Yoshiwara, die Liebesstadt der Japaner

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SEXUALPSYCHOLOGISCHE BIBLIOTHEK

ERSTE SERIE Bd. I Bd. II Bd. Hl B d.iv Bd. V Bd. VI

Die Memoiren des Grafen von Tilly I Die Memoiren des Grafen von Tilly II Prostitution und Verbrechertum in Madrid (Quiros-Aguilaniedo) Yoshiwara. Die Liebesstadt der Japaner (Dr. Tresmin-Tr&nolteres) Das verbrecherische Weib (Qranier) Das Ende einer Gesellschaft Neue Formen der Korruption in Paris

HERAUSGEBER

DR. MED. IWAN BLOCH

(Talmeyr)

K

TRESMIN-TREMOLI ÈRES YOSHIWARA. DIE LIEBESSTADT DER JAPANER

AUTORISIERTE ÜBERSETZUNG VON DR. MED.

BRUNO SKLAREK

ERSTE BIS FÜNFTE AUFLAGE

LOUIS MARCUS VERLAGSBUCHHANDLUNG BERLIN

Alle Rechte Vorbehalten

Vorrede. Dieses Buch gibt einen kurzen Abriß des Lebens der Prostituierten in Japan. Eine Beschreibung außer­ halb ihres gewöhnlichen Rahmens wäre jedoch un­ möglich gewesen, und wir haben daher das Typischste ausgewählt, die vergoldeten Käfige der „Freuden­ stadt" von Tokio. Wir werden versuchen, die Geschichte eines Stadtviertels, fast einer Stadt zu erzählen, wie sie einzig auf der Welt dasteht, und damit interessante Einzel­ heiten dem Schriftsteller geben, der es unternehmen wollte, eine „ G e s c h i c h te d e r P r o s t i t u t i o n " zu schreiben. Eine solche Studie ist ebenso berechtigt wie jene über andere Einrichtungen und Schäden der Gesell­ schaft; sie ist untrennbar von der Geschichte des Pau­ perismus, der religiösen Vorstellungen, der Ehegesetze und der Verfassungsformen. Hat nicht Henri Turot sein Buch „D as P r o l e t a r i a t d e r L ie b e " ge­ nannt?

Aus den Bestimmungen für die Kurtisanen bei den Hindus, Juden, Griechen und Römern sehen wir, daß sie im Schatten der Tempel und unter dem Schutze des Klerus der alten Religionen lebten. Könnte man versichern, daß die Monogamie, die Polygamie, die mehr oder weniger leichten Schei­ dungsmöglichkeiten ohne Einfluß auf diese Fragen seien ? Welche Regierung wird es am Ende wagen, die Gleichheit der Geschlechter vor dem Gesetze, der Moral und Hygiene zu dekretieren? Um nun so genau als möglich einigen Aufschluß über die gesetzliche und heimliche Prostitution in Japan und ganz besonders in Tokio zu geben, haben wir sehr große Schwierigkeiten zu überwinden ge­ habt und bitten den Leser um freundliche Nachsicht; denn die japanische Literatur ist bekanntlich in drei verschiedenen Alphabeten, dem Hirakana, Katakana und chinesisch, geschrieben. Andererseits waren die Dokumente, welche uns interessierten, nur sehr selten in eine europäische Sprache übersetzt. Oft haben wir uns daher an die Parabel des Meisters Buddha Cäkya Muni erinnert: Vier Blinde, die zusammen gingen, fanden einen Elefanten. Der erste berührte ein Bein und sagte

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„Das muß ein Baumstamm sein/' Der zweite betastete den Körper und versicherte: „Es ist eine Mauer." Der dritte erfaßte den Rüssel und meinte: „Es ist eine Schlange", und der vierte, der den Schwanz ergriff, behauptete: „Es ist ein Strick." Die Japaner sind das höflichste Volk der W elt; aber sie sind auch eines der stolzesten Völker; denn, bei der besten Freundschaft wird jeder von der gelben Rasse seinem liebsten weißen Freunde alles verheim­ lichen, worüber ihn sein Nationalstolz erröten lassen müßte. Die abendländische Zivilisation hat über vier­ zehn Jahrhunderte alte Einrichtungen, welche auf der buddhistischen Religion fußten, erschüttert. Die Frei­ mütigkeit der Japaner hat sich mit einem Schleier etwas scheinheiliger Prüderie verhüllt, der sie die Wahrheit höchstens notgedrungen sagen, aber nicht um ihrer selbst willen lieben läßt. Aber einige glückliche Umstände haben mich doch die wertvollsten Dokumente sammeln lassen: . Die „Idzumi Maru"1), auf der ich über den Stillen Ozean von Vancouver nach Yokohama fuhr, hatte drei Aerzte an Bord, von denen zwei japanische Ishas12) 1) Idzumi =

eine Provinz, Maru — Dampfschiff. (D. Uebersetzer.) 2) Isha = Arzt.

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- Shintoreligion.)

„Sieh an, o Herr, diese an­ mutigen jungen Mädchen; ihre Stirn glänzt, ihr Gesicht ist ge­ schminkt; groß und schön sind ihre Augen, wie die aufgeblühte Lotos­ blume, und rundlich ihr Antlitz, wie der volle Mond. Sie sind deine Sklavinnen: schaue sie an, o Herr." (Versuchung des Buddha.)

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Viertes Kapitel. Der Handel mit gelbem Menschenfleisch.

Auf der ganzen Welt ist es das gleiche: die Armut ist es, die die Mädchen zur Prostitution treibt. Nur ganz ausnahmsweise kommen ein paar Mäd­ chen aus freien Stücken ins Bordell. In allen Ge­ schichten findet man in Japan die moralische Pflicht der Kindesliebe, des Gehorsams gegen den Lehrer, zuweilen auch dem Geliebten oder einem kranken und elenden Manne gegenüber. Der Modus der Rekrutierung der Prostitutions­ armee unterscheidet sich in Japan in gewissen Einzel­ heiten von dem in anderen Ländern. . Früher handelten die Leute, die sich mit Kuppelei befaßten, offen, fast unter Kontrolle der Polizei, denn sie bildeten eine zwar nicht offizielle, aber doch unter dem Namen der Genossenschaft der Zegens be­ kannte Zunft. Alle Mittel waren ihnen für ihren Handel mit jungem und kindlichem gelbem Fleische recht: Lügen, Ueberredung, oft rohe Gewalt. Heutzutage ist ihnen T r o s m in - T r e m o lif ir e s , Yoshiwara.

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die Regierung scharf auf den Fersen; wir werden gelegentlich der Besprechung der heimlichen Prosti­ tution sehen, mit welch geringem Erfolge. Wie sollte man wohl verhindern, daß es einem Heere von Werbern gelänge, nach den Schrecknissen eines Bürgerkrieges oder eines Krieges mit dem Aus­ land, nach mehrjähriger Hungersnot auf einer der schwer wieder zu verproviantierenden Inseln oder nach Unglücksfällen, wie dem Brande einer ganzen Stadt, Erdbeben, dem plötzlichen und gleichzeitigen Nieder­ gänge wichtiger Industrien1) arme Familien, die sonst Hungers sterben, durch die verführerischsten An­ gebote zu betören. in Japan gibt es viel Mädchen; die Dienstboten sind zahlreich, die Ausgaben aller Art seit der Restauration fast ums Dreifache gestiegen, während die Löhne von Tag zu Tag heruntergehen! Da kommen Sklavenhändler. Die einen bieten den Mädchen, die weit fortgehen würden, vorteil­ hafte Stellungen als Fabrikmädchen oder Landarbeiterinnen an. Andere täuschen diese leichtgläubigen Mädchen und versprechen ihnen vorteilhafte Ehen p Der Leser, der sich für diese Frage des drohenden Pauperismus in Japan interessiert, wird mit großem Vorteile das Werk Dumollards: Le Japon politique, économique et social {Paris 1903) lesen.

jenseits des Meeres, das ihre heimatlichen Inseln umspült. Wenn sie dann an ihrem Bestimmungsort an­ gekommen sind, nehmen sie ihnen sofort ihre Kleider weg und lassen sie ohne alle Mittel, bis sie, vom Hunger zum äußersten getrieben, sich der Grausam­ keit ihrer Entführer beugen. Die schlausten Kuppler stecken sich hinter den Schutz des Gesetzes der Adoption. Sie können durch dieses in einem einzigen Jahre die unumschränkten Hernen über Leib und Seele all der Mädchen werden, die arme Eltern ihnen nur zu gern an vertrauen. Der japanische Gesetzgeber wird vielleicht weniger Mühe mit der Unterdrückung der gesetzlichen Prosti­ tution haben, als er damit hätte, das bestehende System der Adoption einzuschränken. Es ist nicht übertrieben, wenn man sagt, daß jeder Japaner adoptieren kann, wen aus den niedrigen Klassen er will, wann er will und wie er will. Das ist das dehnbarste und phantastischste Gesetz und eine der Grundlagen der Familie. Man adoptiert das Kind einer anderen Frau, wie es auch der Mikado getan hat; man kann das Kind seiner Dienerin oder das der Dienerin aus einer Nachbarfamilie ebenso leicht annehmen, wie seinen Vetter, Neffen oder Onkel.

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In „Le Japon vrai" erzählt Félix Martin von einem Kandidaten für das Abgeordnetenhaus, der von einem seiner Wähler, der um zehn Jahre jünger war als er selbst, adoptiert wurde1)Früher genügte dazu ein einfacher Vertrag auf ungestempeltem Papier. Wenn der eine der Kontrahenten oder die Zeugen nicht lesen konnten, so drückten sie einfach ihr Siegel auf. Der Zegen, Mann oder Frau, kommt in ein Dorf, das in irgendeiner Weise heimgesuchf worden ist. Er sucht sich sein Opfer aus und macht den durch sein wohlhabendes Aeußeres und durch seine schein­ bar vollkommene Achtbarkeit geblendeten Eltern den Vorschlag, ihr Töchterchen entweder an Kindesstatt anzunehmen oder für seine Adoption zu sorgen. Dann wird dieses von seiner Heimat weit weg­ geschleppt, und man gibt wiederholt falsche Adressen an und fälscht das Zivilstandsregister. Wenn das Kind nicht sofort verkauft werden kann, wird es aufs Land oder in der Stadt in die Lehre gegeben. Da das Dienstverhältnis eine Dauer von drei *) In „Things Japanese" berichtet Chamberlain, daß viele junge Leute sich das zunutze machen, um der militärischen Aushebung aus dem Wege zu gehen.

bis sieben Jahren hat, werden die Mädchen aus allen möglichen Gründen von einer Stadt in die andere geworfen, b is. ihnen jede Erinnerung an ihre Kind­ heit geschwunden und ihr sittliches Empfinden derart geschwächt ist, daß sie ein willenloses und gleich­ gültiges Werkzeug in den Händen der Zegens und Bordellhalter werden, die um den Preis ihres Leibes feilschen. Was machen sie sich nach so lange ertragenem Elend daraus, Dienerinnen in Herbergen, Teehäusern oder Badeanstalten oder Kurtisanen in Yoshiwara zu werden ? W ie sollte ihre Fam ilie o d e r die R e gierung sie

da je wiederfinden? Wissen doch die Mädchen selbst kaum den Namen und den W ohnort ihrer früheren Herren. Die Kuppler würden manchmal gern selbst den Faden wiederfinden, wenn sie von dem Wirte Geld zu erpressen hoffen dürfen, oder wenn sich ihnen Gelegenheit bietet, von der Familie, die ihre Tochter zurückfordert, auch Geld zu bekommen. Ich lasse hier, um diesen Gegenstand noch besser zu beleuchten, ein Stück aus einem Briefe folgen, der im Jahre 1899 in den Japan Times veröffentlicht worden ist und mit vollem Recht großes Aufsehen erregt hat:

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„Im westlichen Japan lebte eine Witwe mit ihren drei Kindern, zwei Mädchen und einem Knaben. Das ältere Mädchen von zwölf Jahren wurde von einer anderen Familie angenommen. Als aber der Adoptivvater gestorben war, wollte die Adoptivmutter dieses Kind gern los sein, aber nicht, ohne eine Entschädigung zu bekommen. Daher schrieb sie der rechten Mutter des Kindes und bot ihr an, dasselbe gegen eine Zahlung von fünfhundert Yen zurückzugeben; sollte aber die Mutter diese Summe nicht bezahlen wollen, so würde sie das Mädchen auf drei Jahre einem Bordellhalter geben. Die Forderung überstieg weit die Summe, welche die arme Frau, die durch ihre Arbeit sich ihren und ihrer Kinder Unterhalt verdiente, aufbringen konnte. Das Mädchen wurde auf sieben Jahre vermietet, und die Adoptivmutter behielt das Geld. Als sieben Jahre verflossen waren, erwartete die rechte Mutter die Rückkehr ihrer Tochter; aber der schlaue Bordellhalter verständigte sich mit der Adoptiv­ mutter — die fortgesetzt von dem Verdienste des Mäd­ chens ihre Prozente bezog — dahin, daß vor der Entlassung aus der Sklaverei noch eine Schuld von dreihundert Yen zu begleichen blieb.

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Die Briefe dieses Opfers der Leidenschaft und Habgier eines Menschen sprechen von dem Abscheu vor dem Leben, an das es gefesselt war, und sind voll von inständigen Bitten um seine Befreiung. Schließ­ lich schrieb das Mädchen, es würde dem Leben, das es führen müsse, den Tod vorziehen. Verzweifelt machte sich die Mutter auf die Reise nach der Stadt, in der ihre Tochter gefangen gehalten wurde, und versuchte sich ihrer zu bemächtigen. Zehn Jahre harter Knechtschaft, die schlimmer waren als der Tod, hatte dieses Mädchen durch­ gemacht. Jetzt lebt sie als brave und anständige Frau und freut sich ihrer Freiheit. Unterzeichnet: .White Ribbon." Für den fernsten Osten war es schwer belastend, daß durch diesen Brief eine Polemik in der Presse) entstehen konnte. Im Abendlande wäre es schimpf­ lich, auch nur den kleinsten Kommentar dazu zu geben. Oft hatten die Bordellhalter und Kuppler bei den Abrechnungen in ihrem schandbaren Gewerbe ein Hühnchen zu pflücken, und frech brachten sie ihre Sache vor die zuständigen Qerichte. Wenn ein Wirt ein Mädchen nicht direkt von den Eltern, sondern durch die Hand einer berufs-

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mäßigen Agentin kaufte, so forderte er die genauesten Auskünfte. Um den Polizeivorschriften zu genügen, mußte er in seinem Interesse darüber Erkundigungen einzfehen, wie das Mädchen ausgesucht worden, wie alt es wäre, welcher buddhistischen Sekte es angehörte, ob die Papiere den Namen ihrer wirklichen oder Adoptiveltern trugen, wie oft es adoptiert wäre, in welchen Städten es früher gewesen und wie es früher geheißen hätte. Um möglichst sicher zu gehen, forderte die Polizei, daß diese Auskünfte nur von einer dritten Person ein­ geholt wferden durften, welche als Bürge durch kein verwandtschaftliches oder pekuniäres Interesse mit einter der beiden den Kontrakt schließenden Parteien in Beziehung stehen durfte. Früher durfte als Maximum kein länger als zwanzig Jahre dauerndes Dienstverhältnis geschlossen werden. Das ist zwar sehr lange, aber leicht erklärlich. Das Mädchen, das in jugendlichem Alter als Lehrmädchen1) nach Yoshiwara kam, wurde bei Eintritt ihrer Ge­ schlechtsreife Novize und wurde erst ein Jahr später ein geführt. Wenn im Vertrage der Ausdruck Lehrmädchen gebraucht war — der Bordellhalter durfte nicht ohne *) Siehe fünftes Kapitel zum Verständnis der verschiedenen Bezeichnungen der Kurtisane im Verlaufe ihrer Karriere.

eine nochmalige Honorierung des Kupplers das Mäd­ chen zur Novize machen —, so entdeckte der Kuppler plötzlich Eltern oder Adoptiveltern, und die Gerichte gaben ihnen immer recht. Wenn der Bordellhalter nicht dazu gewillt war, so holte man das Lehrmädchen, sobald ihre Arbeit einträglich wurde, wieder ab, um es in ein freigebigeres Konkurrenzhaus zu bringen. Deshalb forderten sie eine zwanzigjährige Verdingung, um sicher zu sein, aus ihrem Einlagekapital den größten Nutzen ziehen zu können. Da die Frau in Japan immer irgendwem gehört, so muß sie nach Beendigung ihrer Dienstzeit von dem Bordellhalter ihren Eltern wieder zugeführt werden. Diese Klausel findet sich im Vertrage, und die Regie­ rung wacht streng über ihre Einhaltung. Fast stets waren die unter einem solchen Ver­ trage stehenden Namen, mit Ausnahme derer der Bordellhalter und der Eltern, gefälscht, noch häufiger stimmten die Zahlen und die sonstigen Angaben nicht. Auch der Vater, welcher auf die Abtretungs­ summe rechnete, wurde gewöhnlich darum betrogen, denn vor dem Eintritt in die Sklaverei wurde der größte Teil dieses Betrages von der Rechnung für die Bezahlung der Kleider, der Reise und Be­ köstigung des Opfers und seiner beiden Henker ab­ gezogen.

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Hat man bei einem Vergleiche des Handels mit gelben und weißen Sklavinnen nicht den Eindruck, daß in diesem Punkte eine eigenartige Aehnlichkeit zwischen den Sitten des Abendlandes und denen der japanischen Inseln besteht? Es gibt aber doch einen Unterschied: In Europa adoptiert man nicht so blind darauf los, und die Kindes­ liebe hat dort einige Grenzen.

„Wenn das Wort Shinzo (Novize) auch junges Mädchen bedeutet, so findet man heutzu­ tage unter ihnen doch meist alte Weiber." (Nach „The Nightless City".)

„Gehe diesen Weg nur immer geradeaus bis zu dem Hause, das du vor dir siehst; je näher du ihm kommst, um so näher wirst

du

d einer

Heißgeliebten

sein." (Liebesgesang eines Japaners.)

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« w

¡Wasa-jcG to i ; i i es 4g nicht nur um sich der Untersuchung zu entziehen, sondern um den Gehorsam gegen das Gesetz energisch zu verweigern. Die Verwicklungen entstanden auf allen Seiten auf einmal und fanden sogar im Parlamente Wider­ hall. Aufruhr von unerwarteter Heftigkeit kündigte sich an. Zu dieser Zeit fanden Wahlen statt, welche für die von der Regierung betriebene fortschrittliche Bewegung wenig günstig ausfielen. Es war dringend, über die für die allgemeine Wohlfahrt höchst wichtigen Dinge abstimmen zu lassen. Indem m an die erlassene V e ro rd n u n g außer A n­ w e n d u n g setzte, wollte m an sich die reiche und m ach-

198 tige Zunft der Wirte und ihrer Lieferanten günstig stimmen. Als sich der Sturm gelegt, begann die japanische Regierung im folgenden Frühjahr mit mehr Nachdruck die Fortsetzung der unterbrochenen Reformen. Nicht nur eine dreimonatliche regelmäßige Unter­ suchung in jedem Prostitutionsviertel wurde einge­ führt, sondern man zwang die Wirte, auf ihre Kosten Untersuchungsämter zu errichten und für jeden Tag der Internierung einer Prostituierten im Hospital Bei­ träge zu zahlen. Die Kurtisane hatte 1 Sen und ihr Wirt etwa 9 Sen zu zahlen. In jedem Kurtisanenkontrakt befindet sich ein Paragraph, der genau angibt, von welchem Teile des Verdienstes dieser Beitrag zu den Krankheitskosten abgezogen werden soll. Yoshiwara errichtete im Südwesten seiner Um­ fassungsmauer ein sehr schönes Krankenhaus, das von dem übrigen Stadtviertel zur Vermeidung von Feuers­ gefahr getrennt und gut bewirtschaftet war. Man kann da vier- bis sechshundert Kranke im Monat auf nehmen. Die Gehälter für den Chefarzt und die Assistenten sowie die Löhne der Krankenwärter und die übrigen Ausgaben werden durch von den Angestellten Yoshi-

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waras im voraus bezahlte Summen sowie durch die Einnahmen der Korporationen gedeckt. Dieses Spital liegt rechts von dem Hauptunter­ suchungsamt, in dem alle Tage Untersuchungen statt­ finden, und ist in Hufeisenform gebaut. Einer seiner Flügel ist für die Kurtisanen bestimmt, die, abgesehen von ihrer syphilitischen Erkrankung, noch ein anderes allgemeines und ansteckendes Leiden haben. Die Kranken werden bis zu ihrer Heilung dort behalten, verordnet das Reglement; aber es kann da wie in Saint-Lazare nur eine Scheinheilung sein. Ergebnis der ärztlichen Untersuchungen des Hospitals von Yoshiwara im Jahre 1899: Zahl der Einschreibungen: 175 667, Fälle von Ansteckungen : 11 369, Zahl der Besucher: 1270435. Andere sicher sehr approximative Zahlen: Zahl d er Besucher im Jah re 1899

Zahl der Kurtisanen

Zahl der Besucher pro Kurtisane

1 270 435

2800 (ca.)

450 (ca.)

Es ist schwer, aus allen japanischen Statistiken Schlüsse zu ziehen, so viele Differenzen ergeben sich z. B. zwischen den im Jahre 1897 und 1899 gegebenen Zahlen. Das hat mehrere Gründe, deren hauptsäch­ lichster der Aufschwung ist, der für das medizinische Studium in diesem Lande von den deutschen Professoren

200 ausgegangen ist. Die Fakultät, welche die Regierung mit 360 Studenten im Anfänge im Jahre 1897 gegründet hat, hat vom ersten Jahre an Spezialärzte ausgebildet. Später kamen viele ihrer Landsleute nach Deutsch­ land, um ihre Kenntnisse und ihre Diagnostik zu ver­ vollständigen. Dann hat sich das Ansehen der Medi­ ziner gefestigt, und man sieht Dr. Dohi, den Chefarzt des Hospitals von Yokohama, als einen der besten Spezialärzte an. Da man aber die Reglementierung der Prostitution strenger durchführte, so begünstigte dies sicher die heimliche Prostitution und drängte die Infektionskrank­ heiten mehr in die geschlossenen Häuser. ......... Die Syphilis ist eine Krankheit, die sich unter dem Schein der blühendsten Gesundheit verbirgt; das geübteste Auge übersieht sie oft, ohne sie zu ent­ decken. Schließlich, Geschäft ist Geschäft: Schwerlich wird man reiche Kunden aus einem Prostitutionshause hinausweisen. Der gute Ruf dieser sehr gastlichen Häuser würde diskreditiert werden; und so schließen Opfer und Wirte die Augen. Die heimliche Prostituierte dagegen trifft bei ihrem Gewerbe gewöhnlich eine Auswahl und läßt sich so gut behandeln, wie ihre Mittel es ihr gestatten.

Sie hat ein Interesse an ihrer Gesundheit, um ihre Kundschaft nicht zu verlieren. Die kasernierte oder reglementierte Dirne auf der ganzen Welt dagegen hat kein Interesse daran. Fast ohne Hoffnung auf Schonung ist sie gegen ihren Willen dort, um nicht nur das physische und moralische Manko der Kunden in Kauf zu nehmen, sondern auch die erotischen Launen aller derer, die ihr sexuelles Gleichgewicht verloren haben. Was gehen sie Gesundung und Zukunft an; sie bekommt ja nichts dafür. Die Hoffnung auf Los­ kauf allein, so hypothetisch sie sein mag, die Fort­ setzung der Hilfe, die sie ihrer Familie aus Kindes­ liebe bringt, und die Möglichkeit der Rückkehr in ein Leben, das die Flecken der Vergangenheit auslöschen würde, verhindern die Bordelldirne jeden Abend, die lange Reise nach Meido anzutreten. Jene Leser, die von den traurigen Resultaten der gesetzlichen Prostitution im allgemeinen nicht über­ zeugt wären, kann ich nur auf die glänzenden und leidenschaftlichen Plädoyers von Yves Guyot und Turot sowie auf die Berichte verweisen, die auf den internationalen Kongressen der abolitionistischen Föderation veröffentlicht worden sind. Kommen wir auf ein erquicklicheres Thema.

„Erhöre gnädig mein Gebet und komme zu meiner dürsten­ den Seele wie ein verliebter Mann zum Weibe geht." (Hymnus an die Sonne.)

„U nd jetzt, W elt ohne Ende, verjagen T änzerinnen in Priester­ gew ändern mit ausgebreiteten Arm en alles Böse."

(Japanische Literatur.)

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Elftes Kapitel. Feste in Yoshiwara. — Z u N eujahr. — T otenfest. — Die N achtw ache des M ondes. — Die Prozession der Kurtisanen.

In der Freudenstadt ist, wie in ganz Japan, die Feier der monatlichen Feste unerläßlich. Die Kurti­ sanen finden dabei eine Gelegenheit, in die Eintönigkeit ihrer Abgeschlossenheit einige Abwechslung zu bringen, die Wirte und anderen Handeltreibenden be­ nutzen sie, um mit Hilfe einer prunkvolleren Aus­ stellung eine möglichst große Zahl von Kunden heran­ zuziehen. Das Volk hat natürlich Nomadencharakter; man wechselte im alten Japan sehr oft aus einem oder dem anderen Grunde den Platz. Der Wunsch' nach einer Wallfahrt oder die Ab­ sicht, einem Vorgesetzten einen Besuch abzustatten, brachten Hoch und Niedrig auf die Beine. Yoshiwara drängte sich vielen als eine hygienische Station während einer langen Abwesenheit von der Familie auf. Andererseits beeilten sich die Stammgäste, die Vorbereitungen und neuen Anordnungen zu den Festen zu bewundern oder zu tadeln, die in Yoshiwara zeitlich

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mit den großen weltlichen und religiösen Festen zu­ sammenfielen. Damals ergoß sich wie heute wenig­ stens einmal im Monat ein Strom von Provinzialen und Pilgern nach Tokio. Der alte japanische Kalender teilte das Jahr in zwölf gleiche Teile: die zwölf Monate. Die Tage werden als der erste, zweite, dritte bis dreißigste gezählt. Die Namen der Mondmonate und die japanische Auslegung der Zeichen des Tierkreises: Erster Monat — Die Ratte. Zweiter Monat — Der Stier. Dritter Monat — Der Tiger. Vierter Monat — Der Hase. Fünfter Monat — Der Drache. Sechster Monat — Die Schlange. Siebenter Monat — Das Pferd. Achter Monat — Der Widder. Neunter Monat — Der Affe. Zehnter Monat — Der Hahn. Elfter Monat — Der Hund. Zwölfter Monat — Das Schwein. In gleicher Weise hatten die Japaner zwölf Zeit­ abschnitten der 24 Stunden des Tages Tiernamen ge­ geben:

Von mittags bis zwei Uhr — Die Zeit des Pferdes. Von zwei bis vier Uhr — Die Zeit des Widders. Von vier bis sechs Uhr — Die Zeit des Affen. Von sechs bis acht Uhr — Die Zeit des Hahns. Von acht bis zehn Uhr — Die Zeit des Schweines. Von zehn Uhr bis Mitternacht — Die Zeit der Eidechse. Von Mitternacht bis zwei Uhr — Die Zeit der Ratte. Von zwei bis vier Uhr — Die Zeit des Stieres. Von vier bis sechs Uhr — Die Zeit des Tigers. Von sechs bis acht Uhr — Die Zeit des Hasen. Von acht bis zehn Uhr — Die Zeit des Drachen. Von zehn Uhr bis mittags — Die Zeit der Schlange. Eine unbestimmte Zeit, die zwischen drei und dreißig Tagen schwankte, diente zur Vervollständigung des vorhergehenden Jahres. Es kam vor, daß z. B. das Neujahrsfest am Anfänge des zweiten Monats gefeiert wurde.1) In Wirklichkeit beginnen für die Kurtisanen die Neujahrsfeierlichkeiten vom Monat Dezember ab. Die einen oder die anderen haben sich für dieses sehr lange und sehr wichtige Geschäft vorzubereiten. Die r ) Seit dem Ja n u a r 1873 w urde d e r G regorianische K alender am tlich an g en o m m en. D ie M onate w erd en in W ochen eingeteilt u n d je d e d erselben hat nach englischer G ep flo g en h e it einen Feiertag, d en S onntag, u n d einen halben Ruhetag, Sam stag nachm ittags.

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Djoros sind vom fünfzehnten Tage des zwölften Monats ab vom Erscheinen in den Käfigen dispensiert. Sie haben Girlanden aus Reisstroh zu flechten, die Schwellen der Häuser und die Hausaltäre zu schmücken, die tausend notwendigen Leckereien für die Opfergaben vorzubereiten: Zuckerwerk und Kuchen vom allerfeinsten Reismehl. Andere über­ nehmen es, die zu dieser Feier unumgänglich not­ wendigen Gegenstände und Pflanzen von draußen kommen zu lassen, und vergessen nicht, die heiligen Bilder von Dharma, dem frommen Einsiedler, kaufen zu lassen, der neun Jahre lang in der allergrößten Be­ dürfnislosigkeit lebte. Früher zündete man am Ende des Jahres große Feuer vor den Türen an; dieser Brauch ist abge­ kommen. Während der letzten Tage sind die Besucher ver­ pflichtet, den doppelten Schada'i zu bezahlen; das ist Vorschrift. Am 20. Dezember beginnen die Besuche, welche die Kurtisanen, Geishas und Angestellten den Wirten und Besitzern der Teehäuser unter dem Vorwände abstatten, „ihnen für die fortgesetzte Gunst zu danken", die sie ihnen in den vergangenen Monaten erwiesen. Sie kommen, um sich in Erinnerung zu bringen. Dieser Besuch verpflichtet, ihnen sofort ein kleines und nach

einigen Tagen, innerhalb der Zeit, welche die Regie­ rung als Jahresanfang erklärt, ein reicheres Geschenk anzubieten. Die Geschäfte ruhen drei Tage lang. Vom Vorabend an ist Yoshiwara wie zu den größten Festen1) geschmückt. Vor jeder Haustür läßt der Wirt hohe Tannen-, Bambus- und Pflaumen zweige aufpflanzen. Längs den Fassaden und über die Straßen ziehen sich Girlan­ den aus Reisstroh, an denen Gohei befestigt sind und im Winde schaukeln; und über all diesem grünen Laub und den hellen Farben flattern viele große und kleine Fahnen mit den fröhlichen Landesfarben, der

roten Scheibe der aufgehenden Sonne. Diese Ausschmückung hat eine mythologische und geheime Bedeutung, wie alles, was die alten Japaner taten und trieben. Die lange Reihe der Mikados und der Volks­ geschlechter hat als alleinigen Urahnen die Sonnen­ göttin Amaterasu. Diese, erschreckt durch die Zornesausbrüche, Roheiten und boshaften Streiche ihres Bruders, des Mondgottes, flüchtete sich in eine Höhle, wollte nicht mehr in den Himmel kommen und blieb da während des ganzen Winters trotz der Bitten der anderen Götter. 1) Eine ähnliche Ausschmückung des Hauses ist während’ der Neujahrszeit in ganz Japan Brauch. T r e a m t n - T x é m o i i è t e s , Yoshiwara.

.

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Eines Morgens indes geruhte sie, durch den An­ blick eines Spiegels in listiger Weise hervorgelockt, aus ihrer Zurückgezogenheit herauszukommen, konnte aber nicht wieder zurück, denn die Oötter hatten die Tür mit Ketten verschlossen. Daher stammen die Reisgirlanden, die sich um die Fassaden der Häuser und um die Fahnen schlingen. Die Tanne hatte man gewählt, weil sie das Sinn­ bild des Mutes und des Erfolges unter den härtesten Bedingungen und der bittersten Lebensnot ist. Sie behält ihr Grün während der rauhen Jahreszeit wie der mutige Mann seine Spannkraft im Unglück. Sie ist ein Bild des kräftigen und heiteren Alters. Am Hoch­ zeitstage errichtet man auch zwei zusammengewachsene Tannenstämme, die zwei bestimmte „zusammen alt gewordene" Tannen darstellen. Das Volk hat das Andenken an diese berühmten Bäume bewahrt, die auf dem gemeinsamen Grabe zweier frommen Greise, eines Mannes und einer Frau, getrieben haben, gewachsen und gealtert sind, und die Dichter spielen häufig auf diese Sage an. Der Bambus versinnbildlicht die Treue und Be­ ständigkeit. Die Pflaumenzweige und die Goh'ei sind die Zeichen des Shintokultus. Am Neujahrsmorgen begeben sich die Kurtisanen

vor Sonnenaufgang in ihr Bad und verbringen sehr lange Zeit zu früherer Stunde als gewöhnlich bei ihrer Toilette. Dann versammeln der W irt und seine Frau ihre Bediensteten, man trinkt Sake, tauscht die üblichen Höflichkeiten aus, und sie lassen Geschenke verteilen, die dem Geschmacke einer jeden angepaßt sind: Toilettegegenstände, Kleider, Parfümerien usw. Am Nachmittage besuchen die Djoros in großer Toilette die Teehäuser und andere kleine Restaurants. Sie trinken Tee und Sake und nehmen zum Andenken den kleinen Becher mit, der ihnen angeboten wurde. Derselbe trä g t ihren Namen und das Zeichen des Hauses, in dem sie wohnen. Am nächsten Tage empfangen die Kurtisanen ihrerseits die Yarites, die Wirte mit Ihren Frauen und die Besitzer der Teehäuser. Am Abend bewirten die Djoros in spöttischer Nachahmung der in den Familien üblichen Feier des Dezembermonats, bei der die Männer die Pflichten der Hausfrauen übernehmen, ihre Liebhaber in festlicher Weise. Um den fünfzehnten Januar kommen die Tänzer der Daikoku-Pantomime nach Yoshiwara und lassen sich von den Kurtisanen bewirten. Diese lieben es, die hübschen lustigen Burschen in sich verliebt zu machen. 14'

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Am einundzwanzigsten stellt man vor dem Hause rechteckige Laternen mit den Pseudonymen der Djoros und Geishas auf, und am zweiundzwanzigsten er­ scheinen die Mädchen wieder in ihren Käfigen. Die Neujahrsfeste sind vorüber. Am ersten Tage des Pferdes, im Februar, strömen junge Leute nach Yoshiwara, tanzen und spielen mit Holzmasken, die Löwenköpfen ähneln, eine Panto­ mime; das sind komische Darstellungen alter heiliger Tänze. Am Ende des Monats kommen die Kurtisanen allein, in kleinen Gruppen oder in Begleitung ihrer Liebhaber, nachdem sie auf dem niedrigen Tische des Hausaltars ein kleines Mahl hergerichtet, zum Tempel der Inari.1) Die Wirte schmücken denselben mit großen Later­ nen mit den Emblemen ihrer Häuser. Einige Djoros hängen dort Weihbilder auf, verbrennen parfümierte Papierkerzen mit Weihrauch und bringen dahin die von der Fuchsgöttin bevorzugten Speisen und die ge­ heiligten Blumen des Shintokultus. Inari ist, wie wir gesehen haben, die Schutzgöttin ihrer Zunft. Im Monat April gibt es nur das Fest der Spazier­ gänge in den Parks von Ueno und Mukojima zum ’) Siehe drittes Kapitel.

Besuche der Kirschbaumblüte. Wir haben die Schön­ heit Yoshiwaras zur Zeit des Aufblühens dieser blaß­ rosa Blüten beschrieben. Anfangs Juni werden die Winterkleider gegen die leichten Sommerkimonos ausgetauscht. Die Innenaus­ schmückung der Käfige nimmt einen mehr sommer­ lichen Charakter an. Zu dieser Zeit machen die Kurti­ sanen ihren Liebhabern kleine Geschenke, um sie zur Treue zu veranlassen. Wohlverstanden, die dafür ge­ gebenen Schadais fallen doppelt aus. Im Juli prangt die Schilfebene in Iris, Glycinen und Bambuszweigen, die man mit Fächern aus Seide oder aus weißem Papier schmückt, auf denen poetische Willkommgrüße oder einige heilige Gebete stehen. Die Wirte stellen die reichsten Kleider und schönsten Wandschirme aus. Das ist auch die Zeit der Wallfahrten zum Tempel der Kwannon, nahe bei Asakusa, der lustigen Partien auf dem Sumidafluß1) und des Festes der Laternen. Im Laufe dieses Monats stehen den Kurtisanen zwei Urlaubstage frei. Sie können an denselben aus­ gehen und brauchen nicht im Käfig zu erscheinen. J) Die Japaner feiern ein Fest, das Fest der Eröffnung des Flusses, wo die jungen Leute beiderlei Geschlechts in Barken, auf der Sumida, dem Flusse von Tokio, spazieren fahren.

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Jede Djoro errichtet einen kleinen Hausaltar, an dem sie betet. Zwei Tage später findet das Totenfest, oft auch Fest der Laternen genannt, statt: Allerseelen. Das ist sicher das eigenartigste Fest in Japan, das mit der religiösen Vorstellung des Landes am meisten in Einklang steht. Ururenkel beten zu ihren Ahnen und hoffen, daß die Seelen derselben während dieser Tage zu ihnen kommen, sie begeistern und um­ schweben und in ihre Wohnungen kommen, um die Bräuche der Familie, deren Ueberlieferung durch Menschenalter fromm und treu bewahrt wurde, wieder­ zusehen. An der Tür von Privatwohnungen hängt man eine Laterne in besonderer Form, in Form einer Pfingst­ rose oder mit gefranzten Wimpeln geschmückt, auf. Ihre seidenen Scheiben geben ein Bild der sieben berühmten Ansichten Japans. Und da sollten sie nicht die Seelen der Verstorbenen zu den Plätzen ziehen, die sie immer geliebt? *

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Während des Festes des Bon-odori stellt man auch Lichter auf jedes Grab. Auf einigen fernen Inseln hat sich der Brauch erhalten, an diesem Tage den Bon-odori, den Tanz des Todes, zu tanzen. Die

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jungen Mädchen teilen sich in zwei Gruppen: Die einen singen zum Klange der Shamisens, Flöten und Tamburins Lieder und schlagen den Takt; die anderen tanzen im Schwebeschritt verschiedene Figuren mit langsamen und regelmäßigen Gebärden, die an die heiligen Tänze der ältesten Zeiten erinnern. Man führt sie in dem mit Steinplatten belegten Hofe der Tempel auf, sobald der Abend herangekommen ist, während die weißen Lichter auf den benachbarten Gräbern ab­ brennen und die ganze Natur in der Andacht der ruhigen Sommernächte einschlummert. Die Kurtisanen feiern den Jahrestag des Todes ihrer berühmtesten Schwestern und Vorgängerinnen. Zu ihrer Erinnerung schmückt sich Yoshiwara mit Laternen und wunderbaren Wandschirmen. Am fünfzehnten August findet die Nachtwache des Mondes statt. Zu diesem Feste werden die Zimmer der reichen Djoros mit künstlichen Herbstpflanzen geschmückt. Man errichtet vor den Häusern oder in den Gärten Sambos, die mit Vorräten beladen sind: Nüsse, süße Bataten, Erbsen- und Bohnenschoten, Blumen, eßbare Kräuter, — Opfer für den Mond. In Yoshiwara folgt man darin dem Brauche der Bewohner von Tokio, denen es Vergnügen macht, sich den Aufgang dieses Gestirns über den Bergen und sein Versinken in das Meer anzusehen. '

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Die Kurtisanen sehnen sich nicht nach dieser Zeit, denn die Schilfebene ist da zum ersten Male nach dem Beginn der schönen Jahreszeit von Gästen und Neugierigen verlassen. Daher führte man zum Ausgleiche des Stillstandes den berühmten Niwakatanz1) auf. Während des Septembers ist Yoshiwara mit Chry­ santhemen bedeckt. Blütenblätter und ganze Blüten dieser Pflanze, in farbigem und parfümiertem Zucker konserviert, sind äußerst beliebte Leckereien. Der Oktober bringt die Winterfeuer und die Klei­ dung der kalten Jahreszeit, Die Kurtisanen und die Wirte schicken an die ganze galante junge Welt Reklamen, um sie zu einem kleinen Antrittsfest, bei dem die Neulinge einige Geschenke und Andenken bekommen, einzuladen. Im elften Monate findet eine nächtliche Prozession mit Laternen, zusammen mit der Eröffnung des Festes des Asakusatempels statt. Zahlreiche Fremde kommen geschäftlich oder als Pilger nach Tokio. Nachts ist Yoshiwara von Fremden überfüllt. Es ist während des ganzen Tages geöffnet und wird be­ sonders von Leuten niederer Klasse, von Provinzialen besucht, die sich wie in ihrer Heimat benehmen, *) Siehe das Kapitel über die Tänze.

sich in ihren sehr verschiedenen Mundarten unter­ halten und in ihrer sehr sonderbaren Kleidung unter den nachsichtigen Augen der Polizei wie auf einem Jahrmarkt herumbummeln, P ro z e s s io n d e r K u rtis a n e n . Aber das berühmteste von allen diesen Festen innerhalb von Yoshiwara ist die Prozession der Kurti­ sanen. Die Annalen haben ihr Andenken durch Jahr­ hunderte bewahrt. Die letzte fand unter — allerdings modifizierter — Beobachtung der alten Bräuche 1887 statt. Nichtsdestoweniger war sie so glänzend, daß die Bürger von Tokio glaubten, einem Feste der prunkendsten Jahre der „Blumenstadt" beigewohnt zu haben. Henry Norman hat davon in „The Real Japan" eine ganz hervorragende Schilderung gegeben. Ich lasse hier eine einfache Uebersetzung dieser Erzählung folgen, die man nur schwer in ihrer ganzen Schönheit wiedergeben kann: „Das außerordentlichste Schauspiel bietet Yoshi­ wara während einiger Nachmittage bis fünf Uhr abends zu drei verschiedenen Malen im Laufe des Jahres, wenn die Blumen in den Gärten der Hauptstraße gewechselt werden.

Das ist zuerst im Frühjahr, wenn die K irschbäum e

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in rosiger Blütenpracht prangen; dann im Sommer im Purpurschmucke der Iris und im Herbste mit den hundert Farben der Chrysanthemen, der National­ blume von Japan. Wenn die neuen Blumen erscheinen, so machen die Yujos1) ihnen einen feierlichen Besuch. In jedem der bedeutendsten Häuser werden unter den schönsten Frauen mit den prunkvollsten Gewändern und mit in großartigem Stile frisierten Haaren ein Halbdutzend ausgewählt: Kämme von drei Fuß Länge werden von beiden Seiten auf den Kopf gesteckt und hoch richten sie sich auf auf ihren Getas oder einen Fuß hohen Fußgestellen. Wenn sie zum Ausgange bereit sind, begleiten sie etwa zwanzig Diener. Zwei bis drei gehen voran, um die Menge zu zerstreuen; jede Yujo wird auf beiden Seiten von je einem Diener an der Hand geführt und feierlich und sehr langsam, in jeder Minute einen Schritt, bewegt sich die sonderbare Prozession um den Garten. Andere Züge kommen aus den Häusern, be­ gegnen sich und schließen sich an. Sofort staut sich in der Hauptstraße von Yoshiwara die Menge mit offenem Munde an den Plätzen, wo man von Zeit zu Zeit über die Köpfe der anderen hinweg die Figuren des Zuges sehen kann. *) Andere Bezeichnung der Kurtisanen.

Es ist schwer, W orte für eine genaue Beschreibung des außerordentlichen Schauspiels dieser Prozession zu finden. Die glänzenden und wertvollen Kleider der Yujos sind

von

einem

w underbaren

Reichtum,

Brokate,

leuchtend von Scharlach und G old. Die übertrieben großen, vorn geknüpften Knoten ihrer G ürtel, ihre außerordentlich hohen Frisuren, ihre schneeweißen G e­ sichter und schwarzen W im pern, ihre zinnoberroten Lippen und sogar rosa gefärbten F ußnägel; die Diener, die sie an jeder Seite ehrfurchtsvoll an den Fingerspitzen führen und über jeden ihrer Schritte wachen, wie man es zur Hilfe fü r einen greisen Patriarchen täte, ihre zahlreichen Diener, die ihnen feierlich folgen, w ährend ein Bedienter die M enge fernhält und ein anderer von ihrem W ege die gefallenen Zweige und Blätter auf­ liest, ihr langsam er und gezierter G ang, ihr starrer, geradeaus gerichteter, halb verächtlicher, halb furcht­ sam er Blick, die dicke, schweigsame M enschenmauer, der feierliche Anblick dieser eigenartigen Zeremonie, all dies gibt ein so besonderes Schauspiel, wie es nie jem and gesehen, ein Fest, das m it keinem anderen zu vergleichen wäre, das an den Phallusdienst anklingt, ein Fortleben des Priapus."

221 „Glaube keinem Weibe, selbst wenn es dir neun Kinder ge­ boren hat.“ (Japanisches Sprichw ort)

„O Nacht, bringe mein Lied bis zu ihren O hren, du Göttin mit den Lotusaugen, sei die Botin meines Flehens.“ (Hindugebet.)

222

Zwölftes Kapitel. Legenden und Züge aus dem Leben einiger berühm ter D joros d er „F reudenstadt". — Die Behexung von Fräulein „K inder­ gem üt" durch einen Fuchs. — Tam akoto. — Kokonoye, die „neunm al U nglückliche". — H ona agi, der „geschlossene Fächer". — Segawa. — Die Liebesgeschichte des Priesters Itsari und der schönen Otzumi.

Wir haben schon in den vorhergehenden Kapiteln einige Züge aus dem Leben der berühmtesten Oirans gegeben. Erinnern wir uns auch an das Besessensein einer der so zahlreichen Takao oder „jungen Mädchen von kindlichem Aussehen". Diese Legende knüpft sich an den Aberglauben über den G ott Inari. Man weiß, sagt die Chronik, daß ein ganzes Dorf von dem als G ott verehrten Fuchs verzaubert werden kann, und daß er glücklich ist, wenn er Gelegenheit hat, sich einer Frau zu bemächtigen und sich in ver­ hexten Kindern fortzupflanzen. Ganze Familien sind auf diese Weise „verfuchst". Du mußt genau wissen, ob deine Braut nicht derartige Vorfahren hat, denn sonst wird es auch bei dir nicht lange dauern, und du wirst verhext sein. Dann wärest du sehr unglücklich, denn ein Fuchs benimmt sich wie ein Fuchs, und der menschliche Geist kann die Beweggründe der Hand­ lungen dieser Tiere nicht verstehen.

224

Aber man braucht nicht etwa eines dieser Tiere zu töten, zu essen oder zu heiraten, um verzaubert zu werden. Es genügt, wenn sie den Frieden deines Herzens stören wollen. Ist es nicht schon sehr un­ angenehm, ihn in anderen zu erkennen? So geschah es auch der berühmten Takao. Als das ehrsame „Fräulein Kindergemüt"1) zum ersten Male in Yoshiwara ihre Nachtkleider anlegte, verfiel sie in eine Mattigkeit, deren Grund niemand ver­ stehen konnte. Die Feste und ihre Pflichten im Yukwaku interessierten sie nicht mehr. Das gereichte ihr zu großem Nachteil bei ihrem Herrn, da sie durch ihre Kälte das berühmte Haus „am Abhange der drei Meere" in Mißkredit brachte. Takao schickte kein Geld mehr an ihre alten Eltern. Sie vergaß tatsächlich alle Pflichten der Kindesliebe. Eines Herbstabends schützte die Djoro plötzlich Schmerzen vor, um sich auf ihr Zimmer zurückzuziehen und dort ihre Flucht und damit den Ruin ihrer Familie vorzubereiten, deren Haus der Wirt verkauft hätte. „Bst, bst, bst", hörte sie an ihrer Türe. Sie öffnete, ohne daran zu denken, daß in diesem abgelegenen Teile des Hauses ein Fuchs-Mensch nach *) O Takao San heißt „das ehrsame Fräulein mit dem kindlichen Benehmen".

der Gewohnheit dieser Dämone mit seinem Schweife klopfen könne. Ein schöner junger Mann stand vor ihr und bat um eine Schüssel Reis und rote Bohnen. Da begriff Takao ihr Unglück; denn hier weiß ein jeder, daß dies die Lieblingsnahrung dieser Zauber­ tiere ist. Sie gehorchte indessen sehr schnell und gab ihm ihren ganzen Kuchenvorrat. Der Besucher verlangte mehr, aber es war nichts mehr da. Während sie sich nun sehr tief verneigte, um wegen ihrer Armut um Entschuldigung zu bitten, verschwand der Gevatter. Vom nächsten Tage an aber gab Takao nur noch, Schreie und Seufzer von sich. Sie lief im H ause herum

wie eine Verrückte oder schlief in der Stellung, wie die Füchse schlafen, mit weit geöffneten Augen, und schrie in unverständlichen Lauten aus vollem Halse. Der Herr wurde benachrichtigt und entschied, daß sie ¿um Tempel von Fudo gehen sollte, wo ein weiblicher Inari mit ihren Jungen aufgestellt war, um' dort ein Gelübde abzulegen. Sie sollte ein Füchslein stehlen und die Rückgabe desselben nach ihrer Heilung versprechen1). Dann streute man nach allen Richtungen um das U Ein japanischer Brauch, um die Götter zum Erhören der Bitten zu zwingen. T r e s m in - T r e m o liä r e s , Yoshiwara.

15

226

i^päS^iie£üP£n)tisst^iieeittiäSc^itKsat^iiF^ariSiit^iiri£iit^Sfiäi)

Zimmer herum schwarze Erbsen, um die Geister zu bannen. Auch vergaß man nicht, an die Türe einen Zauber-,,Ofuda" zu hängen. Nach zehn Tagen war Takao noch krank und verlangte unaufhörlich die Lieblingsnahrung ihres Dämons. Man ließ einen Priester der Nichirensekte holen. Das sind sehr mächtige Zauberer, denen alle Kitsune1) gehorchen. Er riet, ein großes Mahl aus Buchweizen­ mehl zu richten, das Inari den Bohnen vorzieht, und es am Eingang zur heiligen Höhle*2) im Tempel Yotsuya aufzustellen. So geschah es. Aber Takao blieb krank. Schließlich kam ein heiliger Eremit, ein erfahrener Geisterbeschwörer von Beruf. Er begann mit dem großen Gebete: „Dein ist der Weg, dein ist die Macht, dein ist alles! . . Dann befragte er den Fuchs: „Wer bist du, was willst d u ? ' x) Fuchse. 2) In manchen Inaritempeln findet sich eine künstliche Höhle mit einem künstlichen Fuchs. (Olimpses of Unfamiliar Japan.)

Takao antwortete: „Quien, quion," wie es diese Tiere machen, wenn sie in den Reisfeldern bellen.

Der Eremit hob ihre Kleider auf und sah auf ihrem Bauche ein kleines Muttermal, das zu zittern und sich zu bewegen schien. Schnell erfaßte er es mit seinen Nägeln und riß es heraus. Dieses Mal hatte er Glück gehabt und den Geist des Fuchses überlistet. Zum Andenken an diese Befreiung sieht man im Inaritempel zwei kleine Votivbilder von Füchsen mit Halsbändern von roter Seide. Die Chronik zählt mindestens fünfzehn Kurtisanen auf, die denselben Namen getragen und mit ihrer Schönheit und ihren Reizen die Straße Naka-no-cho berühmt gemacht haben. Sie wurden von Künstlern, Kaufleuten oder Edelleuten losgekauft, wurden deren rechtmäßige Gattinnen und erwarben sich in ihrer Provinz die Achtung und die Liebe aller. Eine gewisse Takao, ebenso schön und vollkommen wie ihre Namensschwestern, lehnte während ihres ganzen Auf­ enthaltes in der „Schilfebene" die Bezahlung ihrer Schuld ab. Sie wollte einem einfachen Handwerker treu bleiben, den sie, bevor sie verkauft worden war, geliebt hatte, und ihn heiraten. Diese Geschichten sind sehr selten, geben aber Stoff für viele Theaterstücke und Romane. Einer derselben hat Namen und Inhalt von der Geschichte einer anderen Takao, die die treue 15*

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und angebetete Gattin eines DaTmio der Provinz geworden war und, als dieser bald nach ihrer Be­ freiung starb, sich in ein Kloster zurückzog und wie eine Heilige in Einsamkeit und unter Entbehrungen starb. Sie hat einige Verse hinterlassen, die im Tempel Ishiyama am Biwasee aufbewahrt werden. Dieses Heiligtum ist auch durch den Aufenthalt der berühmten Dichterin Komurasaki Shikibu (um das Jahr 1000) berühmt. Man sieht dort ein kleines frommes, von ihrer Hand geschriebenes Gedicht und ihr heilig ge­ haltenes Tintenfaß. Tamakoto ist der Typus der schönen, anmutigen, liebenswürdigen und liebevollen Kurtisane geblieben. Ihr Leben läßt auf einen Charakter von äußerster Fein­ fühligkeit und sehr viel Zartgefühl schließen. Sie erfand mehrere Arten, die Spiegel, die, wie man in Japan sagt, die Seele der Frau sind, mit Blumen zu schmücken. Auch rührt von ihr das Sprichwort her: „Die Frau altert, wenn der Spiegel anfängt, blind zu werden." Die Geschichte schreibt ihr ein Gedicht zu: „Der betrübte Schmetterling". Tamakoto starb arm und sehr jung bei ihrer Familie. Kokonoye oder „die neunmal Unglückliche" hatte ein ebenso trauriges Los. Sie war die Wärterin des Kindes eines Edelmannes am Hofe. Beim Spiel auf

der Straße fing das Kind des Hatamoto1) mit einem seiner Gespielen Streit an und führte einen unglück­ lichen Schlag, der seinen jungen Gegner tötete. Der Oberrichter entschied, daß das Kind Mönch werden und das junge Mädchen für fünf Jahre nach Yoshiwara geschickt werden solle. Kokonoye bewahrte den Reiz ihres Geistes mitten in all ihrem Unglück. Sie schrieb ein Gedicht, das von ihrem Unglück erzählt, von dem herzzerreißenden Leben der Frauen in Japan und ihrer Gefährtinnen in Yoshiwara und von ihrer Sehnsucht nach dem Tode. Dieses Gedicht fand reichen Bei­ fall bei ihren Zeitgenossen, und nach mehreren Gnaden­ gesuchen wurde der Kurtisane bewilligt, zu ihren Eltern zurückzukehren. Hona-Agi oder „Blumenfächer" hatte ebenso gute Eigenschaften. Zweimal entfloh sie, um einsam und arm in einer der Vorstädte mit ihrem Geliebten und ihrer alten Mutter zu leben. Nicht seiten hört man eine Anspielung auf sie, und ihren Namen knüpft man an die Pflichten, die die Mädchen Yoshiwaras ihren Eltern schulden. Mehr als ein junger Dichter hat sich an ihrer Geschichte begeistert als an einem Beispiel beharrlicher Kindesliebe. Ko-Haru oder „Kleiner Frühling" scheint keine *) H ö flin g .

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schön und sehr verehrt, eine d er reichsten Tayu YoshiwarasAglänzte sie n u r durch ihre Schönheit, u n d m anch­ mal heißt e s : „D um m und leichtgläubig wie die schöne K urtisane K o-H aru." Man hat von Segawa gesagt, daß ihre H aare im­ stande wären, einen Elefanten festzuhalten, und d er T on einer aus ihrer G eta geschnittenen Pfeife einen H irsch anlocken könnte.

N ach ihrem Loskauf war

sie la n g e k r a n k u n d w u r d e erst gesund, als i h r ein

W ahrsager geraten hatte, ihren N am en mit dem eines nützlichen Tieres zu vertauschen. Die G eschichte von d er berühm ten O tzum i, die m ir im Jahre 1900 ausführlich erzählt w urde, wird einigen Einblick in die A rt gestatten, wie der Japaner eine Liebesgeschichte erzählt. Sage

von

d e r K u rtis a n e

O tz u m i

und

dem

B u d d h a p rie s te r Its a ri. In einem Dorfe der Provinz Suruga lebte ein verwitweter Pächter allein mit seinen beiden Töchtern. Es ging ihm gut, denn der Dai'mio (Herr) erhob nicht zu hohe Abgaben, und fruchtbarer Regen fiel zur rechten Zeit. Die Familie brauchte sich nicht Tag und Nacht abzuarbeiten, um das Rad zu drehen, welches das Wasser aus dem Kanäle hebt. Uebrigens waren die Landleute dem Kami des kleinen Shintoheiligtums, das von altersher in einem Ahörngehölz errichtet worden war, fromm ergeben. D er Pächter hatte dessen Pforte oder Tori wiederholt repariert. Er ließ es auch nie daran fehlen, den bemoosten

231 Altar mit Goheis und geweihten Blumen zu schmücken und Opfergaben von Reis und Gemüsen darzubringen. Eine der Töchter hieß Otzumi. Als sie sechzehn Jahre alt war, verglichen sie die Nachbarn wegen ihrer schönen Jugendfrische mit der Blüte des Baldrians1). Eines Abends kam ein Fremder, auf einen Tannenast gestützt, an das Haus. Räuber hatten ihn, wie er erzählte, angehalten und seiner Waffen beraubt. Er hatte nur dank seiner Jugend und Kraft sich retten können, aber ein böser Hieb, den er bei dem Kampfe davongetragen, hinderte ihn, weiterzugehen, und bescheiden bat der junge Mann um etwas Tee, um seine Kräfte aufzufrischen. Der Pächter begrüßte ihn und bat ihn einzutreten, denn er sprach wie ein Edelmann. Otzumi brachte den Tee und konnte nicht umhin, das ausdrucksvolle und vornehme Gesicht dieses unerwarteten Gastes zu bewundern. Einige Tage vergingen. Der beiden bemächtigte sich eine tiefe Liebe. Zu schnell kam für das junge Mädchen der Augenblick, wo der Fremde seine Reise nach der Hauptstadt des Ostens fortsetzen wollte: Sein Daimio erwartete ihn. Da er von edler Herkunft war, so schwieg Otzumi und wagte nichts zu sagen, was ihn an sein hundertmal gegebenes Versprechen, sie nicht zu vergessen, erinnern konnte. Das Krrin-krran . . . Krrin-krrun seiner Getas hinter der Bambushecke auf dem Fußwege des Hügels schnitt ihr ins Herz, als sie ihn Weggehen sah. Und von diesem Tage an kam viel Unglück über das friedliche Heim. Der alte Daimio starb, Ronin drangen in die Gegend, und der zugrunde gerichtete Pächter wurde irre. Seine beiden Töchter, die nun sich selbst überlassen waren, verA) Die Japaner vergleichen die Schönheit der Frau mit der Rose, aber auch mit verschiedenen anderen Blumen, die sich für unser abendländisches Verständnis weniger dazu eignen.

232 m ieteten sich einer schlechten Frau, die sie an einen Zegen, welcher sie nach Y eddo brachte, verkaufte. O tzum i w urde du rch ihre A nm ut und Schönheit eine d e r berühm testen D joros von Y oshiw ara. Ihre Jugend blühte duftig auf, wie die blaßrote B lüte des Pfiaum enbaum s. An einem der Festtage des zweiten M onats fand sie ihre W iedervereinigung mit dem jungen M anne, den ihr V ater im V orjahre aufgenom m en h a tte ; er befand sich u n ter den T änzern, die kam en, um sich von den W irten und K urtisanen traktieren zu lassen. E r sah krank aus, a b er sein A ntlitz er­ schien ihr ebenso lieblich wie am ersten Tage. W ährend sie sich ihr U nglück erzählten, verb arg O tzum i ihr H aupt in ihrem Aerm el, um ihre T ränen zu verbergen. D er ju n g e M ann sagte ihr, daß e r Ronin und ohne B eschäftigung sei und kein G eld habe, sie ab er bei erster G elegenheit von ihrer Schuld loskaufen und bei sich behalten wolle. L ange M onate d e r H offn u n g gingen so v o rüber, w ährend ihr L iebhaber mit Taugenichtsen und H audegen verkehrte, den täglichen G ästen d e r Straße d e r fünfzig H äuser. N ichtsdestow eniger zeigte sich der Kitzuwa sehr zuvor­ kom m end gegen O tzum i und erlaubte ihr oft, mit den kleinen M ädchen, die ihrem Schutze anv ertrau t w aren, auszugehen. Eines N achm ittags im sechsten M onate (Juni) ging sie nach H ukiri, nahe von M ukojim a, um die Iris in Blüte zu sehen. In ihrer N ähe stand ein ju n g er B uddhapriester, dunkel gekleidet und mit rasiertem H aupte. E r bew underte die Schön­ heit des hübschen M ädchens und ihre A ugen, die schöner w aren, als jene des Schm etterlings der S eidenraupe1). Es w ar ein N ovize o d e r vielleicht ein einfacher D ien er des Tem pels. O tzum i interessierte sein kluges Aussehen. D e r Kozo (Novize) betrachtete sie ohne die H euchelei, die so oft das G esicht ju n g e r Priester entstellt. J Lafcadio H earn sagt in „G lim pses Japanese", daß dieser Vergleich in J a p a n auf dem L ande gebräuchlich ist.

Die Kurtisane schloß ihren Sonnenschirm und ihren Fächer, näherte sieh ihm und bat ihn mit leiser und reizvoller Stimme um ein heiliges Wort, dessen Erinnerung ihr Glück bringen sollte.» Sie dachte an ihren Liebhaber, der seit einem Monate nicht mehr zu ihr gekommen war. War er leidender als sonst? Der junge Priester antwortete: „Bete zu Kwannon, die die Göttin des Mitleids ist.“ Er dachte an die Göttin des Mitleids, von der er ein sehr großes Standbild gemacht hatte. In der Tat fand der Mönch mehr Gefallen an der Bildhauerei als an den Gedächtnisübungen, die das Studium der Sutras erfordert. „Wie wunderbar das wäre,“ murmelte er, „wenn ich die zwölf Gesichter der Kwannon so schön und so anmutig ge­ stalten könnte.“ Das junge Mädchen sagte: „Ich heiße Otzumi und bin nur ein Mädchen aus der Schilfebene. Tausend und abertausend Dank dafür, daß du ein Mädchen meines niederen Standes einer Antwort gewürdigt.“ Und da die Glocke von Mukojima die Zeit des Affen schlug, entfernte sie sich, um so schnell wie möglich 2U ihrem Herrn, dem Wirt, zurückzukehren. Itsari, das war der Name des Novizen, kam zu seinem Tempel zur Stunde, wo die Elstern und Raben auf den hundertjährigen Zypressen die Köpfe unter die Flügel stecken. Es ist Nacht, und die Priester singen die Abendsutras zum dumpfen Takte- des geweihten Gongs. Ohne etwas zu sich zu nehmen, denn es ist Fasttag, geht Itsari schlafen. Aber fieberheiß lenkt er seine Schritte nach dem Parke und arbeitet an seiner Statue der Göttin, „die man nur einmal bittet.“ Der .Nachen des Mondes zog ruhig seine Bahn gegen die Gestade des Horizontes.

234 Das Zirpen der Semi1) und der Ruf des Hotojisu*2) unterbrachen allein die Ruhe des benachbarten Friedhofes. Itsari denkt noch an die Kurtisane: „Warum verbraucht die Semi sich ganz bei ihrem Zirpen? Ach, ach, daß ich sie aus dieser Hölle nicht loskaufen kann!“ Ein Glühwürmchen streifte ihn und fiel neben ihm zu Boden. Er blieb stehen, um es nicht zu zertreten3), und seinen Flug wieder aufnehmen zu lassen. Der Schatten einer Stele mit dem Bilde der fünf Attri­ bute Buddhas nimmt in seinen Augen die Gestalt eines Frauen­ kopfes an. Er sagt sich: „So trägt Otzumi ihr Haar.“ Ein weißer Schein in der ovalen Höhlung eines Grab­ mals, in die das Wasser für die Toten gegossen wird, erinnert ihn wieder an das blasse Antlitz der Kurtisane mit seinen zarten Farben. „Wenn doch Yakushi-Sama, der Arzt der Seelen, mein Fieber heilen könnte!“ murmelt er und stützt sich auf den Sockel einer jizo-Statue4). Ihre Hände sind durch die Unbilden der feuchten Jahres­ zeit längst verwittert. Endlich schläft Itsari zu Füßen der guten Gottheit ruhig ein. Als Dank dafür, daß sie ihn wie ein ganz kleines Kind beruhigt hatte, klettert er am Morgen auf den Sockel und ergänzte mit etwas Erde die verstümmelten Arme. Jizo lächelte wie immer. *) Eine Art Grillen, die in Japan die ganze Sommernacht hindurch zirpen. s) Hotojisu, ein Nachtvogel in Japan. 3) Die Buddhapriester vermeiden es, Tiere zu töten, selbst Insekten. 1 j , • .• ¡_ _ !j 4) Nach „Glimpses Japanese“ hat dieser gute Geist die Kinder, deren Seelen zu schwach sind, den Dämonen zu widerstehen, auf ihrer langen Reise nach Aleido zu beschützen. Er geleitet sie, bringt ihnen Nachrichten von ihren Eltern, tröstet sie, beruhigt sie und läßt sie mit kleinen Kieselsteinen spielen.

Am selben Abend ging er unter dem Vorwände, in dem Tempel von Asakusa die „Göttin der Gesundheit“ zu besuchen, nach Yoshiwara. Er brachte Otzumi einen Ofuda, den der Oberpriester geweiht hatte, einen wertvollen Schutz gegen Unglück. Die Kurtisane bat um 15 Ryo1), da ihr Liebhaber, um den sie sich noch immer sorgte, schuldenhalber verfolgt wurde. Erschüttert kehrte Itsari spät nachts zu seinem Tempel zurück. Der Mond unter den Wolken des Horizontes krönte den Kamm der Hügel wie mit Meerschaum. Er dachte nach: Einmal im Jahre darf der Stern des Ochsenhirten auf der Brücke, die ihm die Vögel bereiten, den Strom des Himmels über­ schreiten, um zu seiner Geliebten zu kommen. Aber ich werde Otzumi nie mehr sehen*2). Wie in der vorhergehenden Nacht streckte sich der Novize am Sockel des Jizo aus. Die Erinnerung an die Kurtisane verfolgte ihn unablässig und, als er am Morgen den Tempel verließ, stahl er eine Emailvase. Er verkaufte sie, um Otzumi für eine ganze Nacht zu besitzen. Wenige Tage später wurde Itsari, der kein Geld mehr bei sich hatte, ermordet und in den Sumidafluß geworfen, wie man sagt durch den Liebhaber der Kurtisane. — Als die schöne Djoro diese Nachricht erhielt, verfiel sie in tolle Raserei mit schrecklichen Visionen, heulend, daß tausend Dämone sie verfolgten. Tag und Nacht war sie wahnsinnig vor Schrecken und Entsetzen. Der .Wirt nahm einen ruhigen Augenblick wahr, um sie aus der Schilfebene zu entfernen und gegen eine mäßige Entschädigung einer Etafamilie aus der Umgegend anzuvertrauen.

x) Alte japanische Münze. 2) Japanische Legende: Der Stern des Ochsenhirten liebt den Stern der Ziege und trifft ihn nur einmal im Jahre, nach­ dem er die Milchstraße passiert hat.

D er Priester w ar ohne Leichenfeier gestorben, ohne die tausend G ebete, die den S ünder vor d e r Hölle retten, und ohne daß m an ihm die sechs Rin m itgegeben hätte, welche die alte Frau bekomm t, die den „K reuzw eg der drei Straßen" im Meide zu bewachen hat. Baba, die alte Frau, fragte ih n : ■' „W o sind die R in ? ' Sie erhielt keine Antwort, zog ihm die Kleider aus und hing sie auf die Bäum e des W eges. Ihr Mann fand in dem Kleide des Priesters, die vom Patriarchen gew eihten Z auber­ mittel. D as rote Siegel des T em pels flam m te darauf. W ährend Baba mit den D äm onen Zwiesprache hielt, träum te die Seele des M önchs: „W enn ich vor den großen Spiegel geführt w erde, wo die Toten sich m it all ihren Fehlern sehen, w as wird aus mir, der ich die Emailvase gestohlen habe? Niemals wird für mich die Zeit kom m en, mich in ewiger Glückseligkeit auf dem Sitze aus goldenen Lotosblüten auszu­ ru h en ." D er Jizo des T em pels ging v orüber und spielte m it einem kleinen G eschöpf in seinen Arm en. E r w andte sich zu Baba, d e r alten F ra u : „D ieser Priester ist plötzlich gestorben; ist es nicht zu entschuldigen, wenn e r die Rin, die du von ihm verlangst, nicht um den Hals h a t? G ehen wir zu Em m a-o." D er G o tt d er T oten richtete über die Seelen; er saß zwischen dem „Geiste, d e r alles sieht, was geschieht", und dem Oeiste, „zu dem d er gute und schlechte Ruf d e r M en­ schen dringt." Um ihn herum sind D äm onen, die die Seelen neue G e­ stalt annehm en lassen; weiter abseits spielten auf einem W ege Geister, schön wie O tzum i, mit Lotosblüten. Em m a-o sp ra c h : „Ich will Kwannon Gerechtigkeit widerfahren lassen, d e r G esegneten unter allen, denn sie hat es abgelehnt, in dem großen G lückestraum zu schlafen, um durch tausende und tausende von Jahren die Bitten der Erdenm enschen anzuhören. Dieser Priester m ag zurückkehren, um in seinem Tem pel die

Statue der Göttin des Mitleids zu vollenden. Dann soll er sterben." Itsari kehrte zurück. Er hätte sich in den unendlichen Wolken verirrt, wenn nicht der nächtliche Schrei des Hotojisu, des „Vogels, der in Japan die Nacht hindurch schreit, um die Seelen nach' Meido zu geleiten", ihn zum Friedhof und seiner Werkstatt geführt hätte. Eine geheime Sehnsucht trieb ihn an, mit Eifer zu arbeiten und so bald wie möglich das Bild der Göttin zu vollenden. Jeder der Köpfe glich Ofzumi. . . . Er wurde nicht müde, ihre Haartracht zu formen, ihre Augen gleich denen des Schmetter­ lings der Seidenraupe, ihre schönen Brauen, ihren Mund, ihre Ohren, zart wie die ersten Blätter des Reises. Zwölf Köpfe hatte Kwannon und zwölf Otzumis sahen ihn an. Sie waren so anmutig und so schön, daß er nicht wagte, sie zu verändern oder zu zerstören. Dann formte er zwölf Paar Hände, gleich jenen der Kurtisane, schlank und zart, fast durchsichtig. Die Arme hoben sich bittend zum Himmel in derselben Haltung wie die Djoro ihren Fächer hielt. Eines Tages, als Itsari, alt und schwach geworden, vor seiner Statue stand, ohne den Mut zu haben, sie ganz zu voll­ enden, kam der Oberpriester zu ihm. Er beglückwünschte ihn dazu, daß er alle Hände in betende Stellung gebracht hatte, und ging hinweg, ohne ein Wort hinzuzufügen. Eine innere Stimme hatte ihm gesagt, wie weit es war. Einige Augenblicke später kam der Patriarch mit einer Frau wieder, die als Pilgerin gekleidet und so mager war wie die Geister, die an abgelegenen Orten spuken. Ihre regel­ mäßigen Züge und ihre seltsamen Augen erinnerten an das Lächeln der zwölf Gesichter. Der Oberpriester ließ sie allein. Der Bildhauer zitterte und sagte: „Du bist Otzumi." „Ja, ich bin Otzumi", sprach sie mit so sanfter Stimme, wie das Summen eines Insekts. „Hier ist der Ofuda, den du mir gegeben hast. Ich bitte dich demütig um Verzeihung."

W ährend die Frau sich verneigte, fiel der Künstler zu ihren Füßen nieder. Am folgenden Tage, zur Stunde der M orgensutras fand man sie unbeweglich auf den Stufen des Heiligtums. Zum großen Erstaunen aller Priester und Schüler hatten sich die H ände der Kwannon, die am Vorabend ihre Finger betend gen Himmel gestreckt hatten, heute über ihre Köpfe herabgesenkt, in segnender Haltung, voll gnädigen Mitleids. Im Tempel wogte eine Wolke kostbaren Weihrauchs, der an den Geruch der Lotosblüte erinnert, den Duft des Sommer­ und den Wohlgeruch des Herbstwindes.

„W enn sich ein Liebender einer schlafenden, berauschten oder inen Frau bemächtigt, so ist diese abscheuliche Ehe, die ,A rt der Vampyre' heißt, die niedrigste und schändlichste.“ (Gesetz des Manu.)

„W enn jemand fragt, ob es kein anderes (Liebes-) Zauber­ mittel gäbe, so antwortet der Salamander, indem er mit seinen beiden Pfoten einen Ring macht: Dies allein! Und das Zeichen

bedeutet: Geld.4' (Lafcadio Hearn, Glimpses Japanese.)

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Dreizehntes Kapitel. A berglauben und Zaubergebräuche der japanischen Kurtisanen. — W ahrsagerei. — Oebete. — Zauberspiegel. — Das Be­ sessensein durch Gottheiten. — Mittel, hellsehend zu werden, und Zeremonie d e r Prophezeiung. — Zauberische Aphrodisiaca. — Hexerei. — Suggestion. — Das Beschwören. — Das Behexen zur Liebe.

In diesem kleinen, fleischigen und nervösen Körper, der von der Stirn bis zur Taille weiß unjd atlasartig, vom Gürtel bis zu den Füßen gelb und rauh ist, lebt eine Seele, die viele gute Eigenschaften schmücken. Wir haben gesehen, daß sie voll Zierlichkeit in ihrem Benehmen ist, und daß ihre Worte voll sind von zarter Sentimentalität, von treuer Anhänglichkeit an ihre familiären und religiösen Pflichten; ihr fehlte der berauschende, bezaubernde Duft, wäre die Oiran nicht ihr ganzes Leben aus Zauberei verliebt. Als Neugeborene brachte sie ihr Vater in einen Shintotempel, und die Wahl ihres Namens war eine wichtige Angelegenheit. Vielleicht wählte man ihn auch durch das Los von sieben oder acht anderen aus, die auf Papierblättchen, die das Zickzack des Gohei bilden, geschrieben waren, auf Gohei, die das Haupt­ kultusobjekt der Shintoreligion darstellen, wie das Kreuz das der christlichen Religion. Ihr Vater hatte aufs Geratewohl einen der Papier­ streifen berührt und den kleinen Namen darauf geT r e s m in - T r e m o li& r e s , Yoshhvara,

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