigen Bemühens, in zweihundert Jahren nicht operational definiert werden konnte." (Schneider, D.: „Gewinnermittlung", S. 359.) 71 SEDES: „Onze ans d'investissements", S. 75. 72 Vorschläge zur völligen Neukonstruktion der Unternehmensrechnung (vgl. Moxter, A.: Die Grundsätze ordnungsmäßiger Bilanzierung und der Stand der Bilanztheorie, in: ZfbF 1966, S. 28 ff.) müssen müßig erscheinen,

40

A. Grundlagen der Zeitraumanalyse

Rechnungslegung bilden somit die finanzwirtschaftlichen (monetären) Komponenten des Unternehmensprozesses und die m i t ihnen verbundenen Zielsetzungen der am Unternehmen direkt und mittelbar beteiligten Gruppen. Es gilt, den Unternehmensprozeß i n seiner Interdependenz zwischen Mittelherkunft, Mittelverwendung, Einkommensentstehung, Einkommensverteilung, Finanzierung und Investierung darzustellen und durch Messungen transparent zu machen. Aus der Trennung von Herkunfts-(Ermittlungs-) und Verwendungs(Verteilungs-)rechnung der Bruttowertschöpfung folgt, daß für das dargestellte Rechensystem das Problem der Bewertung, der stillen und offenen Reservebildung grundsätzlich nicht existiert. Die Trennung von Herkunfts- und Verwendungsrechnung ermöglicht andererseits, das K r i t e r i u m des finanziellen Vorgangs für einzelne Ströme unterschiedlich auszugestalten. I n Anpassung an das Realisationsprinzip der mikroökonomischen Rechnung und i n Angleichung an den Ausweis i n der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (vgl. 1. Teil, B I V 6 ) w i r d die „money flow basis" für die Erfassung und Messung der Käufe und Verkäufe zugrunde gelegt. Der Ausweis von Umsätzen, Investitionen, Materialkäufen u. a. ist abhängig von der Entstehung von Forderungen bzw. Verbindlichkeiten, nicht aber von Kassenein- und Kassenausgängen („cash basis"). I n Anbetracht der vielfältigen finanziellen Dispositionsmöglichkeiten wäre eine Beschränkung auf Kassenein- und Kassenausgänge 73 bei diesen ökonomischen Transaktionen mit einem zu großen Informationsverlust verbunden 7 4 . Da es sich bei den Käufen und Verkäufen u m Markttransaktionen handelt, erfolgt i h r Ausweis i n der nominalen einzel- und gesamtwirtschaftlichen Rechnungslegung auf der Basis realisierter Marktpreise. Die Erfassung der Wertschöpfungsverteilungsvorgänge basiert i n den neueren Systemen Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen vorwiegend auf der „cash basis". Die Verteilungsvorgänge werden i n der hier entwickelten Mittelherkunfts- und Mittelverwendungsrechnung daher nach Möglichkeit am K r i t e r i u m des Kassenein- und Kassenausgangs abgegrenzt. Diese Abgrenzung steht i n unmittelbarem Zusammenhang m i t der Messung der unverteilten Gewinne und der Selbstfinanzierung der Investitionen. solange der Informationswert und der Informationsumfang der praktizierten Rechnungslegung noch nicht voll erkannt und ausgeschöpft sind (vgl. Coenenberg, A.: Unternehmensexterne Jahresabschlußinformationen, Habilitationsschrift, Köln 1969, insbesondere S. 203 ff.). 7 3 Kasseneingänge und Kassenausgänge werden u.a. von Lachnit der Zeitraumbilanz zugrunde gelegt (vgl. Lachnit, L.: „Zeitraumbilanzen"). 74 Vgl. Busse von Cölbe, W.: „Informationsgehalt von Kapitalflußrechnungen", S. 98 f.

VI. Umformung der einzelwirtschaftlichen R e c h n u n g s l e g u n g 4 1 Schaubild 3 Zeitraumanalyse der Mittelherkunftsund Mittelverwendungsrechnung (Übersicht) Geldmittelverwendung

Geldmittelherkunft

I Material und sonstige Ausgaben für Vorleistungen*)

Arbeit:

o

•Umsatzerlöse und Eigenleistungen (Haupt- und Nebenumsätze)

kr

•Bruttowertschöpfung

t l Lohn-, Gehaltseinkommen

: Bruttoumsitzüberschuß Sachwertgeber: Miet-, Pachteinkommen Fremdkapitalgeber: Staat:

Eigenkapitalgeber:

©

inseinkommen Gemeineinkommen

b)

i

Unternehmen: n monetärer Überschuß einschließlich Saldo Einkommensübertragungen, Vermögenstransfers Abnahme der Sach- und Finanzanlagen

Dividendeneinkommen

Investitionen in: Sachanlagen Finanzanlagen Vorräten

Y§X

Abnahme der Forderungen und liquiden Mittel

Zunahme der Forderungen und liquiden Mittel

Innenfinanzierung

Tilgungen Kreditrückzahlung Kapitalrückzahlung

Außenfinanzierung Kreditaufnahme Kapitalaufnahme

a) Vorleistungen umfassen alle marktbestimmten Waren und Dienstleistungen, ausgenommen Anlagegüter, die während der betrachteten Periode verbraucht werden, um andere Waren und Dienstleistungen herzustellen (vgl. SAEG: „ESVG", Ziff. 320, S. 50). b) i

Substraktions-Methode

jf, AddlUons-Methode

zur Ermittlung der Bruttowertschöpfung.

42

A. Grundlagen der Zeitraumanalyse

Die dreistufige Rechnung des dritten Schaubilds bringt eine A b stufung der Erfolgsgrößen und eine Konzentrierung auf die Investitionsvorgänge und deren Finanzierung einschließlich vollzogener Kreditierungsvorgänge. Die Konten gelten für einzelne Unternehmen, für aggregierte Angaben mehrerer Unternehmen eines Wirtschaftszweiges bzw. aller Unternehmen bestimmter Rechtsformen eines Wirtschaftszweiges bzw. aller Unternehmen eines Wirtschaftszweiges. U m das Rechensystem ausfüllen zu können, ist eine Bruttoerfolgsrechnung entsprechender Gliederungstiefe erforderlich und i n der Bilanz ein möglichst offener Ausweis der Bewertungen i n Abgrenzung von Zu- und Abgängen bei Vermögen und Kapital infolge von Markttransaktionen. 2. Ertragsmessung und Erfolgsgrößen der Zeitraumanalyse

Die zentrale Größe des betrieblichen Umsatzprozesses und daher der Ausgangspunkt der Rechnung sind die Umsatzerlöse. Sie geben als Bruttofinanzierungsgröße den Rahmen ab für die sich ausschließenden Vorgänge der Ertragsverteilung und Mittelverwendung. Eine globale Größe zur Messung der Ergiebigkeit des Umsatzprozesses ist die Bruttowertschöpfung, die das gesamte vom Unternehmen erwirtschaftete Einkommensvolumen angibt. I n der zweiten Stufe der Rechnung werden die verteilten Einkommen i n Form kontraktgebundener Einkommen (Lohneinkommen, Miet/Pachteinkommen, Zinseinkommen) und gewinnabhängiger (Residual-)Einkommen (direkte Gemeineinkommen, Dividendeneinkommen, unverteilte Einkommen) erfaßt. I m Vergleich zu volkswirtschaftlichen Einkommensmessungen ergibt sich i n der einzelwirtschaftlichen Analyse infolge der Interdependenzen zwischen Einkommensverteilung, Finanzierung und Investierung eine Beschränkung auf funktionelle Einkommensgrößen. Der funktionelle Einkommensbegriff ist, unabhängig von personenbezogenen juristischen Anspruchsgrundlagen, geeignet, ökonomisch unterschiedliche Einkommensverwendungen auseinanderzuhalten. I n der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung w i r d das Gesamteinkommen funktional aufgeteilt in Lohn- und Gehaltseinkommen (Einkommen aus unselbständiger Arbeit) und „Kapitaleinkommen". Zu den „Kapitaleinkommen" (Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen) der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zählen die kontraktgebundenen Zinseinkommen, Mietund Pachteinkommen einschließlich Lizenzeinkommen und die Residualeinkommen wie Dividendeneinkommen und die unverteilten Gewinne 7 5 . 75 Vgl. auch Kowalski, L.: Einkommensverwendung, Einkommensverteilung und Vermögensverteilung, Tübingen 1967; Baumgarten, P.: Selbstfinanzierung und Einkommensverteilung, Tübingen 1971. Einen fundierten Ansatz zur Aufspaltung der heterogenen „Kapitaleinkommen" macht Dorow, F.:

V I . Umformung der einzelwirtschaftlichen Rechnungslegung

43

Diese g l o b a l e n A g g r e g a t e d e r v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e n S t a t i s t i k k ö n n e n i n der einzelwirtschaftlichen Rechnung detailliert werden. I m Gegensatz z u r V o l k s w i r t s c h a f t l i c h e n G e s a m t r e c h n u n g , i n d e r aus statistischen G r ü n d e n d i e u n v e r t e i l t e n G e w i n n e 7 6 als R e s i d u u m e r f a ß t w e r d e n müssen ( S u b s t r a k t i o n s m e t h o d e ) 7 7 , l ä ß t sich i n d e r e i n z e l w i r t schaftlichen R e c h n u n g der m o n e t ä r e Uberschuß als o r i g i n ä r e Größe ermitteln. I m Wege der A d d i t i o n unter Beachtung bestimmter A b grenzungen, w i e Vermögenstransfers u n d Einkommensübertragungen, k ö n n e n anschließend d e r B r u t t o u m s a t z ü b e r s c h u ß u n d die B r u t t o w e r t schöpfung errechnet w e r d e n . Neben der globalen Ertragsgröße „Bruttowertschöpfung" ist der Bruttoumsatzüberschuß ein weiterer I n d i k a t o r f ü r die Ertragskraft des U n t e r n e h m e n s 7 8 . D e r B r u t t o u m s a t z ü b e r s c h u ß ist e i n B e t r a g , der f ü r den Kapitaldienst, M i e t - u n d Ertragsteuerzahlungen, GewinnausschütVermögenseinkommen und Unternehmensgewinne 1960 bis 1972, in: WiSta 1974, S. 246 ff. Die von Dorow ermittelten Unternehmensgewinne basieren allerdings auf einem substantiellen Reingewinnkonzept (vgl. ebd., S. 250, 257). 76 Die Unterscheidung von verteilten und unverteilten Gewinneinkommen wird in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung normalerweise auf Kapitalgesellschaften und Quasikapitalgesellschaften beschränkt, weil bei diesen Unternehmen durch die institutionelle Trennung von Haushalts- und Unternehmenssphäre eine Einkommensverwendung nach getrennten W i r t schaftsplänen vorausgesetzt werden kann (SAEG: „ESVG", Ziff. 212 ff., S. 24 f. i. Z. mit Ziff. 442 ff., S. 84 f.). Zu den von den Unternehmen erwirtschafteten und verteilten Einkommen rechnen nach dem Standardsystem die nichtentnommenen Gewinne der Personengesellschaften und Einzelunternehmen (vgl. OEEC: „Standardsystem", S. 63). Dagegen weist die Deutsche Bundesbank auch die nichtentnommenen Gewinne der Personengesellschaften als Ersparnisse der Unternehmen aus. Das Statistische Bundesamt, das diese zunächst entsprechend dem Standardsystem verbucht, kommt trotzdem zum gleichen Ergebnis (Reinvermögensänderung) wie die Deutsche Bundesbank, da es die nichtentnommenen Gewinne der Personengesellschaften und Einzelunternehmen als Vermögenstransfers an den Unternehmenssektor zurückbucht (vgl. Bartels, H., Raabe, K. H., Schörry, O. und M i t arbeiter: „Das vereinfachte ausgefüllte Kontensystem", S. 571 und 573). Soweit die Eigentümeransprüche der Haushalte gegenüber Kapitalgesellschaften in Aktien und ähnlichen Ansprüchen verbrieft sind, werden sie i. d. R. als Forderungen der Haushalte bzw. als Verbindlichkeiten der Unternehmungen behandelt. Den nichtentnommenen Gewinnen der Unternehmen, die als Ersparnisse der Unternehmen ausgewiesen werden, entspricht also kein Zuwachs an Forderungen der Haushalte (bzw. Verbindlichkeiten der Unternehmen), so daß diese in der Finanzierungsrechnung der Investitionen der Geldvermögensbildung aus Innenfinanzierung zugeordnet sind. 77 Wie die unverteilten Gewinne werden auch die Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung als Rest (Restquote) ermittelt. I n diesen Strömen kumulieren sich somit u . U . alle statistischen Fehler, die bei der Ermittlung der übrigen Ströme entstehen (vgl. Stobbe, A.: „Volkswirtschaftliches Rechnungswesen", S. 117 ff., S. 165 f.; Wagenführ, R.: „Bd. 2", S. 59). 78 Vgl. Zimmermann, K., Beier, J.: „Unternehmens- und Branchenvergleich", S. 73.

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A. Grundlagen der Zeitraumanalyse

tungen sowie für Abschreibungen, Rücklagen- und Rückstellungsdotierungen verbleibt. Von seinem Aufbau und von seiner Zusammensetzung her ist der Bruttoumsatzüberschuß vergleichbar mit dem Bruttobetriebsüberschuß (operating surplus + consumption of fixed capital) der gesamtwirtschaftlichen Rechnung 79 . Zur Beurteilung der Selbstfinanzierung und Innenfinanzierung des Unternehmens dient der monetäre Uberschuß. Der monetäre Uberschuß (einschließlich des Saldos aus Einkommensumverteilungen) ist vergleichbar m i t den unverteilten Gewinnen — vor Dividende und Abschreibungen, aber nach Abzug der direkten Steuern — der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung 80 . 3. Finanzierungsrechnung der Investitionen

a) Die Verbindung

von Einkommensverteilung

und Finanzierung

Die Wertschöpfungsrechnung mündet m i t dem i m Unternehmen verbleibenden Teil der Bruttowertschöpfung i n die Finanzierungsrechnung der Investitionen ein. Der Verwendung des i m Unternehmen verbleibenden Einkommens für Investitionen i m Sach- und Finanzvermögen und für Tilgungen werden als weitere Mittelherkunftsquellen sonstige Innenfinanzierungsmittel aus Einkommensübertragungen, Vermögensübertragungen und die Außenfinanzierung über Kredit- und Kapitalaufnahmen gegenübergestellt. Der monetäre Uberschuß ist eine Einkommensverteilungsgröße. Für das Unternehmen und i n der Finanzierungsrechnung der Investitionen ist er eine Herkunftsgröße. Ebenso stellt für jeden anderen Verteilungsempfänger der i h m zufließende A n t e i l an der Wertschöpfung M i t t e l herkunft dar. Die auf die einzelnen Produktionsfaktoren verteilte Wertschöpfung ist die Nahtstelle zwischen wertschöpfungsorientierter Verteilungsrechnung und investitions(konsum)orientierter Verwendungsrechnung der einzelnen Einkommensempfänger. Die einzelwirtschaftliche Rechnungslegung ist primär eine Abrechnung über einen Verteilungsempfänger der Wertschöpfung: die Unternehmung. Aus dem Gesamtzusammenhang von Einkommensentstehung, Einkommensverteilung der Faktorkombination und faktorindividueller Verwendung w i r d bei externer Rechnungslegung die Unternehmung herausgegriffen. Das bedeutet, daß die Anteile aller anderen Einkommensempfänger vom Standpunkt der Unternehmung als Mittelverwendung, d . h . als verteilte Einkommen, betrachtet werden (Stufe 2 der Rechnung, Schau™ Vgl. SAEG: „ESVG", Ziff. 111, S. 11; U N : „SNA", Ziff. 7.1 ff., S. 120 ff. «o Vgl. 1. Teil, A X , und Stobbe, A.: „Volkswirtschaftliches Rechnungswesen", S. 108. Diese Größe stimmt überein mit der Summe aus Bruttoersparnis und Dividende.

VI. Umformung der einzelwirtschaftlichen Rechnungslegung

45

b i l d 3). Die Abrechnung über die Verwendung dieser Beträge ist nicht mehr Bestandteil der einzelwirtschaftlichen Rechnungslegung. Beginnt die Rechnung erst m i t der dritten Stufe (vgl. Schaubild 3), ist der Mittelherkunftsbetrag bereits u m alle anderen Verteilungsbeträge gekürzt, so daß das i m Unternehmen verbleibende Einkommen als Selbstfinanzierungsvolumen erscheint. Die dritte Stufe der Mittelherkunfts- und Verwendungsrechnung beinhaltet i n geschlossener Form die Darstellung der Verwendung der Selbstfinanzierungsmittel und der sonstigen Innenfinanzierungsmittel und der zum Finanzierungsausgleich herangezogenen Außenfinanzierungsmittel. Die lang- und kurzfristigen Außenfinanzierungsmittel kommen als wichtige Herkunftsgröße hinzu, da die Investitionsausgaben aufgrund der Eigendynamik des technischen Fortschritts, des Marktes und der Produktion nicht allein nach den verfügbaren Innenfinanzierungsmitteln bemessen werden. Die i n die Finanzierungsrechnung eingehenden Investitions- und Selbstfinanzierungsströme geben diesem Rechenmodell die Eigenschaft eines übergeordneten Partialmodells. Vor allem das Unternehmen muß i m Hinblick auf die Sicherung und das Wachstum der Wertschöpfung und der Einkommensverteilung Sorge tragen für die Reproduktion des Realkapitals und die Verbesserung des Realkapitals i n Anpassung an Technik und M a r k t 8 1 . Die Finanzierungsrechnung der Investitionen zeigt die unter dieser Zielsetzung erfolgte Reservierung von Einkommen für die Unternehmung und die Verausgabung von Geldmitteln für Investitionen und ist durch die darin liegenden Chancen und Risiken zukunftsgerichtet. b) Die Entwicklung der Finanzierungsrechnung aus der Bewegungsbilanz Bauer konzipierte die Bewegungsbilanz unter der Zielsetzung, die „Betriebsvorgänge" i n ihrer Gesamtheit zu zeigen 82 . Die Bewegungsbilanz soll ein Gesamtbild über Herkunft und Verwendung von Finanzierungsmitteln geben i n der Weise, daß Entstehung und Verwendung des Bilanzgewinns aus den Veränderungen von Vermögens- und Kapitalbeständen zwischen zwei Stichtagen abgeleitet wird. Die Erweiterung der Bewegungsbilanz zur finanzwirtschaftlichen Zeitraumrechnung erfolgte durch Einfügung des „finanzwirtschaftlichen Uberschusses", der Bruttoinvestitionen, der Gewinnausschüttung u. a., verbunden m i t einer Gruppierung der Mittelherkunft nach internen und 81

Vgl. Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Soziale Fürsorge (Hrsg.): Soziale Probleme der Automation in Bayern, München 1969. ®2 Bauer, W.: „Bewegungsbilanz", S. 486 f.

46

A. Grundlagen der Zeitraumanalyse

externen Quellen. Durch die Einbeziehung von Stromgrößen wurde der Ubergang von der komperativen Statik der Bewegungsbilanz (Bilanzveränderungsrechnung) zur Verlaufsanalyse ermöglicht 83 . Die Aufgaben der finanzwirtschaftlichen Bilanz liegen vor allem i n der Darstellung der Investitionstätigkeit des Unternehmens und deren Finanzierung. Allerdings werden auch die Vorgänge der Geldvermögensbildung und der kurzfristigen Verschuldung i n die Analyse einbezogen, und es w i r d eine möglichst umfassende Rechnung auch über diese bilanziell konstatierten Finanzmittelbewegungen angestrebt. Dieser Aufgabenstellung entspricht das amerikanische Konzept des Funds Statement, nicht jedoch das Konzept des Fund Statement, das auf eine Ausgliederung von Bilanzpositionen und eine Saldierung von Finanzmittelbewegungen abzielt und damit als spezielle Rechnung anzusehen ist 8 4 . Aufgrund der begrenzten Aussagefähigkeit des Fund Statement w i r d die Einbeziehung aller wesentlichen Bilanzpositionen und aller wesentlichen Finanzmittelbewegungen i n die Finanzierungsrechnung gefordert 8 5 . Die Aufgaben des Funds Statement sind 8 6 : 1. die Finanzierungs- und Investitionsaktivitäten darzustellen einschließlich der Selbstfinanzierung, 2. die Veränderungen von Forderungen und Verbindlichkeiten auszuweisen. Die Finanzierungsrechnung „should be based on a broad concept embracing all changes i n financial position" 8 7 . Charakteristisch für alle aus der Bewegungsbilanz abgeleiteten Finanzierungsrechnungen ist, daß die Mittelquellen und die Mittelverwendung, die i n der Erfolgsrechnung ihren Niederschlag finden, nur fallweise i n die finanzwirtschaftlichen Bilanzen einbezogen werden, die Verbindung zur Wertschöpfungsrechnung und Einkommensverteilungsrechnung aber i. d. R. nicht angestrebt wird. Insofern beschränken sich diese Rechnungen auf eine Finanzierungsrechnung der Investitionen (Stufe 3 der Rechnung, vgl. Schaubild 3). Die Integration der Finanzierungsrechnung der Investitionen i n eine umfassendere Mittelherkunfts83 Vgl. Verhülsdonk, R.: „Finanzwirtschaft", S. 22; Zimmermann, K.: „Finanzwirtschaftliche Bilanz", S. 142 f. ß4 Vgl. Lachnit, L.: „Zeitraumbilanzen", S.70ff.; Käfer, K.: „Kapitalflußrechnungen"; Busse von Cölbe, W.: „Informationsgehalt von Kapitalflußrechnungen". es A I C P A : „Opinion No. 3", S.3ff.; Mason, P.: „The Statement . . . should not be merely a reconciliation of cash or working capital", „Cash Flow Analysis", S.90; A I C P A : „Opinion No. 19", S. 371 ff. 86 Vgl. A I C P A : „Opinion No. 19", Ziff. 4. 87 A I C P A : „Opinion No. 19", Ziff. 8.

VII. Das Wertschöpfungskonzept

47

und Verwendungsrechnung ist aber infolge der Verzahnung von Bilanz und Erfolgsrechnung möglich und nötig 8 8 . Eine entsprechend umfassend konzipierte zeitraumbezogene Stromgrößenrechnung i n Form der Zeitraumanalyse vermag die monetären Unternehmensprozesse i n ihrer gegenseitigen Bedingtheit zu untersuchen und die Basis abzugeben für vergleichende Unternehmensstatistiken.

V I I . Das Wertschöpfungskonzept 1. Die einzelwirtschaftliche Wertschöpfung als monetäre Größe

Die Stellung der Wertschöpfung i m Gesamtzusammenhang von Geldmittelherkunft und Geldmittelverwendung verdeutlicht ihre finanzwirtschaftliche Funktion innerhalb des Unternehmensprozesses. Sie ist demzufolge unbelastet von der Problematik einer güterwirtschaftlichnutzorientierten Leistungsmessung 8fl r . Der Versuch, die Wertschöpfung als Maßstab einer gütermäßigen Wertbildung der Unternehmen zu verwenden, wäre infolge der mangelnden Tauglichkeit der einzelwirtschaftlichen Rechnung für die Darstellung von Güterwerten letztlich auch m i t allen Mängeln behaftet, die der Gewinngröße der einzelwirtschaftlichen Bilanz und Erfolgsrechnung anhaften. „Es wäre also ein vergebliches Bemühen, aus einer Skepsis gegenüber der ,Maßstäblichkeit 4 des Gewinns für die Beurteilung der ökonomischen (oder gar volkswirtschaftlichen') Leistung eines Unternehmens bei der Wertschöpfung Zuflucht zu suchen. Jede Differentialstellung des Unternehmens — sei sie nun standortlicher, finanzieller, technischer oder marktwirtschaftlicher Natur —, die sich i m Gewinn niederschlägt, steckt automatisch auch i n dem ,gröberen* Gewinn, genannt Wertschöpfung 00 ." W i r d die Voraussetzung des ideal-typischen Marktwirtschaftsmodells, d. h. die Identität von Wert und Preis, fallen gelassen, kann der Preis infolge mangelnder Markttransparenz und unvollkommenen Wettbewerbs seine Funktion als objektive Wertgröße einbüßen. Die WertPreis-Gleichung der güterwirtschaftlichen Wertschöpfung verliert damit an materiellem Erklärungsinhalt 9 1 . I n der Wertschöpfungskette der vorund nachgelagerten Unternehmen kommt es bei unvollkommener Kon88 Vgl. Ruchti, H.: „Erfolgsermittlung und Bewegungsbilanz"; Busse von Cölbe, W.: „Informationsgehalt von Kapitalflußrechnungen"; Zimmermann, K., Beier, J.: „Unternehmens- und Branchenvergleich", S. 16 f.; Fédération Européenne des Associations d'Analystes Financières, Hrsg. D A F S A : Méthode Européenne, und: Pratique de la Méthode Européenne, Paris o. J. 89 Vgl. auch Colm, G.: „Mehrwert-Verfahren", S. 207. 90 Schäfer, E.: „Wertschöpfung", S. 459; vgl. auch Hasenack, W.: „Ertragsbildungsanalyse", S. 276 ff. 91 Vgl. Beckmann, Th. N.: „Measurement of Output", S. 8.

48

A. Grundlagen der Zeitraumanalyse

kurrenzpreisbildung zu einer Beeinflussung der Wertschöpfung der vorbzw. nachgelagerten Unternehmen 9 2 . Die Geldwertänderungen und Geldwertschwankungen sowie die sonstigen Markteinflüsse, die sich unmittelbar i n der nominalen einzelwirtschaftlichen Rechnungslegung niederschlagen, lassen den Versuch, die mikroökonomische Wertschöpfungsrechnung unmittelbar für reale Leistungsmessungen zu verwenden, ebenfalls als ungeeignet erscheinen. Der Mittelverwendungscharakter der Einkommensverteilung hat andererseits entscheidende Finanzierungs- und Liquiditätswirkungen. Der Finanzierungsspielraum für Investitionen und die Möglichkeiten der Kredittilgung werden unmittelbar vom erwirtschafteten Einkommensvolumen und der A r t und Weise seiner Verteilung bestimmt. I n sofern kann die Wertschöpfungsrechnung nicht ausschließlich als produktionswirtschaftliche und damit gütermäßige Leistungsmessung angesehen werden unter Vernachlässigung und Abspaltung der Finanzwirtschaft, wie es insbesondere von Lehmann vorgeschlagen wurde 9 3 . Somit verbleibt die finanzwirtschaftliche Bestimmung der Wertschöpfung als die einzelwirtschaftlich sinnvolle, gekoppelt mit einer Verteilungsrechnung als Geldmittelverwendungsrechnung 94 . I n diesem Fall erübrigt es sich auch, dem Staat ein Mitleisten an der Wertschöpfung aufgrund seiner Partizipation an der Wertschöpfung zuzusprechen 95 . Die Einkommenstransaktionen finanzwirtschaftlich-hoheitlicher A r t basieren nicht auf dem Prinzip des Leistungsaustausches, und somit lassen sich den monetären Strömen der Steuerzahlungen, Subventionseinnahmen u. a. keine Güterströme zuordnen 96 . Trotz der hervorragenden Eignung des finanzwirtschaftlichen Wertschöpfungskonzepts, insbesondere für Vergleichsuntersuchungen, hat es nur wenig Beachtung gefunden. Schäfer sieht als Gründe für die Einengung des Gewinn- und Wertschöpfungsbegriffs das kalkulatorische Denken i n L S Ö 9 7 und L S P 9 8 sowie den zunehmenden Steuerdruck. ö2 Vgl. Kink, K.: „Wertschöpfungsprozeß", S. 193 ff. Vgl. Lehmann, M. R.: Leistungsmessung durch Wertschöpfungsrechnung, Essen 1954. vgl. Ghertschuk, J. P.: Die Ermittlung der Wertschöpfung in der Produktionsstatistik, in: Weltwirtschaftliches Archiv, 28. Bd., 1928 I I , S. 225 ff., und Colm, G.: „Mehrwert-Verfahren", S. 211. m Vgl. Kroeber-Riel, W., der den Staat als eine am Wertschöpfungsprozeß direkt beteiligte Wirkungskraft und als Kapital höherer Ordnung ansieht; Wertschöpfung, Wertschöpfungsrechnung und Wertschöpfungsdenken, Diss. Berlin 1963, S.35ff., S. 40. •« Vgl. auch Pohmer, D.: „Betrieblicher Werteumlauf", S. 343 ff. Leitsätze für die Preisermittlung aufgrund der Selbstkosten bei Leistungen für öffentliche Auftraggeber. 08 Leitsätze für die Preisermittlung aufgrund der Selbstkosten; vgl. Fischer, G.: LSÖ — LSP. Preis und Kosten, Heidelberg 1954 (2. Aufl.).

VII. Das Wertschöpfungskonzept

49

Beides hat dazu geführt, den Kreis der „fremden" und somit auf jeden F a l l vorab zu dotierenden Leistungen zu erweitern". Hinzu kommt das unternehmensinterne Bedürfnis einer Mengenrechnung für Kontrollund Steuerungszwecke des Produktionsprozesses 100 . Andererseits hat der allgemeine Wirtschaftsaufschwung zunächst güterwirtschaftliche Engpässe entstehen lassen und finanzwirtschaftliche Betrachtungen lange Zeit überlagert. 2. Einzel- und gesamtwirtschaftliche Bruttowertschöpfungsrechnung

Gesellschaftliche und unternehmungsverfassungsrechtliche Faktoren haben auf die einzelwirtschaftliche Rechnungslegung eingewirkt und ihre Erfolgsgröße bestimmt. Der Produktionsfaktor Arbeit scheidet als Aufwandsposten der Erfolgsrechnung für weiterreichende Rechnungen aus. Sein Leistungspotential w i r d i m Hinblick auf produktiven Einsatz und Regeneration nicht näher verfolgt. Der Produktionsfaktor Arbeit ebenso wie der Produktionsfaktor Kapital speisen aber aus der Bruttowertschöpfung die Finanzierungsmittel für die Regeneration bzw. Reproduktion und die Anpassung an technischen Fortschritt und veränderte Marktsituationen. Der Einkommens(Finanzierungs)betrag, der für die verschiedenen Verwendungsarten insgesamt zur Verfügung steht, ist das jeweilige Bruttoeinkommen. Der Produktionsfaktor Kapital erhält i n dem i h m zufließenden Bruttoeinkommen auch einen bestimmten Finanzierungsbetrag für die Reproduktion. Dieser Betrag w i r d als kalkulatorische bzw. verschleißbedingte Abschreibung i n der Wertschöpfungsrechnung der traditionellen Systeme Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen vorderhand bereits von der Wertschöpfung und damit auch von den unverteilten Gewinnen abgezogen 101 . Dieses Vorgehen widerspricht der Trennung von Ermittlungs-(Herkunfts-) und Verteilungs(Verwendungs)rechnung und der Gleichbehandlung von »» Vgl. Schäfer, E.: „Wertschöpfung", S. 458; ders.: „Die Unternehmung", S. 251 ff. 100 vgl. Nowak, P.: Kostenrechnungssysteme in der Industrie, Köln und Opladen 1961 (2. Aufl.). 101 Die in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung als Vorleistungen abgesetzten Abschreibungen sollen nach Krelle nur den normalen Anlageverschleiß erfassen (vgl. Krelle, W.: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, Berlin 1959, S. 82). Schneider beschränkt die kalkulatorischen Abschreibungen auf die durch Gebrauch i m Produktionsprozeß, d.h. durch die Abgabe von Nutzungen, bedingten Wertminderungen (vgl. Schneider, E.: „Wirtschaftstheorie — Teil I", S. 51). Das Standardsystem Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen der OEEC bezieht auch Wertminderungen aus wirtschaftlicher und technischer Uberalterung in den Strom Abschreibungen und sonstige Betriebsrückstellungen und damit in die Produktionskosten ein (vgl. OEEC: „Standardsystem", S. 61), wobei als Grundlage der Abschreibungen die Wiederbeschaffungswerte genommen werden (vgl. OEEC: „Standardsystem", S. 61; Krelle, W.: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, Berlin 1959, S. 82). 4 Beier

50

A. Grundlagen der Zeitraumanalyse

A r b e i t u n d K a p i t a l 1 0 2 . Z u m anderen muß jede gelernte Arbeitskraft ebenso als E r g e b n i s eines Produktionsprozesses b e t r a c h t e t w e r d e n w i e M a s c h i n e n u n d G e r ä t e 1 0 3 , d. h. als I n v e s t i t i o n , d e r e n R e g e n e r a t i o n u n d N i v e a u a n h e b u n g i m Z u g e des technischen F o r t s c h r i t t s e r f o r d e r l i c h ist. Die A u s b i l d u n g stellt i m Grunde keinen Verbrauch, sondern den A u f b a u eines K a p i t a l b e s t a n d e s dar, dessen N u t z u n g d i e E r b r i n g u n g q u a l i fizierter Arbeitsleistungen i s t 1 0 4 . I n diesem Z u s a m m e n h a n g ist noch z u beachten, daß die B r u t t o l o h n u n d -gehaltssumme der Wertschöpfung Werbungskosten enthält, i n a n d e r e n E i n k o m m e n s g r ö ß e n aber k e i n e d e r a r t i g e n B e s t a n d t e i l e e i n geschlossen s i n d 1 0 5 . Sinnvolle Lohnquotenanalysen u n d Verteilungsanalysen bedürfen e i n h e i t l i c h abgegrenzter E i n k o m m e n s g r ö ß e n . D e m B r u t t o e i n k o m m e n aus u n s e l b s t ä n d i g e r A r b e i t e n t s p r i c h t e i n B r u t t o k a p i t a l e i n k o m m e n , n i c h t aber eine N e t t o g r ö ß e . W i e o b e n d a r g e l e g t , ist d e r A n s a t z v o n A b s c h r e i b u n g e n e i n B e w e r t u n g s v o r g a n g , der w i e jede andere B e w e r t u n g eine V e r t e i l u n g s m a ß nahme darstellt u n d i n der Ermittlungsrechnung der Wertschöpfung s o m i t a u s g e k l a m m e r t b l e i b e n sollte 1 0 ®. D i e R e p r o d u k t i o n u n d E r w e i t e 102 M i t dieser Begründung nimmt Burkhead die Abschreibungen in das Kapitaleinkommen auf (vgl. Burkhead, J.: Changes in the Functional Distribution of Income, in: JASA 1953, S. 198 f.). Der Vorschlag Wagenführs, die „verschleierten" Gewinnbeträge aus den Abschreibungen herauszunehmen (Wagenführ, R.: „Bd. 2", S.25), erfordert gewagte Schätzungen und führt letztlich dazu, daß eine Bruttoeinkommensgröße (Arbeitseinkommen) mit einer Nettoeinkommensgröße (Kapitaleinkommen) zusammengefaßt bzw. verglichen wird (vgl. auch 2. Teil, I V 1). 103 vgl. Schneider, E.: „Wirtschaftstheorie — Teil I", S.4. 104 vgl. Solow, R. M.: A Sceptical Note on the Constancy of Relative Shares, in: AER 1958, S. 618 ff., hier S. 630; Hüfner, K.: Bildungsinvestitionen und Wirtschaftswachstum, Stuttgart 1970; Kiker, B. F. (Hrsg.): Investment in Human Capital, Columbia 1971. los vgl. Bartels, H., Raabe, K.-H., Spilker, H. u.a.: Die Verteilung des Volkseinkommens in der BRD 1950 bis 1956, in: WiSta 1958, S. 136 f. !06 Die Abschreibung wird im „ESVG" als Verteilungstransaktion ausgewiesen mit folgender Definition: „Abschreibungen sind die Wertminderungen, welchen das Anlagevermögen während eines bestimmten Zeitraumes durch normalen Verschleiß und normales wirtschaftliches Verhalten unterliegt unter Einschluß einer Rückstellung für vorzeitiges Ausscheiden von Anlagegütern durch versicherbare Schadenfälle" (SAEG: „ESVG", Ziff. 402, S. 73). „Bei der Berechnung der Abschreibimgen im Sinne der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung — die von den betriebswirtschaftlichen oder steuerlichen Abschreibungen zu unterscheiden sind — ist grundsätzlich von dem Wert des Bestands an Gütern des Anlagevermögens und von der normalen wirtschaftlichen Nutzungsdauer der einzelnen Gütergruppen auszugehen. Der Bewertung des Bestands an Gütern des Anlagevermögens sind nicht die Anschaffungskosten, sondern die Wiederbeschaffungskosten zugrunde zu legen. Die Abschreibungen werden nach der Methode der

VII. Das Wertschöpfungskonzept

51

rung der Kapitalgüterausstattung erfolgt über Investitionsausgaben, die aus dem Gesamtfonds der Unternehmung, der auch „verdiente" A b schreibungsbeträge enthält, gespeist werden. Diese Abgrenzung des mikroökonomischen Wertschöpfungskonzepts findet eine Parallele i n der Berechnung der Bruttowertschöpfung i n den neuen Systemen Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen. Das neue Europäische System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG) bildet die Größen „Bruttowertschöpfung", Bruttobetriebsüberschuß" und „Bruttoeinkommen" bzw. „Bruttoersparnis", jeweils einschließlich aller Abschreibungsbeträge, d. h. ohne Abzug der Abschreibungen als Vorleistungen bzw. Vorverteilungen 1 0 7 . I m Hinblick auf die nationale und internationale Vergleichbarkeit Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen geben die U N zu bedenken, daß der Einfluß des Ansatzes von Abschreibungen auf die Rechenergebnisse „ . . . may be considerable and subject to a large margin of error; and i t w i l l be useful to have information concerning the actual charges made and the net income calculated on the basis of these provisions. I t is therefore recommended that data . . . should be given separately" 1 0 8 . 3. Analyse der Wertschöpfungsstruktur

Die additive Zusammensetzung und die Verteilung der Wertschöpfung und der sonstigen Einkommen lassen sich wie folgt (vgl. Schaubild 4, Seite 52) skizzieren. Nettoeinkommensgrößen

sind abhängig

von den national

unter-

schiedlich ausgestalteten Steuersystemen, die die Vergleichbarkeit der Teilgrößen beeinflussen. Die unterschiedlichen Körperschaftsteuersätze i n der Bundesrepublik Deutschland für ausgeschüttete G e w i n n e und einbehaltene Gewinne lassen eine Begünstigung der

ausgeschütteten

Gewinne vermuten. I m Gesamtzusammenhang der Finanzierungsrechnung der Investitionen ergibt sich aber, daß i m Vergleich zur G e w i n n ausschüttung selbst bei voller Gewinnthesaurierung ein höherer Betrag für die Finanzierung der Investitionen und für Schuldentilgungen v e r fügbar ist, unabhängig davon, daß i n diesem F a l l der auf Steuerzahlungen entfallende Betrag der höchste i s t 1 0 9 . Grundsätzlich ist die V e r linearen Abschreibungen berechnet, . . . "

(SAEG: „ESVG", Ziff. 403, S. 73

und analog U N : „SNA", Ziff. 7.19 ff., S. 122). 107 vgl. SAEG: „ESVG", Ziff. 403, 404, S. 74 in Verbindung mit Ziff. 113 bis 116, S. 12. ios U N : „SNA", Ziff. 7.24, S. 122, und vgl. Ziff. 8.101 c, S. 164. ios Aus dem gespaltenen Körperschaftsteuersatz in der BRD (23,4% zu 51 °/o) kann sich ein besonderer Finanzierungseffekt für das Unternehmen dann ergeben, wenn es gelingt, die zunächst ausgeschütteten Beträge wieder zurückzuholen, entweder über Kapitalerhöhungen oder Darlehensgewährungen. Folge dieses „Schütt'aus-hoFzurück-Verfahrens" als Kombination von

4*

^^^

^^^^ ^^^rutto^ertschö^

Anmerkungen zu a), b), c) vgl. Seite 53.

NE St NE St (Nettoein- (S teuern) kommen)

Arbeitnehmer

NE^

St

NS
finanbindliçhkeiten) iten) J zierung

a) Reinvermögen i. S. von akkumulierten Ersparnissen. iHe akkumulierten Ersparnisse des Unternehmens werden auch als Zuwachskapital bezeichnet (vgl. Seischab* H.: „Investitionspolitik", S. 79 ff.; le Coutre, W.: Betriebswirtschaft, in: Die Verwaltung, Hrsg. Glese, F,, Braunschweig 1957, S. 45). I n der VGR werden die Vermögenstransfers bei der Berechnung der Ersparnisse abgespalten und gesondert auf derfr Vertnögensveröhderungskohto ausgewiesen. b) Als Geldvermögen wird verschiedentlich der Saldo aus Forderungen und .Verbindlichkeiten bezeichnet. Ebenso wie in den Statistiken der Deutschen Bundesbank sind hier die Forderungen mit dem Geld vermögen gleichgesetzt (vgl. Deutsche Bundesbank: „Finanzierungsrechnung 1960 bis 1969" und „Bestand an Geldvermögen", S. 26 ff.). c) einschließlich. Kapitaleinlagen.

10

Vgl. Walb, E.: „Finanzwirtschaftliche Bilanz", S.42. Vgl. Ruchti, H.: „Passivseite", S.312; „Abschreibungen", S. 73; „Erfolgsermittlung", S. 502; „Die Abschreibung", S. 24 ff. 11

I. Die finanzwirtschaftlichen Grundlagen der Rechnungslegung

91

Die Bilanz der Unternehmung zeigt, welche M i t t e l dem Unternehmen zugeflossen sind und wie diese M i t t e l angelegt wurden. Sie ist eine Kapitalrechnung nach Form und Inhalt 1 2 . Der Kapitalbereich ist aufgegliedert i n einen Ersparnisbereich und einen Kreditierungsbereich. I m Ersparnisbereich werden die Bruttoersparnisse des Unternehmens insgesamt erfaßt, d. h. die gesamten monetären Überschüsse, die sich konkret i m monetären Bereich und Investitionsbereich niedergeschlagen haben. Bei entsprechender Aufteilung des Kapitalbereichs vermag dessen Strukturveränderung i m Zeitablauf die Auswirkungen der Ersparnisbildungsvorgänge des Unternehmens darzulegen. Die Ersparnisbildung ist allerdings i n der mikroökonomischen Rechnungslegung auf verschiedene Verteilungspositionen, wie Rücklagen, Wertberichtigungen, Abschreibungen, Rückstellungen, Rechnungsabgrenzungsposten, sonstige Verbindlichkeiten u.a., verstreut. Für die ökonomischen Transaktionen des Unternehmens ergeben sich i m System der Mittelherkunfts- und Verwendurigsanalyse speziell i n der Finanzierungsrechnung folgende Verknüpfungen:

Mittelverwendung Ausgabe/Einnahme Einzahlung/Auszahlung Investitionsbereich Investierung = Güterkäufe

Mittelherkunft Einnahme/Einzahlung v \/

Monetärer Bereich / r Zunahme der Forderungen und liquiden Mittel \ V

Investitionsbereich .Desinvestierung = Güterverkäufe

\Monetärer Bereich \ Abnahme der Forderungen und ^liquiden Mittel / /

\ > XKapitalbereich Kapitalbereich Kreditierungsbereich p ' Abnahme der Verbindlichkeiten Ersparnisbereich / Entsparung») r

\\Kreditierungsbereich Zunahme der Verbindlichkeiten Ersparnisbereich Zunahme der Ersparung

a) Die Entsparung des Unternehmens ist nicht mit der Verminderung des Geldvermögens gleichzusetzen.

Der Zusammenhang der ökonomischen Transaktionen m i t den Bilanzbereichen ist bestimmend für den wirtschaftlichen Charakter des Kapitälbereichs der Bilanz. Transaktionen zwischen Kreditierungs12

Vgl. Rößle, K.: Bilanz, in: HdB, Bd. 1, Stuttgart 1956 (3. Aufl.), Sp. 1097.

92

B. Die Entwicklung der Zeitraumanalyse

bereich und monetärem Bereich sind Vorgänge der Außenfinanzierung. Die Geldmittelzuflüsse über die Desinvestierung sind dagegen Inneniinanzierung 13 . Der Abwicklungsstand der Transaktionen zu einem bestimmten Stichtag w i r d i n der Statusbilanz sichtbar. Sofern der Umsatzprozeß kontinuierlich abläuft, zeigt der Querschnitt durch den Investitions- und den monetären Bereich der Bilanz zu einem bestimmten Stichtag seine verschiedenen Stadien 14 . Die ökonomischen Transaktionen des Unternehmens mit seiner Umwelt führen dazu, daß i m Zeitablauf das Vermögen, die Forderungen und die Schulden und damit das Statusbild der Bilanz dauernden Änderungen unterworfen werden. Diese zeitraumbezogenen Änderungen sind Strömungsgrößen m i t der Dimension Geldeinheit pro Zeiteinheit. Die rechnungsmäßige Registrierung der Strömungsgrößen erfordert vier Kontengruppen entsprechend der Bilanzaufteilung i n Investitionsbereich, monetären Bereich, Kreditierungsbereich und Ersparnisbereich. Die Unternehmung kauft laufend Produktionsmittel, Rohstoffe, Dienstleistungen, Nutzungen von Boden und Sachgütern. Der Strom der Einkäufe von anderen Wirtschaftseinheiten und der parallel m i t i h m fließende Strom der Geldmittelausgaben werden auf Einkaufskonten des Investitionsbereichs und auf Forderungskonten des monetären Bereichs festgehalten; die Verkäufe von Gütern an andere Wirtschaftseinheiten werden auf Verkaufskonten des Investitionsbereichs und die Geldmitteleinnahmen auf Forderungskonten des monetären Bereichs erfaßt. Die Konten des Kapitalbereichs nehmen die Veränderung der Schulden und die bilanziell konstatierte Ertragsverteilung auf, die ihre Gegenbuchung i m monetären Bereich finden (Schulden) bzw. bereits gefunden haben (Ertragsverteilungen). Umstrukturierungen innerhalb der einzelnen Bereiche werden durch entsprechende Gliederung der Bereiche sichtbar. Die ihnen zugrunde liegenden Transaktionen, die sich auf die Grundkategorien 1 bis 3 (vgl. S. 87) zurückführen lassen, werden i n der Mittelherkunfts- und Mittelverwendungsrechnung erfaßt, es sei denn, es handelt sich um reine Umbuchungen, durch die die Verfügung des Unternehmens über Geldmittel fallweise nicht geändert wird.

13 Vgl. auch Ruchti, H.: „Passivseite", S. 314 und 317; „Abschreibungen", S. 78. Zur Innenfinanzierung werden außerdem erhaltene Forderungstransfers gerechnet. Insofern kann zwischen ordentlicher und außerordentlicher Innenfinanzierung unterschieden werden. 14 Vgl. Ruchti, H.: „Die Abschreibung", S. 27.

I. Die finanzwirtschaftlichen Grundlagen der Rechnungslegung

93

3. Die Erfolgsermittlung aus den ökonomischen Transaktionen

Bei Ausklammerung erfolgswirksamer Vorgänge haben eine Bilanz und eine Mittelherkunfts- und Verwendungsrechnung lediglich dokumentarische Funktion hinsichtlich der Zuordnung der Transaktionen zu bestimmten Zeiträumen bzw. der Darlegung des Abwicklungsstandes der Transaktionen zu bestimmten Stichtagen. Das Wirtschaften ist auf den Erfolg gerichtet, auf die Ergiebigkeit der sich i m Unternehmensprozeß niederschlagenden wirtschaftlichen Handlungen. Der Erfolgsbegriff ist zeitraumbezogen. Der Erfolg kann als Totalerfolg, der Anfang bis Ende des Unternehmens umfaßt, oder als Periodenerfolg, der sich auf abgegrenzte Teilzeiträume bezieht, erfaßt werden. I m letzteren Falle w i r d das komplexe zweischichtige Gefüge des gesamten Unternehmensprozesses i n Prozeßabschnitte zerlegt. Der einer Erfolgsermittlung zugrunde liegende Zeitraum sagt letztlich nichts über den materiellen Inhalt des Erfolgsbegriffs aus. Der materielle Inhalt des Erfolgsbegriffs ergibt sich aus den Rechenregeln und Rechenvorschriften, die den einzelnen Erfolgsermittlungsverfahren zugrunde liegen. Der materielle Inhalt des Erfolgsbegriffs der Mittelherkunfts« und Mittelverwendungsrechnung ist bestimmt durch die Komponenten des Unternehmensprozesses und die sich auf ihn richtenden Zielsetzungen i n Form von teilperiodenbezogenen Ansprüchen, wie Lohn- und Gehaltszahlungsziele, Zinszahlungsziele, Gewinnausschüttungsziele, Steuerzahlungsziele u. a. I n der Kassenrechnung reiner Form liegt der Aufzeichnung der w i r t schaftlichen Transaktionen der Kasseneingang und Kassenausgang als Realisationskriterium zugrunde. Davon abgeleitet ergibt sich der Erfolg der Total- oder Teilperiode als Kassenüberschuß bzw. Kassenfehlbetrag, ermittelt aus der Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben des gewählten Zeitraums, getrennt von den wechselbezüglichen Einzahlungen und Auszahlungen. Für deren Erfassung und Abrechnung kann bei der Periodenrechnung eine Bilanzaufstellung verwendet werden; i n der Teilperiode gleichen sich die wechselbezüglichen Zahlungen aus. Das Realisationsprinzip auf Kassenbasis impliziert bei der Abrechnung über Teilperioden des Unternehmensprozesses bestimmte Annahmen über den Produktions- und Einkommensprozeß. Auch die Beschaffung langlebiger, nicht verzehrbarer bzw. noch nicht verbrauchter Güter w i r d i n der Periode der Kassenbewegung implizite als sofortiger Güterverbrauch erfolgsmindernd behandelt. Damit findet der für alle I n vestierungen relevante Zeitfaktor i n der Rechnungslegung keinen Niederschlag, da ansonsten Geldmittelbindungen in Gütern, die für den Produktions- und Einkommensprozeß künftiger Perioden mitbestimmend sind, von allen anderen Investierungen, die allein Produktion

94

B. Die Entwicklung der Zeitraumanalyse

und Einkommen einer Periode bestimmen, abzusondern wären. Das Realisationsprinzip der reinen Kassenrechnung enthält auch bestimmte Annahmen über den Investitions- und Desinvestitionsvorgang und seine Erfassung. Die Desinvestition gilt erst i m Zeitpunkt des Kasseneingangs realisiert, die Investition entsprechend erst i m Zeitpunkt des Kassenausgangs. Abgesehen von der fehlenden koordinierten Erfassung güterwirtschaftlicher und finanzwirtschaftlicher Komponenten des Unternehmensprozesses und ihrer zeitlichen Determinierung bleibt die Aufzeichnung wichtiger Markttransaktionen, z.B. Kauf und Verkauf auf Ziel, verbunden m i t vielfältigen Kreditbeziehungen zwischen den Wirtschaftssubjekten und Wirtschaftssektoren, ausgeschlossen15. Das Realisationsprinzip der Kassenrechnung ist nicht auf Markttransaktionen, sondern auf eine bestimmte Form der finanziellen Abwicklung ausgerichtet. Auch insofern ermöglicht die „cash basis" keine umfassende Aufzeichnung wirtschaftlicher Abläufe. Das Realisationsprinzip der Kassenrechnung ist andererseits auch konstituierend für die Erfolgsverteilung, z. B. führt die implizite vorgenommene Gleichsetzung von Ausgabe und Verbrauch bei langlebigen Wirtschaftsgütern zu einer Sofortabschreibung i n der betreffenden Periode und damit zu einer Erfolgsverteilung zugunsten des Unternehmens (zu Lasten von Steuern und Ausschüttung). I m Vergleich dazu haben fehlende Möglichkeiten der Rückstellungsbildung den umgekehrten Verteilungseffekt. Die Modalitäten der Erfolgsverteilung sind aber ohne Einfluß auf die dargelegte Investitions- und Desinvestitionsrechnung. Der einzelwirtschaftlichen Rechnungslegung nach Handels- und Steuerrecht und i n besonderem Maße der volkswirtschaftlichen Buchhaltung liegt eine koordinierte finale Erfassung der güterwirtschaftlichen und finanzwirtschaftlichen Komponenten des Unternehmensprozesses zugrunde 16 . Dieses Prinzip soll auch i n der Periodenrechnung 15 „Wie sich die . . . Naturalwirtschaft zur Geldwirtschaft und diese zur Kreditwirtschaft entwickelt, so . . . treten zu den Sachströmen der Güter und der Arbeit solche des Geldes und der Kredit-Scheine (Forderungen und Schulden), womöglich aufgegliedert in kurz- und langfristige Kredite usw." (Waffenschmidt, W. G., und Forschergruppe: Erweiterte Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, Meisenheim/Glan 1968, S. 23). Der neuerdings wieder verschiedentlich geforderte Kasseneingang bzw. Kassenausgang als Realisationskriterium wird dieser Entwicklung nicht gerecht (vgl. Jacobs, O. H.: Das Bilanzierungsproblem in der Ertragsteuerbilanz, Stuttgart 1971, S. 103 ff.; Schneider, D.: „Gewinnermittlung", S. 352 ff. und bereits Sommerfeld, H.: Endynamische Bilanz, in: Lexikon des kaufmännischen Rechnungswesens, Hrsg. Bott, K., Stuttgart 1955, 2. Aufl., Sp. 980 ff.). i« Es kann keine kausale Zuordnung finanzwirtschaftlicher Vorgänge zu güterwirtschaftlichen Vorgängen, insbesondere im Zusammenhang mit Problemen der Erfolgsmessung, angestrebt werden.

I. Die finanzwirtschaftlichen Grundlagen der Rechnungslegung

95

zum Tragen kommen. M i t der Periodenrechnung ist eine Aufteilung des Totalprozesses i n Prozeßabschnitte verbunden, wobei alle Vorgänge güterwirtschaftlicher und finanzwirtschaftlicher A r t , die über einen Prozeßabschnitt hinausragen bzw. andere Prozeßabschnitte betreffen, abgegrenzt werden. Für die zeitraumbezogenen Vorgänge der I n vestition, Desinvestition und Überschußbildung kommt es darauf an, sie zeitlich einzuordnen, d. h. den Zeitraum zu berücksichtigen, i n dem sie für den Produktions- und Einkommensprozeß wirksam sind 1 7 . Dieser Zeitraum ist i n Beziehung zu setzen zum gewählten Periodenzeitraum von i. d. R, ¡einem Jahr. Von einem Zahlungsstrom oder Güterstrom kann nur i m Zeitverlauf gesprochen werden. Für manche finanzwirtschaftliche Fragen ist die Abrechnungsperiode sehr kurz zu wählen, z. B. bei der Liquiditätsplanung ist die Planperiode gegebenenfalls nur ein Tag 1 8 . Für den Problemkreis Investition interessiert der Verlauf der Ausgaben und Einnahmen auf längere Sicht 19 . Fundierungs- und Gebrauchsgüter haben, verglichen m i t Verbrauchsgütern i n Form der Dienstleistungen, Materialien u. a., eine zeitliche Determinierung für die Produktion und Desinvestition, die über die kurze Periode eines Jahres bzw. über mehrere kurze Perioden hinausgeht, während sich die Nutzung der Verbrauchsgüter i n einem Produktionsakt erschöpft 20 . Investitionen i n Verbrauchsgütern treten allerdings dann auf, wenn Vorräte gehalten werden 2 1 . Investitionen und E)esinvestitionen können m i t unterschiedlichen finanziellen Abwicklungen verbunden sein (Barkäufe, -Verkäufe, Zielkäufe, -Verkäufe, Anzahlungen u. a.). Sofern sich die finanzielle Abwicklung über mehrere Perioden erstreckt, zeichnet die Bilanz den jeweiligen Stand der finanziellen Abwicklung auf, analog der Aufzeichnung 17 Eine entsprechende' Zuordnung von Ausgaben und Einnahmen der Rechenperioden würde allerdings zur Aktivierung einer Reihe von Aussagen führen, die i m geltenden Bilanzrecht als laufender Aufwand, d.h. als einperiodiger Vorgang, angesehen werden, wie z. B. Forschungsaufwand, Patentausgaben, Lizenzausgaben, Markterschließungsausgaben, EDV-Programmausgaben u.a. Für eine Aktivierung setzt sich die Rechnungslegung nach dem Prinzip des „relevant costing" bzw. „direct costing" ein (vgl. Horngren, C. T., Sorter, G* H.: Direct Costing for External Reporting, in: AR 1961, S. 84 ff.; dieselben: Asset Recognition and Economic Attributes — The Relevant Costing Approach, in: AR 1962, S. 391 ff.; Eisenführ, F.: A n forderungen an den Informationsgehalt kaufmännischer Jahresabschlußrechnungen, Diss., Köln 1967, S. 68 f.). 18 Vgl. Kossbiel, H.: „Liquiditätsplanung". 19 ' Vgl. Schneider, p . : „Investition und Finanzierung", S. 12 ff. 20 „The intermediate consumption of industries consist of non-durable goods and services which are used up in production. I n principle nondurable goods are goods which have an expected lifetime of use of less than one year" (UN: „SNA", Ziff. 6.56, S. 100; vgl. p E E C : „Standardsystem", S. 55), 21 Vgl. Ruchti, H.: „Abschreibungen", S. 73 ff.; „Die Abschreibung", S. 28ff.

96

B. Die Entwicklung der Zeitraumanalyse

wechselbezüglicher Zahlungen. Das Realisationsprinzip 22 der einzelwirtschaftlichen Rechnung, das grundsätzlich auch m i t dem Realisationsprinzip entsprechender Bereiche der volkswirtschaftlichen Buchhaltung übereinstimmt (vgl. 1. Teil, B I V 6), basiert auf Markttransaktionen, soweit die Vorgänge der Investitionen und Desinvestitionen betroffen sind. Die erzielten Marktpreise auf dem Beschaffungs- und Absatzmarkt liegen der güterwirtschaftlichen und finanzwirtschaftlichen Erfassung zugrunde. Die Desinvestition ist realisiert, sobald durch die M a r k t transaktion des Verkaufs die produzierte Leistung des Unternehmens i n einer Geldforderung bestätigt wird. Die A r t des Zustandekommens des Preises ist für die Mittelherkunfts- und Mittelverwendungsrechnung unerheblich (vgl. 1. Teil, A V I I ) . Die Investition ist andererseits realisiert, wenn durch die Markttransaktion des Kaufs die Übernahme von Produktionsfaktormengen durch Geldverbindlichkeiten fixiert ist. Wertsteigerungen oder Wertminderungen am „ruhenden Vermögen" sind keine Markttransaktionen und demzufolge weder Investitionen noch Desinvestitionen. I n der volkswirtschaftlichen Buchhaltung werden sie, ebenfalls getrennt von Investitionen und Desinvestitionen, auf besonderen Umbewertungskonten erfaßt. Da i n der geschlossenen Mittelherkunfts- und Mittelverwendungsrechnung jede Mittelherkunft m i t einer Mittelverwendung und jede Mittelverwendung mit einer Mittelherkunft verbünden ist, gibt die mit der Investition verbundene Mittelherkunft und die mit der Desinvestition verbundene Mittelverwendung die A r t der finanziellen A b wicklung der Transaktion an. Für die Desinvestition ergibt sich damit: Mittelherkunft

= Verkauf

Mittelverwendung

= Kassenzugang, sofern Barverkauf = Forderungszugang, sofern Zielverkauf = Tilgung, sofern Verkaufspreis angezahlt wurde.

Für die Investition ergibt sich: Mittelverwendung Mittelherkunft

= = = =

Kauf von Investitionsgütern Kassenabgang, sofern Barkauf Zunahme von Verbindlichkeiten, sofern Zielkauf Abnahme von Forderungen, sofern Kaufpreis angezahlt wurde.

22 „Das in der einzelwirtschaftlichen Periodenrechnung zur Anwendung kommende Realisationsprinzip besagt, daß der Erfolg — ohne Rücksicht auf den zeitlichen Anfall von baren Einnahmen und Ausgaben — dann verwirklicht ist, wenn der Umsatzprozeß im Markt vollendet ist, d.h. wenn der durch Absatz erzeugte Ertrag und der zugehörige Aufwand als Realgütervorgänge stattgefunden haben" (Kosiol, E.: Buchhaltung und Bilanz, Berlin 1967, 2. Aufl., S. 21).

I. Die finanzwirtschaftlichen Grundlagen der Rechnungslegung

97

Die A r t und Weise der finanziellen Abwicklung der Markttransaktionen ist für einzelwirtschaftliche und gesamtwirtschaftliche Untersuchungen, z.B. über die Verschuldung der Wirtschaftssubjekte, von Interesse. Insofern kann es auch nicht Sinn und Zweck der Mittelherkunfts« und Verwendungsrechnung sein, zur reinen Kassenrechnung mit ihrem begrenzten Aussagewert zurückzukehren 23 , da es gilt, die Quellen der Geldmittelherkunft und die A r t der Geldmittelverwendung aufzuzeigen, und zwar i n weitgehender Koordination m i t den güterwirtschaftlichen Abläufen. Die Orientierung an den Marktpreisen und den Markttransaktionen führt zur nominalen Geldrechnung der einzelwirtschaftlichen Rechnungslegung und der marktpreisorientierten volkswirtschaftlichen Rechnungen als Teilbereich des gesamten volkswirtschaftlichen Rechnungswesens. Die andere wichtige Gruppe ökonomischer Transaktionen umfaßt Einkommenstransaktionen einschließlich der Einkommenstransfers (vgl. S. 87). Soweit mit der Beschaffung von Produktionsfaktormengen unmittelbar Einkommenstransaktionen verbunden sind, wie bei der Beschaffung von Dienstleistungen, der Miete bzw. Pacht von Produktionsanlagen u. ä., liegen den Einkommenstransaktionen unmittelbar M a r k t transaktionen zugrunde. Für andere Einkommenstransaktionen ergeben sich aber keine Markttransaktionen, z. B. bei Steuerzahlungen, Dividendenausschüttungen. Hier überwiegt bei der einzelwirtschaftlichen Rechnungslegung das juristische K r i t e r i u m der Anspruchsentstehung, unabhängig von einem effektiven Zuwachs oder Abfluß von Geldmitteln. I n Übereinstimmung m i t den neueren Entwicklungen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, insbesondere auch der Finanzierungsrechnung, w i r d nicht das juristische K r i t e r i u m der Anspruchsentstehung für die Abgrenzung und Verbuchung der Einkommenstransaktionen i n der Mittelherkunfts- und Mittelverwendungsrechnung zugrunde gelegt, sondern es w i r d auf den Zufluß bzw. Abfluß von Geldmitteln i m Rahmen der Einkommensverteilung und Einkommensumverteilung abgestellt (vgl. Abgrenzung des Bruttoumsatzüberschusses, des gesamten monetären Überschusses bzw. der unverteilten Gewinne). Die Einordnung von Transaktionen der Einkommensverteilung i n die Mittel23 Beim „going concern" ergibt „die Darstellung aller Zahlungsvorgänge der Periode kein isomorphes Abbild des realen wirtschaftlichen Handelns" (Schulze, H. H.: Zum Problem der Messung des wirtschaftlichen Handelns mit Hilfe der Bilanz, Berlin 1966, S. 133). Sie kann dem Ertrags- und Erfolgsbildungsprozeß nicht gerecht werden, denn sie ermöglicht nur eine Gegenüberstellung von Kassenbewegungen unter dem Gesichtspunkt ihres zeitlichen Auftretens (vgl. Moxter, A.: Die Grundsätze ordnungsmäßiger Bilanzierung und der Stand der Bilanztheorie, in: ZfbF 1966, S. 28 ff., hier S. 53). „Bei der Darstellung der wirtschaftlichen Vorgänge müssen die verschiedenen Stadien [finanzieller Abwicklung] berücksichtigt werden" (Bartels, H.: „Das Kontensystem", S. 318 und vgl. S. 320). 7 Beier

98

B. Die Entwicklung der Zeitraumanalyse

herkunfts- und Verwendungsrechnung führt zurück zum Erfolgsbegriff der einzelwirtschaftlichen Periodenrechnung und der aus ihr abgeleiter ten Zeitraumanalyse, 4. Der Zusammenhang zwischen Erfolgsermittlung, Ertragsverteilung und Ertragsverwendung

Die Rechnungslegung nach Handels- und Steuerrecht basiert auf nominaler transaktionsorientierter Erfassung wirtschaftlicher Vorgänge. I n weitgehender Ubereinstimmung m i t der zeitlichen Determinierung der Investitionen und Desinvestitionen ist eine getrennte Behandlung einperiodiger und mehrperiodiger Abläufe vorgesehen. Der buchungstechnische Übergang von einem Prozeßabschnitt zum nächsten w i r d durch die Bilanz gewährleistet. Materiell nimmt die Bilanz mehr^ periodige Investitions- und Desinvestitionsvorgänge auf, deren Übergang von Mittelherkunft zu Mittelverwendung bzw. von Mittelverwendung zu Mittelherkünft erst i n nachfolgenden Perioden eintritt. Ihre Erfassung w i r d durch die Grundsätze des Bilanzenzusammenhangs und der Bilanzenkoiitinuität sichergestellt. Z u dieser ermittlungsorientierten Bestimmung des Erfolgs treten aber i n der gesetzlich geregelten einzelwirtschaftlichen Rechnungslegung noch verteilüngsorientierte Zwecksetzungen hinzu. Die verteilungsorientierten Bestimmungen zur Erfolgsermittlung umfassen vornehmlich das weite Gebiet der Bewertungen i m Zusammenhang m i t regelmäßigen, gleichmäßigen Steuerzahlungen, der periodischen Ermittlung von Gewinnausschüttungen, der Sicherung der Rückzahlung von Krediten und Kapitaleinlagen. I n der kameralistischen Rechnung werden sämtliche Bareinnahmen einer Periode unmittelbar m i t sämtlichen Barausgaben i n dieser Periode verrechnet. Die Erfolgsermittlung nach Handels- und Steuerrecht sieht eine Aufteilung der Ausgaben und Einnahmen i n der Weise vor, daß bestimmten Ausgaben einer Periode keine bzw. nur begrenzte Einnahmen dieser P'eriode zugerechnet werden dürfen, Ein Ausgleich ist dadurch geschaffen, daß für die begrenzte Zurechnung von Ein-* nahmen auf Ausgaben i n dieser Periode i n folgenden Perioden Einnahmen durch Aufwandsverrechnungen und sonstige Reservierungen i n Form von Rücklagen, Rückstellungen, Wertberichtigungen oder Verlustvorträgen kompensiert werden. Durch die Bewertungen und sonstige Periodisierungsmaßnahmeh w i r d die Desinvestition, die sich sukzessiv i m Laufe der Periode i m Zahlungsbereich niedergeschlagen hat, nicht beeinflußt. Die Desinvesti-; tion ist ein von Markttransaktionen abhängiger Vorgang. Ebenso wie die Desinvestition und die sonstigen Einnahmen sukzessive während der Periode anfallen, kommt es auch zu einem laufenden Abfluß durch die Verteilungs- und Verwendtihgsdispositionen des Unternehmens.

I. Die finanzwirtschaftlichen Grundlagen der Rechnungslegung

99

— ermittlungsbestimmt

Erfolg—

Realisationsprinzip: Basis sind die Markttransaktionen zu M a r k t preisen Zeitfaktor: möglichst koordinierte Erfassung der güter- und geldwirtschaftlichen Prozesse — verteilungsbestimmt Bewertungen

Die ermittlungsorientierten Erfolgskriterien des Handels- und Steuerrechts werden i n die Mittelherkunfts- und Mittelverwendungsanalyse weitgehend übernommen, nicht aber die verteilungsorientierten. Die Trennimg von ermittlungsorientierten und verteilungsorientierten Erfolgsgrößen i n der einzelwirtschaftlichen Gewinn- und Verlustrechnung ergibt die folgende Gliederung der Erfolgsrechnüng (vgl. S.lOO). Der Saldo der so abgegrenzten Einnahmen und Ausgaben führt zum gesamten monetären Überschuß der Gewinn- und Verlustrechnung. Er entspricht dem Saldo der restlichen Positionen. Gesamter monetärer Überschuß der Gewinnund Verlustrechnung Bruttowertschöpfung

= Ei + E 2 X (^1 + ^2) = A 3 + A 4 + A5 + G X (E 3 + E 4 + E 5 + V) = E1 X

Sofern die Einnahmen aus Verkäufen, Einkömmensumverteilungen und sonstigen Transfers den angesetzten Aufwand übersteigen, ist der Aufwand durch Einnahmen gedeckt. Damit bietet sich die Möglichkeit, die Gewinn- und Verlustrechnung als Ertragszurechnung von Geldmitteln i n Form von Ausgaben und Transferausgaben i n eine umfassende monetäre Mittelherkunfts- und Verwendungsrechnung zu integrieren 2 4 . Die Gewinn- und Verlustrechnung konkretisiert die Desinvestition, indem sie die Quellen der Einnahmen laufender und außerordentlicher A r t brutto ausweist. Neben der Entstehung des Erfolgs interessieren seine Verwendung i m konkreten Vermögen und sein Niederschlag i m abstrakten Kapital. Die erfolgswirksamen Transaktionen der Einkommensentstehung und Einkommensverteilung einschließlich der Einkommenstransfers und erfolgswirksamen Vermögenstransfers finden i m System der Doppik ihren Niederschlag sowohl auf Konten der Erfolgsrechnung als auch auf

24

S. 44. 7*

Vgl. Ruchti, H.: „Abschreibungen", S. 75 ff., und „Die Abschreibung",

(eigene, fremde)

Verkäufe

und Eigenleistungen

Mittelverwendung

Bilanz

G Jahresüberschuß

A5 Aufwand = Umbewertungen der Periodea)

V Jahresfehlbetrag

E s Ertrag = Umbewertungen derPeriodea)

Kasse (Zugang)

Empfangene Einkommen und Vermögenstransfers

A2 Aufwand = Ausgabe der E 2 Ertrag = Einnahme der Periode Periode Az = Ausgabe früheE3 = Einnahme früherer Perioden rer Perioden A4 = Ausgabe späte- E 4 = Einnahme späterer Perioden rer Perioden

Verteilte Einkommen und geleistete Vermögenstransfers

At Aufwand = Ausgabe der E t Ertrag = Einnahme der Kasse (Zugang) Periode Periode = Ausgabe frühe= Einnahme früheVerbindlichkeiten rer Perioden rer Perioden (Abgang) = Ausgabe späte= Einnahme späteForderungen, Anlagen, rer Perioden rer Perioden Vorräte (Zugang)

Vorleistungen

Gewinn - und Verlustrechnung

B. Die Entwicklung der Zeitraumanalyse

a) Beispielsweise Zuschreibungen, Auflösung von Rückstellungen und Wertberichtigungen, Erträge aus Buchsanierungen und entsprechende Aufwandsverrechnungen.

Kasse (Abgang)

Forderungen, Vorräte (Abgang) Verbindlichkeiten (Zugang)

Kasse (Abgang)

Bilanz Mittelherkunft

100

I. Die finanzwirtschaftlichen Grundlagen der Rechnungslegung

101

Konten der Bilanz. Der Erfolg läßt sich somit aus beiden Rechnungen feststellen. Die Erfolgsrechnung ist als Zeitraumrechnung für zeitraumbezogene Untersuchungen auswertbar; die den Erfolgszeitraum begrenzenden Bilanzen müssen i n eine zeitraumbezogene Rechnung umgeformt werden. Bei Vernachlässigung aller wechselbezüglichen Ein- und Auszahlungen (rein finanzielle Transaktionen), der Realtauschvorgänge und Realtransfers geht aus nachfolgendem Zahlenbeispiel der Zusammenhang zwischen monetärem Bereich, Investitionsbereich und Kapitalbereich der Bilanz hervor (vgl. S. 102). Der Erfolg ist ein monetärer Erfolg, der sich zunächst i m monetären Bereich niederschlägt, wo er verbleibt oder i n den Investitionsbereich überführt oder für Tilgungen und für Entsparungen verwendet wird. Der geschlossene, d. h. abgeschlossene Umsatzprozeß der Totalperiode ist dadurch gekennzeichnet, daß zu Beginn und am Ende des ProzeßZeitraums nur Bestände an Forderungen und liquiden Mitteln (mit entsprechenden Verbindlichkeiten) vorhanden sind. Das bedeutet, daß am Ende des Prozesses alle Faktorbereitstellungen verbraucht und verkauft sind. Aus dem vollständigen Strom der Investitionsausgaben und Desinvestitionseinnahmen ergibt sich als Differenz unmittelbar der Erfolg. Der abgeschlossene Umsatzprozeß ist nicht der Normalfall, so daß i m Investitionsbereich Bestände vorhanden sind, gebildet oder aufgelöst werden. Die Erfolgsermittlung beim offenen Umsatzprozeß muß die Bestandsveränderungen des Investitionsbereichs, d. h. die zeitliche Koordinierung von Investition und Desinvestition, berücksichtigen 25 . Die Erfolgsgrößen, speziell die Bruttoersparnis 2 6 (bzw. die Vermögensänderung), sind gekennzeichnet durch die Periodisierung der Ausgaben und Einnahmen für Fundierungs- und Gebrauchsgüter sowie für Lager- und Vorratsinvestitionen. Die Bestandserhöhung der unfertigen und fertigen Erzeugnisse ist eine Investition, deren Desinvestition i n künftigen Perioden erfolgt. Insofern besteht kein Unterschied zu den Investitionen i n Fundierungs- und i n Gebrauchsgütern,

25 Vgl. Ruchti, H.: „Die Abschreibung", S.34f., „Passivseite", S.315. 26 Die Bruttoersparnisse des Unternehmens setzen sich in der V G R aus den umverteilten Gewinnen nach Steuern unter Einbeziehung der Abschreibungen, aber ohne Berücksichtigung der Vermögenstransfers ( = verfügbares Einkommen und Abschreibungen) zusammen (vgl. U N : „SNA", Ziff. 7.69 ff., S. 130). Die so abgegrenzte Bruttoersparnis der V G R ist vergleichbar dem gesamten monetären Überschuß der einzelwirtschaftlichen Analyse nach Abzug der Dividendenzahlungen und nach Ausklammerung der Vermögenstransfers.

B. Die Entwicklung der Zeitraumanalyse

102

Ausgaben/Einnahmen Einzahlungen

Anfangsbilanz Bt

Investitionsbereich

400

monetärer Bereich

350

Ersparnisbereich Kapitalbereich Kreditierungsbereich

(200) 50

7 0

V

(Investitionsbereidi

200) /

(monetärer Bereich

30)

Ausgaben/Einnahmen Einzahlungen Investitionsbereidi

/

/

/

(Saldo

monetärer Bereich

30)

/ Kreditierungsbereich / \(Einzahlungen)

/

^ Ersparnisbereich * (Einnahmen)

Schlußbilanz B2 400 200

600

380

Dienste Material Abschr. u. sonst. Wertbericht. Rückstellungszuweisung Rücklagen. Gewinn/Verlust u. a.

2001

^

30 J

Ersparnisbereich Wertberichtigungen Rückstellungen Rücklagen Gewinn/Verlust u. a.

230»)

Kreditierungsbereich

750 980

Erfolgsrechnung 50



Einnahmen/Einzahlungen

980 Ausgaben/Einnahmen

350

\ \ \ 'monetärer Bereich ^ X S \(Ausgaben/Auszahlungen) Nd Maschinen (200) y y Dienste 50 f Material 70

350 \



Güterverkäufe Umsatzerlöse /

v V \

monetärer Bereich (Einnahmen/Einzahlungen)

Kreditierungsbereich (Auszahlungen)

750

Investitionsbereidi (Einnahmen)

Investitionsbereidi (Ausgaben)

Umsatzerlöse



Mittelherkunft

Mittelverwendung

Güterkäufe Maschinen Dienste Material

Einnahmen/Einzahlungen

Umsatzerlöse

Einnahmen 350

230 a ) 350

a) Verteilungsbuchungen der gesetzlichen Gewinnermittlung.

350

I. Die finanzwirtschaftlichen Grundlagen der Rechnungslegung was auch i m Produktionskonto rechnung deutlich wird.

der Volkswirtschaftlichen

103

Gesamt-

(I) Nettoerfolg Bruttoerfolg

= Einnahmen X Ausgaben + Realvermögensänderung (Nettoinvestition) = Einnahmen X Ausgaben 4- Bruttorealvermögenszugang (Bruttoinvestitiön)

Somit ist der Bruttoerfolg die um die Realvermögenszugänge, d. h. die Bruttoinvestitionen, erhöhte Differenz aus Einnahmen und Ausgaben, verbunden m i t ökonomischen Transaktionen der ersten und zweiten Kategorie, wobei je nach spezifischer Erfolgsdefinition bestimmte Einnahmen und Ausgaben abgegrenzt sein können, z.B. i m Zusammenhang m i t Vermögenstransfers oder bestimmten Einkommenstransfers. Da diese Einnahmen und Ausgaben spiegelbildlich auch i m monetären Bereich und Kreditierurigsbereich abgebildet werden, kann die „Periodisierung" der Ausgaben und Einnahmen ebenfalls i m monetären Bereich und i m Kreditierungsbereich durchgeführt werden, indem die Investitionen fiktiv dem Zahlungsbereich zugerechnet werden 2 7 . (II) Nettoerfolg

Bruttoerfolg

= Veränderung der X Veränderung Forderungen (einder VerbindSchließlich liquider lichkeiteh Mittel) = Veränderung der X Vieränderung Forderungen (einder Verbindschließlich liquider lichkeiten Mittel)

+

+

Realvermögensänderung (Nettöirivestition) Realvermögenszugang (Bruttoinvestition)

Gleichungen (I) und (II) verdeutlichen nochmals, daß der Erfolgs* begriff und der Investitionsbegriff unmittelbar zusammenhängen. Die einheitliche Behandlung der als Investitionen und Desinvestitionen zu periodisierenden Ausgaben und Einnahmen bringt eine einheitliche und vergleichbare Erfolgsabgrenzung und Erfolgsmessung. Den Erfolgsbegriffen des Handels- und Steuerrechts und der Mittelherkunfts- und Verwendungsrechnung liegen Periodisierungsbuchungen zugrunde. Das Handels- und Steuerrecht sieht dabei auch periodisierte Verteilungsbuchungen vor, während i n der Mittelherkunfts- und Mittelverwendungsrechnung auf periodisierte Verteilungsbuchungen verzichtet wird. I n dem um reine Finanztransaktionen, Lagerinvestitionen, Transferzahlungen erweiterten Beispiel w i r d zunächst für die Verbuchung die Vgl. auch Eisele, W.: „Return on Investment", S. 47; Baßeier, U.: „Finanzierungsrechnung", S. 3 bis 10; Walb, E.: Die Erfolgsrechnung privater und öffentlicher Betriebe, Berlin, Wien 1926.

104

B. Die Entwicklung der Zeitraumanalyse

Konteneinteilung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung gewählt (vgl. S. 105). A u f dem Produktionskonto werden die Käufe langlebiger Produktionsmittel und die Lageraufstockungen erfolgsrechnerisch neutralisiert und auf das Vermögensveränderungskonto übernommen. Die nach der Dividendenzahlung verbleibenden monetären Uberschüsse aus der Produktion und Leistungsverwertung, gegebenenfalls unter Einbeziehung des Saldos der Einkommensumverteilungen, ergeben die Bruttoersparnisse. Diese bilden zusammen m i t dem Saldo der Vermögenstransfers die gesamte Selbstfinanzierung ( = gesamter monetärer Überschuß nach Dividendenzahlung) des Unternehmens, ausgewiesen auf dem Vermögensveränderungskonto. Spiegelbildlich w i r d auf dem u m die Periodenabgrenzungen verlängerten Finanzierungskonto die Erfolgsermittlung vorgenommen. W i r d die Kontensystematik der volkswirtschaftlichen Buchhaltung dem Kontensystem der einzelwirtschaftlichen Buchhaltung angepaßt, ergibt sich die auf Seite 106 dargestellte Rechnung. Der Vergleich beider Rechnungen zeigt das gemeinsame Erfolgsermittlungskonzept der einzelund gesamtwirtschaftlichen Analyse. Beispiel Erfolgsermittlung aus den ökonomischen Transaktionen Nachweis der Ertragsverteilung und Ertragsverwendunga) Kauf von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen (R.H.B.-Stoffe) Verbrauch von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen Kauf von Maschinen . Kauf von eigenen Dienstleistungen Erhöhung der Fertigerzeugnisläger Aufnahme Bankverbindlichkeiten Aufnahme Grundkapital Erhaltene Investitionszuschüsse Zinszahlungen Gewinnausschüttung Steuerzahlungen Schuldentilgungen Verkäufe (Umsätze)

und in GE 1 000 800 900 3 000 100 700 500 90 80 3oö 400 200 5 500

a) Die Berücksichtigung von Anfangsbeständen kann entfallen, da sich nichts Grundsätzliches ändern würde.

(I) Mittelverwendung

Produktionskonto

Materialkäufe Maschinenkäufe

1000 900

Bruttowertschöpfung

4 800

Einkommenskonto

Mittelverwendung

3 000 400 300 80 1020

Löhne u. Gehälter Steuern Dividende Zinsen Bruttoersparnis (Saldo) Mittelverwendung Bruttoinvestitionen Sachanlagen Lagerinvestition

Verkäufe Lagerinvestitionen : R. H. B.-Stoffe Fertigfabrik. Sachanl.inv.

Mittelherkunft 5 500 200 100 900

Mittelherkunft

Bruttowertschöpfung

Vermögensveränderungskonto

4 800

Mittelherkunft

Bruttoersparnis

Rückst. Rückl. , Wertb. Abschr. Gewinn/ Vermögenstransfers (Inv.zuschuß) Verl. u. a. Finanzierungsdefizit (Saldo)

900 300 1200

1 200

1020

90 90

(II) Mittelverwendung

Finanzierungskonto

Nettoveränderung der Forderungen (Saldo) Erhöhung der Forderungen Verkäufe Kreditaufnahme Kapitalaufnahme Investitionszuschüsse Abnahme der Verbindlichkeiten Schuldentilgung

Nettoveränderung der Forderungen (Saldo) Vermögenstransfers Bruttoersparnis (Saldo)

Rückst. Rückl. Wertb. Abschr. Gewinn/ Verl. u. a.

Abnahme der Forderungen Materialkäufe Maschinenkäufe Lohnzahlung Steuerzahlung Dividendenzahlung Zinszahlung Tilgung

90 5 500 700 500 90

1000 900 3 000 400 300 80 200

Erhöhung der Verbindlichkeiten Kreditaufnahme Kapitalaufnahme

200

Bruttoinvestitionen Sachanlagen Lagerinvestition

90 90

1020

Mittelherkunft

1 1 i

700 500

900 300 1 200

106

B. Die Entwicklung der Zeitraumanalyse Mittelverwendung

nichtfinanzielle Transaktionen

finanzwirtschaftliche Transaktionen der nichtfinanziellen Transaktionen

reine Finanztransaktionen

Investitionsbereich, (Investierungen) Maschinenkäufe Lagerinvest.

Mittelherkunft Investitionsbereich (Desinvestierungen) 900 + 300

Materialkäufe Käufe Dienstl.

Verkäufe (Umsatz)

Zahlungsb er eich (Zunahme Forderungen)

Zahlungsb er eich (Abnahme Förderungen) Maschinenkäufe 900a) Materialkäufe 1 000») Käufe Dienstl. 3 000a) Tilgungen 200 Steuerzahlung 400 Gewinnaus300 schüttung Zinszahlung 80

Umsatzerlöse^) 5 500 Kreditaufnahme 700i Kapitalaufnahme 500 Inv.zuschüsse 91

Kapitalbereich Kreditierungsbereich (Abnahme Verbindlichk.) Tilgung (Finanzierungssaldo

Forderungstransfers

Ersparnisbereich (Entspärung) Steuerzahlung Gewinnausschüttung ... Zinszahlung

5500

Kapitalbereich Kreditierungsbereich (Erhöhung Verbindlichk.) Kredit700 aufnahme Kapital^ erhöhung 500 Erspamisbereich (Ersparnisbildung) . Innenfinanzierüng Bruttoersparnis 1 020c) 'Vermögenstransfers 9QC); Finanzierungssaldo 90

Ersparnis vor Entspärung 1 020 + 780 = 1 800 GE. a) bzw. Erhöhung der Verbindlichkeiten. b) bzw. Abnahme der Verbindlichkeiten. c) Rückstellungen, Rücklagen, Wertberichtigungen, Abschreibungen, Gewinn, Verlust. A = Ausgaben; £ =» Einnahmen; AZ «= Auszahlungen; EZ ~ Einzahlungen; TA*« Transferausgaben (Einkommenstransfers); TEv * Transfereinnahmen (Vermögenstransfers).

I. Die finanzwirtschaftlichen Grundlagen der Rechnungslegung

107

Der Saldo des Zahhmgs- und des Kreditierungsbereichs ergibt einen Finanzierungsüberschuß von 90 GE bei einer Mittelherkunft von insgesamt 7 080 GE und einer Mittelverwendung von insgesamt 6 990 GE i n diesen Bereichen. Diesem Finanzierungsüberschuß entspricht das Finanzierungsdefizit von 90 GE i m Investitions- und Ersparnisbereich. Werden diesem die Investitionen von 1 200 GE zugeredinet, erhält man die gesamten monetären Uberschüsse nach Dividendenzahlung von 1 HÖGE bzw. nach Abzug der 90'GE für Vermögenstransfers i n Form von Investitionszuschüssen die Bruttoersparnis von 1 020 GE, die somit anhand der sie bewirkenden Ströme gemessen wird. Die Finanzierungskonten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung entstehen durch Zusammenfassung des monetären Zahlungsbereichs m i t dem Kreditierüngsbereich i m Finanzierungskonto, das liquide M i t t e l und sonstige Forderungen sowie Verbindlichkeiten der verschiedensten A r t umfaßt 2 8 . Der Ersparnisbereich w i r d m i t dem Investitionsbereich zusammengefaßt und i n die Konten der Produktion, der Einkommensbildung, Einkommensverteilung und Vermögensveränderung aufgegliedert. Somit verbleiben zwei Kontenreihen, i n denen der Erfolg jeweils i n der oben angegebenen Weise ermittelt wird. Die i n der einzelwirtschaftlichen Rechnungslegung auf Bilanzkonten und Erfolgskonten aufgeteilte Erfassung der ökonomischen Transaktionen geht aus diesen Konten unmittelbar hervor. Insofern bilden sie eine i n sich geschlossene periodische Investitions- und Desinvestitionsrechnung und damit eine Eriolgsermittlungsrechnung i n der Aufgliederung von erfolgswirksamen und erfolgsunwirksamen Investierungen und Desinvestierungen. Die Buchung der Ersparnisbildung auf den Konten des Ersparnisr bereichs innerhalb des Kapitalbereichs der Bilanz konstatiert buchhalterisch die während der Periode erfolgte Ersparnisbildung und Selbstfinanzierung 29 . Aus den Beispielen geht hervor, daß die aus der koordinierten Erfassung der güter- und finanzwirtschaftlichen Komponenten des Unternehmensprozesses abgeleitete Investitionsabgrenzung ein strukturbestimmender Faktor des Erfolgs ist. I n den Bilanzveränderungen schlagen sich die Investitionen und Desinvestitionen sowie die konstatierenden Maßnahmen der Erfolgsverteilung nieder. Die Bilanzveränderungsrechnung ist damit letztlich nur eine andere Form der Erfolgsrechnung 30 . Sofern i m Kapitalbereich die wechselbezüglichen (erfolgsunwirksamen) Einzahlungen getrennt erfaßt werden (was i n der praktischen Rechnung bis auf Restposten möglich ist), kann i m Kapitales Vgl. Schneider, E.: „Wirtschaftstheorie — Teil I", S.45ff. 2» Vgl. auch Ruchti, H.: „Die Abschreibung", S. 106. so Vgl. Ruchti, H.: „Erfolgsermittlung", S.499.

108

B. Die Entwicklung der Zeitraumanalyse

bereich der Mittelherkunfts- und Verwendungsrechnung der erfolgsbildende Einnahmeüberschuß (bzw. Ausgabenüberschuß) direkt erfaßt werden als Zuwachs (bzw. Abnahme) des eigengebildeten Kapitals, d. h. der Bruttoersparnisse (die Abschreibungen werden indirekt vorgenommen; bei direkter Abschreibung ergibt sich auf beiden Seiten der Rechnung eine entsprechende Addition). Die Bilanz zeigt die Konstatierung der erfolgswirksamen und erfolgsunwirksamen Finanzierungsund Investitionsvorgänge, der Desinvestition und der Ertragsverteilung. Die Einbeziehung der Bilanz vergrößert den Informationsgrad verglichen m i t den Informationen der Gewinn- und Verlustrechnung 31 . Sie ist ein wichtiger Datenträger für die Erfassung des i n Prozeß abschnitte zerlegten Unternehmensprozesses. Insofern kommt der Bilanz ein selbständiger Aussagewert zu. Die Integration von Gewinn- und Verlustrechnung, Bilanzrechnung, Investitions- und Finanzierungsrechnung i n eine umfassende Mittelherkunfts- und Verwendungsrechnung w i r d i m System der Doppik ermöglicht durch den Mehrsaldencharakter der Bilanz. Beim zweiteiligen Rechnungswesen, bestehend aus Bilanz und Erfolgsrechnung, werden alle finanziellen Vorgänge als Saldoveränderung des monetären Bereichs erfaßt. I n der Mittelherkunfts- und Verwendungsrechnung ist den Konten des monetären Bereichs der Zeitpunktbilanz eine nach ökonomischen Gesichtspunkten gegliederte, zeitraumbezogene Finanzierungsrechnung der Investitionen vorgeschaltet 32 . Der Inhalt der Bilanz findet restlos seine Erklärung i n den Geldmittelvorgängen 3 3 . Deswegen lassen sich auch die Veränderungen der Bilanz auf Geldmittelvorgänge zurückführen. Eine entsprechend den wirtschaftlichen Transaktionen gegliederte Bilanz ist gekennzeichnet durch den getrennten Ausweis von Positionen aufgrund erfolgswirksamer Vorgänge und von Positionen aufgrund erfolgsunwirksamer Vorgänge. Aus der Grundstruktur dieser Bilanz ergibt sich der dargestellte Aufbau der Finanzierungsrechnung der Investitionen. Bilanz Investitionsbereich ( = Ausgaben)

Zahlungsbereich ( = Einnahmen) ( = Einzahlungen)

Kapitalbereich Ersparnisbereich ( = Einnahmen) Kreditierungsbereich ( = Einzahlungen)

31 Vgl. Ruchti, H.: „Erfolgsermittlung", S.499f. 32 Vgl. Chmielewicz, K.: „Integrierte Erfolgs- und Finanzplanung", S. 8 ff. und S. 101 ff. 33 Vgl. Ruchti, H.: „Erfolgsermittlung", S. 502.

II. Bruttoausweis von Mittelherkunft und Mittel Verwendung Finanzierungsrechnung

109

der Investitionen

Mittelverwendung

Mittelherkunft

Investitionsbereich

Investitionsbereich

( = Investitionen)

( = bilanziell in Kapitalpositionen des Ersparnisbereichs konstatierte Desinvestition)

Ausgaben

Einnahmen +

Einkommenstransfers

+ Einnahmen aus Umschichtung des Investitionsbereichs

Zahlungsbereich

Zahlungsbereich

(Erhöhung Forderungen und liquide Mittel)

(Verminderung Forderungen und liquide Mittel)

Einnahmen

Einnahmen aus Umschichtung des Zahlungsbereichs

Einzahlungen Kapitalbereich ( = Tilgung) Auszahlungen ( = Entsparung) Ausgaben

Innenfinanzierung Kapitalbereich (Kreditierungsbereich = Kapitalerhöhung, Kreditaufnahme) Einzahlungen Au ßenfinanzierung

I I . Der Einfluß zeitlicher Determinierung (Umschlagsgeschwindigkeit) auf den Bruttoausweis von Mittelherkunft und Mittelverwendung Die Gewinn- und Verlustrechnung ist nach deutschem und französischem Recht sowie i m Statut über die europäische Aktiengesellschaft und i n den Richtlinien der EG zur Rechnungslegung (vgl. 3. Teil, A l l ) weitgehend als Bruttorechnung angelegt, d.h. eine Saldierung der Erträge m i t Aufwendungen ist grundsätzlich untersagt. I n die Erträge und Aufwendungen sind die kumulierten erfolgswirksamen Investierungen und erfolgswirksamen Desinvestierungen der Rechenperiode einbezogen. Die erfolgswirksamen Investierungen setzen sich insbesondere zusammen aus der Mittelverwendung für den Einsatz von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen und den Ausgaben für Dienstleistungen. Die erfolgswirksame Desinvestition w i r d vor allem an den Hauptund Nebenumsätzen gemessen. Erfolgswirksame Investierungen und

110

B. Die Entwicklung der Zeitraumanalyse

Desinvestierungen sind einperiodige Vorgänge des gleichen Prozeßabschnitts und damit auch der gleichen Rechenperiode. Die erfolgswirksame Desinvestition enthält neben dem Geldruckfluß für periodengleiche Investierungen auch den Mittelzufluß auf mehrperiodige Investitionen i n eigenen (gemieteten, gepachteten) Produktionsmitteln, die über mehrere Prozeßabschnitte auf Produktion und Einkommensbildung einwirken. Dieser Desinvestitionsbetrag ist eine Bruttödesinvestitionsgröße, da er auch die Abschreibungen auf die Investitionen enthält. Mehrperiodige Investitionen und deren Desinvestion erfaßt die Bilanz. Daher ist i n ihr auch die erfolgswirksame Bruttodesinvestition enthalten. Der Umsatzbegriff ist i n der Gewinn- und Verlustrechnung auf den Verkauf produzierter Güter begrenzt. Der Verkauf von eigenen Produktionsmitteln fällt daher nicht unter diesen Desinvestitionsbegriff. Finanziell gesehen kommt es aber auch i n diesem Fall zu einem Rückfluß investierter Geldmittel. Die Finanzierungsrechnung der Investitionen verwendet daher einen umfassenderen Desinvestitionsbegriff, als er der Gewinn- und Verlustrechnung zugrunde liegt. Dieser „weitere" Desinvestitionsbegriff schließt die Mittelherkunft aus dem Verkauf von Sach- und Finanzanlagen sowie Forderungen m i t ein. Sie kann extern aus den Bilanzen ermittelt werden, die auch — i m H i n blick auf den Ausweis i n den gesetzlich vorgeschriebenen Erfolgsrechnungen—erfolgsunwirksame Desinvestitionen enthalten. Die Bilanzveränderungen geben Einblick i n die mehrperiodigen Investitionen und ihre erfolgswirksamen und erfolgsunwirksamen Desinvestitionen. Bei den weiteren Quellen der Geldmittelherkunft und den weiteren Verwendungen von Geldmitteln, die die Erfolgsrechnung ebenfalls nicht zeigt, handelt es sich u m Außenfinanzierungsvorgänge und Tilgungen einschließlich Kapitalrückzahlungen. I n der Bilanz schlagen sich die Investitions- und Desinvestitionsvorgänge einschließlich der sonstigen Innenfinanzierung, die Außenfinanzierung und die Tilgung i m Vermögen und Kapital und damit auch als Veränderungen des Vermögens und Kapitals nieder, verbunden m i t einer Abnahme bzw. Zunahme von Geldmitteln. Das Statusbild dieser Abläufe zu einem bestimmten Stichtag stellt den Bestand an Geldmitteln und an Investitionen dar, durch die die Geldmittel gebunden sind. Jeder Investitions-, Innenfinanzierungs-, Außenfinanzierungs- und Tilgungsvorgang verändert den bilanziell ausgewiesenen Investitionsund Finanzierungszustand. Aus zwei i m Zeitablauf aufeinander folgenden, bilanziell ausgewiesenen Investitions- und Finanzierungszuständen kann auf den zwischenzeitlich abgelaufenen Vorgang geschlossen werden. Der einzelnen Bilanzposition liegt je nach Buchungsverfahren folgende zeitraumbezogene Gleichung zugrunde.

I I . Bruttoausweis von Mittelherkunft und Mittel Verwendung

111

a) hei direkter Bewertung: . Anfangsbestand (AB) ( = alter Endbestand)

+ Zugänge X Abgänge + Zuschreibungen X Abschreibungen + Zubuchungen X Abbuchungen == neuer Endbestand (EB) b) bei indirekter Bewertung: Anfangsbestand (AB) ( = alter Endbestand)

+ Zugänge X Abgänge + Zubuchungen X Abbuchungen = neuer Endbestand (EB)

und bei dem zugehörigen Wertberichtigungsposten: Anfangsbestand (AB) ( = alter Endbestand)

+ Zugänge für X Abgänge für AbschreiZuschreibungen bungen + Einstellun- X Entnahmen für gen für ZuAbgänge gänge • + Einstellun- X Entnahmen für gen für Z u Abbuchungen buchungen = neuer Endbestand (EB)

Z u g ä n g e u n d A b g ä n g e r d i e G r ö ß e n der U m s a t z b i l a n z 3 4 , b i l d e n d e n Bruttobetrag f ü r M i t t e l h e r k u n f t u n d M i t t e l v e r w e n d u n g innerhalb der F i n a n z i e r u n g s r e c h n u n g der I n v e s t i t i o n e n . D i e B i l a n z d i f f e r e n z e n (== E n d b e s t a n d X A n f a n g s b e s t a n d ) zeigen dagegen n u r d e n Saldo d e r Z u gänge u n d A b g ä n g e , vermischt m i t verteilungsbezogenen Bewertungen u n d g l i e d e r u n g s o r i e n t i e r t e n U m b u c h u n g e n 3 5 . Dieser gemischte Saldo m u ß — (soweit e x t e r n n u r m ö g l i c h : — b e r e i n i g t w e r d e n z u e i n e m r e i n e n w Die Umsatzbilanz wird gelegentlich auch als Verkehrsbilanz bezeichnet (vgl. Häsetiäck, W.: Buchführung und Abschluß im betriebswirtschaftlichen Gesamtzusammenhang, Bd. 1, Essen 1964, 5. Aufl., S. 180). „Umsatz ist . . . der Inbegriff oder Oberbegriff aller betriebswirtschaftlichen Bewegungsvorgänge" (Schäfer, E.: „Die Unternehmung", S. 138). 35 Diese Definition von Brutto- und Nettöausweis entspricht der in der Volkswirtschaftlichen Gesämtrechnung; vgl. beispielsweise SAEG: „ESVG": „Wenn eine Transaktion sowohl auf der Aufkommensseite als auch auf der Verwendungsseite eines Kontos erscheinen kann, so bezeichnet man als Nettoverbuchung den Ausweis ihres Saldos entweder auf der einen oder der anderen Seite dieses Kontos. Wird sie jedoch auf beiden Seiten ausgewiesen, spricht man von Bruttoverbuchung" (SAEG: „ESVG", Ziff. 711, S. 145, und vgl. U N : „SNA", Ziff. 8.98, S. 164). Bei der Nettoverbüchung ist aber in der einzelwirtschaftlichen Mittelherkunfts- und Verwendungsanalyse der Saldo je nach Vorzeichen auf Mittelherkunft oder Mittelverwendung einzustellen, so daß ein Ausweis negativer Posten unterbleibt (vgl. auch Baumgärt, E. r Krenjgel, R., Moritz, W.: „Finanzierung der industriellen Expansion^ S;13: „ D i e Brüttorechnürig ist dadurch gekennzeichnet, daß die Geldvermögensforderungen und Fremdmittelaufnahmen in ihrer Gesamtheit ausgewiesen und nicht gegeneinander aufgerechnet werden.").

112 Mittelherkunftsgrößen 36 .

B. Die Entwicklung der Zeitraumanalyse und

Mittelverwendungssaldo

zweier

Strömungs-

I m Fall a) gilt: Zugänge X Abgänge = EB X A B + Abschreibungen X Zuschreibungen + Abbuchungen X Zubuchungen I m Fall b) gilt: Zugänge X Abgänge = EB X AB + Abbuchungen X Zubuchungen und bei dem zugehörigen Wertberichtigungsposten: Zugänge X Abgänge = EB X AB + Entnahmen für Abgänge X Einstellungen für Zugänge -f Entnahmen für Abbuchungen X Einstellungen für Zubuchungen

Von diesen bereinigten Nettoausweisen (Zugang X Abgang = Bestandsveränderung) w i r d nachfolgend ausgegangen, wenn die Zusammenhänge von Netto- uiid Bruttorechnung erörtert werden. Unabhängig von dem praktisch realisierbaren Verfahren werden zunächst beide Ausweisformen und ihr jeweiliger Aussagewert untersucht. Da die Bilanz eine kapitalorientierte Rechnung ist und ihre Umformung vornehmlich die Anlageinvestition und die auf sie zurückfließende Desinvestition zeigt, sollen diese Vorgänge unsaldiert erkennbar sein, zumal auch die übrigen Investierungen und die Desinvestition, die i n der Erfolgsrechnung erfaßt sind, als unsaldierte Ströme ausgewiesen werden. Die Komponenten des Anlageinvestitions- und -desinvestitionsprozesses sind nachhaltiger und langfristiger A r t . Alle Vorgänge, die mit diesem Prozeß verbunden sind, wären demzufolge ebenfalls brutto zu erfassen. Das wirtschaftliche K r i t e r i u m dieser Abläufe liegt primär i n der Mehrperiodigkeit, andererseits auch i n der vergleichsweise längeren Bindungsdauer bzw. geringeren Umschlagsgeschwindigkeit der Geldmittel, bezogen auf die Abrechnungsperiode. Alle Vorgänge der Geldmittelbindung und Geldmittelfreisetzung, die einperiodig sind bzw. deren auslösende Aggregate eine höhere Umschlagsgeschwindigkeit aufweisen, sind Begleitabläufe der langfristigen Investitions- und Desinvestitionsprozesse. Ihre Komponenten sind darüber hinaus i n weit größerem Maße von Zufälligkeiten am Bilanzstichtag und Dispositionen zum Bilanzstichtag abhängig. 86 Vgl. auch Ruberg, H.: Gliederung der Ergebnisse einer externen Bilanzänderungsrechnung, in: Festschrift für Henzel, F., Hrsg. Bellinger, B., Wiesbaden 1961, S. 195 ff., insbes. S. 197 f. und S. 207 ff.; ders.: Externe Bilanzänderungsrechnung zur Beurteilung der Mittelbeschaffung und Mittelverwendung in der Unternehmung, ZfB 1960, S. 470 ff., insbes. S. 473 ff.

II. Bruttoausweis von Mittelherkunft und MittelVerwendung

113

I m Hinblick auf das Zielsystem der Faktorkombination dient die Liquidität zwar der langfristigen Sicherung der Einkommensbildung, das Liquiditätsziel ist aber ausgerichtet auf kurze Perioden und die kurzfristige Entwicklung der Mittelströme, bestehend aus liquiden Mitteln, kurzfristigen Investierungen und Schulden. Die Liquiditätssicherung besteht darin, kurzfristig zu leistende Ausgaben und Auszahlungen durch kurzfristig realisierbare Einnahmen und Einzahlungen abzudecken. Sie ist damit eine Saldogröße. A m Beispiel der Kassenumsätze läßt sich demonstrieren, daß die Nettorechnung für überwiegend einperiodige Vorgänge erforderlich ist. Durch beliebig häufige Kasseneinlagen und Kassenentnahmen i n beliebiger Höhe können die Kassenzu- und -abgänge einen Umfang annehmen, der keinen Aussagewert besitzt, w e i l er i n keiner Verbindung steht zum Umsatzprozeß. I m gewählten Beispiel kommt es vielmehr darauf an, wie sich der Kassenbestand durch Investitionen, Tilgungen, Innen- und Außenfinanzierung per Saldo verändert hat. Ergänzend muß berücksichtigt werden, daß die einzelne kurzfristige Bilanzposition und ihre Veränderung i m Vergleich zu anderen kurzfristigen Bilanzpositionen ebenfalls durch Zufälligkeiten, Dispositionen zum Bilanzstichtag, Zahlungsgewohnheiten u. ä. bestimmt sein können und daher für vergleichende Analysen von geringem Aussagewert sind und eventuell falschen Rückschlüssen Vorschub leisten. Das kann weitgehend vermieden werden, indem auch i n diesem Fall nicht auf einzelne Bilanzpositionen, sondern auf wirtschaftlich abgegrenzte und wirtschaftlich interpretierbare Aggregate und Aggregatveränderungen abgestellt wird. Die einzelwirtschaftliche Finanzierungsrechnung der Investitionen sieht auf der Mittelverwendungsseite den Ausweis folgender Aggregatveränderungen vor:

Mittelverwendung — Finanzierungsrechnung der Investitionen Aggregat(veränderung)

Ausweisform

Sachanlageinvestition Grundstücke / Bauten / Ausrüstung / Anlagen im Bau; A n zahlungen auf Anlagen / Immaterielle Investitionen»)

brutto

Finanzanlageinv estition Beteiligungen und Wertpapiere des Anlagevermögens / Ausleihungen und langfristige Darlehen 8 Beier

brutto

\ 14 Investitionen

B. Die Entwicklung der Zeitraumanalyse in Vorräte

Roh-, Hilfs-, Betriebsstoffe / unfertige, fertige Erzeugnisse, Waren

netto

Erhöhung der Forderungen Forderungen a n verbundene Unternehmen / Waren- und Leistungsfprderungen / geleistete Anzahlungen / sonstige Forderungen . . . . . . . . .

, netto

Erhöhung der liquiden Mittel Kasse, Bank, Postscheck, Wechsel, Schecks, Wertpapiere des Umlaufvermögens •.,

netto

Kreditrückzahlung Wandelobligationen / Obligationen / langfristige Bankverbindlichkeiten / sonstige langfristige Verbindlichkeiten / Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen

brutto^)

Verbindlichkeiten aus Warenlieferungen und Leistungen / erhaltene Anzahlungen / kurzfristige Bankverbindlichkeiten / sonstige kurzfristige Verbindlichkeiten

netto

Kapitalrückzahlung

brutto

Gewinnausschüttung

...

brutto

a) Bei externer Analyse i. d. R. nicht (voll) zu verwirklichen.

Die A u s w e i s f o r m der Investitionen, der E r h ö h u n g v o n Forderungen u n d l i q u i d e n M i t t e l n spiegelt w e i t g e h e n d die G l i e d e r u n g des V e r mögens i n A n l a g e - u n d U m l a u f v e r m ö g e n w i d e r , d i e ebenfalls a u f die Verweilzeit der Wirtschaftsgüter abstellt, d . h . auf den durchschnittlichen Zeitraum, i n dem die U m w a n d l u n g v o n M i t t e l v e r w e n d u n g i n M i t t e l h e r k u n f t e r f o l g t . D u r c h die r e v o l v i e r e n d e M i t t e l b i n d u n g u n t e r l i e g t d e r i n diesen A g g r e g a t e n g e b u n d e n e F i n a n z i e r u n g s b e t r a g npr*m a l e r w e i s e n u r vergleichsweise g e r i n g e n S c h w a n k u n g e n v o n B i l a n z stichtag z u B i l a n z s t i c h t a g .

I I . Bruttoausweis von Mittelherkunft und Mittel Verwendung

115

Mittelherkunft — Finanzierungsrechnung der Investitionen Ausweisform

Aggregat(veränderung) Gesamter monetärer Überschuß (Zusammensetzung siehe Schaubild 5, S. 76)

brutto

Liquidierung Anlagevermögen Sachanlagevermögen / Finanzanlagevermögen Abbau der Vorräte Roh-, Hilfs-, Betriebsstoffe / unfertige, Waren

fertige

brutto Erzeugnisse, netto

Abbau der Forderungen Forderungen an verbundene Unternehmen / Waren- und Leistungsforderungen / geleistete Anzahlungen / sonstige Forderungen

netto

Abbau der liquiden Mittel Kasse, Bank, Postscheck, Wechsel, Schecks, Wertpapiere des Umlaufvermögens

netto

Langfristige Kreditaufnahme Wandelobligationen / Obligationen / langfristige Bankverbindlichkeiten / sonstige langfristige Verbindlichkeiten / Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen

brutto»)

Kurzfristige Kreditaufnahme Verbindlichkeiten aus Warenlieferungen und Leistungen / erhaltene Anzahlungen / kurzfristige Bankverbindlichkeiten / sonstige kurzfristige Verbindlichkeiten

netto

Kapitalerhöhung

brutto

a) Bei externer Analyse i. d. R. nicht (voll) zu verwirklichen.

U n t e r Berücksichtigung der Ausweisform der einzelnen Aggregatv e r ä n d e r u n g e n u n d d a m i t des Z e i t f a k t o r s e r g i b t sich eine G l i e d e r u n g der Finanzierungsrechnung i n einen Anlagehaushalt u n d i n einen U m l a u f h a u s h a l t (vgl. Ü b e r s i c h t S. 116). Die Bildung von Aggregaten und Aggregatgruppen, z.B. Innenfinanzierung, A u ß e n f i n a n z i e r u n g , I n v e s t i t i o n e n usw., ohne R ü c k s i c h t a u f die d u r c h s c h n i t t l i c h e U m s c h l a g s g e s c h w i n d i g k e i t d e r sie b i l d e n d e n G r ö ß e n u n d d e r e n zeitliche D e t e r m i n i e r u n g b r i n g t eine V e r m i s c h u n g v o n B r u t t o - u n d N e t t o a u s w e i s e n u n t e r s c h i e d l i c h e n Ausmaßes. D a h e r w i r d v e r s c h i e d e n t l i c h eine schichtenweise G r u p p i e r u n g nach B r u t t o 8*

116

B. Die Entwicklung der Zeitraumanalyse Finanzierungsrechnung

Mittelverwendung

der Investitionen Mittelherkunft

gesamter monetärer Uberschuß

BruttoSachanlageinvestition BruttoFinanzanlageinvestition BruttoKapitalrückzahlung und Schuldentilgung langfristiger Kredite BruttoGewinnausschüttung

Brutto-Liquidierung > Innenfinanzierung Anlagevermögen einschl. Gewinne aus Anlageabgängen Anlagehaushalt Brutto-Kapitalerhöhung

Schuldentilgung

Aufnahme kurzfristiger 1 j- Außenfinanzierung Kredite J

Investitionen in Vorräten

Brutto-Aufnahme langfristiger Kredite

Abbau der Vorräte

Erhöhung der Forderungen

Abbau der Forderungen

Erhöhung der liquiden Mittel

Abbau der liquiden Mittel

* Außenfinanzierung

Umlaufhaushalt • Innenfinanzierung

und Nettoausweisen vorgeschlagen 37 . Innerhalb jeder Schicht w i r d dann nach Innen- und Außenfinanzierung bzw. nach Investitionen und Tilgungen gruppiert. Der gesamte monetäre Uberschuß w i r d i n der Finanzierungsrechnung den Investitionen gegenübergestellt. Zwischensalden, z. B. für den A n lagehaushalt, zeigen Finanzierungsüberschüsse bzw. Finanzierungsdefizite, die gegenläufige Salden i n den anderen Bereichen haben. M i t der Schuldentilgung ist, unabhängig von der ursprünglich vereinbarten Laufzeit der Kredite, ebenso wie mit der Kapitalrückzahlung und Gewinnausschüttung ein endgültiger Abfluß von Geldmitteln verbunden. I m Gegensatz zur Mittelverwendung für Investitionen und für sonstige Mittelbindungen besteht künftig keine Desinvestitionsmöglichkeit. Die Schichteneinteilung läßt die Bedeutung der Innenfinanzierung aus dem „Basisfonds" des Anlagehaushalts ( = gesamter monetärer Überschuß) für die Investitionsausgaben i n Sach- und Finanzanlagen erkennen. Je höher die Innenfinanzierung des Basisfonds i m Vergleich zu den Investitionsausgaben ist, um so geringer ist bei gegebener Schuldentilgung und Mittelbindung i n Forderungen und liquiden M i t t e l n der Bedarf an Außenfinanzierungsmitteln. 37 Vgl. LeRoy, J.-P., Jeorger, L., und Arbeitsgruppe: „Comptes et ratios", S. 50; Berndsen, R.: „Erkenntniswert der Bilänzstatistik". S. 155.

II. Bruttoausweis von Mittelherkunft und Mittelerwendung

117

Dieser Aufbau der Finanzierungsrechnung der Investitionen ist primär auf die einzelwirtschaftliche Unternehmens- und Branchenanalyse ausgerichtet, die der Vielfalt wirtschaftlicher Abläufe und Be^ trachtungen in den Einzelwirtschaften Rechnung trägt. Ausgehend von den gebildeten Aggregaten und Aggregatveräi\de r rungen der Finanzierungsrechnung der Investitionen, kann durch Umgruppierung und Komprimierung eine Anpassung an das Vermögensveränderungskonto der Unternehmenssektoren i n den neuen Systemen Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen gefunden werden. Finanzierungsrechnung der Investitionen angepaßt an das Schema der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung der Unternehmenssektoren Mittelverwendung Bruttosachanlageinvestitionen Investitionen in Land und immateriellen Werten

Mittelherkunft gesamter monetärer Überschuß nach Gewinnausschüttung

Investitionen in Vorräte (Saldo) Finanzierungsüberschuß

Finanzierungsdefizit

Finanzierungsüberschuß

Finanzierungsdefizit

Bruttokapitalrückzahlung

Bruttokapitalerhöhung •

Schuldentilgung

Aufnahme langfristiger Kredite

Erhöhung der liquiden Mittel

Abbau der liquiden Mittel

Aufnahme kurzfristiger Kredite Erhöhung der Forderungen

Abbau der Forderungen

Bruttofinanzanlageinvestitionen

Bruttoliquidierung des Finanzanlagevermögens

-

Der obere Teil des Kontos ist das traditionelle Vermögensveränderungskonto des Sektors, der untere Teil des Kontos ist das detaillierte Finanzierungskonto der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechmmg. Die Salden beider Teilkonten sind gleich groß und haben entgegengesetzte Vorzeichen. Bei den Aggregatveränderungen der Forderungen und Verbindlichkeiten erfolgt aggregatweise eine Zuordnung nach M i t t e l herkunft (Zunahme der Verbindlichkeiten/Abnahme der Forderungen) und nach Mittelverwendung (Abnahme der Verbindlichkeiten/Zunahme der Forderungen). Bei der Erörterung von Zeitraumbilanzen (Investitionsbilanz, finanzwirtschaftliche Bilanz, Kapitalflußrechnung) werden häufig materielle Fragen über Inhalt und Aussagewert der Ergebnisse nur am Rande behandelt. Als „Methode" der Zeitraumbilanz w i r d oftmals eine Gliede-

118

B. Die Entwicklung der Zeitraumanalyse

rungslehre verstanden 38 . Die Vergleichbarkeit der Ergebnisse der Zeitraumanalyse ist ebenso wie die Vergleichbarkeit der Jahresabschlußrechnung von materieller und formeller Kontinuität des Ausweises abhängig. W i r d der Zeitraumanalyse keine feststehende Gliederung zugrunde gelegt, verliert die Rechnung an Wert, da die ermittelten Veränderungen m i t dem Grad der Aufgliederungen variieren. Das A I C P A verlangt z.B. von den Unternehmen keine allgemein verbindliche Gliederung der Zeitraumbilanz i n Form des Funds Statement, sondern es schreibt nur für die vom Unternehmen einmal gewählte Gliederung und Ausweisform Kontinuität vor 3 9 . Für Unternehmens- und Branchenvergleiche sind die von den Unternehmen ausgewiesenen Angaben som i t weitgehend wertlos. Das gleiche gilt für die veröffentlichten A n gaben aus „Kapitalflußrechnungen", „Bewegungsbilanzen", „Investitionsbilanzen" und ähnlichen Rechnungen, die sich i n Geschäftsberichten deutscher Unternehmen finden. I I I . Die Zuordnung von Mittelherkunft und Mittelverwendung in der Finanzierungsrechnung der Investitionen Die Zusammenfassung aller Herkunfts- und Verwendungspositionen zum Gesamtfonds von Mittelherkunft und Mittelverwendung verdeutlicht, daß die schichtenweise Betrachtung von Mittelherkunft und Mittelverwendung nicht überbetont werden sollte. Die aus den verschiedenen Finanzierungsquellen zuströmenden Geldmittel sind nicht nach einzelnen Verwendungsarten sortiert, sondern gehen i n den Gesamtfonds bzw. bei zukunftsorientierter Rechnung i n das Gesamtbudget ein. W i r d i n der dargestellten Weise auf Mittelherkunft und Mittelverwendung des gesamten Unternehmens i m Zeitablauf abgestellt, kann m i t M ü h l haupt vom System des totalen internen Geldmittelausgleichs gesprochen werden 4 0 . Dieses System beruht auf der Überlegung, daß eine isolierte Betrachtung einzelner Investitionen und Mittelbindungen nicht operational ist infolge einer engen Verzahnung der durch sie ausgelösten Ausgaben und Einnahmen m i t der gesamten Mittelherkunft und Mittelverwendung des Unternehmens. Die bestehenden vertikalen, horizontalen und zeitlichen Interdependenzen verhindern eine isolierte Zurechnung von Einnahmen und Ausgaben auf einzelne Investitionsobjekte 4 1 . Damit ist auch die Geldbindungsdauer letztlich kein objekt38 Vgl. Flohr, G.: „Zeitraumbilanz"; Lachnit, L.: „Zeitraumbilanzen", S. 107. Vgl. AICPA, APB: „Opinion No. 19", Ziff. 16. 40 Vgl. Mühlhaupt, L.: „Der Bindungsgedanke", S. 60. « Vgl. Jacob, H.: Neuere Entwicklungen in der Investitionsrechnung, in: ZfB 1964, S. 487 ff. und S. 551 ff.; Adam, A.: Das Interdependenzproblem in der Investitionsrechnung und die Möglichkeiten einer Zurechnung von Erträgen auf einzelne Investitionsobjekte, in: DB 1966, S. 989 ff.

II.

u o u

von Mittelherknft und Mittelerwendung

119

bezogenes Problem. Die Verteilung der Desinvestitionseinnahmen auf einzelne Investitionen ist weitgehend erfolgs- und dispösitiönsbestimmt z. B. hinsichtlich der Bemessung von Abschreibungen, Rückstellungen, Rücklagen, und außerdem entsprechend den Zielsetzungen der Faktorkombination interessenbestimmt. Die Verteilung kann daher nicht anhand eines objektiven Maßstabs bestimmt werden 4 2 . Konsequenterweise w i r d der Unternehmensprozeß als Investitionsprozeß und das Unternehmen als Investition aufgefaßt 43 . Je mehr die isolierte Betrachtung einzelner Investitionen zugunsten einer unternehmensbezogenen Betrachtungsweise aufgegeben wird, um so mehr verliert das Prinzip der Fristenkongruenz für einzelne Investitionen an Bedeutung. Der Dauercharakter des Unternehmens bedingt eine dauerhafte Geldbindung infolge zeitlicher Diskrepanzen zwischen Einnahmen und Ausgaben. Durch die ständige, wenn auch zeitlich verlagerte Abfolge von Investitionen und Desinvestitionseinnahmen und Reinvestitionen entsteht ein permanenter Geldbedarf auch bei solchen Objekten, die bei isolierter Betrachtung eine hohe U m schlagsgeschwindigkeit haben. Der revolvierende Ersatz der Geldmittelabflüsse durch kurzfristige Mittelherkunft ermöglicht eine langfristige Abdeckung der Investitionen. Nur die Schwankungen (Nettoveränderungen) innerhalb dieser kurzfristig revolvierenden M i t t e l beeinflussen die Struktur der Investitionsfinanzierung. Andererseits kann durch disponierte zeitliche Uberlagerung derartiger Abfolgen von Investitionen und Desinvestitionen eine Geld(kapital)freisetzung und eine Kapazitätserweiterung ausgelöst werden 4 4 . I n der intertemporären zyklischen Entwicklung von Ausgaben und Einnahmen, Einzahlungen und Auszahlungen liegt die Ursache der Geld(kapital)bindung und sind die Möglichkeiten der Geld(kapital)freisetzung begründet (vgl. Schaubilder 6 und 7, S. 120). Relevant für vergleichende Analysen der Geldmittelbindung und Geldmittelfreisetzung ist somit der gesamte, vom Unternehmen ausgelöste Geldstrom, dessen Stärke und Schwankungen sich quantitativ und zeitlich i n Mittelherkunft und Mittelverwendung niederschlagen.. Damit w i r d der Fähigkeit des Unternehmens zum internen Geldausgleich Rechnung getragen, denn das Unternehmen ist nicht eine Summe von Einzelteilen, und die Finanzierung ist nicht die geldliche Deckung dieser Einzelteile, sondern das Unternehmen erweist sich als Sammel« Vgl. auch Mühlhaupt, L.: „Der Bindungsgedanke", S. 22. 43 Vgl. Ruchti, H.: „Die Abschreibung", S.96ff. 44 Vgl. Ruchti, H.: Die „Abschreibung", S. i l 5 ff.; ders.: „Bilanz Und Investitionen", S. 32 ff.

B. Die Entwicklung der Zeitraumanalyse

120

Schaubild 6 Geld(kapital)bindung und Geld(kapital)freisetzung bei isolierter Betrachtung einer Investitionsfolge Geldmittel

Schaubild 7 Geld(kapital)bindung und Geld(kapital)freisetzung bei Investitionsfolgen in Kollektiven bzw. Faktorkombinationen a ) Geldmittel

a) Vgl. Ruchtl, H.: „Die Abschreibung", S. 97 ff.; ders.: „Passivseite", S. 318 f.; Västhagen. N.: „Abschreibungsfreiheit", S. 176 ff.; Eisele, W.: „Return on Investment", S. 128 ff.; ders.: „Kapitaltheorie", S. 59 ff.; vgl. auch Theorie der Investitionsprogramme bei Engels, W.: „Bewertungslehre", S. 142 f.

stelle für Herkunft und Verwendung von Geldmitteln 4 5 . Das Unternehmen kennt i m Gegensatz zu bestimmten öffentlichen Bereichen keine Zweckbindung der Geldmittelherkunft und damit auch keine isolierte Finanzierung. Die eigentlichen Finanzierungsvorgänge i m Unternehmen ergeben sich aus den Wechselwirkungen zwischen Zahlungs- und Investitionsbereich 46 . I n den Gesamtfonds bzw. das Gesamtbudget fließen alle M i t t e l ein, und sie werden ohne Bücksicht auf ihre Herkunft nach interner 45

Vgl. auch Albach, H.: Investition und Liquidität, Wiesbaden 1962, S. 59. 4« Vgl. Ruchti, H.: „Die Abschreibung", S. 183 ff.

II.

u o u

von Mittelherkunft und Mittelerwendung

121

Prioritätsskala den verschiedenen Verwendungen, der kontraktgebundenen und der mehr oder minder frei disponierbaren Verwendung, zugeführt 4 7 . I n den horizontalen und vertikalen Strukturen von M i t t e l herkunft und Mittelverwendung schlagen sich die den wechselnden Verhältnissen angepaßten Mitteldispositionen des Unternehmens nieder. I n dieser Sicht w i r d die Aufrechterhaltung des finanziellen Gleichgewichts zu einem Investitions- und Finanzierungsproblem des gesamten Unternehmens. Sie ist eine Zielgröße der Faktorkombination des Unternehmens und nicht lediglich eine „Nebenbedingung" 48 . Das Liquiditätsziel w i r d zwar vorherrschend klassifikatorisch definiert (liquide, illiquide), die graduellen Unterschiede der Liquiditätssicherung i m Zeitablauf sind aber i n die Investitions- und Wachstumsbetrachtung miteinzubeziehen. Für die qualitative Zeitraumliquidität ist die Relation der Innenfinanzierungsmittel, insbesondere der gesamten monetären Überschüsse und ihrer Bestandteile, i m Vergleich zu den Außenfinanzierungsmitteln und den Investitionsausgaben bestimmend. „Une première indication est obtenue en calculant la somme des investissements et autres emplois Remplois') et celle des moyens qui les ont permis (,ressources'). Ainsi peut-on se faire une bonne idée des conditions dans lesquelles a été réalisé l'équilibre financier 4 9 ." Es kommt also nicht allein darauf an, daß die Ausgaben und Auszahlungen abgedeckt werden, sondern ob die Liquidität auf entsprechenden monetären Überschüssen basiert oder bei unzureichenden Uberschüssen nur durch umfangreiche Außenfinanzierung gewährleistet werden kann. Durch Kreditaufnahmen können zwar Ausgabenüberschüsse ohne direkte Beeinträchtigung des Liquiditätsziels beseitigt Werden, was häufig für die Investitionsfinanzierung i n Wachstumsphasen festzustellen ist, die Investitionsmöglichkeiten und Investitionspläne des Unternehmens werden aber i n diesen Fällen normalerweise durch übergreifende Zielsetzungen der Geldkapitalgeber, wie Risikoziele* Zinszahlungsziele u. ä., l i m i t i e r t 5 0 . Sofern kein halbstaatlicher oder staatlicher Bankenapparat Geldmittel nach einer staatlichen Prioritätsskala verteilt, ist eine ausreichende Höhe der laufenden und der zu erwartenden Desinvestitionsèinnahmen Voraussetzung für jede A r t der Außenfinanzierung, w e i l damit für den Geldkapitalgeber die Sicherheit besteht, daß aus den Desinvestitionseinnahmen auch Tilgungen und Zinszahlungen bestritten werden kön4

7 Vgl. Mühlhaupt, L.: „Der Biridungsgedanke", S. 55. 48 Vgl. Witte, E.: Zur Bestimmung der Liquiditätsreserve, in: ZfB 1964, S. 763 ff., hier S. 765. 49 SEDES: „Onze ans d'investissements", S. 17. 50 Vgl. auch Chmielewicz, K.: „Integrierte Finanz- und Erfolgsplanung", S. 54; Lipfert, H.: „Optimale Unternehmensfinanzierung", S. 21 ff.

122

B. Die Entwicklung der Zeitraumanalyse

nen. Neben der Besicherung der Kredite ist die relative Höhe der Desinvestitionseinnahmen und insbesondere der Bruttodesinvestitionserfolg ein ausschlaggebender Gesichtspunkt bei Kreditwürdigkeitsprüfungen 5 1 . Die Sicherung der Liquidität sollte somit nicht isoliert an der Einhaltung verschieden ausgestalteter, stationärer Deckungsrelationen der Bilanz beurteilt werden 5 2 .

IV. Einzelwirtschaftliche Mittelherkunfts- und Verwendungsrechnung und Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung 1. Sektorenbildung und Aggregation in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung

Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung ist eine nach verschiedenen Gesichtspunkten gegliederte und m i t statistischen Daten aüsgefüllte Gesamtheit von Konten und Tabellen. Sie haben den Zweck, einen systematischen, vergleichbaren und möglichst vollständigen Uberblick über die Tätigkeit der Volkswirtschaft i n einem bestimmten Zeitraum zu geben. Die wichtigste Aufgabe eines Systems Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen ist es, die Vielfalt wirtschaftlicher Zellen und Ströme i n eine beschränkte Anzahl wesentlicher Kategorien zu gliedern und diese i n einen Gesamtrahmen einzuordnen, u m eine klare, den Erfordernissen der Analyse angemessene Darstellung des Wirtschaftskreislaufs zu ermöglichen 53 . Für die Darstellung der entstandenen und aus dem Produktionsprozeß fließenden Einkommen, ihrer Verteilung und Verwendung basiert das System auf einer Aufteilung der Volkswirtschaft i n Sektoren. I n den Sektoren werden institutionelle Einheiten m i t allen ihren Tätigkeiten zusammengefaßt. I m Zusammenhang m i t der einzelwirtschaftlichen Rechnungslegung der Unternehmen interessieren ausschließlich der Sektor „Unternehmungen" und seine Teilsektoren sowie die Untergliederung i n Produktionsbereiche i m

51 I n der Einbeziehung der Ertragskraft in die Kreditprüfung und Kreditvergabe kommt der Übergang vom Beleihungskredit zum Wirtschaftiskredit zum Ausdruck (vgl. Meyer, F.: Risikoreiche langfristige Investitionsfinanzierung von Wachstumsfirmen, Zürich/St. Gallen 1062, S. 10). 52 Vgl. Härle, D.: Finanzierungsregeln und ihre Problematik, Wiesbaden. 1961. 53 Vgl. Schneider, E.: Einführung in die Wirtschaftstheorie — Teil I Theorie des Wirtschaftskreislaufs, 14. Aufl., Tübingen 1969, S.122; United Nations (UN): A System of National Accounts (SNA), New York 1968; Statistisches Amt der Europäischen Gemeinschaften (SAEG): Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG), Luxemburg/Brüssel 1970, S.9; Stobbe, A.: Volkswirtschaftlidies Rechnungswesen, Berlin/Heidelberg 1972, S. 148 ff.

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Gesamtrechnung

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Finanzierungskonten

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Vermögensveränderungskonten

Einkommensverwendunqskonten

1

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Produktionskonten

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Private Organisationen

1

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Übrige Welt und Teilsektoren

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Private Haushalte

a) Hierunter fallen die Produktionsunternehmen. Eine künftige Aufgliederung des Sektors der Produktionsunternehmen in Teilsektoren ist im ESVG vorgesehen. — b) Für jeden Sektor hat das ESVG Kontensätze eingerichtet, die grundsätzlich vom Produktionskonto bis zum Finanzierungskonto gehen. Aus statistischen Gründen ist ausnahmsweise für die Produktionsunternehmen und die Privaten Haushalte nur ein gemeinsames Produktionskonto vorgesehen und ebenfalls nur ein gemeinsames Einkommensentstehungskonto (Betriebsergebniskonto) (vgl. SAEG: „ESVG", Ziff. 121, S. 13). — c) Für die „übrige Welt", einem Sektor eigener Art, der die gebietsfremden Einheiten insoweit erfaßt, als sie Transaktionen mit gebietsansässigen Einheiten vornehmen, sind nur drei Konten vorgesehen: ein Konto der laufenden Transaktionen, das die Transaktionen der Produktion bis einschließlich der Einkommensverwendung aufnimmt, ein Vermögensveränderungskonto und ein Finanzierungskonto (vgl. SAEG: „ESVG", Ziff. 122, S. 13).

biidung

mÖßenS

Vermögensbildung

Verwendung

5

2

Einkommenserzielung Einkommens-

3

b)

1

Produktion

b)

.

Einkommens-

Volkswirtschaftlichen

Nichtfinanzielle Kreditinstitute Versicherungs- Staat und und Quasi-Kapital-und Teilsektoren unternehmen Teilsektoren gesellschaften a>

Funktionen

Institutionelle Gliederung der VolksWirtschaft in Sektoren

Verteilung

Grundschema der sektoralen

(vereinfacht nach dem „ESVG" des SAEG — vgl. SAEG: „ESVG", Ziff. 125, S. 14 und S. 171 ff.) I V . Parallelen in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung

123

124

B. Die Entwicklung der Zeitrumanalyse

Rahmen der Input-Output-Rechnung. Die Produktionsbereiche der Input-Output-Rechnung fassen homogene Produktionseinheiten unabhängig von institutionellen Gesichtspunkten zusammen. Däs Wirtschaftsgeschehen w i r d unter Reduzierung der vielfältigen Interdependenzen und Differenzierungen auf wenige Konten und Zusammenhänge zwischen diesen Konten, die i n bezug auf wichtige Merkmale. als homolog charakterisiert werden können, konzentriert. Die Bestandsgrößen und die Strömungsgrößen gleichartiger Wirtschaftssubjekte, gemessen an ihren Funktionen und institutionellen Gegebenheiten, werden zusammengefaßt zu Sektoren, Teilsektoren oder Bereichen (Produktionsbereiche). Rechnet man die intrasektoralen Transaktionen (z. B„ Käufe und Verkäufe der Unternehmen untereinander) gegeneinander auf, spricht man von Aggregation i n Form der Konsolidierung. Das hat zur Folge, daß sich alle intra(inner)sektoralen Bestände und Ströme gegenseitig aufheben, so daß grundsätzlich nur noch intersektorale Transaktionen erfaßt werden. Wichtige intrasektorale Ströme, z. B. Bruttoinvestitionen, bleiben aber erhalten, indem sie auf ausgegliederten Sektorenkonten, wie z. B. dem Vermögensveränderungskonto, nachgewiesen werden. Die Aggregation ohne Konsolidierung, bei der die intrasektoralen Transaktionen nach der Aggregation der individuellen Konten ausgewiesen werden (Aggregation durch einfache Summierung), läßt die einzelnen Transaktionen auf beiden Seiten der Sektorenkonten erscheinen. Die Aggregation ohne Konsolidierung w i r d vom Statistischen Bundesamt z.B. für das Produktionskonto der Unternehmungen verwendet 5 4 . Der Verlust an Detailinformation w i r d je nach Aggregationsgrad und Aggregationsform i n Kauf genommen, um grundlegende Zusammenhänge aus der totalen Interdependenz des gesamtwirtschaftlichen Prozesses abspalten und aufzeigen zu können. I m Vergleich zu den Daten und Analysen der einzelnen Wirtschaftseinheiten fehlt den aggregierten; Daten jeder Aggregationsstufe der Bezug zur tatsächlichen Entscheidungs- und Zielbasis der einzelnen Wirtschaftseinheit. Aggregierte Zahlen können daher die Einzelanalyse niemals ersetzen, sondern nur erglänzen i m Sinne der Herausarbeitung ökonomischer Gesetzmäßig-

st Vgl. Bartels, H., Raabe, K.-H., Schörry, O.: „Das ausgefüllte vereinfachte Koritensystem", S. 571 ff.

IV. Parallelen in der Volkswirtschaftlichen Gesärritrechnung keiten unter Verwendung primärstatistischen Materials schaftseinheiten 55 .

der

125 Wirt-

2. Grundzüge des Formalaufbaus der Volkswirtschaftlichen Buchhaltung im Vergleich mit der einzelwirtschaftlichen Rechnungslegung a) Zeitraumbezogene

Erfassung der

Transaktionen

Die Volkswirtschaftliche Buchhaltung oder Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) ist ebenso wie die handels- und steuerrechtliche Rechnungslegung ein zweckorientiertes Gebilde. Die Berechnungsmethoden der VGR haben letztlich die Ermittlung und Darstellung volkswirtschaftlicher Erfolgsgrößen zum Gegenstand und damit die Zwecksetzung einer periodenbezogenen Erfolgsrechnung. Durch primär funktionale Gruppierungen der Transaktionen — Erzeugung, Einkommensbildung, Einkommensverteilung, Einkommensverwendung, Verbrauch. Sparen, Vermögensänderung, Investition — entspricht die VGR den unter verschiedenen Gesichtspunkten definierten Gesamtgrößen des entstandenen und verwendeten Sozialprodukts bzw. Volkseinkommens i n der Darstellungsform der Entstehungs-, Verteilungsund Verwendungsrechnung. Der Erfolg der einzelnen Unternehmen und die Erfolgsrealisierung ergeben sich aus den güterwirtschaftlichen und monetären Transaktionen des Unternehmens mit seinen Märkten. Von den Märkten und zu den Märkten fließen Güter und Geldströme, die an den Nahtstellen des Unternehmens mit seinen Märkten gemessen werden, d. h. beim Ubergang vom Innen- zum Außenbereich des Unternehmens. Das Unternehmen wurde bereits als offenes, den Märkten zugewandtes Gebilde charakterisiert. Insofern ist auch der Geld- und Güterstrom des Unternehmens kein geschlossener Prozeß, sondern die Ströme finden ihre Fortsetzung i n den Dispositionen der am M a r k t auftretenden Wirtschaftseinheiten. Das Rechnungswesen des Unternehmens umfaßt daher auch nur eine Prozeßkomponente des vielschichtigen gesamtwirtschaftlichen Prozesses. Da aber der Ablauf des Umsatzprozesses i n einem einzelnen Unternehmen i n seiner Erscheinungsform und i n den einzelnen Phasen bestimmend ist für die Messung der Abläufe des ge^ samten Unternehmenssektors bzw. einzelner Unternehmensteilsektoren, müssen grundsätzlich die einzelwirtschaftliche und die sektorale Erfolgsmessung den gleichen Kalkülaufbau haben. Die ökonomischen Transaktionen bilden die Grundlage des einzelwirtschaftlichen und des sektora55

Vgl. auch Stobbe, A.: „Volkswirtschaftlidies Rechnungswesen", S. 55.

B. Die Entwicklung der Zeitraumanalyse

126

len Umsatzprozesses i n zeitraumbezogener Darstellung. Sektorbilanz

und

zeitpunktbezogener

(Status)

, Realvermögen (Investitionsbereich)

Reinvermögen (Ersparnisbereich) Kapitalbereich

Forderungen ^(monetärer Bereich)

Verbindlichkeiten (Kreditierungsbereich)

Jede ökonomische Transaktion ändert das Statusbild der Sektorbilanz und läßt zwei Strömungsgrößen entstehen: z. B. Kauf eines Gutes Wirtschaftssubjekt A (Verkäufer)

Wirtschaftssubjekt B (Käufer)

realer Strom

Verkauf = Gutes

Kauf = Zugang des Gutes

monetärer Strom

Zunahme der Forderungen bzw. Abnahme der Verbindlichkeiten

Abgang des

z. B. Einkommensübertragung Wirtschaftssubjekt A (Transfergeber)

Abnahme der Forderungen bzw. Zunahme der Verbindlichkeiten Wirtschaftssubjekt B (Transfernehmer)

realer Strom

Verminderung des Reinvermögens

Erhöhung des Reinvermögens

monetärer Strom

Zunahme der Verbindlichkeiten, Abnahme der Forderungen

Zunahme der Forderungen, Abnahme der Verbindlichkeiten

Die Veränderungen der einzelnen Bilanzbestände werden i n der doppelten Buchhaltung spiegelbildlich registriert. Somit entspricht jeder Geldmittelherkunft eine Geldmittelverwendung. Für die individuelle Einzelwirtschaft und die Gesamtwirtschaft ist keine Mittelherkunft ohne gleichzeitige Mittelverwendung, keine Einkommensbildung ohne Einkommensverwendung möglich. Beide Ströme sind aber getrennt auszuweisen. Das w i r d i n der einzelwirtschaftlichen handelsrechtlichen Rechnungslegung nicht beachtet, andererseits ist darin ein Grundprinzip makroökonomischer Rechnung zu sehen. Da i m System der Doppik der Erfolg sich i n Veränderungen von Bilanzpositionen niederschlägt, und zwar konkret i n Veränderungen der Vermögensbestände 56 , ist i m Vermögensveränderungskonto der s» Vgl. Ruchti, H.: „Erfolgsermittlung", S.505.

IV. Parallelen in der Volkswirtschaftlichen Gestrechnung

127

VGR die übereinstimmende Erfolgsdarstellung einzel- und gesamtwirtschaftlicher Erfolgsermittlung zu sehen. Sektorales Vermögensveränderungskonto Zugänge Realvermögen

(Zeitraumanalyse)

Abgänge Realvermögen

Zugänge Forderungen

Abgänge Forderungen

Abgänge Verbindlichkeiten

Zugänge Verbindlichkeiten

Abgänge Rein vermögen (Saldo) = Entsparung

Zugänge Reinvermögen (Saldo) = Ersparnis

I m Gegensatz zur Strukturbilanz nimmt das Vermögensveränderungskonto zeitraumbezogene Strömungsgrößen auf, wobei der Zusammenhang zwischen Bilanz und Vermögensveränderungsrechnung sich aus der Bilanzgleichung ergibt 5 7 : Anfangsbestand + Zugänge X Abgänge = Endbestand Zugänge X Abgänge = Endbestand X Anfangsbestand

Zugänge und Abgänge sind die Bruttogrößen der Transaktionen und damit Bestandteile einzel- und volkswirtschaftlicher Strömungsrechnungen 58 . Der Saldo aus Zugängen und Abgängen ergibt die Nettoveränderung der zugrunde liegenden Ströme. Brutto- und Nettoveränderungen werden i n der VGR als Strömungsgrößen („flows") bezeichnet, da sie Transaktionen, nicht aber Bestände abbilden. Das Vermögensveränderungskonto und die i h m vorgeschalteten Erfolgskonten der Produktion, der Einkommensentstehung und Einkommensverteilung bilden insgesamt eine abgestufte Erfolgsrechnung m i t abgestuften Erfolgsbegriffen. Die Volkswirtschaftliche Buchhaltung ist vorwiegend eine Erfolgsrechnung auf der Basis zeitraumbezogener Transaktionen. Den heute praktizierten Systemen Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen fehlt vor allem aus statistischen Gründen die Verbindung zur Bilanzrechnung i n Form sektoraler oder gesamtwirtschaftlicher Vermögensbestandsrechnungen 59 . Methodisch verhindert das Fehlen von Bestandsrechnungen keineswegs eine vergleichende Betrachtung beider Rechensysteme. Während die gesamtwirtschaftliche Rechnung unmittel57 Vgl. Yanovsky, M.: Anatomy of Social Accounting Systems, London 1965, S. 10. 58 Vgl. Fürst, G.: Probleme eines statistischen Gesamtbildes von W i r t schäftsstruktur und Wirtschaftsablauf, in: Allg. Statistisches Archiv, München 1951, S. 227 ff., hier S.278. 50 Das Kontensystem des von der U N entwickelten Standardsystems „SNA" sieht erstmals ansatzweise die Erstellung sektoraler Bilanzen in Form von Real-GeldVermögens- und Schuldenbestandsrechnungen vor (vgl. U N : „SNA", Ziff. 1.35 ff., S. 6 ff., und Ziff. 2.1 ff., S. 17 ff.

128

B. Die Entwicklung der Zeitraumanalyse

bar als Zeitraumrechnung angelegt ist, bedarf die einzelwirtschaftliche Rechnung der oben dargelegten Umformung der Bestandsrechnung i n eine transaktionsbestimmte zeitraumbezogene Erfolgs- und Finanzierungsrechnung, u m die Komponenten des zeitraumbezogenen Umsatzprozesses messen zu können 6 0 . b) Finanzierungskonto doppelte Volkswirtschaftliche

und Buchhaltung

Verglichen mit der einzelwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung der Investitionen individueller Wirtschaftseinheiten erfaßt das Vermögensveränderungskonto des bisher mit nationalen Modifikationen praktizierten Standardsystems der OEEC dje finanziellen Transaktionen (Veränderung der Forderungen und Verbindlichkeiten) lediglich insgesamt als Saldogröße i n Form der Nettoschuldner- bzw. Nettogläubigerposition. Die Bemühungen um den Einbau einer vollständigen Finanzierungsrechnung i n die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung sind durch das neue Standardsystem der U N und das diesem System angepaßte neue Europäische System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen vorerst abgeschlossen. Das traditionelle Reinvermögensveränderungskonto des OEEC-Standardsystems ( = verkürztes Vermögensveränderungskonto) und das Finanzierungskonto bilden nunmehr eine geschlossene Finanzierungsrechnung der Investitionen und der Geldvermögensänderung, die die monetären Ströme spezifiziert und detailliert nachweist. (Rein)Vermögensveränderungskonto = verkürztes Vermögensveränderungskonto Zugänge Realvermögen

Zugänge Reinvermögen = Ersparnis

Abgang Rein vermögen (Entsparung) Nettogläubigerposition (Saldo)

Nettoschuldnerposition (Saldo)

Finanzierung Skonto Nettoschuldnerposition (Saldo)

Nettogläubigerposition (Saldo)

Zugänge Forderungen*)

Abgänge Forderungen

Abgänge Verbindlichkeiten

Zugänge Verbindlichkeiten a )

a) Die Zunahme der Forderungen wird als Geldvermögensbildung, die Zunahme der Verbindlichkeiten als Kreditaufnahme bezeichnet (vgl. Deutsche Bundesbank: „Finanzierungsrechnung", S. 18).

®P Vgl. auch Meyer, J.: Comptabilité d'entreprise et comptabilité nationale, Paris 1969.

IV. Parallelen in der Volkswirtschaftlichen Gestrechnung

129

Das verkürzte Vermögensveränderungskonto und das Finanzierungskonto bilden das vollständige Vermögensveränderungskonto, aus dem die Vermögensbildung und ihre Finanzierung ersichtlich sind. Das Vermögensveränderungskonto und das Finanzierungskonto sind durch die Beziehungen Geldvermögensänderung

= Nettoveränderung der Forderungen X Schuldenänderung

Geldvermögensänderung

=

Reinvermögensänderung X Realvermögensänderung

verbunden. Beide Konten bilden das „Capital Finance Account", wobei „saving, carried down from the income and outlay account, and consumption of fixed capital, provided for i n value added, are major sources of finance of gross accumulation. The other sources of finance are capital transfers and the incurrence of liabilities . . ." 6 1 . Die neuen Standardsysteme VGR basieren nunmehr auf einer echten doppelten makroökonomischen Buchhaltung. I m Gegensatz zum OEECStandardsystem, das die Transaktionen nur einmal bei den beteiligten Sektoren verbucht (insgesamt zwei Buchungen), zeigt die doppelte Buchhaltung der neuen Systeme, welche Veränderungen spezifischer Forderungen und Verbindlichkeiten mit der Vermögensänderung verbunden sind und welche Sektoren Gläubiger bzw. Schuldner sind. Die makroökonomische Rechnung über die Erfolgsquellen und die Erfolgsverwendung w i r d ergänzt durch die Darstellung der finanziellen A b wicklungen, und somit die einfache Buchhaltung erweitert zu einer doppelten Volkswirtschaftlichen Buchhaltung. Die Transaktionen werden damit sowohl i n ihrer güterwirtschaftlichen wie i n ihrer finanzwirtschaftlichen Komponente erfaßt, wodurch der Umwandlungsprozeß Geld—Gut—Geld—Gut usw., der i n der einzelwirtschaftlichen Rechnungslegung seinen Niederschlag findet, nunmehr auch i n den Konten der VGR vollständig zum Ausdruck kommt 6 2 . Wenn Systeme VGR ohne integrierte Finanzierungsrechnung (z. B. OEEC-Standardsysteme und abgeleitete VGR) oft als doppelte Buchhaltung bezeichnet werden, bezieht sich diese Charakterisierung auf die Tatsache, daß die Verbuchung intersektoraler Transaktionen jeweils auf den Konten der beteiligten Sektoren vorgenommen wird. Aber erst eine vierfache Verbuchung i n der VGR entspricht der doppelten Buchhaltung i m einzelwirtschaftlichen System 63 . U N : „SNA", Ziff. 7.8, S. 120 i. Z. mit S. 159. Vgl. auch Baßeier, U.: „Finanzierungsrechnung", S. 20 f. 63 Vgl. u.a. Aukrust, O.: Principles of National Accounting, in: Barna, T. (Hrsg.): The Structural Interdependence of the Economy („Proceedings of an International Conference on Input-Output Analysis", Varenne 1954), 82

9 Beier

B. Die Entwicklung der Zeitraumanalyse

130

Beispiel: Sektor A verkauft an Sektor B eine Maschine (Buchwert 0) für 100 GE auf Ziel Vermögensveränderungskonto A

Vermögensveränderungskonto B

100

100

Finanzierungskonto A

Finanzierungskonto B

D i e Z u s a m m e n f a s s u n g des V e r m ö g e n s v e r ä n d e r u n g s k o n t o s ( v e r k ü r z tes V e r m ö g e n s v e r ä n d e r u n g s k o n t o ) u n d des F i n a n z i e r u n g s k o n t o s f ü h r t z u r geschlossenen F i n a n z i e r u n g s r e c h n u n g . MV64 Ford. B 100 (Geldvermögensänderung)

:MH Innenfinanzierung

100

MV Investition 100 (Reälvermögensänderung)

MH Außenfinanzierung Verb. A 100

I m OEEC-Standardsystem u n d i n den v o n i h m abgeleiteten Systemen w a r d i e k o n t e n m ä ß i g e D a r s t e l l u n g d e r T r a n s a k t i o n e n des U n t e r nehmenssektors m i t d e m v e r k ü r z t e n V e r m ö g e n s v e r ä n d e r u n g s k o n t o a b geschlossen. D a das S y s t e m V G R des Statistischen B u n d e s a m t s ebenso w i e andere i m n a t i o n a l e n B e r e i c h e n t w i c k e l t e b z w . w e i t e r e n t w i c k e l t e Systeme V G R a u f d e m O E E C - S t a n d a r d s y s t e m fußen, k a n n das O E E C S t a n d a r d s y s t e m s t e l l v e r t r e t e n d f ü r diese als S y s t e m t r a d i t i o n e l l e r V G R

Mailand o.J., S. 205 ff.; Copeland, M. A.: A Study of Moneyflows in the United States, New York 1952; Sigel, St. J.: A Comparison of the Structures of the Three Social Accounting Systems, in: Studies in Income and Wealth, Vol. 18, Input-Output-Analysis: A n Appraisal, Princeton 1955. Aukrust schlägt vor, in dem System V G R die „real transactions" und die „financial transactions" voneinander getrennt zu verbuchen, und zwar auf einem „real account" und auf einem „financial account". Copeland hat erstmals versucht, ein vierfach buchendes System (quadruple entry) mit statistischem Material auszuführen. Sigel wertet das System von Copeland im Vergleich zum System der einfachen Buchhaltung als echtes doppeltes volkswirtschaftliches Buchungssystem, da „a single-entrysystem abstracts from the exchange involved in the transactions it covers. I t may record only the flows of goods and not the means of payment" (Sigel, St. J.: ,,A Comparison", S. 261). M V = Mittelverwendung; M H = Mittelherkunft.

IV. Parallelen in der Volkswirtschaftlichen Gestrechnung

131

angesehen werden 6 5 . Ordnet man die für den Unternehmenssektor vorgesehenen Konten i n den Gesamtzusammenhang von Mittelherkunft und Mittelverwendung ein, ergeben sich entsprechende Beziehungen, wobei das Auslandskonto vernachlässigt werden kann 6 6 (vgl. S. 132). A u f dem Vermögensveränderungskonto des OEEC-Standardsystems erscheinen sämtliche Hauptpositionen der Finanzierungsrechnung der Investitionen allerdings i n hoch aggregierter und damit saldierter Form, so daß die Finanzierungsrechnung nur rudimentär vorhanden ist, verglichen m i t der Finanzierungsrechnung nach dem ESVG und dem diesem System zugrunde liegenden SNA der UN, i n denen das Vermögensveränderungskonto durch Integration der finanziellen Transaktionen 6 7 zu einer sektoralen Finanzierungsrechnung erweitert ist. Die neuen Standardsysteme doppelter Buchführung ergänzen das traditionelle Vermögensveränderungskonto durch ein Finanzierungskonto, wobei die finanziellen Transaktionen eine bestimmte Klassifizierung und die Kreditinstitute gesonderte Konten erhalten 6 8 . „Les comptes financières nationaux peuvent être définis comme une statistique que décrit les variations intervenues, au course d'une période déterminée, dans les divers types d'actifs et passifs financières des secteurs de l'économie 69 ." Obwohl nach dieser Definition nur auf die Veränderung finanzieller A k t i v a und Passiva abgestellt wird, enthalten die von der Deutschen Bundesbank 70 , dem Institut National de la Statistique et des 6

» Diese Grundkonzeption des OEEC-Standardsystems blieb unverändert in den revidierten Fassungen (vgl. OEEC: A Standardised System of National Accounts, Paris 1959; U N : A System of National Accounts and Supporting Tables, New York 1960 und 1964). 66 Vgl. OEEC: „Standardsystem", S.30ff. ®7 Die Integration der Finanzierungsrechnung in das Vermögensveränderungskonto setzt in Ubereinstimmung mit den Regeln der doppelten Buchhaltung voraus, daß beiden Konten die gleiche Definition und die gleiche Bewertung der Investitionen (Bruttorealvermögensänderung), der Forderungen und Verbindlichkeiten zugrunde liegen, wie es z. B. bei der Finanzierungsrechnung der Bundesbank gegeben ist und ebenso nach dem ESVG vorgeschrieben wird. 68 I m OEEC-Standardsystem mußte daher die ökonomische Aktivität der Banken und sonstiger Finanzierungsinstitute zusammen mit den Produktionsunternehmen erfaßt werden; damit konnte auch die spezifische Funktion dieses Unternehmenssektors nicht spezifisch berücksichtigt werden, insbesondere waren die finanziellen Ströme zwischen den Finanzierungsinstituten und den Produktionsunternehmen nicht ersichtlich. 69 Banque National de Belgique: Bulletin d'Information et de Documentation, Bruxelles 1962, Bd. 2, S. 131; vgl. Deutsche Bundesbank: „Finanzierungsrechnung", S. 18 f.; Stobbe, A.: „Volkswirtschaftliches Rechnungswesen", S. 180; Schneider, E.: „Wirtschaft stheorie — Teil I", Tübingen 1969, 14. Aufl., S. 114. 70 Die Lücke i m OEEC-Standardsystem wurde bereits durch die Erhebungen der Bank Deutscher Länder ab 1955 und durch die Banque de France ab 1959 zu schließen versucht, indem als „grande catégorie d'opération" a»

B. Die Entwicklung der Zeitraumanalyse

132

Kontenaufbau

nach dem OEECStandardsystem Unternehmenssektor

Mittelverwendung

Einkäufe an Zwischenprodukten (Vorleistungen) Produktionskonto

geleistete indirekte Steuern Abschreibungen Saldo Wertschöpfung (Nettowertschöpfung zu Faktorkosten)

>

Mittelherkunft

Verkäufe eigener Produkte (Umsatzerlöse einschließlich Eigenverbrauch) erhaltene Subventionen Bestandsveränderungen an Vorräten, selbsterstellte A n lagen

' Wertschöpfung

Arbeitseinkommen Nettozinsen, -mieten, -pachten Dividenden, Unternehmergewinne gezahlte direkte Steuern und laufende Einkommenstransfers

Einkommenskonto

Saldo Ersparnis (netto)

Bruttoinvestition (Käufe neuer und gebrauchter Anlagen und Grundstücke ./. Verkäufe von gebrauchten Anlagen und Grundstücken + EigenleistunVermögensgen) veränderungskonto

Von anderen Sektoren erhaltene Einkommenszahlungen und empfangene laufende Einkommenstransfers (ohne Subventionen)

Ersparnis (netto) +

Abschreibungen

+ Rechnungsabgrenzungen für Steuern, Betriebsrückstellungen

geleistete Vermögenstransfers«)

+ empfangene Vermögenstransfers a ) (Verkaufsgewinne, Sach- und Finanzanlagen)

Finanzierungsüberschuß (Saldo) (Netto-Kreditgewährung = Geldvermögensänderung)

Finanzierungsdefizit (Saldo) (Netto-Verschuldung = Geldvermögensänderung)

a) I m OEEC-Schema werden die Vermögenstransfers, z. B. Kapitalgewinne und »Verluste, Käufe und Verkäufe, gebrauchte Anlagen und Grundstücke, wegen ihres außerordentlichen Charakters nicht auf dem Einkommenskonto, sondern auf dem Vermögensveränderungskonto ausgewiesen (vgl. OEEC: „Standardsystem", S. 31, S. 64 f. und S. 69 f.). Ebenso verfahren das Statistische Bundesamt und die Deutsche Bundesbank. Die Zusammenfassung der Ersparnis aus laufenden Transaktionen mit den Vermögenstransfers ergibt die Reinvermögensänderung.

IV. Parallelen in der Volkswirtschaftlichen Gestrechnung

133

Etudes Economiques (INSEE) 7 0 praktizierten und die von der U N und SEAG entwickelten Systeme Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen Finanzierungsrechnungen, die integriert sind i n die Vermögensveränderungsrechnungen und damit i n die Investitionsrechnung. I n Verbindung m i t dem Nachweis der Bruttoreal(Sachanlage)investitionen liegt eine geschlossene makroökonomische Finanzierungsrechnung der Investitionen vor, aus der „die Wege der Finanzierung durch Eigenmittel, durch Aufnahme von Krediten und eventuell durch den Einsatz finanzieller Reserven zu ersehen sind" 7 1 .

3. Die Konten des Unternehmenssektors nach dem Europäischen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen „ESVG" und die Möglichkeiten der Disaggregierung

Die Unternehmenskonten des ESVG sehen, beginnend m i t der Produktion, abgestufte Erfolgsgrößen von der Bruttowertschöpfung bis zum (verfügbaren) Bruttoeinkommen der Unternehmen vor. Es sind die Konten: Produktionskonto

mit Erfolgsgröße:

Bruttowertschöpfung zu M a r k t preisen

Einkommensentstehungskonto (Betriebsergebniskonto)

mit Erfolgsgröße:

Bruttobetriebsüberschuß (zu Faktorkosten)

Einkommensverteilungskonto

mit Erfolgsgröße:

Verfügbares Bruttoeinkommen = Bruttoersparnis

Der Saldo des dritten Erfolgskontos, des Einkommensverteilungskontos, w i r d übernommen i n die Vermögensveränderungskonten, die aus Investitions- und Finanzierungskonten bestehen. Das (Rein)VerNoch Fußnote 70

auch die Veränderung der Kassenhaltung und der Kreditbeziehungen in die V G R aufgenommen wurde (vgl. Ministère des Finances et des Affaires Economiques, Institut National de la Statistique et des Etudes Economiques (INSEE): Rapport sur les comptes de la nation de l'année 1962, Paris 1963, S. 72 f.; vgl. auch Board of Governors of the Federal Reserve System: A Flow-of-Funds System of National Account, Annual Estimates 1939-1954, in: Federal Reserve Bulletin 1955, S. 1085 ff.). 7i Vgl. auch U N : „SNA", Ziff. 1.2, S. 2, und Ziff. 7.1, S. 120: „ . . . effort has been put into . . . (preparing) . . . flow-of-funds tables which show the flows of financial claims that enable the surplus saving of some groups of financial units to provide the external funds needed by sectors whose capital expenditure exceeds their saving." „The capital finance accounts portray the ways in which institutional units finance their accumulation of capital; and have direct ties with the capital formation accounts and income and outlay accounts of the system."

B. Die Entwicklung der Zeitraumanalyse

134

Kontenaufbau nach dem ESVG des SAEG (Auszug) Unternehmens(teil)sektor Verwendung

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O l I 'S C «fl T!

g p C 5 3 ö (verfügbares) Bruttoeinkom-

S 55x

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S f ¡3

Absdireibungen Nettoeinkommen Bruttoanlageinvestition Vorratsveränderung

Fx verfügbares Bruttoeinkommen Bruttoersparnis

Nettoerwerb von Gründstücken und immateriellen Werten

o s>'§ w ^ fe C Üfl ö Lh C •S Ö ^ 3 Finanzierungsüberschuß

w >> 2

Nettoverbindlichkeitsänderüng /

c S

empfangene Einkommenstransfers

m e n

ß'ö 8 g geleistete Vermögenstransfers

i

Bruttobetriebsüberschuß

Forderungen an Finanzierungsinstitute Forderungen gegenüber nichtfinanziellen Sektoren (Teilsektoren) usw. festverzinsliche Wertpapiere Aktienforderungen

empfangene Vermögenstransfers ^Finanzierungsdefizit ^Nettoforderungsänderung Verbindlichkeiten gegenüber Finanzierungsinstituten Verbindlichkeiten gegenüber nichtfinanziellen Sektoren (Teilsektoren) usw. festverzinsliche Verbindlichkeiten aus Wertpapieren Aktien Verbindlichkeiten

IV. Parallelen in der Volkswirtschaftlichen Gestrechnung

135

mögensveränderungskonto zeigt die Vermögensbildung, d. h. die Bruttoinvestitionen i n Form der Sachanlageinvestition und die Vermögensübertragungen. Der Saldo des Vermögensveränderungskontos ist der Finanzierungsüberschuß bzw. das Finanzierungsdefizit. Der Finanzierungssaldo stimmt — abgesehen von statistischen Differenzen — m i t der Nettoveränderung der Forderungen und Verbindlichkeiten des Finanzierungskontos überein, das die Geld Vermögensbildung spezifiziert nachweist. Die Mittelverwendung umfaßt die Zunahme der Forderungen und die Verminderung der Verbindlichkeiten; die Mittelherkunft des Finanzierungskontos zeigt die Abnahme der Forderungen und die Zunahme der Verbindlichkeiten, wobei die Verbuchung der finanziellen Transaktionen auf der Veränderung der Forderungen und Verbindlichkeiten beruht 7 2 . Für die einzelnen homogenen Produktionsbereiche, deren Systematik auf der Systematik der Wirtschaftszweige basiert, sieht das ESVG Produktionskonten (Waren- und Dienstleistungskonten) und Einkommensentstehungskonten vor. Sie sind Bestandteile der Input-OutputTabellen. I n den Input-Output-Tabeilen w i r d die Bruttowertschöpfung des Ünternehmenssektors, aufgegliedert für die einzelnen Produktionsbereiche, nachgewiesen. Infolge der Integration der Input-OutputTabellen i n die VGR ist die Summe der Wertschöpfungsbeträge der einzelnen Produktionsbereiche gleich der Wertschöpfung des Ünternehmenssektors. Einkommensentstehungskonto Produktionssteuern ./. Subventionen

eines Produktionsbereichs Bruttowertschöpfung zu Marktpreisen

Abschreibungen (Saldo: Nettowertschöpfung zu Faktorkosten) Bruttolöhne und -gehälter einschl. Sozialabgaben der Arbeitgeber Nettobetriebsüberschuß

Für die Produktion und die eng m i t ihr verbundenen Verteilungstransaktionen steht somit eine Aufgliederung iiach Sektoren und nach Produktionsbereichen zur Verfügung, und zwar auf der Basis einer einheitlichen Grundsystematik der Transaktionen. 72 Vgl. SAEG: „ESVG", Ziff. 710, S. 144, und U N : „SNA", Ziff.7.103 ff S. 136 i. V. Ziff. 8.98, S. 164.

136

B. Die Entwicklung der Zeitraumanalyse

Die Aufgliederung nach Produktionsbereichen endet i m ESVG m i t dem Betriebsüberschuß als Saldo der Einkommensentstehungskonten. Die Zerlegung des Betriebsüberschusses w i r d i m ESVG ausschließlich institutionell auf Sektorenkonten vorgenommen und somit nur hochaggregiert. Zwar soll der Sektor „Nichtfinanzielle Kapital- und QuasiKapitalgesellschaften" zukünftig i n Teilsektoren begrenzter Anzahl zergliedert werden 7 3 , aber selbst dann werden die Angaben für branchenspezifische Fragestellungen nicht auswertbar sein. Somit ermöglichen allein die i n die VGR integrierten Input-Output-Tabellen eine Disaggregation der wirtschaftlichen Abläufe i m Unternehmenssektor 74 . Damit können für einen Teilbereich der Mittelherkunfts- und Mittelverwendunganalyse Meßzahlen auf Fachzweigebene gewonnen werden. Sofern sich das einzelwirtschaftliche, extern verfügbare Zahlenmaterial auf Unternehmen mit homogenem Produktionsprogramm, d. h. auf die Herstellung nur eines Gutes oder einer Gütergruppe, z.B. Kraftfahrzeuge, Gummi und Asbest, Zement, Keramik u. ä., bezieht und damit Produktionsbereich und institutionelle Zuordnung i n etwa übereinstimmen, ergeben sich Anknüpfungspunkte und Möglichkeiten der Vergleichsrechnung m i t Ergebnissen sowohl der makro- wie der mikroökonomischen Zeitraumanalyse 75 . Die i n Bearbeitung befindlichen Input-Output-Tabellen sind i n bis zu einhundert Produktionsbereiche gegliedert. Allerdings sind die statistischen Probleme der Datenbeschaffung noch sehr groß, so daß nur i n längeren zeitlichen Abständen m i t „originären", d.h. nicht fortgeschriebenen Input-Output-Tabellen zu rechnen ist 7 6 . Das ESVG liefert für die Wirtschaftsanalyse außerdem entsprechend der Fachzweigsystematik der Input-Output-Tabellen gegliederte Tabellen der Bruttoanlageinvestitionen und der Vorratsinvestitionen. Die ™ Vgl. SAEG: „ESVG", Ziff. 124, S. 14. 74 Die Angaben der Input-Output-Tabellen sollen primär technisch-wirtschaftliche Zusammenhänge beleuchten und die Verflochtenheit der Güterströme nachweisen. Die Bewertung der Güterströme ist je nach spezieller Fragestellung unterschiedlich geregelt. Die Anschaffungs- und Marktpreise sind aber eine der möglichen Bewertungsalternativen, womit die Marktverflechtung auf monetärer Basis erfaßt werden soll (vgl. SAEG: „ESVG", Ziff. 626 ff., S. 130 ff.; Stäglin, R.: Aufstellung von Input-Output-Tabellen, Berlin 1968, S. 56 ff.; Leontief, W.: Input-Output Analysis and its Use in Peace and War Economics, in: AR 1949, S. 212; ders.: Die Methode der Input-Output-Analyse, in: Allg. Stat. Archiv, Bd. 36, München 1952). 75 Vgl. Institut für Unternehmensanalyse und Branchenforschung GmbH: Aufbau eines Modells für Wirtschafts- und Finanzanalysen, in Zusammenarbeit mit der Studiengesellschaft für Internationale Statistik, vier Berichte über die europäische Eisen- und Stahlindustrie sowie Automobilindustrie im Auftrag der EG-Kommission, Brüssel 1973, unveröffentlicht. ™ Vgl. SAEG: Input-Output-Tabellen für die Länder der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, Brüssel 1965 und 1970; Kommission der Europäischen Gemeinschaften: „Industriepolitik", S. 67; Mai, H.: Input-OutputTabelle 1970, in: WiSta 1974, S. 167 ff.

IV. Parallelen in der Volkswirtschaftlichen Gestrechnung

137

Aufstellung vollständiger Vermögensveränderungskonten für die einzelnen Produktionsbereiche ist damit aber nicht möglich. Hier vermag die Auswertung einzelwirtschaftlichen statistischen Materials entsprechend der gemeinsamen Konzeption Lücken i m makroökonomischen statistischen Material zu schließen 77 . Der mikroökonomische Ansatz kann andererseits die fehlende institutionelle Disaggregierung des Unternehmenssektors beseitigen helfen. Dann lassen sich auch die Strukturen und Strukturveränderungen der Unternehmen und Branchen i n der Ertrags- und Finanzierungslage und ihre Auswirkungen auf Einkommensverteilung und Investitionsfinanzierung darstellen und analysieren. Basis des einzelwirtschaftlichen Ansatzes ist die Unternehmensanalyse. Durch Zusammenfassung von Einzelanalysen, Gruppenbildung und Hochrechnung werden Ergebnisse für Fachzweige oder größere Industriebereiche gewonnen. Dabei kann im Vergleich zur VGR auf Schätzungen und indirekte Messung wichtiger Größen, wie Investitionen, Bruttobetriebsüberschuß u. a., weitgehend verzichtet werden. Insofern dient der einzelwirtschaftliche Ansatz auch der Uberprüfung makroökonomischer Ergebnisse. Insgesamt gesehen ist eine verstärkte Heranziehung einzelwirtschaftlicher Unternehmensanalysen erforderlich, weil die bislang über den Unternehmenssektor verfügbaren gesamtwirtschaftlichen Statistiken der faktischen Entwicklung dieses Bereichs nicht mehr voll gerecht werden 7 8 . Wichtige Fragen hinsichtlich der Ertrags(Gewinn)situation, der Ertragsverteilung, der Selbstfinanzierung der Investitionen und der Innenfinanzierung der Unternehmen können bislang nur unzureichend statistisch belegt werden. Ein nach Unternehmensgröße, Standort, Organisationsstand (Konzernverbund, multinationale Verflechtung) oder anderen Faktoren differenzierter Nachweis dieser Größen ist völlig unmöglich. Wagenführ weist auf die ergänzungsbedürftige Untçrnehmensstatistik m i t Nachdruck hin: „Die Statistik der Profite gehört i n der Bundesrepublik Deutschland zu den unterentwickelten Zweigen der Wirtschaftsstatistik 79 ." Andererseits werden wichtige 77 Auf die ergänzungsbedürftige Branchenstatistik weist u. a. der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hin (vgl. Stabilisierung ohne Stagnation, Jahresgutachten 1965/66, S. 125 ff.; vgl. auch W S I : Branchenstrukturanalyse, Köln 1973, S. 58 f.). I n Frankreich wird die Auswertung der Jahresabschlußrechnungen für eine umfassendere und verbesserte volkswirtschaftliche Statistik durch INSEE in Zusammenarbeit mit den Bilanzzentralen der Banque de France, Crédit National, SEDES u. a. seit längerem praktiziert (vgl. 2. Teü, B I I I ) . w Vgl. Wagenführ, R.: „Bd. 2", S. 455 und S. 394. ™ Wagenführ, R.: „Bd. 2", S. 53. Der Begriff Profite deckt sich umfangmäßig mit den Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen (vgl. ebd., S. 35).

138

B. Die Entwicklung der Zeitraumanalyse

Aggregate, die dem Nachweis der Ertrags- und der Finanzierungssituation der Unternehmen dienen sollen, i n statistisch unzulänglicher Weise ermittelt, so daß entscheidende Informationslücken zu beklagen sind. Dies gilt insbesondere für die unverteilten Gewinne und die Bruttoersparnisse 80 . Die Verbesserung der Unternehmensstatistik stößt sicherlich auch auf ein quantitatives Problem, vordringlich erscheint aber eine methodische Fundierung der Analyse, u m die statistischen Daten und Ergebnisse i n Einklang m i t den grundsätzlichen Fragestellungen zu bringen. 4. Die Erfolgsgrößen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung

Die VGR hat letztlich die Ermittlung gesamtwirtschaftlicher Erfolgsgrößen zum Gegenstand und damit den Zweck einer periodischen Ergebnisrechnung. Das Produktionskonto der Unternehmen weist als Überschuß der Produktion über die Vorleistungen die Wertschöpfung aus. Die Produktion ist funktional m i t der institutionellen Einheit „Unternehmung" verknüpft. Die Rechnungslegung der Unternehmen dient aber primär dazu, den „Gewinn" bzw. „Verlust" als Restposten zu ermitteln. „Bei einer gesamtwirtschaftlichen Betrachtung interessiert jedoch nicht nur der Gewinn, sondern die Gesamtsumme der i m Züge des Produktionsprozesses i n der Unternehmung entstandenen Einkommen. Der Erfolg einer Unternehmung i m gesamtwirtschaftlichen Sinne ist dann diese Summe der entstandenen Einkommen, das heißt die Wertschöpfung 81 ." Die Wertschöpfung einer Unternehmung kann aus der einzelwirtschaftlichen Rechnungslegung ermittelt werden. Das bedeutet eine an der gesamtwirtschaftlichen Erfolgskonzeption orientierte Formulierung des mikroökonomischen Erfolgsbegriffs i n der Weise, daß sämtliche i m Unternehmen entstandenen Einkommen Berücksichtigung finden und nicht Teile davon als „Aufwand" ausgesondert bleiben. Bei grundsätzlich übereinstimmendem Erfolgskonzept liegt es an dem verfügbaren Datenmaterial und an einheitlichen Abgrenzungskriterien* um i n der mikro- und makroökonomischen Zeitraumanalyse vergleichbare Erfolgsmessungen zu erhalten. Die grundsätzliche Entsprechung der Erfolgsbegriffe ist gewährleistet durch die systemindifferenten Zielsetzungen der Faktörkombination, nach denen die Umformung der einzel wirtschaftlichen Rechnungslegung i m Sinne einer Ergänzung der mikroökonomischen Analyse vorgenommen wurde. Die systemindifferenten Zielsetzungen der Faktor80 vgl. Wagenführ, R.: „Bd. 2", S. 156, S. 196 ff. Raabe, K.-H.: „Sozialproduktsberechnung", S. 399 f.

IV. Parallelen in der Volkswirtschaftlichen Gestrechnung kombination i n der Einzel- und Gesamt w i r tschaft sind frei von speziellen Ausgestaltungen der Wirtschaftssysteme, wie Eigentumsordnungen, sonstigen juristischen und nationalen Eahmenbedingungen. Die U m formung der einzelwirtschaftlichen Rechnungslegung erfolgt durch I n beziehungsetzung sämtlicher Transaktionen auf die konzeptionsbildende Kategorie gesamtwirtschaftlicher Erfolgsgrößen. Andererseits hängt die Nutzanwendung dieser Analysemethode davon ab, daß das Erfolgskonzept der VGR nicht allein pragmatisch-statistisch angelegt ist, sondern auch die Entscheidungs- und Erfolgskomponenten individueller Wirtschaftseinheiten einschließt bzw. berücksichtigt, zumal die Transaktionen und der Erfolgscharakter einzelner Transaktionen primär von den individuellen Wirtschaftseinheiten und damit auch von den einzelnen Unternehmen her bestimmt werden 8 2 . Der Übernahme von Konventionen hinsichtlich der erfolgsrechnerischen Klassifizierung einzelner Transaktionen und ihrer periodenmäßigen Abgrenzung aus der makroökonomischen i n die einzelwirtschaftliche Rechnung sind Grenzen gesetzt. Dies gilt, wie oben bereits erörtert, insbesondere auch für die Abgrenzung v o n Vorleistungen. Investitions- und Desinvestitionsvorgänge bedürfen aus mikroökonomischer Sicht teilweise einer differenzierten Behandlung. Die Ableitung der Wertschöpfung als Erfolg der produzierenden Sektoren legt z. B. eine einheitliche Behandlung der Faktorleistungen und ihrer Vergütung unabhängig von ihrer Nationalität nahe. Das Inlandseinkommen und der Beitrag des einzelnen Unternehmens zum I n landseinkommen umfassen nur die Einkommen der i m Inland tätigen Produktionsfaktoren, allerdings unabhängig davon, ob sie von I n ländern oder Ausländern zur Verfügung gestellt werden, nicht aber die Einkommen, die Inländern aus dem Ausland zufließen. Zum In47

1882|

i>01

155

1477

q,92

^

Q88 1>26 164

1 110

0,93 0,93

a) La FBC calculée par la Centrale des bilans est la somme des investissements en immobilisations et de la variation des stocks.

R5

R 4

r 3

R 2

ri

Total ressources

64

1967 Total

B. Ansätze detaillierter Unternehmensstatistik

Ressources Autofinancement 444 549 750 814 951 1048 1 180| 1 137 1257 1488 1639 11257 Capital + primes d'émission 327 345 163 15 — — — 365 178 45 — 1438 Dettes à long et moyen terme 213 265 449 466 18 - d5 4 173 352 179 42 2 126 Dettes à court terme moins réalisable et disponible - 17 266 - 50 - 254 13 - 160 64 75 - 55 75 270 227 Ressources s/cession 96 56 101 280 112 166 132 174 130 89 1723 229 Ressources exceptionnelles 39 8 17 17 16 61

Total emplois

1960

(en millions de francs)

83 8 13 14 37 21 28 32 378 645 581 546 760 1019 931 1015 1034 9 010 410 576 483 507 582 689 822 822 815 34 38 14 121 137 132 52 159 968

1959

des Emplois et des Ressources

Frais d'établissement (brut) 18 23 101 Immobilisations (brut) 617 1005 857 Autres valeurs immobilisées (brut) .. 293 416 Stocks (brut) 174 45 62

Emplois

Secteur Industrie Pétrolière

188

IV. Die Finanzanalyse von INSEE

189

Die Abgrenzungen und die Gestaltung der Erfassungs- und Auswertungsformulare sind von der Société de Documentation et d'Analyses Financières S.A. (DAFSA) übernommen worden 4 4 . Während die B i lanzzentralen der Banque de France, Crédit National, SEDES u. a. ihre Untersuchungen auch auswerten, beschränkt sich die DAFSA auf die Aufbereitung publizierter Jahresabschlüsse und liefert das aufbereitete Bilanzmaterial für weitergehende Analysen. IV. Die Finanzanalyse von INSEE Die Versuche von INSEE zur Integration der Finanzanalyse i n die praktizierte Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung haben gezeigt, daß sich diese nur bedingt eignet, wenn man detaillierte Finanzierungsanalysen durchführen w i l l , so daß die Finanzierungsrechnung künftig verstärkt auf dem individuellen Zahlenmaterial der Unternehmen aufgebaut werden soll. Allerdings sind der französische Kontenrahmen, seine Gliederung und Systematik, und die darauf aufbauenden Jahresabschlüsse der Unternehmen auch nicht für eine unmittelbare finanzwirtschaftliche Auswertung brauchbar. Deshalb versucht INSEE, die Systematik des Kontenrahmens zu überarbeiten, um einheitliches Material ohne größere Umrechnungen für die Untersuchung der Finanzierungs- und Investitionsvorgänge zu erhalten 4 5 . Dieser Kontenrahmen soll sich an die Kontensystematik der künftig praktizierten Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung anlehnen. Der bestehende und von fast allen Unternehmen praktizierte, sehr detaillierte Kontenrahmen ermöglicht es, durch Neugruppierung der einzelnen Positionen sowie durch Verwendung von Daten der Steuererklärungen den Ubergang zu finanzwirtschaftlich orientierten Kontenplänen zu finden (Umschlüsselung), so daß die Angabe von Zuordnungen weitgehend ausreicht und keine völlig neuen Primärstatistiken erstellt werden müssen 46 . Eine enge Zusammenarbeit von Finanzanalysten, Banken, Buchprüfern wurde durch das Commissariat Général du Plan gewährleistet. A n den Arbeiten sind insbesondere auch die Bilanzzentralen der Banque de France und von Crédit National beteiligt. Das Untersuchungskonzept umfaßt eine Anzahl Konten, auf denen der Strom der Forderungen und Verbindlichkeiten, der Einnahmen 44

Vgl. DAFSA: Collection des „Analyses de Secteurs", Paris, jährliche Veröffentlichungen. 45 Vgl. Le Roy, J.-P., Jeorger, L. : Comptes et ratios pour l'analyse financière des entreprises, in: Economie et statistique, n ° 11, avril 1970, S. 43 ff. NN.: La Comptabilité nationale s'adapte à de nouveaux besoins, in: Economie et statistique, n 7, mars 1970, S. 53 ff. « Vgl. Le Roy, J.-P., Jeorger, L.: „Comptes et ratios", S. 44, S. 46, S. 48.

190

B. Ansätze detaillierter Unternehmensstatistik

und Ausgaben sowie eine Reihe daraus abgeleiteter Meßzahlen erfaßt werden. Der Aufbau des Kontensystems und seine Abgrenzungen entsprechen weitgehend dem Kontensystem des „ESVG" (vgl. Teil 1, B I V 3). Vom Produktionskonto ausgehend, w i r d die Bruttowertschöpfung zu Marktpreisen (einschließlich Abschreibungen) ausgewiesen. Nach bestimmten Einkommensverteilungstransaktionen verbleibt als Saldo der Bruttobetriebsüberschuß, der, unter Berücksichtigung des Zinssaldos und des außerordentlichen Ergebnisses, nach Abzug der Ertragsteuern zum gesamten Selbstfinanzierungsvolumen (capacité d'autofinancement) und nach Berücksichtigung der Dividendenausschüttung und Tantiemenzahlungen zur verbleibenden Selbstfinanzierung (autofinancement brut) führt. Die Größe der verbleibenden Selbstfinanzierung ist die Brücke zur Finanzierungsrechnung der Investitionen 4 7 .

Compte de production

Compte d'exploitation

Compte de résultats

Production

Valeur ajoutée brute aux prix du marché

Excédent brut d'exploitation

X Consommations

+ Subventions d'exploitation

= Valeur ajoutée brute aux prix du marché

X Frais de personnel X Impôts indirects = Excédent brut d'exploitation

X Frais financiers + Produits financiers -f Profits exceptionnels X Pertes exceptionneles Impôts sur les bénéfices = Capacité d'autofinancement X Dividendes et tantièmes = Autofinancement brut

Die Finanzierungsrechnung der Investitionen basiert auf einer Bilanzveränderungsrechnung, wobei alle Bilanzdifferenzen, die den Kriterien der Finanzierungsströme nicht entsprechen (Umbuchungen auf den Konten, Änderungen i n der Bewertung, Fusionsvorgänge u. a.), eliminiert sind. Die Finanzierungsrechnung der Investitionen hat folgenden Inhalt 4 8 .

*7 Vgl. Le Roy, J.-P., Jeorger, L.: „Comptes et ratios", S. 48 und S. 49. 48 Le Roy, J.-P., Jeorger, L.: „Comptes et ratios", S. 50.

IV. Die Finanzanalyse von INSEE

191

Tableau de Financement Emplois

Ressources

Frais d'établissement. Investissements en immobilisations.

Investissements en autres valeurs immobilisées.

Remboursement de dettes à long et moyen terme.

Autofinancement») : Réserves; Provisions à caractère de réserves; Report à nouveau; Autres provisions; Amortissements. Ressources exceptionnelles: Ressources de cession; Subventions d'équipement b ). Ressources de fonds propres. Ressources d'emprunts à long et moyen terme. Encaissements sur prêts et dépôts à plus d'un an.

Total des emplois fixes

Total des ressources de financement

Stocks. Réalisable et disponible.

Dettes à court terme.

Variation nette du fonds de roulement (si positive)

Variation nette du fonds de roulement (si negative)

Total

Total

a) Die Selbstfinanzierung in der Abgrenzung von INSEE schließt die Erlöse aus Anlageabgängen (plus-values de cession) mit ein. b) Bruttobetrag der erhaltenen Subventionen.

A u s d e n Ergebnissen der W e r t s c h ö p f u n g s r e c h n u n g u n d d e r F i n a n zierungsrechnung der Investitionen w e r d e n G r u p p e n v o n Kennzahlen gebildet, u n d z w a r Kennzahlen der Wertschöpfung, der B i u t t o ü b e r schüsse, d e r B r u t t o r e n t a b i l i t ä t sowie F i n a n z i e r u n g s k e n n z a h l e n e i n schließlich F i n a n z s t r u k t u r k e n n z a h l e n . Der Zeitraumanalyse zahlen49.

49

entsprechen v o r a l l e m die f o l g e n d e n

Vgl. Le Roy, J.-P., Jeorger, L.: „Comptes et ratios", S. 49 ff.

Kenn-

192

B. Ansätze detaillierter Unternehmensstatistik

„Ratios de gestion" Valeur ajoutée • 100 Production Frais de personnel • 100 Valeur ajoutée Excédent brut d'exploitation • 100 Ventes Capacité d'autofinancement • 100 Ventes Valeur ajoutée • 100 Immobilisations brutes Valeur ajoutée Effectif du personnel Excédent brut d'exploitation • 100 Capitaux permanents . /. autres valeurs immobilisées „Ratios de financement " Autofinancement • 1Ö0 Investissements Ressources internes • 100 Investissements (immobilisations et valeurs immobilisées) + variation des stocks

V. Die Branchenstatistik der Europäischen Gemeinschaften Die Kommission der Europäischen Gemeinschaften w i l l eine Industriepolitik vertreten, die nicht auf Erhaltung bestehender Strukturen, sondern auf Wachstum und Fortschritt ausgerichtet ist. I m Rahmen dieser Zielsetzung soll die Unternehmens- und Branchenanalyse der Aufdeckung bestehender Strukturen, der Strukturschwierigkeiten und Anpassungshemmnisse dienen. „Eine Industriepolitik, die sich den Strukturwandel und nicht die Strukturkonservierung zum Ziel gesetzt hat, (ist) ihrem Wesen nach horizontal. Aber auch sie muß auf die besonderen Verhältnisse i n den verschiedenen Industriezweigen abgestimmt werden 5 0 ." U m künftig umfangreichere und vergleichbarere Informationen über die Unternehmen zu erhalten, strebt die Kommission eine HarmonisieM Kommission der Europäischen Gemeinschaften: Die Industriepolitik der Gemeinschaft, Memorandum der Kommission an den Rat, Brüssel 1970, S. 16.

V. Die Branchenstatistik der Europäischen Gemeinschaften

193

rung und letztlich eine Vereinheitlichung sowohl des institutionellen Rahmens der Unternehmen als auch der Rechnungslegung der Unternehmen an®1. Dieses Ziel soll auch durch Vereinheitlichung des Steuerrechts und durch eine Modernisierung der Banken und des Finanzierungsapparates erreicht werden, um den Unternehmen möglichst gleiche Wettbewerbsbedingungen zu geben, d. h. Vereinheitlichung der rechtlichen, steuerlichen und finanziellen Bedingungen. Die unzulänglichen Industriestatistiken sind ein Haupthemmnis bei der Realisierung der Industriepolitik. „Die erste Maßnahme der Industriepolitik müßte offensichtlich darin bestehen, die Gemeinschaft mit einem Instrumentarium zur Erstellung von Industriestatistiken auszustatten . . 5 2 . " Folgende Angaben werden als besonders dringlich erachtet, wobei eine einheitliche Abgrenzung der Begriffe anzustreben ist 5 3 : — Umsatz — indirekte Steuern — Subventionen — Wertschöpfung zu Faktorkosten — Lohnsumme — soziale Aufwendungen der Arbeitgeber — Bruttobetriebsergebnis — Abschreibungen — Investitionen — Rückstellungen — Kapitaldienst und Zinsbelastung — direkte Steuern — ausgeschütteter Gewinn — Zahl der Beschäftigten (Jahresdurchschnitt) — Zahl der Arbeitnehmer (Jahresdurchschnitt) — Wert des Anlagevermögens Homogeneres Datenmaterial w i r d insbesondere auch über die Finanzierung der Unternehmensinvestitionen (Selbstfinanzierung) sowie über die Struktur der Mittelbeschaffung (Innenfinanzierung, Außenfinanzierung) erforderlich sein, u m die industriepolitischen Vorstelßi Vgl. Kommission der Europäischen Gemeinschaften: 1. Richtlinie vom 9. 3.1968, 2. Richtlinie vom 9. 3.1970, 3. Richtlinie vom 16. 6.1970, 4. Richtlinie vom 15.11.1971, 5. Richtlinie vom 27.9.1972, auf die noch näher eingegangen wird (vgl. 3. Teil). m „Industriepolitik", S. 113. «3 Vgl. „Industriepolitik", S. 114; vgl. auch „Richtlinie des Rats vom 6.6.1972 zur Durchführung koordinierter jährlicher Erhebungen über die Tätigkeit der Industrie", in: Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften vom 10.6. 1972, Nr. L 133/57. 13 Beier

B. Ansätze detaillierter Unternehmensstatistik

194

lungen zur Anwendung bringen zu können 5 4 . Die bislang vorliegenden Statistiken entsprechen diesen Anforderungen nicht, da sie teilweise aus globalen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen abgeleitet sind, teilweise auf Bilanzstatistiken unterschiedlicher Repräsentanz und Aufbereitung beruhen. Ein weiterer Mangel ist die geringe Aktualität derartiger Auswertungen. Die Generaldirektion I I I der EG-Kommission hat für den Bereich der Aktiengesellschaften eine Forschungsstudie vergeben, die der methodischen vergleichbaren Aufbereitung der Jahresabschlüsse von Unternehmen der EG dienen soll 5 5 . Uber den Rahmen einer Pilotstudie sind diese Bemühungen allerdings nicht hinausgekommen. Für ausgewählte Unternehmen der europäischen Automobilindustrie sind nachfolgend einige Analyseergebnisse zusammengestellt:

Unternehmen

der europäischen Automobilindustrie

Zeitraum 1967 - 1971

Bruttokapitalertragssatz

deutsche Gruppe a )

französische Gruppe b )

englische Gruppe 0 )

29,8

10,7

11,6 1,4

Kapitalumschlag bezogen auf Nettoumsätze

1,9

1,4

Niveau der Sachanlageinvestition . . .

8,1

9,4

6,5

Selbstfinanzierungsquote

141,5

52,2

83,6

Innenfinanzierungsquote

80,4

41,2

52,0

Lohnquote

58,7

78,6

73,4

a) BMW, Daimler-Benz, Ford, Opel, Volkswagenwerk. b) Citroen, Peugeot, Simca-Chrysler, Renault. c) BLMC, Ford, Rootes.

5* Vgl. „Industriepolitik", S. 185 ff., Kapitel I I I : Die Finanzierung der Unternehmen. 55 Vgl. Institut für Unternehmensanalyse und Branchenforschung GmbH: Pilot-Studie für die Erstellung eines Modells für Wirtschafts- und Finanzanalysen gemäß Vertrag mit der Generaldirektion I I I „Gewerbliche Wirtschaft, Technologie und Wissenschaft" der Kommission der Europäischen Gemeinschaften vom 22.12.1971. Erster Teilbericht: Methodik, M a i 1972; Zweiter Teilbericht: Methodik der Brutto-Geldstromrechnung in der mikroökonomischen Anwendung, August 1972; Dritter Teilbericht: Haupt- und Hilfsmeßzahlen für Unternehmen der europäischen Automobilindustrie 1967 bis 1971, für Unternehmen der deutschen Automobilindustrie 1960 bis 1971, Oktober 1972; Vierter Teilbericht: Haupt- und Hilfsmeßzahlen für Unternehmen der europäischen Eisen- und Stahlindustrie 1967 bis 1971, für Unternehmen der deutschen Eisen- und Stahlindustrie 1961 bis 1971, November 1972.

DRITTER T E I L

Auswertung externer Jahresabschlußinformationen deutscher und französischer Aktiengesellschaften und europäische Vorschläge zur Publizität A. Rechtsgrundlagen und Gliederung der Jahresabschlußrechnung für die Zeitraumanalyse I. Rechtsgrundlagen der Jahresabschlußrechnung in der Bundesrepublik Deutschland und in Frankreich und europäische Richtlinien Bestimmungen zur Jahresabschlußrechnung sind i n der Bundesrepublik Deutschland niedergelegt i n §§ 38 ff. HGB, §§ 148 ff. A k t G 1965, i m GmbH-Gesetz von 1892, i m Gesetz über die Rechnungslegung von bestimmten Unternehmen und Konzernen (Publizitätsgesetz) vom 15. 8.1969 sowie i m Einkommensteuergesetz (EStG) mit seinen Nebengesetzen und Durchführungsbestimmungen. Der Maßgeblichkeitsgrundsatz der Handelsbilanz für die Steuerbilanz, der sich aus §ÖAbsi EStG ableitet, ist durch Neuformulierung der §§ 5, 6 EStG 1969 unterstrichen worden. Die Einführung einer eigenständigen Steuerbilanz, wie sie i m Referentenentwurf des Einkommensteuergesetzes 1974 vorgesehen war, w i r d nicht mehr erwogen. Uber die Bilanzierung entscheiden damit grundsätzlich die handelsrechlichen Normen; das Einkommensteuergesetz m i t seinen Bewertungsbestimmungen, den sogenannten „steuerlichen Grenzpfählen" 1 , ist aber lex specialis zu den handelsrechtlichen Bewertungsvorschriften. Der Wertansatz i n der Steuerbilanz darf andererseits i n die Handelsbilanz übernommen werden, was § 154Abs2 ziff 2 A k t G für das Anlagevermögen und § 15ÖAbs3 ziff 2 für das Umlaufvermögen vorsehen. Infolge zahlreicher fiskalischer Sonderregelungen hinsichtlich der Bewertung des Vermögens und des Ansatzes passivischer Sonderposten ist die Handelsbilanz ohne Kenntnis und Berücksichtigung der steuerlichen Bestimmungen für die Zeitraumanalyse nicht auswertbar. 1 Becker, E.: Das Einkommensteuergesetz vom 10.8.1925, Handkommentar der Reichsabgabenordnung, Stuttgart 1928/29.

13*

196

A. Rechtsgrundlagen und Jahresabschlußgliederung

Die wichtigsten gesetzlichen Grundlagen der Jahresabschlußrechnung i n Frankreich sind der Code de Commerce von 1807, die steuerrechtlichen Bestimmungen des Code Général des Impôts von 1950, die Rahmenbestimmungen des Plan Comptable Général von 1947 und dessen ergänzte Fassungen von 1957 und 1965, die für die Großunternehmen obligatorischen Bewertungsbestimmungen des Gesetzes vom 18.12.1959, ergänzt durch Verordnung vom 12. 4.1967, und das Gesellschaftsrecht vom 24.7.1966 (Loi sur les sociétés commerciales) m i t Verordnungen und Gesetzesergänzungen. Der Kontenrahmen des Plan Comptable Général wurde m i t Dekret vom 28.10.1965 für die Erstellung der Steuerbilanz verbindlich und ebenso für die Gesellschaften, deren A k t i e n an der Börse gehandelt werden (gemäß Ordonnance vom 4. 2.1959, Dekret vom 29.11.1965, A r t 293 bis 299 Dekret vom 23. 3.1967). Die Bedeutung des nach dem Bilanzprinzip gegliederten Plan Comptable Général geht, soweit er die Finanzbuchhaltung betrifft, beträchtlich über die von Empfehlungen hinaus, zumal auch alle Unternehmen, die vom „système de la réévaluation" Gebrauch machen wollten bzw. nach Gesetz vom 28.12.1959 mußten — wozu alle Unternehmen m i t einem Umsatz von mehr als 5 Millionen N F verpflichtet wurden —, die Rechnungslegung nach dem Kontenrahmen vorzunehmen haben (vgl. auch Dekrete vom 7. 8.1958 und 29. 6.1948). Die Anwendung des Kontenrahmens ist außerdem für die vom Staat kontrollierten bzw. erheblich subventionierten Unternehmen seit 1947 obligatorisch. Insofern kommt dem Plan Comptable Général und den daraus abgeleiteten Branchenkontenplänen faktisch Gesetzeskraft zu 2 . Das französische Wirtschaftsministerium hat Berufskomitees geschaffen, die die Anwendung des Kontenrahmens für die einzelnen Branchen untersuchen. I n die generelle Revision des Kontenrahmens i n Anpassung an die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung ist der „Conseil National (supérieur) de la Comptabilité" (Dekrete vom 16.1. 1947, 7. 2.1957, 20. 3.1964) als beratendes und vorschlagendes Organ des Wirtschaftsministeriums eingeschaltet. Die Finanzverwaltung, die Kontrollkommission der Börse, die Arbeitgeberverbände und die Bilanzzentralen der Banque de France, Crédit National, INSEE, SEDES u. a. verlangen von den Unternehmen die Beachtung des Plan Comptable Général. Die vereinzelt i m Plan Comptable Général zu findenden Bewertungsbestimmungen haben keine oder nur geringe Bedeutung. Das französische Gesellschaftsrecht (Code de Commerce von 1807, Aktiengesetz 2 Vgl. Reydel: Réglementation des Comptabilités, in: Revue Française de Comptabilité, no63, 1966, S. 14.

I. Rechtsgrundlagen

197

vom 24. 7.1867, GmbH-Gesetz vom 7. 3.1925, Gesellschaftsrecht vom 24.7.1966) enthält kaum Bilanzierungsbestimmungen und lediglich einige allgemeine Bewertungsbestimmungen. Die eigentlichen Bilanzierungs- und Bewertungsbestimmungen erließ und erläßt die Finanzverwaltung in Form von Gesetzen, Verordnungen und Rechtsauslegungen (doctrines). Sie ergeben sich weiterhin aus der Rechtsprechung des „Conseil d'Etat". Aus der dominierenden Stellung der Bilanzierungsund Bewertungsbestimmungen des Bilanzsteuerrechts und aus der Einbeziehung des Plan Comptable Général i n das Bilanzsteuerrecht ergibt sich, daß die Steuerbilanz die Funktion einer Einheitsbilanz hat. Es ist selten, daß die Handelsbilanz nicht der Steuerbilanz entspricht 3 . Infolge einer engen Kooperation von Finanzverwaltung, Wirtschaftspolitik und Planifikationsstäben, von Banken und Wirtschaftsprüfern w i r d das Rechnungswesen der Unternehmen primär als Anwendungstechnik, als Instrument der Wirtschaftsstatistik, und nicht so sehr als Basis ökonomischer Theorien verstanden. Die Vorschläge der Kommission der Europäischen Gemeinschaften zur Rechnungslegung der Unternehmen basieren auf Art54Abs3g des Rom Vertrages, der vorsieht, „die Schutzbestimmungen zu koordinieren, die i n den Mitgliedsstaaten den Gesellschaften i m Interesse der Gesellschafter und Dritter vorgeschrieben sind, um diese Bestimmungen gleichwertig zu gestalten". Sie streben aber nicht nur eine Koordination, d. h. gegenseitige Abstimmung i n den Grundzügen, sondern eine Harmonisierung und letztlich eine Rechtsvereinheitlichung an. Die bislang von der Kommission der Europäischen Gemeinschaften dem Rat vorgelegten fünf Richtlinien beziehen sich auf die formelle Publizität 4 , die Gründung und Kapitaländerung 5 , die Fusion 6 , die materielle Publizität 7 und auf die Struktur und die Organe der Aktiengesellschaften 8 . Die materielle Rechnungslegung der 4. Richtlinie erstreckt sich auf Unternehmen i n der Rechtsform der Aktiengesellschaft (Société anonyme), der Kommanditgesellschaft auf A k t i e n (Société en commandite par actions) und der Gesellschaft mit beschränkter Haftung (Société á responsabilité limitée). A r t 24 und 49 sehen für Klein- und Kleinstunternehmen bestimmte Reduzierungen der Publizitätspflicht vor. 3 Vgl. Gräve, * 1. Richtlinie 5 2. Richtlinie « 3. Richtlinie 7 4. Richtlinie 1232 endg./2. 8 5. Richtlinie

G.: „Französische Jahresabschlußbilanz", insbes. S. 152 ff. vom 9.3.1968, Amtsblatt Nr. L 65 vom 14.3.1968. vom 9. 3.1970, Amtsblatt Nr. C 48 vom 24. 4.1970. vom 16.6.1970, Amtsblatt Nr. C 89 vom 14.7.1970. vom 15.11.1971, Amtsblatt Nr. C 7 vom 28.1.1972, Kom (71) vom 27. 9.1972, Kom (72) 887 endg.

198

A. Rechtsgrundlagen und Jahresabschlußgliederung

Gemäß ArtölAbsia der 4. Richtlinie ist deren Wirksamkeit i n den Mitgliedsstaaten nach Ablauf von zweieinhalb Jahren i m Anschluß an die Bekanntgabe zwingend vorgesehen. Ende der 70er Jahre w i r d mit ihrem Inkrafttreten gerechnet. Ein umfangreiches Gesetzgebungswerk, das von der Kommission gebilligt worden ist, ist das Statut für Europäische Aktiengesellschaften 9 . Neben Gesellschaften nationalen Rechts stellen die Europäischen Aktiengesellschaften (Societas Europaea — S.E.) europäische Gesellschaften europäischen Rechts dar, d. h. die Europäischen Aktiengesellschaften sollen ausschließlich einem einheitlichen und i n allen Mitgliedsstaaten unmittelbar anwendbaren Recht unterworfen werden. Sie entstehen durch Fusion nationaler Unternehmen oder gemeinsame Tochtergründungen (Art 1 Statut). Die i n A r t 148 ff. vorgesehene Rechnungslegung der Europäischen Aktiengesellschaften hat i n hohem Maße Rücksicht genommen auf die Bestimmungen des Vorentwurfs einer 4. Richtlinie. Abgesehen von geringfügigen Unterschieden stimmen die Vorschriften zur Rechnungslegung i m Statutentwurf mit denen der 4. Richtlinie überein, deren gemeinsames Ziel die Erlangung gleichwertiger und vergleichbarer Jahresabschlußinformationen ist. A n den Bestimmungen zur Rechnungslegung deutscher und französischer Aktiengesellschaften i n Verbindung m i t den Vorschlägen der EG-Kommission w i r d nachfolgend beispielhaft die Aggregatbildung und Abgrenzung von Jahresabschlußdaten für die Zeitraumanalyse erörtert 1 0 . Das Schwergewicht w i r d dabei auf die Finanzierungsrechnung der Investitionen gelegt. Fragen der Wertschöpfungsrechnung sind bereits i m ersten Teil der Arbeit untersucht worden. 9 Vgl. Kommission der EG: Vorschlag eines Statuts für Europäische Aktiengesellschaften, Brüssel 1970. 10 Da keine generelle Auseinandersetzung mit dem deutschen und französischen Bilanz- und Steuerrecht beabsichtigt ist, werden die gesetzlichen Bestimmungen bei der Behandlung von Abgrenzungproblemen nur soweit herangezogen, wie es zur Charakterisierung des betreffenden Vorgangs und zur Klärung der Verbuchung erforderlich ist. Umfassende Auseinandersetzungen mit den handels- und den steuerrechtlichen Bestimmungen zur Rechnungslegung mit ausführlichen Quellennachweisen finden sich bei: Egner, H.: Die Belastung deutscher und französischer Kapitalgesellschaften mit gewinnabhängigen Steuern, Köln/Berlin/Bonn/München 1969; Sarrut, J., Mutin, R., Lamy, J. (Hrsg.): Dictionnaire Permanent Fiscal, Paris o.J.; Editions Francis Lefebvre: Bulletin de documentation pratique des impôts directs et des droits d'enregistrement, Mémento pratique du contribuable, Paris (jährlich); Gräve, G.: Der Unterschied zwischen handelsrechtlichen und steuerrechtlichen Vorschriften in der französischen Jahresabschlußbilanz, Diss. Köln 1964; Adler, Düring, Schmaltz: Rechnungslegung und Prüfung der Aktiengesellschaft, Bd. 1, Stuttgart 1968 (zit. ADSch), Bd. 2, Stuttgart 1971, Bd. 3, Stuttgart 1972; Brönner, H., Mellerowicz, K.: Aktiengesetz, Großkommentar, 2 Bde., Berlin 1970; Wöhe, G.: Betriebswirtschaftliche Steuerlehre, 2 Bde., München 1972; Wöhe, G.: Bilanzierung und Bilanzpolitik, München 1972; Hermann, C., Heuer, G.: Kommentar zur Einkommensteuer und Körperschaftsteuer einschließlich Nebengesetze, Köln 1973.

I I . Die Standardisierung der Bilanzen und Erfolgsrechnungen

199

I I . Die Standardisierung der Bilanzen und Erfolgsrechnungen Die Untersuchungsziele der Zeitraumanalyse bestimmen den Rahmen und die Kriterien für die Gliederung der Bilanzen und Erfolgsrechnungen. Da diese von den Zwecksetzungen, unter denen die Bilanzen und Erfolgsrechnungen erstellt werden, abweichen, wäre grundsätzlich eine materielle und formelle Umgliederung erforderlich. Die materiellen Aspekte der Zeitraumanalyse können aber i m Bereich der Standardisierung der Jahresabschlußrechnung nur teilweise berücksichtigt werden. Abgrenzungen materieller A r t bleiben daher zum großen Teil der Auswertung der Standardbilanzen und Standarderfolgsrechnungen vorbehalten (vgl. 3. Teil, B, C, D, E). Die Standardisierung ist vornehmlich auf eine möglichst weitgehende Eliminierung der Unternehmens-, branchen- und nationalbedingten Unterschiede im Bilanzausweis und i m Ausweis der Erträge und Aufwendungen ausgerichtet. Eine gewisse materielle Standardisierung ergibt sich daraus, daß für unterschiedlich differenzierte Jahresabschlußrechnungen eine gemeinsame und einheitliche Gliederung gefunden wird. Die Zuordnung der einzelnen originären Bilanzpositionen und der Angaben in der Erfolgsrechnung zu den Positionen der Standardbilanz und Standarderfolgsrechnung erfolgt anhand der für die Zeitraumanalyse formulierten Kriterien, d. h. Bilanzpositionen werden nicht aufgrund ihrer formalen Bezeichnung, sondern i m Hinblick auf die ihrer Entstehung zugrunde liegenden Transaktionen einander zugeordnet. Die Jahresabschlußrechnungen deutscher und französischer Aktiengesellschaften und die Rechnungslegung nach den Vorschlägen der EG-Kommission lassen sich i n die folgende Standardbilanz und Standarderfolgsrechnung einordnen, die den Ausgangspunkt vergleichender Zeitraumanalysen bilden (vgl. S. 200 bis 205). Die Standardgliederungen stellen einen Kompromiß dar. So werden beispielsweise die Grundstücke i n der französischen Bilanz getrennt von Bauten ausgewiesen, was für Vergleiche mit volkswirtschaftlichen Investitionsmessungen vorteilhaft ist, da Verausgabungen für Land grundsätzlich nicht i n die volkswirtschaftlichen Investitionsgrößen einbezogen werden. Das A k t G 1965 und die 4. Richtlinie sehen dagegen einen gemeinsamen Ausweis von Grundstücken und Bauten i n der Position bebaute Grundstücke vor. Daher kann in der Standardbilanz auch nur von diesen zusammengefaßten Bilanzpositionen ausgegangen werden. Für die unterschiedlich detailliert angegebenen Positionen der maschinellen Anlagen und der Betriebsausstattung ist die Sammelposition „Ausrüstungen" vorgesehen. Mangels entsprechender Differenzierung i m deutschen und französischen Bilanzausweis kann die Unterscheidung von Forderungen und Verbindlichkeiten an Beteiii-

3

2

j

Nr/

Frankreich

Capital non appelé 1001 (= 441) (Actionnaires) Capital appelé 1000 (= 442) (Actionnaires)

Hauptgruppen

A/CIII 2/4/6

Beteiligungen und WertA/IIB1/2 Finanzanlagen Titres de participation 260 bis 267 papiere Ausleihungen, Darlehen, A/IIB3 Autres valeurs Prêts à plus d'un an; 250 bis 254 Festgelder immobilisées Dépôts et cautionnements 27

A/CIII1/3/5

A/IIA 7 tions

Anlagen im Bau und Anzahlungen auf Anlagen

Terrains 2100 bis 2105 Constructions 2120 bis 2127 Matériel et outillage; 2140, 2144 matériel de transport; 2150 bis 2155 autres immobilisations 2160 bis 2166, corporelles 242 ImmobilisaImmobilisations en cours 23 corporelles

Sachanlagen

A/CII 4

A/IIA3 A/Ha 1/2/4 A/IIA5/6

Grundstücke ohne Bauten Bebaute Grundstücke Ausrüstung (Maschinen, Betriebs- und Geschäftsausstattung)

= 0 = Frais d'établissement 200 bis 204 immaterielle (ohne „primes" 206) Anlagen Konzessionen, Schutzrechte, A/IIa 8 = 0 = Brevets, licences, marques, 2183 Lizenzen, Forschungs- und Immobilisaprocédés, modèles; 2185 Entwicklungskosten u. ä. tions concessions; droit au bail 21805 incorporelles Firmenwert § 153v = 0 = Fonds de commerce 21800

Errichtungs-, Ingangset§ 153IV zungs-, Erweiterungskosten

Ausstehende Einlagen, nidit eingefordert ^ Ausstehende Einlagen, eingefordert

*'ää?0

A/CII1 Art. 13 A/CII 2/3

A/CI 3/4*

A/CI2/4* A/CI 1/4*

A/B

AJA.

DeduÄik

B

Standardisierte Bilanzgliederung Aktiva

200 A. Rechtsgrundlagen und Jahresabschlußgliederung

Forderungen an verbundene Unternehmen

Forderungen aus Warenlieferungen und Leistungen

sonstige Forderungen und Rechnungsabgrenzung

Wertpapiere, Wechsel, Schecks, Guthaben bei Kreditinstituten, Kasse, Bank, Postscheck

(Wertberichtigungen auf § 156m Verbindlichkeiten, Disagio)

Bilanzverlust

A/DII2/3

A/DII 1

A/DII 4 A/E; Art. 15

A/DIII A/CIII7

Art. 38

A/F

Matières ou fournitures; 33

310, 320 bis 328

Clients

Forderungen

Filiales 410 bis 418

450/455

Produits semi-ouvrés; 340,360,350 produits ou travaux en cours; produits finis Emballage commerciaux 370 bis 377 Valeurs Marchandise 300 d'exploitation (stocks) Avances aux fournisseurs 408

Vorräte

' Valeurs

Pertes de l'exercice 87 Report à nouveau

Primes de remboursement 206 des obligations 12

Flüssige Mittel Emprunts et prêts à moins 5 (ohne 559) d'un an, effets et warrants, titres de placement et bons du trésor, cheques, banques, disponibles caisse

A/IIIB 7/8/3

4,6/3

A/IIIB 9/11/12 sables à court Autres débiteurs et comptes 42/43/44 (ohne A/IV " terme de régularisation actif 441, 442, 447, 448) 460 bis 468/48

A/IIIB 2 Valeurs réali

A/IIIB10

geleistete Anzahlungen

A/IIIß t

A/IIIA2/3

A/DI4

Unfertige, fertige Erzeugnisse, Waren

A/DI 2/3

A/IIIA1

a) Gliederung der Aktivpositionen (A) bzw. gesonderte Ausweisvorschriften. — b) Kontennummern des PCG 1965. — * Anteilige Anzahlungen auf immaterielle Anlagen A/C 14.

8

7

6

5

Roh-, Hilfs-, Betriebsstoffe

A/DI1

II. Die Standardisierung der Bilanzen und Erfolgsrechnungen 201

10

9

P/C 5/6/7

P/C 4

P/C 3

P/C1/2

p/B 3 Art. 41 Ziff. 8

P/B 4/5/6

gesetzliche Rücklage

P/B 1/2

P/II 1

P/I

Frankreich

Plan Comptable Général 1965b)

Capital social ou personnel 10

Réserve légale §152jVAktG Rücklagen P/II 2 Réserves

Capital

auptgruppen **

sH

Kapital

§ 151 Akt G 1965») *

111 Primes d'émission d'action 110 freie oder zweckgebundene Réserves statutaires et 112/115/116 Rücklagen contractuelles Réserves facultatives 117 Sonderrücklagen, z. B. SonderrückRéserves/provisions 119/118/114 LAG-Rücklage, § 6b ESt, § 218n LAG lagen spéciales, z.B. 14/13 Abschn. 35 EStR, § 19 réserve spéciale de réévaBerlin FG, §§ 1,4 InvZulG § l52v AktG luation, provisions pour u. ä. Neubewertungsrück- Réserves hausse des prix, provilagen; jeweils getrennt P/IIa spéciales sions pour fluctuation des cours, subventions d'équipement reçues Wertberichtigungen auf Er- § 152VI - 0 = Amortissements des frais 208 richtungs-, Ingangsetzungsd'établissement, Provision 2188/2189 u. Erweiterungskosten, pour dépréciation et amorWertberichtigungen auf = 0 = tissements sur immobilisaKonzessionen, Schutzrechte, tions incorporelles Forschungs- u. Entwicklungskosten u. ä., Firmenwert Wertberichtigungen auf § 152VI WertberichProvision pour dépréciation 2108/2109/ Sachanlagen und Patente P/III tigungen et amortissements sur 2 128/2 148/ und Lizenzen u. ä. Abschreibunimmobilisations 2 158/2 168/248 gen Wertberichtigungen auf § 152VI Provision pour dépréciation 259/269 Finanzanlagen (ohne AusP/IH sur autres valeurs immoleihungen) Provisions pour bilisées dépréciation Wertberichtigungen auf § 152VI (amortisseProvision pour dépréciation 309/319/329/349/ Umlaufvermögen P/III ments) sur valeurs d'exploitation 359/369/379/419/ et valeurs réalisable à court 459/469/559 terme

Kapital

Bundesrepublik Deutschland

P/A

Art 8/9 Lfd. 4. RiehtNr liniea)

Standardisierte Bilanzgliederung Passiva 202

A. Rechtsgrundlagen und Jahresabschlußgliederung

sonst. Rückstellungen

Anleihen, Wandelanleihen

langfristige Bankverbindlichkeiten

sonst, langfr. Verbindlichkeiten

Verbindlichkeiten gegenüber verb. Unternehmen

Waren- und LeistungsVerbindlichkeiten

erhaltene Anzahlungen

sonst, kurzfristige Verbindlichkeiten und Rechnungsabgrenzungen

Bilanzgewinn

P/D 3

P/E1

P/E 2

P/E 8

P/E 6/7

P/E 4

P/E 3

P/E 5/8

P/F: Art. 18

P/G

P/VIII

Steuerrückstellungen

P/D 2

Rückstellungen für Pensionen einschl. Sozialverbindlichkeiten

l Rückstellungen

langfristige Verbindlichkeiten

Obligations, bons, obligâtions convertibles

Fournisseurs

Filiales

400/407

450/455

163/164/169

160/161

158

(447)

Dettes à court Autres créanciers, comptes 41/43/44 (ohne financiers et comptes de 441, 442,447, régularisation passif 448)/460 bis 468/5 (ohne 559)/ 47

Clients — Avances et 418 acomptes reçues sur commandes en cours, avances sur travaux en cours

kurzfristige Verbindlichkeiten

Report à nouveau 12 Bénéfice de l'exercice 87 (dividendes de l'exercice)

P/VI2/3/6 terme P/VII

P/VI 4

P/VI 1

P/VI 5

P/V 3 Dettes à long et Autres dettes à long et moyen terme moyen terme

P/V 2

P/V 1

155/156/157

Fonds de retraite du personnel

P/IV 2 Provision pour risques et § 152 y'Ii Pro visions charges § 160

P/IV1

a) Gliederung der Passivpositionen (P) bzw. gesonderte Aus weis vor Schriften. — b) Kontennummern des PCG 1965.

12

10

P/D 1

II. Die Standardisierung der Bilanzen und Erfolgsrechnngen 20

Ij ; Art. 25

I4*

Art.20/21 4. Riehtliniea)

_ .... Bundesrepublik Deutschland

5

4

3

1965a)

§

. 1W Frankreich

AWr

table Général

2

Variation des stocks Travaux faits par l'entreprise 780 pour elle-même

77 87 405/—15/ 25/ 35/ 45

30 - 37

Erträge aus Zuschüssen 14* Subventions d'équipement 877 Erträge aus UnternehmensSubventions d'équilibre reçues 878 Subventionen Sonstige Erträge 14*; § 158VI Autres profits 872*/87 495 davon: Einstellung in Sonderrücklagen I4* Erträge aus Bewertungsände11*/12/13/14* Pertes sur exercices antérieurs 879/875/872* III16* i. V. rungen (Zuschreibungen, Auf- § 158VI et pertes exceptionnelles Art 267 f f ? lösung von Rückstellungen, Dotations de l'exercice aux Sonderrüdklagen, Wertberichcomptes de provisions tigungen u. ä.) Pertes et profits sur exercices antérieurs I5 Materialaufwand 5 I Coût des matières premières 60/30 - 37 utilisées (achats de l'exercice ± variation des stocks)

II10/11/12 Finanz- und Beteiligungs7/8/9/10 Produits financiers erträge (revenues, intérêts ...) Illir* i V Erträge aus Anlageabgängen 11* Plus-values de cession Art 26Zitf; 2

III16* i. V. Art. 26Zif f 2

1965b)

PlanComp-

(Haupt)Umsatzerlöse nadi Er- § 158ItII Chiffre d'affaires, toutes taxes 70 (abzüglich 74) lössdimälerung einschl. USt ' comprises 72, 76 Nebenumsatzerlöse 14*; § 158j Produits accessoires USt auf Gesamtumsatz Taxes indirectes ou sur le 62* (insbes. 622) chiffre d'affaires et produits accessoires Nettoumsatzerlöse nach Erlös- 1 Chiffre d'affaires hors taxes schmälerung ohne USt Produktionssubventionen 14* Subventions d'exploitation 71 reçues

__

Ig Bestandsveränderungen 2 i3 sonst, aktivierte Eigenleistun- 3 gen

-

Nr>

Erfolgsrechnung 20

A. Rechtsgrundlagen und Jahresabschlußgliederung

V i.V. Art. 5

Art. 26Zif f

i. V.

I8*, III17

Autres impôts (hors impôts et 62* taxes indirects)

Einstellung in Sonderrücklagen § 158VI Jahresüberschuß(-fehlbetrag) 28 total) Gewinn-/Verlustvortrag 29 Entnahme aus Rücklagen 30 Einstellung in Rücklagen 31 Bilanzgewinn(-verlust) 32

Bénéfice net total (Perte nette LSC

685*

685*

875/87 420/

681/685*

Art. 344 - 346

Abschr. u. Wertber. auf Forde21 Provisions pour dépréciation firungen und Abgangsverluste nancièredes comptes clients... Sonstige Aufwendungen 26* Frais divers de gestion 66*

Aufwendungen aus Verlust25 Übernahme 2 Erträge aus Verlustübernahme 15 Abgeführte Gewinne 27

II13* I7b*

I7 b*

24 b

a) Gliederung der Erfolgspositionen bzw. gesonderte Ausweisvorschriften. — b) Kontennummern des PCG 1965. — • Anteilig.

11

Abschreibungen u. Wertberich19/22 Dotations de l'exercice aux tigungen auf Sachanlagen u. comptes d'amortissements et de immat. Anlagen sowie Abprovisions (immobilisations 87 400/87 410 gangsverluste corporelles et incorporelles) Abschr. u. Wertber. auf Finanz20 Dotations de l'exercice aux anlagen u. Abgangsverluste comptes de provision 87 430 Abschr. u. Wertber. auf Vor— Provisions pour dépréciation räte und Abgangs Verluste des stocks

17 a

II13*

sonstige Steuern (außer umsatzabhängigen Steuern)

IV21

67

Impôts directs sur le bénéfice 876

Frais financiers

g

23

Steuern vom Einkommen, Er- 24 a trag, Vermögen

II14

IVgo Art. 27

g

Zinsaufwand

63/64/66*

Salaires, appointements ... 610/612/6i3/6i4/6i5/6i6 17 Charges de sécurité sociale 617 18 Autres charges sociales 618

26* Travaux, fournitures et services extérieures, transports

7

16 Löhne und Gehälter 16 gesetzliche Sozialleistungen sonstige Sozialaufwendungen

Inanspruchnahme von sonstigen Leistungen und Diensten Dritter

6

I8*

II. Die Standardisierung der Bilanzen und Erfolgsrechnungen 20

206

A. Rechtsgrundlagen und Jahresabschlußgliederung

gungsunternehmen und verbundenen Unternehmen ebenfalls nicht in die Standardbilanz übernommen werden, so daß keine Unterscheidung zwischen Forderungen (Verbindlichkeiten) an Beteiligungsunternehmen und verbundenen Unternehmen gemacht wird. Die 4. Richtlinie weist ebenso wie das französische Bilanzrecht die gesetzliche Rücklage getrennt von der Agiorücklage aus, die durch eine Kapitaleinzahlung entsteht (vgl. 4. Richtlinie S. 52). Die Bilanzgliederung nach A k t G 1965 unterscheidet dagegen nicht zwischen eigengebildeten gesetzlichen Rücklagen und Kapitalzuführungen von außen. Die Aufgliederung muß daher der Bilanzauswertung unter Verwendung zusätzlicher Informationen vorbehalten bleiben, d. h. sie kann nicht bereits i n der Bilanzgliederung berücksichtigt werden. Die 4. Richtlinie trennt außerdem die Steuerrückstellungen von den Pensionsrückstellungen und den sonstigen Rückstellungen. Mangels entsprechender Aufgliederung i n deutschen und französischen Bilanzen ist diese Abgrenzung ebenfalls erst i n der Auswertung der Bilanzen vorzunehmen. Die Standarderfolgsrechnung ist als Unternehmenserfolgsrechnung i n Bruttoform aufgebaut. Die 4. Richtlinie stellt i n den A r t 20 bis 23 vier Formen der Erfolgsrechnung zur Wahl. Die Alternativen der A r t 22, 23 unterscheiden sich inhaltlich von den Erfolgsrechnungen nach A r t 20, 21. Die Erfolgsrechnungen nach A r t 22, 23 entsprechen nicht den Informationsbedürfnissen der Zeitraumanalyse, w e i l die Umsatzerlöse bereits saldiert werden m i t Umsatzsteuern und sonstigen sich unmittelbar auf den Umsatz beziehenden Steuern, w e i l „Wertkorrekturen" mit anderen Aufwandsposten zusammen ausgewiesen werden dürfen, weil Material- und Personalaufwendungen nicht getrennt anzugeben sind und weil bei dem zugrunde liegenden Umsatzkostenverfahren die Bestandsveränderungen und aktivierten Eigenleistungen nicht zu ersehen sind, wodurch die Einkommensverteilung nicht vollständig aus der Erfolgsrechnung hervorgeht. Daher können in der Standarderfolgsrechnung nur die nach dem Gesamtkostenverfahren i n Bruttoform angelegten Erfolgsrechnungen der A r t 20, 21 berücksichtigt werden. Für die Zeitraumanalyse sind die Erfolgsrechnungen der A r t 22, 23 unbrauchbar. Die französischen Erfolgsrechnungen sind Bruttorechnungen und bringen die Unterteilung i n Betriebsergebnisrechnung (exploitation générale) und Unternehmenserfolgsrechnung (pertes et profits). Das Konto „pertes et profits" übernimmt vom Konto „exploitation générale" den Saldo „pertes d'exploitation de l'exercice" bzw. „profits d'exploitation de l'exercice". Die differenzierte Gliederung der französischen Erfolgsrechnung liefert für die Zeitraumanalyse erforderliche Informationen. Die deutsche Erfolgsrechnung hat

II. Die Standardisierung der Bilanzen und Erfolgsrechnungen207 ein vergleichbares Informationsniveau 11 . Ein erheblicher Mangel der Erfolgsrechnung nach deutschem und französischem Bilanzrecht sowie nach den Vorschlägen zur europäischen Rechnungslegung liegt darin, daß wesentliche Aufwands- und Ertragsarten i n Sammelposten der sonstigen Aufwendungen und sonstigen Erträge untergehen. Es handelt sich hierbei vor allem um Aufwendungen (Erträge) für (aus) Miete, Pacht, Leasing, Forschung, Entwicklung, Transport sowie um die Aufwendungen für sonstige Dienste und Stoffe.

B. Vergleichende Investitionsmessung Die vergleichende Investitionsmessung i m nationalen und internationalen Bereich ist von mehreren Voraussetzungen abhängig: 1. von dem einheitlichen nominalen, auf Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten basierenden Ausweis des Sach- und Forderungsvermögens, 2. von dem Bruttoausweis der Zugänge, Abgänge, Umbuchungen, Zuschreibungen und Abschreibungen, 3. von der einheitlichen Bestimmung aktivierungspflichtiger Vorgänge (Investitionen) i n Abgrenzung von den laufenden Transaktionen, 4. von der einheitlichen Bestimmung des Umfangs aktivierungspflichtiger Ausgaben (Abgrenzung der Anschaffungsnebenkosten), 5. von der getrennten Behandlung der Fusionszugänge und Fusionsabgänge. I. Investitionsmessung bei Aufgabe der Anschaffungskostenbasis Das fundamentale Prinzip der Zeitraumanalyse ist die nominale Geldrechnung. Dieser Grundsatz ist i n fast allen Bilanzrechten verankert 1 . Die Abkehr von den Anschaffungskosten bedeutet eine Durchbrechung der Nominalrechnung. Die i m Wege von Zuschreibungen auf höhere Tages- oder Wiederbeschaffungspreise ausgewiesenen Wertaufstockungen der Vermögensgegenstände und die Aufwertungsgewinne stellen Fremdkörper i n der nominalen Mittelherkunfts- und Verwendungsrechnung dar, deren Eliminierung bei Mittelverwendung Vgl. PCG 1965, S. 117 bis S. 139; ADSch Tz 1 ff. zu § 157, S. 600 ff. i Vgl. §153, §155 A k t G ; A r t 4 , 8 ff. Dekret vom 28.10.1965; A W V (Hrsg.): Der Jahresabschluß von Aktiengesellschaften in Europa und USA, Bd. 1, Berlin 1965, Bd. 2, Berlin 1967.

208

B. Vergleichende Investitionsmessung

und Mittelherkunft erforderlich ist 2 . Allerdings w i r d i n Zeiten hoher Preissteigerungen die Bilanzierung zu Tagespreisen oder Wiederbeschaffungspreisen gefordert. Das französische Bilanzrecht ist durch laufende erhebliche Preissteigerungen i n den Jahren 1914 bis 1960 stark beeinflußt worden. A n der i n Frankreich praktizierten buchhalterischen Behandlung der Preissteigerungen kann die monetäre Investitionsmessung auf der Basis umbewerteter Bilanzen erörtert werden. Die französische Finanzverwaltung hat erstmals 1930 erlaubt, das Anlagevermögen dem 1928 neu angesetzten Francwert anzupassen. Nach 1945 wurde i n zahlreichen Gesetzen und Verordnungen der Kreis der aufwertungsberechtigten Bilanzpositionen immer weiter ausgedehnt und schließlich auch die Neubewertung für jedes Wirtschaftsjahr freigegeben. M i t Verordnung vom 7. 8.1958 wurde das Verfahren der Neubewertung umfassend und abschließend reglementiert 5 . Unternehmen, die die steuerlichen Vorteile der Neubewertung wahrnehmen wollten, mußten die Jahresabschlüsse nach dem PCG aufstellen. Insofern bekamen dessen Bilanzierungsempfehlungen den Charakter gesetzlich verbindlicher Normen. Durch Gesetz vom 28.12.1959 wurde i m Zusammenhang mit der Währungsumstellung das System der laufenden Neubewertung abgeschafft und eine letztmalige Neubewertung festgesetzt, die für alle Industrie- und Handelsbetriebe m i t einem durchschnittlichen Jahresumsatz von mehr als 5 Mio N F während der letzten drei Jahre vor dem 29.12.1959 obligatorisch war. Die Neubewertung mußte i n den Bilanzen bis zum 28.12.1962, verlängert bis zum 31.12.1963, vorgenommen werden. Der Neubewertung lagen die von INSEE ermittelten Neubewertungskoeffizienten zugrunde 4 . Die Aufwertungsbeträge wurden i n eine Neubewertungsrücklage „réserve spéciale de réévaluation" eingestellt (PCG S. 86 f.) 5 . Sie entstand als passivischer Gegenposten zum buchhalterischen Ausgleich der Zuschreibungen bei den Aktivposten 6 . Durch die indirekte Form der Wert2 Zuschreibungen dieser Art unterscheiden sich nicht prinzipiell, sondern graduell von den Zuschreibungen auf höhere Tageswerte, begrenzt durch das Anschaffungskostenprinzip (vgl. 3. Teil, D I I I 2). 3 Vgl. auch Art 45-49, 217, 232 CGI; Art 11 - 36, 5 4 - 5 8 ann. I I I CGI. 4 Die mit Dekret vom 19. 3.1960 (Art 21 ann. I I I CGI) festgesetzten Aufwertungskoeffizienten betragen für die angegebenen ausgewählten Jahre: 1914 = 243 1948 = 2,3 1928 = 38,9 1958 = 1,05 1938 = 38 1959 = 1 1945 = 8,1 s Vgl. auch RF: L'inventaire de la réserve de réévaluation, n°415, février 1963, S. 3 ff. ß Die Dotierung dieser Rücklage war bis 1960 steuerfrei. Die anschließend vorhandenen Neubewertungsrücklagen wurden einer generellen Steuer von

I. Investitionsmessung bei Aufgabe der Anschaffungskostenbasis

209

aufstockung (indirekte Zuschreibung) ist der Umfang der Neubewertung extern sichtbar. Nach Saldierung der Zuführungen zur Neubewertungsrücklage m i t den gesamten bilanziellen Zugängen ergeben sich die nominellen Investitionen der Periode, Trotz des Wegfalls der Neubewertung wirken sich die vorgenommenen Neubewertungen auf die nachfolgenden Bilanzen aus. Da die Abschreibungen nach den aufgestockten Werten zu bemessen sind, werden die Abschreibungen und damit die Ertragsverteilung und Finanzierung nachfolgender Perioden insbesondere durch die langlebigen Wirtschaftsgüter nachhaltig beeinflußt. Die 4. Richtlinie hält zwar grundsätzlich am Anschaffungskostenprinzip fest und schreibt vor, daß nur realisierte Gewinne ausgewiesen werden dürfen (Art 29, 28ziff ib 4. Richtlinie), Abweichungen sollen gemäß Art28ziff2 aber i n Ausnahmefällen zulässig sein. Wichtigste Ausnahmen sind die Bewertung zu Wiederbeschaffungspreisen gemäß A r t 30 und die Neubewertungen gemäß A r t 31. I m Gegensatz zur laufenden Bewertung zu Wiederbeschaffungspreisen ist die Neubewertung beschränkt auf das Anlagevermögen und nicht als dauernde Maßnahme gedacht. Ähnlich der französischen Rechnungslegung des „système de réévaluation" sind gemäß Art30ziff2 bzw. Art31ziff2 die Aufwertungsbeträge i n eine Sonderrücklage einzustellen 7 . Die Wertaufstockungen des Vermögens werden durch getrennten Ausweis der Zuschreibungen sichtbar, so daß die Anschaffungs- oder Herstellungskosten für die nominalen Zugänge davon abgegrenzt werden können (vgl. auch 4. Richtlinie S. 54ff.). Die Aufwertungsbeträge und die Auflösung der Sonderrücklage sind auch i n der Erfolgsrechnung gesondert anzugeben. Aufwertungen sind i m deutschen Bilanzrecht auf nachträgliche K o r rekturen der Wertansätze i n der DM-Eröffnungsbilanz beschränkt. I n der DM-Eröffnungsbilanz ließen sich noch nicht alle Wertzusätze zutreffend übersehen. Für bestimmte Bilanzpositionen wurde deshalb die Möglichkeit der späteren Wertberichtigung vorgesehen. Nach § 47 D M B G können zurückerlangte Auslandsbeteiligungen und sonstige Auslandswerte erfolgsneutral aufgewertet werden, indem die Aufwertungsbeträge der gesetzlichen Rücklage zugeführt werden. Durch das dritte DM-Bilanzergänzungsgesetz wurde die einmalige erfolgsneu3 % unterworfen, und sie wurden nach Zeitpunkt und Form der Weiterverwendung besonders besteuert oder blieben von zusätzlichen Steuern befreit. Insgesamt gesehen brachte das System der Neubewertung eine erhebliche Steuerersparnis für die Unternehmen. 7 Es ist vorgesehen, daß die Sonderrücklage in Kapital umgewandelt werden kann (Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln). Sie muß aufgelöst werden, wenn die Preissteigerungen nicht oder nicht im entsprechenden Ausmaß eingetreten sind oder wenn die Wiederbeschaffung unterbleibt. 14 Beier

210

B. Vergleichende Investitionsmessung

trale Neubewertung von Wertpapieren und Beteiligungen gestattet. Derartige Aufwertungen sind ebenfalls nicht i n das Investitionsvolumen einzubeziehen, ebenso liegt in Höhe der Rücklagenzuführung keine Mittelherkunft vor. Die betragsmäßig übereinstimmenden Bilanzveränderungen sind gegeneinander aufzurechnen. Den beschriebenen Verfahren der Wertaufstockungen ist gemein, daß durch ihre Anwendung über höhere Abschreibungen bzw. geringere Veräußerungsgewinne i m Falle der Liquidation die Ertragsverteilung und damit die Selbstfinanzierung zugunsten des Unternehmens gesteuert werden soll. I n der Gegenüberstellung der Verteilungsinteressen von Unternehmen und Fiskus wäre der gleiche Effekt einfach dadurch zu erreichen, daß der Fiskus je nach Ausmaß der Geldentwertung auf einen bestimmten Teil der sich bei nomineller Rechnung ergebenden Steuern verzichtet. II. Bruttoinvestitionsvolumen und Anlagespiegel Die Bruttoinvestitionen für Sach- und Finanzanlagen können aus der Bilanz, gegliedert nach den einzelnen Investitionsarten oder summarisch nach der Gleichung Bruttoinvestitionen = Bruttozugänge = Endbestand X Anfangsbestand + Abgänge + Abschreibungen / . Zuschreibungen + Abbuchungen / . Zubuchungen

ermittelt werden. Die Angaben für die Abgänge, Abschreibungen, Zuschreibungen, Abbuchungen und Zubuchungen werden gemäß § 152Absi A k t G i m Anlagespiegel ausgewiesen. Der Plan Comptable Général schreibt keinen Anlagespiegel vor. Allerdings umfassen die Steuerdokumente 8 derartige Aufstellungen. Die von den Bilanzzentralen der Banque de France. Crédit National, SEDES u. a. verwendeten Erfassungsformulare sehen diese Angaben ebenfalls vor. Gemäß A r t 12ziff 3 der 4. Richtlinie ist die Entwicklung der einzelnen Posten des Anlagevermögens i n der Bilanz oder im Anhang darzustellen, und außerdem sind die Bewertungsänderungen infolge Bewertung zu Wiederbeschaffungspreisen oder genereller Neubewertungen des Anlagevermögens auszuweisen. Die Bestimmung des Bruttoanlageinvestitionsvolumens w i r d aber teilweise dadurch beeinträchtigt, daß zahlreiche Gesetze, Verordnungen und Erlasse über die öffentliche Zuschuß- und Subventionsgewährung dem Aspekt öffentlicher Rechenschaftslegung auf der Basis einzelwirtschaftlicher Rechnungslegung wenig Beachtung schenken. Abschnitt 34 EStR 1973 (BFH-Urteil vom 4.11.1965) verlangt bei« Vgl. Direction Générale des Impôts, Imprimés janvier 1973.

n2050-A à 2059-A,

III. Investitionsmessung, Aktivierungskriterien und Wahlrechte

211

spielsweise keinen Ausweis der Bruttoinvestitionssumme, da er zuläßt, daß aus öffentlichen Haushalten den Unternehmen zugeflossene I n vestitionsmittel m i t Investitionsausgaben direkt verrechnet werden dürfen, was gleichbedeutend m i t einer Saldierung von Mittelherkunft und Mittelverwendung ist. I I I . Investitionsmessung, Aktivierungskriterien und Aktivierungswahlrechte Unter den Gesichtspunkten der Mehrperiodenanalyse werden aus den gesamten Investierungen der Periode jene Ausgaben ausgesondert und als Investitionen i n die Finanzierungsrechnung der Investitionen aufgenommen, die Ertragsbildung und Ertragsverteilung mehrerer Perioden beeinflussen, während alle übrigen Ausgaben als einperiodige Vorgänge behandelt werden. Hieraus leitet sich die Bilanzierung dem Grunde nach ab. Die Bilanzierung dem Grunde nach erfährt i m Handelsrecht eine Einengung, da die handelsrechtlichen Bilanzierungsvorschriften aus dem Prinzip des Gläubigerschutzes auf den durch Ausgaben erlangten selbständigen, verkehrsfähigen Vermögensgegenstand abstellen 9 . Ausgaben für die Erlangung realer Vermögensgegenstände unterliegen somit der Aktivierung, während originär geschaffenen immateriellen Vermögensgütern 10 aus Gründen der Vorsicht nur eine einperiodige Bedeutung beigemessen w i r d und sie in der Periode ihrer Anschaffung i n voller Höhe durch Ertragszurechnung kompensiert werden müssen. Für derivativ erworbene immaterielle Vermögensgüter w i r d als Kompromißlösung zwischen transaktionsorientierter Rechnung und Vorsichtsprinzip ein Aktivierungswahlrecht eingeräumt, d. h. das Unternehmen hat die Wahl zwischen Aktivierung und sofortiger Aufwandsverrechnung. I m Gegensatz zu Bewertungswahlrechten sind die A k t i v i e rungswahlrechte ein Störfaktor i n vergleichenden Zeitraumanalysen, da sie unmittelbar die Wertschöpfungs-, die Finanzierungs- und die Investitionsmessung beeinträchtigen. Eine methodisch zwar unbefriedigende, aber für die praktische Rechnung notwendige Lösung besteht darin, von den übereinstimmenden zwingenden Aktivierungen auszugehen und Aktivierungen, die wahlweise vorgenommen werden dürfen, als laufenden Aufwand zu verrechnen. Spätere Abschreibungen und Wertberichtigungen auf wahl0 Vgl. §39 HGB; PCG 1965, S.73; Art 12 4. Richtlinie. 10 Hinsichtlich der Abgrenzung zwischen Vermögensgegenstand und steuerrechtlichem Wirtschaftsgut vgl. u. a. May, E.: Das Wirtschaftsgut, Wiesbaden 1970; Neumann, L.: Die steuerliche Lehre vom Wirtschaftsgut, in: ZfB 1964, S. 188 ff. u*

212

B. Vergleichende Investitionsmessung

weise aktivierte Vermögenswerte sind dann zugunsten des Jahresergebnisses i n der Zeitraumanalyse abzugrenzen. Entsprechend ist zu verfahren, wenn i m internationalen Vergleich für einen bestimmten Vorgang i n einem Land kein Aktivierungszwang besteht. Der derivativ erworbene Firmenwert muß i n Frankreich und gemäß der 4. Richtlinie aktiviert werden, i n der Bundesrepublik besteht jedoch ein A k t i v i e rungswahlrecht. Daher müssen die Ausgaben für die Erlangung des derivativen Firmenwertes einheitlich als laufender Aufwand behandelt werden. Aus diesem Grund ist in der Standardbilanz eine Umbuchungsspalte für immaterielle Vermögenswerte vorgesehen, so daß diese mit dem Betrag N u l l i n die Zeitraumanalyse eingehen 11 . Der Kreis der Aktivierungswahlrechte Handelsrecht 12 :

umfaßt

nach deutschem

a) Kosten der Ingangsetzung des Geschäftsbetriebs nach § 1 5 3 A b s 4 AktG,

Satz 2

b) Verausgabungen für den derivativ (von Dritten) erworbenen Geschäfts« oder Firmenwert nach § 153Abs 5 S a t z 2 AktG, c) Verausgabungen für sonstige derivativ erworbene immaterielle Vermögensgüter, wie Patente, Lizenzen u. a., gemäß § 153Abs3 AktG, d) Verschmelzungsmehrwert nach § 34ÖAbs 2 AktG, e) Disagio nach § 156Abs3 AktG, f) Abschreibungen, Wertminderungen und angemessene Teile der Betriebs« und Verwaltungskosten beim Ansatz der Herstellungskosten gemäß § 153Abs2 AktG. Die Aktivierungswahlrechte beziehen sich i m französischen Bilanzrecht auf folgende Teile der „frais d'établissement" (vgl. PCG 1965 S. 91 f.): a) Gründungskosten

,frais de constitution",

b) Einrichtungskosten

.frais de premier établissement",

c) Kapitalerhöhungskosten d) Hilfskosten der Sachanlagebeschaffung

„frais d'augmentation de capital", .frais d'émission d'obligations", frais d'acquisition des immobilisations".

Die V G R zählt den Erwerb immaterieller Werte ebenfalls nicht zu den Bruttoinvestitionen (vgl. SAEG: „ESVG", Ziff. 340, S. 561). Der Nettoerwerb immaterieller Werte wird aber auf dem Vermögensveränderungskonto von den laufenden Transaktionen abgegrenzt (vgl. SAEG: „ESVG", Ziff. 398, S. 71, und 1. Teil, B I V 5). Vgl. Institut „Finanzen und Steuern" (Hrsg.): Bilanzierungswahlrechte — Maßgeblichkeit handelsrechtlicher Wahlmöglichkeiten für die steuerrechtliche Gewinnermittlung — Heft 98, Bonn 1971; Kropff, B.: Bilanzwahrheit und Ermessensspielraum in den Rechnungslegungsvorschriften des Aktiengesetzes 1965, in: Wp 1966, S. 369 ff.

IV. Sonstige Abgrenzungsprobleme

213

Das deutsche Bilanzrecht behandelt einen Großteil dieser Kosten als laufenden Aufwand. Es räumt m i t Ausnahme der Teile der Gründungsund Einrichtungskosten umfassenden Ingangsetzungskosten kein A k t i vierungswahlrecht ein, verlangt aber andererseits die Aktivierung von Makler- und Notariatsgebühren, die i n den „frais d'acquisition des immobilisations" enthalten sind, I m Gegensatz zum deutschen Handelsrecht sind i m fiskalisch beeinflußten Bilanzrecht Frankreichs 13 der derivative Firmenwert „fonds de commerce acquis" (PCG 1965 S. 75, Dekret vom 28.10.1965) und die sonstigen derivativ erworbenen immateriellen Vermögensgüter zu aktivieren. Während die Aktivierung der Ingangsetzungskosten, der „frais de constitution" und „frais de premier établissement", überwiegend die Funktion der Aktivierungshilfe hat und das Disagio ein Abgrenzungsproblem zwischen Außen- und Innenfinanzierung darstellt (vgl. 3. Teil, C III), würde durch eine einheitliche Aktivierungspflicht derivativ erworbener immaterieller Vermögenswerte die einzelwirtschaftliche Investitionsmessung verbessert werden. Die Ausklammerung immaterieller Investitionen aus dem Investitionsvolumen entspricht zwar der Abgrenzung der Investitionen i n der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, angesichts der Bedeutung immaterieller I n vestitionen für das Wachstum, die Ertragskraft und die Finanzierung der Unternehmen ist diese Konvention jedoch auf die Dauer nicht befriedigend. Die 4. Richtlinie übernimmt weitgehend die nationalen Aktivierungswahlrechte (Art 8 und 9 4. Richtlinie), so daß auch die europäische Rechnungslegung künftig keine unmittelbar vergleichbaren Investitionsgrößen liefern wird, es sei denn, die Aktivierungswahlrechte werden i m Interesse einer Rechtsvereinheitlichung beseitigt und die Aktivierungskriterien einheitlich geregelt. IV. Sonstige Abgrenzungsprobleme bei den Anschaffungs- und Herstellungskosten Die Vergleichbarkeit von Investitionsgrößen und Ertragsgrößen hängt auch von einer möglichst einheitlichen Abgrenzung der Anschaffungsnebenkosten vom laufenden Aufwand ab. Die i m französischen Bilanzrecht eingeräumte sofortige Aufwandsverrechnung der „frais d'acquisition des immobilisations" steht nicht m i t dem deutschen Bilanzrecht 13 Der Steuergesetzgeber neigt dazu, i m Falle handelsrechtlicher Aktivierungswahlrechte ein steuerrechtliches Aktivierungsgebot zu sehen, und zwar aus dem Grundsatz der Gleichheit der Besteuerung (vgl. Beschluß des Großen Senats des B F H Grs 2/68 vom 3. 2.1969, BStBl 1969 I I , S.291).

214

B. Vergleichende Investitionsmessung

i n Einklang, das die Aktivierung von Makler-, Notariatsgebühren u. a. als Anschaffungsnebenkosten verlangt. Das Volumen dieser Ausgabenkategorien, gemessen am gesamten Investitionsvolumen, ist aber vergleichsweise unbedeutend, so daß eine ausreichende Ubereinstimmung zwischen dem „coût réel d'achat" 1 4 und den Anschaffungskosten (vgl. § 153 AktG) gegeben ist, zumal auch die Kriterien für den zu aktivierenden Herstellungsaufwand und für den als laufenden Aufwand zu verrechnenden Erhaltungsaufwand i m wesentlichen übereinstimmen 15 . Die Investitionsmessung i m Vorratsvermögen unterliegt i n größerem Ausmaß dem Einfluß unterschiedlicher Abgrenzung der Herstellungskosten. Der „coût réel" (vgl. Dekret vom 28.10.1965) muß anteilige Verwaltungskosten enthalten, während das deutsche Bilanzrecht für die Handelsbilanz ein Wahlrecht vorsieht 1 6 . Dem Ansatz des Vorratsvermögens können zudem unterschiedliche Bewertungsverfahren zugrunde gelegt werden (vgl. § 155 AktG). Der grundlegende Mangel i m Ausweis des Vorratsvermögens, insbesondere der unfertigen und fertigen Erzeugnisse, liegt darin, daß nicht allein ausgabewirksame Kosten einbezogen werden, sondern ebenfalls geschlüsselte Gemeinkosten, z. B. Abschreibungen, Aufwendungen für Pensionsrückstellungen u. a. Der indirekte Ausweis von Abschreibungen auf das Vorratsvermögen (z. B. nach § 80 EStDV) und von Zuschreibungen beim Vorratsvermögen w i r d nach deutschem Aktienrecht ausdrücklich untersagt (§ 152Abs6 AktG), und damit werden Maßnahmen der Ertragsverteilung für die externe Analyse verschleiert. Das französische Bilanzrecht (PCG 1965 S. 102 ff., Dekret vom 28.10.1965) und ebenso A r t 12Ziff 4 der 4. Richtlinie schreiben auch für das Umlaufvermögen den getrennten Ausweis von Wertberichtigungen vor, was den Informationswert der Rechnungslegung für die Zeitraumanalyse erhöht und die Ergebnisse der Untersuchung verbessert. Eine Ausnahme vom Grundsatz der Einzelbewertung ist beim A n satz von Festwerten 1 7 für bestimmte Anlagegegenstände sowie Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe gegeben 18 . Alle laufenden Ersatzbeschaffun14 Der Begriff „coût réel d'achat" (tatsächliche Anschaffungskosten) wurde durch Dekret vom 28.10.1965 eingeführt und ersetzte den Begriff „prix de revient d'achat" (Einstandspreis). 15 Vgl. u.a. Conseil d'Etat, Urteil vom 24.6.1963; Abschn. 24 und 157 EStR 1973; ADSch Tz 35 zu § 153, S. 378; A r t 3 3 Z i f f 2 4. Richtlinie.

iß Für indirekte Herstellungskosten ist ebenfalls in der 4. Richtlinie ein AktivierungsWahlrecht vorgesehen (vgl. Art 3 3 Z i f f 3 b u < 4 der 4. Richtlinie). 17 Das Festwertverfahren dient im Gegensatz zur Bewertung nach eisernen Beständen nicht der Eliminierung von Geldwertschwankungen, sondern primär der Vereinfachung von Inventur und Inventar (vgl. Schlottmann, E.: Festwertverfahren für Sachanlagen, Köln-Marienburg 1970). 18 § 1 4 9 A b s 2 A k t G i . V . § 4 0 A b s 4 N r 2 HGB, Art35 der 4. Richtlinie.

V. Investifcionsmessung bei Fusionen und Ausgliederungen

215

gen für die i m Festwert zusammengefaßten Gegenstände werden nicht als Zugang ausgewiesen, sondern als laufender Aufwand angesetzt. Wesentliche Änderungen des Festwerts, d.h. der Festmengen und Festwerte, sind allerdings als Zugang bzw. Abgang oder als A b schreibung bzw. Zuschreibung anzugeben. Beruht die Veränderung des Festwerts überwiegend auf mengenmäßigen Zu- oder Abgängen, z. B. i m Zusammenhang mit Betriebserweiterungen, Fusionen, Teil-Betriebsstillegungen u. ä., gehen diese Veränderungen i n den Anlagespiegel als Zugang bzw. Abgang ein (analog Abschnitt 31 Abs 5 EStR 1973). Wertschwankungen sind dagegen als Festwertabschreibungen bzw. Festwertzuschreibungen auszuweisen. Festwertveränderungen der angegebenen A r t sind i n der Zeitraumanalyse den Zu- und Abgängen bzw. A b - und Zuschreibungen zuzuordnen und entsprechend zu behandeln. Da den Zugängen bei mengenmäßiger Erhöhung des Festwertbestandes gemäß Abschnitt 31 Abs 5 EStR 1973 Ausgaben i m betreffenden Geschäftsjahr zugrunde liegen, ist die Investitionsmessung durch die Festbewertung nur gering beeinträchtigt. V. Investitionsmessung bei Fusionen (Verschmelzungen) und Ausgliederungen Die Fusion von Unternehmen kann i m Wege der Aufnahme und der Neubildung erfolgen. Darüber hinaus sieht A r t 37lAbs2 LSC die Fusion mit Abspaltung (fusion scission) vor 1 9 . I n der Praxis überwiegt die Verschmelzung durch Aufnahme (fusion par absorption). Bei der Fusion gehen das Vermögen und die Schulden auf die übernehmende Gesellschaft über. Bei einer Verschmelzung von Aktiengesellschaften durch Aufnahme ist die übernehmende Gesellschaft nach § 34ÖAbs i A k t G hinsichtlich der Wertansätze für das übernommene Vermögen und die übernommenen Schulden an die Schlußbilanzwerte der übernommenen Gesellschaft gebunden. Diese gelten als Anschaffungskosten i m Sinne von §§153Absi, 155Absi, 156 AktG. Die Eingliederung kann durch Kauf oder Aktienhingabe erfolgen, wobei vorhandene eigene Aktien oder neue A k t i e n aus einer Kapitalerhöhung verwendet werden können 2 0 . Die Fusion durch Aufnahme kann unter zwei getrennten Aspekten gesehen werden. Entsprechend unterschiedliche Abgrenzungen ergeben sich i n der Zeitraumanalyse. Aus einzelwirtschaftlicher Sicht ist der Erwerb eines Unternehmens durch Kauf oder Hingabe eigener bzw. 19

§§ 339Abs 1 Ziff l» 340 bis 352 AktG; § 3 3 9 A b s t z i f f 2 , § 3 5 3 A b s l z i f f 2 A k t G ; A r t 3 7 1 A b s l LSC; vgl. auch Latscha, J.: Le nouveau régime des fusions et des scissions de sociétés, in: Revue française de comptabilité, 1967, S. 283 ff. so Vgl. ADSch Tz 139 ff. zu § 153, S. 414 ff.

216

B. Vergleichende Investitionsmessung

neuer Aktien eine Markttransaktion, die grundsätzlich i n ihren finanzwirtschaftlichen Auswirkungen zu erfassen ist. Vermögenszugänge aus Fusionen sind wie sonstige Zugänge von Sachanlagen, Finanzanlagen usw. als Investitionen zu behandeln. Zugänge von Schulden, die Hingabe eigener A k t i e n oder die zum Zweck der Fusion vorgenommene Kapitalerhöhung bilden die zugehörige Mittelherkunft. Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht ist der gesamte Fusionsvorgang aus der Zeitraumanalyse auszuklammern, w e i l übernommenes Vermögen keine volkswirtschaftlichen Investitionen darstellt, w e i l übernommene Schulden keine zusätzliche Verschuldung beinhalten. Für beide Alternativen sprechen stichhaltige Gründe. Daher sollen die Fusionsvorgänge alternative Abgrenzungen erhalten. 1. W i r d der Fusionsvorgang als transaktionsbestimmter Vorgang in die Zeitraumanalyse aufgenommen, sind vornehmlich folgende Gesichtspunkte zu beachten: Fusionszugänge und Abgänge i m Zusammenhang m i t Fusionen werden wie sonstige Zugänge und Abgänge behandelt, allerdings mit folgenden Abgrenzungen: Übernommene Pensionsrückstellungen, sonstige langfristige Rückstellungen, kurzfristige Rückstellungen, L A G Rücklagen, Sozialverbindlichkeiten, Steuerrückstellungen sind auszugliedern bei der Errechnung des Bruttoumsatzüberschusses, des gesamten monetären Uberschusses und der Innenfinanzierung. Sie sind als Vorgänge der Außenfinanzierung, als Erhöhung sonstiger langfristiger bzw. sonstiger kurzfristiger Verbindlichkeiten, zu erfassen. Da eine Neubewertung des Vermögens und der Schulden der übernommenen Gesellschaft ausgeschlossen ist, kann m i t der Fusion ein Fusionsverlust oder ein Fusionsgewinn verbunden sein 21 . Ein Fusionsverlust ( = Verschmelzungsmehrwert) entsteht, wenn die von der übernehmenden Gesellschaft erbrachte Gegenleistung i n Form von Aktien oder baren Zuzahlungen die Vermögenswerte der übernommenen Gesellschaft übersteigt. Dieser Verschmelzungsmehrwert verringert grundsätzlich den laufenden Jahresüberschuß bzw. erhöht den laufenden Jahresfehlbetrag. Er kann nach § 3 4 Ö A b s 2 A k t G unter bestimmten Voraussetzungen aber auch i n das Anlagevermögen aufgenommen werden. I n der Zeitraumanalyse ist die Aktivierung des Unterschiedsbetrags ebenso wie andere Aktivierungen aufgrund von Aktivierungswahlrechten oder Aktivierungshilfen rückgängig zu 21 Bei Übertragungen nach den Vorschriften des Umwandlungsgesetzes vom 6.11.1969 kann zur Vermeidung eines Verschmelzungsverlusts eine Neubewertung vorgenommen werden, die in der Zeitraumanalyse analog den Zuschreibungen zu behandeln ist.

V. Investitionsrhessung bei Fusionen und Ausgliederungen

217

machen. Der Fusionsverlust w i r d wie die übrigen Verluste aus Anlageabgang entsprechend den Abschreibungen i n der Zeitraumanalyse behandelt. Spätere Abschreibungen auf einen aktivierten Verschmelzungsverlust sind dann dem laufenden Jahresüberschuß hinzuzurechnen. Ein Fusions(Verschmelzungs)gewinn entsteht, wenn das übernommene Vermögen die Gegenleistung i n Form von Aktien und Barzahlungen übersteigt. Der Fusionsgewinn ist wie ein Aktienagio zu behandeln, wenn zum Zwecke der Fusion eine Kapitalerhöhung stattgefunden hat 2 2 . Die „primes de fusion" werden i n die Agiorücklage eingestellt (PCG 1965 S. 86). Wurde die Fusion aber durch Barzahlung oder Hingabe eigener A k t i e n abgewickelt, ist der Fusionsgewinn als „Ertrag aus der Verschmelzung" Teil des laufenden Jahresüberschusses2®. I n der Zeitraumanalyse ist dieser Fusionsgewinn dann analog der Erträge aus Anlageabgang abzugrenzen. Dieser Verschmelzungsvorgang ergab sich beispielsweise bei der Fusion der Westdeutschen K a l k und Portlandzementwerke m i t den Rheinisch-Westfälischen K a l k werken: „Der Fusionsgewinn, der bei der Verschmelzung m i t der Westdeutsche K a l k - und Portlandzementwerke A G entstand, wurde den freien Rücklagen zugeführt. Dieser Fusionsgewinn von 1,2 Mio D M ist als außerordentlicher Ertrag Teil der Gewinn- und Verlustrechnung 24 ." I n diesem Fall ist die Rücklagenzuführung bei der Bruttoumsatzüberschußermittlung rückgängig zu machen. Der Fusionsgewinn ist aber als außerordentlicher Tauschgewinn (Beteiligung gegen Sachvermögen) den sonstigen monetären Uberschüssen zuzurechnen und erhöht das Innenfinanzierungsvolumen i m Ausgleich zu den um die Fusionszugänge erhöhten Investitionsvolumen. 2. W i r d die Fusion durch Aufnahme nicht als Markttransaktion betrachtet, sondern als interner organisatorischer Vorgang, ist eine Aufrechnung aller fusionsbedingten Veränderungen, die i n der Bilanz und Erfolgsrechnung der übernehmenden Gesellschaft stattgefunden haben, erforderlich. Bei externer Analyse bereitet diese Abgrenzung i. d. R. große Schwierigkeiten. Für das Anlagevermögen können zwar die Zugänge und Abgänge i m Zusammenhang m i t der Fusion noch größtenteils aus dem Geschäftsbericht ersehen werden, für alle anderen Bilanzpositionen ist eine Abspaltung der laufenden Veränderungen von den fusionsbedingten Veränderungen aber nur ausnahmsweise möglich. 22 So ADSch Tz 25 zu § 159, S. 110. «»Vgl. ADSch Tz28 zu §150, S. 111. Gemäß § 5 A b ß 2 des Gesetzes über steuerliche Maßnahmen bei Änderung der Unternehmensform vom 14. 8.1969 bleibt dieser Ertrag steuerfrei. 24 Vgl. Rheinisch-Westfälische Kalkwerke AG, Geschäftsbericht 1970, S. 49 und S. 51.

218

C. Abgrenzungen zwischen Innen- und Außenfinanzierung

Die fusionsbedingten Bilanzveränderungen der Farbwerke Hoechst A G i m Jahre 1972 können aus Erläuterungen des Geschäftsberichts rekonstruiert werden 2 5 . Vermögenszugänge aus Umwandlungen

Mio. D M

Zugänge Sachanlagen

200,2

Vermögensabgänge, Schuldenzugänge aus Umwandlungen

Mio. D M

Abgänge an Beteiligungen

139,4

Roh-, Hilfs-, Betriebsstoffe . . .

35,0

Erhöhung von Rückstellungen

37,0

Fertigfabrikate

33,0

Forderungen

29,0

Übernahme langfristiger Verbindlichkeiten

27,0

Liquide Mittel

13,0

Übernahme kurzfristiger Verbindlichkeiten

89,0

Kapitalverrechnungen

17,8

310,2

310,2

Z u beachten ist außerdem, daß die Erfolgsrechnung nur für die fusionierte Wirtschaftseinheit vorliegt, also Umsätze, Abschreibungen, Personalaufwendungen usw. sich auf diese Gesamtheit beziehen. Bei der Fusion durch Neubildung (fusion par combination) ist die Bilanzkontinuität formell und auch materiell durchbrochen (§ 339Abs i ziff 2 AktG). Für das durch Fusion entstandene Unternehmen kann hilfsweise der Anschluß i m Zeitvergleich dadurch gewonnen werden, daß Durchschnitte der relativen Kennzahlen der früheren Einzelunternehmen herangezogen werden. Verglichen mit diesen Kennzahlen der einzelnen Unternehmen kann die Wirkung der Fusion beurteilt werden. I m Sonderfall der Fusion durch Betriebsausgliederungen (fusionscission) (Art 37lAbs2 LSG) ist für das neugebildete Unternehmen die Fusionsbilanz die Ausgangsbilanz für künftige Zeitraumanalysen. Die Zeitraumanalyse der ausgliedernden Unternehmen kann nach zwei Alternativen analog der Fusion durch Aufnahme durchgeführt werden.

C. Abgrenzungen zwischen Innen- und Außenfinanzierung^ Abgrenzungen i m Zusammenhang m i t der Messung der Innenfinanzierung und Außenfinanzierung ergeben sich aus besonderen Formen der Erhöhung des Gesellschaftskapitals bzw. dessen Reduzierung sowie aus bestimmten Vorgängen der Kreditaufnahme und Kredittilgung. 25 Vgl. Farbwerke Hoechst AG, Geschäftsbericht 1972, S. 63 ff.

I. Erhöhung des Gesellschaftskapitals

219

I. Erhöhung des Gesellschaftskapitals Die Erhöhung des Gesellschaftskapitals durch Bareinzahlungen oder Sacheinlagen (§§182 ff. A k t G ; A r t 178 ff. LSC) ist grundsätzlich ein Vorgang der Außenfinanzierung, die Rückzahlung von Gesellschaftskapital ein Vorgang der Tilgung ( = M i t t e l Verwendung). Die bilanzielle Veränderung des Gesellschaftskapitals zeigt aber nicht die volle Kapitalzuführung; die Veränderung geht auch nicht ausschließlich auf Einzahlungs- und Auszahlungstransaktionen zurück. Der ausgewiesene Betrag des Gesellschaftskapitals kann ein Konglomerat aus externen und internen Finanzierungsvorgängen und Umbuchungsvorgängen auf den Bilanzkonten sein. Entsprechend den Kriterien der Zeitraumanalyse sind daher fallweise Abgrenzungen erforderlich. 1. Ausstehende Einlagen

Werden i m Zuge einer Kapitalerhöhung die Einzahlungen auf das Gesellschaftskapital und gegebenenfalls zu erbringende Agiobeträge nicht oder nicht voll geleistet, so liegt i n Höhe des nicht erbrachten Einzahlungsbetrags keine Außenfinanzierung vor. Nach deutschem Bilanzrecht sind aber das Gesellschaftskapital und die gesetzliche Rücklage bereits dann um den gesamten Einzahlungsbetrag erhöht auszuweisen, wenn der Anspruch auf die Einzahlung entstanden ist 1 . Der Betrag der nicht oder nicht vollständig geleisteten Kapitaleinlagen ist — unabhängig davon, ob eingefordert oder nicht — auf der Aktivseite der Bilanz anzugeben, während die Passivseite den neuen Stand des Kapitals zeigt. Das französische Bilanzrecht verlangt, daß bei Barkapitalerhöhung mindestens 25 v.H. der Nominalkapitalerhöhung und das gesamte A u f geld eingezahlt werden (Art75, A r t l 9 1 A b s i LSC i . V . m i t A r t 178f. LSC). Das Konto „capital social" weist den gesamten neuen Nominalkapitalbestand aus. Seine Unterkonten zeigen den Betrag des eingeforderten bzw. nicht eingeforderten ausstehenden Kapitals m i t den aktivischen Gegenkonten „von den Gesellschaftern nicht eingefordertes Kapital" bzw. „Forderungen an die Gesellschafter" 2 . Solange die Kapitaleinlagen nicht eingezahlt sind, müssen i n der Finanzierungsrechnung der Zeitraumanalyse die Kapitalerhöhungen gegen ausstehende Einlagen bzw. EinZahlungsforderungen aufgerechnet werden. Die spätere Verringerung ausstehender Einlagen und EinZahlungsforderungen i m 1 Vgl. ADSch Tz 74 zu § 150, S. 132. 2 Vgl. Anmerkungen zu Konto 10 PCG 1965, S. 85, und RF: Le plan comptable annoté, S. 10.

220

C. Abgrenzungen zwischen Innen- und Außenfinanzierung

Zuge von Einzahlungen ist dann als Außenfinanzierungsvorgang des zugehörigen Zeitraums zu erfassen 3. 2. Überpariemission — Aufgelder Aufgelder können m i t der Ausgabe von A k t i e n i m Rahmen einer Bar- oder Sachkapitalerhöhung, m i t der Wandelung von Schuldverschreibungen i n A k t i e n oder mit einem Aktientausch bei Fusionen verbunden sein. Das französische Bilanzrecht gliedert demzufolge die Aufgelder i n „primes d'émission ou primes d'apport", „primes de conversion d'obligations en actions" und „primes de fusion" 4 . Der bei der Bar- oder Sachkapitalerhöhung erzielte Betrag des A u f geldes ist nach deutschem Aktienrecht i n die gesetzliche Rücklage einzustellen (§ 150Abs2 AktG). Das französische Bilanzrecht sieht den gesonderten Ausweis der Agiorücklage vor. Die Dotierung der Rücklagen aus dem Jahresüberschuß und die Rücklagenzuführung bei Kapitalerhöhungen sind wirtschaftlich getrennt zu haltende Vorgänge. Die Dotierung von Rücklagen aus dem Jahresüberschuß ist ein Vorgang der Innenfinanzierung i m Rahmen der Ertragsverteilung. Die Rücklagenzuführung aus Aufgeldern ist ein Vorgang der Kapitaleinzahlung und damit der Außenfinanzierung. Die Aufteilung einer erforderlichen Außenfinanzierung auf nominelle Gesellschaftskapitalerhöhung und Aufgeld steht unter dividenden-, aktienkurs- und finanzpolitischen Gesichtspunkten. Die Uberpariemission ist finanzwirtschaftlich gesehen ein einheitlicher Vorgang der Außenfinanzierung 6 . Eingezahlte Aufgelder sind i n der Finanzierungsrechnung der Zeitraumanalyse daher zusammen mit der nominalen Kapitaleinzahlung als Außenfinanzierung anzugeben 6 . Entsprechend dem Aktienemissionsagio ist das A u f geld zu behandeln, das bei der Ausgabe von Anleihen über den Rückzahlungsbetrag erzielt wird. Die Abgrenzung des Fusionsagios richtet sich nach der gewählten Alternative für die generelle Behandlung der Fusionsvorgänge i n der Zeitraumanalyse. Die Einordnung des Agios aus der Wandelung von Wandelanleihen w i r d i m Zusammenhang mit den bei Wandelanleihen zu beachtenden Buchungsvorgängen behandelt.

s 4 » « des die

Vgl. übereinstimmende Abgrenzung im „ESVG", Ziff. 545, S. 111. Vgl. Art 179 LSC; RF: Le plan comptable annoté, S. 13 und S. 15 ff. Vgl. auch S AEG: „ESVG", Ziff. 506, 544 f. i . V . mit Ziff. 706, S. 102 ff. Nach deutschem Aktienrecht sind die Emissionskosten voll zu Lasten Jahresergebnisses zu verrechnen. Das französische Bilanzrecht erlaubt Kürzung des Aufgeldes um die Emissionskosten (vgl. Art. 3 4 3 A b s 2 LSC).

I. Erhöhung des Gesellschaftskapitals

221

3* Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln Die Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln wurde i m deutschen Aktienrecht durch die sog. „kleine Aktienrechtsreform" vom 23.12.1959 geregelt und i n die §§ 207 ff. A k t G übernommen. Nachdem daraufhin das Steuerrecht die „Theorie der Doppelmaßnahme" aufgegeben hat 7 , ist die Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln ein häufig angewandtes Verfahren der Aktienkurs- und Dividendenpolitik geworden. Die Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln erfolgt durch Umwandlung von Rücklagen i n Gesellschaftskapital (incorporation de réserves, bénéfices, primes d'émission A r t 180Abs2 i. V. m i t A r t 178, 194 LSC). Das französische Gesellschaftsrecht subsumiert unter diesen Vorgang außerdem die Ausschüttung von Gewinnen i n Form von A k t i e n (Stockdividende). Bleibt der Fall der Stockdividende zunächst ausgeklammert, sind die deutsche und französische Regelung gleich. Die französische Agioreserve „prime d'émission" und die Sonderrücklagen „réserve spéciale de réévaluation", „réserve spéciale des plus-values à long terme" können i n die Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln einbezogen werden. Die gesetzliche Rücklage (réserve légale) darf jeweils nur bis auf 10 v.H. des Gesellschaftskapitals reduziert werden (Art 345 LSC). I m Gegensatz zur Kapitalerhöhung gegen Bar- oder Sacheinlagen erbringt die Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln keine Zuführung neuer Finanzierungsmittel. Es handelt sich vielmehr u m einen U m buchungsvorgang, durch den Rücklagen i n Gesellschaftskapital umgewandelt werden 8 . I n der Finanzierungsrechnung ist daher die Kapitalerhöhung gegen die Reduzierung der Rücklagen zu saldieren 9 . Die Deutsche Bundesbank möchte die Emission von Gratisaktien („Freianteile", WP-Handbuch 1973, S. 592) i n der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung aber statistisch erfassen. Daher weist sie diesen Vorgang als „fiktive" Transaktion aus: „Durch Kapitalerhöhungen aus Reserven werden dem Unternehmenssektor keine neuen M i t t e l zugeführt. I n der Finanzierungsrechnung stellt deshalb der Unternehmenssektor den »Erwerbern 4 solcher Aktien den Gegenwert statistisch i n Form einer Vermögensübertragung zur Verfügung 1 0 ." Ein m i t der Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln verwandter Vorgang ist die Gewährung einer Stockdividende 11 . Rücklagen, die nach 7 Vgl. § 1 Gesetz über steuerliche Maßnahmen bei Erhöhung des Nennkapitals aus Gesellschaftsmitteln und bei Überlassung von eigenen Aktien an Arbeitnehmer vom 30.12.1959 in der Fassung vom 10.10.1967. 8 Vgl. ADSch Tz 38 zu § 152, S. 297. » Vgl. ebenso SAEG: „ESVG", Ziff. 724 a, S. 150. io Deutsche Bundesbank: „Finanzierungsrechnung 1960 bis 1969", S. 6. n Vgl. u.a. Büschgen, H. E.: Stock-Dividenden in der Finanzierungspolitik deutscher Aktiengesellschaften, in: BFuP 1964, S. 497 ff.; Rado, A. R., Killius,

222

C. Abgrenzungen zwischen Innen- und Außenfinanzierung

deutschem Bilanz- und Steuerrecht i n Gesellschaftskapital umgewandelt werden sollen, müssen i n der Bilanz, die dem Kapitalerhöhungsbeschluß zugrunde liegt, als offene Rücklagen ausgewiesen werden. Demnach können stille Reserven, ein Gewinnvortrag oder Teile des Jahresgewinns nicht unmittelbar ( = eigentliche Stockdividende), sondern erst nach Einstellung i n die offenen Rücklagen i n Nennkapital umgewandelt werden 1 2 . Die Stockdividende amerikanischer Form, die eine unmittelbare Uberführung von Bilanzgewinnen i n Kapital vorsieht, ist nach deutschem Aktien- und Steuerrecht nicht möglich. Vom wirtschaftlichen Standpunkt sind beide Verfahren vergleichbar. Unter Finanzierungsgesichtspunkten w i r d m i t der Stockdividende der Abfluß liquider M i t t e l aus dem Unternehmen verhindert. Ebenso wie der Jahresgewinn gehören die aus dem Jahresgewinn (über Rücklagen) i n das Gesellschaftskapital eingebuchten Gewinnanteile, zusammen mit dem eventuell verbleibenden Gewinnrest, zur Innenfinanzierung des betrachteten Zeitraums. Das ESVG klassifiziert, davon abweichend, Stockdividenden als Neuemissionen i m Wege der Einbeziehung ausgeschütteter Gewinne, d. h. der Vorgang der Stockdividende w i r d in zwei Ströme zerlegt, und zwar in die Gewinnausschüttung ( = Mittelverwendung) und in die Kapitalerhöhung ( = Außenfinanzierung) 13 .

4. Umwandlung von Wandelanleihen (-Schuldverschreibungen)14 Die Uberführung von Wandelanleihen i n Gesellschaftskapital (conversion d'obligations) ist ebenfalls von der ordentlichen Kapitalerhöhung gegen Bareinzahlungen oder Sacheinlagen abzugrenzen. Während die Ausgabe von Wandelanleihen (-Schuldverschreibungen) neue Außenfinanzierungsmittel dem Unternehmen zuführt, liegt bei der späteren Überführung von Wandelanleihen (obligations convertibles en actions, A r t 195 ff. LSC, bzw. obligations échangeables contre des actions 15 , A r t 200 ff. LSC) i n Gesellschaftskapital lediglich eine Um-

J.: Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln in den Vereinigten Staaten — Ein Vergleich, in: Die Aktiengesellschaft 1969, S. 290 ff. 12 Vgl. ADSch Tz 40 zu § 152, S. 297. 13 Vgl. S AEG: „ESVG", Ziff. 724 b, S. 150 f. 14 Wandelschuldverschreibungen mit Bezugsrecht auf Aktien beinhalten kein Umtauschrecht der Schuldverschreibungen in Aktien, sondern das Recht, Aktien im Rahmen einer bedingten Kapitalerhöhung zu erwerben (§ 2 2 1 A b s x AktG). Dieser Vorgang wird in der Finanzierungsrechnung der Zeitraumanalyse unter die Kapitalerhöhung gegen Einzahlungen subsumiert. 15 „Obligations échangeables contre des actions" sind bei Vorlage jederzeit gegen Aktien eintauschbar; vgl. Casterès, P.: Obligations convertibles ou échangeables, in: Journal des Sociétés, 1968, S. 5ff.

I. Erhöhung des Gesellschaftskapitals

223

buchung vor, sofern die Wandelung nicht mit einer zusätzlichen Barzuzahlung verknüpft ist 1 6 . Die sich aus dem Umtausch der Anleihe ergebende Abnahme der Anleiheschulden darf nicht als Mittelverwendung für Tilgungen i n Erscheinung treten; die sich aus der Wandelung ergebende Erhöhung des Gesellschaftskapitals und die Erhöhung der gesetzlichen Rücklage bzw. der Agioreserve durch ein unbares Aufgeld dürfen nicht als Mittelherkunft (Außenfinanzierung) ausgewiesen werden. Die Begebung und Wandelung der Anleihe der Farbwerke Hoechst von 1967 dient zur Demonstration der erforderlichen Abgrenzungen i n der Zeitraumanalyse. Hoechst hat 1967 eine Wandelanleihe über 301,2 Mio D M begeben. I m Geschäftsbericht 1968 wurde die vorgenommene Teilwandelung wie folgt erläutert: „Das Grundkapital wurde um 270,8 Mio D M auf 1341,8 Mio D M erhöht. 258,5 Mio D M stammen aus der Kapitalerhöhung vom Januar und Oktober 1968, 12,3 Mio D M aus dem Umtausch von Wandelschuldverschreibungen der Wandelanleihe 1967. Der gesetzlichen Rücklage wurden 663,8 Mio D M Aufgeld aus Kapitalerhöhungen zugeführt. Hiervon stammen 30,7 Mio D M aus dem Umtausch von Wandelschuldverschreibungen. . . . Bei den langfristigen Verbindlichkeiten hat sich der Anleihebetrag durch Umwandlung von Wandelanleihen i n Grundkapital um 36,8 Mio D M ermäßigt." Die Wandelkonditionen sahen den Umtausch von 3 Wandelschuldverschreibungen i n eine Aktie und eine bare Zuzahlung vor, die auf die gewandelten Schuldverschreibungen 6,1 Mio D M betrug. Die Abgrenzungen für die Finanzierungsrechnung ergeben sich daraus wie folgt:

Mittelherkunft

Bilanzen 1967

1968

Bilanzdiff.

Korrekturen + ./.

Mittelherkunft in Tsd. D M

Innenfinanzierung gesetzl. Rücklage

792 130

1 446 460 + 654 330

. /. 663 845

./. 9 515

Außenfinanzierung Wandelanleihen Gesellschaftskapital Agio(reserve)

601 200 1 071 000

564 360 ./. 36 84C + 1 341 780+ 270 780

36 840

./. 12 280 ./. 24 560 + 663 845



897 785

iß Vgl. §221 AktG; A r t l 7 8 A b s 2 LSC i . V . Art 195ff. LSC, modifiziert durch Gesetz vom 6. Januar 1969, Dekret n 69-1226 vom 24. Dezember 1969.

224

C. Abgrenzungen zwischen Innen- und Außenfinanzierung

Alle i n diesem Kapitel C bislang behandelten Abgrenzungsfälle berühren die Erfolgsrechnung nach deutschem und französischem Recht nicht 1 7 . Der Vergleich der erfolgswirksamen Rücklagendotierung bzw. -auflösung m i t den bilanziellen Veränderungen der Rücklagen gibt entsprechende Hinweise auf Uberpariemissionen bzw. Kapitalerhöhungen aus Gesellschaftsmitteln. Die erforderlichen Korrekturen können auch durch Heranziehung der Kommentierung i m Geschäftsbericht hinreichend genau vorgenommen werden. 5. Kapitalerhöhung durch Aufrechnung mit Gesellschafterforderungen Die Aufrechnung von EinZahlungsforderungen der Gesellschaft mit Gesellschafterforderungen 18 w i r d i n der Finanzierungsrechnung als Umbuchung von Verbindlichkeiten i n Gesellschaftskapital ausgewiesen, d. h. die Kapitalerhöhung ist gegen die Abnahme der Verbindlichkeiten zu saldieren, so daß weder ein Tilgungsvorgang noch ein Außenfinanzierungsvorgang i n Erscheinung tritt. Insbesondere bei Konzernunternehmen werden häufig Verbindlichkeiten an die Muttergesellschaft, die aus Investitionsdarlehen und sonstigen Krediten resultieren, für die Umwandlung i n Gesellschaftskapital verwendet (vgl. u. a. V A W — V I A G ; Opel—General Motors). Die vorgeschlagene Abgrenzung stimmt m i t der Verbuchung i n der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung insofern überein, da die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung das Entstehen von Beteiligungsschulden der Gesellschaft wie sonstige Aufnahmen von Schulden als Kreditierungsvorgang erfaßt 19 . Durch die Umwandlung von Krediten i n Gesellschaftskapital ändert sich an der Verschuldungs- und Gläubigerposition der Wirtschaftseinheiten somit nichts. I I . Die Kapitalherabsetzung Die Kapitalherabsetzung (réduction du capital 2 0 ) ist möglich durch Herabsetzung des Nennbetrages der Aktien bzw. durch Zusammen17 Vgl. § 1 5 8 A b s 5 i . V . mit § 1 5 0 A b s 2 Z i f f 2 _ 4 AktG; PCG 1965, S. 135ff. 18

Les libérations d'actions par compensation avec des créances liquides et exigibles sur la société (vgl. Art 178 i. V. mit Art 192 LSC). 19 Vgl. S AEG: „ESVG", Ziff. 506, S. 102. 20 Die Kapitalherabsetzung ( = Reduzierung des Nominalbetrags des Gesellschaftskapitals) ist von der i m französischen Bilanzrecht möglichen Amortisierung des Kapitals, „amortissement du capital", zu unterscheiden (vgl. Art 209-214 LSC i . V . mit A r t 3 4 6 A b 8 2 LSC). Die Amortisierung des Kapitals besteht darin, aus Rücklagen und Gewinn(vorträgen) Ausschüttungen an die Gesellschafter vorzunehmen. Der Ausweis des Kapitalkontos bleibt davon unberührt, lediglich auf Unterkonten des Kapitalkontos wird

II. Die Kapitalherabsetzung

225

legung der Aktien zum Zweck der Kapitalrückzahlung, des Verlustausgleichs, der Rücklagendotierungen, der Einziehung von Aktien und der Zuteilung von Arbeitnehmeraktien (§§ 222 ff. A k t G ; A r t 215 ff. LSC) 2 1 . Die Kapitalherabsetzung bei gleichzeitiger Kapitalrückzahlung (réduction du capital par voie de remboursement) ist i n der Finanzierungsrechnung als Mittelverwendung zu erfassen. Es handelt sich um die Tilgung von Beteiligungsschulden. Allerdings ist zu beachten, daß zwischen dem Wirksamwerden der Kapitalherabsetzung und der Kapitalrückzahlung eine bestimmte Frist liegen kann. So schreibt § 225Abs 2 A k t G vor, daß innerhalb von 6 Monaten nach Bekanntmachung der Eintragung über die Kapitalherabsetzung keine Auszahlungen vorgenommen werden dürfen. Dem durch die Kapitalherabsetzung freigewordenen Kapital entspricht demzufolge noch keine Mittelverwendung für Rückzahlungen. W i r d die Kapitalherabsetzung vorgenommen, ohne daß es zu einer Kapitalrückzahlung kommt, so entsteht ein Buchgewinn „Ertrag aus der Kapitalherabsetzung", der i m Falle einfacher Kapitalherabsetzung (simple réduction du capital) dem Ausgleich von Wertminderungen und sonstigen Verlusten (réduction du capital à la suite de pertes) und der Dotierung der gesetzlichen Rücklage dient (§ 229 AktG). Die Reduzierung des Gesellschaftskapitals ist i n diesem Fall m i t keiner Mittelverwendung für die Tilgung von Beteiligungsschulden verbunden. Ebensowenig resultiert der Buchgewinn „Ertrag aus Kapitalherabsetzung" aus einer Mittelherkunft. Die sich durch seine Verteilung ergebende Erhöhung von Rücklagen und Reduzierung von Wertminderungen und Verlusten sind i n der Zeitraumanalyse gegen die Kapitalherabsetzung aufzurechnen. Zur Verdeutlichung der vorzunehmenden Korrekturen dient die Kapitalherabsetzung der Deutschen Shell A G aus dem Jahre 1965, die m i t einer gleichzeitigen Kapitalerhöhung gekoppelt war. „Das Grundkapital i n Höhe von D M 600 Mio wurde durch Beschluß der ordentlichen Hauptversammlung vom 30. 7.1965 um D M 150 Mio herabgesetzt. Das freiwerdende Kapital wurde nach Tilgung des Verlustvortrags aus 1964 von D M 11 097 682 i n die Gesetzliche Rücklage m i t D M 37 727 404 und i n die Freie Rücklage m i t D M 101174 914 eingestellt. Gleichzeitig beschloß die Hauptversammlung, das auf D M 450 Mio herabgesetzte der Vorgang festgehalten mit der Wirkung einer Umwandlung von rückzahlungsberechtigten Aktien in „actions de jouissance". Diese berechtigen für den Fall der Kapitalherabsetzung oder Liquidation nicht mehr zur Kapitalrückzahlung (Art 210 LSC; RF: Le plan comptable annoté, S. 8). 2i Die Verbuchung der Gewinnbeteiligung der Arbeitnehmer und der Ausgabe von Arbeitnehmeraktien wird gesondert behandelt (vgl. 3. Teil, D V). 15 Beier

226

C. Abgrenzungen zwischen Innen- und Außenfinanzierung

Kapital wiederum um D M 150 Mio auf D M 600 Mio zu erhöhen 22 ." Diese Vorgänge werden i n der Zeitraumanalyse wie folgt erfaßt:

Mittelherkunft

Bilanzen 1964

1965

Bilanzdiff.

Korrekturen + ./•

Mittelherkunft in Tsd. D M

.

Innenfinanzierung gesetzl. Rücklage freie Rücklage Gewinn/Verlust

22 273 60 000 + 37 727

. /. 37 727

165 99 820 + 99 655

./. 101175

./.

1520

./. 11098

+

9 087

. / . I I 098

9 087 + 20 185



Außenfinanzierung Gesellschaftskapital

600 000 600 000



+ 150 000

+ 150 000

Unter bestimmten Voraussetzungen kann die Kapitalherabsetzung auch durch Einziehung von Aktien zwangsweise oder i m Wege des Erwerbs erfolgen (§§ 237 ff. A k t G ; Art217 A bs2 LSC). Diese Kapitalherabsetzung führt zu einer entsprechenden Kapitalrückzahlung an die bisherigen Aktionäre. Erfolgt dagegen die Einziehung der A k t i e n unentgeltlich, zu Lasten des Bilanzgewinns oder einer freien Rücklage (§237Abs3 AktG), so liegen lediglich Umbuchungen zwischen Passivposten der Bilanz vor, die i n der Zeitraumanalyse gegeneinander aufzurechnen sind, d . h . die Erhöhung der gesetzlichen Rücklage ist mit der Reduzierung des Gesellschaftskapitals, des Gewinns bzw. der freien Rücklagen zu saldieren (§ 237Ab?5 AktG) 2 3 . Die Einziehung eigener A k t i e n ist analog zu verbuchen. Die erörterten Korrekturen dienen dazu, daß als Tilgung der Periode nur die tatsächliche Mittelverwendung für die Rückzahlung von Schulden der verschiedensten A r t ausgewiesen wird. Dem außerordentlichen Charakter einer Kapitalherabsetzung w i r d durch die vorgeschriebene Kommentierung i m Geschäftsbericht Rechnung getragen

(vgl. z.B. §240satz3 AktG). 22 Geschäftsbericht der Deutschen Shell A G 1965, S. 14. 23 Der Ausweis eines Buchgewinns aus Kapitalherabsetzung in der Erfolgsrechnung entfällt in diesem Fall (vgl. § 1 5 8 A b s 5 i . V . mit § 2 3 7 A b s 3 u n d 5 AktG).

III. Kreditaufnahme und Disagio

227

I I I . Kreditaufnahme und Disagio Abgrenzungen i m Zusammenhang m i t der Kreditaufnahme entstehen bei der Einbehaltung eines Disagios (Damnum) seitens des Kreditgebers. Ist die erhaltene Auszahlung eines Kredits kleiner als der später vom Unternehmen zu leistende Rückzahlungsbetrag, liegt in Höhe des Unterschiedsbetrags ein Disagio vor (primes de remboursement). Dieser Fall t r i t t insbesondere bei der Aufnahme von Anleihen und langfristigen Darlehen ein. Die Verbindlichkeiten sind gemäß § 156Abs 2 A k t G zu ihrem Rückzahlungsbetrag anzusetzen. Dieser Behandlung schließt sich das deutsche Bilanzsteuerrecht an 2 4 . Das französische Bilanzsteuerrecht sieht zwingend die Passivierung zum Rückzahlungsbetrag nur für die Obligationen vor (PCG 1965, S. 89 ff.). Das Disagio muß nach dem PCG i n der französischen Bilanz als gesonderter Posten der „frais d'établissement" aktiviert werden, und er ist gleichmäßig über die Laufzeit der Obligationen zu verteilen. Das französische Steuerrecht erlaubt aber erst i n den Jahren der Rückzahlung der Verbindlichkeit eine gewinnmindernde Verrechnung entsprechend den jeweiligen Rückzahlungsbeträgen. Das deutsche Steuerrecht sieht wie der PCG eine gleichmäßige Verteilung des Disagios über die Laufzeit vor; § 156Abs 3 A k t G gewährt aber dem Bilanzierenden i n der Handelsbilanz die Wahl zwischen Aktivierung des Disagios bei gleichmäßiger Verteilung und sofortiger gewinnmindernder Aufwandsverrechnung. Während die A r t und Weise der Verteilung des Disagios als Ertragsverteilungsvorgang zwischen Abschreibung, Gewinn und Steuern für die Zeitraumanalyse ohne Belang ist, stellt die i m deutschen Aktienrecht niedergelegte Wahlmöglichkeit zwischen sofortiger Aufwandsverrechnung und Aktivierung einen Störfaktor für vergleichende Zeitraumanalysen dar. I m Fall der sofortigen Aufwandsverrechnung des Disagios kann mangels entsprechender Angaben der i n der Bilanz ausgewiesene Rückzahlungsbetrag des Kredits nicht auf die effektive Höhe der tatsächlich erfolgten Außenfinanzierung (Kreditaufnahme) korrigiert werden. Damit w i r d eine um das Disagio überhöhte Außenfinanzierung errechnet, denn i n Höhe des Disagios sind keine Außenfinanzierungsmittel zugeflossen. Die erforderlichen Buchungen i n der Zeitraumanalyse gehen aus der Aufnahme eines Schuldscheindarlehens der BASF über 50 Mio D M zu 9 8 % ( = 2 % Agio = 1 Mio DM) sowie aus der Abschreibung früher aktivierter Disagiobeträge hervor 2 5 . 24 Die Formulierung in Abschnitt 37 EStR 1973 ist fehlerhaft, vgl. Wöhe, G.: „Bilanzierung und Bilanzpolitik", S. 376. 2« Vgl. B A S F : Geschäftsbericht 1969. 15*

228

C. Abgrenzungen zwischen Innen- und Außenfinanzierung

Mittelherkunft

Bilanzen 1968

1969

Bilanzdiff.

Korrekturen + ./.

Mittelherkunft in Tsd. D M

.

Innenfinanzierung Disagio (Wertberichtigungen zu Verbindlichkeiten)

9 660

9 208

+

452

+

+ 1000

1452

Außenfinanzierung Schuldscheindarlehen



50 000

+ 50 000

./. 1000

49 000

Die für die spätere Begleichung des Disagios erforderlichen M i t t e l müssen vom Unternehmen ebenso wie Zinsen erwirtschaftet werden und stellen demzufolge Uberschuß- und Innenfinanzierungsmittel dar. Das aktivierte einbehaltene Disagio ist mit der Erhöhung der zugehörigen Verbindlichkeit aufzurechnen. Die Abschreibung des Disagios ist i n die Berechnung des Bruttoumsatzüberschusses und der Innenfinanzierung einzubeziehen. Analog zu den Abschreibungen auf A k t i v a handelt es sich bei der Verteilung des Disagios u m eine indirekte A b schreibung von Verbindlichkeiten auf den höheren Teilwert. Diese Abschreibung sollte wie jede andere Abschreibung auf Bilanzpositionen offen erkennbar sein, damit die Abgrenzung zwischen Außenfinanzierung und Innenfinanzierung und die Errechnung des BruttoumsatzÜberschusses i n der angegebenen Weise vorgenommen werden kann. Das i n A r t 38 der 4. Richtlinie vorgesehene Aktivierungswahlrecht des Disagios ist daher ebenso wie die gleichlautende Regelung i m deutschen Aktienrecht aus der Sicht der Zeitraumanalyse abzulehnen bzw. eine Angabe des Disagios i n der Bilanz, i n der Erfolgsrechnung oder i m Geschäftsbericht zu fordern. Ein gewisser Störfaktor für vergleichende Analysen deutscher und französischer Jahresabschlüsse liegt außerdem darin, daß i n die französische Rechnungslegung nur das Disagio auf Obligationen, nicht aber das auf sonstige Verbindlichkeiten aufzunehmen ist. Da aber die wesentlichen Disagioeinbehaltungen m i t der Ausgabe von Obligationen verbunden sind und andererseits der Betrag des Disagios, gemessen am gesamten Finanzierungsvolumen, relativ begrenzt ist, w i r d die Vergleichbarkeit der Analyseergebnisse durch die unterschiedliche Informationsqualität der Rechnungslegung über diese Vorgänge nur gering beeinflußt.

IV. Kredittilgung und Schuldenerlaß

229

Das ESVG sieht ebenfalls vor, daß festverzinsliche Wertpapiere 2 6 zum Ausgabepreis ( = Nennwert minus Emissionsdisagio) und die Begleichung fälliger Titel zum Rückzahlungskurs ( = Nennwert plus Rückzahlungsagio) verbucht werden. Die Begleichung des Emissionsdisagios bzw. Rückzahlungsagios w i r d aber nicht, wie hier vorgeschlagen, als laufende Einkommenstransaktion (Zinsen) ausgewiesen, sondern als geleisteter Vermögenstransfer des kreditnehmenden Sektors erfaßt 27 . IV. Kredittilgung und Schuldenerlaß Der Erlaß von Schulden, d. h. der Verzicht Dritter auf Rückzahlung von Darlehen und sonstigen Forderungen, führt bei dem begünstigten Unternehmen zu außerordentlichen Erträgen (profits accessoires et gains divers) und erhöht den Jahresüberschuß bzw. reduziert einen Jahresfehlbetrag. Die ESSO A G kommentiert einen Darlehensverzicht wie folgt: „Bei den i n der Position 14b (sonstige außerordentliche Erträge einer Beteiligungsgesellschaft) ausgewiesenen Erträgen handelt es sich um den Gewinn aus einem Darlehensverzicht eines verbundenen Unternehmens gegenüber unserer Gesellschaft 28 ." Der Bilanzvergleich zeigt bei dem begünstigten Unternehmen eine Rückführung von Krediten, ohne daß es zu Tilgungszahlungen gekommen ist. I n der Zeitraumanalyse ist die Reduzierung der Schulden daher gegen die Erhöhung des Jahresüberschusses bzw. Reduzierung des Jahresverlusts aufzurechnen 29 . Der Forderungserlaß führt bei dem verzichtenden Unternehmen zu außerordentlichen Aufwendungen. Der Bilanzvergleich zeigt einen Rückgang der Forderungen, ohne daß Einnahmen aus Forderungseingängen zugeflossen sind. Der Forderungsverzicht (analog Forderungsausfall) w i r d vielmehr durch Aufwandsverrechnung m i t Umsatzeinnahmen und sonstigen Ertragseinnahmen kompensiert. I n der Zeitraumanalyse ist daher die Reduzierung des Jahresüberschusses m i t dem Rückgang der Forderungen aufzurechnen, damit der Bruttoumsatzüberschuß und die Innenfinanzierung des Unternehmens vor zwischenbetrieblicher Umverteilung vergleichbar gemessen werden. m Vgl. SAEG: „ESVG", Ziff. 542 f., S. 111. 27 Vgl. auch Deutsche Bundesbank: „Finanzierungsrechnung 1960 bis 1969", S. 6; Stobbe, A.: „Volkswirtschaftliches Rechnungswesen", S. 169. 28 ESSO AG, Geschäftsbericht 1972, S. 12. 29 I n der V G R wird die Aufhebung von Schulden produzierender Einheiten gegenüber dem Staat bzw. zwischen institutionellen Einheiten, getrennt von den selbsterwirtschafteten Mitteln, als sonstige Vermögensübertragung ausgewiesen. Das gleiche gilt für die Deckung angesammelter Verluste aus mehreren Geschäftsjahren (vgl. SAEG: „ESVG", Ziff. 426, S. 81, i . V . mit Ziff. 4112, S. 99).

230

D. Überschußermittlung und Innenfinanzierung

D. Überschußermittlung und Innenfinanzierung I n diesem Kapitel werden schwerpunktmäßig Buchungen und A b grenzungen erörtert, die bei der Errechnung des Bruttoumsatzüberschusses und des gesamten monetären Überschusses zu beachten sind. Infolge doppelter Verbuchung aller Transaktionen wirken sich zahlreiche bei den Aggregaten der Uberschußgrößen vorzunehmende A b grenzungen, Umbuchungen und Saldierungen auch auf andere Aggregatgrößen der Zeitraumanalyse aus, ebenso wie zahlreiche Abgrenzungen i m Zusammenhang mit der bereits erörterten Messung des Investitionsvolumens und des Außenfinanzierungsvolumens ihren Niederschlag i n den Aggregatgrößen des Bruttoumsatzüberschusses und des gesamten monetären Überschusses finden. I. Verbuchung und Abgrenzung von Rücklagenveränderungen Die allgemeine Definition der Rücklagen als reservierte Gewinnbestandteile — „tous bénéfices conservés à la disposition de l'entreprise et non incorporés au capital constituent une réserve" 1 bzw. ,,... les réserves qui représent l'effort d'autofinancement et qui sont constituées par les bénéfices conservés à la disposition de l'entreprise . . ." 2 — läßt wichtige Vorgänge, die zur Veränderung der Rücklagen führen, unberücksichtigt. Ebensowenig wie das Gesellschaftskapital eines bestimmten Zeitpunkts das gesamte kumulierte Außenfinanzierungsvolumen i n Form von Kapitaleinzahlungen der Gesellschafter anzeigt, ist das bilanziell ausgewiesene Volumen der Rücklagen mit den erfolgten Gewinnreservierungen identisch. U m diese Vorgänge i n der Zeitraumanalyse gesondert ausweisen zu können, sind bei den Rücklagenveränderungen zahlreiche Abgrenzungen zu beachten, die teils unmittelbar aus der Bilanz, teils aus der Kommentierung des Geschäftsberichts hervorgehen 3 . 1. Gesetzliche Rücklage Die positiven und negativen Veränderungen der gesetzlichen Rücklage (réserve légale) sind grundsätzlich bei der Überschußermittlung und der Innenfinanzierung zu berücksichtigen. Nach § 150Abs 2 ziff 1 A k t G bzw. A r t 345 LSC müssen aus dem Jahresüberschuß der gesetzlichen Rücklage Beträge zugeführt werden, bis diese 10 v.H. des Gesell-

1 PCG 1965, S. 71. RF: Le plan comptable annoté, S. 7. 3 Vgl. § 152 Ab s4 AktG; ADSch Tz 59 ff zu § 152, S. 305 ff.

2

I. Verbuchung und Abgrenzung von Rücklagen Veränderungen

231

schaftskapitals erreicht 4 ; weitere Zuweisungen sind möglich. Sofern die gesetzliche Rücklage den gesetzlich geforderten Mindestbetrag übersteigt, hat nach französischem Bilanzrecht der übersteigende Teil den Charakter einer freien Rücklage. Nach deutschem Bilanzrecht ist die Auflösung der gesetzlichen Rücklage stärker eingeschränkt (§ 150Abs4 AktG). Die Veränderung der gesetzlichen Rücklage beruht allerdings nicht ausschließlich auf der Dotierung erwirtschafteter M i t t e l bzw. auf deren erfolgswirksamer Auflösung. Eine Reihe möglicher bzw. gesetzlich vorgeschriebener Zuführungen bzw. Auflösungen machen i n der Zeitraumanalyse Abgrenzungen erforderlich, um die Uberschußermittlung von den sonstigen Innenfinanzierungsmitteln zu trennen und um bilanzielle Umbuchungen zu eliminieren. a) Umzugliedernde

Einstellungen

in die gesetzliche

Rücklage

Agiozuführungen Nach deutschem Aktienrecht (§ 150Abs2 ziff 2bis4 AktG) ist das bei der Ausgabe von Aktien, Wandelschuldverschreibungen oder sonstigen Obligationen erzielte Aufgeld i n die gesetzliche Rücklage einzustellen. Diese Zuführungen zur gesetzlichen Rücklage aus Einzahlungen sind Bestandteil von Außenfinanzierungsvorgängen. Das französische Bilanzrecht trennt i m Gegensatz zur deutschen Bilanzierung von vornherein gesetzliche Rücklagen und Agiorücklagen. Es ist allerdings erlaubt, Beträge der Agiorücklage i n die gesetzliche Rücklage einzustellen 5 . Diese Umbuchung ist i n der Zeitraumanalyse rückgängig zu machen. I n die gesetzliche Rücklage ist außerdem das Fusionsagio (primes de fusion) unter bestimmten Voraussetzungen einzubeziehen 6 . Das Fusionsagio und ebenso ein i n die gesetzliche Rücklage eingestellter Verschmelzungsgewinn sind aber bei der Überschußermittlung auszusondern (vgl. 3. Teil, B V). Einstellungen i n die gesetzliche Rücklage aus Kapitalherabsetzungen Die bei der Kapitalherabsetzung (réduction du capital) zum Zwecke der Sanierung i n die gesetzliche Rücklage eingestellten Buchgewinne 4 Ein Sonderposten des deutschen Bilanzrechts sind die gemäß §218 A b 8 2 L A G gebildeten Rücklagen für Lastenausgleichsabgaben. Dieser Posten ist in die Überschußermittlung einzubeziehen, da er (mit Ausnahme übernommener bzw. abgetrennter LAG-Rücklagen bei Fusionen bzw. Ausgliederungen) zu Lasten des Jahresüberschusses gebildet bzw. den Jahresüberschuß erhöhend aufgelöst wird. Die mögliche Umbuchung von gesetzlichen Rücklagen in LAG-Rücklagen ist ein aggregatinterner Vorgang bei der Überschußermittlung und kann demzufolge unberücksichtigt bleiben. 5 Vgl. RF: Le plan comptable annoté, S. 16. « Vgl. ADSch Tz 25 ff. zu § 150, S. 110 f.; PCG 1965, S. 86.

232

D. Überschußermittlung und Innenfinanzierung

bzw. die gesetzlich vorgeschriebene Einstellung von Buchgewinnen (vgl. z.B. §§232, 237Abs5 A k t G ; A r t 215 ff. LSC) sind i n der Zeitraumanalyse gegen die Kapitalherabsetzung aufzurechnen, so daß diese Veränderung der gesetzlichen Rücklage unberücksichtigt bleibt (vgl. 3. Teil, C II). Einstellung i n die gesetzliche Rücklage aus Wertangleichungen Gemäß dem dritten DM-Bilanzergänzungsgesetz vom 21.6.1955 mußten der gesetzlichen Rücklage die aus der Berichtigung von Wertansätzen des Vermögens und der Verbindlichkeiten nach § 47 D M B G stammenden Unterschiedsbeträge zugeführt werden. Das vierte D M Bilanzergänzungsgesetz vom 7. 4.1961 sieht zwingenderweise nur noch die Einstellung i n die gesetzliche Rücklage aus Wertberichtigungen bei Valutaschuldverhältnissen und Verbindlichkeiten gegenüber ausländischen Gläubigern vor. Uber die aus anderen Wertangleichungen resultierenden außerordentlichen Erträge kann frei verfügt werden. Die aus diesen Wertangleichungen resultierenden Erträge sowie die Einstellung i n die gesetzliche Rücklage sind wie Zuschreibungen zu behandeln, d.h. die Wertaufstockung bei den jeweiligen Vermögensgegenständen ist mit der Zuführung zu den Rücklagen bzw. mit dem Aufwertungsertrag bzw. dem Bilanzgewinn aufzurechnen. Die Aufwertungsbeträge der nach französischem Bilanzrecht vorgesehenen Wertangleichungen bzw. Wertaufstockungen werden i n Sonderrücklagen eingestellt. Die Erörterung dieser Wertangleichungen erfolgt i m Zusammenhang m i t den Sonderrücklagen „réserves de renouvellement des immobilisations", „réserves de renouvellement des stocks", „réserve spéciale de réévaluation". Einstellung von Veräußerungsgewinnen Das französische Bilanzrecht sieht vor, daß langfristige Nettoveräußerungsgewinne (plus-values nettes à long terme affectées) i n ein Unterkonto zur gesetzlichen Rücklage eingestellt werden können*. Diese langfristigen Nettoveräußerungsgewinne sind ebenso wie alle sonstigen Veräußerungsgewinne bei der Ermittlung des BruttoumsatzÜberschusses zu eliminieren und als sonstige monetäre Uberschüsse i m Rahmen der gesamten monetären Uberschüsse auszuweisen. Sofern i n der französischen Bilanz die „réserve spéciale des plus-values à long terme" i n die „réserve légale" einbezogen ist, muß dieser Teil der gesetzlichen Rücklage ebenfalls abgegrenzt werden 8 . 7 Vgl. RF, novembre 1967, S. 3 ff. « Vgl. RF: Le plan comptable annoté, S. 20 f.

I. Verbuchung und Abgrenzung von Rücklagenveränderungen b) Umzugliedernde

Entnahmen

aus der gesetzlichen

233

Rücklage

Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln Für die Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln (§ 207 ff. A k t G ; A r t 180Abs 2 LSC) kann der 10 v.H. des Gesellschaftskapitals übersteigende Betrag der gesetzlichen Rücklage verwendet werden. I n diesem Fall ist i n der Mittelherkunfts- und Verwendungsrechnung die Entnahme aus der gesetzlichen Rücklage gegen die Kapitalerhöhung aufzurechnen (vgl. 3. Teil, C13). 2. Freie Rücklagen Z u den freien Rücklagen werden ebenfalls die zweckbestimmten Rücklagen, z. B. Investitionsrücklagen „réserves de renouvellement des immobilisations", Rücklagen für Werkserneuerung u. ä., gerechnet. Sonderposten mit Rücklageanteil aufgrund handels- und steuerrechtlicher Bestimmungen werden getrennt behandelt. Als freie Rücklagen sind folgende Posten des französischen Kontenplans anzusehen: „réserves statutaires et contractuelles", „réserves facultatives" (PCG 1965, S. 86 f.). Einstellung und Entnahme aus freien Rücklagen sind grundsätzlich i n die Uberschußermittlung einzubeziehen. Die einigen Zuführungen und Auflösungen zugrunde liegenden Vorgänge erfordern allerdings eine Abgrenzung der betreffenden Bilanzveränderungen. a) Abzugrenzende

Zuführungen

zu freien

Rücklagen

Einstellung von Gewinnen aus Zuschreibungen i n freie Rücklagen Gewinne aus Zuschreibungen können verwendet werden für die Einstellung i n freie Rücklagen. Zuschreibungen ergeben sich beispielsweise bei der Anpassung der niedrigeren aktiven Wertansätze der Handelsbilanz an die höheren Wertansätze der Steuerbilanz. Diese Wertaufstockung w i r d durch § 1 5 4 A b s s letztet Satz A k t G eingeräumt. Oftmals w i r d der Zuschreibungsbetrag auch für zusätzliche Abschreibungen bei anderen Bilanzpositionen oder für den Ausgleich eines Jahresfehlbetrags verwendet. Innerhalb der Aggregatgröße Bruttoumsatzüberschuß muß dann alternativ der i n der Bilanz ausgewiesene Abschreibungsbetrag oder der Gewinn gekürzt bzw. der Verlust vergrößert werden. Zuschreibungen teils größeren Umfangs haben sich beim Vorratsvermögen i m Zuge der zwingenden Angleichung des Bilanzansatzes an die Bewertungsbestimmungen des A k t G 1965 ergeben. Diese Zuschreibungen beim Vorratsvermögen konnten gemäß §14Abs3,4 EG A k t G i n die freien Rücklagen eingestellt werden. I m Fall von Zuschreibungen ist die Wertaufstockung der Vermögenspositionen m i t dem Zuschreibungsertrag aufzurechnen, so daß die Zuschreibungen weder als Mittelver-

234

D. Überschußermittlung und Innenfinanzierung

wendung noch als Mittelherkunft ausgewiesen werden (vgl. 3. Teil, D I I I 2). Einstellung von Subventionseinnahmen i n die freien Rücklagen Sofern vereinnahmte Subventionen i n freie Rücklagen eingestellt worden sind, ist die betreffende Erhöhung der freien Rücklagen nicht i n die Überschußermittlung einzubeziehen. I n Höhe der zugeflossenen Subventionen liegen vielmehr sonstige Finanzierungsmittel vor, die getrennt zu erfassen sind (vgl. 3. Teil, D I V 3). Einstellungen i n freie Rücklagen aufgrund des Hauptversammlungsbeschlusses 9 Werden aus dem Bilanzgewinn durch Hauptversammlungsbeschluß weitere Beträge i n die freien Rücklagen eingestellt, so ist zu beachten, daß u. a. zusätzliche Steueraufwendungen infolge des gespaltenen Körperschaftsteuersatzes entstehen, die nur i m Gewinnverwendungsbeschluß der Hauptversammlung gesondert auszuweisen sind. Der Hauptversammlungsbeschluß führt zu keiner Änderung des vorher festgestellten Jahresabschlusses (§ 174Abs 3 AktG). Die Zuführungen zu freien Rücklagen und der zusätzliche Aufwand werden weder i n der Erfolgsrechnung des dem Beschluß zugrunde liegenden Jahres noch in der Bilanz des Folgejahres ausgewiesen. Insofern liegt hier eine Durchbrechung der formalen Bilanzkontinuität vor. Anhand des gesonderten Gewinnverwendungsvermerks i m Geschäftsbericht müssen daher die zusätzliche Rücklagenzuweisung und Steuerzahlung sowie die entsprechend reduzierte Gewinnausschüttung i n der Zeitraumanalyse Berücksichtigung finden, indem im folgenden Geschäftsjahr diese Rücklagenzuführung mit dem Gewinn (und damit der Gewinnausschüttung) aufgerechnet wird. Es ist auch möglich, daß bereits der dem Beschluß zugrunde liegende Jahresabschluß entsprechend geändert wird, d. h. der Bilanzgewinn w i r d um den zusätzlichen Aufwand und die Rücklagenzuführung gekürzt und die betreffenden Aufwandspositionen und die freien Rücklagen werden entsprechend erhöht. b) Abzugrenzende

Auflösungen

freier

Rücklagen

Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln Bei Entnahmen aus freien Rücklagen zwecks Umwandlung in Gesellschaftskapital ist die Kapitalerhöhung gegen die Rücklagenreduzierung aufzurechnen (vgl. 3. Teil, C13). 9 Vgl. Kenntemich, R.: Die Berechnung der gewinnabhängigen Steuern, der Vorstands- und Aufsichtsratstantiemen, der Rücklagenzuweisungen sowie des „zusätzlichen Aufwandes" für den Jahresabschluß der AG, in: Wp 1971, S. 129 ff.; Trenhol, H. C.: Ermittlung, Grenzfälle und Problematik des

II. Die Verbuchung der Rückstellungen in der Zeitraumanalyse

235

II. Die Verbuchung der Rückstellungen in der Zeitraumanalyse Bildung und Auflösung von Rückstellungen wirken sich auf die Ertragsverteilung des Unternehmens aus (vgl. S. 70 ff.). Uber die Dotierung von Rückstellungen werden erwirtschaftete M i t t e l an das Unternehmen gebunden, und es w i r d dadurch die Selbstfinanzierung des Unternehmens gesteuert. Der dem Unternehmen eingeräumte Dispositionsspielraum ist bei gegebenen Passivierungswahlrechten besonders groß, weil i n diesem Fall jede Passivierung zwischen N u l l und dem Höchstwert ( = Barwert bzw. Teilwert) möglich ist. Der Ansatz von Rückstellungen und die Bemessung der Rückstellungen wirken sich auf die Gewinne, die Ertragsteuern und die unverteilten Gewinne der einzelnen Perioden aus. Vergleichende Ertragsmessungen auf der Basis des Bruttoumsatzüberschusses sind von der Rückstellungspolitik ebenso wie von jeder anderen Form der Bewertungspolitik grundsätzlich unbeeinflußt, da die angegebenen Verteilungsgrößen i m globalen Aggregat zusammengefaßt werden. Daher wirken sich Passivierungswahlrechte i m Gegensatz zu den Aktivierungswahlrechten auf vergleichende Ertrags- und Finanzierungsrechnungen nicht aus, sofern der ihnen zugrunde liegende Sachverhalt offen erkennbar ist. Passivierungswahlrechte sind nach deutschem Bilanzrecht insbesondere für Pensionsrückstellungen 10 , für Instandhaltungsrückstellungen ( § 1 5 2 A b s 7 N r i AktG), für Kulanzrückstellungen (§ 152Abs7ziff2 AktG), für LAG-Rücklagen ( § 2 1 Ö A b s i LAG) sowie für steuerliche Sonderrücklagen (§ 152Abs5 AktG) gegeben. Das französische Bilanzrecht ist auf dem Gebiet der Rückstellungen stärker normiert und strenger gefaßt, so daß keine wesentlichen Passivierungswahlrechte für Rückstellungen bestehen. Nationalbedingte unterschiedliche Spielräume für die Rückstellungspolitik ebenso wie die unterschiedliche Fristigkeit einzelner Rückstellungen werden ebenfalls i n der globalen Ertragsmessung der Zeitraumanalyse aufgefangen. zusätzlichen Aufwands gemäß § § 5 8 A b s 4 , 1 7 0 A b s 2 , 1 7 4 A b s 2 A k t G 1965, in: DB 1969, S. 1853 ff. 10 Vgl. BGH-Urteil vom 27.2.1961, B G H Z 34, S. 324, § 6 a EStG i. V. § 9 EStDV, Abschn. 41 EStR 1973. Zuwendungen an Pensionskassen und Unterstützungskassen können, sofern bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind (u. a. rechtliche Selbständigkeit, vertragliche Vereinbarung der Pensions Verpflichtung), zu Lasten des laufenden Gewinns vorgenommen werden. Verbleiben die zugewendeten Mittel wirtschaftlich beim Trägerunternehmen, d.h. werden sie diesem in Form von Darlehen seitens der Pensionskasse oder Unterstützungskasse zurücküberwiesen, so sind sie als Sozialverbindlichkeiten in das Selbstfinanzierungsvolumen und die unverteilten Gewinne einzubeziehen, d. h. entsprechend der Dotierung von Pensionsrückstellungen zu behandeln (vgl. Gesetz über die Behandlung von Zuwendungen an betriebliche Pensionskassen und Unterstützungskassen bei den Steuern vom Einkommen und Ertrag vom 26.3.1952 (vgl. auch ADSch Tz 152 ff. zu § 157, S. 667).

236

D. Überschußermittlung und Innenfinanzierung

Rückstellungen müssen erfolgswirksam aufgelöst werden, wenn der Rückstellungsgrund entfallen ist. Erträge aus dieser Auflösung werden gegen die Erhöhung des Jahresüberschusses bzw. gegen die Verringerung des Jahresfehlbetrags i n der Ertrags- und Finanzierungsrechnung der Zeitraumanalyse saldiert. Die erfolgsunwirksame Auflösung von Rückstellungen bei E i n t r i t t des Rückstellungsfalls reduziert die unverteilten Gewinne des Unternehmens ebenso wie das Selbstfinanzierungsvolumen und erhöht sonstige Verteilungen. 1. Rückstellungen im deutschen Bilanzrecht Rückstellungen sind, historisch deutschen Bilanzrechts 11 .

gesehen, eine Besonderheit

des

I m System der „dynamischen" Bilanzierung beruhen Rückstellungen auf laufenden Aufwendungen, die erst in künftigen Perioden zu Ausgaben werden, deren Höhe aber noch nicht genau feststeht (reine Aufwandsrückstellung). Die Unterscheidung nach künftigen unternehmensinternen Ausgaben und solchen Ausgaben, die an Dritte gegebenenfalls zu leisten sind (ungewisse Verbindlichkeiten), ist für den dynamischen Rückstellungsbegriff belanglos, da letztlich die Periodisierung stoßweise anfallender Ausgaben angestrebt wird. Das Aktiengesetz von 1965 brachte, um einer Ausweitung der Rückstellungsbildung entgegenzutreten, eine starke Hinwendung zum statischen Rückstellungsbegriff (vgl. § 1 5 2 A b s 7 Satz 3 AktG). Nach statischen Kriterien sind Rückstellungen ungewisse Schulden gegenüber Dritten und daher scharf von Rücklagen und feststehenden Verbindlichkeiten abzugrenzen. Aufwandsrückstellungen dürfen nach § 152Abs 7 A k t G nur noch für die angegebenen Sonderfälle der Instandhaltungsrückstellung und Kulanzrückstellung gebildet werden, was eine Einschränkung gegenüber dem Aktiengesetz von 1937 bedeutet 12 . Die 4. Richtlinie bringt gegenüber dem Aktiengesetz 1965 eine A n hebung des Informationsniveaus der Bilanz durch verbesserten Einblick i n die Rückstellungspolitik, da Steuerrückstellungen gesondert auszuweisen (Art 8, 9, 4. Richtlinie) und sonstige Rückstellungen von besonderer Bedeutung zu erläutern sind (Art 39, 4. Richtlinie). Damit w i r d die Messung der Ertragsbildung und Ertragsverteilung des Unternehmens verbessert. Eine weitere Verbesserung ist möglich, wenn die veranlagten, aber noch nicht gezahlten Steuern und sonstige verrechnete, aber noch nicht beglichene Ertragsverteilungen, die i n den sonstigen Verbindlichkeiten eingebucht sind, i n Vorspalten der Bilanz oder i m Geschäftsbericht angegeben werden. n Vgl. ADSch Tz 93 zu § 152, S. 323. 12 Vgl. ADSch Tz 102 zu § 152, S. 327.

II. Die Verbuchung der Rückstellungen in der Zeitraumanalyse237 2. Rüdsstellungen im französischen Bilanzrecht Aus der Sicht deutscher Bilanzauffassung mangelt es dem französischen Bilanzrecht an einer strengen terminologischen Trennung von Rücklagen, Rückstellungen und Wertberichtigungen. Der Ausdruck „provision" w i r d m i t Zusätzen für alle drei angegebenen Bilanzpositionen verwendet, z. B. „provision pour impôts" = „provision pour hausse des p r i x " = „provision pour dépréciation" =

Steuerrückstellung Preissteigerungsrücklage Wertberichtigung

Gemessen an den Ausweiskriterien des Handels- und Steuerrechts mag diese „Begriffsvermischung" als mangelhaft und störend empfunden werden. Eine gegenseitige Abgrenzung oder Bereinigung dieser Positionen ist für die Zeitraumanalyse aber bedeutungslos, da der wirtschaftliche Charakter dieser Positionen gleich ist und somit grundsätzlich keine Trennung i n einzelne übereinstimmende Bilanzpositionen erforderlich ist. Es ist außerdem Erfahrungstatsache, daß viele Unternehmen zunächst den Gewinnbetrag bestimmen, den sie auszuweisen beabsichtigen, und dann erst die Höhe der gebotenen Abschreibungen und der gebotenen Rückstellungen ermitteln 1 3 . A r t 39 Nr 1, 5 CGI macht die steuerliche Anerkennung der Rückstellungen allerdings von einer Reihe einengender Voraussetzungen abhängig, obwohl der CGI ebenso wie der PCG unter dem Oberbegriff „provisions pour pertes et charges" Reservierungen für Verluste und Aufwendungen zusammenfaßt, deren E i n t r i t t wahrscheinlich, deren Höhe aber unbestimmt ist und daher geschätzt werden muß 1 4 . Der PCG unterscheidet i m einzelnen: „provisions pour risques" (u. a. Prozeß-, Kulanzrückstellungen), „provisions pour renouvellement des immobilisations" (Rückstellungen für vertraglich fixierte Heimfallverpflichtungen bei konzessionierten bzw. gepachteten Unternehmen), „provisions pour charges à répartir sur plusieurs exercices" (Rückstellungen für Großreparaturen). Während der PCG auch Rückstellungen für drohende Verluste vorsieht, engt die Rechtsprechung des Conseil d'Etat zu A r t 39 N r 1, 5 CGI die Möglichkeit dieser Rückstellungsbildung fast vollständig ein. Generell betrachtet, sind i m französischen Bilanzrecht die Möglichkeiten für die Bildung von Rückstellungen stärker eingeschränkt als i m

13 Vgl. Snozzi, E. G.: L'interprétation du bilan, Bd. 2, Hrsg. Brunnet, Paris 1951, S. 123. 14 Vgl. PCG 1965, S. 72 und 88 f.; Art. 39 Nr 1, 5 CGI. 15 Vgl. den Katalog zulässiger Rückstellungen nach deutschem Bilanzrecht bei: ADSch Tz 117 zu § 152, S. 332 ff.; WP-Handbuch 1973, S. 636 ff.; Wöhe, G.: „Bilanzierung und Bilanzpolitik", S. 396 ff.

238

D. Überschußermittlung und Innenfinanzierung

deutschen Bilânzrecht 15 . Rückstellungen für freiwillige Garantieleistungen und für drohende Verluste aus schwebenden Geschäften sind nach ständiger Rechtsprechung des Conseil d'Etat grundsätzlich nicht möglich. Die Passivierung von Pensionsfonds ist nur i m Fall unabhängiger externer Pensionskassen erlaubt. Unter dem Eindruck des neuen französischen Gesellschaftsrechts, das i n Art342Absi,2 LSC nunmehr selbst in Verlust jähren die Vornahme von Rückstellungen für drohende Verluste und wahrscheinliche Verbindlichkeiten vorschreibt, zeichnen sich i n den letzten Jahren auf dem Gebiet des Bilanzsteuerrechts Lockerungstendenzen ab. Durch Urteile des Conseil d'Etat vom 27.10.1965, 13. 5.1966 und vom 29. 5.1970 16 wurden beispielsweise Rückstellungen für Großreparaturen und die Urlaubsrückstellung i n bestimmten Fällen anerkannt. Die französischen Steuerdokumente umfassen gesonderte Formulare über die Rückstellungsveränderungen, d. h. über Entnahmen, Auflösungen und Zuführungen bei den einzelnen Rückstellungskonten 17 . Damit w i l l die Finanzverwaltung die Rückstellungspolitik der Unternehmen, die neben der Abschreibungspolitik die wesentlichsten Verteilungswirkungen bzw. Kapitalakkumulationswirkungen aufweist, unter Kontrolle halten bzw. sie wirtschaftspolitisch beeinflussen. Als wirtschaftspolitische Lenkungsmaßnahme ist beispielsweise die Anerkennung von „provisions pour reconstitution des gisements d'hydrocarbures" anzusehen, die den Unternehmen erlaubt, bis zu 50 °/o des Betriebsgewinns (bénéfice d'exploitation) i n eine rücklagenähnliche Rückstellung einzubringen, bis diese 27,5 °/o der Umsatzerlöse erreicht (Art 39 ter CGI). Die Steuergesetzgebung 1972 sieht des weiteren eine „provision pour reconstitution des gisements de substances minérales solides" vor. I I I . Verbuchung und Abgrenzung von Wertberichtigungen, Abschreibungen und Zuschreibungen Die bilanzielle Bewertung kann direkt durch Abschreibungen (Zuschreibungen) an den Bilanzpositionen oder indirekt über Wertberichtigungen (Bildung bzw. Auflösung von Wertberichtigungen) vorgenommen werden. I m letzten Fall bleiben die aktivischen (passivischen) Bilanzpositionen zu ihren ursprünglichen Anschaffungs- oder Herstellungskosten bestehen und die Bewertungen erfolgen über passivische (aktivische) Wertberichtigungen. Die indirekte Bewertung hat 16

Vgl. RF: Le plan comptable annoté, S. 43. Vgl. Art 54 C G I und Direction Générale no 2056-A, janvier 1973.

des

Impôts,

Imprimé

III. Wertberichtigungen, Abschreibungen, Zuschreibungen

239

für die Zeitrauraanalyse einen höheren Informationsgehalt 1 8 als die direkte Bewertung, da Zugänge und Abgänge bei den Bilanzpositionen von den i n Wertberichtigungsposten erfaßten Bewertungen getrennt werden. Sie erlaubt zudem bessere Einblicke i n die Bewertungspolitik des Unternehmens. 1. Direkte und indirekte Abschreibungen Das Bilanzrecht und die traditionelle Bilanzlehre sehen die Abschreibungen vorwiegend als Verfahrensweisen zur Darstellung der Vermögenslage und als Instrumente der Aufwandsverrechnung. Für die Zeitraumanalyse liegt die Funktion der Abschreibung primär i n der Gestaltung der Ertragsverteilung und der dadurch beeinflußten bzw. beeinflußbaren Selbstfinanzierung des Unternehmens. Der Ansatz und die Bemessung der Abschreibungen, die Ausschöpfung handels- und steuerrechtlicher Sonderabschreibungen eröffnen einen mehr oder weniger weit gesteckten Verteilungsspielraum i m nationalen wie internationalen Bereich je nach K o n j u n k t u r - und Ertragslage und i n A b hängigkeit von wirtschaftspolitischen Prioritäten. Die Abschreibung leitet — ebenso wie alle anderen bilanztechnischen Instrumentarien der Ertragsverteilung — ihre finanzielle Wirkung daraus ab, daß sie aus dem Umsatzprozeß und sonstigen Quellen zugeflossene Finanzierungsmittel der anderweitigen Verwendung entzieht und so die Residualeinkommensverteilung (Dividenden, Ertragsteuern) unmittelbar beeinflußt, was zu einer temporären oder nachhaltigen Umverteilung führt 1 9 . Der letztere Fall ist insbesondere dann gegeben, wenn Abschreibungen vorgenommen und steuerrechtlich anerkannt werden, die über die A n schaffungs- oder Herstellungskosten hinausgehen, wie es i n Frankreich bis 1963 der Fall war. 18 Die direkte Bewertung wird aber von einigen Vertretern der statischen Vermögensrechnung vorgezogen mit Argumenten wie: „Auf die Wertberichtigungen als Korrekturposten zum Vermögen würde am besten ganz verzichtet werden. . . . I m übrigen führt die passivische Absetzung leicht zu Mißverständnissen und verlängert die Bilanz" (Weber, H. K.: Der aktienrechtliche Jahresabschluß von 1965 als Vorlage für den neuen Industriekontenrahmen, in: DB 1972, S. 1397 ff., hier S. 1400). Sofern durch die indirekte Bewertung keine Bilanzverlängerung entstehen soll, kann die französische Ausweisform übernommen werden, die in den Vorspalten zu den einzelnen Bilanzpositionen die Bruttobeträge und die kumulierten Wertberichtigungen zeigt. I n die Endspalte werden nur die Nettowerte übernommen (vgl. PCG 1965, S. 141, und Direction Générale des Impôts, Imprimés no 2050-A, 2051-A, janvier 1973). Die 4. Richtlinie sieht vor, daß Wertberichtigungen entweder in Vorspalten auf der Aktivseite oder auf der Passivseite ausgewiesen werden (vgl. Art 12 Zi ff3 4. Richtlinie). 19 Vgl. Ruchti, H.: „Die Abschreibung", S. 91 ff., und hier S. 66 ff.

240

D. Überschußermittlung und Innenfinanzierung

Vergleichende Ertragsanalysen kompensieren den Einfluß unterschiedlicher Abschreibungsmethoden (lineare, progressive, degressive Abschreibung) und Abschreibungssätze auf Gewinnausweis, Ertragsteuern und Abschreibungsvolumen durch Zusammenfassung dieser einzelnen Verteilungsgrößen. Für Ertrags- und Wertschöpfungsanalysen sind allerdings die i m Jahresabschluß ausgewiesenen Abschreibungen dann zu bereinigen, wenn ihr Ansatz i m Zusammenhang mit Investitionszuschüssen, Gewinnen aus Anlageabgängen, Subventionen u. a. steht, da diese nicht zu den selbsterwirtschafteten M i t t e l n und zur Wertschöpfung zu rechnen sind. Dagegen bleiben Sonderabschreibungen, die als beschleunigte oder Über-Abschreibungen die Verteilung erwirtschafteter M i t t e l zugunsten des Unternehmens lenken, Bestandteil der Ertragsund Wertschöpfungsrechnung. Bei vergleichenden Ertrags- und Wertschöpfungsanalysen ist daher angesichts des teilweise erheblichen Umfangs von Sonderabschreibungen der ersten Kategorie eine sorgfältige Analyse des Abschreibungsvolumens und seiner Zusammensetzung erforderlich. Für die Finanzierungsrechnung ermöglicht diese Trennung ein Urteil darüber, ob und in welchem Umfang die Mittelverwendung aus erwirtschafteten M i t t e l n bestritten wurde und in welchem Ausmaße sonstige Finanzierungsquellen zur Abdeckung der Mittelverwendung herangezogen werden mußten. Die nach deutschem und französischem Bilanzrecht auszusondernden Abschreibungen werden i m Zusammenhang m i t den Sonderrücklagen behandelt (vgl. 3. Teil, D I V ) . Nachfolgend werden beispielhaft einige auf speziellen gesetzlichen Bestimmungen basierende Sonderabschreibungen behandelt, die nicht auszusondern sind, da sie lediglich eine Umverteilung erwirtschafteter M i t t e l bewirken, nicht aber m i t außerordentlichen Mittelzuflüssen verbunden sind. a) In die Ertrags- und Wertschöpfungsanalyse einzubeziehende Sonderabschreibungen nach deutschem Bilanzrecht

Neben den Sonderabschreibungen aufgrund außerordentlicher Wertminderungen ermöglicht der Steuergesetzgeber über § 51 EStG aus umweit-, Wettbewerbs-, konjunktur- und regionalpolitischen Zielen eine Reihe von Sonderabschreibungen, die gemäß §§ 1 5 4 A b s 2 Ziff2, 1 5 5 A b s 3 Ziff2 A k t G (analog A r t 33 Z iff id, A r t 36 Z iffie i. V. A r t 41Ziff8 4. Richtlinie) ebenfalls i n der Handelsbilanz Berücksichtigung finden und bei erheblichem Umfang zu kommentieren sind. Die erste Gruppe derartiger Sonderabschreibungen umfaßt die Abschreibungen für Anlagen zur Reinhaltung des Wassers und der Luft

III. Wertberichtigungen, Abschreibungen, Zuschreibungen

241

sowie zur Eindämmung des Lärms gemäß §§ 79, 82, 82e EStDV. Vorwiegend unter Wettbewerbs- und strukturpolitischen Gesichtspunkten sind die Sonderabschreibungen für den Kohlen- und Erzbergbau, für die See- und Luftschiffahrt, für Forschungs- und Entwicklungsanlagen gemäß §§ 81, 82f, 82d EStDV zu sehen. Unter regionalpolitischem Aspekt stehen die Sonderabschreibungen auf Investitionen i m Zonenrandgebiet nach § 3 des Zonenrandförderungsgesetzes vom 5.8.1971; auf Investitionen i n Berlin gemäß §14 BerlinFG (Berlinförderungsgesetz vom 29.10.1970); auf Kapitalanlagen i n Entwicklungsländern gemäß § 1 Entwicklungshilfe-Steuergesetz vom 15. 3.1968. Konjunkturpolitischen Zwecken dienen Sonderabschreibungen nach §51 Abs 2 EStG i m Zusammenhang m i t dem „Stabilitätsgesetz" vom 8. 6.1967 (1. Verordnung über steuerliche Konjunkturmaßnahmen vom 10. 2.1967; 2. VO vom 21.7.1970; 3. VO vom 7. 6.1973). Für die importierende Industrie bieten außerdem Sonderabschreibungen nach § 80 EStDV (Importwarenabschlag) die Möglichkeit, Ertragsverteilung und Selbstfinanzierung der einzelnen Rechnungsperioden zu beeinflussen. Die aufgeführten gesetzlichen Bestimmungen räumen dem Bilanzierenden ein Wahlrecht ein, innerhalb vorgegebener Margen Sonderabschreibungen vorzunehmen. Diese Sonderabschreibungen führen bei gleichbleibender Nutzungsdauer abschreibungsfähiger Wirtschaftsgüter zu einer erhöhten Abschreibung i n den ersten Jahren der Anschaffung oder Herstellung und zu einer entsprechend niedrigeren Abschreibung i n den späteren Jahren, da an den Anschaffungskosten als maximalem Gesamtabschreibungsbetrag festgehalten wird. Insofern beeinflussen diese Sonderabschreibungen je nach gesetzlich eingeräumten Verteilungsmargen und je nach Ausnutzung dieser Margen die Struktur der Wertschöpfung und damit das Selbstfinanzierungsvolumen i n den einzelnen Rechnungsperioden. b) Nicht abzugrenzende Sonderabschreibungen nach französischem Bilanzrecht

Aus den dargelegten Gründen sind i n der Zeitraumanalyse folgende wichtige, i m französischen Bilanzrecht vorgesehene Sonderabschreibungen (amortissements exceptionnels) bei der Ertrags- und Wertschöpfungsrechnung nicht auszusondern: Sonderabschreibungen auf Gebäudeanlagen, die der Reinigung von Industrieabwässern und der Reinhaltung der L u f t dienen gemäß A r t 12 loi du 30.12.1965, A r t 39 quinquies E/F CGI — beide befristet bis 1.1.1976 durch loi du 21.12.1970, 16 Beier

242

D. Überschußermittlung und Innenfinanzierung

Sofortabschreibung von Beteiligungen an Gesellschaften zur industriellen Entwicklung und zur Förderung des Handels und der Land^wirtschaft „sociétés conventionnées pour le développement de l'industrie, du commerce et de l'agriculture", A r t 39 quinquies C CGI, entsprechend der Ordonnance vom 4. 2.1959, Sonderabschreibungen auf Anteile an „sociétés ou organismes de recherche agréées" nach A r t 39 quinquies A Nr 2 CGI, Sonderabschreibungen für Gebäudeanlagen, die der Forschung und Entwicklung dienen nach A r t 23 loi du 31. 7.1962, A r t 39 quinquies A N r 1 CGI, Sonderabschreibungen auf Betriebsgebäude, die i m Rahmen von Regionalförderungsplänen oder Industrieförderungsplänen errichtet werden (loi du 24.12.1969 und loi du 21.12.1970) gemäß A r t 26 loi du 31. 7.1962, A r t 39 quinquies D CGI. Die Anzahl der i m französischen Bilanzrecht vorgesehenen und gültigen Sonderabschreibungen ist, verglichen m i t den i n der BRD zulässigen Sonderabschreibungen, kleiner. Der verhältnismäßig begrenzte Katalog gültiger französischer Sonderàbschreibungen mag angesichts der starken industriepolitischen und wettbewerbspolitischen Anstrengungen der französischen Wirtschaftspolitik zunächst verwundern. I n Wirklichkeit hat der französische Steuergesetzgeber über die allgemeinen Bewertungs- und Abschreibungsbestimmungen, über die Aufwertungskoeffizienten für die „réévaluation" und die Abschreibung vom aufgewerteten Betrag und insbesondere durch die Einführung der degressiven Abschreibung m i t Gesetz vom 28.12.1959, wirksam ab 1.1.1960 (Art 39 A CGI), die Ertragsverteilung und Finanzierung der Unternehmen zu steuern versucht 20 . M i t der Einführung der degressiven Abschreibung (amortissement dégressif) entfielen fast sämtliche steuerliche Sonderabschreibungen. Dafür werden nunmehr über den Katalog degressiv abschreibungsfähiger materieller Vermögensgüter und über die jeweiligen degressiven Abschreibungssätze 21 sowie mit der Anerkennung vergleichsweise hoher linearer Abschreibungssätze diese Ziele unmittelbar verfolgt. Die Unternehmen können zwischen degressiver und linearer Abschreibung wählen. Die lineare Abschreibung „amortissement linéaire", entsprechend den Richtsätzen für die Nutzungsdauer der W i r t 20 Bis zum 31.12.1964 hatten die Steuerpflichtigen als Übergangshilfe die Wahl zwischen bisheriger linearer Abschreibung unter Beibehaltung der Sonderabschreibungen und sofortiger Anwendung der degressiven Abschreibung, die i m Vergleich zur Regelung in § 7 A b 8 2 EStG nicht auf maximal 20 v.H. der linearen Abschreibung begrenzt ist. Vgl. Art22 ann I I C G I i . V . mit Art24 ann I I CGI.

III. Wertberichtigungen, Abschreibungen, Zuschreibungen

243

schaftsgüter i n den einzelnen Branchen (Art 39 Nr 1, 2 CGI), ist die Abschreibung, die handelsrechtlich mindestens vorgenommen werden muß. Sie bildet die Grundlage für die Berechnung aufschiebungsfähiger Abschreibungen sowie die Basis der Multiplikatoren zur Berechnung der degressiven Abschreibungssummen (z. B. degressive Abschreibung = das 1,5-, 2-, 2,5fache der linearen Abschreibung). Die bis zum 31.12.1959 und als Übergangslösung bis 31.12.1964 geltenden Regelungen für Sonderabschreibungen und die nunmehr geltenden A b schreibungsbestimmungen zeigen, daß das französische Bilanzrecht unter dem Einfluß des Steuergesetzgebers das bilanzielle Instrument der Abschreibungen nicht vorwiegend unter statischen Gesichtspunkten der Vermögensbilanz, sondern vor allem als Steuerungsinstrument der Ertragsverteilung und Finanzierung des Unternehmens eingesetzt hat und einsetzt 2 *. Das w i r d deutlich an einzelnen Bestimmungen über „amortissements exceptionnels", „amortissements accélérés" und an der wenn nunmehr auch eingeschränkten Möglichkeit, Abschreibungen als „amortissements différés" aufzuschieben. Die bis zum 31.12.1959 geltenden Sonderabschreibungen dienten gezielt der Förderung der Grundstoffindustrie, der Schiffahrt, der allgemeinen Rationalisierung der Unternehmen, der Stärkung der Exportindustrien u. ä. I m Gegensatz zu den amortissements exceptionels, die bei gleichbleibendem Ansatz der Nutzungsdauer eine A n hebung der Abschreibungsraten i n den ersten Jahren der Anschaffung bzw. Herstellung der begünstigten Wirtschaftsgüter vorsahen, führten die bis zum 31.12.1964 bzw. i m Rahmen von Optionen bis 31.12.1971 und teilweise länger möglichen „amortissements accélérés" zu einer Verkürzung der zugrunde gelegten Nutzungsdauer und damit der Abschreibungsdauer. Die Abschreibungen zur Förderung der Grundstoffindustrie und der Exportindustrien gemäß Ministererlassen vom 25.10.1952, 26.10.1957, 5. 3.1958 und 3. 3.1959 gehörten zur Kategorie der „amortissements accélérés". Diese richteten sich bei den Unternehmen des Kohlen- und Erzbergbaus und der Eisen- und Stahlerzeugung nach dem Nettoumsatzvolumen. So konnten beispielsweise i m Erzbergbau beschleunigte Abschreibungen i m Höhe von 20v.H. des Umsatzes nach Abzug der Mindestabschreibungen vorgenommen und beliebig auf die einzelnen Wirtschaftsgüter und die laufende Periode bzw. künftige Rechenperioden verteilt werden. Dabei durften die jeweiligen Anschaffungs- oder Herstellungskosten nicht überschritten werden. Die beschleunigte Abschreibung aufgrund des Ministererlasses vom 26.10.1957 für die Exportindustrien errechnete sich nach 22

16*

Vgl. auch Bouquin, Coignard: L'amortissement, Paris 1971.

244

D. Überschußermittlung und Innenfinanzierung „ , . Exportsonderabschreibung =

Exportumsatz Gesamtumsatz

X Normalabschreibung

und konnte von Unternehmen mit einer Exportquote von mindestens 20 v.H. i n Anspruch genommen werden. Die Verrechnung des so ermittelten zusätzlichen Abschreibungsvolumens war ebenfalls nicht an einzelne Wirtschaftsgüter gebunden. Bei der Verrechnung der Normal- und Sonderabschreibungen durfte aber ebenfalls die Summe der Anschaffungs- oder Herstellungskosten nicht überschritten werden. Das umfangreiche System der französischen Sonderabschreibungen sah ausdrücklich eine Kumulation der einzelnen Abschreibungsvergünstigungen vor. Die Koppelung der „amortissements accélérés" an die Bruttoertragsgröße Umsatz sowie die Loslösung der Abschreibung vom einzelnen Wirtschaftsgut heben die verteilungspolitische Wirkung der gesamten Abschreibungssumme besonders hervor. Als weiteres französisches bilanz- und fiskalpolitisches Instrument unterstreicht die Einrichtung der „amortissements différés" die Verteilungswirkung der Abschreibung. Nach der vor 1965 geltenden Regelung stand es den Unternehmen vollkommen frei, Abschreibungen i n der Steuerbilanz vorzunehmen oder nicht, d. h. das Unternehmen konnte Abschreibungen von ertragsschwachen Jahren auf ertragsreiche Jahre verlagern 2 *. Das neue französische Handelsrecht verlangt i n A r t 342Abs i LSC nunmehr, daß die Mindestabschreibungen (lineare Abschreibung) auch dann vorgenommen werden, wenn ihr Ansatz zu einem Verlust führt, „pour que le bilan soit sincère". Diese Begründung veranlaßte die französische Finanzverwaltung sicherlich nicht, die Abschreibung künftig nur noch unter statischen Aspekten zu sehen. Das Steuerrecht verlangt zwar generell die Vornahme von Abschreibungen, aber es erkennt auch „amortissements différés" an, sofern sie sich i n dem bezeichneten Rahmen bewegen. Allerdings brachte der durch A r t 24 des Gesetzes vom 12.7.1965 eingefügte A r t 3 9 B A b s i CGI stärkere Einschränkungen hinsichtlich der Vornahme und Verrechnung von Abschreibungsvorträgen i n bzw. aus Gewinn jähren. Nach Art39BAbsi CGI ist i n Gewinnjahren nur dann die Aufschiebung von Abschreibungen erlaubt, wenn dadurch nicht die normalen, aufgrund der linearen Abschreibung errechneten Buchwerte unterschritten werden.

23 Steuerrechtlich durften die Unternehmen in Verlust jähren Abschreibungen nicht ansetzen, wollten sie nicht den zeitlich unbegrenzten gewinnmindernden Abzug der Abschreibungen verlieren. Handelsrechtlich wurden die nicht angesetzten Abschreibungen auf dem Aktivkonto „aufgeschobene Abschreibungen" berücksichtigt.

III. Wertberichtigungen, Abschreibungen, Zuschreibungen

245

Beispiel:

Lineare Richtsätze (1) Buchwert keine Aufschiebung (2) Buchwert

1.

2.

3.

4.

5.

6. Jahr

100 100

80 80

60 60

40 40

20 20

0 0

100

60

30

15





I m Fall 2 ist eine Aufschiebung der Abschreibung, infolge degressiver Abschreibung oder Sonderabschreibung, z.B. i m 3. Jahr maximal i n Höhe von 30 möglich ( = 60 X 30), d. h. der Buchwert des 2. Jahres kann i m 3. Jahr beibehalten werden. Die aufgeschobenen Abschreibungen dürfen am Ende des gewöhnlichen Abschreibungszeitraums des betreffenden Wirtschaftsgutes nachgeholt werden. Die Vorschrift des Art39BAbsi CGI ist auch in Verlust jähren zu beachten. Sofern nach dieser Vorschrift die Vortragsfähigkeit von A b schreibungen erschöpft ist und weitere Abschreibungen buchhalterisch vorgenommen werden müssen und es damit zu einem Verlustabschluß kommt bzw. der Verlust vergrößert wird, gelten diese A b schreibungen jedoch nach Art39BAbs2 CGI für die Steuerbilanz als aufgeschobene Abschreibungen (amortissements réputés différés) mit der Konsequenz, daß der auf die aufgeschobenen Abschreibungen entfallende Teil des Verlustvortrags unbegrenzt vorgetragen werden kann. Die als aufgeschoben angesehenen Abschreibungen können gemäß A r t 39 Nr 1 - 2, Art39BAbs2 CGI i n folgenden Gewinnjahren vom steuerpflichtigen Gewinn abgezogen werden, während der restliche Verlustvortrag nur 5 Jahre vortragsfähig ist, d. h. er muß innerhalb von 5 Jahren m i t Gewinnen verrechnet werden, ansonsten verliert er seine gewinnmindernde Wirkung 2 4 . c) Abschreibungen

auf Anlagen

und auf sonstige

Bilanzpositionen

Die aufgeführten Sonderabschreibungen nach deutschem und französischem Bilanzrecht zeigen bereits eine Vielfalt der Gestaltungsformen und Abschreibungssätze, allerdings m i t folgenden Gemeinsamkeiten: 1. ihre Verteilungs- und Finanzierungswirkung ist von selbsterwirtschafteten M i t t e l n abhängig, 2. ihre Bemessung ist durch die Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten begrenzt. 24 Vgl. Art 209 I A b B CGI. Der Kontenplan enthält eine gesonderte Linie für den Vermerk verbuchter, aber fiskalisch als aufgeschoben geltender Abschreibungen aus Verlustjahren (vgl. RF: Le plan comptable annoté, S. 61; vgl. auch Direction Générale des Impôts, Imprimés n°2055-A und 2057-A, janvier 1973).

246

D. Überschußermittlung und Innenfinanzierung

Diese übereinstimmenden Faktoren begründen die einheitliche Behandlung der aufgeführten Sonderabschreibungen i n der Zeitraumanalyse. Die Jahresabschlußrechnung gibt Informationen über Abschreibungen und Sonderabschreibungen i n der erforderlichen Differenzierung fast nur für das Anlagevermögen. Abschreibungen auf Vorräte und Forderungen sowie Abschreibungen auf Verbindlichkeiten ( = Zuschreibungen auf den höheren Teilwert) werden i m Jahresabschluß i. d. R. nur unvollkommen ausgewiesen oder extern nicht erkennbar verrechnet. Nach deutschem Bilanzrecht werden die Abschreibungen auf Vorräte mit dem Materialaufwand zusammengefaßt. Da die indirekte Bewertung des Vorratsvermögens ebenso wie Einzelwertberichtigungen auf Forderungen nach § 152Abs 6 A k t G ohne ersichtlichen Grund nicht erlaubt sind, können die Abschreibungen auf diese Positionen auch nicht indirekt über die Veränderung der zugehörigen Wertberichtigungen erfaßt werden. Sie gehen somit als Fehlerquelle i n die Zeitraumanalyse ein. I m Gegensatz dazu sieht Artl2ziff3—5 der 4. Richtlinie zwingenderweise die indirekte Bewertung sowohl beim Anlagevermögen wie auch beim Umlaufvermögen vor, so daß die Bildung von Wertberichtigungen (Abschreibungen) und die Auflösung von Wertberichtigungen (Zuschreibungen bzw. Entnahmen für Abgänge) gesondert und erkennbar ausgewiesen werden. Durch die Einräumung direkter Abschreibungen von Verbindlichkeiten ( = Zuschreibung auf den höheren Teilwert) w i r d vom deutschen Bilanzsteuerrecht und vom deutschen Handelsrecht (Abschn. 37Abs2 EStR 1973; § 156Abs3 AktG) ebenfalls der Grundsatz des getrennten Ausweises von Zugängen, Zuschreibungen und Abschreibungen verletzt und damit keine fehlerfreie A b grenzung der betreffenden Bilanzpositionen i n der Zeitraumanalyse ermöglicht, zumal die Erfolgsrechnung ebenfalls keine diesbezüglichen Informationen liefert 2 5 . Das französische Bilanzrecht bevorzugt ebenso wie die Richtlinien zur europäischen Rechnungslegung die indirekte Bewertung. 2. Direkte und indirekte Zuschreibungen Zuschreibungen sind ertragswirksame Werterhöhungen (Wertminderungen) an Vermögensgegenständen (Verbindlichkeiten). Derartige Wertveränderungen finden ihren Niederschlag allein i n den Konten der Buchhaltung; sie sind nicht m i t Markttransaktionen und demzufolge auch nicht mit dem Zu- oder Abfluß von Geldmitteln verbunden. 25 Betreffs der Abgrenzungsbuchungen bei indirekter Abschreibung der Verbindlichkeiten vgl. 3. Teil, C III.

III. Wertberichtigungen, Abschreibungen, Zuschreibungen

247

Zuschreibungen lösen zwei Korrekturbuchungen aus. Zum einen liegt i n Höhe des Zuschreibungsbetrags keine Investition vor (bzw. keine Tilgung, wenn eine Zuschreibung, = Abschreibung auf den niedrigeren Teilwert, bei Verbindlichkeiten erfolgt), zum anderen müssen die Zuschreibungserträge bei der Errechnung der Mittelherkunft eliminiert werden, indem sie als negative Größen bei der Aggregatberechnung des Bruttoumsatzüberschusses, des gesamten monetären Uberschusses und der Innenfinanzierung eingesetzt werden. Sofern die Zuschreibungserträge direkt zum Verlustausgleich, zu Sonderabschreibungen oder Rücklagenzuführungen verwendet wurden, können diese Positionen entsprechend negativ korrigiert werden. a) Zuschreibungen

nach deutschem

Bilanzrecht

Die Möglichkeiten für Zuschreibungen beim Anlagevermögen regelt AktG. Der Wertansatz eines Anlagegegenstandes darf erhöht werden, wenn die Gründe seiner außerordentlichen Wertminderung nicht mehr vorliegen. Außerdem sind Zuschreibungen zulässig, wenn dadurch Verluste ausgeglichen oder die Wertansätze der Steuerbilanz i n die Handelsbilanz übernommen werden sollen, z. B. i m Anschluß an eine Betriebsprüfung 26 . Die Obergrenze für die Wertaufstockung bilden i n jedem Fall die um planmäßige Abschreibungen reduzierten Anschaffungs- oder Herstellungskosten. Zuschreibungen beim Anlagevermögen sind i n den Anlagespiegel aufzunehmen und i m Geschäftsbericht zu kommentieren (§ 152 A bsi i. V. § 1 6 0 A b s 2 AktG). § 154Abs 2

Das Umlaufvermögen kann nach § 155Abs4 A k t G zugeschrieben werden, wenn die wertmindernden Ursachen entfallen sind. Ebenso wie beim Anlagevermögen hat der Bilanzierende die Wahlmöglichkeit, den niedrigeren Wertansatz beizubehalten oder einen der möglichen höheren Wertansätze zu wählen. Zuschreibungen auf das Vorratsvermögen gehen i n gleicher Weise wie Abschreibungen auf das Vorratsvermögen i m Ausweis der Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe unter. Ihre Abspaltung ist extern nicht möglich, da weder i n der Bilanz noch i m Geschäftsbericht ihre betragsmäßige Angabe vorgesehen ist. A l l e i n die Zuschreibungen beim Vorratsvermögen zwecks Anpassung der Wertansätze nach A k t G 1937 an zwingende höhere Wertansätze nach A k t G 1965 sind extern erkennbar, wenn gemäß § 14 EG A k t G die Zuschreibungserträge i n die freien Rücklagen eingestellt worden sind. Die Zuschreibungen bei der Teutonia Misburger Portland Zementwerke A G dienen als Beispiel für die Abgrenzungsbuchungen i n der 2

« Vgl. ADSch Tz 72 ff. zu § 149, S. 46.

248

D. Überschußermittlung und Innenfinanzierung

Zeitraumanalyse, wobei dem Geschäftsbericht 1965 folgende Hinweise auf Seite 14 zu entnehmen sind: „ I n der Erhöhung der Vorräte schlägt sich auch die i n Anpassung an die neuen aktienrechtlichen Bestimmungen gewinnerhöhend vorgenommene Auflösung einer versteuerten Pauschalwertberichtigung i n Höhe von D M 1,300 Mio nieder . . . Der freien Rücklage haben w i r D M 1,300 Mio zugeführt . .

Mittelverwendung

Vorratsinv Vorräte

Bilanzen 1964

1965

2,659

5,012

Bilanzdiff.

Mittelverwendung in Mio. D M

Korrekturen

estition + 2,353

./. 1,300

1,053 i

Mittelherkunft

Bilanzen 1964

1965

6,600

7,900

Bilanzdiff.

Korrekturen

Mittelherkunft in Mio. D M

Innenfinanzierung freie Rücklagen

+ 1,300

./. 1,300

-

Der unzureichende bzw. fehlende Ausweis der Bewertungen des Vorratsvermögens ist eine Schwachstelle des deutschen Bilanzrechts und ein Störfaktor der Zeitraumanalyse. Er w i r d teilweise dadurch gemindert, daß sich Bewertungsänderungen infolge der hohen Umschlagsgeschwindigkeit innerhalb kurzer Zeitspannen kompensieren bzw. eine kontinuierliche Bewertungspolitik sich i m mehrperiodigen Vergleich trendmäßig ausgleicht. Zugeschriebene Werterhöhungen bei den anderen Gegenständen des Umlaufvermögens finden sich i n der Erfolgsrechnung, vermischt mit anderen Ertragspositionen i n den sonstigen Erträgen. I m Gegensatz zu den Wertberichtigungen beim Anlagevermögen ist bei der Pauschalwertberichtigung zu Forderungen kein getrennter Ausweis von Auflösungen und Entnahmen für Abgänge vorgeschrieben, so daß auch für diesen Bilanzbereich keine exakte Abgrenzung der Zuschreibungen möglich ist. Das gleiche gilt für Zuschreibungen auf Verbindlichkeiten. Die i n § 160 A k t G geforderte Kommentierung vermag nur höchst unzureichend fehlende Ausweisvorschriften zu ersetzen. Die weitgehend stereotype Kommentierung des Jahresabschlusses trägt nicht zur Ver-

I I I . Wertberichtigungen, Abschreibungen, Zuschreibungen

249

besserung des Informationsniveaus bei. Eine konstruktive Berichterstattung könnte aber Mängel i n den gesetzlichen Ausweisvorschriften ausgleichen. Das bedeutet aber letztlich, daß bei der Erstellung des Geschäftsberichts die Belange und Zwecksetzungen externer Analyse akzeptiert und unterstützt werden. b) Zuschreibungen nach französischem Bilanzrecht Das französische Bilanzrecht unterscheidet zwischen „amortissements" und „provisions pour dépréciation" (Art 342 LSC, PCG 1965, S. 96 f.). Nach A r t 5 und A r t 9 des Dekrets vom 28.10.1965 sind für alle nach dem „bénéfice réel" 2 7 besteuerten Unternehmen direkte Abschreibungen wegen außergewöhnlicher Wertminderungen untersagt. Stattdessen ist die Bildung von gesondert ausgewiesenen Wertberichtigungen „provisions pour dépréciation" vorgeschrieben. Die „amortissements" sind auf planmäßige Abschreibungen abschreibungsfähiger Wirtschaftsgüter beschränkt, d. h. solcher Güter, die i m Laufe der Zeit zwangsläufig einem Werteverzehr unterliegen (immobilisations, qui se déprécient avec le temps). Direkte Zuschreibungen, wie sie nach deutschem Bilanzrecht möglich sind, finden sich daher i n französischen Bilanzen nicht. Die Zuschreibungen erfolgen i n französischen Bilanzen indirekt über die gewinnerhöhende Auflösung der entsprechenden Wertberichtigungen. Diese Auflösungen sind — i n Übereinstimmung mit A r t 33ziffic,dd, A r t 36ziff i d der 4. Richtlinie und i m Gegensatz zum deutschen Bilanzrecht — zwingend vorzunehmen, wenn die Gründe der Wertminderung (bzw. Werterhöhung bei Verbindlichkeiten) weggefallen sind. Die wichtigsten Bilanzpositionen, bei denen entsprechend zu verfahren ist, sind: sonstige Gegenstände des Anlagevermögens Grundstücke Forderungen Wertpapiere des Anlage- und Umlaufvermögens Vorräte. Zuschreibungen über die Anschaffungs- oder Herstellungskosten hinaus waren i n Frankreich i m Zuge der wiederholten Neubewertung der Bilanzen in erheblichem Umfang letztmals zum 31.12.1963 möglich. Diese Zuschreibungsbeträge mußten passivisch als „réserve spéciale de réévaluation" ausgewiesen werden (vgl. 3. Teil, B I). 27 Grundsätzlich erfolgt die Besteuerung nach dem durch Vermögensvergleich festgestellten Gewinn „régime de l'imposition d'après le bénéfice réel" (Art 38 Nr. 2 CGI).

250

D. Überschußermittlung und Innenfinanzierung

3. Indirekte Bewertungen Nach § 152Abs 6 A k t G ist wahlweise zur direkten Bewertung die indirekte Bewertung über Wertberichtigungskonten bei Sachanlagen, Beteiligungen und Wertpapieren des Anlagevermögens erlaubt. Für Forderungen sind außerdem Pauschalwertberichtigungen möglich. Die Wertberichtigungen auf das Anlagevermögen müssen analog dem i n § 1 5 2 A b » i A k t G vorgesehenen Anlagespiegel gegliedert werden. I n der Zeitraumanalyse interessieren von diesen Angaben besonders die Entnahmen aus Wertberichtigungen für Anlageabgänge, da diese durch Korrekturbuchungen abgegrenzt werden müssen. Die indirekte Bewertung w i r d i n der Bundesrepublik fast nur von Versorgungsunternehmen angewendet. Das Analysebeispiel der BEWAG, Berlin, zeigt auszugsweise den Zusammenhang der Verbuchungen.

Daten des Geschäftsberichts Sachanlagen

Wertberichtigungen zu Sachanlagen

der BEWAG zum 30. 6.1970 in Mill. DM

Stand 30.6.1969 Umbuchungen Zugänge Abgänge direkte Abschreibungen Stand 30.6.1970

1686,6 — 167,3 9,3 1,3 1843,3

Stand 30.6.1969 Umbuchungen Zuführungen Entnahme für Abgänge Stand 30. 6.1970

902,8 — 103,9 6,2 1 000,5

I n der Erfolgsrechnung ausgewiesene Sachanlageabschreibungen Verluste aus Anlageabgängen

105,2a) 1,5

a) 105,2 = 1 000,5 •/• 902,8 + 6,2 + 1,3

Mittelherkunft BEWAG

Bilanzen 1969

1970

Eilanzdiff.

Korrekturen +

./.

Mittelherkunft i n Mio. D M

Innenfinanzierung Wertberichtigungen auf Sachanlagen Dotation aus Sachanlageabgängen

902,8 1 000,5

+

97,9

+ 1,3 + 6,2 + 1,5 + 9,3

106,7 ./ 6,2 ./. 1,5

1,6

I I I . Wertberichtigungen, Abschreibungen, Zuschreibungen

Mittelherkunft

Sachanlageinvestition

Bilanzen 1969

1970

1 686,6 1 843,3

Bilanzdiff.

+ 156,7

Korrekturen + ./.

4- 1,3 + 9,3

251

Mittelherkunft i n Mio. D M

167,3

Ein Übergang von der indirekten zur direkten Bewertung war bei langfristigen Ausleihungen notwendig, da § 152Abs6 A k t G diese von der indirekten Bewertung ausgeschlossen hat, nach A k t G 1937 aber die zu den langfristigen Ausleihungen zählenden sog. 7c-Darlehen indirekt bewertet wurden. I m Jahr des Übergangs von indirekter zu direkter Bewertung muß i n diesem Fall die Reduzierung der Wertberichtigungen gegen die zugehörige Veränderung der Ausleihungen aufgerechnet werden. Da die Ausleihungen in den Anlagespiegel aufzunehmen sind, aus dem Abgänge, Abschreibungen und Zuschreibungen hervorgehen, führt die Vorschrift des A k t G 1965 i n den folgenden Jahren zu keiner Durchbrechung der Kontinuität der Analyseergebnisse. A u f den mangelhaften Einblick in die Bewertungsvorgänge beim Vorratsvermögen, beim sonstigen Umlaufvermögen und bei den Verbindlichkeiten wurde oben bereits hingewiesen. Die Bestimmungen über die Verbuchung des Importwarenabschlags beim Vorratsvermögen gemäß § 80 EStDV sind u. a. ein Beispiel dafür, daß der Steuergesetzgeber den Unternehmen Umverteilungsspielräume eröffnet, es aber versäumt, darüber einen Bilanzausweis oder Angaben i m Geschäftsbericht zu verlangen. Hier liegt mangelnde Koordination zwischen Steuergesetzgebung und den Erfordernissen öffentlicher Rechnungslegung vor, die eine Uberprüfung wirtschaftspolitischer Umverteilungsmaßnahmen erschwert. Die Vorschläge der 4. Richtlinie, die eine indirekte Bewertung aller Vermögenspositionen der Bilanz (Anlage-, Vorrats- und sonstiges Umlaufvermögen) und den detaillierten Ausweis der Veränderungen des Vermögens und der zugehörigen Wertberichtigungen vorsehen, sind eine echte Verbesserung des Informationsniveaus der Jahresabschlußrechnung für die Zwecke der Zeitraumanalyse 28 . 28

Vgl. A r t 12 i. Z. m i t S. 53 ff. 4. Richtlinie.

252

D. Überschußermittlung und Innenfinanzierung

Sonderabschreibungen und Abschreibungen bei nicht der Abnutzung unterliegenden Bilanzpositionen sind i m französischen Bilanzrecht nur indirekt möglich 29 . Das französische Bilanzrecht behandelt die „provisions pour dépréciation" als Unterfall der Bückstellungen, was dadurch unterstrichen wird, daß die Wertberichtigungen aufgelöst werden müssen, wenn der Wertberichtigungsgrund weggefallen ist. Bei den Wertpapieren „titres de participation", „titres de placement" w i r d dies durch die obligatorische jährliche Neubewertung gemäß A r t 38 septies Abs 2 ann I I I CGI gewährleistet. Eventuelle Aufwertungserträge (Zuschreibungen) gehen nicht i n die laufenden Erträge ein, sondern sind Bestandteil der langfristigen Veräußerungsgewinne (vgl. 3. Teil, D I V 2). Die Anschaffungskosten sind aber die Obergrenze für die Bewertung 3 0 . Wertberichtigungen auf Forderungen „provisions pour créances douteuses" sind nur i n Form von Einzelwertberichtigungen zulässig. Pauschalwertberichtigungen sind grundsätzlich nach französischem Bilanzrecht nicht zulässig. Die exportierende Wirtschaft erhält durch die Einräumung von „provisions pour risques afférents aux crédits à moyen terme résultant d'opérations faites l'étranger" (Art 39 Nr. 1,5Abs 6 CGI) eine pauschalierte Begünstigung. Durch einen Wertberichtigungsposten ist der Bilanzansatz (coût réel) der Warenvorräte dem niedrigeren Tageswert anzupassen gemäß A r t 38 decies ann I I I CGI i. V. mit A r t 38 N r 3 A b s i CGI. Für alle Forderungen und Verbindlichkeiten i n Fremdwährungen sieht die ständige Rechtsprechung des Conseil d'Etat eine Neubewertung zum Bilanzstichtag vor. Hierbei kann es auch zum Ausweis unrealisierter Gewinne kommen, die analog den Zuschreibungen in der Zeitraumanalyse abzugrenzen sind. 29 „Provisions" sind zulässig bei Wertminderungen nicht abschreibungsfähiger Güter u n d bei außerordentlichen Wertminderungen abschreibungsfähiger Güter, die noch nicht als endgültig anzusehen sind. Bestätigen sich die Wertminderungen, darf keine Wertberichtigung gebildet werden; es k o m m t i n diesem F a l l vielmehr zum Ausweis eines Verlusts „perte" (Dekret v o m 28.10.1965, A r t 38 ann I I I CGI, A r t 342 LSC). 30 A r t 185 des Vorschlags eines Statuts über europäische Aktiengesellschaften verlangt, daß Mehrheitsbeteiligungen m i t ihrem inneren Wert anzusetzen sind, d . h . auch die zwischenzeitlich bei der Beteiligungsgesellschaft e r w i r t schafteten thesaurierten Gewinne sind i m Wertansatz zu berücksichtigen, was zu einer Überschreitung der Anschaffungskosten führen kann. Jährliche Neubewertungen verlangt auch das amerikanische Bilanzrecht für nicht konsolidierte Beteiligungen. Diese Beteiligungen müssen m i t dem anteiligen Eigenkapital (equity) angesetzt werden, d. h. zu dem anteiligen Gesellschaftskapital, G e w i n n u n d den anteiligen Rücklagen, was eine Durchbrechung der Anschaffungskosten u n d der nominalen Bewertung bedeutet u n d zum Ausweis nicht realisierter Gewine führen k a n n (vgl. A I C P A , Accounting Principle Board, Opinion No. 18: The E q u i t y Method of Accounting for Investments i n Common Stock, i n : J A J u n i 1971, S. 63 ff.).

IV. Verbuchung und Abgrenzung der Sonderposten mit Rücklageanteil 253

IV. Verbuchung und Abgrenzung der Sonderposten mit Rücklageanteil Gemessen an den Kriterien der Zeitraumanalyse, bilden die i m deutschen und französischen Bilanzrecht zu findenden Sonderposten mit Rücklageanteil eine sehr heterogene Gruppe. I n den französischen Bilanzen sind Sonderrücklagen zudem auf verschiedene Passivpositionen verteilt, was zusätzliche Abgrenzungsbuchungen notwendig macht. I n den Sonderposten mit Rücklageanteil schlägt sich in besonders auffallender Weise der Einfluß des Steuergesetzgebers auf die Ertragsverteilung und Selbstfinanzierung der Unternehmen und damit auf die Rechnungslegung nieder 3 1 . Die Einordnung der „Sonderposten mit Rücklageanteil", der „réserves spéciales en franchise d'impôt" bzw. der „provisions de caractère fiscal" in die Zeitraumanalyse erfordert eine detaillierte Untersuchung über Entstehung, Verbuchung und Verrechnung der einzelnen Sonderposten. Die Sonderposten lassen sich unter den Gesichtspunkten der Ertragsund Finanzanalyse i n drei Gruppen einordnen: 1. Sonderposten, deren Ansatz eine Umverteilung selbsterwirtschafteter Finanzierungsmittel bezweckt, 2. Sonderposten, die der erfolgsneutralen bzw. steuerbegünstigten Übertragung von außerordentlichen Verkaufsgewinnen aus A n lageabgängen dienen, 3. Sonderposten, die eine erfolgsneutrale Verrechnung staatlicher Zuschüsse und Subventionen ermöglichen. 1. Sonderposten zur Umverteilung selbsterwirtschafteter Mittel Sonderposten der ersten Kategorie erfordern keine Abgrenzungen innerhalb der Zeitraumanalyse. Sie werden behandelt wie andere Verteilungs- und Finanzierungsinstrumente bilanzpolitischer A r t , also z. B. wie Rückstellungen oder Rücklagen. Somit ist eine Erhöhung der Sonderrücklagen bei der Überschußermittlung und Errechnung des Selbstfinanzierungsvolumens positiv, eine Auflösung der Sonderrücklagen negativ anzusetzen. a) Umverteilungsposten

nach deutschem Bilanzrecht

Sonderposten dieser A r t sind i m deutschen Bilanzrecht u. a. die steuerfreien Rücklagen bei Preissteigerungen des Vorratsvermögens Vgl. u. a. Swoboda, P.: Einflüsse der Besteuerung auf die Ausschüttungsu n d Investitionspolitik von Kapitalgesellschaften, i n : Z f b F 1967, S. 1 ff.; Baret, J.: Incidence de la Fiscalité sur les Investissements, i n : Revue Française de Recherche Opérationelle 1965, S. 295 ff.

254

D. Überschußermittlung und Innenfinanzierung

gemäß § 74 EStDV 3 2 , bei Kapitaleinlagen i n Entwicklungsländern nach § 3 4 d EStG bzw. § l A b s i z i f f 2 , §2 Entwicklungshilfe-Steuergesetz und § 3 Auslandsinvestitionsgesetz, bei Vorratshaltung i n Westberlin gemäß § 15 BerlinFG. Die Sonderrücklagen können zu Lasten des steuerpflichtigen Gewinns gebildet werden und müssen später innerhalb der vom Gesetz vorgeschriebenen Fristen gewinnerhöhend bzw. aufwandsmindernd aufgelöst werden. b) Umverteilungsposten

nach französischem Bilanzrecht

I m französischen Bilanzrecht finden sich entsprechende Sonderposten wie beispielsweise die Sonderrücklage „provision pour hausse des p r i x " gemäß A r t 3 9 Nr 1, 5Abs3 CGI i . V . m i t A r t 10 octies-terdecies ann I I I CGI (eingeführt durch A r t 23 des Gesetzes vom 28.12.1959), die i m wesentlichen mit § 74 EStDV übereinstimmt, und die Kursschwankungsrücklage „provision pour fluctuation des cours" nach A r t 39 N r 1, 5 Abs 2 CGI i. V. m i t A r t 3 - 1 0 septies ann I I I CGI, die bei Betrieben, deren Hauptzweck i n der Verarbeitung von Weltmarktrohstoffen liegt, i m Fall von Preissteigerungen gewinnmindernd gebildet werden darf. Beide Sonderrücklagen schließen sich gegenseitig aus, d.h. es kann nur die eine oder nur die andere Rücklage gebildet werden (Art 10 octies ann I I I CGI), sofern die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt sind. Weiterhin können Unternehmen des Bergbaus und der Erdölförderung bis 50v.H. ihres steuerpflichtigen Gewinns einer steuerfreien Rücklage für die Wiedererlangung von Lagervorkommen (provision pour reconstitution des gisements d'hydrocarbures) zuführen, was i n A r t 39 ter CGI i. V. mit A r t 10 A - 10 G ann I I I und A r t 4 A - 4 C ann I V CGI geregelt ist. Die Rücklagenzuführung bleibt bei Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Bedingungen endgültig steuerfrei und hat damit den Charakter einer indirekten Subvention. Weitere steuerfreie Rücklagen dieser Kategorie sind u. a. für Zeitungsunternehmen, Kreditinstitute und für den Risikoausgleich bei Auslandskrediten von Industrieunternehmen und Bankinstituten (provisions pour crédits à l'étranger) sowie für die Risikoabdeckung bei bestimmten lang- und mittelfristigen Krediten (provisions pour crédits à moyen et à long terme) vorgesehen 83 . 32 Diese Sonderrücklage braucht — i m Gegensatz zu den anderen Rücklagen —, sofern sie i n der Steuerbilanz gebildet w i r d , i n der Handelsbilanz nicht gebildet zu werden. Der Importwarenabschlag gemäß §80 EStDV könnte unter finanzwirtschaftlichen Gesichtspunkten hier ebenfalls eingeordnet werden. Die ungenügenden gesetzlichen Ausweisbestimmungen ermöglichen dies bei externen Analysen allerdings nicht. s» Vgl. A r t 3 9 Nr. 1, 5 C G I i . V . m i t A r t 2 - 4 ann I V C G I ; A r t 3 9 bis CGI.

IV. Verbuchung und Abgrenzung der Sonderposten mit Rücklageanteil

255

2. Sonderposten zur begünstigten Übertragung von Verkaufsgewinnen Die erfolgsneutrale bzw. steuerbegünstigte Verrechnung außerordentlicher Mittelherkunft aus dem Abgang von Vermögensgegenständen w i r d i m deutschen und i m französischen Bilanzrecht durch eine Reihe von steuerlichen Sonderabschreibungen und Sonderrück^ lagen ermöglicht. Die dem Ausweis der Sonderabschreibungen und Sonderrücklagen zugrunde liegenden Transaktionen erfordern eine Abgrenzung zum Bruttoumsatzüberschuß und zu den selbsterwirtschafteten Mitteln. I n der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung w i r d der Mittelzufluß aus Anlageabgang als sog. cäpital gains erfaßt, ebenfalls getrennt von den Einkommenstranäaktionen 84 . Dabei ist zu beachten, daß das bilanztechnische Instrument der Sonderrücklage auch hier lediglich ein mögliches Verrechnungsverfahren ist, wenn zwischen dem Zeitpunkt des Mittelzuflusses und dem späteren Zeitpunkt der M i t t e l verwendung für Ersatzinvestitionen oder sonstige begünstigte Verwendungen ein Abschlußstichtag oder mehrere Abschlußstichtage liegen. I m Fall periodengleicher Mittelherkunft aus Anlageabgang und Mittelverwendung für Ersatzbeschaffung schlägt sich die begünstigte Verrechnung derartiger Transaktionen allein i n Sonderabschreibungen nieder, und diese Vorgänge können demzufolge ebenfalls nur durch Eliminierung dieser Sonderabschreibungen i n der Ertrags- und Finanzierungsanalyse abgegrenzt werden. a) Sonderposten aus Verkaufsgewinnen

nach deutschem Bilanzrecht

Unter jeweils verschiedenen Voraussetzungen sind i m deutschen Bilanzrecht erfolgsunwirksame Übertragungen von Gewinnen aus Anlageabgängen i m Wege von Sonderabschreibungen bzw. Sonderrücklagen möglich, und zwar nach: § 6 b EStG i. V. m i t Abschn. 41 a bis 41 d EStR 1973, Abschn. 35 EStG 1973, § 4 AuslinvG 3 5 , § 10 Gesetz zur Anpassung und Gesundung des deutschen Steinkohlenbergbaus und der deutschen Steinkohlenbergbaugebiete (Kohlegesetz) vom 15. 5.1968, 34 v g l . auch Klein, E.: Die Übertragung stiller Reserven nach § 6 b EStG. I h r e volkswirtschaftliche u n d betriebswirtschaftliche Bedeutung, i n : Z f B 1968, S. 353 ff. 3« Gesetz über steuerliche Maßnahmen bei Auslandsinvestitionen der deutschen Wirtschaft v o m 18.8.1969. Der Überführungsgewinn i m Zusammenhang m i t Investitionen i m Ausland k a n n gemäß § 1 A u s l i n v G i n eine gewinnmindernde Rücklage eingestellt werden. Diese dient der Verteilung des steuerpflichtigen Überführungsgewinns auf mehrere Wirtschaftsjahre.

256

D. Überschußermittlung und Innenfinanzierung

§ 30 Gesetz zur Förderung der Rationalisierung i m Steinkohlenbergbau (Rationalisierungsgesetz) vom 29. 7.1963. Die Rechtsgrundlagen dieser Sonderabschreibungen bzw. Sonderrücklagen ebenso wie der anderen aufgrund steuerlicher Vorschriften gebildeten Sonderabschreibungen und Sonderrücklagen müssen gemäß § 152Abs 5 A k t G i m Jahresabschluß angegeben werden. Der Gesetzgeber schreibt allerdings keine Gruppierung und Trennung einzelner Sonderabschreibungen von den Sonderrücklagen nach den oben formulierten Kriterien vor. Daher muß unter Zuhilfenahme des Geschäftsberichts für die Zeitraumanalyse eine entsprechende Aufgliederung versucht werden, sofern die Unternehmen nicht freiwillig die einzelnen Sonderrücklagen getrennt ausweisen. A n der bedeutendsten dieser gesetzlichen Bestimmungen, nämlich an § 6b EStG, sollen nachfolgend die erforderlichen Abgrenzungsbuchungen bei periodengleichen und periodenverschiedenen Ubertragungen von Veräußerungsgewinnen demonstriert werden. Zugrunde liegen Geschäftsberichte der Hoechst A G der Jahre 1966 und 1967. „Ferner enthält der Abschreibungsbetrag 4 Millionen D M Absetzungen nach § 6 b EStG . . . , der Rücklage nach § 6 b EStG (wurden) 1,4 Millionen D M zugeführt" (Geschäftsbericht 1966, S. 47/48).

Mittelherkunft

Wertberichtigungen auf Sachanlagen, Sachanlageabschreibungen Rücklage nach § 6 b EStG M i t t e l h e r k u n f t aus Anlageabgängen

Bilanzen 1965

-

1 197a)

1966

-

2 565

Bilanzdiff.

-

Korrekturen + ./.

Mittelherkunft i n Tsd. D M

+ 344 265 . /. 4 000

340 265

./. 1368

+ 1368

+ +

4 000 1368

-

5 368

a) Die Rücklage nach § 6 b EStG wurde bei Hoechst erstmals 1965 mit 1 197 Tsd. D M dotiert und ausgewiesen.

I n Höhe von D M 4 Mio wurden i n diesem Fall periodengleich Veräußerungsgewinne aus Anlageabgang durch Sonderabschreibungen nach § 6b EStG übertragen. D M 1,368 Mio Veräußerungsgewinne der Periode wurden für spätere Verrechnungen m i t Anlagezugängen der

IV. Verbuchung und Abgrenzung der Sonderposten mit Rücklageanteil

257

Sonderrücklage nach § 6b EStG zugeführt. Von dieser Rücklage sind 1967 D M 1,8 Mio mit Anlagezugängen verrechnet worden (periodenverschiedene Übertragung). Gleichzeitig entstanden neue Veräußerungsgewinne. „Der Rücklage nach § 6b EStG wurden 3,6 Millionen D M Gewinne aus Anlageverkäufen zugeführt und 1,8 Millionen D M zwecks Absetzung bei Ersatzbeschaffungen entnommen" (Geschäftsbericht 1967, S. 50) 36 .

Mittelherkunft

Bilanzen 1966

1967

Bilanzdiff.

Wertberichtigungen auf Sachanlagen, Sachanlageabschreibungen Rücklage nach § 6 b EStG

2 565

Mittelherkunft aus Anlageabgängen



4 327



1762



Korrekturen + ./.

Mittelherkunft i n Tsd. D M

+ 488 308 ./. 1 797

486 511

+ 1 797 . /. 3 559



+ 3 559 + 1 797 ./. 1 797

3 559

Die Möglichkeit periodenverschiedener Verrechnung der Veräußerungsgewinne ist ebenfalls nach § 1 0 A b s i z i f f 2 „Kohlegesetz" bzw. § 3 0 A b s i ziff 2 „Rationalisierungsgesetz" sowie nach Abschn. 35 EStR 1973 und § 4 A b s 2 AuslinvG i . V . m i t § 6b Abs 3 EStG gegeben. Werden diese Sonderrücklagen nicht auf „Ersatzbeschaffungen" übertragen, sind sie innerhalb bestimmter Fristen gewinnerhöhend aufzulösen. Die Auflösungsbeträge gehen als negative Größen i n die Uberschußermittlung und Innenfinanzierung der Zeitraumanalyse ein. b) Sonderposten aus Verkaufsgewinnen nach französischem Bilanzrecht Bis 1965 war i m französischen Bilanzrecht die Behandlung der Veräußerungsgewinne und Entschädigungszahlungen ähnlich den deutschen Übertragungs- und Begünstigungsvorschriften geregelt. A l l e 86 Unter Berücksichtigung der Erträge aus Auflösungen von Sonderposten m i t Rücklageanteil u n d der Einstellungen i n Sonderposten lt. Erfolgsrechnung ergeben sich die genauen Beträge f ü r die Übertragung v o n § 6 b - R ü c k lagen m i t 1 797 Tsd. D M u n d f ü r die Einstellung m i t 3 559 Tsd. D M .

]7 Beier

258

D. Überschußermittlung und Innenfinanzierung

Gewinne aus freiwilligem oder zwangsweisem Abgang von Anlagen (Verkauf, Tausch, Enteignung, Zerstörung) bzw. aus Versicherungszahlungen oder Entschädigungen konnten nach A r t 40 CGI auf „Ersatzbeschaffungen" übertragen werden. Sofern „Ersatzbeschaffungen" nicht i n der gleichen Periode erfolgten, aber die Verpflichtung zur Reinvestition innerhalb von drei Jahren eingegangen und eingehalten wurde, konnten die Veräußerungsgewinne einer steuerfreien Rücklage zugeführt werden. Für die Zeitraumanalyse waren insofern die gleichen Abgrenzungen wie bei den Veräußerungsgewinnen nach § 6b EStG usw. zu beachten. Für alle Geschäftsjahre nach dem 1. 9.1965 sehen A r t 9 bis 12 des Gesetzes vom 12. 7.1965 eine grundlegende Änderung vor. Übernommen i n A r t 39 duodecies Nr 1, verlangt der CGI nunmehr für diese Veräußerungsgewinne (plus-values) und für Veräußerungsverluste (moinsvalues) eine getrennte Gewinnermittlung. Das führt dazu, daß i n der Steuerbilanz zwei Ergebnisse ausgewiesen werden: das Ergebnis der Veräußerungen und ihnen gleichzusetzende Erträge (Neubewertung der Wertpapiere und Lizenzerträge) und das Ergebnis aus allen übrigen Aktivitäten des Unternehmens. Bei den Veräußerungsgewinnen und -Verlusten ist außerdem zwischen lang- und kurzfristigen zu unterscheiden. Gewinne i n Zusammenhang mit dem Abgang von Anlagen, die weniger als zwei Jahre Betriebszugehörigkeit aufweisen, und diesen gemäß A r t 39 duodecies Nr 2 und N r 2b CGI gleichzusetzende Erträge — saldiert mit kurzfristigen Veräußerungsverlusten und diesen gemäß A r t 39 duodecies Nr 4 CGI gleichzusetzende Verluste — können gemäß A r t 39 quaterdecies Nr 1 Abs i CGI auf das Jahr ihrer Entstehung und die folgenden vier Jahre verteilt werden, indem eine steuerfreie Rücklage i n Höhe von vier Fünftel des kurzfristigen Nettoveräußerungsgewinns gebildet wird. Diese Sonderrücklage ist i n den folgenden vier Jahren zu je ein Viertel gewinnerhöhend aufzulösen. Die Vortragsmöglichkeit verlängert sich auf 10 Jahre bei bestimmten Versicherungsleistungen und Entschädigungszahlungen. Alle Zuführungen zu dieser Rücklage sowie die i n das laufende Ergebnis eingegangenen kurzfristigen Veräußerungsgewinne sind in der Zeitraumanalyse i n einer getrennten Mittelherkunftsposition „ A n lageabgänge" zu erfassen. Diese Abgrenzung stößt bei der Auswertung französischer Bilanzen allerdings auf Schwierigkeiten, weil die Jahresabschlüsse die Rücklagen für kurzfristige Veräußerungsgewinne nicht getrennt von anderen versteuerten Rücklagen ausweisen. Die langfristigen Veräußerungsgewinne aus dem Abgang von A n lagegegenständen und ihnen gemäß A r t 39 duodecies Nr 3 CGI i. V.

I V . Verbuchung und Abgrenzung der Sanderposten mit Rücklageanteil

259

m i t A r t 39 terdecies Nr 1 - 3 gleichzusetzende Erträge — saldiert m i t langfristigen Veräußerungsverlusten und ihnen gemäß A r t 39 duodecies Nr 5 CGI gleichzusetzende Verluste — werden, sofern keine Verrechnungsmöglichkeit mit Verlustvorträgen besteht, einem ermäßigten Körperschaftsteuersatz von 10 v.H. (Art 2191 CGI) unterworfen 3 7 . Sie müssen dann der Sonderrücklage für langfristige Veräußerungsgewinne zugeführt werden (Art 39 quindecies N r l A b s i CGI i . V . mit A r t 209 quater CGI). Diese Sonderrücklage kann u. a. für Kapitalerhöhungen aus Gesellschaftsmitteln, zum Verlustausgleich u. ä. verwendet werden, ohne daß die steuerlichen Erleichterungen rückwirkend verlorengehen. (Nur bei Ausschüttungen w i r d eine Nachsteuer fällig.) Gewinne aus Versicherungsleistungen oder aus Enteignungsentschädigungen können unversteuert zwei Jahre lang i n eine steuerfreie Sonderrücklage eingestellt werden. Erst dann werden diese Gewinne den allgemeinen Regeln für langfristige Veräußerungsgewinne unterworfen. Die Abgrenzung der bilanziell ausgewiesenen Sonderrücklagen aus Veräußerungsgewinnen w i r d i n französischen Bilanzen zusätzlich durch die Bewertungsbestimmungen für Wertpapiere des Anlage- und U m laufvermögens erschwert. Während nach deutschem Bilanzrecht das langfristige Wertpapiervermögen wie andere nicht abschreibungsfähige Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens und Wertpapiere des Umlaufvermögens wie das übrige Umlaufvermögen zu behandeln sind, sieht das französische Bilanzrecht nach A r t 6 des Dekrets vom 28.10.1965, kodifiziert i n A r t 38 septies Abs 2 ann I I I CGI, zwingenderweise eine jährliche Neubewertung der „titres de participation" und der „titres de placement" zum Jahresende auf der Basis des Durchschnittskurses der letzten Monate bzw. des wahrscheinlichen Handelswerts vor. Wertsteigerungen, die über die Anschaffungskosten hinausgehen, werden allerdings nicht berücksichtigt. Wertminderungen i m Vergleich zu den Anschaffungskosten bzw. dem vorjährigen Bilanzansatz müssen einer „provision pour dépréciation" zugeführt werden. Steigt i n späteren Grundsätzlich erfolgt die A u f t e i l u n g des Veräußerungserlöses i n Buchwerterlös u n d k u r z - u n d langfristigen Veräußerungsgewinn nach folgender Rechnung (vgl. Egner, H . : „Besteuerung deutscher u n d französischer K a p i t a l gesellschaften", S. 332).

Verkaufserlös Anschaffungskosten Buchwert k u m u l i e r t e Abschreibungen kurzfristiger Veräußerungserlös langfristiger Veräußerungserlös 17*

F a l l a)

F a l l b)

80

110

100 60 40

100 60 40

20 0

40 10

260

D. Überschußermittlung und Innenfinanzierung

Jahren der durchschnittliche Börsenkurs bzw. der wahrscheinliche Handelswert, muß diese „provision" entsprechend aufgelöst werden, wodurch es zu einem Buchgewinn aus indirekter Zuschreibung kommt. Nach A r t 23 des Gesetzes vom 12.7.1965 (vgl. A r t 39 N r 1, 5 A b s 8 CGI) werden i n jedem Fall die Bildung und die Auflösung dieser Wertberichtigungen nicht als Aufwand oder Ertrag i n die Unternehmensergebnisrechnung einbezogen. Das französische Bilanzrecht ordnet die Wertpapiere dem langfristigen Anlagevermögen zu, es sei denn, das Unternehmen handelt m i t Wertpapieren. Die „Veräußerungsgewinne" und ,,-verluste" aus Wertpapieren werden demzufolge den langfristigen Veräußerungsgewinnen und -Verlusten zugeordnet. Somit erlangt der Steuerpflichtige eine Begünstigung (lOv.H. KSt); die Position „Veräußerungsgewinne" bzw. die Sonderrücklagen aus „Veräußerungsgewinnen" werden dadurch aber sehr heterogen, zumal noch andere Verrechnungsposten eingestellt und realisierte Gewinne m i t unrealisierten Gewinnen (Zuschreibungen) vermischt werden. Eine Zunahme der Sonderrücklagen aus Veräußerungen infolge indirekter Zuschreibungen beim Wertpapiervermögen (Auflösung früher gebildeter „provisions pour dépréciation") stellt keine Mittelherkunft aus Anlageabgängen dar. Dieser Vorgang ist vielmehr nach den allgemeinen Regeln über die Behandlung von Zuschreibungen i n der Zeitraumanalyse abzugrenzen. Der Ausweis von Veräußerungsgewinnen i m französischen Jahresabschluß ist — trotz der zu begrüßenden Trennung von den sonstigen Aktivitäten des Unternehmens — durch die Vermischung von Transaktionsgewinnen, Zuschreibungen und Fusionsgewinnen 38 sowie durch sonstige steuerrechtliche Vorschriften über die Verrechnung m i t aufgeschobenen Abschreibungen und vorgetragenen Veräußerungsverlusten zu komplex, u m eine exakte Aufspaltung vornehmen zu können, zumal die Berechnung der lang- und kurzfristigen Veräußerungsgewinne(verluste) außerhalb der Bilanz i n einer gesonderten Aufstellung vorzunehmen ist. U m eine Trennung nach Zuschreibungen, Bruttoveräußerungsverlusten und Bruttoveräußerungsgewinnen durchführen zu können, bedarf es deshalb der Einholung zusätzlicher Informationen bei den Unternehmen. 38 A r t 15 des Gesetzes v o m 12.7.1965 unterscheidet beim Anlage- u n d Vorratsvermögen drei A r t e n von Fusionsgewinnen. Fusionsgewinne bei nicht abschreibungsfähigen A k t i v a sind von der Körperschaftsteuer befreit. K u r z fristige Fusionsgewinne brauchen gemäß Dekret v o m 28.9.1967 erst vier Jahre nach der Fusion versteuert zu werden, wobei die Steuerschuld auf sieben Jahre verteilt werden kann. Langfristige Fusionsgewinne unterliegen dem ermäßigten Steuersatz von lOv.H.; die Steuer k a n n über vier Jahre verteilt werden. Die Abschreibungen nach der Fusion beziehen sich auf die aufgestockten Bilanzwerte. Z u r Verbuchung der Fusionsvorgänge i n der Zeitraumanalyse vgl. 3. Teil, B V.

IV. Verbuchung und Abgrenzung der Sonderposten mit Rücklageanteil

261

3. Sonderposten für Zuschüsse und Subventionen I n der Zeitraumanalyse soll die Mittelherkunft aus Investitionszuschüssen, Prämien und Subventionen bei der Ertragsanalyse eliminiert und von den erwirtschafteten Mitteln getrennt erfaßt werden. Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung weist auf dem Vermögensveränderungskonto der geschlossenen Finanzierungsrechnung die Investitionszuschüsse als getrennte Mittelherkunfts(verwendungs)position aus. Die neuen Systeme Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung gehen von der Wertschöpfung zu Marktpreisen aus und beziehen die Subventionen nicht mehr i n die Bruttowertschöpfungsrechnung ein. Unabhängig davon, wie bei der Rechnung und Ermittlung von Kennzahlen i m Einzelfall verfahren wird, ist zunächst dem besonderen Charakter dieser Mittelzuflüsse durch getrennte Erfassung und getrennten Ausweis zu entsprechen. Die Abgrenzung der Zuschüsse von den sonstigen Ertragseinnahmen des Unternehmens basiert auf den jeweiligen m i t der Zuschußgewährung beabsichtigten Wirkungen. I n der Regel liegt kein Zuschuß vor, wenn ein unmittelbarer wirtschaftlicher Zusammenhang mit einer (späteren) Leistung des Empfängers feststellbar ist (vgl. Abschn. 34ziff 1 EStR 1973). Die Abgrenzung der Subventionen von Zuschüssen richtet sich danach, ob mit der Gewährung der Beihilfe gezielt bestimmte Auflagen verbunden sind, wie z. B. die Bindung an bestimmte Investitionsgüter. Mittelzuwendungen, die direkt oder indirekt die allgemeine Ertragssituation des Unternehmens verbessern sollen, sind daher den Subventionen zuzurechnen 39 . a) Zuschüsse und Subventionen im deutschen Bilanzrecht aa) Lieferungs- und Leistungszuschüsse Lieferungs- und Leistungszuschüsse, die durch spätere Lieferungen und Leistungen verrechnet werden, stehen i n enger Beziehung zur Produktionstätigkeit des Unternehmens. Je nach spezieller Sachlage können sie i m Zeitpunkt der Gewährung erfolgswirksam verbucht werden bei gleichzeitiger Bildung einer Rückstellung für die künftigen Liefer- und Leistungsverpflichtungen. Es ist aber auch möglich, die erhaltenen Zuschüsse erfolgsneutral als Anzahlungen zu erfassen und 39 Klassifizierungsversuche f ü r öffentliche Zuschüsse u n d Subventionen sind gemacht worden u. a. von Groh, M . : öffentliche Zuschüsse i n der Handels- u n d Steuerbilanz, i n : Der Betriebsberater 1973, S. 742 ff., u n d Schulte-Groß, H.: Z u r Behandlung erhaltener Investitionszuschüsse i m Jahresabschluß, i n : W p 1971, S. 155 ff. .

262

D. Überschußermittlung und Innenfinanzierung

sie erst i m Zeitpunkt der Lieferung und Leistung als Umsatzerlöse auszuweisen. Derartige Zuschüsse sind bei Stromversorgungsunternehmen üblich. Da es sich u m einen typischen Leistungsertrag aus dem Geschäftszweig der Stromversorgungsunternehmen handelt, sollte — so ADSch Tz 21, 22 zu § 153 AktG, S. 374 — der Ausweis unter den Umsatzerlösen und nicht unter den sonstigen Erträgen erfolgen. Analog der Ertragszuschüsse bei Stromversorgungsunternehmen sind beispielsweise Baukostenzuschüsse zu sehen, wenn durch sie die Mieten i n den folgenden Jahren entsprechend niedriger angesetzt werden. Sofern aus den Zuschüssen i m Zeitpunkt des Zufließens Rückstellungen dotiert werden, gehen diese Beträge über die Erfassung der Rückstellungen i n die Uberschußermittlung und das SelbstfinanzieBeispiel: a) Erhaltene Zuschüsse werden i n Periode I als a. o. Erträge vereinnahmt u n d f ü r künftige Leistungen Rückstellungen ausgewiesen. b) Erhaltene Zuschüsse werden i n Periode I als Anzahlungen erfolgsneutral behandelt. Es erfolgt die Verrechnung der Zuschüsse i n Periode I I . Erfolgsrechnung I a a. o. Erträge (Umsatzerlöse) sonstige Aufwendungen Einstellung i n Rückstellungen Gewinn Mittelherkunft Rückstellungen (Innenfinanzierung) Erfolgsrechnung

Erfolgsrechnung I b 1 000

1 000 0 4- 1 000

0 Mittelherkunft erhaltene Anzahlungen (Außenfinanzierung)

IIa

Erfolgsrechnung I I b

Umsatzerlöse 10 000 Auflösung Rückstellungen + 1 000 Gewinn 11000

Umsatzerlöse

Mittelherkunft Rückstellungen Gewinn

Mittelherkunft erhaltene Anzahlungen Gewinn

Innenfinanzierung

4- 1 000

. /. 1 000 11000 10 000

10 000 4- 1 000

Gewinn

Innenfinanzierung

11000

. /. 1 000 11000 10 000

IV. Verbuchung und Abgrenzung der Sonderposten mit Rücklageanteil

263

rungsvolumen ein, ohne daß es besonderer Abgrenzungen bedarf. Sind die Zuschüsse zusammen mit anderen Anzahlungen ausgewiesen und sind sie von erheblichem Umfang, erscheint es gerechtfertigt, bei Finanzierungsanalysen die Position „erhaltene Anzahlungen" insgesamt in die Selbstfinanzierung einzubeziehen, um die unterschiedlichen Bilanzierungswahlmöglichkeiten erhaltener Zuschüsse i m Hinblick auf die Vergleichbarkeit der Rechenergebnisse auszuschalten (vgl. Beispiel S. 263). ab) Investitionszuschüsse Zuschüsse (in der Regel aus öffentlichen Mitteln), die zum Zweck der Anschaffung oder Herstellung bestimmter Anlagegegenstände gewährt werden, ohne daß damit ein Anspruch auf Gegenleistung erworben w i r d 4 0 , waren bis 1966 grundsätzlich als Minderung der Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten der betreffenden Anlagegegenstände zu behandeln, und zwar so, daß nur die selbst aufgewendeten Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten aktiviert werden durften 4 1 . Seit 1967 gewährt das Bilanzsteuerrecht, veranlaßt durch BFH-Urteil vom 4.11.1965, ein Wahlrecht. Investitionszuschüsse können demnach entweder als Betriebseinnahmen verbucht und versteuert werden bei vollem Ansatz der Anschaffungs- oder Herstellungskosten, oder sie können als Minderung der Anschaffungskosten behandelt werden 4 2 . Werden Zuschüsse gegeben, die Anschaffungs- oder Herstellungskosten mindernd verbucht werden sollen und w i r d das betreffende A n lagegut ganz oder teilweise erst i m nächsten Wirtschaftsjahr angeschafft, so kann i n Höhe der noch nicht verwendeten Zuschußbeträge eine steuerfreie Rücklage gebildet werden (Abschn. 34Abs 3 EStR 1973), die dann i m Wirtschaftsjahr der Anschaffung oder Herstellung auf das Anlagegut i m Wege der Sonderabschreibung zu übertragen ist. Der Gesetzgeber und Zuschußgewährer hat es — auch unter dem Gesichtspunkt der Kontrolle verausgabter öffentlicher Gelder — versäumt, die Unternehmen, die Zuschüsse erhalten, zu verpflichten, den erhaltenen Zuschußbetrag i n der Bilanz oder i m Geschäftsbericht anzugeben. Da erhaltene Zuschüsse direkt mit den gesamten Anschaffungsoder Herstellungskosten saldiert werden dürfen, sind bei Saldierung der Bruttoinvestitionsbetrag und der Zuschußbetrag extern nicht zu ersehen. Auch Adler, Düring, Schmaltz 43 sprechen sich mit Hinweis auf die Aktivierung der Gegenstände in Höhe der selbstaufgebrachten 40 Vgl. ebenso SAEG: „ESVG", Ziff. 499, S. 97. 41 Vgl. EStR 1966. 42 Vgl. Abschn. 3 4 A b 8 l EStR 1967 u n d 1973. 43

Vgl. ADSch Tz 20 zu § 153, S. 373.

264

D.

berschußermittlung und Innenfinanzierung

M i t t e l für einen direkten Abzug der Zuschüsse von den Anschaffungsoder Herstellungskosten aus. Diese Argumentation trennt nicht zwischen Mittelherkunft (Zuschuß) und Mittelverwendung (Kaufpreis), was zu einer ansonsten i m Bilanzrecht untersagten Saldierung führt. Die VGR verlangt den von Bruttoinvestitionen getrennten Ausweis der Investitionszuschüsse 44 . Nur i m Fall der Periodenverschiedenheit von Investition und Zuschußgewährung w i r d der periodisch über eine steuerfreie Rücklage abgegrenzte Zuschußbetrag für die externe Zeitraumanalyse faßbar 45 . I n diesem Fall können auch die tatsächlich verausgabten Investitionssummen ermittelt werden. Anhand der vergleichsweise informativen Kommentierung erhaltener Investitionszuschüsse i m Geschäftsbericht der Continental Gummi-Werke AG, Hannover, können die i n der Zeitraumanalyse erforderlichen Abgrenzungsbuchungen dargestellt werden. „Conti", Geschäftsbericht 1970, S. 28: „Den Sonderposten mit Rücklageanteil wurden zugeführt . . . 4,751 Mio D M Investitionszuschüsse aus Mitteln i m Rahmen des regionalen Förderungsprogramms; aufgelöst bzw. bestimmungsgemäß übertragen wurden . . . 1,605 Mio D M Investitionszuschüsse (Teilbetrag aus 1969)." „Conti", Geschäftsbericht 1970, S. 30: „ I n der Erhöhung der Erträge aus Auflösung von Sonderposten m i t Rücklageanteil schlägt sich die Übertragung von Investitionszuschüssen i m Rahmen des regionalen Förderungsprogramms nieder . . . I n den sonstigen Erträgen werden Investitionszuschüsse aus Bundeshaushaltsmitteln für die Neustrukturierung unserer Werke i m Zonenrandgebiet ausgewiesen, und zwar i n Höhe von 4,571 Mio D M gegenüber 7,750 Mio D M i m Vorjahr . . . 4 6 ." „Conti", Geschäftsbericht 1970, S. 23: „Aus den uns gewährten Investitionszuschüssen i m Rahmen des regionalen Förderungsprogramms wurden D M 1 659 687,27 von den Anschaffungskosten fertiggestellter Anlagen . . . abgesetzt." Als Sonderfall der Investitionszuschüsse kann die Stillegungsprämie z. B. nach § 31 „Rationalisierungsgesetz" angesehen werden. Die gewährte Stillegungsprämie konnte auf Anlageanschaffungen übertragen werden. Sofern die Prämiengewährung und die Investitionen nicht in 44 Vgl. SAEG: „ESVG", Ziff. 4100, S. 97. 45 Wurden vereinnahmte Zuschüsse zunächst den sonstigen Verbindlichkeiten zugeführt, w e i l einzelne Voraussetzungen f ü r die Zuschußgewährung noch nicht gegeben waren, ist i n der Zeitraumanalyse eine Umgliederung von der Außenfinanzierung zu den Zuschüssen erforderlich. 46

Zuschüsse gemäß § 64 a Reichshaushaltsordnung.

IV. Verbuchung und Abgrenzung der Sonderposten mit Rücklageanteil

265

Investitionszuschüsse — Auszüge aus Bilanzen der Continental Gummi-Werke AG Bilanzen

Mittelherkunft

1968

1969

2 261

13 213

Mittelherk. i n Tsd. D M

Korrekturen

Bilanzdiff.

Wertberichtigungen auf Sachanlagen, Sachanlageabschreibungen Sonderposten m i t Rücklageanteil

10 952

./. 7 750

Investitionszuschüsse Subventionen u. ä.

+

H- 3 202 + 7 750

7 750

!! Bilanzen

Mittelherkunft

1969

1970

Wertberichtigungen auf Sachanlagen, Sachanlageabschreibungen Sonderposten m i t Rücklageanteil

Korrekturen

Bilanzdiff.

+

./.

+ 68 937a) ./. 1 605 13 213

5 734

Mittelherk. i n Tsd. D M

67 332

+

1605

M i t t e l h e r k u n f t aus Anlageabgängen

+

3 588

+ 3 588

Investitionszuschüsse Subventionen u. ä.

+ +

4 571 55

+ 4 626

Mittelverwendung

Sachanlageinvest.

18 947

"•

Bilanzen 1969

. . . 375 187

1970

429 544

Bilanzdiff.

54 357

./. 4 571

Korrekturen + ./.

+ 68 937 + 3 588 + 55b)

+ 2 768

Mittelverw. i n Tsd. D M

126 937

a) Abschreibungen lt. Geschäftsbericht 1970: 67,332 Mio. D M ; hinzugerechnet wurden D M 1 605 Tsd. Sonderabschreibungen, ausgewiesen unter den sonstigen Aufwendungen. b) Der periodengleich verrechnete Zuschußbetrag beträgt D M 55 Tsd. ( = i 660 ./. 1 605).

266

D. Überschußermittlung und Innenfinanzierung

die gleiche Rechnungsperiode fielen, war i n Höhe der Prämie die B i l dung einer steuerfreien Rücklage möglich. Diese wurde i m Fall der Investition durch Sonderabschreibungen mit deren Anschaffungskosten verrechnet. Investierte das Unternehmen nicht, mußte die Stillegungsprämie gewinnerhöhend aufgelöst und versteuert werden. I n der Zeitraumanalyse ist der Betrag der gewährten Stillegungsprämie, sofern er als Sonderabschreibung verrechnet wurde, bei den Abschreibungen, sofern er als Sonderrücklage ausgewiesen wird, bei den Sonderrücklagen, sofern er i n den laufenden Gewinn eingegangen ist, beim Gewinn auszugliedern und unter den Investitionszuschüssen auszuweisen. Da bei der Stillegungsprämie die unmittelbare Verpflichtung zur Investition fehlt, ist der Ubergang zur Subvention fließend. ac) Zulagen und Subventionen Zulagen aus öffentlichen Mitteln, z.B. nach § 1 Abs 1,2 bzw. §4 I n vestitionszulagengesetz 47 , § 19 BerlinFG, werden steuerfrei gewährt. Sie sind weder Einkünfte i m Sinne des Einkommensteuergesetzes, noch mindern sie die Anschaffungs- oder Herstellungskosten 48 . Die Gewährung derartiger Zulagen ist nicht auf einzelne Investitionsobjekte bezogen, sondern aus Wettbewerbs-, regional- und strukturpolitischen Gründen w i r d letztlich eine allgemeine Förderung der betreffenden Unternehmen erstrebt. Als Bemessungsgrundlage der Zulagen ist der Einfachheit halber zwar die Investitionssumme gewählt worden, aber ebenso hätten die neu geschaffenen oder erhaltenen Arbeitsplätze oder andere Kriterien die Basis der Zulagenermittlung abgeben können 4 9 . Da diese Zulagen i m Gegensatz zu gewährten Zuschüssen die Anschaffungs- oder Herstellungskosten nicht mindern, ist die Investitionsmessung durch die Zulagengewährung und Zulagenverbuchung nicht beeinflußt. Die Investitionszulagen werden i n der Handelsbilanz i n die sonstigen Erträge einbezogen und den freien oder zweckbezogenen Rücklagen 47 Gesetz über die Gewährung von Investitionszulagen i m Zonenrandgebiet u n d i n anderen förderungsbedürftigen Gebieten sowie für Forschungs- u n d Entwicklungsinvestitionen v o m 18.8.1969 i n der Fassung v o m 12.10.1973. 48 Vgl. § ®Abs2 Investitionszulagengesetz, § 1 9 A l ) 8 7 B e r l i n F G i . V . m i t Abschn. 34 EStR 1973. 49 Vgl. § lAbs2 Investitionszulagengesetz: Zulage für Rationalisierung.

IV. Verbuchung und Abgrenzung der Sonderposten mit Rücklageanteil

267

zugeführt 50 . I m Jahr der Zulagengewährung ist die Erhöhung der betreffenden Rücklagen oder, falls der Bilanzgewinn dadurch direkt erhöht wurde, der entsprechende Betrag des Bilanzgewinns i n die M i t t e l herkunft aus Subventionen umzugliedern. Die aufgeführten Formen der Subventionierung und entsprechende andere, die mit einer direkten und zusätzlichen Zuführung von Finanzierungsmitteln verbunden sind, müssen abgegrenzt werden von den zahlreichen Möglichkeiten indirekter Subventionierung. Aus dem vielfältigen Katalog derartiger Subventionen werden zwei Grenzfälle herausgegriffen. Es handelt sich u m die Investitionsprämie nach § 32 „Kohlegesetz" und die steuerfreie Rücklage nach § 1 „Verstromungsgesetz" 51 . Nach § 32Abs i des Kohlegesetzes kann ein Abzug von der Körperschaftsteuer i n Höhe von 10 v.H. der zwischen dem 30. 4.1967 und dem 1.1.1972 getätigten Investitionen 5 2 vorgenommen werden. Das führt zu einer direkten Umverteilung der Wertschöpfung zugunsten des Unternehmens, ohne daß neue Finanzierungsmittel zufließen. Die gleiche Wirkung hätte eine Senkung der Einkommen- bzw. Körperschaftsteuer. Eine besondere Form der Subventionierung ist ebenfalls i m § 1 des „Gesetzes zur Förderung der Verwendung von Steinkohle i n K r a f t werken" vom 12. 8.1965 53 und Ergänzungsgesetz vom 8. 8.1969 54 vorgesehen. Kraftwerke, die über mindestens 10 Jahre ausschließlich mit Steinkohle betrieben werden, dürfen einen indirekten Steuerabzug von bis zu 45 °/o der Anschaffungs- oder Herstellungskosten neuerrichteter Kraftwerksanlagen vornehmen, indem innerhalb der gegebenen Frist steuerfreie Rücklagen dotiert werden. Diese dürfen nach 10 Jahren erfolgsneutral aufgelöst werden. Auch hier kommt es zu einer Umverteilung erwirtschafteter, nicht aber zu einem Zufluß neuer Finanzierungsmittel, d. h. dem Unternehmen w i r d die Möglichkeit gegeben, über Geldbeträge zu verfügen, die ansonsten für Steuern verwendet werden müßten 5 5 . 50 Der Subventionscharakter dieser Zulagen w i r d auch dadurch bestätigt, daß die Zulagen i n freie Rücklagen eingestellt u n d wie z.B. bei der Continental-Gummiwerke A G zur Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln verwendet werden (vgl. „Conti", Geschäftsbericht 1971; B E W A G , Geschäftsberichte 1966 bis 1972). 51 Als Grenzfall könnten auch die Stillegungsprämien betrachtet werden. 52 Der Ausweis der Bruttoinvestitionen bleibt gemäß § 3 2 A b s 6 Kohlegesetz i. V. Abschn. 34 EStR davon unberührt. 53 B G B l I 1965, S. 777, S. 360. 54 B S t B l I 1969, S. 428 f. (Verstromungsgesetz). 53 Bellinger rechnet diese mittelbaren Subventionen nicht zur Subventionsfinanzierung i m betrieblichen Sinne (vgl. Bellinger, B.: Langfristige F i n a n zierung, Wiesbaden 1963, S. 95 f.).

268

D.

berschußermittlung und Innenfinanzierung

Die gleiche Wirkung hat die Investitionsprämie nach § ölAbsi ziff 2s EStG. Die Investitionsprämie kann i n Baisse-Perioden auf Antrag gewährt werden durch Abzug von der Einkommen- oder Körperschaftsteuer bis zu 7,5 v.H. der Bruttosachanlagen. I m Vergleich zu Vergünstigungen der öffentlichen Hand i n Form von Sonderabschreibungen bringen Steuererleichterungen und direkte Subventionszahlungen einen dauernden Finanzierungsvorteil. Werden zusätzliche steuerliche Sonderabschreibungen eingeräumt, ergibt sich ein temporärer Vorteil durch die Verlagerung von Steuerzahlungen auf spätere Perioden, verknüpft m i t einem Liquiditäts- und Zinsvorteil. Hier liegt ebenfalls kein Zufluß neuer Finanzierungsmittel, sondern eine Andersverteilung bereits erwirtschafteter Finanzierungsmittel vor. Zu diesen Sonderabschreibungen gehören z. B. die Sonderabschreibungen nach § 14 BerlinFG, Sonderabschreibungen nach § 3 Zonenrandförderungsgesetz u. a. Auch für die direkten und indirekten Subventionen hat der Gesetzgeber es versäumt, einen klaren Bilanzausweis oder eine exakte Kommentierung i m Geschäftsbericht zu verlangen, weil die Kontrollfunktion öffentlicher Rechnungslegung noch nicht i n entsprechender Weise gesehen wird. b) Zuschüsse und Subventionen im französischen Bilanzrecht Der „Conseil supérieur de la Comptabilité" hat die unterschiedlichen Formen der Subventionen i n drei Kategorien aufgeteilt und präzisiert: Investitionssubventionen Unternehmenssubventionen Produktionssubventionen

„subventions d'équipement" „subventions d'équilibre reçues" „subventions d'exploitation reçues"

Investitionssubventionen sind gezielt auf die Durchführung bestimmter Investitionen gerichtet. Unternehmenssubventionen dienen der allgemeinen finanziellen Unterstützung des Unternehmens. Produktionssubventionen haben den Zweck, die Produktionskosten abzudecken oder Erlöseinbußen infolge niedriger Verkaufspreise auszugleichen 56 . Grundsätzlich gehören nach französischem Bilanzrecht alle Zuschüsse und Subventionen von privater oder öffentlicher Seite zu den Ertragseinnahmen der Periode, in der sie gewährt wurden (Art 38 N r 1 CGI) 5 7 . Der durch Dekret vom 20. 5.1955 eingefügte A r t 42 septies CGI sieht allerdings eine gestaffelte Besteuerung aller vom Staat oder von s« Vgl. „ V œ u sur les subventions", i n : PCG 1965, S. 219. Die Produktionssubventionen rechnet der PCG zum Betriebsergebnis, während die beiden anderen Subventionsarten i m neutralen Ergebnis erfaßt werden (vgl. PCG 1965, S. 82 f. i. V. S. 129 u n d 135 f.). 57

IV. Verbuchung und Abgrenzung der Sonderposten mit Rücklageanteil

269

öffentlichen Körperschaften gewährten Subventionen vor, und zwar i n der Weise, daß: a) bei der Anschaffung oder Herstellung von abschreibungsfähigen Gütern aus Subventionsmitteln die gewährten Subventionen nur i n Höhe der jeweiligen Abschreibungsbeträge i n den Periodengewinn einbezogen werden, bis die ganze Subvention versteuert ist; b) bei der Anschaffung oder Herstellung nicht abschreibungsfähiger Güter, auf die ein befristetes Veräußerungsverbot besteht, die Versteuerung der Subvention auf die Laufzeit des Veräußerungsverbots verteilt w i r d ; c) bei der Anschaffung oder Herstellung nicht abschreibungsfähiger Güter, auf denen kein Veräußerungsverbot lastet, die Versteuerung der Subvention auf 10 Jahre verteilt wird. Zweck dieser Regelung ist, daß der Subventionsbetrag nicht sofort voll versteuert werden muß, sondern seine Erfolgswirksamkeit auf mehrere Jahre verteilt werden kann. Der PCG sieht für die Erfassung und Verrechnung der Subventionen das Konto „subventions d'équipement reçues" vor, das i n seinen Unterkonten den Stand der jeweiligen erfolgswirksamen Verrechnung der Subventionen, gegliedert nach den einzelnen Subventionsgebern, zeigt. Durch den vollen offenen Ausweis aller erhaltenen Subventionen i n den französischen Bilanzen ist es möglich, diese Transaktionen i n der Zeitraumanalyse getrennt zu erfassen und auszuwerten 58 . Die A n schaffungs- oder Herstellungskosten der m i t Subventionsmitteln beschafften Wirtschaftsgüter werden durch die Subventionen nicht gekürzt. Insofern stimmen diese Subventionen i n ihrer buchhalterischen 58 Staatliche Entschädigungen f ü r zerstörte Anlagen „immobilisations detruites par faits de guerre" sind als erfolgsneutraler Vorgang i m Konto „réserve correspondant à la participation de l'Etat aux dommages de guerre" erfaßt. Die Entschädigungszahlungen sind verlorenen Zuschüssen gleichzusetzen (Gesetz v o m 28. Oktober 1946). Das Dekret v o m 21. 5.1964 konzentrierte die Zuschüsse „prime de développement industriel et d'option i n d u s t r i elle" auf Wirtschaftsschwerpunkte der Regionalplanung. Als Zuschuß waren, gemessen an der Investitionssumme der ersten 2 V* Jahre, 20 °/o bei Neuansiedlung oder Wiederinbetriebnahme, 12 °/o bei Erweiterung, 10 °/o — 5 °/o außerhalb der Schwerpunkte des Regionalplanes vorgesehen, sofern die Investitionssumme 300 000 N F überstieg. Der Umsiedlungszuschuß gemäß Dekret v o m 21.5.1964 beläuft sich auf 60 °/o der tatsächlichen Aufwendungen i. Z. m i t Umsiedlung innerhalb von 6 Monaten, sofern aus dem Pariser Industriegebiet abgewandert w i r d . Die dabei erfolgte Aufgabe von Industriegelände w i r d ebenfalls bezuschußt (Prämie).

270

D. Überschußermittlung und Innenfinanzierung

Behandlung m i t den zu den Subventionen gerechneten Investitionszulagen nach §§1, 4 Investitionszulagengesetz, § 19 BerlinFG überein. Während diese allerdings steuerfrei bleiben, unterliegen die „subventions d'équipement" einer ratierlichen Besteuerung. Durch Gesetz vom 18.5.1966, kodifiziert unter A r t 244 quinquies, sexies, septies CGI i. V. mit A r t 49 octies, nonies ann I I I CGI, wurde eine weitere allgemeine Maßnahme zur Investitionsförderung getroffen, allerdings zeitlich begrenzt auf 1966-1967 (Art 244 sexies CGI), 1968 und 1969 (Art 244 septies CGI). Der sogenannte Investitionsabzug", „régime de la déduction fiscale pour investissement", i n Höhe von lOv.H. der Anschaffungs- oder Herstellungskosten bestimmter, vom Gesetz vorgesehener Anlagen konnte i n den bezeichneten Fällen von der Körperschaftsteuer vorgenommen werden. Nur die verbleibenden Anschaffungs- oder Herstellungskosten durften aktiviert und abgeschrieben werden. Dieser Vorgang kann i n der Zeitraumanalyse i. d. R. mangels Information nicht abgegrenzt werden, es sei denn, das Unternehmen macht entsprechende zusätzliche Angaben. Das Verfahren des Investitionsabzugs geht auf Gesetz vom 10. 4.1954, erweitert durch Erlaß vom 28. 5.1959, zurück. Es hat große Ähnlichkeit mit der indirekten Subventionierung nach § 32 Kohlegesetz. Ein mit der indirekten Subventionierung nach § 1 Verstromungsgesetz vergleichbares Verfahren findet sich i n A r t 3 9 ter CGI i . V . A r t 10 A - 10 G ann I I I CGI, A r t 4 A - 4 C ann I V CGI und Ordonnance vom 10. März 1971. Unternehmen der Erdöl-, Erdgas- und Kohlegewinnung können zu Lasten des steuerpflichtigen Gewinns eine Rücklage bilden, sofern die ihr zugrunde liegenden Finanzierungsmittel innerhalb bestimmter Fristen für die Forschung, Erschließung und Anschaffung von Lagerstätten verwendet werden. I n diesem Fall wandeln sich die „provisions pour reconstitution des gisements d'hydrocarbures" i n freie Rücklagen um, d. h. es erfolgt eine endgültige Steuerersparnis dadurch, daß auch steuerpflichtige Gewinne steuerfrei bleiben.

V. Verbuchung von Arbeitnehmeraktien, Abgrenzung des Investivlohns und der Gewinnbeteiligung Der Investivlohn und die Gewinnbeteiligung über die Ausgabe von Gesellschaftsanteilen an die Belegschaft bewirken, daß, insgesamt gesehen, ein Abfluß liquider M i t t e l aus dem Unternehmen vermieden wird. Der Investivlohn und die Gewinnbeteiligung werden nicht bar verausgabt, sondern in entsprechender Höhe verbleiben erwirtschaftete

V. Arbeitnehmeraktien, Investivlohn, Gewinnbeteiligung

271

Einkommensbeträge i m Unternehmen und erhöhen die unverteilten Einkommen, die sich somit aus unverteilten Arbeitseinkommen und unverteilten Kapitaleinkommen zusammensetzen. Ebenso wie bei der Verbuchung der Stockdividende können die Vorgänge des Investivlohns bzw. der Gewinnbeteiligung als einheitliche Finanzierungsvorgänge gesehen werden, sie können aber auch zerlegt werden i n einzelne Transaktionen. Das ESVG verfährt i n der zuletzt genannten Weise. Die Bruttolöhne und -gehälter schließen i n jedem Fall auch den Wert der an Arbeitnehmer ausgegebenen „Gratisaktien" ein 5 9 , wobei es sich allerdings um keine echten Gratisaktien handelt. Es w i r d vielmehr eine nicht näher bestimmte Gegenleistung in Form unselbständiger Arbeit erbracht 60 . Das ESVG verbucht aber als Lohn- und Gehaltsausgaben und damit als Einkommensverteilung einen Betrag i n Höhe des Gegenwerts der Arbeitnehmeraktien; gleichzeitig w i r d dieser Betrag als Einlage von Gesellschaftskapital der Arbeitnehmer an das Unternehmen zurückgebucht, was sich i n einer entsprechend erhöhten Außenfinanzierung niederschlägt. Stammen die Aktien aus einer Neuemission, ist die Verbuchung des Vorgangs damit abgeschlossen61. Hat das Unternehmen die Arbeitnehmeraktien an der Börse aufgekauft, sind noch folgende Buchungen vorzuschalten. Der Kauf eigener Aktien ist mit einer A b nahme von Forderungen bzw. Zunahme von Verbindlichkeiten ( = M i t telherkunft) und einer Erhöhung des Bestands eigener A k t i e n ( = Mittelverwendung) verbunden 6 2 . Eine Kapitalerhöhung zum Zweck der Gewährung von neuen Aktien gegen Einlage von Geldforderungen, die den Arbeitnehmern aus einer ihnen von der Gesellschaft eingeräumten Gewinnbeteiligung zustehen, kann gemäß § 192Abs 3 A k t G als bedingte Kapitalerhöhung vorgesehen werden. Die Gewinnbeteiligung kann aber auch direkt über den Jahresüberschuß nach §204Abs 3 A k t G erfolgen, indem die zu leistende Einlage auf die Kapitalerhöhung aus dem Jahresüberschuß gedeckt wird. Die Überlassung eigener A k t i e n an Arbeitnehmer zu einem Vorzugskurs w i r d von der Einkommensteuer befreit 6 3 , sofern bestimmte Sperrfristen für die Weiterveräußerung eingehalten werden.

60 so ei 62

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

SAEG: SAEG: SAEG: SAEG:

„ESVG", „ESVG", „ESVG", „ESVG",

Ziff. Ziff. Ziff. Ziff.

408, 725, 731, 730,

S. 75. S. 151. S. 152. S. 152 i . V . Ziff. 732, S. 153.

63 Vgl. §8 Gesetz über steuerliche Maßnahmen bei Erhöhung des Nennkapitals aus Gesellschaftsmitteln u n d bei Überlassung von eigenen A k t i e n an Arbeitnehmer v o m 10.10.1967.

272

D. Überschußermittlung und Innenfinanzierung

Die Gewinnbeteiligung der Arbeitnehmer ist i n Frankreich für alle Unternehmen m i t mehr als einhundert Beschäftigten zwingend, wenn der Gewinn 5 v.H. des Gesellschaftskapitals und der Rücklagen übersteigt, für die anderen Unternehmen freiwillig 6 4 . Sofern die Vereinbarung zwischen Unternehmen und Belegschaft über die Gewinnbeteiligung den gesetzlich vorgeschriebenen Rahmenbedingungen des „régime de la participation des salariés aux fruits de l'expansion des entreprises" entspricht bzw. die ministerielle Bestätigung hat, kann das Unternehmen i n voller Höhe der Gewinnbeteiligung eine steuerfreie Sonderrücklage (provision pour investissement) bilden. Werden die Rahmenvorschriften nicht erfüllt, darf nur i n Höhe von 50 v.H. der Gewinnbeteiligung die Sonderrücklage zu Lasten des laufenden Gewinns dotiert werden 6 5 . Die Belegschaft kann i m ersten Fall nach 5 Jahren, ansonsten nach 8 Jahren über die Gewinnanteile verfügen 66 . Die Gewinnansprüche der Belegschaft, die für 5 bzw. 8 Jahre ihrer Verfügung entzogen sind, werden i n der „réserve spéciale de participation des salariés" passiviert, die nach der Formel Réserve «= ^ (ß ~ "TÜTT c) (4~) 2\ 100 / \ Va I zu berechnen ist 6 7 . Die „réserve spéciale de participation des salariés" kann u. a. verwendet werden: a) für eine Kapitalerhöhung, indem neue Aktien an die Belegschaft ausgegeben werden, wodurch sich die Rücklage aus Gewinnbeteili64 Gesetz v o m 27. Dezember 1968 i. V. m i t Ordonnance v o m 17. August 1967 u n d Dekret v o m 19. Dezember 1967. 65 Die Gewinnbeteiligungen sind als A u f w a n d abzugsfähig (Art 39 undecies, A r t 231 bis C CGI). 66 Vgl. auch R F : L e plan comptable annoté, S. 33 f., 88 f., 180 ff. 67 Vgl. R F : L e p l a n comptable annoté, S. 180ff.: B = Bénéfice fiscal + provision pour investissement (dotation de l'exercice) C = Capitaux propres ( = capital social, réserves, report à nouveau, provisions) S = Salaires Va = Valeur ajoutée ( = frais de personnel, impôts et taxes, frais financiers, dotations aux comptes d'amortissements, dotations aux comptes de provision, résultats d'exploitation). B ist der Unternehmensgewinn nach Abzug der Körperschaftsteuer; von diesem werden zunächst 5 v.H. f ü r die Verzinsung des investierten Eigenkapitals abgezogen ^ ö c j- Durch ^ soll die unterschiedliche Ertragskraft u n d Kapitalintensität der Unternehmen Berücksichtigung finden. V o n dem so errechneten Betrag w i r d die Hälfte als Gewinnbeteiligung reserviert.

V I . Bilanzgewinn bzw. Bilanzverlust

273

gung reduziert (vgl. 3. Teil, C13, Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln). b) für den Erwerb von eigenen Aktien und deren Ausgabe an die Belegschaft (Art 217-1, 217-3Ab83 LSC). I n diesem Fall bleibt das Nominalkapital unverändert. Die Auflösung der Rücklage ist als Tilgungsvorgang abzugrenzen. c) für die Ausgabe von Obligationen, Hier kommt es zu einer Umbuchung von Rücklagen i n langfristige Verbindlichkeiten. d) zur freien Verfügung der Belegschaft, indem die Gewinnanteile ausgezahlt werden (Einkommensverteilung). Diese französische Form der Gewinnbeteiligung führt nicht nur dazu, daß je nach Verwendung der „réserve spéciale de participation des salariés" der Abfluß von Geldmitteln für Lohn- und Gehaltsausgaben dauernd oder temporär vermieden wird, sondern durch die gleichzeitige Bildung der „provision pour investissement" kann das Unternehmen zu Lasten der Steuerzahlungen sein Selbstfinanzierungsvolumen vergrößern. Allerdings müssen die über die Investitionsrücklage reservierten Beträge binnen eines Jahres für die Anschaffung oder Herstellung von Anlagen verwendet werden, ansonsten muß die I n vestitionsrücklage gewinnerhöhend aufgelöst werden (Art 237 bis A - I I I CGI). Insgesamt gesehen ist das System der Gewinnbeteiligung gekoppelt mit einer Förderung der Selbstfinanzierung, da der Fiskus letztlich die Ertragsbeteiligung der Arbeitnehmer mitträgt und außerdem noch Steuererleichterungen bei der Vornahme von Investitionen gibt 6 8 . VI. Bilanzgewinn bzw. Bilanzverlust Der Bilanzgewinn bzw. Bilanzverlust ist ein Verteilungsrest, der sich nach den gesetzlichen Bestimmungen zur Erfolgsermittlung ergibt. Er w i r d i n die Ermittlung des Bruttoumsatzüberschusses und des gesamten monetären Uberschusses einbezogen. I n der Rechnungslegung hat der Bilanzgewinn(-verlust) die Funktion des Erfolgssaldos. Für die globalen Aggregatgrößen des Bruttoumsatzüberschusses und des gesamten monetären Uberschusses hat der Bilanzgewinn(-verlust) die gleiche Saldofunktion. W i r d der Bilanzgewinn(-verlust) i n die globale Aggregatgröße der Ertragsmessung nicht einbezogen, wie verschiedentlich i n Abhandlungen über cash flow-Berechnungen vorgeschlagen, w i r d die Aggregatgröße zu einem Fragment, weil dann die Vertei68 Vgl. auch Heyning, E.: Ertragsbeteiligung der Arbeitnehmer i n F r a n k reich, i n : Außenwirtschaftsdienst 1970, Nr. 5, S. 218 ff.

18 Beier

274

E. Der Konzernabschluß in der Zeitraumanalyse

lungswirkung der Bewertungen nicht mehr kompensiert werden kann. Andererseits ist i n der Finanzierungsrechnung der Bilanzgewinn als Mittelherkunftsgröße von der Gewinnausschüttung als Mittelverwendung zu trennen, zumal Gewinnentstehung und Gewinnverwendung i. d. R. periodenverschieden sind. Nach A r t 347 LSC ist die normale Auszahlungsfrist für Dividenden neun Monate. Der Bilanzgewinn(-verlust) muß i n der Zeitraumanalyse zunächst von periodenfremden, bereits i n zurückliegenden Perioden berücksichtigten Größen bereinigt werden. Es handelt sich um den Gewinnvortrag (report à nouveau des bénéfices) bzw. den Verlustvortrag (report à nouveau des déficits). Ein i m Bilanzgewinn(-verlust) enthaltener Verlustvortrag 6 9 ist bei der Wertschöpfungs- und Finanzierungsrechnung der Investitionen zu addieren; ein Gewinnvortrag aus dem Vorjahr reduziert die Mittelherkunft und ebenso die M i t t e l Verwendung für Gewinnausschüttungen i n der laufenden Periode. Weitere bereits erörterte Korrekturbuchungen sind u. a. erforderlich i m Zusammenhang m i t Sanierungen, Zulagen und Subventionen sowie bei wahlweisen Aktivierungen.

E. Allgemeine Hinweise zur Auswertung des Konzernabschlusses für die Zeitraumanalyse 1 M i t dem Entstehen größerer wirtschaftlicher Einheiten durch Verschachtelung rechtlich selbständiger Unternehmen verliert die Jahresabschlußrechnung des einzelnen Konzernunternehmens an Aussagewert, weil über gegenseitige Lieferungen und Leistungen, über konzerninterne Kreditpolitik und Gewinn(Verlust)poolung die Einzelabschlüsse «» Vgl. § 10 d EStG, A r t 2091 CGI. Nach A r t 2 0 9 I A b s 2 C G I können V e r luste innerhalb von 5 Jahren m i t Gewinnen verrechnet werden (analoge Regelung i n § 10 d EStG). Das steuerrechtliche Instrument der amortissements différés f ü h r t aber dazu, daß ein T e i l des Verlustvortrags aus aufgeschobenen Abschreibungen bestehen kann. F ü r diesen T e i l des Verlustvortrags gilt nicht die 5-Jahresfrist (vgl. A r t 2 0 9 I A b s 3 CGI). 1 Das deutsche Konzernrecht ist i n den §§329 bis 338 A k t G u n d i n den §§11 bis 16 des „Publizitätsgesetzes" geregelt. Das „Publizitätsgesetz" verweist i m wesentlichen auf die aktienrechtlichen Vorschriften über den K o n zernabschluß. Das französische Gesellschaftsrecht enthält k e i n vergleichbares Konzernrecht. Die A r t 354 bis 359 LSC geben lediglich allgemeine Richtlinien über Tochtergesellschaften u n d Beteiligungen. Der Vorschlag eines Statuts f ü r Europäische Aktiengesellschaften behandelt i n den A r t 223 - 240 den Anwendungsbereich der Konzernrechnungslegung u n d die Rechtsstellung der freien Aktionäre sowie der Gläubiger von Konzernunternehmen. I n den A r t 196 - 202 i n Verbindung m i t A r t 226 f. finden sich Vorschläge zur Rechnungslegung i m Konzern, allerdings verzichtet der Statutvorschlag auf detaillierte Konsolidierungsregeln.

E. Der Konzernabschluß in der Zeitraumanalyse

275

von Konzernunternehmen manipuliert werden können. Die Analyse der Ertrags- und Finanzlage des Gesamtkonzerns muß daher sowohl die Einzelabschlüsse als auch den Konzernabschluß umfassen 2 . Die wirtschaftliche Einheit des Konzerns w i r d auf die einheitliche Leitung des Konzerns zurückgeführt, die den Einsatz aller i m Konzern verfügbaren Mittel — unbeschadet ihrer rechtlichen Zugehörigkeit — möglich macht. Aus der wirtschaftlichen Einheit des Konzerns folgt, daß die Rechnungslegung des Konzerns wie ein Einzelabschluß aufzustellen ist, d. h. alle konzerninternen Kapital-, Kredit-, Lieferungs- und Leistungsverflechtungen sind i m Konzernabschluß zu eliminieren 3 . Die aktienrechtlichen Vorschriften zur Konzernrechnungslegung basieren i m wesentlichen auf der Einheitstheorie. I m Konzernabschluß finden sich aber auch Positionen, die sich aus der Interessentheorie 4 ergeben. Dabei handelt es sich u. a. um die Positionen „Konzernfremden Gesellschaftern zustehende Anteile an Kapital und Rücklagen", „ A u f konzernfremde Gesellschafter entfallende Gewinnanteile", „ A u f konzernfremde Gesellschafter entfallende Verluste". Nach der Interessentheorie sind diese Positionen Verbindlichkeiten. Bei Verfolgung der Einheitstheorie sind Kapital, Rücklagen, Gewinne und Verluste des Gesamtkonzerns, unabhängig von juristischen A n sprüchen und Rechtspositionen der Minderheitsgesellschafter, jeweils insgesamt auszuweisen. Die Auswertung des Konzernabschlusses für die Zeitraumanalyse sollte, soweit extern möglich, den wirtschaftlichen Kriterien der Einheitstheorie folgen. I m Hinblick auf die Interessensituation der Mehrheits- bzw. Minderheitsgesellschafter vorgenommene Aufspaltungen und Umgliederungen von Rücklagen, Gewinnen und Verlusten werden in der Zeitraumanalyse wieder rückgängig gemacht. Der Konzerngewinn ist demzufolge unabhängig vom Vorhandensein von Minder2 „For most purposes, the transactions wanted are those who independently direct and manage the receipt and disposition of income, the accumulating of property, and borrowing and lending. This leads to statistical units consisting of families of incorporated or quasi-corporate enterprises which, as a result of ties or ownership, are controlled and managed b y the same interests . . . The families may be defined as consisting of the entities, the majority, that is 50 per cent or more, of the equity of each of which is owned by the same interests" (UN: „ S N A " , Ziff. 5.61, S. 81). 3 Z u r Einheitstheorie vgl. ADSch Bd. I I I , S. 4 ff.; Dreger, K . - M . : Der Konzernabschluß, Wiesbaden 1969, S. 41 ff.; Busse von Cölbe, W., Ordelheide, D.: Konzernabschlüsse, Wiesbaden 1969, S. 21 ff. 4 Die Interessentheorie legt den Minderheitsaktionären ( = „konzernfremde Gesellschafter") die Stellung außenstehender Gläubiger bei. Der Konzernabschluß hat nach der Interessentheorie das den Mehrheitsgesellschaftern zustehende Vermögen u n d K a p i t a l sowie deren A n t e i l an den Schulden u n d am Konzernergebnis auszuweisen (vgl. ADSch Bd. I I I , S. 5 f.).

18*

276

E. Der Konzernabschluß in der Zeitraumanalyse

heitsgesellschaftern und der Beteiligungsquote der Minderheitsgesellschafter insgesamt anzusetzen. Der konzernfremden Gesellschaftern zustehende Gewinnbetrag w i r d somit nicht den Verbindlichkeiten zugeordnet, sondern i n die Berechnung des Bruttoumsatzüberschusses und der selbsterwirtschafteten M i t t e l des Konzerns einbezogen. I n entsprechender Weise ist der gesamte Konzernverlust, ohne Unterscheidung der auf Mehrheitsgesellschafter und Minderheitsgesellschafter entfallenden Verlustanteile, i n die Ertrags- und Finanzierungsanalyse zu übernehmen. Das gleiche gilt für i m Konsolidierungskreis gebildete bzw. aufgelöste Rücklagen. I n der Zeitraumanalyse ist der Gesamtbetrag der Rücklagenveränderungen zu erfassen. Die aktienrechtlichen Konsolidierungsvorschriften sehen aber eine Aufgliederung der Rücklagenveränderungen i n auf Mehrheitsgesellschafter und auf Minderheitsgesellschafter entfallende Rücklagenveränderungen vor. Die auf Mehrheitsgesellschafter entfallenden Rücklagenveränderungen gehen nach der deutschen Konsolidierungsmethode i n die Konsolidierungsausgleichsposten ein. Sowohl nach der deutschen wie nach der angelsächsischen Konsolidierungsmethode finden die den Minderheitsgesellschaftern zuzurechnenden Rücklagenveränderungen ihren Niederschlag i n der Position „Konzernfremden Gesellschaftern zustehende Anteile an Kapital und Rücklagen" 5 . Die Veränderung dieser Position ist, soweit sie auf der Zuführung bzw. Auflösung von Rücklagen beruht, i n die Berechnung des Bruttoumsatzüberschusses, der Bruttowertschöpfung und des gesamten monetären Überschusses einzubeziehen. Die i n § 331 A k t G vorgesehene Kapitalkonsolidierung führt aber dazu, daß sich die Veränderungen der Konsolidierungsausgleichsposten und der Ausgleichsposten für Anteile Dritter an Kapital und Rücklagen nicht ausschließlich aus der Rücklagenpolitik des Konzerns ergeben. Veränderungen der Konsolidierungsausgleichsposten können vielmehr auch i m Zusammenhang mit folgenden Maßnahmen entstehen: 1. Kapitalerhöhungen bzw. Kapitalherabsetzungen bei konsolidierten Gesellschaften, 2. Veränderungen der Beteiligungsquoten, 3. Änderung des Wertansatzes von konsolidierten Beteiligungen, 4. Änderung des Konsolidierungskreises. Diese Veränderungen beruhen jeweils auf wirtschaftlich unterschiedlichen Vorgängen und bedürfen einer fallweisen Abgrenzung bei der Errechnung von Mittelherkunft und Mittelverwendung des Kon5 Vgl. ADSch Bd. I I I , Tz 8 ff. zu §331, S. 113 ff.; Busse von Cölbe, W., Ordelheide, D.: Konzernabschlüsse, S. 57 ff.

E. Der Konzernabschluß in der Zeitraumanalyse

zerns. So sind Veränderungen der Konsolidierungsposten infolge Kapitalerhöhungen durch Bar- oder Sacheinlagen als Vorgänge der Außenfinanzierung und Kapitalrückzahlungen als Tilgungen auszuweisen. Die Bewertung von konsolidierten Beteiligungen und entsprechende Veränderungen der Konsolidierungsposten sind dagegen in die Überschußermittlung und Innnenfinanzierung einzubeziehen. Andererseits sind Änderungen der Konsolidierungsposten infolge Änderungen i m Konsolidierungskreis i n der Zeitraumanalyse möglichst zu eliminieren. Die angeführten Aufspaltungen der Veränderung von Konsolidierungsposten sind i n der Praxis mangels entsprechender Informationen m i t teilweise erheblichen Schwierigkeiten verbunden. Näherungsweise Lösungen können gefunden werden, wenn Einzelabschlüsse der wesentlichen konsolidierten Unternehmen verfügbar sind, so daß über die Analyse der Einzelabschlüsse die Aufspaltung der Konsolidierungsposten vorgenommen werden kann. A u f Einzelheiten der Verbuchung und Abgrenzung von Konsolidierungsposten kann jedoch hier nicht eingegangen werden. Weitere Probleme bei der Auswertung von Konzernabschlüssen ergeben sich daraus, daß für den Konzernabschluß kein Anlagespiegel vorgeschrieben ist und daß unterschiedliche Formen der Erfolgskonsolidierung möglich sind. Angesichts der Bedeutung der Großkonzerne für die Branchenentwicklung und die Gesamtwirtschaft ist eine Verbesserung der Konzernpublizität anzustreben. Für die Konzernanalyse nach der Methode der Zeitraumanalyse sprechen zusätzlich zu den bereits i m 1. Teil erörterten Gesichtspunkten: Das Aktiengesetz verlangt keine einheitliche Bewertung für den Konzernabschluß 6 . Eine vermögensorientierte Untersuchung der Konzernabschlüsse w i r d damit noch problematischer als bei Einzelabschlüssen. Die unterschiedlichen Bewertungen i n den Einzelabschlüssen, die i n den Konzernabschluß übernommen werden (§33lAbsiNri AktG), wirken sich auf die globalen Ertragsgrößen der Zeitraumanalyse nicht aus, so daß vergleichende Ertragsmessungen dadurch nicht beeinträchtigt werden. Die Zusammenfassung von Unternehmen der verschiedensten Branchen unter einheitlicher Konzernleitung verbunden mit der Einbeziehung i n den Konzernabschluß 7 läßt keine produktionsgüterwirtschaftlichen 6 Vgl. ADSch Bd. I I I , S. 19, S. 158 ff. 7 Vgl. ADSch Bd. I I I , Tz 84 zu § 329, S. 71 f.

278

E. Der Konzernabschluß in der Zeitraumanalyse

Untersuchungen zu, sondern sie erfordert eine monetäre Wirtschaftsund Finanzanalyse. Eine vergleichende Gegenüberstellung der Konzernanalyse m i t der Analyse der Obergesellschaft ist aus folgenden Gründen anzustreben: Die teilweise erhebliche Diskrepanz zwischen dem Geschäftsumfang der Obergesellschaft und dem Geschäftsumfang des Gesamtkonzerns, wobei i n Extremfällen die Obergesellschaft den Charakter einer Holdinggesellschaft annehmen kann und die eigentliche Produktionstätigkeit bei den Konzerntöchtern liegt, bedingt eine Konzernanalyse. Bei manchen Gesellschaften hat sich i n den letzen Jahren diese Diskrepanz durch die Eingliederung von 100 °/oigen Tochtergesellschaften i n den Bereich der Obergesellschaft zwar gemindert, aber i n diesen Fällen liefert allein der Konzernabschluß die Basis für langfristig kontinuierliches Datenmaterial, während die Vergleichbarkeit von Abschlüssen der Obergesellschaft durch die Eingliederung erschwert wird. Die Konzernanalyse ermöglicht i n der Kombination m i t Einzelanalysen der Konzerntöchter, die Ertrags-, Investitions- und Finanzierungsverhältnisse verbundener Unternehmen offenzulegen. Dem Konzernabschluß w i r d sowohl seitens der Unternehmensleitung als auch seitens der Öffentlichkeit zunehmende Bedeutung beigemessen. Die Darstellung der Ertragsentwicklung, der Investitionstätigkeit, der Beschäftigtenentwicklung w i r d i m Geschäftsbericht oftmals nur für den Konzernbereich abgegeben. Gerade diese Angaben bedürfen einer Vergleichs- und Kontrollrechnung. Die Konzernanalyse ist der Ausgangspunkt für nationale und m u l t i nationale Gruppenanalysen. Bei der Argumentation m i t Analyseergebnissen der Konzernrechnungslegung sind allerdings grundlegende Unterschiede zwischen Einzelabschluß und Konzernabschluß zu beachten. I m Gegensatz zum Einzelabschluß ist der Konzernabschluß nicht Basis der Ertragsverteilung, d. h. über die Ertragsverteilung (Gewinnausschüttung, Ertragsteuern, unverteilte Gewinne) entscheiden die Bewertungen i n den Einzelabschlüssen 8 . Aus dem Konzernab8 Der Konzern w i r d f ü r Zwecke der Besteuerung nicht als einheitliches Unternehmen angesehen. Die Besteuerung k n ü p f t an die Einzelabschlüsse u n d an die Rechtsform des einzelnen Unternehmens an. Steuerliche Sonderregelungen f ü r verbundene Unternehmen (Schachtelprivileg, Organschaft, Unternehmereinheit) sollen eine Mehrfachbesteuerung vermeiden. Die Summe dieser Regelungen w i r d vielfach als „Konzernsteuerrecht" bezeichnet (vgl. ADSch Bd. I I I , S. 31). Bei der Ertragsmessung i m Rahmen der Zeitraumanalyse sind die Steuern dem Unternehmen zuzurechnen, das die Steuern erwirtschaftet h a t ; bei der Finanzierungsuntersuchung sind sie dem U n t e r nehmen anzulasten, das die Steuern zahlt (vgl. 1. Teil, A X).

279

F. Praktische Beispiele für die Zeitraumanalyse

Schluß leiten sich keine direkten Ansprüche an die Ertragsverteilung ab. Auch die Ansprüche von Kreditgebern richten sich ausschließlich auf die einzelnen selbständigen Unternehmen des Konzernverbunds. Der Konzernabschluß muß am Ende jedes Konzerngeschäftsjahres erneut aus den Einzelabschlüssen entwickelt werden und nicht wie der Einzelabschluß aus dem vorangegangenen Jahresabschluß. Eine formelle Bilanzkontinuität (Bilanzidentität) wie für die Einzelbilanz gibt es für den Konzernabschluß nicht. I n der Zeitraumanalyse müssen daher die Bilanzveränderungen zweier aufeinanderfolgender Konzernabschlüsse eingehend analysiert und gegebenenfalls korrigiert werden. Diese Korrekturen beziehen sich vor allem auch auf die aktivischen und passivischen Sonderposten aus der Konsolidierung.

F. Praktische Beispiele für die Zeitraumanalyse Die Unternehmen Volkswagenwerk A G Daimler Benz A G Peugeot Automobiles Régie Nationale des Usines Renault wurden für die Geschäftsjahre 1967 bis 1973 nach der Methode der Zeitraumanalyse analysiert und die wesentlichen Ergebnisse daraus i n Zeitreihen erfaßt. Für das Geschäftsjahr 1972 ist beispielhaft die Mittelherkunfts- und Mittelverwendungsrechnung der vier ausgewählten Unternehmen aufgenommen worden. Als Datenmaterial wurde ausschließlich das extern Material der Geschäftsberichte verwendet.

verfügbare

3 744

5 919

Daimler

Peugeot

Renault

6 374

4 938

3 235

5 113

Volkswagen

Daimler

Peugeot

Renault

Nettoumsätzea) in Mio. DM/FF

6 464

5 058

Volkswagen

Bruttoumsätze a) in Mio. DM/FF 8653

5 672

3 372

5 476

8 388

6 504

3 907

5 819

7 341

4 215

6 902

9 238

8 584

5 061

7 334

9 386

5 357

8 477

9 913

10 743

6 298

9 025

1 184

766

450

1640

1969

9533

1 178

795 822

Renault

1 028

405 403 489 576 621 671

Peugeot

1549

260 290 354 393 388 430

1 162

1968

Daimler

Volkswagen

Kraftfahrzeugproduktion in Tsd. Stück

1967

8 907

10 285

6 456

9024

12 095

11 563

13 977

7 612

10 310 12 253

9101

11237 10 399

16 158

10 522

12 814

10 769

1 463

1972

11 973

1 477

1971

1414

10 950

11 637

1 716

11897 14 302

7 559

9 706

10240

1 330

1 621

1970

PRODUKTION UND PRODUKTIONSFAKTOREN

1973

280 F. Praktische Beispiele für die Zeitraumanalyse

4 948

3 335

5 168

Daimler

Peugeot

Renault

1 825

3 074

Peugeot

Renault

87 967

76 060

37 000

9 479

5 594

2 350

3 466

4 588

7 870

4 429

7 115

86 349

40 436 93 672

45 745

7 552

94 335

95 661

52 783

106 512

10 663

97 518

57009

111 155

130 266

8 426

3 361

4 459

5 537

12 597

60 645

125 787

8 532

4 238

5 521

6 355

9 390

116 378

116 352

8 205

3 642

4 911

6 009

14 383

7 792

12 403

12 141

9177 10 482 6 688

11 558

10 710

2 846

3 904

5 259

10 223

5 635

8 606

10 229

124 792 50 236

99006 103 490

112 454

4 123

1 985

2 829

3 995

5 877

3 441

5 537

8 537

a) Ohne Nebenumsätze. — b) Einschließlich Nebenumsätze nach indirekten Steuern.

Renault

66883

79832

Daimler.....

Peugeot

91869

Volkswagen

104 975

2 458

Daimler

Beschäftigte (Jahresende)

3 506

Volkswagen

Bereinigte Bilanzsumme in Mio. DM/FF

6 444

Volkswagen

Gesamtleistung b) in Mio. DM/FF

F. Praktische Beispiele für die Zeitraumanalyse 281

23,8 35,8 25,7 11,7

Lohnquote in v.H. (bezogen auf die Bruttowertschöpfung vor indirekten Steuern) Volkswagen 59,6 Daimler 53,8 Peugeot 43,1 Renault 56,3

Bruttoüb er Schußniveau in v.H. (bezogen auf die Gesamtleistung vor ind. Steuern) Volkswagen 12,8 Daimler 17,3 Peugeot 12,2 Renault 6,0

Kapitalumschlag (bezogen auf die Gesamtleistung vor indirekten Steuern) Volkswagen 1»86 Daimler 2,06 Peugeot 2,10 Renault 1,94

Bruttokapitalertragssatz in v.H. Volkswagen Daimler Peugeot Renault

2,20 2,07 2,00 1,63

49,5 47,7 44,7 60,3

3,9

50,5 50,9 43,0 55,1

17,0 16,8 10,7 4,8

2,13 2,17 2,24 1,63

36,2 36,6 24,1 7,0

1968

37,3 38,4 24,5 9,6 6,0

16,9 18,5 12,2 4,8 5,6

7,8

1967

9,2 9,3

64,3 54,1 46,2 60,0

10,1 14,7

2,01 2,34 2,31 1,53

20,2 34,4 21,2 16,5

1969

10,0 8,4

8,2

69,2 53,4 44,8 57,7

8,8 14,4

2,16 2,19 2,31 1,46

17,8 31,6 23,2 16,2

1970

KENNZAHLEN DER ZEITRAUMANALYSE

69,2 54,4 42,2 50,0

8,2 14,9 12,1 10,1

1,84 2,26 2,49 1,79

16,2 33,8 30,3

1971

71,3 56,3 45,1 52,9

14,1

1,97 2,38 2,57 1,94

16,2 33,4 25,8

1972

1973

F. Praktische Beispiele für die Zeitraumanalyse

Bruttolohn- und -gehaltsniveau in v.H. (bezogen auf die Gesamtleistung nach ind. Steuern) Volkswagen 20,6 20,2 Daimler 23,5 Peugeot 22,2 23,9 Renault 29,1 29,9 23,6 24,0 27,8

21,1 24,8

192 194 176 181

24,5 26,8 28,3 25,4 23,5 22,8 26,1 28,0 27,0

111 120 136 161 175 102 122 144 148 168 102 116 132 145 154 103 112 127 141 158

27,8

29,4 25,2

100 100 100 100

76,0 64,1

Arbeitseinkommen je Beschäftigten 1967 = 100 Volkswagen Daimler Peugeot Renault

70,2 62,3 66,2 74,2

14,8 16,4 17,8 20,1 23,8 25,9 28,4 14,6 14,9 17,8 21,1 51,7 24,6 20,0 20,4 23,2 26,4 29,0 30,8 35,1 22,5 23,1 25,3 28,5 31,7 35,6 40,9

54,6 62,1 65,2 68,7 71,5

Volkswagen Daimler Peugeot .. Renault

Arb eitseinkommen je Beschäftigten in Tsd. DM/FF

Lohnquote in v.H. (bezogen auf die Bruttowertschöpfung nach indirekten Steuern) Volkswagen 62,0 53,6 Daimler 57,0 54,6 58,1 62,5 Peugeot 61,2 62,9 Renault 80,6 84,5 80,3 86,0 83,6

22,5

61,4

28,4

26,1 22,7

66,0

75,6

26,6

77,6 F. Praktische Beispiele für die Zeitraumanalyse 28

40,0

Renault

)

46,5

Peugeot

a

27,1

Daimler

100

100

Peugeot

Renault

35,0

42,7

44,7

44,7

Volkswagen

Daimler

Peugeot

Renault

Niveau der Bruttowertschöpfung a) in v.H. (bezogen auf die Gesamtleistung vor indirekten Steuern)

100 115 129 144 150 167

43,3

46,5

46,5

39,5

43,4

46,9

45,9

40,5

96 115 119 138 178

98 116 123 139 157

100 133 141 125 138 151

45,9

54,1

35,0

35,2

Daimler

38,3

45,7

31,1

33,2

1968

Volkswagen

Bruttow ertschöpfung je Beschäftigten 1967 = 100

24,9

Volkswagen

Bruttowertschöpfung*) je Beschäftigten in Tsd. DM/FF

1967

47,7

57,1

39,0

31,2

38,5

43,7

44,1

36,9

194

167

186

159

1969

42,1

43,8

44,3

37,5

55,1

64,6

40,6

34,4

1970

KENNZAHLEN DER ZEITRAUMANALYSE

46,4

45,7

45,3

39,5

71,2

72,8

45,3

37,5

1971

45,6

43,4

44,7

39,9

77,5

77,8

50,3

39,7

1972

1973

F. Praktische Beispiele für die Zeitraumanalyse

7,6

6,2

Daimler

Peugeot

Renault

5,3

6,1

55

Renault

53,0

Renault

a) Vor indirekten Steuern.

97,9

44,6

Daimler

Peugeot

98,6

Volkswagen

60 57

27,0

74,5

93,8

95,4

67 147 120

Peugeot

Innenfinanzierungs-Quote in v.H.

6,9

9,8

5,6

6,1

32,0

57,4

71,9

82,9

21

96 151 22

5,3

21,1

38,9

90,5

70,9

28,3

58,0

90,7

83,0

4,0

114

161

282

144

5,3

4,1

116

118

122

5,4

90

274

25 145

74 106

104 232 127

166 224 114 108 124 182

74

29

Daimler

34

7,8 12,4

75 102 175 72

Volkswagen

Selbstfinanzierungs-Quote der Anlageinvestition in v.H.

6,8

7,8 8,0

263 147 118 136 194

67 153 157 49

9,1 9,4

277 175 101 102 116

9,6

93

7,2

6,5 7,3

Renault

174

Daimler

5,0

5,5

Peugeot

124

Volkswagen

Selbstfinanzierungs-Quote der Sachanlageinvest. in v.H.

8,0

6,4

Volkswagen

Niveau der Sachanlageinvestition in v.H. (bezogen auf die Gesamtleistung nach indirekten Steuern)

67,1

84,3

91,9

68,9

56,6

61,0

96,6

89,7

F. Praktische Beispiele für die Zeitraumanalyse 28

99

352 861 721 560 581 592

80

410

3 897

37

539

48

318

79

38

618

76

1 028

16

3 105

4 088

11033

4 363

6 670

3 020

3 993

1971

4 488

7 470

11 958

983 973

2 507

3 570

1 063

58

10556

1970

6 659

1011 892 726 748 672

36

41

120 150 171 166 167

60

22

Unverteilte Erträge nach Dividende

472

126

19

Dividende

Unverteilte Erträge vor Dividende

Sonst Ertragsverteilung

17

220 402 711 197 140 215

Zinsen

Ertragsteuern

1 661

1 999

835

1 724

Bruttoumsatzüberschuß

1 492

1 362

3 660

Bruttolöhne und -gehälter ....

3 216

2 197

3955

Bruttowertschöpfung nach indirekten Steuern

3 481

2 287

90 265 295 327 400 370

5 819

9 774

1969

Indirekte Steuern

5 321

8 802

1968

Bruttowertschöpfung vor indirekten Steuern

6 534

4 247

Vorleistungen

1967

Bruttoumsätze und Eigenleistungen

Volkswagenwerk

12551

3 568

4 596

5 006

7 545

1972

BRUTTOWERTSCHÖPFUNG UND ERTRAGSVERTEILUNG in Mio. DM 1973

F. Praktische Beispiele für die Zeitraumanalyse

895

1967

1 284

58

58 —

1 381

1 750

1969 1 702

1970

236

236

1 381



_

1 145

1 750

508

508 _

1242

1 702

_

1 076 939 926 31 40 85 110 48 — — — 29 79 73 50 54 38 190 324 —

1226

1 179 47 117 — —

1 284

1968

Sachanlageinvestition 518 425 614 934 Finanzanlageinvestition 97 83 231 330 Vorratsinvestition — 64 129 251 103 Erhöhung der Forderungen .. 28 127 240 54 6 25 Erhöhung der liquiden Mittel — 378 — — — Schuldentilgung 132 57 17 15 174 198 30 Kapitalrückzahlung — — — — _ _ Gewinnausschüttung 120 150 150 166 167 80

895

12

Außenfinanzierung

Investitionenen / Erhöhung der Forderungen und liquiden Mittel / Tilgung in Mio. DM

12 —

883

Kreditaufnahme Kapitalerhöhung

Innenfinanzierung

Gesamter monetärer Uberschuß 640 Abbau des Anlagevermögens . 21 Abbau des Vorratsvermögens . Abbau der Forderungen 80 Abbau der liquiden Mittel 25

Gesamtfinanzierung in Mio. DM

Volkswagenwerk

_

1 488

496

496

flÖÖ

920

1 488

1972

_ 79

905 737 70 138 440 160 486 — 347 —

1 596

288

288

1414

— 15 352

857

1 596

1971

FINANZIERUNGSRECHNUNG DER INVESTITIONEN

153

153

641

T335

1973

F. Praktische Beispiele für die Zeitraumanalyse 28

3 465

3 144

5 880

1968

4 040

4 082

7 547

1969

Unverteilte Erträge nach Dividende

Dividende

14

24 45

28

2 184

3 492

719

4 329

5114

9154

1970

54

1 158

1 088

91 106 129 141 162

9 782

171

121

35

2 313

3 724

5 037

1 658

2 739

4 397

5 865

6 085

11 122

1971

5 453

1 411

1 259

86

36

430

1 344

18 154

52

422 659 617 759 772 996

91

513 750 723 888 913

49

Sonstige Ertragsverteilung ...

Unverteilte Erträge vor Dividende

22

295 299 474 386 290 378

Zinsen

1270

1 763

Ertragsteuern

1 087

1 306

3 033

879

1 163

Bruttolöhne und -gehälter ....

2 393

Bruttoumsatzüberschuß

2 042

120 343 432 548 605 640

2 736

Bruttowertschöpfung nach indirekten Steuern

Indirekte Steuern

Bruttowertschöpfung vor indirekten Steuern 2162

5 068

2 906

Vorleistungen

1967

Bruttoumsätze und Eigenleistungen

Daimler-Benz

1845

3 301

5146

7 257

13122

1972

BRUTTOWERTSCHÖPFUNG UND ERTRAGSVERTEILUNG in Mio. DM 1973

F. Praktische Beispiele für die Zeitraumanalyse

19 Beier

642

1967 861

1968 1211

1969 1308

1970 1 269

1971 1 397

53

53 —

861



838

Sachanlageinvestition 317 306 Finanzanlageinvestition 16 54 Vorratsinvestition 50 Erhöhung der Forderungen ... 59 195 Erhöhung der liquiden Mittel 25 79 64 Schuldentilgung 134 86 3 Kapitalrückzahlung — — — Gewinnausschüttung 91 91 106

642

13

Außenfinanzierung

Investitionen / Erhöhung der Forderungen und liquiden Mittel / Tilgung in Mio. DM

13 —

629

Kreditaufnahme Kapitalerhöhung

Innenfinanzierung —

1308

124

124 —

1 184

1269

118

118 _

1 151

1 397

112

112

1285

51

51

1498

1 447

522 809 731 636 503 150 78 70 42 14 276 130 28 107 327 90 130 112 396 162 — 100 21 294 32 87 33 27 — — — _ 129 141 162 171

1 211

340

340 —

871

1973

1 419

1 498

1972

Gesamter monetärer Uberschuß 553 805 768 958 996 1 237 Abbau des Anlagevermögens . 5 3 6 44 8 38 8 Abbau des Vorrats Vermögens . 7 1 — — — 45 — — Abbau der Forderungen — 97 43 102 10 20 Abbau der liquiden Mittel — — — 139 — — —

Gesamtfinanzierung in Mio. DM

Daimler-Benz

FINANZIERUNGSBECHNUNG DER INVESTITIONEN

F. Praktische Beispiele für die Zeitraumanalyse 28

509

29

96

Dividende

Unverteilte Erträge nach Dividende

125

22

Unverteilte Erträge vor Dividende

48

Sonst. Ertragsverteilung

1 847

1 312

535

217

24

236

25

65

487

19

24

52

274 175 137

Ertragsteuern

Zinsen

469

741

1 210

1 719

29

33

315

31

339

37

1970

604

34 171

200

120

779

37

116

1 754

636

1973

1 095

473

2129

1498

436

3 224

1 104

406 602

437

4 722

6 166

10 888

1972

1295 2 857 1 528

386

2 307

4 152

4 935

9 087

1971

1 103

3 410

4 381

7 791

1 325

294 55

1062

1 929

941

2 870

3 706

6 576

98 117 119

273 188

566

1 628

846

2 474

2 801

5 275

1969

825

2129

3 976

1968

Bruttoumsatzüberschuß

Bruttolöhne und -gehälter ....

Bruttowertschöpfung nach indirekten Steuern

Indirekte Steuern

Bruttowertschöpfung vor indirekten Steuern

3 844

2 125

Vorleistungen

1967

Bruttoumsätze und Eigenleistungen

Peugeot Automobiles

BRUTTOWERTSCHÖPFUNG UND ERTRAGSVERTEILUNG in Mio. FF

F. Praktische Beispiele für die Zeitraumanalyse

in Mio. FF

1967

390

1968 409

1969

390

Sachanlageinvestition 254 Finanzanlageinvestition — Vorratsinvestition 30 Erhöhung der Forderungen .. 16 Erhöhung der liquiden Mittel 27 Schuldentilgung 34 Kapitalrückzahlung — Gewinnausschüttung 29

Investitionen / Erhöhung der Forderungen und liquiden Mittel / Tilgung in Mio. FF

216

Außenfinanzierung



174

216

....

Kreditaufnahme Kapitalerhöhung

Innenfinanzierung

40 60 82 18 — 19



822

350

350 —

472 —



7 —

286 38

813

496

496

317

6

822

1970





— — 542

535 41

934

392

392

813

1971

272 383 523 93 34 71 28 161 109 131 56 95 182 68 81 69 49 25 17 186 17 98 255 70 — — — — — 24 29 31 34 37

182 8 84

409

104

104 — —

305

Gesamter monetärer Überschuß 170 279 427 Abbau des Anlagevermögens . 4 2 14 10 Abbau des Vorratsvermögens — 24 — — — Abbau der Forderungen — — — — — Abbau der liquiden Mittel — — 31 21 —

Gesamtfinanzierung

Peugeot Automobiles

FINANZIERUNGSRECHNUNG DER INVESTITIONEN

807

763

349

435

957

150

150

934

1972

497

1 067

416

416

651

610

957

1973 1067

F. Praktische Beispiele für die Zeitraumanalyse 291

2 671

Bruttowertschöpfung vor indirekten Steuern

53

69

Sonst. Ertragsverteilung

Unverteilte Erträge nach Dividende

Dividende

72

63

46

15

155 127 280

13

168 142 291

71

Ertragsteuern

Zinsen

Unverteilte Erträge vor Dividende

1 755

2 078

1243

2 910

3 799

6 709

1968

103 159 115

1 355

11

29

51

4

25

V. 60

V.60 619

619

66 110 225

5 195

-

2 049

574

214

574

449

148

2 995

3 583

1 612

1 385

2 673

3 108

4 465

-

3 404

4 759

6 808

7 559

9 005

16 564

1972

3 993

5 378

2 181

14 646 7 838

1971

12 322

7 127

11580

1970

7 115

1357

2 184

2 721

3 964

5 149

9113

1969

113 237 379 396

82

361 323 537 453 588

1 504

Bruttolöhne und -gehälter ....

Bruttoumsatzüberschuß

1 865

Bruttowertschöpfung nach indirekten Steuern

807 832

3 303

Indirekte Steuern

5 974

Vorleistungen

1967

Bruttoumsätze und Eigenleistungen

Renault

BRUTTOWERTSCHÖPFUNG UND ERTRAGSVERTEILUNG in Mio. FF 1973

F. Praktische Beispiele für die Zeitraumanalyse

in Mio. FF

1967

822

1968

284 102

386

822

Kreditaufnahme Kapitalerhöhung

Außenfinanzierung

Investitionen / Erhöhung der Forderungen und liquiden Mittel / Tilgung in Mio. FF

1 423

1 039

889 150

384

2 414

1971

591

2 547

2 009

2 414

684

1987

812

1630 100

1 730 653

1884 125

538

977

1 869

1 869

373 280

1334



1 987

1972

1 057

931

1973

237

612 200

757 1 267 1 045 674 578 201 397 217 409 400 642 44 10 188 375 216 76 204 102 - 153 57 879 894 605 — — — — 25 — — —

1 853

1 262

Sachanlageinvestition 322 426 Finanzanlageinvestition 228 190 Vorratsinvestition 85 Erhöhung der Forderungen ... 59 559 Erhöhung der liquiden Mittel 9 118 Schuldentilgung 191 30 7 Kapitalrückzahlung — — — Gewinnausschüttung 13 15 11

436

Innenfinanzierung

2 547

1970

545 368 261 46 10 68 187 126 — — 22 16 — — 5 333 63 155 — 91

1 853

1969

1 112 150

1 423

Gesamter monetärer Überschuß 300 207 Abbau des Anlagevermögens . 56 177 Abbau des Vorratsvermögens . 8 0 — Abbau der Forderungen Abbau der liquiden Mittel — — —

Gesamtfinanzierung

Renault

FINANZIERUNGSRECHNUNG DER INVESTITIONEN

F. Praktische Beispiele für die Zeitraumanalyse 29

Diff.

+

672 Reservierung

973

Reservierung

Bruttokapitaleinkommen

X188 -1-162 698 155

1 670I+ 91| I I I I + 151 Steuerrückst, u. and. Rückst. 9171 9471-h 301+ 201 Sonstige Rückstellungen 4| 10|+ 6 | |

579

Pensionsrückst./Sozialverbindl.

800

1972 370

124

Mittelherkunft — Einnah./Einz.

Bruttoumsatz Umsatzst. ZTT. 7~ Umsatzeinnah. Nettoumsatz uncj Neben10663 Eigenleist. umsatz Eigenleist.

10 769

10 399 140

X

—— GE Erträge

X13

Finanzertr.

142

672 Reservierung

25 Ertr. 91 Pensrück./Sozv. Rückst.aufl. 15 Sonst. Verb. Steuerrückst Steuerausg. 215 Steueraufw. X 50 0/.154) 419 154 Ertr. 50 sonst Verb Rückst.aufl. Sonst. Ausg. 48 Sonst. Aufw. X 60/.25) 79 25 Ertr. 6 forat. Ruckst. rRückst aufl Sonst. Verb. |X162 Wertberichtigungen Sachanl. nucKsi.aun. Sadianl.abschr. 575 I —I — I + 575 I Ver. Anl.abg. 6 I I I + 61 581 Wertb. Sacfaanl. Wertberichtigungen Finanzanl. Fin.anl.abschr. 4 13 —I —I — 1 + 13|X 4 4 Ertr. aus 9 Wertb.Fin. Abschr./Wertb. Wertbericht. Umlaufvermögen Zuschr. Umlaufvermög. 8 51 61 + 1 | + 71 8 Wertb. Uml.ver. Einst./Entn. Rücklagen/Sonderrücklagen . Rücklagen X 2 13 15271 15381 + 11 | | gÄüdd n Bilanzgewinn/Bilanzverlust bonaerrucia. Bil.gew./-verl. 83 — 83 + 83 83 Bilanzgewinn 00 ^155 Bilanzverlust Abgrenzungen X182 X 19 X182 Abgrenzungen Verteilte Kap.X 1 eink. vor Div. 301 Sonst. Reserv. +162 + 13 X 20

3 993

5 870

Personalausg. 3 020 Personalaufw. X 91 C/.25) 3 045 Zinsausg. 38 Zinsaufw. X 15 53

Bruttowertschöpfung

Eig. Vorl. TTVv^of^rr 5 870 Material Vorleistung 800 SonstAuf w.

1971

Mittelverwendung Mittelherkunfts- und Mittelverwendungsrechnung in Mio. DM — — —— VOLKSWAGENWERK AG Ausgab./Ausz. GE Aufwendung |X + GE Bilanzen | GE -f- X

_

198

9f.

Ausleihungen/Darlehen 255

Beteiligungen/Wertpapiere

Roh-/Hilfs-/Betriebsstoffe Unfert./fertige Erzeug., Waren

80

486

Liquide Mittel

737 + 486

116 126 + 10 105 + 15 8 1 X ? 195 141 X 54 + 7

354 X 34 661 X 45

+ 110 X 10 + 10

744 785 + 41 + 5 + 2 + 8 265 + 10 + 8 X 4

388 706

+ 10 19

1547 + 80 + 99 + 18 X122

36 1064 + 174 + 441 + 33 X187 395 193 X 202 + 35 + 59 + 309

1467

20

Gesamter

Abbau des Vorratsvermögens

— Abbau 1. M.

Abbau der Forderungen

79

Abbau des Anlagevermögens

54

110

__

857 monetärer Überschuß

Sonst. Ertr. 20 Sonst. Einn. Subvention 10 X 6 Ertr. Anl.ab. 13

j + 81 !X

496 Außenfinanz. ! 590 Finanzierung



Gesellschaftskapital Kapitalerhöhung 1 Bilanzgewinn

900 900 Ausstehende Einlagen Agioeinzahlungen

— 300 + 300 Anleihen/Wandelanleih. 1100 Innenfinanz. 65 50 X 15 Langfr. Bankverbindlich. 81 58 X 23 Sonst, langfr. Verbindl. 196 378 + 182 Verb, an verbünd. Unter. 620 625 + 5 Waren-Leist, verbindl. 4 17 13 X Erhaltene Anzahlungen 65 X156 Kurzfr. Bankverbindl. 496 Kredit372 + 44 X 35 Sonst, kurzfr. Verbindl. aufnähme

81

221 328

251

Ford, an verbundene Unt. Waren-Leistungsford. 90 Geleistete Anzahlungen Sonst, kurzfr. Forderungen

Investition Ford, erhöh. Til. 1 596

Gew.ausschütt.

Kapitalrückzahlung

Schuldentilgung

Erhöhung 1. M.

Erhöhung der Forderungen

36 890

Anlagen im Bau/Anzahlung

Unbebaute Grundstücke

Ausrüstung/Maschinen

Bauten und Grundstücke

Sachanlageabgänge Finanzanlageabgänge

„0

737

__

Erhöhung der Vorräte

_

Finanzanlageinvestition

c , . bacnaruageInvestition

Arbeitseink. 3 020 Bruttowertsch. 3 993

Eig. Vorl.

Aufwendung

X

632

1971

1972

+

10 950

GE

Diff. + X

Bilanzen

Pensionsrückst./Sozialverbindl.

5 453

GE

154

Einnah./Einz.

Umsatzeinnah. Nettoumsatz und Neben- 10 482 Eigenleist. Umsatz Eigenleist.

GE

BruttoUmsatz 640 Umsatzst.

Erträge

10 310 18

X

Mittelherkunft

Bruttokapitäleinkommen

1658

83

X26

Finanzertr.

57

Personalaufw. \yC 56 168 I 216 1+ 48 I , I 56 Pensrück./Sozv. 0 QOf t 830 X 35 297 I 305 |+ 8 | + | 35 Sonst. Verb. Zinsausg. 36 Zinsaufw. 36 Steuerrückst, u. and. Rückst. Steuerausg. 378 Steueraufw. X H6 704 I 866 I+162I+ 20 |X 30 116 Steuerrückst. X 20 514 I I I |X 16 20 Sonst. Verb. Sonstige Rückstellungen Sonst. Ausg. 86 Sonst. Aufw. X 30 .^ I I I + 301 Ertr Qft Sonst. Rückst. 1DU 60 (X 34) I I I I 34 Rückst.aufl. Sonst. Verb. X 257 Wertberichtigungen Sachanl. Ertr Sadianl.abschr. X 8 633 — I — I — |+ 633|X 8 ß Anlageabg. Ver. Anl.abg. 2 | | |+ 21 627 Wertb. Sachanl. Wertberichtigungen Finanzanl. Fin.anl.abschr. 19 — | — | — |+ 19 | !9 Wertb. Fin.anl. Abschr./Wertb. Wertbericht. Umlaufvermögen Umlaufvermög. 48 60 | 62 | + 2|+ 461 48 Wertb.Uml.ver. Einst./Entn. X 1 14 Rücklagen/Sonderrücklagen Rücklagen X 1 91 960 I 906 |X 54 |X 27 I , 1Qft Ertr. Rücklagen X 2 6 | | |X 2|~ hiyu 2 Anlageabg. 107 Sonderrückl. Bilanzgewinn/Bilanzverlust Bilanzgewinn Bil.gew./-verl. 171 171 +171 171 Bilanzverlust }< 83 Verteilte Kap.Abgrenzungen X 71 X 5 X 71 Abgrenzungen eink. vor Div. 500 Sonst. Reserv. 4- 257 + 26 X 9 Reservierung 1158 Reservierung X 83 + 257 984 1 158 Reservierung

4 397

+

Mittelherkunfts- und Mittelverwendungsrechnung in Mio. DM DAIMLER-BENZ AG

5453 Material 632 gonstAufw

GE

Personalausg. 2 739

Bruttowertschöpfung

Vorleistung Vorleistung

Ausgab./Ausz.

Mittelverwendung

Sachanlageabgänge Finanzanlageabgänge

Ausleihungen/Darlehen

688

3

925

+ 121 + 99 + 3 + 15 X 79

21

-

Liquide Mittel

+ 6 +32

+ 21 +

6

.

, 9 5|g/2





Abbau der Forderungen — Abbau 1. M.

10

__ Abbau des Vorratsvermögens

Abbau des Anlagevermögens





Gesamter 1237 monetärer Überschuß

Sonst. Ertr. — Sonst. Einn. Subvention 9 Ertr.Anl.ab. 13

^

^srx

Agioeinzahlungen 205 205 X 27 Bilanzgewinn I X_l +24 Ausrüstung/Maschinen 1990 2 362 + 372 J Anlagen im Bau/Anzahlung 164 134 X 30 immat. Anlagen 26 19 X 7 + 7

Ford, an verbundene Unt. Erhöhung der ft lWaren-Leistungsford. Forderungen Geleistete Anzahlungen Sonst, kurzfr. Forderungen

Erhöhung der Vorräte

Finanzanlageinvestition

lnvesxmon

Qq

Arbeitséink. Bruttowertsch.

X

1 lg4 Sonst> Aufw >

X 43 X H

Aufwendung

1355

X388 +117 890

X 117 696 2 552

313

Reservierung

Bruttokapitaleinkommen

619 Reservierung

Verteilte Kap.eink. vor Div.

Sachanl.abschr.

X117

Wertberichtigungen Sachanl. 3 125 + 573 + 108 76 91 + 15 Ver.Anl.abg. 30 + 30 Wertberichtigungen Finanzanl. Fin.anl.abschr. 82 2841 36614- 8 2 1 | Wertbericht. Umlaufvermögen Abschr./Wertb. l 821 831 + 1 I I Umlaufvermög. 6 381 44 | + 6 [ | Einst VEntn. Rücklagen/Sonderrücklagen Rücklagen 75 1221 314|+192| \X Hl Bilanzgewinn/Bilanzverlust Bil.gew./-verl. yf 313 Abgrenzungen X 388 X 47 736 Sonst. Reserv. +117 +105X133

Steuerrückstellungen | | Sonstige Rückstellungen 342 | | |+ 117 |

|

225 Sonst. Aufw.

|

-

Riiniriocr^n

Finanzertr.

313

619 Reservierung

öonaerrucKi. Bilanzgewinn Bilanzverlust X388 Abgrenzungen

75

Wertb. Fin.anl. 7 Wertb Uml ver

82

726 Wertb. Sachanl.

Sonst. Verb.

n?

v*>rh gCnltRückst.

— Q^S^S;'?02^

Mat.best.

— Steuerrückst.

bonst. vero.

43 Rabattertr. 11 u. ä. Erhöh.

155

12 253 189

Mittelherkunft ; Einnah./Einz.

Umsatzeinnah. Nettoumsatz und Neben- 12 597 Eigenleist. Umsatz Eigenleist.

GE Erträge

BruttoUmsatz 2 049 Umsatzst.

+ ~ 14 302

GE + X [

Sonst. Ausg.

115

!

1972 ! Diff.

Bilanzen

115 Steueraufw.

3 404

! 164

1971

GE

Steuerausg.

Personalausg. 3 404 Personalaufw. Zinsausg. 396 Zinsaufw. 396

6 728

+

Mittelherkunfts- und Mittelverwendungsrechnung in Mio. FF RENAULT

Bruttowertd 7r- Q Schöpfung Pensionsrückst./Sozial verbindl.

VnrlPi^tnnc? vorieisxune

GE

Eig. Vorl. 6 674 Material

Ausgab./Ausz.

Mittelverwendung

_

Md



Investition Ford, erhöh. Til. 1 9871

Gew.ausschütt.

v

. Kapitalruckzahlun 2

Schuldentilgung

1576

Bilanzgewinn



1856 + 280 Gesellschaftskapital Ausstehende Einlagen 280Kt^al" Agioeinzahlungen erhohung

368

884 + 214 2 063 X 259 '

670 2 322

302 X 91

Gesamter



Forderungen

Abbau des Vorratsvermögens

Abbau des Anlagevermögens

_

Überschuß

1334 Innenfinanz.

91 Abbau 1. M.

_

653 Außenfinanz. | 1 987 j Finanzierung

^ .. .

^angfr. Bankverbindlich. Sonst, langfr. Verbmdl. Verb, an verbünd. Unter. 994 1 132 + 138 Waren-Leist, verbindl. 77 114 + 37 Erhaltene Anzahlungen 305 X 63 Kurzfr. Bankverbindl. ™ Kredit2 164 1592 X572 Sonst, kurzfr. Verbindl. aiö aufnähme

393

Liquide Mittel



Erhöhung 1. M.

Abbau der

lfi 7

X 16 Anleihen/Wandelanleih.

+ 158 X108 + 137

1275 1427 + 152 + 137 670 790 + 120

Roh-/Hilfs-/Betriebsstoffe 525 535 + 10 UnfertVfertige Erzeug., Waren 1403 1387 X 16

Sachanlageabgänge Finanzanlageabgänge

Beteiligungen/Wertpapiere Ausleihungen/Darlehen

Erhöhung der Forderungen

10

40Q

«7A

977 monetärer

133 X 105 Sonst. Ertr. 28 Sonst. Einn. Subvention — 47 X 30 Ertr.Anl.ab. 17

Bauten und Grundstücke 1060 1 106 + 46 1 Unbebaute Grundstücke 120 122 + 2 >+158 Ausrüstung/Maschinen 3 411 4114 + 702 J Anlagen im Bau/Anzahlung 753 519 X234 immat. Anlagen 126 142 + 16 X 16

Ford, an verbundene Unt. Waren-Leistungsford. 845 821 X 24 Geleistete Anzahlungen 43 36 X 7 Sonst, kurzfr. Forderungen 700 668 X 32

Erhöhung der Vorräte

_

Finanzanlageinvestition

invesxmon

Arbeitseink. 3 404 Bruttowertsch. 4 759

Schlußfolgerungen für den Ausbau der Rechnungslegung und der Berichtspflicht Die Erörterung der praktischen Auswertung publizierter Rechnungslegung hat gezeigt, daß für den Untersuchungskreis eine vergleichende Unternehmens- und Branchenstatistik auf der Basis externer Rechnungslegung realisierbar ist. Unterschiede i m Datenmaterial der Jahresabschlüsse werden weitgehend durch die Verwendung globaler Erfolgsindikatoren bzw. durch die Aggregatbildung i m Rahmen der Finanzierungsrechnung ausgeglichen. Die bei der Umrechnung und Abgrenzung der Jahresabschlußdaten festgestellten Informationslücken können kurzfristig i n Kauf genommen werden, da sie die Untersuchungsergebnisse nicht grundsätzlich i n Frage stellen. Gleichwohl sollte versucht werden, von den Unternehmen die für einheitliche Umrechnungen von Jahresabschlußangaben i n Zeitraumanalysen fehlenden Angaben zu erhalten. Die Bereitschaft der Unternehmen, diese zusätzlichen Informationen zu liefern, ist, insgesamt gesehen, sicherlich nicht sehr groß. Daher muß auf lange Sicht eine Ergänzung des Informationsumfangs externer Rechnungslegung bzw. externer Berichtspflicht angestrebt werden m i t dem Ziel, homogenere Grunddaten zu bekommen 1 . Die Zeitraumanalyse erfordert kein neues System der Rechnungslegung. Der Katalog zusätzlich benötigter Angaben ist vergleichsweise klein, so daß, von den Informationswünschen der Zeitraumanalyse her gesehen, die Rechnungslegung sogar vereinfacht werden könnte. Die Komplexität praktizierter Rechnungslegung ergibt sich größtenteils aus den Bewertungsbestimmungen zur Gewinnermittlung; die Zeitraumanalyse kann diese aber entbehren. i I n diesem Zusammenhang sind auch die Bemühungen u m eine Anpassung u n d Verbesserung der Kontenrahmen zu sehen. Der französische K o n tenrahmen ist wegen seiner Kompliziertheit u n d teilweise übertriebenen Detaillierung k e i n uneingeschränktes Vorbild, aber grundsätzlich ist die vereinheitlichte Definition u n d Abgrenzung der Bilanzkonten Voraussetzung f ü r die Harmonisierung u n d die Vereinheitlichung des Rechnungswesens u n d damit auch f ü r die Verbesserung intersektoraler u n d interregionaler V e r gleichsrechnungen (vgl. auch Degenhard, H.: Der neue Industrie-Kontenrahmen, i n : W p 1971, S. 497ff.; Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), Betriebswirtschafttlicher Ausschuß: Industrie-Kontenrahmen — „ I K R " , 1971; Endres, W.: Der neue Industrie-Kontenrahmen i m Vergleich zum alten Gemeinschafts-Kontenrahmen der Industrie, i n : W p 1972, S. 145 ff.).

Schlußfolgerungen

303

I m Bilanzrecht finden sich allgemeine Grundsätze für die Buchführung und Rechnungslegung. Grundlegende Prinzipien für vergleichende Wertschöpfungs- und Finanzierungsrechnungen sind für den Bereich öffentlicher einzelwirtschaftlicher Rechnungslegung bislang nicht formuliert worden. Sie sollten aber bei Reformbestrebungen zur Publizität und bei Vorschlägen zur Harmonisierung bzw. Vereinheitlichung der Rechnungslegung i m europäischen Bereich stärker beachtet werden. Die Zeitraumanalyse stützt sich vornehmlich auf folgende Grundlagen: 1. Nominal(Anschaffungs)wertprinzip auf der Basis realisierter Preise ökonomischer Transaktionen 2 2. Prinzip umsatz(transaktions)bedingter Realisierung des Ertrags 3. Prinzip des getrennten Ausweises von transaktionsbedingten Zugängen und Abgängen und von Bewertungen und Umbuchungen 4. Prinzip des Einzelausweises und des Saldierungsverbots i n Bilanz und Erfolgsrechnung 5. Grundsatz der formellen Bilanzkontinuität 6. Prinzipiell feststehende Bilanzierungskriterien 7. Vermeidung bzw. Auflösung von Mischpositionen i n der Rechnungslegung 8. Transaktionsbezogene Positions- und Begriffsbildung i n Bilanz und Erfolgsrechnung. Das Nominal- bzw. Anschaffungswertprinzip der Rechnungslegung und das auf Umsatzakte ausgerichtete Realisationsprinzip des Ertragsausweises sind fundamentale Grundlagen der Zeitraumanalyse. Das Prinzip der Anschaffungswertrechnung sollte aus methodischen Überlegungen, nicht aber lediglich aus Sachzwang auch für die europäische Rechnungslegung beibehalten werden 3 . I m engen Zusammenhang m i t diesem Grundsatz der Rechnungslegung steht das Realisationsprinzip, das weitgehend eine objektive Rechnungslegung garantiert und mit dem Grundsatz des Einzelausweises und der Einzelbewertung verbunden ist.

2 Nach Schäfer geht es dabei u m die Beachtung „des festen Bodens der Zahlungsvorgänge (und der hinter ihnen stehenden gezahlten Marktpreise)". (Schäfer, E.: „ D i e Unternehmung", S.256.) 8 Die Kommission der Europäischen Gemeinschaften f ü h r t als Begründung f ü r die alternative Beibehaltung des Anschaffungswertprinzips i m Vorschlag eines Statuts f ü r Europäische Aktiengesellschaften Sachzwang an (vgl. V o r schlag eines Statuts f ü r Europäische Aktiengesellschaften, S. 119).

304

Schlußfolgerungen

Die von le Coutre geforderte „Sichtbarmachung der Bewertung aller Bilanzposten" 4 hat für die praktizierte Rechnungslegung zur Konsequenz, daß der Ausweis vorgenommener Bewertungen auch auf das Konzernanlagevermögen, die Vorräte, Forderungen und Verbindlichkeiten auszudehnen ist. Die 4. Richtlinie der Kommission der Europäischen Gemeinschaften zur Rechnungslegung enthält, soweit es das Vorrats- und Forderungsvermögen betrifft, bereits Verbesserungen i m Vergleich zur Jahresabschlußrechnung i n der BRD und Frankreich. Das Saldierungsverbot ergibt sich aus der Trennung von Mittelherkunft und Mittelverwendung und aus der Messung von Bruttoströmen i n der Wertschöpfungsrechnung und i n der Finanzierungsrechnung der Investitionen. Die Einhaltung der formellen Bilanzkontinuität (Bilanzidentität) ist für die praktizierte Rechnungslegung und ebenso für die Zeitraumanalyse von grundlegender Bedeutung. Von der Einhaltung materieller Bilanzkontinuität (Bewertungskontinuität) ist die Durchführung von Zeitraumanalysen allerdings nicht abhängig, d. h. die materielle Bilanzkontinuität ist kein Rechenprinzip der Zeitraumanalyse. I m Widerspruch zu dem i m Bilanzrecht geforderten klaren Einblick i n die wirtschaftliche Lage des Unternehmens stehen Mischposten von erheblichem Umfang, und zwar vor allem die aktiven und passiven Konsolidierungsausgleichsposten, die Sammelposten der sonstigen Erträge und der sonstigen Aufwendungen. Der Betrag dieser Mischposten, gemessen an der Bilanzsumme bzw. dem Volumen des Umsatzes bzw. der Gesamtleistung, steht teilweise i n krassem Gegensatz zu der für andere Positionen vorgesehenen weiten Aufgliederung. Die sonstigen Aufwendungen übersteigen i n manchen Jahresabschlüssen das Volumen der Personalaufwendungen bzw. der Abschreibungen. I n der Absicht, die Konzernbilanz nicht m i t vielen Sonderposten aus der Konsolidierung zu „belasten", hat der Gesetzgeber auf einen detaillierten Ausweis der Konsolidierungsposten verzichtet und stattdessen durch Sammelposten einen erheblichen Informationsverlust zugelassen. Eine Auflösung dieser Sammelposten an Hand der zugrunde liegenden Transaktionen ist anzustreben. Die aufgeführten Ergänzungen bezwecken, das Informationsniveau der Jahresabschlußrechnungen den Bedürfnissen der Zeitraumanalyse mehr anzupassen. Eine Reglementierung zusätzlicher Publizität von Ergebnissen der Wertschöpfungs- bzw. Finanzierungsrechnung ist angesichts der noch nicht abgeschlossenen Auseinandersetzungen mit 4

le Coutre, W.: Grundzüge der Bilanzkunde, Wolfenbüttel 1949, S. 249.

Schlußfolgerungen

Problemen einzelwirtschaftlicher Zeitraumanalysen verfrüht, sie auf lange Sicht erforderlich ist 5 .

305

obwohl

Neben der qualitativen Verbesserung des Informationsniveaus der Jahresabschlußrechnung sollte die Ausweitung der quantitativen Erfassung des Unternehmenssektors angestrebt werden. Das i m einzelwirtschaftlichen Ansatz der Zeitraumanalyse für Branchen- und Sektorenuntersuchungen liegende Problem ausreichender Repräsentanz kann zwar durch (verbesserte) Verfahren der Hochrechnung, aber vor allem auch durch die Ausweitung der Publizitätspflicht gelöst werden. Das Publizitätsgesetz vom 15. 8.1969 ist eine erste Stufe für die anzustrebende umfassende Unternehmenspublizität i n Abhängigkeit von der Unternehmensgröße. Die Größenmerkmale müssen allerdings erheblich herabgesetzt werden. Sie können durch zusätzliche Kriterien, z. B. Investitionsvolumen, Bruttowertschöpfung u. a., ergänzt werden. Die Vorschläge zur europäischen Rechnungslegung sehen eine beträchtliche Ausweitung der Publizitätspflicht vor. Nach deren Realisierung werden für einen großen Teil des Unternehmenssektors einheitliche Jahresabschlußdaten verfügbar sein. Die Ausweitung der Publizitätspflicht und die Verbesserung des Informationsniveaus der Rechnungslegung sind der i n Frankreich praktizierten Informationsbeschaffung über interne Steuerdokumente vorzuziehen, da Informationen über die Unternehmen und Wirtschaftszweige nicht lediglich bestimmten wirtschaftspolitischen Stellen zugänglich sein sollen, sondern weil die Informationsbedürfnisse der verschiedensten Gruppen und der Öffentlichkeit schlechthin zu beachten sind i m Hinblick auf die Funktionsfähigkeit öffentlicher Kontrolle, rationaler Zielquantifizierung und demokratischer Entscheidung.

ß Publizierte Ergebnisse aus unterschiedlich angelegten Wertschöpfungsrechnungen (vgl. z.B. Bayer A G : Bayer Berichte Nr.31/1973, S . 9 f f . ; Hoechst A G : Farbenpost Nr. 5/1974, S. 13 f.; Chemische Werke Hüls A G : Der L i c h t bogen Nr. 156/1970, S. 30 ff., Nr. 160/1971, S. 12 ff., Nr. 164/1972, S. 22 ff., Nr. 1969/1973, S. 31 ff., Nr. 177/1975, S. 18, E. Merck: Geschäftsbericht 1972, S. 14, Geschäftsbericht 1973, S. 22 f., Geschäftsbericht 1974, S. 28 f.; Mannesmann A G : Rohrpost Nr. 55/1974, S. 12 ff.; Continental G u m m i - W e r k e A G : Geschäftsbericht 1974, S. 24; Deutsche B a n k A G : Geschäftsbericht 1974, S. 28) bringen n u r scheinbar eine Verbesserung der Publizität. Mangels methodisch-einheitlicher u n d damit vergleichbarer Konzeption vergrößern derartige Angaben die bereits durch vielfältige Formen v o n „Kapitalflußrechnungen", „Bewegungsbilanzen" u. ä. verursachte Anreicherung des Geschäftsberichts m i t zwischenbetrieblich u n d teilweise auch zeitlich nicht vergleichbaren Zahlen. 20 Beler

ANHANG

I . Imprimés n° 2050-A bis 2059-A Régime du Bénéfice Réel Plan Comptable Général 1965 Bilan Exploitation Générale Pertes et Profits

Anhang (

1 C.E.R.F.A; N* 30-0666.1

309

B I L A N (actif) )

N-2050-A W « 1073) Date de clôture de l'exercice l i l I I l L l J

Désignation de i'«n»mprin N*didentitê attribué par l'INSEEt I I. I J I I i I

I I

Durée de l'exercice exprimée en nombre de mois * Montant bnit

J

FRAIS D'ÉTABLISSE

L

J

Amortissements ou prevision« pour déprédation

Frais d'établissement IMMOBILISATIONS Terrains Constructions Matériel et outillage Matériel de transport Mobilier et matériel d Agencements, ini Emballages récui Immobilisations ii Autres immobilisations * ...i Immobilisations en cours Total (lignes 2 à ¡Hi .... AUTRES VALEUI Prêts et autres ci Titres de participation Dépôts et cautionnements Total (llgrçi£ 13 à 15) • /-'»s, VALEURS D'EXPC^MTATION Stocks*— VALEURS RÉAliléABLES A COURT TERME Û:li;l)ISPONIBLES Fournisseurs Clients* ..¿¡V. Avances escomptes au personnel État : im'prôts et taxes Comp$ë»à'associés* Soctf&s i ^ s tapparentées* .

MJdébiteurs* AytiçS CSraptes de régularisation. Actif Prêts A moins d'un an Effets et warrants à recevoir Chèques et coupons à encaisser Titres de placement et Bons Banques (soldes débiteurs) Chèques postaux Caisse Comptes de régies d'avances du d'accréditifs . Total (lignes 18 à 33) ...

_

RÉSULTATS Parte de l'exercice* VTOTAL DE L'ACTIF (Total des lignes : 1.12.16.17, 34, 35)

G

Montant des engagements reçu* . • Des explications concernant cette rubrique sont données dans la notice.

D

IMP. GEORGES LANG, PARIS.

Anhang

310

C

I C.E.R.F.A. N'30-0667.1

B I L A N (passif) )

N°2051-A

(janvier 1973)

Désignation de l'entreprise :

CAPITAUX PROPRES ET RÉSERVES

-EU-

Capital social ou personnel* Primes d'émission d'actions Réserve légale

;

Réserve spéciale des profits de construction* Autres réserves Plus-values à long terme* Provisions spéciales constituées en franchise d'impôts* Total (lignes 38 è 44)*

-EU-

, Cr

.•EU.

Report à nouveau*

A'

Situation natta (avant résultef-'de l'exercice) (à inscrire col. 2 et col. 3) *

^«C

SUBVENTIONS D'ÉQUIPEMENT^ Reçues KS* Inscrites è P.P Différence (ligne 48 - Iigne^9Nà inscrire col. 2 et col. 3)

1I

|.

'

PROVISIONS POUR PÇÇTES ET CHARGES (à inscrire col. 2 et col. 3) DETTES A LONG ET I ^ E N TERME Obligations et bons Î-ljïus d'un en Autres dettes à pl^rf'un an* Total (§flMs 52 et 53) (è inscrire col. 2 et col. 3) DETTES A COÇ£T TERME Fournisse^ Clients

^

PersonftoT4État^îfnpôts et taxes Çoifystes d'associés* Sociétés apparentées* Emballages et matériels consignés Autres créanciers* Comptes de régularisation. Passif Obligations et emprunts è moins d'un an Effets et warrants è payer Banques (soldes créditeurs) Total (lignes 55 è 66) (è inscrire col. 2 et col. 3) . RÉSULTATS

Bénéflcadaraxardca* TOTAL DU PASSIF (lignes 4?. 50. 51. 54. 67 et 68) .

Montant des ( — Effets portés è l'escompte et non échus . engagements { donnés ( — Autres engagements donnés * DM uptlcaton* concernant c«tt* rubriqut «ont donnéaa dan« la notte*.

IMP. GEORGES LANG. PARIS.

Anhang

IC.E.R.F.A. N*3O-O668.1

(

COMPTE DE PERTES ET PROFITS )

311

N.2052-A

Désignation de l'entreprise DÉBIT

Perte d'exploitation de l'exercice (solde débiteur du compte d'exploitation générale) Pertes sur exercices antérieurs fi détailler sur feuillet séparé)* Subventions exceptionnelles accordées Pertes exceptionnelles : — moins-values réalisées è l'occasion de la cession d'éléments de l'actif immobilisé . — autres pertes exceptionnelles (à détailler sur feuillet séparé )* Dotations de l'exercice aux comptes de provisions hors exploitation ou exceptionnelles* Impôts sur les bénéfices* Participation des salariés aux fruits dé l'expansion'des entreprises* Bénéfice net comptable

© TOTAL DU DÉBIT (lignes 1 à 9L CRÉDIT

5 F Bénéfice d'exploitation de l'exercice (solde créditeur du compte d'exploitation générale) Profits sùrfexercices antérieurs (à détailler sur feuillet séparé )* Profits exceptionnels : plus-values réalisées è l'occasion de la cession d'éléments de l'actif immobilisé ... — autres profits exceptionnels (à détailler sur feuillet séparé)* Profits résultant de subventions d'équipement Subventions d'équilibre reçues Pertes sur exercices antérieurs et pertes exceptionnelles couvertes par des provisions* Parte natta comptable TOTAL DU CRÉDIT (lignes 11 à 18). * Des explications concernant cette rubrique sont données dans la notice.

M I P GtORGtS lANti P.AflS

Anhang

312

IC.E R.FA N-30 -0669.1

( COMPTE D'EXPLOITATION GÉNÉRALE (débit) )

N° 2053-A (janvier 1973)

Désignation de l'entreprise Provisions pour dépréciation

1 Stocks au début de l'exercice* : Marchandises Matières ou fournitures Produits semi-ouvrés Produits finis Produits ou travaux en cours Emballages commerciaux non récupérables .. Total (lignes 1 à 6) Montant net (col. 2 - col. 3) (à reporter col. 4) Achats de matières et marchandises et droits de douane y afférents* Frais de personnel :

Salaires, appointements, gratifications, indemnités, rémunérations des administrateurs, gérants et associés, charges connexes* • Charges sociales Impôts et taxes : Contribution des patentes et taxes annexes Taxes sur le chiffre d'affaires

-

Autres impôts et taxes (à l'exception de l'impôt sur4.es bénéfices) * Travaux, fournitures et services extérieure;*'/. Transports et déplacements

.. ..çh

Frais divers de gestion * . Frais financiers y. 4 4 Dotations de l'exercice aux comptes d'amortissements Dotations de l'exercice aux comptes de provisions* Bénéfice d'exploitation TOTAL DU DÉBIT (liqnes 8 à 21 ) -

Pour les entreprises tenant leur comptabilité T.V.A. incluse : T.V.A. incluse dans les achats T.V.A. incluse dans les charges autres que les achats T.V.A. incluse dans les stocks au début de l'exercice Effectif du personnel à la clôture de l'exercice IMP GEORGES LANG. PARIS. • Des explications concernant cette rubrique sont données dans la notice.

Anhang jC.E.R.F.A. N' 30-0670.1

313

( COMPTE D'EXPLOITATION GÉNÉRALE (crédit) )

N-2054*^«m»

Désignation de l'entreprise

Stock« è la fin do l'exercice (1 ) : Marchandises Matières ou fournitures

....

Produits semi-ouvrés Produits finis Produits ou travaux en cours . . . . Emballages commerciaux non rr.cupjÔ,,»

...

Total (lignes 27 à 32)r^

S

Montaniç;rîet (col. 2 - col. 3) (à reporter col. 4) EXPORTATION soIreÎÎl) :

Vantas et produits a

Marchandises, produitsfinï|;fcrù t Prestations de services J x ! Ventes de déchets . Total ( ( ¡ ^ 3 5 à 37)

. .

Produits accessoires'1!;!'.}: Travaux faits par L'entreprise pour elle-méi Tot^Ilignes 38 à 40)

..

Montant global (col. 2 + col. 3) (à reporter col. 4) Subvention&:0-exploKation reçues Rlstoumes^.Vabais at remises obtenus rV Produlrçjfinanciers : Prod&|:'net des titres ouvrant droit au bénéfice du régime des sociétés mères et filiales Produits des autres titres de participation et de placement Autres produits financiers (1 ) Travaux et charges nqp Imputables à l'exploitation de l'exercice (1) Perte d'exploitation TOTAL DU CRÉDIT (lignes 34 et 42 à 49)Pour les entreprises tenant leur comptabilité T.V.A. non comprise : T.V.A. non comprise dans le montant dps ventes et produits accessoires (2) Pour tes entreprises tenant leur comptabilité T.V.A. incluse : T.V.A. incluse dans les stocks à la fin de l'exercice . T.V.A. incluse dans les ventes et produits accessoires de l'exercice (2)

...

(1) DM explication« concernant cette rubrique «ont données dan* ta notice. (2) Lorsque les ventes et produits.accessoires sont déclarés pour leur valeur c hors T.VA > la Hgna 51 est rempile mais la ligna 63 ne l'est pas. Lorsque ces mêmes éléments sont déclarés pour leur valeur « T.V.A. comprise > la ligne 53 est remplie mais la Rgne 51 ne l'est pas.

IMMOBILISATIONS

Prix de revient des

"ïV"V

14

13

2

am. dégressif

,-..,. L_J

—————

3

am. linéaire

5

.

-

6

(col. 2 è 5)

.

TOTAL



L_J

;



am. exceptionnel

—————~——

l L_l

4

Valeur d'actif des

. .

^S.Ï^TtT ° 8

,

.. .— , . • .„. —, l_J !

7

Montant des |3*

immobilisation, sorties delactrf

Adéduire : amortissements à

* Dm explication« eenc«m«nt oirt» «ontrfennées danstanotice.

différés en période déficitaire»

1— fiscal

L_

—f

3

.

—J

l—N I

y

rr

S P

E

imp. georges iang. paris.

23

Montant des amortissements pratiqués en l'absence de bénéfices, compris dans le cadre ci-dessus (colonne 8, lignes 12 et 22) et réputés du point de vue

!

~~~~~~~~"

12

ÎVx^



Datations de l'exercice aux comptes d'amortissements Montant — mendes smertisseUtd9

11

,

Matéri^t outillage 15 Matérielle transport 16 Mobifir''" 17 Age^iments.installations ..18 Em.£urf. commerciaux récupér. 19 Immobilisations incorporelles. 20 Autres immobilisations ...... 21 TOTAL (lignes 13 i 21)* .... 22 • l

Constructions

Terrains .f ;.

Frais d'établissement

* 2g

AMORTfSSEM ENTS

:

TOTAL (figne*ï.£lO)

-V....»'

A DÉDUIRE : valeur d'actif des immobilisations

-iras»*«—iw*

» ^«^rr a. n/mr+mm >rcâassr 2 + ool.3» -««£",3"' 4-'STÎt «1 d'immobilisation hors servie«) ^ ^ 5 6 7 Fc F o F e

TOWL

.

( IMMOBILISATIONS ET AMORTISSEMENTS*)

»jgESSK&M 'MffisaBïr «.r««dc. 'K^ÏÎ^SS* 2 3 4 Ugou F c Fc Fc Terrains 1 Constructions 2 Matériel et outillage ..^y... 3 — Matériel de transport ^vj.... 4 Mobilier 5 Agencements, instalhlUpns .. 6 Embal. commerciau^^cupér. 7 Immobilisations ¡rçdPporelles. 8 Autres immobilisants 9 : Immobilisations ârreogrs .... 10

L

r

Désignation de l'entreprise :

|C.E.R.F.A. N*3o-o67i.j

J>

«

314 Anhang

Anhang 1C

315 N»

E.R F A. N" 30 - 0 6 7 2 . 1

2056-A

(Janvier 19731

( PROVISIONS INSCRITES AU BILAN AFFECTATION DES RESULTATS^) Désignation de l'entreprise.

(

PROVISIONS INSCRITES AU BILAN Montant des provisions à la fin de l exercice précédent

Nature des provisions

1

2 Lignes

F

Dotations de l'exercice aux comptes de provisions y compris celles constituées par des sociétés absorbées au cours de l'exercice 3

c

F

c

^ Montant dos provisions * la fin d* l'sxsrcic* (col. 2 + col. 3 >001.4)

Montant des provisions devenues en tout ou en partie sans objet ou de l'exercice 4

5 c

F

c

F

Provisions déductibles pour l'assiette de l'impôt. Provision pour fluctuation des cours

1

Provision pour hausse des prix (1 ) Autres provisions spéciales constituées en franchise d impôts • • •