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German Pages 1212 [1214] Year 2009
NEUDRUCKE D E U T S C H E R L I T E R AT U RW E R K E Neue Folge Herausgegeben von Hans-Henrik Krummacher Band 55
SIGMUND VON BIRKEN
Werke und Korrespondenz Herausgegeben von Klaus Garber, Ferdinand van Ingen, Hartmut Laufh-tte und Johann Anselm Steiger Mitbegr-ndet von Dietrich Jçns
Band 1/I
n MAX NIEMEYER VERLAG T4BINGEN 2009
SIGMUND VON BIRKEN
Floridans Amaranten-Garte Herausgegeben von Klaus Garber und Hartmut Laufh-tte in Zusammenarbeit mit Ralf Schuster
Teil I: Texte
n MAX NIEMEYER VERLAG T4BINGEN 2009
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet ber http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN 978-3-484-28055-7
ISSN 0077-7688
Max Niemeyer Verlag GmbH, Tbingen 2009 http://www.niemeyer.de Ein Imprint der Walter de Gruyter Verlag GmbH & Co. KG Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschtzt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulssig und strafbar. Das gilt insbesondere fr Vervielfltigungen, bersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Satz: Ralf Schuster, Passau Gesamtherstellung: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten
In Memoriam Joachim Kröll Otto Schröder Blake Lee Spahr
INHALT Einleitung ...............................................................................................................................
S. XIX
1. Zu dieser Ausgabe ..............................................................................................................
XIX
1.1. Umrisse von Gestalt und Werk ........................................................................................
XIX
1.1.1. Zur Ausgangslage ........................................................................................................
XIX
1.1.2. Umrisse eines Porträts .................................................................................................
XXII
1.1.3. Struktur des gedruckten Werkes ...................................................................................
XXIV
1.1.3.1. Dichten bei Gelegenheit ............................................................................................
XXIV
1.1.3.2. Schäferdichtung ........................................................................................................
XXV
1.1.3.3. Pastoraler Fürstenspiegel ........................................................................................
XXVII
1.1.3.4. Teuts¡er Olivenberg .....................................................................................................
XXXII
1.1.3.5. Teuts¡e S¡aubühne ....................................................................................................
XXXIII
1.1.3.6. Höfischer Roman ......................................................................................................
XXXV
1.1.3.7. Poetik ........................................................................................................................
XXXVI
1.1.4. Der handschriftliche Nachlaß Sigmund von Birkens ...................................................
XXXVII
1.1.4.1 Weltliche lyrische Sammelhandschriften ...................................................................
XXXIX
1.1.4.2. Geistliche lyrische Sammelhandschriften .................................................................
XLII
1.1.4.3. Di¡terey-Sa¡en .........................................................................................................
XLII
1.1.4.4. Geistliches Prosa-Schrifttum ....................................................................................
XLIII
1.1.4.5. Varia und Übersetzungen ..........................................................................................
XLVI
1.1.4.6. Ego-Dokumente .........................................................................................................
XLVII
1.2. Forschungsgeschichtliche Aspekte im Blick auf Bibliographie und Edition ...................
LI
1.2.1. Betrübte Pegne›# ...........................................................................................................
LII
1.2.2. Herdegens Hi‰oris¡e Na¡ri¡t .......................................................................................
LIV
1.2.3. Das Jubelfest 1794 und Panzers Anteil ........................................................................
LVII
1.2.4. Das Werk Georg Andreas Wills im Blick auf Birken ...................................................
LVIII
1.2.5. Seitenblick auf Meusebach ...........................................................................................
LXIII
1.2.6. 1844: Mönnich und Tittmann .......................................................................................
LXIII
1.2.7. Das Schwarz-Schmidtsche Verzeichnis der Pegnesiaca ..............................................
LXV
1.2.8. Das Jubiläumsjahr 1894 .............................................................................................
LXVIII
1.2.9. Verfehlte Bücherkunde .................................................................................................
LXX
1.2.10. Der Beitrag Goedekes ................................................................................................
LXX
VIII
1.2.11. Im Zeichen des Krieges: Wilhelm Schmidts archivalische Bemühungen ...................
LXXII
1.3. Editorische Stationen ......................................................................................................
LXXIII
1.3.1 Schwäbische Seitenpfade: Kerner, Uhland und Haug ..................................................
LXXIV
1.3.2. Birken in den Textreihen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts ................................... LXXVIII 1.3.3. Jobsts Arbeiten zur Amalfi# ..........................................................................................
LXXX
1.4. Stationen und Resultate der Birken-Philologie nach 1945 .............................................
LXXXI
1.4.1. Die Kleinodien des 'Pegnesischen Blumenordens' im Zweiten Weltkrieg ....................
LXXXI
1.4.2. Kriegsbedingte Auslagerung der wertvollen Bestände des 'Pegnesischen Blumenordens' .........................................................................................................................
LXXXIV
1.4.3. Gerettetes und Verschollenes ....................................................................................... LXXXVIII 1.4.3.1. Archivalischer Bestand ............................................................................................. LXXXVIII 1.4.2.2. Schicksal der Birkenschen Bibliothek .......................................................................
XC
1.4.2.2.1. Ungebundene Sammlungen aus Birkens Bibliothek ...............................................
XC
1.4.2.2.2. Sammelbände aus Birkens Bibliothek ....................................................................
XCIII
1.4.2.2.3. Verschollene Sammelbände ...................................................................................
XCV
1.4.3. Archivalische und bibliographische Erkundungen im Zuge der sich belebenden Barockforschung der Nachkriegszeit ..........................................................................
XCVI
1.4.3.1. Otto Schröders unvollendete Birken-Biographie ......................................................
XCVI
1.4.3.2. Der Beitrag Blake Lee Spahrs ...................................................................................
XCIX
1.4.3.3. Joachim Krölls auf Creußen und Bayreuth gerichtete Forschungen ........................
CIII
1.4.3.4. Seitenblick auf die Greiffenberg-Forschung .............................................................
CV
1.4.3.5. Richard Mais Arbeiten zum geistlichen Lied und zur Birken-Bibliographie ............
CVII
1.4.3.6. Bild und Text .............................................................................................................
CX
1.4.3.7. Palatinats-Urkunden und Poetologie ........................................................................
CXII
1.4.3.8. John Roger Paas' Edition unbekannter Gelegenheitsgedichte ..................................
CXIII
1.4.3.9. Gerhard Dünnhaupts Birken-Bibliographie .............................................................
CXV
1.5. Ansätze zur Institutionalisierung der Birken-Forschung Die Arbeitsstellen in Mannheim, Passau und Osnabrück ...............................................
CXVII
1.5.1. Beginn in Wolfenbüttel .................................................................................................
CXVII
1.5.2. Mannheimer Aktivitäten ...............................................................................................
CXIX
1.5.2.1. Neuordnung des Birkenschen Nachlasses .................................................................
CXIX
1.5.2.2. Transkription des Nachlasses in Mannheim und Passau ..........................................
CXXII
1.5.3. Aufbau einer Birken-Forschungsstelle in Osnabrück ..................................................
CXXIII
1.5.3.1. Schaffung einer Drucke und Handschriften integrierenden 'Morphologie' ..............
CXXV
des Birkenschen Werkes
IX
1.6. Anlage und Durchführung der Birken-Ausgabe im Rahmen der 'Neudrucke deutscher Literaturwerke' des Max Niemeyer Verlages ..................................................................
CXXVI
1.6.1. Die Birken-Ausgabe im de Gruyter-Verlag ..................................................................
CXXVI
1.6.2. Neukonzeption der Ausgabe .........................................................................................
CXXVII
1.6.3. Die Ausgabe im Max Niemeyer-Verlag ........................................................................ CXXVIII 2. Zu diesem Band ..................................................................................................................
CXXXI
2.1. Die Sammlung Floridan# Amaranten-Garte in ihrer literarhistorischen Bedeutung ..........
CXXXI
2.2. Die Quellencorpora ........................................................................................................ CXXXIII 2.2.1. Die Reinschrift .............................................................................................................
CXXXIV
2.2.2. Das Arbeitsbuch ........................................................................................................... CXXXVII 2.2.3. Die Gedichte ................................................................................................................
CXL
2.2.3.1. Textwiedergabe .........................................................................................................
CXLI
2.2.3.2. Apparate und Kommentare .......................................................................................
CXLIII
3. Danksagung .......................................................................................................................
CXLV
Floridans Amaranten-Garte .......................................................................................................... Flammen da# Eyß 1. Winterklage, an die unerwei¡li¡e Filli#. Seine Threnen können den Fel# ihre# Herzen# ni¡t zers¡melzen. erwei¡en. .......................................................................................................................
1 3
2.
Seiner S¡önen vollkommene S¡önheit. ..............................................................................
5
3.
Cupido wird ein Fe¡ts¡üler. . ...............................................................................................
7
4.
Auf Meine# Pirithou# Namen#Tag. .....................................................................................
8
5.
An Filli#. Die wiederblühende Früling#- und Liebe#Zeit. ........................................................
10
6.
An Margari#, Früling#-Klage. ............................................................................................
12
7.
An die Margari#. al# ›e ihm einen Blumenbus¡ gesendet. Sonnet. .........................................
14
8.
Al# er von der Margari#, an einen Morgen, in Garten bes¡ieden wurde. ..................................
15
9.
Seine Liebe#s¡merzen ›nd ihm Lieb. ....................................................................................
17
10.
Seine Sterble”e, an ihre Unerwei¡li¡keit. ............................................................................
17
11.
Son‰en s¡einet na¡ Regen die Sonne, aber ni¡t also in seiner Liebe. .....................................
19
12.
Seine ihm-aufge‰oßene Liebe# abentheuer. ............................................................................
19
13.
Uber eine Feuer#brun‰ zu Nürnberg, Anno 1645 ...................................................................
21
14.
An Ro›bellen. ....................................................................................................................
24
15.
Jhn verlanget, Sie zu sehen. ................................................................................................
24
16.
Na¡tklage, uber sein Liebe#Leiden. .......................................................................................
26
17.
Uber einen Traum, von Jhr. .................................................................................................
31
18.
Er verla¡t die Stolze, die ihn vera¡t. ...................................................................................
32
19.
Die unbekannt-geliebte Chari#. Sonnet. ...............................................................................
33
X
20.
An Sie: al# er, ihrer unbegrü‹et, davon und weiter reisen mu‰e. ..............................................
34
21.
Abs¡ied#-Klage, an Sie. ....................................................................................................
36
22.
Flu¡ Rede, einer bes¡ri]eten Linde. .....................................................................................
37
23.
"Hör Linde, hör: wann mein und dein vergrollter Ä¡ter" .........................................................
40
24.
Auf Laub und Gra#. KlingReimen. ......................................................................................
40
25.
Pan an seine unerwei¡li¡e Dryope. .....................................................................................
40
26.
An Dualbe, Trauriger Abs¡ied. ...........................................................................................
41
27.
Virgilii II Ecloga geteuts¡t. ...............................................................................................
52
28.
An den Myrtillu#. ...............................................................................................................
56
29.
An die Pegni” Hirten. .........................................................................................................
59
30.
Dreyer treuer Freünde Reise an der Je”e von Dannenberg na¡ Hi”ger. ...................................
64
31.
An seine abwesende Ro›li#. Ode extemporanea, inter spaciandum concepta. .....................
68
32.
An Ebendieselbige. Sonnet. .................................................................................................
70
33.
An Ebendieselbe auf Jhren Namen#tag. ................................................................................
70
34.
Morgen- und Abendbes¡reibung. ..........................................................................................
75
35.
Liebe# Profezey: ..................................................................................................................
75
36.
Rätsel: Seidenwurm ...........................................................................................................
75
37.
An die Gegend von Hi”ger ...................................................................................................
76
38.
An die Seine, daß ›e seiner Liebe mit Gegenliebe begegnen wolle. ...........................................
77
39.
Seine Lieb#-abenteur mit der Laura: S¡äferinn, ihr seit am unre¡ten. ....................................
78
40.
Hyla# und Laura we¡selverliebung im Heuen. .......................................................................
80
41.
J¡ liebe, wa# fein i‰: ob# s¡on nit mein i‰. ..........................................................................
83
42.
Liebe#verzug. ......................................................................................................................
89
43.
An die Ba›lene, al# ›e ihm ein Band vergönnet. ...................................................................
89
44.
An die Galathee. ................................................................................................................
91
45.
Von zwey unglei¡en S¡we‰ern Sonnet. .............................................................................
93
46.
An Fili›lle. Sonnet. ............................................................................................................
93
47.
Floridan# Seine soll Florinda heißen. ....................................................................................
94
48.
An Florinda. Sonnet. ..........................................................................................................
96
49.
Hyla# und Laura Gesprä¡e. Sie hält Jhn. ............................................................................
97
50.
An Salibenen. daß er ›e nit lieben könne und ›e ›¡ ümson‰ bemühe. ...................................... 100
51.
An Eine, die ihn im S¡laf überfiele und Herzete. ................................................................... 102
52.
An die Edel-s¡öne Erante: Liebe#-ergebung. ......................................................................... 103
53.
An Ba›lenen. .................................................................................................................... 104
54.
Na¡t- und Klaglied. vor Eranten Behausung. ....................................................................... 105
XI
55.
Uber sein von Eranten beliebte# Bu¡: Sonnet. ...................................................................... 107
56.
Über ihr kränkli¡e# Aufwesen. Deine Krankheit tödet mi¡. .................................................... 108
57.
An Eranten ThürRing. ........................................................................................................ 110
58.
Der blöde Damon. .............................................................................................................. 110
59.
An A‰erien. Er bittet üm Abkühlung seine# Herzen# na¡dem ihn ihre Auglein entzündet. ........... 112
60.
Cupido Jagt. ...................................................................................................................... 113
61.
Cupido der ungewiße S¡ü”. ................................................................................................ 114
62.
An den großen Silvander. .................................................................................................... 118
63.
Von Silvander und Sinthia. ............................................................................................... 123
64.
Uber Damon– Mördli¡e– Ableiben. S¡äfer Klage. ............................................................... 128
65.
Uber der Edlen Silvia Kuts¡en-Fall. Sonnet. ....................................................................... 132
66.
Dorili– verlorner S¡uh. ...................................................................................................... 133
67.
An Silvia, über den von ihr genehten und ihm verehrten Beutel. .............................................. 134
68.
Uber eine Haar Nadel. ......................................................................................................... 135
69.
Uber die der Silvia verehrte Haar Nadel; Worauf ges¡rieben war: Bedien' ihr s¡öne– Haar, zieh hin! sag, daß i¡ selb‰ ihr diener bin. Sonnet. .................................................................. 136
70.
Al– er Dorili– und Silvia ›ngen gehöret. .............................................................................. 137
71.
Al– er Silvien Haare verloren. Sonnet. ................................................................................ 139
72.
Seine Klage über ihre Entfernung. ....................................................................................... 140
73.
Auf ihre Widerkun]. Sonnet ............................................................................................... 143
74.
Uber ihr abermalige– Entwerden. .......................................................................................... 143
75.
Auf der Edlen Dorili– Nahmen#tag. ..................................................................................... 146
76.
Uber der Edlen Silvien s¡ön‰e Haare. .................................................................................. 147
77.
Auf ihren Namen#tag. ......................................................................................................... 148
78.
Al– er Jhr die er‰e Früling–Blumen bra¡e und bra¡te. ......................................................... 150
79.
Auf ihrer S¡we‰er, der Edlen Charitilli–, Abs¡ied von der Pegni”. ........................................ 151
80.
Uber de– Edlen Strefon– Warm Bad-Reise. ......................................................................... 154
81.
An Silvien. Wie daß er no¡ liebe. ....................................................................................... 158
82.
An Dorili–. ........................................................................................................................ 160
83.
An Silvien. ........................................................................................................................ 160
84.
Er wüns¡et ihm eine mit der Edlen Silvia Treffli¡keiten begabte S¡äferin. ............................ 160
85.
An dieselbe. ........................................................................................................................ 161
86.
S¡äfer-Ho¡zeitgedi¡t. ...................................................................................................... 162
87.
Auf de– Edlen Jrenian# Namen#tag. .................................................................................... 163
88.
An die Dori–: Daß Sie zwar S¡önheit habe, ihn zuverwunden, aber kein Mitleiden,
XII
ihn wieder zu heilen. ............................................................................................................ 165 89.
Uber eine Blume, die auf ihrem Busen ‰e¿te. ........................................................................ 167
90.
An meinen Jrenian. ............................................................................................................ 168
91.
Uber de‹en Bildni–. ............................................................................................................ 170
92.
Lu‰rei¡e– LandLeben an der Aura¡. und Krönung Floridan–. ................................................ 173
93.
An meinen wehrten Ly›–. .................................................................................................... 187
94.
An die kranke Silvia. Sonnet. ............................................................................................. 188
95.
Auf Ebenselbige Krankheit. Sonnet. ..................................................................................... 189
96.
Kloridan– verzweifelte Liebe. ................................................................................................ 189
97.
Anbind-lösung. ................................................................................................................... 192
98.
Uber de– Mopsu– Ho¡zeit mit der Mopsa. ............................................................................. 192
99.
Der ungeliebt-betrübte und vom Hyla– getrö‰ete Celadon. ....................................................... 195
100.
Uber den Brief, der Silvien von der Pegni” abgefordert. ......................................................... 198
101.
Der unvergnügt-Geliebte, und Ungeliebt-Betrübte. ................................................................. 198
102.
An den Edel‰en Alcidor. Sonnet. ......................................................................................... 200
103.
An Silvien, Bey Verehrung eine– Bu¡–. ............................................................................ 201
104.
An die abwesende Chlori–. ................................................................................................... 203
105.
An Dorili–, bey Verehrung einer Gabe. ................................................................................ 206
106.
Silvander– Lieb–-antrag, an Dianen. ................................................................................... 208
107.
Lycida– liebt die Filli–, die er nie gesehen. .............................................................................. 210
108.
Abs¡ied-Klage an Silvien. .................................................................................................. 212
109.
An eine S¡äfer-Freundin: vom Freyen. ................................................................................ 214
110.
An die hart›nnige Filli–. Sonnet. ......................................................................................... 220
111.
An Eben dieselbe. ................................................................................................................ 220
112.
An Silvien Uber seine Onma¡t. Sonnet. .............................................................................. 223
113.
Uber Dianen Unwillen. ........................................................................................................ 223
114.
Thyr›# Tro‰Gesprä¡e mit der Filli#. .................................................................................... 225
115.
Auf meine# wehrten Ly›# Ho¡zeit mit seiner Edlen Ro›belle. ................................................. 230
116.
Seine Unruh, im S¡la[. .................................................................................................... 231
117.
An Dorili# und Silvia. Daß Sie an die Pegni” wiederkehren sollen. ....................................... 232
118.
An die Kleine Edle Silvia. .................................................................................................. 233
119.
Auf Silvien Aderläße. ......................................................................................................... 235
120.
Von einer verehrten Henne. .................................................................................................. 237
121.
Da# Feuer im S¡neeballen. ................................................................................................ 239
122.
An Silvien: Die verantwortete Anklag. ................................................................................. 241
XIII
123.
Der Rosen-Raub. ............................................................................................................... 243
124.
An Silvien, bey übersendung eine# Blum Strauße#. .............................................................. 246
125.
An die Chlori# Verzweifelte# Tod#verlangen. ......................................................................... 247
126. 128.
An Silvia: Von seinem ihm von ihr entwandten Herzen. ......................................................... 249 ♡. .............................................................. 252 An Silvien, uber da# ihm von ihr verehrte Doppel♡ An dieselbe, auf ihr Abreisen. ................................................................................................ 256
129.
Der klagende Thyr›#, Uber die Entfernung seiner Chlori#. ...................................................... 258
130.
Uber seine Trennung von Silvien. ......................................................................................... 261
131.
Uber den bittren Trunk. Sonnet. ........................................................................................... 264
132.
Auf ihre Entfernung: Trauriger Abs¡ied. ............................................................................... 264
133.
Reise-Wuns¡. .................................................................................................................... 267
134.
An die Edle Dorili# ............................................................................................................ 271
127.
135.
An seine Treu. Sonnet. ....................................................................................................... 273
136.
Auf glei¡en S¡lag. ........................................................................................................... 274
137.
Der Liebe Aequinoctium. .................................................................................................. 276
138.
Auf Silvien Entfernung. ...................................................................................................... 277
139.
Antwort auf ihre Abs¡ied-Reimen. ....................................................................................... 280
140.
Sie I¡ Liebe Vor Ihnen Allen. Sie Ist Liebrei¡ Vnd Ihm Angenem. ...................................... 286
141.
Lezter Abs¡ied an Silvien. .................................................................................................. 288
142.
Seine Vers¡ma¡tung. Sonnet. ........................................................................................... 295
143.
Smerzli¡e Tag- und Na¡t-Glei¡heit. ................................................................................. 296
144.
Die Pegni” und Aura¡. ...................................................................................................... 296
145.
An Silvien: Seine Trauer-Le”e. .......................................................................................... 296
146.
Ecloga, von diesem Kummer. Silvano. Silviu#. ................................................................... 302
147.
Pegni”-Abs¡ied de# verzweifelten Silvano. ........................................................................... 307
148.
Drey treuer Herzen Kleeblat. ................................................................................................ 310
149.
Al# er ihr Vatterland fürbey reisete. ...................................................................................... 315
150.
An die Edle Margari#: uber da# ihm von ihr übersendte Kränzlein. ........................................... 315
151.
Uber ihre Augen. Sonnet. .................................................................................................... 317
152.
Der Margari# Perlen-Gabe. ................................................................................................ 318
153.
An eine S¡äferin, die ihren Hirten er‰li¡, aber ohne be‰and, geliebet. ..................................... 320
154.
An seine Widerwärtige. ....................................................................................................... 322
155.
An Silvien. ........................................................................................................................ 323
156.
An meine lieb‰e Margari#: Zum Neuen Jahr. ....................................................................... 327
157.
Feldgedi¡te, zur Ho¡zeit Zweyer Edlen, Lucidan# und Lucianen. ............................................. 329
XIV
158.
die vom Silvano ni¡t-gefundene Silvia. ............................................................................... 336
159.
Zu de# Edlen Lucidor# und seiner Edlen Galatheen, Myrten Fe‰. ............................................ 341
160.
Liebe# gesprä¡e Zweyer Edlen verlobten, Damon# und Cathari#. ............................................ 344
161.
Filidor, an die unbarmherzige Climene. .................................................................................. 346
162.
An die vers¡lagene Delie. .................................................................................................... 348
163.
Die Vera¡tete Ho[nung ..................................................................................................... 350
164.
Die verzweiflete Ho[nung. ................................................................................................... 351
165.
Der ge‰ra[te Ho¡mut. ....................................................................................................... 353
166.
De# Glü¿e# Unbe‰and. ...................................................................................................... 355
167.
An eine Dame. ................................................................................................................... 357
168.
Holds¡a]-Gesprä¡e. .......................................................................................................... 357
169.
Zu eine# Edlen Paar#, Filidor# und Ba›lenen, Myrten Fe‰. Jn de# Myrtillu# S¡äferGedi¡te.
358
170.
Zu einem Myrten-Fe‰. ........................................................................................................ 360
171.
Zu einem andern. ................................................................................................................ 362
172.
Uber Myrtillen# Ubelaufwesen. Sonnet. ................................................................................ 363
173.
Jn Cleodor# AndenkBu¡. ................................................................................................... 363
174.
Jn meinen, an eine Edle Leonora verehrten, Lorbeerhayn. ....................................................... 365
175.
An Silvia, bey übersendung de# BlumS¡äferBande# und LorbeerKränzlein#. ......................... 366
176.
An Dafne Bey glei¡mäßiger Ubersendung. Sonnet. .............................................................. 367
177.
Abs¡iedLied an Damon, al# der na¡ der Donau abreisete. ..................................................... 368
178.
An Dorili# bey übersendung de# S¡äferBlumBande# und Lorbeer Kränz¡en#. ....................... 369
179.
An Magdali#, bey glei¡mäßiger Ubersendung. Sonnet. .......................................................... 372
180.
Zum Myrten-Fe‰ Ro›dan# de# Pegni”S¡äfer# und seiner Ro›lli#. ........................................ 372
181.
An Fontano den Pegni”Hirten, bey übersendung de# LorbeerKranze# und S¡äferBande#. ......... 374
182.
An Barbarilli#. .................................................................................................................. 374
183.
Auf der J›# Wa¡#-Blumenbus¡. ....................................................................................... 375
184.
Zu de# Doru# Macarie. ....................................................................................................... 376
185.
"J‰ Doru# ni¡t ein Pegni”Hirte?" ....................................................................................... 377
186.
Der Edlen Fi=i# Abenteur beym Kreß-Weyer. ....................................................................... 378
187.
Antwort an die Silvia. Parodie ihre# Sonnet#. ..................................................................... 381
188.
Von der Chari#. ................................................................................................................. 381
189.
An Meliböen, den Gotte#Hirten. Sonnet. .............................................................................. 382
190.
Auf Filemon# Lorbeer-Krönung und Orden#-Einnahme. ......................................................... 382
191.
Cupid¡en# FinkenHeerd und Entenfang. ............................................................................... 383
192.
Der ungetreue Thyr›#. Au# dem Franzö›s¡en. ...................................................................... 384
XV
193.
Die unbeliebte Liebe. ........................................................................................................... 386
194.
Abs¡ied-Trauer. ................................................................................................................. 388
195.
Wiederkehr-Freude. ............................................................................................................ 390
196.
Von Margari#, al# ›e Königin wurde. .................................................................................. 391
197.
An Mornille, bey übersendung de# LorbeerKranze# und BlumS¡äferBande#. Sonnet. ............. 393
198.
Uber deren Blume, Ehrenprei#, mit dem Spru¡: de# Himmel#, im herzen gebildet. .................... 394
199.
der XXIV Blumgeno#-S¡äfer Thyr›# der OberSä¡›s¡e. Blume: SammetRö–lein oder Jndianis¡e# Neglein. Spru¡: Au# JEsu Wunden gefärbet. ................................................... 394
200.
der XXV Blumgeno#-S¡äfer Oronte#. Blume: Bethonie. Spru¡: Zum andenken de# Ga‰e# zu Bethanien. ..................................................................................................................... 394
201.
der XXVI Blumgeno#-S¡äfer Uraniu#. Blume: die Sonnblume. Spru¡: Gebildet na¡ dem da# droben i‰. .............................................................................................................. 395
202.
der XXVIII Blumgeno#-S¡äfer Periander. Blume: die S¡lüßelblume. Spru¡: zu den Himmel#-S¡ä”en. ............................................................................................................. 395
203.
der XXIX Blumgeno#-S¡äfer Amynta#. Blume: die König#Kerze. Spru¡: Jn der Hand de# Hö¡‰en. ............................................................................................................. 395
204.
Der XXX Blumgeno#-S¡äfer Lilidan. Blume: die GoldLilie. Spru¡: Bekleidet mit de# Himmel# Glanz. ................................................................................................................. 396
205.
Der XXXI Blumgeno#-S¡äfer Polyanthu#. Blume: Pilosella oder Meu#öhrlein. Spru¡: Jn Tugend viel-blühend. ...................................................................................................... 396
206.
Cupido Endten-S¡ü” im Kohl-Garten. ................................................................................ 396
207.
Der XXXII Blumgenoß Herr Andrea# Jngel‰etter. Poliander. Die Ringelblume. Spru¡: Na¡ der Engel‰adt ringend. ................................................................................................ 398
208.
Auf de‹en Namen# Tag. ..................................................................................................... 398
209.
Jn Amynta# StammBu¡. die Pegni” redet. ......................................................................... 400
210.
Die XXXIII Blumgenoß Hirtin Jungfrau Elisabetha von Seni”. Cölinde. Blume: die Je–mine. Spru¡: Sprekende van de Jesv#-minne. (Redend von der Jesv#-Liebe) .................................... 401
211.
Der XXXIV Blumgenoß S¡äfer Leucofron. Herr Magi‰er Caspar Nieblig Chur Brandenburgis¡er Pa‰or zu Großburg. Blume: Die weiße rohtgeringelte Nelke. Spru¡: weiß Gewas¡en im Blut de# Lamme#. ......................................................................................................... 402
212.
Jn da# Bü¡lein Pegne›#. ................................................................................................... 402
213.
Zur Macarie der Dorili#. ..................................................................................................... 403
214.
"So thut hier Dorili#, wa# dort Mornille thut" ...................................................................... 403
215.
Der XXXV Blumgenoß. Filander. Herr Quirinu# Mos¡eros¡. Spru¡: Ein Zei¡en de# Gnad Zeugen# ............................................................................................................................. 403
XVI
216.
Jn de‹en Blumen-Paradei#. ............................................................................................... 403
217.
"Die Pfeife Pan# be‰und allein in Sieben Röhren:" .............................................................. 404
218.
"Wilkommen, Blumen-Hirt! so spri¡t die Granadill." ............................................................ 404
219.
"Filander, hat den Wald der Sitten" .................................................................................... 404
220.
Der XXXVI Blumgenoß Herr Mi¡ael Kongehl von Creu”burg au# Preußen. Blume: Creu”wur”, Spru¡: Zum Preiß de# Gekreu”igten ................................................................................... 405
221.
An die Ho¡Edle Blumgenoßin Celinde. ................................................................................ 405
222.
Die XXXVII Blumgenoßin. Frau Clara Catharina von Bürken. Florinda. Blume: die rohte ProvinzRose. Spru¡: unter den dornen wa¡send. .................................................................. 407
223.
Unsre# lieben Seeligen Alcidor# GrabLied. ............................................................................ 408
224.
MajenLied, bey der Blumgenoßen Krönung#-Fe‰ in Floridan# hütte. ....................................... 409
225.
Die XXXIIX Blumgenoßin Frau Helena Jngel‰etterin. Blume: Tulipan. Spru¡: Mit süße bewirtend. Filinde. .............................................................................................................. 412
226.
Die XXXIX. Blumgenoßin Frau Dorothea Vrsula Stöberlein#. Dorinde. Blume: Hyacinth. Spru¡: Zwis¡en blättern voll Blüte. .................................................................................... 412
227.
An meinen wehrt‰en Polyanthu#. ......................................................................................... 413
228.
Uber unser# Meliböu# seeligen Tod. ....................................................................................... 414
229.
Der XL Blumgenoß S¡äfer Herr Magi‰er Georg-Arnold Burger. A‰erio. Blume: SternKraut. Spru¡: Funklend au# dem Dunklen. .................................................................................... 416
230.
Zu de# Edlen Silviu# und der Edlen Charitni# Ho¡zeit. ......................................................... 417
231.
Der XLI Blumgenoß. Herr Chri‰ian Donat, Senator Regiomontanus Prussiensis. Adoni#. Blume: Braunelle oder Gottheil. Spru¡: der HerzWunden dur¡ Jesu Wunden. ..................... 419
232.
Der XLII Blumgenoß. Hermannu# Lebermann. Corymbo. Blume: Epheu. Spru¡: Üm den Leben#Baum ges¡lungen. ................................................................................................... 419
233.
Auf de# Edlen Ly›# Blumgenoßen# Ab‰erben. ...................................................................... 420
234.
An den Polyanthu#, auf seinen Traum. ................................................................................. 422
235.
Der XLIII Blumgenoß-hirt Herr Ephraim Naziu# Poeta Laureatus Caesareus. Pomeranus. Lucidor. Blume: Sonnenthau. Spru¡: Jn Hi”e bene”et. ........................................................ 423
236.
Der XLIV BlumS¡äfer. Herr Caspar Köler Poeta Laureatus Caesareus. Barda-Pomeranus. Tityru#. Blume: Tausend gulden kraut oder Erdgall. Spru¡: Ein Lößgeld au# Jesu Wunden. ... 423
237.
An Prutenio, Zu seiner Surbo›a. .......................................................................................... 423
238.
Zu de# Pegni” S¡äfer# Amynta# Myrten Feyer. .................................................................. 425
S. v. B. Dichterey-Sachen ............................................................................................................... 429 239.
Uber de# Blumgeno# S¡äfer# Amynta# Gesells¡a] Blume: zu dem seinem MyrtenFe‰ am Belt gewidmetem S¡äfergedi¡te. ............................................................................................... 429
XVII
240.
Hirten-Liedlein. .................................................................................................................. 430
241.
Auf Herrn Gu‰av Philip Te”el# etc. Senatoris Norici und Jungfrau ..... Margarethen Rothenhoferin Ho¡zeit. ....................................................................................................... 432
242.
Zu Mon›eur Chri‰of Wilhelm S¡eurl# Obri‰ Leutenant# mit Jungfrau Annen Ro›nen Slüßelfelderin und Mon›eur Johann Carl Slüßelfelder# mit Jungfrau Maria Helena Hallerin, DoppelHo¡zeit. .................................................................................................................. 434
243.
Filanthu# der XLV Blumgenoß. Magister Johann Lang, Diacunus ad Spiritum Sanctum. HerzSamen. Von Himmel ge‰reuet. ..................................................................................... 435
244.
Jsander der XLVI Blumgenoß. Johann Conrad Einwag. Tag und Na¡t. Gott-beda¡t. ........... 435
245.
Zu de# Esel# Jonello und Clarinden Ho¡zeit. Doctor Giovanni Cornelio Höne. Jungfrau Catharina Hagen. ............................................................................................................. 435
246.
Kammer-Liedlein. Der Han im Hag. .................................................................................... 436
247.
Zur Ho¡zeit Herrn Vetter Leonhard Samuel Seeling# und Jungfrau Catharina Oelerin. .......... 438
248.
Da# beKinderte Bad. Madrigal. .......................................................................................... 440
249.
Auf die Namen beyder Verlobten. Herr Seeling heuratet Jungfrau Oelerin. ............................. 441
250.
E# nehrt und zehrt. .............................................................................................................. 441 Sie pfeilt und heilt. ............................................................................................................. 442 da# Leben#-Lie¡t. ............................................................................................................... 442
251.
An die Gesells¡a]. ............................................................................................................. 442
252.
An Polyanthen. .................................................................................................................. 442
253.
Uber de# Doru# Ehr-wa¡#tum. ........................................................................................... 443
254.
HirtenLiedlein. .................................................................................................................... 444
255.
Chri‰of Adam Negelein. dur¡ Bu¡‰abWe¡sel. (Nimm weg der Tugend Herz, und gib da# haubt: so wird die Letterkehr für re¡t beglaubt) Ein MitS¡äfer ôn Tadel. ................................ 446
256.
der XLVII BlumgenoßS¡äfer Celadon. Blume: rohte# Nägelein. Spru¡: Au# NägelWunden gefärbet. ............................................................................................................................. 447
257.
Auf Herrn Johann Mi¡ael Endter# Juris Utriusque Doctoris und Jungfrau Annae Susannae von Cöln Ho¡zeit. 15 Septembris. nomine Fratris. ............................................ 447
258.
Der XLVIII Blumgeno#S¡äfer Polydor. Herr Magister Johann A¡atiu# Lös¡ Heil#bronnen›#. Blume: Cardobenedicten oder Bornwurz. Spru¡: Am Heil-Brunn blühend. .... 449
259.
der XLIX Blumgeno#S¡äfer. Herr Chri‰of Wegleiter Nürnbergen›#. Jrenian. Blume Fridelar. Spru¡ Mit Gott und Mens¡en .............................................................................. 449
260.
An die Edle J›#. ................................................................................................................ 450
261.
Der L Blumgeno#S¡äfer Lysander. Herr Chri‰ian Heu¡elin. Blume: Aloe. Spru¡: Ein Glei¡ni# diese# ErdLeben#. ........................................................................................... 450
XVIII
262.
Die LI Blumgenoßin Frau Maria Dorothea Omeißin gebohrne Ro‰in. au# Hi#panien bürtig, Damon# Ehelieb‰e. Diana. Blume: Granat-Blühe. Spru¡: Namen-verwandt mit Granadillen. ....................................................................................................................... 451
263.
Die LII Blumgenoßin Jungfrau Barbara Helena Längin. Erone. Blume: Helenium, AlantWurz. Spru¡: Jn den Heiland verliebet. ......................................................................................... 451
264.
Auf die Peyer-Billiedtis¡e Ho¡zeit. Sonnet. ........................................................................ 452
265.
Auf die Neubrunner-Mühlis¡e Ho¡zeit. ............................................................................. 452
266.
Da# Emblematis¡e EheBette dem WolEdlen Paar Verlobten Silvano und Sirene gewidmet. 26 Julii. ............................................................................................................. 453
267.
der LIII Blumgeno#-S¡äfer Herr Ferdinand Adam Pernauer, Baron de Perney. Dafni#. Blume: die Ba›lie. Spru¡: Ho¡benamt und Wolrie¡end. .................................................... 453
268.
Die LIV Blumgenoßin Jungfrau Anna Maria Paumgartnerin von Holn‰ein und Lohner‰att in
269.
Der LV Blumgeno#S¡äfer. Monsieur Chri‰of Fürer von Haimendorf in Wolker#dorf
Gern#burg. Amarilli#. Blume: Der Majoran. Spru¡: Mit Nu”en, zierend. ............................. 454 Patricius Noricus. Lilidor. Blume: Lilie. Spru¡: Jm herrli¡en Kleide. ................................ 454 270.
Die LVI Blumgenoßin Jungfrau Maria Magdalena Ste[anin. Chlorinde. Blume: die Narde. alias Marien-Magdalenen-Blume. Spru¡: Meinen Heiland zu salben. ................................... 455
271.
Von de# WolEdlen Lilidor# Blume ..................................................................................... 455
272.
Von de# Erleu¡ten Dafni# seiner. da# obige ander‰. .............................................................. 455
273.
Vom Namen Dafni#. .......................................................................................................... 455
274.
An Amarilli#. ..................................................................................................................... 456
275.
Zum MyrtenFest Herrn Heinri¡ Bernhard Engels¡all# Nürnberger# und Jungfrau Gertraut Margaretha Zipfel# in Leipzig. ............................................................................................. 456
276. 277.
HirtenLied¡en, an Olinden, al# ›e ihm Aepfel sendete. ........................................................... 457 Zur Ho¡zeit Herrn Wolf-Andrea# Endter# und Jungfrau Margaretha Katharina S¡ü”in. Der Endten-S¡uß. ............................................................................................................ 458
278.
Dank-Lied Für da# mir von Amarilli#, Diana, Dafni# und Lilidor ges¡enkte GoldApfelGes¡irr. de[en Obs¡ri] i‰: die Birke, die un# Vier in Jrrhain hat geführt, werd au# Hesperien mit Güldner Fru¡t geziert. An der Birke hängt der Faden von Ariadne. ................................... 461
279.
da# Freyer-KegelSpiel. ....................................................................................................... 463
280.
Jn de# Edlen Polyanthu# StammBu¡. ............................................................................... 464
281.
Der LVII BlumgenoßS¡äfer Fidamor. Herr Chri‰ian Flemmer ho¡Für‰li¡er Secretariu#. Blume: Lieb‰ö¿el. Spru¡: Gott und Mens¡en getreu. .......................................................... 465
EINLEITUNG
1. Zu dieser Ausgabe 1.1. Umrisse von Gestalt und Werk 1.1.1. Zur Ausgangslage Mit der vorliegenden Edition einer der lyrischen Sammelhandschriften des Nürnberger Poeten Sigmund von Birken (1626-1681) wird die Herausgabe des dichterischen Werkes eines Großschriftstellers eröffnet, dessen Gestalt und dessen Oeuvre einzigartig im 17. Jahrhundert dastehen. Diese Singularität manifestiert sich am sinnfälligsten in dem Umstand, daß erst jetzt, fast vierhundert Jahre nach seiner Geburt und weit mehr als dreihundertzwanzig Jahre nach seinem Tod, der erste ernstzunehmende Versuch einer Publikation seiner schriftstellerischen Hinterlassenschaft erfolgt. Keinem anderen vergleichbaren Dichter des 17. Jahrhunderts ist ein derartiges Schicksal beschieden gewesen. Der editorische Aufbruch im philologischen Gründungsjahrhundert ist an Sigmund von Birken ebenso vorbeigegangen wie die Etablierung der großen Werkausgaben in der Phase der erneuerten Barockforschung seit den späten fünfziger und frühen sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Und wo wissenschaftliche Ausgaben in Gestalt von Neudrucken fehlten, war zumindest doch durch Reprints für eine leichte Verfügbarkeit von Hauptwerken der großen Dichter und damit für ihr Nachleben Sorge getragen. Auch solche liegen für Birken nur ganz vereinzelt vor. Viele Gründe wären für diese extraordinäre Situation namhaft zu machen. Auf eine denkwürdige Weise kreuzten sich zählebige negative Geschmacksurteile mit einem mehr oder weniger ausgebildeten Bewußtsein, im Falle Birkens vor einer editorischen Herausforderung besonderen, um nicht zu sagen singulären Ausmaßes zu stehen. Das will bedacht sein in der Einleitung zum ersten Band eines von langer Hand geplanten und auf lange Zeit hin angelegten Unternehmens. Birken gehört nicht zu den Gestalten, an die sich seit ihrem Auftreten eine prägnante Erinnerung geknüpft hätte, wie sie sich über historische Kodifizierung und Kanonisierung herausformt, welche über Nachruhm und Präsenz unter einem gebildeten Publikum vor allem entscheiden. Mit Gründergestalten wie Opitz oder Weckherlin oder Zincgref, mit herausragenden lyrischen Figuren der ersten
XX
nachopitzischen Generation wie Fleming oder Dach, Rist oder Zesen, mit den Repräsentanten der literarischen Großformen in Drama und Roman, einem Gryphius und Lohenstein, einem Grimmelshausen oder Anton Ulrich, schließlich auch mit den Schöpfern einer geistlichen Kultur zwischen Böhme und Tersteegen, verbindet der leidlich literarhistorisch Informierte eine erste und so oder so hinlänglich triftige Vorstellung. Verläßlichster Indikator für diese Einschätzung ist eben die Existenz einer oder gleich mehrerer Ausgaben. Dabei wird es stets denkwürdig bleiben, daß den Dichtern der Mitte und der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, von den beiden Ausnahmen Gryphius und Grimmelshausen abgesehen, die editorische Gunst insgesamt eher versagt blieb und bestenfalls über Reprints für Ersatz gesorgt wurde. Harsdörffer und Klaj aus Birkens unmittelbarer Nachbarschaft stellen dafür das vielleicht schlagendste Paradigma. Nochmals also: Was ist in Anschlag zu bringen für diesen offenkundigen Sonderfall? Zu den maßgeblichen Faktoren kulturellen Erinnerns gehören räumliche Fixpunkte und Koordinaten. Der Humanismus, seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts auch nach Deutschland hinüberwirkend, hat die landschaftliche Besonderung des gelehrten und damit des literarischen Treibens in unerhört nachhaltiger – bislang freilich viel zu wenig wahrgenommener – Weise befördert. Auch das 17. Jahrhundert ist nach gelehrten und literarischen Provinzen gegliedert, an die sich die Orientierung und Erinnerung primär heftet. Was Zincgref und Lingelsheim für Heidelberg, Bernegger und Rompler für Straßburg, Rist und Zesen für Hamburg, Schein und Fleming für Leipzig, Albert und Dach für Königsberg, später Lohenstein und Hofmannswaldau in der Nachfolge der vielen Opitzianer für Breslau – das sind Harsdörffer und Klaj für Nürnberg. Birken ist eine derartige kommunale Verankerung nicht zuteil geworden. Und das nicht etwa, weil er Zugereister war, das war auch Klaj. Und das erstaunlicherweise auch nicht, obgleich er die meisten und produktivsten Jahre seines Lebens in Nürnberg verbracht hat. Regionale Repräsentanz ist, mit anderen Worten, eine aus komplexen Quellen herrührende Auszeichnung, die in jedem einzelnen Fall sorgfältig rekonstruiert sein will. An ihr hat das Werk so oder so den letztlich ausschlaggebenden Anteil. Und so bleibt der Literaturwissenschaftler primär für diese Aufgabe zuständig, nicht der Historiker und schon gar nicht der Morphologe natürlicher Vorgaben oder gar vermeintlich völkisch-rassischer Determinanten. Birken dürfte das prominenteste Beispiel einer keinesfalls metaphysischen, wohl aber existenzbegründenden Ortlosigkeit abgeben, wie eine solche auch im 17. Jahrhundert durchaus ungewöhnlich war. Er hat wie kein zweiter in dieser Deutlichkeit und mit dieser Dringlichkeit um seine soziale Positionierung und Reputation gerungen, und das bis in die letzten Jahre seines Lebens hinein. Der Prozeß selbst ist eigentlich nie zum Abschluß gekommen. Und die Unschärfe, in der sein Bild bei der Nachwelt verblieb, hat eben mit diesem sein Leben begleitenden Oszillieren und Changieren zu tun, so wenig man sich im übrigen Rechenschaft darüber abgab, worin sie denn wohl begründet sein mochte.
XXI
Es ist die Bestimmung der gelehrten Fundierung der humanistischen Literatur der Frühen Neuzeit, daß sie sich an Karrieren knüpft, für die Mobilität typisch ist und der Ausbruch aus den ständisch vorgezeichneten Mustern sich stetig erneuert. Opitz hatte dies Schicksal geradezu exemplarisch vorgelebt. Aus dem niederen zünftigen Bürgertum sich erhebend, war er aufgestiegen in die exklusive höfische Welt und hatte sich souverän und alsbald geachtet und vielfältig umworben in ihr bewegt. Nur Torheit und Verblendung im bürgerlichen Zeitalter vermochten ihm völlig anachronistisch daraus einen Strick zu drehen. Seine Stellung war eine durch und durch gefestigte. Auf gänzlich andere Weise gilt dies auch für die meisten der soeben namhaften gemachten Gestalten. Und das auch und gerade dann, wenn sie sich, anders als Opitz, in einem vorgezeichneten sozialen Milieu zu beschränken wußten, so wie wiederum auf sehr verschiedene Weise etwa Dach oder Rist. Selbst Unsteten wie Fleming oder Zesen wird man mit der Elle mangelnder sozialer Verortung nicht beikommen, haben sich doch beide in rasch wechselnden und sehr verschiedenen Milieus immer wieder zu behaupten gewußt. Dagegen der zeitlebens doch überwiegend seßhafte Birken? Wo das Amt das erstrebte Ziel des studierten 'Gelehrten' war, blieb Birken auf eine denkwürdige Weise resistent gegenüber dessen mehr oder weniger ausgeprägten Attraktionen. Den durch den Vater nahegelegten Beruf des Pfarrers schlug er – anders als der kongeniale Klaj, der auf einer namen- und glanzlosen Pfarre untertauchte – in vollem Wissen um die fortan daran sich knüpfenden Risiken aus, um nach einer Reihe vergeblicher Versuche, sich beruflich zu etablieren, allein seinem Werk zu leben. Es war dies eine im 17. Jahrhundert gänzlich ungewöhnliche und im wahrsten Sinn des Wortes unerhörte Entscheidung. Denn nichts war ja vorhanden oder längerfristig in Sicht, das als sichernde Stütze sich angeboten hätte. Mit der Entscheidung des jungen Birken, einen bis dato nicht vorgezeichneten selbsterwählten Weg zu beschreiten, war er in eklatanter Weise fortan auf Gönner, Mäzene, einflußreiche Mentoren verwiesen. Das Bewußtsein des Besonderen war ganz offensichtlich so ausgeprägt, daß er sich ihnen immer wieder glaubte verpflichten zu dürfen. Ein Gutteil seiner Bemühungen in ständig wechselnden Szenarien galt dieser überlebenswichtigen Akquirierung von personellen und damit materiellen Ressourcen. Kein Dichter des 17. Jahrhunderts bietet uns das gleich anschauliche Bild einer weit ausgreifenden, bis in den Hochadel und zum Kaiserhof vordringenden Existenz, das zugleich an die niedersten und teilweise unwürdigsten familiären und bürgerlichen Bedingungen – sei es in der alten Reichsstadt, sei es in der benachbarten Residenzstadt – gefesselt blieb. Zumindest eine Ahnung davon muß sich der Nachwelt mitgeteilt haben, wenn sie nicht davon abließ, den ehrgeizigen Karrieristen und prätentiösen Ordensvorsteher zu verunglimpfen und herabzusetzen und dabei die moralische Disqualifizierung bruchlos in die ästhetische übergehen zu lassen. Ist die Einleitung in eine Werkedition der rechte Ort, an diese Vorgaben zu erinnern? Wir sind damit befaßt, das Rätsel zu lösen, warum mehr als drei Jahrhunderte unvermögend waren, für die Erkenntnis und das Nachleben eines namhaften Dichters des 17. Jahrhunderts die elementarsten Vor-
XXII
aussetzungen in Gestalt einer Bemühung um sein Werk zu schaffen, ja nicht einmal auch nur deren Dringlichkeit zu gewahren. Letztere darzutun war erst einer erneuerten Barockforschung beschieden. Sie zu wiederholtem Male zu erinnern, besteht gerade an dieser Stelle gehörige Veranlassung. Und das in dem Bewußtsein, daß wir die große Biographie des Dichters so wenig besitzen wie die große Ausgabe seines Werkes, also nicht umstandslos zurückgreifen können auf verbürgte Quellen, Daten und Deutungsmuster, sondern immer wieder neu an der Statuierung eines Bildes dieser ebenso rätselhaften wie faszinierenden Existenz arbeiten müssen, das vermutlich noch auf lange Zeit ein unzureichend gesichertes und kontrovers betrachtetes bleiben wird.1
1.1.2. Umrisse eines Porträts Birkens Geburt fällt in das erste Dezennium des Dreißigjährigen Krieges.2 Er hat die entscheidenden Jahrzehnte vor dessen Ausbruch also nicht erlebt, in denen der Humanismus zumindest auf mitteleuropäischen Boden in seine fruchtbarste Phase eintrat und Sozialisationen sowie eine ihnen entspringende gemeinsame Sprache zeitigte, die den um 1600 Agierenden als unveräußerliches Erbe verfügbar blieb und sie schied von der nachfolgenden Generation. Umgekehrt war mit der Geburt in den zwanziger Jahren darüber entschieden, daß die produktive publizistische Phase – anders als bei Fleming oder Rist oder Dach – tief in die zweite Hälfte des Jahrhunderts hineinreichte. Damit wurden ganz neue Impulse zumal aus der südlichen Romania erfahrbar, die in das Zeitalter des Barock geleiteten. Das maßgebliche Ereignis, welches für Birken einen unerhörten Prestigegewinn mit sich brachte, fiel in die Friedensfeierlichkeiten im glanzvoll illuminierten Nürnberg in den Jahren 1649/50. Impulse dieses internationalen, ständisch hochbesetzten, das Kleinod des Heiligen Römischen Reiches noch einmal in den Mittelpunkt der Großen Welt rückenden Ereignisses erhielten sich bis in die späte Phase des Birkenschen Schaffens. Schwer vorstellbar, daß diese Chance sich dem Emigranten dargeboten hätte, wenn der junge Dichter nicht in Kindesjahren aus dem böhmischen Wildstein bei Eger in Stadt und Landschaft der Verwandten mütterlicherseits gelangt wäre. Der erzwungene Exodus der evangelischen Pfarrersfamilie aus dem die Rekatholisierung erleidenden Böhmen in eine soeben die Impulse
1
Die einschlägige Literatur zu Birken wird im folgenden jeweils am gegebenen Ort namhaft gemacht. Es sollte am Schluß dieser Einleitung keine irgend förderliche oder anderweitig aufschlußreiche Studie ungenannt geblieben sein. Hinzuweisen ist jetzt auf den Eintrag von Klaus Garber zu Sigmund von Birken in der zweiten Auflage von 'Killys Literatur Lexikon', wo leicht überschaubar das Maßgebliche versammelt ist.
2
Zu Birkens Biographie sei zur ersten Information verwiesen auf: Conrad Wiedemann: Sigmund von Birken 1626-1681. In: Fränkische Klassiker. Hrsg. v. Wolfgang Buhl. Nürnberg: Nürnberger Presse 1971, S. 325-336; Joachim Kröll: Sigmund von Birken (1626-1681). In: Fränkische Lebensbilder 9 (1980), S. 187-203; Ferdinand van Ingen: Sigmund von Birken. Ein Autor in Deutschlands Mitte. In: 'der Franken Rom'. Nürnbergs Blütezeit in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Hrsg. von John Roger Paas. Wiesbaden: Harrassowitz 1995, S. 257-275. Dazu jetzt die einschlägigen Arbeiten unter dem Titel 'Biographisches' in dem Aufsatzsammelband von Hartmut Laufhütte: Sigmund von Birken. Leben, Werk und Nachleben. Gesammelte Studien. Mit einem Vorwort von Klaus Garber. Passau: Schuster 2007. – Alle Spezialarbeiten werden weiter unten im Zuge unseres sukzessive sich entfaltenden Forschungsberichts aufgeführt und in der Regel annotiert.
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der dichterischen Reformbewegung aufnehmende kulturelle Metropole erwies sich als lebensbestimmend. Umgekehrt wurde rasch offenbar, daß die kulturelle Einbürgerung auch unter diesen Auspizien keineswegs umstands- und problemlos vonstatten gehen mußte. Vor allem aber blieb der Birkensche Lebensentwurf selbst das nach Opitz vielleicht eindringlichste Beispiel dafür, daß einem ehrgeizigen, auf Großes sinnenden Dichter der städtische Raum des 17. Jahrhunderts nicht zu genügen vermochte, und sei es selbst jener der mit Nimbus begabten alten Reichsstadt, die doch über Jahrhunderte zugleich erwählte Kaiserstadt gewesen war. Birkens Existenz blieb auf denkwürdige Weise zwischen bürgerlicher und höfischer Welt geteilt. Der Dichter wußte sich die Vorteile der patrizisch geprägten fränkischen Kapitale zunutze zu machen, nahm die Chancen aus der ihr unfreiwillig zugewachsenen Rolle als Refugium zumal des oberösterreichischen Adels wahr und blieb doch zeitlebens bestrebt, sich Aufträge von den großen Dynastien bis hinauf zu den Habsburgern zu verschaffen. Umgekehrt verschmähte es Birken keineswegs, sich zu den zünftigen Bürgerkreisen herabzulassen und die alles beherrschende Schriftstellerei bei Bier und Wein, Kartenspiel und Kegelschieben abzustreifen. Gar nicht unterschätzt werden darf zudem das gelehrte Sozialprestige, das ihm aus seiner Aufnahme in die Fruchtbringende Gesellschaft, aus seiner mit der Nobilitierung verbundenen Hofpfalzgrafenwürde und schließlich aus seiner Mitgliedschaft und späteren langjährigen Präsidentschaft im Pegnesischen Blumenorden zuwuchs. Diese Ehren zeitigten nochmals ein ungewöhnliches Maß an Kontakten und Protektionen, die gewiß in erster Linie den in diesen Zirkeln tonangebenden gelehrten Stand betrafen, sich immer wieder jedoch auch darüber erhoben. Wir kennen keinen zweiten Dichter des 17. Jahrhunderts, der einen so weiten sozialen Radius durchmaß, eine ständisch so weitgefächerte Klientel um sich scharte, sich in so verschiedenen sozialen Milieus zugleich bewegte und schließlich so viele Gunstbeweise heterogener Provenienz vorzuweisen hatte. Daß damit Neid und Entfremdung einhergingen, ist ein anderes und (bis heute) kaum verwunderliches Kapitel. Diese Rahmendaten seiner Existenz in aller gebotenen Kürze zu erinnern, ist geboten, weil die Physiognomie seines Werkes davon unabtrennbar ist. Es ist in seinen zur Publikation gelangten Teilen ein so gut wie ausschließlich von Vorgaben und Aufträgen bestimmtes Werk. Dies aber ist die Konsequenz aus dem Umstand, daß der Lebensunterhalt über die Schriftstellerei bestritten werden sollte, von diesem primären Zweck ablenkende bzw. wegführende Angebote nach einigen Ansätzen nicht mehr gesucht und, wo sie sich boten, ausgeschlagen wurden. Birkens Werk ist, wie die knappe und in diesem Fall präzise zutreffende Formel lautet, durchweg anlaß- und adressatenbezogen. Und dies in einem Maße, daß nicht nur Gedichte und andere Kleinformen davon betroffen waren, sondern auch Großgattungen wie die Chronistik, das Reisetagebuch, der Fürstenspiegel, ja noch der Roman und das Kunstkompendium, an die mehrfach jahrelange Arbeit zu wenden war. So lag es nahe, daß sich der verächtlich gemeinte und als solcher gehandhabte Begriff des Auftragsschriftstellers in Verbindung mit sei-
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nem Namen wie mit keinem anderen des 17. Jahrhunderts sonst gleichsam naturwüchsig einstellte. Birken formte indes in dieser Rolle nur hochgradig professionell aus, was mehr oder weniger latent Bestimmung alteuropäischen Dichtens in Erbschaft der Antike überhaupt war und den Stempel des Verächtlichen erst im 18. Jahrhundert verpaßt bekam. Auf der anderen Seite ist einzuräumen, daß die Zeit für das auftragsfreie Schreiben knapp bemessen und entsprechend die Zahl der nicht bestimmten Vorgaben und Zwecken geschuldeten Titel gering blieb. Aber wer sagt und befindet darüber, daß dies ein Mangel sein sollte? An Birkens Oeuvre läßt sich exemplarisch Rang, Abstufung, soziale Schattierung öffentlichen poetischen Agierens wie an kaum einem Dichter des Zeitalters sonst studieren. Das mag hinüberleiten zu einem Blick auf das Spektrum der Gattungen – Richtschnur und Ordnungsmacht ersten Ranges im vorsentimentalen dichterischen Haushalt.
1.1.3. Struktur des gedruckten Werkes 1.1.3.1. Dichten bei Gelegenheit Im Späthumanismus um 1600 florierte die Epigrammkultur wie zu keiner Zeit sonst. In einer der späthumanistischen Herzlandschaften wie Schlesien brachten es Dichter wie Cunrad oder Exner oder Hermann mühelos jeweils auf mehrere tausend. Es handelte sich um personenbezogene Texte, mittels derer amikale, ständische, konfessionelle Kontakte befestigt und die durchgängige – lateinische! – Akkulturation der Region ganz im Sinne der Vorstellungen etwa eines Conrad Celtis bezeugt wurde. Diese poetische Errungenschaft hat sich in gleicher Dichte und Prägnanz im alsbald deutschsprachigen Dichten nicht erhalten. Als durchgängige Erbschaft indes bleibt das an eine Person gerichtete Gelegenheitsgedicht in Umlauf, welches die lyrische Physiognomie des 17. Jahrhunderts wie nichts sonst prägt. Wir möchten in der Einleitung zu einer Ausgabe der Schriften Sigmund von Birkens die These wagen, daß niemand mit gleicher Intensität sich diesem genus verschrieben hat wie eben der Nürnberger Pegnitzschäfer und nachmalige Ordenspräses. Plausibilität und am Exempel ablesbare Evidenz wird sie erst erhalten, wenn diese Produktion gesammelt und editorisch zugänglich geworden ist. Denn bislang ist sie – von einer gleich zu würdigenden Ausnahme abgesehen – hoffnungslos zerstreut. Sie teilt damit das Los, welches der äußeren Anlässen geschuldeten Produktion im Umkreis des Humanismus durchweg zuteil wurde – sofern nicht Sorge getragen war für die Vereinigung des Verstreuten in Sammelbänden, sei es von der Hand des Dichters selbst, sei es von Freunden, Kollegen, Nachfahren. Das mochte angehen, wo das Gelegenheitsgedicht eine produktive Äußerung neben anderen blieb. Im Falle Birkens ging das Beste seines Schaffens ein in diesen Zweig seines Werkes. Es zählt in lateinischer wie in deutscher Sprache nach vielen hundert Titeln. Mag das im Blick auf einzelne Dichter wie etwa Dach auch nicht gänzlich extraordinär sein, so hat die soziale Bandbreite und vor allem die Vielgestaltigkeit der Formgebung im Zeitalter jedoch keine Parallele. Dieser der Göttin Gelegenheit aus selbstergriffenem Auftrag frönende
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Dichter wird erst jetzt in der Edition seiner gesammelten Schriften erstmals zu studieren und – das darf prognostiziert werden – in seinem erfindungsreichen Facettenreichtum zu bewundern sein. Ein humanistisches Genus geselligen, huldigenden, verewigenden Schreibens ist in seinem Werk an vorderster Stelle des Zeitalters fortgeschrieben und überzeugend nochmals zur Geltung gebracht worden. Seine letzten Ausläufer reichen hinein in eine Zeit, da der Degout an dieser bis dato prominenten Schreibkultur sich eben abzuzeichnen begann.3
1.1.3.2. Schäferdichtung Charakteristisch für die Birkensche Spielart der Gelegenheitsdichtung ist der wiederum singuläre Umstand, daß er sie zu Dutzenden von Malen verschmolz mit einer Gattung, die dafür in der Tat prädestiniert erschien, keineswegs jedoch auf sie festgelegt war. Birken hat von seinen frühesten dichterischen Versuchen bis in seine spätesten poetischen Verlautbarungen hinein für die Behandlung gesellschaftlicher Anlässe und dynastischer Panegyrik sich der Form des Schäfergedichts in allen denkbaren Spielarten bedient. Birken ist der pastorale Schriftsteller des 17. Jahrhunderts kat exochen, und niemand hat ihm diese Stellung streitig gemacht. In seinem gedruckten Werk ragt die Schäferdichtung als prägnanteste und geschlossenste Gattung deutlich sichtbar hervor. Birken hat – von dem Gründungsdokument inspiriert, mit dem Harsdörffer und Klaj ihren poetischen Bund pastoral besiegelten – zeit seines Lebens seinen Ehrgeiz darein gelegt, dem Schäfergedicht alle nur denkbaren Gestaltungen vom schlichten Liebeslied bis zum opulenten Fürstenspiegel, von der locker geschürzten Erzählung bis hin zur hochspekulativ überformten pastoralen Allegorie, vom heiteren Gesprächspiel bis zur herben Zeitdiagnostik abzugewinnen. Und er ist darin zum Inaugurator und Sachwalter eines pastoralen Kosmos avanciert, für den nicht nur in der deutschen, sondern offenkundig auch in der europäischen Literatur, so weit wir zu sehen vermögen, keine Parallele namhaft zu machen wäre. Neben Sannazaro, neben Garcilaso (sowie – nie zu vergessen – dem pastoralen Romancier Cervantes!), neben Ronsard und
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Eine einläßliche formtypologische Arbeit zu Birkens Lyrik fehlt. Eine erste motivgeschichtliche Untersuchung liegt jetzt vor von Konrad Wieland: Der Fels in der Brandung. Beständigkeitsdenken und Beständigkeitsbilder im Korpus der Gedichte des Sigmund von Birken (1626-1681). Berlin: Weidler 2006 (Studium Litterarum 11). Eine Osnabrücker Studie zum lateinischen Epithalamium Birkens ist noch nicht zum Abschluß gekommen. Eine Monographie zur deutschsprachigen anlaßbezogenen Produktion ist ein dringendes Desiderat. An Einzelstudien kann verwiesen werden auf Michael Titzmann: Zur Dichtung der Nürnberger 'Pegnitz-Schäfer'. 'O Pan/ der du in Wäldern irrest'. Ein Gedicht von Birken und Klaj und sein Kontext. In: Handbuch der Literatur in Bayern. Hrsg. von Albrecht Weber. Regensburg: Pustet 1987, S. 221-234; Dietrich Jöns: Auftrag und Ausführung. Sigmund von Birkens Gedicht auf die Hochzeit von Christoph Fürer von Haimendorf mit Anna Lucia Löffelholz von Colberg am 13. September 1659. In: Bausteine zu einem transatlatischen Literaturverständnis. Hrsg. von Hans W. Panthel und Peter Rau. Frankfurt a. M. etc.: Lang 1994, S. 131-149; John Roger Paas: In praise of Johann Michael Dilherr. Occasional poems written in 1644 by Sigmund von Birken, Georg Philipp Harsdörffer, and Johann Klaj. In: Daphnis 21 (1992), S. 601-613.
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neben Edmund Spenser bedarf aus dem deutschen Sprachraum Sigmund von Birken als Bukoliker an erster Stelle einer allfälligen Erschließung und einer daran sich knüpfenden Rehabilitation.4 Im Blick auf die eminente Bedeutung dieses Zweiges der Birkenschen Produktion will es folglich als kein Zufall erscheinen, daß nur in ihm zwei – freilich gänzlich verschiedenartige – Synopsen zustande kamen, die man sich für das sonstige Birkensche Werk auch so sehr gewünscht hätte und wie sie der Dichter plante, ohne sie verwirklichen zu können. Es sind bezeichnenderweise Produkte der Spätzeit, in der sich der Wunsch, das Werk zu ordnen, zusammenzuführen und der Nachwelt in geschlossenen Corpora zu übergeben, gebieterisch geltend machte. Wäre Birken mit diesem Geschäft auch nur halbwegs an ein Ende gelangt, das Bild, das wir von ihm besäßen, nähme sich gänzlich anders aus. Es tritt als das, was es repräsentierte, – das Gelingen unseres Vorhabens vorausgesetzt – überhaupt erst Jahrhunderte nach seinen Erdentagen in authentischer Gestalt an die Öffentlichkeit. Und als solches dürfte es sodann eine Façon annehmen, die in dieser Ausformung wiederum keine Parallele im deutschen 17. Jahrhundert hat. Der Vorsatz, alles auf die eine schriftstellerische Karte zu setzen, hätte sich also zu später Stunde definitiv als der richtige erwiesen, auch wenn es seinem Urheber nicht vergönnt war, die Früchte seiner Mühen selbst noch zu ernten. Zu sprechen ist folglich zunächst von Birkens letztem großen und noch zu Lebzeiten publizierten Alterswerk, der zweibändigen Pegne›# (1673 und 1679).5 In ihr führte er aus seinem reichhaltigen
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Zur Schäferdichtung Birkens vgl. Heinrich Meyer: Der deutsche Schäferroman des 17. Jahrhunderts. Diss. phil. Freiburg i. Br. 1927. Druck: Dorpat 1928; Elisabeth Renner: Die Schäfer- und Geschichtsdichtungen Sigmund von Birkens. Diss. phil. Prag 1937 (Masch.); Blake Lee Spahr: The Pastoral Works of Sigmund von Birken. Phil. Diss. Yale Univ. 1951 (Masch.); ders.: Dorus of Istrien. A question of identity. In: PMLA 68 (1953), S. 1056-1067; ders.: Dorus aus Istrien. A question answered. In: MLN 72 (1957), S. 591-596 (beide Arbeiten wieder abgedruckt in: Blake Lee Spahr: Problems and Perspectivs. A Collection of Essays on German Baroque Literature. Frankfurt a. M. etc.: Lang 1981, S. 17-31, S. 33-39); Klaus Garber: Der locus amoenus und der locus terribilis. Bild und Funktion der Natur in der deutschen Schäfer- und Landlebendichtung des 17. Jahrhunderts. Köln, Wien: Böhlau 1974 (Literatur und Leben 16); ders.: Vergil und das Pegnesische Schäfergedicht. In: Deutsche Barockliteratur und europäische Kultur. Hrsg. von Martin Bircher und Eberhard Mannack. Hamburg: Hauswedell 1977 (Dokumente des Internationalen Arbeitskreises für deutsche Barockliteratur 3), S. 168-203; ders.: Martin Opitz' 'Schäferei von der Nymphe Hercinie' als Ursprung der Prosaekloge und des Schäferromans in Deutschland. In: Daphnis 11 (1982), S. 547-603; ders.: Sigmund von Birken: 'Schönheit-Lob und Adels-Prob' ebd., S. 579-590; ders.: Arkadien und Gesellschaft. In: Utopieforschung. Interdisziplinäre Studien zur neuzeitlichen Utopie. Band I-III. Hrsg. von Wilhelm Voßkamp. Stuttgart: Metzler 1982. Bd. II, S. 37-81, S. 58ff.; ders.: Surpassing the Prototype. Sigmund von Birkens 'Fortsetzung der Pegnitz-Schäferey'. In: Ders.: Imperiled Heritage: Tradition, History, and Utopia in Early Modern German Literature. Selected Essays. Edited and with an introduction by Max Reinhart. Adlershot etc. 2000, S. 142-165; Maria Fürstenwald: Letztes Ehren-Gedächtnüß und Himmelklingendes Schäferspiel. Der literarische Freundschafts- und Totenkult im Spiegel des barocken Trauerschäferspiels. In: Daphnis 2 (1973), S. 32-53; Jane O. Newman: 'FrauenZimmers Geberden' und 'Mannesthaten'. Authentizität, Intertextualität und 'la querelle des femmes' in Sigmund von Birkens 'Ehren-Preis des Lieblöblichen Weiblichen Geschlechts' (1669/73). In: 'der Franken Rom' (Anm. 3), S. 314-330; Michael Schilling: Gesellschaft und Geselligkeit im 'Pegnesischen Schäfergedicht' und seiner 'Fortsetzung'. In: Geselligkeit und Gesellschaft im Barockzeitalter. Hrsg. von Wolfgang Adam. Wiesbaden: Harrassowitz 1997 (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung 28), S. 473482.
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Im folgenden wird, wo immer möglich, nach den Exemplaren aus Birkens Handbibliothek zitiert. Sie haben als ReferenzExemplare selbstverständlich Priorität. Für bibliographische Erörterungen ist ansonsten hier in der Regel nicht der Platz. Vgl.: PEGNESJS: oder der Pegni” Blumgenoß-S¡äfere FeldGedi¡te in Neun Tagzeiten: mei‰ verfa‹et/ und hervorgegeben/ dur¡
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bukolischen Werk zusammen, was einen Bezug zu seiner Wahlheimat Nürnberg und Umgebung aufwies. Daß nicht Vollständigkeit angestrebt werden konnte oder auch nur sollte, lag dabei von vornherein auf der Hand. Vereinigt wurde in durchweg überarbeiteter Version die Mehrzahl der erzählend angelegten Schäfereien. Die selbständigen lyrischen Schäfergedichte, also die Verseklogen im Unterschied zu den von uns so titulierten Prosaeklogen, blieben durchweg ausgespart. Neun Stücke im ersten und acht im zweiten Teil traten zusammen. Ungeachtet der Tatsache, daß Birken häufig mehrere ehemals selbständige Einzelstücke zusammenfaßte, repräsentiert die Pegne›# doch nur einen Ausschnitt aus seiner reichhaltigen erzählenden pastoralen Produktion. Auch ließ sich die intendierte Scheidung in weltliche und geistliche Bukolika nicht durchhalten. Immerhin wurde erkennbar, in welche Richtung der auf Statuierung des fortan gültigen dichterischen Vermächtnisses gerichtete Impetus des Dichters zielte. Profiliert wurde vor allem der Lyriker. Und erkennbar werden sollte, wie nachdrücklich der Bukoliker es verstanden hatte, das Erbe der Harsdörfferschen Gesprä¡spiele in der Gattung seiner Wahl anzutreten. Jeden erdenklichen Stoff legte er den plaudernden, räsonnierenden, disputierenden Schäferinnen und Schäfern in den Mund und behielt sich selbst – wie Rist in den Monat#gesprä¡en – gerne als Weisheitskundiger wenn nicht das letzte, so doch das wegweisende Wort vor. Vielfach reduziert oder getilgt wurden die erzählerischen Eingänge, die dem Aufbau des pastoralen Szenariums gewidmeten Passagen, nicht zuletzt die zahlreichen autobiographischen Reminiszenzen, die sich ihrerseits so zwanglos mit dem sozietären Treiben der Hirten an der Pegnitz verbanden. Kurzum, die Pegne›# ist im ganzen ärmer an erzählerischem Fluidum als die ihr zugrundeliegenden Erstfassungen. Und darum ist es ein selbstverständliches editorisches Gebot, diese ebenso wie die pastorale norische Summe in Gestalt der Pegne›# zum Abdruck zu bringen.
1.1.3.3. Pastoraler Fürstenspiegel Einen anderen Weg beschritt Birken in seiner vier Jahre vor dem ersten Teil der Pegne›# erschienenen Guelfi# (1669).6 Auch sie darf in ihrem auf Abschluß und damit auf Stiftung von Vermächtnis zielenden Duktus zu seinen Alterswerken gezählt werden. In ihr ging es darum, dem Fürstenhaus, welches von Jugendzeit an bestimmend in sein Leben hineingewirkt hatte und zu welchem – vermittelt vor allem über Herzog Anton Ulrich – ein Verhältnis wechselseitiger Verpflichtung sich ausgebildet hatte, ein Denkmal zu setzen. Der junge Birken hatte in überaus reizvollen (und inzwischen äußerst raren) schäFloridan. Nürnberg/ Gedru¿t und verlegt von Wolf-Eberhard Fel#e¿ern. A.C. M DC LXXIII. – PEGNESJS Zweyter Theil: begreifend A¡t Feldgedi¡te der Blumgenoß-Hirten an der Pegni”/ Gei‰li¡e# Jnhalt#: mei‰ verfa‹et/ und hervorgegeben/ dur¡ Floridan. Nürnberg Gedru¿t/ bei Wolf Eberhard Fel#e¿ern. A.C. M DC LXXIX. (8° P.Bl.O. 144/1-2). Eine Untersuchung zur Pegne›# fehlt bislang. Nicht einmal eines Reprints wurde sie in den vergangenen Jahrzehnten gewürdigt. 6
GUELFJS oder NiderSä¡›s¡er Lorbeerhayn: Dem Ho¡Für‰li¡en uralten Hau# Braun#weig und Lüneburg gewidmet/ au¡ mit De‹en Alten und Neuen Stamm-Tafeln bepflanzet: dur¡ Sigmund von Birken/ in der Ho¡löbl. Fru¡tbring. Gesells¡a] den Erwa¡senen. Nürnberg/ Zu finden bey Johann Hofmann: Gedru¿t bey Chri‰of Gerhard. A.C. MDCLXIX. (8° P.Bl.O 69). Auch zur Guelfi# fehlt eine eingehende Untersuchung bzw. ein Reprint.
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ferlichen Erzählungen, in Eklogen und in einem Falle sogar in einer an Cervantes gemahnenden satirischen Camouflage seine Erfahrungen mit dem Welfenhaus, wie er sie in der Mitte der vierziger Jahre in Wolfenbüttel machen durfte, pastoral verschlüsselt verarbeitet und dabei mit Huldigung und Hofkritik ebensowenig wie mit weitausgreifendem dichterischem Selbstentwurf gespart. In unvergleichlicher Anmut war es ihm gelungen, die Atmosphäre seiner niedersächsischen Lehr- und Wanderjahre der offenen und wandlungsfähigen Gattung der Pastorale zu amalgamieren.7 Dieses kostbare poetische Gut aus dem niederdeutschen Raum, gruppiert um die fürstliche Regentschaft und um Gönner und Freunde wie Johann Rist und Joachim Pipenburg, denen er begegnet war, verlangte nach Zusammenführung und Schlußredaktion, sollte es nicht den Zufällen der Überlieferung überantwortet bleiben, denen die zumeist zum Kleinschrifttum zählende schäferliche Kasualproduktion stets ausgesetzt war. Anders aber als in der späteren Pegne›# nutzte er den gewonnenen Raum, um dem Welfenhaus und den ihm nahestehenden Personen ein mächtiges Denkmal in Gestalt einer Vergegenwärtigung der einschlägigen Memorialstätten der Welfen und einer Rekapitulation ihrer Dynastie zu setzen, das zudem geschmückt war mit zahlreichen Ehrengedichten. Es entstand ein üppiger Niedersä¡›s¡er Lorbeerhayn, wie es im Nebentitel heißt. Die Pastorale war auf dem Weg zum Fürstenspiegel. Dafür gab es im Birkenschen Werk bereits ein prominentes Vorbild, das bewies, wie sehr der Bukoliker gerade auch auf diese Verbindung setzte. 1654 war ihm vom Kaiser das Adelsdiplom nebst Palatinat verliehen worden; es gelangte freilich erst im September 1655 in seine Hände. Er zeigte sich wenig später erkenntlich mit einem großen O‰ländis¡en Lorbeerhayn (1657).8 Als könne der versierte und inzwischen als solcher bekannte Bukoliker nicht anders, legte er auch ihn pastoral an. Wie er in seinem ersten großen Schäfergedicht, der Fortse”ung der Pegni”-S¡äferei (1645), den Helden des Dreißigjährigen Krieges gehuldigt hatte, so schickte er sich nun an, das Kaiserhaus mit dem Glorienschein der Pastorale zu umgeben, wie er der Gattung seit Vergil eignete, und an ihm wiederum die im Umkreis wirkenden hohen Standespersonen insbesondere aus dem niederösterreichischen Adel teilhaben 7
Die pastorale Substanz der Guelfi# wird vor allem aus den folgenden drei niedersächsischen Schäfereien aus der zweiten Hälfte der vierziger Jahre gewonnen: Götters¡enkungen zu dem Freud-feyerli¡en Myrthen- und EhrenFe‰e de# lobwürdigen FONTANO und Seiner Viel-Tugendbegabten MARGARJS Verehret/ und mit einem Her”meinenden Wuns¡gedi¡te beyges¡ikkt. (Wolfenbüttel: Bismarck 1646). (Ehemals in Birkens Handbibliothek 4° P.Bl.O. 3 (28). Exemplar: NLB Hannover Cm 389 (5)); Dannebergis¡e Helden-Beut/ [i.e. 'Blüt'/] in den Je”is¡en Blum-Feldern beglorwürdiget. Hamburg/ Gedru¿t/ bey Jacob Rebenlein. im Jahr/ 1648. (Birkens Handexemplar 4° P.Bl.O. 3 (10) ist verschollen. Ersatz im Germanischem Nationalmuseum Nürnberg (aus der Bibliothek Hans von und zu Aufseß): L. 490. 4°); Floridan# De# Pegni”s¡äfer# Niedersä¡›s¡e Le”e/ Seinen Wehrten und Geehrten Hau#geno‹en und andern Gutgönnern und Freunden zu Dankbarer Erwiederung und Gutem Andenken hinterla‹en Jn Dannenberg. Jm Jahr unser# Erlöser# M.D.C.JJL. [...] Hamburg/ Gedrukkt bey Jakob Rebenlein. (Birkens Handexemplar 4° P.Bl.O. 3 (9) ist gleichfalls verschollen. Ein Ersatzexemplar, möglicherweise aus einer Birkenschen Kollektion, die nicht mehr zur Bindung gelangte: 4° P.Bl.O. 41 (4a)). Hinzu traten ein Schäfergedicht aus dem fünften Band von Harsdörffers Gesprä¡spielen und Teile seines gleichfalls pastoralen lateinischen Selenianum (1650).
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O‰ländis¡er Lorbeerhäyn/ Ein Ehrengedi¡t/ Von Dem hö¡‰löbl. Erzhau# Oe‰errei¡: Einen Für‰en-Spiegel/ in XII. Sinnbildern/ und eben sovielen Keyser- und Tugend-Bildni‹en/ Neben Dem Oe‰errei¡is¡en Stamm- und Zeit-Regi‰er/ Kür”li¡ vor‰ellend: Samt Einem Anhang von Ehren-gedi¡ten/ an Für‰en/ Grafen und Herren. Dur¡ Sigismundum à Birken/ dict. Betulium, C. Com. Pal. N. Nürnberg/ Bey Mi¡ael Endter: Jm Jahr de# Heil# MDCLLVII. (4° P.Bl.O. 67).
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zu lassen. Und so endete die anspielungsreich um den 'Osten' kreisende gelehrte Exkursion der Schäfer wie bei so vielen der Vorgänger in einem 'Ehren-Tempel', nun dem Kult der Habsburger gewidmet, angefangen bei Rudolf I. und endend bei Ferdinand III. Nicht genug damit, daß schon der Erzählung abschließend Gedichte auf Mitglieder des kaiserlichen Hauses einverleibt worden waren, hatte Birken es sich nicht nehmen lassen, in einem "Anhang von Ehrengedi¡ten an Für‰en/ Grafen und Herren" seine Verbundenheit mit dem ihm wie der Stadt Nürnberg vielfach so nahestehenden Adel zu bekunden und mittels eines "Ö‰errei¡is¡en Stamm- und ZeitRegi‰er#" sich als getreuer Historiograph der Habsburger zu empfehlen. In dem elf Jahre später nach jahrelangen Mühen und aufreibenden Auseinandersetzungen zustande gekommenen Spiegel der Ehren de# [...] Erzhause# Ö‰errei¡, einem mächtigen Folianten von knapp 1500 Seiten, sollte diese Strategie zum Erfolg führen.9 Versagt blieb dem Dichter des pastoralen Fürstenspiegels hingegen die von langer Hand geplante Synopsis seiner auf das Haus Brandenburg-Bayreuth gerichteten Arbeiten. Dem O‰ländis¡en und dem Niedersä¡›s¡en sollte ein Fränkis¡er Lorbeerhayn zur Seite treten, wie wir aus einem handschriftlichen Konspekt von des Dichters eigener Hand wissen.10 "Hierzu und voran gehören die zum Ho¡für‰l. Brandenb. Er‰en Beylager verfärtigte und in fol. gedru¿te zwey Stü¿e Singspiel Sophia und Ballet der Natur", so hatte sich der Dichter auf dem Vorsatzblatt zu seinen sogleich vorzustellenden Poetis¡en Lorbeer-Wäldern vernehmen lassen und in der poetologischen Summe seiner Spätzeit, der Rede-bind und Di¡tkun‰, bekräftigt.11 Damit hätte ein anderer und der Bukolik so affiner Zweig im Gattungsspektrum des Dichters 9
Spiegel der Ehren de# Hö¡‰löbli¡‰en Kayser- und Königli¡en Erzhause# Oe‰errei¡ oder Au#führli¡e Ges¡i¡tS¡ri] von De‹elben/ und derer dur¡ Erwählung#- Heurat- Erb- und Glü¿#-Fälle ihm zugewandter Käyserli¡en Hö¡‰Würde/ Königrei¡e/ Für‰entümer/ Grafund Herrs¡a]en/ Er‰er Ankun]/ Aufnahme/ Fort‰ammung und hoher Befreundung mit Käyser- König- Chur- und Für‰li¡en Häusern; au¡ von Derer au# diesem Hau# Erwählter Se¡# Er‰en Römis¡en Käysere/ Jhrer Na¡kommen und Befreundten/ Leben und Großthaten: mit Käys. Rudolphi I Geburt#Jahr 1212 anfahend/ und mit Käys. Maximiliani I Tode#Jahr 1519 ›¡ endend. Er‰li¡ vor mehr al# C Jahren verfa‹et/ Dur¡ Den Wohlgebornen Herrn Herrn Johann Jacob Fugger/ Herrn zu Kir¡berg und Wei‹enhorn/ der Röm. Käys. und Kön. Maj. Maj Caroli V und Ferdinandi I Raht; Nunmehr aber auf Röm. Käys. Maj. Allergnädig‰en Befehl/ Au# dem Original neu-übli¡er ümgese”et/ und in ri¡tige Zeit-re¡nung geordnet/ au# alten und neuen Ges¡i¡ts¡ri]en erweitert/ in etli¡en StammTafeln bi# auf gegenwärtige# Jahr er‰re¿et/ mit derer vom Erzhau# ab‰ammenden Chur- und Für‰li¡en Familien Genealogien/ au¡ vielen Conterfäten/ Figuren und Wappen-Kupfern/ gezieret/ und in Se¡# Bü¡er eingetheilet/ Dur¡ Sigmund von Birken/ Röm. Käys. Maj. Comitem Palatinum, in der Ho¡löbl. Fru¡tbringenden Gesells¡a] den Erwa¡senen. Nürnberg/ Bey Mi¡ael und Johann Frideri¡ Endtern. ANNO CHRISTI M DC LXVIII. (2° P.Bl.O. 2). Dazu die wichtige Publikation von Inge Friedhuber: Der 'Fuggersche Ehrenspiegel' als Quelle zur Geschichte Maximilians I. Ein Beitrag zur Kritik der Geschichtswerke Clemens Jägers und Sigmund von Birkens. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 81 (1973), S. 101-138.
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Archiv des Pegnesischen Blumenordens PBlO.B 2.1.23 (XIV/2). Wie hier werden im Folgenden jeweils die aktuelle und die ehemalige Signatur der entsprechenden Archivalien aus dem Orden mitgeteilt, um Titel in älteren Arbeiten mit den seinerzeit verbindlichen Signaturen leichter auffindbar zu machen. Die Siglierung im Archiv weicht geringfügig ab von derjenigen in der Bibliothek des Pegnesischen Blumenordens. Hier ist das Kürzel 'P.Bl.O.' mit Angabe des Formats und der laufenden Nummer weiterhin verbindlich. Zu beachten bleibt, daß in der Bibliothek gleichlautende laufende Nummern für verschiedene Formate vergeben worden sind. Zur Neuordnung und Neuverzeichnung des Archivs des Pegnesischen Blumenordens vgl. eingehend unten S. CXIX-CXXII.
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Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰/ oder Kurze Anweisung zur Teuts¡en Poesy/ mit Gei‰li¡en Exempeln: verfa‹et dur¡ Ein Mitglied der hö¡‰löbli¡en Fru¡tbringenden Gesells¡a] Den Erwa¡senen. Samt dem S¡auspiel Psy¡e und Einem Hirten-Gedi¡te. Nürnberg/ Verlegt dur¡ Chri‰of Riegel. Gedru¿t bey Chri‰of Gerhard. A.C. M DC LXXIX. (8° P.Bl.O. 478), S. 317. Ein Reprint des Werkes erschien 1973 im Olms-Verlag, Hildesheim.
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deutlichere Konturen gewonnen, das Singspiel und das Ballet.12 Und mit Gewißheit hätte er auch dieses dem Seitenzweig der Hohenzollern gewidmete Werk ausgestattet mit Ehrengedichten an Personen des Hauses und seines Umkreises, wie sie überreich zur Verfügung standen. Nun bleibt es neuerlich Aufgabe der Editoren, für die späte Vereinigung des Zusammengehörigen Sorge zu tragen. Wenn es Birken also auch nicht vergönnt war, das Feld im Blick auf das Haus Brandenburg-Bayreuth letztwillig zu bestellen, so hat er sich doch mit einem anderen Werk der Dynastie erkenntlich gezeigt, dem Ho¡Für‰l. Brandenburgis¡en Uly‹e# (1668 u. ö.).13 Hier schlüpfte er in die Rolle des literarisch ambitionierten Hofmeisters und bearbeitete das wohl von Caspar von Lilien geführte Reisetagebuch des Markgrafen Christan Ernst, versah es mit Stammtafeln und dokumentierte die Verwandtschaftsverhältnisse mit den kaiserlichen, königlichen und fürstlichen Dynastien. Schon vorher hatte er für den Druck der 1659 von dem Fürsten in der Straßburger Akademie gehaltenen Oratio de principatus bene regendi artibus gesorgt und ihr eine deutsche Übersetzung beigefügt.14 So stellte sich zwanglos eine Verbindung her zu dem Birken mit den Humanisten gemeinen Thema des gelehrten Tugendadels und einer darauf gegründeten weisen und frommen Regentschaft, wie es auch in der großen, dem beliebten Thema des Reisens gewidmeten Einleitung anklang. Erwähnen wir in diesem Zusammenhang, daß er auch dem mit den Brandenburg-Bayreuthern verwandtschaftlich verbundenen Sächsischen Kurfürstenhaus zu einem aufwendigen und repräsentativen
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Die beiden einschlägigen Titel: Singspiel/ betitelt SOPHJA: zu De# Dur¡leu¡tig‰en Für‰en und Herrn/ Herrn Chri‰ian-Ern‰en# Markgraven# zu Brandenburg [...] mit Der Dur¡leu¡tig‰en ChurPrince‹inn/ Freulein Sophien-Erdmuht/ Herzoginn zu Sa¡ßen/ Güli¡/ Cleve und Berg [...] Ho¡für‰li¡em Beylager/ unterthänig‰ übergeben. Gedru¿t zu Bayreuth/ dur¡ Johann Gebhardt/ Anno M DC LXII. (2° P.Bl.O. 1 (9)); BALLET der Natur/ wel¡e Mit ihren Vier Elementen/ fröli¡ und Glü¿wüns¡end ›¡ vernehmen lä‹t/ bey ho¡ansehnli¡‰er Heimführung und hö¡‰gewüns¡ter Ankun[t in die Ho¡für‰li¡e Brandenburgis¡e Re›denz Bayreuth Der Dur¡leu¡tig‰en Für‰in und Frauen Frauen Erdmuth-Sophien [...] al# glü¿li¡‰-angehender Hö¡‰geEhrte‰er Ho¡-Für‰li¡er Lande#Mutter: Anno 1662. den 30. Wintermonat#/ auf dem Für‰l. Hofsaal daselb‰ in einem Tan”e vorge‰ellet. Gedru¿t zu Bayreuth/ bey Johann Gebhardt. (2° P.Bl.O. 1 (11)). Der Folio-Sammelband P.Bl.O. 2 aus Birkens Bibliothek versammelt zahlreiche Arbeiten aus dem Umkreis des Hauses Brandenburg-Bayreuth.
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Ho¡Für‰l. Brandenburgis¡er ULYSSES: oder Verlauf der LänderReise/ wel¡e Der Dur¡leu¡tig‰e Für‰ und Herr/ Herr Chri‰ian Ern‰ Marggraf zu Brandenburg [...] dur¡ Teuts¡land/ Frankrei¡/ Jtalien und die Niederlande hö¡‰löbl. verri¡tet: Au# denen Rei#Diariis zusammengetragen und bes¡rieben/ dur¡ Sigmund von Birken C. Com. Pal. Mit Sr. Churf. Dur¡l. zu Sa¡sen sonderbarem Privilegio. zum zweytenmal Gedru¿t in Bayreuth/ dur¡ Joh. Gebhard/ An. 1676. (8° P.Bl.O. 71.). Die Erstausgabe von 1668 befand sich in dem Birkenschen Sammelband 4° P.Bl.O. 2., der im Krieg mit unersetzlichen Unikaten verschollen ist. Vgl. unten S. XCVf. Zum Uly‹e# vgl. Martin Disselkamp: Ein Held auf Reisen. Verfahrensweisen und Programmatik politischer Repräsentation in den Italien-Kapiteln aus Sigmund von Birkens 'Brandenburgischem Ulysses' (1668). In: Deutschland und Italien. 300 Jahre kultureller Beziehungen. Hrsg. von Peter Ihring und Friedrich Wolfzettel. Frankfurt a. M.: Verlag für deutsch-italienische Studien 2004 (Themen der Italianistik), S. 9-42.
14
Christiani Ernesti Marchionis Brandenburg. etc. De Principatus Bene Regendi Artibus Oratio, Habita In Academia Argentoratensi XXI. Apr. An. MDCLIX. (8° P.Bl.O.71 (1)). Der deutsche Titel: Kun‰-Rede de# Dur¡leu¡tig: Ho¡gebornen Für‰en und Herrn/ H. Chri‰ian Ern‰ Marggrafen# zu Brandenburg/ etc. von Re¡ten Für‰li¡en Regir-Kün‰en Jn Lateinis¡er Spra¡e gehalten auf der Hohen S¡ul zu Straßburg/ den 21. April Anno 1659. Bayreuth/ Gedru¿t bey Johann Gebhardt/ im Jahr Chri‰i/ 1660. (2° P.Bl.O. 2 (2)). Im Birkenschen Handexemplar des Brandenburgis¡en Uly‹e# (Anm. 13) findet sich ein abweichendes und bislang offensichtlich unbekanntes Exemplar ohne Impressum, Vorspann und sonstige Beigaben: Kun‰-Rede De# Dur¡leu¡tig‰en Für‰en und Herrn/ Herrn Chri‰ian Ern‰ Marggrafen# zu Brandenburg/ etc. Von Für‰li¡en Wohl-Regir-Kün‰en: Jn Lateinis¡er Spra¡e gehalten auf der Hohen S¡ul zu Straßburg/ den 21 April. Anno 1659. (8° P.Bl.O.71 (2)).
XXXI
memorialen Sä¡›s¡en Heldensaal (1677) verhalf,15 daß er den Habsburgern neben der Neueinrichtung des Spiegel# der Ehren [...] de# Erzhause# Ö‰errei¡ auch mit einem Donau-Strand (1664) huldigte,16 dem er eine Ungarn- und eine Türken-Chronik sowie einen Bericht über den aktuellen Stand der Türkenkriege einverleibte – das Werk erfreute sich offenkundig auch deshalb erheblicher Beliebtheit und wurde noch im 18. Jahrhundert wiederholt aufgelegt und erweitert –, so sind die großen historiographischen und dynastisch-panegyrischen Werke namhaft gemacht, mit denen sich der Name Birkens vor allem verknüpft. Wenn irgendwo mit Blick auf die Literatur des 17. Jahrhunderts der Begriff des 'Barock' eine gewisse Triftigkeit beanspruchen könnte, so angesichts dieser durchweg in die zweite Jahrhunderthälfte hineinreichenden gewaltigen Huldigungs-Szenarien. Die Dynastien waren im Begriff, sich zu regenerieren nach einem Jahrhundert der konfessionellen Verwerfungen. Nichts kam ihnen mehr zupaß als die Feder gelehrter Schriftsteller, die ihr Metier beherrschten und ihre Dienste anboten, ohne das Odium des Peinlichen zu streifen, das ihnen spätere Eiferer immer wieder nachsagten. Allen Werken dieses Genres sind stets auch humanistische Überzeugungen und Maximen einverleibt. Regentschaft wird in Erasmischer Tradition auf Normen verpflichtet, die anderes und mehr bergen als bare Akklamation. Dazu trug nicht zuletzt die von Birken wie von niemandem sonst souverän gehandhabte Verschmelzung mit der Pastorale bei. Fragen wir indes, was ihn zu dieser kühnen Symbiose zu wiederholten Malen ermutigte, so liegt auf der Hand, daß sich hinter den Nürnbergern und Opitz, hinter Lope, Sannazaro und anderen unter den Neueren allemal die Gestalt Vergils erhob. Indem er seinen Eklogen die Verkündigung einer heraufziehenden Friedensherrschaft unter Oktavian eingeschrieben hatte, das 'genus humile' mit dem Anspruch des 'genus grande' ausstattete, begabte er die Gattung mit jener Dignität, aus der heraus sie immer wieder zum Höchsten sich ermächtigt wußte. Birken hat diese Lizenz wie kein anderer im 17. Jahrhundert ergriffen. Auch als solcher will er gewürdigt werden, und die vorliegende Edition soll dafür gleichfalls die Voraussetzungen schaffen.
15
Chur- und Für‰li¡er Sä¡›s¡er Helden-Saal; Oder Kurze/ jedo¡ au#führli¡e Bes¡reibung der Ankun]/ Aufnahme/ Fortpflanzung und vornem‰er Ges¡i¡ten Diese# hö¡‰löbli¡en Hause#/ samt De‹en Genealogie/ Wappen und KupferBildnisen. al# eine Sä¡›s¡e Chronik/ zusammengetragen und vorge‰ellet dur¡ Sigmund von Birken/ in der hö¡‰löbl. Fru¡tbringenden Gesells¡a] den Erwa¡senen. Nürnberg/ Jn Verlegung Johann Hofmann/ Kun‰- und Bu¡händlern. Gedru¿t daselb‰ bey Chri‰of Gerhard. Anno Christi M DC LXXVII. Es ist kein Exemplar in Birkens Handbibliothek nachweisbar. Vgl. zum Kontext den gehaltreichen Eintrag in der 'Sächsischen Bibliographie' von Rudolf Bemmann, Band I,1 (1918), S. 63.
16
Der Donau-Strand mit Allen seinen Ein- und Zuflü‹en/ angelegenen Königrei¡en/ Provinzen/ Herrs¡a]en und Städten/ au¡ dererselben Alten und Neuen Nahmen/ vom Ursprung bi# zum Au#flu‹e: in Dreyfacher LandMappe vorge‰ellet au¡ samt kur”er Verfa‹ung einer Hungar- u. Türkischen Chronik und Heutigen Türken-Kriegs, bes¡rieben dur¡ Sigmund von Birken C. Com. Pal. Neben‰ XXXIII. Figuren der vornehm‰en Hungarischen Städte und Vestungen in Kupfer hervorgegeben von Jacob Sandrart/ Kupfer‰e¡er und Kun‰händler in Nürnberg. Anno Christi M DC LX IV. (8° P.Bl.O. 68). Vgl. John Roger Paas: The publication of a seventeenth-century bestseller. Sigmund von Birkens 'Der Donau-Strand' (1664). In: The German Book. 1450-1750. Festschrift David Paisey. Ed. by John L. Flood, William A. Kelly. London: British Library 1995, S. 233-245; Horst Helge Fassel, Klaus H. Schroeder: Das Rumänienbild bei Sigmund von Birken. In: Südostforschungen 31 (1972), S. 164-177; Horst Helge Fassel: Sigmund von Birken und Rumänien. In Wolfenbütteler Barock-Nachrichten 5 (1978), S. 140-142.
XXXII
1.1.3.4. Teuts¡er Olivenberg Nirgendwo bewährte sich die Symbiose von Pastorale und Politik überzeugender als in der Verpflichtung auf Frieden. So nimmt es nicht wunder, daß Birken auch diese Symbiose theoretisch wie praktisch immer wieder umkreist hat und auf diesem Feld ebenfalls zu einem literarischen Repräsentanten herangewachsen ist. Er wußte dies und war erneut bestrebt, das thematisch verwandte Schrifttum in einem Sammelwerk zusammenzuführen. Teuts¡er Olivenberg oder Fried-erfreute# Teuts¡land war der den vereinigten Friedensstücken zugedachte Titel. Die Sammlung ist nicht zustandegekommen, läßt sich indes sehr wohl rekonstruieren, und die vorliegende Edition, stets auf produktive Rekonstruktion bedacht, macht Ernst damit.17 Im Teuts¡en Olivenberg wären – von einer gewichtigen Ausnahme abgesehen – Birkens auf die Nürnberger Friedensfeierlichkeiten der Jahre 1649/50 gerichteten Stücke zu lesen gewesen.18 Mit einer Rede zum Thema Kriege#- und Frieden#bildung war er zu Anfang des Jahres 1649 bei einem Gastmahl im Augustinerhof hervorgetreten.19 Als Frieden#Rede oder Krieg#- und Frieden#bildung sollte sie
17
Vgl. Verzei¡ni# [...] der S¡ri]en de# Autoris. In: Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰. Nürnberg: Riegel 1679, ):( ):( ):( ijr -):( ):( ):( iiijr. Dort ):( ):( ):( ijr figuriert der Teuts¡e Olivenberg als erster Titel: "Teuts¡er Olivenberg oder Fried-erfreute# Teuts¡land: inhaltend (1) die Kun‰-Rede vom Krieg und Frieden/ (2) die Ges¡i¡ts¡rift vom Teuts¡en Frieden A. 1650, samt (3) dem Frieden#Ballet. Sind vorde‹en bei W. Endtern und J. Dümlern einzeln gedru¿t worden/ aber abgegangen." Sie waren also allesamt vergriffen. Das in der Poetik gedruckte Verzeichnis hat eine handschriftliche Vorstufe, die sich erhalten hat: Syllabus Carminum et Operum Betulianorum. PBlO.B.2.1.11 (P.Bl.O. XV/7). Das Verzeichnis trägt auf S. 2r auch einen deutschen Titel: Sigmund# von Birken hervorgegebene S¡ri]en. Auch hier erscheint der Titel an erster Stelle (1r), die Beschreibung des Inhalts indes ist entschieden präziser und ausführlicher: "I Teutscher Olivenberg, oder Fried-|erfreute# Teutschland. darinn. | 1 GeschichtSchrift vom Teutschen Frieden. | bei Jerem〈ia〉 Dümlern in 4. 1652 2 da# Frieden#Ballet, beym kaiserl〈ichen〉 | Frieden#Banquet. ap〈ud〉 Eund〈em〉 1652. | 3 Frieden#Rede oder Krieg#- und Frieden#-|bildung. bey Wolf〈gang〉 Endter Sen〈ior〉 1649. | sind alle dreye abgegangen. 4 Flamai# oder der Frieden#held. | NB wa# in I lateinis¡ i‰, muß | hinweg bleiben, gehört in# Betuletum." Vgl. Adam Christof Jobst: Sigmund von Birkens 'Teutscher Olivenberg'. Band I-II. Diss. phil. Wien 1913 (Masch. Mit Transkription des Versepos Amalfi#). Dazu unten S. XXXf. mit Anm. 161.
18
Dieses Feld ist gut erforscht. Vgl. Hartmut Laufhütte: Der gebändigte Mars. Kriegsallegorie und Kriegsverständnis im deutschen Schauspiel um 1648. In: Ares und Dionysos. Das Furchtbare und das Lächerliche in der europäischen Literatur. Hrsg. von Hans-Jürgen Horn und Hartmut Laufhütte. Heidelberg: Winter 1981, S. 121-135; John Roger Paas: Sigmund von Birken 'Des Friedens Vermählung mit Teutschland'. In: Wolfenbütteler Barock-Nachrichten 17 (1990), S. 82-89; Klaus Garber: Sprachspiel und Friedensfeier. Die deutsche Literatur des 17. Jahrhunderts auf ihrem Zenit im festlichen Nürnberg. In: Der Westfälische Friede. Diplomatie, politische Zäsur, kulturelles Umfeld, Rezeptionsgeschichte. Hrsg. von Heinz Duchhardt. Redaktion Eva Ortlieb. München: Oldenbourg 1998, S. 679-713; ders.: Pax Pastoralis. Zu einer Friedensgattung der europäischen Literatur. In: 1648. Krieg und Frieden in Europa. Band I-III. Hrsg. von Klaus Bußmann und Heinz Schilling. O.O. 1998. Textband II, S. 319-322; Hartmut Laufhütte: Das Friedensfest in Nürnberg 1650. In: 1648. Krieg und Frieden in Europa. Textband II, S. 347-357. Jetzt in der ursprünglichen erweiterten Version in: Sigmund von Birken (Anm. 2), S. 153169.
19
Kriege#- und Frieden#bildung; in einer/ Bey ho¡ansehnli¡er Volkrei¡er Versammelung/ o[entli¡ vorgetragenen Rede/ aufge‰ellet/ Neben‰ einer S¡äferey/ Dur¡ Sigi#mund Betuliu#. Nürnberg/ Gedrukkt und verlegt dur¡ Wolfgang Endter. Jm Jahr M. DC. XLjX. Die angehängte Schäferei führt – bei durchlaufender Foliierung und Paginierung – einen eigenen Titel, nicht jedoch ein eigenes Impressum: S¡äferey: behandelt dur¡ Floridan/ bey Unterredung Fillokle# und Ro›dan#. Das Birkensche Handexemplar befand sich als zweites Beistück wie andere seiner Friedensarbeiten in dem gleichfalls mit Unikaten reich bestückten Sammelband 4° P.Bl.O. 3., der ebenfalls im Krieg verschollen ist.
XXXIII
in den Teuts¡en Olivenberg eingehen. Auf Wunsch des Leiters der kaiserlichen Verhandlungsdelegation, Ottavio Piccolominis, war sodann für das kaiserliche Gastmahl auf dem Schießplatz bei St. Johannis ein Schauspiel zu verfassen. Teuts¡er Krieg# Ab- und Frieden# Einzug betitelte Birken die 1650 erschienene Szenenfolge.20 Auch das Festmahl selbst wurde – unter Einschluß des Schauspiels – eingehend beschrieben und in einem repräsentativen Druck der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, der wiederholte Nachdrucke erlebte.21 Für den Teuts¡en Olivenberg hatte Birken selbst nur da# Frieden#Ballet, beym Kaiserl. Frieden#Banquet notiert. Es muß offen bleiben, ob die umfänglichere Gesamtdokumentation womöglich darin doch ihren Platz gefunden hätte. Vier Jahre nach dem Friedensschluß wandte sich Birken dem welthistorischen Ereignis in seiner Fried-erfreueten Teutonie erneut zu. Als Ges¡i¡ts¡ri] von dem Teuts¡en Frieden#verglei¡ qualifizierte er das nochmals der Bukolik verpflichtete Werk im Untertitel.22 Auf diesen rekurrierend, hatte er das "GeschichtGedicht", wie der vielsagende Gattungsbegriff in der späten Poetik lauten wird, für den Teuts¡en Olivenberg vorgesehen. Nicht mehr zustande kam das Piccolomini zugedachte Versepos Amalfi#, das als Flamai# oder der Frieden#Held in einem frühen handschriftlichen Verzeichnis seiner Schriften noch figuriert, in der Poetik indes nicht mehr auftaucht; es war zwischenzeitlich aufgegeben worden.23
1.1.3.5. Teuts¡e S¡aubühne Kenner des Birkenschen Werkes werden einen auf das Friedensfest bezogenen Titel vermissen, der in der Birkenschen Produktion an vorderster Stelle rangierte. 1651 kam, wiederum in Nürnberg, das
20
Teuts¡er Krieg# Ab- vnd Frieden# Einzug/ Jn etli¡en Au[zügen bey allhier gehaltenem ho¡ansehnli¡en Für‰li¡en Amalfis¡en Freudenmahl/ S¡awspielweiß vorge‰ellt/ Dur¡ S.B.P.L.C. Nürnberg/ Im M.D.C.L. Heiljahr. Die Szenenfolge befand sich als Einzeltitel ganz offensichtlich nicht in dem Sammelband 4° P.Bl.O.3, sondern nur in einem anderweitigen Sammelwerk. Vgl. Anm. 21. In den Sammlungen des 'Pegnesischen Blumenordens' ist es – herrührend aus Birkenschem Besitz – in dem Sammelband 4° P.Bl.O. 30 (14) erhalten.
21
Teuts¡land# Kriege#-Bes¡luß/ und Frieden#Kuß/ beklungen und besungen Jn den Pegni”gefilden von dem S¡äfer Floridan. Ein nachfolgender Haupttitel faßte zusammen, was da geboten wurde: Eigentli¡e Bes¡reibung/ au¡ Grund- und Perspectivis¡er Abriß de# FRIED- UND FREUDENMAHLS/ SCHAUSPIEL und FEUERWERKS; so auf allergnädig‰en Befehl der RÖM. KEYS. MAJ. Denen/ Suedis¡en Generaliss. Herrn Pfal”gr. Carl Gu‰av/ Chur: Für‰en und Stände H. H. Abgesandten/ au¡ anwesenden Für‰l. und andern Stand#personen/ von H. General Lieut. Duca d'Amalfi ange‰ellet und gehalten worden/ bey Nürnberg/ au[ S. Johanne# S¡ießpla”/ den 144 Heumond#/ im Jahr na¡ der Chri‰geburt 1650. Mit Röm. Kais. Maje‰. Freyheit ni¡t na¡zudru¿en/ und bey Jeremia Dümlern zu finden. Das Birkensche Handexemplar, als erstes Beistück in dem Sammelband 4° P.Bl.O.3 plaziert, ist mit diesem verloren gegangen.
22
Die Fried-erfreuete TEVTONIE. Eine Ges¡i¡ts¡ri[t von dem Teuts¡en Frieden#verglei¡/ wa# bey Abhandlung de‹en/ in de# H. Röm. Rei¡# Stadt Nürnberg/ na¡dem selbiger von O#nabrügg dahin gereiset/ denkwürdige# vorgelau[en; mit allerhand Staat#- und Leben#lehren/ Di¡tereyen/ au¡ darein gehörigen Kup[ern gezieret/ in vier Bü¡er abgetheilet/ au#gefertiget von SIGISMUNDO BETULIO, J. Cult. Caes. P. Nürnberg. Jn Verlegung Jeremiä Dümler#/ im 1652. Chri‰jahr. Der verlorene Sammelband 4° P.Bl.O.3 aus Birkens Bibliothek mit seinen Handexemplaren wurde mit der Teutonie eröffnet.
23
Vgl. Hartmut Laufhütte: 'Amalfische Promeßen' und 'Apollo Hofgericht'. Sigmund von Birkens unvollendetes Versepos 'Amalfis'. In: Regionaler Kulturraum und intellektuelle Kommunikation vom Humanismus bis ins Zeitalter des Internet. Festschrift Klaus Garber. Hrsg. von Axel E. Walter. Amsterdam, New York: Rodopi 2005 (Chloe 36), S. 431-487. Jetzt in Laufhütte: Sigmund von Birken (Anm. 2), S. 171-206.
XXXIV
Vergnügte, Bekriegte und Widerbefriedigte Teuts¡land zur Aufführung – wiederum unter der Stabführung Birkens exekutiert von Patriziersöhnen der Stadt. Nur ein Szenarium wurde damals gedruckt. Es gehört nach dem Verlust seines Handexemplars wieder zu den Rarissima seines Werkes.24 Ganz offensichtlich plante er Größeres mit dem Stoff. Er hat ihn sein Leben lang mit sich getragen und es vermocht, ihm kurz vor seinem Tod bleibende Gestalt zu verleihen. Margeni# oder da# vergnügte, bekriegte und wiederbefriedigte Teuts¡land lautet nun der Titel der 1679 erschienenen Druckfassung.25 Es ist zu einem großen allegorischen Spiel um die aktuell gebliebene Frage nach Krieg und Frieden herangewachsen, in der die 'ReligionsStrittigkeit' als das Krebsgeschwür der Zeit diagnostiziert wird. Da läßt sich auch der geistliche Dichter vernehmen, der zudem die pastoral verschlüsselte Sprache der Politik, wie sie die europäische Schäferdichtung durchzog, inzwischen meisterhaft beherrschte. Das Drama hatte sich vom Westfälischen Friedensschluß gelöst und ausgegriffen auf eine metaphysische Dichotomie. So bestimmte es Birken nicht für den Teuts¡en Olivenberg, sondern für eine letzte hier namhaft zu machende Synopsis seines Werkes. In einer Teuts¡en S¡aubühne gedachte Birken seine Dramen zu vereinigen.26 Aber was hieß Drama in diesem Zeitalter, das ganz andere Vorstellungen mit ihm verband, als durch eine spätere Zeit nahegelegt? Noch einmal figuriert da eine eindrucksvolle Werkgruppe, die wiederum den um Bild, Emblem und allegorische Figur sich gruppierenden öffentlichen Gestus des barocken Dichters auf seinem ureigensten Gebiet, dem theatralischen Schaustück, sinnfällig manifestiert. Nach Ausweis der Poetik sollten in der Teuts¡en S¡au-Bühne vier Stücke vereinigt werden. Nur die Margeni# lag 1679 komplett gedruckt vor; "die drei andere sollen folgen", hieß es lakonisch, aber prinzipiell zutreffend, denn auch sie waren so oder so bereits vorhanden.27 Die komplizierte Überlieferungsgeschichte hat hier wiederum
24
Kurzer Entwurf eine# neuen S¡auspiel#/ darinnen au#gebildet wird da# Vergnügte/ Bekriegte und Widerbefriedigte Teuts¡land: erfunden und auf den S¡aupla” gebra¡t in Nürnberg von Sigismundo Betulio, J. Cult. P. C. Im Jahr 1651. Der Text stand als sechstes Stück in dem gleichfalls seit dem Krieg verschollenen Oktav-Band 8° P.Bl.O.61. Es hat sich in der Dilherrschen Bibliothek erhalten, die im Landeskirchlichen Archiv zu Nürnberg verwahrt wird (Fen. II. 87. (3) 12°).
25
Das Werk führt nur einen Kupfertitel und keinen eigens gedruckten: Margeni# oder Da# vergnügte bekriegte und wiederbefriedigte Teuts¡land. Sigmund# von Birken. Nürnberg in Verlegung Georg S¡eürer# Kun‰händler#. A°. 1679. Das Werk befindet sich in der Birkenschen Bibliothek im Anschluß an die im gleichen Jahr erschienene Rede-bind und Di¡tkun‰ unter der Signatur 8° P.Bl.O. 478 (1). Zur Margeni# vgl. u. a. Christiane Caemmerer: Schäferspiel als politische Allegorie. Sigmund von Birken 'Das Vergnügte/ Bekriegte und Widerbefriedigte Teutschland (1651) und 'Margenis' (1679). In: Dies.: Siegender Cupido und Triumphierende Keuschheit. Deutsche Schäferspiele des 17. Jahrhunderts. Stuttgart, Bad Canstatt: frommann-holzboog 1998 (Arbeiten und Editionen zur Mittleren Deutschen Literatur. N.F. 2), S. 305-341.
26
Zu Birkens Dramen vgl. Jean-Marie Valentin: Birken et Boccace: La Comedie de 'Sylvia'. In: Barocker Lust-Spiegel. Festschrift Blake Lee Spahr. Hrsg. von Martin Bircher, Jörg-Ulrich Fechner, Gerd Hillen. Amsterdam: Rodopi 1984 (Chloe 3), S. 115-138; Judith P. Aikin: Happily ever after: An alternative affective theory of comedy and some plays by Birken, Gryphius, and Weise. In: Daphnis 17 (1988), S. 55-76; Markus Paul: Reichsstadt und Schauspiel. Theatrale Kunst im Nürnberg des 17. Jahrhunderts. Tübingen: Niemeyer 2002 (Frühe Neuzeit 69), S. 110ff., 280ff., 344ff.; Karl-Bernhard Silber: Die dramatischen Werke Sigmund von Birkens (1626-1681). Tübingen: Narr 2000 (Mannheimer Beiträge zur Sprach- und Literaturwissenschaft 44).
27
Vgl. die entsprechende Notiz in der Poetik ( ):( ):( ):( ijv), wo der Titel an fünfter Stelle im Werkverzeichnis erscheint: "Teuts¡e S¡au-Bühne: IV S¡auspiele 1 die Verliebte/ Betrübte und Wieder-erfreute Margeni#/ 2 Androfilo oder die WunderLiebe/ 3
XXXV
nicht ihren Ort. Deshalb zur ersten Orientierung nur so viel: Der Androfilo erschien 1656 in Wolfenbüttel bei Johann Bismarck unter dem Titel Neue# S¡auspiel/ Betitelt Androfilo Oder Die WunderLiebe [...] Neben‰ einem Na¡spiel/ Betitelt Silvia Oder die Wunderthätige S¡önheit.28 Mit diesem Doppeltitel hatte es folgendes auf sich. Der Androfilo figurierte genauso wie die Margeni# und das Schauspiel Psy¡e in der für die frühneuzeitliche Gattungstheorie so wichtigen und von Birken in seiner Poetik als solcher weiterentwickelten Mischform der "Tragico-Comoediae oder TraurFreudenspiele". Eben der Rede-bind und Di¡tkun‰ hatte Birken – neben dem Exempel eines Schäfergedichts – auch eine Tragikomödie im Anhang beigefügt, nämlich das S¡auSpiel Psy¡e. Es war 1652 in Nürnberg in lateinischer Sprache aufgeführt worden und kam nun erstmals in einer deutschen Version zum Druck.29 Ein Schauspiel, so Birken gleichfalls in seiner Poetik, könne mit Zwischen- und Nachspiel ausgestattet sein. Entsprechend versah er den Druck des Androfilo mit einem Nachspiel in Gestalt der Silvia, die er in seiner Poetik der Komödie zuordnete. In der handschriftlichen Version der Silvia nun gibt es auch ein Zwischenspiel, das im Druck fortfiel, und das er ebenfalls der Komödie zurechnete. Es ist kein anderes als das Zwischenspiel Bivium Herculis oder Tugend- und La‰er-Leben, das nun in der Teuts¡en S¡aubühne selbständig neben der Silvia zum Druck kommen sollte.30 Ob Birken das S¡auspiel Psy¡e nochmals mit aufgenommen hätte, wissen wir nicht. In einer Edition seiner gesammelten Dramen hat es selbstverständlich seinen Platz.
1.1.3.6. Höfischer Roman Wenn es neben dem Theater in dem weitesten Sinn, die Oper, den Aufzug, den Tanz, das Ballet etc. inbegriffen, eine zweite Gattung gab, in dem eine barocke Sicht der Welt sich in bevorzugter Weise zu artikulieren vermochte, so war es der großräumige Roman, und zwar in seiner vornehmsten Ausprägung des höfisch-heroischen Staatsromans, als welcher er das Erbe des alteuropäischen Epos antrat. Seit Opitz wußte man auch in Deutschland, daß die Zeit für das Epos keine günstige mehr war. Entsprechend hatte sich schon Opitz an die Eindeutschung eines repräsentativen politischen Romans Silvia oder die Wunderthätige S¡önheit/ 4 Bivium Herculis oder Tugend- und La‰er-Leben. NB Da# er‰e i‰ in 12 zu finden bei G. S¡eurer in Nürnb. die drei andere sollen folgen." In der handschriftlichen Version, wo der Titel gleichfalls an fünfter Stelle steht, hatte es knapper und in anderer Reihenfolge geheißen: "Teuts¡e S¡aubühne, 4 S¡auspiele: 1 Androfilo, die Wunderliebe. 2 Margeni#, Liebe#Ges¡i¡te. 3 Bivium Herculis, Tugend- u〈nd〉 La‰erleben. 4 Silvia, die Wunderthätige S¡önheit. J‰ 1 und 4 bey Cuba¡ zu Lüneb〈urg〉 verlegt; seither abgegangen. in 8." (PBlO. B.2.1.11,2r). 28
Das Werk hat sich in Birkens Bibliothek erhalten: 8° P.Bl.O. 894 (2).
29
Vgl. Mara R. Wade: Sigmund von Birken: Psyche. In: Dies.: The German Baroque Pastoral 'Singspiel'. Bern etc.: Lang 1990 (Berner Beiträge zur Barockgermanistik 7), S. 191-262; Hartmut Laufhütte: 'animae sub volucro historia'. Sigmund von Birkens Drama 'Psyche' als allegorische Inszenierung der Heilsgeschichte. In: Theodramatik und Theatralität. Hrsg. von Volker Kapp, Helmuth Kiesel und Klaus Lübbers. Berlin: Duncker und Humblot 2000 (Schriften zur Literaturwissenschaft 14), S. 139-146. Jetzt in ders.: Sigmund von Birken (Anm. 2), S. 413-431. Vgl. auch Silber: Die dramatischen Werke Sigmund von Birkens (Anm. 26), S. 203-257.
30
Der vollständige Titel der handschriftlichen Version der Silvia lautet: S¡auspiel, Die Wunderthätige S¡önheit: samt einem Zwis¡enSpiel, Tugend- und La‰er-Leben. Die gegenwärtige Nachlaß-Signatur: PBlO.B.1.0.4; die vormalige P.Bl.O.XIV/1.
XXXVI
gemacht, als welcher dem gesamten 17. Jahrhundert Barclays Argeni# vor Augen stand. Birken, wie Opitz auf ein Maximum an mustergültigen Gattungsausprägungen bedacht, hat auch in diesem Genre ein gewichtiges Wort mitgesprochen. Zugute kam ihm dabei der schriftstellerische Ehrgeiz seines einstigen Zöglings Anton Ulrich. Der fürstliche Wille, einem großen Romanprojekt zugewandt – das war eine Aufgabe, die nach einem gelehrten und literarisch versierten Mentor verlangte. Birken muß die hier sich auftuende Chance begriffen haben. Als Kollaborateur bot sich die Möglichkeit, an der Ausgestaltung der modernsten Spielart der europäischen Literatur mitzuwirken. Und dies unter fürstlichem Patronat, also ausgestattet mit dem entsprechenden ständischen Prestige. Birken hat Jahre darauf verwandt, der Aramena Anton Ulrichs den stilistischen Schliff zu verleihen und den Roman publikationsreif zu machen.31 Wie weit und in welchem Umfang er auf Anlage und Handlungsführung selbst Einfluß nahm, wissen wir nicht im Detail, denn der diesbezügliche Briefwechsel hat sich frühzeitig verloren. Aber daß sich der poetische Berater nicht entgehen ließ, zumindest im Vorwort mit einer gewichtigen poetologischen Äußerung zu der Gattung sich vernehmen zu lassen, verwundert niemanden, der mit dem Literaturstrategen Sigmund von Birken Bekanntschaft gemacht hat. Auch als erster namhafter und ernstzunehmender Theoretiker der Gattung Roman ist er über seine Aramena-Vorrede in die Literaturgeschichte eingegangen.32
1.1.3.7. Poetik Damit haben wir die großen Werkzyklen und wichtigsten Gattungs-Ausprägungen namhaft gemacht, die Birken zur Publikation bringen konnte bzw. denen er eine letztwillige Gestalt noch verleihen zu können hoffte. Natürlich wäre eine Reihe weiterer Titel zu erwähnen. Der eine oder andere wird sogleich noch zur Sprache kommen. Verwundern dürfte vor allem, daß bislang so gut wie kein Wort zur sogenannten geistlichen Dichtung verlautete. Spielt sie in fast jedes Werk von Rang im 17. Jahrhundert hinein, so gilt dies in ganz besonderer Weise für dasjenige Sigmund von Birkens. Er hat sich mit zunehmendem Alter als einen Repräsentanten geistlicher Dichtung innerhalb der deutschen Literaturlandschaft gesehen. Und er hat diesen Anspruch sinnfällig unter Beweis gestellt, indem er seine Poetik ausdrücklich unter einem theologischen Vorzeichen anlegte und sich anschickte, das gesamte humanistische Gattungs-Repertoire unter dieser Vorgabe zu rekonstruieren und mit entsprechenden Deutungs-Anweisungen zu versehen.33 Natürlich konnte – und durfte! – ein solcher Versuch nur parti31
Vgl. unten Anm. 183.
32
Vgl. Wilhelm Voßkamp: Romantheorie in Deutschland. Stuttgart: Metzler 1973, S. 69-71.
33
Vgl. in diesem Kontext etwa Hartmut Laufhütte: Programmatik und Funktionen der allegorischen Verwendung antiker Mythenmotive bei Sigmund von Birken (1626-1681). In: Die Allegorese des antiken Mythos. Hrsg. von Hans-Jürgen Horn und Hermann Walther. Wiesbaden: Harrassowitz 1997 (Wolfenbütteler Forschungen 75), S. 287-310. Jetzt in Laufhütte: Sigmund von Birken (Anm. 2), S. 387-401; Ferdinand van Ingen: Mythenkritik und mythologische Funktion. Daniel Heinsius, Sigmund von Birken, Philipp von Zesen. In: Euphorion 100 (2006), S. 333-358. Vgl. auch die unten Anm. 217 zitierte Abhandlung Theodor Verweyens.
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ell gelingen. Der rigorose Versuch nähme sich anders aus, wenn es Birken vergönnt gewesen wäre, Anspruch und Wirklichkeit publizistisch in ein ausgewogenes Gleichgewicht zu bringen. Das Gegenteil ist der Fall. Nur ein Bruchteil der geistlichen Produktion gelangte zum Druck. Die Masse der geistlichen Dichtung Birkens verbirgt sich in seinem Nachlaß. Und das gleichermaßen in Vers und Prosa. Spätestens an dieser Stelle also ist der Schritt zum anderen und gewiß ebenso bedeutenden Teil des Birkenschen Werkes zu tun, der Vergegenwärtigung seines Nachlasses. Ist es doch Bestimmung der im Entstehen begriffenen Birken-Ausgabe, den Nachlaß gleichberechtigt neben dem gedruckten Werk zu behandeln und – was die Abfolge im Publikationsplan angeht – ihm die Priorität einzuräumen.
1.1.4. Der handschriftliche Nachlaß Sigmund von Birkens Birken war im Gegensatz zu so vielen seiner Kollegen durch förmliche Amtsgeschäfte nicht gebunden. Und ihm oblagen auch nicht politische, diplomatische, gesandtschaftliche Verpflichtungen, zu denen die Humanisten als Vertreter ihrer Stadt oder bei Hof bevorzugt herangezogen wurden. Er erfreute sich des Vorzugs, in gewiß zeitweise eingeschränkten Verhältnissen seiner schriftstellerischen Arbeit leben zu können, die beileibe nicht immer eine selbstgewählte war. Dies zu wiederholen besteht Anlaß, weil sich vermutlich nur unter diesem Aspekt eines der Rätsel löst, welches sich mit der Existenz des umfassendsten literarischen Nachlasses verbindet, von dem die deutsche Literaturwissenschaft des 17. Jahrhunderts Kenntnis besitzt. Man kann den hier sich auftuenden Fragenkreis natürlich rigoros reduzieren, indem man auf die ausnahmsweise günstige Situation der Überlieferung verweist. Doch wäre es damit wirklich getan? Besteht nicht doch ein Zusammenhang mit der dezidiert und kompromißlos gewählten Existenzform? Ein Leben, das sich nur in schriftstellerischen Aufgaben verwirklichte, war prädisponiert für eine Dokumentation des in diesem einen Metier Geleisteten. Die Buchführung des täglichen Arbeitspensums und der dieses begleitenden Reflexionen, die Fixierung der weitgespannten personellen Kontakte, die Pflege eines ausgedehnten Briefverkehrs, die Bündelung der Produktion zu großen Werk- und Gattungseinheiten und was sonst der schriftlichen Formung sich anbot – versprachen sie nicht Konsistenz, verliehen sie einem ganz auf die Schriftstellerei setzenden Leben nicht einen Rahmen, ja einen Sinn, der sich womöglich über die eigene Lebensspanne hinweg einer späteren Zeit mitzuteilen vermochte? Wir haben Anlaß, Vorsicht walten zu lassen, die Spekulation zu zügeln und vor allem den so rasch sich einstellenden psychologischen Vermutungen Einhalt zu gebieten. Umstandslos zur philologischen Registratur überzugehen, verbietet sich indes gleichfalls. Vielmehr gilt es, den Sachverhalt zu betonen, daß der Philologie und den am literarischen Leben des 17. Jahrhunderts Interessierten mit der Birkenschen Hinterlassenschaft ein Vermächtnis überkommen ist, das einzig dasteht und deshalb nach geeigneten Maßnahmen seiner Erschließung verlangt. Diese Erkenntnis stand hinter der vor langer Zeit
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erhobenen Forderung nach einer Edition seines gedruckten und seines handschriftlichen Werkes. Und diese hat nichts von ihrer Dringlichkeit verloren. Im Gegenteil. In Zeiten, da ein kulturwissenschaftliches Interesse sich ausgebildet hat, darf die Erwartung gehegt werden, daß das Birkensche Werk und speziell sein Nachlaß einem solchen in hervorragender Weise entgegenkommt.34 Birken hat das Seine nicht nur zur zeitweise täglichen Pflege, sondern auch zur langfristigen Überlieferung seines Nachlasses getan. Er bestimmte ihn als ganzen, Handschriften, Handexemplare seines gedrucktes Werkes und Bibliothek betreffend, der Obhut des 'Pegnesischen Blumenordens', dem er in den letzten knapp zwanzig Jahren seines Lebens als Präses vorgestanden hatte. Es war dies eine weitsichtige Entscheidung. Birken hatte keine an seinem schriftstellerischen Nachlaß interessierte Erben. Und er durfte die Hoffnung hegen, daß die Gesellschaft, die unter seiner Führung einen sichtbaren Aufschwung genommen hatte, eine Zukunft vor sich haben würde. Darin täuschte er sich nicht. Denn wenn alle anderen gelehrten Dichtervereinigungen die Schwelle zum 18. Jahrhundert nicht überschritten, florierte der Orden der Pegnitzschäfer auch im neuen Saeculum. Und das war wichtig, weil sich allenthalben im 18. Jahrhundert gerade im kommunalen Raum ein Interesse an der eigenen kulturellen Vergangenheit regte. Das 18. Jahrhundert ist – entgegen landläufiger Vorstellung – auch das der kulturellen Restauration. War das Bewußtsein lebendig, daß man in den eigenen Mauern einen Schatz hütete, der nach pfleglicher Behandlung verlangte, so gesellten sich Personen hinzu, die dieser Verpflichtung Rechnung trugen. Nürnberg machte da keine Ausnahme. Die weichenstellenden Leistungen sind auch im Blick auf die aus dem 17. Jahrhundert überkommene Erbschaft – und damit im Falle Nürnbergs auch hinsichtlich des 'Pegnesischen Blumenordens' – im nachfolgenden achtzehnten erfolgt. Das Werk Birkens profitierte davon selbstverständlich und sein Nachlaß in besonderer Weise. Wir kommen darauf in der wissenschaftsgeschichtlichen Betrachtung zurück. Der Birkensche Nachlaß enthält abgeschlossene, weitgehend vollendete und Fragment gebliebene Werke sowie eine Reihe von Sammelhandschriften insbesondere seines lyrischen Werkes. Er vereinigt in großem Umfang Ego-Dokumente aller Art, darunter vor allem Tagebücher, Briefe und Konzeptbücher. Und er birgt urkundliche, vor allem aus dem Palatinat herrührende Schriftstücke. Weder vom Umfang noch von der textsortenspezifischen Vielfalt der Überlieferung her ist ein vergleichbarer dichterischer Nachlaß aus dem 17. Jahrhundert bekannt. Allen drei Nachlaß-Einheiten kommt gleich große Bedeutung für die Erkenntnis produktiver, rezeptiver und kommunikativer Bedingungen gelehrten Schreibens und gelehrter Existenz im 17. Jahrhundert zu. Ihnen ist daher eine gleich aufwendige Be34
Vgl. neben den in der folgenden Anmerkung zitierten Arbeiten an dieser Stelle beispielsweise: Hartmut Laufhütte: Der literarische Nachlaß Sigmund von Birkens als Gegenstand neuesten Forschungsinteresses. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 76 (1989), S. 349-353; ders.: Philologisches Detektivspiel. Der Nürnberger Birken-Nachlaß als Materialfundus und Stimulus für die Erforschung der Literatur des 17. Jahrhunderts. In: Stadt und Literatur im deutschen Sprachraum der Frühen Neuzeit. Hrsg. von Klaus Garber unter Mitwirkung von Stefan Anders und Thomas Elsmann. Band I-II. Tübingen: Niemeyer 1998 (Frühe Neuzeit 339), S. 491-508. Eingegangen in ders.: Sigmund von Birken (Anm. 2), S. 33-47.
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mühung zuzuwenden. Die einzelnen Textcorpora werden im Rahmen dieser Ausgabe jeweils am gegebenen Ort beschrieben, und teilweise ist dies in den vorliegenden Bänden bereits geschehen. So darf hier ein Überblick zur ersten Information des Lesers und Benutzers dieser Ausgabe Platz finden.35
1.1.4.1 Weltliche lyrische Sammelhandschriften Herausragendes Merkmal des werkbezogenen Nachlasses ist die Existenz einer Reihe von lyrischen Sammelhandschriften. Birken dürfte Mitte der sechziger Jahre mit ihrer Anlage begonnen haben und pflegte sie dann bis zu seinem Tode. Es kommt damit neuerlich ein auf Synopsis gerichtetes schriftstellerisches Bestreben zum Tragen, wie wir es vom gedruckten Werk her kennen und wie es sich nun im handschriftlich nachgelassenen wiederholt. Dabei ist grundsätzlich bei dem gedruckten wie dem ungedruckt gebliebenen Werk von einem Mischbestand in der Überlieferung auszugehen. Alle lyrischen Sammelhandschriften enthalten in verschiedener prozentualer Zusammensetzung gedruckte und ungedruckte Texte. Gemeinsam ist allen Handschriften, daß sie in der von Birken intendierten Form nicht zum Druck gelangten. Natürlich ist die Frage berechtigt, ob eine Publikation bei Sammlungen, die sich überwiegend aus bereits gedruckten Texten zusammensetzen, überhaupt intendiert war. Gewiß ist jedoch, daß die Bündelung des Verstreuten, wie sie Sammelhandschriften bieten, der Werk-Physiognomie eine veränderte, ja einzig dastehende Vielfalt, Dichte und Prägnanz verlieh. Das Bild Sigmund von Birkens wäre ein anderes, wenn seine lyrische Hinterlassenschaft in der ihr von dem Dichter verliehenen Ordnung gedruckt ans Tageslicht getreten wäre. Ein Wandel sollte spätestens mit dem ersten jetzt vorliegenden Band in die Wege geleitet werden können.36 Der sammlerische Aufbau ist so konsequent, daß er auch für die Poetologie und Soziologie lyrischer Produktion im Umkreis des Humanismus eine generelle Einsicht verspricht. Poetische und speziell lyrische Sozialisation beginnt mit der Abfassung von Liebesgedichten. Entsprechend hat Birken eine Sammlung der Gattung seiner 'Amatoria' vorbehalten. Sein hier erstmals aus dem Nachlaß publizierter Amaranten-Garte, mit dem unsere Ausgabe der nachgelassenen Schriften eröffnet wird, stellt das von Birken selbst zusammengefügte Zeugnis dieses Zweiges seiner lyrischen Produktion dar.37 Ein
35
Im folgenden wird zurückgegriffen auf zwei Abhandlungen aus den siebziger Jahren, in denen die hier resümierten Zusammenhänge im einzelnen erstmals entwickelt wurden. Vgl. Klaus Garber: Sigmund von Birken. Städtischer Ordenspräsident und höfischer Dichter. Historisch-soziologischer Umriß seiner Gestalt, Analyse seines Nachlasses und Prolegomenon zur Edition seines Werkes. In: Sprachgesellschaften, Sozietäten, Dichtergruppen. Hrsg. von Martin Bircher und Ferdinand van Ingen. Hamburg: Hauswedell 1978 (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung 7), S. 223-254; ders.: Private literarische Gebrauchsformen im 17. Jahrhundert: Autobiographika und Korrespondenz Sigmund von Birkens. In: Briefe deutscher Barockautoren. Probleme ihrer Erfassung und Erschließung. Hrsg. von Hans-Henrik Krummacher. Hamburg: Hauswedell 1978 (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung 6), S. 107-138.
36
Eine erste, aus dem lyrischen Nachlaß geschöpfte Arbeit liegt jetzt vor in der Untersuchung von Konrad Wieland. Vgl. dazu
37
Eine kleine zum Druck gelangte lyrische Anthologie fällt demgegenüber schlechterdings nicht ins Gewicht: S¡äfer Floridan#/
oben Anm. 3. Poetis¡er Liebe#-Blumen I. Sträußlein/ gepflü¿et und gebunden an der Pegni”. 1653. Nürnberg/ Bey Jacob Pillenhofer zufinden. Das
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Blick in den Text belehrt, daß die Handschrift mehr enthält als Liebesgedichte. Vor allem ist sie – wie sonst nur die Pastorale – den lebensgeschichtlichen Bewandtnissen des Dichters und seines Ordenskreises weit geöffnet. So ist es mehr als Zufall, wenn schäferliche Motivik den Amaranten-Garte durchzieht und eine schäferliche Sprechhaltung immer wieder verlautet. Die großen autobiographisch durchwirkten Gedichte, wie sie diese Sammlung kennt und wie sie mit ihr vielfach erstmals zum Druck gelangen, dürften dazu angetan sein, nicht nur das Bild des Lyrikers Birken, sondern der Möglichkeiten lyrischen Sprechens im 17. Jahrhundert überhaupt neu ins Blickfeld zu rücken. Die – freilich wenigen – Experten, die im Birkenschen Nachlaß sich auskannten, haben immer wieder betont, daß es sich beim Amaranten-Garte um eine Perle seines Werkes handle. Hier ist indes nicht der Ort einer näheren Charakteristik, wie sie weiter unten ihren Platz findet. Wenn sich das lyrische Fluidum dieser Gedichte vielfach spontan mitteilt, so womöglich auch, weil Birken in Übereinstimmung mit seiner Zeit eine Scheidung zwischen seiner Liebes- und seiner Gelegenheitsdichtung im engeren Sinn, also seiner anlaß- und adressatenbezogenen und entsprechend durchweg personenbezogenen lyrischen Produktion vornahm. Daß sich eine klare Trennung nicht immer vornehmen ließ, liegt auf der Hand; sie war womöglich auch nicht intendiert. Gerade die Pastorale drängt immer wieder zur Applikation auf das konkrete Ereignis. Um so dankbarer sind die Editoren, daß sie auf diesem Felde vor keine Entscheidungen gestellt werden, weil Birken sie ihnen abgenommen hat. Nicht weniger als drei weltliche lyrische Sammelhandschriften hat Birken geführt, um die anlaßbezogene Produktion zu bergen. Die gewählte Ordnung ist einleuchtend und sprechend zugleich. Mit den Birken-Wäldern und den Poetis¡en Lorbeer-Wäldern nahm er den eingeführten Titel der 'Silvae' wieder auf und stellte ihn seinen deutschsprachigen Gelegenheitsgedichten voran.38 Denn um solche handelt es sich in beiden Fällen. Die Scheidung erfolgt alleine um der Wahrung des gesellschaftlichen Ordo willen. Während in den Lorbeer-Wäldern – genauso wie in den zum Druck gelangten bzw. für den Druck vorgesehen drei Lorbeer-Haynen, von denen wir sprachen – hohen Standespersonen gehuldigt wird, entfällt in den Birken-Wäldern die ständische Auszeichnung. Bei dieser Separierung war nicht nur ein Gebot des poetischen und sozialen Decorum zu beachten. Vielmehr konnte Birken derart auch seine ungewöhnlich reichhaltigen Verbindungen zu den Fürstenhäusern und zum hohen Adel unter Beweis stellen. 153 Gedichte hat Birken allein in den Lorbeer-Wäldern zusammengebracht. Er dürfte damit vermutlich im Zeitalter mit diesen einer ständischen Elite gewidmeten Poemata an der Spitze liegen. Die drei auch in seiner gedruckten Prosa vorwaltenden Dynastien der Welfen, der Habsburger und der Brandenburger im Zweig des Hauses Bayreuth stellen zusammen mit dem ober-
Birkensche Handexemplar ist im Zweiten Weltkrieg wiederum verschollen (8° P.Bl.O. 61 (10)). Erhalten hat sich das Exemplar aus Dilherrs Bibliothek (Landeskirchliches Archiv Nürnberg. Fen. II. 87. (5) 12°.) 38
Die Nachlaß-Signaturen: PBlO.B.3.1.1 (XIV/3) und PBlO.B.3.1.3 (XIV/7).
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österreichischen Adel das Gros der Adressaten. In den Birken-Wäldern stehen nochmals erheblich mehr, nämlich fast 400 Gedichte. Thematisch überwiegen Hochzeitsgedichte und poetische Zuschriften zu Werken von Autoren, mit denen Birken Umgang pflegte. Auch in dieser Sammlung finden persönliche Begebenheiten im Leben Birkens Platz. Sie ist also gleichfalls eine biographische bzw. dichtersoziologische Quelle erheblichen Ranges. Die deutsche Lyrik war im 17. Jahrhundert zweisprachig. Alle Autoren von Rang dichteten deutsch und lateinisch. Und sofern sie zu Sammlungen ihrer Gedichte fortschritten bzw. Freunde oder Kollegen sich an deren Einsammlung machten, dominierte die Scheidung in deutschsprachige und lateinische Titel. Das hatte Opitz so gehalten. Das war von Flemings Nachlaßverwaltern intendiert. Und das praktizierte nun auch Birken. In dem von ihm so genannten Betuletum ist seine lateinischsprachige Gelegenheitsdichtung nebst einer Reihe von Briefen und anderweitigen Texten versammelt.39 Die Sammlung dient – angefangen bei einem Idyllion für Harsdörffers Bearbeitung der Diana-Übersetzung von Hans Ludwig von Kufstein – in erster Linie der Huldigung der gelehrten Kollegenschaft und der mehr oder weniger verschlüsselten Kommunikation mit ihr. Die Überlieferungslage ist in diesem Fall komplizierter und wird im Vorwort zur entsprechenden Edition im einzelnen dargelegt werden. Nicht in allen Fällen entspricht bereits vorhandenen Titeln auch schon Text – eine insgesamt typische Situation für zahlreiche Stücke des Nachlasses. Auch läuft die Folge der Gedichte nicht in einem durch, sondern wird wiederholt unterbrochen. Dem korrespondiert, daß keine durchgängige Zählung mehr vorhanden ist. Eine solche reicht durchgehend in den ersten sieben Heften, die aneinandergebunden sind, bis zur Nummer 135; das Heft ist nicht ganz gefüllt. Ein achtes, loses Heft, offenbar ein Teil der Vorlage für die Reinschrift, enthält den Schluß des Gedichtes Nr. 135 und die nachträglich in die Zählung einbezogenen Gedichte Nr. 135-144, ferner verschiedene Listen von mit Nummern versehenen Gedichtüberschriften, die teilweise gestrichen sind. Die in ihnen aufgeführten Gedichte sind in der Sammlung enthalten, die Zählungen stimmen aber nicht überein. Die Folge der Gedichte reicht bis in das Jahr 1676. Auch gesellen sich Briefabschriften zu den Gedichten. Zahlreiche lose Blätter liegen dem Konvolut bei. Sie bergen nicht nur lateinische Gedichte und Briefentwürfe, sondern auch deutschsprachiges Schrifttum verschiedener Art. Es ist nicht auszuschließen, daß an diesen Stellen Reste älterer handschriftlicher Überlieferungskomplexe sich erhalten haben, die – womöglich interimistisch – dem Betuletum zugeordnet wurden oder nur zufällig überliefert sind. Das Bild ist in jedem Fall ein uneinheitliches und komplexes. Die Edition dieser Sammlung der lateinischen Gedichte Birkens wird hohe Anforderungen an den bzw. die Herausgeber stellen.
39
Die Nachlaß-Signatur: PBlO.B.3.1.4 (XV/12 a-b).
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1.1.4.2. Geistliche lyrische Sammelhandschriften Auch in dem geistlichen Zweig seiner Lyrik hat Birken das Prinzip einer auf Zusammenfassung der in den Jahren herangewachsenen und stetig fortschreitenden Produktion beobachtet.40 Zu ihm gehören zwei geistliche lyrische Sammelhandschriften, denen sich eine Seiten-Überlieferung beigesellt. In einer wiederum von ihm so benannten Handschrift Psalterium Betulianum sammelt Birken seine geistliche Lyrik.41 Die Handschrift ist in drei Teile untergliedert und enthält insgesamt 152 Stücke. Eine zweite Sammelhandschrift trägt den Titel Todten-Andenken und Himmel#-Gedanken oder GOTTES- und Tode#Gedanken.42 In ihr treten nochmals ganz überwiegend Gelegenheitsgedichte zusammen. Aber nun sind es mehrenteils Epicedien, doch auch Gedichte anderen geistlichen Inhalts. Knapp 300 Gedichte werden in der Handschrift geführt, die sich wiederum hinsichtlich der datierten Kasualia bis in das Jahr 1677 erstreckt. Einige von ihnen wollte Birken ins Psalterium Betulianum versetzen, weil die allgemeinen Betrachtungen die personenbezogenen dominierten. Umgekehrt hat Birken in das Todten-Andenken von Anfang an auch geistliche Lieder ohne speziellen Anlaß plaziert. Die Grenzen sind also nicht scharf, die Intention einer Verteilung der Produktion auf zwei Sammelhandschriften indes eindeutig. Hinzuweisen ist darauf, daß – neben der handschriftlichen Vorlage der Beiträge Birkens für Dilherrs Emblematis¡e Hand- und Reißpo‰ill – noch eine kleinere Sammlung mit 25 geistlichen Liedern Birkens existiert. Er hat sie in das Handexemplar seiner gedruckten Tode#-Gedanken und Todten-Andenken – das große erbauliche Werk anläßlich des Todes seiner ersten Frau aus dem Jahr 1670 – in einem Anhang eingetragen.43 Weitere Titel und Einzelstücke können hier unberücksichtigt bleiben.
1.1.4.3. Di¡terey-Sa¡en Abschließend ist von einer weiteren und nunmehr siebten lyrischen Sammelhandschrift zu sprechen. Es handelt sich nicht, wie bei den anderen, um eine inhaltlich homogene Sammlung, sondern um ein Arbeitsbuch. Anläßlich seiner Vorstellung im Jahr 1978 war zu konstatieren, daß es in der Forschung 40
Eine Sammlung geistlicher Lyrik hat Birken selbst in jungen Jahren zum Druck gebracht: Gei‰li¡er Weihrau¡körner Oder Anda¡t#lieder I. Du”et; samt einer Zugabe XII Dutzet Kurzer Tagseufzer. Nürnberg/ Bey Jeremia Dümlern/ im 1652 Heiljahr. Zur geistlichen Lyrik Birkens liegt eine Spezialuntersuchung von Richard Mai vor, auf die unten eingegangen wird. Dort auch weitere Literatur. Neuerdings: Johann Anselm Steiger: Pfau und Kranich. Ein Beitrag zur Emblematik in der geistlichen Dichtung Sigmund von Birkens (1626-1681). In: Praktische Theologie und Landeskirchengeschichte. Dank an Walther Eisinger. Hrsg. von Johannes Ehmann. Berlin: LitVerlag 2008 (Heidelberger Studien zur praktischen Theologie 12), S. 349363; ders.: Luther und der Schwan. Bemerkungen zu einem Bildmotiv bei Jacob von Sandrart und Sigmund von Birken. In: solo verbo. Festschrift Hans-Christian Knuth. Hrsg. von Knut Kammholz u. a. Kiel: Lutherische Verlagsgesellschaft 2008, S. 114-124.
41
Die Nachlaß-Signatur: PBlO.B.3.3.3 (XVI/8).
42
Die Nachlaß-Signatur: PBlO.B.3.3.1 (XIV/2).
43
Vgl. Sigmund# von Birken Com. Pal. Caes. Tode#-Gedanken und Todten-Andenken: vor‰ellend eine Tägli¡e Sterb-bereits¡a] und Zweyer Chri‰l. Matronen Seelige SterbReise. Nürnberg/ Zu finden bey Johann Kramern. Gedru¿t in Bayreuth/ dur¡ Johann Gebhard. A.C. 1670. (8° P.Bl.O. 70). Das Werk ist nicht zu verwechseln mit der ähnlich betitelten geistlichen lyrischen Sammelhandschrift. Birken hat ihm in seinem Handexemplar ein handschriftliches Register vorangestellt.
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bislang nicht bemerkt war. Das hat sich zwischenzeitlich geändert. Bei dem fraglichen Titel handelt es sich um: S. v. B. Di¡terey-Sa¡en Vom M. Augusti fine A. MDCLXXVII.44 Die Handschrift versammelt also die lyrische Produktion der letzten Jahre im Birkenschen Schaffen. Das späteste Gedicht aus dem Todesjahr 1681 ist auf den 4. Juni datiert. Die Scheidung in die erwähnten weltlichen und geistlichen lyrischen Werkeinheiten spielt hier keine Rolle; die gesamte lyrische Produktion ist fortlaufend versammelt. In Form von Kolumnentiteln bzw. Einfügungen am Seitenrand werden die Sammelhandschriften indes noch mitgeführt. Äußerte der Entdecker dieser Handschrift seinerzeit die Vermutung, daß Birken "in einem unableitbaren Akt der Kontraktion [...] das kunstvoll errichtete System am Ende seines Leben wieder preisgegeben (habe) und zur einfachen Addition des Heterogenen zurückgekehrt" sei, so legt sich inzwischen eine von Hartmut Laufhütte entwickelte einfachere Erklärung nahe.45 Birken hat in der Regel über längere Zeit seine lyrische Produktion fortlaufend notiert und ist sodann in unregelmäßigen Abständen dazu übergegangen, diese in die thematisch gegliederten Sammelhandschriften zu überführen. Dann konnten die Vorgänger vernichtet werden. Entsprechend liegt uns in den Di¡terery-Sa¡en die letzte dieser die gesamte lyrische Produktion fortschreibenden Handschriften vor, die Birken bewahrte, weil die Übertragung in die einzelnen Sammelhandschriften noch nicht vollzogen war, über deren Führung ihn der Tod überraschte. Für die Editoren seines lyrischen Werkes kann dieser eher zufällige Befund nicht bindend sein. Vielmehr ist es geboten, die einzelnen Gedichte aus den Di¡terey-Sa¡en den jeweiligen Sammelhandschriften in fortlaufender chronologischer Reihenfolge zuzuordnen und derart die lyrische Produktion jeweils bis zum letzten in den Di¡terey-Sa¡en überlieferten Stück zu dokumentieren. Dieser Vorschlag wurde schon in den späten siebziger Jahren gemacht.46 Er ist unwidersprochen geblieben und wird in der Ausgabe der Birkenschen Schriften praktiziert werden. Entsprechend sind auch die dem Amaranten-Garte zugehörigen Stücke aus den Di¡terey-Sa¡en in diese Ausgabe übernommen. Unsere Ausgabe dürfte derart Birkens letzten Willen dokumentieren. Analog wird mit den anderen lyrischen Sammelhandschriften verfahren werden.
1.1.4.4. Geistliches Prosa-Schrifttum Birken hatte, wie erwähnt, als Dichter weltlicher Lyrik im Jahr 1653 nur einen schmalen Gedichtband zum Druck gebracht. Das anspruchslose kleine Heftchen, fünf zumeist ältere Liebeslieder zusammen44 45
Die Nachlaß-Signatur: PBlO.B.3.2.1 (XII/7). Vgl. Garber: Sigmund von Birken (Anm. 35), S. 239; Hartmut Laufhütte: Freundschaften. Ihre Spuren im Briefarchiv Sigmund von Birkens. In: Ars et amicitia. Beiträge zum Thema Freundschaft in Geschichte, Kunst und Literatur. Festschrift Martin Bircher. Hrsg. von Ferdinand van Ingen und Christian Juranek. Amsterdam / Atlanta: Rodopi 1998 (Chloe 28), S. 309-329; hier S. 314; vgl. unten S. CXXXVII-CXL.
46
Vgl. Garber, S. 240: "Vermutlich wird man gut daran tun, die letzte Sammlung in ihrer jetzigen Form wieder aufzulösen und die Gedichte sinngemäß den anderen Sammlungen zuzuweisen, in denen Birken über dreißig Jahre seine lyrische Produktion plazierte."
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fassend, war als Hommage an Harsdörffer gedacht. Man ermesse demnach, welche Bedeutung der handschriftlichen Überlieferung gegenüber der zum Druck gelangten zukommt. Eine vergleichbare und zugleich gänzlich anders gelagerte Disproportion zwischen Gedrucktem und Ungedrucktem gibt es im Birkenschen Werk nur noch ein zweites Mal. Zu sprechen ist von dem geistlichen Schrifttum Birkens. Denn auch dieses verbirgt sich fast ausschließlich in seinem Nachlaß.47 Wir kennen den geistlichen Schriftsteller Birken neben den beiden erwähnten handschriftlichen Lyriksammlungen und den gleichfalls kurz berührten Tode#-Gedanken und Todten-Andenken (1670) vor allem aus einer frühen Sammlung Gei‰li¡er Weihrau¡körner aus dem Jahr 1652, aus den Vorreden zu Catharina Regina von Greiffenbergs Gei‰li¡en Sonetten (1662) und zu Anton Ulrichs Chri‰für‰li¡em David# Harpfenspiel (1667) sowie aus dem zweiten Band der Pegne›# (1679), in die in siebter Position auch das Lieb- und Lob-Andenken seiner Seelig-entseelten Margari# eingegangen war.48 Nicht mehr erlebt hat Birken das Erscheinen des Andachtwerkes Heiliger Sonntag#-Handel und Kir¡-Wandel aus dem Jahr 1681. Er konnte es kurz vor seinem Tod weitgehend noch selbst einrichten. Die Herausgabe übernahm Johann Jacob von Sandrart, bei dem das Werk auch erschien. Er setzte die Widmungs-Vorrede für Herzog Anton Ulrich auf. Und er dürfte – unter Verwendung Birkenschen Textsubstanz? – auch die "Vor-Anspra¡ An den Anda¡t-liebenden Leser" gestaltet haben. Hier nun war nachzulesen, daß "der Wolseelige Erwa¡sene" die meisten der Andachten verfaßt habe, aber eben nicht alle. Sollten dem Leser "mehr und andere Gei‰S¡ri[ten de# Seelig-geda¡ten Verfa‹er# belieben: so wird dir die löbli¡e Blumgeno#s¡a] an der Pegni”/ die ›e/ na¡ dem lezten Willen de# Wolseeligen in Verwahrung hat/ hiermit gerne bedienet seyn."49
47 48
Nur Teilkomplexe sind bislang erschlossen. In Birkens Bibliothek hat sich ein von ihm zusammengestelltes Exemplar mit einigen seiner kleineren geistlichen Schriften erhalten, das neuerlich seine Befähigung zur Synopsis unter Beweis stellt. Der Oktavband P.Bl.O. 894 enthält die Vorrede zu Herzog Anton Ulrichs Gedichte-Buch Chri‰Für‰li¡e# David#-Harpfen-Spiel, die erwähnte Vorrede zum ersten Teil der Aramena Anton Ulrichs, die Birken interessanterweise an dieser Stelle bewahrt wissen wollte, das gleichfalls erwähnte Drama Neue# S¡auspiel/ Betitelt Androfilo, mit dem Na¡Spiel Betitelt Sylvia/ Oder Die Wunderthätige S¡önheit, sodann im Auftrag des Verlegers Johann Gebhardt verfaßte Trauerzeilen anläßlich des Todes von Erdmann Philipp von Brandenburg-Kulmbach aus dem Jahr 1660 nebst einer gleichfalls von Birken stammenden Vorrede, des weiteren H[errn] J[oa¡im] P[ipenburg#] Sterb-Lied. nebst einer Erklärung de# Kup[er-Tittelblat# und XII‰ändigen Sinnbilde# aus dem Jahr 1661, ein Dan¿-Lied über Den im Obern Für‰enthum Burggrafthum# Nürnberg neu-entsprungenen Heil- und Wunder Brunnen au# dem Jahr 1660, ein Anda¡tLied in Denen Glieder- und Fuß-wehen/ au¡ andern S¡mer”en aus dem folgenden Jahr, einen Trauer-Gesang (1655)) anläßlich des Todes des Sohnes des Stadtmusikus Georg Dretzel und schließlich ein Seelige# Abs¡ied# Gedä¡tniß (1653) für Susanna Kindermann, die Ehefrau des Organisten der Aegidius-Kirche Johann Erasmus Kindermann. Außerdem sind dem Band die Birken gewidmeten Gottseeligen Liebe#-Flämmelein von Michael Hoyer (1668) sowie die Birken, Georg Neumark und Georg Wende gewidmeten Grabe-s¡ri[ten Quirin Kuhlmanns (1671) beigefügt. Von einem Gedicht Virtvs & Voluptas (1585) des Kantors Daniel Betulius, des Großvaters Birkens, zu Eger sind nur das Titelblatt und das erste Blatt der Widmung nebst einer Annotation Birkens erhalten. Dem Band kommt also eine zentrale Stelle für die Erkenntnis des geistlichen Dichters Sigmund von Birken zu. Er bedürfte unter diesem Gesichtspunkt einer eigenen Behandlung. Das Handexemplar von Birkens Gei‰li¡en Weihrau¡körnern aus dem Jahr 1652 ist verschollen. Es befand sich als erstes Stück in dem Sammelband 8° P.Bl.O. 61, der im Krieg verloren ging. Ersatz ist in Nürnberg wiederum aus der Bibliothek Dilherrs vorhanden, die einging in das Landeskirchliche Archiv der Stadt Nürnberg (Fen II. 87 (1) 12°).
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Sigmund von Birken: Heiliger Sonntag#-Handel und Kir¡-Wandel/ Oder: Anweisung/ wie man den Sonntag mit Anda¡t zubringen/ und in der Kir¡e ›¡ GOTT-gefällig verhalten solle: Na¡ den Haupt‰ü¿en Chri‰li¡er Lehre eingeri¡tet/ au¡ mit Sinnbild- und Ge-
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Damit war das entscheidende Stichwort gegeben. Die große Masse des geistlich-erbaulichen Werkes von Birken ruht im Nachlaß. Wiederum harrt hier der Birken-Philologie eine immense editorische Aufgabe. Und wiederum gilt, daß sich Birkens Stellung wie in der Geschichte der weltlichen Lyrik so auch in der der geistlichen Formensprache des 17. Jahrhunderts sowie in der Frömmigkeitsgeschichte seiner Zeit erst hinlänglich genau übersehen läßt, wenn auch dieser Fundus seines Nachlasses gehoben ist. Der vor allem über die Briefe und Tagebücher bezeugte intensive und rege Austausch mit namhaften theologischen Vertretern wie Dilherr, von Lilien und Wülfer, Gichtel und Breckling, Kuhlmann und Spener in Birkens Spätzeit verspricht auch auf diesem Sektor einen nicht unerheblichen Erkenntniszuwachs hinsichtlich der Stellung einer exponierten gelehrten Existenz der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in geistlichen Angelegenheiten. Kennzeichnend für die Physiognomie des geistlichen Schrifttums, wie sie uns, vermittelt über seinen Nachlaß, entgegentritt, ist der verschiedene Grad der Durchgestaltung der Texte. Einige von ihnen sind bis zur Druckreife gediehen, andere weisen eine weitausgreifende Gliederung auf, enthalten aber nur wenige Seiten Text, wieder andere bergen Notizen, flüchtig hingeworfene Einfälle, Pläne, Paralipomena etc. Es handelt sich bei diesen Zeugnissen so gut wie ausschließlich um Arbeiten in Prosa. Birken hat sich einer Fülle von Themen zugewandt, gelegentlich äußeren Anlässen geschuldet, aber auch Lektüren, Gesprächen, brieflichem Verkehr etc. verpflichtet. Hinzu treten eine Reihe von Übersetzungen oder Bearbeitungen fremder Texte. Wir haben weit mehr als ein Dutzend Titel vor langer Zeit notiert.50 Das soll hier nicht wiederholt werden. Für alles Eingehendere ist ohnehin die Edition dieses Nachlaß-Segments der gegebene Ort. Birken ist unerschöpflich gewesen in der Erfindung sinnreicher Titel. Dabei hat womöglich auch das Bestreben mitgewirkt, neben den großen Erbauungsschriftstellern in der Stadt wie Dilherr und Wülfer bestehen zu können. Ein besonderes Interesse dürften die vielen auf das andere Geschlecht gerichteten sowie die Ehe als Lebensform umkreisenden Texte beanspruchen, in denen Birken – wie in seinen Tagebüchern – auch eigene Erfahrungen verarbeitete. Findet sich dann ein Titel wie Lob der weibli¡en Vollkommenheit darunter, so wird deutlich, daß auch das gedruckte Werk und zumal die in ihm gestalteten Gespräche und Diskussionen mit den Ordensgenossinnen und Ordensgenossen sich aus einem reichen Fundus im Nachlaß speist. Das gilt auch in formaler Hinsicht. Zahlreiche Betrachtungen sind auf mehrere Gesprächspartner verteilt. Die für die Nürnberger charakteristische Erfindung Harsdörffers prägt sich auch in Birkens Werk und im Nachlaß aus. Gedrucktes Werk und Nachlaß sind durch vielerlei Fäden miteinander verknüpft, eine Erschließung des einen ohne das andere nicht möglich und eine verantwortliche Edition schon gar nicht.
s¡i¡t-Kupfern neben neuen Liedern gezieret Durch Sigmund von Birken/ Com. Pal. Caes. in dem Dur¡l. Palmen-Orden den Erwa¡senen. Samt dem gewöhnlichen Kir¡-Lieder-Bü¡lein. Mit Churfl. Sä¡#. gnädig‰en Privilegio. Nürnberg/ In Verlegung Johann Jacob von Sandrart/ und in Frankfurt und Leipzig zu finden bey David Fun¿en/ Kun‰- und Bu¡händlern. Gedru¿t daselb‰ bey Chri‰ian Sigmund Froberg. Anno 1681. Das Zitat [)(vij]r/v. 50
Vgl. Garber: Sigmund von Birken (1978) (Anm. 35), S. 240ff.
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1.1.4.5. Varia und Übersetzungen Entsprechend ist die skizzenhafte Präsentation des Nachlasses an dieser Stelle unter dem Gesichtspunkt zum Abschluß zu bringen, daß das Repertoire an Genera im Birkenschen Werk erst aus der Zusammenschau von Gedrucktem und Nachgelassenem kenntlich wird. So hat beispielsweise die Poetik, die Birken noch vor seinem Tod abschließen konnte, Parallelen in einem vielleicht von Birken stammenden Kurzen Unterri¡t von der Teuts¡en Verse-Kun‰ in etli¡e Regeln verfaßt sowie in einer Teuts¡en Spra¡-Quelle.51 Der Nachlaß ist sodann zu aktivieren, wenn es um die Erkenntnis und Edition der Dramen und eines thematisch verwandten Versepos geht. Wir hatten von ihr schon zu sprechen, denn zum Druck Gelangtes und ungedruckt Gebliebenes hält sich in etwa die Waage. So kam das für die Friedensfeierlichkeiten von Piccolomini in Auftrag gegebene Versepos Amalfi# nie zum Abschluß. Der Nachlaß aber enthält das fast vollendete Werk.52 Gar nicht vorgesehen für einen Wiederabdruck, so weit zu sehen, hatte Birken sein Gedi¡t-Spiel von Jacob, Lea und Rahel. Es war in den fünften Band von Herzog Anton Ulrichs Aramena eingegangen, und auch deshalb hielt Birken es vermutlich zurück. Aber er verwahrte es sorgfältig, und in seinem Nachlaß hat es sich erhalten.53 In diesem zeichnet sich auch – unabhängig von den geistlichen Ausprägungen – die Bedeutung der Gattung 'Gesprächspiel' für die Birkensche Schriftstellerei ab. Titel wie Lob de# S¡weigen# – Lob de# Reden# – Gei‰li¡e Gesprä¡lu‰ oder Di#cursu# über die Vorzüge de# Reden# und S¡weigen# oder eben Gottselige Gesprä¡lu‰ verweisen darauf.54 Eine thematisch ergiebige Gruppe von Manuskripten bilden Übersetzungen und Bearbeitungen. In die späteren fünfziger Jahre fallen die Übersetzungen eines Collegium Electorale (1657) von Johann Frischmann, der Satyra contra abusum tabaci (1658) von Jacob Balde und des Orbis sensualium pictus (1658) von Comenius.55 Aus der späteren Zeit haben sich beispielsweise Fragmente einer Übersetzung von Erasmus' Institutio principum erhalten, die hineingehören in Birkens Versuche aus der Bayreuther Zeit, die Gattung des Fürstenspiegels zu beleben.56 Wiederum in zwei Fassungen liegt eine Überset-
51
Der Kurze Unterri¡t von der Teuts¡en Verse-Kun‰ war im Bündel X/2 untergebracht, die Teuts¡e Spra¡-Qwelle in den Bündeln XII/4 und XVI/1. Die jetzigen Signaturen: PBlO.C.404.4.41 und B.2.2.1. Das Manuskript der Verse-Kun‰ ist von einer fremden Hand geschrieben.
52
Nachlaß-Signatur: PBlO.B.1.0.1 (XII/6).
53
Nachlaß-Signatur: PBlO.B.1.0.2 (XII/14).
54
Nachlaß-Signaturen:PBlO.B.1.0.9, B.1.07, B.4.4.1, B.1.0.3. Ehemals untergebracht in den Bündeln: XII/11, XV/9, XV/4 und XIII/2.
55
Vgl. Hartmut Laufhütte: Sollen historische Übersetzungen ediert werden – und wenn ja: wie? In: Edition und Übersetzung. Zur wissenschaftlichen Dokumentation interkulturellen Transfers. Hrsg. von Bodo Plachta und Winfried Woesler. Tübingen: Niemeyer 2002 (Beihefte zu Editio 18), S. 81-92; ders.: Comenius 'Teutsch' – Spuren der Bearbeitung des Orbis Pictus im Briefarchiv Sigmund von Birkens. In: Comenius-Jahrbuch 9-10 (2001-2002), S. 62-78. Auch in: Daphnis 33 (2004), S. 641656; ders.: Ökumenischer Knaster. Sigmund von Birkens Truckene Trunkenheit und Jacob Baldes Satyra contra Abusum Tabaci. In: Jacob Balde im kulturellen Kontext seiner Epoche. Hrsg. von Thorsten Burkard, Günther Hess, Wilhelm Kühlmann und Julius Oswald. Regensburg: Schnell & Steiner 2006, S. 114-132. Diese Arbeiten jetzt zusammengeführt in Ders.: Sigmund von Birken (Anm. 2), S. 219-257.
56
Nachlaß-Signatur: PBlO.B.2.5.3 (XIII/1).
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zung des ersten Buches der Vergilschen Aeneis vor, auch sie ganz ähnlich gearteten Interessen zuzuordnen.57 Zu entdecken ist der an den politischen Diskussionen seiner Zeit teilnehmende Birken. Aus seinem Nachlaß wird dazu Aufschlußreiches beigesteuert. Zu erwähnen sind etwa sein Examen axiomatum politicorum Gallicanorum sowie seine Marginalien zu einer Institutio politica.58 Auch die für Gottlieb von Windischgrätz verfaßte Biographie des kaiserlichen Feldmarschalls Peter Strozzi wäre zu nennen.59 Wie sehr dieses Genus Birken wiederum beschäftigte, wissen wir nicht nur aus seinem gedruckten Werk. Im Nachlaß verbirgt sich beispielsweise auch ein Abriß der Biographie Dilherrs.60 Auch darf es als ein Glücksfall betrachtet werden, daß sich Nachschriften der Vorlesungen Dilherrs aus Jena und Nürnberg in Birkens Nachlaß erhalten haben.61 Seine 'Greiffenbergiana' sind erst kürzlich ans Licht gehoben, ediert und umfassend kommentiert worden.62 Unsere Edition wird je nach Lage der Überlieferung das vorhandene gedruckte und handschriftliche Überlieferungsgut einmal in den dem Nachlaß gewidmeten Teilen seines Werkes unterbringen, ein anderes Mal dem gedruckten Werk zuordnen. Klare und eindeutige Grenzen sind nicht zu ziehen und entscheidend allein, daß das von Gattung und Form her Zusammengehörige in den einzelnen Bänden jeweils einen gemeinsamen Platz findet. Die weiter unten abschließend wiedergegebene und eben durch diese unsere Bemerkungen nochmals vorbereitete Schematisierung der Birken-Edition mag veranschaulichen, welcher Anordnung, dem gegenwärtigen Stand unserer Erkenntnis entsprechend, gefunden wurde. Zu betonen ist, daß selbstverständlich auch Birkens im Nachlaß verwahrte Dokumente seiner Amtshandlungen als 'comes palatinus' aufgenommen werden. Sie sind als personenbezogene und als poetologische Zeugnisse gleichermaßen von Interesse.63
1.1.4.6. Ego-Dokumente So sei abschließend ein Blick auf die persönlichen Dokumente in Birkens Nachlaß geworfen. Das kann angesichts der bereits geleisteten Vorarbeiten wiederum mit nur wenigen Sätzen geschehen.64 Schon seit geraumer Zeit liegen Birkens Autobiographie und seine Tagebücher in gedruckter Form vor, die 57
Nachlaß-Signatur: PBlO.B.2.3.8 und B.4.2.1 (XIII/5). Dazu gleichfalls unten S. CXXI.
58
Nachlaß-Signaturen: PBlO.B.2.3.1 und 2.3.2, PBlO.D.3 (XII/5 und XV/6a).
59
Nachlaß-Signatur: PBlO.B.2.4.12 (XIII/1); gedruckt in WuK. Bd. 9/I, S. 555-560.
60
Nachlaß-Signatur: PBlO.B.2.4.4 (XII/19).
61
Nachlaß-Signaturen: PBlO.B.2.3.3-6 (gleichfalls ehemals Bündel XII/19).
62
WuK. Bd. 12. Sie waren in den Bündeln VI, 1 a-d und XII/2 untergebracht und sind jetzt in der lange bewahrten Reihenfolge nicht mehr beisammen. Dazu unten S. CXXIf.
63
Vgl. dazu: Gustav A. Seyler: Geschichte der Heraldik 〈Wappenwesen, Wappenkunst und Wappenwissenschaft〉. Nürnberg: Bauer & Raspe 1880-1889, S. 365f., S. 674; Hofpfalzgrafen-Register. Bearbeitet von Jürgen Arndt. Band I. Neustadt a. d. Aisch 1964. Eintrag: Sigmund von Birken. Bearbeitet von Erik Amburger, S. 79-85; John L. Flood: Poets Laureate in the Holy Roman Empire. A Bio-bibliographical Handbook. Vol. 1: A-C. Berlin, New York: de Gruyter 2006, S. 182-191 (mit weiterer Literatur).
64
Es darf rückverwiesen werden auf die Abhandlung von Klaus Garber: Private literarische Gebrauchsformen im 17. Jahrhundert: Autobiographika und Korrespondenz Sigmund von Birkens (1978) (Anm. 35).
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eine Bestandteil unserer Ausgabe, die anderen vor deren Eröffnung publiziert.65 Nicht nur in den jeweiligen Vorworten, sondern auch in vereinzelten Charakteristiken und vor allem in ausführlichen Rezensionen wurde dieses Corpus des Birkenschen Werkes wiederholt gewürdigt. Neuerlich besteht Veranlassung, auf das Extraordinäre dieser Überlieferung zu verweisen. Das 17. Jahrhundert ist zumal in Deutschland arm an biographischen und tagebuchförmigen Zeugnissen. Gewiß muß mit einer nicht unerheblichen Verlustrate gerechnet werden. Doch dürften andere Gründe mit hineinspielen. Auch autobiographische Zeugnisse setzen Foren geselligen Austausches und gesellschaftlicher Kommunikation voraus, die sie speisen und die sich in ihnen reflektieren. Es bedarf eines ausgebildeten Bewußtseins dafür, Zeitgenosse einer bedeutenden Epoche zu sein, um die Feder zu beflügeln, das Erlebte und Erfahrene im bezeugenden Wort festzuhalten. Mehr aber noch dürfte gelten, daß eine Tradition vor allem im eigenen Land vorhanden sein muß, in die Schreibende sich mit so prekären Äußerungsformen, wie Selbstbiographie und Tagebuch sie darstellen, einzureihen vermögen. Gerade daran mangelte es. Birken hat folglich in beiden Zweigen experimentiert und sich um eine ihm entgegenkommende Form der schriftstellerischen Bewältigung bemüht. In dieser Zweiheit von Biographie und Tagebuch stellt sein Nachlaß ein Unikum im 17. Jahrhundert dar. Bislang kaum in ihrer Bedeutung erkannt und nur partiell ausgeschöpft sind Birkens 'Konzeptbücher', das dritte Medium seiner autorbezogenen Schreibarbeit. Es sind Dokumente von großer inhaltlicher Vielfalt und erheblicher Ergiebigkeit für die Rekonstruktion der Birkenschen Biographie in ihrem zeitgeschichtlichen Kontext. Die eingebürgerte Bezeichnung 'Konzeptbücher' bzw. 'Briefkonzeptbücher' ist irreführend, denn Briefentwürfe enthält keines von ihnen. Das Buch mit dem chronologisch am weitesten zurückreichenden Inhalt,66 offenbar ein Fragment, dessen Schluß – wenigstens ein Blatt – fehlt, enthält sehr sorgfältig ausgeführte Reinschriften an meist höhergestellte Personen, deren Namen in den Überschriften mit Anfangsbuchstaben oder durch Umschreibungen angedeutet sind. Die Briefe stammen aus den Jahren von 1648 bis 1653. Die Art des Heftes legt die Vermutung nahe, daß Birken einen Briefsteller geplant haben könnte. Das zweite 'Konzeptbuch',67 das Birken von 1653 bis 1657 geführt hat, wurde als tagebuchartiges Verzeichnis begonnen. Verzeichnet wurden Briefein- und -ausgänge, die Anfertigung bestellter Gedichte und Ähnliches.
65
WuK. Bd. 14: Sigmund von Birken: Prosapia / Biographia. Hrsg. von Dietrich Jöns und Hartmut Laufhütte. Tübingen: Niemeyer 1988 (Neudrucke deutscher Literaturwerke. N.F. 41); Die Tagebücher des Sigmund von Birken. Bearbeitet von Joachim Kröll. Teil I-II. Würzburg: Schöningh 1971-1974 (Veröffentlichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte. Reihe VIII: Quellen und Darstellungen zur fränkischen Kunstgeschichte 5.6). Vgl. dazu Joachim Kröll: Sigmund von Birken. Dargestellt aus seinen Tagebüchern. In: Jahrbuch für Fränkische Landesforschung 32 (1972), S. 111-150. Zu der Edition der 'Tagebücher' vgl. Klaus Garber: Die Tagebücher Sigmund von Birkens. In: Euphorion 68 (1974), S. 88-96; Martin Bircher: Die Tagebücher Sigmund von Birkens. In: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der Literatur 1 (1976), S. 299306; Hans-Henrik Krummacher: Die Tagebücher des Sigmund von Birken. In: Zeitschrift für deutsches Altertum 112 (1983), S. 125-147.
66
PBlO.B.2.1.2 (XV.1).
67
PBlO.B.5.0.3 (XVI/6c).
XLIX
Bald trat die Aufzeichnung von Anekdoten, Reflexionen, Sprichwörtern, geistlichen Betrachtungen, Themen möglicher Gedichte, von Inhalten und Motiven im Auftrag bearbeiteter Gedichte und anderes hinzu. Weitaus wichtigster Bestandteil, gegen Ende immer dichter, sind Teilabschriften eigener Briefe, deren Adressaten mit Namensinitialen oder Pseudonymen verzeichnet und die meist auch datiert sind. Die tagebuchartigen Elemente des Anfangs hat Birken später gestrichen und teilweise unleserlich gemacht. Das dritte 'Konzeptheft'68 schließt chronologisch an; es wurde von 1658 bis Mitte 1672 geführt und enthält außer zahlreichen geistlichen Betrachtungen (z.B. Beichttexten und Predigtzusammenfassungen) vor allem sehr ausführliche Teilabschriften oder gar vollständige Abschriften eigener Briefe Birkens. Außer diesen drei Büchern gibt es eine Anzahl kleinerer Hefte und Sammlungen loser Blätter,69 die aus aufgelösten Arbeits- und 'Konzeptbüchern' Birkens stammen und die offenbar aufbewahrt wurden, weil sie ihm wichtige Abschriften eigener Briefe enthalten. Damit kommen wir zur letzten Gruppe seines Nachlasses, den Briefen.70 Auch auf die Gefahr der Wiederholung hin ist noch einmal hervorzuheben, daß im Blick auf die briefliche Hinterlassenschaft kein anderer Dichter aus dem 17. Jahrhundert namhaft zu machen wäre, der mit Birken verglichen werden könnte. Da er eingehende Briefe penibel registrierte, sie mit Eingangsdatum versah und auch den Zeitpunkt der Beantwortung notierte, war es eine Selbstverständlichkeit, daß er auch für ihre Archivierung Sorge trug. Birken hat vorsätzlich keine Briefe vernichtet. Wo sie bezeugt sind, aber zwischenzeitlich verloren gingen, müssen andere Gründe für den Verlust verantwortlich sein. Die Auszählarbeiten dauern an und konkretisieren sich in dem Maß, wie die Ausgabe voranschreitet. Nicht ausgeschlossen, daß am Ende die Zahl der Briefe von und an Birken erheblich über 2000 liegen wird. Was das im Blick nicht nur auf die Birkensche Biographie, sondern mehr noch im Blick auf Mentalität und Kommunikation unterschiedlichster Personengruppen und Standesvertreter des Zeitalters zu besagen hat, liegt auf der Hand. Birkens Korrespondenz umspannt den persönlichen, nämlich familiären und verwandtschaftlichen Bereich, schließt den gesamten sozietären Mitgliederkreis in und vor allem außerhalb Nürnbergs ein, erstreckt sich auf einen weitgefächerten epistolarischen Umgang mit der Gelehrtenschaft, türmt sich im Verkehr zumal mit dem niederösterreichischen Adel zu mächtigen 68
PBlO.B.5.0.41 (XVI/10c).
69
PBlO.B.5.0.24, B.5.0.26-28 (XV/12b).
70
Dazu neben der erwähnten Abhandlung von Klaus Garber (S. 116-126) jetzt Hartmut Laufhütte: Das Briefarchiv Sigmund von Birkens. Bestand und Erschließung. Dimensionen seiner Ergiebigkeit. Einige Ergebnisse. In: Editionsdesiderate zur Frühen Neuzeit. Teil I-II. Hrsg. von Hans-Gert Roloff. Amsterdam, Atlanta: Rodopi 1997 (Cloe 24-25), S. 185-206 (eingegangen in ders: Sigmund von Birken (Anm. 2), S. 19-31); ders.: Ein frühneuzeitliches Briefarchiv – editorische Perspektiven und Probleme. In: 'Ich an Dich'. Edition, Rezeption und Kommentierung von Briefen. Hrsg. von Werner M. Bauer, Johannes John und Wolfgang Wiesmüller. Innsbruck: Institut für Deutsche Sprache, Literatur und Literaturkritik 2001 (Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft, Germanistische Reihe 62), S. 47-62. Sodann exemplarisch: Hartmut Laufhütte: "Ja dan würde er an mir viel einen andern finden, als ich ihm beschrieben worden". Philipp von Zesens Versuch, mit Sigmund von Birken in Briefkontakt zu gelangen. In: Daphnis 34 (2005), S. 185-201 (eingegangen in ders.: Sigmund von Birken (Anm. 2), S. 115-124); Ralf Schuster: 'Ist es hier nit Eitelkeit!' Der Briefwechsel zwischen Sigmund von Birken und Johann Rist als Beispiel für literarisches Konkurrenzdenken im Barock. In: Daphnis 34 (2005), S. 571-602.
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Überlieferungskomplexen auf und gipfelt schließlich im mehr oder weniger regen Kontakt mit den Repräsentanten der großen fürstlichen Dynastien, die sein Leben prägten. Das alles ist an anderer Stelle eingehender beschrieben worden und bedarf nicht der Wiederholung. Zurückzukommen ist statt dessen auf eine Besonderheit der brieflichen Überlieferung Birkens. Nachlässe der älteren Autoren pflegen Briefe der Partner zu enthalten und nur in Ausnahmefällen solche der Schreiber selbst. Bei Birken ist auch das anders. Er hat noch zu Lebzeiten eine Reihe von eigenen Briefen zurückerhalten. Zudem trug der Orden dafür Sorge, daß Briefgut, sofern es auftauchte, seinem Nachlaß zugeführt wurde. Einige Archive außerhalb Nürnbergs enthalten Briefe Birkens. Vor allem aber hatte Birken selbst mit seinen Konzeptbüchern die maßgebliche Zuarbeit geleistet. Sie erlauben in vielen Fällen, wo Birkens Briefe sich nicht erhalten haben – und das ist natürlich in der ganz überwiegenden Mehrzahl die Situation –, eine Substitution durch die in den 'Konzeptheften' vorhandene epistolarische Materie.71 Zusammen mit den Briefein- und ausgangsregistern in Birkens Tagebüchern, den Eingangs- und Beantwortungsvermerken, die er auf Partnerbriefen angebracht hat, den zahlreichen Abschriften eigener lateinischer Briefe im Betuletum und den in Birkens Archiv zurückgelangten Brieforiginalen ermöglichen die Konzeptbücher eine nahezu vollständige Rekonstruktion des Birkenschen Briefwechsels. Der Briefnachlaß vermittelt insgesamt ein facettenreiches Bild des Schriftstellers Sigmund von Birken und bildet zugleich ein Zeugnis für die Erkenntnis des großen Epistolaristen, der Birken auch war. Es ist eine Selbstverständlichkeit, daß die vorliegende Ausgabe von diesem sich anbietenden Verfahren Gebrauch macht. Eine ganz andere Frage bleibt es, ob das sonstige in den 'Konzeptheften' gespeicherte Gut gleichfalls zur Publikation gebracht wird. Vieles spräche dafür. Doch für eine Entscheidung ist es im gegenwärtigen Stadium zu früh. Die 'Konzepthefte' sollen zunächst für die Briefedition voll ausgeschöpft werden. Indem die Ausgabe mit der Publikation des Birkenschen Briefwechsels eröffnet wurde und inzwischen planmäßig voranschreitet, wird einem vordringlichen forscherlichen Bedürfnis Genüge getan. Die lyrischen Sammelhandschriften, die geistlichen Erbauungsschriften und die Briefe von und an Birken sind die drei Schwerpunkte, um die sich die Ausgabe in den dem Nachlaß gewidmeten Bänden zunächst gruppiert.72
71
Diese seinerzeit ausgesprochene Anregung (Garber: Private literarische Gebrauchsformen (Anm. 35), S. 126f.: Es liegt nahe, "das überlieferte Konvolut aufzulösen und die Birkenschen Schreiben den Gegenbriefen seiner Partner, soweit auf beiden Seiten erhalten, zuzuordnen") ist unter der Stabführung von Hartmut Laufhütte im Zuge der vorgelegten Briefwechsel mit damals nicht voraussehbarem Erfolg umgesetzt worden. Dazu unten S. CXXXVII-CXL.
72
Es ist darauf hinzuweisen, daß sich auch zwei Stammbücher von Birken erhalten haben. Vgl. Werner Wilhelm Schnabel: Die Stammbücher im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg. In: Bibliothek und Wissenschaft 28 (1995), S. 30-94; Eberhard Slenczka: Die Stammbücher Sigmund von Birkens. In: monats anzeiger. Museen und Ausstellungen in Nürnberg. Nr. 242 (Mai 2001), S. 4-6. Sie werden selbstverständlich für die Kommentierungsarbeit in unserer Ausgabe ausgewertet.
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1.2. Forschungsgeschichtliche Aspekte im Blick auf Bibliographie und Edition In der Einleitung zum ersten Band der Birken-Ausgabe ist nun Veranlassung, den Blick zurückzuwenden und zu rekapitulieren, was an Bemühungen um das Birkensche Werk namhaft zu machen ist, das dieser Ausgabe zugute kam. Intendiert ist kein Forschungsbericht. Es geht um die Akzentuierung der auf die Zusammenstellung seiner Schriften, die Erschließung seines Nachlasses und die Herausgabe einzelner Werke gerichteten Bemühungen. Es ist dies nicht nur eine selbstverständliche philologische Ehrenpflicht, sondern auch eine unerläßliche Voraussetzung für die Erkenntnis dessen, was es mit Anlage, Ausrichtung und Abfolge der einzelnen Arbeitsschritte innerhalb der vorliegenden Ausgabe auf sich hat. Hier ist von einer neuerlich denkwürdigen Situation der Ausgang zu nehmen, wie sie vielleicht auch für den einen oder anderen großen Autor des 17. Jahrhunderts gelten mag, gewiß aber nicht in vergleichbarer Drastik. Die Bemühungen um Leben und Werk Sigmund von Birkens sind unmittelbar nach seinem Tode am intensivsten, erhalten sodann anläßlich des hundertjährigen Ordensjubiläums einen Schub und finden danach für mehr als zwei Jahrhunderte ein Ende. Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts – der Hochzeit der Empfindsamkeit – entfallen die Voraussetzungen für einen produktiven Umgang mit seinem Werk. Was vorher an Bemühungen zu verzeichnen war, verdankte sich der Erinnerung an die große Zeit des Ordens und einen seiner Repräsentanten, der ihm zwanzig Jahre seine Kräfte geliehen hatte. Danach verkümmert die Erinnerung in der Stadt zu einer wohlgemeinten und rhetorisch aufwendig umspielten Gebärde; das tatsächliche Fehlen wirklichen Verständnisses und tatkräftiger Initiativen ist nur allzu offenkundig. Die allgemeine Literaturgeschichte aber beschritt andere Wege, so daß für das Verständnis Birkens nichts Ersprießliches mehr zu erwarten war. Und da er auch von der positivistischen Wende in der Literaturwissenschaft so gut wie gar nicht profitierte, die Geistesgeschichte ohnehin andere Ziele verfolgte, mußten alle entscheidenden Schritte überhaupt erst in der Nachkriegszeit eingeleitet werden. Da trafen sich lokale Bemühungen mit fachinternen, welch letztere sich weniger auf Deutschland als die Vereinigten Staaten erstreckten. Wir haben also den Schwerpunkt unserer Betrachtung auf die jüngere Zeit zu legen.73 Das wichtigste Hilfsmittel für die Planung einer Edition stellen die von Birken selbst getroffenen Vorkehrungen dar. Birken hat keine Ausgabe letzter Hand schaffen können. Es dürfte deutlich geworden sein, wie sehr das Birkensche Werk und innerhalb seiner vor allem seine handschriftliche Hinterlassenschaft nach einer zusammenführenden Edition verlangte. Eine solche ist über weite Strecken nicht auf herausgeberische Entscheidungen verwiesen, sondern kann in Übereinstimmung mit einem
73
Vgl. dazu auch die unten Anm. 247 zitierte Birken-Morphologie von Hermann Stauffer aus dem Jahr 2007. Eine in den siebziger Jahren von Klaus Garber verfaßte Rezeptionsgeschichte der Nürnberger Dichter des 17. Jahrhunderts wird in ein in Vorbereitung befindliches Werk zur Arkadien-Utopie eingehen.
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letztwilligen Autoren-Vermächtnis eingerichtet werden. Dieses bezieht seine Verbindlichkeit aus seiner Überzeugungskraft. Insofern beginnt die Forschungsgeschichte und speziell die auf Verzeichnung und Herausgabe des Birkenschen Werkes gerichtete Bemühung mit dem Autor als einer die maßgeblichen Richtlinien vorgebenden Instanz. Seine eigenen Schritte zur Sicherung und synoptischen Vereinigung seines Werkes prägen auch die entscheidenden Wegmarkierungen in unserer Edition.
1.2.1. Betrübte Pegne›# Gleich nach dem Tode Birkens vereinigte sich der Orden, um seinen Präsidenten die letzte Ehre zu erweisen. Das geschah in der von Birken wie von seinen Ordensgenossen bevorzugten Form der Schäferei. Sie wuchs sich zu einer monumentalen Arbeit aus. Birkens Leben und Werk wurde umständlich rekapituliert, paraphrasiert und exegesiert. Verantwortlich zeichnete Birkens Nachfolger als Ordenspräsident, der Pfarrer in Kraftshof Martin Limburger. Birkens Verewigung war ein reiches Bouquet an Abschiedszeilen in Vers und Prosa beigefügt, zu dem sich die Blumenhirten ein letztes Mal im Angesicht Birkens vereinten. Sie nahmen in der der Pastorale gemäßen Form in Gesprächen und Gedichten Anteil an dem Gang des schäferlich-funeralen Geschehens und beteiligten sich an den Diskussionen um aktuelle Fragen, wie sie gleichfalls in die Trauerekloge eingingen. Insofern darf die Betrübte Pegne›# als eine Gemeinschaftsarbeit des Ordens angesehen werden, in der sich das rege gesellige Treiben, wie es unter Birken vorgewaltet hatte, nun anläßlich seines Todes noch einmal wiederholte. Wir haben nur festzuhalten, was hinsichtlich von Werkverzeichnis und Edition als den beiden Parametern unserer Betrachtung zu konstatieren ist.74 Das Limburgersche Werk einschließlich der angehängten Leichenpredigt des gekrönten Poeten und Pfarrers bei St. Lorenz, Paul Martin Alberti, eröffnet die Reihe der Porträts des Dichters. Die Betrübte Pegne›# ist in gedruckter Form die ausführlichste Lebensbeschreibung geblieben, die wir von Birken besitzen. Hinsichtlich der biographischen Fakten und der Deutungsperspektive beruht sie auf Birkens eigener Darstellung in seiner Autobiographie. Aber sie genügt eben auch den Regularien der pastoralen Gattung. In den schäferlichen Partien ist auf verschiedene Gesprächspartner verteilt, was ansonsten am Faden der verfügbaren Daten von einem einzigen Verfasser dargeboten wird. Und vor allem
74
Limburgers Betrübte Pegne›# erschien erstmals 1683. Ein Exemplar hat sich in der Bibliothek des 'Pegnesischen Blumenordens' erhalten (8° P.Bl.O.1704). Das Werk wurde gleich im folgenden Jahr in einer Titelauflage wieder vorgelegt. Die Ausgabe 1684 ist entschieden häufiger und wurde daher auch dem Reprint zugrundegelegt: Die Betrübte Pegne›#/ Den Leben/ Kun‰- und Tugend-Wandel De# Seelig-Edlen Floridan#/ H. Sigm. von Birken/ Com. Pal. Caes. Dur¡ 24 Sinn-bilder/ in Kupfern Zur s¡uldigen Na¡-Ehre/ für‰ellend/ Und mit Gesprä¡- und Reim-Gedi¡ten erklärend/ Dur¡ ihre Blumen-Hirten. Nürnberg/ dru¿t# Chri‰ian Sigm. Froberg. Zu finden daselb‰ bey Joh. Jac. von Sandrart/ und in Frankfurt und Leipzig bey David Funken/ Kun‰- und Bu¡händlern. 1684. Reprint Hildesheim, Zürich, New York: Olms 1993 (Emblematisches Cabinet). Der Reprint ist mit einem ergiebigen Nachwort des Herausgebers Dietrich Jöns versehen. Zu Limburger selbst grundlegend: Renate Jürgensen: Magister Martin Limburger (1637-1692), Myrtillus II. der 'Blumen-Fürst'. In: der Franken Rom (vgl. oben Anm. 2), S. 342-363. Eingehende Interpretation des Werkes im erwähnten Arkadienbuch Garbers.
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ist die Chance genutzt worden, die bekannten – und vielfach ja auf Birken selbst zurückgehenden – Daten zu Leben und Werk nicht als faktologisches Material zu präsentieren, sondern in wechselseitigem Austausch auf ihren Sinn hin zu befragen und auszulegen. Die Trauerekloge als gegebenes Medium der geistlichen Betrachtung nicht anders als der emblematischen Sinnschöpfung wird hier in allen ihren Möglichkeiten von dem dichtenden Pfarrer, der es, wie es in der Vorrede so schön heißt, nicht mit Seiten, sondern mit Seelen zu tun hat, in allen ihren Möglichkeiten ausgeschöpft. In einer Geschichte der Nürnberger Pastorale nimmt die Betrübte Pegne›# daher einen gewichtigen Platz ein. Sie ist das aufwendigste und beredteste Zeugnis über Birken geblieben. Als solches will sie ausgiebig gewürdigt sein, wozu an anderer Stelle Gelegenheit ist. Limburger hat den Pegnitz-Hirten auch eine Unterredung über Birkens Schriften in den Mund gelegt, und zwar gleichermaßen über die gedruckten wie über die nachgelassenen. Gleich nach Birkens Tod war also weit über den Nürnberger Raum und weit auch über den Kreis der Ordensmitglieder hinaus die Existenz eines Nachlasses bekannt. Die erzählerische Anknüpfung schien eine eher zufällige. Sie erfolgte über den Witwenstand Birkens. Zum Druck gelangt sei nur eine der geplanten beiden Trauereklogen, nämlich die erwähnte für 'Margaris'. Die für seine zweite Frau 'Florinda' habe der Autor unter der Feder gehabt und dann angesichts des nahenden Todes zugunsten der Sonntag#Anda¡ten zurückgestellt.75 Das nun gibt Limburger Veranlassung zu der aufschlußreichen Bemerkung, daß er letzte Hand an das Werk gelegt habe, was sich in der Pastorale so ausnimmt, daß Limburger Birkens "Purpur mit meinen Leinen gebrämet/ und seiner Seiden meine Ziegen-Haare/ mit den armen Jsraeliten/ zugese”et/ mi¡ lieber unges¡i¿t al# undankbar zu zeigen".76 Und so ist dann das Gespräch über 'Floridans Schrifften' eröffnet, wie es in der mitgeführten Kolumne heißt. Als geistlichen Schriftsteller wünschen die Hirten ihren Ordensvorsteher vor allem gewürdigt zu sehen. Wäre ihm länger zu schreiben vergönnt gewesen, so wäre "die Gotte#-Kir¡e/ dur¡ seine gei‰li¡e Arbeit/ ferner erbauet und gebe‹ert worden [...]; weil seine Feder in dieser S¡ri[t-Art sonderli¡ Herz-dur¡dringli¡ gewesen".77 Auch wissen die Hirten von Titeln zu berichten, die ihnen nie zu Gesicht gekommen seien. Wo verbergen sie sich? Damit ist dieses schwierige Feld betreten. Manche Titel, so Myrtillus / Limburger, seien als Einzelschriften unter einem anderen Titel erschienen als den aus der Poetik geläufigen. Und nun versuchen sich diejenigen unter den Mitschäfern, die "am läng‰en seiner vertrauten Kunds¡a[t gepflogen", tatsächlich an einem Rückblick auf das Birkensche Schaffen am Leitfaden der
75
Diese liegt tatsächlich als Separatum in Birkens Handbibliothek vor, das allerdings nur den Birkenschen Beitrag enthält. Vgl. Klag-Stimme FLORIDANS Uber den zwar seeligen/ aber ihme trübseligen Tode#-Hintritt/ Seiner HerzLieb‰en FLORJNDA: Samt der Zu‰immung eine# andern Freunde#; den 20 May-Monat# A. 1679. Das Stück steht in dem Sammelband 4° P.Bl.O. 62 (28). Das Birkensche Gedicht ist mit 15 Strophen komplett, wie der Vergleich mit dem Abdruck in der Betrübten Pegne›# zeigt. Eine Kustode auf dem letzten vorhandenen Blatt A3v des Einzeldrucks zeigt jedoch an, daß ursprünglich weiterer Text, vermutlich eben der Beitrag des 'zustimmenden Freundes' folgte.
76
Betrübte Pegne›# (Anm. 74), S. 251.
77
A. a. O.; das folgende Zitat. S. 252.
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Chronologie. Hätten seine späteren Biographen und Kompilatoren einen Blick in die Betrübte Pegne›# geworfen – hier schon wären sie belehrt worden, daß der Teuts¡e Oliven-Berg als Sammlung seiner Friedensschriften geplant war, aber eben nie erschienen ist.78 Auch wäre wohl zu wünschen gewesen, "daß seine S¡au-Spiele miteinander an da# Lie¡t gelangeten".79 Auch hier also stand seit langem fest, daß die Teuts¡e S¡aubühne als solche nicht zustandegekommen war. Die Arbeit am Ö‰errei¡is¡en EhrenSpiegel habe Birken sechs Jahre gekostet, "wel¡e# ihm/ dur¡ seinen unau#gese”ten Na¡t-Flei#/ Ge›¡t und Leibe#-Krä]en s¡wä¡ete".80 Und so über Seiten fort. Nie wieder bis in die jüngste Zeit hinein ist so detailliert und kenntnisreich über die Birkensche Produktion in ihrer Ganzheit gehandelt worden wie hier im schäferlichen Gespräch der mit Birken Vertrauten. Der Wunsch, mit denen die Hirten dieses Kapitel beschlossen, behielt Aktualität bis in die jüngste Zeit hinein: "Im übrigen", so Myrtillus, "mögte ›¡ kün]ig no¡ jemand finden/ dem diese Ordnung/ wegen Zeit-Muß/ be‹er al# un# an‰ünde."81 Es dauerte lange, bis es dazu kam.82
1.2.2. Herdegens Hi‰oris¡e Na¡ri¡t Nur noch ein Werk vergleichbarer Bedeutung – selbstverständlich jedoch nicht vergleichbaren Charakters – trat zu der Betrübten Pegne›#. Seine Vorbereitung und Publikation erfolgte anläßlich des hundertjährigen Jubiläums des Ordens. Und wieder war es ein Ordensbruder und Pfarrer, der die Initiative ergriff, nun jedoch als Sekretär eine wichtige Funktion in der Gesellschaft bekleidete. Johann Herdegen (1692-1750) war der geeignete Mann, dem Orden und seinen Mitgliedern ein Denkmal zu setzen, wie es in dieser Form keine andere städtische Sozietät des 17. Jahrhunderts ihr eigen nennen durfte.83 Herdegen hatte in Altdorf studiert, war daselbst mit einer rechtsgeschichtlichen Disputation unter Christian Gottlieb Schwarz hervorgetreten und bekleidete im Anschluß an eine Reise durch Mittel- und Norddeutschland, auf der er u. a. mit Erdmann Neumeister und Michael Richey in Hamburg zusammentraf, zunächst die Stelle eines Diakons bei St. Ägidien, sodann die eines Pfarrers zu Wöhrd
78
"E# i‰ au¡ vormal# (erwähnte Celadon) geda¡t worden/ daß er seine Frieden#-Rede no¡ in dem Len”en-Alter abgelegt habe. Eben diese Fried- und Krieg#-Bildung (erse”te Poliander) ware er/ neben der Fried-Ges¡i¡t/ und den herrli¡en Aufzügen/ die er einer Ho¡ansehli¡en Rei¡#-Versammlung mit sonderer Vergnügung fürge‰ellet/ unter dem Namen de# Teuts¡en Oliven-Berg#/ oder Fried-erfreueten Teuts¡land#/ herfürzugeben gesonnen." (S. 253).
79
A. a. O., S. 254.
80
A. a. O., S. 255.
81
A. a. O., S. 258.
82
Keine detailliertere Kenntnis besitzen die Mitgenossen offensichtlich von den Birkenschen Lyrika. Hier werden – neben einer "verspro¡enen Hau#-Capelle" – nur die Lorbeer-Wälder erwähnt und mit dem Zusatz versehen: "Hiervon [...] i‰ ni¡t# zusammengeordnete# gefunden worden/ und mü‹en/ sonderli¡ die le”tere/ au# ihrer Zer‰reuung glei¡sam gehaben/ und in ri¡tige S¡i¡ten verpflanzet werden." (S. 257f.) Die lyrischen Sammelhandschriften waren also entweder nicht bekannt oder aber in ihrer Anlage nicht erkannt worden. Auch daran sollte sich bis in die jüngste Zeit nichts ändern.
83
Zu Herdegen vgl. zuletzt das Porträt bei Renate Jürgensen: Melos conspirant singuli in unum. Repertorium bio-bibliographicum zur Geschichte des Pegnesischen Blumenordens in Nürnberg (1644-1744). Wiesbaden: Harrassowitz 2006 (Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen 50), S. 694-696, mit der einschlägigen Literatur.
LV
und schließlich die eines Predigers am Heilig-Geist-Spital. "Ao. 1732. wurde i¡/ na¡dem unser Ho¡Ehrwürdiger Herr Florando [i.e. Joachim Negelein] da# aufgetragene Praesidium über die löbli¡e BlumenGesells¡a[t gütig‰ übernommen/ Consiliarius und Secretarius geda¡ter löbli¡en Gesells¡a[t/ und von der Zeit an/ da i¡/ neb‰ dem Gesells¡a[t#-S¡rein/ die darinnen befindli¡e ges¡riebene und gedru¿te Documenta in meine Verwahrung überkommen/ fande i¡ Gelegenheit/ bey mü‹igen Stunden da# nöthige zu diesem geringen Werk ni¡t ohne viele Mühe zusammen zu tragen."84 Diese dem Sekretär von Amts wegen zugefallene Chance, über das gesamte Ordens-Material verfügen zu können, hat Herdegen genutzt. Man gäbe viel darum, eine Aufstellung dessen, was ihm da zugänglich war, zu besitzen. Nie wieder, so wird man mutmaßen dürfen, war das erste Jahrhundert des Ordens aktenmäßig so komplett zusammen wie eben in dem nun unter der Obhut Herdegens stehenden Ordensschrein. Herdegen hat sich in ihm ordnend und gewiß auch ergänzend, zuschreibend und gelegentlich annotierend betätigt. Vieles ist nicht mehr vorhanden. Sein Werk ist daher die maßgebliche Quelle für die Geschichte des Ordens und die Porträts seiner Mitglieder zwischen 1644 und 1744 geblieben und konnte in seiner Eigenschaft als ein streckenweise zeitgenössisches Zeugnis nicht eigentlich überholt werden. Es ist für alle nachfolgenden Versuche und gerade auch für biobibliographische Recherchen das erste Mittel der Wahl nach Art eines rechten Vademecums des 'Pegnesischen Blumenordens' geblieben. Hier kann es nur mit Blick auf Birken kurz charakterisiert werden. Doch auch in dieser Beschränkung wird seine Bedeutung hervortreten. Und das keinesfalls nur deshalb, weil der Eintrag mit knapp 100 Seiten der weitaus längste des knapp 1000 Seiten umfassenden Kompendiums darstellt.85 Herdegen ist es, der – in Korrektur einer Angabe in der Betrübten Pegne›#86 – mitgeteilt hat, daß die Übernahme der Präsidentschaft durch Birken in das Jahr 1662 fiel und daß erst mit diesem Ereignis eine neue, nämlich die zweite Phase in der Geschichte der Gesellschaft eröffnet wurde, nachdem das sozietäre Leben in den Jahren davor de facto zum Erliegen gekommen war. Diese Mitteilung eröffnet das Herdegensche Porträt zu recht, denn mit ihr ist klargestellt, daß Birken nach Harsdörffer als zweite Gründergestalt des Ordens angesprochen werden darf. Die sich daran sogleich anschließende Biographie vermag aus drei Gründen einen fortan bevorzugten Platz in der Birken-Philologie zu beanspruchen. Sie ist durchsetzt mit brieflichen Zeugnissen, darunter einer ganzen Reihe von solchen, die später nicht mehr verfügbar waren. Der berühmteste Fall betrifft die Briefe Anton Ulrichs an Birken, die ebenso verschwunden sind wie die von Birken an Anton Ulrich gerichteten. Letztere erstat-
84
[Johannes Herdegen]: Hi‰oris¡e Na¡ri¡t von deß löbli¡en Hirten- und Blumen-Orden# an der Pegni” Anfang und Fortgang/ biß auf da# dur¡ Göttl. Güte errei¡te Hunder‰e Jahr, mit Kupfern geziert, und verfa‹et von dem Mitglied dieser Gesells¡a[t Amarante#. Nürnberg/ bey Chri‰oph Riegel/ Bu¡- und Kun‰händler unter der Ve‰en. 1744. Das Zitat S. 713.
85
Das Birken-Porträt steht in dem fünften Kapitel Von den Prä›denten, oder Vor‰ehern de# Blumen-Orden# nach demjenigen
86
Betrübte Pegnesi#, § 74, S. 212.
Harsdörffers (S. 63-79) auf den Seiten 79-158, gefolgt von demjenigen Limburgers (S. 158-168).
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tete der Herzog gemäß dem Herdegenschen Zeugnis zurück, nachdem er Kenntnis von Birkens Absicht erhalten hatte, ein Ordensarchiv einschließlich seines Nachlasses einzurichten.87 Aber auch die einläßliche Präsentation der Briefe Johann Baptist Suttingers, Johann Wilhelm Managettas und Peter Lambecks anläßlich der Neugestaltung des 'Österreichischen Ehrenspiegels' wäre hier zu erwähnen. Die Herdegensche Darstellung enthält des weiteren Dokumente wie die Wolfenbütteler Bestallungs- und Entlassungs-Urkunde nebst der Birkenschen Bestätigung anläßlich der Einstellung. Birken hatte sie bereits in seine Selbstbiographie aufgenommen. Aber da sie ungedruckt blieb, wurden diese Dokumente erst durch Herdegen bekannt. Und sie birgt weitere Schriftstücke wie etwa Gedichte des jungen Anton Ulrich auf Birken, die ebenfalls teilweise zu den zwischenzeitlich eingetretenen Verlusten zu zählen sind. Die Herdegensche Vita Birkens hat in zahlreichen Fällen den Rang einer primären Quelle angenommen und will als solche ausgeschöpft sein. Unergiebig ist Herdegen hingegen im Blick auf die Verzeichnung der Birkenschen Schriften. Hier begnügte er sich damit, den aus zwanzig Titeln bestehenden Katalog aus der Birkenschen Poetik zu wiederholen, ohne eigene Recherchen anzustellen. So werden auch die nicht erschienenen Werke mitgeführt, ohne daß eine Erkundung über ihr tatsächliches Erscheinen angestellt worden wäre. Hier blieb Herdegen entschieden hinter Limburger, aber auch hinter Birken selbst zurück. Nur mit dem Hinweis auf die zwischenzeitlich erfolgte Bibliographie der geistlichen Lieder aus der Feder Wetzels und die von Birken herrührenden Stücke in ihr, sowie mit dem Nachweis von Birkens Beiträgen zu dem nach dem Vorbild von Heinrich Müllers Gei‰li¡en Erqui¿-Stunden eingerichteten und 1691 in Nürnberg erschienenen Poetis¡en Anda¡t#-Klang betrat er Neuland. Gleichfalls hat Herdegen sich die Chance entgehen lassen, den Nachlaß verzeichnend und annotierend näher zu charakterisieren. Auch hier führte er fast nur an, was Birken selbst schon in seiner Poetik namhaft gemacht hatte. Eigens verwies er freilich auf "viele ges¡riebene lateinis¡e Gedi¡te in dem Gesells¡a[t#-S¡reine befindli¡, die der Selige in seinem O‰-Ländis¡en Lorbeer-Hain/ unter dem Titul: Betuletum, herau#zugeben verspro¡en".88 Und zu schließen vermochte er dann doch mit einem vielsagenden Satz, der allemal hätte aufhorchen lassen und weitere Nachforschungen in Gang setzen müssen: "So be‰ehet au¡ der Brief-We¡sel, den der Selige mit hohen/ vornehmen und gelehrten Personen, in und au‹er Teuts¡land geführet, au# mehr al# tausend Stü¿en, die mei‰en# Hi‰orica, Critica und Literaria in ›¡ enthalten."89
87
Vgl. Herdegen: Hi‰oris¡e Na¡ri¡t, S. 99f.
88
A. a. O., S. 158. Der etwas mißverständliche Satz meint, daß Birken eine entsprechende Ankündigung im O‰ländis¡en Lor-
89
A. a. O.
beerhayn ausgesprochen habe.
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1.2.3. Das Jubelfest 1794 und Panzers Anteil Die Stunde gediegener Arbeit, wie sie etwa einem Opitz oder Dach oder auch Fleming im 18. Jahrhundert zuteil wurde, kam für Birken nicht. Im Gegenteil machte sich im Umkreis des Ordens ein auf Erbauung, Ehrfurcht und Pietät gemünztes Schrifttum breit, das im übrigen die ins Auge springende Tatenlosigkeit bestenfalls zeitweilig zu kaschieren vermochte. Nehmen wir als Beispiel wiederum nur die nächste Jubiläumsschrift. 1794 beging der Orden sein 150jähriges Bestehen. Die Festbeschreibung hat sich erhalten.90 Man feierte vor den Toren der Stadt im Irrhain. Die Festrede hielt der Präsident, mit dessen Wirken sich allgemein die Erinnerung an eine neue Phase in der Geschichte der Gesellschaft verband. Der namhafte Inkunabel- und Frühdruckforscher Georg Wolfgang Panzer (17291805) war 1784 an die Spitze der Sozietät gewählt worden.91 Das 'Jubelfest' markierte den Höhepunkt seines Wirkens für dasselbe, und der Rede ist der hochgemute Gestus anzumerken. Erfüllt von patriotischem Stolz, wandte der geborene Altdorfer sich zurück in die Geschichte des Ordens und zur Phase seiner Gründung.92 Es sind die wiederholt angesprochenen 'Hochverehrlichen Herren, Gönner und Freunde', denen der Redner die Verdienste einer in ihrer Stadt immer noch tätigen gelehrten Vereinigung zu vergegenwärtigen sucht. Sein Beitrag ist daher – wie so viele der nachfolgenden Verlautbarungen – ein mentalitätsgeschichtliches Zeugnis ersten Ranges, als welches es in der ausstehenden Geschichte des Ordens gewürdigt sein will. Für unsere Skizze des Wachstumsprozesses in den auf Verzeichnung und editorische Erschließung gerichteten Bemühungen um das Birkensche Werk gibt er nichts her.93 Und dies um so weniger, als Birken ohnehin nur
90
Vgl. die Beschreibung der von dem Nürnbergis¡en Pegnesis¡en Blumenorden am 15 und 16 Jul. 1794 begangenen einhundert und fünfzigiährigen Jubelfeyer, die im gleichen Jahr – mit dem Verweis "Au# den Materialien zur Nürnbergis¡en Ges¡i¡te. Band III. St. XVII. Seite 257 u. f." – zusammen mit einem Kupfer der festlichen Illumination separat zum Druck kam. (4° P.Bl.O. 59b. (1)).
91
Zu Panzer vgl. die Trauerrede seines Sohnes, des Pfarrers und Ordensmitglieds Johann Friedrich Heinrich Panzer: Versuch einer Ansicht der vollendeten Lebenstage Georg Wolfgang Panzers [,] der Theologie und Philosophie Doctors, Schaffers an der Haupt= und Pfarrkirche zu St. Sebald, des Pegnesischen Blumenordens zu Nürnberg Vorstehers, der Gesellschaft zur Beförderung vaterländischer Industrie zu Nürnberg und der deutschen Gesellschaft zu Leipzig Mitglieds, seines Amts und seiner geführten Ehe Jubiläus dargestellt im Namen des Blumenordens [.] Nürnberg 1805. (4° P.Bl.O. 59b (20)). Hinzuzunehmen ist der Eintrag in dem unten (Anm. 98) aufgeführten Nürnbergischen Gelehrten-Lexikon von Will und Nopitsch, Band VII (1806), S. 94-99 (mit Schriften-Verzeichnis), sowie derjenige von Severin Corsten im 'Lexikon des gesamten Buchwesens' V (1999), Sp. 521, mit der daselbst nachgewiesenen Literatur.
92
Erneuerte# Gedä¡tniß de# vor hundert und funfzig Jahren ge‰i]eten Pegnesis¡en Blumenorden# in einer vor einer feyerli¡en Versammlung der gegenwärtigen Orden#mitglieder am 15 Juliu# 1794. gehaltenen Rede von dem Vor‰eher de# Orden# Georg Wolfgang Panzer, S¡a[er an der Hauptkir¡e zu St. Sebald in Nürnberg. Nürnberg: Stiebner 1794.
93
Panzer erwähnte unter den Birkenschen Werken neben dem Ö‰errei¡is¡en Ehren-Spiegel anmerkend nur noch ein zweites und das verbunden mit einer Notiz, die den Kenner sehr wohl verriet: "Daß er da# Mausoleum Regni Apostolici Regum et Ducum de# unglü¿li¡en Grafen Franz Nada‰i, in da# deuts¡e überse”t habe, wel¡e Überse”ung zuglei¡ mit dem lateinis¡en Text und den trefli¡‰en in Kupfer ge‰o¡enen Bildni‹en der Ungaris¡en Könige 1664. in fol. in Nürnberg gedru¿t worden i‰, verdienet au¡ bemerket zu werden, da dieser Um‰and, wie e# s¡eint, ni¡t allgemein bekannt i‰." (S. 18, Anm. h). Birken und ihm folgend Herdegen hatten es freilich unter der Nummer XI in ihren Verzeichnissen geführt; auch bei Limburger war es schon berührt worden. Das Werk eröffnet heute als mächtiger Folio-Druck die Folge der aus Birkens Bibliothek herrührenden Titel (2° P.Bl.O. 1).
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wenige Sätze gewidmet werden. Nur ein Mann wie Birken, so Panzer, durfte es wagen, sich zu erkühnen, die Nachfolge Harsdörffers anzutreten. "Ges¡ä”t von Deuts¡land# Für‰en und andern verehrung#würdigen Großen, selb‰ von dem hö¡‰en Oberhaupte de‹elben auf die huldvolle‰e Art geehret, von den würdig‰en Gelehrten bewundert, konnte der vortre[li¡e Mann da#jenige für die Gesells¡a] lei‰en, wa# ›¡ dieselbe ni¡t lei¡t von irgend einem andern Manne au# jenem Zeitalter würde haben verspre¡en können."94
1.2.4. Das Werk Georg Andreas Wills im Blick auf Birken Nicht die Festtagsrede, sondern die – lokal begrenzte – Gelehrtengeschichte sowie die Morphologie der Geistigkeit eines kommunalen Verbandes war der Ort, an dem Ersprießliches auch für den Orden und einen seiner Protagonisten zu erwarten war. Nürnberg hat das Glück gehabt, im litterärgeschichtlichen Gründungsjahrhundert einen Mann am Werk zu wissen, der vorbildlich die reiche Ernte der zeitweilig führenden kulturellen Metropole im alten Reich einfuhr. Und das gleichermaßen als Sammler wie als Bio-Bibliograph. Diese Symbiose verspricht in der Regel besonders fruchtbare Resultate zu zeitigen. Ihre hohe Zeit fällt in das 18. Jahrhundert, das unter diesem Gesichtspunkt zu entdecken bleibt. Zu sprechen ist im Blick auf Nürnberg von einem dieser Repräsentanten, die ihr Leben und ihre Einkünfte einem patriotischen Zweck opferten, also von Georg Andreas Will (1727-1798).95 Will entstammte einer alten Pfarrers- und Gelehrtenfamilie, deren Wurzeln er bis in das Zeitalter der Reformation zurückführen konnte. Seine eigene gelehrte Arbeit verdankte sich einbekanntermaßen dem Impuls, den Spuren der zumeist im Nürnbergischen wirkenden Vorfahren väter- und mütterlicherseits nachzugehen. Will war von Stolz erfüllt ob dieser Ahnenreihe. Sein Vater hatte noch bei Omeis in Altdorf gehört, bei dem er zum Thema 'De claris Norimbergensibus' disputiert hatte. In Halle war er August Hermann Francke und Michaelis begegnet. So schien der Lebensweg des Sohnes durch den Vater präformiert. Während sich diesem jedoch der Wunsch, eine universitäre Laufbahn einzuschlagen, nicht erfüllte – er wirkte die längste Zeit seines beruflichen Lebens als Diakon an verschiedenen Kirchen –, erwarb sich der frühreife und hochbegabte Sohn bemerkenswerte akademische Meriten. Er war durch seinen Vater in die drei heiligen Sprachen eingeführt worden, hatte Negeleins und Herdegens öffentliche Vorlesungen besucht, bevor er sich zum Studium nach Altdorf und sodann nach Halle begab. Der Eindruck der in Blüte stehenden Hallenser Anstalt, bevor die allmähliche Ablösung durch
94
A. a. O., S. 18.
95
Zu Will vgl. neben dem Selbsteintrag im vierten Band seines Gelehrten-Lexikons und der Fortsetzung durch Nopitsch im achten Band (s. u. Anm. 98f.) insbesondere den aus dem reichen Nachlaß Wills geschöpften Artikel von Friedrich Bock: Georg Andreas Will. Ein Lebensbild aus der Spätzeit der Universität Altdorf. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 41 (1950), S. 404-427: "Je kleiner aber eine Hochschule, desto ausschlaggebender ist in den dünn besetzten Fakultäten die Lehrerpersönlichkeit, zumal wenn sie lange lebt und wirkt, wie es bei Georg Andreas Will der Fall war, den wir als den letzten bezeichnenden Vertreter des Altdorfer wissenschaftlichen Lebens anzusprechen haben." (S. 494). Zu dem Litterärhistoriker Will vgl. Horst Walter Blanke: Georg Andreas Wills 'Einleitung in die historische Gelahrtheit' 〈1766〉 und die Anfänge der modernen Historik-Vorlesungen in Deutschland. In: Dilthey-Jahrbuch 2 (1984), S. 193-265.
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Göttingen erfolgte, währte ein Leben lang. Baumgarten und Wolff gehörten hier zu seinen Lehrern; Gottsched und anderen begegnete er. Schon in Halle begann er mit dem Abhalten von Vorlesungen, die er nach Erwerb der venia legendi im Jahr 1748 auf den verschiedensten Gebieten in Altdorf fortsetzte, das aufgeklärte Ideal des Universalgelehrten in seiner Person noch einmal unter Beweis stellend. So war er gerüstet für das Werk, das er sich auferlegte.96 Für unsere Zwecke ist das Willsche Gelehrten-Lexikon, welches in seinen großen Vorzügen hier nicht charakterisiert werden kann, das vergleichsweise unergiebigere Werk.97 Die Kurzbiographie auf anderthalb Seiten hätte nicht informativer gearbeitet werden können; sie zeigt den geschulten Historiker mit dem Blick für alles Wesentliche und zeittypisch Bemerkenswerte.98 Ein so gearteter lexikalischer Eintrag war hinsichtlich des Lebensganges und der einschlägigen personellen Kontakte in dieser Abbreviatur nicht mehr zu überbieten. Es fehlte die Charakteristik des Werkes, die man von einem universal konzipierten Gelehrtenlexikon nur um den Preis des Dilettantismus erwarten durfte. Will bot wie sein Vorgänger Herdegen ein Werkverzeichnis, ohne den Ehrgeiz an den Tag zu legen, diesen hierin zu überbieten. Erst mit fortschreitender Erschließung der kulturellen und damit auch der gelehrten Topographie Nürnbergs, wie sie Hand in Hand ging mit dem Wachstum seiner auf Nürnberg gerichteten Bibliothek, notierte er weitere, bei Herdegen nicht figurierende Titel, die von seinem Nachfolger Nopitsch dann aufgenommen und in einer zweiten, gleichfalls vier Bände umfassende Folge des
96
Ein Verzeichnis der Schriften Wills findet sich außer im eigenen Gelehrten-Lexikon, Bd. IV, S. 254-258 und im Nopitschschen Supplement, Bd. VIII, S. 395-404, auch an offensichtlich wenig wahrgenommner Stelle, nämlich in Wills 'Bibliotheca Norica' (s. u. Anm. 101), Bd. V, S. 134-139, Nr. 560-622, und zwar wiederum von Wills Hand selbst, der damit einem nach eigenem Zeugnis immer wieder geäußerten Wunsch nachkam. Dieses Verzeichnis seiner 'akademischen Arbeiten' hat im Gegensatz zu den beiden anderen chronologisch angeordneten, den Vorzug, in 'Classen' eingeteilt zu sein. 'Introductoria', 'Theologica', 'Philologica', 'Philosophica', 'Rhetorica et Poetica', und 'Historica' werden ausgewiesen. Das durchschossene Exemplar der Bibliothek Amberger (s. u. Anm. 101) ist reichlich bestückt mit Zusätzen, aber auch mit der Anzeige von Verlusten, wie sie für die Willsche Bibliothek erstmals bereits anläßlich einer Revision im Jahr 1888 festgestellt wurden.
97
Zu Will und seinen beiden Hauptwerken, dem 'Gelehrten-Lexikon' und der 'Bibliotheca Norica' grundlegend im Kontext der Bildungs- und Kirchengeschichte sowie dem Archiv- und Bibliothekswesen Nürnbergs zumal im 18. Jahrhundert Renate Jürgensen: Norimberga Literata. A.: Das 'Nürnbergische Gelehrten-Lexikon' Georg Andreas Wills als Grundlage für die Topographie der Nürnberger Literaturlandschaft der Frühen Neuzeit. B.: Ein Gang durch Nürnberger Bibliotheken am Leitfaden der 'Mikrologie' Georg Andreas Wills. In: Stadt und Literatur (Anm. 34), S. 425-490.
98
Georg Andreas Will: Nürnbergisches Gelehrten-Lexicon oder Beschreibung aller Nürnbergischen Gelehrten beyderley Geschlechtes nach Ihrem Leben/ Verdienst und Schrifften zur Erweiterung der gelehrten Geschichtskunde und Verbesserung aus den besten Quellen in alphabetischer Ordnung. Teil I-IV. Nürnberg, Altdorf: Schüpfel 1755-1758. Der Birken-Eintrag Bd. I (1755), S. 115-117. Zum Willschen Werk der herausragende Artikel von Dietrich Blaufuß: "Jöcher" Specialis. Das 'Nürnbergische Gelehrten-Lexicon' von Georg Andreas Will 1755-1758. Reichsstädtische Biographik am Ende des Alten Reichs. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 73 (1986), S. 77-93. In der Willschen Bibliothek, Depositum in der Handschriften- und Rara-Abteilung der Nürnberger Stadtbibliothek, hat sich ein durchschossenes Exemplar erhalten, das mit ungezählten Zusätzen von der Hand Wills versehen ist. Vgl. den entsprechenden Eintrag in der 'Bibliotheca Norica' Wills (Anm. 101), Teil III (1774), S. 15 f., Nr. 60-77: "In dieses mein Handexemplar habe ich von Zeit zu Zeit Vermehrungen und Verbesserungen eingetragen, die ich etwann noch zu der längst versprochenen Ausgabe eines HauptSupplementen-Bandes nützen werde." Sie wurden von seinem Nachfolger verwendet. Vgl. unten Anmerkung 99. Im durchschossenen Exemplar der Bibliothek Amberger, das man heute in der Stadtbibliothek benutzt, ist der Besitzstand im einzelnen ausgewiesen.
LX
Nürnbergischen Gelehrten-Lexikons, das sich ausdrücklich als ein Supplement verstand, mit verarbeitet wurden.99 Jetzt konnten knapp 20 weitere Titel hinzugefügt werden, einige davon bereits bei Will geführt, nun jedoch mit Kommentaren vor allem hinsichtlich der Erscheinungsdaten versehen.100 Nopitsch hatte sich neben den Willschen Ergänzungen auch der Limburgischen Betrübten Pegne›# bedient, diese freilich keineswegs komplett ausgeschöpft. Der entscheidende Zuwachs auch in der Erkenntnis von Birkens Werk wurde von Will selbst geliefert. Und zwar an einer Stelle, wo man dieses Spezifikum nicht unbedingt erwartete. Ein gutes Jahrzehnt nach seinem Gelehrten-Lexikon ging Will daran, ein zweites Werk zu schultern, an dem er mehr als zwanzig Jahre bis in das Jahrzehnt seines Todes hinein arbeitete.101 Es ist zu der vielleicht bedeutendsten bibliographischen Topographie einer Kommune im alten Reich herangewachsen. Der besonderen Stellung Nürnbergs als jahrhundertelangen Kleinods im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation wurde derart ein Denkmal gesetzt. Zugleich verewigte sich sein Schöpfer mit ihm selbst. Denn er bot im wesentlichen eine Dokumentation aus den Schätzen seiner eigenen, auf die 'vaterländische' Geschichte seiner Wahlheimat ausgerichteten Bibliothek.102 Sie blieb dank entspre99
Georg Andreas Wills [...] Nürnbergisches Gelehrten-Lexicon oder Beschreibung aller Nürnbergischen Gelehrten beyderley Geschlechts nach Ihrem Leben, Verdiensten und Schriften, zur Erweiterung der gelehrten Geschichtskunde und Verbesserung vieler darinnen vorgefallenen Fehler aus den besten Quellen in alphabetischer Ordnung fortgesetzet von Christian Conrad Nopitsch Pfarrer zu Altenhann. Teil V-VIII. Altdorf: Selbstverlag, Nürnberg: Lechner (Komm.) [Bd. V]; Altdorf: Selbstverlag, Leipzig: Besson (Komm.) [Bd. VI-VII]; Altdorf: Selbstverlag [Bd. VIII] 1802-1808. Zu Nopitsch vgl. den Selbsteintrag mit Schriftenverzeichnis in Bd. 7, S. 38-40.
100
Der Eintrag zu Birken von Nopitsch findet sich im ersten Supplementband (1802), S. 97f. Im vierten Supplementband (1808) erfolgte dann noch ein Zusatz (S. 444), in dem auf eine Auflage des Uly‹e# aus dem Jahr 1668 verwiesen wird. Will hatte die Erstauflage von 1667 sowie eine weitere Auflage von 1678 namhaft gemacht. Im Eintrag von Nopitsch aus dem Jahr 1802 war die Vermutung geäußert worden, daß der Uly‹e# womöglich nicht schon 1667, sondern überhaupt erst 1669 gedruckt worden sei, da die Zueignungsschrift auf "den 30. des Herbstmonats 1668 datiret worden." So machte die Korrektur im Schlußband durchaus Sinn.
101
Georg Andreas Will: Bibliotheca Norica Williana. Oder Kritisches Verzeichniß aller Schriften, welche die Stadt Nürnberg angehen, und die zur Erläuterung deren Geschichte seit vielen Jahren gesammlet hat, nun aber im öffentlichen Drucke beschreibet Georg Andreas Will.Teil I-VI. Altdorf: Meyer 1772-1778. Teil VII-VIII: Altdorf, Nürnberg: Monath-Kußlerische Buchhandlung 1792-1793 (die Teile VII-VIII ausgewiesen als Supplement-Bände). In der Stadtbibliothek zu Nürnberg existiert ein 22 Blatt umfassendes Typoskript, das eine Art Leitfaden durch das Werk darstellt: Will, Georg Andreas [.] Bibliotheca Norica Williana [.] Hinweise, Arbeits- und Orientierungshilfen [.] (Stadt Nürnberg 413/02. Kopie dank freundlicher Vermittlung von Elisabeth Beare in Osnabrück). Das wichtigste der zahlreichen in der Stadtbibliothek vorhandenen Exemplare ist dasjenige mit der Signatur 'HbH VIII,45 (= Amb 5335.8°), da in ihm die Nachträge und Revisionsergebnisse am ausgiebigsten vermerkt sind. Es konnte dank freundlicher Vermittlung von Elisabeth Beare 1994 für die Bibliothek des Osnabrücker Frühe-Neuzeit-Instituts verfilmt werden und wurde für die Birken-Edition ebenso wir für den hier vorliegenden Bericht konsultiert. Renate Jürgensen hat das Willsche Alterswerk 'Bibliotheca Norica' abschließend in ihrer nicht zufällig gleichnamigen Studie zu großen Nürnberger Büchersammlern der Frühen Neuzeit eingehend charakterisiert. Vgl. Renate Jürgensen: Bibliotheca Norica. Patrizier- und Gelehrtenbibliotheken in Nürnberg zwischen Mittelalter und Aufklärung. Teil I-II. Wiesbaden: Harrassowitz 2002 (Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen 43), Teil II, S. 1563-1641. Der Verzeichnung des Vorhandenen steht freilich eine genau so umfängliche des vermeintlich Fehlenden gegenüber. Hier hat sich ein Mißverständnis eingeschlichen. Will verzeichnet selbstverständlich nur Titel mit Bezug auf Nürnberg, nicht anderweitige von Nürnberger Autoren oder Nürnberger Druckern herrührende, die Renate Jürgensen vielfach als fehlend reklamiert.
102
Zur Willschen Bibliothek vgl. den Eintrag von Renate Jürgensen zur Stadtbibliothek – einem der mustergültigen Artikel in diesem Werk – im 'Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland'. Band 12: Bayern. I-R. Bearbeitet von Irmela
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chender Verfügung als geschlossene Einheit in der von Will entworfenen Systematik und der darauf beruhenden Aufstellung erhalten. So ist es bis heute möglich, die historische und kulturgeschichtliche Vermessung des Nürnberger Raumes zugleich als einen Katalog zu benutzen und unter Angabe von Band und Nummer des Titels das Gewünschte zu bestellen. Und da sich die Bibliothek nahezu unversehrt erhalten hat – die Verluste sind (ebenso wie Zusätze) in dem erwähnten durchschossenen Exemplar aus der Bibliothek Amberger notiert –, erfreut sich die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Stadt eines Vorzugs, dessen die meisten Städte vergleichbarer Größenordnung heute ermangeln, nämlich ihre Vergangenheit – gespiegelt in allen Ausprägungen ihrer Geistigkeit – über ungezählte und anderweitig nicht mehr verfügbare Quellen erkunden zu können. Will hatte sich neben dem Erwerb handschriftliche Zeugnisse bevorzugt auf das Sammeln von ephemeren kleinen Schriften verlegt. Er antizipierte über sein Verfahren der 'Mikrologie' Sichtweisen und Forschungen, die erst viel später zum Tragen kamen. Seine Bibliotheca Norica (1771-1793) ist ein selten versagendes Instrument der Stiftung kommunalen Gedächtnisses. Das Willsche Werk ist systematisch aufgebaut, wobei Will nach eigenem Zeugnis den Grundsatz bewahrte, nicht fiktive Systemstellen zu schaffen, sondern die Ordnung flexibel den tatsächlichen Schwerpunkten in der Bibliothek anzupassen. Personengeschichtlich folgte daraus, daß es keine geschlossenen Einträge geben konnte. Dafür figurieren Personen nun in sachlichen Kontexten. Entsprechend erschließt sich ihr Werk in vielfältigen Zusammenhängen. So auch und gerade dasjenige eines auf so vielen Feldern tätigen Autors wie Sigmund von Birken. Dieser Aspekt macht das Willsche Werk auch für die Birken-Forschung zu einem unverzichtbaren Hilfsmittel. Und da Will das in den siebziger Jahren auf fünf Bände herangewachsene Werk durch ein gediegenes Personen-Register erschloß, das ihm nach eigenem Bekenntnis mehr Mühe machte als die Ausarbeitung des Werkes selbst – das Sachregister delegierte er an den Rektor der Altdorfer Stadtschule Bernhard Friedrich Hummel –, ist der Zugang auch in personenkundlicher Hinsicht ein problemloser.103 Wiederum müssen wenige Hinweise reichen.
Holtmeier. Unter Mitarbeitet von Birgit Schaefer. Hildesheim, Zürich, New York: Olms-Weidmann 1996, S. 111-152; hier S. 115f. (Ziffer 1.17) und S. 132-134 (Ziffer 2.71-2.77). In einer Ausstellung in Friedrich Bocks langjähriger Wirkungsstätte, der Stadtbibliothek zu Nürnberg, war Will von der ersten Sachkennerin, Elisabeth Beare, eine eigene Vitrine eingeräumt. Vgl. Bibliotheken in der Stadtbibliothek 〈14.-20. Jahrhundert〉. Ausstellung und Katalog: Elisabeth Beare. Nürnberg 1982 (Ausstellungskataloge der Stadtbibliothek Nürnberg 93): Vitrine V (der Katalog unpaginiert). Den Kaufvertrag mit der Stadt findet man dokumentiert bei Johann Carl Sigmund Kiefhaber: Leben und Verdienste Georg Andreas Wills. Nürnberg 1799, S. 108-112. Vgl. Blaufuß: "Jöcher" Specialis' (Anm. 98), S. 79, Anm. 12. Er datiert auf das Jahr 1792. 1816 wurde die Willsche Bibliothek mit der der Stadtbibliothek vereinigt. Nachträgliche Einreihungen in den Bestand sind in den durchschossenen Exemplaren des Willschen Katalogs durch hochgestellte Exponenten gekennzeichnet. 103
Dem Nominal- und dem Real-Register ist ein eigener sechster, 1778 erschiener Band des Werkes gewidmet. Die beiden Supplementbände VII und VIII aus den neunziger Jahren sind dann jeweils mit eigenen Registern ausgestattet. Zu Wills rührigem Compagnon Bernhard Friedrich Hummel vgl. den Eintrag bei Nopitsch VI (1805), S. 139-144, in dem die Mitwirkung an dem Registerwerk der Bibliotheca Norica ausdrücklich erwähnt wird. Hier auch ein Schriftenverzeichnis. Wills Eingeständnis in Bezug auf den von ihm gefertigten Nominalkatalog: "Ich aber fertigte das Nominal-Register, und, ich kann es
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Das Werk führt im dritten Teil – einer Königsdisziplin des 18. Jahrhunderts, der 'Historia Literaria', gewidmet – ein eigenes Kapitel zu den 'Societates', darunter der 'Societas florigera ad Pegnesum'.104 Hier sind aus der Frühzeit des Ordens gleich mehrfach schäferliche Stücke aufgeführt, an denen Birken mitgewirkt hat und die zu den Rarissima der Birken-Philologie gehören.105 Hinzu tritt in dem durchschossenen Exemplar aus der Bibliothek Amberger eine Reihe von handschriftlichen Zusätzen mit weiteren Titeln bzw. der Nominierung weiterer Exemplare, die das Willsche Werk zu einem Auskunftsinstrument ersten Ranges für die Erkenntnis des Nürnberger Ordens und eines seiner Protagonisten erheben. Wechselt dann der Benutzer zum ersten Band, 'Scriptorum ad historiam politicam pertinentivm' betreffend, so stößt er auf eine Rubrik 'Scriptores de bellis et pacibvs'.106 Da figurieren die Pegnitz-Schäfer als Beiträger u. a. zu den Friedensfeierlichkeiten. Will hat sich auch dieses Material noch mehr als ein Jahrhundert später weitgehend sichern können. Hier in seiner 'Mikrologie' beginnt das Schrifttum zu sprechen, indem es neben Gleichzeitiges bzw. thematisch Verwandtes in Manuskript und Druck gerückt erscheint. Der Bibliograph wie der Editor wird sich diese Chance zunutze zu machen wissen. Und so nicht anders hinsichtlich des geistlichen Schrifttums, das man in dem zweiten, der Kirchengeschichte gewidmeten Band mitverarbeitet findet. Selbstverständlich hat Will Flugblätter, Flugschriften, Porträts, Leichenpredigten etc. gesammelt und war bemüht, alles Greifbare zu erwerben. Auch diese Titel sind von Belang für eine Inspektion und Ausschöpfung im Blick auf Betuliana. Ein solches Werk war nicht zu wiederholen. Es war als 'vaterländisches', wie Will sich immer wieder ausdrückte, ganz aus Geist und Mentalität des Jahrhunderts der Aufklärung erwachsen. Wohl aber ist an dieser Stelle Gelegenheit, in wenigen Sätzen einiger anderer großer Sammlergestalten zu gedenken, die das ihrige dazu beitrugen, daß sich das vielfach ephemere, weil dem Tage geschuldete Schrifttum auch der Pegnesen über die Zeiten hinweg erhielt. Jede Stadt von Rang hatte solche Sammler in ihren Mauern, und wiederum in keinem Jahrhundert mehr als im 18. In Nürnberg massierten sie sich wie in Straßburg oder Zürich, Hamburg oder Leipzig, Breslau oder Danzig etc., weil zu den gelehrten Verbindungen die ökonomischen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen kamen, die die Freisetzung erheblicher Mittel für den Aufbau der Sammlungen gestatteten. Was auf diesem Felde gerade in Nürnberg möglich war und welchen Ertrag dieses sammlerische Wirken speziell für die Überliefe-
nicht läugnen, habe beschwerlicher und unlustiger an diesem kleinen Stücke gearbeitet, als an den fünf Theilen der Bibliothek selbst." (Vorrede, S. IV) 104
Band III, S. 171-177; Band VIII, S. 53-55.
105
Will besaß die beiden frühen anonymen Titel De# Süßspielenden Strephon# Namen#feyer und Der Pegni”hirten Frühling#freude, die schon Birken sorgfältig in seiner Handbibliothek archiviert hatte. Vgl. Will III. 810 und 811, sowie 4° P.Bl.O. 4. (15 und 16). Zu den damit verbundenen Problemen der Autorenzuweisung und zur Verarbeitung in der Birkenschen Pegne›# vgl. Klaus Garber im Nachwort zur Edition des 'Pegnesischen Schäfergedichts' (1966), S. *31f.
106
Band I, S. 111-132; Band VII, S. 54-60.
LXIII
rungsgeschichte der Pegnesen bewirkte, ist erst jüngst im Detail sichtbar gemacht worden.107 Die Patrizierfamilien ebenso wie die weit über Nürnberg bzw. Altdorf hinaus bekannten Gelehrten pflegten zumeist gediegene Bibliotheken, in denen das lokale Element durchzuschlagen pflegte. Wenn Nürnberg gerade auf dem Gebiet des Klein- und Gelegenheitsschrifttums und damit auch der Pastoraldichtung noch heute hervorragend und vielfach mit Mehrfachexemplaren ausgestattet ist, so ist dies dem Sammeleifer vor Ort geschuldet. Bibliotheken wie die der Amberger, Dilherr, Fenitzer, Merkel, Solger, Trew und wie sie heißen, sind eine Fundgrube für die Pegnesen und damit zumeist auch für das Werk Birkens.
1.2.5. Seitenblick auf Meusebach Daß auch im 19. Jahrhundert diese Impulse fortlebten, nun gerne auf nationale, statt auf lokale Sammlungsziele gerichtet, beweist geradezu exemplarisch das sammlerische Vermächtnis des Freiherrn Gregor von Meusebach. Indem er unter den vielen Facetten seines auf Sicherung der Überlieferung bedachten Werkes auch das auf Personen gerichtete Gelegenheitsschrifttum im Auge hatte, errichtete er ein memoriales Pantheon, das – nach Regionen gegliedert – schließlich zu einem nationalen Denkmal geriet.108 Die Bände Yf 6817 und Yf 6818 aus der Königlichen Bibliothek zu Berlin, Nürnberg nebst Regensburg und damit vorzüglich den Pegnesen gewidmet, versammeln ungezählte Rarissima, darunter eine Reihe von Unikaten.109 Auch diese seltener wahrgenommenen sammlerischen Bemühungen gehören hinein in einen um Bibliographie und Edition gruppierten Bericht zur Überlieferungsgeschichte eines Autors bzw. einer Autorengruppe, ohne daß Einzelheiten ausgebreitet werden durften, die eben in die entsprechenden Spezialarbeiten gehören.110
1.2.6. 1844: Mönnich und Tittmann Überschreiten wir also die Zeitmargen der Frühen Neuzeit und wechseln hinüber in das 19. Jahrhundert, so ist nur noch ganz ausnahmsweise von nennenswerten Leistungen im Blick auf das von uns
107
Vgl. Renate Jürgensen: Patrizier- und Gelehrten-Bibliotheken (Anm. 101).
108
Vgl. Klaus Garber: Das alte Buch im alten Europa. Auf Spurensuche in den Schatzhäusern des alten Kontinents. München: Fink 2006, S. 626ff. mit der Literatur.
109
Der Band Yf 6817 R 4° befindet sich heute wieder in Berlin; der Band YF 6818 R 4° gehört zu den Berliner Beständen in der Jagiellonen-Bibliothek zu Krakau. Speziell für Birken lagen in der Deutschen Staatsbibliothek zu Berlin zwei Sammelbände vor, der eine in der Abteilung der deutschen Lyrik des 17. Jahrhunderts (Yi 3791 R 4°), der andere in der Abteilung zum deutschen Roman (Yu 4731 R 4°). Der eine umfaßte 'Gelegenheits-Gedichte' 1649-1668, der andere 'Schäfereien. 7 Nummern'. Nur einer der beiden Bände hat sich erhalten. Der Band Yi 3791 R 4° war nach Gröditzburg ausgelagert und ist verschollen; der Band Yu 4731 R 4° war nach Fürstenstein ausgelagert und wird heute in Krakau verwahrt. Auch im Falle Birkens besaß die Berliner Staatsbibliothek die umfassendste Sammlung, die außerhalb Nürnbergs verfügbar war.
110
Wie wichtig auch auswärtige Sammler für die Befestigung lokaler Überlieferungen werden können, zeigt im Blick auf Nürnberg das sammlerische Vermächtnis des Zwickauer Rektors Christian Daum. Vgl. Jürgensen: Repertorium bio-bibliographicum (Anm. 84), S. XXI.
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verfolgte Problem zu sprechen, denn die literarhistorischen Darstellungen, wie sie nun in großem Stil einsetzen, müssen an dieser Stelle unberücksichtigt bleiben. Das zweihundertjährige Jubiläum des Ordens hat zwei nennenswerte Publikationen gezeitigt. Zum Datum selbst erschien eine 'Festgabe', die von Wilhelm Bernhard Mönnich mit einer allgemeinen ordensgeschichtlichen Einleitung versehen war.111 Sie führte über das 18. Jahrhundert hinaus in das 19. Jahrhundert hinein, in dem die Vereinigung sich zunehmend einem gebildeten Publikum öffnete, ein Vortragswesen in Gang kam und die Produktion von Gelegenheitsgedichten noch auf Panzers Betreiben hin durch Gedenkreden abgelöst wurde. Das hieß nicht, daß im Mitgliederkreis nicht fleißig weiter gedichtet worden wäre. Die 'Festgabe' selbst bestand aus 'Gedichten von Mitgliedern des Pegnesischen Blumenordens'. Befreit aus den – vermeintlichen Fesseln – von unmittelbaren Anlässen und Aufträgen, glaubte man sich nun berechtigt, die Musen vereinzelter Nebenstunden von Bürgermeistern, Pfarrern, Advokaten, Kaufleuten, Buchhändlern etc. einem größeren Publikum im Druck übergeben zu dürfen. Daß es sich dabei immer nur um die Spitzen eines Eisberges handelte, zeigt ein Blick in das Ordensarchiv, in dem eine reiche, ausschließlich handschriftliche poetische Überlieferung – genau wie übrigens in jeder beliebigen anderen lokalen, auf Geselligkeit gegründeten Vereinigung – bewahrt wird. Der andere, leicht verspätete, aber auch nicht eigentlich auf die Festlichkeit ausgerichtete Beitrag stammte von Julius Tittmann.112 Er war ambitionierter angelegt, suchte sein Verfasser doch das nationalliterarische Prinzip, wie es Gervinus soeben glanzvoll – übrigens auch für Nürnberg sehr ergiebig! – unter Beweis gestellt und wie es sich nun auch des 17. Jahrhunderts bemächtigt hatte, auf die lokale Literaturgeschichtsschreibung, den gewandelten Voraussetzungen entsprechend, zu übertragen. "Die größere Arbeit ist gethan, die kleinere, die Bearbeitung des Einzelnen, bleibt noch übrig."113 Doch ging dieser vermeintlich bescheidene Anspruch durchaus zusammen mit einem sehr viel weiter reichenden, über das "gesellige Leben in geschlossenem Kreise [...] zugleich einige nicht unwichtige Beiträge zur Geschichte der Kultur des Jahrhunderts zu geben."114 Tittmann bemühte sich, das eigenständige Gruppenprofil der frühen Nürnberger herauszuarbeiten: "Nachdem die Nürnberger Dichter lange das Unglück gehabt hatten, bei Seite gesetzt und mißachtet zu werden, hat man in der neuesten Zeit wenigstens anerkannt, daß sie die Ersten waren, welche von der ersten schlesischen Schule in wesentlich verschiedener Richtung sich trennten. Wir möchten ihr Andenken jetzt vollständiger und gerechter erneuern, als dies bisher geschehen ist."115
111
Festgabe zur zweihundertjährigen Stiftungsfeier des Pegnesischen Blumenordens. Nürnberg: Bauer und Raspe 1844.
112
Julius Tittmann: Die Nürnberger Dichterschule. Harsdörfer, Klaj, Birken. Beitrag zur deutschen Literatur- und Kulturgeschichte des siebzehnten Jahrhunderts. Göttingen: Dieterich 1847 (Kleine Schriften zur deutschen Literatur- und Kulturgeschichte, erster Teil). Reprint Wiesbaden: Sändig 1965.
113
A. a. O., Vorrede, S. VII.
114
A. a. O.
115
A. a. O., Vorrede, S. VIII.
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Tittmann, der sich mit dieser Arbeit bei Wilhelm Müller in Göttingen habilitierte (ohne je eine Professur zu erlangen), bedarf hier der Erwähnung, weil er – nach Gervinus – der erste ist, der der Nürnberger Pastoraldichtung aus der Frühzeit des Ordens ein eigenes Kapitel widmet. Es ist, wie das gesamte Buch, gruppiert um die drei Gründergestalten Harsdörffer, Klaj und Birken, wobei Birken naturgemäß in den Mittelpunkt rückt. Tittmann, in Göttingen aus dem Vollen schöpfend, hat es sich versagt, seine Untersuchung auf eine breitere Materialgrundlage zu stellen, wählt selbst unter den drei Autoren und zumal bei Birken aus, scheint aber auch keineswegs alles Einschlägige zu kennen. Immerhin wurde nach dem Vorgang von Gervinus nun der Übergang der Pastorale in die quasiepische Formgebung der Historiographie und Dynastik bestätigt, auch wenn die Werturteile durchweg anachronistisch blieben. Tittmann hat es unterlassen, sein Werk mit Anmerkungen, Quellenverzeichnissen und Literaturhinweisen zu versehen. Zur Grundlagenforschung trägt es so gut wie nichts bei, doch durfte es als umfänglichste Darstellung zu den Nürnbergern aus dem 19. Jahrhundert nicht übergangen werden.
1.2.7. Das Schwarz-Schmidtsche Verzeichnis der Pegnesiaca Die eigentliche Leistung im Blick auf die Nürnberger und speziell auf Birken in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam, insofern es um die Werk-Registratur ging, an versteckter Stelle zustande, gelangte nie zum Druck und wurde erst in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts von uns ans Licht gezogen. Es ist das Werk eines Amateurs und Außenseiters. In deren Händen lag die – häufig nur allzu dilettantische – Sachwaltung um das Ordenserbe bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts ganz überwiegend. Seitdem – gleichfalls auf den Anstoß Panzers hin – Mitgliederlisten des Ordens zum Druck gelangten, figurierte in ihnen ein gewisser Christian Schwarz.116 Er war im Jahr 1789 in die gelehrte Vereinigung aufgenommen worden. Im Mitgliederverzeichnis aus dem Jahr 1801 lautet der Zusatz 'Rechnungs-Syndicus und Calculator bey der Löbl. Rentkammer.' Fünf Jahre später trat der Zusatz 'auch Hessen-Cassel. Hofrath' hinzu. 1818 und 1820 schließlich lautete der Eintrag 'K. B. Administrator der Waitzenbier-Bräuanstalt und kurfürstl. Hessen-Cassel. Hofrath.' In dem nächsten uns vorliegenden Mitglieder-Verzeichnis aus dem Jahr 1836 ist sein Name verschwunden. Nopitsch hat seinen Lebensweg bis zum Erscheinen des letzten Bandes seines Gelehrten-Lexikons im Jahre 1808 begleitet.117 Seine Mitgliedschaft im 'Pegnesischen Blumenorden', in dem er – als 206. Mitglied – den Namen Eudemus trug, findet keine Erwähnung. Hervorgehoben werden seine Verdienste im Bereich der Insektenkunde, wie sie auch publizistisch ihren Niederschlag fanden. Dem gediegenen Eintrag von Renate Jürgensen zur Nürnberger Stadtbibliothek entnehmen wir, daß auch Schwarz eine Norica-
116
Diese Mitgliederverzeichnisse findet man vereinigt in dem zitierten Sammelband P.Bl.O. 59b 4°, der mit dem Panzerschen
117
Vgl. den Eintrag zu Christian Schwarz bei Nopitsch (Anm. 99), Bd. VIII, S. 172-173.
Beitrag eröffnet wird.
LXVI
Bibliothek geführt hat. In seinem Todesjahr "1830 wurden 1500 Drucke und eine umfangreiche Mandatensammlung aus der systematisch angelegten Norica-Bibliothek des Hofrats Christian Schwarz (1760-1830) erworben".118 Später wurde diese Bibliothek mit der Ambergischen vereinigt.119 Damit sind wir auf der entscheidenden Fährte. Im Archiv des Pegnesischen Blumenordens lagert ein handschriftliches 'Verzeichnis von Schriften welche auf den Pegnesischen Blumenorden in Nürnberg und dessen Mitglieder Bezug haben gesammlet von Christian Schwarz unter dem Namen Eudemus des Ordens Mitglied.'120 Es umfaßt 217 Seiten, darunter einige leere. Hinzu tritt ein unpaginiertes 'Alphabetisches Register über das Verzeichnis von Schriften welche auf den Pegnesischen Blumen-Orden in Nürnberg und dessen Mitglieder Bezug haben.' Beide Manuskripte weisen neben der Schwarzschen Handschrift eine zweite auf. Sie rührt her von dem letzten Ordens-Sekretär aus der Vorkriegszeit, Wilhelm Schmidt, mit dem wir uns an späterer Stelle zu befassen haben. De facto sind die Eingriffe und Ergänzungen Schmidts in beiden Fällen so erheblich, daß mit Berechtigung von einem Gemeinschaftswerk gesprochen werden kann. Schmidt hat die Bearbeitung im Jahre 1942 vorgenommen. Er hat dem Katalog eine kurze Notiz vorangestellt.121 Demnach wurde Schwarz – dessen Todesdatum Schmidt mit dem 6. Juli 1835 (!) angibt – am 2. November 1789 als Eudemus in den Orden aufgenommen und wählte sich als Blume, wie sie alle Mitglieder bis ins frühe 19. Jahrhundert ihr eigen nannten, das 'Dodecatheon Meadia'. Ordensbänder, so Schmidt, seien schon seit 1789 nicht mehr üblich gewesen. Schwarz, so gleichfalls Schmidt, zeichnete
118
Renate Jürgensen: Eintrag 'Stadtbibliothek' im 'Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland' (Anm. 102), S. 117.
119
Zur Vereinigung der Schwarzschen Bibliothek mit derjenigen Ambergers vgl. auch den Eintrag von Karlheinz Goldmann: Nürnberg, Stadtbibliothek, in: Regionalbibliotheken in der Bundesrepublik Deutschland. Hrsg. von Wilhelm Totok und KarlHeinz Weimann. Frankfurt a. M.: Klostermann 1971 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, Sonderheft 11), S. 307-315. Hier S. 310 f. die einschlägige Bemerkung: "Vermehrt wurde die Norica-Sammlung der Bibliothek (1821) durch die Ebnersche Manuskriptensammlung und vor allem durch die von dem Kaufmann Georg Paul Amberger seiner Vaterstadt vermachte Norica-Sammlung (1844), welche heute, verbunden mit der Schwarzschen Sammlung, unter der Bezeichnung 'Georg Paul Ambergische Norica-Sammlung' getrennt aufgestellt ist und durch Druckschriften ständig erweitert wird." So hat sich also der Name von Christian Schwarz als eines namhaften Beiträgers zur Nürnberger Norica Sammlung – anders als derjenige Wills oder Ambergers – aus der Nomenklatur der bibliophilen Sondersammlungen der alten Stadtbibliothek verloren. Vgl. dazu auch: Bericht und Stichwortverzeichnis zur Neuordnung der Amberger-Willschen Norikasammlung (A.W.). Nürnberg 1959 (Typoskript). Der Bestand selbst wurde vordem noch korrekt unter Ausweis beider Namen verzeichnet: Katalog der Stadtbibliothek in Nürnberg. Erste Abtheilung. Schwarz-Amberger'sche Norica-Sammlung. Nürnberg: Campe 1876. Erhalten hat sich unter den historischen handschriftlichen Katalogen die folgende Quelle: Aeltere Kataloge über Stücke der Schwarz'schen Noricasammlung, welche revidirt und in den Hauptkatalog der Schwarz'schen Sammlung nachgetragen wurden. [Angebunden:] Biographische und genealogische Notizen von nürnbergergischen Familien mit Portraiten, Wappen, Stammbaeumen, Prospecten [...] gesammelt von Christian Schwarz [Alte Kat. 33 (1-2)]. Der Nachweis wurde übernommen aus dem Artikel zur Stadtbibliothek von Renate Jürgensen (Anm. 102), S. 141. Dort S. 143 auch der Nachweis des oben aufgeführten Typoskripts.
120
P.Bl.O.114. Vgl. Garber: Sigmund von Birken: Städtischer Ordenspräsident (Anm. 35), S. 249f., Anm. 17; ders.: Ein Blick in die Bibliothek Sigmund von Birkens. In: Festschrift Laufhütte. Hrsg. von Hans-Peter Ecker. Passau: Rothe 1997, S. 164f., bzw. 'Das alte Buch' (Anm. 108), S. 293f.
121
Diese findet sich auf S. 2 des Verzeichnisses.
LXVII
die Laube, die am 3. August 1791 zu Ehren Panzers im Irrhain errichtet worden war, und veranlaßte die Fertigung eines Kupferstichs. Wichtig ist der Schlußsatz der kleinen Einführung, wonach Schwarz "anfangs alle mit Schäfernamen bezeichneten Personen für Mitglieder des Ordens" hielt. Er "schreibt daher manche solche Namen fälschlich einem früheren oder späteren Mitglied zu. S. 57 kommen ihm jedoch Zweifel, ob alle Schäfernamen Ordensmitglieder bezeichnen." Man sieht, die so verdienstvolle Bewerkstelligung einer allfälligen Aufgabe lag nicht in professionellen Händen, sondern wurde von einem Amateur und Liebhaber verrichtet.122 Bei dem undatierten Manuskript handelt es sich – insbesondere dank der Schmidtschen Zusätze – in vielen Fällen um das einzig noch verfügbare Auskunftsmittel für eine auf den Orden und speziell auf Birken gerichtete buchkundliche Philologie. Das sichert ihm seinen bleibenden Platz. Schwarz hat sinnvollerweise mit den Ordensgesetzen und Mitglieder-Verzeichnissen eingesetzt, die dann von Schmidt bis in die Gegenwart fortgeführt wurden. Der erste von Schwarz verzeichnete Titel ist Harsdörffers und Klajs Pegne›s¡e# S¡äfergedi¡t aus dem Jahr 1644. Schwarz hat ihn mit der Angabe der Seitenzahl und dem Verweis auf das Exemplar in der Sammlung Will (III.807) versehen, das ihm offensichtlich vorlag. Schmidts Beitrag besteht nun darin, annotierend neben gelegentlichen Hinweisen auf Literatur weitere Titel und Exemplare vor allem aus Sammelbänden der Birkenschen Handbibliothek nachzuweisen. Und da eben diese mehrfach nicht mehr verfügbar sind, ist eine Identifizierung der auf Birken zurückgehenden Sammlungen und die Stellung der einzelnen Titel innerhalb derselben häufig nur noch über sein Zeugnis möglich. Schwarz hat eine chronologische Anordnung beobachtet, ohne daß eine solche sich in allen Fällen einhalten ließ; mehrfach mußten Nachträge eingeschoben werden. Das Schwarzsche Verzeichnis erstreckt sich bis in das Jahr 1828. Danach übernimmt Schmidt die weitere Verzeichnung bis in das Jahr 1940 hinein. Ein für 1941 vorgesehener Eintrag ist nicht mehr erfolgt. Die große Masse der Titel bezieht sich naturgemäß auf das 17. Jahrhundert. Gerade hier hat Schmidt zum Teil seitenweise Ergänzungen geliefert. Auch Birkensche Manuskripte, wie sie ihm gleichfalls wohl als letztem Benutzer durch die Hand gingen, hat er verarbeitet. Das alles ist im einzelnen vor geraumer Zeit dokumentiert worden.123 Das Schwarz-Schmidtsche Verzeichnis umfaßt die
122
Das Manuskript findet sich bereits erwähnt in dem unten Anm. 126 aufgeführten Werk von Theodor Bischoff zu Harsdörffer, S. 216. Die Bemerkung blieb unbeachtet. Das von Schwarz gefertigte und von Schmidt ergänzte Namen- und Titelregister (letztere nur gelegentlich) enthält auch ein verdienstvolles – und gleichfalls bislang nicht beachtetes – Register der 'Hochzeit-Gedichte', der Trauer-Gedichte' und der 'Denkmale'. Letztere sind mit dem Zusatz von Schwarz versehen: "Diese kamen von 1789 an, an die Stelle der Trauer Gedichte." Von Schwarz stammt übrigens auch ein gleichfalls unter P.Bl.O. 114 (Archiv) plaziertes Manuskript, das einen Anhang zu seinem dem Pegnesischen Blumenorden gewidmeten Verzeichnis darstellt: 'Fruchtbringende Gesellschaft oder Palmen Orden, errichtet 1617'. Es ist von Schmidt titularisch in Analogie zum Haupttitel des Schwarzschen Verzeichnisses sinnvoll ergänzt worden, enthält ansonsten jedoch keine Schmidtschen Zusätze: 'Schwarz, Verzeichnis von Schriften, welche auf dem Palmenorden Bezug haben'. Es ist nicht zu sehen, daß die Materialien, sofern erhalten (Schwarz / Schmidt teilen keine Signaturen mit), für die Geschichte der beiden Gesellschaften schon ausgeschöpft worden wären.
123
Vgl. die Nachweise oben in Anm. 120.
LXVIII
gesamte Schaffenszeit Birkens seit 1644/45. Es ist die wichtigste Quelle geblieben, die in der Geschichte des Ordens zur Erfassung des Birkenschen Werkes zustandekam.
1.2.8. Das Jubiläumsjahr 1894 Orientieren wir uns weiterhin am Leitfaden der im Abstand von einem halben Jahrhundert statthabenden Ordensjubiläen, so gelangen wir bereits in das Jahr 1894. Und wieder ist der zweifachen Begehung in Gestalt von festlichem Gepränge und Grundlagenarbeit zu gedenken. Der Orden publizierte eine über 500 Seiten umfassende 'Festschrift', die ein überaus disproportioniertes Wesen aufweist.124 Man erinnerte sich Herdegens und Mönnichs und mußte einbekennen, daß eine neuerliche Geschichte des Ordens mit allzu "viel Zeit und Mühe" verbunden sein würde.125 Also wandte man sich den Stiftern Harsdörffer und Birken zu. Aber mit welchem Resultat! Für die Harsdörffer gewidmete Arbeit wurde Theodor Bischoff gewonnen, der sich auf fast 500 Seiten verbreitete.126 So nahm der fünfzig Seiten umfassende Beitrag von August Schmidt zu Birken notgedrungen den Charakter eines Appendix an.127 "Der Umstand aber, daß mit den Stiftern des 'Pegnesischen Blumenordens', Harsdörffer und Klaj, stets auch Sigmund von Birken genannt wird, ließ es als notwendig erscheinen, auch seines Lebens und Wirkens zu gedenken."128 Wieder handelt es sich um die Arbeit eines Dilettanten. Sie bedarf an dieser Stelle nur insofern der Erwähnung, als sich Schmidt in den abschließenden, dem Werk gewidmeten Abschnitten – willkürlich und ohne erkennbare gedankliche Ordnung – gleichermaßen gedruckter und ungedruckter Titel bedient, mit keinem Wort auf die Existenz und den Gehalt des handschriftlichen Nachlasses eingeht und eine irgend geartete begründete Auswahl infolgedessen nicht erkennen läßt. Ungedruckte Arbeiten werden wie gedruckte behandelt. Ein Literaturverzeichnis fehlt. Für die Erkenntnis der Physiognomie des Birkenschen Werkes trägt die Jubiläumsschrift nichts bei.129 Nicht anders steht es mit den drei um das Jubiläum gruppierten Bänden 'Altes und Neues aus dem Pegnesischen Blumenorden' (1889-1897). Die beiden ersten Bände enthalten ausschließlich Vorträge von Mitgliedern des Ordens, die nicht ordensspezifischen Themen gewidmet sind. Der dritte, auf das Jubiläum gerichtete Band wurde, wie üblich, eingeleitet mit einer Rekapitulation der Ordensgeschichte von Wilhelm Beckh. Als substantiellen quellenkundlichen Beitrag enthält er die verdienstvolle Dokumentation des Harsdörfferschen Briefwechsels von Carl August Hugo Burkhardt, geschöpft aus den
124
Festschrift zur 250jährigen Jubelfeier des Pegnesischen Blumenordens gegründet in Nürnberg am 16. Oktober 1644. Her-
125
A. a. O., Vorwort, S. 1.
ausgegeben im Auftrage des Ordens von Th. Bischoff und Aug. Schmidt. Nürnberg: Schrag 1894. 126
Theodor Bischoff: Georg Philipp Harsdörfer [!]. Ein Zeitbild aus dem 17. Jahrhundert. In: Festschrift (Anm. 124), S. 1-474 (mit einem sechzehnseitigen Vorspann, der u. a. ein 'Verzeichnis der benützen Schriften' enthält).
127
Aug. Schmidt: Sigmund von Birken, genannt Betulius. 1626-1681. In: Festschrift (Anm. 124), S. 476-532.
128
Vorwort von Schmidt, S. [479].
129
Wilhelm Schmidt hat im Jahr 1950 in einem Brief vom 24. Dezember an Blake Lee Spahr eine Liste der Irrtümer zusammengestellt, die den beiden Autoren unterlaufen sind. Das Typoskript des Briefes liegt uns vor.
LXIX
Beständen des Archivs der 'Fruchtbringenden Gesellschaft' zu Weimar.130 Für Birken fiel auch in diesem Band nichts ab. Dafür gelangte im gleichen Jahr an anderer Stelle die ebenfalls von Carl August Hugo Burkhardt betreute Publikation des Briefwechsels zwischen Birken und Neumark zum Druck.131 Warum der Orden sich die Chance entgehen ließ, diese wichtige quellenkundliche Arbeit zu Birken mit der Harsdörffer gewidmeten zu vereinen, bleibt ein Rätsel. Der Abdruck von Gedichten aus dem Mitgliederkreis war offensichtlich wichtiger. Die hier im Vorgriff auf einen späteren den Birken-Editionen gewidmeten Passus zu erwähnende Arbeit Burkhardts ist deshalb so verdienstvoll, weil sie sich um Vollständigkeit in der Dokumentation bemühte – ungeachtet der üblichen abwertenden Äußerungen, nun bezogen auf den Briefschreiber Birken – und in der Vorrede erstmals nähere Informationen über Birkens Lebensverhältnisse bot, sofern sie sich in den Briefen spiegelten. Daß die Beziehungen zu der illustren Sozietät, der Fruchtbringenden Gesellschaft, zu ihrem Oberhaupt Herzog Wilhelm von Sachsen-Weimar und natürlich zu dem Ordenssekretär Neumark wiederholt hineinspielten, war in einer aus Weimarer Perspektive geschriebenen Vorrede verständlich. Der Briefwechsel zwischen Birken und Neumark war reich an Einblicken gleichermaßen in die Birkensche Produktion wie die Stellung des Palmen-Ordens in den Weimarer Hofkreisen. Burkhardt hatte wie im Falle Harsdörffers so auch im Blick auf Birken eine ergiebige Quelle aufgetan.
130
Aus dem Briefwechsel Georg Philipp Harsdörffers zur Geschichte der Fruchtbringenden Gesellschaft 1647-1658. Hrsg. von C. A. H. Burkhardt. In: Altes und Neues aus dem Pegnesischen Blumenorden. Band III. Nürnberg: Schrag 1897, S. 23-140. Die Ausgabe ist mit einer Einleitung Burkhardts und einem Register versehen.
131
Aus dem Briefwechsel Sigmund von Birkens und Georg Neumarks 1656-1669. In: Euphorion 4 (1897), 3. Ergänzungsheft (1897), S. 12-55. Burkhardt wirkte als herzoglicher Bibliothekar und Archivar in Weimar. Seine Einschätzung hinsichtlich der Rolle seiner Vorgänger und insbesondere Neumarks selbst ist wenig erfreulich. "Höchst mangelhaft" sei "die definitive Ordnung des Erzschreins, die von Neumark selbst herstammt", gewesen, so daß Burkhardt selbst sich veranlaßt gesehen habe, im Erzschrein "eine völlige Neuordnung der festen Bände" vorzunehmen (Vorrede, S. 15). An einem Hinweis darauf, daß Birkens "gesamter litterarischer überaus reicher Nachlaß, der sich im Besitz des Pegnesischen Blumenordens befindet, allseitig durchgearbeitet und Birkens Briefe möglichst dazu herangezogen" sein müßten, bevor sich Verbindliches über Birken äußern ließe, fehlte es gleichfalls nicht (Vorrede, S. 16). Daß Birken im übrigen lebhaften Anteil an der Entstehung von Neumarks Neuspro‹enden Palmbaum aus dem Jahr 1668 nahm, ist seit Erscheinen des Briefwechsels bekannt. Neumark revanchierte sich kollegial, indem er Birken sympathisch porträtierte und ein erstes gedrucktes Verzeichnis seiner Schriften bot. Vgl. Georg Neumark: Der Neu-Spro‹ende Teuts¡e Palmbaum. Oder Au#führli¡er Beri¡t/ Von der Ho¡löbli¡en Fru¡tbringenden Gesells¡a] Anfang/ Absehn/ Sa”ungen/ Eigens¡a]/ und deroselben Fortpflan”ung/ mit s¡önen Kupfern au#geziehret/ samt einem vollkommenen Verzei¡nüß/ aller/ diese# Palmen-Orden# Mitglieder Derer Nahmen/ Gewä¡sen und Worten/ hervorgegeben Von dem Spro‹enden. Nürnberg: Hoffmann (1668). Der von Martin Bircher frühzeitig besorgte Reprint (München: Kösel 1970: Die Fruchtbringende Gesellschaft. Quellen und Dokumente 3) wurde mit einem 'Anhang' versehen, in dem Bircher die Mitgliederliste, aus Herdegens Geschichte des Nürnberger Blumenordens (S. 858-868) geschöpft, bis zum Erlöschen der Gesellschaft im Jahr 1680 fortführte. Das von Herdegen beigebrachte Dokument entstammte dem Nachlaß Birkens (PBlO. 404.3.20), der es von David Elias Heidenreich im Jahr 1673 erhalten und ergänzt hatte. Das Porträt Birkens findet sich im Neuspro‹enden Palmbaum auf S. 459. Der Erwachsene habe "mit einer sonderbaren na¡den¿lich-wol‰eigender S¡reibahrt/ voll Feuer und Kern/ unters¡iedliche Werklein herau# geben", die sodann aufgezählt werden. "Wird au¡/ mit Gott in# kün]ige no¡ etli¡e gelehrte S¡ri]en/ so Er allbereit# unter Händen/ der liebhabenden Welt mittheilen."
LXX
1.2.9. Verfehlte Bücherkunde Eine ganz anders geartete Gelegenheit, den Orden in das Blickfeld einer interessierten Öffentlichkeit in und außerhalb Nürnbergs zu rücken, hätte das gleichfalls zum Jubiläum auf den Weg gebrachte Verzeichnis der Buchbestände des Ordens geboten.132 Dessen ältesten Bestand bildeten die Birkenschen Handexemplare und die von Birken zusammengebrachten eigenen Schriften und die seiner Mitgenossen. Nur das wenigste davon gehörte zur Gattung des ausgewachsenen Buches. Die überwiegende Mehrzahl machte das für das Zeitalter wie für den Orden und für Birken typische Kleinschrifttum aus, auf das Birkens sammlerische Bemühung besonders gerichtet war. In dem anonymen Katalog des Ordens sucht man es vergebens. Der Verfasser hat sich nicht die Mühe gemacht – oder war nicht beauftragt –, Sammelbände oder sonstige Sammlungen mit Kleinschrifttum zu verzeichnen. Und wo er zu ihnen griff, da begnügte er sich mit der Wiedergabe des ersten Titels. Hier wurde zu einer Zeit, da das wirtschaftliche Leben florierte und Mittel für eine aufwendigere Publikation gewiß aufzutreiben gewesen wären, eine einzigartige Chance vertan. Sie sollte nicht wiederkehren – mit allen gerade für die Birken-Philologie verhängnisvollen Folgen.133
1.2.10. Der Beitrag Goedekes In die gleiche Zeit fiel die Neubearbeitung des dritten, dem 17. Jahrhundert gewidmeten Bandes von Goedekes 'Grundriß'. In der sinnvollerweise überwiegend nach Räumen gegliederten Darbietung der Titel nahmen auch die Nürnberger einen eigenen Platz ein.134 Die Mitglieder der Gesellschaft nebst ihren Ordensnamen hatte Goedeke zusammen mit der einschlägigen Literatur am Eingang seines Wer132
Verzeichniss der Büchersammlung des Pegnesischen Blumenordens. Herausgegeben am Jubelfeste seines 250jährigen Bestehens. Nürnberg, im Oktober 1894 (Exemplar in der Norica-Abteilung der Stadtbibliothek, Nor. 2839. 4°). Später erschien von dem Ordensbibliothekar Emil Reicke nochmals ein gedruckter Katalog. Er war als ein erster Band deklariert, dem kein weiterer mehr folgte: Katalog der Bücherei des Pegnesischen Blumenordens (gegründet 1644). I. Verzeichnis der seit 1750 erschienenen Bücher und gedruckten Schriften. Nürnberg: Stich 1920. Der einzig belangvolle, nämlich älteste Bestand an Titeln aus dem 17. und frühen 18. Jahrhundert, erfuhr folglich zu keinem Zeitpunkt in der Geschichte des Ordens eine Publikation. Zu den Konsequenzen vgl. unten LXXXVIIf., sowie Garber: Zur Krisis reichsstädtischer Überlieferung. In: ders.: Das alte Buch im alten Europa (Anm. 108), S. 292ff.
133
Das Birkensche Werk, sofern wahrgenommen, hat man unter den Namen Betulius, Birken und Floridan zu suchen. Ob dem anonymen Kompilator bekannt war, daß es sich um ein und dieselbe Person handelt? Neun Titel bringt er zusammen. Harsdörffer und Klaj sind unter diesen ihren Namen jeweils mit einem einzigen Titel vertreten, Omeis mit zweien. Fürer von Haimendorff muß man unter 'Lilidor' suchen. An späterer Stelle taucht das Pegne›s¡e S¡äfergedi¡t unter 'Strephon u. Clajus' auf. Neumarks Geschichte der Fruchtbringenden Gesellschaft ist unter Palmbaum verbucht, Limburgers Gedächtnisschrift für Birken unter Pegne›#. Etc.
134
Karl Goedeke: Grundrisz zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen. 2., ganz neu bearbeitete Auflage. Bd. III: Vom dreissigjährigen bis zum siebenjährigen Kriege. Dresden: Ehlermann 1887. Hier § 183, S. 107-121, das mit Harsdörffer eröffnete Kapitel. Der Birken-Eintrag S. 113-116. Zum Unternehmen Goedekes und der vorwaltenden räumlichen Strukturierung vgl. Klaus Garber: Der Bibliograph als Wegebahner für eine Kulturraumkunde des alten deutschen Sprachraums. In: 'Goedekes Grundriss zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen' und die bibliographische Erschließung literarischer Texte. Gespräch mit Freunden. Herbert Jacob zum 26. Dezember 2004. Hrsg. von Hans-Albrecht Koch. Overath: Bücken & Sulzer 2004, S. 65-81.
LXXI
kes zusammengeführt. So konnte er an späterer Stelle im wesentlichen Personalbibliographien nebst einer gelegentlichen biographischen Notiz und – sofern überhaupt vorhanden – der personenbezogenen Spezialliteratur bieten. Letztere war auch zu Ende des 19. Jahrhunderts im Falle Birkens immer noch schmal und dürftig. Das entsprach dem Urteil, das Goedeke knapp und lakonisch fällen zu dürfen glaubte: "Öder, geschraubter Dichter." Dessen ungeachtet bietet er die ausführlichste Bibliographie zu Birken, die als solche bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts unüberholt blieb und – wie in ungezählten anderen Fällen – die Grundlage für die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Literatur des 17. Jahrhunderts bildete. Sechzig Titel führt Goedeke auf. Den Beschluß macht Limburgers Betrübte Pegne›#. Alles seinerzeit Bekannte und im wesentlichen in Göttingen Vorhandene faßte Goedeke in chronologischer Reihenfolge zusammen. Die Berliner Bestände, zumal aus der Sammlung Meusebach, wurden nicht berücksichtigt. Und auch das Ordensarchiv wurde verständlicherweise nicht einbezogen. So handelt es sich im wesentlichen um die eingeführten Titel der zumeist größeren Werke. Daß Goedeke dem kasualen Kleinschrifttum grundsätzlich die Aufnahme verweigerte, wie gelegentlich behauptet, kann nicht bestätigt werden. Wo er in Göttingen auf einen Titel stieß, verzeichnete er ihn.135 Aber natürlich wäre sein Unternehmen rasch an die Grenzen gestoßen, wenn er die Suche systematisch betrieben hätte. Auch die fiktiven Titel wie der Teuts¡e Olivenberg oder Die deuts¡e S¡aubühne kehrten wieder. Dies freilich mit ausdrücklichem Verweis auf Herdegen und im zweiten Fall auch auf Will – Indiz dafür, daß Goedeke sich nur auf Gewährsleute berufen konnte und insofern ordnungsgemäße bibliographische Praxis. Die in Göttingen vorhandenen Titel wurden mit Angabe der (alten) Signaturen versehen. Eine einzige ausführlichere Annotation betraf den Spiegel der Ehren für das Haus Österreich. "Bearbeitung des fuggerschen Ehrenwerks, die Birken 1660 ungeachtet der nur auf Interesse an der Sache selbst beruhenden Gegenvorstellungen Lambecks übertragen war und die übel genug ausgefallen ist. Vgl. L. Ranke, Zur Kritik neuerer Geschichtschreiber. Berlin 1824. S. 58."136 Man sieht, daß jedes Verständnis für die besonderen Bewandtnisse panegyrisch-dynastischer Literatur im Zeitalter des Barock inzwischen abhanden gekommen war.
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Goedeke konnte vor allem auf den wichtigen Sammelband 8°Poet. Germ. I. 6308 mit 'Pegnesiaca' zurückgreifen. S. 115 zu Nr. 27. Unter der Nummer 34 ist Goedeke ein Irrtum unterlaufen, der Folgen bis in Albrecht Schönes Anthologie der deutschen Literatur des 17. Jahrhunderts hatte. Die dort unter Ziffer 34b. aufgeführten vier Titel sind nicht, wie es den Anschein erweckt, die äußerst seltenen Erstdrucke, sondern entstammen dem zweiten Teil der Pegne›#, wo sie die Nummern eins bis vier bilden. Vgl.: Das Zeitalter des Barock. Texte und Zeugnisse. Hrsg. von Albrecht Schöne. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. München: Beck 1968, S. 1223, Nr. 47. Auch Floridan# Verliebter und Geliebter Sireno. MDCLVI., Werkverzeichnis Nr. 49, entstammt der Pegne›#, stellt also eine Spätfassung dar. Die Erstfassung von 1656 ist seit dem Verlust des Birkenschen Handexemplars nicht mehr nachweisbar. Unter der von Schöne ausgewiesenen Signatur Lh 313.1816, 186 in der Niedersächsischen Landesbibliothek Hannover verbirgt sich Birkens zweiteilige Pegne›# (1673/1679). Zum einzelnen vgl. unten XCV.
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1.2.11. Im Zeichen des Krieges: Wilhelm Schmidts archivalische Bemühungen In den ersten Dezennien des 20. Jahrhunderts belebte sich die Birken-Forschung zaghaft. Wilhelm Hausenstein wandte sich Birkens historiographischen Arbeiten zu.137 Für das unvollendet und ungedruckt gebliebene Versepos 'Amalfis' trug Adam Christof Jobst in den 'Egerländischen Heimatblättern' Förderliches bei.138 Eine Monographie, wie sie etwa Harsdörffer und Klaj zuteil wurde, blieb Birken versagt, wenn man absieht von Jobsts nicht zum Druck gelangter Wiener Dissertation zum Teuts¡en Olivenberg Birkens.139 So bietet der Leitfaden der Ordensjubiläen sich nochmals an, um eine aus dem Orden selbst heraus erfolgende Bemühung zu würdigen. Daß 1944 kein 'Jubelfest' in der schon schwer getroffenen Stadt zu begehen war, der im Januar 1945 endgültig der Todesstoß versetzt wurde, liegt auf der Hand. Eine Zusammenkunft im Irrhain vor den Toren der Stadt mußte – wie schon die Jahre zuvor – wegen mangelnder Fahrgelegenheiten ausfallen. Im Ordensarchiv waltete der uns schon bekannte Wilhelm Schmidt in den frühen vierziger Jahren seines Amtes. Er betätigte sich registrierend, Akten studierend und ordnend, wozu dankenswerterweise auch gehörte, daß er das Kleinschrifttum zusammenführte, auf dem er sich mit dicken Farbstiften bleibend verewigte. Die Bearbeitung des Schwarzschen Verzeichnisses fiel in diese Zeit. Schmidt setzte ungeachtet der widrigen Umstände aber auch zu einer Ordensgeschichte an. Sie kam nicht mehr zum Druck, hat sich jedoch im Ordensarchiv erhalten.140 'Beiträge zur Geschichte des Pegnesischen Blumenordens. (Festschrift zum 300jährigen Jubelfest)' ist das Typoskript betitelt. Es umfaßt 117 Seiten; die Vorrede ist auf den Oktober 1944 datiert. Das Typoskript ist vom Autor durchkorrigiert. Man muß bedauern, daß es ungeachtet mancher Unzulänglichkeiten nicht zum Druck gelangte. Es stellte zweihundert Jahre nach Herdegen die umfassendste Verlautbarung zur Geschichte des Ordens dar und enthielt vielerlei nur an dieser Stelle Überliefertes. Wir wollen uns in dem Text ein wenig umtun, um zugleich die Grundlagen für das nachfolgende Kapitel zu gewinnen. Die Vorrede zum Text nimmt sich in der Bescheidenheit des Tons und in der Verehrung für die Vorgänger sympathisch aus. Der Vorsatz ist denkbar schlicht. Es sollen vor allem Lücken in der Überlieferung geschlossen werden, und dort, wo die Vorgänger knapp blieben oder auch Irrtümern unterlagen, soll nachgearbeitet werden. Schmidt war von der Sorge umgetrieben, "dass die heute noch vorhandene mündliche Überlieferung in absehbarer Zeit ganz versiegt", und eben deshalb "solle noch rechtzeitig der Stoff über die letzten Jahrhunderte notdürftig gesammelt werden".141 Rückblickend sind
137
Vgl. Wilhelm Hausenstein: Der Nürnberger Poet Sigmund von Birken in seinen historischen Schriften. Ein Versuch. In:
138
Vgl. S. LXXXf., Anm. 161.
139
Vgl. oben S. XXXII, Anm. 17.
Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 18 (1908), S. 197-235.
140
Wilhelm Schmidt: Beiträge zur Geschichte des Pegnesischen Blumenordens (Typoskript): P.Bl.O. K. 156a. Vgl. v. AndrianWerburg in: 'der Franken Rom' (Anm. 2), S. 423, Anm. 1.
141
Vorwort, S. 1.
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wir über diese auf Sicherung der Fakten bedachte Bemühung sehr viel glücklicher als über so manchen festlich gestimmten, aber eben im Vagen verbleibenden Beitrag. Für eine ganze Reihe von Details ist Schmidt der letzte Gewährsmann geblieben. Natürlich wußte er, daß Mönnichs Darstellung nicht entfernt hinreichte. Als entscheidende Zäsur in der Geschichte des Ordens nach dem Vorgang Herdegens machte er das Jahr 1786 aus. Seither flossen auf die erwähnte Intervention Panzers hin die Quellen üppiger und regelmäßiger. Auf sie griff Schmidt daher vor allem zurück und ergänzte sie zugleich bis in die jüngste Zeit hinein, indem er selbst Informationen beisteuerte. Eben dies sichert dem Werk seine Authentizität und macht es unverzichtbar. Damit ist zugleich gesagt, daß Schmidt sich nicht anheischig machte, Neues zur Frühzeit des Ordens beizutragen. Das geschah, wie erwähnt, an Hand des Schwarzschen Verzeichnisses. Immerhin ist das erste Kapitel mit seinen zwanzig Seiten zur Ordensgeschichte zwischen 1644 und 1786 gespickt mit wichtigen Informationen, durchweg aus dem Schmidt ein letztes Mal komplett verfügbaren Archiv, das er bestechend gut übersah. So gelangen ihm auf dem Gebiet der Personenkunde und damit der Identifizierung von Schäfernamen einige durchaus beachtenswerte Hinweise, und dies mehrfach in Gestalt von Korrekturen umlaufender Fehlattributionen und falscher Datierungen. Auch hat Schmidt wichtige Dokumente wie die erste nur handschriftlich überlieferte und offensichtlich von ihm überhaupt erst entdeckte Satzung des Ordens aus dem Jahr 1699 in vollem Wortlaut mitgeteilt (S. 13-17). Spätere Historiker des Ordens, die diese Schmidtsche Quelle nicht kannten, entbehrten also durchaus eines respektablen Hilfsmittels. Zu einem Glanzstück ist das zweite Kapitel über den noch unter Birkens Präsidentschaft angelegten und dann von Limburger ausgestalteten 'Irrhain' geraten. Zahlreiche neue Details vor allem für die Zeit nach 1744 weiß Schmidt zum Irrhain mit seinen Hütten der Schäferinnen und Schäfer nebst Wahlsprüchen, Gedenksteinen, Inschriften, Gemälden und anderweitigen Insignien beizubringen. Der Irrhain bot den Rahmen für manches schöne Fest. Der Beginn des Zweiten Weltkrieges bezeichnete wiederum eine entscheidende Zäsur. "Beim Fliegerangriff in der Nacht vom 8. auf 9. März 1943 wurde nicht nur Kraftshof sehr stark in Mitleidenschaft gezogen und seine schöne alte Kirche verwüstet, sondern durch Druckwirkung in den Wald gefallener Sprengbomben auch der Irrhainzaun beschädigt und in der Kellerhütte Kisten und Kasten aufgerissen und Geschirr und Bilder zertrümmert."142 Wo sonst hätte man das lesen können? Eine Reihe von wichtigen und von Schmidt beigebrachten Zeugnissen ist bislang in keiner der neueren Darstellungen verarbeitet.
1.3. Editorische Stationen Wir haben abschließend einen Blick auf die bescheidenen Bemühungen um die editorische Pflege des Birkenschen Werkes zu werfen. An den Vorstößen in das 17. Jahrhundert, wie sie im 18. Jahrhundert
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A. a. O., S. 43.
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erfolgten, hat Birken so wenig wie seine Nürnberger Zunftgenossenschaft teilgehabt. Das Interesse war auf die Repräsentanten der ersten Jahrhunderthälfte gerichtet. Wenn irgendwo der Begriff des 'vorbarocken Klassizismus', wie Richard Alewyn ihn prägte, einer Bewährungsprobe hinsichtlich seiner Nachgeschichte unterlag, so angesichts von herausgeberischen Präferenzen. Mit der Opitz-Generation vermochten sich die Gottschedianer und Nachfolger in Maßen zu identifizieren, weil Themen, Sprachduktus und patriotisches, womöglich gar nationales Ethos verwandte Saiten zum Klingen brachten. Die Gedenkreden zu den hundertjährigen Jubiläen anläßlich von Geburts- und Todestagen, aber auch anläßlich von Vereinsjubiläen und politischen oder kirchlichen herausragenden Ereignissen, wie das 17. Jahrhundert sie ja gleichfalls kannte, sind ein ergiebiges Beobachtungsfeld. Aber eben auch Anthologien. In der Neukirchschen Anthologie, die sich den späten Schlesiern so weit öffnete, hat keiner der Nürnberger einen Platz. Ein daselbst figurierender Dichter wie Kongehl kam als Königsberger hinein, nicht als Mitglied des Nürnberger Blumenordens. Mantzels Reihe der Vortre[li¡‰en Poeten (17211725) ist nicht über vier Bände hinausgelangt und für das 17. Jahrhundert bei Opitz, Tscherning und Dach sowie bei Fleming und Rist stehengeblieben. Aber auch in der doch wohl bedeutendsten Anthologie des 18. Jahrhunderts, Zachariäs und nachmalig Eschenburgs Au#erlesenen Stü¿en der be‰en deuts¡en Di¡ter von Martin Opi” bi# auf gegenwärtige Zeiten (3 Bände, 1776-1778) sucht man die Nürnberger vergeblich. Das 18. Jahrhundert ist für die Rezeption und speziell für die Edition der Nürnberger insgesamt unergiebig.
1.3.1 Schwäbische Seitenpfade: Kerner, Uhland und Haug Eine erst in jüngster Zeit wahrgenommene Spur, die sich indes nicht verfestigte, geleitete aus dem 18. Jahrhundert in das 19. Nicht aus der Jenenser oder der Heidelberger, sondern aus der schwäbischen Romantik ließ sich für einen Moment lang ein überraschendes und sympathisches Echo vernehmen.143 Zusammen mit Uhland und Schwab begründete Justinus Kerner im Jahr 1812 den 'Poetischen Almanach' für dieses Jahr, dem gleich darauf wiederum mit Uhland und sodann mit Fouqué ein 'Deutscher Dichterwald' folgte. In das erste der beiden so kurzlebigen Organe fand überraschend auch Birken
143
Es ist das Verdienst der Arbeit von Dieter Martin, diese Spur energisch verfolgt zu haben, nachdem schon Goedeke, der sich in diesem Milieu auskannte, auf den Kernerschen Beitrag hingewiesen hatte. Vgl. Dieter Martin: Barock um 1800. Bearbeitung und Aneignung deutscher Literatur des 17. Jahrhunderts von 1770 bis 1830. Frankfurt a. M.: Klostermann 2000 (Das Abendland. N.F. 26), S. 86 ff. zur Wiederentdeckung Harsdörffers und Birkens als Lyriker im zweiten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts. Herangezogen wird insbesondere auch der Briefwechsel zwischen Kerner und Uhland, dem nähere interessante Informationen zum Hintergrund der Publikationsgeschichte in den erwähnten Anthologien zu entnehmen sind. Vgl. Justinus Kerners Briefwechsel mit seinen Freunden. Herausgegeben von seinem Sohn Theobald Kerner. Durch Einleitungen und Anmerkungen erläutert von Dr. Ernst Müller. Band I-II. Stuttgart, Leipzig: Deutsche Verlag-Anstalt 1897. Eine Zusammenstellung der Birken-Drucke in den Anthologien zwischen 1812 und 1825 findet man bei Martin im Literaturverzeichnis unter S. v. Birken, S. 605f.
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Eingang. Uhland war es gelungen, den Pegnitzschäfer Floridan mit Birken zu identifizieren. Fünf Gedichte Floridans wurden eines Neudrucks gewürdigt, darunter ein 'Rosenlied' zum Auftakt der Anthologie.144 Die Überraschung zerstreut sich indes, wenn man einen Blick in das 'Sonntagsblatt für gebildete Stände' vom Oktober 1814 wirft, in dem sich eine 'Erinnerung an Sigmund von Birken' aus der Feder von Kerner findet. "Es ist Pflicht, auch manchmal einen von Denen wieder zu uns in den Reigen des Lebens zu führen, die man entweder darum nicht mehr beachtet, weil ihre Schöne durch die Formen einer zu ihrer Zeit gerade herrschenden Schule (wie durch den Modereifrock die schlanke Gestalt) entstellt wurde, oder die man darum nicht wieder aufführt, weil sie zu wenig auf dem Markte erschienen, und an die Menge sprachen, als daß die stillen, prunklosen Kinder ihres Geistes, die einfachen, nur von Thau gefüllten Blumen, aus dem buntwogenden Felde der geistigen Erzeugnisse hätten hervorragen können."145 Wann wären so schöne Worte, auf Birken gemünzt, je verlautet; wann wären sie noch einmal zu vernehmen gewesen? Kerner kennt Birken aus Limburgers Betrübter Pegne›# und ist im Besitz des ersten Teils der Pegne›#, die ihn entzückt haben muß. Läse man darin "'Schäfersfreude, Lob der Liebe, Kriegestrost' etc., so ist es einem, als vernähme man einen Sangvogel, der, in ein schöngeputztes Käfig verschlossen, künstliche Triller, die man ihn lehrte, hervorbringt, der aber mitten in dieser Arbeit plötzlich wieder in die Töne seines ihm angebornen, vollen Waldgesangs verfällt; weiter, glaubt man in einem französischen Garten zu gehen, wo hier und da in steife Formen geschnittene Bäume, heimlich, noch nicht bemerkt vom alten, halbblinden Gärtner, lange, schlanke Blüthenzweige, auf denen bequem sich die Vögel wiegen, in den blauen Himmel ausstrecken."146 Und dann folgen Passagen aus den frühen Birkenschen Schäfergedichten, die in die Pegne›# eingegangen waren und einem aus dem Geist der Romantik gezeugten Organ sehr wohl zu Gesicht standen und dazu angetan gewesen wären, die alsbald einsetzenden Schmähreden zum Verstummen zu bringen.
144
Vgl. Poetischer Almanach für das Jahr 1812 besorgt von Justinus Kerner. Faksimiledruck nach der Erstausgabe. Herausgegeben mit einer Einführung von Hannelore Schlaffer. Bern etc.: Lang 1991 (Seltene Texte aus der deutschen Romantik 11). In der 'Einführung' liefert die Herausgeberin eine eingehende Charakteristik der Anthologie und ihrer Stellung in der Zeit. Birken ist der einzige Dichter des 17. Jahrhunderts, der in der Anthologie zu Wort kommt. Das 'Rosenlied' zum Eingang ist Birkens Fortse”ung der Pegni”-S¡äferei entnommen. Drei Strophen wurden fortgelassen. Das fünfte Gedicht 'Hoff, wo nichts zu hoffen ist' (S. 153f.) steht im Pegne›s¡en S¡äfergedi¡t (1644) und stammt von Harsdörffer. Es ist wie die anderen Texte ganz erheblich bearbeitet und einem romantischen Gestus anverwandelt. Darauf kann hier ebensowenig eingegangen werden wie auf eine Ermittlung der Vorlagen der übrigen Gedichte, die gleichfalls nicht alle von Birken stammen. Der gesamte Komplex bedürfte einer eingehenden Untersuchung.
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Justinus Kerner: Erinnerung an Sigmund von Birken. In: Morgenblatt für gebildete Stände. Nr. 257 (Donnerstag, 27. Oktober 1814), S. 1026f., Nr. 258 (Freitag, 28. Oktober 1814), S. 1029f. Kerners Beitrag ist wiederabgedruckt in: Justinus Kerner. Sämtliche Werke. Hrsg. von J. Gaismaier. 4 Bde. Leipzig o. J. Bd. IV, S. 285-290. Das Zitat S. 1026. Er wurde schon in der Einleitung der Edition der Birkenschen Autobiographie mitgeteilt: WuK. Bd. 14 (1988), S. IX, Anm. 8. Zum Kontext vgl. die Einleitung von Bernhard Zeller in: Das Sonntagsblatt für gebildete Stände. Eine Zeitschrift der Tübinger Romantiker. Nach der Handschrift herausgegeben von Bernhard Zeller. Marbach: Schiller Nationalmuseum 1961 (Turmhahn-Bücherei. N. F. 2). Es handelt sich um eine Edition des Jahrgangs 1807.
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A. a. O.
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Man wird Kerner attestieren dürfen, daß er mit sicherem Gespür Perlen des Lobpreises schäferlichen Lebens inmitten einer heiteren und gütigen Natur sowie eines neuplatonisch gefärbten Bildes vom Menschen ausfindig machte, die so gar nicht in das Schema des gespreizten Hofdichters paßten, in das Birken fortan gepreßt wurde. Doch hatte es mit der kleinen Ehrenrettung auch noch eine andere Bewandtnis. Birken wurde einen Moment lang im Kreis um Uhland und Kerner als gesellschaftskritischer, die kriegerischen Umtriebe geißelnder, zu seinem Vaterland sich bekennender Dichter wahrgenommen, der er eben – wie so viele der Dichter des 17. Jahrhunderts seit Weckherlin, Opitz, Zincgref u. a. – sehr wohl auch war. Als Exempel fungierte eine von Kerner so betitelte 'Kriegsklage', wie er sie gleichfalls in der Pegne›# fand.147 Sie hatte bereits eine kleine, aber frappante Geschichte hinter sich. Kerner und Freunde wollten 1813 das anspruchslose Stück in den erwähnten, in Hamburg erscheinenden 'Deutschen Dichterwald' aufnehmen. Doch die französische Zensur schritt ein und verhinderte, eben dieses Gedichtes wegen, den Druck der gesamten Sammlung. Kerner unterlief also mit dem Abdruck geschickt auch eine soeben im hohen Norden verhängte Zensur und nutzte die Gelegenheit zugleich zu einem Kommentar, in dem er sich unversehens dem pastoral-allegorischen Sprechen anbequemte, wie es auch Birken so überzeugend gehandhabt hatte. "Dieses im Jahre 1644 gedichtete Lied wird uns durch die erst kurz verflossene Tage, besonders durch das gleiche traurige Schicksal der Elbbewohner ganz neu. Im Jahre 1813 wurde es dem von mir mitbesorgten 'deutschen Dichterwalde' einverleibt, da er aber zu Hamburg erscheinen sollte, versagte die französische Censur daselbst, eben jenes alten von Birkenschen Gedichtes wegen, den Druck der ganzen Sammlung: dazumal aber weidete noch manche reiche Herde an dem schönen Strande der Elbe!"148 Die Miszelle geriet also auch zu einem versteckten Nachruf auf eine verheißungsvolle, nun aber gescheiterte Anthologie. Kerner tat zudem ein übriges, indem er auf die 1812 im 'Poetischen Almanach' abgedruckten "herrlichsten Gedichte" Birkens alias 'Floridans' nochmals verwies und seine Wertschätzung des Dichters in einem ihm zugesprochenen Sonett bekräftigte – möglicherweise dem einzigen panegyrischen Poem, das aus der nachbarocken Ära auf den einst so umworbenen Dichterfürsten auf uns gekommen ist. Es legt in geschickter Überblendung der Zeiten, wie sie politischen Dichtern seit je eignet, ein im Werk Birkens auch virulentes, bislang historisch überzeugend jedoch nicht nachgezeichnetes patriotisches Ferment frei.
147
Das vorgelegte Gedicht stammte nicht von Birken. Birken hatte in seiner Pegne›# von 1673 das Pegne›s¡e S¡äfergedi¡t von Harsdörffer und Klaj aus dem Jahr 1644 als ersten Bestandteil wieder abgedruckt. Da die Herausgeber Birken als Verfasser der Pegne›# kannten, wähnten sie auch in diesem Fall Birken als Autor. Das Gedicht, das im Pegne›s¡en S¡äfergedi¡t von Klajus gesungen wird, ist wiederum lebhaft bearbeitet und dem 'patriotischen' Anliegen der Herausgeber angepaßt. Von 'deutschen Liedern' ist in der Vorlage ebensowenig die Rede wie von der 'deutschen Erde', wohl aber vom 'Vaterland', das vor der Flucht 'Hirt und Heerd' nährte. Der aktuelle politische Impetus des S¡äfergedi¡t# ist genial erkannt und in der Weiterverarbeitung geschickt zur Geltung gebracht.
148
A. a. O., S. 1029.
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Laß dieses Wort des Danks zu Dir gelangen Du sel'ger Meister! für die theuren Lieder! Schwebest in Lieb' in unsern Garten nieder, Wo wir von Rosen, Wald und Sternen sangen. Bekannte Töne Dir entgegen klangen, Weckten in Dir die alten Lieder wieder, Erkanntest uns als treue, deutsche Brüder, Die tröstend sich in gleichem Leid umfangen. Vom sel'gen Bündniß gleichgestimmter Geister, Von des gepreßten Vaterlands Beschwerde, Von Kraft durch Hoffnung hat dein Lied gesungen. Wie warst du uns willkommen, sel'ger Meister! Zerrissen lag und kalt die deutsche Erde; Deutscher Gesang nur hielt uns treu umschlungen.149 Die Worte blieben nicht ohne Wirkung. Die Redaktion des Cottaschen 'Morgenblattes', in dem sie verlauteten, lag in den Händen Friedrich Haugs, des Freundes Schillers und nachmaligen Bibliothekars der Stuttgarter 'Öffentlichen Bibliothek'. 1819 trat er mit einem – vom Titel her an Neumark gemahnenden – 'Poetischen Lustwald' hervor.150 In ihm kommen die Nürnberger, darunter auch Birken, gleich mehrfach zu Wort.151 Ja, Haug hatte Birken schon zwei Jahre vorher unter dem zugkräftigen Titel 'An meine deutschen Brüder' publizistisch lanciert.152 Auch wenn das Gedicht nicht von Birken stammte, nahm es doch bis in die Titelgebung hinein einen um Kerner und Uhland wirksamen Impuls auf, der zu seiner Wiederentdeckung geführt hatte. In dieser Perspektive nimmt es daher kaum wunder, daß Birken auch in den von Hoffmann von Fallersleben angeregten 'Findlingen' das Wort erhielt.153
149
A. a. O., S. 1029f.
150
Vgl. Poëtischer Lustwald. Sammlung von Gedichten älterer großentheils jetzt unbekannter Dichter. Herausgegeben von Friedrich Haug. Tübingen: Osiander 1819.
151
Haugs Kommentar in der Vorrede: "Daß man von Birker [!], Harsdörffer und Zesen künftig vortheilhafter urtheilen werde, lässt nach den vorgelegten Proben sich hoffen." (S. 2 der unpaginierten Vorrede). Im Register (S. 283) ist 'Birker' richtig als Siegmund von Birken ausgewiesen. Sechs 'Lieder' werden aufgeführt (S. 203-211). Harsdörffer ist mit zwölf 'Liedern' vertreten, Klaj indes nur mit einem. Selbst Christoph Francks SCHÄFERGEDICHT und SCHÜTZENGESCHICHT/ In dem BEGNESISCHEM ERLENTHAL (Nürnberg: Endter 1658) ist Haug nicht entgangen. Vgl. Martin: Barock um 1800 (Anm. 143), S. 88, Anm. 198.
152
In: Der Gesellschafter oder Blätter für Geist und Herz 1 (1817), S. 601. Auch in Haugs 'Almanach poetischer Spiele auf das Jahr 1816', Frankfurt a. M.: Wilmans 1816 (S. 270-273), und in der 'Aehrenlese aus der Vorzeit' von Theodor von Haupt, Elberfeld: Büschler 1816 (S. 216-218), ist Birken vertreten. Vgl. Martin: Barock um 1800 (Anm. 143), S. 605.
153
Vgl. Weimarisches Jahrbuch für deutsche Sprache, Litteratur und Kunst. Herausgegeben von Hoffmann von Fallersleben und Oskar Schade. Band 4. Hannover: Rümpler 1856, S. 153f. Hier findet sich ein von F. G. Hainkirch mitgeteiltes 'Rätsel an die jungen Gesellen'. Es ist – ohne Angabe einer Provenienz – einem Hochzeitsgedicht auf Isaac Schönauer aus dem De-
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Wie anders hätte das Nachleben Floridans sich gestaltet, wenn diese aus den besten Quellen der Romantik und des Vormärz gespeiste Überlieferung, auf die hier nur eben verwiesen werden kann, sich gefestigt hätte.
1.3.2. Birken in den Textreihen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts Statt dessen hat Birken von den erst im 19. Jahrhundert einsetzenden Bemühungen um Darbietungen größerer Textcorpora, zumal in Gestalt von Reihenwerken, nur ganz am Rande profitiert. Julius Tittmann, eifrig an den von ihm und Goedeke ins Werke gesetzten Textsammlungen zum 16. und zum 17. Jahrhundert beteiligt, hat den Nürnbergern keinen eigenen Band gewidmet, obgleich er doch um ihre Ehrenrettung so bemüht war. Der Grund dürfte sein, daß es in der Reihe Wilhelm Müllers – nicht zu verwechseln mit Tittmanns gleichnamigen Göttinger Lehrer! – schon früher zu einer Anthologie gekommen war. Die erstmals exklusiv dem 17. Jahrhundert gewidmete Reihe Müllers mit dem Titel 'Bibliothek deutscher Dichter des 17. Jahrhunderts', die später von Karl Förster fortgesetzt wurde, brachte es zwischen 1822 und 1838 immerhin auf 14 Bände.154 Wer aber vermeinte, daß den Nürnbergern wenigstens hier ein eigner Band gewidmet worden wäre, sieht sich enttäuscht. Die Gründergestalten bestimmen nochmals das Bild. Opitz, Gryphius, Fleming, Weckherlin, Albert, Dach und Roberthin, Abschatz und Logau sind eigene Bände gewidmet. Dann zerfasert die Reihe, wie schon an dem letztgenannten (sechsten) Band erkennbar. Gerhardt, Homburg, Tscherning und Zincgref werden besonders sinnwidrig in einem Band zusammengebracht, und – nach einem Rist und Morhof gewidmeten Band – zember 1644 entnommen, würde also, wie der Herausgeber bemerkt, zu den ganz frühen Stücken Birkens gehören. Seine Zweifel hinsichtlich der Autorschaft sind berechtigt. Und das nicht, weil ein 'Florian' weder 1644 noch später dem Orden angehörte, sondern weil auch ein 'Floridan' 1644 schwerlich zu einem in Basel erscheinenden Gedicht beitragen konnte. Das tut der Bedeutung des Textes im vorliegenden Zusammenhang keinen Abbruch. Das kecke Lied eines jungen Burschen paßte in das Literaturkonzept des Anwalts kleiner Leute auch in poeticis. 154
Zur Charakteristik der Müllerschen Textreihe vgl. wiederum Martin (Anm. 143), S. 85ff. Hervorzuheben ist der gehaltreiche Artikel von Hildegard Eilert: Georg Philipp Harsdörffer bei Wilhelm Müller. In: Georg Philipp Harsdörffer. Ein deutscher Dichter und europäischer Gelehrter. Hrsg. von Italo Michele Battafarano. Bern etc.: Lang 1991 (IRIS 1), S. 333-363. Hier das bislang Informativste im Abschnitt 'Die 'Bibliothek deutscher Dichter des siebzehnten Jahrhunderts', S. 342ff. (mit einem kleinen Fehler bei der Aufzählung der Müllerschen Reihe, S. 347). Zu Müller vgl. den Eintrag im dritten Band der ersten Auflage des Goedeke (1881) S. 347-359. Hier unter Nr. 23 (S. 354) eine Aufführung der einzelnen Bände der Reihe. Dazu Goedekes Annotation: "Das Ganze war eine flüchtige Fabrikarbeit." Die Neubearbeitung des Artikels findet sich im achten Band des Goedeke (1905), S. 255-278, Nachträge S. 707-709, sowie Band XI/1 (1951), S.316, und Band XIII (1938), S. 188194. Das Urteil Goedekes wird auch in der Neubearbeitung des Bandes durch Edmund Goetze wiederholt. Vgl. den entsprechenden Eintrag – nun erweitert um die von Förster betreuten Bände – S. 266f., Nr. 30. Das dem keineswegs so war, hat Eilert gezeigt. Die von dem Zusatz bereinigte Aufführung der Reihe – nun ergänzt um die zeitgenössischen Rezensionen – in dem vorletzten, meisterhaft von Herbert Jacob bearbeiteten Doppelband XVI (1985) zu den Übersetzungen (§ 349), S. 1064. Die neuere Literatur zu Müller in: Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisch-Bibliographisches Handbuch. Begründet von Wilhelm Kosch. Dritte, völlig neu bearbeitete Auflage. Hrsg. v. Heinz Rupp u. Carl Ludwig Lang. Bern 1986, Bd. 10, Sp. 1534-1536, sowie bei Heiner Schmidt: Quellenlexikon zur deutschen Literaturgeschichte. Bibliography of Studies on German Literary History. Personal- und Einzelwerkbibliographien der internationalen Sekundärliteratur 1945-1990 zur deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart. Duisburg 1994 (Bd. 1) - 2003 (Bde. 35/36); die ersten Bände in 3. Auflage. Band XXII (2000), S. 475-483.
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gleich sinnwidrig Angelus Silesius, Birken, Harsdörffer, Klaj, Olearius, Schottelius und Scultetus in dem vorletzten von Müller betreuten neunten Band aus dem Jahr 1826, dem sich in seinem Todesjahr 1827 noch ein weiterer zu Johann Christian Günther anschloß. Eine Erkenntnis von der landschaftlichen Besonderheit der deutschen Dichtung des 17. Jahrhunderts hatte sich noch kaum entwickelt. Die so markant ausgeprägte Physiognomie der Nürnberger im Übergang zur zweiten Jahrhunderthälfte blieb dem Herausgeber verschlossen.155 Birken selbst war mit neun Gedichten präsent.156 Auf Harsdörffer entfielen 24. Vor dem Genius Klajs versagte Müller. Nur fünf Gedichte hielt er des Wiederabdrucks für würdig. Adam Olearius und Johann Scheffler stellten das Gros der Texte. Die 'Vorrede' belehrte über die Gründe. Material stand über Meusebachs Sammlungen in großer Menge zur Verfügung. Der Herausgeber hätte gerne bei den Nürnbergern noch sparsameren Gebrauch von ihm gemacht, als tatsächlich geschehen. Indes galt es eine Geschmacksverirrung zu dokumentieren, wie sie bei den Nürnbergern sich ankündigte und bei den späten Schlesiern vollendete: In der "Nürnbergischen Schule [...] haben wir eine sehr wirksame Vorbereitung zu dem verschrieenen Geschmack des Hoffmannswaldau und Lohenstein zu suchen, welche beide gar viele Sünden ihrer Vorgänger, Zeitgenossen und Nachfolger hergebrachter Maßen tragen müssen."157 Die Verirrung liegt an der Gattung, der sie sich verschrieben. "Keine moderne Schäferwelt ist jemals so pedantisch und steif gerathen, wie diese deutsche an der Pegnitz; an läppischer Spielerei mag sie eher im Auslande ihres Gleichen finden. Wäre es nur bei den Blumen und Schäfernamen geblieben! Aber alle Verhältnisse des Lebens, alle Formen der Kunst, alle Erscheinungen der Natur wurden mit ängstlicher Ziererei in diese poetische Schäferei hineingedrängt, und Birken konnte den Tod seiner geliebten Gattin nicht anders beklagen, als in der Maske eines um seine Hirtin jammernden Hirten."158 Damit war an sichtbarer Stelle der Stab über die Gattung und ihren Repräsentanten gebrochen. Wäre nicht ein Dichter wie Angelus Silesius noch in die Reihe aufzunehmen gewesen, die Nürnberger wären bei Müller und Förster schwerlich zu Wort gekommen. Goedeke und Tittmann brachten es in ihren 'Deutschen Dichtern des siebzehnten Jahrhunderts', die zwischen 1869 und 1885 – parallel zu den gleichfalls von beiden herausgegebenen 'Deutschen Dichtern des sechzehnten Jahrhunderts' – bei Brockhaus erschienen, auf insgesamt 15 Bände. Die Nürnberger, wie erwähnt, fehlten. Nach dem Gesagten und der zitierten Feststellung Goedekes über Birken
155
Förster brachte in der – wohl noch von Müller zumindest teilweise skizzierten – Fortsetzung im Band XI (1828) Schwieger, Neumark und Neander zusammen, der Band XII (1831) galt Friedrich Spee, im Band XIII (1837) fanden sich Lund, Schirmer und Zesen vereinigt, und der Band XIV (1838) präsentierte die späten Schlesier einschließlich des Freiherrn von Canitz als ihres Anthologisten und unter Mitnahme von Rompler, der offensichtlich in den Eingangsbänden vergessen worden war.
156
Auserlesene Gedichte von Georg Philipp Harsdörffer, Johann Klaj, Sigmund von Birken, Andreas Scultetus, Justus Georg Schottel, Adam Olearius und Johann Scheffler. Herausgegeben von Wilhelm Müller. Leipzig: Brockhaus 1826 (Bibliothek deutscher Dichter des siebzehnten Jahrhunderts 9); die Gedichte Birkens S. 77-100.
157
A. a. O., S. VIIf.
158
A. a. O., S. XVIIf.
LXXX
kann es nicht verwundern. Zwischenzeitlich waren von Wilhelm Braune im Niemeyer-Verlag die 'Neudrucke deutscher Literaturwerke des 16. und 17. Jahrhunderts' begründet und 1876 mit Opitzens Bu¡ von der deuts¡en Poeterey eröffnet worden. Bis zur Zäsur an der Wende von den fünfziger zu den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts lagen über 300 Nummern vor. Nicht eine galt den Nürnbergern oder gar Birken. Und schließlich ist auch für die beiden großen nationalliterarischen Unternehmungen – beide aus ganz verschiedenem Geist erwachsen – Fehlanzeige zu erstatten. Die von Joseph Kürschner begründete Reihe 'Deutsche National-Literatur' im Verlag Spemann war für zahlreiche Barockdichter geöffnet. Die Nürnberger fehlten. Anders steht es um die von Heinz Kindermann betreute 'Deutsche Literatur in Entwicklungsreihen'. Sie profitierte von der inzwischen erfolgten Rehabilitierung der deutschen Literatur des 17. Jahrhunderts. Am Schluß machte sich sogar ein – aus zweifelhaften Motiven herrührendes – lokales Prinzip geltend, ohne noch zur Ausführung zu gelangen. Die Nürnberger kamen in den drei der Lyrik und den acht dem Drama und der Oper gewidmeten Bänden unter der Ägide von Herbert Cysarz wiederholt zu Wort.159 Auch sonst fanden sie in Anthologien Eingang. Eine eigene Ausgabe aber wurde ihnen nicht zuteil.
1.3.3. Jobsts Arbeiten zur Amalfi# Ein einziger substantieller Beitrag neben der erwähnten Publikation des Birken-Neumarkschen Briefwechsels kam bis 1945 zustande. Es handelt sich um die aus dem Nachlaß geschöpfte Wiedergabe von Birkens Fragment gebliebenem Versepos Amalfi#.160 Adam Christof Jobst war auf den Text anläßlich der Vorbereitung einer Dissertation zu Birkens Dramen gestoßen, der er den von Birken herrührenden, verheißungsvollen Titel Teuts¡er Olivenberg gab. Er kannte den handschriftlichen Syllabus Carminum et Operum Betulianorum sowie das Schriftenverzeichnis in Birkens Poetik. So war ihm die Sequenz seiner Friedensdichtungen bekannt, die – so Jobst – "seinen Dichterruhm" begründete. Er durfte sich rühmen, die Handschrift als erster in Augenschein genommen zu haben, denn Herdegen hatte sie als in lateinischer Sprache abgefaßte qualifiziert, also nicht selbst in der Hand gehabt. Drei Handschriften mit Bezug auf das Fragment Amalfi# konnte Jobst im Archiv des 'Pegnesischen Blumenordens' ausfindig machen, einen 'Entwurf', ein 'Konzept' eines ersten und zweiten, sowie Teile eines dritten 'Buches', insgesamt 1794 Verse, und schließlich eine 'Reinschrift', bestehend aus 177 Versen des ersten 'Buches'. Diese drei Manuskripte hat Jobst im zweiten Band seiner Dissertation transkribiert. Damit kommt ihm das Verdienst zu, als erster und einziger vor 1945 einen aus dem Nachlaß geschöpften Text Birkens erschlossen zu haben. Für seine Publikation einer paraphrasierenden, auch einige 159
Einschlägig ist vor allem der Band II der dreibändigen, von Herbert Cysarz herausgegebenen Reihe 'Barocklyrik' (Leipzig 1937) mit dem Abschnitt 'Die Nürnberger Zunft', S. 105-169.
160
Adam Christof Jobst: Sigmund von Birkens Amalfis. (Anm. 17). Band II: Transkription der Handschrift A. Ders.: Sigmund von Birkens 'Amalfis'. In: Unser Egerland. Monatsschrift für Volks- und Heimatskunde 18 (1914), Heft 2/3, S. 17-20; Heft 4, S. 42-44. Zum ganzen Komplex eingehend Hartmut Laufhütte: 'Amalfische Promeßen' und 'Apollo Hofgericht' (Anm. 23).
LXXXI
Zitatpassagen bietenden Vorstellung des Birkenschen Werkes hätte er freilich kein abseitigeres Organ finden können. Sie blieb ein verdienstvolles, aber folgenloses Ereignis. Eine Birken-Forschung, die diesen Namen verdient, kam erst nach 1945 in Gang. Diesem Kapitel haben wir uns nun detailliert zuzuwenden.
1.4. Stationen und Resultate der Birken-Philologie nach 1945 1.4.1. Die Kleinodien des 'Pegnesischen Blumenordens' im Zweiten Weltkrieg "Mit dem nationalsozialistischen Umbruch wurde 1933 auch der Pegnesische Blumenorden 'gleichgeschaltet' und bekam [eine] 'autoritäre Verfassung'. Allmächtiger Ordensführer wurde Freiherr von Scheurl, sodaß die Ordensleitung in den bisherigen Händen blieb. [...] Für das 300-Jahr-Fest hat der Verfasser dieser Zeilen im Auftrag des Ordens das Archiv durchgesehen und in eine leidliche Ordnung gebracht. Da jedoch die Bestände vor Luftangriffen gesichert werden mußten, konnte nur ein Teil dessen ausgeführt werden, was wünschenswert wäre. Immerhin wurde der Bestand jetzt einiger massen übersichtlich und der Stoff zur Ordensgeschichte, so gut es ging, gesammelt, die Stammliste nachgetragen und vielfach berichtigt, die Mitglieder von der Ordensgründung an durchgezählt, nach diesen Nummern die Mitgliederakten geordnet, ein Verzeichnis des Archivinhaltes angelegt, ebenso ein Verzeichnis aller gehaltenen Vorträge seit 1786 zusammengestellt, auch ein Nachtrag zum Reickeschen Bücherverzeichnis vorbereitet. Inwieweit diese Vorarbeiten von Nutzen sein würden, mußte der Zukunft überlassen werden."161 Der Zweite Weltkrieg hat noch für die unscheinbarsten kulturellen Organismen einschneidende Folgen gezeitigt. Über Jahrhunderte am angestammten Platz wirkende Einrichtungen verloren ihre Quartiere. Gewiß hatte es immer schon Bewegungen und Umgruppierungen vor Ort gegeben. Sie erfolgten aber zumeist, um Verbesserungen zu erzielen, und insbesondere, um Raumnot zu lindern. Im Archiv- und Bibliothekswesen darf eine Veränderung nur behutsam vonstatten gehen. Neuanfänge gibt es nicht. Ein Krieg jedoch erzwingt sie nur allzu häufig. Und dies nach den ersten Erfahrungen mit dem – gleichfalls von den Nationalsozialisten angezettelten – Luftkrieg in bislang ungeahnten Dimensionen. Die 'Flüchtung', wie der Terminus offiziell hieß, stellte den Versuch dar, der Katastrophe durch Nutzung von Ausweichlagern in vermeintlich sicheren Regionen zu entgehen. Die Geschichte hat gelehrt, daß im totalen Krieg kulturelle Güter so wenig zu schützen sind wie Zivilpersonen. Der Exodus kommunaler Einrichtungen auf Güter, Schlösser, Burgen im Lande hat nur im Ausnahmefall den erhofften Zweck erfüllt. Für alle denkbaren Varianten gibt es Beispiele. In Fällen von besonderer Tragik blieben die heimischen Quartiere unversehrt und die 'geflüchteten' Zimelien wurden vernichtet.
161
Wilhelm Schmidt: Beiträge zur Geschichte des Pegnesischen Blumenordens 〈Festschrift zum 300jährigen Jubelfest.〉. [Vorrede datiert:] Oktober 1944 (Typoskript), S. 116f.
LXXXII
Selten blieb ein historischer Bestand gänzlich erhalten. In aller Regel traten Verluste ein. Niemals in der Geschichte hat Mitteleuropa einen so weitgehenden Aderlaß seiner kulturellen Habe erleiden müssen wie in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Die Memorialstätten von Städten, Regionen, Nationen wurden Opfer von Verheerungen nie erlebten Ausmaßes. Kulturelle Gemeinschaften können sich auch und gerade auf lange Sicht hin von der Versehrung ihrer in Schrift und Monument bezeugten geschichtlichen Überlieferung nicht erholen; die mentalen Beschädigungen sind dauerhafte – und womöglich eben deshalb selten wahrgenommene.162 Das Archiv des 'Pegnesischen Blumenordens' stellte in gewisser Hinsicht eine einmalige Zimelie in den Mauern der so traditionsreichen Stadt dar. Und das in erster Linie wegen des Nachlasses Sigmund von Birkens. Er barg handschriftliches und gedrucktes Material von gleicher Kostbarkeit und stellte, wie gezeigt, in dieser Zusammensetzung ein Unikum im 17. Jahrhundert dar. Im Blick aber auf den Reichtum an Kunstschätzen, den eine Stadt wie Nürnberg ihr eigen nannte, war er eine von vielen Preziosen, für deren Rettung Sorge getragen werden mußte. Insofern ist es als ein Glücksfall – und keinesfalls als eine Selbstverständlichkeit – zu betrachten, daß er zusammen mit anderen wertvollen Dokumenten des Ordens in die Schutzmaßnahmen einbezogen wurde. Das archivalische und bibliothekarische historische Gut des Pegnesischen Blumenordens war – bis zum Umzug des Stadtarchivs ins Pellerhaus im Jahr 1932 – in zwei verschiedenen, räumlich indes unmittelbar benachbarten Institutionen untergebracht. Wie in so vielen deutschen Städten residierten das städtische Archiv und die städtische Bibliothek unter dem gemeinsamen Dach eines ursprünglichen Klostergebäudes. Im Nürnberg war es das Dominikanerkloster in der Burggasse. Und wie andernorts kam die Verwandtschaft über die Wahrnehmung eines verwandten Auftrages in der Personalunion der Direktion zum Ausdruck. Bis 1921 oblag die Leitung von Archiv und Bibliothek Ernst Mummenhoff, einem angesehenen, publizistisch rührigen Gelehrten, der das Archivwesen in Nürnberg auf eine neue Grundlage stellte. Dann erfolgte angesichts der wachsenden Aufgaben wie in anderen Städten eine Ämtertrennung, die 1932 auch mit einer räumlichen Trennung einherging. Die Leitung des städtischen Archivs übernahm der aus Königsberg nach Nürnberg übergesiedelte Emil Reicke – Sohn des Bibliothekars der Wallenrodtschen Bibliothek und seinerseits, wie erwähnt, Verfasser des Katalogs der Bibliothek des 'Pegnesischen Blumenordens'. An die Spitze der Stadtbibliothek gelangte Dr. Friedrich Bock. Während im Archiv die Nachfolge im Jahr 1930 auf Reinhold Schaffer und sodann im Kriegsjahr 1939 auf Gerhard Pfeiffer überging, blieb Bock dreißig Jahre im Amt und schied erst 1951 hochverdient aus.163
162
Klaus Garber: Nation – Literatur – Politische Mentalität. Beiträge zur Erinnerungskultur in Deutschland. Essays – Reden – Interventionen. München: Fink 2004, S. 145ff. (mit Literatur)
163
Horst-Dieter Beyerstedt, Herbert Schmitz: 125 Jahre Stadtarchiv Nürnberg. Eine Ausstellung des Stadtarchivs Nürnberg Juli-September 1990. Nürnberg 1990 (Ausstellungskataloge des Stadtarchivs Nürnberg 5); Karlheinz Goldmann: Geschichte
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Entscheidend in unserem Zusammenhang ist nun die Feststellung, daß die archivalischen Bestandteile aus dem Besitz des Ordens vor Jahren in das Stadtarchiv, die wertvollen historischen Buchbestände hingegen im Jahr 1903 in die Stadtbibliothek überführt wurden. Sie blieben dort als eigenständige Deposita von anderweitigen Beständen separiert. Vorher war das Archivgut beim Ersten Ordensrat und später beim Schriftführer verwahrt worden. Aus einem nicht datierten 'Inhaltsverzeichnis des Archivs des Pegnesischen Blumen-Ordens in Nürnberg' der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geht hervor, "daß das gesamte Material damals in einem Schrank und zwei Kommodenschubladen lag".164 Getrennt davon wurden die laufenden Akten und Rechnungen geführt. Für das Jahr 1879 ist bezeugt, daß die Betreuung von Archiv und Bibliothek in einer Hand, nämlich bei dem dritten Ordensrat Johann Paul Priem lag. Wo die Bibliothek ihre Bleibe hatte, scheint nicht überliefert zu sein. Wahrscheinlich blieb auch sie in der Obhut der jeweiligen Funktionsträger des Ordens. Die eigentlichen Kleinodien, das Große Ordensbuch und die Stammliste der Mitglieder, wie sie Herdegen gefertigt hatte, lagerten 1874 in der Wohnung des damaligen Ersten Vorstands Heinrich Wilhelm Heerwagen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde von Ordensrat Theodor Bügel ein Verzeichnis aller 180 damals vorhandenen Aktenbündel gefertigt. Soweit die bezeugten Daten vor dem Umzug in die beiden Quartiere des Dominikanerklosters. In der Stadtbibliothek wurde ein Zettelkatalog der Buchbestände des Pegnesischen Blumenordens geführt, soweit diese in die Bibliothek gelangt waren und nicht – wie zumal die jüngeren und laufenden Publikationen – beim Orden verblieben. Dieser Zettelkatalog trat neben das Reickesche Verzeichnis, das eben erst für das Erscheinungsjahr ab 1750 zu benutzen war. Ob und in welchem Umfang Kleinschrifttum bis 1750 und zumal solches aus Sammelbänden in dem Zettelkatalog verzeichnet war, entzieht sich unserer Kenntnis. Der ausdrückliche Verweis bei Reicke auf eben diesen Katalog für die gesamte ältere Literatur macht es wahrscheinlich, daß eine angemessene Tiefenerschließung beobachtet worden war. Zum Druck gelangte der nur im Zettelkatalog verzeichnete Altbestand des Ordens, wie erwähnt, nicht mehr.165 Im Stadtarchiv machte sich anläßlich der Vorbereitung des dreihundertjährigen Ordensjubiläums Wilhelm Schmidt an eine Neuordnung der Bestände. Vielfach erstmals seit Herdegen wurde damit wieder an die überkommene Überlieferung gerührt. Die Maßnahmen konnten nicht abgeschlossen der Stadtbibliothek Nürnberg. Nebst einem Beitrag: Die Nürnberger Stadtbibliothek als Museum von Dr. Wilhelm Schwemmer. Nürnberg 1957. 164
Irmtraud von Andrian-Werburg: Das Archiv des Pegnesischen Blumenordens. In: der Franken Rom (Anm. 2), S. 406-424, S.
165
Emil Reicke: Katalog der Bücherei des Pegnesischen Blumenordens (Anm. 132), S. 1f. des Vorworts: "Die Aufnahme der
407. älteren, vor 1750 zurückliegenden, an Einzeldrucken von Gedichten, Leichenprogrammen usw. sehr reichen, für Gelehrte also besonders anziehenden Literatur mußte mit Rücksicht auf die hohen Kosten leider unterbleiben, dafür gibt der in der Stadtbibliothek aufgestellte handschriftliche Zettelkatalog alle wünschenswerten Nachweise. Der Orden behält sich vor, in einer dem Kultus der Musen wieder günstigeren Zeit das Versäumte nachzuholen, wie er auch für die Neuerwerbungen von Zeit zu Zeit weitere gedruckte Verzeichnisse herauszugeben gedenkt."
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werden und blieben vielfach provisorisch. Es waren nicht nur Zeitgründe im üblichen Sinn, die einen Abschluß verhinderten, sondern der sich rapide verschärfende Luftkrieg über deutschen Städten. Auch für Nürnberg, auch für Archiv und Bibliothek und damit für den Orden, schlug die Stunde. Historische Quartiere mußten geräumt, provisorische neue für eine ungewisse Zukunft aufgetan werden. Der verdiente, um die Sicherung der Ordensbestände redlich bemühte Archivar wußte offensichtlich, was er sagte, als er seine Arbeit mit einem deutlich vernehmbaren Ton der Resignation der Ungewißheit einer in Dunkel sich hüllenden Zeit überantwortete. Sie hat ihren Historiker bislang nicht gefunden.
1.4.2. Kriegsbedingte Auslagerung der wertvollen Bestände des 'Pegnesischen Blumenordens' Wir sind in der glücklichen Lage, einen maschinenschriftlichen Bericht über die Auslagerung der Bestände der Stadtbibliothek zu besitzen. Er stammt von einer Mitarbeiterin der Bibliothek namens Margarethe Meier, ist undatiert und umfaßt 12 Blatt eines Typoskripts.166 Ein entsprechender Bericht aus dem Stadtarchiv liegt uns nicht vor. Dieser Umstand ist zu bedauern, wird in seinen Konsequenzen jedoch dadurch gemildert, daß Stadtarchiv und Stadtbibliothek vielfach die gleichen Auslagerungsstätten benutzten. Das aus der Sicht der Bibliotheksangestellten Formulierte darf also in Analogie auch für das Archiv gelten. Und doch auch wiederum nicht. Wie selten in der Geschichte von Institutionen hing ihr Geschick in Zeiten eines zu allem entschlossenen Terrorsystems an Personen. Der Stadtbibliothek stand mit Friedrich Bock ein Mann vor, der sich von vornherein keinerlei Illusionen über die Gefahren hingab, denen die ihm anvertrauten Materialien mit dem nahenden Krieg ausgesetzt waren. Er ging daher sogleich 1939 dazu über, die Stadtbibliothek in ihren kostbarsten Beständen sukzessive auszulagern. Und er hatte dabei auch den 'Pegnesischen Blumenorden' im Auge. Wenn die Stadtbibliothek Nürnberg mit ihren ungezählten Sonderbeständen den Krieg halbwegs glimpflich überstand, so ist dies das Verdienst von Friedrich Bock. Ihm wie so manchem anderen weitsichtigen, unverblendeten und opfermütigen Retter von Handschriften, Büchern und Kunstschätzen aller Art schuldet die kulturelle Weltgemeinschaft bleibenden Dank. Ungezählte Gegenbeispiele belegen, daß ihr Tun keine Selbstverständlichkeit war.167 Im Oktober 1939, zwei Monate nach Kriegsausbruch, begann Bock mit den Auslagerungen, nachdem er ein Jahr vorher anläßlich der befohlenen Bücherverbrennungen nur wertlose Literatur und
166
Margarethe Meier: Die Verlagerung der Bücherbestände der Stadtbibliothek während des 2. Weltkrieges. Das Typoskript wurde Klaus Garber dankenswerterweise in den siebziger Jahren von Elisabeth Beare und Dr. Günther Thomann überreicht. Es ist mit dem Vermerk versehen: 'Kopie aus der alten Registratur'. Nähere Angaben können nicht beigebracht werden. Der Bericht liegt, wie unmittelbar vor der Drucklegung bekannt wird, auch vor in: Mitteilungen aus der Stadtbibliothek Nürnberg 2 (1954), Heft 4, S. 11-22. Im folgenden zitiert nach dem Typoskript.
167
Vgl. Norica. Beiträge zur Nürnberger Geschichte. Festschrift Friedrich Bock. Nürnberg: Fränkische Verlagsanstalt 1961 (Veröffentlichungen der Stadtbibliothek Nürnberg 4); S. 9-12 ein Verzeichnis der Schriften Bocks.
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insbesondere Zweitexemplare für diesen Akt der Barbarei nominiert hatte. Zunächst wurden bombensichere Quartiere in der Stadt selbst mit den weltweit berühmten Zimelien belegt. Als diese Möglichkeiten sich erschöpft hatten, bezog man geeignete Plätze im Umland sukzessive in die Rettungsaktion ein. Sieben Quartiere wurden aufgetan und die gesamte Kriegszeit über unter teilweise unsäglichen Bedingungen mit Kraftfahrzeugen, Fuhrwerken etc. bestückt. An der Spitze stand stets der Direktor selbst. Er half bei der Herausschaffung und der Lagerung der Bücher und überzeugte sich regelmäßig von dem Zustand der Bücher vor Ort. Ende 1944 hatten rund 200000 der ca. 300000 im Haus befindlichen Bücher das historische Quartier an der Burggasse verlassen. Am 2. Januar 1945 wurde es restlos zerstört. Die am Ort verbliebenen Bücher zumeist jüngeren Datums verbrannten zusammen mit den nicht mehr fortgeschafften Katalogen und sonstigem Inventar.168 Der Betrieb der Bibliothek war bis zu diesem Zeitpunkt in Gang gehalten worden. Vermutlich wußten nur wenige Eingeweihte, daß die Bibliothek ihrer kostbarsten Habe teilweise seit Jahren entbehren mußte. Ein gigantischer Akt der Umschichtung und Sicherung kostbarsten Guts einer der traditionsreichen Stadtbibliotheken des alten Deutschland hatte sich – verborgen vor den Augen der Öffentlichkeit – im Stillen vollzogen, gelenkt von einem couragierten Mann, der alles tat, um inkognito zu bleiben. Hätte es mehr von ihnen gegeben – so mancher unersetzlichen Bibliothek in den gefährdeten Städten wäre das Schicksal des mehr oder weniger totalen Verlusts ihrer historischen Bestände womöglich erspart geblieben. Zu den Rätseln des hinsichtlich der Provenienzen sehr detaillierten Berichts von Margarethe Meier, die an allen Auslagerungen beteiligt war und voller Verehrung zu ihrem 'Chef' emporblickte, gehört es, daß ihm keine Informationen über die Verbringung der Archivalien und Bücher des 'Pegnesischen Blumenordens' zu entnehmen sind. Bock pflegte die für die Fortschaffung bestimmten Bücher stets selbst zusammenzustellen. Vermutlich erhielt die engagierte Mitarbeiterin in diesem Fall keine Kenntnis von der Einbeziehung des Blumenordens in die Maßnahmen zur Verlagerung. Die entscheidende Information mußte also zu vergleichsweise später Stunde in den siebziger Jahren an anderer Stelle eingeholt werden. Zu den sieben Ausweichquartieren auf dem Lande gehörte die Rosenburg bei Riedenburg. Meier berichtet ausführlich über die kurz vor Weihnachten 1942 einsetzende Belegung: "Bücher aus allen Wissensgebieten und ein großer Teil der Inkunabeln fanden dort Unterkunft."169 Der
168
Dazu der Bericht von Margarethe Meier (Anm. 166), S. 8: "Während des Angriffs am 2.1.1945 war ich wenig um unsere Bibliothek besorgt. Ich wußte ja, daß unser Chef Dr. Bock die Nachtwache hatte und daß die Bibliothek, wenn es nur irgendwie möglich war, gerettet würde. Daß es anders gekommen ist, lag nicht am Versagen der Menschen; der größte Teil des Gebäudes war durch Sprengbomben zerstört worden, ein Herankommen an die vielen Brandherde war deshalb unmöglich. Von 19.30 Uhr bis früh 2.30 haben die Wachen gearbeitet. Als sie einsehen mußten, daß in der Bibliothek nichts mehr zu retten war, beteiligten sie sich am Löschen des Brandes im Amtsgebäude Theresienstraße 1-3 und trugen zu dessen Erhaltung bei. Dir. Dr. Bock hat sich über die Verlagerung und über die Ereignisse am 2.1.1945 nur wenig geäussert. Es entsprach nicht seiner Art, über sich selbst und seine Arbeit an der Öffentlichkeit oder gar in der Presse zu berichten. Bei der Zerstörung des Bibliotheksgebäudes in der Burgstraße verlor die Stadtbibliothek etwa 100 000 Bände, vornehmlich die Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts."
169
A. a. O., S. 5.
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letzte Transport erfolgte unter unsäglichen Bedingungen am 9. November 1944. Wie üblich wurden die Maßnahmen durchkreuzt durch Befehle von oben zwecks kurzfristiger Räumung und Umquartierung. Bock gelang es, das Schlimmste zu verhindern, doch muß es schon bei den erzwungenen Umgruppierungen im Haus zu Beschädigungen, wenn nicht zu Verlusten gekommen sein. Schwererwiegende traten bei Kriegsende ein. Darüber ist hier zu handeln, da auch unsere Edition massiv von ihnen betroffen ist. "Über das Schicksal der Rosenburg waren wir besonders beunruhigt", heißt es in dem Bericht Margarethe Meiers. "Dir. Dr. Bock bekam im Juni 1945 Gelegenheit, sich in Begleitung eines amerik. Offiziers über die Verhältnisse in Riedenburg zu orientieren. Er mußte feststellen, daß in der Burg an unseren Beständen geplündert war. Die Bücher waren jedoch zum größten Teil vorhanden." Erst Ende November konnte der Rücktransport eingeleitet werden. Er erfolgte im engen Zusammenwirken mit dem Stadtarchiv, das gleichfalls auf die Rosenburg ausgelagert hatte. Dem Stadtarchiv stand nach seiner Rückkehr aus dem Krieg Gerhard Pfeiffer vor. "Nach Aushändigung der Schlüssel durch die Militärregierung konnten wir die Burg betreten. Auf dem Speicher sah es ziemlich wüst aus. Die ganzen Bestände waren durchgewühlt. Zwischen den verstreuten Nagel-Fotos lagen Teile des BehaimArchivs, aufgerissene Pakete usw. Rolle und Seil wurden beschafft und als weitere Mitarbeiter mit dem Lastwagen am 22. 11. 1945 eintrafen, konnte gleich mit dem Abseilen begonnen werden. Hier gab es keinen Befehl. Der Direktor [des Stadtarchivs, Dr. Pfeiffer] arbeitete genau so wie alle anderen, auch er ging wie Dr. Bock mit gutem Beispiel voran und wir konnten kaum seinem Tempo folgen. Jetzt holten wir fast wöchentlich einen Lastwagen mit Archivalien und Büchern von Riedenburg. Jedesmal mußten aber erneut Verhandlungen mit der amerikanischen Militärregierung in Riedenburg wegen Aushändigung der Schlüssel aufgenommen werden."170 Erst am 1. August 1946 erfolgte der letzte Rücktransport. Der Direktor des Nürnberger Stadtarchivs und namhafte Historiker zumal der Geschichte Nürnbergs, Gerhard Pfeiffer, war also direkt an den Bergungsaktionen in Riedenburg beteiligt. Folglich lag es nahe, an ihn mit der Bitte um nähere Auskunft hinsichtlich des Verbleibs der Bestände des 'Pegnesischen Blumenordens' heranzutreten, nachdem Friedrich Bock 1964 verstorben war. Die einschlägige Information erfolgte im Jahr 1977.171 "Bibliothek und Archiv des Pegnesischen Blumenordens wurden während meiner Militärdienstzeit nach Riedenburg verlagert. Dort können Verluste eingetreten sein, denn in den Tagen, als Riedenburg Niemandsland war, wurde geplündert und gegen Unbekannt wurde von Seiten der Stadt Nürnberg Anzeige erstattet, die sich allerdings vor allem auf Medaillen- und Münzbestände bezog. Die Rückführung habe ich selbst mit Mitarbeitern der Stadtbibliothek und des Stadtarchivs durchgeführt. Nach der Berufung von Dr. Grote zum Generaldirektor des GNM [Germa-
170
A. a. O., S. 10f.
171
Brief von Gerhard Pfeiffer an Klaus Garber vom 28.9.1977.
LXXXVII
nischen Nationalmuseums] erreichte dieser, daß der Blumenorden seine Bestände von nun an beim Museum deponierte. Ob gesuchte Bestände tatsächlich als verloren zu betrachten sind, kann ich nicht beurteilen. Jedenfalls wurde mir heute im Museum gesagt, daß die von Ihnen genannten Bände P.Bl.O. 1 und 2 4° und 61 8° im Magazin vorlägen." Damit war von der ersten Fachkraft verbürgt, daß auch Bestände des Pegnesischen Blumenordens für die Auslagerung bestimmt und nach Riedenburg gelangt waren. Und zwar gleichermaßen Archivalien und Bücher, also Bestände aus dem Stadtarchiv und der Stadtbibliothek. Daß Riedenburg der einzige Auslagerungsort für Ordensgüter war, mußte nach der Auskunft von Gerhard Pfeiffer angenommen werden. Erst viel später wurde bekannt, daß offensichtlich auch andere Quartiere bezogen worden waren.172 Ob und in welchem Umfang Akten zur Verfügung stehen, die eine nähere Informationen über die Separierung von Teilbeständen enthalten, entzieht sich unserer Kenntnis. Wir sind auf die Auskunft verwiesen, daß es an den ausgelagerten Gütern auf der Rosenburg zu Plünderung und Vandalismus gekommen ist und nicht ausgeschlossen werden kann, daß Bestände des 'Pegnesischen Blumenordens' davon mitbetroffen waren. Also galt es, Recherchen zu möglicherweise eingetretenen Verlusten einzuleiten. Sie gestalteten sich sehr unterschiedlich. Vergleichsweise leicht war es, Verluste im Bestand der Archivalien und handschriftlichen Zeugnisse des 'Pegnesischen Blumenordens' ausfindig zu machen. Hier war, wie sogleich zu schildern, von den zuständigen Fachkräften an der neuen Bleibestätte der Materialien, also im Germanischen Nationalmuseum, vorgearbeitet worden. Unklarheit herrschte hinsichtlich des ausgelagerten Buchbestandes. Die zitierte Mitteilung Gerhard Pfeiffers war geeignet, wider Erwarten und ungeachtet zahlreicher zuvor angestellter Bemühungen und Fehlanzeigen noch einmal Hoffnung zu erwecken. Sie sollte sich zerschlagen, zeigte sich doch alsbald, daß Genauigkeit und Sorgfalt bis hinein in die korrekte Überprüfung der Buchformate nicht nur den Fachwissenschaftlern, sondern auch den Magazinern abzuverlangen wäre. Wir fassen den bislang ermittelten Sachstand zusammen und leiten über zu dem Folgekapitel. Die als besonders schützenswert deklarierten Bestände des Ordens überstanden nach allem, was wir wissen, den Krieg selbst unversehrt. Wie in ungezählten anderen Fällen drohten die größten Gefahren in den Tagen und Wochen vor und nach der Kapitulation. Der Orden ist von ihnen nicht verschont geblieben. Der in der Stadt verbliebene Bestand – darunter die nicht ausgelagerten Teile der Bibliothek – ging mit der Stadt selbst unter. Wollte man die Fiktion eines ordnungsgemäßen Betriebes unter den Augen der braunen Machthaber wahren, so mußte vor allem auf die Verfügbarkeit von Katalogen Obacht gegeben werden. Entsprechend blieb ganz offensichtlich auch der Zettel-Katalog der Bibliothek des Pegnesischen Blumenordens am Ort. Er stellte für die Zeit bis 1750 das einzig verfügbare Auskunftsmittel dar. Da er nicht sicherheitsverfilmt war, ging mit seiner Vernichtung eine unschätzba-
172
Vgl. dazu Irmtraud von Andrian-Werburg: Das Archiv des Pegnesischen Blumenordens (Anm. 164), S. 407f., wonach zumindest Archivbestände auch nach dem Pfarrhof St. Sebald ausgelagert waren.
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re Quelle verloren. Das wäre prinzipiell verschmerzbar gewesen, wenn der in ihm verzeichnete Bestand geborgen und komplett nach Nürnberg hätte zurückgeführt werden können. Er wurde es ebensowenig wie der Bestand an Archivalien. Also muß auch das historische Ordensgut von den Plünderungen und dem Vandalismus betroffen worden sein, von dem die Zeitzeugen berichteten. Im Jahr 1945 beginnt also wie für ungezählte andere kulturelle Institutionen in Deutschland und Mitteleuropa auch für den 'Pegnesischen Blumenorden' sowie seine Archivalien und seine Bibliothek eine neue, nämlich zweite Geschichte. Und wenn es irgend Grund zum Staunen für den Kulturhistoriker gibt, so angesichts des Umstandes, daß diese einschneidende Zäsur nur in wenigen Fällen die entsprechenden historiographischen Konsequenzen zeitigte. Es vergingen – zumindest im Blick auf die Bibliothek – Jahrzehnte, bis das Augenmerk systematisch auf die eingetretenen Verluste gerichtet wurde. Die an Person und Werk Sigmund von Birkens haftende Überlieferung war substantiell von ihnen betroffen. In einer Einleitung zur Ausgabe seiner Werke und seines Nachlasses ist darüber folglich Rechenschaft zu geben.
1.4.3. Gerettetes und Verschollenes 1.4.3.1. Archivalischer Bestand Der eingetretene Schaden wurde zunächst anläßlich einer Registratur der geretteten Archivbestände des Ordens aktenkundig. 1948 waren die einst auf Stadtarchiv und Stadtbibliothek verteilten Archivalien und Bücher, sofern sie gerettet werden konnten, in die Obhut des Germanischen Nationalmuseums gelangt. Hier wurde ein maschinenschriftliches Repertorium vornehmlich der Handschriften gefertigt, das den Benutzern nach Fertigstellung seit der Mitte der fünfziger Jahre zur Verfügung stand, während für die zurückgekehrten Bücher des Ordens ein Zettelkatalog angelegt wurde. Aus diesem Repertorium nun ging hervor, daß eine Reihe von Mappen und Faszikeln, in die das Material von Wilhelm Schmidt während des Krieges geordnet worden war, bei der Revision nicht mehr vorgefunden wurde. Die Ordnungsarbeiten Schmidts erwiesen sich bei der Registratur also als unschätzbare Hilfe zur Ermittlung des Vorhandenen und Fehlenden. Schmidt hatte die von ihm neu geordneten Faszikel zugleich mit neuen Numerierungen versehen. Es ging also darum, die Schmidtsche Nummernfolge zu rekonstruieren, die Klassifizierungen zu überprüfen und zu ermitteln, ob und inwieweit Vollständigkeit im Bestand herrschte. Das auf den 14. Juni 1955 datierte und mit den Namenskürzeln von Dr. Zi.[Fritz Zink] – dem Leiter des Kupferstichkabinettes des Germanischen Nationalmuseums – und dem Archivangestellten Li.[Link] versehene 68seitige Typoskript ist betitelt 'Archiv des Pegnesischen Blumenordens'. Es umfaßt 155 Positionen mit teilweise diversen Unterbezifferungen. Eine Lücke tat sich nach Nr. CXXV auf. Das Bündel 125 war Kassenbelegen der Jahre 1944 bis 1949 vorbehalten. Im Anschluß an den entsprechenden Eintrag heißt es: "Die Bündel 126 – 139 und 141 bis 149 sind laut Angaben im Repertorium
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des P.Bl.O. im Jahre 1945 einem Brande zum Opfer gefallen. Irrtümlicherweise wurde der Bündel 50 als Nr. 139 bez."173 Von einem Brand auf der Rosenburg war in den verfügbaren Schriftsätzen nicht die Rede gewesen. Die Vermutung liegt nahe, daß es sich bei den Materialien unter den angegebenen Ziffern um laufende Akten handelte, die in Nürnberg verblieben waren und dort verbrannten. Es wäre also von einem Verlust von 23 Bündeln auszugehen.174 Von großer Bedeutung erwies sich der zitierte Zusatz mit Bezug auf das Bündel 50. Es wurde am 20. Juli 1955 wiederaufgefunden und betraf einen zentralen Bestandteil des Birkenschen Nachlasses, nämlich den Briefwechsel zumal mit Ordensmitgliedern. Wir gelangen damit zur entscheidenden Frage nach dem Verbleib der Birkenschen Hinterlassenschaft. Zunächst ist über den handschriftlichen Nachlaß zu handeln, sodann über Birkens Bibliothek. Mit der Aufführung des Birkenschen Manuskripte-Nachlasses wurde das maschinenschriftliche Repertorium aus dem Jahr 1955 eröffnet. Am Anfang wurden die Briefe verzeichnet, einsetzend unter Ziffer I mit dem 'Briefwechsel v. Birken mit Nichtmitgliedern A-G'. Diese Rubrizierung wurde im Übergang zum Buchstaben 'H' jedoch nicht fortgeführt. Insgesamt wurden für die acht Bündel mit den Ziffern I-VIII 295 Schreiber in fortlaufendem Alphabet ausgewiesen. In den Bündeln sechs und sieben waren die Briefe derjenigen Personen zusammengeführt, die in einem besonders regen Briefwechsel mit Birken gestanden hatten, also diejenigen von Catharina Regina und Hans Rudolf von Greiffenberg, Caspar von Lilien, Johann Wilhelm und Rudolf Wilhelm von Stubenberg, Gottlieb Graf von Windischgrätz, Adam Volkmann sowie Margareta Magdalena von Birken, geb. Göring. Den Beschluß machten 'Unbestimmte Absender', unspezifizierte 'Handschriften v. Birkens' und 'Dokumente Sigm. v. Birkens'. In einem eigenen Bündel IX wurden das Birkensche Testament, die Urkunde seiner Aufnahme in die 'Fruchtbringende Gesellschaft' sowie seiner Dichterkrönung und seines Wappens verwahrt. Bündel X war unspezifisch ausgewiesen als 'Nachlass von Birken u. Sonstiges'. Unter Position XI war der Nachlaß des Ordensmitgliedes Johann Gabriel Majer einschließlich seiner Briefe an Birken untergebracht. Die Bündel XII bis XVI (mit einem unspezifizierten Annex in Bündel XVII) waren im wesentlichen den nachgelassenen Manuskripten des Birkenschen Werkes gewidmet, bildeten also das Herzstück des Archivs. Mit Bündel XVIII erfolgte die Rückkehr zum Nachlaß Majer. Ab Bündel XXV wurden Nachlässe bevorzugt von jüngeren Mitgliedern verzeichnet, einsetzend mit den 'Dramatischen Arbeiten von August Schmidt'. Unter der Ziffer XLIX wurde eine Abteilung 'Mitgliederakten (meist Briefwechsel)' eröffnet, die vermutlich auch die Eingliederung des Birkenschen Briefwechsels nun vorwiegend mit Ordensmitgliedern unter Position fünfzig durch Schmidt erklärt.
173 174
Repertorium des Archivs des Pegnesischen Blumenordens (Typoskript), S. 65. In dem Bericht von Irmtraud von Andrian-Werburg (Anm. 164) heißt es: "Nach vorübergehender Auslagerung u. a. in den Sebalder Pfarrhof, und nach Kriegsverlusten, denen 1944/45 mindestens 24 Faszikel zum Opfer fielen, ging der übrige Bestand von rund 150 Faszikeln 1948 vom räumlich stark beengten Stadtarchiv als Depot in das Archiv des Germanischen Nationalmuseums". (S. 407f.)
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Festzuhalten bleibt, daß in der Ziffernfolge der Birken gewidmeten Archivbündel keine Lücken auftauchen. Die vor der Auslagerung geschaffenen Einheiten sind also offenkundig unversehrt geblieben, wenn auch nicht auszuschließen ist, daß es zu Verlusten im einzelnen innerhalb der Bündel gekommen sein kann. Es muß dies als ein Glücksfall und als eine daraus resultierende Verpflichtung angesehen werden. Die Berichte der von uns namhaft gemachten Zeitzeugen beweisen zur Genüge, wie gefährdet die Bestände auf der Rosenburg waren. Der Birkensche handschriftliche Nachlaß darf als ein im wesentlichen geretteter zumindest im Blick auf die Zäsur 1945 betrachtet werden. Mit der Schaffung der vorliegenden Ausgabe werden daraus die nötigen Konsequenzen gezogen. Der Einsatz mit den handschriftlichen Materialien verdankt sich auch dem Umstand ihrer über die Zeiten hinweg erfolgten Rettung.
1.4.2.2. Schicksal der Birkenschen Bibliothek Ganz anders im Blick auf die Bücher. Wir kommen damit zu einem besonders tragischen Kapitel in der Birken-Philologie. Und dies auch deshalb, weil die Klärung sich unvergleichlich schwieriger darstellt und die bislang erfolgten Erkundungen so gut wie ausschließlich in einer einzigen Hand lagen – keine gute Ausgangslage für eine erst in Austausch und Diskussion sich festigende und verstetigende Dokumentation grundlegender Daten der Überlieferungsgeschichte eines Autors.175
1.4.2.2.1. Ungebundene Sammlungen aus Birkens Bibliothek Den Eingang wählen wir über eine signifikante Beobachtung. Unter der Ziffer XLI des ArchivRepertoriums fand sich der Eintrag: 'Schäfergedichte A-S (1638-1696) 62 St. mit 338 Bl.' Die folgende Nummer XLII wies 'Ehrengedichte-Drucke 1671-1851 (Namensliste 4 Bl.) (417 Bl.)' aus. Unter den Nummern XLIII und XLIV schlossen sich 'Mehrstücke der Ehrengedichte bis 1732 (346 Bl.)' sowie 'Mehrstücke der Ehrengedichte ab 1732 (426 Bl.)' an. In vier umfänglichen Bündeln waren also Gelegenheitsgedichte aus dem Umkreis des Ordens untergebracht. Die meisten von ihnen lagen im Druck vor. Das ganz überwiegend mit Handschriften bestückte Archiv des Pegnesischen Blumenordens barg also auch Drucke. Und das keinesfalls nur aus der späteren Zeit des Ordens, sondern in ganz erheblichem Umfang auch aus seiner Frühzeit. In einem Fall – Bündel XLI – reichte die Überlieferung sogar über das Datum der Gründung des Ordens im Jahr 1644 hinaus. Der Grund dafür läßt sich benennen. Zunächst jedoch ist diese Sammlung und innerhalb ihrer das erste Konvolut daraus näher zu charakterisieren. Der von Wilhelm Schmidt dem Konvolut XLI verliehene Titel lautet: 'Schäfergedichte. A.S.' Er ist mit dem Vermerk versehen, daß die Zusammenstellung am 24. August 1942 erfolgte. Bei der Übertra-
175
Zum Folgenden Garber: Ein Blick in die Bibliothek Sigmund von Birkens (Anm. 120).
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gung des Titels in das Nachkriegs-Repertorium hatte sich also ein gravierender Fehler eingeschlichen. Aus den Inititalen 'A.S.' war ein 'A-S' geworden. Das mußte für jeden im Umgang mit Sammlungen von Kasualdrucken geübten Benutzer die Vermutung nahelegen, die Sequenz der Schäfergedichte erstrecke sich auf Adressaten mit den Anfangsbuchstaben von A bis S. Das tatsächlich jedoch anders lautende Kürzel konnte nicht so verstanden werden, und ein erster Blick in die Sammlung bestätigte, daß es für einen Rückbezug auf mögliche Adressaten keinen Anhalt gab. Was aber meinte es dann? Der Verweis auf einen Vorbesitzer oder Sammler wäre in dieser verknappten Form gewiß ungewöhnlich, aber nicht gänzlich auszuschließen. Die Vermutung, es könne sich womöglich um die Initialen von August Schmidt, dem Birken-Biographen, handeln, bestätigte sich nicht. Auf die richtige Spur führte ein Eintrag in dem oben präsentierten Schwarzschen 'Verzeichnis von Schriften welche auf den Pegnesischen Blumenorden [...] Bezug haben'. Dort steht das Kürzel 'A. S.' für 'Sammlung von Schäfergedichten in 4° im Archiv.' Und entsprechend findet ein weiteres Kürzel 'A. E.' seine Auflösung durch 'Sammlung von Ehrengedichten in 2° im Archiv.' Es handelte sich also um Abkürzungen, die in die Birken-Forschung keinen Eingang gefunden hatten, weil die entsprechenden Textcorpora offensichtlich zu keinem Zeitpunkt in Augenschein genommen worden waren. Wäre das der Fall gewesen, so hätte alsbald Anlaß zu Kritik bestanden. Weder handelt es sich nämlich bei dem Konvolut Nr. 41 um eines, das alleine mit 'Schäfergedichten' gefüllt wäre, noch werden in den drei nachfolgenden nur 'Ehrengedichte' verwahrt. Beide Begriffe sind arbiträr verwendet. In dem einen Fall liegt die Vermutung nahe, der Umstand, daß die Gedichte häufig von Mitgliedern des 'Pegnesischen Blumenordens' herrührten, habe die Wahl der Nomenklatur bestimmt. Im anderen Fall ging es vermutlich nur darum, einen halbwegs konsistenten Terminus für eine Vielzahl verschiedenster personenbezogener Gedichte zu finden. Nähere Einblicke vermag nur die Inspektion der Sammlung selbst zu vermitteln, die sich im vorliegenden Fall im wesentlichen auf den ersten Band beschränkt und unter einer einzigen leitenden Fragestellung erfolgt. Das von Schmidt dem Konvolut vorangestellte Inhaltsverzeichnis weist 58 Positionen aus. Hinzu treten fünf Zusätze, so daß 63 (nicht, wie im Repertorium angegeben, 62) Stücke ausgewiesen werden. De facto handelt es sich um 65 Titel. Außerdem hat Schmidt ein 'Namensverzeichnis' der 'Ordensmitglieder' und 'Nichtmitglieder' sowie der 'Trauungen' gefertigt, unter welch letzteren er dreißig ausmacht, wobei zwei Hochzeiten mit jeweils zwei Schriften bedacht wurden. Die Vermutung, daß 'Schäfergedicht' womöglich für 'Hochzeitsgedicht' stehen könnte, führt also auch ins Leere. Nicht alle, aber doch die meisten Stücke sind von Schmidt mit einer laufenden Nummer – in dickem blauen Stift auf das Titelblatt gesetzt – versehen. Außerdem findet sich – vermutlich gleichfalls von seiner Hand – vielfach auf dem Titelblatt der Verweis auf eine Archiv-Registratur, wie sie Schmidt nach eigenem Zeugnis anläßlich seiner Ordnungsarbeiten in den vierziger Jahren erstellte. Der Eintrag setzt sich jeweils aus einer Archiv-Nummer nebst hinzugesetzter Ziffer zusammen. Derjenige des ersten Stücks lautet dann
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beispielsweise: 'P.BlO. Av. No 181 Ziff. 59'. Außerdem lassen sich gelegentlich ältere Numerierungen, aber auch Namenszuweisungen, Auflösungen von Ordensnamen etc. ausmachen. Es ist dies das übliche Bild von Kleinschrifttum und insbesondere von personenbezogenem Gelegenheitsschrifttum, an dem sich nicht selten Generationen von Sammlern, Gelehrten, Bibliothekaren bzw. Archivaren und Liebhabern versuchten, so daß die Eintragungen im besten Fall eine Genealogie und Überlieferungsgeschichte des jeweiligen Stückes bzw. der Sammlung erlauben. Kaum aber dürfte eine Kollektion existieren, die einen so distinguierten Charakter aufwiese wie die im folgenden zur Sprache zu bringende. Wir verharren zunächst bei dem Konvolut Nr. 41. Es wird eröffnet mit Epithalamia, In festivitatem secundarum Nuptiarum [...] Dn. Johannis Rubingeri [...] Cum [...] Clara Catharina, [...] Dn. Ambrosi Boschii [...] Filia, das 1638 bei Dümler in Nürnberg erschien. Es setzt sich aus neun Beiträgen zusammen, sieben lateinischen und zwei deutschsprachigen – das immer noch typische Bild in der Mitte der dreißiger Jahre des 17. Jahrhunderts. Die Hochzeiterin Clara Katharina Bosch wurde in dritter Ehe im Jahr 1673 die Gemahlin Sigmund von Birkens. Was veranlaßt einen Sammler, aus Dutzenden von Gelegenheitsgedichten, die für jedes Jahr in der Blütezeit der Gattung mit Sicherheit auch aus den Nürnberger Pressen hervorgingen, ein einziges herauszugreifen und aufzubewahren? Selbstverständlich nur ein bestimmtes Interesse an einer Person, einer Personengruppe und bzw. oder ein mit ihr sich verbindendes Ereignis. Nun darf aus einem Einzelstück gewiß kein voreiliger Schluß gezogen werden. Gesellt sich an späterer Stelle jedoch ein weiteres Epithalamium anläßlich der zweiten Heirat derselben weiblichen Person hinzu und weist ein Blick auf das Inhaltsverzeichnis der Sammlung einen einzigen Dichter als weitaus am häufigsten vertretenen auf, dann kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Fazit gezogen werden. Bei der kleinen aus lateinischen und deutschen Beiträgen gefügten Hochzeitsschrift – beileibe kein 'Schäfergedicht' – handelt es sich wie in einer Reihe von weiteren Fällen und womöglich sogar in der Mehrzahl um Exemplare aus einer von Sigmund von Birken angelegten Sammlung im Rahmen der von ihm geführten Bibliothek. Dafür lassen sich Beweise anführen. So hat Birken gelegentlich eine Numerierung auf einem Titelblatt eingetragen oder einen Namen identifiziert. Möglicherweise rührt auch die eine oder andere Anstreichung von ihm her. Am auffälligsten ist jedoch die häufige Präsenz seiner Autorschaft. Und das insbesondere aus seinen letzten Jahren. Hier gibt es ganze Titelfolgen, in denen Birken zumeist in Sammelschriften als erster Beiträger das Wort ergreift. Gelegentlich ist er auch alleiniger Verfasser. Sein Name erscheint dann keineswegs immer schon auf dem Titelblatt, sondern erst unter dem von ihm herrührenden Gedicht oder auch unter zwei zusammengerückten. Auffällig ist die eindeutige Dominanz der geistlichen Sprechhaltung, wie sie sich in Übereinstimmung mit der späten Birkenschen Poetik seit den sechziger Jahren auch in der schriftstellerischen Praxis durchsetzt.
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Natürlich wäre es von Interesse zu wissen, ob das von Schmidt chronologisch eingerichtete Konvolut ansatzweise schon vorher entsprechend angelegt war. Dafür lassen sich keine Indizien namhaft machen. Wohl aber ist erkennbar, wie Stücke aus der Spätzeit des Birkenschen Schaffens dominieren. Es ist nicht auszuschließen, daß sich an dieser Stelle nicht nur Einzelstücke, sondern Sequenzen von Birkenschen Sammlungen erhalten haben. Die Massierung von Birken-Drucken aus der Spätzeit seines Schaffens paßte dann zu dem Befund, daß wir es im vorliegenden Fall eben nicht mit einer bereits in einem Sammelband zusammengeführten Schriftenfolge zu tun haben, sondern mit ungebundenen Einzelstücken. Weder Birken selbst noch ein späterer Archivar haben sich eine Bindung des kostbaren Guts angelegen sein lassen. Birken selbst war möglicherweise aufgrund seines plötzlichen Todes daran gehindert. Die Tatsache, daß die Stücke aus dem Bündel 41 ebenso wie die zumeist jüngeren der drei folgenden Bündel nicht in die Bibliothek des Ordens eingestellt wurden, dürfte eben damit zu erklären sein, daß es sich um ungebundene Einzelstücke handelte, deren Verwahrung in Bündeln angezeigt erschien, wie sie im Archiv ihre Bleibe hatten. Auch das Archiv des 'Pegnesischen Blumenordens' ist also ergiebig für eine Rekonstruktion der Birkenschen Bibliothek.
1.4.2.2.2. Sammelbände aus Birkens Bibliothek Das aber ist ein Einzelfall geblieben. Ansonsten lag der älteste Buchbestand des 'Pegnesischen Blumenordens' in gebundener Form vor. Er war als solcher Bestandteil der Bibliothek – und nicht des Archivs – des Ordens. Er wurde folglich eigens verzettelt und in die Registratur des Archivs nicht mit einbezogen. Innerhalb der Bibliothek aber bewahrte er einen eigenen Status, insofern er als historischer von dem jüngeren und fortlaufend ergänzten Bestand der Ordensbibliothek separiert war. Als derart ausgezeichneter wurde er in die geschilderte Auslagerung der Stadtbibliothek einbezogen und gelangte nach dem Zeugnis Pfeiffers mit in die Rosenburg. Eines der gravierendsten Probleme, vor das sich die Birken-Philologie gestellt sieht, besteht darin, daß sich offensichtlich keine Unterlagen über den zur Auslagerung gelangten Buchbestand des 'Pegnesischen Blumenordens' erhalten haben. Es ist nicht auszuschließen, daß im erwähnten Zettelkatalog der Bibliothek, wie er in der Stadtbibliothek geführt wurde, entsprechende Markierungen angebracht worden waren, wie dies auch anderwärts geschah. Der Katalog jedoch ist ebenso wie der jüngere Bestand der Ordensbibliothek verbrannt. Wir haben also – anders als beim Ordensarchiv – bislang kein zuverlässiges Instrument zur Hand, das uns einen genauen Abgleich zwischen dem einst Vorhandenen und dem heute noch Verfügbaren gestattete. Und das ist deshalb von so erheblichem Gewicht, weil unter den historischen Beständen der Bibliothek des 'Pegnesischen Blumenordens' Dutzende von Exemplaren aus der Bibliothek Sigmund von Birkens stammten. Um deren möglichst komplette Rekonstruktion muß es der Birken-Philologie jedoch neben den auf den handschriftlichen Nachlaß gerichteten Bemühungen zu tun sein. Denn in Birkens Bibliothek befanden sich zahlreiche nur an dieser Stelle überlieferte Werke von seiner Hand.
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An anderer Stelle ist im Jahr 1997 ein entsprechender Versuch unternommen worden.176 Wir dürfen uns unter Verweis auf die einschlägige Publikation folglich auf ein Resümee beschränken. Auszugehen ist von der Feststellung, daß ein so penibel seine handschriftliche Produktion verwaltender Autor wie Sigmund von Birken sein Augenmerk auch darauf richtete, das gedruckt an die Öffentlichkeit gelangte Werk in größtmöglicher Vollständigkeit um sich zu versammeln. Und da spätestens in den sechziger Jahren Überlegungen einsetzten, insbesondere die kleinen, diversen Gelegenheiten geschuldeten Arbeiten in größeren Werkeinheiten zusammenzuführen, war die Archivierung des Zerstreuten ein selbstverständliches Gebot. Birken hat es penibel beobachtet, und seine autobiographischen Schriften legen davon Zeugnis ab. Entscheidend aber blieb, daß Birken die Handexemplare seiner Bibliothek und damit auch seine eigenen Schriften sehr häufig mit Annotationen versah. Eben dies erlaubt ihre Identifizierung als seinem Besitz zugehörig und macht sie zugleich zu einer einzigartigen Quelle. Alle von Birken ausgezeichneten und mit Zusätzen versehenen Exemplare besitzen den Status eines Unikats. Ein jedes verlorene Stück ist unersetzlich. Und da Birken ganz offensichtlich die Gepflogenheit beobachtete, Zusammengehöriges zu bündeln und in sinnvolle Einheiten zusammenzufassen, wiegt der Verlust von größeren Sammeleinheiten besonders schwer. Eben damit aber sieht sich die Birken-Philologie konfrontiert. In der Birkenschen Bibliothek dürften wenigstens zehn Sammelbände mit Kleinschrifttum in den einschlägigen Folio-, Quart und Oktav-Formaten zusätzlich zu dem Konvolut P.Bl.O. 41 existiert haben. Die Redeweise muß so unbestimmt bleiben, da wir eben auf spätere Nachrichten und Indizien verwiesen sind, nicht auf eine katalogische Synopsis alles bis 1945 Vorhandenen. Die vorliegenden Zeugnisse dürften jedoch hinreichen, um wenigstens mit relativer Sicherheit die Größenordnungen zu verdeutlichen. Und sie erlauben darüber hinaus eine hinlänglich präzise Charakteristik des Inhalts dieser Sammelbände. Der entscheidende Sachverhalt ist eindeutig. In der Mehrzahl der Hunderte von Stücken handelt es sich um Exemplare, die sich in Birkens Besitz befunden haben, wie Spuren von seiner Hand beweisen. Dutzende von Titeln rühren alleine von ihm her, ungezählte andere weisen ihn als Beiträger aus. Es handelt sich durchweg um Handexemplare des Autors. Eine derartige Situation existiert unseres Wissens für keinen zweiten namhaften Autor des 17. Jahrhunderts. Teilweise waren sogar handschriftliche Versionen von zum Druck gelangten Titeln der Sammlung einverleibt. Und überdies barg die Kollektion Titel, die offensichtlich in so kleiner Zahl gedruckt worden waren, daß sich nur eben dies eine Exemplar aus der Bibliothek Birkens erhalten hatte. Die Sammlung hatte also prinzipiell den gleichen Status wie der handschriftliche Nachlaß – mit dem einen gravierenden Unterschied, daß auf letzteren das Augenmerk zumindest gelegentlich gerichtet war, während die Überlieferungsgeschichte der Birkenschen Bibliothek insgesamt unbeachtet blieb.
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Klaus Garber: Ein Blick in die Bibliothek Sigmund von Birkens (Anm. 120).
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Unter den Sammelbänden der Birkenschen Bibliothek – und nur um sie geht es hier – konnten über Autopsie oder über sekundäre Informationen die folgenden Einheiten ausgemacht werden: Der Folioband P.Bl.O.1 mit 40 Stücken, der Quartband P.Bl.O.2 mit Birkens Brandenburgis¡em Uly‹e# zu Anfang und wenigstens 25 Beistücken, der Quartband P.Bl.O.3, eröffnet mit Birkens Fried-erfreueter Teutonie und wenigstens 28 Beistücken, der Quartband P.Bl.O.4 mit insgesamt 20 Titeln, der Quartband P.Bl.O.30 mit 16 Stücken, der Quartband P.Bl.O.45 mit 31 Werken, der Quartband P.Bl.O.60 mit 77 Nummern, der Oktavband P.Bl.O.61 mit wenigstens 12 Titeln, eröffnet mit Birkens Gei‰li¡en Weihrau¡körnern, der Quartband P.Bl.O.62 mit 36 Kasualia sowie schließlich der Oktavband P.Bl.O.894 mit elf vorwiegend geistlichen Arbeiten. Alle diese Sammelbände wurden vor geraumer Zeit ebenso wie eine Reihe weiterer Bände aus Birkens Bibliothek beschrieben. Dazu wird neuerlich Veranlassung bestehen, wenn aus ihnen für die vorliegende Ausgabe geschöpft wird. Hier geht es nur um eine Bilanzierung hinsichtlich des Geretteten und Verschollenen.
1.4.2.2.3. Verschollene Sammelbände Das zu ziehende Fazit ist von Trauer und Niedergeschlagenheit begleitet. So als ob ein Birken-Kenner am Werk gewesen wäre, sind die drei wichtigsten Sammelbände mit einer erheblichen Anzahl Birkenscher Unikate während der Auslagerung verloren gegangen. Die ungefähre numerische Angabe hinsichtlich der Anzahl nachweisbarer Titel verwies bereits indirekt darauf. Die Sammelbände P.Bl.O. 2. 4° und P.Bl.O. 3. 4° sowie der Sammelband P.Bl.O. 61.8° stehen der Birken-Forschung und damit der vorliegenden Ausgabe nicht mehr zur Verfügung. Sie ist damit in ganz entschiedenem Maße um Chancen der Textdarbietung gebracht, die vor Kriegsbeginn problemlos hätten wahrgenommen werden können. Anders als bei der handschriftlichen Überlieferung sind bei den gedruckten eminente Verluste zu beklagen. Es grenzte an ein Wunder, wenn einer der drei Bände wieder auftauchen sollte. Die knappe Spanne der herrenlosen Zeit an der für den Schutz der Zimelien des 'Pegnesischen Blumenordens' gewählten Auslagerungsstätte hat hingereicht, um den tiefsten Einschnitt in der inzwischen bald dreihundertfünfzigjährigen Geschichte der Überlieferung Birkenscher Texte zu bewirken. Ähnliches hat sich an ungezählten anderen Orten zugetragen. Eine jede der Tradition zugefügte Versehrung ist jedoch von anderer Qualität. Das Gemeinsame ist das Erschreckende. Immer wird ein in der Regel über Jahrhunderte bewahrter Schatz binnen kürzester Frist um unersetzliche Juwelen gebracht und damit eine Deformation bewirkt, die als Mal des Schreckens fortan auch dem Geborgenen anhaftet. Der Birkensche Nachlaß ist hinsichtlich der gedruckten Handexemplare vermutlich auf Dauer um unersetzliche Bestandteile gebracht und wird infolgedessen nie wieder das sein, was er bis 1944/45 einmal war.
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1.4.3. Archivalische und bibliographische Erkundungen im Zuge der sich belebenden Barockforschung der Nachkriegszeit Hier ist zu wiederholen, daß kein Bericht zur Birken-Forschung in toto gegeben wird. Überlieferungsgeschichtliche Fragen und Probleme verbleiben im Fokus der Betrachtung. Nach 1945 setzte erstmals eine auf Person und Werk bezogene Bemühung ein, die sich nicht länger aus der Mitte des Ordens rekrutierte, sondern dem Raum der Fachwissenschaft entstammte. Insgesamt dürfte keine schlüssige Erklärung für das intensivierte Interesse an Birken zuhanden sein. Offenkundig ist eine mehrfach explizit zum Ausdruck gebrachte Reserve gegenüber spekulativen geistesgeschichtlichen Höhenflügen. Die geschichtliche Krise, ob als solche benannt oder nicht, zeitigte eine Rückbesinnung auf die Sicherung und Aneignung von Überlieferungsbeständen. Sie kam einem bislang vernachlässigten Autor wie Sigmund von Birken zustatten. Und da sein Werk im Verborgenen geblieben war, beflügelte es den Entdeckergeist. Unverkennbar ist zudem ein neu erwachtes Interesse an der Profilierung von Gestalten und damit an personenkundlicher Forschung. Auch da boten Birken und die Kreise, denen er sich verbunden wußte, ein dankbares, freilich auch überaus schwierig zu bestellendes Terrain. Als schließlich die gattungsgeschichtliche Forschung sich belebte, durfte Ersprießliches auch für die Erkenntnis des Birkenschen Werkes erwartet werden. Wir nähern uns den einschlägigen Arbeiten, nur auf das Prinzipielle im Rahmen unserer Fragestellung bedacht, und stellen die aus dem Umkreis Mannheims, Passaus und Osnabrücks erfolgten Vorstöße zunächst zurück.
1.4.3.1. Otto Schröders unvollendete Birken-Biographie Der ambitionierteste Versuch wurde vor Ort selbst in Angriff genommen. Otto Schröder, der noch in Wien bei Josef Nadler eine solide Ausbildung erhalten hatte, nach dem Kriege schwer verletzt in seine Heimatstadt zurückgekehrt war und in Erlangen sein Studium fortgesetzt hatte, firmierte formell daselbst als Doktorand Heinz Otto Burgers. De facto saß er im Germanischen Nationalmuseum und arbeitete sich in den Katakomben des Birkenschen Nachlasses voran. Der Vorsatz bestand in nichts geringerem als der Erarbeitung einer Biographie Sigmund von Birkens, geschöpft aus allen verfügbaren Quellen und also an vorderster Stelle den Materialen in Nürnberg. Schröder gab sich keinen Illusionen hin über die am Wege lauernden Schwierigkeiten. Ihrer ungeachtet nahm er das Wagnis auf sich. Zu verlockend war die Aussicht, das Bild eines namhaften Autors des 17. Jahrhundert der Wissenschaft vom Barock neu gewinnen zu können. Die Nadlerschen Biographien, ob zu Hamann, zu Grillparzer, zu Weinheber, standen als Vorbild gewiß vor Augen. Wie der einst berühmte und nun inkriminierte Wiener Gelehrte verfügte auch sein Schüler über eine erstaunliche Befähigung zur Formulierung, wie sie ihm in späteren Tagen als leitendem Redakteur der 'Nürnberger Nachrichten' zugute kam. Er durfte also hoffen, das vorgesetzte Werk schriftstellerisch bewerkstelligen zu können. Die erhaltenen gut 300 Seiten seiner Arbeit 'Sigmund von Birken. Quellenstudien zu seiner Biographie'
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legen beredtes Zeugnis für sein diesbezügliches Vermögen ab. Zum Abschluß gelangte er nicht. Etwa auf der Hälfte der Wegstrecke mußte er aufgeben. Alle späteren Versuche, die Arbeit wieder aufzunehmen – alle ihm Nahestehenden rieten ihm dazu und boten nach Kräften ihre Hilfe an –, fruchteten nicht. Der nicht mehr jugendliche Autor hatte ein neues Tätigkeitsfeld gefunden. Er stand mit Rat und Tat selbstlos den Neulingen in der Birken-Forschung zur Seite, nahm lebhaft an deren Arbeiten teil, doch selbst nochmals Hand anzulegen, vermochte er nicht mehr. So ist sein Werk ein Torso geblieben, das unpubliziert nur indirekt Wirkung zu tun vermochte. Schröder hat es generös allen Interessenten zur Verfügung gestellt. Die Schröderschen Quellenstudien zur Biographie Sigmund von Birkens sind bis in die jüngste Zeit hinein der darstellerisch anspruchsvollste Versuch geblieben, die ausstehende große Birken-Monographie zu schreiben. Mit ihr wurden für die Biographie Maßstäbe gesetzt, die fortan nicht mehr zu unterschreiten waren. Zugleich aber zeichnete sich erst jetzt der ganze Umfang der Aufgabe ab. Souveräne Kenntnis des gedruckten Werkes und des Nachlasses gehörte ebenso zu den Voraussetzungen wie die Kenntnisnahme des weitverzweigten Netzes der Kommunikation, das Birken vor allem brieflich geknüpft hatte. Für eine Qualifikationsschrift in Gestalt einer Dissertation waren damit unüberwindbare Barrieren gesetzt. Schröder ist die erste eingehendere Nachricht über den Birkenschen Nachlaß zu verdanken, die über lange Zeit verfügbar war. Und das gleichermaßen in Form einer Übersicht zu Beginn seiner Arbeit wie vor allem über die minutiöse Verarbeitung der entsprechenden Materialien jeweils am Ort. Schröder fertigte außerdem in großem Umfang Transkriptionen, derer man sich bedienen konnte. Er galt als Experte der Birkenschen Handschrift. Die mehr als 20 Seiten umfassende Einleitung seiner insgesamt auf acht Kapitel angewachsenen und bis in das Jahr 1660 führenden Arbeit war nach einem Blick auf die Forschung der Charakteristik des Birkenschen Nachlasses gewidmet.177 "Wenn man diese Übersicht über die bisherige Literatur auf die Frage hin ansieht, welche Stücke aus den Quellen darin bereits Verwendung gefunden haben, dann fällt sofort auf, daß es sich dabei nur um einen geringen Teil des gesamten Bestandes handeln kann. Mehrfach hat man sich auf die Selbstbiographie Birkens bezogen, einige Male auf die Tagebücher. Von den Briefen sind diejenigen Neumarks, der Catharina von Greiffenberg, Liliens, Stubenbergs, einige von Windischgrätz, verschiedene Schreiben an fürstliche oder adelige Herren, Stellen aus der Korrespondenz mit Dilherr und Endter, darüber hinaus eine Reihe von Urkunden und Zeugnissen in Birkens Wiedergabe, sonst aber kaum
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Der Arbeitstitel der Untersuchung sei nochmals notiert: Otto Schröder: Sigmund von Birken. Quellenstudien zur Biographie. Sie setzt sich aus einem Vorwort, einer längeren Einleitung (S. 5-26) und acht ausformulierten Kapiteln nebst reichhaltigen Anmerkungen jeweils am Seitenfuß zusammen. I: Sigismundus Betulius Egranus. Die Familie und die Verhältnisse zu Eger (S. 27-65); II: Studia puerila et liberalium artium. Jugend in Nürnberg (S. 66-89); III: Vita academica. Als Student in Jena 1643-1644 (S. 90-106); IV: Floridan. Die Hirtengesellschaft an der Pegnitz (S. 107-126); V: Poeta Laureatus Caesareus. Die niederdeutschen Wanderjahre. 1645-1648 (S. 127-165a); VI: Die Friedensfeiern. 'Ingratitudo et paupertas'. 1649-1651 (S. 166-192); VII: Silvia oder die wundertätige Schönheit. 'Ephoria – Vita rustica – Comitiva Palatina Caesarea'. 1652-1655 (S. 193-266); VIII: Der Erwachsene. Paul Winkler – Der Palmenorden – Die erste Ehe – Bayreuth. 1656-1660 (S. 267-298).
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erwähnenswerte Bruchstücke in Erscheinung getreten. Dazu kommen die wenigen bisher textkritisch erfaßten hinterlassenen Manuskripte. Zusammengesehen, trotz allen für einzelne Belange ausgeschöpften und anzuerkennenden Wertes, im Ergebnis ein reichlich zerrissenes Bild, eine sehr lückenhafte Folge zeitlich und räumlich unzusammenhängender oder nur für bestimmte Bereiche verwandter Dokumente. Dieser Eindruck wird bestätigt und vervielfacht, sobald man dann auch nur einmal oberflächlich zu erfassen versucht, was sonst noch und überhaupt das Archiv des Pegnesischen Blumenordens zum Thema 'Birken und seine Welt' enthalten könnte. [...] Geht man aber in einer vorläufigen Feststellung des Umfangs der für das 17. Jahrhundert in Frage kommenden Quellenbestände von Birkens Nachlaß aus und versucht, diesen einigermaßen vollständig zu erfassen, dann steht man vor einer zahlenmäßig erschreckenden Menge von Schriftstücken. Allein dieser Nachlaß besteht nämlich aus 2100 Briefen – Folio und Quart bis zu sechs und mehr Blatt, im Durchschnitt zwei bis drei Blatt – und außerdem rund 300 weiteren Aktenstücken, nahezu zur Hälfte mit mehr als zehn Blatt, etwa dreißig davon mit fünfzig bis zweihundert Blatt, vier mit mehr als zweihundert. Das Format der umfangreicheren Stücke, zum Beispiel der Tagebücher, ist Duodez- und Oktavgröße, durchwegs in einer sehr englinigen und äußerst kleinen Handschrift beschrieben."178 Und dann folgte eine detaillierte Charakteristik des Ordens-Archivs unter besonderer Berücksichtigung des Birkenschen Nachlasses aus Schröders Feder, die erstmals eine Ahnung von dessen Umfang wie dessen Bedeutung vermittelte. Schröder war der erste, der über die Bemühungen berichtete, den in die Obhut des Germanischen Nationalmuseums gelangten Schatz zu sichten und zugänglich zu machen. Es handelte sich um eine ausgewogene Stellungnahme, in der gleichwohl durchklang, wie unzureichend die bisherigen Maßnahmen geblieben waren. Gewürdigt wurde, daß die überkommenen Ordnungseinheiten, die womöglich teilweise noch auf Birken selbst zurückgehen konnten, gewahrt wurden. Viele Unzulänglichkeiten, wie sie offensichtlich aus den Schmidtschen Bemühungen sich herschrieben, konnten jedoch nicht beseitigt werden und kehrten in dem Repertorium, wie es seit 1955 schließlich vorlag, wieder. "Die Bündel außerhalb des Briefwechsels wurden wohl grob nach sachlichen Gesichtspunkten zusammengestellt, teils sogar noch nach Birkens eigener Methode, dennoch ist es unbefriedigend, wie die verschiedenen Sachgebiete einander überschneiden oder gar sinnwidrig aufeinander folgen und sich mischen. Von einer chronologischen Übersicht kann nur beschränkt die Rede sein. Eine solche mußte für die vorliegende Arbeit durch karteimäßige Registrierung und Einordnung der Abschriften, Photokopien und Registerblätter zu chronologischer Folge erst mühsam erarbeitet werden. Das lohnte sich allerdings schon dadurch, daß es damit gelang, den größeren Teil der bisher undatierten und auch namentlich nicht zu bestimmenden Dokumente näher zu erklären. Sehr erschwerend für die systematische Bewältigung des Materials ist zumal der Umstand, daß völlig moderne Bestandteile des 178
A. a. O., S. 17f.
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Archivs mit niederen Faszikelnummern versehen sind, während erhebliche Mengen des ältesten Inhalts unter den oberen Nummern oft zwischen Beständen aus dem 19. Jahrhundert liegen. Sogar in einzelnen Bündeln mischt sich Altes mit Neuem. Ehe man die Unzahl der vorkommenden Eigennamen kennt und zeitlich einigermaßen unterbringen kann, kommt einem nur zustatten, daß bei der Erstellung des Registers [i. e. des Repertoriums] wenigstens zu den einzelnen Briefen auch die feststellbaren Daten nachgetragen worden sind. Natürlich läßt sich hier einwenden, daß es schließlich mit zu den Aufgaben des Quellenstudiums gehört, die Quellen zu sichten und zu ordnen, soweit dies noch nicht geschehen ist. Und es war ja auch der besondere Reiz dieser Arbeit, schier unberührtes Neuland zu betreten. Dennoch wird eine gewisse Kritik an den Verhältnissen gestattet sein, wenn sie sich mit dem Wunsche verbindet, daß durch das Aufzeigen der Mängel von geeigneter Stelle Mittel und Wege erschlossen werden, die zur besseren Erfassung und Bewahrung der über alle bisherige Vorstellung wertvollen Dokumente beitragen können."179 Dezenter hätte nicht gesprochen und das Wünschenswerte und dringend Erforderliche angemahnt werden können. Die Schrödersche Arbeit samt ihren Annexen hat also – ungeachtet ihres respektablen und vielfach grundlegenden Ertrages im Blick auf die Biographie Sigmund von Birkens – für eine geraume Zeit den Charakter und Vorzug eines Führers durch die Birkensche Hinterlassenschaft besessen, der den Birken-Forschern zugute gekommen ist. Wäre sie abgeschlossen worden und zur Publikation gelangt, hätte die Birken-Forschung mit Gewißheit einen anderen Verlauf genommen und zugleich ein anders geartetes Bild Birkens in die Literaturgeschichte Einzug gehalten. Auch den Bemühungen um eine Edition wäre eine große Biographie des Autors mit Gewißheit förderlich gewesen. Das entsagungsvolle Wirken Schröders darf nicht in Vergessenheit geraten. Eine jede künftige Monographie und zumal die Schaffung einer modernen Biographie zu 'Birken und seiner Welt' wird auf sie zurückkommen müssen und reichen Ertrag aus ihr schöpfen. Das dürfte die eingehendere Erinnerung an dieser Stelle rechtfertigen.
1.4.3.2. Der Beitrag Blake Lee Spahrs Zu den aufs Ganze gesehen wenigen Glücksfällen in der Birkenforschung zählt, daß das Problem des Birken-Nachlasses fast zeitgleich von anderer Seite wahrgenommen und daß tatkräftig auf seine zumindest partielle Beseitigung hingearbeitet wurde. Nun machte sich nicht ein Nürnberger, sondern ein Nachwuchswissenschaftler aus der Ferne der Vereinigten Staaten an die Arbeit. Schröder hat auch diesen Umstand noch kommentiert und mit Staunen festgestellt, welch andere Möglichkeiten und Mittel zur Förderung gerade auch geisteswissenschaftlicher Forschung in den Vereinigten Staaten zur Verfügung standen. Der räumliche Abstand, der zu überwinden war und mittels reichlich bestellter Filme
179
A. a. O., S. 18f.
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überbrückt werden konnte, wog indes ohnehin gering angesichts der geistigen Nähe, die aus der Arbeit des jungen Gelehrten sprach. Sie war angeregt worden von einer der großen Gestalten, wie sie das alte Deutschland vermöge der zumeist aus dem Judentum sich rekrutierenden Sammler, Antiquare und Privatgelehrten in so reicher Zahl kannte. Curt von Faber du Faur hatte in den zwanziger und frühen dreißiger Jahren eine einzigartige Sammlung mit Barockliteratur aufgebaut. Sie war u. a. gespeist aus der Bibliothek Victor Manheimers, die 1927 bei Karl & Faber zur Auktion kam. Mit dem Emigranten gelangte auch seine Bibliothek an einen neuen Ort. Der geistige Aderlaß Deutschlands, wie er 1933 einsetzte, war auch einer des Verlusts an renommierten Kollektionen, die im Gefolge des Exodus der Vertriebenen Deutschland verließen. An der Yale University fand die Barock-Sammlung eine neue Bleibe und stimulierte die Forschung zum 17. Jahrhundert in den Vereinigten Staaten seither. Es muß ein Vergnügen gewesen sein, von dem Grandseigneur durch die Schätze geführt zu werden.180 Zu denjenigen, die den Vorzug des Umgangs mit Curt von Faber du Faur genossen, gehörte der Deutschamerikaner Blake Lee Spahr. Faber du Faur regte ihn in den späten vierziger Jahren zu einer Dissertation über Sigmund von Birken an. Auch die Birken-Schätze in seiner Bibliothek waren – wie schon ehedem diejenigen Victor Manheimers – beträchtlich. Zusammen mit den anderwärts in den Vereinigten Staaten vorhandenen Beständen und unter Einbezug Nürnbergs durfte man hoffen, über eine solide Basis für ein derartiges Vorhaben auch ohne ständigen Aufenthalt vor Ort zu verfügen. Spahr plante wie Schröder eine umfassende, wiederum Leben und Werk vereinende Studie. Die Tatsache, daß eine zufriedenstellende Gesamtdarstellung nicht vorlag, gab – nicht das letzte Mal – den Anstoß zu einem entsprechenden Versuch. Er mußte rasch aufgegeben werden, nachdem die Dimensionen der Aufgabe sich abzeichneten. Spahr verlegte sich in Absprache mit Faber du Faur auf einen Ausschnitt, ohne freilich die Option auf eine Gesamtdarstellung preiszugeben. Gewählt wurde die Gattung, in der Birken brilliert hatte, die Schäferdichtung. Zustande kam eine dreihundertseitige Arbeit, in der die einzelnen Schäferdichtungen Birkens eingehend besprochen wurden, worauf hier nicht eingegangen werden kann. In den Mittelpunkt traten die großen selbständigen Stücke, die auch in Yale verfügbar waren. Spahr kannte selbstverständlich die Dissertation Heinrich Meyers. Ihm war also die
180
Verwiesen sei an dieser Stelle nur auf die Rezension Richard Alewyns zu Curt von Faber du Faurs Katalog seiner Bibliothek, die sich übrigens auch aus Alewyns in den fünfziger Jahren veräußerten Barock-Beständen rekrutierte: Euphorion 54 (1960), S. 222-223. Erstaunlicherweise fehlten in Faber du Faurs Kollektion sowohl die bei Manheimer noch vorhandene Guelfi# als auch der bei Manheimer gleichfalls vorhandene erste Teil der Pegne›# (1673). Vgl. Curt von Faber du Faur: German Baroque Literature. A Catalogue of the Collection in the Yale University Library. New Haven: Yale University Press 1958, S. 135ff.: The Shepherds of the Pegnitz. Der Birken-Eintrag S. 143-149, Nr. 527 (Fortse”ung der Pegni”-S¡äferey) bis Nr. 554 (ein pastorales Gemeinschaftswerk, gemeinsam mit Christoph Arnold und Friedrich Lochner). In dem Nachtragsband aus dem Jahr 1969 stehen drei weitere Titel Birkens; die Guelfi# und die Pegne›# I konnten von Faber du Faur nicht mehr erworben werden. Heranzuziehen ist der Katalog der erwähnten Versteigerung der Sammlung Victor Manheimer: Deutsche Barockliteratur von Opitz bis Brockes. Mit Einleitung und Notizen von Karl Wolfskehl. München: Karl & Faber 1927. Hier S. 13f., Nr. 43-50, die Birken-Einträge. Sie sind – wie alle Titel – so meisterhaft kommentiert von Wolfskehl wie später nur noch einmal, eben von Faber du Faur.
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Existenz des zahlreichen kleinen Schrifttums, teilweise sogar in Handschrift, bekannt. Zu einer Überprüfung der Überlieferung kam es in der Dissertation nicht. Mit Hilfe der Meyerschen Angaben und anderweitiger verfügbarer Hilfsmittel wurde eine nach Maßgabe des Möglichen komplette Bibliographie der Schäferdichtung erstellt.181 Daß insgesamt weit weniger als die Hälfte erfaßt wurde, war dem Verfasser womöglich selbst klar und wurde stillschweigend in Kauf genommen. Denn der Autor war frühzeitig entschlossen, die Nürnberger Fährte weiter zu verfolgen. Mit seinem fast zehn Jahre später erschienenen Werk ist er in die Geschichte der Birken-Philologie eingegangen. Ausgestattet mit Stipendien, installierte sich der junge Doktor in Nürnberg. Nun galt das Interesse jedoch nur noch am Rande der Überlieferung des gedruckten Werkes. Auch die Erforschung der Pastoralia Birkens wurde nur noch unter einem bestimmten Aspekt fortgeführt, nicht jedoch geleitet von dem Interesse, das einst unvollständig gebliebene Verzeichnis zu komplettieren. Hier verblieb also ein Forschungsfeld, das erst später bestellt werden konnte. Statt dessen ging Spahr daran, das Archiv des 'Pegnesischen Blumenordens' in seinen wertvollsten, aus dem 17. Jahrhundert stammenden Teilen systematisch zu erforschen. Die Recherchen hatten das Ziel, erstmals in der über dreihundertjährigen Geschichte des Ordens einen gedruckten Führer dieser Materialien zu schaffen. Über die Notwendigkeit und den Sinn eines solchen Unternehmens konnte es keinen Zweifel geben. Wie aber sollte das Archiv erschlossen werden, ohne daß sich die Arbeit zu einer das Leben umspannenden Tätigkeit auswuchs? Indem ein pragmatischer Weg beschritten wurde. Spahr verzichtete auf eine komplette Registratur, und das hieß in praxi, auf eine Total-Verzeichnung des Birkenschen Nachlasses. Stattdessen gab er dem Umfeld Birkens den Vorzug, ging also nicht von dem späteren Ordenspräsidenten aus, sondern gruppierte die einzelnen Kapitel um die aus Birkens Kontakten herrührenden Personen, die nun vielfach erstmals Profil gewannen. Das Ergebnis war frappierend. Erstmals traten nicht nur Harsdörffer oder Klaj, Neumark oder Catharina Regina von Greiffenberg in den Blickpunkt, sondern auch Rist und Zesen, Schottelius und Stieler, Quirin Moscherosch und Kuhlmann, ja noch Francisci und Omeis. Und dies dergestalt, daß alle auf sie zurückgehenden Zeugnisse – in der Regel Briefe und diese zumeist an Birken gerichtet – aufgeführt und alle im Archiv auszumachenden Erwähnungen eben dieser Personen sodann angefügt wurden. In einem anschließenden Abschnitt verdichtete der Autor die Informationen zu Porträts, indem er sie zugleich geschickt mit der einschlägigen Forschung verknüpfte.182 Das schien nach einer Umgehung des Birkenschen Nachlasses auszuschauen. Tatsächlich spiegelte Spahr aber die von Birken herrührende Überlieferung im brieflichen Verkehr und Schaffen seiner
181
Blake Lee Spahr: The Pastoral Works of Sigmund von Birken. Phil. Diss. Yale University 1951. Appendix A: A Bibliography of Birken's Schäffereyen, S. 283-288.
182
Vgl. Blake Lee Spahr: The Archives of the Pegnesischer Blumenorden. A Survey and Reference Guide. Berkeley and Los Angeles: University of California Press 1960 (University of California Publication in Modern Philology 57). Vgl. auch die Rezension von Richard Alewyn in: Germanistik 2 (1961), S. 231f.
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Partner. Birken selbst kam im zweiten Teil des Spahrschen Archivführers zu Wort. Die wichtigsten im Nachlaß vorgefundenen Werktitel wurden kurz charakterisiert und sodann die 'personal documents' besprochen, also die frühe Briefreinschrift, die Konzepthefte, die Tagebücher, schließlich die Autobiographie. Ein Versuch, innerlich Zusammengehöriges oder über die Gattungen Verwandtes zu bestimmen, wurde noch nicht unternommen. Auch fehlten wichtige Stücke; in einigen wenigen Fällen unterliefen gravierende Fehler. Das ändert nichts an den Verdiensten, die sich Spahr mit dieser eigenwilligen, doch literaturgeschichtlich ergiebigen Registratur erwarb. Dazu trug auch bei, daß das Material detailliert klassifiziert sowie die nur ansatzweise erkennbaren Versuche, archivalische Ordnung zu schaffen, fortgeführt wurden – und dies dankenswerterweise unter Beibehaltung der alten Registratur. Ein Appendix wies alle Materialien, auch die nicht eigens beschriebenen, in einem Register nebst Signatur des Archiv-Repertoriums aus. Der Benutzerwert wurde damit nochmals erheblich erhöht. Schon im Spahrschen Archivführer war der Gestalt Anton Ulrichs gedacht. Nicht ein einziges Dokument des Herzogs konnte beigebracht werden, wohl aber zwei Briefe von Birken an ihn. Statt dessen machte Spahr mehr als dreißig Erwähnungen Anton Ulrichs in den Ordensbriefschaften aus, die meisten herrührend aus Briefen Catharina Regina von Greiffenbergs. Auch in den Birkenschen Briefkonzepten figurierte der Name des Herzogs selbstverständlich. Den Schluß der Registratur bildeten 'Ten pages of the manuscript of Aramena'. Da waren also letzte Zeugen der redaktionellen Tätigkeit Birkens im Nachlaß verblieben, der sonst so akkurat von ihnen gereinigt erschien. Kein Kommentar im Spahrschen Archivführer geriet ausführlicher als derjenige zu dem Verkehr zwischen Birken und Anton Ulrich. Nur erste Linien konnten ausgezogen werden. Der gewaltige an dieser Stelle sichtbar werdende Komplex bedurfte einer gesonderten Recherche. Spahr hat sich auch ihr bekanntlich nicht entzogen. Sein großes Buch 'Anton Ulrich and Aramena' stellt den Versuch dar, den Anteil Birkens an der unter Anton Ulrichs Namen laufenden Romanproduktion ebenso wie an seinen Schau- und Singspielen detailliert zu bestimmen und in seinen literaturgeschichtlichen Konsequenzen zu würdigen.183 Spahr verstand sein Werk als einen Beitrag zur Grundlagenforschung im Blick auf das so lange vernachlässigte 17. Jahrhundert. Er ließ die in den fünfziger und frühen sechziger Jahren erschienenen Monographien kurz Revue passieren und würdigte noch 1966 Schröders Arbeit als eine "at present in faciendo, [which] promises to be the most thorough and authoritative biography of a German Baroque author ever produced in the history of German literary criticism".184 Spahrs Studie ihrerseits bildete das Muster einer philologisch umsichtigen Erkundung. Das Werk Anton Ulrichs wurde vorgestellt, die in Wolfenbüttel vorliegenden Manuskripte – mit einem Seitenblick auf Nürnberg – beschrieben, das Verhältnis Anton Ulrichs zu Sigmund von Birken aus
183
Blake Lee Spahr: Anton Ulrich and Aramena. The Genesis and Development of a Baroque Novel. Berkeley and Los Angeles: University of California Press 1966 (University of California Publications in Modern Philology 76).
184
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allen verfügbaren Quellen dargelegt und sodann das Zusammenwirken im Entstehungsprozeß der 'Aramena' einschließlich der pastoralen Einlagen geschildert. Eine einmalig im 17. Jahrhundert dastehende Kooperation zwischen einem zur Feder greifenden Fürsten und seinem gelehrten poetischen Mentor war der Literaturgeschichte gewonnen – und das nur, weil ein hier wie dort singulärer Quellenfundus diesen Einblick in eine schriftstellerische Gemeinschaftsleistung und damit den Prozeß literarischer Produktion in einem normenverpflichteten Zeitalter gestattete.
1.4.3.3. Joachim Krölls auf Creußen und Bayreuth gerichtete Forschungen Halten wir Umschau nach einer dritten Fundamente der Birken-Forschung begründenden Persönlichkeit aus den ersten Nachkriegsjahrzehnten, so ist der Name Joachim Krölls aufzurufen. Sein Verdienst besteht darin, den Bayreuther Hof und die ihm assoziierten Personenkreise als Wirkungsraum Birkens erschlossen zu haben. Seine Forschungen setzten bei dem Zeitpunkt innerhalb der Biographie Birkens ein, wo Schröder hatte enden müssen. Die Zeit vom Frühjahr 1658 bis zum Spätherbst 1660 hatte Birken in Bayreuth verbracht – mit gelegentlichen Besuchen in Creußen, woher seine Frau stammte –, bevor die endgültige Wahl auf Nürnberg fiel. Die lebensgeschichtlich bestimmenden Momente und die um den Bayreuther Hof gruppierten Werken Birkens sind von Kröll erschlossen wurden. Seine Arbeiten, die nicht die eines ausgebildeten Literaturwissenschaftlers, sondern eines Volkskundlers sind, der einen respektablen Namen in der fränkischen und zumal in der auf Creußen gerichteten Volkskunde besaß,185 sind vielfach auf Kritik angesichts von Ungenauigkeiten, Lesefehlern und Stiftung irrtümlicher Verbindungen gestoßen. Je weiter der zeitliche Abstand von seinem in die sechziger und siebziger Jahren fallenden Werk wird, um so deutlicher zeichnet sich gleichwohl die Pionierleistung, aber auch die Konsequenz in der Abfolge des eingeschlagenen Weges ab. Kröll verschaffte sich das Entrée in die Birken-Forschung mit einem hundertseitigen Aufsatz über Birkens Beziehungen zu Creußen und Bayreuth.186 Opulenz blieb ein Kennzeichen der Kröllschen Produktion. Das bevorzugte 'Archiv für Geschichte von Oberfranken' bot offensichtlich unbeschränkten Raum. Die Abhandlung wurde mit einer Biographie und Ordensgeschichte eröffnet, die nur so wimmelte von Fehlern. Das Handexemplar des Schreibers dieser Zeilen – bei Kröll wiederholt als 'Klaus Gabert' figurierend – ist übersät mit Korrekturen. Im Übergang zu Creußen und Bayreuth wurde deutlich, daß Kröll seine Darstellung nun auf Briefe aus dem Ordensarchiv und auf lokale Quellen zu stützen wußte, die erstmals ein Bild dieser bislang im Dunkel verbliebenen Phase in Birkens Leben und Schaffen hervortreten ließen. Es dauerte nahezu zehn Jahre, bevor sich Kröll neuerlich zu diesem Thema vernehmen ließ, mit dem er sein eigentliches Arbeitsfeld fand. Die Zwischenzeit war zu einem
185 186
Vgl. vor allem Joachim Kröll: Creußener Steinzeug. Braunschweig: Klinkhardt & Biermann 1980. Vgl. Joachim Kröll: Der Dichter Sigmund von Birken in seinen Beziehungen zu Creußen und Bayreuth. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken 47 (1967), S. 179-276.
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guten Teil auf die Edition der Birkenschen Tagebücher gewandt worden. In einer enormen Arbeitsleistung war das Corpus der Birkenschen Notizen ohne Inanspruchnahme anderweitiger Hilfe transkribiert und für die zweibändige Edition aufbereitet worden. Eine große Abhandlung entwarf neuerlich ein nun auf die Tagebücher gegründetes Porträt Birkens. Die Kritik ließ nicht auf sich warten und wuchs sich zu einem eigenen Zweig der Birken-Forschung aus, der eine Reihe grundsätzlicher Erwägungen im Blick auf eine zu schaffende Birken-Ausgabe zeitigte. Sie war indes durchgehend begleitet von der Artikulation des Respekts, aber auch der Dankbarkeit, einen einzigartigen Quellenfundus fortan zu leichter Verfügung zu haben.187 Kröll selbst kehrte auf sein Terrain zurück, in dem er als erste Sachautorität galt. Seine fortan auf Bayreuth gerichteten Forschungen reichten weit über die Nürnberger Literaturszene hinaus, erwiesen sich indes allesamt als fruchtbar im Hinblick auf diejenige Gestalt, von der sie ihren Ausgang genommen hatten. Eine vierteilige Sequenz zeichnete sich ab. Eröffnet wurde sie mit einer Studie über Markgräfin Erdmuth Sophie von Brandenburg-Bayreuth (1644-1670).188 Sie weitete sich aus zu einem Porträt des Bayreuther Hofes und der fürstlichen gelehrten Gründungen vor Ort, wie sie Erdmuth Sophies Gemahl Christian Ernst initiierte, einschließlich der an ihnen wirkenden Personen mit dem Generalsuperintendenten Caspar von Lilien an der Spitze. In der eben sich formierenden sozialgeschichtlichen Forschung, wie sie freilich nur sehr partiell Einzug auch in die Barockforschung hielt, konnte dieser Vorstoß nur begrüßt werden, mangelte es doch bislang an empirischen Studien. Die buchförmige Abhandlung Krölls stellt einen aus der kulturgeschichtlichen Forschung des 17. Jahrhunderts, sofern zentriert um Hof, höfisches kulturelles Leben und weibliche Autorschaft, nicht wegzudenkenden Beitrag dar. Für die Birken-Forschung neuerlich ergiebig wurde die sich anschließende Edition der an Birken gerichteten Briefe Caspar von Liliens.189 Über hundert Dokumente kamen zum Abdruck. Ein Versuch, den Beitrag Birkens zu dem Briefwechsel über seine Konzepthefte mit einzubringen, erfolgte nicht. Hier verblieb eine Aufgabe für die Zukunft. Nicht zustande kam die geplante Herausgabe der Briefe des Markgrafen Christian Ernst. Wohl aber vermochte Kröll vor seinem Tode noch ein anderes Versprechen einzulösen, mit dem die auf Birken und Bayreuth gerichteten Arbeiten zum Abschluß gelangen sollten. Die Bearbeitung des – nach Kröll von Caspar von Lilien geführten – Reisetagebuchs Christian Ernsts hatte Birken zu einer Beschäftigung mit Erasmus' Institutio principis christiani veran-
187
Vgl. dazu oben Anmerkung 65 mit der angegebenen Literatur. Vgl. auch Anm. 2.
188
Vgl. Joachim Kröll: Bayreuther Barock und frühe Aufklärung. I. Teil: Markgräfin Erdmuth Sophie (1644-1670) und ihre Bedeutung für Bayreuth. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken 55 (1975), S. 55-175.
189
Vgl. Joachim Kröll: Bayreuther Barock und frühe Aufklärung. II. Teil: Die Briefe des Bayreuther Generalsuperintendenten Caspar von Lilien an den Nürnberger Dichter Sigmund von Birken, hrsg. von Joachim Kröll. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken 56 (1976), S. 121-234. In diesen Zusammenhang gehört auch Krölls Aufsatz über eine in Bayreuth im Umfeld des Hofes lebende Pegnitzschäferin: Die Ehre des Gebirges und der hohen Wälder: Catharina Margaretha Dobenecker, geborene Schweser. In: Daphnis 7 (1978), S. 287-339. Auch in diesem Aufsatz werden bis dahin unveröffentlichte Briefe und Gedichte mitgeteilt.
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laßt. Die übersetzerischen Bemühungen Birkens um diesen Text haben sich in seinem Nachlaß erhalten. Sie nun legte Kröll in einer neuerlich mit einer Einleitung versehenen Edition vor.190 In der Trias von Tagebuch- und Brief-Edition samt herausgeberischer Erschließung einer wichtigen Übersetzung bezeichnen die Kröllschen Arbeiten einen Markstein in der Birken-Forschung.
1.4.3.4. Seitenblick auf die Greiffenberg-Forschung In den Studien aller drei Autoren war die Gestalt Catharina Regina von Greiffenbergs präsent. Frühzeitig zeichnete sich ab, daß sie als die wichtigste Partnerin Birkens im privaten, im poetischen und im geistlichen Austausch gelten durfte. Und da die Existenz einer umfänglichen brieflichen Überlieferung im Archiv des 'Pegnesischen Blumenordens' seit langem bekannt war, war es nur eine Frage der Zeit, wann eine Annäherung an diese größte Dichterin des 17. Jahrhunderts erfolgen würde, die ihrerseits einen Beitritt zum Orden so wenig vollzog wie andere Mitglieder adliger Häuser, mit denen Birken verkehrte. Otto Brunner hatte gleich nach dem Kriege in einer bahnbrechenden Studie die Aufmerksamkeit auf das Schicksal des protestantischen niederösterreichischen Adels gelenkt, der im Zeitalter der Konfessionalisierung ein so schweres Schicksal erlitt.191 Nürnberg galt neben Regensburg als Hochburg der Exulanten, und Birken nutzte die Chancen des Kontaktes souverän. Die hier obwaltenden Verbindungen aufzudecken, die Quellen zu erkunden und darstellerisch zum Sprechen zu bringen, mußte einen Reiz eigener Art ausüben. In den Fokus der Betrachtung rückte wie selbstverständlich Catharina Regina von Greiffenberg. Eröffnet wurde die Beschäftigung mit ihrem Leben und Werk lange vor dem hier ins Auge gefaßten Berichtzeitraum mit einer Studie von Hermann Uhde-Bernays.192 Dieser lebte zur Zeit der Abfassung seiner Studie in Nürnberg, arbeitete als Assistent in der Bibliothek des Germanischen NationalMuseums und wußte schon deshalb um die Existenz des Ordens-Archivs. In seiner 1903 erschienenen Studie betonte er in der Vorrede, daß dem Buch "der von mir eifrig benutzte, im Besitz des pegnesischen Blumenordens befindliche wertvolle Briefwechsel Sigismund von Birkens zugute gekommen" sei.193 Die Arbeit war von Max von Waldberg angeregt worden, der Wert auf eine gediegene quellenkundliche Fundierung der von ihm betreuten Arbeiten legte. Entsprechend hieß es einleitend, daß "die Ausführungen in ihrem ersten Teil auf Grund des neuen aus nürnbergischen Bibliotheken und Archi-
190
Vgl. Joachim Kröll: Die Erasmus-Bearbeitung Birkens. Ein Beitrag zur Fürstenspiegel-Literatur. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken 63 (1983), S. 147-218.
191
Vgl. Otto Brunner: Adeliges Landleben und europäischer Geist. Leben und Werk Wolf Helmhards von Hohberg 1612-1688. Salzburg: Otto Müller 1949.
192
Vgl. Hermann Uhde-Bernays: Catharina Regina von Greiffenberg (1633-1694). Ein Beitrag zur Geschichte deutschen Lebens und Dichtens im 17. Jahrhundert. Berlin: Fleischel 1903. Ein weithin identischer Druck war unter dem Titel 'Catharina Regina von Greiffenberg (1633-1694). Ihr Leben und ihre Dichtung' erschienen in: Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum 1902, S. 77-141.
193
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ven gewonnenen Materials [...] es versuchen, die Beziehungen Catharinas zu ihrer Familie und den sie umgebenden Verhältnissen darzulegen." Die Schilderung der Präsenz des niederösterreichischen Exulanten-Adels in der Freien Reichsstadt war anschaulich und instruktiv und reichte entschieden hinaus über das, was bislang in den biographischen Porträts aus dem Umkreis der Pegnitzschäfer zu lesen gewesen war. Uhde-Bernays, Sohn des Schriftstellers Hermann Uhde, verstand es zu schreiben; die Lektüre der vergleichsweise schmalen Studie bereitet Vergnügen. In den Anmerkungen war nicht nur die vorliegende Literatur komplett versammelt. Vielmehr zitierte Uhde-Bernays wiederholt eingehend aus dem Briefwechsel zwischen Birken und Catharina Regina von Greiffenberg. Erstmals war eine schriftstellerisch überzeugende Integration der Archivalien aus dem Birkenschen Nachlaß in einer Studie zu einer Birken nahestehenden Persönlichkeit erfolgt, geeignet, das Augenmerk auf den in Nürnberg ruhenden Schatz zu lenken. Auch in die Studie Leo Villigers über Catharina Regina von Greiffenberg aus dem Jahr 1952, eine von Max Wehrli angeregte Zürcher Dissertation, spielt der Briefwechsel mit Birken hinein.194 Ein so gut wie ausschließlich auf das Werk gerichtetes Interesse enthob den Verfasser jedoch einer näheren Auswertung, vielmehr konnte er sich, wo erforderlich, mit einem Rückverweis auf Uhde-Bernays begnügen. Ganz anders in der wenig später (1958) vorgelegten Dissertation von Horst-Joachim Frank, die unter den Augen von Adolf Beck in Hamburg entstand, leider aber erst zehn Jahre nach Abschluß und dann auch nur in einem Teildruck (1967) publiziert wurde.195 Frank wandte sich neuerlich den Nürnberger Quellen zu und mußte feststellen, "daß noch eine Fülle unerschlossenen biographischen Materials in den Manuskripten enthalten war, das eine genaue Prüfung notwendig machte. Die Auswertung dieses Materials fand ihren Niederschlag in einer neuen und erweiterten Lebensbeschreibung der Dichterin, die nun als erster Teil dieser Untersuchung vorgelegt wird. Über die rein biographischen Zusammenhänge hinaus vermittelt sie einen nicht uninteressanten Einblick in damalige Lebensverhältnisse aus der Unmittelbarkeit brieflicher Zeugnisse, vor allem aber in gewisse geistige und seelische Strömungen des frühen Pietismus."196 Tatsächlich bietet Frank auf rund hundert Seiten eine hervorragend recherchierte und zugleich immer wieder in die politischen und sozialen ebenso wie in die geistigen und frömmigkeitsgeschichtlichen Entwicklungen ausgreifende Biographie. Damit gelang für Catharina Regina von Greiffenberg, was für Birken nicht zu meistern war. Franks den Briefwechsel mit Birken ausgiebig heranziehende Arbeit stellt zusammen mit Marian Szyrockis Opitz- und Gryphius-Monographien (1956 bzw. 1959) und Hans Dahlkes Günther-Studie das Repertoire an einläßli-
194
Vgl. Leo Villiger: Catharina Regina von Greiffenberg (1633-1694). Zu Sprache und Welt der barocken Dichterin. Zürich:
195
Vgl. Horst-Joachim Frank: Catharina Regina von Greiffenberg. Untersuchungen zu ihrer Persönlichkeit und Sonettdichtung.
Atlantis 1952 (Zürcher Beiträge zur deutschen Sprach- und Stilgeschichte 5). Diss. phil. Hamburg 1957 (Masch.); Horst-Joachim Frank: Catharina Regina von Greiffenberg. Leben und Welt der barokken Dichterin. Göttingen: Sachse & Pohl 1967. Im folgenden wird nach der maschinenschriftlichen Fassung zitiert. 196
A . a. O., S. 16.
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cheren Biographien, das in den fünfziger Jahren der Literaturgeschichte zum 17. Jahrhundert zugeführt werden konnte. Es muß befremden, daß sie anders als diese den Weg zum Druck nicht fand. Frank hat die Jahre über den Plan verfolgt, den Briefwechsel zwischen Birken und Catharina Regina von Greiffenberg zu edieren. Zu einer Ausführung des Vorhabens ist es nicht mehr gekommen.197
1.4.3.5. Richard Mais Arbeiten zum geistlichen Lied und zur Birken-Bibliographie Tun wir von der geistlichen Dichterin Catharina Regina von Greiffenberg den Schritt zu dem geistlichen Dichter Sigmund von Birken. Dann ist zunächst von Richard Mais bei Walter Müller-Seidel entstandener und 1968 vorgelegten Münchener Dissertation zu sprechen, die als erste in diesen prominent besetzten Bezirk des Birkenschen Schaffens vordrang.198 Die Arbeit gründete auf eingehenden auf den Nachlaß gerichteten Quellenstudien sowie auf erstmals systematisch angestellten bibliographischen Recherchen, von denen allein hier zu handeln ist. Wie Schröder und Spahr hatte sich auch Mai eine Gesamtdarstellung Birkens vorgesetzt und mußte wie seine Vorgänger "angesichts der Fülle des ungesichteten und unbearbeiteten Materials" alsbald gleichfalls davon Abstand nehmen.199 War "es bei Spahr und Schröder vor allem die Masse der völlig ungeordneten Birken-Handschriften", so bei Mai "die Menge der in den Bibliotheken neu entdeckten Birken-Drucke [...], die einen solchen Plan scheitern ließ."200 Beschränkte Spahr "sich auf die Schäfereien, Schröder auf die 'reine' Biographie, [...] wollen [wir] aus dem Gesamtwerk Birkens einen Aspekt herausgreifen: das geistliche Lied".201 Man sieht, daß sich eine Genealogie gescheiterter Birken-Darstellungen herauszuformen beginnt, die sich ohne viel Aufwand bis in die Gegenwart fortschreiben ließe. Gäbe es ein überzeugenderes Argument für eine Edition, die endlich Abhilfe schafft? Mai hat erheblichen Anteil an der Durchdringung des Birkenschen Nachlasses. In ihm bildet das geistliche Schrifttum, wie erläutert, eine gewichtige Komponente. Aus ihr galt es in einem ersten Ar-
197
Später hat Ruth Liwerski nochmals eine große Greiffenberg-Studie vorgelegt, in der selbstverständlich auch auf den Briefwechsel mit Birken zurückgegriffen wird: Ruth Liwerski: Das Wörterwerk der Catharina Regina von Greiffenberg. Teil II: Deutung. 2 Bde. Bern etc. Lang 1978. Ein erster Teil, 'Darstellung' betitelt, der eine detaillierte 'Formuntersuchung' (S. 13) anstrebte, offenkundig aber noch nicht ausgearbeitet war, wurde für einen späteren Zeitpunkt in Aussicht gestellt, ist jedoch nicht mehr erschienen. Zu verweisen ist an dieser Stelle auch auf die wichtige Studie von Heimo Cerny: Catharina Regina von Greiffenberg geb. Freiherrin von Seisenegg (1633-1694). Herkunft, Leben und Werk der größten deutschen Barockdichterin. Amstetten 1983 (Amstettener Beiträge 1983). Und schließlich hat die in der Nachfolge Otto Brunners entstandene und seinerzeit bahnbrechende Studie von Martin Bircher: Johann Wilhelm von Stubenberg (1619-1663) und sein Freundeskreis. Studien zur österreichischen Barockliteratur protestantischer Edelleute. Berlin: de Gruyter 1968 (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker N.F. 25 (149)) auch für Leben und Werk Birkens wichtige Aufschlüsse erbracht. Vgl. insbesondere die Kapitel 'Freundschaft mit Birken – weitere Übersetzungen', S. 69ff., 'Freundeskreis – neue Werke', S. 197ff., 'letzte Briefe an Birken', S. 244ff. Siehe auch den reichhaltigen Register-Eintrag zu Birken, S. 334.
198
Vgl. Richard Mai: Das geistliche Lied Sigmund von Birkens. Diss. phil. München 1968.
199
A. a. O., S. 4.
200
A. a. O., S. 5.
201
A. a. O., S. 5f.
CVIII
beitsschritt das Liedgut auszusondern. Dabei wurden die folgenden Grundsätze beobachtet: "Nicht zu den geistlichen Liedern zählten wir: 1. (was den Inhalt betrifft) die fast ausschließlich auf eine gewisse Person abgestimmten Trost- und Sterbelieder, von denen es eine Menge bei Birken gibt, und 2. (was die Form betrifft) die nur aus zwei Strophen bestehenden, von Birken selbst so genannten 'Seufzer'. Eine eingehende Beschreibung dieses umfangreichen Materials halten wir aus zwei Gründen für gerechtfertigt: einmal weil eine Bestandsaufnahme der handschriftlich überlieferten, aber auch der gedruckten geistlichen Lieder Birkens bisher noch nicht vorliegt, zum anderen[,] weil dadurch nicht nur die Entstehung der geistlichen Lieder, sondern auch eine gewisse Entwicklung sichtbar wird."202 Eben dieser 'Bestandsaufnahme' unterzog sich Mai. In einem ersten Durchgang wurden neun einschlägige Handschriften mit geistlichem Liedgut ausfindig gemacht und hinsichtlich ihres Inhalts, der Entstehungsdaten und der entwicklungsgeschichtlichen Stellung im Verlauf des über fast vier Jahrzehnte sich erstreckenden geistlichen lyrischen Sprechens analysiert. In einem zweiten Schritt erfolgte der Übergang zu den Drucken, einsetzend unter Position 1 mit der Fortse”ung der Pegni”-S¡äferei (1645) und endend unter Position 17 mit dem Heiligen Sonntag#-Handel und Kir¡-Wandel (1681). Das numerische Fazit hinsichtlich der handschriftlichen und gedruckten Überlieferung und ihrer beider Überschneidung war verblüffend und lautete wie folgt: "An geistlichen Liedern, die Birken zum Verfasser haben, finden sich 370 gedruckt und 350 handschriftlich im Nachlaß. Davon besitzen wir 180 Lieder gedruckt und handschriftlich zugleich, 190 nur gedruckt und 170 nur handschriftlich. Damit kommen wir auf eine Gesamtzahl von 540 (370 veröffentlichten und 170 bisher unveröffentlichten) geistlichen Liedern, die aus Birkens Feder stammen. Und hier sind die verschiedenen handschriftlichen und gedruckten Fassungen eines Liedes noch nicht mitgezählt, die sich bisweilen in relativ großer Anzahl finden, im allgemeinen aber nur geringe Unterschiede aufweisen."203 Folglich war klargestellt und verifiziert, was den Ausgangspunkt der Ermittlungen bildete: "Birken zeigt sich uns als einer der fruchtbarsten Dichter von geistlichen Liedern im 17. Jahrhundert. Mit seinen ungefähr 540 geistlichen Liedern steht er – zahlenmäßig gesehen – weit etwa vor Angelus Silesius (205), P. Gerhardt (134), F. v. Spee (52) und P. Fleming (42)."204 Was immer im einzelnen zu diesen Zahlen zu bemerken sein mag – die numerischen Größenordnungen waren abgesteckt, und der Arbeit Mais oblag es, Substanz und Form der Lieder einer Analyse ihres geistlichen Gehalts zuzuführen. Das kann nicht Gegenstand dieses Berichts sein. Mai aber, einmal aufmerksam geworden auf den durchgängigen Anteil lyrischen weltlichen wie geistlichen Sprechens, wie es sich über das gesamte gedruckte Werk erstreckte, ging nun daran, die Birkenschen Drucke zum Gegenstand einer eigenen Untersuchung zu machen. Es war das erste Mal, daß dieser Versuch in der Geschichte der Birken-
202
A. a. O., S. 32.
203
A. a. O.
204
A. a. O., S. 6.
CIX
Philologie unternommen wurde. Und schwerlich dürfte es ein Zufall sein, daß die Expertise in einer der großen deutschen Bibliotheken durchgeführt wurde, die reich ist an Birken-Drucken, der Bayerischen Staatsbibliothek in München, zusätzlich aber auch der gleichfalls überraschend ergiebigen Universitätsbibliothek daselbst. Die Ergebnisse waren so gewichtig, daß Mai sich zu einer separaten Publikation entschloß.205 Seinen Ausgang nahm Mai von einem seiner Meinung nach aus Birkens Feder stammenden handschriftlichen Katalog seiner Bücher, den Mai offensichtlich als erster auftat und in extenso vorstellte.206 Etwa 100 Autoren mit über 170 Werken umfaßt er. "Damit ist uns eine Möglichkeit gegeben, Einblick in eine geistige Welt zu gewinnen, die, wenngleich sie Birken nicht unmittelbar beeinflußt haben muß, doch seinen literarischen Horizont erkennen läßt."207 Wie in den verschiedenen Gattungen, auf die Birken sein sammlerisches Interesse richtete, waren auch unter den geistlichen Liedsammlungen Repräsentanten sehr divergierender Sprechhaltungen vertreten, deren beiden Pole Mai bezeichnete. "Da sind auf der einen Seite die 'einfachen' Lieder der Pastoren J. Heermann und J. Rist, die beide noch weitgehend aus der Orthodoxie des 16. Jahrhunderts lebten, und auf der anderen Seite etwa die 'schwärmerischen' Lieder des der Mystik nahestehenden Konvertiten Angelus Silesius und der holsteinischen Dichterin A. Owena Hoyers, die, wie in Zedlers Universallexion zu lesen ist, wegen ihrer Schwärmerei und ihrer Verbindung zu den Rosenkreuzern, Schwenckfeldianern und Weigelianern Deutschland verlassen mußte und ihr Werk erst 1650 in Amsterdam veröffentlichen konnte."208 Damit gewann Mai erste Anhaltspunkte für seine geistes- und frömmigkeitsgeschichtlichen Untersuchungen an Hand des Birkenschen geistlichen Liedcorpus. Birkens Bibliothek selbst, die ja auch die Handexemplare seiner eigenen Werke enthielt, kam nur insoweit zur Sprache, wie sie gedrucktes oder handschriftliches geistliches Liedgut barg. Eine Gesamtanalyse blieb ein Desiderat. Statt dessen wandte sich Mai den in den öffentlichen Bibliotheken nachweisbaren Birkendrucken zu. Das Ergebnis mochte die wenigen Fachleute nicht erstaunen, als Zeugnis für den Stand der bibliographischen Erschließung von Kernbeständen der deutschen Literatur des 17. Jahrhunderts war es bemerkenswert genug. "Von den 298 bibliographischen Einheiten, die unsere Bibliographie (die wohl Vollständigkeit angestrebt, aber – dessen sind wir uns bewußt – zweifellos nicht erreicht hat) nennt, kennt das bisher größte Werkverzeichnis, Goedekes 'Grundrisz', nur 38. Der Umfang von Birkens Werk übertrifft damit, um einen Vergleich zu geben, natürlich rein quantitativ gesehen, z. B. das Werk von A. Gryphius, das nach Szyrocki 159 bibliographische Einheiten umfaßt, und reicht nahe an das Werk von M. Opitz her-
205
Vgl. dazu unten Anm. 210.
206
Vgl. Mai: Das geistliche Lied (Anm. 198), S. 18ff. Die Handschrift ist nicht diejenige Birkens. In Wirklichkeit dürfte es sich
207
A. a. O., S. 19.
208
A. a. O., S. 22.
um ein Verzeichnis der Bestände eines Buchhändlers oder eines anderen Besitzers von Büchern handeln.
CX
an, das bei Szyrocki 308 Einheiten zählt – und dies, obwohl nach 1755, ganz im Gegensatz zu vielen Werken von Opitz und Gryphius, kein Werk von Birken wieder aufgelegt worden ist."209 Mai ging, wie in einer Personalbibliographie übliche Praxis, chronologisch vor, gab, wo vorhanden, die entsprechenden Referenzen, nicht selten ergänzt um knappe Annotationen, wies ermittelte Exemplare nach und bezeichnete das für die – grundsätzlich komplette – Titelaufnahme benutzte Exemplar einschließlich einer Angabe der Signatur in der betreffenden Bibliothek.210In einer ganzen Reihe von Fällen verwies ein vor der Numerierung angebrachter Asterisk darauf, daß kein Exemplar nachgewiesen werden konnte. Vielfach waren es kleine Schäfergedichte, die Mai in der VorkriegsDissertation Meyers erwähnt fand, nun aber – anders als Spahr, der an dieser Stelle versagte – als nicht verfügbar deklarierte. Die Gründe dafür blieben ihm verborgen. Prinzipiell galt, daß mit der Maischen Bibliographie die Birken-Forschung erstmals ein qualifiziertes Hilfsmittel gewann, das die Umrisse des Werkes hervortreten ließ. Erst jetzt wurde es möglich, Neuzugänge als solche zu gewahren und auszuweisen und also systematisch auf eine Ergänzung hinzuarbeiten.
1.4.3.6. Bild und Text Verharren wir für einen Moment noch im geistlichen Genre, um einen Übergang zu den bis vor kurzem wenig beachteten Paratexten Birkens zu gewinnen. Als Beiträger zum geistlichen Werk Dilherrs hatte sich Birken in seinen geistlichen lyrischen Handschriften und in seinen diaristischen Äußerungen zu erkennen gegeben. Die Aussonderung dieses Bestandes der Überlieferung gehörte mit zum quellensichtenden Geschäft, dem sich Mai zu widmen hatte. Dilherr war – wie andere Prediger und geistliche Dichter des 17. Jahrhunderts – auch ein Liebhaber des Emblems, das der Ergründung von Spiritualität, wie sie für das Zeitalter insbesondere in ihren post- und transkonfessionellen Verlautbarungen typisch blieb, so eminent entgegenkam. Da aber waren scharfsinnige Geister gesucht, die den im Bild ver- und geborgenen Sinn auf die poetisch ansprechende – und eben deshalb so gerne 'argute' – Formel zu bringen vermochten. Auch darin erwies sich Birken als ein Meister. Und so nimmt es nicht wunder, daß Dilherr den am Ort residierenden Dichter immer wieder in Anspruch nahm für eine auf der Höhe der Zeit stehende poetische Ausstattung seiner geistlich-emblematischen Werke. Es ist das Verdienst Willard James Wietfields, Dilherr als 'Emblematiker' der Barockforschung gewonnen und Birkens Beitrag zu dieser Produktion, wie er sich keinesfalls ausschließlich, aber doch vornehmlich an die Gestalt Dilherrs knüpfte, erschlossen und der Birken-Bibliographie bzw. Birken-Edition zugeführt
209 210
A. a. O., S. 4f. Vgl. Richard Mai: Bibliographie zum Werk Sigmund von Birkens. In: Jahrbuch der Deutschen Schiller-Gesellschaft 13 (1969), S. 577-640.
CXI
zu haben.211Daß diese Bemühungen immer wieder auch zu Catharina Regina von Greiffenberg zurückführten, versteht sich.212 Damit war das Forschungsfeld 'Bild und Text' betreten, wie es sich in den achtziger Jahren auch in der Literaturwissenschaft konstituierte und Birken gleichfalls zugute kam. Zwei Gattungen mußte die besondere Aufmerksamkeit im Umkreis der Pegnitzschäfer gelten, dem Flugblatt und dem Porträt. Das Flugblatt, wie es durch das Forschungsprojekt von Wolfgang Harms als eine interdisziplinäre Quelle ersten Ranges wieder in das Blickfeld trat, nachdem ihm in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schon einmal eine auch für die Literaturwissenschaft förderliche forscherliche Zuwendung zuteil geworden war, erwies sich alsbald auch als ein ergiebiges Medium für die Birken-Forschung. Birken, an einer Schaltstelle des europäischen Nachrichtenwesens wie Nürnberg arbeitend, ausgestattet mit weitreichenden Verbindungen, war neuerlich gefragt, wenn es darum ging, die aktuelle Bildpublizistik mit dem unentbehrlichen zweiten Element in Gestalt des zündenden Wortes zu versehen und also Bild und Wort in jene – zumeist spannungsgeladene – wechselseitige Verweisung einzurücken, wie sie dieses auf Polyfunktionalität nicht anders denn auf Synästhesie erpichte Zeitalter liebte. Anläßlich der Friedensfeierlichkeiten war deutlich geworden, welche reizvollen neuen Möglichkeiten den soeben auf den Plan tretenden Pegnitzschäfern in diesem Genre sich boten. Birken war alsbald ein Meister darin. Vor allem in den Türkenfeldzügen der sechziger Jahren mobilisierte er sein diesbezügliches Talent nochmals. In Nürnberg florierte unter weithin bekannten Stechern und Verlegern wie Paul Fürst oder den Sandrarts die Porträtkunst gleichfalls. Auch hier erschloß sich einem an entsprechenden Aufträgen stets interessierten Schriftsteller wie Birken ein ersprießliches Tätigkeitsfeld. Heben wir bewußt prononciert wieder den Namen eines einzelnen Forschers heraus, wenn es darum geht, innovative Ansätze auch an Personen zu knüpfen, so muß derjenige von John Roger Paas genannt
211
Vgl. Willard James Wietfeld: The Emblem Literature of Johann Michael Dilherr (1604-1669) an important preacher, educator and poet in Nürnberg. Phil. Diss. University of Illinois 1974. Druck: Nürnberg: Korn in. Komm. 1975 (Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte 15).
212
Vgl. Peter M. Daly: Emblematische Strukturen in der Dichtung der Catharina Regina von Greiffenberg. In: Europäische Tradition und deutscher Literaturbarock. Hrsg. von Gerhart Hoffmeister. Bern, München: Francke 1973, S. 189-222; ders.: Dichtung und Emblematik bei Catharina Regina von Greiffenberg. Bonn: Bouvier 1976 (Studien zur Germanistik, Anglistik und Komparatistik 36); Dietrich Jöns: Sigmund von Birken und der Druck der 'Geistlichen Sonette/ Lieder und Gedichte' Catharina Regina von Greiffenbergs. In: Methodisch reflektiertes Interpretieren. Festschrift Hartmut Laufhütte. Hrsg. von Hans-Peter Ecker. Passau: Rothe 1997, S. 181-199; Hartmut Laufhütte: Geistlich-literarische Zusammenarbeit im Dienste der 'Deoglori'. Sigmund von Birkens Emblem-Erfindungen für die Andachtswerke der Catharina Regina von Greiffenberg. In: Polyvalenz und Multifunktionalität der Emblematik. Hrsg. von Wolfgang Harms und Dietmar Peil. Frankfurt a.M.: Lang 2002, S. 581-596; ders.: Passion Christi bei Sigmund von Birken und Catharina Regina von Greiffenberg. In: Passion, Affekt und Leidenschaft in der frühen Neuzeit. Hrsg. von Johann Anselm Steiger. Wiesbaden: Harrassowitz 2005 (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung 47), S. 271-287; ders.: Ödipus und der Seidenwurm. Zu einem emblematischen Rätsel Sigmund von Birkens. In: Kunst und Humanismus. Festschrift Gosbert Schüßler. Hrsg. von Wolfgang Augustyn und Eckhard Leuschner. Passau: Klinger 2007, S. 475-486. Diese und andere Beiträge jetzt unter dem Titel 'Geistlich-literarische Zusammenarbeit mit Catharina Regina von Greiffenberg' versammelt in der umfänglichsten Abteilung des Birken-Werkes von Laufhütte (Anm. 2), S. 293-384.
CXII
werden. Über die am Bild haftenden poetischen Beiträge haben sich in jüngster Zeit auch für die Birken-Forschung neue Perspektiven aufgetan. Nicht nur die Bibliographie, sondern auch die Edition profitiert davon.213
1.4.3.7. Palatinats-Urkunden und Poetologie Ein wichtiger Paratext auch für die Literaturwissenschaft ist der urkundlich geprägte. Er kombiniert die juristisch und institutionell vorgegebene und insoweit normierte Struktur mit den zur poetischen Bearbeitung freigegebenen Feldern, in denen ein unreglementierter poetischer Impetus sich zu behaupten vermag. Als Inbegriff einer rechtsförmigen gelehrten und dichterischen Amtshandlung darf die Dichterkrönung gelten. Sie war auch im 17. Jahrhundert noch mit jenem Nimbus umgeben, welcher ihr aus der Renaissance seit den Tagen eines Petrarca und Celtis zugewachsen war. Die Krönung im Auftrag des Kaisers, erst recht die Verleihung des Palatinats mit dem an ihm haftenden Recht u. a. zur Dichterkrönung, galten in einem die ständischen Schranken zeremoniell streng beobachtenden und neu befestigenden Zeitalter als mit erheblichem Prestige verbundene Auszeichnungen. Birken, 1656 in den Genuß jener höheren Würde gelangt, nachdem er schon in Wolfenbütteler Tagen zum Dichter gekrönt worden war, hat von dem verliehenen Recht gerne und sehr gezielt Gebrauch gemacht. Er selbst fertigte ein Verzeichnis seiner Amtshandlungen an.214 Und er ließ es sich nicht nehmen, seine um
213
Vgl. Jeremy Adler: Pastoral Typography. Sigmund von Birken and the 'Picture-Rhymes' of Johann Helwig. In: Visible Language 20 (1986), S. 121-135; Christian Klemm: Das Nürnberger Friedensmahl am 25. September 1649. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 75 (1988), S. 77-82; Gerd Dethlefs: Die Nürnberger Dichterschule und die Friedensmedaillen 1648/50. In: Wolfenbütteler Barock-Nachrichten 16 (1989), S. 1-18; John Roger Paas: Effigies et Poesis. An illustrated catalogue of printed porträts with laudatory verses by german baroque poets. Band I-II. Wiesbaden: Harrassowitz 1988; ders.: Sigmund von Birkens anonyme Flugblattgedichte im Kunstverlag des Paul Fürst. In: Philobiblon 34 (1990), S. 321-338; ders.: Jacob von Sandrarts gedruckte Reiterbildnisse mit Versen des Sigmund von Birken. In: Philobiblon 38 (1994), S. 16-32; ders.: Unknown verses by Sigmund von Birken on maps by Jacob von Sandrart. In: Wolfenbütteler Barock-Nachrichten 21 (1994), S. 7-9; ders.: Sigmund von Birken (1626-1681). A microliterary study of a german baroque poet at work. In: The Image of the Baroque. Edited by Aldo Scaglione; Gianni Eugenio Viola, associate editor. Bern, New York etc.: Lang 1995, S. 157-174; ders.: Zusammenarbeit in der Herstellung illustrierter Werke im Barockzeitalter. Sigmund von Birken und Nürnberger Künstler und Verleger. In: Wolfenbütteler Barock-Nachrichten 24 (1997), S. 217-239; Christian Klemm: Sigmund von Birken und Joachim von Sandrart. Zur Entstehung der 'Teutschen Academie' und zu anderen Beziehungen von Literat und Maler. In: 'der Franken Rom' (Anm. 2), S. 289-313; Hartmut Laufhütte: Barlaeus – Vondel – Birken. Drei poetische Reaktionen auf einen Gemäldezyklus Joachim von Sandrarts. In: Festschrift Erich Trunz. Hrsg. von Dietrich Jöns und Dieter Lohmeier. Neumünster 1998, S. 23-42 (wiederabgedruckt in ders.: Sigmund von Birken (Anm. 2), S. 259272); ders.: Kaiser Ferdinands III. Adelsurkunde für Sigmund von Birken – Birkens 'Blumen-Ordens-Insiegel' – Das BirkenPortrait von Karl Clemens Kretschmann 1672. In: Im Garten der Palme. Kleinodien aus dem unbekannten Barock: die Fruchtbringende Gersellschaft und ihre Zeit. Hrsg. von Martin Bircher. Berlin: Akademie Verlag 1992, S. 75f.
214
Es steht auf den leer gebliebenen Blättern des Heftes, das die 1658 angefertigte und notariell beglaubigte Abschrift seines Adels- und Palatinatsdiploms enthält: PBlO.A.1 (XII.7.17), 28r-31r.
CXIII
die 'nobilitas literaria' gruppierte ständepolitische Philosophie dieser honorigen Praxis wiederholt einzuschreiben. 215 Seiner Poetik von 1679 ist ein De Lauru Programma hinzugefügt, das die dem Lorbeer seit der Antike anhaftende Symbolik, wie sie anläßlich der Krönung Petrarcas von dem Fürsten der Poesie in einer großen Rede erneuert worden war, in meisterhafter rhetorischer Registratur entfaltete.216 Sie hat vor geraumer Zeit eine ihrerseits schlechterdings meisterhafte Abhandlung erfahren.217 Dem Kundigen aber war klar, daß hier nur eine besonders eindrückliche Variante des Basisdiskurses der europäischen Humanisten, kreisend um den höchst aktuellen Topos 'de vera nobilitate' zur Ausformung gelangte. Die auf Gespräch und Gesprächspiel kaprizierten Schäfereien, die allemal dem genus humile zugehörten, waren der zünftige Ort, um die ständische Selbstaufwertung nach allen Regeln der Kunst zu betreiben – eine bestimmende Redefigur, die der Gattung zu entdecken bleibt. Nun aber traten die Dokumente der Birkenschen Amtshandlungen erstmals als qualifizierte poetische und mentalitätsgeschichtliche Zeugnisse in das Blickfeld. Spätestens seither unterliegt es keiner Frage, daß auch sie als genuines Birkensches Gut in der Edition einen eigenen Platz beanspruchen dürfen.
1.4.3.8. John Roger Paas' Edition unbekannter Gelegenheitsgedichte Diese in Abbreviatur gestreiften 'genres mineurs' haften im weitesten Sinn am Gelegenheitsgedicht. Hier klafften in der bibliographischen Dokumentation die größten Lücken, hier waltete erhebliche Unsicherheit hinsichtlich der tatsächlichen Größenordnungen der Überlieferung. Darin unterschied sich die Lage im Falle Birkens in nichts von der aller anderen und auch der größten Autoren des 17. Jahrhunderts. Sollten auf diesem Feld für Birken Fortschritte erzielt werden, so durfte man mit Aussicht auf Erfolg nur hoffen, in Nürnberg selbst weitere Betuliana in größerem Umfang aufzufinden. Wieder ergriff ein Forscher aus den Vereinigten Staaten die Initiative. Er hatte auf den Porträts und Flugblättern vielfältige Spuren einer poetischen Betätigung Birkens entdeckt und setzte nun seinen Ehrgeiz daran, für eine Komplettierung auch aus anderweitigen Quellen Sorge zu tragen und das neugewonnene Gut in einer Edition wieder leicht zugänglich zu machen. Das Ergebnis war eine 350 Seiten umfassende Sammlung 'Unbekannter Gedichte und Lieder des Sigmund von Birken' – die umfangreichste Textausgabe in einem Neudruck, die die Birken-Philologie bislang zu verzeichnen hatte. Paas wußte um die in Arbeit befindliche Birken-Ausgabe. Gleichwohl unternahm er den Vorstoß, und
215
Vgl. die entsprechenden Nachweise oben Anm. 64 sowie Theodor Verweyen: Dichterkrönung. Rechts- und sozialgeschichtliche Aspekte literarischen Lebens in Deutschland. In: Literatur und Gesellschaft im deutschen Barock. Aufsätze. Hrsg. von Conrad Wiedemann. Heidelberg 1979 (Germanisch-Romanische Monatsschrift. Beiheft 1), S. 7-29.
216
Vgl. Teuts¡e Rede- bind und Di¡t-Kun‰, S. 517-530.
217
Theodor Verweyen: Daphnes Metamorphosen. Zur Problematik der Tradition mittelalterlicher Denkformen im 17. Jahrhundert am Beispiel des 'Programma Poeticum' Sigmund von Birkens. In: Rezeption und Produktion zwischen 1570 und 1730. Festschrift Günther Weydt. Bern, München: Francke 1972, S. 319-379.
CXIV
dies gewiß in der Erwartung, daß ein jedes neugewonnene Textcorpus der Birken-Forschung gute Dienste zu leisten vermöchte.218 Kenner wußten seit langem, was an unbekannten Quellen auch und gerade im Blick auf Birken in den Bibliotheken und Archiven Nürnbergs noch schlummerte. Sie hatten, wie gleich zu berichten, teilweise schon Jahrzehnte vorher mit der Sichtung und Verfilmung begonnen, das eruierte Material jedoch für spätere Vorhaben zurückgehalten. Paas vermochte einen vergleichsweise zügigen Weg einzuschlagen, weil er seine Anthologie so gut wie gar nicht mit Textbeigaben ausstattete und weil er einen weitherzigen Umgang mit der Spezialliteratur pflegte. 158 Beispiele Birkenscher Verskunst präsentierte er. "Obwohl wir für die meisten deutschen Barockpoeten kein zuverlässiges Verzeichnis ihrer Casualcarmina haben, ist die Situation für Birken anders, denn uns stehen schon Richard Mais BirkenBibliographie sowie die zusätzliche und detaillierte Information in Gerhard Dünnhaupts Bibliographie zur Verfügung. Diese Bibliographien bilden einen guten Ausgangspunkt für Birken-Forschungen aller Art, aber sie sind bei weitem nicht vollständig. Unter dem Wort 'Unbekannt' im Titel der vorliegenden Monographie sind also diejenigen Gedichte und Lieder Birkens gemeint, die weder in diesen zwei nützlichen Bibliographien noch in dem neuen Katalog von gedruckten Porträts mit Begleitversen berühmter deutscher Barockpoeten erfaßt sind."219 Daß sie vielfach in der Spezialliteratur schon figurierten, insbesondere die von Paas namhaft gemachten Sammelbände und Archivbündel aus der Birkenschen Bibliothek schon Jahrzehnte früher aufgetan und ausgewertet worden waren, hätte vielleicht doch kenntlich gemacht werden sollen. Doch gehört es zu den Eigentümlichkeiten der Edition, daß die Birken-Forschung in ihr selbst nicht präsent ist. Die Textdarbietung erfolgt diplomatisch getreu. Ansonsten aber wird neben der Kollationsformel nur der Standort des zum Abdruck gelangenden Gedichts nebst Signatur mitgeteilt. Wo mehrere Exemplare ermittelt werden konnten, werden sie gleichfalls aufgeführt. Sofern der gedruckte Text auch in einer der Birkenschen lyrischen Sammelhandschriften überliefert ist, erfolgt der entsprechende Verweis. Vielfach werden Gedichte aus umfangreicheren Birkenschen Texten herausgelöst. Der Kontext ist dann nicht markiert. Auch sind die bedichteten Personen nicht eigens recherchiert, wohl aber in einem der Register erfaßt. Auch fehlt ein Sachkommentar. Insofern sah sich die Birken-Forschung auf der einen Seite mit willkommener neuer Textsubstanz versorgt. Insbesondere für die Porträtgedichte und die Beiträge zu Kupfertiteln war ihr neues Terrain gewonnen. Die forscherliche Erschließung aber blieb zu leisten. Wenig zählt dabei, daß keine Vollständigkeit erzielt werden konnte; das wäre bei jedem anderen Dichter des 17. Jahrhunderts nicht anders gewesen. Diese Kalamität konnte nur durch
218
Unbekannte Gedichte und Lieder des Sigmund von Birken. Hrsg. von John Roger Paas. Amsterdam, Atlanta, GA: Rodopi 1990 (Chloe 11).
219
A. a. O., S. 3.
CXV
Fortschritte in der Birken-Bibliographie beseitigt werden. Auf diese Bemühungen ist abschließend einzugehen.
1.4.3.9. Gerhard Dünnhaupts Birken-Bibliographie 1980 erschien der erste Band von Gerhard Dünnhaupts Barock-Bibliographie, der auch ein über 50 Seiten umfassendes Verzeichnis der Birken-Drucke enthält.220 259 Titel führte Dünnhaupt auf, gefolgt von zehn 'falschen und unsicheren Attributionen'. Die Zahl der ermittelten Titel hatte sich also gegenüber Mai nochmals erhöht. Das war angesichts der lebhaften Birken-Forschung in den siebziger Jahren zu erwarten. Dünnhaupt hatte diese zur Kenntnis genommen und in die Registratur der wissenschaftlichen Literatur aufgenommen. Schwer verständlich bleibt es, daß die entsprechenden Arbeiten das eine Mal in den bibliographischen Annotationen Erwähnung fanden, das andere Mal nicht. Es mußte so der Eindruck entstehen, daß die Werktitel bei den namhaft gemachten Vorgängern nicht vorhanden waren und erstmals innerhalb der nun vorgelegten Bibliographie in Erscheinung traten. Zwei Beispiele mögen den angesprochenen Sachverhalt verdeutlichen, der grundsätzlichere Bedeutung hat. Bekannt war, daß der Teuts¡e Olivenberg unter diesem Titel nicht zum Druck gelangt war. "Lt. frdl. Mitt. von Herrn Kollegen K. Garber ein Fehlzitat", lautet der Kommentar in einer Rubrik, da die beiden einschlägigen Arbeiten von Jobst ordnungsgemäß zitiert werden, in denen die Feststellung doch bereits getroffen und in den Publikationen des von Dünnhaupt erwähnten Kollegen bestätigt worden war.221 Gleich anschließend unter den 'falschen und unsicheren Attributionen' folgte die Erwähnung der Deuts¡en S¡aubühne, auch sie in den von Dünnhaupt zitierten Arbeiten des Kollegen bereits als bibliographische Fiktion ausgewiesen. Der Dünnhauptsche Kommentar: "So zit. bei Goedeke III,113, 13 (nach Herdegen 154 u. Will I,116); nicht bei Mai."222 Und ein weiteres Beispiel. 1974 erschien eine weiter unten zu charakterisierende Bibliographie der bukolischen Literatur. Dünnhaupt kennt sie selbstverständlich. Er verweist in 24 Fällen in dem Referenzapparat auf sie, teilweise mit sorgfältiger Übernahme von Ergebnissen aus einer parallel dazu veröffentlichten Abhandlung. In mehr als dem Doppelten der Fälle fehlt jedoch der entsprechende Nachweis, ohne daß es irgendwelche erkennbaren Gründe dafür gäbe. Das Verzeichnis war offenkundig nicht gründlich genug studiert worden; vermutlich nur nach Birken geschaut worden, nicht auf die in unmittelbarer Nachbarschaft befindlichen Titel. Das Problem ist somit offenkundig. Auch die ausgewiesene wissenschaftliche Literatur hatte nur okkasionell verarbeitet werden und als solche in den Kommentar Eingang finden können. Allein die 220
Gerhard Dünnhaupt: Bibliographisches Handbuch der Barockliteratur. Hundert Personalbibliographien deutscher Autoren des siebzehnten Jahrhunderts. Teil I-III. Stuttgart: Hiersemann 1980-1981 (Hiersemanns Bibliographische Handbücher; 2.IIII). Die Birken-Bibliographie findet sich im Teil I, S. 323-383.
221
A. a. O., S. 382 (F 4).
222
A. a. O. (F 5).
CXVI
Anlage einer Birken-Bibliographie wäre ein viele Jahre in Anspruch nehmendes Unternehmen gewesen, wenn der Bibliograph auf sie alleine sich hätte konzentrieren können. Er legte aber hundert Personalbibliographien vor. Das war eine von einem Einzelnen nicht mehr zu leistende Aufgabe. Das Zustandegebrachte ist imponierend und zeugt von einer immensen bibliographischen Erfahrung. So ist es verständlich, daß sich 'der Dünnhaupt' als einschlägiges Referenzwerk durchgesetzt hat. Im Einzelfall aber bleibt fast für jeden Titel nachzuarbeiten. Es ist dieser Umstand, der die die Birken-Ausgabe vorbereitenden Kollegen veranlaßte, über Jahre hinweg die Ermittlung weiterer Titel zu betreiben, ohne diese schon bekannt zu geben. In der zehn Jahre später erfolgten zweiten Auflage – das Werk war von drei Bänden auf sechs angewachsen – kam Dünnhaupt auf die Merkwürdigkeit zurück.223 "Eine seit 1974 von K. Garber und F. van Ingen angekündigte Erweiterung von Mais Birken-Bibliographie lag bei Redaktionsschluß am 1.1. 1990 noch nicht vor."224 Das klang nach Säumigkeit, wo nicht Nachlässigkeit. Die Seriosität des einst freundlich erwähnten Kollegen stand offenkundig in Zweifel. Das oben angedeutete Problem der bibliographischen Referenz nahm nun drastische Ausmaße an. Nur noch zwölf Verweisen auf die erwähnte Bibliographie aus dem Jahr 1974 stand jetzt Fehlanzeige in 55 Fällen gegenüber. Gleich zwölfmal war der einstmals vorhandene Verweis gestrichen worden. So kam es zu der im bibliographischen Gewerbe unschönen Situation, daß in zahlreichen Fällen eine bibliographische Referenz nicht beigebracht wurde, vielmehr nur der Hinweis "fehlt bei Mai" auftauchte, die damit als Neuentdeckungen ausgewiesenen Titel indes zehn Jahre vorher entweder noch mit einer Referenz ausgestattet waren oder in der zur Rede stehenden Publikation aus dem Jahre 1974 mühelos nachzuschlagen gewesen wären. Die parallele Arbeit des nach wie vor um Birkens Schriften bemühten Bibliographen war indes im Zusammenwirken mit Ferdinand van Ingen weiterhin erfolgt, und Vorkehrungen waren getroffen, sie in eine eigenständige Personal-Bibliographie zu Sigmund von Birken und in eine Ausgabe seiner Schriften münden zu lassen. Damit ist der Zeitpunkt gekommen, von den in Mannheim, Passau und Osnabrück unternommenen Bemühungen zu berichten, die Bibliographie und Edition der Schriften Birkens auf eine neue Grundlage zu stellen und über Jahrzehnte betriebene Forschungen auch publizistisch in Erscheinung treten zu lassen.
223
Gerhard Dünnhaupt: Personalbibliographien zu den Drucken des Barock. Zweite, verbesserte und wesentlich vermehrte Auflage des Bibliographischen Handbuchs der Barockliteratur. Teil I-VI. Stuttgart: Hiersemann 1990-1993 (Hiersemanns Bibliographische Handbücher 9.I-VI). Die Birken-Bibliographie steht im Teil I, S. 582-671.
224
A. a. O., S. 582.
CXVII
1.5. Ansätze zur Institutionalisierung der Birken-Forschung Die Arbeitsstellen in Mannheim, Passau und Osnabrück 1.5.1. Beginn in Wolfenbüttel Im Jahre 1972 kam in Wolfenbüttel auf Einladung Paul Raabes, der kurz vorher zum Direktor der Herzog August Bibliothek ernannt worden war, eine Reihe von Kennern des Barock zusammen, um aktuelle Fragen der Forschung zu besprechen und sich über vordringlich in der Zukunft zu bewältigende Aufgaben zu verständigen.225 Die Leitung lag bei Leonard Forster, der seinen Part souverän wahrnahm. Ins Auge gefaßt wurde die Gründung eines Arbeitskreises. Das war die Geburtstunde der bis heute florierenden Vereinigung. Ihre Frühgeschichte im ersten Dezennium wäre ein eigenes Kapitel. Das darf hier nicht aufgeblättert werden. Birken war von Anfang an dabei. Auf der erwähnten Sitzung wurde eine Liste der einstmals in Nürnberg vorhandenen Bukolika vorgelegt, die seit dem Kriege als verschollen galten.226 Daran knüpften sich Erwägungen für die Schaffung einer Ausgabe der Schriften Sigmund von Birkens und speziell für die editorische Behandlung der besonders rege gepflegten pastoralen Produktion. Birken und die Birken-Edition standen seither wiederholt im Mittelpunkt weiterführender Überlegungen. Es mochte in den folgenden Jahren immer wieder Perioden des Stillstands oder auch des Rückgangs der publizistischen Präsenz geben. Das vermochte nicht zu hindern, daß ein kleiner Kreis von Forschern dem Autor und der Sorge um sein Werk die Treue wahrte. Eben von diesen Aktivitäten ist hier in der gebotenen Kürze zu berichten. Schon ein Jahr nach dem informellen Wolfenbütteler Treffen fand sich der inzwischen ins Leben gerufene Arbeitskreis zu einer gut besuchten ersten Tagung zusammen. Paul Raabe hatte um einen Tip für einen geeigneten Referenten des Abendvortrages gebeten; der Schreiber dieser Zeilen verwies auf Conrad Wiedemann, der soeben eine bedeutende Abhandlung zum Barock vorgelegt hatte, und fortan zirkulierte der alsbald zur Publikation gelangende Vortrag als einer der meistzitierten in den einschlägigen Organen.227 Kaum viel anders erging es dem Beitrag Ferdinand van Ingens, der die Institutionalisierung der laufenden Arbeiten zu den Sprachgesellschaften in Wolfenbüttel im Gefolge hatte.228 "'Es fehlen z. B. für das 17. Jahrhundert gegenwärtigen Ansprüchen genügende sozialgeschichtliche Darstellungen der wichtigsten Höfe des 17. Jahrhunderts oder der literarischen Stadtzentren wie Königs-
225
Vgl. den Bericht in: Jahrbuch für Internationale Germanistik 4 (1972), Heft 2.
226
Vgl. Klaus Garber: Edition der Schäferdichtungen im Rahmen der 'Sämtlichen Werke' Sigmund von Birkens. In: Jahrbuch
227
Vgl. Conrad Wiedemann: Barockdichtung in Deutschland. In: Renaissance und Barock (II. Teil). Hrsg. von August Buck.
für Internationale Germanistik 4 (1972), Heft 2, S. 71-72. Frankfurt a. M.: Athenaion 1972 (Neues Handbuch der Literaturwissenschaft 10), S. 177-201; ders.: Barocksprache, Systemdenken, Staatsmentalität. Perspektiven der Forschung nach Barners 'Barockrhetorik'. In: Internationaler Arbeitskreis für deutsche Barockliteratur. Erstes Jahrestreffen in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel 1973. Vorträge und Berichte. Wolfenbüttel 1973, S. 21-51. 228
Vgl. Ferdinand van Ingen: Überlegungen zur Erforschung der Sprachgesellschaften. In: Internationaler Arbeitskreis (Anm. 227), S. 82-106.
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berg, Hamburg, Leipzig, Nürnberg u. a. Solange diese jedoch nicht vorhanden sind, haben literatursoziologische Untersuchungen von vornherein nur eine Chance, sofern sie sich auf überschaubare regionale Einheiten oder Biographien beschränken. Demnach müssen – wiederum für das 17. Jahrhundert – in erster Linie Geschichten der einzelnen Sprachgesellschaften und Dichterkreise unter Auswertung alles noch vorhandenen Archivmaterials und Monographien von Dichtern, deren Nachlaß weitgehend erhalten ist, wie etwa derjenige Sigmund von Birkens, geschrieben werden.' Die vom Verf. [Ferdinand van Ingen] unter Mitwirkung von K. Garber [von dem das Zitat herrührt] vorbereitete Gesamtausgabe der Werke Birkens wird hoffentlich dazu beitragen können, die Lücke z.T. zu schließen."229Damit war das Editionsvorhaben an sichtbarer Stelle nominiert. Gleichfalls schon 1972 hatte Albrecht Schöne auf der erwähnten informellen Wolfenbütteler Zusammenkunft angekündigt, daß die Deutsche Forschungsgemeinschaft auf seine Initiative hin einen Kongreß zu den außerliterarischen Bedingungen der Barockliteratur zu fördern gedenke, der den Auftakt zu einer vielbeachteten Symposien-Sequenz bilden sollte. Die Sozialgeschichte hatte sich etabliert, war aber an der Barockforschung – von prominenten Ausnahmen abgesehen – merkwürdig folgenlos vorübergegangen bzw. geriet über die 'Bürgerlichkeits'-Debatte auf ein Gleis, das zur Mitreise nicht eben ermutigte. Nun eröffnete sich die Chance auf ein lange erhofftes Forum. Sie wurde wahrgenommen, und ein thematisch reichhaltiger, von qualifizierten Referentinnen und Referenten besuchter Kongreß verlief anregend und zukunftsweisend.230 Nürnberg kam gleich mehrfach zur Sprache. Hätte der Schreiber dieser Zeilen nicht einen Rückzug angetreten – in der Sektion 'Stadt und Literatur' wäre eine Norica-Trilogie zustandegekommen. So sprach zunächst eine in der Birken-Forschung wohlbekannte Persönlichkeit. Blake Lee Spahr handelte über Musik und Theater, Drucker und Verleger und nicht zuletzt die besondere Ausformung der Religiosität des 17. Jahrhunderts in den Mauern der Stadt als ergiebige Untersuchungsfelder.231 Zugleich ließ sich Dietrich Jöns aus Mannheim erstmals, so weit zu sehen, zu diesem Thema vernehmen.232 Sein gleichfalls merklich wahrgenommener Beitrag galt der Frage, welche Stellung der Pegnesische Blumenorden in der freien Reichsstadt innehatte. Sie sollte nicht global und abstrakt abgehandelt, sondern am Beispiel der Ratsverlässe aus den Quellen untersucht werden. Damit wurde zugleich ein erfolgversprechender Weg gewiesen, der Fülle der Aufgaben wie des Materials zu begegnen, indem übersehbare Segmente ausgesondert und zum Gegenstand zeitlich begrenzter Forschungen erhoben wurden. "Ohne intensive und vor allem koordinierte Archivarbeit und Herausgebertätigkeit 229
A. a. O., S. 93.
230
Stadt – Schule – Universität – Buchwesen und die deutsche Literatur im 17. Jahrhundert. Vorlagen und Diskussionen eines Barock-Symposions der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Wolfenbüttel. Hrsg. von Albrecht Schöne. München: Beck 1976.
231 232
Blake Lee Spahr: Nürnbergs Stellung im literarischen Lebens des 17. Jahrhunderts. A. a. O., S. 73-83. Dietrich Jöns: Literaten in Nürnberg und ihr Verhältnis zum Stadtregiment in den Jahren 1643-1650 nach den Zeugnissen der Ratsverlässe. A. a. O., S. 84-98.
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und ohne Beschränkung auf überschaubare Gebiete, die noch genug Unüberschaubares enthalten, ist es nicht möglich, zu sicheren und über der gegenwärtigen Forschungsstand hinausführenden Resultaten zu gelangen."233 Das war kein Lippenbekenntnis, sondern begleitet von rüstiger Inangriffnahme des als vordringlich Erkannten.
1.5.2. Mannheimer Aktivitäten Zwei Jahre nach dem gleichfalls in Wolfenbüttel 1974 abgehaltenen Schöneschen Kongreß erschien an unscheinbarer Stelle ein neuerlicher Beitrag aus der Feder von Dietrich Jöns.234 Nun konnte bereits ein seit dem Wintersemester 1973/74 laufendes Forschungsprojekt präsentiert werden. Jöns war mit fortgeschrittenen Studenten, darunter eine Reihe Examenskandidaten und Doktoranden, daran gegangen, ein mehrsemestriges Seminar zum Thema 'Literatur und Stadtkultur in Nürnberg im 17. Jahrhundert' zu installieren. Beklagt wurde schon damals, daß es an Dauerstellen für Mitarbeiter mangele, die sinnvoll für langfristige Vorhaben eingesetzt werden könnten – ein bis heute andauernder Mißstand. Rasch stellte sich heraus, daß man sich auf Nürnberg und in der Stadt auf den 'Pegnesischen Blumenorden' konzentrieren wollte. Aber auch dieser Rahmen war noch zu weitgespannt. Eine Einschränkung auf den Orden seit seiner Gründung bis zum Todesjahr Birkens schälte sich heraus. De facto war damit eine Birken-Forschungsstelle ins Leben gerufen – mit allen einem jeden ForschungsstellenLeiter vertrauten Konsequenzen. Die wissenschaftliche Literatur mußte zusammengebracht und ausgewertet werden. Die Quellen-Situation unterlag einer 'Prüfung'. "Auch hier ging es zunächst darum, Quellen bibliographisch zu erfassen und ihren Standort in Bibliotheken und Archiven festzustellen. Gedruckte Quellen des 17. Jahrhunderts konnten durch den Leihverkehr beschafft werden, Handschriften mußten an Ort und Stelle eingesehen werden; schienen sie ergiebig zu sein, wurden sie fotokopiert. Die Arbeit an den handschriftlichen Beständen wurde durch etliche mehrtägige Exkursionen der ganzen Gruppe nach Nürnberg geleistet, wobei die Bestände des Germanischen Nationalmuseums mit dem Archiv des 'Pegnesischen Blumenordens', des Staatsarchivs, des Stadtarchivs, der Stadtbibliothek und des Landeskirchenamtes einer ersten kritischen Sichtung unterzogen wurden."235
1.5.2.1. Neuordnung des Birkenschen Nachlasses Die Exkursionen blieben nicht folgenlos. Der Nachlaß Birkens rückte in das Zentrum des Interesses. In Bezug auf ihn erfolgte eine Entscheidung sehr weitreichenden und in der Geschichte der Birken233
A. a. O., S. 85.
234
Vgl. Dietrich Jöns: Literatur und Stadtkultur in Nürnberg im 17. Jahrhundert (Bericht über ein Forschungsprojekt). In: Forschung an der Universität Mannheim. Methoden und Ergebnisse. Mannheimer Vorträge Akademischer Winter 76/77, S. 48-56. Vgl. auch Dietrich Jöns: Literatur und Stadtkultur in Nürnberg im 17. Jahrhundert (Bericht über ein Forschungsprojekt an der Universität Mannheim). In: Sprachgesellschaften, Sozietäten, Dichtergruppen (Anm. 35), S. 217-221.
235
Literatur und Stadtkultur (Anm. 234), S. 50f.
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Philologie bislang einmaligen Ausmaßes. "Da wir dies für uns außerordentlich wertvolle Material durcharbeiten wollten und dabei feststellten, daß es relativ unsortiert durcheinanderlag und die Katalogisierung Schwächen aufwies, boten wir dem Leiter des Archivs, Herrn Dr. Veit, an, den gesamten Bestand neu zu katalogisieren und nach brauchbaren Gesichtspunkten zu ordnen, wenn er ihn uns nach Mannheim überlassen würde. Dies Angebot wurde dem noch existierenden 'Pegnesischen Blumenorden', der der Eigentümer des Nachlasses ist, übermittelt, vom Vorstand geprüft und angenommen, und seit Beginn des Wintersemesters 1976/77 haben wir den Birken-Nachlaß in der Mannheimer Universitätsbibliothek, wo uns auch ein Arbeitsraum zur Verfügung gestellt worden ist. Von dieser Zeit an sind wir mit der Katalogisierung, Durchsicht und Aufarbeitung dieses außerordentlich wertvollen Materials beschäftigt".236 Ein zweites Mal binnen dreißig Jahren also hatte der Nachlaß seinen angestammten Platz in den Mauern der Stadt verlassen. Die Umstände der Zeit waren glücklicherweise gänzlich andere. Jetzt ging es nicht um Bergung, sondern um Aufarbeitung. Erfolgte die Verlagerung seinerzeit gemäß einem Gebot der Sicherung aus einer Zwangslage heraus, so nun in wohlerwogener Entscheidung im Blick auf den wissenschaftlichen Ertrag. Vielleicht ist nur dem rückblickenden Historiker das zu Beunruhigung und Sorge Anlaß gebende des Vorgangs gegenwärtig. Ein filmisch nicht vorab reproduzierter unikater Bestand wurde der musealen Obhut enthoben und auf einen Weg gebracht, auf dem, wie bei jeder Bewegung von unersetzlichem Schriftgut, Gefahren lauern, die auszuschalten die stetige Sorge eben in den angestammten Quartieren gelten muß. Rechtfertigte das Resultat das Risiko? Sehr sorgfältig wurden die Vorkehrungen an dem neuen Ort in der universitären Forschungsstelle getroffen. Die Katalogisierung "wird nach archivalischen Gesichtspunkten auf Karteikarten durchgeführt mit Vermerkung aller Daten, die zur genauen Erfassung solcher Quellen erforderlich sind."237Im Einvernehmen mit der Nürnberger Archivleitung wurde das Material in drei Gruppen geteilt und entsprechend gekennzeichnet. Die Sigle A wurde für Urkunden u. ä. vergeben, die Sigle B für Werkmanuskripte und die Sigle C für Briefe. Auch das Nähere der Rubrizierung war fixiert. In der Abteilung B sollte nach Sachgruppen und also vor allem nach gattungsgemäßen Kriterien rubriziert werden. Die Briefe in der Gruppe C sollten alphabetisch nach Ausstellern und intern jeweils nach der Chronologie geordnet werden. Für die Datierung war das Ausstellungsdatum maßgeblich, wo es fehlte, trat das Birkensche Empfangsdatum an die Stelle. Nicht datierte Briefe eines bekannten Ausstellers wurden ans Ende der Reihe gestellt, für nicht bekannte Aussteller wurde am Ende eine eigene Gruppe eröffnet. Für jedes Manuskript, ob Werkmanuskript, Brief oder sonstiges einzelnes Blatt, wurde eine Karteikarte angelegt, das alle relevanten Schlüsseldaten des jeweiligen Textes enthielt. Die Dokumente selbst
236
A. a. O., S. 52.
237
A. a. O., S. 55.
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wurden in säurefreie Umschläge eingelegt. Das alles waren wohldurchdachte begrüßenswerte Maßnahmen. Als entscheidend erwies sich die Vorgabe, neben der neuen Signatur auch die alte vorgefundene zu notieren und darüber hinaus die ursprüngliche Lagerung des Manuskripts im alten Faszikel auszuweisen. Denn das war die einschneidende Konsequenz des an sich einleuchtenden Verfahrens, daß die Manuskripte aus den bestehenden Faszikeln entnommen und gemäß den vorgegebenen Regularien in eine neue Ordnung gebracht wurden. Zu keinem Zeitpunkt in der Geschichte des Ordens war eine Akte darüber geführt worden, wer was zu welchem Zeitpunkt in der Hand gehabt und womöglich umgruppiert hatte. Die letzte bezeugte Ordnung des Materials war, wie geschildert, durch Wilhelm Schmidt vorgenommen worden. Doch ist unseres Wissens keine Notiz aktenkundig, ob und in welchem Umfang Eingriffe in die überkommenen Bündel erfolgten. Bei dieser Sachlage war es nicht auszuschließen, daß gewisse Ordnungsmaßnahmen noch auf Birken selbst zurückgingen und sich womöglich die Jahrhunderte über erhalten hatten. Dafür gab es seit der Mitte der siebziger Jahre erstmals definitiv keine Gewähr mehr. An einer Stelle wurde das drastisch manifest. Birken hatte – wie jeder auf sich haltende Sammler – das Zusammengehörige zusammengehalten, also z. B. im Falle der Briefe mitgesendete Beilagen beim jeweiligen Brief belassen. Damit war es nach der Neuordnung vorbei. Beigaben erhielten häufig einen eigenen, von dem ursprünglichen Überlieferungsträger getrennten Platz. Selbstverständlich wurde die Maßnahme auf der Karteikarte festgehalten. Aber der ursprüngliche Rahmen der Überlieferung war zerstört, und es bedarf in jedem Einzelfall gewisser Recherchen, um ihn materialiter zu rekonstruieren. Überdies lag die Arbeit in den Händen von studentischen und wissenschaftlichen Hilfskräften. Bei der Titelaufnahme und der Wiedergabe von Namen, etwa von Briefschreibern, unterliefen zahlreiche Fehler, die nicht korrigiert wurden. Auch sind Zuordnungen gerade in der schwierigen Abteilung B (Werke) mehrfach nicht nachzuvollziehen. So stehen die beiden Versionen der Birkenschen AeneisÜbersetzung in verschiedenen, weit voneinander entfernten Unterabteilungen. So steht das späteste der Birkenschen Tagebücher am Anfang der chronologisch gefügten Reihe und nicht an ihrem Ende. So erscheinen gleiche Aussteller von Briefen an verschiedenen Stellen in der alphabetischen Folge. Der Regensburger Künstler David Neuberger hat manchmal mit seinem richtigen Namen, manchmal mit dem Pseudonym Ingeniander unterzeichnet. Die beiden Briefgruppen sind nun getrennt, weil nicht erkannt wurde, daß die Schreiber identisch sind. Mehrfach sind Briefe von Ausstellern, die ordnungsgemäß in der chronologischen Reihenfolge einsortiert waren, herausgelöst und in die Abteilung der Anonyma überführt worden, weil sie nicht namentlich gezeichnet waren. Weil ein an sich sinnvolles Prinzip mechanisch gehandhabt wurde, wird die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes dem Benutzer zugemutet. Besonders mißlich ist die Lage bei den Greiffenberg-Briefen. Bei der Neuordnung war die Angabe der Position der einzelnen Briefe in der vielleicht noch auf Birken zurückgehenden
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Anordnung teilweise fehlerhaft; die ursprüngliche Lagerung läßt sich nicht mehr rekonstruieren. Die überaus nützliche Neuordnung des Birkenschen Nachlasses hat auch Probleme geschaffen. Doch Dank und Anerkennung für das Geleistete überwiegen.238
1.5.2.2. Transkription des Nachlasses in Mannheim und Passau Noch von Mannheim aus wurde ein Projekt eingeleitet, das sich bald als das maßgebliche in der Editionsgeschichte Birkens erwies. Begonnen wurde mit der Transkription ausgewählter Bestandteile des Birkenschen Nachlasses. Diese Tätigkeit erfolgte zunächst in Kooperation zwischen und unter Leitung von Dietrich Jöns und Hartmut Laufhütte in Mannheim und ging mit dem Überwechseln auf einen Lehrstuhl in Passau zunehmend auf Hartmut Laufhütte über. In Haupt- und Oberseminaren in Mannheim, aus denen sich die mit der Neuaufnahme und Neuordnung betrauten studentischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rekrutierten, war mit der Transkription kleinerer übersehbarer Manuskriptbestände aus dem Birkenschen Briefkorpus begonnen worden – Forschung und Lehre im Bündnis als einstiges Ruhmesblatt der deutschen Universität. Noch in Mannheim waren darüber hinaus Teile der Birkenschen Autobiographie und seiner Konzepthefte übertragen worden. In Passau wurden diese Arbeiten sodann kontinuierlich fortgeführt, indem über Jahre hinweg studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte und zuweilen auch wissenschaftliche Mitarbeiter unter Leitung von Hartmut Laufhütte an die systematische Transkription gingen. Es war von vornherein klar, daß man sich auf ein Jahre währendes Unternehmen eingelassen hatte. Die Form, in der sich die Arbeit vollzog, war die einer akademischen Gemeinschaft allein geziemende. Von den Mitarbeitern wurden Rohtranskriptionen gefertigt, die auf regelmäßigen Sitzungen mit dem Projektleiter gelesen, an den Handschriften überprüft und gegebenenfalls korrigiert wurden. Auf der nächstfolgenden Sitzung wurden die derart entstandenen Reinschrift nochmals überprüft. Dann gingen sie zur Abschrift ins Sekretariat. Almut und Hartmut Laufhütte nahmen an diesen Arbeiten auch selbst tätigen Anteil. Das erzielte Resultat ist imponierend. Transkribiert werden konnten alle in Birkens Archiv vorhandenen Briefe an ihn und von ihm. Ein großer Teil der in lateinischer Sprache vorliegenden Briefe wurde übersetzt. Zugleich wurden die Verfasser der unter den Anonyma geführten Briefe ermittelt, die Briefe wurden transkribiert und in die alphabetisch angelegte Folge der Briefschreiber eingeordnet. Die Transkription ging also einher mit einer nochmaligen Ordnung stiftenden archivalischen Bemühung. Fortgeführt und zum Abschluß gebracht werden konnte die besonders schwierige Transkription
238
Anzumerken ist, daß Jöns mit weiteren Arbeiten vornehmlich zum Nürnberger Kasualschrifttum hervortrat, in denen eine sehr erhellende Spezifizierung unter dem Gesichtspunkt adressatenbezogenen Schreibens gelang. Vgl. Dietrich Jöns: Auftrag und Ausführung. Sigmund von Birkens Gedicht auf die Hochzeit von Christoph Fürer von Haimendorf mit Anna Lucia Löffelholz von Colberg am 13. September 1659 (oben Anm. 3). Vgl. auch ders: Sigmund von Birken. Zum Phänomen einer literarischen Existenz zwischen Hof und Stadt. In: Literatur in der Stadt. Bedingungen und Beispiele städtischer Literatur des 15. bis 17. Jahrhunderts. Hrsg. von Horst Brunner. Göppingen: Kümmerle 1982, S. 167-186.
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der Konzeptbücher und der Konzeptbuchfragmente. Sie bargen, wie erwähnt, nicht nur, aber doch vorwiegend Birkensches Briefgut. Folglich ging man auch hier dazu über, die Abschriften den jeweiligen Briefschreibern zuzuordnen. Damit wurde die Rekonstruktion von Birkenschen Briefwechseln eingeleitet. Schließlich erstreckten sich die Transkriptionen auch auf das im Nachlaß lagernde dichterische Werk Birkens. Begonnen wurde mit dem zweifellos wichtigsten Corpus in Gestalt der lyrischen Sammelhandschriften. Da insbesondere das Betuletum neben den lateinischen Gedichten auch lateinische Briefe und Briefkonzepte birgt, kam diese Arbeit auch deren Erschließung zugute. Auch die im Anonymenteil des Nachlasses aufbewahrten Gedichte konnten großenteils ihren Autoren zugeordnet werden. Übertragen wurden sodann die im Nachlaß lagernden Dramen und Dramenfragmente, das Versepos Amalfi#, die Aeneis-Übersetzung, der Syllabus Carminum, eine Reihe von geistlichen Texten und kleineren nichtepistolarischen Arbeiten, schließlich die Tagebücher, die nochmals aus dem Urtext geschöpft wurden. Damit war die immer wieder geforderte Erschließung des Birkenschen Nachlasses in einem Jahre währenden Arbeitsprozeß vorangetrieben und für zahlreiche Texteinheiten zum Abschluß gebracht worden. Eine auf den Nachlaß gegründete Edition der Werke Birkens sowie der Briefe an ihn und von ihm wurde absehbar. Von der Passauer Arbeitsstelle wurden die Doppelbände 9 und 12 dieser Ausgabe zur Publikation gebracht; Bd. 10 ist in Vorbereitung. Wie ergiebig die Editionsarbeit sich zu gestalten vermöchte, ging nicht zuletzt aus den Publikationen hervor, mit denen der Passauer Projektleiter die entsagungsvolle Arbeit am Nachlaß begleitete. In über dreißig Arbeiten wurde über den Nachlaß und Teile aus ihm gehandelt, wurden Briefwechsel rekonstruiert und ihre Schreiber vorgestellt, WerkInterpretationen vorgenommen, Werkfragmente inspiziert und, wo möglich, in sinnvolle Kontexte gerückt, damit zugleich immer wieder auch Zuordnungsprobleme gelöst, schließlich die dichtungs-, geistes- und frömmigkeitsgeschichtlichen Zusammenhänge freigelegt, aus denen heraus das Birkensche Werk lebte und sein unverwechselbares Profil gewann. 2007 gelangten die auf 'Birken und seine Welt' gerichteten Arbeiten Hartmut Laufhüttes in einem Band vereinigt zur neuerlichen Publikation.239
1.5.3. Aufbau einer Birken-Forschungsstelle in Osnabrück Zu lösen blieben die mit der Birken-Forschung verknüpften bibliographischen Probleme, die besondere waren, weil Handschriftliches und Gedrucktes gleichermaßen verzeichnend und zusammenführend berücksichtigt werden mußte. Die Arbeiten erfolgten, basierend auf Studien, wie sie in Bonn und Göttingen begonnen worden waren, an der Universität Osnabrück. Auch darüber ist abschließend zu berichten. Die Beschäftigung von Klaus Garber mit der Schäfer- und Landlebendichtung in den sechziger Jahren unter den Augen Richard Alewyns führte alsbald auf die Nürnberger Fährte. Sehr rasch
239
Vgl. Hartmut Laufhütte: Sigmund von Birken. Leben, Werk und Nachleben (o. Anm. 2).
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stellte sich vor Ort heraus, daß ehemals vorhandene und in der einzig maßgeblichen Arbeit von Heinrich Meyer benutzte Texte im Ordensarchiv nicht mehr vorhanden und mehrfach auch anderweitig nicht mehr beschaffbar waren.240 Zentrale Texte insbesondere des jüngeren Birken mußten als Verluste deklariert werden.241 Dieses zu ziehende Fazit war neu und trug nicht unwesentlich dazu bei, eine Bibliographie der deutschen Schäfer- und Landlebendichtung in Angriff zu nehmen, in der auch über die aktuellen Besitzverhältnisse in der Nachkriegszeit Auskunft gegeben und verifizierbare Verluste ausgewiesen werden sollten. Die in den sechziger Jahren erfolgten Erhebungen gingen in das Fakultätsexemplar der Dissertation Garbers ein, wurden jedoch im Blick auf weitere Ermittlungen nicht in vollem Umfang publiziert.242 Die gedruckte Bibliographie enthielt nur ein Kurztitelverzeichnis mit Nachweisen jeweils eines einzigen Exemplars.243 Wohl aber waren die Verluste nominiert; die Birken betreffenden wurden zudem, wie erwähnt, separat bekannt gemacht. Mit Hilfe der Deutschen Forschungsgemeinschaft konnten in den siebziger und achtziger Jahren umfängliche Bibliotheksreisen in Europa, den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion durchgeführt werden. Sie galten der Komplettierung der Bukolik-Bibliographie und damit auch der Arbeit an der Überlieferung der Werke Birkens, erstreckten sich jedoch zunehmend auf die Erschließung der großen Sammlungen mit Gelegenheitsschrifttum generell und auf die Ermittlung von Altdrucken aus ehemaligen deutschen Bibliotheken in Mittel- und Osteuropa. Für die Birken-Forschung ergiebig wurde die Einrichtung einer bibliographischen Arbeitsstelle der DFG an der Universität Osnabrück in den Jahren 1979 bis 1982. In ihr wurde von Renate Jürgensen (geb. Stiening) die Arbeit an der BukolikBibliographie fortgeführt und ein mehrere tausend Seiten umfassendes Manuskript erstellt.244 Die Nürnberger und insbesondere Birken nahmen darin einen breiten Raum ein. Alle kleineren Texte wurden verfilmt, von allen umfänglicheren key-pages in Auftrag gegeben. Damit war auch materialiter ein Fundament für die Zusammenführung des gedruckten Birkenschen Werkes an einem Ort Sorge getragen. Als die Arbeiten in der bibliographischen Forschungsstelle 1982/83 endeten, setzten die Biblio-
240
Vgl. Heinrich Meyer: Der deutsche Schäferroman des 17. Jahrhunderts. Diss.phil Freiburg / Br. 1927. Druck Dorpat 1928, S. 34ff.
241
Klaus Garber: Forschungen zur deutschen Schäfer- und Landlebendichtung des 17. Jahrhunderts. In: Jahrbuch für Internationale Germanistik 3 (1971), Heft 2, S. 226-242. Die Verlustliste S. 235f.
242
Klaus Garber: Bibliographie der deutschen Schäfer- und Landlebendichtung des 17. Jahrhunderts. In: Der locus amoenus und der locus terribilis. Bild und Funktion der Natur in der Schäfer- und Landlebendichtung des 17. Jahrhunderts. Diss. phil. Bonn 1970, S. 460-614.
243 244
Klaus Garber: Der locus amoenus (Anm. 4), S. 312-354. Klaus Garber, Renate Stiening: Bibliographie der deutschen Schäfer- und Landlebendichtung des 17. Jahrhunderts. Manuskript Nürnberg, Osnabrück o. J. Renate Jürgensen hat einen Großteil der auf Nürnberg gerichteten Arbeiten einbringen können in ihre große Dokumentation der ersten hundert Jahre des Pegnesischen Blumenordens. Der Titel dieser grundlegenden Studie sei abermals genannt: Melos conspirant singuli in unum. Repertorium bio-bibliographicum zur Geschichte des Pegnesischen Blumenordens in Nürnberg (1644-1744). Wiesbaden: Harrassowitz 2006 (Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen 50).
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theksreisen zumal in die Sowjetunion ein. Mit Rücksicht auf sie wurde im Einvernehmen mit dem Verlag eine Publikation der erzielten Ergebnisse zurückgestellt.245 Eine dritte und letzte Phase der auch auf Birken gerichteten Arbeiten begann in den neunziger Jahren. Die VolkswagenStiftung förderte über mehr als ein Jahrzehnt mit Einsatz erheblicher Mittel ein Projekt zur Erfassung und Erschließung von personalem Gelegenheitsschrifttum in zwanzig Archiven und Bibliotheken Polens, des Baltikums und Rußlands.246Nun konnten Verfilmungsmaßnahmen in großem Umfang durchgeführt werden. Sie kamen auch der Dokumentation des Birkenschen Werkes zugute. In Absprache mit der Stiftung war es möglich, auch die auf Nürnberg und speziell auf Birken gerichteten Arbeiten fortzusetzen. Die Birkenschen Texte aus seiner Handbibliothek wurden ebenso verfilmt wie der komplette Nachlaß. Die gedruckten Werke wurden digitalisiert und in Buchform auf der Basis von Papierkopien reproduziert, ungebunden gebliebene Sammeleinheiten wie die beschriebene Folge P.Bl.O. 41-44 wurden gleichfalls in Sammelbänden zusammengefaßt. Der handschriftliche Nachlaß war zunächst auf Mikrofiches zugänglich und konnte zu einem späteren Zeitpunkt komplett digitalisiert werden. Diese Maßnahmen gingen einher mit langfristigen Aufenthalten des Osnabrücker Projektleiters in den Nürnberger Archiven und Bibliotheken, zumal in der Stadtbibliothek und dem Germanischen Nationalmuseum. Die im Zuge dieser Recherchen ermittelte Literatur aus dem Umfeld Birkens und des Blumenordens zumal aus dem 17. und 18. Jahrhundert wurde gleichfalls verfilmt. Auf diese Weise entstand eine mit Quellen hervorragend ausgestattete Arbeitsstelle.
1.5.3.1. Schaffung einer Drucke und Handschriften integrierenden 'Morphologie' des Birkenschen Werkes Wiederum in Absprache mit der VolkswagenStiftung wurde ein Postdoktoranden-Stipendium ausgeschrieben, um das sich Dr. Hermann Stauffer aus Mainz erfolgreich bewarb. Statt eine auf den alten deutschen Sprachraum des Ostens gerichtete Arbeit in Angriff zu nehmen, wurde die Erarbeitung einer Verzeichnung des Birkenschen Werkes und Nachlasses sowie einer darauf beruhenden Biographie abgesprochen. Hermann Stauffer hat sich daraufhin in einem knapp zehn Jahre währenden Zeitraum an die Schaffung einer 'Morphologie' des Birkenschen Werkes gemacht. Zustatten kamen dieser Arbeit die reichen in Osnabrück vorhandenen Quellen- und Literaturbestände und die über Passau verfügbaren Transkriptionen. Gleichwohl bestätigte sich, was wiederholt artikuliert worden war. Die Durch-
245 246
Die Bibliographie erscheint im Verlag Hiersemann in 'Hiersemanns Bibliographischen Handbüchern'. Vgl. Handbuch des Personalen Gelegenheitsschrifttums in europäischen Bibliotheken und Archiven. Im Zusammenwirken mit der Forschungsstelle zur Literatur der Frühen Neuzeit und dem Institut für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit der Universität Osnabrück herausgegeben von Klaus Garber. Hildesheim, Zürich, New York: Olms-Weidmann 2001ff. Vgl. auch: Göttin Gelegenheit. Herausgegeben von der Forschungsstelle 'Literatur der Frühen Neuzeit' der Universität Osnabrück unter redaktioneller Bearbeitung von Stefan Anders und Martin Klöker. Osnabrück: Rasch 2000 (Kleine Schriften des Instituts für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit 3).
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dringung der komplexen Materie war von so ungewöhnlichen Schwierigkeiten begleitet, daß nur in einer langfristigen Unternehmung, stets unterstützt von studentischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie dem Projektleiter, tragfähige Ergebnisse zu erzielen waren. Es ist der VolkswagenStiftung, der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Universität Osnabrück und schließlich dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur zu danken, daß die neuerlich entsagungsvollen Arbeiten zum Abschluß gebracht werden konnten. Während der Korrekturlesungen zum vorliegenden Band ist die von Hermann Stauffer erarbeitete 'Morphologie des Werkes Sigmund von Birkens' erschienen.247 Mit ihr wurde das letzte Glied in einer langen Kette von Arbeiten auf dem Weg zur BirkenAusgabe geschaffen, von dem hier zu berichten war.
1.6. Anlage und Durchführung der Birken-Ausgabe im Rahmen der 'Neudrucke deutscher Literaturwerke' des Max Niemeyer Verlages 1.6.1. Die Birken-Ausgabe im de Gruyter-Verlag Die Pläne für eine Birken-Ausgabe gehen auf die späten sechziger Jahre zurück. In den frühen siebziger Jahren wurden von Hans-Gert Roloff im Zusammenwirken mit Käthe Kahlenberg die 'Ausgaben Deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts' ins Leben gerufen. Die verlegerische Betreuung übernahm der Verlag de Gruyter. "Es erscheinen Gesamtausgaben – in einzelnen Fällen auch Auswahlausgaben – der Werke bedeutender Autoren; sie enthalten neben dem Textcorpus und dem kritischen Apparat auch – soweit vorhanden – Briefwechsel, Tagebücher, Gespräche, Zeugnisse der Zeitgenossen zu Person und Werk des Autors, Bildnisse usw." So in einem Verlagsprospekt (Stand: Oktober 1971). Dreißig Bände waren zu diesem Zeitpunkt bereits erschienen – Folge der problematischen herausgeberischen Entscheidung, Text- und Kommentarbände voneinander zu trennen. Unter den angekündigten Autoren figurierte auch Sigmund von Birken. Ferdinand van Ingen zeichnete – ebenso wie für eine auf 18 Bände berechnete Zesen-Ausgabe – für die Edition des Nürnbergers verantwortlich. Harsdörffer und Klaj waren gleichfalls in den Prospekt als in späterer Zeit zu berücksichtigende Autoren deklariert – eine veritable, zahlreiche Forscher mehrerer Generationen in Amt und Brot haltende Phalanx.
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Hermann Stauffer: Sigmund von Birken (1626-1681). Morphologie seines Werkes. Band I-II. Tübingen: Niemeyer 2007. CXXXIII, 1286 S. Der Begriff 'Morphologie' wurde auf Vorschlag von Klaus Garber verwendet, um der weit über eine Bibliographie hinausgehenden Präsentation gedruckter und handschriftlicher Quellen terminologisch gerecht zu werden. In der 'Morphologie' wird jeder zum Druck gelangte Titel daraufhin überprüft, ob zu ihm gehörige handschriftliche Zeugnisse vorliegen. Erstmals in der Geschichte der Birken-Philologie erfolgt eine durchgängige Zusammenführung der beiden getrennten Überlieferungsschichten. So gut wie jeder Titel ist daher mit einem ausführlichen Kommentar versehen. Das Werk enthält eine umfangreiche forschungsgeschichtliche Einleitung. Sie ist durchweg anders akzentuiert als die hier vorgelegte, so daß eine parallele Lektüre sinnvoll bleibt. Das Werk enthält ein umfassendes Verzeichnis der wissenschaftlichen Literatur sowie diverse Register, nämlich ein Kurztitelverzeichnis der Werke sowie Register der literarischen Formen, der Anlässe, der Personen, der Drucker und Verleger, der erwähnten Orte und schließlich der Druck- und Verlagsorte.
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Birken wurde als Repräsentant "des Manierismus des deutschen Literaturbarock" eingeführt. "Eine Ausgabe Birkens kommt den derzeitigen literar-historischen Forschungsintentionen wesentlich entgegen, einmal wegen des zunehmenden Interesses am Barock, zum anderen aber auch wegen der bei den Pegnitzschäfern stark ausgeprägten bürgerlich-patrizischen Komponente ihrer Dichtung, was diese Texte zu einem bevorzugten Forschungsgegenstand der Literatursoziologie machen dürfte." Im Gegensatz zur Zesen-Ausgabe war die Birken gewidmete auf sieben Bände neben einem Realienband berechnet. Zwei Bände sollten den Schäferdichtungen vorbehalten sein, ein dritter den dramatischen Dichtungen und der Lyrik, ein vierter den Friedensdichtungen, ein fünfter der Poetik, ein sechster den Erbauungschriften und ein letzter siebenter "historischen Schriften und Reisebeschreibung", womit ersichtlich die panegyrisch-dynastische Literatur sowie der Brandenburgis¡e Uly‹e# gemeint waren. Es war also eine ausschließlich auf das gedruckte Werke gerichtete Ausgabe geplant. Der Nachlaß mit ungedruckt gebliebenen Werken, Übersetzungen, Tagebüchern, Konzeptheften, Briefen etc. fehlte, obgleich doch ausdrücklich gerade diese Materialien einen Platz in der neugegründeten Editionsreihe haben sollten. Der Skopus im Falle Birkens – die für das 17. Jahrhundert einmalige Lage der handschriftlichen Überlieferung – war also verfehlt. In einem vier Jahre später vorgelegten neuen Reihen-Prospekt war keine wesentliche Änderung des Sachstandes eingetreten. Die Ausgabe war von acht auf neun Bände erweitert worden, ein dritter Band mit Schäferdichtungen war hinzugetreten. Die Ausgabe sollte weiterhin von Ferdinand van Ingen (der inzwischen auch als Herausgeber der fünfbändigen Klaj-Ausgabe firmierte) herausgegeben werden, nun versehen mit dem Zusatz 'in Verbindung mit Klaus Garber'. Gleich nach Bekanntwerden der Berliner Pläne war es zu einem lebhaften Briefwechsel mit den Herausgebern der Gesamtreihe und der Birken-Edition gekommen. Mit Vehemenz wurde die Integration des Nachlasses in die Birken-Ausgabe eingefordert. Die Argumentation überzeugte. Eine Änderung des Vertrages mit dem Verlag war jedoch nicht mehr durchzusetzen. Es war noch kein Band erschienen, und doch zeichnete sich bereits ab, daß der Verlag sich mit dem gewaltigen Vorhaben der 'Ausgaben deutscher Literatur' übernommen hatte. Es mußten also andere Wege beschritten werden, um den Nachlaß editorisch zu plazieren.
1.6.2. Neukonzeption der Ausgabe Dies schien nur möglich zu sein, wenn am Ort der Verwahrung des Nachlasses in Nürnberg eine Arbeitsstelle eingerichtet würde, die mit der Sichtung und Ordnung und sodann mit der Transkription der Materialien befaßt sein sollte. Ein entsprechender Antrag wurde im Sommer 1975 der Deutschen Forschungsgemeinschaft vorgelegt. Er war verbunden mit einer Neukonzeption der Ausgabe, für die ein alle seinerzeit bekannten gedruckten und handschriftlichen Zeugnisse im Detail ausweisender Editionsplan erarbeitet worden war. Auf die Berliner Ausgabe wurde Bezug genommen, eine Einbringung des transkribierten Nachlasses in diese konnte indes nicht verbindlich zugesagt werden. Dessen Er-
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schließung blieb ein vordringliches Desiderat. In einer langen Nachtsitzung auf Schloß Reisensburg diskutierte die Germanistische Kommission der DFG mit dem Antragsteller das Projekt. Es wurde nicht befürwortet. Die verbliebenen Ungewißheiten und Risiken erwiesen sich als zu groß – eine im Nachhinein nur allzu verständliche Entscheidung. Der an das Vorhaben sich knüpfende schriftliche und mündliche Austausch mit Hans-Henrik Krummacher, Hans-Joachim Mähl und Albrecht Schöne bezeichnete den eigentlichen Gewinn für den eben ein halbes Jahr im Osnabrücker Amt befindlichen Antragsteller. Die aus der eingetretenen Situation zu ziehenden Konsequenzen wurden erleichtert durch den Umstand, daß der bestehende Vertrag mit de Gruyter vom Verlag gekündigt wurde. Alle Ausgaben, die angekündigt, aber noch kein publizistisches Ergebnis gezeitigt hatten, waren von dieser Maßnahme betroffen – und derer waren nicht wenige. Entsprechend galt es nun, die an der Birken-Forschung aktiv teilnehmenden Personen in einer Arbeitsgruppe zusammenzuführen und einen Neubeginn ins Auge zu fassen. Zu den Forschern, die sich seit längerem mit Birken befaßt hatten wie Horst-Joachim Frank, Richard Mai, Joachim Kröll, Otto Schröder und Blake Lee Spahr waren jüngere getreten wie Dietrich Jöns und Hartmut Laufhütte. Wolfenbüttel, inzwischen als Forschungsquartier der Barockforschung etabliert, bot sich als Tagungsort wie als Heimstätte der Ausgabe an. 1977 konnte eine erste Konferenz abgehalten werden, auf der nahezu alle erwähnten Personen anwesend waren. Die Zusammenkunft wurde – ebenso wie nachfolgende in Mainz, Tübingen, Nürnberg und Wolfenbüttel – durch den oben geschilderten Umstand bestimmt, daß in Mannheim und alsbald auch in Passau die Arbeiten an der Transkription des Nachlasses aufgenommen worden waren. Es bestand also nicht länger Bedarf an der Einrichtung einer Arbeitsstelle in Nürnberg. Und es zeichnete sich ab, daß die dezentrale Verteilung der Aufgaben auf verschiedene Personen auf Zurückhaltung stieß.
1.6.3. Die Ausgabe im Max Niemeyer-Verlag In dieser insgesamt offenen Situation gelangte die Frage der verlegerischen Plazierung der Ausgabe zu einer allseits begrüßten Lösung. Sie wurde im Max Niemeyer-Verlag untergebracht und in die von Hans-Henrik Krummacher betreute Reihe der 'Neudrucke Deutscher Literaturwerke' aufgenommen. Als Herausgeber der Edition wurden Klaus Garber, Ferdinand van Ingen, Dietrich Jöns und Hartmut Laufhütte nominiert. Verbindlich – mit geringfügigen Varianten – blieb jener der DFG 1975 vorgelegte Editionsplan, der den handschriftlichten Nachlaß wie das gedruckte Werk gleichermaßen umfaßte. Es bestand Einvernehmen darüber, daß mit der Edition der handschriftlichen Materialien begonnen werden solle. Das bedeutete de facto in der ersten Phase eine Konzentration auf die Autobiographica und die Briefe sowie auf die lyrischen Sammelhandschriften und die diversen geistlichen Texte. Insbesondere die Verfügbarkeit der Briefe nebst Kommentar sowie die Synopsis von gedruckten und ungedruckten Lyrika erwies sich als Voraussetzung für die Bearbeitung so gut wie aller Textbände. Wenn
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es gleichwohl noch vieler Jahre bedurfte, bis im Jahr 1988 der erste Band der Ausgabe aus dem Nachlaß vorgelegt werden konnte, so spiegelte sich darin auch die mißliche Situation, daß die Herausgeber alle in zeitaufwendige Aufbauarbeiten an den neugegründeten Hochschulen involviert waren, die der Forschung nur in dem Maße zugute kamen, wie es gelang, mit Drittmitteln und qualifizierten Mitarbeitern ausgestattete Forschungsstellen zu schaffen. Dieser Weg mußte auch für die Birken-Edition beschritten werden, wenn anders ein zügigerer Fortschritt gewährleistet werden sollte. 25 Jahre nach dem ersten Anlauf wurde daher von Osnabrück aus ein neuer Antrag an die DFG gerichtet. Hier waren eine Forschungsstelle für Literatur der Frühen Neuzeit und ein Interdisziplinäres Institut für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit ins Leben gerufen und erhebliche Drittmittel eingeworben worden, so daß auch institutionell für Kontinuität gebürgt werden konnte. In dem Antrag mußte darauf hingewiesen werden, daß die Generation der ausgewiesenen Birken-Forscher nur noch eine übersehbare Zeit im Amt verweilen würde, Eile also geboten sei, wenn anders einer der großen editorischen Herausforderungen der deutschen Philologie des 17. Jahrhunderts mit Aussicht auf Erfolg begegnet werden solle. Von vornherein war eine Teilung der Aufgaben zwischen Osnabrück und Passau vorgesehen, wie sie oben beschrieben wurde und der DFG plausibel gemacht werden konnte. Die Konzentration auf den Nachlaß hatte nichts von ihrer Dringlichkeit eingebüßt. Entsprechend standen die Editionen der lyrischen Sammelhandschriften und der Briefe neben dem Abschluß der Birken-Bibliographie im Mittelpunkt des Antrags. Auch wurde darauf verwiesen, daß über die Akquirierung eines theologisch versierten Sachbearbeiters die Edition der geistlichen Schriften Birkens befördert werden könne. Die DFG hat sich daraufhin zu einer fünfjährigen Förderung der Birken-Edition verstanden. Es konnten – teilweise zeitversetzt – Arbeitsstellen in Hamburg (Johann Anselm Steiger), Osnabrück (Klaus Garber) und Passau (Hartmut Laufhütte) eingerichtet und mit wissenschaftlichen Mitarbeitern ausgestattet werden. Erst seither ist das kontinuierliche Voranschreiten der Ausgabe gesichert. Seit jüngstem wird die Osnabrücker Arbeitsstelle aus Mitteln des Niedersächsischen Vorab über das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur gefördert. Die Arbeitsstellen in Hamburg und Passau werden weiterhin im wesentlichen von der DFG getragen. Die Arbeit bleibt programmgemäß auf den Nachlaß konzentriert. Selbstverständlich wird jedoch auch das Ziel einer editorischen Präsentation des gedruckten Werkes – unter vorläufiger Zurückstellung der bibliothekarisch gut bezeugten panegyrisch-dynastischen Arbeiten – nicht aus dem Auge verloren. Die Ausgabe der Werke und Korrespondenz Sigmund von Birkens hat die folgende Gestalt: Abteilung I. Werke und Briefe aus dem Nachlaß 1
Floridans Amaranten-Garte (2009)
2
Birken-Wälder
3
Poetische Lorbeer-Wälder
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4
Betuletum
5
Todten-Andenken und Himmels-Gedanken oder GOTTES- und Todes-Gedanken (2009)
6
Psalterium Betulianum
7
Geistliche Lyrik
8
Erbauungsschrifttum
9
Der Briefwechsel mit Harsdörffer, Rist, Schottelius, Stubenberg und Windischgrätz (2007)
10 Der Briefwechsel mit Margareta Magdalena Birken verw. Mülegk und dem Bayreuther Juristen Adam Volkmann 11 Der Briefwechsel mit dem Theologen und Bayreuther Superintendenten Caspar von Lilien und den Nürnberger Theologen Michael Dilherr, Daniel Wülfer u.a. 12 Der Briefwechsel zwischen Birken und Catharina Regina von Greiffenberg (2005) 13 Der Briefwechsel mit Georg Neumark, Martin Kempe, Sebastian Seelmann, Joachim Heinrich Hagen, David Elias Heidenreich, Georg Wende und Magnus Daniel Omeis 14 Die Autobiographie Birkens (1988 ) Abteilung II: Das gedruckte Werk 1
Schäferdichtungen I
2
Schäferdichtungen II
3
Schäferdichtungen III (Pegnesis)
4
Weltliche Lyrik und Gelegenheitsdichtung I
5
Weltliche Lyrik und Gelegenheitsdichtung II
6
Porträtgedichte, Flugblattdrucke etc.
7
Geistliche Lyrik
8
Heiliger Sonntags-Wandel und Kirch-Handel
9
Teutscher Olivenberg – Friedensdichtungen
10 Deutsche Schaubühne 11 Ostländischer Lorbeerhäyn 12 Selenianum und Guelfis 13 Fränkischer Lorbeerhayn 14 Poetik In beiden Abteilungen sind Ergänzungsbände vorgesehen, sofern die Arbeitsstellen längerfristig gesichert werden können. Aus dem handschriftlichen Nachlaß verlangen insbesondere weitere Erbauungsschriften, die kleineren Briefwechsel, die Tagebücher und die Übersetzungen nach einer Edition. Bei den zum Druck gelangten Werken wird man Addenda in Gestalt von Faksimiledrucken mit Nachworten
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und Verzeichnissen der wissenschaftlichen Literatur ins Auge fassen. Der Donau-Strand, der Spiegel der Ehren de# Erzhause# Ö‰errei¡, der Brandenburgis¡e Uly‹e#, der Sä¡›s¡e Helden-Saal sowie Übersetzungen und Bearbeitungen wie die Tru¿ene Trunkenheit oder Die ›¡tbare und un›¡tbare Welt (Orbis pictus) könnten auf diese Weise wieder zugänglich gemacht werden. Wie aus dem Vorgetragenen ersichtlich, handelt es sich bei der Schaffung einer Ausgabe der Schriften Sigmund von Birkens wie der Briefe von und an Birken um ein klassisches Langzeitvorhaben.
2. Zu diesem Band 2.1. Die Sammlung Floridan# Amaranten-Garte in ihrer literarhistorischen Bedeutung Birkens Amaranten-Garte ist für die Geschichte der deutschen Lyrik noch zu entdecken. Er steht im 17. Jahrhundert einzig da. Auch die am ehesten in Betracht kommenden Leipziger Liederdichter haben nichts Vergleichbares geschaffen. Der Lyriker Sigmund von Birken, sofern nicht auf die poetische Behandlung von Gelegenheiten verpflichtet, nutzt den gewonnenen Freiraum zur Exposition des lyrischen Ich als eines persönlichen. Die Gedichte sind Glieder eines lyrischen Tagebuchs, wie wir es – in ganz anders gearteter Ausprägung – nur aus Matthias Johnsons schäferlicher Erzählung Damon und Li›lle kennen. Die seit Vergil der Pastorale eigenen Lizenzen ermutigten zu dieser Sprechhaltung. Der in die Rolle des Schäfers schlüpfende Floridan war als lyrischer Sprecher prädestiniert, die pastorale Formensprache persönlichen Bewandtnissen anzuverwandeln – oder umgekehrt für die letzteren sich des typischen Arsenals der ersteren zu bedienen. Dies eingangs prononciert festzustellen, hat nichts zu tun mit der Umwidmung einer humanistischen Gattung par excellence zur 'Erlebnisdichtung'. Es ist der mit dem 'genus humile' seit je einhergehende Impetus zum verrätselnden, uneigentlichen, womöglich enigmatischen Rollensprechen, der das lyrische Ich als identifizierbares Individuum in die Hirtenwelt Eingang finden läßt. Keinen Moment gerät dabei das mit der Gattung vorgegebene Formenarsenal aus dem Blickfeld. So wie jedes gelungene Gedicht den unverwechselbaren Stempel einer auktorialen Handschrift trägt, so inszeniert der Dichter als Schäfer eine poetisch umspielte und regulierte Lebenswirklichkeit. Es ist der feine graduelle Unterschied zum durchgehend fiktiven lyrischen Sprechen im Umkreis des Petrarkismus, der der pastoralen Adaptation ihre besondere Stellung im lyrischen Kosmos sichert. Entsprechend will auch der Amaranten-Garte gelesen werden, der hiermit erstmals zugänglich wird. Der Amaranten-Garte ist reich an thematischen Vorwürfen und formalen Experimenten. Wie die meisten Lyriker im Umkreis des humanistischen Petrarkismus setzt auch Birken ein mit Liebesgedichten, die sich dem eingeführten Formeln- und Formen-Repertoire verpflichtet zeigen. Besonders im ersten Teil überwiegen Liebesgedichte bei weitem. Birken hat seinen Gedichten ursprünglich einen
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vornehmlich pastoralen Charakter verliehen. In der Liebeslyrik tragen die Geliebten daher vielfach schäferliche Namen. Fillis, Margaris und Charis, Basilene, Galathee und Fillisille, Erante und Asterie, Brunetta, Silvia, Dorilis und wie sie sonst heißen, sorgen im lyrisch-erotischen Gedichtbuch vor allem für Variation. Der Dichter vermag immer wieder neu anzuheben und das Formelwerk neu zu arrangieren. Auffällig ist die situative Konkretisierung vieler dieser Liebesgedichte. Sie trägt bei zur lebensweltlichen Beglaubigung, darf aber selbstverständlich ebensowenig wie die wechselnde Namensvergabe umstandslos biographisch rückübersetzt werden. Daß ein biographischer Zugang indes im Einzelfall sehr wohl legitim, ja geboten ist, konnte an den 'Silvia'-Gedichten gezeigt werden, die vor allem in den fünfziger Jahren beherrschend hervortreten.248 Betrachtet man den ersten Teil der Sammlung, die bis 1658 entstandenen Texte – erzählende Gedichte, Lieder, Sonette und Epigramme –, könnte man vermuten, Birken hätte nach dem Vorbild Johann Rists ein lyrisches Liederbuch schaffen wollen. Dagegen sprechen aber sowohl die streng chronologische Anordnung nach den Entstehungsdaten in der Sammlung als auch die Gattungsvielfalt und vollends die Existenz solcher Gedichte wie Über eine Feuer#brun‰ in Nürnberg aus dem Jahr 1645.249 Freilich überwiegen in diesem Teil Gedichte mit erotischer Thematik. Von Anfang an ist Birkens erotische Lyrik der petrarkistischen Tradition einerseits, der Motivik und Bildlichkeit der europäischen Bukolik anderseits aufs stärkste verpflichtet. Fast allen Gedichten ist der okkasionale Entstehungsimpuls und damit die autobiographische Komponente eingeschrieben. Der chronologischen Anlage der Sammlung sowie der in den Gedichten nachweisbaren lebensgeschichtlichen Verankerung gemäß widerspiegeln sie die biographischen Stationen des jungen Autors: von der Studienzeit in Jena und den Monaten danach in Nürnberg über die 'norddeutschen Wanderjahre' bis zu dem erneuten Aufenthalt in Nürnberg – und mehrfach für längere Zeit in Frauenaurach – von Ende 1648 bis zum Frühjahr 1658, als mit der Heirat und dem Umzug nach Bayreuth eine neue Lebens- und Schaffensphase begann. Wo der junge Sigmund von Birken in Gedichten wie Dreier treuer Freunde Wanderung an der Je”e na¡ Hi”ger, An die Gegend von Hi”ger und Lu‰rei¡e# Landleben an der Aura¡, und Krönung Floridan#250 die Gattung der 'laus ruris' glücklichen Phasen im eigenen Leben anverwandeln kann, gelingen ihm lyrische Schöpfungen von einer erfahrungsgesättigten Dichte und Konkretion, zugleich einer sprachlichen Virtuosität, die Realistik und Argutezza in einer Weise beherrscht, daß sie im 17. Jahrhundert einzig dastehen. Mit Birkens Heirat erlosch der petrarkistische Impuls in eigener Sache. Gedichte erotischer Thematik finden sich sowohl im zweiten Teil der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte wie im Bestand der für die Sammlung bestimmten Gedichte aus dem Arbeitsbuch S. v. B. Di¡terey-Sa¡en nur noch anläßlich
248
Vgl. Hartmut Laufhütte: Floridans Silvia. Transformationen einer Liebesbeziehung. Neue Erkenntnisse zur Biographie Sigmund von Birkens. In: Archiv für Kulturgeschichte 73 (1991), S. 85-134; neuerdings in: ders.: Sigmund von Birken. Leben, Werk und Nachleben (Anm. 2), S. 81-113.
249
S. 21-24.
250
S. 64-67, 76f., 173-187.
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von Hochzeiten im Freundes- und Bekanntenkreis oder als auf Bestellung verfaßte Werke, die sich von den persönlich geprägten stark unterscheiden. Die zweite Hälfte der Sammlung hat einen anderen, einen sozietär-amikalen Schwerpunkt. Anlässe zu neuartiger lyrischer Produktion bot der zu Beginn der sechziger Jahre, nach der Rückkehr Birkens nach Nürnberg, von ihm neugegründete 'Pegnesische Blumenorden'. Birken verfaßte virtuose, in der Regel vierzeilige Epigramme, die, mit dem Ordensnamen – gelegentlich auch mit dem wirklichen Namen – der neuen Mitglieder und den Namen der ihnen zugewiesenen Blumen bedeutungsvoll spielend, den Mitgliedern als programmatische Erläuterungen zugeordnet wurden. Er verfaßte Ehrengedichte zu Werken der Ordensmitglieder, Gratulationsgedichte zu Namenstagen, zu beruflichen Erfolgen, zur Aufnahme in den Orden; er nahm mit Gedichten Anteil an Trauerfällen, tröstete in Krankheiten, begleitete Aufbrüche zu längeren Reisen mit lyrischen Segenswünschen; er dankte für ihm erwiesene Ehrungen und ihm dargebrachte Geschenke. Es ließe sich noch mancherlei anderes benennen. So ist die Sammlung in ihrem zweiten Teil und in der Fortschreibung des Arbeitsbuches zu einer lyrischen Dokumentation der frühen Geschichte des von Birken neu mit Leben erfüllten 'Pegnesischen Blumenordens' und zu einem Denkmal der Präsidentschaft Birkens geworden. Notizen in dem Verzeichnis Syllabus Carminum et Operum Betulianorum zeigen, daß Birken beabsichtigte, seine Lyriksammlungen zum Druck zu bringen. Wie er mit dieser Sammlung umgegangen wäre, wissen wir nicht, ebensowenig, welche Rolle in der geplanten Edition die bereits gedruckten und in der Regel entsprechend markierten Gedichte hätten spielen sollen. Aber auch und gerade in ihrer Diversität hat sich in dieser Sammlung ein von der europäischen Tradition geprägtes lyrisches Sprechen auf eigentümliche Weise mit einer Tendenz zur Verlautbarung subjektiver Befindlichkeiten verbunden. Die Sammlung enthält einen repräsentativen Teil der lyrischen Produktion eines langen Autorenlebens. Sicher hätte Birken an ihr weitergeformt, bevor er sie oder Teile von ihr der Öffentlichkeit anvertraut hätte. Nun aber steht sie so, wie sie ist, singulär in der Lyrik des 17. Jahrhunderts und wird dazu beitragen, dem kleinen Kreis der Kenner und Liebhaber neue Erkenntnisse zu vermitteln; vielleicht wird sie ihm auch neue Mitglieder zuführen.
2.2. Die Quellencorpora Die Gedichtsammlung Floridan# Amaranten-Garte setzt sich aus zwei Quellencorpora zusammen, dem von Sigmund von Birken handschriftlich als Reinschrift geführten Gedichtbuch dieses Namens (PBlO.B.3.1.2; früher P.Bl.O XIV/4, 7) und den als zu dieser Sammlung gehörig bezeichneten Texten seines letzten Arbeitsbuches S. v. B. Di¡terey-Sa¡en (PBlO.B.3.2.1; früher P.Bl.O. XII/7, 11).
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2.2.1. Die Reinschrift Sie enthält auf 220 beschriebenen Blättern des Formats 107 x 165 mm (mit Abweichungen bei beiden Maßen von ca. 5 mm) von Ende 1642 bis Mitte 1677 entstandene Gedichte. Das Buch besteht aus 19 Heften aus ineinanderliegenden Doppelblättern mit Fadenheftung. Sie sind je zu zweien aneinandergebunden, aber nicht zu einem Buchblock gefügt. Die Hefte 1-18 enthalten je sechs Doppelblätter, mit Ausnahme des Heftes 10 (108r-118v), in welchem der zweite Teil des von außen gezählt zweiten Doppelblattes dicht hinter der Bindung herausgeschnitten worden ist – der schmale Rest steht zwischen 117v und 118r –, so daß das Blatt 109 kein Gegenüber und das Heft 10 nur elf statt der sonst üblichen 12 Blätter hat. Das Fehlen des Blattes bewirkt keinen Textverlust. Das Heft 3 (24r-35v) hatte ursprünglich aus sieben ineinanderliegenden Doppelblättern bestanden. Nach der Bindung ist aber das – von außen her gesehen – dritte Doppelblatt dicht hinter der Bindung herausgeschnitten worden. Die schmalen Reste stehen zwischen 25v und 26r, 32v und 33r. Das Heft 19 besteht aus fünf ursprünglich lose ineinanderliegenden Doppelblättern (215r-219v), die mit zwei Metallheftklammern in Blattmitte befestigt worden sind. Die fünf leeren Blätter 220r-224v sind dicht neben dem Blattknick herausgeschnitten worden. Mit Ausnahme des ersten, des Titelblattes, das sich wie das letzte Blatt des ersten Heftes (11r/v) abgelöst hat, sind die Blätter rechts oben auf den Recto-Seiten von 1 an gezählt, bis zum Blatt 203 von Birken selbst. Die Blattzahlen 30-32, 34-37, 121-124 und 182 sind überschrieben, die Blattzahl 55 fehlt. Die Blattzahlen 204-212 sind von einem von Birken für die Eintragung der Gedichte von 1672 bis Mitte 1677 in diese wie in die anderen chronologisch geführten Sammlungen beschäftigten Schreiber angebracht,251 der auf die Blattzahl 212 die Zahlen 260 und 261 hat folgen lassen, obwohl die Folge der von ihm eingetragenen Gedichte kontinuierlich bleibt. Die beiden fehlerhaften Zahlen wurden später durch die richtigen ergänzt: 213 und 214. Die Blätter des Heftes 19 waren zunächst ungezählt; sie wurden von derselben Hand, welche die erwähnten Korrekturen durchgeführt hat, in die Zählung einbezogen: 215-219. Alle Blätter bis auf das Titelblatt und das letzte, deren Rückseiten (Tv, 219v) leer blieben, sind beidseitig beschriftet. Etwa 13 bis 10 mm unterhalb des oberen Blattrandes sind alle Seiten durch einen waagrechten Strich nach oben begrenzt; er bleibt ca. 10 mm von den inneren und etwa 30 mm von den äußeren Blatträndern entfernt. Die Blattzahlen stehen oberhalb dieser Begrenzungsstriche. Es gibt keine Kolumnentexte. Die Begrenzungsstriche sind bis 99r mit dem Lineal gezogen, danach mit wenigen Ausnahmen freihändig. Waagrechte Abgrenzungsstriche, manchmal doppelt ausgeführt (17v, 18v, 56v), grenzen auch die eingetragenen Gedichte bzw. Gedichtgruppen voneinander ab. Sie fehlen meist, wenn
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Wer der Schreiber war, läßt sich nicht ermitteln. Sehr unwahrscheinlich ist, daß es sich um den jungen Mann gehandelt haben könnte, den Birken nach Auskunft zahlreicher Tagebuchstellen von Ende 1671 bis Anfang 1673 als Schreiber beschäftigt hat und der zumindest vorübergehend auch bei ihm gewohnt hat.
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eine Gedichteintragung am Seitenfuß endet, doch auch dann wird gelegentlich der Abgrenzungsstrich angebracht: 110r, 206r. Auch bei Nachträgen zu früher eingetragenen Gedichten steht manchmal der Abgrenzungsstrich am Seitenfuß (z. B. 99r); er kann aber auch fortbleiben (72v). Der Abgrenzungsstrich fehlt meist, wenn mehrere Gedichte einem Anlaß oder Adressaten gelten: 100r, 194v, 201v, 202v, 204r, 207r/v. Auch die internen Abgrenzungsstriche sind von 99r an freihändig ausgeführt. Die Gedichte sind mit Ausnahme des nicht mit einer Zahl versehenen, wohl aber in der Zählung berücksichtigten ersten römisch gezählt. Manchmal sind die Zahlen erst nachträglich eingefügt worden. Im Gegensatz zur Blattzählung ist die Zählung der Gedichte bzw. Gedichtgruppen – nicht selten stehen zwei oder mehrere zueinander gehörige Gedichte unter einer Nummer – sehr fehlerhaft. Harmlos ist es noch, daß das Gedicht Nr. 40 die Zahl XLI erhalten hat, die beim folgenden Gedicht abermals erscheint. Die Gedichte Nr. 99-125 aber haben die Zahlen XCVI-CXXII erhalten, die Gedichte Nr. 126-144 die Zahlen CXXII-CXL, die Gedichte Nr. 145-164 die Zahlen CXL-CLIX, die Gedichte Nr. 165-214 die Zahlen CL-CXCIX und die Gedichte Nr. 215-238 die Zahlen CXCIX-CCXXII. Die Eintragungen sind deutlich als Reinschriften erkennbar. Die Anzahl der Korrekturen und Ergänzungen ist gering; viele sind als Behebung von Übertragungsfehlern kenntlich. Zwar läßt die Sorgfalt der Ausführung schon vor der Mitte des Bandes etwas nach; der Charakter einer Reinschrift bleibt dennoch erhalten. Der Schriftduktus in dem von Birken selbst geschriebenen, dem weitaus größten Teil des Bandes macht verschiedene größere Partien wahrnehmbar, die jeweils in einem Arbeitsgang eingetragen worden sind. Das könnte dadurch verursacht sein, daß die für diese Sammlung bestimmten Bestandteile aus jeweils über einige Jahre hin geführten Arbeitsbüchern von der Art des einzigen in Birkens Nachlaß erhaltenen, der Di¡terey-Sa¡en, geschlossen oder doch in größeren Blöcken in einem Zug übertragen worden sind. Für das Arbeitsbuch, das die lyrische Produktion der Zeit von Anfang 1672 bis Mitte 1677 enthielt, hat Birken die Aufgabe der Übertragung an einen Schreiber delegiert,252 wie außer der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte auch die anderen chronologisch geführten Lyrik-Sammelhandschriften in Birkens Nachlaß erweisen. In der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte hat der Schreiber die Gruppe der Gedichte Nr. 208-238 übertragen. Nur die Gedichte Nr. 231 und 232, die der Schreiber versehentlich am falschen Ort eingetragen hatte (s. u.), sowie die Überschrift des Gedichtes Nr. 233 hat Birken selbst eingeschrieben. Nach der Überführung ihres Inhalts in die verschiedenen Sammlung dürften die überflüssig gewordenen Arbeitsbücher vernichtet worden sein. Birken war ein Pedant: Unten links auf der Verso-Seite des letzten Blattes aller Hefte des Buches außer dem letzten hat er die Zahl der in ihnen enthaltenen Verse notiert: H.1 (11v): [61]4, H.2 (23v): 596, H.3 (35v): 712, H.4 (47v): 688, H.5 (59v): 734, H.6 (71v): 741, H.7 (83v): 719, H.8 (95v): 702, H.9 (107v): 798, H.10 (118v): 694, H.11 (130v): 718, H.12 (142v): 800, H.13 (154v): 794, H.14 (166v): 759, H.15 (178v): 744, H.16 (190v): 631, H.17 (202v): 684, H.18 (214v): 528. Birken hat nicht 252
S. Anm. 252.
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immer ganz richtig gezählt.253 Beim letzten Heft, das 188 Verse enthält, fehlt die Schlußsumme. Es war noch nicht ganz gefüllt. Pedanterie nochmals: Einige Gedichte der Sammlung (Nr. 2 und Nr. 9) sind schräg von rechts oben nach links unten mit einem einfachen Strich durchstrichen, eine größere Anzahl weiterer senkrecht jeweils in der Mitte der Seite: die Gedichte Nr. 13, 24, 28, 29, 35, 37, 38, 39, 44, 49, 50, 51, 52, 54, 55, 57, 69, 81, 82, 83, 97, 121, 168, 180 und 220. Die Durchstreichungen sind mit verschiedenen Schreibmaterialien und offenbar auch zu verschiedenen Zeiten durchgeführt worden, so aber, daß die Lesbarkeit der Gedichttexte nicht eingeschränkt ist. Immer ist durch diese Markierung – nicht Tilgung – angezeigt, daß die Gedichte gedruckt worden sind. Häufig sind außerdem am Rand neben den Gedichtüberschriften Hinweise auf das Werk angebracht, in welches ein Gedicht aufgenommen wurde. Nicht in allen Fällen ist für als gedruckt markierte Gedichte ein Druck auch nachgewiesen. Und gedruckt worden sind keineswegs nur die mit Durchstreichung und / oder durch sonstige Angaben markierten Gedichte der Reinschrift: Für insgesamt 61 Gedichte sind Drucke nachgewiesen, für weitere 9 ist sicher, daß sie gedruckt worden sind, doch fehlen Nachweise.254 Die Dunkelziffer dürfte hoch sein, nicht nur bei solchen Gedichten, die Birken für andere Personen geschrieben hat, die sie als eigene ausgaben; die Sammlung enthält mehrere dieser Art. In dem handschriftlichen Verzeichnis seiner Werke, dem Syllabus Carminum et Operum Betulianorum (PBlO.B.2.1.11; früher P.Bl.O. XV/7, 40) hat Birken zuletzt (32r) einen Abschnitt mit der Überschrift Ungedru¿te S¡ri]en eingerichtet. Darin erscheint an fünfter Stelle das Projekt Floridan# Amaranten-Garte, von Hirtenliedern; ein Bestand von 11434 Versen ist dazu notiert. Diese Zahl stimmt weder mit dem aus Birkens Heft-Summen und den Verszahlen des Heftes 19 errechneten Bestand überein (12844) noch mit dem wirklichen Bestand der Reinschrift (12829), ganz abgesehen von der Zahl der Verse, welche durch das Arbeitsbuch noch hinzukommen. Wir wissen nicht, wann Birken den Syllabus angelegt hat. Die dort genannte Zahl könnte einen früheren Zustand der Sammlung repräsentieren.255 Es ist aber auch möglich, daß Teile aus dem Bestand der Reinschrift ausgeschieden werden sollten. Das könnten sowohl solche Gedichte sein, die schon anderswo gedruckt waren, als auch solche, die sich nicht als 'Hirtenlieder' deklarieren ließen. Für die Datierbarkeit der in der Reinschrift enthaltenen Gedichte hat Birken nicht gut gesorgt. Nur wenigen Gedichtüberschriften hat er Jahreszahlen hinzugefügt: Nr. 26 (1646), 62 (1652), 99 (1655), 109 (1656), 121 (1657), 148 (1658), 156 (1659), 167 (1663), 173 (1665), 175 (1668), 183 (1669), 192 (1671), 207 (1672), 209 (1673), 222 (1674), 234 (1676). In den Heften 16 und 17 stehen unterhalb 253
Beim letzten Blatt des ersten Heftes ist die untere Außenecke umgeknickt und teilweise weggebrochen. Nur noch die letzte der Zahlen ist vollständig, von der ersten die weit nach rechts geschwungene Oberlänge vorhanden, die zweite ist verloren.
254
Drucknachweise enthalten die Kommentare zu den Gedichten Nr. 1, 9, 10, 12-14, 20, 29, 34-39, 44, 49, 50, 52, 54, 55, 57, 64, 69, 76, 80, 81, 96, 101 (Teildruck), 121, 149, 157, 159, 160, 168-171, 178, 180, 181, 184, 185, 191-194, 197, 206, 210, 213-219, 221, 223, 230, 233 und 237.
255
Stauffers in seiner Morphologie (s. Anm. 248) vielfach wiederholte Behauptung, Birken habe dieses Verzeichnis gegen Ende seines Lebens angelegt, ist zumindest gewagt. Mit Sicherheit feststellen läßt sich nur, daß er es bis zuletzt geführt hat.
CXXXVII
einiger Gedichte sogar Monatsnamen: Nr. 175, 186, 189, 196, 198. Trotz dieser spärlichen Angaben ist es möglich, die meisten Gedichte recht genau, sehr oft auf wenige Tage oder den Tag genau zu datieren. Das gelingt oft anhand von Informationen, welche die Gedichte selbst und ihre Reihung liefern, meist aber durch die Auswertung von Briefen, Konzept- und Tagebüchern sowie der Autobiographie Birkens. In den vom Schreiber in die Reinschrift eingetragenen Gedichten gibt es, von Birkens Verssummennotiz am Ende des Heftes 18 (214v) und den erwähnten von ihm selbst übertragenen Gedichten abgesehen, zahlreiche Korrekturen und Ergänzungen von seiner Hand. Von verschiedenen Archivaren stammen nur die Seitenzahlen 213-219 und einige mit verschiedenen Schreibmaterialien auf dem Titelblatt, unterhalb des von Birken angebrachten Werktitels, eingetragene Signatur-Notizen: "PBlO. Av.", "XIV/4", "68." und "136".
2.2.2. Das Arbeitsbuch Von ganz anderer Art ist das zweite Quellencorpus, Birkens letztes, nicht mehr ganz gefülltes – die letzten 8 Seiten sind unbeschrieben – und mit dem Großteil seines Bestandes nicht mehr in die verschiedenen Reinschrift-Sammlungen übertragenes Arbeitsbuch S. v. B. | Di¡terey-Sa¡en, das, wie im Untertitel (Vom | M〈ensis〉 Augusti Fine | A〈nno〉 MDCLXXVII) angezeigt, von Ende August 1677 an gefüllt wurde und über dessen Führung Birken gestorben ist.256 Die erste Eintragung datiert vom 3.9.1677, die letzte vom 4.6.1681, acht Tage vor Birkens Tod am 12.6.1681. Das Arbeitsbuch besteht aus 96 Blättern im Format ca. 168 x 210 mm; es gibt starke Abweichungen von diesen Durchschnittsmaßen. Die 48 Doppelbogen, um die es sich in Wirklichkeit handelt, sind in 12 Hefte gefügt, die aus je 4 (Hefte 1, 2, 3, 7, 8, 9), 3 (Hefte 5, 6, 10, 11) und 6 (Hefte 4, 12) ineinanderliegenden Doppelbogen mit Fadenheftung bestehen und mit Ausnahme des letzten Heftes aneinandergebunden sind. Dieses Heft war entweder nie an den Block der anderen angebunden oder hat sich schon früh aus dem Verband gelöst. Die starke Verschmutzung, Abriebspuren und die Sekundärbeschriftung der ersten Seite (167) dieses Heftes zeigen, daß es lange Zeit nicht zusammen mit dem Hauptblock aufbewahrt worden ist. Birken hat in diesem Buch – abweichend von seiner Praxis in den lyrischen Sammelhandschriften – eine Seitenzählung durchgeführt, die auf 2r mit 1 beginnt. Sie ist mit unterschiedlicher Sorgfalt, aber konsequent und fehlerfrei durchgeführt. Des öfteren fehlen die Seitenzahlen auf den Verso-Seiten (S. 18, 20, 22, 24, 26, 28, 34, 38, 44, 46, 48, 50, 52, 54, 56, 58, 60, 64, 66, 68, 74, 86, 88, 112, 118, 120, 122, 124, 126, 128, 130, 132, 134, 136, 138, 152, 154, 160, 162, 164), nur einmal auf einer Recto-Seite (S. 27). Im Heft 12 (von S. 167 an) gibt es keine originale Paginierung mehr. Birkens Seitenzahlen
256
Vgl. oben S. XLIIf.
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stehen rechts oben (bei Recto-Seiten) und links oben (bei Verso-Seiten). Ein Archivar hat rechts unten auf den Recto-Seiten, mit dem Titelblatt beginnend, eine Blattzählung angebracht: 1-96. Wie in den Reinschrift-Sammlungen sind auch im Arbeitsbuch die Seiten oben durch – freihändig angebrachte – waagrechte Striche begrenzt. Anders als in den Sammlungen stehen im Arbeitsbuch oberhalb dieser Begrenzungsstriche nicht nur die Seitenzahlen, sondern auch Kurzbezeichnungen der Titel derjenigen vier lyrischen Sammlungen, für welche die eingetragenen Gedichte von Birken jeweils bestimmt wurden. Nur auf den Seiten 64, 150, 154, 157, 168 und 178 bleiben die Kopfrubriken leer, was nur in einem Fall (S. 150) Zuordnungsprobleme bereitet.257 Wenn mehrere Gedichte auf einer Seite stehen, werden auch in diesem Buch waagrechte Abgrenzungsstriche verwendet: S. 46, 79, 85, 86, 95, 101, 122, 127, 131, 132, 147, 148, 149, 158, 160, 166, 167, 168 und 169. Auch hier begegnet der Begrenzungsstrich einmal am Seitenfuß: S. 77. Abgrenzungsstriche zwischen Gedichten fehlen auf S. 41, 56, 65, 77, 108, 118, 121, 143 und 152. Die Gründe dafür sind die schon zur Erklärung des Phänomens in der Reinschrift genannten. Die Zuweisung von Gedichten des Arbeitsbuches zu der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte erfolgt durch Verwendung der Formel Amaranten-Garte in der Kopfrubrik (S. 3, 4, 43, 44, 52, 65, 96, 148, 149, 162 und 166). Auf S. 65 und 148 hatte es zunächst Amaranthen geheißen; das h wurde gestrichen. Auf S. 56, 95 und 168 erfolgt die Zuweisung von Gedichten mit dieser Formel in der Mitte der Seiten. Die Lesart Amaranten-Garten verwendet Birken in den Kopfrubriken von S. 35, 36, 66, 75, 76, 77, 102, 103, 108, 118, 121, 131, 165 und 169 und in der Seitenmitte auf S. 101. Auf S. 66 hatte es auch hier zunächst Amaranthen-Garten geheißen. Auf S. 147 heißt es in der Kopfrubrik wirklich Amaranthen-Garten und auf S. 161 Amaranthen-Garte. In Seitenmitte auf S. 160 findet sich schließlich noch die Lesart AmaranthenGarten. Die Jahrgangsgruppen sind im Arbeitsbuch deutlich voneinander abgegrenzt. Nach der Markierung des Beginns auf dem Titelblatt (s. o.) erscheint auf der sonst freigehaltenen Seite 30 (16v) im oberen Drittel diese Notiz: "XXV Gedi¡te. 600 Verse." Unterhalb der Seitenzahl 31 steht auf der nächsten Seite (17r) die Jahreszahl "MDCLXXVIII". Links unten auf S. 90 (46v) hat Birken notiert: "Hoc 88 A〈nno〉 MDCLVIII Gedi¡te LIV. Verse 1644". Auf der nächsten Seite (91; 47r) steht vor der Seitenzahl 1732 "A〈nnus〉 MDCLXXIX". Auf S. 137 (70r) hat Birken für das Jahr 1679 Bilanz gezogen; rechts unten steht: "H〈oc〉 A〈nno〉 MDCLXXIX" und darunter mit anderem Schreibmaterial: "Hoc A〈nno〉 MDCLXXIX | XXVII Gedi¡te | 2482 Versus. | Poesy-Anweisung. | Teutonie S¡auspiel | oder Margeni#. | Pegne›# II Theil." Auf der sonst freigehaltenen Seite 138 (70v) hat Birken unten rechts verzeichnet: "A〈nno〉 MDCLXXX | XXXIV Gedi¡te.| 1074 Verse." Auf der folgenden Seite 139 (71r) steht unter-
257
Das Gedicht Nr. 275 hat Birken einer der Sammlungen zuzuordnen vergessen. Es könnte vom Gegenstand und der Art der Ausführung her sowohl der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder wie dem Amaranten-Garte zugeteilt werden. Wir haben uns für die letztere Möglichkeit entschieden.
CXXXIX
halb der oberen Begrenzungslinie, unmittelbar über der Gedichtüberschrift, "A〈nno〉 C〈hristi〉 MDCLXXX." Der Abschluß dieser Jahrgangsgruppe mit S. 166 (84v) bleibt unbezeichnet. Umso aufwendiger ist der Beginn der Jahrgangsgruppe 1681 auf S. 167 (85r) markiert: Unterhalb des oberen Begrenzungsstriches hat Birken eingetragen: "ANNO CHR〈ISTI〉 | MDCLXXXI | ThVt BVße! Gott
ILL kehren aV#: | Der Besen Lehnt aM Sternen-haV#." Ein großer, die Arbeit des Kommentators sehr erleichternder Unterschied des Arbeitsbuches gegenüber der Reinschrift besteht darin, daß Birken fast alle Gedichte über die Jahrgangszugehörigkeit hinaus exakt datiert hat, mit Angabe des Monats und sehr häufig sogar des Tages der Entstehung. Das ist besonders willkommen, weil es für Birkens späte Jahre keine Briefkonzeptbücher mehr gibt und die beiden letzten Tagebuchjahrgänge (1678 und 1679) sehr lakonisch sind und nicht mehr viel für die Datierung relevante Information bieten. Allein die Briefe anderer in Birkens Archiv liefern Parallelinformation. Die Art der Textdarbietung ist eine völlig andere als in der Reinschrift. Weder gibt es eine Zählung der Gedichte noch kann von Reinschriften die Rede sein. Die meisten Eintragungen sind erkennbar erste Niederschriften. Es wimmelt von Streichungen kleiner und großer Passagen, Umstellungen, Ergänzungen, Überschreibungen und anderen Arbeitsspuren. Nicht selten ist die Lesbarkeit erschwert, auch dadurch, daß Birken häufig sehr flüchtig geschrieben und, anders als in den Reinschrift-Büchern, stark abgeschriebene Federn benutzt hat. Auch im Arbeitsbuch sind einige Gedichte senkrecht durchstrichen: S. 39, 49-51, 58-60, 63f. Alle vier sind 1678 entstanden. Es sind die ersten in der großen Gruppe von Gedichten, die Birken zur Aufnahme in die Sammlung S. v. B. Lorbeer-Wälder (PBlO.B.3.1.3; früher P.Bl.O. XIV/7, 11) bestimmt hatte. Die Durchstreichung erfolgte hier aber nicht zur Anzeige, daß diese Gedichte gedruckt worden waren – das ist mit vielen der Gedichte des Arbeitsbuches geschehen; allein für 15 der 44 Gedichtgruppen und Gedichte, die für die Sammlung Floridan# Amaranten-Garte bestimmt wurden, sind Drucke nachgewiesen258 –, sondern weil Birkens Schreiber diese Gedichte bereits in die Reinschrift-Sammlung S. v. B. Poetis¡e Lorbeer-Wälder eingetragen hatte, deren Abschluß sie bilden. Es war also noch zu Birkens Lebzeiten mit der systematischen Übertragung der Gedichte des Arbeitsbuches in die Reinschrift-Sammlungen begonnen worden. Daß Birkens Schreiber tatsächlich auch mit dem Arbeitsbuch zu tun hatte, erhellt außer aus der Tatsache, daß er die vier erwähnten Gedichte übertragen hat, aus einem Lapsus, der ihm unterlaufen ist. Denn die beiden Gedichte Nr. 231 und 232 der Sammlung Floridans Amaranten-Garte hat er versehentlich auf der Rückseite des Titelblattes des Arbeitsbuches statt an der für sie vorgesehenen Stelle in der Reinschrift eingetragen. Auch sie sind an dem unpassenden Ort senkrecht durchstrichen und von Birken selbst am rechten Ort niedergeschrieben worden (s. o.).
258
Es handelt sich um die Gedichte Nr. 241, 242, 245-247, 249-251, 253, 264-266, 268, 275 und 277.
CXL
Von der erwähnten Foliierung abgesehen, weist das Arbeitsbuch folgende Eintragungen von fremder Hand auf: Auf dem Titelblatt (1r) steht rechts unterhalb der von Birken geschriebenen Titelgruppe: "P.Bl.O. Av. Bündel 12.) | Ziff 7" ("Bündel 12" steht oberhalb von doppelt durchgestrichenem "N.o 99"; die "7" ist überschrieben aus "6") und unten links eine X-förmig durchgestrichene "70". Und auf S. 167 steht in der Kopfrubrik, direkt an den Namen der dort genannten Sammlung anschließend, "Fts. zu 9.)". Oben rechts, auf der Höhe des oberen Abgrenzungsstriches und darunter, ist von derselben Hand notiert: "P.BlO. Av. Bdl. 13 | Fts. zu Ziff. 7 | Vom Cometen." ("Bdl. 13" steht oberhalb von doppelt durchgestrichenem "N.o 81"; "7" vor gestrichener "6").
2.2.3. Die Gedichte Die Gedichte dieser Sammlung sind zwischen 1642 und 1681 entstanden. Keine der anderen Sammlungen enthält so frühe Gedichte wie diese. Das letzte im Arbeitsbuch dieser Sammlung zugewiesene Gedicht ist auf den 17.3.1681 datiert. Die Gedichte verteilen sich nicht gleichmäßig über die Jahre. Nach wenigen Gedichten aus der Zeit vor Birkens Aufenthalt in Wolfenbüttel und Norddeutschland gibt es einen ersten Produktionshöhepunkt 1645. Eine Zeitspanne sehr großer Produktivität sind die Jahre von 1651-1657, in welche Birkens krisenreiche und der Dichtung förderliche Bemühung um Maria Catharina Rieter von Kornburg fällt, der die Gedichte Nr. 65, 67-74, 76-79, 81, 83-85, 89-92, 94-96, 100, 101, 103, 108, 112, 116-119, 122, 124, 126-128 und 130-149 ihre Entstehung verdanken. Nach dem Scheitern dieser Bemühungen ist Birkens erotische Dichtung in eigener Sache versiegt: ganze drei Gedichte, die er seiner Ehefrau gewidmet hat, enthält die Sammlung, zwei aus den Monaten vor der Eheschließung im Mai 1658 (Nr. 150 und 152), eines aus dem Jahr 1659 (Nr. 156). Bemerkenswerterweise sind nach der Eheschließung noch zwei Silvia-Gedichte entstanden: 1658, nur kurze Zeit nach der Eheschließung, das Gedicht Nr. 155 und 1659/60 das Gedicht Nr. 158. Nach diesen letzten Silvia-Gedichten hat Birken Gedichte erotischer Thematik nur noch anläßlich von Hochzeiten im Kreis von Bekannten und Ordensmitgliedern oder sonst Nahestehenden verfaßt. Auch seine Umsiedlung nach Bayreuth 1658, die ihn aus seinem Nürnberger Lebensumfeld herauslöste, und nach der Rückkehr Ende 1660 die intensive Arbeit an mehreren großen Werken, vor allem am größten, dem 'Ehrenspiegel', war der Dichtung von der Art der im Amaranten-Garte dokumentierten nicht günstig. Nur 19 in den Jahren 1659-1667 entstandene Gedichte enthält die Sammlung; den Jahren 1662, 1664, 1666 und 1667 ist kein einziges zugewiesen. Eine Phase stärkerer Produktivität beginnt 1668, in dem Jahr, in welchem der von Birken einige Jahre nach seiner Rückkehr nach Nürnberg neubegründete Pegnesische Blumenorden – nicht zuletzt dank der Aktivitäten Martin Kempes – zu expandieren begann. Die Mehrzahl der 107 seit 1668 entstandenen Gedichte, die in die Sammlung Eingang gefunden haben bzw. ihr zugeordnet wurden (Nr. 175-281), gilt Mitgliedern des Ordens. In keinem anderen Werk Birkens sind so viele Erläuterungsepigramme zu den Blumen und Devisen der Ordensmitglieder
CXLI
versammelt wie in diesem. Für die Geschichte des Blumenordens während der Präsidentschaft Birkens ermöglicht es zusammen mit Notizen in Birkens Tagebüchern und mit Briefen von Ordensmitgliedern zahlreiche Korrekturen und Ergänzungen zu den vorhandenen Darstellungen der Ordensgeschichte.259 Außerordentlich vielfältig ist das Formenspektrum, dessen Birken sich bedient. Die Sammlung enthält längere unstrophische Gedichte verschiedener Art (erzählend, dialogisch, situativ redend) (30), Lieder (147), Sonette (33) und Epigramme (91). Vor allem bei den Liedern herrscht, nicht zuletzt dank Birkens Verwendung 'mängzeiliger' Strophen,260 große Formenvielfalt: 78 verschiedene Strophen sind verwendet. Ähnlich ist es mit der Gruppe der Sonette bestellt, in der 28 Formvarianten durchgeführt sind, und mit den anderen Gedichtarten. Auffällig gering ist angesichts des Rufes, den die Nürnberger genossen, der Anteil ganz oder teilweise daktylischer Gedichte: Nr. 8, 10, 56, 75, 107, 165, 175.
2.2.3.1. Textwiedergabe Die Ausgabe enthält sowohl die Gedichte der Reinschrift als auch die derselben von Birken zugeordneten Gedichte des Arbeitsbuches. Sie werden in der originalen Reihenfolge mitgeteilt. Die römische Zählung der Gedichte der Reinschrift wird beibehalten, nicht aber ihre Fehlerhaftigkeit. Von Nr. 99 ab weicht die Zählung der Ausgabe von derjenigen des Manuskripts ab. Die originalen Befunde sind in den Apparaten dokumentiert. Für den Bestand des Arbeitsbuches, in dem es keine Stückzählung gibt, führt die Ausgabe die Zählung des Bestandes der Reinschrift weiter, aber mit arabischen Zahlen. So soll auch mit den anderen chronologisch angelegten Sammlungen verfahren werden, die Birken im Arbeitsbuch weitergeführt hat. Auf Reproduktion der Abgrenzungsstriche zwischen den einzelnen Gedichten ist verzichtet worden. In den Kommentaren wird mitgeteilt, wo diese Striche in den Manuskripten fehlen, und erklärt, warum sie dort fehlen. Die Verteilung von Gedichten auf mehrere Seiten wird durch senkrechte Striche an den Versenden markiert. Ein solcher Strich erscheint auch, wenn Gedichtschluß und Seitenende im Manuskript zusammenfallen. Erläuternde Anmerkungen, die Birken mehreren Gedichten beigegeben hat, werden wie in den zeitgenössischen Drucken als Bestandteile der Gedichttexte mitgeteilt; ebenso bei den Überschriften angebrachte Jahreszahlen und unter den Texten angebrachte Monatsnamen. Nur in den Kommentaren dagegen erscheinen Birkens Randnotizen zum Druck von Gedichten.
259
Das gilt auch für das verdienstvolle jüngste Werk: Renate Jürgensen: Melos conspirant singuli in unum. Repertorium biobibliographicum zur Geschichte des Pegnesischen Blumenordens in Nürnberg (1644-1744).Wiesbaden 2006 (Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen. Bd. 50).
260
Das ist Birkens Bezeichnung für Strophen, die verschiedenartige Verse kombinieren; s. Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰ (1679), § 88, 118, S. 100f., 154f.
CXLII
Die Gedichte werden hinsichtlich der Orthographie und Interpunktion diplomatisch wiedergegeben. e Vokalligaturen werden Umlautkennzeichnungen erfolgen grundsätzlich mit Umlautstrichen (ä, statt a);
aufgelöst (AE, nicht Æ). Abkürzungen und Kürzel werden ohne Markierung in den Texten aufgelöst, aber alle Eingriffe dieser Art, alle Konjekturen bei offensichtlichen Fehlern, alle – sehr seltenen – Änderungen oder Einfügungen von Interpunktionszeichen werden in den Apparaten vermerkt. Solche Ergänzungen oder Einfügungen, zu denen Alternativen denkbar wären oder die sonst unsicher sind, stehen in spitzen Klammern. Auch diese Fälle sind überdies in den Apparaten verzeichnet. In sehr vielen Gedichten vor allem der Reinschrift sind Verse zu lang, als daß Birken sie in einer Zeile hätte unterbringen können. Das Versende steht dann entweder in Zeilenmitte unterhalb des Hauptteils des Verses oder mit vorgesetzter eröffnender Klammer rechts oberhalb, im Arbeitsbuch gelegentlich auch rechts unterhalb des Hauptteils des Verses. Das wird in der Ausgabe im Textteil weder reproduziert noch markiert und in den Apparaten nur dann verzeichnet, wenn es beim Versbruch zu Inkorrektheiten bei der Worttrennung gekommen ist. Die Handhabung von Versein- und -ausrückungen erfolgt den Manuskriptbefunden gemäß. Nicht selten – besonders bei den vom Schreiber eingetragenen Gedichten – gibt es Uneinheitlichkeiten innerhalb eines Gedichtes. In der Ausgabe wird nach der dominierenden Tendenz vereinheitlicht. Alle Eingriffe dieser Art sind in den Apparaten verzeichnet. Bei mehrstrophigen Gedichten hat Birken meistens die Strophen gezählt. Die Zahlen stehen normalerweise vor dem ersten Vers, manchmal in den Versblock integriert, manchmal ihm vorgesetzt, des öfteren aber auch in Zeilenmitte über den Strophen. Oft beginnt die Zählung erst mit der zweiten Strophe. Das alles erscheint auch so in der Ausgabe. Im ersten Teil der Reinschrift sind die Strophenzahlen meistens mit Punkt gesetzt, später häufig ohne, oft ist das Verfahren uneinheitlich. In der Ausgabe ist insofern vereinheitlicht worden, als bei vorgesetzten Zahlen immer der Punkt erscheint, bei über den Strophen stehenden Zahlen immer dann, wenn er im Manuskript mindestens einmal gesetzt ist. Alle Änderungen gegenüber dem Manuskriptbefund sind in den Apparaten aufgeführt. In den Gedichtüberschriften, besonders in den ersten Teilen der Reinschrift, bemüht Birken sich um ein druckähnliches Erscheinungsbild, was meist zu einer Mischung aus Fraktur- und Kurrentschrift führt. Das wird in den Apparaten nicht eigens dokumentiert. Die Überschriften sind im Textteil der Ausgabe lediglich durch größere Schrift hervorgehoben. Wie in den Briefbänden werden lateinische Wörter, Birkens Schreibgebrauch gemäß, in Antiqua wiedergegeben, gelegentlich auch deutsche, die er durch entsprechende Schreibung hervorgehoben hat.
CXLIII
Wie in den Briefbänden werden unterstrichene Wörter oder Wortfolgen im Textteil durch Fettdruck wiedergegeben. Das geschieht auch bei besonders dick ausgeführten Buchstaben und Wörtern oder Wortteilen, die Birken an Versanfängen als Teile von Akrosticha oder in Überschriften markiert hat. Das häufig verwendete etc.-Kürzel wird in deutschsprachiger Textumgebung immer in Fraktur wiedergegeben: etc. Birkens Schreibgewohnheit gemäß wird das da#-/daß-Kürzel je nach syntaktischem Zusammenhang so oder so aufgelöst. Birkens Texte tendieren überwiegend zur Kleinschreibung auch von Substantiven und Satzanfängen, doch herrscht keinerlei Konsequenz. Bei manchen Buchstaben, die häufig an Wortanfängen erscheinen (d, f, h, k, p) ist oft nicht mit Sicherheit zu entscheiden, ob im besonderen Fall der Groß- oder der Kleinbuchstabe gemeint ist. Die Entscheidung für diese oder jene Variante kann angesichts der Häufigkeit der Fälle in den Apparaten weder dokumentiert noch begründet werden. Birken verwendet für die Endung von singularischen maskulinen Adjektiven, Pronomina und Artikeln sehr häufig die -en-Endungsschlaufe. Da er immer wieder, auch da, wo er solche Wörter ausschreibt, die Endung -en statt -em verwendet, das freilich auch begegnet, wird die Schlaufe stets zu -en aufgelöst. Auch das kann in den Apparaten nicht dokumentiert werden. Zur leichteren Handhabung der Apparate und Kommentare wird den Gedichten – wie in den schon früher erschienenen Bänden der Ausgabe den Briefen und Briefkonzepten – ein Zeilenzähler beigegeben. Er ist an Texteinheiten, nicht an Buchseiten orientiert. Gezählt werden die Verse. Überschriften, über den Strophen angebrachte Zahlen und Zwischentitel sowie Monatsangaben am Gedichtschluß sind nicht in die Zählung einbezogen.
2.2.3.2. Apparate und Kommentare Für jedes Gedicht werden alle erforderlichen Angaben und möglichen Erklärungen nach einem – für alle Teile der Ausgabe mit Ausnahme der Autobiographie (Bd. 14) gültigen und in den Korrespondenzbänden 9 und 12 bewährten – einheitlichem System mitgeteilt. So wie die Gedichte frei von kritischen Zeichen und als Kunstgebilde kenntlich bleiben sollen, so sollen die Apparate und Kommentare ohne komplizierte Gebrauchsanweisung lesbar sein. Die Apparat- und Kommentarblöcke zu den einzelnen Gedichten bzw. Gedichtgruppen sind grundsätzlich vierteilig; einzelne Teile können je nach Art des Textes, dem sie gelten, weiter untergliedert sein: 1. Formale Angaben: Auf die Mitteilung der – hier wie in den Kopfrubriken und den Kommentaren zur Vereinfachung auch für die Gedichte der Reinschrift arabischen – Textnummer folgt der Titel des Gedichtes oder, wenn es keinen gibt, in Anführungszeichen der erste Vers, sodann die Angabe der Plazierung des jeweiligen Gedichtes in der Reinschrift oder im Arbeitsbuch, im ersten Fall nach der
CXLIV
dort durchgeführten Blatt-, im zweiten nach der Seitenzählung. Am Ende der Titelformulierung oder der Incipit-Zeile steht hier immer ein Punkt, auch wenn er im Original fehlt. 2. Philologischer Kommentar: Er verzeichnet in der Folge der Zeilen der Titelgruppen, der Verse, gegebenenfalls der Unterschriftgruppen und der Anmerkungen alle Besonderheiten der Manuskriptfassungen der Gedichte, z. B. Streichungen, Überschreibungen, Ergänzungen, Umstellungen usw., sowie alle Eingriffe in die Texte, z. B. Auflösungen von Abkürzungen und Kürzeln, Konjekturen, Abweichungen in der Verwendung von Satzzeichen, Verwendungen von Fett- und Antiqua-Satz usw. Begegnet ein nachzuweisendes Phänomen in einem Gedicht mehrmals, so werden alle weiteren Belegstellen an den Nachweis des ersten Vorkommens im jeweiligen Gedicht angeschlossen. Sind Angaben zur Titelgruppe zu machen, so steht der Buchstabe T vor der Zeilenzahl; als Z. 1 zählt immer die Gedichtnummer. Entsprechend steht bei Angaben zur Unterschriftgruppe der Buchstabe U vor der Zeilenzahl, bei solchen zur Anmerkungsgruppe der Buchstabe A. Der philologische Apparat kann, wenn mehrere Gedichte unter einer Nummer stehen, mehrfach unterteilt sein. 3. Allgemein charakterisierender Kommentar: Er enthält Angaben zur Datierung, zum Produktionsanlaß, zur Adressierung des jeweiligen Gedichtes, zu antiken und zeitgenössischen Vorbildern. Texte aus Birkens Nachlaß oder andere zeitgenössische Quellen, die Auskunft zu diesen Aspekten des Textes geben können, werden nachgewiesen und gegebenenfalls zitiert, Manuskripte nach den zur Wiedergabe der Gedichttexte entwickelten Kriterien, doch ohne Apparate, zeitgenössische Drucke diplomatisch (nur durch Nasalstriche angezeigte Geminationen werden aufgelöst). Auf die Wiedergabe von typographischen Hervorhebungen in den zitierten Texten wird in beiden Teilen des Kommentars verzichtet, es sei denn, eben diese Hervorhebungen müssen kommentiert werden. Stellen aus Birkens Tagebüchern werden doppelt nachgewiesen, zuerst nach der von Joachim Kröll veranstalteten Edition (Bandzahl römisch, Seitenzahl arabisch), dann nach den Manuskripten. Zitate aus den Tagebüchern werden der Mängel der Kröllschen Edition wegen immer nach den Manuskripten mitgeteilt. Das gilt auch für den Zeilenkommentar. Lateinischen Texten größeren Umfangs wird nach der Mitteilung in eckigen Klammern eine Übersetzung beigegeben. Kürzere lateinische Passagen erscheinen als Lemma, die Übersetzung steht hinter der Lemma-Klammer. Hinweise auf wissenschaftliche Literatur erfolgen in den allgemein charakterisierenden wie in den Zeilenkommentaren durch Nennung der Verfassernamen, Jahres- und Seitenzahlen. Eine Verifizierung ist über das Literaturverzeichnis möglich. Im allgemein charakterisierenden Kommentar werden auch zeitgenössische Drucke der Gedichte und die Präsenz von Gedichten Birkens in der Sammlung des Grafen Gottlieb von Windischgrätz nachgewiesen. Abweichungen des Wortlauts (nicht solche der Orthographie und der Interpunktion) werden verzeichnet. Zu jedem Gedicht der Sammlung werden alle anderen aus dem Amaranten-Garte aufgeführt, welche dieselbe metrische Gestalt (Strophenform, Kadenzen- und Reimfolge) aufweisen.
CXLV
4. Zeilenkommentar: Auch er kann, wenn mehrere Gedichte unter einer Nummer stehen, unterteilt sein. Er weist Zitate aus bzw. Bezugnahmen der Gedichte auf ältere und neuere Literatur (auch auf eigene Werke Birkens), auf Mythologie, auf geschichtliche und aktuelle Ereignisse, auf historische und zeitgenössische Personen, auf Bewandtnisse der eigenen Situation des Autors nach und erklärt gelegentlich sprachliche Wendungen und Sachverhalte, die damals geläufig waren, heute aber unbekannt sind. Bibelzitate und Anspielungen auf Bibelstellen werden mit den Siglen der Einheitsübersetzung nachgewiesen. Der Stellenkommentar konkretisiert bisweilen die Informationen des allgemein charakterisierenden Kommentars zu Anlaß und Entstehungsumständen der Gedichte. Beide Kommentarteile sollen die Gedichte interpretierbar machen, nicht selbst interpretieren. Daß sich diese Grenzziehung nicht immer hat einhalten lassen, versteht sich angesichts der Art der Texte, der Faszination detektivischer Arbeit und der Dichte des Erklärungsbedarfs wie der Quellenlage wohl von selbst. Trotz aller Kommentierungssorgfalt ist einzugestehen, daß manche wünschenswerte Identifizierung nicht gelungen ist, manche notwendige Erklärung nicht gegeben werden konnte. Die Herausgeber sind für jede ergänzende Information durch besser als sie selbst informierte Leser dankbar.
3. Danksagung Diese Edition insgesamt und dieser Band verdanken sich der vieljährigen und intensiven Zusammenarbeit vieler. An den Universitäten Mannheim und Passau haben Gruppen studentischer Hilfskräfte daran mitgewirkt, große Teile der Manuskripte des Birken-Archivs, darunter auch alle GedichteHandschriften, zu transkribieren, die nun den verschiedenen Arbeitsstellen zur Verfügung stehen. Es ist unmöglich, alle, die kürzere oder längere Zeit an diesen Arbeiten beteiligt waren, hier zu nennen; allen aber gilt unser Dank. An der Erstellung der endgültigen Textgestalt dieses Bandes sowie der Apparate und Kommentare waren in der Arbeitsstelle Osnabrück beteiligt die studentischen Hilfskräfte Maja Banz, Nadine Brunnett, Eva-Maria Petzold und Verena Stenzel sowie die wissenschaftlichen Mitarbeiter Nils Liebau, Olaf Schmidt-Kinne und Hermann Stauffer, in der Arbeitsstelle Passau die studentischen Hilfskräfte Franziska Jakob, Matthias Müller und Stefanie Winklhofer. Auch ihnen und Ralf Schuster, der zu Inhalt und Gestalt dieses Bandes Entscheidendes beigetragen hat, gilt unser Dank. Für Ermutigung, Unterstützung und hilfreiche Ratschläge sind wir Alexander Bitzel, Johann Dirndorfer, Christoph Hendel, Hans-Henrik Krummacher, Hans-Gert Roloff und Johann Anselm Steiger verpflichtet. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft und das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur haben die Mittel bereitgestellt, welche die Arbeit für diesen Band ermöglichte. Besonderer Dank gilt darüber hinaus der Universität Passau, die über ein Jahr lang die Lücke zwischen zwei Förderphasen geschlossen und so die Weiterführung der Arbeit in dieser Arbeitsstelle gesichert hat. Dank gebührt dem Max Niemeyer-Verlag, der diese wie die bereits erschienenen Bände
CXLVI
der Birken-Ausgabe musterhaft betreut und ausgestattet und zu schönen Büchern gemacht hat. Daß sie aber überhaupt entstehen konnten, ist das Verdienst des Pegnesischen Blumenordens in Nürnberg, der den kostbaren Nachlaß seines zweiten Präsidenten über die Zeiten und Konjunkturen hinweg bewahrt und behütet hat. Klaus Garber Osnabrück
Frühjahr 2009
Hartmut Laufhütte Passau
CXLVII
Amaranten-Garte, 1v/2r (Gedicht Nr. 1; Anfang des Gedichtes Nr. 2)
CXLVIII
Amaranten-Garte, 58v/59r (Schluß des Gedichtes Nr. 55; Gedicht Nr. 56; Anfang des Gedichtes Nr. 57)
CXLIX
Amaranten-Garte, 203v/204r (Schluß des Gedichtes Nr. 206; Gedicht Nr. 207; Anfang des Gedichtes Nr. 208)
CL
Amaranten-Garte, 207v/208r (Schluß des Gedichtes Nr. 218; Gedichte Nr. 219 und Nr. 220; Anfang des Gedichtes Nr. 221)
CLI
Dichterey-Sachen, S. 4 und 5 (Schluß des Gedichtes Nr. 239; einer anderen Sammlung zugeordnetes Gedicht)
CLII
Dichterey-Sachen, S. 42 und 43 (einer anderen Sammlung zugeordnetes Gedicht; Anfang des Gedichtes Nr. 241)
Floridans Amaranten-Garte
I. Winterklage, an die unerwei¡li¡e Filli#. Seine
Flammen Threnen
da# Eyß
können den Fel# ihre#
Herzen# ni¡t
zers¡melzen. erwei¡en.
1. Die liebe Lu‰, der Felder Zier die angenehmen wälder-Freüden entwie¡en ›nd au# der Refier, e# trauren alle S¡äfer-Heiden. 5
Jn Fe‹eln geht der Pegni”‰rand, er muß da# Ei#, der Flü‹e Band, die Brü¿', auf seinem Rü¿en leiden. 2. Kein wä#lein blüht, e# grünt kein Strau¡, der Bäume Haar i‰ hinverfallen,
10
berau[t hat ›e de# Nordwind# Hau¡, der auf un# blä‰ die grauen Ballen. die Erde ‰arrt vor Fro‰ und Kält: Nur i¡, i¡ werd von Hi” geqvält, Zers¡milz in hei‹em Trehnenwallen
15
3. J¡ werd in Flammen s¡ier verkehrt; zerflie‹e do¡, könt wa‹er hei‹en: ›e aber glei¡t dur¡ei‰er Erd, i‰ härter no¡ al# Stahl und Eisen. e# s¡eint ihr Sinn und meine Pein
20
ein harter Demantfel# zu seyn den gar kein Hammer kan zers¡mei‹en. 4. A¡ Filli#, laß erwei¡en di¡, laß meine Klag bey dir verfangen, wir[ do¡ nur einen Bli¿ auf mi¡
25
und kühl ein wenig mein verlangen. Erlangt man hier mit Weinen wa#: a¡ s¡au, e# flie‰ ohn unterlaß ein ganze# Meer von meinen Wangen. |
Floridans Amaranten-Garte
4
5. Do¡ alle# i‰ vergeben# hier; 30
wa# solten Trehnen bey dir gelten? damit erlang i¡ ni¡te# mir, a¡ i¡ verdiene nur dein S¡elten. e# bleibt do¡ hart und kalt dein Sinn, ob wa‹er son‰ s¡wemmt Felsen hin,
35
ob Eiß be‰eht bey flammen selten. 6. Sag, Amor, der du mir ma¡‰ heiß, wa# soll i¡ in der Ang‰ beginnen? ja, ja, i¡ ‰erb auf dein Geheiß, kein Tro‰ i‰ son‰ vor meine Sinnen.
40
weil i¡ ja ni¡t# zu ho[en hab, so su¡ i¡ mir ein s¡warze# Grab, und finde meine Ruh darinnen. 7. Al#dann erwei¡ no¡ ihren Sinn laß mi¡ Gun‰ na¡ dem Tod erhalten.
45
Bey ihr i¡ danno¡ bleib und bin, und brenn', ob s¡on die Glieder kalten. Ermordet meinen Leib der S¡merz; in ihrem Herzen lebt mein Herz, da soll e# no¡ der Liebe walten.
50
8. Du, Flora, ‰reue Blumensaat, laß grünen de‹en sein Gebeine, der selb‰ die Grausamkeit üm Gnad gebeten und erbeten keine. Weil er ohn Gegenlieb geliebt,
55
hat ihn der S¡merz zu todt betrübt. Wehrt i‰ er, daß man ihn beweine.
Gedicht 2, 1643
5
II. Seiner S¡önen vollkommene S¡önheit. O du Lie¡t und kron der Zeiten, andre Venu#, s¡ön‰e Dam! | dein so ho¡belobter Nahm, deiner Zierde Tre[li¡keiten 5
deiner Tugend ‰olzer Pra¡t mi¡ zum Liebe#Slaven ma¡t. 2. Nun die Sinnen ›nd entnommen, der belobten Freyheit#bahn: wer so ihm selb‰ leben kan,
10
sagt' i¡, i‰ von Noht entkommen. liebt i¡ vor die Freyheit sehr, Lieben ie”und no¡ viel mehr. 3. Solte mir da# Herz entbrennen, s¡ön‰e S¡öne! ni¡t von dir?
15
e# entzündet deine Zier alle die, so Tugend kennen. Ey, der Himmel, liebrei¡ i‰; du au¡, weil du Himmlis¡ bi‰. 4. Deiner Äuglein helle Sonnen
20
und ihr Flammenrei¡er Strahl ma¡et, daß in sü‹er Qval tausend Herzen ›nd entbronnen. dieser hat mi¡ au¡ entzündt, daß mein Herz s¡on helle brinnt.
25
5. Deine Wangen ›nd gezieret mit der Rosen Purpurs¡ein; und ihr Grund wie Helfenbein i‰ von Liljen aufgeführet. Haare flattern üm ›e her
30
güldner, al# wann Gold e# wär.
Floridans Amaranten-Garte
6
6. Wie zween Zweige von Corallen, ‰ehn die Lippen; und der Mund, der nie arge# spre¡en kund, lä¡elt voller Herzgefallen. 35
Seiner Honigworte Ma¡t hat mi¡ selb‰ au# mir gebra¡t. | 7. Deiner Arme Marmorbanden glei¡et ni¡t der weiße S¡nee: dieser wei¡et no¡ wohl eh
40
deinen Alapa‰erhanden, mit Sa[iren eingelegt; darauf sey mein Kuß geprägt. 8. Wie zween Rosenhügel beben, die kein Wetter nie entrü‰,
45
deine zarte Runde Brü‰, die ein Lilientahl ümgeben. dort ihr Gipfel ‰ö‰ herfür, wa# gibt deinen Lippen Zier. 9. Und wa# soll die Tugend ma¡en,
50
ô du Spiegel aller welt die dein edle# Herz erhält die da gibet Glanz den Sa¡en. J‰ dir S¡önheit zugewandt: Tugend ma¡t di¡ mehr bekandt.
55
10. Drüm so la‹e dir gefallen, daß i¡ dein ergebner bin, und daß deinen Ruhm forthin meine Feder ma¡' ers¡allen, wo die hohe Sonn auf ‰eht
60
und wo ›e zu Bette geht. 11. Bleibe fürter meine Sonne, Sonne meine# Leben# Lie¡t, (und i¡ bleibe dir verpfli¡t) daß i¡ fröli¡ sagen könne:
Gedichte 2 und 3, 1643
7
65
Filli# i‰ e#, Filli# thut'#, daß i¡ lebe gute# Muht#.
III. Cupido wird ein Fe¡ts¡üler. Jüng‰ flog Cupido au# und zoge dur¡ die welt die ie”und überall ein blutig# S¡auspiel hält. | Er sah da# kriegen an, da# würgen, die S¡armüzel, und wie der Seinen viel darinn den Liebe#ki”el 5
au#go‹en mit dem Blut. Muß, rief er, Amor# Ma¡t muß meine Stärk, von Mar# so spöttli¡ seyn verla¡t? Er war' in ›¡ ergrimmt, ergri[e seinen Bogen, und kö¡er voller Pfeil, und kam daher geflogen, glei¡ al# mit einem Sturm, spielt' auf die Krieger loß.
10
Er s¡a[et' aber ni¡t#, al# daß er sein Ges¡oß verderbt und ‰umpf gema¡t. Wie daß i¡ keinen tödte? J¡ bin ja, sagt' er, kaum zum kämpfen allzublöde? O nein! mir mangelt nur da# blanke Degenspiel: worüm i¡ alsobald die kun‰ erlernen will.
15
Er kam zum Mei‰er hin, dort auf den langen Boden, bot ›¡ zum Lehrling an. da gab e# nä¿s¡e Zoden. Er mu‰, na¡ alten Brau¡, mit einem jeden dran: da kriegt er di¡te Stöß, daß er ›¡ kaum besann. da# Büblein wolte ›¡ den S¡erz verdrießen la‹en.
20
Ni¡t so! der Mei‰er spra¡: ihr mü‹et er‰li¡ fa‹en den Stoß in Terz und Qvart, die Blö‹e, da# Stringiern die Finden und Po‰ur, Pa‹aten und Parirn; und wieß' ihm alle# diß. Cupido war zufrieden, nahm wieder da# Rappier, und wolt ›¡ beßer hüten.
25
E# half ihm aber ni¡t#. e# kam ein harter Stoß, der ma¡te, daß ihm'# Blut au# Mund und Nase floß. Sein Zorn entbrann hierob. er nahm den Pfeil und ‰a¡e dem widerpart in'# herz, und floh na¡ dieser Ra¡e. |
Floridans Amaranten-Garte
8
IV. Auf Meine# Pirithou# Namen#Tag. Wa# i‰ da# für ein Tag, der soviel Freuden zeiget? wa# i‰ da# für ein Fe‰, da# unser Trauren beüget? s¡aut do¡, wie Pythiu# aufklärt der wolken Zelt, ›ht s¡öner, al# er pflegt, und lä¡elt in die welt. 5
Die Stadt spaziert zu Dorf, holt ein die Felderfreüden. da# Dorf kömt in die Stadt. a¡ ja! wer wolt ›e neiden? dein i‰ der liebe Tag, ô mein Pirithou#! an dem, na¡ altem Brau¡, ›¡ alle# freuen muß. J”t hab i¡ diese Sorg. i¡ soll di¡, Bruder, binden.
10
wo werd' i¡ do¡ ein Band, mi¡ re¡t zu lösen, finden? ein Band da# i‰ zu s¡le¡t. i¡ binde di¡ so ni¡t. wa# Freünde bindet, muß auf# Herze seyn geri¡t. Do¡ halt, e# findt ›¡ ein#. du bi‰ vorlang‰ gebunden. dein Sinn hat niemal# no¡ ein ‰ärker# Band gefunden.
15
son‰ keine# nim‰ du an. wa# kan di¡ binden son‰ (ô wel¡ ein sü‹e# Band!) al# Fili›llen Gun‰. Der Tag war s¡on vorbey. Orion kam gegangen, und unsre Luna wolt Endymion ümfangen; e# zogen allbereit die Sternen auf die wa¡t;
20
der Himmel war[ üm ›¡ den s¡warzen Ro¿ der Na¡t; die Welt halb s¡la[en gieng: al# dort der kleine S¡ü”e (du wei‰ e# s¡on zu wohl, eh i¡ die Feder spi”e) in einem Augenbli¿, dur¡ seine# Bogen# Ma¡t, an ‰at der sü‹en Ruh, un# Beyde munder ma¡t'.
25
A¡! war der blinde S¡alk nit äm›g zu den Sa¡en? wie kond' er un# sobald benehmen unser La¡en? | entbrannt ni¡t beyder Herz, al# er die Fa¿el rührt' und un# so unvermerkt in heiße Flammen führt? da lag' un# Mut und Sinn. do¡ ‰ill von diesen Ränken!
30
hiervon lä‹t ›¡# villei¡t mit bä‹rem Fuge denken. indeß dur¡ unsre Vers' in kurzem werd bekant ihr ho¡ erhabne# Lob, bi# an da# Sternenland. So au¡ laß un# mit fleiß, die mehr al# lieben Stunden
Gedicht 4, 1644
9
vers¡rieben grauer Zeit, worinn un# kond verwunden 35
ihr Liebe#-voller Bli¿, und dir zumahl verlieh so man¡e# wort der Mund. ein glei¡e# heis¡ i¡ hie. do¡ bin i¡ Klaju# dir, und laß di¡ Strefon heißen. wir beyde werden un# zuglei¡ üm ›e beflei‹en. wo s¡wei[' i¡ aber hin? wa# kan die liebe ni¡t,
40
imfall ›e Flammen hat? Mein ver# war ja geri¡t auf einen Anbindwuns¡! hier sey er angese”et J¡ wüns¡e: weil di¡ do¡ kein binden son‰ erge”et, al# da#, da# du gehört. wa# wüns¡ i¡ aber dir? i¡ wüns¡e, wa# du selb‰, und wa# i¡ wüns¡e mir.
45
Leb fröli¡ und erleb no¡ huntertmahl die Zeiten, den mehr al# lieben Tag. Die Fata di¡ begleiten mit Gnad Jahr-ein Jahr-au#. da# Glü¿ dir gün‰ig sey, diß wuns¡et dir mein Mund: da# herz i‰ au¡ dabey E# werde deiner nie in Götterhauß verge‹en.
50
e# mü‹e Clotho dem ein langen Faden me‹en, der unser Leben i‰. ihr Musen liebet ihn, und führt ihn ohn verzug zum Pimplerbrunnen hin. | ma¡ ihn, ô Cynthiu#, zum Prinzen aller Weißen; laß diese Welt, und die no¡ kommen soll, ihn preißen.
55
Laß du ihn, ô Fortun, in deinen Augen seyn, und flöß ihm Glü¿ und Ehr au# beyden Brü‰en ein. Mein Freünd der leb gesund! e# bleib dein wohlergehen, mein andrer Mu‹idor! solang ein Falk die höhen, ein Fis¡ die Teu[en su¡t. eh muß ein s¡warzer S¡nee
60
bede¿en da# Gebirg; eh müßen vor den Klee die S¡afe Tresp und dorn, ja gar die wölfe, fre‹en; eh mü‹e ihre# Buhln die Turteltaub verge‹en, mein Herz der S¡önen au¡: eh dir der Himmel solt, glei¡wie au¡ meine Seel, nit treüli¡ bleiben hold.
65
So viel soll immerfort de# guten di¡ begleiten, al# viel die Flora kan im Lenzen Blumen spreiten, al# viel in unsrer Saal der klaren Tropfen ›nd, al# viel man Tre[li¡keit an unsrer S¡önen findt.
Floridans Amaranten-Garte
10
Diß, Bruder, nimm von mir. verwirf nit mein beginnen, 70
und laß un# ferner do¡ hinwandern mit den Sinnen, wo beyder Herze wohnt; zu der, die fä‰ und ‰ät in unsrer Seelen Erz tief eingegraben ‰eht. Leb wohl, mein Pylade#! imfall da# Glü¿ un# kennet, so bleiben wir allhier no¡ lange ungetrennet.
75
Ges¡äh e# dann, daß un# verhängniß riß vonein: so soll do¡ überall du und Sie bey mir seyn. |
V. An Filli#. Die wiederblühende Früling#und Liebe#Zeit. 1. Nun der Winter i‰ entkommen und sein Leid lä‹t unsre welt. Föbu# Gold hat angeglommen, la¡et wärmer in da# Feld. 5
e# beginnet seine Lieder da# beliebte Lu[tgeflieder. 2. Baum und A‰ vor Freüden wanken, und der sü‹e Früling ma¡t, daß die wälder ni¡t mehr kranken.
10
Flora pflanzet ihren Pra¡t mit den s¡önen dryadinnen, zu erfreüen unsre Sinnen. 3. Weg, mit deinen rauhen Blä‰en, wei¡e, Nord, mit deiner Kält,
15
weg mit den verha‹ten Gä]en, die begreißen wald und Feld! unsre Flora hei‰ di¡ wei¡en und an andre örter ‰rei¡en. 4. J”und soll un# mehr gefallen
20
ihrer wiesen guldner Klee, al# die grauge‰alten Ballen,
Gedicht 5, 1644~1645
11
die un# gibt dein Kind der S¡nee. weg, mit deinen albern Sa¡en! Flora, kan un# lu‰ig ma¡en. 25
5. Du, ô ‰ille# Heer der Winde, blase san]e lu[t herfür. Zefyr, di¡ zu un# herfinde, e# winkt s¡on dein Buhle dir, so gezogen au# dem warmen,
30
deiner wartt mit o[nen Armen. | 6. Venu#, die i‰ au¡ ges¡ä[tig, ihr Cupido ma¡t ›¡ auf. Beyde ›nd geflie‹en hä[tig, wie ›e bieten neuen Kauf,
35
daß man möge bald bey Paaren s¡auen ihre gute waaren. 7. Dieser su¡et dur¡ die Wälder, lä‹et ni¡t# unau#gespürt, treibt die S¡äfer in die Felder,
40
die ihr kleiner Sohn verführt; denen feüret an die Herzen ›e, die Mutter, mit den Kerzen. 8. Also muß un# Liebe fällen und ein Flammenrei¡er Bli¿,
45
daß wir unsre Freyheit ‰ellen weit von un# und ganz zurü¿; bi# wir gar, na¡ viel bes¡werden, Kne¡t und Arme Slaven werden. 9. Und i¡ hab e# au¡ empfunden,
50
wa# für S¡merzen diese# seind, die man fühlt von liebe# wunden, die un# s¡lägt ein lieber Feind. und da# ‰äte Kummerwesen lä‹t mi¡ Armen ni¡t genesen.
Floridans Amaranten-Garte
12
55
10. Du, ô S¡ön‰e, nimm'# zu herzen, weil i¡ dein ergebner bin, und laß meine Liebe#s¡merzen ein‰ erwei¡en deinen Sinn: daß i¡ ni¡t verbring in leiden
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diese s¡öne Früling#-freuden. |
VI. An Margari#, Früling#-Klage. 1. Nun, wa# hil]#? i¡ muß erliegen, s¡ön‰e Hirtinn, i¡ bin wund. weiter i‰ mir ni¡t vergunnt, zuverhintern diß dein Siegen. 5
Nimm mi¡ immer selb‰ mir hin, weil i¡ dein Gefangner bin. 2. Se¡#mahl hat, nit mehr und minder, ›¡ der Silbermond gekrümmt, se¡#mahl hat er voll geglimmt,
10
seit mi¡ fieng der Herzen binder, seit, daß mir ein Leitlie¡t war deiner Augen Sternenpaar. 3. Seither bin i¡ tägli¡ worden kränker, kränker war' i¡ nie
15
in zuvor-er‰andner Müh. e# vermagern dieser Orten meine S¡afe, weil ›e seyn traurig ‰ät# ob meiner Pein. 4. Sie, die Flöte, mein Belieben
20
i‰ ob meiner Klag ver‰ummt. Flora Mahlwerk lag vermummt, seit die Lieb mir ma¡t Betrüben; und da# helle Sonnenrad rennet auf entlegnem Pfad.
Gedicht 6, 1645
13
25
5. Hört, ihr vormal#-holden Auen! (diese# war mein le”ter thon) Floridan wird i”t davon, und viellei¡t eü¡ nit mehr s¡auen, Floridan gibt gute Na¡t,
30
den die Lieb s¡on ‰erben ma¡t. | 6. Nun die Blumen-s¡wangren Matten ihr verjüngte# Haar fa‰ ziert, da# un# fris¡e weid gebiert, Nun ›¡ Ler¡ und Ler¡e gatten:
35
bin i¡ no¡ in Leben zwar, aber a¡ halb auf der Baar. 7. Soll i¡ meine Heerde wieder in die Felder treiben au#? soll i¡ mir ein Wälderhau#
40
bauen mit dem Lu[tgefieder? wa# hil[t mi¡ der wälder Zier, wann du, Leben, fleu¡‰ vor mir? 8. Nun, i¡ habe da# erlitten, wa# ein S¡äfer leiden kan.
45
Meine Seel hat s¡on die Bahn, die zum Grabe trägt, bes¡ritten. weiter leiden kan i¡ ni¡t, weil mir Kra[t und Gei‰ gebri¡t. 9. Komm do¡ in die ‰illen Felder,
50
wo dir au¡ die Ler¡e ru[t, dir, dir, au# der lenzenlu[t! Komm do¡ in die S¡attenwälder! laß mein wollenvieh und mi¡ nit mehr also kränken ›¡.
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10. Du sol‰ keine Sorge tragen: i¡ i¡ will dein S¡äfer seyn dein und deiner S¡äfelein, und ›e nennen mein Behagen.
Floridans Amaranten-Garte
14
aber deine Augelein 60
laß dafür mir gün‰ig seyn. 11. Dann so sollen ›eben Rören reimen mit der Na¡tegall, und der helle Gegenhall sol die Felder ru[en lehren:
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Margari#, die halbGottinn, i‰ die s¡ön‰e S¡äferinn. |
VII. An die Margari#. al# ›e ihm einen Blumenbus¡ gesendet. Sonnet. Wie soll i¡ immer dir, ô du mein andre# Leben ablegen satten Dank, ab‰atten meine Pfli¡t für diese liebe Gab, die meine Sinnen bri¡t, die ein so s¡öne Hand gewunden und gegeben? 5
wie süß i‰ der Geru¡, den diese Blumen weben; no¡ sü‹er, Die ›e gab. Nim hin, ô du mein Lie¡t! wa# aber? hier, mein Herz. dann bä‹er# hab i¡ ni¡t. do¡ soll mein S¡äferspiel di¡ wolken-an erheben. Du winde‰, wa# allhier der junge Früling baut;
10
du binde‰, wa# nur n䡉 gepflanzt die Lenzenbraut: warüm? weil unsre Lieb no¡ wandelt in der wiegen. wie daß da# Windeband ein s¡le¡ter Faden i‰? weil man von meiner Treü no¡ keine Lieder li‰. Nun gut! i¡ will, al# Gold, no¡ güldnern, Faden kriegen.
Gedicht 8, 1645
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VIII. Al# er von der Margari#, an einen Morgen, in Garten bes¡ieden wurde. Komm, s¡öner a¡ güldner Tag, mein lä”ter im Leiden, mein er‰er der Freuden, End meiner so langen Plag! 5
di¡ kan i¡ kaum erwarten allhier in diesem Garten. A¡ fröli¡e Stunden, a¡ glü¿li¡e wunden! die Heilung i‰ funden.
10
wie seelig i‰ do¡ Floridan! | 2. Die S¡öne, mein Aufenthalt, mein' Ursa¡ zum Leben, hat ›¡ mir ergeben in fröli¡e Lieb#gewalt.
15
Sie will mir meine Qvalen mit Kü‹en heut bezahlen. A¡ fröli¡e Stunden, a¡ glü¿li¡e wunden! die Heilung i‰ funden!
20
wie seelig i‰ do¡ Floridan! 3. Jhr Sternen! a¡ eilet fort, bergt euer Geflinker da# Na¡tegeblünker, mir winket mein Freudenport.
25
Entde¿e, rohter Morgen! die Grab‰ätt meiner Sorgen. A¡ fröli¡e Stunden, a¡ glü¿li¡e wunden! die Heilung i‰ funden!
30
Wie seelig i‰ do¡ Floridan!
Floridans Amaranten-Garte
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4. Der mä¡tige Liebe#gott hat endli¡ au¡ mitten ihr Herzlein durs¡s¡nitten, erwei¡et von Zähren-rott. 35
drüm kan i¡ froh erklingen, in Freud mein Leid ver›ngen. A¡ fröli¡e Stunden, a¡ glü¿li¡e wunden! die Heilung i‰ funden.
40
wie seelig i‰ do¡ Floridan! | 5. Aurora! spann eilend# an die Ro‹e, den Wagen de# Föbu# zu jagen vom blauli¡ten Mus¡elplan.
45
J¡ will heut alle# kränken in Theti# Abgrund senken. A¡ fröli¡e Stunden, a¡ glü¿li¡e wunden! die heilung i‰ funden!
50
wie seelig i‰ do¡ Floridan! 6. Di¡, güldener Zeitgenuß, Arzt meiner Bes¡werden und Liebe# gefärden, soll meiner Gedanken Muß
55
der grauen Zeit vers¡reiben, der Na¡welt na¡zubleiben. A¡ fröli¡e Stunden A¡ glü¿li¡e wunden! die Heilung i‰ funden.
60
wie seelig i‰ do¡ Floridan! 7. So komm nun, mein Lieb‰e# Herz! e# winken die Sternen dem Morgen von fernen. Komm eile verweile dem S¡merz,
Gedichte 8, 9 und 10, 1645
65
17
den du mi¡ ma¡‰ verbringen. so kan i¡ fröli¡ ›ngen: A¡ fröli¡e Stunden, A¡ glü¿li¡e wunden! die Heilung i‰ funden.
70
wie seelig i‰ do¡ Floridan! |
IX. Seine Liebe#s¡merzen ›nd ihm Lieb. Die Pfeile ›nd mir lieb, die Ketten und die Kerze, mit denen Amor mi¡ verwundt, be‰ri¿t, entzündt: dann, daß die Wunde würd geheilt, gelös¡t der S¡merze, die Fä‹el abgelö‰, wüns¡' i¡ nit, ob i¡ künd. J¡ bin ja seltsam krank: verwundt, entzündt gebunden
5
lieb' i¡ die Bande no¡, die Flammen und die wunden
X. Seine Sterble”e, an ihre Unerwei¡li¡keit. 1. A¡ Lieb, a¡ Liebe, mein tödli¡e# Leid, mein s¡merzli¡e# Jammer-betrüben! muß i¡ dann werden dem Grabe zur beut? muß i¡ mi¡ zu todte verlieben? 5
so will i¡ erklingen, ein S¡wanenlied ›ngen. i¡ werde zu ‰erben getrieben. 2. A¡ Herz, a¡ Herze, mein Leben#enthalt! i¡ ‰erbe von brennenden S¡merzen.
10
von Brennen werd' i¡ bald werden tod-kalt, dur¡ liebe mein Leben vers¡erzen. mi¡ s¡melzen zusammen
Floridans Amaranten-Garte
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Liebbli”ende Flammen. A¡ feyret, ihr feurenden Kerzen! | 15
3. A¡ Pein, a¡ Pein und unleidli¡e Qval, die mi¡ so mit Marter umzäunen, a¡ harte Marter, a¡ die mi¡ ohn Zahl unendli¡e Trehnen ma¡t weinen! ha! feindli¡e Folter
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und S¡merzengepolter! bald soll mi¡ die Erde vers¡reinen. 4. A¡ Tod, a¡ Tod! kom, erhöre die Bitt, komm führ mi¡ au# flammenden Nöten! hau an, laß einen Mordthätigen S¡nitt
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mein Herze zum Sterben anröten. A¡ laß di¡# erbarmen, ümarme mi¡ Armen, errett mi¡ von tausenden Töden. 5. A¡ Freüd, a¡ Freude der Hirten zu Feld,
30
der Hirten auf kleebaren Heiden, a¡ gute Na¡t, ô ihr Baumen-gezelt, ihr kräuterbewa¡sene Weiden! Jhr Heerden, bleibt munder, wie ihr seit ie”under!
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J¡ leider! muß leidig abs¡eiden. 6. A¡ weh! i¡ gehe, mein Sterben klop] an. Nun gute Na¡t, grausame S¡öne! Ein Hirt, der gegen dir liebend entbrann, ma¡t i”und Sein S¡wanen gethöne;
40
wüns¡t, daß ihn dein Herze mit ewigem S¡merze, mit ewigen Sehnen, betrehne. |
Gedichte 11 und 12, 1645
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XI. Son‰en s¡einet na¡ Regen die Sonne, aber ni¡t also in seiner Liebe. Der Himmel und da# Meer nit weinen ‰ät# und wallen: J¡ aber laße ‰ät# verliebte Trehnen fallen, mein Herze wallet au¡ in S¡merzen allezeit. Ni¡t hagelt# immer fort, nit ‰ätig# fri‹t der Geyer 5
vom Tityu#; auf mi¡ regnt immer Liebe# Feuer, e# zehret mi¡ hinweg mein unersättli¡# Leid. dem armen Sisyfu# ma¡t alle Zeit zu s¡a[en der unglü¿ha[te Stein, der seine S¡uld muß ‰ra[en: Also bes¡weret mi¡ ein ‰äte Kummerla‰.
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Glei¡wie au¡ Jxion, so walz i¡ sonder Ende am Rade meine# Glü¿#, und drehe mein Elende: no¡ bleibt e# so, wie du e# hinge‰ellet ha‰, du widrige Fortun. Hör auf, in mi¡ zu toben. de# Rade# untertheil laß einmahl kommen oben.
XII. Seine ihm-aufge‰oßene Liebe# abentheuer. 1. Neuli¡ gieng i¡ üm die Zeit, wann der Morgen Gold au#‰reüt, zu den Thau beperlten Auen, Lu‰ zu bauen, 5
und zu s¡auen, wie die Flora Feld und Wald mit den Blumen au#gemahlt. 2. Al# i¡ nun in ‰ummer Ruh hörte Lu] und Büs¡en zu:
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kam die Venu# dort gegangen, üm die Wangen Goldbehangen,
Floridans Amaranten-Garte
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warf ›¡ unter einen Baum. Klee und Wasen ma¡ten Raum. | 15
3. Gra# und Blumen wurden ‰olz, und de# Baum# beglü¿te# Holz, und die kräuter rei¡en Matten, weil ›e hatten Götters¡atten.
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Lu[t und Ae‰e wurden ‰ill. wälder ma¡ten kein Gebrüll 4. Sie, da# wunders¡öne Bild, ganz in Blumen eingehüllt, herzte bald ihr wasenbette
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und die ‰ätte in die wette, da¡te, diese# wär der Mund, der ›e o[t erqvi¿en kund. 5. A¡ Adoni#, meine Lu‰,
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(rief ›e) den i¡ o] geku‰, wo die Stämme S¡atten weben! laß dir geben Gei‰ und Leben; komm do¡, lebe wieder mir,
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liebe, die di¡ liebet hier. 6. Wie ›e also sehnli¡ sang, daß der n䡉e Bus¡ erklang, kamm ihr kleiner Sohn ges¡li¡en und ge‰rie¡en
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bey den Bü¡en. Mutter mein wer lehrt eü¡ diß? (sagt' er) ha! mein Pfeil gewiß. 7. Le¿er (spra¡ ›e) pa¿e di¡! hör‰ du deine Mutter mi¡? |
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Aber wer behor¡t wohl dorte an dem Orte
Gedichte 12 und 13, 1645
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meine Worte? (a¡ ›e hatt' erwittert mi¡) da# i‰ eine Beüt für di¡. 50
8. Amor war erzürnt ob mir, zog flu¡# einen Pfeil herfür, angezündt von Venu# Kerze: der mit S¡merze traf mein Herze.
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Sie vers¡wunden alle beyd, und verließen mi¡ voll leid. 9. Ro›belle! deine Zier, die mi¡ ganz genommen mir ‰und auf diesem Pfeil ges¡rieben.
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Bin getrieben di¡ zulieben. deine S¡önheit kan allein meiner wunden Arztinn seyn.
XIII. Uber eine Feuer#brun‰ zu Nürnberg, Anno 1645 Du, der du dein Gezelt an Nilu# Ufern s¡aue‰, der ›eben Au#gäng' hat; der du da# Land bebaue‰, | da# nie kein wolkenguß von oben her genezt! bring i”t Canopu# her, der von dir war ges¡ä”t 5
viel ‰ärker al# da# Feur. Hier bi‰ du überwunden. e# hat an seinem Feind dein Gö” den Mei‰er funden, der dißmal obge›egt: weil keine wa‹erkun‰ zulös¡en hat vermögt die wilde Feuer#brun‰, die Nürnberg jüng‰ betra[. E# ‰und der Beerenwagen,
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am Himmel ümgewandt; die Na¡t war s¡on getragen weit über Häl]e hin; e# s¡ien da# Sternenheer, wie wann e# allbereit von wa¡en müde wär'
Floridans Amaranten-Garte
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und s¡la[en wolte gehn: al# ›¡ da# tolle wüten der Fre‹erflammen mu‰' an einem Ort au#brüten, 15
da weder Zunder ihm no¡ Zündli¡t hat gefehlt. e# fa¿elt' in die höh, wa# man von Baumen s¡eelt: da# Loh brann lie¡terloh. da# Feur hat ›¡ gereget, gekro¡en au# der As¡, und in die As¡ geleget den s¡ön‰en Häuser‰o¿. Die Glut bließ Funken au#,
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und s¡i¿te seinen Grimm bald in da# Na¡barhau#, in dem e# ange‰e¿t und Thür und Thor und Pfo‰en, beflügelt Stein und Holz, daß e# na¡ Süd und O‰en ›¡ ma¡et' auf die Flu¡t. Die wilde Feuerba¡, fraß ohne Ra¡en weg, die Gaden ›ebenfa¡,
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und spye ›e wolken-an. Wie wann die braunen Saaten, die Büs¡e, Feld, und Hayn, hat Föbu# Hi” gebraten wann daß er dur¡ da# Hau# de# ‰arken Löwen rennt, und n䡉 dem Siriu# die untre welt verbrennt. | der Harzbefette Wald beleü¡tet seine Gränzen.
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der ›egend Mulziber ma¡t einen warmen Lenzen bepi¡et Laub und Gra#. bald ‰ehet sonder Haar ein s¡lanker Fi¡tenglo”. Die Erle brennet gar mit Stamm und wurzeln au#, die Hohe Pappelweide, die fette Tanne s¡wi”t, und zieht ein trauerkleide
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für seine Rinden an. die La¡en tru¿nen ein, vom Feuer aufges¡lu¿t. die Felsen geben S¡ein, und spalten ›¡ entzwey, und kla[en aufgesprungen. die Erde giert und le¡zt. die Pflanzen kriegen Zungen, und zis¡en au#, den Sa[t. au¡ die son‰-heitre See
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wird dü‰er aufgetrübt, und spielet in die Höh, Für¡t ›¡ vor ihren Feind: So war die Pe‰ der Flammen, die ob so man¡em hau# s¡lug Kla[ter-ho¡ zusammen, und de‹en Zinnen fällt. E# ward ein Feuerherd, wa# vor war' ein Pala‰. Ein Hau# ward ebne Erd,
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daß vor in Lü[ten saß. der Dä¡er Eingeweide fieng' hier den vordanz an. Vulcan fand seine weide an Balken, die bereit# der warme Sonnenhau¡
Gedicht 13, 1645
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gehei”et und erhi”t. E# wirbelt ›¡ der Rau¡ mit Flammen untermängt, hin an die dunklen S¡anzen 50
der unbepfälten Lu[t. die wände zittrend danzen, und fühlen ihren Fall, der alle Gaden s¡re¿t und endli¡ selb‰ dur¡ ›e ihr Grab aufgräbt und de¿t. der grimme vielfraß geht in hoher Lu[t spazieren. | viel S¡läfer mü‹en ihn no¡ ungesehen spüren.
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Den Mund, der, helfet, s¡reyt, beynah der Rau¡ bes¡lie‰. der eilet nur im hemd, der seine# Kleid# vergi‹t, daß ihn die Flamme ni¡t mög' in da# Sterben kleiden. Dort jenen will sein Gut da# Herze fa‰ zerßneiden, weil e# die Glut verzehrt. der ‰eht dem Na¡bar bey,
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und denkt nit, daß sein Hau# in glei¡en Nöten sey. so eilsam war der S¡ad. die Trummel wird gerühret. Die Glo¿en s¡lagen an. die Stadt wird aufgeführet. die Bette werden leer, die Kleider s¡leunig voll. bald i‰ die mänge da, de#, wa# man haben soll:
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No¡ hil] e# alle# ni¡t#. da# Feuer Mei‰er spielet. Die Seü¡e, wie ein Bli”, dur¡ zwanzig Häuser wühlet, die flug# zu boden gehn. bi# daß Matuta kömmt, und unter ihren Ro¿ die Silber‰ernen nimmt. die weiß nit, wie'ß zugeht. ›e wundert ob dem Tage,
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der no¡ vor Tag# erhellt. ›e su¡et, den ›e frage, wer do¡ an ihrer ‰at den Föbu# aufgewe¿t: ›e meynt, ›e hab zu lang ›¡ in dem Bett ge‰re¿t mit ihrem kalten Greiß. Man ›ht in Trauerfarben die Häuser in der näh, die nit zuglei¡ verdarben.
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die Ga‹en ›nd betrübt. die ganze Stadt i‰ reg, und denket, wie ›e do¡ den übel ‰euren mög, da# no¡ no¡ immer tobt. Der Tag gieng zehnmahl nider, eh dann e# gar verrau¡t, und kame zehnmahl wieder. A¡ Tag! den man viellei¡t mit Rabens¡warzer dint'
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in man¡e# Sinnenbu¡ i”t aufgezei¡net findt. | Ja zei¡ne diesen Tag, derglei¡en du erfahren, du edle# Nürnberg, ni¡t in mehr al# hundert Jahren!
Floridans Amaranten-Garte
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s¡reib ihn auf ewig auf; und danke Gott, der di¡ vor ganzen Untergang ge›¡ert gnädigli¡. 85
Ja, Gott! dein war die Rut, die unsre Sünd gebunden. do¡ ha‰ du, wie du pfleg‰, im Zorne Gnad gefunden, die un# zu‰atten kam. Thut da# de# Feuer# wut: a¡ Gott! Wa# wird dann ni¡t thun deine# Grimme# glut, im fall er brennend wird? Laß Gnad für s¡ärfe bli¿en,
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du guter Gott! und un# dein Brennen ni¡t zer‰ü¿en. Ja brenne, wan du wilt, hier, wie wir e# verdient, mit Stra[en wider un#: wann wir nur au#gesühnt und freye mögen seyn von jenem Höllenbrennen. A¡ laß dein Gnaden-aug forthin un# also kennen,
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daß deine# Gei‰e# Brun‰ un# brenne Seelen-ein. So kan man fröli¡ hier, dort ewig seelig, seyn.
XIV. An Ro›bellen. Mi¡ brennet keine Lieb. und so mi¡ ja brennt eine, ›nd'# Augen, da ›e wohnt: zwar Ro›belle, deine. Mein Pafo#, da# ›nd ›e, ›e ›nd mein Venu#knab, der auf mi¡ tausend Pfeil' und Flammen drü¿et ab. 5
Zwar kan i¡ deinem Spiß, ô Mar#, mi¡ widerse”en, au#nehmen mit dem S¡ild; mi¡ kan au¡ nit verle”en | der Palla# Gorgon# haubt, imfall i¡ mein Ge›¡t wend abseit# und von ihr: da# aber kan i¡ ni¡t, daß i¡ verse”en solt die Pfeile dieser Augen
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und ›e nit sehen an, ob ›e mi¡ s¡on au#saugen.
XV. Jhn verlanget, Sie zu sehen. 1. A¡ Lieb, ô wie zerplag‰ Du mi¡? J¡ liebe ‰ät#, die Lieb‰e weiß e# nit.
Gedicht 15, 1645
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mein Herz fühlt man¡en S¡merzen‰i¡, weil ni¡t# erspürt so man¡er Liebe#tritt. 5
a¡! Mi¡ verwundt ein Pfeil! wann werd i¡ wieder heil? J¡ lau[ ihr sehnli¡ na¡, iedo¡ ümson‰: i‰ da# nit weh und A¡? 2. Ein Hirs¡ su¡t wo ein Bä¡lein kreu¡t,
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den auf der Spur wird feindli¡ na¡gese”t: bald ihn de# Jäger# Aug ers¡lei¡t, wann ihm kein Brunn den Matten Gei‰ erge”t. So find' i¡ keine Flut zu meiner Liebe# glut.
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J¡ lau[ ihr sehnli¡ na¡, iedo¡ ümson‰: i‰ da# nit weh und A¡? 3. ›e hat mit ihrer Auglein S¡ein in diese# Herz ein Feuer eingelegt seither erdult i¡ tausend Pein
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ohn ›e mein Leben ›¡ zu Grabe trägt. J¡ kan nit werden froh viel lieber ‰erb i¡ so J¡ lau[' ihr sehnli¡ na¡, iedo¡ ümson‰: i‰ da# nit weh und a¡. |
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4. O Lieb, dur¡ die i¡ elend bin, bald As¡e gar! ‰e¿ nur no¡ einmal au# mein Lie¡t, daß i¡ ›e sehen künn': al#dann i¡ gern will in da# Todtenhau#. Ganz fröli¡ i¡ dann ‰irb
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wann i¡ nur da# erwirb. J¡ lau[' ihr sehnli¡ na¡, iedo¡ ümson‰: i‰ da# ni¡t weh und A¡? 5. Du Sonn, du edler Felder preiß! s¡i¿ einen Bli¿, bri¡ dur¡ die Einsamkeit.
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zünd an, di¡ dur¡ die Nä¡te reiß, zünd vollend# an, gib Leben oder Leid.
Floridans Amaranten-Garte
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Ma¡ mi¡ nur ‰erbe-kalt. bald, oder trö‰e bald! dir lau[ i¡ sehnli¡ na¡ 40
iedo¡ ümson‰: i‰ da# ni¡t weh und A¡ 6. Wo i‰ der Purpurrote Mund, der Augen Bli”, der wangen s¡öner S¡nee? wann kömmt do¡ die erwüns¡te Stund, daß i¡ di¡ s¡au dort in den güldnen klee?
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A¡ komm do¡, ô mein Lie¡t komm birg di¡ länger ni¡t. dir lau[ i¡ sehnli¡ na¡: a¡ end einmal mein lange# weh und A¡.
XVI. Na¡tklage, uber sein Liebe#Leiden. O Liebe! i‰ e# dann in deinen Raht bes¡lo‹en, daß i¡ von einem Pfeil soll seyn zu todt ges¡o‹en und also ‰erben hin? ja, ja, er i‰ gema¡t der S¡luß, der harte S¡luß. die ‰renge Liebe#ma¡t 5
kürzt alle Mittel ab, dem Grabe zuentgehen: | weil, die mi¡ angezündt, von meinem liebe#-flehen kein wort nit hören will. ›e drü¿t die Augen zu, und spottet meiner Pein. ›e su¡et ihre Ruh in meinen S¡merzenbra‰. wo soll i¡ hülfe finden,
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wann ›e nit hel[en will? die mi¡ so kond entzünden, die meinen Sinn und Gei‰ und mi¡ mir selber nahm, bleibt, wie ›e war' und i‰. Mein Nahm, mein bloser Nahm, i‰ ihrem Ohr verha‹t, mein Bey seyn ihren Augen, die meine bä‰e kra[t mir au# dem Leibe saugen.
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Erkühn' i¡ einmahl mi¡, und ma¡e mi¡ zu ihr, so wird ›e voller Zorn und reißet ›¡ von mir so weit ›e immer kan. ihr eklen meine Lieder. Send' i¡ dann einen Brie[, so kommt die Antwort wieder:
Gedicht 16, 1645
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e# sey nur Trügerey. man hält mi¡ in verda¡t 20
i¡ habe, wa# i¡ s¡reib, für lange weil gema¡t, Und also muß i¡ ‰ät# mi¡ s¡le¡t abspeisen la‹en J¡ bin s¡on nit mehr J¡. bald lauf i¡ auf der Ga‹en, bald geh i¡ sa¡te fort, bald ‰eh i¡ gar ‰o¿ ‰ill: so daß die Leüte ‰ehn, zu sehen, wie e# will
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mit mir no¡ lau[en ab. Jmfall mi¡ einer grü‹et, der do¡ mein bä‰er Freünd, no¡ wird mein Dank vermi‹et: er ga[t mi¡ zehnmahl an, und weiß nit wa# er soll gedenken do¡ von mir. dem einen bin i¡ toll; dem andern son‰ beze¡t. Man fragt mi¡ jen# und diese#, |
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erfähret aber kaum von einem wa# gewiße#. viel dinge# fang' i¡ an da# do¡ in der Geburt er‰e¿et werden muß. o[t s¡i[ i¡ sonder Furt dur¡ alle Lü[te hin. J¡ hab mir au#geweinet die beyden Augen fa‰, so daß o] man¡er meynet,
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i¡ sehe son‰ ni¡t wohl. J¡ weiß ni¡t wa# i¡ thu. die Marter lä‹et mir ni¡t eine Stunde Ruh. J¡ bin ganz au#gemarkt von ‰ätigem Abmatten. wer mi¡ von ferne ›¡t, der meynt, e# sey ein S¡atten, so bin i¡ au#gedorrt, glei¡ einem Birken s¡eit.
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e# wird die S¡lotter-haut den Kno¡en s¡on zu weit. da# Fleis¡ i‰ hingefleis¡t. die Sonne gehet s¡la[en, und hei‰ mi¡ au¡ so thun. wa# hab i¡ dann zu s¡a[en? J¡ liege zwar zu Bett, da# mein Cafetlein i‰: do¡ i‰ kein S¡atten ni¡t, der meine S¡merzen fri‹t,
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die s¡wärzer ›nd al# er. de# Morgen# mö¡t man wähnen, i¡ hätte son‰ gebadt: so haben mi¡ die Threnen und mein Bett übers¡wemmt. die Augen ›nd wie Blut; e# gü¿t au# ihnen vor die rohte Flammenglut, die mir im herzen brennt. Sie, meine Lu‰, die Bü¡er,
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›nd vor mir allzuwohl in ihren Ramen ›¡er: Zwar vor den Motten ni¡t. Zuweilen sport mi¡ an Cupido mit den Pfeil, der meine Seel dur¡rann, daß i¡ mi¡ überse” und etwann etwa# s¡reibe |
Floridans Amaranten-Garte
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von Sa¡en, die i¡ denk und die i¡ tägli¡ treibe 55
in meiner Liebe# noht. do¡ währt e# au¡ ni¡t lang, weil alle# i‰ verha‹t; ohn wa# mir ma¡et bang. J¡ liebe meinen S¡merz, und ehre meine Plagen: die, wann Aurora bringt den rohten Tag getragen, von neuen fahen an; und währen also fort,
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bi# Föbu# wagen rennt au# Süd um We‰ und Nord, der blauen Tränke zu. dann zieht ›¡, mit den Nä¡ten, ein Nebel über mi¡ von meinen Qvalges¡le¡ten. Kommt e#, daß Morfeu# ›¡ erbarmet meiner Pein, und mir mit seinem Kraut die Sinnen s¡läfert ein,
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bin i¡ do¡ ›¡er ni¡t. die Feindin meiner Freüden, die Freundin meiner Qval, der trieb zu meinem Leiden, die Hintrung meiner Ruh, erge”t mi¡ mit verdruß. der Lohn für soviel Ang‰, ein eingebildter Kuß muß mir ein Zunder seyn zu tausend neuen S¡merzen,
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muß legen in die Seel no¡ mehr der Liebe#kerzen, die mi¡ verzehren ganz: indem i¡ kaum erwa¡t befind' i¡ mi¡ von ihr und von mir selb‰ verla¡t ob dieser fals¡en Lu‰. So friß i¡ dann da# Leben und mi¡ mir selber ab. i¡ hab mi¡ drein ergeben,
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will dulten, weil i¡ kan. ‰erb' i¡ s¡on unvergnügt: so lebt do¡ meine Lieb, die Zeit und Tod be›egt, J¡ bin e# ni¡t allein, der wegen Lieb ge‰orben. so bleibt au¡ meine Lieb mit andren unverdorben | weil man von Lieben s¡reibt. Zu früh, a¡ all zu früh
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befiel mi¡ diese Noht. mi¡ kränket, daß mi¡ je ni¡t eher unser Teuts¡ zu binden angefangen. mein Ziel war s¡on ge‰e¿t. i¡ wolte hingelangen mit meiner Reimen Ruhm, mit meiner Lieder Kun‰, wo i” mein Opi” ‰eht, den seiner Sinnen Brun‰
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den Sternen glei¡ gema¡t. da# Chor der dreymaldreyen hat in der wiegen mir die Gaben wollen leihen, die ein Poete trägt in seinem Kopf verwahrt. die Lieder fließen mir. J¡ war s¡on auf der fahrt.
Gedicht 16, 1645
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J¡ wolte reißen hin zum zweygespi”ten Hügel, 90
wo der Bellerophon in allzufreyem Bügel die Sporen eingese”t. da hätt i¡ in dem Ba¡, den Pegasu# grub auf, die Lippen na¡ und na¡ und meine Feder, wohl beraus¡et wollen haben. da hätten mir viellei¡t die S¡we‰ern ihre Gaben,
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den Lorbeerkranz, verehrt, und meinen Nahmen au¡ in die Poeten-roll verleibt, na¡ altem Brau¡. diß alle# hatt' i¡ vor. soviel au¡ ward zu ni¡te, al# mir auf halbem weg kam Venu# zu ge›¡te, und fienge zu mir an: J¡ merke, wa# du ha‰,
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ô Jüngling! in den Sinn. du bi‰ ein re¡ter Ga‰: i¡ i¡ darf deiner au¡. drauf se”te ›e von Myrten mir diese# kränzlein auf, und ‰ieß mi¡ zu den Hirten | in eine Blumenheyd. alda i¡ lieb gewan die S¡öne, die mi¡ ‰e¿t mit liebe#feuer an.
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Nun da# brennt no¡ bißher. Du Göttinn meiner S¡merzen, du Venu#! die du mir betrogen au# dem Herzen die Freyheit, meine Lu‰! i‰ diß die theure Gnad, die meine ho[nung mir damal# verspro¡en hat, al# i¡ zum lieben kam? i¡ hab e# nit vers¡uldet,
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da# Leiden, wel¡e# i¡ so lange Zeit erduldet. e# i‰ der Pein zuviel. ma¡ do¡ einmal ein end' an meiner Marterpein, an meinem Lieb#-elend! wo nit, so tödte mi¡. i¡ hab lang gnug gelebet ein lebendiger Tod. wa# meinen Leib vergräbet,
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gräbt au¡ mein Leiden ein: zwar meine Liebe ni¡t. Mein Lieben lebt na¡ mir, biß daß die welt zerbri¡t ô unerhörte Lieb! ô unerhörte# Leiden! ô Leiden, wel¡e# kan so tie[e wunden s¡neiden! ô Sterben, da# nit ‰irbt, wie sehr i¡ e# begehr!
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i¡ leide tausend Töd, und lebe mit Bes¡wer'. Und nun, wo i‰ ›e dann, der Abend meiner Sinnen und meiner Tage Na¡t? ni¡t hier! ›e i‰ von hinnen, wo ›e nit su¡en darf ein ihr-ergebne# Herz,
Floridans Amaranten-Garte
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wann ihm soll gnädig seyn der Arzt zu seinem S¡merz. 125
Sie i‰ i”t, wo ›e i‰. a¡ mö¡t' i¡ üm ›e s¡weben. | glei¡ wie mein Matter Gei‰, der auser mir ‰ät# leben und treulo# werden will. ihn hat ›e ‰ät# bey ›¡; mi¡ aber aber a¡ ni¡t einmal willigli¡. Sie gibt ihm aufenthalt, nur daß ›e mi¡ mehr qväle,
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in dem i¡ ferne bin von ihr und meiner Seele, die au# mir i‰ gerei‰, do¡ mir da# leben ließ', ô wunderbahre Sa¡! mi¡ auf die Folter ‰ieß. J”t ruht die Grausame viellei¡t auf ihrem Bette, i”t ruht ›e mit der welt voll S¡lafe#, in die wette;
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denkt nit einmahl an mi¡, der i¡ so man¡e Na¡t von wegen ihrer Lieb mi¡ s¡merzli¡ au#gewa¡t. J”t s¡lä] der Edle Leib, in diesem nur zu s¡elten, daß er mit Gegenlieb nit Liebe will vergelten; i”t, sag' i¡, s¡lä] viellei¡t der edle S¡öne Leib:
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indeß i¡ hier üm ihn mein sehnli¡# klagen treib. Wie o] hab i¡ gewüns¡t, ein Bienelein zu werden, ô wüns¡en, da# in ›¡ hält alle# Glü¿ der Erden! ein kleine# Bienelein: damit i¡ sol¡er weiß den Honigsü‹en Tau mö¡t lesen auf mit Fleiß,
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der ihre Lippen feu¡t, die Lippen, a¡ die s¡önen, die zwar ›nd iederzeit gewohnet mi¡ zu hönen, die ‰einern ›nd, weil ›e kein Zähren‰romm erwei¡t, daher au¡ seine Flut üm soviel ‰ärker ‰rei¡t. Wie o[t hab i¡ gewüns¡t, mein wesen gar zu enden, |
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zu seyn da# ding, der ort, da# ›e mit ihren händen beta‰et, da ›e ruht, geht, ‰ehet ›”t und liegt, an dem ›e o[termal# die Marmor glieder s¡miegt. da wolt' i¡ allen S¡merz, i¡ selber, mir belohnen; da wolt' i¡ wolvergnügt viel tag und Jahre wohnen
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bey ihr und au¡ bey mir, wolt werden wieder mein bey der, die mi¡ mir nahm', und dreymal seelig seyn. wie o[te neid' i¡ fa‰ die Nadel ihrer Haare die güldner ›nd, al# ›e; de# Halse# Perlen wahre,
Gedichte 16 und 17, 1645
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die fa‰ verblei¡et s¡eint, vor seiner weisern Zierd; 160
da# kleinod, wel¡e# dort die beyden Brü‰e rührt, die Brü‰e, wa#? den S¡nee, wa# S¡nee? die wollenhügel, wa# wolle? Mil¡ und Blut, die zarten Herzenrigel: wie o[te Neidt' i¡ ›e, daß ›e die Tre[li¡keit, viel seeliger al# i¡, bes¡auen allezeit.
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Nun, e# geh, wie e# will! i¡ will ›e ewig lieben, bi# mi¡ hab Lieb und Tod ganz au# mir weggetrieben. ja na¡ den Sterben au¡ soll wi‹en alle# Land, daß i¡, verliebt in ›e, zu grabe mi¡ gewandt. Jnde‹en muß i¡ fort ein Kne¡t der Sorgen bleiben.
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der S¡merz wird mit der Lieb ie mehr und mehr bekleiben. Do¡ soll der Threnenba¡ au¡ flie‹en ohne maß | die bla‹en wangen ab, biß daß da# heiße naß den Felsen aufgewei¡t. wo ni¡t, so will i¡ ›ngen ein GrabGesang mir selb‰, ein S¡wanenlied erklingen.
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Mein Grab soll Flora selb‰ mit Blumen s¡mü¿en au#, und ä”en diese S¡ri[t hin auf mein Toden hau#: Hier liegt, dem Kun‰ hätt' Ehr und hohe Gun‰ erworben, wann ihm nit gar zu früh ein s¡warze# Grab be‰ellt die ungeliebte Lieb. vor Lieb i‰ er ge‰orben:
180
do¡ lebt sein Gei‰ und s¡webt bey der, die ihn gefällt.
XVII. Uber einen Traum, von Jhr. Nun, wohl! i¡ kü‹e di¡: du, meine Lu‰, mi¡ wieder. hier nimm ihr tausend hin! ey warte warte do¡! wie? war ›e nit bey mir? Nein! wa#? i¡ seh ›e no¡. und wo i‰ ›e dann hin? komm, S¡ön‰e, komm her wieder! 5
Sie war', und war' au¡ ni¡t, die Göttinn meiner Lieder, ihr Mund, an meinen Mund. ô feindli¡e# Gepo¡, da# mir die Lu‰ ver‰ört! ô s¡were# Liebe#jo¡, da# mi¡ au¡ in dem S¡laf wir] auf die Folter nieder! O ‰renge Margari#! gefällt dir mein verlu‰,
Floridans Amaranten-Garte
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Du s¡öne Grausame! so ende, wa# du thu‰,
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ermorde meine Seel. J¡ kan ni¡t länger dulden. | Do¡ nein! verzeihe mir, du bi‰ hier ohne S¡ulden. Mein S¡merz hat Morfeu# so erbarmet diese Stund: er wolt erqui¿en mi¡ mit deinem Rosenmund
XVIII. Er verla¡t die Stolze, die ihn vera¡t. 1. Seit ihr, S¡öne, dann so hart? ha, ihr mögt e# bleiben! J¡ will, weil ihr seit der art, andren mi¡ vers¡reiben. 5
Ni¡t so viel a¡t i¡ der Gun‰! bin i¡ eü¡ ni¡t eben, will ohn eü¡ wol leben. 2. Viele no¡ ›nd in der welt die eü¡ wage halten.
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Bin i¡ s¡on, der eü¡ mi#fällt: will darüm nit alten. Jene gibt mir au¡ ihr kind, da# wohl bä‹er ‰u”et, Venu# selber tru”et.
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3. Zwar i¡ kan eü¡ s¡elten ni¡t, muß eü¡ s¡öne heißen: do¡ i‰ viel', da# eü¡ gebri¡t, da# man könde preißen. wartet, bi# no¡ einer kömmt,
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der eü¡ also liebet, wie i¡ ‰ät# geübet. 4. Hab i¡ s¡on nit Gut und Geld, da# i¡ eü¡ verehre: | do¡ so taug i¡ in die welt,
Gedichte 18 und 19, 1645
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weil i¡ kün‰e nehre. wa# ihr seit von au‹en s¡ön, diese# bin i¡ innen an gelehrten Sinnen 5. Wa# die Sinnen kramten ein,
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kan mir Gut erwerben. S¡önheit i‰ ein leerer S¡ein, der bald muß verderben. S¡önheit fri‹t der Ro‰ der Zeit: Kun‰ nit eher ‰irbet,
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bi# die welt verdirbet. 6. Nun wolan, seit immer ‰olz! i¡ bin s¡on zu frieden. bin i¡ nit vom re¡ten Holz: ›nd wir do¡ ges¡ieden.
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Jhr mögt, wie ihr mü‹et no¡, hin zum Tis¡er lau[en, eu¡ einn hölzern kau[en.
XIX. Die unbekannt-geliebte Chari#. Sonnet. Wer saget, daß die Lieb nur au# den Augen spielet, der spri¡t, nur wie man spri¡t, nit au# der warheit Trieb. E# s¡li¡' in mein Gemüt dur¡ da# Gehör die Lieb. ein unbekanter S¡merz i‰, den mein Herze fühlet. | 5
ein unbekannte Flamm in meiner Seele wühlet. die Chari# ma¡t, daß i¡ der Freyheit Laufgeld gib! ihr Lob i‰ deren Grab und meiner Sinnen Dieb. Ein hoher S¡önheitruhm mir alle Gei‰er ‰ihlet. Mein Lie¡t! Verla¡e ni¡t, mein wundersame# Brennen.
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man pflegt die Tugend ja, von fernen au¡, zu kennen. die Sonn i‰ weit von un#, do¡ ›ht ›e O‰ und We‰:
Floridans Amaranten-Garte
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weil ›e auf alle welt die Stralen s¡ießen lä‰. du, du bi‰ meine Sonn. soll i¡ nit balde sehen mein Li¡t, so werd' i¡ in der TrauerNa¡t vergehen.
XX. An Sie: al# er, ihrer unbegrü‹et, davon und weiter reisen mu‰e. 1. Floridan gieng ho¡betrübet an der Pegni” ihr Ge‰ad, wo der Strom ümlenkt und liebet ein erhabne# wa‹errad. 5
A¡! da¡t' er in seinen Sinnen, muß und muß i¡ dann von hinnen? a¡ wa# trö‰et mi¡, wann i¡ Chari#, nit soll sehen di¡? 2. Zwar i¡ ware dir gesonnen
10
auf zuwarten, ô mein Lie¡t! weil mein Gei‰ na¡ dir entbronnen. Mein verhängniß nur will ni¡t. | J¡ muß andre Flü‹e s¡auen, und betreten fremde Auen.
15
Chari#! a¡! wer trö‰et mi¡, wann i¡ ni¡t soll sehen di¡? 3. Ob i¡ di¡ s¡on nie gesehen, die du tausend S¡önheit ha‰: do¡ so hei‰ mi¡ zu dir flehen
20
meine# Herzen# S¡merzenbra‰. von so weit-entfernten Bli”en muß i¡ ‰ät# vor Liebe s¡wi”en. ni¡t# a¡ ni¡te# trö‰et mi¡, weil i¡ ni¡t soll sehen di¡.
Gedicht 20, 1645
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25
4. Nimm i”t meine Seüfzerwinde, die i¡ dir hier wehe zu. daß i¡ mi¡ in mir nit finde, diese#, S¡öne! ma¡‰ nur du. Nun ›e sollen we¡sel flammen
30
blasen au¡ in dir zusammen: biß du einmahl trö‰e‰ mi¡ Chari#! wann i¡ sehe di¡. 5. Deine Tugend s¡lägt mir wunden und ihr s¡öner wunder›”.
35
Bande halten mi¡ gebunden. Brände ma¡en mi¡ voll Hi”, die von fernen auf mi¡ bli”en, die in deinen Auglein ›”en. Chari#! a¡! wer trö‰et mi¡,
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nun i¡ nit soll sehen di¡? | 6. Meine Lieb#gedanken wallen ‰ät# nur auser mir bey dir. Alle Thäler von dir hallen, Chari#! sagt der Fel# zu mir.
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Büs¡e, Feld- und wälder brennen, wann di¡ meine Lieder nennen. Chari#! a¡! wer trö‰et mi¡, nun i¡ nit soll sehen di¡? 7. Nun mein Lieben soll bezeugen
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diese Flöte, die i¡ führ. i¡ will nimmermehr vers¡weigen, Zier der S¡önen! deine Zier. Unterde‹en laß mi¡ brennen und di¡ meine S¡öne nennen:
55
bi# i¡, wel¡e# trö‰et mi¡, Chari#! werde sehen di¡!
Floridans Amaranten-Garte
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XXI. Abs¡ied#-Klage, an Sie. J¡ kan do¡ nit vorbey, i¡ muß di¡ ja gesegnen, wie mild die Threnen au¡ au# meinen Augen regnen. J¡ muß, ô Chari#, di¡ gesegnen ungesehn, und wie i¡ gieng bi#her, in söl¡er liebe gehn, 5
die ihre Qvell nit kennt. dein s¡öne# Lob, ô S¡öne! flammt meine Sinnen an, und ma¡t daß i¡ mi¡ sehne na¡ dir, wiewohl ümson‰. J¡ ware ganz beda¡t, i¡ wolte reisen hin und geben gute Na¡t, dir, Leben! in person. i¡ hatte s¡on ersonnen |
10
die ‰ärk‰en Feuerwort', in Liebe#glut entbronnen. J¡ da¡te, wie i¡ wolt' erwähnen gegen dir, ô S¡öne! deine# Lob#, da# mi¡ genommen mir und dir selb‰ eingetahn. i¡ wolte meine S¡merzen, ein Dolmets¡ meiner Pein, dir führen wol zu herzen,
15
da# meine s¡ütten au#. mein ‰ieg in den Mund, und ma¡te mi¡ gelehrt zu sagen, wie e# wund dur¡ Liebe worden sey. wa# aber half mein Di¡ten? der Himmel will, wa# i¡ ersonnen, ganz verni¡ten, und saget, nein, darzu: worzu? daß meine Qval,
20
ein langverlangte# Ziel solt sehen diese# mahl. Und nun wa# fang i¡ an? J¡ werde ‰ündli¡ ‰erben und nimmer ‰erben do¡, bald seyn ein leerer S¡erben und dürre# Beingeripp. e# doppelt meine Noht, daß mir in sol¡er Pein nit ein erwüns¡ter Tod
25
von tausend Töden hil]. Von hören-sagen lieben, dünkt man¡en ungereimt. J¡ werd' darzu getrieben von einer ‰ummen Ma¡t. Ni¡t weiß i¡, ob der Gott, der mit den Herzen spielt, mi¡ hält für seinen Spott. Zwar i‰ e# sein Gebrau¡. Man hat wohl eh gelesen
30
von einer sol¡en Lieb. i¡ bin ja nit gewesen der er‰e, den e# tri[t: viellei¡t werd i¡ au¡ seyn der allerlä”te ni¡t. e# kommt die Liebe# pein ja tägli¡ neuer auf, e# i‰ nit au#zulü‰en |
Gedichte 21 und 22, 1645
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da# Kind, gar ni¡t ein Kind. von sol¡en Mutterbrü‰en 35
saugt man derglei¡en wi”. mi¡ hat er auf der Bahn, auf der son‰ geht in un# die Stimm, ge‰e¿et an. da# Ohr hat Jhren Ruhm beri¡tet den Gedanken, die fiengen an in mir sobald ein harte# Zanken, da Freyheit unterlag. e# nahme mi¡ so ein
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da# Denken, daß i¡ mu‰ so voll Verlangen seyn. daher mein Sehnen qvillt. Nun, Leben, wie du ›he‰, so bin i¡ dur¡ den Ruhm, mit dem du herrli¡ blühe‰, abwesend worden dein. Zwar i‰ die Liebe blind bey mir; do¡ sehnt ›e ›¡ au¡ nit na¡ Rau¡ und Wind.
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dein Lob i‰ Lieben#wehrt. a¡ mö¡te‰ du au¡ brennen in heißer we¡selglut, und mi¡ den deinen Nennen! so wolt' i¡ Sorgen frey, so wolt' i¡ Tro‰e# voll der Liebe legen ab der Brun‰ gedanken Zoll und fröli¡ leben fort. du kan‰ mi¡ so erqvi¿en,
50
ô Chari#! wann du wil‰. du nur kan‰ mi¡ beglü¿en, du Arztin meiner Pein, ô Au#bund aller Zier! mein Leben und mein Tod, diß beyde# komt von dir: von dir erwart' i¡'# au¡. laß s¡ießen Gnaden ‰ralen: da# wiedergelt der Lieb und Treu mir au# zu zahlen.
55
J¡ lobe di¡ dafür. wer meine Reimen li‰, soll lesen au¡, wer du mit deinen Gaben bi‰, du Spiegel aller Zier! Jndeß laß mein Verlangen de# deinen Zunder seyn. A¡ laß' mi¡ Tro‰ empfangen (s¡reib nur ein liebe# wort) au# einem Briefelein.
60
dein' hand belebe mi¡ und tödte meine Pein. |
XXII. Flu¡ Rede, einer bes¡ri]eten Linde. A¡! ›nd dann die rauhen Rinden, i‰ der Baumen Runzelkleid ni¡t für Frevelhänden ›¡er? Hört, ihr Götter, wo ihr seid! will dann alle Mens¡li¡keit in der Mens¡en Sinn erfrieren?
Floridans Amaranten-Garte
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Jhr ĉe, neiget eü¡, beugt eure swanke Finger! 5
kein Blumenwind i‰ eurer Zierde wiederbringer, die eü¡ geraubt ein re¡te# Höllen-kind. J¡ bes¡wer' eü¡ bey bi#her-gepflogner Liebe, bey unsrer Treue Triebe,
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ihr berei¡ten Blumen-Matten, eü¡, ihr S¡atten eü¡, ihr Brüder eü¡, ihr Sänger lei¡ter Lü]elieder! di¡, du klarer Silberba¡!
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Mü‰ ihr bekennen nit, daß meiner Arme da¡, eü¡ bi# daher für andern hab' erqvi¿et, solang von meiner Rinden Wunden die theur ges¡ä”te S¡ri] (ihr wi‹t e#) hat gebli¿et? der Linde Lenzenwind hat ›¡ zu mir gefunden.
20
mein grüne# Haar da# raus¡te für und für. E# tiretirelirten ‰ät# die Ler¡en unter mir. J¡ hatte fort für fort die Stadt und Dorf zu ga‰e. die Fremden liebten mi¡. wer war so seelig do¡, al# i¡? |
25
Bey mir versang' in kühler S¡atten-ra‰e da# S¡äfervolk den langen Sommertag. E# hatte meinen Rinden ein Hirt, der seiner Sinnen kun‰ mit mir zu theilen pflag, seine le”te S¡eidgedanken zuverwahren anvertraut,
30
daß man mö¡te na¡ der Zeit bey mir seinen Nahmen finden. daher dann unter mir gelehrte Lü]e wohnten, die Lu‰ mit Lu‰ belohnten. Bald aber ‰ieg von jenem Ort, wo Pe¡ und S¡wefel taut, wo die Cerberhäübter knirs¡en und Alecto ›”t zu Hau#,
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wo die Stygertie[en dü]en, zu der S¡uldverdammten grau#, der unseelig‰en Seelen eine, die mi¡ so betrübt, daß i¡ mi¡ nun selb‰ beweine. A¡ warüm hab' i¡ mi¡ ni¡t wurzel-auf ers¡üttert,
Gedicht 22, 1645
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und diese# Frefler# kopf in tausend Stü¿ zersplittert? 40
war, Jupiter, dann deine Hand von keil und donner bloß, daß ›e auf die erbo‰e Fau‰ ni¡t tausend Stralen goß, die diese# Reimen pfand au# meinem Rindenro¿ verme‹entli¡ ges¡nitten, gekra”et, ges¡ni”elt mit der S¡inder nägel Flitten?
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Verflu¡et sey die Hand! du sol‰ verflu¡et seyn, verflu¡et, verflu¡et, der du ha‰ gesu¡et meiner Glü¿barkeiten Ende, meiner Zierde Sonnenwende!
50
E# mü‹e Pe¡ und Judenleim no¡ deinen S¡edel zwagen. e# mü‹' ein Mord- und ‰a¡elpfahl dir dein Gehirn dur¡jagen! Megära plage zeitli¡ di¡ mit S¡langen ohne Zeit! E# mü‹en ‰et# üm di¡ Avernu# Fis¡e s¡nalzen; du mü‹e‰ sonder End Sisyfu# Stein ümwalzen:
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du, der du mir und meinen Freund mi#gün‰ die Ewigkeit. Zwar mi#gönne, wie du wilt. do¡ soll diese Rede bleiben, | (hört, ein Baum poeti›rt, den gelehrt da# Rinden-s¡reiben) danno¡ wollen i¡ und jener bleiben, wann du lang‰ dahin, leben, weil man Reimen s¡reibt (s¡me¿t e# s¡on nit deinen Sinn)
60
leben, weil die bunten Matten
krönet meiner Brüder S¡atten, weil der Pegni” Ufer baden, weil die Fluß-Najaden an Ge‰aden waden weil erqvi¿et meine Söhne 65
der Feldmu›¿ Syrenengethöne, weil die Blumen Ru¡werk weben: wollen er und i¡, wann wir nimmer leben, leben; wann deinen Ruhm und di¡ auf ewigli¡
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der Spra¡e-Neid hat lang‰ getödet. Ein Baum hat diese# au#geredet.
Floridans Amaranten-Garte
40
XXIII. Hör Linde, hör: wann mein und dein vergrollter Ä¡ter dein Zelt su¡t wieder heim, so s¡i¿ dem Esel#kopf den aller‰ärk‰en A‰ auf seinen Klügels¡opf. wa# mi¡ belangt, i¡ treib' au# ihm nur ein gelä¡ter.
XXIV. Auf Laub und Gra#. KlingReimen. J”t, da die Morgenröt' entde¿et ihre Wangen, da# güldne Flammgespann lä‰ Silber tropfen fallen, die kinder küler Na¡t, die hellen Feldkri‰allen, die kräuter-diamant; i”t da die Perlen prangen, 5
auf Tellu# Haare s¡mu¿: hat mi¡ begier ümfangen zu hören, wie da# Chor der vögel lä‰ ers¡allen | ihr dank- und Morgenlied, darein die Bä¡e lallen. Hier ‰re¿ i¡ mi¡ in# Gra#, geniese mein verlangen. da# Laub mir S¡atten gibt, da# Gra# gewüns¡te Ruh, die Blumen Augenweid, die kräuter sü‹en Ru¡,
10
da# bunte Vogel-lied i‰ mir ein Lieder bu¡, und niemand ›het mir, al# nur der Himmel zu. Jhr Bä¡e, Laub, und Gra#, ihr kräuter, Feld und wald! wohl mir, wann i¡ bey eü¡ mag einmahl werden alt.
XXV. Pan an seine unerwei¡li¡e Dryope. Wälderrauhe Jäger-Nymfe, die du, wie i¡ o] geklagt, mi¡ fa‰ au‹er mir gejagt, Die du jage‰ dur¡ die Sümpfe! 5
jag do¡ au¡ au# deinem herzen, wa# in meinem reget S¡merzen.
Gedichte 25 und 26, 1645 und 1646
41
2. Wilde# Wild, von mir gejaget, wilder al# da# wild‰e Wild! ma¡ do¡ deine Wildheit mild, 10
Zieh do¡ au#, wa# dir behaget, und nimm an ein liebe# Neigen zu den Gegenlieb-bezeigen. 3. Harter Fel# von härt‰er Härte! wei¡e meinen Trehnenba¡,
15
wende meiner Lippen A¡ | da# nur ‰ät# i‰ ihr Gefärte, und laß meine Liebe#flammen s¡mälzen deinen Stahl zusammen. 4. Kalte# Eiß von kält‰er kälte!
20
s¡i¿ der Augen Stralenbli” rü¿wärt# in der Sinnen Si” daß er, S¡ön‰e von der Welte! wärme dein so kalte# denken: laß ihn mi¡ mir wieders¡enken.
1646
XXVI. An Dualbe, Trauriger Abs¡ied. 1. Bi‰ du de# Wüten# no¡ nit satt, mein widrige# Ges¡i¿e? E# ma¡t mi¡ dein Verfolgen matt, mi¡ tödten deine Bli¿e, 5
die Bli¿e, die mein arme# Leben mein Leben auf die Folter geben. weh mir, daß i¡ in sol¡er Pein, Dualbe, ni¡t bey mir mag seyn! 2. Dualbe, de‹en wunderzier
10
mi¡ selber mir ge‰ohlen! e# hat dein er‰er Anbli¿ mir,
Floridans Amaranten-Garte
42
zu lieben di¡, befohlen. Und nun, a¡ nun! a¡ s¡were# Leiden! Dualbe! soll i¡ von dir s¡eiden; 15
i¡ soll forthin mehr sehen ni¡t, ô meine Sonne! dein Ge›¡t. | 3. Seit du, ô Held! mi¡ ha‰ erwehlt zum Diener deiner Jugend, hab i¡ mi¡ ‰ät# üm di¡ geqvält,
20
du Au#bund hoher Tugend! die Tugend ma¡t mi¡ dir verbunden; daher i¡ fühle tausend wunden. A¡ wunden, die der S¡eidverdruß in mir, no¡ tie[er ma¡en muß!
25
4. Du ha‰ bey mir gesu¡et Lehr: i¡ mu‰e lieben lernen. Du gabe‰ meinen Liedern Ehr: i¡ deinen Augen‰ernen. Die er‰e Stund' hat mi¡ entzü¿et
30
in der i¡ deine Zierd' erbli¿et. dein er‰er Bli¿, ô harter S¡erz, s¡oß einen Pfeil mir in da# herz. 5. Vorde‹en hatte Venu# mir vertrauet ihren S¡ü”en:
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›e sagt', er trüge groß begier in meiner S¡ul zu ›”en. bald, al# er fa‰ erlernt da# Singen, mu‰ ein Ges¡oß mein Herz dur¡dringen. So ha‰ au¡ du, du Götter knab!
40
mir vor die Lehr gelohnet ab. 6. Dualbe! meinen S¡merzen-trieb hab' i¡ dir o[t entde¿et. E# hat au¡ meine keus¡e Lieb dir nit verdruß erwe¿et.
45
die Hoheit kont dir ni¡t verbieten, |
Gedicht 26, 1646
43
mit mir der Heerden o[t zuhüten. A¡ Lieb! Dualbe! meine Pein, mein Tod i‰, nit bey dir zu seyn. 7. J”t treibt ein Unglü¿ mi¡ von dir, 50
da# wird mi¡ no¡ ermorden. Bin i¡ wohl deiner WunderZier, i¡ Armer, unwehrt worden? A¡ wer kan deiner würdig werden, du Sohn der Götter, Lu‰ der Erden?
55
du kan‰, Dualbe! du allein, son‰ niemand, deiner würdig seyn. 8. Unwürdig war' i¡ lang‰en s¡on, Dualbe! di¡ zu lieben. der Himmel hat, di¡ seinen Sohn
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zu lieben, mi¡ getrieben. Di¡ sehen und nit brün‰ig werden na¡ deiner Zier, du Zier der Erden! mag ja so sehr unmügli¡ seyn, al# brennen ohne S¡merz und Pein.
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9. Jn niedrer Demut will i¡ di¡, so lang i¡ lebe, lieben: ein söl¡er will hat er‰li¡ mi¡ zu diesem Thun getrieben. der Ho¡mut hat mi¡ nit bese‹en
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Held! deine Hoheit abzume‹en na¡ meiner kleinen Nidrigkeit. der Unters¡ied i‰ Himmelweit. | 10. J¡ bin ein s¡le¡ter S¡äfer#mann, der in den Blumen-auen
75
die Bö¿ und Lämmer weiden kan, und eine Hürde bauen. J¡ aber muß i”t von den Heiden von den so s¡önen Heiden s¡eiden.
Floridans Amaranten-Garte
44
A¡ S¡eiden! a¡ betrübter S¡merz! 80
der S¡merz dur¡s¡neidet mir da# Herz. 11. Mein Lieben ha‰ du nit geha‹t. wa# heißet mi¡ dann s¡eiden? du etwann? nein! a¡! dieser Bra‰ kömmt son‰ von fals¡er kreiden.
85
Ein fals¡er Raht hat mi¡ belogen, mir deine Gegenwart entzogen. A¡, a¡, Dualbe! meine Pein, mein Tod i‰, nit bey dir zu seyn. 12. Jhr Ufer! ihr solt Zeugen seyn,
90
die ihr habt zu gesehen wie er o[t neben mir herein gepflogen hat zu gehen. da mu‰' i¡ ihm, auf sein Begehren, die freyen S¡äfer Kün‰e lehren.
95
die S¡äferkün‰e liebt er sehr, dem Hirtenthon gibt er gehör. 13. Du wei‰ e#, Arko! wie er o[t in meiner S¡oß ges¡la[en: da# konde mi¡ dann unverho[t
100
in tausend Freüden ra[en. | E# ‰iegen alle meine Sinnen in meiner beyden Augen Zinnen, damit i¡ konde na¡ begier betra¡ten seine Wunder Zier.
105
14. Der Lippen ihr Korallen-blut da# Mil¡ und Blut der wangen, die nahmen mir al#dan den Mut, befeuret mit Verlangen; der Seidenhaare Silber lo¿en,
110
der wollenwei¡en Hände Flo¿en, die, glei¡ dem i”tgefallnen S¡nee, gesunken waren in den Klee.
Gedicht 26, 1646
45
15. Nur ›e, die Fen‰er aller Lu‰, die s¡önen Sonnen spiegel, 115
in die i¡ mi¡ verlieben mu‰, vers¡loß' ein Liljenrigel. do¡ hab' i¡, weil mi¡ diese Sonnen al# dann nit haben blenden konnen, betra¡t der Gaben Überfluß;
120
do¡ ‰ahl i¡ man¡en sü‹en Kuß. 16. Die Rosen mu‰en deiner Zier, du Rose! s¡amroht wei¡en. die Lilien, wann du trat‰ herfür, begunten zuverblei¡en.
125
E# mu‰en, ô du Blum der Erden! dir alle Blumen dien‰bar werden. A¡ Zier! Dualbe! meine Pein, mein Tod i‰, ni¡t bey dir zu seyn. 17. Ein#mal#, al# wir un# in den Klee
130
zusammen hingebü¿et, | hat er mit seiner Hände S¡nee die meinen a¡! gedrü¿et und da mit einen Gnadverspre¡en mein lange# Leiden wollen rä¡en.
135
A¡ wär' i¡ no¡ der Gnad gewiß! mein Elend solt mir werden süß. 18. Hirt, sagt' er, in dem Na¡barthal, auf jenen Blumenheiden, sol‰ du die Heerden allzumahl
140
na¡ diesen Zeiten weiden; da mag‰ du bey den freyen Ziegen in hi”ger Sommersonne ligen, daselb‰en mag‰ du treiben au#; J¡ s¡enk dir weide, Flut und Hau#.
145
19. Vor Freuden kam i¡ auser mir, vor Freuden hab' i¡ mü‹en
Floridans Amaranten-Garte
46
Dualbe! deiner Lippen Zier zu tausend mahlen kü‹en. die Künheit hab' i¡ so gewaget; 150
du ha‰ ›e au¡ mir nit versaget. A¡ Künheit, die mir diese Stund', a¡ sü‹e Künheit, ni¡t vergunt! 20. A¡ Lu‰! so hat mi¡ Dorili# nie an der Laa# erqvi¿et;
155
au¡ nit die s¡lanke Garmari#, die mi¡ au¡ wundgebli¿et da, wo so man¡e S¡äfer klingen, mit denen i¡ pflag o[t zu ›ngen; da, wo der klare Ter›ng wühlt
160
dur¡ sein gepflogne# Nordgefild. | 21. A¡ Zeit, a¡ wundersü‹e Zeit, wo bi‰ du hingekommen? die Zeit hat mir nun alle Freüd mit ›¡ hinweggenommen.
165
J”t muß i¡ armer S¡äfer wandern, von einem Fluße zu dem andern. A¡ Zeit! a¡ lu‰! von dir zu seyn, Dualbe! ma¡t mir Tode# pein. 22. Nun, Held! i¡ hab', auf ewig dir
170
zum Slaven mi¡ verspro¡en. halt' i¡ e# nit, e# soll an mir mit donner seyn gero¡en. A¡ halte mir au¡ dein verspre¡en! so wir‰ du meinen Jammer rä¡en.
175
Mein Jammer, der voll wermut i‰, wird nur dur¡ deine Huld versü‰. 23. Zwar weiß i¡, daß i¡ di¡ betrübt. a¡ laß e# seyn verge‹en. du wir‰, daß i¡ zu sehr geliebt,
180
für kleine S¡uld zume‹en.
Gedicht 26, 1646
47
du wei‰, daß mehrmal# GegenZungen un# widerwillen aufgedrungen. Dualbe! laß ni¡t meine Pein dur¡ deinen Zorn verdoppelt seyn. 185
24. Solang die Sonnenbli”e hier da# Gold in Bergen ko¡en, solang der Rosen fris¡e Zier im Lenzen wird gebro¡en, solang die He¿en dörner spi”en,
190
solang die Bienen Honig s¡wi”en, | soll meine keüs¡e Liebe#brun‰ ›¡ sehnen, Held! na¡ deiner Gun‰. 25. J¡ will dein Lob, solang i¡ kan, in alle Rinden ri”en.
195
Dualbe! deinen Cloridan soll ‰ät# dein Lob erhi”en. der Ba¡ soll deinen Nahmen, lallen, au# Felsen soll er wieders¡allen. der Wald soll redend werden dir,
200
und preißen deine Wunder Zier 26. A¡ S¡merz! i¡ kan nit ›ngen mehr, i¡ ‰e¿' in tausend Äng‰en. von dieser S¡merzen-wiederkehr hat mir geträumt vorläng‰en.
205
Nun gute Na¡t, ihr sü‹en Freuden! weil i¡ ja soll Dualbe meiden. Dualbe! meine ‰äte Pein mein Tod wird diese# S¡eiden seyn. 27. Do¡ e# muß mehr gesungen seyn!
210
verziehet, ihr Gedanken, ihr solt mir no¡ mehr holen ein, will s¡on die Stimme wanken. Dualben# Gun‰ und hoher Liebe, üm die i¡ i”t mi¡ so betrübe,
Floridans Amaranten-Garte
48
215
soll no¡ einmahl zu guter Na¡t an diesem Ufer seyn geda¡t 28. S¡au hier, Dualbe! deinen Band, den du mir, a¡ der Stunden! al# i¡ di¡ ein‰en einsam fand',
220
ha‰ auf den Hut gebunden. | der Band soll mi¡ vor 1000 S¡ä”en, vor S¡ä”en, in erge”ung se”en. ja au¡, imfall i¡ soll zu grab, soll mit mir gehen diese Gab.
225
29. Zwar dieser grüne Silberband hat meinen Hut ümwunden: Dualbe! deine zarte Hand hat mi¡ dir mehr verbunden. Laß ab, Dualbe! mi¡ zu binden.
230
du darf‰ nun keinen Band mehr winden, zu binden den, der s¡on be›egt in deiner Lieb gebunden liegt. 30. Wie man¡e# s¡öne# Kun‰gemähl wird man auf glatten Rinden,
235
ohn alle Mi#farb oder Fehl, von dir erkün‰elt, finden. dur¡ viele, die du mir verehret, wird tägli¡ meine Lieb vermehret. A¡ Hand! wann ›h' i¡ wieder di¡
240
mit Mahlerfleiß erge”en ›¡. 31. Die Tugend lä‹t di¡ mü‹ig ni¡t, gibt immer dir zus¡a[en. wa# deine Hand in Rinden ‰i¡t, da‹elbig' i‰ dein S¡la[en.
245
Jn zweyen lab‰ du meine Sinnen, da Felder gehn und wa‹er rinnen. A¡ Kun‰! Dualbe! meine Pein mein Tod i‰, nit bey dir zu seyn. |
Gedicht 26, 1646
49
32. Und nun wa# soll i¡ weiter hier 250
von deinen Liedern sagen, die deine Sinnen werden s¡ier bi# an die Wolken tragen. Jn einem su¡' i¡ mein Erge”en, i¡ muß e# o[t mit Trehnen ne”en,
255
mit Trehnen, die die s¡öne Gab mir ma¡et triefen Wangen-ab. 33. Da# Singen hab i¡ di¡ gelehrt: do¡ ha‰ du, wieder Ho[en mit Liedern, die der wald gehört,
260
die meinen übertro[en. Mir ha‰ du eine# abgesungen dadur¡ ha‰ du mir abgedrungen die Röte: weil i¡ nit so s¡ön kond au¡ in dein Gerü¡te gehn.
265
34. Zwar hab i¡ dir au¡ man¡en Tohn in Wäldern ange‰immet: do¡ deiner, ô du Föbu# sohn! mehr an die Wolken klimmet. wa# soll i¡ dann viel Lieder bringen?
270
du kan‰ di¡ selber baß be›ngen; du kan‰, Dualbe! du allein dir selber ein Gerü¡te seyn. 35. Da# Lob hab' i¡ no¡ nie verdient, daß du mir zugeme‹en:
275
do¡ hab' i¡ mi¡ au¡ nie erkühnt, de# Liede# zuverge‹en. | J¡ will al# Gold und Perlen a¡ten die Gabe, die mi¡ ma¡t betra¡ten den Helden, der s¡ön ‰immet an
280
und Singen#-wehrt au¡ handlen kan. 36. Die gro‹e S¡äfer liederlu‰ hat di¡ fa‰ Pan genennet.
Floridans Amaranten-Garte
50
du ha‰, e# i‰ mir no¡ bewu‰, in dieser Lu‰ gebrennet. 285
Diana gab dir guldne Pfei[en, weil du ja wolte‰ Lieder grei[en. J¡ weiß, wie dir der Spra¡enbaum gema¡et einen sü‹en Traum. 37. Mein Singen hat dir wohlbehagt.
290
Kaum ‰immt' i¡ meine Pfei[en, da wolt‰ du mit mir, wie gesagt, ‰ra¿# in die wette grei[en. du ha‰ mir gerne zugehöret; di¡ aber hat der wald geehret.
295
A¡ Zeit! Dualbe! meine Pein, mein Tod i‰ i”t, von dir zu seyn. 38. Du ha‰ wohl eher selb‰ gespielt zur Tafel meinen Heerden. die Felsen haben bald gefühlt,
300
daß ›e gerühret werden von einem ni¡t-gemeynen Singen, ›e hörten güldne Pfei[en klingen. E# liefen dir die wälder zu. die Hayne krönten deine Ruh. |
305
39. Sag, warum heiß i¡ Cloridan? den Ter›ng nimmt e# wunder, wa# Dafni# hat genommen an für einen Nahm i”under. Bi‰ du ni¡t, der mi¡ so genennet,
310
der mi¡ bey diesen Nahmen kennet. die Blume gabe‰ du dafür, und nahme‰ diese# Laub von mir. 40. J¡ geh! da# andre sey verspart: i¡ muß von hinnen wei¡en.
315
du ha‰, ô Held! bey mir verwahrt viel hohe GnadenZei¡en.
Gedicht 26, 1646
51
Hab dank, Dualbe! dir zu danken, werd' i¡ no¡ mit dem Himmel zanken. A¡ wer beglü¿et Cloridan, 320
daß er Dualbe danken kan? 41. A¡ edler Held! erlaube mir, daß i¡ di¡ ferner liebe, und ganz in deine Wunder Zier mein treue# Herz ergibe.
325
Jn deiner Liebe will i¡ ‰erben, die mi¡ s¡on i”und kan entfärben. Dualbe soll no¡, oder Tod, verkürzen meine Herzen#Noht. 42. A¡ la‹e meine s¡le¡te Gab
330
in deiner Gnad' veralten. | dein diener bleib i¡, bi# in# Grab, bi# daß i¡ werd' erkalten, bi# daß i¡ meine kranke Seele au#athmen werd' au# ihrer Höle;
335
solang da# Mahl, da# du gebrant, wird zei¡nen Meine treue Hand. 43. A¡ Himmel! ›h mein Sehnen an, gib mir Dualbe wieder: so will i¡ auf de# Herzen# plan
340
dankopfer legen nieder; so will i¡ tausend dien‰' erweisen, und di¡ mit tausend Liedern preißen. A¡ weh! Dualbe! meine Pein mein Tod i‰, nit bey dir zu seyn.
345
44. Dualbe! nimm zu guter Na¡t den Wuns¡ von meinen Händen. Jmfall der Himmel wider la¡t, will i¡ mi¡ selber senden. Der wolle di¡ in wa¡#tum se”en,
350
na¡ deinem Wuns¡e di¡ erge”en.
Floridans Amaranten-Garte
52
Mein lä”te# ›ngen i‰ vollbra¡t. Nun tausendmal zu guter Na¡t! 45. A¡ tausendmahl zu guter Na¡t, Dualbe, Zier der Erden! Mein lä”te# ›ngen i‰ vollbra¡t. |
355
Nun gute Na¡t, ihr Heerden! Nun gute Na¡t, ihr sü‹en Freüden! willkommen Jammer, S¡merz und Leiden! weil i¡ ja muß, a¡! a¡ der Pein! Dualbe! ni¡t bey dir mehr seyn.
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XXVII. Virgilii II Ecloga geteuts¡t. 1. Kloridan, von Lieb' entbrant, von Dualbe seiner S¡öne, den der Hirten Feldsyrene lang‰ der wälder Lu‰ genannt, 5
gienge, weil ni¡t# au#zuri¡ten zu den di¿belaubten Fi¡ten, wo die S¡attengiepfel beben; seinen S¡merzen lu] zugeben. 2. Wie er also trat herein,
10
klagt' er Bergen, Büs¡' und Bäumen mit gar ungereimten Reimen seine S¡merzen ganz allein. Grausamer! ›nd meine Lieder, sagt' er, dir so gar zu wider?
15
Nun i¡ will, weil zuerwerben kein Erbarmen, gerne ‰erben. 3. J”und, da die Lu] weht heiß, ligt die Herd in kühlen S¡atten, und der dornbus¡ in den Matten |
20
de¿t da# grüne Heid-ges¡meiß.
Gedicht 27, 1646
53
The‰yli# hat ihren S¡nittern, weil die Stralen auf ›e flittern, Kwendel, Knoblau¡, Sa] von Kräutern zur erqvi¿ung laßen leütern. 25
4. Aber i¡, i¡ muß na¡ dir, nun die Sommersonne bli”et und der müde S¡nitter s¡wi”et, brennen, rennen für und für. Nur die Na¡barbüs¡e müßen
30
meiner Klagen inhalt wißen; und die Heis¡ren Feldheus¡re¿en klingen mit mir in den he¿en. 5. Margari#, da# ‰olze Bild, ihr Vera¡ten und ihr ha‹en
35
und ihr harte# Zorn anma‹en, Hyla# au¡, war nit so wild; Beyder Zürnen auf den heiden, hätte ›¡ no¡ la‹en leiden: Ob ›e eben so ni¡t prangen,
40
Held! mit deinen Liljen wangen. 6. Aber du, du! holder Held! laß ja nit den Glanz betriegen no¡ die Farbe di¡ beliegen. Wei‹e Blüt wird in da# Feld
45
von dem Nordwind' abges¡mi‹en: Aber wer i‰ nit geflie‹en | die s¡warzbraunen Merzviolen von den hügeln einzuholen. 7. A¡ i¡ werd', in deinem Sinn',
50
a¡ i¡ werde nur verla¡et. du gedenk‰ nit wa# mi¡ ma¡et Rei¡, und wer, und wa# i¡ bin: wie mir auf kleerei¡en Heiden tausend fette S¡afe weiden,
Floridans Amaranten-Garte
54
55
die den Wollens¡nee erheben Mil¡ und Käß die Fülle geben. 8. E# sey Sommer oder kalt, kan i¡ fris¡e Mil¡ au]ragen. J¡ weiß einen Tohn zu wagen,
60
wie Amfion, dem der wald na¡gelallt bey Dirce qvellen, wann er riefe zu den Ställen seine Heerden, zu den Krippen, von de# Aracinthu# Klippen.
65
9. Daß i¡ au¡ nit gar‰ig sey, hab' i¡, al# kein Windewehen, in der Spiegelflut' ersehen: wan e# nit i‰ Triegerey, wan mein Bild mi¡ nit betrogen,
70
wan der Ba¡ mir ni¡t gelogen, soll mi¡ keiner ni¡t bes¡ämen. Will di¡ selb‰ zum Ri¡ter nehmen. 10. Mö¡te mö¡te dir, mit mir hier zu wohnen, do¡ gefallen,
75
wo die fris¡en qvellen wallen, | in dem Wald, du wälder Zier! mö¡te‰ du in niedren Hütten mit mir lieben S¡äfer›tten, mit mir Hirs¡' und S¡weine fällen,
80
mit mir garn und ne”e ‰ellen. 11. A¡ wie froh wolt' i¡ al#dann di¡ in alle Bäume s¡reiben! a¡ wie fröli¡ wolt i¡ treiben meine Ziegen hügel-an,
85
wo die Hasel‰auden blühen. du au¡ würde‰ di¡ bemühen, Pan auf seinen ›eben pfei[en Haber lieder na¡zugrei[en.
Gedicht 27, 1646
55
12. Pan wir wolten flöten na¡. 90
Pan begunt' auf ›eben pfei[en er‰li¡ einen Tohn zugrei[en. Pan treibt mit un# an den Ba¡. Pan i‰ Oberhirt und Sänger: darüm darf‰ du di¡ nit länger,
95
deine Lippen zu beqvemen zu der S¡äferflöte, s¡ämen. 13. Wa# müh hat Amynta# do¡, eine Pfei[e zubekommen vor der Zeit auf ›¡ genommen.
100
Und mi¡ hört man immer no¡ auf den ›eben Haber Kielen auf den hirten halmen spielen, | die mir s¡enkte, tru” dem Geifer! Florian der gute Pfei[er
105
14. Du (so sagt' er, al# er s¡ier wolte zu den Sternen traben) soll‰ die klugen Flammen haben. Meine Flöte laß i¡ dir, die mi¡, al# er i”t wolt ‰erben,
110
unser Coridon ließ' erben: Nun sol‰ du der dritte werden. damit s¡ied er von der Erden. 15. Komm, hier ›nd zwey Rehbö¿lein, die i¡ fand ni¡t sonder S¡re¿en
115
in ni¡t ›¡rer Thäler He¿en, die no¡ jung und sprenkli¡t seyn. diese mö¡t i¡ dir wohl gönnen: Zweymahl ›e de# Tage# können einer Mutter Mil¡ au#leeren.
120
Kom! i¡ will ›e dir verehren. 16. Amarilli# wolte ›e lang‰ von mir erbeten haben.
Floridans Amaranten-Garte
56
und weil du hön‰ meine Gaben, sollen ›e ihr werden ie. 125
No¡ i‰ Zeit, du s¡öne# Wunder! kom do¡, s¡au, wie s¡on ie”under Nymfen dir entgegen springen, ganze Körb voll Lieljen bringen. 17. Unsre Clori# Blumen bri¡t,
130
pflü¿t Violen, die da prangen mit der blä‹e meiner wangen, | Dille, da# annehmli¡ rie¡t, ›e vermählet den Lavendel, Ringelblumen, Veil¡en, Qwendel,
135
su¡t wo ›e Narzi‹en finde, daß ›e dir ein Kränzlein winde. deest aliqvid.
XXVIII. An den Myrtillu#. Und du, du s¡warze Trauerla‰, die meine Wangen angebla‹t, sol‰ meinen Muht do¡ ni¡t be›egen kränk' immer kränke, wie du thu‰! 5
i¡ werde do¡, ô widerlu‰, mit dir zu Felde mannli¡ ligen. 2. Der Himmel i‰ auf mi¡ ergrimmt, der hat mir diese# Leid be‰immt, hei‰ mi¡ mit ‰äter S¡wermut kämpfen.
10
J¡ thu und la‹e, wa# i¡ woll, so bin i¡ der gedanken voll; a¡ wer wird meinen unmut dämpfen! 3. A¡ Kummer, der mir Tag für Tag erwe¿et lauter Ang‰ und Plag,
Gedicht 28, 1646
57
15
der mi¡ au¡ in den S¡la[ ers¡re¿et! Mein Leid kan in der S¡atten na¡t, wann au¡ kein einzig# Sternlein wa¡t, ni¡t werden leider! zugede¿et. 4. Soll dann da# Trauren ewig seyn?
20
i‰ dann unendli¡ meine Pein? wolan, i¡ will e# gerne dulden. e# geh mir, wie der Himmel will, dem will i¡ folgen in der ‰ill, kein Widerwill soll mi¡ bes¡ulden. |
25
5. Ma¡ her, du mir-gehä‹ig# Glü¿! erweiße deine Frefeltü¿, laß tausend wellen auf mi¡ toben: du sol‰ do¡ mi¡ mir nehmen ni¡t. Unglü¿ nur blöde Herzen bri¡t,
30
da die Begierden s¡weben oben. 6. J¡ will al# eine Klippe ‰ehn, bey der mit Spott vorüber gehn die aufgeblasnen Meere# wogen. Ni¡t allzeit i‰ der Himmel trüb.
35
die Sonn gewinnt un# wieder lieb, na¡dem da# Wetter ›¡ verzogen. 7. Myrtillo! soll i¡ meiner Pein ein Dolmets¡ und der S¡merzen seyn? die krankheit i‰ dir unverborgen.
40
J¡ bin und bleibe do¡ fortan ein herzbetrübter Floridan; kein kräutlein w䡉 für meine Sorgen. 8. Hier an der unbekanten Au, bey der i¡ keine Hirten s¡au,
45
da keine Nymfen ›¡ erge”en, muß i¡ und die betrübte Heerd, auf einer unbeliebten Erd, die Tri[t und S¡äferhürde se”en.
Floridans Amaranten-Garte
58
9. Kein Hirt i‰, der ›¡ zu mir find, 50
wann i¡ den Pfei[en gibe Wind und meinen Vieh zur Tafel spiele. die S¡äflein ›nd mit mir betrübt, weil meine Flöte Lieder gibt, mit denen i¡ auf Trauren ziele.
55
10. Nur E¡o ä¡zt und spri¡t mir na¡, mein au#gepre‹te# Weh und A¡, ru[t weh, a¡ weh und A¡ herwieder. von meiner klag ertöhnt der Wald. die Bä¡lein lernen manni¡falt
60
na¡lallen meine Trauerlieder. | 11. Du wei‰, Myrtillo! diese# Leid; du wei‰, wie lange Einsamkeit die Sinnen kan in Kummer se”en. Zwar i‰ kein S¡äfer s¡on bey dir;
65
do¡, wie du n䡉 gewiesen mir, kan dein Mecäna# di¡ erge”en 12. Dieselben, die du ha‰ üm di¡, ›nd so ge›nnt, wie du und i¡, ›nd heiß von hohen Tugendflammen.
70
Hier diese Seelen ›nd mit Erd mit Erd und Pöbel‰aub bes¡wehrt und können nit gen Himmel ‰ammen. 13. Mir hatte jene# Heldenhau#, da# neüli¡ mi¡ gela‹en au#,
75
von Staub entwehnet meine Sinnen. soll i¡ i”t in der Pobeley, mit andern, Erd und s¡le¡te# Bley, für Gold und Himmel, liebgewinnen? 14. Nein, nein! Myrtillu# kennet mi¡.
80
mein Sinn soll brennen über ›¡, muß i¡ s¡on an der Erden kleben. kan i¡ mit S¡äfern ›ngen ni¡t,
Gedichte 28 und 29, 1646 und 1647
59
will i¡ do¡ man¡e# Feldgedi¡t in ihrem Lobe la‹en s¡weben. 15. Nur diß ma¡t meinen Kummer süß.
85
daher i¡ dir s¡on man¡e Grüß in deine Wälder zuges¡i¿et. wann i¡ nit mehr bin selber mein, Myrtillu#! al#dann werd i¡ dein, und wo i¡ son‰ werd hingerü¿et.
90
16. Du aber, soll i¡ ja allein an diesem Ort ein S¡äfer seyn, vergönne mir und meinen Heerden, a¡ gönn mir ö[ter# deinen Gruß der mir raubt allen Leidverdruß.
95
laß deine wälder redend werden. |
XXIX. An die Pegni” Hirten. 1. Für Leid und lauter S¡merzen, der mi¡ qvält in den Herzen, der mi¡ in Herzen plaget für S¡wermut, die mi¡ naget, 5
muß i¡ die Feder ne”en, mit klagen mi¡ erge”en. Vor klagen, edle Hirten, verbla‹en meine Myrten. 2. Ein Aehre hat gerei[et
10
der Winter zwier ge‰rei[et die Blätter von den Baumen, seit daß i¡ mu‰e raumen der Pegniz Blumen felder, die edlen S¡attenwälder,
15
die wälder, mein erqvi¿en, die Felder, mein entzü¿en.
Floridans Amaranten-Garte
60
3. E# liß ›¡ alle# leiden. Nur ›¡ von Freunden s¡eiden, nur S¡eiden i‰ ein S¡merze, 20
ein S¡merze der da# Herze, da# Herz mit Unmut kränket, und ‰ät# mit Threnen tränket. vermeiden, wa# man liebet, hat viel zu Todt betrübet.
25
4. Die Lieb bleibt nit verborgen: ›e fla¿ert in den Sorgen, und ›”et an der Stirne, und wa¡et im Gehirne. | de# Herze wird zer‰u¿et,
30
der o[te wird entru¿et von Freünden, da die Flammen ›¡ nah zusammen ‰ammen. 5. Die Saal wolt' er‰li¡ rinnen in meine S¡äfer›nnen.
35
die Pegni” lehrte grei[en ein Lied auf ›eben Pfei[en. die O¿er hat die Blätter, die son‰ nur ›nd vor Götter, | geflo¡ten in die Myrten,
40
die meinen S¡eitel zierten. 6. Der Saal holdgrüne Ga‹en und edle Reben‰ra‹en, die s¡lanken S¡langge‰aden, n䡉 den bebüs¡ten Pfaden,
45
die Thäler, Berg', und Hügel, da# muntre Lu]geflügel, die halten meine Sinnen no¡ halb verzaubert innen. 7. Wa# soll i¡, a¡ behagen!
50
von meiner Pegni” sagen?
Gedicht 29, 1647
61
die Lu‰- und wa‹erräder, die klaren Nymfenbäder, die Bä¡e samt den Brunnen von wel¡en abgerunnen 55
die Blumen ihrer Hirten, no¡ meinen Gei‰ bewirten. | 8. Die Blumbeseeten Auen, da# Perlenrei¡e Tauen, der Oker Lu‰gerinne,
60
ma¡t au¡, daß i¡ beginne, beginne mi¡ zu kränken, mi¡ müd und krank zu denken. diß denken ma¡t mir bange, a¡! bange gar zu lange.
65
9. J¡ denk' au¡ jener Freüden in meinen Okerheiden, i¡ denke meiner Lieben die mi¡ au# mir getrieben, die an der Saal die Auen
70
voll tausend Anmuth s¡auen. Je mehr i¡ aber denke ie mehr i¡ mi¡ dur¡kränke. 10. J¡ laße da und dorten, i¡ laß' an allen Orten
75
ein Stü¿ von meinem Herzen, und sehne mi¡ mit S¡merzen, und sehne mi¡ mit Peine, zu werden do¡ der Meine, mi¡ wieder mir zu geben
80
bey meinem Gei‰ zu leben | 11. Die Cere# hat gemeyet, Pomona Ob‰ ge‰reuet, und Trauben au#gedru¿et einmal; zwier hat gepflu¿et |
Floridans Amaranten-Garte
62
85
die Flora Blumenbüs¡e seit daß i¡ nit zu Tis¡e mit eü¡ den Heerden spiele, seit daß i¡ Unmuth fühle. 12. Seither hab i¡ ge‰ritten,
90
viel ungema¡# erlitten, erlitten und erduldet, da# Glü¿ hat mi¡ enthuldet, sein Wandelrad getrehet. mi¡ unverho[t erhöhet,
95
bald wieder abge‰ürzet, verwor[en, und verkürzet. 13. Do¡ nit die grünen Felder, die Felder und die wälder, die Wälder und die S¡atten,
100
die Blumbeseeten Matten, der Pegni” ›lber wellen, der O¿er Nymfen Zellen, der Saale Goldgerinne, enthalten meine Sinne.
105
14. Nein, nein, die Hirtenbrüder der Pegni” Blumenlieder ›nd meiner Sinne sehnen. die Clarien, die S¡önen, | dort an den Saalge‰aden
110
mi¡ immer zu ›¡ laden; do¡ kan der Oker Rinnen am mei‰en mi¡ gewinnen. 15. Vor allen andern Flü‹en hat mi¡ die Oker mü‹en
115
bezaubern und gewinnen, und rauben meine Sinnen. J¡ weiß nit wa# mi¡ ziehet, in ‰eten Sorgen ›ehet.
Gedicht 29, 1647
63
man ›ehet mi¡ in Sorgen 120
den Abend al# den Morgen. 16. Jn Sorgen geh i¡ s¡la[en, die mir mein Leben ra[en, mein Leben, da# ›¡ qvälet, und do¡ die Qval verhälet.
125
J¡ leb' hier weit von Hirten. | Hier wa¡sen keine Myrten. Hier tanzen keine Nymfen in ungewohnten Sümpfen. 17. J¡ muß auf meiner Pfei[en
130
nur Trauerlieder grei[en, in trauren muß i¡ ›ngen, die Zeit in Leid verbringen. Hier springen keine Panen, man ›het ni¡t Sylvanen.
135
E# liebet meine Heerden alhier kein Gott der Erden. | 18. J¡ denk', ihr Hirtenbrüder! an unsre Blumenlieder. J¡ denk, wie wir gepfi[en
140
gepfi[en und ges¡li[en, gesungen und getrunken und in da# Gra# gesunken. man wird in man¡er Rinden, no¡ meinen Namen finden.
145
19. J¡ bin dazu geboren, zum unglü¿ au#erkohren. J”t trohet mein Ges¡i¿e mir wieder s¡eele Bli¿e. Jhr Hirten! bleibt gewogen,
150
und wär i¡ s¡on gezogen
Floridans Amaranten-Garte
64
hin zu den Garamanten von Freunden und bekanten. 20. Solt i¡ wol in der Erden der Würmer Speise werden, 155
so soll diß Lied bezeugen mein Dien‰ergebne# Neigen. Komm' i¡ nit selber wieder, so liebet meine Lieder. Ligt Floridan vers¡lungen:
160
do¡ nit, wa# Er gesungen.
XXX. Dreyer treuer Freünde Reise an der Je”e von Dannenberg na¡ Hi”ger. deest principium. Bömen wörteln ohne Stimmer. kan#' au¡ son‰en eine Spra¡? Mlk hei‰ s¡weige, (keine nimmer) Krk wodur¡ die Be¡er-ba¡ | 5
wir zu Leibe la‹en rinnen. diß war da der Zween Be›nnen. Al# ›e Dur‰ und Lu‰ ge‰illet, ‰iegen ›e den Berg hinauf, der mit Rebenholz ümhüllet,
10
dem ein alter Maur-‰einhauf, von der Zeiten Zahn zer‰ü¿et, den begrünten S¡eitel drü¿et. Se”t die Zeit in harte Mauren ihren ungezämten Zahn:
15
wie soll dann ein Mens¡e dauren, der mit Fleis¡ i‰ angethan?
Gedicht 30, 1647
65
wir] da# Alter Steine nieder: vielmehr zarte Bein' und Glieder. Droben auf dem s¡wangren Hügel 20
sahen ›e mit wollu‰ an, wie die wellen hatten Flügel, s¡o‹en fort auf Triton# Bahn. du ergö”te‰ ihre Sinne, Elbe, Segelfürerinne!
25
Dorten kam' ein Kahn ges¡li¡en, der no¡ kleiner s¡ien al# klein. Welt, du wurd‰ damit vergli¡en: wer von oben ›ht darein, wer ›e na¡ dem Himmel mi‹et,
30
ihrer Hoheit bald vergi‹et. Gei‰! entreiß di¡ von der Erden, s¡au ›e von der Sternburg an: ›e wird dir vor‰ellig werden kleiner no¡, al# diser Kahn
35
den der lei¡te Wind hinrei‹et, o] damit die wellen spei‹et. Kleine Welt! wir‰ du di¡ s¡wingen auf den Tugendhügel hinn, | so wir‰ du von Erden-dingen
40
lei¡t entwi¿eln deinen Sinn; du wir‰ alle# übersehen, grö‹er al# die Gro‹e ‰ehen. Wie ›e ›¡ nun satt ergö”et an der s¡önen Felderey,
45
die ›¡ da in# Tahl gese”et: sahen ›e au¡ no¡ darbey, wo der Hekatinnen Seelen abgeleibet an den Pfälen. Dann begunten ›e zu gehen
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na¡ den Hürden wieder zu;
Floridans Amaranten-Garte
66
ließen Stadt und Hügel ‰ehen. Bleibet fort in guter Ruh, wüns¡ten ›e, ihr Kräuterfelder, Blumen-Ufer, S¡atten wälder! 55
Koridon der grobe Rülze brühte ›e da an der ‰ät, al# ›e bei dem Bauerfilze fragten, wo der weg hingeht: Jhr könd, sagt' er, eü¡ bewegen,
60
Wege die ›nd allerwegen. Nun da# hiese so gebrühet. ›e verfolgten ihren Pfad. Föbe war' au¡ s¡on bemühet au# zu‰reu'n die Sternensaat;
65
Amarilli# Hütte rau¡te; Cynthiu# in# Meer ›¡ tau¡te. Ein Gesprä¡ spiel mü‰e kürzen der braundunklen Na¡t bes¡wer. | ihren langen Weg zu würzen
70
redten ›e ohn' m und r. Und son‰ andre tolle S¡wänke, der i¡ i”t nit mehr gedenke. Al# ›e angelanget wieder se”ten ›¡ bey Vetter Cord
75
die drey müden Se”er nieder. Annke mu‰e s¡leunig fort, einen Römer Mum zu langen. Bac¡u# war s¡on s¡la[en gangen. Cere# reget' ihre Gei‰er
80
(ni¡t ma¡t nur Poëten, Wein) ieder wolt de# andern Mei‰er in gelehrten Versen seyn. wa# für worte ›e da ma¡ten, waren lauter Reimentra¡ten
Gedicht 30, 1647
67
85
Reine Lu‰ i‰ unverwehret. will der Cato sauer sehn, wer i‰ der ›¡ an ihm kehret? Wann in Freünds¡a] ›¡ begehn Freunde, wann ›e trinken mä‹ig,
90
wer i‰ ihnen drüm gehä‹ig? Lebe fröli¡ weil du lebe‰: do¡ daß du no¡ wollu‰ di¡ no¡ der übermaß ergebe‰, die mit Na¡reu endet ›¡.
95
Gib die Sorgen die un# pre‹en, einer Freuden‰und zu fre‹en. Cord, in federn au¡ vergraben, hörte diese Lu‰ ni¡t an. A‰rement (wen solt' e# laben?)
100
Kauen, s¡eten, ‰eken, slahn und die andern tollen Sa¡en, ma¡ten damal# ni¡t# zu la¡en. | Diese# währte, bi# der wagen ‰und am Himmel ümgewandt.
105
Hesper wolt s¡ier Li¡t au]ragen; Luna s¡üttelt' ihr gewand; Tellu# mu‰e Tropfen sau[en. Unsre Dreye gingen s¡nau[en. Nun, so haben diese dreye
110
diese kurze Rei# gerei‰. Freimund sey der treue Freye, Treühold bleibe, wie er hei‰; Deüts¡lieb, der diß wolt bes¡reiben, wird der alte Teuts¡e bleiben.
Floridans Amaranten-Garte
68
XXXI. An seine abwesende Ro›li#. Ode extemporanea, inter spaciandum concepta. 1. Ro›li#, mein lieb‰e# Leben! sag do¡ wo verhält‰ du di¡? wil‰ du mir nit antwort geben, Ro›li# mein ander J¡? 5
Tausend Trehnen üm di¡ fallen, und von meinen Wangen wallen. 2. Do¡ wa# hil[t mein klägli¡# Singen? weil du bi‰ zu weit von mir. mö¡t e# dur¡ die Wolken dringen
10
und vor Ohren kommen dir! a¡ i¡ weiß, du lie‹e‰ s¡ie‹en Seüfzer, und au¡ Trehnen flie‹en. 3. Nun i¡ will den Himmel klagen meinen S¡merz und Herzen#pein. |
15
wird der mir zur antwort sagen, daß i¡ bald soll bey dir seyn: so will i¡ mein lange# Leiden, kehren in viel sü‹e Freüden. 4. Al#dann will i¡ deine Wangen
20
kü‹en mehr al# tausendmahl. du wir‰ mi¡, i¡ di¡, ümfangen und i¡ werde meine Qval in dein treue# Herz vergraben, und an deiner Lieb mi¡ laben.
25
5. Meine Seel soll ›¡ verbinden mit der deinen ewigli¡. Gott und die Natur soll finden einen Band vor mi¡ und di¡,
Gedicht 31, 1647 oder 1648
69
den soll keine Zeit zers¡neiden. 30
Ni¡t# al# Sterben, wird un# s¡eiden.
Ro›li# Antwort, Floridan, mein lieb‰e# Leben, de‹en Herz in mein# vergraben, dem i¡ mi¡ allein ergeben; mein Herz wird ›¡ nimmer laben, 35
wo ni¡t meine Augen sehn Floridan bald bey mir gehn. Floridan, du wir‰ bald eilen, daß i¡ sehe dein Ge›¡te. an dir, ho[ i¡, wird# nit feilen,
40
daß mein Ho[en ni¡t zu ni¡te werde, di¡ allhier zusehn a¡ wann wird e# do¡ ges¡ehn? Mein Herz i‰ dir ganz ergeben: komm und spri¡ e# do¡ zu frieden.
45
mein# und dein# i‰ nur ein Leben. | muß un# dann der Ort zerglieden? Mein Mund sehnet ›¡ mit Qval, di¡ zu kü‹en tausendmahl. Kan i¡ keinen Tro‰ nit finden?
50
Nun, un# soll der Tod nur s¡eiden. Mein Herz dein Herz ›¡ verbinden; mein und dein soll kein zers¡neiden. Band, der bindet mi¡ und di¡, soll nit rei‹en ewigli¡.
Floridans Amaranten-Garte
70
XXXII. An Ebendieselbige. Sonnet. Daß meiner Augen Ba¡ mit Trehnen überläu[t, daß meine bä‰e Kra[t in Zehren von mir rinnet, und daß mein müder Gei‰ ›¡ fa‰ nit mehr be›nnet, der immer außer mir verirret ümher s¡wei[t: 5
Diß Ro›li#, ma¡‰ du. Mein S¡merz i‰ überhäu[t, seit deine Gegenwart mir hier nit wird gegünnet. E# wende La¡e›#, die mir mein Leben spinnet, den Finger ab, der mir in mein Verhängniß grei[t. Nun kan e# i”t nit seyn, so s¡reib die Seu[zer an, ô Himmel, daß ›e no¡ einmahl erhöret werden;
10
son‰ wüns¡ i¡ mi¡, ohn ›e, die Lieb‰e, von der Erden: weil ohn da#, wa# er liebt, der liebt, nit leben kan. du lieb' indeß, wie i¡. die Ferne mag un# s¡eiden: do¡ unser beyder Seel soll ort no¡ Zeit zers¡neiden.
XXXIII. An Ebendieselbe auf Jhren Namen#tag. 1. Bri¡ herein, du güldner Morgen! sey willkommen, lieb‰er Tag! der mir raubet alle Sorgen, an dem i¡ mi¡ freuen mag: 5
weil die i‰ na¡ dir genennet na¡ der mein Verlangen brennet. 2. Ro›li#, mein andre# Herze, die mein Herze redli¡ meint. Aerztinn meinem Liebe# s¡merze,
10
meine Sonne, die mir s¡eint! dir i‰, ô du mein Verlangen, diese# Tagli¡t aufgegangen.
Gedicht 33, 1647 oder 1648
71
3. Dieser liebe Tag i‰ deine. und weil i¡ der deine bin, 15
i‰ dein lieber Tag au¡ meine. solt i¡ dann in meinem Sinn heüte nit an di¡ gedenken, dir den Tag, der dein i‰, s¡enken 4. Heüte will i¡ mi¡ mir s¡enken,
20
deinet halben werden mein, und i”t auf ein Bindlieb denken. du sol‰ mir gebunden seyn. J¡ will unsre Liebe# flammen samlen diesen Tag zusammen.
25
5. Hab i¡ s¡on di¡ jüng‰ verloren, deinen Leib, do¡ ni¡t die Lieb: heüt soll werden neugebohren unsrer Freünds¡a[t we¡seltrieb: den, solang die Hirten weiden,
30
keine Ferne soll zers¡neiden | 6. Wo ›nd iezt die sü‹en Stunden, da dein ungefäls¡ter Sinn meine Sinnen kond verwunden und mi¡ mir selb‰ nehmen hin?
35
da du da# verliebte wesen kond‰ au# meinen Augen lesen. 7. Lieb‰e# Herz! wo i‰ geblieben die gewüns¡te Zeit und Lu‰, da i¡ di¡, von Lieb getrieben,
40
tausend tausendmahl geku‹t? da i¡, ganz au# mir entzü¿et, deine treue Hand gedrü¿et? 8. Ro›li#! a¡ denk zurü¿e, wie di¡ meiner Augen Stral
45
dur¡ so tief-verliebte Bli¿e angeäugelt tausendmahl:
Floridans Amaranten-Garte
72
da du mir dann unverwendet Bli¿ entgegen ha‰ gesendet. 9. J¡ gedenke wie wir pflagen 50
einzutreten in den Kahn: der un# dann hinweg getragen auf der klaren wa‹erbahn, auf der Je”e, derer wallen pflegt no¡ i”t, davon zulallen.
55
10. Wa# Belü‰igung un# rührte, al# i¡ di¡ da# lezte mal zu dem klaren Bä¡lein führte, da# wie lauter Silber qval, dorten bey den Günzer-büs¡en,
60
da Fillokle# gienge fis¡en. | 11. J¡ gedenke wie wir giengen dur¡ die fetten Ae¿er hin, wie die Felder un# empfiengen. Frage deinen treuen Sinn,
65
wie die Bohnen auf un# bliesen, Apothekerlu[t au#‰ießen 12. Damal# kond i¡ mi¡ erge”en. izt i‰ theure Zeit an Lu‰, seit daß i¡ mit Trehnen-ne”en,
70
Ro›li#, von dir gemu‰. Dars¡au soll mein Leid bezeügen, und von meiner Lieb nit s¡weigen. 13. Seit daß du mir bi‰ entworden, hat mi¡ nie ergezt der kahn;
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und den s¡warzen Trauer-orden hat mein Herz genommen an. Alle Feld- und Wälder freuden mehren, sonder di¡, mein Leiden.
Gedicht 33, 1647 oder 1648
73
14. Uberall, wo i¡ hinwende 80
der betrehnten Augen Li¡t, wo i¡ einen Bli¿ hinsende, allzeit e# an dir gebri¡t. Mit dir i‰, weil du entflogen, alle Freüd hinweggezogen.
85
15. Er, der Werder ‰eht betrübet ä¡zet neben mir dir na¡. Wann die E¡o antwort gibet, hört man ni¡t#, dann a¡, a¡, a¡! e# beseü[zen di¡ die Felder:
90
e# beklagen mi¡ die wälder. 16. J¡ au¡, wo i¡ mi¡ hinlenke | denk an ni¡#, al# Ro›li#. Ro›li# i‰#, wa# i¡ denke, wa# i¡ rede saur und süß;
95
au¡ im Traum, biß an den Morgen, ma¡t mir Ro›li# viel Sorgen. 17. Ro›li#! du wir‰ no¡ finden eingekerbt von meiner Hand hier in aller Bäume Rinden
100
dein und meiner Liebe Pfand. i¡ verlaß' in tausend Zweigen, mein- und deiner Treue Zeugen. 18. Treue Lieb kan ni¡t erkalten, se”et ›¡ ‰ät# Anker-fä‰,
105
›e kan nimmer ni¡t veralten, solang no¡ ein Leben# re‰ da# verliebte Herz beweget, weil ein Fünklein Gei‰ ›¡ reget. 19. Nun i¡ weiß, daß treue Flammen
110
deine Seel au¡ angezündt. weht un# s¡on izt weit vonsammen de# Ges¡i¿e# Wiederwind:
Floridans Amaranten-Garte
74
soll er do¡ mit seinen Rasen unsre Lieb nur mehr aufblasen. 115
20. Wie ein Fel#, wann daß die wogen im erzürnten Meer auf ihn feindli¡ kommen angezogen: also i‰ ein treuer Sinn. ob die winde ihn be‰reiten,
120
wei¡t er do¡ auf keine Seiten. 21. J¡ zwar werde weiter mü‹en, do¡ soll weder Noht no¡ Tod haben unsre Lieb zerri‹en. | Mein Vertrauen ‰eht zu Gott,
125
daß wir werden un# begehen bald einander wieder sehen. 22. Und weil i¡ di¡ heüt soll binden: s¡le¡te Bänder dauren ni¡t. J¡ will keine Kränze winden;
130
Blumen welken, Seide bri¡t. Hier mein Herz und mi¡ zusammen nimm, und spei‹e deine Flammen. 23. Binde mi¡ und di¡ mit Flammen, diese# i‰ der Liebe Band,
135
mein und deine Lieb zusammen, laß un# lieben unverwandt: und wer unsre Lieb will s¡eiden, der soll Seel und Leib zers¡neiden. 24. Andern zwar, die di¡ anbinden
140
mag‰ du heüte lösen di¡: aber unser Flammen-winden bleibt verbunden ewigli¡; e# soll diese# Band auf Erden nimmermehr gelöset werden.
Gedichte 33, 34, 35 und 36, 1647 oder 1648, 1648, 1649
145
25. Lebe fröli¡ und erlebe o[t no¡, diesen lieben Tag. Jndeß mir der Himmel gebe, daß i¡ bald erleben mag einen Tag, da mir mit wonne
150
s¡eine deiner Augen Sonne.
XXXIV. Morgen- und Abendbes¡reibung. Die Sonn fiel in ihr Bett. der Mond ‰ieg' au# den Wellen. Die Na¡t verließ da# Meer, der Tag lag' auf der Höllen | Die welt ents¡lie[': Jhr Zelt war[ wieder S¡atten au#. Da# Wild ‰und' au[. die Lu[t war ni¡t der Strahlen Hau#.
XXXV. Liebe# Profezey: Wann in dem Liebe# kram man keine Dörner ›het, wann Li‰ und rei¡e Huld dir gön‰ig werden seyn, und wann der Himmel kehrt in dein verlangen ein so hat dein keüs¡er Trieb ›¡ ni¡t umson‰ bemühet.
XXXVI. Rätsel: Seidenwurm J¡ werde, bi# i¡ selb‰ gebäre, zwier gebohren. Die Kinder, der i¡ o[t auf einmahl hundert bring, Hegt winter-dur¡ ein Ey. al# dann ›e brütet au# Die warme Lenzen sonn. Man zieht au# mir, wie Haare, 5
vielhundert Kla[tern lang, mein Eingeweid. Mein Hau#, da# i¡ mir baue selb‰, wird mir, O wunderding! ein hart-vers¡lo‹ne# Grab, Do¡ kan i¡ e# dur¡boren.
75
Floridans Amaranten-Garte
76
Zwier leb' i¡ auf, und Zwier ‰erb' i¡ in einen Jahre. Mein End verrätet mi¡. Zwar Oedipu# Gewinn 10
i‰ hier, daß Filli# ihm ein Kleid von Seiden spinn' |
XXXVII. An die Gegend von Hi”ger 1. O ihr güldnen Freudenfelder, ihr geehrten S¡atten wälder, und ihr ho¡beglü¿te Zinnen, die ihr Helden habt erzogen 5
derer Nahm no¡ an den Bogen soll vergüldten Glanz gewinnen. Saget mir, wie könnt ihr leiden, daß man eure Blumenheiden se”et in betrübten Stand.
10
Eure Je”e traurig flie‹et, dur¡ diß Helden-Mutterland, und für Ströme Thränen gie‹et. 2. Unter jenen ‰olzen Spi”en wolten ehmal# Helden ›”en
15
und au¡ da gebohren werden. hier in diesen Blumenfeldern, hier in diesen S¡atten wäldern, haben er‰li¡ auf die Erden, Helden, die i¡ o] besungen,
20
›¡ vom Himmel abges¡wungen. Sei gegrü‰, beglü¿ter Rand! seit, ihr Lü]e, seit gekü‹et! sei gekü‹t, du güldner Sand! und ihr Zinnen, seit gegrü‹et!
25
3. No¡mal# seit gegrü‰ ihr Zinnen, ihr Enthältniß meiner Sinnen, ihr Erzieher meiner Helden.
Gedichte 37 und 38, 1648 und 1649
77
S¡öner Hügel, sey beklungen sey beklungen und besungen! | 30
J¡ will ›e und Eü¡ no¡ melden, der Na¡zeiten grauen Jahren. Gott woll Eü¡ forthin bewahren für Verheerung Raub und Brand. Aber Sie, die Edlen Löwen,
35
la‹e Gott ›¡ mit be‰and biß in# ält‰e Alter Freuen.
XXXVIII. An die Seine, daß ›e seiner Liebe mit Gegenliebe begegnen wolle. 1. Theur‰er S¡a”, ô du mein Leben, meiner Augen Augenlie¡t, Äuglein, die mir Sonne geben, Bli¿, der mir dur¡# Herze bri¡t, 5
s¡öner Himmel meiner Freuden, lieb‰e# Mündlein, wehrte Zier! laß do¡ mein verliebte# Leiden, laß e# gehn zu Herzen dir. 2. Keine Zier der Erden glei¡et,
10
Zier der Erden! deiner Zier, keine dir da# wa‹er rei¡et, keine S¡önheit s¡önt mit dir. wie hab i¡ dann ander‰ können, sü‹er Gegenwurf der Lu‰,
15
al# di¡, S¡ön‰e! liebgewinnen, weil mir s¡öner# ni¡t# bewu‰? 3. Sonne! du woll‰ deine Stralen fallen la‹en hier auf mi¡, Lieb mit Gegenlieb bezahlen.
Floridans Amaranten-Garte
78
20
Und so o[t i¡ denk an di¡, so o[t soll üm eine Flamme | deine Brun‰ vermehrter seyn, und au# deiner Seelen ‰amme meine# Brennen# Gegens¡ein
25
4. Laß un# lieben, weil wir leben, biß die langgewüns¡te Stund un# gar wird zusammen geben: da mir dann wird sein vergunnt, na¡ dem langen Sorgen-‰e¡en,
30
mein- und deiner treüen Lieb sü‹e Frü¡te abzubre¡en. Jndeß mir dein Mündlein gib.
XXXIX. Seine Lieb#-abenteur mit der Laura: S¡äferinn, ihr seit am unre¡ten. 1. Jn# grüne Feld am Pegni”‰rand gieng Floridan spaziren, der an der Pegni” wohlbekandt; ließ ›¡ sein Trauren führen 5
in wilde wü‰eneyen, die E¡o anzus¡reyen, sein Klagen au#zu‰reuen in unbewohnten Sand. 2. A¡, ru[te der betrübte Hirt,
10
wo find' i¡ di¡, mein Leben? wird hier nit deine Stimm gespürt? wil‰ du nit antwort geben? Ey ›nd da# nit die hellen die hellen Nymfen Zellen,
Gedicht 39, 1649
79
15
der Je”e grüne Qvellen, wo meine Lu‰ spazirt? | 3. Dem guten Hirten gieng gema¡ da# Augenbrünnlein über, davon der n䡉e Silberba¡
20
wurd' augenbli¿li¡ trüber. A¡ hier i‰ nit die Je”e, an der i¡ mi¡ son‰ se”e, mit meiner Lu‰ erge”e! der gute S¡äfer spra¡.
25
4. Er s¡rie: wo i‰ mein Aufenthalt? warf in da# Gra# ›¡ nieder. der Gegenhall gab' au# dem Wald die lä”te Stimme wieder. da# Bä¡lein mit ihm trehnte.
30
selb‰ Zefyru# ›¡ sehnte, von ihme Seufzer lehnte und Flora mit bezahlt'. 5. Unfern davon die Laura ‰und, dort hinter einer Myrten.
35
ihr junge# Herz war au¡ verwundt na¡ Hyla# ihren Hirten. ›e da¡t in ihren Sinnen: mein S¡äfer will von hinnen; eh er mir soll entrinnen,
40
sey ihm ein Kuß vergunnt. 6. Betrogen hatte ›e der Wahn, al# ›e hervor ›¡ s¡wange. der ›e ersahe, Floridan bald auf die Fü‹e sprange:
45
ob i¡ nit Hyla# heiße, iedo¡ i¡ mi¡ befleiße, eü¡, sagt' er, auf viel weiße zu dienen, wie i¡ kan. |
Floridans Amaranten-Garte
80
7. Bald er bey ihrer zarten hand 50
›e nahm, und heimwart# führte: die an ihm keinen Hyla# fand und ›¡ betrogen spürte. Sie sahe keine Wangen voll doppelda[et hangen.
55
bi# Hyla# kam gegangen, na¡ dem ihr Sinn entbrandt. 8. Solt Amarilli# deine Zier dort an der Elbe wi‹en, spra¡ Hyla#, daß du andren hier
60
zu dienen bi‰ gefli‹en. Geh du viel mehr alleine, denk heimli¡ an die deine, laß iedem fein die Seine, und au¡ die Meine mir.
65
9. A¡, spra¡ der gute Floridan, i¡ hab nit Hyla# Sinnen, der alle Stunden we¡slen kan. J‰ meine s¡on von hinnen, liebt Lucidor Chry›lli#,
70
und Corydon die Filli#, i¡ halt'# mit Amarilli#, ‰ell du dir Laura an.
XXXX. Hyla# und Laura we¡selverliebung im Heuen. 1. Jn den Pegni” s¡äfereyen gienge Hyla# au# zu meyen, weil der Herb‰ nun zog zu Feld. | er su¡t' Heü für seine Heerden,
Gedicht 40, 1649
81
5
weil da# Grä#lein welk wolt werden von der rauen Winterkält. 2. Al# er nun kam zu den Wiesen, wo er o[t gepflegt von diesen Heu zuma¡en in den Klee:
10
sah er s¡on die S¡äferinnen eben da#, wa# er, beginnen, mit den Si¡eln in der Näh. 3. Floridan war au¡ bey ihnen, und befli‹e ›¡ zu dienen
15
mit der Sensen in der Hand, da¡t' indeß an Amarilli#: Corydon half seiner Filli#; Thyr›# der, die ihm bekandt. 4. Hyla#, der nit faul wolt' heißen,
20
ließ au¡ seine Sense gleißen, gieng und hiebe dapfer d'rein, ru[t': hab' i¡ s¡on keine Filli#, do¡ i¡ s¡wör' e# bey Chry›lli#, i¡ will Aller S¡äfer seyn.
25
5. Amor der dur¡s¡alkte Bube, eh no¡ Hyla# ›¡ erhube, hatte seinem Sensen‰iel einen Pfeil mit Erd bede¿et, vor da# S¡lei[holz, einge‰e¿et,
30
der ihm na¡ dem Herzen ziel. 6. Al# nun Hyla#, in dem S¡wä”en, seine Sense wolte we”en, | und da# Holz zog au# dem Stiel, fuhr der Pfeil ihm in da# Herze,
35
so daß er vor gro‹em S¡merze blaß und laß zur Erden fiel.
Floridans Amaranten-Garte
82
7. Weh mir! rief er, i¡ bin wunde! Laura, die zu n䡉 ihm ‰unde, lief' und wolt' in augens¡ein 40
nehmen seine tie[e Wunden: al# ›e nirgend keine funden: Hirt, spra¡ ›e, wa# soll da# seyn? 8. Aerztin, rief er, meiner S¡merzen, s¡au do¡ nur zu meinem Herzen,
45
da wir‰ du mi¡ finden wund. Laura thät'#, und al# ›e fühlte, bald der Pfeil au¡ na¡ ihr zielte und traf ihre# Herzen# grund. 9. Laura neben Hyla# sanke.
50
zubesehn die beyde Kranke, kam der ganze helle Hau[. Filli# ›e mit Ba¡ begoße. Laura lag' in Chlori# S¡oße. Thyr›# ri¡tet' Hyla# auf.
55
10. Lieb‰er Hyla#, Laura riefe. Hyla# hin zu Laura liefe Beyde legten Mund auf Mund, iede# biß' und wurd gebi‹en, kü‹t' und ließ ›¡ wieder kü‹en:
60
und so wurden ›e gesund 11. So re¡t! hat'# eü¡ da gedrü¿et, habt ihr so eü¡ selb‰ entzü¿et? | spra¡ und la¡te Floridan. Nun führ mehr so gro‹e Worte,
65
Hyla#! daß dir fort und forte Aller Gun‰ glei¡ gelten kan. 12. Laura wird di¡ ander‰ lehren, wie du eine nur verehren und nur heuen sol‰ mit ihr;
70
e# soll nur in ihren Auen
Gedichte 40 und 41, 1649
83
deine Sennse Gra# abhauen, ihr zu dien‰e, für und für. 13. Hyla# ›¡ zwar etwa# s¡ämte, do¡ darob ›¡ ni¡te# grämte, spra¡: so sey e#, soll e# seyn!
75
Gern will i¡ dir, Laura, geben meine Sense, mi¡ darneben: wa# i¡ bin, i‰ alle# dein. 14. Diese neue Lieb zu binden, Laura thät' ein Kränzlein winden,
80
se”t' e# ihrem Hyla# auf. Er gab ihr, vor diese Gabe seine Heerd und ganze Haabe. So war e# ges¡lo‹ner Kauf. 15. Seht, wie Liebe Lieb kan ‰reuen,
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solt e# au¡ ges¡ehn im Heuen, solt au¡ in dem Sensen‰iel ein beflammte# Pfeil¡en ‰ekken. Amor kan sein Garn verde¿en, wann er Herzen fangen will.
90
XXXXI. J¡ liebe, wa# fein i‰: ob# s¡on nit mein i‰. 1. Wer i‰, der mir'# verbiete, imfall mi¡ mein Gemüte | zu dem, wa# fein i‰, trägt? wer wird mi¡ drüm verdammen, 5
wann eine S¡önheit Flammen mir in da# Herze legt? 2. Warüm i‰ seine, deine, und die, und die so feine,
Floridans Amaranten-Garte
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so aller S¡önheit voll? 10
warüm ›nd s¡ön die S¡önen? wann daß man ›¡ nit sehnen, wann man ni¡t lieben soll? 3. Wa# können son‰en taugen die Bli¿geflammten Augen,
15
al# un# zu zünden an? da# La¡en und da# Gehen, da# sü‹e freündli¡-sehen, un# un# selb‰ nehmen kan. 4. Die Rosen, die zwar ‰e¡en,
20
die ‰ehen dar, zu bre¡en, nit anzus¡auen nur. E# heißet un#, die Wangen da# Liljen weiße Prangen, selb‰ lieben die Natur.
25
5. Die Welt, die groß' und kleine, i‰ nit ümson‰ so feine so s¡ön zur welt gebra¡t. ein hurtige# Gemüte, in de# Ges¡öpfe# Güte
30
den S¡öpfer selb‰ betra¡t. 6. Die Götter selber lieben da# S¡ön', in dem geblieben ihr s¡öne# Ebenbild; ihr Himmel i‰ auf Erden.
35
Er mu‰ ein Buhler werden, der mit dem donner spielt. | 7. Da# sü‹e Thun da# Lieben hat diesen Gott getrieben, zu seyn ein S¡wan und Stier,
40
ja gar ein güldner Regen. Mar# se”t, dem blanken degen, die glatte Venu# für.
Gedicht 41, 1649
85
8. Apollo i‰ ni¡t ›¡er, lä‹t Bogen, Pfeil und Bü¡er 45
und lau[t der Dafne na¡. Neptun brennt in den Fluten, die heißen Liebe#gluten ersäu[t kein kühler Ba¡. 9. Sind ›e nit frey geblieben:
50
wie soll dann i¡ nit lieben, wa# s¡ön und lieben# wehrt? der i‰ ein Mop#, ein Lümmel, der nit liebt, wa# dem Himmel ›¡ glei¡et auf der Erd.
55
10. J¡ liebe zarte Wangen, mit Liljen überhangen, mit Rosen eingesprengt. Von Äuglein die da spielen, mit Bli”en auf mi¡ zielen,
60
mein Herze Flammen fängt. 11. Ein Mündlein von Corallen, daran hab i¡ gefallen, und denke mit verdruß wie i¡ e# do¡ anfange,
65
daß mein Mund ›e belange mit einem keüs¡en kuß. 12. Wann aber diese Pforte viel sü‹er Honigworte mit Lä¡len bringt herfür,
70
so werd' i¡ mir entrü¿et, mein Gei‰ wird weggezü¿et und s¡webet ganz in ihr. | 13. Die Hand pfleg' i¡ zu kü‹en, gibt e# ihr kein verdrie‹en,
75
zu drü¿en au¡ mit fleiß;
Floridans Amaranten-Garte
86
ihr Sammet kan mi¡ rühren, die Adern wie Sa[iren, daß i¡ ni¡t# von mir weiß. 14. J¡ lieb' au¡ zarte Brü‰e, 80
die Bla–bälg meiner Lü‰e, da# s¡ön' Alpa‰erthal; da# Hügelpaar, bede¿et und unter S¡nee ver‰e¿et, daß ma¡t mir sü‹e Qval.
85
15. Wa# son‰ Natur' ver‰e¿et, bleibt wohl unaufgede¿et von meiner keüs¡en Hand. Gibt mir au¡ einmahl eine da# Glü¿e, und die Meine
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wird mir da# au¡ verwandt. 16. So lieb i¡ dann in Ehren, und laß mir da# nit wehren, wa# i¡ nit la‹en kan J¡ liebe do¡ da# Feine,
95
ob e# s¡on ni¡t i‰ meine, laß mi¡ ni¡t# fe¡ten an. 17. Wa# frag' i¡ na¡ dem Neide? er thut mir ni¡t# zu leide. Mein Name Redli¡ hei‰.
100
dem ma¡t kein Momu# S¡merzen, den heimli¡ in den Herzen nit sein Gewi‹en bei‰. 18. J¡ liebe zwar da# Feine. do¡ muß e# ni¡t alleine
105
von außen sehen s¡ön: e# muß die Zier von innen, die Tre[li¡keit der Sinnen, in glei¡er Wage ‰ehn. |
Gedicht 41, 1649
87
19. Wer wird e# mir dann wehren, 110
wann i¡ da# lieb' in Ehren, wa# Ehr' und Tugend liebt? wer wird mi¡ darüm filzen? von einem groben Rülzen e# mi¡ gar nit betrübt.
115
20. J¡ lieb', und laß' ihn ha‹en, und ändre mein Verfa‹en üm seinet willen nit. i¡ liebe liebe Sa¡en. wer re¡t thut, kan bela¡en,
120
wa# der und jener spri¡t. 21. Die S¡önen will i¡ preißen, ihr treüer Diener heißen solang i¡ J¡ werd seyn. Ho¡, nieder, groß und kleine#,
125
wann e# nur i‰ wa# feine#, mein Herze lä‹et ein. 22. Wa# aber ni¡t i‰ feine, bleibt vor mir wohl alleine; darna¡ mi¡ nit gelü‰.
130
do¡ ma¡et mir au¡ Sehnen, i‰ e# ni¡t von den S¡önen, wann# nur fein freündli¡ i‰ 23. Wird mir zulä”t au¡ eine, i¡ ihr und ›e die meine,
135
die au¡ wa# feine# i‰: bin i¡ zwar nit au# Flandern; iedo¡ mein Herz der andern ni¡t neben ihr vergi‹t 24. E# sey dann, daß die Meine
140
beysammen hat alleine, wa# fein bey allen i‰: al#dann lieb' i¡ die Meine
Floridans Amaranten-Garte
88
die Meine, und son‰ keine: nur ›e mein Herz aufs¡lie‰. | 145
25. Do¡ will i¡# nit vers¡wören. die Zeit die wird e# lehren, ob i¡ e# halten kan. viellei¡t mö¡t' i¡ da# Feine, ob e# s¡on ni¡t i‰ meine,
150
nit können geben an. 26. Jhr Feinen! la‹t eü¡ lieben; darzu ihr mi¡ getrieben, weil ihr so feine seyt. vergönnt von euren wangen,
155
von eurer S¡öne Prangen, mir eine keüs¡e Freüd. 27. Kein sü‹er Ding auf Erden i‰, al# geliebet werden, und wieder haben lieb.
160
Jm nehmen und im Geben be‰eht da# bä‰e Leben. drüm nehmet au¡, i¡ gib. 28. Gebt au¡, nehmt nit alleine. Jhr seit no¡ ein# so feine,
165
wann ihr ni¡t ‰olze seit. Göttinnen, la‹t mi¡ treten zu eü¡, eü¡ anzubeten, zu dienen iederzeit. 29. Mi#fällt eü¡, wie i¡# meyne;
170
so seit au¡ nit so feine, seit nit so s¡ön gebildt. ihr mü‹t nit liebrei¡ heißen, nit unsre Augen speißen, wann ihr wolt seyn so wild.
Gedichte 41, 42 und 43, 1649 und 1650
175
89
30. J¡ liebe do¡ da# Feine: ob e# s¡on ni¡t i‰ meine und mir ni¡t werden kan, hab i¡ do¡ meine Freüde und meiner Augen Weide,
180
mein' Herzen#lu‰ daran. |
XXXXII. Liebe#verzug. Der Liebe wird gar bang bey langem Brun‰-verlangen Verlangen S¡merzt, wann e# kan lange ni¡t# erlangen. bald kömmt der gelbe Neid, spinnt seinen Faden drein, und ma¡t die Liebe kalt, eh ›e no¡ re¡t entbrennet. 5
J¡ lobe diese Lieb, die bald zum Ziele rennet. J¡ mag nit spat erfreüt und lang betrübet seyn.
XXXXIII. An die Ba›lene, al# ›e ihm ein Band vergönnet. 1. An der Pegni” ihrem Rand, dur¡ die bunten Blumenwiesen, gieng ein S¡äfer wohlbekandt, da die Lenzen lü[tlein bließen, 5
da spaziert' er auf und ab, lehnte ›¡ auf seinen Stab, sah die krumme Pegni” fließen. 2. Coridon daselb‰ au¡ war' und die braune Filli# führte,
10
die nun sein mit Haut und Haar worden i‰, und er ihr Hirte: da der andre S¡äfer# man
Floridans Amaranten-Garte
90
mu‰e ‰ehn, und s¡auen an wie diß Neue Paar bravirte. 15
3. Eine Nymf' im S¡atten saß', eine edle, liebe, s¡öne, in dem grünen Kräütergraß, die geehrte Ba›lene, | die der Venu# ni¡t# gibt na¡,
20
und nit nötig hat der Sa¡, daß ›e Zier von ihr entlehne. 4. Diese hatt' ein Silberband vor die zarte Bru‰ gebunden, da# ›e selb‰ mit eigner Hand
25
mit der Marmorhand gewunden. Coridon lief, wolt' e# ihr rauben, spra¡: i¡ hab von dir etwa#, da# für mi¡, gefunden 5. Ba›lene rief: ô Nein!
30
Filli# würde s¡eel au#sehen, wann du di¡ nit ihr allein, au¡ zu andren, wolte‰ nähen. dieser Band i‰ ni¡t vor di¡. der so frey i‰, al# wie i¡,
35
mag ihn abzulösen gehen. 6. Al# der andre diß gehört, kam er näher zu gegangen. do¡ weil er ›e hielte wehrt, dor] er ›¡ ni¡t# unter fangen.
40
Nymfe! spra¡ er, ob i¡ s¡on ni¡t so kühn, al# Coridon, trag i¡ do¡ zum Band verlangen. 7. Bald ›e ihm, au# Höfli¡keit, selb‰ den Band ablö‰' und gabe.
45
Nymfe! spra¡ er, diese Beut bleibet bey mir bi# in# Grabe.
Gedichte 43 und 44, 1650
91
Für diß wehrte Bändelein, laß mi¡ dir verbunden seyn, dienen auf mit Tas¡ und Stabe. | 8. Für die wollen wei¡e Hand,
50
die ihn kün‰li¡ hat gewunden, will i¡ kü‹en diesen Band tausendmahl zu allen Stunden. Und, wann i¡ e# würdig bin nimm zum Dank mi¡ selber hin:
55
so ›nd du und i¡ gebunden. 9. Drauf er wamm# und Hemd aufriß, ließ da# Band den Hal# ümgeben, daß der theüre Gun‰genieß nah am Herzen solte s¡weben.
60
Seither hört man, wo er geht, diesen S¡äfer, wo er ‰eht, dieser Nymfe Lob erheben.
XLIV. An die Galathee. Wa# hil]'# meinem Herzen, wann e# seine S¡merzen, sein Verlangen, lang vers¡weigt? Mein betrübte# Wesen 5
gibt da# Aug zulesen und mit ‰ummer Red anzeigt. werde redend, meine Pein! sag e# in ihr öhrelein: und ›e soll mein E¡o seyn.
10
2. ›e, der i¡'# bekenne, ma¡et, daß i¡ brenne und in Flammen s¡ier vergeh. du, wann i¡'# darf wagen,
Floridans Amaranten-Garte
92
frey herau# zu sagen, 15
du du bi‰ e#, Galathee! Galathee! nur na¡ dir, ô du allers¡ön‰e Zier! sehnt mein Sinn ›¡ für und für. | 3. Mit den sü‹en Bli¿en
20
konde‰ du berü¿en meine Seele ganz in di¡. Sonne! dein Ge›¡te gibt mir S¡ein und Lie¡te: son‰en i‰ e# Na¡t üm mi¡.
25
A¡ laß deine Äugelein, Galathee, mein Sonnens¡ein! allzeit üm mi¡ helle seyn. 4. Deine Rosenwangen halten mi¡ gefangen,
30
und de# weißen Halse# S¡nee, und die runden Hügel, die i¡ vor dem Riegel de# verha‹ten Hemd# nit seh. A¡ daß mir do¡ iede Stund
35
diese Hand, den sü‹en Mund, nit zu kü‹en i‰ vergunnt. 5. A¡ daß ihr, ihr Kleider, meine# Glü¿'# beneider, diesen s¡önen Leib bede¿t!
40
i¡ weiß daß hierunter aller S¡önheit wunder und ein andre Venu# ‰e¿t. Seelig i‰ der, dem die Thür zu der so-verborgnen Zier
45
o[en ‰ehn wird für und für. 6. Galathee! a¡ gönne mir, daß i¡ mi¡ nenne
Gedichte 44, 45 und 46, 1650
93
deinen diener iederzeit. du wol‰, ô mein Leben! 50
Lieb üm Liebe geben. laß un# lieben alle beyd'. A¡ vers¡a[e, daß i¡ seh, die i¡, wo i¡ geh und ‰eh, su¡e, meine Galathee. |
XLV. Von zwey unglei¡en S¡we‰ern Sonnet. Wie spielt do¡ die Natur mit ihren guten Gaben! dem einen gibt ›e diß, dem andern gibt ›e da#, do¡ keinem alle# ni¡t. e# i‰ no¡ allzeit wa#, da# unvollkommen ma¡t, und da# man solte haben. 5
Mi¡ kan die Galathee mit ihrer S¡önheit laben: do¡ die Natur an ihr der Freündli¡keit vergaß. Bey Ba›lenen wohnt die Zier zwar so mit maß: do¡ kan ›e ›¡ sehr wohl begehen mit den knaben. Entlehne, Ba›len, der Galatheen Zier,
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und liebe mi¡ allein: so wähl i¡ di¡ vor ihr. und s¡öne Galathee, lern du von Ba›lenen da# Liebrei¡-seyn: al#dann werd i¡ mi¡ na¡ dir sehnen. Jnde‹en, wann daß man ›e Beyde lieben soll, spre¡ i¡: an dieser reibt, mit jener redt, ›¡# wohl.
XLVI. An Fili›lle. Sonnet. J¡ denke no¡ der Zeit, da i¡ di¡, Fili›lle! vor de‹en lieb gewann, dort an der s¡önen Saal; wie mir dein rohter Mund, Sinn, Muth und herze ‰ahl.
Floridans Amaranten-Garte
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damal# war deine Zier no¡ nit in ihrer Fülle, 5
du andre Cynthia! e# war no¡ nit dein wille, zu lieben, al# du s¡on erregte‰ Liebe#qval. J¡ und mein Pylade#, wir haben man¡e# mahl mit deiner S¡önheit un# erge”et in der ‰ille. da war‰ du no¡ zu jung; wir aber no¡ zu blöd. J¡ zwar buhl' i”t nit mehr mit so verzagten Sitten:
10
do¡ wird mir vor dem Mahl der Bi‹en wegges¡nitten; ein andrer bri¡t die Fru¡t, i”t da ›e zeitig ‰eht. Nun Venu# wird mir ein‰ au¡ so wa# liebe# weißen. sey wann e# will: e# soll au¡ Fili›lle heißen. |
XLVII. Floridan# Seine soll Florinda heißen. 1. Al# Floridan jüng‰ in der früh trieb seine S¡äflein auf die wiesen, daselb‰ au¡ s¡on ihr liebe# vieh die S¡äferinnen weiden liesen: 5
mis¡t er ›¡ unter ihre Zahl, und ließ die Augen voller wahl auf eine na¡ der andern s¡ießen. 2. Sie kamen und ümringten ihn, und fragten eine# Munde# alle:
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wir kennen deinen wankel›nn, sag, wel¡e dir von un# gefalle. Ein iede da die Ohren spi”t' und da¡t: wa# gilt'# wir wollen ie”t den Esel lo¿en au# dem Stalle?
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3. Der gute S¡äfer sah ümher, ob er mö¡t au# den Garnen gehen. do¡, weil nit zu entfliehen mehr, wolt er die Sa¡ auf S¡rauben drehen. die liebrei¡ i‰ und mi¡ allein
Gedicht 47, 1650
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liebt, die soll meine Lieb‰e seyn: sagt' er, und ließ ›e also ‰ehen. 4. Sie aber fiengen wieder an zu fragen: wa# dann liebrei¡ heiße, na¡ seine# herzen# Wankelwahn?
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Er spra¡: die i¡ liebwürdig preiße, an der lob' i¡ da# freündli¡-sehn, und daß ihr Leib, der außen s¡ön, von innen au¡ an Tugend gleiße. 5. Ey! sagten ›e, i‰ diß au¡ wahr!
30
weil wir di¡ i”t im Sa¿e haben, so ma¡ un# diese o[enbahr, die unter un# hat sol¡e Gaben. | A¡, bat er, la‹et mi¡ do¡ loß, la‹t mi¡, die Frag i‰ gar zu groß,
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der Antwort i”t seyn überhaben. 6. Sie la¡ten all', und sagten: Nein, du wir‰ nit ungebei¡t entkommen. Er spra¡: so sey e#, soll e# seyn, i¡ will de#wegen nit ver‰ummen.
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Jhr habt, ihr S¡äferinnen ihr, mit eürer S¡ön' und Tugendzier mi¡ allesämtli¡ eingenommen. 7. Nein, spra¡en ›e, du wir‰ nit qvit; du mu‰ un# eine nur benennen.
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dein Herz kan gegen alle nit zuglei¡ ohn Unters¡ied entbrennen. Nenn eine, die von un# allein kan deine# Herzen# Herze seyn: wir mü‹en ›e bey Nahmen kennen.
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8. Er da¡t: ob i¡ mir eine wähl, werd i¡ der andern Gun‰ verliren. die Galathee wird sehen s¡eel, die Chlori# ›¡ verhönet spüren.
Floridans Amaranten-Garte
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der Ba›lene zum verdrieß, 55
wie au¡ der fris¡en Magdali#, würd i¡ die wahl im Munde führen. 9. Zulä”t erda¡t' er diesen Fund: von ihnen zuernennen keine; ersann drauf einen Nahm zur Stund,
60
da¡t ni¡t daß so würd heißen eine, und diß in eine Rinde s¡rieb: Florinda heißt mein lieb‰e# Lieb, nur die soll werden no¡ die meine. 10. Betrogen war er in den Sinn,
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weil unter ihnen, wieder Ho[en, au¡ eine junge S¡äferinn ward diese# Nahmen# angetro[en. Sie riefen: weil gefället dir die jüng‰e, ›h di¡ nur wohl für,
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daß du den Hasen hab‰ erlo[en. | 11. Der gute S¡äfer s¡ämte ›¡, da¡t, nun wird Galathee mi¡ ha‹en. do¡, wann Florinda liebet mi¡, wa# darf i¡ viel auf andre pa‹en?
75
Ein Wort, ein Wort, ein Mann ein Mann! sagt' er und sah Florinden an. damit so wurd er lo# gela‹en.
XLIIX. An Florinda. Sonnet. Zwar, wa# i¡ s¡rieb', i‰ wahr: ›e soll Florinda heißen, die Floridan einmahl wird lieben mit be‰and. Verzeih mir aber du. du bi‰ zwar so genannt: do¡ s¡einet ›¡ an dir die zier nit zu erweißen, 5
die meine Augen solt satt na¡ Verlangen speißen.
Gedichte 48 und 49, 1650
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von deinen Äugelein werd i¡ zwar angerannt; do¡ bringen ›e no¡ lang mein Herze nit in Brand: weil au¡ von ihrer S¡wärz die andren Glieder gleißen. So sag' i¡ dann: du kan‰ ni¡t meine Sonne seyn warüm? dir mangelt Lie¡t und klarer Sonnens¡ein.
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du mu‰ di¡ laßen er‰ die Sonne weißer blei¡en. Jedo¡ di¡ unvera¡t'. i¡ bin dir danno¡ hold, i¡ liebe di¡; zwar nur, wie Silber ni¡t al# Gold. wo Sonnen ›nd, da mag‰ du blei¡e Luna wei¡en.
XLIX. Hyla# und Laura Gesprä¡e. Sie hält Jhn. L. 1. So wil‰ dann du, mein andre# Leben, wie vor der Zeit, den ‰rengen Wa[en di¡ ergeben, ziehn in den Streit? | 5
wa# Fantasey hei‰ di¡ auf# neu verlaßen unsre S¡äferey? H. 2. Ia, Leben, e# i‰ s¡on bes¡lo‹en, verzeihe mir!
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die Jawort#-pfeile ›nd vers¡o‹en. i¡ kan nit hier, i¡ kan nit mein, au¡ nit mehr dein, i¡ kan ni¡t mehr dein S¡äfer seyn.
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L. 3. Ey, da# ›nd ni¡t die alten Sinnen? wer war der Hirt, der nimmer s¡eiden wolt von hinnen? er i‰ verführt! Ein fals¡er Raht
Floridans Amaranten-Garte
98
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zu dieser That den Wankel›nn beredet hat. H. 4. Hätt i¡ den S¡luß der Himmel#Zinnen, der Sternen Raht und mein Verhängni# mei‰ern können,
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da# mi¡ betrat: mi¡ solt kein Gleiß'n kein blanke# Eis'n au# deinen lieben Armen reiß'n. L. 5. Ey solte wohl de# Himmel# Güte,
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der Sternen Lie¡t zum Kriege lenken dein Gemüte? i¡ gläub e# ni¡t. Zieh immer hin, na¡ deinem Sinn,
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Hab dir mein' Ungun‰ zum gewinn! H. 6. Laß ab, ô S¡öne, mi¡ zu s¡elten! kein unbe‰and wird, weil i¡ lebe, bey mir gelten, kein fals¡er Tand.
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laß mi¡ ie”t gehn, den Feind be‰ehn: indeß wird un# da# Glü¿ ansehn. | L. 7. Treu in Gedult der Ho[nung lebet, und wartt der Zeit.
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wie wann di¡ jene# Land begräbet, der rohte Streit? wer weiß, bleib hier, ob ni¡t bald s¡ier die Rosen blühen mir, und dir?
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H. 8. I¡ muß do¡ einmahl hin zu Sande, und seyn bede¿t mit Erd, gilt glei¡, in wel¡em Lande. kein Sebel s¡re¿t
Gedicht 49, 1650
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ein groß Gemüt, 55
ein fris¡ Geblüt, da# in der Lieb zur Tugend glüht. L. 9. Hab i¡ no¡ pla” in deinem Herzen, so bleib do¡ hier. Ma¡t dir viellei¡t der Eifer S¡merzen,
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treibt di¡ von mir? Bild dir ni¡t# ein: i¡ bleibe dein, und du solt nur der Meine seyn. H. 10. Nun wa# ›nd diese# für Gedanken?
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e# wankt mein Sinn. Vernun] und wille in mir zanken. wo soll i¡ hin. Mit deinem S¡merz zieh‰ du mein Herz,
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ô mein Magnet, ie”t hinterwärt#. L. 11. Hier kan‰ du mit mir in den Heyden, zwar ohn gefahr, die wollen-kraußen S¡äflein weiden, und hier und dar
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in Blumen ‰ehn, in'# grüne gehn, und klare Bä¡lein rinnen sehn. | H. 12. Legt Mar# do¡ selb‰ den Degen nieder, auf Venu# Bitt.
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dir, meine Venu#, i¡ zu wieder bin länger nit. Nun hat behend mein krieg ein End, weil i¡ mi¡ zu der liebe wend.
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Fl. 13. Wie? ›nd dann nun die Eisen›nnen zers¡molzen gar? J¡ lobe, Bruder, dein Beginnen
Floridans Amaranten-Garte
100
da# der Gefahr, der Kriege#glut, der Feinde Wut,
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dem Grab, entrei‰ dein junge# Blut. 14. O wie viel bä‹er kan‰ du ›”en in Lieb¡en# Arm: da dir ein sü‹e# kuß-erhi”en kan ma¡en warm;
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da dir, den Mund, der di¡ verwundt, i‰ zugenießen frey vergunt. 15. Laß die gewüns¡te Zeit gar kommen, wann dein Glü¿ la¡t,
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da dann von dir werd' eingenommen die Lu‰ der Na¡t. Denk dann an mi¡, wie i¡ an di¡, wann i¡ und Sie au¡ paaren ›¡.
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L. An Salibenen. daß er ›e nit lieben könne und ›e ›¡ ümson‰ bemühe. 1. Ich mag eü¡ nit, ey la‹t do¡ ab, zu lieben den, der eü¡ nit liebet. | kein Aederlein im Leib' i¡ hab, daß eü¡ zu eigen ›¡ ergibet. 5
drüm eure brun‰ brennt gar ümson‰, findt bey mir keine Gegengun‰. 2. Man zählt mir viel der körbe vor, die eü¡ von andern ›nd gegeben:
10
und i¡ solt', al# allein der Tohr,
Gedicht 50, 1650
101
von dem vers¡mähten Biß¡en leben. Bild eü¡# ni¡t ein, daß i¡ allein zulä”t werd Lü¿enbü‹er seyn. 15
3. A¡t ihr mi¡ dann für so bege¿t, daß i¡ den Brey gar au# solt fre‹en, von dem so man¡e# Maul gele¿t? so gar werd i¡ mi¡ ni¡t verge‹en. Nein, Nein! mein Sinn
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‰eht ni¡t dahin; na¡ eü¡ i¡ gar ni¡t hungrig bin. 4. Geht eü¡ von Herzen s¡on die Lieb; so geht ›e mir do¡ nit zu herzen. Bleibt weg! mein Herz i‰ wie ein Sieb,
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ihr werdet fallen dur¡ mit S¡merzen. Mein Sinn i‰ Sand, voll Unbe‰and: wär eürer s¡on ein fä‰e# Land. 5. Eüch zwar zu s¡elten, sag i¡ nein;
30
i¡ nenn' eü¡ wehrte Salibene: do¡ daß i¡ soll der Eure seyn, na¡ sol¡em i¡ mi¡ gar nit sehne. Seit ihr so heiß: holt bey mir Ei#!
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kein Mittel i¡ vor eü¡ son‰ weiß. | 6. Nehmt an, zum Dank für eüre Gun‰, die Ehre so i¡ eü¡ erwiese, wie mi¡'#, ni¡t meine Liebe#brun‰, der Höfli¡keit Gese”e hieße.
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do¡ wi‹t darbey daß i¡ ganz frey und eü¡ zu ni¡t# verbunden sey. 7. Ich haß eü¡ ni¡t, weil ihr mi¡ liebt. do¡ kan i¡ eü¡ nit lieben wieder.
Floridans Amaranten-Garte
102
45
ein andre Sonn mir Wonne gibt, vor der ihr eü¡ mü‹t bü¿en nieder. Zu eürem Kne¡t bin i¡ zu s¡le¡t, und ihr seit au¡ vor mi¡ nit re¡t.
50
8. Tragt ihr an dem Ents¡luß verdruß, so kan i¡ ie nit für den S¡aden. i¡ a¡t' e# ni¡t, ihr mögt zur Buß forthin mir euren Haß aufladen. dir, blinder Dieb,
55
i¡ diese Lieb, behalt ›e nur, gern wiedergib.
LI. An Eine, die ihn im S¡laf überfiele und Herzete. Ja, Amor, läüg'n e# ni¡t, du bi‰ fürwar ‰o¿blind. und wär‰ du sehend s¡on: wa# solte sehn ein Kind? e# s¡ie‰ nur blind darein, treibt mit den Pfeilen Po‹en. | Räumt ihr dann soviel Ma¡t, ihr Götter, Kindern ein? 5
Fehl, oder s¡ieße re¡t, du S¡alk, so arg al# klein! die flieht mi¡, gegen der i¡ bin in Lieb ges¡o‹en: und diese läü[t mir na¡, die mir kein Freüde gibt. i¡ liebe die mi¡ ha‹t; und ha‹e, die mi¡ liebt. ô ümgekehrte welt, ô Flammen voller Eise!
10
Hör, Liebe! soll mir sein dein Kü‹en angenehm, so raht' i¡, daß dein Gei‰ er‰ die Ge‰alt annehm der, die mein Herz verlangt: al#dann i¡ dir'# gutheiße.
Gedicht 52, 1650
103
LII. An die Edel-s¡öne Erante: Liebe#-ergebung. 1. Edle# Bild! i¡ bin gefangen. meine Freyheit i‰ bey dir willigli¡ in Ha[t gegangen, ligt be‰ri¿t in deiner Zier. 5
Do¡ so i‰ mir lieb mein S¡merze: weil ihn deine S¡önheit ma¡t, und der hellen Äuglein Kerze, die mein Herz in Brand gebra¡t. 2. Rohte# Mündlein, mein Orakel!
10
spri¡ ein gnädig# wort zu mir. Sonne, meiner Sinnen Fakel! s¡au, dein Slave seü[zet hier, sehnet ›¡ na¡ einem Bli¿e, der ihm hold und gün‰ig sey.
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du, mein Himmel, mi¡ beglü¿e, mir ein süße# Aug verleih. | 3. Allers¡ön‰e! nimm zu Herzen, wa# mein Herze leidt üm di¡. e# ›nd ni¡t gemeine S¡merzen,
20
die ‰ät# kränker ma¡en mi¡. Zwar i¡ leid' e# alle# gerne, wär e# tausendmahl soviel. wann nur, ô ihr Äuglein‰erne! euer S¡ein mi¡ trö‰en will.
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4. Nimm mein Herze hin, ô Leben! e# lebt nirgend, al# bey dir. woll‰ mir deine# dafür geben. gib nur her! e# soll bey mir theürer no¡ al# Gold ges¡ä”et,
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lieber, al# die Perlen, seyn;
Floridans Amaranten-Garte
104
und, wann di¡ da# ni¡t verle”et, soll e# ewig bleiben mein. 5. Theurer S¡a”! di¡ zube›”en, i‰ die Erde selb‰ nit wehrt. 35
weil i¡ aber von den Bli”en deiner S¡önheit bin versehrt, mehr al# keine Seel auf Erden: a¡! so laß do¡ deinen Kne¡t deiner Würde würdig werden.
40
Mond! erleü¡te meine Nä¡t'. 6. Edle# Bild! sag deinen Sinnen, daß kein Herze di¡ so kan, al# da# meine, liebgewinnen und so treüli¡ beten an.
45
drüm woll‰ Lieb üm Liebe geben und die Flammen ma¡en wett. Ehren will i¡ di¡, mein Leben! bi# der Tod mi¡ legt zu bett. | 7. Fahre hin, bring ihr zu ohren
50
meinen S¡merz, du mein Gesang! sag ihr, daß i¡ sey gebohren, ihr zu dienen Leben#lang. Und wann ›e mi¡ will begnaden, komm und sag mir# wieder bald.
55
wird ›e mir den Zorn aufladen: Tod, so thu' an mir gewalt!
LIII. An Ba›lenen. Zwar denk i¡, Ba›len', an meine alte wunden, da du mir Haar und Gold ha‰ üm den Arm gebunden. damal# war i¡ verliebt. i”t aber bin i¡ frey. denk daß zu lotter diß dein Band gewesen sey.
Gedichte 53 und 54, 1650
105
du ha‰ nit rä¡te fä‰ mein Herz an di¡ verknüpfet.
5
der Vogel wieder dir i‰ au# dem Garn enthüpfet. Cupido s¡oße mi¡ mit einen bleyern Pfeil: die gähe Glut hat ihn zers¡melzt in s¡neller eil. Mein Herz i‰ wei¡e# Wa¡#. der We¡sel i‰ sein Leben. und wa# kan i¡ dafür? e# i‰ mir so gegeben.
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man drü¿t ›¡ lei¡t hinein; do¡ geht# bald wieder au#. die diese Stell bezieht, findt kein be‰ändig# Hau#.
LIV. Na¡t- und Klaglied. vor Eranten Behausung. 1. Du dunkle Na¡t! hier liegt mein Lie¡t mit S¡atten i”t verde¿et.| sie s¡lä[t; und mi¡ lä‹t s¡la[en ni¡t mein S¡merz, der mi¡ aufwe¿et. 5
A¡ Na¡t, a¡ dü‰re Na¡t! der, der mi¡ fin‰er ma¡t, der s¡warze Kummer, der mi¡ plagt, sey dir geklagt und angesagt. 2. Scheint meine Sonn, so frag i¡ ni¡t,
10
ô Mond, na¡ deinem S¡eine: weil gegen ihrem klaren Lie¡t, gar dunkel i‰ da# deine. A¡ Mond, a¡ blei¡er Mond! woher i‰ dir vergonnt,
15
zu s¡einen? a¡, e# liegt zu Ruh ›e meine Sonn, drüm s¡eine‰ du. 3. Lä‹t ›e ›¡ sehn, so müßet ihr, ihr Sternen, gehn zu bette: birgt ›¡ dann meine Sternen Zier,
20
so blinkt ihr in die Wette. A¡ heller Venu#‰ern!
Floridans Amaranten-Garte
106
s¡au her auf mi¡ von fern: gieß meiner Venu# s¡la[end ein, daß ›e mir möge gün‰ig seyn. 25
4. Fahr, Morfeu#, fahre hin zu ihr, und zeig mi¡ ihr im Traume, ‰ell mi¡ ihr also klagend für; ma¡ fort, di¡ ni¡t versaume. A¡ Amor! sag e# ihr
30
wie daß i¡ ‰ehe hier: ›e s¡la[e zwar ›e meine Zier; do¡ wa¡ ihr Slav vor ihrer Thür. 5. Still, Pegni”! walle nit zu laut vor meiner S¡önen Hause,|
35
du we¿e‰ son‰ die liebe Haut; ‰ill! nur fein san]e brause. Jhr klaren wä‹erlein! wann e# wird Morgen seyn, wann meine S¡öne lä‹t die Ruh,
40
so lallt ihr meine S¡merzen zu. 6. Und ihr, ihr Bäume, die ihr au¡ buhlt o[t mit lieben Lü[ten! la‹t mi¡ der Worte, die i¡ brau¡, bey eü¡ ein Denkmahl ‰i[ten.
45
A¡ sagt ihr Bäume, sagt der allers¡ön‰en Magd, Wa# i¡ für Klag geführet hier. do¡ sagt e# niemand son‰, al# ihr. 7. Ich bitte di¡, du harter Stein!
50
fang auf i”t meine Trehnen, wein' ihr ›e selb‰ in# Herz hinein, in# harte Herz, der S¡önen. A¡ Stein, a¡ wehrter Stein! laß ›e nit ‰einern seyn.
Gedichte 54 und 55, 1650
55
107
sag, daß i¡ sey gewesen hier, in Trehnen ganz zerflo‹en s¡ier. 8. Wein' au¡, ô Ring an ihrer Thür, betrie] von meinen Zehren, a¡ wein', a¡ weine do¡ mit mir!
60
Mein Kuß soll di¡ verehren. a¡ Ring, a¡ trauter Ring! nimm hin, und ihr ihn bring, Kü‹ ihre s¡öne Hand vor mi¡, wann morgen ›e berühret di¡.|
65
9. Ach sü‹er Ort, zu guter Na¡t! i¡ muß von hinnen gehen, weil meine S¡öne ni¡t erwa¡t, nit hört mein sehnli¡# Flehen. A¡ s¡la[, a¡ s¡la[ gesund!
70
i¡ wa¡, i¡ wa¡ i”und. Do¡ denk, a¡ denk, wann du erwa¡‰, wie du im S¡laf mi¡ S¡laflo# ma¡‰. 10. Eü¡ sey i”t meine Noht geklagt, weil ›e mi¡ gar nit höret
75
ihr Lü[te! sagt Jhr, wann e# tagt, wie mi¡ die Lieb verzehret. A¡ E¡o, ä¡ze na¡ mein au#geä¡zte# A¡! sey du der Bot; i¡ s¡weige ‰ill.
80
‰ill, ‰ill! da# i‰ Eranten Will.
LV. Uber sein von Eranten beliebte# Bu¡: Sonnet. Du thu‰ gewalt, mein Bu¡! daß du Eranten di¡ beliebet ma¡‰ vor mir, darf‰ ihrer Lieb genießen.
Floridans Amaranten-Garte
108
Ni¡t du; sie tuht gewalt, daß ›e auf di¡ lä‹t s¡ie‹en der Auglein wehrte Gun‰, di¡ mehr beglü¿t al# mi¡. Jhr tuht gewalt, nit Sie, ihr Sternen! weil daß ›¡
5
ein so verkehrte# Glü¿ in meine Lieb muß gießen. do¡ nein! J¡ werd die S¡uld auf mi¡ selb‰ nehmen müßen. i¡ thu gewalt, nit Bu¡, nit Sie, nit Jhr: ja i¡ i¡ irre, daß i¡ darf mir eine Lieb zume‹en, bey meinem unverdien‰, von ihrer Würdigkeit.
10
verzeih, ô S¡öne, mir, daß i¡ mi¡ so verge‹en.| gönn mir, zu seyn da# Bu¡, a¡ gönne mir die Freüd, laß mi¡ der Auglein Gnad, in deiner Hand, genießen, der s¡önen Hand, die i¡ dann tausendmahl will kü‹en.
LVI. Über ihr kränkli¡e# Aufwesen. Deine Krankheit tödet mi¡. Darf ›¡ dann Morbonen Grimm reiben au¡ an unsre Erdgöttinnen? du lig‰, wann i¡ re¡t vernimm, krank, du edle Kron der S¡äferinnen. 5
Nimm s¡ön‰e der S¡önen, diß Opfer der Trehnen, die leidige Trauer‰imm. 2. Eine Seel dein S¡merz betrübt, deren du zwar ma¡e‰ au¡ viel S¡merzen;
10
do¡ weil ›e di¡ herzli¡ liebt, gehet deine Pein ihr sehr zu herzen. S¡au, Herze! mein Herze dein S¡merze mit S¡merze dein leiden mit Leid umgibt.
15
3. Kranke du, mein Leib, für Sie; weint, ihr trüben Augen, daß ›e la¡e; Herz! laß diß seyn deine Müh,
Gedicht 56, 1650
109
daß dein Smerz Eranten fröli¡ ma¡e. Mi¡, Himmel, laß tragen 20
die Stra[en und Plagen: Sie hat e# vers¡uldet nie. 4. Heitre di¡, du dü‰rer Stern der mir meinen Liebe#‰ern verdunkelt! kränkt di¡'#, daß dein Glanz von fern |
25
ni¡t so hell, al# ihre S¡önheit, funkelt? A¡ Venu#! nit zürne, daß diese# Ge‰irne di¡ ma¡t zur fin‰ern Latern. 5. Tödten wir‰ du la‹en ni¡t,
30
Amor, dieser s¡önen Hirtin Leben: weil dir ihrer S¡önheit Lie¡t tausend Pfeil und Fa¿eln pflegt zu geben, die Herzen zu binden in Lieb zu entzünden;
35
dein Kö¡er i‰ ihr Ge›¡t. 6. Thu indeß ihr aber kund, daß ›e darüm diese Stra[e trage, weil ›e meine Seel verwund und fort immer ohn Erbarmung plage;
40
›e mü‹e ›¡ äusern der Sinnen so eisern, wann ›e woll seyn gesund. 7. Mich, ô S¡öne, laß do¡ bald deine harte Sinnen wei¡er spüren,
45
eh der Tod mi¡, ma¡et kalt. Gnade deine zier wird no¡ mehr zieren. glaub, S¡ön‰e der Erden! daß bä‹er wird werden mit dir, wann i¡# erhalt.
Floridans Amaranten-Garte
110
LVII. An Eranten ThürRing. Beglü¿ter Ring! die Götter haben di¡ vielmehr begabt mit Ehr und Glü¿, al# mi¡. dir i‰ vergunnt, die s¡öne Hand zu kü‹en die mi¡ verwundt, iedo¡ nit heilen will. | Nimm diesen Kuß von mir i”t in der Still;
5
zwar dar[ e# ›e, ›e dar[ von mir wohl wißen. Präg ihr den Kuß auf ihre zarte Hand, und sag, daß er sey meiner Liebe Pfand, und bitte ›e üm Hül[ zu meiner Nohte. bitt üm da# Glü¿, nur einmahl ›e zu sehn,
10
eh daß i¡ gar zu Grab werd müßen gehn. Ring, sag e# ihr, sey mein getreuer Bote.
LIIX. Der blöde Damon. 1. Dort auf einer s¡önen Wiesen, n䡉 den klaren Pegni”rand, wo die We‰en Flora grü‹en in dem bunten Blumenland, 5
trieben zween belobte Hirten ihre S¡äflein in den Klee, und ›e hin zur Tränke führten an ein Bä¡lein in der Näh. 2. Eine S¡öne S¡äferinne
10
›¡ daselb‰ zu ihnen fand bey dem ›lbernen Gerinne, die au¡ an de# Bä¡lein# Rand ihre Heerden ließe trinken: au# den klaren Äugelein
15
sah man ni¡t#, al# Liebe, blinken und den s¡ön‰en Sonnens¡ein.
Gedicht 58, 1651
111
3. Weil de# Föbu# Stralenwagen an der blauen Himmels¡anz alls¡on an die Häl[t getragen 20
de# vergüldten Tage# Glanz: gri[ ein iede# na¡ der Flas¡en, Mahl zu halten in dem Graß, langten Brod au# ihren Tas¡en. Eine# da zum andern saß. |
25
4. Damon, der verliebte Hirte, mehr die Augen, al# den Mund, damal# auf die weide führte: weil die Hirtinn ihn verwundt. ihre S¡önheit ihm behagte:
30
do¡ war er zu blöde hier, so, daß er e# langsam wagte, eine# zu zu trinken ihr. 5. Sie, die Hirtin, wurd e# innen, nahm ein Gla#, und trank ihm zu,
35
spra¡: so will i¡ da# beginnen, S¡äfer, wa# i¡ seh, daß du ni¡t erkün‰, in# werk zu se”en. Damon ›¡ zwar s¡ämte wa#: do¡ kond' ihn die Gun‰ erge”en,
40
daß er froh empfieng da# Gla#. 6. Na¡mal#, wie mir wurd gesaget, hat er, kühner al# vorhin, diese# und no¡ mehr gewaget bey der s¡önen S¡äferinn.
45
A¡ daß ›¡ so mö¡t beqvemen iede Hirtinn, und wann wir ›nd zu blöde, wa# zunehmen, un# selb‰ alle# re¿ten für.
Floridans Amaranten-Garte
112
LIX. An A‰erien. Er bittet üm Abkühlung seine# Herzen# na¡dem ihn ihre Auglein entzündet. Wa# hil[t#? i¡ kan ja do¡ dawider ni¡t: du brenne‰ mi¡ A‰erie, mein Lie¡t, | und mi¡ entzündt der heiße Sonnen s¡ein der helle Bli” von deinen Augelein. 5
2. J¡ brenn', und du, mein Feuer, ›h‰ e# nit. ob s¡on mein Lie¡t vor mir vorüber zieht, so brenn' i¡ do¡: mein Herze flammt na¡ ihr, und sehnet ›¡ in heißer Lieb#begier. 3. Steh, meine Sonn, a¡ ›h einmahl zurü¿,
10
und gönne mir nur einen sü‹en Bli¿. s¡au her, ô du mein s¡ön‰e# Firmament, auf eine Seel, die di¡ ihr Leben nennt. 4. Viellei¡t, wann du wir‰ sehen meine Pein, wird gegen mir dein Herz mitleidig seyn.
15
J¡ nimm e# an: gib Leben oder Tod, sey wa# e# will, nur ende, meine Noht. 5. Werd i¡ verdammt, so dopple deinen S¡ein, du Sonne du, laß mi¡ bald As¡e seyn. Findt aber Gnad dein treüer Kne¡t bey dir,
20
so kühle do¡ die heiße Glut in mir. 6. Sodann wird mir die große Flammenpein dur¡ so ein Glü¿ genug bezahlet seyn. i¡ kau[e gern, dur¡ so ein bittre# Leid, die sü‹e Gun‰ so hoher Tre[li¡keit.
25
7. A¡ wann do¡ kommt der ho¡gewüns¡te Tag, A‰erie! daß i¡ di¡ s¡auen mag? da i¡ dir dar[ entde¿en meinen S¡merz? Bri¡ an, ô Lie¡t, erfreü mein traurig# Herz.
Gedicht 60, 1651
113
LX. Cupido Jagt. 1. Cupido kam geflogen in unser Pegni”feld,| mit Kö¡er Pfeil und Bogen. E# war dahin ge‰ellt 5
sein denken und sein Ziel, zu s¡ie‹en und zu pürs¡en die Hasen, S¡wein' und Hirs¡en, mit seinen Pfeile-Spiel. 2. Da sah man dur¡ die Auen,
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au# ihre# Lager# Halt, die wilden Eber hauen, weil daß e# Fliehen# galt. Sein Hörnlein se”t' er an Te, Te, Te Te, er bließe,
15
er bließe, wohl und süße der kleine Jäger#man. 3. Zween herzvertraute Hirten daselb‰hin ungefähr in# grüne Feld spazirten.
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Cupido rief: woher! wa# wind weht eü¡ zu mir? Kommt, meine Jagtgesellen! hel[t mir den Wald üm‰ellen: e# i‰ gut Wildpret hier.
25
4. Nehmt, für die Stäbe, Spieße, ‰eht bey mir im Gedräng: und i¡ gib eü¡ gewiße ein Theil von den Gefäng. Die S¡äfer nahmen'# an
30
und da¡ten zu erlau[en, den ›e son‰ mü‰en kau[en, einn hasen auf der Bahn.|
Floridans Amaranten-Garte
114
5. Sie ließen ›¡ gelu‰en zu wagen die Gefahr: 35
ob ›e au¡ s¡on nit wu‰en, wer dieser Jäger war. Bald kam ein liebe# Wild, ein Wild von milden Sinnen, zwo s¡öne S¡äferinnen
40
gegangen dur¡# Gefild 6. Cupido heimli¡ da¡te: i”t i‰ e# S¡ießen#zeit; na¡ sol¡en Wild i¡ tra¡te. Und al# von dem Gejäid
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die S¡äfer ließen ab, die beyden zubedienen: da zielt' und s¡oß na¡ ihnen der fals¡e Jäger-Knab 7. Der eine ›¡ bald wande,
50
weil er getro[en war. Cupido da vers¡wande, sein Li‰ ward o[enbar Sie la¡ten allzumahl de# weidwerk# und der Po‹en:
55
do¡ for¡te, der ges¡o‹en, er for¡te Pein und Qval.
LXI. Cupido der ungewiße S¡ü”. 1. Neüli¡ i‰ Bruneta kommen an den s¡önen Pegni”‰rand. da– Cupido hat vernommen, drüm er au¡ an diesen Rand, | 5
zwar verde¿t, kam aufgezogen.
Gedicht 61, 1651
115
er verbarg der Flügel Gold, heimli¡ trug er seinen Bogen, weil er Po‹en ma¡en wolt. 2. Floridan mit ihrem Wirte, 10
mit dem treuen Brunian, dur¡ da– Blumen-Feld spazirte auf der grünen Wiesen bahn. Bald na¡ ihrem Herzverlangen, mit Filenen ohngefähr
15
au¡ Brunetta kam gegangen, wo der wind ›e wehte her 3. Jeder nahm ihm ihrer eine, führten ›e dur¡ jene Au, wo Menalka– son‰ die S¡weine
20
pflegt zutreiben auf die S¡au. da ›e dann da– Kind, da– Blinde, zwar unwi‹end, sahen ‰ehn bey de– tollen Mar– Ge›nde und in fals¡en Kleidern gehn.
25
4. Hieher! rief, auf sein Be›nnen, dieser ganze helle hau[; bleibt bey un–, ihr S¡äferinnen, gebt da– Bauerleben auf. Faule Lu[t i‰ in den Hütten,
30
wo man Hirtenlager hält. fris¡re Lu[t und bä‹re Sitten wohnen unter unsrem Zelt. 5. Floridan ›e nur verla¡te, drü¿te mit den dreyen fort.
35
Bald ges¡ah ein S¡uß, e– kra¡te; zwar in S¡erze, sonder Mord. Floridan fand ›¡ getro[en, | neben nur, ni¡t in, da– Herz;
Floridans Amaranten-Garte
116
weil Cupido wider Ho[en 40
fehl ges¡o‹en hinterwärt–. 6. Armer S¡ü”, wie fein getro[en! Blinde s¡ie‹en neben hin. du wir‰ ni¡t, du darf‰ nit ho[en, diese– S¡äfer– fä‰en Sinn
45
mit so lei¡ter Müh verwunden; ie da– tre[ dir eben ein! Nein, er hat no¡ ni¡t– empfunden. lern er‰ bä‹er sehend seyn. 7. Darauf s¡wang ›¡ in die Lu[te,
50
flog in aller Augen frey, da– Cupid¡en, jau¡zt' und ru[te, da¡t, al– e– getro[en sey. Aber nein! der S¡uß war gangen in den Tas¡enriemen nur;
55
da Brunetta unterfangen ›¡ de– Hä[ten– und der Cur. 8. Jhre zarte liebe hände fa‹ten wieder in der Eil die zers¡o‹nen beyden Ende,
60
ma¡ten diese Wunde heil. Ja, Cupid¡en, deiner Wunden ha‰ du di¡ zu s¡ämen nun, weil ›e ›nd so lei¡t verbunden und so gar nit wehe thun.
65
9. Also sagte dar und la¡te der ges¡o‹ne Floridan. Bi– ›¡ die Gesells¡a[t ma¡te unter Hütten, n䡉 der Bahn. da, zum dank vor diß Verbinden,
70
er Brunetten üm die Hand | einen Band begunt zu winden, seiner Treü Gedä¡tnißpfand.
Gedicht 61, 1651
117
10. Drauf wolt er ihr eine– pfei[en au¡ auf seinem Flagulet: 75
Bald, al– er fieng an zu grei[en, Rau¡ au– allen Lö¡ern geht. Weil e– an der Tas¡ gehangen, hatte von de– Büb¡en– Pfeil diese– Pfei[¡en Feür gefangen,
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e– bekam au¡ seinen Theil. 11. Floridan entbrennet wäre, hätt er ni¡t gelös¡t al#bald. ein Gla– Bier da– ma¡t' er leere: also i‰ die Brun‰ erkalt.
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Venu–! kan man deine Flammen so ersäu[en in dem Bier: ey so ze¡en wir zusammen, daß wir ›¡er ›nd vor dir. 12. Brunian wolt keine– grei[en,
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und Filene konde nit: nur Brunetta nahm die Pfei[en, zur Gesells¡a[t pfi[ ›e mit: weil der Lös¡trank bey der hande, kond da– Pfei[en bringen ihr
95
keinen S¡aden oder S¡ande. Allso gieng e– zu allhier. 13. Fliege hin, Cupido, bringe bring Brunetten diese– Lied, e– fein liebli¡ ihr vor›nge.
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ob i¡ di¡ verla¡t hiemit; do¡ i¡ s¡wöre, wir‰ du s¡ießen, bä‹er tre[en ›e, al– mi¡, werd i¡ di¡ zu loben wi‹en, einen S¡ü”en preißen di¡. |
Floridans Amaranten-Garte
118
1652
LXII. An den großen Silvander. J¡, i¡ au¡, i¡ hab vorde‹en an so man¡en Fluß gese‹en, meinen Pfeifen wind gegeben. wann die S¡äflein liefen grasen, 5
lag i¡ auf dem Blumen Wasen, ma¡te Laub und Kräuter beben. Aber i”t, i¡ kan nit sagen, wa– in soviel langen Tagen meine Stimme ‰umm gema¡t.
10
do¡ die ursa¡ i‰ ein S¡eiden: weil Silvander gute Na¡t gab mir und den Pegni”heiden. 2. Ja, Silvander, Prei– der Hirten! damal– al– die Pegniz Myrten
15
eure– haubte– Zinnen krönten, da die Hirtinnen, vor andern, ›¡ nur ri‹en üm Silvandern, auf ihn in die wette s¡önten. da da habt ihr mi¡ gerei”et,
20
meine Gei‰er angehei”et; da hat mi¡ ein gute– Lied euer Vorspiel lehren greifen; da da sang i¡ dapfer mit, lernte spielen auf der Pfei[en.
25
3. Mi¡ erge”en no¡ die Stunden, da ihr mir von euren Wunden ein- und ander– habt erzehlet; da i¡ hörte mit Erge”en euer liebli¡e– Lieder-se”en
30
von der Liebe, die eü¡ qvälte. A¡ mir träumt, i¡ muß ge‰ehen, | o] von Sinthien, A‰reen,
Gedicht 62, 1652
119
und von unsrer S¡äferey dorten in den Thäler-wiesen; 35
wie i¡ an der Pegni” sey; wie i¡ eü¡ und ›e geprießen. 4. Wahr i‰ e–, wie ihr mir s¡reibet, daß Eü¡ o] zum Singen treibet Amor, ma¡t eü¡ zum Poeten.
40
Und i¡ gläube, daß er theile mit eü¡ seine bä‰e Pfeile, und darau– eü¡ s¡ni”e Flöten Ja er rei‹t au¡ eine Feder selb‰ au– seiner Flügel Leder,
45
die dann s¡reibet lauter Lieb und eü¡ so beliebet ma¡et, daß man eü¡ nennt herzendieb, weil ihr Nymfen Pein ursa¡et. 5. Aber er, da– kleine dinge,
50
Amor, a¡t mi¡ zu geringe, seinen Pfeil in mi¡ zu drü¿en meine Gei‰er anzufeuren. Mein Gesang i‰ grobe– Leyren, kan ›¡ ni¡t in Lieben s¡i¿en.
55
Hab i¡ etwa– s¡on ges¡rieben von dem Lieben Thun den Lieben: e– war leere Fantasey, ein vertrieb der langen weile. worte ›nd–, kein Herz dabey.
60
son‰ ni¡t– liebet', al– die Zeile. 6. Zwar kan i¡ mi¡ re¡t be›nnen, hat mi¡ ein‰ au¡ brennen können, Elbe! deine Amarilli–. | Na¡mal– war' e– Ba›lene,
65
Galathee au¡ die S¡öne, au¡ Florinda und die Filli–.
Floridans Amaranten-Garte
120
Le”li¡, wie i¡ jüng‰ bekandte Pegni”, deine Blum, Erante. J”t i‰ die au¡ au– ges¡wi”t. 70
Silvia in meinem Herzen dieser ihren Pla” be›”t. do¡ e– ›nd au¡ kalte Kerzen. 7. Amor s¡ie‰ nit tiefe Ri”en, tri[t nur vornen mit der Spi”en
75
mein von Wa¡– gedrehte– Herze. Stroh ›nd bey mir seine Pfeile, drüm verbrennen ›e in Eile, regen Lieb, do¡ nur in S¡erze. J¡ kan, wie i¡ gerne wolte,
80
mit Be‰and und wie i¡ solte, eine– Sinne– lieben ni¡t. Heüte di¡t i¡ heiße Lieder, Morgen i‰– nur ein Gedi¡t und die Flamm' erkaltet wieder.
85
8. Ni¡t so liebet ihr, Silvander, diese– Nahmen– ihr der ander! ihr habt Celadon– Gemüte. Zwar A‰ree diß verneinet. Und wie i‰ au¡ da– gemeynet,
90
daß ihr ändert da– Geblüte, sagt, die Liebe sey vers¡wunden, hab ein ander– Ziel gefunden? Solte Floridan da– seyn? solt er euer Herz be›”en?
95
Je da– tre[ mir eben ein, Nymfen au– den S¡äfern s¡ni”en! | 9. Zwar de– Glü¿e– eurer Gün‰e, glei¡wohl über mein Verdien‰e, hab' i¡ etwan mi¡ zu rühmen.
100
Aber euer Herz zu haben,
Gedicht 62, 1652
121
›nd für mi¡ zu große Gaben: wolt' eü¡ selb‰ au¡ nit geziemen, zuvers¡enken fremde Sa¡en, wa– nit eüer, mein zuma¡en. 105
Sinthia hat euer Herz lang‰ von eurer Hand empfangen: da will e–, son‰ nirgend wärt–, liegen fort und fort gefangen. 10. Sinthia, der Preiß der Jugend,
110
›e da– Ebenbild der Tugend, Spiegel aller Höfli¡keiten, ›e, die andre Venu–, ma¡et, wann ›e so gut freündli¡ la¡et, daß ihr den vollkommenheiten
115
mit verlangen seit ergeben. Nun, i¡ ho[' e– zu erleben, daß mein s¡le¡te– Hirtenspiel wird von ihren Gaben lallen und mein ungelehrter Kiel
120
ihr zu Ehr', eü¡ zugefallen. 11. J¡ gedenke, wie ihr sagtet, wie ihr dort vorher beklagtet, daß die S¡öne Jhre Heerden würd auf andre wiesen treiben,
125
nit an eürer S¡warza¡ bleiben, und daß ›e eü¡ würd entwerden. Eü¡ ward ›e hinweg genommen, und mir i‰ ›e näher kommen. wo i¡ unlang‰ hier vor mi¡
130
neue Trie[ten mü‹en bauen, | würdt ihr, wann ihr wäret i¡, ›e zum ö[tern können s¡auen.
Floridans Amaranten-Garte
122
12. J¡ hab fa‰ mit Trehnen-regnen mü‹en, wie au¡ ihr, gesegnen 135
unsrer Pegni” klare Struten. do¡ bin i¡ no¡ in den orden, weil die Pegni” nit entworden: Redni” führet ihre Fluten. Zwar hab i¡ zur Aura¡ Fü‹en
140
meine Hürde se”en mü‹en. Aura¡, der begrünte Ba¡, rinnend s¡ön dur¡ Büs¡ und wiesen, lallt ie”t meine Lieder na¡, wie die Pegni” thät vor diesen.
145
13. Allhier spiel' i¡ auf der Flöte, lau[e mit dem Flagvlete, deren Kun‰ eü¡ Mei‰er nennet, zwar al– Lehrling, dur¡ die Felder. Orfeu– Spielen, dem die wälder
150
Thier und Steine zugerennet, hat mir au¡ den Sinn bese‹en. wa– ihr lang‰ darinn verge‹en, wüns¡ i¡ mir zu lernen ie”t, und wa– son‰ für s¡öne– wi‹en
155
euer dapfre hand be›”t, Feinde feindli¡ zubegrü‹en. 14. Nun so lebet wohl und liebet, Edler S¡äfer, unbetrübet. La‹et mi¡ au¡, diese Ferne,
160
ni¡t au– euren Gün‰en reißen. Floridan wird ›¡ beflei‹en, daß der wald na¡s¡allen lerne, euer Lob, und daß Silvander hier dur¡ alle Rinden wander', |
165
eingeri”t von meiner Hand. Sinthien soll au¡ darneben
Gedichte 62 und 63, 1652
123
werden diese S¡ri[t bekandt, Sinthia, die euer Leben.
LXIII. Von Silvander und Sinthia. Früh im kühlen Morgenthaue, al– der Sonne Rosen mund le¿te Perlen von der Aue, die im ›lbern Stü¿e ‰und, 5
triebe jüng‰ Feld-ein seine S¡äfelein Floridan der S¡äfer ganz allein. Seine Heerden liefen grasen. er, gieng ra‰en auf dem Rasen.
10
2. Eure Lu‰, ihr Pegni”wiesen, seine fromme wollu‰ war, da die we‰en auf ihn bliesen da der Kräuter Balsamhaar gabe sü‹en Du[t,
15
da da– volk der Lu[t sung und pfi[e, daß e– wieder ru[t', und die Blümlein üm die he¿en danzten in den bunten Rö¿en. 3. Lesen ließen ihn die Rinden
20
an dem raus¡enden Gebäum, an den di¿belaubten Linden, man¡en einges¡nittnen Reim. Neben ihm ›¡ goß dur¡ den wiesens¡oß
25
ein lieb– Bä¡lein, da– wie Silber floß. Biß er le”li¡ au¡ ersehen dort ein edle– Paar ›¡ nähen. |
Floridans Amaranten-Garte
124
4. Sinthia, du Preiß der Jugend! (Spra¡ der S¡äfer, ihr Gefärt) 30
e– ma¡t deine s¡öne Tugend, daß mein Herze wird verzehrt von der Liebe–glut, von Verlangen– wut, daß mir Unmut raubet Sinn und Mut.
35
deine S¡önheit Lu‰ erwe¿et und zuglei¡ mit Unlu‰ s¡re¿et. 5. Donner, Hagel, s¡re¿t die Herzen: (la¡t und sagte ›e darauf) eure eingebilde S¡merzen
40
bringen mir nur Rau¡ zu kau[. J¡ weiß, mein Ge›¡t i‰ so s¡re¿li¡ ni¡t. Eüer Herz ‰ra[t, wa– die Zunge spri¡t. Und wie solt i¡ do¡ eü¡ können
45
rauben, wie ihr klagt die Sinnen. 6. Ja, spra¡ er, ja deine Wangen a¡ da– s¡öne Mil¡ und Blut, nahme diß mein Herz gefangen; deiner Augen Sonnen glut,
50
und ihr heller Strahl, ma¡t mir heiße Qval, und mi¡ selb‰ zu As¡en gar einmahl. Ja, i¡ ‰irb, wir‰ du, mein Leben! mir nit Tro‰ und kühlung geben
55
7. Ey! rief ›e, deß muß i¡ la¡en! ie”t nennt ihr mi¡ Mörderinn, er‰ kond i¡ nur brennend ma¡en. weil i¡ dann so feürig bin, ey so tretet mir
60
nit zu nah hinfür; | solt i¡ tödten sol¡e Cavalier?
Gedicht 63, 1652
125
und wann ihr no¡ hi”e fühlet: wa‹er (son‰ ni¡t– weiß i¡) kühlet. 8. Ließen deine sü‹e Lippen 65
s¡allen au– der Redepfort', au– den zwo Corallen Klippen, ein mitleidig– Liebe–wort: diß würd meiner Pein re¡te Kühlung seyn,
70
sagt er, und die Flammen ma¡en klein; au¡ wann i¡ dir ohn verdrie‹en, deiner Hände S¡nee mö¡t kü‹en 9. Aber, sagte ›e, mein saget: hat au¡ ie au– meinen Mund
75
eü¡ ein Wort voll Haß geplaget? nie ward eü¡ von mir mi–gunt dieser kalte Tro‰. und weil ihr ja Fro‰ su¡t auf meiner Hand und Kühlung–ko‰,
80
ko‰et, kü‰, wie ihr ›e nennet, diesen S¡nee, weil ihr so brennet. 10. Theure Freüde meinen Herzen, (spra¡ er, kü‹end) sü‹e Lu‰ die i¡ mir mit tausend S¡merzen
85
mit viel Leiden kau[en mu‰! wollen wei¡e Hand! nimm diß treue Pfand meiner Lieb, die flammet mit Be‰and. wär do¡ au¡ dein herz so wei¡e,
90
daß mi¡ no¡ mehr Gun‰ berei¡e. 11. Von der fals¡en Meer-Syrene (sagte ›e) der S¡i[er wird dur¡ betrügli¡– Singgethöne angehalten und verführt. |
95
Eine sol¡e Stimm
Floridans Amaranten-Garte
126
i¡ von eü¡ vernimm: daß mit eü¡ i¡ in Begierden glimm, diß i‰ eurer Red verlangen. Nein! ihr werdet mi¡ nit fangen. 100
12. Rauhen Bergen meine Plage eher solt zuherzen gehn; die i¡ dir vergebli¡ sage die dir nur i‰ ein Gehön. Eine reine Brun‰,
105
Lieb, und ni¡te– son‰, i‰ e–, die ›¡ sehnt na¡ deiner Gun‰. Englis¡ Bild! laß di¡ gewinnen, rief er, härte nit die Sinnen. 13. Geht eü¡ diese– Wort von herzen
110
(spra¡ ›e freündli¡) ey so ma¡t Stille‰and mit euren S¡merzen. Zwar bin i¡ no¡ nit beda¡t, in de– Herzen S¡rein Lieb zula‹en ein:
115
Aber werd einmahl i¡ mü‹en seyn au¡ verliebet, soll Silvander Lieb‰er werden, und kein ander. 14. Ort! sey meine– Glü¿e– Zeüge, merkt diß sü‹e Zusag–wort,
120
ô ihr Blumen, ô ihr Zweige! la‹t ›e mit eü¡ wa¡sen fort meiner Ho[nung Blüt (rie[ er) ›e erzieht, und vergeßt dabey au¡ diese– nit:
125
Sinthia bleibt meine Freüde bi– der Tod mein ♡ zers¡neide. 15. Gie‰, ihr Sternen, gute Stunden in mein Lieb–verhängniß ein, | daß die tie[en Herzen–wunden
Gedicht 63, 1652
127
130
mögen bald verbunden seyn. Sol¡e worte führt' er der Edle Hirt, von getreuer heißer Lieb gerührt; kü‹end, seinen dank zu zahlen,
135
ihre Hand zu tausend mahlen. 16. Andre– mehr man nit vernahme, weil diß Paar, spazierend fort, Floridan– Ge›¡t entkame. do¡ hört' er no¡ diese Wort'
140
ungefehr im Flug: Habt ihr no¡ nit gnug? Wie ihn dünkt', e– war au¡ kein Betrug, sagte Sie e–, al– ohn Ende ihr der S¡äfer kü‹t die Hände. |
145
17. Schwa¡e Stimm, du kan‰ nit sagen, arme– Wort, du bi‰ zu s¡le¡t, Floridan– sein Freüdbehagen hierbey au–zureden re¡t. der be‰ürzte Hirt,
150
bliebe ganz verwirrt ob der S¡äferinn glei¡loser Zierd, da¡t, er hab ni¡t– mens¡li¡– gehen, eine Göttinn selb‰, gesehen. 18. Bey ›¡ er Sylvandern prei‰e,
155
den beglü¿t‰en dieser Zeit. | do¡, weil ›¡ an ihm au¡ wei‰e sonderbare Tre[li¡keit, sagt' er: diese– war wohl ein re¡te– Paar
160
au–erlesen in der Hirten s¡aar. Beyder Zier und Tugend‰ralen, ein– da– andre, kan bezahlen. |
Floridans Amaranten-Garte
128
LXIV. Uber Damon– Mördli¡e– Ableiben. S¡äfer Klage. Floridan. S¡öne Pegni”, klarer Strand! laß am Rand, deine Fluten trüb ers¡einen! weint, ihr Nymfen, wie ihr thut, 5
mehrt die Flut, gie‹et Trehnen zu den meinen! Damon, a¡ der treue Sinn, dem die Pegni” war gewogen, den ihr Nymfen habt erzogen,
10
Unser Damon, i‰ dahin. Myrtillo. S¡öne O¿er, lieb‰er Fluß! deinen S¡uß hört man billi¡ ie”und klagen. daß die LispelFlut so wallt, |
15
lallt und s¡allt, dünket mi¡, ›e wolle sagen: Damon a¡ der sü‹e Mund, der so liebli¡ pflag zu›ngen, meine Ufer ma¡t' erklingen,
20
i‰ vom Tod zu todt verwundt. Mu›dor. S¡öne Saal, der Musen Söhn Hippokren'! a¡ i¡ bitte, ‰eh do¡ ‰ille! deiner Musen Herzen-Faß
25
füll mit Naß, und in ihre Augen qwille! A¡ e– fleü‰ ein neue Saal s¡on au– ihrer Augen Brunnen: weil in Blut hin weggeronnen
30
Damon– Seele, a¡ der Qval!
Gedicht 64, 1652
129
Fl. Ja er war ihr lieber Sohn, eine kron hat s¡on lang‰ in ihren händen auf sein kluge– Haupt gewartt 35
und geharrt. Nun muß man Zypre‹en senden. Er wolt an den Ne¿er hin, wo die gro‹en Föben blinken, wolt mehr Musen-Nectar trinken,
40
Damon, der gelehrte Sinn. My. Damon a¡ der teure Hirt, hat geführt, seine S¡äflein auf die Wiesen. Damon hat in dem Gefild
45
o[t gespielt, daß ihn alle S¡äfer prießen. Darüm hört man ie”t die Heerd na¡ ihm blö¿en, na¡ ihm s¡reyen, trauren alle S¡äfereyen,
50
die ihn hielten lieb und wehrt. | Mu. A¡! den er so sehr geliebt, i”t betrübt, a¡ Jrenian, sein Herze, wie wird diesem Edlen Blut
55
seyn zu muht? ob ihn au¡ diß S¡eiden s¡merze? Freyli¡ ja beklagt er den, der ihn also wohl regirte seine Jugend re¡t anführte,
60
lehrt' auf Tugendwegen gehn. Fl. A¡ da– Herz voll Redli¡keit, hat kein Leid iemal– iemand no¡ erwiesen. Nur zu fromm war er der welt,
Floridans Amaranten-Garte
130
65
die ver‰ellt fals¡e Worte lä‹et s¡ießen. Aller Freünd und niemand– Feind hat er ›¡ zu seyn bemühet, und in ‰äter Treu geblühet.
70
Damon war ein wahrer Freünd. My. Wurden do¡ die wilden Thier alle hier zahm von diese– Orfeu– Singen. Sie die Wöl[e legten hin
75
ihren Sinn, kein– von seinen S¡äflein fiengen. Selb‰ die Grausamkeit die war gegen ihm barmherzig worden. Den kein Thier nit wollen morden,
80
bringt ein Mens¡e auf die Baar. | Mu. Unser lange– wüns¡en war, daß da– Jahr unsre Auen ma¡te grüne. Nun wir de‹en ›nd gewährt,
85
nun die Erd la¡et, trauren wir üm Jhne. Damon war der Hirten Zier: mit ihm nahmen alle Freuden abs¡eid von den S¡äfer-heyden.
90
Damon A¡! i‰ nit mehr hier! Flo. Fragt, ihr S¡äfer, fragt do¡ ni¡t, dann e– bri¡t mir da– herze, wa– für Wunden seine Seite dur¡gebohrt,
95
ihn ermordt? Zwar er hat e– kaum empfunden. Dort in seiner Lieben Hau– ward a¡! ward er so ges¡lagen
Gedicht 64, 1652
131
daß man seinen Leib getragen 100
Seel- und Leben loß hinau–. My. Grimmig– Eisen! alle wir flu¡en dir, daß du unsren Freund getödet: Eisern war der, und sein Herz
105
Stahl und Erz, der am er‰en angerötet Eisen mit der Mens¡en Blut: wa– mit Thieren solte fe¡ten ‰ra[en ab die Ungere¡ten,
110
übt an den Gere¡ten Wut. Mu. Treuer Himmel! konde‰ du sehen zu, daß diß fromme Herz zerflo‹e; daß mit so gar s¡neller Flut
115
in dem Blut au– dem Leib da– Leben s¡o‹e? Nun du ha‰ e– so verhängt dir befehlen wir die Ra¡e, | ri¡te s¡li¡te du die Sa¡e,
120
die i”t unser Herz bedrängt. Fl. Zwar, wa– klagen wir üm ihn? J‰ er hin? Nein! 〈er〉 rei‰e nur von hinnen in de– Himmel– hohe S¡ul,
125
vor den Stuhl Gotte–, da er seine Sinnen mit vollkommnem Wi‹en ziert, al– ie”t ein Student de– Himmel–, la¡t de– Erden-Tand-gewimmel–,
130
da ihm Gott bekanter wird. My. S¡weigt, ihr S¡äflein, leget bey eur Ges¡rey!
Floridans Amaranten-Garte
132
Jn der s¡önen Himmel–-heyde Damon selb‰ ein S¡äflein i‰, 135
trinkt und i‹t von der Ambro›ener-Weide: Er ‰immt mit den Engeln ein; i”und spielt er auf der Flöten mit den göttli¡en Poeten.
140
Gönnt ihm–, la‹t ihn fröli¡ seyn. Mu. Klagt, ihr Musen, klaget ni¡t! Sein Gerü¡t la‹t vielmehr mit Ruhm ers¡allen. E– soll au¡, von seinem Lob,
145
man¡e Prob, unsrer S¡äfer-Lieder, lallen. Ja wir wollen diesen Reim: Damon ‰arb; sein Nahm no¡ lebet und die Seel im Himmel s¡webet:
150
s¡reiben fa‰ in alle Bäum. |
LXV. Uber der Edlen Silvia Kuts¡enFall. Sonnet. Du ware‰ re¡t daran, du mir-gehä‹ig– Glü¿! du hätte‰ können mi¡ nit unbeglü¿ter ma¡en: al– da du die, die mir kan alle– Glü¿ zula¡en zu fällen ha‰ vermeynt. J¡ kenne deine Tü¿. 5
Du ha‰ dein fals¡e– Rad ge‰ekt an diesen Wagen, der Parcen ihre– au¡. Jhr Leben–-Faden hieng an diesem Kuts¡en-Rad, da– neben ihr hingieng, ni¡t über ›e hinweg, wie du e– fortgetragen. Die Götter waren gut, die ihre Anverwandten
10
zu retten ›nd gewohnt von deinen s¡nöden handen:
Gedichte 65 und 66, 1652
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wer Göttli¡ i‰, wie ›e, dem s¡adet nit dein Rad. Sie bliebe, dir zu tro”, und mir zu Tro‰, bey Leben du mag‰, wie du gewohnt, mir immer wieder‰reben: J¡ frage ni¡t– na¡ dir, hab i¡ nur ihre Gnad.
LXVI. Dorili– verlorner S¡uh. Die Nymfe Dorili– spazirt' an den Ge‰aden der Aura¡. eine Lu‰ zu waten und zu baden gab ihr die Hi” in Sinn. ›e zoge ›¡ halb au–, | und ‰ieg, an Fü‹en bloß, in– kühle wa‹erhau–. 5
der Ba¡ ward bald verliebt in ihre– Leibe– S¡öne, er lallt' üm ›e herüm mit wudlendem Gethöne. Zu Le”t wolt ›e die Lu‰ ihm länger gönnen ni¡t: ›e trat zu Land, und wand Wald-ein ihr Ange›¡t. Den Ba¡ verlangte no¡ na¡ ihren lieben Fü‹en,
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er hätte länger gern da– Marmor mögen kü‹en, den s¡önen Glieders¡nee. und daß er käm darzu, s¡li¡ er gar sa¡t, ergri[ am Ufer ihren S¡uh, führt ihn mit ›¡ davon. Wa– soll die Nymfe ma¡en? ›e mu‰e wieder fort, ohn S¡i[ und ohne Na¡en,
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na¡waten ihrem S¡uh. Er, der verbuhlte Ba¡, lief s¡nelle mit ihm fort, und ›e no¡ s¡neller na¡. Zule”t ergri[ ›e ihn, do¡ hat ›e mü‹en s¡ürzen die Kleider, und den Ro¿ kniehöher aufwart– kürzen: dieweil der kühne Ba¡ ›¡ höher aufges¡wellt,
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ein mehrer– zubesehn am s¡önen Leibe–feld. J¡ glaub er werde da ›¡ wohl zerbuhlet haben, zerkü‹et und zerle¿t, an söl¡en wehrten Gaben. Er lallt no¡ ‰ät– davon, und preißet diese– Glü¿. Käm e– ihm no¡ einmahl, er lie[e gar zurü¿.
Floridans Amaranten-Garte
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LXVII. An Silvia, über den von ihr genehten und ihm verehrten Beutel. J¡ sah, i¡ sahe zu, wie ›e, die s¡önen Hände der s¡önen Silvia, wie ›e da– Kun‰gebände den Beütel abgeneht. J¡ sah, i¡ sahe zu | mit wundern und mit Lu‰, da¡t o] bey mir, wie nu? 5
J¡ sahe, i‰ mir re¡t, Gott Amor– Ne”e ‰ri¿en. die Hände und ihr Fleiß, die konden mi¡ berü¿en und lo¿en in ihr Garn. die Nadel ‰a¡e wund die Seiden: und der Bli¿ traf meine– Herzen– Grund, der au– den Äuglein s¡oß. E– gienge da mit Seiden,
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die Hand wie Seiden, üm, und regt' ein heimli¡– Leiden, da– ›¡ nit melden dar[, in meiner Seelen auf. Mein Feuer bald entbrann, und nahme seinen Lau[ dur¡ alle Gei‰er hin. do¡ zähmt i¡ die Gedanken J¡ zähme ›e au¡ no¡; weil i¡ nit dar[ die S¡ranken
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verme‹en übergehn, darein mi¡ mein Ges¡i¿ vers¡lo‹en; i¡ muß seyn begnügt mit nidrem Glü¿, Kein hohe– blüht vor mi¡. Ein S¡äfer muß ›¡ ‰re¿en in'– nidre Gra–, vor ihn ›nd ho¡ genug die He¿en: Zypre‹en, Zedern au¡, die wa¡sen nit vor ihn.
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Ein S¡äfer ma¡e ›¡ zu seiner S¡äferinn, geh keiner Nymfe na¡. So da¡t i¡ in dem Sehen dann sagt' i¡: dem mag wohl ein Glü¿e– ‰ern aufgehen, dem dieser Beutel hier no¡ werden soll zur Beüt. Mir selb‰ ward er zulezt: ô der Glü¿seeligkeit!
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Die Götter könden ja mi¡ höher kaum bes¡enken J¡ finde keinen wehrt bey mir in meinem Denken der diese Gab verdient: Ni¡t– hab i¡, da– i¡ ihr verehren könd, i¡ geb mi¡ selber dann dafür. do¡, i¡ könd ringer– ni¡t–, al– mi¡, ihr übergeben. |
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Verehren will i¡ ›e dafür in meinen Leben: dann, lieben dar[ i¡ ni¡t. Jhr hohe– Tugendlob soll meiner Poesy ablo¿en man¡e Prob.
Gedichte 67 und 68, 1652
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di¡ aber, wehrte– Gut, wo soll i¡ di¡ hinlegen? J¡ solte zwar in Gold verwahren di¡ und hegen, 35
und so wa– wehrter– i‰. A¡ könd e– mügli¡ seyn, i¡ legte diesen S¡a” in meine– Herzen– S¡rein. Nun kan i¡ diß s¡on ni¡t: so will i¡ glei¡wohl ma¡en, daß du verwahren sol‰ mein' allerlieb‰e Sa¡en, und allzeit seyn bey mir. Au¡ wann i¡ geh zu Grab,
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soll ›e au¡ mit mir gehn, die theuerwehrte Gab. No¡ Leben ie, no¡ Tod, soll un– ges¡ieden sehen, wohin mi¡ mögen au¡ die Unglü¿– winde wehen. Gedä¡tniß Sylvien, ihr hände-Mei‰er‰ü¿! di¡ lä‹et Floridan an keinen Ort zurü¿.
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Wa– deutet Rosen-roht? auf treue Liebe#flammen: a¡ ja! ›e s¡lagen hell in meiner Seel zusammen. der weiße Silberdrat, zeigt reine– denken an; Vergnügung, S¡wefelgelb. So färbt ›¡ Floridan. Zum Dank vor diese Gab, gönnt mir, ihr s¡önen hände
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ihr Mei‰er diese– Werk#! daß i¡ mi¡ eü¡ verpfände, mit einen treuen Kuß. Fa‹t mi¡ in Haß ni¡t ein: so werd i¡ ‰ät– content und wohl zufrieden seyn.
LXVIII. Uber eine Haar Nadel. Diß i‰ kein Cupido-pfeil e– i‰ ein〈e〉 Fis¡er‰angen, zu der Haare Liebe# ne”, damit könt ihr Herzen fangen. Jhr Herzenfis¡erin! nehmt diese Fis¡er‰angen zu eurer Haare Garn, darinn i¡ lig gefangen. | 5
Au– einem Liebe#pfeil die Nadel i‰ gespi”et: wär eüer Herz in Haar, so wär e– wundgeri”et. Wann mi¡ da– Fleis¡ umgibt, so ‰e¡ i¡ in da– Haar. J¡ bin den Jungfern lieb, und biet die Spi”e dar.
Floridans Amaranten-Garte
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Die Nadel fa‹t da– Haar; da– Haar be‰ri¿t die Herzen. 10
diß rä¡ Cupido Pfeil, und ma¡' eü¡ wieder S¡merzen. Wann i¡ solt Nadel seyn, so trieb' i¡ liebe– S¡erze, und führe ni¡t in– Haar, besondern dur¡ da– Herze. Zieh, Nadel! zieh du hin, bedien ihr s¡öne– Haar: wa– übrig, ‰ell' i¡ selb‰ mi¡ ihr zum Diener dar.
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Madam'! hier leg' i¡ ab, wa– i¡ eü¡ s¡uldig bin. J‰ meine Gab zu s¡le¡t, so nehmt mi¡ selber hin. Cupido! tri[ du ihr da– ♡, wie i¡ da– Haar Dein Pfeil so wohl in ›e, al– diese Nadel, fahr. |
LXIX. Uber die der Silvia verehrte Haar Nadel; Worauf ges¡rieben war: Bedien' ihr s¡öne– Haar, zieh hin! sag, daß i¡ selb‰ ihr diener bin. Sonnet. Du bi‰ mit Golde zwar, ô Nadel, angekleidt: do¡ wir‰ du nun ein Hau–, ein s¡öne– Hau–, betrohnen, da– güldner i‰ al– du, du wir‰ nun herrli¡ wohnen. Mi¡ dünkt i¡ seh di¡ s¡on bemahlt mit gelbem Neid: 5
weil Silvien ihr Haubt di¡ überglänzet weit, weil e– i‰ angethan mit Strahlen, glei¡ der Sonnen. die Parcen haben dir und mir diß Garn gesponnen: mein Herz ligt s¡on darinn gefangen lange Zeit. Zieh hin, bediene Sie, und ‰i¡ in deren Haar,
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die mir da– Herze hat mit einem Bli¿ dur¡‰o¡en: so bleiben dann nit gar die wunden ungero¡en. Zieh hin, belu‰e di¡ mit dieser güldnen waar, und diene, wie du sol‰. do¡ sage diß darneben: der di¡ gesandt, i‰ ihr zu dien‰en au¡ ergeben. |
Gedicht 70, 1652
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LXX. Al– er Dorili– und Silvia ›ngen gehöret. Floridan, der Pegni” Hirte, seine S¡äflein weiden führte dorten in da– Wälder-thal; wo die krumme Aura¡ flie‹et, 5
›¡ dur¡ Büs¡' und Wiesen gie‹et an der Nymfen Blumen-Saal. 2. Er gieng auf der Jnsel ›”en, wo die hohen Erlen-spi”en buhlen mit der san[ten Lu[t.
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bald verwundet' er die Rinden; bald so sang er in den Gründen, daß e– oben wiederru[t'. 3. Al– er nun so saß, umgeben mit den s¡lanken Erlen-‰äben:
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hört er von de– Walde– Höh, eine reine Stimm' erklingen. Er s¡li¡' hin, da– s¡öne Singen an zuhören in der näh. 4. Bald befand er, daß e– wären
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Hirtinnen die er zu ehren hatt jüng‰ in den Baum ges¡ni”t; die o[t zu besu¡en pflagen seine Tri] in Sommer Tagen; derer Lob ihn o] erhi”t.
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5. Delfin, der ihn sahe gehen, ma¡te Dorili– ihn sehen, Dorili– die wälder-Zier. | So war Floridan verrahten. Beyde Berg-ab zu ihm traten:
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Silvia, die war bey ihr.
Floridans Amaranten-Garte
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6. Ho¡gepriesen sey die Stunde, (sagt' er) die beglü¿en kunde diese s¡le¡te S¡äferey, diese Tri]en, diese Heerden; 35
daß ›e so besu¡et werden von eü¡, ô ihr Edle– Zwey! 7. No¡ mehr sey die Stund geprießen, die mi¡ lie‹e da– genießen, wa– i¡ nie erbitten kund.
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Zwar i¡ hab nur mü‹en ‰ehlen mit den ohren, wa– die kehlen sangen, und der sü‹e Mund. 8. Floridan, ›e zubedienen, gieng mit ihnen fort in grünen:
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biß ›e seine S¡äferlu‰, samt der Einöd n䡉 den höhen, alle– hatten wohl besehen, wa– nit ieden war bewu‰. 9. Le”li¡ liesen ›e ›¡ nieder:
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ihre s¡öne zarte Glieder, sanken auf da– liebe Gra–. Dorili– gieng Blumen lesen. Silvia, in s¡önen Wesen, an den Ufer ‰ille saß.
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10. Floridan fieng' an, zu bitten zuerwei¡en ihre Sitten, spra¡ ›e üm ein Singen an: | da da– Glü¿ ihn soviel ehrte, daß man ihn der bitt gewährte,
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die er o[t ümson‰ gethan. 11. Er, verzu¿t ob ihren Singen, da– ganz himmlis¡ kond erklingen, wüns¡te, daß ein iede– Glied seine– Leibe– Ohren wären:
Gedichte 70 und 71, 1652
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diesem Thon re¡t zu zuhören, der die Felsen an ›¡ zieht. 12. Na¡mal–, al– ›e nun gesungen, wüns¡t' er ihm au¡ soviel Zungen: üm zu preisen na¡ begier
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diese– Engel-sü‹e ›ngen, ›¡ re¡t in ihr Lob zus¡wingen, da– den wolken dringet für. 13. Könden, da¡t er, vor mi¡ Blöden, könden do¡ die Bäume reden,
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diese Grä–lein und der Ba¡: a¡ ›e würden selb‰ bekennen, diese– Singen himmlis¡ nennen, und e– rühmen na¡ und na¡. 14. Ja, ihr Büs¡' und ‰umme Bäüme!
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i¡ vertrau eü¡ in Geheime diese– treüe wahre wort: daß die– Singen soll vor allen sein mein einig– wohlgefallen, ‰ät– wie ie”und, fort und fort.
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15. Orfeu#! laß die Laute liegen, bä‹er i‰–, forthin ges¡wiegen: deine Flöte, laß, ô Pan! an den Bäumen mü‹ig hangen. Nur der Thon i‰ mein verlangen,
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den die zweye ‰immen an. |
LXXI. Al– er Silvien Haare verloren. Sonnet. Jhr Silberfäden ihr, ihr zarten Seidenlo¿en ihr güldne Leben#‰räng, die mir von ihren Ro¿en
Floridans Amaranten-Garte
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die Parcen spinnen ab, Gewebe meiner Jahr'! a¡. sagt, wo find i¡ eü¡, ihr goldges¡ä”te haar'! verzeiht mir, daß i¡ hab, imfall i¡ hab, verbro¡en,
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ô Edle Silvia! nun i‰ an mir gero¡en die fromme Dieberey. J¡ ‰ahl von eurem Haubt die Haare, die mir nun ein Unglü¿ hat geraubt. du aber, der du mir diß Kleinod ha‰ gefunden: 10
Wi‹, e– i‰ Floridan– geehrte– Heiligtum. e– i‰ ein Ne”, darinn sein Herz no¡ ligt gebunden: su¡ nur, du find‰ e– dar be‰ri¿et um und um. gib– wieder dann! wo ni¡t, so nimm da– herz herau–, und bring' e– Sylvien: die i‰ sein re¡te– Hau–.
LXXII. Seine Klage über ihre Entfernung. 1. Floridan gieng voll Betrüben an der Aura¡ auf und ab, al– er war zuru¿ geblieben, al– von dannen ›¡ begab 5
Silvia die Kron der Auen, seine Pegni” zubes¡auen. A¡, da¡t' er, nun i‰ nit hier Silvia, die wälder Zier. 2. Weil er ›e no¡ konde sehen
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sah er sehnli¡ hinten na¡. Le”li¡ kond' er ni¡t mehr ‰ehen fiel vor unmuth an dem Ba¡ in der Kräuter Arme nieder rief, und E¡o riefe wieder:
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A¡ i‰ dann nun ni¡t mehr hier Silvia, die wälder Zier? |
Gedicht 72, 1652
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3. Unter jenen Baumen spi”en, sah' i¡ n䡉 da– leztemal mit der Dorili– ›e ›”en. 20
Jnseit– in den S¡äferthal grünet no¡ der s¡öne wase, da die Blum in Blumen sase. A¡! daß nun i‰ ni¡t mehr hier Silvia, die wälder Zier.
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4. Seh i¡ ni¡t den Ba¡ hier weinen, trauren diese S¡äferey, und die Sonne trüb ers¡einen? hör' i¡ ni¡t da– wildges¡rey, und da– Seüfzen dieser Wälder?
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Alle S¡önheit dieser Felder bla‹et, weil nun nit mehr hier Silvia, die Wälderzier. 5. S¡weigt, ihr Sänger in den Lü]en! Silvia die hört eü¡ ni¡t;
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s¡weigt, ver‰e¿t eü¡ in den Klü]en; oder Silvien na¡ zieht, sagt, in wa– vor S¡merz' und Leiden mi¡ gese”et hab' ihr S¡eiden. A¡! daß nun i‰ nit mehr hier
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Silvia, die Wälderzier. 6. Nun wa– hil]#? wir wollen leiden, wa– ni¡t ander‰ können seyn. wiederkommen trö‰ da– S¡eiden. Pegni”! s¡i¿ ›e wieder ein.
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Und ihr meine S¡äferbrüder! S¡i¿t un– Silvien bald wieder, a¡! die nun i‰ ni¡t mehr hier, Silvia, die Wälder Zier. 7. Pegni”! laß ›e fröli¡ leben:
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biß du ›e fris¡ und gesund |
Floridans Amaranten-Garte
142
un– wir‰ mü‹en wieder geben. kom bald, du gewüns¡te Stund! da wir, mit entgegen-springen, werden freüdig können ›ngen: 55
A¡ ›e i‰ nun wieder hier, Silvia, die wälderzier. 8. J‰ ihr s¡öner Leib von hinnen: do¡ i‰ ›e nit gar entrü¿t. in diß Herz', in diese Sinnen
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bleibt ›e ewig eingedrü¿t. Jn den Wunden jener Rinden, ihr Gedä¡tnü– i‰ zu finden. Etwa– no¡ i‰ hier von ihr, Silvien, der Wälder Zier.
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9. Meine Hand! di¡ ziert ein Zei¡en der no¡ unverdienten Gun‰, da– ›e mir hat wollen rei¡en. und weil i¡ i”t ni¡te– son‰ kan von ihrer Zier erbli¿en,
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will i¡ an mein Herz di¡ drü¿en. So hab' i¡ no¡ wa– von ihr, Silvien, der Wälderzier. 10. Also sang er: und die Zähren flo‹en unter na¡ und na¡,
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daß man sah davon ›¡ mehren au¡ da– Wa‹er in den Ba¡. Biß er mit betrübten Tritten wieder kehrte zu der Hütten: wüns¡end, bald zu sehen hier
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Silvia, die wälderzier.
Gedichte 73 und 74, 1652
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LXXIII. Auf ihre Widerkun]. Sonnet Jhr S¡merzen, gute Na¡t! ihr Nä¡te meiner Sinnen. Nun meine Sonne kommt, so wird e– Tag in mir. Jhr trüben Wolken, wei¡t, ihr Threnen Regen ihr! | die ihr mi¡ hinges¡wemmt, seither i¡ war von hinnen! 5
Nun werden wieder klar, hier meiner augen Zinnen. ‰ill! meine Seüfzerwind'! ihr blieset für und für die Kummer wellen au[, daß i¡ ges¡eitert s¡ier. Nun will mir Silvia die Stille wider günnen. Weg, Nä¡te, Regen, Wind! weil mir s¡eint, meine Sonne.
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Weg alle– alte– Leid! Willkommen Freüd und Wonne! Zwar mir mag immerhin die Sonn' i”t untergehn, e– mag da– Unglü¿ mi¡ beregnen und bewehn: Wa– frag' i¡ na¡ der Na¡t? wa– a¡t' i¡ alle– Leiden? J‰ Silvia do¡ hier: i¡ leb in tausend Freüden.
LXXIV. Uber ihr abermalige– Entwerden. 1. Harter Himmel! wie mag‰ du immerzu alle Freüde, Tro‰ und Ruh, alle wonne mir mi#günnen? 5
daß i¡ muß mit Verdruß ein Lied beginnen. 2. Kaum no¡ war ›e wieder hier und bey mir, Silvia, die wälderzier:
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J”und seh' i¡ ›e von neuen reisen fort von dem Ort der S¡äfereyen.
Floridans Amaranten-Garte
144
3. Zwar i¡ bin e– würdig ni¡t, daß mein Lie¡t 15
sey ihr freündli¡– Ange›¡t; | daß i¡ ‰ill' an ihren Wangen meinen S¡merz, und mein Herz kühl' sein Verlangen. 4. Do¡, glei¡wie die Sonn' ihr Lie¡t,
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ihr Ge›¡t, niedrem Gra– mi#gönnet ni¡t: So will ›e au¡, mit den Strahlen ihrer Huld, unvers¡uldt mein Leid bezahlen.
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5. Bleib, ô Sonne, s¡öner Lenz dieser Grän”, unsre Freüde ni¡t zergänz! wir‰ du gute Na¡t un– geben: s¡warze– Leid,
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Dunkelheit, wird um un– s¡weben. 6. A¡! der Himmel höret nit, meine Bitt. Meine Klage, zieh du mit, und begleite, ›e von hinnen:
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bi– ›e wird ihre Zierd un– wieder günnen. 7. Sonne! laß du deine S¡ön dunkel ‰ehn! i¡ mag di¡ ni¡t mehr ansehn.
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Meine Augen sollen weinen, bi– mit wonn' unsre Sonn wird wieder s¡einen. 8. Jhre Euglein ›nd mein Stern nah und fern:
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die alleine seh i¡ gern. | ohn ›e ha‹' i¡ alle Freuden,
Gedicht 74, 1652
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su¡e Ruh immerzu in S¡merz und Leiden. 9. Traurig– Herz! Zerspalte ni¡t: 50
weil dein Lie¡t, von dir kehrt sein Ange›¡t. denk daß ihre hohe Gaben würdig seyn, Ang‰ und Pein üm ›e zuhaben.
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10. Winsle ni¡t, mein blei¡er Mund! weil der ‰und ihrer dir nit i‰ vergunnt. Seufzer mag‰ du ihr na¡senden: ob dein Glü¿
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wider bli¿, ›e ma¡ anländen. 11. Meine Augen, Threnen-rei¡, Brunnen glei¡! ni¡t so trübe! tru¿net eu¡. la‹t der Zeit nur ihren willen:
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die einmal eure Qual wird trö‰li¡ ‰illen. 12. E– ‰eht abgemahlt in mir ihre Zier; in da– treüe Herze hier
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bleibt ›e ewig eingegraben: da hinein seht allein, wolt ihr eü¡ laben. 13. A¡ so komm, mein Aufenthalt wieder bald!
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deine Tugend und Ge‰alt hält mir herz und Sinn gefangen. A¡ so ‰ill, komm, erfüll mein bang– verlangen. |
Floridans Amaranten-Garte
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LXXV. Auf der Edlen Dorili– Nahmen#tag. Die Aura¡gefilde, die Wälder und Wiesen, die Nymfen, die Hirten und Heerd, die solten ie”t Dorili– haben gepriesen, mit herzli¡en Wüns¡en verehrt: 5
wann Ort und die Zeit nit hätte so weit die wehrte‰e Hirtin von ihnen gezweyt. 2. Ort, Zeit und Abwesenheit soll do¡ mit ni¡ten Verbot und verhinderung seyn,
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zu Dorili– Ehren ein Lied zuerdi¡ten, ein Wüns¡en zu fa‹en darein: weil heüte da– Jahr den Tag un– gebahr, der ›e zu benahmen der würdig‰e war.
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3. Red du i”t, ô Pegni”! die Aura¡ muß s¡weigen. do¡ soll ›e ganz ‰umme nit seyn: ihr Floridan ›nget dort unter den Zweigen. Pan ‰immet die Flöte darein. wolher auf den Plan,
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nun ›nge, wer kan! zu Dorili– Ehren! wir binden ›e an. 4. Je sehet! dort kommen gesprungen die Nymfen. ›e springen, wa– bringen ›e mit. Sie bringen au– ihren wohnhäusern und Sümfen
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Ges¡enke, mit fröli¡em Tritt. Nun Dorili– e‹ de– Unmut– verge‹! Neünaugen und Au‰ern bes¡lie‹en die Läß. | 5. La‰ andere s¡enken! wir lenken die Sinnen,
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auf wüns¡e voll herzli¡er Treu;
Gedichte 75 und 76, 1652
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wir bitten erbitten die himmlis¡en Zinnen, daß lauter Glü¿ regen' und s¡ney auf Dorili– ab, mit Leben ›e lab 35
der himmel, und bringe ›e langsam zu Grab. 6. Jrenian lebe, ihr andere– Leben, von Glü¿e von Ehre begleitt! Sie sey ‰ät– mit Friede mit Freüden ümgeben, in dieser vergängli¡en Zeit.
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Zwar spat, do¡ einmal, vermehr ›e die Zahl der seeligen Seelen, ohn tödli¡e Qual. 7. So wüns¡en wir herzli¡: der himmel wird hören, erhören und geben die Bitt.
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Er woll ihr diß Taglie¡t no¡ vielmal gewähren, er neid' un– um Dorili– nit. Jhr S¡äfer nu, nu! ‰immt alle mit zu: Die Dorili– lebe! ›e lebe mit Ruh!
LXXVI. Uber der Edlen Silvien s¡ön‰e Haare. Mein Himmel, meine Sonn', ô Göttli¡– Ange›¡t! di¡ seh i¡ s¡öner no¡, al– Sonn und Himmel prangen. dein Himmel-s¡öne Stirn zwo Sonnen, mein verlangen, mir zeigt: am Himmel ‰eht ein einig– Augen lie¡t. 5
An Strahlen wei¡e‰ du au¡ jener Sonne ni¡t: | i¡ sehe Strahlengold üm deine Rosenwangen, i¡ sehe, güldner no¡ al– güldne, Lo¿en hangen. Cupido hat darinn mir Ne”e zugeri¡t. Jhr Haare die ihr könnt selb‰ Venu– neidis¡ ma¡en!
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mein Herze habet ihr berü¿et und be‰ri¿t.
Floridans Amaranten-Garte
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J¡ mag nit werden frey, i¡ will gefangen bleiben. J¡ la‹e Clotho, dort, mein Leben#rädlein treiben, mir spinnen lauter Gold. J¡ kan, wann mi¡ beglü¿t so güldner Sonnen‰ral, au¡ aller Nä¡te la¡en.
LXXVII. Auf ihren Namen#tag. 1. Solt nit da– Pegni”feld, die ganze S¡äferwelt, vor freüden la¡en? solt ni¡t erjüngen gar 5
da– alte kalte Jahr in Lu‰ erwa¡en? 2. J”t, da man ›ht aufgehn der Edlen Sylvien der wälder-wonne,
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ihr allerlieb‰e– Lie¡t, hell von dem Ange›¡t der Lieben Sonne. 3. Labt, die ihr liebt so sehr, ihr Nymfen, kommet her,
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füllt eure Hände mit Blumen, ihr zu Ruhm: windt dieser Edlen Blum ein Angebände. | 4. Verla‹t die liebe Heerd,
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ihr Hirten, kommt, verehrt bringt eure Gaben; bringt Meel, Spe¿, Butter au¡: ›e soll na¡ S¡äfer-brau¡, Eir-Ku¡en haben.
Gedicht 77, 1652
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5. Jhr S¡äferinnen ihr! würkt dieser Wälder Zier ein Band von Seiden. die Blumen ›nd s¡on hier: den Ku¡en sollet ihr
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damit bekleiden. 6. Al#dann, so tretet dar: Knüp] an ihr güldne– Haar den güldnen Faden. Sie e‹e ›¡ gesund
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am Ku¡en, wann ihr Mund ihn will begnaden. 7. Mehr dißmal nit vermag, an diesem lieben Tag, der S¡äfer-orden.
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Do¡ wa– da– Werk nit thut da– wüns¡et will und Muht mit treuen Worten. 8. Kan ein getreue– Herz, da– frey von fals¡em S¡erz,
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no¡ wa– verbitten: so wird der Himmel Freüd, Glü¿, Ehr, und Seeligkeit auf ›e abs¡ütten. | 9. Re¿ deine hände au–,
50
du Für‰ im Sternenhau#! laß rei¡en Segen, laß man¡e liebe Gab auf ›e ‰ät– triefen ab, al– wie den Regen.
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10. Verbannt sey diese– Jahr von Jhr, Leid und Gefahr! weg mit den Hunden, ihr S¡äfer, weg verdrieß!
Floridans Amaranten-Garte
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damit kein Hunde#biß 60
›e mög verwunden. 11. Kein wind ›e von un– weh! daß unsre Freud be‰eh, die an ihr hanget. diß wüns¡et Floridan:
65
der ni¡te– üm und an, al– Sie verlanget.
LXXVIII. Al– er Jhr die er‰e Früling–Blumen bra¡e und bra¡te. Jhr Edle Blum der Erd! nehmt diese Blumen hin. dur¡ ›e wird angedeütt mein Nahm, do¡ nit mein Sinn. i¡ heiße Blumenhold: do¡ welkt nit so mein Lieben, wie Blumen; e– i‰ fris¡, au¡ Winter-dur¡, geblieben. 5
Mein Herz hei‰ Wintergrün: e– grünet alle Zeit, und ihr in ihm, weil ihr darein gepflanzet seit. Mit Threnen i¡ e– o] begie‹e, al– mit Regen. die Sonne, die e– wärmt, i‰, die i¡ ‰ät– muß hegen,| die hei‹e Liebe#flamm, die euer Auglein Bli”
10
in mir hat angezündt: daher i¡ leide hi”. So nehmt die Blumen hin: und wann e– eü¡ beliebet, so nehmt den Geber selb‰, der ›¡ eü¡ lang‰ s¡on gibet. Nehmt in die zarte hand die Blumen, wie ›e seyn. den S¡äfer Blumenhold, s¡lie‰ in da– Herz hinein.
15
diß bitt' i¡: welken s¡on die Blumen in den Händen, la‰ nit au¡ eure Gun‰ ›¡ so in herzen enden.
Gedicht 79, 1653
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LXXIX. Auf ihrer S¡we‰er, der Edlen Charitilli–, Abs¡ied von der Pegni”. 1. Dorten in den Pegni”-heiden, wo die S¡äfer allzumal ihre krause S¡äflein weiden in den grünen Wiesenthal: 5
gienge Floridan, den Auen seine Klage zuvertrauen; weil glei¡ ie”t der wälder Kron Charitilli–, s¡ied davon. 2. Zu de– n䡉en Baume– fü‹en
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fiel er nieder, und fieng an da– no¡-junge Gra– zu kü‹en: weil er ›¡ no¡ wohl besann, daß ›e ›¡ daselb‰ in S¡atten hingese”t, die grüne Matten
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ihm no¡ ihren Fu߉apf wie–, den ›e s¡eidend hinterlie–. | 3. Bald ihm ihr beliebter Nahme, von der Linden-Jnsel dort, wieder zu ge›¡te kame,
20
den er o] an diesem Ort eingegraben in die Linden, in verwundte Baumen-rinden. A¡! rief er: nun i‰ von Jhr ni¡t– al– ihr Gedä¡tni– hier.
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4. Wird ›e dann s¡on weggerü¿et? A¡ e– hatte diesen Ort ihre gegenwart erqui¿et. Unsre Lu‰ rei‰ mit ihr fort. warüm eilt ›e so von hinnen?
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weil wir ni¡t bedienen können
Floridans Amaranten-Garte
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ihre Würde na¡ gebühr, darum eilt ›e so von hier. 5. Edle Hirtinn! wir bekennen: dir ward ni¡t re¡t aufgewart. 35
Zwar du kan‰ e– Grobheit nennen: und da– i‰ der S¡äfer Art. do¡ sol‰ du gewißli¡ wi‹en, daß der wille war geflie‹en dir zu dienen wohl und re¡t:
40
da– vermögen war zu s¡le¡t. 6. Fehlt– an un#: die Pegni”innen hätten di¡ no¡ wa– gelabt. Und kan i¡ mi¡ re¡t be›nnen, iede hat di¡ lieb gehabt.
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Dorili– wie krank ›e ware, Silvia in güldnen Haare, sahen di¡ gar gern um ›¡ ungern ›e gesegnen di¡. | 7. Sollen diese S¡äfereyen
50
deiner nun entworden seyn? Alle S¡äflein na¡ dir s¡reyen, die ie”t waren s¡on wie dein. Wiesen trauren, die son‰ la¡en: weil ›e sehen ›¡ wegma¡en
55
ihre Sonne; selb‰ na¡ dir ru[t die Ler¡ in Lü[ten hier. 8. S¡aue wie die Brunnen weinen. Hör, e– seüfzen Wild und Wald. Alle Bäume in den Heynen,
60
›nd vor Leid ganz unge‰alt. A¡ e– s¡weigen unsre Flöten, die wir in den Sand getreten. dorten rinnt, ein trüber Ba¡ dir glei¡ auf den Fuße na¡.
Gedicht 79, 1653
153
65
9. Alle Hirten ›ngen Lieder: e– will dir, zu guter Le”t, no¡mal– warten auf ein ieder. dorten haben ›¡ gese”t Zweene mit den S¡wegelpfei[en,
70
dir ein Lobe-Lied zugrei[en. Diese– S¡eiden ma¡t un– Pein: do¡ muß e– besungen seyn. 10. Nun e– sey, wa– nit zu wenden! Edle Hirtin, reise hin!
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fahre wohl, in Gotte– Händen! wir begleiten di¡ im Sinn. du sol‰ no¡ in diesen Wiesen von un– werden o] gepriesen, weil ein tropflein Pegni” rinnt,
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weil im Feld die hirten ›nd. 11. Reise fort! wird dur¡ die wälder unsrer Faunen Stimm gehört. | die dir-wolgewogne Felder haben diesen Hall vermehrt.
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Sie, die Pegni” selber, ‰rudelt, traurig zwar, den Thon na¡wudelt. E¡o wiederholet dort, daß betrübte Reise-fort. 12. Reise, die di¡ un– geliehen,
90
wieder deiner Altmühl zu, die hieher dir na¡ges¡ryen. Und wir s¡i¿en di¡ ihr nu wieder, zu geneigten händen. Lebe wohl an selben enden,
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da mehr deine– glei¡en ›nd, da man wa¿re S¡äfer findt. 13. Nun so reise fort, und wi‹e, daß hierbey un– weh ges¡iht.
Floridans Amaranten-Garte
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Zum bewei–, nimm diese Grü‹e: 100
wir verge‹en deiner nit. Du wol‰ au¡ hieher gedenken, und di¡ ein‰ un– wieder s¡enken. Nun weil man di¡ la‹en sol, Edle Hirtinn, lebe wohl!
LXXX. Uber de– Edlen Strefon– Warm Bad-Reise. die Pegni” redet. 1. J‰ e– wahr, wie i¡ vernommen, wie mir i‰ vor Ohren kommen, daß mein Strefon mi¡ will la‹en, daß sein Spielen will ver‰ummen 5
hier, wo meine Fluten na‹en, in den bunten Blumenga‹en? | will er nimmer Strefon hei‹en? will er ni¡t, wie vor, bepreisen mein und seiner Nori– Mauren?
10
Solt i¡ ni¡t den S¡luß betrauren? 2. S¡lür[ten sü‹er nit die Struten meiner Silberklaren Fluten, seit er ließ sein Spiel ers¡allen, seit in seine Sinnenbruten
15
meine helle wellen lallen, daß die E¡o wiederhallen. Aber nun wird alle– ‰ille, weil zu s¡eiden i‰ sein Wille. solt mi¡ der verlu‰ ni¡t tauren?
20
solt i¡ ni¡t den S¡luß betrauren? 3. Alle meine Ufer la¡ten tausend s¡öne Wollu‰ ma¡ten,
Gedicht 80, 1651
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seit ›e ›nd gewe‰ die Stätte, da er gute Liedertra¡ten 25
ließ erklingen in die wette, auf den grünen wasenbette. Aber ie”t ma¡t sein Entwerden, daß hier diesen S¡oß der Erden wü‰e– Leid und Neid belauren.
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Solt i¡ ni¡t den S¡luß betrauren? 4. Saget mir, ihr kühlen Linden, wie daß ihr von Zefyr-winden ni¡t so werdet mehr behau¡et, hier, wo in begrünten Gründen,
35
ihr ho¡ in die Lü[te ‰rau¡et, und die S¡atten See-eintau¡et? J‰ e– nit, weil er nit s¡neidet nit in eure Rinden kleidet Lieder, die ohn Ende dauren?
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solt i¡ ni¡t den S¡luß betrauren? | 5. Woher kömmt ihm diß Beginnen? warum denkt er so von hinnen? hab i¡ ihn ni¡t re¡t erge”et? hab i¡ seiner Sinnen Zinnen,
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ni¡t na¡ würde, die ihn s¡ä”et, dank und Ehren aufgese”et? Nein, i¡ habe ni¡t– verge‹en. Lorbeern seinen S¡eitel pre‹en, die vor keinem Grabe s¡auren.
50
solt i¡ ni¡t den S¡luß betrauren? 6. Ewigkeit i‰ ihm verspro¡en. Fama kränze hat gebro¡en. Mit ihm i‰ au¡ mein Gerü¡te Land- und Weltweit au#gebro¡en,
55
dur¡ viel seiner Sinnen Frü¡te, dur¡ so man¡e Spielgedi¡te.
Floridans Amaranten-Garte
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O‰ und Süd und We‰ und Norden unsre– Namen– voll i‰ worden. Mir will er die Lu‰ versauren. 60
solt i¡ nit den S¡luß betrauren? 7. Wa– thät ihm der Prinz au– Norden? i‰ er ni¡t geehret worden? Vnd, der soviel Frü¡te bringet, in dem Ho¡belobten Orden,
65
sein Lob tägli¡ ›¡ verjünget, man¡e– Helden Gun‰ erringet. Weimar hat ihm Gnad erwiesen, und, den er so s¡ön gepriesen, euer Löw, ihr wölpen-Mauren!
70
Solt i¡ ni¡t den S¡luß betrauren?
Die Nymfen. 8. Pegni”! dir und ihm zu frommen, Strefon bald will wiederkommen, neue– Leben mit ›¡ bringen, | alter Tödli¡keit entnommen, 75
glei¡ dem Adler ›¡ verjüngen, und dann wieder Lieder ›ngen. Kurze– Abseyn ihm erläube: daß er länger bey dir bleibe, und dann bä‹er möge dauren.
80
Solt‰ du seinen S¡luß betrauren?
Die Pegni”. 9. Solt i¡ seinen Vorsa” ‰ra[en, weil e– also i‰ bes¡a[en? nein! ihn soll viel mehr begleiten treue– wüns¡en, wegzura[en 85
alle– Leid von seiner Seiten, daß er hole Freuden beuten. Hab dir diesen, diesen Meinen, Brünlein! meiner Föben einen,
Gedicht 80, 1651
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laß ihn ja vor ni¡te– s¡auren. 90
Also will i¡ dann nit trauren. 10. Bad, du Arzt der kranken Glieder! was¡ dem Arzt der teuts¡en Lieder alle Sorgen au– dem Herzen, und s¡i¿ mir ihn fröli¡ wieder.
95
du mu‰, seinen Leib zu erzen, alle S¡ädli¡keit au#merzen. Ziehet mit ihm hin, ihr Musen, Zieht mit hin zu Arethusen, zu versü‹en ihm da– Saure:
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daß Er, meine Freüd, nit traure. 11. Reise hin, mein Lieb‰er, reise, fahre wohl! an dir erweise da– verhängni–, wa– i¡ denke: daß di¡ seine Güte speise,
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und dir viel Gesundheit s¡enke. Al# dann di¡ zurü¿e lenke: | weil da– Bu¡ zum Ende eilet, da– so man¡e Kun‰ bezeilet, da– kein Momu– wird versauren,
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da– erquickt der Stunden Trauren. 12. Dir, ô Vil#! sey er geliehen: du wir‰ äuser‰ di¡ bemühen, ihn au¡ so, wie i¡, zu ehren. do¡ laß ihn bald wieder ziehen.
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wolte‰ du ihn wol begehren? Nein! er wird di¡ nit anhören. Nun, ihr Nymfen! halt ihn warme, s¡lie‰ ihn in die grünen Arme: bi– ihn wieder Neron– Mauren
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haben, die ohn ihn i”t trauren.
Floridans Amaranten-Garte
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LXXXI. An Silvien. Wie daß er no¡ liebe. 1. Gläub e– ni¡t, e– ›nd Gedanken, Silvia! daß Floridan in der Lieb erkalten kan; gläub e– ni¡t, er kan ni¡t wanken, 5
der getreue S¡äfer#mann. Sein Gemüt brennt und glüht ‰ät– na¡ dir, Edle Zier!
10
sonder Ziel und S¡ranken. 2. Muß er ›¡ zuweilen ‰ellen, gegen dir wa– fremde seyn, mit verliebtem augens¡ein ›¡ zu andern au¡ gesellen:
15
wi‹, er bleibt do¡ dein allein. | du mu‰ ni¡t, ô mein Lie¡t! na¡ dem Blink Augen-wink
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von ihm Urtheil fällen. 3. E– i‰ no¡ um keinen Funken kälter worden seine Flamm, die in ihm s¡lägt ho¡ zusamm, die in seine Seel gesunken
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und au– deinen Auglein kam. wie dann solt minder hold er dir seyn? Nein! a¡ Nein!
30
laß di¡– ni¡t bedunken.
Gedicht 81, 1653
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4. Hohe Ursa¡ hei‰ ihn lieben: deine Tugend, deine Zier ewig i‰, bleibt für und für: darüm er, von Lieb getrieben, 35
›¡ au¡ ewig sehnt na¡ dir. du mu‰ seyn ni¡t so fein, Gabenrei¡ Nymfen glei¡,
40
wann er Ha## soll üben. 5. Sehen di¡, und nit entbrennen: lieben di¡, und la‹en ab: i‰ so mögli¡, al– dem Grab und dem blei¡en Tod entrennen.
45
wann dort gie‹t der Wa‹erknab von der Höh s¡warzen S¡nee, sodann wird dieser Hirt
50
sein Herz von dir trennen. | 6. Au¡, die er von dir empfangen, soviel Gnaden, la‹en ihn di¡ ni¡t la‹en au– dem Sinn. deine Gun‰, i‰ sein Verlangen,
55
i”t no¡, wie von anbeginn. A¡ so gib Lieb üm Lieb! für und für bleibt bey dir
60
Floridan gefangen.
Floridans Amaranten-Garte
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LXXXII. An Dorili–. A¡! ihr vergöttert mi¡, und meine Leben#art, indem eü¡, Edle Nymf', o[t eure wandelfahrt, al– Göttinn, trägt hieher in meine S¡äfereyen. weil son‰en ni¡t, al– nur mit Singen danken kan 5
ein S¡äfer, ey so will i¡ euer seyn fortan, thun al– ein treüer Kne¡t, eur hohe– Lob au#s¡reyen.
LXXXIII. An Silvien. J¡ weiß nit, Edle Nymf, wie i¡ die Gnad erwieder. Jhr liebt die S¡äfelein, und lobet meine Lieder. Sie ›nd e– würdig ni¡t; und diese viel zu s¡le¡t. der Himmel eu¡, vor mi¡, geb hohen Dank dagegen. J¡, kan son‰ ni¡t–, al– mi¡, zu eüren Fü‹en legen
5
und sagen, daß i¡ sey eür ewig-treüer Kne¡t. |
LXXXIV. Er wüns¡et ihm eine mit der Edlen Silvia Tre[li¡keiten begabte S¡äferin. A¡ daß do¡ Silvia, a¡ dieser wälder Ehre, a¡ daß ›e keine Nymf' und eine Hirtinn wäre; so mö¡te ›e viellei¡t no¡ einmal werden mein. J¡ wüns¡' ümson‰. Jedo¡, i¡ will ›e herzli¡ lieben, 5
weil ›e e– mir nit wehrt, in ihren Lob mi¡ üben; ewig soll Floridan ihr treüer diener seyn. Jndeß a¡ daß i¡ do¡ mir da– erwüns¡en könde, daß eine Hirtinn ›¡ mit sol¡en Gaben fände,
Gedichte 84 und 85, 1653
161
daß eine Silvia ‰ä¿ in der S¡äfer haut. J¡ sag e– der, die i¡ mir einmahl werd ersehen:
10
Sie muß bey Silvia er‰ in die S¡ule gehen, will ›e Florinda seyn, und werden meine Braut.
LXXXV.
An dieselbe. Nehmt, Edle Nymf, a¡ nehmet do¡ in a¡t, wie übel e– die Liebe mit mir ma¡t. Mein nidrer Sinn erkühnet ho¡ zu lieben, und eure Zier hat mi¡ darzu getrieben: 5
do¡ sonder Fru¡t. J¡ liebe mir zur Pein, weil nimmermehr ihr könnet werden mein. E– bindet mir die Liebe lauter Ruhten | und ‰äupet mi¡, daß herz und Augen bluten. J¡ ho[ umson‰, ‰reb na¡ unmügli¡keit.
10
J¡ säe Müh, und ernde lauter Leid. So will i¡ do¡ getro‰ vor Anker ligen, ob Glü¿ und Zeit mi¡ mö¡ten no¡ vergnügen. Erwart' i¡ ni¡t#: bin i¡ do¡ gnug gelabt, wann i¡ bedenk, daß i¡ eu¡ lieb gehabt.
15
ô sü‹e Zeit! wir‰ du di¡ von mir wenden, so wird mit dir ›¡ au¡ mein Leben enden. E– tritt heran, i¡ sehe s¡on da– Ziel: da– Glü¿ mit mir e– ander‰ karten will. diß seit gewiß: mü‰ ihr mir s¡on entwerden,
20
so bleibt ihr do¡ mein lieb‰e– Herz auf Erden.
Floridans Amaranten-Garte
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LXXXVI. S¡äfer-Ho¡zeitgedi¡t. 1. Ly›– und vier andre Hirten saßen an den Donau‰rand unter den begrünten Myrten, ließen fröli¡ an den Rand 5
ihre Pfei[en hell erklingen, ma¡ten Heerd- und Nymfen springen. 2. Ly›– sagte: lieb‰en Brüder! weil eu¡ so zum Singen treibt eure Lu‰, so laß ein jeder,
10
die bald werden soll geweibt, meiner S¡we‰er i”t zu Ehren eine Ho¡zeit-s¡enke hören. 3. Alle waren deß zufrieden. Himmel! fieng Sylvander an, |
15
wolle‰ ›e zusammen glieden, daß kein Haß ›e trennen kan; daß in ihren Leben– Zeiten ›e ni¡t, al– in Liebe, ‰reiten. 4. Damon spra¡: ja laß ›e ‰reiten,
20
laß ›e halten man¡e S¡la¡t. J¡ wüns¡ ihnen gute Beuten daß davon die Wiege kra¡t. wollen ›e ni¡t mehr der Beüten, hören ›e wohl auf zu‰reiten.
25
5. Hyla– der fieng an zula¡en: sol¡en Beuten muß man ie, (rief er) Brey und Suppen ma¡en. darzu wüns¡ i¡, nun, daß ›e samlen soviel Gut und Segen,
30
soviel Tropfen führt der Regen.
Gedichte 86 und 87, 1653
163
6. Melibee sang: soll i¡ geben einen wuns¡, so i‰ e– der: J¡ wüns¡' ihnen lange– Leben mit Gesundheit, daß ›e Ehr 35
an den kindern mögen sehen, froh, do¡ spat, zu Grabe gehen. 7. Ly›– thät hinzu: ihr Lieben! habet s¡önen Dank dafür. J¡ bin S¡uldner i”t geblieben,
40
nehmet hin die Dien‰begier. J¡ s¡ließ: Gott woll ihnen geben, na¡ dem Tod da– Himmlis¡-Leben.
LXXXVII. Auf de– Edlen Jrenian# Namen#tag. 1. Lieb‰er S¡äfer! i‰ mir re¡t, dieser Tag der nennt ›¡ deine. | a¡ daß er dir Gute– brä¡t soviel, al– i¡ dir vermeyne, 5
soviel, al– mein treuer Sinn dir von Herzen pflegt zu gönnen. Nun, wa– i¡ dir wüns¡en können, nim in diesen Zeilen hin. 2. Edler S¡äfer! gebe dir
10
Gott im Himmel, daß auf Erden du au¡ deiner Ahnen Zier, die di¡ zieren, möge‰ werden. Tugend kan di¡ ma¡en groß: diese mü‹e di¡ begleiten,
15
und von la‰ern di¡ ableiten, sammlen Ehr' in deinen S¡oß. 3. S¡öner S¡äfer! la‹e du Tugend deine Seel bewohnen;
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so wird Ehr, und Glü¿ darzu, 20
di¡ von oben her bekronen. deine– s¡önen Leibe– Wirt, sey au¡ eine s¡öne Seele, Tugend ›¡ mit ihr vermähle: so wir‰ du ein gro‹er Hirt.
25
4. Frommer S¡äfer! denke, wer alle Gaben s¡enkt und gibet. liebe Gott: al#dann au¡ er di¡ in Gnaden wieder liebet. Ma¡ dir Gott und Mens¡en hold:
30
so kan‰ du hier Glü¿ erwerben, dort den Himmel ein‰ ererben. diß i‰ re¡ter Sinnen Sold. 5. Wa¿rer S¡äfer! nimm in a¡t deine Jahre, weil ›e blühen. |
35
laß ›e ni¡t in Unbeda¡t sonder Fru¡t vorüber ziehen. sammle wi”, s¡eü keinen S¡weiß, lerne Sitten, die di¡ zieren: du wir‰ in der That verspüren,
40
Ehr und Glü¿ belohn den Fleiß. 6. Trauter S¡äfer! Zehle viel dieser deiner lieben Tage. deiner Jahre spate– Ziel di¡ in– graue Alter trage.
45
lebe fröli¡ und gesund! Gott und Himmel geb dir Freüden, wende von dir Sorg und Leiden. diß wüns¡t Mund und Herzen#grund. 7. Lieb‰er S¡äfer! lebe wohl,
50
wie mein Herz e– dir von herzen wüns¡et, al– e– wüns¡en sol. lebe wohl, ohn weh und S¡merzen!
Gedichte 87 und 88, 1653 und 1653/54
165
Lebe wohl, und wi‹', daß i¡ di¡ von Grund der Seelen liebe 55
und dir diß zum Zeugni– gibe. Liebe den, der liebet di¡.
LXXXVIII. An die Dori–: Daß Sie zwar S¡önheit habe, ihn zuverwunden, aber kein Mitleiden, ihn wieder zu heilen. 1. Die S¡önheit, S¡öne! die ihr habt, mit der eu¡ die Natur begabt, i‰ so vollkommen ja bes¡a[en, daß ›e mi¡ fodert au– zum Streit, | 5
und meiner Freyheit Krieg anbeüt; i¡ bin bekämp] von euren Wa[en. 2. Der Auglein Falkeneten-bli” auf mi¡ lo#brennet sein Ges¡ü”, mein arme– Herz in Brand zu‰e¿en;
10
J¡ muß au¡ ›e no¡ gern ansehn, selb‰ den Ges¡oß entgegen gehn, i¡ kan mi¡ ni¡t davor ver‰e¿en. 3. Der s¡önen Lippen rohte– Wa¡–, der Haare krauser Seidenfla¿–,
15
de– Halse– S¡nee, die Rosenwangen, der Arme Marmor, überein, der Brü‰e bebend– Hel[enbein, mi¡ fallen an: i¡ werd gefangen. 4. Au– eurer S¡önheit hat die Lieb,
20
da– Venu#kind, der Herzen Dieb, den Pfeil, der mi¡ verwundt, ges¡ni”et: dieselbe S¡önheit au¡ allein
Floridans Amaranten-Garte
166
muß Arzeney und Wundholz seyn; Nur da– heilt, wa– mi¡ wund geri”et. 25
5. A¡! eure Zier hat mi¡ verlezt, dur¡ eü¡ bin i¡ in Pein gese”t: verzieht ihr dan no¡, mi¡ zuheilen? wie hat e– gegen eü¡ mein Herz verdient daß ihr so bittren S¡merz
30
ihm sonder Ablaß wollt aufseilen? 6. Habt ihr an meinem Leiden Lu‰? wie kan do¡, in so wei¡er Bru‰, ein so gar harte– herze wohnen? So sü‹e Augen, können die |
35
au¡ grausam sehen? pflegt man ie so treuer Lieb mit Haß zu lohnen? 7. Dem, der eu¡ anthut alle– Leid, erweißet unbarmherzigkeit; verfolget die, die eü¡ betrüben:
40
Mi¡ aber, der eü¡ liebt und ehrt, a¡ eurer Huld und Gnad gewährt, bezahlt mit lieb mein treue– lieben. 8. Wa– nü”t eü¡ meine Plag und Pein? wa– s¡adt eü¡ da– Barmherzig-seyn?
45
wolt ihr dann meine– Weinen– la¡en? Ein– mangelt nur no¡ eurer Zier: wann ihr Mitleiden habt mit mir, diß wird eü¡ ganz vollkommen ma¡en. 9. J‰– unre¡t in eü¡ seyn verliebt:
50
wie daß darzu dann Ursa¡ gibt die S¡önheit, die einmahl ansehen und lieben ni¡t, unmügli¡ i‰? Gebt der die S¡uld, la‹t ungebü‰ mi¡ aller Stra[e frey au#gehen.
Gedichte 88 und 89, 1653/54
55
167
10. Vielmehr la‹t zu, gönnt mir die Freüd, erlaubet mir die sü‹e Beüt, la‹t mi¡ den Balsam meiner Wunden von eurer S¡önheit holen ein; a¡ lindert meine– Herzen– Pein,
60
la‹t e– nit bluten unverbunden. 11. Seit nit so s¡ön, seit nit so fein, wann ihr nit wolt geliebet seyn: legt weg von eü¡ die lieben Augen; verbannt de– s¡ön‰en Leibe– Zier, |
65
verbiett den Gaben, daß ›e mir nit so die Seel und Kra[t au#saugen. 12. La‹t der no¡-fris¡en Jahre Fru¡t ni¡t so vers¡ießen unversu¡t, liebt Lieben und geliebet werden.
70
Gebt, wann i¡ nehme: nehmt, i¡ gieb. la‹t lieben eü¡, habt wieder lieb: diß i‰ da– bä‰e Thun auf Erden.
LXXXIX. Uber eine Blume, die auf ihrem Busen ‰e¿te. J¡ kan do¡ ni¡t vorbey, i¡ muß beneiden di¡, du s¡öne Blum! weil du beglü¿ter bi‰, al– i¡. du wohne‰ dort zu n䡉 am Busen meiner S¡önen: J¡, muß vergeben– mi¡ na¡ diesem Glü¿e sehnen. 5
wann i¡ mi¡ nähen will, die Hand ein wenig reg: so rei‹t ›e ›¡ von mir und ‰ö‹et mi¡ hinweg. Solt‰ du, beglü¿te Blum! mi¡ dann nit neidis¡ ma¡en? Zwar, muß i¡ bey mir selb‰ au¡ deiner Faulheit la¡en. Solt i¡, i¡, Blume seyn, i¡ wolt gewiß aldar
10
so ‰ille ›”en ni¡t, so träge nit fürwar. J¡ wolte tausendmal den s¡önen Busen kü‹en.
Floridans Amaranten-Garte
168
Und diese– ni¡t allein: J¡ wolt au¡ seyn gefli‹en, hinein zu krie¡en ganz. Al– dann wolt i¡ mit Fleiß erlernen, wel¡er mehr erhaben und mehr weiß | 15
von beyden Hügeln sey; i¡ wolte deren Zärte au¡ unters¡eiden wohl; die Runde, und die härte; i¡ wolte me‹en ab, wie weit vom andren ‰eh der ein', an wel¡em man da– röt‰e Düttlein seh; und wa– derglei¡en mehr. dann wolt i¡ fort spaziren,
20
und sehen, wohin mi¡ da– Liljenthal würd führen, da– diese Hügel s¡eidt. wer weiß, wa– werden mö¡t? ob mi¡ ni¡t diese Bahn in Venu– Tempel brä¡t, in Amor– Labyrinth. do¡ wa– hil[t diese– denken? J¡ dar[ mein Wüns¡en nit zu dieser Ho[nung lenken.
25
Die Hand nur einen Grie[ o] hat umson‰ gewagt. E– i‰ da– Trinken mir bey diesen Brunn versagt. Bey dem verbotnen Baum dar[ i¡ nit Aep[el bre¡en. die dörner mi¡, wann i¡ will Rosen pflü¿en, ‰e¡en. drüm neid i¡ di¡, ô Blum! dir wird ein Glü¿ gewährt,
30
da– i¡ mir lang umson‰, du aber nie, begehrt.
XC. An meinen Jrenian. 1. Jüng‰, da der s¡öne Pegni”‰rand fieng wieder an zuflie‹en na¡ dem da– Ei–, der Flü‹e Band, der Föbu– weggeri‹en; 5
gieng S¡äfer Floridan auf jener Wiesenbahn, da wo der Strom Se¡– Linden kü‹t vor Lieb in seine Arme s¡lie‹t. | 2. Rei¡ blinkten ›e, der Auen Kron,
10
die Grä–lein, auf dem Anger. die Wei¡selbäumlein knospten s¡on.
Gedicht 90, 1654
169
da– Thal gieng Blumen-swanger. A¡! da¡te Floridan: wie daß i¡ trauren kan, 15
da Erd und Lu[t zusammen la¡t, und alle– wieder fröli¡ ma¡t? 3. Er sah und wand ›¡ hin und her, betrübt in seinen Sinnen. der armen Lu‰ i¡ ni¡t begehr
20
weil meine Lu‰ von hinnen. wo i‰ Jrenian? so riefe Floridan. Fa‰ keine Freüd mir Freüde gibt ohn ihn i¡ bin und bleib betrübt.
25
4. Nein! ob der Sonne rote– Gold auf diese Hügel ‰rahlet ob ›¡ die Erde no¡ so hold mit Tausend Blümlein mahlet: Nein! ohn Jrenian
30
mi¡ ni¡t– erfreüen kan. Wo er i‰, wird zur Freüd da– Leid; wo er nit i‰, wohnt halbe Freüd. 5. J¡ wüns¡, an zweyer Sonnen ‰at, zusehen seine Augen.
35
Sein Ange›¡t die Blumen hat die zu erfreüen taugen. Zeig mir, Jrenian, der wangen Rosenplan, der weißen Glieder zarten S¡nee,
40
vor dem i¡ Liljen bla‹en seh. | 6. A¡! S¡äfer, ja e– mu‰e di¡ ein s¡öner Leib begaben, weil daß so s¡öne Gaben ›¡ darein versammlet haben:
45
die sahe Floridan
Floridans Amaranten-Garte
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dir bald von ausen an. daher er di¡ so herzli¡ liebt, daher dein Abseyn ihn betrübt. 7. Nun ob e– ie nit mügli¡ i‰, 50
abwesend di¡ zusehen, will i¡ do¡ dir, dort wo du bi‰, mi¡ in Gedanken nähen. Nur diß, Jrenian allhier mi¡ trö‰en kan.
55
Du lebe wohl, und denk von mir, daß i¡ au¡ leb' in Leiden hier. 8. So sange der betrübte Hirt, ni¡t ohne heiße Zehren. der wind die wort' hat weggeführt,
60
›e au¡ der Lu] zulehren. die Büs¡e nahmen an den Nahm Jrenian. Jrenian, die Gegend rief: die Stimm fort auf der Pegni” lief.
65
9. Froh gieng er seiner Hürde zu woselb‰ ihn o[t erge”et Jrenian, woselb‰ au¡ nu sein Bild ‰eht hingese”et; da– ehret Floridan
70
und spri¡t e– tägli¡ an. dann wüns¡t er, im zu ruhe gehn, Jrenian im Traum zusehn. |
XCI. Uber de‹en Bildni–. 1. Bildni– de‹en, den in– Herze mir die Lieb gebildet hat! du mein Tro‰ und au¡ mein S¡merze,
Gedicht 91, 1654
171
weil i¡ di¡ an seiner ‰at 5
bin benötigt an zuspre¡en, wann i¡ will den unmuht bre¡en. du bi‰ seine halbe Zier a¡ der Selb‰and i‰ nit hier. 2. Seine Zier i‰ weit viel grö‹er,
10
al– der Pinsel hier gebildt. Mein– im Herzen glei¡t ihm bä‹er, daß mi¡ mit Gedanken füllt; Bä‹er kan die Liebe mahlen. S¡öner seine Gaben ‰ralen,
15
al– hier die gemahlte Zier. a¡ der Selb‰and i‰ nit hier. 3. Di¡ kan Zeit und Leid verderben: Meine– lös¡t mir niemand au–, bi– der Tod mi¡ wird verfärben.
20
Lieb und Leben soll da– hau– meine– Leib– zuglei¡ verla‹en, oder Föbu– soll mi¡ ha‹en. do¡ so zeig mir seine Zier, weil der Selb‰and nit i‰ hier.
25
4. Glei¡wohl muß i¡ mi¡ eü¡ nähen, ô ihr s¡warze– Augenpaar, weil i¡ eü¡ glei¡ ›he sehen. jenen, die mir, vormal– klar, i”und trübe ›nd in S¡einen
30
und die meinen ma¡en weinen. | Billi¡ regnet e– bey mir, weil mein Föbu– nit mehr hier. 5. Mehrmal– rei”t mi¡ da– verlangen: kü‹e diesen rohten Mund,
35
diese s¡öne Liebe wangen, wie dir etwann war vergunt! drü¿e, klopfe, diese Hände,
Floridans Amaranten-Garte
172
diese– zarten Leibe– Ende! A¡ e– i‰ von seiner Zier 40
nur da– todte Bildniß hier. 6. Soll i¡ eine Ta[el kü‹en? soll i¡ lieben den Gemähl? a¡ da– wär ein s¡maler Bi‹en, den i¡ in die Fa‰en zehl!
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A¡ da– bä‰e fehlt den Sa¡en, Rede, Leben und da– La¡en. Lebe, rede do¡ mit mir, ô du Bildni– seiner Zier. | 7. Bildni#! ja, i¡ muß di¡ ha‹en,
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weil du ni¡t bi‰, wa– du bi‰; kan da– Lieben do¡ nit la‹en, weil dir der am glei¡‰en i‰, der mein Herz mit ›¡ genommen, so daß i¡, mir selb‰ entkommen,
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glei¡wie du, du halbe Zier! s¡webe todt ohn Leben hier. 8. Nun dan! weil wir alle beyde ni¡t– al– todte Bilder ›nd: ein– ›¡ an dem andern weide,
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bi– der Gei‰ ›¡ wieder find in die Leiber, in die Herzen. Du indeß trö‰ meine S¡merzen, wehrte– Bildni– seiner Zier! weil er selber ni¡t i‰ hier. |
Gedicht 92, 1654
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XCII. Lu‰rei¡e– LandLeben an der Aura¡. und Krönung Floridan–. Floridan gieng in den Thal auf der Pegni” S¡äferwiesen, al– dur¡ Flora Blumen-Saal die beliebten We‰en bliesen, 5
und der Klee die S¡äfelein lud zur grünen Tafelweide, wo die lange Wä‹er-Heyde säu[t ‰ät– fris¡e Flut hinein. 2. Er fiel in da– junge Gra–
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auf den bunten anger nieder, | und dieweil er mü‹ig saß, pflü¿t' er Blumen hin und wider; Sylvien der Nymfen Blum, einen Früling‰rauß zu winden.
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Alle– wa– er konde finden, solte seyn ihr Eigenthum. 3. Bald er wieder ›¡ erhub, la–, wa– er o[t in die Linden der bekandten Jnsel grub;
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Mit den rauhen Baumenrinden, sah er wa¡sen man¡e– Wort, da– er etwan s¡rieb vorde‹en, wann er so allein gese‹en in Gedanken an dem Ort.
25
4. Na¡mal– ließ er ›¡ den Pfad an da– grüne Ufer tragen, wo ein na‹e– wa‹er Rad ›¡ die Fluten lä‹et zwagen, wo e– kühlen Wiesen wein
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au– den Eimern lä‹et flie‹en.
Floridans Amaranten-Garte
174
a¡ wie o[t goß, diese– Gie‹en, Freüd in seine Sinnen ein. 5. Er gieng an den Ufer fort, zu den kühlen S¡atten Zellen, 35
zu den zweyen wäldlein dort: wo die Wei¡sel, Amarellen, ihm fa‰ hiengen in den Mund; wo die We‰en wie i¡ glaube, raus¡end buhlten mit dem Laube,
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daß die Küß man hören kund. | 6. Au¡ hört' er die Vögelein ihre Lieb einander sagen. Buhlt diß Volk, da– do¡ so klein: solt e– nit ein Hirt au¡ wagen?
45
Also da¡te Floridan, ›”end in dem kühlen S¡atten, in den S¡oß der grünen Matten, da die Sonn' am ‰ärk‰en brann. 7. Diese Wäldlein, dieser Rand,
50
und da– krumme Pegni”-rinnen, diese– bunte Blumenland ru¿t und zu¿te seine Sinnen an die s¡öne Aura¡ hin, in die Auen, a¡! die lieben,
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wo er vormal– au#getrieben bey der Frauen Klo‰er-Zinn. 8. Nordwart– dorten (fieng er an, Nordwart– wandt' er sein Ge›¡te,) dorten i‰ die Liebe Bahn,
60
wann i¡ mi¡ no¡ re¡t beri¡te, die mi¡ o] getragen hat, in gesells¡a] dreyer wehrten; die wir man¡e– mal bes¡werten mit dem Fuß und Wagen-Rad.
Gedicht 92, 1654
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65
9. Sü‹er war un– dieser Pfad, al– der Stadt ihr heise– Pfla‰er: wo man anzutre[en hat kleine Tugend, gro‹e La‰er; wo man nennet eine kun‰,
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dapfer können kla[en, lügen, neiden, dru¿en und betriegen, und verkaufen Rau¡ und Dun‰. | 10. Wa– i‰ die vermaurte Stadt? ein Gefängni–, de‹en Thüren
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un– vers¡lie‹en Sorgen-matt. Freyheit, geht im Feld spaziren. Uns¡uld wohnet in dem Wald. Erd und Heerde, seelig nehren. Gotte– Lob, in S¡äfer-Chören,
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frömmer gegen Himmel s¡allt. 11. Diese– Leben su¡ten wir: ô ein güldne– göttli¡– Leben! Zwar die Hütte sonder Zier, war gar keinen Glan” ergeben.
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und wa– fragten wir darna¡? Uns¡uld ha‹et die Palä‰e, wo o] wohnen lose Gä‰e. Uns¡uld liebt ein nidre– Da¡. 12. Keine Häuser bauten ni¡t
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Adam und die er‰en Leüte. Stangen wurden aufgeri¡t; Bett' und Wände, waren Häute; obenauf lag Laub und Stroh; etwan kro¡en ›e in Hölen:
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konden do¡ mehr Jahre zehlen, lebten danno¡ wohl und froh. 13. Unsre–, war ein s¡le¡te– Hau–. do¡ e– wohnt und gieng darinne
Floridans Amaranten-Garte
176
fromme Uns¡uld ein und au–. 100
Zwar war Bo#heit Na¡barinne: Leüte wie da– wilde Vieh, geil und neidis¡, und verme‹en, hatten unsre Gränz bese‹en. do¡ wa– pa‹ten wir auf ›e? |
105
14. Arm hat un– gema¡t die Zahl und die Mäng der Felderfreüden. a¡ e– thät un– weh die wahl, wo wir wolten gehen weiden. Dorten lud un– ein der wald,
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hier der Ba¡, dort Feld und Wiesen: keine wir gern unterliesen, da die Lu‰ so mannigfalt. 15. Hinten gab mit sü‹em S¡uß er, der klare Ba¡, der liebe,
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unsrer Hütte man¡en Kuß, der da– Rad der Mühl ümtriebe. Ha! da war gut werden weiß, da de– Mehle– tro¿ne Flo¿en un– bes¡neyten Stirn und Lo¿en,
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ma¡ten man¡en jungen Greiß. 16. Zwar, i‰ au¡ wa– seltsam– da–? pflegt in Städten do¡ zu traben, man¡er Teüts¡er Franzenha–, wie die grauen Müller– knaben.
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weißheit wohnt nit mehr im Haubt, ›e hat ›¡ herau– begeben, auf geborgtem Haar zu s¡weben Sehet, wie der Erdmann ‰aubt. 17. Nun da– liebe Bä¡lein goß
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lauter Lu‰ in unsre Sinnen, da–, wie klare– Silber, floß. Aura¡! a¡ dein sü‹e– Rinnen
Gedicht 92, 1654
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a¡ wie hat e– mi¡ erge”t, wann i¡ di¡ so hörte ‰rudeln 135
über Stein und Kisel wudeln, wann i¡ mi¡ an Rand gese”t. | 18. A¡ wie o]mal– führten mi¡ deine krumme Wa‹er ga‹en: da i¡ sahe fris¡, um di¡,
140
deine Na¡bargrä–lein na‹en. Etwan lud‰ du mi¡ in– Bad, meine Glieder abzufris¡en. o] ents¡lief i¡ bey den Büs¡en, eingewiegt von deinem Pfad.
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19. Wei‰ du no¡, wa– thäte‰ du, al– die Dorili– wolt baden? raubte‰ du nit ihren S¡uh, ma¡te‰ waten ihre waden. Ja, du lall‰ no¡ von der Zier,
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die du ha‰ an ihr gesehen al– ›e mu‰ halb na¿et gehen, den Raub abzurennen dir. 20. Daß man di¡ au¡ nü”en mö¡t, s¡i¿te‰ du un– o] zu Tis¡e,
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Es¡e, Barben, Ruppen, He¡t', und no¡ mehr der guten Fis¡e: die der na¿te kanzkne¡t fieng, dem ›e in die händ' und Hamen, an die Angelhaken, kamen.
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denk, wie o] er krebsen gieng. 21. So die s¡lanke Pegni” hier eine Linden-Jnsel ne”et: dorten hatt‰ du eine dir au¡ mit Erlen überse”et,
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die in ihrem Wurzel-s¡oß eine Si”‰edt un– vergönnet;
Floridans Amaranten-Garte
178
wann der Sommer un– gesönnet, kühlt un– diese– Baumens¡loß. | 22. S¡ü”t, ihr Erlen, s¡ü”t, wa– i¡ 170
euren Rinden anvertrauet, redet von un– ewigli¡. zwar, die wir daselb‰ gebauet auf de– Ba¡e– Rü¿en hin, zwar die Bru¿en i‰ zerri‹en,
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die der Ba¡ hat abges¡mi‹en: do¡ da– Denkmal blieb hierinn. 23. Hinten eine Einöd war, rund vermauret mit Gebüs¡en. o] verbarg i¡ mi¡ aldar,
180
ließ die herd am Anger tis¡en. A¡ mit wa– Melan¡oley pflag i¡ o[t daselb‰ zu s¡weben, ihr mit klagen Lu[t zugeben, weil kein Zeüge war darbey.
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24. Oben war ein dü‰rer Wald, da die E¡o lag ver‰e¿et, da mein Seü[zen wieders¡allt' und da– wild mi¡ o] ers¡re¿et. Unmuth, a¡ wie konde‰ du
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mi¡ in sol¡er Wollu‰ qvälen, Freüd und Leid in mir vermählen, Sorgen mis¡en mit der Ruh? 25. Vornen war ein Wälderthal, von der Flut entzwey ges¡nitten,
195
ein begrünter Blumensaal, Ba¡-getränket in der Mitten. dorten thät i¡, wa– i¡ thu, ließ die krau‹en S¡äflein grasen. da au¡ o] die Nymfen saßen
200
und mir heimli¡ sahen zu. |
Gedicht 92, 1654
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26. Unter einer Ei¡e dort hab i¡ ›e ein‰ hören ›ngen: Und ›e haben an dem Ort mi¡ au¡ etwan hören klingen. 205
da die Blumen man¡e Blum bra¡en, man¡e– Kränzlein bunden, man¡e s¡öne Sträuser wunden: ô ihr Auen! eu¡ zu Ruhm. 27. J”und zieren eu¡ nit mehr
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sol¡e wä–lein sol¡e matten, weil ›e lange s¡on die Ehr nimmer haben die ›e hatten; weil ›e nun die Nymfen ni¡t in die Arme dör[en s¡lie‹en,
215
oder ihren Fu߉apf kü‹en, na¡ zuvor gepflognen Sitt. 28. Wald! mi¡ dünkt, i¡ hör e– hier, wie di¡ ma¡et na¡ ihr s¡reyen Dorili– die Nymfen Zier,
220
die wir dir o] mu‰en leihen. Silvia, da– treüe Herz, hielt ›e einmahl für verlohren, s¡i¿et' un– die Po‰ vor ohren, a¡ e– war kein kleiner S¡merz!
225
29. Da verließen wir da– Spiel, Dorili– solt seyn die Beüte; Dorili– war unser Ziel, die wir, ô wir blöden Leüte! O‰- und Süd- und We‰enwärt–
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anzutre[en un– zertheilten, alle wir zusu¡en eilten: Endli¡ war e– nur ein S¡erz. | 30. Dorili#! ihr mü‹et seyn eine von den Wald-Napeen,
Floridans Amaranten-Garte
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235
weil zu ieder Zeit Wald-ein eure Wollu‰ i‰ zugehen. Nein! weil ihr erzogen seit in Dianen Frauen Zimmer, da– da pflegt zu jagen immer:
240
i‰ diß Reisen eure Freüd. 31. Edle Sylvia! nein! wir wollen in der Hütte bleiben, und un– üben für und für, ihr im Nehen, i¡ im S¡reiben
245
Sah man ni¡t au¡ dazumahl eü¡ den s¡önen Beutel s¡lingen, der mir libt vor allen dingen? do¡ ‰eht iedem frey die wahl. 32. A¡! wie konden wir zu hau–
250
bey dem Ofen bleiben ›”en, da un– lo¿ten ‰ät– hinau– die begrünten Baumenspi”en? Bü¡en, Tannen, Fi¡ten, May, Ei¡en, Erlen, E#pen, Eiben,
255
ma¡ten tausend Sommerläuben, Meine Birken au¡ dabey. 33. Sonne! sahe‰ du ni¡t mi¡ früh im Felde beten gehen? da den Perlenthau au¡ i¡
260
di¡ von Grase le¿en sehen. Ja, Aurora! dein Furier, sah' un– au¡ wohl Kräuter lesen, ehe du no¡ wa¡ gewesen, eh dein Gold no¡ bra¡ herfür. |
265
34. S¡öne Wiese, die du dort ›”e‰ zwis¡en zweyen Wäldern, und di¡ in die Länge fort ‰re¿e‰ von den fei‰en Feldern:
Gedicht 92, 1654
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du du truge‰ un–, wann wir 270
zogen auf die Seelen weide. und e– war o] unsre Freüde zu bewandren deine Zier. 35. Unser Rei#gefärte war ein– der S¡äflein, lei¡t von Füßen:
275
da– zule”t mit Haut und Haar seinen Dieb‰al mu‰e büßen. Stuppin au¡, der treue Hund, bey zulau[en ni¡t vergaße und der dapfre Soldan, Bla‹e,
280
Delfin der Verräter– Kund. 36. J¡ gedenke no¡ daran, wie wir Silvien hinführten über diesen Wiesenplan zu dem danz und Fe‰ der Hirten.
285
da un– überfiel die Na¡t. Silvia war Mond und Sonne. ihrer Augen Strahlen-wonne, hat den weg un– lie¡t gema¡t. 37. Ha! Sie la¡en meiner no¡
290
wie i¡ einmahl mi¡ vergangen, da de– dur‰e– dürre– Jo¡ meine Leber nahm gefangen: da i¡ dann zuviel aufgoß, und die arme wi” erseu[te,
295
Pi¿elhering– Po‹en häu[te, daß man ›¡ la¡t' Athemloß. | 38. J”t i‰ kein Jrenian, der un– in die Wälder führe zu dem Vogelhütten plan,
300
mit Gefäng die Kü¡en ziere, der un– bürs¡e Federwild, auf den Tis¡ die Hasen jage:
Floridans Amaranten-Garte
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wie der traute S¡äfer pflage; dann er tra[e, wann er zielt'. 305
39. Unlang‰, Pegni”! haben di¡ meine klagen lehren lallen, wie seyn Abseyn qvälet mi¡. Nun der S¡luß muß un– gefallen, der ihn so entfernet hat.
310
Gott woll' ihm ein fröli¡– Leben, und ihn un– bald wiedergeben, na¡ dem weißen Himmel#raht. 40. Dann besu¡ten wir au¡ di¡, Niderndor[, weit über Wiesen.
315
auf dem grünen Wege ›¡ liebe Wälder sehen ließen. Auf den Weg wir su¡ten Ruh, wo die Haselnü‹e hiengen, die wir abzupflü¿en giengen,
320
Erd- und Hollbeer' au¡ darzu. 41. Zwar die er‰e Rei– dorthin unsre Lu‰ mit S¡re¿en würzte: denkt e– do¡ mit Fur¡t mein Sinn, wie im weg vom Wagen ‰ürzte
325
Sylvia, die Nymfen Zier. do¡ wir haben ›e ohn S¡aden fröli¡ wieder aufgeladen: Himmel, hab no¡ dank dafür! | 42. Fiel nit au¡ Jrenian
330
in die blanke degens¡neide, auf derselben Wiesenbahn? Zwar, dem Unglü¿ selb‰ zu leide, gieng e– no¡ so glü¿li¡ ab, weil da– Kien litt vor die Kehle.
335
Nein! kein Eisen diese Seele s¡i¿en soll zu Sarg und Grab.
Gedicht 92, 1654
183
43. Nun dort war e– ja, da wir in der Lauberhütten saßen, und na¡ alter Welt-Manier 340
unter Büs¡ und Ei¡en aßen; da wir trunken von der Qvell; da un– Mil¡ und Krug versunken, do¡ im wa‹er ni¡t ertrunken, in der na‹en NymfenZell.
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44. Dorten saß i¡ auf der Höh, sang' und Pfi[, so gut i¡ kunde, in dem Blumgemängten Klee. Bald i¡ mi¡ zu ihnen funde. Da wir ma¡ten, luden, Heü:
350
Selb‰ die Nymfen hal[en hä]ig; und mit Po‹en war ges¡ä[tig unser Hann– Faladridey. 45. Wir, die leer gefahren au–, kamen wohl beladen wieder,
355
luden voll da– Futterhau–, legten rei¡e Fuder nieder, bra¡ten selb‰ da– dürre Gra–, wie zu Wagen, so von wagen, und im Heü zusammenlagen,
360
halb vergraben im Gewa–. 46. Diß war unsre Lu‰ zu Feld. Au¡ zuhause wohnten Freüden. | Jn dem n䡉en Gartenzelt, giengen unsre Sinnen weiden.
365
Unsre glieder su¡ten Ruh auf den grünen Kräuter-Matten. Jn den braunen Abend S¡atten, spielten wir der blinden Kuh. 47. J¡ gedenke no¡, wie wir
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über Sommer Feuer sprungen,
Floridans Amaranten-Garte
184
da da– Knieh ward na¿et mir. Etwan haben wir gesungen. Bald verdanzten wir die Na¡t; na¡ der Sa¿pfei[ und S¡almeyen 375
hüp]en wir, und zehlten Reihen, bi– die Morgen Sonn' erwa¡t. 48. Dorten zogen wir au¡ vieh: Kühe ‰unden in den Stalle, gaben un– Mil¡ vor die Müh,
380
die au– vollen Eitern qvalle. unser Ho[ ganz lebend war: S¡natter Gänse, S¡wein#personen, hal[en un– den Ort bewohnen, und de– Gö¿er– weibers¡aar.
385
49. E– war ein S¡laura[en-Land: Tauben un– gebraten flogen in die Mäuler, in die Hand. Hüner au¡ zu Tis¡e zogen, bra¡ten ihre Eyer mit.
390
Enten, Haselhüner, Hasen, au¡ o] in der S¡ü‹el sasen, und wa– son‰ im wald umzieht. 50. Unsre Speise war, worna¡ le¿t der Bürger alle Finger.
395
Zu der Purs¡e au– den Ba¡, s¡i¿ten ›¡ die Federdinger. | Unser Mop–, der plumpe Rülz, kond so seinen Spe¿bau¡ mä‰en seinen Görgle#-Wan‰ verkö‰en.
400
Ha! da– war ein grober Filz. 51. Nun ein Trunk der s¡me¿te gut auf so man¡en guten Bi‹en. Ein‰, bei heitrer Sternenhut, wir die Nymfen s¡la[en ließen,
Gedicht 92, 1654
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405
‰ellten eine wallfart an: wa– wir vor Gefä‹e fanden, Krüge, Be¿en, S¡ü‹el, Kanden, ward un– Bier hinein gethan. 52. Man¡e Pipe mit Taba¿
410
ma¡et i¡ daselb‰ au¡ rau¡en: Sü‹igkeit darinnen ‰a¿, e# war ein beliebte– S¡mau¡en, weil der Nymfen sü‹e Hand mir diß Kraut zutrinken gabe.
415
danno¡ i¡ die As¡en habe, ob die Gabe s¡on verbrannt. 53. Al–, den Nymfen zu verdruß, in die Hütte ›¡ gedrungen Ein‰ ein Voller Satyru–,
420
hätt i¡ s¡ier mit ihm gerungen: glei¡wohl er gar bald vers¡wand. Edler Rilp#! mein geh zur S¡ulen, lern zuvor ges¡eider buhlen! a¡ wie bro¿t er Spott und S¡and!
425
54. Seh' i¡ diese wäldlein hier, denk i¡ an die Kirs¡enbäume, dort nit weit von unsrer Thür: wo mir flo‹e man¡er Reime, | wo i¡ meine Psy¡e s¡rieb,
430
(die auf wind davon geritten) an die grünen Musen hütten wo i¡ man¡en Zweig zerhieb. 55. Eine Heerde S¡äfelein, die ›¡ in die Na¡t vergangen
435
holten wir mit Fa¿eln ein; da de– Himmel– trübe wangen über un– un– weinten naß. Unter Da¡ wir ›e annahmen,
Floridans Amaranten-Garte
186
weil ›e von der Pegni” kamen. 440
So begab ›¡ diß und da–. 56. Floridan wolt weiter fort, und au¡ von den Flöhen ›ngen, die die Nymfen bi‹en dort. Bald ›e ihm entgegen giengen.
445
Eine fris¡e Lorbeer-Kron hatt ihr s¡öner Fleiß gewunden: S¡äfer! nim, wa– wir gebunden, (spra¡en ›e), da– sey der Lohn. 57. Dorili– und Silvia
450
hatten alle– wohl vernommen; darüm waren ›e allda, ihn zu krönen, angekommen. Stra¿– war[ er ›¡ auf ein Knie, und empfieng auf seine Haare
455
diese theure Zier der Jahre, die da ‰erben lä‹et nie. 58. Edle Nymfen! fieng er an: diese und no¡ Tausend Gün‰e hat der S¡äfer Floridan
460
nie erworben dur¡ verdien‰e. Gnade i‰ e–, wa– ihr mir i”t und son‰en habt erwiesen. A¡ i¡ werd undankbar müßen ‰erben und verleben hier. |
465
59. Nun i¡ danke, wie i¡ kan. J¡ will Eü¡ mit lobe krönen, weil i¡ heiße Floridan; meine Pfei[en au¡ gewöhnen, eure Zier zuru[en au–.
470
Eure Tugend, eü¡ zu dienen, soll in meinen Liedern grünen, bi– zerfällt da– Mens¡enhau–.
Gedichte 92 und 93, 1654
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60. Himmel, meinen Wuns¡ erhör! Gott laß eüer Leben grünen; Freüd, Gesundheit, wol‰and, Ehr,
475
müß eü¡ hier auf Erd bedienen. dorten soll der Himmel eü¡ seine s¡öne Kron aufse”en, eu¡ mit Seeligkeit erge”en ewig in den Sternenrei¡. |
480
XCIII. An meinen wehrten Ly›–. Ly›–, Edler Hirt! nit zürne, wölke ni¡t die Freunde#-Stirne, die mir heiter i‰ und hold, daß dir Floridan– Ges¡i¿e, 5
zu befördern diß sein Glü¿e, sonder Gegendien‰ und Sold pfleget Unlu‰, S¡weiß und Wa¡en, so und soviel müh zu ma¡en. 2. J¡ bekenn' e–, mein Vermögen
10
darf ›¡ in die S¡ale legen niemal–, Wag zu halten dir. deine Gun‰ zu ho¡ hin ‰eiget, und mein Dank zu tief ›¡ neiget, lebt im denken nur bey mir.
15
Und i¡ kan davon, im S¡reiben, kein genügsam– Reden treiben. 3. Nur i‰ übrig diß Bekennen: J¡, i¡ muß mi¡ S¡uldner nennen. Diese– Unre¡t– zeih' i¡ di¡:
20
du ma¡‰ mi¡ undankbar ‰erben, du, du kan‰ mi¡ s¡amrot färben: weil i¡ selber nenne mi¡
Floridans Amaranten-Garte
188
einen A¿er, der besäet ni¡t– gibt wieder, nur empfähet. 25
4. Glei¡wol kan i¡ diß Verspre¡en: Meine Feder soll no¡ rä¡en meine– Unvermögen– Neid. Wo man Floridan hört ›ngen, sol vom Ly›– unterklingen.
30
Jhm gelob' i¡ Ewigkeit. J¡ will au¡, von diesen Sa¡en, man¡en Baum no¡ redend ma¡en. | 5. Fahre fort, mi¡ so zu lieben, Edler Freund! an mir zu üben
35
deiner Teuts¡en Sinnen Treu. Sey au¡ ›¡er, daß mein Herze, sey in Freuden oder S¡merze, dir zu dien‰ verbunden sey. Nim zu Zeugen diese Zeilen,
40
die ver‰ummen, weil ›e eilen.
XCIV. An die kranke Silvia. Sonnet. Morbona! wil‰ du di¡ an meiner S¡önen rä¡en, weil ›e sowol al– du mit Smerzen s¡erzen kan? A¡ nein! betrüb‰ du ›e, so i‰– mit mir gethan. Jhr Smerze tödet mi¡. Bey ihr i‰ kein verbre¡en, 5
da– du zu ‰ra[en ha‰. du wol‰ mir die nit s¡wä¡en, von der i¡ Krä]e hol. a¡ halte do¡, halt an, zurü¿e, Neme›–! Wirf Buben in den Kahn: Für meine Silvia muß selb‰ die Uns¡uld spre¡en. Do¡ wil‰ du etwan ›e üm meinet willen ‰ra[en,
10
bewegt di¡ meine Pein? A¡ nein do¡! thu e– ni¡t. Mi¡ kan‰ du wol ohn ›e, do¡ ›e ohn mi¡ nit, ra[en.
Gedichte 94, 95 und 96, 1654
189
s¡on' ihrer, s¡one do¡! mi¡ quäle, nit mein Lie¡t. J¡ leide zweyfa¡ selb‰, wann i¡ ›e leiden sehe. Jhr Smerze ma¡t, daß i¡ vor Smerzen bald vergehe.
XCV. Auf Ebenselbige Krankheit. Sonnet. Wie? i‰ mein Leben krank? so ‰eht e– sle¡t üm mi¡. Da– meine nimm zuvor, ô Tod! herna¡ da– ihre | J¡ ‰ehe, slepp‰ du ›e zur S¡well, s¡on vor der Thüre. Ni¡t– bin i¡, Silvia! ni¡t– bin i¡, sonder di¡ Weg, Morta, Libitin' und Charon! hinter ›¡!
5
weg! hier i‰ ni¡t– für eu¡, und da– man über führe Jhr Fata! la‹et un– do¡ unsrer Wälder Ziere. Weh un–, wann diese Sonn von unsren Tri]en wie¡! Und, sag mir, Silvia! soll i¡ zum Cacu– ziehen in sein ‰i¡fin‰re– Lo¡? soll i¡ den Lerner-‰reit
10
Alciden– tretten an, wo huntert Häupter blühen? soll i¡ mi¡ wenden hin, wo harte Töde dräut ein ganze– Dra¡en-heer? Wolan! i¡ bin bereit, zu deine– Aufenthalt, au– meinem Leib zu fliehen.
XCVI. Kloridan– verzweifelte Liebe. Jn den Feldern, in den Wäldern, die der grüne J‰er le¿t, üm die Häyne, hole Steine, wo die E¡o ›¡ ver‰e¿t, 5
gienge Kloridan, im Herzen hart verwundet von den Kerzen, die da ma¡en Liebe#-s¡merzen.
Floridans Amaranten-Garte
190
2. An der Stirne voll Gehirne man sein Leid ges¡rieben la#. 10
Auf den Wangen sein Verlangen klärli¡ abgebildet saß. Seufzer flogen au– dem Munde, der für Leid nit reden kunde, und da– Aug voll Threnen ‰unde.
15
3. Keine Worte fielen dorte, al– nur immer A¡, A¡, A¡! Steine s¡einten, ob ›e weinten. Lü]' und Klü]e ä¡zten na¡. | Chlori#! rie[ er: E¡o wieder.
20
Bald warf ihn der Unmut nieder, glei¡wol ni¡t zum Seufzen müder. 4. Soll i¡ s¡weigen, oder zeigen meine S¡merzen? fieng er an. J¡ will klagen, halb verzagen:
25
weil i¡ ja nit ander‰ kan. Hört, ihr Thäler, Berg' und Büs¡e, wo i¡ spiel der Heerd zu Tis¡e, wie i¡ Wort' und Seufzer mis¡e. 5. Wil‰ du rä¡en ein Verbre¡en,
30
ô du fals¡e– Glü¿! an mir? Gott der Liebe! nein! i¡ gibe dißfall– keine S¡ulde dir. Mein Verhängni– deine Wa[en deinen Pfeil nimt, mi¡ zu ‰ra[en
35
und in– kühle Grab zu s¡a[en. 6. Zwar s¡on lange war mir bange, lang s¡on for¡t' i¡ diese– Leid. Do¡ i¡ da¡te, Re¡nung ma¡te, e– sey no¡ von mir gar weit.
40
J¡ muß mi¡ im Abgrund sehen,
Gedicht 96, 1654
191
da i¡ meinte an den höhen ihrer s¡önen Gun‰ zu ‰ehen. 7. Mir zum Leiden, seh i¡ s¡neiden einen andern diese Ernd. 45
Bey ihr nahe i¡ mi¡ sahe: ie”und wird ›e mir entfernt. Andre trinken au– dem Brunnen, bey dem i¡ fa‰ bin verbrunnen, komt kein Tropf in mi¡ gerunnen.
50
8. Hei‰ da– lohnen, und bekronen die bewährte teure Treu? Sagt dem Kinde, daß e– blinde, sagt der Liebe, wa– ›e sey: | Unbe‰ändig, wie die Meere,
55
grausam, wie die Tyger-heere. diese– eu¡ mein beyspiel lehre. 9. Nun mein Glü¿e und Ges¡i¿e mag mir au– den Augen hin Chlori– rauben! Sie, bey glauben!
60
komt mir niemal– au– dem sinn. Laß mi¡ alle Welt verhüten, tausend Marter in mi¡ wüten: ni¡t– mir soll die Lieb verbieten. 10. Jn ihr leben, in ihr s¡weben,
65
wird mein Leben seyn allein. Wird ›e seine und ni¡t meine: will i¡ do¡ der ihre seyn. Au¡, wann mi¡ der Tod gebunden, soll in meine– Herzen– Wunden
70
no¡ ihr Bildni– seyn gefunden.
Floridans Amaranten-Garte
192
XCVII. Anbind-lösung. Wer angebunden i‰, der soll ›¡ wieder lösen. Mi¡ löse diese Gab, weil i¡ gebunden bin. do¡ nehme Silvia zuglei¡ diß Wüns¡en hin: Gott thu ihr gut–, für mi¡, bewahre ›e für Bösen.
XCVIII. Uber de– Mopsu– Ho¡zeit mit der Mopsa. Gebt, weil ›e ihm so behagt, gebt dem Baur die Baurenmagd. Bäuris¡ i‰ er gnug darzu, daß er e– der Bäurin thu. 5
2. Göker laufen Hennen na¡, Kater Ka”en auf dem Da¡. | Bö¿e springen auf die Gei–. Hasen ma¡t die Hä›n heiß. 3. Grunzer hat die Su”en lieb.
10
Zilpen dru¿t der Wolf, der Dieb. Bäurin, Baur, zusam gehörn. Glei¡ und glei¡ gesellt ›¡ gern. 4. Gebt dem Mopsu–, seine Braut Mopsa, seine liebe Haut.
15
J‰ ›e s¡on nit zart von Leib: i‰ ›e do¡ sein liebe– Weib. 5. J‰ ›e do¡ fein ‰ark und groß, kan au#halten man¡en Stoß. Diesen Floh wird er, i¡ wett,
20
ni¡t verlieren au– dem Bett.
Gedicht 98, 1654
193
6. Sie hat, wa– ›e haben sol; fris¡er, bä‹er, größer wol, al– die Do¿en in der Stadt: i‰ ›e s¡on nit weiß und glatt. 25
7. Aber nemt, der braunen Do¿, nemt ihr ni¡t den kurzen Ro¿: so gerade– gut– paar Bein muß nit zugede¿et seyn. 8. Mopsu– fragt nit mehr fortan,
30
ob man Mägd bekommen kan. Mopsa, will er, soll allein Magd und Frau darneben seyn. 9. Er darf etwa– mehrer– nun, al– die andre Männer, thun:
35
er s¡lä[t ›¡er bey der Magd, ni¡te– na¡ dem Sto¿hau– fragt. 10. Er s¡a[t Besen: ›e kehrt au–, unten oben in dem Hau–. Wann er melkt: ›e unterhält,
40
lö‰ ihn ab, wann ihr– gefällt. | 11. Buttert er: ›e grei] zum Stiel. Wann er Keese ma¡en wil, re¿t ›e ihm da– Näpflein dar. Sie ges¡irret: daß er fahr'.
45
12. Eine rauhe warme Mü”, die ihn vor der Kälte s¡ü”, sezt ›e ihm auf bloßen Kopf: daß ihm ni¡t gefrier der S¡opf. 13. Und wie solt i¡ können nu
50
nennen alle– ihr Gethu? Wann i¡ au¡ ein Bauer wär, könt' i¡ etwan sagen mehr.
Floridans Amaranten-Garte
194
14. Aber denkt, ihr lieben Leut: Stadt und Dorf vermählt ›¡ heut. 55
Häuser! lau] hinau– in– Feld! Mop– und Mopsa Ho¡zeit hält. 15. Ma¡t die Thore zu: son‰ wird alle Manns¡a] un– entführt, von den BauerMägden hier.
60
Jungfern! wa– behaltet ihr? 16. Legt dem Amor Fä‹el an, daß er ni¡t entkommen kan: dann e– ‰eht sein ganzer Sinn zu den A¿erdirnen hin.
65
17. Zwar nein! Amor drausen i‰: in die Stadt er Pfeile s¡ie‰. Junggesellen! treibt ihn ab: son‰ narrt eu¡ au¡ dieser Knab. 18. Nun! la‹t Mopsen seine Braut
70
Mopsa, seine liebe Haut. Bäurin, Baur, zusamm gehörn. Glei¡ und glei¡ gesellt ›¡ gern. | 19. Der ihr o] die Füße kü‹t, i‰ die Morgengab, der Mi‰.
75
ihre Kleider er dur¡krie¡t: drüm ›e so na¡ Bisem rie¡t. 20. S¡aut! ›e hat ein' hohe Stirn: freyli¡ üm da– hintre Hirn. Mop#! betra¡te ›e nur wol.
80
Dein i‰ diese s¡öne Kohl'.
Gedicht 99, 1655
195
XCIX. Der ungeliebt-betrübte und vom Hyla– getrö‰ete Celadon. Dort in den begrünten Gründen, wo die Nymfen Kränze winden, in dem s¡önen Wiesenthal, Celadon, der treue Hirte, 5
einsam auf- und ab-spazirte, auf der Flora Blumensaal. Jn dem herzen heiß verliebet, und in seinem Sinn betrübet, tratt er ungeredet fort,
10
Seufzer waren seine Wort'. 2. Ungefähr kam ihm entgegen auf den bunten Kräuter Wegen Hyla–, unser Wankel›nn. Al– der la# an seiner Stirne
15
sein so traurige– Gehirne, tratt er zu ihm näher hin. S¡äfer! spra¡ er: Wa– für Smerzen s¡merzen di¡ in deinem Herzen, mahlen deine Wangen blaß,
20
ma¡en deine Augen naß. 3. Celadon viel A¡ au#bliese, man¡en heißen Seufzer ließe, sah den Hyla– sehnli¡ an. | spra¡: Mein ungeme‹ne– Kränken,
25
lä‹t ›¡ sagen ni¡t, nur denken. Re¡ter Smerz nit reden kan. do¡, hör kürzli¡ mein Betrüben. A¡! ein ungeliebte– Lieben, harte S¡önheit, ‰olze Zier,
30
ma¡t bald eine Lei¡ au– mir.
1655.
Floridans Amaranten-Garte
196
4. La‹t mi¡ klagen, meine Lippen. Einen Sinn, hart wie die Klippen kan i¡ gar erwei¡en ni¡t. Ni¡t zers¡melzt mein heißer Smerze 35
ihr ei#kalt-gefrorne– Herze, der o] au– dem Munde bri¡t. keine Ho[nung wil mir grünen. Mir erzeigt, für treue– dienen, meine Hirtin keine Gun‰.
40
Alle– Bitten i‰ ümson‰. 5. Drüm hab i¡ mein traurig– Leben dieser Einsamkeit ergeben. keine Kurzweil mi¡ ergezt. von Gesells¡a] i¡ mi¡ s¡eide.
45
keine Freude ma¡t mir Freude, bi– ›¡ Leib und Seele lezt. Diese– nur kan mi¡ erfreuen, hier in diesen Wü‰eneyen tausend Lieb–gelübde ihr
50
aufzuopfern für und für. 6. Hier will i¡ mein Klagen treiben, und in tausend Rinden s¡reiben ihre Zier und meine Pein. Jhrer Härte, meiner Treue,
55
sollen in der Wäldereye alle Bäume Zeugen seyn. Jhre Augen, a¡! die Brunnen, darau– meine Brun‰ geronnen, | sol bedienen man¡er Thran,
60
meine Göttin beten an. 7. Ha! spra¡ Hyla#: dieser Sa¡en, dieser Treue, muß i¡ la¡en, die ihr selb‰ i‰ eine Qual. Solt i¡ mi¡ gefangen geben,
Gedicht 99, 1655
197
65
da i¡ kan in Freyheit leben? Du ha‰ ja, wie ›e, die Wahl. J‰ ›e hart; sey du nit wei¡e: so vergilt‰ du glei¡ mit glei¡e. We¡slet ›e, so taus¡e du.
70
Selb‰ mi#gönn‰ du dir die Ruh. 8. Si¡ so gar der Lieb ergeben, gibet ein bes¡werli¡– Leben. Wi‹e! Hyla– liebet au¡ eine s¡öne S¡äferinne:
75
do¡ daß ›e solt meine Sinne fä‹eln, i‰ nit mein Gebrau¡. S¡önheit, kan ›e s¡on mi¡ neigen, muß mi¡ la‹en seyn mein eigen. O] fang i¡ zu lieben an:
80
do¡ daß i¡ aufhören kan. 9. Will ›e ni¡t: ›e mag e– la‹en. Liebt ›e ni¡t: i¡ kan au¡ ha‹en. Maß muß zämen meine Brun‰. Haß üm Haß, und Lieb üm Liebe,
85
Hon i¡ für Vera¡tung gibe: ein– üm– andre, ni¡t– ümson‰. Folg mir, S¡äfer! meine Sitten laß di¡ deiner Pein ents¡ütten. La¡ de– La¡en–, da– di¡ hönt.
90
Lieb die Treue selten krönt. 10. Wann dir, die dein herze liebet, Liebe ni¡t üm Liebe gibet: ey so laß Verge‹enheit | ›e au– deinem Sinne kra”en,
95
und darein ein andre pla”en. J‰ die Welt do¡ groß und weit, und der s¡önen S¡äferinnen wohnt ein ganze– Heer darinnen.
Floridans Amaranten-Garte
198
dieser liebet unbetrübt, 100
wel¡er o] wa– neue– liebt.
C. Uber den Brief, der Silvien von der Pegni” abgefordert. A¡ daß den Kiel, gerup] von einem s¡warzen Raben, a¡ daß ihn ein ‰u¿ bley zers¡o‹en solte haben, eh er auf diß papier ein tröpflein Dinte goß, eh dan von ihm auf mi¡ so s¡warze– Trauren floß! 5
O unglü¿ha]er Bot! ô unbeliebte Zeilen! ô Zeitung voller Leid! a¡ daß du tausend Meilen zu reisen hätt‰ gehabt! a¡! wär‰ du in der Glut verbronnen, oder au¡ ertrunken in der Flut! damit du hätt‰ bey ihr nit können angelangen!
10
Wa– hil]#! e– i‰ ges¡ehn. du Brief ma¡‰ meine Wangen zu einem Blat papier, worauf, da– dintenfaß der Augen, Threnen s¡reib; der S¡merze ma¡t e– naß. Trink nur, an dinten ‰at, ô meine Feder, Threnen, füll tausend Blätter an mit Worten voller Sehnen,
15
mit Zeilen voller Ang‰. E– lädet mi¡ zu Grab der Brief, der Silvia von hinnen fordert ab.
CI. Der unvergnügt-Geliebte, | und Ungeliebt-Betrübte. 1. J‰ je ein S¡äfer zu erfragen, der mir in Unglü¿ lebet glei¡: derselbe mag von Jammer sagen, an Ho[nung arm, an Unmut rei¡.
Gedicht 101, 1655
5
199
2. J¡ bin geplagt von zweyen Orten; die Lieb mi¡ allerseit– betrübt: J¡ liebe sonder Ho[nung dorten; werd ohn vergnügung hier geliebt. 3. Unmögli¡keit i‰ mein Verlangen:
10
und wa– i¡ hab', i‰ meine Pein. Bey einer wüns¡ i¡ mi¡ gefangen, und von der andren frey zu seyn. 4. J¡ ha‹e unbeliebte– Lieben, weil der Genuß mi¡ ni¡t erfreut:
15
viel lieber lieb' i¡ mit betrüben, wa– nur behagt in Heimli¡keit. 5. Do¡ i‰ e– mir ein süße– Leiden, ob i¡ verborgen lieben muß: da jene– nur ›nd halbe Freuden,
20
weil ›e verbittert der Verdruß. 6. J¡ liebe da–, wa– mir beliebet. Hab i¡ s¡on keine Lu‰ davon, ob e– mir lauter Unlu‰ gibet: Mein Wille mir i‰ selb‰ ein Lohn.
25
7. Den Vorsa” fa‹ i¡ mir ohn wanken, ihn sol mir niemand reden au#; und mi¡ begleiten die gedanken, bi– in da– kalte Kno¡enhau–. 8. Jhr bleib i¡ ewigli¡ ergeben
30
der wehrten Chlori–, al– i¡ bin. Sie i‰ und bleibt mein einig– Leben, komt nimmermehr mir au– dem sinn. | 9. Viel eher soll ein traurig– Ende den Leben#faden rei‹en ab,
35
eh ›¡ mein Herz von Chlori– wende. J¡ liebe ›e, bi– in mein Grab.
Floridans Amaranten-Garte
200
10. Sie mag mein Herz unruhig ma¡en: mir i‰ e– lauter san]e Ruh. Um ›e, will i¡ de– Leide– la¡en, vera¡ten alle Freud darzu.
40
11. Nur Chlori– kan mir Tod und Leben, (i¡ leb und s¡webe ganz in ihr,) nur ›e mir Leid und Freud kan geben; von ihr komt alle– Glü¿e mir. 45
12. Solang die güldne Himmel#Kerze der Welt wird gönnen ihren S¡ein: solang soll Chlori– diß mein Herze zu treuer Lieb verbunden seyn.
CII. An den Edel‰en Alcidor. Sonnet. Wa– i¡ o] mit threnen s¡rieb, s¡i¿ i¡ ie”und au¡ mit threnen. Silvien i¡, a¡! der S¡önen, man¡e– na‹e– Opfer gib. 5
Au– den Augen trauer-trüb, meine hand muß dinte lehnen, meine– herzen– alte– Sehnen aufzuzei¡nen, und die Lieb. Prinz der S¡äfer', Alcidor!
10
gönnt ein gnädig– Aug und Ohr meinem Lieb- und Lieder-wesen. Euer Leid in meinem seht. Wollt, die hier ges¡rieben ‰eht, mit Lu‰ meine Unlu‰ lesen. |
Gedicht 103, 1655
201
CIII. An Silvien, Bey Verehrung eine– Bu¡–. 1. Edle– herz! i¡ solte wol euer S¡reiben ma¡en wett. ja i¡ wolte, wie i¡ sol. Aber wann do¡ nur au¡ hätt 5
meine Haabe eine Gabe, die da eu¡, der Wälder Ehr! zu beehren würdig wär. 2. Saget mir ni¡t– mehr davon, daß i¡ ni¡t eur S¡uldner sey.
10
Liebt, do¡ lobet ni¡t, den Thon meiner rauhen FeldS¡almey. S¡weigt der Träume! mein Gereime i‰ son‰ ni¡t von würdigkeit, al– wann ihr der Jnnhalt seit.
15
3. Jhr seit keine S¡uldnerin: S¡uld habt ihr zu fordern hier. Saget, daß i¡ S¡uldner bin, heis¡et eure S¡uld von mir. Zwar i¡ werde, samt der Heerde,
20
ewig bleiben eu¡ verpfli¡t: weil i¡ kan bezahlen ni¡t. 4. Ja, ihr gabet Gold für Bley: und i¡ gabe Bley, für Gold. S¡weigt! die Warheit ‰imt mir bey,
25
heißt eu¡ reden, wie ihr solt. Wolt ihr reden, von un– Beeden, Edle Hirtin, redet wahr, e‹t, wa– gar i‰; trinkt wa– klar. 5. Wann i¡ e‹e, mi¡ ankleid,
30
wann i¡ häng die Tas¡e an,
Floridans Amaranten-Garte
202
wann i¡ pfeife auf der Weid, wann mi¡ trägt die Blumenbahn: | muß i¡ denken an da– S¡enken Silvien der Wälder-Zier. 35
Wo i¡ sey, seit ihr bey mir. 6. Zahlen soll i¡: aber wie? ni¡te– i‰ in meiner Hand. S¡uldner bleib i¡, wie i¡ ›h. Nemt mi¡ selb‰ zum Unterpfand.
40
Mit Gedulde wart der S¡ulde. J¡ vers¡reib mi¡ selb‰ dafür: für bezahlung, nemt papier. 7. Nur bin i¡ an worten rei¡, wie die S¡äfer allzumal.
45
Wär da– werk dem Willen glei¡: i¡ gäb selber eu¡ die Wahl meiner Haabe, eu¡ zur Gabe. Nun, weil i¡ nit geben kan, nemt diß S¡uldbekentni– an.
50
8. E– i‰ au¡ mein Mund zu blöd, dankgebür zu legen ab. Wann i¡ wär ein Kun‰Poet, wolt' i¡ eu¡, au¡ in dem Grab, ma¡en leben, und erheben
55
eure Gaben, die ihr habt, von dem Himmel so begabt. 9. Etwa– will i¡ thun glei¡wol, euren Namen s¡reiben an. Kan i¡ ni¡t thun, wa– i¡ sol:
60
ey so thu i¡, wa– i¡ kan. Und mein Singen wird erklingen, i‰ e– s¡on an Kun‰ nit rei¡, s¡öner, weil e– redt von eu¡.
Gedichte 103 und 104, 1655
203
10. Nemt indeß diß Bü¡lein hin, 65
zum Gedä¡tni–, al– i¡ sag, daß i¡ euer S¡uldner bin. Wan mein Wüns¡en wa– vermag, | will i¡ bitten, Gott woll s¡ütten großen dank, für mi¡, auf eu¡,
70
eu¡ an allem ma¡en rei¡. 11. Reise hin zu Silvien, kü‹e ihre wehrte hand, s¡le¡te– Bu¡! grüß ihre S¡ön' und ma¡ di¡ mit ihr bekant.
75
J¡ beneide deine Freude: du ha‰ gro‹e– Glü¿ vor mir; i¡ muß von ihr, du bleib‰ ihr. 12. Reise hin, bediene ›e: da– mir ni¡t mehr i‰ vergunt.
80
Ja, beglü¿e ›e, weil ie seufzen wird au– dir ihr Mund. Und der meine, soll der eine, soll ihr E¡o seyn, weil i¡ au¡ hab, wa– i¡ gibe, di¡.
CIV. An die abwesende Chlori–. Chlori– ihr ergebner Hirte, bey ›¡ selber herzbetrübt, dur¡ da– öde Feld spazirte: weil er, die er herzli¡ liebt, 5
von ihr hatte s¡eiden mü‹en, ›e nit mehr kont üm die Gab bitten, ihre Hand zu kü‹en, daß ›e zög den Hands¡uh ab.
Floridans Amaranten-Garte
204
2. S¡ön‰e, rie[ er, meine Sonne! 10
wolt ihr länger gönnen ni¡t meinen Augen ihre Wonne, euer göttli¡– Ange›¡t? Muß i¡ jene Gun‰ ie”t bü‹en, die i¡ o] erbetten hab,
15
eure s¡ön‰e Hand zu kü‹en, daß ihr zogt den Hands¡uh ab? | 3. Soll mein Herz von dannen s¡eiden, wo e– mehr lebt, al– in mir, herzli¡ lieben, smerzli¡ leiden?
20
Ey so will i¡ dann allhier ganz von keiner Freude wi‹en, Leid soll mein Geleit#man seyn. J¡ will mir indeß da– Kü‹en, Hand und Hands¡uh, bilden ein.
25
4. Wüns¡en will i¡ au¡ inde‹en: Chlori– mü‹e keine Pein, kein Bes¡wer, kein Unglü¿ pre‹en; mein soll alle– Trauren seyn. J¡ empfehle ›e dem Glü¿e:
30
mi¡ empfehl i¡, auf Be‰and, ihrem liebgewognen Bli¿e, ihrem Hands¡uh und der Hand. 5. Sonne! ‰rale meiner Sonne ni¡t– al– klare Tage zu.
35
Sey bey Na¡t au¡ ihre Wonne, Mond! leg fröli¡ ›e zur Ruh, heitre die ents¡la[ne Sinnen, laß ihr Träume kommen ein, die ›e lu‰ig ma¡en können,
40
solt e– au¡ vom Hands¡uh seyn. 6. J¡ verflu¡e, die ihr flu¡en, die da böse– gönnen Jhr
Gedicht 104, 1655
205
und ›e zu betrüben su¡en: Unglü¿ plage ›e dafür. 45
Und, e– mag den Neid verdrießen, seelig preiß i¡ einen Mund, dem, die s¡ön‰e Hand zu kü‹en, von dem Hands¡uh wird vergunnt. 7. Wehrter Hands¡uh, den i¡ s¡ä”e,
50
viel beglü¿ter iezt al– mi¡. | Diese s¡öne Hand erge”e, dieser S¡nee erwärme di¡. Wär i¡ du, i¡ wolte kü‹en eine Stunde tausendmal.
55
Sey dan diß zu thun befli‹en, ihr den dien‰ für mi¡ bezahl. 8. Wüns¡en mö¡t' i¡, daß i¡ solte la‹en meinen Mund in dir: i¡ wolt, wie i¡ gerne wolte,
60
i¡ wolt kü‹en für und für. Nun, i¡ thu e– in gedanken: bi– da– Glü¿ mir wieder la¡t, und die Hand, von Hands¡uh-s¡ranken ledig ›¡, mi¡ seelig ma¡t.
65
9. Nun, i¡ will der Zeit erwarten, und da– Kräutlein der Gedult pflanzen in der Ho[nung Garten: bi– de– Glü¿e– alte Huld mir ma¡t wa¡sen neue Freuden,
70
und die s¡ön‰e Hand der Welt ›¡ de– Hands¡uh– wird entkleiden, meiner Treu zum Widergelt. 10. Augen Chlori–, meine Sonne! s¡einet mi¡ bald wieder an.
75
Euer Glanz, mit güldner Wonne ‰ralend, mi¡ bemahlen kan.
Floridans Amaranten-Garte
206
S¡ön‰e Hände! zu versüßen diß mein bittre– S¡eide-Leid, legt ab, wan i¡ eu¡ zu kü‹en wiederkom, da– Hands¡uh-Kleid.
80
CV. An Dorili–, bey Verehrung einer Gabe. 1. Viel Wo¡en ›nd entwie¡en, viel Monden ›nd verblie¡en, viel Tage ›nd vertagt: | seit ihr mi¡, Zier der Nymfen! 5
hier an den Pegni”-Sümpfen, wol zu bewirten pflagt. 2. Die Aura¡ au¡ im Wallen wird unverge‹en lallen von der Wolthaten mäng:
10
die i¡ ihr, wann i¡ saße am Ufer in dem Grase, erzehlet na¡ der läng. 3. Die S¡äferey dort ausen, wo meine Heerden hausen,
15
die redet au¡ davon. Fragt ›e einmal im Mäyen, ›e wird und werden s¡reyen: Habt Dank, ô Nymfen-kron! 4. Am Neron#felsen dorte,
20
hier, wo hart an der Pforte der eisern Ritter wa¡t, da i‰–, da i¡ dur¡ Gnaden, die ihr mir aufgeladen, zum S¡uldner ward gema¡t.
Gedicht 105, 1655
207
25
5. Da– Da¡ hat mi¡ gede¿et, da– fa‰ die Wolken le¿et und in den Lü]en ›zt; da ›¡ lä‹t übersehen da– ganze Land, von Höhen,
30
die Thurn-ho¡ aufgespizt. 6. Hier hat mi¡ o] erwe¿et und au– dem S¡la[ ges¡re¿et, de– Thurne– Na¡t-gethön, da– mir blie# in die Ohren,
35
o] wol au¡ Lu‰ gebohren, imfall e– thönte s¡ön. 7. Der S¡uld i¡ mi¡ ent›nne: wie i¡ bezahlen könne, bleibt wol unau#geda¡t. |
40
Zwar find' i¡ gro‹en Willen; do¡, sol¡en zu erfüllen, gar kleine Kra] und Ma¡t. 8. Wer S¡uldner i‰ und bleibet, ein S¡uld-bekentni– s¡reibet,
45
Bezahlung er verspri¡t. Geborgt, i‰ ni¡t ges¡enket. diß beyde– thut und denket ie”und au¡ meine Pfli¡t. 9. Nemt diese s¡le¡te Gabe,
50
i¡ gebe, wa– i¡ habe; nemt diß Bekentni– hin, nemt den papiernen Bürgen. Ni¡t ihn, mi¡ sol man würgen, wann i¡ kein Zahler bin.
55
10. Der Himmel woll eu¡ Leben, Glü¿', Ehr' und Wonne geben. Mit diesem Wuns¡ will i¡ verzinsen meine S¡ulde.
Floridans Amaranten-Garte
208
Lebt wol, in Himmel#-hulde! 60
Lebt wol! und denkt an mi¡. 11. E– soll au¡ meine Flöte thun ferner, wa– ›e thäte, von eu¡ an‰immen süß. Jn Feldern soll ers¡allen,
65
au– Wäldern wiederhallen, der Name Dorili–.
CVI. Silvander– Lieb–-antrag, an Dianen. 1. S¡on lang war i¡ betrübt, s¡on lang hab i¡ geliebt eu¡, aller Nymfen Sonne, Diana, meine Wonne! 5
A¡! e– gebiert in mir viel S¡merzen eure Zier. | 2. Bild der Vollkommenheit, ihr Au#bund dieser Zeit! man mag unmögli¡ nennen,
10
eu¡ sehen, und ni¡t brennen: Wie hab dan können i¡ der Flamm entziehen mi¡. 3. Verdenkt ni¡t meine Klag, und daß i¡ von mir sag
15
mein unerleidli¡– Leiden, ô Brunnquell meiner Freuden! der Jnnhalt seit ja ihr: vergönnt da– Klagen mir. 4. Die Flamm w䡉 Tag für Tag:
20
mit ihr w䡉 meine Plag.
Gedicht 106, 1655
209
Und solt i¡ länger s¡weigen, ni¡t meine Pein anzeigen, so würde bald mein Tod verrahten diese Noht. 25
5. Göttin! ihr habt verwundt mein Herz bi– auf den grund, mit eurer S¡önheit Pfeilen: Jhr nur könt wieder heilen. Jhr seit mein Arzt allein:
30
der, bitt i¡, wollet seyn. 6. Versaget meinem Mund ni¡t die verlangte Stund, eu¡ meinen Liebe– S¡merze zu reden in da– Herze.
35
Gebt meiner Pein gehör: eh ›e mi¡ gar verzehr. 7. Mein S¡merz, der tödli¡ i‰, bi#her war, wie ihr wi‹t, ganz ‰umm und ohne Rede.
40
Jezt, eh er mi¡ gar töde, | gönnt ihm, daß er (bitt' i¡) eu¡ darf erzehlen ›¡. 8. Ob eu¡ al#dann gefiel, (da– i¡ nit ho[en wil)
45
von wegen dieser Flammen mi¡ grausam zu verdammen: werdt ihr die S¡uld allein an meinem Tode seyn. 9. Do¡ Unmitleidenheit
50
wohnt ni¡t bey Göttli¡keit. Ein S¡merze, wie der meine, erwei¡en könt die Steine. Viellei¡t, ob e– von Erz, zers¡melzt er euer Herz.
Floridans Amaranten-Garte
210
55
10. Zwar eurer S¡önheit Pra¡t, dur¡ ‰umme Liebe#-Ma¡t, mi¡ konte ma¡en brennen: Do¡ zu verge‹en können, Diana! eurer Zier,
60
da– ‰ehet ni¡t bey mir. 11. Wann ihr mein Lieben ‰ra[t, so löset auf die Ha]. Mi¡ selber, soll i¡ leben, mü‰ ihr mir wiedergeben.
65
raumt mir, die ni¡t mehr mein, die Freyheit wieder ein. 12. Do¡ i¡, ô Herrs¡erin! gefangen lieber bin. Eu¡ bleibt mein Herz ergeben,
70
solang i¡ hab da– Leben. Son‰ ni¡t–, al– meine Treu, komt eurer S¡önheit bey. |
CVII. Lycida– liebt die Filli–, die er nie gesehen. 1. Gläubet ja ni¡t, daß da– Lieben allein s¡lei¡ dur¡ die Augen in– Herze hinein. Höret vom Hören! ein beyspiel i¡ gibe, daß au¡ die Ohren ›nd Pforten der Liebe. 5
hört die vom Nennen entbrennete Pein. 2. Filli–, die lu‰ige Hirtin allhier, rei¡er al– Venu– an S¡önheit und Zier,
Gedicht 107, 1655
211
Filli–, die Sonne und Wonne der Auen, hab i¡ no¡ niemal– bekommen zu s¡auen: 10
do¡ ungesehen behaget ›e mir. 3. Weil da– Gerü¡te beri¡tet von ihr, zieht ›e all anderen Hirtinnen für, weil i¡ davon soviel Zungen hör spre¡en: kan i¡ mi¡ gar nit de– Lieben– entbre¡en;
15
Ohren zum Herzen ihm ö[nen die Thür. 4. Seither nun brennet und smelzet mein Herz, fühlt unerträgli¡- unsägli¡en Smerz, heget und träget ein tägli¡– Verlangen, wie i¡ au¡ möge zu sehen erlangen
20
diese von fernen mi¡ brennende Kerz. 5. J¡ mö¡t wol gänzli¡ mi¡ sehnen zu todt, bi– meine Zunge mag werden der Bot, meine gedanken der Filli– zu sagen, und ihr mit na‹enden Augen zu klagen,
25
meine verliebte Betrübni– und Noht. 6. S¡weige, mein Herze, verdru¿e da– Leid, dulte und warte, erwarte der Zeit, die di¡ wird la‹en die Augen ab‰illen | und dein entbrannte– Verlangen erfüllen.
30
Kom, Glü¿! erlöse die Ho[nung mit Freud.
Floridans Amaranten-Garte
212
CVIII. Abs¡ied-Klage an Silvien. Wer i‰ do¡ nun so elend, wie i¡ bin, der i¡ nit mehr darf leben, wie Vorhin, der i¡ nit, wie i¡ war, so seelig bin, üm eu¡ zu seyn, ô Edle S¡äferinn! 2. 5
Glei¡wie ›¡ kränkt die süße Na¡tegal, wann'– Winter wird in ihrem Lindenthal: ›e krie¡t in einen holen Felsen ‰ein, und ‰ellt betrübt ihr s¡öne– Singen ein. 3. Also, weil ihr, ô Sonne! wei¡t von mir,
10
so i‰ e– Na¡t; so i‰ e– Winter hier. J¡ leb', ohn eu¡, ganz einsam und betrübt. Kein ding auf Erd mir Lu‰ und Freude gibt. 4. J¡ habe mi¡ verkro¡en in den Wald, da nur de– Wilde– rauhe Stimm ers¡allt:
15
da meine Klag, an unbewohnter ‰ätt, mit ihnen heult und brüllet in die wett. 5. Mein Singen i‰ verkehrt in ein Ges¡rey, wie wann der Wolf bri¡t in die S¡äferey. Mein blei¡er Mund iezt ni¡t– al– winseln kan:
20
so gar fi¡t mi¡ diß harte S¡eiden an. 6. Die Augen ›nd no¡ tro¿en worden ni¡t, seit ihnen nit mehr s¡eint ihr s¡öne– Lie¡t. au– ihnen rinnt so man¡er trüber Ba¡, von meinem Mund begleitt mit Weh und A¡. |
Gedicht 108, 1655
213
7. 25
Nun gute Na¡t, du vor-gepflogne Freud! willkommen Ang‰ und s¡warze Traurigkeit! Diß mi¡ allein erfreut, bi– auf die Baar, wann i¡ bedenk, wie wol bey eu¡ mir war. 8. Empfangne Freud! du bi‰ de– Trauren– wehrt,
30
da– mi¡ ie”und betrübet und bes¡wert. Auf Wol folgt Weh. viellei¡t folgt au¡ einmal ein süße– Wol, auf diese– Weh und Qual. 9. J¡ will indeß bedenken eure Zier. Bin i¡ von eu¡: ihr seit do¡ ‰ät– bey mir.
35
do¡ s¡webet au¡ bey eu¡ a¡! dort mein Gei‰, der mi¡ verließ und mit eu¡ weggerei‰. 10. Nun gute Na¡t, ô Sylvia, mein Lie¡t! Nun gute Na¡t, du freundli¡– Ange›¡t! Nun gute Na¡t, ô meine Sonn' und Zier,
40
die ihr mir lauter Nä¡te la‹et hier. 11. Nun gute Na¡t, ô Edle Silvia! die i¡ jüng‰hin viellei¡t zum lezten sah. Klingt diß nit wol, weil e– nur leidig ma¡t: denkt, daß e– hat ein treue– Herz erda¡t. 12.
45
Nun gute Na¡t, ihr vormal– meine Freud, abwesend iezt a¡ au¡ mein bittre– Leid! Gedenkt hierbey, daß i¡ an eu¡ geda¡t. Nun lebet wol! zu tausend guter Na¡t!
Floridans Amaranten-Garte
214
1656.
CIX. An eine S¡äfer-Freundin: vom Freyen. 1. J¡ gedenke no¡ im Herzen an gepflogne– Worte-S¡erzen | neuli¡ in dem alten Jahr, wehrte Frau! al–, anzuhören 5
ihre Reden und zu ehren, mir da– Glü¿ so gön‰ig war. 2. Wir geda¡ten der Magneten, die so o] in Liebe#nöten bringen ein ges¡o‹ne– Herz,
10
die so krä]ig können ziehen, und die Sinne ma¡en glühen dur¡ geheime Liebe– Kerz. 3. S¡öne Augen, s¡öne Wangen, ma¡en un– o] Funken fangen.
15
s¡öner Busen, s¡öner Mund, s¡öner Hal–, und s¡öne Hände, in da– Herz un– legen Brände, dur¡ den kleinen Liebe#kund. 4. Sol¡erley Magneten-bli”e,
20
›nd Cupido Krieg#ges¡ü”e, die er mä¡tig brennet lo– auf die fä‰en HerzCa‰elle, und be‰ürmet ihre Wälle, bi– er ›e zu trümmern s¡oß.
25
5. Wann die Herzen, die, al– Eisen, von ge‰ählter Härte gleißen, rührt der Liebe Feuer‰ein, wann ›¡ Stein und Eisen paaren: dann so ›ht man Funken fahren
30
in den Zunderfle¿ hinein.
Gedicht 109, 1656
215
6. Manne#Seelen ›nd da– Eisen; Jungfern, die Magneten, heisen: jene laufen diesen zu. Todte Steine ›nd zu nennen, 35
die na¡ diesem Stein nit rennen über ‰o¿ und ‰ein ohn ruh. | 7. Jungfern, die nit ziehen können, ›nd au¡ kein Magnet zu nennen, vielmehr s¡warze S¡ifer‰ein':
40
und i¡ wolt seyn ein Profete, daß ›e au¡ kein Baur anbete, wie da– Bild zu Ribelhäyn. 8. Solt man ni¡t einander lieben? Even ›nd ja Adam– Rieben.
45
Jungfern su¡en einen Mann, de‹en Riebe ›e auf Erden, wa– ›e waren, wollen werden: Niemand ›e verdenken kan. 9. Männern, denen ward genommen,
50
su¡en wieder zu bekommen die geraubte liebe Rieb: darüm ›e na¡ Jungfern laufen. O], wann keine zu erkaufen, rauben ›e au¡, werden Dieb.
55
10. Männer ohne diese Riebe, Rieben ohne Mann und Liebe, halbe Leut und Mens¡en ›nd. Wer dan wolt e– unre¡t spre¡en, wann ›e fli¿en die Gebre¡en
60
und ein– na¡ dem andern brinnt. 11. Stein und Stahl gehört zusammen: daß der Zunder fange Flammen, und der Liebe#kerzen Lie¡t, dur¡ verliebte Wort' und Bli¿e,
Floridans Amaranten-Garte
216
65
dur¡ den S¡wefelfaden, s¡i¿e; daß die Welt werd fin‰er ni¡t. 12. Wehrte Frau! nennt diß ein S¡erzen. do¡ e– geht mir au¡ von herzen. J¡ bin so ein Eisen au¡, |
70
da– ›¡ gerne mö¡t beweiben und an seinen Feur‰ein reiben, wie e– Feuerzeug#-gebrau¡. 13. J¡ bin einer von den Dieben, die da ‰reben na¡ den Rieben,
75
eine wollen ‰ehlen gern: J¡, ein halber Mens¡ auf Erden, mö¡t einmal ergänzet werden, angela¡t vom Liebe#stern. 14. J¡ wolt meine Seite fli¿en,
80
wann e– mir so mö¡te glü¿en, einer Eva Adam seyn. Wolte ein Magnet nur ziehen: i¡ wolt Eisen seyn, nit fliehen, mi¡ selb‰ hä]en an den Stein.
85
15. Aber, i¡ muß mi¡ beklagen, no¡ von einer Tugend sagen, die Magneten i‰ gemein. Na¡ dem güldnen Norden Sterne pflegt ›¡ nur zu kehren gerne,
90
hier im Nordgau, dieser Stein 16. E– muß seyn ein güldne– Eisen, wann die Jungfern an ›¡ reißen und Magneten sollen seyn. Gold in Händen, güldne– Glü¿e,
95
Goldbe‰rahlte Sternenbli¿e, gießen hier da– Lieben ein.
Gedicht 109, 1656
217
17. Je”und fang i¡ an zu glauben, (bi#her ‰und mein Glaub auf s¡rauben) daß Cupido s¡ie‰ mit Gold, 100
daß er güldne Pfeile s¡ni”et: weil nur Gold mit Lieb erhi”et, weil man nur dem Gold wird hold. | 18. Jupiter, will er willkommen in die Arme seyn genommen
105
von der s¡önen Danae, muß in ihren S¡oß vor allen mit dem güldnen Regen fallen. diese Mähr i¡ iezt ver‰eh. 19. Jezt fang i¡ au¡ an zu glauben,
110
(bi#her ‰und mein Glaub auf s¡rauben) daß da– Glü¿ und aller Stern au– den Sternen fließ alleine: weil i¡, au– dem Augens¡eine, güldner Sternen Kra] erlern.
115
20. Aber, mi¡ lä‹t mein Ges¡i¿e s¡ießen keine güldne Bli¿e. Pluto i‰ gar ni¡t mein Freund. Weil i¡ ni¡t mit Thalern pralen und die Liebe kan bezahlen,
120
›nd mir au¡ die Jungfern feind. 21. Weil i¡ bin kein sol¡e– Eisen, da– von Golde pflegt zu gleißen, zieht mi¡ zu ›¡ kein Magnet. Weil i¡, in dem Jru#-Orden,
125
bin kein güldner Stern au– Norden, kein Magnet zu mir ›¡ näht. 22. Naso! s¡weig von güldnen Zeiten. hör von unsren güldnen Leuten: Güldne Zeiten heute seyn.
130
Gulden ›nd die Herzendiebe,
Floridans Amaranten-Garte
218
güldne Jungfern, güldne Liebe. Gold und Gelt gilt iezt allein. 23. O der ümgekehrten Zeiten! Ehmal– fragte man na¡ Leuten: 135
iezt, nur na¡ der Leute Geld. | Güldne Tugend ward vor diesen, heut wird La‰er-Gold, gepriesen. ô der umgekehrten Welt! 24. Wer war Adam? arm und na¿et,
140
Bauer, Gärtner, der da ha¿et' und baut' an dem Paradei–. Er hatt weder Gold no¡ Thaler: no¡ liebt' ihn, den armen Praler, Eva, aller Jungfern Prei–.
145
25. Sie kam selber ungebeten ongefär daher getretten, bot ›¡ ihm zum Weibe an. Gott au¡ alle Erden-haabe ihr zum Heurat-gut mitgabe.
150
da ward Er ein rei¡er Mann. 26. Nun, der diesem konte geben, unser Gott, i‰ no¡ im Leben, er i‰ no¡ so rei¡ und gut: und e– ›nd ihm lei¡te Sa¡en,
155
einen Armen rei¡ zu ma¡en. Wer weiß, wa– er mir no¡ thut? 27. Und wer weiß, ob er nit eine gar bald werden hei‰ die meine, die ie”und nit denkt daran,
160
und an die au¡ i¡ nit denke? Even, die ›nd Gott#ges¡enke: diß lehrt mi¡ der er‰e Mann.
Gedicht 109, 1656
219
28. Nun so will i¡, bi– ein Glü¿e mir mein Gott vom Himmel s¡i¿e, 165
fröli¡ in der Ho[nung seyn. Mein Vertrauen, al– da– Eisen, soll zu Gott gezogen reisen, al– zu dem Magneten-Stein. | 29. Wehrte Frau! vergebt dem S¡wä”en.
170
Meine Dankpfli¡t aufzuse”en, zieht mi¡ euer Gun‰-Magnet. Wolthat hat mi¡ so verbunden, daß mein Leben alle Stunden billig eu¡ zu dien‰en ‰eht.
175
30. Deß hab i¡ mi¡ zu bes¡weren, daß die Gün‰e immer währen, und mein dien‰ fäht nie re¡t an. Drüm la‹t ab, mi¡ zu begaben: bi– i¡ werd bezahlet haben
180
da–, wa– mir s¡on i‰ gethan. 31. Wolte Gott! könd i¡– erbitten, daß ›¡ einmal mö¡t ents¡ütten seiner s¡weren S¡merzen-bürd eur Magnet, und bald genesen
185
von dem kranken Glieder-wesen. Nun, mein Wuns¡ die Wolken rührt. 32. Ja! Gott wird e– seelig s¡i¿en, seine Gnade la‹en bli¿en. diese– no¡ i¡ wüns¡en muß:
190
Gott laß ihn, und eu¡ darneben, lauter Ehr' und Freud erleben an dem lieben Silviu–. 33. Jndeß, weil i¡ heiß Poete, soll mi¡ ziehen der Magnete
195
eurer Gun‰ in eure Pfli¡t, und darauf mi¡ heisen denken,
Floridans Amaranten-Garte
220
wa– i¡ möge wieder s¡enken: daß i¡ ‰erb undankbar ni¡t.
CX. An die hart›nnige Filli–. Sonnet. Wie soll i¡ eu¡, ô s¡ön‰e Filli–, nennen? i¡ sag', ihr seit hart oder sonder herz. | Hart, weil eu¡ ni¡t erwei¡en kan mein S¡merz; ohn herz, weil ihr die Treu nit wolt erkennen, die Treu, wie Gold, bewährt in heißem Brennen
5
S¡lagt ihr dan gar die Proben hinterwärt#? J¡ klag' eu¡ an, daß ihr nur einen S¡erz au– Warheit ma¡t, mir keinen Tro‰ zu gönnen. Jhr thut gewalt. Wolt ihr mehr Proben sehn? 10
Sagt, ob i¡ au¡ mehr thun könt, al– i¡ thäte? Befehlt, wann ihr mir wolt befehlen mehr, Unmügli¡keit. A¡! da e– billig wär, daß meine Treu in eu¡ die Härte töde: da ma¡t ihr, daß mi¡ tödet eure S¡ön.
CXI. An Eben dieselbe. Wolt ihr dann, ô mein Lie¡t! wolt ihr no¡ merken ni¡t mein Lieben ohne Wanken, die Treu der Herzgedanken? 5
A¡t ihr eu¡ no¡ geteus¡t, daß ihr mehr Proben heis¡t? 2. Mein Seu[zen ja ni¡t s¡weigt: die Feder e# bezeugt, mit Worten au# dem herzen,
Graf Ernst von Traun
Gedicht 111, 1656 oder früher
10
221
›e redt von meinen S¡merzen. Sagt, wa# für Zeugen ihr begehret mehr von mir? 3. Mein Mund muß s¡weigen ‰ill: Bes¡eidenheit e# will;
15
Und Vor›¡t meinem Lieben Gese”' hat vorges¡rieben, verbeutt mir, wa# mir son‰ gebeutt der Sinnen Brun‰. | 4. Die Augen, denen man
20
son‰ ni¡t# verbieten kan, die dörfen selb‰ nit trauen, frey au[- und anzus¡auen: daß ihre ‰umme Spra¡ un# ni¡t verdä¡tig ma¡.
25
5. So man¡e# Blat papier solt eu¡ ver›¡ern s¡ier, da# Amor übers¡rieben mit Po‰ von meinem Lieben. A¡! trauet, bitt' i¡ no¡,
30
so man¡em Boten do¡. 6. Jhr fragt no¡ immerfort, wa# i¡ dur¡ sol¡e Wort für eine Filli# meyne? La‹t, daß e# sey son‰ keine,
35
al# die eu¡ ›het glei¡, mein Seufzen sagen eu¡. 7. Und gläubt ihr danno¡ ni¡t den Zeugen meiner Pfli¡t, den Boten, meiner Hände,
40
die i¡ vom Herzen sende, do¡, eu¡ zu beten an, Verlaub nit haben kan?
Floridans Amaranten-Garte
222
8. Wolan! i¡ bin bereit: au¡ die Unmögli¡keit 45
befehlt mir, mi¡ zu proben. da# werk die Treu sol loben, und meiner wahren Pein ein treuer Zeuge seyn. 9. So zieh dan hin zu ihr,
50
du weiße# Blat papier! | du Bildni# meiner Sinnen! Wird ›e die Gnad dir günnen, daß du ›e rede‰ an: so sag, wa# i¡ nit kan.
55
10. Wir‰ du willkommen seyn: so s¡wör ihr theur und rein, daß i¡ ihr ‰ät# ohn ende mehr heiße Seufzer sende, al# Wort' und Sylben hier
60
ges¡rieben ›nd auf dir. 11. E# könt au¡ s¡i¿en ›¡, daß ›e verdamme di¡; daß du mö¡t‰ brennen müßen und in der Flamme büßen
65
die kühn-verme‹ne Po‰: So hab dir diesen Tro‰: 12. E# wird, brenn mit Gedult! dir die begangne S¡uld da# Feuer selb‰ abwas¡en.
70
der Jnnhalt deiner As¡en (den Tro‰ bild dir no¡ ein,) soll unverbronnen seyn.
Gedichte 112 und 113, 1656
223
CXII. An Silvien Uber seine Onma¡t. Sonnet. Man sagt: ein Jungfer-Kuß sey von so großer Ma¡t, daß er die Gei‰er könn' au# Onma¡t wiederbringen. Jüng‰, al# mir Gei‰, und Sinn, und Farb, und Kra] entgiengen, habt ihr zwar, Silvia, an diese Sag geda¡t: | wie ihr e# selb‰ bekennt. Do¡ blieb ›e unvollbra¡t.
5
J¡ gläub, ihr ließet mi¡ eh mit dem Tode ringen, eh diese Lippen hier die Gnad von eu¡ empfiengen. Heis¡t Unbarmherzigkeit so einen Siege#pra¡t? Zwar, wann ihr nämt auf eu¡ die Cur- und Kußbes¡werden, 10
so mö¡t' i¡ iede Stund einmal onmä¡tig werden; den Tod i¡ kau]e selb‰ üm die Glü¿seeligkeit. Wo ni¡t, so la‹e mir der Himmel soviel Krä]e in Abkra], daß i¡ selb‰ verri¡te diß Ges¡ä]e: die Arzeney will i¡ einsamlen, in dem Leid.
CXIII. Uber Dianen Unwillen. A¡! wie flü¡tig ›nd die Freuden! wie verkehrt der Unbe‰and unsre Lu‰ sobald in Leiden, hier in diesem Elend-Land! 5
A¡! i¡ armer muß erfahren, daß da# lose fals¡e Glü¿e un# verkau] getün¡te Waaren, und verkappet seine Tü¿e. 2. A¡! i¡ hab auf Sand gebauet,
10
daß i¡ seiner Heu¡el-gun‰, seiner Untreu, hab getrauet! a¡! i¡ kau]e Rau¡ und dun‰.
Floridans Amaranten-Garte
224
ge‰ern lebt' i¡ voller Wonne; und e# hatte nit gnug Stralen 15
unsre goldbeglänzte Sonne, meine Freud re¡t au#zumahlen. | 3. Ge‰ern sah i¡ mi¡ erhöhet: heut verkehret ›¡ da# Blat, heute seh i¡ ümgekehret
20
a¡! de# Glü¿e# lei¡te# Rad. Nur ein augenbli¿ verkürzte den so süßen Lauf der Freuden, der mi¡ tief hinunter ‰ürzte in ein ganze# Meer von Leiden.
25
4. Ni¡t# blieb mir, al# traurig# Sehnen, na¡ der so-vers¡wundnen Lu‰. Saget, i¡ frag' eu¡ mit Threnen, (a¡! i¡ bin mir ni¡t# bewu‰,) sagt, Diana! wa# eu¡ rei”et,
30
so ergrimten S¡luß zu fa‹en? wodur¡ hab i¡ mir gehei”et euer Herz mit sol¡em Ha‹en? 5. Kan i¡ mögli¡ au¡ erme‹en, daß ihr meiner Treu so gar
35
und so plö”li¡ habt verge‹en, die so ho¡ beteuret war? A¡! kont eu¡, von dem Verbre¡en, von der Untreu, ni¡t abs¡re¿en diese Sorg: daß, diß zu rä¡en,
40
ihr den Himmel werdt erwe¿en? 6. A¡! wa# hab i¡ nun zu ho[en? ungeme‹en i‰ mein Leid. Hätt mi¡ do¡, ô Tod! getro[en dein Ges¡oß vor langer Zeit,
45
eh den Pfeil i¡ hätt entfunden, der die Herzen ma¡et lieben!
Gedichte 113 und 114, 1656
225
Je”und muß i¡, krank an Wunden, leben mir nur zu Betrüben. 7. Aber a¡! wohin verlenket 50
meinen Gei‰ die Ungedult? Wer weiß, wa# Diana denket? | Etwan hab i¡ ihre Huld? etwan ha‹t ›e mi¡, zum S¡eine, will mi¡ auf die Probe ‰rei¡en,
55
ob i¡ la¡e oder weine zu derglei¡en Zorne#zei¡en? 8. Etwan irr' i¡, wann i¡ klage und ›e unbe‰ändig s¡ilt? etwan i‰ ›e, al# i¡ sage,
60
milder gegen mir gewillt? etwan i‰ e# nur da# Glü¿e, da# mi¡ also plagt und kränket, da# an mir ein Mei‰er‰ü¿e seiner Ma¡t zu zeigen denket?
65
9. Nun, e# sey! do¡ sol kein Leiden, (S¡ön‰e! diese# gläubet mir,) Herz und Treu vonsammen s¡eiden: Lieben will i¡ für und für. Zwar der Tod kan alle# trennen.
70
Nein, Diana! na¡ dem Leben soll no¡ meine As¡e brennen: i¡ bleib eu¡, au¡ todt, ergeben.
CXIV. Thyr›# Tro‰Gesprä¡e mit der Filli#. Thyr›# gieng, vor kurzer Zeit, ganz allein, in Einsamkeit, mit betrübtem Gei‰ spaziren,
Floridans Amaranten-Garte
226
kont ›¡ in ›¡ selb‰ verlieren, 5
gabe lu], im di¿en Häyn, der geheimen Herzen#pein. 2. Al# er glei¡, auf öder Bahn, seine Klag wolt fangen an, sah er, nun nit mehr alleine,
10
mitten in dem s¡warzen Häyne, | seiner S¡merzen Ebenbild, Filli#, ganz in Leid verhüllt. 3. Filli#, die son‰ allzeit war fröli¡ bey der HirtenS¡aar,
15
fand er hier mit blei¡en Wangen und im Seufzen s¡ier vergangen, und in Threnen halb gebadt. Ganz be‰ürzt er zu ihr tratt. 4. S¡öne Filli#! fieng er an:
20
sag, wa# di¡ bewegen kan also einsam hier zu ›”en? wa# ma¡t so, mit Threnen-s¡wi”en, deine s¡öne Augen trüb, die son‰ voller Huld und Lieb?
25
5. Wa# ma¡t deine Wangen blaß, wo son‰ man¡e Rose saß? wa# ma¡t di¡ die Lu] entzünden mit so heißen SeufzerWinden? Warüm find i¡ die im Leid,
30
die i¡ jüng‰ verließ in Freud? 6. Warüm muß der liebe Mund, der mit süßen Worten kund selb‰ die Traurigkeit erfreuen, in die Lu] iezt Klagen ‰reuen?
35
sage mir: von wa# Bes¡wer rührt so gäher We¡sel her?
Gedicht 114, 1656
227
7. Filli#, und mit s¡lu¡zen, spra¡: Trauter Thyr›#! leider a¡! e# i‰ allzu wahr dein Sagen, 40
daß i¡ vormal# von Behagen, a¡! von lauter Freud und Lu‰, und von keinem Leid, gewu‰. 8. Deine S¡öne ru[' i¡ an: deine Chlori# zeugen kan, |
45
Chlori#, deine meine liebe, mit der i¡ gespiels¡a] übe; wie i¡ ehmal#, a¡ der Zeit! war die selb‰e Fröli¡keit. 9. Und, worauf bezieh i¡ mi¡?
50
J¡ bes¡wöre selber di¡, bey der Flamme die di¡ brennet: zwar du ha‰ e# s¡on bekennet. War i¡ fröli¡ ni¡t zuvor, von Gesprä¡ und von Humor?
55
10. Di¡ bes¡wör' i¡, fin‰rer Wald! hat nit o] in dir erhallt mein erfreuli¡# Lieder-›ngen? Ma¡t' i¡ ni¡t da# Thal erklingen? War nit lauter Lu‰ und Lieb,
60
wa# i¡ in die Rinden s¡rieb? 11. Lauter Freud und Freyheit war, wa# i¡ bey der Hirten-S¡aar redt' und thäte, die i¡ la¡en und o] fröli¡ konte ma¡en.
65
ware ni¡t, in der Revier, ihnen mehr al# wol bey mir? 12. Deine s¡ön‰e Chlori# au¡, Thyr›#! die na¡ ihrem brau¡ traurig in gedanken saße,
70
o]mal# ihrer selb‰ vergaße:
Floridans Amaranten-Garte
228
denk, wie i¡, au# treuem raht, ›e zur Fröli¡keit erbat. 13. Jezt i‰ ümgekehrt da# Blat, und verdreht da# Glü¿e#-rad. 75
a¡! die Freude währt nit immer. J¡ bin jene Filli# nimmer, seit i¡ ni¡t mein selb‰ mehr bin. Freud und Freyheit i‰ dahin. | 14. Nun mein Sinn, die i¡ vers¡enkt,
80
an die alte Freyheit denkt; nun i¡ au¡ in die i¡ gehe, die i¡ ha‹e, vor mir sehe meine neüe dien‰barkeit: i‰ da# Trauren meine Freüd.
85
15. Thyr›# al# ›e aufgehört, spra¡: J‰ diß au¡ Trauren# wehrt? S¡öne Filli#, mi¡ laß klagen. A¡! mein Elend au#zusagen, alle worte, die man findt
90
tausendmahl zu wenig ›nd. 16. Thyr›#, der s¡on lang betrübt, und unseelig lebt und liebt, Thyr›#, und son‰ (dar[ wol sagen) niemand, ursa¡ hat zu klagen.
95
Seltsam# Leid! i¡ werd geliebt, liebend: und bin do¡ betrübt. 17. Meine eingesperrte Brun‰ dar[ ›¡ nit au#laßen son‰, al# dur¡ Augen und Gedanken.
100
die Fortun mir se”et S¡ranken. Jn mir lebet ni¡t# al# Pein; ja mein Tro‰ i‰ Tro‰loß seyn.
Gedicht 114, 1656
229
18. Wa# i¡ liebe, meid' i¡ do¡. wa# mi¡ liebet, flieh' i¡ no¡. 105
J¡ begehr: muß do¡ die Flammen der Begierden selb‰ verdammen. Sagt da# Herze: grei[ darna¡! spri¡t vernun[t: verbotne Sa¡! 19. Föbu# kaum verlä‹et bloß
110
seiner Theti# sü‹e S¡oß, | kaum er, rei›g mit den Pferden, bringt da# Rosenlie¡t der Erden: da erhebt ›¡ au¡ der S¡merz, und bezieht mein traurig# Herz.
115
20. Kommet dann die dunkle Na¡t, die son‰ alle# ruhen ma¡t: plö”li¡ mi¡ au¡ 1000 qvalen kohlpe¡s¡warz von innen mahlen; Und Melan¡oley, der Ga‰,
120
mir versaget alle Ra‰. 21. Drüm ‰ell du dein Klagen ein, und laß' andre traurig seyn, S¡öne Filli#, mi¡ laß klagen, der i¡ kan von Ursa¡ sagen.
125
deiner S¡önheit s¡one du fremden Leid s¡au fröli¡ zu. 22. Kranker Sinn, den Leib kränkt ab, fördert ihn zu früh zu grab. A¡ i¡ wüns¡te meinen Wunden
130
(allso würden ›e verbunden) sol¡e Band und dien‰barkeit, wie du dir lä‹t ma¡en leid! 23. Und auf diesen Wuns¡ allein gründ i¡ mein Zufrieden-seyn.
135
Kan i¡ ni¡t üm Chlori# s¡weben, Mag ein andrer vor mi¡ leben;
Floridans Amaranten-Garte
230
i¡ bin selb‰ der Tod ohn ›e. Gute Na¡t, hiemit Adieu.
CXV. Auf meine# wehrten Ly›# Ho¡zeit mit seiner Edlen Ro›belle. 1. Ly›# will zu Ro›bellen ›¡ gesellen. wüns¡et Glü¿ dem wehrten Paar! dieser liebe Tag voll Freüden 5
ihnen Beyden sey ein Anfang guter Jahr. Ly›# Ro›bellen trauet: thauet Glü¿, ihr Himmel, thauet! 2. Liebe, knüp[e ›e zusammen:
10
Liebe#flammen, ma¡t ›e brennen, bi# in# Grab! Nur, in Treu und Lieb zu ›egen, sey ihr Kriegen: daß die Brun‰ kein Ende hab.
15
Ly›#, Ro›bellen trauet: Thauet Lieb, ihr Himmel, thauet! 3. Jhre Freüd ni¡t zuversauren, Leid und Trauren! eü¡ verbiet i¡ ihre S¡well.
20
Sonne, sonder Wolken-weinen wolle‰ s¡einen ihnen heller no¡ al# hell. Ly›# Ro›bellen trauet: Thauet Freüd, ihr Himmel thauet:
25
4. Trie[en laß den güldnen Regen deine Segen,
Gedichte 115 und 116, 1656
231
ô du Geber aller Haab; deine Güte Güter gieße, | auf ›e fließe: 30
Alle# Gut i‰ Gotte# Gab. Ly›#, Ro›bellen trauet: Thauet Gut#, ihr Himmel, thauet. 5. Segne au¡ ihr keüs¡e# Bette, und die Stätte,
35
da die Liebe S¡auspiel hält: daß ihr Bildni# möge liegen in der wiegen, wann die Zeit 9. Monden zählt. Ly›#, Ro›bellen trauet:
40
Thauet Lieb ihr Himmel thauet. 6. Endli¡, Herr, na¡ deinen Rahte, aber spate, hol ›e seelig Himmel-ein; laß zuglei¡ au# ihren Hölen
45
Beyder Seelen, einmahl abgefordert seyn. Ly›#, Ro›bellen trauet: Thauet, Glü¿, ihr Himmel thauet:
CXVI. Seine Unruh, im S¡la[. Wa# fang i¡ Armer an? Ni¡t nur den langen Tag, e# währt au¡ dur¡ die Na¡t mein Jammer, meine Plag. J‰#, daß i¡ einen S¡la[, von Sorgen müd, gewinne, so quälen mi¡ im Traum no¡ meine Trauer›nne. 5
Wann alle# s¡lä[t an mir, so wa¡et meine Pein. die Na¡t i‰ no¡ zu hell, mein Leid zu hüllen ein. So ‰erb i¡ lebendig, und muß halb todt ‰ät# leben, bi# seinem Bruder mi¡ der S¡la[ wird übergeben. |
Floridans Amaranten-Garte
232
CXVII. An Dorili# und Silvia. Daß Sie an die Pegni” wiederkehren sollen. 1. Jhr wehrte Nymfen, Edle# Zwey, ihr Sonnen unsrer S¡äferey, kommt, la‹t eu¡ an der Pegni” nieder! die Aura¡ i‰ do¡ nur ein Ba¡, 5
rinnt selber unsrem Fluße na¡: verla‹et ›e, und kommet wieder! 2. Die S¡äfer wieder weiden gehn: weil ›e eü¡ ni¡t im Felde sehn, so seü[zt und sehnet ›¡ ein ieder.
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drüm, kommt, erfreuet hirt und Heerd und ma¡t zum Himmel diese Erd: ja kommt bringt ihre Gottheit wieder. 3. Die Pfei[en s¡on ge‰immet seyn; ›e di¡ten, eü¡ zuholen ein,
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s¡on lang die allers¡ön‰en Lieder. E# freüet ›¡ der Gegenhall, und rü‰et ›¡ zum wieders¡all. drüm, eilt, bringt ihm die Stimme wider. 4. Jhr Floren! Flora wartt auf eu¡;
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daß ›e im neuen Blumenrei¡ zuglei¡ mit eü¡ ›¡ laße nieder. Mit eü¡ zog weg, ihr Blumen ihr, die Blumen-Lu‰, der Auen Zier: a¡ la‹t ›e mit eü¡ kommen wider.
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5. Jhr unsrer Wiesen Sonnens¡ein, Kommt wider, la‹t e# Früling seyn erwärmt die kalten kräuterglieder. | wo eure Fü‹e werden gehn, da wird man bunte wä#lein sehn:
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kommt, bringt un# unsre wollu‰ wieder.
Gedichte 117 und 118, 1656
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6. Die Linden in den Jnselthal, die ›nd no¡ unge‰alt und kahl, darzu die Kirs¡bäum', ihre Brüder. von eü¡ ›e ho[en grüne# haar: drüm kommet bald ihr Edle# Paar,
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bringt ihnen Laub und S¡atten wider. 7. Die hayne ›nd no¡ ‰um und ‰ill: ohn eü¡, nit ›ngend werden will die WaldCapell, da# Lu[tgefider. Zu eü¡ ›e alle fliegen hin:
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eü¡ einzuholen ‰eht ihr Sinn, ohn eü¡ will keiner kehren wieder. 8. Die Pegni” selber läü[t eü¡ na¡. ›e su¡et eü¡ an eurem Ba¡, führt mit ›¡ unsre Seü[zerlieder.
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Sie bringt au¡ man¡en s¡önen Gruß von Floridan, der mit verdruß hier wartet, bi# ihr kommet wieder.
CXVIII. An die Kleine Edle Silvia. 1. Zarte# Nymfen-Tö¡terlein, Edle Kron der Kleinen! du sol‰ i”t mein ›ngen seyn, in den Pegni”haynen. 5
2. Bä#lein unsrer Silvien, die i¡ ehr' und liebe: dir i¡ au¡, ›e lä‹t# ges¡ehn, diesen Nahmen gibe. | 3. Kleiner Leib, do¡ gro‹e Seel!
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Man ›ht s¡on die Gaben
Floridans Amaranten-Garte
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leü¡ten au# der Marmorhöl, die darein vergraben. 4. Deine lieben Augelein ›nd i”t s¡on Profeten, 15
wie ›e einmahl werden seyn bli”ende Cometen. 5. Dein Corallne# Mündelein treibt ein freündli¡# La¡en: e# wird voller Liebe# Pein
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man¡e# Herz no¡ ma¡en. 6. Glieder, weißer al# der S¡nee, zärter al# die Seiden! a¡ ihr drohet lauter weh und verliebte# Leiden.
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7. Deine wänglein blühen s¡on: Bald so wird man sehen auf dem weißen Lilien-Trohn rohte Röslein ‰ehen. 8. Man¡er Mund wird sehnen ›¡,
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diese abzubre¡en. J¡ selb‰ wagt' e#, solten mi¡ s¡on die Dornen ‰e¡en. 9. Kleine du, voll S¡önheit S¡ein, du, du lauter-Liebe,
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bi‰ Cupido S¡we‰erlein, glei¡‰ dem kleinen Diebe. 10. Deine Auglein, Bogen ›nd, deine Bli¿e, Pfeile: | damit du, du Liebe#Kind,
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wunden ma¡‰ in Eile. 11. Weil au# Kindern werden Leüt, wie e# pflegt auf Erden:
Gedichte 118 und 119, 1656
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wir‰ au¡ du, in kurzer Zeit, Venu# selber werden. 45
12. Wa¡se werde voller S¡ein, neuer Lieb#-Planete! dein Hau#, sollen Herzen seyn: du bi‰ ihr Magnete. 13. Du, wann deine ganze Zier
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i¡ ein‰ werd erleben, woll‰ vor diese# Singen mir ein paar Küß¡en geben.
CXIX. Auf Silvien Aderläße. 1. Gebet gute Na¡t dem Leiden! diese# sey ein Tag der Freüden, dieser Tag soll unser seyn. Sehet, wie mit güldner wonne 5
selb‰ von Himmel la¡t die Sonne, und verdoppelt ihren S¡ein. 2. Diesen Tag, soll Freüde thauen, Sylvien der Kron der Auen, wann au# ihren Aederlein,
10
au# den blauen Leib-Sa[iren, die da# Haut-Alba‰er zieren, qvillt de# Blute# rohter wein. | 3. Heüt man Mil¡ und Blut wird mängen, auf den S¡nee Zinober sprengen;
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Heüte Rosen Lilien werden s¡öne Ho¡zeit ma¡en, und von einem Arme la¡en der da Marmor-Zart und s¡ön.
Floridans Amaranten-Garte
236
4. Wo mag i”t Cupido ‰e¿en, 20
unter wel¡er Myrten-he¿en? A¡ daß i¡ ihn finden mö¡t, a¡ daß wir ihn has¡en könden! J¡ wolt Silvien hinsenden diesen kleinen Bader# Kne¡t.
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5. Ja ein Pfeil, au# seinem Kö¡er au# der werk‰at lieber Lö¡er, solte werden da# Lanzet: Silvien er solte ri”en und ihr die Herz-ader s¡li”en,
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ihr thun, wie ›e andern thät. 6. Nun! geborgt, i‰ nit ges¡enket! dißmahl soll, da# wa# ›e kränket, mit dem Blute fließen au#; Alle Krankheit soll verrinnen,
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nur Gesundheit bleiben drinnen, in den s¡önen Leibe#hau#. 7. Nun so la‹t die Ader springen, allen Kummer au#her dringen. Pegni”! deine Na¡bar Flut
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soll in ihren Bau¡ vers¡lu¿en, und hintragen auf den Ru¿en in die See, da# s¡warze Blut. | 8. Himmel, du woll‰ ihre Glieder, und die Ader füllen wieder
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mit Gesundheit und mit Freüd. Spreng da# Blut auf ihre wangen, daß ›e no¡ so lebha] prangen. Gib ihr lauter gute Zeit. 9. Silvia heüt ruh und ra‰e!
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Morgen ladet ›e zu ga‰e, ô ihr Felder, in den Klee; Bäume, krönet ›e mit S¡atten;
Gedichte 119 und 120, 1656
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ma¡t eü¡ liebli¡, ô ihr Matten, daß die Blum in Blumen geh. 55
10. Saget gute Na¡t dem Leiden! dieser Tag soll aller Freüden und Gesundheit anfang seyn. Silvia soll ni¡t# mehr kränken. Auf Gesundheit will i¡ s¡enken
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diesen Wuns¡ in eim Gla# Wein.
CXX. Von einer verehrten Henne. 1. Wie man saget, eure Henne, die i¡ zwar i”t no¡ nit kenne, Nymfe, habt ihr mir verehrt. Eure Henne, eure Kleine, 5
die soll forthin seyn die Meine, diese Gabe halt i¡ wehrt. 2. Butlein# Fleis¡ i‰ son‰ gar Zu¿er, wird, nit man¡em armen S¡lu¿er, Rei¡en wird e# nur zu theil.
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Kranken und Kind#betterinnen | pflegt man diß Ges¡le¿ zugönnen, daß ›e wieder werden heil. 3. Zwar mein Maul au¡ gern mag nas¡en und na¡ so wa# gute# has¡en.
15
do¡ so kränkt und tauret mi¡ eure meine liebe Henne, daß ›e, da i¡ e# vergönne, ‰erben soll von einen ‰i¡. 4. Wa# vor Haar' (also i¡ nenne
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ihre Federn) hat die Henne? Sihet man üm ihren Kropf
Floridans Amaranten-Garte
238
braune oder gelbe gleißen? Eure Henne, hat ›e weißen oder einen s¡warzen S¡opf? 25
5. Sagt mir au¡ gewißer maßen, (J¡ kan ni¡t mein Fragen laßen) ob ›e au¡ hat Hünerläuß, eure feine meine Henne? J¡ will s¡auen, daß i¡ könne
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laußen, flohen ihr mit Fleiß. 6. Solt ›e au¡, den Zipf bekommen: Sagt mir#, wann daß i¡# vernommen, will i¡ bald ihr Doctor seyn, meine Feder zu ihr ‰reken
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ihr ›e dur¡ die Nase ‰e¿en und so fahren au# und ein. 7. Kommt#, daß ›e soll, nit ohn qualen, mit der Haut die Ko‰ bezahlen, leih i¡ gern mein Me‹er her,
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eure Henne abzu‰e¡en, | solt e# au¡ in Stü¿en bre¡en: Sind do¡ ja der Me‹er mehr. 8. Dann so hil[ i¡ ›e au¡ rup[en, daß die federn ümherhup[en.
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Soll dann ihr Begräbni# seyn die Pa‰et, i¡ gar ni¡t wei¡e: ja i¡ gehe mit der Lei¡e, dinge mir den Hafen ein. 9. Do¡, wann ›e soll meine wesen,
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la‹t ›e leben und genesen, würgt an ihrer ‰at ein Lamm. J¡ will, der der wird ihr ‰rehlen, meinen Gö¿er ihr vermählen, der hat einen rohten Kamm.
Gedichte 120 und 121, 1656 und 1657
55
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10. La‹t ›e leben, legen Eyer: auf den Herb‰ ›e werden theuer. Etwan brutet ›e darau# junge Butlein in dem Lenzen, die in rohten Rö¿lein s¡wänzen,
60
1657
krappeln, zappeln in den hau#.
CXXI. Da# Feuer im S¡neeballen. S¡au, wie mit un# Cupido treibt sein Spiel. wie unser Herz i‰ seiner Pfeile Ziel! der arge S¡alk, ein Tausendkün‰ler i‰, zu tre[en un#, brau¡t er so man¡e Li‰. 5
der loße Dieb, der Gott der Lieb, im Feld jüng‰hin au¡ sol¡e Po‹en trieb. 2. Der s¡limme Ga‰ ›¡ zu den Hirten fand, al# unter S¡nee lag unser Winterland. | Er zog, al# wie ein S¡äferknab, daher,
10
und ‰ellte ›¡ al# käm er ungefehr. den Stören Fried kannt keiner nit: Ein S¡äfer ›¡ vor fals¡en Buben hüt. 3. Der s¡öne S¡elm war iedem angenehm, nur in die wett gefiel er der und dem.
15
e# konde ›e sein Mündlein la¡en wund. der Auglein Bli” ›e au¡ entzünden kond. der böße Bub, sein Spiel anhub, damit er Lö¡er in die Herzen grub. 4. Die Hirten-S¡aar er eben kriegen fand:
20
geballter S¡nee mu‰ wa[nen ihre Hand. Ein Krieg vor ihn! Er hal[ zu dem Gethu, lief auf und ab, und truge Ballen zu; partirte fein sein Feur darein. er wolte General de# Kriege# seyn.
Floridans Amaranten-Garte
240
25
5. Ein Pfeil¡en er, der Le¿er s¡lau und arg, in ieden Ball ver‰e¿et' und verbarg. drüm ieder Wur[ bald eine Wunde ma¡t', imfall er tra[: wohl eine tolle S¡la¡t! Kein Theil gewann, au¡ kein# entrann;
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verwundet wurden ›e all' auf dem Plan. 6. Und, wa# no¡ mehr: ein jede# su¡te Raht bey seinem Feind, der selb‰ üm Hül[e bat; ein jede# war, und Arzt und Patient. Der S¡merz dur¡ seine Ursa¡ ward geendt.
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wer hatt verwundt, ma¡t au¡ gesund; son‰ weder Kraut no¡ Pfla‰er hel[en kond. 7. Diß Spiel gefiel dem s¡lau¡en Venu#-Sohn: er la¡te laut, und ma¡te ›¡ davon. da wurd e# kundt wer dieser Bub gewe‰, |
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der S¡merzen so in Herzen hinterlä‹t. der Hirten-S¡aar e# seltsam war, daß kalter S¡nee so Heiße# weh gebahr. 8. Vor andern einer ›¡ getro[en fand. wa#? fieng' er an; ‰e¿t mi¡ der Fro‰ in brand?
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wa# Kühlung wohl wird mehr zuho[en seyn, wann kalte# Ei# ma¡t selber Liebe# Pein? Brennt selb‰ der S¡nee; kein' Hül[ i¡ seh, daß i¡ in liebe#-Flammen ni¡t vergeh. 9. Du bi‰ (spra¡ er zu seiner S¡äferinn)
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du bi‰ da# Ei#, wodur¡ i¡ brennend bin. dein s¡öner Leib, glei¡t neü-gefallnen S¡nee, der ma¡t mir heiß und bang und ang‰ und weh. du ha‰ verwundt: ma¡ au¡ gesund, hil[ mir, son‰ muß i¡ ‰erben diese Stund.
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10. Jhr Leibe# S¡nee hat mi¡ gezündet an: ihr brennend# herz allein mi¡ lös¡en kan. wann au¡ wolt Ei# und eisern seyn ihr herz, mit Gegenlieb nit lindern meinen S¡merz:
Gedichte 121 und 122, 1657
241
So wird allein in dieser Pein, Ei#kalter Tod, dein Pfeil mein Hel[er seyn.
60
CXXII. An Silvien: Die verantwortete Anklag. Silvia, die Blum der Felder, Silvia, die Lu‰ der Wälder, jüng‰hin an den Pegni”‰rand in dem jungen Gra# spazirte 5
und ein s¡ön‰e# wesen führte in Gebärden und Gewand. Wie wann früh Aurora Strahlen | gulden und bunt übermahlen die beblümte Felderey:
10
also s¡ien in ihrem Kleide Silvia voll Augenweide, al# ob ›e Frau Sonne sey. Sonne, hört' i¡ ›e au¡ nennen; und wer mu‰ e# nit bekennen?
15
ja i¡ sage, wel¡er kan sol¡er Sonnen Gun‰ erjagen, dar[ wohl sonder# viel ni¡t fragen na¡ der Sonn am Himmel#plan. Bald ›e die Corallen-Klippen
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ö[net', ihre zarte Lippen, zu man¡-honigsüßen wort: A¡ wa# höfli¡-liebe# Spre¡en konde dazumahl erbre¡en ihre s¡öne Rede-pfort.
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Unter andern hört' i¡ sagen, über einen S¡äfer klagen: dir e# galte, Floridan!
Floridans Amaranten-Garte
242
wird er, spra¡ ›e, gar ver‰ummen. J¡ hab lange ni¡t# vernommen. 30
ob er au¡ no¡ ›ngen kan? S¡öne Nümf'! hör auf zufragen. über di¡ selb‰ mag‰ du klagen. Floridan ma¡t man¡e# Lied in dem S¡äfer-Thal erklingen:
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du, von der er pflegt zu›ngen, ganz entfernet hör‰ e# ni¡t. Haben dir dann nit die winde, seine# Herzen# Hau#ge›nde seine Seü[zer zugeführt? |
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J‰ do¡, in den Blummenga‹en, i‰ do¡ ganz von dir verla‹en Floridan, der Arme Hirt. Nun wil‰ du, wa# soll man sagen? di¡ no¡ weiter la‹en tragen,
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weiß ni¡t wa# vor einen Sinn. Reise hin! do¡ wiß darneben: wenig Glü¿e werde geben da# Geleite dir dorthin. Er der Hirt, na¡ deinen S¡eiden,
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diesen seinen Pegni”heiden au¡ wird geben gute Na¡t. Und wie könd er ferner gehen, wo er ehmal# di¡ gesehen: wann du di¡ davon gema¡t?
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Weil, du Jnhalt seiner Lieder, s¡eide‰, wird er legen nieder seine Pfei[' und ›e in Sand tretten, ja zu ‰ü¿en bre¡en, deinen S¡luß an ihr zu rä¡en.
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hab dir diß zum Unterpfand.
Gedicht 123, 1657
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CXXIII. Der Rosen-Raub. 1. Rosemund ›¡ jüng‰ befand, Rosemund der Wälder freüd, an dem klaren Pegni” Strand, üm die s¡öne Rosen Zeit. 5
da mehrte ›e die Zahl der Rosen in dem Thal. Sie ehrten allzumahl Frau Rosemund. | 2. Alle Rosen ehrten Sie,
10
al# der Rosen Königinn. Jhrer Wangen Rosenblüh, ihrer Lippen Carme›n, die Rosen röter ma¡t' au# S¡am, weil aller Pra¡t
15
der Rosen blieb vera¡t vor Rosemund. 3. Blaß vor Neid ›e wurden au¡ über ihrer Hände S¡nee, al# die von dem n䡉en Strau¡
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bra¡en ab der s¡ön‰en zwee. zwar prangte diese# Paar, weil e# Lo›eret war dort auf dem Herz-Altar der Rosemund.
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4. Vornen, an dem lieben Thal zweyer Rosen-hügelein, trieb diß pärlein sein Gepral, dünkte ›¡ glü¿seelig seyn. do¡ war e# todte Zier:
30
ihr drange lebha[t für dein Rosen-Busem hier, ô Rosemund.
Floridans Amaranten-Garte
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5. Freyli¡ war e# todte Zier: a¡ ›e ‰arb' und welkte bald. 35
Rosemund spra¡: weg von mir! welke waar ma¡t unge‰alt. Sie war[ da# Rosenpaar zur Erd und auf die Baar. weg mit der welken waar!
40
spra¡ Rosemund. 6. Diß ein S¡äfer wurd gewar. Rose (rief' er) du sol‰ mir | Uberleben diese# Jahr, ni¡t begraben liegen hier.
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A¡ du bi‰ viel zu wehrt, zu liegen auf der Erd: weil di¡ so hat beehrt die Rosemund; 7. Weil so s¡önen Busen dir
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zubedienen war vergonnt, und weil sol¡er hände Zier di¡ berührend adeln kond. drauf er ›e nahm zu ›¡, mit Balsam bald be‰ri¡,
55
spra¡: man soll rie¡en di¡; tru” Rosemund! 8. Vor verwesung se”' i¡ dir Diß hiemit zum Bürgen ein: weil daß i¡ di¡ balsamir,
60
sol‰ du unverwelket seyn. Und mir soll dieser Fund behagen iede Stund; wird er mir s¡on mi#gunnt von Rosemund.
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9. Wie er allso ‰und, und ›¡ mit der Rose ma¡te krauß:
Gedicht 123, 1657
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Rosemund ihn hinter s¡li¡, führte ›e ihm wieder au#. Pral nun, ô Floridan, 70
pral mehr wie du gethan! daß i¡ ni¡t la¡en kan! rief Rosenmund. 10. Traurig wurd der arme Hirt, spra¡ so eine Rauberey
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keiner S¡äferinn gebührt, mein laß mir da# meine Frey. | gnug Rosen blühen dir üm deine# Mund# Refier: hab ›e, laß diese mir,
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a¡ Rosemund! 11. Edle Hirtinn, sey gewiß, i¡ werd etwa# wagen au¡, wolt‰ du mir versagen diß. deine# Munde# Rosen-‰rau¡
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soll mein Bezahler seyn, mir kü‹end zehlen ein 12 du”et Röselein: ja, Rosemund! 12. Diese# s¡wur er: und zum Pfand,
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legt' er seinen wahren Mund auf der Hirtinn zarte Hand. diß ihm damal# war vergunnt da# übrig' er hinfür denkt abzurauben ihr,
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der S¡äferinnen-Zier, der Rosemund.
Floridans Amaranten-Garte
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CXXIV. An Silvien, bey übersendung eine# Blum Strauße#. Wie daß ihr seit vers¡wunden so ges¡wind, ô Silvia, mein au#erwehlte# Kind? Jhr zieht davon, und denket ni¡t dabey wie daß mein Herz bey eü¡ verwahret sey. 5
Wa# fang i¡ an, i¡ halb ge‰orbner Hirt? mein bä‰e# Theil habt ihr mit weggeführt. Seht hier ein Bild von meinem TrauerStand! Zur wiederkun[t verbind' eü¡ diese# Band. Ob ihr s¡on i”t von mir entfernet lebt:
10
eur Nahme do¡ mir in Gedanken s¡webt. | Nehmt de‹en hier, ô Seelenhers¡erinn, von treuer Hand ein Bild und Zeügni# hin. Wa# sehet ihr? ein rohte# Blumenblat: Mein# Herzen# Farb, da# Feuer‰riemen hat.
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die Liebe#glut, Brandkohlen ma¡t au# mir; i¡ glühe ‰ät# in Flammen eurer Zier. Wa# sehet ihr? ein grüne# Kräuter Haar: der ho[nung Farb, die nur mein Tro‰ no¡ war, seit daß ihr mi¡ hier lieset einsam gehn.
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A¡ ja, i¡ ho[, eü¡ wieder bald zu sehn. Jndeß i¡ ‰ät# am S¡merzen Ro¿en spinn: hier de‹en nehmt ein Trümmlein Faden hin. Ein s¡warze# Band mu‰ binden grün und roht: weil meine Lieb und Ho[nung ›nd in Noht.
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Nun Silvia! erkennet meine Treü, und wa# vor Ang‰ bey bangem warten sey. Kommt bald, und bringt mein Herze wieder mit: versagt mir dann dafür da# eure nit!
Gedichte 124 und 125, 1657
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Zieh hin, ô Band, zieh hin zu meiner Freüd, und rede dort von meinen s¡warzen Leid.
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Zieh hin, und zieh mein Leben wieder her, und meine Na¡t in klaren Tag verkehr.
CXXV. An die Chlori# Verzweifelte# Tod#verlangen. 1. Chlori#, Kron der S¡önen! worte naß von Threnen, fließen mir in Mund au# dem herzengrund. 5
Hört no¡ einmal an einen Trauer-S¡wan der ›¡ naht der Tode#bahn. | 2. A¡ i¡ bin die S¡eibe, da da# Glü¿ hintreibe
10
seinen Donner‰rahl seine Pfeil zumahl. E# will s¡ütten nur seine# Grimm# Figur auf mi¡ arme Creatur.
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3. A¡ e# raubt mir Armen, arm selb‰ an Erbarmen, au¡ die Ho[nung hin da i¡ Tro‰loß bin. muß mir bilden ein,
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daß i¡, a¡ der Pein! ewig unvergnügt soll seyn. 4. Etwan und zuzeiten Ho[nung mi¡ von weiten la¡et fröli¡ an:
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daß i¡ glauben kan,
Floridans Amaranten-Garte
248
und im Traume seh, wie i¡ an der Höh an de# Glü¿e# Gipfel ‰eh. 5. Wann i¡ aber wäge 30
in die S¡alen lege, S¡ön‰e, eü¡ und mi¡: wer bin al#dann i¡? J¡ spür mi¡ zur ‰und ligen auf dem Grund
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in dem tie[‰en Zwei[el-S¡lund. 6. Weder Ziel no¡ Ende hat diß mein Elende, da# den hö¡‰en Grad i”t er‰iegen hat:
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Bey dem hell‰en Lie¡t, de‹en Gränzen ni¡t über›het mein Ge›¡t. | 7. Chlori#! meine Sage führet keine Klage
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über eüre Lieb: nur die S¡uld i¡ gib meinem s¡eelen Glü¿, da# mit seiner Tü¿' all mein Ho[en wir[t zurü¿.
50
8. J¡ weiß, Edle# Herze! daß Eü¡ glei¡er S¡merze brennt in dieser Glut. Nur die Unglü¿# Flut meinen Tro‰ und Hort
55
führet mit ›¡ fort, trägt mi¡ ferne von dem Port. 9. S¡ön‰e! la‹t# ges¡ehen, la‹t mi¡ sehnli¡ flehen, ru[en Himmel-an,
Gedichte 125 und 126, 1657
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249
daß die Tode#bahn mi¡ von hinnen führ: weil diß Leben hier alle Freüd mißgönnet mir. 10. Der mir eine Wiegen,
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neügeborn zu ligen, in der Kindheit gab, der geb au¡ ein grab meiner bangen Zeit, da# mi¡ und mein Leid
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ein zus¡arren sey bereit. 11. La‹t in kühler Erden mi¡ gar As¡en werden. wa# die Sorg an mir abgenaget hier,
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Meinen Elend# Re‰, in den Todten-Ne‰ gönnt daß er die würmer mä‰. | 12. O glü¿seelig# Zimmer! in dir werd i¡ nimmer
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fühlen Ang‰ und Leid. Thür zur Seeligkeit! dur¡ di¡ i¡ einkehr au# der S¡ma¡ zur Ehr und zur Ruhe au# Bes¡wer.
CXXVI. An Silvia: Von seinem ihm von ihr entwandten Herzen. 1. Wa# i‰ e# daß ihr mir, Silvia, Edle Zier! wollt eine S¡uld aufdi¡ten,
Floridans Amaranten-Garte
250
und meine Treü verni¡ten? 5
Sagt wa# eü¡ Ursa¡ gibt, daß ihr mi¡ so betrübt? 2. S¡on lang e# i‰, daß ihr mein arme# Herze mir, ô diebinn! habt ge‰ohlen.
10
J”t sagt ihr unverholen: i¡ hab e#, kalt verliebt, eü¡ wider ab gediebt. 3. Jhr habt e#, denkt mein Sinn, von eü¡ gewor[en hin;
15
ihr habt mein Herz verlohren, ein ander# eü¡ erkohren zu‰ehlen über land. Eur Herz i‰ ümgewandt! 4. Mein# ihr ni¡t mehr begehrt,
20
weil daß e# eü¡ bes¡wert, | eü¡ eine La‰ i‰ worden. So tret i¡ in den Orden der Hirten, denen man ein Körblein hänget an.
25
5. Wa# werd i¡ leider nun, i¡ armer S¡äfer, thun? wann tödet mi¡ der S¡merze? da nimmer i‰ mein Herze bey eü¡, au¡ ni¡t bey mir,
30
wo s¡webt#? in wa# Refier? 6. Jhr sagt: a¡ sagt e# ni¡t! ihr saget, ô mein Lie¡t, e# sey davongezogen und auf# gebirg entflogen.
35
Jhr sagt' und saget viel, wa# i¡ nit weiß no¡ fühl.
Gedicht 126, 1657
251
7. Wie solt i¡ senden ab, wa# i¡ bey mir nit hab? wie kan i¡ andern geben, 40
wa# euer i‰, mein Leben! Mein Herz i‰ ni¡t bey mir; mein Herze habet ihr. 8. Wann e# ja mit Verdruß wann e# verreisen muß,
45
i‰# eü¡ ein La‰ und S¡merze: gebt da# vera¡te Herze, mein Herz, gebt, wieder mir, und jagt mi¡ dann von hier. 9. Do¡ s¡onet, a¡ vers¡ont!
50
Bey eü¡ i‰# nun gewohnt zu wohnen und zubleiben e# lä‹t ›¡ ni¡t vertreiben. | ob ihr ihm Urlaub gebt: bey eü¡ e# danno¡ s¡webt.
55
10. Wa# soll ohn Herze nun der arme Cörper thun? er kan ›¡ niemand geben, nit lieben, und nit leben: ohn Herz kein Leib rei‰ ab,
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al# nur in# fin‰re Grab. 11. Gebt dann, ô Edle# Herz, gebt Raht zu meinem S¡merz. Mein Herz, bleibt eü¡ ergeben: Mein Leib, s¡webt ohne Leben;
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der Leib, soll reisen hin: bey eü¡ wohnt Herz und Sinn. 12. Befehlt mir, wie ihr solt. befehlet, wa# ihr wollt. J¡ bleib, werdt ihr mi¡# heißen:
70
wolt ihr, so will i¡ reisen.
Floridans Amaranten-Garte
252
i¡ werd, von Silvien, al# wie in# Elend gehn. 13. Der Tod, der liebe Tod, al# dann woll meine Noht 75
mein traurig# Elend wenden, mein todte# Leben enden. der Leib mag reisen ab zu seiner Ruh in# Grab. 14. Da# bä‰e Theil von mir,
80
da# Herz, behaltet ihr, ô meine güldne Sonne, mein Leben, meine wonne! damit ma¡t, wa# ihr wolt: e# bleibt eü¡ ewig holt.
85
15. E# bleibt bey eü¡ allzeit und gibt eü¡ da# Geleit hin in ein ander# Leben. da ho[' i¡ dann zu s¡weben mit Leib und Gei‰ zuglei¡,
90
ô Göttinn, ‰ät# üm eü¡.
CXXVII. An Silvien, uber da# ihm von ihr verehrte Doppel♡ ♡. Glei¡wie, na¡ Regen-weinen, wann alle# worden naß, die Sonne mit dem S¡einen abtro¿net Laub und Gra#, 5
pflegt wegzuzehren der Wolken Zähren, und gibt dem Unmut Maß:
Gedicht 127, 1657
253
2. Also au¡, da die Threnen befeu¡ten mein Ge›¡t, kam Silvia, mein Sehnen, 10
mein güldne# Sonnenlie¡t: von meinen Augen wis¡t' ab die Laugen ihr freundli¡# Ange›¡t. 3. Mein Gei‰, in eu¡ verliebet, ô Edle Wälder-Zier!
15
war bi# in Tod betrübet: die ursa¡ waret ihr. Mit Haß mein herze, mein Liebe#smerze, belohnt wolt werden mir. 4. Solt mir'# nit ma¡en bange?
20
Mein herze wohnt bey eu¡ so wohl, und nun so lange: wer wolt nit werden wei¡? Jezt soll e# s¡eiden, eu¡ ewig meiden, und bleiben eine Lei¡.
25
5. Habt dank, mein lieb‰e# Herze! habt dank für diese Gnad, daß no¡ bey eu¡ mein S¡merze Erbarmung funden hat. Fahrt fort, ô Leben! mir Tro‰ zu geben,
30
s¡a[t meinem Kummer raht. | 6. Habt eu¡, wa# ihr gefunden! mein Herz ‰ät# euer bleib. Jhr habt au¡ ja gebunden, gefä‹elt, meinen Leib.
35
der Himmel walte, diß Band erhalte, aufdaß e# fä‰ bekleib. 7. Zwey Herzen, ein# zusammen, ge‰i¿t von eurer hand, verwundet und voll Flammen,
40
mir zeiget euer Band.
Floridans Amaranten-Garte
254
Ein herz in zweyen, da# bleib in Treuen! diß Band soll seyn da# Pfand. 8. Die lieb-entbrannte herzen, ›nd rohter Carme›n. 45
Ho[nung, ein Tro‰ der S¡merzen, wird angedeutt dur¡ Grün. Also ohn s¡erze kleb herz an herze, solang i¡ leb und bin. 9. Diß Band hält mi¡ gebunden,
50
da# meinen Leib ümgibt. J¡ küß e# alle Stunden, bin ganz darein verliebt. So liebe Gaben mi¡ können laben, wann Abseyn mi¡ betrübt.
55
10. Mein Herz an eurem klebet, und s¡webet auser mir. Mein Leib bey eu¡ nur lebet: sein S¡atten bloß geht hier. Wie solt i¡ können von eu¡ mi¡ trennen,
60
Bild aller TugendZier. 11. Hinweg, ihr S¡äferinnen! Sylvien raum' i¡ ein | mein Herz und alle Sinnen: i¡ kan nit euer seyn.
65
J¡ bleib ihr eigen, ru[ an zu Zeugen Sonn, Mond und Sternelein. 12. Hör, himmel, mein Verspre¡en! J¡ geb mi¡ Silvien. Ni¡t mein Gelübd zu bre¡en,
70
so laß e# du ges¡ehn. Sie nur i¡ meyne. der Tod alleine soll ma¡en mi¡ ab‰ehn.
Gedicht 127, 1657
255
13. Hör aber au¡ mein Klagen: wend ab Unmögli¡keit, 75
die mi¡ s¡ier ma¡t verzagen. wend ab de# Unglü¿# Neid. Bring un# zusammen in keus¡en Flammen, geb Gott! na¡ kurzem Leid. 14. Wie treuli¡ i¡ geliebet,
80
da# weiß Gott und mein Herz. wird werden au¡ geübet no¡ ferner, ni¡t ohn S¡merz. Mein traurig# Leben sol Zeugni# geben, daß i¡ nit treibe S¡erz.
85
15. Und ob s¡on wolte s¡einen die Treu und Ho[nung mein, mein Klagen und mein Weinen, ümson‰ und ni¡tig seyn: Will i¡ do¡ ‰erben, eh gar verderben,
90
al# die Lieb ‰ellen ein. 16. S¡adt ni¡t#, ob i¡ im Herzen üm eu¡ leid' ang‰ und Leid. J¡ liebe meine S¡merzen, weil ihr die ursa¡ seit.
95
Treu wil i¡ bleiben, mein Lieben treiben, bi# mi¡ der Tod hinmeyt. | 17. Solt i¡ dan müßen reisen die s¡warze Tode#bahn, wil i¡ die Lieb er‰ weisen
100
in man¡em heißen Thran. Eur Nam sol s¡allen im lezten Lallen von eurem Kne¡t Silvan. 18. Mein Herz, werd i¡ begraben, soll niemand s¡arren ein.
105
Jhr habt#, ihr solt e# haben, ihr solt mein Erbe seyn,
Floridans Amaranten-Garte
256
mir'# wiedergeben in jenem Leben, und selb‰ dan werden mein.
CXXVIII. An dieselbe, auf ihr Abreisen. Muß dan mein Unglü¿ immerfort ein S¡eiden knüpfen an da# andre? s¡re¿t mi¡ dan ‰ät# diß harte Wort, daß Silvia von hinnen wandre? 5
Komt ›e nur wieder iederzeit, daß ›e auf# neue von mir s¡eid? ô ungeme‹ne# Leid! 2. Ver‰e¿t mein s¡öner Sonnens¡ein ›¡ ‰ät# in s¡warze Wolken wieder?
10
E# muß üm mi¡ ‰ät# Abend seyn: kaum komt mein Tag, so geht er nieder. Mein Sinn eu¡ neuli¡ kommen sah: bald seit ihr wieder nimmer da, mein Tro‰, ô Silvia! 3.
15
J‰ dan mein S¡merz eu¡ eine Lu‰? beliebt eu¡ nur, mi¡ zu betrüben? Eu¡, Edle# herz, i‰ ja bewu‰ mein heiße# und getreue# Lieben. | Mein Leben i‰, üm eu¡ zu seyn:
20
Eur S¡eiden wird, a¡ ‰ellt e# ein! seyn meine Tode#pein. 4. Wa# klag i¡ do¡? e# muß ja seyn. Jhr s¡eidet, Silvia, ihr s¡eidet.
Gedicht 128, 1657
257
ein fremder ort eu¡ lädet ein, 25
der mi¡ üm meine Freude neidet. Soll'# seyn, so sey e#! reiset hin. Ob i¡ eu¡ au# den augen bin: s¡lie‰ mi¡ nit au# dem Sinn. 5. Ob mir abwesend weh ges¡iht:
30
soll diß ab‰illen meine S¡merzen. A¡ la‹t die Blum, Vergiß mein nit, gepflanzet seyn in eurem herzen. Und wann ihr swebt in lu‰ und Freud, so denkt mitleidig an mein Leid,
35
daran ihr ursa¡ seit. 6. Ni¡t bittet oder gebt befehl, daß i¡ soll euer ni¡t verge‹en. Mit eu¡ rei‰ ab mein Gei‰ und Seel, die ihr geraubet mir vorde‹en.
40
Mein Herz eu¡ gibet da# geleit: dadur¡ ihr ja ver›¡ert seit der Unverge‹enheit. 7. Jhr sagt, daß ihr au¡ liebet ‰ät; und trö‰et mi¡ mit Wiederkommen.
45
Nun, i¡ wil prüfen eure Red, woher der Mund da# Wort genommen, ob e# au¡ eu¡ von herzen geh. drüm s¡a[et, daß e# bald ges¡eh, daß i¡ eu¡ wieder seh. 8.
50
A¡ la‹et andre Hirten dort eur herz ni¡t von dem meinen trennen. | Jhr werdet Lieb an iedem Ort, do¡ meine Treu nit, finden können.
Floridans Amaranten-Garte
258
da# Aug la‹t aller in gemein, 55
nur la‹et mein, a¡! mein allein, da# treue herze seyn. 9. Eu¡ mö¡t ein fals¡-getün¡te# Glü¿ dort la¡en an, eu¡ zu betrügen. seht, daß eu¡ ni¡t sein Stri¿ berü¿:
60
e# zeigt o] nur, gibt ni¡t, Vergnügen. Komt wieder, komt, erwartet hier, und ho[t ein gute# Glü¿ mit mir, ô unsrer Wälder Zier! 10. Zieht hin, in Gotte# S¡u”geleit.
65
nemt mit eu¡ alle meine Freuden. Mi¡ la‹t ihr hier in Traurigkeit. la‹t mir au¡ alle# euer Leiden. Wann eu¡ ein Leid von himmel flie‰: i¡ trag' e# gern, ni¡t# mi¡ verdrie‰,
70
weildaß e# euer i‰. 11. Zieht hin! zu tausend guter Na¡t! seit fröli¡, lebet wol, mein Leben! der allzeit alle# wol gema¡t, woll eu¡ und mir viel gute# geben.
75
Zieht dißmal hin, da# lezte mal. Eur Wiederkommen, für die qual, mir tausend Freuden zahl.
CXXIX. Der klagende Thyr›#, Uber die Entfernung seiner Chlori#. Der betrübte Thyr›# klaget. der du alle# höre‰ an,
Gedicht 129, 1657
259
Himmel! höre, wa# er saget, den kein Tro‰ mehr trö‰en kan. | 5
2. A¡! wa# hab i¡ nun zu ho[en? mag au¡ wol ein Leiden seyn über diß, da# mi¡ betro[en? unbezielt i‰ meine Pein. 3. Muß i¡, ja! i¡ muß, verla‹en
10
meiner Sonne Ange›¡t, ni¡t mehr in die augen fa‹en meine# Herzen# einig# Lie¡t. 4. Muß ›e s¡eiden, muß i¡ meiden Chlori# meiner Seele Lu‰,
15
und die ho[nung meiner Freuden? Herze, bri¡ in meiner Bru‰! 5. Zwar wa# i‰ e#, da# i¡ sage? wohnt mein herze do¡ bey ihr. diese# ›e dan mit ›¡ trage,
20
laß den Leib die Lei¡e hier. 6. Sodann, weil i¡ bleib ohn herze, leb i¡ ohn empfindli¡keit: daß i¡ meinen S¡merz vers¡merze und nit fühle diese# Leid.
25
7. Aber diß kan mir nit nü”en. Bleibt der Leib s¡on leer alhier: er wird vor verlangen s¡wi”en, na¡ dem herzen und na¡ ihr. 8. Sie, entworden! i¡, alleine!
30
wo komt mir diß Unglü¿ her? a¡! der alten Freuden keine i‰ bey mir zu finden mehr. 9. Wa# kan mehr für Tro‰ zu finden, wa# für lu‰ kan bey mir seyn?
Floridans Amaranten-Garte
260
35
da von mir iezt muß vers¡winden Chlori# klarer Augen-S¡ein? | 10. Sie, und son‰ kein Lie¡t auf Erden, meine Augen sehend ma¡t. Muß mir diese Sonn' entwerden:
40
aller Tag, i‰ fin‰re Na¡t. 11. E# wird, in betrübtem denken, Chlori# S¡önheit seyn bey mir; ihr' Jdea wird mi¡ kränken, wüns¡end, daß ›e wär bey mir.
45
12. Sonn'! ha‰ du au¡ ie bes¡ienen einen, der verla‹ner i‰? Fur¡t, lä‹t keine Ho[nung grünen, da da# Glü¿ mi¡ feindli¡ grü‰. 13. Do¡, wa# hil] vergebli¡# Klagen?
50
E# muß nur ges¡ieden seyn. Muß i¡, a¡! so will i¡'# tragen, a¡! so gib i¡ mi¡ darein. 14. S¡weigen gilt'# und halten ‰ille. Nur heran, du bla‹e# Leid!
55
weil de# Himmel# harter Wille mir versaget meine Freud. 15. Chlori#, meine# Glü¿# auf Erden und der S¡önheit Aufenthalt! wa# i¡ s¡wöre bey den heerden,
60
de‹en Zeuge sey der Wald. 16. J¡ will, da i¡ von eu¡ s¡eide, eine Sonnen blume seyn: die vers¡ließet ›¡ vor Leide, wann ihr winkt kein Sonnens¡ein.
65
17. Chlori#, Sonne meiner Sinnen! weil i¡ eu¡ nit s¡auen kan,
Gedichte 129 und 130, 1657
261
sollen meiner augen Zinnen forthin bleiben zugethan. | 18. Nur mein herze soll eu¡ sehen, 70
wieder wüns¡en her zu mir. Lä‹t'# der Himmel mir ges¡ehen, dank' i¡ seiner Güt dafür.
CXXX. Uber seine Trennung von Silvien. J‰# mögli¡, armer Hirt Silvan! daß du von Silvien kan‰ s¡eiden? i‰# mögli¡, daß i¡ leben kan? i‰# mögli¡, daß i¡# kan erleiden? 5
Jn ihr i¡ leb: und muß von ihr. Sie hat mein Herz: und rei‰ von mir. Kan i¡ mein Herz und Leben meiden? 2. J‰ dan kein Raht auf dieser Erd, i‰ gar kein Tro‰ für mi¡, zu finden?
10
i‰ au¡ kein Himmel, der mi¡ hört, der mi¡ Erhörung ließe finden? J‰ son‰ kein Raht, so i‰# der Tod: a¡! daß mi¡ der von dieser Noht, a¡! daß mi¡ der mö¡t bald entbinden! 3.
15
Unmögli¡keit, du harter Stein! kan di¡ kein Weinen wei¡er ma¡en? No¡ härter muß der Himmel seyn, der mir versaget alle Sa¡en. Trenn di¡, du di¿e# Wolkenzelt!
Floridans Amaranten-Garte
262
20
Zahl meiner Treu da# Widergelt, laß deine Sonne mi¡ anla¡en. 4. Bi‰ du dan nimmer, wa# du bi‰, ô Himmel! kan di¡ ni¡t# versöhnen? mag‰ du, dem alle# mögli¡ i‰,
25
nit mögli¡ ma¡en diß mein Sehnen? | S¡a[ alle hinterni# beyseit, gib maße der Unmögli¡keit: hierüm di¡ bitten meine Threnen. 5. J‰ dann ümson‰ man¡ treue# Wort,
30
daß i¡ in man¡en Baum ges¡rieben? Gelübde ‰ehen da und dort, daß i¡ ›e ewig wolle lieben; daß i¡ ihr S¡äfer nur allein, son‰ keiner Hirtin, wolle seyn.
35
Und nun werd i¡ von ihr getrieben. 6. Behagt dir Treu und Lieb nit mehr, nit mehr ein keus¡e# Herz-erwarmen? Bri¡t dir dein herz nit mehr so sehr, i‰# ärmer worden an Erbarmen?
40
Bi‰ du der alte Vatter nit, der seiner Kinder Noht an›ht und keine# lä‹t an Tro‰ verarmen. 7. Gebri¡t e# mir an einer Heerd, an Feld und Wiesen, hau# und Haabe:
45
dein i‰, ô Himmel! ja die Erd, von dir allein komt alle Gabe. Du könte‰ ja, wa# nötig i‰, mir geben, weil du rei¡ gnug bi‰. Die Güt ni¡t in den Zorn begrabe.
Gedicht 130, 1657
263
8. 50
Zwar i¡ ge‰eh, daß Silvien i¡ s¡le¡ter Hirt nit würdig seye. Sie i‰ an Leib und Sinnen s¡ön, die Wehrt‰' in unsrer S¡äfereye. Ob andre Hirten edler ›nd
55
und rei¡er: do¡ bey ihr verdient vor ihnen etwa# meine Treue. 9. Wir ›nd hier alle glei¡e Leut', im Sterben und Gebohren-werden: | nur Tugend ma¡t den Unters¡eid,
60
hebt un# von nidrer Pöbel-Erden. Mein Gei‰ kreu¡t au¡ so nidrig ni¡t: e# i‰ sein hohe# Thun geri¡t auf Kun‰ und Tugend, bey den heerden. 10. Do¡ a¡! wa# hil]#, die leere Lu]
65
also ümson‰ mit Seufzern s¡lagen? Mein blei¡er Mund vergebli¡ ru[t: Kein Himmel höret meine Klagen. Nur, Himmel, diß hör und erhör: a¡! diese La‰ i‰ gar zu s¡wer;
70
du lege‰ auf, so hilf au¡ tragen. 11. J¡ kan e# ni¡t, und muß e# do¡ i¡ muß e# nur ges¡ehen la‹en. O bange Noht! ô harte# Jo¡! i¡ kan gar keinen Tro‰ nit fa‹en.
75
Wo soll i¡ hin? von Silvien! Sie zieht davon, und lä‹t mi¡ gehn, ohn Sie, die s¡warze Grabe#Stra‹en.
Floridans Amaranten-Garte
264
12. A¡! daß i¡ do¡ nit ‰erben kan! a¡! soll i¡ dann diß Leid erleben? 80
kein Wort i‰ gnug, zu melden an, in wa# für Ang‰ i¡ iezt muß s¡weben. So s¡weig i¡ dann, erwarte ‰umm de# Tod#, der mi¡ zu trö‰en komm, der meinem Elend End woll geben!
CXXXI. Uber den bittren Trunk. Sonnet. Al# eure Gegenwart mi¡ er‰li¡ hat beehrt, ô Edle Silvia! e# war im lieben Mäyen: kont euer süßer Mund mir bitter profezeyen. | Diß war da# er‰e Wort, da# i¡ von eu¡ gehört: 5
E# i‰ ein bittrer Trunk! Wa# ihr mir zugebra¡t, da# hab i¡ dazumal in meinen hal# gego‹en; und ihr seit selb‰ damit mir in da# herz geflo‹en: diß kühle Naß in eu¡ mi¡ hat entbrennt gema¡t. O Göttin meiner Lieb, Profetin meine# Leiden#!
10
die er‰e Anspra¡ war ein Au#spru¡ diese# S¡eiden#: da# ja so bitter i‰, al# jene süß gewe‰. Der Bli¿, der Trunk, da# Wort mi¡ damal# konten laben: die Würkung kränkt mi¡ iezt. Diß nur allein mi¡ trö‰: daß i¡ den Tod daran bald mög getrunken haben.
CXXXII. Auf ihre Entfernung: Trauriger Abs¡ied. Nun dann! ›e muß von hinnen. a¡ der betrübten Stund!
Gedicht 132, 1657
265
ô du mein Threnen-rinnen! du ma¡‰ mi¡ no¡ mehr wund. 5
Hör auf zu klagen, mein Leid zu sagen: da# mir zu Grabe ›ngt. 2. Zwar, Mund! wie kan‰ du s¡weigen, da naß die Wangen ›nd, da mir in tausend Zeugen
10
da# Leid von augen rinnt? A¡ traurig# S¡eiden! a¡ smerzli¡# Leiden! da# herz e# mir abdringt. 3. Wa# kan do¡ über S¡eiden zwey treuer Seelen seyn? |
15
die Lieb‰e mü‹en meiden, i‰ allergrö‰e Pein. J‰ bä‹er, ‰erben und gar verderben, al# seyn von Ang‰ ümringt. 4. Solt mir da# Herz gar bre¡en:
20
mein Mund muß jammer#-voll eu¡, Silvia, anspre¡en und sagen, Lebet wol! Auf lang# Erge”en, folgt bange# Le”en: kein Thran den S¡luß bezwingt.
25
5. Jhr Augen, meine Sonne! ihr Wangen, meine Lu‰! ihr Lippen, meine Wonne, die i¡ so o] geku‹t! ihr s¡önen Hände, iezt mein Elende!
30
ihr Haare! mi¡ ihr fiengt. 6. Vernemt die TrauerLe”e, da# harte Gute-Na¡t, da# i¡ mit Threnen ne”e. die Freuden ›nd volbra¡t.
35
der eu¡, ihr Gaben! mit Lob erhaben, wird iezt vom Leid bezüngt.
Floridans Amaranten-Garte
266
7. Muß e# ie seyn ges¡ieden, ô Muß, ô harte Buß! do¡ soll un# ni¡t# zerglieden. 40
ob i¡ eu¡ meiden muß: J¡ will mein Lieben be‰ändig üben, bi# mi¡ da# Grab vers¡lingt. 8. Will un# der ort zers¡neiden, i‰ s¡on gelaufen au#
45
da# Stündlein unsrer Freuden: Viellei¡t vom Himmel-hau# la¡t ein Ges¡i¿e, da# un# mit Glü¿e zusammen wieder bringt. | 9. Jndeß la‹t ohne Trennen,
50
eur herze mit be‰and, und mein# in eurem, brennen: da#, meiner Treue Pfand, eu¡ sol begleiten zu allen Zeiten; ob Unglü¿ mi¡ verdringt.
55
10. Jhr habt mein treue# Herze, da# i¡ eu¡ überlaß, ein Herze voller S¡merze. Werdt ihr verwahren da#, wird mi¡# erfreuen, wann ›¡ in Treuen
60
mein Gei‰ zurü¿e s¡wingt. 11. Nemt hin, und gebt mir wieder, den allerlezten Kuß. Nun s¡lägt mi¡ gar darnider, der s¡were S¡eidverdruß.
65
A¡ Leide#-Stunden! a¡ Pein der Wunden, die mit mir feindli¡ ringt! 12. Nun gute Na¡t! i¡ gehe, ihr au¡, in fremde# Land: bi# ›¡ da# Glü¿Rad drehe.
70
Habt eu¡ indeß mein Pfand.
Gedichte 132 und 133, 1657
267
Fahrt wol, ô Wonne, mein güldne Sonne! Eur S¡wan zu grab ihm ›ngt.
CXXXIII. Reise-Wuns¡. Silvia will s¡eiden, su¡en fremde Weiden. wa# die Ursa¡ i‰, da# weiß ›e allein. 5
Silvia, mein Leben, Gute Na¡t will geben, meiner ganz vergi‹t, hei‰ mi¡ einsam seyn. | Gib e# do¡ nit zu,
10
ändre die Gedanken, wende diese# Wanken, trauter Himmel du! 2. Blum der Pegni” felder, Krone unsrer Wälder,
15
Edle Silvia! sagt, wa# fi¡t eu¡ an? Wa# hei‰ eu¡, un# ha‹en und also verla‹en? a¡! e# geht un# nah!
20
wa# denkt unser Wahn? Er gibt eu¡ die S¡uld, daß ihr eure Freude su¡t in unsrem Leide, voller Ungedult.
25
3. A¡! drey treue Herzen trennet ihr mit S¡merzen, die ein Kleeblat ›nd. Eu¡ rei‹t ihr davon,
Floridans Amaranten-Garte
268
dur¡ diß hinverreisen, 30
la‹t verla‹ne Wäisen: da# dan wohl empfindt Mutter und der Sohn, Dorili# und i¡; Dorili# die wehrte,
35
die dur¡ eu¡ begehrte fort zu trö‰en mi¡. 4. Jhr wollt wiederkommen: wird von eu¡ vernommen. wer weiß, ob da# herz
40
weiß üm diese Red? Und, ob ihr e# denket: o] da# glü¿ verlenket treibet hinterwärt#, wa# man gerne thät. |
45
Stirbt nit iezt da# Jahr, ma¡t da# Reisen bitter. Au¡ da# Zeitgewitter drohet un# gefahr. 5. A¡ ja! mit bes¡werden
50
un# zwo Sorgen werden plagen hier üm eu¡: Eur' Abwesenheit wird un# heisen klagen; Fur¡t wird un# au¡ nagen,
55
daß eu¡ dort zuglei¡ tre[en mö¡t ein Leid. Zwar vor andern mir wird e# ma¡en S¡merze: weil allein mein herze
60
lebt in eurer Zier. 6. Bittet, meine Augen! gießet Threnen-laugen:
Gedicht 133, 1657
269
ob ihr harter Sinn mö¡te wei¡en auf, 65
ob ›e mö¡te bleiben; unser Leid zu täuben. A¡ der Wind weht hin meinen Seufzerhauf. Mö¡t (›e reise ja,)
70
nur kein Leid ›e rühren, i¡ ›e ni¡t verlieren! wie im Traum i¡ sah. 7. Laß dein Hofge›nde, Eolu#! die Winde
75
in die hole Klu] einges¡lo‹en seyn. Euru# muß nit blasen, Borea# nit rasen. Zefyrn laß allein
80
wehen san]e Lu]: | daß kein rauher Wind Silvien anwehe, unter augen gehe diesem zarten Kind.
85
8. Föbu#! deine Stralen laß den Himmel mahlen; Sonne! s¡eine s¡ön meine Sonne an. heiß die Wolken fliehen,
90
na¡ dem Meer zu ziehen, keine Regen seen auf die Reise-bahn. Und dein warmer S¡ein vor dem Fro‰ ›e s¡ü”e.
95
laß au¡ ni¡t die Hi”e ihr bes¡werli¡ seyn.
Floridans Amaranten-Garte
270
9. Himmel! dein Ges¡i¿e diese Rei# beglü¿e. deine S¡aarwa¡t ihr 100
gebe da# Geleit. Deine hand ›e trage: daß ja keine Plage, kein Leid, ›e berühr in der Wander-Zeit.
105
dein Aug' o[en ‰eh! Allma¡t-hände taugen und die Vor›¡t-Augen, daß e# wol abgeh. 10. Aber laß ›e dorten
110
an entfernten orten ni¡te# halten an: bring ›e wieder her. Mein herz, ihr Gefärte! wann zulang e# währte,
115
‰ündli¡ ›e ermahn zu der Wiederkehr. | Fliege zu und ab: du mu‰ Pö‰¡en tragen, al# ein Böt¡en sagen,
120
wie ›e ›¡ gehab. 11. J‰ dan ni¡t zu meiden, Silvia! diß S¡eiden: a¡ so reiset hin! Bleibet! kan e# seyn.
125
Rei‰ ihr: bleibt inde‹en meiner unverge‹en, s¡lie‰ mi¡ eurem Sinn wohlempfolen ein. Eur vergiß i¡ ni¡t,
130
eu¡ bleib i¡ ergeben.
Gedichte 133 und 134, 1657
271
Lebet wol, mein Leben! Gute Na¡t, mein Lie¡t!
CXXXIV. An die Edle Dorili# Wann i¡ bedenk, ô Edle Dorili#! wa# Gute# mir o] eure Gun‰ erwie#: al#dan die That eu¡ meine Mutter nennt, und meine Pfli¡t mi¡ euren Sohn bekennt. 2. 5
Fünf Ernden s¡on der Feldman hat gezehlt: seit i¡ von eu¡ zur S¡eibe wurd erwehlt, na¡ wel¡er ihr die Wolthat-pfeile s¡ie‰; seit mein au¡ mit, wa# eur, gewesen i‰. 3. Die, die mi¡ hier auf diese Welt gebahr,
10
mir eine viel zu kurze Mutter war, zog Himmel-an, ließ mi¡ auf Erden hier. der Himmel ›e, in eu¡, gab wieder mir. 4. Der eu¡ mir gab, der geb au¡ eu¡ fortan den dank, vor mi¡, den i¡ nit geben kan.
15
Der Himmel woll bezahlen meine S¡uld: er sey eu¡ hold, für diese Wolthat-huld. | 5. Genug gesagt! J‰ eu¡ der Himmel hold, so manglet eu¡ nit Ehre, Freud, und Gold. Diß bitt' i¡ no¡: er geb Vermögenheit,
20
daß eu¡ mein Werk selb‰ danke mit der Zeit.
Floridans Amaranten-Garte
272
6. Jnde‹en nemt von mir den Tittel an, daß i¡ hinfort eu¡ Mutter nennen kan. J¡ leb und ‰irb eur treuverbundner Sohn: der Nam i‰ mein, und i¡ hab Ehr davon. 7. 25
So zehlet dan zween Söhne nun forthin, und nennet mi¡ den andern, al# i¡ bin. den er‰en hat eur Edler Leib gebohrn. der andre ward von eurer Gun‰ erkohrn. 8. Do¡ jenen ni¡t, nit diesen, liebt allein:
30
die Silvia la‹t euer dritte# seyn, da# Edle Kind, da# liebe treue Herz, üm die ie”und mi¡ plagt viel Ang‰ und Smerz. 9. Sie will von un#. Hel] mir erbitten ›e, daß ›e do¡ bleib und ni¡t von hinnen zieh.
35
Mir wird mit ihr entwerden alle Freud: mir hinterlä‹t ihr S¡eiden alle# Leid. 10. Sie führet ja mein Herz mit ›¡ davon, da# ›e mir nahm vor vielen Jahren s¡on. Wie lebet der, der sonder herze lebt?
40
Mi¡ man, ohn ›e mein Leben, bald begräbt. 11. Sie, die bi#her au¡ liebe To¡ter hieß, hel] halten an, ô Edle Dorili#! erfreut den Sohn dur¡ diese To¡ter hier, und helfet fä‰ verbinden ›e mit mir. 12.
45
Zwar mö¡t ihr no¡ die Reise seyn vergönt, zu ihrer Lu‰: wan man nur ho[en könt,
Gedichte 134 und 135, 1657
273
daß ›e kein Leid betre[e hin und her, und daß un# bald trö‰ ihre Wiederkehr. | 13. Sie reise hin! iedo¡ mit dem beding, 50
daß ›e ›¡ un# in kurzen widerbring. Der Himmel s¡a[ inde‹en au¡ beyseit diß alle#, wa# ihr diesen ort verleidt. 14. Al#dan laß er ›e nimmer s¡eiden ab, und geb ›e mir, die langgewüns¡te Gab.
55
Dann wollen wir, na¡ über‰andner Pein, eu¡, Dorili#, er‰ liebe Kinder seyn.
CXXXV. An seine Treu. Sonnet. Sey dapfer, meine Treu! e# sollen di¡ nit fällen, S¡ma¡, Armut, Noht und Neid. Laß immer laufen an, ma¡ s¡amrot, diese Rott, daß ›e ni¡t# ri¡ten kan. Steh, wie ein fä‰er Fel# dort in den Meere#wellen, 5
an deme Wind und See mit spott zurü¿e prellen. Steh, wie ein Viere¿Stein, und wei¡e keinem Mann, wie dort der Terminu# im alten Rom gethan. Laß, wider di¡, ›¡ Welt und höll zu hauf gesellen: Der Himmel ‰ärker i‰, der Lieb und Treue liebt
10
Er will, dur¡ diese Wut, nur deinen Muht bewähren. Er ‰rei¡t di¡ auf die Prob, wan man dir Strei¡e gibt. Heran, Unglü¿! du sol‰ nur meinen Ruhm vermehren. J¡ liebe ›e, ob mi¡ ha‹t deine Raserey. J¡ leide: Silvien zu zeigen meine Treu.
Floridans Amaranten-Garte
274
CXXXVI. Auf glei¡en S¡lag. Laß ab, mein widerwärtig# Glü¿, laß ab, mit deinem s¡eelen Bli¿ | zu mehren mein betrübte# Leben. Plag mi¡ nit mit getün¡ter Gun‰. 5
J¡ werde mi¡, e# i‰ ümson‰, in deinen willen ni¡t ergeben. 2. Wolt‰ du, dur¡ ungetreuen Trieb, dur¡ neue Flamm, die alte Lieb mir ma¡en au# dem Herzen wandern?
10
Mein Herz i‰ ni¡t so kalt entzündt. Die Sinnen keine Nägel ›nd, da immer einer treibt den andern. 3. J¡ bin kein lei¡ter Wetterhan, den ieder Wind verdrehen kan.
15
J¡ bin kein Mond in den gedanken, der bald nimt zu, bald wieder ab. Mein Herz i‰ ‰äter Treue Grab, weiß ni¡t# von Unbe‰and und Wanken. 4. Du thu‰ e# nur mir zu Verdruß,
20
daß du, e# i‰ ein fals¡er Gruß, mi¡ iezt wil‰ einer Hirtin geben. du wei‰, daß i¡, ohn freyen Muht, bin Silvien ihr eigne# Gut; daß an ihr hängt mein herz und Leben.
25
5. Hinweg mit deinem Gut und Haab! J¡ laß mir so nit kaufen ab die Silvia und meine Treue. Mein Herze, ›e weit wehrter hält, al# alle S¡ä”e dieser Welt.
30
Nein! so ein Taus¡ mi¡ ewig reue.
Gedicht 136, 1657
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6. E# wohnt ein Edle TugendSeel in ihrer zarten Leibe#höl, ein treue# Herz und fromme Sinnen; Gebärd und Mund ›e ma¡en hold. 35
So theure Gaben allem Gold die gegenwage halten können. | 7. Wa# geht der rohte Koht mi¡ an? Mein Herz er ni¡t erfreuen kan, da# ni¡t an sol¡er Erde klebet.
40
Die Tugend wiegt dem Golde für: diß hö¡‰e Gut find i¡ bey ihr; na¡ sol¡em Gold mein herze ‰rebet. 8. Der Himmel mein Gelübde weiß; so brennt ja au¡ sein herz gar heiß,
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und liebt ein from getreue# Lieben. Sein' hand i‰ aller S¡ä”e voll, und gibet, wa# un# nehren soll: darein bin i¡ au¡ ihm ges¡rieben. 9. Und solt i¡ unversorget seyn;
50
und solt au¡ ›e nit werden mein, solt i¡ ›e immer müßen meiden: kein Ungema¡ mi¡ nit verdrie‰, weil meine Treu die Ursa¡ i‰, weil i¡ üm Silvien muß leiden.
55
10. Und solte ›e nit werden mein: so will i¡ ewig einsam seyn, bi# mi¡ der Tod wir] in die Erden. No¡ diesen lezten Tro‰ i¡ hab: daß dan mein Leiden in da# Grab
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wird mit dem Leib vers¡arret werden. 11. Drüm, Glü¿! behalt nur deine Gab: mit dir i¡ ni¡t zu handeln hab. J¡ nimm nit: a¡! i¡ würd verlieren. Jhr S¡äferinnen, la‹t mi¡ ihr!
Floridans Amaranten-Garte
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findt keine keinen theil an mir: Silvia meine Treu soll spüren. 12. Ja laß mi¡ ihr, ô Himmel du! und gib ›e mir, a¡ gib e# zu, daß i¡ mit ihr in Ruh mög leben.
70
Wo ni¡t, so gib mi¡ selber dir, nim diesen kranken Gei‰ von mir, und laß ihn dort in Freuden s¡weben. |
CXXXVII. Der Liebe Aequinoctium. Der Tag verjagt die Na¡t, den Tag die Nä¡te wieder: mir i‰ e# niemal# Tag, kein Tag endt meine Na¡t. Sobald der Mond tritt auf, so ‰eigt die Sonne nieder, glei¡-fin‰er Sonn' und Mond mi¡ und mein Leben ma¡t. 5
Die Sorge ‰ehet auf und geht mit mir zu bette, ›e quälet mi¡ bey Tag und Na¡t nur in die Wette. Die Na¡t i‰ S¡atten-s¡warz, der Tag hell von der Sonne: mir wird der helle Tag zur kohlpe¡s¡warzen Na¡t. den Thieren gibt die Na¡t, der Tag den Mens¡en, Wonne:
10
Mir blühet Leid bey Tag und bey der Sternen Wa¡t. Bey Na¡t verlanget mi¡ ein Freudenlie¡t zu sehen: bey Tag wüns¡ i¡, daß bald der Tag mög untergehen. Der Tag hei‰ wa¡sam seyn, die Nä¡te legen sla[en. i¡ bin bey Tag voll S¡la[#, und wa¡e bey der Na¡t.
15
Zur Arbeit i‰ der Tag, die Na¡t zur Ruh, ges¡a[en: Der Tag mi¡ immer träg, die Na¡t unruhig ma¡t. O ümgekehrte Welt! wa# soll i¡ do¡ beginnen? die Sorg nimt mir die Ruh, den Tag und alle Sinnen. Mein Smerz hat der Natur ja selber abgewonnen:
20
Kein We¡sel i‰ bey mir mehr zwis¡en Tag und Na¡t. Der Tag i‰ mir in Leid und Threnen hingeronnen:
Gedichte 137 und 138, 1657
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bey Na¡t hab i¡ mir au¡ da# Bett zum Bad gema¡t. Die Sorgen gehn in mir nit mit der Sonne nieder: voll Sorgen findet mi¡ der frühe Morgen wieder. 25
J¡ weine ‰ät# bei Tag, i¡ weine dur¡ die Nä¡te. der Tag zerrinnt in Leid, in Leid zerrinnt die Na¡t. Kein Tag komt, der in mir die Sonne wiederbrä¡te. E# hat mir keinen Sla[ s¡on man¡e Na¡t gema¡t. So wird demna¡ der Tag mir herz und Sinne blenden,
30
bi# mi¡ die SorgenNa¡t der Leben#Na¡t wird senden. |
CXXXVIII. Auf Silvien Entfernung. 1. Silvia wil s¡eiden: kan‰ du diese# geben zu, kan‰ du diß erleiden, mein betrübte# Herze du! 5
a¡! zerspring in tausend ‰ü¿e, ö[ne thür und thor meiner Seel, daß ›e entrü¿e, daß ›e diesem Ungelü¿e ‰erbend komme vor.
10
2. Seufze, fleh und bitte, bitte ›e, mein blei¡er Mund! daß ›e mi¡ ents¡ütte dieser s¡warzen S¡merzen‰und. Klaget, meine Lippen, klaget,
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klagt ihr meine Pein; sagt mit heißen Seufzen, saget, wie mi¡ diese# S¡eiden plaget, diese# Einsam-seyn. 3. Worte ni¡t# verfangen.
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Meine Zähren! bittet ihr; bittet, ô ihr Wangen!
Floridans Amaranten-Garte
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gie‰ auf diese# Leidpapier, gie‰, ihr meine trübe Augen! auf die Ba¿en, gie‰ 25
sol¡e dinte, ThrenenLaugen. Ni¡t# kan zum Erbitten taugen, wann e# diß nit i‰. 4. Sollen Zähren fließen: hier i‰ s¡on ein ganze# Meer.
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Sollen Seufzer s¡ießen: a¡! hier i‰ ein große# Heer. Aber ‰ehet ‰ill, ihr Zähren! ihr erwei¡t ›e ni¡t. Mund! kein Winslen mehr laß hören, |
35
laß do¡ ab, mein Leid zu mehren: ni¡t# die Härte bri¡t. 5. Sie i¡ ni¡t anklage, diese Härte i‰ nit ihr. Diß, wovon i¡ sage,
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diß Leid s¡i¿t der Himmel mir. Meine S¡ulden will er ‰ra[en iezt mit diesem Leid. Seine Güte i‰ ents¡la[en. mi¡ be‰reitt sein Zorn, mit Wa[en
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der Unmögli¡keit. 6. Zähren, die ihr fallet! hebt eu¡, ‰eiget himmel-an, ihm in# Herze wallet: ihn erwei¡ mein heißer Thran.
50
Meine Seufzerklag! di¡ s¡winge na¡ den Wolken zu, mir zurü¿ Erhörung bringe: daß er mir nit diese dinge, diese Ang‰ anthu.
Gedicht 138, 1657
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7. Ni¡t# verfängt: Sie s¡eidet. a¡! da# Glü¿ ›e trennt von mir: Daß mi¡ darüm neidet, weil mein Tro‰ i‰ ihre Zier. A¡! so hört nur auf zu weinen,
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Augen! la‹et ab. eure Sonn' hört auf zu s¡einen: a¡! so bre¡t, la‹t mi¡ vers¡reinen da# gewüns¡te Grab. 8. Mund! laß ab zu heulen:
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ni¡te# hil] di¡ dieser Klang. laß im Wald die Eulen führen sol¡en Na¡tgesang. Vielmehr ›ng, mag‰ du nit sweigen, al# ein Trauer-S¡wan: |
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weil di¡ diese S¡merzen beugen, und ›¡ deine Zeit will neigen na¡ der Tode#bahn. 9. No¡ will ›¡ nit legen diese# Weinen, dieser Bra‰.
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Freyli¡ trie] der Regen, wan ›¡ birgt der Sonne Gla‰. Soll i¡ werden dann ein Brunne, und zerfließen gar, wie die Bibli# dort zerrunne?
80
Himmel! mir den Tro‰ vergunne, a¡! no¡ diese# Jahr. 10. Mund, erfüllt mit Klagen! a¡! laß deine Seufzer do¡ vollend# von mir tragen,
85
wa# von Gei‰ i‰ übrig no¡. J‰ e# dan nit zu erbarmen? i¡ muß, mir zur Pein, leben, und an Tro‰ verarmen.
Floridans Amaranten-Garte
280
mö¡t i¡ von de# Unglü¿# Armen 90
bald erdru¿et seyn! 11. Hört, i¡ will eu¡ sagen, Mund und Augen! wie ihr solt Weinen und au¡ klagen, weil ihr eu¡ nit ‰illen wolt:
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Seufzt gen himmel, weint mit Flehen, daß e# für und für Silvien mög wol ergehen; daß ihr alle# mög ges¡ehen, wa# i¡ wüns¡e ihr.
100
12. Du indeß, mein Herze, bey ihr bleib, und laß nit ab, (i‰ s¡on diß dein S¡merze,) ›e zu lieben bi# in# Grab. Wird mein Tod ›¡ no¡ wa# säumen,
105
so sey, meine Hand! | diß dein Thun: an allen Bäumen ma¡ ihr Lob, in guten Reimen, aller Welt bekant.
CXXXIX. Antwort auf ihre Abs¡ied-Reimen. 1. Sagt ni¡t#, ô Edle S¡öne! sagt ni¡t# von hohem dank. Eur Mund mi¡ ni¡t so höne: ihr ma¡t mi¡ no¡ mehr krank. 5
Sagt ni¡t# von meinen Gaben, mein' Armut nennt nit rei¡. Mi¡, eure Gaben laben: i¡, i¡ soll danken eu¡.
Gedicht 139, 1657
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2. Ni¡t nur hat meine Wunden 10
a¡! eure Freundli¡keit geheilet und verbunden, gelös¡t mein brennend# Leid: denkt selber, a¡ bedenket, wie eure s¡öne Hand
15
hat rei¡li¡ mi¡ bes¡enket mit man¡em s¡önen Pfand. 3. Mi¡, mi¡ la‹t also sagen, den Himmel ru[en an. Er woll die S¡uld abtragen:
20
von mir, wird ni¡t# gethan. J¡ bin s¡on ganz eur eigen, hab ni¡t# zu geben mehr. Er woll ›¡ zu mir neigen, gewären mein Begehr.
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4. J¡, i¡ kan ni¡t# erse”en: Er selb‰ Vergelter sey, er woll eu¡ deß erge”en mit seiner rei¡en Treu. | Er kennt mein Unvermögen.
30
Sein Segen mi¡ beraht: so kan i¡ selb‰ ablegen, den Dank, für alle Gnad. 5. Hab i¡ eu¡ wa# erwiesen, da# eu¡ gefallen kan:
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e# bleib nur ungepriesen. Wolt ihr mir wüns¡en an von Himmel ein Erge”en: wi‹t, daß nur meine Treu de# Wüns¡en# wehrt zu s¡ä”en,
40
und Danke# würdig sey. 6. Wann ihr ihn wolt ans¡reyen, mir etwa# bitten au#:
Floridans Amaranten-Garte
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Ni¡t# kan mi¡ son‰ erfreuen, al# ihr, ô Tugend-hau#! 45
Diß nur hel] mir erflehen, diß wüns¡t mir, daß i¡ eu¡ bald möge wieder sehen: so bin i¡ froh und rei¡. 7. A¡ Stund, a¡ süße Stunde!
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werd i¡ erleben di¡? auf diesem ErdenRunde wohnt nur diß Glü¿ für mi¡. Jn ho[nung sol¡er Freuden, erdult i¡ allen S¡merz,
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erleid i¡ diese# Leiden: zerspaltet s¡on mein Herz. 8. Wa# soll i¡ aber sagen? Jhr hei‰ mi¡ fröli¡ seyn, verbietet mir da# Klagen
60
bey dieser S¡eiden#pein. A¡! in die Ferne lieben, i‰ eine harte Buß. Solt i¡ mi¡ ni¡t betrüben, da i¡ eu¡ meiden muß? |
65
9. Jhr nur seit meine Freude: nun, da ihr s¡eidt von mir, so su¡ i¡ Freud im Leide. Son‰ kein Tro‰ bleibt bei mir, al# ‰ündli¡ an eu¡ denken,
70
und na¡ eu¡ sehnen ›¡. Weil ›e üm eu¡ mi¡ kränken, die S¡merzen trö‰en mi¡. 10. Vergönt mir diß Betrüben, weil Glü¿ mir eu¡ mi#günnt.
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Vergönnet meinem Lieben da# Weinen, und den Wind
Gedicht 139, 1657
283
der Seufzer, la‹t mi¡ klagen, den S¡merzen geben lu]. Wann ihr mi¡ höret zagen: 80
denkt, daß die Liebe ru[t. 11. Die Flamme ko¡t da# Herze, die Loh die Seufzer häu]: bald der ›etheiße S¡merze aufwallt und überläu],
85
er fließet au# den Augen und s¡ießet Wangen-ab. Die Gluten mi¡ au#saugen: i¡ werd ein As¡en-grab. 12. La‹t, mein betrübte# Leben,
90
eu¡ ni¡t betrüben au¡. Freud soll'# vielmehr eu¡ geben: diß i‰ der Liebe Brau¡. A¡! mehrt mir ni¡t mein Leiden mit eurem, wie ihr thut.
95
leid' i¡: lebt ihr in Freuden! e# wird no¡ werden gut. 13. Da# Alter und die Liebe, ein ‰äte Krankheit i‰. Jn den Spital i¡ gibe
100
mi¡ selb‰, vor langer fri‰. | Mein Arzt von mir ›¡ trennet: wie kan i¡ seyn gesund? den Tro‰ man Kranken gönnet, lä‹t jammern Aug und Mund.
105
14. Wa# fragt ihr na¡ dem Leibe? ihr habet ja mein Herz. ob der sein Klagen treibe: lebt diß do¡ anderwärt#, e# lebt bey eurem herzen,
110
e# wohnt in lauter Freud,
Floridans Amaranten-Garte
284
halbiret meine S¡merzen. der Leib, hab ihm da# Leid. 15. A¡! la‹et, wie ihr saget, in eu¡ dem s¡önen S¡rein, 115
wo ihr da# eure traget, mein herz verwahret seyn. J‰# ni¡t, wie i¡ bekenne, der Edlen Herberg wehrt: ma¡t, daß e# bald verbrenne,
120
ihr seit sein Feuerheerd. 16. Do¡ e# soll, unverzehret, wie Gold erfunden seyn, in heißer Flamm bewäret, genehrt von Liebe#pein.
125
Die S¡merzen selb‰ e# speisen: ob e# s¡on tägli¡ ‰irbt, e# soll ein Fönix heisen, der ni¡t im Grab verdirbt. 17. Jndeß, daß au¡ könn leben
130
der Leib ohn herze hier, so habet ihr gegeben ein andre# herze mir. Zwey Herzen hat zusammen verknüpfet eure hand,
135
beblümt und voller Flammen, in einem weißen Band. | 18. So wu¡er' i¡ mit Gaben: Ein#, mein# empfienget ihr; Zwey herzen soll i¡ haben,
140
zwey gabet ihr dafür, zwey Herzen, do¡ nur eine#. Da# eure euer' hand verwi¿let hat in meine#. ô lieb‰e# Liebe-pfand!
Gedicht 139, 1657
285
145
19. Diß Band no¡ mehr verbindet an eu¡ mein treue# Herz: e# wird no¡ mehr entzündet, dur¡ diesen ern‰en S¡erz. A¡ ja! i¡ will ›e tragen
150
am Leibe, diese Gab, mit hö¡‰em Freud-behagen, bi# man ihn trägt zu grab. 20. O Himmel! s¡au auf Erden, ma¡ diese Bildung wahr:
155
laß ni¡t getrennet werden diß treue Herzen-paar. Begnad so fromme Flammen, bring wieder Leib zu Leib, bring herz und herz zusammen,
160
daß ein# beym andern bleib. 21. Der Himmel wird# wol lenken. La‹t un# beysammen seyn inzwis¡en mit dem denken: die Blum Vergiß nit mein,
165
hat hier in beyde herzen gepflanzet eure Hand. J¡ thu, thut au¡ ohn S¡erzen, wa# wei‰ da# weiße Band. 22. Lebt wol mein Tro‰ und Leben
170
Silvia, Edle Zier! Gott woll eu¡ Freude geben. da# Leiden la‹et mir: | bi# euer Wiederkehren ein fröli¡# Ende ma¡t.
175
Diß wüns¡' i¡ no¡, mit zähren: Lebt wol! zu guter Na¡t!
Floridans Amaranten-Garte
286
CXL. Sie Ich Liebe Vor Ihnen Allen. Sie Ist Liebrei¡ Vnd Ihm Angenem. 1. Sie i¡ lieb alleine, Silvia, son‰ keine. Sie, da# Edle Kind, S¡öner Tugend voll. 5
Sie hat liebe Gaben, So da# Leben laben, So man selten findt, So man lieben soll. S¡ä”e a¡t' i¡ ni¡t.
10
Sie kan mi¡ verneuen, Seel und Sinn erfreuen, Sie, mein Sonnenlie¡t. 2. Ich bin ihr ergeben. In ihr lebt mein Leben.
15
In ihr wohnt mein herz, I‰ lang‰ ni¡t mehr mein. Ihr e# au¡ soll bleiben, Ihr ›¡ einverleiben: I‰# mir s¡on ein S¡merz
20
In dem Einsam-seyn. I¡ bin zwar zu s¡le¡t: Iedo¡ bin getrieben Ihre Zier zu lieben, Ihr getreuer Kne¡t.
25
3. Liebe s¡lägt mir Wunden. La‹t ›e seyn verbunden, Lieb‰e Silvia! | Lös¡et meine Glut. Lohnet meiner Treue.
30
La‰ i¡ zwar nit s¡eue: Leiden muß i¡ ja.
Gedicht 140, 1657
287
Lieb ma¡t alle# gut. Leid' i¡ Ungema¡: Labt, na¡ Regen, Sonne; 35
La¡t, na¡ Weinen, Wonne. Lu‰, folgt Unlu‰ na¡. 4. Vor un‰ätem Wanken, Untreu der Gedanken, Ve‰ verwahrt soll seyn
40
Voll Be‰and mein Sinn; Ungetrennt im S¡eiden, Unverleidt im Leiden. Und der Tod allein Von eu¡ mi¡ reiß' hin.
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Ubet glei¡e Treu, Ursa¡ meiner S¡merzen! Und da# Band der herzen Unzerri‹en sey. 5. Ihnen, die mi¡ lieben,
50
I‰ kein pla” geblieben: Ihr alleine seit In mein herz lo›rt. Ihr bleibt einig drinnen. I¡ kan mi¡ ent›nnen
55
In abwesenheit Iezt au¡ eurer Zierd. I¡ fleh, Himmel, dir: Ihr mi¡, ›e mir la‹e; Iag mi¡ ni¡t in Ha‹e
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Iahr und Tag von Jhr. 6. Allen andern allen Andren zu gefallen, | Au¡ i¡ gar nit a¡t, Al# nur Silvien.
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Aber lange lange!
Floridans Amaranten-Garte
288
Aeng‰ mi¡ ni¡t zu bange. A¡! mein Anker ma¡t Auf die Meer-Siren Alle Ho[nung mir, 70
An ›e zu gelangen. Al#dann i¡, gefangen, A¡t mi¡ frey bey ihr.
CXLI. Lezter Abs¡ied an Silvien. 1. Laß ab, laß ab, du treuer Hirt! a¡! Silvia dir do¡ nit wird: die Fata diß nit haben wollen, daß ›e und i¡, wir alle beyd', 5
in Freuden und Zufriedenheit auf Erd beysammen leben sollen. 2. Du ha‰ gesendet, ô Silvan! so man¡en Seufzer Himmel-an, du ha‰ geweinet und geheulet,
10
du ha‰ gewüns¡t, gebetten viel: der Himmel ni¡t erhören wil, der son‰en do¡ zu helfen eilet. 3. S¡on se¡#mal trug der Pegni”‰rand da# Ei#, der Flü‹e Fä‹elband,
15
s¡on se¡#mal i‰ e# Winter worden: seit i¡ mi¡ quäl üm Silvien, seit i¡ na¡ ihr ümson‰ mi¡ sehn' und leb in diesem harten Orden. 4. A¡ Zeit, a¡ süß-vergangne Zeit,
20
a¡ Leben voll Zufriedenheit, a¡ Freud! wo bi‰ du hingekommen? | da i¡ dort an der Aura¡ saß
Gedicht 141, 1657
289
bey Silvien im grünen Gra#, daselb‰ mein Feuer angeglommen. 25
5. A¡ Aura¡, allerlieb‰er Ba¡! mit dem i¡ o]mal# hielte Spra¡ von Silvien und meiner Liebe. Jhr Bäume, meiner S¡merzen Mund! die meine Wunden ma¡ten kund,
30
in die i¡ meinen Kummer s¡riebe. 6. A¡ Rinden, Zeugen meiner Treu! in denen ›e verjüngt und neu wird iederzeit im Früling grünen. A¡ Pegni”! do¡, e# i‰ ümson‰.
35
Wa# hil] der heißen Seufzer Brun‰? der Himmel lä‹t ›¡ ni¡t versühnen. 7. A¡ Pegni”! ru[ i¡ no¡ einmal: ha‰ du in deinem S¡äferthal nit mi¡ und ›e spaziren sehen?
40
ha‰ du nit o] mein Leid gehört und man¡e# treue# Wort geehrt? wir‰ ›e und mi¡ nun nit mehr sehen. 8. E# jaget ›e von deinem Rand, der Leute ‰olzer Unver‰and:
45
und i¡, mag au¡ ohn ›e nit bleiben. Sie kan und soll nit werden mein; ›e kan au¡ hier bey mir nit seyn: wa# würd i¡ für ein Lieben treiben? 9. Hier zieh i¡ immer au# und ein,
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al# ein verirrte# S¡äfelein, au# einem Stalle zu dem andern. J¡ muß nur e‹en fremde# Brod. Mi¡ plaget man¡e S¡ma¡ und Noht. Solt einer eh zum Türken wandern. |
Floridans Amaranten-Garte
290
55
10. Zuvor, al# ›e no¡ wohnte hier, da hat ›e alle# Unglü¿ mir versüßet, wie i¡ o] ges¡rieben. Wa# kan nun laben mi¡ hinfort, ohn Glü¿ und Sie, an diesem Ort?
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wa# Tro‰ hätt so mein treue# Lieben? 11. Weil mir da# Glü¿ no¡ keine heerd, au¡ keine Hütte, hat bes¡ert, zu wohnen, ›e und mi¡ zu nehren: bleibt Silvia mir au¡ versagt.
65
Dem Himmel sey e# dann geklagt! Jedo¡ wa# hil]#? er will nit hören. 12. Zwar, wann i¡ mi¡ be›nne re¡t, den ihren bin i¡ au¡ zu s¡le¡t: Mein Adel keine Ahnen zehlet,
70
er i‰ an Jahren gar zu neu. J¡ la¡e dieser Fantasey, die ›¡ üm eitle Sa¡en quälet. 13. Wa# hil] mi¡ meiner Eltern Ehr, wann i¡ selb‰ bin so Tugend-leer,
75
daß iederman mein Leben tadle? Wa# s¡adt mir meiner Eltern Stand? ihr Wesen i‰ mir keine S¡and, wann i¡ mi¡ selb‰ mit Tugend adle. 14. Viel bä‹er i‰, den man erwirbt,
80
al# der ererbt im Sohn verdirbt, viel edler i‰ verdienter Adel. Fäht ›¡ mit mir mein Adel an: i¡ hab die Ehr und ni¡t mein Ahn. Mein Vatter mag seyn von der Nadel.
85
15. Jedo¡ der Wahn mag haben re¡t: die Warheit muß do¡ seyn der Kne¡t. Bin nur i¡ Edel im Gemüte, Wan nur mag führen meine hand
Gedicht 141, 1657
291
ein edle Feder mit Ver‰and: 90
ein ander sey e# im geblüte. | 16. Wan diese dan, die ihr verwandt, wan Gott, und wan mein Armut‰and, wann ›e ›¡ selber, mir versaget: wa# ho[ i¡ dan? worauf wart i¡?
95
wa# kränk i¡ so vergeben# mi¡? wa# soll i¡ ewig seyn geplaget? 17. E# kränkt mi¡ zwar, zu la‹en ab: i¡ gienge lieber gar zu Grab, al# daß i¡ Silvien soll meiden.
100
do¡ a¡! wa# hil]#? muß i¡ do¡ hie ohnda# iezt leben sonder ›e! hat un# do¡ s¡on der Ort ges¡ieden! 18. J¡ kan nit länger einsam seyn. der Himmel s¡enkt nit Segen ein,
105
er ha‹t da# loße Ehlo#-leben. Der Leib eilt seiner Nottur] zu, aufdaß die Seel mög haben Ruh, und ni¡t an Bo#heit müße kleben. 19. Kan Silvia nit werden mein:
110
Sie heiß mi¡ einer andern seyn, laß der den Leib, hab ihr da# herze. de# Leibe# Nottur] rei‹t mi¡ hier von meinem herzen und von ihr: Gott weiß, mit wa# für Ang‰ und S¡merze.
115
20. Wa# ma¡t e#, daß i¡ nit bin frey? Wer ma¡t, daß i¡ der ihre sey? J¡ selb‰, i¡ hab mi¡ ihr gegeben. Nun gibt ›e ›¡ nit wieder mir. ha, Treu! wa# wird mir dan dafür?
120
warüm soll i¡ so tro‰lo# leben?
Floridans Amaranten-Garte
292
21. Der Himmel will nit, wa# i¡ will; dem soll man billig halten ‰ill: diß hat ›e selb‰ an mi¡ ges¡rieben. | So laß dann ab, du treue Seel! 125
na¡ ihr zu sehnen di¡, mit Fehl. do¡ laß nit ab, ›e fortzulieben. 22. Ja laß e#, wie e# soll, ergehn. La‹t ab, na¡ ihr eu¡ ümzusehn, ihr meine naß-betrübte Augen!
130
Sie war ja euer Sonnenlie¡t: tritt ein gewölk vor ihr Ge›¡t; la‹t ab zu regnen Threnen-laugen. 23. Laß ab, laß ab, mein bla‹er Mund! weil ihrer dir nit i‰ vergunt,
135
laß ab zu seufzen und zu klagen. Laß ab, ô hand! zu se”en auf ein klägli¡# Lied, halt ein den Lauf: wer wird na¡ deinen Klagen fragen? 24. Du aber laß nit ab, mein Herz!
140
bey ihr zu seyn in Leid und Smerz: wird s¡on der Leib von ihr vertrieben. Darf i¡, al# meine Hirtin, ie ›e lieben ni¡t: so will i¡ ›e, al# meine wehrte S¡we‰er, lieben.
145
25. Ja, Silvia, ô Edle# Kind! la‹t eine Stell ihm seyn vergünnt, glei¡wie bi#her, in eurem herzen. La‹t mi¡ eu¡ wol empfolen seyn, von wegen meiner langen Pein:
150
lohnt, mit Andenken, meinen Smerzen. 26. Jhr habt viel Zeugen meiner Lieb, die Lieder, wa# i¡ sang und s¡rieb: die la‹t zuweilen mit eu¡ reden. gläubt diesen Zungen meiner Treu.
Gedicht 141, 1657
293
155
denkt, daß i¡ glei¡wol euer sey. A¡! kan mi¡ dan kein Tod nit tödten? | 27. Den, der eu¡ liebet, ha‹et nit. Nennt ja nit Untreu, wa# ges¡iht. Mein herz i‰ ni¡t bey diesem Wanken.
160
J¡ muß, i¡ muß, mir selb‰ zur Pein, ein Slave meine# Unglü¿# seyn: die Noht mi¡ ‰ürzt in die Gedanken. 28. Habt dank, für alle Lieb und Treu. Der Himmel selb‰ Vergelter sey:
165
er thu eu¡ alle# Gut# auf Erden. Mö¡t etwa# au¡ dur¡ mi¡ ges¡ehn! a¡! könt i¡ eu¡ zu dien‰en ‰ehn! a¡! solt i¡ no¡ so glü¿ha] werden! 29. Der himmel, wa# er will, mir s¡i¿:
170
mein Glü¿ soll alle# euer Glü¿, mein' heerd und Hütte euer heisen; Jhr solt damit, al# wie mit mir, zu s¡alten haben na¡ willkür. A¡! la‹t eu¡ dien‰ von mir erweisen.
175
30. Der himmel laß mi¡ ni¡t, mit Pein, all‰ät# von eu¡ ges¡ieden seyn, bring un# an einen Ort zusammen. der Himmel eu¡ für Leid bewahr, und wärm' eu¡, man¡e# liebe# Jahr,
180
mit seiner Vatterliebe flammen. 31. Mein Glü¿ i‰ alle# halb, ohn eu¡. Jm himmel au¡, im Sternen Rei¡, wüns¡' i¡ mir ni¡t, ohn eu¡, zu leben der Himmel, will er ja nit hier,
185
er wolle, daß im himmel wir beysammen seelig mögen s¡weben.
Floridans Amaranten-Garte
294
32. Verzeiht mir, Edle Silvia! wann eu¡ von mir Verdruß ges¡ah. o] findt ›¡ Mi#ver‰and im Lieben. | 190
da# herz war gut, ob s¡on der Mund, ob s¡on da# Werk, nit hat gekund die Lieb eu¡ zu ver‰ehen geben. 33. Lebt wol! zu tausend guter Na¡t! ô Silvia, mein Freudenpra¡t!
195
ô Silvia, mein Tro‰ auf Erden! zu guter Na¡t! ô harte# Wort! Jhr reiset hin: i¡ reise fort. A¡! muß i¡ dan so elend werden? 34. Nun gute Na¡t, du süßer Mund!
200
der mir o] einen Kuß gegunnt, der mi¡ erfreut mit süßen Worten. Kan au¡ diß Wörtlein, Gute Na¡t! von meinem werden vorgebra¡t? Kom, Tod, klopf an an meiner Pforten.
205
35. Jhr Augen, voller Treu und Lieb, die ihr die meinen ma¡et trüb! zu guter Na¡t! ihr meine Sonnen! habt eu¡ den Tag, la‹t mir die Na¡t. ohn eu¡, kein Tag mi¡ fröli¡ ma¡t:
210
Mein s¡öne# Lie¡t i‰ mir verbronnen. 36. Nun gute Na¡t, du güldne# haar! da# mir ein zarte# Ne”e war, da# mir mein herze nam gefangen. ihr, meiner Sonne Stralen ihr!
215
so werdt ihr nun entzogen mir? So bleibt ihr danno¡ mein Verlangen. 37. Nun gute Na¡t, ihr zarten händ und Arme! die ihr mi¡ verpfändt mit man¡em Fleiß und s¡öner Gabe.
220
J¡ werd eu¡ nun nit drü¿en mehr.
Gedichte 141 und 142, 1657
295
diß Blat no¡ einmal eu¡ verehr mit einem Kuß! i¡ geh zu grabe. | 38. Nun gute Na¡t, du hau# der Zu¡t, du Leib, entfernt von La‰ersu¡t, 225
du Hof‰adt ihrer TugendSeele! der Himmel dir ein glü¿ verleih, daß deine# Wehrte# würdig sey, di¡ zu den keus¡en Engeln zehle. 39. Nun gute Na¡t, du treue# Herz!
230
fahr wol, und laß nit hinterwärt# da# meine, da# ›¡ dir ergeben. Kan e# dann ie nit ander‰ seyn, muß i¡, so gib i¡ mi¡ darein, so sag i¡: Lebet wol, mein Leben!
235
40. J¡ sey au¡, wo i¡ sey, i¡ bin bey eu¡ no¡ allezeit im ›nn. Habt eu¡ mein herz! la‹t mir dagegen la‹t euren Namen mir fortan: na¡ Silvien heiß i¡ Silvan,
240
bi# man mi¡ in den Sarg wird legen.
CXLII. Seine Vers¡ma¡tung. Sonnet. Die Wangen fallen ein. die S¡lä[e werden hager. die Augen ligen tief. die Nase wird s¡on spi”. der Gei‰ wird kalte# Ei#: die einges¡a[ne hi” vergehet und erfriert. die Beine s¡einen mager. 5
J¡ bin dem Charon glei¡: der bald mein Ubertrager, mein S¡i[man werden wird. der alte Sinnenbli” ver‰arret ganz und gar. der Wi”e Vatter›” feurt ni¡t die Sinnen an. J¡ werde tägli¡ zager. | der Kummer martelt mir da# Mark au# meinen Beinen.
Floridans Amaranten-Garte
296
J¡ bin dem Tode selb‰ viel änli¡er, al# mir,
10
bin ni¡t# al# Bein und haut. kein Gei‰ i‰ mehr allhier, al# nur zum Seufzen no¡; kein Sa], al# nur zum Weinen. J¡ lebe tägli¡ auf, und bleibe tägli¡ todt. wie o] mein Gei‰ s¡on ‰irbt, so lebt do¡ meine Noht.
CXLIII. Smerzli¡e Tag- und Na¡tGlei¡heit. Jm Weinen ‰eh i¡ auf; im Weinen geh i¡ nider: so nimt mi¡ an der Tag; so findt die Na¡t mi¡ wieder. Mein Tag i‰ s¡warz, mit dem die Na¡t zur wette wa¡t. die Na¡t i‰ wie der Tag, der Tag i‰ wie die Na¡t.
CXLIV. Die Pegni” und Aura¡. Verzeih mir! zwar dein Rand gefällt vor andern mir: do¡ wan die Aura¡ rinnt, so frag i¡ ni¡t# na¡ dir. die Pegni” i‰ zwar groß, die Aura¡ ziemli¡ klein: do¡ mag i¡ ni¡t bey dir, dort will i¡ lieber seyn.
CXLV. An Silvien: Seine Trauer-Le”e. 1.
S¡on fünfmal hat der Mäy die liebe S¡äferey mit Blumen fris¡ bede¿t | und unter Gra# ver‰e¿t:
5
seitdaß mein arme# herz ward meinem Leib entführt;
Gedicht 145, 1657
297
seit e# mit Ang‰ und S¡merz dort in der Jrr spazirt. 2.
Mein Gei‰, wo lebet der? vielmehr, dur¡ wa# Bes¡wer
10
er‰irbt mein Trauergei‰, der au# mir weggerei‰? Mein Gei‰, der lebt und ‰irbt in einer fremden Bru‰. Und mein Leib, der verdirbt,
15
weil sein Gei‰ fortgemu‰. 3.
Solt i¡ nit werden blaß, die Wangen ma¡en naß? solt meiner Augen Ba¡ nit quellen na¡ und na¡?
20
solt au¡ mein Ange›¡t ni¡t voll betrübni# seyn? solt meine Stirn au¡ ni¡t verrahten meine Pein? 25
4.
Hier leb i¡ auser mir. J¡ brenne für und für: au¡ meine Threnenflut ergrößert meine Glut, die Glut, die mi¡ verzehrt, und fa‰ zu Kohlen ma¡t.
30
J¡ bin ein Feuerheerd. Bald geb i¡ gute Na¡t. 5.
O edler Sternenglanz, der mi¡ verfin‰ert ganz!
35
ô himmel-s¡öne Zier, die mi¡ genommen mir! ô Silvia, mein Lie¡t, | da# mi¡ führt in die Na¡t! holdseelig# Ange›¡t,
40
da# mir viel Unmut ma¡t!
Floridans Amaranten-Garte
298
6.
O freundli¡# Augenpaar, ihr Sonnen meiner Jahr'! Jhr hände seiden-klar! du mehr al# güldne# Haar! sagt, wa# habt ihr für lu‰,
45
also zu quälen mi¡? mein herz hat ja gemu‰ in eu¡ verlieben ›¡. 7.
O Mund Corallen-roht, Orakel meiner Noht!
50
wil‰ du dan immer seyn ein Au#pru¡ meiner Pein? A¡! daß i¡ iezt von dir ni¡t hör ein süße# Wort? a¡ weh! wo s¡web i¡ hier?
55
a¡ weh! wa# rei‹t mi¡ fort? 8.
Do¡ ‰ille nur, Sylvan! wa# nimt di¡ S¡äfer#man iezt vor ein denken ein? Silvia, deine Pein,
60
Silvia, deine Lu‰, vor di¡ zu würdig i‰. du bi‰ ja dir bewu‰. dein Sinn sein selb‰ vergi‹t. 65
9.
Mein dien‰ i‰ ja nit wehrt, daß ›e mit werd verehrt. Do¡ s¡enkt mi¡ ihr die Lieb, dur¡ ‰ummen Zwang und Trieb. A¡ ungeme‹ner S¡merz! a¡ S¡merz! a¡ s¡were Pein!
70
a¡ Pein, davon mein herz nit kan befreyet seyn! | 10.
Vernun], ô Edle# Bild! in Liebe gar nit gilt.
Gedicht 145, 1657
299
die Treu hält, auf der Wag,
75
den au#- und ubers¡lag. Leg die, ô Silvia! zu meinem Unverdien‰: daß gegenwag empfah die S¡were deiner Gün‰.
80
11.
Weil i¡ ja brennen muß: a¡! laß mi¡ ohn verdruß na¡ dir entbrennet seyn. vermittle meine Pein, vermittle meiner Brun‰
85
verzehrend-heiße Glut. Mit deiner Gnaden-gun‰ ‰ill meiner Threnen Flut. 12.
J¡ ‰erbe bald üm di¡; du kan‰ beleben mi¡:
90
so soll die Ewigkeit seyn deiner Jahre Kleid. au# meiner Feder soll ‰ät# fließen auf papier, ô Zierde wunder-voll!
95
da# Lob von deiner Zier. 13.
A¡ du (i¡ kenne di¡) begehr‰ zu retten mi¡. i¡ bin dir ni¡t verha‹t. i¡ bin dir keine La‰.
100
Do¡ ‰eht e# ni¡t bey dir: ein andrer ma¡t den s¡luß. A¡! a¡! wer hilfet mir, wann i¡ verzweiflen muß? 105
14.
So rinnt, ihr Zähren, rinnt! so weht, ihr Seufzerwind'! | Jhr Lippen! ey so klagt, ey sagt, ihr Lippen! sagt,
Floridans Amaranten-Garte
300
a¡! sagt# den Felsen an: wa# gilt#, der harte Stein,
110
der son‰ nit weinen kan, wird bald erwei¡et seyn. 15.
Mein Gei‰ wird eingetau¡t, in Threnen hingehau¡t. der Zähren-Bä¡e brau#
115
hölt meine Wangen au#. die Augen ›nd, wie Blut: in denen ›¡tbar ›zt die ungezämte Glut, die mir da# Herz abhizt.
120
16.
Mein Mund wird blaß und blei¡. die Stirn, wie eine Lei¡, i‰ meine# Tod# Profet, der da ges¡rieben ‰eht. die Beine werden s¡wa¡.
125
die hände s¡rumpfen ein. die Krä]e geben na¡. i¡ werde, wie ein S¡ein. 17.
De# Pulse# Hammer s¡weigt. die Adern ›nd vertreugt.
130
die haut wird s¡rumpli¡t-alt, der Leib ganz unge‰alt. der Magen ko¡t nit mehr. da# Fleis¡ wird hingefleis¡t. die Därmer s¡üttern sehr.
135
der Bau der Rieben kreus¡t. 18.
Die Bru‰, der Leben#-halt, i‰ halb s¡on worden kalt. e# kranket der Ver‰and,
140
der Wi”e Vatterland. | Da# Hirn verflie‰ in S¡leim. Gedä¡tni# wandert au#.
Gedicht 145, 1657
301
der Gei‰ i‰ ni¡t daheim. der Sinn i‰ ni¡t zu hau#. 145
19.
Nun höret, Lu] und Erd! nun höret, Hirt und Heerd! nun höret, Wald und Klu]! da E¡o wiederru[t. nun höret, Laub und Gra#! nun höret, Bus¡ und Ba¡!
150
woselb‰ i¡ o]e saß, mein lezte# Jammer-a¡. 20.
A¡! lallt mein lezte# A¡, ihr SilberBä¡e! na¡: und, wann i¡ nun bin todt,
155
beweinet meine Noht. Ma¡, E¡o! wann i¡ geh, ma¡ meine Klagen dein: und laß mein lezte# Weh ja ni¡t verge‹en seyn.
160
21.
Die Klagen, die i¡ führ, la‹t, wann i¡ ni¡t mehr hier, la‹t eu¡, ihr Vögelein! la‹t eu¡ befohlen seyn. Und, Wind du Lü]e-Kind!
165
nim meine Seufzer hin, gib meinen Klagen wind, wann i¡ von hinnen bin. 22. 170
Jhr Hirten! komt zu hauf, sezt Grabe-Reimen auf. Jhr Nymfen! eure Gab sey, Blumen auf mein Grab; darauf sezt diese# Wort: Hier ligt ein Hirt ohn Freud.
175
die Lieb hat ihn ermordt: das macht Unmöglichkeit. |
Floridans Amaranten-Garte
302
CXLVI. Ecloga, von diesem Kummer. Silvano. Silviu#. Seh i¡ di¡, oder ni¡t? bi‰ du e#, Zier der Hirten! bi‰ du e#, Silviu#! du bi‰ e#: deine Myrten verrahten di¡, die trägt da# Land, da# di¡ gezeugt. Nur dir, dir, Silviu#! i‰ Pan vorau# geneigt, 5
du spiel‰ sein S¡äferspiel. Willkommen in den Gränzen, willkommen, süßer Ga‰! der mi¡ mir soll ergänzen. Der Thau erfreut die Au, die Welt der Sonne Gruß, der Klee die Heerd', do¡ mi¡ viel mehr mein Silviu#: Sag an, wa# trägt di¡ her. Silviu#. J‰ au¡ hiervon zu fragen?
10
Hirt! laß dir dein Gemüt, von meinem, Antwort sagen. Du frag‰, wa# du s¡on wei‰. Nimt di¡ au¡ Wunder ein, wann bey Silvano hier wüns¡t Silviu# zu seyn? bey dem er allzeit wohnt? zwar son‰ nur in gedanken: iezt mit dem Leibe au¡, na¡dem i¡ au# den s¡ranken
15
der Unmu‹ ein‰ entrann. Ein Mida# liebt sein Gold, ein S¡äfer seine heerd: mein herze dir i‰ hold. Den kummer, der di¡ quält, gibt deine Stirn zu lesen, und redet ungeredt. de# Herzen# Trauerwesen ›zt auf dem blaßen Mund. da# Aug verräht die Glut.
20
Silvano. Du wei‰ e#, wie e# i‰, so mir die Noht anthut, mi¡ zwinget, daß i¡ mi¡ an meinen S¡merzen labe: die deinen Namen führt, und mir den meinen gabe. du wei‰ e#, wen i¡ meyn? Eh wird die geile Gei# die Haseln la‹en ‰ehn; eh wird der Zefyr Ei#, |
25
und Euru# s¡warzen S¡nee, au# beyden Ba¿en blasen; da# WollenVieh wird eh auf kahlen Klippen grasen, die Gemse in dem Thal: eh diese, die i¡ meyn', au# meinem treuen Sinn wird au#gewiesen seyn. Silviu#. Ein s¡merzli¡er Wilkomm! J¡ da¡te di¡ zu sehen
30
in fröli¡er Ge‰alt: so muß i¡ vor dir ‰ehen ob deiner Blä‹e blaß, entfärbt ob deiner Farb. Dein herz entherzet mi¡: da# nur nit gar er‰arb.
Gedicht 146, 1657
303
J¡ kenne deinen S¡merz. i¡ hab ihn wol erkennet, al# jüng‰ eu¡ beyde hat ein harter S¡luß getrennet 35
an diese# Fluße# Rand. der ungemeinen Pein, der Threnen, werden no¡ die Ufer Zeugen seyn. da w䡉 kein Grä–lein ni¡t: die Hi” von euren Zehren zehrt' allen Wa¡–tum auf. der Gei‰ goß dur¡ die röhren der Augen ›¡ herau#: al# ihr, von Reden matt
40
zusammen saßet hin, und weintet eu¡ er‰ satt. Der S¡merz lähmt mir die Zung. Silvano. du fühle‰ meine Smerzen, die ‰ät# ein hau#ge›nd gewe‰ in meinem herzen, seit ›e von hinnen s¡ied. A¡ Mund! a¡ halt an di¡: imfall du ni¡t wil‰ gar mit Reden töden mi¡.
45
Do¡ kan i¡ s¡weigen nit. E# wi‹en no¡ die Klagen, die ›e gehöret an, die Bä¡e na¡zusagen: e# threnet ihr Kry‰all. die Quelle s¡wäzt von mir, und s¡i¿t ein klare# Gla# au# ihrer Zell herfür. Die Bäume reden au¡. e# i‰ kein Stamm geblieben, |
50
in den i¡ hätte ni¡t mein Leiden einges¡rieben. die Felsen ru[en no¡. die Thäler ‰immen ein. die werden, wann i¡ s¡weig', er‰ meine Zungen seyn. mein A¡ ä¡zt E¡o na¡. Silviu#. Komm unter jene Linden. indeß mag ›¡ die Heerd zur grünen Tafel finden,
55
die fröher i‰, al# wir. Hier i‰ die Weide gut: nur daß kein Kräutlein w䡉 für deinen kranken Muht. Di¡ höret man son‰ ni¡t#, al# Klagen, hier vorbringen, du guter Sänger du! und i¡ muß au¡ mit ›ngen, weil mi¡ dein Smerze smerzt. die heerd ‰imt beyden bey,
60
und treibt von unsrer Ang‰ ein sehnli¡e# ges¡rey. Mir hat kein gute# Lied seitde‹en wollen flie‹en, seit di¡ da# Wandelglü¿ von ihr hat weggeri‹en. Ein Wolf, so gläub i¡ fa‰, hat mi¡ zu er‰ ersehn: weil ie”und meiner Stimm will alle Stimm entgehn.
65
Verzeih mir, bitt i¡ di¡. J¡ trage groß verlangen, zu hören, wie e# dir, ô S¡äfer! i‰ ergangen, seitdaß ›e s¡ied von dir, da i¡ dort an dem Strand
Floridans Amaranten-Garte
304
von deinen Threnen di¡ halb übers¡wemmet fand und fa‰ ganz auser dir. J¡ kan mi¡ no¡ be›nnen, 70
wie jenseit# am Ge‰ad die grünen Pegni”innen dir seufzend sahen zu, al# du di¡ no¡ zulezt an ihr bemo‰e# hau# alleine hingesezt. da ›e, (mir bri¡t da# herz, wann i¡ daran gedenke,) weil du s¡on ‰erben s¡ien‰, zu einem Grabges¡enke
75
dir Blumen pflü¿ten ab, die ›e mit einem Ba¡ | au# ihren Äuglein selb‰ besprengten na¡ und na¡. Die Pegni” weiß e# wol. Du aber wol‰ der Klagen, der Sorgen-tyranney, di¡ etwa# iezt entslagen So lieb dir deine Pein, und wer ›e gibet, i‰:
80
so gern wilfahre mir. Auf! zeige, wer du bi‰; laß hören, wa# du kan‰, laß deine Leyr erklingen, laß ›e mir etwa# iezt von meinem Freunde ›ngen. ›ng her, wie e# dir gieng. Silvano. du ha‰ mi¡ hart bes¡worn; J¡ selber, gläube mir, hab' alle Stimm verlohrn.
85
do¡ will i¡, weil i¡ muß, do¡ soll ja ie”und ›ngen die Leyer, solten mir au¡ alle Säiten springen. e# muß gesungen seyn. Viellei¡t e# liebli¡ klingt: weil ein betrübter Hirt von seiner Liebe ›ngt. Wa# werd, wa# werd i¡ dir, mein S¡äfer! können sagen?
90
Mein Leben war bi#her nur lauter Plag und Klagen. Kein Thun war son‰ mein Thun, wird au¡ kein andre# seyn, al# überdenken ‰ät# die Länge meiner Pein, die größe meiner Noht, die Fülle meiner S¡merzen, die Qual in meiner Seel, die Ang‰ in meinen herzen.
95
Mit dieser ‰eh i¡ auf: mit der geh i¡ zu bett, mit dieser wa¡ i¡ ‰ät# im S¡la[en in die wett. Wie solt e# gehen dem, dem alle# glü¿ entgangen? der in Entse‹enheit verlanget sein Verlangen? J¡ bin nit, wo i¡ bin. Mein Leib, der geht zwar hier;
100
do¡ i‰ kein herz darinn: da# herze wohnt bey ihr. J¡ sey au¡, wo i¡ sey, so fehlt e# mir an Einer. du wei‰, an wem e# fehlt. kein himmel wil ›¡ meiner |
Gedicht 146, 1657
305
erbarmen in dem Leid. Soviel i¡ sagen kan: mi¡ truge zwar von ihr, und ›e von mir, die Bahn; 105
do¡ gieng i¡ ‰ät# zurü¿. Je mehr i¡ fürter kame, iemehr die alte Ha] mi¡ no¡ gefangen name. i¡ wu‰ ni¡t, wo i¡ gieng. i¡ gieng nit wo i¡ wu‰ ein Gehen voller Freud, ein Wandlen voller lu‰. Jhr Bä¡e lallt e# no¡. in Rinden wird man# finden.
110
E# seufzet mein Geseufz und wehet mit den Winden no¡ immer in die Lu], die i¡ hab angefleht. dur¡ die e# o] viellei¡t zu lieben ohren geht. Kam i¡ zu einem Ba¡, der seinen san]en Strudel walzt über kiesel her, mit lisplendem Gewudel,
115
und wus¡ da# Ufer weg. A¡! Sinnbild meiner Pein! rie[ i¡ im ‰ille-‰ehn. Wie Wa‹er diesen Stein, so kan mein Threnen‰rom mi¡ armen ni¡t zerflößen; so kan i¡ ‰erben ni¡t, von soviel Unglü¿#‰ößen. Mein Leben, tödet mi¡: mein Tod mi¡ do¡ belebt,
120
weil mi¡ da# Wandelglü¿ mehr zu verfolgen ‰rebt. Die Sorg, wie dieser Ba¡ da# Ufer, mi¡ ‰ät# fre”et und meine Krä]en fri‹t: do¡ ihren Zahn nit se”et in meine matte Seel. Wa# in mir tägli¡ ‰irbt, dur¡ soviel Töde do¡ mehr Leben mir erwirbt,
125
da# bittrer al# der Tod. Warf i¡ dan meine Glieder ermüdet in da# Gra# auf einen Wasen nieder: da widerholte mir, mit lu‰ und mit verdruß, erinnerung die Zeit und jenen Freudgenuß. J‰ (da¡t' i¡) diß die ‰ätt, alwo i¡ o] vorde‹en
130
mit ihr im grünen Klee, im S¡atten, bin gese‹en? | da i¡, imfall ›e s¡lie[, von ihrem Ange›¡t au¡ keinen augenbli¿ da# meine wandte ni¡t; da i¡ ihr auf die hand o] einen Kuß gepräget, dadur¡ ›e, mir den Mund zu rei¡en, ward beweget,
135
den Mund, da# Rosenfeld, mit Honigthau benezt; da ›e mit mir, und i¡ mit ihr, mi¡ o] ergezt. J¡ denk, wann i¡ so denk, i¡ sey, wohin i¡ denke:
Floridans Amaranten-Garte
306
und wann auf einen kuß i¡ die Gedanken lenke, die Arme ‰re¿ na¡ ihr, ümfang i¡ leere# Gra#, 140
und finde, daß, nit ›e, da# Unglü¿ bey mir saß und la¡e meiner Lu‰. So ›” i¡ dan verzaget. die Zähren bre¡en au#, ein ‰rom den andren jaget. da# Seufzen wird erseu], und die verkürzte Wort entflie‹en mir im Mund: i¡ wüns¡e, daß der Ort
145
mein Grabmal mö¡te seyn, sein' Erde mi¡ bede¿en. Sah i¡ vom n䡉en Stamm ›¡ eine Wurzel ‰re¿en und ligen neben mir erhaben in dem Sand: s¡nitt i¡ mir ihren Nam darein mit s¡wa¡er hand, und ließ al#dan nit ab, da# todte holz zu kü‹en.
150
O] hab i¡ mir ihr Bild auf meinen Stab geri‹en, e# tausendmal geherzt, e# sehnli¡ angeredt: al# wär ›e selb‰ bey mir gese‹en an der ‰ätt, hätt' alle# angehört. Sie hat'# nit hören können; kein Antwort widerru[t: ›e war zu weit von hinnen.
155
Jhr galt e#, wa# i¡ thät. mein Mund ihr ö]er# rie[. | e# traumte mir bi#her von ihr nur, wann i¡ s¡lie[. Ni¡t# da¡t i¡, al# an ›e. J¡ hatte viel zu s¡reiben mir vormal# vorgesezt: i¡ muß e# la‹en bleiben und alle# geben an. Von ihr mein S¡reiben s¡rieb.
160
Sie treibet mi¡ allein zu allem, wa# i¡ trieb. ihr S¡atten war bey mir. Wa# soll i¡ nun beginnen? werd i¡ au¡ lang also die Ang‰ erdulten können? J¡ selber sahe mi¡ jüng‰ in dem n䡉en Ba¡, und da¡t', i¡ wär e# ni¡t: bi# daß ein smerzli¡# A¡
165
mi¡ selber mir verriet. Von innen mi¡, die Kerze der Lieb, zu As¡en brennt: von ausen rinnt der Smerze mit Strömen Wangen-ab. Mi¡ plagt die Unglü¿#noht: und danno¡ quält mi¡ ni¡t so man¡er Tod zu todt. J¡ lebe, mir zu leid; kan, mir zu Tro‰, nit ‰erben.
170
die Sorgen ›nd mein Sarg, darinn i¡ werd verderben Ein Chao# wohnt in mir. mein Liebe#smerze ma¡t die Elementen ein#: imfall mein Feuer wa¡t,
Gedichte 146 und 147, 1657
307
so geht der Augenbrunn mit Zehrenwa‹er über; flie‰ dan da# Threnen-naß, da# mir die Tage trüber die Nä¡te s¡la[lo# ma¡t, so brennt mein Feuer mehr.
175
J¡ gläube, daß in mir ›¡ die Natur verkehr. Vorde‹en war kein Fluß, der mi¡ nit hörte ›ngen und meine Haberrohr' an seinen Ufern klingen: iezt bin i¡ ganz ver‰umt. die Sa¿pfeif i‰ verbannt. dort hab i¡ die S¡almey getretten in den Sand. |
180
Silviu#. A¡! laß di¡ trö‰en do¡, du herzbetrübter Hirte! Viel bä‹er i‰#, daß di¡ hier diese Tri] bewirte, al# wü‰e Wälderey, die nur den Kummer mehrt: bi# eine FreudenSonn da# na‹e Leid verzehrt. La¡ deine# Ungema¡#: so wird e# von dir wei¡en,
185
und dir ein bä‹re# Glü¿ die süßen hände rei¡en, Sie wieder bringen her. Gib Ehre dem Ge‰irn: da# mehrmal# Honig ma¡t, au# bittren Unglü¿#-Myrrhn. Und i¡, i¡ s¡wör e# dir, i¡ will di¡ nit verla‹en: bi# di¡ der himmel wird in seine Sorge fa‹en;
190
bi# er di¡ bringt, na¡ Wuns¡, zu deinem Himmel hinn, da deine S¡öne wohnt, wo ie”und swebt dein Sinn. Silvano. Freund# Stimm, i‰ Gotte# Stimm. Solt i¡, du treue# Herze! nit folgen deinem Raht? der du kan‰ meinem Smerze den Zügel legen an. Komm her! e# i‰ Mittag:
195
halt mit mir grüne# Mahl in jenem S¡attenhag.
CXLVII. Pegni”-Abs¡ied de# verzweifelten Silvano. 1. Der herzbetrübte Hirt Silvan gieng an der Pegni” auf und nieder, auf diese# Fluße# Kräuter-bahn, der o] gehöret seine Lieder. 5
Der S¡merz in seinem herzen saß,
Floridans Amaranten-Garte
308
den man an seiner Stirne la#: weil er von dannen solte wieder. 2. Er gienge mit geneigtem Haubt, und ließe tausend Seufzer s¡ießen 10
die Stund, so ihm sein glü¿ geraubt, kont ihn mit Zähren übergießen. | da# Herz ihm in die augen s¡oß. der S¡merz von seinen Wangen floß. Er wolt in Threnen ganz verfließen.
15
3. Bald warf er wieder hin und her die Augen, seiner S¡merzen Spiegel: bald auf die Felder über quär, bald auf die n䡉e Kräuter hügel. Mit Threnen sah der S¡äfer#man
20
der Pegni” holde# Ufer an. der Unmut bra¡t ihn au# dem bügel. 4. A¡! spra¡ er, al# er seinem Mund da# Reden endli¡ abgewonnen: soll dan da# Glü¿, mi¡ diese Stund
25
in# grab zu s¡i¿en, seyn gesonnen? A¡ Pegni”! die du mi¡ ergezt: so seh und seh i¡ di¡ zulezt, die du mein Singen o] beronnen? 5. Du güldne Sonn! entfärbe di¡.
30
Jhr Sternen! trett bey tag an Himmel. du blei¡er Mond! betraure mi¡: dann mi¡ ermordt da# Leidgewimmel. Jhr Wolken! wölkt eu¡ no¡ so sehr. Jhr Winde! blaset auf, da# Meer.
35
auf donner! mit dem Lu]getümmel. 6. Diß sagt' er, und sah über›¡; da fand er in den Baum ges¡rieben: Silvia! wann i¡ la‹e di¡, soll mi¡ der Himmel ni¡t mehr lieben.
Gedicht 147, 1657
309
40
Er ‰und er‰arret, al# ein Stein. weil diese S¡ri] gewesen sein, wolt er ›¡ gar zu todt betrüben. 7. Sein großer Hamel sprang herfür: na¡ seinem brau¡, mit ihm zu s¡erzen.
45
A¡! sagt' er, a¡! bleib iezt von mir: dan du verdopple‰ meine Smerzen. | Jhr Heerden, geht! ein andrer Hirt forthin eu¡ na¡ der Weide führt: viellei¡t ni¡t mit so treuem Herzen.
50
8. Jndem ersah er einen Nam von diese# Hamel# Wolle bli¿en: daher ihm wieder anlaß kam, fa‰ gar im Seufzen zu er‰i¿en. Weildaß darein, von ihrer hand,
55
de# S¡äfer# Name war gebrant: mu‰ er ihr tausend Seufzer s¡i¿en 9. Er warf ›¡ nieder in den Klee, wolt etwa# langen au# der Tas¡en. Da fand er bald ein neue# Weh:
60
da# Sehnen brennt' ihn fa‰ zu As¡en. Viel Lieder, die er vor der zeit sang Silvien auf grüner Heid, mu‰ er mit tausend Zähren was¡en. 10. Er fand au¡ man¡e liebe Gab,
65
die ihm die edle Hand verehret: wodur¡ ›e seine liebe haab berei¡ert hatte und vermehret. Er kü‹t' ein iede# tausendmal. do¡ ward hierdur¡ nur seine Qual
70
und seine herzen#-ang‰ vermehret. 11. Gab, (sagt' er,) ihrer Liebe Pfand! die danno¡ so nit wird geendet: e# hat die zarte s¡öne Hand,
Floridans Amaranten-Garte
310
dur¡ di¡, mi¡ ewig ihr verpfändet. 75
Silvien Lieb, und diese Gab, sol mit mir gehen in da# Grab; dahin mi¡ s¡on mein Jammer sendet. 12. Jn sol¡em, nam er ab den Hut. Auf diesem fand er neue Wunden.
80
Ein Band, a¡! ihr verehrte# Gut, ein Band fand er darauf gebunden. | A¡ ja! i¡ bleib verbunden ihr: so (spra¡ er) hat mein Herze hier ein Bildni# seiner Pfli¡t gefunden.
85
13. Damit so gab er Gute Na¡t. do¡ hat er diese# voll Betrüben, eh er no¡ Lebe-wol gesagt, in alle Bäume diß ges¡rieben: Die Pegni” bleibt mein Lieb‰er Fluß,
90
ob i¡ s¡on iezt von hinnen muß; Silvia will i¡ ewig lieben.
CXLVIII. Drey treuer Herzen Kleeblat. 1. Ein paar Edle S¡äferinnen, Blumen aller Pegni”innen, al# da# Jahr ›¡ neu gebahr, über Ei# und S¡nee spazirten, 5
su¡ten heim Silvan den Hirten, der betrübt im Herzen war 2. Frage‰ du, wa# ihn betrübet? denk, wa# einer denkt, der liebet, aber lebet mit Verdruß:
10
weil er, die er liebet, meiden, s¡eidend selb‰, ›e sehen s¡eiden und an Tro‰ verarmen muß.
1658.
Gedicht 148, 1658
311
3. Diese Hirtin, sein Verlangen, Silvia, die kam gegangen: 15
und Florinda war bey ihr. Hirten! lobt mir diß paar S¡we‰ern, die der Neid kan selb‰ nit lä‰ern, nennet ›e der Wälder Zier. 4. Zwar Silvan ward voller Freuden.
20
Do¡ ward größer nur sein Leiden: weil sein Leben, Silvia, ihn iezt zu gesegnen kame und den lezten Abs¡ied name. denkt, wie weh ihm wol ges¡ah! |
25
5. Al# ›e nun so spra¡e hielten, und der Augen Bli¿e spielten, al# der Herzen treuer Mund: wolte no¡ einmal mit Gaben Silvia den Hirten laben,
30
der in äng‰en vor ihr ‰und. 6. Ein Band ward von ihr gebunden, auf sein herze voller Wunden, mit der s¡önen zarten hand. Unten sah man bunte Seiden
35
eine Muscat Nuß bekleiden, ihrer Liebe treue# pfand. 7. Hirt! spra¡ ›e: nim diß Ges¡enke; Silvien darbey gedenke, die dir lag bi#her im ›nn.
40
Trauter Hirt! wir müßen s¡eiden, und hinfort einander meiden. Treuer S¡äfer! reise hin. 8. Zeugen hab i¡ deiner Liebe. Wa# mir deine Hand o] s¡riebe,
45
wa# dein Mund gesungen hat, sol mir da# Geleit im Leben
Floridans Amaranten-Garte
312
allzeit, au¡ im Tode, geben, bey mir seyn an deiner ‰at. 9. Au¡ dein Herze, da# i¡ habe, 50
da# ›¡ läng‰ mir übergabe, bleibt in meinem wol verwahrt. Ob da# Glü¿ die Leiber s¡eidet: ni¡t# mein Herz von deinem s¡neidet, bi# zur lezten Grabe#fart.
55
10. Reise hin dann, mit dem Leibe! dein Gedä¡tni# mein verbleibe, laß da# treue herze mir. kan‰ du ni¡t mein S¡äfer werden: nenn i¡ Bruder di¡ auf Erden.
60
So ›nd unges¡ieden wir. | 11. Reise hin, werd einer andern! weil di¡ hei‰ da# Unglü¿ wandern, weil i¡ dir nit werden kan. Reise hin, und leb in Glü¿e!
65
diesen Wuns¡ i¡ dir na¡s¡i¿e, seufzend vor di¡ Himmel-an. 12. Silvia vergi‹t nit deiner. wol‰ au¡ ni¡t verge‹en meiner, und diß, wa# du selb‰ erda¡t,
70
Silvien gedä¡tni# gönnen, di¡, na¡ ihr, Silvano nennen. Tausendmal zu guter Na¡t! 13. Er, der Hirt, er‰aunet ‰unde, und vor Leid nit reden konde,
75
nam und drü¿et' ihre Hand: deren er, mit tausend Kü‹en, Dank zu sagen war gefli‹en, für da# liebe Band und Pfand.
Gedicht 148, 1658
313
14. Hirtin! spra¡ er, die i¡ ehre: 80
wann der Dank i¡ selber wäre, oder die Wolredenheit; würd i¡ do¡, für Gun‰ und Gaben, nit gnug Dank und Worte haben. und die habt ihr iezt verneut.
85
15. Nun, den Dank muß i¡ no¡ denken: wird da# Glü¿ ›¡ zu mir lenken, solt ihr ihn im Werke sehn. Und diß Band an meinem Leibe, Silvia im herzen, bleibe,
90
bi# i¡ soll zu Grabe gehn. 16. Mehr lä‹t mi¡ der Smerz nit reden. a¡! daß er mi¡ solte töden! Nun, wa# iezt der Mund nit kan, hat die Hand jüng‰ können klagen.
95
J¡, i¡ ‰erbe, kurz zu sagen, Silvien ihr Hirt Silvan. | 17. Eine# nur no¡: wann da# Glü¿e, Edle Hirtin! seine Tü¿e, seinen S¡luß, an un# volbra¡t;
100
la‹t eu¡ meine Hand begrüßen, und mi¡ euren Wol‰and wi‹en. Tausendmal zu guter Na¡t! 18. Höret mir au¡ zu, ihr Zweye! (spra¡ Florinda) hört! un# dreye
105
la‹t forthin ein Kleeblat seyn. Treu soll in un# dreyen flammen: ob der Ort un# trennt vonsammen, Treu die Herzen do¡ verein. 19. Stürbe dan von un# da# eine:
110
meine Silvia, die kleine, de‹en Stell erse”en soll. Do¡, wir wollen alle leben,
Floridans Amaranten-Garte
314
ihr da# vierte Blätlein geben: da# der Himmel s¡i¿en woll. 115
20. Und weil dieser treuer Hirte bi#her einen Namen führte, und ›¡ nennte Floridan: daß der Nam nit möge ‰erben, will i¡ den von ihm nun erben
120
und Florinda seyn fortan. 21. Gott, der liebet keus¡e Flammen, bring eu¡ einmal no¡ zusammen, ô ihr treue# traute# Paar! Stehe dann au¡ i¡ darneben:
125
a¡! so wird da# Kleeblat leben fröher, al# e# i”und war. 22. Also s¡ieden, a¡! mit S¡merzen, diese drey getreue herzen. Al# ›e s¡ieden, war e# Na¡t:
130
allzu Na¡t nur, vor den Hirten, deme seinen Tag entführten diese Sonnen voller Pra¡t. | 23. Tausend seiner heißen Threnen, tausend Seufzer voller Sehnen,
135
gaben ihnen da# Geleit. Und man hört' ihn in der Hütten tausend Klagen no¡ au#s¡ütten, ganz versenkt in Traurigkeit. 24. A¡! der S¡la[ wolt ihm nit slie‹en
140
seine Augen, müd vom Gießen; müd vom Weinen, krank und naß: ›nd au¡ no¡ nit tru¿en worden. Solt ihn do¡ der Smerz ermorden! wie er wüns¡t ohn unterlaß.
Gedichte 149 und 150, 1658
315
CXLIX. Al# er ihr Vatterland fürbey reisete. Jezt wallt mein S¡merzenbrunn. Hier ward mein Leid erzogen. hier hab i¡ meine Pein au# ihrer Zier gesogen. hier bi‰ du worden jung, du meine Liebe#noht! die son‰ kein ander# Ziel nit kennet, al# den Tod. 5
Silvia! komm hervor, komm, oder heiß mi¡ kommen. hör mi¡ no¡ einmal an: al#dan will i¡ ver‰ummen. J¡ bin iezt nah, und werd bald ferne seyn von dir: so komm, und höre no¡ ein Gute-Na¡t von mir. Do¡ nein, ô Silvia! ver‰e¿e deine Wangen,
10
laß deine Augen ni¡t vor meinen Augen prangen. weg, Sonne! ‰e¿ mi¡ ni¡t mit Stralen ferner an! die Flamm i‰ ‰ark genug, daß ›e mi¡ töden kan, die s¡on im herzen brennt. Zwar wüns¡ i¡, di¡ zu sehen: | do¡ für¡t i¡ diß, i¡ mö¡t im er‰en Bli¿ mi¡ sehen
15
verliebter, mir zur Pein. Nein! bleibe, wo du bi‰. J¡ reise hin, wo mir viellei¡t s¡on o[en i‰ ein allzu frühe# Grab. Do¡ soll die Flamme leben. Dein Lob und meine Lieb, soll seine Flügel heben, die diese Reimen ›nd, und fliegen Wolken-an,
20
und neben Luna ‰ehn, dort auf der Sternen bahn. Silvia, gute Na¡t! diß Wort i¡ dir no¡ sende. der Tod an mir zuglei¡ Gesang und Leben ende.
CL. An die Edle Margari#: uber da# ihm von ihr übersendte Kränzlein. 1. Liebe Gab von lieben Händen! sey wilkomm zu tausendmal. sey wilkomm, du wehrte# Senden,
Floridans Amaranten-Garte
316
wilkomm über Berg und Thal. 5
Halt! i¡ will di¡ lieb-geflie‹en, an ‰at Margari#, nun kü‹en. 2. Margari# hat di¡ gewunden, bunte# Kränzlein, edle Gab! und mi¡ ihr damit verbunden.
10
J¡ bin froh, daß i¡ nun hab einen Zeugen ihrer Hulde; die mein treuer Dien‰ vers¡ulde. 3. S¡öne Gab! du sol‰ mi¡ laben, an ‰at deiner Geberin.
15
Sagt mir ni¡t# von Gegengaben: J¡ selb‰ gib dafür mi¡ hin. J¡ will Wald und Feld dur¡reisen, kommen, und der ihre heisen. | 4. Kan i¡ mi¡ sobald nit s¡enken,
20
lebt und s¡webt der Leib s¡on hier: danno¡ wohnt da# heiße denken, danno¡ wohnt der Gei‰, bey ihr; der wird kürzli¡ ›¡ bemühen, au¡ den Leib na¡ ›¡ zu ziehen.
25
5. Blumen, meine AugenWeide, de# Geru¡e# Paradi#! ihr solt mir, dem Neid zu Leide, mein Verhängni# ma¡en süß. Fru¡t verspri¡t mir diese Blüte,
30
spei‰ mit ho[nung mein Gemüte. 6. Kom, Glü¿! Ho[nung zu erlösen, komme ja, vergiß mein ni¡t. Ob, die Blumen hier, verwesen: Kranz! du zeige‰ mir au¡ Frü¡t'.
35
E# anhau¡en mi¡ die Nelken: die nit, wie die andern, welken.
Gedichte 150 und 151, 1658
317
7. Sey du dort inde‹en grüne, Sto¿ der Ho[nung! ma¡ di¡ krau#, prang mit ‰olzem Ro–marine, zier der Margari# ihr Hau#.
40
Rosemund, di¡ zu begießen, lä‹t Empfehlung auf di¡ fließen. 8. Margari#, du Kron der S¡önen! s¡önen dank zu legen ab, will i¡ di¡ mit Lobe krönen
45
und erwiedern diese Gab. i¡ will von dir, auf der Pfeifen, man¡e# Hirtenliedlein greifen. 9. J¡ will hier in alle Rinden Kränze s¡ni”en, und darbey
50
soll man deinen Namen finden: daß man wi‹e, wer e# sey, deren Floridan verbunden. Margari# kond ihn verwunden. |
CLI. Uber ihre Augen. Sonnet. Jhr Augen, meine Lu‰, ihr Sonnen meiner Sinnen, ihr meine Himmel-zinnen, ihr Ethna meiner Bru‰! 5
s¡la[t immer, wie ihr thut, und la‹t vor euren Bli”en mi¡ einmal ›¡er ›”en. Jezt will i¡ meinen Muht an diesen Lippen kühlen,
10
mit kü‹en tausendmal: weildaß iezt euer Stral
Floridans Amaranten-Garte
318
nit kan, wie son‰en, spielen. Mein Mund sol samlen ein, den Balsam meiner Pein.
CLII. Der Margari# Perlen-Gabe. 1. Jn den Pegni”S¡äfereyen, Floridan gieng au# vom neuen, al# da# Jahr verjüngte ›¡; al# der S¡nee, der Belz der Wiesen, 5
den die Winterwind' au#bliesen, warmen Sonnenbli¿en wi¡. 2. Wilder Winter! du mag‰ s¡neyen, (spra¡ er,) du mag‰ Flo¿en ‰reuen, und die Auen de¿en zu:
10
bald, bald wird der Früling blühen, und zu Felde wieder ziehen. Wo wir‰ al#dan bleiben du? 3. Und, der i¡ iezt dur¡ die Häine irre einsam und alleine,
15
wer weiß, ob i¡ ni¡t einmal, | wann da# Feld ›ht wieder feiner, mit der S¡äferinnen einer geh selb-ander in dem Thal? 4. Wann vom Himmel auf die Auen
20
einmal Perlen wieder thauen, wann der Morgen rei] nit mehr: wer weiß, ob nit, in dem Wallen, mö¡t' ein Perl auf mi¡ au¡ fallen, da# der s¡ön‰en eine# wär?
25
5. Al# er also gieng und da¡te, bey ›¡ mit ›¡ selber spra¡te:
Gedicht 152, 1658
319
kam da# kleine Venu#-Kind, wol gerü‰ mit Pfeil und Bogen, über ihm daher geflogen, 30
viel ges¡winder, al# der Wind. 6. Jn dem Flug, warf ihm da# Büb¡en, da# fa‰ halb-erfrorne dieb¡en, einen Blumkranz in die Hand, der mit Perlen war besäet,
35
Balsamlü]e von ›¡ wehet': ein Geru¡-beliebte# Pfand. 7. Hirt, nim, (rie[ er) wa# di¡ labe, Perlen, einer Perle Gabe. Sie will selb‰ ›¡ geben dir:
40
weil au¡ du wil‰ seyn ihr eigen. diß Ges¡enk' hab dir zum Zeugen. Komm! i¡ hole di¡ zu ihr. 8. Worte, die ihr Mund gebohren, ›nd mir unterweg# gefroren,
45
diese Perlen worden drau#. Und die Blumen, die hier prangen, ›nd gepflü¿t von ihren Wangen, die der S¡önheit Gartenhau#! | 9. Damit war der Bot vers¡wunden,
50
ließ den S¡äfer voller Wunden. Soviel Pfeile fühlet' er, soviel Perlein er gefunden, soviel s¡öne Blümlein ‰unden an dem Kranze hin und her.
55
10. Er bekü‹te diese Gabe. Perlen, die i¡ lieber habe, (spra¡ er) al# die Heerd den Klee! Margari# ma¡t mir die Freude. Aber eu¡ ma¡t voller Neide,
60
ihre# weißen Halse# S¡nee.
Floridans Amaranten-Garte
320
11. Mö¡t i¡ diesen S¡nee ümfangen! Blumen! ihr ma¡t voll Verlangen meinen Mund, na¡ ihrem Mund, der mit Rosen i‰ ümgeben. Mö¡t in deinen Armen s¡weben
65
Perle du! dein Hirt ie”und. 12. Nun! die Zeit wird Rosen günnen. Unterde‹en will i¡ spinnen an dem Rädlein der Gedult. Und ihr Perlein solt mi¡ laben:
70
bi# i¡ selber werde haben Margari# und ihre Huld.
CLIII. An eine S¡äferin, die ihren Hirten er‰li¡, aber ohne be‰and, geliebet. 1. Hört! ihr werdt angeklagt. hört! wa# ein S¡äfer sagt, ô Hirtin voller Zier! J¡ frag eu¡, saget mir: 5
habt ihr nit er‰li¡ mi¡, eh i¡ eu¡ liebgewann, geliebet innigli¡? dadur¡ au¡ i¡ entbrann. | 2. Ein Lie¡t, wie man befindt,
10
vom andern, wird entzündt: von einer Kohle Brand, die andre, Glut empfand. Die Lieb i‰ so ein Lie¡t. Ein sol¡e# Feur seit ihr.
15
Jhr liebtet: meine Pfli¡t gab Gegenlieb dafür.
Gedicht 153, 1658
321
3. Nun, da i¡ diß gethan, eu¡ wieder liebgewann, nun, da i¡ brenne sehr: 20
so liebet ihr nit mehr. verlos¡en i‰ der Brand. ihr seit ganz worden kalt. Wa# soll der Unbe‰and, der Haß für Liebe zahlt?
25
4. J¡ hab eu¡, wie gesagt, i¡ hab eu¡ angeklagt. Nun muß i¡ au¡ zuglei¡, i¡ muß beklagen eu¡, daß ihr gezwungen seit,
30
zu lieben mi¡ forthin. leid i‰ mir euer Leid, und daß i¡ ursa¡ bin. 5. Wol darf beteuren i¡, wiedaß ihr tauret mi¡.
35
Und daß ihr meiner Red au¡ einen Zeugen seht, so bittet no¡ ie”und, wa# er gebetten hat, so bittet eu¡ mein Mund:
40
erlaubt mir, wa# i¡ bat. 6. Al#dann i¡ ho[te do¡, der Himmel würde no¡ mir soviel gön‰ig seyn, dem Tod mi¡ liefern ein. |
45
diß wär dann meine Freud: imfall i¡ ‰erbend eu¡ an Wolzufriedenheit könt wieder ma¡en rei¡. 7. Wer weiß, wa# mö¡t ges¡ehn?
50
wanndaß ihr würdet sehn,
Floridans Amaranten-Garte
322
wie i¡ den Weg zum Grab so frey gesu¡et hab; und wie i¡, eu¡ zu lieb, geliebet meinen Tod: 55
wer weiß, wa# für ein Trieb no¡ krönte meine Noht? 8. Wer weiß e#, ob ihr nit viel mehr, al# iezt ges¡iht, im Tod mi¡ lieben werdt?
60
Viellei¡t werd i¡ beehrt no¡ mit Mitleidenheit? Viellei¡t betauret ihr, daß ihr zogt fals¡e Leut mir treuem S¡äfer für?
CLIV. An seine Widerwärtige. 1. Mis¡t mir die Karte, wie ihr wolt, ihr Feinde! nennt mi¡ euer Spiel: an mir ihr ni¡t# gewinnen solt. da# Ziel i¡ eu¡ verru¿en wil. 5
Spielt immer her, die läng und quär! seit ihr so heiß: i¡ bin nit kühl. 2. Jhr dör] eu¡ gar nit bilden ein, al# merkt' i¡ eure S¡alkheit ni¡t. Ja, fehlgeda¡t! so blind zu seyn,
10
i‰ viel zu sehend mein Ge›¡t. J¡ hab no¡ wi”, ein herz voll hi”, und eine Fau‰, so hälse bri¡t. | 3. Bes¡mei¡let eu¡ nit mit dem Wahn, al# ob i¡ hätt nit soviel Muht,
15
der seinen Feind befehden kan, ihm zapfen ab sein tro”ig# Blut.
Gedichte 154 und 155, 1658
323
Der wird gelobt, und gnug geprobt, der gehet lo# in guter Hut. 4. Ein Thor zur unzeit bindet an, 20
fällt seinen Feind, und selb‰ mit fällt. Wer rä¡en und ›¡ retten kan, der i‰ und bleibt ein dapfrer Held. E# komt no¡ wol, wa# kommen sol. Hierna¡ hab i¡ mein Ziel ge‰ellt.
25
5. Denkt, wa# ihr wolt: mir i‰ nit bang. der re¡ten Stund' i¡ nur erwart. la‹t eu¡ die Weil nit werden lang: e# wird die Stra[e seyn erharrt nur allzu früh. Nemt do¡ die müh,
30
und habt gedult, die Hi”e spart. 6. Seit Feind' inde‹en, wie ihr seit, und thut, wa# ihr nit la‹en könt. Kühlt ab da# mütlein, mir zu leid. ni¡t# unterla‹t, wa# ihr mir gönt.
35
Darbey do¡ diß denkt für gewiß: da# Glü¿ i‰ rund, ›¡ kehrt und wendt. 7. Ob e# zu eu¡, na¡ seinem Brau¡, von andern iezt gelaufen i‰: habt a¡t! e# kan zu andern au¡
40
von eu¡ entlaufen, die e# grü‰. So ma¡t eu¡ krau#! i¡ la¡ eu¡ au#: bi# mi¡ die Zeit zur Ra¡e rü‰.
CLV. An Silvien. 1. Hab i¡ re¡t vernommen und i‰ wiederkommen | unsre Silvia
Floridans Amaranten-Garte
324
in da# Pegni”land? 5
J‰ da# Blat verwendet, und die Rei# vollendet, die mi¡ gießen sah Threnen in den Sand? kan e# mögli¡ seyn,
10
daß die Pegni” heiden la¡et an mit Freuden so ein Sonnens¡ein? 2. Jhr wi‹t no¡, ihr Felder! ihr raus¡t no¡, ihr Wälder!
15
meine Seufzer au#, die i¡ eu¡ zublie#. Man¡e# Bä¡lein lallet, E¡o wieders¡allet au# dem Felsen-hau#,
20
wa# i¡ hören ließ: wie i¡ wüns¡te Glü¿, zwar mit kranken Sinnen, zu dem Rei#-beginnen. komt ›e nun zurü¿?
25
3. Ha‰ du dann gehöret, meinen Wuns¡ gewähret, trauter Himmel du? dank sey dir dafür! Winterwinde bliesen,
30
S¡nee und Kält au# ‰ießen auf un# immerzu. A¡! wie bang war mir, daß ›e mö¡te krank und mit unfall reisen.
35
Für da# Gnad-erweisen, Himmel! habe dank!
Gedicht 155, 1658
325
4. Sonne, neu-entglommen! seit mir s¡ön wilkommen, Edle Silvia, 40
Himmel meiner Freud! | Rosen wolt i¡ ‰reüen ‰e¿en grüne Meyen, wann i¡ wär allda. J¡ wolt auf der Heyd
45
spielen einen Thon, wie der Orfeu# Lieder, al# er sahe wieder seine# Herzen# Kron. 5. Au¡ wolt i¡ e# wagen
50
Sylvien zufragen, i¡ wolt sagen: sagt, Edle diebin mein! ob nit wiederkommen, wa# ihr mir genommen?
55
ob ihr bey eü¡ tragt in de# Herzen S¡rein Mein verlohrne# ? oder ob# verla‹en auf entfernter Straßen,
60
bleibet hinter wärt#? 6. Zwar da mit dem Leibe i¡ verwiesen bleibe, solt e# bä‹er au¡ meinem Herzen gehn?
65
Hier lebt er gefangen, müde von verlangen, wie e# sein Gebrau¡, Sylvien zu sehn. Aller Tro‰ i‰ au#:
70
Sie i‰ wiederkommen;
Floridans Amaranten-Garte
326
J¡ werd bald genommen hin in# Kno¡enhau#. 7. Ni¡t# kan mi¡ erlösen von dem Elendwesen | 75
da# mi¡ i”und plagt, al# der liebe Tod. Meinen Wurm i¡ habe, der mi¡ rei[ zum Grabe ma¡t, und mi¡ benagt,
80
al# sein tägli¡# Brod. Farb und Fleis¡ vers¡windt. i¡ werd blaß und hager, und von grämniß mager und von weinen blind.
85
8. Wann i¡ nun solt gehen, und no¡ einmahl sehen Sylvien mein Lie¡t! Unglü¿ saget, Nein. E# soll bald die Reise
90
zu dem Paradeise (a¡ da# Herz s¡on bri¡t) meine Le”e seyn. dorten werden wir, in den Sternen-auen,
95
un# einander s¡auen; ni¡t auf Erd mehr hier. 9. Ru[ mir heiß mi¡ kommen, in da# Hau# der Frommen, Für‰ der Seeligkeit,
100
Prinz der bä‹ern welt! laß ni¡t# mehr auf Erden meine Sorge werden, al# zuseyn bereit, wann mir winkt dein Zelt.
Gedichte 155 und 156, 1658 und 1659
105
327
Erde, gute Na¡t! Bald will i¡# erleben, daß mein Mund mit beben spre¡: E# i‰ vollbra¡t! 10. Nur no¡ will i¡ bitten:
110
Himmel, wolle‰ s¡ütten | deiner Güte Thau auf mein Kleeblat ab. Laß die treuen Seelen tausend Freüden zehlen.
115
seelig froh' und grau bringe ›e zu grab. dann sol Sylvia himmlis¡ werden meine, angethan mit S¡eine
120
mehr al# Cynthia.
CLVI. An meine lieb‰e Margari#: Zum Neuen Jahr. 1. Da# Jahr zwar i”t in Zügen lag. au¡ keine Birke grünt' im hag; der winter alle# hatt' entlaubet. die Wiese, son‰ voll Blumenklee, 5
nun mit der S¡neeges¡molznen See bede¿t, war aller zier beraubet. 2. Sylvano, Margari# ihr Hirt, um diese Zeit Feld-ein spazirt', hier, wo spielt in den grünen Gründen
10
der no¡ gar junge Vater Mayn. Zum Neuen Jahr der Hirtin sein, der Hirt ein Blümlein da¡t zufinden.
1659.
Floridans Amaranten-Garte
328
3. Er su¡t': iedo¡ er su¡t' ümson‰. bey Flora hatt' er keine Gun‰, 15
daß ›e ihm ließ ein Blümlein fallen. Er spra¡: soll# keine Blume seyn, so bri¡ i¡ ihr ein Reiselein; da# dann au¡ ihr nit wird mi#fallen. 4. So sagend, bra¡ er, n䡉 dem Steig,
20
von einer Birken einen Zweig, | gieng damit na¡ der Hütte wieder. S¡au, S¡äferinn! wa# bring i¡ dir? so rie[ er, und war[ an der Thür da# Reiß in ihrem S¡oße nieder.
25
5. Sie spra¡: wa# soll mir dieser Span? i‰ weder Laub no¡ blüt daran. du (sagt' er) mu‰ ihn grünend ma¡en. Pflanz ihn in deinen Garten ein. die Fru¡t soll unser beyder seyn.
30
J¡ thu' au¡ etwa# zu den Sa¡en. 6. Da# alte Jahr wird i”und neü. s¡au, daß ein Bäumlein worden sey, wann diese# Jahr au¡ alt wird werden. J¡ will begie‹en: wärme du.
35
J¡ s¡enk dir eine fette Kuh, wann grünt mein Rei# in deiner Erden. 7. Hab dir diß Rei# zum Neuen Jahr. und Tausend gute Stundenpaar i¡ dir dur¡ heißen wuns¡ verehre.
40
Leb seelig: fröli¡ und gesund! der Himmel s¡ü”e Perlemund, daß ›e diß Jahr kein Leid versehre. 8. Und wil‰ du wi‹en, wa# i¡ weiß: an dem Ge‰irn hab' i¡ mit Fleiß
45
ein große# Glü¿ vor mi¡ ersehen. diß Jahr mir Ehr und Gut verspri¡t:
Gedichte 156 und 157, 1659
329
wer will erlangen, zwei[le ni¡t! gläub nur! e# wird gewiß ges¡ehen. 9. E# wird ›¡ mehren unsre Heerd. 50
wir werden wohnen ohn bes¡werd, und unsrer Arbeit Frü¡te zehlen. | E# wird nit immer winter seyn. zur Freüd lädt un# der Sommer ein. drüm laß di¡ keine Sorge qvälen.
55
10. Hierauf gab' er ihr und empfieng viel Kü‹e, in die wett e# gieng. den Wuns¡ der Himmel kra[t woll geben. der laß da# Birkenreiselein zu seiner zeit au¡ grunend seyn;
60
auf daß der Stamm verjüngt mög leben.
CLVII. Feldgedi¡te, zur Ho¡zeit Zweyer Edlen, Lucidan# und Lucianen. J¡ muß sagen, wa# i¡ sah', und erzehlen, wa# i¡ hörte, Al# jung‰, von der Nori#burg auf# gebirg i¡ wiederkehrte. Götter, ni¡t nur in den Städten wohnen, wandeln au¡ im Feld, wo der Freyheit Lu‰ erfreüet, wo die Einfalt hof‰att hält. 5
Unterweg# und ungefehr wir in eine gegend kamen, wo dem Na¡bar-Fle¿en gibt grüne# Lindenhaar den Namen. Dorten mi¡ Silvano fande, der mi¡ fröli¡ wilkom hieß, der mi¡ seiner Freünds¡a]-Liebe man¡e# Zei¡en sehen lie#. wann mir re¡t i‰ (fieng er an) du kom‰ von der Pegni” wieder:
10
wel¡e# Fluße# o[t erwähnt, die man ›nget deine Lieder, deßen S¡äfer du di¡ nennte‰, du bekandter Floridan, mit Montano, Strefon, Claju#, Alcidor und Lerian und wer mehr ziert' eure Zahl. Komme! den ihr pflagt zu preißen, Komm, i¡ will dir diese# Strom#, deiner Pegni”, Ursprung weißen. |
15
Diese Anspra¡ mir besagte: Thue, wa# du sag‰, Sylvan!
Floridans Amaranten-Garte
330
(spra¡ i¡) ni¡te# angenehmer# mir heüt wiederfahren kan. tritt voran, i¡ folge dir. Unfern waren wir gegangen, da ersah' i¡ über un#, wie ein Bä¡lein lief gefangen in den Rinnenholz, geleitet über Thal zu einer Mühl, 20
da e# dann, ›e ümzutreiben, auf die slanken Räder fiel. S¡aue, (spra¡ er) dort gieng‰ du an der Pegni” o[t spa”iren: diese# i‰ ›e, hier der weg di¡ kan unter ihr hinführen unerseü[t und unbene”et. laß mir diß ein wunder seyn, unter Strömen tru¿en wallen und al# Nymfen gehn herein.
25
J¡ mu‰ la¡en, und hierbey dort an unsre Tri[ten denken, wo den Wiesen Rinnen au¡ Pegni” pflegen einzus¡enken, angefüllt von Wa‹errädern, in dem Linden-Jnsel-Thal, wann daß Flora will begrünen ihren Blum- und Kräuter-Saal. Jn dem Denken, im Gesprä¡, in dem La¡en und im Gehen,
30
trugen un# die Felder fort zu begrünten wälderhöhen, bi# wir, wa# wir, su¡ten, fanden. dort an einem Felsen‰ein sahen wir drey Qvellen qvellen, s¡i¿en klare# Gla# Thalein, ma¡en einen Silberbrunn angefüllt mit Flutkry‰allen; hörten über Stein und Kieß kleine Wudelwellen wallen.
35
J‰ dann diß die große Pegni”? i‰ ihr Anfang (fieng i¡ an) also kleine, daß ein Heüs¡re¿ hier darüberspringen kan. Denke, (spra¡ er) daß von hier ›e a¡t langer Meilen lau[et, denke daß ›e unterweg# man¡e Fluten in ›¡ sau[et, | eh ›e deine Nori# grü‹et: solt ›e dort nit grö‹er seyn?
40
also kan ›e, mit der Redni”, grö‹er ma¡en au¡ den Mayn. und so, wie mit dieser Qvell, geht e# mit den Mens¡en-Sa¡en: viele Bä¡lein einen Strom, Zusä” viel au# wenig, ma¡en. wann man wenig bringt zu wenig, thut man diese# o] und viel: endli¡ wird e# etwa# gro‹e#. Sammlen muß, wer häu[en will.
45
Jndem al# wir diese so und no¡ andre Reden trieben, sahen wir den Felsen ›¡ plö”li¡ o[nen und zerklieben, und bald einen alten Greißen ‰eigen au# der Klu[t herfür: Bart und Haare, waren Binzen; Moß, war seiner Glieder Zier; von Rohrblättern einen Kranz er auf seinem Haupte truge;
50
e# lie[ unter seinem Arm i”t die qvell au# einem Kruge.
Gedicht 157, 1659
331
seinen na‹en Bart er ‰ri¡e, daß ein Regen trop[te her. Mit er‰aunen wir erkannten, daß e# Vater Pegni” wär, der un# winkt', ihm zuzuhörn.
Vater Pegni”. La¡t ni¡t, meine Söhne! 55
redt nit mit gehöne hier von meiner Flut weil ›e qvillt so klein! ›e i‰ groß zua¡ten wann man wird betra¡ten
60
da# Glü¿ ihrer Strut, ihrer Wä‹erlein: daß auf na‹en Pfadt ›e dar[ Südwart# eilen und die Mauren theilen
65
einer gro‹en Stadt. | 2. Edle Nori#! deine Meine Stadt i¡ meyne. Edle Nori#, du adel‰ meinen Strand.
70
dein berühmte# Wesen, gibt au¡ mi¡ zu lesen. meiner Flut w䡉 zu Ruhm von ihrem Rand. wer die Nori# Burg
75
weltgeprießen kennet, au¡ die Pegni” nennet weil ›e flie‰ dadur¡. 3. Zwar vor diese Ehre, Nori#, i¡ di¡ nehre
80
meiner Fluten Bad s¡wängert dir da# Feld, sendet dir zu Tis¡e man¡e Art der Fis¡e,
Floridans Amaranten-Garte
332
treibt der Mühlen Rad, 85
bringet Gut und Geld. do¡ pfleg i¡ au¡, dir Ehr üm Ehr zugeben o[t mi¡ zuerheben au# der Klu[t allhier.
90
4. Solt i¡ i”und s¡weigen, und nit Ehr erzeigen diesem, der im Raht heüt geht oben an? seine hohe Gaben
95
ihn erhoben haben. seiner Tugend Saat er nun ärnden kan. ›ht au¡ ehr und Freüd an den lieben seinen,
100
die sein Glü¿ ümzäunen mit Zufriedenheit. | 5. Eine no¡ von vieren, die viel Gaben zieren eine To¡ter i”t,
105
gibt er glü¿li¡ hin einem edlen Sohne einer Jugend Krone, de‹en Sinn erhi”t man¡e Kun‰ Göttin
110
der da# Tugend-Lob seiner Ahnen mehret sein geblüt bewähret dur¡ Gemüte#-Prob. 6. Glü¿ wüns¡ i¡ den beyden,
115
(sagt# den Nori#-Heiden, meine Fluten, an) soviel Tropfen ihr
Gedicht 157, 1659
333
dorten führt im Strande: soviel man am Rande 120
Grä#lein zehlen kan, die ihr bringt herfür; soviel Körnelein mahlen eure Mühlen soviel, die da spielen
125
––
(53)
––
in eü¡, Fis¡e seyn. –– –– Al# er aufgehört zubrummen,
sahen au# besagter Klu[t wir no¡ ein paar Nymfen kommen, ein paar zarter Pegni”innen. Wir verbargen un# im Hag: al# Göttinnen anzus¡auen, viel zu fur¡tsam und zu zag. Also saßen diese drey, Vater Pegni” in der Mitten, beyde Nymfen neben ihm, s¡le¡t-begattet von dem dritten:
130
eine Bildung jener Tö¡ter zwis¡en ihrem Vater Loth, oder au¡ der s¡önen Venu# wann ›e herzt ihr S¡mide-Gott | Eine ließ auf einer Harp[' ihrer Finger Kun‰ erklingen, und, al# s¡ön wir sahen ›e, also s¡ön wir hörten ›ngen ihre S¡we‰er in die Saiten diese# Liedlein
135
––
Edle Kron der S¡äferinnen, Pegni”innen, Luciana, s¡ön‰e# Bild! deine S¡we‰ern wir, wir Nymfen 140
in den Sümpfen hören, wie du sey‰ gewillt zuverla‹en unsren Orden, eine zarte Braut bi‰ worden. 2. Zwar wir hätten lu‰ zu klagen
145
und zu sagen, daß dein S¡eiden un# betrübt a¡ du zierte‰ unsren Reyen mit Erfreüen: iede dir da# Zeügni# gibt,
––
Floridans Amaranten-Garte
334
150
daß Dianen, vor un# allen, Luciana wohlgefallen. 3. Du bi‰ na¡ dem Hirten Hau[en ni¡t gelau[en. Keüs¡heit wohnt in deiner Bru‰:
155
Alle Rei”ung zu dem Bößen, wie wir lesen hatt‰ du zu verliehren Lu‰. Ni¡te# liebte‰ du auf Erden al# nur, ni¡t verliebt zuwerden.
160
4. Zwar wir hätten viel zuklagen und zu fragen, wa# i”t ändre deinen Sinn? do¡, wer kan den Raht der Sternen von ›¡ fernen?
165
von der hohen Himmel#zinn' alle Lieb# gelübd', auf Erden fließen, dort bes¡lo‹en werden. | 5. Eine# un# in diesem Leiden ma¡et Freüden:
170
weil der Edle Lucidan, weil der Au#bund aller Hirten, rei¡ an Myrten, di¡ so führt von un# hintan, weil du ha‰ so wohl gewählet
175
sehen wir di¡ gern vermählet. 6. Venu# S¡ön' und freündli¡# Wesen, wie wir lesen, hatt‰ du lu‰ zu ‰ehlen dir. du dar[‰ nit üm Gaben sorgen
180
‰ehlen, borgen: deine angebohrne Zier di¡ die andre Venu# nennet, ma¡t, daß Lucidan entbrennet.
Gedicht 157, 1659
335
7. Lucidan üm di¡ im Herzen 185
fühlet S¡merzen: du mu‰ ma¡en ihn gesund. Kein Kraut unter soviel arten, w䡉 im Garten, daß da heilt die Liebe#wund'.
190
also sorgte‰ du vorde‹en. diese# Spru¡# mu‰ du verge‹en. 8. Lö[elkraut Syreno heilte, al# dur¡pfeilte Charitilli# sein Gemüt.
195
du mu‰ au¡ auf Heilung denken, ihme s¡enken wa# vor ihn bi#her geblüht, wa# in deiner S¡önheit Garten nur auf ihn hat müßen warten.
200
9. Eine Blum, sein Leid zurä¡en, laß ihn bre¡en eine nur er bre¡en will, und forthin der andren warten, ob der Garten |
205
i‰ no¡ zart zu diesem Spiel: ihme s¡adt nit diese# Pflü¿en viel mehr wird e# ihn beglü¿en 10. Lucidan# di–crete Finger, zarte dinger
210
wi‹en zart zu rühren an. Bri¡t er: er wird wieder pflanzen, Beetlein s¡anzen, ‰e¿en einen Blumenplan, ümher führen s¡öne Sträu¡er
215
und den Garten ma¡en rei¡er. 11. Nun so wandre zu den Frauen, laß di¡ trauen,
Floridans Amaranten-Garte
336
bi#her aller Jungfern Zier! werd au¡ eine Kron von ihnen. Ewig# grünen
220
wüns¡en deinen Freünd und dir wir, wir deine Pegni”innen ô du Kron der S¡äferinnen! (135)
––
––
––
––
––
––
Jn dem Nu
so vers¡wanden alle dreye in die Erd' und fiele zu 225
über ›e da# Lo¡ der Klu[t. wir voll wunder# ob den Sa¡en und voll S¡re¿en#, wurden ein#, un# von dar hinweg zuma¡en in Sylvano seine Hütten. do¡ so tranken wir im Thal au# der Pegni”, auf Gesundheit ihrer S¡äfer allzumahl.
CLVIII. die vom Silvano ni¡t-gefundene Silvia. Silvano, a¡! der Hirt, der nie mehr fröli¡ wird gieng an dem Strande; | geda¡te Sylvien, 5
sein Lie¡t, einmal zu sehn im Pegni”-Lande. 2. Von dem Gebirg herab, hatt ihn der Liebe#Knab dahin geführet.
10
Er gieng im S¡äfer-thal, da er so man¡e# mal mit ihr spaziret. 3. Betrübt rie[ er alda: J‰ hier nit Silvia?
Gedicht 158, 1659/60
15
337
ja! hört' er sagen. Nun dann, wo i‰ ›e do¡? wer redt? kom, laß mi¡ no¡ di¡ etwa# fragen. 4. J‰ oder war ›e hier?
20
a¡! daß ›e näm von mir da# bange wesen! gewesen! spra¡ die Stimm. Diß mi¡, wa# i¡ vernimm, nit ma¡t genesen. 5.
25
Sie war, und i‰ nit hier: diß sagt die Stimme, mir Ang‰ anzukleiden. Die Antwort Leiden spra¡. du sage‰ re¡t: mit A¡
30
muß i¡ ›e meiden. | 6. Viellei¡t sagt' E¡o diß? ô nein! von Dorili# ward er gehönet. Sie kro¡ vom Bus¡ herfür,
35
spra¡: mein! ha‰ du na¡ ihr di¡ so gesehnet? 7. Dort, wo ein Berg und Stein lädt Küh und Kälber ein zur KräuterWeide:
40
da kan‰ du finden ja dein Leben Silvia, auf grüner Heyde.
Floridans Amaranten-Garte
338
8. Die Sonne ›ebenmal in diesem Wiesenthal 45
i‰ s¡la[en gangen: seit deine Sonne ›e bey un# gewesen hie, goldhaar-behangen. 9. So will i¡ (spra¡ Silvan,)
50
Florinden spre¡en an, in ihr ›e sehen. Du wir‰ (spra¡ Dorili#) au¡ dieser, gläub gewiß, nit dürfen nähen. 10.
55
A¡! da¡t der Hirt bey ›¡: soll dan vom Kleeblat i¡ seyn abgeri‹en? | womit hab i¡'# vers¡uldt, vers¡erzet ihre Huld?
60
muß beyde mi‹en? 11. Hat dan mein treue# herz, a¡! hat e# sol¡en S¡merz erwerben können: so muß i¡ mi¡ fortan,
65
i¡ armer Hirt Silvan, unseelig nennen. 12. Silvia, Edle# Herz! womit hat diesen S¡merz eur Hirt verdienet?
70
Sein treue# Herz ja do¡
Gedicht 158, 1659/60
339
bey eu¡ wohnt immer no¡, in ho[nung grünet. 13. Sagt au¡, Florinda ihr! warüm versagt i‰ mir, 75
eu¡ anzuspre¡en? Wa# raubt mir unvers¡uldt bey eu¡ die alte Huld? Mein herz mö¡t bre¡en. 14. So da¡te dieser Hirt:
80
der Wind hat weggeführt die Seufzerwinde. E# hörte dieser Zeit nit Silvia sein Leid, au¡ ni¡t Florinde. 15.
85
Am Fluß er niederknieht, s¡nitt ab ein s¡lanke# Riet, ein Lied zu greifen, spra¡: dien mir, liebe# Rohr! glei¡wie dem Pan zuvor,
90
zu einer Pfeifen. | 16. J¡ Hirt, fühl deine Noht, ô Pan, du Hirten-Gott! da i¡ verlore mein lieb‰e Silvia:
95
‰eht mir dafür alda ein Büs¡el Rohre. 17. O Riet! a¡ pfeife mir ein Lied, von ihrer Zier und meinen S¡merzen:
Floridans Amaranten-Garte
340
100
ob etwan mein Gesang ihr mö¡te überlang no¡ gehn zu Herzen. 18. A¡ Riet, ô liebe# Riet! mein Herz in dir ›e ›ht.
105
Sie wird mir müßen
vergönnen diese Gnad, daß i¡, an ihrer ‰at, di¡ möge küßen. 19. Nim, Zefyr! meine Klag, 110
›e ihr vor Ohren trag. Sag au¡ mein Kränken, a¡! sag Florinden an, wiedaß mi¡ trö‰en kan ihr Angedenken. 20.
115
Florinda, Silvia, die Namen, s¡nitt er da in eine Rinde, spra¡: daß i¡ su¡te hier diß Paar, der Wälder Zier,
120
sey Zeug, ô Linde! 21. Mit La¡en Dorili# spra¡, al# ›e sahe diß: Trö‰ dein Gemüte! du kan‰ zu bette gehn
125
heut, an ‰at Silvien, mit ihrem Riete. |
Gedicht 159, 1661
341
CLIX. Zu de# Edlen Lucidor# und seiner Edlen Galatheen, Myrten Fe‰. 1. Lucidor, der Hirten Zier an dem s¡önen Pegni”‰rande, flohe vor dem Liebe# brande für und für. 5
seine Lu‰ war na¡zu‰ellen keiner Nymfe einen Wild: nur su¡t' er im Waldgefield Jagtgesellen. 2. Seine Freyheit, seine Freüd,
10
hat er in den Jugend-Tagen man¡e# Jahr herümgetragen weit und breit Scandien ihn er‰li¡ hatte, wo der kalte Nord herpfei[t,
15
wo de# Eise# Arm ümgrei[t die Ge‰adte. 3. Na¡mal# hat ihm zu dem Rhein Cimbrien den weg gewiesen, wo da# Meer den Ströme-Riesen
20
s¡lu¿t hinein. Bald so hat da# Land der Celten au¡ geadelt seine Reiß, wo der Kün‰- und Sitten fleiß pflegt zugelten.
25
4. Albion da# halbe Land, hat ihn über Meer empfangen, wo Olivier# Verlangen ‰und im brand. Bald rie[' ihm sein Teüts¡land wieder.
30
do¡ ‰und ihm der Sinn hinau#
Floridans Amaranten-Garte
342
al# er solte ›¡ zuhau# la‹en nieder. | 5. Von dem Freyen frey zu seyn, su¡t' er dien‰ in Na¡bar-auen, 35
wo die Nymfen Kräuter bauen an den Mayn. wo da# Land der freyen Anken dekt de# gro‹en Dafni# Cron. dort er mit dem Venu# Sohn
40
wolte zanken. 6. Sein herz ware Stahl und Erz, man¡er Pfeil ümson‰ abgienge ni¡te# au¡ bey ihm verfienge Venu# Herz.
45
Sohn und Mutter diß verdro‹e daß ihr Feur nit brennen wolt, daß da# Kind sein Bolzen-gold leer vers¡o‹e. 7. Halt! spra¡ Venu#: i¡, i¡ muß
50
i¡ will kommen selb‰ auf Erden. er soll mir verliebet werden, ihr zur Buß. kan ihn keine Mens¡inn brennen eine Göttin soll e# thun.
55
Meine Gottheit soll er nun lernen kennen. 8. Also s¡wang ›e ›¡ herab in der Pegni” Blumen wiesen, al# die we‰en i”t aufbließen
60
Blumen-haab Sie nahm an ›¡, Li‰ zu üben, einer S¡äferinn Ge‰alt. allen S¡äfern wurd al#bald heiß von Lieben
Gedicht 159, 1661
65
343
9. Sie sah' unsre Galathee, übers¡ön‰e# Bild, spa”iren | Lämmer auf die Weide führen in den Klee. Sie er‰aunt' ob ihren Wangen
70
zog den Spigel bald herfür sah, ob ›e kond ihre Zier überprangen. 10. Vater Zeu#, (rief ›e) auf Erd hat ein ander# ihr erzeüget.
75
die ma¡t, wann mein Gla# nit leuget, mi¡ unwehrt. Sind hier sol¡e Mens¡ Göttinnen! bleibe Venu# nur zu Hauß s¡öner# wird kein Himmel au#-
80
senden können. 11. Flammen-voll die Auglein ‰ehn, S¡nee und Purpur mahlt die wangen, im Corallen Mündlein prangen Perlen-Zähn,
85
Zwey der s¡ön‰en Hügel beben auf Alpa‰er-weiser Bru‰: diese S¡önheit könd au¡ Lu‰ Göttern geben. 12. Seidenzarte Händ' au#‰re¿t
90
dieser Arme Marmor-Lähne, und da# Kleid viel tausend-S¡öne no¡ bede¿t. Sohn, hier find‰ du Flamm und wa[en: ‰ell diß Bild ihn an die Seit,
95
deine# Hirten Härtigkeit abzu‰ra[en. 13. So s¡wang Venu# ›¡ davon. Lucidor war bald gefangen
Floridans Amaranten-Garte
344
ihm wieß Galatheen wangen Venu#' Sohn.
100
do¡ fieng ›e der S¡äfer wieder hielt der S¡önheit gegenwag. Heüt be›ngt den Ho¡zeit Tag Hirten brüder. |
CLX. Liebe# gesprä¡e Zweyer Edlen verlobten, Damon# und Cathari#. D. 1. Sagt mir, Kron! der Donauinnen, Edle Hirtin, saget mir: wa# ma¡t ihr alleine hier C.
Edler S¡äfer! meine Sinnen labt die liebe Lenzen Zeit,
5
und die neüe Blumen Freüd. D. 2. S¡ön‰e wolt ihr Blumen s¡auen s¡auet in dem Spiegel an eurer Wangen Rosenplan. 10
C.
J¡ mag einem Gla# nit trauen und wa# soll der ausen-S¡ein? wahre Zier muß innen seyn.
D. 3. S¡öne Seel im s¡önen Leibe! diese Rede redt von eü¡, ma¡t eü¡ den Göttinnen glei¡.
15
C.
Jhr seyt hönis¡, wie i¡ gläube. Jhr mahlt mi¡ na¡ eürem Sinn, wie i¡ seyn solt und nit bin.
D. 4. Sonne dieser Feldereyen, habt' ihr nit ein Kind gesehn
20
in der Näh vor über gehn? C.
worzu soll die Frag gedeyen?
Gedicht 160, 1661
345
i¡ sah niemand auf der Bahn. und wa# geht ein Kind eü¡ an? 25
D. 5. A¡ ein Knab hat mi¡ be‰ohlen, meine Freyheit trägt er hin, daß i¡ nun gebunden bin. C.
Kan man ›e nit wieder holen? und wie seit gebunden ihr da ihr ‰eht ganz ledig hier. |
30
D. 6. A¡ da# Band bindt' in dem Herzen, da# au# eurer Tugend Zier Amor hat gewürket mir. C.
S¡äfer, eü¡ beliebt zu s¡erzen. wohl wann i¡ gebunden hab
35
will i¡ wieder lößen ab. D. 7. Nein! i¡ bleibe gern gebunden. la‹t den Knopf nur ma¡en glei¡ la‹t mi¡ wieder binden eü¡ 40
C.
Wunden s¡euen, die gesunden. weil ihr mir von Lieben sagt, mi¡ die Fur¡t der S¡merzen plagt.
D. 8. Für¡tet nit der Liebe Plagen Gegenlieb, i‰ Arzeney ma¡t die Herzen S¡merzen frey.
45
C.
J¡ laß mir den Tro‰ behagen aber bä‹er dem ges¡i¡t der de# Arzt# hat nötig nit.
D. 9. Edle Hirtin, nehmt, i¡ gibe, gebt, so nimm i¡ Flamm üm Flamm
50
la‹t un# ru¿en so zusamm. C.
Edler Hirt, führt eü¡ die Liebe an ein fremde# Ufer au#? wa# ihr su¡t, findt ihr zuhau#.
Floridans Amaranten-Garte
346
D. 10. Liebe führt mi¡, wie ihr saget,
55
lädt mi¡ an die Donau ein, die soll meine Pegni” seyn. C.
Wann da# Herz im Mund ihr traget, seit ihr der, der in der welt mir vor allen wohlgefällt.
60
D. 11. Nun so ›nd wir dann gepaaret i¡ bin eüer, mein seit ihr. gebt eü¡ hin habt mi¡ dafür! C.
hat der Himmel vorgesparet ein# dem andern, wie e# s¡eint:
65
ey so bleiben wir vereint. |
CLXI. Filidor, an die unbarmherzige Climene. 1. Climene, Wälder-Zier! i¡ bitt erlaubet mir, daß i¡ e# frey bekenne eü¡ unbarmherzig nenne. 5
Und zwar selb‰ gegen eü¡ seit ihr an Härte rei¡. 2. Sind eure Augelein nit voller Stralens¡ein, der Sonne selb‰ zu Neide?
10
no¡ gönnt ihr diese Freüde den Fremden augen ni¡t, zusehn diß s¡öne Lie¡t. 3. Ein Li¡t, muß geben S¡ein, muß nit verborgen seyn.
15
Ein Mund sey unvers¡lo‹en, den Honigseim dur¡go‹en.
Gedicht 161, 1661/62
347
Jhr habt Beredtsamkeit: wie daß ihr ‰umme seit? 4. Jhr wolt ni¡t, daß man seh 20
den zarten hände-S¡nee. Soll man ›e tre[li¡ wi‹en, und s¡auen nit, nit kü‹en? a¡! eurer Oba¡t wa¡t diß Glü¿ un# theuer ma¡t.
25
5. Zwar wie ihr thut, mö¡t ihr ver‰e¿en eure Zier: do¡ könnt ihr un# nit wehren, zulieben ›e, zuehren. entziehn könnt ihr eü¡ ni¡t
30
dem Gei‰, wie dem ge›¡t. | 6. Die S¡äfer, und bevor i¡ euer Filidor, werd' eurer S¡önheit Gaben, bi# daß i¡ bin begraben,
35
(diß s¡wör' i¡ bey dem Pan) Kniefällig beten an. 7. J¡ sage fort für fort diß wehrte wahre wort: Climene unsre Sonne,
40
i‰ aller Hirten wonne; die au¡ mit augenWeid die Götter selb‰ erfreüt. 8. Ô Göttinn bey der Heerd, Climene Preiß der Erd!
45
wolt ferner ni¡t ver‰e¿en wa# wehrt i‰ zu entde¿en. Zeigt eurer S¡önheit Haab, die eü¡ der Himmel gab.
Floridans Amaranten-Garte
348
9. Bli¿t unsre Herzen wund! 50
la‹t euren süßen Mund mit Reden un# entzü¿en. gönnt unsrem Mund, zudrü¿en, auf eure Engel-hand, der Lieb verehrung#-pfand.
55
10. Hätt man¡e Hirtinn hier den S¡atten eürer Zier, wie würd ›e damit prangen! So legt nit mehr gefangen die S¡önheit, wel¡e ma¡t,
60
daß man eü¡ göttli¡ a¡t.
CLXII. An die vers¡lagene Delie. 1. Wann Filidor dar[ etwa# fragen, ô Delie, der Nymfen Zier! | so bitt' i¡ s¡ön, ihr wollet sagen, auf meine Frag', ein antwort mir. 5
denkt, wann i¡ eü¡ verdruß gema¡t, daß mi¡ eur S¡weigen reden ma¡t. 2. Sagt, warüm liebt ihr so vers¡wigen? kan so ein Feur verborgen seyn? könd ihr so heimli¡ eü¡ vergnügen,
10
daß e# nit au# den Augen s¡ein? J¡ weiß, e# brennet eur Gemüt: iedo¡ man keine Flamme ›ht. 3. Viellei¡t i‰ diese# ein Ges¡i¿e de# Himmel#, dem ihr seit verwandt,
15
daß in Vers¡wiegenheit fürbli¿e, ô Nymfe! euer Ho¡ver‰and. e# i‰ ja nit geringe Kun‰, verbergen eine Feuer#brun‰.
Gedicht 162, 1661/62
349
4. Viellei¡t wolt ihr also dem Neide 20
der andern S¡äfer beugen für: weil nur dem Celadon gibt Freüde, ô Göttinn! eure HimmelZier. die Sonne nur den Mond erleü¡t, wann ›e der welt verblie¡en deü¡t.
25
5. Wer könd au¡ wohl die Mi#gun‰ laßen? nur ihme s¡enkt ihr eure Gun‰. do¡ wer kan, den ihr liebet, ha‹en? ob man¡er S¡äfer liebt ümson‰: do¡ i‰, daß ihr vergnüget seyt
30
mit Celadon, au¡ unsre Freud. 6. Nun, ihr mögt lieben na¡ belieben, eü¡ bergen oder ma¡en kund. | Er bleibt eü¡ do¡ in# Herz ges¡rieben, ob Er nit s¡webet in dem Mund.
35
Die Zung ihn nit verrahten wird, daß er so wohl i‰ einlogirt. 7. La‹t die Gedanken von ihm spre¡en, bringt s¡on die Zung kein wörtlein vor. Jnde‹en soll die wolken bre¡en
40
mit einem Wuns¡e Filidor; mit einem Wuns¡' er in der ‰ill eur' Antwort, Nymfe! kau[en will. 8. Der Himmel liebe Euer Lieben ô Delia! der Nymfen Zier!
45
Kein Leid soll eure Freüd betrüben. lebt wohl vergnügt na¡ selb‰begier. So wird die ‰umme Liebe#pein zule”t mit wonne redend seyn.
Floridans Amaranten-Garte
350
CLXIII. Die Vera¡tete Ho[nung Solt i¡ mi¡ grämen, mir selb‰ mi¡ nehmen weil mir da# Glü¿ nimmt alle Ho[nung hin? ni¡t gern i¡ mi¡ verliehr. 5
i‰ do¡ no¡ Muht in mir! i¡ bin gerü‰: Ni¡t# ho[en, meine Ho[nung i‰. 2. J¡ laß sein S¡elten zwar etwa# gelten,
10
mö¡t lieber wohl bey ihm in gnaden seyn. do¡ laß i¡ ihm sein Spiel und su¡ ein ander# Ziel, gib Li‰ üm Li‰. Ni¡t# ho[en meine Ho[nung i‰. |
15
3. J¡ laß hinraus¡en, kan au¡ wohl taus¡en. i¡ la‹e gern wa# mi¡ verlaßen will. Mein Sinn zu Leid und Freüd ›¡ lang‰ hat vorbereit,
20
ganz unentrü‰. Ni¡t# Ho[en meine ho[nung i‰. 4. Zwar der kan prangen, der sein Verlangen im Glü¿e# port ›ht seelig lau[en ein.
25
do¡ ›¡ der Lu‰ genuß o[t endet in Verdruß, und bald vers¡ie‰. Ni¡t# ho[en meine ho[nung i‰. 5. Wer ni¡t begehret,
30
lebt unbes¡weret. Wer viel verlangt, erlanget selten viel
Gedichte 163 und 164, 1661/62
351
Ein großer Muht ni¡t# a¡t. ein dapfer# Herze la¡t der Eitelkeit. 35
Ni¡t# wüns¡en, i‰ Zufriedenheit 6. Wen wieder ho[en ein Glü¿ betro[en, der wird gelabt, e# s¡me¿t ihm no¡ so süß. Gibt Glü¿, so nehm i¡ an.
40
wa# e# mir abgewann, mi¡ ni¡t verdrie‰. Ni¡t# ho[en meine Ho[nung i‰. 7. Da# Glü¿ mag walten: i¡ werd ‰ri¡ halten.
45
wa# mir versagt, mag immer fahren hin. | vergnüget dru¿ i¡ fort hab mir diß wahre wort zum Spru¡ erkie‰: Ni¡t# ho[en, meine Ho[nung i‰.
CLXIV. Die verzweiflete Ho[nung. 1. Son‰ ni¡t# mehr i¡ ho[en kan, al# die ho[nung zuverlieren die da# Glü¿ mir will entführen. ha! verzwei[lung! komm heran, 5
thu, wa# dir (da# mit mir spielet) mein verhängni# anbefihlet. 2. Liebe Ho[nung! e# i‰ Zeit, e# i‰ Zeit daß wir un# s¡eiden. du mu‰ mi¡, i¡ soll di¡, meiden:
10
ob der S¡merz da# herze s¡neidt. S¡au verzwei[lung einherrennen, die da kommet un# zutrennen.
Floridans Amaranten-Garte
352
3. Sagt, ihr Felder, wa# ihr wi‹t, wie ihr man¡e#mahl gesehen 15
mi¡ mit meiner Ho[nung gehen, wie mir wohl gewesen i‰; wa# für worte o[t gefallen, hört man no¡ die Bä¡lein lallen. 4. J‰ nit no¡, du S¡attenwald!
20
dort auf deiner Stämme Rinden Jnnhalt unsrer Lu‰ zu finden? E¡o au¡ no¡ wiederhallt, wa# i¡ o[t rie[ auf der Heide: Ho[nung i‰ mein hö¡‰e Freüde. |
25
5. Zeit und Freüd, wo bi‰ du hin? i¡ verspra¡ mir sü‹e sa¡en, wie mi¡ Ho[nung würde ma¡en Glü¿ha[t no¡, na¡ meinem Sinn. J¡ da¡t: laß der Zeit den willen!
30
›e wird meinen wuns¡ no¡ ‰illen. 6. J”undt kommt Unmögli¡keit, und verkartet alle Sa¡en, rei‹t den Anker von den Na¡en, daß i¡ werd der wellen Beüt.
35
Sü‹e Ho[nung, Tro‰ im Leiden! gute Na¡t! wir mü‹en s¡eiden. 7. Ziehe hin, du wehrte# Kind! geh, zu andern di¡ geselle, die von wilder unglü¿#welle
40
nit, wie i¡, verfolget ›nd. dar[‰ du mir nit Freüde geben, sag i¡: lebe wohl, mein Leben! 8. Komm, Verzweiflung, mein Gespiel! gern will i¡ dir seyn verpfändet,
45
weil di¡ sü‹e Ursa¡ sendet. Komm, Unglü¿, dein Mütlein kühl!
Gedichte 164 und 165, 1661/62
353
biet mir tru”! i¡ tro” di¡ wieder: du s¡läg‰ mir den Muht nit nieder. 9. J¡ bin ja so s¡eel, al# du. i¡ kan dulten, kan‰ du plagen.
50
J¡ will danno¡ ni¡t verzagen, ob du mir ni¡t gönn‰ die Ruh. E# i‰ no¡ viel Muht# im Herzen: der soll deinen Grimm bes¡erzen. | 10. Kummer-s¡wamm, Verge‹enheit!
55
komm, lös¡ mir au# den Gedanken, diese# S¡eiden, diese# wanken. do¡ bleibt mir die bittre Freüd in da# Herze eingeä”et: daß mi¡ Ho[nung ein‰ erge”et.
60
CLXV. Der ge‰ra[te Ho¡mut. Man ›het eü¡, Nymfe, begabet vom Himmel, mit S¡önheit holdseelig geziert, und daß ihr viel Tre[li¡keit habet, daß eü¡ der vollkommenheit Lobspru¡ gebührt. 5
do¡ wi‹et, der Ho¡mut erniedert eü¡ sehr der Stolz eü¡ ver‰ellet und s¡mälert die Ehr. von diesem gewölke werden zumahl verdunkelet eure Strahlen ohn Zahl. 2. Der Föbu# mit rö–li¡ten Wangen,
10
ho¡‰ehend am Himmel die Erde anla¡t: die Demut erhöhet sein prangen, er wird au¡ de#wegen nit ringer gea¡t. glei¡ also die S¡önheit, die Sonne der Erd, dur¡ niemand-vera¡ten ›¡ ma¡et mehr wehrt:
15
ein freündli¡e# La¡en s¡öner ›e mahlt. da# wird ihr mit Lieb und Ehre bezahlt.
Floridans Amaranten-Garte
354
3. Der Ho¡mut ›¡ selber nur kränket; Stolz nahet dem Sturze, ihm folget der Fall. diß Spri¡wort, ô Nymfe bedenket. 20
die Thürne zertrümmert der donner mit Knall, wir[t s¡wül‰ige Ei¡en mit Strei¡en zur Erd: der niederen Bäumlein er keine# versehrt. die ‰urzende Felsen fället die Zeit. der Übermut ma¡t ihm selber nur Leid. |
25
4. Und warüm soll eine Person eü¡ ma¡en die anderen alle vera¡ten? wa# nü”t eü¡ der s¡mä¡lige Hon? al# daß man eü¡ wieder zu hönen wird tra¡ten. E# i‰ eü¡, den einen zulieben allein,
30
e# i‰ eü¡ erläubet, die seine zu seyn; die Freyheit i‰ eur na¡ eigenem Sinn seit immer ges¡o‹en, s¡enket eü¡ hin. 5. Brennt immer, und ma¡et ihn brennen. seit aber nit gegen die andern so kühl,
35
al# wären ›e Krautköpf zunennen, al# wann eü¡ son‰ niemand und niemand gefiel. liebt einen, la‹t andere gelten darneben, die etwann in einiger a¡tung au¡ leben la‹t ›e mit vor gute Leüte pa‹irn
40
ihr mü‹et nit, andre s¡mähend, bravirn. 6. Auf etwa# dann etwa# gehöret. ihr habt zuerwarten, wa# andern ihr thut. vor Ehre, man wiederüm ehret: Vera¡ten, zur Ra¡e erhi”et den Muht.
45
E# bleibet nit S¡uldener gerne der Wald: die worte mit antwort er redli¡ bezahlt. Wer redet und thut, wa# ihme gefiel: muß hören und sehn, wa# er au¡ nit wil. 7. Zuviel ja nit tro”et und trauet:
50
e# kan bald da# Blätlein verwenden der wind.
Gedichte 165 und 166, 1661/62
355
Nur eüre Gespielin ans¡auet, die ›¡ von ihr selber betrogen befindt. Seit ›¡er! in kurzen wird# lehren die Zeit, wie daß ihr mit einbüß Gedanken voll seit. daß euer Vorhaben, übel beda¡t,
55
auf krebsen ›¡ hat beritten gema¡t. |
CLXVI. De# Glü¿e# Unbe‰and. Au# ihrer hütten mit san[ten S¡ritten gieng Hiposene in den n䡉en wald; üm ihre S¡äfelein 5
besorgt zu seyn; zu su¡en Freüd in der Gedanken Einsamkeit. 2. Dort wider ho[en ward angetro[en
10
Galande in gedanken ganz vertie[t, Galande s¡ön und wehrt, bey ihrer Heerd: die ›¡ zer‰reüt ob ihrer Hirtinn Traurigkeit.
15
3. Sagt, wa# vor sa¡en eü¡ also ma¡en (fragt Hiposene) der gedanken voll? da# Glü¿ so wankelbar (die Antwort war)
20
ward mir bekandt glei¡ i”t, dur¡ einer Hirtinn Hand. 4. J¡ kan nit wi‹en no¡ mi¡ ents¡lie‹en, ob mir ein Glü¿ solt geben Freüd forthin:
Floridans Amaranten-Garte
356
25
ob mir soll ma¡en bang unglü¿#-bedrang. | nur findt man heüt Be‰and in Unbe‰ändigkeit. 5. Ma¡t diese# Wanken
30
eü¡ voll Gedanken deß muß i¡ wundern mi¡: die andre spra¡. denkt, daß wir alle seyn, ihr ni¡t allein, am wandelrad
35
de# Glü¿#, auf Gnad und Ungenad. 6. Zwar sein Enthulden wär no¡ zu dulden: wann nur da# Glü¿ nit wär so plump und blind. von ihm wird ni¡t begün‰
40
wer hat verdien‰: wem e# zufällt, der gilt, i‰# s¡on ein s¡le¡ter Held. 7. J¡ laß ges¡ehen, wie e# will gehen:
45
solt mir da# einen Seü[zer dringen ab? der Himmel sey dafür! i¡ will bey mir bela¡en nur de# blinden Glü¿e# Creatur.
50
8. Wa# eü¡ betrübet, mir Tro‰ eingibet. Glü¿ und Unglü¿ be‰eht in Unbe‰and. da# Glü¿, den e# i”t hebt, au¡ bald begräbt.
55
bald ‰eigt empor wa# unterdru¿et war zuvor. | 9. Die Na¡t hereilte, diß Paar zertheilte:
Gedichte 166, 167 und 168, 1661/62 und 1663
357
weil iede mu‰ eintreiben ihre Heerd. 60
so s¡nell hatt ›¡ die Na¡t herbey gema¡t: au# blo‹en Neid, ob Hiposen' Ents¡lo‹enheit. 10. Galande s¡riebe,
65
au# unmut#-triebe, no¡ diesen Wuns¡ in einen Tannenbaum: wann daß zu hö¡‰ am Bret dein Glü¿e ‰eht, so sey vergwi‰,
70
daß du dem Sturz, am N䡉en bi‰.
CLXVII.
1663
An eine Dame. Kron der Nymfen! Euren Nam la‹et diese Zeilen krönen. Au# dem herzen, da# eu¡ ehret, euren Ruhm trinkt diß Papier. Leu¡tet her mit süßer Gun‰, ô ihr Sonne unter S¡önen! Gönnt mir, daß i¡ mi¡ mög nennen einen Freund von eurer Zier. 5
Unverlängt erfüllet werd eurer Wüns¡' holdseelig# Sehnen Füg der Himmel, wa# i¡ wüns¡e: s¡ön sey euer Glü¿, wie ihr. Ziel verliebter Augenbli¿'! al# die meinen auf eu¡ s¡ießen: Traut! ›e la‹en ungeredt eu¡ de# herzen# denken wi‹en. |
CLXVIII. Holds¡a]-Gesprä¡e. C. Cur der Wunden, die mi¡ s¡merzen! seit mein Arzt und Arzeney. D. Sind e# Wunden? ja, im Traume! denkt, daß i¡ kein doctor sey. C. Eurer Gnade Balsam heilt, meine wahre Herzen#Wunden. D. Eingebildter Herzen#Ri”, wird au¡ dur¡ den Wahn verbunden. 5
C. Habt Erbarmen, seit, ô S¡öne! nit nur s¡öne, seit au¡ mild. D. Findt e# ursa¡, i‰ mein herze nie mit Grausamkeit erfüllt.
Floridans Amaranten-Garte
358
C. Ursa¡ sattsam! soll man dann, üm daß man eu¡ liebet, ‰erben? Vielmehr lebe, wer eu¡ ehrt! Ungnad soll der Neid erwerben. D. Redt ihr, wa# ihr denkt, so ho[et! Ho[nung krönt Be‰ändigkeit. 10
C. Diß mein Leben, und mein Lieben, soll aufhörn zu einer Zeit.
CLXIX. Zu eine# Edlen Paar#, Filidor# und Ba›lenen, Myrten Fe‰. Jn de# Myrtillu# S¡äferGedi¡te. E# blökt die Heerde na¡ den Ställen, weil nun der Abend daher na¡tet. Da# alte kalte und unge‰alte Jahr, nimt nun au¡ Abs¡ied, gesonnen, ›¡ und die liebe Felder-Lu‰ unter da# greiße Ei#-|Marmor zu begraben. Viellei¡t i‰ diß der lezte Tag unsre# heurigen S¡äf-trieb#. J¡ will, damit i¡ in diesem Spiel nit ‰umm abtrette, dem Edlen Verliebten-Paar und dem altverlebten Jahr zuglei¡, aber in unglei¡em Ver‰ande, zum bes¡luß, eine gute Na¡t wüns¡en.
1. Feld, Welt frommer Hirten! werd nun eine Wü‰eney. Wilt Wild nun bewirten? diese# dir erlaubet sey. 5
Alte# Jahr! zu ruhe geh, und dein De¿bett sey der S¡nee. Sezt die S¡la[haub' auf, ihr Bäume! Da# Feld räume, bleib daheime,
10
Filli#! e# wird Winter-Na¡t.
Gedicht 169, 1663
359
2. Fleu¡, wei¡, güldne Sonne! Do¡, man ho[t die Wiederkehr. S¡eidt heut deine Wonne: morgen blinkt ›e neu daher. 15
Auf den rauhen S¡auer-wind, Floren san]er Buhl ›¡ find. S¡la[‘ nun warm im Wollenkleide, Feldman#-Freude, Ho[nung-Weide,
20
Grüne Saat! zu guter Na¡t! 3. Geht! ‰eht au¡ nit lange, ihr verliebte# Edle# Paar! Solt wol ma¡en bange Eu¡ da# nunmehr-kalte Jahr?
25
Nein! e# werden zwey paar Arm' | ein# dem andern ma¡en warm. Wen die Lieb zu Bette führet, ni¡t erfrieret: i‰ probiret.
30
Geht! habt eine süße Na¡t! 4. Su¡t Fru¡t in dem S¡weiße, und be‰ellt die WinterSaat. Prob, Lob gibt dem Fleiße, wann der Sommer Aehren hat.
35
E# sey eu¡ der Himmel klar, wie er heut und ge‰ern war! au¡ die Na¡t eu¡ heiter s¡eine! Gott ableine trüb# Geweine.
40
Nun, ihr Lieben! Gute Na¡t!
Floridans Amaranten-Garte
360
CLXX. Zu einem Myrten-Fe‰.a. Hätte ni¡t der Tod entführt unsre# Edlen Strefon# Spielen; wann der braune Mei–ner-Hirt, Klaju#, no¡ mö¡t Reimen kielen; 5
wär e# üm die alte Zeit: Floridan solt neben ihnen diese# MyrtenFe‰ bedienen mit beliebtem Lieder-‰reit. Sungen wir nit man¡e#mal,
10
wo die s¡lanke Pegni” fließet, dorten in dem Wiesenthal, und da# Blumenland dur¡gießet; wo der linde Linden-Wind kräuselt jene# Tei¡e# Fluten;
15
Wo de# Eimer-Rade# Struten bunter Auen Tränke ›nd. | Fa‰ s¡on zweymal zehenmal hat der S¡nitter Korn gemeyet, und den bunten Blumensaal
20
unsrer Flora abgeheuet: seitdaß, Edel-s¡öne Braut! eurer Edlen Eltern Freude hat erklungen auf der Weide, al# ›e wurden au¡ getraut.b.
25
Damal# pfi[en man¡e# Lied, obbelobte beyde Hirten, auf dem s¡wanken Halmen-Lied, unter Cytheräen Myrten. O] i¡ lise no¡ mit Lu‰,
30
wa# für Wüns¡e dort erklungen und da# doppel-Paar besungen, wie der Nori# i‰ bewu‰
Gedicht 170, 1663
361
Zeit verändert Zeit und Leut. Andre# Thun komt mit den Jahren. 35
J¡ muß iezt die theure Zeit auf die O‰Ges¡i¡ten sparen do¡ der alten Lu‰ i¡ pfleg o] mit Wollu‰ na¡zu›nnen, beym Ge‰at der Pegni”innen,
40
auf dem grünen Wiesen-Weg. Jüng‰ fand i¡, im neuen Klee, eine alte S¡äferFlöte, bey dem LindenJnsel-See. Man sey einmal Feld-Poete!
45
Jezt, da ›¡ die Erd verjüngt, da der S¡lü‹el grüner Felder baut die Auen, krönt die Wälder: Lu] und Feld und Wald erklingt. | Dortmal#, al# da# Frieden#Mahl
50
eine S¡aar der Götter ehrte, im begrünten Hütten-Saal, und de# Fe‰e# Freud vermehrte: Euren Edlen Lieb‰en hier hat mit andren man gesehen,
55
al# die s¡öne Venu#, gehen. Jezt seit seine Venu# ihr. Mit der Zeit, so wandlet eu¡ ein Cupid¡en an der seite: und er, wird dem Vatter glei¡.
60
Nun, diß sey ein glü¿li¡# Heute! Wa# für Wüns¡e Strefon sang, und der Klaju#, bey den Heerden: diese# müß eu¡ alle# werden, Edle Lieben, leben#lang!
a. Monsieur Carl Welser– Patritii Norici und Jungfrau Magdalenae Barbarae Slüßelfelderin.
b. S. Strefon– und Klaju– S¡äfergedi¡t, in der Pegne›–.
Floridans Amaranten-Garte
362
CLXXI. Zu einem andern. Al# die wei‹e S¡nee-s¡la[haube dortmal# Tellu# aufgesezt, und mit dem verfalbten Laube die Napäen ›¡ gelezt, 5
al# so man¡e Flut-Najade eingefrohr' im Pegni”bade, spra¡ die alte kalte Zeit: Gute Na¡t, vergangne Freud! Jezt, da Flora wiederkehret
10
mit der bunten BlumenKron, da die Ehr der Felder ähret, zu de# Feldmann# Ernde-Lohn, | da mit den smaragdnen Matten buhlt der Jüngling-Bäume S¡atten,
15
spri¡t die süße LenzenZeit: Sey wilkommen, neue Freud! Dortmal# al# der Hirt mit s¡merzen seiner Augen Lu‰ verlohr, und die häl] von seinem herzen
20
ihr da# kalte Grab erkohr, al# ihr Tod an seinen Wangen hieß da# Ei# der Threnen hangen: hat de# Leide# Winterzeit ihm zur Freud den Weg vers¡neyt.
25
Jezt, da ›¡ in seine Arme legt ein andre# Ander-Er, da die Lieb ihm wieder warme ma¡t na¡ kalter Na¡t-bes¡wer, da ihn grüßet seine Sonne
30
mit verjüngter Sommerwonne: da wird ihm, zur neuen Freud, in Bayreuth die bahn bereit.
Gedichte 171, 172 und 173, 1664 und 1665
Wüns¡e, Pegni”! HimmelSegen, soviel deine Flut wäs¡t Sand, 35
soviel Tropfen walzt der Regen, soviel au¡ der DonauStrand und der Mayn führt S¡i[' und Fis¡e. Segen sey im Bett', am Tis¡e, in dem Keller und im S¡rein:
40
hier sol ni¡t# dan Segen seyn.
CLXXII. Uber Myrtillen# Ubelaufwesen. Sonnet. Myrtillu# krankt: diß kränkt die Pierinnen: wann er ver‰ummt; wer ‰immet Lieder an? | Wer ‰i¿et Kun‰ in Faunu# grüne Fahn? Myrtillu# krankt! diß kränkt die FeldHuldinnen. 5
Myrtillu# krankt! diß kränkt die Pegni”innen. Weil iezt sein Thon ›e ni¡t erfreuen kan. Der theure Hirt, der fromme Gotte#mann, Myrtillu#, krankt! diß kränkt die Sioninnen. Sein Kranken kränkt au¡ seinen Floridan:
10
der, um sein Heil, klop] an die HimmelZinnen. Du wol‰ ihn un#, ô hö¡‰er! lang no¡ günnen: du wei‰, daß er dir dienen will und kan. E# i‰ no¡ Zeit, ihm deine Freud zu geben, er komt no¡ wol: laß un# Myrtillen leben.
1665
CLXXIII. Jn Cleodor# AndenkBu¡. Merk mir diesen Tag, den lieben, Mutter Pegni”! und er werd, hier im LindenThal der Heerd,
363
Floridans Amaranten-Garte
364
in da# RindenBu¡ ges¡rieben! 5
S¡reib: e# i‰ der Hirten Zier, Cleodor, gewesen hier. Wo der Edle Strefon spielte, wo dein Klaju# Lieder pfi[, wo Myrtillu# liebli¡ gri[,
10
wo Montano Halmen kielte: dorten Cleodor betrat deine# Rande# grünen Pfad. Jhm beliebet ja da# Singen deiner Hirten, die no¡ i”t,
15
wan ›e deine Gun‰ erhizt, ma¡en dein Ge‰ad erklingen. Drum be‰imm dein hole# Rohr, mit dem Namen Cleodor. | Au¡ die Elbe, wo mir flogen
20
o] die Segel im ge›¡t, ihn vor ihren Freund anspri¡t, ma¡t den Dafni# ihm gewogen. Dafni#, Prei# von Cimbrien, Cleodorn o] grüßet s¡ön.
25
Au¡ die Jlme, deine S¡we‰er, und ihr Thyr›#, hält ihn wehrt: Thyr›#, den mein herz o] ehrt, der pflegt unsrer Palmen-Ae‰er. Nun, i¡ s¡reib in alle Bäum:
30
Cleodor un# su¡te heim. Jeden Stamm werd i¡ verwunden in der LindenJnsel dort: daß sein Name fort und fort an der Pegni” werd gefunden.
35
Cleodor! mit treuem Sinn reis na¡ deinem Pregel hin.
Gedicht 174, 1665
365
CLXXIV. Jn meinen, an eine Edle Leonora verehrten, Lorbeerhayn. Reise hin zu s¡öner Hand: Glü¿ dir gnadet, ›e zu kü‹en, Bü¡lein! geh und sey mein Pfand, daß i¡ ihr leb dien‰-gefli‹en 5
Etwan zum Behälterlein ›e dir ihren Busen gibet: a¡ nun bin i¡ (spri¡ verliebet) Leonoren Lorbeerhäyn. Sey du eine Blumenheyd:
10
wan ›e su¡t mit süßen Bli¿en | bey dir ihre Augenweid. Zwar die Grä#lein kan erqui¿en einer Sonne Wärm und S¡ein. Größer# Glü¿ ha‰ du gewonnen:
15
dir ›nd, eine ni¡t, zwo Sonnen Leonoren Aeugelein. Man¡en Kuß du dru¿en wir‰ in ihr rohte# Wa¡# der Lippen, wan du o] spaziren führ‰
20
zwis¡en den Corallnen Klippen deine Lieder, du mein Häyn! Mit dem süßen Stimmgethöne, wird dir eine Erd-Sirene Leonoren Münd¡en seyn.
25
Bü¡lein, reise hin! e# i‰ no¡ ein Wuns¡, den i¡ mitgebe. Solang du ihr eigen bi‰, Leonora glü¿ha] lebe! Eile, forthin ihr zu seyn.
30
Und mit diesem Glü¿ zu pralen,
Floridans Amaranten-Garte
366
spri¡: J¡ komme, S¡uld zu zahlen, Leonora! laß mi¡ ein. J¡ beding mir einen Kuß, und um den sol‰ du mir werben: 35
do¡ der mi¡ ni¡t ‰e¡en muß, son‰en würd i¡ Wunden erben. Solt mir diß versaget seyn: wer wird wehrn, daß i¡, zur Ra¡e, mi¡ zu ihrer Lieb‰en ma¡e,
40
meiner Perle in dem Häyn. |
CLXXV. An Silvia, bey übersendung de# BlumS¡äferBande# und LorbeerKränzlein#. Je länger ie lieber ›¡ ma¡et die Spra¡e, die Teuts¡e, ›¡ nennend vom ewigen Teut. Jhr la¡et, vom blauli¡t-demantenen Da¡e, der hö¡‰en Erhöhung erwüns¡ete# Heut. 5
Parna‹u# hier na‹et von feurigen Quellen: zu ihme mit Ruhme ›¡ Musen gesellen. 2. Je länger ie lieber die Di¡tkun‰ ›¡ zeiget. der Helikon se”et in Teuts¡land den fuß. der Lorbeer lob-ehrbar nun Himmel-an zweiget,
10
der Hirtinnen Haaren gibt liebenden Kuß. Viel Dafnen den Föbu# iezt ma¡en verliebet: daß ewige Kränze er nimmet und gibet. 3. Je länger ie lieber ›¡ ma¡et der Orden der Hirten und Hürden am Pegni”Ge‰ad.
15
der Fluß, der nun Pegasu# HufBrunn i‰ worden,
A. 1668
Gedichte 175 und 176, 1668
367
die Clio, Thalia, Calliope hat. Apollo mit Palla# da# Kün‰e-Rei¡ theilet: ihr S¡ild wird von Weibli¡en Händen bezeilet 4. Die Edle, die S¡öne, die Kron der Jungfrauen, 20
die Silvia, kröne da# Ewige Laub! | Apollo, hier diese bekränzet zu s¡auen, von seiner Geliebten mir gönne den Raub. Diß Krönen ihr Di¡ten ma¡ fru¡ten und grünen, Je länger ie lieber dem Pindu# zu dienen. 5.
25
Die liebe von Liebe benamete Blume, da# wei‹e vom Namen geadelte Band, bebinde, umwinde, dem Orden zu Ruhme, die s¡öne s¡neewei‹e s¡ön-s¡reibende Hand. Die Silvia, Blume der Blumen in Feldern
30
Je länger ie lieber ›¡ ma¡e den Wäldern! Mense Junio.
CLXXVI. An Dafne Bey glei¡mäßiger Ubersendung. Sonnet. Der Lorbeer ja gebühret eu¡, ô S¡öne: weil daß ihr selb‰ der Lorbeer seit und hei‰. E# blä‰ in eu¡ Apollo seinen Gei‰, der eu¡ au¡ liebt, wie er geliebet jene. 5
Jhr selb‰ seit da#, womit i¡ iezt eu¡ kröne: wa# kränze gibt, man von der Dafne rei‰. So nehmt dann hin, wa# euer Bild eu¡ wei‰, den Baum und Kranz: habt eu¡, für einen, zweene. Sie ziert nit eu¡: ihr zieret meine Kron.
10
J¡, werd bes¡enkt: weil i¡ hab Ehr davon.
Floridans Amaranten-Garte
368
Mit Dafne prangt der Pegni” Hirten-Orden. Jhr ziertet hier, al# Di¡terin, den Strand: | ziert au¡ forthin, al# Hirtin, de‹en Rand. Nie bä‹er i‰ mein Kranz verwendet worden.
CLXXVII. Abs¡iedLied an Damon, al# der na¡ der Donau abreisete. Will un# Damon s¡on verla‹en, an der Pegni” na‹e Ga‹en ni¡t mehr treiben seine Heerd? Wird un# der sobald genommen, 5
den wir neuli¡ er‰ bekommen, den wir hielten lieb und wehrt? Mit un#, da¡t i¡, wird er weiden; Damon wird von un# nit s¡eiden. Je”und, da er eilt von hinnen,
10
weinen unsre Pegni”innen, ›”en traurig am Ge‰ad. Unsre Felder, die ihn hatten, Bäume, die ihm gaben S¡atten, und der vielbetrettne Pfad,
15
ru[en klägli¡ dur¡ die Heyden: Damon will von hinnen s¡eiden. E¡o ä¡zt: Wo i‰ der Liebe, der so süße Reimen s¡riebe und mein Reden redend ma¡t'?
20
Alle Pegni”Hirten klagen, und von lauter Unmut sagen, weil er saget Gute Na¡t. | Selb‰ die S¡äflein, die wir weiden, klagen über diese# S¡eiden.
Gedichte 177 und 178, 1668
25
369
Do¡, wa# hil]#? e# i‰ bes¡lo‹en. e# i‰ seiner satt geno‹en, ob man seiner s¡on nit satt. Nymfen, Hirten, Feldereyen und die Wälder ihm na¡s¡reyen:
30
Fahre wol zur Städte-Stadt, su¡ dir an der Donau Weiden, Damon! weil du ja mu‰ s¡eiden. Ni¡t er gar sol von un# ziehen: nein! er wird dir nur geliehen,
35
Flü‹e-Kayser, Kayser-Strand! Du, du mag‰ ihn mehr begaben: do¡ e# muß ihn wieder haben sein geliebte# Vatterland. Muß man ihn ein Zeitlang meiden:
40
Wiederkommen trö‰ da# S¡eiden. Reise hin dan, Lieb‰er, reise! Dir den Weg der Himmel weise! lebe wohl in seiner Hut. E# müß dort, in fremden Auen,
45
Glü¿ und Wonne auf di¡ thauen. Mehre deiner Sinnen Glut. kom dan wieder, ma¡ un# Freuden: wie un# leiden ma¡t dein S¡eiden. |
CLXXVIII. An Dorili# bey übersendung de# S¡äferBlumBande# und Lorbeer Kränz¡en#. Wem solte ni¡t die Poesy belieben, ie”und da ›e von Händen wird getrieben, die zart und weiß wett-s¡önen mit dem S¡nee? Wann i¡ zurü¿ in alte Zeiten geh:
Floridans Amaranten-Garte
370
5
un# war genug, wann unser Reimenwesen von Hirtinnen, von Nymfen, ward gelesen. der lieb‰e Dank für alle#, wa# man s¡rieb, war, wann ein Ver# war s¡önen Augen lieb. Wa# wird man dan, die wir vorhin gern kü‹en,
10
der s¡önen Hand für Ehre anthun mü‹en, die selber s¡reibt, wa# un# entzu¿en kan? kein Wunder i‰, wir beten ›e gar an. Zehlt unsre Zeit ni¡t s¡on viel Prinze‹innen, viel Nymfen mit, und nun au¡ viel Hirtinnen?
15
Solt der Parnaß iezt ni¡t in Teuts¡land seyn? die Musen ja ›¡ häufig finden ein. Wir dörfen ni¡t erdi¡ten Berg und Brunnen: Vom Nori#-Fel# ein Claro# komt gerunnen; ni¡t Pegasu#, Pegnesu# gie‰ ihn au#:
20
sein Rand i‰ ja der Parna‹innen Hau#. Jhr, Dorili#! seit dieser S¡önen eine: die Doru# nun bald nennen wird die seine, der wehrte Hirt. Jhr Prei# von unsrer Zeit! i¡ hab nit Farb, zu mahlen meine Freud
25
ob eurer Zier. J¡ denk' zurü¿ an Jahre, (e# i‰ sehr lang) al# i¡ um eu¡ o] ware. | J¡, no¡ ein Knab, sah eu¡ ein s¡öne# Kind. Jm Denken au¡ wir no¡ die Na¡barn ›nd am Tis¡e dort, da euer süße# La¡en
30
un# alle Ko‰ zu Zu¿er konte ma¡en. Jhr glaubet re¡t: no¡ ehr' i¡ diese Stund, den dazumal-gema¡ten Freunds¡a]-Bund. J¡ werd ihn au¡, und eu¡, ô Wehrt‰e! ehren in reiner Treu, solang der Gei‰ wird währen,
35
der mi¡ beseelt. Und wer eu¡ ehret ni¡t, den hat gewiß der Titan zugeri¡t au# s¡le¡tem S¡lamm. J‰ dan ni¡t euer Herze der Tugend hau#? tragt ihr der Weißheit Kerze ni¡t im Ver‰and? i‰ S¡önheit ni¡t der Wirt,
Gedicht 178, 1668
371
40
der seinen Ga‰, die s¡öne Seele, ziert. Fürtre[li¡# Kind! ihr s¡reibet sol¡e Sa¡en, die s¡werli¡ eu¡ wird eine Hand na¡ma¡en, die Männli¡ i‰. Eu¡ redet lang nit glei¡ man¡ ‰olzer Mop–, der an Einbildung rei¡,
45
do¡ arm an Gei‰, ›¡ bey ›¡ seither nennet den Föbu# selb‰: den man do¡ ander# kennet, daß er ein Marsya#, son‰ ni¡te#, sey. Jhm legt kein Lob, al# nur ein Mida#, bey. der muß mir ie ohn Seel ein Körper heisen,
50
der ein Gedi¡t, da# ohne Gei‰, darf preisen. Nur, iedem ding, die Seel da# Leben gibt. So i‰ der todt, der todte Sa¡en liebt. Jhr, wa# ihr s¡reibt, a¡! da# hat Gei‰ und Leben, ô Dorili#! Nehmt hin! i¡ muß eu¡ geben
55
da# EhrenLaub, da# vor uralter Zeit hat die begrünt, die im Olymper-Streit | den Sieg erlangt; da# diesen krönen mu‰e, der kün‰li¡ s¡rieb und obzu›egen wu‰e im Di¡ter-Kampf. Auf eu¡ fällt iezt die wahl:
60
komt, tretet ein in der Gekrönten Zahl, seit unsre Kron. Mit eu¡ die Pegni” pranget, an der ihr nun solang so tre[li¡ sanget. Komt dan zu un#, in ihrer Hirten S¡aar: die denken eu¡ zu ehren immerdar,
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worzu ›e ›¡ mit diesem Band verbinden. Rei¡t her die hand, die s¡ön‰e, so zu finden! La‹t diesen S¡nee dem euren wohnen bey; und eine Seide bey der andern sey. Diß wei‹e Band, der Treu-Geno#s¡a] Zei¡en,
70
soll eu¡ ein Bild von einer Seele rei¡en, die eu¡ hält wehrt, und liebt den, der eu¡ liebt. Seht hier die Blum, die eu¡ der Orden gibt: Vergiß mein ni¡t! will er dadur¡ eu¡ sagen. Jhr werdet fort in dem gedä¡tni# tragen
Floridans Amaranten-Garte
372
75
de# Orden# Zwe¿: Gott, Spra¡ und Poesy zu heben ho¡, dur¡ eure s¡öne Müh. Die bä‹re Welt wird euer ni¡t verge‹en: solt eu¡ s¡on ein‰ da# kalte Marmor pre‹en. Der Himmel au¡ vergeß nit meiner Bitt:
80
mit s¡önem Glü¿ eu¡, S¡öne, übers¡ütt!
CLXXIX. An Magdali#, bey glei¡mäßiger Ubersendung. Sonnet. Die da ein Gekrönter S¡äfer liebet, die au¡ liebet seinen Stab und Kron, deren ‰ät# beliebt der Hirten-Thon: billig ihr man Laub und Blume gibet. | 5
Die ihr seither selb‰ mit sangt und s¡riebet: sehet, nehmt! hier i‰ Parna‹u# Lohn! mit dem Lieb‰en geht Gekrönt davon. auf dem Siebenrohr mit ihm eu¡ übet! Euer Laub und Lob gezweyfa¡t sey.
10
Korn- und Jovi#-Blume ziert die Heyde. Aber Band und Blume sagt von Drey, wehrte Magdali#, Myrtillen# Freude! Eure Lieb dreyfaltig sey forthin: Liebt zuglei¡ den Kranz, da# Band und ihn.
CLXXX. Zum Myrten-Fe‰ Ro›dan# de# Pegni”S¡äfer# und seiner Ro›lli#. Dortmal# ließen Sieben Hirten ›¡ von einem Freund bewirten.
Gedicht 180, 1668
373
Flora na¿et ‰unde no¡: Borea# blie#' ihr entgegen 5
seinen grauen Flo¿en-Regen. E# war Lenz, und Winter do¡. Syrinx, zu Kry‰all gefroren, Nectar goß au# ›eben Rohren: der quoll au¡ vom Hirten‰ab.
10
Unser Noris¡er Amfion, mit dem Orfeu# und Arion, jagten alle# Leid zu grab. Dafne kam au¡ zu dem Fe‰e, sezte einen ihrer Ae‰e
15
einem S¡äfer auf da# Haar Au¡ Ro›lli# mit Ges¡ä]en, Blumen iedem anzuhä]en, dazumal unmüßig war. | E# war Ro›dan der Hirte,
20
den ›e gern, vor andern, zierte, sahe in der LorbeerKron. Je”und er, au# dieser Hütten, au¡ den MyrtenKranz, den dritten, und ›e selber, führt davon.
25
Forthin trägt er, ohne S¡erzen, die Ro›lli# in dem Herzen und die Dafne auf dem Haar. Sehet ihn in man¡er Zierde: mit der Seelenhirten-Würde,
30
zehlt er vier' in einem Jahr. Soviel Lorbeerbäum' und Myrten, soviel S¡afe ›nd der Hirten, soviel au¡ KornRosen ‰ehn in dem güldnen Saal der Aehren:
35
soviel Gut# woll Gott gewähren und ›e beyde la‹en sehn!
Floridans Amaranten-Garte
374
CLXXXI. An Fontano den Pegni”Hirten, bey übersendung de# LorbeerKranze# und S¡äferBande#. Föbu# einen Lorbeerbaum pflanzte hin zum Hippocrene: daß er ihn mit S¡atten kröne. Pan spra¡: Weil mir dieser Born meine Heerde pflegt zu tränken, will i¡ ihm au¡ Gaben s¡enken. 5
Also hat er de‹en Rand grün beseet mit Ro–marinen, die gesund zur Weide dienen. Diese# i¡ im Traum ersah, den mir dieser Morgen ma¡te. J¡ ver‰und e#, al# i¡ wa¡te. Dieser Tag Fontanen sol mit verdienter Ehr begaben; und ihn sol der Orden haben. |
10
Unser Cäsar, Föbu# i‰: der gibt ihm die Lorbeerkrone, zu gelehrter Sinnen Lohne. Vatter Pegni” i‰ der Pan: ihn dem HirtenBand einleibet, unter seine S¡äfer s¡reibet. 15
Sey, Fontano, dan gekrönt! sey, in diesen Morgen‰unden, mit dem wei‹en Band bebunden! Deine Tage seyen weiß! und dein Haupt nun ewig grüne! rie¡e, glei¡ dem Ro–marine. Sey au¡ so forthin ein Born, Teuts¡er Musen Hippocrene: bi# di¡ selb‰ der Himmel kröne.
20
CLXXXII. An Barbarilli#. Myrtillu# ru[et au# den Namen Amarilli#, in man¡er S¡äferey. E# ›nget Lycida# von seiner Charitilli#, daß ›e die s¡ön‰e sey. 5
Die Filli# Coridon, und Lucidor Chry›lli#, ehrt mit der Felds¡almey.
Gedichte 182 und 183, 1668 und 1669
375
Den Prei# der Hirtinnen, legt seiner Barbarilli# der wehrte Damon bey. Diese ziert den Pegni”-Strand. 10
Barbarillen s¡öne Hand kü‹t, ihr Pegni”hirten-Lieder! Jhre# Munde# süßer Thon eu¡ aufse”et eine Kron, gibt eu¡ Lob und Liebe wieder.
A. 1669.
CLXXXIII. Auf der J›# Wa¡#-Blumenbus¡. Jhr de# Honig# edle S¡we‰ern, die ihr von den Jmmen-Ne‰ern habt bekommen euer Seyn! | ihr der Wa¡#burg Burger#-tö¡ter, 5
und der Jungfer-Stadt Ges¡le¡ter! ihr nehmt mir die Sinnen ein. Jhr, im Winter unser Lenze, Floren ‰äte Re›denze! ihr der Augen Auen-Weid!
10
die Natur eu¡ selb‰ muß wei¡en: weil, wann ihre Blumen blei¡en, ihr no¡ fris¡ und fröli¡ seit. Jhr be‰eht, wan ›e vergehen. Und, wa# für ein Balsam-wehen
15
hau¡et au¡ von eu¡ mi¡ an? Mein Geru¡ wil mi¡ bereden, al# säß i¡ im Garten Eden auf dem Bisemblumen-plan. J¡ befühl au¡ hin und wieder
20
eure zarte glatte Glieder, die der Liljen Haut bekleidt. J¡ darf ni¡t, mö¡t gern, eu¡ kü‹en:
Floridans Amaranten-Garte
376
i¡ muß lieben, ohn genießen, eure s¡öne Tre[li¡keit. 25
Jhr, der Kräuter Gei‰ und Wesen, dur¡ die Bienen eingelesen, Seel und Herz der Blumen, ihr seit nun wieder Blumen worden. Kont der Nord die Mütter morden:
30
ihr, die Tö¡ter, seit no¡ hier. Jhr ma¡t denken mi¡, ihr Blätter! an den großen Seelenretter: JEsu# war au¡ weiß und roht, weiß von Uns¡uld, roht von Lieben |
35
Diese# S¡öpfer# Lob zu üben, mahnt mi¡ der Ges¡öpfe-Bot. J›# au¡, die JEsum liebet, meine Freundin, die mir gibet diese Gab, i‰ roht und weiß.
40
Jhr Herz glei¡et ihren Wangen, die mit Rosen-atla# prangen und mit der Narci‹en prei#. J›# leb' in JEsu# Hulde. JEsu# diese Gab vers¡ulde,
45
ma¡ ›e fröli¡ und gesund! Den ›e wolt mit Blumen ehren, Blumenhold, s¡i¿t diß Begehren Himmel-an mit treuem Mund.
CLXXXIV. Zu de# Doru# Macarie. Wehrter Doru#! eurem Kiel i‰ Macarie verpfändet. Fama Mund, i‰ euer Spiel,
Gedichte 184 und 185, 1669
377
ihr Lob dur¡ die Länder sendet. 5
Sie wird, zu Soletten ni¡t, ni¡t mehr einsam, können bleiben. Weil ›¡ s¡wingt ihr Lobgerü¡t in die Welt, dur¡ euer S¡reiben: wird ›e su¡en ieder Gei‰,
10
der ver‰eht, wa# tre[li¡ hei‰. Forthin man den Peneu# wird einen Flü‹e-Prinzen nennen: weil ihn diese Zierde ziert, die diß Bu¡ un# ma¡et kennen.
15
Daß die Gegend Tempe hei‰, | prangt mit s¡öner tausend-Wonne, ursa¡t dieser edler Gei‰, diese s¡öne ErdenSonne. Jhr Bli¿, i‰ der warme Strahl,
20
der Lu‰-s¡wängert diese# Thal. Der so s¡ön von S¡önheit s¡reibt: wa# soll ihm zu lohne werden? Er sol werden s¡ön beWeibt. Daß er himlis¡ leb auf Erden:
25
werd ein Engel seine Braut. Die Macarien ›¡ glei¡e, soll mit ihme seyn getraut. Daß der Wuns¡ sein Ziel errei¡e, will hierzu i¡ se”en diß:
30
Gebt, dem Doru#, Dorili#!
CLXXXV. J‰ Doru# ni¡t ein Pegni”Hirte? wiedaß er dan vom Peneu# ›ngt? Er thät ja bä‹er, wann er führte im Mund, wa# unsren Fluß beklingt.
Floridans Amaranten-Garte
378
5
Do¡ muß man ihn ni¡t unvertheidigt la‹en. Die Künds¡a] er vom Peneu# bra¡te mit, da er geholt, al# Di¡ter, vom Parna‹en, den Lorbeerkranz, im Phokis¡en Gebiet. E# i‰, wie Hella# gibt zu lesen, die Dafne, die den Föbu# floh,
10
de# Peneu# To¡ter ja gewesen, die ward zum Lorbeerbaum also. So gieng er dann, da# Laub selb‰ abzubre¡en, zum Peneu#‰rand: von dem er ie”und s¡reibt. 15
Die Pegni” lernt, dur¡ ihn, vom Peneu# spre¡en. Daher viel Lob# ihm billig eigen bleibt. |
CLXXXVI. Der Edlen Fi=i# Abenteur beym Kreß-Weyer. Fi=i#, unter einem Baume, in dem Garten lag und s¡lie[, fo¡t mit einem s¡weren Traume: Morfeu# ihren Sinn dur¡lie[ 5
Sie sah in den Leib ihr dringen ein geblö‰e# blanke# S¡werd, da¡t: diß wird mir Wunden bringen, wan wa# sol¡e# in mi¡ fährt. Al# der S¡re¿en ›e erwe¿et,
10
und da# liebe Augenpaar seine Läden aufgede¿et: ward ›e neuer Fur¡t gewar. Einen Edlen lieben Hirten fand ›e ihr zur seite ‰ehn.
15
Seine Bli¿e ›e verwirrten: weil er war und thäte s¡ön.
Gedicht 186, 1669
379
Seine Anmut, sein Liebkosen, seine ungemeine Zier, pflanzt', auf ihre Wangen, Rosen; 20
s¡amrot spra¡ ›e: Geh von mir! Do¡, die Red gieng ni¡t von herzen. Er war ihr so angenehm, daß ›e da¡t in süßen S¡merzen: a¡! daß er mir näher käm.
25
Hirtinnen, ob ›e s¡on zu¿en, geben ›¡ gedultig drein. | Auf ihr Wort man baut nit Bru¿en: Nein i‰ Ja, und Ja i‰ Nein. Solt mi¡ so ein S¡werd verwunden,
30
(da¡te Filli#) wolt i¡ do¡, wa# i¡ hab im Traum empfunden, wa¡end au¡ erleiden no¡. Hier ›e s¡ieden ›¡, an Flammen beyde rei¡, an Sinnen glei¡.
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Bald ›e wieder bra¡t zusammen dort ein breiter heller Tei¡, da die Kre‹en häufig s¡wummen. Hier ›nd (Filli# da¡t bey ›¡) gute Fis¡e zu bekommen:
40
so ein Biß¡en fahr' in mi¡! Filidor (so hieß der Hirte) sah ihr an den augen an, wa# ›e in gedanken führte. Wann ein E‹en Fis¡e kan
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dir, ô Hirtin! Wollu‰ geben, kom! wir wollen au# der Flut ein paar s¡öne Kre‹en heben: hierzu i‰ mein Angel gut. Darauf langt' er diese# Eisen
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au# dem Hosensa¿ herfür,
Floridans Amaranten-Garte
380
ließ e# in die Tie[e reisen. Sie spra¡: S¡äfer! hier bey mir, wo i¡ ›”, den Angel senke: ob viellei¡t ein guter Fis¡ 55
›¡ an deinen Haken henke, der da labe meinen Tis¡. | Bald ›¡ eine von den Kre‹en an de# S¡äfer# Angel hieng: den die Hirtin, mit benä‹en,
60
freudig in den S¡oß empfieng. Jn dem rü¿en, in dem bü¿en, ihr der Kranz vom haupte fiel, der ›e vormal# konte s¡mü¿en, ward de# Tei¡e# Wa‹er-spiel.
65
Da# Genäs¡e wird mir teuer, (spra¡ ›e) ko‰et meinen S¡mu¿. Do¡ e# hab den Kranz der Weyer! wann i¡ nur viel Kre‹en zu¿ au# de# S¡uppenRei¡e# fluten.
70
Fis¡e du nur fort, mein Hirt! mit der langen AngelRuten, bi# mein S¡oß gefüllet wird. Drauf ›e, in den Na¡barBüs¡en, ma¡ten beyde einen Bund.
75
J¡ (spra¡ Filidor) wil fis¡en forthin ‰ät# für deinen Mund. Sie spra¡: Eine Kre‹engräte in den hal# mi¡ ‰e¡ und ri” lieber, al# daß gar mi¡ tödte
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s¡la[end, eine# S¡werde# Spi”. Wa# wird wol da# S¡oß-gewäs¡e, bey der Filli#, brüten au#, und da# süße Kreß-genäs¡e? Wan die Sonn' im Kreb# zu hau#,
Gedichte 186, 187 und 188, 1669
85
381
dör]en ihr ein‰ in dem Leibe ein paar Kre‹en ma¡en bang. Er und ›e mit freuden treibe lang den edlen Kre‹en-fang! | Herb‰Monat.
CLXXXVII. Antwort an die Silvia. Parodie ihre# Sonnet#. Beglü¿ter Lorbeerhayn! e# würdigt di¡ zu loben die allers¡ön‰e Hand, der Wälder Zier und Pra¡t. Sie i‰ e#, die di¡ er‰ zum Lorbeerhayne ma¡t. Wa# tragen EngelHänd, da# muß ja seyn erhoben; 5
e# fliegt dem Himmel zu. O WunderGei‰e#-Proben! ›e funklen über dir, wie Sternen in der Na¡t. die Sonne Silvia hat dir diß Lie¡t gebra¡t: die deinen Wa¡#tum nehrt mit güldnem Glanz von oben. E# müße dann ihr Glü¿, wie Mond und Sonne, prangen,
10
der edlen Silvia, Prei# unsrer S¡äfer-Welt. Nun solte Lohn von mir ihr s¡öner Thon empfangen, der ewigt meinen Nam. Apollo, Di¡ter-Held! leg du mir in den Mund, wa# ihrem Ohr gefällt: daß Silvia von mir mög würdig# Lob erlangen.
CLXXXVIII. Von der Chari#. Du wurde‰ in der Zeit, ô LorbeerHayn! gebohren, al# Chari# in den Hayn, die lieb‰e, ›¡ verlohren. Sie s¡i¿te neuli¡ her, ein Hayn-gebohrne# Pfand. So geh dann hin, ô Hayn! küß ihre s¡öne Hand.
Floridans Amaranten-Garte
382
CLXXXIX.
A. 1670.
An Meliböen, den Gotte#Hirten. Sonnet. Wa# thut da# HonigVolk, da# wä¡sern Königrei¡? e# holt den süßen Sa] von Kräutern, Blum- und Büs¡en. man ›het ›e mit lu‰ auf tausend Blätlein tis¡en. Hier unser Melibee, i‰ einer Jmme glei¡. 5
Er fliegt dur¡ Gotte# Wort, bekü‹et alle Sträu¡', | und kan den Gotte#Gei‰ mit seinem Gei‰ so mis¡en, daß, wa# er träget ein, kan Seel und Herz erfris¡en. Vor andern flieget er zur edlen Jesu#-Lei¡, dem Löwen, der für un# ›¡ ließe todt verwunden:
10
alda er süßen Seim und Honig hat gefunden, da# er in seinem Bu¡ un# au¡ zu ko‰en gibt. Wie ‰eht ihm an so wol die Blume von Meli‹en, in unsrem Orden#Band! Er zeigt ›¡ ja geübt, zu samlen HonigSa], den Gotte# Wort lä‹t fließen. HeuMonat.
CXC. Auf Filemon# Lorbeer-Krönung und Orden#-Einnahme. Gekrönter! tritt nun du au¡ in den Blumen-Orden. Dur¡ s¡öne Di¡terey bi‰ du der unsre worden Nimm, na¡ dem Kranze, hier au¡ Namen, Blum und Band. Filemon ma¡e kund der Welt sein Kün‰e-wi‹en, 5
und blüh an Ruhm, al# wie im Früling die Narci‹en. Die Pegni” gibt dir mit diß ihrer Liebe Pfand. Zieh, Wehrter! ziehe hin, und hole Preiß in Preußen. Wir wüns¡en, daß wir di¡ bald wieder wilkomm heißen.
Gedicht 191, 1671
383
CXCI. Cupid¡en# FinkenHeerd und Entenfang. Höret, wa# ›¡ jüng‰ begeben, bey den grünen Fi¡ten‰äben. der Cupido einen Heerd dort an einem Creu”weg ri¡tet, 5
(e# i‰ wahr, und ni¡t erdi¡tet,) daß er Vogelfänger werd. Einen Finken er, zur Lo¿e, (ob ihm eine Federdo¿e mö¡te glü¿li¡ fallen ein,) |
10
und zum Vorlauf, dort ansühlte, selb‰ mit auf dem Pfeiflein spielte: eine Beut solt werden sein. Eine Ente kam geflogen, wurde seiner A” gewogen.
15
Endten son‰ mein Bogen s¡ie‰: wan do¡ diese, na¡ verlangen, ›¡ von meinem Garn ließ fangen, (spra¡ der Bub) i¡ la¡en mü‰. Bald die lei¡te Ruhr er zu¿te,
20
und so den Vorlaufer ru¿te, daß er rie[e, bink, bink, bink! Bring, bring, (wolt Cupido sagen) bring mir deinen Federkragen, folge meinem Finkenwink.
25
Bald kam auf den Heerd die Endte; und Cupido zog die Wände: da war diese Beut be‰ri¿t. Liebe# Endtlein! nun so flattre, (spra¡ der kleine S¡alk) nun s¡nattre!
30
e# hil] ni¡t#: du bi‰ be‰ri¿t.
Floridans Amaranten-Garte
384
Sie, die Endte, lief zum Finken, ließ die Flügel freundli¡ ›nken. Er sprang ihr bald auf den Leib. Hui! wa# wollen diese ma¡en? 35
spra¡ der Venu#knab, mit La¡en: wolt ihr werden Mann und Weib? Er, der Fink, begunt zu s¡nablen, anzugablen und zu krablen: bink, bink, bink! rie[ er fortan.
40
Sink, ›nk, ›nk! er wolte sagen: so kan‰ du mi¡ lei¡ter tragen, fühlen, wa# ein Finke kan. Sie, die Endte, hielt fein ‰ille, ließ ihn ma¡en, wa# sein Wille,
45
s¡li¿, s¡li¿, s¡li¿! ›e immer spra¡: | drü¿, drü¿, drü¿ mi¡! wolt ›e sagen: i¡ wil gern di¡ allzeit tragen; diß i‰ mir ein liebe Sa¡. Ey so s¡näblet, tragt und drü¿et,
50
(spra¡ der Vogler) binkt und s¡li¿et, ihr Verliebten, seyt ein Paar! Wa# wird diese Endte hegen? Finken-eyer wird ›e legen, die da s¡liefen über'# Jahr.
A. 1671
CXCII. Der ungetreue Thyr›#. Au# dem Franzö›s¡en. Kan i¡ ni¡t, diß wonhau# der Gefahr, den wald voll Freuden, diß Bä¡lein, meiden, Wo er mir verliebt ›¡ ‰ellte dar?
Gedicht 192, 1671
385
5
Meine Heerd! laß un# von hinnen fliehen, wo er mi¡ o] an ›¡ konte ziehen. Den Vorsa” i¡ hab, und do¡ bereue: kan au# dem ›nn nit bannen ihn.
10
A¡ dieser Ungetreue ma¡t, daß i¡ diese Lu‰ und diesen Ort verflu¡: den i¡ do¡ ‰ät# besu¡. 2 Dort er i‰, der ehmal#-süße Ort, wo er mit s¡wören
15
mi¡ kont bethören. Ba¡! du trug‰ o] Eyde mit dir fort: und wo ›nd ›e alle nun geblieben? in da# Wa‹er waren ›e ges¡rieben; in den Sand: der Wind hat ›e verwehet.
20
Hier im ge›¡t, vergiß mein ni¡t, da# liebe Blümlein, ‰ehet, | e# ru[t: wo i‰, der hier zuvor so feurig saß, do¡ seiner Treu vergaß? 3
25
Er kürzt' hier, mit heißem Threnens¡uß, der Kräuter Leben, die iezt no¡ heben matt da# Haupt, und klagen von Verdruß. O ihr mehr al# fals¡e Augen-fluten,
30
wie de# Thier# dort in de# Nilu# Struten! Sein Geseufz' ihr Blätter dieser Linde o] ä¡zet na¡. a¡ todte Spra¡! e# waren lei¡te Winde.
35
Wa# bleibt mir übrig iezt von der ges¡minkten Treu? hört, E¡o ru[et: Reu!
Floridans Amaranten-Garte
386
4 Wie kan i¡ ohn Threnen s¡auen an dein Kleid, ô Linde! die treue Rinde 40
mehr Be‰and, al# Thyr›#, zeigen kan; diß ›e redet no¡, wa# er ges¡rieben: A¡! viel lieber todt, al# ni¡t mehr lieben! Baum, Reim, Lieb, solt wa¡sen miteinander. O fals¡e Hand!
45
er s¡riebe Tand i‰ Hyla#, kein Sylvander. Ein Theseu# mi¡ also zur Ariadne ma¡t. Vergnügung, gute Na¡t! 5 Süßer Ba¡, ihr grünen Läuben ihr!
50
ihr ma¡t mit Kränken hieran mi¡ denken. daß i¡ do¡ ni¡t eile bald von hier? A¡ nein! Wan sein Haß mi¡ heiset fliehen, kan zu eu¡ mi¡ seine Liebe ziehen.
55
Jhn verlohr' i¡: ihr könt mi¡ gewinnen Sein' alte Lieb, und neuer Trieb, ô grausame# Ent›nnen! ma¡t, daß i¡ diesen Ort und diese Lu‰ verflu¡,
60
die i¡ do¡ ‰ät# besu¡. Bra¡Monat |
CXCIII. Die unbeliebte Liebe. Wa# i‰ Lieben? nur ein Betrüben,
Gedicht 193, 1671
387
selb‰ ha‹en ›¡. Centner-Leiden, 5
ein Loht Freuden gar spat gebiert, verbittert den Genuß. Haß und Neiden, Abseyn und S¡eiden, da man su¡t Lu‰, ma¡t finden nur Verdruß. 2
10
Edle Seelen ›¡ so nit quälen; ›nd viel zu frey, ›¡ zu binden ein zu winden
15
in diesen Stri¿, der an da# Jo¡ vers¡nürt. Lieb-empfinden, da# ma¡t erblinden den Gei‰, daß ihn Begierd im Fin‰ern führt. 3 Große Gei‰er,
20
›nd selb‰ ihr Mei‰er, ni¡t dien‰bar ›nd; ni¡t ›¡ sehnen, ihr zu frönen der blinden Lieb: ›e i‰ ja ein Tyrann.
25
Wer zu Threnen ›¡ wil gewöhnen, meld ›¡ bey ihr für einen Slaven an. 4 Wer liebt S¡merzen, der brenn' im Herzen,
30
na¡ Wunden ring'. J¡ leb lieber frey vom Fieber, | bin gerne ganz, mag ni¡t zerri‹en seyn.
Floridans Amaranten-Garte
388
Mein verlangen 35
nit Rau¡ sol fangen. Zufriedenheit verkauf' i¡ ni¡t um Pein. 5 Lieb mag führen und ma¡ ha›ren: i¡ folg' ihr ni¡t.
40
Sie mag s¡ni”en, Bölze spi”en: den Harnis¡ her, der mir sey gut davor! La‹t ›e s¡ni”en, do¡ nur nit s¡li”en!
45
Wer liebet kurz, i‰ nur ein kurzer Thor. |
CXCIV. Abs¡ied-Trauer. Wie wan ›¡ Föbu# senket dort in da# AbendMeer, die Purpurheng‰e tränket in Theti# Flutenheer: 5
die Na¡t, den Ro¿ der S¡atten, der Erde ziehet an, im bunten Kleid der Matten ›e ni¡t mehr prangen kan. 2. Also e# mir iezt gehet.
10
Mein edler Cynthiu# mi¡, die in äng‰en ‰ehet, iezt leider! la‹en muß. Mein Lie¡t wird mir entführet, verlä‹t mi¡ in der Na¡t.
15
Mein Tag ›¡ iezt verlieret, mir alle# dunkel ma¡t.
Gedicht 194, 1671
389
3. Wie o] werd i¡ eu¡ fragen, ihr güldnen Brüder dort! | wo auf dem SilberWagen 20
Diana kuts¡et fort: habt ihr ihn ni¡t gesehen, wo mag mein Föbu# seyn? wie mag e# ihm ergehen? wo leu¡t sein s¡öner S¡ein?
25
4. Zwar ihr ihn werdet sehen. a¡! mö¡t i¡ dan bey eu¡, ihr hohen Lie¡ter ‰ehen! hinweg, mein Unmut! wei¡! weg, Kummer! wolt i¡ sagen:
30
dort s¡eint mein AugenLie¡t, dort i¡ e# sehe tagen; ô süße# Ange›¡t! 5. Ob diß nit kan ges¡ehen: do¡ will i¡ Himmel-an
35
dur¡ mein Gewülke sehen, wie Clytie gethan, wil spre¡en: Jhr mögt s¡einen, ihr Sternen! aber i¡, i¡ sehe nur na¡ einen:
40
eur keiner trö‰et mi¡. 6. Geht heut die Sonne nieder: ›e s¡eint nur ander#wo, wird morgen kehren wieder, na¡ Na¡t un# ma¡en froh.
45
So wird au¡ wiederkehren mein lieb‰er Cynthiu#. Die Ho[nung sol verzehren den bittren S¡eidverdruß. |
Floridans Amaranten-Garte
390
CXCV. Wiederkehr-Freude. Kleinod, da# mir ligt im Herzen, Edle# Ziel von meinen S¡merzen, die i¡ bi#her abwesend hab gefühlt! darf i¡ wieder an den Wangen, 5
da# die Zeit mir lang hinau# gespielt, ie”und hangen? Mein Verlangen wird na¡ Wuns¡e nun gekühlt. 2 S¡ön‰er Stirne-Sternen Bli¿e,
10
Augen, meine# Glü¿# Ges¡i¿e! J¡ seh, worna¡ i¡ lang mi¡ umgesehn. S¡öner Himmel meiner Freude, wo für mi¡ zwo liebe Sonnen ‰ehn! na¡ dem S¡eiden,
15
na¡ den Leiden, mu‰et ihr mir neu aufgehn. 3 Hände, die i¡ ie”und drü¿e! Arme, deren Marmor-‰ri¿e mi¡ wieder nun empfangen, wie vorhin!
20
la‹et euer Band mi¡ fa‹en: da# i¡, nun i¡ wieder euer bin, ni¡t wil la‹en. Freyheit ha‹en, diese# bey eu¡ i‰ mein Sinn. 4
25
Mund, der mi¡ iezt hei‰ wilkommen, mit Corallen-blut üms¡wommen! so hab i¡ dan die süße Stund erlebt, da i¡ di¡ kan wieder kü‹en.
Gedichte 195 und 196, 1671
391
dieser Klippen Gru[t mein Leid begräbt. So ein Grüßen
30
hör' i¡ fließen, daß mein Gei‰ in Wonne s¡webt. | 5 War der Leib s¡on hingegangen: hier lag ‰ät# da# herz gefangen, da# Cynthien anhanget ohne Reu.
35
Nur die Glieder wiederkehren: die Gedanken ihr ‰ät# wohnten bey. Zeit mu‰ mehren, ni¡t ver‰ören, meine immer-neue Treu.
40
6 Gute Na¡t dann, Abseyn#-Leiden! wiederkommen trö‰ da# S¡eiden. Na¡ dem Gewölk, die Sonne wieder la¡t: also Unlu‰ wollu‰ sponne. Na¡ der Na¡t, zeigt ›¡ Auroren Pra¡t.
45
Meine Sonne, meine Wonne, Cynthia, mi¡ fröli¡ ma¡t.
CXCVI. Von Margari#, al# ›e Königin wurde. Luna! zeig die Silber-wangen, und ma¡ Stern-ge‰i¿et hangen diß dein s¡warze# Zelt der Na¡t. Leu¡tet her, ihr FakelKerzen! 5
Margari# ie”und, im S¡erzen, wird zur Königin gema¡t.
Floridans Amaranten-Garte
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Venu#Stern! kom du vor andern, ihr na¡ Bette vorzuwandern, da# ›e ihr zum Thron erkie‰. 10
Färbt e# s¡on kein Blut von S¡ne¿en: do¡ wird ›e wa# ander# de¿en, da# gar hold geröselt i‰. | Zwar ›e komt, al# Braut, gekrönet: do¡ ›e wird, ni¡t ungehönet,
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bald verlieren ihren Kranz. Nur der Ring, der Blumens¡linger, den ›e ‰e¿t an seinen Finger, nur da# S¡ien, wird bleiben ganz. Er, ihr König, wie man pfleget,
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ihr, na¡ langem Wuns¡, au¡ leget seinen Zepter in den S¡oß. Diesen wird ›e fä‰ anfa‹en, und ni¡t au# den händen la‹en: ob er s¡on i‰ s¡wer und groß.
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E# i‰ au¡, auf sol¡e Fälle, der Rei¡#apfel s¡on zur ‰elle. Zween ›e träget auf der Bru‰. Er wird mit der hand zur ‰unde, wel¡er mehr sey zart und runde,
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prüfen voller herzen#lu‰. La‹t ihn, die er ihm erkohren, diese seine Perle bohren, mit der Nadel fädeln ein. La‹t ihn au¡ na¡ mehrern fis¡en:
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er muß viele wol erwis¡en, bi# e# eine S¡nur wird seyn. Und sein Amt zu exerciren, lä‹t er ›¡ heut requiriren: weil nun ihre Jungfers¡a]
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denkt ihr Te‰ament zu ma¡en.
Gedichte 196 und 197, 1671
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Mit zween Zeugen er den Sa¡en, mit dem Sigel, gibet Kra]. Na¡mal# wird er inventiren ihre S¡önheit, und notiren, 45
Wa# in Kleidern ligt ver‰e¿t. Etwan, wa# e# gab für Po‹en, wa# ›e für Contract ges¡lo‹en, ein‰ ein SommerTag entde¿t.
Mense Augusto.
CXCVII. An Mornille, bey übersendung de# LorbeerKranze# und BlumS¡äferBande#. Sonnet. Da# Freulein Poësy i‰ ja ein Frauenbild: wie solt ihr Lorbeerlaub ni¡t au¡ die Frauen krönen? Diß Föbu# hat nit nur gewidmet seinen Söhnen: den Tö¡tern, dieser Lohn, den Musen, au¡ vergilt 5
da# edle Thun, womit er ihren Gei‰ erfüllt. Von einer Frauen au¡ mu‰ er diß Laub entlehnen. Den S¡önen vor-gebührt diß Haar von seiner S¡önen, in derer Ausen-Zier ›¡ die von innen hüllt. Mornille, FrauenKron, Au#bund der Pregelinnen,
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und Teuts¡land# Erato! Den Berg de# Ottocar ma¡t ihr zum Helikon. Nehmt diese Lorbeer-Waar: eu¡ senden einen Kranz die andren Pierinnen. Die Blumgesells¡a] ru[t, seit daß ›e von eu¡ weiß: Die Edle Preußin i‰ de# Orden# Ehrenprei#.
Floridans Amaranten-Garte
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CXCVIII. Uber deren Blume, Ehrenprei#, mit dem Spru¡: de# Himmel#, im herzen gebildet. Hier i‰ Veronica! Mein herze, ni¡t ein Tu¡, trägt JEsu Leiden#Bild, den Himmel in der Erden. Wer will, die Granadill in meiner Seele su¡: da sol, mit Ehren-prei# ›e ‰ät# gefunden werden. Herb‰Monat. J‰ die XXVII Blumgeno# S¡äferin. |
CIC. der XXIV Blumgeno#-S¡äfer Thyr›# der OberSä¡›s¡e. Blume: SammetRö–lein oder Jndianis¡e# Neglein. Spru¡: Au# JEsu Wunden gefärbet. Die Nägel, derer Sti¡ erö[net JEsu Wunden, mir s¡enken Rosen-öel in SeelenWunden ein. Sein Blut mi¡ färbt und heilt. Jhm leb' i¡ Lieb-verbunden. Jhr Nägel, s¡ie‰ mi¡ wund! er soll mein Amor seyn.
CC. der XXV Blumgeno#-S¡äfer Oronte#. Blume: Bethonie. Spru¡: Zum andenken de# Ga‰e# zu Bethanien. Ob mi¡, de# Himmel# Raht, zog an Europen Ende: iedo¡ i¡ o] da# Herz an meine Pegni” sende. Mein Gei‰ rei‰ weiter no¡, hin na¡ Bethanien, wo JEsu# ware Ga‰: den ho[' i¡ dort zu sehn.
Gedichte 201, 202 und 203, 1671 und 1672
395
CCI. der XXVI Blumgeno#-S¡äfer Uraniu#. Blume: die Sonnblume. Spru¡: Gebildet na¡ dem da# droben i‰. E# weiß, mein bä‰e# Theil, im Himmel ›¡ gebohren. J¡ trag, wie meine Blum der Sonne, au¡ da# Bild von dem da# droben i‰. Mein Bli¿ gen Himmel spielt: ihn hab i¡ anzusehn mit Sehnen, mir erkohren.
CCII. der XXVIII Blumgeno#-S¡äfer Periander. Blume: die S¡lüßelblume. Spru¡: zu den Himmel#-S¡ä”en. Die Blum, die i¡ geerbt vom Vatter, s¡lie‰ die Erde im frohen Früling auf. Mein Glaub, der S¡lüßel hei‰: | daß o[en mir die Thür zu Himmel#S¡ä”en werde. Mein Herz nie unbegabt von dar zurü¿e rei‰.
CCIII. der XXIX Blumgeno#-S¡äfer Amynta#. Blume: die König#Kerze. Spru¡: Jn der Hand de# Hö¡‰en. Ein himlis¡e# Gemerk führt meine König#Kerze. Der König, JEsu# i‰: die Kerze, i‰ mein Herze. J¡ trage seinen Prei#: mi¡ träget seine Hand. Jhm sey mein Lob, und mir werd seine Lieb verwandt.
Floridans Amaranten-Garte
396
CCIV. Der XXX Blumgeno#-S¡äfer Lilidan. Blume: die GoldLilie. Spru¡: Bekleidet mit de# Himmel# Glanz. Ob meine Blum und i¡ s¡on wa¡sen au# der Erden: ›e ‰ehet mit dem glanz de# himmel# angethan. Mir au¡ sol so ein Kleid dort in dem Himmel werden: da man, GoldLiljen-s¡ön, Aurora tro”en kan.
CCV. Der XXXI Blumgeno#-S¡äfer Polyanthu#. Blume: Pilosella oder Meu#öhrlein. Spru¡: Jn Tugend viel-blühend. Mein Herz ein BrennKolb sey, mit Gei‰e#glut ums¡üret: Hierdur¡ der Wesen#Gei‰ na¡ JEsu, seinem Haubt, von Tugend-Blumen ‰eigt und krä]ig de‰illiret. So wird mein Name re¡t viel-blühend seyn beglaubt. |
CCVI. Cupido Endten-S¡ü” im Kohl-Garten. Jüng‰ Cupido kam geflogen, angethan mit Pfeil und Bogen, al# der Herb‰ nun zog zu Feld. Man sah ihn, den großen Geyer, 5
flattern um die Tei¡' und Weyer. wa# da¡t dieser kleine Held?
Gedicht 206, 1672
397
Bin i¡, spra¡ er, ni¡t ein S¡ü”e? wa# i‰ mir der Bogen nü”e, wann er ni¡t mit Pfeilen spielt? 10
Man pflegt Endten iezt zu s¡ießen. J¡ will meinen Lu‰ au¡ büßen, zielen na¡ dem FederWild. Wie er also ›¡ beda¡te, und zum S¡uße färtig ma¡te
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seine Senne an dem Stahl: sah er, bei den klaren Bädern, eine Endte weiß von Federn, eine s¡öne au# der Zahl. Eilig‰ er den Bogen zoge,
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daß der Pfeil in# Wa‹er floge, aber (la¡t do¡!) nebenhin: weil die Endte ›¡, im du¿en, von dem Wa‹er ließ vers¡lu¿en, ä[te seinen s¡lauen Sinn.
25
Halt! du sol‰ mir ni¡t entwis¡en: spra¡ er, laurend bey den Büs¡en, bi# ›e wieder kam hervor. | Ein Kohlgarten lag darneben: darüm ›e mit s¡nellem heben
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›¡ au# seinem Aug verlohr. Ha‰ du, i¡ au¡ habe, Flügel: geh, mit Blättern di¡ verrigel! ha! i¡ wil di¡ finden wol. Bald begunt er na¡zugehen:
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bi# er endli¡ ›e ersehen unter einer Staude Kohl. Pfits¡! er s¡oß und tra[e bäßer, daß man ‰äuben sah die Klößer. Sie, die Endte, hatt ihr theil.
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S¡li¿! rie[ ›e, hieng an dem Kraute,
Floridans Amaranten-Garte
398
und empfand ›¡ an die Staude angenagelt dur¡ den Pfeil. Solt i¡, spra¡ der S¡ü”, ni¡t la¡en? kan i¡ so mir selber ma¡en 45
ein Geri¡t von Kraut und Fleis¡? J¡ wil diese Endte braten, und al#dann mit Kohl beladen. Wol! so eine Ko‰ i¡ heis¡. Ni¡t nur s¡ie‰ Cupido Lö¡er:
50
er ko¡t au¡ in seinem Kö¡er, kan die Speisen mängen wol. Wa# er hä]et, bleib beisammen. Und, ums¡ürt mit liebe#flammen, auf der Endte lig der Kohl.
1672
CCVII. Der XXXII Blumgenoß Herr Andrea# Jngel‰etter. | Poliander. Die Ringelblume. Spru¡: Na¡ der Engel‰adt ringend. Mein runder Blumen Ring ringt na¡ der EngelStadt. Da# Bild ›e Sonne-s¡ön, die Runde ewig zeiget. Mit diesem Blätter-Stern mein Gei‰ zu Sternen ‰eiget. O Ring! erring i¡ di¡, so bin i¡ ewig-satt.
CCVIII. Auf de‹en Namen# Tag. Abend, Vorbot von dem Tage, der benennet unsren Freund!
Gedicht 208, 1672
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Luna di¡ in Silber trage. diese Stunde sey bes¡eint 5
von de# Zev# ge‰irnter Stirne, dur¡ de# himmel# Lie¡ter-Thürne. 2. Na¡t! du soll‰ dem Tage glei¡en: deine helle sein Gehirn bilde, sey ein Zeug und Zei¡en.
10
Wa# flamt unter seiner Stirn, Gotte#-Kun‰ und Tugend-feuer, seinen Gei‰ prei‰ heiß und theuer. 3. Den wir lieben, der un# liebet, der un# labet mit dem S¡ein, |
15
den sein Gei‰-Lie¡t ‰rahlt und gibet: den lädt unser Orden ein. der lä‹t Spra¡zier-Blumen spro‹en, trette zu den Blumgeno‹en. 4. Ringelblume, Braut der Sonne,
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Blumen-Stern und Sternen-blum! gib dir selber diese Wonne. sey die seine, dir zu Ruhm, Granadillo i‰ geflißen, Jhn und di¡ bey ›¡ zu wi‹en 5.
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Ehren-Ru¡ und Ruhm-Gerü¡te hau¡ten von ›¡ Er und du. Mahne du ihn, daß er di¡te, ni¡t den Claro# ‰opfe zu, den au# seinem Stirn-Parna‹en
30
sein Gei‰-flügelritt ma¡t na‹en.
Floridans Amaranten-Garte
400
6. Alte# Jahr! iezt kalt di¡ zeige: Caltha, und sein wehrter Nam adlen deine Winter Neige. diesen Tag der iezund kam, bring o] wieder sonder Klage,
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spater Winter seiner Tage! 7. Soll er forthin unser heisen: wel¡er Name wird da# Band, | da# ihn bindet heut, bepreisen? Sein Welt-kluger Staat#-Ver‰and
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ma¡e diesen Mann bekandter: Also heiß er Poliander.
CCIX. Jn Amynta# StammBu¡. die Pegni” redet. Amynta#, angenehmer Hirt, den i¡ die Anmut* selber nenne, und deine s¡öne Gaben kenne! mit dir mir meine Lu‰ entwird. 5
J¡ seh, wie König#-Kerzen ‰ehen, di¡ o] an meinem Rande gehen. du ha‰ man¡ süße# Hirten Lied gespielet hier auf meinen Riet. J¡ mö¡t wol ru[en in die Heyde:
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Bleib hier, Amynta#, meine Freude! Jedo¡, i¡ lobe deinen Sinn: du wil‰ au¡ andre flüße s¡auen, du wil‰ na¡ weit-entfernte Auen Zu fremden Hirten wandren hin.
15
Geh dann, vermehr dein weiße# wi‹en,
1673
Gedichte 209 und 210, 1673
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und ›h die wehrte Warna fließen. betra¡t Neptunen# feu¡te Bahn, und grüß den Teuts¡en Ocean. So sag i¡ dan, zwar mir zu Leide: 20
Fahr wol, Amynta#, meine Freude! | J¡ will ni¡t klagen, wie i¡ solt. du s¡eide‰ iezt, auf wiederkommen. Wann deine Wi” hat zugenommen, die man au# frommer Fremde holt:
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so denk an deine S¡äfer-brüder, und kehre zu der Pegni” wieder. der himmel di¡ begleit' hinau#, und bring di¡ einmal froh zu hau#, Wann dir na¡ ru[et diese Weide:
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Kehr um, Amynta# meine Freude! * Amyntha–, amoenitas.
CCX. Die XXXIII Blumgenoß Hirtin Jungfrau Elisabetha von Seni”. Cölinde. Blume: die Je–mine. Spru¡: Sprekende van de Jesv#-minne. (Redend von der Jesv#-Liebe) Mi¡ Jesu#-verliebte, mein Jesu# liebt wieder. J¡ widme dem Lieb‰en Lob-klingende Lieder. Mein Lieben ›¡ adelt mit Himlis¡er Brun‰, Red, meine Jesmine! daß i¡ ni¡t verge‹e 5
der Edel‰en Blume der wur”el von Je‹e. UnEdel und Eitel i‰ Jrdis¡e Gun‰.
Floridans Amaranten-Garte
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CCXI. Der XXXIV Blumgenoß S¡äfer Leucofron. Herr Magi‰er Caspar Nieblig Chur Brandenburgis¡er Pa‰or zu Großburg. Blume: Die weiße rohtgeringelte Nelke. Spru¡: weiß Gewas¡en im Blut de# Lamme#. Mein herze trägt ›¡ weiß, wie meine Nelke thut: da# seine Kleider rein wus¡ in de# Lamme# Blut; diß zeigt der rohte Saum. weg, Silber, Gold und Seiden! i¡ wil mi¡ wei‹er no¡ in seine wolle kleiden.
CCXII. Jn da# Bü¡lein Pegne›#. Geh, Pegne›#! wohne dort, an dem Ort, wo dur¡ hold-begrünte Auen s¡länglend deine Flut zu s¡auen, 5
na¡ der Nori# reiset dort. Geh, ein wehrte# Paar im grünen zu bedienen. Wann Sie ›¡ mit dir erge”en, Bü¡lein, dann so wolle‰ du
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diesen meinen Wuns¡ zuse”en ihrer Ruh: Jhre Zeit müß, ohn Bes¡werden, glü¿begrünet seyn auf Erden immer zu!
Gedichte 213, 214, 215 und 216, 1673
403
CCXIII. Zur Macarie der Dorili#. Bring güldne Aepfel her! e# muß au¡ einen haben die edle Dorili#, die güldne Worte s¡reibt. Wan Doru# Pari# wär, würd er damit begaben die S¡öne, die so klug, die ihm au¡ i‰ beweibt. 5
drüm er beysammen findt in ihr die drei Göttinnen. Die Parcen müßen ihr ein güldne# Leben spinnen.
CCXIV. So thut hier Dorili#, wa# dort Mornille thut am s¡önen Pregel-Strand: ›e ›nd Kun‰-di¡terinnen. Da# Laub i‰ hier zu s¡le¡t: man s¡mel”e in der Glut, von fein-Gold einen Kranz, für diese Parna‹innen.
CCXV. Der XXXV Blumgenoß. Filander. Herr Quirinu# Mos¡eros¡. Spru¡: Ein Zei¡en de# Gnad Zeugen# Ob s¡on der himmel s¡ilt: er bleibet do¡ gewogen. E# bildet meine Blum, den bunten wolkenBogen: ein Zei¡en seiner Gnad, Wann mi¡ sein Zorn bekriegt, Mein gläubig# Seufzer-S¡werd in demut Gott be›egt.
CCXVI. Jn de‹en Blumen-Paradei#. Ein Hirt, führt ni¡t allein die S¡äflein auf die Weide: er spielet ihnen au¡ ein süße# Tafel-Lied. Filander, Gotte# Hirt, in seiner Bibel-Heide
Floridans Amaranten-Garte
404
die Gotte#-heerd ni¡t nur zu weiden i‰ bemüht: 5
er ma¡t erthönen au¡ de# David# Psalter-Freude, daß Gott ›¡ mit Gesang von ihm geehret ›ht. Wer diese# s¡ilt an ihm, redt thöri¡t und au# Neide; wir können, au# dem Thun, erkennen unser Glied. der neue Blumgenoß in S¡äfer Tri[ten pflanzet
10
ein Blumen Paradei#, da# blüht mit Gotte#-Ehr, da# von der Gei‰e#-wärm wird oben ab beglanzet, von unten gießet au# ein ganze# Anda¡t-Meer. Fahrt fort, ihr wehrter hirt, zu di¡ten und zu ›ngen! Jhr werdet, einen Kranz von Sternen, dort erringen.
CCXVII. Die Pfeife Pan# be‰und allein in Sieben Röhren: hier ›ngen fünfmal Neun', und unsrem Pan zu Ehren. diß ‰ehet Hirten zu, Jhn liebe Pan und Teut. E# meyet Segen ein, wer Lob in Himmel ‰reut.
CCVIII. Wilkommen, Blumen-Hirt! so spri¡t die Granadill. Sie findt in diesem Bu¡ da#, wa# ›e su¡t in allen. J‰ ni¡t da# Paradei#, wo EngelStimmen s¡allen, wo himmel#-Lilgen ‰ehn? hier pflük, wer Blumen will.
CCXIX. Filander, hat den Wald der Sitten gepflanzet an den Rand vom Rhein: da seiner klugen Träume S¡rein un# kont mit Lehren übers¡ütten. 5
den namen erbt der Bruder nun, und ziert ihn au¡ mit s¡önem Thun.
Gedichte 219, 220 und 221, 1673
405
wa# jener in dem Palmen-orden, i‰ dieser unter Hirten worden. Er pflanzt der Anda¡t Paradei#, 10
ma¡t blühen süße himmel# Lieder. So weisen ihren fleiß zween Brüder. die Probe lobet selb‰ der Preiß.
CCXX. Der XXXVI Blumgenoß Herr Mi¡ael Kongehl von Creu”burg au# Preußen. Blume: Creu”wur”, Spru¡: Zum Preiß de# Gekreu”igten drükt mi¡ de# Creu”e# La‰: Mein Jesu# hieng daran. Jn ihn, al# meinem Baum, hier dur¡ i¡ wur”len kan. J¡ wil zu seinem Preiß, wie er, da# Creu” au¡ tragen. e# träget mi¡ zu ihm. Auf klagen folgt behagen.
CCXXI. An die Ho¡Edle Blumgenoßin Celinde. Danket Sie, belobte# Rei# von alt-Adeli¡em Stammen! auf der Höfli¡keit gehei#, mit so s¡önen Gei‰e#-flammen, 5
für ein s¡le¡te# Hirten-Band? da man ihr zu dan¿ verbunden? diesen in der Rinden Wunden, s¡reibet unser Linden-Land.
Floridans Amaranten-Garte
406
2 die dem himmel gibet Ehr, 10
J‰ Celinde unser worden! ru[t Pegne›# vom Geröhr. Ja! ›e adelt unsren Orden. Diesem haupt ›¡ widmen will, unser Chor der S¡äferinnen.
15
Eine von den Sioninnen, widmet ›¡ der Granadill. 3 Billig ziert ihr orden#-Band die Jesmin, die Blum-für‰inne: weil von ihrer s¡ön‰en hand
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blüht hervor die Jesu#-Minne. Sion, der i‰ ihr Parnaß gießet den Siloha-Brunnen. diese Quell, in Sie gerunnen, ihren Gei‰ ma¡t feuer-naß. 4
25
Himmel-Nymfe, Wälder-Kron! | Sie wird nun die Tri] bewirten, wie den großen Je‹e-Sohn, wie de# Jethro braunen Hirten, wie die s¡öne Jacob#-Braut.
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Also wird auf Erd ein Eden, dur¡ Gott-angenehme Reden, heilig wieder angebaut. 5 Erden-Engel, Oder-Prei#, di¡ter-Für‰in, Feld-Göttinne!
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Jhr herz, i‰ ein Paradei# und de# hö¡‰en Tempel-Zinne. Jhr Gei‰, ihr Sile›en zum Ely›en kan ma¡en:
Gedichte 221 und 222, 1673
407
dur¡ die wunder-Lieder-sa¡en, 40
die so heilig ›nd, al# s¡ön. 6 E# mag ›¡ ein welt-Poët um den Pegasu# befragen. Jhr Kun‰-Thon, al# Ganymed, wird vom Adler aufgetragen
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zu de# Götter-Gotte# Thron: daß ihn lab' ihr Nectar-Traube. dieser Adler, i‰ die Taube, die s¡webt' über Gotte# Sohn. 7 Nun ›e lebe Glü¿-beehrt,
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s¡ön‰er Adel, Edle S¡öne! Nun ›e labe Jesu heerd, mit dem Gotte#Har[-gethöne. Und man soll, auf grüner Bahn, | in der Wälder Birken-Rinden,
55
Zeugni# lesen, daß Celinden ehrt der treue Floridan.
CCXXII. Die XXXVII Blumgenoßin. Frau Clara Catharina von Bürken. Florinda. Blume: die rohte ProvinzRose. Spru¡: unter den dornen wa¡send. Mein Bild i‰, meine Blum. J¡ wa¡se unter dornen. Sie waren Jesu Kron: ›e ›nd au¡ meine Zier: Sein Rosen-Blut mi¡ kleidt und s¡reibt zu den Erkohrnen. J¡ werde blühen dort: die Dornen bleiben hier.
Floridans Amaranten-Garte
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CCXXIII. Unsre# lieben Seeligen Alcidor# GrabLied. 1. Vnd so bi‰ au¡ du verbli¡en, du der dritte? da s¡on zween unsren orden ›nd entwi¡en. Mu‰ au¡ du zu Grabe gehn? 5
Eine Jahr-Fri‰, traur-behaubet, dreyer Treuen un# beraubet. 2. drei‹igmal der Sonne Wagen hat da# blaue Rund umrennt, | seit i¡ di¡, mit Freud behagen,
10
meinen treuen Freund erkennt. Trauter Hirt! solt i¡ ni¡t klagen, da der Tod di¡ mir enttragen. 3. Deine Treue zu bezeugen, ha‰ du keinen dien‰ gespart:
15
diese Tugend, war dein eigen, deinen Ruhm bey un# verwahrt. wie o] wird di¡ nun-entri‹en unser Blumen-bund vermi‹en? 4. Sie, die Heerd der Pierinnen,
20
deiner weide freute ›¡. Kinder der gelehrten Sinnen, ihre Hebamm nennten di¡. deine Hütte, sol¡e Tra¡ten zu den Musen ErzS¡rein ma¡ten.
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5. Da# Merz Veil¡en, deine Blume, wird nun sehnen ›¡ na¡ dir, die da blüht' in deinem Ruhme. Sie wird, no¡ mehr nidrig, hier in dem jungen Grase ‰ehen.
30
du, ‰ieg‰ an die Sternen höhen
1674
Gedichte 223 und 224, 1674
409
6. Un# erfreut dein seelig# Le”en: dir wolt, alter Simeon! ›¡ no¡ auf die arme se”en Jesu# unsre Blumen-Kron. Dir kam, Himmel#-bahn zu ‰egen,
35
unsre Granadill' entgegen. | 7. Unsre Pegni” raus¡t und ‰rudelt, und mi¡ dünkt, ›e ru[et dir: Alci-Alcidor! ›e wudelt, fraget: i‰ er ni¡t mehr hier
40
du, wohn‰ nun im Vatterlande, an de# Leben# wa‹er‰rande. 8. Nun so lebe dort in Freuden! hier dein Lauf nun i‰ volbra¡t. Ruhe wol! wir müßen s¡eiden,
45
Trauter S¡äfer, gute Na¡t! Blühe fort, und Jesum preise, in den s¡önen Paradeise.
CCXXIV. MajenLied, bey der Blumgenoßen Krönung#-Fe‰ in Floridan# hütte. Je”und grünt und blüht der Mäy, krönet mit der Faunen Fahnen unsre S¡äfer-Felderey: unsre Freude aufzumahnen. 5
Flora un#, mit ihrem Flur, windet Kränze und Fe‰inen. Len”, der Pinsel der Natur, ma¡t den Blumen-Orden grünen.
Floridans Amaranten-Garte
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2. Sie, die Ler¡e ›ht ›¡ um, 10
au¡ ihr Aehren-Ne‰ zu krönen mit Myrtillen# seiner Blum, trägt ›¡ fliegend mit den Thönen. | Seiner Magdali# au¡ iezt von der Chlori# bunten Bühnen
15
ihre Blum entgegen blizt. Beyde ma¡ der himmel grünen! 3. Periander# Erb-Blum iezt s¡lie‰ den himmel auf, der Erde. weil sein Gei‰ au¡ himmel-blizt,
20
de‹en Si” gekrönet werde. Dafne bindet ihm die Kron, die er di¡tend kont verdienen, der gelehrten Sinnen Lohn. dieser ma¡ ihn immer grünen! 4.
25
Unsern wehrten Ro›dan ziert die Korn-Ro#' und die Krone. Er ruhm-wa¡se so fortan, in Kun‰-s¡önem di¡ter-Thone. Au¡ Ferranden# dapfrer Gei‰,
30
den die Lorbeern lang‰ bedienen, ma¡e ferner ›¡ geprei‰. beyde heiß der Himmel grünen! 5. Weil Palämon# kün‰ler-kiel Augen kan, und Herzen, trö‰en;
35
weil von droben in sein Spiel ›¡ die Flammen-‰röme flö‰en: soll der leyer-helden dank seinem Haubt zur Haube dienen.
Gedicht 224, 1674
411
wie die Sternen blinken blank, 40
soll er in der Krone grünen. | 6. Damon, unsrer Hürden Zier, auf den Weg de# Glü¿e# warte wo man geht zur Ehren-Thür, seinem wehrten Blut na¡arte.
45
Au¡ Filemon, der un# iezt wieder kehrte von den Fienen, de‹en Blum nun Garten-blizt, müß wie die Narci‹e grünen. 7. Poliander sey belaubt,
50
de‹en Thon, na¡ Sternen ringet. Herme# un# au# seinem haubt immer Kün‰e-waaren bringet. Jhm die Kron, die Tolipan seiner Kron Filinden, diene,
55
die un# süß bewirten kan: Jede# Glük-bekrönet grüne. 8. Polyanthu# kennt zu glei¡, wie Apollo, leyr und Kräuter, und da# bunte Blumen-Rei¡.
60
dieser Kranz sein Lob erweiter. Seine Blum Dorinde blüh, wie die Hyacinth' ers¡iene. ohne S¡merzen lebe Sie! in der Kron ihr S¡äfer grüne! 9.
65
Vnd Florinda, die ihr Hirt Floridan nennt seine Freude, | mit de# Rosen-Bus¡e# Zierd unter dornen fröli¡ weide.
Floridans Amaranten-Garte
412
dieser s¡le¡ten Hütte i‰ 70
heut der Früling s¡ön ers¡ienen: weil un# derer Bli¿ begrü‰ die beblümt bekrönet grünen. 10. Jhr Gekrönten, grünet fort! blühet fort, ihr Blumen-Hirten!
75
Eu¡ wird, wie iezt dieser ort, unser herze ‰ät# bewirten: unsre Lieb hei‰ Amarant. Granadill, die wir bedienen, Ma¡e euren Leben#-‰and
80
ewig Freud-gekrönet grünen.
CCXXV. Die XXXIIX Blumgenoßin Frau Helena Jngel‰etterin. Blume: Tulipan. Spru¡: Mit süße bewirtend. Filinde Mein herz, die Tulipan, i‰ meine# Jesu hier, wie ›e der Bienen Wirt: al# freundin ihn zu laben. denk i¡ an seinen Tod, so i‰ sein Grab in mir. Jn seiner Seit' au¡ i¡ will ewig seyn begraben
CCXXVI. Die XXXIX. Blumgenoßin | Frau Dorothea Vrsula Stöberlein#. Dorinde. Blume: Hyacinth. Spru¡: Zwis¡en blättern voll Blüte. Jn man¡em Bu¡ i¡ su¡', und finde meine Ruh. Wann heil'ge blätter mir bes¡reiben Gotte# Güte,
Gedichte 226 und 227, 1674
413
‰eht meine ho[nung grün: der Glaub in voller Blüte, sendt seinen Anda¡t-Ru¡, dem blauen himmel zu.
CCXXVII. An meinen wehrt‰en Polyanthu#. Er zwar spielt: ni¡t spiel' i¡ au¡. Mein Beehren i‰ kein Spielen. S¡on vorlang‰ der Dafne-Strau¡ wolt na¡ seinem Haupte zielen. 5
Mi¡ beredet ni¡t ein Kret, daß verspielt sey diß Baret. 2. Die Kun‰-di¡ter billig Ehr' au# Parna‹en# Haine holen: und e# i‰ verlogne Mähr,
10
die da sagt, e# sey ge‰olen. dort verdien‰, und hier Gemüt, krönte Den, Der viel-beblüht. 3. Mir wird Ern‰ bezahlt mit Spiel, | der zwar lang‰-bezahlt kont heisen.
15
Viel-verbunden i¡ mi¡ fühl: wer wird Weg zum Danke weisen? Ewig bleibet Floridan Polyanthen beygethan. 4. ob er ni¡t mit Latien
20
verse in die Wett ges¡rieben: diese# krönte seine Söhn, die bey seiner Spra¡e blieben! Grie¡is¡ ni¡t, e# war Latein, wa# ›e bra¡t zum Lorbeer-Hayn.
Floridans Amaranten-Garte
414
5. 25
Solte ni¡t erlaubet seyn, diese# au¡ hier bey un# Teuts¡en? wollen wir un# ma¡en klein, unsre Spra¡e selber peits¡en, die un#, tru” dem thummen Mom,
30
di¡ten lehrt so gut, al# Rom? 6. Weil kam von der Lorbeer-Kron der gekrönte Blumen-Orden: billig trägt ›e der davon, der ein würdig# Mitglied worden;
35
Billig zieret Kranz und Band, Polyanthen# Haar' und Hand. 7. Aber wem glei¡t diese# Bret? einem Erze, daß da s¡wanger mit dem bä‰en Silber geht.
40
wo w䡉 so ein hol” am Anger? | diese nennt mir Edle Stein'! Und wie werd i¡ Zahler seyn?
CCXXVIII. Uber unser# Meliböu# seeligen Tod. J‰ diß der fün]e s¡on der Hirten, die verlohren unser Orden? Mu‰ an der Blumen-Kron nun au¡ der Tod un# die Meli‹e morden? 5
der edle Ly›# gieng voran. Cleander folgt' ihm auf der Grabe#-bahn. Bald Alcidor und Dafne mu‰en gehen. Jezt galt e# Meliböen.
Gedicht 228, 1675
415
Jn zweyer Jahre fri‰, 10
so man¡er Riß ges¡ehen i‰. 2. So fäht im himmel dan bey Jesu dort, bey unsrer Granadillen, da# Band zu blühen an, da# unsren Kranz mit Blumen konte füllen.
15
die Goldblum, auf der Sternen-heid al# Sonne ‰eht. die Lilje, weiß-gekleidt, s¡aut ewig Gott. da# veil¡en rie¡t, mit glänzen, im immergrünen Lenzen. Der Dafne Lorbeer-haubt,
20
‰eht nun au¡ seelig Kron-beraubt.| 3. Au¡ Meliböu#! du du folg‰ zu jung. kaum trat no¡ deinen Leben da# fünfmal fün]e zu, da ›ht man di¡ die Jahre s¡on aufgeben.
25
du ha‰ gepreiset gar zu früh. Man sah an dir zuglei¡ die fru¡t und Blüh'. wa# zeitigt bald, pflegt wenig Zeit zu währen. Wan Föbu# giebt die Aehren: er lädt die Si¡el ein.
30
du eilte‰ na¡ der Himmel#-S¡eun'. 4. A¡ treuer SeelenHirt! die Gotte–Heerd ha‰ du mit heißem Eifer zur Himmel–Weid geführt. Du ha‰ hierbey gefühlt der Wölfe Geifer,
35
Jhr Zähngeble¿e angesehn. der Himmel rief: zu Ruhe sol‰ du gehn; komm, frommer Kne¡t! von der un›¡ern Heide, zu deine– Herren Freude.
Floridans Amaranten-Garte
416
Nimm, für den LorbeerKranz 40
die Lehrer-Kron voll himmel–-glanz. 5. O Ru[ der Seeligkeit! hier soge‰ du au– Gotte– Wort– Meli‹en der Seelen Honig-Beut, in man¡er S¡ri] gab‰ du e– zu genießen.
45
Nun kan‰ du dort im Paradei–, du Himmel–-Bien, die Ambro›ner-Spei–, den Nectar-Sa], da– bä‰e BlumenWesen, von Wollu‰-Kräutern lesen. | du sah‰ di¡ holen ein,
50
dur¡ Engel, zu dem Engel-Wein. 6. Betrübte Herzen! günnt dem Ehgemal, dem Vatter, Bruder, Sohne, daß er, al– Gotte– Kind, nun ewig ‰eh vor dem Sa[irnen Throne,
55
da– Hallelujah ‰imme an. Wol dem, der bald ihm folgt auf dieser Bahn! Man wird also dem gro‹en Heer der Plagen, da– auf un– komt, enttragen. die Lei¡ man nur begräbt.
60
Wol ‰arbe, der im Himmel lebt.
CCXXIX. Der XL Blumgenoß S¡äfer Herr Magi‰er Georg-Arnold Burger. A‰erio. Blume: SternKraut. Spru¡: Funklend au# dem Dunklen. die Na¡t mag na¡ten her: i¡ seh darinn die Sterne; der güldne Lie¡terglanz, vom Dunklen funklet au#;
Gedichte 229 und 230, 1675
417
Jn Trübsal meinen Gott i¡ er‰ erkennen lerne. Mein Glaub um hülf und Tro‰, s¡aut na¡ de# hö¡‰en hau#.
CCXXX. Zu de# Edlen Silviu# und der Edlen Charitni# Ho¡zeit. | Silviu#, der Edle Hirte, dortmal# in da# holz spazirte: wo er auf die na¡bar-weid o] trieb seine S¡af' und Lämmer. 5
Unter grüne S¡atten-Stämmer gieng er ›”en an der Haid. 2. Er fieng an bey ›¡ zu klagen, und von Einsamkeit zu sagen, spra¡: hier leb' i¡ ungepaart!
10
J‰ wol, die ›¡ mir vereine, i‰ der S¡äferinnen keine! Eine! ihm zur antwort ward. 3. Er sah um ›¡, na¡ dem Munde: keinen er mit augen funde,
15
keinen Hirten, an dem ort. Bald sag, rie[ er, mi¡ ni¡t quäle, wald, sag, wer ›¡ hier verheele? Höle! war da# widerwort. 4. E¡o! ja, i¡ kan di¡ kennen,
20
spra¡ er: mö¡te‰ du ›e nennen, die du so mir s¡alle‰ ein. Halle-Stein! hört' er, und sagte:
Floridans Amaranten-Garte
418
FelsenKind! diß i¡ nit fragte; wel¡e, sag, wird für mi¡ seyn? | 5. 25
J¡, seyn! war die gegenrede. Er spra¡: red mir ni¡t so blöde! Eine Stimme, die du bi‰, kan man herzen ni¡t, nit kü‹en. Redet E¡o mit Narci‹en?
30
Sag, wo meine Hirtin i‰? 6. Bald sah er Charitni# treten au# der Stein Klu], glei¡ den Beeten die vom S¡nee der Lilien und vom Blut der Rosen glänzen;
35
und e# war, die Braut de# Lenzen, nie ers¡ienen also s¡ön. 7. Er, der lang‰ in ihre S¡öne war verliebt, spra¡: diß gehöne Leid' i¡ gern, du Edle# Kind!
40
ö[ne mir die Purpur-pforte, rede fort: ob deine worte da# End meiner Wüns¡e ›nd? 8. Ja, mein Hirt, (spra¡ ›e) e# bleibe! J¡ werd seyn für di¡, da# gläube,
45
wie der Halle-‰ein dir sagt; J¡ die deine, du der Meine. die i¡ meyne, spra¡ er, Eine! dieser E¡o mir behagt. 9. Jm erfolgten süßen Kü‹en,
50
in dem händ- und Arme-s¡ließen, klappte au# der Lu] ein Bolz.
Gedichte 230, 231 und 232, 1675
419
Beyde na¡ dem Bus¡e giengen. Also ward, in sol¡en dingen, au# dem Wald ein Lö[el-Hol”. 10. 55
wüns¡t mit mir den Edlen Beyden, daß ›e mögen ‰ät# in Freuden ein# de# andern E¡o seyn. Liebe s¡all' und wieder halle, und kein Leid ›e über falle,
60
bi# in# spate Grab hinein.
CCXXXI. Der XLI Blumgenoß. Herr Chri‰ian Donat, Senator Regiomontanus Prussiensis. Adoni#. Blume: Braunelle oder Gottheil. Spru¡: der HerzWunden dur¡ Jesu Wunden. Mein Adon Jesu# i‰: i¡ will Adoni# seyn, Gottliebend, Gottgeliebt, mein Herz ihm raumen ein Wird eine SündenWund' in meiner Seel gefunden: Gott heilt ›e, dur¡ da# Blut, da# flie‰ au# Jesu Wunden.
CCXXXII. Der XLII Blumgenoß. Hermannu# Lebermann. Corymbo. Blume: Epheu. Spru¡: Üm den Leben#Baum ges¡lungen. E# klebe, wer da will, wie Kletten an der Welt: der muß vergehn, der ›¡ an wa# vergängli¡# hält. Um Jesum s¡ling i¡ mi¡, i¡ will sein Epheu seyn: Er i‰ der Leben#Baum, er trägt mi¡ Himmel-ein.
Floridans Amaranten-Garte
420
CCXXXIII. Auf de# Edlen Ly›# Blumgenoßen# Ab‰erben. J¡ war dir ja vorlang‰ s¡on s¡uldig worden ein Trauer Lied, du Treue Seele du, du edler Freund, du Zier vom Blumen-orden! Jezt komt von dir no¡ eine Lei¡ darzu. 5
der vatter i‰ dem Sohne na¡-gezogen: dein abseyn er ni¡t mehr vertragen kont. den Euren, seit, ihr Adler-Paar, entflogen: e# manglet nun dem hau#' an und Mond. | Jhn mahlt' un# ab der Große Mann von Stö¿en,
10
die Gott#-Posaun' und Hol‰ein# Augu‰in: die Wörter ihm, die Farben, ni¡t erkle¿en; er ru[t ›¡ müd: die Redli¡keit i‰ hin, mit Pellicern! der Fromme Freund der Frommen, Nathanael, da# treue Teuts¡e herz,
15
von dem man au¡ hat Caton# wi” vernommen da# Gott#fur¡t-Bild, die himlis¡' Anda¡t Kerz, Kurz! alle# da#, wa# lobbar i‰, beysammen, der Tugenden, der Fluten, große# Meer darinn zuglei¡ die s¡ön‰e Sitten s¡wammen:
20
a¡! der entward, komt nimmer zu un# her. Diß war der Stamm. Wa# wird nun von den zweigen da# Urtheil seyn? Sie ›nd sein Ebenbild. Du Ly›#, kont‰, e# kan dein Thyr›#, zeugen, Daß eure Seel mit seiner i‰ erfüllt.
25
A¡! da da# Feur brennt' also in die ferne: wa# thät e# dort für wirkung in der näh? Au# deinem Thon i¡ deine Treu erlerne, die i¡ er‰ hör' und in der Balthi# seh. Pegne›# kam, di¡ ihren Freund zugrüßen:
30
di¡ fand ›e ni¡t. der himlis¡e Jordan, der Eridan, di¡ hatt' entru¿en müßen: da ‰imme‰ du mit Sternenhirten an.
Gedicht 233, 1675
421
du Ve‰a-herz! dein ewig# Liebe#-Feuer da# brennte no¡, da dein Leib wurde kalt, 35
Trau-S¡äfer du, du Trauter, a¡! du Treuer! Da# Blut hat dir no¡ in dem Tod gewallt. Du da¡t‰ an mi¡; mi¡ grü‰e‰ du im Sterben: da# dir und mir im Leben war versagt. den Gruß mu‰ i¡, na¡ deinem Tod, no¡ erben:
40
der nun na¡ dir mi¡ mit Verlangen plagt. | J¡ werde ‰ät# an di¡ im Leben denken: der du an mi¡ in Sterben ha‰ geda¡t. Dein Gruß mein herz kan hin zum himmel lenken, der mi¡ auf Erd zum AntwortS¡uldner ma¡t.
45
wa# werd i¡ seyn, da mi¡ die Lei¡en grüßen? bald eine Lei¡: üm, keine mehr zu seyn; di¡, edle Seel, mit meiner Seel zu küßen. A¡! holte mi¡, wie di¡, der himmel ein, und diese au¡, die Ander-J¡ i¡ nenne!
50
da wolt i¡ dir erwidern deine huld. der treuen As¡, die i¡ im herzen brenne, will i¡ indeß bezahlen diese S¡uld. Al# Pegasu# di¡ am Elia#-Wagen gen himmel trug, hat an der Pegni” hier,
55
am Nori# Fel#, er eine quell ges¡lagen: die, dir zu Lob, sol fließen für und für. E# soll allhier, wo E¡o ä¡zer s¡wä”en, no¡ man¡ verliebt- wiewol betrübter Reim, dur¡ meine hand, ›¡ in die Rinden ä”en:
60
daß reden ‰ät# von Ly›# alle Bäum'. So lebe dort in den Elyser-häinen, Erlö‰er du! sey Eden# Na¡tegall, ›ng Jesum an, und, wa# un# kont vereinen, die Granadill, mit Engel-gegens¡all.
65
Dein Thyr›# hat geerbet deine Liebe, wie deine Stell, er brennt au¡ gegen mir: den Zeugen er in seine Balthi# s¡riebe.
Floridans Amaranten-Garte
422
Jhm zahl' i¡ dann, wa# i¡ bin s¡üldig dir und er verdient. J¡ werde ‰ät# gedenken, 70
daß Ly›# no¡ im Thyr›# odem hol: bi# wir um di¡ die Arme seelig s¡ränken. Nun gute Na¡t! hier weh! du lebe‰ wol. |
CCXXXIV. An den Polyanthu#, auf seinen Traum. J¡ spra¡: da# werk i‰ gut. Er spri¡t: J¡ kan ni¡t ma¡en! ma¡t immer gute# do¡. Er ma¡t ni¡t theur da# La¡en. Ma¡t er ni¡t allzeit wa#, und wann er ma¡en soll: wa# ma¡t e#? weil er ‰ät# i‰ der Ges¡ä]e voll. 5
Solt er, der, nur im Traum, kan so wa# gute# ma¡en, da# man¡er ni¡t vermag zu ma¡en in dem wa¡en, solt er ein Di¡ter ni¡t, ni¡t kun‰ver‰ändig, seyn? da# werk ihm widerspri¡t. der Augens¡ein sagt Nein. Er kan, zwar fersen ni¡t, wie i¡, do¡ verse, ma¡en.
10
Er i‰ sein Faber selb‰ und s¡miedet gute Sa¡en. Da träumt er, da er un# s¡ilt Polyanthen au#. Er ziert der Musen that: weg mit den Ohr der Mau#! E# kan da# krumme holz sein Finger lebend ma¡en, da# Orfeu# hat gelehrt mit S¡afe-Darm beda¡en.
15
Tritt Morfeu# no¡ darzu, gie‰ Träume-Reimen ein: wa# kan wol wa¡samer, al# so ein S¡la[en, seyn?
Gedichte 235, 236 und 237, 1676
423
CCXXXV.
1676
Der XLIII Blumgenoß-hirt Herr Ephraim Naziu# Poeta Laureatus Caesareus. Pomeranus. | Lucidor. Blume: Sonnenthau. Spru¡: Jn Hi”e bene”et. Brennt mi¡ die Creu”e#-hi”: ›e zieht mir au# dem Herzen den Glauben#Thau hervor, der wieder nezt und kühlt. Der Himmel, wann er plagt, zuglei¡ auf Labung zielt: So kan mit meiner Blum au¡ ihre s¡erzen.
CCXXXVI. Der XLIV BlumS¡äfer. Herr Caspar Köler Poeta Laureatus Caesareus. Barda-Pomeranus. Tityru#. Blume: Tausend gulden kraut oder Erdgall. Spru¡: Ein Lößgeld au# Jesu Wunden. Die welt mag tra¡ten ‰ät# na¡ vielen tausend Gulden, Gold i‰ nur Erd und koht, der Seele Gall und Gi]. da# bä‰geMünzte Geld au# Jesu Wunden trie]: e# zahlt da# Löse-Geld für meine Sünden-S¡ulden.
CCXXXVII. An Prutenio, | Zu seiner Surbo›a. Ein Feuer-Gei‰ die Feyer ha‹t, und hält e# ihm für eine La‰, wann er nit solt ›¡ selb‰ beladen. Man ›ht, wie au¡ ni¡t müßig ‰eht,
Floridans Amaranten-Garte
424
5
da# au# nie-müder Quelle geht, da# klare Silber der Najaden. 2. So thut Prutenio der Hirt: Sein' Unmuß unsre Musen ziert, trinkt Claro#, tränkt den Pindu# wieder.
10
Er glei¡et, jenem Wa‹er Rad: Leert ›¡ ein Eimer am Ge‰ad, der andre füllt und hebt ›¡ wieder. 3. Hier ›zt er an dem Pegni”-Strand, wo Linden-S¡atten krönt den Rand,
15
in Filopämen# lieben hütten: Ein Spiel er na¡ dem andern führt; Er hei‰ ja re¡t ein Pegni”-Hirt, der lebt und thut na¡ S¡äfer-›tten. 4. Bald spielt er einen Lobe-Psalm,
20
dem großen Pan, auf seinem Halm. Bald ›nget seine Leyr, von Helden. Bald hört ihn au¡, de# Hö¡‰en Sohn, beklagen seine Pa‹ion, Und wa# sein Thon son‰ pflegt zu melden. 5.
25
E# grü‰ au¡ seine treue Hand, au# fremder ferne, di¡ ô Land, | da# ihn gebohrn, beprei‰e# Preußen! daß er dein hab verge‹en ni¡t. ein s¡öne# Zeugni# seiner Pfli¡t,
30
kan iezt Surbo›a dir weißen. 6. Laß ihn no¡ etwa# unser seyn: wir senden dir ihn wieder ein. Dort er am Pregel, bey Mornillen,
Gedichte 237 und 238, 1676 und 1677
425
wo Damon und Adoni# wohnt, 35
wo no¡ ein Paar lebt Blum-bekront, die Se¡‰e Zahl sol wieder füllen.
CCXXXVIII.
1677
Zu de# Pegni” S¡äfer# Amynta# Myrten Feyer. Diß hei‰, zu fern gesu¡t die liebe Beut. diß hei‰, sein Glü¿ gefunden allzu weit! So ru[ten Eu¡, fa‰ über huntert Meilen die Fata hin, Eu¡ Gute# zu zu theilen, 5
mein wehrt‰er Jhr? diß i‰ ja Gotte# hand. Also führt un#, der Himmel#-vor›¡t Band, im Labyrinth und Rei#-Thal dieser Erden. der Jacob muß, und seine Rahel, werden ein liebe# Paar, wann Gott im himmel traut:
10
der Adam au¡ die Eva hat gebaut und zugebra¡t. E# war ja unser denken: Wir wolten ihn nur leihen, do¡ ni¡t s¡enken, dem edlen Belt, Amynta# unsre Zier. Er war beliebt un# und den Seinen hier.
15
E# hätte au¡ für Jhn ›¡ hier gefunden Ein' Ehren‰ell', und da# wa# ma¡et wunden. Die Nori# klagt: Wo i‰, wo bleibt er do¡? Die Pegni” sagt: J‰ er mein S¡äfer no¡? Amynta# ihm lä‹t fremden Rand belieben,
20
der man¡e# Lied so zier-rei¡ hat ges¡rieben, und mi¡ ergezt. Muß so man reisen au#, daß man herna¡ mir nimmer komm zu hau#? Ja Glü¿ und Lieb mir haben Jhn entri‹en. Lauf, meine Flut! thu e# dem Rhein zu wi‹en,
25
der in da# Meer dort bey den Belgen fällt. von dar wol wallt mein Klagen in den Belt. Ja, Belt, i¡ will, i¡ muß e# ja bekennen:
Floridans Amaranten-Garte
426
Jhm ni¡t den Taus¡, und dir die Beut, muß gönnen. Ein Meer i‰ ja mehr s¡ä”bar, al# ein Fluß. 30
Wan Theti# grü‰, ein Nymfe wei¡en muß. So eine Klag die Mutter Pegni” führet. Und Nori# ru[t: Hab i¡ mit Ehr gezieret den Vatter dort, und läng‰ den Bruder au¡, i¡ hätt für ihn, na¡ Lande#-Mütter-brau¡,
35
ni¡t minder Sorg und treuen Sinn getragen. Do¡ wollen wir Eur Glü¿e ni¡t beklagen: da# man vielmehr mit Wüns¡en häufen soll. Gott s¡üttet Eu¡ da# Maß auf ein mal voll. Ni¡t nur der Belt Eu¡ mu‰e Stell-beglü¿en:
40
die Varna muß nun au¡ die Lieb‰e s¡i¿en | und ihr Varen, der große theure Mann, den mein Gemüt ni¡t gnug verehren kan, den alten Freund: dem diese# Kind gebohren die Liebe selb‰. Nehmt dann, wa# zu erkohren
45
lebt lang, und wol, und unser eingedenk. Kein Ubel eu¡, nur eure Feinde, kränk! # Wuns¡ meiner Amarante Er i‰ die Liebe#blum*, und Sie die Tausend s¡ön. Gott la‹e Sie auf Erd Beyd' unverwelkli¡ ‰ehn. *Floramor.
S. v. B. Dichterey-Sachen
Gedicht 239, 1677
429
239. Uber de# Blumgeno# S¡äfer# Amynta# Gesells¡a] Blume: Zu dem seinem MyrtenFe‰ am Belt gewidmetem S¡äfergedi¡te. O] reimen ›¡, die Namen, auf die That. Amynta# ja so einen Namen hat. Jn Kithim ihn ein König hat geführet. Man wundre ni¡t, daß er au¡ Hirten zieret. 5
Gott Könige, de# Volke# Hirten nennt. Ein Hirte au¡ die Heerd, al# König, kennt: ›e i‰ sein Rei¡; den Zepter er mit-träget, den Hirten-Stab. da# Lorbeerlaub man leget wie Königen, au¡ Blumen-Hirten, auf:
10
Dur¡ ›e ›¡ o] mehrt der Gekrönten Hauf. Amynta# lang‰ war ein Gekrönter Hirte, und seine Blum den König#-Namen führte, ein Zepter hieß. Jezt ward er, wie ›e hei‰: | und in der That da# Glü¿ den Namen wei‰.
15
Er i‰ die Kerz in eine# König# händen, der Hirten-Stab, die Heerd, da# Volk, zu wenden zu leiten hin auf Gotte# Worte#-Weid, zum S¡afe-Stall der güldnen Himmel#-Häid. Ja Gott selb‰ hat, der Hö¡‰e, ihn genommen
20
in seine Hand, der König aller Frommen, er führt dur¡ ihn die S¡afe au# und ein. Amynta# nun soll Hirt und König seyn. Wuns¡ der Rose. Damit au¡ eine Ros' einmal ohn Dornen sey so müße ni¡t# al# Glü¿ Eu¡ Beyden wohnen bey. den 3 Septembris.
S. v. B. Dichterey-Sachen
430
240. Hirten-Liedlein. Hirt Silvan in tie[en Sinnen gienge, wo die Bä¡lein rinnen dur¡ der Pegni” Na¡bar-land. Dorten sah er, wie die Enten 5
dur¡ die Flut gepaaret rennten, spielten an dem grünen Rand. Diese# thaten au¡ die Fis¡e, und die Vögel im Gebüs¡e, und die Stör¡e auf dem Da¡.
10
Wer dann wird au¡ mi¡ umfangen, nun der Früling komt gegangen? der verwirrte S¡äfer spra¡. Soll man, wie in einer Klausen, also ‰et# im Walde hausen*?
15
Nein! i¡ kan ni¡t mehr allein in dem weiten Bette s¡la[en. J¡ muß mir ein' Hirtin s¡a[en, die mein S¡la[-gespan mög seyn. Also saget' er im Gehen,
20
bi# er endli¡ hat ersehen eine o[ne Gartenthür. Al# er da hinein getreten, fand er eine Mau# in nöten, die man wolt erwürgen s¡ier.
25
Ni¡t do¡! rie[ er, la‹t ›e leben. Nehmt ni¡t, wa# ihr ni¡t könt, geben, nehmt der Mau#, da# Leben ni¡t. Magdali# ‰und in der nähe. J¡ geh, spra¡ ›e, daß i¡ sehe,
30
wer do¡ sey der fromme Hirt.
Gedicht 240, 1678
431
Al# ›e nun zu ihm kam nahe, ›e sein s¡öne# Hemd ersahe, spra¡: Mein Hirt, wer neht so s¡ön? J¡ selb‰! spra¡ er, s¡öne Madel! 35
Und i¡ la‹e meine Nadel, samt dem Zwirn, ‰ät# mit mir gehn. Diese, da¡t er, könt mi¡ laben; spra¡: a¡! wer wird Wohnung haben, Hirtin, unter eurer Bru‰.
40
Sie spra¡: leer i‰ diese# Zimmer. do¡, denkt ihr an diese nimmer, die ihr kniehend habt geku‹t? Kü‹en, wi‹t, i‰ nur ein Wis¡en: spra¡ er, führte zu den Büs¡en
45
diese zarte liebe Haut. Er gab ihr so süße Worte, daß ›e endli¡ wurden dorte, er der Bräutgam, ›e die Braut. Bald er, im Zurü¿-spaziren,
50
seinen S¡lü‹el, zum probiren au# den Hosen zog herau#, sperrte an dem S¡loß der Thüre. Wol, rie[ er, diß ding mi¡ führe, e# geht ein und au#, in# hau#.
55
Magdali# hat, wie i¡ höre, sehr gesorget: Wann do¡ were nur vorbei die er‰e Na¡t? Werd i¡ mi¡ in# liegen s¡i¿en? do¡, i¡ leg mi¡ auf den Rü¿en.
60
Fragt ›e heut, wie ›e'# gema¡t. 19 Februarii. * Balthasar, Waldhauser, Silvano.
S. v. B. Dichterey-Sachen
432
241. Auf Herrn Gu‰av Philip Te”el# etc. Senatoris Norici und Jungfrau ..... Margarethen Rothenhoferin Ho¡zeit. Jn die grüne Pegni”-Wiesen gieng der Edle Dafni# au#: al# die Wind' au# Euru# Hau# no¡ den jungen Lenz anbliesen. 5
Do¡ der Teppi¡ von Sa[ir sah au# dem Gewölk herfür. A¡! du ha‰ mi¡ ja betrübet, grauer Himmel! fieng er an. Und e# hat mir weh gethan.
10
Hart verliert man, wa# man liebet. Jezt ma¡t deine blaue See, daß i¡ ho[e Wol, na¡ Weh. Ein Hof, al# er aufwart# gienge, vor ihm an de# Berge# Fuß
15
‰unde, der vom Cynthiu# Stralgold-rohten Glanz empfienge. Trauren, (da¡t er) gute Na¡t! dieser Hof mi¡ Ho[en ma¡t. Jndem sah er, an der Pforte,
20
eine s¡öne Hirtin ‰ehn. Mag man ›e wol näher sehn? Etwan naht mein S¡i[ dem Porte? J¡ muß grüßen diese Zier: so spra¡' er, und gieng zu Jhr.
25
Er fand Augen, wie Agaten; Wangen, al# Alpa‰er-‰ein; einen Hal# von Helfenbein; Lippen-klippen, wie Granaten;
Gedicht 241, 1678
433
Hände, glei¡ dem neuen S¡nee. 30
So, ‰ieg Venu# au# der See. Er spra¡: Glü¿ mit dir, ô S¡öne! Dafni# ehret deine Zier. Sie spra¡: keine i‰ bei mir; do¡ i¡ dulte diß Gehöne.
35
Er spra¡: halt e# ni¡t für S¡erz; sage mir, wo s¡webt dein Herz? J¡ raum, spra¡ ›e, meine Seele Gott nur und der Tugend ein. E# wird no¡ ein Räumlein seyn,
40
spra¡ er, da# den Dafni# wehle. diesem Ga‰ zu dienen re¡t, (spra¡ ›e) wär der Wirt zu s¡le¡t. Wol! (spra¡ er) au¡ innen S¡öne! du sol‰ meine Dafne seyn.
45
Sie spra¡: ja, da# tre[ mir ein! Glü¿ also die Edlen kröne! Er spra¡: Adel gib i¡ dir; Gib nur du dein Herze mir. Solt i¡ (spra¡ Sie) so dem Neide
50
mi¡ zur S¡eibe ‰ellen hin? Und, wann i¡ der Deine bin, (spra¡ er) ma¡t e# dir nur Freude. Weil die Wahl i‰ frey ge‰ellt, wehl au¡ i¡ wa# mir gefällt.
55
Also s¡loßen ›e die Kette. J¡ vers¡lag mein Glü¿e ni¡t: Für mi¡ mein Gewi‹en spri¡t, wann i¡, (spra¡ ›e) wie die Klette, hang an Dafni# und an Gott.
60
Wol! (spra¡ er) Hon sey dem Spott! den 13. Aprilis.
S. v. B. Dichterey-Sachen
434
242. Zu Mon›eur Chri‰of Wilhelm S¡eurl# Obri‰ Leutenant# mit Jungfrau Annen Ro›nen Slüßelfelderin und Mon›eur Johann Carl Slüßelfelder# mit Jungfrau Maria Helena Hallerin, DoppelHo¡zeit. Wa# dort gewüns¡et ward, vor Dreißig und vier Jahren, dem Edlen Eltern-Paar: da# laß dem Doppel-Zwey der Himmel wiederfahren, zweymal so man¡e# Jahr. # La‹t mir diß seyn ein Edle# Ho¡zeit-hau#: e# gibt zweymal zuglei¡ zwey Kinder au#. Gott laß e# diesen wol ergehen, und jene# ö]er no¡ ges¡ehen! # Ein Te”el dort, und hier der Te”lin Sohn, die Hallerin, ›e glei¡en, bringt davon. # Himmel, füll die S¡euren voll, sey der Felder rei¡er S¡lü‹el: häufe Segen in da# Bett, in den Be¡er, auf die S¡ü‹el. # Jhr Pegni”hirten! heut denkt an den Blumen-Orden, und an die Sieben-Zahl. Fünf derer zehlt zurü¿: da i‰ er jung geworden, dort in dem Linden-Thal. 5
So feyret dann da# Fe‰, da# heute wird verneuet: da bunte Blumen-Saat, Strefon# bey S¡äferspiel, von Fama ward ge‰reuet, Claju# die nun no¡ Wa¡#tum hat. Dem Edlen doppel-paar, wie jenem, s¡enkt und ›nget!
10
aufdaß man sagen mag:
Gedichte 242, 243, 244 und 245, 1678
435
die Pegni”-S¡äferey viel s¡öne Frü¡te bringet, no¡ bi# auf diesen Tag.
243. Filanthu# der XLV Blumgenoß. Magister Johann Lang, Diaconus ad Spiritum Sanctum. HerzSamen. Von Himmel ge‰reuet. J¡ säe Heilig# Wort, in fromme Herzen au#, da# Gotte# Finger hat in meinen Mund ge‰reuet. E# komme diese Saat, mit Wu¡er, ihm zu hau#. Wie seelig i‰ die Hand, die säet, wa# Gott meyet!
244. Jsander der XLVI Blumgenoß. Johann Conrad Einwag. Tag und Na¡t. Gott-beda¡t. J¡ wäge Tag und Na¡t in glei¡en We¡sel ein und tra¡te iederzeit auf Gott beda¡t zu seyn. So hilfet er bey Tag mir Alle# au¡ wol ma¡en. Sein Aug, s¡la[ i¡ bey Na¡t, pflegt über mir zu wa¡en.
245. Zu de# Esel# Jonello und Clarinden Ho¡zeit. Doctor Giovanni Cornelio Höne. Jungfrau Catharina Hagen. Diß war der S¡luß. Man trug Jhr man¡en an: Clarinden Herz nur Einen lieb gewann. Wer hat# gewu‰? da# Feuer sah man brennen: wer hat da# Ziel der Glut errahten können? 5
E# floge zwar o] man¡er Seufzer au#: die Ursa¡ blieb verwahrt im Herzen-Hau#.
S. v. B. Dichterey-Sachen
436
J¡ wart, bi# Treu und Lieb‰er wiederkomme: so sagte Sie die Keus¡e, Sie die Fromme. Jezt bri¡t e# au#. Wie man¡er rei‰ davon: er hat im Thor der Lieb verge‹en s¡on.
10
Wie man¡e lä‹t au¡ lieb und Lieb‰en wandern: ›e hat, wei‰ er die Fersen, s¡on den andern. Hier ni¡t also. Jonello Abs¡ied nahm: die lieb und Er be‰ändig wiederkam. Er fand au¡ no¡ die Flamme bey Clarinden.
15
Von Himmel komt, die Treu und diß Entzünden. Er segne dann diß Paar, da# er vereint. Jhr Eh‰and bleib mit Gotte# Huld bes¡reint. Und, wehrte Zwey, liebt Gott! er liebet wieder. Liebt er: so fällt von ihm au¡ Glü¿ hernieder.
20
Floridan.
246. Kammer-Liedlein. Der Han im Hag. J‰ ni¡t neuli¡ in den Hag hier ein s¡warzer Han entflogen. Glaubet, ob i¡ Wunder sag: e# i‰ do¡ ni¡t all# erlogen. 5
Er gieng einer Henne na¡, die er gern hätt mögen drü¿en. Man¡er Dorn ihn kont be‰ri¿en, ihn da# Feder-Wamme# bra¡. Sein Gefänge s¡lo[ und kro¡
10
dur¡ die di¿-verbüs¡te He¿en. A¡ in wa# für einem lo¡ mag der glatte S¡nabel ‰e¿en? also denkend su¡t' er ›e, floge auf der Baumen Gipfel,
Gedicht 246, 1678
437
15
rührte seine# Halse# Klüpfel, daß er rie[e Kikerky. | Sie die Henne, die nun au¡ war de# flieh- und widren# müde, da¡t: e# gilt nur meinem Bau¡!
20
na¡ dem Streiten ma¡t man Friede. Ga¿, ga¿, ga¿! so fieng ›e an. Er spra¡: deine Stimm i¡ kenne, ‰ehe mir do¡, meine Henne. Komm, (spra¡ ›e) mein Go¿elhan!
25
Ja, i¡ komm', in deinen Hag, (spra¡ er) meine roht' und Weiße! Beiß mi¡ ni¡t! (war ihre Sag) deine Beut' i¡ willig heiße. Thu mir# ni¡t! in unser Ne‰
30
mö¡t i¡ gern al# Jungfer kommen. Feur, (spra¡ er) da# angeglommen, ni¡t dur¡ Wort ›¡ lös¡en lä‹t. S¡u¿, mein Hänel! (war ihr Wort) sag, ›nd au¡ die Belze theuer?
35
Seine Antwort war: nur fort! s¡au hier bring i¡ dir Ma¡Eyer. Nur kein Vogel sey darinn! (spra¡ ›e) daß ni¡t Küken s¡lie[en. Do¡, wann keine um mi¡ lie[en,
40
fiel die Freud in Brunnen hin. Jhr Gewörtel währte lang. Endli¡ war der Kauf ges¡lo‹en. Sie bezahlte mit Empfang, ward mit lauter Freud dur¡go‹en.
45
Er, verlohre im Gewinn. Fragt den Hag üm diß Behagen! oder la‹t die Henne sagen: die den Han ni¡t mehr gibt hin.
S. v. B. Dichterey-Sachen
438
Wie ges¡iht mir? sah i¡ re¡t? 50
oder i‰# ein Traum gewesen? Wüns¡et Glü¿ dem Han-ges¡le¡t, und der Henne viel Genesen. Wa# im Hennen-hag pa‹irt, ob der Zeug war gut von Faden,
55
ob die Eyer wol gerahten: ein‰ der Barthel lehren wird. den 13. Octobris.
247. Zur Ho¡zeit Herrn Vetter Leonhard Samuel Seeling# und Jungfrau Catharina Oelerin. Seelig ›nd die Gei‰li¡-Armen: ihr i‰ dort da# Himmel-Rei¡ Seelig i‰, wer trägt Erbarmen: Gotte# Güt e# ma¡et glei¡. 5
Seelig i‰, wer San]mut übt: Gott ihm hier da# Erdrei¡ gibt. Seelig ›nd, die leidig s¡reyen: Gott wird trö‰en und erfreuen. 2 Seelig soll ge‰illet werden
10
Hunger na¡ Gere¡tigkeit. Seelig der be›zt die Erden, der de# Frieden# Samen ‰reut. Seelig ›nd, die plagt die Welt: dort folgt rei¡e# Widergelt.
15
Seelig reine Seelen heißen: Gott wird ihrem Aug ›¡ weisen.
Matth. 5. v. 1 bi# 12
Gedicht 247, 1678
439
3 Seelig, die Anfe¡tung tragen,
Hiob. 5.17. Jac. 1.12
und die Gott al# Vatter ‰ra[t, Seelig, die ihr Leid ihm klagen: 20
Act. 2.21. Röm 10.13.
seine Allma¡t rettung s¡a[t. Seelig i‰, wer harret fort,
Matt. 5.10
und bewahret Gotte# Wort.
Luc. 11.28
Seelig i‰, er wird dort la¡en,
Luc.11.21
den hier Aeng‰e weinen ma¡en. 4 25
Seelig i‰ der Kne¡t, der gläubet,
Mc. 16.16.
den sein Herr findt auf der Wa¡t. Seelig, wer an# Ende bleibet,
Luc. 12.43.
gibt im Herren gute Na¡t. 30
Seelig wer im Himmel-Sall
Apoc. 14.17
s¡me¿t de# Lamme# Abendmal.
Apoc. 19.9
Seelig i‰, wen eingeladen
Luc. 14. v. 15
Gotte# Rei¡ zum Brod der Gnaden. | 5 Diese# ›nd viel Seeligkeiten. Eine no¡ ergezt auf Erd: 35
die im anbeginn der Zeiten, Adam no¡ von Gott begehrt, da er alle# son‰ gehabt. Er‰ fand er ›¡ voll begabt, al# er sah auf Eden# Höhen,
40
seine Heva vor ihm ‰ehen. 6 Seelig i‰, wem Gotte# Güte gibt ein kluge# Tugend-Weib, die trägt Fromkeit im Gemüte, die s¡ön i‰ an Seel und Leib.
45
Wol i‰, ehrli¡ seyn gebohrn. Wol, wen Gotte# Raht erkohrn,
Prov. 7. v. 21. c. 25. v. 11.
S. v. B. Dichterey-Sachen
440
sol¡en Gatten zu erwerben. Lezte# Wol, i‰ Seelig ‰erben. 7 Lieben! Ein# eu¡ Gott verliehe. Und iezt folgt da# Andre na¡.
50
Au¡ da# dritte, do¡ ni¡t frühe, Eu¡ im Ende Seelig ma¡! Nehmt da# Vierte, Frieden, hin. Ein gesunder Leib und Sinn sol da# Fün]e Wol no¡ ma¡en.
55
Se¡‰e#, Wol‰and, folgt den Sa¡en. 8 Lebet Seelig, zehlt unzehlig S¡ä”e au# de# Hö¡‰en Hand. Seit gesellig, ni¡t mi#fällig, nehrt der treuen Liebe Brand.
60
Seelig wohnt in eurem Hau#. Seelig gehet ein und au#. Lebt Glü¿-völlig, nimmer-s¡ellig, Gott-gefällig, Ehli¡-Fröli¡. O! so seit ihr Jmmer-Seelig.
65
den 14 Novembris.
248. Da# beKinderte Bad. Madrigal. Diana i‰ hier ni¡t im Bad, da# soviel Kind#köpf' hat. Wa# thut die Jungfer-Welt? Sie will nun gar in Kindern baden. 5
Wa# kan e# endli¡ s¡aden? der Badkne¡t i‰ s¡on an der Thür. Er sagt, er will hinfür
Gedichte 248, 249 und 250, 1678
441
an seinen Fuß da# Wiegband binden. da# Wa‹er hier, kont ihn entzünden.
249. Auf die Namen beyder Verlobten. Herr Seeling heuratet Jungfrau Oelerin. Wa# ma¡t der Sohn von Daniel? J¡ meyn', er heiß ja Samuel. Von Gott er eine liebe Seel mit seiner Anda¡t-heißen Kehl' 5
erbate, die er ihm vermähl: der gelbe Neid mag sehen s¡eel, daß ihm der Rü‹el werde geel. E# geb der Held Jmmanuel, dem i¡ der Beyden Glü¿ befehl:
10
daß, wie der Witwen Oel und Meel, Jhr Wol‰and hier kein Ende zehl, daß Jhnen ja kein Gute# fehl. E# wa¡ der Engel Raphael, daß Jhnen ni¡t den Frieden ‰ehl
15
ein dieb dort au# der Höllen-Höl. Bi# daß ihr Gei‰ den Himmel wehl, und ihren Leib da# Grab verheel. So kan ›¡ reimen Seel und Oel.
250. E# nehrt und zehrt. Wa# nehrt die Glut? da# Oel. So wolt ihr dan verbrennen, Macario, weil ihr die Cathari# ma¡t Eur? do¡ ›e verzehret au¡, indem Sie nehrt, da# Feur. Viellei¡t au¡ sol man eu¡ den Salamander nennen.
S. v. B. Dichterey-Sachen
442
Sie pfeilt und heilt. Ob ihm ihr Augenpfeil in# Herz s¡oß eine Wunde: Jhr Mund der Oelkrug i‰, gie‰ wieder Oel hinein. da# Oel flie‰ ohn Geräus¡, e# muß ja linde seyn. So mag ›e ma¡en krank: ›e ma¡et au¡ gesunde. 15 Novembris.
da# Leben#-Lie¡t. Man kan, diß Leben hier, re¡t eine Lampe nennen: da# Oel ernehrt ihr Lie¡t. Herr Seeling nimt nun hin und ma¡et ihm verwandt die liebe Oelerin: so werden wir ihn dann forthin langlebig kennen.
251. An die Gesells¡a]. Weil Doru# Ehr-erw䡉, der die Gesells¡a] ehrt: Gebt, wehrte Hirten, dann dem Doru# Ehre wieder. So ›ht man, daß der Leib hab lieb-verwandte Glieder. E# wird der Dorili# au¡ so die Freud gemehrt.
252. An Polyanthen. Da man da# Fe‰ bekehrter Heiden hält, und Jesu# ward bekandt der Morgen-Welt grü‰ Polianth, der Edle, mein Gezelt, bes¡enkt mein Hau#, die S¡uld erla‹en zehlt. 5
Er s¡reibt, er sey nun müd der s¡nöden Welt, und a¡te ni¡t, diß wa# ›e liebt, da# Geld. O HimmelSinn, der ni¡t# von Erde hält! Er liebt nur hier ein grüne# S¡äfer-Zelt. sehnt ›¡ zu Gott dort in# Elyser-Feld.
10
So i‰ er ie ein theurer Gotte#-Held:
Gedichte 252 und 253, 1679
443
weil er also hat obge›egt der Welt, lä‹t gerne ihr, wa# do¡ hier bleibt, da# Geld. O seelger Taus¡! wol dem, der also wehlt, dem da#, wa# nur gefallen soll, gefällt. 15
Gott diesen Sinn laß bleiben fe‰ ge‰ellt; erwidre dort, mit Freud, ges¡enkte# Geld, ma¡ glänzen dort, wie Gold, im Sternen-Zelt, laß gute# Glü¿ Jhm immer seyn vermählt.
253. Uber de# Doru# Ehr-wa¡#tum. Doru# dorten bey den Pauken eine FeldTrompete war, diente Gott und seinem Für‰en: o] in Elend und Gefahr. Wann man ‰eht dem fre¡en Feind, kan man ni¡t in Daunen ligen: man de¿t au¡ die Tafel ni¡t in dem Lager na¡ Vergnügen. 5
Seinem David hat au¡ diese# der Abiathar gethan: drum er au¡, dur¡ de‹en Milde, die Hohprie‰er-Stell bekam. | Tre[li¡ lautet diese Stimme, die zwar o] auf Erden krankt: dieser diener treuli¡ diente, sein herr hat ihm wol gedankt. Wa# thut unser Brennen-Held? Doru# muß ihm größer heißen:
10
Er hei‰ ihm ein ganze# Land, al# Hohprie‰ern, Ehr erweisen, untergibt Jhm soviel Hirten, daß o] deren man¡er hat in der Pfarr ni¡t soviel S¡äflein. Ehrt mir diese Für‰en-Gnad. Nun der Edle Lehrer-Hut eine sol¡e Stelle zieret, die er au# dem Amer-Thal würdig her zu Lande führet,
15
von der Musen ihrer Hof‰adt. Ein Decan den andern krönt. Diese Zier ›¡ na¡ dem Doru#, glei¡wie er na¡ ihr, ›¡ sehnt. Edler Doru#! eu¡ beru[t euer Nam zu dieser Stelle. J‰ der Sto¿ ni¡t auf der Weid eine# Hirten sein Geselle? spielt die Flöte ni¡t den S¡afen? den Aufseher-Sto¿ ihr führt:
20
eure S¡afTri] zu bezeptern. Euren Mund au¡ prei#li¡ ziert die beredte Predig-Flöt', eure S¡afe wol zu weiden. Nun so weidet dan vergnügt in den s¡önen Ais¡grundt-Heiden,
S. v. B. Dichterey-Sachen
444
mit der Dorili#, der Edlen. Gott den güldnen Frieden geb! daß da# Land, na¡ langer Unruh, ein‰ in Ruh und Frieden leb. den 26 Ejusdem.
254. HirtenLiedlein. J¡ gedenke no¡ der Wonne, i‰ no¡ keine ganze Sonne, S¡öne Magdali#, da wir, ihr, und die so eu¡ gebohren, 5
i¡, und die so i¡ erkohren, und der, so iezt ni¡t mehr hier, einen hohen Berg er‰iegen: e# gieng hart, al# wie da# Pflügen. Wa# wir da erobert haben,
10
a¡! die s¡male Siege#Gaben, waren dürre hole Beer'. | Wir verlohren, ohn Gewinnen. Eu¡ der Vatter mu‰ entrinnen, in der heißen Wiederkehr.
15
Und, bei klarem Himmel#Fen‰er, für¡t man au¡ die Wald-Gespän‰er. Do¡ der unsre zwei paar Räder, unser Cabinet von Leder, unten in dem Thal verwahrt,
20
der holt' un# zum Vatter wieder. do¡ da# äuser‰ unsrer Glieder, Von dem Raube, blutig ward. Wolken vorher müßen weinen, soll da# Gold der Sonne s¡einen.
Gedicht 254, 1679
445
25
drauf wir giengen fort spaziren, dort da# Na¡bar-dorf zu zieren, s¡öne# Kind, mit eurem Glanz. Rohter Sa] au# Tannen floße, ›¡ auf dürren Sand ergo‹e.
30
Au¡ de# Orfeu# Finger-danz, ›¡ begunt bald einzufinden. Vögel flogen na¡ den Gründen. Eine# nur wir mu‰en mi‹en: einen S¡äfer, der gefli‹en,
35
Hirtin, Eu¡ hätt aufgewartt. Einer zwar an eu¡ s¡on da¡te, aber ›¡ ni¡t kund no¡ ma¡te. O] da# Glü¿ ›¡ spart und harrt. Damal# wüns¡t i¡ diß Ergehen,
40
da# wir iezt ges¡ehen sehen. Nun hat ›¡ ein Hirt gefunden, der eu¡ kont da# Herz verwunden. | Und man sagt, er ‰e¿t voll Glut, weil er von ›¡ sprü”et Funken.
45
Er muß ja seyn liebe#-trunken, und e# brennt sein ganze# Blut. J‰ er etwan selb‰ die liebe, Bruder von dem HerzenDiebe.
50
Wär er dort bey un# gewesen,
S¡öne Hirtin! ja er glühet,
(Gott wolt un# vom Feur erlösen)
seit er ›¡ na¡ eu¡ um›het:
a¡! den Wald hätt er entzündt. Für¡tet ihr eu¡ ni¡t vor Brennen? Do¡ ihr werdt ihn bäßer kennen. Feur ›¡ gern zum Feuer findt. 55
Kamen do¡ dort au¡, in Flammen, Zev# und Semele zusammen. Und er sagt, wie er ›¡ sehne, klagt, er müß, ihr seit zu s¡öne,
und ihr seit na¡ ihm entzündt.
S. v. B. Dichterey-Sachen
446
nur bald zu eu¡ krie¡en ein. Eure Augen ›nd da# Feuer,
60
ma¡en ihm da# Warten theuer. Jhr selb‰ mü‰ da# Feuer seyn, und ihr ma¡t ihn er‰ re¡t fun¿en, weil er Glut von eu¡ getrunken. Nun wolan, i¡ laß eu¡ brennen:
65
kan i¡ s¡on ni¡t re¡t benennen, wer da# andre angezündt. Flut ni¡t, Glut les¡t hier die flammen. Ey so feuret dann zusammen: daß man bald die Funken find
70
in der Wiegen Mamma s¡reyen. Gott laß alle# wol gedeyen! 16 Februarii.
255. Chri‰of Adam Negelein. dur¡ Bu¡‰abWe¡sel. (Nimm weg der Tugend Herz, und gib da# haubt: so wird die Letterkehr für re¡t beglaubt) Ein MitS¡äfer ôn Tadel. So sey wilkommen, lieb‰er Hirt dem Orden iezt, vorher den Gliedern. Mit dir wir billig un# verbrüdern: weil Kun‰ und Treu dein Herze ziert 5
Weil Kun‰ i‰ deiner Sinnen Adel, sey ein MitS¡äfer ône Tadel. laß mahnen di¡ da# wei‹e Band, daß Uns¡uld S¡äfern sey verwandt. Sey unser, spiel auf Pegni”rohren,
10
erweitre deiner Blum Gerü¡t. den Himmel ehre dein Gedi¡t. Wol dem der labet Gotte# ohren!
Gedichte 256 und 257, 1679
447
256. der XLVII BlumgenoßS¡äfer Celadon. Blume: rohte# Nägelein. Spru¡: Au# NägelWunden gefärbet. die Nägel, die man s¡lug dur¡ Jesu Händ' und Füße, (au# liebe ließ er zu, daß man ihm diß gethan) ›nd Pfeile, die mein Herz mit liebe zünden an. Mit seiner Wunden Blut i¡ meine Blum begieße. 20 Martii.
257. Auf Herrn Johann Mi¡ael Endter# Juris Utriusque Doctoris und Jungfrau Annae Susannae von Cöln Ho¡zeit. 15 Septembris. nomine Fratris. War e# diß, mein wehrter Bruder, daß die Lieb da# Reise-Ruder so ges¡wind verwendet hat? da na¡ Wien die Sinne ‰unden, 5
hat man Weg na¡ Cöln gefunden. Gibt Cupido sol¡en Raht? 2. Wa# man au¡ vom O‰land saget, dir da# Niederland behaget: weil du spüre‰ guten Wind.
10
An dem Tag, da ›e gebohren, hat ›e di¡ zum Freund erkohren, da# selb‰-au#erkohrne Kind. 3. A¡ wie s¡merzte ›e da# Warten: komm, Gedult in meinen Garten,
15
(spra¡ ›e) wann e# währt so lang. Wann i¡ in dem Hornung braute, s¡la[ bi# herb‰ auf ganzer haute, solte da# ni¡t ma¡en bang?
S. v. B. Dichterey-Sachen
448
4. Endli¡ do¡ komm i¡ zum Glü¿e, 20
daß man mir die S¡ürze fli¿e. Ob ja etwa# lebend würd: hab i¡, wa# i¡ soll, erworben; wenig ›nd daran ge‰orben. Sol¡e Bürd die Weiber ziert.
25
5. Daß ›e sey hierauf befli‹en, hat man jüng‰ s¡on müßen wi‹en, al# der Fürhang riß herab an dem Chor, von dem Gekü‹e. Fragt, ob ›e ni¡t Tauben-bi‹e
30
dazumal gefühlet hab. 6. Wolt ein andrer wol entrigeln, über den Alpa‰er-Hügeln, den begüldten Ketten-Stein: Nein! spri¡t ›e, e# soll nur einer,
35
nur der meine und son‰ keiner, diß zu thun befuget seyn. 7. Je”und könt ihr, wie vorde‹en, de# Ehbette# Länge me‹en. bäßer iezt und unges¡eut.
40
Glü¿ da# wolle lauter Segen hin zu eurem Liegen legen. Freude selb‰ da# Bett bereit. 8. Geh umarme dein Erge”en, Bruder! und mein Wüns¡e-se”en
45
se”et di¡ in Gotte# S¡oß. Deine Lieb du also theile, daß davon i¡ bei der Weile bleibe au¡ ein Treu-genoß. ANNA SUS ANNA.
Die Jungfer Braut verspri¡t un# eine treue Dame: Li# vor- und hinter ›¡: ihr Name bleibt Ein Name.
Gedichte 258 und 259, 1679
449
258. Der XLVIII Blumgeno#S¡äfer Polydor. Herr Magister Johann A¡atiu# Lös¡ Heil#bronnen›#. Blume: Cardobenedicten oder Bornwurz. Spru¡: Am Heil-Brunn blühend. da meine Wurzeln führt der Heilbrunn in da# Bad: wie solt i¡ blühen ni¡t? Weil er viel Wa‹er hat, so lös¡ i¡ meinen dur‰, und trink au# Jesu Wunden. Na¡ ni¡t# mi¡ dür‰et son‰: hier hab i¡ Gnüg gefunden.
259. der XLIX Blumgeno#S¡äfer. Herr Chri‰of Wegleiter Nürnbergen›#. Jrenian. Blume Fridelar. Spru¡ Mit Gott und Mens¡en Da# Jahr benamet mi¡, daß un# den Fried gebahre: Gott, geb, auf Jahre-mäng! Mit Gott befriedet seyn, a¡! diese# führt den Fried au¡ zu un# Mens¡en ein. den er‰en Jesu# ma¡t: den andern er bewahre.
Spru¡: Jm Lande de# Friedfür‰en#. Mi¡ nennt der Fried, im Jahr, da# un# den Frieden giebet: viellei¡t auf lange ni¡t. Dort i‰ da# Frieden#-Land, wo wohnt der FriedeFür‰, und wo man Frieden liebet. der Friede hier mit Gott, mir jenen ma¡ verwandt.
S. v. B. Dichterey-Sachen
450
260. An die Edle J›#. Wie s¡ön do¡ klingt der Dank zur Mutter, von dem Sohn. diß zeuget, daß ›e war de# Vatter# Ehrenkron, der Kinder S¡u” und S¡a”, de# Hause# Flur und Segen. HalbMüttern pflegt man son‰ soviel ni¡t zuzulegen. 5
Wol Müttern, derer Huld entzundt die KinderKerz! Wol Kindern, die also beglü¿t ein Mutterherz! O Kette, daran Gott und Mens¡ hat wolgefallen! S¡lagt fort einander zu also den Liebe#Ballen. Jndeß da# treue Herz gesund am Leibe trag
10
diß Gold, da# iederzeit von ihrer Tugend sag.
261. Der L Blumgeno#S¡äfer Lysander. Herr Chri‰ian Heu¡elin. Blume: Aloe. Spru¡: Ein Glei¡ni# diese# ErdLeben#.* E# hat mehr Aloe, al# Honig, diese# Leben. de# Leiden# Bitterkeit, die Zu¿er-Freud verherbt. do¡ diese Wurzel muß mir no¡ die Blume geben: ob s¡on die frühe Kält den spaten Wa¡#tum ‰erbt. ` mellis habet. * Plus Aloës quam
Gedichte 262 und 263, 1679
451
262. Die LI Blumgenoßin + Frau Maria Dorothea Omeißin gebohrne Ro‰in. au# Hi#panien bürtig, Damon# Ehelieb‰e. Diana. Blume: Granat-Blühe. Spru¡: Namen-verwandt mit Granadillen. Granada i‰ die Gränz von meinem Vatterland. Mi¡ ma¡t mein Blumen-Nam der Granadill verwandt; Na¡ Chri‰o hei‰ ein Chri‰: diß kan mi¡ Glaub-ermahnen. Mi¡ Spanjerin man au¡, na¡ jener*, nennt Dianen. +
Filia Wendel Ro‰en# von Er[urt und Annae N. Mekelburgis¡
Suerinis¡en Consu〈lenten#〉 nata Anno 1650. Uxor Pillenhuber# 1666. in Cadi” 24 Novembris qui obiit 1676. *da# au# dem Spanis¡en überse”te Bu¡, die s¡öne Diana.
263. Die LII Blumgenoßin Jungfrau Barbara Helena Längin. Erone. Blume: Helenium, AlantWurz. Spru¡: Jn den Heiland verliebet. La‰ in die Tyndari# verliebt den Pari# seyn! Mein Ero# Jesu# i‰: na¡ ihm i¡ heiß Erone. Mein Seele trinkt von ihm den bä‰en Heiland-Wein, wann i¡ mit Glaub und Lieb in seinen Wunden wohne.
S. v. B. Dichterey-Sachen
452
264. Auf die Peyer-Billiedtis¡e Ho¡zeit. Sonnet. J¡ seh, wie ehmal# dort im Jnsel Thal, hier auf be‰einten Pla”e# Gründen, alt-junge Sieben liebe Linden: Unfern seh i¡ der Pegni” Rinne-Saal. 5
La‹t jene Zier dort außen werden kahl: Hier unser Bu¡, die Bäume-Rinden, i‰ hinter Mauren au¡ zu finden. Komt, Hirten, dann und ›ngt mit mir einmal! die an Ge‰alt s¡ön al# die Linden blüht,
10
›¡ heute wolgepaaret ›ht. E# muß ihr Glü¿ der Blätter-Zahl ›¡ glei¡en, und nimmermehr von ihnen wei¡en. Jhr Leben sey mit soviel Freud geziert, al# viel die Pegni” Tropfen führt. Also, der jüng‰ hier pla” gewann, wüns¡t Na¡bar Floridan.
265. Auf die Neubrunner-Mühlis¡e Ho¡zeit. E# will der Neue Brunn die liebe Mühle treiben: diß ma¡t, die Hirten-S¡aar der Pegni”, Wüns¡e s¡reiben. # Gott thut ja no¡, wa# er zuvor gethan: Er nimmet ›¡ der feinen Seelen an etc. etc.
26 Verse
J‰ gedru¿t mit den andern.
Gedichte 266 und 267, 1680
453
266. Da# Emblematis¡e EheBette dem WolEdlen Paar Verlobten Silvano und Sirene gewidmet. 26 Julii. J‰ in Folio gedru¿t zu finden. Ein S¡äfeGedi¡te. 196 Verse Mense Julio.
267. der LIII Blumgeno#-S¡äfer Herr Ferdinand Adam Pernauer, Baron de Perney. Dafni#. Blume: die Ba›lie. Spru¡: Ho¡benamt und Wolrie¡end. Gesalbte hießen 〈 .................................〉 Chri‰i Sam 〈......................................................〉 mit Jhm. Rie¡t 〈..................................〉 ho¡benamt mi¡ rühm 〈......................................................〉 Nam. a) κριστὸς, unctus. Ba›lie, von Βασιλεὺς. d) à ∆άφνη, Laurus
S. v. B. Dichterey-Sachen
454
268. Die LIV Blumgenoßin Jungfrau Anna Maria Paumgartnerin von Holn‰ein und Lohner‰att in Gern#burg. Amarilli#. Blume: Der Majoran. Spru¡: Mit Nu”en, zierend. Da# Aug, den S¡ma¿ und Ru¡, die Sinnen, i¡ erge”e, i¡ diene zur Arznei, verEine Nu” und Zier: bin Amarillen Bild. drum billig, daß von Jhr, wie von der Er‰en dort,a der S¡äfer-Wald lob-s¡wä”e. 5
So flie‰ au¡ Poesy von Jhrer s¡önen Hand:b Sie ziert mit Stand zuglei¡ und nu”et mit Ver‰and. a) Virgilii Ecloga 1. Formosam resonare doces Amarillida silvam. b) Et prodesse volunt et delectare Poëtae. Horatius in Arte Poetica.
269. Der LV Blumgeno#S¡äfer. Monsieur Chri‰of Fürer von Haimendorf in Wolker#dorf Patricius Noricus. Lilidor. Blume: Lilie. Spru¡: Jm herrli¡en Kleide. Mein Heiland herrli¡ nennt da# Kleid von meiner Blum. J¡ werde, wann in ›¡ der HErr mi¡ selber kleidet, gezierter treten auf. J¡ pra¡te wol mit Ruhm, wann so ein guldin Stü¿ die Sonne mir bes¡eidet. Mal. 4.2. Esa. 61.10
Gedichte 270, 271, 272 und 273, 1680
455
270. Die LVI Blumgenoßin Jungfrau Maria Magdalena Ste[anin. Chlorinde. Blume: die Narde. alias Marien-Magdalenen-Blume. Spru¡: Meinen Heiland zu salben. Mein' Anda¡t, meine Salb', al# eine Narde rie¡t, wann Jesu# ›¡ zu mir, mein EhrenKönig, wendet. Und diese# Helden Huld mir eine Kron verspri¡t, wann ein‰ mein Kampf und Lauf wird ›egha] seyn geendet.
271. Von de# WolEdlen Lilidor# Blume J‰ ni¡t die Lilie der Blumen Zepter‰ab? die Ahnen Lilidor# sah Nori# lang regiren. E# müß, weil diese Blum i‰ ihre# S¡ilde# Haab, da# Glü¿ den Chri‰o[en au¡ auf dem Rade führen.
272. Von de# Erleu¡ten Dafni# seiner. da# obige ander‰. J¡ bin ja ho¡benamt von Chri‰u#, al# ein Chri‰: gesalbt zum KönigRei¡, mit ihm dort zu regiren. Mein Leben, der Geru¡, wird diese Salbe zieren. drum krönet mi¡ mein Nam, der immer-grünend i‰.
273. Vom Namen Dafni#. Krönt euren Dafni# au¡, wie dort Sicanien, ihr Pegni”Hirten ihr! J‰ de‹en Zier zu mehren,
S. v. B. Dichterey-Sachen
456
den wir mit Lorbeerlaub s¡on selb‰-gekrönet sehn? e# w䡉 ihm au# dem Hirn. So krönt ihn, mit Verehren.
274. An Amarilli#. Der grüne Berg Parnaß, de# Felsen# Holer Stein wo Hippocrene qwillt, die gränzen hier zusammen. So muß dann Amarill der Musen eine seyn: ›e ma¡t den Pegni”-Fluß zu na‹en Pega#Flammen.
275. Zum MyrtenFest Herrn Heinri¡ Bernhard Engels¡all# Nürnberger# und Jungfrau Gertraut Margaretha Zipfel# in Leipzig. Die Pegni” und die Pleiße rinnt zusammen: diß zeugen Angelan# und Margabellen Flammen. de# freuen ›¡, die diese Wüns¡e goßen, in ihrer Nori#burg, die treue Blumgenoßen. * * * Du bi‰ e# ja, die un# so man¡en S¡wan gebohren, seit Florian ›¡ hat der Spra¡e zuges¡woren, der theure Flammen-Gei‰, die seine Mutter i‰; du bi‰ e# no¡, die du damal# gewesen bi‰, 5
du s¡öne LindenStadt, du s¡öne Filyrene! J¡ denke no¡, wie mi¡ beflammet deine Söhne, Brem, Lunde Finkelthau#, (der au¡ hieß Floridan) al# i¡ dort an der Saal zu ›ngen fienge an. Du ha‰ Adoni# au¡, den edlen Mann, erzogen,
10
mit dem der zweit' Opi” na¡ Jspahan geflogen in# alte Per›en. I¡ denke iezt daran,
Gedichte 275 und 276, 1680
457
da einen Ehglük-Wuns¡ heis¡t unser Angelan. J¡ kan ja ander# ni¡t, al# sein Ges¡i¿e preisen, da# ihm den Glü¿e#Weg kont zu der Pleiße weisen: 15
glei¡wie die Fata dort den Jacob führten hin, wo Haran hei”en kont dur¡ Rahel seinen Sinn. So komt dann, Edle# Kind, für-s¡öne Margabelle! E# ‰ehen Galathee, Charitni# und Florelle, zu dienen Eu¡, bereitt, und wie ›e heißen mehr.
20
Komm, (ru[en ›e zumal) du unsrer Pegni” Ehr, Komm, Traute, sey wilkomm! Ja komt, gepaarte Beyde! der Himmel Eure Lieb in tausend Freuden weide! den 18 Augusti.
276. Hirtenlied¡en, an Olinden, al# ›e ihm Aepfel sendete. Wa# empfah' i¡ von Olinde von dem loßen lieben Kinde? Aepfel, ›nd die süße Gab. Wie daß ›e nit selb‰ verzehret, 5
wa# Pomon' ihr hat verehret? Keine S¡uld ›e leget ab. Nein! mi¡ wil ›e S¡uldner ma¡en. Do¡ ›e ringert mir die Sa¡en: zween der bä‰en Sie behielt.
10
Und wer wird mi¡ dann verdenken, wann, bei dem nit-ganzen S¡enken, i¡ ›e eine diebin s¡ilt? Zween hat Sie davon ver‰e¿et, und mit neuen S¡nee bede¿et.
15
Wann dur¡ Cappadocien i¡ na¡ Zottenberg werd reisen,
S. v. B. Dichterey-Sachen
458
werd i¡ treuli¡ mi¡ befleißen diesen dieb‰al frei zu sehn. Na¡ zwei Aepfeln, die no¡ hangen 20
an dem Baum, trag i¡ verlangen, ni¡t na¡ denen, die s¡on ›nd in da# Körblein abgebro¡en. Seh i¡ da, wa# ›¡ verkro¡en, al#dan voll die Zahl ›¡ findt. den 8 WinterMonat#
277. Zur Ho¡zeit Herrn Wolf-Andrea# Endter# und Jungfrau Margaretha Katharina S¡ü”in. Der Endten-S¡uß. Höret, wa# ›¡ jüng‰ begeben, bei den s¡lanken Fi¡ten‰äben al# der graue Borea# ri## den Haars¡mu¿ von den Bäumen. 5
Amor, voll von Po‹en-träumen, auf dem falben Graße saß. 2 Al# er seinen Silber-Bogen fris¡ mit Jungfer-Haar bezogen, Pfeile-Gold darzu gelegt,
10
kro¡ er in die n䡉e He¿en, seine S¡alkheit zu ver‰e¿en: wie der loße Le¿er pflegt. 3 Eine Hirtin fande ligen diß Gerähte, mit Vergnügen.
15
Jhr gefiele so ein Fund bäßer, al# da# NeheKü‹en.
Gedicht 277, 1680
459
Nun will i¡ au¡ einmal s¡ießen; etwan ma¡ i¡ Etwa# Wund: 4 Also spra¡ ›e, nahm den Bogen, 20
der bepfeilet und gezogen s¡nellt' auf eine Endte loß, die dort s¡wumme an dem Strande. Sie warf hin, wa# ›e er‰ fande: einzuholen, wa# ›e s¡oß. 5
25
Al# ›e an da# ort hin kame, bald ›e diese Stimm vernahme: A¡! wer hil]? i¡ bin verwundt! Sag mir, seither wann? ›e fragte: Jezt in diesem Nun: er sagte.
30
A¡! rie[ ›e: der Unglü¿#Stund! | 6 Sie fand einen S¡äfer liegen, und ›¡ auf dem Grase wiegen. A¡! den S¡uß hab i¡ gethan! spra¡ ›e, und fiel zu ihm nieder:
35
Gerne will i¡ heilen wieder: spri¡ nur, S¡äfer, ob i¡ kan. 7 Al# er sah, wer ihn ges¡o[en: A¡! wa# Glü¿ hab i¡ geno[en! Seelig bi‰ du, meine Bru‰,
40
die du ha‰ so liebe Wunden von so s¡öner Hand empfunden. dieser S¡merz, i‰ meine Lu‰. 8 So spra¡ er; und ›e: mein Leben wollt i¡ ja für dein# hin geben.
45
Bald ›e ihn kü‹t' auf den Mund.
S. v. B. Dichterey-Sachen
460
Er sprang auf, und spra¡, mit Freuden: die du mi¡ er‰ ma¡te‰ leiden, a¡! nun ma¡‰ du mi¡ gesund. 9 Pfits¡! kam von Cupid¡en# Bogen 50
in ihr Herz ein Pfeil geflogen, der die Wunde wett gema¡t. Also wurde, dur¡ dieß Büb¡en, au# den Beiden, ein paar Lieb¡en: der den EndtenS¡uß erda¡t. 10
55
Geh! er wird di¡ wieder s¡ießen, seine s¡öne feindin spießen: spra¡ der S¡alk, und flog davon. Wunden, müßen Wunden rä¡en, und der S¡ü”in Fürwi” bre¡en:
60
also will der Venu#-Sohn. 11 Ob man mehr Pfeil' einges¡oben, oder diese au#gehoben: hab i¡ ni¡t au#speculirt. diß i¡ sah, daß ›e den Hirten,
65
ihn mit Heilung zu bewirten, in ihr Hau# hat eingeführt. Den 9 Novembris.
Gedicht 278, 1680
461
278. Dank-Lied Für da# mir von Amarilli#, Diana, Dafni# und Lilidor ges¡enkte GoldApfelGes¡irr. de‹en Obs¡ri] i‰: die Birke, die un# Vier in Jrrhain hat geführt, werd au# Hesperien mit Güldner Fru¡t geziert. An der Birke hängt der Faden von Ariadne. Seh i¡ meine Birke ni¡t hier mit güldnem Apfel prangen? Wem i‰ ›e dafür verpfli¡t, daß ›e ‰eht so s¡ön behangen? 5
Son‰en trägt ›e keine Fru¡t: und man ›het Pomeranzena. iezt um ihre Zweige danzen. wa# für Glü¿ hat ›e besu¡t? 2 He#per! hat dein Sternen-Gold
10
etwan diesen Baum besamet? A¡ Nein! Venu# i‰ ni¡t hold, dem, den man entweibt benamet. du ni¡t: dein He#perien, wo an Gade# Theti# ‰randet,
15
wo man Gold im Tagu# sandet, diese Fru¡t mir ma¡t' ent‰ehn. 3 Dorten her Diana kam: unsre# Orden# Zier zu werden. dur¡ die lü]e ihr na¡s¡wam
20
ein Zweig von der He#per-Erden. Mir trägt ihn die Amselb. zu, in gesells¡a] dreyer andern
S. v. B. Dichterey-Sachen
462
Har[en, die in Lü]en wandern. Birke, wie geehrt bi‰ du! 4 25
Eine, die i‰ Filomel': JrrHain, du ha‰ hören ›ngen Amarill die Edle Seel. denk, wie s¡ön darein kont klingen Unsre# Dafni# SaitenChor:
30
Seine Blum ihn Königc. kennet. Und der Süß-Thon Ler¡e nennet den beprei‰en Lilidor. | 5 Birke, wa# gib‰ du davor, den vier Edlen Lü]e-Psaltern?
35
Wann ›¡ ein mal Lilidor ›ht gezehlt zu Staat#-Verwaltern, deine Ruhten ihm bereit zu den Beilen;d. und zum Feuren deine S¡eiter; Wüns¡ dem Theuren:
40
Seine Zeit sei Güldne Zeit. 6 De# Erleu¡ten Dafni# Zier widme deine weiße Rinde, daß sein Lob ‰ät# red au# ihr. Wüns¡e au¡: a¡ daß i¡ künde
45
selb‰ ein Lorbeerbäumlein seyn, krönen diesen Wolken-gilber; Fama ihr Trompeten-Silber seinen Ruhm in Gold fa‹' ein. 7 E# kehr' um da# Apfel-Gold!
50
die die bä‰en von den Gaben, Ehr, Kun‰, S¡önheit, ma¡en hold, Amarilli#, soll e# haben.e.
Gedichte 278 und 279, 1680
463
Birke, und wa# gibe‰ du? eine kühle S¡atten-Läubef. 55
daß die heiße Himmel-S¡eibe ni¡t mög ‰ören ihre Ruh. 8 Wonne wohn Dianen bei: ihr man¡ süße# Jahr zu geben. Langer Güldner Faden sei
60
ihr und ihre# Damon# Leben. Birke, deinen Lenzen-Sa] laß ihr zum Gesund-seyn fließen. du mu‰ ›e mit Meyen grüßen, wan der Maj die Erd neu s¡a[t.
Mense Novembri.
a. poma aurantia. b. Amei›n. c. Regulus, avis. d. Fasces e. na¡ dem Urteil de# Pari#. f. Sie sange damal# in Floridan# Hütte.
279. da# Freyer-KegelSpiel. die i‰ zwar rei¡, do¡ wol-gefaltt: hätt i¡ da# Geld, und ›e wär kalt. die bellt und bei‹t, ob# Bälglein pralt: Sie ma¡t mi¡ vor dem Alter alt. 5
Hier Tugend wohnt und Wolge‰alt: da tre[ i¡ re¡t, Gott ›e erhalt!
S. v. B. Dichterey-Sachen
464
280. Jn de# Edlen Polyanthu# StammBu¡. J‰ da# Gemähl ein Emblema unsrer Gesells¡a]: Ein Springbrunn, ge‰ü”et von einem S¡af, mit BlumFe‰inen behangen, die Röhren mit ihrem Wa‹er#pru” eine blaue Kugel hebend, darauf
Gotte# Name ge-
s¡rieben. | Diß i‰ de# Orden# Bild, der von den Blumen hei‰. Ein S¡af den Brunnen ‰ü”t: weil ›e ›¡ Hirten nennen. Man kan au¡, au# dem Rand, die Blumgesells¡a] kennen. Da# Absehn un# der Spru” und seine Kugel wei‰: E# ‰eigt au# allen Röhren,
5
da# Gott und Tugend-ehren und Teuts¡e Spra¡zier-mehren. Der Edle Polyanth ›¡ einen sol¡en wei‰. Vielblühend lä‹et Er im werke ›¡ erkennen. 10
So i‰ er billig dann de# Orden# zier zu nennen: und seine# Gei‰e# Blüt ‰et# unverwelkli¡ hei‰. Mit diesem Angedenken hat seinen Ho¡wehrtgeehrten Herrn Gesells¡a]er seiner dien‰bereits¡a] auf iederzeit ver›¡ern und ›¡ bä‰ empfehlen wollen und sollen der BlumenS¡äfer Floridan. S. v. B.
Ges¡rieben in meiner Pegni”hütte den 10 de# LämmerMonat#. Der tausend Blumen li‰ und zieht herau# den Gei‰, wol billig Blumgenoß und Polyanthu# hei‰.
Gedicht 281, 1681
465
281. Der LVII BlumgenoßS¡äfer Fidamor. Herr Chri‰ian Flemmer ho¡Für‰li¡er Secretariu#. Blume: Lieb‰ö¿el. Spru¡: Gott und Mens¡en getreu. Mein Name Treu-lieb hei‰. Mein herz da# i‰ der Sto¿, Darau# w䡉 Lieb und flammt: er soll unendli¡ blühen, au¡ Gott und Mens¡en Treu zu zeigen ›¡ bemühen. Fals¡ de¿t, die s¡warze Haut de# S¡wan#, ein wei‹er Ro¿. den 17 Martii.
NEUDRUCKE D E U T S C H E R L I T E R AT U RW E R K E Neue Folge Herausgegeben von Hans-Henrik Krummacher Band 56
SIGMUND VON BIRKEN
Werke und Korrespondenz Herausgegeben von Klaus Garber, Ferdinand van Ingen, Hartmut Laufh.tte und Johann Anselm Steiger Mitbegr.ndet von Dietrich Jçns
Band 1/II
n MAX NIEMEYER VERLAG T5BINGEN 2009
SIGMUND VON BIRKEN
Floridans Amaranten-Garte Herausgegeben von Klaus Garber und Hartmut Laufh.tte in Zusammenarbeit mit Ralf Schuster
Teil II: Apparate und Kommentare
n MAX NIEMEYER VERLAG T5BINGEN 2009
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet ber http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN 978-3-484-28055-7
ISSN 0077-7688
Max Niemeyer Verlag GmbH, Tbingen 2009 http://www.niemeyer.de Ein Imprint der Walter de Gruyter Verlag GmbH & Co. KG Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschtzt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulssig und strafbar. Das gilt insbesondere fr Vervielfltigungen, bersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Satz: Ralf Schuster, Passau Gesamtherstellung: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten
In Memoriam Joachim Kröll Otto Schröder Blake Lee Spahr
INHALT Apparate und Kommentare ............................................................................................................ 467 da# Eyß Flammen 1. Winterklage, an die unerwei¡li¡e Filli#. Seine Threnen können den Fel# ihre# Herzen# ni¡t zers¡melzen. erwei¡en. ....................................................................................................................... 469 2.
Seiner S¡önen vollkommene S¡önheit. .............................................................................. 470
3.
Cupido wird ein Fe¡ts¡üler. . ............................................................................................... 470
4.
Auf Meine# Pirithou# Namen#Tag. ..................................................................................... 471
5.
An Filli#. Die wiederblühende Früling#- und Liebe#Zeit. ........................................................ 473
6.
An Margari#, Früling#-Klage. ............................................................................................ 474
7.
An die Margari#. al# ›e ihm einen Blumenbus¡ gesendet. Sonnet. ......................................... 475
8.
Al# er von der Margari#, an einen Morgen, in Garten bes¡ieden wurde. .................................. 476
9.
Seine Liebe#s¡merzen ›nd ihm Lieb. .................................................................................... 477
10.
Seine Sterble”e, an ihre Unerwei¡li¡keit. ............................................................................ 478
11.
Son‰en s¡einet na¡ Regen die Sonne, aber ni¡t also in seiner Liebe. ..................................... 479
12.
Seine ihm-aufge‰oßene Liebe# abentheuer. ............................................................................ 480
13.
Uber eine Feuer#brun‰ zu Nürnberg, Anno 1645 ................................................................... 481
14.
An Ro›bellen. .................................................................................................................... 484
15.
Jhn verlanget, Sie zu sehen. ................................................................................................ 485
16.
Na¡tklage, uber sein Liebe#Leiden. ....................................................................................... 486
17.
Uber einen Traum, von Jhr. ................................................................................................. 489
18.
Er verla¡t die Stolze, die ihn vera¡t. ................................................................................... 490
19.
Die unbekannt-geliebte Chari#. Sonnet. ............................................................................... 490
20.
An Sie: al# er, ihrer unbegrü‹et, davon und weiter reisen mu‰e. .............................................. 491
21.
Abs¡ied#-Klage, an Sie. .................................................................................................... 492
22.
Flu¡ Rede, einer bes¡ri]eten Linde. ..................................................................................... 494
23.
"Hör Linde, hör: wann mein und dein vergrollter Ä¡ter" ......................................................... 496
24.
Auf Laub und Gra#. KlingReimen. ...................................................................................... 497
25.
Pan an seine unerwei¡li¡e Dryope. ..................................................................................... 497
26.
An Dualbe, Trauriger Abs¡ied. ........................................................................................... 498
27.
Virgilii II Ecloga geteuts¡t. ............................................................................................... 503
28.
An den Myrtillu#. ............................................................................................................... 506
29.
An die Pegni” Hirten. ......................................................................................................... 508
VIII
30.
Dreyer treuer Freünde Reise an der Je”e von Dannenberg na¡ Hi”ger. ................................... 512
31.
An seine abwesende Ro›li#. Ode extemporanea, inter spaciandum concepta. ..................... 515
32.
An Ebendieselbige. Sonnet. ................................................................................................. 515
33.
An Ebendieselbe auf Jhren Namen#tag. ................................................................................ 516
34.
Morgen- und Abendbes¡reibung. .......................................................................................... 518
35.
Liebe# Profezey: .................................................................................................................. 519
36.
Rätsel: Seidenwurm ........................................................................................................... 519
37.
An die Gegend von Hi”ger ................................................................................................... 521
38.
An die Seine, daß ›e seiner Liebe mit Gegenliebe begegnen wolle. ........................................... 522
39.
Seine Lieb#-abenteur mit der Laura: S¡äferinn, ihr seit am unre¡ten. .................................... 523
40.
Hyla# und Laura we¡selverliebung im Heuen. ....................................................................... 525
41.
J¡ liebe, wa# fein i‰: ob# s¡on nit mein i‰. .......................................................................... 526
42.
Liebe#verzug. ...................................................................................................................... 527
43.
An die Ba›lene, al# ›e ihm ein Band vergönnet. ................................................................... 528
44.
An die Galathee. ................................................................................................................ 529
45.
Von zwey unglei¡en S¡we‰ern Sonnet. ............................................................................. 531
46.
An Fili›lle. Sonnet. ............................................................................................................ 531
47.
Floridan# Seine soll Florinda heißen. .................................................................................... 532
48.
An Florinda. Sonnet. .......................................................................................................... 532
49.
Hyla# und Laura Gesprä¡e. Sie hält Jhn. ............................................................................ 533
50.
An Salibenen. daß er ›e nit lieben könne und ›e ›¡ ümson‰ bemühe. ...................................... 535
51.
An Eine, die ihn im S¡laf überfiele und Herzete. ................................................................... 536
52.
An die Edel-s¡öne Erante: Liebe#-ergebung. ......................................................................... 537
53.
An Ba›lenen. .................................................................................................................... 538
54.
Na¡t- und Klaglied. vor Eranten Behausung. ....................................................................... 539
55.
Uber sein von Eranten beliebte# Bu¡: Sonnet. ...................................................................... 540
56.
Über ihr kränkli¡e# Aufwesen. Deine Krankheit tödet mi¡. .................................................... 541
57.
An Eranten ThürRing. ........................................................................................................ 542
58.
Der blöde Damon. .............................................................................................................. 543
59.
An A‰erien. Er bittet üm Abkühlung seine# Herzen# na¡dem ihn ihre Auglein entzündet. ........... 544
60.
Cupido Jagt. ...................................................................................................................... 545
61.
Cupido der ungewiße S¡ü”. ................................................................................................ 545
62.
An den großen Silvander. .................................................................................................... 548
63.
Von Silvander und Sinthia. ............................................................................................... 552
64.
Uber Damon– Mördli¡e– Ableiben. S¡äfer Klage. ............................................................... 554
IX
65.
Uber der Edlen Silvia Kuts¡en-Fall. Sonnet. ....................................................................... 558
66.
Dorili– verlorner S¡uh. ...................................................................................................... 559
67.
An Silvia, über den von ihr genehten und ihm verehrten Beutel. .............................................. 560
68.
Uber eine Haar Nadel. ......................................................................................................... 561
69.
Uber die der Silvia verehrte Haar Nadel; Worauf ges¡rieben war: Bedien' ihr s¡öne– Haar, zieh hin! sag, daß i¡ selb‰ ihr diener bin. Sonnet. .................................................................. 561
70.
Al– er Dorili– und Silvia ›ngen gehöret. .............................................................................. 563
71.
Al– er Silvien Haare verloren. Sonnet. ................................................................................ 565
72.
Seine Klage über ihre Entfernung. ....................................................................................... 565
73.
Auf ihre Widerkun]. Sonnet ............................................................................................... 566
74.
Uber ihr abermalige– Entwerden. .......................................................................................... 567
75.
Auf der Edlen Dorili– Nahmen#tag. ..................................................................................... 567
76.
Uber der Edlen Silvien s¡ön‰e Haare. .................................................................................. 569
77.
Auf ihren Namen#tag. ......................................................................................................... 569
78.
Al– er Jhr die er‰e Früling–Blumen bra¡e und bra¡te. ......................................................... 570
79.
Auf ihrer S¡we‰er, der Edlen Charitilli–, Abs¡ied von der Pegni”. ........................................ 571
80.
Uber de– Edlen Strefon– Warm Bad-Reise. ......................................................................... 572
81.
An Silvien. Wie daß er no¡ liebe. ....................................................................................... 575
82.
An Dorili–. ........................................................................................................................ 576
83.
An Silvien. ........................................................................................................................ 576
84.
Er wüns¡et ihm eine mit der Edlen Silvia Treffli¡keiten begabte S¡äferin. ............................ 577
85.
An dieselbe. ........................................................................................................................ 577
86.
S¡äfer-Ho¡zeitgedi¡t. ...................................................................................................... 578
87.
Auf de– Edlen Jrenian# Namen#tag. .................................................................................... 580
88.
An die Dori–: Daß Sie zwar S¡önheit habe, ihn zuverwunden, aber kein Mitleiden, ihn wieder zu heilen. ............................................................................................................ 581
89.
Uber eine Blume, die auf ihrem Busen ‰e¿te. ........................................................................ 582
90.
An meinen Jrenian. ............................................................................................................ 583
91.
Uber de‹en Bildni–. ............................................................................................................ 585
92.
Lu‰rei¡e– LandLeben an der Aura¡. und Krönung Floridan–. ................................................ 586
93.
An meinen wehrten Ly›–. .................................................................................................... 592
94.
An die kranke Silvia. Sonnet. ............................................................................................. 594
95.
Auf Ebenselbige Krankheit. Sonnet. ..................................................................................... 595
96.
Kloridan– verzweifelte Liebe. ................................................................................................ 596
97.
Anbind-lösung. ................................................................................................................... 598
X
98.
Uber de– Mopsu– Ho¡zeit mit der Mopsa. ............................................................................. 598
99.
Der ungeliebt-betrübte und vom Hyla– getrö‰ete Celadon. ....................................................... 599
100.
Uber den Brief, der Silvien von der Pegni” abgefordert. ......................................................... 601
101.
Der unvergnügt-Geliebte, und Ungeliebt-Betrübte. ................................................................. 601
102.
An den Edel‰en Alcidor. Sonnet. ......................................................................................... 603
103.
An Silvien, Bey Verehrung eine– Bu¡–. ............................................................................ 604
104.
An die abwesende Chlori–. ................................................................................................... 606
105.
An Dorili–, bey Verehrung einer Gabe. ................................................................................ 607
106.
Silvander– Lieb–-antrag, an Dianen. ................................................................................... 608
107.
Lycida– liebt die Filli–, die er nie gesehen. .............................................................................. 608
108.
Abs¡ied-Klage an Silvien. .................................................................................................. 609
109.
An eine S¡äfer-Freundin: vom Freyen. ................................................................................ 610
110.
An die hart›nnige Filli–. Sonnet. ......................................................................................... 613
111.
An Eben dieselbe. ................................................................................................................ 615
112.
An Silvien Uber seine Onma¡t. Sonnet. .............................................................................. 616
113.
Uber Dianen Unwillen. ........................................................................................................ 616
114.
Thyr›# Tro‰Gesprä¡e mit der Filli#. .................................................................................... 617
115.
Auf meine# wehrten Ly›# Ho¡zeit mit seiner Edlen Ro›belle. ................................................. 619
116.
Seine Unruh, im S¡la[. .................................................................................................... 620
117.
An Dorili# und Silvia. Daß Sie an die Pegni” wiederkehren sollen. ....................................... 621
118.
An die Kleine Edle Silvia. .................................................................................................. 622
119.
Auf Silvien Aderläße. ......................................................................................................... 622
120.
Von einer verehrten Henne. .................................................................................................. 623
121.
Da# Feuer im S¡neeballen. ................................................................................................ 624
122.
An Silvien: Die verantwortete Anklag. ................................................................................. 626
123.
Der Rosen-Raub. ............................................................................................................... 627
124.
An Silvien, bey übersendung eine# Blum Strauße#. .............................................................. 629
125.
An die Chlori# Verzweifelte# Tod#verlangen. ......................................................................... 629
126. 128.
An Silvia: Von seinem ihm von ihr entwandten Herzen. ......................................................... 630 ♡. .............................................................. 633 An Silvien, uber da# ihm von ihr verehrte Doppel♡ An dieselbe, auf ihr Abreisen. ................................................................................................ 634
129.
Der klagende Thyr›#, Uber die Entfernung seiner Chlori#. ...................................................... 635
130.
Uber seine Trennung von Silvien. ......................................................................................... 636
131.
Uber den bittren Trunk. Sonnet. ........................................................................................... 637
132.
Auf ihre Entfernung: Trauriger Abs¡ied. ............................................................................... 637
127.
XI
133.
Reise-Wuns¡. .................................................................................................................... 638
134.
An die Edle Dorili# ............................................................................................................ 640
135.
An seine Treu. Sonnet. ....................................................................................................... 641
136.
Auf glei¡en S¡lag. ........................................................................................................... 642
137.
Der Liebe Aequinoctium. .................................................................................................. 643
138.
Auf Silvien Entfernung. ...................................................................................................... 643
139.
Antwort auf ihre Abs¡ied-Reimen. ....................................................................................... 645
140.
Sie I¡ Liebe Vor Ihnen Allen. Sie Ist Liebrei¡ Vnd Ihm Angenem. ...................................... 646
141.
Lezter Abs¡ied an Silvien. .................................................................................................. 647
142.
Seine Vers¡ma¡tung. Sonnet. ........................................................................................... 650
143.
Smerzli¡e Tag- und Na¡t-Glei¡heit. ................................................................................. 651
144.
Die Pegni” und Aura¡. ...................................................................................................... 651
145.
An Silvien: Seine Trauer-Le”e. .......................................................................................... 651
146.
Ecloga, von diesem Kummer. Silvano. Silviu#. ................................................................... 654
147.
Pegni”-Abs¡ied de# verzweifelten Silvano. ........................................................................... 658
148.
Drey treuer Herzen Kleeblat. ................................................................................................ 659
149.
Al# er ihr Vatterland fürbey reisete. ...................................................................................... 661
150.
An die Edle Margari#: uber da# ihm von ihr übersendte Kränzlein. ........................................... 664
151.
Uber ihre Augen. Sonnet. .................................................................................................... 667
152.
Der Margari# Perlen-Gabe. ................................................................................................ 667
153.
An eine S¡äferin, die ihren Hirten er‰li¡, aber ohne be‰and, geliebet. ..................................... 669
154.
An seine Widerwärtige. ....................................................................................................... 670
155.
An Silvien. ........................................................................................................................ 673
156.
An meine lieb‰e Margari#: Zum Neuen Jahr. ....................................................................... 675
157.
Feldgedi¡te, zur Ho¡zeit Zweyer Edlen, Lucidan# und Lucianen. ............................................. 680
158.
die vom Silvano ni¡t-gefundene Silvia. ............................................................................... 691
159.
Zu de# Edlen Lucidor# und seiner Edlen Galatheen, Myrten Fe‰. ............................................ 693
160.
Liebe# gesprä¡e Zweyer Edlen verlobten, Damon# und Cathari#. ............................................ 697
161.
Filidor, an die unbarmherzige Climene. .................................................................................. 706
162.
An die vers¡lagene Delie. .................................................................................................... 707
163.
Die Vera¡tete Ho[nung ..................................................................................................... 708
164.
Die verzweiflete Ho[nung. ................................................................................................... 708
165.
Der ge‰ra[te Ho¡mut. ....................................................................................................... 709
166.
De# Glü¿e# Unbe‰and. ...................................................................................................... 711
167.
An eine Dame. ................................................................................................................... 712
XII
168.
Holds¡a]-Gesprä¡e. .......................................................................................................... 712
169.
Zu eine# Edlen Paar#, Filidor# und Ba›lenen, Myrten Fe‰. Jn de# Myrtillu# S¡äferGedi¡te.
170.
Zu einem Myrten-Fe‰. ........................................................................................................ 716
171.
Zu einem andern. ................................................................................................................ 718
172.
Uber Myrtillen# Ubelaufwesen. Sonnet. ................................................................................ 719
173.
Jn Cleodor# AndenkBu¡. ................................................................................................... 719
174.
Jn meinen, an eine Edle Leonora verehrten, Lorbeerhayn. ....................................................... 723
175.
An Silvia, bey übersendung de# BlumS¡äferBande# und LorbeerKränzlein#. ......................... 724
176.
An Dafne Bey glei¡mäßiger Ubersendung. Sonnet. .............................................................. 739
177.
Abs¡iedLied an Damon, al# der na¡ der Donau abreisete. ..................................................... 740
178.
An Dorili# bey übersendung de# S¡äferBlumBande# und Lorbeer Kränz¡en#. ....................... 741
179.
An Magdali#, bey glei¡mäßiger Ubersendung. Sonnet. .......................................................... 747
180.
Zum Myrten-Fe‰ Ro›dan# de# Pegni”S¡äfer# und seiner Ro›lli#. ........................................ 748
181.
An Fontano den Pegni”Hirten, bey übersendung de# LorbeerKranze# und S¡äferBande#. ......... 752
182.
An Barbarilli#. .................................................................................................................. 755
183.
Auf der J›# Wa¡#-Blumenbus¡. ....................................................................................... 757
184.
Zu de# Doru# Macarie. ....................................................................................................... 758
185.
"J‰ Doru# ni¡t ein Pegni”Hirte?" ....................................................................................... 760
186.
Der Edlen Fi=i# Abenteur beym Kreß-Weyer. ....................................................................... 760
187.
Antwort an die Silvia. Parodie ihre# Sonnet#. ..................................................................... 761
188.
Von der Chari#. ................................................................................................................. 765
189.
An Meliböen, den Gotte#Hirten. Sonnet. .............................................................................. 769
190.
Auf Filemon# Lorbeer-Krönung und Orden#-Einnahme. ......................................................... 777
191.
Cupid¡en# FinkenHeerd und Entenfang. ............................................................................... 780
192.
Der ungetreue Thyr›#. Au# dem Franzö›s¡en. ...................................................................... 782
193.
Die unbeliebte Liebe. ........................................................................................................... 785
194.
Abs¡ied-Trauer. ................................................................................................................. 785
195.
Wiederkehr-Freude. ............................................................................................................ 786
196.
Von Margari#, al# ›e Königin wurde. .................................................................................. 787
197.
An Mornille, bey übersendung de# LorbeerKranze# und BlumS¡äferBande#. Sonnet. ............. 788
198.
Uber deren Blume, Ehrenprei#, mit dem Spru¡: de# Himmel#, im herzen gebildet. .................... 794
199.
der XXIV Blumgeno#-S¡äfer Thyr›# der OberSä¡›s¡e. Blume: SammetRö–lein oder
714
Jndianis¡e# Neglein. Spru¡: Au# JEsu Wunden gefärbet. ................................................... 794 200.
der XXV Blumgeno#-S¡äfer Oronte#. Blume: Bethonie. Spru¡: Zum andenken de# Ga‰e# zu Bethanien. ..................................................................................................................... 798
XIII
201.
der XXVI Blumgeno#-S¡äfer Uraniu#. Blume: die Sonnblume. Spru¡: Gebildet na¡ dem da# droben i‰. .............................................................................................................. 800
202.
der XXVIII Blumgeno#-S¡äfer Periander. Blume: die S¡lüßelblume. Spru¡: zu den Himmel#-S¡ä”en. ............................................................................................................. 802
203.
der XXIX Blumgeno#-S¡äfer Amynta#. Blume: die König#Kerze. Spru¡: Jn der Hand de# Hö¡‰en. ............................................................................................................. 803
204.
Der XXX Blumgeno#-S¡äfer Lilidan. Blume: die GoldLilie. Spru¡: Bekleidet mit de# Himmel# Glanz. ................................................................................................................. 803
205.
Der XXXI Blumgeno#-S¡äfer Polyanthu#. Blume: Pilosella oder Meu#öhrlein. Spru¡: Jn Tugend viel-blühend. ...................................................................................................... 806
206.
Cupido Endten-S¡ü” im Kohl-Garten. ................................................................................ 810
207.
Der XXXII Blumgenoß Herr Andrea# Jngel‰etter. Poliander. Die Ringelblume. Spru¡: Na¡ der Engel‰adt ringend. ................................................................................................ 812
208.
Auf de‹en Namen# Tag. ..................................................................................................... 813
209.
Jn Amynta# StammBu¡. die Pegni” redet. ......................................................................... 814
210.
Die XXXIII Blumgenoß Hirtin Jungfrau Elisabetha von Seni”. Cölinde. Blume: die Je–mine. Spru¡: Sprekende van de Jesv#-minne. (Redend von der Jesv#-Liebe) .................................... 815
211.
Der XXXIV Blumgenoß S¡äfer Leucofron. Herr Magi‰er Caspar Nieblig Chur Brandenburgis¡er Pa‰or zu Großburg. Blume: Die weiße rohtgeringelte Nelke. Spru¡: weiß Gewas¡en im Blut de# Lamme#. ......................................................................................................... 819
212.
Jn da# Bü¡lein Pegne›#. ................................................................................................... 821
213.
Zur Macarie der Dorili#. ..................................................................................................... 822
214.
"So thut hier Dorili#, wa# dort Mornille thut" ...................................................................... 823
215.
Der XXXV Blumgenoß. Filander. Herr Quirinu# Mos¡eros¡. Spru¡: Ein Zei¡en de# Gnad Zeugen# ............................................................................................................................. 824
216.
Jn de‹en Blumen-Paradei#. ............................................................................................... 829
217.
"Die Pfeife Pan# be‰und allein in Sieben Röhren:" .............................................................. 829
218.
"Wilkommen, Blumen-Hirt! so spri¡t die Granadill." ............................................................ 830
219.
"Filander, hat den Wald der Sitten" .................................................................................... 830
220.
Der XXXVI Blumgenoß Herr Mi¡ael Kongehl von Creu”burg au# Preußen. Blume: Creu”wur”, Spru¡: Zum Preiß de# Gekreu”igten ................................................................................... 832
221.
An die Ho¡Edle Blumgenoßin Celinde. ................................................................................ 836
222.
Die XXXVII Blumgenoßin. Frau Clara Catharina von Bürken. Florinda. Blume: die rohte ProvinzRose. Spru¡: unter den dornen wa¡send. .................................................................. 838
223.
Unsre# lieben Seeligen Alcidor# GrabLied. ............................................................................ 839
XIV
224.
MajenLied, bey der Blumgenoßen Krönung#-Fe‰ in Floridan# hütte. ....................................... 842
225.
Die XXXIIX Blumgenoßin Frau Helena Jngel‰etterin. Blume: Tulipan. Spru¡: Mit süße bewirtend. Filinde. .............................................................................................................. 847
226.
Die XXXIX. Blumgenoßin Frau Dorothea Vrsula Stöberlein#. Dorinde. Blume: Hyacinth. Spru¡: Zwis¡en blättern voll Blüte. .................................................................................... 847
227.
An meinen wehrt‰en Polyanthu#. ......................................................................................... 848
228.
Uber unser# Meliböu# seeligen Tod. ....................................................................................... 851
229.
Der XL Blumgenoß S¡äfer Herr Magi‰er Georg-Arnold Burger. A‰erio. Blume: SternKraut. Spru¡: Funklend au# dem Dunklen. .................................................................................... 854
230.
Zu de# Edlen Silviu# und der Edlen Charitni# Ho¡zeit. ......................................................... 855
231.
Der XLI Blumgenoß. Herr Chri‰ian Donat, Senator Regiomontanus Prussiensis. Adoni#. Blume: Braunelle oder Gottheil. Spru¡: der HerzWunden dur¡ Jesu Wunden. ..................... 856
232.
Der XLII Blumgenoß. Hermannu# Lebermann. Corymbo. Blume: Epheu. Spru¡: Üm den Leben#Baum ges¡lungen. ................................................................................................... 858
233.
Auf de# Edlen Ly›# Blumgenoßen# Ab‰erben. ...................................................................... 860
234.
An den Polyanthu#, auf seinen Traum. ................................................................................. 864
235.
Der XLIII Blumgenoß-hirt Herr Ephraim Naziu# Poeta Laureatus Caesareus. Pomeranus. Lucidor. Blume: Sonnenthau. Spru¡: Jn Hi”e bene”et. ........................................................ 867
236.
Der XLIV BlumS¡äfer. Herr Caspar Köler Poeta Laureatus Caesareus. Barda-Pomeranus. Tityru#. Blume: Tausend gulden kraut oder Erdgall. Spru¡: Ein Lößgeld au# Jesu Wunden. ... 870
237.
An Prutenio, Zu seiner Surbo›a. .......................................................................................... 872
238.
Zu de# Pegni” S¡äfer# Amynta# Myrten Feyer. .................................................................. 874
Dichterey-Sachen ........................................................................................................................... 877 239.
Uber de# Blumgeno# S¡äfer# Amynta# Gesells¡a] Blume: zu dem seinem MyrtenFe‰ am Belt gewidmetem S¡äfergedi¡te. ............................................................................................... 877
240.
Hirten-Liedlein. .................................................................................................................. 878
241.
Auf Herrn Gu‰av Philip Te”el# etc. Senatoris Norici und Jungfrau ..... Margarethen Rothenhoferin Ho¡zeit. ....................................................................................................... 879
242.
Zu Mon›eur Chri‰of Wilhelm S¡eurl# Obri‰ Leutenant# mit Jungfrau Annen Ro›nen Slüßelfelderin und Mon›eur Johann Carl Slüßelfelder# mit Jungfrau Maria Helena Hallerin, DoppelHo¡zeit. .................................................................................................................. 881
243.
Filanthu# der XLV Blumgenoß. Magister Johann Lang, Diacunus ad Spiritum Sanctum. HerzSamen. Von Himmel ge‰reuet. ..................................................................................... 883
244.
Jsander der XLVI Blumgenoß. Johann Conrad Einwag. Tag und Na¡t. Gott-beda¡t. ........... 884
XV
245.
Zu de# Esel# Jonello und Clarinden Ho¡zeit. Doctor Giovanni Cornelio Höne. Jungfrau Catharina Hagen. ............................................................................................................. 885
246.
Kammer-Liedlein. Der Han im Hag. .................................................................................... 887
247.
Zur Ho¡zeit Herrn Vetter Leonhard Samuel Seeling# und Jungfrau Catharina Oelerin. .......... 889
248.
Da# beKinderte Bad. Madrigal. .......................................................................................... 891
249.
Auf die Namen beyder Verlobten. Herr Seeling heuratet Jungfrau Oelerin. ............................. 892
250.
E# nehrt und zehrt. .............................................................................................................. 893 Sie pfeilt und heilt. ............................................................................................................. 893 da# Leben#-Lie¡t. ............................................................................................................... 893
251.
An die Gesells¡a]. ............................................................................................................. 893
252.
An Polyanthen. .................................................................................................................. 894
253.
Uber de# Doru# Ehr-wa¡#tum. ........................................................................................... 896
254.
HirtenLiedlein. .................................................................................................................... 898
255.
Chri‰of Adam Negelein. dur¡ Bu¡‰abWe¡sel. (Nimm weg der Tugend Herz, und gib da# haubt: so wird die Letterkehr für re¡t beglaubt) Ein MitS¡äfer ôn Tadel. ................................ 899
256.
der XLVII BlumgenoßS¡äfer Celadon. Blume: rohte# Nägelein. Spru¡: Au# NägelWunden gefärbet. ............................................................................................................................. 900
257.
Auf Herrn Johann Mi¡ael Endter# Juris Utriusque Doctoris und Jungfrau Annae Susannae von Cöln Ho¡zeit. 15 Septembris. nomine Fratris. ............................................ 901
258.
Der XLVIII Blumgeno#S¡äfer Polydor. Herr Magister Johann A¡atiu# Lös¡ Heil#bronnen›#. Blume: Cardobenedicten oder Bornwurz. Spru¡: Am Heil-Brunn blühend. .... 902
259.
der XLIX Blumgeno#S¡äfer. Herr Chri‰of Wegleiter Nürnbergen›#. Jrenian. Blume Fridelar. Spru¡ Mit Gott und Mens¡en .............................................................................. 907
260.
An die Edle J›#. ................................................................................................................ 910
261.
Der L Blumgeno#S¡äfer Lysander. Herr Chri‰ian Heu¡elin. Blume: Aloe. Spru¡: Ein Glei¡ni# diese# ErdLeben#. ........................................................................................... 910
262.
Die LI Blumgenoßin Frau Maria Dorothea Omeißin gebohrne Ro‰in. au# Hi#panien bürtig, Damon# Ehelieb‰e. Diana. Blume: Granat-Blühe. Spru¡: Namen-verwandt mit Granadillen. ....................................................................................................................... 912
263.
Die LII Blumgenoßin Jungfrau Barbara Helena Längin. Erone. Blume: Helenium, AlantWurz. Spru¡: Jn den Heiland verliebet. ......................................................................................... 915
264.
Auf die Peyer-Billiedtis¡e Ho¡zeit. Sonnet. ........................................................................ 915
265.
Auf die Neubrunner-Mühlis¡e Ho¡zeit. ............................................................................. 918
266.
Da# Emblematis¡e EheBette dem WolEdlen Paar Verlobten Silvano und Sirene gewidmet. 26 Julii. ............................................................................................................. 920
XVI
267.
der LIII Blumgeno#-S¡äfer Herr Ferdinand Adam Pernauer, Baron de Perney. Dafni#. Blume: die Ba›lie. Spru¡: Ho¡benamt und Wolrie¡end. .................................................... 923
268.
Die LIV Blumgenoßin Jungfrau Anna Maria Paumgartnerin von Holn‰ein und Lohner‰att in Gern#burg. Amarilli#. Blume: Der Majoran. Spru¡: Mit Nu”en, zierend. ............................. 932
269.
Der LV Blumgeno#S¡äfer. Monsieur Chri‰of Fürer von Haimendorf in Wolker#dorf Patricius Noricus. Lilidor. Blume: Lilie. Spru¡: Jm herrli¡en Kleide. ................................. 934
270.
Die LVI Blumgenoßin Jungfrau Maria Magdalena Ste[anin. Chlorinde. Blume: die Narde. alias Marien-Magdalenen-Blume. Spru¡: Meinen Heiland zu salben. ................................... 936
271.
Von de# WolEdlen Lilidor# Blume ..................................................................................... 940
272.
Von de# Erleu¡ten Dafni# seiner. da# obige ander‰. .............................................................. 941
273.
Vom Namen Dafni#. .......................................................................................................... 942
274.
An Amarilli#. ..................................................................................................................... 942
275.
Zum MyrtenFest Herrn Heinri¡ Bernhard Engels¡all# Nürnberger# und Jungfrau Gertraut Margaretha Zipfel# in Leipzig. ............................................................................................. 943
276.
HirtenLied¡en, an Olinden, al# ›e ihm Aepfel sendete. ........................................................... 945
277.
Zur Ho¡zeit Herrn Wolf-Andrea# Endter# und Jungfrau Margaretha Katharina S¡ü”in. Der Endten-S¡uß. ............................................................................................................ 946
278.
Dank-Lied Für da# mir von Amarilli#, Diana, Dafni# und Lilidor ges¡enkte GoldApfelGes¡irr. de[en Obs¡ri] i‰: die Birke, die un# Vier in Jrrhain hat geführt, werd au# Hesperien mit Güldner Fru¡t geziert. An der Birke hängt der Faden von Ariadne. ................................... 948
279.
da# Freyer-KegelSpiel. ....................................................................................................... 953
280.
Jn de# Edlen Polyanthu# StammBu¡. ............................................................................... 953
281.
Der LVII BlumgenoßS¡äfer Fidamor. Herr Chri‰ian Flemmer ho¡Für‰li¡er Secretariu#. Blume: Lieb‰ö¿el. Spru¡: Gott und Mens¡en getreu. .......................................................... 955
Gedichtformen (1) .......................................................................................................................... 959 Gedichtformen (2) .......................................................................................................................... 977 Verzeichnis der Gedichtüberschriften und Eingangsverse ............................................................ 987 Literaturverzeichnis ....................................................................................................................... 1001 Personenregister ............................................................................................................................ 1021
Apparate und Kommentare
Text 1: Winterklage, an die unerwei¡li¡e Filli#. 1r/v T1 I.] eine Entsprechung fehlt im Manuskript – T4 Flammen] Flam en (ebenso 15; ebenso 21 Hammer – 34 s¡wemmt – 35 flammen) – T4 können] kön en (ebenso 33 Sinn – 46 brenn') – T5 zers¡melzen] zers¡melze – 1 1.] 1 – 3 der] Kürzel; ebenso 5, 37, 47, 55 – 3 Refier] erstes e überschrieben – 5 Fe‹eln] erstes s aus l überschrieben – 11 grauen] Wortende verschmiert; evtl. graue – 12 und] u. (ebenso 18, 19, 25, 33, 45, 46, 53) – 21 zers¡mei‹en] erstes e aus u überschrieben (u-Bogen ungestrichen) – 27 flie‰] durch Streichung und Überschreibung aus fleu‰ – 34 hin] durch Streichung aus hinn – 41 s¡warze#] s aus S überschrieben – 46 Glieder] mit der-Kürzel Dieses petrarkistische Gedicht spielt die Motivik von Härte und Kälte der Angebeteten anhand der üblichen kontrastiven Bildfelder durch: Kälte und Hitze (v. 12f., 46), Eis bzw. Schnee und Flammen (v. 5-12, 15, 35), Fels und Wasser (v. 34), Diamant und Hammer (v. 20f.). Die Motive des Liebestodes (v. 38ff.), des weggebenen Herzens (v. 48) sowie der im Gegensatz zur Angebeteten sympathisierenden Natur (v. 50f.) fehlen ebensowenig wie Anrufungen der zuständigen Gottheiten (v. 36, 50). Die Angebetete (T2, v. 22, 30-33) ist unbekannt. Die Notiz "Amata Fillis" in Birkens Autobiographie (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 13) zum Ende des Jahres 1642 läßt vermuten, daß dieses Gedicht im Winter 1642/43, wohl vor der Jahreswende, in Nürnberg entstanden ist. Gedruckt wurde es als zweiter (erster gezählter) Bestandteil (Aiiijr-Avr) der in Nürnberg erschienenen, Georg Philipp Harsdörffer gewidmeten Sammlung S¡äfer | Floridan#/ | Poetis¡er | Liebe#-Blumen | I. Sträußlein/ | gepflü¿et | und | gebunden | an der Pegni”. | 1653. (S. Garber, 1997, S. 177 (Nachdruck 2006, S. 308); Stauffer, 2007, S. 180-183.) Die Widmung an Harsdörffer hat Birken nach einer entsprechenden Eintragung im Konzeptbuch PBlO.B.5.0.3, 3r ("Zus¡ri[t an Strephon, meine# 1. Poet〈is¡en〉 Blum‰rauß〈e#〉.") am 8.1.1653 verfaßt. Erschienen ist das Werkchen am 16.2.1653 (ebd.; 8r: "Meiner Poetis¡en Liebe#blumen 1. Sträu#l〈ein〉."). Daß beide Notizen im Konzeptbuch gestrichen worden sind, hängt mit der Umwandlung des ursprünglich tagebuchartig geführten Buches PBlO.B.5.0.3 in ein Briefkonzeptbuch zusammen. Gottlieb von Windischgrätz hat das Gedicht in seine Sammlung aufgenommen; s. A. u. H. Laufhütte, 1994, S. 310f., 460. Der Druck enthält einen Zusatz zur Titelgruppe: "Na¡ der Singweise: | Unlang‰ i¡ meine Chlori# fand/ etc.", weist aber, von der lautlichen Variante "fleu‰" statt "flie‰" (v. 34) abgesehen, Unterschiede nur in Orthographie und Interpunktion auf. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 47, 130 und 147 gemeinsam. 5 Jn Fe‹eln geht der Pegni”‰rand] Typisch für Birkens Gelegenheitsgedichte und Schäfereien ist von Anfang an die 'realistische' lokale Situierung der bukolischen Szenarien. – 19f. e# s¡eint ihr Sinn ~ ein harter Demantfel# zu seyn] Eine die übliche Bedeutung ins Erotische transferierende Verwendung des constantia-Motivs. – 34 ob wa‹er son‰ s¡wemmt Felsen hin] Umkehrung des constantia-Motivs 'Fels in der Brandung'; dazu s. Wieland, 2006. – 52 selb‰ die Grausamkeit] 'Die Grausamkeit selbst' ist gemeint.
470
Apparate und Kommentare
Text 2: Seiner S¡önen vollkommene S¡önheit. 1v-2v T2 vollkommene] vollkom ene (ebenso 7 entnommen – 10 entkommen – 17 Himmel – 18 Himmlis¡ – 20 Flammenrei¡er) – 1 und] u. (ebenso 20, 27, 32, 57, 60, 63) – 6 Liebe#Slaven] S aus #c überschrieben – 8 belobten] t überschrieben – 12 Lieben] L aus l überschrieben – 13 entbrennen] entbren en (ebenso 24 brinnt) – 17 Ey] y aus r überschrieben – 17 der] Kürzel; ebenso 38 – 31 Corallen] C überschrieben – 37 7.] 7 – 40 Alapa‰erhanden] Alapa‰er handen Dieses an dieselbe Adressatin wie das voraufgehende gerichtete Gedicht verhält sich als Werbe- und Rühmungstext komplementär zu diesem. Es führt die in petrarkistischer Lyrik üblichen Motive der Freiheitspreisgabe (v. 1-5) und der lobenden Schönheitsbeschreibung durch (v. 19-48), umrahmt die letztere aber mit dem Lob der – höherrangigen – Tugend der Angebeteten (v. 15-18, 49-54). Die rühmende und werbende (v. 61-66) Ich-Instanz bekundet sich als Dichter. Entstehung des Gedichts in Nürnberg nach dem Gedicht Nr. 1 und vor der Abreise Birkens zum Studium nach Jena im Sommer 1643 (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 24) machen die Plazierung im chronologisch geführten Gedichtebuch, die Komplementarität des Inhalts und die Verwendung des Namens "Fillis" (v. 65) plausibel. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 6, 160, 173 und 241 gemeinsam. Der Gedichttext ist auf allen drei Seiten von rechts oben nach links unten durchstrichen, was normalerweise Erledigung durch Druck bedeutet. Ein Druck ist aber nicht bekannt. 8 der belobten Freyheit#bahn] 'der früher von mir gelobten Freiheitsbahn' ist sinngemäß zu lesen – 10 sagt' i¡] 'sagte ich früher'. – 11 vor] Adverbial verwendet, in der Bedeutung 'vormals', 'früher'. – 12 Lieben] Objekt zu "liebt i¡" (v. 11) wie "Freyheit" (v. 11). – 23 dieser] Rückbezogen auf "Strahl" (v. 20). – 41 mit Sa[iren eingelegt] Die auf dem Handrücken bläulich durchschimmernden Adern müssen gemeint sein.
Text 3: Cupido wird ein Fe¡ts¡üler. 2v/3r 1 und] u. (ebenso 4, 8 (2x), 11, 21, 22 (1. Position), 23, 24, 26, 27, 28) – 3 da# (2. Position)] Kürzel; ebenso 13, 19, 21, 24; ebenso 18 daß – 4 der] Kürzel – 7 war'] a überschrieben – 7 ergrimmt] ergrim t – 10 daß] durch Überschreibung und Ergänzung oberhalb aus da#-Kürzel; ebenso 26 – 13 blanke] Streichung oberhalb von an –15 Boden] d aus g überschrieben – 21 Stringiern] Stringieren – 22 und (2. Position)] u – 23 wieß] wie überschrieben – 23 zufrieden] ev. zu frieden – 24 wieder] mit der-Kürzel; ebenso 28 widerpart – 26 Blut] danach Komma gestrichen – 27 entbrann] entbran Das Gedicht könnte sowohl in der ersten Hälfte des Jahres 1643 in Nürnberg als auch zu Beginn der Studentenzeit in Jena entstanden sein; Motivwahl und Ton sprechen eher für die zweite Möglichkeit. Es handelt sich um eine aparte Ausgestaltung der Metapher Liebeskrieg und ihres semantischen Um-
Gedichte 3 und 4, 1643 und 1644
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feldes, die Birken sieben Jahre später im dritten Teil seiner Szenenfolge Teuts¡er Krieg#Ab- und Frieden# Einzug in einer anderen Variante ausgestaltet hat; s. Laufhütte, 1998, S. 395. Das Gedicht hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den längeren Gedichten Nr. 78, 89 und 116 sowie mit den Epigrammen Nr. 211, 220, 231, 244, 258, 260 und 262 gemeinsam. Ein Druck ist nicht bekannt. 1-5 die welt | die ie”und überall ~ den Liebe#Ki”el | au#go‹en mit dem Blut.] Der Dreißigjährige Krieg war zur Zeit der Entstehung des Gedichtes noch längst nicht beendet. – 15f. Er kam zum Mei‰er hin, dort auf den langen Boden, | bot ›¡ zum Lehrling an.] Das Erlernen der Fechtkunst gehörte zum Programm der Cavaliers-Erziehung. An allen wichtigen Orten, zu denen Cavalierstouren führten, und in allen Universitätsstädten gab es entsprechende Lehranstalten. – 21f. den Stoß ~ und Parirn] Fachtermini der Fechtkunst. – 24 da# Rappier] Die beim Stoßfechten übliche Waffe, die als Ausbildungswaffe natürlich stumpf war.
Text 4: Auf Meine# Pirithou# Namen#Tag. 3v-4v T2 Auf] nachträglich oberhalb von Meine# angebracht – 1 da#] Kürzel; ebenso 2 (2x), 6, 32, 43 (1. Position), 47, 48, 73; ebenso 75 daß – 1 der] Kürzel; ebenso 3, 7, 21, 24, 25, 63, 71 – 3 do¡] d aus n überschrieben – 4 und] u. (ebenso 18, 28, 29, 35, 44, 45, 52, 54, 56 (2x), 61, 70, 71, 76) – 5 Felderfreüden] mit der-Kürzel; ebenso 9, 69 Bruder – 22 Feder – 24 munder – 27, 71 beyder – 70 hinwandern – 20 der] überschrieben aus die – 20 Himmel] Him el (ebenso 28, 40 Flammen – 54 kommen – 63 Himmel – 65 immerfort – 69 nimm) – 20 der] überschrieben aus die – 24 Beyde] B aus b überschrieben – 25 war] r aus # überschrieben – 27 entbrannt] entbran t (ebenso 75 dann) – 29 Ränken] nach ä ein Buchstabe (wahrscheinlich n) gestrichen – 34 kond] d aus t überschrieben – 35 Bli¿] B überschrieben – 38 beyde] durch Streichung aus beyden – 42 wüns¡e:] danach Komma gestrichen – 53 aller Weißen] dazwischen Worttrennungsstrich – 57 leb] l überschrieben – 59 s¡warzer] # aus S überschrieben – 60 da#] d überschrieben – 61 S¡afe] f überschrieben – 67 der] r aus # überschrieben – 70 hinwandern] Schluß-n zunächst oben an der-Kürzel angehängt, dann gestrichen und auf der Zeile nachgetragen – 76 überall] darüber ein Wort gestrichen Dieses Gratulationsgedicht gilt höchstwahrscheinlich Johann Heinrich Rietesel (1624-1682), der zusammen mit Birken in Jena studierte und später, 1651, als der Knöpfichte in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen wurde (s. Neumark, 1668, S. 383). Es könnte zum Johannistag, dem 24.6. 1644, verfaßt worden sein. Dazu passen die Jahreszeitanspielungen zu Beginn (v. 3-6), vor allem aber die Existenz eines entsprechenden lateinischen Gratulatoriums aus Rietesels Feder zum Namenstag Birkens am 2. Mai 1644, das sowohl im Original (mit Chronogramm) zusammen mit einigen Briefen Rietesels erhalten ist (PBlO.C.281.1) als auch in Birkens Autobiographie (s. Prosapia / Biographia
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Apparate und Kommentare
(WuK. Bd. 14), S. 29f., 81), dessen Bildlichkeit Birken aufnimmt und auf das er mit diesem Gedicht überbietend geantwortet haben dürfte. Rechts unterhalb von v. 76 hat Birken die Zahl der Verse dieses Gedichts notiert: "76". Das Gedicht hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge gemeinsam mit den längeren Gedichten Nr. 4, 13, 16, 21, 53, 66, 67, 100, 146, 149, 234 und 275 (zweiter Bestandteil) sowie mit den Epigrammen Nr. 14, 34, 143, 188, 200, 203, 215 und 217. Ein Druck ist nicht bekannt. 3 Pythiu#] Von seinem Heiligtum bzw. Kult in Delphi abgeleiteter Beiname des Apollon, hier für die Sonne verwendet, in Z. 53 für den Musengott. – 7 Pirithou#] Sohn des Ixion, Freund des Theseus, mit dem er nach dem Tode seiner Gattin Hippodamia in die Unterwelt ging, um Proserpina zu entführen, wo er aber gefesselt bleiben mußte, s. Horaz, c. 3.4, v. 80. Schon bei Ovid, Metamorphosen 8, v. 302, erscheinen Theseus und Pirithous als sprichwörtliches Freundespaar. – 13-40 Do¡ halt, e# findt ›¡ ein# ~ imfall ›e Flammen hat?] Scherzhafte Inszenierung einer von den beiden Freunden gemeinsam unterhaltenen, zu poetischen Vorsätzen und Taten inspirierenden Liebesbeziehung als Gegenstand der Gratulationsrede. – 17 Orion kam gegangen] Wie die v. 18-21 folgenden Bilder Andeutung des Beginns der Abenddunkelheit; wohl Anspielung auf ein in der behandelten Herzenssache wichtiges Ereignis. – 18 und unsre Luna wolt Endymion ümfangen] Zum Endymion-Mythos s. Cicero, Tusc. 1. v. 92; Properz 2.15, v. 15; Ovid, ars amatoria 3, v. 83. – 21 der kleine S¡ü”e] Amor. – 31f. indeß dur¡ unsre Vers' ~ bi# an da# Sternenland] Auch diese Anspielung auf gemeinsame poetische Ambitionen stützt die Vermutung, der Adressat des Gedichtes sei der Freund Rietesel. Das in v. 32 erwähnte poetische Lob gilt der in v. 16 genannten gemeinsamen Angebeteten Filisille. – 36 ein glei¡e# heis¡ i¡ hie.] Auf die Schreibsituation gerichtete Spezifizierung der allgemein formulierten Aufforderung von v. 33f. – 37f. do¡ bin i¡ Klaju# dir ~ üm ›e beflei‹en.] Die Wendung "üm ›e" (v. 38) kann sich sowohl auf die gemeinsam Angebetete als auch auf "die mehr al# lieben Stunden" (v. 33) bzw. auf die beiderseitige Bemühung beziehen, sie erinnernd poetisch zu gestalten. Die Adaptierung der Namen der beiden Ordensgründer und Protagonisten der ersten Nürnberger Schäferdichtung von 1644, Georg Philipp Harsdörffers (1607-1658) und Johann Klajs (1616-1656), die ihrerseits aus Philipp Sidneys Arcadia übernommen waren, ist möglich, weil Birken zur Zeit der Entstehung des Gedichts noch nicht Floridan war; s. zu Gedicht Nr. 6, v. 27f. – 46 den mehr al# lieben Tag] Den Namenstag. – 50 Clotho] Die für das Spinnen des Lebensfadens zuständige unter den Parzen; s. Ovid, fast. 6, v. 757. – 52 Pimplerbrunnen] Ein den Musen heiliger Quell bei dem Ort Pimpla in Mazedonien. Der Name wurde später auf die Quelle beim böotischen Helikon übertragen; s. Zedler. Bd. 28 (1748), Sp. 346; Hederich, 1770, Sp. 2014; Georges, 1959, Bd. 2, Sp. 1708f. – 53 Cynthiu#] Von seinem Geburtsort, dem Berg Κύνθος auf Delos, abgeleiteter Name des Apollon, des Schutzgottes der Musen; s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 402. – 58 mein andrer Mu‹idor] Im Gedicht Nr. 64 wird der Name Musidor, dessen Herkunft unermittelt ist, für einen der drei Sprecher verwendet. – 57 e# bleib] In der Bedeutung von 'es daure', 'es habe Bestand' verwendet. – 61 Tresp] Unter dem Getreide wucherndes Unkraut; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 11. Abt. 1, 2. Teil (1952),
Gedichte 4 und 5, 1644 und 1644/1645
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Sp. 171-174. – 61 ja gar die wölfe] "wölfe" ist, parallel zu "S¡afe", Satzsubjekt. – 67 in unsrer Saal] Ein zusätzlicher Hinweis darauf, daß das Gedicht in Jena geschrieben worden ist. – 70-72 und laß un# ferner do¡ ~ tief eingegraben ‰eht] Rekurs auf v. 25-40. – 73 Leb wohl, mein Pylade#] Eben so hatte sich Rietesel im letzten Vers seines Namenstagsgedichtes genannt. Orest und Pylades waren ein weiteres berühmtes Freundespaar des antiken Mythos. Pylades tritt in fast allen Tragödien auf, die von Orests Abenteuern handeln; s. Tripp, 2001, S. 462. – 73-76 imfall da# Glü¿ un# kennet ~ du und Sie bey mir seyn.] Zu der im Frühsommer 1644 offenbar noch nicht befürchteten Trennung kam es am 30.9.1645; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 24, 72f.; "›e" (Z. 76) ist die im v. 16 genannte, von den beiden Musenjüngern angebetete Filisille.
Text 5: An Filli#. Die wiederblühende Früling#- und Liebe#Zeit. 5r/v T2 Die] oberhalb der Zeile; Plazierungsstrich – 1 der] Kürzel; ebenso 22, 25 – 1 entkommen] entkom en (ebenso 3 angeglommen – 44 Flammenrei¡er – 53 Kummerwesen – 55 nimm'#) – 2 lä‹t] äs überschrieben – 4 da#] Kürzel; ebenso 6, 53 – 5 Lieder] mit der-Kürzel; ebenso 6 Luf]geflieder – 37 Wälder – 39 Felder – 7 und] u. (ebenso 8, 16, 18, 44, 46, 48, 53, 57) – 12 zu erfreüen] dazwischen Worttrennungststrich – 15 2
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verha‹ten] t oberhalb der Zeile – 18 andre örter] örter andre – 20 wiesen] s überschrieben – 21 grauge‰alten ] l überschrieben; ev. grauge‰allten – 23 albern] l und n überschrieben – 36 waaren] zweites a oberhalb von gestrichenem h – 44 Flammenrei¡er] Flammerei¡er – 48 Slaven] S aus Sc überschrieben – 60 s¡öne] s aus S überschrieben Abermals ein Werbelied, das die Thematik des wiederkehrenden Frühlings mit derjenigen der wiedererwachenden allgemeinen Freude und Liebesbereitschaft verbindet. Chronologische Anlage des Gedichtebuchs vorausgesetzt, muß das Gedicht zwischen Sommer 1644 und Juli 1645 entstanden sein. Die Jahreszeitenbildlichkeit, die es durchführt, läßt am ehesten an das Frühjahr 1645 denken, während dessen sich Birken nach der Zeit des Studiums in Jena wieder in Nürnberg aufhielt, wo er am 3.10.1644 eingetroffen war (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 24). Daß die Adressatin wie in den Gedichten Nr. 1 und Nr. 2 "Filli#" heißt, könnte bedeuten, daß dieselbe Dame gemeint ist. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 30, 31 (erster Teil), 33, 86, 150, 208 und 223 gemeinsam. Ein Druck ist nicht bekannt. 6 Luf]geflieder] Der Wortteil "geflieder" bedeutet 'Geflatter (s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4, Abt. 1, 1. Hälfte (1878), Sp. 2143, 2146); die sich im Frühling wieder ermunternde Vogelwelt ist gemeint. – 11 mit den s¡önen dryadinnen] Die Dryaden, Baum- und Waldnymphen, stehen wie die in v. 10, 17 und 24 genannte Flora für die wiedererwachende Vegetation. – 16 begreißen] Anspielung auf die Altersfarbe (weiß, grau) des Schnees. – 20 ihrer] Rückbezug auf "Flora" (v. 17). – 22 dein Kind der S¡nee] Rückbe-
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zug auf "Nord" (v. 14). – 27-30 Zefyr ~ Armen.] 'Zephyros' ist der Name des als zeugungsfähig angesehenen Westwindes (s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 1513); mit der "Buhle" (v. 28) ist der mit "Flora" personalisierte Frühling bzw. die Frühlingsnatur gemeint. Zur Liebesbeziehung der beiden s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 579f.; vgl. auch Gedicht Nr. 39, v. 30-32. – 37-39 Dieser su¡et dur¡ die Wälder, ~ treibt die S¡äfer in die Felder] Amor / Cupido als Jäger (s. Gedicht Nr. 60) ist gemeint. Mit der 7. Strophe wird die Menschenwelt in die Darstellung der Wirkungen des Frühlings einbezogen. – 40-42 die ihr kleiner Sohn verführt; ~ ›e, die Mutter, mit den Kerzen.] Venus ist gemeint. "die" ist eher als akkusativisches Demonstrativ- denn als Relativpronomen zu lesen; "ihr" (v. 40) wird nachträglich durch "›e, die Mutter" verständlich. Die Interpunktion erschwert die Wahrnehmung der syntaktischen Zusammenhänge. – 45-48 daß wir ~ Sklaven werden] Vgl. Gedicht Nr. 2, v. 6-12. – 49-54 Und i¡ hab ~ ni¡t genesen.] Die Liebeskrieg-Thematik (s. zu Gedicht Nr. 3) wird verbunden mit der Darstellung der Liebe als Krankheit. – 55-60 Du, ô S¡ön‰e ~ diese s¡öne Früling#-freuden.] Zusammenfassung aller Motivfelder in der Werbungsrede.
Text 6: An Margari#, Früling#-Klage. 6r/v T2 Margari#] r überschrieben – 1 hil]#?] ? aus Komma überschrieben – 3 vergunnt] vergun t (ebenso 65 halbGottinn – 66 S¡äferinn) – 5 Nimm] Nim (ebenso 5 immer – 8 gekrümmt – 9 geglimmt – 20 ver‰ummt – 21 vermummt – 49, 52 Komm) – 6 dein Gefangner] ursprünglich dein-Gefangner; Bindestrich gestrichen – 7 und] u. (ebenso 23, 28, 34, 48, 53, 57, 58, 63) – 7 minder] mit der-Kürzel; ebenso 10 binder – 37 wieder – 40 Lu[tgefieder – 41 wälder – 49 Felder – 52 S¡attenwälder – 10 der] Kürzel; ebenso 36, 41, 51 – 11 daß] Kürzel; ebenso 23, 43 da# – 14 war'] wär' – 33 da#] # aus s überschrieben – 46 zum] ev. Zun – 61-66 Dann so sollen ~ s¡ön‰e S¡äferinn.] quer zur Handschrift, links auf dem Rand, v. 61-64 gegenüber v. 4153, v. 65f. gegenüber v. 53-60 und etwas darunter Das Gedicht ist zugleich Liebesklage und Werbelied. Es arbeitet mit den Motiven Liebeskrieg (v. 1-4), Freiheitsverlust (v. 5f.), Liebe als Krankheit (v. 13-18) und Liebestod im Kontrast zum Leben der Natur (v. 25-36, 45f.). Die auch diesmal (s. Gedicht Nr. 2, Z. 57-60) durchgeführte Selbstkundgabe der Redeinstanz als Dichter erfolgt erstmals im bukolischen Milieu (v. 16-18, 50-58, 61-66), das vor allem die Werbungsrede (v. 49ff.) beherrscht. Der biographisch nicht identifizierbaren Margaris (T2, v. 65) gilt auch das Gedicht Nr. 7; das Gedicht Nr. 8 handelt ebenfalls von ihr. Alle drei sind während des Jahres 1645 in Nürnberg entstanden, in der Zeit nach Birkens Rückkehr aus Jena am 3.10.1644 (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 24) und vor dem Aufbruch nach Wolfenbüttel im Dezember 1645 (s. ebd., S. 31). Reine Fiktionalität ist unwahrscheinlich wegen der Randnotiz "Amata Margaris" nach einer Eintragung zum Juli 1645 in Birkens Autobiographie (s. ebd., S. 25). Das Lied hat Stro-
Gedichte 6 und 7, 1645
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phenform und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 2, 160, 173 und 241 gemeinsam. Ein Druck ist nicht bekannt. 7-12 Se¡#mahl hat ~ deiner Augen Sternenpaar.] Rückblick auf eine seit sechs Monaten bestehende Verliebtheit. – 10 der Herzen binder] Amor. – 11f. seit, daß mir ein Leitlie¡t war | deiner Augen Sternenpaar.] Die Augen der Angebeteten erscheinen in der Rolle des Polarsterns; sie orientieren den Liebenden wie jener die Seefahrer. – 16-18 e# vermagern ~ ob meiner Pein.] Bukolische Variante des Motivs der sympathetisch reagierenden Natur; s. auch v. 53f. Die Verse können gemäß der Vorbemerkung des Pegnesischen Schäfergedichts von 1644 auch als Hinweis auf das Versiegen der Dichtung infolge der Liebeskrankheit (s. v. 13-15) gelesen werden; s. v. 19f. – 21-24 Flora Mahlwerk ~ rennet auf entlegnem Pfad.] Zu den Symptomen der Liebeskrankheit gehört, daß die Schönheit der Frühlingslandschaft nicht wahrgenommen werden kann. – 27f. Floridan wird i”t davon, | und viellei¡t eü¡ nit mehr s¡auen] Kein Hinweis auf eine bevorstehende Reise, sondern, wie die Fortsetzung zeigt, auf die Möglichkeit baldigen Todes. Daß die Sprechinstanz sich jetzt Floridan nennt (v. 27, 29; s. zu Gedicht Nr. 4, Z. 37f.), erweist, daß das Gedicht Nr. 6 nach Birkens Aufnahme in den Pegnesischen Blumenorden entstanden ist. – 49 Komm do¡ in die ‰illen Felder] Beginn der Werbungsrede. – 50f. wo dir au¡ die Ler¡e ru[t, | dir, dir, au# der lenzenlu[t!] Onomatopoetische Annäherung an den Gesang der Lerche; vgl. v. 56. – 59f. aber deine Augelein | laß dafür mir gün‰ig seyn.] Rekurs auf v. 11f. – 61f. Dann so sollen ›eben Rören | reimen mit der Na¡tegall] Ein glückliches Ende des Liebesleids würde auch die Poesie wiederbeleben. Die siebenröhrige Pansflöte ist das Sinnbild bukolischer Dichtung und deswegen das erste – bis 1669 einzige – Ordensemblem der Pegnitzschäfer. Das neue Mitglied bezieht es an hervorgehobener Stelle in sein Gedicht ein.
Text 7: An die Margari#. al# ›e ihm einen Blumenbus¡ gesendet. Sonnet. 7r T1 VII.] VII – 1 immer] im er – 3 liebe] lieb – 4 und] u. – 5 der] Kürzel; ebenso 9, 11 – 8 S¡äferspiel] ev. S¡äfer spiel – 10 Lenzenbraut] Lenzen oberhalb von gestrichenem junge – 12 daß] Kürzel – 13 Lieder] mit der-Kürzel Chronologische Anordnung des Manuskriptbuchs vorausgesetzt, ist das Sonett im Frühjahr 1645 in Nürnberg entstanden. Zur Adressierung s. zu Gedicht Nr. 6. Der Gedichttext ist in der Mitte senkrecht durchstrichen. Ein Druck des Sonetts, das Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit dem Gedicht Nr. 48 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. 8 mein S¡äferspiel] Die künftige Dichtung ist gemeint, die nach der Gewährung der Gegenliebe wieder möglich ist; s. zu Gedicht Nr. 6, v. 16-18, 61f.; vgl. auch v. 13f. – 10 n䡉] In der Bedeutung von 'kürzlich', 'soeben' verwendet. – 10 die Lenzenbraut] Die im Gedicht Nr. 6, v. 21, genannte Flora. – 12 da#
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Windeband] Der Faden, mit welchem der Strauß zusammengebunden ist. – 14 al# Gold, no¡ güldnern, Faden kriegen] Das Vergleichsglied in dieser hyperbolischen Benennung der künftigen Dichtung ist vorgezogen: goldener als Gold wird dieser Faden sein.
Text 8: Al# er von der Margari#, an einen Morgen, in Garten bes¡ieden wurde. 7r-8r T3 bes¡ieden] erstes e überschrieben aus s – 1 Komm] Kom (ebenso 64; ebenso 61 komm) – 1 güldner] durch Streichung aus güldener – 2 lä”ter] ” aus z überschrieben – 3 der] d aus D überschrieben – 14 Lieb#gewalt] # überschrieben; darüber ein unentziffertes Wort – 23 Na¡tegeblünker] b aus f überschrieben – 34 Zähren-rott] Bindestrich oberhalb der Zeile – 39 funden.] durch Streichung aus funden! (ebenso 59) – 53 und] u. – 58 A¡] überschrieben aus di¡ – 68 A¡] Ac überschrieben Dieses metrisch ambitionierte Refrainlied, das in einer Anrede an die noch entfernte Angebetete gipfelt (Str. 7), kann mit den beiden voraufgehenden in einem Vorgangszusammenhang gelesen werden: Werbung (Nr. 6), Reaktion auf eine Bekundung von Gegenliebe (Nr. 7), Erwartung des ersten Stelldicheins (Nr. 8). Sicher besteht auch entstehungsgeschichtliche Nähe. Abermals ist kein Druck bekannt. 1 Komm, s¡öner a¡ güldner Tag] An eine Verabredung für die Zeit des Sonnenaufgangs ist zu denken; s. auch zu v. 61 und 64. – 7-10 A¡ fröli¡e Stunden ~ wie seelig i‰ do¡ Floridan!] Die Refraingruppe ist eine variierende Kombination der Motive Liebeskrieg und Liebeskrankheit bzw. -erfüllung. Zur Verwendung des Namens Floridan durch und für die Sprechinstanz s. zu Gedicht Nr. 6, Z. 27f. – 14 in fröli¡e Lieb#gewalt] Variation des Motivs der Freiheitspreisgabe. – 22 Geflinker] Das Grimmsche Wörterbuch (Bd. 3 (1862), Sp. 1801) führt "flinkern" als Ableitung von "flinken", für das es einen Beleg aus Birkens O‰ländis¡em Lorbeerhäyn (1657) anführt, mit der Bedeutung 'blinken'. – 25f. Entde¿e, rohter Morgen! | die Grab‰ätt meiner Sorgen.] Kontrastierende Variation des im Gedicht Nr. 6 abgehandelten Todesmotivs. – 35f. drüm kan i¡ froh erklingen, | in Freud mein Leid ver›ngen.] "erklingen" ist hier persönlich, wird an anderen Stellen bei Birken oft auch transitiv verwendet, z. B. im Gedicht Nr. 16, v. 174. Zu der für die Poesie belebenden Wirkung der Beendigung des Liebesleids s. zu Gedicht Nr. 6, Z. 61f. – 41-44 Aurora! spann eilend# an ~ vom blauli¡ten Mus¡elplan.] Zugrunde liegt die Vorstellung, der Wagen des Sonnengotts ("Föbu#", v. 43) versinke abends im Meer. Die Morgenröte ("Aurora", v. 41) soll ihn von dort verjagen. – 45f. J¡ will heut alle# kränken | in Theti# Abgrund senken.] Wie am Abend die Sonne, so sollen jetzt am Morgen die Leiden des bislang unerhört Liebenden im Meer versinken. Zur Meeresgöttin Thetis s. Tripp, 2001, S. 519f. – 51-56 Di¡, güldener Zeitgenuß ~ der Na¡welt na¡zubleiben.] Der momentane, Künftiges vorwegnehmende Glückszustand wird in einer Weise benannt, die an das mythische Goldene Zeitalter erinnert. Er soll infolge der glücksbedingten Neubelebung der poetischen Schaffenskraft der Nachwelt überliefert werden. Autoreflexive, poetologische Passagen wie diese begegnen
Gedichte 8 und 9, 1645
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zahlreich in Birkens Gedichten. – 61 So komm nun] S. auch v. 64. Rekurs auf v. 1. Dort ist zwar der neue Tag angeredet, eigentlich gemeint ist aber die erst hier ausdrücklich angeredete Geliebte, mit deren Erscheinen ein neuer Lebenstag beginnen soll. – 64f. Komm eile verweile dem S¡merz, | den du mi¡ ma¡‰ verbringen.] Die Verse sind wohl so zu lesen: 'Komm und verweile zur Linderung des Schmerzes, den du mich bisher leiden läßt.'
Text 9: Seine Liebe#s¡merzen ›nd ihm Lieb. 8v 1 und] u. – 6 Flammen] Flam en Infolge der exakten Datierbarkeit des im Gedicht Nr. 13 behandelten Geschehens und der relativen Datierbarkeit dieses Gedichts selbst sind die Gedichte Nr. 9-12 dem Sommer 1645 zuzuordnen. Obwohl keine Namen genannt werden, liegt es nahe, die Gedichte 9-11 dem von den Gedichten Nr. 6-8 gebildeten Margaris-Komplex zuzuordnen; s. aber zu Gedicht Nr. 10. Das Epigramm Nr. 9 kombiniert auf engstem Raum die Motive Liebeskrieg, Freiheitsverlust, Liebeskrankheit und Liebesbrand. Das sonst beklagte Leiden an den Symptomen unerfüllter Liebe wird hier begrüßt. Der Text ist in der Mitte von rechts oben nach links unten durchstrichen. Links auf dem Rand, gegenüber der zweiten Zeile der Titelgruppe, ist die Ziffer "VII." angebracht. Sie weist auf den Druck des Gedichtes in der siebten Tagzeit der Pegne›#, der Ekloge Floridan# | mit | Lorbeer und Myrtenlaub | bekränzter | Silviu#: | samt de‹elben | Verliebter | S¡ü”en-Ges¡i¡te. | MDCLXVI. (S. 377-422), S. 387, hin. Dem Pegne›#-Druck des Werkes liegt zugrunde die Gratulationsekloge zur Promotion Christoph Franks (zu ihm s. zu den Gedichten Nr. 109 und 146), der seit 1665 eine Professur an der Universität Kiel innehatte, und zu seiner Hochzeit mit Catharina Clausen. Hirten Freude | Der | Pegni”-S¡äfere: | wel¡e/ | al# | Deroselben wehrter Weidgenoß | Der Edle und Wolbewürdigte | SYLVJUS/ | au[ dem Cimbris¡en Parnaß/ | Die | Vörder‰e Weißheit-Krohn | au[ sein Haupt/ | und | seine Eheli¡-Verlobte | Die Edle und Tugendfürtre[li¡e CATHARJS | in seine Arme/ | empfienge/ | Jm Erlenthal an der Pegni” | verbra¡t worden. | KJEL/ | Gedru¿t bey Joa¡im Reumann/ Acad. Bu¡dr. (S. Garber, 1974, S. 319; ders. 1997, S. 168f. (Nachdruck 2006, S. 298f.); Stauffer, 2007, S. 583-585). Dort steht das Epigramm auf S. A3v. Die Hochzeit fand am 3.9.1666 statt. Dieses Datum nennt Franks Einladungsschreiben vom 2.8.1666 (PBlO.C.83.5), das Birken laut auf dem Brief angebrachtem Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz (I.246; PBlO.B.2.1.4, 44v: "S¡reiben invitatoriae ad nuptias Mei Frankij. 96.") erhalten hat. Unten auf dem von einem professionellen Schreiber ausgefertigten, von ihm selbst nur unterzeichneten Formularbrief hat Frank ein Postscriptum angebracht: P.S. Mein dur¡ Herrn Magi‰er Rein#bergern gethane# vnderdien‰li¡e# ansu¡en bitte mir ho¡geneigt zu gut zu halten. Meine Herzlieb‰e hat mi¡ dazu veranlaßet, wel¡e gern etwa# lu‰ige# mö¡te über Tis¡ haben. Und habe daher die Confiance nehmen müßen, so mir meine# Ho¡zuehrenden Herrn o[t bezeugte
Apparate und Kommentare
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gun‰gewogenheit ma¡et, wel¡e in# kün]ige mit aller mügli¡er annehmli¡er dien‰fertigkeit werde zu unterhalten su¡en. Ho¡zeit und Doctorat wird zuglei¡ ./. Die Ekloge ist demnach auf eine mündlich übermittelte Bestellung hin entstanden. Im Tagebuch hat Birken zum 16.8.1666 notiert (I.247; PBlO.B.2.1.4, 44v): "An der Pa‰orelle vor Silvium ges¡rieben." Zwei Tage später, am 18.8.1666, hat er laut Beantwortungsvermerk auf dem Hochzeitsbrief und Tagebuchnotiz (I.247; ebd.) auf Franks Bitte reagiert: "S¡reiben und S¡äferey von 5 Quartblättern, darinnen 188 Verse an Herrn Profe‹or Franken. 72." Die Zahl der Verse des von Birken verfaßten Textes im Pegne›#-Druck weicht von der Angabe im Tagebuch ab: 156. Die von Frank verfaßte Ekloge, die in der Pegnesis mitgeteilt wird, war im Erstdruck von 1666 nicht vorhanden. Von Birkens Antwortschreiben ist ein auf den 18.8.1666 datiertes Konzept erhalten (PBlO.B.5.0.41, 87r/v). Darin heißt es (87r): wiewol mein di¡tergei‰ fa‰ gar erlos¡en, habe i¡ ihn do¡ wieder aufgewehet. Bitte diß Concept den s¡önen und nur s¡öne Sa¡en zusehen gewohnten augen der Lieb‰en ni¡t, sondern er‰ gedru¿t, vorzuzeigen. J¡ erfreue mi¡, also meiner herzli¡en a[ection Lu] zu geben, ehe mir der odem au#gehet. Soll diß, wann i¡ nit mehr bin, ein Zeuge seyn, daß i¡ sein diener gewesen. Bitte, e# anzusehen, nit wie# flie‹et, sondern wie e# gemeint i‰. Da das Tagebuch für den 17.8.1666 einen Besuch jenes Magister Reinsberger verzeichnet (I.247; PBlO.B.2.1.4, 44v), liegt die Vermutung nahe, die Versendung von Brief und Pastorelle könnte über ihn erfolgt sein. Jedenfalls hat er laut entsprechender Tagebuchnotiz am 5.9.1667 Birken Exemplare des Drucks der Gratulationsekloge ausgehändigt (I.274f.; PBlO.B.2.1.4, 52r): "Herr Rein#berger mir von Herrn Doctor Franken die Ho¡zeit Carmina und Disp〈ositiones〉 samt 12 Exemplaren meiner S¡äferey gebra¡t." Der Druck von 1666 konnte nicht eingesehen werden. Der Pegne›#-Druck weicht, von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen, an diesen Stellen vom Manuskript ab: T1-3] fehlt – 1 Ketten] Kette – 4 nit] ni¡t –. Das Epigramm hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den Strophen des Liedes Nr. 137 und dem Epigramm 213 gemeinsam. 4 ob i¡ künd] 'Wenn ich auch könnte.'
Text 10: Seine Sterble”e, an ihre Unerwei¡li¡keit. 8v/9r 2 Jammer] Jam er (ebenso 12 zusammen – 13 Flammen – 23 komm – 23 flammenden) – 6 S¡wanenlied] ev. S¡wanen lied – 8 Leben#enthalt!] vor ! Komma gestrichen – 9 brennenden] brenneden – 10 Brennen] B aus b überschrieben – 15 und] u. (ebenso 20) – 16 Marter] mit -er-Kürzel – 18 Trehnen] T überschrieben – 20 S¡merzengepolter] ev. S¡merzen gepolter – 23 führ] am Wortende ein Buchstabe oder Satzzeichen gestrichen – 29 der] Kürzel; ebenso 38 – 33 munder] mit der-Kürzel – 38 entbrann] entbran – 40 daß] durch Überschreibung mit Ergänzung oberhalb aus da#-Kürzel
Gedichte 10 und 11, 1645
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Inhaltlich und formal läßt sich dieses Gedicht als Gegenstück zum Lied Nr. 8 lesen: dort freudige Erwartung von Liebesglück, hier Todesnähe und Liebesleid; dort Schlußrefrain, hier identische Strophenanfänge; ähnliche metrische Gestalt hier und dort. Die Motive des Leidens an der Liebe sind hier um die Vorstellung der Folter (Str. 3) erweitert. Auch in diesem Lied bekundet sich die Redeinstanz als Dichter (v. 5f., 38f.). Zur Datierung s. zu Text Nr. 9. Das Gedicht wurde 1653 als dritter (zweiter gezählter) Bestandteil (Avv-Avir) der Sammlung S¡äfer | Floridan#/ | Poetis¡er | Liebe#-Blumen | I. Sträußlein (s. zu Text Nr. 1) gedruckt. Es gibt, von orthographischen und Interpunktionsvarianten abgesehen, einige Abweichungen des Wortlauts. Die Titelgruppe lautet im Druck: "An eben Sie. | Seine Sterble”e/ | von ihrer Unerwei¡li¡keit ihme | abgenötiget." Die Wendung "An eben Sie" in der Überschrift macht die Fillis des voraufgehenden Gedichtes (Gedicht Nr. 1) zur Adressatin. Bei der Manuskriptfassung ist eher an Margaris als Adressatin zu denken; s. zu Gedicht Nr. 9. Weitere Varianten: 19 ha! feindli¡e Folter] a¡ grausame Folter/ – 31 Baumen-gezelt] Bäume-gezelt – 33f. Jhr Heerden, bleibt munder, | wie ihr seit ie”under!] Jhr Heerden/ a¡ lau[et/ | die Wä#lein berau[et! – 42 ewigen] ‰ätigem 5f. so will i¡ erklingen, | ein S¡wanenlied ›ngen.] Vgl. v. 38f. Zu Birkens Gebrauch des Verbs "erklingen" s. zu Gedicht Nr. 8, v. 35f. Die Vorstellung vom Schwanengesang als dem letzten Lied vor dem Tod ist seit Plato (Phaidon 84 ef) im ganzen Altertum geläufig, desgleichen diejenige des Schwanes als Sinnbild für den Dichter; s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 42f. – 20 S¡merzengepolter] Die Vorstellung der auf den Sarg polternden Erdschollen dürfte, von dem in v. 21 folgenden Bild her, hier im Spiel sein. – 21 bald soll mi¡ die Erde vers¡reinen] "vers¡reinen" bedeutet eigentlich 'einsargen'; hier meint es 'in sich aufnehmen'. – 22-28 A¡ Tod ~ von tausenden Töden.] Umadressierung der in der Liebesdichtung üblichen Erhörungsbitte: der Tod tritt an die Stelle der Geliebten. Der Plural des Wortes Tod begegnet häufig bei Birken als hyperbolische Bezeichnung vor allem von Liebesleiden; s. Gedicht Nr. 16, v. 120; Nr. 21, v. 25. – 30 auf kleebaren Heiden] Das Grimmsche Wörterbuch (Bd. 5 (1873), Sp. 1062) führt als einzigen Beleg für das Wort "kleebar" in der Bedeutung von 'fruchtbar an Klee' eine Stelle aus Birkens Fortse”ung Der Pegni”-S¡äferey von 1645 an. – 37 Nun gute Na¡t, grausame S¡öne!] Die Schlußanrede an die Geliebte könnte der Margaris der Gedichte Nr. 6-8 gelten; s. zu Gedicht Nr. 9.
Text 11: Son‰en s¡einet na¡ Regen die Sonne, aber ni¡t also in seiner Liebe. 9v T2 Regen] Regˉe – 1 Himmel] Him el (ebenso 4, 5 immer – 9 Kummerla‰ – 14 kommen) – 1 und (1. Position)] u. (ebenso 11) – 1 da#] Kürzel – 4 der] Kürzel; ebenso 8 (2. Position) – 5 regnt] regt ˉ – 10 sonder] mit der-Kürzel – 11 Elende:] Doppelpunkt aus Komma überschrieben Dieses ungewöhnlich gereimte Sonett (vier Reime in zwei Assonanzenkorrespondenzen in den Quartetten: aabc | cbdd) verbindet die Liebesklage (v. 2f.) mit der Fortuna-Thematik (v. 12-14). Die Redeinstanz kontrastiert das eigene andauernde Leiden mit vorübergehenden Naturphänomenen (v. 1-4)
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Apparate und Kommentare
und vergleicht es mit drei mythologischen Beispielen für Ewigkeitsstrafen, denen des Tityos (v. 4-6), des Sisyphus (v. 7-9) und des Ixion (v. 10f.). Zur Datierung s. zu Text Nr. 9. Ein Druck ist nicht bekannt. T1f. Son‰en s¡einet na¡ Regen die | Sonne] Varianten dieses alten Sprichworts bei Wander (1873; Neudruck 1963), Bd. 3, Sp. 1575, 1578f. – 4f. nit ‰ätig# fri‹t der Geyer | vom Tityu#] Tityos, ein Sohn des Zeus, wurde zur Strafe dafür, daß er sich an Latona vergriff, von Apollo oder Zeus getötet und liegt gefesselt in der Unterwelt, wo zwei Geier an seiner immer nachwachsenden Leber fressen; s. Vergil, Aeneis 6, v. 595, Ovid, Metamorphosen 4, v. 457 u. a. – 5 auf mi¡ regnt immer Liebe# Feuer] Oxymoron, in dem das Motiv der Liebesglut mit dem Regenbild des Gedichteingangs (T1, v. 1) verbunden wird. – 7f. dem armen Sisyfu# ~ der seine S¡uld muß ‰ra[en:] Zur Strafe des ewigen Steinewälzers Sisyphus s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 215. – 10f. Glei¡wie au¡ Jxion, so walz i¡ sonder Ende | am Rade meine# Glü¿#] Zur Strafe Ixions, der auf ein feuriges Rad geflochten in der Unterwelt lebt, s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 32. Die Erwähnung seiner Strafe leitet über zum Schlußmotiv vom Rad der Fortuna und zur Anrede an sie.
Text 12: Seine ihm-aufge‰oßene Liebe# abentheuer. 9v-10v 1 1.] 1 – 5 und] u. (ebenso 6, 15, 16, 17, 20, 25, 33, 39, 56) – 8-14 Al# i¡ nun ~ ma¡ten Raum.] in zwei Kolumnen (4 + 3 Verse) nebeneinander quer zur Hauptbeschriftung auf dem linken Rand, gegenüber von Gedicht Nr. 11 und dem Anfang von Gedicht Nr. 12 – 8 ‰ummer] ‰um er (ebenso 31 Stämme – 34 komm – 38 kamm – 58 genommen) – 15 ‰olz,] Komma aus Doppelpunkt überschrieben – 21 wälder] mit der-Kürzel; ebenso 22 wunders¡öne – 34 wieder – 22 da#] Kürzel – 23 eingehüllt] lt überschrieben – 24 wasenbette] ev. wasen bette – 28 der] Kürzel – 33 Gei‰] ‰ verschmiert, ev. überschrieben – 42 ha! mein] oberhalb der Zeile, oberhalb von gestrichenem Komma – 51 zog] og unterstrichen (ev. Abdruck einer Streichung auf 11r) – 55 Sie vers¡wunden] dazwischen ein Wort gestrichen – 55 beyd] b und d überschrieben – 56 verließen] zweites e überschrieben – 57 Ro›belle] o überschrieben – 57 deine] gestrichen, darüber ein Wort (eure?) gestrichen, primäre Streichung nicht aufgehoben – 61 di¡] d überschrieben – 62 allein] in aus y überschrieben – 63 Arztinn] Arztin ; vorderer Wortteil durch Streichung aus Arzney Die Anrede (v. 57) macht kenntlich, daß dieses als scherzhaft mythisierende Erzählung inszenierte Werbungslied nicht mehr zu den Margaris-Gedichten (Nr. 6-8) gehört, denen sich die Gedichte 9-11 noch zuordnen lassen; s. zu Gedicht Nr. 9. Da das nachfolgende Gedicht Nr. 13 auf den Sommer 1645 zu datieren ist, muß das Gedicht Nr. 12 in zeitlicher Nähe zu diesem wie zu den voraufgehenden entstanden sein. Es wurde 1653 als vierter (dritter gezählter) Bestandteil (Aviv-Aviiir) in der Sammlung S¡äfer | Floridan#/ | Poetis¡er | Liebe#-Blumen | I. Sträußlein (s. zu Gedicht Nr. 1) gedruckt. Von ortho-
Gedichte 12 und 13, 1645
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graphischen und Interpunktionsvarianten abgesehen, gibt es folgende Abweichungen: T1 Lie-|be# abenteuer] Verlie-|bung# Aventur. | Na¡ der Singweise: | Ein#mal# an einem Morgen früh/ etc. – 14 Klee] Gra# – 15 Gra#] Klee – 39 ge‰rie¡en] ge‰ri¡en – 48 erwittert] erbli¿et – 51 flu¡#] flug# – 56 voll] in – 63 Arztinn] Aerztinn –. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge gemeinsam mit dem Gedicht Nr. 114, bei dem aber die Verse 4 und 5 jeder Strophe als einer erscheinen und dieser keinen Binnenreim aufweist. T2 ihm-aufge‰oßene] 'ihm zugestoßene'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 1 (1854), Sp. 752. – 6f. wie die Flora Feld und Wald | mit den Blumen au#gemahlt] Zu Flora als Malerin s. Gedicht Nr. 6, v. 21. – 9 hörte Lu] und Büs¡en zu] Entweder dem Rauschen der Blätter oder, wahrscheinlicher, dem morgendlichen Gesang der Lerchen und Waldvögel. Das plötzliche Verstummen dieses Geräuschhintergrundes ist in v. 20f. bezeichnet. – 18f. weil ›e hatten | Götters¡atten] Nicht der Schatten, den die liegende (!) Göttin wirft, ist gemeint, sondern die segenspendende 'Überschattung' durch die Gottheit, zu der das ehrfürchtige Schweigen (v. 20f.) der zuvor lauten Natur paßt. – 24-35 herzte bald ihr wasenbette ~ liebe, die di¡ liebet hier.] Dem Venus zugeschriebenen Verhalten, speziell dem Liebkosen der Blumen, liegt der Mythos von der Liebe der Göttin zu Adonis zugrunde, der von einem Eber getötet wurde und aus dessen Blut eine Blume (die rote Anemone) entsproß; s. Ovid, Metamorphosen 10, v. 503-739; Tripp, 2001, S. 14f. Die Formulierung "in die wette" (v. 26: 'um die Wette') verwendet Birken regelmäßig; s. etwa Gedicht Nr. 16, v. 134. – 38 ihr kleiner Sohn] Amor. – 43 Le¿er] Bei Birken häufige Bezeichnung für einen vorwitzigen Jungen, etwa in der Bedeutung 'Schelm' (s. Kluge, 1963, S. 429); regelmäßig für Amor verwendet. – 48f. (a¡ ›e hatt' erwittert mi¡) | da# i‰ eine Beüt für di¡.] Venus macht ihren Sohn, der sich frech als Urheber ihres Liebessehnens aufgespielt hatte (v. 41f.), auf den Beobachter und Lauscher, das Sprecher-Ich, aufmerksam. Dieses befindet sich in einer derjenigen des Actäon (s. Ovid, Metamorphosen 3, v. 131-152) vergleichbaren Situation, wird aber 'nur' von Amors Liebespfeil getroffen (v. 50-54). – 57-61 Ro›belle! deine Zier, ~ di¡ zulieben.] Diese Werberede ist das eigentliche Anliegen der Erzählung. – 62f. deine S¡önheit kan allein | meiner wunden Arztinn seyn.] Eine in Birkens Liebesdichtung häufige Formel: im Liebeskrieg kann die Wunden des Liebenden nur die Verursacherin heilen; s. Gedichte Nr. 33, v. 9; Nr. 40, v. 43; Nr. 57, v. 4; Nr. 61, v. 55f.; 88 (Überschrift) u. ö.
Text 13: Uber eine Feuer#brun‰ zu Nürnberg, Anno 1645 10v-12v T3 Anno] A~o – 2 Au#gäng'] oberhalb von gestrichenem Thüren – 2 der (2. Position)] Kürzel; ebenso 14, 29, 30, 48, 50, 51, 55 (2x), 56 (2x), 59, 61, 83 – 2 da#] Kürzel; ebenso 5, 11, 13, 17 (2x), 20, 27, 57, 58, 65, 87; ebenso 22, 27, 60, 67 daß – 2 bebaue‰] be-|baue‰ (vor dem abgetrennten Teil be gestrichen) – 3 da#] # aus s überschrieben – 3 genezt] z aus ” überschrieben – 5 Feur] durch Streichung aus Feuer (ebenso 17) – 8 vermögt] g aus ¡ überschrieben – 8 wilde] oberhalb von gestrichenem s¡were – 10 Himmel] Him el (ebenso 14 Fre‹erflammen – 20 Grimm – 33 Stamm – 41, 49 Flammen – 42 zusammen – 53 grimme –
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57 Flamme – 61 Trummel – 67 kömmt – 68 nimmt – 77 immer – 88 Grimme#) – 13 und] u. (ebenso 18, 20, 21 (3x), 22 (2x), 25, 26, 28, 31, 33, 34, 37 (2x), 39, 40, 43, 48, 51, 52 (2x), 60, 68, 76, 78, 83, 90, 93) – 14 einem] oberhalb der Zeile; Plazierungsstrich – 14 au#brüten] au# oberhalb der Zeile; anstelle eines oder mehrerer gestrichener Wörter; b und t überschrieben – 15 weder] mit der-Kürzel; ebenso 15 Zunder – 31 sonder – 63 Kleider – 69 wundert – 77 nider – 78 wieder – 81 derglei¡en – 82 hundert – 92 wider – 15 _ Zündli¡t] d überschrieben – 17 brann] bran (ebenso 28 verbrennt – 32 brennet – 95 brenne) – 17 Feur hat] dazwischen Worttrennungsstrich – 38 und] oberhalb eines gestrichenen Wortes oder Wortteils – 42 so man¡em] dazwischen Worttrennungsstrich – 43 de‹en] oberhalb von gestrichenem seinen – 43 ward] a aus i überschrieben (ebenso 44) – 48 erhi”t] er oberhalb von gestrichenem ge – 52 aufgräbt] auf oberhalb eines gestrichenen Wortteils – 53 spazieren] ie überschrieben – 56 im] oberhalb von gestrichenem ihm – 57 ihn] n aus r überschrieben – 61 gerühret] et überschrieben – 65 Mei‰er] mit er-Kürzel – 67 daß] durch Überschreibung und Ergänzung oberhalb aus da#-Kürzel – 76 denket] oberhalb des ersten e ein Buchstabe oder Umlautzeichen gestrichen – 78 eh] h überschrieben – 78 wieder.] danach er gestrichen – 89 brennend] brennˉed (d aus t überschrieben) – 89 wird] oberhalb von gestrichenem auf – 90 Brennen] B aus b überschrieben – 91 wan] a überschrieben – 92 au#gesühnt] vor sühnt eine verschriebene Variante des Wortendes gestrichen Anlaß für die Entstehung dieses Gedichts ist eine Brandkatastrophe in Nürnberg in der zweiten Julihälfte 1645, von der es im 5. Teil (1651) des Theatrum Europaeum heißt (S. 777): "Fa‰ ebenmä‹ige# Unglü¿ vnnd S¡aden hatte ›¡ erhoben zu Nürnberg/ vmb den a¡tzehenden Julij/ worselb‰en bey einem Lederhändler ein vnversehene# Fewer ent‰anden/ darvon viel Leuthe verbronnen/ etli¡e bes¡ädiget/ vnnd über drei‹ig Häuser in die As¡en gelegt worden." Dem entspricht eine Notiz in Birkens Autobiographie (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 25): "Mense Julio. | Incendium Ledergaß." Nach Auskunft von v. 9 ist das Gedicht sehr bald nach dem Unglück entstanden. Gedruckt wurde es als Bestandteil (Abschn. 17.) der Ekloge Der | Pegni”-S¡äfere | Gesells¡a]-Weide | und | Früling#-Freude: | bes¡rieben | dur¡ | Floridan. | Jm Jahr M DC XLV. in Birkens Eklogensammlung PEGNESJS: | oder | der Pegni” | Blumgenoß-S¡äfere | FeldGedi¡te | in | Neun Tagzeiten: | mei‰ verfa‹et/ | und hervorgegeben/ | dur¡ | Floridan. Nürnberg, 1673, S. 80-83; s. Garber. Ed. Pegnesisches Schäfergedicht 1644-1645, Nachwort, S. 31*f.; ders., 1997, S. 171 (Nachdruck, 2006, S. 302), Stauffer, 2007, S. 843. Darauf verweist links neben der Titelgruppe Birkens Notiz "J‰ in der Pegne›#." Entsprechend ist das Manuskript auf allen fünf Seiten jeweils in Blattmitte senkrecht durchstrichen. Die Verse 9, 53, 65 und 81 sind im Manuskript eingezogen. Alle eingerückten Verse sind solche mit zweisilbiger Kadenz, denen jeweils ein Verspaar mit einsilbiger Kadenz voraufgeht. Da Birken in Reimpaar-Gedichten bei regelmäßigem Wechsel der Kadenzarten Verspaare der einen Art häufig eingerückt plaziert, auch keine Gliederungsfunktion zu erkennen ist, dürfte es sich bei den Einzügen um Versehen aus Gewohnheit handeln. Die Einzüge werden daher nicht wiedergegeben. Anstelle der Titelgruppe findet sich vor der Druckfassung diese Prosapassage: "Ihm ware/ al# er hierauf
Gedicht 13, 1645
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seine S¡reibtafel ümgeblättert/ ein Gedi¡t/ wel¡e# er unläng‰/ über eine in der Nori#burg ent‰andene ers¡rö¿li¡e Feuer#brun‰/ verfa‹et / zu ge›¡te gekommen; wel¡e# er dann mit trauren überlase/ und waren e# diese Zeilen:". Von Orthographie- und Interpunktionsvarianten abgesehen, weicht die Druckfassung an folgenden Stellen vom Manuskript ab: 4 i”t] jezt – 8 vermögt] vermo¡t – 9 die Nürnberg ~ Beerenwagen,] Einzug; ebenso 41, 53, 65, 79 – 17 lie¡terloh] li¡terloh – 19 s¡ön‰en] ganzen – 25 braunen] braune – 26 Hayn] Wald – 56 der (2. Position)] und – 60 nit] ni¡t (ebenso 69) – 65 ni¡t#] ni¡t – 76 den] dem – 84 ganzen] ganzem – 93 freye] frey dort –. Das Gedicht hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge gemeinsam mit den längeren Gedichten Nr. 4, 16, 21, 53, 66, 67, 100, 146, 149, 234 und 275 (2. Bestandteil) sowie mit den Epigrammen Nr. 14, 34, 143, 188, 200, 203, 215 und 217. 1-5 Du, der du dein Gezelt ~ viel ‰ärker al# da# Feur.] Die Anrede gilt dem ägyptischen Hauptgott Osiris, unter welchem Canopus als Wassergottheit fungierte und als Überwinder einer chaldäischen Feuergottheit galt; s. Zedler. Bd. 5 (1733), Sp. 576-578, bes. Sp. 577, mit Berufung auf Plutarch, Suidas und Plinius. – 6 dein Gö”] Canopus. – 7-9 weil keine wa‹erkun‰ ~ die Nürnberg jüng‰ betra[.] Mit "wa‹erkun‰" dürften die damaligen Feuerlöscheinrichtungen und -maßnahmen gemeint sein. – 9-13 E# ‰und der Beerenwagen, ~ und s¡la[en wolte gehn:] Die beiden Bezeichnungen für die Sternbilder des Großen und Kleinen Bären oder Wagens sind zu einem Namen zusammengefügt. Die Brandkatastrophe ist in der zweiten Nachthälfte ausgebrochen. – 16f. e# fa¿elt' in die höh, ~ da# Loh brann lie¡terloh.] Gerberlohe wurde aus Baumrinde gewonnen; diese dürfte in Brand geraten sein. In der "Ledergaß" gab es also einen Gerbereibetrieb. – 23-25 Die wilde Feuerba¡, ~ und spye ›e wolken-an.] Eine oxymorische Konstruktion, welche die im Gedichteingang einander kontrastiv entgegengestellten Bildfelder Wasser und Feuer und die Vorstellung eines brennenden, feuerspeienden Ungeheuers (s. auch v. 53) kombiniert. – 25-43 Wie wann die braunen Saaten, ~ und de‹en Zinnen fällt.] Trotz der irritierenden Interpunktion handelt es sich um ein syntaktisch zusammenhängendes Gleichnis – "Wie wann" (v. 25) ~ "So war" (v. 41) –, in welchem die städtische Brandkatastrophe mit einem hitzebedingten sommerlichen Felder- und Waldbrand verglichen wird. Zu diesem Gleichnis könnte Birken durch eine Brandkatastrophe im Frühjahr 1644 angeregt worden sein, von der ebenfalls im 5. Teil des Theatrum Europaeum berichtet wird (S. 398): "Vmb diese Zeit hat au¡ ein s¡ädli¡e# Fewer ›¡ in einem Wald bey Nürnberg entzündet/ wel¡e# über 8000. Morgen Hol”e# im Brand verderbt/ vnnd mit gro‹er Mühe gelös¡et worden." Daher könnte die sonst irritierende Zeitangabe in v. 30 stammen. Anders als bei der Feuersbrunst von 1645 war Birken nicht Augenzeuge; er hielt sich bis zum Spätherbst 1644 in Jena auf.– 27f. wann daß er dur¡ da# Hau# de# ‰arken Löwen rennt, | und n䡉 dem Siriu# die untre welt verbrennt.] Die "untre welt" ist die Erde im Gegensatz zur oberen, in der sich die Sonne ("Föbu#") aufhält. Das Sternbild Löwe regiert zwar im Juli und August; die Versgruppe ist aber nicht zur Datierung der Brandkatastrophe oder gar der Gedichtentstehung geeignet, weil sie die im Vergleichsglied geschilderte Brandkatastrophe jahreszeitlich fixiert. Die Wendung "n䡉 dem Siriu#" meint: 'neben dem', 'zusammen mit dem Sirius'. Dieser helle Stern im
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Bild des Großen Hundes, der in der zweiten Julihälfte aufgeht, galt als Hitzebringer; s. Vergil, Georgica 4, v. 425-428 (dort auch das Zusammenwirken mit der Sonne); Aeneis 3, v. 141f.; 10, v. 273-275. – 30 Mulziber] 'Der Erweicher', 'der Schmelzer'; bei Cicero und anderen Autoren Beiname des Feuerund Schmiedegottes Vulcan. Die Zeitangabe in v. 30, die in Erinnerung an den tatsächlichen Waldbrand von 1644 in den Gleichnisabschnitt geraten sein dürfte, ist mit der wohl literarisch vermittelten Terminierung dieser Passage nicht zu vereinbaren. – 47f. an Balken, die bereit# der warme Sonnenhau¡ | gehei”et und erhi”t] Es hatte demnach eine Phase hoher Temperatur gegeben. – 49f. die dunklen S¡anzen | der unbepfälten Lu[t] Oxymorische Bezeichnung des dunklen Nachthimmels; von Birken häufig verwendet. – 54 viel S¡läfer mü‹en ihn no¡ ungesehen spüren.] Von diesem Vers an sind die Reaktionen der betroffenen Menschen dargestellt. – 62 die Stadt wird aufgeführet.] Die für solche Notfälle eingerichtete Bürgerwehr wird durch Trommelschlag (v. 61) und Glockengeläut (v. 62) aufgeboten. – 64 bald i‰ die mänge da, de#, wa# man haben soll:] Die Feuerlöschgeräte. – 67-73 bi# daß Matuta kömmt, ~ mit ihrem kalten Greiß.] "Matuta" ist die Göttin der Frühe, gleichgesetzt mit Aurora / Eos, die vergessen hatte, für ihren menschlichen Geliebten Tithon außer der Unsterblichkeit auch ewige Jugend zu erbitten; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 25-27, 74-79; Tripp, 2001, S. 524. – 73f. Man ›ht in Trauerfarben | die Häuser in der näh, die nit zuglei¡ verdarben.] Sie sind rußgeschwärzt. – 77f. Der Tag gieng zehnmahl nider, ~ und kame zehnmahl wieder.] Die Brandstelle blieb über eine Woche lang gefährlich. – 79-96 A¡ Tag! ~ dort ewig seelig, seyn.] Auf Späteres in Birkens Werk vorausweisende religiöse Ausdeutung der als ein Jahrhundertereignis bezeichneten Brandkatastrophe; das Gedicht endet in Gebetsrede (v. 85-96), kontrastiv-komplementär zur Anrede an die altägyptische Gottheit zu Beginn.
Text 14: An Ro›bellen. 12v/13r 1 und] u. (ebenso 4, 8, 10) – 1 brennt] bren t – 3 da#] Kürzel; ebenso 8 – 3 ›e (2. Position)] oberhalb der Zeile; Einfügungsstrich – 4 der] Kürzel – 4 Flammen] Flam en – 5 widerse”en] mit der-Kürzel, ev. wider se”en Auch dieses Gedicht zum Thema der Wehrlosigkeit des Liebenden dürfte im Sommer oder Herbst 1645 entstanden sein. Dafür spricht vor allem die Adressierung, die es mit dem Gedicht Nr. 12 gemeinsam hat. Es wurde 1653 ohne Einbeziehung in die Stückzählung gleich nach dem Gedicht Nr. 12 in der Sammlung S¡äfer | Floridan#/ | Poetis¡er | Liebe#-Blumen | I. Sträußlein (s. zu Gedicht Nr. 1) gedruckt (Aviiir). Dort ist es überschrieben Ob ›e ihn s¡on verwunden und | en”ünden/ so kan er do¡ ihrer Augen | ni¡t müßig gehn. Der erste Vers der Druckfassung lautet: "WAnn mi¡ ja brennen soll der Liebe#flammen eine/"; sonst gibt es nur Interpunktions- und Orthographie-Varianten. Das Gedicht hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge gemeinsam mit den längeren Gedichten Nr. 4, 13, 16, 21, 53, 66, 67, 100, 146, 149, 234 und 275 (2. Bestandteil) sowie mit den Epigrammen Nr. 34, 143, 188, 200, 203, 215 und 217.
Gedichte 14 und 15, 1645
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1 Mi¡ brennet keine Lieb. und so mi¡ ja brennt eine] Eine logische Inkohärenz, die im weiteren Verlauf des Gedichts keine Rolle spielt und in der Druckfassung beseitigt wird. – 3f. Mein Pafo#, ~ und Flammen drü¿et ab.] Ein oxymorisches Bild: die Augen der Geliebten als Geburtsort und Heiligtum der Liebesgöttin und als Pfeile verschießender Amor. Mit dem westzyprischen Paphos ist der von Hesiod überlieferte Mythos von der Geburt der Aphrodite aus dem Meeresschaum verbunden; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 425-431. – 5f. Zwar kan i¡ deinem Spiß, ô Mar#, mi¡ widerse”en, | au#nehmen mit dem S¡ild] Die kontrastierende Erwähnung des Kriegsgottes ist doppelsinnig, weil ja auch er selbst dem Liebeszauber Aphrodites erlegen war; s. Odyssee 8, v. 266f. Das Verb "au#nehmen" hat die Bedeutung 'schützen'. – 6f. mi¡ kan au¡ nit verle”en | der Palla# Gorgon# haubt] Das Haupt der von Perseus erschlagenen Meduse Gorgo erscheint als Apotropaion auf dem Schild der Athene und Agamemnons; s. Ilias 5, v. 741; 11, v. 36. Es anzublicken war tödlich. – 9f. daß i¡ verse”en solt die Pfeile dieser Augen | und ›e nit sehen an, ob ›e mi¡ s¡on au#saugen.] Beide den zwei mythologischen Beispielen entsprechenden Reaktionsweisen, Abwehr ("verse”en") und Wegschauen, werden den Waffen der Augen gegenüber als unmöglich erklärt. Diese werden zuletzt noch mit dem Bildfeld des Vampirischen in Verbindung gebracht.
Text 15: Jhn verlanget, Sie zu sehen. 13r/v 1 Lieb] L aus l überschrieben – 1 Du] D aus d überschrieben – 3 S¡merzen‰i¡] S aus H überschrieben – 4 erspürt] durch Streichung aus verspürt – 6 wieder] mit der-Kürzel; ebenso 33 Felder – 36, 38 oder – 8 ümson‰:] überschrieben aus ümson‰, (ebenso 10 na¡gese”t: – 27 künn':) – 10 der] Kürzel; ebenso 42 (2. Position) – 11 de#] durch Überschreibung und Ergänzung aus da# (Kürzel) – 12 Brunn] Brun (ebenso 29 dann) – 16 und] u. (ebenso 24, 32, 40, 48) – 23 na¡,] ev. na¡ – 24 da#] Kürzel; ebenso 28, 30, 32, 40 – 25 4.] 4 (ebenso 33 5.) – 26 gar!] überschrieben aus gar, (ebenso 33 preiß!) – 27 künn'] ü aus a überschrieben – 41 Purpurrote] ev. Purpur rote – 43 kömmt] köm t (ebenso 45, 46 komm) Abermals – wie das Gedicht Nr. 8 – ein Refrainlied, doch sind hier, der jeweils veränderten Redesituation gemäß, die beiden Schlußverse in den Strophen 5 und 6 leicht variiert. Dieses Werbelied kann als mit den beiden Rosibelle-Gedichten Nr. 12 und Nr. 14 zusammengehörig, aber auch als Bestandteil der Gruppe Nr. 16-18 gelesen werden. Es dürfte wie diese in der zweiten Hälfte des Jahres 1645 entstanden sein. Ein Druck ist nicht bekannt. 3-6 mein Herz fühlt man¡en S¡merzen‰i¡, ~ wann werd i¡ wieder heil?] Eine der vielen Variationen des Motivs Liebeskrankheit in Birkens Gedichten. – 4 weil ni¡t# erspürt so man¡er Liebe#tritt] Korrespondenz zu v. 7 und seinen Entsprechungen in den folgenden Strophen. Mit "ni¡t#" ist gemeint: 'kein Zeichen von Gegenliebe'; vgl. v. 2. – 9-14 Ein Hirs¡ su¡t ~ zu meiner Liebe# glut.] Diese Verbildlichung des Motivfeldes Liebesglut und Kühlung geht wohl auf Ps. 42.2 zurück. – 17-22 ›e hat mit ihrer Auglein S¡ein ~
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viel lieber ‰erb i¡ so] Im Gedicht Nr. 6, v. 11f., erscheinen die Augen der Geliebten als Leitstern, im Gedicht Nr. 14, v. 3f., als Wohnsitz der Liebesgöttin und als Pfeile verschießender Amor, hier als Brandstifter, die ein möglicherweise tödliches Feuer entzündet haben. – 25-28 O Lieb, dur¡ die i¡ elend bin, ~ al#dann i¡ gern will in da# Todtenhau#.] Wie in v. 1 ist die Liebe angeredet; sie ist vorgestellt als Lichtbringer, der die Geliebte wenigstens einmal sichtbar machen soll. – 33-38 Du Sonn, du edler Felder preiß! ~ bald, oder trö‰e bald!] Intensivierung der Lichtbildlichkeit der voraufgehenden Strophe. Die Änderung des ersten Verses der Refraingruppe (v. 39: "dir" statt "ihr") zeigt an, daß die Anrede von v. 33 der Geliebten gilt. Mit der 5. Strophe beginnt die eigentliche Werbungsrede, die in den Synekdochen und Metonymien der Verse 41f. mit einem Schönheitslob verbunden wird. – 45f. A¡ komm do¡, ô mein Lie¡t | komm birg di¡ länger ni¡t.] Diese Wendungen sind sowohl durch die Refrain-Thematik des 'Nachlaufens' als auch durch die Sonnenbildlichkeit der Strophe 5 legitimiert.
Text 16: Na¡tklage, uber sein Liebe#Leiden. 13v-17v 1 Liebe!] Rufzeichen nachträglich eingefügt – 3 und] u. (ebenso 8, 11 (2x), 12, 15, 16, 27, 29, 42, 47, 53, 54, 57, 59, 60, 64, 72, 74, 76, 92, 93, 95, 99, 102, 120, 122, 127, 130, 154, 155, 156, 162, 166, 170, 176, 177, 180) – 4 der (2. Position)] Kürzel; ebenso 22, 44, 61, 66, 70, 77, 85, 86, 88, 90, 121, 124, 126, 137, 139, 142, 150, 156, 169, 170 (2x), 171, 180 – 5 zuentgehen] zuent|gehen – 12 war'] oberhalb a ein Buchstabe oder Umlautzeichen gestrichen – 17 so] überschrieben – 17 immer] im er (ebenso 18, 63 kommt – 47 übers¡wemmt – 48 Flammenglut – 147 Zähren‰romm) – 17 eklen] n überschrieben – 17 Lieder] mit der-Kürzel; ebenso 88; ebenso 18, 155 wieder – 69 Zunder – 93 Feder – 132 wunderbahre – 152 glieder – 18 wieder:] danach ein Satzzeichen gestrichen – 20 für] durch Überschreibung aus vor – 21 Und also] Einzug; ebenso 73, 89, 105, 121, 141, 165 – 21 la‹en] zweites s überschrieben – 23 ‰ill:] Doppelpunkt aus Komma überschrieben; ebenso bei 57 Plagen: – 26 vermi‹et] mit ver-Kürzel; ebenso 75 unvergnügt – 78 unverdorben – 168 verliebt – 29 diese#] Endungs-e überschrieben – 31 da#] Kürzel; ebenso 41, 43, 73, 85, 105, 110, 119, 131, 142, 150 (1. Position); ebenso 116, 129, 163, 172 daß – 35 thu] thue – 41 Sonne] Son e (ebenso 49, 105 brennt – 52 dur¡rann – 53 etwann – 73 dann – 124 wann) – 42 so] überschrieben aus zu – 53 überse”] ” überschrieben; am Wortende ein Buchstabe (t ?) gestrichen – 56 wa#] Kürzel – 63 Pein,] Pein. – 66 Freundin] n überschrieben – 75 unvergnügt:] unvergnügt,: – 79 a¡] ¡ verschmiert – 80 befiel] durch Streichung und Ergänzung aus befihl – 80 daß] durch Überschreibung und Ergänzung oberhalb aus da#-Kürzel; Komma davor nachträglich eingefügt – 83 Reimen Ruhm] dazwischen Worttrennungsstrich; ebenso 176 hin auf – 89 Hügel] üg überschrieben – 91 hätt] durch Überschreibung aus wolt – 94 Gaben] G aus L überschrieben – 96 verleibt] lei überschrieben – 100 re¡ter] re verschmiert – 102 ‰ieß] e oberhalb der Zeile – 105 no¡] n undeutlich überschrieben – 106 du (1. Position)] durch Überschreibung und Ergänzung aus ô – 108 meine ho[nung] oberhalb von gestrichenem deine Gottheit –
Gedicht 16, 1645
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114 lebendiger] mit er-Kürzel; ebenso 143 sol¡er – 138 mit] nit – 147 ›e] oberhalb eines gestrichenen Wortes – 153 wolt'] l überschrieben – 157 neid'] n aus N (?) überschrieben – 163 Tre[li¡keit] Tre[li¡ keit – 166 Lieb] L aus l überschrieben – 170 bekleiben] bekeiben – 174 GrabGesang] Ges aus lied überschrieben – 177 Kun‰] danach ein Wortanfang (u) ungestrichen – 177 hohe] durch Streichung aus hoher – 180 der] Kürzel; durch Streichung und Ergänzung aus den Diese Elegie, die in der zweiten Hälfte des Jahres 1645 entstanden sein dürfte, weist zahlreiche Entsprechungen zum Gedicht Nr. 1 auf. Von der Winterbildlichkeit abgesehen, deren Funktion hier die Nachtthematik übernimmt, werden alle dort behandelten Motivfelder petrarkistischer Liebeslyrik variiert. Im Manuskript sind die Verse 21, 73, 89, 105, 121, 141, 165 eingezogen. Zur Nichtberücksichtigung der Einzüge s. zu Gedicht Nr. 13. Rechts unterhalb von v. 180 hat Birken die Zahl der Verse notiert. Das Gedicht hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge gemeinsam mit den längeren Gedichten Nr. 4, 13, 21, 53, 66, 67, 100, 146, 149, 234 und 275 (2. Bestandteil) sowie mit den Epigrammen Nr. 14, 34, 143, 188, 200, 203, 215 und 217. Ein Druck ist nicht bekannt. T2 Na¡tklage] Die Sprechsituation in nächtlicher Einsamkeit intensiviert den das Gedicht beherrschenden Klagegestus. – 1 O Liebe!] Das Gedicht ist durchgehend als an die Liebe gerichtete Anrede durchgeführt; s. auch v. 105f. (Personalisierung) und v. 117-119 (Intensivierung der Anrede in Variationen). – 1-5 i‰ e# dann in deinen Raht bes¡lo‹en ~ dem Grabe zuentgehen:] Die Bekundungen von Todesnähe durch unerwidertes Lieben bzw. des Todeswunsches durchziehen das Gedicht leitmotivisch, s. v. 73-75, 113, 119, 166-168, 173-180. In v. 2 klingt das Motiv des Liebeskriegs an (s. zu Gedicht Nr. 9). – 6-21 weil, die mi¡ angezündt, ~ mi¡ s¡le¡t abspeisen la‹en] Verschiedene topische Verhaltensweisen der erhörungsunwilligen Geliebten, damit verbunden die Motive der Entselbstung des Liebenden (v. 11) und des Vampirischen (v. 14; s. zu Gedicht Nr. 14, Z. 9f.). – 17 ihr eklen meine Lieder.] Auch in diesem Gedicht stellt sich die Redeinstanz als Dichter dar; s. auch v. 53-55, 75-79, 82-97, 140, 167f., 173-180. – 22-41 J¡ bin s¡on nit mehr J¡. ~ da# Fleis¡ i‰ hingefleis¡t.] Aufzählung von Symptomen des Ich-Verlusts infolge der vergeblichen Liebesfixierung: Wahnsinnsartige Desorientierung und Verstörung von Sozialkontakten (v. 22-30), Konzentrationsunfähigkeit (v. 31-33), körperlicher Verfall (v. 33-41), bei dessen Darstellung die Folter-Motivik ins Spiel kommt (v. 36; s. auch v. 132). – 41-49 die Sonne gehet s¡la[en, ~ die mir im herzen brennt.] Mit starken Bildkontrasten arbeitende Schilderung der ruhelosen Nächte des unglücklich Liebenden. – 43 Cafetlein] 'Refugium', 'Rückzugsort'. Das Grimmsche Wörterbuch, Bd. 5 (1873), Sp. 372f., führt das Wort "Kavete" bzw. "Cavete" in der Bedeutung 'Verschlag', 'Stübchen', 'Schlafcabinet'; das Wort dürfte von "Cabinet" abgeleitet sein. – 49-57 Sie, meine Lu‰, die Bü¡er, ~ und ehre meine Plagen:] Gelehrte und poetische Studien waren das 'normale' Pensum des nicht dem ruhigen Schlaf gewidmeten Teils der Nächte gewesen; an ihre Stelle ist die lustvolle Beschäftigung mit dem eigenen Leiden getreten. – 51-55 Zuweilen sport mi¡ an ~ in meiner Liebe# noht.] Anwandlungen, die zu Gedichten wie diesem führen. – 52 dur¡rann] 'durchrannte'. – 57 J¡
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liebe meinen S¡merz, und ehre meine Plagen:] Vgl. Gedicht Nr. 9. – 60f. bi# Föbu# wagen rennt ~ der blauen Tränke zu] Mythologisierende Bezeichnung des Tagesablaufs. Zugrunde liegt die Vorstellung vom Wagen des Sonnengottes, der abends ins Meer eintaucht; s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 999-1001. – 63-65 Kommt e#, daß Morfeu# ~ bin i¡ do¡ ›¡er ni¡t.] Zu Morpheus s. Ovid, Metamorphosen 11, v. 633ff.; sein "Kraut" ist der Mohn. – 65-67 die Feindin meiner Freüden, ~ die Hintrung meiner Ruh] Die abweisende Geliebte. – 68f. ein eingebildter Kuß | muß mir ein Zunder seyn zu tausend neuen S¡merzen] Eben diese Situation wird im Gedicht Nr. 17 ausgestaltet. – 71-73 indem i¡ kaum erwa¡t ~ ob dieser fals¡en Lu‰.] Das Sichverlachtfühlen durch die Geliebte ist Bild für die Nichtigkeit des Glückstraumes; auch die Selbstachtung nimmt Schaden. – 75 weil i¡ kan] "weil" ist, wie häufig bei Birken, in der Bedeutung 'solange' verwendet; s. auch v. 79. – 75-79 ‰erb' i¡ s¡on unvergnügt: ~ weil man von Lieben s¡reibt.] Das Überleben der Liebe über den Tod des unglücklich Liebenden hinaus ist gewährleistet durch seine eigene Dichtung, die von seiner Liebe handelt, und durch Werke anderer, die ihn in die Zahl der bis in den Tod getreuen Liebenden einreihen werden; s. auch v. 114-116, 167f. – 79-97 Zu früh, a¡ all zu früh ~ diß alle# hatt' i¡ vor.] Wehmütige Erinnerung an die erhoffte Dichterlaufbahn, die durch das Hingerissensein vom Liebesleid in der Gefahr des Scheiterns steht. – 80f. mi¡ kränket, daß mi¡ je | ni¡t eher unser Teuts¡ zu binden angefangen.] "unser Teuts¡" meint das Engagement in der und für die deutsche Dichtung. Früherer Beginn desselben, so scheint behauptet, hätte die Paralysierung durch die unglückliche Liebe verhindert. – 82-85 i¡ wolte hingelangen ~ den Sternen glei¡ gema¡t.] Der vor sechs Jahren (1639) verstorbene Opitz war allgemein als der erste unter den deutschen Dichtern anerkannt. Der junge Betulius erhebt selbstbewußt einen gewaltigen Anspruch; s. auch v. 85-88, 116. – 88-93 J¡ war s¡on auf der fahrt. ~ beraus¡et wollen haben.] Die übliche mythologisierende Beschreibung des Beginns einer Dichterlaufbahn. Mit dem "zweygespi”ten Hügel" (v. 89) ist der Parnaß gemeint, das zentrale Gebirge Mittelgriechenlands, der in der Literatur eng mit Delphi und seinem Apollo-Kult verbunden ist und wie der böotische Helicon als Musenberg gilt; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 520f. Bellerophon (v. 90) hat insofern mit dem Parnaß zu tun, als sein geflügeltes Zauberpferd Pegasus die inspirierende Musenquelle Hippokrene aufgescharrt haben soll (s. v. 91f.). Die Wendung "in allzufreyem Bügel" (v. 90) spielt auf Bellerophons bestraften Versuch an, mit Pegasus' Hilfe den Himmel zu erstürmen; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 856f.; Bd. 4 (1972), Sp. 582. – 95 den Lorbeerkranz] Im Gegensatz zum Myrtenkränzlein der Venus (v. 101f.) die Auszeichnung des siegreichen Dichters. – 95f. und meinen Nahmen au¡ | in die Poeten-roll verleibt, na¡ altem Brau¡] Hier und mit dem zuvor erwähnten Lorbeerkranz benennt Birken ein wichtiges Ziel seiner Poetenkarriere: die Dichterkrönung. Er erlangte sie im April 1646. – 98-105 al# mir auf halbem weg ~ Nun da# brennt no¡ bißher.] S. zu v. 80f. Die Begegnung mit Venus "auf halbem weg", d. h. vor der endgültigen Ansiedlung im Bereich der Musen, wird, wie v. 99f. und v. 102 zeigen, als von ihrer Seite her feindselige dargestellt. Entsprechend erscheint die sonst poesiefreundliche Hirtenwelt in negativer Beleuchtung. – 120 i¡ leide tausend Töd] Zur plurali-
Gedichte 16 und 17, 1645
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schen Verwendung des Nomens Tod s. zu Gedicht Nr. 10, v. 22-28. – 121f. der Abend meiner Sinnen | und meiner Tage Na¡t] Paradoxe Bezeichnung der Geliebten und ihrer den Liebenden desorientierenden Wirkung. – 125-132 a¡ mö¡t' i¡ üm ›e s¡weben. ~ mi¡ auf die Folter ‰ieß.] Das Motiv der Trennung von Herz / Seele und Leib ist ein von Birken häufig verwendetes Bild für den Selbst- und Freiheitsverlust des Liebenden. – 149 mein wesen gar zu enden] 'Das Menschsein völlig aufzugeben', 'sich in andere Wesen bzw. Gegenstände zu verwandeln', s. v. 141-164. – 153-156 da wolt' i¡ allen S¡merz ~ und dreymal seelig seyn.] Preisgabe des Menschseins wird paradox als Möglichkeit der Wiederherstellung der eigenen Identität und Integrität behauptet. Die Beschwörung dreimaliger Seligkeit entspricht den drei 'Metamorphosen' der Verse 150-160. – 158f. de# Halse# Perlen wahre ~ vor seiner weisern Zierd] Die Perlenkette, die vor der Weiße des Halses verbleicht. – 163 wie o[te Neidt' i¡ ›e] Mit "›e" sind die zuvor genannten Schmuckstücke gemeint: Haarnadel (v. 157), Perlenkette (v. 158), Anhänger (v. 160). – 173f. wo ni¡t, so will i¡ ›ngen ~ ein S¡wanenlied erklingen.] Zu Birkens Gebrauch des Verbs "erklingen" s. zu Gedicht Nr. 8, v. 35f.; zum Motiv "S¡wanenlied" s. zu Gedicht Nr. 10, v. 5f. – 175-180 Mein Grab soll Flora selb‰ ~ bey der, die ihn gefällt.] Vgl. Gedicht Nr. 1, v. 50-56. Hier sind das Motiv des Liebeskriegs und des durch die Liebe verhinderten Dichtertums hinzugekommen.
Text 17: Uber einen Traum, von Jhr. 17v/18r 1 di¡:] Doppelpunkt überschrieben aus Komma; ebenso 13 Stund: – 1 wieder] mit der-Kürzel; ebenso 4; ebenso 5 Lieder – 8 nieder – 2 nimm] nim (ebenso 4 komm (2x)) – 3 wa#] Kürzel; ebenso 10 – 4 und] u. (ebenso 5) – 4 S¡ön‰e] Sön‰e – 7 da#] Kürzel; ebenso 8 – 9 Margari#!] oberhalb von gestrichenem Silvia, – 11 Seel.] ev. Seel: – 14 wolt] ev. wolt' (Tintenfleck) – 14 erqui¿en] mit qui-Kürzel Die thematische Nähe dieses Sonetts zu einer Passage des Gedichtes Nr. 16 (v. 63-73) spricht für auch entstehungsgeschichtliche Nähe. Angeredet (v. 9) war zunächst eine "Silvia", dann, nach Streichung dieses Namens, eine "Margari#". Es gibt keine Anhaltspunkte für eine Entscheidung darüber, ob die Adressatin der früheren Margaris-Gedichte (Nr. 6-8, vielleicht auch Nr. 9-11) und wer mit "Silvia" gemeint gewesen sein könnte, nicht einmal dafür, ob überhaupt von einem 'Erlebnis'-Hintergrund auszugehen ist. Die vier Gruppen des Sonetts bilden zwei einander analoge Kontrastfügungen: Das erste Quartett reproduziert unmittelbar Trauminhalt, das zweite Reflexion darüber und die Situation des vom Traum Getäuschten nach dem Erwachen. Das erste Terzett, wieder in Traumlogik, klagt die Entschwundene an, im zweiten Abschnitt bittet sie der nun vollends Erwachte um Verzeihung. Nicht sie, Morpheus hat ihn, wenngleich aus Erbarmen, getäuscht. Ein Druck des Sonetts, das Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit dem Gedicht Nr. 45 gemeinsam hat, ist nicht bekannt.
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Text 18: Er verla¡t die Stolze, die ihn vera¡t. 18r/v T1 XVIII.] XVIII – 3 der] Kürzel; ebenso 5, 8, 10, 33 (2x) – 5 Gun‰!] ergänzt aus Gun‰. – 13 da#] Kürzel; ebenso 17, 18 – 15 ni¡t] durch Streichung und Ergänzung aus nit – 19 kömmt] köm t (ebenso 36 immer) – 22 und] u. – 23 verehre:] durch Überschreibung aus verehre; – 24 taug] g überschrieben – 25 nehre] danach vor dem Punkt ein Satzzeichen gestrichen – 27 innen] e überschrieben – 29 kramten] durch Überschreibung und Ergänzung aus kramen – 30 erwerben.] er werben. (Punkt aus Komma überschrieben) – 38 Holz:] Doppelpunkt aus Komma überschrieben und ergänzt – 42 einn] ein – 42 eu¡] durch Überschreibung aus eü¡ Dieses Absagelied läßt sich als Schlußteil einer thematischen Dreiergruppe lesen, die es zusammen mit den Gedichten Nr. 16 und Nr. 17 bilden würde. Es dürfte wie diese in der zweiten Hälfte des Jahres 1645 entstanden sein. Ein Druck ist nicht bekannt. 3f. J¡ will ~ andren mi¡ vers¡reiben.] Schon das nächste Gedicht, Nr. 19, kann als Konsequenz aus dieser Ankündigung gelesen werden. – 12f. Jene gibt mir au¡ ihr kind, | da# wohl bä‹er ‰u”et] "Jene" meint die Mutter einer anderen jungen Dame, der sich der von der Stolzen nicht Erhörte zuwenden könnte. Das Verb 'stutzen' ist bei Kluge, 1963, S. 762, mit der Bedeutung 'prangen' verzeichnet: Birken verwendet es häufig so. – 17f. do¡ i‰ viel', da# eü¡ gebri¡t, | da# man könde preißen.] 'Doch fehlt euch viel Preiswürdiges.' – 24-28 do¡ so taug i¡ in die welt, ~ an gelehrten Sinnen] Der äußeren Schönheit der Spröden wird die Bildung des Abgewiesenen als höherer, weil innerer Wert gegenübergestellt: ein in petrakistischer Lyrik nicht eben häufiges Motiv. – 29-35 Wa# die Sinnen kramten ein, ~ bi# die welt verdirbet.] Verschärfung und Verallgemeinerung des in der voraufgehenden Strophe aufgebauten Gegensatzes: Vergänglichkeit der Schönheit gegenüber der Ewigkeit des von Kunst Erschaffenen. Abermals offenbart sich die Redeinstanz als der Ewigkeit verpflichteter Dichter. Die Verwertbarkeit erworbener Wissenschaft für den Lebensunterhalt (v. 29f.) wird von Birken auch in Briefen oft behauptet. – 38-42 bin i¡ nit vom re¡ten Holz: ~ eu¡ einn hölzern kau[en.] Die aggressiv witzige Schlußpointe wird aus der Redensart entwickelt, auf die v. 38 anspielt; s. Wander Bd. 2 (1870; Neudruck 1963), Sp. 760, Nr. 306. Der hölzerne Galan kontrastiert mit der Behauptung eigener Vorbildlichkeit als Liebender, welche die Redeinstanz in v. 20f. für sich selbst aufstellt, und korrespondiert mit der eingangs benannten Härte der ehedem Angebetenen.
Text 19: Die unbekannt-geliebte Chari#. Sonnet. 18v/19r T2 unbekannt] unbekan t (ebenso 5 unbekannte – 10 kennen) – 2 der (2. Position)] Kürzel; ebenso 6, 14 – 3 s¡li¡'] ic überschrieben – 3 mein] m überschrieben – 3 Gemüt] durch Streichung aus Gemüth – 3 da#] Kürzel; ebenso 6 daß – 4 unbekanter] durch Streichung aus unbekandter – 5 Flamm] Flam – 6 gib!] gib? – 7
Gedichte 19 und 20, 1645
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und] u. (ebenso 11) – 9 wundersame#] mit der-Kürzel – 10 au¡,] Komma nachträglich eingefügt – 10 kennen] erstes e überschrieben – 14 vergehen] davor ein Wort gestrichen Das Sonett demonstriert und begründet die paradoxe, in petrarkistischer Liebeslyrik nicht selten behandelte Tatsache, daß man sich 'auf Hörensagen' verlieben könne. Einen biographischen Hintergrund für dieses und die beiden folgenden Gedichte (Nr. 20 und Nr. 21) anzunehmen, legt die Notiz "Amata Charis" in Birkens Autobiographie (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 25) nahe. Da diese Notiz unmittelbar vor solchen zum Aufbruch nach Wolfenbüttel am 7.12.1645 steht (ebd., S. 30), dürfte dieses wie die beiden folgenden Gedichte im Herbst oder frühen Winter 1645 entstanden sein. Ein Druck des Sonetts, das Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit dem Gedicht Nr. 73 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. 4 ein unbekanter S¡merz] Der Schmerz, ohne persönliche Kenntnis der Geliebten lieben zu müssen. – 68 die Chari# ma¡t, ~ mir alle Gei‰er ‰ihlet.] Variante des vielbehandelten Themas Freiheitsverlust. – 914 Mein Lie¡t! ~ so werd' i¡ in der TrauerNa¡t vergehen.] Die Begründung der Möglichkeit des im ersten Quartett Behaupteten, im zweiten Demonstrierten wird in den beiden Terzetten als Anrede an die unbekannte Geliebte gestaltet. Die schon dadurch bewirkte Intensivierung wird durch die Licht- und Sonnenmetaphorik noch verstärkt.
Text 20: An Sie: al# er, ihrer unbegrü‹et, davon und weiter reisen mu‰e. 19r-20r T4 und] u. (ebenso 3, 6, 14, 34, 45, 54) – 2 der] Kürzel; ebenso 3, 44, 52 – 5 seinen] s überschrieben – 6 _ hinnen?] hinnen.? – 7 wann] wan (ebenso 11 entbronnen) – 9 gesonnen] o aus u überschrieben; u-Bogen ungetilgt – 10 Lie¡t!] Rufzeichen aus Komma überschrieben; ebenso 15, 56 Chari#! – 18 ha‰:] durch Überschreibung und Ergänzung aus ha‰, (ebenso 54 nennen:) – 25 Nimm] Nim (ebenso 29 flammen – 30 zusammen – 51 nimmermehr) – 28 S¡öne!] danach ein Satzzeichen gestrichen – 30 zusammen:] danach ein 2
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Satzzeichen gestrichen – 32 Chari#! wann i¡] wann i¡ Chari# – 34 wunder›”] mit der-Kürzel; ebenso 45 wälder – 46 Lieder – 39 Chari#] a oberhalb der Zeile – 40 di¡?] vor dem Fragezeichen ein Satzzeichen gestrichen – 43 hallen,] ev. hallen. – 51 nimmermehr] ev. nimmer mehr Der enge Zusammenhang dieses Refrainliedes mit dem Gedicht Nr. 19 ist nicht nur an der Adressierung, sondern auch am gemeinsamen Zentralmotiv der Liebe zu einer nie Gesehenen kenntlich. Das Lied dürfte wie das folgende (Gedicht Nr. 21) kurz vor der Abreise Birkens nach Wolfenbüttel, also im Herbst oder frühen Winter 1645, entstanden sein. Es wurde 1653 als fünfter (vierter gezählter) Bestandteil (Aviiiv-Aixv) in der Sammlung S¡äfer | Floridan#/ | Poetis¡er | Liebe#-Blumen | I. Sträußlein (s. zu Gedicht Nr. 1) gedruckt. Dort lautet die Überschrift: "An die Chari#/ die er ungese-|hen liebte. Al# er/ ihrer unbegrü‹et/ | in die Ferne reisen mu‰e. | Na¡ der Singweise: | Dafni# gieng vor wenig Tagen/ etc." Die von
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Apparate und Kommentare
Birken im Druck genannte Vorlage ist eines der bekanntesten Lieder Johann Rists, das 1642 in Hamburg erstmals in dessen Sammlung weltlicher Liebeslieder De# DAPHNIS | au# Cimbrien | GALATHEE erschienen ist (Bijr-Biijr; dort auch die zugehörige Melodie); Nachdruck von Rists Gedicht bei Terkelsen, 1976, S. 24-28; zur Popularität des Lieds, für die Birkens Text ein früher Beleg ist, s. Worbs, 1960, S. 66f. Es gibt, von orthographischen und Interpunktionsvarianten abgesehen, folgende Abweichungen der Druckversion von Gedicht Nr. 20: 4 ein erhabne#] dort der Wiesen – 9 dir] fä‰ – 10 auf zuwarten] di¡ zu sehen – 16 ni¡t] nit (ebenso 24) – 22 ‰ät# vor] do¡ in – 25 Nimm i”t meine] S¡ön‰e/ nimm die – 27 nit] ni¡t (ebenso 40, 48) – 28 S¡öne! ma¡‰ nur] ma¡‰ alleine – 32 Chari#! wann i¡ sehe] wann i¡ werde sehen – 38 Auglein] Aeuglein – 42 ‰ät# nur] immer – 55 trö‰et] trö‰e –. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge gemeinsam mit den Gedichten Nr. 72, 79, 91 und 171. 3f. wo der Strom ~ ein erhabne# wa‹errad] Zitierende Anspielung auf das Pegnesische Schäfergedicht von 1644. Dort (S. 13) finden sich in einem längeren Gedicht Strephons auf ein Wasserrad, das zu Bewässerung der Pegnitzwiesen dient, folgende Verse: "J¡ ersahe ne¡‰ dem Pfad/ daß der s¡nelle Strom ümlenkte/ | Ein erhabne# Wa‹errad/ so die Blumenwiesen tränkte". S. zu Gedicht Nr. 92. In der Druckversion des Gedichtes Nr. 20 hat Birken den Zitatcharakter zugunsten größerer Beschreibungsgenauigkeit abgeschwächt. – 5 A¡! da¡t' er in seinen Sinnen] Von dieser Einführung hängt die Ich-Rede bzw. Anrede an Charis ab, als welche sich der gesamte folgende Gedichttext darstellt; er kann als Gedicht-Brief gelesen werden. – 7f. a¡ wa# trö‰et mi¡, wann i¡ | Chari#, nit soll sehen di¡?] Wie häufig in Birkens Liedern werden die beiden Refrainzeilen mit leichten Variationen den Stropheninhalten angepaßt; nur in Str. 5 (v. 39f.) und Str. 6 (v. 47f.) sind sie identisch. – 9-14 Zwar i¡ ware dir gesonnen ~ und betreten fremde Auen.] "dir" ist abhängig von "auf zuwarten" (v. 10). Die Notwendigkeit der Abreise wird als Verhinderung der geplanten Kontaktaufnahme dargestellt. – 34 ihr s¡öner wunder›”] Die nie gesehene, als ebenfalls schön vorausgesetzte Leiblichkeit der Angebeteten. – 43-46 Alle Thäler von dir hallen, ~ wann di¡ meine Lieder nennen.] Auch in diesem Lied tritt die Redeinstanz als Dichter in Erscheinung. Die Bilder der Verse 44f. (Echo, brennende Felder und Wälder) entwerfen die Vorstellung einer sympathetisch mitfühlenden Natur, wie oft in Birkens Lyrik. – 50 diese Flöte; die i¡ führ] Die Hirtenflöte, das Sinnbild der Pegnitzschäfer für ihr poetisches Schaffen.
Text 21: Abs¡ied#-Klage, an Sie. 20r-21r T1 XXI.] XXI – 3 Chari#] a oberhalb der Zeile – 4 und] u. (ebenso 6, 8, 13, 16, 19, 22, 23, 44, 46, 52, 54, 60) – 5 kennt] ken t (ebenso 9 ersonnen – 45 brennen – 50 wann) – 5 ô] ô. – 5 S¡öne!] Rufzeichen aus Komma überschrieben; ebenso 9 Leben! – 12 S¡öne! – 46 Nennen! – 50 Chari#! – 51 Zier! – 6 flammt] flam t (ebenso 12 genommen – 18 Himmel – 22 nimmer – 27 ‰ummen – 32 kommt – 36 Stimm) – 6 daß] Kürzel; ebenso 12, 15, 34, 37, 40, 54 da# – 7 ganz] ga z – 8 hin] danach oberhalb ein Zeichen gestrichen
Gedicht 21, 1645
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– 8 Na¡t,] Komma aus Punkt überschrieben; ebenso 51 Pein, – 9 person] er überschrieben – 12 S¡öne] S aus s überschrieben – 15 s¡ütten] s aus S überschrieben – 18 der] Kürzel; ebenso 27, 28, 31, 32, 35, 36, 48 (2x), 54 – 18 wa#] Kürzel – 19 darzu:] Doppelpunkt aus Komma überschrieben; ebenso 53 ‰ralen: – 27 ‰ummen] Endungs-n überschrieben – 33 au#zulü‰en] au#zulü‰en. – 35 derglei¡en] mit der-Kürzel (ebenso 54 wiedergelt – 58 Zunder) – 45 Lieben#wehrt] durch Überschreibung aus Lieben#wehrth – 49 erqvi¿en] er|qvi¿en – 50 Chari#] Chri# – 51 Arztin] durch Streichung aus Arztinn – 51 ô] oberhalb der Zeile – 56 lesen] vor s ein Buchstabe gestrichen – 56 au¡] äu¡ – 59 liebe# wort] zweizeilig rechts auf dem Rand, anstelle von in der Zeile gestrichenem Briefelein (Einfügungszeichen davor und am Ende der Streichung +) – 60 Pein.] danach ein Wort gestrichen Inhalt und Anrede (v. 3, 50) erweisen dieses Briefgedicht, das zugleich Abschieds- und Werbegedicht ist, als eng mit dem voraufgehenden zusammengehörig; es muß in zeitlicher Nähe zu diesem entstanden sein. Zur Nichtberücksichtigung der Einzüge in v. 21 und 41 s. zu Gedicht Nr. 13. Ein Druck ist nicht bekannt. Das Gedicht hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge gemeinsam mit den längeren Gedichten Nr. 4, 13, 16, 21, 53, 66, 67, 100, 146, 149, 234 und 275 (2. Bestandteil) sowie mit den Epigrammen Nr. 14, 34, 143, 188, 200, 203, 215 und 217. 1 i¡ muß di¡ ja gesegnen] Vgl. v. 3. Bei Birken häufige Abschiedsformel. – 3-5 J¡ muß, ô Chari# ~ die ihre Qvell nit kennt.] Das Motiv der Liebe vom Hörensagen (s. auch v. 25f., 35f.) verbindet die Gedichte Nr. 19-21 ebenso wie der Name der Angebeteten bzw. Adressatin. – 7-17 J¡ ware ganz beda¡t, ~ dur¡ Liebe worden sey.] Die Absicht einer persönlichen Vorstellung als Liebender, zu der es nicht gekommen ist, spielt schon im Gedicht Nr. 20, Z. 9-14, eine Rolle. Die geplante – wohl poetische (s. v. 17) – Vorstellungsrede hätte das zur Liebe anregende Tugendlob der Geliebten (v. 11-13) und eine Darstellung des eigenen Liebesleids (v. 15-17) enthalten sollen. Zur Selbstbekundung der Redeinstanz als Dichter s. auch v. 55f. – 17-20 wa# aber half mein di¡ten? ~ solt sehen diese# mahl.] Die Verhinderung der erhofften persönlichen Begegnung wird als vom Himmel verfügt dargestellt. – 21-25 J¡ werde ‰ündli¡ ‰erben ~ von tausend Töden hil].] Vgl. Gedicht Nr. 16, v. 37-41; zur pluralischen Verwendung des Nomens Tod bei Birken s. zu Gedicht Nr. 10, v. 22-28. – 26-29 J¡ werd' darzu getrieben ~ Zwar i‰ e# sein Gebrau¡.] Amor ist gemeint. – 29-32 Man hat wohl eh gelesen ~ der allerlä”te ni¡t.] Möglicherweise kannte Birken die Geschichte des Troubadours Jaufré Rudel, Seigneur de Blaya, die in neuerer Zeit von Tieck, Heine, Uhland, Carducci, Rostand und Döblin bearbeitet worden ist. – 33 au#zulü‰en] 'zu überlisten'. – 35-39 mi¡ hat er auf der Bahn ~ da Freyheit unterlag.] Die Liebe vom Hörensagen hat zum Freiheitsverlust geführt. – 41-43 Nun, Leben, wie du ›he‰, ~ abwesend worden dein.] Neben der Bitte um briefliche Antwort am Ende (v. 58-60) deutlicher Hinweis auf den Charakter dieses Gedichts als Briefgedicht. – 43f. Zwar i‰ die Liebe blind | bey mir] Die übliche Qualifikation Amors wird hier auf die Situation des vom Hörensagen Liebenden übertragen. – 45f. dein Lob i‰ lieben#wehrt. ~ und mi¡ den deinen Nennen!] Bitte um Gegenliebe, wiederholt in v. 57f.; vgl. Gedicht Nr. 20, v. 29f. – 47f. so wolt' i¡ Sorgen frey, so wolt' i¡
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Apparate und Kommentare
Tro‰e# voll | der Liebe legen ab der Brun‰ gedanken Zoll] Ankündigung von Preisgedichten im Fall der Liebeserwiederung. – 51 du Arztin meiner Pein] Vgl. Gedicht Nr. 12, v. 62f. – 53f. laß s¡ießen Gnaden ‰ralen: | da# wiedergelt der Lieb und Treu mir au# zu zahlen.] Zur Bitte um Gegenliebe gehört häufig bei Birken die Quasivergöttlichung der Geliebten.
Text 22: Flu¡ Rede, einer bes¡ri]eten Linde. 21v-22v 1 der] Kürzel; ebenso 3, 19, 28, 30, 35, 44, 47, 55, 62, 65, 70 – 4 swanke] w überschrieben – 6 Zierde] d aus t überschrieben – 6 wiederbringer] mit der-Kürzel; ebenso 12, 61 Brüder – 13 Lü]elieder – 44 S¡inder – 54 sonder – 8 bey] bej – 15 daß] durch Überschreibung und Ergänzung oberhalb aus da#-Kürzel; ebenso 30 – 16 eü¡] durch Überschreibung aus eu¡ – 20 da#] Kürzel; ebenso 57 – 20 und] u. (ebenso 34, 39, 40, 50, 51, 55, 58, 67, 68) – 25 Bey] Bej – 25 kühler] mit er-Kürzel – 26 da# ~ Sommertag] quer zur Hauptbeschriftung auf dem rechten Blattrand; Einfügungszeichen rechts unterhalb von v. 25; zur Kennzeichnung des Platzes von v. 26 im System der Ein- und Ausrückungen ist der eingerückte v. 27 auf dem Rand ebenfalls mitgeteilt – 26 Sommertag] Som ertag (ebenso 35 S¡uldverdammten – 67 nimmer) – 29 anvertraut] mit ver-Kürzel – 33 ‰ieg] ieg undeutlich; ev. ‰ri¡ – 34 Alecto] durch Streichung aus Ale¿to – 34 Hau#] H überschrieben – 40 donner] don er (ebenso 58 wann – 59 Sinn) – 43 ges¡nitten] ursprünglich ge|s¡nitten (der abgetrennte Teil rechts oberhalb mit vorgesetzter eröffnender Klammer, dann doch ausgeschrieben, der dadurch überflüssig gewordene Wortteil gestrichen) – 45 Verflu¡et] V aus v überschrieben – 46 verflu¡et (2. Position)] Endungs-e oberhalb der Zeile – 52 Megära] ä aus e überschrieben – 53 s¡nalzen;] zunächst s¡nalzen. – 54 sonder] so der – 55 Freund] u aus ü überschrieben – 56 wilt] t überschrieben – 62 Ufer baden] dazwischen Worttrennungsstrich – 65 Syrenengethöne,] Komma überschrieben – 66 weben:] unterhalb des Doppelpunktes ursprüngliches Komm gestrichen – 67 leben;] ursprünglich Komma – 70 Spra¡e] durch Streichung aus Spra¡en Nach der poetologischen Klassifikation in Birkens Rede-bind und Di¡t-Kun‰ (1679), S. 154f., ist dieses Gedicht ein "Dithyrambus" oder "Irrgebände". Auch den ebenfalls "mängzeiligen" Madrigalen könnte es zugeordnet werden: "Jhnen eignet/ daß allemal ein waisenVer#/ oder eine Zeile auf die ›¡ keine andere reimet/ darinn sein muß." (ebd., S. 154). Von seinen 71 Versen beginnen 43 mit einer unbetonten Silbe. Bei bis auf drei Ausnahmen (v. 44, 65, 67) regelmäßiger Alternation haben die Verse 15 (12x) bis 4 (4x) Silben; die Zahl der betonten Silben je Vers reicht von 8 (11x) bis 2 (4x). In Reimbindung stehen überwiegend Verse ungleicher Silbenzahl. Neben 25 Paarreimen begegnen auch Gruppen mit Kreuzreim und umarmendem Reim und sehr weit entfernten Reimkorrespondenzen. Die Anordnung im Gedichtbuch läßt erkennen, daß das nachträglich mit einer eigenen Zahlnummer versehene titellose Gedicht Nr. 23 ursprünglich ein Bestandteil dieses Textes gewesen ist; s. zu Text Nr. 23. Schauplatz des in diesem Gedicht behandelten Verbrechens gegen die Poesie ist das "Poetenwäldlein", der erste Treff-
Gedicht 22, 1645
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punkt der Pegnitzschäfer auf einer von der Pegnitz gebildeten Halbinsel vor der Stadt, auf welcher Linden standen; s. Pegnesisches Schäfergedicht, 1644, S. 12, wo auch von einer an diesem Ort mit einem Gedicht beschrifteten Linde die Rede ist, und Amarantes / Herdegen, 1744, S. 876-878. Das Gedicht stammt wie die drei vorhergehenden (Nr. 19-21) aus der Zeit unmittelbar vor Birkens Abreise nach Wolfenbüttel; s. v. 27-30. Es besteht auffällige Nähe zum Schlußabschnitt des Vorberichts in Birkens Fortse”ung der Pegni”-S¡äferey von 1645: An Gutem ärgert ›¡ niemand/ dann ein böse# Gemüt; und so iemand hierau# etwa# ärgerli¡e# erzwingen wolte i‰ die S¡uld ni¡t deß Lie¡t#/ sondern de‹en/ der ›¡ daran wie die S¡naken verbrennet. J¡ s¡ä”e mi¡ üm soviel glükseeliger/ wann mir ein Narr da# jenige thut/ wa# er soviel Ho¡ver‰ändigen vor mir sonder Nu”en gethan. Narren ›nd e#/ sage i¡ ni¡t unre¡t/ wel¡e ni¡t allein der Teuts¡en Poeterey und derselben Zugethanen mit ungegründtem Haß wider‰ehen/ sondern au¡ sol¡e ihre töri¡te Verbitterung an den uns¡uldigen Bäumen wollen tätig ma¡en/ wel¡en ›e/ wolgemeinte Reimkerbungen mit ihren neidis¡en Hund#nägeln au# deren Rinden kra”end die Ewigkeit mißgönnen. Deren rähtli¡er Verbä‹erung wir zwar unser# Teil# zu folgen be‰er ma‹en ge›nnet/ wann ›e un# zuvor ihre Gegenmeinung mit unhintertreibli¡en Bewei#tumen bes¡einen werden. Jnde‹en wir aber sol¡e# erwarten/ halten wir ihre S¡mähungen glei¡ dem ni¡tigen Thon dieser zerbro¡enen Glo¿eN. (Das Schluß-N ist als gerahmte Initiale ausgeführt, in welcher eine zerbrochene Glocke abgebildet ist.) Ein Druck des Gedichts Nr. 22 ist nicht bekannt. 1f. A¡! ›nd dann die rauhen Rinden ~ ni¡t für Frevelhänden ›¡er?] Das Einritzen von Namen und Gedichten in Baumstämme ist schon in Vergils fünfter Ekloge erwähnt (v. 13f.) und gehört von Anfang an zu den zentralen Themen der Nürnberger Dichtung. Es versinnbildlicht sowohl deren Naturgemäßheit und Schöpfungsrichtigkeit als auch die sympathisierende Funktion der Natur. Das hier behandelte Entfernen einer solchen Inschrift ist demnach ein Verstoß gegen Natur und Poesie, letztlich gegen die Schöpfung; daher die Bildlichkeit der Fluchrede. – 2 wo] 'wo auch immer'. – 3 will dann alle Mens¡li¡keit in der Mens¡en Sinn erfrieren?] Zur Stellung dieses Verses als Waise s. o. Ev. enhält er auch eine Anspielung auf die Jahreszeit der Gedichtentstehung, was auch in v. 27-30 der Fall sein könnte. – 5f. kein Blumenwind | i‰ eurer Zierde wiederbringer] Im Gegensatz zum abgefallenen Laub bringt der neue Frühling die ausgekratzte Inschrift nicht wieder. – 18 die theur ges¡ä”te S¡ri]] Die in die Rinde eingeschriebenen Verse. – 25 Bey mir versang' in kühler S¡atten-ra‰e | da# S¡äfervolk den langen Sommertag.] S. o. – 31f. daher dann ~ mit Lu‰ belohnten.] Anspielung auf die Aura des Poetischen, die von der Inschrift inspirierend ausgegangen war. – 33-36 Bald aber ‰ieg ~ der unseelig‰en Seelen eine] Der Übeltäter wird gleich bei seiner Einführung als eine der in den Strafort Tartaros des Hades (s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 530f.) verdammten Seelen bezeichnet. Zum Hadeswächter Kerberos s. ebd. Bd. 3 (1969), Sp. 197. Die Erinnys oder Furie Alekto spielt auch in Birkens Szenenfolge Teuts¡er Krieg# Ab- und Frieden#Einzug (1650) eine Rolle. – 42-44 die diese# Reimen pfand ~ mit der S¡inder nägel Flitten?]
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Apparate und Kommentare
Zur Untat s. zu v. 1f. "S¡indernagel" ist im Grimmschen Wörterbuch, Bd. 9 (1894), Sp. 199, als pejorative Bezeichnung für den Fingernagel geführt; "Flitte" ebd., Bd. 3 (1862), Sp. 1805, als chirurgisches Instrument zum Öffnen von Geschwüren und Adern. – 50 Judenleim] Bitumen Judaicum, Asphalt, Erdpech; s. Zedler. Bd. 3 (1733), Sp. 1995-1997. An bestimmten Stellen der Erde, so um das und im Toten Meer, austretendes Erdöl. Ihm wurde die Zerstörung von Sodom und Gomorrha zugeschrieben. – 50 zwagen] 'waschen'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 16 (1933), Sp. 929. – 52 Megära] Eine der Erinnyen bzw. Furien; der personifizierte Neid; s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 1138. – 53 Avernu#] Der lacus Avernus ist ein Kratersee in Kampanien, der als Eingang zur Unterwelt galt; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 787. – 54f. du mü‹e‰ sonder End ~ mi#gün‰ die Ewigkeit] Der Übeltäter soll für seine aus Neid (s. auch v. 70) begangene Freveltat am Ewigkeitsruhm des Poeten und des Baumes die Ewigkeitsstrafe des Sisyphos (zu diesem s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 214f.) erleiden. – 56-67 Zwar mi#gönne, wie du wilt. ~ wann wir nimmer leben, leben;] Ewigkeitsbehauptung im Kontrast zur Verfluchung des Übeltäters (v. 45-54) und zur Behauptung seines bevorstehenden Vergessenseins (v. 68-71). – 62 weil] 'solange'; s. zu Gedicht Nr. 16, v. 75. – 65 der Feldmu›¿ Syrenengethöne] Der Gesang der Vögel und Heuschrecken.
Text 23: "Hör Linde, hör: wann mein und dein vergrollter Ä¡ter" 22v T1 XXIII.] XXIII (nachträglich eingefügt) – 1 und] u. – 1 vergrollter] zweites l oberhalb der Zeile; mit er-Kürzel – 2 Esel#kopf] ev. Esel# kopf Diese vier – nicht dithyrambisch-aufgeregten – Verse waren ursprünglich ein durch eine AsteriskReihe (* * * * *) vom Haupttext abgesetzter Bestandteil des Gedichts Nr. 22. Rechts unterhalb des Vierzeilers hat Birken die Zahl der Verse beider Teile notiert: "75". Die 'Verselbständigung' durch Einfügung der Zählziffer "XXIII" unterhalb der Asterisk-Reihe muß bald nach der Eintragung des Textes erfolgt sein, denn nur die Zählziffern der beiden, vielleicht der drei folgenden Gedichte sind nachträglich geändert worden. Warum die Änderung erfolgte, ist nicht zu ermitteln; sinnvoll ist sie nicht. Der Vierzeiler ist die Antwort des 'geschädigten' Dichters auf die emotionale Fluchrede der Linde und dokumentiert seine selbstbewußt ruhige Überlegenheit. Die Linde wird aufgefordert, falls der Übeltäter wiederkommen sollte, das nachzuholen, was sie ihrem Eingeständnis nach (s. Gedicht Nr. 22, v. 38f.), beim ersten Mal versäumt hat. Das Epigramm hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge gemeinsam mit den Epigrammen Nr. 35, 97, 201, 235, 236, 250 (1.-3. Bestandteil), 256 und 259 (1. Bestandteil). Ein Druck ist nicht bekannt. 3 auf seinen Klügels¡opf] Vielleicht soll der Eindruck entstehen, der Neider habe anstelle des entfernten Textes einen eigenen, natürlich lächerlich schlechten angebracht.
Gedichte 24 und 25, 1645
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Text 24: Auf Laub und Gra#. KlingReimen. 22v/23r T1 XXIV.] überschrieben aus XXIII. – T2 Auf] durch Überschreibung und Ergänzung aus An –T2 Laub und Gra#] rechts oberhalb der Zeile; anstelle von in der Zeile gestrichenem eben dieselbe (Einfügungszeichen davor und oberhalb der Streichung +) – T2 und] u. (ebenso 7, 12, 13 (2x)) – 2 Flammgespann] Flam gespann (ebenso 12 Himmel) – 3 kinder] mit der-Kürzel; ebenso 11 Lieder – 4 diamant;] überschrieben aus diamant, – 5 s¡mu¿:] nach dem Doppelpunkt ursprüngliches Komma gestrichen – 6 der] Kürzel; ebenso 12 – 6 da#] Kürzel; ebenso 9 (2. Position), 11 – 13 wald!] Rufzeichen aus Komma überschrieben Falls das mit der Jahreszahlangabe 1646 versehene Gedicht Nr. 26 die Jahrgangsgruppe im Gedichtbuch eröffnet – es stammt aber aus der Zeit nach Birkens Entlassung aus dem Hofdienst im Oktober 1646 –, so muß das Sonett Nr. 24 noch in Nürnberg entstanden sein, trotz seiner Frühlings- und Sommerthematik gegen Ende des Jahres 1645. Dazu paßt die ursprüngliche Gestalt der Überschrift, die das Sonett an die Gedichtgruppe Nr. 22/23 anbindet. Der Text ist auf beiden Seiten in Blattmitte durchstrichen. Ein Druck ist aber nicht bekannt. 1 entde¿et] 'aufdeckt', 'sichtbar macht'. – 2-5 da# güldne Flammgespann ~ auf Tellu# Haare s¡mu¿] Die im von Apoll gelenkten Wagen mythologisch verbildlichte Sonne schenkt der ebenfalls mythologisch personifizierten Erde (s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 574f.) die mit vier entsprechenden Metaphern bezeichneten Tautropfen als Haarschmuck. – 8 Hier] Wie mit "J”t" (v. 1) die frühe Morgenstunde, so ist mit "Hier" vielleicht der Ort unter der Linde der Gedichtgruppe Nr. 22/23 gemeint, der ursprünglichen Formulierung der Gedichtüberschrift gemäß. – 8 mein verlangen] Das in den Versen 9f. Genannte.
Text 25: Pan an seine unerwei¡li¡e Dryope. 23r/v T1 XXV.] überschrieben aus XXIV. – T2 unerwei¡li¡e] Endungs-e unterhalb angefügt – 1 Wälderrauhe] mit der-Kürzel; ebenso 24 wieders¡enken – 8 al#] l# überschrieben – 8 da#] Kürzel – 8 Wild!] Rufzeichen aus Komma überschrieben (ebenso 22 Welte!) – 11 und] u. (ebenso 17) – 11 nimm] nim (ebenso 17 Liebe#flammen – 18 zusammen) – 12 Gegenlieb] G aus g überschrieben – 15 wende] n überschrieben – 17 Liebe#flammen] ev. Liebe# flammen – 20 der] Kürzel; ebenso 22 – 21 der] durch Überschreibung und Ergänzung aus die Ein höchst artistisches Werbelied, das viele Motive petrarkistischer Lyrik mit mythologischem Personal verbindet und zahlreiche antithetische, hyperbolische und oxymorische Fügungen enthält. Von einem Liebesverhältnis des Hirten- und Fruchtbarkeitsgottes Faunus bzw. Pan (s. Harsdörffer, Gesprächspiele, Teil IV (1644), S. 15-21; Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 444-447) und der Dryade
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Apparate und Kommentare
Dryope (s. ebd. Bd. 2 (1967), Sp. 172), aus welchem der Rutuler Tarquitus hervorging, weiß Vergil (Aeneis 10, v. 550f.). Zur Entstehungszeit s. zu Gedicht Nr. 24. Ein Druck ist nicht bekannt. 5f. jag do¡ au¡ au# deinem herzen, | wa# in meinem reget S¡merzen.] Gemeint ist die Unerweichlichkeit der Geliebten. In paradoxer Umkehrung soll die Gejagte den Schmerz des Jagenden verjagen. Ähnliche Figurationen in v. 9f., 14 und 20-23. – 8 wilder al# da# wild‰e Wild!] Ähnliche Figurationen auch in v. 13 und v. 19. – 10 Zieh do¡ au#, wa# dir behaget] 'Lege deine Wildheit ab'. – 13-21 Harter Fel# von härt‰er Härte! ~ rü¿wärt# in der Sinnen Si”] Fels und aushöhlende Tränen, Stahl und schmelzende Flammen, Eis und tauende Strahlen sind immer wieder in Birkens Liebeslyrik verwendete Bilder. – 14 wei¡e meinen Trehnenba¡] Von der voraufgehenden Nennung des Felsens angeregtes Oxymoron. – 2023 s¡i¿ der Augen Stralenbli” ~ wärme dein so kalte# denken:] Der Strahlenblitz der Augen, der Pan zur Liebe bewogen hat, soll, nach innen gelenkt, die Schöne selbst erweichen. – 24 laß ihn mi¡ mir wieders¡enken.] "ihn" bezieht sich zurück auf "der Augen Strahlenbli”". Dieser hat, nach außen gerichtet, den Liebenden zum Selbstverlust gezwungen und soll, ins Innere der Geliebten umgelenkt, den daraufhin erhörten Liebenden sich selbst wiedergeben.
Text 26: An Dualbe, Trauriger Abs¡ied. 23v-30r T1 XXVI.] überschrieben aus XXV. (Punkt nach V ungetilgt) – 9 wunderzier] mit der-Kürzel; ebenso 51 WunderZier – 104, 200, 323 Wunder – 161 wundersü‹e – 165 wandern – 235, 327 oder – 239, 258, 338 wieder – 246 Felder – 269, 286 Lieder – 281 liederlu‰ – 306 wunder – 308 i”under – 340 nieder – 342 Liedern – 347 wider – 16 meine] mein – 17 Held!] Rufzeichen aus Komma überschrieben; ebenso 70, 169, 192, 315; ebenso 39 knab! – 18 Diener] überschrieben – 23 der] Kürzel; ebenso 46, 54 (1. Position), 59, 62, 80, 106, 110, 119, 125, 135, 154, 159, 175, 187, 199, 218, 231, 259, 279, 287, 294, 309, 310, 347, 354, 359 – 27 Ehr:] durch Streichung aus Ehr; – 29 Die] D aus d überschrieben – 29 entzü¿et] durch Überschreibung aus entzü¿t – 32 da#] Kürzel; ebenso 37, 50, 80, 99, 106, 186, 335 (2x); ebenso 332 daß – 33 Vorde‹en] ev. Vor de‹en – 47 Dualbe!] danach Komma gestrichen; ebenso 168, 360 – 54 der (2. Position)] ergänzt aus der-Kürzel (!) – 57 lang‰en] lang‰e (ebenso 225 Silberband) – 58 lieben.] vor dem Punkt Komma gestrichen – 59 Himmel] Him el (ebenso 318, 337, 347 – 72 Himmelweit – 75 Lämmer – 84 kömmt – 130 zusammen – 142 Sommersonne – 162 hingekommen – 164 hinweggenommen – 174, 175, 358 Jammer – 212 Stimme – 242 immer – 266 ange‰immet – 268 klimmet – 279 ‰immet – 290 ‰immt' – 306 nimmt – 307 genommen – 345 nimm – 358 willkommen) – 61 und] u. (ebenso 75, 76, 106, 133, 144, 200, 213, 246, 277, 280, 312, 323, 342, 358) – 64 brennen ~ Pein.] brennen ohne S¡merz oberhalb einer gestrichenen Wortfolge; auch zu Beginn der Korrektur ein Wort gestrichen; und an die gestrichene Passage angefügt, Pein. rechts unterhalb der Zeile – 73 S¡äfer#mann] S¡äfer#man (ebenso 82 dann – 83 etwann) – 74 auen] en überschrieben – 85 Raht] th überschrieben – 96 Hirtenthon] ev. Hirten thon – 98
Gedicht 26, 1646
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ges¡la[en:] durch Überschreibung aus ges¡la[en; – 107 al#dan] durch Streichung aus al#dann – 126 dir] r übschrieben – 146 Freuden] durch Überschreibung aus Freüden (ebenso 205) – 165 wandern] Endungsn in der er-Kürzelschlaufe und am Wortende; ebenso 342 Liedern – 168 Dualbe!] danach Komma gestrichen; ebenso 360 – 180 zume‹en] ‹e überschrieben – 195 Cloridan] durch Überschreibung aus Floridan (davor gestrichen Ro›dan) – 205 Freuden!] vor dem Rufzeichen ursprüngliches Komma gestrichen; ebenso 343 weh! – 215 Na¡t] N überschrieben – 257 Singen] n (1. Position) überschrieben – 261 Mir] 2
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M aus m überschrieben – 273 Da#] davor ein Wortansatz gestrichen – 273 no¡ nie] nie no¡ – 293 zugehöret] durch Überschreibung, Streichung und Ergänzung aus zugehört – 296 zu seyn] seyn – 298 Heerden] zweites e aus r überschrieben – 305 Cloridan] durch Überschreibung aus Floridan (dieses zuvor aus Ro›dan überschrieben); ebenso 319 – 307 Dafni#] überschrieben – 307 hat] oberhalb der Zeile; Einfügungsstrich – 311 Blume] oberhalb von gestrichenem Rose – 312 diese#] durch Überschreibung und Ergänzung aus deine – 312 Laub] oberhalb von gestrichenem Blume – 326 entfärben] Wortmitte überschrieben – 330 veralten] ver überschrieben – 337 43.] 43 – 338 wieder:] Doppelpunkt aus Komma überschrieben – 340 legen] g überschrieben – 346 meinen] m oberhalb vorgesetzt – 355 lä”te#] t (1. Position) überschrieben – 359 Pein!] Pein!, Daß dieses Gedicht an den damals dreizehnjährigen Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Lüneburg gerichtet ist, erhellt daraus, daß dieser selbst den im Gedichttitel und mehrfach im Text genannten Namen "Dualbe", ein aus anagrammatisch verstellten Anfangsbuchstaben zusammengesetztes Pseudonym (Antonius Udalricus Dux Brunsvicensis et Lunaeburgensis) als Überschrift für ein auf den 15.6.1646 datiertes Gedicht verwendet, das er in eines der Alben Sigmund von Birkens eingetragen hat (Album 2, 78v/79r) und das von diesem, ohne die Überschrift, in seine Autobiographie übernommen wurde (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 35f.). Birkens in der Überschrift als Abschied deklariertes Gedicht muß in zeitlicher Nähe zu seinem Ausscheiden aus dem Hofdienst und seinem Fortgang aus Wolfenbüttel entstanden sein; s. v. 313ff. Die Entlassungsurkunde ist auf den 9.10.1646 datiert (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 33). Ein Druck des Gedichtes ist nicht bekannt, auch wenig wahrscheinlich. Daß Birken es dem Adressaten zugestellt haben sollte, ist auch kaum anzunehmen. Über weite Passagen hin liest es sich wie ein Liebes- und Werbelied, was ja nicht ganz unverfänglich war. Daß der Pegnitzschäfer Myrtillus (Samuel Hund; zu diesem s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 87; Guelfi#, 1669, S. 150-161; Neumeister, 1695, S. 57f.; Zedler. Bd. 13 (1735), Sp. 1196; Amarantes / Herdegen, 1744, S. 238-241; zu Brief Nr. 4 im Birken-Harsdörffer-Briefwechsel, Z. 9-11 (WuK. Bd. 9, S. 573f.); Jürgensen, 2006, S. 102-104), als er am 12.12.1646 in seiner Reaktion auf eine Sendung Birkens nachfragte, wer Dualbe sei ("Hoc rogo fideliter edisseras mihi, quis Jlle Dualbe?": PBlO.C.154.1), auf Mitteilung dieses Gedichtes reagiert haben könnte, ist äußerst unwahrscheinlich. In 14 der 45 Strophen sind die beiden Schlußverse refrainartig gestaltet und enthalten jeweils eine an den Adressaten gerichtete Anrede: Str. 1(v. 7f.), Str. 6 (v. 47f.), 7 (v. 55f.), 11 (v. 87f.), 16 (v. 127f.), 21
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Apparate und Kommentare
(v. 167f.), 23 (v. 183f.), 26 (v. 207f.), 31 (v. 247f.), 34 (v. 271f.), 37 (v. 295f.), 43 (v. 343f.), 45 (v. 359f.). Einander besonders ähnlich sind die Schlußverse der Strophen 6, 11, 16, 31, 37 und 43, aber keine der refrainartigen Gruppen stimmt mit einer anderen völlig überein. 1-6 Bi‰ du de# Wüten# no¡ nit satt, ~ mein Leben auf die Folter geben.] In dieser eröffnenden Anklage an Fortuna wird die Trennung Birkens von seinem Lieblingsschüler in die Folge der Schicksalsschläge eingereiht, von denen Birken nach vielen poetischen und brieflichen Bekundungen sowie nach dem Zeugnis seiner Autobiographie sein Leben bestimmt sah. S. auch v. 49f. – 7f. weh mir, daß i¡ in sol¡er Pein, | Dualbe, ni¡t bey mir mag seyn!] Das Unglück setzt den Betroffenen außer sich selbst wie die Liebe; im weiteren Verlauf des Gedichtes zeigt sich, daß tatsächlich Liebesleid das Unglück ausmacht. – 17f. Seit du, ô Held! mi¡ ha‰ erwehlt | zum Diener deiner Jugend] Eine realitätsferne Beschreibung des Zustandekommens der Anstellung Birkens in Wolfenbüttel. Die Verwendung der Anrede "Held" (s. auch v. 70, 169, 192, 279, 315, 321) meint nicht heldenhafte Taten, die es beim Alter des Adressaten ja noch nicht geben kann, sondern seinen ständischen Rang, ebenso wie die Bezeichnungen "Götter knab" (v. 39), "Sohn der Götter" (v. 54), "Sohn de# Himmel#" (v. 59), "Föbu# Sohn" (v. 267). – 25 Du ha‰ bey mir gesu¡et Lehr] Idealisierender Rückblick Birkens auf seine Lehrtätigkeit; s. auch v. 257. – 27 Du gabe‰ meinen Liedern Ehr] Birken und sein poetisch begabter Schüler haben sich offenbar von Anfang an im Zeichen der Dichtung verstanden. Zur Anerkennung der Poesie Birkens durch seinen fürstlichen Schüler s. auch v. 93f., 257-264, 273f., 289-293. – 33-38 Vorde‹en hatte Venu# mir ~ mu‰ ein Ges¡oß mein Herz dur¡dringen.] Anspielung auf die im Gedicht Nr. 16, Z. 79-105, behandelte Situation, in welcher die Liebe als Hindernis für die Förderung der poetischen Mission dargestellt worden war. – 39f. So ha‰ au¡ du, du Götter knab! | mir vor die Lehr gelohnet ab.] Analogisierung des fürstlichen Schülers mit Amor. – 41-72 Dualbe! meinen S¡merzen-trieb ~ der Unters¡ied i‰ Himmelweit.] Rückblick auf die trotz des stark betonten Standesunterschieds vom Adressaten akzeptierte Liebeszuwendung im Zeichen der beiderseitigen poetischen Ambitionen, die hier im Herdenhüten (v. 45f.) verbildlicht sind. – 43f. E# hat au¡ meine keus¡e Lieb | dir nit verdruß erwe¿et.] Wie abermals in v. 81f. wird betont, daß die dem Adressaten erwiesene Zuneigung von diesem nicht als aufdringlich empfunden worden sei. – 49-52 J”t treibt ein Unglü¿ mi¡ von dir, ~ i¡ Armer, unwehrt worden?] Zum "Unglü¿" s. zu v. 1-5. Eine von mehreren Erklärungen Birkens zu den Ursachen seines Ausscheidens aus dem Hofdienst. Eigener 'Unwert' wird hypothetisch als Ursache erwogen und in den folgenden Ausführungen verworfen. Zum selben Thema s. v. 82-86. – 67 ein söl¡er will] Eine demütige Gesinnung. – 73-76 J¡ bin ein s¡le¡ter S¡äfer#mann, ~ und eine Hürde bauen.] Betonung der standesgemäßen Demut und metaphorische Bezeichnung der gemeinsamen poetischen Bestrebungen (s. zu v. 41-72). – 81-168 Mein Lieben ha‰ du nit geha‹t. ~ Dualbe! ma¡t mir Tode# pein.] Wehmütiger Rückblick auf die Zeit des Beisammenseins. – 82-86 wa# heißet mi¡ dann s¡eiden? ~ mir deine Gegenwart entzogen.] Abermals (s. zu v. 43f.) zum Ausscheiden aus dem Hofdienst. Andeutung eigenen Fehlverhaltens aufgrund falscher oder böswilliger Beratung als Ursache.
Gedicht 26, 1646
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Zu den Hintergründen der Entlassung Birkens s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 31; zu Brief Nr. 8, Z. 14-16, im Birken-Harsdörffer-Briefwechsel. – 89-96 Jhr Ufer! ihr solt Zeugen seyn, ~ dem Hirtenthon gibt er gehör.] Hier und weiterhin bis v. 160 ist – mit Ausnahme der Strophen 16 und 19 – Dualbe nicht mehr Adressat, sondern Redegegenstand. Der Einsatz gestaltet anredend den für bukolische Dichtung typischen Einklang von Poesie und korrespondierender Natur. – 94 die freyen S¡äfer Kün‰e] Anspielung auf die septem artes liberales, zu denen freilich die Poesie nicht gehörte, deren Rang durch die Anspielung betont wird. – 97 Arko] Name des Schäferhundes, der mit Str. 12 eingeführten bukolischen Szenerie gemäß. – 105-126 Der Lippen ihr Korallen-blut ~ dir alle Blumen dien‰bar werden.] Aus der Erinnerung wird das in erotischer Lyrik übliche Schönheitsideal entworfen. Auch die Küsse, die üblicherweise der, hier dem Schlafenden 'gestohlen' worden sind (v. 120), gehören zum Motivrepertoire der Liebeslyrik, desgleichen Anreden wie "du Rose!" (v. 122). – 129-152 Ein#mal#, al# wir un# in den Klee ~ a¡ sü‹e Künheit, ni¡t vergunt!] Dieser erinnerten Begebenheit könnte ein Versprechen für die fernere Zukunft zugrunde liegen, das der fürstliche Schüler seinem Lehrer gegeben hatte. Die Erwähnung des Nachbartals (v. 138) – als Schauplatz der Gedichtrede und der in ihr entworfenen Szenerien ist die Umgebung von Wolfenbüttel zu denken – und die Verwendung des Wortes "hi”ger" (v. 142) – exakt so lautete die damals übliche, auch von Birken verwendete (vgl. Gedicht Nr. 30) Version des Namens der Stadt Hitzacker, des Geburtsortes des Herzogs Anton Ulrich – legen die Vermutung nahe, er habe Birken eine Anstellung dort in Aussicht gestellt; s. v. 143f., 173f. – 149-152 die Künheit hab' i¡ so gewaget; ~ a¡ sü‹e Künheit, ni¡t vergunt!] Abermalige Betonung (s. zu v. 43f.) der Gegenseitigkeit der Zuneigung. – 153f. A¡ Lu‰! so hat mi¡ Dorili# | nie an der Laa# erqvi¿et] Vergleichender Rückblick auf eine Liebschaft während der Studentenzeit in Jena. "Laa#" bezeichnet anagrammatisch die Saale. – 155-160 au¡ nit die s¡lanke Garmari#, ~ dur¡ sein gepflogne# Nordgefild] Vergleichender Rückblick auf die Liebe zu Margaris, deren Name anagrammatisch verrätselt wird; s. zu den Gedichten Nr. 6-8 und Nr. 17. Auf Nürnberg weist auch das "Nordgefild" (v. 160), das wenig später (1648) in einer Nürnberg Ekloge erscheint: Pegne›s¡e# S¡äfergedi¡t/ in den Nördgauer Gefilden/ ange‰immet von Filanthon und Floridan/ abgemer¿et Dur¡ Den S¡äfer Klaj. Der "Ter›ng" (v. 159; s. auch v. 306) ist die anagrammatisch verstellte Regnitz. – 165f. J”t muß i¡ armer S¡äfer wandern, | von einem Fluße zu dem andern.] Birken hat mehrfach in Berichten über seine Zeit in Norddeutschland seine Aufenthaltsorte nach den Flüssen benannt, an denen sie gelegen waren; s. z. B. Gedicht Nr. 29. – 177-184 Zwar weiß i¡, daß i¡ di¡ betrübt. ~ dur¡ deinen Zorn verdoppelt seyn.] Wohl Rekurs auf v. 82-86. Zu Birkens Entlassung könnte demnach Gerede über ein allzu vertrautes Verhältnis mit dem einen seiner Schüler beigetragen haben. Zumindest bei diesem hofft der Sprecher durch das Gerede oder die Trennung keinen Unwillen erregt zu haben. – 185-192 Solang die Sonnenbli”e hier ~ ›¡ sehnen, Held! na¡ deiner Gun‰.] Ein Liebes- und Treuegelöbnis – entsprechend der Dienstbarkeitsverpflichtung in v. 169f. – mit Ewigkeitsbildern von der Art der im Gedicht Nr. 22, v. 58-67, verwendeten. – 193-200 J¡ will dein Lob, solang i¡ kan, ~ und preißen deine
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Apparate und Kommentare
Wunder Zier] Versprechen lebenslanger poetischer Verherrlichung mit typisch bukolischen Motiven: Rindengedichte, mitpoetisierende Natur, Echo. Daß Birken dieses Versprechen eingelöst hat, bezeugen seine Gedichtbücher, vor allem die Sammlung S. v. B. Poetis¡e Lorbeerwälder (PBlO.B.3.1.3). Zum hier erstmals verwendeten Namen Cloridan s. zu v. 305-312. – 203f. von dieser S¡merzen-wiederkehr | hat mir geträumt vorläng‰en.] Das Scheidenmüssen erscheint als ein weiteres schmerzendes Unglück in der eingangs (Str. 1) beschworenen Reihe von Schicksalsschlägen; es war offenbar in einem Traum vorerlebt worden. – 209-212 Do¡ e# muß mehr gesungen seyn! ~ will s¡on die Stimme wanken.] In Abgrenzung von v. 202f. ein Neueinsatz; abermalige Rekapitulation der mit Dualbe gemeinsam verbrachten Zeit. – 216 an diesem Ufer] Nur die Oker kann gemeint sein. – 217 deinen Band] Schmuckbänder waren beliebte – in Birkens Liebeslyrik häufig angesprochene – 'Anbind'-Geschenke; s. v. 230-232. Birken verwendet das Wort immer als Maskulinum. – 233-240 Wie man¡e# s¡öne# Kun‰gemähl ~ mit Mahlerfleiß erge”en ›¡.] Zu entsprechenden Bestrebungen Herzog Anton Ulrichs s. zu Brief Nr. 8, Z. 6-13, im BirkenHarsdörffer-Briefwechsel (WuK. Bd. 9, S. 598f.). Birkens Schrift Dannebergis¡e Helden-Beüt [Setzerfehler statt Helden-Blüt] in den Je”is¡en Blum-Feldern beglorwürdiget, die Birken Ende 1648 in Hamburg zum Druck brachte und Herzog Anton Ulrich widmete, enthält ([Aiv]v-Br) zwei kleine Kupferstiche, die vom umgebenden Text der Ekloge eindeutig als Arbeiten Herzog Anton Ulrichs kenntlich gemacht sind. – 243f. wa# deine Hand in Rinden ‰i¡t, | da‹elbig' i‰ dein S¡la[en.] Gemeint ist wohl: 'Selbst im Schlaf beschäftigst du dich noch mit Kupferstichen.' – 245f. Jn zweyen lab‰ du meine Sinnen, | da Felder gehn und wa‹er rinnen.] Gemeint ist wohl: 'Mit zwei Kupferstichen (s. zu v. 233-240) erfreust du mich.' Die Formulierung "da Felder gehn und wa‹er rinnen" (v. 246) ist zurückzubeziehen auf "Jn zweyen" (v. 245) und weist auf Motive der beiden Bildchen. – 249-256 Und nun wa# soll i¡ weiter hier ~ mir ma¡et triefen Wangen-ab.] Gemeint sind dichterische Versuche des jungen Herzogs. Das eine in v. 253f. und abermals v. 261-264, 275f. erwähnte Lied dürfte dasjenige sein, das Herzog Anton Ulrich in Birkens Album eingetragen hatte (s. o.). – 257-260 Da# Singen hab i¡ di¡ gelehrt: ~ die meinen übertro[en.] Vgl. v. 267-272. Von welchen frühen Liedern Herzog Anton Ulrichs hier die Rede ist, läßt sich nicht ermitteln. Die frühesten erhaltenen – außer dem erwähnten Album-Gedicht – sind offenbar erst 1651-1654 entstanden; s. Krummacher, 2005, S. 7f. – 265f. Zwar hab i¡ dir au¡ man¡en Tohn | in Wäldern ange‰immet:] Einiges davon dürfte in den frühen deutschsprachigen und lateinischen gedruckten Eklogen Birkens enthalten sein: Niedersä¡›s¡e Le”e (1648), Dannebergis¡e Helden-Beüt (1648), Selenianum (1652); doch ist gewiß nicht alles erhalten. – 273-280 Da# Lob hab' i¡ no¡ nie verdient, ~ und Singen#wehrt au¡ handlen kan.] Gemeint ist abermals das oben erwähnte Album-Gedicht. – 281f. Die gro‹e S¡äfer liederlu‰ | hat di¡ fa‰ Pan genennet.] Wohl Anspielung auf die in den Briefen Nr. 5, Z. 19-31; Nr. 6, Z. 7-9; Nr. 7, Z. 6-8, im Birken-Harsdörffer-Briefwechsel behandelte Absicht, den jungen Fürsten zum Ehrenoberhaupt aller Schäfer-Dichter zu ernennen. – 285f. Diana gab dir guldne Pfei[en, | weil du ja wolte‰ Lieder grei[en.] Mythologisierende Rühmung der poetischen Begabung des jungen Herzogs.
Gedichte 26 und 27, 1646
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– 287f. J¡ weiß, wie dir der Spra¡enbaum | gema¡et einen sü‹en Traum.] Unerhellt. – 289-304 Mein Singen hat dir wohlbehagt. ~ die Hayne krönten deine Ruh.] Bukolische Idealisierung der freundschaftlichpoetischen Kooperation von Lehrer und Schüler; in v. 299-303 vergleichende Anspielung auf die mythischen Sänger Orpheus (s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 351-356; bes. Sp. 353) und Amphion (s. ebd., Bd. 1 (1964), Sp. 314). – 305-312 Sag, warum heiß i¡ Cloridan? ~ und nahme‰ diese# Laub von mir.] Nicht alle Anspielungen dieser Strophe lassen sich konkretisieren. Offenbar führte Birken, der sich hier Dafnis nennt – auch Samuel Hund redet Birken am Ende seines Briefes vom 12.12.1646 (s. o.) so an –, im bukolischen Spiel mit seinem Schüler den von diesem verliehenen Namen Cloridan, der auch in der Erzählung des Gedichts Nr. 27 verwendet wird. Die Regnitz wundert sich, weil sie einen Floridan kennengelernt hatte. – 317f. dir zu danken, | werd' i¡ no¡ mit dem Himmel zanken.] Gemeint ist wohl: 'den Himmel bestürmen, von ihm dankfähig gemacht zu werden.' – 329f. A¡ la‹e meine s¡le¡te Gab | in deiner Gnad' veralten.] Gemeint ist die Abschiedsgabe, die dieses Gedicht darstellt. "veralten" ist in der Bedeutung 'alt werden', 'Bestand haben' verwendet. – 342 und di¡ mit tausend Liedern preißen] Angeredet ist der "Himmel" (v. 337): er wird um die Wiederzusammenführung der nun Getrennten gebeten.
Text 27: Virgilii II Ecloga geteuts¡t. 30r-32v T1 XXVII.] XXVII (überschrieben aus XXVI.) – 1 Kloridan] durch Überschreibung aus Floridan (dieses zuvor überschrieben aus Ro›dan) – 1 entbrant] durch Streichung aus entbrandt – 3 der] Kürzel; ebenso 4, 19, 27, 60, 67, 70, 96, 99, 111, 112 – 4 wälder] mit der-Kürzel; ebenso 13 Lieder – 14 wider – 41 holder – 57 oder – 76 wälder – 88 lieder – 114 sonder – 125 Wunder – 126 ie”under – 10 und] u. (ebenso 19, 27, 28, 31, 34, 35, 52 (2x), 56, 79, 80, 93, 116, 123) – 18 die] i überschrieben – 20 da#] Kürzel; ebenso 33, 44 – 26 Sommersonne] Som ersonne (ebenso 57 Sommer – 98 zubekommen – 99 genommen – 100 immer – 107 Flammen – 113 Komm) – 28 brennen] bren en – 33 5.] 5 – 35 anma‹en] an ma‹en – 41 Held!] Rufzeichen aus Komma überschrieben; ebenso 120 Kom! – 51 mi¡] oberhalb der Zeile – 56 die] d überschrieben – 67 ersehen:] vor dem Doppelpunkt ursprüngliches Komma gestrichen – 68 wan] wa ; ebenso 69, 70 – 70 ni¡t] n – 71 keiner] oberhalb von gestrichenem Dafni# – 93 Sänger] mit er-Kürzel; ebenso 94 länger – 96 S¡äferflöte] t überschrieben – 97 Amynta#] a überschrieben, darunter eine Unterlänge gestrichen – 103 Geifer!] unter dem Rufzeichen ursprüngliches Komma ungetilgt – 104 Florian] durch Streichung aus Floridan – 107 soll‰] zweites l überschrieben – 123 meine] mein – 125 Wunder!] Wunder,! – 128 Lieljen] Lie überschrieben – 129 Clori#] Cl überschrieben – 132 rie¡t] e oberhalb der Zeile – 133 ›e] s aus S überschrieben Dieses Gedichtfragment bzw. das Ganze, das es vertritt, ist sicher in zeitlicher Nähe zum voraufgehenden Gedicht (Nr. 26) entstanden. Es hat mit ihm den Gegenstand, die Zuneigung zu dem jungen
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Apparate und Kommentare
Herzog Anton Ulrich gemeinsam. Hier wie dort wird dieser mit dem Pseudonym Dualbe angeredet. Die autobiographische Substanz tritt hier weniger direkt in Erscheinung als dort, weil es sich um eine 'Übersetzung' bzw. Bearbeitung einer literarischen Vorlage, der 2. Ekloge aus den Bucolica des Vergil handelt, nicht um nur durch das bukolische Kolorit distanzierte Ich-Rede. Das Gedicht verfolgt denn auch nur vordergründig das Anliegen einer Liebes- oder Freundschaftsbekundung, wie es das Gedicht Nr. 26 tut, sondern sucht den fiktionalen Adressaten für die Poesie zu gewinnen, den realen als jungen Dichter zu ehren und bedient sich dazu – umakzentuierend und überbietend – der Vorlage des klassischen Textes. Birkens 17 Strophen bzw. 136 Verse entsprechen den Hexametern 1-50 des Vergilschen Textes; die Hexameter 51-73 bleiben ohne Entsprechung. Die Bemerkung "deest aliqvid" unterhalb von v. 136 läßt keinen Schluß darauf zu, ob das Gedicht unvollendet geblieben oder – wahrscheinlicher – der Schluß verlorengegangen ist. Birkens Übersetzung folgt – vom Austausch der meisten Namen abgesehen – der Vorlage nach Inhalt und Argumentation getreu, weitet aber rhetorischstilistisch stark aus. Nur einmal (v. 100-112) gibt es eine für die Eigenart des Birkenschen Textes entscheidende Abweichung von der Vorlage. Wie die Sprechergestalt im Gedicht Nr. 26 hat hier der Protagonist zunächst "Ro›dan" geheißen. Dieser Name wurde in beiden Texten zunächst zu "Floridan", dann zu "Cloridan" bzw. hier zu "Kloridan" überschrieben. Zur Wahl dieses Namens s. Gedicht Nr. 26, v. 305-312. Rechts neben der Ziffer XXVII (T1) steht am Rand die Zahl 30; die Funktion dieser Notiz ist unbekannt. Vielleicht galt die zum Gedicht Nr. 26 erwähnte Nachfrage Samuel Hunds dieser – eher als jener Text 'öffentlichkeitsfähigen' – Ekloge. Zum Gedicht Nr. 27 s. Laufhütte, 2003, S. 276-279. Ein Druck des Gedichts ist nicht bekannt. 1 Kloridan] Vergils Protagonist heißt Corydon. In einer exegetischen Tradition, die von den Anfängen bis in die Kommentare des 18. Jahrhunderts reicht, wurde dieser Name als Pseudonym für Vergil angesehen. Daß auch Birken ihn so verstanden hat, erweist die Folge der Verse 100-112. – 2 Dualbe] S. zu Gedicht Nr. 26. Bei Vergil heißt der Umworbene Alexis; in älteren Ausgaben der Bucolica erscheint dieser Name oft als Gedichtüberschrift. – 3 der Hirten Feldsyrene] Die siebenröhrige Pansflöte, die, wie meist bei Birken, als Poesiemetapher fungiert. – 11 mit gar ungereimten Reimen] Das Oxymoron verweist darauf, daß der Schmerzverwirrung die Form des Dithyrambus entspricht; s. zu Gedicht Nr. 22. – 21 The‰yli#] Auch bei Vergil (v. 10) trägt die Magd, die den Erntearbeitern Erfrischungen bringt bzw. zubereitet, diesen Namen; sie wird bei Vergil später noch einmal erwähnt; s. zu v. 121f. – 33 Margari#] Bei Vergil heißt die im Vergleich Erinnerte Amaryllis (v. 14); die Namensänderung dürfte ein autobiographischer Reflex sein; s. zu den Gedichten Nr. 6-8, Nr. 17. Später (v. 121f.) verwendet auch Birken, an dieser Stelle gegen die Vorlage, den Namen "Amarilli#". – 36 Hyla#] Bei Vergil heißt der früher umworbene Schäferkollege Menalcas (v. 15); diesen Namen trägt auch einer der Interlocutoren der 3. und der 5. Ekloge. Birkens poetische und nichtpoetische Texte bieten keine Handhabe, den hier von ihm eingeführten Namen für diese frühe Zeit biographisch zu verifizieren; erst später er-
Gedicht 27, 1646
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scheint er in einem Brief (PBlO.C.12.2; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 96) und in Gedichtüberschriften (Gedichte Nr. 40, Nr. 49, Nr. 99). Birken könnte den Namen hier gewählt haben, weil der Mythos Hylas als jugendlichen Geliebten des Herakles kennt; s. Tripp, 2001, S. 254. Später wird eher der Hylas aus Honoré d'Urfés Roman L'Astrée die Namenwahl beeinflußt haben. – 60 wie Amfion] Vergils Corydon (v. 24f.) und Birkens Kloridan vergleichen sich mit dem mythischen thebanischen Sänger Amphion, der als Erfinder der Lyra, ja der Musik überhaupt galt; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 314. – 61 bey Dirce qvellen] Bei Vergil wird der Sänger "Amphion Dircaeus" genannt (v. 24); 'Dirke' heißt ein kleiner Fluß bei Theben, "Dircaeus" war war im Altertum gleichbedeutend mit "Thebanus"; s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 99. – 64 von de# Aracinthu# Klippen] Bei Vergil: "in Actaeo Aracyntho" (v. 24). Der Aracynthus ist nach Ansicht der meisten Kommentatoren ein Grenzgebirge zwischen Attica und Böotien, nicht weit von Theben entfernt. Mit dem Amphion-Mythos hat es direkt nichts zu tun; s. Vergil, ed. Götte, S. 279. – 65-72 Daß i¡ au¡ nit gar‰ig sey, ~ Will di¡ selb‰ zum Ri¡ter nehmen.] Für dieses von Birken breit ausgeführte Motiv benötigt Vergil zweieinhalb Hexameter (v. 26-28). Sein Corydon sieht sein Spiegelbild im Meer und meint, an Schönheit mit dem Schäfer Daphnis, der Verkörperung schäferlichen Lebens und Dichtens überhaupt, konkurrieren zu können, was festzustellen Alexis aufgefordert wird. – 81f. A¡ wie froh wolt' i¡ al#dann | di¡ in alle Bäume s¡reiben!] Eine für Birkens Hirten typische Praxis; s. Gedichte Nr. 22, Nr. 26, v. 193f. u. a. – 88 Haber lieder] Das Grimmsche Wörterbuch (Bd. 4, Abt. 2 (1877), Sp. 86) verzeichnet das Wort 'Haberrohr' für 'Hirtenflöte', 'Schalmei' als im 17. Jahrhundert aufgekommene "pedantische Übersetzung" des Vergilschen Wortes "avena" (Halm, Rohr; Hirtenflöte); v. 101f. kann als Bestätigung angesehen werden. Folglich wäre das nicht verzeichnete, von Birken häufig verwendete 'Haberlied' als 'Hirtenlied' zu lesen. – 97-99 Wa# müh hat Amynta# do¡ ~ vor der Zeit auf ›¡ genommen.] Vielleicht Anspielung auf Johann Conrad Osthofen, der Ende 1645 / Anfang 1646 – wohl durch Birkens Vermittlung – in den Pegnesischen Blumenorden aufgenommen worden war; s. im Birken-Harsdörffer-Briefwechsel zu Text 4, Z. 45-47 (WuK. Bd. 9, S. 577f.). – 100-112 Und mi¡ hört man immer no¡ ~ damit s¡ied er von der Erden.] Bei Vergil lautet die entsprechende Passage: Est mihi disparibus septem compacta cicutis fistula, Damoetas dono mihi quam dedit olim et dixit moriens: te nunc habet ista secundum. [Sieh, ich hab eine Flöte, aus sieben ungleichen Rohren Ist sie gefügt. Damoetas gab sie mir einst zum Geschenke. Sterbend sagte er: "Dich jetzt hat sie als zweiten Besitzer."] Diese Passage, besonders die dem Vergilschen Text gegenüber durchgeführte Änderung, gibt dem Birkenschen Gedicht seinen Charakter und Reiz. Birkens Sprecher Kloridan hat das Instrument, das er Dualbe anbietet, nicht wie Vergils Corydon vom sterbenden Damoetas empfangen, der gleichwohl als
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einer der Interlocutoren der 3. Ekloge fungiert: hier war vielmehr "Florian der gute Pfei[er" (v. 104) der dem Tode nahe Geber. Birken zitiert mit dieser Formulierung den Eingangsvers des 10. Liedes im 3. Odenbuch der 1642 posthum in Lübeck erschienenen Teüts¡en Poemata von Paul Fleming (1609-1640). Diesen Florian läßt Birken seinem 'alter ego' Kloridan mitteilen, er habe die Flöte von Corydon erhalten, dem Protagonisten des Vergilschen Gedichtes, der damals nach allgemeinem Verständnis Vergil repräsentierte; s. zu v. 1. Durch Birkens Änderung und Verlängerung der Besitzerreihe – von Corydon / Vergil über Florian / Fleming zu Kloridan / Birken – wird die Aufforderung an Dualbe, sich in diese Linie einzureihen (v. 86-89; vgl. Vergil v. 31-34) umso dringlicher. Daß es so gemeint ist, bestätigt die Metapher "die klugen Flammen" (v. 107) für die Flöte bzw. die von ihr repräsentierte Dichtkunst: sowohl das Element der Inspiration wie des Kalküls sind mit von Birken immer wieder verwendeten Bildern angesprochen. Dualbe wird eine Zukunftsperspektive angedeutet, die ihn als Vierten in einer letztlich auf Vergil zurückgehenden Traditionslinie deutschsprachiger Hirtendichtung sieht. – 105f. al# er s¡ier | wolte zu den Sternen traben] Der Vorbesitzer Florian soll in der Rolle des weisen und kunstfertigen Kentauren Chiron gesehen werden, den der Mythos als Lehrer des Achilleus kennt und unter die Sternbilder versetzt; s. Tripp, 2001, S. 136f. – 121f. Amarilli# wolte ›e | lang‰ von mir erbeten haben.] Bei Vergil ist die von Corydon ins Feld geführte Konkurrentin die schon zuvor (v. 10) eingeführte Thestylis. Für die von Birken an ihrer Stelle genannte "Amarilli#" läßt sich kein biographischer Beleg finden; erst in einer Notiz zum Jahr 1648 und seinem Aufenthalt in Dannenberg taucht in Birkens Autobiographie der Name als der einer Angebeteten auf (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 42). – 129 Unsre Clori# Blumen bri¡t] Diesen Namen hat Birken anstelle der "candida Nais" ('eine schöne Najade') in v. 41 des Vergilschen Textes eingeführt.
Text 28: An den Myrtillu#. 32v-33v T1 XXVIII.] XXVIII – 4 immer] im er (ebenso 7, 22, 34, 72, 78 Himmel – 7 ergrimmt – 8 be‰immt – 13, 63, 85 Kummer – 69 Tugendflammen – 72 ‰ammen) – 4 thu‰!] Rufzeichen aus Komma überschrieben; ebenso 25 Glü¿! – 89 Myrtillu#! – 5 widerlu‰] id durch Überschreibung aus ied (nach dem Wort zu nah gesetztes Komma gestrichen und mit größerem Abstand neu plaziert) – 10 und] u. (ebenso 14, 38, 40, 46, 48, 51, 55, 56, 57, 68, 71, 72, 77, 78, 90) – 10 woll] o überschrieben – 11 der] Kürzel; ebenso 13, 16, 23, 32, 34, 38, 43, 44, 49, 58, 76, 81, 95 – 16 Leid] i überschrieben – 18 leider] mit der-Kürzel; ebenso 24 Widerwill – 35 wieder – 53 Lieder – 87 Wälder – 19 da#] Kürzel; ebenso 36, 74 – 41 Floridan;] durch Überschreibung aus Floridan, (ebenso 61 Leid;) – 43 unbekanten] durch Streichung aus unbekandten – 49 find] durch Streichung aus findt – 55 na¡,] na¡. – 56 au#gepre‹te#] t überschrieben – 59 manni¡falt] ¡ aus g überschrieben – 86 Grüß] G aus g überschrieben
Gedicht 28, 1646
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Dieses an den Pegnitzschäfer Samuel Hund / Myrtillus I. (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 26) adressierte Briefgedicht läßt sich nicht exakt datieren. Es ist sicher einige Zeit nach Birkens Ausscheiden aus dem Hofdienst Anfang Oktober 1646 entstanden (s. v. 74), wohl auch nach dem Besuch Birkens an Hunds damaligen Aufenthaltsort Gebhardshagen bei Salzgitter am 17.10.1646 (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 38), ob vor oder nach der Ausstellung des einzigen an Birken gerichteten Briefes Samuel Hunds, der sich erhalten hat (PBlO.C.154.1, ausgestellt in Warberg südwestlich von Helmstedt am 12.12.1646), muß offenbleiben. Da das Lied Nr. 29, das inhaltlich und in seiner melancholischen Stimmung dem Gedicht Nr. 28 nahe verwandt ist, auf das in v. 83f. gar angespielt oder vorgedeutet sein könnte, von Birken selbst auf den 3.5.1647 datiert worden ist (s. zu Text Nr. 14 im BirkenHarsdörffer-Briefwechsel (WuK. Bd. 9, S. 622-625)), darf angenommen werden, daß beide Gedichte in nicht allzu großem zeitlichen Abstand zueinander geschrieben worden sind, Nr. 28 aber entweder während der kurzen Zeit der Anstellung Birkens im Kloster Lüne, Anfang Dezember 1646 bis Frühjahr 1647 (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 39, 41, 89), oder während der kurzen Aufenthalte vorund nachher in Lüneburg (s. ebd., S. 39, 41), also Ende 1646 bis spätestens April 1647. Das Manuskript ist auf allen drei Seiten senkrecht durchstrichen. Ein Druck aber ist nicht bekannt. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge gemeinsam mit den Gedichten Nr. 88, 117, 136, 141, 156 und 237. 1-36 Und du, du s¡warze Trauerla‰, ~ na¡dem da# Wetter ›¡ verzogen.] Das Leiden an der Trennung vom Lebens- und Arbeitsraum Wolfenbüttel, das Empfinden, von Freunden und Gönnern verlassen zu sein und in einer poesiefeindlichen Umgebung leben zu müssen, das Fehlen einer Aussicht auf eine dauerhafte Anstellung: All das schlägt sich in den Monaten nach der Entlassung aus dem Hofdienst in Wolfenbüttel bis zur Anstellung in Dannenberg in Gedichten wie diesem und Nr. 29 sowie in Briefen nieder. Besonders Birkens Briefe an Harsdörffer sind voll von solchen Klagen und Anklagen. Hier erhalten sie ein Gegengewicht durch Constantia-Motive: Kämpferischer Widerstand (v. 6), geduldiges Ausharren in dem vom Himmel Verhängten (v. 21-24), Selbstbehauptung als Herausforderung der Fortuna mit Berufung auf allgemeine Lebenserfahrung (v. 25-30), Bekundung stoischer Unerschütterbarkeit anhand der berühmten Bilder des Felsens in der Brandung und der kurzen Dauer trüben Wetters (v. 31-36). – 39 die krankheit i‰ dir unverborgen] Hund wird über Birkens Bewandtnisse im Zusammenhang mit seiner Entlassung aus dem Hofdienst bei dem Besuch in Gebhardshagen am 17.10.1646 erfahren haben. Es ist davon auszugehen, daß es vor- und nachher auch briefliche Kontakte gegeben hat. Kennengelernt hatten sich die beiden Pegnitzschäfer bei einem Besuch Hunds in Wolfenbüttel. Das geht aus dem zweiten der beiden Gedichte an Hund hervor, die Birken in seine Guelfis (1669) aufgenommen hat (S. 158-161); es ist noch vor Birkens Entlassung in Wolfenbüttel entstanden. Das erste der beiden Guelfis-Gedichte (S. 151-158), Myrtillu# Hagenwald überschrieben, ist nach Birkens Besuch bei Hund während Birkens Aufenthalt bei Johann Rist in Wedel geschrieben worden und entspricht in seinem Trauer- und Klagetenor dem Gedicht Nr. 28. – 43-60 Hier an der unbekanten Au, ~
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na¡lallen meine Trauerlieder.] S. zu v. 1-36. Das Fehlen von Hirten und Nymphen (v. 44f.), das Mittrauern der Herde (v. 46, 52), das Mitklagen der Natur (v. 55-60) verbildlichen den Klage- und Trauertenor dieses und des folgenden Gedichtes. – 61-72 Du wei‰, Myrtillo! diese# Leid; ~ und können nit gen Himmel ‰ammen.] Vergleich der eigenen Situation mit derjenigen Hunds. Auch der muß ohne poetisch Gleichstrebende in seiner Nähe leben (v. 64), hat aber eine Umgebung sonst Gleichgesinnter (v. 6769) und einen Mäzen (v. 66; vgl. v. 56, 66 des ersten der beiden Guelfis-Gedichte). Die biographischen Informationen zu Hund sind so spärlich, daß sich diese Andeutungen nicht verifizieren lassen. Die Formulierung "wie du n䡉 gewiesen mir" (v. 65) kann sich auf Birkens Besuch in Gebhardshagen (s. o.), aber auch auf briefliche Informationen beziehen. – 73-78 Mir hatte jene# Heldenhau#, ~ für Gold und Himmel, liebgewinnen?] Kontrastierung der als glücklich dargestellten Zeit in Wolfenbüttel (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 33) mit der deprimierenden Gegenwart. – 79-96 Nein, nein! Myrtillu# kennet mi¡. ~ laß deine wälder redend werden.] Bekundung stoischer Constantia-Gesinnung (v. 80f.) sowie des Vorsatzes, auch ohne Hirtengesellschaft Schäferdichtung hervorzubringen (v. 82-85), Erinnerung Hunds an briefliche oder poetische Kontakte in letzter Zeit (v. 85-87), Freundschaftserklärung (v. 8890) und Bitte um poetische Antwort (v. 91-96; bes. v. 96). Die Erwähnung der "wälder" dürfte sich überdies auf den im Titel des ersten der beiden Guelfis-Gedichte anspielend genannnten Wohnort Hunds beziehen.
Text 29: An die Pegni” Hirten. 34r-36r Die Textanordnung im Manuskript ist kompliziert: S. 34r enthält v. 1-28 und 81-84; S. 34v v. 85-108 und 29-38, S. 35r v. 39-56 und 109-125, S. 35v v. 126-136 und v. 57-80, S. 36r schließlich v. 137-160. Die richtige Reihenfolge der Verse hat Birken so bezeichnet: Unter v. 28 (34r) führt ein waagrechter Strich vom letzten Drittel der Beschriftung aus rechts zum Rand. Oberhalb des Striches, neben v. 28 ist auf dem Rand notiert: "perge pag〈ina〉 h〈ac〉 b." Dem entspricht, daß unter v. 108 (34v) ein entsprechender Strich nach links zum Rand geführt ist. Rechts neben v. 108 ist notiert: "perge pag〈ina〉 | 36: a." (So war das Blatt 35 ursprünglich gezählt; Birken hat das durch Überschreibung in der Kopfkolumne geändert, aber nicht bei diesem Verweis.) Unter v. 56 (35r) führt ein dritter Strich nach rechts auf den Rand. Die so markierten Verwerfungen der Versfolge erfolgen innerhalb der Strophen 4 (34r), 14 (34v) und 7 (35r). Danach sorgen die Strophenzahlen für Ordnung. Entstanden ist die Verwirrung offenbar dadurch, daß Birken beim Abschreiben der Vorlage deren Blätter oder Seiten vertauscht hat; sie erscheinen in dieser Reihenfolge: 1 (v. 1-28), 4 (v. 81-108), 2 (v. 29-56), 5 (v. 109-136), 3 (v. 5780), 6 (v. 137-160). Bestätigt wird das dadurch, daß die verstellten Passagen gleichen Umfangs sind: 28 Verse (1, 4, 2, 5) und 24 Verse (3, 6).
Gedicht 29, 1647
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T1 XXIX.] durch Überschreibung aus XXIIX. – T2 Pegni” Hirten] die Zusammenschreibung in der Textdarbietung des Birken-Harsdörffer-Briefwechsels (WuK. 9), Nr. 14, T, S. 20, ist zu korrigieren – T2 Pegni”] t nachträglich eingefügt – T2 Hirten] t überschrieben – 1 und] u. (ebenso 27, 28, 42, 45, 51, 62, 73, 76, 77, 83, 91, 96, 98, 99, 115, 116, 124, 140, 141, 142, 150, 152) – 3 plaget] l aus r überschrieben – 4 S¡wermut] t aus th überschrieben; ebenso 21 Unmut – 5 Feder] mit der-Kürzel; ebenso 13 felder – 16, 97, 98 Felder – 52 Nymfenbäder – 95, 148, 157 wieder – 99 Wälder – 105, 137 Hirtenbrüder – 106, 138 Blumenlieder – 130 Trauerlieder – 158 Lieder – 8 verbla‹en] r überschrieben – 10 der ~ ge‰rei[et] nachträglich eingefügt; ebenso 22 und ~ tränket. – 10 ge‰rei[et] Endungs-e überschrieben – 14 S¡attenwälder] ev. S¡atten wälder – 17 3.] 3 (aus 2 überschrieben) – 18 von] n überschrieben – 18 Freunden] Freu den (zunächst Freüden) – 20 der] Kürzel; ebenso 27, 78, 106, 111, 136, 153 – 20 da#] Kürzel; ebenso 46, 58, 92, 142; ebenso 60, 86, 88 daß – 24 Todt] T aus t überschrieben – 29 de#] ev. da# – 29 zer‰u¿et] durch Überschreibung aus zer‰ü¿et – 30 o[te] o[t – 31 Flammen] Flam en (ebenso 32 zusammen – 32 ‰ammen – 110 immer – 157 Komm') – 33 5] überschrieben; ebenso bei Str. 6 und 8 – 34 S¡äfer›nnen] ev. S¡äfer ›nnen – 43 S¡langge‰aden] ges überschrieben – 62 müd] d aus h überschrieben – 69 die (2. Position)] der – 73 10.] 10 (ebenso bei Str. 12, 13 und 18) – 74 Orten] t überschrieben – 81 11.] 11 (auf den Rand vorgesetzt; Text nicht eingezogen; ebenso bei Str. 20) – 84 einmal;] einmal- – 93 sein] oberhalb von gestrichenem ihr – 93 getrehet] t aus d überschrieben) – 99 die (1. Position)] d aus i überschrieben – 103 Saale] erstes a oberhalb der Zeile; Plazierungsstrich – 104 enthalten] ent überschrieben – 104 enthalten] danach ein Wortanfang gestrichen – 105 Hirtenbrüder] i überschrieben – 111 Rinnen] R überschrieben – 121 16.] 16 (auf den Rand vorgesetzt; 6 überschrieben; Text nicht eingezogen – 121 s¡la[en,] Komma aus Punkt überschrieben – 137 Hirtenbrüder!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 138 an ~ Blumenlieder] Einzug – 159 vers¡lungen] vers¡lu gen – 160 gesungen.] Punkt durch Streichung aus Doppelpunkt Das Gedicht ist in der Druckfassung (s. u.) auf den 3.5.1647 datiert; der Inhalt bestätigt diese Datierung; s. zu v. 9-16. Es ist demnach in Lüneburg oder in Celle geschrieben worden, wo Birken sich nach Auskunft seiner Autobiographie aufhielt (s. Prosapia / Biographie (WuK. Bd. 14), S. 41), nachdem seine Anstellung im Kloster Lüne zu Ende gegangen war und bevor diejenige in Dannenberg begann. Der handschriftliche Text ist auf allen fünf Seiten in Blattmitte senkrecht durchstrichen. Gedruckt ist das Gedicht in Johann Hellwigs (zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 242-245; Will. Bd. 2 (1756), S. 86-88; Jürgensen, 2006, S. 145-256) Prosaekloge Die Nymphe NORJS | JN | Zweyen Tagzeiten | vorge‰ellet; | DArbey man¡erley s¡öne Gedi¡te und warha]e | Ges¡i¡te/ neben‰ unters¡iedli¡en lu‰igen Rä”eln/ Sinn- und Reimenbildern/ | au¡ artigen Gebänden mit-|angebra¡t | DURCH | einen Mitgeno‹en | der Pegni” S¡äfer etc. | Nürmberg. | Gedrukt und verlegt bey Jeremia Dümler. | Jm Jahr 1650., S. 167-170; s. Stauffer, 2007, S. 95-97, bes. S. 96. In der Druckfassung gibt es keine Strophenzählung; die Anfangsverse der Strophen sind ausgerückt. Die Überschrift steht isoliert auf S. 167, die Strophen
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sind auf den Seiten 168-170 so angeordnet, daß zuerst die a-Spalten der drei Seiten nacheinander gelesen werden müssen, dann die b-Spalten. In der b-Spalte auf S. 170 steht unter dem Verstext: "Deroselben Her”ergebener | Floridan." Darunter steht in der a-Spalte: "Au# meinem Lämmerhöl”lein | T〈ag〉 3 de# Blumenmonat#/ | im Jahr 1647". Diese Ortsangabe könnte eine Anspielung auf den Namen des Gastgebers sein, bei dem Birken damals in Lüneburg oder Celle gewohnt hat; s. Prosapia / Biographia (WuK. 14), S. 41: "Diebus 10. 11. Maii Lüneburg. | 10. Meilen. Nuptiis Cellae in-|terfui. Hospes Christianus | Lämmke." Sonst weicht die Druckfassung, von orthographischen und Interpunktionsvarianten abgesehen, von derjenigen des Manuskripts an diesen Stellen ab: T1] fehlt – T2 An die Pegni” Hirten.] An die fürtre[li¡e sämtli¡e Hirten an der Pegni”. – 1 Für] FVr – 3 in] im – 22 ‰ät#] ‰et# – 25 nit] ni¡t (ebenso 97, 117, 157, 160) – 26 fla¿ert] flattert – 29 zer‰u¿et] zer‰ükket – 30 entru¿et] entrü¿et – 37 O¿er] Oker (ebenso 102) – 43 S¡langge‰aden] S¡lange‰aden – 72 dur¡kränke] dur¡krenke – 93 sein] ihr – 104 enthalten] erhalten – 145 dazu] darzu –. Das als Briefgedicht kenntliche Lied dürfte bald nach seiner Entstehung zu Harsdörffer und durch diesen zu Hellwig gelangt sein; s. zu Brief Nr. 15 im Birken-HarsdörfferBriefwechsel (WuK. Bd. 9, S. 23, 625-627). Dort ist das Gedicht Nr. 29 als Text Nr. 14 mitgeteilt (ebd., S. 20-22, 622-625). 8 meine Myrten] Sie dürften hier und v. 37-40 als Sinnbild für Birkens bis zum Zeitpunkt der Entstehung dieses Gedichts dominierende anakreontisch-erotische Lyrikproduktion stehen, zu welcher die betrübliche Gegenwart keinen Anlaß bot. – 9-16 Ein Aehre hat gerei[et ~ mein entzü¿en.] Die Jahreszeitenangaben hier und in Str. 11 (v. 81-88) – seit Birkens Abreise aus Nürnberg im Spätherbst 1645 war zweimal Winter und einmal Erntezeit (Str. 2) bzw. einmal Erntezeit, einmal Herbst und zweimal Frühling (Str. 11) gewesen – stimmen zu dem im Druck genannten Entstehungsdatum. – 17-24 E# liß ›¡ alle# leiden. ~ hat viel zu Todt betrübet.] Zum Abschiedsschmerz und seiner literarischen Bekundung s. zu Brief Nr. 15, Z. 4-6, im Birken-Harsdörffer-Briefwechsel (WuK. Bd. 9, S. 626). – 33f. Die Saal wolt' er‰li¡ rinnen | in meine S¡äfer›nnen.] Birken bezeichnet durchgängig in diesem Gedicht die für seinen Werdegang wichtigen Orte durch Nennung der für sie charakteristischen Flüsse. Auch in späteren Gedichten mit autobiographischem Einschlag verfährt er häufig so. Hier erfolgt ein Rückblick auf die kurze Studienzeit in Jena und ihre wissenschaftliche und poetische Ausbeute; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 24, 71-73. – 35f. die Pegni” lehrte grei[en | ein Lied auf ›eben Pfei[en.] Rückblick auf die kurz nach der Heimkehr aus Jena erfolgte Aufnahme in den Pegnesischen Blumenorden; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 24-29; 72-79. – 37-40 die O¿er hat die Blätter, ~ die meinen S¡eitel zierten.] Anspielung auf die Verleihung des poetischen Lorbeers in Wolfenbüttel am 25.4.1647; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 33, 85f. – 41-48 Der Saal holdgrüne Ga‹en ~ no¡ halb verzaubert innen.] Birken hat noch Jahre nach dem Studienabbruch mit dem Gedanken gespielt, nach Jena zurückzukehren; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 24, 71f. Zu Birkens Zeit wurde an der Saale – wie jetzt wieder – Wein angebaut. – 53-55 die Bä¡e samt den Brunnen ~ die Blumen ihrer Hirten] Ein frühes
Gedicht 29, 1647
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Beispiel für die Stilisierung der Nürnberger Gewässer zur neuen Hippokrene, für die es später viele Belege in Birkens Werk gibt. – 59 der Oker Lu‰gerinne] Die Oker fließt durch Wolfenbüttel. Die Art, in welcher in diesem Lied von Fluß und Umgebung die Rede ist, zeigt Birkens emotionale Bindung an den so bald verlassenen Lebensraum, vor allem an einige der dort Lebenden; s. v. 67f., 113-116. – 67f. i¡ denke meiner Lieben | die mi¡ au# mir getrieben] Birken benutzt ein in seiner erotischen Lyrik häufig verwendetes Bild: Der Liebende ist durch Hingabe der Hälfte seines Herzens von sich selbst getrennt und strebt nach Wiederherstellung seiner selbst durch Vereinigung mit der – hier den – Geliebten; s. auch v. 73-80. – 81-88 Die Cere# hat gemeyet, ~ seit daß i¡ Unmuth fühle.] Zu den Jahreszeitenangaben und ihrer Bedeutung für die Datierung des Gedichtes s. zu Z. 9-16. – 89-96 Seither hab i¡ ge‰ritten, ~ verwor[en, und verkürzet.] Stark abstrahierender, mit Fortuna-Motivik arbeitender Rückblick auf die Erlebnisse vor allem in Wolfenbüttel. Das Pronomen "ihr" zu Beginn von v. 93 der Druckfassung wiederholt den im Manuskript von Birken korrigierten Fehler, der Fortuna meint, wo es "Glü¿" (v. 92) heißt. – 97-104 Do¡ nit die grünen Felder, ~ enthalten meine Sinne.] Je nachdem, ob in v. 104 "enthalten" oder, wie im Druck, "erhalten" steht, sind die voraufgehenden Nomina "Felder" (v. 97, 98), "Wälder" (v. 98, 99), "Matten" (v. 100), "wellen" (v. 101), "Zellen" (v. 102), "Goldgerinne" (v. 103) als Objekte oder als Subjekte zu lesen und entsprechend umgekehrt "meine Sinne" (v. 104). Der Inhalt der Str. 14 (v. 105-112) paßt besser zu der Lesung "enthalten" der Manuskriptfassung. – 102 Nymfen Zellen] Vgl. Gedichte Nr. 39, v. 13f.; Nr. 92, v. 344; Nr. 66, v. 4 (wa‹erhau#). Die Flüsse werden als Wohnungen der Wassergottheiten verbildlicht. – 125-128 J¡ leb' hier weit von Hirten. ~ in ungewohnten Sümpfen.] Nürnberg, Jena und Wolfenbüttel waren von Wissenschaft und Kunst bestimmte Lebensräume gewesen; der Ort der Niederschrift war ein solcher nicht; s. auch v. 133f. – 133 Panen] Das Gefolge des Hirtengottes Pan; s. Hederich, 1770, Sp. 2210-2214. Das von Birken konstatierte Fehlen desselben am Ort der Niederschrift des Gedichtes ist zugleich Demonstration der eigenen poetischen Vereinsamung und Hommage an die gemeinsam am rechten Ort lebenden Pegnitzschäfer. – 134 Sylvanen] Silvanus, eine ursprünglich für Agrarisches zuständige Gottheit, die des Namens wegen auch mit dem Wald in Verbindung gebracht wurde, wurde schon früh mit Pan gleichgesetzt (s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 197f.). Hier dürfte an Satyrn gedacht sein. – 135f. E# liebet meine Heerden | alhier kein Gott der Erden.] Das war zumindest in Wolfenbüttel für kurze Zeit anders gewesen. "Gott der Erden" ist geläufige Metapher für Fürsten. Birken dürfte an seinen Schüler Anton Ulrich gedacht haben. – 137-144 J¡ denk', ihr Hirtenbrüder! ~ no¡ meinen Namen finden.] Rückblick auf das gesellig-poetische Miteinander der Pegnitzschäfer, das in Birkens Fortse”ung der Pegni”-S¡äferey von 1645 und wenig später in der Nymphe Nori# (1650) dargestellt wird. – 147f. J”t trohet mein Ges¡i¿e | mir wieder s¡eele Bli¿e.] Wohl Reflex der Phase der Ungewißheit zwischen dem Ende der Zeit im Kloster Lüne und der Anstellung in Dannenberg. – 151 Garamanten] Bei Herodot (IV. 174, 183) und Vergil (Ecl. VIII. 44; Aen. VI. 794) sind die Garamanten ein Volk im inneren Libyen; der Name steht metonymisch für entlegene, wilde Ferne.
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Text 30: Dreyer treuer Freünde Reise an der Je”e von Dannenberg na¡ Hi”ger. 36r-38r ´´ (ü überschrieben) – 1 Stimmer] Stim T1 XXX.] XXX – T2 Freünde] Freude er (ebenso 3 nimmer – 29, 104
Himmel) – 6 der] Kürzel; ebenso 11, 31, 32, 35, 55, 56, 58, 87, 93, 103, 111, 113, 114 – 7 und] u. (ebenso 18, 51, 101) – 8 ‰iegen] erstes e oberhalb der Zeile – 14 Zahn:] Doppelpunkt aus Komma überschrieben; ebenso bei 17 nieder: – 91 lebe‰: – 15 soll] s aus S überschrieben – 17 da#] Kürzel; ebenso 61; ebenso 92 daß – 18 Glieder] mit der-Kürzel; ebenso 50, 73 wieder – 53 Kräuterfelder – 54 wälder – 75 nieder – 81 ieder – 19 auf] a oberhalb der Zeile vorgesetzt – 27 wurd‰] d oberhalb der Zeile – 47 Hekatinnen] erstes n überschrieben – 80 nur] durch Streichung und Ergänzung aus nit – 87 kehret] Endungs-e oberhalb der Zeile – 88 in] oberhalb vor in der Zeile gestrichenem ihr oder ihn – 100 ‰eken] durch Streichung aus ‰e¿en Das Gedichtfragment (s. T5) ist Hauptbestandteil der nachträglichen Beschreibung eines Tagesausflugs dreier Freunde von Dannenberg an der Jeetzel nach Hitzacker am Zusammenfluß von Jeetzel und Elbe. Beschrieben werden die Ankunft der Wanderer am Ziel, der Aufbruch von dort und der Rückmarsch sowie das Zusammensein nach der Heimkehr. Die Beschreibung von Aufbruch und Hinweg fehlen. Wie umfangreich der fehlende Teil gewesen ist, läßt sich nicht ermitteln. Auch ist nicht zu entscheiden, ob der Ausflug im Sommer 1647 (eher) oder im Sommer 1648 stattgefunden hat. Ausgangsund Endpunkt war das niedersächsische Dannenberg, wo Birken seit Mitte Juni 1647 als Hauslehrer im Dienst des herzoglich Mecklenburgischen Rentmeisters Johann Schröder stand (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 41, 91f.). Die Wanderung führte an der Jeetzel entlang zur ehemaligen Residenz Herzog Augusts d. J. von Braunschweig-Lüneburg, dem Geburtsort Herzog Anton Ulrichs, dem Städtchen Hitzacker, und wieder zurück nach Dannenberg. Bei den beiden mitwandernden Freunden dürfte es sich um den Dannenberger Pfarrer Johannes Fienius und den Schulrektor Wolfgang Trippius gehandelt haben, mit denen Birken nach Auskunft ihrer Briefe in seinem Archiv (PBlO.C.77 und C.363) sowie der Spuren seiner Briefe an sie im Konzeptbuch PBlO.B.5.0.3, 60v/61r (Trippius) und im BETULETUM (PBlO.B.3.1.4), S. 32r-33r, 37v-38v (Trippius), 33r-34v (Fienius), in freundschaftlicher Beziehung stand. Die in v. 111f. verwendeten poetischen Namen für die beiden Wandergefährten, "Freimund" und "Treühold", deren Anfangsbuchstaben mit denen der Nachnamen der beiden Freunde identisch sind, weisen ebenso darauf wie die situativ verarbeiteten geistlichen Betrachtungen (v. 1318, 27-42) anläßlich des während der Wanderung Wahrgenommenen. Vielleicht ist die Beschreibung der Besteigung des Elbhügels bei Hitzacker durch Floridan und Filanthon in der Guelfi# (1669) ein später Reflex der Wanderung zwei Jahrzehnte zuvor. Die erste Strophe des Fragments ist auf beiden Seiten (36r/v) in der Blattmitte senkrecht durchstrichen, ist also wohl gedruckt worden. Doch ist kein Druck, weder dieser Strophe noch des ganzen Fragments, nachgewiesen. Das Gedicht hat Strophenform und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 5, 31 (erster Teil), 33, 86, 150, 208 und 223 gemeinsam.
Gedicht 30, 1647
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T2 Dreyer treuer Freünde] S. o. – T3f. Reise an der Je”e von | Dannenberg na¡ Hi”ger] Dannenberg, der Ausgangspunkt der Wanderung, liegt an der Jeetzel; Hitzacker – Birken verwendet immer die Namensform "Hi”ger" (vgl. Gedichte Nr. 26, v. 42; Nr. 37, T2) –, das Ziel, ca. 10 km nördlich von Dannenberg, war damals auf die vom Zusammenfluß von Jeetzel und Elbe gebildete Insel beschränkt; s. Wolf, 1958; Heinrich, 1977, S. 257-283; Kloyer-Heß, 2004, S. 14. – T5 deest principium.] Offenbar war Birken der Anfang des Gedichts verloren gegangen; s. o. – 1-6 Bömen wörteln ohne Stimmer. ~ diß war da der Zween Be›nnen.] Offenbar Gegenstand des Gesprächs der Freunde während einer Stärkungspause nach der Ankunft am Ziel der Wanderung. Mangels Kontextes ist nicht zu erkennen, was dieses Gesprächsthema veranlaßt hat. – 1 wörteln] 'Worte wechseln', 'sich unterhalten'; von Birken häufig, nicht nur in Gedichten, verwendet. – 1 ohne Stimmer] 'ohne Vokale'. Natürlich gilt das nur für das Schriftbild der tschechischen Sprache. – 3 keine nimmer] 'Keine Frau tut das jemals'. – 4 Krk] Hals. – 4 Be¡er-ba¡] Das Nomen Bach wird bei Birken wie damals auch sonst häufig oft als Femininum verwendet; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 1 (1854), Sp. 1057f. – 6 diß war da der Zween Be›nnen] Daß "Be›nnen" nicht nur das Bereden und Bedenken des linguistischen Phänomens meint, sondern auch praktische Übungen zum letzten Teilthema, zeigt der Beginn der zweiten Strophe (v. 7), der das Ende der Stärkungspause anzeigt. – 812 ‰iegen ›e den Berg hinauf, ~ den begrünten S¡eitel drü¿et.] Ein Hügel an der Mündung der Jeetzel in die Elbe (s. Gedicht Nr. 37, v. 28f.), an dessen Hängen Wein angebaut wurde und auf dessen Kuppe es Reste einer mittelalterlichen Burganlage gab. – 13-18 Se”t die Zeit in harte Mauren ~ vielmehr zarte Bein' und Glieder.] Die Betrachtung der Ruinen auf dem Hügel führt zum analogisierenden memento mori, dem geistlichen Stand zweier der drei Wanderer gemäß. Auch in der Emblematik wird die Flüchtigkeit des menschlichen Lebens mit Ruinen verbildlicht; s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 95, 99. – 25-36 Dorten kam' ein Kahn ges¡li¡en, ~ o] damit die wellen spei‹et.] Ausweitung der geistlichen Ausdeutung des auf dem Hügel bzw. vom Hügel aus Wahrgenommenen, mit situativer Verankerung (v. 27). Der von Wind und Wellen gefährdete Kahn wird zum Sinnbild der Welt in ihrer Hinfälligkeit. Auch dieses Motiv ist in der Emblematik anzutreffen; s. Henkel / Schöne, Sp. 1465, 1467f. – 37-42 Kleine Welt! wir‰ du di¡ s¡wingen ~ grö‹er al# die Gro‹e ‰ehen.] Resümierende Reflexion der Erzählinstanz wie schon in der voraufgehenden Strophe (v. 31-36), in der die Reflexion noch direkt an das von den Wanderern Wahrgenommene anknüpfte. – 37 Kleine Welt!] 'Mensch!' – 40 entwi¿eln] 'loswickeln', 'ablösen'. – 43-48 Wie ›e ›¡ nun satt ergö”et ~ abgeleibet an den Pfälen.] Während der Zeit Herzog Augusts d. J. in Hitzacker (1604-1636) waren dort zahlreiche Frauen als Hexen verurteilt und verbrannt worden (s. Kloyer-Heß, 2004, S. 17f.). Offenbar führte der Weg vom Hügel herab an der Hinrichtungsstätte vorbei. – 47f. wo der Hekatinnen Seelen | abgeleibet an den Pfälen] 'Wo die Seelen der Hexen an den Pfählen ihre Leiber verlassen haben'. Auch in anderen Kontexten verwendet Birken das Wort 'ableiben' regelmäßig für 'sterben'. – 47 Hekatinnen] Hekate, die Göttin der Wege (s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 982f.), war u. a. für Zauberei zuständig. Der Plural bezeichnet ihre Anhängerinnen, die Hexen. – 52-54 Blei-
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bet fort in guter Ruh, ~ Blumen-Ufer, S¡atten wälder!] Vgl. Gedicht Nr. 37, v. 32-36. – 55-60 Koridon der grobe Rülze ~ Wege die ›nd allerwegen.] Beim Abstieg vom Hügel hatten die Wanderer offenbar vorübergehend die Orientierung verloren und mußten nach dem richtigen Weg fragen. – 55 Koridon der grobe Rülze] Corydon ist einer der Protagonisten bzw. Sänger in Vergils zweiter und siebter Ekloge. Hier bezeichnet der Name einen ländlichen Grobian. – 55 Rülze] Vgl. Gedicht Nr. 92, v. 397, u. ö.: Ein grober, ungehobelter Mensch; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 8 (1891), Sp. 1478f. – 56 brühte] Vgl. v. 61: 'narrte'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 2 (1854), Sp. 425. – 57 dem Bauerfilze] 'dem ungeschliffenen Kerl'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 3 (1862), Sp. 1632. – 63f. Föbe war' au¡ s¡on bemühet | au# zu‰reu'n die Sternensaat] Phoebe ist schon in der Antike ein Name der Mondgöttin Diana / Artemis (s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 795); hier ist der Mond gemeint. Während des Rückmarsches war es Abend geworden. – 65 Amarilli# Hütte rau¡te] Allgemeine bukolische Markierung der abendlichen Situation: Alle Schäferinnen waren mit der Zubereitung der Abendmahlzeit beschäftigt. – 66 Cynthiu# in# Meer ›¡ tau¡te.] 'Die Sonne ging unter.' Zum Namen Cynthius s. zu Gedicht Nr. 4, v. 53. – 67-72 Ein Gesprä¡ spiel mü‰e kürzen ~ der i¡ i”t nit mehr gedenke.] Unterhaltung der Wanderer während des Heimmarsches. Eine ziemlich triviale Variante dessen, was Harsdörffer seit 1644 als Gattung etabliert hatte. In v. 72 Markierung der Erzählsituation in ihrer zeitlichen Distanz von den erzählten Vorgängen. – 73-78 Al# ›e angelanget wieder ~ Bac¡u# war s¡on s¡la[en gangen.] Die Rückkehr nach Dannenberg führte die Wanderer nicht, wie wohl ursprünglich beabsichtigt, ins Wirtshaus, das schon geschlossen hatte (v. 78), sondern wohl in eines der Wirtschaftsgebäude der Rentmeisterei, wo ein Angestellter, "Vetter Cord" (v. 74), immerhin Bier besorgen konnte. – 77 einen Römer Mum] Der Römer ist ein Weinglas; in Ermangelung des Weines wurde er mit Bier gefüllt. Mumme ist ein süßliches, ohne Hopfen gebrautes dunkles Braunschweiger Bier. – 79-84 Cere# reget' ihre Gei‰er ~ waren lauter Reimentra¡ten] Die vom Bier statt vom Wein (s. v. 80) inspirierten Abendgespräche brachten Gereimtes hervor. Ceres als Schutzgöttin des Ackerbaus (s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 1113-1115) steht hier für das aus Getreide gebraute Bier, mit dem sich die Heimkehrer begnügen mußten, Bacchus (s. v. 78) für den Wein. – 80 (ni¡t ma¡t nur Poëten, Wein)] Scherzhafte Übernahme des Vorwurfs gegen die Dichter, sich allzu großzügig der inspirierenden Qualitäten des Weines zu bedienen; s. Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰ (1679), ):( ):( vjv- ):( ):( vijv. – 91 weil] 'während', 'solange'. – 97f. Cord, in federn au¡ vergraben, | hörte diese Lu‰ ni¡t an.] Der unfreiwillige Gastgeber war schlafen gegangen. – 99 A‰rement] Unermittelt, wahrscheinlich eine bäuerliche Verballhornung, an die sich (v. 100) ein Folge dialektaler Ausdrücke anschließt, die zu Cords üblichem Vokabular gehörten, aber an diesem Abend, da er schlief, nicht, wie sonst, zum Lachen motivierten. – 103f. bi# der wagen | ‰und am Himmel ümgewandt] Das Sternbild des großen Wagens oder Bären, das seine Stellung am Abend- und Morgenhimmel verändert. – 105 Hesper] Der Abend- bzw. Morgenstern, der Planet Venus. – 106 Luna s¡üttelt' ihr gewand] Bild für den Monduntergang. – 107 Tellu# mu‰e Tropfen sau[en.] Vom Gelage der Freunde angeregtes
Gedichte 30, 31 und 32, 1647 und 1647 oder 1648
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Bild für den morgendlichen Tau. – 111f. Freimund sey der treue Freye, | Treühold bleibe, wie er hei‰] S. o. – 113f. Deüts¡lieb, der diß wolt bes¡reiben, | wird der alte Teuts¡e bleiben.] Selbstbekundung des Erzählers.
Text 31: An seine abwesende Ro›li#. Ode extemporanea, inter spaciandum concepta. 38r-39r 1 1.] 1 – 4 Ro›li#] li# aus dan überschrieben – 4 ander] mit der-Kürzel – 6 und] u. (ebenso 10, 12, 14, 22, 24, 27, 28, 44, 45, 52, 53) – 10 kommen] kom en (ebenso 13 Himmel – 34 nimmer – 44 komm) – 15 der] Kürzel; ebenso 26, 46, 50, 53 – 19 Al#dann] ev. Al# dann Das Doppelgedicht – aufeinander folgende und aufeinander bezogene Rede zweier Liebender – muß 1647 oder 1648 während Birkens Aufenthalt in Dannenberg entstanden sein. Zur Person der als Rosilis Angeredeten und im zweiten Gedicht als redend Eingeführten ist nichts zu ermitteln, reine Fiktionalität jedoch auszuschließen. Liebeseinklang trotz räumlicher Trennung der Liebenden wird dadurch demonstriert, daß die Strophen beider Teilgedichte in anderer Anordnung und Reimfolge (ababcc; acacbb) dieselben Verse verwenden, daß – bis auf die jeweils zweite – alle Strophen z. T. mehrfache Reimgemeinsamkeiten aufweisen und daß sie dieselben Bekundungen treuer Liebe enthalten, dazu dieselben Bilder und jeweils umspielende Formulierungen verwenden. Das Floridan-Teilgedicht enthält eine Strophe mehr als das Rosilis-Gedicht: Er darf sich (Str. 2) als Dichter äußern, sie nicht. Der erste Gedichtteil hat Strophenform und Reimfolge gemeinsam mit den Gedichten Nr. 5, 30, 33, 86, 150, 208 und 223. Ein Druck des Gedichtes Nr. 31 ist nicht bekannt. 2 wo verhält‰ du di¡?] 'wo hältst du dich auf?' – 28 einen Band] Das Wort wird von Birken in erotischem Kontext fast immer als Maskulinum verwendet (vgl. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 1 (1854), Sp. 1098); s. aber zu Text Nr. 43, T2f. – 32 de‹en Herz in mein# vergraben] Variation von v. 23. – 34-36 mein Herz wird ›¡ nimmer laben, ~ Floridan bald bey mir gehn.] Bezugnahme auf die Hoffnungsbekundung in v. 1518. – 39 feilen] 'fehlen'. – 50 Nun, un# soll der Tod nur s¡eiden.] Variation von v. 30.
Text 32: An Ebendieselbige. Sonnet. 39r 3 und] u. – 3 daß] Kürzel; ebenso 10 – 3 müder] mit der-Kürzel; ebenso 14 beyder – 3 be›nnet] be›n et – 4 der] Kürzel; ebenso 8, 11, 12 – 4 immer] im er (ebenso 10 Himmel) – 8 Finger] mit er-Kürzel – 8 in] oberhalb der Zeile; Plazierungsstrich – 9 s¡reib] b überschrieben – 10 ô] durch Streichung, Überschreibung und Ergänzung aus a¡ – 10 werden;] Semikolon aus Doppelpunkt überschrieben Die Überschrift, die Namensnennung in der Anrede (v. 5) und der Inhalt stellen sicher, daß dieses Sonett in zeitlicher Nähe zum Gedicht Nr. 31 entstanden ist. Versart, Kadenzen- und Reimfolge hat das Sonett gemeinsam mit dem Gedicht Nr. 69. Ein Druck ist nicht bekannt.
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7 La¡e›#] Diejenige der drei Parzen, die den Schicksalsfaden spinnt; s. Georges, Bd. 2, Sp. 529; Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 1391-1396. – 14 do¡ unser beyder Seel soll ort no¡ Zeit zers¡neiden.] Weder räumliche Distanz noch die Dauer der Trennung sollen den Liebeseinklang stören können. Das paradoxe Bild der einen gemeinsamen Seele dient zur intensiveren Verbildlichung des Liebeseinklangs.
Text 33: An Ebendieselbe auf Jhren Namen#tag. 39v-41v T2 Ebendieselbe] ie überschrieben – T3 Jhren] überschrieben – 2 willkommen] willkom en (ebenso 23 flammen – 24, 131, 135 zusammen – 76 genommen – 105 nimmer – 109, 132, 133, 141 Flammen – 111 vonsammen – 117 kommen – 132 nimm – 144 nimmermehr – 147 Himmel) – 3 der] Kürzel; ebenso 14, 18, 51, 52, 74, 85, 138, 147 – 9 Aerztinn] Aerztin (ebenso 88 dann) – 9 meinem] m aus r überschrieben – 14 und] u. (ebenso 21, 34, 38, 72, 75, 77, 94, 100, 102, 131, 132, 133, 135, 137, 138, 145) – 16 dann in] dazwischen Worttrennungsstrich; ebenso bei 58 Silber qval – 23 Liebe# flammen] ev. Liebe#flammen – 29 solang] ev. so lang – 34 mir] m durch Streichung und Überschreibung aus einem Buchstaben mit Unterlänge – 35 da#] Kürzel; ebenso 56, 58, 107; ebenso 69 daß – 36 kond‰] d oberhalb der Zeile – 49 9.] 9 (ebenso bei Str. 19) – 49 9.] nachträglich vorgefügt – 55 Belü‰igung] Umlautstriche ursprünglichem u-Bogen überschrieben – 57 dem] m überschrieben – 58 wie] e mit einem nach unten geführten Strich unerkennbarer Funktion überschrieben – 63 Felder] mit der-Kürzel; ebenso 77 Wälder – 78 sonder – 122 weder – 126 einander – 126 wieder – 128 Bänder – 78 di¡] d aus m überschrieben – 79 Uberall] erster Wortteil auf Rasur – 80 betrehnten] betrehnen – 86 neben] Anfangs-n oberhalb der Zeile; Plazierungsstrich – 96 Sorgen] S aus s überschrieben – 100 meiner] m aus d überschrieben – 140 mag‰] ma¡‰ Abermals ein Rosilis-Gedicht. Es setzt wie die Gedichte Nr. 31 und 32 räumliche Trennung der Liebenden voraus. Anhaltspunkte für eine wenigstens jahreszeitliche Bestimmung des anlaßgebenden Namenstages enthält es nicht. Ob die gegenüber den anderen Strophenanfängen etwas auffällige Gestaltung der Anfangsbuchstaben der Strophen 19 und 20 (v. 109 und 115) auf den wirklichen Namen der Rosilis weist, ist zu bezweifeln. Das Gedicht nennt einige topographische Details (v. 53, 71, 85), welche die zugrunde liegende Liebesbeziehung an die Zeit binden, die Birken in Dannenberg verbracht hat: Frühsommer 1647 bis Spätherbst 1648; die Zeitangabe in v. 127 stellt sicher, daß das Gedicht wie die beiden voraufgehenden in Dannenberg entstanden ist. Zusammengehörigkeit ist auch dadurch dokumentiert, daß Birken hier dieselbe Strophe verwendet wie im ersten Teil des Gedichtes Nr. 31. Strophenform und Reimfügung sind dieselben wie in den Gedichten Nr. 5, 30, 31 (erster Teil), 86, 150, 208 und 223. Ein Druck ist nicht bekannt. 9 Aerztinn meinem Liebe# s¡merze] Variante eines in Birkens erotischer Dichtung häufig verwendeten Motivs: Nur die Verursacherin kann den Liebeskranken heilen. In seiner 1648 veröffentlichter Ab-
Gedicht 33, 1647 oder 1648
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schieds- und Dank-Ekloge Niedersä¡›s¡e Le”e lässt Birken den Schäfer Filanthon zu Floridan sagen ([Aiv]r): "Mi¡ dünkt | du lige‰ an sol¡en Wunden krank | die niemand | al# der ›e geslagen heilen kan." Eine Fußnote führt das Motiv auf Musaeus zurück. – 22 du sol‰ mir gebunden seyn.] In Birkens erotischen Gedichten immer wieder verwendetes Motiv: Ein Geschenk 'bindet', d.h., es verpflichtet, und der oder die Beschenkte muß sich mit einer Gegengabe wieder 'lösen'. Unser Wort 'Angebinde' resultiert aus dieser Vorstellung. Hier ist es anders: Es soll zwar verbunden, nicht aber gelöst werden; s. v. 139-144. – 23f. J¡ will unsre Liebe# flammen | samlen diesen Tag zusammen.] Vgl. v. 141f. Das Geschenk soll die im Gedicht vollzogene Feier des Liebeseinklangs sein, der trotz der räumlichen Trennung besteht. – 25f. Hab i¡ s¡on di¡ jüng‰ verloren, | deinen Leib, do¡ ni¡t die Lieb:] Die Trennung kann demnach noch nicht allzu lange zurückliegen, was für zeitnahe Entstehung der Gedichte Nr. 31-33 spricht. – 31 Wo ›nd iezt die sü‹en Stunden] Beginn der in v. 23f. angekündigten Erinnerungssequenz (bis v. 66), in welcher, der Ankündigung gemäß, in jeder Strophe die Liebesgemeinschaft thematisiert wird. – 49-54 J¡ gedenke wie wir pflagen ~ pflegt no¡ i”t, davon zulallen.] Die Jeetzel fließt durch Dannenberg und mündet bei Hitzacker in die Elbe. – 60 da Fillokle# gienge fis¡en] Auch hier ist nicht kenntlich, welche Person aus Birkens damaligem Lebensumfeld sich hinter diesem Namen verbirgt. – 65f. wie die Bohnen auf un# bliesen, | Apothekerlu[t au#‰ießen] Bohnen blühen im Frühsommer. Es könnte demnach auf eine Situation im Jahr 1647 oder 1648 angespielt sein. Die Metapher "Apothekerlu[t" für die Bezeichnung des Blumenduftes hat Birken 1648 auch in dem kleinen Welfenhaus-Panegyricum Dannebergis¡e Helden-Beut verwendet (Aiijr): "die Apothekerlu[t | so ihn er‰e# trit# von dem Blumengra# anhau¡te | hätte ihn fa‰ beredet | al# hätte e# Balsam getauet." Die Stelle kehrt wörtlich wieder in der Beschreibung der Umgebung von Dannenberg in der Guelfi# (1669), S. 3. – 71f. Dars¡au soll mein Leid bezeügen, | und von meiner Lieb nit s¡weigen.] Gemeint sein dürfte Darchau an der Elbe, nordwestlich von Hitzacker, wahrscheinlich der Ort, an dem Rosilis sich nach der Trennung aufhielt. – 73 Seit daß du mir bi‰ entworden] Beginn einer Sequenz (bis v. 96), die vor allem dem Schmerz des einsam Liebenden Ausdruck gibt. – 85 Er, der Werder ‰eht betrübet] Die bewaldete Uferlandschaft in der Umgebung von Dannenberg dürfte gemeint sein. Vgl. Niedersä¡›s¡e Le”e, Bijv: "I¡ sehe dorten den wehrten Werder, darinn der Gegenhall mir so man¡e# Lied na¡gepfi[en"; Dannebergis¡e Heldenbeut, Aiijr: "Etwa# ferner ware der Lu‰-Werder | de‹en Stämme ihre Arme so äng zusammenfügeten | daß au¡ die aller‰är¿‰en Sonnenbli”e ni¡t dadur¡ sehen kunden." Ähnlich heißt es in der Guelfi# (1669), S. 3. Die von diesem Vers eingeleitete Strophe gestaltet das urbukolische Thema der sympathetisch an den Empfindungen der Protagonisten teilnehmenden Natur. – 97-102 Ro›li#! du wir‰ no¡ finden ~ mein- und deiner Treue Zeugen.] Zum bukolischen Motiv der Baumbeschriftung, das schon bei Vergil, Ecloge 5, v. 13-16, begegnet, s. Gedichte Nr. 22 und Nr. 23. Mit dieser Strophe beginnt eine Sequenz, in welcher Constantia- und Gemeinschafts-Bekundigungen (bis v. 126) im Zentrum stehen. Sie endet mit einer Zuversichtserklärung der Sprechinstanz (v. 124-126). – 121 J¡ zwar werde weiter mü‹en] Mangels Kontextes läßt sich nicht bestimmen, ob dies eine Rede im Allgemeinen ist oder
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ob sie den nahe bevorstehenden Fortgang aus Dannenberg meint. Wäre das Letztere der Fall, so wären dieses Gedicht und die beiden voraufgehenden eher dem Jahr 1648 als 1647 zuzuordnen. – 127 Und weil i¡ di¡ heüt soll binden:] Beginn des appellativen Schlußteils, der das 'Anbinde'-Thema (v. 19ff.) aufgreift, die Möglichkeit des Sichlösens für die Beschenkte aber nur für andere Gratulanten zuläßt (v. 139f.). Auch in diesem Teil des Gedichtes wird die Gegenseitigkeit der Liebesbindung immer wieder betont. – 141 unser Flammen-winden] Die Flammen-Metapher bezeichnet in diesem Gedicht (v. 23f., 109f., 132f.) und auch sonst die Liebesglut. Das Oxymoron "Flammen-winden" betont als Analogon zum Flechten eines Blumenbandes im Rekurs auf v. 23f. die Wechselbeziehung der Neigung. – 145-150 Lebe fröli¡ und erlebe ~ s¡eine deiner Augen Sonne.] Zugleich Segenswunsch und Bekundung von Erfüllungshoffnung: Die Gewißheit des Liebeseinklangs beherrscht auch den Gedichtschluß.
Text 34: Morgen- und Abendbes¡reibung. 41v/42r 2 auf] durch Überschreibung und Ergänzung aus an Dieses Epigramm, eine preziöse Beschreibung der Sommersonnwende am 21/22. Juni, die im Norden natürlich besonders deutlich wahrgenommen wird, kombiniert Bilder der beginnenden Nacht mit solchen des alsbald wieder erwachenden Tages. Es dürfte in zeitlicher Nähe zu dem bedichteten Anlaß in Dannenberg entstanden sein, eher 1648 als 1647. 1648 wurde es in Birkens Abschieds- und Dankekloge Niedersä¡›s¡e Le”e gedruckt, als die dargestellte Handlung zeitlich situierende, eröffnende Verspassage; s. Garber, 1974, S. 318; Stauffer, 2007, S. 49-51, hier S. 50. Von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen, zeigt der Druck folgende Abweichungen: T1f.] fehlt – 3 ents¡lie['] entslie[' –. Dem Druck hat Birken auf dem linken Rand eine längere Anmerkung beigegeben: Hos versus si distinctim, i.e. secundùm diversitatem typorum, legas Diluculum; sin vero junctim & secundùm ordinem, quo exstant, Crepusculum describi animadvertes. Talia ego quidem in vernaculâ nostrâ nondum vidi; vidi autem apud latinos, quos hic imitatus sum. Notum est Distichon B. Lutheri: Dilige luxuriam, vitam cole, destrue Sanctos, Justitiam fuge, sperne DEUM, Sathanam venerare. Item hoc ἀίδηλον de Monachis: Hic leges recolit, sacra laudat, crimina temnit, tollit scorta, fugit pocula, pascit oves. [Wenn man diese Verse einzeln, d.h. nach der Verschiedenheit der Bilder liest, so wird man wahrnehmen, daß sie die Morgendämmerung beschreiben. Liest man sie aber im Zusammenhang, in der Folge, wie sie dastehen, so ist es die Abenddämmerung. Solcherlei habe ich in unserer Sprache noch nicht gesehen, wohl aber bei den Lateinern, die ich hier imitiert habe. Bekannt sind das folgende Distichon des seligen Luther – Liebe die Üppigkeit, führe ein bequemes Leben, schmähe die Heiligen, fliehe die Gerechtigkeit, verachte Gott, verehre Satan –, desgleichen diese
Gedichte 34, 35 und 36, 1648
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Satire über Mönche: Er pflegt die Gesetze, preist das Heilige, verachtet das Verbrechen, beseitigt die Unsittlichkeit, flieht den Trunk, weidet die Schafe.] Birken präsentiert sein Epigramm also als in deutscher Sprache neuartiges Exempel der Kunst, das Gegenteil dessen zu vermitteln, was wörtlich dasteht. Versart, Kadenzen- und Reimfolge hat das Epigramm gemeinsam mit den Epigrammen Nr. 14, 143, 188, 200, 203, 215 und 217, ferner mit den längeren Gedichten Nr. 4, 13, 16, 21, 53, 66, 67, 100, 146, 149, 234 und 275 (2. Bestandteil). 2 der Tag lag' auf der Höllen] 'auf der Ofenbank' (s. Kluge / Mitzka, S. 314), bereit zu sofortigem Aufstehen. – 3 Jhr Zelt war[ wieder S¡atten au#.] Mit "Zelt" ist die Luft gemeint. Anspielung auf die Tatsache, daß es, wenn überhaupt, nur kurze Zeit richtig dunkel wird. – 4 die Lu[t war ni¡t der Strahlen Hau#.] Es ist schon lange vor Sonnenaufgang hell.
Text 35: Liebe# Profezey: 42r 2 und] u. (ebenso 3) – 3 der] Kürzel – 3 Himmel] Him el Auch dieses Epigramm wird in Dannenberg entstanden sein. Es besteht eine gewisse Nähe zum Zuversichtlichkeitspathos am Ende des Gedichts Nr. 33. Die Eintragung ist in der Mitte senkrecht durchstrichen. Das Gedicht ist 1648 in der Abschieds- und Dankekloge Niedersä¡›s¡e Le”e, Bv, gedruckt worden; s. Garber, 1974, S. 318; Stauffer, 2007, S. 49-51. Von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen, weist der Druck nur eine Abweichung auf: T1f.] fehlt – 4 umson‰] ümson‰ –. Im Dialog der Hirten Filanthon und Floridan ist das Epigramm so eingeleitet: "Du bi‰ (sagete Floridan.) unter den Spöttern gese‹en/ deine Spra¡ verrähtet di¡. Soviel weiß i¡ wohl/ daß mir/ wa# mir der Himmel gönnt/ kein Mens¡/ zwar mißgönnen/ aber ni¡t nehmen kan: Eben wie mir au¡ die gan”e Welt mit aller ihrer Bemühung ni¡t wird geben können/ wa# mir der Himmel ni¡t zuvermeinet. Aber s¡er”e/ wie du wil‰. Al# i¡ unläng‰ in söl¡en Gedanken/ derglei¡en du mir zus¡reibe‰/ eingesla[en/ i¡ weiß ni¡t ob e# eine Stimm oder von der Einbildung# Kra[t gewesen/ kahmen mir folgende verwirte Worte zu Ohren:" Nach der Mitteilung des Gedichtes geht die Erzählung so weiter: "Dieser Außspru¡ (sagete Filanthon) s¡einet auf kein böse# Ende zusehen. Und ha‰ du demna¡ wohl Ursa¡/ deine Stirn au[zuheitern/ wöl¡e mir gar betrübte Sa¡en zu lesen gibt." Versart, Kadenzen- und Reimfolge hat das Epigramm Nr. 35 gemeinsam mit den Gedichten Nr. 23, 97, 201, 235, 236, 250 (alle drei Epigramme), 256 und 259 (erstes Gedicht).
Text 36: Rätsel: Seidenwurm. 42r 2 der] Kürzel – 2 auf] oberhalb der Zeile – 4 warme] war oberhalb eines gestrichenen Wortanfangs; Plazierungsstrich – 4 sonn] durch Streichung und Ergänzung aus sohn – 5 vielhundert] er oberhalb der
Apparate und Kommentare
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Zeile wiederholt – 5 Mein] M überschrieben – 6 O] überschrieben; ev. aus ein – 7 hart-vers¡lo‹ne#] ‹ aus ß überschrieben oder umgekehrt; Bindestrich nachträglich eingefügt – 8 und] u. – 8 ‰erb'] ‰erb'; – 10 daß] Kürzel Auch dieses Epigramm, das man sich gut als Erklärungstext eines Emblems vorstellen kann, dürfte in Dannenberg entstanden sein, eher 1648 als 1647. Eine zweite Manuskriptfassung enthält die handschriftliche Gedichte-Sammlung S. v. B. Birken-Wälder (PBlO.B.3.1.1), 41r/v. Von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es folgende Abweichungen: T1] fehlt – T2 Seidenwurm] der Seidenwurm. – 5 vielhundert] viel huntert – 8 einen] einem –. 1648 ist das Epigramm in Birkens Welfenhaus-Panegyricum Dannebergis¡e Helden-B〈lü〉t, Aiiijr/v, gedruckt worden; s. Garber, 1974, S. 318; Stauffer, 2007, S. 49-51. Von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion und dem Fehlen der Hervorhebung der beiden Schlußwörter abgesehen, gibt es folgende Abweichungen: T1f. ] fehlt – 7 vers¡lo‹ne#] vers¡lo‹ene# –. Die Mitteilung des Gedichtes ist scheinbar recht willkürlich in die Erzählung eingefügt. Der Schäfer Floridan betrachtet ein Bächlein, und dabei fällt ihm ein, "wa# ma‹en diese# Silberwä‹erlein glei¡sam ein ‰umme# Sinnbild wär der Zeit und de# hinfälligen Leben#/ wöl¡e beyde dur¡ keinerlei Mittel können aufgehalten oder verlängret werden." ([Aiv]r) Während er damit beschäftigt ist, das "‰umme Sinnbild redend zu ma¡en" und zu bedichten, wird er abgelenkt (ebd.): Indem ersahe er au[ einem Blat einen Seidenwurm/ wöl¡er na¡dem er nun au#gefüttert/ anfienge ›¡ selb‰ in seine Arbeit zu vergraben/ damit verga‹e er seine# Vorhaben#/ na¡dem er ›¡ erinrete etli¡er Rätselreimen/ wöl¡e er vor etli¡en Tagen ungefehr verfa‹et. Vnd dieweil er selbige bey handen wu‰e/ su¡ete er in seiner Tas¡e/ und fande ›e au¡ alsobald. E# waren aber folgende: Nach der Mitteilung des Gedichtes kommt es zu einem Themenwechsel. Der Leser soll feststellen, daß es Auferstehungsgedanken sind, die Floridan in seiner Rätselrede versteckt hat und die ihn im erzählten Geschehen von seinen Vergänglichkeitsbetrachtungen abbringen. Schon die Überschrift macht deutlich, daß das "Rätsel" nicht gelöst ist, wenn der Seidenwurm als Sprechinstanz erkannt wird. Es geht vielmehr um die preziös verrätselte Auferstehungssinnbildlichkeit, die am Ende kenntlich wird. Zur Seidenraupen-Sinnbildlichkeit im allgemeinen s. Jöns, 1998, S. 91-108. Zu Birkens Gedicht s. Laufhütte, 2007, S. 403-412. 1 J¡ werde, bi# i¡ selb‰ gebäre, zwier gebohren.] Das Schlüpfen der Raupe aus dem Ei und des Falters aus dem Kokon sind gemeint. Auf die beiden Stadien der Metamorphose spielt auch v. 8 an – 9f. Mein End verrätet mi¡. ~ ein Kleid von Seiden spinn'] Nicht mehr Rede des Seidenwurmes, sondern des Gedichtes; Anspielung auf die Schlußszene in Sophokles' Drama 'Oidipus auf Kolonos'.
Gedicht 37, 1648
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Text 37: An die Gegend von Hi”ger. 42v/43r 1 1. ] 1 – 1 Freudenfelder] mit der-Kürzel; ebenso 2 wälder – 3 und] u. (ebenso 12, 15, 24, 29, 30, 33) – 6 vergüldten] t überschrieben – 7 könnt] kön t – 12 Ströme] S aus s überschrieben – 20 Himmel] Him el – 21 gegrü‰] g aus b überschrieben – 21 Rand!] Rand!, (ebenso 22 gekü‹et!) – 23 Sand!] Rufzeichen hinter gestrichenem Komma – 27 ihr] davor ih (Versbeginn ohne Einzug) gestrichen – 33 Brand.] Bra d. – 34 Sie] S aus s überschrieben (oder umgekehrt) – 34 Edlen] E aus e überschrieben – 36 ält‰e] erstes t oberhalb der Zeile – 36 Freuen.] Satzschlußpunkt durch Streichung aus Textschlußzeichen ./. Das Gedicht dürfte gegen Ende der Dannenberger Zeit Birkens, also wohl 1648, entstanden sein. Die Eintragung ist auf beiden Seiten in Blattmitte senkrecht durchstrichen. 1648 ist das Gedicht in Birkens Welfenhaus-Panegyricum Dannebergis¡e Heldenbeut, Bijr/v, gedruckt worden; s. Garber, 1974, S. 318; Stauffer, 2007, S. 49-51. In der Erzählung ist die Mitteilung des Liedes so eingeleitet (Bv/Bijr): Zuvor aber/ ehe er den rü¿weg vor die Hand nahme/ wande er ›¡ gegen der Stadt/ wöl¡e er wu‰e/ daß ›e vorde‹en eine annehmli¡e Enthältni# gewesen de# Helden der alt-adeli¡en Wölpenburg. Bald mü‰e er glei¡sam mit sonderbahrer Ehrerbietung ans¡auen daß ie”t leider gar verfallne Heldenhau#/ in wöl¡em der Zweig von Anhalt dem Brun#wiks¡en Löwen zwey dapfre Rei#lein in die Arme geleget. Dazumal klagete er | an die Unbilligkeit der Zeiten an/ wöl¡e einen sovielgewürdigten Ort derma‹en hätten la‹en in abgang gerahten/ dafürhaltend/ der Ort solte sowohl/ al# seine Helden/ dem Zahn der Frefelzeit von re¡t#wegen ni¡t unterworfen seyn. Die Gegend herüm s¡iene eben diese# mit ihm zubetrauren/ wöl¡e ni¡t mehr so herrli¡ au#sahe/ al# ›e wohl vorde‹en gethan. Son‰en kahme er ungefähr zu ‰ehen auf ein Stü¿ Wiesen/ wöl¡e# sonderli¡ mit Blumen Vergiß mein ni¡t/ so di¿ glei¡sam übersäet ware/ daß e# da# ansehen hatte/ e# wolte mit dero fris¡en Farbe den blauen Himmel zu Kamp[ au#forderen. Ihme aber däu¡te der Ort mit dem Wölpenhause/ so zusagen/ zu eifern (dann blaue Farb bedeutet/ in# gemein/ Eifer) daß e# zeithero da# jenige in be›” gehabt/ wöl¡e# ihme mit re¡t hötte gebühren und zu‰ehen sollen. Diesemna¡ konde er ni¡t unterla‹en/ den Ort und die Stadt zu ehren und zuverehren mit diesem Haberliedlein: Von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es folgende Abweichungen der Druckfassung: Die Zählung erfolgt oberhalb der Strophen – T1f.] fehlt – 4 ihr] iht – 20 abges¡wungen] abgeswungen –. Das Inselstädtchen Hitzacker am Zusammenfluß von Jeetzel und Elbe war von 16041635 Residenz Herzog Augusts d. J. von Braunschweig-Lüneburg gewesen; dort waren fünf seiner acht Kinder geboren worden, zuletzt 1633 Birkens Liebling, Herzog Anton Ulrich. In Str. 1, v. 7-12, wird die Landschaft um Hitzacker als trauernde vorausgesetzt, weil die herzogliche Familie und der Hof, nachdem Herzog August überraschend 1635 das Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel zugefallen war, fortgezogen waren, 1636 nach Braunschweig, 1643 nach dem Abzug der dortigen kaiserlichen
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Apparate und Kommentare
Besatzung nach Wolfenbüttel. Zur Residenz Hitzacker s. Kloyer-Heß, 2004. Versart sowie Kadenzenund Reimfolge hat das Gedicht mit dem Gedicht Nr. 62 gemeinsam. 4-6 die ihr Helden habt erzogen ~ soll vergüldten Glanz gewinnen.] Der zur Zeit der Entstehung des Gedichtes einundzwanzigjährige Herzog Rudolf August als ältester damals lebender Sohn Herzog Augusts würde voraussichtlich dessen Nachfolger als Regent werden; in dem fünfzehnjährigen Herzog Anton Ulrich sah Birken den künftigen Geisteshelden. Die Formulierung "an den Bogen" meint das Sternengewölbe als Träger des Ewigkeitsruhmes der Fürsten. – 13-15 Unter jenen ‰olzen Spi”en ~ und au¡ da gebohren werden.] S. o. – 30f. J¡ will ›e und Eü¡ no¡ melden, | der Na¡zeiten grauen Jahren.] Ein von Birken immer wieder einbezogenes Thema: Für den Ewigkeitsruhm der Fürsten sorgen die Dichter. – 32f. Gott woll Eü¡ forthin bewahren | für Verheerung Raub und Brand.] Im Dreißigjährigen Krieg war Hitzakker davon verschont geblieben.
Text 38: An die Seine, daß ›e seiner Liebe mit Gegenliebe begegnen wolle. 43r/v 1 1.] 1 – 4 der] Kürzel; ebenso 9, 10 – 5 Himmel] Him el (ebenso 21 Flamme – 23 ‰amme – 27 zusammen) – 7 verliebte#] t aus ‰ überschrieben – 10 Erden!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 11 da#] Kürzel – 23 und] u. (ebenso 30) – 24 Brennen#] Bren en# (ebenso 28 vergunnt) – 27 geben:] Doppelpunkt aus Komma oder Semikolon überschrieben – 29 Sorgen-‰e¡en] nach Sorgen gestrichen fe¡ten Dieses Gedicht unterscheidet sich inhaltlich und im Ton so stark von den Rosilis-Gedichten (Texte Nr. 31-33), daß kaum an entstehungsgeschichtliche Nähe zu denken ist. Es dürfte nach Birkens Rückkehr nach Nürnberg entstanden sein, wo er nach einer beschwerlichen und offenbar auch gefährlichen Reise am 20.11.1648 eingetroffen war; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 43; Brief des Dannenberger Rentmeisters Johann Schrödter vom 26.1.1649 an Sigmund von Birken (PBlO.C.315.2). Birken hat rechts neben der Überschriftgruppe und dem Beginn der ersten Strophe die folgende für dieses und das nächste Lied geltende Notiz angebracht: "Folgende ›nd | im doru# au# | J‰rien, in der | Pegn. 1. Teil". Die entsprechende 'Tagzeit' des 1673 veröffentlichten ersten Teils der Pegne›# (s. Garber, 1974, S. 318, 320; Stauffer, 2007, S. 128-131, 156f., S. 841-845), Floridan# ho¡-belobter Doru# au# J‰rien. MDCLII. (S. 273-330), enthält das Gedicht auf S. 322f. Entsprechend ist das Manuskript auf beiden Seiten in Blattmitte senkrecht durchstrichen. Birken hatte 1651 und 1652 die Gedichte des Barons Henrich Kielman von Kielmannsegg unter den Titeln Doru# au# I‰rien/ Hoher Nymfen und S¡öner Hirtinnen/ am Donau‰rand/ Edler Belober und Liebhaber und Na¡spiel dieser Liedereyen zuge‰immet von dem S¡äfer Floridan überarbeitet, ediert und pastoral umrahmt mit zwei Dichtungen, die er in seiner Autobiographie für das Jahr 1651 als Werke 16 und 17 und als Schäferdichtungen 8 und 9 verzeichnet hat: "XVI. XVII. Opera. 8.9. Pastoralia Zum Doru# au# I‰rien." (Prosapia / Biographia (WuK.
Gedichte 38 und 39, 1649
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Bd. 14), S. 47). Die Pegne›#-Tagzeit stellt eine Kontamination und Überarbeitung dieser beiden Texte dar. Zur Entstehung des Doru# au# J‰rien s. Kielmans Briefe an Birken (PBlO.C.168.1-9); Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 47; im Birken-Stubenberg-Briefwechsel zu Konzept Nr. 6, Z. 21f. (WuK. Bd. 9, S. 828f.); Spahr, 1953; ders., 1957, S. XXVI, Anm. 4; Garber, 1971, S. 236; ders., 1997, S. 176 (Nachdruck 2006, S. 307). Da sich die Randnotiz im Manuskript nur auf die Doru#-Variante der Pegne›# bezieht und da kein Druck der beiden Teile des Doru# au# J‰rien von 1651/52 erhalten ist, wissen wir nicht sicher, ob das Gedicht Nr. 38 schon Bestandteil einer der beiden Eklogen war; es ist aber doch recht wahrscheinlich. Somit läßt sich die Datierung des Gedichts auf den Zeitraum zwischen 1649 und 1651 eingrenzen. Da sich die Gedichte Nr. 43 und Nr. 44 ziemlich sicher dem Frühjahr und Sommer 1650 zuordnen lassen (s. d.), wird das Gedicht Nr. 38 – Entsprechendes gilt für die folgenden Gedichte Nr. 39-41 – am ehesten 1649 entstanden sein. In der Erzählung in der Pegne›# ist das Lied in einem Wechselgespräch über die Liebe zwischen Floridan und Hylas dem Letzteren in den Mund gelegt und wird so eingeführt (S. 321f.): So sagt i¡ dan/ Vive l'Amour! | (riefe Hyla#) und will ni¡t abla‹en/ der angenemen Laura meine Holds¡a] anzutragen. Diese# sagend/ ‰immete er sein Bus¡et¡en/ spielte/ und sange darein diese# Liedlein: Als "S¡ä[erkne¡t Hyla#" zeichnet am 7.11.1651 (PBlO.C.12.2) ein von Birken im Adressenfeld des Briefes als J. C. Gammersf〈elder〉 bezeichneter Nürnberger Freund, der zum März 1652 auch in der tagebuchartig geführten Randspalte der Autobiographie erwähnt ist (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 49). Vielleicht ist das Gedicht ursprünglich für ihn geschrieben worden. Von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen, zeigt die Druckfassung folgende Abweichungen: T1-T4] fehlt – 23 Seelen] Seele – 24 Brennen#] Brenner# –. Strophenform und Reimfolge hat das Lied mit den Gedichten Nr. 52, 58, 61, 104 und 186 gemeinsam. 25 weil wir leben] 'solange wir leben'. Text 39: Seine Lieb#-abenteur mit der Laura: S¡äferinn, ihr seit am unre¡ten. 43v-44v 1 Pegni”‰rand] Pegni”‰ra d – 3 der] Kürzel; ebenso 9, 19, 22, 24, 27, 58, 65 – 6 die] ie aus en-Schlaufe überschrieben – 11 Stimm] Stim (ebenso 28 Stimme) – 13 da#] Kürzel; ebenso 18, 26, 29 – 26 Gra#] # überschrieben – 26 nieder] mit der-Kürzel; ebenso 28 wieder – 32 und] u. (ebenso 50, 52, 64, 70) – 41 6.] 6 – 42 hervor] e überschrieben – 50 führte:] Doppelpunkt vor gestrichenem Komma – 53 Sie] S aus s überschrieben – 56 na¡ dem] dazwischen Worttrennungsstrich – 66 nit] mit Ton und Inhalt lassen entstehungsgeschichtliche Nähe zum Gedicht Nr. 38 vermuten; es dürfte ebenfalls 1649 entstanden sein. Auch für dieses Lied gilt die von Birken im Manuskript zum Text Nr. 38 angebrachte Randnotiz. Die Eintragung ist ebenfalls auf allen drei Seiten in Seitenmitte senkrecht durchstrichen. Zum Druck in der Doru#-'Tagzeit' des ersten Teils der Pegne›# (1673) s. zu Text Nr. 38.
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Apparate und Kommentare
Die Erzählung, in welche das Gedicht eingebettet ist, trägt autobiographische Züge. Der Schäfer Floridan kommt im frühen Frühling (des Jahres 1651) zum Schauplatz des großen Friedensfestes von 1650 (zu diesem s. Laufhütte, 2007, S. 153-169) und hängt seinen Erinnerungen, auch an seine eigene Mitwirkung, nach. Sein Vorsatz, etwas Poetisches niederzuschreiben, kommt nicht zur Ausführung, denn (S. 278): "Jndem er aber ›¡ beda¡te/ wa# er s¡reiben wolte/ sahe er den S¡äfer Hyla# daher treiben/ und hörte ihn zuglei¡ diese# Lied ›ngen:" Auch dieses Gedicht ist also in der poetischen Fiktion Hylas zuzuschreiben, s. zu Text Nr. 38. Im Druck ist der letzte Vers einer jeden Strophe gegenüber der voraufgehenden Dreiergruppe, nicht wie im Manuskript, vor-, sondern eingezogen. Sonst bestehen, von Abweichungen in Orthographie und Interpunktion abgesehen, folgende Unterschiede zum Manuskript: T1T4] fehlt – 13 Ey] A¡! – 13 nit] ni¡t (ebenso 21, 66) – 14 die hellen] und holde – 20 wurd'] ward – 22 an der i¡ mi¡ son‰] daß i¡ an ihr mi¡ – 35 junge#] Edle# – 36 ihren] ihrem – 47 sagt'] spra¡ – 63 fein] gern – 72 Laura] Lauren 1f. Jn# grüne Feld am Pegni”‰rand | gieng Floridan spaziren,] Einer der Hinweise auf Entstehung des Gedichtes nach Birkens Heimkehr nach Nürnberg. – 10 wo find' i¡ di¡, mein Leben?] Anrede an die entfernte Geliebte, die später (v. 57, 71) als "Amarilli#" bezeichnet wird. Daß sie mit der Jeetzel (v. 13-16, 21-23) und der Elbe (v. 58) in Verbindung gebracht wird, läßt die Vermutung zu, es sei dieselbe Person namengebend, die in den Gedichten Nr. 31-33 als "Ro›li#" angeredet wurde. Auf Personidentität könnte auch weisen, daß Birkens Autobiographie unmittelbar nach Nennung der Niedersä¡›s¡en Le”e, noch im Zusammenhang der Darstellung der Zeit in Dannenberg, die Notiz "Amata Amarillis" enthält (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 42). Auch in dieser Abschieds- und Dankekloge wird sie genannt und bedichtet, desgleichen 1669 in der Guelfi#, S. 14-23. Auch die Nennung der niedersächsischen Flüsse in diesem Zusammenhang bestätigt die Entstehung des Gedichtes in Nürnberg. – 14 Nymfen Zellen] Das Wasser als Wohnung der Nymphen. – 25 mein Aufenthalt] 'der Gegenstand meiner Gedanken': die entfernte Geliebte. – 30-32 selb‰ Zefyru# ›¡ sehnte, ~ und Flora mit bezahlt'.] Zur Liebesbeziehung zwischen Zephyrus und Flora s. Ovid, fast. 5, v. 195ff.; Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 579f.; Bd. 5 (1975); Sp. 1513. – 37f. ›e da¡t in ihren Sinnen: | mein S¡äfer will von hinnen;] Laura hatte Hylas zu hören gemeint (s. v. 41f.), der später im Hirtengespräch mitteilt, er plane tatsächlich seine Abreise, um Kriegsdienste zu nehmen. – 53f. Sie sahe keine Wangen | voll doppelda[et hangen.] Anspielung auf Hylas' Barttracht, die man sich als von derjenigen Floridans markant verschieden denken soll. – 57-60 Solt Amarilli# deine Zier ~ zu dienen bi‰ gefli‹en.] S. zu v. 10. Hylas deutet Floridans Höflichkeitsdienst eifersüchtig falsch und ermahnt ihn zu demjenigen Verhalten, zu dem er nach Auskunft der Schlußstrophe ohnehin neigt. – 65-67 A¡, spra¡ der gute Floridan, ~ der alle Stunden we¡slen kan.] Trotz seiner Eifersucht ist Hylas nach Floridans Darstellung unbeständig. – 68-71 J‰ meine s¡on von hinnen, ~ i¡ halt'# mit Amarilli#] S. zu v. 65-67. Im weiteren Verlauf des Gesprächs zwischen Hylas und
Gedichte 39 und 40, 1649
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Floridan zeigt sich jedoch, daß auch dieser sich anderweitig zu verlieben und zu werben vermag, bislang erfolglos. Zuletzt aber bekennt er die Unverbrüchlichkeit seiner Treue zu "Amarili#".
Text 40: Hyla# und Laura we¡selverliebung im Heuen. 44v-46r T1 XXXX.] XXXXI. – 5 da#] Kürzel; ebenso 11, 29, 33, 34, 42 – 6 der] Kürzel; ebenso 15 (2x), 19, 25, 34, 47, 51 – 14 und] u. (ebenso 21, 33, 36, 39, 46, 48, 58, 59, 60, 63, 65, 69, 83) – 25 5.] 5 (ebenso bei Str. 9) – 59 wieder] mit der-Kürzel – 61 hat'#] durch Streichung aus habt'# – 61 gedrü¿et,] Komma durch Streichung und Überschreibung aus Fragezeichen – 62 habt] durch Streichung aus habet – 65 Hyla#!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 69 heuen] en oberhalb des gestrichenen ursprünglichen Wortendes – 71 Sennse] Sense – 72 und] u – 73 zwar] danach Satzzeichen oder Buchstabe (Wortanfang) gestrichen; die Streichung ist zu einem großen Tintenfleck ausgelaufen – 73 s¡ämte] ä überschrieben – 74 ni¡te#] e# überschrieben – 82 diese] oberhalb von gestrichenem ihre – 83 Haabe] zweites a aus b überschrieben – 87 in] oberhalb von gestrichenem ihr – 88 beflammte#] beflam te# Diese mythisierende Erzählung des Beginns der Liebesbeziehung zwischen Hylas und Laura müßte vorgangslogisch innerhalb der Gedichtgruppe Nr. 38-41 eigentlich an erster Stelle stehen; chronologische Anordnung der Sammlung vorausgesetzt, ist sie aber als dritter Text – sicher auch 1649 – entstanden. Dem entspricht auch, daß der dargestellte Vorgang im Herbst spielt, derjenige des vorhergehenden Gedichtes im Frühjahr (s. Gedicht Nr. 39, v. 1). Ein Druck des Liedes Nr. 40 ist nicht bekannt. Strophenform und Reimfolge hat das Lied gemeinsam mit den Gedichten Nr. 70, 109, 119, 120, 122, 148, 152, 180, 183, 191, 196, 206, 230, 240, 257 (erstes Gedicht), 276 und 277. 2 meyen] 'ernten'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 6 (1885), Sp. 1450f. – 3 weil der Herb‰ nun zog zu Feld.] S. o. – 15 mit der Sensen in der Hand] Die Schäfer führen Sensen (s. v. 20, 27, 32, 77, 87); die hilfsbedürftigen Schäferinnen aber nur Sicheln (v. 12). – 16 da¡t' indeß an Amarilli#] S. zu Gedicht Nr. 39, v. 10. – 24 i¡ will Aller S¡äfer seyn.] Die Behauptung, allen zur Verfügung stehen zu wollen, soll als Absage an die Liebe aufgefaßt werden, die natürlich 'bestraft' werden muß, wie es denn auch geschieht. – 29 vor da# S¡lei[holz] 'anstelle des Schleifholzes'. Statt des später üblichen Schleifsteins führten die Mäher damals einen Hartholzblock zum Schärfen der Sensen mit. Er steckte in einem Futteral am Sensenstiel. – 43 Aerztin, rief er, meiner S¡merzen,] S. zu Gedicht Nr. 33, v. 9. – 64-66 Nun führ mehr so gro‹e Worte, ~ Aller Gun‰ glei¡ gelten kan.] Rekurs auf v. 24.
Apparate und Kommentare
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Text 41: J¡ liebe, wa# fein i‰: ob# s¡on nit mein i‰. 46r-48v 1 der] Kürzel; ebenso 36, 53, 54, 120, 137 – 4 verdammen] verdam en (ebenso 5, 60 Flammen – 14 Bli¿geflammten – 34, 53 Himmel – 52 Lümmel – 76 Sammet – 140 beysammen) – 6 da#] Kürzel; ebenso 16 (2x), 17, 23, 32, 37, 90, 92, 94, 110, 148, 161; ebenso 11 daß – 6 Herze] H verschmiert – 8 und (2x)] u. (ebenso 16, 25, 39, 44, 51, 63, 72, 83, 89, 92, 115, 116, 120, 124, 134, 143, 159, 160, 177, 179) – 10 S¡önen?] Fragezeichen aus Komma überschrieben – 34 ihr] ev. jhr – 49 geblieben:] Doppelpunkt vor gestrichenem Komma – 51 lieben# wehrt] ev. lieben#wehrt – 69 Lä¡len] L aus l überschrieben – 70 entrü¿et] n überschrieben – 74 gibt] g überschrieben – 81 da# ] # aus s überschrieben – 94 do¡] durch Überschreibung aus au¡ (o oberhalb aus dem u-Bogen wiederholt) – 99 hei‰] t verschmiert; ev. ein weiterer Buchstabe am Wortende gestrichen – 108 ‰ehn] n aus en überschrieben – 109 dann] dan – 124 nieder] mit der-Kürzel; ebenso 137 andern – 159 wieder – 168 iederzeit – 125 feine#] Tintenfleck über dem Endungs-e – 130 Sehnen] S aus s überschrieben – 137 andern] dem der-Kürzel oberhalb eingeschriebenes ursprüngliches Schluß-n gestrichen – 142 Meine] M aus m überschrieben – 151 Feinen!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 155 S¡öne Prangen] e von S¡öne überschrieben, danach ein Buchstabe gestrichen; ev. S¡öne-Prangen Auch dieses Gedicht dürfte 1649 in Nürnberg entstanden sein; s. zu Text Nr. 38. Es läßt in etwa dieselbe Einstellung erkennen, die Floridan im Gespräch mit Hylas in der Doru#-Ekloge der Pegne›# vor dem abschließenden Bekenntnis zu Amarillis verlautbart. Auf Floridans Eigenlob, er verdiene seiner Treue wegen den Namen Celadon – so heißt ja der Musterliebhaber in Honoré d'Urfés Astreé –, versetzt Hylas (S. 285f.): Ey du s¡öner Celadon! [...] Warüm fande i¡ di¡ dann unläng‰/ mit der Magdali#/ Worte und Küße we¡seln? Ey/ wei‰ du dann ni¡t/ (gabe ihm der zur antwort) den bekanten Spru¡: da# Herz für eine/ Mund und Augen für alle! Man sagt aber au¡: (sagte dieser) wa# im Herzen i‰/ kan der Mund ni¡t bergen. Zwar du ha‰ gut sagen/ dein Feuer/ da# di¡ brennet/ i‰ hier und bey dir: meine# s¡eiden und s¡neiden zwey hohe Gibirge | von meinen augen. E# i‰ kein wunder/ wann die Ferne und lange Abwesenheit meine Flammen kalt ma¡et. J¡ will dir wol etwa# ander# sagen: (widerredte Hyla#) gähe Brun‰ verlodert bald. Die Liebe s¡ie‰ di¡/ und s¡ie‰ dir gar zu ges¡wind ein. Deine Flamme i‰ ‰ra¿# im anfang gar zu heiß: daher der Liebe#pfeil in deinem Herzen bald verbrennet oder vers¡milzet. Muß i¡ dir ja hierinn re¡t geben/ (sagte Floridan) so sage i¡: e# i‰ meine Natur/ i¡ kan ni¡t darwider. Das Gedicht liefert der Flatterhaftigkeit des Liebhabers eine anfechtbare Rechtfertigung, indem es ihn auf der Suche nach der 'Feinheit' der Frauen darstellt. Die Bezeichnung meint die perfekte Verbindung äußerer Schönheit und innerer Werte, wie sie später lapidar im Epigramm Nr. 279, v. 5f., konstatiert wird. Ein Druck des Liedes, das Strophenform und Reimfolge mit dem Gedicht Nr. 105 gemeinsam hat, ist nicht bekannt.
Gedichte 41 und 42, 1649
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25-30 Die Welt, die groß' und kleine, ~ den S¡öpfer selb‰ betra¡t.] Die Wahrnehmung der Vollkommenheit des Geschöpfs erscheint als Wahrnehmung des Schöpfers, Gottes. – 31-33 Die Götter selber lieben ~ ihr s¡öne# Ebenbild] Die Gottesebenbildlichkeit des Menschen (Gen. 1.26) wird in gewagte Verbindung mit Vorgängen in der heidnisch-antiken Götterwelt gebracht. – 36 der mit dem donner spielt] Zeus / Jupiter. – 37-40 Da# sü‹e Thun da# Lieben ~ ja gar ein güldner Regen.] Anspielung auf den Leda-, Europaund Danae-Mythos; s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 531f.; Bd. 2 (1967), Sp. 446-448; Bd. 1 (1964), Sp. 1378f. – 41f. Mar# se”t, dem blanken degen, | die glatte Venu# für.] Anspielung auf die berühmte Geschichte vom ertappten und verspotteten Ehebrecher Ares; s. Homer, Odyssee 8, v. 267ff.; Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 527. – 43-45 Apollo i‰ ni¡t ›¡er, ~ und lau[t der Dafne na¡.] S. Ovid. Metamorphosen 1, v. 452-567. – 46-48 Neptun brennt in den Fluten, ~ ersäu[t kein kühler Ba¡.] Zu den zahl- und folgenreichen Liebschaften Poseidons s. Der kleine Pauly, Bd. 4 (1972), Sp. 1076-1078. – 52 der i‰ ein Mop#, ein Lümmel] Birken verwendet den seit Vergil (Ecl. 5) in der Bukolik geläufigen Namen Mopsus öfter zur Bezeichnung eines ungebildeten, nicht kunstsinnigen Menschen. – 53f. wa# dem Himmel | ›¡ glei¡et auf der Erd] Vgl. v. 29f. Irdische Schönheit ist ein Abbild der himmlischen. – 88f. Gibt mir au¡ einmahl eine | da# Glü¿e, und die Meine] Subjekt dieses temporalen oder konditionalen Nebensatzes ist "da# Glü¿e". – 90 verwandt] 'zugewandt', 'zugeneigt'. – 100 Momu#] Griechische Personifikation des Tadels; von Birken und seinen Zeitgenossen immer wieder als Bezeichnung für den tadelsüchtigen Neid verwendet. – 101f. den heimli¡ in den Herzen | nit sein Gewi‹en bei‰] Von Birken häufig verwendetes Motiv: das Gewissen als bissiger Hund; s. das Lied Der Gei‰li¡e Krieg und Sieg ("O Gott, der du im Seelenbad der Tau["): Psalterium Betulianum (PBlO.B.3.3.3), 70r-72v; Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 10-14, hier S. 13, Str. 29f. – 112 wer wird mi¡ darüm filzen?] 'Wer wird mich deswegen tadeln?'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 3 (1862), Sp. 1835. Birken verwendet sowohl das Verb als auch das zugehörige Substantiv 'Filz' (Tadel) häufig. – 113 von einem groben Rülzen] S. zu Text Nr. 30, v. 55. – 130-132 do¡ ma¡et mir au¡ Sehnen, ~ wann# nur fein freündli¡ i‰] Vgl. v. 103-108. – 136 bin i¡ zwar nit au# Flandern] Die Redensart, jemand sei aus Flandern, bedeutete, er sei flatterhaft und treulos; s. Wander. Bd. 1 (1867; Neudruck 1963), Sp. 1047; s. auch Grimmsches Wörterbuch. Bd. 3 (1862), Sp. 1722. – 148-150 viellei¡t mö¡t' i¡ da# Feine, ~ nit können geben an.] 'Vielleicht könnte ich die Feinheit gar nicht genau bestimmen', also auch nicht feststellen, daß sie in der Einen vollkommen vorhanden wäre, so daß ich weiterhin auf der Suche bleiben müßte. – 174 wann ihr wolt seyn so wild] 'Wenn ihr meine – von euch provozierte – Einstellung ablehnt'.
Text 42: Liebe#verzug. 49r 3 kömmt] köm t – 3 der] Kürzel – 4 und] u. (ebenso 6) – 4 entbrennet] entbren et
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Dieses Epigramm, das in zeitlicher Nähe zu den Gedichten Nr. 40 und 41 entstanden sein muß, liest sich wie ein Widerruf der Treue- und Standhaftigkeitsbekundungen, welche den Tenor der RosilisGedichte (Texte Nr. 31-33) ausmachten und auch noch die folgenden Amarillis-Erwähnungen (in den Texten Nr. 38-40) beherrschten. Es hat Versart sowie Kadenzen- und Reimfolge mit dem Gedicht Nr. 83 gemeinsam. Ein Druck ist abermals nicht bekannt. T2 Liebe#verzug.] 'Ausbleiben von Gegenliebe'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 12, Teil 1 (1956), Sp. 2666-2674.
Text 43: An die Ba›lene, al# ›e ihm ein Band vergönnet. 49r-50r 1 der] Kürzel; ebenso 12, 20, 25, 34, 36 – 2 Blumenwiesen,] Komma aus Punkt überschrieben – 5 und] u. (ebenso 9, 10, 11, 13, 20, 44, 49, 56, 57) – 7 krumme] krum e (ebenso 55 nimm – 57 wamm#) – 26 ihr] danach Komma gestrichen; ebenso nach 27 dir – 33 dieser] r aus # überschrieben – 42 zum] oberhalb von um ein oder zwei Buchstaben gestrichen – 45 Nymfe] N überschrieben – 47 diß] ß aus # überschrieben – 55 hin:] Doppelpunkt aus Komma überschrieben – 58 da#] # aus s überschrieben Mit diesem Gedicht wird eine Gruppe von Texten eröffnet, welche der im Gedicht Nr. 42 verkündeten Einstellungsänderung entsprechen. Falls die Jahreszeitangaben in der Eingangstrophe die Zeit der Entstehung des Liedes widerspiegeln, muß es im Frühjahr 1650 in Nürnberg entstanden sein. Ob dem dargestellten Vorgang autobiographische Substanz zugrunde liegt, ist mangels Kontextes nicht zu ermitteln. Immerhin enthält Birkens Autobiographie in der Randspalte zwischen Notizen zum Frühjahr 1650 die Namen "Basilene. | Galathea." (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 45). Sonett Nr. 45 legt nahe, daß die beiden Genannten Schwestern waren. Ein Druck des Gedichts Nr. 43 ist nicht bekannt. T2f. ein Band] Anders als in Gedicht Nr. 31, v. 28, ist das Nomen "Band" hier und in v. 22-26 als Neutrum verwendet, in allen anderen Erwähnungen in diesem Gedicht wie im Text Nr. 31 als Maskulinum. Zur Bedeutung der Vergabe eines Bandes s. zu Gedicht Nr. 33, v. 22, 127. – 1-4 An der Pegni” ihrem Rand, ~ da die Lenzen lü[tlein bließen,] S. o. – 12 der andre S¡äfer# man] Vgl. v. 36; s. o. – 14 bravirte] 'sich präsentierte', 'sich spreizte'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 2 (1854), Sp. 340. – 26-28 Coridon lief, wolt' e# ihr ~ etwa#, da# für mi¡, gefunden] Der Coridon dieses Gedichtes spielt die Rolle des d'Urféschen Hylas, im Gegensatz zur Celadon-Rolle des Namenlosen; s. auch v. 38f. – 32 nähen] 'nähern'. – 38-44 do¡ weil er ›e hielte wehrt, ~ selb‰ den Band ablö‰' und gabe.] Kontrastiv gezeichnetes Verhalten des zweiten Paares gegenüber dem ersten, das zwar "bravirte", aber, wie Coridons Verhalten zeigt, keineswegs gesichert war. – 45-56 Nymfe! spra¡ er, diese Beut ~ so ›nd du und i¡ gebunden.] Eine als vorbildlich dargestellte Liebesabsprache. Des Ungenannten Verhalten in der Schlußstrophe entspricht ihr.
Gedicht 44, 1650
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Text 44: An die Galathee. 50r/v 5 da#] Kürzel – 6 und] u. (ebenso 18, 23, 30, 31, 42, 45, 53) – 6 ‰ummer] ‰um er (ebenso 12 Flammen) – 7 Pein!] Rufzeichen aus Komma überschrieben; ebenso bei 17 Zier! – 16 Galathee] Schluß-e überschrieben – 17 allers¡ön‰e] ev. aller s¡ön‰e – 23 Lie¡te:] Lie¡te,: – 26 Galathee,] Komma durch Streichung und Überschreibung aus Rufzeichen; ebenso bei 38 beneider, – 31 runden] r aus R überschrieben – 32 Riegel] ie undeutlich ausgeführt – 37 Kleider] mit der-Kürzel; ebenso 38 beneider – 41 wunder – 43 der] Kürzel; ebenso 44 – 44 verborgnen] verborˉgen – 46 Galathee!] Galathee!, – 47 mir ~ nenne] versehentlich eingerückt; durch zwei vorgesetzte waagrechte Striche plaziert – 50 geben.] ev. geben, – 51 beyd'] b aus z überschrieben – 52 vers¡a[e] ¡ überschrieben Dem Gegenstand nach und sicher auch entstehungsgeschichtlich bildet dieses Gedicht mit den Texten Nr. 43 und 45 eine zusammenhängende Gruppe. Auch diesmal bleibt die Sprechinstanz gedichtintern namenlos. Dazu und zur ev. zugrundeliegenden autobiographischen Substanz s. zu Gedicht Nr. 43. Rechts auf dem Rand, neben Überschrift und Gedichteingang, hat Birken notiert: "In der Pegne›#"; entsprechend ist das Gedicht auf beiden Seiten in Blattmitte senkrecht durchstrichen. Oberhalb der Randnotiz ist von derselben Hand, von welcher die Ziffer "VII." beim Gedicht Nr. 9 stammt, die Ziffer "VI." angebracht worden. Die bei den Gedichten Nr. 9 (VII), 44, 49, 50, 52, 54, 55 (VI) und 121 (V) angebrachten römischen Zahlen markieren geplante oder vollzogene Aufnahme der Gedichte in die Pegne›#. Da aber nur bei Gedicht Nr. 9 die Pegne›#-Tagzeit richtig bezeichnet ist, muß Birken diese Markierungen vorgenommen haben, als die Reihenfolge der Tagzeiten noch nicht endgültig feststand. Im ersten Teil (1673) der Pegne›# erscheint das Gedicht Nr. 44 in der vierten "Tagzeit" (S. 211-272), die Floridan# S¡önheit-Lob und Adel#-Prob. MDCL überschrieben ist, auf S. 254-256. Auf der Rückseite des Titelblatts sind die Adressaten und der Dichtungsanlaß genannt (S. 212): "An Den Wol-Edlen/ Ge‰rengen und Ve‰en Herrn Herrn Gabriel Nü”el/ von Sinder#bühl/ und Die Wol-Edle/ Viel-Ehrentugendrei¡e Jungfrau Maria Jacobina Te”lin/ von Kir¡en›ttenba¡/ al# Wol-Adeli¡e Ho¡zeitere." Die Hauptvorlage des in der Pegne›# mitgeteilten Textes ist vorhanden: S¡önheit-Lob | auf ein | Freudenrei¡e# Eh- und Ehrenfe‰/ | neben einem | Glü¿-Zuruf | gesungen und au# fremder Ferne | übersendet | von | Falindor und Hyla#/ | zween S¡äfern. | Nürnberg/ bey Wolfgang Endtern/ dem ältern. | M.DC.LI. (S. Garber, 1971; ders., 1974, S. 318; ders., 1997, S. 170 (Nachdruck 2006, S. 300); Stauffer, 2007, S. 135-137.) Die Jahreszahl der Vorlage weicht also von der im Titel des Pegne›#-Druckes genannten ab. Auch in Birkens Autobiographie ist die Dichtung am Ende der Auflistung von Ereignissen und Arbeiten des Jahres 1650 aufgeführt (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 46): "7. Pastorale, in Nuptias Nützelianas." Demnach ist das Werk wohl erst nach der Hochzeit gedruckt worden. Es gibt nur ganz geringfügige Abweichungen des Pegne›#-Drucks von der Vorlage; alle eingefügten Gedichte sind übernommen. Das Lied Nr. 44 steht nicht in der Nützel-Tetzelschen Ekloge und auch nicht in dem ihr entsprechenden Teil der unter diesen Titel gestellten Pegne›#-Schäferei. Diese hat Birken wie die anderen Bestandteile des Bandes in gezählte
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Abschnitte eingeteilt. Die Pegne›#-Variante der 1651 gedruckten Nützel-Tetzelschen Hochzeitsekloge endet mitten im Abschnitt 32 (S. 247). Der Rest dieses Abschnitts und der nächste sind eine Überleitung zu einem neuen Gegenstand des Hirtengesprächs der vierten Pegnesis-Tagzeit, der mit dem voraufgehenden nur in lockerer Verbindung steht und dessen Behandlung bis zum Abschnitt 56, dem Ende der vierten Pegne›#-Tagzeit, reicht. Mit dem Abschnitt 34 beginnt die Neubearbeitung einer etwas älteren Gratulationsekloge; Birken führt sie in seiner Autobiographie (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 45) als seine fünfte Hirtendichtung auf, ebenfalls für das Jahr 1650. Das Original galt einer am 17.6.1650 vollzogenen Hochzeit: Ho¡zeitli¡e# | S¡äfergedi¡t | auf | H. Johann Frideri¡ Friesendorf# | und | Frauen Annen Jlsen | Gebornen Töbing#/ | Trauung#fe‰. (S. Stauffer, 2007, S. 100-102.) Diese Ekloge war Bestandteil einer Glückwunschsammlung, die 1650 in Hamburg gedruckt worden war. Von Birkens Beitrag existiert nur noch ein Fragment, der Anfang, die Entsprechung zu den Abschnitten 34 und 35 des Pegne›#-Drucks mit den beiden Gedichten. Das Gedicht Nr. 44 wird im Abschnitt 39 mitgeteilt. Ob es schon zum Bestand der 1650 gedruckten Ekloge gehört hat, was als wahrscheinlich gelten darf, oder erst bei der Erstellung der Pegne›#-Fassung eingefügt wurde, läßt sich nicht feststellen. Die Bearbeitung des Friesendorf-Bestandteils, der ja ohne Deklaration seiner ursprünglichen Eigenständigkeit an- bzw. eingefügt wurde, muß sehr viel intensiver gewesen sein als die des ersten. Die Handlung der Nützel-Tetzelschen Ekloge spielt laut Auskunft des Titels in "fremder Ferne"; diese Formulierung kann – und soll – sowohl besondere Entlegenheit wie auch ihr Gegenteil, lediglich verfremdete Nähe, bedeuten. Auf das Letztere weisen die im Original wie in der Pegne›#-Fassung verwendeten, anagrammatisch verstellten Personen- und Ortsnamen: "Falindor" (Floridan), "Hyla#" (Klajus), "Te#ping" (Pegnitz), "Burgeron" (Neroburg), "Mergania" (Germania) usw. Die Friesendorfsche Schäferei ist in diese Ferne-Fiktion so eingepaßt, daß Falindor Gelegenheit erhält, vom Schäfer Floridan und anderen Pegnitzschäfern zu erzählen. Eben dies tut er auch zur Einführung des Gedichtes Nr. 44. Floridan habe, seiner fernen Amarillis nachtrauernd, die an der Pegnitz beheimatete Galathee singen hören und sich, ganz nach dem Vorbild des d'Urféschen Hylas, in sie verliebt. Entscheidend sei diese Szene gewesen (S. 254): 39. Floridan behor¡te hierauf (erzehlte Falindor ferner) diese S¡äferin/ und vername/ daß ›e ein Lied sange/ mit wel¡en er unläng‰ ihre S¡öne verehret. Er hatte e# an einen Baum gehä]et: da ›e e# ungefähr gefunden/ und nun also mit ihrer Engel‰imme belebte. E# waren diese Gesang-sä”e: Nach der Mitteilung des Liedes fährt Falindor fort (S. 256): 40. Der S¡äfer befande ›¡/ dur¡ diese Gnade/ ihr derma‹en verpfli¡tet/ daß er seine vorige gedanken ‰ra[ete/ und jezt anfienge/ seinen füßen aufzubieten/ üm dieser S¡önen aufzuwarten. Der gedruckte Text des Gedichtes weicht, abgesehen von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion sowie bei der Regelung der Ein- und Ausrückungen, an folgenden Stellen von der Manuskriptfassung ab: T1f. ] fehlt – 9 mein] dein – 16 Galathee!] Galathee! a¡ – 20 konde‰ du berü¿en] kont‰ du mir entrü¿en – 33 verha‹ten] beneidten – 33 nit] ni¡t (ebenso 36) – 34 iede] diese – 50 üm] um
Gedichte 44, 45 und 46, 1650
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9 und ›e soll mein E¡o seyn] Im Druck heißt es "dein E¡o". Angeredet ist die "Pein" des Sprechenden, welche die Angebetete ebenfalls empfinden soll. Das bringen beide Formulierungsvarianten zum Ausdruck. – 20f. konde‰ du berü¿en | meine Seele ganz in di¡] Die Druckvariante stellt eine logische Verbesserung dar.
Text 45: Von zwey unglei¡en S¡we‰ern. Sonnet. 51r T1 XLV.] XLV – T2 unglei¡en] unglei¡e – 2 andern] mit der-Kürzel; dem Kürzel oberhalb eingeschriebenes ursprüngliches Schluß-n gestrichen – 4 unvollkommen] unvollkom en – 4 und] u. (ebenso 10, 11) – 6 der] Kürzel – 6 vergaß] vegaß – 12 da#] Kürzel – 12 Liebrei¡-seyn:] Doppelpunkt oberhalb von gestrichenem Komma – 14 dieser] diesr Gegenstand und wohl auch die Entstehungszeit schließen dieses Sonett mit den Gedichten Nr. 43 und 44 zusammen; der humoristische Ton unterscheidet es von ihnen. Zur eventuell zugrunde liegenden autobiographischen Substanz s. zum Gedicht Nr. 43. Ein Druck des Sonetts, das Versart sowie Kadenzen- und Reimfolge mit dem Gedicht Nr. 17 gemeinsam hat, ist nicht bekannt.
Text 46: An Fili›lle. Sonnet. 51r 1 der] Kürzel; ebenso 2, 8, 11 – 1 Fili›lle!] Fili›lle!, – 3 ‰ahl] s aus S überschrieben – 7 und] u. – 9 jung;] Semikolon (ev. Doppelpunkt) aus Komma überschrieben – 13 au¡] durch Überschreibung aus no¡ Dieses Sonett ist – chronologische Anordnung der Sammlung vorausgesetzt – zwischen dem Frühjahr 1650 (s. zu Gedicht Nr. 43) und dem Frühjahr 1651 (s. zu Gedicht Nr. 58) entstanden. Wenn man annimmt, daß die Erante-Gedichte (Nr. 52 und Nr. 54-57) zeitnah zu dem ihnen entsprechenden Autobiographie-Eintrag (s. zu Gedicht Nr. 52) verfaßt worden sind, müssen die vorhergehenden Gedichte, also auch das Sonett Nr. 46, ebenfalls 1650 geschrieben worden sein. Das Sonett Nr. 46 dürfte in Reaktion auf eine Hochzeitsmitteilung entstanden sein. Die autobiographische Substanz ist evident. Der Inhalt bezieht sich zurück auf eine im Gedicht Nr. 4, das 1644 verfaßt worden sein dürfte, ebenfalls im Rückblick angedeutete (v. 13-38) Konstellation: Der Jenaer Student Sigmund Betulius war gemeinsam mit dem damaligen Freund Johann Heinrich Rietesel, der dort nicht nur (in der Überschrift und in v. 7) "Pirithou#", sondern auch, in v. 73 wie hier in v. 7, "Pylade#" genannt wird, von einem Mädchen fasziniert, das dort (v. 16) und hier "Fili›lle" genannt wird und bei dem damals offenbar der Freund bessere Chancen hatte; s. Gedicht Nr. 4, v. 35f. Ein Druck des Sonetts ist nicht bekannt. 1f. J¡ denke no¡ der Zeit, ~ dort an der s¡önen Saal;] S. o. – 5 die andre Cynthia!] Cynthia war – nach ihrem mythischen Geburtsort – einer der Namen der Göttin Artemis / Diana; s. Georges. Bd. 1, Sp.
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1867. – 7 mein Pylade#] S. zu Text Nr. 4, v. 7, 73. – 10 J¡ zwar buhl' i”t nit mehr mit so verzagten Sitten:] Die Gedichte Nr. 38ff. könnten, wenn man ihnen autobiographische Substanz zutraut, zur Erläuterung dienen. – 11f. do¡ wird mir vor dem Mahl ~ i”t, da ›e zeitig ‰eht.] 'da sie reif ist'; s. o.
Text 47: Floridan# Seine soll Florinda heißen. 51v-52v 1 jüng‰] g oberhalb der Zeile – 1 der] Kürzel; ebenso 7, 26, 27, 55 – 6 und] u. (ebenso 8, 9, 13, 19, 27, 36, 41, 61, 76) – 10 wankel›nn,] Komma überschrieben – 11 sag,] Komma nachträglich eingefügt – 13 da¡t:] Doppelpunkt nachträglich eingefügt – 24 Wankelwahn?] Fragezeichen aus Komma überschrieben – 37 entkommen] entkom en (ebenso 39 ver‰ummen – 42 eingenommen) – 47 Nenn] N überschrieben – 48 seyn:] Doppelpunkt aus Komma überschrieben – 57 Zulä”t] ä aus e überschrieben; t nachträglich aus ”-Ligatur erhöht – 65 wieder] mit der-Kürzel – 67 angetro[en] t überschrieben – 75 Mann (2x)] Man Dieses Gedicht dürfte 1650 entstanden sein; s. zu Sonett Nr. 46. Ein autobiographischer Bezug ist nicht nachweisbar. Der Name "Florinda" ist eine anagrammatische Variante des Namens Floridan und wird später eine nicht unerhebliche Rolle spielen. Wer hier als Florinda bezeichnet wird, ist nicht zu ermitteln. Ein Druck des Gedichtes, das Strophenform und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 1, 130 und 147 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. 10 Wir kennen deinen Wankel›nn] Vgl. v. 24. Das Thema spielt in den Gedichten seit Nr. 41 eine Rolle. – 18 wolt er die Sa¡ auf S¡rauben drehen] 'Er wollte die Sache auf verschiedene Weise auslegbar machen'; s. Wander. Bd. 4 (1876; Neudruck 1963), Sp. 332. – 27f. und daß ihr Leib, von außen s¡ön, | von innen au¡ an Tugend gleiße] Zur Entsprechung innerer und äußerer Schönheit s. Floridan# S¡önheit-Lob und Adel#-Prob. MDCL. (s. zu Gedicht Nr. 44), Abschnitt 11ff., S. 221ff. – 52-55 die Galathee wird sehen s¡eel, ~ wie au¡ der fris¡en Magdali#] Zu Galathee s. die Gedichte Nr. 44 und Nr. 45; zu Chloris die Gedichte Nr. 27, v. 129-136 und Nr. 40, v. 53; zu Basilene die Gedichte Nr. 43 und Nr. 45. Der Name "Magdali#" begegnet hier in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte erstmals. – 62 Florinda heißt mein lieb‰e# Lieb] S. o. – 70 daß du den Hasen hab‰ erlo[en] 'daß du das Rechte getroffen hast'. S. Wander. Bd. 2 (1870; Neudruck 1963), Sp. 376, Nr. 215.
Text 48: An Florinda. Sonnet. 52v 1 s¡rieb'] ie aus ei überschrieben – 3 genannt] gena nt (ebenso 6 angerannt – 7 Brand) – 8 Glieder] mit derKürzel – 10 und] u. Das Sonett steht in engem sachlichen und sicher auch zeitlichem Zusammenhang mit dem voraufgehenden Lied Nr. 47, das als schriftlich fixierter Text vorausgesetzt wird (v. 1). Angeredet ist die kon-
Gedichte 48 und 49, 1650
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krete Florinda dieses Liedes, und dessen Vers 75 erfährt eine Ausdeutung, die entgegen derjenigen der Schäferinnen des Liedes die vom dortigen Floridan gemeinte Florinda wieder ins Recht setzt, was eine Absage an die konkrete Florinda zur Folge hat. Ein Druck des Sonetts, das Versart sowie Kadenzenund Reimfolge mit dem Gedicht Nr. 7 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. 1f. ›e soll Florinda heißen, | die Floridan einmahl wird lieben mit be‰and.] Vgl. Gedicht Nr. 47, v. 62f. – 3f. Verzeih mir aber du. ~ die zier nit zu erweißen] S. o. – 8 weil au¡ von ihrer S¡wärz die andren Glieder gleißen] Ein dunkler Teint galt als bäurisch und häßlich, auch in der Ländlichkeitsfiktion der Hirtendichtung. – 11 du mu‰ di¡ la‹en er‰ die Sonne weißer blei¡en.] Bizarre Übertragung der Wirkung der Sonne auf zum Bleichen ausgelegte Wäsche auf die menschliche Haut, wo die Sonne gerade das Gegenteil bewirkt. – 13 i¡ liebe di¡; zwar nur, wie Silber ni¡t al# Gold] Vgl. in zeitlicher Nähe S¡önheit-Lob und Adel#-Prob. MDCL. (s. zu Gedicht Nr. 44), Abschn. 38, S. 253f.; Hylas paraphrasiert seinen d'Urfèschen Namensvetter: Mir fället hierbey ein/ (unterredte Hyla#) wa# jener S¡äfer an dem | Fluß Lignon/ zu behauptung seiner unbe‰ändigkeit/ vorzus¡ü”en pflegte: wie nämli¡ die Liebe ›¡ allezeit auf da# liebwürdig‰e beziehe/ und de#wegen niemal# an eine Person allein gebunden sey/ weil immer eine liebrei¡er i‰/ al# die andre. Wann er nun seine Neigung von jener ab- und zu einer andern wende/ thue er daran ni¡t ander# al# re¡t: weil er in dieser mehr Liebseeligkeit/ und also mehr würdigkeit/ angetro[en. Wann er aber beyde zuglei¡ liebe/ so liebe er jene al# Silber/ diese al# Gold. Wer liebet aber ni¡t mehr da# Gold/ al# da# Silber? – 14 wo Sonnen ›nd, da mag‰ du blei¡e Luna wei¡en.] Die Hell-Dunkel-Metaphorik dieser Bildvorstellung steht in gewollt bizarrem Kontrast zu derjenigen in v. 8 und v. 11.
Text 49: Hyla# und Laura Gesprä¡e. Sie hält Jhn. 52v-54r 1 andre#] d durch Streichung aus der-Kürzel – 2 der] Kürzel; ebenso 16, 22, 43, 44, 46, 56, 59, 84, 88, 89, 90, 97, 102 – 15 da#] Kürzel; ebenso 42, 56, 88 – 17 nimmer] nim er (ebenso 22 Himmel#Zinnen – 29 Himmel# – 33 immer – 99 kommen – 101 eingenommen) – 18 er] r aus # überschrieben – 22 H.] H – 22 Himmel#Zinnen] ev. Himmel# Zinnen – 44 und] u. (ebenso 49, 51, 74 (2x), 77, 105) – 45 wann] wan (ebenso 85 Eisen›nnen) – 45 wann di¡] dazwischen Worttrennungsstrich – 73 kraußen] krauße – 78 nieder] mit der-Kürzel; ebenso 80 wieder – 87 Bruder – 81 nit] davor gestrichen ni¡t – 93 Arm:] Doppelpunkt vor gestrichenem Komma – 105 Sie] S aus s überschrieben Dieses Lied – ein Wechselgespräch zwischen Laura und Hylas, denen jeweils immer eine Strophe gehört (Str. 1-12), mit kommentierender Abschlußanrede Floridans an Hylas (Str. 13-15) – knüpft an die Gedichte Nr. 38-40 an; entstanden ist es wohl 1650; s. zu Sonett Nr. 46. Links auf dem Rand, gegenüber der Überschriftgruppe, hat Birken notiert: "Jn der Pegne›#." Diese Notiz ist der älteren Rand-
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notiz "VI." überschrieben; s. zu Gedicht Nr. 44. Der Text ist außerdem auf allen vier Seiten in Blattmitte senkrecht durchstrichen. Wie die Gedichte Nr. 38 und 39 ist auch dieses in der fünften, der Doru#-Tagzeit der Pegne›# (S. 273-330) gedruckt (s. Stauffer, 2007, S. 131), als letztes der ins Hirtengespräch eingelagerten Gedichte (S. 327-330). Nachdem Floridan pathetisch Galathea, Florinda, Erante und Salibene / Basilene abgeschworen und sein Treuegelöbnis gegenüber der fernen Amarillis erneuert hat, wird das Lied so eingeleitet (S. 326f.): 44. J¡ freue mi¡ über deine Bekehrung/ (sagte Hyla# la¡end) zumal weil i¡ dadur¡ nun ver›¡ert bin/ daß du ni¡t etwan/ mit deiner Wankel-Liebe/ endli¡ au¡ an meine Laura gerahten/ und mi¡ au# dem Korbe beißen mö¡te‰. Dieser deiner Sorge (erwiderte Floridan) hat di¡ die Ges¡i¡te/ die du zuvor hierankommend gesungen/ [Gedicht Nr. 39] überheben können. Aber hat man mi¡ au¡ re¡t beri¡tet/ daß du deine Laura dur¡ deine Entfernung zu äng‰en gesonnen seye‰? E# s¡iene ja/ (antwortete Hyla#) al# wann mein | S¡i¿sel mi¡ zu einen Ents¡luß nötigen/ und Mar# mir den Degen in die Hand geben wolte: deme aber in meinem Herzen/ na¡ ihrer gewonheit/ die Venu# obge›eget. 45. So komme dann/ (sagte Floridan) und laß un# hiervon etwa# ›ngen. J¡ will Laura seyn/ di¡ bes¡uldigen/ und deine Ents¡uldigung/ le”li¡ au¡ deine bä‹ere Ents¡ließung/ anhören. Also sungen ›e beyde/ diese# We¡sel-Lied: Vom Fehlen der Strophenzahlen und der Abstände zwischen den Strophen sowie Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen, enthält der Druck folgende Abweichungen vom Manuskript: T1f. ] fehlt – T3 hält] helt – 11 nit] ni¡t (ebenso 12, 13) – 15 alten] alte – 63 solt] sol‰ – 71 Hier] Hier – 92 O] O – 99 L] L – 101 dann] no¡ T3 Sie hält Jhn.] Die Wiedergabe des von den Anfangsbuchstaben der Strophen 1-10 gebildeten Akrostichons ist ungenau und wird im Druck korrigiert. Im Manuskript sind danach noch die Anfangsbuchstaben der Strophen 11 und 13 hervorgehoben, ohne daß kenntlich würde, zu welchem Zweck. Im Druck erfolgt das für die drei Schlußstrophen, nicht aber für Str. 11, so daß der von dem Akrostichon gebildete Satz erweitert wird "Sie helt ihn wol". – 2 wie vor der Zeit] Hylas hatte demnach früher schon einmal in Kriegsdiensten gestanden. – 10 die Jawort#-pfeile ›nd vers¡o‹en.] Mit der Bildlichkeit, die Amors Rolle im Liebeskrieg bezeichnet, wird hier die Zusage zum Kriegsdienst, die Entfernung aus der Liebesbindung angezeigt. – 22-25 Hätt i¡ den S¡luß der Himmel#Zinnen ~ da# mi¡ betrat:] Hylas inszeniert seinen Trennungsentschluß als Einwilligung in von Gott Verfügtes; Laura stellt das in Frage (v. 29-35). – 43f. Treu in Gedult der Ho[nung lebet, | und wartt der Zeit.] Subjekt dieses Satzes ist "Treu". – 59 der Eifer] 'die Eifersucht'. – 61 Bild dir ni¡t# ein:] 'Habe keine falschen Befürchtungen'. – 64f. Nun wa# ›nd diese# für Gedanken? | e# wankt mein Sinn.] Mit der Vermutung, Hylas wolle sich entfernen, weil er Mitbewerber fürchte (v. 57-63), hatte Laura wohl das Rechte getroffen; ihre Treueversicherung hat die Umkehr eingeleitet. – 78f. Legt Mar# do¡ selb‰ den Degen nieder, | auf Venu# Bitt.] Vgl. Gedicht Nr. 41, v. 41f. Hylas rechtfertigt seine Umkehr mit vom Verhalten des Gottes Ares (Homer, Odyssee 8, v.
Gedichte 49 und 50, 1650
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267ff.) hergeleiteter Begründung. – 85 Wie] S. zu T3. – 87 J¡ lobe, Bruder, dein Beginnen] Die Anrede "Bruder" erscheint auch in an Birken gerichteten Briefen aus seinem damaligen Freundeskreis, z. B. in den Briefen Johannes Velders (PBlO.C.366.1 und C.404.1.10/11) und dem von J. C. Gammersfelder / Hylas (PBlO.C.12.2); s. zu Gedicht Nr. 38. – 105 wann i¡ und Sie au¡ paaren ›¡.] Der Gedichttext läßt nicht erkennen, ob mit "Sie" eine bestimmte Person gemeint ist; in der gedruckten Version kann infolge der Einbettung nur die ferne Amarillis gemeint sein.
Text 50: An Salibenen. daß er ›e nit lieben könne und ›e ›¡ ümson‰ bemühe. 54r-55r T1 L.] nachträglich vorgefügt – T2 Salibenen] Salib durch Überschreibung aus Ba›l (ebenso 30 Salibene) – 2 lieben] danach gestrichen bey – 2 der] Kürzel; ebenso 8, 10, 31, 46 – 9 andern] mit der-Kürzel; dem Kürzel oberhalb eingeschriebenes ursprüngliches Schluß-n gestrichen – 10 und] u. (ebenso 42, 49) – 23 zu herzen] zu durch Überschreibung und Streichung aus in# (kein Wortabstand; Worttrennungsstrich) – 29 Eüch] üch überschrieben – 34 Ei#!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 36 6.] 6 – 36 Nehmt] N überschrieben – 38 mi¡'#] durch Streichung und Ergänzung aus mi¡# – 44 wieder] mit derKürzel; ebenso 46 nieder – 54 blinder – 56 wiedergib – 44 wieder.] Punkt aus Komma überschrieben – 51 S¡aden] d überschrieben – 56 wiedergib] ev. wieder gib Auch dieses Lied gehört in die mit dem Gedicht Nr. 38 eröffnete Gruppe 1649-1651 in Nürnberg entstandener Gedichte; es ist am ehesten dem Jahr 1650 zuzuordnen; s. zu Sonett Nr. 46. Der Name der Adressatin dieser recht grobianischen Zurückweisung einer Liebenden ist durch Buchstabenumstellung aus dem in den Gedichten Nr. 43, 45 und 47, v. 54, bekannten Namen Basilene gebildet. Eine Hirtin namens Salibene erscheint in dem Katalog ausgemusterter Schönheiten in einem Lied Floridans in der Doru#-Tagzeit (S. 273-330) des ersten Teils der Pegne›#, S. 326: diß sey in die Bäum ges¡rieben! Galathee bleibt wol von mir. i¡ entsag'/ Erante! dir. au¡ Florinden sag' i¡ ab. Saliben' i‰ läng‰ s¡abab: keine soll mi¡ mehr betrüben. Rechts gegenüber dem oberen Teil der Überschriftengruppe hat Birken auf dem Rand notiert: "Jn der Pegne›#." Diese Notiz ist einem offenbar älteren Vermerk ("VI") überschrieben; s. zu Gedicht Nr. 44. Auch dieser Gedichttext ist auf allen drei Seiten in Blattmitte senkrecht durchstrichen. Das Lied ist in der Doru#-Tagzeit des ersten Teils der Pegne›# (S. 273-330) gedruckt: S. 294-296; s. Stauffer, 2007, S. 231. Es ist ins Hirtengespräch zwischen Hylas und Floridan als eines von zwei Gedichten eingefügt, die Floridan Hylas zu lesen gibt, der beide vorträgt. Das erste ist ein an die Hirtin Erante (s. zu den
Apparate und Kommentare
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Gedichten Nr. 54-57) gerichtetes Liebes- und Werbelied, die Mitteilung des zweiten, des Liedes Nr. 50, wird so angekündigt (S. 293f.): 17. Wie nun Hyla# hiern䡉 au¡ da# andere überlesen/ la¡te und sagte er zu | seinem Weidgeno‹en: J¡ werde ja keine S¡äferin darüm ‰ra[en/ wann ›e dir den Korb anhänget/ weil i¡ di¡ so mild ersehe/ dieselben au#zugeben. Ha/ ha! (riefe Floridan [...]) i¡ merke wol/ du bi‰ mir hinter die Briefe gekommen. Dieser Sti¡/ wird Salibenen betre[en. Aber/ i‰# dan etwa# unre¡te#/ wann man eine Waare/ die hau›ren gehet/ wieder forts¡a[et? Mein! ›nge mir do¡ da# Lied: i¡ will einmal au¡ mein eigner Zuhörer seyn. Daran soll e# ni¡t manglen! antwortete Hyla#/ und sange darauf au# den Zettel/ wie folget: Von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen, weicht der Druck an folgenden Stellen vom Manuskript ab: T1-T4] J¡ mag eu¡ ni¡t. – 1 nit] ni¡t (ebenso 2, 23, 32, 49, 51) – 6 ümson‰] ümsun‰ – 12 eü¡#] eu¡ 1 Ich mag eü¡ nit] Der Satz wird als Akrostichon an den Strophenanfängen wiederholt. – 29f. Eüch zwar zu s¡elten, sag i¡ nein | i¡ nenn' eü¡ wehrte Salibene.] Diese Wendung kontrastiert stark mit den Schmähungen der voraufgehenden Strophen. – 36-42 Nehmt an, ~ und eü¡ zu ni¡t# verbunden sey.] Gedicht Nr. 43 könnte gemeint sein. – 43 Ich haß eü¡ ni¡t, weil ihr mi¡ liebt.] "weil" kann sowohl kausal als auch adversativ ('während', 'wohingegen') gelesen werden. – 45f. ein andre Sonn mir Wonne gibt, | vor der i¡ eu¡ mü‹t bü¿en nieder.] Vgl. Gedicht Nr. 48, v. 9-14. – 47f. Zu eürem Kne¡t | bin i¡ zu s¡le¡t] Da "s¡le¡t" bei Birken regelmäßig in der Bedeutung 'schlicht', 'einfach' u. ä. verwendet wird, ist die Äußerung als Kritik an überzogenen Ansprüchen der Dame zu lesen. – 54-56 dir, blinder Dieb, ~ gern wiedergib.] Abschließende Anrede an Amor, entsprechend der eröffnenden in Gedicht Nr. 51.
Text 51: An Eine, die ihn im S¡laf überfiele und Herzete. 55r/v T4 und] u. (ebenso 2, 7, 8) – 2 s¡on:] Doppelpunkt aus Komma überschrieben – 3 den] d überschrieben – 4-7 Räumt ~ gibt.] Reihenfolge dieser Verse: 7, 4, 5, 6; Rangierung durch vorgesetzte Zahlen 4. 1. 2 3 – 4 Räumt] R überschrieben – 5 oder] mit der-Kürzel – 5 S¡alk] k aus ¿ überschrieben – 5 arg] g überschrieben – 6 flieht] flie¡t (e überschrieben) – 6 der] Kürzel – 9 Flammen] Flam en Das Gedicht steht in engem, wohl auch entstehungsgeschichtlichem Zusammenhang mit dem Lied Nr. 50. Die Eintragung ist offenbar flüchtig und zu verschiedenen Zeiten vorgenommen worden: Beim Seitenwechsel ist auf S. 55v zunächst v. 7 eingetragen worden, dann v. 4-6; die Rangierung erfolgte durch den Versen vorgesetzte Zahlen: 4. (v. 7), 1. (v. 4), 2 (v. 5), 3 (v. 6). Die Verse 9-12 weisen einen anderen Schriftduktus auf. Das Raffinement dieses Epigramms besteht darin, daß es die in der Überschrift angekündigte Szene gerade nicht darstellt und die Adressatin erst zuletzt (v. 10-12) anredet und daß der Hauptteil des Textes (v. 1-9) tadelnde Anrede an Amor, der Verwirrungen wie die im Gedicht
Gedichte 51 und 52, 1650
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Nr. 50 und hier behandelten bzw. vorausgesetzten ermöglicht, und an die Götter ist (v. 4). Auch dieser Gedichttext ist auf beiden Seiten in Blattmitte senkrecht durchstrichen. Ein Druck ist gleichwohl nicht bekannt.
Text 52: An die Edel-s¡öne Erante: Liebe#-ergebung. 55v-56v 5 i‰ mir] oberhalb der Zeile; Einfügungsstrich – 5 lieb] danach ein Wort (mi¡?) gestrichen – 5 mein] durch Streichung aus meine – 5 S¡merze] Endungs-e aus en-Schlaufe überschrieben; oberhalb von m funktionsloser Strich – 6 ihn] aus ›e überschrieben – 7 und] u. (ebenso 14, 31, 44, 46, 54) – 7 der] Kürzel; ebenso 14 – 7 Kerze] Herze (durch Streichung aus Herzen) – 9 Orakel] c vor k gestrichen; ebenso bei 11 Fakel – 9 Orakel!] Rufzeichen aus Komma überschrieben; ebenso bei 11 Fakel! – 17 Allers¡ön‰e! – 23 Äuglein‰erne! – 33 S¡a”! – 40 Mond! – 41 Bild! – 50 Gesang! – 12 Slave] l überschrieben – 15 du,] Komma überschrieben; ebenso 29 ges¡ä”et,– 31 verle”et, – 15 Himmel] Him el (ebenso 17 nimm – 25 Nimm – 46 Flammen – 54 komm) – 16 süße#] unterhalb von gestrichenem gün‰ig – 19 gemeine] durch Streichung aus gemeyne – 22 soviel.] ev. soviel: – 26 nirgend] durch Streichung aus nirgendt – 27 woll‰] ev. wol‰ – 31 da#] Kürzel – 33 Theurer] T überschrieben – 41 Sinnen] Sin en – 43 liebgewinnen] oberhalb des Schluß-n ein Zeichen gestrichen – 47 Ehren] durch Überschreibung aus Leben – 47 di¡] dir (Korrektur nach dem Druck) – 47 Leben!] Rufzeichen oberhalb von gestrichenem Punkt – 54 wieder] mit der-Kürzel – 55 aufladen:] Doppelpunkt hinter gestrichenem Punkt oder Komma Erstes einer Folge von Erante-Gedichten. Die in diesem Werbelied Angeredete (der Name ist eine Variation des Namens Renate) ist zur zweiten Hälfte des Jahres 1650 in der Randspalte von Birkens Autobiographie aufgeführt (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 46): "Chloris. | Erante." Daher ist autobiographische Substanz zu vermuten. Die Anfänge der Strophen 1-6 nennen den (Schäfer-)Namen der Angebeteten; Str. 7 deutet den des Verehrers an. In v. 47 hat Birken eine Änderung nur halb durchgeführt; wir haben nach dem Druck komplettiert. Links neben der Überschrift hat Birken auf dem Rand notiert: "Jn der Pegne›#." Auch hier ist diese Notiz dem älteren Vermerk "VI" überschrieben; s. zu Gedicht Nr. 44. Der Gedichttext ist auf allen drei Seiten in Blattmitte senkrecht durchstrichen. Gedruckt ist das Lied in der Doru#-Tagzeit (S. 273-330) des ersten Teils der Pegne›#, S. 292f.; s. Stauffer, 2007, S. 131. Es ist Bestandteil des Hirtengesprächs zwischen Hylas und Floridan. Hylas hat jenen das ebenfalls an Erante gerichtete Lied Nr. 54 singen hören und mehrere in Bäume eingeritzte gelesen, auch die Gedichte Nr. 55 und 57, deren letztes Erantens Türring gilt. Danach heißt es (S. 291f.): 16. Wol re¡t (sagte Hyla# zu Floridan) hei‰ dieser der beglü¿te Ring: weil ihn ni¡t allein Eranten s¡ön‰e Hand o] berühret/ sondern au¡ die deine von ihm so s¡ön poeti›ret. Diß le”tere mö¡te wahr seyn/ (versezte dieser) wann Hyla# der verfa‹er wäre. Aber mein! (fienge Hyla# wieder an/) i‰ ni¡t no¡ ein Lied
Apparate und Kommentare
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vorhanden? | Darinn i¡ (versezte Floridan) mi¡ dieser S¡önen ges¡enket? Hier i‰ e#! du kan‰ e# lesen: i¡ habe jezt ni¡t zeit zu ›ngen. Na¡dem Hyla# den Zettel eröfnet/ fande er sol¡e#/ samt no¡ einem andern. Er lase am er‰en da# er‰e/ wel¡e# also lautete: Das andere ist das Lied Nr. 50. Von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen, weicht der Druck an folgenden Stellen vom Manuskript ab (zu v. 47 s. o.): T1-T3] fehlt – 23 Äuglein‰erne] Augen‰erne – 34 nit] ni¡t –. Strophenform und Reimfolge hat das Lied gemeinsam mit den Gedichten Nr. 38, 58, 61, 104 und 186. 1-4 Edle# Bild! i¡ bin gefangen. ~ ligt be‰ri¿t in deiner Zier.] Gefangenschaftsbilder begegnen häufig in Birkens Liebesgedichten; "be‰ri¿t" bedeutet 'gefesselt'. – 11 Sonne, meiner Sinnen Fakel!] 'Sonne, die du meine Sinne in Brand setzt'. – 15 du, mein Himmel, mi¡ beglü¿e] Dazu fügen sich die Anreden der Geliebten als Sonne (v. 11) und als Mond (v. 40), die Bezeichnung der Augen als Sterne (v. 23). – 19 gemeine S¡merzen] 'gewöhnliche Schmerzen'. – 25-32 Nimm mein Herze hin, ô Leben! ~ soll e# ewig bleiben mein.] Eine der zahlreichen Verwendungen des Herzentausch-Motivs in Birkens Liebesgedichten. – 3337 Theurer S¡a”! di¡ zu be›”en, ~ mehr al# keine Seel der Erden:] Zur Annäherung der Geliebten an den Status des Göttlichen paßt, daß ihr das Jupiter-Attribut des Blitzeschleuderers zugewiesen wird. – 4244 daß kein Herze di¡ so kan, ~ und so treüli¡ beten an] Mit der Behauptung der Quasi-Göttlichkeit der Geliebten korrespondiert die Behauptung der Einzigartigkeit des eigenen Liebens; diese begründet die Bitte um Gegenliebe (v. 45). – 49-54 Fahre hin, bring ihr zu ohren ~ komm und sag mir# wieder bald.] Zur Floridan-Strophe (s. o.) paßt es, daß das Lied selbst angeredet und zum Boten ernannt wird. – 55f. wird ›e mir den Zorn aufladen: | Tod, so thu' an mir gewalt!] Die Anrede an den Tod als effektvoller Abschluß korrespondiert mit dem Versprechen nur durch den Tod beendbarer Verehrung (v. 47f.).
Text 53: An Ba›lenen. 56v 2 und] u. (ebenso 10) – 4 sey.] Punkt aus Komma überschrieben – 5 verknüpfet] Endungs-e aus t überschrieben – 6 der] Kürzel; ebenso 9 – 6 wieder] mit der-Kürzel; ebenso 11 – 9 Wa¡#.] Punkt aus Semi2
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kolon überschrieben – 10 wa# kan] kan wa# – 11 drü¿t] drü¿ – 12 findt] t oberhalb der Zeile Das Gedicht bezieht sich zurück auf das Lied Nr. 43, auf Sonett Nr. 45 und, falls Basilene und Salibene Namensvarianten derselben Person sind, auch auf die Gedichte Nr. 50 und 51. Es ist als Rückblick auf Abgetanes zu lesen. Die Selbstdarstellung der Sprechinstanz entspricht derjenigen des Liedes Nr. 41. Versart sowie Kadenzen- und Reimfolge hat das Gedicht gemeinsam mit den längeren Gedichten Nr. 4, 13, 16, 21, 66, 67, 100, 146, 149, 234 und 275 (2. Bestandteil), ferner mit den Epigrammen Nr. 14, 34, 143, 188, 200, 203, 215 und 217. Ein Druck ist nicht bekannt.
Gedichte 53 und 54, 1650
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1f. Zwar denk i¡, Ba›len', ~ ha‰ üm den Arm gebunden.] Vielleicht Rekurs auf Lied Nr. 43, v. 43ff., oder auf ein Erlebnis, das der ins Schäferliche stilisierten Erzählung zugrunde lag. – 4 lotter] 'schlaff', 'nicht fest sitzend', 'locker'‚ 'wacklig', 'liederlich'; s. Grimmsches Wörterbuch, Bd. 6 (1885), Sp. 1210. – 4 dein Band] Anspielung auf den im Gedicht Nr. 43 erzählten Vorgang. – 6 au# dem Garn] Aus dem Netz des Vogelfängers. Das Gedicht erweckt den Eindruck, als habe die Angeredete dem Sprecher nachgestellt. – 10 und wa# kan i¡ dafür? e# i‰ mir so gegeben.] Der Sprecher stilisiert sich nach dem Vorbild des d'Urféschen Hylas. – 11 man drü¿t ›¡ lei¡t hinein] In das Wachs (v. 9) des Herzens. – 12 die diese Stell bezieht, findt kein be‰ändig# Hau#.] In Birkens Liebesgedichten selten verwendete Bildlichkeit: das Herz als Wohnung der Geliebten; hier in negativer Verwendung.
Text 54: Na¡t- und Klaglied. vor Eranten Behausung. 56v-58r 1 Na¡t!] Rufzeichen aus Komma überschrieben; ebenso 36 ‰ill! – 37 wä‹erlein! – 42 Lü[ten! – 49, 53 Stein! – 61 Ring! – 3 und] u. (ebenso 8, 26, 62) – 4 der] Kürzel; ebenso 6 (2x), 7 (2. Position), 46, 52, 79 – 7 Kummer] Kum er (ebenso 62 nimm) – 8 geklagt] kl aus s überschrieben – 8 angesagt] s aus k überschrieben – 10 S¡eine:] Doppelpunkt aus Komma überschrieben – 12 da#] Kürzel; ebenso 80 – 13 blei¡er] mit er-Kürzel – 19 birgt] brigt – 19 Sternen Zier] ev. SternenZier – 21 Venu#‰ern] ev. Venu# ‰ern – 28 versaume.] versäume. (Punkt aus Komma überschrieben) – 33 Still] Still – 60 verehren.] Punkt vor gestrichenem Komma – 75 ihr] r überschrieben Zweites in der Gruppe der Erante-Gedichte; sicher in zeitlicher Nähe zum Gedicht Nr. 52 entstanden. Das Motiv der nächtlichen Klage des erfolg- und schlaflosen Liebhabers begegnet häufig. Die Situation des einsam Klagenden wird besonders eindrucksvoll dadurch zur Geltung gebracht, daß alle zehn Strophen Anredestrophen sind, in welchen die angeredeten Gegenstände um Übermittlung von Botschaften oder um Fürsprache gebeten werden (1: die Nacht, 2: der Mond, 3: die Sterne, speziell die Venus, 4: Morpheus und Amor, 5: die Pegnitz, 6: die Bäume, 7: die Steine, 8: der Türring, 9: der Ort, an dem sich der Sprecher befindet, 10: die Lüfte, das Echo), keine der Strophen aber an die schlafende Geliebte gerichtet ist, obwohl alle indirekt oder direkt von ihr handeln. Nur die Strophe Nr. 9 enthält eine Anrede an sie (v. 69-72). Neben der Überschriftgruppe auf dem linken Rand hat Birken notiert: "Jn der Pegne›#." Auch hier ist diese Notiz dem älteren Vermerk "VI" überschrieben; s. zu Gedicht Nr. 44. Der Gedichttext ist auf allen vier Seiten in Blattmitte senkrecht durchstrichen. Das Lied ist in der Doru#-Tagzeit (S. 273-330) des ersten Teils der Pegne›# gedruckt, S. 287-289 (s. Stauffer, 2007, S. 130), als erster Bestandteil der Erante-Sequenz zwischen Hylas und Floridan. Der Mitteilung des Liedes geht eine Gesprächspassage vorauf, deren Inhalt an den der Lieder Nr. 41 und 43 erinnert: Hylas wirft Floridan Flatterhaftigkeit vor; dieser beruft sich auf seine Natur. Die zum Gedicht Nr. 41 zitierte Gesprächspassage geht mit Rede Floridans so weiter (S. 286):
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Komm/ laß un# in jene# Gebüs¡e spaziren: J¡ habe dieser tagen meine S¡merzen in einem Baum zu s¡neiden angefangen: e# mangeln no¡ ein paar Reimen/ die will i¡ hinzu thun. Ja komme! sagte der ander: i¡ will sehen/ wie beredt du die Rinden gema¡t. Jm gehen/ fuhre er fort: J¡ erinnere mi¡/ Bruder/ eine# Lied#/ da# du n䡉 vor der edlen Erante Hütte gesungen: mein! wiederhole mir da‹elbe! e# hat mir von herzen wolgefallen. E# wird zwar beym Tag ni¡t wol klingen: (antwortete Floridan) aber i¡ bin gewohnt/ dir/ mein Bruder! ni¡te# zu versagen. Der Titel de# Lied# i‰: Du s¡läf‰: und i¡ wa¡e. Nun höre meine Na¡tklage: Sowohl im Manuskript als auch im Druck wird der hier als Titel bezeichnete Satz von den entsprechend markierten Anfangsbuchstaben der Strophen als Akrostichon gebildet. Von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen, unterscheidet sich die Druckfassung von der des Manuskripts an folgenden Stellen: T1-T3] Du s¡läf‰: und i¡ wa¡e. – 2 i”t] jezt (ebenso 50) – 28 ni¡t versaume] ja ni¡t seume – 54 nit] ni¡t (ebenso 68, 74) – 56 ganz] gar – 70 i¡ wa¡, i¡ wa¡ i”und] mein Lie¡t! i¡ wa¡e je”und – 73 i”t] dan – 74 gar] jezt –. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge mit dem Gedicht Nr. 90 gemeinsam. 9 Scheint meine Sonn] Die Angebetete ist gemeint; vgl. v. 16, 17 und 19. – 35 die liebe Haut] Diese Synekdoche ist sonst nur in komischer oder pejorativer Verwendung anzutreffen; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4, Abt. 2 (1877) Sp. 708. – 43f. la‹t mi¡ die Worte, die i¡ brau¡, | bey eü¡ ein Denkmahl ‰i[ten.] Die Geliebte soll die vom Verehrer in die Rinde der Bäume eingeritzten Texte lesen. – 48 do¡ sagt e# niemand son‰, al# ihr.] Bei der 'Öffentlichkeit' der Bauminschriften kann nur gemeint sein, daß nur die eigentliche Adressatin die Botschaften verstehen soll. – 49 du harter Stein] Die Türschwelle. – 57-64 Wein' au¡, ô Ring an ihrer Thür, ~ wann morgen ›e berühret di¡.] Vgl. Gedicht Nr. 57. – 69-72 A¡ s¡la[, a¡ s¡la[ gesund! ~ wie du im S¡laf mi¡ S¡laflo# ma¡‰.] Da der eigentliche, der Wunsch nach direktem Kontakt, unerhört bleibt, gilt der hier in der Anrede geäußerte der Fortsetzung des Schlafs der Geliebten und der Imagination der nächtlichen Szene nach ihrem Erwachen. – 80 ‰ill, ‰ill! da# i‰ Eranten Will.] Demnach hat die Geliebte sich direkte Anrede verbeten.
Text 55: Uber sein von Eranten beliebte# Bu¡: Sonnet. 58r/v T1 LV.] LV – 5 Sternen!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 9 daß] Kürzel; ebenso 12 da# – 10 von ihrer] dazwischen Worttrennungsstrich – 13 Hand,] Komma nachträglich eingefügt – 13 der] Kürzel; ebenso 14 – 14 tausendmahl] t aus T überschrieben Drittes der Erante-Gedichte. Das Motiv vom Neid des Liebhabers auf Gegenstände, die sich in der Hand oder am Leib der Angebeteten befinden, begegnet öfter in Birkens Liebesgedichten. Hier durch-
Gedichte 55 und 56, 1650
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läuft der Sprecher eine Entwicklung von Anklagen gegen das Buch (v. 1f.), gegen Erante (v. 3f.), gegen das Schicksal, die "Sternen" (v. 5f.), zur Beschuldigung seiner selbst, weil er sich ohne eigenes Verdienst Hoffnung auf Gegenliebe gemacht habe (v. 7-10) und zur Bitte um Verzeihung (v. 11), schließlich zur Bescheidung: Das Buch in ihrer Hand soll ihn vertreten, ihre Schätzung seiner Person als Autor soll ihm genügen (v. 12-14). Autobiographische Substanz ist zu vermuten. Bei dem Buch könnte es sich um eines der Niedersachsen-Bücher von 1648 handeln, Dannebergis¡e Helden-B〈lü〉t und Niedersä¡›s¡e Le”e, den Druck der Friedensrede samt Schäferei von 1649 oder das Werk Teuts¡land# Kriege#Bes¡luß und Frieden#kuß von 1650. Rechts neben der Überschrift ist der Vermerk "VI" angebracht; s. zu Gedicht Nr. 44. Der Gedichttext ist auf beiden Seiten in Blattmitte senkrecht durchstrichen. Gedruckt ist das Sonett in der Doru#-Tagzeit, (S. 273-330) des ersten Teils der Pegne›#, S. 290f.; s. Stauffer, 2007, S. 130. Dort ist es als eine von zwei "Baums¡ri]en" mitgeteilt, mit denen Floridan "diese Hirtin [...] angebetet" (S. 290). Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, weicht die Druckfassung von der des Manuskripts an folgenden Stellen ab: T1] fehlt – T2f.] Eranten beliebte#] Jhrbeliebte# – 4 Auglein] äuglein (ebenso 13) – 8 nit (3x)] ni¡t (3x) T3 beliebte#] 'geschätztes'. – 1 Du thu‰ gewalt] 'du tust unrecht'; vgl. v. 3, 5, 8.
Text 56: Über ihr kränkli¡e# Aufwesen. Deine Krankheit tödet mi¡. 58v/59r 1 Grimm] Grim (ebenso 3 vernimm – 5 Nimm – 7 Trauer‰imm – 19 Himmel – 39 immer) – 3 lig‰] durch Streichung aus lieg‰ – 4 der] Kürzel; ebenso 5, 6, 41, 47 – 4 S¡äferinnen] S¡äferin en – 8 Eine] ine überschrieben – 16 weint] n überschrieben – 17 Herz!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 17 Müh] üh überschrieben – 18 daß ~ ma¡e.] zweizeilig quer zur Hauptbeschriftung links unten auf dem Rand, anstelle der im Gedicht gestrichenen Zeile daß dem Herze Silvien fris¡ ma¡e (Einfügungszeichen x
davor und in der Zeile ) – 20 und] u. (ebenso 32, 39) – 22 dü‰rer] d aus s überschrieben – 23 verdunkelt] mit ver-Kürzel – 24 Glanz] Gla z – 36 Thu] h überschrieben – 44 wei¡er] mit er-Kürzel – 47 S¡ön‰e] S aus s überschrieben Viertes in der Gruppe der Erante-Gedichte, ein Werbelied mit besonderer Thematik. Die genrespezifische Anrede richtet sich an die Geliebte (Str. 1, 2 und 7); außerdem gibt es Selbstanrede (Str. 3) und Gebetsrede: an den Himmel (Str. 3), den Morgen- bzw. Abendstern (Str. 4), den Liebesgott (Str. 5f.). Das von den Strophenanfängen gebildete Akrostichon erscheint auch in der Gedichtüberschrift. Ein Druck ist nicht bekannt. 1 Morbonen Grimm] Morbona ist die zur Gottheit stilisierte Personifikation der Krankheit; sie erscheint öfter in Birkens Gedichten. – 2 an unsre Erdgöttinnen] Ein Hinweis darauf, daß Erante von höherem Stand war; vgl. Gedicht Nr. 55, v. 9-11. – 6f. diß Opfer der Threnen, | die leidige Trauer‰imm.] Das gegen-
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Apparate und Kommentare
wärtige Lied. – 12-14 S¡au, Herze! mein Herze ~ dein leiden mit Leid umgibt.] Zunächst Anrede; dann ein Hauptsatz mit dem Subjekt "mein Herze" und dem Prädikat "umgibt". – 15-21 Kranke du, mein Leib, für Sie; ~ Sie hat e# vers¡uldet nie.] Angebot stellvertretenden Leidens und entsprechende Gebetsrede. Die Behauptung der Schuldlosigkeit Erantens kontrastiert mit dem Inhalt von Str. 6. – 22-28 Heitre di¡, du dü‰rer Stern ~ di¡ ma¡t zur fin‰ern Latern.] Der Morgen- bzw. Abendstern, der Planet Venus, ist besonders hell. Seine hier behauptete Düsternis dient zur kontrastiven Hervorhebung der Schönheit Erantens und unterstellt dem Stern, der auch für die namengebende Liebesgöttin steht, Eifersucht als Ursache der Erkrankung. – 29-35 Tödten wir‰ du la‹en ni¡t, ~ dein Kö¡er i‰ ihr Ge›¡t.] Dem Liebesgott wird professionelles Interesse an der Erhaltung Erantens unterstellt. – 36-48 Thu indeß ihr aber kund, ~ wann ›e woll seyn gesund.] Amor soll der Geliebten die Einsicht übermitteln, daß ihre Krankheit Strafe für ihre Härte sei. – 40f. ›e mü‹e ›¡ äusern | der Sinne so eisern] 'Sie müsse ihre Härte ablegen'. – 43-45 Mich, ô S¡öne, laß do¡ bald ~ eh der Tod mi¡, ma¡et kalt.] Der Werberede gemäße, vom Krankheitsmotiv her paradoxe Umkehrung der Lebensgefährdung: Der Liebhaber würde ob ihrer Härte sterben, die Angebetete durch Preisgabe ihrer Härte genesen.
Text 57: An Eranten ThürRing. 59r/v 2 und] u. (ebenso 8, 9) – 3 vergunnt] vergun t – 3 zu kü‹en] ev. zukü‹en – 5 Nimm] Nim – 5 der] Kürzel – 10 da#] Kürzel Das fünfte in der Folge der Erante-Gedichte. Zum Gegenstand vgl. Gedicht Nr. 54, Str. 8. Rechts neben der Überschrift steht der Vermerk "VI"; s. zu Gedicht Nr. 44. Der Gedichttext ist auf beiden Seiten in Blattmitte senkrecht durchstrichen. Das Gedicht ist in der Doru#-Tagzeit (S. 273-330) des ersten Teils der Pegne›# gedruckt, S. 291; s. Stauffer, 2007, S. 131. Zu seiner Integration ins dortige Hirtengespräch s. zu den Gedichten Nr. 52 und 55. Von Abweichungen der Orthographie und Interpunktion abgesehen, unterscheidet sich die Druckfassung vom Manuskript an folgenden Stellen: T1] fehlt – T2 An] Uber – 1 die Götter haben] e# hat der Himmel – 3 vergunnt] vergünt – 4 nit] ni¡t – 5 i”t] jezt 4 die mi¡ verwundt, iedo¡ nit heilen will.] Zum Motiv der Geliebten als Verletzerin und Ärztin s. Gedichte Nr. 12, v. 62f.; Nr. 33, v. 9; Nr. 40, v. 43. – 6 zwar dar[ e# ›e, ›e dar[ von mir wohl wißen.] Der erste, fragmentarische Satz klingt, als sollte ein Geheimhaltungsauftrag erteilt werden; der zweite, vollständige, hebt ihn auf: Bild der inneren Zerrissenheit des Sprechers. – 10f. bitt üm da# Glü¿, nur einmahl ›e zu sehn, | eh daß i¡ gar zu Grab werd müßen gehn.] Vgl. Gedicht Nr. 56, v. 45. Zum Motiv der Liebe zu einer nie Gesehenen s. zu Gedicht Nr. 19.
Gedicht 58, 1651
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Text 58: Der blöde Damon. 59v/60r 1 1. ] 1 – 2 Pegni”rand] Pegni”ra d – 7 und] u. (ebenso 16, 34, 43, 46) – 8 der] Kürzel; ebenso 18, 25, 44 – 11 ›lbernen] s aus S überschrieben – 18 Himmels¡anz] Him els¡anz – 23f. langten ~ saß] quer zur Hauptbeschriftung links auf dem Rand; Einfügungszeichen davor und nach Graß, (v. 22):+ – 27 führte:] Doppelpunkt aus Komma überschrieben; ebenso 38 wa#: – 28 verwundt.] Punkt vor gestrichenem Komma – 33 Hirtin] durch Streichung aus Hirtinn – 36 daß] Kürzel; ebenso 40 – 40 daß] ß aus # überschrieben – 42 vorhin] durch Überschreibung und Streichung aus verhönet – 46 wann] wan Protagonist dieser aus unterschiedlicher zeitlicher Distanz erzählten bukolischen Szene ist Damon. Diesen Namen führt schon einer der wettstreitenden Sänger der 8. Ekloge der Vergilschen Bucolica. Ob er hier schon für den am 24.4.1652 ermordeten Studenten Johann Christoph Laber steht wie in dem ihm gewidmeten, ebenfalls bukolischen Nachrufgedicht Nr. 64, ist nicht zu erweisen, aber auch nicht unwahrscheinlich, denn Laber gehörte zu Birkens Nürnberger Freundeskreis. Am 4. März 1652 hatte er Birken nach einer Randnotiz in dessen Autobiographie (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 48) ein wohl von ihm selbst angefertigtes Portrait verehrt. Bei dem im Gedicht nicht namhaft gemachten zweiten Schäfer, dem Zeugen der in den Strophen 1-5 erzählten Szene und dem sich in Str. 6 als Ich bekundeten Sprecher, darf man an Floridan denken. Chronologische Anordnung der Gedichte im Amaranten-Garte vorausgesetzt, muß das Gedicht im Frühjahr 1651 entstanden sein (s. zu v. 3). Ein Druck dieses Liedes, das Strophenform und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 38, 52, 61, 104 und 186 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. T2 Der blöde Damon] S. auch v. 30. "blöde" ist hier in der Bedeutung 'zaghaft', 'schüchtern' verwendet; s. Grimmsches Wörterbuch, Bd. 2 (1860), S. 139. – 2 n䡉 den klaren Pegni”rand] Die übliche konkrete topographische Situierung der Birkenschen Bucolica, die immer auch an autobiographische Substanz hinter den Fiktionen der Gedichte denken läßt. – 3 wo die We‰en Flora grü‹en] Die Erwähnung der lauen Westwinde läßt wie diejenige Floras, der Vegetationsgöttin, an eine Frühlingsszene denken. – 17-20 Weil de# Föbu# Stralenwagen ~ de# vergüldten Tage# Glanz:] Mythologisierende Bezeichnung der Mittagsstunde eines Sonnentages. Zu Phoebus' Sonnenwagen s. die Phaeton-Erzählung bei Ovid, Metamorphosen 2, v. 34-319. Die Metapher "Himmels¡anz" für das Himmelsgewölbe verwendet Birken öfter. – 25-27 Damon, der verliebte Hirte, ~ damal# auf die weide führte:] Bukolische Auslegung der Metapher 'Augenweide'. – 33-40 Sie, die Hirtin, wurd e# innen, ~ daß er froh empfieng da# Gla#.] Bestätigung der in der Überschrift behaupteten Blödigkeit Damons. Er ist so schüchtern, daß die von ihm Angebetete die eigentlich ihm zukommende Rolle übernehmen muß. – 41-48 Na¡mal#, wie mir wurd gesaget, ~ un# selb‰ alle# re¿ten für.] Während für die Strophen 1-5 Augen- und Ohrenzeugenschaft des Erzählers suggeriert wird, hat er die Kenntnis von Damons späterer Kühnheit vom Hörensagen. Die zweite Hälf-
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Apparate und Kommentare
te der Schlußstrophe ist im Rede-Jetzt mitgeteilte scherzhaft-frivole Wunschphantasie anläßlich des Erzählten.
Text 59: An A‰erien. Er bittet üm Abkühlung seine# Herzen# na¡dem ihn ihre Auglein entzündet. 60r/v 1 dawider] mit der-Kürzel; ebenso 15 oder – 1 ni¡t:] Doppelpunkt aus Komma überschrieben; ebenso 7 do¡: – 3 der] Kürzel; ebenso 4, 25 – 5 2.] nachträglich vorgefügt; ebenso bei Str. 3 und 5 – 5 und] u. (ebenso 8) – 7 brenn'] br überschrieben – 7 flammt] flam t (ebenso 15 nimm – 17 verdammt – 21 Flammenpein – 25 kommt) – 9 zurü¿] ü aus u (Bogen) überschrieben – 11 Firmament] Firmamet – 12 nennt] nen t – 22 genug] mit Abstand am Zeilenende; Einfügungszeichen davor und in der Zeile + Chronologische Anordnung der Gedichte in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte vorausgesetzt, ist auch dieses im Jahr 1651 entstanden. Es gibt keinen Kontext, der den Namen Asterie lebensgeschichtlich faßbar macht; ev. handelt es sich um ein im Auftrag verfaßtes Lied. Bemerkenswert ist die vom Namen der Adressatin angeregte Durchführung von Sternenbildlichkeit in diesem vom Thema her typisch petrarkistischen Gedicht, einem Klage- und Werbelied eines bislang nicht erhörten Liebhabers. Strophenform und Reimfolge hat das Lied mit den Gedichten Nr. 108, 124 und 134 gemeinsam. Ein Druck ist nicht bekannt. 2 du brenne‰ mi¡ A‰erie, mein Lie¡t] Vgl. v. 3, 6, 9, 18: Die Geliebte wird in die Rolle der Sonne versetzt. – 6 ob s¡on mein Lie¡t vor mir vorüber zieht] Anders als die Erde, die bei Nacht dunkel und kühl ist, brennt der in der Rolle eines Planeten sprechende Liebhaber auch dann, wenn seine Sonne vorübergezogen bzw. untergegangen ist. – 9 Steh, meine Sonn, a¡ ›h einmal zurü¿] Die Aufforderung erinnert an Jos 10.12-14, wo erzählt wird, daß Gott auf Josuas Bitte die Sonne mitten am Himmel stehen ließ, bis die Israeliten bei Gibeon gesiegt hatten. Hier soll die als Sonne angeredete Geliebte verweilen, um den Schmerz des Liebhabers zu sehen und zu lindern. – 11 mein s¡ön‰e# Firmament] Ausweitung der Sonnenbildlichkeit: Die Geliebte wird mit dem von der Sonne erhellten Himmelsgewölbe analogisiert. – 15 J¡ nimm e# an: gib Leben oder Tod] Die beiden Alternativen, vor die sich in petrarkistischer Lyrik der unerhört Liebende gestellt sieht. Die Bitte um dieses oder jenes wird in Str. 5 (v. 17-20) mit Hilfe der Sonnenbildlichkeit konkretisiert. Str. 6 (v. 21-24) führt die erhoffte positive Variante aus. In der Schlußstrophe (v. 25-28) wird das so fortgesetzt, daß wieder das Motiv der Liebe zu einer Niegesehenen (s. zu Gedicht Nr. 57, v. 10f.) anklingt.
Gedichte 60 und 61, 1651
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Text 60: Cupido Jagt. 60v-61v 3 und] u. (ebenso 5, 6, 7, 15, 30, 47, 54, 56) – 14 bließe] b aus s oder f überschrieben – 22 Kommt] Kom t – 22 Jagtgesellen] ev. Jagt gesellen – 23 üm‰ellen] en überschrieben – 24 Wildpret] d oberhalb der Zeile – 25 für] durch Überschreibung und Ergänzung aus von – 25 die Stäbe] durch Überschreibung und Weiterführung aus diesen (dadurch Wortabstand aufgehoben) – 25 Stäbe,] Komma überschrieben – 25 Spieße] ie überschrieben – 27 und] davor ungestrichenes s – 27 gewiße] i einem Ansatz zu s überschrieben – 32 einn] ein – 32 hasen] has überschrieben – 32 der] Kürzel; ebenso 54, 55 – 33 5.] 15. – 33 gelu‰en] u durch Überschreibung (Bogen) aus ü – 34 Gefahr] G überschrieben – 42 S¡ießen#zeit] ß aus ‹ überschrieben; ev. S¡ießen# zeit – 44 Und] U überschrieben – 44 Gejäid] i aus e überschrieben – 46 zubedienen:] Doppelpunkt aus Komma überschrieben – 47 na¡] durch Streichung und Überschreibung aus auf – 48 fals¡e] f überschrieben – 52 ward] ar überschrieben – 54 weidwerk#] zweites w aus # überschrieben Scherzhafte Erzählung wie die Gedichte Nr. 3, 12, 61. Sie dürfte 1651 entstanden sein. Da nicht einmal Schäfernamen genannt werden, läßt sich zu dem lebensgeschichtlichen Hintergrund, den auch dieses Gedicht sicher hatte – schon die lokale Situierung (v. 2) weist darauf –, nichts ermitteln. Der Scherz könnte sich auf eine Liebesbeziehung im Freundeskreis richten, er könnte aber auch ein – vielleicht bestellter – Beitrag zu einer Hochzeitsgratulation sein. Cupidos Opfer war vielleicht ein Jagdliebhaber. Anregung durch Martin Opitz' Gedicht Die Jagt deß Cupido, das schon in der Sammlung Teuts¡e Poemata von 1624 enthalten war (Ed. Witkowski, 1902, S. 105-107), ist nicht auszuschließen. Ein Druck ist nicht bekannt. T2 Cupido Jagt.] Cupido ist als Genitiv, Jagt als Nomen zu lesen. – 6f. zu s¡ie‹en und zu pürs¡en | die Hasen, S¡wein' und Hirs¡en] S. o. Nicht die, sondern Menschen sind eigentlich Cupidos Opfer wie in Opitzens Gedicht die Götter. – 14 Te, Te, Te Te, er bließe] Lautmalerei. – 25 für die Stäbe] 'Statt eurer Hirtenstäbe'. – 28 von den Gefäng] 'von der Jagdbeute'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4. Abt. 1. 1. Hälfte (1878), S. 2120. – 30-32 und da¡ten zu erlau[en ~ einn hasen auf der Bahn.] Vgl. Gedicht Nr. 47, v. 70. – 37-40 Bald kam ein liebe# Wild ~ gegangen dur¡# Gefild] Aus Cupidos Perspektive gesprochen, dessen eigentliches Wild ja Menschen sind. – 44 von dem Gejäid] 'vom Jagen'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4. Abt. 1. 2. Teil (1897), Sp. 2824-2828.
Text 61: Cupido der ungewiße S¡ü”. 61v-63r 1 kommen] kom en (ebenso 3 vernommen – 85 Flammen – 87 zusammen) – 2 Pegni”‰rand] Pegni”‰ra d (ebenso 30 man) – 4 drüm] danach ein Wortanfang (g oder h) gestrichen – 6 der] Kürzel; ebenso 12, 53, 58, 77, 93 (2x) – 11 da#] Kürzel; ebenso 21 (2x), 38, 51 – 16 wo der wind ›e wehte her] auf Rasur; vor und über
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Apparate und Kommentare
›e wehte Reste der ursprünglichen Beschriftung sichtbar – 24 und] u. (ebenso 31, 51, 56, 64, 65, 90) – 25 Be›nnen] B überschrieben – 29 i‰] s überschrieben – 36 sonder] mit der-Kürzel; ebenso 58 wieder – 95 oder – 40 ges¡o‹en] hinter der ‹-Ligatur ein funktionsloses Zeichen – 40 hinterwärt#] ev. hinter wärt# – 41 getro[en!] Rufzeichen aus Doppelpunkt überschrieben – 42 Blinde] e oberhalb der Zeile – 45 verwunden;] Semikolon nach gestrichenem Satzzeichen – 49 Lu[te] u[te überschrieben – 51 jau¡zt'] jau¡t' – 52 getro[en] getr überschrieben – 53 war] var – 60 Wunde] durch Streichung aus Wunden – 73 10.] 10 – 91 nahm] n aus m überschrieben; a oberhalb der Zeile – 96 Allso] davor ein Wortanfang (versehentlich ohne Einzug) gestrichen Chronologische Anordnung der Gedichte in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte vorausgesetzt, ist dieses scherzhafte Lied als letztes Gedicht der Jahrgangsgruppe 1651 zuzuordnen. Die Erzählung von einer gescheiterten Liebesattacke auf Floridan, die Cupido anläßlich des Besuchs Brunettas an der Pegnitz unternimmt und wofür er von diesem verspottet wird, ist ohne den sicher zugrunde liegenden lebensgeschichtlichen Zusammenhang, der sich nicht erschließen läßt, kaum angemessen zu verstehen. Es dürfte sich um Vorgänge in Birkens damaligem Nürnberger Freundeskreis handeln. Ein Druck des Liedes Nr. 61, das Strophenform und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 38, 52, 58, 104 und 186 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. 1f. Neüli¡ i‰ Bruneta kommen | an den s¡önen Pegni”‰rand.] S. o. In der Schlußstrophe (v. 97f.) ist vorausgesetzt, daß der Besuch beendet ist. – 4-7 drüm er au¡ an diesen Rand, ~ heimli¡ trug er seinen Bogen] Damit die geplanten "Po‹en" (v. 8) gelingen, macht Cupido sich also zunächst unkenntlich. – 9f. mit ihrem Wirte, | mit dem treuen Brunian] Die Namensähnlichkeit läßt vermuten, daß die Vorbilder der erzählten Figuren Verwandte – Geschwister? – waren. "Brunian" dürfte zu Birkens Nürnberger Freundeskreis gehört haben. – 16 wo der wind ›e wehte her] Vgl. Gedicht Nr. 60, v. 21. Die humoristische Wendung soll – wie dort – die Zufälligkeit des Zusammentreffens andeuten. – 19f. wo Menalka– son‰ die S¡weine | pflegt zutreiben auf die S¡au] Den Namen Menalkas führt einer der Hirtensänger in der 3. und 5. Ekloge Vergils. Daß der hier so Genannte als Schweinehirt erscheint und die Spaziergänger sich im Bereich des Schweinetriebs aufhalten, dürfte zu denjenigen Anspielungen und Anzüglichkeiten des Liedes gehören, zu deren Verständnis Hintergrundwissen nötig wäre. – 22 zwar unwi‹end] Als unwissend ist nicht, wie es die Syntax zunächst nahelegt, Cupido anzusehen, sondern die Spaziergänger, die nichts von seiner Nähe ahnen; s. v. 24. – 23 bey de– tollen Mar– Ge›nde] Auch diese wohl topographische Anspielung setzt Kontextwissen voraus. Auf Affinitäten Cupidos zum Soldatenstand – vgl. Gedicht Nr. 3 – weisen außer seinem Bogen auch emblematische Darstellungen, die ihn als gerüsteten Krieger bzw. als Soldaten zeigen; s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 1762f. – 27-32 bleibt bey un–, ihr S¡äferinnen, ~ wohnen unter unsrem Zelt] Eine der zahlreichen Thematisierungen des Gegensatzes zwischen dem Soldaten- und dem Hirten- bzw. Bauernstand in Birkens Werk; s. Teuts¡er Krieg#Ab- und Frieden#Einzug (1650), 2. Szene. – 34 drü¿te mit den dreyen fort] 'Beeilte sich, mit den Dreien weiterzukommen'; s.
Gedicht 61, 1651
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Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4. Abt. 1. 1. Hälfte (1878), Sp. 13. – 35f. Bald ges¡ah ein S¡uß, e– kra¡te; | zwar in S¡erze, sonder Mord.] Das akustische Motiv paßt zwar zu der Umgebung, in der Cupido sich befindet, nicht aber zu dem Pfeilschuß, um den es sich nach v. 78 gehandelt hat. Die Kontamination verstärkt den Charakter der Burleske, der dem Gedicht insgesamt eignet. – 40 hinterwärt–] 'von hinten'. – 41-48 Armer S¡ü”, wie fein getro[en! ~ lern er‰ bä‹er sehend seyn.] Wie die abschließende Anrede an Cupido (Str. 13, v. 97-104) dessen Unternehmen spöttisch kommentierende Rede, welche die Erzählung unterbricht. Im Gegensatz zum Floridan der Gedichte Nr. 41-48 wird dieser als beständig und nicht flatterhaft dargestellt; s. aber zu v. 101-104. – 49-52 Darauf s¡wang ›¡ in die Lu[te, ~ da¡t, al– e– getro[en sey.] Wiederaufnahme der Erzählung mit Anschluß an v. 40. Der Vers 52 ist zu lesen: 'bildete sich ein, es wäre getroffen worden'. Da Cupido sein Ziel erreicht zu haben glaubt, offenbart er sich. – 55f. da Brunetta unterfangen | ›¡ de– Hä[ten– und der Cur] Sie heftet die Enden des durch den Schuß durchtrennten Tragriemens der Hirtentasche wieder zusammen; s. v. 57-60. Daß die "Cur" der Tasche zuteil wird, demonstriert in scherzhafter Adaption des Motivs der Geliebten als Ärztin (s. Gedichte Nr. 12, v. 62f.; Nr. 33, v. 9; Nr. 40, v. 43; Nr. 57, v. 4; u. a.) Floridans Unverletztheit. – 61-64 Ja, Cupid¡en, deiner Wunden ~ und so gar nit wehe thun.] Im Gegensatz zur nachträglichen Kommentierungsrede der Strophen 6 und 13 situative Spottrede Floridans; s. v. 65f. – 74 Flagulet] Kleine Flöte; s. Zedler. Bd. 9 [1734], Sp. 1138. – 81-84 Floridan entbrennet wäre, ~ also i‰ die Brun‰ erkalt.] Die von Cupidos Pfeil mitgetroffene Flöte hat dessen Gefährdungspotential übernommen; es kann aber dank der Löschaktion beiden potentiellen Opfern nichts anhaben; s. v. 93-96. Auch hier wäre zum vollen Verständnis Kenntnis des lebensgeschichtlichen Hintergrundes notwendig. – 85-88 Venu–! kan man deine Flammen ~ daß wir ›¡er ›nd vor dir.] Kommentar des Erzählers. – 89 Brunian wolt keine– grei[en] "keine#" ist sinnvoll nur als "kein Lied" zu komplettieren; "grei[en" weist aber darauf, daß es um das Spielen auf der Flöte geht. – 93-96 weil der Lös¡trank bey der hande ~ Allso gieng e– zu allhier.] S. zu v. 81-84. Cupido hat allenfalls lustige Gesellschaftlichkeit gestiftet. – 97f. Fliege hin, Cupido, bringe | bring Brunetten diese– Lied] S. zu v. 1f. Cupido wird beauftragt, selbst von seiner Niederlage und Verspottung zu berichten. – 99f. e– fein liebli¡ ihr vor›nge. | ob i¡ di¡ verla¡t hiemit] Der Punkt nach v. 99 ist irreführend; es müßte Komma stehen: 'Singe es ihr fein lieblich vor, wenn ich dich auch mit meinem Lied verspottet habe'. – 101-104 do¡ i¡ s¡wöre, wir‰ du s¡ießen, ~ einen S¡ü”en preißen di¡.] Humoristische Aufhebung der Unanfechtbarkeitsbehauptung in v. 41-44, denn in v. 102 offenbart sich der Sprecher als der Floridan der Erzählung.
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Text 62: An den großen Silvander. 63v-66r 6 und] u. (ebenso 12, 33, 36, 42, 46, 66, 80, 84, 108, 119, 126, 128, 142, 150, 154, 157, 163) – 9 Stimme] Stim e (ebenso 9 ‰umm – 84 Flamm' – 114 vollkommenheiten – 127 genommen – 128 kommen) – 13 Silvander] mit der-Kürzel; ebenso 85, 163; ebenso 29, 82, 143 Lieder – 84 wieder – 148 Felder – 149 wälder – 13 der] Kürzel; ebenso 30, 35, 58, 74, 86, 109 (2x), 110, 141, 145, 162 – 43 au¡] durch Überschreibung aus eü¡ – 47 nennt] nen t (ebenso 147 nennet) – 49 da#] Kürzel; ebenso 89, 93, 95, 110 – 56 Lieben:] Lieben:, – 59 dabey.] Punkt vor gestrichenem Komma; ebenso bei 66 Filli#. – 71 Pla”] P über2
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schrieben – 72 Kerzen] K aus h überschrieben – 76 Stroh] oh überschrieben – 89 au¡ da#] da# au¡ – 90 ihr] oberhalb der Zeile – 95 ein,] in eine en-Schlaufe der Verszeile 94 hineingeschrieben; n oberhalb wiederholt; Komma vor einem gestrichenen Satzzeichen – 104 zuma¡en] zunächst zu ma¡en (Verbindungsstrich) – 106 empfangen:] Doppelpunkt vor gestrichenem Satzzeichen; ebenso bei 137 entworden – 107 nirgend wärt#] ev. nirgendwärt# – 109 Jugend] J aus T überschrieben – 121 gedenke] g überschrieben – 128 kommen.] Punkt nach gestrichenem Satzzeichen – 149 Orfeu–] f aus ph überschrieben – 153 wüns¡] s¡ überschrieben – 165 eingeri”t] vor ” ein Buchstabe (ev. e) gestrichen – 166 Sinthien] Sinthie – 166 darneben] r oberhalb ergänzt Dieses Lied ist in der zweiten Hälfte des Monats Mai 1652 entstanden. Adressat ist der Baron Georg Andre Schwab, der als Glaubensexulant in Nürnberg lebte (s. Schnabel, 1992, S. 358, 658) und offenbar zur Zeit der Entstehung des Gedichtes vorübergehend von Nürnberg weggezogen war. Er muß mit Birken etwa gleichaltrig gewesen sein und zu dessen Nürnberger Freundeskreis gehört haben. Birken reagiert auf ein Gedicht Schwabs, das sowohl als undatiertes Originalmanuskript (PBlO.C.317.1) als auch abschriftlich in Birkens Autobiographie erhalten ist (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 4951). Nach der Erzählung von seiner Reise zum Reichstag nach Regensburg (1.-8.12.1652; ebd., S. 48) kündigt Birken die Mitteilung des Schwabschen Liedes so an: Superiori aestate, Illustris Baro G. A. Swabius, ad rus ituro mihi, ipse quoque urbana rurestribus mutaturus, Idyllio isthoc valedixit, quod adscribere placuit: [Als ich im voraufgegangenen Sommer aufs Land gehen wollte, verabschiedete sich der edle Freiherr Georg Andreas Schwab, der auch gerade das städtische gegen das Landleben zu vertauschen im Begriff war, mit dieser Idylle:] Birkens Zeitangabe ist nicht ganz korrekt. Aufs Land ging Birken Mitte Mai 1652, nachdem er am 7.5., als Nachfolger seines ermordeten Freundes Johann Christoph Laber, zum Hauslehrer Paul Albrecht Rieters (1635-1704) bestellt worden war, mit der Familie seines Schülers (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 48f.). Schwabs Lied aber hatte er lange vorher, am 27.3.1652 erhalten, wie er in einer Randnotiz der Autobiographie nach einer Eintragung zum 12.3.1652 anmerkt (ebd., S. 49): "2〈7〉. Sylvandri Lied." (Die Datumsangabe ist im Manuskript der Autobiographie nicht sicher lesbar;
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ev. ist der 26. März bezeichnet.) Bestätigt wird das durch Birkens briefliche Reaktion, die abschriftlich im Konzeptbuch PBlO.B.2.1.24, 15r/v, erhalten ist: An Ihr Gnaden Herrn Herrn Georg Andre S¡wab Fürtre[li¡er Cavalier. Derselbe vergönne diesem Papier, de‹en Hand zu kü‹en für die Gnade, den S¡äfer Floridan unverdient erwiesen, indem ›e ihn mit einem so s¡önen Lied geehret. Euer Gnaden Freündli¡keit i‰ meiner Pfli¡t zuvorgekommen, und da i¡ meynte meine Flöte solte er‰li¡ grü‹en, muß ›e i”t antworten. Euer Gnaden haben aber dero hohe Beredtsamkeit gar zu tief ernidriget, in dem ›e ›¡ in da# Lob dero diener# herunter gela‹en. Zu wüns¡en hätte i¡, daß mein grober Strohalm nit so rauh und bäuris¡ pfi[e, damit Euer Gnaden zarte ohren dur¡ sein ungereimte# Gelüdl nit beleidigt würden. Aber i¡ kan mir lei¡t einbilden, er werde Euer Gnaden süßspielenden Flöte eben so glei¡‰immig seyn, al# eine Leyr der Laute, ein Gan# dem S¡wan, und eine Krähe der Na¡tigal. Unterdeßen bezahle i¡ hiemit weil i¡ ja S¡uldner bin, Gold mit Bley, und ›nge wie i¡ kan, weil i¡ nit kan wie i¡ will. Euer Gnaden vergeben mir daß da# s¡öne Lob dero S¡önen Synthie i¡ mit unbelobter Belobung verringert: eben wie der Edle Sylvander mit hoher Beredsamkeit Floridan# nidre Bes¡a[enheiten erhöhte. die Antwort auf da‹elbe mir über Gold ges¡ä”te Lied, verbleibe i¡ s¡uldig, und verbinde mi¡ zu ehe‰er Bezahlung. Unterde‹en bitte i¡ üm die Ehre mi¡ zu nennen, Euer Gnaden treuen Kne¡t etc. Nürnberg. die 27 Martii Anno 1652. Die im Brief angekündigte "Bezahlung" hat Birken mit dem Lied Nr. 62 entrichtet, von der Aurach aus (v. 139-144), d. h. aus Frauenaurach, wo er sich seit Mitte Mai mit der Familie seines Schülers aufhielt, s. o. Daher ist die zweite Maihälfte 1652 als Entstehungszeitspanne anzunehmen. Der Antwortcharakter des Liedes ist vom ersten Wort an wegen der zahlreichen Bezugnahmen und Anspielungen offenkundig; auch Versart und Reimfügung – vierhebige Trochäen in Kreuz- und Paarreimfügung – sind verwandt. Allerdings ist Birkens Strophe um ein Reimpaar länger als diejenige Schwabs, und die Reimpaare sind anders plaziert. Auch enden in Birkens Strophe zehn der zwölf Verse mit zweisilbiger Kadenz, bei Schwab nur vier. Daher paßt auch der aparte Tonsatz, den Schwab auf der vierten Seite des Doppelbogens notiert hat, nicht zu Birkens Gedicht. Ein Druck des Liedes Nr. 62, das Strophenform und Reimfolge mit dem Gedicht Nr. 37 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. T2 An den großen Silvander.] Schwab hatte sich in der Überschrift seines Abschiedsliedes "der ander Sylvander" genannt und führte diesen Namen wohl im poetisch ambitionierten Freundeskreis. Der Name nimmt Bezug auf den ersten Sylvander, einen Hirten aus Honoré d'Urfés (1567-1627) berühmten Roman L'Astrée (1607-1628). Der Name steht wie derjenige des Antipoden Hylas für ein Liebeskonzept. Sylvandre vertritt und repräsentiert die wahre und treue Liebe, Hylas die unbeständige freie; s.
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Jürgensen, 1990, S. 21-25. – 1-3 J¡, i¡ au¡, i¡ hab vorde‹en ~ meinen Pfeifen wind gegeben.] Birken variiert den Eingang von Schwabs Gedicht. Seine Lebens- und Schaffensstationen benennt er häufig nach den Flüssen, an denen sie lagen. – 11f. weil Silvander gute Na¡t | gab mir und den Pegni”heiden.] Schwabs Gedicht hatte des Autors baldige Abreise angekündigt; bei Birkens Reaktion war sie vollzogen. – 13-24 Ja, Silvander, Prei– der Hirten! ~ lernte spielen auf der Pfei[en.] Für Birkens Briefe und Gedichte an Höhergestellte typische Selbstverkleinerungsrhetorik: Er stellt sich als Schwabs poetischer, vielleicht auch musikalischer Schüler dar; dieser war ja offenkundig musikalisch versiert. Es muß eine gewisse schäferliche Geselligkeit außerhalb des Blumenordens gegeben haben, an der Schwab und Birken beteiligt waren. Mehreren der Lieder der Jahre 1650/51 merkt man an, daß sie für bestimmte Melodien eingerichtet waren, z. B. den Liedern Nr. 49, 50, 54, 56, 58, 60 und 61. – 25-30 Mi¡ erge”en no¡ die Stunden, ~ von der Liebe, die eü¡ qvälte.] Rückblick auf vertrauliches Miteinander: Silvander / Schwab hatte Floridan / Birken Einblick in seine Herzensangelegenheiten gewährt und ihm Proben seiner Poesie mitgeteilt. Wie aus dem oben mitgeteilten Brief Birkens vom 27.3.1652 hervorgeht, muß Schwabs Lyrik der Sinthia gegolten haben und von Birken gelobt worden sein. – 31-36 A¡ mir träumt, i¡ muß ge‰ehen, ~ wie i¡ eü¡ und ›e geprießen.] Rückblick auf eigenes Poetisieren in Gemeinschaft mit Silvander an der Pegnitz, die beide verlassen haben. Sinthia ist der Schäfername der Geliebten Silvanders (s. v. 105-115); vorher muß es eine Astrée gegeben haben (s. v. 88). Eine Astrée wird in Schwabs Gedicht neben anderen Schäferinnen des Nürnberger Freundeskreises genannt, von dem er sich verabschiedet. – 37-48 Wahr i‰ e–, wie ihr mir s¡reibet, ~ weil ihr Nymfen Pein ursa¡et.] Bezugnahme auf die erste Strophe des Schwabschen Liedes. – 49-60 Aber er, da– kleine dinge, ~ son‰ ni¡t– liebet', al– die Zeile.] Schwab hatte in der zweiten Strophe seines Liedes den "wehrten Freund Floridan" gerühmt, weil der – anders als er selbst – auch dann dichten könne, wenn er nicht verliebt sei. Birken deutet das – bezugnehmend – zu einem Mangel um, der ihn dem Adressaten unterlegen mache: Nur Zeitvertreib ohne dauerhafte innere Beteiligung sei sein bisheriges Dichten gewesen. – 61-69 Zwar kan i¡ mi¡ re¡t be›nnen, ~ J”t i‰ die au¡ au– ges¡wi”t.] Eine zumindest partielle Revocatio des soeben Behaupteten. Die Namen der hier genannten einmal von Floridan Angebeteten, als seither abgetan, zuletzt (v. 69) recht schnöde Bezeichneten, stimmen genau mit der Folge der ihnen gewidmeten bzw. von ihnen handelnden Gedichte in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte überein: Amarillis (Gedichte Nr. 39ff.), Basilene (Gedichte Nr. 43ff., 50f.), Galathee (Gedichte Nr. 44f.), Florinda (Gedichte Nr. 47f.), Fillis / Filisille (Gedicht Nr. 46), Erante (Gedichte Nr. 52-57). – 70-72 Silvia in meinem Herzen ~ do¡ e– ›nd au¡ kalte Kerzen.] Erster Hinweis auf die erste Liebesbeziehung Birkens, die sich lebensgeschichtlich konkretisieren läßt. Als Silvia bezeichnete Birken damals eine Verwandte seines Schülers Paul Albrecht Rieter von Kornburg, Maria Catharina Rieter von Kornburg (1616-1692); s. Laufhütte, 1991, S. 88, 2007, S. 82, Anm. 15. Die Anfänge dieser Herzensangelegenheit, die sich über Birkens Heirat im Frühjahr 1658 hinzog, fallen also mit Birkens Anstellung als Hauslehrer der Familie Rieter zusammen. Ob Bir-
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kens Interesse an der Silvia Genannten zu diesem Zeitpunkt wirklich von flüchtiger Art war, wie hier behauptet wird, oder ob es der Selbstcharakterisierung als oberflächlich-flatterhafter Liebhaber aufgeopfert wurde, welche die siebte Strophe liefert (v. 73-84) und die der kontrastiven Hervorhebung der Liebhaberqualitäten Silvanders gilt (v. 85-87), läßt sich nicht entscheiden. – 85-88 Ni¡t so liebet ihr, Silvander, ~ Zwar A‰ree diß verneinet.] Der Stropheneingang variiert den Beginn der zweiten Strophe des Schwabschen Liedes. Silvander wird, im Kontrast zur Selbstcharakterisierung Floridans in der siebten Strophe, mit dem Haupthelden der Astrée gleichgesetzt, wogegen die nach der Titelgestalt dieses Romans benannte frühere Geliebte Silvanders (s. zu v. 31-36) Einspruch einlegen würde. – 8996 Und wie i‰ au¡ da– gemeynet, ~ Nymfen au– den S¡äfern s¡ni”en!] Reaktion auf die dritte und vierte Strophe des Schwabschen Gedichtes, die eine ausschweifende Liebeserklärung an die Adresse Floridans auf Kosten aller Konkurrentinnen enthalten. Dort wird selbst Eifersucht der in Birkens Gedichten zeitweilig dominierenden Amarillis erwogen und als unwahrscheinlich verworfen: auch sie würde Silvanders Zuwendung zu Floridan billigen. – 97-108 Zwar de– Glü¿e– eurer Gün‰e, ~ liegen fort und fort gefangen.] Silvander hatte sich für seine Liebeserklärung auf zu erwartende Billigung statt Eifersucht der Birkenschen Amarillis berufen. Floridan weist in Reaktion darauf alles über Wohlwollen und Freundschaft Hinausgehende mit Hinweis auf Silvanders Verpflichtung Sinthia gegenüber zurück: ein einmal verschenktes Herz kann nicht ein weiteres Mal vergeben werden; eben dies aber hatte Silvander in der vierten und fünften Strophe seines Liedes getan. – 109-120 Sinthia, der Preiß der Jugend, ~ ihr zu Ehr', eü¡ zugefallen.] Auf den Lobpreis der Tugend und Schönheit Sinthiens folgt die Ankündigung eines Gedichtes zu ihren Ehren, vielleicht des Gedichtes Nr. 63. – 121-132 J¡ gedenke, wie ihr sagtet, ~ ›e zum ö[tern können s¡auen.] Nicht nur Silvander, sondern auch Sinthia haben demnach ihren bisherigen Lebensbereich verlassen. Sinthia muß sich bisher an der Schwarzach, einem von Norden kommenden, bei Kinding westlich von Beilngries und – in größerer Entfernung – von Regensburg – mündenden Nebenfluß der Altmühl aufgehalten haben. An diesem Fluß liegen die Orte Schwarzach, Rohr, Freystadt, Forchheim, Ober- und Untermassing und Greding. Ihr Weggang von der Schwarzach hatte Sinthie in die Nähe Floridans gebracht, der sich zur Zeit der Abfassung des Liedes Nr. 62 an der Aurach aufhielt. Von Sinthiens Ortswechsel kann Birken nicht durch Schwabs Gedicht erfahren haben; mündliche oder briefliche Benachrichtigung ist vorauszusetzen. Daß Birken "an e+rer S¡warza¡" schreibt, deutet darauf, daß entweder Schwabs Hauptwohnsitz nicht Nürnberg, sondern ein Ort an der Schwarzach gewesen war oder daß er von Nürnberg fort dorthin zog; s. aber zu v. 154-156. – 133-144 J¡ hab fa‰ mit Trehnen-regnen ~ wie die Pegni” thät vor diesen.] Ev. Anspielung auf den Beginn der achten Strophe von Schwabs Gedicht. Birken parallelisiert seine Entfernung von Nürnberg mit derjenigen Schwabs, bewertet aber ihre Folgen ganz anders als jener: eigentlich bleibt alles, wie es vorher war. – 146-153 lau[e mit dem Flagvlete, ~ wüns¡ i¡ mir zu lernen ie”t] S. zu Gedicht Nr. 61, v. 74. Wohl Anspielung auf Schwabs musikalische Fähigkeiten; s. o. Zu Orpheus und den Wirkungen seiner Kunst s. Der
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kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 352. Was Silvander so naturhaft ist, daß er es vergessen kann, wünscht Floridan zu lernen. – 154-156 und wa– son‰ für s¡öne– wi‹en ~ Feinde feindli¡ zubegrü‹en.] Dieses Lernpensum könnte die Vermutung nahelegen, Schwabs Fortgang könnte mit der Aufnahme einer militärischen Tätigkeit zusammenhängen. Dagegen spricht aber die Schlußstrophe von Schwabs Gedicht (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 51): Pegni”, deine S¡äfereyen muß i¡ la‹en, a¡ i¡ muß, wo i¡ man¡en S¡äfer-reyen lie[e mit, wo man¡en Kuß i¡ der Lieb‰en hab gedru¿t in da# rohte Wa¡# der Lippen. Nun i¡ werde hingeru¿t, wo die S¡warze spielt an Klippen; wo die Weiße weidet no¡, eine kleine Weile do¡. Es geht um die letzten vier Verse. Die Zeitangabe des letzten Verses dürfte sich auf den viertletzten beziehen. Daß seine Abwesenheit nur eine vorübergehende sein werde, hatte Silvander auch in der fünften Strophe bekundet (ebd., S. 50): S¡eid i¡ glei¡ ein Weil von hinnen mit dem Leib, der Muht i‰ frey, der muß dir inzwis¡en dienen: bi# mir da# Verhängni# wei‰, wie mein Leib kehr zu dem Gei‰. Im dritt- und zweitletzten Vers der Schlußstrophe kann nur von Flüssen die Rede sein, entweder von der Schwarzach und der Weißen Laber, die westlich und östlich von Beilngrieß, nicht weit von Regensburg, in die Altmühl münden, oder von der Schwarzen und der Weißen Laber, deren erste bei Sinzing, westlich von Regensburg, in die Donau fließt. Demnach könnte Schwab vorübergehend von Nürnberg nach oder in die Nähe von Regensburg gezogen sein. – 166-168 Sinthien soll au¡ darneben ~ Sinthia, die euer Leben.] Ankündigung, daß auch Sinthia das Gedicht zugesandt oder – s. v. 128-132 – persönlich übergeben werden sollte.
Text 63: Von Silvander und Sinthia. 66r-68r (v. 1-144), 72v/73r (v. 145-162) T1 LXIII.] LXIII – T3 und] u. (ebenso 16, 17, 34, 36, 38, 47, 50, 52, 54, 62, 70, 78, 79, 94, 105, 117, 124, 161) – 2 Rosen mund] ev. Rosenmund – 3 der] Kürzel; ebenso 7, 13, 15, 28, 29, 32, 65, 92, 126, 132,
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144, 151, 160 – 9 Rasen] R überschrieben – 11 fromme] f aus F überschrieben – 11 fromme] from e (ebenso 70 Flammen – 87 nimm – 88 flammet – 95, 145 Stimm – 96 vernimm – 97 glimm) – 15 da#] Kürzel; ebenso 162 – 16 pfi[e] p aus P überschrieben – 16 wieder] mit der-Kürzel; ebenso 116 Silvander – 157 sonderbare – 161 Beyder – 26 le”li¡] e aus ä überschrieben; Umlautstriche ungetilgt – 30 Tugend] Jugend (Korrektur nach Gedicht Nr. 62, v. 109f.) – 40 zu kau[] ev. zukau[ – 48 diß] ß aus s überschrieben – 62 fühlet:] Doppelpunkt nach gestrichenem Komma; ebenso bei 73 saget – 64 Ließen] ß aus s überschrieben – 65 Redepfort'] ev. Rede pfort' – 81 brennet] bren et (ebenso 107 gewinnen) – 86 wollen wei¡e] ev. wollenwei¡e – 98 eurer] re überschrieben – 100 12.] 12 (ebenso bei Strophe 18) – 118 Ort!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 136 mehr] danach Komma gestrichen – 140 Flug:] Doppelpunkt aus Komma überschrieben – 145 17.] nachträglich vorgefügt – 148 au#zureden] zunächst au# zureden (Verbindungsstrich) – 154 er] e aus der-Kürzel überschrieben; er-Schlaufe ungestrichen – 161 Beyder] Bey der (nachträglich verbunden) Die beiden Schlußstrophen sind nach dem Gedicht Nr. 68 nachgetragen. Die Zusammengehörigkeit der beiden Teileintragungen hat Birken folgendermaßen markiert: Rechts unterhalb von v. 144, oberhalb des waagrechten Abgrenzungsstriches, steht: "vid. pag. 72. b. post LXVIII." Unterhalb des Abgrenzungsstriches unter dem Gedicht Nr. 68 steht, quasi als Überschrift des Nachtrags: "Bes¡luß de# 63. Pag. 86." Die letzte Zahl ist versehentlich statt 68 gesetzt. Das von den Strophenanfängen gebildete Akrostichon nennt die richtigen Namen der im Gedicht als Sinthia und Silvander Agierenden: Sidonia Elisabeth von Rauhenberg und Georg Andre Schwab. Ob die Dame mit dem bei Schnabel, 1992, S. 676 und 707, nachgewiesenen österreichischen Adelsexulanten Friedrich Rauchenberger (gest. 1636), der sich in oder bei Regensburg aufgehalten hat, verwandt ist, hat sich nicht ermitteln lassen. Bei der aus Erzählung und Dialog bestehenden bukolischen Liebesidylle könnte es sich um die in Gedicht Nr. 62, v. 116-120, angekündigte Dichtung zu Ehren Sinthiens handeln. Das Lied, in welchem Birken vielleicht die Anfänge der Beziehung zwischen Schwab und Sidonia Elisabeth von Rauhenberg ins Bukolische transferiert hat, wird in nicht allzu großem zeitlichem Abstand vom Gedicht Nr. 62 entstanden sein. Ein Druck ist nicht bekannt. 4 die im ›lbern Stü¿e ‰und] "Stü¿" ist eine in Texten der Zeit häufige Bezeichnung für ein kostbares Gewebe; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 10. Abt. 4 (1942), Sp. 213f. – 10 Eure Lu‰, ihr Pegni”wiesen] Das Geschehen des an der Aurach gedichteten Liedes spielt an der Pegnitz. – 16 daß e# wieder ru[t'] 'daß es widerhallte'.– 17f. und die Blümlein üm die he¿en | danzten in den bunten Rö¿en.] Das Motiv des Tanzes der Blumen zum Gesang der Vögel begegnet in Birkens bukolischer Dichtung hier erstmals. – 27 ›¡ nähen] 'sich nähern' (s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 7 (1889), Sp. 292. In Birkens Gedichten begegnet die Wendung öfter; s. Gedichte Nr. 90, v. 52; Nr. 91, v. 25). – 35f. deine S¡önheit Lu‰ erwe¿et | und zuglei¡ mit Unlu‰ s¡re¿et.] Sinthiens Schönheit erregt zugleich Verlangen und die Annäherung erschwerende Bewunderung; vgl. v. 152f. Hier und im Folgenden fällt auf, daß Silvander Sinthia
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mit "du" anredet, sie ihn mit "ihr". Mangels Hintergrundinformationen ist der Unterschied nicht erklärbar. – 39f. eure eingebilde S¡merzen | bringen mir nur Rau¡ zu kau[.] Sinthia hält hier und im Folgenden Silvanders Reden für unehrlich; s. v. 43. – 46-54 Ja, spra¡ er, ja deine Wangen ~ mir nit Tro‰ und kühlung geben] Der Stropheneingang behauptet, daß doch der Fall sei, was Sinthia in v. 44f. bezweifelt hatte. Die Strophe enthält mehrere Motive petrarkistischer Lyrik: Gefangenschaft des Herzens (v. 4648), von der Schönheit verursachte Qual (v. 49-51), Brennen im Liebesfeuer (v. 52, 54), Todesgefahr, wenn Erhörung ausbleibt (v. 53f.). – 55-63 Ey! rief ›e, deß muß i¡ la¡en! ~ wa‹er (son‰ ni¡t– weiß i¡) kühlet.] Sinthia greift spottend die in Silvanders Werberede verwendeten Motive auf, was ihn nicht hindert, sie in der achten Strophe (v. 64-72) abermals zu verwenden. – 65f. au– der Redepfort', | au– den zwo Corallen Klippen] Von Birken häufig verwendete Metonymien für den (weiblichen) Mund. – 77 dieser kalte Tro‰] Spöttische Bezeichnung des von Silvander in v. 68-72 erbetenen Handkusses. 'Kalt' ist dieser "Tro‰", weil Silvander die Metapher "Hände S¡nee" (v. 72) verwendet hatte (s. v. 78-81) und weil Sinthia den Handkuß als unverbindliche Höflichkeit akzeptieren will. – 82-90 Theure Freüde meinen Herzen, ~ daß mi¡ no¡ mehr Gun‰ berei¡e.] Silvander deutet den ihm gestatteten Handkuß anders als Sinthia und erhofft sich Weitergehendes. – 91-99 Von der fals¡en Meer-Syrene ~ Nein! ihr werdet mi¡ nit fangen.] Silvanders Hoffnungen setzt Sinthia die Unterstellung unlauterer Motive entgegen. Zum Sirenen-Motiv s. Homer, Odyssee 12, v. 39-54, 158-200; Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 79f.; Henkel / Schöne, 1996, Sp. 1697-1699. – 100-108 Rauhen Bergen meine Plage ~ rief er, härte nit die Sinnen.] Silvander erkennt sich verspottet, erklärt pathetisch die Reinheit seiner Zuneigung und erneuert seine Bitte um Erhörung. – 109-117 Geht eü¡ diese– Wort von herzen ~ Lieb‰er werden, und kein ander.] Sinthia gibt auf Silvanders Liebeserklärung hin ein Versprechen für die Zukunft. – 118-130 Ort! sey meine– Glü¿e– Zeüge, ~ mögen bald verbunden seyn.] In seiner Glücksrede bedient sich Silvander des bukolischen Motivfeldes der sympathetisch anteilnehmenden Natur. – 142f. Wie ihn dünkt', e– war au¡ kein Betrug, | sagte Sie e–] Der mittlere Satz ist eine Parenthese: 'Wie ihm schien – und es war auch so –, sagte sie das.' – 156f. do¡, weil ›¡ an ihm au¡ wei‰e | sonderbare Tre[li¡keit] 'Doch weil sich auch an Silvander außerordentliche Trefflichkeit zeigte'. Die dargestellte Szene hatte vor allem Sinthiens Tugend und Standhaftigkeit erwiesen. Seine Gleichwertigkeit, die den Schluß (v. 158-162) legitimiert, muß dagegen behauptet werden.
Text 64: Uber Damon– Mördli¡e– Ableiben. S¡äfer Klage. 68r-70r 1 Strand] Stra d – 6 Trehnen] T aus t überschrieben – 7 der] Kürzel; ebenso 17, 18, 21, 40, 41, 64, 87, 107, 133, 136 – 15 und] u. (ebenso 26, 35, 50, 67, 69, 100, 104, 105, 135, 149) – 15 s¡allt] s aus S überschrieben – 21 Mu›dor] M überschrieben – 22 Hippokren'!] davor ungestrichen Ansatz zu einem nicht eingerückten Zeilenbeginn – 28 Brunnen] B aus b überschrieben – 32 eine] Endungs-e oberhalb
Gedicht 64, 1652
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der Zeile – 33 s¡on] durch Überschreibung aus er‰ – 39 trinken] en oberhalb ungetilgter en-Schlaufe – 59 anführte] auführte – 60 auf] f aus ¡ überschrieben – 61 da#] Kürzel; ebenso 82, 93 – 63 erwiesen.] Punkt aus Komma überschrieben – 64 fromm] from (ebenso 101 Grimmig# – 111, 149 Himmel – 113 fromme – 124, 128, 133 Himmel– – 127 vollkommnem – 129 gewimmel– – 137 ‰immt) – 68 seyn bemühet] durch Überschreibung aus seiner und einem nachfolgenden Wortanfang; Endungs-e von seiner versehentlich ungestrichen; dadurch keine Worttrennung; Ober- und Unterlängen ober- und unterhalb des m von bemühet ungetilgt – 75 Sinn] Sinm – 76 kein–] durch Streichung aus keine# – 82 daß da# Jahr] nicht wie die Entsprechungen in den anderen Strophen gegenüber v. 81 eingerückt; ebenso v. 83, 8790 – 83 grüne] durch Streichung aus grünen – 84-86 Nun wir de‹en ›nd gewährt, ~ la¡et, trauren wir üm Jhne.] quer zur Hauptbeschriftung links auf dem Rand; Einfügungszeichen davor und rechts zwischen v. 83 und 87 __ // – 87 Hirten Zier] dazwischen Worttrennungstrich – 91 Fragt,] r überschrieben; a oberhalb der Zeile; t und Komma nachträglich eingefügt – 92 dann] dan – 94 dur¡gebohrt] durch Streichung und Überschreibung aus dur¡gebohret – 103 unsren] re überschrieben – 104 war der] dazwischen Worttrennungsstrich – 123 〈er〉 rei‰e] rei‰e – 127 vollkommnem] n überschrieben – 127 ziert] durch Überschreibung aus zieret – 146 Lieder] mit der-Kürzel Anlaß für die Entstehung dieses und einiger weiterer Gedichte Birkens war die Ermordung des Studenten Johann Christoph Laber am 24.4.1652 durch Paul Sigmund Rieter von Kornburg. Laber, am 30.8. 1627 in Sulzbach geboren, war Hauslehrer des jungen Paul Albrecht Rieter von Kornburg (16351704) gewesen und hatte zu Birkens Nürnberger Freundeskreis gehört. Zu den Umständen seiner Ermordung s. Schröder, S. 195-198. In der Randspalte seiner Autobiographie hat Birken das Ereignis unter Notizen zum April 1652 aufgeführt (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 48): "24. Mors Laberi violens. Funeralia 28." Für Birken hatte das traurige Geschehen zur Folge, daß er am 7.5.1652 seinen Dienst als Labers Nachfolger antrat (ebd.): "7. Maij vocatio Rieteria adita." Im Haupttext aber hat Birken notiert (ebd.): Hisce defunctum, Domus Rieteria, Paulo-Alberto Filiofamilias, Patricio et hodie Senatori Norico, Ephorum me petijt ac obtinuit, plurimis beneficijs, toto ferè quadriennio me cumulatura. [Nachdem dies absolviert war, erbat und erhielt mich die Familie Rieter als Hofmeister ihres Sohnes Paul-Albrecht, eines Patriziers, der heute Nürnberger Ratsherr ist. Sie sollte mich fast vier Jahre lang mit Wohltaten überhäufen.] Die für das Gedicht auf Laber verwendete Strophe (Metrum und Reimfügung), die in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte nicht noch einmal erscheint, hat Birken gut zwei Jahre später abermals für ein Nachrufgedicht benutzt, das von Gottlieb von Windischgrätz bestellte (s. Brief Nr. 17 und Konzept Nr. 18 im Birken-Windischgrätz-Briefwechsel: WuK. Bd. 9, S. 290-292) Lied auf den Tod Ferdinands IV. am 9.7.1654 nc; s. S. v. B. Poetis¡e Lorbeer-Wälder (PBlO.B.3.1.3), XXXIV, S. 24r-26v; A. u. H. Laufhütte, 1994, S. 140-143, 409-412. Birkens Lied zu Labers Tod ist zusammen mit weiteren Gedich-
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ten zum Anlaß aus seiner Feder gedruckt worden; der Titel der kleinen Sammlung lautet: Ehrengedä¡tniß | H. Johann-Chri‰o[ | Laber#/ | Der Ho¡h: Gotte#lehre und der | Freyen Kün‰e | Gefli‹enen#/ | Unversehen# Entleibten#; | wel¡er | diese Welt | An. 1627. d. 30. Aug‰M. zu Sul”ba¡ er‰-|li¡ gesehen/ | An. 1652. d. 24. Apr. in Nürnberg wie-|der gesegnet/ | d. 28. diß/ in# Grab und zu Ruh gegangen. | Nürnberg/ bey Jacob Pillenhofer zufinden. (S. Stauffer, 2007, S. 147-149.) Das Heft enthält zwölf römisch gezählte und einige nicht in die Zählung einbezogene Bestandteile. Das Gedicht Nr. 64 steht mit einer Vorbemerkung in Prosa als erster der gezählten Bestandteile auf den Seiten )( ijr- )( vv. Die Vorbemerkung lautet ()( ijr): WEil der Seligver‰orbene in seinem Leben ›¡ mein‰en# an den 3. Flü‹en/ der Pegni”/ (zu Nürnberg) der O¿er/ (zu Brauns¡weig) der Saal/ (zu Jhena) aufgehalten/ al# beklagen/ 3. S¡äfer derselbigen/ miteinander seinen Tod unter dem Namen Damon. Sie ›ngen aber na¡ der Weise de# Liede#: Wel¡e# HöllenKinde# Fund/ etc. so jüng‰hin/ na¡ dem 2. Aufzug de# S¡auspiel# von der V. B. u. W. Teutonie/ ö[entli¡ gesungen worden: weil selbige Singweise/ gese”t von Herrn G. W. ihme H. Labern seel. jederzeit sonder# beliebet. Das hier von Birken erwähnte Schauspiel erscheint in der Randspalte der Autobiographie (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 47) mit dem Kennwort, dem Namen des Hauptprotagonisten, "Jrenian." Birken hat es dieser Notiz gemäß nach vierwöchiger Arbeit am 1.10.1651 vollendet; es dürfte kurz danach aufgeführt worden sein. Der in der Vorbemerkung in Abkürzungen mitgeteilte Titel lautet im Druck von 1679: Margeni# | oder | Da# vergnügte bekriegte und | wiederbefriedigte Teuts¡land. (S. Garber, 1997, S. 176 (Nachdruck 2006, S. 307); Stauffer, 2007, S. 1015-1017.) Zu diesem Schauspiel s. Caemmerer 1998, S. 305-341; Garber, 1998, S. 706ff.; Silber, 2000, S. 130-202. Der nur mit Namensinitialen genannte Komponist der Melodie, auf welche Birken das Nachruflied eingerichtet hat, ist Georg Walch (gest. am 29.4.1656; s. Silber, 2000, S. 144, Anm. 77), von dem auch die Kompositionen für die Zwischenaktlieder des Schauspiels Psy¡e stammen. Das erwähnte Schlußlied des zweiten Aufzugs ist gedruckt: Kurzer Entwurf | eine# neuen S¡auspiel#/ | darinnen au#gebildet wird da# Vergnügte/ | Bekriegte und Widerbefriedigte | Teuts¡land: | erfunden und auf den S¡aupla” gebra¡t | in Nürnberg | von | Sigismundo Betulio, J. Cult. P. C. | Im Jahr 1651; S. [)( x]v/[)( xj]r. Es steht dort unter dem Titel Kriege# Verflu¡ung und weist exakt dieselbe metrische Gestalt und Reimfolge auf wie das Lied Nr. 64. Zu fast allen weiteren Bestandteilen des Nachrufheftes finden sich handschriftliche Fassungen in den Sammlungen S. v. B. Todten-Andenken und Himmel#-Gedanken. oder GOTTES- und Tode#-Gedanken (PBlO. B.3.3.1), 47r-52r, und Betuletum (PBlO.B.3.1.4), 73v/74r. Das sicher sehr bald nach dem spektakulären Ereignis auf den Markt gebrachte Werkchen hat dem jungen Autor einiges eingebracht. Am Ende der Folge von Randnotizen zum Jahr 1652 in seiner Autobiographie hat Birken notiert (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 50): "NB. | Epicedia Laberiana. Einnahme | 172 Gulden." Das Heftchen muß demnach in großer Auflage erschienen sein. Im Druck sind die drei Sprecher ausführlicher vorge-
Gedicht 64, 1652
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stellt als in der Manuskriptfassung: "Falindor / Pegni”s¡äfer.", "Myrtillo / O¿ers¡äfer.", "Mu›dor / Saals¡äfer." steht über den drei ersten Strophen; auch bei den folgenden Strophen stehen die ausgeschriebenen Schäfernamen, doch ohne die Standortangaben, darüber, nicht wie im Manuskript davor. "Falindor" ist eine anagrammatische Variante des Namens Floridan. Der Name Myrtillo dürfte gewählt worden sein, weil Samuel Hund (s. zu Gedicht Nr. 26) Laber persönlich kannte. Ein Bekanntschafts- oder Freundschaftshintergrund ist auch beim Namen des dritten Sprechers zu vermuten (s. Gedicht Nr. 4, v. 58). Im Druck sind die Verse 2 und 5 einer jeden Strophe sehr weit, die Verse 4, 7 und 10 nur etwas eingezogen. Der Name Damon, die Namen der Flüsse und das Wort "Student" (v. 128) sind fett gesetzt, die Sprecherbezeichnungen ebenfalls, aber zusätzlich mit größeren Typen. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, folgende Abweichungen von der Manuskriptfassung: 13 ie”und] i”und – 29 hin weggeronnen] hinweggerunnen – 41 teure] treue – 47 ie”t] j”t – 52 i”t] je”t – 54 diesem] diesen – 54 Edlen] Edlem – 86 trauren wir üm] weinen ohne – 89 abs¡eid] Abs¡ied – 108 wa#] da# – 128 ie”t] i”t T2f. Uber Damon# Mördli¡e# Ableiben.] Zum Namen Damon s. zu Gedicht Nr. 58. Die berühmte Geschichte von der Freundestreue, die sich mit den Namen Damon und Phintias verbindet und die später Schiller in seiner Ballade 'Die Bürgschaft' gestaltet hat (s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 1377), muß für Leser der Zeit der Gedichtentstehung assoziierbar gewesen sein. Wir wissen nicht, ob Laber den Namen Damon schon im Nürnberger Freundeskreis geführt oder ob Birken ihn dem Toten verliehen hat. – 1-30 S¡öne Pegni”, klarer Strand! ~ Damon– Seele, a¡ der Qval!] In den drei Eingangsstrophen werden die Flüsse bzw. die von ihnen repräsentierten Gegenden und Orte als Mittrauernde angeredet oder vorausgesetzt, in Korrespondenz zu den drei Schlußstrophen (v. 121-150), in welchen angesichts der Seinsform des nunmehr Seligen dem Klagen Einhalt geboten wird. Was Laber nach Braunschweig geführt hatte (Str. 2), ist nicht zu ermitteln. – 17-19 Damon a¡ der sü‹e Mund, ~ meine Ufer ma¡t' erklingen] Auch Laber hatte wohl poetisiert; vgl. v. 44-46, 137-139. – 21f. S¡öne Saal, der Musen Söhn | Hippokren'!] Laber hatte in Jena studiert. Die Musenquelle Hippokrene (zu dieser s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 1172) steht hier für die Universität. – 32-35 eine kron ~ und geharrt.] Labers Studium war noch nicht abgeschlossen. Es sollte zunächst an der Universität Heidelberg fortgesetzt werden; s. v. 37-40. – 38 wo die gro‹en Föben blinken] Phoebus / Apollo ist der Schutzherr der Künste und der Gelehrten; hier dient die Pluralisierung des Namens zur Bezeichnung der berühmten Professoren der Universität Heidelberg. Die Verbmetapher "blinken" gibt ihnen den Rang von Leitsternen. – 53 a¡ Jrenian, sein Herze] Paul Albrecht Rieter von Kornburg, Labers Schüler, benannt nach der Rolle, die er im Vorjahr in Birkens Drama Margeni# (s. o.) gespielt hatte; s. Silber, 2000, S. 132. – 70 Damon war ein wahrer Freünd.] Das Motiv spielt auch in den anderen Gedichten des Nachrufheftes (s. o.) eine Rolle. Spärliche Spuren der Freundschaft zumindest zwischen Laber und Birken sind vorhanden. Zum 4.3.1652 hat Birken in der Randspalte seiner Autobiographie notiert (Prosapia / Biographia (WuK. Bd.
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14), S. 48): "mein Contrefait von Herrn Labern, Munus." Für das Werk Er‰er Theil/ | Herrn J. M. Dilherrn# Prediger# bey S. Sebald/ | Evangelis¡er S¡luß-|reimen der Predigen/ | So Er im Jahr Chri‰i 1649 gehalten; | Mit dreyen ›ngenden Stimmen/ zweyen Discanten, einem Bass, mit Nu-|meris und signis gezei¡net/ zu einem Positiv, Regal, Spinet, Clavi-|cymbel oder Theorb: accomodirt, und componirt dur¡ J. E. Kindermann Organi‰en bey S. Egidien. | BASSUS Generalis & Vocalis. | Nürnberg/ Jn Verlegung Wol[gang Endter# deß Eltern/ 1652. hat Birken zwei Ehrengedichte verfaßt. Sie sind beide auch in seiner handschriftlichen Sammlung S. v. B. Birken-Wälder (PBlO.B.3.1.1) enthalten, 84v/85r, 85r-86r; s. Stauffer, 2007, S. 139f. Im Druck ist eines dieser Gedichte von Laber signiert. – 71-80 Wurden do¡ die wilden Thier ~ bringt ein Mens¡e auf die Baar.] Ob es für diese Analogisierung Labers mit dem mythischen Sänger Orpheus lebensgeschichtliche Anlässe gegeben hat, ist nicht zu ermitteln. – 81-90 Unser lange– wüns¡en war ~ Damon A¡! i‰ nit mehr hier!] Kontrastierung der lang ersehnten, endlich eingetretenen Frühlingsfreude mit der Trauer um den Toten gerade in dieser Zeit. – 91-100 Fragt, ihr S¡äfer, fragt do¡ ni¡t, ~ Seel- und Leben loß hinau–.] Zurückhaltender Hinweis auf die Art, in der, und auf den Ort, an dem Laber ums Leben gekommen war. – 101-110 Grimmig– Eisen! alle wir ~ übt an den Gere¡ten Wut.] Indirekte, gleichwohl deutliche Verwünschung des Mörders, der nur mit dem Tatwerkzeug und danach durch die prototypische Nennung des ersten Mörders Kain ins Bild kommt. Daß Gewalt eigentlich nur gegen wilde Tiere und ihnen vergleichbare Feinde ausgeübt werden dürfte, hat Birken häufig zum Ausdruck gebracht. – 111-120 Treuer Himmel! konde‰ du ~ die i”t unser Herz bedrängt.] Diese Anrede an den Himmel ist zugleich Höhepunkt der Klage und Wendepunkt hin zur Ergebenheitsrede der drei Schlußstrophen. – 144-146 E– soll au¡, von seinem Lob, ~ unsrer S¡äfer-Lieder, lallen.] Die im Nachrufheft folgenden Gedichte lösen diese Ankündigung ein. Text 65: Uber der Edlen Silvia Kuts¡en-Fall. Sonnet. 70v T1 LXV.] LXV – 4 zu fällen] dazwischen Worttrennungstrich – 6 ihre–] ihr– – 7 da#] Kürzel – 9 ihre] r überschrieben; e oberhalb der Zeile – 10 s¡nöden] davor gestrichen s¡o den – 12 und] u. – 13 immer] im er (oberhalb der Zeile; Einfügungsstrich) – 13 wieder‰reben] mit der-Kürzel Das erste in der langen Reihe der von 1652-1658 entstandenen Silvia-Gedichte, zugleich das erste Dokument des erotischen Interesses, das Birken an Maria Catharina Rieterin von Kornburg (12.2. 1616-22.5.1692) nahm, einer Verwandten seines Schülers. Die Identifizierung der von Birken erst im Entwurf seines Testaments (PBlO.C.24.39.25) ausdrücklich Genannten ist Otto Schröder (S. 206-208) gelungen; zum gesamten Komplex s. Laufhütte, 1991, bes. S. 85-93; 2007, S. 81-86. Der Unfall, von dem das Sonett handelt, muß während des Sommeraufenthalts 1652 der Familie Paul Albrecht Rieters und ihres Hauslehrers in Frauenaurach (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 48) stattgefunden haben; das Gedicht dürfte in zeitlicher Nähe zu dem Ereignis entstanden sein. Es verbindet die in Birkens Gedichten häufige Thematik stoischer Selbstbehauptung gegenüber den Willkürlichkeiten der
Gedichte 65 und 66, 1652
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Fortuna mit Andeutungen erotischen Interesses. Im Gedicht Nr. 92, v. 321-328, wird das Ereignis später abermals erwähnt. Ein Druck des Sonetts ist nicht bekannt. 1 Du ware‰ re¡t daran, du mir-gehä‹ig– Glü¿!] Anreden an die als feindlich vorausgesetzte Fortuna begegnen häufig in Birkens Gedichten. Hier wird das Silvia widerfahrene Unglück als gegen ihn gerichteter Angriff dargestellt (v. 2-4). – 3 die mir kan alle– Glü¿ zula¡en] Eben dies ist der Grund des Angriffs. Außer der Wendung "mir zu Tro‰" (v. 12) ist dies die einzige Andeutung erotischen Interesses in diesem Gedicht. – 5f. Du ha‰ dein fals¡e– Rad ge‰ekt an diesen Wagen, | der Parcen ihre– au¡.] Das abgesprungene Wagenrad erscheint sowohl als das bekannte Rad der Fortuna wie als Spinnrad der Parzen; die letztere Vorstellung ermöglicht das Bild des Lebensfadens, der am Kutschenrad hing (v. 6f.). – 9-11 Die Götter waren gut, ~ dem s¡adet nit dein Rad.] Daß Silvia von dem abgesprungenen Rad nicht getroffen wurde, wird Fortuna gegenüber auf ihren 'göttlichen' Status zurückgeführt: ein starkes Kompliment an die Geliebte. – 13f. du mag‰, wie du gewohnt, ~ hab i¡ nur ihre Gnad.] Die abschließende Constantia-Bekundung erfolgt in der Gewißheit der Zuneigung Silviens. Text 66: Dorili– verlorner S¡uh. 70v/71r T1 LXVI.] LXVI – T2 verlorner] erstes r oberhalb der Zeile – 1 spazirt'] durch Streichung und Ergänzung aus spazierte – 2 waten] at überschrieben – 2 und] u. (ebenso 4, 8, 11, 14, 16, 18, 22, 23) – 3 gab] a überschrieben – 3 halb] b überschrieben – 7 Zu] auf dem Rand vorgefügt – 7 wolt] durch Streichung aus wolte – 7 länger] mit er-Kürzel – 8 Ange›¡t.] Punkt aus Komma überschrieben – 14 wieder] mit derKürzel; ebenso 18 Kleider – 15 na¡waten] t überschrieben – 15 der] Kürzel; ebenso 19 – 24 er lie[e] davor gestrichen i¡ weiß Auch dieses scherzhafte Gedicht ist während des Sommeraufenthalts der Familie Paul Albrecht Rieters von Kornburg in Frauenaurach 1652 entstanden. Die hier und in zahlreichen weiteren Gedichten Dorilis genannte Protagonistin ist die Mutter Paul Albrecht Rieters, wie eine Tagebuchnotiz Birkens zum 20.4.1677 bestätigt (II.387; PBlO.B.2.1.2, 169(18)v): "Frau Rieterin, die Edle Dorili#, meine alte Wolthäterin, seelig ge‰orben. Gott bezahle ihr im himmel da# Gute, so i¡ von ihr empfangen." Der ihr von Birken zugewiesene Schäfername spielt auf ihren richtigen Namen an: Dorothea Elisabetha, geb. von Gottfarth (s. Schröder, S. 206, Anm. 1). Sie war seit 1635 verwitwet (s. Schröder, S. 195) und muß zur Zeit von Birkens Dienstantritt in ihrem Haus etwa vierzigjährig gewesen sein. Die im Gedicht Nr. 66 behandelte Begebenheit spielt später auch im Gedicht Nr. 92 eine Rolle: v. 145-152. Dort wie hier wird der Fluß als Liebhaber dargestellt, der sich an sonst verborgener Schönheit weidet. Das Gedicht hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge gemeinsam mit den längeren Gedichten Nr. 4, 13, 16, 21, 53, 67, 100, 146, 149, 234 und 275 (2. Bestandteil) sowie mit den Epigrammen Nr. 14, 34, 143, 188, 200, 203, 215 und 217. Ein Druck ist nicht bekannt.
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4 in# kühle wa‹erhau#] Wie der von Birken mehrfach verwendeten Metapher 'Wasserzellen' (Gedicht Nr. 29, v. 102, u. ö.) liegt auch dieser die Vorstellung zugrunde, der Fluß oder Bach sei die Wohnung der ihn betreuenden Nymphen. – 5f. der Ba¡ ward bald verliebt ~ mit wudlendem Gethöne.] Der Bach wird in die Rolle des Liebhabers versetzt; s. o. – 21-24 J¡ glaub er werde da ~ er lie[e gar zurü¿.] Das Murmeln des Baches wird als Erinnerungsrede des Liebhabers gedeutet, der sein Erlebnis gern wiederholen würde. Das Motiv des rückwärts laufenden Baches sollte natürlich als hypertrophes Schönheitslob erkannt werden. Text 67: An Silvia, über den von ihr genehten und ihm verehrten Beutel. 71r-72r T2 genehten] genehte – 4 und] u. (ebenso 6, 7, 8, 10, 12, 39) – 5 sahe] sehe – 6 Hände] de oberhalb der Zeile – 8 der] Kürzel; ebenso 9, 24 – 12 entbrann] entbran (ebenso 28 dann) – 24 Mir ~ Glü¿seeligkeit!] quer zur Hauptbeschriftung links auf dem Rand; Einfügungszeichen __ | | zwischen v. 23 und 25 – 27 da#] Kürzel – 29 mi¡] danach gestrichen mi¡ – 35 wehrter–] zweites r überschrieben; # oberhalb der Zeile – 45 Liebe#flammen] Liebe#flam en (ebenso 46 zusammen) – 50 verpfände,] mit ver-Kürzel; Komma unter gestrichenem Rufzeichen – 51 Fa‹t] F aus f überschrieben Das zweite Silvia-Gedicht. Birken reagiert, sicher unmittelbar, auf ein Geschenk, das er am 3.7.1651 erhalten hatte. Zu diesem Datum gibt es zwei Eintragungen in der Randspalte der Autobiographie (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14)), S. 48: "3. Ejus Sylviae Beutel."; S. 50: "Julii 3. Munera. Silvia genehten Beutel. 2 Kämme, Wa¡#‰o¿, Tabak. 4 Pipen." Das Gedicht dürfte in unmittelbarer zeitlicher Nähe zum Anlaß entstanden sein. Die ausschweifende Rede vom Liebesverzicht wegen der Standesdifferenz, das eigentliche Thema des Gedichtes, bestätigt im Kontrast die heftige Verliebtheit des Sprechers. Das Gedicht hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge gemeinsam mit den längeren Gedichten Nr. 4, 13, 16, 21, 53, 66, 100, 146, 149, 234 und 275 (2. Bestandteil) sowie mit den Epigrammen Nr. 14, 34, 143, 188, 200, 203, 215 und 217. Ein Druck ist nicht bekannt. 5-7 J¡ sahe, i‰ mir re¡t, ~ und lo¿en in ihr Garn.] Zum Motiv des Jägers Amor mit Netz s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 752f. – 7-9 die Nadel ‰a¡e wund ~ der au– den Äuglein s¡oß.] Metaphorische Rede von der Liebesverwundung des Sprechers. – 10-21 und regt' ein heimli¡– Leiden, ~ geh keiner Nymfe na¡.] Das Generalthema dieses Gedichtes: der Standesunterschied, der ein Liebesverhältnis eigentlich ausschließt; s. auch v. 26-31. – 31f. Jhr hohe– Tugendlob | soll meiner Poesy ablo¿en man¡e Prob.] Die Folge der über Jahre hin entstandenen Silvia-Gedichte entspricht dieser Ankündigung. – 45-48 Wa– deutet Rosen-roht? ~ So färbt ›¡ Floridan.] Die der Liebesbindung gemäß ausgedeuteten Farben des Seidenstoffes, aus dem der Beutel angefertigt war. – 51f. Fa‹t mi¡ in Haß ni¡t ein: | so werd i¡ ‰ät– content und wohl zufrieden seyn.] Die überaus bescheidene Bitte ist auf dem Hintergrund der voraufgehenden Erklärungen als Bitte um Weitergehendes deutlich erkennbar.
Gedichte 68 und 69, 1652
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Text 68: Uber eine Haar Nadel. 72r/v 1 ein〈e〉] ein – 2 könt] durch Streichung aus könnt – 7 da# (2. Position)] Kürzel; ebenso 9 (2x), 12, 17 (2x) – 7 Haar.] Punkt aus Komma überschrieben – 8 lieb,] Komma nachträglich eingefügt – 8 und] u. (ebenso 10) – 10 wieder] mit der-Kürzel – 12 besondern] mit der-Kürzel; Endungs-n oben in der erSchlaufe – 15 Madam'!] Rufzeichen nachträglich eingefügt – 15 wa#] Kürzel – 17 Cupido!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 17 tri[] durch Streichung aus trie[ Trotz der gemeinsamen Überschrift handelt es sich um neun selbständige Epigramme, deren erstes sich auch metrisch von den folgenden unterscheidet, die sich formal in zwei Gruppen teilen: 2, 3, 5, 6; 4, 7, 8, 9. Sie dürften im Sommer 1652 in Frauenaurach entstanden sein. Darauf weist eine Notiz in der Randspalte der Autobiographie Birkens (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 50): "Silviae Bu¡. Vergoldete Haarnadel." Sie folgt auf eine Erwähnung von Geschenken an die Mutter Paul Albrecht Rieters. Beide stehen gleich hinter der datierten Notiz zu dem Beutel, den Silvia Birken verehrt hat; s. zu Gedicht Nr. 67. Daß sich die Epigramme nicht zu einem Gedicht fügen, zeigt sich auch an den Unterschieden der Redefiktion: Die ersten drei, das fünfte und achte sind als Anreden an die Beschenkte ausgeführt, im vierten redet die Haarnadel selbst, im sechsten versetzt sich der Schenkende in deren Rolle, im siebten redet er die Haarnadel, im neunten Cupido an. Gemeinsam ist allen das Spiel mit den Motiven Liebespfeil und Fischernetz; das erste ist durch den Gegenstand, die Nadel, das zweite durch das Haar der Beschenkten nahegelegt. Das erste Epigramm weist dieselbe Form auf wie der vierte Bestandteil der Gedichtgruppe Nr. 242; die Epigramme 2, 3, 5 und 6 haben sie gemeinsam mit dem zweiten Bestandteil der Gedichtgruppe Nr. 257 und dem ersten der Gedichtgruppe Nr. 265; die Epigramme 4, 7, 8 und 9 sind formal identisch mit dem jeweils zweiten Bestandteil der Gedichtgruppen Nr. 238, 239 und 280 sowie dem nicht von Birken stammenden ersten Bestandteil der Gruppe 278. Ein Druck der Gruppe Nr. 68 oder von Teilen derselben ist nicht bekannt. 4 Garn] 'Netz', häufig auf den menschlichen Bereich übertragen; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4, 1. Hälfte (1878), Sp. 1365-1368 – 7 Wann mi¡ da# Fleis¡ umgibt] 'Wenn ich zur Benutzung ergriffen werde'.
Text 69: Uber die der Silvia verehrte Haar Nadel [...] Sonnet. 73r T2 der Silvia] oberhalb von gestrichenem ihr (Einfügungsstrich) – 6 der] Kürzel – 7 und] u. (ebenso 9, 13) – 8 ligt] durch Streichung aus liegt – 10 da#] Kürzel – 10 Bli¿] B aus b überschrieben Zu Entstehungsanlaß und -zeit s. zu Textgruppe Nr. 68. Die von Stauffer, 2007, S. 617, vorgenommene Datierung dieses Gedichtes auf Anfang 1653 überzeugt nicht. Stauffer verweist auf eine "Werknotiz"
Apparate und Kommentare
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im anfangs tagebuchartig geführten Konzeptbuch PBlO.B.5.0.3, 2r, aus dem Jahr 1653, ohne sie zu zitieren. Gemeint ist diese Eintragung: Materia Carminis Uber die Mu#catnuß amuleten. Jtem die verlorn-vermeinte Dorilis. Uber der Edlen Sylvien Haare, Brü‰e. Uber ihre Purpurlippen, und S¡neeweiße Zäne. Uber die Lu‰gegend von Frauenaura¡. Das Notieren von Gedichtideen spricht gerade gegen sofortige Umsetzung. Einige der in der Konzeptbuchnotiz fixierten Motive tauchen erst sehr viel später in Gedichten auf: Nr. 92 insgesamt und v. 221232, Nr. 148, v. 37-48; ein Gedicht über Silviens Haare dagegen hatte es schon 1652 gegeben: Nr. 76 (auch dieses Gedicht datiert Stauffer mit Hinweis auf die Konzeptbuchnotiz fälschlich auf Anfang 1653). Das Haarnadelmotiv aber taucht in der Konzeptbuchnotiz gar nicht auf. Sie ist für die Datierung der Gedichte Nr. 76, Nr. 68 und Nr. 69 irrelevant. Die Eintragung des Sonetts Nr. 68 ist in Blattmitte senkrecht durchstrichen. Dem entspricht, daß das Sonett gedruckt worden ist, in der Gratulationsekloge zur Hochzeit Georg Gabriel Paumgartners von Holenstein mit Susanna Schlüsselfelder: NORJSCHES | Hirten-Gesprä¡e: | von | Etli¡en Weidgeno‹en | an dem | PEGNJTZ-STRAND | abgehandelt/ | und | aufgezei¡net | dur¡ FLORJDAN und MYRTJLLUS. | NÜRNBERG/ | Bey Wolf Eberhard Felße¿er. | M.DC.LXVII. (S. Garber, 1974, S. 319; Stauffer, 2007, S. 616-619, hier S. 617.) In die Handlung dieser am Ende der Widmung [A]v von Myrtillus / Martin Limburger gezeichneten Ekloge, in welcher Floridan, Alcidor / Johann Sechst, Myrtillus und Palaemon / Johann Gabriel Maier als Sprecher und Sänger auftreten, ist das Sonett so eingebettet: Die vier Hirten treffen sich an einem früher von ihnen und den verstorbenen und weggezogenen Mitschäfern oft besuchten Ort, was Floridan Anlaß zu Trauer- und Trostbetrachtungen gibt. Darauf folgt diese Passage (Aijr/v): Ihr mü‹et Floridan# Meinung re¡t ver‰ehen: sagte Alcidor/ lä¡lend und gegen den zween andern ›¡ kehrend. Wa# ihn sol¡er ge‰alt zuglei¡ erfreuet und betrübet/ i‰ daß sü‹e Andenken/ ni¡t nur der seither verhimmelten oder son‰ entfernten Pegni”Hirten/ sondern mehrer# derer vorde‹en von ihm dieser Orten bespro¡enen und angebeteten S¡äferinnen. J¡ ge‰ehe die Eitelkeit meiner Jugend/ (widerredte Floridan/) aber ni¡t/ daß i¡ jemaln etwa# ander# al# denn Himmel angebetet. Jene andä¡tige Baums¡ri]en/ die mit dem unterzei¡neten Bu¡‰aben F. ihren Verfa‹er verrahten/ (erwiderte Alcidor/) werden da# widerspiel erweisen. Sie werden (versezte Jener) etwa# von Liebe#grillen/ aber kein brennende# Herz/ weisen. Alcidor lase hierauf/ an der Bäume einem/ ein Sonnet diese# innhalt#: [Gedicht Nr. 76]. E# i‰ mehr al# ein du”et Jahre/ (sagte Floridan/) seit daß meine eingebildte Wunden diesen Baum also verwundet: wel¡er glei¡wol mein Herz und Gedä¡tni# an Be‰ändigkeit weit übertri[t/ indem er die Worte so lang verwahret/ da do¡ i¡ ni¡t# von der Liebe/ von deren ›e reden/ behalten. Aber e# i‰ kein Wunder: weil derglei¡en Wunden gemeinli¡ keine Herz- sondern allein Baum- und Rinden-Wunden zu seyn pflegen.
Gedichte 69 und 70, 1652
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Wann du/ mein Palämon! etwan verlange‰/ deine kün]ige oder in‰ehende Eitelkeiten mit meinen vergangenen zu bes¡önen: so wir‰ du/ unweit von vorigem/ wie i¡ mi¡ izt erinnere/ no¡ ein Sonett dieser Materie finden. J¡ werde mi¡ beflei‹en/ (versezte Palämon/) den Worten/ aber ni¡t den Werken oder dem Jnnhalt/ na¡zuahmen. Jn dem su¡te/ fande und lase er/ wie folget: [Gedicht Nr. 69]. E# i‰ ni¡t unre¡t/ (sagte Myrtillu#) ein s¡öne# Ges¡öpfe lieben und loben: dann sol¡er ge‰alt wird/ in seinem Werk/ der Mei‰er gepriesen. Man muß e# aber also lieben/ (thäte Alcidor hinzu/) daß der S¡öpfer dardur¡ nit verunehret werde. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, unterscheidet sich die Druckfassung von 1667 von der des Manuskripts an folgenden Stellen: T1-4] Die ihr verehrte Haar Nadel/ | übers¡rieben: – T7] fehlt – 5 Silvien] Cynthien – 11 nit] ni¡t – 14 ergeben.] ergeben. | F. – die Namensänderung war nötig, weil die Braut, der zu Ehren die Ekloge verfaßt worden ist, im Hirtengespräch als Silvia erscheint. Das Gedicht ist noch ein zweites Mal gedruckt worden, in der Bearbeitung dieser Ekloge, die Birken 1673 in den ersten Teil der Pegne›# aufgenommen hat (S. 423-456): Die vermählte | Edle | Silvia: | beglü¿wüns¡et | dur¡ | Floridan und Myrtillu#. | MDCLXVII. Das Gedicht steht auf S. 428; der umrahmende Text (S. 426-429) ist bis auf kleine Abweichungen derselbe wie der des Drucks von 1667. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, unterscheidet sich die Druckfassung von 1673 von der Manuskriptfassung an folgenden Stellen: T1-4 LXIX. Uber die der Silvia verehrte ~ ges¡rieben war:] Die ihr verehrte Haar-Nadel/ | übers¡rieben: – 5 Silvien] Cynthien – 11 nit] ni¡t – Mit seiner Anrede an die Nadel entspricht das Sonett der Redesituation des siebten Epigramms der Textgruppe Nr. 68, dem es auch inhaltlich nahesteht. Das Sonett hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit dem Gedicht Nr. 32 gemeinsam. 7f. die Parcen haben dir und mir diß Garn gesponnen: | mein Herz ligt s¡on darinn gefangen lange Zeit.] S. zu Textgruppe Nr. 68, v. 4. Birken scheint sich gleich zu Beginn seiner Tätigkeit im Hause Rieter in Silvia / Maria Catharina Rieterin verliebt zu haben; s. zu Gedicht Nr. 65. – 9 Zieh hin, bediene Sie] Vgl. T5f.; Textgruppe Nr. 68, v. 13. – 13f. do¡ sage diß darneben: ~ zu dien‰en au¡ ergeben.] Vgl. Textgruppe Nr. 68, v. 14, 16.
Text 70: Al– er Dorili– und Silvia ›ngen gehöret. 73v-74v T2 und] u. (ebenso 5, 42, 75, 78 (2. Position), 79, 84) – 1 der] Kürzel; ebenso 6, 7, 9, 18, 25, 42, 46, 59, 75) – 4 krumme] krum e (ebenso 16 Stimm' – 23 Sommer – 62, 77 himmlis¡ – 79 ‰umme – 90 ‰immen) – 12 wiederru[t'] mit der-Kürzel; ebenso 49 nieder – 50 Glieder – 12 wiederru[t'] ev. wieder ru[t' – 14 Erlen] l überschrieben – 17 da#] Kürzel; ebenso 38, 51, 58, 72; ebenso 63 daß – 17 Singen] S aus s überschrieben; ebenso 61 – 29 Berg-ab] Bindestrich oberhalb der Zeile – 33 s¡le¡te] s aus S überschrieben – 38
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genießen] ß überschrieben – 59 ihn] überschrieben; am Wortende ein Buchstabe gestrichen – 71 ›¡ re¡t in ihr Lob zus¡wingen] nachträglich eingefügt – 78 und (1. Position)] d überschrieben – 80 Geheime] G überschrieben – 85 liegen,] Komma aus Punkt überschrieben Der bukolisch stilisierten Szene dürfte eine Begebenheit während des Aufenthalts der Familie Rieter in Frauenaurach im Sommer 1652 zugrunde liegen. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge gemeinsam mit den Gedichten Nr. 40, 109, 119, 120, 122, 148, 152, 180, 183, 191, 196, 206, 230, 240, 257 (erster Bestandteil), 276 und 277. Ein Druck ist nicht bekannt. T2 Dorili#] S. zu Gedicht Nr. 66. – T2 Silvia] S. zu Gedicht Nr. 65. – 20f. Hirtinnen die er zu ehren | hat jüng‰ in den Baum ges¡ni”t] S. v. 10. – 23 in Sommer Tagen] S. o. – 25f. Delfin, der ihn sahe gehen, | ma¡te Dorili# ihn sehen] Eine heute nicht mehr mögliche, bei Birken öfter begegnende A.c.I.-Konstruktion. Dem sich vorsichtig anschleichenden (v. 17f.) Schäfer Floridan läuft sein Hund Delfin nach und verrät ihn dadurch (v. 28). – 48 wa# nit ieden war bewu‰] 'wovon nicht jeder Kenntnis hatte'. – 63f. wüns¡te, daß ein iede# Glied | seine# Leibe# Ohren wären] Variation von Catull, c. 13, v. 13f. – 65f. diesem Thon re¡t zu zuhören, | der die Felsen an ›¡ zieht] Durch Anspielung auf den Amphion- oder den Orpheus-Mythos (s. Der kleine Pauly. Bde. 1 (1964), Sp. 314; 4 (1972), Sp. 352), in denen das Motiv des Bewegens schwerer Steine durch die Musik eine Rolle spielt, wird die Schönheit des von Floridan vernommenen Gesanges betont. – 67-72 Na¡mal#, al# ›e nun gesungen, ~ da# den wolken dringet für.] Floridan wünscht sich die Fähigkeiten der Fama, die er mehrfach beschrieben hat, z. B. in der folgenden Passage seines Epos Amalfi# (PBlO.B.1.0.1), v. 49-57, der Vergil, Aeneis, v. 174-185, zugrunde liegt: da# nimmermüde Weib, da# ›¡ von Unruh nehret und dur¡ Bewegniß w䡉, mit tausend ohren höret; da# mehr al# Argu# i‰, sperrt soviel Augen auf, al# viel ihr Fitti¡paar der Federn zählt zu hauf, mit dem ›e windges¡wind ho¡ in den Lü[ten flieget; die Cäu# S¡we‰er i‰, der wieder Gott gekrieget, und de# Enceladu#; die Tellu# hat gezeugt; die tausend Zungen hat und nie mit keiner s¡weigt, die Fama, kam daher. – 73-84 Könden, da¡t er, vor mi¡ Blöden, ~ ‰ät# wie ie”und, fort und fort.] Die stumme Natur soll an Floridans Stelle das Singen der beiden (und die Sängerinnen) preisen und von seiner Freude daran wissen. – 85-90 Orfeu#! laß die Laute liegen, ~ den die zweye ‰immen an.] Daß Floridan die beiden obersten Sänger und Musiker des Mythos, Orpheus und Pan, vor den beiden Sängerinnen schweigen heißt, ist das denkbar höchste Lob für diese.
Gedichte 71 und 72, 1652
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Text 71: Al– er Silvien Haare verloren. Sonnet. 75r 1 LXXI.] LXXI – 1 Seidenlo¿en] d überschrieben – 3 spinnen] spin en – 4 ihr] i überschrieben – 4 goldges¡ä”te] durch Streichung aus goldges¡ä”ten – 7 fromme] from e (ebenso 13 nimm) – 12 find‰] durch Streichung aus finde‰ – 12 und] u. (ebenso 14) – 13 wieder] mit der-Kürzel – 13 nimm] n überschrieben – 13 da#] Kürzel – 14 die] durch Überschreibung und Ergänzung aus der Das Gedicht muß im Sommer oder Herbst 1652 (s. zu Gedicht Nr. 72) entstanden sein. Es ist ein durchgehend als Anrede gestalteter Text mit dreimaligem Wechsel des Adressaten: die verlorene Haarlocke (v. 1-4), Silvia (v. 5-8), der Finder (v. 9-14). Ein Druck ist nicht bekannt. 1 Jhr Silberfäden ihr, ihr zarten Seidenlo¿en] Die geschenkte oder – wie hier – geraubte Haarlocke als Liebespfand ist ein häufiges Motiv in erotischer Lyrik des 17. und noch mehr des 18. Jahrhunderts. – 2f. ihr güldne Leben#‰räng, ~ Gewebe meiner Jahr'!] Zum Parzenmotiv vgl. Gedicht Nr. 69, v. 7. Daß Floridan Silviens Haar mit dem von den Parzen für ihn gesponnenen Lebensfaden gleichsetzt, betont die Schwere des Verlusts und – hier noch stärker als im Gedicht Nr. 69 – die Intensität der Liebesempfindung. – 11f. E# i‰ ein Ne”, ~ be‰ri¿et um und um.] Zum Motiv des von den Haaren Silviens gesponnenen Netzes, in dem der Liebende gefangen liegt, s. Gedichtgruppe Nr. 68 und Gedicht Nr. 69, v. 8. – 14 die i‰ sein re¡te# Hau#] Zum Aufenthalt des einmal verschenkten Herzens bei der / dem Geliebten s. u. a. Gedicht Nr. 62, v. 100-108. Text 72: Seine Klage über ihre Entfernung. 75r-76r 1 1.] 1 – 2 der] Kürzel; ebenso 5, 21, 66, 72, 78 – 2 und] u. (ebenso 14, 37, 50, 73, 74) – 2 ab,] Komma mit Punkt überschrieben – 3 er] oberhalb der Zeile; Einfügungsstrich – 8 wälder] mit der-Kürzel; ebenso 16, 24; ebenso 14, 44, 46, 51, 55, 78 wieder – 29, 64 Wälder – 32, 72 Wälderzier – 36 oder – 43 wiederkommen – 45 S¡äferbrüder – 56, 80 wälderzier – 72 Wälderzier – 12 fiel] l überschrieben – 18 da#] Kürzel; ebenso 28, 43, 76 – 18 leztemal] z aus ” überschrieben – 20 Jnseit#] danach Komma gestrichen – 28 wildges¡rey] ev. wild ges¡rey – 33 Sänger] mit er-Kürzel – 37 wa#] Kürzel – 43 wiederkommen] wiederkom en – 45 S¡äferbrüder] ev. S¡äfer-brüder – 46 Silvien] S aus s überschrieben – 47 a¡] a durch Streichung aus A – 64 der] durch Überschreibung aus die – 67 da–] # aus s überschrieben Das Gedicht ist am 13.10.1652 oder an einem der folgenden Tage, jedenfalls aber vor dem 18.10 entstanden. Das belegt eine Randnotiz in Birkens Autobiographie (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 49): "Die 13. Octobris abitus die 18. reditus Sylviae." Das Gedicht erweist (v. 4-6, 49-51), daß es sich um eine Reise nach Nürnberg gehandelt hat. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge gemeinsam mit den Gedichten Nr. 20, 79, 91 und 171. Lieder mit leicht variierendem Refrain sind häufig in Birkens Lyrik. In dieser Sammlung sind es die Gedichte Nr. 8, 15, 20, 26, 72, 80, 91, 104, 115, 117, 123, 132, 163, 169, 171, 174, 177, 209 und 224. Ein Druck des Liedes Nr. 72 ist nicht bekannt.
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1f. Floridan gieng voll Betrüben | an der Aura¡ auf und ab] S. o. – 4-6 al# von dannen ›¡ begab ~ seine Pegni” zubes¡auen] Vgl. v. 49-51; s. o. – 9 Weil] 'Während', 'So lange'. – 17-22 Unter jenen Baumen spi”en, ~ da die Blum in Blumen sase.] Ev. Rekurs auf Gedicht Nr. 70. – 37f. sagt, in wa# vor S¡merz' und Leiden | mi¡ gese”et hab' ihr S¡eiden] Aufforderung zu sympathetischer Mitempfindung und stellvertretendem Agieren der Natur; vgl. u. a. Gedichte Nr. 33, v. 85; Nr. 63, v. 118-130; Nr. 70, v. 73-84. – 45 Und ihr meine S¡äferbrüder!] Die in Nürnberg anwesenden Pegnitzschäfer. – 59f. in diß Herz', in diese Sinnen | bleibt ›e ewig eingedrü¿t] Das Motiv des wächsernen Herzens aus Gedicht Nr. 53, v. 9, klingt an; hier allerdings in entgegengesetzter Akzentuierung als Constantia-Motiv. – 61f. Jn den Wunden jener Rinden, | ihr Gedä¡tnü# i‰ zu finden.] Vgl. Gedicht Nr. 70, v. 10, 20f. – 65-67 Meine Hand! di¡ ziert ein Zei¡en ~ da# ›e mir hat wollen rei¡en.] Da die Notiz "Silviae Ringl." in der Randspalte von Birkens Autobiographie (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 50) erst unter der Rubrik "Heiliger Chri‰" am Ende der Notizen zum Jahr 1652 erscheint, ist anzunehmen, daß Birken hier den in Gedicht Nr. 67 bedichteten Beutel meint. Text 73: Auf ihre Widerkun]. Sonnet. 76r/v T1 LXXIII.] LXXIII – T3 Sonnet] nachträglich eingefügt – 2 kommt] kom t (ebenso 4 hinges¡wemmt – 7 Kummer – 10 Willkommen – 11 immerhin) – 3 ihr!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 6 Seüfzerwind'] ev. Seufzer wind' – 6 und] u. (ebenso 10, 12) – 8 wider] mit der-Kürzel – 9 Sonne] Son e – 12 da#] Kürzel – 13 der] Kürzel Zu Anlaß und Entstehungszeit – am 18.10.1652 oder kurz danach in Frauenaurach – s. zu Gedicht Nr. 72. Silviens Abwesenheit und der Schmerz deswegen werden metaphorisch als Nacht und Unwetter, ihre Wiederkehr als neuer Tag und Ruhe nach dem Sturm dargestellt; auch Schiffahrtsmetaphorik ist mehrfach verwendet. Ein Druck des Sonetts, das Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit dem Gedicht Nr. 19 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. 1 Jhr S¡merzen, gute Na¡t! ihr Nä¡te meiner Sinnen.] Argutes Wortspiel mit doppelter Metaphorisierung des Wortes 'Nacht'. – 2 meine Sonne] Silvia; vgl. v. 9. – 4 die ihr mi¡ hinges¡wemmt, seither i¡ war von hinnen!] Wahrscheinlich ist Birken ein Versehen unterlaufen und es müßte heißen "seither ›e war von hinnen!" Dann wäre "seither" als konjunktionale Nebensatzeinleitung zu lesen ('seit sie in der Ferne war'). Doch auch der gegebene Wortlaut kann sinnvoll sein. Dann müßte "seither" als adverbiale Einleitung eines Hauptsatzes gelesen werden ('seitdem war ich von mir selbst entfernt'). – 8 Nun will mir Silvia die Stille wieder günnen.] Die Ruhe nach dem Seesturm im Hafen bezeichnet metaphorisch die Seelenruhe des Liebenden nach der Rückkehr der Geliebten. – 11-14 Zwar mir mag immerhin die Sonn' i”t untergehn, ~ J‰ Silvia do¡ hier: i¡ leb in tausend Freüden.] In Silviens Gegenwart kann kein Unglück Wirkungen entfalten, die den vom Unglück ihrer Abwesenheit ausgelösten nahekommen.
Gedichte 74 und 75, 1652
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Text 74: Uber ihr abermalige– Entwerden. 76v-77v 1 Himmel] Him el (ebenso 31; ebenso 2, 48 immerzu – 73, 78 komm) – 3 und] u. (ebenso 8, 18, 34, 44, 48, 54, 75, 76) – 7 2.] 2 – 7 wieder] mit der-Kürzel; ebenso 42, 74; ebenso 60 wider – 10 i¡] danach Komma gestrichen – 12 der] Kürzel; ebenso 31, 56, 64 – 25 Lenz] nz überschrieben – 29 s¡warze–] – überschrieben – 52 daß] Kürzel; ebenso 69 da# – 57 vergunnt] vergun t Chronologische Anordnung der Gedichte vorausgesetzt, muß dieses Lied zwischen dem 18.10.1652 (Rückkehr Silviens; s. zu Gedicht Nr. 73) und dem 19.11.1652 (Namenstag von Dorothea Elisabeth Rieter; s. zu Gedicht Nr. 75) entstanden sein. Dazu paßt, daß im Gedicht beklagt wird, Silvia sei doch gerade erst zurückgekehrt (v. 7f.). Die von Birken verwendete Strophenform mit doppelter Reimkorrespondenz im Schlußvers läßt vermuten, daß eine bestimmte Melodie zugrunde lag. Ein Druck des Liedes ist nicht bekannt. 1-4 Harter Himmel! wie mag‰ du ~ alle wonne mir mi#günnen?] Vgl. v. 31f. Die Anrede bewirkt eine Steigerung gegenüber dem im Gedicht Nr. 28, v. 7f., und auch sonst gelegentlich verwendeten Motiv. Nicht nur sie desavouiert die erkältende Distanzierung von der Bemühung um Silvia, die Birken 1667 bei der Zweitverwendung des Gedichts Nr. 69 vollzogen hat. – 7-12 Kaum no¡ war ›e wieder hier ~ von dem Ort der S¡äfereyen.] S. o. – 16-18 daß i¡ ‰ill' an ihren Wangen ~ sein Verlangen.] Formulierungen solcher Art setzen voraus, daß es schon damals ein Liebeseinverständnis gegeben haben muß. – 24 unvers¡uldt] 'Ohne daß sie es schuldig wäre.' – 25-30 Bleib, ô Sonne, s¡öner Lenz ~ Dunkelheit, wird um un– s¡weben.] S. zu v. 16-18. Zur Nachtmetaphorik s. Gedicht Nr. 73. – 49 Zerspalte ni¡t:] 'Brich nicht auseinander'. – 55-60 Winsle ni¡t, mein blei¡er Mund! ~ wider bli¿, ›e ma¡ anländen.] Von hier an dominieren Hoffnungs- und Zuversichtsbekundungen. – 56 der ‰und] 'momentan', 'gegenwärtig'. – 67-72 E– ‰eht abgemahlt in mir ~ seht allein, wolt ihr eü¡ laben.] Das Herz des Liebenden als Wohnung der Geliebten; vgl. Gedicht Nr. 71, v. 13f. Die Anrede "seht" (v. 72) richtet sich an die in v. 61-66 angeredeten und ermahnten Augen. – 73 Aufenthalt] 'Freude', 'Trost', 'Zuflucht'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 1 (1854), Sp. 637; von Birken häufig verwendet; vgl. Gedicht Nr. 39, v. 25.
Text 75: Auf der Edlen Dorili– Nahmen#tag. 78r/v T3 Nahmen–tag] Nahme–tag – 1 Wälder] mit der-Kürzel; ebenso 9 verhinderung – 29 andere – 1 und] u. (ebenso 2, 5, 8, 9, 24, 28, 32, 35, 44) – 4 verehrt:] Doppelpunkt aus Semikolon überschrieben – 10 zu] z verschmiert; ev. überschrieben – 12 da#] Kürzel – 14 der (2. Position)] Kürzel; ebenso 43 – 15 s¡weigen.] Punkt vor gestrichenem Komma – 16 ‰umme] ‰um e (ebenso 18 ‰immet – 22 kommen – 31 himmlis¡en – 35, 43 himmel – 48 ‰immt) – 17 Zweigen!] Rufzeichen aus Komma überschrieben; ebenso
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bei 21 Ehren! – 19 wolher] aus wa#-Kürzel ergänzt – 29 5.] 5 – 40 spat] sp überschrieben – 42 Qual] Q überschrieben Dorilis / Dorothea Elisabeth Rieter von Kornburg (zu ihr s. zu Gedicht Nr. 66) feierte ihren Namenstag am 19.11., dem Tag der Heiligen Elisabeth. Das ergibt sich aus der Plazierung des Gedichtes Nr. 77, das zu Silviens Namenstag gedichtet worden ist. Maria Catharina Rieter von Kornburg (zu ihr s. zu Gedicht Nr. 65) beging diesen Tag am 25.11., dem Tag der Heiligen Katharina. Beide Daten werden bestätigt durch eine Randnotiz in Birkens Autobiographie (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 51): Am 19.11.1653 hat Birken Dorilis ein Glas und Silvia am 25.11. einen Fingerhut geschenkt. S. Laufhütte, 1991, S. 89; 2007, S. 83. Das in sehr freundschaftlich-familiärem Ton gehaltene Lied, das erste in allen Versen daktylische – nach Birkens Definition (Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰, 1679, S. 15) mit Anapästen arbeitende – (vgl. Gedichte Nr. 8 und Nr. 56) in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte, ist demnach zum bzw. kurz vor dem 19.11.1652 entstanden, wahrscheinlich in Frauenaurach, wo Birken, wohl zusammen mit seinem Schüler, nach der Abreise der Damen noch zurückgeblieben sein muß. Vielleicht hat er es selbst nach Nürnberg überbracht, denn sicher von dort aus ist er am 1.12.1652 mit Paul Albrecht Rieter nach Regensburg zum Reichstag aufgebrochen; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 49. Ein Druck des Gedichts ist nicht bekannt. 1-7 Die Aura¡gefilde, die Wälder und Wiesen, ~ die wehrte‰e Hirtin von ihnen gezweyt.] Die Einbeziehung der Gegend um Frauenaurach in den Kreis der Gratulierenden – wenn auch im Irrealis – soll an die schöne dort den Sommer über verbrachte Zeit erinnern und intensiviert den Glückwunsch. – 8-11 Ort, Zeit und Abwesenheit soll do¡ mit ni¡ten ~ ein Wüns¡en zu fa‹en darein:] Zwar könnte man zunächst an Dorilis Abwesenheit an der Aurach denken; v. 10 aber setzt voraus, daß der mit einem Lied Gratulierende abwesend ist, sich also an der Aurach aufhält. – 15-18 Red du i”t, ô Pegni”! die Aura¡ muß s¡weigen. ~ ihr Floridan ›nget dort unter den Zweigen.] Der deutlichste Hinweis darauf, daß das Lied in Frauenaurach entstanden ist. Die meisten Glückwünsche kommen von der Pegnitz, dieser von der Aurach. – 19 wolher auf den Plan] 'Tretet auf!' – 21 wir binden ›e an.] 'Wir beschenken sie.' – 22-28 Je sehet! dort kommen gesprungen die Nymfen. ~ Neünaugen und Au‰ern bes¡lie‹en die Läß.] Mit dem Gedicht zusammen könnte eine Sendung Fische und Muscheln aus Frauenaurach (s. Gedicht Nr. 92, v. 153160) nach Nürnberg geliefert worden sein. – 28 die Läß] Das Aderlassen; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 6 (1885), Sp. 212f. Der wohlgelungene Aderlaß wurde gefeiert, wie aus Birkens Tagebüchern und aus mehreren Briefen hervorgeht; vgl. auch Gedicht Nr. 119. – 31 wir bitten erbitten die himmlis¡en Zinnen] 'Wir erbitten und erlangen von Gott'; vgl. v. 43f. Hinter der Wendung "die himmlis¡en Zinnen" steht die Vorstellung des göttlichen Herrschers im palastartig gedachten himmlischen Jerusalem. – 35 und bringe ›e langsam zu Grab] 'und lasse sie spät sterben'; vgl. v. 40-42, 45f. – 36f. Jrenian lebe, ihr andere– Leben, | von Glü¿e von Ehre begleitt!] Zum Namen Irenian für Paul Albrecht Rieter von Kornburg s. zu Gedicht Nr. 64, v. 53. – 46 er neid' un# um Dorili# nit] 'Er nehme uns Dorilis nicht aus Neid allzu früh'.
Gedichte 76 und 77, 1652
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Text 76: Uber der Edlen Silvien s¡ön‰e Haare. 78v/79r 1 Himmel] Him el (ebenso 2, 3, 4) – 1 Sonn'] durch Streichung und Ergänzung aus Sonne – 2 und] u. (ebenso 10) – 6 Rosenwangen] R verschmiert – 14 Nä¡te] N verschmiert oder überschrieben Das Sonett muß zwischen dem 19. und 25.11.1653 entstanden sein; zu den beiden Daten s. zu Gedicht Nr. 75. Mehrere der in den bisherigen Silvia-Gedichten verwendeten Bildfelder sind in diesem zusammengeführt. 1667 hat Birken dieses Sonett in der Gratulationsekloge zur Hochzeit Paumgartner / Schlüsselfelder zum Druck gebracht (Aijv; s. Stauffer, 2007, S. 617); dazu und zur Integration des Sonetts in das erzählte Geschehen sowie zu Stauffers falscher Datierung s. zu Gedicht Nr. 69. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, weicht die Druckfassung von der Manuskriptversion an folgenden Stellen ab: T1-T3] Jhr s¡öne# Haar. – 5 Strahlen] S¡eine – 11 nit] ni¡t – 14 Sonnen‰ral] Sonnenbli¿ –. Auch die Bearbeitung der Ekloge für den ersten Teil der Pegne›# (1673) enthält das Sonett, S. 427. Die zweite Druckfassung verhält sich zum Manuskript wie die erste. 1 Mein Himmel, meine Sonn', ô Göttli¡– Ange›¡t!] Eine gewagte Metaphorik, von der Birken sich später im einrahmenden Text der Ekloge denn auch distanziert; s. zu Gedicht Nr. 69. – 4 am Himmel ‰eht ein einig– Augen lie¡t.] Die Sonne ist gemeint. – 8 Cupido hat darinn mir Ne”e zugeri¡t.] Vgl. Textgruppe 68, v. 4; Gedicht Nr. 69, v. 7. – 10 mein Herze habet ihr berü¿et und be‰ri¿t.] Zum Bild des Netzes (v. 8) passende Jagdmetaphorik; vgl. Gedicht Nr. 71 v. 11f. – 11 J¡ mag nit werden frey, i¡ will gefangen bleiben.] S. o.; vgl. Textgruppe 68, v. 4. – 12f. J¡ la‹e Clotho, dort, mein Leben#rädlein treiben, | mir spinnen lauter Gold.] Vgl. Gedicht Nr. 69, v. 7; Nr. 71, v. 2f. Das durch das Spinnrad der Parzen assoziierbare Rad der Fortuna klingt an, nur diesmal – anders als in Gedicht Nr. 65, v. 5f. – als Glück ("Gold") schenkendes. – 13f. J¡ kan, wann mi¡ beglü¿t | so güldner Sonnen‰ral, au¡ aller Nä¡te la¡en.] Vgl. Gedicht Nr. 73, v. 11-14.
Text 77: Auf ihren Namen#tag. 79r-80r 1 1.] 1 (ebenso bei Strophe 5) – 1 da#] Kürzel; ebenso 5, 40, 41 – 9 wälder] mit der-Kürzel; ebenso 26 Wälder – 14 kommet] kom et (ebenso 20 kommt – 46 Himmel) – 29 ihr] danach gestrichen damit bekleiden – 41 und] u. (ebenso 47, 56, 65) – 45 wa#] Kürzel – 55 Verbannt] vor t ein Buchstabe gestrichen – 61 11.] überschrieben Das Lied ist zum 25.11.1652, sicher in großer Nähe zu diesem Datum und vermutlich in Nürnberg, geschrieben worden, wenige Tage vor Birkens Abreise zum Reichstag nach Regensburg; s. zu Gedicht Nr. 75. Es ist das letzte Gedicht der Sammlung, das sich dem Jahr 1652 zuordnen läßt. Der unbeschwert-fröhliche Ton des Liedes läßt auf Anwesenheit der Adressatin schließen. Ein Druck dieses Liedes, das Strophenform und Reimfolge mit dem Gedicht Nr. 158 gemeinsam hat, ist nicht bekannt.
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4-6 solt ni¡t erjüngen gar ~ in Lu‰ erwa¡en?] Hinweis auf die Jahreszeit, in welche der Anlaß für dieses Gedicht fällt. – 13-18 Labt, die ihr liebt so sehr, ~ ein Angebände.] Mit der mythologisierenden Bezeichnung dürften die Damen des Freundeskreises gemeint sein, dem Silvia angehörte. – 19-24 Verla‹t die liebe Heerd, ~ Eir-Ku¡en haben.] Hier könnte der männliche Teil des Freundeskreises gemeint sein. Ob der Eierkuchen des damaligen Nürnberger Gebrauchs, Namenstage zu feiern, oder einer besonderen Vorliebe der Adressatin wegen Eingang in dieses Gedicht fand, ist unermittelt. – 39 der S¡äfer-orden] Gewiß nicht der Pegnesische Blumenorden, sondern der sich modisch-schäferlich gebende bzw. von Birken so beredete Freundeskreis, in dem Dorilis und Silvia ihre Namen führten. – 50 du Für‰ im Sternenhau#] Gott; s. zu Gedicht Nr. 75, v. 31. – 57-60 weg mit den Hunden, ~ ›e mög verwunden.] Vielleicht Anspielung auf einen Vorfall im Sommer 1652. – 61-63 Kein wind ›e von un– weh! ~ die an ihr hanget.] Rekurs auf die Gedichte Nr. 72-74. Auch diese Passage läßt auf Anwesenheit Silviens in Nürnberg schließen. – 64-66 diß wüns¡et Floridan: ~ al– Sie verlanget.] In diesem Lied die einzige – aber prominent plazierte – Bekundung besonderer Hinwendung des Gratulierenden zur Adressatin.
Text 78: Al– er Jhr die er‰e Früling–-Blumen bra¡e und bra¡te. 80r/v T3 und] u. (ebenso 6, 11) – 1 der] Kürzel; ebenso 12 – 3 Blumenhold] ev. Blumen hold (ebenso 14) – 3 Lieben,] Komma aus Punkt überschrieben – 9 Liebe#flamm] Liebe#flam – 14 den] n aus m überschrieben – 14 da#] Kürzel Das Gedicht ist am 30.3.1653 in Nürnberg geschrieben worden. Birken hat das Konzeptbuch PBlO.B.5.0.3 mit Eintragungen der Jahre 1653-1657 zunächst tagebuchartig geführt und später alle tagebuchartigen Notizen gestrichen. Doch sind die meisten lesbar geblieben. Zum genannten Datum heißt es (10v) "Epigramma an Silvien, 16 verse." In Nürnberg muß das Gedicht entstanden sein, weil erst für die Zeit vom 26.4. bis zum 27./28.5. und vom 10. bis zum 16.10.1653 in der Randspalte der Autobiographie Birkens Aufenthalte in Frauenaurach bezeugt sind (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 51). Birken arbeitet mit der Blumenthematik, welche sein Ordensname Floridan bzw. dessen deutsche Version Blumenhold (v. 3, 14) ermöglicht, und spielt das rasche Welken von Blumen gegen die Behauptung der Beständigkeit seiner Zuneigung aus. Das Gedicht hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den längeren Gedichten Nr. 3, 89 und 116 sowie mit den Epigrammen Nr. 211, 220, 231, 244, 258, 260 und 262 gemeinsam. Ein Druck ist nicht bekannt. 2 dur¡ ›e wird angedeütt mein Nahm] S. o.; vgl. v. 3 und 14. – 4 e– i‰ fris¡, au¡ Winter-dur¡, geblieben] Zur Beständigkeitsproblematik s. o.; Anspielung auf den zurückliegenden Winter 1652/53. – 7 Mit Threnen i¡ e– o] begie‹e, al– mit Regen.] Das Vergleichsadverb "al#", das heute nur noch mit dem Komparativ verbunden werden kann, verwendet Birken – nicht nur hier – noch in der Bedeutung "wie". Mit
Gedichte 78 und 79, 1653
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"e#" ist das "Wintergrün", d.h. das beständig liebende Herz (s. v. 5) gemeint, ebenso in v. 9. – 13f. Nehmt in die zarte hand ~ s¡lie‰ in da– Herz hinein.] Die Blumen welken, die beständige Liebe nicht. – 15f. diß bitt' i¡: ~ ›¡ so in herzen enden.] Eine der eigenen entsprechende Zuneigungsbeständigkeit wird erbeten.
Text 79: Auf ihrer S¡we‰er, der Edlen Charitilli–, Abs¡ied von der Pegni”. 80v-82r 7 der] Kürzel; ebenso 18, 36, 38 – 7 wälder] mit der-Kürzel, ebenso 81; ebenso 10 nieder – 19, 90, 93, 102 wieder – 65 Lieder – 67 ieder – 83 Felder – 87 wiederholet – 10 und] u. (ebenso 36, 39, 58, 97, 102) – 12 besann] besan (ebenso 57 Brunnen) – 15 wie#] # überschrieben – 22 in] versehentlich eingerückt; durch vorgesetzten waagrechten Strich plaziert – 22 verwundte] t oberhalb der Zeile – 30 bedienen] bedien – 36 da#] Kürzel – 42 wa#] Kürzel – 47 sahen] a aus e überschrieben – 48 ungern] zunächst unger (Nasalstrich gestrichen) – 48 gesegnen] durch Überschreibung und Ergänzung aus gesegnet – 55 Sonne;] ev. Sonne: – 63 dorten] d überschrieben – 64 Fuße] ß überschrieben – 77 Wiesen] danach Komma gestrichen – 78 von un# werden o] gepriesen,] nachträglich eingefügt – 82 Stimm] Stim (ebenso 99 nimm) – 83 wolgewogne] durch Streichung aus wolgewognen – 87 dort,] Komma aus Punkt überschrieben – 91 na¡ges¡ryen] ev. na¡ ges¡ryen – 92 nu] überschrieben – 93 geneigten] zweites g überschrieben – 95 ›nd] durch Überschreibung aus seind – 97 reise] s aus ß überschrieben Das Gedicht ist am 1.4.1653 in Nürnberg geschrieben worden, anläßlich der bevorstehenden oder unmittelbar nach (s. v. 8) der Heimreise (s. v. 89-96) der Schäferin Charitillis. Das Konzeptbuch PBlO.B.5.0.3 enthält zu dem genannten Datum diese gestrichene (s. zu Gedicht Nr. 78) Notiz (11r): "Abs¡iedlied an die Charitilli#, 104 verse." Dank der Recherchen Otto Schröders wissen wir, daß mit diesem Schäferinnennamen eine Schwester der Maria Catharina Rieter gemeint ist, Johanna Blandina Rieter von Kornburg (19.9.1614-24.2.1695). Sie lebte zusammen mit der zwei Jahre jüngeren Silvia und einem älteren Bruder in Kalbensteinberg, nordöstlich von Gunzenhausen, nicht weit von der Altmühl, auf dem Stammsitz der Familie Rieter; s. Laufhütte, 1991, S. 87f.; 2007, S. 82. Daß sie sich längere Zeit in Nürnberg aufgehalten hatte, geht aus der folgenden Notiz im Konzeptbuch PBlO.B.5.0.3 zum 7.2.1653 hervor (7r): "Johanna Blandina Rieterinn v. K. per Anagramma, ain Eibkron, ja anndre Huldinn. Charitillis, per Anagramma, illa Christi." Das Wort "Eibkron" im ersten Anagramm spielt auf den Geschlechtsnamen der Mutter an. Ein Druck des Liedes, das Strophenform und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 20, 72, 91 und 171 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. 7f. weil glei¡ ie”t der wälder Kron | Charitilli–, s¡ied davon] S. o. – 10f. und fieng an | da– no¡-junge Gra– zu kü‹en:] Bestätigung der Datierung des Gedichtes auf das Frühjahr. – 18 von der Linden-Jnsel dort] Zur Lokalität s. zu Gedicht Nr. 22. – 20-22 den er o] an diesem Ort ~ in verwundte Baumen-rinden] Es gibt
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keine früheren Charitillis-Gedichte in Birkens Gedichtbüchern. Daß es solche Gedichte gegeben haben könnte, erweist die erwähnte Konzeptbuch-Notiz vom Februar 1653. – 28 Unsre Lu‰ rei‰ mit ihr fort.] Birken dürfte an den kleinen Rieterschen Familienverband und den Freundeskreis gedacht haben, in dem er damals lebte. – 29-32 warüm eilt ›e so von hinnen? ~ darum eilt ›e so von hier.] Diese Passage und auch die Verse 33-40 lassen wohl nicht den Schluß auf eine verfrühte Abreise aus Enttäuschung über zu geringe Aufmerksamkeit der Nürnberger Familie zu. – 41-48 Fehlt– an un#: die Pegni”innen ~ ungern ›e gesegnen di¡.] Mit "un#" sind die männlichen Mitglieder der Umgebung gemeint. Die "Pegni”innen" sind, je nach Kontext, die Nürnberger Musen oder – hier – die 'Nymphen' des familiären Umfelds, d. h. die Damen der Familie Rieter, die v. 45f. auch genannt werden. – 45 Dorili– wie krank ›e ware] Von der Erkrankung der Mutter Paul Albrecht von Rieters zur Zeit des Besuchs der Charitillis erfahren wir nur an dieser Stelle. – 55f. selb‰ na¡ dir | ru[t die Ler¡ in Lü[ten hier.] 'Sogar die Lerche ruft nach dir'. Abermals ein Hinweis auf das Frühjahr als Zeit der Entstehung des Gedichts. – 81-88 Reise fort! wird dur¡ die wälder ~ daß betrübte Reise-fort.] Das bukolische, von Birken immer wieder verwendete Motiv der sympathisch Anteil nehmenden Natur; vgl. Gedichte Nr. 33, v. 85; Nr. 63, v. 118-130; Nr. 72, v. 37f. – 89-96 Reise, die di¡ un– geliehen, ~ da man wa¿re S¡äfer findt.] S. o. Text 80: Uber de– Edlen Strefon– Warm Bad-Reise. 82r-84r 1 vernommen] vernom en (ebenso 2 kommen – 4 ver‰ummen – 7 nimmer – 41 kömmt – 71 frommen – 72 wiederkommen – 74 entnommen) – 9 und] u. (ebenso 29, 36, 46, 54, 57 (3x), 68, 71, 76, 79, 94, 105) – 16 wiederhallen] mit der-Kürzel; ebenso 39, 76, 92 Lieder – 72 wiederkommen – 76, 94, 114, 119 wieder – 91 Glieder – 28 der] Kürzel; ebenso 61, 91, 92, 110 – 41 5.] 5 – 41 diß] ß aus # überschrieben – 43 erge”et?] Fragezeichen aus Komma überschrieben – 44 Sinnen] S aus Z überschrieben – 46 aufgese”et] ev. auf gese”et – 50 S¡luß betrauren] dazwischen Worttrennungsstrich – 50 betrauren?] ev. betrauren! – 53 ihm] rechts auf dem Rand; Einfügungszeichen davor und in der Zeile + – 56 Spielgedi¡te] ev. Spiel gedi¡te – 63 Vnd] V. – 64 Orden] d überschrieben – 71 Pegni”!] Rufzeichen aus Komma überschrieben; ebenso bei 88 Brünlein! – 102 wohl! – 117 Nymfen! – 75 verjüngen] j verschmiert; ev. überschrieben – 80 Solt‰] erstes t oberhalb der Zeile – 99 zu versü‹en] dazwischen Worttrennungsstrich – 99 da#] Kürzel; ebenso 107, 108 – 103 denke:] Doppelpunkt aus Komma überschrieben; ebenso bei 118 Arme: – 105 Gesundheit] heit oberhalb der Zeile – 110 Trauren] T aus t überschrieben – 119 ihn] in Die Manuskriptfassung dieses 1653 als poetischer Widmungstext des Büchleins – Birken hat es in der Randspalte seiner Autobiographie (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 50) als sein 23. Werk gezählt – S¡äfer Floridan#/ Poetis¡er Liebe#-Blumen I. Sträußlein/ (Aijr-Aiijv; s. Stauffer, 2007, S. 180-183; hier S. 181) vorgedruckten Liedes steht in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte nicht an der Stelle, die ihr bei konsequent chronologischer Führung derselben zukäme. Das Lied ist nämlich anläßlich einer Badreise Georg Philipp Harsdörffers im Frühjahr 1651 entstanden; s. zu Text Nr. 19 (Druckfas-
Gedicht 80, 1651
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sung des Liedes) und Text Nr. 20, Z. 12-15, im Birken-Harsdörffer-Briefwechsel (WuK. Bd. 9, S. 637641). Badreisen Harsdörffers – er litt, wie viele seiner Zeitgenossen, an Gicht und Steinbeschwerden – nach Jebenhausen an der Fils (s. v. 111) bei Göppingen, einem bis ins 18. Jahrhundert vielbesuchtem Heilbad (s. Zedler, Bd. 14 (1739), Sp. 349), sind für die Jahre 1651 und 1656 durch briefliche Äußerungen bezeugt. Daß das Lied nicht etwa anläßlich einer Badreise Harsdörffers im Frühjahr 1653 – die es gegeben haben mag – entstanden ist, beweist die folgende Passage aus der an Harsdörffer gerichteten Widmungsvorrede der Sammlung von 1653 (Text Nr. 20 des Birken-Harsdörffer-Briefwechsels), die das Gedicht Nr. 80 betrifft: Vorangefügte# Lied i‰ ihme [Birken redet von sich in der dritten Person] vor zweyen Jahren/ al# er unter der Linden/ die auf dem kleinen Eilande der Pegni”s¡äfereyen in den an‰ehenden See s¡attet/ sa‹e/ au# den Munde der Mutter Pegni” und ihrer Nymfen in die Feder geflo‹en; ma‹en er e# au¡ dazumahl dem Edlen Strefon/ zu seiner Abreise in den Saurbrunn der Vil›nnen/ eingesendet. Diese Passage könnte auch erklären, warum das Gedicht an dieser Stelle der handschriftlichen Sammlung erscheint: Birken wird das Original vor dem Druck des Büchleins Anfang 1653 von Harsdörffer zurückgefordert und damals in die bald nach seiner Rückkehr nach Nürnberg angelegte, grundsätzlich chronologisch geführte Sammlung seiner Gedichte eingetragen haben. Die Terminierung des Druckes wird dadurch bestätigt, daß in der Randspalte seiner Autobiographie die Erwähnung der Sammlung von Eintragungen zum 5. und zum 21.2.1653 umrahmt wird (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 50). Im Druck sind die drei Benennungen der jeweiligen Sprechinstanz größer und halbfett gesetzt, halbfett auch die Refrainzeilen aller Strophen und alle Personen-, Orts-, und Flußnamen, auch mythologische, desgleichen auf Namen anspielende Bezeichnungen. Durch das Fehlen einer Überschrift im Druck wirkt die Benennung der ersten Redeinstanz "Die Pegni” redet." wie ein Gedichttitel. Sonst weicht der Druck, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, an folgenden Stellen von der Manuskriptfassung ab: T1-T3] fehlt – 11 nit] ni¡t (ebenso 37, 116) – 19 ni¡t] nit – 27 ie”t] i”t – 42 warum] warüm – 72 wiederkommen] wider kommen – 76 wieder] wider (ebenso 94, 114, 119) – 80 Sol‰] solt 3 daß mein Strefon mi¡ will la‹en] Zur fiktionalen Redeinstanz Pegnitz paßt, daß Harsdörffer ausschließlich mit seinem Nürnberger Ordensnamen angeredet, auf seinen Namen in der Fruchtbringenden Gesellschaft dagegen nur angespielt wird (v. 4, 13, 56). – 11-16 S¡lür[ten sü‹er nit die Struten ~ daß die E¡o wiederhallen.] Das bei den Nürnbergern häufige Motiv vom gegenseitig steigernden Zusammenspiel von Natur und Hirten-Dichtern; s. auch v. 21-26. – 27-29 Aber ie”t ma¡t sein Entwerden ~ wü‰e– Leid und Neid belauren.] Das Komplementärmotiv von den Folgen der Störung des Harmoniezusammenhangs. – 31-36 Saget mir, ihr kühlen Linden, ~ und die S¡atten See-eintau¡et?] Der Schauplatz, der erste Treffpunkt der Pegnitzschäfer (s. zu Text Nr. 22), ist bei Amarantes / Herdegen, 1744, S. 876f., so beschrieben:
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Beeden [den Ordensgründern Harsdörffer und Klaj] gefiel sonderli¡ eine, an der Pegni” Abendwärt# gelegene Halb-Jnsul, die ring# herum mit Bäumen bese”et war, und wohin ›e den Weg über die sogenannte hie›ge Aller-Wiesen, und von dar, an der Weyden-Mühl und Lazareth vorbey, etwann eine kleine viertel Stunde no¡ davon entfernet, genommen. Dieser anmuhtige Ort wird ni¡t nur in dem, dem er‰en Theil der Pegne›#, vorgese”ten Kupfer-Sti¡ vorge‰ellet, sondern au¡ auf dem 11. Blat in folgenden Worten bes¡rieben: | Die allda befindli¡e Bäume wä‹erte der n䡉 an‰ehende See, wel¡en die Pegni” mit einem Arm anzus¡wemmen pflegte, de‹en Cry‰allene Silber-Helle zeiget, al# in einen klarem Spiegel, die übers¡attende Stämme; ja die flammende Mittag#-Sonne, und der heitere Himmel selber, hatten ›¡ Bildung#-Weise derge‰alt darein abgela‹en, daß sol¡er Gegens¡ein die Augen tre[li¡ weidete. – 47f. Nein, i¡ habe ni¡t– verge‹en. | Lorbeern seinen S¡eitel pre‹en] Welche Nürnbergische Ehrung gemeint sein könnte, ist unermittelt. – 53-56 Mit ihm i‰ au¡ mein Gerü¡te ~ dur¡ so man¡e Spielgedi¡te.] Der Ruhm des Dichters mehrt den seiner Stadt; Anspielung auf die 1649 mit dem achten Teil abgeschlossenen Gesprächspiele. – 61f. Wa– thät ihm der Prinz au– Norden? | i‰ er ni¡t geehret worden?] "der Prinz au– Norden" ist Pfalzgraf Carl Gustav (s. zu Gedicht Nr. 17, v. 10, im Birken-Harsdörffer-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 632), der Leiter der schwedischen Verhandlungsdelegation bei den Nürnberger Friedensverhandlungen 1649/50, als Carl IX. Gustav später König von Schweden. An der Ausgestaltung des Schwedischen Friedensmahls anläßlich des Interims-Rezesses im Herbst 1649 war Harsdörffer maßgeblich beteiligt (s. Wiedemann in: Johann Klaj. Friedensdichtungen und kleinere poetische Schriften. 1968, S. 20*-27*; Garber, 1998, S. 607f.; Laufhütte, 1998). Harsdörffer dürfte seinen Verdiensten entsprechend belohnt worden sein. Daß seine poetisch-politischen Dienstleistungen nicht immer das Wohlgefallen des reichsstädtischen Regiments fanden, erweisen die für Harsdörffer unangenehmen Vorgänge um seinen 1648 gedruckten Lobgesang Dem Ho¡-Wolgeborenen HERRN | HERRN CARL GUSTAV WRANGEL [...] zu unterthäniger Ehrbezeugung gese”et [...]; s. dazu Jöns, 1976, S. 90-92; Paas 1979. – 63-67 Vnd, der soviel Frü¡te bringet, ~ Weimar hat ihm Gnad erwiesen] Von Harsdörffers Mitgliedschaft in der Fruchtbringenden Gesellschaft ist die Rede. – 68f. und, den er so s¡ön gepriesen, | euer Löw, ihr wölpen-Mauren!] Zweites Subjekt (mit vorgeschaltetem Relativsatz) zur Prädikatsgruppe "hat ihm Gnad erwiesen" (v. 67). Anspielung auf die Anerkennung Herzog Augusts, die Harsdörffer mit dem PORTICUS (1646/1647) erworben habe; s. zu den Briefen Nr. 4, Z. 28-30, 30f.; Nr. 7, Z. 20-22; Nr. 8, Z. 32; Nr. 9, Z. 15; Nr. 10, Z. 8-11; Nr. 15, Z. 8f., im Birken-HarsdörfferBriefwechsel (WuK. Bd. 9, S. 575f., 593f., 601, 607, 609f., 626f.). – 74f. alter Tödli¡keit entnommen, | glei¡ dem Adler ›¡ verjüngen] Harsdörffers Badreise legte dieses auch in der Emblematik geläufige Bild nahe: Der alt gewordene Adler verjüngt sich durch den Anblick der Sonne und / oder durch den Sturz ins Meer oder das Bad im Quellwasser; s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 775-777. – 92 dem Arzt der teuts¡en Lieder] Anspielung auf Harsdörffers poetologische Wirksamkeit, vor allem durch den Poetis¡en
Gedichte 80 und 81, 1651 und 1653
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Tri¡ter, von dem 1651 der zweite Teil vorlag. – 97f. Ziehet mit ihm hin, ihr Musen, | Zieht mit hin zu Arethusen] Die berühmte Quelle in Syrakus steht hier metaphorisch für das Heilbad, das mit dem "Arzt der teuts¡en Lieder" auch den Musen dienlich sein soll. – 102-105 an dir erweise | da– verhängni–, ~ und dir viel Gesundheit s¡enke.] Das "verhängni–" steht hier nicht für das blinde Fatum, sondern für die Vorsehung des gütigen Gottes. – 107-110 weil da– Bu¡ zum Ende eilet, ~ da– erqui¿t der Stunden Trauren.] Die Anknüpfung ist undeutlich: "weil" kann temporal ('während') und auch kausal gelesen werden, mit unterschiedlichen Konsequenzen für die Dringlichkeit des Rückkehrwunsches. Auf das folgende, tatsächlich 1651 in Nürnberg erschienene Werk Harsdörffers wird angespielt: DELITIAE | MATHEMATICAE ET PHYSICÆ | Der | Mathematis¡en und Phi-|losophis¡en Erqui¿‰unden | Zweyter Teil. Der erste Teil war erstmals 1636 erschienen und wurde zusammen mit dem zweiten 1651 erneut veröffentlicht. Text 81: An Silvien. Wie daß er no¡ liebe. 84r-85r 1 1.] 1 – 7 und] u. (ebenso 10, 25, 33, 41, 42, 44, 58) – 10 sonder] mit der-Kürzel; ebenso 27 minder – 13 augens¡ein] a durch Streichung aus A – 17 Lie¡t!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 19 Augenwink] geringer Wortabstand; Bindestrich oberhalb der Zeile – 22 seine] s aus S überschrieben – 22 Flamm] Flam (ebenso 23 zusamm) – 23 ihm] h überschrieben – 31 ihn] in – 38 Gabenrei¡] ev. Gaben rei¡ – 41 entbrennen] entbren en – 45 der] Kürzel; ebenso 46 – 46 Höh] Höl – 49 Hirt] i aus ie überschrieben – 52 Gnaden] G aus g überschrieben – 58f. für und für | bleibt bey dir] bleibt bey dir | für und für (nach senkrechtem Strich rechts hinter den Versen Rangierung durch übereinanderstehende Zahlen: 2 | 1) Auch dieses Gedicht dürfte im Frühjahr 1653 entstanden sein. Es setzt, deutlicher als die voraufgehenden Silvia-Gedichte, Gegenseitigkeit der Liebesbeziehung voraus, ferner eine – vielleicht nicht nur fiktionale – Situation, in welcher sich der Sprechende gegen den Vorwurf des Wankelmuts oder gar der Untreue verteidigen mußte. Die Eintragung ist auf allen drei Seiten in Blattmitte senkrecht durchstrichen. Gedruckt worden ist das Gedicht im ersten Teil der Pegne›# (1673), S. 502f., in der Hochzeitsekloge für Heinrich Arnold und Maria Catharina Stockfleth, zusammen mit einer die Thematik des Gedichts zu einem Bekenntnis zur Jesusliebe transferierenden Parodie. In der dem Pegne›#-Druck zugrunde liegenden Hochzeitsekloge von 1669 (s. zu Gedicht Nr. 178, v. 21-23) waren das Gedicht und die Parodie noch nicht enthalten. Abgesehen von Unterschieden in der Anordnung sowie der Interpunktion und Orthographie gibt es folgende Abweichungen: T1-3] fehlt – 3 Lieb erkalten] Liebe wanken – 39 Nymphen] Göttern – 41 nit] ni¡t – 45 Wa‹erknab] Wolken-trab –. Laut den Angaben im Druck hat Birken das Lied auf "unsre# Noris¡en Amfion# s¡ön‰er Arien eine/ glei¡-s¡ön gese”et" (S. 502). Diese Melodie von Melchior Schmied ist bisher unermittelt. 1 e– ›nd Gedanken] 'es sind Einbildungen', 'es sind gegenstandslose Befürchtungen'. – 10 sonder Ziel und S¡ranken] 'ohne Ende und Einschränkungen'. – 11-14 Muß er ›¡ zuweilen ‰ellen, ~ ›¡ zu andern au¡
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gesellen:] Das Liebesverhältnis soll offenbar geheim bleiben; die Höflichkeit und Galanterie Floridans anderen Damen gegenüber scheint Eifersuchtsreaktionen ausgelöst zu haben. – 36-40 du mu‰ seyn ~ wann er Ha## soll üben.] Eine Liebes- und Zuverlässigkeitserklärung ex negativo; sie wird noch gesteigert durch die beiden Adynata der 5. Strophe (v. 41-50). – 45-50 wann dort gie‹t der Wa‹erknab ~ sein Herz von dir trennen.] Das Tierkreiszeichen Wassermann regiert vom 18. Januar an. – 58-60 für und für | bleibt bei dir | Floridan gefangen.] Vgl. Gedicht Nr. 76, v. 10f.
Text 82: An Dorili–. 85r 1 und] u. – 6 au#s¡reyen] ev. au# s¡reyen Dieses Epigramm und das formal und inhaltlich nahestehende folgende (Text Nr. 83) müssen vor dem Beginn der Kavalierstour Paul Albrechts Rieters am 8.10.1653 (s. zu Gedicht Nr. 87) entstanden sein. Es handelt sich um Dankgedichte, zumindest das erste dürfte in Frauenaurach verfaßt worden sein (s. zu v. 2f.). Die Randspalte der Autobiographie Birkens bietet für das Jahr 1653 mehrere mögliche Anlässe für diese poetische Reaktion. Am ehesten entrichten die beiden Epigramme Birkens Dank für Geschenke, die ihm die beiden Damen Dorilis und Silvia 1653 zum Namenstag gemacht hatten, den er am 2. Mai beging (I.4; PBlO.B.2.1.3, 2v, u .ö.). Zu diesem Anlaß ist in der Autobiographie notiert (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 50f.): "Munera Nominalia. | Dorilis 1 Hemd, Florkragen. Paar | Str〈ümpfe〉 und Canon〈en〉. | Silberne Sporn. | Sylvia Silberner Lö[l und | Me‹erhe[t." Demnach wären die beiden Epigramme Anfang Mai 1653 entstanden. Beide Eintragungen sind in Blattmitte senkrecht durchstrichen. Für beide aber ist ein Druck bisher nicht nachgewiesen. 2f. indem eü¡, Edle Nymf', o[t eure wandelfahrt, | al– Göttinn, trägt hieher in meine S¡äfereyen.] Gleich zu Beginn der Jahrgangsgruppe 1653 der Randnotizen in seine Autobiographie (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 50) hat Birken notiert: "Vita Rustica." Später (S. 51) wird das spezifiziert: "Frauenaura¡. | Die 26. Aprilis b〈i#〉 27. et 28. Maii | Krie¡enbrunn." An seinem Namenstag war Birken also – wohl mit seinem Schüler – in seinen "S¡äfereyen" (v. 3), und Frau Rieter kam aus Nürnberg zu Besuch. – 4-6 weil son‰en ni¡t, ~ eur hohe– Lob au#s¡reyen.] Der Dank des Beschenkten besteht in Liedern. Text 83: An Silvien. 85r 2 und] u. (ebenso 3, 6) – 2 Lieder] mit der-Kürzel – 4 Himmel] Him el – 6 daß] Kürzel Zu Entstehungszeit und -anlaß s. zu Gedicht Nr. 82. Ein Druck dieses Epigramms, das Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit dem Gedicht Nr. 42 gemeinsam hat, ist nicht bekannt; s. aber zu Gedicht Nr. 82.
Gedichte 83, 84 und 85, 1653
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2 Jhr liebt die S¡äfelein, und lobet meine Lieder.] Das kann ein allgemeines Kompliment sein; es kann sich aber auch auf Silviens Reaktion auf das Geschenk der im Frühjahr 1653 gedruckten Liebe#-Blumen beziehen. Es könnte sein, daß ein Namenstagsgeschenk Silviens als Anerkennung für poetische Huldigungen deklariert worden war. – 3 Sie ›nd e– würdig ni¡t; und diese viel zu s¡le¡t.] "Sie" bezieht sich zurück auf "S¡äfelein" (v. 2), "diese" auf "Lieder"; vgl. dazu den folgenden Passus aus der Vorrede des Pegne›s¡en S¡äfergedi¡t# von 1644 (Aijv): "Hierauf wird geantwortet/ daß [...] diese S¡äfer dur¡ die S¡afe ihre Bü¡er/ dur¡ derselben Wolle ihre Gedi¡te/ dur¡ die Hunde ihre von wi¡tigen Studieren mü‹ige Stunden bemerket haben". Das Adjektiv "s¡le¡t" ist nicht pejorativ gemeint, sondern bedeutet, wie immer bei Birken, 'schlicht', 'einfach'. Text 84: Er wüns¡et ihm eine mit der Edlen Silvia Tre[li¡keiten begabte S¡äferin. 85v T3 Silvia] oberhalb von ia ein Zeichen gestrichen – 1 wälder] mit der-Kürzel – 2 und] u. (ebenso 12) – 6 soll] oberhalb von o derselbe Buchstabe zur Verdeutlichung – 7 Jndeß] ev. Jn deß – 7 da#] Kürzel – 9 der] Kürzel Auch dieses Gedicht muß vor dem 8.10.1653 (s. zu Gedicht Nr. 82) entstanden sein. Überschrift und Schlußwendung (v. 7-12) behaupten eine Einsicht, die Birken gewiß weniger ernst meinte, als es hier den Anschein hat: in die Unmöglichkeit einer Verbindung mit Silvia wegen des sozialen Unterschiedes. In Wirklichkeit dürfte es sich um ein Werbegedicht handeln: die "Nymf" möge sich in eine "S¡äferin" verwandeln, d. h. den Standesunterschied mißachten. Ein Druck ist nicht bekannt. 1 dieser wälder Ehre] Das Demonstrativpronomen könnte für die Entstehung des Gedichts in Frauenaurach im Sommer 1653 sprechen. – 4 J¡ wüns¡' ümson‰] S. o. Erst Anfang des Jahres 1654 werden im Briefwechsel Birkens mit dem Baron Gottlieb von Windischgrätz (s. dort Brief Nr. 12 (WuK. Bd. 9, S. 278-280) u. ö.) seine wohl schon 1652 eingeleiteten Bemühungen um Adel und Palatinat kenntlich, die eine Art Gleichrangigkeit herstellen sollten, aber zu spät zum Erfolg führten; s. Konzept Nr. 36 im Birken-Windischgrätz-Briefwechsel (ebd., S. 319f.). – 7-12 Jndeß a¡ daß i¡ do¡ ~ und werden meine Braut.] S. o. Scheinbar resignative Fügung in Unveränderbares, in Wirklichkeit wohl eine mit dem Verzicht drohende Werbung. – 12 will ›e Florinda seyn] Vgl. Gedichte Nr. 47 und 48. Seine zweite Ehefrau wird Birken dann später tatsächlich als Florinda in den Blumenorden aufnehmen; s. Gedicht Nr. 222.
Text 85: An dieselbe. 85v/86r T1 LXXXV.] LXXXV – 5 sonder] mit der-Kürzel – 6 nimmermehr] nim ermehr – 8 und (2x)] u. (ebenso 10, 12) – 8 daß] Kürzel; ebenso 17, 18 da# – 10 ernde] durch Überschreibung aus erndte – 11 ligen] durch Streichung aus liegen – 18 ander‰] e überschrieben
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Auch dieses Gedicht spielt mit dem Werbemotiv resignativer Einsicht in die Unmöglichkeit einer Verbindung mit Silvia wegen der Standesdifferenz. Es intensiviert seine Wirksamkeit gegenüber dem voraufgehenden Gedicht durch den Anredegestus. Dem Sachzusammenhang dürfte entstehungsgeschichtliche Nähe entsprechen. Ein Druck dieses Gedichtes, das Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den Gedichtgruppen bzw. Gedichten Nr. 238 (erster Bestandteil), 239 (erster Bestandteil) und 245 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. 3 Mein nidrer Sinn erkühnet ho¡ zu lieben] S. o. und zu Gedicht Nr. 84. – 5f. J¡ liebe mir zur Pein, | weil nimmermehr ihr könnet werden mein.] Eine viel härtere Formulierung der resignativen Einsicht als im Gedicht Nr. 84; s. auch v. 9f. – 11-20 So will i¡ do¡ ~ mein lieb‰e– Herz auf Erden.] Wie im Gedicht Nr. 84 folgt auf die Resignationsbekundung eine solche von Hoffnung, Treue und Beständigkeit. – 11f. So will i¡ do¡ getro‰ vor Anker ligen, | ob Glü¿ und Zeit mi¡ mö¡ten no¡ vergnügen.] Der Anker bzw. das im Hafen sicher liegende Schiff sind beliebte Hoffnungsbilder auch in der Emblematik; s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 1477, 1468f. Die Hoffnung auf ein erwünschtes Ergebnis der Palatinatsbemühungen (s. zu Gedicht Nr. 84, v. 4) dürfte hier eine Rolle spielen. – 13f. Erwart' i¡ ni¡t#] 'Erlange ich durch Warten nichts'. Text 86: S¡äfer-Ho¡zeitgedi¡t. 86r/v 1 1.] 1 (ebenso bei Str. 4, 5 und 7) – 1.] nachträglich vorgefügt – 1 und] u. (ebenso 6, 27, 29) – 1 vier] v überschrieben – 5 hell] h überschrieben – 7 Brüder] mit der-Kürzel; ebenso 9 jeder – 14 Sylvander – 7 Brüder!] Rufzeichen vor gestrichenem Komma; ebenso bei 37 Lieben! – 8 Singen] ev. ›ngen – 11 meiner] r aus n überschrieben – 11 S¡we‰er] durch Streichung aus S¡we‰ern – 14 Himmel] Him el (ebenso 15 zusammen – 42 Himmlis¡) – 14 Himmel] davor nicht gestrichener Ansatz zu H (Versbeginn ohne Einzug) – 16 trennen] tren en – 23 der] Kürzel; ebenso 25, 30 – 25 an zula¡en] dazwischen Worttrennungsstrich – 28 daß] Kürzel; ebenso 34; ebenso 42 da# – 29 samlen] Endungs-n sinnwidrig gestrichen – 37 Ly›#] i aus y überschrieben Das Gedicht ist im Sommer 1653 geschrieben worden. Die Tatsache, daß Lysis die Mitschäfer zum Gratulationsgesang zur Hochzeit seiner Schwester auffordert (v. 7-12) und daß der im Gedicht gestaltete Vorgang an der Donau angesiedelt ist (v. 1f.), ermöglicht genauere Angaben. Birkens handschriftliche Gedichte-Sammlung S. v. B. | Birken-Wälder (PBlO.B.3.1.1.) enthält zwei Gedichte, die sich dem Jahr 1653 zuweisen lassen und auffällige Entsprechungen zum Gedicht Nr. 86 zeigen: CLXV | Auf Herrn Chri‰of Willi¡# | und Jungfrau Annen Sa‹enhagen# | Ho¡zeit. | An ihren Bruder, | Herrn Matthaeu# Sa‹enhagen. (124r/v); CLXVI. | Auf Ebendieselbe: | Unter seinem Namen. (124v-125v). Matthaeus Sassenhagen, Jurist, Advokat in Lübeck, war damals beim Reichstag in Regensburg tätig, wo Birken ihn bei seinem Besuch dort Ende 1652 kennengelernt haben dürfte. In der Randspalte seiner Autobiographie
Gedicht 86, 1653
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führt Birken ihn zum Juni 1653 als den achten seiner Förderer auf (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 51). Sassenhagens Briefe an Birken sind in dessen Archiv nicht mehr vorhanden. Das Konzept eines Briefes an Sassenhagen vom 11.6.1653 (PBlO.B.5.0.3, 14r) und das erste der beiden BirkenWälder-Gedichte erwähnen einen kurz zuvor erfolgten Besuch Sassenhagens bei Birken. Zahlreiche weitere Konzepte Birkens und sein Briefwechsel mit Gottlieb von Windischgrätz lassen erkennen, daß Sassenhagen in Regensburg in Birkens Palatinats- und der Amalfi#-Angelegenheit tätig zu werden suchte. Sassenhagen wird in den Briefkonzepten und im ersten der Birken-Wälder-Gedichte (v. 2 u. ö.) als Freund angeredet. Aus diesem Gedicht geht auch hervor, daß Sassenhagen Birken mit der Anfertigung eines Gratulationsgedichtes in seinem Namen beauftragt hatte (v. 17-19): Ihr batet mi¡ (i¡ la‹e mir befehlen,) üm einen Wuns¡, für ein paar traute Seelen. Nun, eu¡ zu lieb, sey ihnen diß verehrt: do¡ ›nd ›e selb‰ no¡ eine# größern wehrt. Das zweite Birken-Wälder-Gedicht ist die in Sassenhagens Namen abgefaßte Gratulation. Aus ihr geht hervor, daß die Hochzeit in Sassenhagens Geburtsort stattfand (v. 1-5) – das erwähnte Konzept des Briefes vom 11.6.1653 nennt Lübeck –, der Gratulant sich aber in Regensburg aufhielt (v. 7-12): Mein Ges¡i¿ hat mi¡ geführet hieher, wo de# Rei¡e# Kern ihm ein neue# Haupt erkühret, (gebe Gott, mit gutem Stern!) wo die Donau und der Regen eine Burg in Armen hegen. Ferdinand IV. war am 31.5.1653 – in Augsburg – zum römischen König gewählt, der Reichstag in Regensburg am 30.6. von Kaiser Ferdinand III. eröffnet worden (s. ADB. Bd. 6 (1877), S. 667). Die Entsprechungen zwischen dem Gedicht Nr. 86 und den beiden aus den Birken-Wäldern stellen sicher, daß hier und dort von derselben Hochzeit die Rede ist. Mit der Gestalt des Lysis im Gedicht Nr. 86 ist demnach Sassenhagen gemeint; in der Eklogenhandlung, die an die Wettkampffiktion einiger der Vergilschen Eklogen erinnert, hat Birken die Bestellsituation und ihr Ergebnis ins Bukolische transferiert. Sowohl das Gedicht Nr. 86 als auch das zweite der Birken-Wälder-Gedichte spielen auf den zu erwartenden Kindersegen an. Da jenes ihn für die Zeit des Herrschaftsbeginns des Tierkreiszeichens Widder (18.3.) prognostiziert, muß die Hochzeit Mitte Juni 1653 stattgefunden haben. Die Gedichte dürften kurze Zeit vorher entstanden und könnten mit dem Brief vom 11.6.1653 zu Sassenhagen gelangt sein. Das Gedicht Nr. 86 umspielt unter Nutzung des Wortfeldes beider Teilkomponenten das immer wieder behandelte Motiv des Liebeskrieges. Eigentlicher Adressat aller Wunschstrophen, deren letzte Lysis, dem Bruder der Braut und Anreger der Gemeinschaftsgratulation, gehört, ist der Himmel. Das Lied
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hat Strophenform und Reimfolge gemeinsam mit den Gedichten Nr. 5, 30, 31 (erster Bestandteil), 33, 150, 208 und 223. Sollte es gedruckt worden sein, dann kaum unter Angabe der wahren Verfasserschaft. 1 Ly›– und vier andre Hirten] Die vier anderen werden zu Beginn der ihnen zugewiesenen Strophen genannt: Sylvander (Str. 3), Damon (Str. 4), Hylas (Str. 5), Melibee (Str. 6). Dem Erzähler gehört die Eingangsstrophe, Lysis ist Sprecher der zweiten und der letzten. – 2 an den Donau‰rand] S. o. – 11 meiner S¡we‰er i”t zu Ehren] S. o. – 14 Sylvander] Ob mit diesem Namen auch hier (s. zu den Gedichten Nr. 62 und 63) der Baron Georg Andre Schwab gemeint ist, läßt sich nicht ermitteln. – 19 Damon] Ob die im Gedicht Nr. 58 so genannte Person gemeint ist, wissen wir nicht, ebensowenig, ob Hyla# (v. 25) dieselbe Person bezeichnet wie im Gedicht Nr. 49. – 31 Melibee] Meliboeus heißt einer der SängerHirten in der ersten und der siebten Vergilschen Ekloge.
Text 87: Auf de– Edlen Jrenian# Namen#tag. 86v-87v T1 LXXXVII.] LXXXVII (nachträglich eingefügt) – T2 Namen#tag] Name#tag – 1 1.] 1 (ebenso bei Str. 5) – 9 S¡äfer!] Rufzeichen aus Komma überschrieben; ebenso 33, 41 – 10 Himmel] Him el (ebenso 31, 46; ebenso 16 sammlen – 25 Frommer – 33 nimm – 37 sammle) – 15 und] u. (ebenso 19, 26, 29, 40, 45, 46, 47, 48, 53, 55) – 21 Wirt,] Komma vor gestrichenem Komma – 26 gibet] durch Streichung aus giebet – 28 wieder] mit der-Kürzel; ebenso 36 sonder – 31 ererben.] Punkt unsicher; ev. Komma – 48 diß] durch Streichung und Überschreibung aus diser – 49 wohl,] Komma aus Punkt überschrieben – 54 der] Kürzel; ebenso 56 – 55 Zeugni–] # aus s überschrieben – 55 gibe] durch Streichung aus giebe Paul Albrecht Rieter von Kornburg, Birkens letzter Privatschüler (s. zu Gedicht Nr. 64), ist am 8.10. 1653 zu seiner Kavalierstour aufgebrochen, von der er am 9.7.1655 nach Nürnberg zurückkehrte; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 51, 53. Kurz vor oder nach der Abreise muß dieses Gedicht entstanden sein, sonst wären die ausführliche Verabschiedung in der Schlußstrophe und der das ganze Gedicht beherrschende Ermahnungston nicht zu erklären. Das aber bedeutet, daß Rieter seinen Namenstag nicht an einem der beiden Paulsfeste (25.1.; 29.6.), sondern am 15.11., am Tag des heiligen Albertus Magnus, begangen haben muß und daß Birken das Gedicht seinem ehemaligen Schüler nachgesandt haben dürfte. Ein Druck dieses sehr privaten Gedichtes, das Strophenform und Reimfolge mit den Liedern Nr. 92, 170, 174, 221, 246 und 278 (2. Bestandteil) gemeinsam hat, ist nicht bekannt. 2 dieser Tag der nennt ›¡ deine] S. o. – 7f. Nun, wa– i¡ dir wüns¡en können, | nim in diesen Zeilen hin.] Die Passage paßt zum Briefcharakter des Gedichtes. – 24 so wir‰ du ein gro‹er Hirt.] Anspielung auf die Ratsfähigkeit der Familie Rieter, der Paul Albrecht Rieter denn auch wieder entsprechen sollte; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 48.
Gedicht 88, 1653/54
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Text 88: An die Dori–: Daß Sie zwar S¡önheit habe, ihn zuverwunden, aber kein Mitleiden, ihn wieder zu heilen. 87v-89r T2 Dori–] D überschrieben aus f – 3 vollkommen] vollkom en (ebenso 48) – 5 und] u. (ebenso 23, 40, 41, 43, 52, 66, 69) – 7 2.] oberhalb der Zeile vorgesetzt – 9 zu‰e¿en] c unterhalb der Zeile – 12 ver‰e¿en] c oberhalb der Zeile – 13 3.] 3 (ebenso bei Strophe 10) – 15 Rosenwangen] ev. Rosen wangen – 16 der] Kürzel; ebenso 17, 20, 21, 37, 40, 53, 67 – 20 Venu#kind] ev. Venu# kind – 24 wa#] Kürzel – 25 verlezt] durch Streichung und Überschreibung aus verle”et – 29 daß] ebenso 65; ebenso 44 da# – 30 sonder] mit der-Kürzel; ebenso 59 lindert – 71 wieder – 36 lohnen] l überschrieben – 41 a¡] danach Rufzeichen gestrichen – 41 Gnad] durch Streichung aus Gnade – 41 gewährt] ge oberhalb der Zeile– 45 Weinen–] Weine– – 47 wann] wan (ebenso 64 verbannt) – 47 mit] durch Überschreibung aus mir – 47 mir] ursprünglichem Komma überschrieben – 56 erlaubet] durch Streichung aus verlaubet – 64 verbannt] durch Streichung aus verban et – 69 Lieben] L aus l überschrieben – 70 gieb] ie überschrieben; ev. gib Das Lied bereitet Probleme. Mangels Kontextes läßt sich weder feststellen, ob es 1653 oder 1654 entstanden ist, noch, ob es 'in eigener Sache' nach dem resignativen Verzicht auf Silvia – s. Gedichte Nr. 84 und 85 – verfaßt wurde oder – wahrscheinlicher – im Auftrag für einen uns Unbekannten. Dafür sprechen sowohl der durchgehende Anredegestus, der in einem von Silvia-Gedichten umgebenen Text an eine Doris ebenso befremdet wie die Aufforderung zum 'carpe diem' in der Schlußstrophe. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge gemeinsam mit den Gedichten Nr. 28, 117, 136, 141, 156 und 237. Ein Druck ist nicht bekannt. 4-6 daß ›e mi¡ fodert au– zum Streit, ~ i¡ bin bekämp] von euren Wa[en.] Abermals (s. zu Gedicht Nr. 86) die Metaphorik des Liebeskrieges; s. auch v. 18, 24, 25 u. ö. – 7 Der Auglein Falkeneten-bli”] Falkonet hieß im 16. und 17. Jahrhundert ein kleinkalibriges Geschütz; s. Zedler. Bd. 9 [1734], Sp. 149f. – 1318 Der s¡önen Lippen rohte– Wa¡–, ~ mi¡ fallen an: i¡ werd gefangen.] Die Metonymien dieser Strophe sollen die Schönheit der Angeredeten durch Kostbarkeitsvorstellungen zur Geltung bringen. Rotes Wachs durften nur adlige Personen zum Siegeln verwenden; s. zu Text Nr. 49a im Birken-Windischgrätz-Briefwechsel (WuK. Bd. 9, S. 337f.). – 19-21 Au– eurer S¡önheit hat die Lieb, ~ den Pfeil, der mi¡ verwundt, ges¡ni”et:] Ein mehrfaches Oxymoron: Die Schönheit der Angeredeten ist das Holz, aus dem Amor Pfeile schnitzt – diese Vorstellung löst die Metapher "Wundholz" (v. 23) aus –; die Liebe wird durch die Appositionen in v. 20 mit Amor gleichgesetzt. – 23 Wundholz] Name für Sträucher und Bäume, deren Rinde oder Holz die Kraft haben soll, Wunden zu heilen. Am häufigsten wird in alten Quellen die Esche genannt; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 14, Abt. 2 (1960), Sp. 2007f.; s. auch Zedler. Bd. 8 (1734), Sp. 1858f.; Bd. 59 (1749), Sp. 2167. Der 3. Teil der Harsdörfferschen Gesprä¡spiele enthält (S. 351-431) eine Zugabe | MELJSA | Oder | Der Glei¡niß Freudenspiel | verfa‹et | Dur¡ | Den Spielenden. Der 7. Aufzug des 2. Aktes enthält ein Gesprächspiel zu dem Thema "Von wa# Hol” die Liebe jhr
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Pfeile ma¡e?" Eine der konkurrierenden Antworten lautet: "Der Es¡ernbaum oder Wundhol” bedunkt mi¡ viel s¡i¿li¡er seyn." Sicher besteht ein Zusammenhang. – 24 Nur da– heilt, wa– mi¡ wund geri”et.] Zum Motiv der Heilung des im Liebeskrieg Verletzten durch die Täterin (s. auch v. 26f., 60) s. zu den Gedichten Nr. 12, v. 62f.; 33, v. 9; 40, v. 43; 57, v. 4. – 30 sonder Ablaß] 'ohne Verminderung der Last'. – 30 aufseilen] 'aufbürden', s. Grimmsches Wörterbuch; Bd. 1 (1854), Sp. 734f. – 53 Gebt der die S¡uld] "der" bezieht sich zurück auf "S¡önheit" (v. 51). Der Sprechende stellt sich als von der Schönheit der Angeredeten schicksalhaft zum Lieben Gezwungener dar.
Text 89: Uber eine Blume, die auf ihrem Busen ‰e¿te. 89r/v 3 wohne‰] e oberhalb der Zeile – 5 wann] wan (ebenso 26 Brunn) – 4 sehnen.] Punkt aus Komma überschrieben – 5 reg:] Doppelpunkt aus Komma überschrieben – 6 und] u. (ebenso 14, 16, 19, 20) – 6 ‰ö‹et] Endungs-t überschrieben – 13 zu krie¡en] ev. zukrie¡en – 17 ‰eh] danach Komma gestrichen – 18 da#] Kürzel; ebenso 20, 26, 30 – 18 röt‰e] erstes t überschrieben – 19 derglei¡en] mit der-Kürzel – 19 spaziren] z aus ” überschrieben – 27 Aep[el] Umlaut-e oberhalb der Zeile Auch diese 1653 oder 1654 entstandene lyrische Frivolität, in der ein zudringlicher, aber erfolgloser Liebhaber die spröde Tugendhaftigkeit der Geliebten beklagt und sich phantasievoll ausmalt, was ihm verwehrt bleibt, wirkt in ihrer Umgebung im Gedichtbuch so sehr als Fremdkörper, daß man wieder (s. zu Gedicht Nr. 88) eine Auftragsarbeit vermuten möchte. Zur Anrede an einen Gegenstand in der Nähe der Geliebten, an dessen Stelle sich der Liebhaber wünscht, s. Gedichte Nr. 55, 57, 68 (Epigramme 6 und 7), 69. Das Gedicht hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den längeren Gedichten Nr. 3, 78 und 116 sowie mit den Epigrammen Nr. 211, 220, 231, 244, 258, 260 und 262 gemeinsam. Ein Druck ist nicht bekannt. 1 J¡ kan do¡ ni¡t vorbey] 'Ich kann es doch nicht unterlassen'. Der Gedichteingang ist besonders raffiniert, weil das Adverb die folgende Phantasie als Ergebnis eines verlorenen innerlichen Kampfes markiert, welcher der Gedichtrede vorausgegangen ist. – 2 weil du beglü¿ter bi‰, al– i¡] In der kontrastierenden Ausfaltung dieser Feststellung besteht das Gedicht. – 5 ›¡ nähen] S. zu Gedicht Nr. 63, v. 27. – 18 Düttlein] 'Brustwarze'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 2 (1860), Sp. 1768-1770, 1772. – 22f. ob mi¡ ni¡t diese Bahn in Venu– Tempel brä¡t, | in Amor– Labyrinth] Metaphorische Beschreibungen der direkt nicht benennbaren weiblichen Scham. – 25 Die Hand nur einen Grie[ o] hat umson‰ gewagt.] Den ausschweifenden Phantasien (v. 21-24) wird im Rekurs auf v. 5f. die von Wohlanständigkeit beherrschte Realität gegenübergestellt. – 26-28 E– i‰ da– Trinken mir ~ will Rosen pflü¿en, ‰e¡en.] Trinken aus dem Brunnen, Äpfelbrechen am verbotenen Baum – Anspielung auf Gen 2.16; 3.1-6 –, Rosenpflücken trotz der Dornen sind immer wieder verwendete Bilder für die – hier verbotene, nur erträumte – Lie-
Gedichte 89 und 90, 1653/54 und 1654
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beserfüllung. – 29f. drüm neid i¡ di¡, ~ du aber nie, begehrt.] Variierender, pointenhafter Rekurs auf v. 1f.
Text 90: An meinen Jrenian. 89v- 90v 1 der] Kürzel; ebenso 4, 7, 9, 19, 25, 38, 57, 59, 60, 64 – 2 wieder] mit der-Kürzel – 3 da#] Kürzel; ebenso 69; ebenso 56 daß – 8 vor] vo – 9 2.] 2 – 15 zusammen] zusam en (ebenso 44 versammlet – 64 Stimm) – 15 zusammen] ev. zu sammen – 17 und (2x)] u. (ebenso 24, 55, 70) – 25 Nein!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 39 weißen] ß aus s überschrieben – 42 begaben] durch Streichung aus begaaben – 68 hingese”et] ev. hin gese”et – 71 gehn] durch Überschreibung aus gehen – 72 zusehn] ev. zu sehn Das Lied setzt Irenian, Paul Albrecht Rieter von Kornburg (s. zu Gedicht Nr. 64), als Abwesenden voraus, und der gestaltete Vorgang spielt im frühen Frühling. Da Rieter am 8.10.1653 zu seiner Kavalierstour aufgebrochen war und am 9.7.1655 wieder in Nürnberg eintraf (s. zu Gedicht Nr. 87), könnte das Gedicht sowohl im Frühjahr 1654 als auch im Frühjahr 1655 entstanden sein. Da aber erst das Gedicht Nr. 116 im Gedichtbuch dem Jahr 1655 zugeordnet ist, spricht mehr für Entstehung des Gedichtes Nr. 90 im Frühjahr 1654. Das wird bestätigt durch die folgende Passage des zweiten Briefes, den Paul Albrecht Rieter während seiner Reise aus Leyden am 12./22.4.1654 an Birken gerichtet hat (PBlO.C.280.2): deßen neuli¡ abgelau[en s¡reiben hab i¡ dur¡ meiner Frau Mutter s¡reiben zu re¡t erhalten, und sowohl auß dem selben, alß au¡ auß denen unders¡idli¡en so wohl meiner wenigen pers¡on uhnwürdig neu gema¡ten, alß au¡ auß den andern s¡önen liedern deßen anno¡ zu mir tragenden guten affection ho¡erfreuli¡ gespiret, vor wel¡e wie au¡ vor andre mir und meiner Frau Mutter erwiesne ehren und dien‰e i¡ mi¡ hö¡li¡ bedan¿en thue, und ni¡t meher wüns¡e, alß de# gün‰igen glü¿e#, sol¡e wiedrumb mit meinen geringen dien‰en zu erse”en. Rieter reagiert so auf ein Schreiben Birkens vom 3.3.1654, welches dieser auf den ersten erhaltenen Reisebrief seines Schülers (vom 14./24.1.1654, ebenfalls in Leyden ausgestellt) an ihn gerichtet hatte. Mit diesem Schreiben, das einer Sendung der Mutter Paul Albrecht Rieters (s. zu Gedicht Nr. 66) beigeschlossen war – Birken war auch nach Beginn der Reise seines Schülers Hausgenosse der Familie Rieter geblieben; erst zum 4.12.1655 ist in der Randspalte seiner Autobiographie (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 54) notiert: "Die 4. Decembris Valedictum Domui Rieteriae." –, sind die Gedichte Nr. 90 und Nr. 91 sowie weitere, die wir nicht bestimmen können, in Rieters Hände gelangt. Obwohl der im Lied Nr. 90 gestaltete Vorgang im Präteritum dargeboten wird, dürften Entstehungsund Versandzeit nahe beieinander liegen. Das Gedicht wie die wenigen in Birkens Archiv erhaltenen Briefe Rieters (PBlO.C.280.1-6) lassen auf ein sehr freundschaftliches Verhältnis zwischen Birken und
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seinem (ehemaligen) Schüler schließen. Ein Druck dieses Gedichtes, das Strophenform und Reimfolge mit dem Lied Nr. 54 gemeinsam hat, ist nicht bekannt und sehr unwahrscheinlich. 1-4 Jüng‰, da der s¡öne Pegni”‰rand ~ der Föbu– weggeri‹en] S. o. – 3 da– Ei–, der Flü‹e Band] Selbstzitat; s. Gedicht Nr. 1, v. 6. – 6-8 auf jener Wiesenbahn ~ vor Lieb in seine Arme s¡lie‹t.] Zum Schauplatz des erzählten Vorgangs, dem 'Poetenwäldlein' auf einer von der Pegnitz bei Nürnberg gebildeten Halbinsel, s. zu Gedicht Nr. 22 und Nr. 80, v. 31-36. – 11 Wei¡selbäumlein] Kirschbäume; sie blühen besonders früh. – 19-56 der armen Lu‰ i¡ ni¡t begehr ~ daß i¡ au¡ leb' in Leiden hier.] In die Erzählung (v. 118, 57-72) eingebettete direkte Rede des Schäfers Floridan. – 24 ohn ihn i¡ bin und bleib betrübt] Birken zitiert den Anfangsvers beider Strophen des Abschiedsgedichtes, das der Pegnitzschäfer Periander (Friedrich Lochner; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 251-254; Jürgensen, 2006, S. 138-145) anläßlich der Abreise Birkens nach Wolfenbüttel 1645 in eines seiner beiden Alben eingetragen hatte (Album 1: P.Bl.O.5 (Hs 152818), 21v; Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 38). – 33 an zweyer Sonnen ‰at] 'Statt der Sonne am Himmel und ihrem Spiegelbild in der an der Halbinsel aufgestauten Pegnitz'. – 35f. Sein Ange›¡t die Blumen hat | die zu erfreüen taugen.] 'Sein Gesicht hat die Blumen, die erfreuen können.' – 37-40 Zeig mir, Irenian ~ vor dem i¡ Liljen bla‹en seh.] Beschreibungen der Schönheit eines jungen Mannes, welche die Motive verwenden, die bei der Beschreibung weiblicher Schönheit üblich sind, begegnen auch in den Gedichten Nr. 26 und Nr. 27. – 41-48 A¡! S¡äfer, ja e– mu‰e di¡ ~ daher dein Abseyn ihn betrübt.] Nachträgliche Begründung von Floridans Zuneigung und seiner Betrübnis über die Trennung von Irenian. In ihm konvergieren äußere und innere Schönheit. – 50 abwesend] 'als Abwesenden'. – 55f. Du lebe wohl, und denk von mir, | daß i¡ au¡ leb’ in Leiden hier.] Wohl Reaktion auf die folgende Passage aus Rieters erstem Brief aus Leyden (s. o.), PBlO.C.280.1: Wa# meine wenige Person anbelangt befindet ›¡ dieselbe Meinem ho¡geehrten herren zu dienen no¡ seher wohl, und gehet derselben ni¡t# meher alß meine# herren S¡öne person und dero liebe gesells¡a[t ab, muß aber inde‹en (bi# mir da# glüke, diese gehabte glükseeli¡keit wieder geben wird, mi¡ mit de‹en angeden¿en, und erinnerung deren gehabten guten gün‰en behelfen […]. – 59-64 der wind die wort' hat weggeführt, ~ die Stimm fort auf der Pegni” lief.] Das urbukolische Motiv der sympathetisch anteilnehmenden Natur; vgl. Gedichte Nr. 33, v. 85; 63, v. 118-130; 72, v. 37f.; 79, v. 81-88 u. ö. – 65 Froh gieng er seiner Hürde zu] Kontrastive Entsprechung zum Eingang der Erzählung (v. 13f.) und zum Beginn der Rede Floridans (v. 17ff.); ausgelöst hat den Umschwung die Anteilnahme der Naturumgebung. – 67-70 woselb‰ au¡ nu ~ und spri¡t e# tägli¡ an.] S. Gedicht Nr. 91 und den zugehörigen Kommentar.
Gedicht 91, 1654
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Text 91: Uber de‹en Bildni–. 91r/v, 99r T1 XCI.] C überschrieben – 1 1.] 1 (ebenso bei Str. 5, 8) – 3 und] u. (ebenso 17, 20, 30, 46) – 5 zuspre¡en] ev. zu spre¡en – 8 der] Kürzel; ebenso 10, 16, 19 – 19 verfärben.] Punkt vor gestrichenem Semikolon – 20 Lieb] ie aus ei überschrieben – 20 da#] Kürzel; ebenso 33, 40, 43, 45, 46 – 22 oder] mit derKürzel – 26 Augenpaar] ev. Augen paar – 31 regnet] g überschrieben – 33 Mehrmal#] M überschrieben – 47f. Lebe, rede do¡ mit mir, | ô du Bildni– seiner Zier.] quer zur Hauptbeschriftung links auf dem Rand; Einfügungszeichen davor und hinter v. 46 # – 49 Bildni#! ja, i¡ muß di¡ ha‹en,] darüber, unterhalb des Abgrenzungsstriches nach Gedicht Nr. 92, Zum XCI pag. 91. b. (entsprechend unter v. 48 Vid. pag. 99.) – 54 entkommen] entkom en Zum Anlaß und zum Zeitpunkt der Entstehung dieses Liedes s. zu Gedicht Nr. 90. Das Lied entspricht genau der Beschreibung von Floridans Verhalten in der Schlußstrophe jenes Gedichtes. Auch die durchgehende Anredeform ist dort vorgegeben (v. 68-70). Leitmotiv ist die nur substitutive Existenz des Sprechers, dessen Herz nicht bei ihm selbst, sondern beim fernen Irenian ist, und des Portraits Irenians, das diesen nur unzulänglich vertritt, gleichwohl aber statt seiner angeredet wird. Bei der nachträglichen Überführung des Gedichtes in die Sammlung ist Birken ein Versehen unterlaufen: Das lange Gedicht Nr. 92 wurde eingetragen, bevor das Lied Nr. 91 vollständig übertragen war. Die Unterbrechung, die zu dieser Irritation führte, erfolgte während der Übertragung der sechsten Strophe. Deren Schlußverse wurden nach der Eintragung des Gedichtes Nr. 92 auf dem Rand notiert, die beiden Schlußstrophen wurden nach der Übernahme des Gedichtes Nr. 92 nachgetragen, beides mit entsprechender Kennzeichnung; s. Lesartenverzeichnis. Auch von diesem Lied, das Strophenform und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 20, 72, 79 und 171 gemeinsam hat, ist kein Druck bekannt. 8 a¡ der Selb‰and i‰ nit hier.] Refrainartige Schlußzeile, wörtlich wiederholt in der zweiten Strophe (v. 16), variiert in der dritten (v. 24) und der letzten (v. 64); mit anderem Wortlaut, doch so, daß bis auf den Schlußvers von Str. 7 (v. 48) stets das Schlußwort identisch ist. "Selb‰and" ist in der Bedeutung 'er selbst', 'das Original' verwendet; vgl. die Bezeichnungen "Unter‰and" und "Gegen‰and" für 'Subjekt', 'Person' in den Briefen Nr. 5, Z. 3, und Nr. 21, Z. 8, des Birken-Stubenberg-Briefwechsels (WuK. Bd. 9, S. 154, 185). Das Grimmsche Wörterbuch führt den Ausdruck nicht. – 9 Zier] 'Schönheit'; vgl. v. 15, 63. – 14f. S¡öner seine Gaben ‰ralen, | al# hier die gemahlte Zier.] S. zu Gedicht Nr. 90, v. 41-48. – 18 Meine#] 'Mein im Inneren bewahrtes Bild'; Rekurs auf v. 11f. – 22 oder Föbu– soll mi¡ ha‹en] Als negative Alternative zur lebenslangen Liebe zu Irenian wird das Versagen der dichterischen Begabung angedeutet, ein Erlöschen der Liebe Floridans soll mit dem Haß Apolls beantwortet werden. In v. 32 ist dann mit "Föbu#" Paul Albrecht Rieter gemeint. – 31 Billig regnet e# bey mir] 'mit Recht weine ich'. – 38 diese# zarten Leibe# Ende] Attribut zu "Hände" (v. 37).
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Text 92: Lu‰rei¡e– LandLeben an der Aura¡. und Krönung Floridan–. 91v-99r T2 Landleben] ev. Land Leben – 5 und] u. (ebenso 12, 50, 52, 64, 71, 72 (2x), 78, 85, 90, 92, 93, 96, 98, 99, 102 (2x), 106, 110, 119, 135, 156, 158, 188, 191, 200, 229 (2x), 243 (2. Position), 275, 284, 294, 311, 320, 336, 339, 340, 342, 346, 351, 359, 374, 375, 424, 449, 454, 458, 462, 464) – 5 der] Kürzel; ebenso 13, 19, 56, 66, 106, 109, 110, 114 (2. Position), 116 (2x), 128, 149, 156, 157, 167, 175, 194, 196, 242, 274, 303, 308, 338, 344, 345, 368, 374, 391, 394, 395, 397, 401, 413, 439, 455, 459, 477 – 9 da#] Kürzel; ebenso 26, 43, 50, 101, 116, 129, 176, 188, 221, 225, 239, 357, 371, 472 – 10 nieder] mit der-Kürzel; ebenso 12 wider – 17, 327, 354 wieder – 42 einander – 106 Felderfreüden – 142 Glieder – 187 wieders¡allt' – 193 Wälderthal – 215 oder – 235 ieder – 268 Feldern – 298, 316 Wälder – 301 Federwild – 311 wiedergeben – 356 Fuder – 356 nieder – 365 glieder – 423 ges¡eider – 30 flie‹en.] Punkt aus Komma überschrieben; ebenso bei 76 spaziren. – 40 Küß] ß aus ‹ überschrieben – 50 krumme] krum e (ebenso 138; ebenso 80 frömmer – 80, 328, 473, 477 Himmel – 99 fromme – 167, 370 Sommer – 212 nimmer – 238 Zimmer – 239 immer – 255 Sommerläuben – 312 Himmel#raht – 359 zusammenlagen – 436 Himmel– – 450 vernommen – 452 angekommen) – 51 Blumenland] ev. Blumen land – 56 Klo‰er-Zinn] ev. Klo‰er Zinn – 57 8.] 8 (ebenso bei Str. 12, 13, 22, 26, 27, 37, 38, 48) – 75 matt] tt aus d überschrieben – 78 nehren.] Punkt vor gestrichenem Semikolon – 88 Da¡] D aus d überschrieben – 102 verme‹en,] Komma aus Punkt überschrieben – 105 14.] überschrieben – 112 mannigfalt] g überschrieben – 113 S¡uß] durch Streichung aus S¡luß – 124 Müller– knaben] ev. Müller–knaben – 138 deine] durch Überschreibung aus seine – 140 Na¡bargrä#lein] # überschrieben – 145 thäte‰] ursprünglich thäten (e‰ an t angehängt; -enSchlaufe ungetilgt) – 159 Angelhaken] durch Überschreibung und Streichung aus angelha¿en – 168 diese–] durch Überschreibung aus dieser – 168 Baumens¡loß] zunächst Baumens¡oß (s¡oß gestrichen; s¡loß angehängt) – 169 wa#] Kürzel; ebenso 197 – 180 Anger] mit er-Kürzel; ebenso 394 Bürger – 188 ers¡re¿et] durch Streichung aus vers¡re¿et – 197 thu] durch Streichung aus thue – 198 S¡äflein] S¡äfl. – 201 26.] 2 vorgesetzt; 6 überschrieben – 210 sol¡e] davor versehentlicher Versbeginn ohne Einzug (J) gestrichen – 215 Fu߉apf] ev. Fuß ‰apf – 218 ihr] i überschrieben – 228 Leüte!] Rufzeichen aus Komma überschrieben; ebenso bei 241 Sylvia! – 261 Aurora! – 422 Rilp#! – 229 Süd-] nach d ein Buchstabe oder Zeichen gestrichen; Bindestriche oberhalb der Streichung – 238 Frauen Zimmer] ev. FrauenZimmer – 240 eure] re aus er überschrieben – 249 hau–] – aus ß überschrieben oder umgekehrt – 252 begrünten] b aus B überschrieben – 265 dort] o undeutlich; oberhalb wiederholt – 266 ›”e‰] ›”et – 268 Feldern] Endungs-n oben in der-Kürzel-Schlaufe – 270 weide] ursprünglich weiden (Endungs-e an d angehängt; -en-Schlaufe ungetilgt) – 272 bewandren] durch Überschreibung aus bewandern – 272 Zier.] Zier – 292 gefangen:] Doppelpunkt aus Komma überschrieben – 298 un–] – aus d überschrieben – 298 führe] danach Komma gestrichen – 300 Kü¡en] K verschmiert; ¡ überschrieben – 300 ziere] durch Überschreibung aus ziehre – 304 tra[e] t überschrieben – 304 zielt'] durch Streichung aus ziehlt' – 311 wiedergeben] ev. wieder geben – 312 Himmel#raht] ev. Himmel# raht – 314 über Wiesen] dazwischen Wort-
Gedicht 92, 1654
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trennungsstrich; ebenso bei 324 am weg – 332 zu leide – 437 un– weinten – 316 ließen] durch Überschreibung und Streichung aus lie‹en – 324 im] durch Überschreibung und Ergänzung aus am – 326 S¡aden] S¡haden – 334 litt] durch Überschreibung aus hielt – 350 hä]ig] durch Überschreibung aus heu[ig – 356 rei¡e] durch Überschreibung aus viele – 361 Diß] ß aus s überschrieben – 362 Au¡] davor Ansatz zum Versbeginn ohne Einzug gestrichen – 373 verdanzten] ver danzten – 382 Gänse] s überschrieben – 396 Federdinger] ev. Feder dinger – 406 vor] v überschrieben – 406 fanden] a oberhalb einer gestrichenen Version des Buchstabens – 412 e#] er – 414 diß] durch Überschreibung aus di# – 416 verbrannt] verbran t (durch Streichung aus verbran dt) – 423 buhlen] b überschrieben – 424 Spott] Spott' – 427 Thür:] Thür,: – 430f. (die auf wind ~ Musen hütten] Reihenfolge der Verse im Manuskript: 431, 430; Rangierung durch hintergesetzte Zahlen: 2, 1 – 433 Heerde S¡äfelein] Heerde-S¡äfelein – 445 fris¡e] f aus F überschrieben – 457 an:] Doppelpunkt oberhalb von gestrichenem Komma – 475 Gesundheit] G überschrieben Da das Gedicht Abwesenheit Paul Albrecht Rieters voraussetzt (v. 297, 305-312), muß es vor dessen Heimkehr von der Kavalierstour (am 9.7.1655; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 53) entstanden sein, und zwar in Nürnberg, wie Eingangs- und Schlußteil (Str. 1-7, 56-60) nahelegen. Wenn die Zeit der Rahmenhandlung der Ekloge und die Entstehungszeit identisch sind, ist sie im Frühjahr 1654 geschrieben worden. Zur Erinnerungs- und Sehnsuchtsthematik, die den gesamten Text beherrscht, paßt sehr gut, daß Birkens Autobiographie für das Jahr 1652 einen langen Aufenthalt (vom Mai bis in den Oktober) in Frauenaurach festhält (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 48f.), für 1653 zwei kürzere Besuche in den Monaten April und Mai und im Oktober (ebd., S. 51), für 1654 aber keinen. Daß dieses Gedicht schon bald nach dem ersten langen Aufenthalt (1652) in Frauenaurach bedacht worden ist, erweist der letzte Teil der zu Gedicht Nr. 69 zitierten Passage aus dem Konzeptbuch PBlO.B.5.0.3, die dem 4.1.1653 zugeordnet ist. Zu den Liedern, für deren Übersendung Rieter in seinem Brief aus Leyden vom 12/22.4.1654 dankt (s. zu Gedicht Nr. 90), kann dieses Gedicht kaum schon gehört haben, vielleicht aber zu jenen, welche der Brief des Paris vom 17./7.10.1654 erwähnt (PBlO.C.280.3): der übers¡i¿ten Lieder, thu〈t〉 ›¡ derselbe no¡mahlen S¡ön‰en bedan¿en, werde sol¡er zu Meine# ho¡geehrten herren# guten angeden¿en mi¡ so lange gebrau¡en, biß i¡ werde die ehere haben, Meinem ho¡geehrten herren pers¡önli¡ au[zuwarden. Viele der im Binnenteil, dem Erinnerungs- und Sehnsuchtslied Floridans (Str. 8-55), erzählten Begebenheiten lassen sich mit dem Aufenthalt in Frauenaurach im Jahr 1652 in Verbindung bringen. Ein Druck dieses im Bestand der Sammlung einzigartigen Gedichtes, das Strophenform und Reimfolge mit den Liedern Nr. 87, 170, 174, 221, 246 und 278 (zweiter Bestandteil) gemeinsam hat, ist nicht bekannt. 1-4 Floridan gieng in den Thal ~ die beliebten We‰en bliesen] Der Schauplatz der Rahmenhandlung (s. o.) ist wie in vielen der eklogenartigen Gedichte Birkens die Flußlandschaft außerhalb der Stadt bis zu der von der Pegnitz gebildeten Halbinsel mit dem Poetenwäldlein (s. zu Gedicht Nr. 22); "die beliebten
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We‰en" (s. auch v. 38f.) sind die westlichen Winde des Frühlings. – 13-16 Sylvien der Nymfen Blum, ~ solte seyn ihr Eigenthum.] Vgl. das im Frühjahr 1653 entstandene Lied Nr. 78. – 18-24 la#, wa– er o[t in die Linden ~ in den Gedanken an dem Ort.] S. Gedichte Nr. 22, Nr. 23 und Nr. 79, v. 17-22. – 27-32 wo ein na‹e# wa‹er Rad ~ Freüd in seine Sinnen ein.] Vgl. Gedicht Nr. 20, v. 3f. Wohl eine Hommage an Harsdörffer; vgl. Pegne›s¡e# S¡äfergedi¡t (1644), S. 13: Da spa”iert i¡ auf und nieder/ al# i¡ etwa# raus¡en hört/ Und beda¡te/ wie ni¡t wieder Zeit und Fluß zu rükke kehrt. J¡ ersahe ne¡‰ dem Pfad/ daß der s¡nelle Strom ümlenkte/ Ein erhabne# Wa‹errad/ so die Blumenwiesen tränkte: An den Felgen war zu sehen man¡e# tiefe# S¡öpfgefäß/ Deren jede#/ in dem Drehen/ bra¡te seinem Halt gemäß Wa‹er/ wel¡e# abgewandt/ s¡lür]e dur¡ die trägen Auen/ Die der Sonnen‰ral verbrant/ und verzehrt da# Morgentauen. A¡/ wüns¡t i¡ in meinen Sinnen/ lie‹e/ glei¡ dem Silberba¡/ Jeder au# der Feder rinnen in die Felder Teuts¡er Spra¡' Alle#/ wa# un# unbewu‰/ wa# von fremder Zung entspringet/ Und ni¡t ohne Herzen#lu‰ Weltverlangte Frü¡te bringet. – 36 Wei¡sel] Kirschen. – 36 Amarellen] Sauerkirschen; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 1 (1854), Sp. 276. – 37 ihm fa‰ hiengen in den Mund] Vorwegnahme der Schlaraffenlandmotivik von v. 385-392. – 4345 Buhlt diß Volk, da# do¡ so klein: ~ Also da¡te Floridan.] Da das Gedicht für alle Mitglieder der Familie Rieter bestimmt war, wird auf Birkens besonderes Interesse an Silvia nur mehr diskret angespielt; s. auch v. 181-192, 241-248. – 49-56 Diese Wäldlein, dieser Rand, ~ bey der Frauen Klo‰er-Zinn.] Überleitung der bei Nürnberg angesiedelten Rahmenhandlung zum Binnenteil, dem in der ersten Person, als Ich-Rede, abgefaßten Erinnerungs- und Sehnsuchtslied. Weitere Passagen, in welchen beide erzählten Zeitebenen in einem syntaktischen Zusammenhang erscheinen: v. 57f., 161-163, 197, 217f., 305-312, 425f., 441-443. – 57f. Nordwart# dorten (fieng er an/ | Nordwart# wandt' er sein Ge›¡te,)] Frauenaurach liegt nördlich von Nürnberg, etwas westlich von Erlangen. – 62 in gesells¡a] dreyer wehrten] Gemeint sind Dorilis (s. zu Gedicht Nr. 66), Silvia (s. zu Gedicht Nr. 65) und Irenian (s. zu Gedicht Nr. 64). – 65-88 Sü‹er war un# dieser Pfad, ~ Uns¡uld liebt ein nidre# Da¡.] Die moralisch wertende Kontrastierung von Stadt und Land (vgl. auch v. 121-128) begegnet immer wieder in der Nürnberger Bukolik, schon in der Fortse”ung der Pegni”-S¡äferey (1645), S. 16: Ja i¡ wurde daselb‰ er‰ re¡t innen/ wa# für Behägli¡keiten in ›¡ habe ein Leben/ daß man/ frey von eitelem Bau- und La‰er-Pra¡t der Städte/ in niederen Hürden und einfältigen Bauerhütten vers¡lie‹e. – 70 kla[en] 'schwatzen', 'lästig viel oder vorlaut, sinnlos, anmaßend reden', 'verleumden', 'angeben', 'schimpfen'; s. Grimmsches Wörterbuch, Bd. 5 (1873), Sp. 894-896. – 75 vers¡lie‹en] 'einschließen',
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'einsperren'. – 79f. Gotte# Lob, in S¡äfer-Chören, | frömmer gegen Himmel s¡allt.] Ebenfalls von Anfang an ist eine geistliche Ausrichtung der Birkenschen Bukolik, ja seiner Dichtung insgesamt, zu erkennen, die sich seit dem Beginn des Kontaktes mit Catharina Regina von Greiffenberg und der Neugründung des Blumenordens Anfang der sechziger Jahre verstärkt. Programmatisch wird sie entwickelt in der Ekloge zum Gedächtnis des am 8.4.1669 verstorbenen Johann Michael Dilherr: Himmel-klingende# S¡aeferspiel (1669). – 89-96 Keine Häuser bauten ni¡t ~ lebten danno¡ wohl und froh.] Das einfache Leben der ersten Menschen bzw. der Menschen des Goldenen Zeitalters, das die Bukolik ihrer jeweiligen Gegenwart entgegenstellt als Vorbild 'richtigen' Lebens; für die kleine Frauenauracher Gesellschaft wird angedeutet, sie habe sich solchem Leben nahe gefühlt. Vgl. den Beginn der Vor-Rede in Birkens Poetik von 1679 (Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰, ):( vijr/v). Zum Zeltleben der ersten Menschen s. Gen 4.19. – 95 konden do¡ mehr Jahre zehlen] 'als wir heute', soll der Leser ergänzen; Anspielung auf die Liste der Geschlechterfolge nach Adam Gen 5.1-32. – 97-104 Unsre#, war ein s¡le¡te# Hau#. ~ do¡ wa# pa‹ten wir auf ›e?] Kontrastierung der Lebensweise der eigenen Gruppe mit derjenigen benachbarter Landbewohner, die dem angedeuteten Idealbild nicht entsprachen. – 121-128 Zwar, i‰ au¡ wa# seltsam# da#? ~ Sehet, wie der Erdmann ‰aubt.] Satirische Parallelisierung der Folgen eines Besuchs in der ländlichen Mühle (v. 117-120) mit der städtischen Mode, gepuderte Perücken zu tragen. – 123 Franzenha#] Satirisches Spiel mit dem Wort Franzose. – 125-127 weißheit wohnt nit mehr im Haubt, ~ auf geborgtem Haar zu s¡weben] Satirisches Spiel mit der Bedeutung von 'weise' und 'weiß'. – 129 Erdmann] Die damals übliche Übersetzung des Namens Adam. Ausgerechnet der ursprungsferne Perückenträger wird so genannt, weil der Puder-Staub besonders deutlich daran erinnert, woraus auch dieser Mensch gemacht ist und wozu er wieder werden wird. – 140 na‹en] 'befeuchtet werden'. – 145-152 Wei‰ du no¡, wa# thäte‰ du, ~ den Raub abzurennen dir.] Abermalige Behandlung der schon im Gedicht Nr. 66 behandelten Begebenheit aus dem ersten Aufenthalt in Frauenaurach. – 155 Es¡e] Äschen; lachsartige, besonders in Süddeutschland heimische Flußfische. – 155 Barben] Flußfische, eine Gattung der Weißfische. – 155 Ruppen] Aalraupe, Quappe, Rutte (s. Zedler. Bd. 1 (1732), Sp. 17f.), ein dorschartiger Süßwasserraubfisch. – 157 kanzkne¡t] Nicht sicher erklärbar. Vielleicht besteht ein Zusammenhang mit dem Wort 'Kanzwagen' (Grimmsches Wörterbuch. Bd. 5 (1873), Sp. 181f.), einer Bezeichnung für einen schweren Transportwagen, oder mit dem Wort 'Kanz' für die Pferdemähne (ebd., Sp. 176f.), so daß an den Frauenauracher Pferdeknecht zu denken wäre, der auch für den Fischfang zuständig war. – 158 Hamen] Fangnetz. – 162 eine Linden-Insel] Die Halbinsel mit dem Poetenwäldlein; s. zu v. 1-4. – 199f. da au¡ o] die Nymfen saßen | und mir heimli¡ sahen zu.] Dorilis und Silvia sind gemeint. – 201f. Unter einer Ei¡e dort | hab i¡ ›e ein‰ hören ›ngen:] Rekurs auf die im Gedicht Nr. 70 behandelte Begebenheit aus der Zeit des ersten Aufenthalts in Frauenaurach. – 209-216 J”und zieren ›e nit mehr ~ na¡ zuvor gepflognen Sitt.] Im Jahr 1654 hatte es offenbar keinen Besuch in Frauenaurach gegeben. – 221-232 Silvia, da# treüe Herz, ~ Endli¡ war e# nur ein S¡erz.] S. o. – 233-240 Dorili#! ihr mü‹et seyn ~ i‰ diß Rei-
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sen eure Freüd.] Frau Rieter scheint sich besonders gern im Wald aufgehalten zu haben. Napeen sind Nymphen der Bergtäler; das Jagdgefolge der Artemis / Diana bestand aus Nymphen. – 241-248 Edle Sylvia! nein! wir ~ do¡ ‰eht iedem frey die wahl.] Rekurs auf den schon im Gedicht Nr. 67 behandelten Vorgang. – 253 May] Unsicher; vielleicht ist die Maibuche bzw. Rotbuche gemeint. – 261-264 Ja, Aurora! dein Furier ~ eh dein Gold no¡ bra¡ herfür.] Als Fourier der Morgenröte kann nur der Mond gemeint sein, dessen Phasen ja für das Sammeln von Heilkräutern eine gewisse Bedeutung zugewiesen wurde. Eben dies legt auch die militärische Benennung nahe. – 279 Soldan, Bla‹e] Wohl Namen von in Frauenaurach gehaltenen Hunden, mit denen es offenbar auch Probleme gegeben hatte; s. Gedicht Nr. 77. v. 59f. – 280 Delfin, der Verräter# Kund] Anspielung auf die im Gedicht Nr. 70, v. 25-28, behandelte Begebenheit. Das Grimmsche Wörterbuch, Bd. 5 (1891), Sp. 2621f., führt für das Lemma 'Kunde' u. a. die Bedeutung 'pfiffiger Kerl', 'Kumpan', 'Bruder' auf. Vgl. auch Gedicht Nr. 109, v. 18. – 281 J¡ gedenke no¡ daran] Variation dieser Nostalgieformel zu Beginn der Strophe 47 (v. 369). – 305-312 Unlang‰, Pegni”! haben di¡ ~ na¡ dem weißen Himmel#raht.] Rekurs auf die Gedichte Nr. 90 und 91. – 313-320 Dann besu¡ten wir au¡ di¡, ~ Erd- und Hollbeer' au¡ darzu.] Gemeint ist Niederndorf an der Aurach, etwas südwestlich von Frauenaurach. Es muß mehrere Ausflüge dorthin gegeben haben (s. auch v. 321), denn die unterwegs gesammelten Früchte sind zu verschiedenen Jahreszeiten reif. – 320 Hollbeer'] Himbeere; s. Zedler. Bd. 9 (1735), Sp. 1606f. – 321-328 Zwar die er‰e Rei# dorthin ~ Himmel, hab no¡ dank dafür!] Rekurs auf die im Gedicht Nr. 65 behandelte Begebenheit, die demnach während des ersten Ausflugs nach Niederndorf 1652 vorgefallen war. – 329-336 Fiel nit au¡ Jrenian ~ s¡i¿en soll zu Sarg und Grab.] Auch dieser Unfall geschah demnach während eines Ausflugs nach Niederndorf (s. v. 331). – 339 na¡ alter Welt-Manier] 'Nach Art der in der alten Welt Lebenden', 'wie im goldenen Zeitalter'. – 344 in der na‹en NymfenZell] S. zu den Gedichten Nr. 29, v. 102; Nr. 39, v. 14; Nr. 66, v. 4. – 348-360 Bald i¡ mi¡ zu ihnen funde ~ halb vergraben im Gewa–.] Offenbar beteiligte man sich gelegentlich an ländlichen Arbeiten; s. Gedicht Nr. 40. – 351f. und mit Po‹en war ges¡ä[tig | unser Hann– Faladridey.] Mangels Kontextes ist zu Rolle und Person dieses Spaßmachers nichts Näheres zu ermitteln. – 360 Gewa–] 'Gewächs'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4, Abt. 1, Teil 3 (1911), Sp. 5359. – 367f. Jn den braunen Abend S¡atten, | spielten wir der blinden Kuh.] Ein damals bis in die höchsten gesellschaftlichen Kreise beliebtes Spiel; s. Seemann, 2007, S. 21, zu den Belustigungen am Wolfenbütteler Hof in den Jugendjahren der Herzogin Anna Amalia. – 369f. J¡ gedenke no¡, wie wir | über Sommer Feuer sprungen] Zum Johannisfeuer und den damit verbundenen Bräuchen s. Bächtold-Stäubli. Bd. 4 (1931f.; 1986), Sp. 733-740. Birken erinnert an den Johannistanz in Frauenaurach im Jahr 1652. – 384 und de– Gö¿er– weibers¡aar] Der "Gö¿er" (s. auch Gedicht Nr. 120, v. 53) ist der Haushahn; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4, Abt. 1, Teil 5 (1958), Sp. 666f. – 385 E– war ein S¡laura[en-Land] Diese groteske Variante der Vorstellung vom Goldenen Zeitalter war seit Hans Sachs im deutschen Sprachraum literarisch präsent; der Katalog der Annehmlichkeiten in Str. 49 ist der Anspielung entsprechend einge-
Gedicht 92, 1654
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richtet. – 395f. Zu der Purs¡e au– den Ba¡, | s¡i¿ten ›¡ die Federdinger.] "Purs¡e" ist in der alten Bedeutung 'Gesellschaft' verwendet; zum Inhalt s. v. 155. – 396 s¡i¿ten ›¡] 'gesellten sich eilig'. – 397-400 Unser Mop–, der plumpe Rülz, ~ Ha! da– war ein grober Filz.] Die Strophe dürfte einem der auf dem Rieterschen Besitz in Frauenaurach Arbeitenden gelten; mangels Kontextes ist nichts Näheres zu ermitteln. In der fünften Vergilschen Ekloge ist Mopsus einer der wettstreitenden Sänger; Birken verwendet den Namen stets pejorativ; vgl. Gedichte Nr. 98; 178, v. 44. – 397 Rülz] Vgl. v. 422 "Rilp#" und Gedicht Nr. 30, v. 55: 'ungebildeter Mensch', 'Grobian'; s. Grimmsches Wörterbuch, Bd. 8 (1893), Sp. 1478f.; 1477. – 399 Görgle#-Wan‰] Mangels Kontextes nicht sicher zu erklären. Das Verb 'görgeln' kann bedeuten 'würgen', 'sich abarbeiten', 'sich abmühen'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4, Abt. 1, Teil 5 (1958), Sp. 965. Der 'Görgel' ist aber auch ein bäurischer, ungeschliffener Kerl; s. Grimmmsches Wörterbuch. Bd. 3 (1862), Sp. 1632f. Der "Görgle#-Wan‰" könnte das Attribut einer Rollenfigur der Nürnberger Fastnachtsspiele gewesen sein. – 400 Filz] Mangels Kontextes uneindeutig. "Filz" kann einen Tadel meinen, den sich ein Arbeiter auf dem Frauenauracher Landsitz wegen unpassenden Benehmens zugezogen hat; s. Grimmsches Wörterbuch, Bd. 3 (1862), Sp. 1633f.; das Wort könnte aber auch den Übeltäter selbst bezeichnen, da "Filz" auch einen bäurischen, ungeschliffenen Kerl bezeichnen kann (ebd., Sp. 1632f.); vgl. Gedicht Nr. 30, v. 57. – 409-416 Man¡e Pipe mit Taba¿ ~ ob die Gabe s¡on verbrannt.] In der Autobiographie hat Birken zum 3.7.1652 festgehalten, Silvia habe ihm außer dem bewußten Beutel (s. zu v. 241-248) Tabak und vier Pfeifen geschenkt (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 50). Auch die Tagebücher verzeichnen mehrfach Tabakkäufe und -geschenke. Zum Raucher Birken s. Laufhütte, 2006. – 429f. wo i¡ meine Psy¡e s¡rieb, | (die auf wind davon geritten.)] Das war am 20.8.1652 geschehen; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 48f. – 433-439 Eine Heerde S¡äfelein, ~ weil ›e von der Pegni” kamen.] Nicht Schafe, sondern Besucher aus Nürnberg dürften eingeholt worden sein. – 441-480 Floridan wolt weiter fort, ~ ewig in den Sternenrei¡.] Zweite Hälfte der im Rahmenteil erzählten Begebenheit; ihr gilt der zweite Teil der Gedichtüberschrift. – 449f. Dorili– und Silvia | hatten alle– wohl vernommen] Komplementärsituation zu der im Gedicht Nr. 70 gestalteten Szene. – 451-456 darüm waren ›e allda, ~ die da ‰erben lä‹et nie.] Ob es eine solche spielerisch vollzogene Poetenkrönung Birkens gegeben hat, ist nicht zu ermitteln. – 457-472 Edle Nymfen! fieng er an: ~ bi– zerfällt da– Mens¡enhau–.] Ähnliche Formulierungen verwendet Birken immer wieder in Briefen und Gedichten an Höhergestellte, denen er sich verpflichtet wußte oder die er so für sich einnehmen wollte. Stets ist dabei von seiner Möglichkeit des Dankens, der langdauernden Nachruhm stiftenden Kraft der Poesie die Rede. Daß Birken der Familie Rieter gegenüber wirkliche Dankbarkeit empfand, zeigt seine Reaktion auf die Nachricht vom Tod Dorothea Elisabeth Rieters; s. zu Gedicht Nr. 66. – 473-480 Himmel, meinen Wuns¡ erhör! ~ ewig in den Sternenrei¡.] Wie schon bei der voraufgehenden Strophe ist bei dieser Gebetsrede nicht zu unterscheiden, ob es sich um zitierte wörtliche oder Rede in der Jetzt-Situation der
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Abfassung des Gedichtes handelt. Beides wäre ein sinnvoller Abschluß: Die wahre Ewigkeit schenkt nicht der Dichter, sondern Gott.
Text 93: An meinen wehrten Ly›–. 99v/100r T1 XCIII.] XCIII – 7 und] u. – 17 3.] 3 (ebenso bei Strophe 4) – 20 ‰erben,] ‰erben,. – 24 wieder,] Komma aus Bindestrich überschrieben – 24 empfähet] Oberlänge des f so vergrößert, daß sie das ursprünglich am Ende von v. 22 gesetzte Komma überlagert – 39 Zeugen] -en-Schlaufe überschrieben Die Verwendung des Namens Lysis für den Adressaten, seine zweimalige Bezeichnung als Freund (v. 2, 34) sowie der Inhalt des Gedichtes, Dank für Wohltaten, die angemessen zu vergelten sich der Sprecher nicht imstande sieht, stellen sicher, daß dieses Lied an Matthäus Sassenhagen gerichtet ist (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 86). Das Konzeptbuch PBlO.B.5.0.3 enthält für das Jahr 1654 neun Konzepte zu Briefen Birkens an Sasssenhagen, sämtlich undatiert – Sassenhagens Briefe an Birken sind bis auf einen späteren aus Birkens Archiv verschwunden –; keinem von ihnen kann das durch seine Schlußverse als Briefbeilage kenntlich gemachte Gedicht mit Sicherheit zugeordnet werden. Tonfall und Inhalt des Gedichtes zeigen aber eine Gewisse Nähe zum folgenden Briefkonzept (31r/v): E# i‰ diese# ni¡t die er‰e Feder, die, mi¡ ihm verbunden zuvers¡reiben, ursa¡ hat. Mein springet vor Freuden, wann e# seine Freund#proben uberdenket; bebet aber au¡ vor Unmut, wann e# bedenket, wie unvermögsam i¡ sey, sol¡e zuerwidern. Wolan, bin i¡ arm, so i‰ der himmel rei¡ und mein wuns¡ tägli¡ und herz-eiferig; wel¡er entweder mi¡ zur vergeltung tü¡tig ma¡en, oder e# selber vergelten wird. Unterde‹en verbinden mi¡, will nit sagen die Gese”e der dankbarkeit, sondern meine# herrn eigne Person und de‹en verdien‰e, ihn in da# hö¡‰e und bä‰e Zimmer meiner Affection einzulogiren, und de‹en Andenken meine mei‰e Gedanken zuwidmen. Mein herr vergönne mir nur die Glü¿seeligkeit, daß Sa‹enhagen und Birken in Ewigkeit ein herze seyen. Aber ni¡t viel worte. Ein treue# herz denkt mehr, al# e# redet. nôsti Betulium; novi Sassenhagium. Mein herr sey mir ferner ein Jonathan: mir lä‹t mein Verhängniß nit zu, ander# al# ein armer David zuseyn; aber ein treuer David. hat meine Hand kein vermögen, zuvergelten, so hat ›e do¡ eine Feder, ›¡ zubedanken. E# soll von unsrer Freunds¡a[t no¡ mehr al# eine welt erfahren. | diese# Baron# gnädige Wohlgewogenheit i‰ mir üm soviel lieber, soviel seltner ›e dieser kun‰hä‹igen Zeit i‰. J¡ habe ursa¡, ihn de‰wegen, unter den Nahmen meine# Mecäna#, der Ewigkeit anzubefehlen. könde diese# mit einlau[en, cur velimus fieri per plura, quod potest per pauca. Wa# meinem herrn beliebet, soll au¡ mir belieben, weiln i¡ ja da# Ganze allein vor sein Ges¡enke zua¡ten.
Gedicht 93, 1654
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J¡ werde diese# ›¡rer au# de‹en Mund al# von de‹en Feder vernehmen; wiewohl mit Ungedult de# warten#. Dieses Konzept ist der letzte undatierte Bestandteil einer Gruppe von Briefnotizen, die zwischen datierten Eintragungen zum 16.7. und zum 20.8.1654 steht. In der Nähe des letzten Datums ist der von ihm repräsentierte Brief also anzusiedeln, desgleichen das Gedicht Nr. 93, wenn es in zeitlicher Nachbarschaft zum Brief entstanden oder gar mit ihm versandt worden ist. Im Konzept eines vor dem 1.7.1654 geschriebenen Briefes hatte Birken Poetisches angekündigt (26r): Mein Herr gönne mir die bewu‰e Na¡ri¡t, und wehre mir ni¡t, daß i¡ demselben etc. mit einen paar di¡tlingen, wel¡e meine le”ten seyn sollen, aufwarte. Ein Druck dieses Gedichtes, das Strophenform und Reimfolge mit dem Refrainlied Nr. 177 und dem Lied Nr. 254 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. 2 die Freunde#-Stirne] Vgl. v. 34. Die Freundschaftsbeziehung zwischen Birken und Sassenhagen wird in den Konzepten der Briefe Birkens immer wieder betont, schon im ersten, das einen Brief vom 11.6.1653 repräsentiert (PBlO.B.5.0.3, 14r) "Mein herr la‹e seiner Feder zu, wann ›e nit in höhern Sa¡en bes¡ä[tigt, seinen Freund zuvergnügen." – 4-8 daß dir Floridan– Ges¡i¿e, ~ so und soviel müh zu ma¡en] S. o. und zu Gedicht Nr. 86. Birkens Unfähigkeit zu Gegenleistungen wird in den Briefkonzepten immer wieder angesprochen, z. B. im Konzept eines Briefes vom Oktober 1653 (ebd., 15v/16r): J¡ befinde mi¡ dem herrn viel höher verbunden, al# diese s¡wa¡e Feder au#drü¿en, oder au¡ mein denken errei¡en kan. quoniam autem semper puduit me officijs inferiorem certâsse [da ich mich aber immer geschämt habe, Freundschaftsdienste nicht erwidern zu können], und weil i¡ ›he, daß mein Vermögen nimmermehr fähig i‰ oder seyn wird, sothane freund#gun‰ | zuerwidern, so habe i¡ fa‰ ursa¡, mi¡ mehr hierob zu betrüben, al# zu erfreuen. Trotz dieser Inferioritätsrhetorik hat Birken Gegenleistungen erbracht, und das nicht nur mit bestellten (s. zu Gedicht Nr. 86) und zum Dank verfaßten Gedichten. Das letzte der Konzepte eines Briefes an Sassenhagen aus der Jahrgangsgruppe 1653, wohl Ende des Jahres geschrieben, enthält diese Passage (ebd., 22r/v): daß derselbe die Lauream Poeticam von mir zuempfahen, ›¡ soviel demütigen will, daran ges¡i¡t mir grö‹ere Ehre, al# i¡ demselben damit erweisen und conferiren könd. sowohl, weil i¡ die Ehre hätte, Viro sua merito honoribus mactatissimo, quondam quasi superpondium et auctarium conferendi [einem verdientermaßen durch Ehrungen schon höchstausgezeichneten Mann das ihm Zustehende demnächst gleichsam als Übergewicht mit Zugabe zu verleihen], und weil i¡ damit Anlaß bekäme, mi¡ in etwa# dankbar zuerweisen. Wie aber meine# ho¡geehrten herrn, au# über-|s¡i¿ten ungemeynen Gedi¡ten verspürte Poëtis¡e Gaben sol¡e Lauream hö¡‰meritiren, al# verdienet au¡ de‹en geehrte Person, von einer vornehmern hand gekrönet zu werden. o[erire mi¡ glei¡wol zu de‹en befehlen.
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Tatsächlich hat Birken Sassenhagen zum Dichter gekrönt und zum Vice-comes Palatinus ernannt. Nach Auskunft der beiden Verzeichnisse seiner Amtshandlungen, die Birken auf den leeren Schlußblättern des Heftes mit der Kopie seines Palatinats- und Adelsdiploms (PBlO.A.1, 29r-31v) angebracht hatte, erfolgte die Poetenkrönung am 1.1.1655, die Ernennung zum Vice-Comes am 1.1.1656. In Birkens Autobiographie sind beide Vorgänge allerdings auf den 1.1.1656 datiert (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 54), was wohl auch korrekt ist, da Birken seine Palatinatsurkunde erst im September 1655 (s. ebd., S. 53) erhalten hatte und vorher sicher keine Amtshandlungen durchgeführt haben wird. – 18 J¡, i¡ muß mi¡ S¡uldner nennen.] Auch dieses Bekenntnis erscheint mehrfach in Konzepten von Briefen Birkens an Sassenhagen, z. B. ebd. 14r: "Mi¡ hat er seinen S¡uldner hinterla‹en, vor die Ehre der Besu¡ung, mit wel¡er er mi¡ beglü¿seeliget" (11.6.1653); 16r: "So nehme er nun da# bekenntniß von der hand seine# S¡uldner#, weil er so willig gewesen, Gun‰ und dien‰e zuverleihen, die, i¡ weiß ni¡t, ob i¡ ›e au¡ nur werde verzinsen können, zu ges¡weigen, daß i¡ da# Capital wieder er‰atten solte. So bleibe i¡ demna¡ Meine# herrn ewiger S¡uldner, und kan ni¡t# mehr thun, al# mit meiner Feder e# ö[entli¡ bekennen." (Oktober 1653); 34r: "Mein herr nennt ›¡ zur Ungebühr meinen S¡uldner, da er do¡ mein Gläubiger." (Ende Oktober / Anfang November 1654). – 22-24 weil i¡ selber nenne mi¡, | einen A¿er, der besäet | ni¡t– gibt wieder, nur empfähet.] Im Konzept eines Briefes an Sassenhagen vom Ende des Jahres 1653 heißt es (ebd., 17r): "Quid te parario desperem? Sed desiste, rogo. agro sterili semina committis. nihil Tibi apud me parient officij, haec beneficia." [Was sollte ich verzweifeln, da du mein Unterhändler bist? Ich bitte dich aber: Laß ab. Nichts an Gegendienst gebären dir bei mir diese Freundschaftsdienste.] – 25-30 Glei¡wol kan i¡ diß Verspre¡en: ~ Jhm gelob' i¡ Ewigkeit] Es gibt zahlreiche Entsprechungen in Konzepten von Briefen Birkens an Sassenhagen, z.B. ebd., 16r: "Wird aber etwa# von Betulio na¡ seinem Tode lebend bleiben, so soll Sa‹enhagen an sol¡er Un‰erbli¡keit zuglei¡ mit da# grö‰e Antheil haben." (Oktober 1653); 25r: "meine Feder i‰ begierig, mit de‹en lob an die Sterne zufliegen." (erste Hälfte 1654). – 31f. J¡ will au¡, von diesen Sa¡en, | man¡en Baum no¡ redend ma¡en.] S. zu den Gedichten Nr. 22 und 23. – 39f. Nim zu Zeugen diese Zeilen, | die ver‰ummen, weil ›e eilen.] Dieser Abschluß kennzeichnet das Gedicht als Beilage zu einem Brief, der schleunigst geschlossen werden muß, weil der Posttermin drängt.
Text 94: An die kranke Silvia. Sonnet. 100r T1 XCIV.] XCIV – 9 Do¡] Anstrich zum D so weit nach links vorgezogen, daß Aufhebung des Einzugs beabsichtigt sein könnte – 13 wann] wan – 14 vergehe] mit ver-Kürzel Das Sonett muß spät im zweiten Halbjahr 1654 entstanden sein. Außer ihm und dem folgenden, dem Gedicht Nr. 95, gibt es keine Hinweise auf eine Erkrankung Maria Catharina Rieters. Obwohl das Gedicht laut Überschrift an Silvia gerichtet ist, d. h. ihr wohl auch ausgehändigt wurde, ist im Text die in Birkens Gedichten öfter (s. Gedicht Nr. 56, v. 1) genannte Morbona, die Personifikation der Krank-
Gedichte 94 und 95, 1654
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heit, angeredet. Eigentlich handelt das Sonett weniger vom Leiden der Kranken als von dem des mitleidenden Sprechers; letztlich ist es ein besonders raffiniertes Werbegedicht. Ein Druck ist nicht bekannt. 1 Morbona! wil‰ du di¡ an meiner S¡önen rä¡en] Vgl. v. 9f. Die Gedichtrede unterstellt, die Krankheit könnte zur Strafe wegen Silviens Hartherzigkeit verhängt worden sein. Das bietet dem Sprecher Gelegenheit zu selbstloser Fürbitte. – 2 weil ›e sowol al– du mit Smerzen s¡erzen kan] Die Krankheit fügt der Leidenden, diese in gesundem Zustand dem Liebenden Schmerzen zu. – 4 Jhr Smerze tödet mi¡] Vgl. Gedicht Nr. 56, T3; Anagramm. – 7 Wirf Buben in den Kahn] Das Wort Bube war zu Birkens Zeit überwiegend negativ besetzt; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 2 (1860), Sp. 460f. Mit dem Kahn ist das Fahrzeug des Unterweltfährmanns Charon gemeint. – 11 Mi¡ kan‰ du wol ohn ›e, do¡ ›e ohn mi¡ nit, ra[en.] Silvias Tod wäre auch der seine, seiner nicht der ihre: ein starkes Werbe-Argument. – 12 mi¡ quäle, nit mein Lie¡t] Angebot stellvertretenden Leidens; auch dies ein Werbe-Argument. – 13f. J¡ leide zweyfa¡ selb‰, ~ daß i¡ vor Smerzen bald vergehe.] Behauptung doppelten eigenen Leidens gegenüber dem einfachen der (hartherzigen) Kranken. Abermals ein Werbe-Argument.
Text 95: Auf Ebenselbige Krankheit. Sonnet. 100r/v T1 XCV.] XCV – T2 Auf ~ Krankheit.] zu großer Einzug; Plazierung durch vorgesetzten waagrechten Strich – 1 so] o überschrieben – 2 nimm] nim – 4 Ni¡t–] t überschrieben – 4 sonder] der-Kürzel – 5 und] u. – 8 wann] wan – 11 huntert] erstes t überschrieben – 12 hin] n überschrieben Daß dieses Sonett inhaltlich und entstehungsgeschichtlich mit dem voraufgehenden (Gedicht Nr. 94) zusammengehört, ist durch die Überschrift und durch das Fehlen des waagerechten Abgrenzungsstriches zwischen den beiden Gedichten angezeigt. Die Überschrift enthält diesmal keine Adressierung; dafür sind im Gedicht selbst der Tod (v. 2f.), Morta, Libitina und Charon (v. 5), die Fata (v. 7) und – dominierend – Silvia (v. 4, 9-14) angeredet. Die mythologisch eingekleidete Erklärung der Bereitschaft zu stellvertretendem Leiden ist abermals (s. zu Gedicht Nr. 94) ein starkes Werbemotiv. Ein Druck des Gedichtes ist nicht bekannt. 1-3 Wie? i‰ mein Leben krank? ~ s¡on vor der Thüre.] S. zu Gedicht Nr. 94, v. 11. Die Erklärung der Bereitschaft, anstelle der Geliebten zu sterben, dient der Liebeswerbung. – 4 Ni¡t– bin i¡, Silvia! ni¡t– bin i¡, sonder di¡] Zugrunde liegt die Vorstellung vom Aufenthalt des eigenen Herzens bei der Geliebten; vgl. Gedichte Nr. 71, v. 14; Nr. 74, v. 67-72, u. ö. Es würde mit ihr sterben. – 5 Morta] Eine der Parzen; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 509. – 5 Libitin'] Die römische Göttin Libitina überwachte die Erfüllung der Begräbnispflichten; s. ebd. Bd. 3 (1969), Sp. 625f. – 5 Charon] Der Unterweltsfährmann, der die Seelen der Verstorbenen in den Hades beförderte; s. ebd. Bd. 1 (1964), Sp.
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1138f. – 9 Cacu–] Straßenräuber in Italien, von Herakles, dessen Rinder er gestohlen und in seine Höhle auf dem Aventin getrieben hatte, erschlagen; s. ebd., Sp. 953. – 10f. soll i¡ den Lerner-‰reit | Alciden– tretten an, wo huntert Häupter blühen?] Die Tötung der lernäischen Hydra war die zweite der zwölf Mühen des hier mit seinem Abstammungsnamen bezeichneten Herakles; s. ebd., Bd. 2, Sp. 1050. – 12 Töde] Birken verwendet diesen Plural häufig. – 14 deine–] 'Leibes' ist zu ergänzen. – 14 Aufenthalt] 'Aufbewahrung', 'Rettung'.
Text 96: Kloridan– verzweifelte Liebe. 100v-101v T2 Kloridan–] idan# oberhalb der Zeile; Wortanfang durch Überschreibung aus Seine (K aus F überschrieben) – 2 der] durch Überschreibung aus die – 2 grüne J‰er] anstelle von gestrichenem s¡lanke Pegni” quer zur Hauptbeschriftung, gegenüber v. 1-7, links auf dem Rand; Einfügungszeichen davor und über der Streichung + – 5 Kloridan] K aus F überschrieben – 8 2.] 2 (ebenso bei Str. 3-5, 7-9) – 18 und] u. (ebenso 57) – 20 der] Kürzel – 48 verbrunnen] verbrun en (ebenso 60 ›nn – 68 wann) Das Lied ist im September 1654 für den Baron Gottlieb von Windischgrätz geschrieben worden. Sein Inhalt beruht auf Informationen, die Windischgrätz im Schreiben Nr. 22 des Birken-WindischgrätzBriefwechsels am 3.9.1654 nc, Z. 34ff. (WuK. Bd. 9, S. 303), übermittelt hatte: Die von ihm seit Jahren verehrte Chloris wird in Kürze einen anderen heiraten. Der Brief enthält die folgende Bestellung (Z. 45-50): wihl mir der herr au¡ hel[en klagen, wirdt e# mir no¡ ein tro‰ in meinen leyden ßeyn, da# vornehm‰e mü‰ ßeyn waß qval vndt s¡re¿en mir dieße zeitung gebra¡t habe, vndt wie i¡# zwahr wohl allezeit geför¡t aber nie ßo nahendt geglaubt hete, vndt ob i¡ ßie wohl auf ewig auß dem geßi¡t verlihre werde ßie mir do¡ nimmermehr auß den herzen können gerißen werden weill hierzu au¡ alle marter der welt zu wenig wehren. dieße# kan etwan dur¡ eine glei¡nuß oder wie der herr am bä‰en meint angeführt werden, ie verblümter ie bäßer [...]. Diesen Vorgaben entspricht das Lied; der Kommentar zu dieser Passage in der Edition des BirkenWindischgrätz-Briefwechsels (Wuk. Bd. 9, S. 1045) ist zu korrigieren. Da Windischgrätz in seinem nächsten Schreiben (Nr. 25) vom 1.10.1654 nc für Verschiedenes "ßamt den s¡önen Lied" (Z. 6) dankt, hat Birken es entweder am 9.9.1654 mit seiner Antwort (Nr. 23) auf den Brief Nr. 22 oder mit dem etwa Mitte September 1654 ausgelaufenen Schreiben Nr. 24 übersandt. Bestätigt wird das dadurch, daß Windischgrätz im Brief Nr. 26 vom 31.10.1654 nc Birken erklärt, warum er sich in seinen Gedichten neuerdings nicht mehr Kloridan, sondern Alcidor nenne; Birken muß in einem der beiden Briefe oder in einem dritten vom 30.9.1654, von dem wir nur durch den Antwortvermerk auf Windischgrätz' Schreiben Nr. 25 wissen, danach gefragt haben. Da Birken im Gedicht Nr. 96 noch den Namen Kloridan verwendet – Windischgrätz ersetzt ihn in seiner Abschrift durch den neuen (s. u.) –, muß das Lied
Gedicht 96, 1654
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vor der Erteilung dieser Auskunft entstanden sein. Daß Birken beide Verwendungen des Namens Kloridan aus Floridan überschrieben hat (T2, v. 5), bereitet Probleme. Ein reines Versehen ist auszuschließen, da in v. 2 auch der Flußname geändert worden ist. Die Annahme, daß Birken dieses Lied ursprünglich in eigener Sache geschrieben habe, ist aber auch zweifelhaft; denn der Name Chloris (v. 19, 59), den Windischgrätz in seinen Liebesgedichten verwendet, resultiert nicht aus Überschreibungen, und die Verse 36-39, 57-60, 64-70 weisen eindeutige Bezüge zu Windischgrätz' Bestelltext auf. Eine Version des Gedichts in Windischgrätz' Handschrift steht als 107. Bestandteil in seinem Gedichtebuch; s. A. und H. Laufhütte, 1996, S. 288-290 (Kommentar, hinsichtlich der Verfasserfrage vorsichtiger, S. 451-454). Die Strophenzahlen sind dort oberhalb der Strophen angeordnet. Von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen, weicht Windischgrätz' Manuskript sonst an folgenden Stellen von Birkens Version ab: T1f. ] fehlt – 3 üm] vm – 5 Kloridan] Alcidor – 11 klärli¡] selbli¡ – 17 ob] alß – 21 ni¡t] ni¡t# – 21 Seufzen] ßei[zen – 28 Seufzer] ßei[zer – 33 Verhängni–] verhängnüß – 40 im] in – 42 s¡önen] s¡ön‰en – 44 einen andern diese] dießer s¡önheit rei¡e – 45 i¡] o[t – 48 fa‰ bin] bin fa‰ – 55 Tyger] Tüger – 60 niemal–] nimmer – 60 dem] den – 63 ni¡t– mir soll] mir ßoll ni¡t# – 70 no¡ ihr Bildni– seyn] Werden no¡ Jhr Bild –. Eine stark bearbeitete Version des Liedes wurde 1673 im ersten Buch des fünften Teils des Romans Die dur¡leu¡tige Syrerin Aramena des Herzogs Anton Ulrich von Braunschweig-Lüneburg gedruckt, als Schlußstück einer Vierergruppe von Gedichten, die in der Mesopotamis¡en S¡äferei – so der Titel dieses Romanteils – dem Gerontas als Verfasser zugewiesen sind; s. Stauffer, 2007, S. 833. Blake Lee Spahr hat im Nachwort seiner Aramena-Ausgabe nachgewiesen – der Birken-Greiffenberg-Briefwechsel bestätigt es –, daß in der Figurenkonstellation der Erzählung der Name Gerontas für Gottlieb von Windischgrätz steht. Von den zehn Strophen des Liedes sind fünf übernommen: 1 (1), 2 (2), 4 (3), 9 (5), 10 (6); die vierte Strophe der Druckversion ist neu eingefügt. Es gibt keine Strophenzählung, die Spatien innerhalb der binnengereimten Verse fehlen, aus der Donau ist der Tigris geworden. Sonst weicht der Druck, von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen, an diesen Stellen von Birkens Fassung ab: T1f. ] fehlt – 2 J‰er] Tyger – 4 die] der – 5 gienge Kloridan, im] gieng Geronta#/ in dem – 11 klärli¡] selbli¡ – 13 nit] ni¡t (ebenso 25) – 15-21 Keine Worte ~ zum Seufzen müder.] fehlt – 23 fieng] fing – 29-56 Wil‰ du rä¡en ~ mein beyspiel lehre.] fehlt – 60 niemal–] ni¡t mehr – 61 Laß] La‰ – 63 ni¡t– mir soll] mir soll ni¡t# – 66f. Wird ›e seine und ni¡t meine: | will i¡ do¡ der ihre seyn.] Bei ihr bleiben/ von ihr s¡reiben/ | i‰ mein tro‰ in hö¡‰er pein. – 68 Au¡, wann mi¡] Wann mi¡ au¡ – 70 no¡ ihr Bildni– seyn] werden no¡ ihr bild –. Die im Druck neu eingefügte vierte Strophe lautet: Meine tränen/ ›¡ gewehnen/ a¡! nur ›e zu beten an. Sie mein leben/ kan mir geben/ wa# nur ›e/ son‰ niemand/ kan.
Apparate und Kommentare
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Jhre herz-en”ü¿end' augen/ mi¡ nur zu entseelen taugen/ mir o] gei‰ und herz au#saugen Einige der Abweichungen erweisen, daß nicht Birkens, sondern Windischgrätz' Version der Bearbeitung für den Druck zugrunde gelegen hat. 2 der grüne J‰er] Die Donau; Windischgrätz lebte in Wien oder Trautmannsdorf, Chloris in Preßburg. – 17-19 Steine s¡einten, ob ›e weinten. ~ Chlori#! rief er: E¡o wieder.] Das urbukolische Motiv der sympathetisch reagierenden oder zu solchem Reagieren aufgerufenen Natur; s. auch v. 26; vgl. Gedichte Nr. 33, v. 85; Nr. 63, v. 118-130; Nr. 72, v. 37f.; Nr. 79, v. 81-88, u. ö. – 36-39 Zwar s¡on lange war mir bange, ~ e– sey no¡ von mir gar weit.] Vgl. Windischgrätz' Bestelltext. – 43-49 Mir zum Leiden ~ komt kein Tropf in mi¡ gerunnen.] Dasselbe Bild von der Ernte eines anderen verwendet Birken Windischgrätz gegenüber bei der – späten – Offenbarung seiner aussichtslosen Bewerbung um Maria Catharina Rieter: Konzept Nr. 39 (28.4.1655) im Birken-Windischgrätz-Briefwechsel, Z. 12f. (WuK. Bd. 9, S. 322). – 52 dem Kinde] Amor. – 57-60 Nun mein Glü¿e ~ au– dem ›nn.] Vgl. Windischgrätz' Bestelltext. – 61-63 Laß mi¡ ~ die Lieb verbieten.] Vgl. Windischgrätz' Bestelltext. – 61 verhüten] 'fernhalten'. – 64-70 Jn ihr leben ~ seyn gefunden.] Vgl. Windischgrätz' Bestelltext. Das petrarkistische Motiv der Liebe über den Tod hinaus auch ohne Aussicht auf Erfüllung.
Text 97: Anbind-lösung. 101v T1 XCVII.] XCVII – 1 wieder] mit der-Kürzel Dieses Epigramm hat Ende 1654 ein Gegengeschenk Birkens an Maria Catharina Rieter begleitet. Um was es sich zu welchem Anlaß gehandelt hat, ist mangels Kontextes nicht zu ermitteln. Das Epigramm hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den Epigrammen Nr. 23, 35, 201, 235, 236, 250 (alle drei Gedichte), 256 und 259 (erster Bestandteil) gemeinsam. Die Eintragung ist in Blattmitte senkrecht durchstrichen. Trotzdem ist ein Druck bislang nicht nachgewiesen.
Text 98: Uber de– Mopsu– Ho¡zeit mit der Mopsa. 101v-103r T1 XCVIII.] XCVIII – 9 3.] 3 (ebenso bei Str. 5-20) – 15 Leib:] Doppelpunkt durch Streichung und Überschreibung aus Rufzeichen – 40 wann] wan (ebenso 42 Wann – 63 Sinn) – 46 der] Kürzel – 71 zusamm] zusam Letztes Gedicht der Jahrgangsgruppe 1654. Es liefert im Bänkelsängerton mit Anrede an ein städtisches Publikum beiderlei Geschlechts (v. 53ff.) ein grotesk-satirisches Gegenbild zur Idealisierung des
Gedichte 98 und 99, 1654 und 1655
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Landlebens in den bukolisch geprägten Gedichten. Eine reale Bauernhochzeit oder eine städtische, bei der die Gäste mit einem Kontrastprogramm unterhalten werden sollten, könnte den Anlaß geboten haben. Da jeglicher Kontext fehlt, muß offen bleiben, ob der hier als Protagonist genannte Mopsus mit dem unflätigen Mops des Gedichtes Nr. 92, v. 397-400, identisch ist und das Ganze auf ein Ereignis in Frauenaurach Bezug nimmt. Ein Druck des Gedichtes Nr. 98 ist nicht bekannt. 4 daß er e– der Bäurin thu] Diese Formulierung stellt Mopsus an die Spitze der folgenden Aufzählung von Tierpaaren und reduziert ihn und Mopsa auf bloße Sexualität; die Verse 11f. bekräftigen diese Zuordnung. Vgl. Gedicht Nr. 92, v. 100-104. – 5 Göker] Der Haushahn; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4, Abt. 1, Teil 5 (1958), Sp. 666f. – 9 Grunzer] Eber. – 9 die Su”en] Die Sau; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 10, Abt. 4 (1942), Sp. 1365. – 10 Zilpen] Die Bezeichnung Zilpe für die Wölfin ist im Grimmschen Wörterbuch nicht belegt. – 19f. Diesen Floh wird er, i¡ wett, | ni¡t verlieren au– dem Bett.] Grotesker Kontrast zur unmittelbar zuvor (v. 15, 17) hervorgehobenen massiven Körperlichkeit Mopsas; vgl. Gedicht Nr. 92, v. 441-443. – 23 Do¿en] Puppen; vgl. v. 25. – 26 nemt ihr ni¡t den kurzen Ro¿] Der Rock der verheirateten Frau war eigentlich lang, der kurze Rock Mägdetracht. – 29-36 Mopsu– fragt nit mehr fortan ~ ni¡te– na¡ dem Sto¿hau– fragt.] Die vom Bauern geheiratete Magd konnte den Dienst nicht mehr aufsagen. Außereheliches Zusammenleben stand unter Strafandrohung. – 36 Sto¿hau–] Gefängnis; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 10, Abt. 3 (1657), Sp. 102-104. – 39 ›e unterhält] 'Sie hält das Gefäß darunter'; vgl. v. 43. – 39-43 Wann er melkt: ~ re¿t ›e ihm da– Näpflein dar.] Die Wortwahl läßt erkennen, daß obszöne Nebenlesungen gewollt sind, der scheinbar naive Kommentar von v. 49-52 bestätigt das. – 54 Stadt und Dorf vermählt ›¡ heut] Gemeint ist, daß die Städter als Zuschauer ins Dorf strömen, mit den in v. 57-68 beschworenen 'Gefahren'. Zur Formulierung vgl. Die Fried-erfreuete TEVTONIE (1652), S. 68: "Da# Dorf lief in der Stadt/ und mit der Stadt dem Orte zu/ ›¡ einbildend/ ›e wären vom Frieden zu Ga‰ geladen." – 60 Jungfern!] Anrede an die heiratswilligen Städterinnen. – 67 Junggesellen!] Anrede an die städtischen Heiratskandidaten. – 78 hintre Hirn] Das als umfangreich zu imaginierende Hinterteil Mopsas. – 80 diese s¡öne Kohl'] Anspielung auf den unmodisch dunklen Teint der Landbewohnerin (vgl. v. 24f.) oder auf die Mopsa unterstellte Unreinlichkeit; s. v. 73-76.
Text 99: Der ungeliebt-betrübte und vom Hyla– getrö‰ete Celadon. 103r-104v T1 XCIX.] XCVI – 8 Sinn] Sin (ebenso 13 Wankel›nn (n überschrieben) – 70 mi#gönn‰ – 91 Wann) – 11 2.] 2 (ebenso bei Str. 3-10) – 44f. von Gesells¡a] i¡ mi¡ s¡eide. | keine Freude ma¡t mir Freude,] Versfolge im Manuskript umgekehrt; Rangierung durch hinter senkrechtem Strich am Versende angebrachte Zahlen: 2, 1 – 67 hart] rt überschrieben – 90 krönt.] krönt
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Die rechts neben der – falschen – Gedichtnummer von Birken angebrachte Jahreszahl weist das Gedicht als ersten Bestandteil des Buches der Jahrgangsgruppe 1655 zu; es dürfte früh im Jahr entstanden sein. Über den Entstehungsanlaß läßt sich nichts ermitteln. Die dargestellte Situation könnte sowohl Birkens eigene Lage wie diejenige des Barons von Windischgrätz widerspiegeln (s. zu Gedicht Nr. 96). An die letzte Möglichkeit zu denken, legen zwei Äußerungen Birkens in Konzepten zu damals an Windischgrätz gerichteten Briefen nahe. Im Konzept Nr. 23 (9.9.1654) des Birken-WindischgrätzBriefwechsels (WuK. Bd. 9, S. 304) heißt es: Euer Gnaden bedenken, daß Venu# au#m Meer geboren und daher unbe‰ändig i‰. Man kan im Liebe#krieg ni¡t allezeit ›egen, man muß au¡ unterligen. Euer Gnaden la‹e ihr den Pfeil Cupido diese S¡önheit au# den herzen kra”en, und eine andre dafür hineinri”en. Das Konzept Nr. 27 (28.10.1654) beginnt (ebd., S. 307): J‰ e# wahr, oder irre i¡, daß die Liebe Euer Gnaden die Einsamkeit su¡en und ver‰ummen heißet? J¡ wolte dero wunden ein Heilpfla‰er auflegen, wann i¡ ni¡t wü‰e, daß diß der hartnäkki¡ten Liebe Eigens¡a[t i‰, nit wollen geheilet seyn. J‰ Euer Gnaden ein verge‹ner Syreno, so sey Sie kein verzwei[elter Celadon, na¡dem diese s¡öne diana einem andren worden. Zu den aus dem berühmten Roman L'Astrée des Honoré d'Urfé entlehnten Namen der beiden Protagonisten des Liedes s. zu den Gedichten Nr. 41 und Nr. 62, T2. Celadon vertritt das petrarkistische Konzept der auch bei Nichterwiderung unwandelbaren treuen Liebe, Hylas dasjenige der Unbeständigkeit und Freiheit, das Birken schon im Gedicht Nr. 41 abgehandelt hatte. Ein Druck des Gedichtes ist nicht bekannt. 9 tratt er ungeredet fort] 'ging er weiter ohne zu reden'. – 13 Hyla–, unser Wankel›nn] Das Possessivpronomen kann auf die Bekanntheit des von der literarischen Gestalt Hylas vertretenen Liebes- und Freiheitskonzepts verweisen; es kann auch auf eine mit diesem Namen belegte bestimmte Person weisen. – 28 ein ungeliebte– Lieben] Ein Lieben ohne Gegenliebe. – 32-35 Einen Sinn, hart wie die Klippen ~ ihr ei#kalt-gefrorne– Herze] In petrarkistischer Lyrik übliches Bild für die abweisende Haltung der Geliebten. – 41-44 Drüm hab i¡ mein traurig– Leben ~ von Gesells¡a] i¡ mi¡ s¡eide.] Auch die Klage in der Einsamkeit gehört zum Standardrepertoire. – 46 bi– ›¡ Leib und Seele lezt] 'bis sich Leib und Seele voneinander verabschieden'. – 54-56 Jhrer Härte, meiner Treue ~ alle Bäume Zeugen seyn.] Das Standardmotiv der Anteil nehmenden Natur; vgl. Gedichte Nr. 33, v. 85; Nr. 63, v. 118-130; Nr. 72, v. 37f.; Nr. 79, v. 8188, u. ö. – 87f. meine Sitten | laß di¡ deiner Pein ents¡ütten.] Subjekt des Satzes ist "meine Sitten"; das Verb "ents¡ütten" in der Bedeutung 'entledigen', 'befreien von' verwendet Birken häufig. – 90 Lieb die Treue selten krönt.] Zusammenfassende Bewertung des Celadonschen Liebeskonzepts durch Hylas. – 95
Gedichte 99, 100 und 101, 1655
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pla”en] 'Platz nehmen'. – 99f. dieser liebet unbetrübt, | wel¡er o] wa– neue– liebt.] Quintessenz des Hylasschen Liebes- und Freiheitskonzepts; vgl. Gedicht Nr. 41.
Text 100: Uber den Brief, der Silvien von der Pegni” abgefordert. 104v T1 C.] XCVII – T3 der (2. Position)] Kürzel; ebenso 7, 8 – 1 den] durch Überschreibung aus der – 8 oder] mit der-Kürzel; ebenso 13 Feder – 16 fordert – 9 angelangen] angela gen – 11 da#] Kürzel In dem auf den 17.3.1655 datierten Konzept Nr. 36 des Birken-Windischgrätz-Briefwechsels, Z. 9-17 (WuK. Bd. 9, S. 319), klagt Birken erstmals darüber, Maria Catharina Rieter sei für ihn verloren; es gebe einen glücklicheren Bewerber. Am 13.1.1655 hatte Birken gedrängt: sei nicht vor Ostern – 1655 am 15.4. – mit dem Palatinat zu rechnen, nütze es ihm nichts mehr (ebd., S. 314). Möglicherweise besteht ein Zusammenhang; dann wäre das Gedicht Nr. 100 vor dem 17.3.1655 entstanden. Zum Datum der Abreise Silvias und zum Ziel der Reise läßt sich nichts ermitteln. Die Kunstgestalt des Gedichtes beruht auf der Parallelisierung von Tinte und Tränen als Schreibstoff und der Kontrastierung des einen Briefblattes mit den tausend mit Sehnsuchtstexten zu beschreibenden. Die Verwünschungsrede erinnert an den Dithyrambus Nr. 22. Das Gedicht hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge gemeinsam mit den längeren Gedichten Nr. 4, 13, 16, 21, 53, 66, 67, 146, 149, 234 und 275 (2. Bestandteil) sowie mit den Epigrammen Nr. 14, 34, 143, 188, 200, 203, 215 und 217. Ein Druck ist nicht bekannt. 1 den Kiel] Die Schreibfeder. – 1 von einem s¡warzen Raben] Der Rabe ist hier als Unglück ankündigender Vogel gemeint; s. Bächtold-Stäubli. Bd. 7 (1935/36), Sp. 444-451.
Text 101: Der unvergnügt-Geliebte, und Ungeliebt-Betrübte. 104v-105v T1 CI.] XCVIII – 5 2.] 2 (ebenso bei Str. 3-12) – 6 betrübt] t und bt überschrieben – 27 gedanken] d überschrieben – 28 da#] Kürzel – 32 nimmermehr] nim ermehr – 32 ›nn] ›n – 41 und] u. (ebenso 42, 43) Das Gedicht erinnert mit dem Eingangsvers an Martin Opitzens vielparodiertes Hirten-Lied (JSt jergend zu erfragen | Ein S¡äfer an dem Rhein), Weltliche Poemata. 1644. Zweiter Teil (1975), S. 329-331, zu dem es auch, von der in Birkens Gedicht thematisierten Doppelsituation abgesehen, inhaltliche Entsprechungen gibt. Der Name Chloris für die Geliebte (v. 30, 35, 41, 47) – die Ungeliebte bleibt namenlos – weist das Gedicht als für Gottlieb von Windischgrätz geschrieben aus. Seiner Stellung im Amaranten-Garte nach muß dieses Bekenntnis unwandelbarer Treue zur unerreichbaren Chloris in der ersten Hälfte des Jahres 1655 entstanden sein. In Windischgrätz' in Birkens Archiv erhaltenen Briefen bis einschließlich 1655 ist zwar nie von einer ihm unerwünscht entgegengebrachten Liebe die Rede; aber es ist bei weitem nicht alles erhalten. So kennen wir von Windischgrätz' erstem Schreiben an
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Birken nur einen 1744 gedruckten Auszug (Text Nr. 1 des Birken-Windischgrätz-Briefwechsels: WuK. Bd. 9, S. 265); die nächsten vier nachweisbaren Briefe fehlen, vom sechsten ist nur ein Teil erhalten (s. zu Text Nr. 6 des Birken-Windischgrätz-Briefwechsels; ebd., S. 1004). Immer wieder enthalten die Briefe Aufforderungen, die Schreiben oder beigefügte Materialien nach Lektüre bzw. Bearbeitung zu vernichten. Birken hat diese Aufforderungen nicht immer, aber häufig befolgt. Er hat Informationen gehabt, die uns nicht mehr vorliegen. Ob – und, wenn ja, wann und wie – das Gedicht Nr. 101 in Windischgrätz' Hände gelangt ist, läßt sich anhand des Briefwechsels nicht klären; es gibt keine Äußerung in Windischgrätz' Briefen und Birkens Konzepten, die sich sicher auf dieses Gedicht beziehen ließe. In Windischgrätz' Gedichtbuch ist es nicht enthalten. 1677 sind die erste und dritte Strophe im dritten Buch des ersten Teils des Romans Octavia Römis¡e Ges¡i¡te: Der Ho¡löbli¡en Nymfen-Gesells¡a] an der Donau gewidmet des Herzogs Anton Ulrich von Braunschweig-Lüneburg stark verändert gedruckt worden (S. 853f.). In Claudias Erzählung der Geschichte der Prinzessin Caledonia eröffnen sie das fünfstrophige Lied, das Britannicus auf Geheiß des Kaisers Nero verfaßt und bei den Saturnischen Spielen öffentlich vorgetragen habe, worauf er vom Kaiser vergiftet worden sei. Die beiden Eingangsstrophen des im Roman als "Britannicu# S¡wanen gesang" bezeichneten Liedes weichen von Birkens Manuskriptversion, von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen, an folgenden Stellen ab: 1 je ein S¡äfer] irgend jemand – 2 in] an – 10 und wa– i¡ hab'] Und andrer lu‰ – 11 Bey einer wüns¡ i¡ mi¡] J¡ lebe frei/ do¡ al# – 12 und von der andren frey zu] Man lä‰ mi¡/ der i¡ sol/ ni¡t –. Die drei folgenden Strophen haben in Birkens Lied keine Entsprechung. Ob die Vorlage von Windischgrätz, der mit dem Herzog befreundet war und Birken in seinem letzten im Archiv des Blumenordens erhaltenen Brief (Text Nr. 189 im Birken-Windischgrätz-Briefwechsel) am 7.3.1675 nc mitteilte (WuK. Bd. 9, S. 549), er habe dem Herzog wie früher schon einmal eigene Gedichte zugesandt, zur Verfügung gestellt worden ist oder vom Redaktor Birken, läßt sich nicht aufklären. Ein Druck des ganzen Gedichtes ist nicht bekannt. 1f. J‰ je ein S¡äfer zu erfragen, | der mir in Unglü¿ lebet glei¡] S. o. – 7f. J¡ liebe sonder Ho[nung dorten; | werd ohn vergnügung hier geliebt.] Zu diesem Doppelproblem einer aussichtslosen eigenen Liebe des Sprechers und einer gegen seinen Wunsch ihm entgegengebrachten s. o.; "vergnügung" ist aus der Perspektive der unerwünscht Liebenden gesprochen, wie immer bei Birken in der Bedeutung 'Gegenleistung', 'Entgegenkommen'. – 13 unbeliebte–] 'unerwünschtes'. – 16 in Heimli¡keit] Windischgrätz' häufige Diskretionsforderungen Birken gegenüber wurden vor allem damit begründet, daß seine Liebe zu Chloris vor der Hofgesellschaft verheimlicht werden mußte, weil Offenbarung ihn gefährdet hätte; s. zu Brief Nr. 22 im Birken-Windischgrätz-Briefwechsel, Z. 33-43 (WuK. Bd. 9, S. 303), u. ö. – 19 da jene– nur ›nd halbe Freuden] Gemeint ist die dem Sprecher entgegengebrachte Liebe. – 22-24 Hab i¡ s¡on ~ mir i‰ selb‰ ein Lohn.] Der Lohn des petrarkistisch Liebenden ist das Bewußtsein der eigenen Treue. – 30 al– i¡ bin] 'solange ich lebe'.
Gedicht 102, 1655
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Text 102: An den Edel‰en Alcidor. Sonnet. 105v T1 CII.] XCIX Das Sonett ist an Gottlieb von Windischgrätz gerichtet (zum Namen Alcidor s. zu Gedicht Nr. 96). Das Schreiben Nr. 56 des Birken-Windischgrätz-Briefwechsels (16.11.1655 nc), Z. 45f. (WuK. Bd. 9, S. 358), bestätigt, daß es ihm vorgelegen hat (s. u.), seine Plazierung in Birkens Gedichtbuch, daß es 1655 entstanden ist. Ein wenig läßt sich die Zeitspanne für Entstehung und Versendung mit Hilfe des Birken-Windischgrätz-Briefwechsels noch einengen. Am 17.3.1655 hatte Birken Windischgrätz erstmals von seiner Befürchtung berichtet, Maria Catharina Rieter sei für ihn verloren; es gebe einen glücklicheren Bewerber (Konzept Nr. 36, Z. 9-17: ebd., S. 319). Im Brief Nr. 38 (15.4.1655 nc), Z. 1025 (ebd., S. 321), ging Windischgrätz darauf ein und erbat nähere Information. Die lieferte Birken am 28.4.1655 (Konzept Nr. 39, Z. 3-15: ebd., S. 322). Sie muß so ausführlich und intim gewesen sein, daß Birken um Vernichtung seines Briefes nach der Lektüre bat (Z. 7). Im Brief Nr. 41 (20.5.1655 nc), Z. 17f. (ebd., S. 324), meldet Windischgrätz, daß dies geschehen sei. Im Konzept seines Briefes vom 28.4. 1655 verwendet Birken Formulierungen, die an das Sonett anklingen (Z. 14f.): "Keine andre Freude habe i¡ ie”t, al# ihr 1000. klagen na¡zuseu[zen, und meine Augen ihre Verme‹enheit, daß ›e in diese Sonne gesehen, mit Threnen bü‹en ma¡e." In der Silvia-Krise des Frühjahrs 1655 dürfte das Sonett entstanden sein. Sein Inhalt macht deutlich, daß es als Beilage zur Übersendung von Silvia-Gedichten an Windischgrätz gedacht war. Abgeschickt worden ist aber erst im Herbst des Jahres 1655; denn Windischgrätz mahnte im Brief Nr. 51 vom 12.10.1655 nc, Z. 33f. (ebd., S. 350), "die leng‰-verspro¡ne der Silvien gewidmete s¡öne gedi¡te" an. Birken hatte also die im Frühjahr geplante Lieferung von Silvia-Gedichten immer wieder hinausgeschoben. Im Brief Nr. 56 (16.11.1655 nc), Z. 45f. (ebd., S. 358), kündigt Windischgrätz ein "antwohrt Sonnet an den berümten s¡ä[er Floridan" an. Es gelangte zusammen mit anderen ChlorisGedichten im Brief Nr. 57 (25.11.1655 nc: ebd., S. 358f.) am 24.11.1655 in Birkens Hände: eine exakte Parodie des Birkenschen Gedichtes, die sowohl als Briefbeilage in Birkens Archiv wie auch als zweites Autograph (33. Bestandteil) in Windischgrätz' Gedichtbuch vorhanden ist; s. A. u. H. Laufhütte, 1994, S. 181, 420-423. Somit muß Birken das Sonett Nr. 102 – und dabei sicher auch Silvia-Gedichte – zwischen dem 12.10.1655 – an diesem Tag erhielt er den Brief Nr. 56 von Windischgrätz – und dem 6.11.1655 abgeschickt haben. Aus dieser Zeitspanne sind drei Konzepte zu Briefen Birkens an Windischgrätz erhalten. Formulierungen im dritten, dem vom 3.11.1655 (Konzept Nr. 55; ebd., S. 356, Z. 4-6) – Sylvien Liebe# Canzley begehrt ›¡ ferner zuerö[nen, wann ›e der gnädigen Gefälligkeit ver›¡ert: do¡ in Erwartung, glei¡sam zur bezahlung, Euer Gnaden wie von einen viel höhern Subject also au¡ viel höheren Gedanken, mit Erinnerung, daß e# ni¡t# neue#, Gold vor Bley zugeben. –, legen zwar die Vermutung nahe, daß Silvia-Gedichte mit diesem Brief überschickt worden waren, wie sie auch in der Kommentierung dieser Passage geäußert worden ist (ebd., S. 1111); da aber Win-
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Apparate und Kommentare
dischgrätz der vom Konzept Nr. 55 repräsentierte Brief bei Abfassung des Briefes Nr. 56 noch nicht vorgelegen haben kann (eine Postsendung von Nürnberg nach Trautmannsdorf war in drei Tagen nicht zu bewältigen, und Windischgrätz spricht von einem längeren Antwortverzug seinerseits), muß man diese Formulierungen als Hinweis auf zuvor übersendete Silvia-Gedichte verstehen. Das Sonett Nr. 102 und die Silvia-Gedichte sind also entweder mit dem Brief vom 13.10. (Konzept Nr. 53; ebd., S. 351f.) oder vom 20.10.1655 (Konzept Nr. 54; ebd., S. 352) versandt worden. Beide Konzepte bieten keinen Hinweis auf solche Beilagen. Die drei im Konzept Nr. 54 erwähnten Gedichte lassen sich eindeutig identifizieren und haben nichts mit "Sylvien Liebe# Canzley" zu tun (s. den entsprechenden Kommentar ebd., S. 1102, und den zu Gedicht Nr. 54a (ebd., S. 1102-1108)), somit ist der Kommentar im Gedichtebuch (s. A. u. H. Laufhütte, 1994, 420-423) zu korrigieren. Trotzdem ist Übersendung mit dem vom Konzept Nr. 54 vertretenen Brief wahrscheinlich, denn das Konzept des Dankbriefes Nr. 53 wirkt ziemlich vollständig, während der Brief Nr. 54 sehr viel umfangreicher gewesen sein muß. Ein Druck des Sonetts ist nicht bekannt. T2 Alcidor] S. zu Gedicht Nr. 96. – 1f. Wa– i¡ o] mit threnen s¡rieb, | s¡i¿ i¡ ie”und au¡ mit threnen] S. o. – 5f. Au– den Augen trauer-trüb, | meine hand muß dinte lehnen] Vgl. Gedicht Nr. 100, v. 10-14. – 10f. gönnt ein gnädig– Aug und Ohr | meinem Lieb- und Lieder-wesen.] S. zu v. 1f. – 12 Euer Leid in meinem seht.] Mit dem Brief Nr. 22 des Birken-Windischgrätz-Briefwechsels (ebd., S. 302-304) vom 3.9.1654 nc, den er am 1.9.1654 erhalten hatte, war Birken von der Chloris-Katastrophe unterrichtet worden; s. zu Gedicht Nr. 96.
Text 103: An Silvien, Bey Verehrung eine– Bu¡–. 106r-107r T1 CIII.] C – 2 S¡reiben] b überschrieben – 7 beehren] h überschrieben – 8 2.] 2 (ebenso bei Str. 3-12) – 11 FeldS¡almey] ev. Feld S¡almey – 12 der] Kürzel – 14 wann] wan (ebenso 30, 31, 32; ebenso 52 Wann) – 16 hier.] hier – 18 mir.] mir – 28 wa# (2. Position)] Kürzel – 32 die] überschrieben – 38 bleib] erstes b überschrieben – 45 da#] Kürzel – 47 Gabe] be verschmiert; ev. überschrieben – 56 Himmel] Him el – 60 so] s überschrieben – 63 s¡öner, weil e# redt von eu¡] darunter versehentlich oder voreilig plazierter, daher durch Streichungen ungültig gemachter waagrechter Abgrenzungsstrich Das Gedicht setzt Abwesenheit Maria Catharina Rieters von Nürnberg (s. zu Gedicht Nr. 100) voraus. Birken selbst lebte auch nach der Rückkehr Paul Albrecht Rieters von der Kavalierstour am 9.7.1655 (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 53) weiterhin im Hause der Familie Rieter; erst am 4.12. 1655 zog er aus (ebd., S. 54). Er reagiert mit dem Gedicht auf einen Brief Silviens (v. 2, 8, 17, u. ö.). Das Gedicht Nr. 103 spielt mit der Zurückweisung und Behauptung von Schuldner- und Verpflichtungserklärungen der Adressatin und des Sprechers und umkleidet so eine Erklärung über die Tren-
Gedicht 103, 1655
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nung hinaus fortbestehender Liebe des Letzteren. Welches Buch Birken, von diesem Gedicht begleitet, der Adressatin geschickt hat, läßt sich nicht bestimmen. Die bis zu Silviens Abreise erschienenen Bücher Birkens wird sie gekannt und wohl auch besessen haben. Im Jahr 1655 ist kein neues hinzugekommen. Mit einem Beitrag Birkens immerhin, dem Ehrengedicht SChle›en du Si” der Musen, das in einer Manuskriptfassung auch in der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder (PBlO.B.3.1.1), 126r-127r, vorhanden ist, war Anfang 1655 in Ulm dieses Werk von Johann Heinrich Calisius erschienen: Kloridan# | von Wohlau auß El››en | Blauer Korn-|blumen oder einfältiger Hir-|ten-Gesänge | Dreifa¡e# Bündlein. (s. Dünnhaupt. Bd. 1 (1990), S. 600; Stauffer, 2007, S. 208f.). Ein Druck des Gedichtes Nr. 103 ist nicht bekannt. 1f. Edle– herz! i¡ solte wol | euer S¡reiben ma¡en wett.] S. o. – 8-14 Saget mir ni¡t– mehr davon, ~ al– wann ihr der Jnnhalt seit.] Maria Catharina Rieter muß sich für ihr zugesandte Gedichte Birkens bedankt und sie gelobt haben. Die Zurückweisung des Lobes wird zu einer indirekten Liebeserklärung genutzt. Die folgende Strophe (v. 15-21) kehrt Silviens Behauptung, in Birkens Schuld zu stehen, um. – 22f. Ja, ihr gabet Gold für Bley: | und i¡ gabe Bley, für Gold.] Eine von Birken in Briefen mehrfach verwendete Selbstverkleinerungsformel. Es besteht sicher kein Zusammenhang mit der Notiz zum 20.6.1655 in Birkens Autobiographie "Die 20. Sylviae 1. G〈old〉Ring." (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 53); denn dort ist zweifellos von einem Geschenk Birkens für Silvia die Rede. – 29-35 Wann i¡ e‹e, mi¡ ankleid, ~ Wo i¡ sey, seit ihr bey mir.] Vordergründig als Dank für Brief und Geschenk formulierte Bekundung der Allgegenwart Silviens im Leben des Sprechenden; in Wahrheit eine kaum verhüllte Liebeserklärung. – 36-49 Zahlen soll i¡: aber wie? ~ nemt diß S¡uldbekentni– an.] Verpflichtungserklärung als verhüllte Liebeserklärung. Das Selbstverständnis des Sprechers als Poet fließt mit ein. – 50-56 E– i‰ au¡ mein Mund zu blöd, ~ von dem Himmel so begabt.] Das wirkliche Gegengeschenk, die in Gedichten zu leistende Erhebung der Adressatin in den Stand der Gedächtnisunsterblichkeit, wird in der für Birken charakteristischen Selbstverkleinerungsstrategie (s. schon v. 4-7, 10-14) im Irrealis zur Sprache gebracht, danach (v. 57-63) wird der Vorsatz zu poetischer Gegenleistung gleichwohl energisch bekundet. – 71-84 Reise hin zu Silvien, ~ au¡ hab, wa– i¡ gibe, di¡.] Zu dieser Anrede an das zu versendende Buch, das, anders als der Liebende, bei der Geliebten bleiben darf, vgl. die Gedichte Nr. 57 und Nr. 89. – 77 i¡ muß von ihr, du bleib‰ ihr.] Silviens mit dem Gedicht Nr. 100 beklagte und danach vollzogene Abreise hat Birken zeitweise, wie seine zeitnahen Briefe Nr. 36 (17.3.1655) und Nr. 39 (28.4. 1655) an Gottlieb von Windischgrätz (WuK. Bd. 9, S. 319f., 322) zeigen, für eine endgültige Trennung gehalten, mit der er sich abzufinden hatte; s. auch v. 79. – 80 weil] 'während'. – 82-84 Und der meine, ~ wa– i¡ gibe, di¡.] Zugrunde liegt die Vorstellung, Silvia und der Sprecher, der ein eigenes Exemplar des angeredeten Buches besitzt, würden gleichzeitig darin lesen: auch eine Art der in v. 29-35 beschworenen Allgegenwart der Geliebten für den Sprecher.
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Text 104: An die abwesende Chlori–. 107r-108r 2
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T1 CIV.] CI. – 9 2.] 2 (ebenso bei Str. 3, 4, 6-10) – 30 auf Be‰and] Be‰and auf – 48 vergunnt] vergun t – 58 Mund] danach mi¡ ihr gestrichen – 62 wieder] mit der-Kürzel Seiner Plazierung im Gedichtbuch nach muß dieses Lied in der zweiten Hälfte des Jahres 1655 entstanden sein. Die Verwendung des Namens Chloris läßt darauf schließen, daß es für Gottlieb von Windischgrätz geschrieben worden ist. Windischgrätz' Beilagen zu Briefen des Jahres 1655 hat Birken zu gründlich vernichtet, und seine Konzepte zu eigenen Briefen dieser Zeit – von mehreren fehlen sie gänzlich – sind zu lakonisch, als daß sich der Entstehungs- und der Versendungszeitpunkt genau fixieren ließen; s. zu Gedicht Nr. 102. Daß es auch nach der Enttäuschung des Jahres 1654 (s. zu Gedicht Nr. 96) noch gewisse Kontakte und Chloris betreffende Gedichtproduktion, also auch die Möglichkeit von Gedichtbestellungen gab, belegt u. a. der Brief Nr. 41 des Birken-Windischgrätz-Briefwechsels vom 20.5.1655 nc (WuK. Bd. 9, S. 323f.), in dem es heißt (Z. 5-9): J¡ betraure de‹en traurig¿eit vm ßoviell mehr vm ßoviell bä‹er all# viellen andern mir leider! ßolli¡e s¡merzha[te begebnu‹en be¿ant ßein, wie i¡ dan von meinen derglei¡en vnglü¿#‰oß, no¡ ni¡t allein ni¡t geheilet bin, ßondern ie lenger ie mehr mi¡ darinn vertie[e vndt allein de‰halben mei‰entheill# mi¡ zu Presburg au[halte, vm näher bey dießer s¡önen zu ßein welli¡e mir wider da# reden gebohten vndt mit allen gewahlt au[erlegt hat [...]. Das in diesem Gedicht zentrale Handkuß- und Handschuhmotiv, das virtuos und mit refrainartigen Effekten zu den Höhepunkten der Anrede an den Handschuh (Str. 7f.) und an Chloris' Augen und Hände hingeführt wird, geht sicher auf Vorgaben des Bestellers zurück. Windischgrätz' Gedichtbuch enthält dieses Lied nicht; es ist auch kein Druck bekannt. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 38, 52, 58, 61 und 186 gemeinsam. 6-8 ›e nit mehr kont üm die Gab ~ daß ›e zög den Hands¡uh ab.] Der Effekt des Gedichtes besteht darin, daß die Wörter "Hand" und "Hands¡uh" mit Ausnahme der fünften, in der nur "Hands¡uh" begegnet (v. 40), in allen Strophen je einmal vorkommen, meist in den beiden letzten oder (Str. 8) im vorletzten bzw. (Str. 3) im letzten Vers. Nur in der siebten, der Anrede wegen, erfolgen die Nennungen zu Beginn, und die letzte verwendet das eine Wort im Plural (v. 77). – 13-16 Muß i¡ jene Gun‰ ie”t bü‹en, ~ daß ihr zogt den Hands¡uh ab?] Rückblick auf die Zeit, in der es noch kein Kontaktverbot gegeben hatte. Es war ein Zeichen von Intimität, wenn der Handkuß auf die unbekleidete Hand appliziert werden durfte. – 17f. von dannen s¡eiden, | wo] 'von dem Ort scheiden, an dem'. – 25-48 Wüns¡en will i¡ au¡ inde‹en: ~ von dem Hands¡uh wird vergunnt.] Der Sprecher offenbart sich gut petrarkistisch als musterhafter Liebender, der auch im Unglück des Nichterhörtseins von seiner Liebe und Verehrung nicht abweicht, ja sogar den selig zu preisen vermag, dem das ihm selbst Verweigerte gewährt wird. – 49-60 Wehrter Hands¡uh ~ i¡ wolt kü‹en für und für.] S. zu den Gedichten Nr. 57; Nr. 89; Nr. 103, v. 71-84. – 63f. und die hand,
Gedichte 104 und 105, 1655
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von Hands¡uh-s¡ranken | ledig ›¡, mi¡ seelig ma¡t.] Das Verb "ma¡t" hat zwei Objekte, "›¡" und "mi¡" (v. 64); zum ersten gehört als Prädikativum "ledig", zum zweiten "seelig". – 73f. Augen Chlori–, meine Sonne! | s¡einet mi¡ bald wieder an.] "Chlori#" ist Genitiv. Vielleicht liegt eine Anspielung auf das Gedicht 112 des Windischgrätz-Gedichtbuches ("Augen die ihr mi¡ belebet"; s. A. u. H. Laufhütte, 1994, S. 300-302, 457f.) vor, das Birken nach Ausweis des Briefes Nr. 12 des Birken-Windischgrätz-Briefwechsels, Z. 29f. (WuK. Bd. 9, S. 279), bekannt war.
Text 105: An Dorili–, bey Verehrung einer Gabe. 108r-109r T1 CV.] CII – 1 1.] 1 (ebenso bei Str. 2-10) – 7 im] schräg nach unten geführt wegen einer Unterlänge aus der voraufgehenden Zeile – 21 der] d überschrieben – 35 Lu‰] L aus l überschrieben – 54 wann] wan – 59 Himmel#] Him el# (ebenso 63 an‰immen) Am 4. Dezember 1655 ist Birken nach dreieinhalb Jahren aus der Hausgemeinschaft mit der Familie Rieter von Kornburg ausgeschieden, wie eine entsprechende Notiz in der Randspalte seiner Autobiographie (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 54) festhält. Zu diesem Anlaß ist das Elisabeth Dorothea Rieter, der Mutter seines ehemaligen Schülers, gewidmete Gedicht geschrieben worden. Mit was für einer "Gabe" zum Abschied es überreicht wurde, läßt sich nicht ermitteln. Das Lied hat Strophenform und Reimfügung mit dem Gedicht Nr. 41 gemeinsam. Ein Druck ist nicht bekannt. 1-6 Viel Wo¡en ›nd entwie¡en, ~ wol zu bewirten pflagt.] Nicht vom Ende der Zeit im Haus Rieter, sondern von ihrer Dauer ist die Rede. – 7-12 Die Aura¡ au¡ im Wallen ~ erzehlet na¡ der läng.] Erinnerung an die in Frauenaurach verbrachte Zeit, vor allem an den langen Aufenthalt im Jahr 1652 und die dort entstandenen Gedichte (Nr. 65-75; s. Gedicht Nr. 92). – 13-18 Die S¡äferey dort ausen, ~ Habt Dank, ô Nymfen-kron!] Bildliche Rede von den in und über Frauenaurach entstandenen Gedichten, die insgesamt als Danksagung wirken sollen. – 19-24 Am Neron#felsen dorte ~ zum S¡uldner ward gema¡t.] Die Familie Rieter bewohnte das in der Nähe der Nürnberger Burg, gleich hinter dem Tiergärtner Tor gelegene Haus Zum geharnischten Mann, heute Obere Schmiedgasse 66; s. Schröder, S. 195. – 25-30 Da– Da¡ hat mi¡ gede¿et, ~ die Thurn-ho¡ aufgespizt.] Das Haus Zum geharnischten Mann war wie die meisten Häuser der Nachbarschaft mehretagig; Birken wohnte offenbar – wie wohl schon sein Vorgänger Laber – ganz oben. – 31-36 Hier hat mi¡ o] erwe¿et ~ imfall e– thönte s¡ön.] Schön dürfte es von Nürnberger Türmen aus an hohen Festtagen geklungen haben. Was Birken sonst in dieser Nachbarschaft zu hören bekam, waren in der Regel Alarmsignale. – 49-54 Nemt diese s¡le¡te Gabe, ~ wann i¡ kein Zahler bin.] Birken unterscheidet das für uns nicht kenntliche Abschiedsgeschenk, die "Gabe", und das als Verpflichtungserklärung deklarierte Gedicht. – 55-60 Der Himmel woll eu¡ Leben, ~ Lebt wol! und denkt an mi¡.] Erste Stufe der Verabschiedung: Segenswunsch und dankbares Lebewohl. – 61-66
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E– soll au¡ meine Flöte ~ der Name Dorili–.] Zweite Stufe der Verabschiedung: Versprechen weiterer poetischer Dankbekundungen.
Text 106: Silvander– Lieb–-antrag, an Dianen. 109r-110r T1 CVI.] CIII – 7 2.] 2 (ebenso bei Str. 3-12) – 19 Flamm] Flam (ebenso 39 ‰umm – 45 Flammen – 46 verdammen – 56 ‰umme) – 43 al#dann] al#dan – 70 da#] Kürzel Mehr, als daß es im Dezember des Jahres 1655 entstanden sein muß und daß es wohl eine Auftragsarbeit war, läßt sich zu diesem Gedicht nicht sagen. Auch ob mit dem Namen Silvander immer noch (wie in den Gedichten Nr. 62 und Nr. 63) der Baron Georg Andre Schwab benannt ist, muß offen bleiben, ebenso, wen der Name Diana bezeichnet. Ein Druck des Gedichtes, das Strophenform und Reimfügung mit den Gedichten Nr. 111, 126 und 161 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. 21-24 Und solt i¡ länger s¡weigen, ~ verrahten diese Noht.] Die Liebesklage als Alternative zu Schweigen und baldigem Tod ist ein häufiges Motiv in petrarkistischer Lyrik. – 25-30 Göttin! ihr habt verwundt ~ der, bitt i¡, wollet seyn.] Zum Motiv der Verursacherin von Liebesleiden als Ärztin s. Gedichte Nr. 12, v. 62f.; 33, v. 9; 40, v. 43; 57, v. 4; 61, v. 55f.; 88, T; u. ö. – 31-42 Versaget meinem Mund ~ eu¡ darf erzehlen ›¡.] Das Werbe-Anliegen des Liedes ist eingekleidet in eine Bitte um die Gelegenheit, die Liebesklage persönlich vorzutragen. – 61-66 Wann ihr mein Lieben ‰ra[t, ~ die Freyheit wieder ein.] Das Motiv der Liebesgefangenschaft begegnet immer wieder in Birkens Gedichten mit erotischer Thematik. – 6772 Do¡ i¡, ô Herrs¡erin! ~ komt eurer S¡önheit bey.] Zur Erklärung des Liebhabers, er wolle lieber gefangen als frei sein, s. Gedichte Nr. 9; Nr. 76, v. 11.
Text 107: Lycida– liebt die Filli–, die er nie gesehen. 110v/111r T1 CVII.] CIV – 1 Gläubet] 1. Gläubet (bei allen anderen Strophen stehen die Zahlen darüber, nur bei Str. 3 mit Punkt) – 7 und] u. (ebenso 8, 16, 18, 24) – 9 bekommen] bekom en – 11 da#] Kürzel; ebenso 26 – 14 Lieben–] – überschrieben – 16 brennet] bren et (ebenso 20 brennende) – 18 tägli¡–] l überschrieben – 22 der] Kürzel Das einzige durchgängig daktylische Gedicht (vgl. aber zu Gedicht Nr. 75) im Bestand der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte. Es muß im Dezember 1655 entstanden sein. Darüber hinaus läßt sich nichts ermitteln. Beide Protagonistennamen bleiben kontextlos. Zum Motiv der Liebe zu einer nie Gesehenen vgl. Gedicht Nr. 19. Ein Druck des Gedichtes ist nicht bekannt.
Gedichte 107 und 108, 1655
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11-13 Weil da– Gerü¡te beri¡tet von ihr, ~ weil i¡ davon soviel Zungen hör spre¡en:] Das Motiv der vielzüngigen Fama, die Birken ausführlich im Eingangsteil des Versepos Amalfi# (PBlO.B.1.0.1, v. 49ff.) vorgestellt hat, liegt zugrunde. – 12 zieht ›e all anderen Hirtinnen für] Abhängig von "weil" (v. 11).
Text 108: Abs¡ied-Klage an Silvien. 111r/v T1 CVIII.] CV – 4 S¡äferinn] S¡äferin (ebenso 18, 28 wann) – 5 2.] 2 (ebenso bei Str. 3-12; die Ziffer 6 ist überschrieben) – 6 wann'#] # überschrieben – 6 Winter] W überschrieben – 8 und] u. (ebenso 11, 12, 16, 26, 30, 32, 36, 39) – 14 Stimm] Stim (ebenso 26 willkommen) – 18 der] Kürzel; ebenso 36 – 30 da#] Kürzel – 38 freundli¡–] freu dli¡– – 40 ihr] h aus s überschrieben – 42 lezten] z überschrieben Letztes Gedicht der Jahrgangsgruppe 1655, entstanden im Dezember dieses Jahres. Es ist an die abwesende Maria Catharina Rieter von Kornburg gerichtet, die Birken damals, wie die beiden Konzepte Nr. 36 und 39 des Birken-Windischgrätz-Briefwechsels erkennen lassen (s. zu Gedicht Nr. 103, v. 77), als für sich verloren ansah. Ein Druck dieses Liedes, das Strophenform und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 59, 124 und 134 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. 2-4 der i¡ nit mehr darf leben, wie Vorhin, ~ üm eu¡ zu seyn, ô Edle S¡äferinn!] Rückblick auf die Zeit von Mai 1652 bis Anfang 1655, in der Birken – mit kürzeren Unterbrechungen (s. Gedichte Nr. 72-74) – offenbar immer in Silviens Nähe gewesen war; s. auch v. 25, 28. – 7f. ›e krie¡t in einen holen Felsen ‰ein, | und ‰ellt betrübt ihr s¡öne– Singen ein.] Das Gleichnis – die Passage v. 9-16 ist seine zweite Hälfte – funktioniert nur, weil ignoriert wird – vielleicht unbekannt war –, daß die Nachtigall ein Zugvogel ist. – 10 so i‰ e– Na¡t; so i‰ e– Winter hier.] Bildliche Rede, nahegelegt durch die Tatsache, daß das Gedicht im Winter geschrieben worden ist. – 13-16 J¡ habe mi¡ verkro¡en in den Wald, ~ mit ihnen heult und brüllet in die wett.] Zur Verlassenheitsempfindung des Sprechers gehört die Bildlichkeit des 'locus terribilis' als angemessener Ort der Klage, die selbst in ihrer Mißtönigkeit (s. auch v. 19f., 43) der Häßlichkeit des Ortes entspricht. – 17f. Mein Singen i‰ verkehrt in ein Ges¡rey, | wie wann der Wolf bri¡t in die S¡äferey.] Die Verlassenheitsempfindung des Sprechers wird im Gleichnis als Situation höchster Gefährdung und Angst dargestellt. – 25 gute Na¡t] S. auch v. 37-39, 41. Von Birken häufig verwendete Formel für einen Abschied für immer. – 27f. Diß mi¡ allein erfreut, ~ wie wol bey eu¡ mir war.] Einzige Freude bis zum Ende des Lebens soll die in Silviens Nähe verbrachte Zeit sein. – 31f. viellei¡t folgt au¡ einmal | ein süße– Wol, auf diese– Weh und Qual.] Zwei Ausdeutungen dieser Stelle sind möglich: Entweder ist daran gedacht, daß sich künftig einmal ein Ersatz für Silvia finden könnte, oder – eher – Birken glaubte trotz seiner Klage Windischgrätz gegenüber am 13.1.1655, wenn die Gewährung des Palatinats nicht vor Ostern erfolge, sei sie ihm nichts mehr nütze (Konzept Nr. 32 des Birken-WindischgrätzBriefwechsels, Z. 33-35: WuK. Bd. 9, S. 314), nachdem er endlich am 14.9.1655 das Adels- und Pala-
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tinatsdiplom erhalten hatte (Texte Nr. 49 und 49a des Birken-Windischgrätz-Briefwechsels (ebd., S. 331-347); s. auch Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 53), es könnten doch noch Aussichten für ihn bestehen. Er müßte dann gewußt haben, daß die früher im Jahr (s. zu Gedicht Nr. 102) Windischgrätz mitgeteilte Existenz eines Konkurrenten nicht (mehr) gegeben war. Vielleicht war auch dies der Hintergrund für die Andeutung neuer Hoffnung, der in der folgenden Strophe (v. 33-36) eine Versicherung weiterbestehender Liebe folgt. – 42 die i¡ jüng‰hin viellei¡t zum lezten sah] Es muß also nach dem im Gedicht Nr. 100 angezeigten Fortgang Silviens nicht allzu lange vor der Entstehung des Gedichtes Nr. 108, aber nach derjenigen des Gedichtes Nr. 103, ein Wiedersehen gegeben haben.
Text 109: An eine S¡äfer-Freundin: vom Freyen. 111v-114v T1 CIX.] CVI – 3 neuli¡] versehentlich eingerückt; durch vorgesetzten waagrechten Strich plaziert – 4 anzuhören] anzu hören – 7 2.] 2 (ebenso Str. 3-10, 12-15, 18-29, 31-33) – 9 Herz] davor ein weiteres Wort oder ein Wortanfang gestrichen – 24 trümmern] trüm ern (ebenso 49, 104 genommen – 61 zusammen – 62 Flammen – 103 willkommen – 164 Himmel) – 25 Wann] Wan (ebenso 28, 53, 59, 80, 92 wann – 29 dann – 45, 150, 162 Mann – 67 nennt) – 43 einander] mit der-Kürzel – 57 und] u. (ebenso 60, 61, 64, 111, 132, 139) – 67 Wehrte] t überschrieben – 77 ergänzet] ä überschrieben – 86 einer] keiner Wie die links neben der Gedichtnummer von Birken angebrachte Jahreszahl anzeigt, eröffnet dieses Gedicht die Jahrgangsgruppe 1656 der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte. Daß es Anfang Januar 1656 entstanden ist, erweist v. 3. Aus der Benennung eines Sohnes der Angeredeten mit "Silviu#" (v. 192) läßt sich herleiten, daß es sich bei dieser um Apollonia Frank handelt, die Gattin des reichsstädtischen Vormundschaftsamtssekretärs Wolfgang Frank. Der Sohn, Christoph Frank (1642-1704), nach Studien in Altdorf, Rinteln, Helmstedt und Kiel seit 1665 Professor in Kiel, war 1658 von Harsdörffer mit dem Namen Silvius in den Pegnesischen Blumenorden aufgenommen worden; zu ihm s. Amarantes / Herdegen (1744), S. 277-281; Will. Bd. 1 (1755), S. 457-459; ADB. Bd. 7 (1878), S. 248f. (Möller); Jürgensen, 2006, S. 185-188; s. auch zu den Gedichten Nr. 9 und Nr. 146. Zu seinem seit 1656 geführten Briefwechsel mit Birken s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 107. Daß Birken den zur Zeit der Entstehung des Gedichtes Nr. 109 erst Dreizehnjährigen schon Silvius nennt, wird erklärbar aus Angaben der auf den 5.4.1656 datierten Widmungsvorrede des 1656 in Wolfenbüttel gedruckten Birkenschen Dramas Neue# S¡auspiel/ Betitelt Androfilo Oder Die WunderLiebe. Der Druck ist Apollonia Frank gewidmet. Die auch für anderes im Gedicht aufschlußreiche einschlägige Passage der Vorrede lautet ( )( vv-[)( vi]r ): Ho¡geehrte Frau! Meine Feder/ i‰ der Erkandtniß jhrer beywohnenden Tugenden s¡on lang‰ ein Op[er s¡üldig gewesen. Die Gotte# Liebe/ die Prinze‹inn aller Tugenden/ wohnet in dero Her”en/ al# in jhrem Tempel. J¡ habe genug gesaget: Diesem Königli¡en Fräulein/ pflegen allemahl die andren Tugenden/ al# jhr
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Hof-FrauenZimmer/ beyzuwohnen. J¡ köndte sagen/ von dero getreuen EheLiebe/ kra[t deren e# jhr nie an Gedult manglet/ da# KummerBette jhre# lieb‰en EheHerrn mit unverdroßner Wart und s¡la[losen Wa¡t zuümtreten/ und also seine warha[te Gehül[in und Leidgesellinn zu seyn. J¡ köndte sagen/ von dero herzli¡er Chri‰-Liebe/ auf deren Antrieb Sie/ au¡ anderweit dem NebenChri‰en mit Raht und That beyzuspringen/ und also jhr Chri‰enthum im Werk leu¡ten zu la‹en/ ›¡ angelegen seyn lä‹et. J¡ köndte au¡ sagen von dero löbli¡en Kun‰Liebe/ wel¡e jhr ein Belieben einräu-|met/ zuzeiten mit Jhren Hau#-angelegenheiten einen Still‰and zu ma¡en/ und ›¡ mit einem s¡önen Lied oder son‰ mit jrgend einem Teuts¡en Spra¡fleiß zu erge”en. Aber i¡ würde/ wann i¡ viel sagen wolte/ nur dem Tag ein Lie¡t anzünden: Weil angeregte und andere dero beywohnende Tugenden gnugsam bekand seyn/ und mi¡ wohl ver›¡eren/ daß keine# von meinen Worten einiger S¡mei¡eley wird können bes¡üldiget werden. Uber diß aber/ so ware au¡ meine Hand/ deroselben und ihrem lieb‰en Eheherrn/ s¡on lange/ vor die mir zutragende Wohlneigung/ hohen Dan¿ s¡üldig. Demna¡/ Ho¡geehrte Frau/ empfahe ›e hiemit/ ein wohlgemeynte# Den¿mahl dero un‰erbli¡en Tugend Ruhme#! und zuglei¡ au¡ ein Dan¿nehmige# Bekäntniß meiner S¡uld/ an ‰at der Bezahlung/ wel¡e i¡ mir vorbehalte. Zwar/ i¡ solte vielmehr sagen: Sie empfahe/ wa# allbereit zum Theil ihr eigen i‰! J¡ rede von der Person Silvien/ von deren da# Na¡spiel seinen Nahmen hat: Weiln dero lieber Sohn/ neben‰ andern Adeli¡en Jünglingen/ unter diesem Nahmen und Kleidung/ mit s¡öner Gegenwart/ lieben Gebärden/ färtiger Zunge/ reiner Stimme und süßspielenden Fingern/ die Ohren/ Augen und | Her”en der Spiels¡auer an ›¡ ziehend/ diese Beerenbrut viel s¡öner und anmütiger geformet/ al# ›e gebohren worden. Da dann/ in ans¡auung sol¡e Gaben/ die jenige ni¡t weniger Ehre davon erlanget/ die ihm sol¡e angebohren/ al# er selber/ denn seine Wolartigkeit allen Mens¡en wohlempfihlet. Der Himmel la‹e/ die an jhm blühende Ho[nung/ in eine herrli¡e Fru¡t erwa¡sen/ und die Hh. Eltern an ihm und den andern lieben Söhnen volle Freud und Ehre erleben! Christoph Frank hatte demnach in dem zusammen mit dem Androfilo am 11. und 12.6.1655 aufgeführten (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 53) Na¡spiel Betitelt Sylvia/ Oder Die Wunderthätige S¡önheit die Titelrolle gespielt. Daraus resultiert Birkens Namensnennung in diesem Gedicht. Daß Frank aber auch selbst den Namen Silvius schon vor seiner Aufnahme in den Pegnesischen Blumenorden für sich verwendet hat, bekundet 1673 die Gratulationsekloge Floridan# mit Lorbeer und Myrtenlaub bekränzter Silviu#: samt de‹elben Verliebter S¡ü”en-Ges¡i¡te aus dem ersten Teil der Pegne›# (S. 377422), eine Bearbeitung des Werkes, das Birken im August 1666 zur Promotion und Hochzeit Franks angefertigt und nach Kiel gesandt hatte; s. I.247; PBlO.B.2.1.4, 44v. Nicht das 1666 in Kiel gedruckte Original (s. Garber, 1971, S. 236; ders., 1974, S. 319; ders., 1997, S. 168; Stauffer, 2007, S. 583-585), wohl aber die Pegne›#-Version enthält (S. 396-422) unter dem Titel Verliebte S¡ü”en-Ges¡i¡te die Schäferdichtung, die der Sechzehnjährige im Winter 1657/58 anläßlich einer Hochzeit in der Verwandtschaft verfaßt hatte (s. Amarantes / Herdegen, S. 278; Pegne›#, S. 391, 395f.; s. auch zu Gedicht Nr. 9) und die seine Aufnahme in den Pegnesischen Blumenorden zur Folge hatte. Auch in dieser
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Apparate und Kommentare
Ekloge erscheint der Protagonist und Hauptgratulant mit dem Namen Silvius. Birkens Gedicht spielt mit der erotischen Funktionalisierung der Motive Magnet und Feuerstein und ist stark autobiographisch geprägt. Es hat Strophenform und Reimfolge gemeinsam mit den Gedichten Nr. 40, 70, 119, 120, 122, 148, 152, 180, 183, 191, 196, 206, 230, 240, 257 (erster Bestandteil), 276 und 277. Ein Druck ist nicht bekannt. 1-6 J¡ gedenke no¡ im Herzen ~ mir da– Glü¿ so gön‰ig war.] Anknüpfungspunkt ist ein Ende 1655 geführtes Gespräch zwischen Birken und Apollonia Frank; s. o. – 18 dur¡ den kleinen Liebe#kund] 'durch Amor'; zum Wortteil "kund" ('Kundiger', 'Fachmann') vgl. Gedicht Nr. 92, v. 280. – 19-30 Sol¡erley Magneten-bli”e, ~ in den Zunderfle¿ hinein.] Mit der Erwähnung der Opfer von Amors Schießkunst in der zweiten Strophe (v. 9) ist die Kriegsmetaphorik in Str. 4 und 5 vorbereitet: Belagerungsartillerie (v. 19-24), der Zündvorgang bei Musketen und Pistolen (v. 25-30). – 39 vielmehr s¡warze S¡ifer‰ein'] In der fünften Strophe werden Magnet- und Feuersteinbildlichkeit vermischt; daher kann der weiche Schiefer, aus dem sich keine Funken schlagen lassen, zum Gegenbild des Magneten werden. Noch in Zedlers Lexikon (Bd. 19 (1739), Sp. 382) ist der Magnet "ein harter und ni¡t sonderli¡ s¡werer Stein, oder vielmehr eine au# Eisen und Stein be‰ehende harte Sub‰anz, und kan daher ni¡t ungereimt ein halb Metall heisen". S. auch v. 168. – 42 wie da– Bild zu Ribelhäyn] Unermittelt. – 44 Even ›nd ja Adam– Rieben] Anspielung auf Gen 2.21. Birken verwendet für 'Rippe' immer das Wort "Riebe". – 53f. O], wann keine zu erkaufen, | rauben ›e au¡, werden Dieb.] Wohl Anspielung auf die prototypische Frauenraub-Erzählung aus der Gründungsgeschichte Roms bei Livius 1.9. – 55-60 Männer ohne diese Riebe, ~ und ein– na¡ dem andern brinnt.] Das Streben der Geschlechter zueinander wird als Streben nach Wiederherstellung der durch die Erschaffung Evas beschädigten Vollständigkeit des Menschen dargestellt; vgl. v. 76-79. – 67-72 Wehrte Frau! nennt diß ein S¡erzen. ~ wie e– Feuerzeug#-gebrau¡.] Übergang von der Allgemeines betreffenden Scherzrede zur Darstellung der eigenen Situation des Sprechenden. – 85-138 Aber, i¡ muß mi¡ beklagen, ~ ô der umgekehrten Welt!] Als Zeitklage aufgezogene Darlegung der Situation des Sprechenden: Seine Unbemitteltheit macht ihn für heiratswillige Frauen uninteressant. – 88-90 Na¡ dem güldnen Norden Sterne ~ hier im Nordgau, dieser Stein] Mit "Nord‰ern" ist der Polarstern gemeint, das wichtigste Orientierungszeichen der Seefahrer. Hier steht er für den Besitz des potentiellen Heiratskandidaten, an dem sich die heiratswilligen Damen nach dieser Darstellung vor allem orientieren. Mit "Nordgau" ist die Umgebung Nürnbergs gemeint. – 98 bi#her ‰und mein Glaub auf s¡rauben] Vgl. v. 110: 'bisher hab ich's nicht recht glauben wollen'. – 103-108 Jupiter, will er willkommen ~ diese Mähr i¡ iezt ver‰eh.] Zum Danae-Mythos s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 1378f. – 117 Pluto i‰ gar ni¡t mein Freund.] Zur Deutung Plutos als Gott des Reichtums s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 956f. – 124 Weil i¡, in dem Jru#-Orden] Irus ist seit seiner Einführung im 18. Gesang der Odyssee der literarische Prototyp des Bettlers. – 127-138 Naso! s¡weig von güldnen Zeiten. ~ ô der umgekehrten Welt!] Anspielung auf Ovid, Metamorphosen 1, v. 89ff. – 143 no¡ liebt' ihn] Wahrscheinlich Textverderbnis; besserer Sinn
Gedichte 109 und 110, 1656
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ergäbe sich, wenn es "do¡" hieße. – 166-168 Mein Vertrauen, al– da– Eisen, ~ al– zu dem MagnetenStein.] Überführung des Magneten-Bildes aus dem Bereich des Erotischen ins Religiöse. – 169-198 Wehrte Frau! vergebt dem S¡wä”en. ~ daß i¡ ‰erb undankbar ni¡t.] Der Hauptteil des Gedichtes: die Danksagung. – 172-174 Wolthat hat mi¡ so verbunden, ~ billig eu¡ zu dien‰en ‰eht.] Am 16.6.1655 hatte wohl Wolfgang Frank nach den Aufführungen des Androfilo und des Nachspiels Silvia Birken acht Gulden verehrt, am 19.8. desselben Jahres zwei Dukaten (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 53). Die letztere Zahlung könnte für Unterweisung des Sohnes erfolgt sein, der Birken im ersten seiner in dessen Archiv erhaltenen Briefe (14.5.1658; PBlO.C.83.1) seinen Lehrmeister in Poeticis nennt. Was es sonst an Dankanlässen für Birken gegeben haben könnte, wissen wir nicht. – 175-180 Deß hab i¡ mi¡ zu bes¡weren, ~ da–, wa– mir s¡on i‰ gethan.] Die Widmung des Androfilo- und Silvia-Drucks erfolgte erst später; s. o. – 181-186 Wolte Gott! könd i¡– erbitten, ~ Nun, mein Wuns¡ die Wolken rührt.] Zum Krankenstand Wolfgang Franks s. o. Im Brief vom 16.9.1658 (PBlO.C.83.8) berichtet Christoph Frank vom Tod des Vaters. – 190-192 Gott laß ihn, und eu¡ darneben, ~ an dem lieben Silviu–.] S. o. – 193-198 Jndeß, weil i¡ heiß Poete, ~ daß i¡ ‰erb undankbar ni¡t.] Abermals (s. zu v. 166-168) neue Bedeutung des Magneten: Diesmal steht er für die Gunst der Angeredeten. Text 110: An die hart›nnige Filli–. Sonnet. 114v/115r T1 CX.] CVII – 4 erkennen] erken en (ebenso 8 gönnen – 11 wann) – 7 J¡ ~ S¡erz] kein Einzug – 10 könt] ön verschmiert – 10 thäte?] ev. thäte! – 11 befehlen] danach ev. ein Satzzeichen gestrichen – 13 eu¡] danach ein Wortanfang gestrichen – 13 töde] t überschrieben – 14 mi¡] mi überschrieben Das Sonett ist eine Auftragsarbeit für den Grafen Ernst von Abensberg und Traun (1608-1668; zu ihm s. zu Text Nr. 16, Z. 29-32, im Birken-Windischgrätz-Briefwechsel (WuK. Bd. 9, S. 1026)), den Birken 1649 in Nürnberg kennengelernt hatte, wo er als "Generall commi‹ariu#" der kaiserlichen Armeen während der Friedensverhandlungen 1649/1650 wenigstens zeitweise anwesend gewesen sein muß, und mit dem Birken nach Ausweis in seinem Archiv erhaltener Schreiben Trauns und entsprechender Konzeptbuchnotizen in den Jahren 1654-1658 Briefe gewechselt hat; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 107f. Die Entstehungsgeschichte des Sonetts Nr. 110 ist gut dokumentiert: Am 5.2.1656 nc schrieb Graf von Traun aus Wien (PBlO.C.361.3): Jnsonder# freundli¡ vilgeliebter Herr, de‹elben fernere# beliebte# vom 15 verwi¡enen monat# habe i¡ empfangen, und die beharrende gemüt#neigung darau# gerne vernohmen, in kra[t deren nun brau¡e i¡ die no¡malige freyheit den Herren mit beiligendem themate zu bemühen, und zu bitten da# ein kurz und gute# Sonnet, de# Herren Sinnrei¡em gei‰ na¡, darau# gedi¡tet werden möge, i¡ erwarte ni¡t allein de‹elben mit verlangen, sondern au¡ und vornemli¡ die gelegenheit dem Herren widerumb annemli¡ zu begegnen [...]. Es gibt ein eigenhändiges Postskriptum (der Brief selbst wurde einem Schreiber diktiert):
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Bitte diese# Sonet keinem anderen alß mir zu Communicirn, undt zus¡i¿en. I¡ vers¡ulde e# mit dan¿barkeith. dise# Themata i‰ der eyl aufgese”t bitte umb Verzeihung der Correctur. Die Beilage ist nicht erhalten. Da Birken diesen Brief am 2.2.1656 erhalten und beantwortet hat, wie die auf ihm angebrachten Vermerke zeigen, muß die erste Fassung des Sonetts Nr. 110 an diesem Tag entstanden sein. Das bestätigt die folgende Passage aus dem datierten Konzept der Antwort Birkens (PBlO.B.5.0.3, 70v): Mi¡ erfreuet da# gnädige Vertrauen da# Euer Gnaden in mi¡ se”en, dero Gedanken meiner Feder zu Au#bildung zu befehlen. Werde ni¡t vergnügbar gehorsamen können. do¡ Euer Gnaden gnädige# Verlangen und meine unterthänige S¡üldigkeit ni¡t zuverkürzen, habe i¡ folgenden Unform auf# papier mehr gewor[en al# entwor[en. Euer Gnaden hat allemahl wa# mehrer# gnädig# zubefehlen und bey ni¡t so theurer Zeit etwa# bä‹er# von dero dienern zuerwarten. Graf von Traun hat am 4.3.1656 nc reagiert (PBlO.C.361.4); die entsprechende Passage lautet: Jnsonder# vilgeliebter Herr und freund, de‹en beliebte# antworts¡reiben vom 13 2 februar habe i¡ neb‰ dem übers¡i¿ten Sonnet wol erhalten, und selbige# also bes¡a[en gefunden, da# der kun‰ und anmuhtigkeit wegen ni¡t# au#zu‰ellen, sondern dem Herren hierumb absonderli¡ dankbahr und verbunden bleibe, nur allein da# i¡ dazumalen meine eigentli¡e gedanken ni¡t au#führli¡ oder deutli¡ genug entwor[en, wel¡e nemli¡ dise seyn, da# mir der inhalt de# bey komenden lied# so anmuhtig vorkomen, da# i¡ selbigen auf andere wei# oder do¡ mit andern worten na¡ geartet zu sehen wins¡en mö¡te, nehme also die abermalige freyheit den Herren widerumb zu bitten, ob derselbe mi¡ mit der na¡artung vorgemelten lied# ferner verbinden, und mir hingegen glei¡fall# die gelgenheit zur bes¡uldung an hand geben wolle [...]. Birken hat diesen Brief mit der Aufforderung zur Nachbearbeitung seines Sonetts anhand eines mitgesandten Liedes am 1.3.1656 erhalten und am 8.3. beantwortet. Wieder gibt es ein datiertes, freilich sehr lakonisches Konzept (PBlO.B.5.0.3, 76r): E# i‰ kein Wunder, wann meine Sinnbruten ni¡t contentiren, weil ›e alle in Unform, wie die Beerjungen, zur welt kommen. diese Sorge i‰ de# Lied# begleiterin. Diesmal war der Besteller zufrieden. Am 5.4.1656 nc (PBlO.C.361.6) schreibt Graf von Traun: Insonder# vilgeliebter Herr und Freund, de‹en fernere# beliebte# neben dem veränderten Sonnet habe i¡ empfangen, und mu# bekennen, da# der Herr meine meinung derma‹en vollkomli¡ errei¡et, da# wan i¡ mi¡ au¡ für den be‰en Poeten wins¡en solte, i¡ keine andere anzeige al# dise verlangen würde, gebe demna¡ billi¡ dem Herren seiner s¡ar[›nnigkeit halber den preiß, und wins¡e die gelegenheit meine dankbarkeit hin widerumb zu bezeugen, inmitel# se”e i¡ diese zeilen zum pfand [...].
Gedichte 110 und 111, 1656 und ?
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Die am 8.3.1656 übersandte, also zwischen dem 1. und 8.3. entstandene Fassung ist das Sonett Nr. 110. Birken hat das ihm als Vorlage zugesandte Lied als Gedicht Nr. 111 ebenfalls in sein Gedichtbuch eingetragen und rechts neben der Gedichtnummer die fremde Verfasserschaft angemerkt: "Gr. E. v. Tr." Ein Druck des Sonetts ist nicht bekannt. 5 die Treu, wie Gold, bewährt in heißem Brennen] Die durch Leiden bewährte Treue wird mit dem im Feuer geläuterten Gold verglichen. – 6 S¡lagt ihr dan gar die Proben hinterwärt#?] 'Mißachtet Ihr gar die Proben meiner Treue?' – 11f. Befehlt, wann ihr mir wolt befehlen mehr, | Unmügli¡keit.] 'Befehlt, wenn Ihr mir noch mehr befehlen wollt, sogar Unmögliches.' – 12 da e– billig wär] Die Konjunktion "da" leitet hier einen Konzessivsatz ein.
Text 111: An Eben dieselbe. 115r-116r T1 CXI.] CVIII – T1 Graf Ern‰ von Traun] Gr. E. v. Tr. – 1 dann] dan – 3f. mein Lieben ~ Herzgedanken?] mit Einzug – 6 ihr] danach ein Wort oder Wortanfang gestrichen – 6 mehr] überschrieben – 7 2.] 2 (ebenso bei Str. 3-5, 7-12; Strophenzahl 4 auf dem Rand vorgefügt) – 8 e#] davor ein Wortanfang gestrichen – 9 dem] de überschrieben; darunter ein waagerechter, leicht geschwungener Strich; ev. nicht getilgter unterer Buchstabenteil – 10 meinen] Wortanfang überschrieben – 11 Sagt] t überschrieben – 12 von] vo überschrieben – 13 muß] m überschrieben – 14 e#] überschrieben; oberhalb des e ein funktionsloser Krakel – 15 Und] U aus u überschrieben – 15 Vor›¡t] Wortanfang überschrieben – 15 meinem] Wortende überschrieben – 16 vorges¡rieben] Wortanfang verschmiert – 17 wa#] w verschmiert und überschrieben – 18 gebeutt] links auf dem Rand anstelle eines gestrichenen Versanfangswortes – 18 Sinnen] verschmiert und überschrieben – 18 Brun‰] B überschrieben – 31 no¡] n aus m überschrieben – 31 immerfort] im erfort (ebenso 55 willkommen – 64 Flamme) Das Gedicht stammt nicht von Birken. Es wurde ihm am 4.3.1656 nc vom Grafen Ernst von Abensberg und Traun als Informationsbasis und Vorlage für die Neufassung des am 5.2.1656 nc bestellten und am 2.2.1656 gelieferten Sonetts zugesandt; s. zu Gedicht Nr. 110. Birken hat das Lied für ein Werk des Grafen gehalten und wohl zur Dokumentation der eigenen Leistung in die Sammlung Floridan# Amaranten-Garte aufgenommen. Obwohl er es in die Zählung der Gedichte dieser Sammlung einbezogen hat, ist die Autorschaft bezeichnet. Daß das Lied dem Sonett Nr. 110 zur Grundlage gedient hat, ist unverkennbar. Gemeinsam ist beiden Gedichten die Einrichtung als Rede des Liebhabers an die Geliebte. Während das Sonett sich ausschließlich an Fillis richtet, gilt der Schlußteil des Liedes (v. 49-72) dem als Brief gedachten Gedicht selbst. Birken hat das Element heimlichen Einverständnisses, das im Lied stark zutage tritt, in seinem Sonett völlig eliminiert. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge mit Birkens Gedichten Nr. 106, 126 und 161 gemeinsam. Ein Druck ist nicht bekannt.
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6 daß ihr mehr Proben heis¡t?] Vgl. Gedicht Nr. 110, v. 9. – 17f. verbeutt mir, wa# mir son‰ | gebeutt der Sinnen Brun‰] Subjekt dieser Prädikatsgruppe ist "Vor›¡t" (v. 15). – 37-42 Und gläubt ihr danno¡ ni¡t ~ Verlaub nit haben kan?] Vgl. Gedicht Nr. 110, v. 6. – 42 Verlaub] 'Erlaubnis'. – 43-48 Wolan! i¡ bin bereit: ~ ein treuer Zeuge seyn.] Vgl. Gedicht Nr. 110, v. 11f.
Text 112: An Silvien Uber seine Onma¡t. Sonnet. 116r/v T1 CXII.] CIX – 3 und (2. Position)] u. – 9 wann] wan – 12 Himmel] Him el Dieses und weitere Silvia-Gedichte erweisen, daß es im Frühjahr 1656 zu erneuten Aufenthalten Maria Catharina Rieters in Nürnberg und zu Begegnungen Birkens mit ihr gekommen ist. Mangels Kontextes sind genauere Angaben nicht möglich. Die dem Sonett zugrunde liegende Begebenheit – ein Schwächeanfall Birkens – muß sich bei einem Zusammentreffen abgespielt haben. Ein Druck des Sonetts ist nicht bekannt. 1f. Man sagt: ein Jungfer-Kuß ~ au# Onma¡t wiederbringen.] Bei Bächtold-Stäubli weder im Artikel 'Jungfrauen' noch im Artikel 'Kuß' nachgewiesen, auch nicht bei Wander. – 3-5 Jüng‰, al# mir Gei‰, und Sinn ~ Do¡ blieb ›e unvollbra¡t.] S. o. Das für das Sonett anlaßgebende Ereignis kann nicht weit zurückliegen, und es muß (ev. bei einer späteren Begegnung) darüber gesprochen worden sein, da auf eine Äußerung Silviens angespielt wird. – 8 so einen Siege#pra¡t] Das Nomen "Pra¡t" ('Triumph', 'Gepränge') verwendet Birken immer als Maskulinum; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 7 (1889), Sp. 2042. – 9-11 Zwar, wann ihr nämt auf eu¡ ~ üm die Glü¿seeligkeit.] Scherzhafte Rechtfertigung der zuvor (v. 58) beklagten Zurückhaltung Silviens, in Wirklichkeit ein Liebesbekenntnis. – 12-14 Wo ni¡t, so la‹e mir ~ einsamlen, in dem Leid.] Verkehrung der Rolle von Ärztin und Krankem: Nicht jene gibt, dieser holt sich in dieser Wunschphantasie das Heilmittel. – 13 in Abkra]] Im Zustand der Kraftlosigkeit; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 1 (1854), Sp. 64. Text 113: Uber Dianen Unwillen. 116v-117v T1 CXIII.] CX. (links auf dem Rand daneben C. (Funkion unbekannt)) – T2 Unwillen.] Unwillen – 9 2.] 2 (ebenso bei Str. 3, 5-9) – 45 entfunden] ent oberhalb von gestrichenem ge – 48 zu] durch Streichung aus zum – 57 wann] wan – 62 und] u. – 67 vonsammen] vonsam en – 72 i¡] durch Überschreibung aus i‰ Außer daß es im Frühjahr 1656 entstanden ist, läßt sich mit Sicherheit zu diesem Gedicht nichts feststellen. Vielleicht besteht ein Zusammenhang mit dem Gedicht Nr. 106; dann wäre es wie jenes wohl eine Auftragsarbeit. Ob aber der Besteller dann der Baron Georg Andre Schwab war (s. zu den Gedichten Nr. 62 und Nr. 63) und ob als Sprecher der Sylvander des Gedichtes Nr. 106 anzunehmen ist, muß hier wie dort offen bleiben. Auch von diesem Gedicht ist ein Druck nicht bekannt.
Gedichte 113 und 114, 1656
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2 der Unbe‰and] Die von der Fortuna (v. 6) bewirkte Unbeständigkeit aller Dinge. – 10f. daß i¡ seiner Heu¡el-gun‰, | seiner Untreu, hab getrauet!] "seiner" bezieht sich zurück auf "Glü¿e" (v. 6). – 19f. heute seh i¡ ümgekehret | a¡! de# Glü¿e# lei¡te# Rad.] Das Rad der Fortuna ist eines der häufigsten Motive der Emblematik; s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 1797, 1801, 1803f., 1806-1809. – 33 Kan i¡ mögli¡ au¡ erme‹en] 'Kann ich auch für möglich halten'. Eine rhetorische Frage. – 37-40 A¡! kont eu¡, von dem Verbre¡en, ~ ihr den Himmel werdt erwe¿en?] "Untreu" meint hier nicht Hinwendung zu einem anderen, sondern Mißachtung der Diana entgegengebrachten Treue. – 43-46 Hätt mi¡ do¡, ô Tod! getro[en ~ der die Herzen ma¡et lieben!] Der Tod und Amor sind als Schützen gedacht. Beide gemeinsam als Schützen kennt auch die Emblematik; s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 1581. – 49-64 Aber a¡! wohin verlenket ~ seiner Ma¡t zu zeigen denket?] Auf die Klage und Vorwürfe folgen Infragestellungen der eigenen Position durch den Sprecher: Diana könnte ihn auf die Probe stellen wollen (v. 53-56), Fortuna könnte die Übeltäterin sein (v. 61-64). – 59f. etwan i‰ ›e, al# i¡ sage, | milder gegen mir gewillt?] Syntaktische Inversion: 'Vielleicht ist sie milder gegen mich gestimmt, als ich hier behaupte'. – 65-72 Nun, e# sey! do¡ sol kein Leiden, ~ i¡ bleib eu¡, au¡ todt, ergeben.] Der Selbstinfragestellung folgt, aller Widrigkeit zum Trotz, ein durch doppelte Anrede (v. 66, 70) intensiviertes Liebes- und Treuegelöbnis.
Text 114: Thyr›# Tro‰Gesprä¡e mit der Filli#. 117v-119v T1 CXIV.] CXI – 7 2.] 2 (ebenso bei Str. 3-14, 22) – 51 Flamme] Flam e (ebenso 75 immer – 76 nimmer – 105 Flammen – 106 verdammen – 115 Kommet) – 52 bekennet] beken et – 58 da#] Kürzel; ebenso 73, 74, 84, 112 – 61 und] u. (ebenso 64, 78, 92 (2x), 93, 96, 99, 114, 122, 131) – 82 die i¡ ha‹e, vor mir sehe] kein Einzug – 88 au#zusagen] ev. au# zusagen – 91 der] Kürzel; ebenso 137 – 92 liebt] t überschrieben – 95 Leid] d überschrieben – 104 no¡] danach ein Buchstabe oder Satzzeichen gestrichen – 106 verdammen.] Punkt vor gestrichenem Doppelpunkt – 110 sü‹e] zweite Worthälfte durch Tintenfleck überlagert – 121 ein,] Tintenfleck oberhalb des Kommas; ev. infolge einer Streichung – 126 fremden] durch Streichung aus frembden – 126 Leid] d überschrieben – 129 meinen] erstes n überschrieben – 130 allso] ll verschmiert – 132 leid!] Rufzeichen überschrieben Wie für das Gedicht Nr. 113 läßt sich auch für dieses sicher nur feststellen, daß es im Frühjahr 1656 entstanden ist. Daß eine Protagonistin der bukolischen Szene Chloris heißt (v. 44ff.) und die Angaben zur Naturumgebung der Szene keine Anklänge an die Nürnberger Umgebung aufweisen, läßt daran denken, daß das Gedicht für Gottlieb von Windischgrätz geschrieben worden sein könnte. Auch des Protagonisten Thyrsis Klage, geliebt zu sein und auch zu lieben und trotzdem leiden zu müssen – wie Chloris auch, s. v. 67-72 –, würde dazu passen. Allerdings gibt es weder in Windischgrätz' Briefwechsel mit Birken noch in anderen Gedichten Hinweise darauf, daß der Name Thyrsis für Windischgrätz oder von ihm selbst verwendet worden wäre. Auch enthält der Briefwechsel keine Angaben, die sich
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zum Inhalt des Gedichtes sinnvoll in Verbindung setzen ließen; s. zu Gedicht Nr. 125. Es erscheint auch nicht in Windischgrätz' Sammlung 'eigener Gedichte'. So ist mit der Möglichkeit zu rechnen, daß Birken mit anderen Namen die eigene Situation behandelt hat (s. zu Gedicht Nr. 125) oder daß ganz andere, für uns nicht kenntliche Gegebenheiten behandelt werden. Das recht langatmige Gedicht besteht aus vier klar abgrenzbaren Abschnitten: Begegnung des klagenden Thyrsis mit der weinenden Fillis (v. 1-18); Thyrsis' mitleidige Fragen (v. 19-36); Fillis' Klagerede (v. 37-84); Thyrsis' Erwiderung, die trotz der Gedichtüberschrift kaum als Trostrede anzusehen ist, vielmehr Fillis' Klagen als gegenstandslos, das eigene Leiden dagegen als begründet darstellt (v. 85-137). Das Manuskript weist Besonderheiten auf. Es ist auf den beiden Schlußblättern eines der Teilhefte des Amaranten-Garte (117v, 118r/v: v. 1-78) und dem ersten Blatt des nächstfolgenden Heftes angebracht (119r/v: v. 79138). Das ist an der Bindung des Manuskriptbuches ebenso zu erkennen wie daran, daß Birken unten links auf der letzten Heftseite (118v) wie üblich die Gesamtzahl der in diesem Heft enthaltenen Verse notiert hat: "694." Die Eintragung des Gedichtes ist, wie der in den beiden Teilen sehr ungleichartige Schriftduktus zeigt, zu zwei verschiedenen Zeitpunkten vorgenommen worden, und zwar vor der Zusammenfügung aller Einzelhefte zu einem Band. Dies letztere ist daran zu erkennen, daß Birken die Zusammengehörigkeit der beiden Textteile bzw. der beiden Hefte – offenbar vor der Paginierung des Ganzen – unten links auf dem letzten Blatt des einen (118v) und unten rechts auf dem ersten Blatt des anderen (119r) durch das Zeichen + markiert hat. Die graphische Einrichtung der Strophen ist in den beiden Teilen unterschiedlich. Während im ersten (Str. 1-13) – von Str. 1 abgesehen, in welcher alle Verse linksbündig stehen – der jeweils erste Vers mitsamt der Strophenzahl eingerückt ist, stehen im zweiten Teil (Str. 14-23) die Eingangszeilen mit den Strophenzahlen wie der jeweils zweite, fünfte und sechste Vers linksbündig, die beiden Mittelverse mit zweisilbiger Kadenz dagegen eingerückt. Da dieses Anordnungsverfahren Birkens üblicher Praxis entspricht und seine Einführung im zweiten als Korrektur angesehen werden kann, wenden wir es der Einheitlichkeit des Erscheinungsbildes wegen auch für den ersten Gedichtteil an. Ein Druck des Gedichtes, das Strophenform und Reimfolge mit dem Lied Nr. 12, bei dem aber v. 4 auf zwei gereimte Verse aufgeteilt ist und der Reim b dreimal erscheint, gemeinsam hat, ist nicht bekannt. 1-6 Thyr›# gieng, vor kurzer Zeit, ~ der geheimen Herzen#pein.] Zum unspezifischen Schauplatz s. o. – 47f. wie i¡ ehmal#, a¡ der Zeit! | war die selb‰e Fröli¡keit.] Syntaktisch abhängig von "deine Chlori# zeugen kan" (v. 44); "Chlori#, deine meine liebe, | mit der i¡ gespiels¡a] übe," (v. 45f.) steht parenthetisch. – 48 die selb‰e Fröli¡keit] 'die Fröhlichkeit selbst'. Birken verwendet dieses adverbiale Pronomen häufig adjektivisch. – 49 Und, worauf bezieh i¡ mi¡?] "Und" (Satzanfang) schließt an v. 43f. an und wird in v. 50 weitergeführt; "worauf bezieh i¡ mi¡?" steht parenthetisch und schränkt die voraufgegangene Berufung auf Chloris (v. 43ff.) ein. – 52 zwar du ha‰ e# s¡on bekennet.] Parenthetische Unterbrechung der Sequenz v. 50-54. – 65 Revier] 'Umgebung'; s. Gedicht Nr. 1, v. 3. – 67-72 Deine s¡ön‰e Chlori# au¡, ~ ›e zur Frö-
Gedichte 114 und 115, 1656
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li¡keit erbat.] Daß trotz gegenseitiger Zuneigung keine Gemeinsamkeit zwischen Thyrsis und Chloris möglich ist, kann als Indiz für Zugehörigkeit des Gedichtes zum Bestand der Gottlieb von Windischgrätz gelieferten Arbeiten angesehen werden. – 76-78 J¡ bin jene Filli# nimmer, ~ Freud und Freyheit i‰ dahin.] Während Thyrsis trauert und klagt, weil trotz beiderseitiger Liebe (s. v. 67-72) keine Annäherung möglich ist, weint Fillis ihrer durch das Sicheinlassen auf eine Liebesbindung verlorenen Freiheit nach; s. v. 79-84. – 79 die i¡ vers¡enkt] Vorgezogener Relativsatz, abhängig von "die alte Freyheit" (v. 80). – 81f. in die i¡ gehe, | die i¡ ha‹e,] Vorgezogene Relativsätze, abhängig von "meine neüe dien‰barkeit" (v. 83).
Text 115: Auf meine# wehrten Ly›# Ho¡zeit mit seiner Edlen Ro›belle. 120r/v T1 CXV.] CXII. – 1 1.] 1 (ebenso bei Strophe 5) – 8 thauet] h aus r überschrieben; a oberhalb der Zeile wiederholt – 8 Himmel] Him el (ebenso 16, 24, 32, 40, 43, 48; ebenso 9 zusammen – 10 Liebe#flammen) – 12 und] u. (ebenso 18, 34) – 16 Thauet] ev. Thauet, – 19 verbiet] durch Streichung und Überschreibung aus verbitt – 29 fließe:] Doppelpunkt aus Komma überschrieben – 37 der] Kürzel Den Namen Lysis hat Birken in den Gedichten Nr. 86 und 93 für Matthäus Sassenhagen verwendet. Sassenhagen hat Birken in einem auf den 16.5.1656 datierten, in Lübeck ausgestellten Brief (PBlO.C. 295.1), dem einzigen, der sich in Birkens Archiv erhalten hat, zu seiner Hochzeit am 17.6.1656 eingeladen. Zweifellos ist das Gedicht Nr. 115 zu diesem Anlaß geschrieben worden. Birken hat auf dem Brief weder Empfangs-, noch Beantwortungsvermerk angebracht. Das Konzeptbuch PBlO.B.5.0.3 enthält aber zum 31.5.1656 diese Notiz zu einem Brief an Sassenhagen (81v/82r) – eine zu einem Brief vom 16.2.1656 (ebd., 71v-73r) war voraufgegangen, eine spätere gibt es nicht –: de‹en liebe#, war mir üm soviel lieber, weil e# von seiner Neuen liebe beri¡tete. Ein Ges¡enke behalte i¡ mir auf mein la¡ende# Glü¿ vor. | Einem mein# glei¡en, der dien‰loß i‰, ligt ob, na¡ Mitteln zu heurahten. bey Mitteln aber ligen gemeinigli¡ gro‹e Knüttel; Weibli¡e Herrs¡a[t Leib#- und Gemüt#mängel. Wer wolt ihm soviel Unglü¿# kau[en J¡ verlange irgend woher eine vocation. verre¡nende dien‰e wären am lieb‰en. da# la‹e mi¡ Gott ni¡t erleben. J¡ soll seiner Pfei[e au¡ na¡danzen. Empfehle ›e Göttli¡er gnädigen Obhut, zu allen Seelen- Leib#- und Hau#-ersprießli¡em Wohlwesen etc. Er bes¡were ›¡ au¡ mit keinen Titel etc. Das Gedicht ist daher wahrscheinlich am 31.5.1656 nach Lübeck abgesandt und kurz vorher verfaßt worden. Es hat Strophenform und Reimfolge gemeinsam mit dem zweiten eingelagerten Lied des Gedichtes Nr. 157, dem allerdings der Refrain fehlt. Ein Druck ist nicht bekannt.
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T3f. mit seiner Edlen | Ro›belle] Ebenso wenig wie der Name Lysis auf den realen Vor- oder Nachnamen Sassenhagens anspielt, tut dies der für die Braut verwendete Name. Im Einladungsschreiben teilt Sassenhagen mit, er gedenke die Ehe einzugehen mit der großEhr- und viel Tugentliebenden Jungfrawen Susanna Margareta Sehligen hern Amandi von Lin”en Für‰li¡en Niedersa¡›s¡en in 32 Jahr wolverdienten Ho[geri¡t# ProtoNotarij, au¡ Can”eley vnd Consistorial Secretarien na¡gelaßener To¡ter, au# er‰er Ehe von herrn Doctoris Martini Nordani dieser Kayserli¡en Freyen vnd de# Heyligen Rei¡# Stadt Lübe¿ au¡ sembtli¡er Hänse Städte ho¡betrawt gewesenen Syndici To¡ter Anna Sehligen erzeüget [...]. – 3 wüns¡et Glü¿ dem wehrten Paar!] Das Gedicht ist durchgehend als Anrede-Text gehalten. In der ersten Strophe (v. 3) ist die Hochzeitsgesellschaft ungenannt angeredet; in der zweiten sind es die "Liebe" (v. 9) bzw. die "Liebe#flammen" (v. 10), in der dritten "Leid und Trauren" (v. 18) und die Sonne (v. 20), in den noch folgenden Strophen Gott (v. 27, 33, 41). In allen Strophen, die im Refrain den jeweils dominierenden Zentralbegriff nennen, ist in diesem Refrain der Himmel angeredet. – 8 thauet Glü¿, ihr Himmel, thauet!] S. zu v. 3. Die variable zweite Refrainzeile spielt an auf Jes 45.8. – 12f. Nur, in Treu und Lieb zu ›egen, | sey ihr Kriegen:] Hier ist nicht, wie sonst häufig, der Liebeskrieg gemeint, sondern ein Wettstreit um den Sieg in Liebe und Treue. – 25f. Trie[en laß den güldnen Regen | deine Segen] Die Vorstellung des goldenen Regens aus dem Danae-Mythos (s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 1378f.) wird verbunden mit einer Anspielung auf Jes 45.8.
Text 116: Seine Unruh, im S¡la[. 120v T1 CXVI.] CXIII. – 2 au¡] Kürzel – 2 Jammer] Jam er – 3 gewinne] gewin e (ebenso 5 Wann) – 7 So] o überschrieben – 8 der] Kürzel Das Epigramm ist in der zweiten Hälfte des Jahres 1656 geschrieben worden. Es dürfte Birkens Seelenlage in jener Zeit – verliebt und geliebt und trotzdem unglücklich, geadelt und zum Comes Palatinus erhoben und trotzdem ohne Amt und Anerkennung – zum Ausdruck bringen. Versart, Kadenzen- und Reimfolge hat es gemeinsam mit den längeren Gedichten Nr. 3, 78 und 89 sowie mit den Epigrammen Nr. 211, 220, 231, 244, 258, 260 und 262. Ein Druck ist nicht bekannt. 7 So ‰erb i¡ lebendig, und muß halb todt ‰ät# leben] Vgl. das Gedicht 128 in der Sammlung der Windischgrätz-Gedichte (A. u. H. Laufhütte, 1994, S. 330f., 465f.). – 8 bi# seinem Bruder mi¡ der S¡la[ wird übergeben] Zur Vorstellung des Schlafes als Bruder des Todes s. Homer, Ilias 16. 663, 673.
Gedicht 117, 1656
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Text 117: An Dorili# und Silvia. Daß Sie an die Pegni” wiederkehren sollen. 121r/v T1 CXVII.] CXIV (überschrieben aus CXIII) – T2 und] u. (ebenso 6, 9, 10, 11, 17, 32, 36, 37) – T3 sollen] solle (ebenso 23 Auen) – 1 1.] 1 (ebenso bei Str. 6) – 3 kommt] kom t (ebenso 10, 12, 30; ebenso 6, 35, 48 kommet – 11 Himmel – 13 ge‰immet – 18 Stimme – 24 kommen – 26 Kommt) – 3 der] Kürzel; ebenso 23, 47 – 3 nieder] mit der-Kürzel; ebenso 21; ebenso 6, 7, 12, 30, 42, 48 wieder – 15 Lieder – 17 wieders¡all – 18, 24, 26, 36 wider – 27 kräuterglieder – 33 Brüder – 39 Lu[tgefider – 45 Seü[zerlieder – 9 seü[zt] zt überschrieben – 12 bringt] danach gestrichen ihre – 12 ihre] e nachträglich angefügt – 18 ihm] m aus r überschrieben – 19 Floren!] F aus g überschrieben; Rufzeichen aus Komma überschrieben – 19 Flora] Flor undeutlich überschrieben – 19 wartt] erstes t überschrieben – 20 neuen] u von durchgeschlagener Tinte überlagert – 20 Blumenrei¡] davor Anstrich zu einem anderen Anfangsbuchstaben gestrichen; Blu verschmiert – 21 laße] e oberhalb der Zeile; -en-Schlaufe am Wortende ungetilgt – 21 nieder.] Punkt aus Komma überschrieben – 23 Auen] e durch Überschreibung und Streichung aus gen – 31 in] i aus a überschrieben – 33 Kirs¡bäum'] u-Bogen überschrieben aus ü-Strichen – 39 da#] Kürzel Ein Anredelied mit variierender Refrainzeile am Ende der Strophen; erst zuletzt (v. 47) nennt sich der Sprecher. Bei Anordnung der Gedichte im Gedichtbuch in der Folge ihres Entstehens müßte dieses gegen Ende des Jahres 1656 geschrieben worden sein. Die Motivik der Strophen 4-7 läßt aber eher an Entstehung am Ende des Winters, in Erwartung des Frühlings, denken. Es ist jedoch sehr unwahrscheinlich, daß die zur Rückkehr nach Nürnberg aufgeforderten Damen, Dorothea Elisabeth und Maria Catharina Rieter, sich den Winter über in Frauenaurach aufgehalten haben sollten. Daher spricht tatsächlich viel für Entstehung im Spätherbst 1656. Wann Maria Catharina Rieter wieder nach Nürnberg bzw. nach Frauenaurach zurückgekehrt ist (s. zu den Gedichten Nr. 100 und 103), läßt sich mangels Kontextes nicht ermitteln. Gegen Ende des Jahres 1656 muß sie tatsächlich nach Nürnberg gekommen sein: Das Gedicht Nr. 119 setzt ihre Anwesenheit dort voraus. Das Lied Nr. 117 hat Strophenform und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 28, 88, 136, 141, 156 und 237 gemeinsam. Ein Druck ist nicht bekannt. 4f. die Aura¡ i‰ do¡ nur ein Ba¡, | rinnt selber unsrem Fluße na¡:] Die Aurach mündet nicht weit von Frauenaurach in die Regnitz, die schon vorher (bei Fürth) auf ihrem Weg in den Main die Pegnitz aufgenommen hat. Daß die Aurach der Pegnitz 'nachrinnt', bezieht sich – wertend – auf ihr späteres Einmünden. – 11f. und ma¡t zum Himmel diese Erd: | ja kommt bringt ihre Gottheit wieder.] Anklang an die für Gedichte bukolischen Charakters typische Motivik des Goldenen Zeitalters. – 16 der Gegenhall] Das hier personifiziert gedachte Echo. – 31-33 Die Linden in den Jnselthal, ~ darzu die Kirs¡bäum', ihre Brüder.] Vom Poetenwäldlein auf der Pegnitzhalbinsel, dem Schauplatz so vieler in Gedichten Birkens behandelter Vorgänge, ist die Rede; s. Gedichte Nr. 79, Nr. 80, Nr. 90, v. 1-12, Nr. 92, v. 36f., 161f.; u.
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ö. – 42 ohn eü¡ will keiner kehren wieder] 'kein Vogel' ist gemeint; Weiterführung von 38f. – 43f. Die Pegni” selber läü[t eü¡ na¡. | ›e su¡et eü¡ an eurem Ba¡] S. zu v. 4f.
Text 118: An die kleine Edle Silvia. 121v-122v T1 CXVIII.] CXV (überschrieben aus CXIV) – T2 Edle] oberhalb der Zeile; Einfügungsstrich – 1 1.] 1 – 2 der] Kürzel; ebenso 11, 21 – 6 und] u. (ebenso 24) – 21 Glieder] mit der-Kürzel – 21 weißer] ß aus s ergänzt – 31 wagt'] nach g Apostroph gestrichen Das an eine junge Verwandte der Familie Rieter gerichtete Lied, das von der angeblich schon wahrnehmbaren künftigen Schönheit und erotischen Ausstrahlung des Kindes handelt, muß Ende 1656 entstanden sein. Wer die Angeredete war, läßt sich mit einiger Sicherheit erschließen. "Bä#lein unsrer Silvien" (v. 5) deutet auf Verwandtschaft mit Maria Catharina Rieter. Von deren beiden Schwestern war eine, Philippina Jacobina, verheiratet (s. Laufhütte, 1991, S. 88). Tagebuchnotizen Birkens zum 8.6.1664, 4.10.1665, 14.11.1671 und 1.4.1677 lassen den Schluß zu, daß das im Gedicht Nr. 118 angesprochene Kind eine ihrer Töchter und – gleichnamiges – Patenkind Maria Catharina Rieters war (ebd., S. 92f.). Ein Druck des Liedes Nr. 118 ist nicht bekannt. 7 ›e lä‹t# ges¡ehn] Wenn das wörtlich zu nehmen ist, muß es eine Verständigung gegeben haben, was Anwesenheit Silviens in Nürnberg vor der oder zur Zeit der Gedichtentstehung wahrscheinlich macht. – 11 Marmorhöl] Schönheitsmetapher, zugleich Bild für die im unentwickelten Leib des Kindes noch verborgenen Gaben und Fähigkeiten. – 16 bli”ende Cometen] Metaphorische Bezeichnung der unberechenbaren, verstörenden Kraft, welche die Augen des Kindes künftig besitzen werden; vgl. Gedicht 143, v. 45-48, in der Sammlung der Windischgrätz-Gedichte (s. A. und H. Laufhütte, 1994, S. 365). – 35 bi‰ Cupido S¡we‰erlein,] "Cupido" ist genitivisch verwendet. – 37f. Deine Auglein, Bogen ›nd, | deine Bli¿e, Pfeile:] Ähnliche Metaphorik enthalten das Gedicht Nr. 88, v. 7-12, ferner die Gedichte 112, v. 1-6, und 143, v. 16-24, in der Sammlung der Windischgrätz-Gedichte (s. zu v. 16), S. 300, 364. – 45 S¡ein] 'Schönheit', 'Ausstrahlung'. – 46-48 neuer Lieb#-Planete! ~ du bi‰ ihr Magnete.] Verbindung und erotische Funktionalisierung zweier Vorstellungen: der astrologischen von den Planetenhäusern und der vom Magnetberg. – 49 Zier] 'Schönheit', 'erotische Ausstrahlung'.
Text 119: Auf Silvien Aderläße. 122v-123v T1 CXIX.] CXVI. – T2 Auf] danach Dorili# und gestrichen – 1 dem] ev. den – 2 der] Kürzel; ebenso 8 (2x), 18, 26 – 2 Freüden,] Freüden,, (erstes Komma durch Oberlänge der folgenden Zeile tangiert, deshalb neu gesetzt) – 5 Himmel] Him el (ebenso 43; ebenso 38 Kummer) – 6 und] u. (ebenso 13, 17, 18, 29,
Gedichte 119 und 120, 1656
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41, 44, 45, 49, 57) – 11 da#] Kürzel; ebenso 27, 32, 46; ebenso 21, 22 daß – 25 Kö¡er] mit er-Kürzel – 30 andern] mit der-Kürzel; ebenso 37 Ader – 43 Glieder – 51 Felder – 30 andern] Endungs-n oberhalb der Zeile in der Schlaufe des der-Kürzels – 31 geborgt] oberhalb des zweiten g ein Tintenfleck – 36 Leibe#hau#] ev. Leibe# hau# (ei aus ie überschrieben) – 39 Na¡barFlut] hb überschrieben; ar aus F überschrieben – 57 Gesundheit] G aus g überschrieben – 59 s¡enken] zunächst senken (¡ oberhalb der Zeile; Plazierungsstrich) Falls das mit der Jahreszahl 1657 markierte Gedicht Nr. 121 wirklich das erste in diesem Jahr entstandene in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte ist, müßte das Gedicht Nr. 119 trotz der Jahreszeitenmotive in den Strophen 1 und 9 gegen Ende des Jahres 1656 entstanden sein. Abermals ist Anwesenheit Maria Catharina Rieters zur Zeit der Abfassung des Gedichtes, das der Situation unmittelbar vor dem Eingriff gilt, in Nürnberg vorausgesetzt. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 40, 70, 109, 120, 122, 148, 152, 180, 183, 191, 196, 206, 230, 240, 257 (erster Bestandteil), 276 und 277 gemeinsam. Ein Druck ist nicht bekannt. T2 Aderläße] Singular; vgl. Gedicht Nr. 75, v. 28. – 7f. Diesen Tag, soll Freüde thauen, | Sylvien der Kron der Auen,] Entweder ist "Diesen Tag" in der Bedeutung 'An diesem Tag' verwendet und "Freüde" Objekt zum grammatischen Subjekt 'es', oder – wahrscheinlicher – Birken hat sich verschrieben, und es müßte "Dieser" heißen; dann wäre "Dieser Tag" Subjekt und "Freüde" Objekt. "Silvien" ist in beiden Versionen Dativ: 'für Silvia'. – 10f. au# den blauen Leib-Sa[iren, | die da# Haut-Alba‰er zieren,] Vgl. Gedicht Nr. 2, v. 37-42. – 19-30 Wo mag i”t Cupido ‰e¿en, ~ ihr thun, wie ›e andern thät.] Die Versetzung Cupidos in die Rolle des Baders ist ein – in v. 28-30 recht deutliches, wenn auch indirektes – Liebesbekenntnis. – 27 da# Lanzet] Die Lanzette war neben dem Schnepper das wichtigste Werkzeug des Baders beim Aderlaß. – 31 Nun! geborgt, i‰ nit ges¡enket!] Als Einleitung der mit der sechsten Strophe beginnenden Formulierung guter Wünsche scheint diese Redensart nicht sonderlich geeignet. – 39-42 Pegni”! deine Na¡barflut ~ in die See, da# s¡warze Blut.] Mit "Na¡barflut" ist nicht etwa ein der Pegnitz benachbarter Fluß gemeint, sondern sie selbst als dem fließenden Blut benachbart. Die Anredepassage bringt den Wunsch nach möglichst weiter Entfernung des mit Krankheitsstoffen belasteten dunklen Venenblutes zum Ausdruck. Die Pegnitz diente offenbar auch als Abwasserkanal. – 47 no¡] 'weiterhin'. – 49 Silvia heüt ruh und ra‰e!] Nicht Imperativ, sondern Optativ. – 55-57 Saget gute Na¡t dem Leiden! ~ und Gesundheit anfang seyn.] Vgl. v. 1-3. – 58 kränken] 'krank machen'.
Text 120: Von einer verehrten Henne. 123v-124v T1 CXX.] CXVII. – 1 1.] 1 (ebenso bei Str. 5) – 7 Butlein#] in oberhalb der Zeile – 10 und] u. (ebenso 14, 15, 36 (2x), 50) – 12 wieder] mit der-Kürzel; ebenso 22, 24 oder – 17 da] durch Überschreibung aus
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die – 19 Wa#] W aus B oder G überschrieben – 31 bekommen] bekom en (ebenso 32 vernommen – 37 2
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Kommt# – 51 Lamm – 54 Kamm) – 32 daß i¡#] i¡# daß – 32 vernommen] mit ver-Kürzel – 37 qualen] qvalen (mit u-Bogen über dem v) – 38 der] Kürzel; ebenso 54 – 55 Eyer:] Doppelpunkt aus Semikolon überschrieben – 57 Etwan] n aus # überschrieben Dieses scherzhafte Gedicht ist das letzte in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte der Jahrgangsgruppe 1656 zugeordnete. Es reagiert auf die Ankündigung des Geschenks einer lebenden Henne durch eine Dame von Stand (s. v. 3). Ob sich hinter dem Sprecher-Ich Birken verbirgt oder ob er für einen Unbekannten poetisch tätig wurde, läßt sich mangels Kontextes nicht ermitteln. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge gemeinsam mit den Gedichten Nr. 40, 70, 109, 119, 122, 148, 152, 180, 183, 191, 196, 206, 230, 240, 257 (erster Bestandteil), 276 und 277. Ein Druck ist nicht bekannt. 1-3 Wie man saget, eure Henne, ~ Nymfe, habt ihr mir verehrt.] S. o. – 7 Butlein# Fleis¡] Zur Bezeichnung 'Butlein' für das Huhn – vgl. v. 58 – s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 7 (1889), Sp. 2280. – 17 da] 'wenn', 'sofern'. – 27 Hünerläuß] Federlinge, Federläuse, Malophagae: auf Hühnervögeln schmarotzende Insekten; ev. auch Hühnerflöhe. – 31 Zipf] Die heute 'Pips' genannte Erkältungskrankheit der Hühner; die in v. 32-36 geschilderte Therapie erfüllt den Tatbestand sinnloser Tierquälerei. – 47 ja i¡ gehe mit der Lei¡e] Anspielung auf das Begräbnisritual. – 48 den Hafen] Die Pastetenform. – 52 der der wird ihr ‰rehlen] Vorgezogener Relativsatz, von "meinen Gö¿er" (v. 53) abhängig. Zum "Gö¿er" s. zu Gedicht Nr. 92, v. 384. "der wird ihr ‰rehlen" meint: 'der wird sie kämmen' (s. v. 54), 'der wird mit ihr umspringen'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 10, Abt. 3 (1957), Sp. 807f.
Text 121: Da# Feuer im S¡neeballen. 124v-125v T1 CXXI.] CXVIII. – 3 S¡alk] S¡alk' – 3 Tausendkün‰ler] ev. Tausend kün‰ler – 5 der (2. Position)] Kürzel; ebenso 17, 25, 40, 44 – 5 der (2. Position)] oberhalb der Zeile – 7 s¡limme] s¡lim e (ebenso 48 Flammen) – 10 und] u. (ebenso 14, 22 (2x), 25, 26, 33 (2x), 38, 52 (3x), 57) – 16 Bli”] B aus b überschrieben – 17 böße] ß aus s überschrieben – 19 fand:] ev. fand; – 21 Gethu] u überschrieben – 27 ieder] mit der-Kürzel; ebenso 36 weder – 28 tolle] t überschrieben – 29 gewann] gewan (ebenso 29 entrann – 47 Brennt – 50 brennend – 57 wann) – 34 ward] d oberhalb der Zeile – 44 brand] bra d (ebenso 52 bang) – 45 seyn,] Komma aus Fragezeichen überschrieben – 50 wodur¡] großer Silbenabstand; ev. wordur¡ – 51 glei¡t] l oberhalb der Zeile – 59 allein] danach größerer Abstand zur Markierung des Binnenreims – 60 Hel[er] mit er-Kürzel Durch die links neben der Gedichtnummer von Birken auf dem Rand angebrachte Jahreszahl "1657" ist das Gedicht als erster Bestandteil der entsprechenden Jahrgangsgruppe in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte zugewiesen. Andererseits ist es in der sechsten Tagzeit (S. 331-376) der Sammlung
Gedicht 121, 1657
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Pegne›# 1673 gedruckt worden (S. 366-368) und mit dieser Ekloge dem Jahr 1656 zugewiesen. Die Ekloge trägt den Titel (S. 331) Floridan# | Verliebter und Geliebter | Sireno. | MDCLVI. Geschrieben wurde sie zur Hochzeit des ehemaligen Schülers (S. 332): Dem | Wol-Edlen/ Ge‰rengen/ und Ve‰en | H. Paul-Albre¡t Rietern | von Kornburg/ | wie au¡ | Der Wol-Edlen und Viel-Ehren-|Tugendrei¡en | Jf. Annen Catharinen Löf-|felhölzin von Colberg/ | al# Wol-Adeli¡en Ho¡zeitern/ | widmet ›¡ | diese# S¡äfer-Gedi¡te/ | dur¡ | die Dien‰-hand | dero | Ergeben‰en | Floridan#. Das Gedicht ist ohne aufwendige Integration in das in der Ekloge gestaltete Geschehen eingefügt. Erzählt wird, wie durch intensive Aktivität des leibhaft unter den Schäfern auftretenden Cupido die als Sireno und Charitillis eingeführten Brautleute miteinander in Verbindung gebracht werden. Als man abends heimtreibt, singt Sireno ein Lied von seiner neuen Liebe (S. 364-366); danach wird das Lied Nr. 121 so eingeführt (S. 366): 43. Weil hiermit ihr Ru¿weg ›¡ no¡ ni¡t geendet hatte/ sange ein anderer S¡äfer/ den Weg zu kürzen/ folgende#/ vom Feuer im S¡neeballen. Der Inhalt des Liedes ist eine jahreszeitlich versetzte Parallele zu dem in der Ekloge gestalteten Geschehen ohne dessen hochzeitlichen Ausklang. Im Hirtengespräch der Ekloge wird es nicht kommentiert. Zum Bräutigam s. zu den Gedichten Nr. 64, 87, 90 und 91. Als Datum der Hochzeit wird von Biedermann (1748), Tab. CCCXXIX, der 15.4.1656 genannt. Da sich von der Vorlage des Pegne›#Druckes kein Exemplar erhalten hat (s. Meyer, 1928, S. 50f.; Garber, 1971, S. 233; ders., 1974, S. 318; ders., 1997, S. 177; Stauffer, 2007, S. 228f.) und jegliche Paralleldokumentation in Birkens Nachlaß fehlt, kann weder überprüft werden, ob dieses Datum korrekt ist, noch, ob die Vorlage der Pegne›#Fassung der Ekloge das ja von Birken selbst dem Jahr 1657 zugewiesene Gedicht Nr. 121 überhaupt enthalten hat. Es gibt – von der Möglichkeit einer fehlerhaften Jahresangabe hier oder dort abgesehen – zwei Möglichkeiten, die Jahresdifferenz zu erklären: Entweder ist die Ekloge zu der 1656 vollzogenen Hochzeit erst 1657 gedruckt worden und das Gedicht Nr. 121 gehörte gleich dazu, oder Birken hat das 1657 zu einem uns unbekannten Anlaß geschriebene Gedicht erst bei der Bearbeitung der 1656 gedruckten Ekloge für die Wiederveröffentlichung in der Pegne›# hinzugefügt. Daß das Gedicht gedruckt worden ist, hat Birken im Manuskript wie üblich vermerkt: Er hat den Text auf allen drei Seiten in Blattmitte senkrecht durchstrichen. Links gegenüber der Überschrift und den beiden Eingangsversen hat er auf dem Rand vermerkt: "Jn der | Pegne›#." Am Ende der ersten Zeile dieser Notiz steht die Ziffer "V"; s. zu Gedicht Nr. 44. Von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen, weicht der Pegne›#-Druck an den folgenden Stellen von der Manuskriptfassung ab: T1] fehlt – T2 Da# Feuer] Feuer – 1 S¡au] 1. S¡au – 13 iedem] jedem – 15 konde] konte – 16 Auglein] Aeuglein – 16 kond] kont – 26 ieden] jeden – 27 ieder] jeder – 30 dem] den – 36 kond] kunt – 37 s¡lau¡en] s¡lauhen – 51 gefallnen] gefallnem 1 S¡au, wie mit un# Cupido treibt sein Spiel.] Weder der / die Angeredete(n) noch der Sprecher sind kenntlich; das Pronomen "un#" / "unser" (v. 1f., 4, 8) ist verallgemeinernd verwendet. – 5 Der loße Dieb,
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der Gott der Lieb,] Nur in der Schlußstrophe (v. 59) des Manuskripts ist der Binnenreim durch größeren Abstand zwischen den Vershälften markiert. – 9f. Er zog, al# wie ein S¡äferknab, daher, | und ‰ellte ›¡ al# käm er ungefehr.] Ebenso verhält sich Cupido in der Handlung der Ekloge (vgl. S. 341-343). – 13-18 Der s¡öne S¡elm war iedem angenehm, ~ damit er Lö¡er in die Herzen grub.] Vgl. S. 344-347 in der Ekloge. – 23 partirte] 'praktizierte', 'versteckte'; s. Grimmsches Wörterbuch, Bd. 7 (1889), Sp. 1478. – 25 Le¿er] S. zu Gedicht Nr. 12, v. 43. – 31-36 Und, wa# no¡ mehr: ein jede# su¡te Raht ~ son‰ weder Kraut no¡ Pfla‰er hel[en kond.] Radikalisierung des immer wieder verwendeten Motivs der Verletzerin / des Verletzenden, der / die zugleich Arzt ist; s. zu Gedicht Nr. 12, v. 62f., u. ö. – 39f. da wurd e# kundt wer dieser Bub gewe‰, | der S¡merzen so in Herzen hinterlä‹t.] Vgl. S. 359-361 in der Ekloge. – 43 Vor andern einer ›¡ getro[en fand.] Im Kontext der Ekloge muß diese Andeutung auf Sireno / Paul Albrecht Rieter bezogen werden; im isoliert stehenden Gedicht bleibt Cupidos Opfer unbenannt. – 49-54 Du bi‰ (spra¡ er zu seiner S¡äferinn) ~ hil[ mir, son‰ muß i¡ ‰erben diese Stund.] S. zu v. 31-36. Auch das weibliche Opfer bleibt unbenannt. – 55-60 Jhr Leibe# S¡nee hat mi¡ gezündet an: ~ Ei#kalter Tod, dein Pfeil mein Hel[er seyn.] Nach der Anrede an die Geliebte in der voraufgehenden Strophe bricht die Rede unvermittelt um und macht sie zum Gegenstand. In beiden Schlußstrophen (v. 50, 55) ist der Kontrast 'Schnee : Feuer', auf dem das Gedicht beruht, in oxymorischen Formulierungen präsent.
Text 122: An Silvien: Die verantwortete Anklag. 125v-126v T1 CXXII.] CXVIIII. – 1 der] Kürzel; ebenso 2, 18, 42, 49 – 4 spazirte] durch Streichung aus spazierte – 5 und] u. (ebenso 6, 8, 14, 57) – 7 Wie] 2. Wie – 7 wann] wan – 8 übermahlen] ev. über mahlen – 11 Augenweide,] nach dem Komma ein Zeichen unbekannter Funktion – 18 Himmel#plan] Him el#plan (ebenso 28 ver‰ummen – 29 vernommen – 40 Blummenga‹en) – 18 Himmel#plan] ev. Himmel# plan – 21 zu man¡] dazwischen Worttrennungsstrich – 27 galte] g überschrieben – 37 Haben] H überschrieben – 38 Hau#ge›nde] ev. Hau# ge›nde – 40 Blummenga‹en] ev. Blummen ga‹en – 42 Arme] A überschrieben – 46 wiß] i überschrieben – 50 seinen] -en-Schlaufe aus r überschrieben – 55 Lieder] mit der-Kürzel Dieses in seiner Heftigkeit einzigartige Silvia-Gedicht dürfte im Frühjahr 1657 entstanden sein. Es ist an die immer noch in Nürnberg anwesende (s. v. 3f.) Maria Catharina Rieter gerichtet, deren abermalige Abreise aber offenbar nahe bevorstand (s. v. 43-48), und reagiert auf eine Birken offenbar zugetragene Bemerkung von ihr, er dichte nicht mehr (v. 27-30). Birken stand damals schon in den komplizierten Verhandlungen, die schließlich im Frühjahr 1658 zu seiner Heirat führten und ihn zum – vorübergehenden – Wegzug von Nürnberg nötigten; dies Letztere wird hier schon angedeutet (v. 49-51). Zum Zusammenhang insgesamt s. Laufhütte, 1991, S. 108-110. Zwischen dem Sprecher-Ich (v. 13, 15, 25) und dem Redegegenstand Floridan, der sogar mitleidig angeredet wird (v. 31), ist im Gedicht unterschieden. Daß die Anrede an Silvia (v. 31ff.) nicht Floridan als Sprecher zugewiesen ist, gestattet
Gedichte 122 und 123, 1657
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überhaupt erst die Heftigkeit der Verwünschung (v. 46-48) und die Zorngebärde der letzten Strophe (v. 55-60). Der Text ist nicht in einem Zug eingetragen worden; der Schriftduktus von v. 40 an unterscheidet sich stark von der voraufgehenden Passage. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge gemeinsam mit den Gedichten Nr. 40, 70, 109, 119, 120, 148, 152, 180, 183, 191, 196, 206, 230, 240, 257 (1. Bestandteil), 276 und 277. Ein Druck ist nicht bekannt. T2 verantwortete] 'beantwortete', 'zurückgewiesene'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 12, Abt. 1 (1956), Sp. 79f. Das Wort begegnet bei Birken öfter in dieser Bedeutung. – 3 jüng‰hin an den Pegni”‰rand] S. o. – 7 Aurora] Genitiv. – 13 Sonne, hört' i¡ ›e au¡ nennen] S. o. – 15-18 ja i¡ sage, wel¡er kan ~ na¡ der Sonn am Himmel#plan.] Reflex der eigenen Wertschätzung Silviens und der Vergeblichkeit der auf sie gerichteten Hoffnungen Birkens. – 19 Corallen-Klippen] Von Birken häufig verwendetes Oxymoron, das die kostbare Schönheit des Mundes und die unerbittliche Härte der Geliebten zugleich andeuten soll. – 22-24 A¡ wa# höfli¡-liebe# Spre¡en ~ ihre s¡öne Rede-pfort.] "erbre¡en" ist in der Bedeutung 'öffnen' verwendet; "Spre¡en" ist Subjekt, "Rede-pfort" Objekt. – 25f. Unter andern hört' i¡ sagen, | über einen S¡äfer klagen] Verkürzte AcI-Konstruktion: 'daß sie über einen Schäfer geklagt habe'. – 36 hör‰ e# ni¡t] Versehen Birkens: Der Reimkorrespondenz mit v. 33 wegen müßte es "nit" heißen. – 37-39 Haben dir dann nit die winde, ~ seine Seü[zer zugeführt?] "winde" ist Subjekt, "Hau#ge›nde", Metapher für "Seü[zer", Objekt. – 43-45 Nun wil‰ du, wa# soll man sagen? ~ weiß ni¡t wa# vor einen Sinn.] Anstelle des üblichen Reisewunsches eine Verwünschung: eine erstaunlich heftige Reaktion. – 49-54 Er der Hirt, na¡ deinen S¡eiden, ~ wann du di¡ davon gema¡t?] S. o. – 55-60 Weil, du Jnhalt seiner Lieder, ~ hab dir diß zum Unterpfand.] Das von Silvia beklagte vermeintliche Verstummen Floridans, zuvor (v. 31-36) als Ergebnis lediglich ihrer Unaufmerksamkeit erwiesen, wird nun als wirkliches und als Konsequenz aus ihrer Entfernung angedroht. Die Zornesgeste (v. 57-60) ist wie die Verwünschung (v. 46-48) singulär im Corpus der Silvia-Gedichte.
Text 123: Der Rosen-Raub. 126v-128r T1 CXXIII.] CXX. (durch Streichung aus CXIX.) – 1 1.] 1 (ebenso bei Str. 2, 5 und 11) – 5 die] d verschmiert – 9 2] überschrieben – 9 Sie] S aus s überschrieben – 14 au#] überschrieben aus vor (?) – 16 Rosemund] durch Überschreibung aus Rosenmund (ebenso 24, 67) – 20 der] Kürzel; ebenso 66, 73, 96 – 21 prangte] p überschrieben – 24 Rosemund] n verschmiert – 30 ihr] r aus m überschrieben – 34 und] u. (ebenso 38, 51, 65, 89) – 36 waar] zweites a überschrieben – 36 ma¡t] c unterhalb eingefügt – 37 da#] Kürzel; ebenso 76, 93 – 45 bi‰] b überschrieben – 48 Rosemund;] Semikolon undeutlich; ev. Komma – 49 so] o überschrieben – 49 dir] d aus n überschrieben – 50 vergonnt] o aus u überschrieben; ebenso bei 52 kond – 56 Rosemund!] Rufzeichen überschrieben – 58 Diß] D überschrieben – 61 Fund] un über-
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Apparate und Kommentare
schrieben – 63 mi#gunnt] mi#gun t – 68 wieder] mit der-Kürzel – 75 gebührt] g überschrieben – 89 er] er' – 90 legt'] t überschrieben – 93 hinfür] in überschrieben – 94 abzurauben] ev. ab zu rauben Das Gedicht muß im Frühjahr 1657 entstanden sein. Mit dem gleich zu Beginn und im Refrain der Strophenschlüsse genannten Namen Rosemund für die Protagonistin bezeichnete Birken in den Absendervermerken ihrer an ihn gerichteten Briefe (PBlO.C.371.1-3) eine Verwandte seiner späteren Ehefrau, Dorothea Rosina Volkmann, geb. Drosendorf, die Gattin des Bayreuther Juristen und Regierungsbeamten Adam Volkmann (1616-1664), dessen Korrespondenz mit Birken vollständig erhalten ist: PBlO.C.369; C.24.37. Zweifellos ist in diesem Gedicht von Frau Volkmann die Rede. Sie hielt sich öfter zu Verwandschaftsbesuchen in Nürnberg auf und hat, zusammen mit Birkens älterer Stiefschwester Eva Maria Höschel (geb. 1613), 1657 eine wichtige Rolle bei der Anbahnung des Kontaktes zu Birkens späterer Ehefrau gespielt (s. Laufhütte, 1991, S. 111f., bes. Anm. 108). Anläßlich eines Besuchs Frau Volkmanns in Nürnberg dürfte es zu der für uns in ihren Einzelheiten nicht kenntlichen Begebenheit gekommen sein, die diesem scherzhaften Refrainlied zugrunde liegt. Wahrscheinlich ist es mit dem einzigen in seinem Nachlaß erhaltenen Brief Birkens an Frau Volkmann vom 24.9.1657 (WuK. Bd. 10, Brief Nr. 14) dieser zugesandt worden. Der Brief enthält in der Nachschrift diese Passage: Glei¡ im Zus¡ließen kommt mir inligend# unter die hand, wel¡e# i¡ vermeynt daß e# s¡on vor etli¡en wo¡en übers¡i¿t wäre, und beliegen blieben i‰. Habe e# glei¡wol beylegen wollen. die Rosen-anforderung dör[t au¡ bald wieder redend werden." Der letzte Satz dürfte sich auf die Begebenheit zurückbeziehen, die dem Gedicht Nr. 123 zugrunde liegt. Ein Druck des Gedichts ist nicht bekannt. 1-4 Rosemund ›¡ jüng‰ befand, ~ üm die s¡öne Rosen Zeit.] S. o. Ob bei der Namenwahl Philipp von Zesens 1645 erschienene Adriatis¡e Rosemund eine Rolle gespielt hat, läßt sich nicht ermitteln; wahrscheinlicher ist eine Ableitung aus Frau Volkmanns zweitem Vornamen. – 12 Carme›n] Frz. Carmoisin: 'Röte'. – 22 Lo›eret] 'plaziert', 'untergebracht'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 6 (1885), Sp. 1197. – 41 Diß ein S¡äfer wurd gewar.] Erst in v. 69 wird kenntlich, daß dieser Schäfer Floridan war. – 53-56 drauf er ›e nahm zu ›¡, ~ tru” Rosemund!] Was mit dieser antinaturalistischen Rettungs- und Konservierungsaktion (s. auch v. 57-64) gemeint und was wirklich geschehen ist, läßt sich nicht ermitteln. – 65f. und ›¡ | mit der Rose ma¡te krauß] Das Grimmsche Wörterbuch, Bd. 5 (1891), Sp. 2091, verzeichnet für das Lemma 'sich kraus machen' die Bedeutungen 'sich sträuben', 'widerborstig sein', 'sich unwirsch zeigen'. Hier ist eher von der Bedeutung 'sich mit der Rose unsinnig gebärden' auszugehen. – 90 legt' er seinen wahren Mund] 'legte er seinen Wahrheit sprechenden Mund'; Rückbezug auf den Schwur (v. 89).
Gedichte 124 und 125, 1657
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Text 124: An Silvien, bey übersendung eine# Blum Strauße#. 128r/v T1 CXXIV.] CXXI. – 1 ges¡wind,] Komma unsicher; ungewöhnlich tiefe Plazierung – 3 und] u. (ebenso 12, 23, 24, 26, 30, 31, 32) – 5 Hirt] überschrieben; Schlußteil des ursprünglichen längeren Wortes gestrichen – 7 TrauerStand] TrauerSta d – 8 wiederkun[t] mit der-Kürzel; ebenso 20, 27, 31 wieder – 10 Nahme] N aus S überschrieben – 14 Mein#] durch Überschreibung aus Meine# – 14 da#] Kürzel; ebenso 28 – 16 Flammen] Flam en (ebenso 22 Trümmlein – 27 Kommt) – 17 Kräuter] ev. Kräüter – 18 der] Kürzel – 21 Jndeß] ß aus # überschrieben – 32 verkehr] mit ver-Kürzel Das im Frühjahr oder Sommer 1657 entstandene Gedicht setzt Abwesenheit Maria Catharina Rieters voraus und bezieht sich insofern indirekt zurück auf das Gedicht Nr. 122, in welchem (v. 43ff.) von Silvias Vorsatz, Nürnberg zu verlassen, die Rede war. Ob es einen äußeren Anlaß für die Blumensendung – wohl nach Kalbensteinberg (s. zu Gedicht Nr. 79) – und die mit der Bitte um Wiederkehr (v. 20, 27, 31f.) verbundene Liebeserklärung gab, etwa einen der sommerlichen Marienfesttage, läßt sich nicht ermitteln. Ein Druck des Liedes, das Strophenform und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 59, 108 und 134 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. 2 ô Silvia, mein au#erwehlte# Kind] Wie v. 11, 15f. und 24 eine sehr direkte Liebesbekundung. – 5f. Wa# fang i¡ an, i¡ halb ge‰orbner Hirt? | mein bä‰e# Theil habt ihr mit weggeführt.] Die Bildlichkeit vom entführten bzw. getauschten (s. v. 27f.) Herzen, die dieses Gedicht durchzieht, verwendet Birken mehrfach in den Silvia-Gedichten (s. Gedichte Nr. 126; Nr. 127, v. 20, 31f., 55f.; Nr. 128, v. 38-40; Nr. 129, v. 18f.; Nr. 130, v. 6f.; Nr. 132, v. 55-60; Nr. 134, v. 36-40), aber auch sonst, z. B. in den Gedichten Nr. 52, v. 25-32; Nr. 62, v. 100-108. – 7f. Seht hier ein Bild von meinem TrauerStand! | Zur wiederkun[t verbind' eü¡ diese# Band.] Bild des Trauerstandes ist, wie die folgende Erklärung (v. 13-24) zeigt, der Strauß insgesamt, speziell aber das schwarze Band (v. 23), das ihn zusammenhält. – 16 in Flammen eurer Zier] 'in von eurer Schönheit verursachten Flammen'. – 24 weil meine Lieb und Ho[nung ›nd in Noht] Der Liebe gilt die vierte Strophe (v. 13-16), der Hoffnung die fünfte (v. 17-20); Bekundung der Not ist das ganze Gedicht. – 29-32 Zieh hin, ô Band ~ in klaren Tag verkehr.] Zur Schlußanrede an den als Boten gedachten Gegenstand s. die Gedichte Nr. 54, 57, 69, 89, 103.
Text 125: An die Chlori# Verzweifelte# Tod#verlangen. 128v-130r T1 CXXV.] CXXII. – 1 1.] 1 (ebenso bei Str. 2) – 1 der] Kürzel; ebenso 7 (1. Position), 27 – 13 Grimm#] Grim # (ebenso 59 Himmel – 78 Zimmer – 79 nimmer) – 14 auf] f aus ¡ überschrieben – 22 und] u. (ebenso 26, 31, 54, 80, 84) – 31f. S¡ön‰e, eü¡ und mi¡: | wer bin al#dann i¡?] nicht eingezogen; ebenso 73 wa# die Sorg an mir – 80f. fühlen Ang‰ und Leid. | Thür zur Seeligkeit! – 36 Weder] mit derKürzel – 38 da#] Kürzel – 40 Bey] ey überschrieben – 43 7. Chlori#] davor ungetilgt zu weit links pla-
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Apparate und Kommentare
zierter Ansatz zur Ziffer 7 – 46 i¡] ¡ überschrieben – 48 da#] # aus ß überschrieben; ebenso 69 – 60 Tode#bahn] ev. Tode# bahn – 69 und] u überschrieben Die Verwendung des Namens Chloris für die im Gedicht Angeredete läßt wie beim Gedicht Nr. 114 die Vermutung zu, dieses Lied könnte für Gottlieb von Windischgrätz geschrieben worden sein. Doch wie schon beim Gedicht Nr. 114 bietet der Birken-Windischgrätz-Briefwechsel keine Möglichkeit, es einer bestimmten Situation zuzuordnen. Auch dieses Gedicht erscheint nicht in Windischgrätz' Sammlung. Die wie im Gedicht Nr. 114 vorausgesetzte Konstellation – Liebe und Gegenliebe ohne Aussicht auf eine Verbindung – paßt so gut zu Birkens damaliger Situation, daß auch – wie dort – an eine durch die Namenwahl verfremdete Darstellung eigener Bewandtnisse zu denken ist. Aber auch eine Auftragsarbeit für einen uns unbekannten Besteller ist nicht auszuschließen. Ein Druck ist nicht bekannt. 5-7 Hört no¡ einmal an ~ der ›¡ naht der Tode#bahn.] Zugrunde liegt die uralte Vorstellung, der Schwan singe vor seinem Tod (Vergil, Ecl. 9, v. 29; Horaz, c. 4. 3, v. 20; Ovid, Metamorphosen. 5, v. 387). Schon in der Antike bezeichnet deswegen der Schwan den Dichter. In Birkens Briefen und Gedichten begegnet das Schwanen-Bild immer wieder. – 8-11 A¡ i¡ bin die S¡eibe, ~ seine Pfeil zumahl.] Fortuna erscheint hier sowohl in der Rolle des Jupiter tonans und derjenigen des Cupido, der Sprechende als wehr- und hilfloses Opfer, dem Klageton des Ganzen entsprechend. – 13 seine# Grimm# Figur] 'ein Abbild seines Grimms'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 3 (1862), Sp. 1630. – 18 da i¡ Tro‰loß bin] Vgl. Gedicht Nr. 114, v. 102. – 19 muß mir bilden ein] 'muß ich mir vor Augen führen'. – 41 de‹en Gränzen] "de‹en" bezieht sich zurück auf "diß mein Elende" (v. 37). – 43-45 Chlori#! meine Sage ~ über eüre Lieb:] Vgl. v. 50-52; vgl. Gedicht Nr. 114, v. 45, 67-70, 103f. "meine Sage" meint: 'meine Rede'. – 57-63 S¡ön‰e! la‹t# ges¡ehen, ~ alle Freüd mißgönnet mir.] Die Bitte um Einverständnis der Geliebten mit dem Todeswunsch des vergeblich, aber unwandelbar treu Liebenden ist im petrarkistischen System der Inbegriff des Liebesgeständnisses. Eine recht drastische Variante erscheint v. 71-77. Die Bitte um Gewährung des erwünschten Todes wird allerdings an Gott gerichtet (v. 64-70). – 78 O glü¿seelig# Zimmer] Das Grab ist gemeint.
Text 126: An Silvia: Von seinem ihm von ihr entwandten Herzen. 130r-131r T1 CXXVI.] CXXII – T3 seinem] m aus n überschrieben – 4 und] u. (ebenso 34, 35, 45, 48, 51, 58, 66, 86, 89) – 10 unverholen:] Doppelpunkt aus Komma überschrieben – 12 wider] mit der-Kürzel; ebenso 47 wieder – 23 der] Kürzel; ebenso 56, 65, 73 – 28 nimmer] nim er – 51 zubleiben] ev. zu bleiben – 67 12.] 12 – 69 mi¡#] ¡ überschrieben – 74 al# dann woll meine Noht] von hier an erheblich kleinere Schrift, um den Rest des Textes auf der Seite unterzubringen – 80 behaltet] lt überschrieben
Gedicht 126, 1657
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Wann genau in der Mitte oder der zweiten Hälfte des Jahres 1657 dieses Gedicht geschrieben worden ist, läßt sich nicht bestimmen. Trotzdem ist es gut zu situieren: Maria Catharina Rieter muß – ob durch ihn selbst oder von anderen, wissen wir nicht – von Birkens Bemühung um eine Verbindung mit der Witwe Margaretha Magdalena Mülegk, geb. Göring (1610-1670), erfahren und Zweifel an der Aufrichtigkeit seiner Liebes- und Treuebekundungen geäußert haben. Birken hatte seine spätere Ehefrau, die in erster Ehe (1636-1646) mit dem Creußener Pfarrer Magister Johannes Dambach verheiratet gewesen war, in zweiter (1647-1655) mit dem Juristen Dr. Johannes Mülegk, der zunächst in Nürnbergischen, dann in Fürstlich-Brandenburgischen Diensten gestanden hatte, im Frühjahr 1657 kennengelernt, als sie sich, selbst in Bayreuth wohnhaft, zur Regelung von Nachlaßangelegenheiten in Nürnberg aufhielt, und sich sogleich um sie bemüht. Wie besonders in v. 31-34 und v. 67-70 deutlich wird, hatte Silvia auch Kenntnis von Birkens Plan, zu näherer Verständigung mit Frau Mülegk nach Bayreuth oder nach Creußen zu reisen, wie mehrere Briefe Frau Mülegks an ihren Vater Simon Göring (1583-1661), den Bürgermeister von Creußen – PBlO.C.23.26a (10.7.1657), C.23.27 (18.7.1657), C.23.28 (10.8.1657), C.23.35 (Anfang September 1657) – bekunden. Birken hat die mehrfach terminierte Reise immer wieder aufgeschoben und Frau Mülegk schriftlich Ende des Jahres 1657 von einem unüberwindlichen Hindernis einer Verbindung mit ihr berichtet, nämlich einer Verpflichtung Silvia gegenüber. Davon wissen wir durch einen Brief Frau Mülegks an Birkens Halbschwester Eva Maria Höschel vom 8.12.1657 (PBlO.C.23.37). Erst im ersten erhaltenen Brief Birkens an Frau Mülegk – nicht dem ersten, den er an sie gerichtet hat – vom 17.12.1657 (PBlO.C.24.6.1) hat Birken dieses – inzwischen abgetane – Hindernis erklärt: Belangend die Zweyte Hinterniß, und die andre liebe Person, so haben seitdeme mit derselben ›¡ no¡ ein paar Um‰ände gefunden, wel¡e meine Eheli¡e Verknüpfung mit derselbigen zur gänzli¡en Unmögli¡keit ma¡en. Worau# nun abzunehmen, daß e# Gotte# Wille ni¡t i‰, und dannenhero au¡ lieb-erwehnte Person nohtwendig auf andre Gedanken kommet. J‰ also an dem, daß mit diesem alten Jahr zuglei¡ mein alte# Gelübde aufhören wird, und mit dem neuen Jahr ein neue# Gelübde anfahen kan. Weiln nun Meine Ho¡geehrte Frau, wie oben geda¡t, die jenige liebe Person i‰, deren i¡, na¡ erlangter Freyheit, am lieb‰en mi¡ eigen zu ma¡en verlangen soll: So i‰# an deme, deroselben meine Person, vor einer andern, zu einem EheFreund und Liebe#diener aufzutragen. Als das Gedicht Nr. 126 geschrieben wurde, war es bis zu dieser Erklärung noch weit. Es gehört – wie noch mehrere folgende – in die Zeit, in welcher Birken die Reise "auf# gebirg" (v. 34) – ihre erste Erwähnung enthält Frau Mülegks Brief an ihren Vater vom 10.7.1657 (s. o.) – plante und immer wieder aufschob. Welche neuen Umstände seine Hoffnung auf eine Verbindung mit Silvia schließlich beendeten, wissen wir nicht. Im übrigen herrschte die Klarheit, welche der zitierte Text suggeriert, keineswegs; s. Laufhütte 1991, S. 110-130. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 106, 111 und 161 gemeinsam. Ein Druck ist nicht bekannt.
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Apparate und Kommentare
1-6 Wa# i‰ e# daß ihr mir, ~ daß ihr mi¡ so betrübt?] Auf Silviens Vorstellungen (s. o.) reagiert Birken nicht etwa mit Rechtfertigungserklärungen, sondern mit Gegenvorwürfen: Von seiner, nicht ihrer Betrübnis ist die Rede. – 7-12 S¡on lang e# i‰, daß ihr ~ eü¡ wider ab gediebt.] Wahrscheinlich hat eine Formulierung in Silviens Reaktion – Brief, mündliche Äußerung? – Birken die Herzensbildlichkeit nahegelegt, die von der Überschrift an das Gedicht beherrscht. Der in der ersten Strophe angeschlagene Ton des Vorwurfs wird, wenn auch in scherzhafter Abwandlung (v. 9, 12) beibehalten. – 13-24 Jhr habt e#, denkt mein Sinn, ~ ein Körblein hänget an.] Genaue Umkehrung der Vorhaltungen und Verdacht, vielleicht nur gespielt, es gebe einen Nebenbuhler, wie Birken schon im März und April 1655 Gottlieb von Windischgrätz gegenüber behauptet hatte; s. Konzepte Nr. 36, Z. 9-14; Nr. 39, Z. 8-13, im Birken-Windischgrätz-Briefwechsel (WuK. Bd. 9, S. 319, 322). – 25-30 Wa# werd i¡ leider nun, ~ wo s¡webt#? in wa# Refier?] Zum Vorwurf gehört die auf Provokation von Mitleid ausgerichtete Vorführung von Hilflosigkeit. – 31-36 Jhr sagt: a¡ sagt e# ni¡t! ~ wa# i¡ nit weiß no¡ fühl.] S. o. Eine Herzensneigung zu der anderen Ehestandskandidatin wird ausdrücklich bestritten. Das trifft, obwohl Birken die Kontaktherstellung ja selbst betrieben bzw. gebilligt hatte, insofern zu, als ihm vor allem der Aspekt einer Versorgungsheirat wichtig war, wie die Konzepte seiner Briefe an den Bruder Christian Betulius deutlich zeigen; s. Laufhütte, 1991, S. 121f. – 37-42 Wie solt i¡ senden ab, ~ mein Herze habet ihr.] Pathetische Bekräftigung des in der voraufgehenden Strophe Erklärten. – 43-54 Wann e# ja mit Verdruß ~ bey eü¡ e# danno¡ s¡webt.] Trotz der heftigen Zugehörigkeitserklärungen ist die Reise "auf# gebirg" (v. 34) offenbar nicht widerrufen; s. auch v. 61-66. Sie wird als 'ultima ratio' deklariert (v. 44), aber auch für diesen Fall wird Unerschütterlichkeit der Liebesbindung behauptet (v. 53f.). – 45 i‰# eü¡ ein La‰ und S¡merze] Bestandteil des doppelt eingeleiteten (v. 43f.) Konditionalsatzes. – 46-48 gebt da# vera¡te Herze, ~ und jagt mi¡ dann von hier.] Durch die folgende Strophe ist diese Aufforderung als das Gegenteil provozierende Scheinaufforderung gekennzeichnet; "von hier" bedeutet: weg von Nürnberg, und dazu kam es ja auch. – 53 ob ihr ihm Urlaub gebt:] 'auch wenn ihr es verstoßt'. – 61-66 Gebt dann, ô Edle# Herz, ~ bey eü¡ wohnt Herz und Sinn.] Silvia soll zu einer Konstruktion raten, d. h. ihr zustimmen, die in Str. 10 (v. 55-60) vorbereitet worden war: der Körper des Sprechers reist zur Vorbereitung einer Verbindung, die, ohne das Herz eingegangen, das "fin‰re Grab" (v. 60) bedeuten würde; "Herz und Sinn" (v. 66) aber bleiben bei Silvia. – 67-72 Befehlt mir, wie ihr solt. ~ al# wie in# Elend gehn.] Der in der voraufgehenden Strophe erbetene Rat wird hier zum Befehl umgedeutet, dem der Sprechende sich fügen will. Schon die quantitative Ausgestaltung der beiden Optionen (v. 69: 70-72) zeigt, welcher 'Befehl' erwartet wird. – 73-90 Der Tod, der liebe Tod, ~ ô Göttinn, ‰ät# üm eü¡.] Das für den – erwarteten – Fall der Zustimmung Silviens bevorstehende 'tote Leben' (v. 76) soll durch den baldigen Tod beendet werden und die hier verhinderte Gemeinschaft im Jenseits ermöglichen.
Gedicht 127, 1657
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v r Text 127: An Silvien, uber da# ihm von ihr verehrte Doppel♡ ♡. 131 -133 T1 CXXVII.] CXXIII. – T3 uber] b nachträglich erhöht; ebenso bei 29 Leben – 57 lebet – 72 ab‰ehn – 5 der] Kürzel – 7 2.] 2 (ebenso bei Str. 3-18) – 30 Kummer] Kum er (ebenso 37, 77 zusammen – 77 Flammen) – 41 da#] Kürzel; ebenso 42 – 54 wann] wan (ebenso 59 trennen) – 66 und] u. (ebenso 80, 86, 87, 92) – 89 verderben] mit ver-Kürzel – 96 hinmeyt] t überschrieben Auch dieses Gedicht ist in der zweiten Hälfte des Jahres 1657 entstanden, anläßlich eines Wiedersehens mit Maria Catharina Rieter, zu dem es sicher in Nürnberg gekommen war und das zu einer Wiederbelebung der Hoffnungen Birkens auf eine Verbindung mit ihr geführt hatte. Trotz der gemeinsamen Herz-Motivik ist das Gedicht intentional ganz anders ausgerichtet als das unmittelbar voraufgehende Lied Nr. 126. Es dürfte in zeitlicher Nähe zu der im Spätherbst 1657 erfolgten Absage an die Witwe Mülegk (s. zu Gedicht Nr. 126) geschrieben worden sein. Erstmals verwendet Birken hier den Namen Silvan(o) (v. 102), dessen Bevorzugung vor dem bisherigen Floridan im Gedicht Nr. 141, v. 235-240, begründet wird. Das Lied hat dieselbe Strophenform wie das Gedicht Nr. 132; nur die Stellung des Schlußverses der Strophe in der Reimfolge ist unterschiedlich. Ein Druck ist nicht bekannt. 9-12 kam Silvia, mein Sehnen, ~ ihr freundli¡# Ange›¡t.] S. o. – 13-18 Mein Gei‰, in eu¡ verliebet, ~ belohnt wolt werden mir.] Rückblick auf die dem Gedicht Nr. 126 zugrunde liegende Situation. Wenn jetzt im Rückblick von dennoch befürchtetem "Haß" (v. 17) die Rede ist, kann nur eine den im Gedicht Nr. 126 geäußerten Wünschen konträre Reaktion Silviens gemeint sein. – 19-24 Solt mir'# nit ma¡en bange? ~ und bleiben eine Lei¡.] Trotz des Tempus der Schlußverse dieser Strophe gehört sie, wie die Fortsetzung zeigt, zum Rückblick. – 20f. Mein herze wohnt bey eu¡ | so wohl, und nun so lange:] Vgl. Gedicht Nr. 126, v. 8f. – 31-36 Habt eu¡, wa# ihr gefunden! ~ aufdaß e# fä‰ bekleib.] Der Eingang könnte sich auf ein für Silvia hinterlegtes Geschenk Birkens beziehen. Beim jüngsten Zusammentreffen muß es zu einer neuen Liebesverständigung gekommen sein. – 31 Habt eu¡] 'haltet fest', 'genießt'. – 33f. Jhr habt au¡ ja gebunden, | gefä‹elt, meinen Leib.] Erster Hinweis auf das Band mit dem doppelten Herzsymbol, das Silvia geschenkt hat. – 35f. der Himmel walte, diß Band erhalte, | aufdaß e# fä‰ bekleib.] Das reale geschenkte Band bietet Anlaß, hier vom geistigen, vom Liebesband zu reden. – 36 bekleib] 'hafte', 'halte'; s. Grimmsches Wörterbuch, Bd. 1 (1854), Sp. 1419f. – 43-46 Die lieb-entbrannte herzen, ~ wird angedeutt dur¡ Grün.] Vgl. Gedicht Nr. 124, v. 13-20. Vielleicht war das bestickte Band eine Reaktion auf das schwarze Band, das Birkens Strauß zusammengehalten hatte. – 53f. So liebe Gaben mi¡ können laben, | wann Abseyn mi¡ betrübt.] Zur Zeit der Abfassung (und Zustellung?) des Gedichtes dürfte Silvia noch in Nürnberg anwesend gewesen sein. – 61-66 Hinweg, ihr S¡äferinnen! ~ Sonn, Mond und Sternelein.] Diese pathetische Absage mit komplementärem Treuegelöbnis (v. 67-72) paßt zu der Situation im Spätherbst des Jahres 1657 (s. zu Gedicht Nr. 126). – 73-78 Hör aber au¡ mein Klagen: ~ geb Gott! na¡ kurzem Leid.] Bei dem neuerlichen Zusammentreffen müssen beiderseits neue Hoffnungen auf eine ehe-
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Apparate und Kommentare
liche Verbindung aufgekommen sein; auch dazu fügt sich Birkens Absage an Frau Mülegk im Spätherbst 1657; s. o. – 79-84 Wie treuli¡ i¡ geliebet, ~ daß i¡ nit treibe S¡erz.] Offenbar rechnete Birken auch für den Fall eines guten Ausgangs mit Schwierigkeiten und langem Wartenmüssen. – 85-88 Und ob s¡on wolte s¡einen ~ ümson‰ und ni¡tig seyn:] Eine heute nicht mehr mögliche NcI-Konstruktion: 'und sollte sich auch erweisen, daß meine Treue und Hoffnung, mein Klagen und Weinen vergeblich wären'. – 102 Silvan] S. o. – 103 werd i¡ begraben] 'wenn ich begraben werde'. – 107f. mir'# wiedergeben in jenem Leben, | und selb‰ dan werden mein.] Vgl. Gedicht Nr. 126, v. 79-90.
Text 128: An dieselbe, auf ihr Abreisen. 133r-134r T1 CXXVIII.] CXXIV – 1 immerfort] im erfort (ebenso 12 kommen – 13 nimmer – 44, 76 Wiederkommen – 46 genommen – 68 himmel) – 2 da#] Kürzel; ebenso 40, 46, 75 – 5 Komt] K überschrieben – 8 2.] 2 (ebenso bei Str. 3, 5, 7-10) – 9 wieder] mit der-Kürzel; ebenso 11 nieder – 44 Wiederkommen – 49 wieder – 18 und] u. (ebenso 33, 38, 44, 74) – 28 Sinn] Sin (ebenso 33 wann – 51 trennen – 68 Wann) – 58 betrügen] g aus b überschrieben – 70 weildaß] l überschrieben Das Gedicht ist im Spätherbst 1657 anläßlich der bevorstehenden Abreise Maria Catharina Rieters aus Nürnberg entstanden. Es setzt das im Gedicht Nr. 127 bekundete Liebeseinverständnis voraus. Entsprechend stark ist die Komponente von Hoffnung und Zuversicht wirksam. Ein Druck ist nicht bekannt. 1f. Muß dan mein Unglü¿ immerfort | ein S¡eiden knüpfen an da# andre?] Abschiede von Silvia – nicht alle müssen bedichtet worden sein – hatten schon mehrfach eine Rolle gespielt, in den Gedichten Nr. 72 und 74 (1652), Nr. 100 und 108 (1655), Nr. 124 (1657). – 12f. Mein Sinn eu¡ neuli¡ kommen sah: | bald seit ihr wieder nimmer da] Rückbezug auf die in Gedicht Nr. 127 behandelte Situation. – 22-28 Wa# klag i¡ do¡? e# muß ja seyn. ~ s¡lie‰ mi¡ nit au# dem Sinn.] Offenbar war über die Gründe und die Notwendigkeit der Abreise Silviens geredet worden. – 27 Ob i¡ eu¡ au# den augen bin] Konzessiver Nebensatz: 'Wenn auch', 'Obwohl'; ebenso v. 29. – 29 abwesend] Gemeint sein kann sowohl 'durch Eure Abwesenheit' als auch 'mir von Euch Abwesendem'. – 30 diß] Entweder rückzubeziehen auf v. 27f. oder als Ankündigung von v. 31f. zu lesen. – 31f. A¡ la‹t die Blum, Vergiß mein nit, | gepflanzet seyn in eurem herzen.] Wie dem Gedicht Nr. 139, v. 164-168, zu entnehmen ist, war das Vergißmeinnicht Bestandteil der Stickerei auf dem in Gedicht Nr. 127 bedichteten Band; auf das Geschenk und seine Bedeutung wird demnach hier angespielt. – 35 daran ihr ursa¡ seit] Vgl. Gedicht Nr. 127, v. 16. – 43f. Jhr sagt, daß ihr au¡ liebet ‰ät; | und trö‰et mi¡ mit Wiederkommen.] Der erste direkte Hinweis auf Gegenseitigkeit der Liebesbindung, die seit dem letzten Zusammentreffen offenbar eine neue Qualität gewonnen hat. Ein baldiges Wiedersehen war wohl in Aussicht gestellt (s. v. 48f.). – 59 seht, daß eu¡ ni¡t sein Stri¿ berü¿:]
Gedichte 128 und 129, 1657
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Fortuna erscheint in der Rolle des Fallstricke legenden Teufels. – 62 und ho[t ein gute# Glü¿ mit mir] Die Perspektive auf eine eheliche Verbindung war offenbar auch ein Ergebnis der jüngsten Verständigung. – 75 Zieht dißmal hin, da# lezte mal.] S. zu v. 62.
Text 129: Der klagende Thyr›#, Uber die Entfernung seiner Chlori#. 134r-135v T1 CXXIX.] CXXV. – T3 Entfernung] Entfernu g – 3 Himmel] Him el (ebenso 55 Himmel#) – 5 2.] 2 (ebenso bei Str. 3-17) – 21 Sodann] Sodan (ebenso 64 wann) – 22 empfindli¡keit:] Doppelpunkt aus Komma überschrieben – 26 alhier] l überschrieben – 43 ihr'] Apostroph zunächst in einer Unterlänge aus der darüberstehenden Zeile, dann neu gesetzt – 48 da#] Kürzel – 48 Glü¿] durch Streichung aus Glü¿e – 49 wa#] Kürzel – 53 und] u. – 62 Sonnen blume] ev. Sonnenblume Auch bei diesem im Spätjahr 1657 entstandenen Gedicht liegt wie bei den Gedichten Nr. 114 und Nr. 125 sowohl die Vermutung nahe, es könnte für Gottlieb von Windischgrätz geschrieben worden sein, als auch die Möglichkeit, daß es – mit anderen Namen – Birkens eigene Situation zum Ausdruck bringt. Auch hier aber fehlt ein konkreter Anhaltspunkt im Birken-Windischgrätz-Briefwechsel, und in der Sammlung der Windischgrätz-Gedichte ist dieses Lied ebenfalls nicht enthalten. Falls Birken in eigener Sache redet, könnte der Anlaß diesmal der im Gedicht Nr. 128 beklagte erneute Fortgang Maria Catharina Rieters gewesen sein. Wie im Gedicht Nr. 114 wird Thyrsis als erzählte Gestalt eingeführt. Entsprechend verfährt das Gedicht Nr. 122 mit der Gestalt Floridan. Erst ganz zuletzt wird hier der Hoffnungsaspekt angedeutet, der in Gedicht Nr. 128 stark zur Geltung kommt. Ein Druck ist nicht bekannt. 4 den kein Tro‰ mehr trö‰en kan] S. o. – 8 unbezielt] 'ohne daß ein Ende in Sicht wäre'. – 9f. Muß i¡, ja! i¡ muß, verla‹en | meiner Sonne Ange›¡t] In Wirklichkeit ist Chloris diejenige, die fortgeht; s. v. 13, 29, 35f. – 17-20 Zwar wa# i‰ e#, da# i¡ sage? ~ laß den Leib die Lei¡e hier.] Vgl. Gedicht Nr. 126, v. 55-60; Nr. 127, v. 19-24. – 39f. Muß mir diese Sonn' entwerden: | aller Tag, i‰ fin‰re Na¡t.] Vgl. Gedicht Nr. 128, v. 8-11. – 43 ihr' Jdea] 'ihre Vorstellung', 'der Gedanke an sie'. – 47 Fur¡t, lä‹t keine Ho[nung grünen] Vgl. dagegen Gedicht Nr. 124, v. 17f.; Nr. 127, v. 45f. – 49-52 Do¡, wa# hil] vergebli¡# Klagen? ~ a¡! so gib i¡ mi¡ darein.] Vgl. Gedicht Nr. 128, v. 22-26. – 58 der S¡önheit Aufenthalt] 'der Wohnsitz, der Inbegriff der Schönheit'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 1 (1854), Sp. 637. – 61-64 J¡ will, da i¡ von eu¡ s¡eide, ~ wann ihr winkt kein Sonnens¡ein.] Nicht Heliotropium oder Helianthus sind gemeint, sondern die Mittagsblume. – 67 meiner augen Zinnen] Von Birken häufig verwendete Metapher. – 71f. Lä‹t'# der Himmel mir ges¡ehen, | dank' i¡ seiner Güt dafür.] Vgl. v. 2f.; die einzige Passage des Gedichts, die an die Zuversichtsperspektive des Liedes Nr. 128 erinnert.
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Text 130: Uber seine Trennung von Silvien. 135v-136v T1 CXXX.] CXXVI – 7 und] u. (ebenso 36, 42, 44 (2. Position), 76) – 8 2.] 2 (ebenso bei Str. 3 und 58) – 10 Himmel] Him el (ebenso 17, 23, 45, 67, 68; ebenso 22 nimmer – 82 ‰umm – 83 komm) – 11 finden?] Fragezeichen aus Punkt ergänzt – 14 entbinden!] Rufzeichen überschrieben – 22 du (2. Position)] d nachträglich erhöht – 29 dann] dan (ebenso 79, 82) – 53 unsrer] ev. unser – 64 wa#] Kürzel; ebenso 81 – 72 nur] nur. – 80 melden] l nachträglich erhöht Das Gedicht muß in engem Zusammenhang mit den Liedern Nr. 128 und 129, also im Spätjahr 1657, vor der Wiederaufnahme der Kontakte mit der Witwe Mülegk, entstanden sein. Auch in ihm kommt zum Ausdruck, daß die Hoffnung auf eine eheliche Verbindung mit Maria Catharina Rieter immer noch nicht völlig aufgegeben war (s. v. 22-28), wenngleich die pessimistische Einstellung überwiegt. In diesem Gedicht wird erneut der Name Silvan verwendet (v. 1); s. zu Gedicht Nr. 127. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 1, 47 und 147 gemeinsam. Ein Druck ist abermals nicht bekannt. 5-7 Jn ihr i¡ leb: und muß von ihr. ~ Kan i¡ mein Herz und Leben meiden?] Die Thematik des bei der Geliebten wohnenden Herzens beherrscht die Gedichte seit Nr. 126. – 12-14 J‰ son‰ kein Raht, so i‰# der Tod: ~ a¡! daß mi¡ der mö¡t bald entbinden!] Vgl. Gedicht Nr. 126. – 15f. Unmögli¡keit, du harter Stein! | kan di¡ kein Weinen wei¡er ma¡en?] Vgl. Gedicht Nr. 127, v. 73f. – 17f. No¡ härter muß der Himmel seyn, | der mir versaget alle Sa¡en.] Anklagen waren bisher immer gegen das Glück (Fortuna) gerichtet gewesen; hier wird dem Himmel Unbarmherzigkeit vorgehalten; vgl. v. 22-25, 29, 36-42; s. auch zu Gedicht Nr. 74, v. 1-4. – 31-34 Gelübde ‰ehen da und dort, ~ son‰ keiner Hirtin, wolle seyn.] Vgl. Gedicht Nr. 127, v. 61-66. Auch dies ein Indiz für Entstehung des Gedichts vor der Wiederannäherung an Frau Mülegk Ende 1657. – 40-42 Bi‰ du der alte Vatter nit, ~ und keine# lä‹t an Tro‰ verarmen.] Ev. Anspielung auf Mt 5.4. – 43f. Gebri¡t e# mir an einer heerd, | an Feld und Wiesen, hau# und Haabe:] Eines der Hindernisse für eine Verbindung mit Maria Catharina Rieter dürfte – trotz der mit Palatinat und Adel erlangten Standeserhöhung – Birkens Mittellosigkeit gewesen sein. – 54 Ob andre Hirten edler ›nd] Offenbar fürchtete Birken immer noch, es gebe einen Konkurrenten von Adel; s. zu Gedicht Nr. 108, v. 31f. – 57-63 Wir ›nd hier alle glei¡e Leut', ~ auf Kun‰ und Tugend, bey den heerden.] Eines der von Birken vor und nach seiner Nobilitierung immer wieder behandelten Themen: der höhere Rang des Geistes- über den Geburtsadel, dessen Mitglieder sich von "nidrer Pöbel-Erden" (v. 60) vielfach nicht unterschieden. – 68-70 Nur, Himmel, diß hör und erhör: ~ du lege‰ auf, so hilf au¡ tragen.] Eines der ersten Indizien dafür, daß Birken mit der Möglichkeit völligen Scheiterns seiner Hoffnungen rechnete; vgl. v. 71-84. – 70 du lege‰ auf, so hilf au¡ tragen.] Anspielung auf Ps 68.20. – 78-84 A¡! daß i¡ do¡ nit ‰erben kan! ~ der meinem Elend End woll geben!] Der Todeswunsch am Ende markiert nach den etwas hoffnungsvolleren Gedichten Nr. 127ff. eine Rückkehr zu der Gefühlslage, die das Gedicht Nr. 126 bekundet hatte.
Gedichte 131 und 132, 1657
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Text 131: Uber den bittren Trunk. Sonnet. 136v/137r T1 CXXXI.] CXXVII – 4 da# (2x)] Kürzel; ebenso 6, 7, 11, 12 – 4 Wort,] danach gestrichen da# er‰e Wort, | da# i¡ (da#-Kürzel; da# i¡ links unterhalb mit Einzug) – 7 und] u. – 8 entbrennt] entbren t – 10 Au#spru¡] ev. Au# spru¡ Das Gedicht spielt mit den Kontrasten Flüssigkeit / Feuer, bitter / süß. Daß die "Gegenwart" Maria Catharina Rieters gleich eingangs erwähnt und mit einer – für uns nicht kenntlichen – Begebenheit des ersten Zusammentreffens in eine bedeutsame Beziehung gebracht wird, legt die Vermutung nahe, es könnte nach der in Gedicht Nr. 128 dokumentierten Abreise Silviens im Spätjahr 1657 nochmals ein Zusammentreffen gegeben haben, welches das endgültige Scheitern aller noch aufrechterhaltenen Hoffnungen besiegelt hätte. Dazu würde sich das Gedicht Nr. 132 recht gut fügen. Es ist aber nicht auszuschließen, daß der jüngsten und jener ersten "Gegenwart" Silviens erinnernd gedacht wird und daß es nach der im Gedicht Nr. 128 bedichteten Abreise zwar neue – unwillkommene – Informationen, aber keine neue Begegnung gegeben hat. Jedenfalls gehört dieses wie die folgenden Gedichte ins Vorfeld der erneuten Kontaktaufnahme mit der Witwe Mülegk Ende des Jahres 1657. Ein Druck des Sonetts ist nicht bekannt. 2 e# war im lieben Mäyen] Birken war am 7.5.1652 zum Hauslehrer bestellt und am 24. oder 30.5.1652 nach Frauenaurach mitgenommen worden. – 7f. und ihr seit selb‰ damit mir in da# herz geflo‹en: | diß kühle Naß in eu¡ mi¡ hat entbrennt gema¡t.] Daß es 'Liebe auf den ersten Blick' war, bestätigen die Gedichte Nr. 65, 67-74, die allesamt schon 1652 entstanden sind. – 10 die er‰e Anspra¡ war ein Au#spru¡ diese# S¡eiden#:] Das erste an Birken gerichtete Wort Silviens wird vom Ende her als Prophezeiung gedeutet. – 11 da# ja so bitter i‰, al# jene süß gewe‰.] "da#" bezieht sich zurück auf "S¡eiden" (v. 10), "jene" auf "Lieb" (v. 9); das Tempus des Satzes konstatiert das Ende. – 14 daß i¡ den Tod daran bald mög getrunken haben.] Rückbezug auf "Würkung" (v. 13). Zur Art des Gedichtschlusses vgl. Gedicht Nr. 130, v. 82-84.
Text 132: Auf ihre Entfernung: Trauriger Abs¡ied. 137r-138r T1 CXXXII.] CXXVIII – 5 sagen:] Doppelpunkt vor durch die -en-Schlaufe undeutlichem, ungestrichenem Komma – 6 da#] Kürzel (ebenso 42, 45, 47, 69) – 7 2.] 2 (ebenso bei Str. 3, 5-12) – 46 Himmel] Him el (ebenso 48 zusammen) – 53 eu¡ sol begleiten zu allen Zeiten;] Spatium zwischen den Vershälften – 59 wann] wan (ebenso 71 Sonne) – 61 wieder] mit der-Kürzel Wie beim Sonett Nr. 131 ist auch von diesem wohl im Spätjahr 1657 entstandenen Refrainlied nicht mit Sicherheit zu sagen, ob seine Abschiedsklage noch der im Lied Nr. 128 bedichteten Abreise Maria Catharina Rieters gilt oder – eher – einer erneuten nach einem abermaligen Wiedersehen. Das Lied läßt sich wie das Sonett eher als an die noch Anwesende als an die bereits Abgereiste gerichtet verste-
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hen. Auch in ihm ist die im Lied Nr. 128 noch starke Hoffnungsperspektive kaum mehr vorhanden. Die Strophenform hat das Lied mit dem Gedicht Nr. 127 gemeinsam; nur die Stellung des Schlußverses der Strophe in der Reimfolge ist unterschiedlich. Ein Druck ist nicht bekannt. 1f. Nun dann! ›e muß von hinnen. | a¡ der betrübten Stund!] S. o. – 5f. Hör auf zu klagen, mein Leid zu sagen: | da# mir zu Grabe ›ngt.] Die Anrede kann auf "Threnen-rinnen" (v. 3) rückbezogen oder als Anrede an den "Mund" (v. 7) gelesen werden; die Ambivalenz ist sicher gewollt. Zur Todesmotivik (s. auch v. 17f., 41f., 72) vgl. Gedichte Nr. 130, v. 82-84; Nr. 131, v. 14. – 11f. A¡ traurig# S¡eiden! a¡ smerzli¡# Leiden! | da# herz e# mir abdringt.] "herz" (v. 12) ist Subjekt, "e#" (rückbezogen auf "Leiden") Objekt. – 13f. Wa# kan do¡ über S¡eiden | zwey treuer Seelen seyn?] Einer der Hinweise auf Gegenseitigkeit der Liebesbeziehung (s. auch v. 28, 61f.); s. zu Gedicht Nr. 128, v. 43f. – 23 Auf lang# Erge”en, folgt bange# Le”en:] Rückblick auf die Zeit seit Mai 1652 (s. zu Gedicht Nr. 131, v. 2); "Le”en" bedeutet endgültigen Abschied. – 24 Thran] Diese altertümliche Wortform verwendet Birken häufig. – 25-36 Jhr Augen, meine Sonne! ~ wird iezt vom Leid bezüngt.] Silvia wird in Gestalt ihrer in v. 25-30 einzeln benannten Schönheits-"Gaben" (v. 35) angeredet. – 35f. der eu¡, ihr Gaben! mit Lob erhaben, | wird iezt vom Leid bezüngt.] Silvia ist früher mit dichterischem Schönheitslob 'erhoben' worden; der Sprechende wird jetzt von seinem Leid redend gemacht ("bezüngt"). – 37-48 Muß e# ie seyn ges¡ieden, ~ zusammen wieder bringt.] Zum Treueversprechen über die Trennung hinaus s. Gedichte Nr. 127, v. 61-66; Nr. 130, v. 31-34. Die Hoffnungsperspektive (v. 46-48; s. auch v. 69) bleibt völlig vage. – 49-60 Jndeß la‹t ohne Trennen, ~ mein Gei‰ zurü¿e s¡wingt.] Bitte um entsprechendes Verhalten von Seiten Silviens. – 54 verdringt] 'verdrängt'. – 67f. Nun gute Na¡t! i¡ gehe, | ihr au¡, in fremde# Land:] Die Formel "gute Na¡t" verwendet Birken oft in Situationen der Verabschiedung für immer. Wohin Silvia reiste, wenn nicht zurück nach Kalbensteinberg, ist unbekannt. Wenn Birken vom Fortgehen "in fremde# Land" redet, ist Bayreuth gemeint, das für einen Nürnberger wirklich 'Ausland' war. – 72 Eur S¡wan zu grab ihm ›ngt.] S. zu Gedicht Nr. 125, v. 5-7. "ihm" ist reflexiv verwendet.
Text 133: Reise-Wuns¡. 138r-140r T1 CXXXIII.] CXXIX – 10 ändre] ä überschrieben – 13 2.] 2 (ebenso bei Str. 3-10) – 37 wiederkommen] wiederkom en (ebenso 38 vernommen – 86 Himmel) – 39 da#] Kürzel; ebenso 46, 47 – 44 wa#] Kürzel – 50 zwo] o überschrieben – 63 Sinn] Sin (ebenso 127; ebenso 114 wann) Auch dieses Gedicht, das (v. 45) auf die Jahreszeit (Winter) seiner Entstehung anspielt, wirkt nicht so, als sei es einer bereits abgereisten Maria Catharina Rieter hinterhergeschrieben; es sucht vielmehr den Reisevorsatz der noch Anwesenden zu beeinflussen. Da der Sprecher aber vor allem einen "ReiseWuns¡" übermittelt und, zumindest im ersten Gedichtteil, nicht nur in eigener Sache redet (v. 20, 25-
Gedicht 133, 1657
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36, 50, 53f.), sind Argumentation und Tonlage zurückhaltender als in den Gedichten Nr. 131 und 132, und es fehlt fast völlig der Klage- und Anklagegestus. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 140, 155 und 157 (erstes eingelagertes Lied) gemeinsam. Ein Druck ist nicht bekannt. 1-4 Silvia will s¡eiden, ~ da# weiß ›e allein.] S. o. Daß Silvia über die (wahren) Gründe für ihre Reiseabsicht geschwiegen haben sollte, ist kaum vorstellbar. – 5f. Silvia, mein Leben, | Gute Na¡t will geben] S. auch v. 131f.; s. zu Gedicht Nr. 132, v. 67f. – 11 diese# Wanken] 'diese Abwendung von mir'. – 17 Wa# hei‰ eu¡, un# ha‹en | und also verla‹en?] Silviens Vorsatz abzureisen wird als Kränkung des Zurückbleibenden dargestellt. – 20 wa# denkt unser Wahn?] 'Was vermuten wir?'. – 24 voller Ungedult] Dieses Adverbiale kann sich sowohl auf v. 21 als auch auf v. 22f. beziehen. – 25-36 A¡! drey treue Herzen ~ fort zu trö‰en mi¡.] Als "Kleeblat" bezeichnet Birken Dorothea Elisabeth Rieter / Dorilis (zu ihr s. zu Gedicht Nr. 66), Maria Catharina Rieter / Silvia und sich selbst. Zu seiner Selbststilisierung als 'Sohn' im Hause Rieter s. Gedicht Nr. 134, v. 3ff. Ob Frau Rieter wirklich, wie Birken andeutet (v. 34-36), die Beziehung zwischen ihm und Maria Catharina Rieter gefördert hat, wissen wir nicht; s. dazu Gedicht Nr. 134, v. 37-44. – 37f. Jhr wollt wiederkommen: | wird von eu¡ vernommen.] Davon war in den Gedichten Nr. 131 und Nr. 132 nicht die Rede. – 41 ob ihr e# denket] 'wenn Ihr es auch vorhabt'. – 45f. Stirbt nit iezt da# Jahr, | ma¡t da# Reisen bitter.] S. o. Trotz des fehlenden Satzzeichens eine rhetorische Frage. Mit dieser Passage beginnt eine Folge von Argumenten bzw. Bitten, die Silvia zum Bleiben bewegen sollen. – 47f. Au¡ da# Zeitgewitter | drohet un# gefahr.] Das "Zeitgewitter" war der am 20.6.1657 mit der Kriegserklärung Dänemarks ausgebrochene schwedisch-dänische Krieg von 1657/58, in den seit dem Herbst 1657 auch Brandenburg als Gegner Schwedens involviert war, so daß die Nürnberg benachbarte brandenburgische Markgrafschaft Ansbach-Bayreuth in die Verwicklungen hineingezogen werden konnte; s. Artikel 'Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg', ADB. Bd. 7 (1878), S. 480-497 (Erdmannsdörffer), bes. S. 486, und 'Karl X. Gustav, König von Schweden', ADB. Bd. 15 (1882), S. 360-364 (Gerstenberg), bes. S. 363. – 57-60 Zwar vor andern mir ~ lebt in eurer Zier.] Von hier an ist fast ausschließlich von des Sprechers Besorgnissen und Befürchtungen die Rede. – 63-66 ob ihr harter Sinn ~ unser Leid zu täuben.] Die Möglichkeit eines Erfolgs dieser durch ihre Indirektheit schon relativierten Bitte wird sogleich auch ausdrücklich in Frage gestellt: v. 67f. – 69-72 Mö¡t (›e reise ja,) ~ wie im Traum i¡ sah.] Anklang an die Verlustgewißheit, die in den Gedichten Nr. 131 und 132 bekundet wurde. – 73-84 Laß dein Hofge›nde, ~ diesem zarten Kind.] Diese und die folgende Strophe rufen in überwiegend mythologisch eingekleideter Rede die Natur auf, Silviens Reise zu begünstigen. Anspielung auf Vergil, Aen. 1, v. 50ff. Zum Gebieter der Winde Αἴολος s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 184. – 77 Euru#] Als ungesund geltender Ostwind, s. ebd. Bd. 2 (1967), Sp. 449f. – 78 Borea#] Nordwind; s. ebd. Bd. 1 (1964), Sp. 930. – 79 Zefyrn] Ζέφυρος ist der im Frühling dominierende Westwind; s. ebd. Bd. 5 (1975), Sp. 1513. – 97-112 Himmel! dein Ges¡i¿e ~ bring ›e wieder her.] Höhepunkt ist die Anrufung des Himmels; sie endet
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mit der Bitte, Silvia wieder nach Nürnberg zu bringen. – 113-120 Mein herz, ihr Gefärte! ~ wie ›e ›¡ gehab.] Rückgriff auf die seit dem Gedicht Nr. 126 dominierende Herzensthematik. – 121-132 J‰ dan ni¡t zu meiden, ~ Gute Na¡t, mein Lie¡t!] Vgl. Gedicht Nr. 132, v. 37-60.
Text 134: An die Edle Dorili#. 140r-141r T1 CXXXIV.] CXXX. – 3 al#dan] ev. al# dan – 3 nennt] nen t (ebenso 4 bekennt) – 4 und] u. (ebenso 18, 23, 24, 26, 34, 44) – 5 2.] 2 (ebenso bei Str. 3-10, 12-14) – 5 der] Kürzel; ebenso 17, 20 – 11 Himmel] Him el (ebenso 12, 15, 17, 51; ebenso 53 nimmer) – 31 da# (2. Position)] Kürzel – 32 ie”und] ie”u d – 34 von] vo – 45 vergönt] mit ver-Kürzel – 48 Wiederkehr] mit der-Kürzel; ebenso 50 widerbring – 52 wa#] Kürzel Als Versuch, die immer noch als anwesend vorausgesetzte Maria Catharina Rieter zum Bleiben zu überreden, muß dieses Gedicht in zeitlicher Nähe zum Lied Nr. 133 entstanden sein. Adressatin ist Dorothea Elisabeth Rieter (zu ihr s. zu Gedicht Nr. 66). Das Lied hat Strophenform und Reimfolge gemeinsam mit den Gedichten Nr. 59, 108 und 124. Ein Druck ist nicht bekannt. 1f. Wann i¡ bedenk, ô Edle Dorili#! | wa# Gute# mir o] eure Gun‰ erwie#:] S. auch v. 7. Vgl. Gedicht Nr. 105. – 3f. al#dan die That eu¡ meine Mutter nennt, | und meine Pfli¡t mi¡ euren Sohn bekennt.] Die Sohnesrolle hat Birken mehrfach beansprucht, z. B. gegenüber seinem Lüneburger Freund und Förderer Joachim Pipenburg und dessen erster wie später der zweiten Ehefrau; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 88f. – 5 Fünf Ernden s¡on der Feldman hat gezehlt:] Birken hat sich verzählt: Im Frühjahr 1652 war er eingestellt worden (ebd., S. 48), und im Winter 1657, in dem das Gedicht Nr. 134 geschrieben worden ist, muß die Ernte dieses Jahres, die sechste seither, eingebracht gewesen sein. – 9-12 Die, die mi¡ hier auf diese Welt gebahr, ~ der Himmel ›e, in eu¡, gab wieder mir.] Birkens Mutter, Veronica Betulia, geb. Khobelt, war am 12.4.1633 vierzigjährig gestorben; Birken war damals noch nicht ganz sieben Jahre alt. – 25-28 So zehlet dan zween Söhne nun forthin, ~ der andre ward von eurer Gun‰ erkohrn.] Der wirkliche Sohn, Paul Albrecht Rieter von Kornburg (1635-1704), seinerseits vaterlos aufgewachsen (s. zu den Gedichten Nr. 64, 90 und 91), war Birkens Schüler gewesen. – 30 die Silvia la‹t euer dritte# seyn] Hier geht es um eine andere Dreier-Konstellation als beim "Kleeblat" des Gedichtes Nr. 133, v. 25-36. – 33f. Sie will von un#. Hel] mir erbitten ›e, | daß ›e do¡ bleib und ni¡t von hinnen zieh.] S. o. Diese Stelle erweist das Gedicht als Bestandteil der schon im Lied Nr. 133 wirksamen Strategie, Silvia zum Bleiben zu überreden. – 37f. Sie führet ja mein Herz mit ›¡ davon, | da# ›e mir nahm vor vielen Jahren s¡on.] S. zu Sonett Nr. 131, v. 7f. – 41-44 Sie, die bi#her au¡ liebe To¡ter hieß, ~ und helfet fä‰ verbinden ›e mit mir.] Demnach ist Birkens Wunsch einer ehelichen Verbindung mit Maria Catharina Rieter in der Nürnberger Familie Rieter bekannt gewesen; s. auch v. 54. – 46-48 wan man nur ho[en könt, ~ und daß un# bald
Gedichte 134 und 135, 1657
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trö‰ ihre Wiederkehr] Vgl. Gedicht Nr. 133, v. 97-112. – 51f. Der Himmel s¡a[ inde‹en au¡ beyseit | diß alle#, wa# ihr diesen ort verleidt.] Diese Passage könnte als Hinweis auf Mißhelligkeiten in Nürnberg bzw. in der dortigen gesellschaftlichen Umgebung gelesen werden wie schon Gedicht Nr. 133, v. 17; vgl. auch Gedicht Nr. 141, v. 43f., 91-93. Sichere Anhaltspunkte fehlen aber.
Text 135: An seine Treu. Sonnet. 141r T1 CXXXV.] CXXXI – 2 und] u. (ebenso 5, 6, 8, 9) – 2 immer] im er (ebenso 9 Himmel) – 6 Mann] Man – 7 der] Kürzel; ebenso 9 – 8 wider] mit der-Kürzel Das Sonett steht in der Tradition der stoisch-christlichen constantia-Bekundungen, die Birkens Lyrik in großer Zahl enthält (s. Wieland, 2006). Der heroisch sich Behauptende wird in dieser Tradition dem Vorbild Hiob angenähert. In diesem im Spätjahr 1657 entstandenen Gedicht kommt indirekt in der eröffnenden Anrede an die Treue, ausdrücklich erst ganz zum Schluß (v. 13f.) der Anlaß zur Sprache: die keine Hoffnungsperspektive gestattende Abreise Maria Catharina Rieters. Ein Druck ist nicht bekannt. 1 Sey dapfer, meine Treu!] Die angeredete eigene Treue steht als Synekdoche für den Sprechenden. Zum Treuegelöbnis auch in der Situation der endgültigen Trennung s. Gedicht Nr. 132, v. 55. – 2f. Laß immer laufen an, | ma¡ s¡amrot, diese Rott] "diese Rott" ist Subjektsakkusativ im AcI des ersten Teilsatzes und Objekt im zweiten. – 4f. Steh, wie ein fä‰er Fel# dort in den Meere#wellen, | an deme Wind und See mit spott zurü¿e prellen.] Zum Bild s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 66f.; zur Formulierung vgl. Hirtenlied ("Feige Seelen die ›nd feige"), v. 7-10 (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 28f.). Dieses dort auf 1649 datierte Lied steht mit der Überschrift Dapfere Gemüt#-Verfa‹ung auch in der Sammlung Psalterium Betulianum (PBlO.B.3.3.3), 40v-41v. – 6f. Steh, wie ein Viere¿Stein, und wei¡e keinem Mann, | wie dort der Terminu# im alten Rom gethan.] Mit "Viere¿Stein" könnte ein 'Viergötterstein' gemeint sein, der schwere Sockel einer 'Gigantensäule' (s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 796; Bd. 5 (1975), Sp. 1269f.). "Terminu#" ist der berühmte sakrale Grenzstein auf dem Kapitol, der beim Bau des Jupitertempels nicht versetzt, sondern – was eine Öffnung im Dach des Tempels notwendig machte – in den Bau einbezogen wurde (s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 608f.). – 9-11 Der Himmel ‰ärker i‰, der Lieb und Treue liebt ~ Er ‰rei¡t di¡ auf die Prob, wan man dir Strei¡e gibt.] Zur hier behaupteten Prüfungssituation s. o. Der vordere Teil des Wortspiels in v. 11 stammt aus der Sprache der Geldverleiher: An Klang und Abrieb von Münzen konnte der Wert des Metalls ermittelt werden. – 12 Heran, Unglü¿! du sol‰ nur meinen Ruhm vermehren.] Vgl. Hirtenlied (s. zu v. 4f.), v. 36(32)-41(38); vgl. Labor optimos citat. Unglü¿ fordert die Dapfren au#. ("Wer dapfer i‰, den ‰ellt man an die Spi”en"), v. 39-42 (Psalterium Betulianum (PBlO. B.3.3.3), 163r/v). Das Gedicht steht als 83. Bestandteil auch in der Sammlung der Windischgrätz-
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Gedichte (A. u. H. Laufhütte, 1994, S. 242f., 434f.). – 13f. J¡ liebe ›e, ob mi¡ ha‹t deine Raserey. | J¡ leide: Silvien zu zeigen meine Treu.] S. o.
Text 136: Auf glei¡en S¡lag. 141r-142r T1 CXXXVI.] CXXXII – 3 mein] m verschmiert; ev. überschrieben – 7 2.] 2 (ebenso bei Str. 3-12) – 8 Flamm] Flam (ebenso 12, 51 immer – 33 fromme – 43 Himmel – 63 nimm) – 16 wieder] mit der-Kürzel – 18 und] u. (ebenso 24, 25, 34, 45, 50, 72) – 23 eigne#] # aus r überschrieben – 33 Sinnen] Sin en – 45 liebt] durch Überschreibung aus liebet – 45 from] oberhalb der Zeile – 59 da#] Kürzel Der in der Überschrift angekündeten Nähe zum Sonett Nr. 135 entspricht dieses sicher in großer zeitlicher Nähe entstandene Lied mit der durchgehend strukturierenden Anrede an Fortuna, die erst in der Schlußstrophe von an den Himmel gerichteter Gebetsrede abgelöst wird, und durch Motiventsprechungen. Die Aussicht auf eine Verbindung mit der Witwe Mülegk wirkt in Gestalt pathetischer Ablehnung und ebensolcher Treuegelöbnisse in das Gedicht hinein. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge gemeinsam mit den Gedichten Nr. 28, 88, 117, 141, 156 und 237. Ein Druck ist nicht bekannt. 4-6 Plag mi¡ nit mit getün¡ter Gun‰. ~ in deinen willen ni¡t ergeben.] Vgl. v. 61-65. Sicher steht die nach der Abreise Maria Catharina Rieters wieder erwogene Verbindung mit der Witwe Mülegk im Hintergrund. Auch für die Passage v. 7-30 dürfte das gelten. – 10 Mein Herz i‰ ni¡t so kalt entzündt.] Vgl. Gedicht Nr. 126, v. 11. – 11f. Die Sinnen keine Nägel ›nd, | da immer einer treibt den andern.] Vgl. das Konzept eines Briefes an den Bruder Christian Betulius vom September oder Oktober 1654 (PBlO.B.5.0.3, 34r): Neue Lieb ma¡t Alte wandern, wie ein Nagel treibt den andern. – 17f. Mein herz i‰ ‰äter Treue Grab, | weiß ni¡t# von Unbe‰and und Wanken.] Vgl. v. 43; vgl. Gedichte Nr. 132, v. 55-57; Nr. 133, v. 129-132; Nr. 135. – 19-21 Du thu‰ e# nur mir zu Verdruß, ~ mi¡ iezt wil‰ einer Hirtin geben.] S. o.; s. zu v. 4-6. – 25-30 Hinweg mit deinem Gut und Haab! ~ Nein! so ein Taus¡ mi¡ ewig reue.] Trotzdem hat zuletzt die Aussicht auf materielle Sicherheit den Ausschlag gegeben. – 37 der rohte Koht] Von Birken immer wieder verwendete Metapher für Gold und Geld. – 43 Der Himmel mein Gelübde weiß] S. zu v. 17f. – 46-48 Sein' hand i‰ aller S¡ä”e voll, ~ darein bin i¡ au¡ ihm ges¡rieben.] Anspielung auf Mt 6.25-32 bzw. Lk 12.22-30 sowie auf Jes 49.15f. – 52-54 kein Ungema¡ mi¡ nit verdrie‰, ~ weil i¡ üm Silvien muß leiden.] Vgl. Gedicht Nr. 135, v. 12-14. – 55-57 Und solte ›e nit werden mein: ~ bi# mi¡ der Tod wir] in die Erden.] Das galt schon wenig später nicht mehr. – 67-72 Ja laß mi¡ ihr, ô Himmel du! ~ und laß ihn dort in Freuden s¡weben.] Die Schlußbitte trägt dem Himmel eine Alternative vor: Entweder Verbindung mit Silvia oder Tod als Befreiung vom Leiden wird gewünscht.
Gedichte 137 und 138, 1657
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Text 137: Der Liebe Aequinoctium. 142v T1 CXXXVII.] CXXXIII. – 2 Na¡t.] Satzzeichen im Blattknick (letzte Seite eines Heftes) verschwunden, entsprechend unsicher; ebenso bei 20, 26; ebenso bei 3 nieder, – 25 Nä¡te. – 27 wiederbrä¡te. – 28 gema¡t. – 3 nieder] mit der-Kürzel; ebenso 23; ebenso 24 wieder – 4 und (2x)] u. (ebenso 6, 10, 14, 18, 20, 21, 29) – 7 der (2x)] Kürzel; ebenso 8, 9, 10, 12, 15, 19, 23, 26, 27, 29 – 16 immer] im er – 17 wa#] Kürzel – 19 selber] mit er-Kürzel – 22 da#] Kürzel – 26 zerrinnt (2x)] zerrin t Die beiden Termine der Tag- und Nachtgleiche sind der 21.3. und der 23.9. Demnach kann dieses im Spätjahr 1657 entstandene Gedicht den Terminus Aequinoctium in der Überschrift nicht in kalendarischer Bedeutung verwenden. Er bezeichnet vielmehr den Zustand, in den das Liebesleid den Sprecher gebracht hat, daß sich ihm nämlich die natürlichen Verhaltensweisen für Tag und Nacht vertauscht haben bzw. daß es für sein Verhalten keine Unterscheidung von Tag und Nacht mehr gibt. Entsprechend arbeitet das Gedicht mit paradoxen Kontrastierungen und Parallelisierungen. Die Strophen dieses Liedes sind formal identisch mit den Epigrammen Nr. 9 und 213. Ein Druck ist nicht bekannt. 2 mir i‰ e# niemal# Tag, kein Tag endt meine Na¡t.] Das Liebesleid des Verlassenen wird metaphorisch als gegen die Naturordnung anhaltende Nacht dargestellt, auch im weiteren Verlauf des Gedichtes; vgl. Gedicht Nr. 128, v. 8-11. – 19 Mein Smerz hat der Natur ja selber abgewonnen:] 'Mein Schmerz hat sogar die Natur dazu gebracht'. – 30 bi# mi¡ die SorgenNa¡t der Leben#Na¡t wird senden.] Ausgang des widernatürlichen Lebens kann nur der Tod sein.
Text 138: Auf Silvien Entfernung. 143r-144v T1 CXXXVIII.] CXXXIV. – T2 Silvien] e aus a überschrieben – 5 tausend] t überschrieben; s verschmiert – 8 daß ~ Ungelü¿e] versehentlich eingerückt; durch vorgesetzten waagrechten Strich plaziert – 10 2.] 2 (ebenso bei Str. 3-12) – 25 ThrenenLaugen] ev. Threnen Laugen – 40 Himmel] Him el (ebenso 47, 95 himmel) – 41 S¡ulden] S¡ verschmiert – 56 da#] Kürzel – 76 der] Kürzel – 77 dann] dan (ebenso 80 vergunne) – 88 und] u. (ebenso 92) – 97 wol ergehen] dazwischen Worttrennungsstrich Das Gedicht dürfte anläßlich der unmittelbar bevorstehenden oder der vollzogenen Abreise Maria Catharina Rieters Ende 1657 entstanden sein. Es enthält keine Andeutungen von Hoffnung auf eine Verbindung mit ihr, wohl aber Elemente stoischer Selbstbehauptung im Medium der Poesie. Ein Druck ist nicht bekannt. 2 kan‰ du diese# geben zu,] 'kannst du das eingestehen?' – 4 mein betrübte# Herze du!] Dieser Anrede an das eigene Herz – wiederholt in v. 100 – folgen solche an den Mund (v. 11, 14, 34, 64, 82f., 92), an die Augen (v. 23, 59f., 92) bzw. an die ihnen entströmenden Tränen (v. 20, 32, 46) und die Seufzerklage (v.
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50): lauter synekdochische Benennungen des leidenden Ich. Die Anreden fordern im Verlauf des Gedichtes zu gegensätzlichen Verhaltensweisen auf. – 5-9 a¡! zerspring in tausend ‰ü¿e, ~ ‰erbend komme vor.] Für den Todeswunsch (s. auch v. 82-90) bzw. der Gewißheit baldigen Todes des unglücklich Liebenden gibt es seit dem Gedicht Nr. 100, v. 15f., zahlreiche Belege: Nr. 125; Nr. 126, v. 73-90; Nr. 127, v. 97-108; Nr. 128, v. 20f.; Nr. 130, v. 12-14, 78-84; Nr. 131, v. 13f.; Nr. 132, v. 5f., 71f.; Nr. 136, v. 70-72. – 10-18 Seufze, fleh und bitte, ~ diese# Einsam-seyn.] Das verbale Bitten wird gleich in der nächsten Strophe (v. 19f.) als vergeblich bezeichnet. – 12 daß ›e mi¡ ents¡ütte] 'daß sie mich überhebe'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 3 (1862), Sp. 613f. – 20-27 Meine Zähren! bittet ihr; ~ wann e# diß nit i‰.] Ev. sind mit "Leidpapier" die Wangen, an denen die Tränen herabfließen, gemeint, eher aber der mit Tränen benetzte Brief bzw. das Gedicht als gesteigerte Form des Bittens (s. v. 28-31); auch sie wird sogleich als vergeblich bezeichnet: v. 32-36. – 37-45 Sie i¡ ni¡t anklage, ~ der Unmögli¡keit.] Trotz der in v. 33 und 36 beklagten "Härte" wird Silvia nicht angeklagt; die erlittene "Unmögli¡keit" (v. 45) wird vielmehr als Strafe des Himmels für eigenes Verschulden dargestellt; ihn, nicht Silvia, gilt es zu erweichen (v. 46-54). – 56-58 a¡! da# Glü¿ ›e trennt von mir: ~ weil mein Tro‰ i‰ ihre Zier.] Nach den Ausführungen von v. 46-54 kann die hier ins Spiel gebrachte neidische Fortuna nur als Strafwerkzeug des Himmels gemeint sein. – 61 eure Sonn' hört auf zu s¡einen:] In den voraufgehenden Silvia-Gedichten wird die Geliebte immer wieder als Sonne bezeichnet: Nr. 73, v. 9; Nr. 74, v. 19-27, 42; Nr. 76; Nr. 77, v. 7-12; Nr. 108, v. 9; Nr. 117, v. 25; Nr. 122, v. 10-18; Nr. 127, v. 9f.; Nr. 132, v. 25; Nr. 133, v. 87f. – 62f. la‹t mi¡ vers¡reinen | da# gewüns¡te Grab.] Subjektsakkusativ im AcI ist "da# gewüns¡te Grab"; "mi¡" ist Objekt. Zum Todeswunsch vgl. v. 71f., 80f.; s. zu v. 5-9. – 64-72 Mund! laß ab zu heulen: ~ na¡ der Tode#bahn.] Waren die früheren Aufforderungen, das Weinen und Klagen zu beenden, mit der Aussichtslosigkeit solchen Tuns begründet worden, kündigt sich hier ein Gegenkonzept an: poetische Produktivität. – 68f. Vielmehr ›ng, mag‰ du nit sweigen, | al# ein Trauer-S¡wan:] Zur Schwanenbildlichkeit für den Dichter s. zu Gedicht Nr. 125, v. 5-7. – 77-79 Soll i¡ werden dann ein Brunne, ~ wie die Bibli# dort zerrunne?] Zum Byblis-Mythos s. Ovid, Metamorphosen 9, v. 454-665. – 95-99 Seufzt gen himmel, weint mit Flehen, ~ wa# i¡ wüns¡e ihr.] Vgl. Gedicht Nr. 63, v. 61-108. – 100-103 Du indeß, mein Herze, ~ ›e zu lieben bi# in# Grab.] Zum Gelöbnis von Treue über den Zeitpunkt der endgültigen Trennung hinaus s. zu Gedicht Nr. 132, v. 37-48. – 104-108 Wird mein Tod ›¡ no¡ wa# säumen, ~ aller Welt bekant.] S. zu v. 68f.: Dichterische Produktivität als Kompensation des Verlusts im Leben. Zum Weiterwirken des Silvia-Komplexes in Leben und Werk Birkens s. Laufhütte, 1991, S. 130-134.
Gedicht 139, 1657
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Text 139: Antwort auf ihre Abs¡ied-Reimen. 144v-147r T1 CXXXIX.] CXXXV – 5 Gaben] b überschrieben – 9 2.] 2 (ebenso bei Str. 3-19) – 41 wolt] l nachträglich erhöht; ebenso bei 126 tägli¡ – 59 da#] Kürzel; ebenso 81, 112, 168, 172 – 67 Freud] durch Überschreibung aus Tro‰ – 81 Flamme] Flam e (ebenso 123 Flamm – 133, 159 zusammen – 135, 157 Flammen – 153, 161 Himmel – 157 fromme – 162 beysammen) – 113 15.] 5 überschrieben – 121 16.] 6 überschrieben – 129 könn] kön – 169 und] u. Reaktion auf ein Gedicht Maria Catharina Rieters, das diese bei ihrer Abreise Ende 1657 zurückgelassen oder nach der Abreise geschickt hat; vgl. Gedicht Nr. 103, das von einem Schreiben der Abwesenden ausgelöst worden ist. Weder Silviens Gedicht noch eine Zeile von ihrer Hand ist in Birkens Archiv erhalten. Das Gedicht Nr. 139 enthält keinen Hinweis darauf, ob und, wenn ja, wie es an die Adressatin gelangt ist. Ein Druck dieses Liedes, das Strophenform und Reimfolge mit dem Gedicht Nr. 194 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. 1f. Sagt ni¡t#, ô Edle S¡öne! | sagt ni¡t# von hohem dank.] Silviens Abschieds- muß auch ein Dankgedicht gewesen sein; der Dank wird als unverdient zurückgewiesen (v. 3). Birken bringt sich im Gegenteil selbst in die Rolle des zu Dank Verpflichteten (v. 8). – 4 ihr ma¡t mi¡ no¡ mehr krank.] Rekurs auf die Leidensthematik in den voraufgehenden Gedichten. – 5 Sagt ni¡t# von meinen Gaben] Vgl. v. 7. Nicht Geschenke, sondern Begabungen, Tugenden sind gemeint; vgl. Gedicht Nr. 140, v. 5. – 9-12 Ni¡t nur hat meine Wunden ~ gelös¡t mein brennend# Leid:] Nicht körperliche, sondern die Herzenswunden sind gemeint: Andeutung der Gegenseitigkeit der Liebesbeziehung. – 13-16 denkt selber, a¡ bedenket, ~ mit man¡em s¡önen Pfand.] S. Gedicht Nr. 67 und 127. Geschenke, die Birken von Silvia erhalten hat, verzeichnet die Autobiographie zum 3.7. und 24.12.1652, zum 1.1., 28.1., 2.5. und 24.12.1653 sowie zum 2.5.1654 (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 48, 50-52). – 17-32 Mi¡, mi¡ la‹t also sagen, ~ den Dank, für alle Gnad.] Silviens Gedicht muß eine Passage enthalten haben, in welcher der Dank für empfangene Wohltaten dem Himmel anheimgestellt wurde, da sie ihn selbst nicht abzustatten vermöge. Birken greift das ausführlich auf. – 21-24 J¡ bin s¡on ganz eur eigen, ~ gewären mein Begehr.] Die Treuebekundung erscheint als Kompensation für zur Zeit nicht mögliche Gegenleistungen und soll natürlich als der höhere Wert erkannt werden; s. auch v. 33-40. Gegenstand des vom Himmel Begehrten ist die Verbindung mit Silvia; s. auch v. 41-56. – 30-32 Sein Segen mi¡ beraht: ~ den Dank, für alle Gnad.] Ausdruck der Hoffnung auf späteres Vermögen, wirklichen Dank abzustatten. – 43-54 Ni¡t# kan mi¡ son‰ erfreuen, ~ erdult i¡ allen S¡merz] Die Hoffnung auf Verbindung mit Silvia erscheint in der abgeschwächten Variante der Hoffnung auf ein Wiedersehen. – 56 zerspaltet s¡on mein Herz] Stark komprimierter Konzessivsatz: 'wenn sich auch mein Herz zerspaltet'. – 57-80 Wa# soll i¡ aber sagen? ~ denkt, daß die Liebe ru[t.] Reaktion auf eine Passage in Silviens Gedicht, die zur Fröhlichkeit, zum Verzicht auf Klagen aufgefordert haben muß. Eine komplementäre, an Silvia gerichtete Aufforderung
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enthalten die Verse 89-96. – 67-72 so su¡ i¡ Freud im Leide. ~ die S¡merzen trö‰en mi¡.] Vgl. Gedicht Nr. 9. – 79f. Wann ihr mi¡ höret zagen: | denkt, daß die Liebe ru[t.] Hinweis auf künftige Gedichte; nur in solchen konnte das Klagen für Silvia hörbar werden. – 81-88 Die Flamme ko¡t da# Herze, ~ i¡ werd ein As¡en-grab.] Mehrfach oxymorische Verbindung der Bildfelder Feuer und Wasser zur Darstellung des Liebesleids. – 93f. A¡! mehrt mir ni¡t mein Leiden | mit eurem, wie ihr thut.] Reaktion auf eine Passage in Silviens Gedicht, welche von ihrem Leiden an der Trennung gehandelt haben muß. – 99f. Jn den Spital i¡ gibe | mi¡ selb‰, vor langer fri‰.] Rückblick auf die Zeit des Liebesverhältnisses zu Silvia, das – zumindest von Birkens Seite aus – seit Ende Mai 1652 bestand. Die rückweisende Zeitangabe und das präsentische Tempus, das wohl die Gegenwärtigkeit des langen Leidens betonen soll, stehen in logisch prekärem Verhältnis. – 101 Mein Arzt von mir ›¡ trennet:] Das Motiv der Geliebten als Ärztin, die allein die von ihr selbst verursachten Wunden heilen könne, begegnet häufig in Birkens Gedichten erotischer Thematik; s. Gedicht Nr. 12, v. 62f.; Nr. 21, v. 51; u. ö. – 105-116 Wa# fragt ihr na¡ dem Leibe? ~ mein herz verwahret seyn.] Reaktion auf eine Passage in Silviens Gedicht, in der sie sich nach Birkens Gesundheit erkundigt oder ihm gesundheitliches Wohlergehen gewünscht haben muß. Birken nutzt das zu einer abermaligen Behandlung des Herzentausch-Themas. – 113-116 A¡! la‹et, wie ihr saget, ~ mein herz verwahret seyn.] Reaktion auf eine entsprechende Äußerung in Silviens Gedicht; vgl. auch Gedicht Nr. 126. – 117-128 J‰# ni¡t, wie i¡ bekenne, ~ der ni¡t im Grab verdirbt.] Die zum Widerspruch provozierende Aufforderung der Verse 117-120 ist die kontrastive Basis einer erneuten Treuebekundung in topischen Bildern: Gold wird im Feuer geläutert, und aus der Selbstverbrennung erhebt sich der Vogel Phönix verjüngt. – 129-136 Jndeß, daß au¡ könn leben ~ in einem weißen Band.] Rekurs auf den im Gedicht Nr. 127 behandelten Vorgang. – 140f. zwey gabet ihr dafür, | zwey Herzen, do¡ nur eine#.] Gemeint sind die beiden gestickten Herzen und das wahre, das liebende. – 142f. Da# eure euer' hand | verwi¿let hat in meine#.] Von den ineinandergestickten Herzen auf Silviens Band ist die Rede. – 149-152 A¡ ja! i¡ will ›e tragen ~ bi# man ihn trägt zu grab.] Vgl. Gedicht Nr. 127, v. 49-52; vgl. aber auch Gedicht Nr. 43, v. 45f. – 154 diese Bildung] Das gestickte Motiv der ineinander verschlungenen Herzen. – 161 Der Himmel wird# wol lenken.] Anklang an Birkens immer wieder zitierte Devise 'Er wirds wohl machen' (Ps 37.5). – 164-168 die Blum Vergiß nit mein, ~ wa# wei‰ da# weiße Band.] Vgl. Gedicht Nr. 128, v. 31f.
Text 140: Sie Ich Liebe Vor Ihnen Allen. Sie I‰ Liebrei¡ Vnd Ihm Angenem. 147r-148r T1 CXL.] CXXXVI. – T2 Sie ~ Allen.] überwiegend lateinische Schreibung; ebenso 13 Ich – 37 Vor – 49 Ihnen – T3 Sie ~ Angenem.] quer zur Hauptbeschriftung rechts auf dem Rand – 13 2.] 2 (ebenso bei Str. 3-6) – 13 Ich] Jch – 19 S¡merz] S¡merz. – 40 Sinn] Sin – 57 Himmel] Him el – 63 Au¡] A überschrieben aus I (u oberhalb der Zeile) – 63 i¡] durch Streichung und Überschreibung aus au¡ – 65 lange (1. Position)] e überschrieben
Gedichte 140 und 141, 1657
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Der Schluß läßt erkennen, daß das Gedicht Ende 1657 nach der Wiederaufnahme der auf eine Heirat zielenden Verhandlungen mit der Witwe Mülegk entstanden ist. Seinem Charakter als heftiges Liebesund Treuegelöbnis entspricht es durch ein mehrfaches Akrostichon. Nicht nur, daß beide Überschriften – die zweite ist, offenbar nachträglich, quer zur Hauptbeschriftung rechts auf dem Rand der ersten Seite (147r) angebracht worden – mit den entsprechend markierten Anfangsbuchstaben ihrer sechs Worte den Namen SILVIA bilden: Die sechs Worte der ersten Überschrift sind auch die Anfangsworte der sechs Strophen, und in allen zwölf Versen einer jeden beginnt das jeweils erste Wort mit demselben Buchstaben, so daß sich zwölfmal der Name SILVIA bilden läßt. Von der überraschenden Schlußwendung (v. 65-72) abgesehen, sind alle in diesem Gedicht verwendeten Motive in den vorhergehenden Gedichten zu finden. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 133, 155 und 157 (erstes eingelagertes Lied) gemeinsam. Ein Druck ist nicht bekannt. 9 S¡ä”e a¡t' i¡ ni¡t.] Vgl. Gedicht Nr. 136, v. 37-39. – 12 Sie, mein Sonnenlie¡t.] S. zu Gedicht Nr. 138, v. 61. – 13-18 Ich bin ihr ergeben. ~ Ihr ›¡ einverleiben:] S. Gedicht Nr. 126. – 21 I¡ bin zwar zu s¡le¡t:] Vgl. Gedichte Nr. 130, v. 50f., Nr. 139, v. 117f. – 22f. Iedo¡ bin getrieben | Ihre Zier zu lieben] Vgl. Gedicht Nr. 133, v. 59f. – 25-27 Liebe s¡lägt mir Wunden. ~ Lieb‰e Silvia!] S. zu Gedicht Nr. 12, v. 95f.; vgl. Gedicht Nr. 139, v. 101. – 43f. Und der Tod allein | Von eu¡ mi¡ reiß' hin.] Zum Gelöbnis unwandelbarer Treue bis zum Tod vgl. Gedichte Nr. 132, v. 41f.; Nr. 136, v. 55-60; Nr. 138, v. 100-103; Nr. 139, v. 149-152. – 45f. Ubet glei¡e Treu, | Ursa¡ meiner S¡merzen!] Vgl. Gedichte Nr. 132, v. 49-60; Nr. 133, v. 125-128 – 47f. Und da# Band der herzen | Unzerri‹en sey.] Vgl. Gedichte Nr. 127, Nr. 139, v. 133-156. – 52 lo›rt] S. zu Gedicht Nr. 123, v. 22. – 57 I¡ fleh, Himmel, dir:] Verkürzte Ausdrucksweise: 'zu dir'. – 61-64 Allen andern allen ~ Al# nur Silvien.] In diesem Treuegelöbnis steckt die erste Andeutung der Reaktivierung der Kontakte mit der Witwe Mülegk. – 65f. Aber lange lange! | Aeng‰ mi¡ ni¡t zu bange.] Die Anrede gilt dem schon in v. 57 angeflehten Himmel. – 67-70 A¡! mein Anker ma¡t ~ An ›e zu gelangen.] Der Hoffnung und Sicherheit symbolisierende Anker ist Bestandteil des Birkenschen Wappens; s. Text Nr. 49a im Birken-Windischgrätz-Briefwechsel (WuK. Bd. 9, S. 335f.). Mit der "MeerSiren" – zur negativen Bedeutung des Bildes s. zu Gedicht Nr. 63, v. 91-99. – ist zweifellos die Witwe Mülegk bzw. die Gelegenheit gemeint, sich durch die Heirat mit ihr wirtschaftlich zu etablieren. – 71f. Al#dann i¡, gefangen, | A¡t mi¡ frey bey ihr.] Erste Bekundung der merkwürdigen Vorstellung Birkens, auch in der 'Gefangenschaft' der Versorgungsehe für das Weiterbestehen der Liebesbindung mit der fernen Silvia 'frei' zu sein; s. Laufhütte, 1991, S. 119-130.
Text 141: Lezter Abs¡ied an Silvien. 148r-151v T1 CXLI.] CXXXVII – 6 beysammen] beysam en (ebenso 186; ebenso 8, 11, 36, 65, 104, 121, 164, 184, 226 Himmel – 21 hingekommen – 24 angeglommen – 30 Kummer – 169, 175, 182, 185 himmel – 177 zusam-
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men – 180 flammen) – 7 2.] 2 (ebenso bei Str. 3-10, 12-25, 27-40) – 9 und] u. (ebenso 42, 53, 59, 63, 83, 92, 108, 135, 140, 152, 163, 171, 219, 230) – 10 viel] l überschrieben – 13 der] Kürzel; ebenso 84, 86, 141, 190, 223 – 20 voll] erstes l nachträglich erhöht; ebenso bei 23 Silvien – 72 quälet – 121 will (1. Position, erstes l) – 143 lieben – 24 angeglommen] erstes g überschrieben – 29 kund] wund – 35 Brun‰] Bru ‰ – 37 einmal] l überschrieben – 42 wir‰] wei‰ – 48 wa#] Kürzel; ebenso 60, 66, 95, 100, 114, 119, 121, 152, 158, 169 – 54 wandern] mit der-Kürzel – 61 da#] Kürzel; ebenso 105, 111, 191 – 65 dann] dan (ebenso 124, 232; ebenso 67, 74, 78, 188 wann – 130 Sonnenlie¡t – 146 vergünnt – 236 ›nn) – 90 ander] ev. andrer – 105 Ehlo#] l aus e überschrieben – 119 Treu] T überschrieben – 146 vergünnt,] Komma unterhalb eines gestrichenen Punktes – 151 Lieb,] Komma aus Doppelpunkt überschrieben – 158 Untreu] reu überschrieben – 166 etwa#] mit wa#-Kürzel – 173 willkür] ev. will kür – 182 Sternen Rei¡] ev. SternenRei¡ – 194 Freudenpra¡t] ev. Freuden pra¡t – 210 verbronnen] mit ver-Kürzel – 216 Verlangen] Verla gen Das Ende 1657 entstandene Gedicht setzt die endgültige Trennung und räumliche Ferne voraus. Es gestaltet das schon im Gedicht Nr. 126 angedeutete neue 'Treue'-Konzept aus: Der Leib wird durch anderweitige Heirat versorgt, das Herz gehört weiterhin und lebenslang Silvia, um deren Einverständnis das Gedicht wirbt. Es ist insgesamt eine lange Rechtfertigung der in Wahrheit bereits vollzogenen Neuorientierung. Deutlicher als in den bisherigen Silvia-Gedichten werden die Ursachen der vielbeklagten "Unmögli¡keit" benannt: Birkens Armut und Dienstlosigkeit (s. v. 61-66, 92) sowie das Standesbewußtsein ihrer Angehörigen, für die Birkens neuerworbener Adel keine Ebenbürtigkeit herstellt (s. v. 43f., 67-90). Die Passage v. 221f. läßt die Vermutung zu, daß Birken das Gedicht Maria Catherina Rieter zugestellt hat. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge gemeinsam mit den Gedichten Nr. 28, 88, 117, 136, 156 und 237. Ein Druck ist nicht bekannt. 1-6 Laß ab, laß ab, du treuer Hirt! ~ auf Erd beysammen leben sollen.] Ausgerechnet die Treue, deren bisher beschworene Erscheinungsform dieses Gedicht gerade sophistisch umdeutet, wird an erster Stelle genannt, im Zusammenhang mit der Konstatierung der Unerreichbarkeit des bisher Erstrebten. Komplementär zur Feststellung der Unmöglichkeit eines Miteinanders im Diesseits wird später (v. 182186) der Wunsch der Vereinigung im Jenseits geäußert. – 3-12 die Fata diß nit haben wollen, ~ der son‰en do¡ zu helfen eilet.] Vgl. Gedicht Nr. 138, v. 46-58: Wie dort werden auch hier die Ungunst der Fortuna und der Unwille des Himmels in einem Zusammenhang genannt. – 7f. Du ha‰ gesendet, ô Silvan! | so man¡en Seufzer Himmel-an] Rückblick auf die jüngstvergangene Zeit und wohl auch auf die während derselben entstandenen Klagegedichte. Zum Namen 'Silvan' s. zu v. 238-240. – 13-16 S¡on se¡#mal trug der Pegni”‰rand ~ seit i¡ mi¡ quäl üm Silvien] Seit dem von Birken behaupteten (s. Gedicht Nr. 131, v. 2) Beginn des Kontakts zu Silvia im Mai 1652 ist der Winter 1657/58 tatsächlich der sechste. – 14 da# Ei#, der Flü‹e Fä‹elband] Vgl. Gedicht Nr. 1, v. 6. – 22-24 da i¡ dort an der Aura¡ saß ~ daselb‰ mein Feuer angeglommen] Vgl. Gedicht Nr. 92, v. 109f., 265-272, 363-366. – 28-33 Jhr Bäume, meiner
Gedicht 141, 1657
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S¡merzen Mund! ~ wird iederzeit im Früling grünen.] Vgl. Gedicht Nr. 92, v. 169-171. – 37-42 A¡ Pegni”! ru[ i¡ no¡ einmal: ~ wir‰ ›e und mi¡ nun nit mehr sehen.] Bei dem der Pegnitz zugewiesenen "S¡äferthal" (v. 38) kann es sich nur um das Poetenwäldlein auf der vom Fluß gebildeten Halbinsel handeln, den Schauplatz so vieler bukolischer Szenerien in Birkens Gedichten; s. zu Gedicht Nr. 22 u. ö. – 43f. E# jaget ›e von deinem Rand | der Leute ‰olzer Unver‰and:] Ob die für Silvias Weggang von Nürnberg verantwortlichen "Leute" Nürnberger waren, die ihren allzu vertrauten Umgang mit Birken aus "Unver‰and" mißbilligten, oder – wahrscheinlicher – ihre adelsstolzen Kalbensteinberger Angehörigen (v. 67-90), ist der Stelle nicht zu entnehmen. – 45 und i¡, mag au¡ ohn ›e nit bleiben.] Einer der Hinweise in diesem Gedicht, daß die Entscheidung, die Kontakte zu der Witwe Mülegk wieder anzuknüpfen, bereits gefallen war; s. auch v. 109-114. – 46-48 Sie kan und soll nit werden mein; ~ wa# würd i¡ für ein Lieben treiben?] Erstmals erklärt Birken selbst, da eine Verbindung mit Silvia nicht möglich ist, auch räumliche Nähe für untunlich. – 49-54 Hier zieh i¡ immer au# und ein, ~ solt einer eh zum Türken wandern.] Tatsächlich war es Birken seit seinem Ausscheiden aus dem Haus Rieter und auch nach der Erlangung von Palatinat und Adel nicht gelungen, ein Amt zu erhalten und sich ökonomisch zu konsolidieren: Die Konzepte seiner Briefe an den Bruder Christian Betulius und an den Grafen von Windischgrätz geben reichlich Auskunft. – 55-60 Zuvor, al# ›e no¡ wohnte hier, ~ wa# Tro‰ hätt so mein treue# Lieben?] Selbst der Rückblick auf schönere Zeiten und die in ihnen entstandenen Gedichte dient zur Begründung des bevorstehenden Ortswechsels und der mit ihm einhergehenden Veränderungen. – 61-66 Weil mir da# Glü¿ no¡ keine heerd, ~ Jedo¡ wa# hil]#? er will nit hören.] Vgl. v. 99; s. o. – 67-70 Zwar, wann i¡ mi¡ be›nne re¡t, ~ er i‰ an Jahren gar zu neu.] Vgl. v. 91-94; s. o. – 71-84 J¡ la¡e dieser Fantasey, ~ Mein Vatter mag seyn von der Nadel.] Eine von Birken häufig bekundete Ansicht: Nicht ererbter, sondern durch Verdienste bestätigter Adel zählt wirklich. – 85-90 Jedo¡ der Wahn mag haben re¡t: ~ ein ander sey e# im geblüte.] Zu Birkens Kritik am bloßen, nicht durch Verdienste gerechtfertigten Geburtsadel gehört immer die Behauptung des Ranges und der Würde der Gelehrten. – 97-102 E# kränkt mi¡ zwar, zu la‹en ab: ~ hat un# do¡ s¡on der Ort ges¡ieden!] Die alte Optionen-Opposition 'Verbindung mit Silvia oder Tod' ist preisgegeben. Die neue Position: Das Leben muß weitergehen; s. schon v. 95f.; s. v. 103-108. – 102 hat un# do¡ s¡on der Ort ges¡ieden!] Einer der Belege dafür, daß zur Zeit der Abfassung dieses Gedichtes die räumliche Trennung tatsächlich vollzogen war. Des Reimes wegen müßte es "ges¡eiden" heißen. – 103-108 J¡ kan nit länger einsam seyn. ~ und ni¡t an Bo#heit müße kleben.] S. zu v. 97-102. – 109-114 Kan Silvia nit werden mein: ~ Gott weiß, mit wa# für Ang‰ und S¡merze.] Die entscheidende Passage im Gedicht: Silvia soll gleichsam den Auftrag zur Verbindung mit der Witwe Mülegk geben. – 115-120 Wa# ma¡t e#, daß i¡ nit bin frey? ~ warüm soll i¡ so tro‰lo# leben?] Infragestellung des in den voraufgehenden Gedichten immer wieder erneuerten Treuegelöbnisses. – 121-123 Der Himmel will nit, wa# i¡ will; ~ diß hat ›e selb‰ an mi¡ ges¡rieben.] Bezugnahme auf eine Passage aus Silvias Abschiedsgedicht (s. zu Gedicht Nr. 139) oder einen Brief entsprechender Thematik. – 124-126 So laß dann ab, du treue Seel! ~ do¡ laß
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Apparate und Kommentare
nit ab, ›e fortzulieben.] Bestandteil der das Gedicht beherrschenden Strategie, die Liebe zu Silvia in den Status eines von den Realitäten des Lebens unangefochtenen und weiterbestehenden Wertes zu erheben; s. auch v. 139-144. – 123-138 Laß ab, laß ab, mein bla‹er Mund! ~ wer wird na¡ deinen Klagen fragen?] Distanzierung von der in den Gedichten der letzten Zeit dominierenden Klagehaltung. – 139-144 Du aber laß nit ab, mein Herz! ~ al# meine wehrte S¡we‰er, lieben.] S. zu v. 124-126. – 156 A¡! kan mi¡ dan kein Tod nit tödten? ] Nach allem in diesem Gedicht Voraufgegangenen nicht sonderlich überzeugend; vgl. v. 198, 222. – 158-161 Nennt ja nit Untreu, wa# ges¡iht. ~ ein Slave meine# Unglü¿# seyn:] S. zu v. 124-126: Daß die Not eine Umorientierung erzwingt, soll nicht als Untreue gedeutet werden. – 163168 Habt dank, für alle Lieb und Treu. ~ a¡! solt i¡ no¡ so glü¿ha] werden!] Hinweis auf die Gegenseitigkeit der nicht zur Erfüllung gelangten Liebesbeziehung. – 190-192 da# herz war gut, ob s¡on der Mund, ~ die Lieb eu¡ zu ver‰ehen geben.] Da davon auszugehen ist, daß die Silvia-Gedichte zumindest zum größeren Teil in die Hände der Adressatin gelangt sind, dürfte es sich um Widerspruch produzierende Bescheidenheitsformeln handeln. – 193 Lebt wol! zu tausend guter Na¡t!] Vgl. v. 202, 207, 211, 217, 223, 229; s. zu Gedicht Nr. 108, v. 25. Die lange Verabschiedung richtet sich an die Geliebte (v. 194-198), ihren Mund (v. 199-204), ihre Augen (v. 205-210), ihr Haar (v. 211-216), ihre Hände und Arme (v. 217-222), ihre Tugend (v. 223-228) und wiederum sie selbst als Person (v. 229-234): das Modell des petrarkistischen Schönheitslobs liegt zugrunde. – 197 Jhr reiset hin: i¡ reise fort.] S. zu v. 45. – 204 Kom, Tod, klopf an an meiner Pforten.] Vgl. v. 222; s. zu v. 156. – 211-216 Nun gute Na¡t, du güldne# haar! ~ So bleibt ihr danno¡ mein Verlangen.] Vgl. Gedichte Nr. 68, 69, 71. – 218f. die ihr mi¡ verpfändt | mit man¡em Fleiß und s¡öner Gabe.] S. Gedichte Nr. 67, Nr. 92, v. 245-247, Nr. 127; s. zu Gedicht Nr. 139, v. 13-16. – 221f. diß Blat no¡ einmal eu¡ verehr | mit einem Kuß!] Auch dieses Gedicht dürfte demnach Silvia zugespielt worden sein. – 230f. fahr wol, und laß nit hinterwärt# | da# meine, da# ›¡ dir ergeben.] Vgl. v. 237. Zur Herzenstausch-Thematik s. Gedicht Nr. 124, v. 5f. – 237 Habt eu¡ mein herz!] 'Behaltet mein Herz.' – 238-240 la‹t euren Namen mir fortan: ~ bi# man mi¡ in den Sarg wird legen.] Vgl. v. 7. Zur weiterwirkenden Programmatik dieses erstmals im Gedicht Nr. 127, v. 102, verwendeten Namens s. Laufhütte, 1991, S. 121, 132.
Text 142: Seine Vers¡ma¡tung. Sonnet. 151v/152r T1 CXLII.] CXXXVIII. – T2 Vers¡ma¡tung] Vers¡ma¡tu g – 6 der] r aus # überschrieben – 6 Sinnenbli”] durch Überschreibung aus Sinnen hi” – 7 und] u. (ebenso 11, 13) – 7 gar] g überschrieben – 9 Kummer] Kum er – 9 martelt] l nachträglich erhöht – 9 da#] Kürzel – 11 bin] b verschmiert; vielleicht überschrieben – 12 Sa]] S überschrieben – 12 zum (2. Position)] zu – 13 J¡] h nachträglich erhöht In dem Ende 1657 entstandenen Sonett beschreibt der Sprechende die körperlichen und geistigen Folgen des als Dauerzustand dargestellten Leidens an der hier nicht ausdrücklich genannten Situation,
Gedichte 142, 143, 144 und 145, 1657
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die in den voraufgehenden Gedichten behandelt worden ist. Obwohl der Name nicht genannt wird, gehört das Sonett zu den Silvia-Gedichten. Ein Druck ist nicht bekannt. 5f J¡ bin dem Charon glei¡: ~ mein S¡i[man werden wird.] Diese Ankündigung baldigen Todes bindet das Sonett mit dem Gedicht Nr. 141 (v. 156, 204, 222) zusammen. Der Hades-Fährmann Charon (zu ihm s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 1138f.; Tripp (2001), S. 135) ist hier als Knochenmann vorgestellt. – 7 der Wi”e Vatter›”] Das Haupt, der Verstand. – 9 der Kummer martelt mir da# Mark au# meinen Beinen.] Anders als in v. 4 sind die 'Gebeine' gemeint. – 10f. J¡ bin dem Tode selb‰ viel änli¡er, al# mir, | bin ni¡t# al# Bein und haut.] Die in den Totentanzdarstellungen der Zeit übliche Erscheinungsform des Todes liegt zugrunde. – 13f. J¡ lebe tägli¡ auf, ~ so lebt do¡ meine Noht.] Das reduzierte, als dem Tod ähnlich empfundene Leben schließt tägliche Erneuerung des Schmerzes nicht aus.
Text 143: Smerzli¡e Tag- und Na¡t-Glei¡heit. 152r T1 CXLIII.] CXXXIX. – 1 nider] mit der-Kürzel – 4 der (1. Position)] Kürzel Die thematische und intentionale Nähe zum Sonett Nr. 142 läßt auf zeitnahe Entstehung dieses Epigramms schließen. Motivische und intentionale Nähe besteht auch zum Gedicht Nr. 137. Die kalendarische Nähe des Winteräquinoktiums mag den Anlaß geboten haben. Das Epigramm hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge gemeinsam mit den längeren Gedichten Nr. 4, 13, 16, 21, 53, 66, 67, 100, 146, 149, 234 und 275 (2. Bestandteil) sowie mit den Epigrammen Nr. 14, 34, 188, 200, 203, 215 und 217. Ein Druck ist nicht bekannt.
Text 144: Die Pegni” und Aura¡. 152r T1 CXLIV.] CXL – T2 und] u. Auch für dieses Epigramm ist von entstehungsgeschichtlicher Nähe zum Gedicht Nr. 142 auszugehen. Aurach und Pegnitz werden einander gegenübergestellt als Schauplätze von Liebesglück (vgl. Gedicht Nr. 92) und schmerzlicher Trennung. Das Epigramm hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit dem Epigramm Nr. 232 gemeinsam. Ein Druck ist nicht bekannt.
Text 145: An Silvien: Seine Trauer-Le”e. 152r-154v T1 CXLV.] CXL – 1 1.] 1 (so bei allen Strophen) – 1 S¡on fünfmal hat der Mäy] kein Einzug; ebenso bei v. 41 – 26 brenne] bren e (ebenso 104, 155, 157, 162, 168 wann) – 34 verfin‰ert] ‰ überschrieben – 36 genommen] genom en (ebenso 68 ‰ummen – 129 Hammer – 152 Jammer) – 38 Na¡t!] Na¡t,! – 48 verlieben]
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b nachträglich erhöht – 63 du] durch Überschreibung aus der – 68 und] u. (ebenso 121) – 82 laß] l nachträglich erhöht; ebenso bei 95 voll (zweites l) – 129 Pulse# – 153 lezte# – 89 di¡;] Semikolon undeutlich; ev. Doppelpunkt – 95 voll!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 98 mi¡.] ev. mi¡: – 134 da#] ev. Da# – 174-176 Hier ~ Unmöglichkeit.] überwiegend lateinische Schreibung – 176 macht] t überschrieben Das thematisch und intentional dem Sonett Nr. 142 nahestehende Lied ist das drittletzte Gedicht der Jahrgangsgruppe 1657. Da – von der ersten und sechsten abgesehen – alle Strophen mit Einzug beginnen, die Strophenzahlen aber außerhalb der Strophenblöcke stehen, dürfte Birken sie nachträglich vorgefügt haben. Eine um 8 Strophen (5, 7-10, 13, 18, 19) gekürzte, auch sonst stark bearbeitete Version des Liedes steht als 85. Bestandteil in der Sammlung der Windischgrätz-Gedichte, S. 246-249; dazu ebd., S. 435-439. Es muß Ende 1657 oder 1658 in Windischgrätz' Besitz gelangt sein; die Umarbeitung kann, wenn die Zeitangabe (v. 1) seiner Version stimmt, erst 1658 erfolgt sein. Vom Fehlen der oben genannten Strophen und der Tatsache, daß die Strophen dort nicht gezählt sind, sowie von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, weicht Windischgrätz' Version von derjenigen Birkens an diesen Stellen ab: T1-T3] m! – 1 fünfmal] A¡tmahl – 4 unter] vnder – 7 mit] voll – 8 Jrr spazirt] irre irrt – 20 quellen] regnen – 22 ni¡t] nit – 22 betrübni#] betrübnuß – 23 Stirn au¡] ‰irne – 25 auser] au‹er – 32 gute] gutte – 41 (33) freundli¡# Augenpaar] himlis¡ Augen baar – 43f. (35f.) Jhr hände seidenklar! | du mehr al# güldne# Haar!] Jhr ßeit mehr all# die ßonn | Jhr meine# leben# wohn! – 45 (37) für] vor – 82 (42) laß] la‰ – 83 (43) dir entbrennet] eü¡ entbrunnen – 84 (44) vermittle] vermitelt (ebenso 85 (45)) – 87 (47) deiner] Ewrer – 88 (48) ‰ill] ‰illt – 89 (49) üm di¡] vor eü¡ – 90 (50) du kan‰ beleben mi¡] J¡ bin ein toden glei¡ – 91 (51) so] do¡ – 92 (52) deiner Jahre Kleid] meiner liebe zeit – 94 (54) auf] Au[# – 95 (55) ô Zierde] ô Cloris – 95 (55) wunder-voll] wunder# voll – 96 (56) deiner] Ew¨rer – 105 (57) So] nun – 105 (57) Zähren] zehren – 106 (58) so weht ] A¡! wäht – 109 (61) sagt#] klagt# – 112 (64) bald] ßelb‰ – 113 (65) wird eingetau¡t] in s¡mer” getau¡t – 116 (68) hölt] hohlt – 117 (69) ›nd] ßeindt – 119 (71) ungezämte] vnaußles¡li¡ – 123 (75) Tod# Profet] Endt vor boht – 124 (76) der da ges¡rieben ‰eht] A¡! J¡ bin s¡on fa‰ thot – 127 (79) Krä]e] krä[ten – 128 (80) werde] werd bald – 130 (82) die Adern ›nd vertreugt] kein gei‰ in bluht ßi¡ zeigt – 131f. (83f.) die haut wird s¡rumpli¡t-alt, | der Leib ganz unge‰alt.] E# i‰ erbarmung# wehrt | mi¡ ßehen ßo verkehrt – 133 (85) der Magen ko¡t] da# leben lebt – 134 (86) Fleis¡ wird hingefleis¡t] fleiß in ßi¡ vers¡ma¡t – 135 (87) die Därmer s¡üttern] der gei‰ ermahtet – 136 (86) der Rieben kreus¡t] de# leben# kra¡t – 154 (90) SilberBä¡e] lieben bä¡e – 163 (99) Vögelein] wäldelein – 169 (105) Jhr] A¡ – 173 (109) diese#] dieße – 174 (110) Freud] freyd – 176 (112) Unmöglichkeit] vnmügli¡keit –. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge mit dem Gedicht Nr. 153 gemeinsam. Ein Druck ist nicht bekannt. T3 Le”e] Abschied; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 6 (1885), Sp. 797-801. – 1-8 S¡on fünfmal hat der Mäy ~ dort in der Jrr spazirt.] Zur Bestimmung des Zeitpunktes des Rede-Jetzt seit dem Beginn der Liebe zu Maria Catharina Rieter s. zu Gedicht Nr. 131, v. 2. – 5-8 seitdaß mein arme# herz ~ dort in der Jrr spa-
Gedicht 145, 1657
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zirt] Vgl. Gedicht Nr. 126. – 9-16 Mein Gei‰, wo lebet der? ~ weil sein Gei‰ fortgemu‰.] Analysen zum Motiv des Herzenstausches, das mehrere der voraufgehenden Gedichte beherrscht, z. B. Nr. 126, Nr. 127. – 26-31 J¡ brenne für und für: ~ J¡ bin ein Feuerheerd.] Die Mitteilung, daß die Trauer das Leiden noch vermehre, erfolgt mit Hilfe der kontrastiv verwendeten Bildlichkeit von Feuer und Wasser. – 3356 O edler Sternenglanz, ~ a¡ weh! wa# rei‹t mi¡ fort?] Die in früheren Gedichten gepriesenen Einzelschönheiten bzw. die Erinnerung an sie – Gesicht (v. 33-40), Augen (v. 41f.), Hände (v. 43), Haar (v. 44), Mund (v. 49f.) – erweisen sich jetzt als Stimuli des Leidens; vgl. Gedicht Nr. 141, v. 199-222. – 49f. O Mund Corallen-roht, | Orakel meiner Noht!] Vgl. Gedicht Nr. 131. – 57 Do¡ ‰ille nur, Sylvan!] Zu diesem Namen s. zu Gedicht Nr. 141, v. 7f., 238-240. – 60-66 Silvia, deine Pein, ~ daß ›e mit werd verehrt.] Zur Selbstinfragestellung dieser Passage paßt die Selbstanrede in v. 57-59. Zum Inhalt s. auch v. 77f.; vgl. Gedicht Nr. 131. Sicher ist nicht von dem im Gedicht Nr. 141, v. 67-96, thematisierten Standesunterschied die Rede. – 73-80 Vernun], ô Edle# Bild! ~ die S¡were deiner Gün‰.] Mit "ô Edle# Bild!" ist Silvia angeredet. Vernunft würde gebieten, mit der im Gedicht Nr. 141 angedeuteten Umorientierung Ernst zu machen. Gegen solche Vernunft wird die in früheren Gedichten (z. B. Nr. 135 und Nr. 136) beschworene, auch in diesem Gedicht partiell behauptete Treue als Gegenwert für die von Silvia dem Sprecher bei aller seiner sonstigen 'Unwürde' entgegengebrachte Gunst empfohlen. – 81-88 Weil i¡ ja brennen muß: ~ ‰ill meiner Threnen Flut.] Der Liebeszwang, gegen den keine Gegenwehr hilft (s. auch v. 71), gehört zu den Grundmotiven des Petrarkismus. Die von Silvia erbetene 'Vermittlung' kann nur die Beibehaltung der "Gnaden-gun‰" (v. 87) sein; s. auch v. 90. – 89 J¡ ‰erbe bald üm di¡] Der Wunsch oder die Ankündigung baldigen Todes ist ein Dauermotiv in den Gedichten der letzten Zeit; hier beherrscht es indirekt die Strophen 15-18 und direkt den Schluß aller folgenden. – 91-96 so soll die Ewigkeit ~ da# Lob von deiner Zier.] Als Lohn für die erbetene belebende (v. 90) "Gnaden-gun‰" (v. 87) wird Silvia die durch Gedichte zu stiftende Ewigkeit in Aussicht gestellt. – 97-100 A¡ du (i¡ kenne di¡) ~ i¡ bin dir keine La‰.] Die Stelle bestätigt, daß die Trennung nicht die Folge eines Zerwürfnisses war. – 101f. Do¡ ‰eht e# ni¡t bey dir: | ein andrer ma¡t den s¡luß.] Ob mit dem 'andren' einer der Verwandten Silviens oder Gott gemeint ist, muss offen bleiben. Daß in v. 103f. nach Hilfe vor der Verzweiflung gefragt wird, läßt eher an die zweite Möglichkeit denken. – 109-112 a¡! sagt# den Felsen an: ~ wird bald erwei¡et seyn.] Einerseits Verbildlichung der Hoffnungslosigkeit der Lage, in der sich der Sprechende weiß, andererseits Anspielung auf die mythischen Sänger, die Felsen und wilde Tiere zu bewegen vermochten. – 113-144 Mein Gei‰ wird eingetau¡t, ~ der Sinn i‰ ni¡t zu hau#.] Vgl. Gedicht Nr. 142. – 136 der Bau der Rieben kreus¡t] Für 'Rippe' verwendet Birken immer das Wort 'Riebe'; zum Verb 'kreuschen' s. Grimmsches Wörterbuch Bd. 5 (1873), Sp. 2176 (2153-2156): 'kreischen'. – 145-168 Nun höret, Lu] und Erd! ~ wann i¡ von hinnen bin.] Dieser Serie von Aufforderungen liegt das urbukolische Motiv der sympathischen Anteilnahme der Natur zugrunde. Alle drei Strophen enden mit der Ankündigung baldigen Todes; s. zu v. 89. – 169-176 Jhr Hirten! komt zu hauf, ~ das macht Unmöglichkeit.]
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Apparate und Kommentare
Sinnvoll endet und gipfelt die Folge der Anrufungsstrophen mit der Aufforderung an das bukolische Personal, "Hirten" (v. 169) und "Nymfen" (v. 171), des Sprechenden nach seinem baldigen Tod zu gedenken. – 175f. die Lieb hat ihn ermordt: | das macht Unmöglichkeit.] 'Infolge der Unmöglichkeit der Erfüllung war die Liebe für ihn tödlich': der petrarkistische Liebestod.
Text 146: Ecloga, von diesem Kummer. Silvano. Silviu#. 155r-158v T1 CXLVI.] CXLI – T2 Kummer] Kum er (ebenso 183; ebenso 5 Willkommen – 6 willkommen – 17 kummer – 29 Wilkomm – 40 zusammen – 49, 146 Stamm – 51 ‰immen – 53, 195 Komm – 64 (2x), 84, 193 (2x) Stimm – 68 übers¡wemmet – 102, 190 himmel – 111 immer) – T3 Silvano] l überschrieben – 3 da# (1. Position)] Kürzel; ebenso 19, 26, 73, 100, 115, 121, 125, 126, 132, 135, 140, 149, 184 – 5 spiel‰] l nachträglich erhöht; ebenso bei 8 Klee – 8 Silviu# – 7 Sonne] Son e (ebenso 12, 52, 137, 138, 156 wann – 15 entrann – 28, 192 Sinn – 34 getrennet – 100, 170 darinn – 115 Sinnbild – 165 innen – 173 Augenbrunn – 191 hinn) – 8 der] Kürzel; ebenso 24, 95, 125, 173 – 9 Silviu#] Sil. (ebenso 29 (durch Überschreibung aus Silv), 53, 181) – 11 wa#] Kürzel; ebenso 81, 89, 155, 160; ebenso 123 Wa# – 14 iezt] z überschrieben – 15 der] r aus # überschrieben – 15 Unmu‹] ‹ überschrieben – 18 und] u. (ebenso 22, 40, 58, 60, 69, 76, 79, 110, 115, 128, 140, 143, 147, 149, 168, 178, 186) – 19 verräht] undeutlich; ev. verrähtt – 20 Silvano] Silv. (ebenso 41, 83, 193) – 21 labe:] labe; – 66 ergangen] durch Streichung und Ergänzung oberhalb der Zeile aus gegangen – 78 etwa#] mit wa#-Kürzel; ebenso 82 – 82 Freunde] Freu de (ebenso 85 ie”und) – 83 bes¡worn] durch Überschreibung aus bes¡woren – 84 verlohrn] mit ver-Kürzel; ebenso 184 verzehrt – 87 liebli¡] ¡ undeutlich am Zeilenende – 98 Verlangen] Verla gen – 99 hier;] Semikolon aus Doppelpunkt überschrieben – 115 Sinnbild] S verschmiert – 116 ‰ille] durch i ein Schrägstrich, der bis in die nächste Zeile reicht; wohl ein Versehen – 126 nieder] mit der-Kürzel; ebenso 127 widerholte – 154 widerru[t – 129 vorde‹en] durch Streichung, Überschreibung und Ergänzung aus ge-|se‹en – 144 entflie‹en] f überschrieben; ev. aus p – 144 i¡] h nachträglich erhöht; ebenso 157, 189 (1. Position) – 151 geherzt] r überschrieben – 152 wär] r überschrieben – 156 traumte] ra überschrieben – 162 also] o überschrieben – 164 A¡] A undeutlich überschrieben – 165 selber] lb überschrieben – 184 na‹e Leid] dazwischen Worttrennungsstrich – 190 di¡] durch Überschreibung aus diese Vorletzter Bestandteil der Jahrgangsgruppe 1657, entsprechend spät im Jahr muß das Gedicht entstanden sein. Es spielt insofern eine Sonderrolle im Bestand der Silvia-Gedichte, als das in den letzten Monaten Erlittene und in den voraufgehenden Gedichten unmittelbar Beklagte erstmals in distanzierender Erzählung in eine bukolische Rahmenfiktion eingebettet wird und der Erzähler / Sänger sich zuletzt den Trostargumenten des befreundeten Zuhörers zugänglich zeigt (v. 189-196). Der eine der beiden Gesprächspartner, Silvano, steht für Birken selbst (s. zu Gedicht Nr. 141, v. 7, 238-240). Bei dem zweiten Namen, Silvius, dürfte Birken wieder (s. Gedicht Nr. 109, v. 190-192), an den zur Zeit der
Gedicht 146, 1657
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Entstehung des Gedichtes fünfzehnjährigen Christoph Frank gedacht haben; s. zu Gedicht Nr. 109. Die Ekloge hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge gemeinsam mit den längeren Gedichten Nr. 4, 13, 16, 21, 53, 66, 67, 100, 149, 234 und 275 (2. Bestandteil) sowie mit den Epigrammen Nr. 14, 34, 143, 188, 200, 203, 215 und 217. Ein Druck ist nicht bekannt. 2f. deine Myrten | verrahten di¡, die trägt da# Land, da# di¡ gezeugt.] Diese Anrede paßt nicht zu der vorgeschlagenen Vorbildfunktion des in Nürnberg geborenen Christoph Frank für die Rolle des Silvius. Die Art der Erwähnung der Myrte in Vergils Eklogen und Georgica erweist sie als für Italien typische Pflanze. In der dritten Ekloge, v. 54, wird der Myrtenkranz zusammen mit dem Lorbeerkranz genannt. Vielleicht liegt eine Erinnerung an den Theatererfolg Christoph Franks vor, der 1655 in dem Schauspiel Silvia Oder Die Wundertätige S¡önheit, dem eine Erzählung Boccaccios zugrunde liegt (s. Silber, 2000, S. 292-294), die Hauptrolle gespielt hatte. – 4f. Nur dir, dir, Silviu#! i‰ Pan vorau# geneigt, | du spiel‰ sein S¡äferspiel.] Das dürfte eine Anspielung auf die im Winter 1657/58 – also 1657 – von Christoph Frank gedichtete Hochzeitsekloge sein; s. zu Gedicht Nr. 109. – 5-9 Willkommen in den Gränzen, ~ Sag an, wa# trägt di¡ her.] Die zu Beginn des Gedichtes in vergegenwärtigender Rede erstellte Situation setzt voraus, Silvius sei von auswärts nach Nürnberg zurückgekehrt. Seine Abwesenheit von dort kann nicht von langer Dauer gewesen sein, da später (v. 33-40, 65-77) der Eindruck von Zeugenschaft beim Trennungsschmerz Silvanos und Silviens erweckt wird. Christoph Frank hat sein Studium an der Universität Altdorf begonnen; s. zu Gedicht Nr. 109. Vielleicht ist ein Besuch von dort in Nürnberg der Hintergrund der im Gedicht gestalteten Begegnung. – 10f. Hirt! laß dir dein Gemüt, von meinem, Antwort sagen. | Du frag‰, wa# du s¡on wei‰.] Silvius ist demnach Silvanos wegen gekommen und setzt voraus, daß der das weiß. – 14f. na¡dem i¡ au# den s¡ranken | der Unmuß ein‰ entrann] "ein‰" ist hier in der Bedeutung 'endlich einmal' verwendet; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 3 (1862), Sp. 305f. Zu der Beschäftigung, die Silvius Silvanos wegen unterbrach, s. zu v. 5-9. – 15 Ein Mida# liebt sein Gold] Anspielung auf die von Ovid (Metamorphosen 11, v. 90-145) erzählte Geschichte. – 18 und redet ungeredt] 'und redet, ohne daß es ausgesprochen würde'. – 20-23 Du wei‰ e#, wie e# i‰, ~ du wei‰ e#, wen i¡ meyn?] Silvius' Kenntnis der Bewandtnisse Silvanos wird vorausgesetzt; s. zu v. 10f. Hinweis auf den Ursprung aller drei in diesem Gedicht verwendeten Namen aus der Bemühung Birkens um Maria Catharina Rieter; s. dazu auch Silber, 2000, S. 260, 292, 298. – 23-28 Eh wird die geile Gei# ~ au# meinem treuen Sinn wird au#gewiesen seyn.] Eine der vielen mit Adynata arbeitenden Beteuerungsformeln in Birkens Werk. Silvano hält eine Umkehrung der Naturgesetze für wahrscheinlicher als ein Ende seines Liebesleids; vgl. dagegen v. 193-196. Auch diese Art von Beteuerungen geht auf Vergil zurück; vgl. Ecl. 1, v. 54-63. – 23f. Eh wird die geile Gei# | die Haseln la‹en ‰ehn] Die Vorliebe der Ziegen für Haselnußtriebe gehört seit der ersten Vergilschen Ekloge, v. 14f., zu den festen Motiven der Bukolik. – 24f. eh wird der Zefyr Ei#, | und Euru# s¡warzen S¡nee, au# beyden Ba¿en blasen] Zu diesen Winden s. zu Gedicht Nr. 133, v. 77, 79. – 32 da# nur nit gar er‰arb] 'Das noch nicht völlig erstorben ist'. – 33-41 J¡
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Apparate und Kommentare
kenne deinen S¡merz. ~ Der S¡merz lähmt mir die Zung.] Bestätigung der Tatsache, daß die unfreiwillige Trennung in Nürnberg erfolgte und das Liebesverhältnis ein beidseitiges war. Silvius' Zeugenschaft ist vorausgesetzt; s. auch v. 65-77. – 43 seit ›e von hinnen s¡ied.] Die in den Gedichten Nr. 133ff. thematisierte endgültige Abreise Maria Catharina Rieters ist gemeint. – 45-53 E# wi‹en no¡ die Klagen, ~ mein A¡ ä¡zt E¡o na¡.] Das urbukolische Motiv der sympathetisch anteilnehmenden Natur; alle Bestandteile des Landschaftsraumes werden benannt: Bach und Quelle (v. 45-48), Bäume (v. 49f.), Felsen und Täler bzw. Echo (v. 51-53); später (v. 59f.) erscheint noch die Herde. – 57f. Di¡ höret man son‰ ni¡t#, al# Klagen, hier vorbringen, | du guter Sänger du!] Bezugnahme auf die Gedichte Nr. 128ff. – 58f. und i¡ muß au¡ mit ›ngen, | weil mi¡ dein Smerze smerzt.] Zu dieser Anteilnahmebekundung vgl. v. 11-15, 61-64. – 62 da# Wandelglü¿] S. auch v. 120: die unbeständige und unberechenbare Fortuna. – 63f. Ein Wolf, so gläub i¡ fa‰, hat mi¡ zu er‰ ersehn: | weil ie”und meiner Stimm will alle Stimm entgehn.] Anspielung auf Vergil, ecl. 9, v. 53f., wo die Redensart wiedergegeben wird, derjenige, den ein Wolf als erster anschaue, verliere die Stimme; vgl. Plinius, nat. hist. 8.80. – 65-77 J¡ trage groß verlangen, ~ Die Pegni” weiß e# wol.] Silvius ist demnach erst vor kurzem, noch nach der Trennung Silviens von Silvano, mit diesem zusammen gewesen und war Zeuge seines Leidens und Klagens; s. zu v. 33-41. – 73-76 da ›e, (mir bri¡t da# herz, wann i¡ daran gedenke,) ~ au# ihren Äuglein selb‰ besprengten na¡ und na¡] Ev. Rekurs auf Gedicht Nr. 145, v. 145ff. – 77-83 Du aber wol‰ der Klagen, ~ ›ng her, wie e# dir gieng.] Die Aufforderung, singend mitzuteilen, was er seit dem letzten Zusammensein erlebt habe, soll Silvano entlasten und ihm zu neuem Selbstbewußtsein verhelfen (v. 80-82). Der Gedichtschluß (v. 193-196) zeigt, daß die Therapie erfolgreich war. – 79 So lieb dir deine Pein, und wer ›e gibet, i‰:] Vgl. Gedicht Nr. 9; Nr. 139, v. 72. – 84 J¡ selber, gläube mir, hab' alle Stimm verlohrn.] Bezugnahme auf v. 63f. – 87f. Viellei¡t e# liebli¡ klingt: | weil ein betrübter Hirt von seiner Liebe ›ngt.] Der Satz könnte als Motto über der Folge der Silvia-Gedichte stehen. Er entspricht der distanzierenden Funktion der Einbettung des folgenden 'Liedes' (v. 89-180) in die Rahmensituation. – 95f. Mit dieser ‰eh i¡ auf: mit der geh i¡ zu bett, | mit dieser wa¡ i¡ ‰ät# im S¡la[en in die wett.] Vgl. Gedichte Nr. 137 und Nr. 143. – 98 Entse‹enheit] 'Ferne', 'Trennung'. – 99f. J¡ bin nit, wo i¡ bin. ~ da# herze wohnt bey ihr.] Das Motiv der Trennung von Leib und Herz dominiert in der Folge der Gedichte seit Nr. 126; vgl. zuletzt Gedicht Nr. 145, v. 5-16. – 102f. kein himmel wil ›¡ meiner | erbarmen in dem Leid] Vgl. Gedicht Nr. 141, v. 65f. – 103-106 Soviel i¡ sagen kan: ~ iemehr die alte Ha] mi¡ no¡ gefangen name.] Die Dauer der Trennung von Silvia hat die innere Nähe nicht verringert, sondern vergrößert. – 108 ein Gehen voller Freud, ein Wandlen voller lu‰] Vgl. v. 79. – 109-112 Jhr Bä¡e lallt e# no¡. ~ dur¡ die e# o] viellei¡t zu lieben ohren geht.] S. zu v. 45-53. – 113125 Kam i¡ zu einem Ba¡, ~ da# bittrer al# der Tod.] Schon das erzählte Ich nimmt den Bach als Gleichnis wahr: Zwar kann er sein Ufer verändern, nicht aber einen Stein zersetzen; ebensowenig können seine Tränen den Trauernden töten. – 118f. so kan i¡ ‰erben ni¡t, ~ mein Tod mi¡ do¡ belebt] S. auch v. 123-125, 167-169; vgl. Gedicht Nr. 142, v. 13f. – 121 Die Sorg, wie dieser Ba¡ da# Ufer, mi¡ ‰ät# fre”et]
Gedicht 146, 1657
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Das Verb 'fretzen' ist eine Ableitung von 'fressen' und bedeutet 'fressen machen', 'weiden', 'füttern'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4, Teil 1, erste Hälfte (1878), Sp. 141. – 125-128 Warf i¡ dan meine Glieder ~ und jenen Freudgenuß.] Die Erinnerung des erzählten Ich an die – im Gedicht Nr. 92 ebenfalls schon im Rückblick dargestellte – Zeit des ersten Liebesglücks führt zu nacherlebender Vergegenwärtigung und Enttäuschung: v. 129-141. – 141 und la¡e meiner Lu‰.] Zweites Prädikat zum Nebensatzsubjekt "Unglü¿" (v. 140). – 144f. i¡ wüns¡e, daß der Ort | mein Grabmal mö¡te seyn, sein' Erde mi¡ bede¿en.] Vgl. Gedicht Nr. 145, v. 169-176. – 146-157 Sah i¡ vom n䡉en Stamm ›¡ eine Wurzel ‰re¿en ~ Ni¡t# da¡t i¡, al# an ›e.] Der Verlassene verhält sich wie der mit Hoffnung Liebende; der im Lied Berichtende sieht die Sinnlosigkeit solchen Verhaltens; s. v. 154f. – 157-161 J¡ hatte viel zu s¡reiben ~ ihr S¡atten war bey mir.] Das Liebesleid wird als Verhinderung weitgehender literarischer Pläne dargestellt. Die Wendung "und alle# geben an" (v. 159) meint 'und alles darangeben'; ev. liegt Textverderbnis vor, und es hätte "ab" heißen sollen. – 163-165 J¡ selber sahe mi¡ jüng‰ in dem n䡉en Ba¡, ~ mi¡ selber mir verriet.] Die Situation des Narziß, freilich mit ganz anderem Effekt. Zu sehen war, was in den Gedichten Nr. 142 und Nr. 145, v. 113-144, vorgestellt wurde. – 171-176 Ein Chao# wohnt in mir. ~ J¡ gläube, daß in mir ›¡ die Natur verkehr.] Erinnerung an die Ungeschiedenheit der Elemente zu Beginn der Schöpfung. Vgl. v. 165-167. – 177-180 Vorde‹en war kein Fluß, der mi¡ nit hörte ›ngen ~ dort hab i¡ die S¡almey getretten in den Sand.] Vgl. Gedicht Nr. 122, v. 55-60. Dort war freilich der Grund der nur angekündigten Untat ein anderer. Ganz konsequent kann die hier von Silvano erzählte Vernichtung nicht gewesen sein, denn er begleitet seinen Vortrag mit der "Leyer" (v. 85f.). – 182-184 Viel bä‹er i‰#, daß di¡ hier diese Tri] bewirte, ~ bi# eine FreudenSonn da# na‹e Leid verzehrt.] Silvius setzt voraus, die von Silvano erzählten Situationen hätten sich in der Einsamkeit eines 'locus terribilis' abgespielt; Schauplatz der Unterredung und des erfreulichen Ausgangs aber ist der 'locus amoenus' des Poetenwäldleins; s. auch v. 53-55. – 185-188 La¡ deine# Ungema¡#: so wird e# von dir wei¡en, ~ au# bittren Unglü¿#Myrrhn.] Am 4.9.1657 nc hatte Gottlieb von Windischgrätz auf Birkens Mitteilung von der Aussichtslosigkeit seiner Bemühungen um Maria Catharina Rieter hin geschrieben (Text Nr. 102 im BirkenWindischgrätz-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 409): Entli¡ aber muß man glei¡wohl ‰ehn vndt ni¡t gar ßin¿en, da# i‰, ßo lang vn# der hö¡‰e au[ dießer welt herum zu wahlen verhengt, mü‹en wir nur gutte# vndt böße# mit glei¡er großmütigkeit annehmen vndt mit geduld vndt ‰andtha[tigem her”en da# ertragen Waß do¡ ni¡t zu ändern in vndt bey vn# ‰eht [...]. – 189-196 Und i¡, i¡ s¡wör e# dir, ~ in jenem S¡attenhag.] Das Gedicht schließt mit einer Freundschaftserklärung des Silvius und Silvanos Bekundung, den Zuspruch des Freundes zu beherzigen, was als Andeutung des Abschlusses der Silvia-Epoche gelesen werden kann.
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Text 147: Pegni”-Abs¡ied de# verzweifelten Silvano. 158v-160r T1 CXLVII.] CXLII. – 2 der] Kürzel – 8 2.] 2 (ebenso bei Str. 5-10, 12, 13) – 14 wolt] l nachträglich erhöht; ebenso bei 17 bald – 29 güldne – 41 weil – 54 Weildaß – 89 bleibt – 89 Fluß – 22 A¡] A aus a überschrieben – 24 da#] Kürzel; ebenso 32 – 30 Himmel] Him el (ebenso 32 Leidgewimmel – 35 Lu]getümmel – 77 Jammer) – 32 dann] dan (ebenso 38 wann) – 61 Lieder] d undeutlich; am ehesten als b lesbar – 67 hatte] tt überschrieben – 70 und] u. – 87 eh] am Wortende ein oder zwei Buchstaben (ev. er) gestrichen – 88 ges¡rieben] erstes e überschrieben – 89 Lieb‰er] ungewöhnliche Schreibung des L Letzter Bestandteil der Jahrgangsgruppe 1657; entsprechend spät im Jahr wird das Lied entstanden sein. Die fiktionale Situation, in welcher Silvano Abschied von der Pegnitz nimmt, läßt in der Schwebe, ob ein Abschied vor dem baldigen Tod (v. 24f., 32) oder vor dem Weggang von Nürnberg (v. 7, 90) vollzogen wird. Der letztere stand damals wirklich bevor, denn die Entscheidung, das Projekt der Heirat mit der Witwe Mülegk wieder betreiben zu lassen, war längst gefallen; s. zu Gedicht Nr. 150. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 1, 47 und 130 gemeinsam. Ein Druck ist nicht bekannt. 1 Der herzbetrübte Hirt Silvan] Zu diesem Namen s. Gedicht Nr. 141, v. 237-240. – 5f. Der S¡merz in seinem herzen saß, | den man an seiner Stirne la#:] S. Gedichte Nr. 96, v. 8f.; Nr. 146, v. 17. – 7 weil er von dannen solte wieder] Da Birken seit seiner Rückkehr aus Dannenberg Ende 1648 Nürnberg nur für die Zeit der Aufenthalte mit der Familie Rieter in Frauenaurach verlassen hatte, kann sich diese Äußerung nur auf die mit dem Aufbruch nach Wolfenbüttel Anfang Dezember 1645 beginnende, fast dreijährige Abwesenheit beziehen. – 10f. die Stund, so ihm sein glü¿ geraubt, | kont ihn mit Zähren übergießen.] Der erinnerte Zeitpunkt der Abreise Silviens. – 21 der Unmut bra¡t ihn au# dem bügel.] 'Der Unmut brachte ihn um alle Fassung.' Die Metapher stammt aus der Reitersprache. – 24f. soll dan da# Glü¿, mi¡ diese Stund | in# grab zu s¡i¿en, seyn gesonnen?] Das in den voraufgehenden Gedichten immer wieder Gewünschte wird hier befürchtet. – 26-28 A¡ Pegni”! ~ die du mein Singen o] beronnen?] Zur Abschiedssituation s.o. – 28 die du mein Singen o] beronnen?] 'Die du mein Singen oft begleitet hast'. – 29-35 Du güldne Sonn! entfärbe di¡. ~ auf donner! mit dem Lu]getümmel.] Hyperbolische Trauerbekundung. Kosmos und die Elemente werden aufgefordert, miteinander aus ihrer Ordnung zu treten. – 33 no¡ so sehr] 'noch mehr'. – 37-39 da fand er in den Baum ges¡rieben: ~ soll mi¡ der Himmel ni¡t mehr lieben.] Eine genaue Entsprechung findet sich nicht in den voraufgehenden Silvia-Gedichten. Vgl. aber Gedichte Nr. 72, v. 61f.; Nr. 92, v. 18-24; Nr. 127, v. 67-72, 89f.; Nr. 130, v. 29-32; Nr. 136, v. 43. – 43-49 Sein großer Hamel sprang herfür: ~ viellei¡t ni¡t mit so treuem Herzen.] Bukolische Verbildlichung der Abschiedssituation. – 61f. Viel Lieder, die er vor der zeit | sang Silvien auf grüner Heid] Vgl. Gedicht Nr. 141, v. 151f. – 64-67 Er fand au¡ man¡e liebe Gab, ~ berei¡ert hatte und vermehret.] S. Gedichte Nr. 67; Nr. 92, v. 245-248; Nr. 97; Nr. 127; Nr. 139, v. 145-152; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 48-50. –
Gedichte 147 und 148, 1657 und 1658
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71 Gab, (sagt' er,) ihrer Liebe Pfand!] Die Passage v. 75f. läßt darauf schließen, daß die Anrede dem im Gedicht Nr. 67 gefeierten, im Gedicht Nr. 92, v. 245-248, abermals erwähnten Beutel gilt. – 72 die danno¡ so nit wird geendet] Bezugnomen für den Relativsatz ist "Liebe" (v. 71), nicht "Gab". – 73f. e# hat die zarte s¡öne Hand, | dur¡ di¡, mi¡ ewig ihr verpfändet.] Das Gelöbnis von Treue über den Zeitpunkt der Trennung hinaus ist in vielen der voraufgehenden Silvia-Gedichten enthalten; s. dazu auch Gedicht Nr. 148. – 75f. Silvien Lieb, und diese Gab, | sol mit mir gehen in da# Grab] Vgl. Gedicht Nr. 67, v. 39-42. – 80-84 Ein Band, a¡! ihr verehrte# Gut, ~ ein Bildni# seiner Pfli¡t gefunden.] Es kann nicht das Band mit dem Doppelherzen gemeint sein; s. Gedicht Nr. 127, v. 49f. – 85 Damit so gab er Gute Na¡t.] Zu dieser Abschiedsformel s. zu Gedicht Nr. 108, v. 25. – 89 die Pegni” bleibt mein lieb‰er Fluß] Vgl. aber Gedicht Nr. 144. – 90 ob i¡ s¡on iezt von hinnen muß] S. o. – 91 Silvia will i¡ ewig lieben.] S. zu v. 73f.
Text 148: Drey treuer Herzen Kleeblat. 160r-162r T1 CXLVIII.] CXLIII – 1 Edle] l nachträglich erhöht; ebenso bei 56 verbleibe – 3 da#] Kürzel; ebenso 52, 62, 78, 86, 97, 109, 125, 135 – 4 und] u. (ebenso 64, 75, 82, 83, 141) – 7 2.] 2 (ebenso bei Str. 3-6, 8-24) – 27 der] r verschmiert; ev. überschrieben – 38 gedenke] Schluß-e aus t überschrieben – 39 ›nn] ›n (ebenso 55, 124 dann – 59 nenn – 97 wann) – 62 wandern] mit der-Kürzel – 66 Himmel] Him el (ebenso 114; ebenso 106 flammen – 107 vonsammen – 121 Flammen – 122 zusammen) – 67 nit] n überschrieben – 72 Na¡t!] Rufzeichen aus Doppelpunkt überschrieben – 79 14] 4 aus 6 überschrieben – 82 Gaben] b überschrieben – 91 der] Kürzel; ebenso 121, 143 – 92 solte] t überschrieben – 93 wa#] Kürzel – 103 18.] 8 ev. überschrieben Das Gedicht eröffnet die Jahrgangsgruppe 1658. Ob es von einer tatsächlichen Zusammenkunft Birkens mit Maria Catharina Rieter und einer ihrer Schwestern (s. zu v. 13-15) Anfang des Jahres 1658 erzählt oder ob Birken die erzählte Begebenheit, die seine Entscheidung, die Witwe Mülegk zu heiraten, durch Silviens ausdrückliche Zustimmung (v. 61) legitimiert, als Wunschprojektion zu eben diesem Zweck erfunden hat, läßt sich nicht entscheiden. Das hier begründete "Kleeblat" (T2, v. 105, 125) ist ein anderes als das im Gedicht Nr. 133, v. 25-36, vorgestellte. Das Gedicht bildet einen Rahmen aus Erzählerstrophen: Str. 1-6 (v. 1-36), Str. 22-24 (v. 127-144). Der gerahmte Hauptteil besteht aus drei Redepassagen: Silvia: Str. 7-12 (v. 37-72); Silvano: Str. 14-17 (v. 79-102); Florinda: Str. 18-21 (v. 103-126). Vor Silvanos Redebeitrag steht eine weitere Erzählstrophe: Str. 13 (v. 73-78). Alle drei Redepassagen sind jeweils im ersten bzw. zweiten Vers durch 'inquit'-Formeln zugeordnet: v. 37, 79, 104). Das Lied hat Strophenform und Reimfolge gemeinsam mit den Gedichten Nr. 40, 70, 109, 119, 120, 122, 152, 180, 183, 191, 196, 206, 230, 240, 257 (erster Bestandteil), 276 und 277. Ein Druck ist nicht bekannt.
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3 al# da# Jahr ›¡ neu gebahr] Entweder hat Anfang Januar wirklich ein Treffen der im Gedicht geschilderten Art stattgefunden oder Birken hat die erfundene Begebenheit in die Zeit der Gedichtentstehung situiert. – 5 Silvan] Zu diesem Namen s. zu Gedicht Nr. 141, v. 238-240. – 13-15 Diese Hirtin, sein Verlangen, ~ und Florinda war bey ihr.] S. o. Florinda war eine Schwester Silviens (s. v. 16); die kleine Silvia, der das Gedicht Nr. 118 gewidmet ist, Nichte und wohl Patenkind Silviens (s. Gedicht Nr. 118, v. 5), war ihre Tochter (s. v. 110). Das Gedicht Nr. 79 gilt einer weiteren Schwester Silviens: Charitillis. Otto Schröder (S. 197f., 206-208; vgl. Laufhütte, 1991, S. 86-91) hat die Damen identifiziert. Zu Charitillis s. zu Gedicht Nr. 79. Den Namen Florinda hat Birken der einzigen Verheirateten der drei Kalbensteinberger Rieter-Schwestern zugeteilt, Philippina Jacobina Rieter, der Gattin jenes Paul Sigmund Rieter, der Birkens Freund und Vorgänger als Informator des jungen Paul Albrecht Rieter, den Sulzbacher Studenten Johann Christoph Laber, ermordet hatte (s. zu Gedicht Nr. 64). Die kleine Silvia dürfte die am 16.8.1653 geborene, zur Zeit der Entstehung des Gedichtes Nr. 148 vierjährige Tochter des Ehepaares sein. – 31-36 Ein Band ward von ihr gebunden, ~ ihrer Liebe treue# pfand.] Zur erotischen Sinnbildlichkeit der Muskatnuß s. Laufhütte, 1991, S. 125, Anm. 134. Schon 1653 hatte Birken im damals noch tagebuchartig geführten Konzeptbuch PBlO.B.5.0.3 eine Folge von Themen für Gedichte mit Bezug auf Frauenaurach, Dorilis und Silvia notiert, von denen eines von "Mu#catnuß amuleten" handeln sollte; s. zu Gedicht Nr. 69. – 43-48 Zeugen hab i¡ deiner Liebe. ~ bey mir seyn an deiner ‰at.] Vgl. Gedicht Nr. 141, v. 151f. – 49-54 Au¡ dein Herze, da# i¡ habe, ~ bi# zur lezten Grabe#fart.] Birken läßt Silvia hier genau die Erklärungen abgeben, die bisher immer wieder von Floridan / Silvano zu hören gewesen waren. Da zur Zeit der Entstehung des Gedichtes Birkens Heirat mit der Witwe Mülegk vorbereitet wurde, dürfte die Demonstration völligen Einverständnisses mit Silvia besonders wichtig gewesen sein. Das spricht eher für Erfindung der im Gedicht gestalteten Szene als für Nachgestaltung einer realen Begebenheit. – 55-57 Reise hin dann, mit dem Leibe! ~ laß da# treue herze mir.] Silvia wird diejenige Variante von Treue unterstellt, die im Gedicht Nr. 126 erstmals vorgetragen, im Gedicht Nr. 141 bekräftigt worden war. – 58-60 kan‰ du ni¡t mein S¡äfer werden: ~ So ›nd unges¡ieden wir.] Auch dies eine Einstellung, die Birken früher Silvano / Floridan hatte verkünden lassen.; vgl. Gedicht Nr. 141, v. 142-144. – 61-72 Reise hin, werd einer andern! ~ Tausendmal zu guter Na¡t!] Birken läßt Silvia das erklären, worauf es vor allem ankam: Sie billigt und begünstigt die Verbindung mit der "andern". – 6971 und diß, wa# du selb‰ erda¡t, ~ di¡, na¡ ihr, Silvano nennen.] Silvias Gutheißung der von Birken erstmals im Gedicht Nr. 127, v. 102, vorgenommenen, in Gedicht Nr. 141 erneut verwendeten (v. 7) und begründeten (v. 238-240) Namensänderung von Floridan zu Silvano dient der Bestätigung des neuen 'Treue'-Konzepts, mit dem diese Namensänderung korreliert ist. – 72 Tausendmal zu guter Na¡t.] S. zu Gedicht Nr. 108, v. 25. – 88-90 Und diß Band an meinem Leibe, ~ bi# i¡ soll zu Grabe gehn.] Vgl. Gedicht Nr. 67, v. 39f. – 93f. Nun, wa# iezt der Mund nit kan, | hat die Hand jüng‰ können klagen.] Rekurs auf die Klagegedichte der letzten Zeit. – 100f. la‹t eu¡ meine Hand begrüßen, | und mi¡ euren Wol‰and wi‹en.]
Gedichte 148 und 149, 1658
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Bitte um Korrespondenzkontakt. Es gibt in Birkens Nachlaß keine Belege dafür, daß es einen solchen gegeben hat. Aus den Augen verloren hat man sich aber nicht; s. Laufhütte, 1991, S. 89-93. – 104f. un# dreye | la‹t forthin ein Kleeblat seyn.] S. o. – 106-108 Treu soll in un# dreyen flammen: ~ Treu die Herzen do¡ verein.] Das Konzept einer 'höheren' Treue über die Irritationen des realen Lebens hinaus wird durch die Einbeziehung einer dritten Person verdeutlicht und bekräftigt. Dem Herzensbund entspricht die Namenwahl des neuen Mitglieds (v. 115-120). – 109-114 Stürbe dan von un# da# eine: ~ da# der Himmel s¡i¿en woll.] Das vierblättrige Kleeblatt galt (und gilt) als besonders kräftiger Glücksbringer. Vgl. Bächtold-Stäubli. Bd. 4 (1931/32; Neudruck 1986), Sp. 1448f. Die Passage erweist, daß es sich bei der im Gedicht Nr. 118 bedichteten kleinen Silvia um Florindens Tochter handelt; s. zu v. 13-15. – 115120 Und weil dieser treuer Hirte ~ und Florinda seyn fortan.] S. zu v. 106-108. Zum Namenspiel Floridan / Florinda s. schon die Gedichte Nr. 47, Nr. 48 und Nr. 84. – 121-123 Gott, der liebet keus¡e Flammen, ~ ô ihr treue# traute# Paar!] Nach allem Voraufgegangenen kann sich dieser Wunsch nur auf die schon in früheren Gedichten mehrfach angesprochene Vereinigung der Liebenden im Jenseits richten. – 130f. allzu Na¡t nur, vor den Hirten, | deme seinen Tag entführten] Vgl. Gedichte Nr. 137, Nr. 143. – 143f. Solt ihn do¡ der Smerz ermorden! | wie er wüns¡t ohn unterlaß.] Der in den voraufgehenden Gedichten immer wieder geäußerte Wunsch baldigen Todes wird dadurch, daß ihn hier der Erzähler ausspricht, intensiviert.
Text 149: Al# er ihr Vatterland fürbey reisete. 162r/v T1 CXLIX.] CXLIV. – 1 S¡merzenbrunn] S¡merzenbrun – 5 komm (2x)] kom (ebenso 8; ebenso 5 kommen – 6 ver‰ummen – 12 Flamm – 17 Flamme) – 5 oder] mit der-Kürzel – 7 und] u. (ebenso 8, 19, 20, 22) – 8 Gute] t überschrieben – 11 an!] Rufzeichen aus Doppelpunkt überschrieben – 16 wo] o verschmiert Das Gedicht steht an zweiter Stelle in der Jahrgangsgruppe 1658. Falls, wie anzunehmen, mit Silviens "Vatterland" Kalbensteinberg gemeint ist und falls eine von Birken erlebte Situation zugrunde liegen sollte, müßte sie sich ergeben haben, als Birken vor seinem Verlobungsbesuch bei der Witwe Mülegk in Bayreuth Anfang 1658 seinen Bruder Christian Betulius, der ihn nach Bayreuth begleitete (s. zu Gedicht Nr. 150), im schwäbischen Balgheim (Belgenheim), wo der Bruder damals als Pastor amtierte, abgeholt oder als er ihn nach dem Besuch in Bayreuth dorthin zurückbegleitet hat. Dieser Weg hätte an Kalbensteinberg vorbeiführen können; s. Laufhütte, 1991, S. 127. Allerdings ist eine solche Reise Birkens nirgends bezeugt. Als Windischgrätz-Autograph (Text 47) steht das Gedicht auch in dessen Sammlung: A. u. H. Laufhütte, 1994, S. 195, 425-427. Von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es folgende Abweichungen von Birkens Text: T 1-3] m! | traurige Gedanken | All# er vor da# Hau# gegangen wo er Cloris | da# er‰e mahl geßehen. – 1 ward] war – 5 Silvia] A¡! Cloris – 5 kommen] kummen – 6 al#dan] herna¡ – 9 ô Silvia] ô meine zier – 12 töden] tödten – 14 für¡t] för¡t
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– 14 Bli¿] blü¿ – 14 mi¡ sehen] vergehen, – 15 verliebter, mir zur Pein.] undt deine lei¡e ßein, – 17 Flamme] flamm no¡ – 21 Silvia] nun Cloris – . Die graphische Hervorhebung des Schlußwortes ist in Windischgrätz' Manuskript durch großen Anfangsbuchstaben und zentrale Anordnung des Wortes in eigener Zeile geleistet. Im ersten Buch des 1673 in Nürnberg erschienenen fünften Teils der Aramena Herzog Anton Ulrichs (Mesopotamis¡e S¡äferei Oder Die Dur¡leu¡tige Syrerin Aramena. Der Fün]e und le”te Theil: Der Unbekannten Freunds¡a] gewidmet) ist das Gedicht gedruckt worden, S. 242f.; s. Stauffer, 2007, S. 833. Es eröffnet dort eine Reihe von vier Gedichten (S. 242-246), die innerfiktional dem Gerontas zugewiesen sind. Das ist, wie Ausikles auf Nachfrage erklärt, "ein hirte au# dem Babylonis¡en lande". Die vier Gedichte werden nacheinander von Elihu vorgelesen und von Ausikles, Melidia und Bethuel kommentiert. Daß die Personen und Schauplätze dieses Teils der Romanhandlung für reale Personen und Orte stehen, hat Spahr 1966 und im Nachwort des fünften Bandes seines AramenaNachdrucks erwiesen, auch, daß der Name Gerontas auf Gottlieb von Windischgrätz zielt. Eine Bestätigung liefert der Birken-Greiffenberg-Briefwechsel, in welchem vom Brief Nr. 99 (2.6.1673 nc) an Windischgrätz mit diesem Namen bezeichnet wird (WuK. Bd. 12, S. 227ff.). Aus den Reden der Romanfiguren (S. 242) ist zu entnehmen, daß Windischgrätz die vier Gedichte Herzog Anton Ulrich anläßlich eines Besuchs geschenkt, daß die Schwester des Herzogs, Sibylla Ursula, sie aufbewahrt habe und daß sie nach deren Tod (1671) wieder in des Bruders Hände gelangt seien. Daß es solche Übermittlungen mehrmals gegeben hat, bestätigt Windischgrätz' letzter Brief an Birken (Nr. 189) vom 7.3.1675 nc, in dem es heißt (WuK. Bd. 12, S. 549): au[ die große zunöhtigung herrn Hertzogs Anton Vlrich habe J¡ endtli¡ die wenig‰e von meinen gedi¡ten vndt zwahr nur die die J¡ ihme oder s¡on hiebevor gegeben oder lei¡t haben kunte, zukomen laßen, die bä‰en vndt wohl 6mahl mehr ßeindt no¡ beyhanden, werden aber vnder meinem nahmen da# tag#li¡t wohl nie ßehen [...]. Von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen, weist die Druckfassung folgende Abweichungen von Birkens Manuskript auf: T1-3] Er redet/ die wohnung seiner lieb‰en/ | und endli¡ ›e darinn verborgen/ an. – 1 Jezt wallt] Hier quillt – 4 nit] ni¡t – 5 Silvia!] A¡! Chlori# – 5 komm (2x)] komt (ebenso 8) – 5 heiß] hei‰ – 6 hör] hört – 6 al#dan] herna¡ – 7 dir] hier – 8 so] A¡ – 8 höre] höret – 8 ein Gute-Na¡t] da# lezte wort – 9 ô Silvia] a¡! meine freud! – 9 ver‰e¿e] ver‰e¿et – 10 laß deine] La‰ eure – 11 weg] nein – 13 di¡] eu¡ – 14 do¡ für¡t i¡ diß] jedo¡ i¡ für¡t – 14 mö¡t] dör] – 15 verliebter, mir zur Pein] und eine lei¡e seyn – 15 bleibe, wo du bi‰] bleibet/ wo ihr seit – 16 o[en i‰] ‰eht bereit – 17 soll die Flamme] meine lieb sol – 18 Dein Lob] mein lieb! – 18 meine Lieb] eure zier – 18 seine] ihre – 19 die diese Reimen ›nd] und ganz un‰erbli¡ seyn – 19 und fliegen] ja ]eigen – 20 und neben Luna] dort wo die götter – 20 dort] selb‰ – 21 Silvia, gute Na¡t!] Nun/ Chlori#! weiter ni¡t#! – 21 dir] eu¡ – 22 Gesang] mein lieb – . Das Schlußwort ist in der Druckfassung nicht hervorgehoben. Ersichtlich liegt dem Druck die Windischgrätzsche Fassung zugrunde. Die drei anderen Gedichte dieser Passage der Aramena (s. o.) stehen ebenfalls im Win-
Gedicht 149, 1658
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dischgrätz-Gedichtbuch, die Gedichte 150, 109 und 107. Die Gedichte 150 und 109 sind von Windischgrätz verfaßt, das Gedicht 107 von Birken: Nr. 96. Obwohl der Birken-Windischgrätz-Briefwechsel auch diesmal (s. zu den Gedichten Nr. 114, 125 und 129) keine Handhabe zu einer präzisen Situierung bietet, dürfte das Gedicht Nr. 149 für Windischgrätz geschrieben worden und wird 1658 in seinen Besitz gelangt sein. Einiges spricht dafür, daß Birken es nachträglich in ein Silvia-Gedicht umgewandelt hat: Der in allen drei Versionen kaum verschiedene Gedichteingang paßt nicht gut zur Situation eines Vorüberreisenden, die Birkens Überschrift betont, wohl aber zu derjenigen des Windischgrätz-Manuskripts: m! | traurige gedan¿en | All# er vor da# hauß gegangen wo er Cloris | da# er‰e mahl geßehen. Den zweiten Vers kann man nur so lesen, daß der Sprecher an dem Ort, der mit "hier" als vor Augen befindlich gesetzt ist, schon früher gewesen sei und eben dort die Angebetete kennen und lieben gelernt habe. Ersteres trifft bei Birken für Kalbensteinberg nicht zu, Letzteres für ihn auch dann nicht, wenn Silvia nicht in Kalbensteinberg, sondern etwa in Frauenaurach oder einem anderen Ort außerhalb Nürnbergs aufgewachsen wäre. Denn Birken hat Silvia in Nürnberg kennen gelernt, im Rieterschen Haus, wo er selbst bis Ende 1655 gewohnt hat. Da konnte er, auch nach dem Auszug weiterhin in Nürnberg wohnhaft, und selbst später, wenn er nach Heirat und Umzug nach Bayreuth für längere Zeit in Nürnberg war wie schon 1658, schwerlich "fürbey" reisen. Die Überschrift der WindischgrätzVersion dagegen entspricht genau den Gegebenheiten: Windischgrätz hatte Cloris in Wien oder Preßburg kennen gelernt, und an beiden Orten hielt er sich häufig auf. Also am ehesten ein von Birken von einem Cloris- in ein Silvia-Gedicht transformiertes Produkt. Die im Kommentar der WindischgrätzEdition geäußerte Vermutung (S. 427), Birken habe ein von Windischgrätz verfaßtes Gedicht so weitgehend bearbeitet, daß er es schließlich als eigenes ausgab, erscheint inzwischen als weniger wahrscheinlich, kann aber mit letzter Sicherheit auch nicht ausgeschlossen werden. Das Gedicht Nr. 149 hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge gemeinsam mit den längeren Gedichten Nr. 4, 13, 16, 21, 53, 66, 67, 100, 146, 234 und 275 (2. Bestandteil) sowie mit den Epigrammen Nr. 14, 34, 143, 188, 200, 203, 215 und 217. 1 mein S¡merzenbrunn] Diese Metapher ist bisher in Birkens Gedichten nicht verwendet worden. – 3 hier bi‰ du worden jung] Entweder 'hier bist du (damals) ausgebrochen' oder 'hier hast du dich (jetzt) erneuert'. – 8 höre no¡ ein Gute-Na¡t von mir] S. zu Gedicht Nr. 108, v. 25. – 16f. J¡ reise hin, wo mir viellei¡t s¡on o[en i‰ | ein allzu frühe# Grab.] Bemerkenswerter Kontrast zum Tenor des folgenden Liedes Nr. 150. – 17-20 Do¡ soll die Flamme leben ~ dort auf der Sternen bahn.] Der Sprecher reiht sich und die Geliebte in die Reihe der großen Liebenden ein, deren Ruhm die Dichtung verewigt hat, und sieht sich imstande, diesen Ewigkeitsruhm zu stiften. – 22 der Tod an mir zuglei¡ Gesang und Leben ende.] S. o.
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Text 150: An die Edle Margari#: uber da# ihm von ihr übersendte Kränzlein. 162v/163r T1 CL.] CXLV – T3 da#] Kürzel; ebenso 21 – 2 wilkomm] wilkom (ebenso 3, 4; ebenso 18 kommen – 32 komme) – 7 2.] 2 (ebenso bei allen folgenden Strophen) – 17 und] u. (ebenso 20) – 25 AugenWeide] ev. Augen Weide – 27 solt] l nachträglich erhöht – 32 komme] ev. komme, Dieses erste aus dem Kontakt zu der Witwe Mülegk, seiner späteren ersten Ehefrau (seit dem 18.5.1658), resultierende Gedicht, das Birken in die Sammlung Floridan# Amaranten-Garte aufgenommen hat, reagiert auf ein Geschenk Frau Mülegks, ein "krän”lein", das mit einem Brief Dorothea Rosina Volkmanns (zu ihr s. zu Gedicht Nr. 123) vom 30.6.1657 (WuK. Bd. 10, Brief Nr. 3) zu Birken gelangt war: verhalte demselben ni¡t da# i¡ da# edle perlein diese zeit über mit fleiß gesu¡t deme au[ gewartet, vnd meine# in gebühr geehrten herrn# angelegenheit erö[net. [...] dar für sü¡ bewüße liebe person wie au¡ im klei¡en den s¡önen ho[nung ‰o¿ ganz freindtli¡ vnd Ehrengebirli¡ bedanken lä‰, [...] zu bezeugung dankbahrn gemüht# wirdt dagegen beyliegend# krän”lein, neben Ehrengebihrli¡en gruß, vbers¡ie¿et, mit bitte, daßelbe wohl au[ zu nehmen [...]. Frau Volkmann, eine Schwägerin Frau Mülegks, war nach der ersten Begegnung Birkens mit dieser Pfingsten 1657 in Nürnberg die Übermittlerin von Botschaften beiderseits. Daß das Gedicht zu Frau Mülegk gelangt ist, erweist eine Anspielung auf v. 22-24 in Frau Volkmanns Schreiben an Birken vom 23.8.1657 (WuK. Bd. 10, Brief Nr. 9, Z. 4f.): "weil die Seele vnd gedan¿en ›¡ so ho¡ s¡wingen, so werdten ›e den leib balt na¡er bringen". Birken kann es nur mit seinem Brief vom 3.7.1657 übersandt haben, von dem wir durch den Beantwortungsvermerk auf Frau Volkmanns Brief vom 30.6.1657 wissen; kurz vorher dürfte es entstanden sein. Das Gedicht Nr. 150 repräsentiert nicht die Frau Mülegk zugestellte Fassung. Das in Birkens Archiv erhaltene Original enthält noch nicht die Str. 9. Daß die Fassung des Amaranten-Garte die spätere ist, erweist die Namensverwendung: Margaris wird Frau Mülegk bzw. Frau von Birken in keinem der Dokumente aus der Zeit vor der Eheschließung genannt, wohl aber, wie in der ursprünglichen Fassung des Gedichtes, Perlemund. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, weicht die ältere Fassung von derjenigen der Sammlung an folgenden Stellen ab: T1-T4] HirtenLiedl. – 5 lieb-geflie‹en] Liebgefli‹en – 6 Margari#, nun] Perlenmunden – 7 Margari#] Perlenmund – 40 zier der Margari# ihr] ziere Perlenmunden – 43 Margari#, du] Perlenmund, ô – 47f. i¡ will von dir, auf der Pfeifen, | man¡e# Hirtenliedlein greifen.] Hier in allen Bäume Rinden | soll man euren Namen finden. – 49-54 J¡ will hier in alle Rinden ~ Margari# kond ihn verwunden.] fehlt –. Birkens Brief vom 3.7.1657 hatte noch ein weiteres für Frau Mülegk bestimmtes Gedicht enthalten (Wuk. Bd. 10, Text Nr. 4):
Gedicht 150, 1658
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Der PerlenFund und Buchen-Weg Ein S¡äfer, wohlbekandt
Al# er diß und no¡ mehr
am grünen Pegni”Rand,
spra¡, sah er ungefähr
gieng in dem Feld spaziren
dort bey der Bäumlein einen
und ließ den Weg ›¡ führen
ein kö‰li¡# Perlein s¡einen,
in einen Büchen-Häyn
da# lage n䡉 dem Pfad
der ihn geladen ein.
auf einem grünen Blat.
Hier wolt er diese# mahl von sol¡er Stämme Zahl
Nit lang verzog der Hirt, voll wunder# und verwirrt
ein Paar ihm au#erwehlen,
hub er e# von der Erden:
gewillt, davon zus¡eelen
Mein, mein, mein sol‰ du werden
ein Rinden oder zwey
ô Perlein, wehrter Fund!
zu seiner Liederey.
rie[ er, und nahm'# zur ‰und.
Er sahe hin und her, ließ in die läng und quär
Die S¡äfer lie[en zu, und rie[en: halte, du!
die Augen gehn spaziren,
du kame‰, Bäum' und Bu¡en
vor ›¡ wa# au#zuspüren.
nit Perlein hier zusu¡en.
Er fand der Büchen viel,
Laß ligen, wa# nit dein,
der Häyn ihm wohlgefiel.
da# Perlein in dem Häyn. |
So rei¡ an Bäumen war diß Wäldlein hier und dar,
Merk aber: wann ja dir gefiele beyde# hier,
daß ihn in seinem Denken
du wir] e# so nit ‰ehlen
die Wahl fieng an zu kränken.
du mu] dafür aufzehlen
Er wüns¡te, daß der Häyn
und zahlen seinen Wehrt,
ganz mö¡te heißen sein. |
e# ko] di¡ deine Heerd.
Traut# Wäldlein, (fieng er an) i¡ mö¡te so i¡ kan
Sie ma¡ten ihn betrübt, al# der nun war verliebt
di¡ gern beysammen haben:
in so zwey liebe Sa¡en
du könde‰ mi¡ begaben
die glü¿ha[t konden ma¡en.
mit Rinden, wann i¡ mir
Der Hayn beliebt' ihm sehr,
nähm wa# zu s¡reiben für.
da# Perlein no¡ vielmehr.
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Mö¡t beyde# werden mein, da# Perlein und der Hayn, da# wär mein Wuns¡ und Leben: (spra¡ er) wa# soll i¡ geben? Mein Herz, mein Heerd und Haab, J¡ selb‰, will sein die Gab. Brav# Perlein, nimm mi¡ dir und gib di¡ mir dafür. sey du forthin die meine,
so will i¡ seyn der deine, du sol‰ mein Perl allein i¡ will dein S¡äfer seyn. | Mit dir soll werden mein au¡ dieser Buchen-Heyn, so kan i¡ Rinden s¡neiden dar[ keinen S¡äfer neiden. So spra¡ der Hirt aldar. S¡i¿t# Gott, so wird e# wahr.
Dieses Gedicht hat Frau Mülegk abschriftlich dem Schreiben beigelegt, das sie am 10.7.1657 von Bayreuth aus an ihren Vater Simon Göring in Creußen gerichtet hat (WuK. Bd. 10, Texte Nr. 5 und Nr. 5a). Das Lied Nr. 150 hat Strophenform und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 5, 30, 31 (erster Bestandteil), 33, 86, 208 und 223 gemeinsam. Ein Druck ist nicht bekannt. T2 die Edle Margari#] Wie die in der früheren Fassung verwendete Metapher "Perlenmund" Anspielung auf Frau Mülegks ersten Vornamen. – T3f. uber da# ihm von ihr übersendte Kränzlein] S. o. – 4 über Berg und Thal] Von Bayreuth aus, das für Birken 'auf dem Gebirge' lag, wie er oft, später meist klagend, festgestellt hat, nach Nürnberg. – 17f. J¡ will Wald und Feld dur¡reisen, | kommen, und der ihre heisen.] Diese Vorsatzbekundung würde sowohl zur Anfangssituation im Juni 1657 als auch zu der des Neubeginns Anfang 1658 passen. – 23f. der wird kürzli¡ ›¡ bemühen, | au¡ den Leib na¡ ›¡ zu ziehen.] Birkens Reise wurde nach Auskunft verschiedener Briefwechsel mehrfach aufgeschoben und fand erst im Februar 1658 statt. – 23 kürzli¡] 'in Kürze', 'bald'. – 29f. Fru¡t verspri¡t mir diese Blüte, | spei‰ mit ho[nung mein Gemüte.] Vgl. "Sto¿ der Ho[nung" in dem oben mitgeteilten Gedicht und "ho[nung ‰o¿" im Brief Frau Volkmanns. Auch das "Kränzlein" wird mit Liebessymbolik behaftete Bestandteile enthalten haben; s. zu v. 32. – 32 vergiß mein ni¡t] Angeredet ist das "Glü¿" (v. 31), wohl in Anspielung auf einen der Bestandteile des Kranzes. – 35f. E# anhau¡en mi¡ die Nelken | die nit, wie die andern, welken.] Demnach gehörten auch Gewürznelken zu dem Kranz. – 37-42 Sey du dort inde‹en grüne, ~ lä‹t Empfehlung auf di¡ fließen.] Birken hatte Frau Volkmann bei ihrer Heimfahrt nach Bayreuth als Gegengeschenk für Frau Mülegk einen Rosmarinstrauch mitgegeben; der ist in v. 39 angeredet. Zur Liebes- und Hochzeitssinnbildlichkeit des Rosmarins s. Bächtold-Stäubli. Bd. 7 (1935f.), Sp. 787-790. – 38 ma¡ di¡ krau#] Ein auf Gedeihen und Wachstum gerichteter Wunsch; s. zu den Gedichten Nr. 123, v. 65f.; Nr. 154, v. 41. – 41f. Rosemund ~ fließen.] Mit "Rosemund" benennt Birken sowohl im Gedicht Nr. 123 als auch in Ausstellervermerken auf bei ihm eingetroffenen Briefen Dorothea Rosina Volkmann. – 47f. i¡ will von dir, auf der Pfeifen | man¡e# Hirtenliedlein greifen.] In die gegenüber der Erstfassung veränderte
Gedichte 150, 151 und 152, 1658
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und um eine Strophe erweiterte Schlußgruppe hat Birken die ursprüngliche Überschrift einbezogen. – 53 deren] Relativpronomen im Dativ singularis: 'welcher'.
Text 151: Uber ihre Augen. Sonnet. 163v T1 CLI.] CXLVI – 5 immer] im er – 10 tausendmal] ev. tausend mal Seiner Plazierung nach müßte das Sonett in den ersten Tagen des Jahres 1658 entstanden sein. Es ist weder ein Silvia- noch ein Margaris-Gedicht und enthält keine Kriterien für eine lebensgeschichtliche Situierung. Gestaltet ist die Situation des Liebhabers, der den Schlaf der Geliebten dazu nutzt, sie ausgiebig zu küssen, was angesichts ihrer blitzenden Augen sonst so erwünscht wie unmöglich ist. Ein Druck des Gedichtes ist nicht bekannt. 3 Himmel-zinnen] Von Birken häufig verwendete Metapher für die Sterne. – 4 ihr Ethna meiner Bru‰] Das bizarre Bild macht die Augen der Geliebten zum elementaren Ursprung der Liebesempfindung des Sprechenden. – 5 wie ihr thut] 'wie ihr jetzt tut'. – 14 den Balsam meiner Pein] 'den Balsam für mein gegenwärtiges Leiden'.
Text 152: Der Margari# Perlen-Gabe. 163v-164v T1 CLII.] CXLVII. – 1 1.] 1 (ebenso Str. 2, 4-10, 12) – 3 da#] Kürzel; ebenso 16, 27, 31 – 10 bald (1. Position)] l nachträglich erhöht; ebenso 25 also – 51 Pfeile – 10 Früling] F aus f überschrieben – 13 iezt] i überschrieben; ev. i”t – 19 Wann] Wan (ebenso 21 wann) – 33 Blumkranz] ev. Blum kranz – 37 wa#] Kürzel – 40 du] d nachträglich erhöht – 42 Komm] Kom – 48 der] Kürzel – 62 ihr] ih überschrieben – 66 du!] oberhalb eines unmittelbar vor dein gestrichenen Wortanfangs – 66 Hirt] überschrieben – 69 Gedult.] Punkt aus Komma überschrieben Das Gedicht ist am 6. oder 7.1.1658 entstanden und mit Birkens Brief vom 7.1.1658 (PBlO.C.24.6.2) Frau Mülegk zugesandt worden (s. u.). Birkens Schreiben war die Antwort auf den ersten direkt an ihn gerichteten Brief Frau Mülegks (WuK. Bd. 10, Brief Nr. 20), der auf den 4.1.1658 datiert ist und am 6.1.1658 bei ihm eingetroffen war. Er hatte neben anderen Neujahrsgeschenken abermals ein "Kränzlein" begleitet; s. zu Gedicht Nr. 150. Frau Mülegks Brief war ein Schreiben Birkens vom 17.12.1657 (PBlO.C.24.6.1) voraufgegangen und hatte eine lange Krise beendet. Nach der ersten Begeisterung, aus der heraus das Gedicht Nr. 150 entstanden war, hatten 'Auskünfte' über die Ehestandskandidatin, die Birken zugetragen wurden – Unterde‹en aber fanden ›¡ na¡ und na¡ allerhand Mäuler, die Sie vor hö¡‰-boßha[t und gei”ig au#gaben. Und diese# ward immer und immer von allen Mens¡en bekrä[tiget.
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Dadur¡ ließe er ›¡ abs¡re¿en, und hängte da# Ges¡ä[te gar an den Nagel, zumahl Er son‰ Hindernißen hatte. –, zu einer Ernüchterung geführt, die ihn zunächst die bereits angekündigte Reise nach Bayreuth oder Creußen, die zu näherem Kennenlernen und zu Absprachen wegen des Künftigen führen sollte, aufschieben und schließlich das ganze Projekt abbrechen ließen. In einer ausführlichen Protokollnotiz, Verlau[ diese# Eheges¡ä[te# überschrieben (WuK. Bd. 10, Text Nr. 1) – aus ihr stammt der zitierte Text – hat Birken die gesamte Entwicklung von der ersten Begegnung Pfingsten 1657 an über die Krise im Sommer, den Abbruch im Herbst 1657 und die Wiederaufnahme im Oktober, von da an mit Angabe von Daten und mit Zitaten aus Frau Mülegks Briefen, bis hin zum erwünschten Ende dokumentiert. Aus Birkens Briefwechsel mit Frau Volkmann, mit seiner Schwester und schließlich, vom Dezember 1657 an, mit Frau Mülegk selbst läßt sich der gesamte Vorgang in allen Einzelheiten genau rekonstruieren. Auf der Vorderseite des Blattes, dessen Rückseite in der Mitte die Adresse des Briefes vom 7.1.1658 (WuK. Bd. 10, Brief Nr. 22) trägt, also den Umschlag des Briefes bildet, steht zweispaltig angeordnet eine leicht abweichende Version des Gedichts Nr. 152. Auf dieses Gedicht verweist ein Nachsatz auf der vierten Seite des Doppelblattes, das den Brieftext enthält: Meine Ho¡geehrte Frau wolle au# neben‰ehendem Hirtenliedl ein Gedä¡tniß meiner getreuen Ehrena[ection ›¡ anreden la‹en, weil e# meinen Munde no¡ ni¡t vergönnet. Bei der Briefvariante des Gedichtes stehen die Strophenzahlen – immer mit Punkt – in der Mitte über den Strophen, und es gibt eine Unterschrift: "Jhr Ergebener | Sylvano." Sonst weicht die Briefversion – von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen – an folgenden Stellen von derjenigen der Sammlung ab: T1f.] Hirtenliedl | An die Edle Perlemund. – 2 Floridan gieng] gieng Sylvano – 22 Wallen] Pallen – 29 geflogen] gezogen – 34 besäet] beseet – 38 einer Perle] Perlemunden – 52 Perlein] Perlen (ebenso 70) – 56 Perlen] Perlein – 58 Margari#] Perlemund – 63 ihrem] ihren – 66 Perle du! dein Hirt ie”und.] dein Sylvano, Perlemund! –. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge gemeinsam mit den Gedichten Nr. 40, 70, 109, 119, 120, 122, 148, 180, 183, 191, 196, 206, 230, 240, 257 (1. Bestandteil), 276 und 277. Ein Druck ist nicht bekannt. 3-6 al# da# Jahr verjüngte ›¡; ~ warmen Sonnenbli¿en wi¡.] Anspielung auf die Jahreszeit der Entstehung des Gedichtes; s. auch v. 7-12, 21, 32. – 15-18 wer weiß, ob i¡ ni¡t einmal, ~ geh selb-ander in dem Thal?] Bukolische Einkleidung der Situation zur Zeit der Entstehung des Gedichtes. Nach der beiderseits erfolgten Erklärung der Bereitschaft zu einer ehelichen Verbindung in den jeweils ersten ausgewechselten Briefen bestand die realistische Aussicht, daß die Verbindung im Frühjahr zustande kommen könnte, wie es ja auch der Fall war. S. auch v. 19-24. – 22f. wer weiß, ob nit, in dem Wallen, | mö¡t' ein Perl auf mi¡ au¡ fallen] Die im ganzen Gedicht verwendete Perlenbildlichkeit könnte durch Bestandteile des Kranzes ausgelöst worden sein (s. v. 34, 38, 45, 52, 56, 70), ist aber vor allem ein Spiel mit Frau Mülegks erstem Vornamen (s. auch v. 38, 64), wie es auch schon im Gedicht Nr. 150 der Fall
Gedichte 152 und 153, 1658
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gewesen war. – 31-36] Jn dem Flug, warf ihm da# Büb¡en, ~ ein Geru¡-beliebte# Pfand.] Einbeziehung des mit Frau Mülegks Brief zu Birken gelangten Kranzes in die bukolische Fiktion, s. auch v. 54. – 39f. Sie will selb‰ ›¡ geben dir: | weil au¡ du wil‰ seyn ihr eigen.] Vgl. v. 15-18. Entsprechung zum Tenor der nach der Neuanknüpfung zwischen Birken und Frau Mülegk ausgetauschten Briefe. – 42 Komm! i¡ hole di¡ zu ihr.] Entsprechung zur neuerdings getätigten Ankündigung Birkens, zu einem vorbereitenden Gespräch anzureisen, im Brief vom 17.12.1657 (PBlO.C.24.6.1): J¡ werde, wann i¡ aller Sa¡en gewiß bin, nit säumen, meiner Edlen Perle (wie der weiße König Prov. 31. v. 10. ein Tugendsam Weib nennet und Meiner Ho¡geehrten Frauen lieber Nahme mit ›¡ bringet) in Person aufzuwarten, und mit dero vom übrigen fernere sü‹e Unterredung zu pflegen. – 67 Nun! die Zeit wird Rosen günnen.] Zu dieser Redensart s. Wander. Bd. 5 (1880; Neudruck 1963), Sp. 526, 528 und 552 (Nr. 50, 106, 664-669); Singer, 2002, S. 371f.
Text 153: An eine S¡äferin, die ihren Hirten er‰li¡, aber ohne be‰and, geliebet. 164v-165v T1 CLIII.] CXLVIII – T2 An] n überschrieben – 6 liebgewann] liebgewan (ebenso 18; ebenso 8 entbrann – 41 Al#dann – 45 dann) – 6 liebgewann] ev. lieb gewann – 9 2.] 2 (ebenso bei allen folgenden Strophen) – 10 andern,] Komma mit Schluß-n verbunden – 18 eu¡] h nachträglich erhöht; ebenso 51 i¡ – 21 verlos¡en] l nachträglich erhöht; ebenso bei 54 geliebet – 58 viel – 39 bittet] zwischen i und tt ein Wortteil gestrichen Seiner Stellung im Gedichtbuch nach muß dieses indirekt argumentierende Werbelied im Jahr 1658 entstanden sein. Es gestaltet eine in petrarkistischer Lyrik geläufige Konstellation: Die erotischen Avancen einer "Hirtin" haben den Sänger zur Gegenliebe genötigt; doch dann wandte die Urheberin sich ab. Die Anklage, die der Sänger mit seinem Lied erhebt, ist zugleich (v. 33f.) eine Bekundung von Mitleid mit der Unbeständigen, die nach dem baldigen Tod des Sängers, an dem sie schuld sein wird, ihn wieder wird lieben müssen. Daß der Künftiges behandelnde Schlußteil des Liedes im Potentialis steht, erweist das Ganze als Werbelied. Wie das Gedicht Nr. 151 läßt es sich weder in die Folge der Silvia- noch die der Margaris-Gedichte einfügen. Zwar erinnert die Schlußwendung (v. 62-64) an das Ende der Beziehung zu Maria Catharina Rieter, aber die Adelsdame kann nicht als "Hirtin", sie müßte als 'Nymfe' apostrophiert werden; s. Gedicht Nr. 84. Auch paßt die im Lied vorausgesetzte Geschichte, vollends ihr Ausgang, nicht zu der Beziehung zwischen Birken und Silvia; s. Lied Nr. 148. Auch zu der Art der Kontakte zwischen Birken und der "Hirtin" Margaris, der Witwe Mülegk, läßt sich keine Verbindung herstellen. Ob Birken mit einem Gedicht eines Kollegen konkurriert oder auf Bestellung gearbeitet hat, muß offen bleiben. Ein Druck des Liedes, das Strophenform und Reimfolge mit dem Gedicht Nr. 145 gemeinsam hat, ist nicht bekannt.
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9-16 Ein Lie¡t, wie man befindt, ~ gab Gegenlieb dafür.] Die Erregung von Gegenliebe durch Liebe wird als Naturgesetz (v. 4-12) bzw. als Pflicht (v. 15) dargestellt, die eigene Geschichte des Sängers als Beleg dafür (v. 13-16). – 30 forthin] 'demnächst', 'in Zukunft'. – 35-40 Und daß ihr meiner Red ~ erlaubt mir, wa# i¡ bat.] Als Zeuge fungiert das Lied, von dem vorausgesetzt ist, es werde der Angeredeten vor Augen kommen. Die im Lied erneuerte Bitte – die Verse 37-40 zeigen, daß sie als schon früher gestellt gesehen werden soll – ist, falls Gegenliebe nicht gewährt werde, sterben zu dürfen. – 41 Al#dann i¡ ho[te do¡] 'Bei Gewährung der erneuerten Bitte würde ich hoffen'. – 45-48 diß wär dann meine Freud: ~ könt wieder ma¡en rei¡.] Diese Zukunftsspekulation setzt voraus, der Tod des Sängers könnte die unbeständige Geliebte mit Zufriedenheit erfüllen, weil er sie von einem lästigen Verehrer befreien würde. Diese Möglichkeit wird aber durch die beiden Schlußstrophen als bloße Kontrastfolie für den eigentlich erwünschten Ausgang kenntlich gemacht. – 49-56 Wer weiß, wa# mö¡t ges¡ehn? ~ no¡ krönte meine Noht?] Die Einsicht der unbeständigen Geliebten in die Selbstlosigkeit des Liebenden, der um ihrer Ruhe willen den Tod sucht, wird in ihr – zu spät dann freilich – vielleicht die Liebe erneuern, zumindest aber Mitleid bezwecken, s. v. 57-61. – 62-64 Viellei¡t betauret ihr, ~ mir treuem S¡äfer für?] S. o.
Text 154: An seine Widerwärtige. 165v/166r T1 CLIV.] CXLIX – T2 Widerwärtige] mit der-Kürzel – 5 immer] im er (ebenso 23 kommen) – 5 und] u. (ebenso 12, 17, 20, 21, 22, 32, 36) – 7 2.] 2 (ebenso bei den folgenden Strophen) – 15 befehden] h überschrieben – 17 geprobt] b überschrieben – 28 die Stra[e seyn erharrt] erharrt die Stra[e seyn – 30 und ~ spart.] kein Einzug – 33 Kühlt] l nachträglich erhöht; t überschrieben – 33 da#] Kürzel – 34 wa#] Kürzel Innerhalb der Jahrgangsgruppe 1658 ist diese martialisch-stoische Droh- und Selbstbehauptungsrede nicht genauer zu situieren; das Gedicht dürfte aber vor dem 5.7.1658 entstanden sein; s. zu Gedicht Nr. 155. Falls es eine lebensgeschichtliche Verankerung gibt, ist am ehesten an Birkens in den Jahren 1658/59 unternommene Versuche zu denken, zu einer Anstellung als Rechtsberater in Nürnberg oder an einem Fürstenhof zu gelangen. Im Oktober 1658 und im Juli und August 1659 hat Birken sich – wohl vor allem dieser Bemühungen wegen – in Nürnberg aufgehalten. Briefe und Briefkonzepte geben Auskunft. Dem Aufenthalt in Nürnberg im Oktober 1658 müssen uns nicht faßbare Vorsondierungen voraufgegangen sein. Am 7.10.1658 teilt Birken kurz nach seiner Ankunft in Nürnberg seiner Frau mit (PBlO.C.24.6.12): Mein lieb‰e# Herz wolle neben‰ mir dem lieben Gott dafür danken, und no¡ ferner vor mi¡ üm glü¿li¡e Verri¡tung bitten, dann e# ‰ehet darauf, daß i¡ hier eine Be‰allung erlange. Jederman will mi¡ wieder hier haben: und i¡ wolte au¡, mit Nu”en, viel zuthun bekommen. Nun e# ges¡ehe, wa# der liebe Gott will, der wird e# verfügen, wa# zu seinen Ehren und unser beyder zeitli¡er und ewiger Wolfart dienli¡ seyn mag. Schon am 14.10.1658 (PBlO.B.24.6.13) klingt es nüchterner:
Gedicht 154, 1658
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Man i‰ hier gewohnt, einen der etwa# su¡et lange herümzuzerren. Glei¡wol soll mi¡ da# nit halten, und mag# gehen, wie Gott will: i¡ reise morgen oder läng‰ übermorgen ab. [...] Man ma¡t mir ho[nung auf eine Jahrbe‰allung: aber i¡ werde davor Sklav seyn müßen. E# ges¡ehe, wa# Gott will. Wann man nur Gott ruhig dienen und darbey sein au#kommen haben mag. da# übrige, Ehre und Freude, wollen wir im himmel erwarten, da alle S¡ma¡ und Ungema¡ 1000fältig bezahlt wird. [...] J¡ geda¡te vom Raht einen Bes¡eid zuerwarten, und al#dann üm eine Gartenwohnung mi¡ ümzuthun. Birken reiste nach Bayreuth zurück, ohne daß zu seinem Anliegen eine Entscheidung gefallen war. Daniel Wülfer erfuhr in einem Schreiben vom 20.10.1658 (PBlO.B.5.0.41, 12v): "Mein bewu‰e# Ges¡ä[te i‰ zwar eingefädelt, s¡einet aber ein langer und langsamer Faden zuseyn." Kurz danach muß Birken dann eine negative Auskunft erhalten haben, denn im Konzept Nr. 155 seines Briefes an Gottlieb von Windischgrätz vom 1.11.1658 heißt es (WuK. Bd. 9, S. 422): Werde also, mit meinem Vorhaben, mein Hau#wesen na¡ Nürnberg zuverwandeln, zurü¿e gewor[en, weiln i¡ sol¡erge‰alt alda, ohne gewiße jährli¡e pension, mi¡ ni¡t kan niederla‹en. Hatte allbereit eine feine Gartenwohnung vor der Stadt in Vors¡lag zuerkau[en, wann i¡ hier hätte verkau[en können. Dem Bruder Christian Betulius, der damals im Württembergischen Kirchendienst stand, schrieb Birken am 16.3.1659 (PBlO.B.5.0.41, 17r): "die zu Nürnberg haben gerne Sklaven, fordern viel dienen# und geben wenig Lohn, la‹en au¡ niemand über›¡ kommen." Auch am 22.5.1659 (ebd., 17v) ist dem Bruder gegenüber von dem mißglückten Versuch die Rede: "Mir grauset vor der Bedien‰ung sol¡er Obern, die au¡ nunmehr die Ho[art und der Ubermut selber werden wollen." Dennoch ist Birken im Sommer 1659 abermals in Nürnberg gewesen, um eine Anstellung zu erlangen. Gleich nach der Ankunft, am 8.7.1659, schreibt er seiner Frau (PBlO.C.24.6.14): J¡ will inzwis¡en allhier da# Ne” meine# beruf# und guten Vorhaben# au#wer[en: nit zwei[lend Jesu# werde mit ihm S¡i[lein seyn, und mi¡ einen fröhli¡en Zug thun la‹en. [...] Ge‰rigen Tag# hab i¡ au#geruhet: heute, will# Gott, will i¡ ein und ander# vor die Hand nehmen, wa# mir zuthun seyn mag. Am 14.7.1659 schreibt er dann (PBlO.C.24.6.15): Mi¡ belangend, i‰ meine Sa¡ hier no¡ nit all verri¡tet. Ein Edler Raht hat ›¡ zwar resolvirt, mir die Profeßion zuzueignen, aber der Be‰allung halber i‰ no¡ keine Ri¡tigkeit. J¡ werde glei¡ i”t bey Herrn Rieter zu mittag ein Ga‰ seyn, da i¡ dann ho[e zu vernehmen, wa# man ›¡ de#wegen ents¡lo‹en. [...] J¡ hätte mi¡ in meinen Sa¡en gefördert, daß i¡ dißmahl wieder abgerei‰ wäre: aber i¡ muß auf einen Bes¡eid von der Raht‰ube warten. Am 22.7.1659 wird Frau von Birken dann mitgeteilt (PBlO.C.24.6.16): Mit meiner Verri¡tung geht# etwa# langsam zu. die Herren von Nürnberg, wie zwar überall gewöhnli¡, ›nd keine Herren von Eilenburg, sondern Herren von Wartenberg und Anhalt. J¡ hab ein Memorial Herrn Lö[elholz übergeben, der e# vorlegen und da# bä‰e darbey thun will: i¡ soll aber ja de# Bes¡eid# erwarten, und ni¡t, wie vorm Jahr, vor der Zeit davonreisen. Muß also, wider meinen Willen und Verlangen, mi¡
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no¡ diese 8. Tage meine# Lieben Herzen# beraubet sehen. Gott gebe nur, daß i¡ etwa# ersprießli¡# erwarte: da# hel[e mir mein lieb# Herz von Gott erbitten. Am 5.8.1659 ist Birken immer noch in Nürnberg. In einem Brief dieses Datums (PBlO.C.24.6.17), in dem er seiner Frau seine Abreise für den 8.8. ankündigt, schreibt er: Man ma¡t mir# hier lange und bange, und kan zu keinem bes¡eid gelangen. Jnzwis¡en dar[ i¡ vor erwartung de‹en nit abreisen, würde son‰ s¡eele Brüder und wenig Freunde hinterla‹en. J¡ will aber darauf denken, daß i¡ mit guten willen wieder abreisen, und herna¡ mit S¡reiben der Sa¡ vollend# abhel[e. Mein lieb# herz, e# thut mir bang, also lang von Jhr zuseyn: do¡ muß i¡# leiden. Ob Birken noch in Nürnberg oder erst nach der Heimkehr nach Bayreuth vom abermaligen Scheitern seiner Bemühungen um ein Amt erfahren hat, wissen wir nicht. Im Konzept seines Briefes an den Bruder Christian Betulius vom 29.8.1659 aber wird es so kommentiert (PBlO.B.5.0.41, 21r/v): die Nürnbergis¡en Calumnien haben ni¡t# ges¡adet, und die gesu¡ten Te‰imonialen hätten ni¡t# genü”t. Sic Deo favente nîl officit livor. [Wenn Gott derart gewogen ist, schadet der Neid nicht.] Man la‹e Gott die Ra¡e, den auf mi¡ au#gespeyten Gei[er wis¡e i¡ au¡ mit dieser Ents¡lo‹enheit ab. J¡ habe ni¡t# wider ihn gethan, aber etwa# hab i¡ unterla‹en, nämli¡ die Anbetung. So müßen dann diß seltsame Köpfe seyn, die einen Narren ni¡t vor einen doctor a¡ten, dem ‰olzen Pab‰ ni¡t die Füß küßen, seinen Spei¡el le¿en und seinen Staub ni¡t vor ein Heiltum aufsammlen wollen. du Heu¡ler, du Farisäer, predig‰ die Demut, und ‰e¿‰ selb‰ voller Ho[art: du bi‰ ein Lehrer Gotte#, und do¡ ein Na¡folger de# Teufel# im Verleumden. Nun wer will alle Narren klug und alle Teufel zu Engeln ma¡en? Gro‹e Leute, ›e mögen nun au# verdien‰ oder dur¡# blinde plumpe Glü¿ groß worden seyn, muß man zu Freunden behalten: ›e können s¡aden und nu”en, hintern und fördern.| J¡ verlie[ ihm den Weg, zup[te ihn beym Ro¿, aber zärtli¡, dann er war no¡ fris¡, damit i¡ ihm ni¡t ein ‰u¿ davon ri‹e. Sie verlangen mi¡ hinein, üm, bey mir zufinden, wa# ›e bey M〈agi‰er〉 A〈rns¡wanger〉 nit su¡en können. Meine Feder i‰ färtiger al# mein Mund. Zu verre¡nenden dien‰en, mangelte e# mir ni¡t an Treue und Aem›gkeit. Con›lia mit der Feder zu expediren, wann# nit privat- oder Ju‰izhändel sondern publica betri[t, wolt i¡ au¡ lei¡tli¡ gewohnen. Wenn alle diese Andeutungen jeweils umfangreicherer Ausführungen zusammengehören, so hatte ein Geistlicher seine Hand in dem Spiel, das zu Birkens Mißerfolg führte. Aus dem Konzept eines Briefes an Daniel Wülfer vom 27.9.1659 (PBlO.B.5.0.41, 22r) stammen die folgenden Notizen: Man sprengte mi¡ hinein, üm mit der langen Nasen mi¡ wieder abzufärtigen. Ubelge›nnte haben mir die Karte vermis¡t: Gott lohne ihnen, wie ›e e# verdient. J¡ kam no¡ endli¡ auf die Feine.
Gedichte 154 und 155, 1658
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Man wird mi¡, ohne sonderbaren unver‰and, nit vor so unbesonnen a¡ten können. J¡ habe nun zum drittenmahl fehlgeworben, und mi¡ immer wieder vor den Karren spannen la‹en. Im Konzept eines Briefes an den Bruder Christian Betulius vom 1.10.1659 (PBlO.B.5.0.41, 22v-23v) wird kenntlich, daß Birken sich auch darum bemühte, wie jener in Württembergische Dienste zu kommen. Wie dringlich ihm die Suche nach einer Bedienstung war, zeigt der Schlußsatz der diese Angelegenheit betreffenden Passage (ebd., 23r): "dien‰e muß i¡ su¡en, sey wo e# wolle, wann ›e mir au¡ s¡on ni¡t zum bä‰en s¡me¿en." Gegen Ende des Jahres 1659 erscheint das Nürnberger Projekt noch einmal in sarkastischen Nachbemerkungen. Im Konzept eines Schreibens an die Schwester Eva Maria Höschel (ebd., 23v) heißt es: "können die Nürnberger dann son‰ ni¡t# thun, al# daß ›e mi¡ plagen. haben ›e ni¡t drinnen Narren genug wann ›e einen haben wollen." Und im Konzept des Briefes an Andreas Ingolstetter vom 29.12.1659 (ebd.) ist zu lesen: E# will ni¡t seyn, darüm soll ›¡# au¡ ni¡t s¡i¿en. So mag# dann gehen, wie e# geht. Nürnberg verliehrt viel alte# Ruhm# und nimmt viel neue Sitten an. Nun dann fahr wohl, lieb# Nürnberg. E# i‰ überall Himmel und Erden, Gott und Leute. Im Jahr 1660 hatte sich das Problem dann erledigt. Birkens Beauftragung mit der Bearbeitung des Fuggerschen Ehrenspiegels enthob ihn der Notwendigkeit, sich um ein Amt zu bemühen, und ermöglichte die ersehnte Rückkehr nach Nürnberg. Zum Tenor des Liedes vgl. die Gedichte Nr. 28, Nr. 135 und Nr. 136. Ein Druck ist nicht bekannt. 17f. Der wird gelobt, und gnug geprobt, | der gehet lo# in guter Hut.] Verallgemeinernde Rede, die durch die folgenden Verse (19-22) erläutert wird. – 36 da# Glü¿ i‰ rund, ›¡ kehrt und wendt.] Anspielung auf das Rad oder die Kugel der Fortuna; s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 1796f. – 41 So ma¡t eu¡ krau#!] 'So prangt mit eurem Übermut.' Vgl. Gedichte Nr. 123, v. 65f.; Nr. 150, v. 38.
Text 155: An Silvien. 166r-168r T1 CLV.] CL. – 2 wiederkommen] wiederkom en (ebenso 53, 70; ebenso 37 entglommen – 54, 71 genommen – 97 kommen – 98 Frommen – 110 Himmel – 118 himmlis¡) – 5 da#] Kürzel; ebenso 35 – 13 2.] 2 (ebenso bei Str. 3-6 und 8) – 20 ließ:] Doppelpunkt aus Komma überschrieben – 25 dann] dan – 30 Kält] lt überschrieben – 44 der] Kürzel; ebenso 46, 76, 78, 99, 100 – 46 Lieder] mit der-Kürzel; ebenso 47 wieder – 53, 70 wiederkommen – 58 oder – 95 einander – 48 Herzen# Kron] dazwischen Worttrennungsstrich – 53 wiederkommen] ev. wieder kommen (ebenso 70) – 79 und] u. (ebenso 81, 82, 83, 84, 86, 115) – 83 grämniß] ß undeutlich überschrieben – 91 da#] d aus w überschrieben – 92 Le”e] nach ” ein Buchstabe (t?) gestrichen – 117 sol] l überschrieben; ev. soll.
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Vorletztes Silvia-Gedicht. Es muß um den 5.7.1658 in Bayreuth geschrieben worden sein. Im Konzept eines Briefes an Florinda (Philippina Jacobina Rieter; zu ihr s. zu Gedicht Nr. 148, v. 13-15) zu diesem Datum hat Birken notiert (PBlO.B.5.0.41, 12r): Sihe glei¡wol, daß der Herr no¡ Ohren hat, mi¡ zuhören, und ein mi¡ zu erhören, indem die Edle Sylvia wiedergebra¡t. Er ma¡t#, wie# ihm gefällt. Er Wird# Wol Ma¡en. Wann mi¡ meine Verwirrung und Unruhe etwa# frey lä‹et, ein WillkommLiedl. Dieses angekündigte "WillkommLiedl" ist das Gedicht Nr. 155, wie vor allem die Passage v. 37-40 erweist. Die identische metrische Gestalt und inhaltliche Bezugnahmen (s. u.) machen das Lied überdies als Komplementärtext zum Gedicht Nr. 133 kenntlich. Ob es schon mit dem Brief vom 5.7.1658 oder – eher – mit einem späteren übersandt worden ist, am ehesten mit der Bitte um Weiterleitung an Silvia, läßt sich auf der Grundlage der uns zugänglichen Quellen nicht ermitteln. Von der Rückkehr Maria Catharina Rieters nach Nürnberg wird Birken durch Florindas Antwort auf den an sie gerichteten Brief vom 10.5.1658 erfahren haben, den das Konzept PBlO.B.5.0.41, 9r/v, vertritt; auf eine briefliche Antwort Florindas nimmt das Konzept des Briefes vom 5.7.1658 Bezug. Das Lied Nr. 155 ist auf den beiden letzten Seiten (T, v. 1f., v. 3-40: 166r/v) und den drei ersten (v. 41-74, v. 75-110, v. 111120: 167r-168r) zweier Hefte eingetragen, offenbar zu verschiedenen Zeitpunkten, wie der markant unterschiedliche Schriftduktus der beiden Teile zeigt. Ein Druck des Liedes, das Strophenform und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 133, 140 und 157 (1. eingelagertes Lied) gemeinsam hat, ist nicht bekannt. 1-12 Hab i¡ re¡t vernommen ~ so ein Sonnens¡ein?] S. o. Von Silviens bevorstehender bzw. vollzogener Abreise von Nürnberg handeln die Gedichte Nr. 128ff. – 21-23 wie i¡ wüns¡te Glü¿ ~ zu dem Rei#beginnen.] Rekurs auf Gedicht Nr. 133. – 25-28 Ha‰ du dann gehöret, ~ dank sey dir dafür!] Der an den Himmel gerichtete Wunsch, Silvia möge zurückkehren, begegnet im Gedicht Nr. 133, v. 115f., und öfter in späteren Gedichten. – 29-34 Winterwinde bliesen, ~ und mit unfall reisen.] Rekurs auf Gedicht Nr. 133, v. 45-48, 54ff. – 43 wann i¡ wär allda] Bestätigung der Tatsache, daß das Lied in Bayreuth entstanden ist. – 44-48 J¡ wolt auf der Heyd ~ seine# Herzen# Kron.] Birken vergleicht die Freude, die er beim Wiedersehen Silviens empfinden würde, mit derjenigen des Orpheus, als dem in der Unterwelt Eurydike zurückgegeben wurde. Der Vergleich bietet Gelegenheit zu hochrangiger Bewertung der eigenen Dichtkunst; der tragische Ausgang der mythischen Szene bietet zudem eine geeignete Folie für das unglückliche Ende der eigenen Liebesgeschichte. – 46 wie der Orfeu# Lieder] Von v. 45 her ist das Prädikat 'spielte' zu ergänzen. – 49-60 Au¡ wolt i¡ e# wagen ~ bleibet hinter wärt#?] Das Motiv des von der Geliebten entwendeten Herzens, das seit dem Lied Nr. 126 in der Folge der Silvia-Gedichte eine erhebliche Rolle spielt, wird zur indirekten Einforderung einer Erklärung von Gegenliebe genutzt. – 6172 Zwar da mit dem Leibe ~ hin in# Kno¡enhau#.] S. v. 73-80, 85-92. Dieser Bewertung des auch von
Gedichte 155 und 156, 1658 und 1659
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Berufssorgen beherrschten Lebens in Bayreuth in der Zeit nach der Eheschließung entsprechen Äußerungen in Konzepten von Briefen Birkens: PBlO.B.5.0.41, 9v (10.5.1658, an Florinda): "J¡ werde entweder mi¡ viel zanken und rau[en, oder entlau[en, oder da# leid verdru¿end mi¡ bald zu todt grämen müßen."; ebd., 12v (12.7.1658, an die Schwester Eva Maria Höschel): "Mir wird hier mein Leben re¡t verbittert. Wolle Gott daß i¡ bald meine le”te Reise, nämli¡ zu grab thun mö¡te. J‰ do¡ son‰ keine Ho[nung, die mi¡ trö‰e, al# der Tod. Nun, der wird endli¡ kommen, und mi¡ au#spannen, wann# Gott gefället. A¡ nun dann, fein balde, mein lieber himmlis¡er Vater. J¡ bin do¡ son‰ zu ni¡t# auf der Welt, al# Ungema¡ zuleiden. Und i¡ wolte gerne leiden, wann i¡ nur darbey meine Ruh, Gott zu dienen, und nur ein wenig Erge”li¡keit haben mö¡te〈.〉 J¡ weiß s¡ier nit mehr, wa# i¡ vornehmen oder unterlaßen soll."; ebd., 17r (16.3.1659, an den Bruder Christian Betulius): "Also, wie i¡ i”t lebe, bin i¡ weder Gott no¡ der Welt no¡ mir selber nü”. Wüns¡e daß e# Gott oder Tod ändre oder ende. J¡ habe meinem Chri‰o da# † lang genug na¡getragen: i‰ nun einmahl Zeit, daß i¡ ihm zu grab folge, und zu Ruh komme."; ebd., 17v (22.5.1659, an den Bruder Christian Betulius): "J¡ meyne ja, e# sey nun mit meinen Trübseeligkeiten auf# hö¡‰e kommen. diese einige ware mir mein Verhängniß no¡ s¡üldig, ein widerwärtig# Eheleben. Nun bin i¡ vollend# bezahlt, i”t wolle der Tod quittiren." Die Reihe ließe sich verlängern. – 93-96 dorten werden wir, ~ ni¡t auf Erd mehr hier.] S. v. 117-120. Vgl. Lied Nr. 141, v. 184-186. Birkens Tagebuch erweist, daß er Silvia in späteren Jahren noch mehrmals getroffen hat; s. Laufhütte, 1991, S. 92f. – 97-108 Ru[ mir heiß mi¡ kommen, ~ spre¡: E# i‰ vollbra¡t!] Das im ganzen Gedicht herrschende Motiv der Todessehnsucht kulminiert in Gebetsrede, diese in der im Zitat (v. 108: Joh 19.30) angedeuteten Christusnachfolge. – 109-116 Nur no¡ will i¡ bitten: ~ bringe ›e zu grab.] Rekurs auf Lied Nr. 148. – 119f. angethan mit S¡eine | mehr al# Cynthia.] 'glänzender als Diana / Artemis'.
Text 156: An meine lieb‰e Margari#: Zum Neuen Jahr. 168r-169r T1 CLVI.] CLI. – 1 1.] 1 – 2 grünt'] ev.grüent' – 3 der] Kürzel; ebenso 5, 10, 11, 12, 21, 23, 41, 53, 57, 58, 60 – 4 Blumenklee] ev. Blumen klee – 11 Neuen] N aus n überschrieben – 19 er,] Komma nachträglich eingefügt – 21 wieder] mit der-Kürzel (ebenso 24 nieder – 26 weder – 29 beyder) – 22 wa#] Kürzel; ebenso 43 – 23 und] u. (ebenso 38, 40, 46, 51, 55) – 24 Reiß] ß aus s überschrieben – 25 Span] Spa – 25 Span?] Fragezeichen aus Rufzeichen überschrieben – 35 fette] f überschrieben – 38 Tausend] T überschrieben – 38 Stundenpaar] ev. Stunden paar – 41 Himmel] Him el (ebenso 57; ebenso 52 immer – 53 Sommer – 60 Stamm) – 41 Perlemund] zwischen e und m ein Buchstabe gestrichen; ev. Perle mund – 47 erlangen,] Komma nachträglich eingefügt – 48 nur!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 58 Birkenreiselein] s überschrieben; drittes e oberhalb der Zeile; ev. Birken reiselein – 59 seyn;] Semikolon aus Punkt oder Doppelpunkt überschrieben
Apparate und Kommentare
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Das erste Gedicht der Jahrgangsgruppe 1659 in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte ist auch das erste nach der Hochzeit am 18.5.1658 der Ehefrau gewidmete Gedicht in dieser Sammlung. Der bukolische Vorgang, der erzählt wird, und die derb erotische Sinnbildlichkeit, deren sich Birken bedient, lassen erkennen, daß damals der Wunsch nach ehelichem Nachwuchs noch nicht aufgegeben war, obwohl Frau von Birken zum Zeitpunkt der Entstehung des Gedichtes bereits 48 Jahre zählte und zwei kinderlos gebliebene Ehen hinter sich hatte. Das Lied Nr. 156 ist nicht das erste an die Ehefrau gerichtete Gedicht Birkens. Im Bestand der Briefe Frau von Birkens findet sich ein von Birken im Namen seiner Frau verfaßtes, von ihm geschriebenes, von ihr mit den neuen Namensinitialen unterzeichnetes Lied, PBlO.C.23.39: GebetLied Einer Braut oder Ho¡zeiterinn. 1.
5.
O Gott, der du de# Eh‰and# Sti[ter bi‰,
Hör und erhör no¡ ferner meine Bitt,
dur¡ de‹en Hand getrauet worden i‰
die i¡ vor dir au# meinem Herzen s¡ütt.
da# Er‰e Paar! laß deine Ohren hören,
Herr, deiner Hül[ hab i¡ no¡ mehr vonnöten,
und einer Braut versag nit ihr Begehren.
daß diesen Stand i¡ möge wohl antreten. |
2.
6.
Dem er‰en Mann ha‰ du die er‰e Braut
So bitt i¡ nun. Wann deine# diener# Hand,
selb‰ zugeführt, au# seiner Rieb gebaut.
und du dur¡ Jhn, un# mit dem Eheband
Dur¡ di¡ i‰ mir nun au¡ ein Adam worden,
verbinden wird, so wolle‰ du die Seelen
dein Will hat mi¡ verlobet diesem Orden.
verknüpfen fä‹t, und Herz mit Herz vermählen.
3.
7.
J¡ bate di¡; du wei‰, daß i¡ zuvor
Wa# hil[t#, wann nur ›¡ paaren Hand und Hand;
hab angefleht, ô Herr, dein Göttli¡# Ohr.
und beyder Herz fühlt weder Brand no¡ Band.
Hab dank! du ha‰ gehört und au¡ erhöret,
Ein sol¡e# Paar bald wieder mit den Fü‹en
mir Hül[ und Raht zu diesem Werk bes¡eret.
vonsammen läu[t, dur¡ Zweytra¡t wird zerri‹en.
4.
8.
J¡ sagte, Ja: du gab‰ e# mir in Sinn.
So woll‰ du dann da# Band fä‰ ziehen zu,
dein i‰ die Ehr, daß i¡ versorget bin.
daß e# no¡ Neid no¡ Zeit auflößen thue.
den Lieb‰en hat mir deine Gnad ges¡i¿et;
den Zwei[el#knopf der Lieb laß e# ver›geln
dur¡ Jhn ha‰ du mi¡ freundli¡ angebli¿et.
und Einigkeit der Herzen Thor verrigeln.
Gedicht 156, 1659
677
15.
9. Laß deinen Gei‰, die wahre Liebe#Kerz,
Jndeß, wie du di¡ eingefunden ha‰
in We¡selbrun‰ entzünden Beyder Herz.
zu Cana dort; so sey au¡ unser Ga‰
Ja s¡melz du un# in heißer Glut zusammen;
beym Ho¡zeitmahl. Ja, Jesu, sey geladen!
ma¡ eine Glut in zweyen Leibern flammen.
komm, wehrter Ga‰, bewürdig un# der Gnaden. |
10.
16.
Wann un# auf Erd der Prie‰er segnet ein,
Do¡ denke nur, du sey‰ willkommen nit,
so laß e# du im Himmel Amen seyn.
imfall du un# nit bring‰ Ges¡enke mit.
J¡ will e# au¡ von ihm also vernehmen,
Zwar, wo du bi‰, da ›nd au¡ alle Gaben.
al# wann die Wort' au# deinen Munde kämen. |
E# i‰ genug, wann daß wir di¡ nur haben.
11.
17.
Die Er‰e Braut, den Segen vor ihr fand;
Diß woll‰ du thun: bring deine Engel mit,
du gab‰ ihr ein, da# rei¡e Eden-Land.
und la‹e ›e un# la‹en nimmer nit.
du wir‰ au¡ un# ein Hau# voll Vorrath geben,
Ja, üm un# her leg diese Roß und Wagen,
soviel un# nu” und nötig i‰ zum Leben.
bi# ›e zule”t un# in den Himmel tragen.
12.
18.
Nun wend i¡ au¡, ô Jesu, mi¡ zu dir.
Bleib selb‰ bey Un#: und wann du un# lieb ha‰,
Nur du, du bi‰ bi#her gewesen mir
so sey der er‰' und au¡ der le”te Ga‰,
mein Bräutigam, mein Lieb‰er S¡a” auf Erden.
der kommt und geht. Ja, Jesu, laß di¡ halten,
Mein Herze laß i”und getheilet werden.
der du da# Hau# am bä‰en kan‰ verwalten. 19.
13. Ein Theil hab dir! i¡ bleibe deine Braut.
J‰ Gott bey un#, so i‰ au¡ Gold Brod im Hau#.
da# andre hab, der dem i¡ bin vertraut.
Mit dir, würd au¡ der Segen wandern au#,
So lieb' i¡ dann zween Freund': im Himmel Einen,
der mit dir komt. der Glaube soll di¡ fa‹en,
auf Erden hier den Andern; und son‰ keinen.
di¡ nimmer mehr au# unsrem Hause la‹en. 20.
14. J¡ liebe ›e, bleib allen beyden treu.
Ohn di¡ wird ja zu Wa‹er alle Müh.
Mein Jesu# mir iedo¡ der Lieb‰e sey.
Mit dir i¡ Wein au# Wa‹erbrunnen zieh.
Jhm bleibt verlobt mein bä‰e# Theil, die Seele:
So bleibe dann, verkehr da# na‹e Leiden
dem Lieb‰en hier i¡ Leib und Gut vermähle.
und da# Gewein', in süßen Wein der Freuden. 21.
Nun, Gott, du ha‰ vernommen unsre Bitt, die i”t vor dir mein Herz hat au#ges¡ütt.
Apparate und Kommentare
678
Der, so da spra¡: Begehrt, i¡ will erhören! der wird mir diß und mehrer# no¡ gewähren. M. M. v. B. Dieses in keine seiner Sammlungen aufgenommene Gedicht ist Birken gleichwohl sehr wichtig gewesen. Man erkennt es daran, daß er für das GebetLied dieselbe pathetische Strophe verwendete wie für das erste eigene Gedicht, das er später in seine Autobiographie aufgenommen hat, das Lied Der Gei‰li¡e Krieg und Sieg. | Von meinem Tau[Namen SIEGMUND oder SIEGMANN | abgesehen. | Na¡ der Singweiße: | Auf auf mein Herz und du mein ganzer etc. ("O Gott, der du im Seelenbad der Tau["): Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 10-14, 63; Psalterium Betulianum (PBlO.B.3.3.3, 70r-72v). Während dieses Lied in der Nachrufekloge Die Betrübte Pegne›# posthum, wenn auch stark bearbeitet, gedruckt worden ist (S. 62-67), blieb das GebetLied ungedruckt. Das gilt auch für das zweite von Birken zur Hochzeit verfaßte, von beiden Eheleuten unterzeichnete Lied, PBlO.B.24.39.2: Einladung zur Ho¡zeit de# Herrn JESU. 1.
3.
JESU, höre Un# in Gnaden!
Ey so komm! Jedo¡ gedenke:
laß di¡ Himmel-ab auf Erd
Grosse Herren selten leer
Ja laß di¡ zur Ho¡zeit laden,
kommen, oder ohn Ges¡enke.
laß die Bitt mir seyn gewährt.
drüm du au¡ nit leer einkehr,
Wir ›nd dein' erkau[te Seelen,
bringe mit die Ho¡zeitGaben.
die dein Vater lä‹t vermählen:
zwar, imfall Wir di¡ nur haben,
Birkenhold, dein Freund gewiß,
fragen Wir na¡ Gaben nit:
freyet deine Margari#.
wann du komm‰, kommt alle# mit. |
2.
4.
Sey erbetten zu der Freude,
Diß nur wollen wir di¡ bitten,
komm, sey unser Ho¡zeitGa‰.
wann da# Fe‰ vorüber s¡ier,
Selber wei‰ du, daß wir beyde
daß in unsrer s¡le¡ten Hütten
di¡ in unser Herz gefa‹t.
du woll‰ bleiben für und für.
Ehre die, die di¡ verehren!
Fä‰ soll unser Glaub di¡ fa‹en
du würd‰ alle Freud ver‰ören,
und di¡ ni¡t von dannen la‹en:
wann du wolte‰ bleiben au#.
du sol‰ Un#, nit Ga‰ allein,
Unser Hau#, laß seyn dein Hau#.
au¡ ein Hau#geno‹e seyn!
Gedicht 156, 1659
679
7.
5. Thue e#, bitt' i¡ di¡, und bleibe,
Wir die wir di¡ herzli¡ lieben,
hei‰ du do¡ Jmanuel?
werden, al# von dir, al#dann
deine# Nahmen# Werke treibe,
au¡ da# Trübsal ohn Betrüben
Gott du treuer Mens¡gesell.
lieben und gern nehmen an.
Bleibe, ja, wei¡ nit, von hinnen!
Do¡ wa# nü”t dir unser S¡merze,
so wird Leib und Leben grünen;
du getreue# Bruderherze?
so wird Segen seyn im Hau#,
du kan‰ wohl vor unsrer Thür
alle# Unglü¿ wandern au#.
legen Dorn und Creu” von dir. 8.
6. Ob ein Dörnlein fallen ließe
Deine FeuerRo‹' und Wagen
deine# Haupte# MarterKron,
deiner Engelhelden heer
wund zuri”en unsre Fü‹e;
laß üm Un# ein Lager s¡lagen,
ob von deinem Creu”e s¡on
lei‰en S¡u” und Gegenwehr
wir ein Spänlein mü‰en tragen;
wider Welt und Höllen Feinde,
woll‰ in unser Herze sagen:
böße Leut' und fals¡e Freunde.
Seyt getro‰, ihr Lieben ihr,
Laß die Höll in unsrem Hau#
diese# Leid kommt eu¡ von mir!
keine Zweytra¡t säen au#. 9.
Segne Boden, Kü¡' und Keller, und da# Ehbett voller Zu¡t. Ma¡ zum Thaler ieden Heller. Gib, wa# unser Herze su¡t. Zum Beru[ und Fleiß und Werke, gib Gesundheit Gei‰ und Stärke. Le”li¡ un#, zwar spat, mit dir, seelig in den Himmel führ.
S. und M. M. v. B. Das Lied Nr. 156 hat Strophenform und Reimfolge gemeinsam mit den Gedichten Nr. 28, 88, 117, 136, 141 und 237. Ein Druck ist nicht bekannt. 1 in Zügen] 'im Sterben'; häufig von Birken und auch sonst verwendete Formulierung; vgl. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 20, Z. 2f.; Sigmund# von Birken | Com. Pal. Caes. | Tode#-Gedanken | und | Todten-Andenken: | vor‰ellend eine | Tägli¡e | Sterb-bereits¡a] | und | Zweyer Chri‰l. Matronen | Seelige SterbReise, 1670, S. 380. Die im Gedicht erzählte Begebenheit ist also auf Ende, vielleicht Sylvester,
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Apparate und Kommentare
1658 datiert. – 7 Sylvano, Margari# ihr Hirt] Der Name Silvano ist eigentlich von der Beziehung zu Maria Catharina Rieter / Silvia her legitimiert; s. Gedicht Nr. 141, v. 238-240; s. Laufhütte, 1991, S. 125, 130ff. – 9f. hier, wo spielt in den grünen Gründen | der no¡ gar junge Vater Mayn] Sowohl der Rote als auch der Weiße Main entspringt in der Nähe von Bayreuth, wo Birken zur Zeit der Entstehung des Gedichtes lebte. – 19-24 So sagend, bra¡ er, n䡉 dem Steig, ~ da# Reiß in ihrem S¡oße nieder.] Beginn der sexuell konnotierten Vegetationsbildlichkeit, die dieses Gedicht im weiteren Verlauf beherrscht. – 31 Da# alte Jahr wird i”und neü.] Die Gedichtrede ist, dem Anlaß und der Überschrift gemäß, als am Neujahrstag 1659 gehalten zu lesen. – 41 Perlemund] S. zu Gedicht Nr. 150, T2. – 43-54 Und wil‰ du wi‹en, wa# i¡ weiß: ~ drüm laß di¡ keine Sorge qvälen.] Diese Zuversichtsrede kontrastiert auffällig mit den depressiven Verlautbarungen, die sich in Konzepten von Briefen Birkens aus den Jahren 1658 und 1659 finden und von denen einige zum Gedicht Nr. 155, v. 61-72, vorgestellt sind. Was für einen realen Hintergrund sie gehabt haben könnte, ist nicht zu ermitteln. – 58-60 der laß da# Birkenreiselein ~ auf daß der Stamm verjüngt mög leben.] S. o.
Text 157: Feldgedi¡te, zur Ho¡zeit Zweyer Edlen, Lucidan# und Lucianen. 169r-172v T1 CLVII.] CLII. – T3 und] u. (ebenso 1, 5, 12, 13, 23, 24, 25, 28, 29, 34, 41, 43, 45, 46, 47, 48, 64, 85, 91, 98, 128, 134, 145, 161, 176, 203, 215, 221, 224, 226) – T3 Lucianen] i nachträglich eingefügt – 1 wa# (1. Position)] wa# wa# – 2 der] Kürzel; ebenso 4, 7, 8, 9, 21, 22, 40, 47, 83, 84, 89, 92, 110, 129, 132, 136, 163, 165, 170, 171, 203, 223, 225, 228 – 2 wiederkehrte] mit der-Kürzel; ebenso 9, 211 wieder – 10 Lieder – 16 wiederfahren – 20 Räder – 23 wunder – 27 Wa‹errädern – 30 Felder – 30 wälderhöhen – 48 Glieder – 132 oder – 2 wiederkehrte] ev. wieder kehrte – 4 erfreüet] durch Streichung aus erfreyet – 7 Dorten] D überschrieben – 13 Komme] Kom e (ebenso 14 Komm – 44 Sammlen – 53 (2. Teil, nach 125) zubrummen – 126 kommen – 165 Himmel#zinn') – 13 den] n überschrieben – 23 unbene”et] unbene”tet – 28 daß] Kürzel; ebenso 38, 51; ebenso 149 da# – 29 Gehen] G überschrieben – 30 wälderhöhen] ev. wälder höhen _ – 32 Thalein] Thalein – 34 Wudelwellen] ev. Wudel wellen – 36 hier darüberspringen] keine Worttrennung – 44 etwa#] mit wa#-Kürzel – 45 trieben] erstes e überschrieben – 49-52] Reihenfolge der Verse: 50, 49, 52, 51; Rangierung durch vor- und nachgesetzte Zahlen: 2, 1, 4, 3 – 49 von] n überschrieben – 52 erkannten] erkan ten (vor t ein Buchstabe (n oder d) gestrichen) – 54 Söhne!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 55 gehöne] n überschrieben – 58 zua¡ten] ev. zu a¡ten – 63 Südwart#] ev. Süd wart# – 66. 2.] 2 – 67 Meine] M aus m überschrieben – 68 Edle Nori#, du] versehentlich eingerückt; Plazierung durch vorgefügten waagrechten Strich – 71 gibt] gibt' – 71 lesen.] ev. lesen, – 79 nehre] ehre (Korrektur nach der Druckfassung) – 81 s¡wängert dir] s¡wängert (Korrektur nach der Druckfassung) – 87 zugeben] ev. zu geben – 91 nit] mit – 118 Strande:] ev. Strande; – 53 (zweiter Teil, nach 125) Al# ~ zubrummen,] der
Gedicht 157, 1659
681
dritte der vier vorgefügten Substitutionsstriche tilgt die versehentlich gesetzte Strophenzahl 7, zu der kein Text mehr gehört – 133 Finger] mit er-Kürzel; ebenso 208 – 134 ›e,] ›e. – 136 S¡äferinnen,] S¡äferinnen. – 137 Pegni”innen,] Pegni”innen. – 138 s¡ön‰e#] sön‰e# – 141 sey‰] ey überschrieben – 158 Ni¡te#] Ni¡t# – 159 verliebt] mit ver-Kürzel – 159 zuwerden] ev. zu werden – 177 lesen,] lesen., – 192 8.] 8 – 203 andren] r überschrieben – 203 warten,] warten. – 206 diese#] s überschrieben – 228 ihrer] oberhalb der Zeile Diese Ekloge zur Hochzeit Christoph VI. Fürer von Haimendorffs (1634-1690) mit Anna Lucia Löffelholz (1643-1703), die am 13.9.1659 stattfand, hat Birken zwischen dem 17. und 30.8.1659 verfaßt; s. u. Sie ist – sicher pünktlich zum Hochzeitstermin – gedruckt worden: Feld-Gedi¡t | zu | De# Wohl-Edlen und Ge‰rengen | Herrn | Chri‰oph Fürer#/ | von Haimendor[ in Wol¿-|er#dor[. | Und | Der Wohl-Edlen VielEhrn-Tugendrei¡en | Jungfrauen | Ann-Lucien/ | Gebohrne Lö[elhölzin von Colberg/ Ho¡zeit-|li¡em Ehren-Fe‰. | So gehalten den 13. Septembr. Jm Jahr 1659. | Nürnberg/ | Gedru¿t bey Wolf Eberhard Felße¿er. (S. Garber, 1974, S. 319; ders., 1997, S. 170 (Nachdruck 2006, S. 300); Stauffer, 2007, S. 274-276.) Sie ist erster Bestandteil eines Heftes, das noch ein Trauung#-Lied Birkens enthält (s. u.), und steht auf den Seiten Aijr-[Aiv]v. Am Ende ist die Druckfassung unterzeichnet: "Zu Dien‰fr. Willfahrung ges¡rie-|ben von | Sigmund von Birken." Abgesehen von der veränderten Überschrift, der Hinzufügung der Unterschriftsgruppe, zweispaltiger Anordnung des ersten der eingefügten Lieder, von typographischen Besonderheiten, von den schon im Lesartenverzeichnis aufgeführten Varianten sowie von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion weicht die Druckfassung an folgenden Stellen vom Manuskript ab: 2 jung‰] jüng‰ – 6 dem] den – 12 Montano] Mottano – 13 preißen] preisen – 20 slanken] s¡lanken – 22 hier] und – 22 di¡ kan] kan di¡ – 22 hinführen] wegführen – 24 wallen] wollen – 32 Thalein] Wald-ein – 51 seinen ~ her.] fehlt – 52 erkannten] erkennten – 54 ni¡t] nit – 62 na‹en] na‹em –92 im] in – 53 (2. Hälfte, nach 125) Al# er aufgehört zu brummen] diese# sang er/ und no¡ mehr/ | da# i¡ i”t ni¡t s¡reiben kan. Al# er au[gehört zu brummen/ – 130 von dem] vor den – 133 Harp['] Har[' – 148 Erfreüen] er freuen – 149 Zeügni#] Zeugnuß – 153 ni¡t gelau[en] mitgelau[en – 154 wohnt] wohnt' – 167 dort] und – 189 daß] da# – 189 Liebe#wund'] Liebe#wunde – 190 sorgte‰] sagte‰ – 201 laß ihn] will er – 216 11.] 8. – 221 deinen] deinem – 227 Hütten] Hütte – 227 im Thal] voran – 228 ihrer S¡äfer allzumahl] Lucidan# und Lucian' –. Hinter den Versen 156, 177 und 188 sind im Druck Anmerkungszeichen angebracht; "(a)", "(b)", "(c)". Unter den jeweiligen Strophen steht: "a. Jn dem Liebe#gelübde Sireno | und Charitilli#/ Bl. 22."; "b. Eben daselb‰ Bl. 24"; "c. au¡ daselb‰ Bl. 32." Birken verweist auf eine Hochzeitsekloge, von deren Erstdruck offenbar kein Exemplar mehr vorhanden ist: De# Edlen S¡äfer# Sireno und der Edlen S¡äferin Charitilli# Liebe#Gelübde. Jm 1656. Chri‰-Jahr. Bey Wol[gang Endter/ d. Ae. (Titelangabe nach Dünnhaupt. Bd. 1 (1990), S. 600.) Birken hatte sie anläßlich der Hochzeit (15.4.1656) seines ehemaligen Schülers Paul Albrecht Rieters von Kornburg (1636-1704) mit Anna Catharina Löffelholz von Colberg (1634-1700) geschrieben. Wie getreu der 1673 in der Pegne›# gedruckte Text dieser Ekloge (Floridan# | Verliebter und
Apparate und Kommentare
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Geliebter | Sireno. MDCLVI || Dem | Wol-Edlen/ Ge‰rengen und Ve‰en | H. Paul-Albre¡t Rietern | von Kornburg/ | wie au¡ | Der Wol-Edlen und Viel-Ehren-| Tugendrei¡en | Jf. Annen Catharinen Löf-|felhölzin von Colberg/ | al# Wol-Adeli¡en Ho¡zeitern/ | widmet ›¡ | diese# S¡äfer-Gedi¡te/ | dur¡ | die Dien‰-hand | dero | Ergeben‰en | Floridan#) den Wortlaut des Originals wiedergibt, wissen wir nicht; s. zu Gedicht Nr. 121. Trotzdem sind die Passagen des Textes, auf welche Birken im Druck der Ekloge Nr. 157 hinweist, leicht zu ermitteln: Luciana gehört zu den Personen auch der älteren Ekloge. Die Entsprechung zur Anmerkung (a) enthält das Gesprächspiel der Hirten zu dem Thema "Der willige Verlu‰" (S. 348f.): "Und i¡ (sagte Luciana/ eine junge S¡äferinn/ der Charitilli# S¡we‰er) wüns¡e/ zu verlieren alle Anmutung zum | Bösen." Die Anmerkung (b) bezieht sich auf diese Passage des Gesprächspiels zum Thema "Der Dieb‰ahl", das Luciana eröffnen muß (S. 350): "J¡/ damit i¡ den anfang ma¡e/ (fuhre ›e fort) wolte der Göttin Venu# ihre S¡önheit und Freundli¡keit ‰ehlen: damit i¡ alle S¡äfer bewegen könte mir gewogen zu seyn." Mit der Anmerkung (c) weist Birken auf Lucianens Antwort auf die Frage eines Schäfers hin, ob es kein Kräutlein gebe, das dem verliebten Sireno helfen könnte (S. 356): "Vor die Lieb und den Tod (sagte Luciana) i‰ kein Kraut gewa¡sen." Außer diesen von Birken selbst bezeichneten gibt es noch andere Anspielungen auf die ältere Ekloge. Das lag nahe, weil die beiden Hochzeiterinnen von 1656 und 1659 tatsächlich Schwestern waren, Töchter des Patriziers und Inhabers hoher und höchster Ämter im Regiment der Reichsstadt, Burkhardt Löffelholzens von Colberg (1599-1675). Im Druck folgt dem Feldgedi¡te ein zweiteiliges Trauung#-Lied auf einem zweiten, ebenfalls mit A bezeichneten, nur aus zwei Blättern bestehenden Bogen, der aber durch eine Kustode an den vorhergehenden angeschlossen ist. Entweder liegt ein Versehen des Druckers bei der Bogenzählung vor oder – wahrscheinlicher – das Trauung#-Lied ist zunächst separat gesetzt und dann an das später gesetzte Feldgedi¡te angefügt worden. Für letztere Möglichkeit sprechen Informationen aus dem Bestelltext des Bräutigams (s. u.). Birkens Autorschaft ist durch die auffällige Nähe des zweiten Liedes zu dem Lied "Einladung zur Ho¡zeit de# Herrn JESU" gesichert, das im Kommentar zum Gedicht Nr. 156 mitgeteilt ist: Trauung#-Lied. Jn der Weise: JESU du mein lieb‰e# Leben/ etc. 1. GOtt du Sti[ter keus¡er Flammen/ der Du selb‰ da# er‰e Paar gab‰ im Paradeiß zusammen/ al# die Welt jung worden war. Ein Paar deiner lieben Kinder/ Vatter tretten i”t vor di¡/ wollen la‹en trauen ›¡.
Gedicht 157, 1659
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›e ›nd Mens¡en/ ›e ›nd Kinder: wollte‰ Gnade wenden ein. laß ›e dir empfohlen seyn. 2. Du wei‰/ daß ›e ›¡ in Ehren und in deiner Fur¡t vermählt. daß die Mens¡en einsam wären/ lebten von dem Fleis¡ gequält/ ha‰u selb‰ nit gut befunden darüm baute‰ du da# Weib au# der Rieb vom Manne# Leib. Diese# Paar hier/ hat verbunden dein allwei‹er Himmel#s¡luß/ der auf Erd fortgehen muß. 3. Beyde tretten diesen Orden/ HERR/ na¡ deiner Ordnung an; habend eh ›e liebend worden/ ihr Gebet zu Dir gethan. laß wa# mit dir angefangen/ dur¡ di¡ glü¿li¡ gehen fort. thu 〈e〉# HErr na¡ deinem Wort: ihrer Herzen Wuns¡verlangen/ | da# ›¡ hält an di¡ allein/ laß erhört gewähret seyn. 4. Wann/ dur¡ deine# Diener# Hände/ Du vereinig‰ Hand und Hand: deinen Gei‰ von Himmel sende der ein unau[lößli¡# Band knüpfe au¡ an beyder Herze: diese# Hand i‰/ fä‰e Lieb/ Ein Sinn/ eine# Willen# Trieb/ Eine Freud/ und au¡ ein S¡merze.
Apparate und Kommentare
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wa# also geknüp[t zu hau[/ löse Welt und Höll nit auf. 5. Wann ›e au¡ in deinem Nahmen segnet deine# Prie‰er# Mund/ laß e# seyn im Himmel Amen. Diese# Paar zu dieser Stund s¡reib in deine Vater-Hände: lös¡e ›e nit mehr darau#/ biß daß dir da# Lehmanhau# ihre Seelen wider sende: Geht/ ihr Trauten/ GOtt mit eu¡! baut auf Erd sein Himmelrei¡. 6.
Na¡ der Trauung. NUn so kommt willkommen wieder/ geht gesegnet au# und ein. JESU/ diß ›nd deine Glieder: laß ihr Haupt bey ihnen seyn. Cana hat di¡ dör[en bitten: und du kame‰ ni¡t allein/ Segen au¡ und Ho¡zeit-Wein mu‰en Wa‹er-eymer s¡ütten; deine er‰e Wunderhand ehrt' und weihte diesem Stand.| 7. JESU/ komm/ du bi‰ geladen/ sey au¡ hier ein Ho¡zeitga‰. komm/ wie du mit Gab- und Gnaden dort di¡ eingefunden ha‰. Gro‹e Herren leer ni¡t kommen. JESU/ HErr der Herren hier! käm dein Segen ni¡t mit dir
Gedicht 157, 1659
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wa# würd un# dein kommen frommen? A¡ so komm/ und bring zuglei¡ wa# diß Paar ma¡t seelig-rei¡. 8. Zwar wa# betteln wir üm Gaben? komm nur Du! ›e haben s¡on alle#/ wann ›e di¡ nur haben Du komm‰/ und mit dir dein Lohn. wo du bi‰/ da ‰eht# am bä‰en/ da wohnt Wonne/ Fried und Ruh; da fällt alle Nottur] zu/ füllet Keller/ Kü¡en/ Kä‰en komm dann/ JESU bleib nit au#/ segne Bett/ Beru[ und Hau#. 9. Komm! e# bitten di¡ die Beyde: ohn di¡/ ›e versehen ›¡ einer s¡le¡ten Ho¡zeit-Freude. Ein# au¡ no¡ ›e bitten di¡: wann die andren Gä‰e gehen/ JESU/ bleibe du im Hau#/ geh mit ihnen ein und au#; laß au¡ ‰ät# bey ihnen ‰ehen deine ‰ar¿e Engelwa¡t: so wird alle# wohl gema¡t. 10. Komm und bleib/ sey GOtt mit Jhnen/ wie du hei‰/ Jmmanuel. | hier kan dir zur Wohnung dienen au¡ ein Himmel/ ihre Seel/ ihre fromme Chri‰enherzen: da bi‰ du ges¡rieben ein. Endli¡/ wann verbronnen seyn ihre lange Leben#-Kerzen/
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führe ›e mit dir zuglei¡ in dein ewig# Freuden-Rei¡. 11. Laß au¡/ wann e# ihnen nü”et/ Creu” und Dornen vor der Thür. sollen ›e dann seyn geri”et und ein Spänlein tragen hier: a¡ so hil[/ und heile wieder/ ma¡ e# alle# lei¡t und klein und au# Weinen Freudenwein/ GOtt! a¡ neig dein Ohr hernieder/ hör wa# gläubig wird begehrt. Amen/ ja/ wir ›nd erhört. Die beiden Lieder sind abermals gedruckt in der Gratulationsekloge der Pegnitzschäfer anläßlich der zweiten Heirat Birkens: Ehr-Feyer | bey dem | ansehli¡en Myrten-Fe‰ | der Edlen und Fürtre[li¡en | Wolverlobten | FLORJDANS | und | FLORJNDENS | ange‰ellet/ | von den Blum-geno‹en/ | an der Pegni”/ d. 3 Chri‰monde#/ im 1673 HeilJahr. | Nürnberg/ | bey Wolf Eberhard Felße¿ern., Ciiijr-[Cvj]r (s. Garber, 1974, S. 333; Stauffer, 2007, S. 864-867). Da diese Ekloge 1679 auch in den zweiten Teil der Pegne›# aufgenommen wurde (S. 240-300 im zweiten Paginierungsblock), erscheinen die beiden Lieder auch dort, S. 293-298. Daß wir das Lied Nr. 157 genauer datieren können, verdanken wir einem in Birkens Nachlaß erhaltenen Brief des Bräutigams, den dieser am 14.8.1659 nach Bayreuth gesandt hat (PBlO.C.89.2). Birken hat ihn am 17.8. erhalten und am 30.8. beantwortet. Der Brieftext lautet: Vir Nobilis, et Clarissime, Fautor et amice colende, ` ut secundâ vice Te compellare licuerit. Ocyu`s tuum ab urbe nostrâ deproperasti abitum, quam Monuissem de carmine in sacras Nuptialium solennium usus conficiendo; aut si id iam elaboratum, et paratum habuisses, mihi ut commune faceres, rogassem. Liceat verò, Vir Clarissime, quod impraesentiarum nequivi, ab absente impetrare; ut, quod summoperé gauderem, festum meum gamicum in tertiam abhinc septimanam prorogatum, illustriori aliquo divini ingenii tui foetu condecori videam. Sanè Magnificus dominus socer tua politissimae literaturae studia maximi facit, et ut de alio quoque profanioris argumenti carmine ceteris epithalamiis adjungendo Te rogarem, seriò hortatus est. Materiam satis commodam, si placet, suppeditabit tenera sponsae aetas, quam adsuescendis amoribus praematuram esse solicité sed frustra timet virgo integerrima. Abutor fortassé prolixissimâ voluntate, et in sacratissimarum occupationum tuarum commoda
Gedicht 157, 1659
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` bis-geminum Tibi facesso negotium. Vides, | quantum Tuae bonitati confidam, et pecco, dum quid Tibi debere cupiam: usquequò autem impetrabilis esse menear Tuum esto judicium. Vale et fave Nobili Claritudini Tuae Dabam
addictissimo
Noribergae. 14. Augusti 1659.
Chri‰of Furer ab Haymendorf, in Wolckersdorf mpr.
[Edler, großachtbarer, verehrungswürdiger Gönner und Freund, du bist zu früh aus unserer Stadt abgereist, als daß ich dich ein zweites Mal hätte ansprechen können. Ich hätte dich an das bestellte geistliche Lied zur Trauung erinnert oder, falls es schon ausgearbeitet gewesen wäre und du es zur Hand gehabt hättest, um Mitteilung gebeten. Nun aber, großachtbarer Herr, sei mir gestattet, das, was ich in Gegenwart nicht vermochte, vom Abwesenden zu erlangen: daß ich, worüber ich mich aufs höchste freuen würde, mein Hochzeitsfest, das in drei Wochen stattfinden wird, mit einem besonders glänzenden Erzeugnis deines himmlischen Geistes geziert sehe. Seine Herrlichkeit mein Herr Schwiegervater hält ganz außerordentlich viel von deiner geschmackvollen Schreibart und hat mich ernstlich gemahnt, dich auch um ein anderes Gedicht weltlichen Inhalts zu bitten, das zu den anderen Hochzeitsgedichten hinzugefügt werden soll. Geeigneten Stoff kann, wenn es dir recht ist, das zarte Alter meiner Braut an die Hand geben, von dem die keusche Braut ängstlich, doch grundlos fürchtet, es sei noch nicht reif für die Liebe. Vielleicht mißbrauche ich deine Gefälligkeit und sündige gegen das deinen wichtigsten Arbeiten Zukömmliche, indem ich dir doppelte Mühe mache. Du siehst, wieviel ich von deiner Herzensgüte erwarte und was ich dir zu verdanken wünsche. Wie weit ich aber erfolgreich zu sein verdiene, soll bei dir liegen. Leb wohl und sei gewogen dem deiner edlen Großachtbarkeit Gegeben in Nürnberg am 14. August 1659.
ergebenen Christoph Fürer von Haimendorf in Wolkersdorf.]
In diesem Brief wird zweifellos das Lied Nr. 157 bestellt, genauer: Eine schon in Nürnberg getätigte Bestellung eines geistlichen Liedes zur Hochzeit wird um die eines weltlichen Gratulatoriums erweitert. Birken hatte sich im Juli und in der ersten Augusthälfte 1659 in Nürnberg aufgehalten und war dort einmal mit Christoph Fürer zusammengetroffen. Seine Rückreise nach Bayreuth kündigte er seiner Ehefrau am 5.8.1659 (PBlO.C.24.6.17) für den 8.8. an; seine Abreise verhinderte ein zweites Tref-
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fen. Daß das zweiteilige Trauung#-Lied möglicherweise zuerst gedruckt worden ist (s. o.), könnte daran liegen, daß Birken es tatsächlich schon in Nürnberg geschrieben und dem Verleger eingehändigt hatte; daß es ein weiteres Gedicht geben sollte, war zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht bekannt. Das Lied Nr. 157 dürfte mit Birkens Antwort, von der wir durch den entsprechenden Vermerk auf Fürers Brief wissen, am 30.8.1659 nach Nürnberg gesandt worden sein, wo es wahrscheinlich dem bereits gesetzten Text des Trauung#-Lied# angefügt, aber durch die Kustode "Trauung#-" auf der letzten Seite, die das erste der beiden Lieder ankündigt, als im Heft erster Bestandteil deklariert wurde. Christoph Fürer war Birken kein Unbekannter: 1650 hatte der damals Sechzehnjährige in Birkens Szenenfolge Teuts¡er Krieg#Ab- und Frieden#Einzug die Rolle des Kriegsgottes Mars gespielt (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 46, 99). Außer dem hier mitgeteilten Brief des Hochzeiters gibt es einen des Studenten Fürer an Birken, wohl aus Altdorf, vom 13.12.1652 (PBlO.C.89.1), und das Konzept eines Schreibens von Birken an ihn vom 14.9.1653, beide ebenfalls in lateinischer Sprache. Die metrische Gestalt des Rahmenteils des Gedichts Nr. 157 ist in der Sammlung einzigartig. Das erste der beiden eingelagerten Lieder hat Strophenform und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 133, 140 und 155 gemeinsam, das zweite mit dem Gedicht Nr. 115. Zur Druckfassung des Gedichtes Nr. 157 vgl. Jöns, 1994, S. 131-149. 1f. J¡ muß sagen, ~ auf# gebirg i¡ wiederkehrte.] Die Handlungsfiktion beruht auf der realen Heimreise Birkens, die er am 8.8.1659 von Nürnberg aus angetreten hatte; s. o. Zur Formulierung "auf# gebirg" für 'nach Bayreuth' s. zu Gedicht Nr. 126. – 3f. Götter, ni¡t nur in den Städten ~ wo die Einfalt hof‰att hält.] Vorausdeutung auf den von v. 45 an erzählten Vorgang, ferner eine der vielen Erscheinungsformen des in der Bukolik seit je thematisierten Stadt-Land-Gegensatzes. – 5f. Unterweg# und ungefehr ~ grüne# Lindenhaar den Namen] Birken spielt auf den Ort Lindenhardt an (s. Jöns, 1994, S. 145), der nördlich von Pegnitz, südöstlich von Creußen liegt. Im Tagebuch des Jahres 1660 (I.40f.; PBlO. B.2.1.3, 15r) nennt Birken die Stationen seiner Rückreise von Nürnberg nach Bayreuth am 14.-16.9.: Heroldsberg, Eschenau, Gräfenberg, Hilpoltstein, Leupoldstein, Pegnitz, Zips, Creußen. Alle diese Orte verbindet heute die Bundesstraße 2 von Nürnberg nach Bayreuth; sie dürfte der alten Straße entsprechen, auf der Birken gereist ist. Lindenhardt liegt als "Na¡bar-Fle¿en" westlich der Straße. Erwähnt wird dieser Ort, weil in seiner Nähe die zunächst noch Fichtenohe genannte Pegnitz entspringt, die erst von Buchau, ebenfalls nördlich von Pegnitz, an den Namen Pegnitz trägt, unterhalb der gleichnamigen Stadt in einer Berghöhle verschwindet und aus drei Felsöffnungen wieder herauskommt (s. v. 31f.). Daß "wir" gesagt wird (v. 5), hat einen lebensgeschichtlichen Hintergrund: Birken verrichtete die Reise nie allein. Die Reise, die der Entstehung dieses Gedichtes unmittelbar voraufging, kündigte Birken seiner Frau so an (PBlO.C.24.6.17): Kün[tigen Montag wird der Bu¡dru¿er Herr Gebhard mit Weib und Kind und seiner ganzen Pa¿as¡e von hier abfahren: da ho[e i¡ dann, will# Gott, au¡ mi¡ mit fortzuma¡en. der herr S¡wager wird au¡ mit-
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kommen, wel¡er droben zu Selb einige Verri¡tung hat: kan also mein S¡ä”le ein bett zuri¡ten und ›¡ versehen auf einen Ga‰; wiewohl er ›¡ ni¡t aufhalten wird la‹en. – 7 Dorten mi¡ Silvano fande] Birken treibt ein witziges Spiel mit seinen beiden Schäfernamen. Gedichtinterner Sprecher ist Floridan. Er begegnet Silvano. Diesen Namen hatte Birken 1657 im Gedicht Nr. 127, v. 102, eingeführt. Birken begegnet also gleichsam sich selbst. Daß als Sprecher Floridan fungiert, ist insofern sinnvoll, als Birken die Ekloge von 1656, auf die ja mehrfach Bezug genommen wird, als Floridan signiert hatte. – 10 wel¡e# Fluße# o[t erwähnt, die man ›nget deine Lieder] In der Druckfassung sorgt die Interpunktion für Klarheit: Hinter "erwähnt" müßte 'haben' ergänzt werden; "deine Lieder" ist das zugehörige Subjekt, "die man ›nget" vorgezogener Relativsatz. – 12 mit Montano, Strefon, Claju#, Alcidor und Lerian] Pegnitzschäfer der Ära Harsdörffer, die alle in Nürnberg selbst als Dichter tätig waren bzw. gewesen waren: Johann Hellwig (1609-1674), der Ordensgründer selbst (16071658), Johann Klaj (1616-1656), Johann Sechst (gest. 1674) und Christoph Arnold (1627-1685). – 13 und wer mehr ziert' eure Zahl] Nach Herdegen, 1744, S. 234-281, hatte Harsdörffer 14 Mitglieder aufgenommen, davon 6 auswärtige. Birken läßt Silvano das Präteritum verwenden, weil zwei der Genannten zur Zeit der Entstehung des Gedichtes schon gestorben waren und der Orden selbst faktisch nicht mehr bestand. – 17-20 Unfern waren wir gegangen, ~ auf die slanken Räder fiel.] Die Mühle – mit einem oberschlächtig betriebenen Rad – ist in der Nähe von Lindenhardt an der Fichtenohe zu denken. – 21 S¡aue, (spra¡ er) dort gieng‰ du an der Pegni” o[t spa”iren:] Silvano erinnert an das Ausgangsmotiv zahlreicher bukolischer Erzählgedichte Birkens. – 22-24 diese# i‰ ›e, hier der weg ~ und al# Nymfen gehn herein.] Die beiden Hirten kommentieren die Tatsache, daß sie trockenen Fußes unter dem zum Antrieb des Mühlrades in eine Rinne gefaßten Bach durchgehen können. – 24 al# Nymfen] 'wie Nymphen'. – 2528 J¡ mu‰ la¡en, und hierbey ~ ihren Blum- und Kräuter-Saal.] Zum Motiv der Feldbewässerung mit Schöpfrädern und zum hier erinnerten Schauplatz s. Gedichte Nr. 20, Nr. 43 u. a. – 31-34 bi# wir, wa# wir, su¡ten, fanden. ~ kleine Wudelwellen wallen.] Die dreifache sekundäre Pegnitzquelle bei Pegnitz; s. zu v. 5f. – 38 denke daß ›e unterweg# man¡e Fluten in ›¡ sau[et] Tatsächlich hat die Pegnitz zwischen Pegnitz und Nürnberg eine Anzahl kleinerer Zuflüsse. – 40 also kan ›e, mit der Redni”, grö‹er ma¡en au¡ den Mayn.] Nordwestlich von Nürnberg, bei Fürth, trifft die Pegnitz mit der von Süden herkommenden Rednitz zusammen. Von da an heißt der Fluß Regnitz und mündet westlich von Bamberg in den Main, dessen einer Quellfluß, der Rote Main, nur wenige Kilometer von der Fichtenohe entfernt entspringt. – 43f. wann man wenig bringt zu wenig, ~ endli¡ wird e# etwa# gro‹e#.] Die zweite Hälfte von v. 43 (thut man diese# o] und viel:) ist ebenfalls vom konditionalen "wann" des Verseingangs abhängig. – 47-50 und bald einen alten Greißen ~ i”t die qvell au# einem Kruge] Die Erscheinung des Flußgottes ist offenbar einer der zahlreichen allegorischen Brunnenskulpturen nachgestaltet. – 62f. daß auf na‹en Pfadt | ›e dar[ Südwart# eilen] "›e" bezieht sich zurück auf "Flut" (v. 56). Die Pegnitz läuft zunächst nach Süden und wendet sich bei Hersbruck nach Westen. – 66 Edle Nori#!] Nicht die Stadt ist angeredet, sondern die in
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Johann Hellwigs Roman-Ekloge titelgebende Schutzgottheit, die Nymphe Noris. – 68-71 Edle Nori#, du ~ gibt au¡ mi¡ zu lesen.] Anspielung auf Hellwigs Roman. – 73 ihrem] Bezieht sich sich zurück auf "Stadt" (v. 67). – 74f. wer die Nori# Burg | weltgeprießen kennet] "weltgeprießen" ist auf Nori# Burg bezogenes Prädikativum: 'Wer das weltberühmte Nürnberg kennt'. – 86-89 do¡ pfleg i¡ au¡, dir ~ au# der Klu[t allhier.] Der Flußgott behauptet, er offenbare sich öfter in der im Gedicht gestalteten Art. – 90-101 Solt i¡ i”und s¡weigen, ~ mit Zufriedenheit.] Der Flußgott preist den Brautvater Burkhard Löffelholz, der nach Biedermanns (1748) biographischer Skizze (Tab. CCCXXVIII) schon sehr früh Ratsmitglied war und bis zu seinem Tod zu den höchsten Amtsträgern der Reichsstadt gehörte. – 102-113 Eine no¡ von vieren, ~ dur¡ Gemüte#-Prob.] Biedermann (Tab. CCCXXIX) führt nur zwei Söhne und drei Töchter auf, von denen die Braut die jüngste ist. In der biographischen Skizze in Tab. CCCXXVIII aber ist vermerkt, daß aus Burkhardt Löffelholzens erster Ehe (1623) mit Maria Magdalena Schwab von Bißlohe (gest. 1656) zehn Kinder hervorgegangen seien. – 117-125 soviel Tropfen ihr ~ in eü¡, Fis¡e seyn.] Die dem Brautpaar angewünschte Glücksquantität wird bizarr verbildlicht mit der Zahl der in der Pegnitz enthaltenen Wassertropfen, der Grashalme an ihrem Ufer, der Fische, die in ihr leben. – 129-131 Also saßen diese drey, ~ zwis¡en ihrem Vater Loth] Inhaltlich und sprachlich seltsam. "von dem dritten" meint 'von dem zwischen den beiden Nymphen sitzenden Flußgott'. "Bildung" ist in der Bedeutung 'Abbild', 'Verbildlichung' verwendet; Birken dürfte eines der Gemälde zu der in Gen 19.30-38 erzählten Inzestgeschichte vorgeschwebt haben. Vielleicht ist "ihrem" ein Versehen, und es sollte "ihnen" heißen. – 132 oder au¡ der s¡önen Venu# wann ›e herzt ihr S¡mide-Gott] Bei dieser mythischen Figuration, an welche Floridan das Bild des Flußgottes mit den Nymphen erinnert, spielt die Dreizahl der Personen gar keine Rolle mehr. Es geht wohl um die Kontrastierung unansehnlichen Alters mit jugendlicher Schönheit. Wieder könnte Birken an eine bildliche Darstellung gedacht haben. – 136-223 Edle Kron der S¡äferinnen ~ ô du Kron der S¡äferinnen!] Die Geschlossenheit des Vorgangs wird partiell preisgegeben zugunsten der Anlaßgebundenheit: Luciana wird von den Nymphen – als Nymphen erscheinen Adelsdamen in Birkens Bukolik – als eine ihresgleichen angeredet. – 149-151 iede dir da# Zeügni# gibt, ~ Luciana wohlgefallen] Lucianens Keuschheitslob wird mythologisch eingekleidet: Die Göttin Diana als Anführerin einer Nymphenschar mit entsprechenden Ambitionen ist vor allem durch die Callisto- und die Actaeon-Geschichte bekannt: Ovid, Metamorphosen 2, v. 401-531; 3, v. 131-252. – 155-157 Alle Rei”ung zu dem Bößen, ~ hatt‰ du zu verlieren Lu‰.] Bezugnahme auf die Ekloge von 1656; s. o. – 166f. alle Lieb# gelübd', auf Erden | fließen, dort bes¡lo‹en werden.] Alle scheinbar rein irdische Liebesbeziehungen werden in Wahrheit "dort", im Himmel (s. v. 163-165) verfügt. In der Druckvariante liegt verflachende Textverderbnis vor. – 176-178 Venu# S¡ön' und freündli¡# Wesen, ~ hatt‰ du lu‰ zu ‰ehlen dir.] Bezugnahme auf die Ekloge von 1656; s. o. – 186 du mu‰ ma¡en ihn gesund] Eine der in Birkens erotischen Gedichten zahlreichen Varianten des Motivs, daß nur der Verursacher Liebeswunden und -krankheiten heilen könne; s. Gedichte Nr. 12, v. 62f.; Nr. 16, v. 124, u. ö. – 187-191 Kein Kraut unter
Gedichte 157 und 158, 1659 und 1659/60
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soviel arten, ~ diese# Spru¡# mu‰ du verge‹en.] Bezugnahme auf die Ekloge von 1656; s. o. – 190 sorgte‰] Die Lesart der Druckfassung paßt besser. – 192-194 Lö[elkraut Syreno heilte, ~ Charitilli# sein Gemüt.] Bezugnahme auf die Ekloge von 1656; die auf den Namen der Braut anspielende Metapher "Lö[elkraut" wird auch dort schon verwendet (S. 356). – 196-215 ihme s¡enken ~ und den Garten ma¡en rei¡er.] Zu den in Garten- und Gärtnerterminologie eingekleideten sexuellen Anspielungen vgl. Gedicht Nr. 156. – 219 werd au¡ eine Kron von ihnen] Nämlich von den Frauen. Bezugnahme auf v. 136 bzw. 223, in denen Luciana noch als dem Jungfernstand zugehörig vorausgesetzt ist. – 227 in Sylvano seine Hütten] Nach Bayreuth, wo ja auch Birkens reale Reise endete. – 227f. do¡ so tranken wir im Thal ~ ihrer S¡äfer allzumahl] Die Variante des Druckes ist besser dem Gedichtanlaß angepaßt.
Text 158: die vom Silvano ni¡t-gefundene Silvia. 172v-174v T1 CLVIII.] CLIII – 7 2.] 2 (ebenso bei allen folgenden Strophen außer 5; bei Str. 16-21 sind die Zahlen auf dem Rand vorgesetzt) – 22 Stimm] Stim (ebenso 23 vernimm – 26 Stimme) – 27 anzukleiden] ev. anzu kleiden – 30 i¡] h nachträglich erhöht – 35 mein] m überschrieben – 38 lädt] d nachträglich erhöht; ebenso bei 124 du – 99 und] u. Die in dieser 1659 oder 1660 entstandenen Ekloge erzählte Begebenheit hat offenkundig einen lebensgeschichtlichen Hintergrund. Mit dem Gedicht Nr. 155 hatte Birken im Sommer 1658 auf die Nachricht reagiert, daß Maria Catharina Rieter / Silvia nach Nürnberg zurückgekehrt sei. In der ersten Oktoberhälfte 1658, im Juli und August 1659 und abermals im September 1660 hat Birken sich in Nürnberg aufgehalten, wie seine an die in Bayreuth gebliebene Ehefrau gerichteten Briefe bezeugen: PBlO.C.24.6.11 (1.10.1658), C.24.6.12 (7.10.1658), C.24.6.13 + C.404.1.8 (14.10.1658); PBlO.C.24. 6.14 (8.7.1659), C.24.6.15 (14.7.1659), C.24.6.16 (22.7.1659), C.24.6.17 (5.8.1659); PBlO.C.24.6.18 (3.9.1660). Der Aufenthalt des Jahres 1660 läßt sich anhand des Tagebuchs sogar genau datieren: Abreise von Bayreuth am 1.9.1660 (I.38; PBlO.B.2.1.3, 13v), Ankunft in Nürnberg am 2.9. (ebd.; 14r), Abreise von Nürnberg am 14.9.1660 (I.40; PBlO.B.2.1.3, 15r), Ankunft in Bayreuth am 16.9. (I.41; 16r). Bei einem dieser Aufenthalte muß Birken vergeblich versucht haben, Maria Catherina Rieter oder ihre Schwester Philippina Jacobina Rieter / Florinda (zu ihr s. zu Gedicht Nr. 148, v. 13-15) zu sehen. Das spiegelt sich in dieser humoristisch-melancholischen Szene. Birkens Tagebuch enthält zum 9.9.1660 diese Notiz (I.39; PBlO.B.2.1.3, 14r/v): "Vor die Stadt spaziren gangen. | Jn Frau Rieterin Garten eingespro¡en. | [...] | Animus tristitiâ laboravit." Das könnte auf die dem Gedicht zugrunde liegende Begebenheit und auf Entstehung des Gedichtes im Herbst 1660 weisen. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge mit dem Gedicht Nr. 77 gemeinsam. Ein Druck ist nicht bekannt.
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1-6 Silvano, a¡! der Hirt, ~ im Pegni”-Lande.] S. o. – 7-9 Von dem Gebirg herab, | hatt ihn der Liebe#Knab | dahin geführet.] Bukolische Stilisierung. Die beiden Nürnbergaufenthalte 1658 und 1659 hatten vor allem der Bemühung um einer Anstellung dort, Amtshandlungen als Comes Palatinus und Verhandlungen mit Verlegern gedient, der des Jahres 1660 galt der Anmietung einer Wohnung und der Vorbereitung des Umzugs. Zur Empfindung Birkens, in Bayreuth aufs "Gebirg" verbannt zu sein, s. zu Gedicht Nr. 126. – 10-12 Er gieng im S¡äfer-thal, ~ mit ihr spaziret.] Die erzählte Begebenheit – deren lebensgeschichtliches Äquivalent sich im Rieterschen Garten abgespielt haben könnte – soll als auf der Pegnitzhalbinsel, dem in so vielen Birkenschen Eklogen vorausgesetzten oder beschriebenen Schauplatz, vorgefallen gelesen werden. – 14f. J‰ hier nit Silvia? | ja! hört' er sagen.] Die Echo-Sequenzen hier und in den beiden folgenden Strophen (v. 21f., 27f.) werden (v. 31-33) Dorothea Elisabeth Rieter / Dorilis zugeschrieben, von der Birken die entsprechenden Auskünfte wohl wirklich erhalten hat. – 23f. Diß mi¡, wa# i¡ vernimm, | nit ma¡t genesen.] Diese wie auch die folgenden in der 1. Person gestalteten Passagen (v. 25-27, 29f., 31) sind wie v. 14-18 als von v. 13 ("Betrübt rie[ er alda:") abhängige Rede Silvanos zu lesen. – 37-42 Dort, wo ein Berg und Stein ~ auf grüner Heyde.] Von Dorilis erfährt Silvano, daß Silvia sich nicht mehr, wie von ihm erhofft, in Nürnberg, sondern daheim in Kalbensteinberg aufhält. – 43-48 Die Sonne ›ebenmal ~ goldhaar-behangen.] Diese konkrete Auskunft – vor einer Woche ist Silvia heimgereist – dürfte einen lebensgeschichtlichen Hintergrund haben. Falls das Gedicht aus Birkens Nürnbergaufenthalt im Jahr 1660 resultiert, wäre Silvia gerade am Tag der Ankunft Birkens abgereist. – 56f. soll dan vom Kleeblat i¡ | seyn abgeri‹en?] Rekurs auf Gedicht Nr. 148. – 70-72 Sein treue# Herz ja do¡ ~ in ho[nung grünet.] Vgl. Gedicht Nr. 155, v. 49-60. – 73-78 Sagt au¡, Florinda ihr! ~ Mein herz mö¡t bre¡en.] Daß es nach dem Konzept des Briefes vom 5.7.1658 (s. zu Gedicht Nr. 155) keine Spuren der Korrespondenz Birkens mit Philippina Jacobina Rieter mehr gibt, muß nicht auf einen unfreundlichen Kontaktabbruch weisen. Später hat man sich auch wieder getroffen; s. Laufhütte, 1991, S. 92f. – 86f. s¡nitt ab ein s¡lanke# Riet, | ein Lied zu greifen] Die Hervorhebung hier (durch Fettdruck und Binnenreimkorrespondenz) und die Wiederholung des Wortes in den folgenden Strophen (v. 97, 103, 126) sollen die Anspielung auf Silviens Familiennamen unterstreichen; Silvanos Instrument trägt wie dasjenige des in diesem Zusammenhang genannten Pan (v. 89) den Namen der Geliebten und vertritt sie im künftigen Leben. – 88-90 dien mir, liebe# Rohr! | glei¡wie dem Pan zuvor, | zu einer Pfeifen.] S. auch v. 91-96. Analogisierung der Situation Silvanos mit derjenigen des Hirtengottes Pan, dem sich die von ihm geliebte Nymphe Syrinx in ein Schilfrohr verwandelte, aus dem er seine siebenröhrige Flöte herstellte (s. Ovid, Metamorphosen 1, v. 689-712). – 97-108 O Riet! a¡ pfeife mir ~ di¡ möge küßen.] So wie in Ovids Erzählung die Flöte für die Geliebte steht und statt ihrer angeredet wird, ist es auch hier. – 109-114 Nim, Zefyr! meine Klag, ~ ihr Angedenken.] In Ovids Erzählung hatte der Wind die Schilfhalme zum Klingen und so Pan auf den Gedanken gebracht, sie zur siebenröhrigen Flöte zu fügen; hier wird Zephyr um Übermittlung der für den Urheber tröstend-sublimierenden Klage an die
Gedichte 158 und 159, 1659/60 und 1661
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beiden im Leben unerreichbaren Adressatinnen gebeten. – 115-120 Florinda, Silvia, ~ sey Zeug, ô Linde!] Daß beide verewigt werden, bestätigt die Zuneigung Floridans im Zeichen der edlen "Kleeblat"Vereinigung jenseits irdischen Verlangens. – 121-126 Mit La¡en Dorili# ~ mit ihrem Riete.] Dorilis' spöttische Schlußrede – statt Silviens bleibt die Flöte (seit dem Lied Nr. 27 als Sinnbild dichterischer Kompetenz eingebürgert) in Silvanos Besitz – bestätigt das Resultat der vergeblichen Suche: Die Kunst bewirkt tröstende Sublimierung des im realen Leben Erlittenen.
Text 159: Zu de# Edlen Lucidor# und seiner Edlen Galatheen, Myrten Fe‰. 175r-176r T1 CLIX.] CLIV. – T2 und] u. (ebenso 4, 12, 23, 41, 45, 82, 91, 93) – 1 der] Kürzel; ebenso 14, 23, 30, 37, 58, 85, 101, 102 – 2 s¡önen] s aus S überschrieben – 2 Pegni”‰rande] ev. Pegni” ‰rande (s aus Ansatz zu einem anderen Buchstaben überschrieben) – 7 Waldgefield] Waldgefield. (ev. Wald gefield.) – 10 hat ~ Tagen] versehentlich eingerückt; Rangierung durch vorgesetzten waagrechten Strich – 21 da#] Kürzel; ebenso 37, 91; ebenso 47 daß – 29 wieder] mit der-Kürzel; ebenso 101; ebenso 32 nieder – 33 5.] 5 – 38 dekt] Wortausgang undeutlich; ev. dekt' – 42 ümson‰] ev. üm son‰ – 43 ni¡te#] ht ineinandergeschrieben; t ev. nachträglich eingefügt – 46 brennen] bren en (ebenso 53) – 50 kommen] kom en (ebenso 67 Lämmer – 79 Himmel – 81 Flammen – 93 Flamm) – 51 er soll] er ev. überschrieben; an soll eine ungestrichene -enSchlaufe angehängt, ev. aber auch Überrest aus einer Rasur zu Beginn der offenbar zunächst nicht weit genug eingerückten folgenden Zeile – 62 Ge‰alt] s aus # überschrieben – 71 kond] kand – 73 Zeu#] u überschrieben – 75 die] d aus s überschrieben – 79f. Himmel au#-|senden] keine Worttrennung; ebenso bei 85 Hügel beben – 83 im] in – 84 Perlen-Zähn] Bindestrich nachträglich oberhalb eingefügt – 87 S¡önheit] davor Wortanfang (Purp) gestrichen – 88 geben.] geben, – 93 find‰] ev. fünd‰ (d überschrieben) Das Gedicht ist 1661 anläßlich der Hochzeit von Georg Burkhardt Löffelholz d. Ä. (1636-1714) mit Maria Regina Löffelholz (1638-1705) im April verfaßt und im selben Jahr in Nürnberg gedruckt worden, als zweiter Bestandteil (2v-[4]v) der Gratulationsschrift: Myrten-Ges¡i¡t | und | Hirten-Gedi¡t | zu | deß Ho¡Edlen | LUCJDORS | und | der Edel‰en | GALATHEE | ho¡ansehnli¡em | Ehren-Trauung#-Fe‰. | Gedru¿t bey Wol[ Eberhard Felße¿er/ Jm Jahr 1661. (S. Garber, 1974, S. 319; Stauffer, 2007, S. 305f.). Im Druck trägt es die Überschrift: Hirtengedi¡t: | von | dem Edlen | Lucidor/ und Galathee | seiner andern Venus. Es ist dort unterzeichnet: "Zu s¡uldiger Dien‰beehrung | ges¡r. dur¡ | Sigmund von Birken/ gen. Betulius, | Pal. Caes. unter den Fru¡tbringenden | der Erwa¡sene." Der Druck des Gedichtes Nr. 154 weist, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion, der typographischen Gestaltung, bei der Überschrift, der Hinzufügung der Unterschrift sowie der Plazierung der Strophenzahlen oberhalb des jeweils ersten Verses folgende Abweichungen auf: 6 einen] einem – 44 Herz] Ker” – 52 ihr] ihm – 59 aufbließen] au#bliesen – 60 Blumen-haab] grüne Haab – 66 übers¡ön‰e#] unser s¡ön‰e# – 71 kond] könd – 74 ihr]
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J¡ – 81 Auglein] äuglein – . Das in dem Heft Myrten-Ges¡i¡t und Hirten-Gedi¡t an erster Stelle gedruckte Lied lautet: Glü¿wuns¡/ na¡ der Trauung. 1. HJmmel! hör den Wuns¡ der Erden/ la¡ zwey Himmel#- Seelen an. Laß un# heut bittseelig werden/ s¡enke/ wa# man wüns¡en kan.
4. Himmel! mit der Eltern Ehren adle diese# Edle Paar. Woll‰ üm eine ‰u[e mehren ihre Würde/ iede# Jahr.
Wolle‰ hören und erhören:
Wa# au# hohem Stamm gebohren/
diesem Paar zu Freud und Ehren.
i‰ zu hohem Stand erkohren.
H. Begehret/ i¡ höre/ gewähre/ verehre. 2.
H. Jhr sollet auf Erden der Ehren satt werden. 5.
Himmel! gib ein s¡öne# Glü¿e
Himmel! regne rei¡en Segen
diesem allers¡ön‰en Paar.
auf diß eingesegnte Paar.
Deiner Sternen Einfluß-bli¿e Laß be‰rahlen ihre Jahr.
Wa# wir heut vor Wüns¡e hegen/ die laß alle werden wahr.
laß da# Glü¿ heut fröhli¡ la¡en/
Woll‰ auß deinen Gnadenflü‹en
mit der S¡önheit Ho¡zeit ma¡en.
gan”e Bä¡lein auf ›e gie‹en.
H. Ein s¡öne# Ges¡i¿e die S¡önen beglü¿e! 3. Himmel! paare ihre Her”en/ wie du ha‰ die Hand gepaart. flammenrei¡e Liebe#ker”en laß in ihnen seyn verwahrt. |
H. So sey eu¡ gegeben gesegnete# Leben. 6. Himmel! Engel ihre# glei¡en laß un# sehn von diesem Paar/ die der Eltern Zier errei¡en und der Ahnen graue# Haar. |
Lieb ja in den Her”en ›”et/
Zwey au# Einem/ ‰ammt zusammen:
weil ›e auß den Augen bli”et!
laß of] ein# von beyden ‰ammen.
H. So brennet/ ihr Lieben/ von Liebe getrieben.
H. So rü¿et zusammen/ und mehret den Stammen.
Gedicht 159, 1661
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7. Himmel! krön mit grauen Haaren diß i”t-goldgekrönte Paar. Endli¡/ spat do¡/ laß ›e fahren zu der s¡önen Engel-S¡aar. Sol¡e Zier/ muß langsam ‰erben: ‰erbend/ soll ›e ni¡t verderben. H. Diß/ wa# ihr begehret/ sey alle# gewähret. Birkens Autorschaft auch für dieses Gedicht ist bestätigt durch seine Aufnahme in die Sammlung S. v. B. Birken-Wälder (PBlO.B.3.1.1, 159v-160v), wo in der Überschrift auch Anlaß und Adressaten genannt werden: "Zu Mon›eur Georg Burkhart Lö[elholz von Colberg und Jungfrau Mariae Reginae Lö[elhölzin Ho¡zeit." Birkens Tagebuch ermöglicht sogar eine genaue Datierung. Zum 8.4.1661 (I.79; PBlO. B.2.1.3, 26v) ist eingetragen: "Mit Herrn Rietern, auf Erfordern, in# Sloß gangen, Herr Lö[elholz und sein Sohn mir zugetrunken ein paar Lieder abgeheis¡t zur Ho¡zeit." Zum 9.4.1661 heißt es dann (ebd.; ebd.): "2. Ho¡zeitLieder Mon›eur Lö[elholz verfärtigt. | Verse 160." Das erste Gedicht umfaßt in der Tat 56 Verse. Anläßlich dieser Hochzeit erschien anonym auch eine Ekloge mit dem Titel: PEGNESJSCHE | Lämmer-Vereinbarung/ | Zwis¡en | Dem Hö¡‰preißwürdigen Hirten | LUZJDOR | und der unverglei¡li¡en S¡äferinn | LUZJANA. | NÜRNBERG/ | Gedru¿t bey W. E. Felße¿ern/ | Jm Jahr 1661. (S. Garber, 1974, S. 351.) Daß sie derselben Hochzeit gilt wie Birkens Gedichte, ergibt sich zwingend aus der Übereinstimmung der Andeutungen zur Biographie des Bräutigams hier und dort. Die angeführten Tagebuchnotizen und die Diktion schließen aus, daß auch die Ekloge von Birken stammen könnte; vermutlich aber ist sie von einem Mitglied des Blumenordens verfaßt worden. Daß in der Ekloge die Namen beider Brautleute einander angeglichen wurden, spielt sicher auf die Identität des Familiennamens an. 1-4 Lucidor, der Hirten Zier ~ für und für.] Des Protagonisten Scheu vor der Liebe wird als Kontrastfolie zur Inszenierung des Dichtungsanlasses ebenso genutzt wie die Intervention der Liebesgöttin (v. 45ff.). Auch in der anonymen Ekloge (s. o.) spielt dieses Motiv eine Rolle in ähnlicher Funktion, in der 6. Strophe von Luzidors Lied (Aiijr): Do¡ kam mir niemal diß zuhand/ daß meine Freyheit wurd gefähret von irgend einem Liebe#-Band: J¡ hab für mi¡ zu seyn begehret/ Und wolt' allein die Zeit in Ruh mit meinen S¡aafen bringen zu.
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– 5-9 seine Lu‰ war na¡zu‰ellen ~ Jagtgesellen.] Vielleicht ein Hinweis auf Vorlieben des realen Bräutigams. Es gibt keine Entsprechung in der Ekloge. – 9-28 Seine Freyheit, seine Freüd, ~ wo Olivier# Verlangen | ‰und im brand.] Die absolvierte Cavalierstour des Bräutigams ist gemeint. Auch die Ekloge geht darauf ein (Aijr): LUZJDOR geda¡te die Vollkommenheiten/ mit denen Er von der Mildrei¡en Natuhr bes¡en¿et worden/ dur¡ Erfahrenheit und Erlernung wolan‰ändiger Übungen/ no¡ vollkommener zuma¡en. Zu sol¡em Ende besu¡te Er die berühmte‰e Gesells¡a]en au#ländis¡er S¡äfereyen. Im Gedicht Nr. 159 werden die folgenden – chronologisch geordneten – Stationen der Reise genannt: Schweden (v. 13-16), von dort nach Dänemark und Holland (v. 17-20), dann Frankreich (v. 21-24) und schließlich England (v. 25-28). Die anonyme Ekloge führt auch alle diese Stationen (mit Ausnahme Frankreichs) auf, allerdings in anderer Reihung, jedoch ohne expliziten Anspruch auf chronologische Ordnung (Aijv-Aiijr): Da/ wo die s¡öne Seene fleu‹t dort/ wo der Rhein mit vollem Lau[en ›¡ in da# o[ne Meer ergeu‹t; inglei¡en/ wo der Hirten-Hau[en Si¡ an dem Teem# ge‰adt ergezzt/ Und seiner Heerde Wolle nezzt. Da/ wo da# rauhe Zimber-Feld s¡aumt von de# Sunde# Wa‹erwogen; Und wo man kommet na¡ dem Belt; hat meine Raiß ›¡ hingezogen. Bald hab i¡ Nordwert# mi¡ gewandt: Bald na¡ dem Süd; Oo‰; We‰er-Land. – 28 wo Olivier# Verlangen | ‰und im brand.] Anspielung auf das Ende des Cromwellschen Systems. Die Restaurationsbestrebungen führten 1660 zur Krönung Karls II. – 29 Bald rie[' ihm sein Teüts¡land wieder.] In der Ekloge heißt es dazu (Aijr): "Und na¡dem Er eine lange Zeit in Bemer¿ung ihrer Sitten und Gebreu¡e zugebra¡t; [...] se”te Er endli¡ den Fuß widerum zurükke." – 33 Von dem Freyen, frey zu seyn] S. zu v. 1-4. – 34-38 su¡t' er dien‰ in Na¡bar-auen, ~ dekt de# gro‹en Dafni# Cron.] Die Entsprechung in der Ekloge lautet (Aijr): und lie‹e ›¡ mit seiner Heerde in den hö¡‰anmuthigen Kräuter-Feldern de# Paeapolitanis¡en Lande# nider. Allwo Jhn der Weltgepriesene Ober-HERR besagter Gegend unter die s¡uzzrei¡e Fitti¡e seiner Gnaden eingenommen/ und mit geneigter Gewogenheit sol¡er ma‹en be‰rahlet hat/ wie Er bey ädelgearteten Gemühtern zu thun gewohnet i‰. Auch in Luzidors Lied spielt diese Station eine Rolle (Aiijr):
Gedichte 159 und 160, 1661
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Drum su¡t' i¡ in dem Kreuter-Rei¡ der Paeon#-Felder einzukommen. E# glükte mir: J¡ wurde glei¡ mit allem Willen aufgenommen/ Und habe soviel Gnad verspührt/ Die mir zu rühmen ‰ät# gebührt. Löffelholz hat demnach kurzfristig im Dienst des Reichskanzlers, des Kurfürsten und Mainzer Erzbischofs Johann Philipp von Schönborn (1605-1673; zu ihm s. zu Text Nr. 12, Z. 38-41, und Nr. 13 im Birken-Windischgrätz-Briefwechsel, WuK. Bd. 9, S. 1017-1022) gestanden, der als Mäzen und Förderer der Künste in hohem Ansehen stand. Er residierte in Würzburg, und auf diesen Ort – Herbipolis – spielen sowohl die Ortsangabe im Gedicht Nr. 159 (v. 35f.: "wo die Nymfen Kräuter bauen | an den Mayn") als auch die entsprechenden Passagen in Erzählung und Lied der Ekloge an; s. o. Die Erwähnung des "Paeapolitanis¡en Lande#" und der "Paeon#-Felder" bringen den kräuterkundigen Heilgott Apollon (s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 441-448, bes. Sp. 442) ins Spiel, was durch Vergil, Aeneis 7, v. 769, und 12, v. 401, vermittelt sein dürfte. – 37f. wo da# Land der freyen Anken | dekt de# gro‹en Dafni# Cron] Der Kurfürst von Mainz war auch Herzog von Franken. – 39-44 dort er mit dem Venu# Sohn ~ Venu# Herz.] Vgl. v. 1-4. Des Bräutigams frühere Abneigung gegen die Liebe dient zur kontrastiven Inszenierung des zu feiernden Ereignisses. – 44 Venu# Herz.] Die Lesart des Druckes ist vorzuziehen. – 45-97 Sohn und Mutter diß verdro‹e ~ So s¡wang Venu# ›¡ davon.] Zur Aktion der Göttin Venus, welche durch die Schönheit der Braut überflüssig gemacht wird, enthält die Ekloge keine Entsprechung. – 52 ihr zur Buß.] Die Lesart des Druckes ist vorzuziehen. – 59f. al# die we‰en i”t aufbließen | Blumen-haab] Anspielung auf die Jahreszeit, in der die Hochzeit stattfand; s. o. – 71 kond] Die Lesart des Druckes ist vorzuziehen. – 74 ihr] Die Lesart des Druckes ist vorzuziehen. – 103f. Heüt be›ngt den Ho¡zeit Tag | Hirten brüder.] Dieser Aufforderung entspricht die anonyme Ekloge.
Text 160: Liebe# gesprä¡e Zweyer Edlen verlobten, Damon# und Cathari#. 176v/177r T1 CLX.] CLV. – T3 und] u. (ebenso 6, 11, 18, 24, 29) – 1 der] Kürzel; ebenso 11, 21, 23, 42, 43, 48, 59 (2x), 64 – 10 mag] durch Überschreibung aus muß; zur Verdeutlichung a zusätzlich aus dem uBogen entwickelt – 16 C.] C (ebenso 34, 52) – 16 gläube] glaube – 17 mahlt] h nachträglich eingefügt – 19 D.] D: – 19 4.] 4 – 19 Feldereyen] mit der-Kürzel (ebenso 28, 36, 39 wieder) – 24 geht] geht' – 27 bin] b nachträglich erhöht – 28 ›e] e überschrieben – 30 ganz ledig] dazwischen Worttrennungsstrich – 34 s¡erzen] erz überschrieben – 43 8.] 8 überschrieben aus 7 – 49 Hirtin] Hirtin' – 49 nehmt] durch Überschreibung aus nehmet – 50 nimm] nim (ebenso 50 Flamm (2x) – 51 zusamm – 64 Himmel) – 55 10.] Strophenzahl irrtümlich vor v. 58
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Das Gedicht ist anläßlich der Hochzeit (14.5.1661) Georg Tobias Oelhafens (1632-1685) mit Susanna Catharina Gumpelzheimer (gest. 1690) wohl Ende April / Anfang Mai 1661 verfaßt worden. Darauf weisen mehrere Tagebuchnotizen Birkens. Zum 16.4.1661 ist notiert (I.80; PBlO.B.2.1.3, 27r): "Monsieur Oelhafen mir zugespro¡en." Am 18.4.1661 heißt es (I.81; ebd.): "Herr Licentiat und Monsieur Oelhafen mir zugespro¡en." Zum 23.4.1661 heißt es (ebd.; ebd.): "Herrn Dr. Oelhafen auf begehren zugespro¡en der mir ein Ho¡zeitCarmen aufgetragen, i¡ ihm ein S¡äferLied zur Ho¡zeit Filij o[erirt." Die Abfassung des Liedes hält eine offensichtlich nachträglich angebrachte Eintragung fest, die sich sowohl dem 22.4. – dann hätte Birken das Lied bereits vor der Bestellung durch den Vater des Bräutigams fertiggestellt gehabt – als auch dem 23.4. – dann wäre der Auftrag umgehend ausgeführt worden – zuordnen läßt (ebd.; ebd.): "S¡äferho¡zeitLied, Verse 60." Leider hat Birken dieses Tagebuch nur bis zum 24.4.1661 geführt. Birkens Gedicht ist mit der Überschrift Hirten Gesprä¡e/ | Deß Edlen Damon#/ | mit seiner Edel-s¡önen | Donau-Hirtin | Cathari# als zweiter Bestandteil der Gratulationsschrift FAMA | NOBILISSIMAE FAMILIAE | OELHAFIORUM | à S¡ölnba¡/ | PATRIC. NORIC. | HODIERNA | VETERIS AEMULA. | P.P. gedruckt worden; s. Garber, 1997, S. 170 (Neudruck 2006, S. 300); Stauffer, 2007, S. 316f. Der Druck enthält den Tonsatz des Liedes, den Paul Hainlein (geb. 1626; zu ihm s. Will. Bd. 2 (1756), S. 201), Organist zu St. Lorenz, komponiert hat: Baß ([4]v), erste und zweite Violine ([5]r), zwei Singstimmen, die für Damon bzw. die ersten Strophenhälften ([5]v) und die für Catharis bzw. die zweiten Strophenhälften ([6]r). Die jeweils dem Tonsatz zugeordneten Texte stehen mit vorgesetzten Strophenzahlen untereinander unter den beiden auf jeder Seite angebrachten Notenzeilen. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, weicht der gedruckte Text an folgenden Stellen vom Manuskript ab: 5 labt] lobt – 10 nit] ni¡t (ebenso 18, 20, 28, 43, 48) – 36 lößen] lösen – 50 üm] um – 51 ru¿en] rü¿en – . Die Druckfassung enthält eine zwölfte Strophe: D. Mer¿ e# grüne Na¡bar-Myrte/ raus¡ e# zu/ den Lüf]en hier: Cathari#/ hei‹t meine Zier. C. Damon/ hei‹t mein lieb‰er Hirte: trag diß Wort/ O Na¡tegal/ vor mir hin in# Pegni”thal. Offenbar hatte die am 22. oder 23.4.1661 fertiggestellte Version des Liedes nur aus zehn Strophen bestanden. Erster Bestandteil des Heftes ist ein repräsentatives lateinisches Gedicht (A2r-A3v) EPITHALAMION. MEns animi, si quis nobis Deus otia faxit, OELHAFIAE Gentis fastos ab origine longâ gestit et memori calamo revocare merentes, è tumulo ad thalamumq´ ue Viros adducere Vestrum
Gedicht 160, 1661
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quos tantos talem decorat genuisse Nepotem. Sed factu haut opus et. Labor iste exercuit olim rore manûs Clario tinctas. Praetorius,(a) hujus, Hoeflichiusq´ ue(b) sequax, dotes ac magmina aviti Stemmatis, in laudes pronâ panxêre Camoenâ. Vivit adhuc, morti non debita, postera virtus Majorum, in sese rediens, per funera nascens, ipsa parens prolesq´ ue sui, ceu secula condit unica-semper Avis, foecundâ à morte resurgens. Esto sitos cantâsse satis! stat gloria vivis non minor, & meritò laudes à carmine poscit. Has nunc degustare licet, non gurgite pleno imbibere: ut properando canis Nili ostia lambit. TOBIAE(c) sis Musa memor: venerabile nomen! Noverat Hic olim famam explorare merendo, & Proavi(d) Patruiq´ ue(e) exemplo tactus, ut oestro, aemulus, ad metam parili tendebat eandem tramite, nec patiens Majoribus esse minorem. Hinc ardor juvenilis, in almae castra Minervae: hinc septenus agon,(f) totâ applaudente palaestrâ. Tum gentes visae vario sub sole calentes, | moribus è multis peregrè prudentia parta Linguarum dociliq´ ue adsueta scientia linguae. Hinc merces Virtutis, Honos. Germania multa, per septena, simul tot in uno pectore Consos, lustra(g) fovet, primumq´ ue sibi Res publica poscit Patria, & arcanas cato cum Nestore curas dividit, Imperii cujus colit ore Senatum & valido Oratoris(h) onus committit Atlanti. Sic quoq´ ue Musarum nutrix hoc Praeside gaudet clara Palaecome, Patruo ut gaudere solebat. Castalidum ipsa cohors hunc Phostera suscipit, inde Ingentes Heliconis opes, lectissima mentis pignora, pandentis per scrinia(i) foeta locavit. Coelitus haec Numen privatis publica adauget
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praemia, dum Natas, Natorum nobilis ortûs collocat in thalamo, patriae quos lumina patres progenuêre: Viri, non spes postrema Senacli, Poemerus,(k) Soceriq´ ue cluens praenomine laeto Tucherides:(l) censu praedìvite faustus uterq´ ue. Sic magnos in honore videt de Fratre Parentis congeneres: Gabriel(m) fert munia Judicis alter, Wörda ubi culta suae matri decus adjacet Urbi; & Jan-Hieronymus(n) praeclari nominis alter, Argyrothecam Urbis fidâ moderatur habenâ. | ` exhausta brabeja, Post tot virtutis cumulatim post tot fortunae risûs ac gentis honores, post faustos, quas pingit amor, Natarum hymeneos: dêerat adhuc unum, Magni spes magna Parentis Filius,(o) ut patrios animo non degener ortûs exprimeret, sortesq´ ue suis aequaret avitas. Votis fata favent. Musarum, almaeque Themistos dotibus ornatum, visis cum foenore Belgis,(p) Gallis, & nostro divisis orbe Britannis, & Nemetum, quà Jus viget, Imperiiq´ ue tribunal, hospitio mactum, gestit vidisse penates ad patrios reducem, Genitor, sua gaudia, Natum, ritè patrissantem, ac aptum, cui lampada, magnûm Majorum è manibus quondam sibi traditam, & Ipse traderet, hinc tradendam his qui nascentur ab Illo. Et laudum nunc, SPONSE, TIBI, PRAENOBILIS, instat lauta seges, tanti Gnate & Collega Parentis. Hic honor, haec laus est jactantis nobile sanguen, fumosis atavûm virtutem adjungere ceris, & genere & Genio dignum spirare nepotem, doctrinâ ac patrio niti conamine, famae per tot ducta viros praeconia tradere seclo, & partum virtute decus virtute tueri. | Sentis, Te similes Patri debere nepotes, Compare de simili: nescit fortuna negare.
Gedicht 160, 1661
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Imbripolis, sic fata jubent, dabit inclita Natam GUMPELZHEIMIADAE, qui quondam quantus in Urbe & Patriae Pater ipse suae, post funera vivit. Hanc Venerem formâ, Junonem dote, simulq´ ue moribus Euphrosynen, divûm cape munere Sponsam. Vivite felices, foecundi vivite, & annos post Pylios, animas cognato reddite coelo. Interea vestro Genitoris vota virescant in thalamo! Ipse diu Gentis sit nobile fulcrum OELHAFIAE: sortem nactis Natabus opimam & Nato, posthàc multi sit cura Nepotis! In honorem Magnif. DN. ProCancellarii totiusq´ ue Nobiliss. Oelhafiae Gentis, cumprimis verò Praenobilis & Consultiss. DN. Sponsi, Amici Veteris ac Fautoris honoratissimi manu ac mente offic. appos. Sigismundus à Bir¿en/ dict. Betulius, Com. Pal. Caes. (a, b) Vid. in Nuptias primas & secundas DN. JOH. CHRISTOPHORI Oelhafen à S¡ölnba¡/ Patr. Nor. JCti, Com. Pal. Caes. diversorum Imperii Statuum & cumprimis Patriae Reip. Consiliarii, & Universitatis Altdorfinae ProCancellarii, Epithalamia Bernh. Praetorii & Christoph. Hoflichii. | (c) Vir Magnificus, Praestrenuus; Nobilissimus et Consultissimus DN. TOBIAS Oelhafen à S¡ölnba¡/ Patritius Noricus, JC. & diversis Imperii Ordinibus, potissimum vero Reip. Patriae. Consiliarius, ac ad Conventûs Imperii publ. Legatus, ut & Universitatis Altdorfinae ProCancellarius, praedicti Joh. Christophori ex Fratre (DN. ELIA Patr. Nor. AErarii SubPraefecto, Uxore, DN. Thomae Löffelholzii à Kolberg Filiâ, DN. Sponsi Avo et Aviâ.) Nepos DN. Sponsi Parens.
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(d) Dn. Sixtus Oelhafen Patr. Nor. Com. Pal. ac. trium successivè Imperatorum Consiliarius, DN. Sponsi Tritavus. (e) Idem Joh. Christoph. Dn. Sponsi Propatruus. (f)
Septem Disputationes, II Politicae, V Juridicae, in Academiis Altdorfinâ; Tubingens: & Basileensi, publice habitae.
(g) Consiliaratus penes aliquot Imperii, Proceres & Status. (h) Legationes ad publicos Imperii conventûs quam plurimae. (i) Bibliotheca, ex selectissimis autoribus, omnium absolutissima. (k) (l) DN. Sponsi sorores florentissimae, MARIA SALOME & HELENA SABINA, Illa DN. Georgio Jacobo Poemero, Haec DN. Tobiae Tuchero, Patriciis Noricis, Virorum Magnif. Nobiliss. Praestren. & Prudentiss. DN. Georgii Abrah. Pomeri, Triumviri quondam ac Rei | militaris Praefecti Supremi, & D. Tobiae Tucheri, Senatoris Norici, Filiis, feliciter elocatae. (m, n) DN. Gabriel, & DN. Joh. Hieronymus, Oelhafii à S¡ölnba¡ / Patr. Norici, iste Judicii Wordensis, hic AErarii publ. Sub-Praefecti. (o) DN. SPONSUS, praelaudati DN. TOBIAE, ex ANNA SABINA VOLKAMERA, DN. Georgii Christophori Volkameri, Senatoris & Scholarchae Reip. Noricae Filia, DN. Georgii Volkameri, ejusd. Reip. Supremi Duumviri & Sculteti meritissimi Nepte, Matre lectissimâ, egregie patrissans Filius. (p) Hic jactis primum Altdorfii Studiorum fundamentis, in exteris Academiis, Lugduni Batavorum, Groeningae Frisiorum, & Ultrajecti Belgarum, altiora & maximè prudentiam Juris superstruxit. Postmodum, perlustratis Belgii utriusq´ ue provinciis, in Angliam trajecit, & inde in Galliam, ubi aliquandiu Parisiis & Aureliae commoratus, hîc Nationis Germanicae cum honore Bibliothecarium egit. Tandem in patriam redux, tentatusq´ ue Altdorfii consuetis Examinibus, Spiram Nemetum, addiscendae Praxis causâ, jam Juris Licentiatus, petiit. [Gäbe ein Gott mir die Muße, schriebe ich gern eine Geschichte des Geschlechts Oelhafen vom weit entlegenen Anfang an und würde mit geschichtskundiger Feder aus ihren Gräbern die verdienstvollen großen Männer hervorrufen und an euer Brautbett führen, die es auszeichnet, einen solchen Nachfahren erzeugt zu haben. Aber es ist nicht mehr nötig. Diese Arbeit haben vorlängst schon mit Clarostau benetzte Hände geübt. Praetorius(a) und sein Nachfolger Hoeflichius(b) haben die vortrefflichen Gaben und die Leistungen des uralten Geschlechtes mit ergebener Kunstfertigkeit lobend ausgebreitet. (v. 1-9) Noch lebt die Tüchtigkeit der Vorfahren, dem Tode nicht geschuldet, in den Nachkommen; sie kehrt in sich selbst zurück, sie wird durch Begräbnisse geboren. Vater und Nachkomme ihrer
Gedicht 160, 1661
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selbst ist sie, gleichsam der immer eine Phönix, der Jahrhunderte gründet, von fruchtbarem Tode auferstehend. Doch genug des Lobgesangs für die Bestatteten! Nicht kleiner steht der Ruhm für die Lebenden da, und verdientermaßen fordert er Lob von meinem Lied. Den gilt es nun zu kosten, nicht mit gierigem Schlund einzusaugen, wie eilends der Hundsstern die Mündungen des Nils ausleckt. (v. 10-17) Gedenke des Tobias(c), meine Muse! Ein verehrungswürdiger Name! Er erforschte einst verdienstlich die Überlieferung, vom Vorbild des Urgroßvaters(d) und des Vaterbruders(e) berührt wie von einem Leitstern. Als Nachstrebender strebte er auf gleichem Pfad zum selben Ziel wie sie. Nicht kleiner als die Vorfahren wollte er sein. Daher sein jugendlicher Drang ins Lager der erhabenen Minerva, der siebenmalige Wettkampf(f) unter dem Beifall des ganzen Hauses. Danach hat er die Völker besucht, denen unter einem anderen Sonnenstand warm ist. Aus vielen Lebensverhältnissen hat er in der Fremde Klugheit gewonnen und aus gelehriger Sprachengewöhnung Sprachenkenntnis. (v. 18-27) Deshalb wurde die Tugend mit Ehre belohnt. Deutschland hegt viele Jahre hindurch(g) gleichzeitig in sieben Tätigkeitsbereichen so viel guten Rat in einer Brust, und zuerst fordert ihn die heimatliche Republik für sich und entscheidet ihre geheimen Angelegenheiten mit diesem Nestor. Durch seinen Mund bedient sie den Reichstag und vertraut das Amt ihres Sprechers(h) diesem mächtigen Atlas an. So freut sich auch die Musenernährerin, das berühmte Altdorf, dieses Vorstehers, wie es sich des Oheims freute. Die Schar der Musen selbst nimmt diese Leuchte auf. Daher hat er die ungeheuren Helikonischen Reichtümer, die allerliebsten Pfänder und Früchte des weitausgreifenden Geistes zugänglich gemacht.(i) (v. 28-38) Vom Himmel herab hat Gott die öffentlichen Belohnungen um private vermehrt, indem er die Töchter ins Ehebett geführt hat, den edlen Ursprung von Söhnen, Leuchten des Vaterlandes, die Patrizier erzeugt haben, Männer, die nicht die geringste Hoffnung des Rates verkörpern, Poemer(k) und, über den mit dem Schwiegervater gemeinsamen Vornamen froh, ein Tuchersohn(l), beide mit reichen Gütern beglückt. So sieht er auch in Ehren die großen Verwandten vom Bruder des Vaters her: Der eine, Gabriel(m), übt das Richteramt dort aus, wo das von ihm verwaltete Wörd der mütterlichen Stadt als Schmuckstück anhängt. Und der andere, Jan-Hieronymus(n) hochberühmten Namens, verwaltet den Schatz der Stadt mit treuem Stab. (v. 39-49) Nach solcher Häufung von Tugendbelohnungen, nach so vielen Glücksbestätigungen und Ehrungen für das Geschlecht fehlte nur noch eines, die große Hoffnung des großen Vaters, ein Sohn,(o) der, geistig nicht aus der Art geschlagen, seine Herkunft von diesem Vater sichtbar werden lasse und die altehrwürdigen Geschicke den seinen zum Maßstab mache. Solchen Wünschen war das Schicksal günstig. Nachdem der Sohn, mit den Gaben der Musen, vor allem der gütigen Themis geschmückt, mit Nutzen Belgien,(p) Frankreich und das von unserem Erdteil abgetrennte
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Britannien bereist hatte, auch Speyer, wo das Recht blüht, und dort das Reichsgericht, wo er das Glück einer Hospitation genoß, wünschte der Vater ihn, seine Freude, der dem Vater glücklich nachartete, zurück bei den heimischen Penaten und so befähigt, daß er ihm die Fackel, die ihm selbst einst aus den Händen der großen Vorfahren anvertraut worden war, seinerzeit übergeben könne, damit dieser sie dann weitergeben könne an diejenigen, die von ihm abstammen würden. (v. 50-64) Und nun, hochedler Bräutigam, drängt sich zu dir, dem Sohn und Kollegen eines so großen Vaters, eine stattliche Saat des Lobes. Dies ist die Ehre, dies das Lob dessen, der sich des edlen Blutes rühmt, den rauchigen Bildern der Ahnen mit Tüchtigkeit zu entsprechen, als des Geschlechtes und seines Geistes würdiger Nachkomme zu leben und im Bemühen, der väterlichen Belehrung gemäß zu handeln, die durch so viele Männer geleistete Ruhmerhebung dem eigenen Zeitalter zu überliefern und den durch Tüchtigkeit erworbenen Schmuck durch Tüchtigkeit zu behaupten. (v. 65-72) Du empfindest die Verpflichtung, dem Vater ihm ähnliche Enkel zu bringen. Gleichartiges vom Ähnlichen: Das Glück wird es nicht verweigern. Das berühmte Regensburg wird, so will es das Schicksal, eine Tochter geben, von einem Gumpelzheimer, der ebenso groß wie einst als Vater seines Vaterlandes nach seinem Begräbnis lebt. Diese Braut, eine Venus an Schönheit, eine Juno an Gaben, zugleich eine Euphrosyne an Sitten nimm als Geschenk der Himmlischen. Lebt glücklich, lebt fruchtbar, und nach Nestors Jahren gebt eure Seelen dem euch verwandten Himmel zurück. Inzwischen sollen in eurem Ehebett eures Vaters Wünsche in Erfüllung gehen. Er selbst möge noch lange eine Stütze des Geschlechts Oelhafen sein. Nachdem die Töchter und der Sohn ihr Glückslos erlangt haben, sei für reichen Nachwuchs gesorgt! Zur Ehre Seiner Magnifizenz des Herrn Prokanzlers und des ganzen hochedlen Geschlechts Oelhafen, insbesondere aber des hochedlen und hochweisen Herrn Bräutigams, seines alten Freundes und höchstgeehrten Gönners setzte dies dienstlich mit Hand und Herz
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Sigmund von Birken, genannt Betulius, kaiserlicher Hofpfalzgraf. a, b. S. in dem von Bernhard Praetorius und Christoph Hoeflichius verfaßten Epithalamien zur ersten und zweiten Heirat Herrn Johann Christoph Oelhafens von Schölnbach, Nürnbergischen Patriziers, Rechtsgelehrten, Kaiserlichen Hofpfalzgrafen, Beraters verschiedener Reichsstände und besonders der heimatlichen Republik, Prokanzlers der Universität Altdorf. c. Der Wohledelgeborene, Fürsichtige, Hochedle und Hochgelehrte Herr Tobias Oelhafen von Schölnbach, Nürnbergischer Patrizier, Rechtsgelehrter und Berater verschiedener Reichsgremien, am meisten aber Rechtsberater der heimatlichen Republik und offizieller Gesandter beim Reichstag sowie Prokanzler der Universität Altdorf, Neffe des vorgenannten Johann Christoph von dessen Bruder (Herrn Elias, Nürnbergischem Patrizier, Subpraefekten der Staatskasse, und dessen Ehefrau, einer Tochter von Herrn Thomas Löffelholz von Kolberg, des Herrn Bräutigams Großvater und Großmutter) her, Vater des Bräutigams. d. Herr Sixtus Oelhafen, Nürnbergischer Patrizier, Hofpfalzgraf und nacheinander Berater dreier Kaiser, des Herrn Bräutigams Ururgroßvater. e. Derselbe Johann Christoph, des Herrn Bräutigams Urgroßoheim. f. Sieben Disputationen, zwei zu politischen, fünf zu juristischen Themen, gehalten an den Universitäten Altdorf, Tübingen und Basel. g. Ratstätigkeiten bei einigen Edlen und Ständen des Reiches. h. Mehrere Gesandtschaften zu Reichstagen. i. Von allen die vollständigste Bibliothek der erlesensten Autoren. k, l. Die blühenden Schwestern des Herrn Bräutigams, Maria Salome und Helena Sabina. Jene ist glücklich verheiratet mit Herrn Georg Jacob Poemer, diese mit Herrn Tobias Tucher, Nürnbergischen Patriziern, Söhnen der Hochedelgeborenen, Fürsichtigen und Hochweisen Edlen Herren Georg Abraham Pömer, ehedem Triumvir und Oberster Kriegsherr, und Tobias Tucher, Nürnbergischer Ratsherr. m, n. Herr Gabriel und Herr Johann Hieronymus Oelhafen von Schölnbach, Nürnbergische Patrizier, dieser Subpräfekt des Gerichts in Wörd, jener der Staatskasse. o. Der Herr Bräutigam, herrlich dem Vater nachartender Sohn des vorgenannten Herrn Tobias, von der liebsten Mutter Anna Sabina Volkamer, Tochter Herrn Georg Christoph Volkamers, Senators und Scholarchen der Nürnbergischen Republik, einer Nichte Herrn Georg Volkamers, obersten Decemvirn derselben Republik und höchstverdienten Bürgermeisters. p. Nachdem er zunächst hier in Altdorf die Grundlagen seiner Studien gelegt hatte, baute er an auswärtigen Universitäten, in Leiden, Groningen und Utrecht die höheren Wissensstufen
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darauf auf, besonders die Rechtsgelehrsamkeit. Dann durchreiste er die Provinzen beider Belgien, setzte nach England über und von dort nach Frankreich, wo er sich eine Zeitlang in Paris und Orleans aufhielt und hier mit Ehre das Amt des Bibliothekars der deutschen Nation innehatte. Schließlich ins Vaterland zurückgekehrt, unterzog er sich in Altdorf den üblichen Prüfungen und ging, schon als Lizentiat der Rechte, nach Speyer, um Praxiserfahrung zu erwerben.] Im Original ist die Anmerkung a, b zwischen v. 9 und v. 10 in den Gedichttext eingefügt. Die Anmerkungen c-f stehen untereinander zwischen v. 27 und 28, die Anmerkungen g und h untereinander links auf dem Rand gegenüber v. 29-38, die Anmerkung i zwischen v. 38 und v. 39. Der Block der Anmerkungen k und l setzt gegenüber v. 43 links auf dem Rand ein und wird unterhalb von v. 49 auf dem Seitenfuß und oberhalb von v. 50 auf der nächsten Seite fortgesetzt. Unterhalb von v. 50 stehen auch die Anmerkungen m und n. Die Anmerkungen o und p sind zwischen v. 64 und 65 angebracht. Zu den beiden älteren Autoren Bernhard Praetorius und Christoph Hoeflichius (v. 7f.) s. Will. Bd. 3 (1757), S. 231-234, und Bd. 2 (1756), S. 146-148. Zu den in diesem Gedicht genannten Mitgliedern der Familie Oelhafen s. Biedermann (1748), vor allem Tab. CCCXLVII-CCCXLIX A. Das Gedicht Nr. 160 hat Strophenform und Reimfolge gemeinsam mit den Gedichten Nr. 2, 6, 173 und 241. T2 Liebe# gesprä¡e] In diesem Dialog spielt Damon die Rolle des Werbenden, Catharis zunächst die der Ahnungslosen, die dann dem Werbenden Gehör gibt und schließlich seinem Liebesgeständnis (v. 5557) mit dem ihren (v. 58-60) entspricht. – 1 Kron! der Donauinnen] Vgl. v. 52-54, 55f. Anspielung auf Herkunft der Braut aus einer Regensburger Patrizierfamilie; s. EPITHALAMION, v. 75. – 20f. habt' ihr nit ein Kind gesehn | in der Näh vor über gehn?] Vgl. v. 25-27, 31-33: Amor ist gemeint. – 38 la‹t den Knopf nur ma¡en glei¡] 'Laßt euch auch mit einem festen Knoten binden' – 40 Wunden s¡euen, die gesunden.] Sinnwidrige Interpunktion: "Wunden" ist Objekt, "die gesunden" Subjekt des Satzes. – 43-48 Für¡tet nit der Liebe Plagen ~ der de# Arzt# hat nötig nit.] Eine der zahlreichen Varianten des Motivs, daß Heilung von Liebeswunden nur der Verursacherin möglich ist; s. zu Gedicht Nr. 139, v. 101.
Text 161: Filidor, an die unbarmherzige Climene. 177v/178r T1 CLXI.] CLVI. – 1 Wälder] mit der-Kürzel – 6 rei¡] davor gestrichen glei¡ – 8 Stralens¡ein] ev. Stralen s¡ein – 9 der] Kürzel; ebenso 43, 44, 48, 54 – 18 ‰umme] ‰um e (ebenso 48 Himmel) – 19 man] ma – 22 und] u. (ebenso 31) – 23 a¡] danach t oder ein Satzzeichen gestrichen – 25 5.] 5 – 33 eurer] erstes r überschrieben – 54 pfand] p überschieben Dieses Lied ist wie die vier folgenden 1661 oder 1662 entstanden. Anders als bei den voraufgehenden bietet der Inhalt dieser fünf Gedichte keine Handhabe zu einer lebensgeschichtlichen Situierung. Der
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gemeinsame Name Filidor für die Sprechinstanz in diesem und dem folgenden Gedicht und der Gegenstand hier und dort schließen diese beiden enger zusammen. Vielleicht handelt es sich um Auftragsarbeiten, ev. Übersetzungen. An eine Climene ist auch das Gedicht Nr. 80 in der Sammlung der Windischgrätz-Gedichte gerichtet; s. A. u. H. Laufhütte, 1994, S. 236, 433. Die Überschrift kündigt ein Anklagelied an. Der Text macht die Anklage als bukolisch inszenierte Werberede kenntlich, eingekleidet in die Aufforderung an die Umworbene, sich nicht aus der verehrungsbereiten Gesellschaft zurückzuziehen. Das erotische Interesse des Sprechenden kommt in Str. 6 nur andeutungsweise zur Geltung. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge gemeinsam mit den Gedichten Nr. 106, 111 und 126. Ein Druck ist nicht bekannt. 10 no¡] 'doch' wäre des adversativen Baus der Strophe wegen besser; vielleicht ein Schreibversehen. – 25 mö¡t] 'mögt'. – 30 wie dem ge›¡t] Irritierende Verkürzung: 'Wie Ihr es mit Eurem Anblick tut'. – 41f. die au¡ mit augenWeid | die Götter selb‰ erfreüt] "au¡" ist auf "die Götter" zu beziehen. – 46 zu entde¿en] 'offenbar zu machen', 'offen vorzuweisen'.
Text 162: An die vers¡lagene Delie. 178r-179r T1 CLXII.] CLVII – 1 1.] 1 (ebenso bei Str. 5 und 8) – 2 der] Kürzel; ebenso 24, 41, 44 – 2 Zier!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 4 mir.] Punkt oberhalb von gestrichenem Komma – 9 könd] könd' – 12 Flamme] Flam e (ebenso 14 Himmel# – 22 HimmelZier – 43 Himmel – 47 ‰umme) – 14 verwandt] mit verKürzel – 16 euer] eurer – 18 verbergen] verbeigen – 27 do¡] d nachträglich erhöht – 28 man¡er] mit erSchlaufe – 30 unsre] bis auf das Endungs-e überschrieben – 32 oder] mit der-Kürzel – 36 einlogirt] ursprünglich zwei Wörter, nachträglich verbunden – 38 wörtlein] ein unterhalb der Zeile angefügt – 40 Filidor;] Semikolon aus Doppelpunkt überschrieben (oder umgekehrt) – 41 ‰ill] s aus S überschrieben – 42 eur'] r überschrieben – 44 Delia!] Rufzeichen aus Komma ergänzt Zur Entstehungszeit s. zu Gedicht Nr. 161. Redeinstanz und Gegenstand erweisen das Lied als Komplementärtext zu Gedicht Nr. 161. Wurde dort die Weigerung einer Schönen getadelt, sich der Gesellschaft zu präsentieren, so ist hier das Verbergen einer Liebesbeziehung vor der Gesellschaft gemeint. Gemeinsam ist beiden Gedichten auch die bukolische Einkleidung. Ein Druck ist nicht bekannt. 5 denkt, wann i¡ eü¡ verdruß gema¡t] Verdruß gemacht haben könnte Filidor mit seiner Frage, deren Beantwortung auf ein Liebesgeständnis Deliens hinausliefe und so das von ihr gewahrte Geheimnis aufhöbe. – 15 fürbli¿e] 'hervorscheine', 'sich zeige'. – 23f. die Sonne nur den Mond erleü¡t, | wann ›e der welt verblie¡en deü¡t.] Das hier angedeutete, nicht ausformulierte Gleichnis dient zur Aufwertung des vor der Gesellschaft, als deren Sprecher Filidor fungiert, noch geheimgehaltenen Liebesverhältnisses zwischen der angeredeten Delie und Celadon. – 41f. mit einem Wuns¡' er in der ‰ill | eur' Antwort, Nymfe!
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kau[en will.] Der hier angekündigte, in Str. 8 (v. 43-48) ausformulierte Segenswunsch für den noch geheimen Liebesbund, der dessen Anerkennung bedeutet, soll der Angeredeten das Bekenntnis erleichtern.
Text 163: Die Vera¡tete Ho[nung. 179r-180r T1 CLXIII.] CLVIII. – 1 Solt] S überschrieben – 3 nimmt ]nim t (ebenso 45 immer) – 6 i¡ bin gerü‰:] kein Einzug – 12 und ] u. (ebenso 18, 27) – 16 wohl] o überschrieben – 20 unentrü‰] un entrü‰ – 22 4.] 4 (ebenso bei Str. 5) – 22 der] Kürzel – 25 Lu‰ genuß] ev. Lu‰genuß – 36 Wen] durch Überschreibung aus Wer – 36 wieder] mit der-Kürzel; ie überschrieben – 40 abgewann] abgewan (vor n zwei Buchstaben, der erste h, gestrichen; ev. ab gewann) – 41 ni¡t] durch Überschreibung aus ni¡te# Das 1661 oder 1662 entstandene Gedicht – wie die Lieder Nr. 161 und 162 vielleicht eine Auftragsarbeit, ev. Übersetzung – bildet mit den Gedichten Nr. 164 und 165 eine zusammengehörige Gruppe. Die stoizistische Thematik verbindet es mit den Gedichten Nr. 28, 135 und 136. Die Refrainzeile variiert eine solche des Liedes "Ein betrübter S¡äfer#mann", das im Pegne›s¡en S¡äfergedi¡t von 1644 Strefon der verzweifelten Pamela vorträgt (S. 16f.): "Ho[', da ni¡t# zu ho[en i‰!" Ein Druck des Liedes Nr. 163 ist nicht bekannt. 7 Ni¡t# ho[en, meine Ho[nung i‰.] S. o. – 8 sein S¡elten] Das Pronomen bezieht sich zurück auf "da# Glü¿" (v. 3), das, wie üblich, personifiziert als Fortuna gedacht ist; dasselbe gilt für "ihm" (v. 10, 11) – 38 no¡ so süß] 'um so süßer'. – 44 i¡ werd ‰ri¡ halten] 'ich werde die Probe bestehen'. Der Ausdruck entstammt der Sprache der Geldprüfer; s. zu Text 1, v. 137, im Birken-Stubenberg-Briefwechsel (WuK. Bd. 9, S. 818). – 46 dru¿ i¡ fort] 'begebe ich mich weiter'; vgl. Gedicht Nr. 61, v. 34.
Text 164: Die verzweiflete Ho[nung. 180r-181r T1 CLXIV.] CLIX. – 3 da#] Kürzel – 4 komm] kom (ebenso 56; ebenso 12 kommet – 20 Stämme – 31 kommt – 43, 46 Komm – 54 Grimm – 55 Kummer – 55 s¡wamm) – 9 mi¡] durch Überschreibung aus di¡ – 11 verzwei[lung] verzwei[lüng – 11 einherrennen] einherren en (ebenso 12 zutrennen) – 11 einherrennen] zweites r aus t überschrieben – 12 zutrennen] tr überschrieben – 13 Felder] mit der-Kürzel; ebenso 22 wiederhallt – 39 wilder – 47 wieder – 48 nieder – 14 man¡e#mahl] e# oberhalb der Zeile; Plazierungsstrich – 16 i‰;] Semikolon aus Doppelpunkt überschrieben (oder umgekehrt) – 19 S¡attenwald!] Rufzeichen aus Komma überschrieben; ebenso bei 37 Kind! – 23 der] Kürzel; ebenso 29, 34, 54 – 25 5.] 5 – 25 und] u. (ebenso 32)
Gedichte 164 und 165, 1661/62
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Die Plazierung und die thematische Nähe zum Gedicht Nr. 163 lassen auf zeitnahe Entstehung schließen. Während in jenem Gedicht die Sprechinstanz auf die Hoffnung Verzicht leistet, wird sie hier mit stoischer Pose (Str. 8/9) trotzig verabschiedet. Daraus ergibt sich, daß die in der Überschrift und mehrfach im Gedichttext genannte Verzweiflung nicht die sündhafte desperatio sein kann, sondern, wie v. 15-24 nahelegen, die Preisgabe der Hoffnung auf ein Liebesglück. Angesichts der Seelenlage, die aus Briefkonzepten Birkens in den Jahren 1661/62 und Tagebuchnotizen des Jahres 1661 kenntlich wird, ließe sich das Lied auch als Äußerung in eigener Sache lesen. Ein Druck ist nicht bekannt. Wohl aber hat das Gedicht eine Spur im Birken-Greiffenberg-Briefwechsel hinterlassen. Im Brief Nr. 113 vom 11.12.1674 nc schreibt Frau von Greiffenberg (WuK. Bd. 12, S. 257): "da# Deoglorj-werk hab J¡ ledigli¡ Gott befohlen. E# s¡eint, Alß Mü‹ J¡ Auß Seinem lied sagen: son‰ ni¡t# Mehr J¡ ho[en kann, Alß die ho[nung zu verlühren etc. Aber woltte viel lieber, E# hie‹e Auß dem Andern (so mir glei¡Falß heüt in die hände kommen.) E# Sey di# da# liebe Jar! da dir Alle# werde war, wa# in Deiner Seele s¡webet:" Das zweite Zitat stammt aus einem Lied, das Birken der Freundin zum Neujahr 1664 gewidmet hatte; s. zu Text Nr. 2a im Birken-Greiffenberg-Briefwechsel (WuK. Bd. 12, S. 421); s. auch ebd. zu Text Nr. 57, Z. 11 (S. 564). Offensichtlich besaß Frau von Greiffenberg eine Abschrift des Gedichtes Nr. 164. 1f. Son‰ ni¡t# mehr i¡ ho[en kan, | al# die ho[nung zuverlieren] Variation der Refrainzeile des Liedes Nr. 163; s. o. – 4 ha! verzwei[lung! komm heran] S. o. – 13-24 Sagt, ihr Felder, wa# ihr wis‰, ~ Ho[nung i‰ mein hö¡‰e Freüde.] Rückblick auf eine Zeit der Liebeshoffnung, zugleich – in Anreden und Reaktionsaufforderungen – eine der vielen Verwendungen des Motivs der sympathetisch anteilnehmenden Natur in Birkens bukolisch geprägter Liebeslyrik. – 31 J”undt kommt Unmögli¡keit] Die Klage über "Unmögli¡keit" ist beherrschendes Motiv der Silvia-Gedichte. – 33f. reis‰ den Anker von den Na¡en, | daß i¡ werd der wellen Beüt.] Da der Anker das wichtigste Hoffnungssymbol ist, paßt das Bild zum Motiv der Preisgabe der Hoffnung; vgl. auch v. 39f. – 37 Ziehe hin, du wehrte# Kind!] Vgl. v. 7. Die "Ho[nung" ist ebenso personifiziert und angeredet wie "Zeit und Freüd" (v. 25), "Unmögli¡keit" (v. 31), "Verzweiflung" (v. 43), "Unglü¿" (v. 46ff.) und "Verge‹enheit" (v. 55). Die Anrede der Hoffnung als "Kind" paßt auch zu dem im Gedicht ausgedrückten Hintergrund einer verunglückten Liebesbeziehung: Auch Silvia wurde des öfteren als "Kind" bezeichnet und angeredet: Gedichte Nr. 124, v. 2; Nr. 134, v. 31; Nr. 140, v. 3. – 49 s¡eel] 'mißgünstig', 'falsch', 'feindselig'; vgl. Grimmsches Wörterbuch, Bd. 8 (1893), Sp. 2484-2488.
Text 165: Der ge‰ra[te Ho¡mut. 181r/v T1 CLXV.] CL. – 2 Himmel] Him el (ebenso 10; ebenso 4 vollkommenheit – 20 zertrümmert – 32, 33 immer) – 3 und] u. (ebenso 6, 16, 33, 36 (oberhalb der Zeile), 47, 48, 49) – 4 der] Kürzel; ebenso 5, 6, 13, 18, 20, 22, 24, 27, 45, 50 – 6 s¡mälert] m überschrieben; r oberhalb der Zeile – 7 diesem] m überschrieben – 9 Der] D überschrieben – 12 de#wegen] ev. de# wegen – 13 also] l aus ll überschrieben – 21 wir[t] ir (aus
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an?) überschrieben – 21 Ei¡en] E überschrieben – 22 er keine#] dazwischen Worttrennungsstrich – 23 ‰urzende] t überschrieben – 24 ma¡t] durch Streichung aus ma¡et – 25 4.] 4 – 28 wieder] mit der-Kürzel – 30 e# ~ seyn;] eingezogen; Rangierung durch vorgesetzten waagrechten Strich – 31 eur] r überschrieben – 35 Krautköpf] danach ein Wortanfang gestrichen – 35 zunennen] zunen en (ebenso 38 etwann – 41 dann) – 40 s¡mähend] s¡mähed (äh überschrieben) – 48 wa#] Kürzel – 50 da#] Kürzel – 50 verwenden] mit ver-Kürzel – 51 Nur] N überschrieben – 55 übel] l nachträglich erhöht – 56 gema¡t.] gema¡t ./. Auch dieses Lied ist 1661 oder 1662 entstanden. Es variiert die Thematik der Lieder Nr. 161 und Nr. 162. In diesen wurde getadelt, daß eine junge Schöne sich vor der verehrungsbereiten Gesellschaft zurückzieht (Nr. 161) und daß eine Dame ein Liebesverhältnis vor ihr verborgen hält (Nr. 162). Hier gilt die Kritik der Tatsache, daß die Dame in ihrer ausschließlichen Bindung an ihren Liebhaber alle anderen Männer hochmütig verachtet. Die Entsprechungen lassen auf entstehungsgeschichtliche Nähe schließen; s. zu Lied Nr. 161. Das Gedicht Nr. 165 ist eines der nicht sehr zahlreichen daktylischen in der Sammlung. Auffällig ist die Abweichung der Kadenzenfolge in der ersten Hälfte der vierten Strophe. Ein Druck ist nicht bekannt. T2 ge‰ra[te] 'getadelte'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 10, Abt. 3 (1957), Sp. 712-718. – 11-14 die Demut erhöhet sein prangen ~ ›¡ ma¡et mehr wehrt:] Der Sonne wird Demut nachgesagt, weil sie im Gegensatz zu der Angeredeten ihre Schönheit niemandem entzieht. – 19 diß Spri¡wort] 'Hochmut kommt vor den Fall'; s. Wander. Bd. 2 (1870; Neudruck 1963), Sp. 692 (16), 693 (17), 694 (31). – 25 eine Person] Der Geliebte der Angeredeten. – 32 seit immer ges¡o‹en] Vom Bogenschützen Amor. – 40 bravirn] 'stolz sein', 'sich spreizen'; s. zu Gedicht Nr. 43, v. 14. – 41 Auf etwa# dann etwa# gehöret.] Ironische Anspielung auf eine Redensart des Typus 'Auf jeden Topf gehört ein Deckel'; s. Wander. Bd. 4 (1876; Neudruck 1963), Sp. 1266 (6, 8), 1269 (78, 80), 1274 (177). – 42 ihr habt zuerwarten, wa# andern ihr thut.] Positive Version der Redensart 'Was du nicht willst, daß man dir tu, das füg auch keinem andern zu'; Anspielung auf Tob 4.15. – 45f. E# bleibet nit S¡uldener ~ er redli¡ bezahlt.] Zugrunde liegt das Sprichwort 'Wie man in den Wald hineinschreit, so schallt es heraus'; s. Wander. Bd. 4 (1876; Neudruck 1963), Sp. 1769f. (Nr. 46-50). – 51f. Nur eüre Gespielin ans¡auet, | die ›¡ von ihr selber betrogen befindt.] Der Angeredeten wird als warnendes Beispiel eine Bekannte vor Augen gestellt, an der sich die in Str. 6 gehäuften Redensarten bestätigt haben. – 55f. daß euer Vorhaben, übel beda¡t, | auf krebsen ›¡ hat beritten gema¡t] Zugrunde liegt die Vorstellung vom Krebsgang, der eine rückwärts, in die Gegenrichtung des Geplanten verlaufende Bewegung verbildlicht; s. Wander. Bd. 2 (1870; Neudruck 1963), Sp. 15481601.
Gedicht 166, 1661/62
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Text 166: De# Glü¿e# Unbe‰and. 182r-183r T1 CLXVI.] CLI. – 3 Hiposene] überwiegend lateinische Schreibung; ebenso 17; ebenso 10, 11, 64 Galande – 63 Hiposen' – 3 wald] Semikolon überschrieben – 7 der] Kürzel; ebenso 17 – 8 wider] durch Überschreibung aus wieder (mit der-Kürzel) – 11 und] u. (ebenso 35, 38, 52) – 15 Sagt] S aus s überschrieben – 17 voll] v überschrieben – 21 Hirtinn] H überschrieben – 24 forthin] t überschrieben – 26 bedrang.] Punkt aus Komma überschrieben – 31 deß] ß aus s ergänzt – 34 wandelrad] ev. wandel rad – 36 Enthulden] zwischen t und h ein Buchstabe gestrichen – 38 da#] Kürzel – 41 wem] m überschrieben – 47 Himmel] Him el – 50 8.] 8 – 51 eingibet] ev. ein gibet – 53 da#] d überschrieben – 59 iede] oberhalb von gestrichenem die – 63 Ents¡lo‹enheit] durch Überschreibung und Verbindung aus ents¡lo‹en heüt – 66 Tannenbaum:] Doppelpunkt aus Komma überschrieben Bei diesem letzten Text der Gruppe 1661/62 dürfte es sich – den Namen und der für Birken untypischen dargestellten Situation nach zu urteilen – wohl um eine Übersetzung aus dem Französischen handeln, vielleicht um eine Auftragsarbeit, ähnlich wie später bei den Gedichten Nr. 192-195. Im Gespräch der beiden Hirtinnen werden zwei gegensätzliche Reaktionen auf die Erfahrung der Unbeständigkeit der Fortuna dargestellt: das Leiden daran und stoische Unberührtheit. Insofern besteht eine gewisse Nähe zu den Liedern Nr. 163 und 164. Näheres läßt sich nicht ermitteln. Ein Druck ist nicht bekannt. 1-7 Au# ihrer hütten ~ in der Gedanken Einsamkeit.] Hipposenens ruhige Abgeklärtheit wird kontrastiv zur Betroffenheit Galandens (v. 8-14) zur Geltung gebracht. – 18-21 da# Glü¿ so wankelbar ~ glei¡ i”t, dur¡ einer Hirtinn Hand.] Galandens Trauer scheint darauf zu beruhen, daß sie kürzlich (v. 21: "glei¡ i”t") von einer Freundin verlassen oder sonst enttäuscht worden ist. – 23 mi¡ ents¡lie‹en] 'mich entschließen zu hoffen'. – 27f. nur findt man heüt | Be‰and in Unbe‰ändigkeit.] 'Nur in der Unbeständigkeit findet man heute Dauer'. – 34f. am wandelrad | de# Glü¿#] Zum Rad der Fortuna s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 1797, 1801-1804, 1806-1809. – 38 wann nur da# Glü¿ nit wär so plump und blind] Zur Blindheit der Fortuna s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 1797, 1801f. – 47-49 i¡ will bey mir | bela¡en nur | de# blinden Glü¿e# Creatur.] Knappe Formulierung der Haltung der ἀταραξία gegenüber dem Walten der Fortuna. "Creatur" bezeichnet das von Fortuna Bewirkte. – 60-63 so s¡nell hatt ›¡ die Na¡t ~ ob Hiposen' Ents¡lo‹enheit.] Die Nacht erscheint hier als neidische Feindin der entschiedenen, 'erleuchteten' Position Hipposenens. – 67-70 wann daß zu hö¡‰ am Bret ~ daß du dem Sturz, am N䡉en bi‰.] Galande formuliert aus persönlicher Leidbetroffenheit dieselbe Einsicht, die Hipposene in v. 52-56 unbetroffen als Lebensweisheit verkündet.
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Text 167: An eine Dame. 183r T1 CLXVII.] CLII. – 6 Himmel] Him el Dieses Epigramm, offenbar eine Gratulation zu einem Namenstag (s. v. 1) oder Begleitschreiben zu einer solchen – ob im Auftrag oder im eigenen Namen verfaßt, läßt sich nicht ermitteln –, eröffnet die kleine Gruppe der Gedichte der Jahre 1663 und 1664. Wann im Jahr 1663 es geschrieben worden ist, läßt sich mangels Kontextes ebensowenig bestimmen wie die Adressatin. Ein Druck ist nicht bekannt. 1 Euren Nam la‹et diese Zeilen krönen.] S. o. – 5 Unverlängt] 'unverzögert'. – 7 al# die meinen] 'wie die meinen'. – 8 Traut] 'glaubt'. – 8 ungeredt] 'ohne Worte', 'ohne daß geredet werden müßte'.
Text 168: Holds¡a]-Gesprä¡e. 183v T1 CLXVIII.] CLIII – 1 und] u. (ebenso 10) – 7 dann] dan – 8 der] Kürzel – 9 wa#] Kürzel Der Text ist senkrecht in Seitenmitte durchstrichen. Links auf dem Rand, neben den beiden Überschriftzeilen, hat Birken notiert: "Jn die Haller-Rieteris¡e S¡äferey". Das Gedicht ist gedruckt in der Ekloge Emblematis¡e# | EheBette: | Dem | WolEdlen Paar Verlobten | Silvano und Sirene/ | Jn den Nori#Gefilden | Zubereitet | Von | Floridan. | Jm M DC LXXX HeilJahr. | Nürnberg/ | Gedru¿t bey Wolfgang Mori” Endter/ und Johann | Andreae Endter# Sel. Söhnen. (S. Garber, 1974, S. 390; Stauffer, 2007, S. 1064-1066.) Das Heft enthält auf der Rückseite des Titelblattes eine Widmung: "Dem | WolEdlen/ Ge‰rengen und Mannve‰en | Herrn | Jacob Wilibald Hallern | von Haller‰ein/ auf Enderndorf/ | Wie au¡ | Der | WolEdlen und Viel-EhrnTugendrei¡en | Jungfr. | Annen Catharinen Rieterin | von Kornburg/ auf Harrla¡/ | Al# | WolVerlobten | Widmet ›¡ | diese# S¡äfergedi¡t | Dur¡ | die Dien‰-Hand | Jhre# Ergeben‰en | Floridan#." Die Braut war eine Tochter des ehemaligen Schülers Birkens, Paul Albrecht Rieters von Kornburg; die Hochzeit fand am 26.7.1680 statt; s. Biedermann, 1741, Tab. CXL, CXLI. Die Tatsache, daß zwischen Entstehung und Druck des Gedichtes ein so langer Zeitraum liegt und daß die Namensabkürzungen im Manuskript anders lauten als im Druck (C. D.: Sir. Sil.), läßt vermuten, daß das Gedicht ursprünglich für eine andere Verwendung vorgesehen war. In die Erzählung der Ekloge ist es als Bestandteil der Handlung auf S. ):( iijv eingefügt; s. Stauffer, 2007, S. 1065. Von den anderen Sprecherbezeichnungen und Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen, weicht der Text der Druckfassung an folgenden Stellen von der des Manuskripts ab: 2 denkt] denk – 3 Eurer] Deiner – 5 Habt] Zeig – 5 seit (2x)] sey – 6 nie] ni¡t – 7 üm] um – 7 eu¡] di¡ (ebenso 8) – 8 Neid] Haß – 9 Redt ihr, wa# ihr denkt, so ho[et!] Red‰ du/ wa# du denk‰/ so ho[e: – . Das Gedicht hat noch eine weitere Verwendung gefunden. Darauf weist diese Passage in Christian Flemmers (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 281) Brief an Birken vom 29.11.1680 (PBlO.C.81.2):
Gedicht 168, 1663
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Vor da# s¡öne Emblematis¡e Ehebette sage i¡ glei¡fal# s¡ön‰en dank, und ›nd die erfindungen gei‰- und kun‰rei¡: J¡ finde aber daß de# Silvano und der Sirenen lieb#-reimen-gesprä¡ vor dem im 1‰en Theil der Octavia, in der Acte ges¡i¡t eingebra¡t. Viellei¡t wird man e# ni¡t so genau in a¡t nehmen: i¡ brau¡e mi¡ aber der künheit, sol¡e# zu erinnern, damit, wann vielei¡t dermahl ein# ein Neuer Pegni”-gesells¡a[ttheil (wie i¡, al# in derglei¡en unersättli¡, wüns¡e) hervortreten solte, Mein ho¡geehrter herr etwan belieben möge, eine andre s¡öne invention, an derglei¡en e# bey sol¡em erfindung#-s¡a” ni¡t mangeln kan, an deßen ‰att einzus¡alten. In der Tat steht eine stark bearbeitete, zum Monolog umgewandelte Version des Dialoggedichtes im Kapitel Die Ges¡i¡te der Acte/ oder der Prin”eßin Parthenia im 1677 erschienenen ersten Teil des Romans des Herzogs Anton Ulrich von Braunschweig-Lüneburg Octavia | Römis¡e Ges¡i¡te: | Der | Ho¡löbli¡en | Nymfen-Gesells¡a] | an der Donau | gewidmet. | Nürnberg/ | Jn Verlegung Johann Ho[mann/ | Bu¡und Kun‰händler#. | Gedru¿t bey Johann-Philipp | Miltenberger. Anno M DC LXXVII, S. 277f. Die in der Handlungsfiktion der Acte / Parthenia zugeschriebenen, an den Geliebten Beor gerichteten Verse lauten: Und i¡ soll für eure Wunden/ Seyn der Arzt/ die Ar”eney? Hat eu¡ wol ein Traum verle”et? Denkt, daß i¡ kein Wund-Ar”t sey! Soll man heilen/ seyd ihr krank? Weiset/ wo ›nd dann die Wunden? Wi‹t/ ein eingebildter Ri” Wird au¡ dur¡ den wahn verbunden/ J¡ soll/ sagt ihr/ ni¡t nur s¡öne/ (Wie ihr meinet) au¡ seyn mild. Find i¡ Ursa¡? nie mein Her”e War mit Grausamkeit erfüllt. Liebt! i¡ liebe. Man muß ni¡t/ Um daß man mi¡ liebet/ ‰erben. Nein! e# lebe/ wer re¡t liebet: Meinen Haß der Haß mag erben. Redt ihr/ wa# ihr den¿t/ so ho[et: Ho[nung krönt Be‰ändigkeit. Euer Leben/ Euer Lieben/ Höre auf zu einer Zeit.
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Offenbar war Flemmer trotz der starken Bearbeitung des Textes – er hielt die Octavia-Version für die primäre – der Ansicht, daß im Roman gedruckte Gedichte Birkens nicht anderweitig verwendet werden sollten. Zum Octavia-Druck des Gedichts Nr. 168 s. auch Anton Ulrich. HKA. Bd. III, 1, S. CLXXI; Stauffer, 2007, S. 949. Es hat Versart und Reimfolge mit dem Gedicht Nr. 253 gemeinsam. 1-3 Cur der Wunden ~ Herzen#Wunden.] Das immer wieder variierte Motiv der Heilbarkeit von Liebeswunden nur durch die Verursacherin; s. zu Gedicht Nr. 160, v. 43-48. – 9 Redt ihr, wa# ihr denkt, ~ Be‰ändigkeit.] Vgl. Gedicht Nr. 160, v. 58-60.
Text 169: Zu eine# Edlen Paar#, Filidor# und Ba›lenen, Myrten Fe‰. Jn de# Myrtillu# S¡äferGedi¡te. 183v-184v T1 CLXIX.] CLIV. – T3 und] u. (ebenso Z.3, Z.6) – T5 Myrtillu#] mit -us-Kürzel – Z2 na¡tet. Da#] Wortzwischenraum und Punkt von einem Tintenfleck überlagert – Z3 Felder-Lu‰] kein Wortabstand; Bindestrich unterhalb der Zeile – Z3 da#] Kürzel – Z5 ‰umm] ‰um (ebenso 1 frommer – 34 Sommer) – 3 Wilt] l nachträglich erhöht; ebenso bei 3 Wild – 11 2.] 2 (ebenso bei Str. 3 und 4) – 33 dem] m überschrieben – 34 wann] wan – 37 heiter] i aus u überschrieben Dieser Text (Prosaeinleitung und Gedicht) ist ein Beitrag Birkens zu der von Martin Limburger / Myrtillus II. (1637-1692; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 158-168; Will. Bd. 2 (1756), S. 442444; Jürgensen, 2006, S. 245-250) verfaßten Ekloge Pegne›s¡e# | S¡äfer-Gedi¡te/ | Jn den | BERJNORGJSCHEN GEFJLDEN/ | Verfa‹et vom | MJRTJLLO/ | Jn Unterredung | Floridan# und Palämon#. | Nürnberg/ | Gedru¿t bey Wolf Eberhard Felße¿er/ 1663. (S. Garber, 1974, S. 332; Stauffer, 2007, S. 387-389.) Geschrieben wurde sie, wie die Widmung auf der Rückseite des Titelblattes bekanntgibt, anläßlich der Hochzeit von Johann Friedrich Kress von Kressenstein auf Krafftshof, Retzelsdorff und Dürren-Mungenau etc. (1635-1702) und Maria Sabina Fürer von Haimendorff (1644-1701). Nach Biedermann (1741), Tab. CCLXXXVI, fand die Hochzeit am 2.11.1663 statt. Die Erzählung nennt sowohl die richtigen Namen des Brautpaares als auch die in Birkens Manuskript verwendeten. Mit Birkens Beitrag endet der gedruckte Text: Diiijr(recte: Diijr)-[Dv]r(recte: [Diiij]r). Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie der Freistellung in eigener Zeile und Versabsatz der beiden letzten Wörter abgesehen, weicht der gedruckte Text an folgenden Stellen von der Manuskriptversion ab: Z1 E#] Zudem so – Z1 nun] nunmehr – Z5 S¡äf] S¡af – Z5 nit] ni¡t – Z7 Ver‰ande] Ver‰and – 23 Solt] Sol – Ob die großen Gesprächsanteile Floridans im Schlußteil der Ekloge auch aus Birkens Feder stammen, läßt sich nicht ermitteln. Floridan zugewiesen sind diese Verspassagen, Ciiiv und Diiijr(recte: Diijr):
Gedicht 169, 1663
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Da# Herz i‰ weit von dem/ wa# eine Feder s¡reibt. Wir di¡ten/ im Gedi¡t: daß man die Zeit vertreibt. Jn un# wohnt kein Brun‰: obs¡on die Blätter brennen/ von man¡em Flammen-wort. E# i‰ ein blo‹e# Nennen. J¡ gedenk/ wie i¡ vor de‹en/ da mein Gei‰ no¡ jünger war/ an dem Pegniz‰rand gese‹en/ mit der wehrten Hirtens¡aar/ da der Edle STREFON SPJELt und mein Klaju# liebli¡ pfi[e; Da Montano Halmen kielt und darauf Waldlieder gri[e; da au¡ i¡ mit ‰immet an/ Feld und Wälder Lieb gewann. Zeit! wo bi‰ du hingekommen? Freud! wie daß du ni¡t mehr bi‰? Zweene hat der Tod genommen: Klaju# ni¡t mehr S¡äfer i‰/ lebt Uranien vermählt. Strefon au¡ mit seinem S¡eiden ‰ra[et unsre Teuts¡e Welt/ seine Lei¡ un# ließ in Leiden. au¡ Montan/ hinweg ›¡ ma¡t/ gab der Pegni” gute Na¡t. Die beiden zehnversigen Strophen stammen, leicht abgewandelt, aus einem Dankgedicht Birkens für Johann Wilhelm von Stubenberg aus dem Jahr 1660; dort bilden sie die erste und die dritte Strophe (s. im Birken-Stubenberg-Briefwechsel Text Nr. 48 (WuK. Bd. 9, S. 225f.)). Außer diesen Versen stammt von Birken, allerdings ohne daß seine Verfasserschaft gekennzeichnet wäre, auch noch die auf der letzten Seite der Ekloge befindliche emblematische ZUGAB (s. Stauffer, 2007, S. 387-389). Z2-Z4 Da# alte kalte und unge‰alte Jahr, ~ zu begraben.] Anspielung auf die Jahreszeit, in welcher die bedichtete Hochzeit stattfand und in welcher die in der Ekloge erzählte Handlung angesiedelt ist. – Z5Z8 J¡ will, damit i¡ in diesem Spiel nit ‰umm abtrette, ~ eine gute Na¡t wüns¡en.] Floridan fungiert in der Ekloge in einem mehrteiligen Gesprächspiel zwischen Myrtillus und Palaemon als Schiedsrichter. Vorbild sind die dritte und siebte Vergilsche Ekloge. In dieser fungiert Palaemon als Schiedsrichter im
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Sängerwettstreit zwischen Menalcas mit Damoetas, in jener erzählt Menalcas, wie er beim Wettsingen zwischen Corydon und Thyrsis geurteilt habe. Floridans Ankündigung, er wolle dem alten Jahr und dem jungen Paar in unterschiedlichem Sinne gute Nacht wünschen, entspricht das Lied mit jeweils zwei Strophen. – 16 Floren san]er Buhl] Zephyr, der im Frühling dominierende Westwind. – 29 i‰ probiret.] Fragmentarischer Satz: 'Das ist bewährt.' – 31-34 Su¡t Fru¡t in dem S¡weiße, ~ wann der Sommer Aehren hat.] Die von Birken in Hochzeitsgedichten oft verwendete Garten- bzw. Feldbaumetaphorik; s. zu den Gedichten Nr. 156, v. 19-24; Nr. 157, v. 196-215.
Text 170: Zu einem Myrten-Fe‰. 184v-185v T1 CLXX.] CLV. – T2 Fe‰.a.] Fe‰.* – 3 wann] wan – 12 und] u (ebenso A1, A2) – 12 da#] Kürzel; ebenso 31 – 24 getraut.b] getraut.* – 40 Wiesen] i undeutlich überschrieben – A1 Monsieur ~ Slüßelfelderin.] siebenzeilig links auf dem Rand gegenüber T2-4 – A1 a. Monsieur] *Mr. – A1 Patritii Norici] Patr. Nor. – A1 Jungfrau] Jf. – A2 b. Strefon ~ Pegne›#] vierzeilig rechts auf dem Rand gegenüber v. 24-26 – A2 b. S] * | S. Das Gedicht wurde anläßlich der Hochzeit (16.3.1663) Carl Welsers von Neunhof (1635-1697) und Magdalena Barbara Schlüsselfelders von Kirchensittenbach (1645-1704) geschrieben (s. Biedermann, 1741, Tab. DLXVI.) und als Einzeltext gedruckt: m! | Wiedergedä¡tni# | de# | PEGNESJSCHEN | SCHAEFER-GEDJCHTS | und | Ehren-Glü¿wuns¡ | bey | gegenwärtigem | Wohl Adeli¡en | WELSERSCHLÜSSELFEL-|DERJSCHEN | Trauung#-Fe‰ | abgesungen | dur¡ | S. v. B. | Nürnberg/ | Gedru¿t in der Felße¿eris¡en Dru¿erey/ 1663. (S. Garber, 1974, S. 319; Stauffer, 2007, S. 371f.) Birken bezieht sich auf das Schäfergedicht von 1644, weil die Braut von 1663 die Tochter eines der beiden Brautpaare war, zu deren Hochzeit am 14.10.1644 (s. Biedermann, 1741, Tab. DCXXIV.) Harsdörffer und Klaj jenes Werk verfaßt hatten, was Birken später als die Gründung des Pegnesischen Blumenordens betrachtete. Diese Rückerinnerungsperspektive bringt es mit sich, daß im Gedicht vor allem die Braut angeredet wird (v. 21, 53, 56, 57). Im Druck sind die Strophen jeweils über dem ersten Vers gezählt. Nur der jeweils erste Vers ist im Druck eingezogen, alle anderen sind linksbündig. Die Anmerkungen fehlen. Zum Unterschied der Überschriften s. o. Sonst weicht die Druckfassung, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, an folgenden Stellen vom Manuskript ab: 13 Linden] Lenzen – 14 kräuselt] kräu#let – 27 Lied] riet – 28 Cytheräen] Cythereen – 30 für] vor (ebenso 61) – 34 Andre#] ander# – 41 Jüng‰ fand i¡] Findt ›¡ wor (wohl Schreibfehler: wol) – 54 andren] andern –. Wenn die Gedichte Nr. 169 und Nr. 170 zeitnah – was anzunehmen ist – zu den ihnen geltenden Hochzeiten entstanden sind, hat Birken sie in chronologisch falscher Reihenfolge in die Sammlung eingetragen. Ein Grund dafür ist nicht erkennbar. Das Lied Nr. 170 hat Strophenform und Reimfolge gemeinsam mit den Gedichten Nr. 87, 92, 174, 221, 246 und 278 (2. Bestandteil).
Gedicht 170, 1663
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1f. Hätte ni¡t der Tod entführt | unsre# Edlen Strefon# Spielen] Georg Philipp Harsdörffer war am 17.9. 1658 gestorben. Birken nennt ihn mit seinem Ordensnamen im Pegnesischen Blumenorden und spielt auf den in der Fruchtbringenden Gesellschaft an. – 3f. wann der braune Mei#ner-Hirt, | Klaju#, no¡ mö¡t Reimen kielen] Johann Klaj war am 16.2.1656 in Kitzingen gestorben, wo er seit Anfang 1651 als Pfarrer amtierte. Geboren worden war er in Meißen. Birken spielt außerdem auf den Eingangsvers des Liedes "Wann die braunen Mei#nerhirten" im S¡äfergedi¡t von 1644 (S. 9f.) an, das sicher von Klaj stammt. "Reimen kielen" ist eine Kontamination aus zwei Vorstellungen: Reime werden gesetzt oder gesungen, zu Pfeiffen 'gekielt' werden Halme oder Rohre; s. Gedicht Nr. 173, v. 10. – 8 mit beliebtem Lieder-‰reit] Der Sängerwettstreit ist ein Zentralmotiv der Bukolik schon bei Vergil; s. zu Gedicht Nr. 169, Z.5-Z.8. Auch im Schäfergedicht von 1644 spielt dieses Motiv eine Rolle und dient in Birkens Fortse”ung Der Pegni”-S¡äferey von 1645 gar zur Etablierung des Gründungsmythos des Pegnesischen Blumenordens. – 9-16 Sungen wir nit man¡e#mal, ~ bunter Auen Tränke ›nd.] Erinnerung an den Schauplatz der Begebenheiten der meisten Nürnberger Eklogen, die von der Pegnitz vor der Stadt gebildete Halbinsel mit dem Poetenwäldlein, und an das schon im Pegne›s¡en S¡äfergedi¡t von 1644 bedichtete (S. 13) Wasserrad. – 17-20 Fa‰ s¡on zweymal zehenmal ~ unsrer Flora abgeheuet] Bei der Hochzeit des Jahres 1644 war die Ernte vorüber, die des Jahres 1663 stand zum Zeitpunkt der Hochzeit noch bevor: 18 Ernten liegen dazwischen. – 22 eurer Edlen Eltern] Hieronymus Wilhelm Schlüsselfelder von Kirchensittenbach (1616-1672) und Maria Salome, geb. Tetzel. – 27 Halmen-Lied] Schreibversehen; Ried müßte es heißen; s. Druck. – 28 unter Cytheräen Myrten] Cytheräen ist Genitiv. Cytheraea ist einer der Namen der Aphrodite / Venus nach einem ihrer Kultorte. – 32 wie der Nori# i‰ bewu‰] 'Wie man in Nürnberg noch weiß'. – 35f. J¡ muß iezt die theure Zeit | auf die O‰Ges¡i¡ten sparen] Seit Ende 1660 war Birken mit der Arbeit am Ehrenspiegel beschäftigt. Zu den Anfängen – seit Anfang März 1660 faßbar – s. zu Text Nr. 122 im Birken-Windischgrätz-Briefwechsel (WuK. Bd. 9, S. 1209-1215). – 41-44 Jüng‰ fand i¡, im neuen Klee, ~ Man sey einmal Feld-Poete!] Bukolisch-nostalgische Verbildlichung des 'Rückfalls' in den alten Hirtenton, für den die historiographische Arbeit der sechziger Jahre keine Zeit mehr ließ. – 45-48 Jezt, da ›¡ die Erd verjüngt, ~ Lu] und Feld und Wald erklingt.] Auch die Frühlingsnatur zur Zeit des Hochzeitsdatums regt zum erneuten Singen an. – 46 der S¡lü‹el grüner Felder] Spiel mit dem Familiennamen der Braut. – 49-55 Dortmal#, al# da# Frieden#Mahl ~ al# die s¡öne Venu#, gehen.] In der Szenenfolge Teuts¡er Krieg#Ab- und Frieden# Einzug, die am 4./14.7.1650 beim festlichen Abschlußbankett der kaiserlichen Verhandlungsdelegation aufgeführt worden war, hatte, in der dritten Szene, Carl Welser die Rolle der Liebesgöttin gespielt; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 46 (die Lesung "Welfer" ist zu korrigieren). Mit "im begrünten Hütten-Saal" ist auf die Festbaracke angespielt, in welcher die hochrangigen Gäste bei der Veranstaltung saßen; s. Laufhütte, 1998, S. 352. – 61-64 Wa# für Wüns¡e Strefon sang, ~ Edle Lieben, leben#lang!] Aus solchen Wünschen besteht das Pegne›s¡e S¡äfergedi¡t von 1644 von S. 29 an. – A2 b. S. Strefon# ~ Pegne›#] Mit einem Neudruck des Pegne›s¡en
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S¡äfergedi¡t# von 1644 hat Birken den ersten Teil der Pegne›# (1673) eröffnet. Der Schriftduktus dieser Anmerkung wie auch der Anmerkung zur Überschriftzeile entspricht dem des Gedichttextes. Das läßt darauf schließen, daß die Eintragung des Gedichtes – und seiner Umgebung – aus der Vorlage, vermutlich einem Arbeitsbuch von der Art der Di¡terey-Sa¡en, frühestens 1673 erfolgt ist.
Text 171: Zu einem andern. 185v/186r T1 CLXXI.] CLVI – 12 Feldmann#] Feldman # – 16 wilkommen] wilkom en (ebenso 33 HimmelSegen) Das Gedicht wurde im April 1664 zur Hochzeit von Johann Matthäus Stumpf (1627-1673), Rektor der Lateinschule in Bayreuth, und Maria Catharina Pfaffreuter geschrieben. Es handelt sich um die zweite Ehe Stumpfs; seine erste Ehefrau Apollonia Maria, geb. Sahr, war am 2.7.1663 gestorben (s. Zedler, Bd. 40 (1744), Sp. 1356). Dem entspricht das 'Damals-Jetzt'-Schema (Str. 1:2; 3:4), welches das Gedicht durchführt. Stumpfs Hochzeit hat auch eine Spur in Birkens Tagebuch hinterlassen. Zum 21.4. 1664 (I.117; PBlO.B.2.1.4, 9r) ist notiert: "Ho¡zeitbrief von Herrn Magi‰er Stumpfio 63." [...] | Literas ad [...] Stumpfium [...] cum 150 Epithalamii exemplaribus munere nuptiali." Stumpfs Einladungsschreiben vom April 1664 hat sich erhalten: PBlO.C.350.3. Auch in seinem Beantwortungsvermerk auf diesem Schreiben hat Birken die Übersendung des Gedichts Nr. 171 festgehalten; s. Stauffer, 2007, S. 471. Birkens Lied ist als erstes von fünf Gratulationsgedichten in einer Sammelpublikation gedruckt worden: Pegni”is¡er Freuden-Klang/ | gegen den Mayn s¡allend/ | Al# | Der Wohl-Ehrwürdige/ Ho¡a¡tbare und Vielgelehrte | HERR | M. Johanne# Matthäu# Stumpf/ | Wolverdienter Diaconus und Rector der S¡ule | zu Bayreuth/ | mit | Der Wol-Erbarn VielEhr- und Tugendrei¡en | Jungfrauen | Maria Catharina | De# Wohl-Ehrwürdigen/ Ho¡a¡tbarn und Ho¡-|gelehrten Herrn | M. Hieronymi Pfa[reuter#/ weiland | Senioris und Ho¡verdienten Evangelis¡en Predi-|ger# in de# Heil. Röm. Rei¡#-Stadt | Regen#purg/ | Hinterbliebenen einigen J. To¡ter/ in Bayreuth/ | den 26 Aprili#/ Anno 1664 | Sein Ho¡zeitli¡e# Ehren-Fe‰ begienge: | Jn Nürnberg ange‰immet | Dur¡ | Wohlgönner und Freunde. | Gedru¿t daselb‰ | Jn Wolf Eberhard Felße¿er# Dru¿erey. (S. Stauffer, 2007, S. 470f.) Das Heft muß am 21.4.1664 gedruckt vorgelegen haben. Da Birken Stumpfs Einladungsschreiben erst am 21.4.1664 erhalten hat (s. o.), müssen er und die anderen Beiträger früher auf anderem Wege Kenntnis von der Hochzeit erhalten haben. Im Druck (Aijr) ist das Gedicht zweispaltig angeordnet (v. 1-20; 21-40). Zwischen den auch im Druck nicht gezählten Strophen gibt es keine Spatien. Im Druck ist das Gedicht unterzeichnet: "Au# Freund-S¡wäg. Beyfreude zu-| ge‰immet dur¡ | Sigmund von Birken Com. P. C." Sonst weist die Druckfassung, von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion sowie Hervorhebungen durch Fettdruck abgesehen, folgende Abweichungen von der Manuskriptfassung auf: 4 Napäen] Dryaden – 17 der Hirt] Herr Stumpf – 25 Jezt] Izt – 26 andre#] ander# –. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 20, 72, 79 und 91 gemeinsam.
Gedichte 171, 172 und 173, 1664 und 1665
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1-8 Al# die wei‹e S¡nee-s¡la[haube ~ Gute Na¡t, vergangne Freud!] Erinnerung an den Tod der ersten Gattin Stumpfs. Diese war allerdings im Sommer verstorben (s. o.), so daß die Winterbildlichkeit hier metaphorisch zu verstehen ist; s. auch Str. 3. Die Frühlingsbilder in Str. 2 dagegen korrespondieren mit dem realen Termin der bedichteten Hochzeit. – 4 Napäen] Waldgottheiten. – 11 da die Ehr der Felder ähret] 'Da die Getreidesaat Ähren ansetzt'. – 17-24 Dortmal# al# der Hirt mit s¡merzen ~ ihm zur Freud den Weg vers¡neyt.] S. o. – 33-40 Wüns¡e, Pegni”! HimmelSegen, ~ hier sol ni¡t# dan Segen seyn.] Vgl. Gedicht Nr. 157, v. 114-125. – 35 soviel Tropfen walzt der Regen] Das Verb und die Umgebung machen kenntlich, daß der Fluß Regen gemeint ist. Die Braut stammte aus Regensburg.
Text 172: Uber Myrtillen# Ubelaufwesen. Sonnet. 186r/v T1 CLXXII.] CLVII – T3 Sonnet.] rechts neben T2 auf dem Rand – 2 Wann] wan (ebenso FeldHuldinnen – 7 Gotte#mann – 10 HimmelZinnen) – 2 ‰immet] ‰im et (ebenso 7 fromme – 10 HimmelZinnen) Zwar hat Birken die Jahreszahl 1665 erst beim Gedicht Nr. 173 angebracht, aber auch dieses Sonett auf und für Martin Limburger / Myrtillus II. (1637-1692; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 158-168; Will. Bd. 2 (1756), S. 442-444; Jürgensen, 2006, S. 245-250) gehört in die Jahrgangsgruppe 1665. Zum 13.5.1665 nämlich hat Birken im Tagebuch notiert (I. 183; PBlO.B.2.1.4, 26v): "Sonnet, auf Myrtillen# Krankheit." Ob und, wenn ja, wie das Gedicht zu Limburgers Kenntnis gebracht worden ist, wissen wir nicht. Ein Druck ist nicht bekannt. 3 Wer ‰i¿et Kun‰ in Faunu# grüne Fahn?] Wohl Anspielung auf Limburgers botanische Interessen; s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 159; Jürgensen 2006, S. 245. – 4 die FeldHuldinnen] S. zu v. 3. – 5 die Pegni”innen] Die Musen des Nürnberger Dichterkreises, dem Limburger ja angehörte. – 8 die Sioninnen] Die Musen der geistlichen Dichtung, auf die Birken den Pegnesischen Blumenorden seit der Neugründung festzulegen suchte; Hinweis auch auf Limburgers geistlichen Stand. – 13 ihm deine Freud zu geben] 'ihn durch den Tod zu dir zu holen.'
Text 173: Jn Cleodor# AndenkBu¡. 186v/187r T1 CLXXIII.] CLVIII – 17 be‰imm] be‰im (ebenso 31 Stamm) – 35 Sinn] Sin Dieses Gedicht, das Martin Kempe (1637-1683; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 288-330; Jürgensen, 2006, S. 272-279) mit dem Namen nennt, den er in Johann Rists Schwanenorden führte, hat eine längere Vorgeschichte. Schon in seinem Brief vom 30.5.1665 (PBlO.C.167.7) aus Jena, seinem damaligen Studien- und Wohnort, hatte Kempe Interesse an einer Mitgliedschaft im Pegnesischen
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Blumenorden bekundet. Im Brief vom 5.8.1665 (PBlO.C.167.8), in dem er seinen Besuch in Nürnberg ankündigt, wird er deutlicher; Birken hatte ihm wohl die Möglichkeit einer Aufnahme angedeutet: Soll aber der Unbekante Preußis¡e Lehrling der Poe›e no¡ mehr Gun‰ und Ehr-|bezeigungen von dem Theuren Floridan genießen, und den vohrnehmen weidgenoßen beygefügt werden, ‰ellet er zu deßelben gän”li¡em belieben, ihn wie er will, an und auf zunehmen, zu nennen und zu bezei¡nen. Alle# bleibt ihm genehm, und da er vorhin um seine# Großen Gönner# wegen die Nori# allermei‰ zu begrüßen ihm vorgenommen, i‰ sol¡e begierde auf# neue vergrößert, daß er na¡ ni¡t# so em›g tra¡tet, al# dem Ho¡Edlen und Deuts¡ge›nnten Floridan, auß deuts¡müthiger und unterthäniger Ergebenheit ehi‰e# die hände zuküßen [...]. Am 20.9.1665 hat Kempe Birken seine Ankunft in Nürnberg mitgeteilt (I.202; PBlO.B.2.1.4, 31v): "S¡reiben von Cleodoro ex hospitio. 121." Dieses – poetische – Schreiben hat sich in Birkens Archiv erhalten (PBlO.C.167.32): S〈alutem〉 D〈omini〉 Magnifice Nobilissimè Consultissimeque Vir, Maxime Fautor et Patrone. Quem dudum stimulavit amor celebraque Camoena BETULII Cultor nunc Kleodorus adest. Illius illusit sors hactenùs invida votis, Hinc se non potuit sistere temporiùs. Candidus affectus disrupit vincula tandem, Et finem fecit blandior aura morae. Ergo Salam linqvens ad Norica moenia cessit, Qvae pulcris animat docta Thalia metris. Heîc vult sacra sui venerari LUMINA PHOEBI; Amplecti dextras, colloqvioquè frui. Si tibi permittunt curae, qveîs dividis horas, Hospitis excipias paucula verba lubens. Fac summas Dotes Divinae mentis adoret, Et manibus figat basia grata tuis. Annue qvaesitis Kleodori Maxime Fautor Ut voti compos gaudeat ille sui. Dabam properiter, adeoquè extempore Tuae Magnificentiae Deditissimus MMKempius.
Gedicht 173, 1665
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Norimbergae die XX. Septembris. Anno 1665. [Gottes Segen! Dem Hochangesehenen, Wohledlen und Hochgelehrten Meinem allergrößten Freund und Gönner. Den schon lange deine Liebe und deine berühmten Gedichte gelockt haben, Kleodor, der Verehrer des Betulius, ist nun hier. Bisher hatte das mißgünstige Geschick seiner Wünsche gespottet, daher konnte er sich nicht früher einstellen. Doch die ungetrübte Zuneigung hat endlich die Fesseln gesprengt, und deine höflich erwiesene Gunst hat dem Zögern ein Ende gemacht. Daher ist er, von der Saale scheidend, zu den Norischen Mauern gekommen, welche die gelehrte Thalia mit schönen Versen beseelt. Hier will er die geweihten Leuchten des Phöbus verehren, ihre Hände drücken, das Gespräch mit ihnen genießen. Wenn es dir die Studien gestatten, mit denen du deine Stunden verbringst, so nimm gefällig diese geringen Worte des Gastfreundes auf. Laß ihn die außerordentlichen Gaben deines göttlichen Geistes anbeten und auf deine Hände willkommene Küsse drücken. Sei Kleodors Ansinnen günstig, großer Gönner damit der sich über die Gewährung seines Wunsches freuen kann. Gegeben in Eile und aus dem Stegreif, der dir, Hochangesehener, sehr ergebene Magister Martin Kempe. Nürnberg, den 20. September 1665.] Als Kleodor hatte Kempe sich Birken angekündigt; als Kleodor behandelt Birken ihn im Gedicht Nr. 173, das er an einem der Tage, an denen Kempe sich in Nürnberg aufhielt, in dessen Album eingetragen haben dürfte. Den von Kempe im Briefgedicht erbetenen Kontakt zu anderen Pegnitzschäfern hat Birken während dieser Tage hergestellt, wie sein Tagebuch zu erkennen gibt: 21.9.1665 (I.202; PBlO.B.2.1.4, 32r): "Herrn Kempium und Herrn Ingol‰ettern cum Uxore abend# ga‰iert. Expensae 2 Gul-
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den. 5½ Maß Wein à 16 Kreuzer. cum ipsis üm# Thor." Birken hat seine Gäste ausgeführt, weil seine Frau verreist war. – 22.9.1665 (ebd.; ebd.): "Kempius pernoctirt." – 24.9.1665 (ebd.; ebd.) – am Vortag war Frau von Birken heimgekehrt – : "Bey Herrn Ingol‰ettern mit Kempio, Herrn Mayrn und Herrn Walthern, ego et Uxor prandebamus et coenabamus." – Zum 27.9.1665 schließlich heißt es (I.203; ebd.): "S¡reiben an den Spro‹enden 92, bey Kempen." An diesem Tag oder bald danach wird Kempe abgereist sein. Nächstes Reiseziel war Weimar, daher wurde ihm der Brief an Neumark mitgegeben. Während Kempes Aufenthalt in Nürnberg muß seine Aufnahme in den Blumenorden beschlossen worden sein. In seinem Brief vom 11.10.1665 aus Leipzig, wohin er von Weimar aus weitergereist war (PBlO.C. 167.9), dankt Kempe für die Zusendung der Ordensinsignien, durch welche die Mitgliedschaft besiegelt wurde: Der X Octobris hat mi¡ so sehr al# no¡ kein tag in Jehn, beglükket, in dem Mier die weltbelobte Pegni”, dur¡ ihren Lieb‰en Hirten, Meinen Leben# lang geEhrten Floridan, einen s¡önen gruß entbothen, und ein be‰ändige# Zei¡en ihrer gewogenheit, da# Reingefärbte S¡äferband ubers¡ikket. Hiedur¡ bin i¡ derma‹en gebunden, daß i¡ allen fleiß anwenden werde, de# Floridan# Willen na¡zuleben. Die Fals¡heit sey verdammt; da# Weltge›nnte s¡mei¡eln führt lauter Ottergi], ein s¡lau-ver‰ellter Freund, bringt Noht und Her”eleid, J¡ sage denen ab Die au# vergallter Bru‰ mit gro‹en Worten heu¡eln, Und bleib im gegentheil bi# an da# öde grab dem Floridan getreu, so wahr mir Phoebu# s¡eint! J¡ werde s¡on gelegenheit in a¡tnehmen meine dankbarkeit abzu‰atten, damit i¡ de‰o fähiger sey Meine# Ho¡geehrten Herrn gewogenheit beharrli¡ zu behalten. J¡ ver›¡ere mi¡ au¡ Mein Ho¡geehrter Herr werde mi¡ kün[tig mit einem Lieben brief¡en an meinem entfernten ohrte erfreuen, auf da# der Pregel, der ohn da# in Deuts¡land ni¡t sehr bekant, seinen Ruhm mit Meine# Ho¡geehrten Herrn Nahmen#prei# vermehren könne. Seinem neuen Status gemäß redet Kempe Birken in diesem Brief mit "Ho¡gebietender Weidgenoß" an, und Birken notiert im Tagebuch das Eintreffen des Schreibens am 20.10.1665 (I.206; PBlO.B.2.1.4, 32v) so: "S¡reiben vom Pegni”S¡äfer Damon, 142". Ein Druck des Liedes Nr. 173, das Strophenform und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 2, 6, 160 und 241 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. 3f. hier im LindenThal der Heerd, | in da# RindenBu¡ ges¡rieben] Der Vorgang der Eintragung in Kempes Album wird ins Bukolische transferiert, mit Anspielung auf den ersten Ort schäferlicher Zusammenkünfte, den Schauplatz vieler in den Nürnberger Eklogen erzählter Begebenheiten, die von der Pegnitz gebildete Halbinsel vor der Stadt; s. zu Gedicht Nr. 22 u. ö. – 7-10 Wo der Edle Strefon spielte, ~ wo Montano Halmen kielte:] Birken zitiert variierend ein eigenes Gedicht an; s. zu Gedicht Nr. 169. Die beiden Erstgenannten waren seit 1658 und 1656 tot. Myrtillus I., der hier gemeint ist, Samuel Hund,
Gedichte 173 und 1674, 1665
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hat nach dem Ende der vierziger Jahre im Blumenorden keine Rolle mehr gespielt. Montano / Johann Hellwig hatte 1649 Nürnberg verlassen. Wie an den ersten Treffpunkt der Schäfer erinnert Birken an die ersten Mitglieder des Ordens. – 13-16 Jhm beliebet ja da# Singen ~ ma¡en dein Ge‰ad erklingen.] Kempe war an Informationen über die in neueren Dichtungen genannten Mitglieder des Blumenordens interessiert; s. seinen Brief vom 30.5.1665 (PBlO.C.167.7); auch sein Briefgedicht vom 20.10.1665 zeigt das, s. o. – 17f. Drum be‰imm dein hole# Rohr, | mit dem Namen Cleodor.] Angeredet ist, wie im gesamten Gedicht, die Pegnitz. Birken selbst als derjenige, der den Namen Cleodor hier klingen macht, erscheint als Repräsentant der angeredeten Pegnitz. – 19-24 Au¡ die Elbe, ~ Cleodorn o] grüßet s¡ön.] Birken nutzt die Gelegenheit des ehrenden Hinweises auf Kempes Kontakte zu Johann Rist (zu diesem s. zu Brief Nr. 15, allg. und zu Z. 7, im Birken-Rist-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 683f.) zu einer Erinnerung an seine eigene Zeit in Norddeutschland 1646-1648. – 25-30 Au¡ die Jlme, deine S¡we‰er, ~ Cleodor un# su¡te heim.] Hinweis auf Kempes Kontakte zu Georg Neumark (1621-1681), dem in Weimar amtierenden Sekretär der Fruchtbringenden Gesellschaft, der 1679 als Thyrsis II. in den Pegnesischen Blumenorden aufgenommen wurde (s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 386). Daß die Ilm, nicht Weimar genannt wird, ist Folge der Einrichtung des Liedes als Anrede an die Pegnitz. – 32 in der LindenJnsel dort] S. zu v. 3f. – 36 reis na¡ deinem Pregel hin] Kempes Besuch in Nürnberg erfolgte während seiner stationenreichen Heimreise vom Studienort Jena nach Königsberg; s. Jürgensen, 2006, S. 273.
Text 174: Jn meinen, an eine Edle Leonora verehrten, Lorbeerhayn. 187r/v T1 CLXXIV.] CLIX – 8 Lorbeerhäyn] zweites e überschrieben; ebenso bei 9 Blumenheyd – 16 Leonoren Aeugelein] überwiegend lateinische Schreibung; ebenso 24 Leonoren – 32 Leonora – 40 Perle – 22 Stimmgethöne] Stim gethöne (ebenso 31 komme) – 26 mitgebe] ev. mit gebe Das Gedicht muß Ende März / Anfang April 1665 entstanden sein, anläßlich des Aufenthalts des Grafen Gottlieb von Windischgrätz und seiner Braut, der Gräfin Marie Eleonore von Öttingen (zu ihr s. zu Konzept Nr. 146 im Birken-Windischgrätz-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 1262) in Nürnberg. Spätestens seit dem 26.3.1665 war Windischgrätz in Nürnberg anwesend (I.174; PBlO.B.2.1.4, 24r: "Beym Kühnen, auf Erfordern, aufgewartet."). Am 2.4.1665 fand die Trauung statt (I.175; PBlO.B.2.1.4, 24v: "der copulation beygewohnt cum Kirchmario juniori."). Kontakte mit dem gräflich Öttingischen Hofmarschall Johann Ludwig von Büchsenstein sind für den 2., 3. und 4.4.1665 verzeichnet (ebd.; ebd.). Irgendwann während der Zeitspanne, in der sich das Brautpaar in Nürnberg aufhielt, muß Birken ein Exemplar des 1657 erschienenen Habsburg-Panegyricums O‰ländis¡er Lorbeerhäyn, in welches das Gedicht eingeschrieben oder eingelegt war, der Gräfin zugesandt haben. Wie bei den Gedichten 169 und Nr. 170 gibt es erneut eine Unstimmigkeit in der chronologischen Anordnung der Sammlung. Das Gedicht Nr.
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174 ist sicher vor dem Gedicht Nr. 173 entstanden. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge gemeinsam mit den Gedichten Nr. 87, 92, 170, 221, 246 und 278 (2. Bestandteil). Ein Druck ist nicht bekannt. 1f. Reise hin zu s¡öner Hand: | Glü¿ dir gnadet, ›e zu kü‹en.] Zur Strategie der Anrede an einen zu verehrenden oder in der Nähe der Adressatin befindlichen Gegenstand statt an sie selbst und zu den dadurch ermöglichten Lizenzen s. zu den Gedichten Nr. 55, 57, 69 und 89. – 19-21 wan du o] spaziren führ‰ ~ deine Lieder, du mein Häyn!] Zugrunde liegt die Vorstellung, die Gräfin werde die im Lorbeerhäyn enthaltenen Lieder singen. – 20 zwis¡en den Corallnen Klippen] Ein von Birken häufig verwendetes Oxymoron. – 35f. do¡ der mi¡ ni¡t ‰e¡en muß, | son‰en würd i¡ Wunden erben.] Ein Ehren- und Dank-Kuß, kein Liebeskuß. – 38-40 daß i¡, zur Ra¡e, | mi¡ zu ihrer Lieb‰en ma¡e, | meiner Perle in dem Häyn.] Falls kein Versehen vorliegt und es "meiner Lieb‰en" heißen müßte, kann diese Passage nur so erklärt werden, daß Frau von Birken, die hier zweifellos gemeint ist, der Gräfin vorgestellt und von dieser mit auszeichnender Freundlichkeit behandelt worden war, worauf Birken hier anspielen würde.
Text 175: An Silvia, bey übersendung de# BlumS¡äfer-Bande# und LorbeerKränzlein#. 188r/v T1 CLXXV.] CLX – T4 LorbeerKränzlein#] ev. Lorbeer Kränzlein# – 7 2.] 2 (ebenso bei den folgenden Strophen) – 9 Himmel] Him el (ebenso 12 nimmet) – 15 HufBrunn] Hufbrun – 16 hat.] hat – 17 Kün‰eRei¡] Bindestrich unterhalb der Zeile – 19 der] Kürzel – 22 den] durch Überschreibung aus da– – 26 wei‹e] ‹ aus ß überschrieben – U1 Mense Junio.] M. Jun. Das Lied ist am 21.6.1668 entstanden (s. u.). Es gilt der Pegnitzschäferin Silvia, Catharina Margaretha Schweser (1649-1683) aus Kulmbach, seit 1674 Dobenecker; zu ihr s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 333-337, Kröll, 1978, S. 287-300; Jürgensen, 2006, S. 300-302. Birkens Tagebuch macht Vorgeschichte kenntlich. Zum 31.5.1668 ist notiert (I.373; PBlO.B.2.1.4, 84r): "Mit Herrn Magi‰er Sto¿fleth na¡ Sankt Johanni#, da wir am Bus¡ bey der Grünen höle die Poesyen der Edlen Sylvien Catharinen Margarethen Sueserin dur¡lesen." Das Ergebnis dürfte der Entschluß zur Dichterkrönung und Aufnahme in den Blumenorden gewesen sein. Die Krönung von Frauen zu Dichterinnen war ein eher spielerisch vollzogener Akt. In Birkens Verzeichnis seiner Amtshandlungen als Comes Palatinus (PBlO.A.1, 29r-31r) ist, anders als die Krönungen von Männern, die sämtlich registriert sind, keine einzige von ihnen aufgeführt. In dem handschriftlichen Verzeichnis der Ordensgenossen, das Birken in seinem Exemplar der Nachrufschrift auf seine erste Ehefrau auf einem leeren Blatt am Ende des Buches angelegt hat, erscheinen die 13 von ihm aufgenommenen Schäferinnen in einer gesonderten Rubrik. Das Problem der Krönung von Frauen zu Poetinnen hat schon Birkens Zeitgenossen beschäftigt. In seinem zweiten Brief an Birken (PBlO.C.254.2) vom 29.7.1672 schreibt der soeben in den Pegnesischen Blumenorden aufgenommene gekrönte Poet Christian Franz Paullini: "Rühmli¡ i‰–, daß mein
Gedicht 175, 1668
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ho¡Edler Herr sol¡e wolspielende Ti¡terinnen mit dem LorbeerKran” bes¡enket. Mö¡te wol wißen, wie Er– ma¡e, ob e– nur ges¡ehe mit übersendung de– kran”e–, oder aber au¡ mit einem (ihnen an‰ändigen) diplomate, bitte üm Na¡ri¡t." Zum 17.6.1668 heißt es dann (I.376; PBlO.B.2.1.4, 84v): "Jungfrau Pet. Mezgerinn mit den 3 Kränzen und den Band vor die Silvia eingespro¡en." Eine entsprechende Bestellung muß voraufgegangen sein. Zum selben Datum steht in einer anderen Rubrik des Tagebuchs (I.341f.; PBlO.B.2.1.4, 73v): "Vor die 3 Kränzle der S¡äferinnen 1 Imperialen und vor die 4 S¡äferbänder 16 pa”en bezahlt." Warum nur von drei Kränzen die Rede ist, bleibt unklar. Aus der Folge der Gedichte Nr. 175, 176, 178 und 179 sowie aus den entsprechenden Tagebuchstellen zur Übersendung der Gedichte (s. die jeweiligen Kommentare) ergibt sich, daß außer Catharina Margaretha Sueser damals die Damen Barbara Juliane Penzel (1636-1673; zu ihr s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 348-351; Jürgensen, 2006, S. 285287) als Dafne, Maria Catharina Heden (seit 1653), geb. Frisch (1634-1692), seit 1669 Stockfleth (zu ihr s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 348-351; Jürgensen, 2006, S. 297-299), als Dorilis und Regina Magdalena Limburger (seit 1659), geb. Fink, die Gattin Martin Limburgers, des Pegnitzschäfers Myrtillus II. (zu ihr s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 347f.; Jürgensen, 2006, S. 326f.), als Magdalis zu Poetinnen gekrönt und in den Blumenorden aufgenommen wurden. Wegen der Lorbeerkränze scheint es Beanstandungen gegeben zu haben, denn zum 19.6.1668 hat Birken notiert (I.376; PBlO.B.2.1.4, 84v): "Jungfrau Ro›lli–, mit den Bändern, wieder eingespro¡en, die Kränzle mitgenommen." Zum 20.6.1668 heißt es dann (I.377; ebd.): "Jungfrau Ro›lli– die Kränzle wiedergebra¡t." Zum 21.6.1668 findet sich dann diese Notiz (ebd.; ebd.): "die Glü¿wüns¡e an Sylvien und Dafne verfa‹et. 38 Verse." Die beiden Gedichte Nr. 175 und 176, die zweifellos gemeint sind, bestehen aber zusammen aus 44 Versen. Da das Gedicht Nr. 176 ein Sonett ist, bedeutet dies, daß das Gedicht Nr. 175 zunächst nur aus vier Strophen bestanden hat. Ursprünglich hatte es gleich nach seiner Fertigstellung versandt werden sollen. Zwischen zwei auf den 13.6. und den 25.6.1668 datierten bzw. datierbaren Notizen steht im Konzeptbuch PBlO.B.5.0.41 nämlich das folgende Briefkonzept (108r-109v): An die Edle Sylvia Jungfrau Catharina Margaretha S¡weserinn zu Bayreuth Bey übersendung de– LorbeerKranze– und S¡äferbande–. Mademoiselle! Daß die Teuts¡e Kun‰Musen da– weltberühmte Sudeten Gebirge zu ihrem Parna‹u– erwehlet, und der weiße Mayn zur weißheitquelle worden: sol¡e– haben seither | viele süßlisplende Kun‰bä¡lein, wel¡e vom Gebirge in unser Noris¡e– Pegni” Thal zu un– herunter geflo‹en, mi¡ glauben gema¡t. Aber no¡ mehr werde i¡ nunmehr de‹en beredet, dur¡ den Beri¡t, wiedaß eine wahrha]ige Musa auf diesem Kün‰innen Berg ›¡ sehen und hören la‹e. der angenehme Uberbringer dieser erfreüli¡en Zeitung, ware unlang‰ unser wehrter Doru–: wel¡en die Ehre beglü¿et und da– Glü¿ beehret, dieser Kün‰inne aufgewartet zu haben. Sie, Edle S¡öne, i‰ e–, von deren er mir Wunder erzehlet und vorgewiesen. J¡ will nur da–
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s¡öne Lied, Je”o komt der Lenz gegangen etc. benennen: wel¡e– er in meinen händen gela‹en, damit i¡ sol¡e– andern Seltenheiten beylegen könte. J¡ fande e– voll Gei‰e–-Funken, und güldne Kerne in ›lbernen S¡alen. J¡ ward ver›¡ert Jhre– sonderbaren Eifer–, Mademoiselle, unsre Teuts¡e Helden Spra¡e und Poesy ni¡t allein zu lieben, sondern au¡ prä¡tig au–zuüben. J¡, al– in dem ho¡löbli¡en Fru¡tbringenden PalmOrden der unwürdig-Erwa¡sene, inglei¡en unter den Pegni”S¡äfern der treue Floridan, und folgbar zu erhebung besagter Spra¡e verpfli¡tet, erinnere mi¡ meiner S¡uldigkeit, diese– Gei‰Feuer ni¡t allein zu verehren, sondern au¡ mit einigem Beehrung–zei¡en no¡ mehrer– aufzublasen. Die Kun‰-di¡tende mit Lorbeerlaub zu krönen, bin i¡ von dem Allerhö¡‰-Gekrönten auf Erden gefähigt und befehligt. Solte, diese freyheit, ›¡ allein auf den Mann–Namen er‰re¿en? | da die lieben Männinnen und Mann–Tö¡ter de– Himmel– MitErben seyn werden: warüm solten ›e ni¡t au¡, auf Erden, de– Ehrkranze– mit-theilha] seyn? da ›e, mit dem Männli¡en Ges¡le¡te wett-kun‰di¡ten, ja da‹elbe übertre[en: warüm solten ›e von der Siege– Krone und dem EhrenLohne au–gela‹en seyn? demna¡ empfange ›e hiemit, Edle S¡öne, den Kranz, wel¡en vor urzeiten Apollo zuglei¡ den Sieg–-helden und Kun‰di¡tern gewidmet; mit deme soviel Kayser und Könige gepranget. Sie habe diesen dank vor ihre prei–würdige Kun‰liebe: und la‹e ›¡ dadur¡ anfeuren, dur¡ so s¡önen Fleiß ›¡ selb‰ und unsre Heldenspra¡e immer prei–würdiger zu ma¡en. Edle Gekrönte! Unser Pegni”-S¡äferOrden bindet ›¡ an da– Gese”e, allein die Gekrönten zu Mitgliedern anzunehmen. J¡ habe Sie gekrönet, ni¡t allein weil ›e sol¡e Ehre verdienet sondern au¡ damit wir mit ihr, al– einer Fürtre[li¡en Mitgeno‹in, prangen könden. demna¡ bitte i¡, und dur¡ mi¡ bittet dieselbe unsre ganze Geno–s¡a]: Sie beliebe von nun an, unter dem s¡önen Namen Sylvia, die Unsere zu seyn. Selbigen wird ›e, und zuglei¡ da– liebe Blümlein Je länger ie lieber, auf beykommenden s¡le¡tem Bande finden. E– i‰ s¡le¡t und weiß: al– ein Zei¡en der demütigen Einfalt und unbefle¿ten Treue, wel¡e Tugenden dem S¡äfer‰ande eigen ›nd. diß wei‹e Band, ümbinde dero viel-wei‹ere s¡ön‰e hand: und unser Orden verbindet ›¡ damit deroselben zu allen Ehrendien‰en. Jhr habt au¡ Gespielinnen und S¡we‰ern in demselben, eure– Glei¡en tre[li¡e Gei‰er, S¡ön‰e Silvia! die wehrti‰e Dorili–, die liebrei¡e Dafne; | deren jene, de– Doru– Eheli¡-Verlobte, mit beykommendem Glü¿wuns¡e üm Euere s¡öne Freunds¡a] wirbet; diese aber hat da– Ehe Ges¡i¿e unsrem Pegni”Strande unlang‰ entführet. Jhr hei‹et billig Silvia: weil ihr seit die Ehre de– Gebirg– und der hohen Wälder. Seit, wa– ihr seit, und adelet droben die BaumRinden, unter dem BaumS¡atten, al– eine Baumhild, mit Euren Kun‰ gedanken. Ma¡et den Wei‹en Mayn, zum Strom der Weißheit. Auf eurem Parnassu–, (zu Lindenhart, 2. Meilen von Bayreuth) entspringt unsre Pegni”, deren Brunnen i¡ vor 9 Jahren mit Lu‰ bes¡auet: so gebt dann den lallenden Fluten eure s¡önen Lieder mit, sol¡e unsren Noris¡en S¡äferthal zu überbringen. Inseratur hic da– Lied: Je länger ie lieber ›¡ ma¡et etc. Kurz! Edle Silvia! Sie ma¡e ›¡, dur¡ die Proben ihre– s¡önen Gei‰e–, dem Himmel, den Tugend- und Kun‰liebenden, je länger ie lieber, und erfülle also da– absehen unsre– Hirten Orden–, wel¡e– i‰
Gedicht 175, 1668
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Gott zu Ehren, Tugend zu lehren und der Deuts¡en Spra¡e und Poesy Aufnahme zu mehren. Hierzu Sie herzli¡ beglü¿wüns¡end, und in s¡öne Ehrenwolneigung mi¡ empfehlend, unterziehe i¡ mi¡ mit diesen Zeilen auf leben–lang WohlElde S¡ön‰e Sylvia Dero Ehren Ergeben‰er Diener Sigmund von Birken Comes Palatinus Caesareus. | Rechts neben den beiden ersten Zeilen der Überschrift hat Birken notiert: "Ni¡t übersendet." Und tatsächlich sind der neuen Pegnitzschäferin ihre Insignien und damit auch das Lied Nr. 175 erst am 5.12.1668 zugestellt worden, wie das Tagebuch zu diesem Datum festhält (I.406; PBlO.B.2.1.4, 94r): "An Frau Dorili–, samt Kranz und Band vor Silvien, au¡ vor ›e den Brandenburgis¡en Uly‹e–." Von diesem bereits am 25.11.1668 verfaßten Schreiben hat Birken eine Kopie angefertigt. Sie ist Bestandteil eines Konvoluts von Texten in Birkens Archiv, Briefen, Briefabschriften und Gedichten, das bei der Neusignierung nicht an seinem korrekten Lagerungsort war und folglich nicht einbezogen wurde. Einige Texte aus diesem Konvolut, P.Bl.O.LXI.c, sind 1978 von Kröll veröffentlicht worden, darunter auch (S. 301-303) dieser Brief Birkens an Frau Heden in einer von ihm selbst angefertigten Abschrift (P.Bl.O.LXI.c.22/23.2, erster Text): Copia S¡reiben– Floridan– an Dorili–, wegen Silvien Krönung und Einname in den Pegni”Orden. Edle, S¡ön‰e Dorili–, ho¡geehrte Frau und wehrti‰e Gesells¡a]erinn. Wa– deroselben leztmal– mir einzusenden beliebet, vom Wehrti‰en Doru–, ware hauptsä¡li¡ ein Beri¡t von der Edlen Silvia, wa–ma‹en dieselbe, mit ihrer tre[li¡en Person unsern S¡äfer Orden zu ehren und zu mehren, anno¡ geneigt lebe. Band und Kranz vor diß Edle Kind, lag ja s¡on etli¡e Monate bey mir färtig: und ›nd beyde glei¡sam betrübt gewesen, daß ihnen ihr wehrti‰er Ort, dem ›e gewidmet, bi–her mi–gönnet worden; i¡ will sagen, daß ›e, dur¡ die s¡ön‰e Glieder dieser S¡önen, zu einem Heiltum no¡ nit geweihet worden. Die Beysorge, daß der Edlen Silvia Fürtre[li¡er Herr Vatter mit dieser Vergesells¡a]ung und Krönung nit zu frieden seyn mö¡te, ware ja von einiger Vernun] begleitet; und die Re¡te erfordern, daß ein Kind, so no¡ in de– Vatter– botmäßigkeit i‰, zu ni¡te–, ohne de‹en wi‹en und bewilligung, verleitet werde.
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i¡ muß aber endli¡ mutma‹en, daß der Fürtre[li¡e Dafni–, wegen dieser beehrung, seine– lieben Kinde– der wehrti‰en Silvia, allein au– höfli¡er bes¡eidenheit ›¡ ni¡t ein‰immig vermerken la‹en: und daß e– Jhme glei¡wol, weil Er selb‰ ein gro‹er Liebhaber und Förderer der Deuts¡en Spra¡-zier i‰, und weil Er so einer tre[li¡en To¡ter Vatter i‰, nit mi–fallen könne, wann ›e dur¡ diese Geno–s¡a] in die Zahl derjenigen, die mit einer Teuts¡en kun‰feder ›¡ su¡en bekandt zu ma¡en, gese”et wird: Wie e– au¡ an ihr selber ein so Edle– und wohlartige– Kind, daß Sie ni¡te–, al– wa– ihrem Herrn Vattern beliebet, annehmen oder anzunehmen verlangen wird. Einmal dann! Unser Orden, muß diese– Edlen Mitglied– ni¡t entbären. Sie muß die unsre, oder vielmehr wir wollen die Jhrigen, ihre Weidgeno‹en werden. Wel¡erge‰alt aber? dur¡ Sie, S¡ön‰e Dorili–! weil Sie der S¡ön‰en Silvia allbereit vorlang‰ hierzu so artig glü¿gewüns¡et, und Silvia sol¡en s¡önen Wuns¡ zu sehen verlangig i‰: so wird Jhr, von dero lieben hand, alle– diese– viel liebangenehmer, al– von der meinigen, zukommen. Demna¡ erlaube Sie mir, würdig‰e Dorili–, daß Jhro i¡ dißfall– mein Amt auftragen, und Sie, der Edlen Silvia beykommende– in der gesells¡a] und meinem Namen einzusenden, erbitten möge. Gebet Jhr zu ver‰ehen, Tre[li¡‰e Dorili–, wiedaß Sie gebohren sey, da– alt-berühmte Sudeten gebirge zum Parnaßu–, und den Weißen Mayn (der Bayreuth vorbey flie‹et,) zum Pegasu–fluß der Weißheit zuma¡en: wel¡e– mi¡ unters¡iedli¡e ihre, vom Gebirge in unser Noris¡e– Pegni”thal zu un– herabgeflo‹ene, süßlisplende Kun‰bä¡lein gläuben gema¡t. Saget Jhr, wiedaß i¡, al– in dem ho¡löbli¡en Fru¡tbringenden PalmOrden der unwürdig Erwa¡sene, inglei¡en unter den Pegni”S¡äfern der getreue Floridan und folgbar der zu erhebung Teuts¡er Spra¡e Aufnahme doppelt-verpfli¡tete, mi¡ s¡uldig erkenne, ni¡t allein sol¡e– dero Gei‰feuer zu verehren, sondern au¡ mit einigen Beehrung–zei¡en da‹elbe no¡ mehrer– aufzublasen. Ma¡et Sie wi‹en, daß i¡, der i¡ von dem Allerhö¡‰-Gekrönten, die Kun‰di¡tere mit Lorbeerlaub zu krönen, gefähigt und befehligt worden, die Kun‰di¡terinnen billig diese– Ehrkranze– für mitwürdig a¡te, und dannenhero Sie hiermit de– Di¡terLorbeerKranze– empfängli¡ ma¡e. Sie sage i¡, die Süßdi¡tende Silvia, | Silvia, al– selb‰ eine Krone ihre– Ges¡le¡te–. Gebet Jhr ferner zuvernehmen, daß i¡ Sie gekrönet, ni¡t allein, weil Sie diese Ehre verdienet, sondern au¡, damit unser S¡äfer-Orden, wel¡er allein Gekrönte annimmet, mit Jhr al– einen tre[li¡en Mitglied prangen mö¡te. Bittet Sie dann, S¡ön‰e Dorili– und wehrti‰e Gesells¡a]erinn, in Eurem, meinem und unser aller Namen, daß ›e von nun an, unter dem s¡önen Namen Silvia, die unsere seyn wolle. Diesen Namen wird Sie, und zuglei¡ da– liebe Blümlein Je länger ie lieber, auf beykommendem s¡le¡ten Bande finden. E– i‰ s¡le¡t und weiß: al– ein Zei¡en der demütigen Einfalt und unbefle¿ten Treue, wel¡e Tugenden dem S¡äferStande eigenen. Diß wei‹e Band, ümbinde der Edlen Silvia viel-wei‹ere s¡ön‰e hand: und unser S¡äfer Orden, verbindet ›¡ damit derselben zu allen Ehrendien‰en. Saget Jhr, wehrti‰e Dorili–, daß Sie au¡ Gespielinnen und S¡we‰ern bey un– finde, ihre–glei¡en tre[li¡e Gei‰er, Eu¡ selber, die Kun‰›nnige Magdali–, und die liebrei¡e Dafne, wel¡e alle üm dero wehrte Freunds¡a] werben, und ›¡ dero dienerinnen nennen. Belehret Sie, wegen ihre– Namen–, daß Sie billig Silvia heise, weil Sie i‰ die Ehre de– Gebirg– und der hohen Wälder. Heiset Sie dann seyn, wa– Sie i‰, und droben, unter den Baums¡atten, al– eine Baum-
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hild, die BaumRinden mit ihren Kun‰gedanken adeln. Erinnert Sie, wiedaß unsre Pegni” droben auf ihrem Gebirge (2 Meilen von Bayreuth) entspringe, und daß ›e deren lallenden Fluten ihre s¡önen Lieder, in unser S¡äferthal überzubringen, übergeben wolle. Vermahnet Sie, daß Sie, dur¡ die Proben ihre– s¡önen Gei‰e–, dem Himmel, denen Kun‰- und Tugendliebenden, Si¡ Je länger ie lieber ma¡en, und also da– absehen unser– Orden– erfüllen wolle, wel¡e– i‰: 1. Gott zu ehren, 2. Tugend zu lehren, 3. Teuts¡er Spra¡e und Poesy Aufnahme zu mehren. Empfehlet mi¡ im übrigen in ihre s¡öne EhrenWolneigung, und meinen beygelegten Glü¿wuns¡, wel¡er der Edlen Dorili– ihrem na¡geahmet, ihrer genehmhaltung etc. Empfehle dieselbe der Gnad-ob›¡t de– Allerhö¡‰en, und mi¡ in dero s¡öne EhrenWolneigung, al– denjenigen, der Ehre su¡et in dem Namen ho¡geehrte Frau!
derselben und ihre– lieb‰en Doru– Getreuen diener– S.v.B.C.P. Floridan.
Nürnberg den 25 WinterMonat– geadelt dur¡ den s¡önen namen Cathari– 1668. Wie könde i¡ die s¡ön‰e Dorili– s¡öner anbinden, al– indem i¡, dur¡ mitkommende– Band vor die Edle Sylvia, Jhr anlaß gibe, ›¡ mit deroselben zu verbinden? Gott la‹e, diesen lieben Tag, o]mal– mit Liebe wieder kehren. Offenbar hatten Bedenken des Vaters der jungen Dichterin dazu geführt, daß Birkens im Juni 1668 verfaßter Brief nicht abgesandt wurde. Bestimmte Passagen in Silviens Schäfergedicht (s. u.; v. 653664) lassen die Vermutung zu, es könnte Gerede gegeben haben wegen ihres Umgangs mit dem im Frühjahr 1668 noch unverheirateten Heinrich Arnold Stockfleth (Dorus), der sicher die Krönung und Aufnahme Silviens angeregt hatte. Daß die Ordensaufnahme (Brief-)Gesprächsgegenstand zwischen Stockfleth und Catharina Margaretha Schweser gewesen sein muß, geht aus ihrem Schreiben an ihn vom 22.8.1668 (P.Bl.O.24.35) hervor. Im Winter wurde dann die unverfängliche Vermittlung durch eine durch Poetenkrönung und Mitgliedschaft qualifizierte Frau gewählt. Ersichtlich liegt der nicht abgesandte Brief an Silvia dem im Dezember verfaßten Schreiben an Dorilis zugrunde, dem auch die schon in jenem angekündigte Gratulation der Witwe Heden (Dorilis) und Birkens Gedicht Nr. 175 beigefügt waren. Dorilis' Gratulation hatte Birken offenbar erbeten; Frau Heden hatte sie ihm in einem am 8.6.1668 in Lauf ausgestellten Schreiben zugesandt, das Birken laut Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz (I.363; PBlO.B.2.1.4, 80r) am 9.6.1668 erhielt. Der Brief ist im Original im Konvolut P.Bl.O.LXI.c, 23.4, erhalten, von Dorilis' Gedicht hat Birken unter dem Brieftext eine Abschrift angebracht. Brief und Gratulationsgedicht (dieses von Kröll, 1978, S. 319, fehlerhaft gedruckt) lauten:
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WohlEdler, ho¡gelährter herr! Ehrengenei¡ter Freund! Seine bekannte Leutsehli¡keit, wird die Kühnheit meiner begrüßung ents¡uldigen, und ni¡t zugeben, daß der, so s¡einende Fre[el, dieser Freyen Zus¡rif] ‰raffällig werde. Zwar habe i¡ bißher, auß erkander vnvolkommenheit, ni¡t wagen dür[en, meine vngültige vnd Mangelha[te Zeitvertreibung, seinen gelährten Augen vorzulegen: na¡dem i¡ aber, dur¡ Frembte na¡ri¡t, seine– Eignen befehl– (beygelegten Glü¿wuns¡ zu verferdigen) ver›¡ert worden, ho[e i¡, diesem entgei‰erten Gedi¡t, wel¡e– der bloße gehorsam beglän”et, eine gün‰ige au[nehmung. sage beneben– S¡önen vnd S¡uldigen dank, vor die vnverdiente gewogenheit, wel¡e er, WohlEdler herr! nun eine geraume Zeit, gegen meine wenigkeit sehen laßen: Ehren-Freundli¡ bittende, in sol¡er güttigkeit zu verharren vnd dur¡ den überfluß seine– gei‰e–, meiner vnwi‹enheit hül[e zu bieten, mi¡ also würdig zu ma¡en, seinen ho¡ge‰iegenen ruhm, in meinen S¡wa¡en Sinn zu verwundern, vnd in der verwunderung zu Ehren: dur¡ sol¡e verEhrung aber, den Glü¿sehli¡en Nahmen zu erlangen, seiner, wohlEdler und ho¡gelährter herr! Ehren verbundenen, Maria Katharina hedeninn. Lau[ den 8 Junij 1668, Jhre Glü¿wuns¡zeilen an Sylvien. Edel-tre[li¡e Sylvia. Wie seh i¡ die zierli¡en Haare ümwunden mit Lorbeer, der Di¡ter Kun‰ herrli¡em Preiß; die s¡neeli¡ten hände vom Bande gebunden, da– keinen berühret ohn arbeit und Fleiß. Sind dann im ges¡le¡t der vera¡teten Frauen iezt Kronen und Lohnen der Kün‰e zu s¡auen? A¡! Sylvien Göttli¡-begei‰erte Flammen verdunkeln nit wenig da– Männli¡e Lie¡t. die Tugend i‰ selb‰en von Weibli¡em Stammen. wer solte nit ehren ihr kluge– Gedi¡t. Die wehrte Gesells¡a] der Noris¡en Hirten wil Sylvien Tugend so prä¡tig bewirten.
Gedicht 175, 1668
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Diß Dorili– ehret glü¿wüns¡et von fernen, ermundert dur¡ Floridan– gro‹en Befehl, vertrauend ihr Fün¿lein so glänzenden Sternen, und wüns¡end, daß bald ›¡ mit ihnen vermähl die Sonne der Frauen und Fa¿el der Erden, dur¡ wel¡e der Orden ganz himlis¡ wird werden. Diese– sezte au– s¡uldigem gehorsam zum ehrenden Glü¿wuns¡ eilfärtig der ho¡ges¡ä”ten Sylvie dien‰verbundene Dorili–. Aus Dorilis' am 7.12.1668 aus Lauf an der Pegnitz an Silvia gerichtetem Schreiben, mit welchem sie dem ihr von Birken erteilten Auftrag nachkam – auch von diesem hat Birken eine Abschrift angefertigt; (P.Bl.O.LXIc, 22/23.2, 2. Text) bei Kröll, 1978, S. 303-305, unvollständig gedruckt – , geht hervor, daß ihm Birkens Beauftragungsschreiben vom 25.11./5.12.1668 beigefügt war. Mit ihm also sind das Gedicht Nr. 175 und Dorilis' Glückwunschlied zu ihrer Adressatin gelangt. Daß dieses Birkens Gedicht zur Vorlage gedient habe (s. o.), ist eine ziemlich dick aufgetragene Schmeichelei. Die neue Pegnitzschäferin hat mehrfach reagiert. Zum 9.1.1669 ist in Birkens Tagebuch verzeichnet (I.439; PBlO. B.2.1.5,10r): "8. Von der Pegni”S¡äferin Dorili–, samt Antwort und S¡äfergedi¡t von der Pegni”S¡äferin Silvia." Dorilis' Brief ist im Konvolut P.Bl.O.LXI.c im Original (23.8), derjenige Silviens in Birkens Abschrift (22/23.2, 3. Text) erhalten, zusammen mit einem Sonett von ihr und einem antwortenden von Dorilis (22/23, 4. und 5. Text; Silviens Brief und beide Sonette sind fehlerhaft gedruckt bei Kröll, 1978, S. 306-308, 315): Antwort der Edlen Silvia. Vortre[li¡e Dorili–, ho¡geehrte Frau. Niemal– hat ›¡ mir der himmel geneigter erwiesen, und mir i‰ nie so ein glü¿seliger Tag aufgegangen, al– da i¡ die Ehre ihre– Zus¡reiben–, neben dem vortre[li¡en Ges¡enke überkommen. Ein Ges¡enke, wel¡e– selb‰ die Ho[nung übertrif], die ›¡ nie erkühnet, mir sol¡e– einzubilden. Dann, Edel‰e Dorili–! wie keine derglei¡en Gaben bey mir zu finden, wel¡e mi¡ eine– sol¡en Glü¿– würdig ma¡en, so habe i¡ niemaln meinen Gedanken den Zügel gela‹en, ›¡ dahin zu s¡wingen, wo i¡ mir einer unmögli¡keit an‰at de– erlangen– gewärtig war: Weil e– ein Ges¡enke, da– nur denen, so dur¡ Kun‰ und Klugheit ge›eget, zugeeignet wird, i¡ aber bei mir da– wenig‰e, und ni¡t soviel, al– de‹en zu einen anfang, ges¡weige zum völligen Sieg, vonnöten i‰, antre[e. Wie hat meine wenigkeit verdienet, wa– i¡ au– mitkommenden Brief¡en de– wohlEdlen herrn von Birken, de– lobwürdig‰en S¡äferOrden– Vor‰eher Floridan–, mit Verwunderung ersehen? wie hat so eine Gun‰ und gewogenheit gegen mir erwa¡sen können? wohl ni¡t von einem Gerü¡te, weil selbige– mi¡ zu rühmen ‰umm i‰. J¡ verwundere mi¡ ni¡t so ho¡ über mein
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ungemeine– glü¿, al– über ihre, und de– gro‹en Floridan– seltene Freundli¡keit, daß ›e meine Unwürde ihrer Vortre[li¡keit, und meine geringheit an ihre mä¡tige seite gese”et. E– J‰ ges¡ehen, dur¡ meine Unwürde ihre Würde s¡einbarer zu ma¡en, glei¡wie man einen Mohren einer S¡önheit beyse”et, daß diese dur¡ jene S¡attenfarbe de‰o erkenntli¡er sey, da meine ‰amlende Reimen zwis¡en ihre kun‰läufige Lieder gese”et, iedo¡ dur¡ eine beredte Feder geleitert worden: so i‰ e– do¡, in betra¡tung ihrer seltenen Gaben ni¡t vonnöten gewesen, weil dieselbe nit s¡einbarer werden können, dann ›e s¡on allerwegen die vollkommenheit errei¡et. Muß also gläuben, daß ›e bloß meinen willen angesehen, und diesem bä‹ere anweisung zu geben und vollkommen zu ma¡en, haben ›e mi¡ mit dieser Ehre beglü¿seeligt. Wie dem allem, i¡ nehme diß Ges¡enke mit so willig- al– s¡uldigen gehorsam an, und mö¡te wüns¡en, daß i¡– mit bä‹erer würdigkeit empfangen könte. do¡ ver›¡er i¡, daß i¡ meinen hö¡‰angelegenen Zwe¿ werde seyn la‹en, mi¡ zu bemühen, daß der ho¡ges¡ä”te Orden dur¡ meine wenigkeit, zwar keinen Ruhm, do¡ au¡ keinen S¡aden empfange. J¡ werde tra¡ten, wie i¡ mi¡ dur¡ die Tugend der Aufri¡tigkeit und demut, (wel¡e die wei‹e und reine Farbe de– Bande– anzeigt,) dem Orden ie länger ie lieber ma¡e, wel¡e– i¡ son‰ dur¡ kun‰ und ges¡i¿li¡keit ni¡t erlangen zu können befür¡te. Jnligende– an den etc. de– lobwürdig‰en Pegne›s¡en S¡äferorden– weitberühmten vor‰eher, Meinen hö¡‰geehrten herrn, bitte i¡ s¡ön‰ zu übers¡i¿en, weil i¡ selb‰ die Künheit ni¡t nehmen dörfen, an ihn zu s¡reiben. J‰ zwar eine un-|höfli¡keit, ›e zu bemühen. Aber, tre[li¡‰e Dorili–, ›e hat dur¡ da– übers¡i¿te Band, sowohl mi¡ an ›e, al– ›e an mi¡, und also fä‰ an den orden gebunden, daß wir also billig un– vor Brüder und S¡we‰ern zu a¡ten ursa¡ haben: und zu wem solte i¡ ein bä‹er vertrauen, al– zu einer S¡we‰er haben? Sie sage ihm von meinetwegen s¡uldig‰- und demütigen dank, vor die hohe beehrung, wel¡e er meiner wenigkeit dur¡ da– vortre[li¡e Ges¡enke erwiesen. Und ob e– zwar meine S¡uldigkeit erforderte, ni¡t nur den willen sondern die that zu zeigen, so kan i¡ do¡ kein höher– ges¡enke bringen, al– mir die mögli¡keit zulä‹et. Er hat mi¡ dur¡ ›e zur Hirtin gema¡t. so i‰ e– billig, daß i¡ ihm von den Frü¡ten meiner Felder gebe. Nun kan i¡ ›e nit ander‰, al– ›e wa¡sen, einliefern. Al– wird ›e der Großhirt Floridan, meinem Bitten na¡, ho[entli¡ nit vers¡mähen. Ob i¡ au¡ wol nit glaube, daß diese ehre dur¡ einige Vergeltung kan erse”et werden, so lä‹et mir do¡ die üble gelegenheit de– Ort–, und dann meine Unwi‹enheit, wa– bey so-ge‰alten Sa¡en in a¡t zu nehmen, ni¡t zu, ein mehrer– vor dißmal zur dankbarkeit zu übersenden. Sie ver›¡ere ihm, daß i¡ alle– da–jenige, wel¡e– ›e mir dur¡ sein übers¡i¿te– Brief¡en andeutet, werde gehorsam‰ in a¡t zu nehmen und na¡ mögli¡keit deme folg zu lei‰en wi‹en. Und wiewohl dieser mein anfang gering i‰, ho[e i¡ do¡, dur¡ gute Neigung, den Fortgang und Ende de‰o bä‹er zu erweisen. S¡lie‹e, und bitte no¡mal–, meine Würde ni¡t na¡ der that abzume‹en, weil i¡ dannenhero allzu gro‹en Einbuß erleiden würde, sondern die gute Neigung mit freundli¡em herzen anzunehmen. J¡ verpfli¡te mi¡ hingegen, daß i¡ leben–lang seyn und bleiben werde, de– ganzen vortre[li¡‰en Orden–, und zu vörder‰ der Prei–würdig‰en Dorili– Getreue freundin und dienerinn
Gedicht 175, 1668
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Silvia Catharina Margaretha Sueserinn. Bayreuth den 28 december anno 1668. Silvia an Dorili– Sonnet Dorili–! E– i‰ ja Wunder, wie ihr so verkehrt gedenkt, daß ihr, vor da– wahre Lie¡t wolt den fals¡en S¡atten preisen. Wo no¡ grund no¡ anfang ni¡t, soll ein völlig– Wonhau– heisen. Vor die Flamm, ihr todten Zunder mit so gro‹em Ruhm bes¡enkt. Eu¡ ›nd sol¡e Gottheit-Flammen von dem Himmel eingesenkt. Nur in eu¡ ›¡ Wi” und Kun‰, al– in ihrem Wonhau– weisen. Alle– i‰ vor eu¡ nur dun‰, solt e– no¡ so s¡ön au¡ gleißen, und glei¡t niemal– eurem Namen, der zu Sternen hingelenkt. Euer Thun rührt meinen Gei‰, daß er al– von Eifer brennet, sol¡em Eifer, den man prei‰, den man billig Edel nennet. J¡ wüns¡ eu¡, ô Bild der Tugend, au¡ in etwa– glei¡ zu seyn. Der Magnet ›¡ nirgend hin, al– na¡ seinem NordPol ri¡tet: Glei¡fall– au¡ mein ganze– J¡ nur na¡ Euren Sitten di¡tet, weil da– alter mit der Tugend s¡on verwundert euren S¡ein. Dorili– Antwort. Wolt ihr, unsrer ZeitenWunder, ‰ra[en wa– mein Sinn gedenkt? Soll i¡ eure– Gei‰e– Lie¡t, Edle Silvia, ni¡t preisen? Soll dann euer herze ni¡t s¡öner Gaben Wonhau– heisen? Diese Flamm i‰ ni¡t mehr Zunder, wel¡e Dorili– bes¡enkt. | Seelen, die von Tugend flammen, keine Fin‰erni– versenkt. Sehet, wie Ver‰and und Kun‰ in den s¡önen Zeilen weisen, daß ›e ni¡t ein blo‹er dun‰, sondern wunder-herrli¡ gleißen. Und weil ihr zu meinem Namen eure Feder habt gelenkt, Zeiget ›e von eurem Gei‰, der mit Himmel–-Eifer brennet, der von iederman geprei‰ und re¡t Edel wird genennet: weil er, dur¡ Ver‰and und Tugend, su¡t der Gottheit glei¡ zu seyn, und mit allen Krä]en ›¡ hat na¡ dem Magnet geri¡tet, darüm wundert ni¡t, daß i¡ von dem hohen Sinn gedi¡tet, der in no¡ so früher Jugend, ‰rahlet al– der Sonnens¡ein.
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Da Birken diese beiden Gedichte unmittelbar hinter der Abschrift von Silviens Brief an Dorilis eingetragen hat, als letzte Texte des Heftes P.Bl.O.LXI.c, 22/23.2, das auch die Kopie seines Beauftragungsbriefes an Dorilis und die Abschrift von deren Brief an Silvia sowie von Silviens Antwort enthält, ist anzunehmen, daß die beiden Sonette zusammen mit Silviens Brief zu Birkens Kenntnis gelangt sind. Dorilis wird die Originale zurückverlangt haben. Das in der Tagebuchnotiz erwähnte Schäfergedicht, eine Alexandrinerekloge im Umfang von 680 Versen, ist als Manuskript Silviens im Konvolut P.Bl.O. LXI.c enthalten (22/23.3) und von Kröll, 1978, S.321-338, ziemlich fehlerhaft gedruckt. Das Gedicht weist stark autobiographische Züge auf und handelt zuletzt von Silviens Aufnahme in den Pegnesischen Blumenorden. Der trauernden, an der Möglichkeit, glücklich zu werden, verzweifelnden Hirtin, als welche die Erzählerin sich darstellt, trägt ein Schäfer namens Dorus vor, die Bemühung um Kunst und Tugend sei der rechte Weg zum Glück, und er werde ihn ihr weisen. Der Schlußteil des Gedichtes (v. 613-680) lautet so: Da sey du nur getro‰ bey ienen Pegni”-Strande, Spra¡ weiter der vor mir da wohnet auf dem lande in Nori– Feldern hinn einn Edle S¡äfer S¡aar die zeiget kun‰ und wi”, wie ieden o[enbahr. E– i‰ ni¡t Etwan so ein s¡le¡ter S¡äfer orden Nein, dieße ›nd, dur¡ Kun‰, S¡on fa‰ vergöttert worden. die S¡afe ›nd die ver–. daß Zeigen i‰ der rok, die Heyden daß Papier, die feder i‰ der Stok. Diß i‰ die S¡äferey, die ihr gerü¡te krönet, mit immergrünen ruhm. die Häupter selb‰ bes¡önet, der Dafnen Haare Pra¡t, die unverwelkli¡ ›nd. die zeügen daß ihr lob au¡ selb‰ die Na¡welt find. J¡ fragte weiter drauf: wie komm i¡ in den reyhen? der so berühmten S¡aar, wer kan mi¡ so erfreuen? und bringen hindazu. Ni¡t meine würdigkeit. ›e i‰ zuviel gering, daß ›e mir geb die freüd. J¡ bied mi¡ selb‰en an, di¡ in den Stand zu bringen fuhr dießer vor mir fort, der kan deinn unmuth zwingen. wer bi‰u dann? daß du zu meiner hülf geneigt i¡ weiter darauf fragt, der mir die Ehr erzeigt. i¡ sagte dießer bin au¡ einer von den orden und hei‹e Dorus, weil der nam mir geben worden von unsren oberhaupt, der Floridan ›¡ nennt,
Gedicht 175, 1668
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und de‹en ruhm und preiß, fa‰ alle welt erkennt. Der wohnt in Nori–burg, zu dem will i¡ di¡ führen der giebt wa– di¡ vergnügt, und wa– di¡ kan bezieren. | mit dem, daß du verlangt. i¡ will ihn zeügen an, den willen der in dir, na¡ sol¡er Tugend bahn. Du solt ein Mitglied seyn der hirten und Hirtinnen. so wahr i¡ Dorus bin, i¡ S¡eide zwar von hinnen, Do¡ bleibt wa– i¡ geredt, und soll au¡ völlig ›¡, bald zeigen mit der that, tro” dem der hindert mi¡ J¡ sagte S¡ön‰en– Dank, und bat ihn, zu gedenken an dieße Ehr und Glük, daß er mir wolte S¡enken. i¡ nenn e– billig Glük, und bloß ein gun‰ gewinn, weil i¡ e– unverdient bekomm dur¡ Freünde Sinn. drauf S¡ied er von mir hin, und ließ mi¡ wohl vergnüget, weil meine unruh nun dur¡ dieße freüd be›eget. i¡ hatte mi¡ nun ganz der ho[nung zugeda¡t und ho[te auf die Zeit, die mi¡ so glükli¡ ma¡t. Do¡ glei¡ wie man den Neid, verspürt bey allen Ehren al– kont, no¡ er no¡ i¡, den bößen Zungen wehren daß ›e ni¡t also bald S¡on waren ganz bereit, zu Stürzen meinen ruhm, und die vergnügli¡keit. Do¡ Mu‰e freünde– gun‰, und Tugend endli¡ ›egen der so vergif]e Neid, und ungun‰ unterliegen. Wa– Dorus mir verspra¡, daß muß gehalten seyn. dann so ein Edler gei‰ zeügt keinen s¡le¡ten S¡ein. Drum konten Neid, no¡ Feind, no¡ mißgun‰ wa– verfangen Erlangen zierte do¡, mein sehnli¡e– verlangen und ob e– S¡on verzog, wi¡ do¡ die Ho[nung Ni¡t biß daß mein Glük herfür bra¡t eine– tage– li¡t. O allers¡ön‰er tag, sey tausend mahl willkommen. du ha‰ nun alle– leid und unruh mir benommen | du ha‰ mi¡ ganz vergnügt, und bring‰ auf ein mahl ein diß so mi¡ glü¿li¡ Ma¡t, und kan vergnügli¡ seyn. du ha‰ mi¡ so beziert, in dem du mi¡ bekrönet weit über mein verdien‰, und meine Hand bes¡önet,
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mit sol¡em Edlen band, daß auß der Tugend ‰ammt und S¡enkt ›¡ dießen nur, da Tugend liebe flammt. J¡ S¡wer ô S¡ön‰e– band. Glei¡wie du mi¡ verbunden der tugend und der kun‰, daß nimmer soll verwunden Ein la‰er dieße Ehr. i¡ nehme wohl in a¡t wozu du mi¡ verknüp], und wa– du mir gebra¡t. i¡ nehme alle– an wa– du mir ha‰ bedinget weil nur darauß die Ehr, erwä¡set und entspringet J¡ bin e– die ›¡ di¡, zu Ehren ‰et– erkennt Solange biß der Tod, de– leben– Leben End. Silvia C.M.S.G.D. Für den 18.2.1669 (I.440; PBlO.B.2.1.5, 10v) ist im Tagebuch der Empfang der ersten Sendung von Silvia selbst verzeichnet. "42. Von Herrn Samuel Clarnern au– Mergentheim, und darin ges¡lo‹en | 43 Von der Edlen Silvia, da– Er‰e, cum donis, Silberne S¡ale und Hal–Tu¡." Das Geschenk ist in einer anderen Rubrik des Tagebuchs des Jahres 1669 zum selben Datum noch einmal aufgeführt (I.430; PBlO.B. 2.1.5, 6r): "Jungfrau Sueserinn, Silvia Pegni”S¡äferin mir eine Silberne S¡ale von 4 Rei¡–thalern und ein hal–Tu¡ vererhrt. I‰ verguldt und wiegt 5 Loht." Der Brief, der diese Sendung begleitete, ist im Original erhalten (P.Bl.O.LXI.c, 22.4; gedruckt bei Kröll, 1978, S. 308f.): datum Bayreüth den 2 Februarij: Anno 1669 WolEdler Herr! Ob i¡ mi¡ zwar Billig zubefür¡ten habe, meiner verMe‹enheit wegen vor ‰raffällig Erkennet zu werden, weiln i¡ dieße unwürdige zeilen Meinen ho¡geehrten herrn vor‰ellig ma¡en dar[. So S¡mei¡elte mir do¡ darneben die ho[nung, daß (weiln mein absehen Einige pfli¡t-ab‰attung zum ziel hat,) Er werde die demuth de– willen– ansehen und der allzu kühnen feder verzeihung ertheilen. J¡ muß aber glei¡ anfang– um weitere vergebung eine– fehler– anhalten wel¡er (i¡ muß bekennen) von mir theil– auß Na¡lä‹igkeit, theil– aber auß allzugro‹er Eyle begangen worden: weiln daß Einfältige S¡äfer-gedi¡t (wel¡e– i¡ dur¡ die vortrefli¡e Dorilis! meinen ho¡geehrten herrn übers¡iket, wie i¡ dann au¡ ho[e, Er werde e– empfangen haben), ohne unters¡rif] geweßen. wel¡e– ni¡t ein geringer fehler, in den man Ni¡t wi‹en könte, wannenhero dieße– käme, wo e– ni¡t | obgeda¡ter Dorili– Brief anzeigte. da e– do¡ al– eine anzeige Eine– dankwilligen herzen– übers¡iket wurde, biß so lang mir die gelegenheit ein mehrer– zulie‹e. Aber waß vor Eine Zeit würde mi¡ eine– würdigen gegen-Ges¡enke– fähig ma¡en? gewiß die ho[nung S¡windet, weiln i¡ ni¡t– al– unmüg-
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li¡keit sehe; dann ie weniger verdien‰ eine– ges¡enk–, ie mehr Dank gebühret den geber: wie kan aber meine Stammlende feder genugsamen Dank sagen? No¡ mein unvermögen etwa– würdige– Dagegen se”en? wann der kiel eine feder auß den flügeln pegasu– wäre, so hätte i¡ Ho[nung seine freünd- und Lobseeligkeit (zur bedingung einige– Danke–) re¡t abzubilden, da i¡ iezund Mangel bey der Menge klagen muß und bey der fülle wort-arm werde. J¡ S¡weige daß ni¡t meine Feder in dem ›e ›¡ unter‰ehen wolte, seinen ruhm zu befördern, dießen (dur¡ ihre geringe ges¡ikli¡keit,) vielmehr verhinderli¡ seyn möge. Ni¡t– i‰ in meinem vermögen, al– der wille, weil aber dießer nur in den gedanken be‰ehet, und also un›¡tbar i‰, al– | habe i¡ mi¡ erkühnet dur¡ mitkommende–, eine geringe Anzeige de‹en zugeben, Ne¡‰ demütiger bitte: Er wolle dieße– wenige mit geneigten willen annehmen, J¡ erkenne mi¡ billig seiner freünds¡af], al– au¡ deß vortre[li¡en orden– unwürdig, do¡ würd mir hö¡‰ angelegen seyn, wie i¡ mi¡ de‹en mit der Zeit würdiger ma¡e. dann weiln bey ieden der Anfang s¡wer i‰, al– ho[e i¡, daß mein geringer Anfang zu einen völligern Ende gerei¡en möge. i¡ seze billig mein Anfang, weiln e– no¡ wenige Zeit, da i¡ mir derglei¡en Ubung vorse”e, ohnangesehen, i¡ einige anweisung au‹er der selb‰beliebung ni¡t hatte. Do¡ wie dem allen, J¡ nehme seinen befehl na¡lebend daß vortre[li¡‰e Ges¡enk mit Dank-S¡uldigen gehorsam an, und Führe den Namen, na¡ seiner beliebung (ob s¡on unwürdig,) De– ho¡berühmten Floridans! S¡uldige Dienerin Silvia Catharina Margarethe S¡weßerin. Das Gedicht war durchaus unterzeichnet gewesen (s. o.) und die Abkürzungen unter dem Schäferinnennamen sind leicht aufzulösen: "Catharina Margaretha S¡weserin, Gekrönte Di¡terin." Versäumt hatte Silvia allerdings, der Unterschrift ihre neue Würde als Pegnitzschäferin beizufügen. Das hat Birken nachgeholt: Hinter dem Namen "Silvia" der ersten Unterschriftzeile steht, von seiner Hand nachgetragen, "Pegni”S¡äferin." Vielleicht war Silvia eine Bemerkung Birkens über das Fehlen dieses Unterschriftbestandteils zu Ohren gekommen. Die Silvia zugewiesene Blume war das Jelängerjelieber (Amara dulcis, Gartengeißblatt). Der zugehörige Spruch lautete: "Su¡end, wa– droben i‰." In der programmatischen Neusituierung des Pegnesischen Blumenordens, die Birken in der Nachrufekloge für Johann Michael Dilherr (Himmel-klingende– | SCHAEFERSPJEL | dem | Na¡ruhme | deß | Ho¡Ehrwürdigen/ Fürtre[li¡en und Ho¡be-|rühmten Gotte–lehrer– und Profe‹or– | HERRN | Johann Mi¡ael Dilherrn–/ | Seelig‰-Ver‰orbenen– | Am Grünenætag diese– MDCLXIX Jahr– | gewidmet | von der | Blumen-Geno–s¡a] an der Pegni”.) vorgenommen hat, wird auch das Silviens Aufnahme bekundende, den Spruch und die Bedeutung der Blume erklärende Gedicht mitgeteilt. Die einschlägige Passage (S. 10) lautet: 18. Weil unsere andere wehrte Weidgeno‹en dißmal ni¡t zugegen ›nd / (sagte Floridan /) al– wollen wir/ in ihrem Namen/ ihre Blumen bes¡ri]en/ und sol¡e Erfindungen herna¡ zu ihrer Genemhaltung ‰ellen. Die Edle Silvia könte/ über ihre Blum Je länger je lieber/ [...] al– einen SinnbildSpru¡ s¡reiben/ diese Worte:
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Su¡end wa– droben i‰! Glei¡wie diese Blume/ je länger man ›e im Munde keuet/ je lieber und sü‹er ›e s¡me¿et/ davon ›e au¡ den Namen bekommen: Also Je länger man denket an himlis¡e Freuden/ je sü‹er da– Denken je lieber e– i‰. Mein Herze/ ›¡ de‹en hier trö‰et im Leiden/ in Ho[nung de– Sü‹en da– Bittre vergis‰! J¡ werde je länger je lieber mi¡ üben in Proben/ wa– droben/ zu su¡en/ zu lieben. Motivik und Form würden es zulassen, dieses Epigramm als eine weitere Strophe des Gedichtes Nr. 175 zu lesen. Im 1670 erschienenen zweiten Teil der Nachrufschrift für Birkens verstorbene erste Ehefrau wird die in der Nachrufekloge für Dilherr gestaltete Neubegründungsszene aus der Erinnerungsperspektive erzählerisch rekapituliert, auch, S. 253f., die soeben zitierte Passage mit dem Erklärungsgedicht. Amarantes / Herdegen, 1744, teilt "Beys¡ri[t" und "Erklärung" ebenfalls mit, desgleichen Jürgensen, 2006, S. 300. Ein Druck des Gedichtes Nr. 175 zu Lebzeiten Birkens ist nicht bekannt. 1 Je länger ie lieber ›¡ ma¡et die Spra¡e] Verkürztes Satzgefüge: 'Je länger sie gepflegt wird, desto beliebter macht sich die Sprache.' Mit der auf die Blume der Pegnitzschäferin Silvia anspielenden 'jedesto'-Formel werden die Strophen 1-3 eröffnet; in den Strophen 4 und 5 erscheint sie im jeweils letzten Vers. In allen Strophen außer der vierten ist "lieber" in der Bedeutung 'beliebter' verwendet. – 2 die Teuts¡e, ›¡ nennend vom ewigen Teut] Zu Teuto / Teut, dem mythischen Urvater der Deutschen und der deutschen Sprache, s. zu Text Nr. 12, v. 5, im Birken-Schottelius-Briefwechsel (WuK. Bd. 9, S. 758). – 3f. Jhr la¡et ~ erwüns¡ete# Heut.] "Jhr" ist nicht Anrede, sondern auf "die Spra¡e" (v. 1) rückbezogener Dativ. Subjekt des Satzes ist "erwüns¡ete– Heut". – 5 Parna‹u# hier na‹et von feurigen Quellen:] Vgl. v. 8 und v. 15. Von den Pegnitzschäfern öfter verwendetes Motiv: Die heimische Landschaft ist der neue Parnaß, die Pegnitz die Musenquelle. In dem nicht abgesandten Brief an Silvia (s. o.) wird es mit Bezug auf die Landschaft um Bayreuth verwendet. – 6 zu ihme mit Ruhme ›¡ Musen gesellen.] Als "Musen" werden hier die 1668 aufgenommenen Pegnitzhirtinnen bezeichnet; s. zu v. 15f. – 8 der Helikon se”et in Teuts¡land den fuß.] S. zu v. 5 und 15; "in" ist wie im Lateinischen in der Bedeutung 'nach' verwendet. – 9f. der Lorbeer ~ liebendem Kuß.] Anspielung auf die mit der Übersendung von Kranz und Band vollzogene Poetenkrönung und Ordensaufnahme. – 11f. Viel Dafnen ~ er nimmet und gibet.] Vgl. v. 21f. Anspielung auf den Daphne-Mythos (Ovid, Metamorphosen 1, v. 452-567). Hinweis darauf, daß damals mehrere Damen zu Dichterinnen gekrönt und in den Blumenorden aufgenommen wurden; s. Gedichte Nr. 176, 178 und 179. – 15f. der Fluß, der nun Pegasu# HufBrunn i‰ worden | die Clio, Thalia, Calliope hat.] Vgl. v. 6. Mit den Musennamen werden die 1668 zu Dichterinnen gekrönten und in den Blumenorden aufgenommenen Damen Silvia, Dafne und Dorilis (s. o.) bezeichnet. – 18 bezeilet] 'mit Versen beschrie-
Gedichte 175 und 176, 1668
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ben'. – 21f. Apollo, hier diese ~ mir gönne den Raub.] S. zu v. 11f. – 24 Pindu#] Der thessalische Berg ist hier mit Helikon oder Parnaß gleichgesetzt; der Name ist metaphorisch für die Dichtkunst verwendet. – 25 Die liebe von Liebe benamete Blume] Das Jelängerjelieber.
Text 176: An Dafne Bey glei¡mäßiger Ubersendung. Sonnet. 188v/189r T1 CLXXVI.] CLXI – T2 An] A aus a ergänzt. – 5 womit] t überschrieben – 7 dann] dan – 8 und] u. – 13 Hirtin] zweites i überschrieben Zur Adressatin Barbara Juliane Penzel, geb. Müllner (1636-1674), s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 348-351; Jürgensen, 2006, S. 285-287 (die Angabe des Todesjahres "1673" (ebd., S. 285) ist unzutreffend). Entstanden ist das Sonett am 21.6.1668; s. zu Gedicht Nr. 175. Als Dafne hat Birken Frau Penzel schon vor ihrer Aufnahme in den Pegnesischen Blumenorden bezeichnet, wie eine Tagebuchnotiz zum 30.7.1667 bekundet (I.304; PBlO.B.2.1.4, 62r): "Frau Pen”linn, die gelehrte Dafne, eingespro¡en, ihr 1 David– Harfenspiel verehrt und vornen drein ges¡rieben." Kranz und Schäferband hat Dafne fast ein halbes Jahr vor Silvia erhalten, wie aus dieser Tagebuchnotiz zum 7.7.1668 hervorgeht (I.382; PBlO.B.2.1.4, 87r): "An Ro›dan, samt den Kranz und Band vor die Dafne." Der ihr bei der Aufnahme in den Orden zugewiesene – von ihr gewählte? – Spruch lautete: "Ewig gekrönt zu werden." Ihre Pflanze war natürlich der Lorbeer. Ein undatierter Dankbrief für die Aufnahme in den Orden erreichte Birken laut Empfangsvermerk und Tagebuch (I.400; PBlO.B.2.1.4, 92v) am 2.11.1668: PBlO.C.257.2. Zum Erklärungsgedicht gibt es eine doppelte Überlieferung. In der Nachrufekloge für Johann Michael Dilherr von 1669 (s. zu Gedicht Nr. 175) steht diese Passage (S. 11): 21. Unsere Kun‰spielende Dafne/ (sagte Ro›dan/) kan/ mit Betra¡tung ihre– Lorbeerkraut–/ [...] ihr Verlangen anfeuren/ Ewig gekrönt zu werden. Sie wird au¡/ die alte Fabel von der Dafne in ¡ri‰-gei‰igen Ver‰and kehrend/ ›¡ beflei‹igen/ ihren Namen zuerfüllen/ und unsern wahren Föbu–/ unsere SeelenSonne/ mit innerli¡er S¡önheit in ›e verliebet ma¡end/ ›¡ zum Lorbeerbaume ma¡en/ ihn mit Lob-EhrZweigen zu krönen. J¡ will ›e/ sol¡e– Vorhaben–/ also redend einführen: Wie ma¡' i¡/ daß mir eil mein Föbu– JEsu– na¡? Mein Reim und seine Ehr'/ auf Erd Verlöbni– ma¡! So muß man Dafne seyn/ mit Lobe Gott bekronen: Die Kron der Ewigkeit/ dafür wird dorten lohnen. Als Bestandteil eines rückblickenden Hirtengesprächs erscheint diese Passage ebenfalls (s. zu Gedicht Nr. 175) in der Nachrufekloge für Frau von Birken von 1670, S. 256f. Amarantes / Herdegen teilt (S. 350) ohne Quellenangabe als von Dafne selbst verfaßt diesen Vierzeiler als "Erläuterung" mit:
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Se”t euren Lorbeer auf ihr Sieger dieser Erden! Jhr tragt diß Kleinod do¡ nur eine kurze Zeit, J¡ ›eg in JEsu Kraf]; die Kron der Ewigkeit Wird na¡ dem Glauben–-Kampf mein s¡ön‰er Sieg-Kranz werden. Ein Druck des Gedichtes Nr. 176 ist nicht bekannt. T3 Bey glei¡mäßiger Ubersendung] Rückbezug auf die Überschrift des Gedichtes Nr. 175. – 3f. E# blä‰ in eu¡ ~ geliebet jene.] Mythologisierende Inspirationsbildlichkeit mit Anspielung auf den Daphne-Mythos (Ovid, Metamorphosen I, v. 452-567). – 6 von der Dafne] 'vom Lorbeerbaum'. – 7 wa# euer Bild eu¡ wei‰] "wa–" ist Relativpronomen zum ausgesparten Objekt ('dasjenige') des Satzes "So nehmt dann hin" (v. 7). – 8 habt eu¡, für einen, zweene] Außer dem Kranz dürfte demnach ein Lorbeerbäumchen mitübersandt worden sein. – 9f. Sie ziert nit eu¡: ihr zieret meine Kron. | J¡, werd bes¡enkt: weil i¡ hab Ehr davon.] Für Birken typische Bescheidenheitswendung. Das Palatinat gab dem gekrönten Dichter Birken das Recht, selbst Dichter zu krönen. Zur Krönung von Frauen s. aber zu Gedicht Nr. 175. – 12 Jhr ziertet hier, al# Di¡terin, den Strand:] Dafne war Nürnbergerin, lebte aber als Gattin des Gräflich HohenlohePfedelbachischen Hofdiakons Conrad Penzel, der ebenfalls aus Nürnberg stammte, in Pfedelbach. Text 177: Abs¡iedLied an Damon, al# der na¡ der Donau abreisete. 189r/v T1 CLXXVII.] CLXII – T3 der (2. Position)] Kürzel – 4 genommen] genom en (ebenso 5 bekommen – 42 Himmel) – 9 hinnen,] ev. hinnen; – 19 ma¡t'] h nachträglich erhöht; ebenso bei 46 Mehre – 38 geliebte#] b überschrieben – 43 lebe] e nachträglich erhöht Das Gedicht dürfte kurz vor Mitte Juni 1668 entstanden sein. Anlaß war die Abreise Magnus Daniel Omeis' (1646-1708; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 168-152; Will. Bd. 3 (1757), S. 78-87; Jürgensen, 2006, S. 347-378) nach Wien, wohin er durch Vermittlung Johann Michael Dilherrs einen adligen Studenten als Hofmeister begleitete und von wo aus er erst im Sommer 1672 nach Nürnberg zurückkehrte. Omeis' letzter Brief aus Wien an Birken in dessen Archiv, PBlO.C.248.17, datiert vom 10.3.1672 nc und erreichte Birken am 6.3.1672; zum 4.8.1672 ist im Tagebuch ein Besuch des Heimgekehrten verzeichnet (II.137; PBlO.B.2.1.7, 21r): "Herr Omei– eingespro¡en. Wein 8 Kreuzer." Omeis' Abreise aus Nürnberg war am oder kurz nach dem 13.6.1668 erfolgt, wie eine Tagebuchnotiz Birkens zu diesem Datum anzeigt (I.371; PBlO.B.2.1.4, 83r): "98. An den Ho¡gebornen Kühnen und 99. an herrn Jona– S¡rimpfen, dur¡ Herrn Damon, den Gott geleite." Vgl. auch die Notizen zum 12. und 13.6. in einer anderen Rubrik des Tagebuchs 1668 (I.375; PBlO.B.2.1.4, 84v). Omeis' erster Brief an Birken aus Wien (PBlO.C.248.1) wurde am 4.7.1668 nc ausgestellt und zusammen mit einem zweiten, PBlO.C. 248.2, ausgestellt am 26.7.1668 nc, am 24.7.1668 beantwortet. Die Empfangsdaten (2.7. und 24.7.) sind außer auf den Briefen selbst auch in Birkens Tagebuch vermerkt: I.378; PBlO.B.2.1.4, 85r. Nach
Gedichte 177 und 178, 1668
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Amarantes / Herdegen, 1744, S. 170, war Omeis schon 1667 zum Dichter gekrönt und in den Pegnesischen Blumenorden aufgenommen worden. Birkens Verzeichnis seiner Amtshandlungen (PBlO.A.1, 29r-31v) enthält keinen Laureatsakt für Omeis. Und die Insignien der Zugehörigkeit zum Pegnesischen Blumenorden hat er erst am 24.3.1668 erhalten, während einer Festveranstaltung, die Birken im Tagebuch zu diesem Datum ausführlich beschreibt (I.355; PBlO.B.2.1.4, 77v/78r); s. zu Gedicht Nr. 180. Ein Druck des Gedichtes Nr. 177, das Strophenform und Reimfolge mit den Liedern Nr. 93 und 254 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. 5 den wir neuli¡ er‰ bekommen] Anspielung auf Omeis' erst kürzlich vollzogene Aufnahme in den Pegnesischen Blumenorden; s. o. – 8 Damon wird von un# nit s¡eiden] Zum variierenden Refrain vgl. die Lieder Nr. 80 und Nr. 117. – 9-24 Je”und, da er eilt von hinnen, ~ klagen über diese# S¡eiden.] Vgl. Gedicht Nr. 80, v. 1-30. – 10 unsre Pegni”innen] Die von Birken oft so benannten, an der Pegnitz angesiedelten Musen der bukolischen Dichtung. – 30 zur Städte-Stadt] Vgl. v. 35. Im Donau-Strand (1664) führt Birken die Stadt Wien so ein (S. 43): "Nun kommen wir/ mit der Ströme Keyserin/ zur Städte Keyserin/ nemli¡ zu der Keyserli¡en Re›denz und Er”herzog-Oe‰errei¡is¡en Haupt‰adt WJEN". – 34 nein! er wird dir nur geliehen] Vgl. Gedicht Nr. 80, v. 111. – 35 Flü‹e-Kayser, Kayser-Strand!] S. zu v. 30. – 40 Wiederkommen trö‰ da# S¡eiden] Selbstzitat; s. Lied Nr. 72, v. 43. – 41 Reise hin dan, Lieb‰er, reise!] Vgl. Gedicht Nr. 80, v. 101.
Text 178: An Dorili– bey übersendung de# S¡äferBlumBande# und Lorbeer Kränz¡en#. 190r-191r T1 CLXXVIII.] CLXIII – 1 belieben] zweites b nachträglich erhöht – 2 ie”und] t nachträglich erhöht – 4 Wann] Wan (ebenso 5, 8 wann – 17 Brunnen – 43 Männli¡) – 5 Reimenwesen] ev. Reimen wesen – 14 mit] oberhalb eines gestrichenen Wortes (ie”t?) – 35 der] d verschmiert – 37 S¡lamm] S¡lam (eben2
1
so 79 Himmel) – 43 redet] d nachträglich erhöht; ebenso bei 46 ander– – 45 seither nennet] nennet seither (nach einem gestrichenen Wort; Lesung seither unsicher) – 53 Jhr] davor gestrichen S (kein Einzug) – 53 und] u. (ebenso 71) – 56 Olymper] Olejmper – 78 da–] Kürzel Die in der Überschrift angezeigte "übersendung" ist in Birkens Tagebuch für den 2.7.1668 notiert (I.371f.; PBlO.B.2.1.4, 83r): "105. An die Pegni”S¡äferin Dorili–, samt dem Lorbeerkranz und S¡äferband." Das Gedicht dürfte unmittelbar vorher entstanden sein. Ein Konzept des Begleitbriefes ist nicht vorhanden. Adressatin war die Pfarrerswitwe Maria Catharina Heden, geb. Frisch (1634-1692), die 1669 Heinrich Arnold Stockfleth (1643-1708) heiratete, der als Dorus ebenfalls dem Blumenorden angehörte. Zu beiden s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 337-342; Will. Bd. 3 (1757), S. 779; Jürgensen, 2006, S. 288-299. Stockfleth war damals Pfarrer in Baiersdorf. Maria Catharina Stockfleth war eine Tochter des Nürnberger Geistlichen, zuletzt Pastors an St. Egidien, Johann Leonhard Frisch (1604-1673; zu ihm s. Will. Bd. 1 (1755), S. 484-486), bei dem Birken vom 1.5.1649 bis zum 8.11.1650 in Kost und
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Logis gelebt hatte; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 45f., 96f. Es hatte aber schon in den Jahren der Kindheit Birkens nachbarschaftliche Kontakte gegeben: Seit 1628 hatte Frisch Dienststellungen in Nürnberg inne. Für den 12.9.1668 hat Birken im Tagebuch (I.389; PBlO.B.2.1.4, 89r) den Empfang eines Dankschreibens Maria Catharina Hedens notiert: "155. Von der Fürtre[li¡en Dorili– cum Pomo (poculo) argenteo-aurato von 6 Lohten." Das Konvolut der von Dorilis an Birken gerichteten Briefe war zur Zeit der Neuordnung und -signierung des Birkenschen Manuskriptnachlasses nicht in diesem Bestand vorhanden und wurde infolgedessen nicht in das neue Bezeichnungssystem einbezogen. Die alte Signatur lautet: P.Bl.O.LXI.c, 23. In diesem Bestand ist der Brief 155/1668, P.Bl.O. LXI.c, 23.5, ein Gedicht, dessen Empfang am 12.9.1668 Birken im Adressenfeld bestätigt, enthalten: An den welt-berühmten, Edel-tre[li¡en Floridan. Jhr, der Pegni”-flüthen bahn herd-regierer, ho¡ges¡ä”ter Floridan! gro‹er Führer! Adler, Für‰, vnd Sonnen-lie¡t der Poeten! mi¡ erinert meine Pfli¡t, mit errötten: wie mi¡ ewre Freundli¡keit ‰et– bedenket, vnd no¡ vor geringer Zeit hat bes¡enket, mit der Krone, wel¡er laub imer grünet, vnd, vor dem, im Kämpfer-‰aub ward verdienet: au¡ der Kun‰-gelährten haar hat vmbwunden, beede–, wird bey mir so gar ni¡t gefunden. meine Krä[te taugen ni¡t zu den Kriegen, vnd wie solte mein gedi¡t
kennen Siegen? weil ein bloßer reimen-s¡luß ohne leben, wie Jhr saget, nur verdruß pflegt zu geben. | denno¡ liebet Ewre gun‰ meine lieder, Ob ›e wohl ni¡t–, von der Kun‰ derrer glieder, wel¡en Jhr mi¡ beygesellt, kennen haben, ›nd ›e do¡, dur¡ eu¡, vermählt, ihren gaben. daß der Pegni”-S¡ä[er-‰and vnd ihr Orden, mir, mit diesen wei‹en band, Eigen worden. Sol¡e vnverdiente Ehr zu erwegen, rei¡et selb‰en, Edler herr! daß vermögen. S¡af], daß meinen reimen-baw nun begie‹et,
Gedicht 178, 1668
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wa– von euren gei‰e– taw
herli¡ blühen,
überflü‹et.
vnd der Pegni”-S¡ä[er ruhm
wie der S¡öp[er diese welt
höher ziehen.
no¡ be‰ü”et, ho¡vernün[tig vnterhelt vnd bes¡ü”et: Also Jhr, deßselben bild, la‰ ni¡t fallen, die, dur¡ eu¡, die Krä[te fühlt na¡ zu lallen. soll mi¡ diese– S¡ä[er band würdig ziehren? muß e– Ewre kluge hand ferner führen. | ‰immet meinen S¡wa¡en thon selb‰ die Seyden, mi¡ zu dieser wehrten Kron zu bereiten.
Aber meine dank-begier zu bezeigen, hab i¡ diese– S¡le¡te hier, wollen rei¡en. la‹et sol¡e hirden gab, Preiß der hirden! weil i¡ do¡ ni¡t– beßer– hab, Eu¡ bewürden. dieser Ap[el ‰reitet ni¡t, wie bey Jenen, vmb da– prä¡tige gerü¡t Eitler S¡önen: Aber, so i¡ Pariß wer, wolt i¡ s¡ließen, daß die Klüg‰e, dieser Ehr
gebt den worden, die ent-Seelt,
solt genießen,
gei‰ vnd leben.
vnd, bin i¡ glei¡ dieser ni¡t,
ma¡et, wa– zu boden felt, Oben s¡weben. dan, so soll die S¡öne blum
wer kan– wehren, an Eu¡ de– ver‰ande– lie¡t so zu Ehren.
Birkens Tagebuch (I.390; PBlO.B.2.1.4, 89v) und sein Beantwortungsvermerk im Adressenfeld des Briefgedichtes bekunden, daß er Dorilis am 19.9.1668 geantwortet hat. Es gibt ein ausführliches, seinerseits auf den 19.9.1668 datiertes Konzept (PBlO.B.5.0.41, 113r-114r), wirklich eine Briefvorschrift, wie die Streichungen ganzer Passagen und sonstige Arbeitsspuren erweisen. Darin heißt es: A¡ nein! S¡ön‰e Dorili–! sol¡er Bemühung ware e– ni¡t vonnöten. J¡ empfienge ohneda–, indem i¡ gabe. Mein i‰ die Ehre, daß i¡ fähig gewesen, die Tugend zu beehren. Mein Lorbeerzweig, i‰ nie an ein würdiger– Ort gelanget. Unser– Orden– S¡äfer Blumenband, pranget an keiner mehrer–, al– an ihrer s¡ön‰en hand. Zwar, auser dem Unlu‰ über dero verkö‰ung, muß i¡ bekennen, daß Jhre Gabe, ho¡geehrte Frau, mi¡ über alle– von der Welt erfreuet. J¡ lerne, S¡ön‰e Dorili–, au– dieser Gabe ihren tre[li¡en Ver‰and er‰ re¡t bewundern und ho¡a¡ten. Wa– hätte na¡›nniger– können erda¡t werden? J¡ erkenne ja und bekenne meine Unwürde, in dero
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s¡ön‰en Urtheil unter den Kun‰di¡tern oben an zu‰ehen. Meine Freude i‰, mi¡ selber vor ni¡te– zu a¡ten: J¡ fliehe vor der Ehre. Aber indem i¡ Kun‰ und Tugend an andern liebe, i¡ will sagen, indem i¡ gegen der Sonne gehe, muß i¡ leiden, daß mir dieser S¡atten na¡folget. Und wie kan i¡ dann ander‰, al– über der Würkung mi¡ erfreuen, üm der Quelle willen, darau– sol¡e flie‹et? J¡ muß diesen Nectar ho¡s¡ä”en, ob Jhr ihn in eine Jrdene Flas¡e gefa‹et. | J¡ muß ja, Edle Dorili–, mi¡ verwundern, daß Sie so na¡›nnig ehren und verehren kan. Aber, S¡ön‰e! Jhr selber gebührt der Goldapfel. Eri– und Pari–, haben ihn der S¡ön‰en zugespro¡en. Solte Eri– heute einen Apfel gülden, und Floridan an ‰at Pari– urtheilen: i¡ wolte mir unsre Dorili– vor‰ellen, Eine an ‰at dreyer, dreye in Einer. Dorili– hat Tugend (die re¡te Juno und Ehrgeberinn,) Kun‰ und S¡önheit. So muß e– aber heüt ümgekehrt seyn: Ein S¡äfer, (zwar kein Pari–,) empfähet den Goldapfel, von den 3 Göttinnen, die ›¡ in eine S¡äferinn zusammen geeinigt. Eine lu‰ige Abenteur, die zu einer mü‹igen Zeit in mehrere betra¡tung soll gezogen werden. Jnzwis¡en sage i¡ s¡ön‰en dank, vor die höfli¡e Bemühung. J¡ werde da– lieb‰e Ges¡enke bä‰ verwahren, und der _ 3mal s¡ön‰en Dorili– Gesundheit darein s¡enken und senken. J¡ werde au¡ beda¡t seyn, sol¡e– ni¡t unerwiedert zu la‹en. Wa– soll i¡ aber von dem s¡ön‰en Ehrengedi¡te sagen? E– i‰ die Silberne S¡ale, de– Goldapfel–, der e– begleitet. Aber glei¡wie die S¡ön‰e Dorili– da– eine, also hat Sie au¡ da– andere an– unre¡te Ort geliefert, und den S¡äfer Floridan dur¡ ein Vergrö‹erung– Gla– angesehen: daher Sie den Zwerg zum Berg, und die Mü¿e zum Elefanten gema¡t. J¡ bitte aber, da– Perspectiv üm zukehren, damit die dinge ihre re¡te Ge‰alt bekommen. Auch für Dorilis (s. zu den Gedichten Nr. 175 und 176) werden im Hirtengespräch der programmatischen Nachrufekloge für Johann Michael Dilherr (1669) Blume, Spruch und Erklärungsgedicht mitgeteilt (S. 10f.): 19 Unserer fürtre[li¡en Dorili– Blum Vergiß mein ni¡t/ (sagte Myrtillu–) gibt vor andern Blumen den s¡ön‰en Anlaß zur | Anda¡t. Alle Blumen auf dem Felde/ al– Ges¡öpfe der Göttli¡en Wunderhand/ ›nd glei¡sam Zungen ihre– und unsere– S¡öpfer–/ und ru[en un– zu/ mit ‰ummer Rede: Vergiß mein ni¡t/ vergiß deine– S¡öpfer– ni¡t! Aber/ allein diese/ hat vor allen Blumen diesen Namen bekommen. Eine Gottergebene Seele erkennet/ we‹en diese Stimme i‰/ denket an ihren S¡öpfer/ und ru[et hinwiederum zu Jhm gen Himmel: Vergiß mein ni¡t/ deine– Ges¡öpfe–! Also kan man über diese Blume s¡reiben: De– Himmel– Gegenhall! und läs‰ diese Spru¡s¡rif] ›¡ erklären/ mit sol¡en oder derglei¡en Zeilen: O Himmel! ru[e du: i¡ will dein E¡o seyn. A¡ ja! e– sollen deine Gnad-Wolthaten bey mir ni¡t in Verge‹enheit gerahten. Do¡ ru[ i¡ dir au¡ zu: Mein GOtt / Vergiß ni¡t mein!
Gedicht 178, 1668
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Leicht variiert und als Erinnerungsrede des Myrtillus umgedeutet, erscheint auch diese Passage 1670 in der Nachrufekloge auf Frau von Birken (S. 254f.). Amarantes / Herdegen teilt 1744 den Vierzeiler als von Birken verfaßte ältere "Erläuterung" mit (S. 338), zuvor aber diese (S. 337f.): Vergiß mein ni¡t! diß i‰ ein Wort für deine Kinder, J¡ hör, mein Gott! die Stimm gehört für mi¡ ni¡t minder. | Sie dringet in mein Herz, e– folget diesem S¡all Zu mir: Vergiß mein ni¡t! de– Himmel– Gegen-Hall. Das Gedicht Nr. 178 ist 1673 als erstes in der Reihe der Ehrengedichte zum zweiten Teil der Stockflethschen Macarie gedruckt worden: Die | Kun‰- und Tugend-gezierte | Macarie/ | Oder | Hi‰oris¡er | Kun‰und Tugend-|Wandel/ | Der Zweyte Theil/ | benamet | Der Bekehrte S¡äfer. | Jn einer anmutigen Liebe#-Ge-| s¡i¡t vorge‰ellet | Dur¡ | Die gekrönte Blumgenoß-|S¡äferin | DORJLJS. | Nürnberg/ | Gedru¿t und verlegt von Johann Philipp | Miltenberger/ Jm Jahr 1673. Faksimile-Nachdruck hrsg. von Volker Meid, Bern / Frankfurt a. M. / Las Vegas 1978. (S. Garber, 1974, S. 345; Stauffer, 2007, S. 845-847.) Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, weicht die Druckfassung von derjenigen des Manuskripts an diesen Stellen ab: T1-T4] Floridan# Antwort | An die Edle Dorili#/ | Bey Ubersendung | De# Lorbeerkränz¡en# und Blum-|geno#s¡a]-Bande#. | A. 1668. – 7 für] vor – 11 entzu¿en] entzü¿en – 13 s¡on viel] man¡e – 14 mit, und nun au¡ viel Hirtinnen] au¡ und kluge S¡äferinnen – 20 Parna‹innen] Pierinnen – 26 um] üm – 45 seither] selber – 46 ander#] ander‰ – 47 ein Marsya#, son‰ ni¡te#] son‰ ni¡t#/ al# Marsya# nur – 52 der (1. Position)] dann – 52 der (2. Position)] wer – 53 Jhr ~ Leben,] kein Einzug – 53 a¡!] ja! – 54 ô Dorili#! ~ geben] Einzug – 54 ô] Nemt – 56 begrünt] bekrönt – 78 solt eu¡ s¡on ein‰] wann eu¡ s¡on wird 1-3 Wem solte ni¡t die Poesy ~ wett-s¡önen mit dem S¡nee?] Hommage an die Dichterin, als die Dorilis in diesem Gedicht vor allem behandelt wird. Abwandelnde Anspielung auf die ersten Verse eines Gedichts von ihr an Heinrich Arnold Stockfleth: PBlO.C.342.2. – 6 von Hirtinnen, von Nymfen] Als Hirtinnen werden in der Nürnberger Bukolik Damen aus dem gesellschaftlichen (bürgerlichen) Umfeld des Dichters benannt, als Nymphen solche höherer Stände. – 9 die wir vorhin gern kü‹en] Vorgezogener Relativsatz, abhängig von "der s¡önen Hand" (v. 10); "vorhin" ist in der Bedeutung 'ohnehin' verwendet. – 13f. Zehlt unsre Zeit ni¡t s¡on viel Prinze‹innen, | viel Nymfen nit, und nun au¡ viel Hirtinnen?] Verkürzter Satz; zu ergänzen wäre 'die selbst schreiben'. Birken mag außer an die dichtenden Pegnitzschäferinnen an Dichterinnen wie Herzogin Sibylla Ursula, die Schwester Herzog Anton Ulrichs von BraunschweigLüneburg, sowie an Catharina Regina von Greiffenberg und Margaretha Maria von Buwinghausen gedacht haben. – 15-20 Solt der Parnaß iezt ni¡t in Teuts¡land seyn? ~ sein Rand i‰ ja der Parna‹innen Hau#.] Zu dem von Birken häufig benutzten Motiv der Verlagerung von Musenberg und -quelle nach Deutschland bzw. nach Nürnberg s. zu Gedicht Nr. 175, v. 5, 8, 15. Daß Pegnesus die Rolle des Pegasus übernimmt, begegnet hier erstmals. Die in den Orden aufgenommenen Dichterinnen werden als
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Musen ("Parna‹innen") ins Bild gebracht. – 21-23 Jhr, Dorili#! seit dieser S¡önen eine: ~ der wehrte Hirt.] S. o. Anspielung auf die bevorstehende (19.4.1669; s. Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon. Bd. 10 (1995), Sp. 1494-1500; s. auch zu Gedicht Nr. 184, Z. 21-30) Hochzeit der Witwe Heden mit Heinrich Arnold Stockfleth, die Birken mit einer Gratulationsekloge feierte: Fürtre[li¡keit | de– | Lieblöbli¡en Frauenzimmer–: | bey Beglü¿wüns¡ung | der | Ho¡zeitli¡en EhrenFreude | de– | Ehr- und Preißwürdigen | Pegni”S¡äfer– | DORUS | und der | Tugend- und Kun‰-beEhrten | Pegni”S¡äferinn | DORJLJS | in einem Früling–Gesprä¡e | vorge‰ellet | von der | Pegni”-Gesells¡a]. | Jm 1669 Chri‰Jahr. (S. Garber, 1974, S. 319; Stauffer, 2007, S. 706-708.) – 25-30 J¡ denk' zurü¿ an Jahre, ~ un# alle ko‰ zu Zu¿er konte ma¡en.] S. o. Erinnerung an die Zeit nachbarschaftlicher Kontakte vor Birkens Weggang zum Studium 1643. – 31f. Jhr glaubet re¡t: no¡ ehr' i¡ diese Stund, | den dazumal-gema¡ten Freunds¡a]-Bund.] Die Stelle wie auch die Überschrift der Druckfassung des Gedichtes Nr. 178 erweckt den Eindruck, als reagiere Birken auf eine Äußerung der Adressatin. Dabei könnte es sich um das Schreiben Frau Hedens vom 8.6.1668 handeln, das Birken am 9.6.1668 erhalten hatte und dessen Wortlaut zum Gedicht Nr. 175 mitgeteilt ist. Diesem Brief war Dorilis' ebenfalls zum Gedicht Nr. 175 mitgeteiltes Glückwunschgedicht zu Silviens Aufnahme in den Pegnesischen Blumenorden beigefügt. – 36f. den hat gewiß der Titan zugeri¡t | au# s¡le¡tem S¡lamm.] Charakterliche Minderwertigkeit wird durch Erschaffung des Verächters durch den Titanensohn Prometheus (s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 1174-1178, bes. Sp. 1175) statt durch Gott verbildlicht. – 41-43 ihr s¡reibet sol¡e Sa¡en, ~ die Männli¡ i‰.] Birken wußte bei Abfassung des Gedichtes Nr. 178 bereits von Maria Catharina Stockfleths Arbeit am zweiten Teil der Macarie, der ihm – wie Briefe und Tagebuchbelege erweisen –, obwohl er erst 1673 erschienen ist, spätestens im Januar 1669 aber handschriftlich vorlag; s. v. 62. S. Jürgensen, 2006, S. 297; Stauffer, 2007, S. 846f. – 43-47 Eu¡ redet lang nit glei¡ | man¡ ‰olzer Mop–, ~ daß er ein Marsya#, son‰ ni¡te#, sey.] Eine der zahlreichen Passagen in Gedichten Birkens, in denen die Einbildung schlechter Poeten kritisiert wird. Der bei Vergil noch neutrale Name Mopsus (s. Ecl. 5) ist bei Birken stets negativ besetzt. Zum Wettstreit zwischen Apoll und Marsyas und des letzteren Bestrafung s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 1050f. – 48 Jhm legt kein Lob, al# nur ein Mida#, bey.] Zu Midas als banausischem und bestraftem Kunstkritiker s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 1287-1289. – 49-52 der muß mir ie ohn Seel ein Körper heisen, ~ So i‰ der todt, der todte Sa¡en liebt.] Auf diese Passage reagiert Frau Heden mit v. 25-28 ihres Dankgedichtes. – 54-61 ô Dorili#! Nehmt hin! i¡ muß eu¡ geben ~ seit unsre Kron.] Auf diese Passage zur Dichterkrönung reagiert Frau Heden mit v. 11-18 ihres Dankgedichtes. – 63-68 komt dan zu un#, in ihrer Hirten S¡aar: ~ und eine Seide bey der andern sey.] Auf diese Passage zur Ordensaufnahme reagiert Frau Heden mit v. 29-40 ihres Dankgedichtes. Das Motiv der mit Seide verglichenen Hände begegnet wieder zu Beginn der Hochzeitsekloge für Dorilis und Dorus (s. zu v. 21-23), in deren Handlung Birken (S. 8-10) das Catharina Regina von Greiffenberg gewidmete Lied "Hände von weiß-seidnem Flor" von den Brautleuten singen und spielen läßt. – 71 und liebt den, der eu¡
Gedichte 178 und 179, 1668
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liebt] Heinrich Arnold Stockfleth ist gemeint. – 72f. Seht hier die Blum, die eu¡ der Orden gibt: | Vergiß mein ni¡t! will er dadur¡ eu¡ sagen.] S. o. – 74-76 Jhr werdet fort in dem gedä¡tni# tragen | de# Orden# Zwe¿: Gott, Spra¡ und Poesy | zu heben ho¡, dur¡ eure s¡öne Müh.] Das ist das in der Nachrufekloge für Johann Michael Dilherr 1669 verkündete Programm. Text 179: An Magdali#, bey glei¡mäßiger Ubersendung. Sonnet. 191r/v T1 CLXXIX.] CLXIV – 4 und] oberhalb der Zeile – 4 Blume] B aus b überschrieben – 6 nehmt] durch Überschreibung aus nehmet – 8 Siebenrohr] ev. SiebenRohr – 14 und] u. Die Tagebuchnotiz zum 22.7.1668 (I.384; PBlO.B.2.1.4, 87v: "Magdalidi den S¡äferband, samt dem Lorbeerkränzlein und Sonnet.") bezieht sich mit Sicherheit auf dieses Gedicht. Adressatin ist Magdalis, Regina Magdalena Limburger, geb. Fink (gest. 1691), seit 1659 Gattin des bereits 1662 als Myrtillus II. in den Pegnesischen Blumenorden aufgenommenen Kraftshofer Pfarrers Martin Limburger (16371692), der nach Birkens Tod als dritter Praeses des Ordens fungierte. Zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 158-168; Will. Bd. 2. (1756), S. 442-444; Jürgensen, 2006, S. 245-250. Zu ihr s. Herdegen, S. 347f.; Will, S. 444.; Jürgensen, S. 326f. Birkens Tagebuch enthält zum 22.7.1668 und für die Zeit danach keine Notiz zu einem Brief nach Kraftshof, wohl aber ist notiert, daß Birken am 13.8.1668 mit Limburger dort und am 27.8.1668 in Nürnberg zusammengetroffen ist (I.386f., 393; PBlO.B.2.1.4, 88v, 90v). Wenn das Sonett mit Poeten- und Ordensinsignien nicht bei einer dieser Begegnungen ausgehändigt worden ist, muß die Übersendung ohne Begleitbrief erfolgt sein. Das Gedicht wird kurz vor dem in der Tagebuchnotiz genannten Termin entstanden sein. Trotz ihrer nur geringfügigen poetischen Produktivität (Nachweise bei Jürgensen, 2006, S. 327) ist Frau Limburger, damit sie in den Orden aufgenommen werden konnte, auch zur Dichterin gekrönt worden. Aus der programmatischen Nachrufschäferei für Johann Michael Dilherr (1669) wissen wir, daß ihr die Dreifaltigkeitsblume (Viola tricolor, das Stiefmütterchen) zugewiesen worden war. Die entsprechende Passage (S. 11) lautet: 20 Die Huldrei¡e Magdali–/ (sagte Ferrando/) wird von ihrer Dreyfaltigkeit Blume [...] viel s¡öne Himmel–-Gedanken ‰udiren/ und ›¡ beflei‹igen / daß dieselbe bey ihr sey Jm Herzen gepflanzet. Hierzu ›e de‰o mehr anzufeuren/ bediene i¡ ihre Anda¡t mit diesen Reimzeilen: Prangt/ Gärten! die ihr seit! a¡ keiner s¡öner i‰/ al–/ wo die Blumen ‰ehn/ die Drey in Einem weisen. Wohl meinem Herzen-Feld/ wann seine Blum du bi‰/ du DreygeEinter GOtt! Der Wirt/ den Ga‰ soll preisen. Als Erinnerungsrede Ferrandos umformuliert, erscheint diese Passage auch in der Nachrufekloge für Frau von Birken (S. 255f.). Das Epigramm ist unverändert. Leicht verändert teilt es Amarantes / Herdegen, 1744, S. 347, mit. Ein Druck des Gedichtes Nr. 179 ist nicht bekannt.
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1 Die da ein Gekrönter S¡äfer liebet] Der Ehemann Martin Limburger ist gemeint. – 2 Stab und Kron] Der Stab als Zeichen des Schäfers, die (Lorbeer)krone als Schmuck des gekrönten Poeten. – 6 Parna‹u# Lohn] 'Der Lohn, den der Parnaß verleiht'. – 8 auf dem Siebenrohr] Die siebenrohrige Pansflöte gilt als das Hirteninstrument und war das erste Wappenzeichen des Pegnesischen Blumenordens. – 9 Euer Laub und Lob gezweyfa¡t sey.] "Euer" ist Anrede an beide Eheleute, die nun beide gekrönte Dichter waren. – 10 Korn- und Jovi#-Blume ziert die Heyde.] Die Kornblume (Cyane) war die Martin Limburger zugewiesene Blume; s. Herdegen, S. 160; Jürgensen, S. 245. Die Bezeichnung "Jovi–-Blume" soll vielleicht darauf weisen, daß die Kornblume vor dem Blitz schützen (oder ihn anziehen) soll; s. BächtoldStäubli. Bd. 5 (1933), Sp. 247-249, hier Sp. 249. – 11-14 Aber Band und Blume sagt von Drey, ~ Liebt zuglei¡ den Kranz, da# Band und ihn.] Anspielung auf den Namen der Magdalis verliehenen Blume. In der Anweisung des Schlußverses wie überhaupt in der dominierenden Liebesthematik kann man einen Hinweis darauf sehen, daß die Ehrung nicht in erster Linie wegen poetischer Leistungen erfolgt ist.
Text 180: Zum Myrten-Fe‰ Ro›dan# de# Pegni”S¡äfer# und seiner Ro›lli#. 191v/192r T1 CLXXX.] CLXV – T4 Ro›lli#] erstes l oberhalb vorgefügt – 26 Ro›lli#] zweites l nachträglich erhöht – 33 KornRosen] R aus r überschrieben Das Gedicht gilt der Hochzeit des Pegnitzschäfers Johann Geuder (1639-1693; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 330-332; Will. Bd. 1 (1755), S. 535f.; Jürgensen, 2006, S. 279-285) – er hatte gerade seine erste Pfarrstelle in dem Dorf Ottensoos bei Nürnberg erhalten – mit Esther Metzger (gest. 1685) am 30.9.1668. Es ist zu vermuten, daß es kurz vor dem Hochzeitstermin entstanden ist. Zum 28.9.1668 hat Birken im Tagebuch notiert (I.397; PBlO.B.2.1.4, 91v): "Ro›dan der Lügner eingespro¡en. postridie. | De‹en Ho¡zeit Carmina eingeri¡tet." Tatsächlich gibt es eine gedruckte Dichtung zu Geuders Hochzeit: Ho¡zeitli¡e– | Freuden-Fe‰ | De– Lobwürdigen Pegni”-S¡äfer– | ROSJDANS | mit seiner | herzlieb‰en und liebwerthen | ROSJLLJS: | ange‰ellt den 30. Herb‰-M. | und besungen | vom MYRTJLLUS/ | mit Beyspra¡e etli¡er seiner | Weidgeno‹en. | Anno 1668. (S. Garber, 1974, S. 332; Stauffer, 2007, S. 669f.) Die kleine Ekloge präsentiert in 90 sicher von Martin Limburger gedichteten Alexandrinern einen bukolischen Vorgang, innerhalb dessen es zur Verlesung von Gedichten und Liedern kommt, für welche Alcidor (Johann Sechst), Magdalis (Regina Magdalena Limburger), Myrtillus (Martin Limburger) und Palaemon (Johann Gabriel Majer) als Verfasser zeichnen. Von Birken enthält sie keinen Beitrag; er hat nur die Druckeinrichtung gemacht. Daß das Gedicht Nr. 180 auf beiden Seiten in Blattmitte senkrecht durchstrichen und links neben der Zeile T2 von Birken mit dem Vermerk "Jn der S¡äferey" versehen wurde, weist auf seinen Druck in der folgenden großen Ekloge: Vierblätteri¡ter Glü¿–-Klee/ | oder | Gedoppelte– Vermählung–-Glü¿ | der Edlen Kinder | de– | Gro‹en DAFNJS | Megi‰ano und Chry›llen/ | mit | denen Ehr- und Tugend-wehrten | Demofilo und Marianen: | betra¡tet | und |
Gedicht 180, 1668
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beglü¿wüns¡et | von | denen Pegni”-S¡äfern | Ferrando/ Ro›dan und Damon. | Jm Jahr MDCLXVJJJ. (S. Garber, 1974, S. 323; Stauffer, 2007, S. 684-686.) Das Werk galt der Doppelhochzeit der Geschwister Magnus und Maria Martha Fetzer (Megistano und Mariana) mit Johann Christof Volckamer (Demofilo) und Christina Magdalena Fürer (Chrysille) im November 1668. Auch für dieses Werk hat Birken die Einrichtung für den Druck erledigen müssen, wie eine Tagebuchnotiz zum 20.11.1668 anzeigt (I.411; PBlO.B.2.1.4, 96r): "Die Fe”eris¡e S¡äferey einzuri¡ten, belä‰iget worden, sacra meditans." In die Handlung dieser Ekloge, in der Floridan mitagiert, ist das Gedicht Nr. 180 einbezogen (s. Stauffer, 2007, S. 684f.). Die Hirten Floridan, Alcidor, Myrtillus, Rosidan und Ferrando kommen an einem Ort in der Nähe der Stadt zusammen, wo sie sich, und zwar unter Rosidans "nunmehr anverwandtem lieben Vatter-Da¡" ([Aij]v), im Frühjahr schon einmal getroffen hatten. Nach Rosidans Freudebekundung geht die Erzählung weiter (ebd.): Und zu Bekrä]igung dieser deiner freudigen Zuver›¡t (fuhr ihm Ferrando darein) ›he hier diese– Blätlein/ da– ie”t geda¡ter unser allhier bes¡ehenen Vorjahre– Zusammenkun] erwähnet/ und soviel Lieb–zei¡en gegen di¡/ al– Zeilen begrei[et. Die Begierd/ den Jnhalt de‹en zu lesen/ triebe Ro›dan dahin/ daß er/ der Einhändigung ni¡t erwartend/ mit diesem Hirten um da– Blat ›¡ so lang ri‹e und zerrete/ bi– e– darüber zu Trümmern gienge. Glei¡wol wurde da– darauf enthaltene Lied/ dur¡ flei‹ige Sammlung der zer‰reuten Stü¿e/ wieder gefa‹et und ergänzet/ wel¡e– ›e folgende– Jnhalt– befanden: Das Lied Nr. 180 folgt auf der Seite Aiijr; seine Einfügung wird in dem folgenden Hirtengespräch ([Aiij]v) erklärt: Die Zeilen gehen an mi¡/ (sagte Ro›dan) den Mei‰er aber derselben verrähtet viellei¡t der untergezei¡nete Bu¡‰ab F. daß du/ Ferrando/ e– selber seye‰. Da– Kind i‰ zu edel für einen so elenden Vatter/ (widerredete dieser) wir wollen die Ehre an Floridan überla‹en. J¡ habe e–/ auf dem Weg hieher/ gefunden. J¡ bekenne mi¡ zu dieser Geburt/ (erse”te Floridan) deren unser Ro›dan/ wegen eine– Mißver‰ande–/ ni¡t zu re¡ter Zeit inhändig worden. E– i‰ eben da– jenige/ (versezte Ro›dan) de‹en Verlu‰ i¡ so s¡merzli¡ betrauret/ und/ wel¡e– wieder zu finden/ mi¡ so herzli¡ verlanget. A¡ ein re¡ter Glü¿–fund vor mi¡! oder vielmehr O ein glü¿li¡e– Verlieren/ wel¡e– mir iezt mit so grö‹erer Freude im Wiederfinden erwiedert wird. Al– er hierauf/ mit viel Worten ›¡ zu bedanken/ fortfahren wolte/ unterfuhr ihm Floridan/ und sagte: Die Liebe erheis¡et keinen Dank/ und belohnet ›¡ selber mit der Belu‰igung/ daß ›e ›¡ au–zula‹en Anlaß bekommen. Es zeigt sich, daß das Lied für die Geuder gewidmete Hochzeitsekloge vorgesehen war, infolge eines "Mißver‰and–" aber nicht einbezogen wurde. Ob Geuder wie der fiktionale Rosidan es schon früher gekannt, ob Birken es wegen einer Verärgerung zunächst zurückgehalten, ob Geuder oder Limburger es erhalten, aber zur Zeit der Einrichtung der Ekloge nicht zur Hand hatten, ob Birkens Tagebuchformulierung "Ro›dan der Lügner" im Zusammenhang mit dieser Wirrnis steht, läßt sich nicht ermitteln. Die Druckversion weist keine Strophengliederung auf; die Verse mit einsilbiger Kadenz (v. 3, 6 usw.)
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sind eingerückt. Außer geringen Abweichungen in Orthographie und Interpunktion unterscheidet sich die Druckfassung vom Manuskript durch einen Setzerfehler: 16 Ges¡ä]en] Ges¡ä‰en –. Die Begebenheit auf welche sich das Gedicht Nr. 180 rückblickend bezieht, die Poetenkrönung Geuders am 24.3.1668, ist in Birkens Tagebuch zu diesem Datum ausführlich dokumentiert (I.355; PBlO.B.2.1.4, 77v/78r): Bey Herrn Peter Me”ger cum Uxore, Myrtillo und seinen Weib, Ferrando, Alcidorn, Palämon, Damon und Ro›dan bewirtet worden, in seinen Gartenhau– Herrn Magi‰er Geudern zum Poëten gekrönt, in gegenwart Herrn Volkamer– Sohn und To¡ter; wir wurden auf der Kuts¡en abgeholt; habe den Ferrando, Ro›dan und Damon die S¡äferbande, ihnen und den andern ieden 1 Bley‰if], al– S¡äfer‰ab, cum charta, au–gehändiget. Pro Ligulis ego 1 Rei¡–thaler, pro Stäben 6 Kreuzer. Haben au– einer gläsern 7röri¡ten Pfei[e, und einen langen gläsernen S¡äfer‰ab getrunken, die Bänder an die Bru‰ hä]en la‹en, Herr Mel¡ior S¡mid mit Paul Peter Me”ger auf der Laute, Ferrando auf der Viole gespielet, ego mit | Frau Magdalide gravidâ, Myrtilli Uxore, zween Reihen gedanzt, Damon cum Uxore et ceteris Foeminis ›¡ gar gemein gema¡t; üm 4 in der Na¡t auf S¡nee und unter S¡neyen, da kein Guts¡er mehr aufseyn wollen, mit Ferrando, Alcidor, Damon und Palaemon na¡ hau– gegangen, Herr Myrtillu– cum Uxore droben überna¡tet. Habe von allen alle Ehre und Höfli¡keit empfangen. Mit Hilfe dieser Notiz läßt sich erklären, wieso das in der einen Hochzeitsekloge fehlende Lied ohne Probleme in die andere übernommen werden konnte. Trotz des Standesunterschiedes der Brautleute hier und dort war man offenbar gut miteinander bekannt. Der Gastgeber der Festveranstaltung am 24.3.1668 in einem Gartenhaus vor der Stadt, Peter Metzger, war der – damals noch künftige – Schwiegervater Geuders. Mit ihm und seinem Sohn Peter Paul Metzger, dem künftigen Schwager Geuders, ist Birken im Laufe des Jahres 1668 bei verschiedenen Gelegenheiten zusammengetroffen, meist gemeinsam mit Geuder und anderen Pegnitzschäfern: Kurz vor der Festveranstaltung, am 19.3.1668, hatte Peter Metzger das ins Reine geschriebene Coronatsdiplom für Geuder zu Birken gebracht. Am 13.3. hatte Birken es konzipiert (als Dokument PBlO.C.24.16.1 ist das Konzept in Birkens Nachlaß erhalten), und am 14.3. hatte Geuder es zur Anfertigung der Reinschrift bei Birken abgeholt, was alles das Tagebuch festhält (I.354; PBlO.B.2.1.4, 77r/v). Am 1.6.1668 hat Birken zusammen mit Geuder und einem der Herren Metzger nach der Komödie eine Unterredung gehabt (I.374; PBlO.B.2.1.4, 84r), und am 29.6. machte man gemeinsam einen Ausflug (I.380f.; PBlO.B.2.1.4, 86r): "Mit Herrn Peter Mezgern, de‹en Uxore, Filiâ und Ro›dan, auf einer Brunk Kuts¡e, na¡ Kra]–hof zur Predigt Ro›dan– gefahren, mit den S¡waben von Wieseloh geredt, ego et Uxor bi– üm 2 gegen Na¡t bey Herrn Pfarrherr gee‹en und getrunken, dur¡ Kleinreuth, ego cum illo auf seiner Kales¡e, wieder heim gefahren, daselb‰ ein paar Gla– Wein getrunken endli¡ au¡ bey Herrn Burkhard im Kreu” eingespro¡en." Anlaß für diese Reise könnte Geuders Probepredigt oder die Taufe eines Kindes des Ehepaars Limburger gewesen sein. Die mitanwesende Tochter Peter Metzgers war Geuders damalige Verlobte und spätere Gattin. In einer anderen Rubrik des Ta-
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gebuchs hat Birken die Kosten dieser Unternehmung aufgelistet (I.378; PBlO.B.2.1.4, 85v). Am 13.8.1668 gab es wieder eine Ausflugsunternehmung (I.386f.; PBlO.B.2.1.4, 88v): "Na¡ Herrn Myrtillo, mit Ferrando, Alcidor und Ro›dan, gefahren. Herr Ammon Kuts¡en und Pferd hergegeben. [...] na¡t– in der Wiederkehr zu Herrn Peter Me”gern, [...] heimkehr üm Mitterna¡t." Da beim Fest der Poetenkrönung Geuders am 24.3.1668 außer dessen Schwiegereltern, den Gastgebern, dem Schwager und der Braut Geuders auch "Herrn Volkamer– Sohn und To¡ter" zugegen waren – dieser Sohn dürfte der eine Bräutigam der Fetzer-Ekloge gewesen sein –, ist davon auszugehen, daß der kleine Kreis der damals in Nürnberg agierenden Pegnitzschäfer nicht nur mit der offenbar wohlhabenden Familie Metzger, sondern auch mit jungen Angehörigen der patrizischen Familie Volkamer in freundschaftlichem Kontakt stand, so daß in einer Hochzeitsdichtung, die einem Mitglied dieser Familie gewidmet wurde, durch Einbeziehung des Gedichtes Nr. 180 an eine Begebenheit erinnert werden konnte, an der es in diesem befreundeten Kreis beteiligt gewesen war. Zu Zeit der Hochzeit Geuders scheint der Birken in den Mund gelegte "Mißver‰andt" noch nicht ganz behoben gewesen zu sein; Birkens Tagebuch zu diesem Datum (30.9.1668) klingt indigniert (I.397; PBlO.B.2.1.4, 91v): "Ro›dan– Nuptiae, der 1. Kuts¡e Uxori die ›¡ angekleidet zu senden verspro¡en aber ›e er‰ na¡her nur zur Malzeit wollen abholen la‹en." Das Lied hat Strophenform und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 40, 70, 109, 119, 120, 122, 148, 152, 183, 191, 196, 206, 230, 240, 257 (1. Bestandteil), 276 und 277 gemeinsam. 1-21 Dortmal# ließen Sieben Hirten ~ sahe in der LorbeerKron.] Rückblick auf die Coronatsveranstaltung am 24.3.1668; s. o. – 1f. Dortmal# ließen Sieben Hirten | ›¡ von einem Freund bewirten.] S. o. An der feierlichen Dichterkrönung Geuders hatten tatsächlich sieben Pegnitzschäfer teilgenommen. – 3-6 Flora na¿et ‰unde no¡: ~ E# war Lenz, und Winter do¡.] Zur winterlichen Witterung an diesem Tag s. o. – 7f. Syrinx, zu Kry‰all gefroren, | Nectar goß au# ›eben Rohren:] Abermals Anspielung auf das winterliche Wetter. Die Rede ist von dem gläsernen Trinkgefäß in Gestalt einer Pansflöte, das bei der Veranstaltung am 24.3.1668 eine Rolle gespielt hatte; s. o. Zum Syrinx-Mythos s. Ovid, Metamorphosen 1, v. 689-712. – 9 der quoll au¡ vom Hirten‰ab.] Aus dem als Hirtenstab geformten Trinkgefäß; s. o. – 1012 Unser Noris¡er Amfion, ~ jagten alle# Leid zu grab.] Die drei am 24.3.1668 tätigen Instrumentalisten dürften gemeint sein: der professionelle Musiker Melchior Schmid (zu ihm s. Prosapia / Biographia (WuK. 14), S. 102), den Birken in einem Epigramm, das in einer deutschsprachigen und in einer lateinischen Version existiert (S. v. B. Birken-Wälder, PBlO.B.3.1.1, 208r; Konzepte-Sammlung PBlO. B.5.0.26, 118r) als Orpheus und Amphion in einer Person bezeichnet hat, Paul Peter Metzger und Johann Ludwig Faber / Ferrando; s. o. – 13-15 Dafne kam au¡ zu dem Fe‰e, ~ einem S¡äfer auf da# Haar] Die Quellen lassen nicht erkennen, ob Barbara Juliane Penzel / Dafne am 24.3.1668 in Nürnberg anwesend war oder ob in mythologisierender Rede auf den Vorgang der Krönung Geuders zum Poeten angespielt wird. – 16-18 Au¡ Ro›lli# mit Ges¡ä]en, ~ dazumal unmüßig war.] Offenbar war Esther Metzger damit beauftragt worden, den drei entsprechend zu ehrenden Pegnitzschäfern die Or-
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densbänder anzuheften; s. o. – 19-21 E# war Ro›dan der Hirte, ~ sahe in der LorbeerKron.] Esther Metzger durfte offenbar ihrem Bräutigam den Lorbeerkranz aufsetzen. Birken wird ihm bei dieser Gelegenheit das Diplom überreicht haben. Im Tagebuch hat Birken zum 24.3.1668 notiert (I.339; PBlO.B.2.1.4, 73r): "Herr Magi‰er Geuder, pro Laureâ, mir 3 ducaten verehret." – 22-24 Je”und er, au# dieser Hütten, ~ und ›e selber, führt davon.] Die Hochzeitsfeier am 30.9.1668 hat demnach, wie die Festlichkeit im März, im Gartenhaus Peter Metzgers stattgefunden. Der Myrtenkranz des Bräutigams wird nach Magisterhut und Poetenkrone als der dritte Kopfschmuck gezählt. – 29f. mit der Seelenhirten-Würde, | zehlt er vier' in einem Jahr.] Die vier Würden: Aufnahme in den Blumenorden, Krönung zum Poeten, Heirat, Amtsantritt. – 33f. soviel au¡ KornRosen ‰ehn | in dem güldnen Saal der Aehren:] Die Kornrose, der Klatschmohn, war Geuder als Blume zugewiesen worden. Das Bild der Blumen im Ährenfeld variiert das Zentralmotiv des zugehörigen Spruches. In der Nachrufekloge für Johann Michael Dilherr (1669) heißt es (S. 10): 17 Meiner wilden Mohn- oder Korn Rose/ [...] (sagte Ro›dan/) gibe i¡ zur Obs¡ri]: Unter Frü¡ten wa¡send! Und erinnere mi¡ darbey/ daß der Himmel von mir fordere/ meinen Glauben in Gottseeligen Werken und GOttehrenden Sinn-Frü¡ten zu zeigen/ mit dieser Erklärung: Nirgend meine Blum w䡉/ al– unter Frü¡ten. GOtt! mein Glaub soll/ dir Fru¡t zu opfern/ di¡ten. Diß mein Her”feld ne”' und wärme/ deine– Gei‰e– Thau und S¡ein! Daß der Himmel Ehren-Aehren von mir möge samlen ein. In der erinnernden Erzählung der Nachrufekloge auf Frau von Birken (1670) hat das Epigramm denselben Wortlaut (S. 252f.); Amarantes / Herdegen, 1744, bietet (S. 332) eine leicht überarbeitete Version.
Text 181: An Fontano den Pegni”Hirten, bey übersendung de# LorbeerKranze# und S¡äferBande#. 192r/v T1 CLXXXI.] CLXVI – T3 bey] ev. Bey – 7 ma¡te.] ev. ma¡te: – 17 Deine] durch Überschreibung aus Eure – 20 der] Kürzel – 20 Himmel] Him el Dieses Gedicht zur Poetenkrönung und Ordensaufnahme Simon Bornmeisters (1632-1688), des Rektors der Schule beim Heilig-Geist-Spital in Nürnberg (zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 343345; Will. Bd. 1 (1755), S. 136-138; Jürgensen, 2006, S. 302-317), wurde im Oktober 1668 verfaßt und dem Adressaten zusammen mit dem Coronatsdiplom und den Insignien der Aufnahme in den Pegnesischen Blumenorden, dem Bornmeister als Fontano II. angehörte, am 28.10.1668 zugestellt, was Birken im Tagebuch zu diesem Datum festgehalten hat (I.408; PBlO.C.2.1.4, 95r): "Herrn Rectorn im Spital Simon Bornmei‰ern, an seinen Namen–Tag Lauream und da– S¡äferband, al– Fontanem, zugesendet."
Gedicht 181, 1668
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Auch die Vorgeschichte ist im Tagebuch dokumentiert. Zum 2.10.1668 hat Birken notiert (I.397; PBlO.B.2.1.4, 91v): "da– Crönung–diploma vor Fontano verfa‹et"; zum 3.10. heißt es dann (ebd.; ebd.): "Herrn Rector da– Concept gesendet." Das in lateinischer Sprache ausgeführte, auf den 28.10.1668 datierte Konzept ist in Birkens Archiv vorhanden: PBlO.C.24.7.1. Für Bornmeisters Kollegen Paulus Röse hat Birken am 15.10.1668 ein Gratulationsgedicht zu Bornmeisters Namenstag verfaßt (I.402; PBlO. B.2.1.4, 93v): "Vor Herrn Röse, Bornmeistero Nominale 48 Verse." Dieses Gedicht steht als Text CCCIII (208v-209r) in der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder (PBlO.B.3.1.1): Auf einen Namen–tag ("Las‰ un– unsren Brunnen krönen"). Auch eine Nachgeschichte wird kenntlich: Am 29.10.1668 hat Bornmeister sich bei Birken bedankt (I.392; PBlO.B.2.1.4, 90r): "Fontano mir 1 Ducatum verehrt pro L〈igula〉 mit prome‹e guter dien‰e." Und für den 30.10.1668 ist der Empfang eines Schreibens notiert (I.400; PBlO.B.2.1.4, 92v): "183. von Herrn Rector Bornmei‰er." Dieser Brief, ein in lateinischer Sprache abgefaßtes Dankschreiben, ist in Birkens Archiv erhalten: PBlO.C.29.2. Am selben Tag hat Bornmeister Birken auch persönlich aufgesucht (I.409; PBlO.B.2.1.4, 95r): "Herr Bornmei‰er eingespro¡en. Wein. 8 Kreuzer." Für die Zeit danach sind in Birkens Tagebuch rege Kontakte dokumentiert. Das Gedicht Nr. 181 ist auch eine Gratulation zum Namenstag. In den voraufgehenden und folgenden Jahren gibt es – außer bereits erwähnten, 1668 auf Bestellung geschriebenen – in der Sammlung S. v. B. BirkenWälder noch weitere: CCLIX, 182v/183r: 1664; CCLXV, 186v/187r: 1665; CCLXXX, 194v-195v: 1666; CCLXXXVII, 198v-199v: 1667; CCCXVI, 214v-215v: 1669; CCCXXV, 217v/218r: 1670. Sie spielen allesamt mit der Brunnenbildlichkeit. Die Bornmeister zugewiesene Blume war der Rosmarin. In der Nachrufekloge für Dilherr lautet die ihm gewidmete Passage (S. 13): 27 Unsern Fontano/ (sagte Myrtillu–/) führet sein Rosmarin/ [...] glei¡ der Pa‹ion–-Blume/ Zum Gedä¡tni– de– GottMens¡en–. Unser Gekreu”igter/ aber je”und herrs¡ender JESUS/ i‰ die Rose/ der himmlis¡en Provinz/ wel¡e in den irdis¡en David–‰ammen eingepfropfet/ au– dem Zweig Maria herfürknospet/ und dur¡ die Dornen zur herrli¡‰en S¡önheit erwa¡sen. Diese Anda¡t/ kan also üms¡rieben werden: E– mag/ im Lenzen Jahr/ der Auen S¡önheit blühen! Wa– mir behaget/ i‰ die Rose von Marien/ der Gott–- und Mens¡en-Sohn. J¡ will ›e pflanzen ein: Jhr ewger Blumenkrug soll mein Gedä¡tni– seyn. Das erscheint, mit einer kleinen Änderung im Prosateil, ebenso 1670 in der Nachrufekloge auf Frau von Birken (S. 261f.). Amarantes / Herdegen, 1744, teilt das Epigramm (S. 343) in einer überarbeiteten Gestalt mit. Sowohl das Gedicht Nr. 181 als auch das von Birken im Auftrag von Paulus Röse verfaßte Lied (s. o.) sind gedruckt worden (s. Stauffer, 2007, S. 682-684) in dem Heftchen Käyserli¡e Di¡ter-Kron/ | mit wel¡er | dur¡ den | Edelen/ Ve‰- und Ho¡gelehrten | Herrn | Sigmund von Bir¿en/ | Käyserli¡en Comitem Palatinum | und Edel-bekrönten Poeten/ | Der | Ehrenve‰e/ A¡tbar und Wolgelehrte | Herr |
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Apparate und Kommentare
M. Simon Bornmei‰er/ | Rector der S¡ul zum H. Gei‰/ | in Nürnberg/ | An. 1668 den 28. Octob. al– an seinem Namen–-Tag/ | au¡ hierüber mit einem bey einer Na¡t-Mu›k | abgesungenem Glü¿wuns¡-|Lied | von dem Collegio besagter S¡ul | beehret worden. Das Gedicht Nr. 181 steht mit der Überschrift m! auf der Rückseite des Titelblattes und ist von Birken unterzeichnet: "Wie wüns¡et/ und diese de– hö¡‰en Föbu–/ au¡ | gro‹en Pan– zuvermeinte Anbindgaben/ | mit dieser BirkenRinde begleitet | FLORJDAN." Das von Paulus Röse bestellte Lied steht ohne Verfasserangabe auf den Seiten 3 und 4 des Heftes, auf S. 4 außerdem ein Gedicht des Theologiestudenten Gottfried Kirchschlager. Von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen, weicht der Druck des Gedichtes Nr. 181 an diesen Stellen von der Manuskriptfassung ab: 1 pflan”te] pflanzte – 9 mit verdienter Ehr] mit verdientem Kran” – 15 Sey] Seit (ebenso 19) – 15 sey] seit – 18 rie¡e] Rie¡et – 20 di¡] Eu¡ 1-8 Föbu# einen Lorbeerbaum ~ J¡ ver‰und e#, al# i¡ wa¡te.] Der mythologisierend-beziehungsvolle Traum, der als Auslöser der Gedichtrede dargestellt wird, ist auf den Morgen des 28.10.1668 datiert. Die mythischen Protagonisten des Traumgeschehens werden v. 11-14 als Bezeichnungen für reale Personen und Gegebenheiten kenntlich gemacht. – 1f. Föbu# einen Lorbeerbaum ~ daß er ihn mit S¡atten kröne.] Der neuerfundene 'Mythos' vom Gärtner Föbus dient dazu, mit Anspielung auf den Namen des zu Ehrenden die Motive Lorbeer, Quelle (Born), Dichtung und Krönung zusammenzubringen. – 3f. Pan spra¡ ~ will i¡ ihm au¡ Gaben s¡enken.] Im mythologischen Bild ist auf die Lehrtätigkeit, mit der Benennung der Quelle als "Born" auf den Namen des Adressaten angespielt. – 5f. Also hat er de‹en Rand ~ die gesund zur Weide dienen.] Zu Bornmeisters Blume Rosmarin s. o. Zum Nutzen des Rosmarin s. Zedler Bd. 32 (1742), Sp. 471-481. Dort ist u. a. verzeichnet, daß Rosmarin in Spanien zur Schafweide genutzt und bei Nürnberg in großem Umfang angebaut wurde. – 9 Dieser Tag] Bornmeisters Namenstag, der 28.10.1668. – 11f. Unser Cäsar, Föbu# i‰: ~ zu gelehrter Sinnen Lohne.] Birkens Recht, den Poetenlorbeer zu verleihen, war infolge seiner Würde als Comes Palatinus stellvertretendes Handeln im Auftrag des Kaisers; s. Text Nr. 49a im Birken-Windischgrätz-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 333347, bes. S. 340f. – 13f. Vatter Pegni” i‰ der Pan: ~ unter seine S¡äfer s¡reibet.] "Pan" und "Vatter Pegni”" sind mythologisierende Benennungen dessen, wofür der Orden (nach dem damals noch dominierenden Verständnis) stand und was das Handeln seines Präses bestimmte. – 13 ihn dem HirtenBand einleibet] Mit "ihn" ist Bornmeister gemeint. Zur maskulinen Verwendung des Nomens "Band" bei Birken s. zu den Gedichten Nr. 26, v. 217; Nr. 43, T2f. Hier bezeichnet "Hirtenband" den Blumenorden. – 15 in diesen Morgen‰unden] Birken wird seine Gratulationssendung früh am Tag auf den Weg gebracht haben. – 17 Deine Tage seyen weiß! und dein Haupt nun ewig grüne!] Assoziativer Anschluß an die Nennung der weißen Farbe in v. 14. Hier stehen die Farben – weißes Haar, lorbeergekrönt – im Dienste des Wunsches auf langes Leben und Ruhmnachleben.
Gedicht 182, 1668
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Text 182: An Barbarilli#. 192v T1 CLXXXII.] CLXVII Dieses formal eigenwillige Sonett – in den Quartetten wechseln jambische Verse mit 6 Hebungen und zweisilbiger Kadenz (v. 1, 3, 5, 7) mit ebenfalls jambischen Versen mit 3 Hebungen und einsilbiger Kadenz (v. 2, 4, 6, 8) ab, während die Terzette aus trochäischen vierhebigen Versen mit einsilbiger (v. 9, 10, 12, 13) und zweisilbiger Kadenz (v. 11, 14) bestehen – ist der letzte Bestandteil der Jahrgangsgruppe 1668 in der Sammlung. Adressatin ist Anna Barbara Staden, geb. Denck, die seit 1662 mit Birkens Nachbarn Johann Staden, einem Sohn des Komponisten Sigmund Theophil Staden (16071655), verheiratet war; s. Stauffer, 2007, S. 980. Daß sie mit dem Namen Barbarillis gemeint ist, geht zweifelsfrei aus Briefkonzepten und Tagebuchnotizen Birkens hervor. Sie gestatten auch die Zuweisung der Ekloge De– | getreuen S¡äfer– | DAMON/ | und der | s¡önen S¡äferin | BARBARJLLJS | Liebe–Gelübde/ | Jm | 1662. Chri‰-Jahr. | Altdor[ | Gedru¿t bey Georg Hagen/ | der löbl. Vniver›tät | Bu¡dru¿er., deren Adressaten Jürgensen, 2007, S. 199, Anm. 75, noch als unbekannt bezeichnet, an das Ehepaar Staden. Das Sonett, Ende November / Anfang Dezember 1668 entstanden, könnte mit dem Brief Birkens vom 4.12.1668 zu Frau Staden gelangt sein, den das Konzept PBlO.B.5.0.41, 119r, repräsentiert: Barbarillidi. Meine Zeilen mü‹en unter einem glü¿ha]en SternEinfluß geflo‹en seyn etc. Die s¡öne Barbarilli– hat in ihrer Ca‹e soviel höfli¡keitMünze, daß der Uberfluß und die Mildigkeit ›e nötiget, sol¡e au¡, wie die ☼ ihre Strahlen, über die Unwürdigen au–zu‰reuen, und Bley mit Gold zu bezahlen. Auf den Blumen Früling, mu‰e dem S¡äfer Blumenhold so ein WortSommer einfolgen. J¡ lerne, die an ›¡ selb‰ s¡öne hand no¡ mehr zu bewundern, weil ›e au¡ s¡ön s¡reibet: also daß i¡, wann i¡ jünger und mü‹iger wäre, zu denselben die meinen wolte in die S¡ul s¡i¿en. Wann man den holdseeligen Ver‰and, mit dem wohl›ngenden Mund und s¡önen s¡öns¡reibenden händen verswe‰ert, so bleibt wahr: Barbarilli– ziert den Pegni”‰rand. Au– der Gegenhütte de– süßklingenden Bienenhause– etc. Der vorletzte Absatz des Konzepts spielt auf v. 9 des Sonetts an. Der Wendung vom "Blumen Früling" entspricht eine Tagebuchnotiz zum 26.11.1668 (I.412; PBlO.B.2.1.4, 96r): "Barbarilli– mir 3 Veilblümlen gesendet." In seinem nicht sicher datierbaren Konzept eines Briefes an Johann Staden, der vor dem 4.12.1668 geschrieben worden sein muß (PBlO.B.5.0.41, 118r/v), heißt es: Die wehrte‰e Barbarilli– labet denselben, iezt im Winter, mit drey breitblättrigen Violblümlein, wel¡e no¡ heut mein Leibzimmer so ‰ark mit geru¡ anfüllen, daß mi¡ dünkt, i¡ wehre im s¡ön‰en Blumgarten. J‰ ein lieb‰e– S¡äferges¡enke, von dieser Edlen S¡äferinn, an den S¡äfer Floridan oder Blumenhold.
Apparate und Kommentare
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E– ›nd drey Blümlein, ein Sinnbild Na¡barli¡er Treue, von den Edlen dreyfa¡en Na¡bar-Kleeblat, die werde i¡ in– herze pflanzen. Der Brief an Frau Staden vom 4.12.1668 war zusammen mit einem an Johann Staden abgesandt worden, der ebenfalls, unmittelbar vorher, im Konzeptbuch erscheint (PBlO.B.5.0.41, 118v/119r). Das Tagebuch Birkens, in dessen Briefregistratur für die Zeit des Jahresendes 1668 ohnehin einige Wirrnis herrscht, verzeichnet die beiden Schreiben nicht. Frau Stadens Brief, auf welchen Birken am 4.12.1668 geantwortet hat, in der Tat ein kalligraphisches Kunstwerk und ein Konglomerat von Höflichkeitsformeln, auf den 1.12.1668 datiert und von Birken nicht mit Empfangs- und Beantwortungsvermerk versehen, ist in seinem Archiv enthalten: PBlO.C.14.1: Großer Feldherr de– Pegne›s¡en hirten heere– vnd deßen ho¡-bewürdigten Weid-genoßens¡af]. Demselben zu aller s¡uldig‰en Ehren, saget seiner gemeine‰en kne¡te Magd gehorsamb‰en Dank, für die von dero vollkomme‰en fürtre[li¡keit hohen hande, außer der Götter verleiheten hil[-Ma¡t zwar wenig‰en empfange– fähigkeit, Jhrer weisen Sinn-Bruten ho¡ geneigter Zutheilung, beibeneben‰ vns¡euer bekäntnu– gegen deßen hirinn Begötterter Allwißenheit, der gän”li¡en vntaugli¡e, nur au¡ zu lesen die s¡ön‰en anbefehlung– Zeilen an diese Pegni” hirten-lieder, großen gei‰, e– ware dan daß deßen dißfalß wohl so zu benahmente Allma¡t, Jhr ges¡öp[ verhängete, daß an sol¡e– ‰att die groß erwe¿ete freud hierob vnd die leben– lange ho¡-haltung au¡ da– ›ngen verlaubete. E– bleibt aber dem Großen S¡ä[er-Gott Floridan, ein demütige– dan¿-opfer gelobet, sol¡e– hohe beehren, füro-fort in nimmer manglender folgbare biß au[ fahle-Lippen–-Zeit gegen zu beehren, weß wegen mit deßen belaubnu– i¡ mi¡ vers¡reibe De– großen Feldherrn Floridan– gering‰e Jedo¡ getreue‰e hirten Magd Barbarili– Gegeben Jn der gegend de– großen Feld-herrn– Floridan– S¡ä[er-gezelte am 1 Chri‰-Monat–-Tag 1668 Der bei aller Höflichkeit scherzhaft-familiäre Brief übernimmt einen Teil seines Vokabulars aus Briefen Johann Stadens an Birken, der in seinem Schreiben vom 17.11.1668 (PBlO.C.331.11) Birken daran erinnert, ihn kürzlich zu einem "ho[- und krieg– Trun¿" eingeladen zu haben. Der Eingang des Briefes von Frau Staden zusammen mit einem von Johann Staden ist in Birkens Tagebuch für den 1.12.1668 verzeichnet (I.406; PBlO.B.2.1.4, 94v): "208 Von Herrn Staden et Barbarillide." Im Konzept des Briefes
Gedichte 182 und 183, 1668 und 1669
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an Johann Staden vom 4.12.1668 (PBlO.B.5.0.41, 118v/119r) hat Birken den Brief der Nachbarin erwähnt: "der wehrten Barbarilli– Zeuge und Anwalt kan i¡ seyn, wider ihren Damon, daß an ihr, ni¡t allein die Haut, sondern au¡ hand, Ver‰and und alle– gut i‰, da– ihr s¡öner und s¡önges¡riebener Brief darleget." Im November und Dezember 1668 herrschte nach Auskunft von Tagebuch und Briefkonzeptbuch Birkens – bei irritierend geringer Entsprechung hier und dort – ein so intensiver Besuchskontakt zwischen den Nachbarfamilien, daß das Gedicht Nr. 172 auch bei einer anderen Gelegenheit übermittelt worden sein könnte. An seiner zeitlichen Situierung – Ende November / Anfang Dezember 1668 – ändert das nichts. Ein Druck ist nicht bekannt. T2 An Barbarilli#] S. o. – 1-6 Myrtillu# ru[et au# den Namen Amarilli#, ~ ehrt mit der Felds¡almey.] Anders als meist sonst wird mit diesen Namensnennungen nicht auf reale Personen und Konstellationen angespielt. – 7f. Den Prei# der Hirtinnen, ~ der wehrte Damon bey.] Hier sind Johann Staden und seine Frau gemeint; s. o. – 9 Diese ziert den Pegni”-Strand.] Der Kern ist im Quasi-Zitat aufgenommen im Konzept des Briefes vom 4.12.1668 an Frau Staden; s. o. – 10f. Barbarillen s¡öne hand | küs‰, ihr Pegni”hirtenLieder!] Mit dem Gedicht Nr. 182 zusammen – oder vorher – muß Birken eine neuere Publikation mit Liedern verschiedener Pegnitz-Schäfer übersandt oder überreicht haben, wie auch aus dem Brief Frau Stadens vom 1.12.1670 hervorgeht. Um welche Veröffentlichung es sich gehandelt hat, ist nicht zu ermitteln. – 12-14 Jhre# Munde# süßer Thon ~ gibt eu¡ Lob und Liebe wieder.] Auch im Konzept des Briefes vom 4.12.1668 an Frau Staden (s. o.) wird kenntlich, daß sie eine gute Sängerin gewesen sein muß.
Text 183: Auf der J›# Wa¡#-Blumenbus¡. 192v-193v T1 CLXXXIII.] CLXVIII – T2 Wa¡#-] links auf dem Rand; Einfügungszeichen davor und in der Zeile+ – T2 Wa¡#] h nachträglich erhöht – 11 wann] wan – 14 Und] d nachträglich erhöht; ebenso bei 19 wieder – 29 der – 17 im] in – 19 au¡] a aus e überschrieben – 20 Glieder] l nachträglich erhöht – 32 Seelenretter] ev. SeelenRetter Wenn Birkens Tagebuchnotizen korrekt sind, ist das Geschenk am 7.1.1669 (I.422; PBlO.B.2.1.5, 3r) bei Birken eingetroffen: "Frau Poppin Uxori ein Wä¡sernen Blum‰rauß von 2 Tulpen, 2 Nägelein und 2 Josef‰äben verehrt." Josefstäbe sind nach Zedler, Bd. 23 (1740), Sp. 635, ganz weiße, gefüllte Narzissen. Die Adressatin des Gedichtes war Susanna Popp, ein Mitglied der Ennser Exulantenfamilie Priefer von Kochmühl, eine Jugendfreundin Catharina Regina von Greiffenbergs, die 1662 den Nürnberger Weinhändler Georg Popp geheiratet hatte (s. u.). Birken unterhielt nachbarschaftliche Kontakte und war durch Susanna Popp in Kontakt zu den Greiffenbergs gekommen. Zu Susanna Popp s. Cerny, 1983; Schnabel, 1992, S. 678, Anm. 221; Birken-Greiffenberg-Briefwechsel (WuK. Bd. 12), Einleitung, S. XIX. Frau Popps Brief an Birken vom 2.1.1669 (PBlO.C.265.3) erwähnt das Geschenk nicht. Das
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Apparate und Kommentare
Konzept des Briefes aber, den Birken am 10.1.1669 antwortlich an Frau Popp gerichtet hat (PBlO. B.5.0.41, 124v; im Tagebuch ist der Brief zum 9.1.1669 vermerkt I.436; PBlO.B.2.1.5, 9r), enthält diesen Satz: "Jnligende– Blumen-Liedlein bitte lieber augen, s¡öner hände, und de– en– genehmhaltung zu würdigen." Mit diesem Schreiben muß also das Lied Nr. 183 der Adressatin zugestellt worden sein. Offenbar hat Birkens Gedicht ein weiteres Geschenk ausgelöst. Am 19.1.1669 ist im Tagebuch verzeichnet (I.429; PBlO.B.2.1.5, 6r): "Frau Poppin mir ein s¡ön verguldten Gipsern weißen (man〈uum〉 op〈us〉) Blumen Krug mit wa¡sernen Tulpen, Näglein und Narci‹en verehrt." Es ist freilich nicht auszuschließen, daß Birken sich bei dieser letzteren Notiz geirrt hat und beide Male vom selben Geschenk die Rede ist. Das Lied Nr. 183 hat Strophenform und Reimfolge gemeinsam mit den Gedichten Nr. 40, 70, 109, 119, 120, 122, 148, 152, 180, 191, 196, 206, 230, 240, 257 (1. Bestandteil), 276 und 277. Ein Druck ist nicht bekannt. 25 Jhr, der Kräuter Gei‰ und Wesen] Birken scheint zu glauben, daß auch das Wachs von den Bienen aus den Blüten gewonnen werde. – 36 der Ges¡öpfe-Bot] 'das Geschöpf als Bote'. – 37f. J›# au¡, die JEsum liebet, | meine Freundin] Im Kreis der Nürnberger Innig- und Innigstfreunde Catharina Regina von Greiffenbergs (s. Birken-Greiffenberg-Briefwechsel (WuK. Bd. 12), S. XXIVf.) führte Susanna Popp den Namen Isis. – 42 und mit der Narci‹en prei#.] Die weißblühende Variante scheint nachgebildet worden zu sein; s.o. – 47 Blumenhold] Die deutschsprachige Variante des Namens Floridan verwendet Birken auch in dem alten Schäfergedicht auf seine Blume (Himmel-klingende– SCHAEFERSPJEL [...], S. 9) und früher schon im Gedicht Nr. 78, einem der frühen Silvia-Gedichte.
Text 184: Zu de# Doru# Macarie. 193v/194r T1 CLXXXIV.] CLXIX – 9 ieder] d nachträglich erhöht; ebenso bei 10, 20 der Dieses und das folgende Gedicht (Nr. 185) sind nicht, wie sonst üblich, durch einen waagrechten Strich voneinander abgegrenzt, wodurch Zusammengehörigkeit angezeigt ist. Sie stehen an erster (Nr. 184, S. ):( ):( ):( r/v) und vierter (Nr. 185, S. ):( ):( ):( ijv/):( ):( ):( iijr) Stelle als Ehrengedichte im Vorspann des ersten Teils des Romans von Heinrich Arnold und Maria Catharina Stockfleth: Die | Kun‰- und Tugend-gezierte | Macarie/ | Da– i‰: | Hi‰oris¡er | Kun‰- und Tugend-|Wandel/ | Jn ho¡teuts¡er Spra¡ bes¡rieben/ | Und | Jn einer anmuthigen Liebe–-|Ges¡i¡t vorge‰ellet; | Dann | Mit neuen Liedern/ Melodeyen/ und | andern Lieb-klingenden Gedi¡ten/ s¡önen | Reden und Lehr-Sprü¡en/ au¡ Hi‰oris¡en | Kup[erStü¿en au–ge-|zieret/ | Von dem | Unter den Preiß-würdig-gekrönten | Pegni”Hirten so genannten | DORUS. | Gedru¿t und verlegt in Nürnberg/ | Dur¡ Johann-Philipp Miltenberger. | Jm Jahr 1669. (S. Garber, 1974, S. 345; Stauffer, 2007 S. 707f.) Geschrieben wurden beide Gedichte, je nachdem, wie Birken die ersten Wochen des Jahres 1669 gezählt hat, zwischen dem 22. und 28. oder dem 24. und 30.1.1669, wie aus
Gedicht 184, 1669
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einer Tagebuchnotiz Birkens in der Rubrik Labores hervorgeht (I.432; PBlO.B.2.1.5, 8r): "Hebdomada 4 [...] Zur Macaria Epigrammata duo 42 Verse." Das kann sich trotz des Zählfehlers – die beiden Gedichte enthalten zusammen 46 Verse – nur auf die Gedichte Nr. 184 und Nr. 185 beziehen. In der Druckfassung hat das Gedicht Nr. 184 am Ende eine Widmungsformel: "Zu dien‰freundl. Andenken | zugeru[en von | Floridan." Sonst gibt es, abgesehen von unbedeutenden Unterschieden in Orthographie und Interpunktion, nur diese Abweichung von der Manuskriptfassung: T1f. ] I. 3f. Fama Mund, i‰ euer Spiel, | ihr Lob dur¡ die Länder sendet.] Subjekt des ersten Satzes ist "euer Spiel"; als Subjekt des zweiten ist "Fama Mund" anzusehen ("Fama" ist Genitiv). Zur Vorstellung der vielmundigen Fama s. Vergil, Aeneis 4, v. 174-195; vgl. auch Amalfi– (PBlO.B.1.0.1), Buch 1, v. 77-112. "ihr" (v. 4) bezieht sich zurück auf "Macarie" (v. 2). – 5 Soletten] Name einer Insel im Fluß Peneus, Hauptschauplatz der im Roman erzählten Handlung. – 11f. Forthin man den Peneu# wird | einen Flü‹e-Prinzen nennen:] Die im Roman erzählte Handlung spielt in Thessalien, im Tal Tempe (v. 15), das von Olymp, Ossa und Pelion umschlossen und vom Peneus durchströmt wird und schon bei den antiken Autoren als lieblicher Ort berühmt war; s. Horaz, c. 1.4, v. 7; Ovid, Metamorphosen 7, v. 222. – 15-20 Daß die Gegend Tempe hei‰, ~ der Lu‰-s¡wängert diese# Thal.] Auffällige Betonung der Fiktionalität des Schauplatzes. Die Bezeichnung des Autors als "ErdenSonne" setzt ihn Gott-analog und hebt sein Schöpfertum hervor. – 21-30 Der so s¡ön von S¡önheit s¡reibt: ~ Gebt, dem Doru#, Dorili#!] Stockfleth und Frau Heden waren zum Zeitpunkt der Entstehung des Gedichtes noch nicht verheiratet. Die Hochzeit hat nach Auskunft des Briefes von Frau Heden an Birken vom 14.4.1669 (P.Bl.O.LXI.c, 23.10) am 19.4. stattgefunden: "vnd bitten, seine vnwürdige gesells¡af]er, Doru– vnd Dorili–, bey ihren, den Ne¡‰en Mondag, ange‰elten ho¡Zeit-Feyer mit seiner ho¡ansehli¡en gegenwart zu Adlen. wie Glü¿sehli¡ solten ›¡ diese beede verlobte S¡ä”en, wan ›e den Jenigen bewürden könten, der ›e in ihren S¡rif]en S¡on so leutsehli¡ bewürdet! Do¡ i¡ wüns¡e, wa– i¡ kaum ho[en dar[ [...]". Schon am 15.4.1669 lag, wie eine Tagebuchnotiz Birkens zu diesem Datum verrät, die Gratulationsekloge zu diesem Anlaß gedruckt vor (I.452f.; PBlO.B.2.1.5, 15r): "Herr Gebhard von Bayreuth ›¡ bey mir logirt, die S¡äferey dori und dorilidi– gedru¿t mitgebra¡t, davon mir zus¡uß 50 Exemplare samt einen Vä‹l Bier, so er au–trinken helfen. Habe vorher 45 Kreuzer Bindlohn au– gelegt." Es handelt sich um die Ekloge Fürtre[li¡keit de– Lieblöbli¡en Frauenzimmer– (s. zu Gedicht Nr. 178, v. 21-23). – 26f. Die Macarien ›¡ glei¡e, | soll mit ihme seyn getraut.] In einem Briefkonzept vom 4.3.1668 (PBlO.B.5.0.41, 102r/v) benennt Birken Frau Heden mit dem Namen Macarie. – 30 Gebt, dem Doru#, Dorili#!] Zur Formulierung vgl. Gedicht Nr. 98, v. 1f.
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Apparate und Kommentare
Text 185: "J‰ Doru# ni¡t ein Pegni”Hirte?" 194r T CLXXXV.] CLXX – 3 wann] wan (ebenso 13 dann) – 14 ie”und] ie”ud Zu Entstehungszeit, -anlaß und Publikationsort s. zu Gedicht Nr. 184. Birken hat dieses Gedicht offenbar im Auftrag für Johann Sechst geschrieben. Denn im Druck steht am Ende diese Widmungsformel: "Seinem vielgeehrten Herrn Gesell-|s¡a[ter/ zu dien‰li¡‰en Ehren/ | s¡riebe diese– der Pegni”-Hirt | Alcidor." (S. Stauffer, 2007 S. 710f.) Außer dadurch, die Voranstellung der Zahl "IV", die den Platz des Gedichtes in der Folge der Ehrengedichte – allesamt von Ordensmitgliedern – bezeichnet, und Unterschieden in Orthographie und Interpunktion weicht der Druck an diesen Stellen vom Manuskript ab: 3 wann] wenn – 4 unsren] unsern – 5 unvertheidigt] unents¡uldigt – 6 Künds¡a]] Kunds¡a[t – 9 gibt] giebt – 10 den] dem – 14 ie”und] je”und 1 J‰ Doru# ni¡t ein Pegni”Hirte?] Heinrich Arnold Stockfleth war 1668 in den Pegnesischen Blumenorden aufgenommen worden; s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 340. Das genaue Datum läßt sich nicht ermitteln. Die Poetenkrönung erfolgte erst 1669; s. Jürgensen, 2006, S. 288. Zum 8.10.1668 hat Birken im Tagebuch notiert (I.402; PBlO.B.2.1.4, 93v): "Da– Poeten dipl〈oma〉 vor Herrn Magi‰er Sto¿fleth concipirt." Zum 4.1.1669 heißt es dann (I.420; PBlO.B.2.1.5, 2v): "S¡eurer [ev. S¡eurern] Sto¿fleth– dipl〈oma〉 gebra¡t." Diese Notiz ist nicht eindeutig zu interpretieren. Im Verzeichnis seiner Amtshandlungen (PBlO.A.1, 30v) hat Birken Stockfleths Poetenkrönung auf den 13.1.1669 datiert. – 4 unsren Fluß] Die Pegnitz. – 6-8 Die Künds¡a] er vom Peneu# bra¡te mit ~ den Lorbeerkranz, im Phokis¡en Gebiet.] Anspielung auf Stockfleths Rang als gekrönter Dichter, der hier als Ursprung seiner Kenntnis der griechischen Landschaft ausgegeben wird. "vom Peneu–" dürfte sich attributiv auf "Künds¡a]" beziehen. Die Formulierung würde dann nicht den Ort des Erkenntnisgewinns bezeichnen. Als solcher erschiene der Parnaß. – 9-12 E# i‰, wie Hella# gibt zu lesen, ~ die ward zum Lorbeerbaum also.] Vgl. Ovid, Metamorphosen 1, v. 452-582. – 15 Die Pegni” lernt, dur¡ ihn, vom Peneu# spre¡en.] Die Macarie ist das erste Werk aus dem Kreis der Ordensmitglieder, dessen Handlung in Griechenland spielt.
Text 186: Der Edlen Fi=i# Abenteur beym Kreß-Weyer. 194r-195v T1 CLXXXVI.] CLXXI – 24 a¡] h nachträglich erhöht; ebenso bei 56 Tis¡ – 64 Tei¡e– – 29 Solt] l nachträglich erhöht; ebenso bei 54 viellei¡t (zweites l) – 75 Filidor – 82 Filli– (zweites l) – 33 Flammen] Flam en (ebenso 35 zusammen – 37 s¡wummen) – 36 dort] d nachträglich erhöht; ebenso bei 57 Bald – 64 ward – 44 Wann] Wan (ebenso 68 wann) – 83 genäs¡e] s übergroß ausgeführt – U Herb‰Monat] Herb‰M. Das mit seiner groben sexuellen Anzüglichkeit für Birken sehr untypische Gedicht ist anläßlich einer Nürnberger Aristokratenhochzeit auf Bestellung geschrieben worden, und zwar am 25.9.1669, wie aus einer Tagebuchnotiz zu diesem Tag hervorgeht (I.500; PBlO.B.2.1.5, 37v): "die Pa‰orelle vor Monsieur
Gedichte 186 und 187, 1669
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Pfinzing in Nuptias Kreßianas verfertigt. 88 Verse." Zum 26.9. heißt es dann (ebd.; ebd.): "Monsieur Pfinzing da– Lied abholen la‹en, munusculum 2 halbThaler." (S. Stauffer, 2007, S. 725). Anlaß für die Anfertigung des Liedes war die Hochzeit von Ferdinand Sigmund Kress von Kressenstein (1641-1704) und Susanna Felicitas Haller von Hallerstein (1649-1705) am 27.9.1669; s. Biedermann, 1748, Tab. CCLXXXIX. Zu dieser Hochzeit ist eine Ekloge gedruckt worden, zu der auch Sigmund von Birken einen Beitrag geliefert hat: Herb‰-Gesprä¡/ | mit wel¡em | Da– Ehe- und Freuden-Fe‰ | Der Wol-Edlen/ Ho¡fürtre[li¡en | Verlobten/ | FERNANDO und SUSABELLE/ | ehrfeyret und beglü¿wüns¡et | der Blumen-S¡äfer Myrtillu–/ | mit Bey‰immung | Etli¡er seiner Weidgeno‹en. | NÜRNBERG/ | gedru¿t | bey Wolf Eberhard Felße¿ern/ | MDCLXJX. Birkens Beitrag, ein Lied aus acht Strophen zu je sechs Versen (s. Garber, 1974, S. 332; Stauffer, 2007, S. 723-726) ist, wie eine Tagebuchnotiz Birkens festhält, am 17.9.1668 entstanden (I.497; PBlO.B.2.1.5, 36v): "Epithalamium Monsieur Kre‹en et Halleriae Verse 48." Eine Manuskriptversion dieses Liedes enthält die Sammlung S. v. B. Birken-Wälder, Gedicht CCCXIV, 213v-214v. Birken hat zu dieser Ekloge nicht nur das eine Gedicht beigesteuert. Zum 26.9.1668 steht im Tagebuch (I.500; PBlO.B.2.1.5, 37v): "Myrtilli S¡äferey mit 3 Seiten erse”t, 30 Verse." Welche Textteile Birken ausgetauscht hat, läßt sich nicht ermitteln; s. Stauffer, S. 724. Möglicherweise wird im Gedicht Nr. 186 auf reale Gegebenheiten angespielt, die für uns mangels Kontextes nicht kenntlich werden. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 38, 52, 58, 61 und 104 gemeinsam. Wenn es gedruckt worden ist, dann bestimmt nicht unter Birkens Namen. 17 Liebkosen] 'liebreiches Reden'. – 25 zu¿en] 'spröde sein', 'sich zieren'. – 37 Kre‹en] Nach Zedler. Bd. 11 (1735), Sp. 1110f., Gründlinge: "Jn Ober-Teuts¡land werden ›e au¡ Kre‹en genennet." – 84-86 Wan die Sonn' im Kreb# zu hau#, ~ ein paar Kre‹en ma¡en bang.] Das Tierkreiszeichen Krebs beherrscht die Zeit vom 22.6. bis zum 22.7, also die Zeit neun Monate nach der Hochzeit.
Text 187: Antwort an die Silvia. Parodie ihre# Sonnet#. 196r T1 CLXXXVII.] CLXXII – T3 Parodie] ev. Parodia – 5 Himmel] Him el – 5 WunderGei‰e–] mit derKürzel – 8 nehrt] h nachträglich erhöht – 9 dann] dan – 9 und] u. Dieses Sonett ist der Adressatin am 30.9.1669 zugesandt worden und dürfte kurz vorher entstanden sein. Zu diesem Datum verzeichnet Birkens Tagebuch das Auslaufen des für dieses Jahr letzten Schreibens an Catharina Margaretha Schweser (I.501; PBlO.B.2.1.5, 37v): "140 S¡reiben ad Silviam, samt den 2 S¡äfereyen." Bei den Beilagen kann es sich nur um die Nachrufekloge für Dilherr und die Hochzeitsekloge für die Stockfleths gehandelt haben. Von seinem Brief hat Birken ein Konzept angefertigt: PBlO.B.5.0.41, 147v/148r. In ihm ist das Sonett nicht erwähnt; allenfalls der Schlußabsatz könnte eine Anspielung enthalten:
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Ein wehrte‰e– Brieflein von dero s¡ön‰en hand, mahnet mi¡ s¡on lang‰hero, al– AntwortS¡uldnern: da i¡ die Zahlung vers¡ieben mü‹en. Sie nennet ihr S¡reiben, eine Belä‰igung, die mir dadur¡ zugezogen werde. J¡ vermeine aber, | die s¡öne hand werde ›¡ vers¡rieben und da– wort Belü‰igung in der Feder gehabt haben: wie i¡ dan ver›¡ere, daß e– mir ein Smerz i‰, wan die Fürtre[li¡e Silvia mi¡ nit ö]er– also Lu‰-belä‰iget, und wan ›e diese vermeinte Sünde ni¡t mehrmal– begehet. Mein Lorbeerhayn i‰ s¡uldig‰ aufwartend, nit fähig, s¡öne S¡uldnerinnen zu ma¡en: hat ›e also ni¡t ursa¡, wegen der Zahlung, einige Fri‰ zu bedingen. J¡ verehre dero s¡ön‰e demut, die ›e da– s¡ön‰e Kind, so da– Portal meine– LorbeerHayn– zieret, hä##li¡ nennen ma¡et: da do¡, so eine s¡öne Mutter, ni¡t– al– s¡öne– gebären kan. J¡ werde mi¡ für den vermeinten Siegmund al–dan verru[en la‹en, wann meine Feder in bes¡reibung de– Lob– der allers¡ön‰en Tugendvollkommen‰en Silvia, alle andere übertre[en wird. Wel¡en sü‹en Namen hie›ge Pegni”Wälder s¡on lang‰en zu nennen gewohnet gewesen, besag de– O‰Lorbeerhayn–, nun aber, weil ihn ihre wehrti‰e S¡äferin führet und zieret, vor andern beloben und au–spre¡en lernen. Sol¡en werde i¡ au¡ zu ehren nie abla‹en, und unter demselben diejenige, die aller kun‰federn LobzielZüge verdienet etc. Birken reagiert mit dem von diesem Konzept repräsentierten Brief, mit dem drittletzten Absatz mit Sicherheit auf das parodierte Sonett Silviens anspielend, auf den Brief, den diese am 30.5.1669 an ihn gerichtet hatte und dessen Eingang am 17.6.1669 die Empfangsnotiz auf diesem Brief, der sich in Birkens Archiv erhalten hat (P.Bl.O.LXI.c, 22.7), und eine Tagebuchnotiz zu diesem Datum bestätigen (I.475; PBlO.B.2.1.5, 31r): "126 S¡reiben von der Edlen Silvia." Mit diesem Brief ist das Sonett, auf das Birkens Parodie reagiert, zu ihm gelangt. Der Brief lautet: Bayreuth den 30 May 1669. Woledler, Ho¡geehrter Herr! Wann mi¡ ni¡t die S¡uldigkeit anmahnete, ihn in dießen Zeilen ein Dankwillige– Herz zu zeigen, so hätte mir die For¡t ihn zu bela‰igen, mehr hinder-, al– förderli¡ seyn kennen. weil e– aber ein Undank were, na¡ empfangener Gab zus¡weigen, al– wird mein Ho¡geehrter Herr wie i¡ bitte, dieße– mein vorhaben gün‰ig erkennen. Womit Aber, will i¡ den Willen erweißen? Wann mir ni¡t– al– dieße– verbleibt: mein Unvermögen i‰ so groß, daß i¡ weder glei¡geldente that, no¡ gebührende wort vorbringen kan, i¡ muß e– bloß mit einem Dank, neben‰ der bekendnuß, daß i¡ seine S¡uldnerin verbleibe bes¡ließen. Wa– aber mein Herr! in seinem, mir hö¡‰-annehmli¡en briefgen, gedenket, al– hetten meine geringen er›nnungen, der s¡önen Gabe, mit wel¡er er mi¡ | beehret, einige Zierde gegeben, i‰ e– mehr ein Zei¡en seiner Hö[li¡keit, al– mein verdien‰ zunennen, vielmehr hab i¡ Ursa¡ die Stelle zu bedauren, wel¡e mein Einfältige– gedi¡t,
Gedicht 187, 1669
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so Unwürdig be›”et. i¡ sage billi¡ Unwürdig, weiln au¡, die ienigen Fehler! so von mir auß Eilfärtigkeit begangen seyn i¡ no¡ mit andern vermehrt befinde. e– i‰ mir leid, daß mein damahlige– S¡reiben, so undeütli¡ war, wel¡e– ohne Zweifel (in den abdru¿en) die grö‰e Ursa¡ dießer Unnöthigen verenderung i‰, do¡ erkenne i¡ da– Mei‰e meiner Unges¡ikli¡keit zu, weil i¡ in Dießem, da– glei¡sam eine Prob vor frembten Augen seyn solte, so wenige Vor›¡tigkeit angewendet, weiln e– aber ges¡ehen, ›nd derglei¡en gedanken unnothwendig, weil ›e sonder Nu”en seyn. Vielmehr hab i¡ Ursa¡ bey ihm mein herr um Vergebung zu bitten, daß er dur¡ mi¡, glei¡sam in seiner ho[nung betrogen worden, da in dem er vermeinet | seinen ho¡s¡ä”bahren werk, Ehr zu erlangen, ›¡ dieselbe fa‰ in UnEhre verwandelt. do¡ ver›¡er i¡ ihm, daß e– mehr einer Unvor›¡tigkeit, al– meinem willen zuzure¡nen, dann derselbe wird Stet– gewillet seyn, Meinen Herrn, (so viel al– de‹en Vermögen vermag,) zu Ehren, so lang i¡ hei‹en werde Meine– Ho¡geehrten Herrn Freünd- und Dienerin Silvia. P.S. i¡ bitt um Vergebung, mein Herr, daß i¡ mi¡ erkühnet, meine Gedanken, wel¡e mir in leßung de– lorbeerhayn– beigefallen, in be〈i〉liegenden Sonnet vor‰ellig zu ma¡en. Das dem Brief beigefügte Sonett ist in Birkens Manuskriptarchiv erhalten: PBlO.B.404.2.11. Bei der Neukatalogisierung des Birken-Nachlasses ist es den Anonyma zugezählt worden; die Genauigkeit der parodierenden Bezugnahme des Birkenschen Gedichtes und die Handschrift des Schweserischen Manuskripts lassen aber keinen Zweifel an der Identität der Verfasserin zu. Sonnet. über dem vorTrefli¡en Lorbeerhayn. Du Edler Lorbeerhayn! wer kan di¡ gnugsam loben? wer preißet na¡ dem wehrt, den zierath, und den Pra¡t; der di¡ so herrli¡ ziert, und rühmen# würdig ma¡t; du mu‰ no¡ billig seyn, dem himmel glei¡ erhoben! Du zeige‰ S¡einli¡ an, mit deinem Götter-Proben: daß keiner Thorheit-Dun‰ no¡ Eitler Erden Na¡t, di¡ hat so S¡ön gezeügt, und an da# li¡t gebra¡t: du Stamme‰ allzu ho¡, dein Ursprung i‰ von oben. Dein S¡öpfer wird do¡ no¡, mit bey denn Sternen prangen, weil de‹en Namen s¡on erkändli¡ ma¡t der welt, da# S¡wä”ige Gerü¡t. Er wird den Lohn empfangen an grauer Ewigkeit, al# re¡ter Siege# held;
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weil er mit Mund und hand die Feinde hat gefelt: so eine Tugend Müh, muß sol¡en lohn erlangen. Dieses Sonett war das Ergebnis der Lektüre eines von Birken überschickten Werkes, seines zweiten 'Lorbeerhayns', des Welfenhaus-Panegyricums GUELFJS | oder | NiderSä¡›s¡er | Lorbeerhayn: | Dem | Ho¡Für‰li¡en uralten Hau– | Braunsweig und Lüneburg | gewidmet | au¡ mit De‹en Alten und Neuen | Stamm-Tafeln bepflanzet: | dur¡ | Sigmund von Birken/ | in der Ho¡löbl. Fru¡tbring. Gesells¡a] | den Erwa¡senen. | Nürnberg/ | Zu finden bey Johann Hofmann. | Gedru¿t bey Chri‰of Gerhard. A.C. MDCLXIX. (s. Garber, 1974, S. 320; Stauffer, 2007, S. 698-703). Silviens im Brief vom 30.5.1669 geäußerte Selbstkritik bezog sich – wie Birkens Antwortkonzept erkennen läßt – auf ihre beiden Ehrengedichte zu diesem Werk, besonders auf die an die erste Stelle gesetzte kleine Ekloge "Da– güldne Aug der Welt begunte kaum zu bli¿en" (S. )( )( ijr-)( )( vijv). Gleich an zweiter Stelle ([)( )( iij]r) steht das Sonett Uber den Fru¡tbringenden Birken-Baum ("Wie daß ein Birken Baum un– je”und Frü¡te bringet?"). Von diesem Sonett ist eine Manuskriptversion in Birkens Nachlaß erhalten: P.Bl.O.22.1. Zumindest das größere der beiden Ehrengedichte zur Guelfi– war am 25.3.1669 in Birkens Hände gelangt, wie er im Tagebuch festgehalten hat (I.441; PBlO.B.2.1.5, 10v): "68 von Silvia, samt Ehrengedi¡t zur Guelfi–." Dieser undatierte Brief, aus dem hervorgeht, daß Birken den Beitrag erbeten hatte, ist in seinem Archiv erhalten (P.Bl.O.LXI.c, 22.6), desgleichen ein weiterer vom 26.3.1669 (P.Bl.O.LXI.c, 22.5), der laut Präsentationsvermerk am 29.3.1669 bei Birken eintraf und in dem Silvia sich wegen der Mängel ihres Manuskripts anklagt und die von Birken wohl schon früh vorgesehene Erstplazierung ihres Beitrags in der Folge der Ehrengedichte bescheiden in Frage stellt. Birken hat beide Briefe am 12./13.5.1669 beantwortet, wie die Beantwortungsvermerke auf den Briefen und Tagebuchnotizen zum 12./13.5.1669 kenntlich machen (I.463; PBlO.B.2.1.5, 27r: 12.5: "84 S¡reiben an die Edle Sylvia na¡ Bayreuth."; 13.5: "Brief an Silvien fortges¡i¿t." Die Guelfi– muß Ende April 1669 erschienen sein; s. zu Konzept Nr. 178 im BirkenWindischgrätz-Briefwechsel (WuK. Bd. 9, S. 1369). Ein Druck des Sonetts Nr. 187 ist nicht bekannt. T2 Antwort an die Silvia.] S. o. – T3 Parodie ihre# Sonnet#.] S. o. Vgl. Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰ [...], S. 121: 99 Wann man eine– andern sein Lied vor ›¡ nimmet/ und/ mit behaltung der Reimwörter/ ein ander– darau– ma¡et/ wird sol¡e– von den Grie¡en und Latinern Parodia genannt: wel¡e– Wort man etwan GefolgLied teuts¡en könte.
Gedicht 188, 1669
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Text 188: Von der Chari#. 196r T1 CLXXXVIII.] CLXXIII – 2 al–] l nachträglich erhöht – 4 dann] dan Dieses Epigramm ist der letzte Text der kleinen Jahrgangsgruppe 1669 in der Sammlung. Es wird am 18.11.1669 oder wenig später entstanden sein. Zur Identifizierung der in der Überschrift Genannten bedarf es einigen Aufwandes. Das Ergebnis vorweg: Es handelt sich um die Witwe Leopold, eine Schwester des Kulmbacher Superintendenten Johann Laurenz Frobenius (1623-1682). Ihn hatte Birken in seiner Bayreuther Zeit (1658-1660) in einer früheren Amtsstellung kennen gelernt; vielleicht auch die Schwester, wofür die Verwendung des Namens Charis spricht. Den Anlaß für die Entstehung des Epigramms hat Birken im Tagebuch zum 18.11.1669 notiert (I.511; PBlO.B.2.1.5, 40v): "198 S¡reiben von Herrn Frobenio, samt einen Aurhan von Redwi” à Charite kommend." Die wenigen Briefe von Frobenius, die in Birkens Archiv vorhanden sind (PBlO.C.87.1-3) – nach Auskunft der Briefeingangsregister in Birkens Tagebüchern hat es eine weit größere Anzahl gegeben – , und die auch nicht zahlreichen Konzepte von Schreiben Birkens an Frobenius enthalten nichts, was zur Identifizierung von Charis beitragen könnte. Der Auerhahn allerdings wurde zehn Tage nach Einlieferung, am 28.11. 1669, dem ersten Adventssonntag, seiner Bestimmung zugeführt. Zu diesem Datum hat Birken im Tagebuch notiert (I.514; PBlO.B.2.1.5, 41r): "Bey Sankt Sebald zur Predigt gewesen, Uxor daheim den Aurhan abgebraten." – In einem ganz anderen Zusammenhang taucht Charis knapp zwei Jahre später abermals auf. Am 14.2.1670 war Birkens Frau gestorben. Seit Mitte 1671 finden sich in seinen Briefkonzepten Hinweise darauf, daß er auf der Suche nach einer neuen Ehepartnerin war. Zum 3.8.1671 steht im Tagebuch (II.53; PBlO.B.2.1.6, 52(20)r): "Herrn Rubingern wegen Charitos ges¡rieben. | Literae Rubingero 67." Der Adressat war Johann Adam Rubinger (gest. 1679), Arzt in Kulmbach und mit Birken weitläufig verschwägert (s. Stauffer, 2007, S. 29). Von den nach Auskunft der Tagebücher zahlreichen Briefen Rubingers an Birken ist nichts in dessen Archiv vorhanden. Es war dies nicht der erste Kontakt mit Rubinger in dieser Angelegenheit. Im Konzept eines Briefes vom 1.6.1671 (PBlO.B.5.0.41, 173r/v), den auch das Tagebuch zu diesem Datum verzeichnet (II.41; PBlO.B.2.1.6, 48(16)r: "S¡reiben von und an Herrn Rubingern. | Literae 106 à Rubingero, 51 ad Eundem.") heißt es: Mein Herz hat nur ein Zimmer, und kan zuglei¡ zween Lieben ni¡t pla” geben. J¡ halte mein vers¡lo‹en, bi– i¡ weiß, | ob Frau Leop〈oldin〉 hineinspaziren wolle, und ob e– vor mi¡ rahtsam sey, daß ›e darinn wohne. Mein herr wolle mir, wo e– mögli¡, diese liebe Person loben, und ›e mir also Völlig in– s¡ieben. J¡ halte mi¡ aber so retirad, daß i¡ da– Fünklein, so darinn glimmet, bald au–lös¡en kan, wann e– keine Partey für mi¡ wäre. Scribe omnia, quae de ea Tibi nota sunt. Lapidi dixeris, non lapidi inscriberis. [Schreib alles, was du von ihr weißt. Du wirst es einem Stein gesagt haben, nicht einem Stein einschreiben.]
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E– wird zwar heisen: Laudatur ab his, culpatur ab illis: [Sie wird von diesen gelobt, von jenen getadelt] do¡ gläubt man den Ver‰ändigen. Kinder verlange i¡ ni¡t, und werden s¡on Birkner, und im Walde Birken seyn, wan s¡on i¡ deren keine pflanze. Auch andere Bekannte hatte Birken damals um Auskünfte über diese Heiratskandidatin gebeten. Am 17.5.1671 schrieb ihm Heinrich Arnold Stockfleth, Dorus im Pegnesischen Blumenorden, damals Dechant in Bayersdorf (P.Bl.O.LXI.c, 24.31) – Birken erhielt den Brief laut Beantwortungsvermerk und Tagebuchnotiz (II.39; PBlO.B.2.1.6, 46(15)r: "Literae 100 à Doro.") am 18.5.1671 – : Ho¡Edler Herr! E– i‰ mir leid, daß die wenige und unmü‹ige Zeit ni¡t ver‰attet, diese Zeilen weitleu]iger zuführen. Do¡ kan i¡ ni¡t meinen le”-communicirten brie[en dieß anzufügen ümgehen, daß auf, Gott sey Dank! der glü¿li¡-vollbra¡ten Reise uf Culmba¡, Frau Leopoldinn i¡ gesehen, gespro¡en, wohl beoba¡tet, und von dero brudern Herrn Frobenio binn ga‰iret worden. En absque omni affectu judicium! E– i‰ ein ‰attli¡e– und Reiches weib, voller Hö[li¡keit und Ver‰and, und halte der defect ihre– militaris¡en (wie man ›e s¡uldet) affects, werde von einem vernün[tigen Mann-Herrn, zum rühmwürdigen effect eine– großtugend-Muth– gar lei¡t zufördern seyn. Dieß mit wenigen zu s¡uldig‰er Na¡ri¡t, und be‹erer glü¿–-|wahl. Utinam Te praesentem haberem, plura manifestarem, qvae literis non credo. Interea Vale Vir ab ANGELIS desiderate et vel verius Heroinis et Heroidibus HERO-NYMPHIS. Vale et belle age in optionibus, ac fave Tuae Nobili Excellentiae Sincerissimo cupidissimo M. Stockfletho. den 17.Maij, 1671. PS. Haec mihi ioca non male interpretaberis, scio, spero. [Wenn ich dich doch hier hätte! Ich würde mehr offenbaren, was ich aber einem Brief nicht anvertraue. Inzwischen leb wohl, du von Engeln Vermißter und wahrhaftig sogar von Heroinen und heldischen Nymphen Begehrter. Leb wohl, laß es dir gut gehen bei der Wahl und bleibe gewogen dem deiner wohledlen Excellenz ergebenst dienstbegierigsten M. Stockfleth. PS. Ich weiß, ich hoffe, du wirst mir diese Scherze nicht übelnehmen.] Das erwähnte Konzept des Briefes vom 3.8.1671 an Johann Adam Rubinger bestätigt endgültig die Identität von Charis und Frau Leopold, ferner, daß es Vorsondierungen gegeben hatte, die aussichtsreich schienen, und schließlich, daß die Scherze am Ende des Stockfleth-Briefes einen realen Anlaß hatten: Birken hatte in der Tat mehrere 'Eisen im Feuer'. In seiner Bemühung um die Dame
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Charis – sie war, Stockfleths Andeutungen nach, eine selbstbewußte und energische Frau – scheint das zu Ärger geführt zu haben. Schon vor längerer Zeit, wahrscheinlich am 1.6.1671 (s. o.), hatte Birken Rubinger gebeten, der Dame Leopold durch ihren Bruder – oder nur diesem – eine Reihe von Fragen bezüglich eines eventuellen Ehebundes vorzulegen. Einer der beiden Mittelsmänner, wohl Rubinger selbst, muß den Auftrag mißverstanden haben. Denn offenbar waren der Kandidatin nicht nur Birkens Fragen, sondern sein ganzer Brief an Rubinger mit weiteren, nicht für sie bestimmten Informationen zur Kenntnis gebracht worden. Und Rubinger hatte mit seinem Schreiben an Birken vom 15.6.1671 (II.44; PBlO.B.2.1.6, 48(16)v: "Literae [...] à Rubingero 112.") oder dem vom 21.6.1671 (II.45; PBlO.B.2.1.6, 49(17)r: "Literae [...] 115. Rubingeri.") auch eine schriftliche Äußerung von ihr überbracht. Im Rückblick auf seine an Rubinger übermittelte Bitte heißt es in Birkens Konzept des Briefes an Rubinger vom 3.8.1671 (PBlO.B.5.0.41, 179r-182r; hier: 179r): J¡ ver›¡erte mi¡, vermög unsrer altverträuli¡en S¡wägerli¡en herzfreunds¡a], Mein ho¡geehrter herr S¡wager würde, gebettner ma‹en, die Fragen Herrn Frobenio allein mündli¡ vortragen, und den Beri¡t von der Adeli¡en Jungfrau verbrennen und niemanden vor augen kommen la‹en. Daß e– aber ni¡t ges¡ehen, befinde i¡ endli¡, Gott habe e– also ges¡i¿et, damit der Herzen Gedanken o[enbar würden, und diese– Band, da– 2 widerwärtige humores verknüpfen sollen, ni¡t zum Knopf gelangte. Die junge Adelsdame, von welcher Birken Rubinger vertraulich mitgeteilt hatte, daß er auch sie damals in Betracht zog, war Catharina Margaretha Schweser, die Pegnitzschäferin Silvia (zu dieser s. zu Gedicht Nr. 175). Davon geben mehrere Briefe Heinrich Arnold Stockfleths an Birken Auskunft: P.Bl.O.LXI.c, 24.29-33, PBlO.C.341.5 ([20].4., 17.5., 4.10, 3.12.1671, 31.1.1672); ferner die Konzepte der Briefe Birkens an Stockfleth vom 26.9. und 27.11.1671 (PBlO.B.5.0.41, 187r/v; 191v-192v). Es wäre reizvoll diese Geschichte einer Verbindungsverhinderung zu untersuchen. Das Konzept des Briefes an den Bruder Christian Betulius vom 16.9.1671 (PBlO.B.5.0.41, 185v-187r) nennt zwei weitere von Birken in Betracht gezogene Kandidatinnen. Daß Frau Leopold / Charis auf die ihr gegen Birkens Absicht ermöglichte Erkenntnis, daß sie nur eine von mehreren Kandidatinnen war, unerfreut reagierte, kann man verstehen. Birken aber fühlte sich durch ihre Reaktion in seiner Ehre verletzt und reagierte auf Rubingers Bericht über das Ergebnis der Befragung entsprechend. Zu Beginn des Konzepts vom 3.8.1671 heißt es (179r): Der Edlen Chari– beygelegte Zeilen führen sol¡en Jnnhalt, der mi¡ nötigte, der Galle, die mir dadur¡ aufgeregt worden, etwa– Zeit zum wieder-er›”en zu geben, üm Sie nit also, wie mir von Jhr ges¡ehen, zu beleidigen, na¡dem i¡ ni¡t gewohnt bin, einem Frauenzimmer, die man ehren soll und lieben, verdruß anzuthun.
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Tatsächlich war Rubingers Bericht schon vor geraumer Zeit erstattet worden; s. o. Birkens Antwort auf diesen Bericht, sein Brief vom 3.8.1671, war eine Aufkündigung des auf eine Verbindung mit Frau Leopold / Charis gerichteten Unternehmens (181r/v): Bitte, mein ho¡geehrter herr S¡wager sol¡e– mein sentiment Herrn Frobenio (den i¡, seither wir im Bei¡t‰ul und son‰ bekant worden, geliebt und geehret, au¡ sol¡e– no¡ ferner thun werde, und hierzu, ümdaß er auf meine gesu¡te S¡wägers¡a] ›¡ gefreuet, no¡ mehr verbunden worden,) iedo¡ mit bä‰er manier und ohne Unglimpf, zu er-|ö[nen, zuglei¡ mi¡ zu ents¡üldigen, daß i¡ Jhm dißmal ni¡t antworte, wel¡e– ni¡t ander‰, al– mit odiosen Um‰änden, ges¡ehen könte. Am 21.6.1671 hatte Birken nicht nur einen Brief von Rubinger erhalten (s. o.), sondern auch einen von Frobenius: II.45; PBlO.B.2.1.6, 49(17)r: "Literae [...] | 115. Rubingeri | 116 Frobenii." – Im Konzept seines Briefes vom 26.9.1671 an Stockfleth (PBlO.B.5.0.41, 187r/v; II.63; PBlO.B.2.1.6, 55(23)v: "Literae 91 Doro.") hält Birken, mit Rückbezug auf Stockfleths Bericht vom 18.5.1671 (s. o.) sarkastischen bzw. resignativen Rückblick auf seine gescheiterten Charis- und Silvia-Aktivitäten: Gott s¡i¿te e– also, daß i¡ ni¡t von dem Leopard vers¡lu¿t wurde. Sein rapport war mein Engel, daß i¡ auf die Feine gekommen. | Aber wa– ma¡t unsre Edle Silvia? hat ›e ›¡ etwan in die Thüringis¡en Wälder verirrt und verliebt? Sylvia und Floridan hätten ja, al– Blumgenoßen, ›¡ wol zusammen ges¡i¿t. Bäume und Blumen, Wald und Birken, reimen ›¡ nit übel. J¡ s¡wöre au¡, daß meine Gedanken auf ›e gezielet. Aber ihr Epicedium auf meine liebe Lei¡e, kame mir so retirad vor, daß i¡ ›e für ‰olz a¡ten mu‰e. der beri¡t von den Cob〈urgis¡en〉 Werber, ma¡te mi¡ no¡ uns¡lüßiger. Kuts¡en und Pferde, kan i¡ ni¡t halten etc. sorgte i¡ also, daß ›e der Wahl gereuen mö¡te. Viellei¡t hat dieser Nimrod diß s¡öne Wild oder Wäldnerin s¡on in seinen Tiergarten eingejaget. J¡ wagte e– endli¡, auf Gotte– Segen. Wir hätten etli¡e Jahre zu zehren, und mein Zeitvertreib würde, wie bi–her, nit fru¡tlo– seyn. J¡ getraue mir au¡, ehe wir aufgezehrt, etwan an einen Für‰en Hof, mit Gott eine Stelle zu erleben und zu betretten. Wolte inzwis¡en diß Edle liebe Kind mit mir vorlieb nehmen, könte au– Cunctatore Fabio wol bald Julius Caesar werden, und die Birke ›¡ der WaldGöttin widmen. Pegni” könte der Ort seyn, dahin man beyderseit– ›¡ begebe, einander sähe und hiervon ›¡ unterredte. Aber i¡ s¡reibe viellei¡t von Träumen und Silvia i‰ s¡on beym Tithono zur Aurora worden. Auf diesen Brief antwortete Stockfleth am 4.10.1671; Birken bestätigt den Eingang des Schreibens für den 5.10. im Tagebuch (II.65; PBlO.B.2.1.6, 56(24)r): "Literae Dori 162". In diesem Schreiben (P.Bl.O.LXI.c, 24.32) nimmt Stockfleth scherzhaft Birkens Leoparden-Metaphorik auf –
Gedichte 188 und 189, 1669 und 1670
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Erinnert Er ›¡, wa– seine kün‰ige Feder von dem wilden Ge›nde de– Eolj ges¡rieben; und wa– i¡ von windig‰en und unge‰ümen Minen der Leopardinn, vorgewarnet, wird er selb‰en den S¡luß ma¡en: diese Göttinn war ni¡t im Wind! [...] De– Eolj Ge›nd i‰ zuwild; e– führet unge‰üme Leoparden. –, bringt Birkens Interesse an Silvia mit ebenso untunlichem Feuer in Verbindung und rät, Birken solle sich, statt um Wind und Feuer "üm die Ete›en, die liebli¡en und kühlen" bemühen. Damit kündigt Stockfleth eine dritte Kandidatin an; ihren Namen werde Birken erfahren, wenn er sich zu ihm nach Bayersdorf bemühe. Doch all dies war lange nach der das Epigramm Nr. 188 auslösenden Sendung des Auerhahns. – Das Gedicht Nr. 188 ist sicher als Reaktion auf die Zustellung desselben geschrieben worden. Es muß in ein Exemplar der Guelfi– eingetragen oder eingelegt worden sein. Es gibt keinen Tagebuchreflex zur Übersendung der so oder so mit dem Epigramm versehenen Guelfi– an Charis / Frau Leonhard oder an Frobenius. Daher ist am ehesten anzunehmen, daß das Buch dem Überbringer des Auerhahns zur Zustellung ausgehändigt worden ist. Das Epigramm hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge gemeinsam mit den Epigrammen Nr. 14, 34, 143, 200, 203, 215 und 217 sowie mit den längeren Gedichten Nr. 4, 13, 16, 21, 53, 66, 67, 100, 146, 149, 234 und 275 (2. Bestandteil). Ein Druck des Epigramms ist nicht bekannt. 1f. Du wurde‰ ~ verlohren.] Vielleicht Anspielung auf den Wohnort der Adressatin, den sie, der Erwähnung des Erscheinens der Guelfi– zufolge, in der zweiten Hälfte des Jahres 1669 bezogen haben müßte. Zwischen Kulmbach, dem Wohnort Frobenius', und Redwitz, woher der Vogel kam, gibt es die Orte Hainweiher und Hain. Daß auf einen Ort angespielt sein könnte, bestätigt der Schluß des Konzepts, das Birken für seinen Brief vom 3.8.1671 an Rubinger (s. o.) angefertigt hat (182r): Da– HaynLiedlein, so die Edle Chari– verlanget, wird Jhr, glei¡wie au¡ ein Ehrengruß vom Floridan ni¡t angenem seyn: we–wegen i¡ beyde– zu senden unterla‹e. Ob ein solches, wohl früher bestelltes, Lied schon existiert hatte, als Birken seine Übersendung für untunlich erklärte, läßt sich nicht überprüfen. – 3 Sie s¡i¿te neuli¡ her, ein Hayn-gebohrne# Pfand.] Die Sendung des Auerhahns ist gemeint. – 4 ô Hayn!] Die Guelfi– ist angeredet und zu stellvertretendem Handeln aufgefordert.
Text 189: An Meliböen, den Gotte#Hirten. Sonnet. 196r/v T1 CLXXXIX.] CLXXIV (durch Überschreibung aus CLXXIII) – 2 und] u. (ebenso 7) – U HeuMonat.] HeuM. Das Sonett, erster Bestandteil der Jahrgangsgruppe 1670 in der Sammlung, ist, wie der Vermerk am Ende der Eintragung mitteilt, im Juni 1670 entstanden. Adressat ist Melchior Rauck (1649-1674); zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 358f.; Jürgensen, 2006, S. 345-347. Anlaß war Raucks Über-
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sendung eines Werkmanuskripts; s. u. Eine längere Vorgeschichte ist gut dokumentiert. Zum 3.9.1669 hat Birken im Tagebuch notiert (I.494; PBlO.B.2.1.5, 36r): "158 S¡reiben von Herrn Rauken, qui petit Ligulam Pastoritiam." Das am 1.9.1669 in Ansbach ausgestellte Schreiben, auf dem Birken weder die Jahrgangszahl noch Empfangs- und Beantwortungsdatum notiert hat (PBlO.C.271.1) lautet: ῏Ευ πράττειν. Ne mireris, VIR PRAENOBILISSIME, Magnifice atque EXCELLENTISSIME, ad MAGNIFI` inopinatò confugere peregrinum; ad APOLLINEM philomusum. CENTIAE Vestrae aram tam Leucoream nondum incolui, VESTRAS jamjam in imo pectoris mei penetrali VIRTUTES colui, ` quoque, cum Permeßides Cheruscas, quae me hominem fecerunt inter hoatque FAMAM. Tum mines, in oculis ferrem, CLARISSIMAM BETULIANI NOMINIS MEMORIAM, numquam de` humaniter posui. Interim SOL ille CIMBRIAE famigeratissimus RISTIUS suis me radijs quam aliquoties illustravit, qui me etiam in Cygneum illud Nobilissimorum eruditione pariter ac virtutibus, VIRORUM consortium recepißet, nisi proh dolor! praeter spem atq´ ue expectationem nimis citò penetrâßet ad loca silentia. Ego autem meritißimo dolore dejectus ad patrios Lares me contuli, ubi delicijs nonnumquam metricis velut inducijs publicos jam dolores frango, ut imposita à Fatis onera subire poßim fortior. Inter ipsas verò has occupationes saepe in mentem mihi veniunt praeclarißimi Pegnesiae Societatis (quam suavißima Pastorum ornant nomina) collegae, quos alta dudum | et innocens laurus supervexit vilibus mortalium curis. Unicè saepius in votis meis habeo, aßociari oculißimo huic coetu. Sed, qui mihi interpres et conciliator eßet BETULIANI FAVORIS ` centum alia) neminem adhuc inveni. Proindè, (cuius gravius est unum verbum ad hanc rem, quam quia verus et vetus in Praenobilißimam Magnificentiam Vestram affectus indies crescit, ipse ego ipsos BENIVOLENTIAE Vestrae fontes aggredi non erubescam, imprimis cum ex ipso melius fonte bibantur aquae. Adfulgeat itaque mihi BENEFICENTIAE Vestrae Sol, et si dignum me ha` insigni Pastorum numero annueret, paucis me bet Praenobilißima Vestra Magnificentia quem tam lineolis reddat certiorem, in coelo me sanè collocabit nova apotheosi. Quam, ut boni consulat exi` submissè, guum hunc libellum et literis me resalutare non dedignetur, etiam etiamque rogo quam Praenobilißimo BETULIANO NOMINI aeternum devotissimus Melchior Rauk, Poeta Laureatus et Sanctissimae Theologiae studiosus pro tempore Nobilißimae Ayrianae 〈familiae〉 hospes ab informationibus. Festinanter scribebam ONOLDI Ipsis Calendis SEPTEMBRIS ANNO ORBIS REDEMPTI C IILXIX.
Gedicht 189, 1670
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[Wohlergehen! Wundert Euch nicht, wohledle, hochgelehrte Exzellenz, daß sich jemand aus der Fremde so unvermutet an den Altar Eurer Magnifizenz flüchtet, zum Künsteschutzgott Apoll. In Wittenberg bin ich noch nicht gewesen, aber Eure Tugenden und auch euren Ruhm habe ich jederzeit zutiefst im Innersten meiner Brust verehrt. Auch damals, als ich die Niedersächsischen Musenquellen, die mich unter Menschen zum Menschen gemacht haben, betrachtete, habe ich die Erinnerung an den höchstberühmten Betulischen Namen nie abgetan. Seither hat mich jene norddeutsche Sonne, der höchstberühmte Rist, mit seinen Strahlen mehrmals recht freundlich angeleuchtet. Er hätte mich auch in jene Schwanengesellschaft der durch Bildung wie durch Tugend edelsten Männer aufgenommen, wenn er nicht – o welcher Schmerz – unerwartet und unverhofft allzu früh in das Land des Schweigens eingetreten wäre. Ich aber habe mich, vom Schmerz darüber niedergeworfen, in die Heimat begeben, wo ich manchmal mit dichterischen Liebhabereien, gleichsam Zwischenbeschäftigungen, die jetzt öffentlichen Schmerzen bändige, um die vom Schicksal mir auferlegten Lasten tapfer tragen zu können. Während dieser Beschäftigungen kommen mir freilich oft die hochberühmten Mitglieder der Pegnitzgesellschaft (welche die allerschönsten Namen von Hirten schmücken) in den Sinn, die schon längst der hohe und rechtschaffene Lorbeer den eitlen Sorgen der Sterblichen enthoben hat. Allein dies wünsche ich mir oft: dieser liebsten Schar zugesellt zu werden. Doch ich habe bis jetzt niemanden gefunden, der für mich Vermittler der Betulischen Gunst sein könnte (von der ein Wort in dieser Sache gewichtiger ist als hundert andere). Daher, und weil meine wahrhaftige und altbegründete Zuneigung zu Eurer hochedlen Magnifizenz täglich wächst, schäme ich mich nicht, selbst an die Quellen Eures Wohlwollens heranzutreten, insbesondere deshalb, weil man aus der Quelle selbst am besten trinkt. So möge mich denn die Sonne Eures Wohlwollens anstrahlen; und wenn Eure Wohledle Magnifizenz mich für würdig hält, mich dem so ausgezeichneten Hirtenorden zuzuzählen, so möge sie mich mit ein paar Zeilen benachrichtigen; sie wird mich in einer neuen Apotheose wahrlich in den Himmel versetzen. Daß dafür dieses kleine Büchlein mitsorgen möge und Ihr nicht verschmäht, mich eines Antwortbriefes zu würdigen, bittet demütig
der dem Wohledlen Betulischen Namen ewig ergebene
Melchior Rauk, gekrönter Dichter und Student der Heiligen Theologie, zur Zeit Gast als Informator der Edlen Familie Ayrer. Eilig geschrieben Ansbach, am 1. September im Jahr der Welterlösung 1669.]
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Die Art, in der Rauck seinen Brief beginnt, auch daß er mitteilt, er sei 'noch nicht' in Wittenberg gewesen, setzt voraus, daß es irgendeinen Kontakt zu Birken schon vor diesem gewiß ersten Brief gegeben hat, daß Birken zumindest über die Bewandtnisse des jungen Mannes informiert war. Er hat denn auch umgehend geantwortet. Das Konzeptbuch PBlO.B.5.0.26 enthält 17r/v unter der Überschrift "Melchiori Raukio" diesen Text, für den es weder einen Beantwortungsvermerk auf Raucks Schreiben noch eine Tagebuchnotiz Birkens gibt: Eximie et Clarissime Domine Fautor et Amice honoratissime. Accepi Literas Tuas, cum Libello et elegantissimè scripto et pientissimè: ac illis mihi, de hoc Tibi gratulatus, quum perlegissem: ni` honorari, velim de me Tibi si quod titulorum syrma mihi displiceret, quo me magis onerari quam persuadeas. Tuum vero Sodalitij nostri Pegnesiaci desiderium, perplacuit et consortibus et mihi: nam Viros Numini sanctissimo devotos simul ac eruditos, proni ac promti recipimus. At de instituto nostro, paucis promonendus eris, et quidem liberè | ingenuèque: quod patriâ linguâ plenius edisseram etc. Ea sunt, quae Te latere noluimus. Si hisce legibus Noster esse volueris, accedes Nobis sub nomine MELIBOEI, cum flore Melissae. Caetera addentur, si de voluntate Tuâ constiterit. Pro libello charissimo munere, gratam mentem repono, non itidem manum, schedis hac vice ` gravidam. Si quem Musa parturiens mihi foetum excluserit, mecum communem, intereà me tam debitorem habebis. Vale. Norimbergae XI Septembris LXIX. [Hochansehnlicher und hochberühmter Herr, hochgeehrter Gönner und Freund. Deinen Brief habe ich zusammen mit deinem sehr geschmackvoll und gottesfürchtig verfaßten Büchlein erhalten. Zum Brief gratuliere ich mir, zum Buch dir, nachdem ich gelesen habe; doch mißfällt mir die Schleppe so vieler Titel. Sei überzeugt, daß mich das mehr belastet als ehrt. Dein Wunsch aber, unserer Pegnitzgesellschaft anzugehören, hat den Mitgenossen und mir sehr gefallen. Denn wir nehmen Männer, die dem Höchsten ergeben und zugleich gelehrt sind, bereitwillig auf. Doch über unseren Orden wirst du kurz vorweg belehrt werden müssen, und zwar freimütig und offenherzig: ich habe das in deutscher Sprache weitläufiger dargelegt etc. Diese Dinge sind es, von denen wir wollen, daß sie dir nicht verborgen sind. Wenn du diesen Regeln gemäß der Unsere sein willst, so trittst du zu uns mit dem Namen MELIBOEUS und mit der Blume Melisse. Das übrige kommt noch, sobald wir über deinen Willen informiert sind. Für dein allerliebstes Buchgeschenk bekunde ich ein dankbares Herz, nicht eine ebensolche Hand, die diesmal entsprechend fruchtbar mit Blättern wäre. Wenn die gebärende Muse mir ein Junges zur Welt bringt, wirst du es mit mir gemeinsam haben; einstweilen betrachte mich als deinen Schuldner. Leb wohl. Nürnberg, den 11. September 1669.] Schon zum 14.9.1669 hat Birken im Tagebuch den Eingang der Antwort Raucks notiert (I.496; PBlO. B.2.1.5, 36r): "165 S¡reiben von Herrn Rau¿en, Meliboeo." Der am 12.9.1669 in Ansbach ausgestellte
Gedicht 189, 1670
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Brief ist in Birkens Archiv vorhanden: PBlO.C.271.14. Darin heißt es nach den eröffnenden Höflichkeiten – die sich diesmal erheblich weniger als "titulorum syrma" darstellen –: Sed ad alia progredior. Regulas Sodalitij Pegnesiaci avido perlegi animô, majori curâ, conformem me in omnibus illis exhibiturum per genium meum quam sanctißimè polliceor. Vives amoenissime Phoebe, quamdiu Musae: et cum ijs Tuus labor et cum labore Tuo meum nomen quod Musaeo illi peplo conaris intexere amicâ et doctâ nimis acu. [...] Carminum transmißorum non immemor, eorundem indicatum precium gratâ mente transmittam. Carmen quoddam rhythmicum in honores beatißimae matronae Costae quondam suavissimae Plurimum Reverendi Domini Johannis Gereti decami Geilsheimensis Confectum Nobilißimae Magnificentiae Tuae judicio hac vice submitto, cum jam nemo magis sit proborum cui probari me meaquè velim inter probißimos. Huic addo ` olim à epigrammata (opusculum ludicrum et natum mihi per remißiones uti stylus indicabit) jam me composita, num typis sint digna scire avens, quae notis nonnullis exornabo et jam partim exornavi. Meliboei nomen cum flore Melißae maxime arridet palato, imò manu hâc meâ testor chariorem mihi florem fuiße nullum, charius nullum nomen. Delineavi statim in hanc finem melisophyllum cum inscritione Optimum Confortativum et adjunxi hos rhythmos: Glei¡wie da– herze ‰ärkt da– Kreutlein der melißen, so mi¡ ein Chri‰enherz ein ruhige– Gewi‹en. [Doch ich schreite zu anderem fort. Die Regeln der Pegnitzgesellschaft habe ich begierig gelesen. Mich ihnen allen künftig mit größter Sorgfalt entsprechend zu erweisen, verspreche ich bei meiner Seele aufs Heiligste. Du wirst leben, liebster Phöbus, solange die Musen leben, und mit diesen deine Arbeit und mit deiner Arbeit mein Name, den du mit allzu freundlicher und gelehrter Nadel in jenen Musenmantel einzusticken wagst. [...] An die mir übersandten Dichtungen denke ich; den für sie angezeigten Preis werde ich schicken. Im Gegenzug unterwerfe ich hier mein Gedicht zu Ehren der höchstselig verstorbenen liebsten Gattin des höchstehrwürdigen Herrn Johannes Geret, des Dekans von Geilsheim, dem Urteil deiner Wohledlen Magnifizenz, weil wirklich niemand unter den Tüchtigen, ja den Tüchtigsten ist, von dem ich mich und meine Verse lieber beurteilen lassen möchte. Zu diesem Werk füge ich noch meine Epigramme hinzu, eine scherzhafte Arbeit, zum Zeitvertreib geschrieben, wie ihr Stil anzeigen wird, schon vor Zeiten verfaßt. Ich wüßte gern, ob sie des Drucks würdig sind. Ich werde sie mit einigen Anmerkungen ausstatten und habe das teilweise schon getan. Der Name Meliboeus und die Blume Melisse gefallen mir außerordentlich; ja ich beschwöre mit dieser meiner Hand, daß mir keine Blume, kein Name lieber gewesen wären. Ich habe sofort, um dies zu bekunden, eine Melisse gezeichnet mit der Überschrift 'Das beste Stärkungsmittel' und diese Verse hinzugefügt:] Birken hatte, wie das Konzept seines Briefes vom 11.9.1669 andeutet und Raucks Brief bestätigt, die 'Regeln' des Ordens vorgelegt, wahrscheinlich in Gestalt der kürzlich erschienenen Nachrufekloge für
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Johann Michael Dilherr. Rauck seinerseits hat Birken im Brief vom 12.9.1669 eigene Dichtungen zur Beurteilung vorgelegt; zumindest eine, die Nachrufdichtung auf den Geilsheimer Dekan Geret, dürfte gedruckt gewesen sein. Die Epigramme, offenbar ein umfangreicheres Werk, spielen auch im späteren Briefwechsel Raucks mit Birken noch eine Rolle, auch im Konzept eines Schreibens vom 25.3.1670, das Birken an den Jüngeren gerichtet hat, PBlO.B.5.0.41, 158v/159r. Schon für den 28.9.1669 hat Birken im Tagebuch abermals den Eingang eines Schreibens von Rauck notiert (II.501; PBlO.B.2.1.5, 37v): "176 S¡reiben von Herrn Rau¿en, Meliboeo, cum 1 Ducato." Der Brief, dem diese Notiz gilt, ist ebenfalls in Birkens Archiv vorhanden (PBlO.C.271.15), auch er ohne Empfangs- und Beantwortungsvermerk. Er wurde am 27.9.1669 in Ansbach ausgestellt. Nach einer besorgten Nachfrage nach seinem bisher unbeantworteten letzten Schreiben fährt Rauck fort: Quid de transmisso epigrammatum manipulo Nobilißima Vestra Magnificentia sentiat, paucis mihi aperiat, anxiè per Charites atquè ipsum Apollinem etiam etiamquè peto, excitabit sanè eô animae jacentis languorem. Jnterim quod in cohortem Pegnesiacorum Collegium adscribere me non dedignetur Nobilißima Vestra Magnificentia, me, cum debitas non poßim rependere grates (est mihi namquè curta supellex, nec miror, à me quoquè, ut ab omnibus studiosis virtutis divertiße divitias) TOTI Collegio devoveo, et aureum hunc nummum, non ut munus, sed exiguum debitae gratitudinis σηµεῖoν Nobilißimae Magnificentiae Vestrae submissâ animi veneratione offero, obnixè orans, ut Nobilißima Vestra Magnificentia non manum sed mentem aspicere et clienti humillimo porrò favere velit. Jmpensas labori construendi vinculi impensas à Nobilißima Magnificentia Vestra denominatas, quamprimum accepero, gratâ itidem mente rependam. [Was Eure Wohledle Magnifizenz über die zugesandte Gruppe von Epigrammen denkt, wolle sie mir, so flehe ich ängstlich bei den Chariten und bei Apollo selbst abermals, mit wenigen Worten eröffnen. Sie wird damit die Schläfrigkeit meiner darniederliegenden Seele aufmuntern. Da Eure Wohledle Magnifizenz nicht verschmäht hat, mich in das Kollegium der Pegnitzschäfer aufzunehmen, ich aber den schuldigen Dank nicht abstatten kann (denn meine Decke ist kurz, und mich wundert nicht, daß sich auch von mir wie von allen nach Tugend Strebenden der Reichtum zurückgezogen hat), weihe ich einstweilen mich selbst dem ganzen Orden. Und dieses Goldstück biete ich Eurer Wohledlen Magnifizenz nicht als ein Geschenk dar, sondern als kleines Zeichen meiner Dankbarkeit, in demütiger Verehrung, beharrlich bittend, Eure Wohledle Magnifizenz wolle nicht die Hand, sondern die Gesinnung ansehen und ihrem niedrigsten Schützling auch weiterhin gewogen sein. Die bezeichneten Kosten für die Anfertigung des Bandes, die Eure Wohledle Magnifizenz ausgelegt hat, werde ich ebenfalls dankbar erstatten, sobald ich es erhalten habe.] Antwort und Gelegenheit zur Kostenerstattung bekam Rauck bald. Zum 2.10.1669 hat Birken im Tagebuch notiert (I.502; PBlO.B.2.1.5, 37v): "147. S¡reiben an Meliboeum, samt den Band und der Guelfi–."
Gedicht 189, 1670
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Zu dieser Tagebuchnotiz enthält das Konzeptbuch PBlO.B.5.0.26, 18v/19r, eine umfangreiche Entsprechung. Das Konzept ist überschrieben "MELIBOEO" und auf den 1.10.1669 datiert: Eximie etc. Jgnosce tardiu`s respondenti: pictor cum acupictrice in morâ erant. Regulis Sodalitij nostri Floridi adsensum Tuum praebes, ijsquè conformem Te praestiturum polliceris, DEUM terOptimum Maximum et Virtutem, Linguamquè et Poesin vernaculam seriò colis et feliciter excolis, ac Laureato vertice emines. Ergo noster MELIBOEUS posthac` eris. En Tibi Symbolum Sodalitatis, Vinculum candidum candoris monimentum, cum MELISSA flore, et Lemmate sacro vernaculo Vom Gottli¡en Wort besa]et: Evolutionem hujus, chartula Ligulae involucrum Tibi exhibebit in Tetrasticho. Melissa Germanis dicitur Jmmenblum et Honigblume. Sit Tibi, secundum Davidicum illud psalmum 9 et 119, verbum Θεόπνευστον dulcius melle et mellis favo: sic Melissa eris coelitu`s succi plena. Auro vero non opus erat, ut, quod impetrâsti, à me redimeres. Sodalem poscimus, probum et ingeniosum, non divitem: numos non exigimus. Hunc tamen numum retineo: ne sinistrè interpreteris, si ad Te rediret. Partem Ligula sibi vendicavit: quod superest, Librariae impensae erunt, ut nobiscum semper communia habeas, quae Sodalitij scripta prelum subeunt. Interim gratias repono, pro gratitudinis animo. | [...] Munus muneri addo, GUELFIDem meam: quam nostri pignus amoris habe. Addo etiam Icona meum, Magnifico et Nobilissimo Domino Ayrero Mecaenati Tuo exhibendum, cum officiosissima salute: cui Te meo etiam nomine, si mereor, commendatum cupio. EPIGRAMMATIBUS Tuis, vernae, ut odoror, aetatis Tuae floribus, alvum meum calculum appono: si Typographi aura adflat, edendis propediem et in lucem prodituris. Quae in praefatione corussâ notata invenies, tutiu`s omitti et mutari crediderim. [...] Placet Decastichon Cabalisticum, magno Mecaenatis nomini dicatum: minimè vero alterum Carmen rhytmicum, genuino Latio insuetum, pedibus truncatum. Jgnosce liberiu`s, at amicè, monenti. Vale, et collegio nostro feliciter fruere. Norimbergae Kalendis Octobris MDCLXIX. Eximiae Tuae Claritatis benè cupientissimus Sigismundus à Birken. [Hochansehnlicher etc. Entschuldige meine späte Antwort. Maler und Stickerin haben mich warten lassen. Du stimmst den Regeln unserer Blumengenossenschaft zu und versprichst, dich ihnen gemäß zu verhalten. Unseren dreieinigen Gott und die Tugend, die deutsche Sprache und Dichtung verehrst du ernsthaft und pflegst die letzteren glücklich. Dein Haupt ist mit dem Lorbeer gekrönt. So wirst du künftig unser MELIBOEUS sein. Ich schicke dir hier das Symbol unseres Ordens, das reinweiße Band als Wahrzeichen der Redlichkeit, geziert mit der Blume Melisse und dem frommen Spruch
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Vom göttlichen Wort besaftet. Die Erläuterung dieses Spruches wird das Blatt, welches das Band umhüllt, mit einem Vierzeiler liefern. Die Melisse wird von den Deutschen 'Jmmenblum' und 'Honigblume' genannt. Möge sie dir nach jenem gottbegeisterten Wort des 9. und 119. Psalms süßer als Honig und Honigkuchen sein. Dann wirst du eine Melisse sein voll Saftes vom Himmel herab. Gold aber war nicht vonnöten, um zu erkaufen, was du von mir erhalten hast. Wir verlangen einen rechtsschaffenen und geistreichen, nicht einen reichen Mitgenossen; Gold verlangen wir nicht. Die Münze aber behalte ich, damit du es nicht ungünstig deutest, wenn sie zu dir zurückkäme. Einen Teil beansprucht das Ordensband. Was übrig ist, wird für unsere Bücher ausgegeben, damit du immer mit uns gemeinsam hast, was an Schriften der Gesellschaft gedruckt wird. Einstweilen sage ich Dank für diese dankbare Gesinnung. | [...] Ich füge zum Geschenk ein weiteres: meine GUELFIS. Nimm sie als Pfand unserer Liebe. Ich füge auch mein Bildnis hinzu, das du seiner Magnifizenz, dem Wohledlen Herrn Ayrer, deinen Mäzenaten, mit einem dienstlichen Gruß von mir aushändigen magst. Für deine Epigramme, die Blumen deines jugendlichen Alters, wie ich spüre, werde ich mein weißes Votiersteinchen verwenden, damit sie, wenn sie der günstige Hauch des Druckers anweht, demnächst herausgegeben werden und ans Licht treten können. Was du in der Präfation mit einem Kreuzchen bezeichnet findest, sollte meiner Meinung nach vorsichtshalber fortgelassen oder geändert werden. [...] Mir gefällt dein 'caballistischer' Zehnzeiler auf den erhabenen Namen deines Mäcenaten, aber gar nicht das andere rhythmische Gedicht, das dem echten Latein nicht entspricht und die Versfüße verstümmelt. Verzeih dem offen, doch freundschaftlich Mahnenden. Leb wohl und freue dich unserer Gemeinschaft. Nürnberg, den 1. Oktober 1669. Deine ruhmreiche Mitgliedschaft begierigst erwartend Sigismund von Birken. Auf den 18.10.1669 ist ein überschwenglicher Dankesbrief Raucks (PBlO.C.271.2) datiert, der wie die früheren Schreiben keinen Empfangs- und Beantwortungsvermerk Birkens trägt und auch keine Spur in seinem Tagebuch hinterlassen hat. Mit ihm gelangte eine Birken gewidmete Dichtung Raucks zu ihrem Adressaten. Um was es sich gehandelt hat, ist nicht zu ermitteln. In der Nachrufekloge auf Frau von Birken (1670) ist Melchior Rauck dieser Abschnitt gewidmet (S. 263f.): 136 Mir i‰/ na¡ Wuns¡e/ (sagte Meliböu–) zugeeignet die Meli‹e oder Honigblume: die i¡ mir/ mit der Obs¡ri]/ | Vom Göttli¡en Wort besa]et/ zum Sinnbild ma¡e/ und selbige– also erkläre. Wann Gotte– süße– Wort gibt meinem Herzen Sa]: so kan die Glauben–bien' ihr Honig davon saugen.
Gedichte 189 und 190, 1670
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J¡/ eine Biene selb‰/ den Mund trag' in den Augen: die Blum/ i‰ man¡er Spru¡; da hol' i¡ Gei‰e– Kra]. Herdegen, S. 358f., teilt denselben Spruch, aber eine andere "Erläuterung" mit: J¡ seh in GOtte– Wort die Honig-Blumen ‰ehn. Soll Elend, Creu” und Noth mir an der Seite gehn,| So saug i¡, Bienen glei¡, da– Honig von Meli‹en, Die jener Bitterkeit dur¡ ihren Sa] versü‹en. In v. 11 des Sonetts Nr. 189 ist das Vorliegen eines geistlichen Werkes von Rauck vorausgesetzt. Eine "conciones meas passionales" benannte Schrift hatte Rauck Birken mit seinem Schreiben vom 13.6. 1670 (PBlO.C.271.5) zugesandt, offenbar noch vor der Drucklegung, wie aus Raucks Reaktion vom 4.10.1670 (PBlO.C.271.6) auf eine "vor ohngefehr 2 Monaten" empfangene Antwort Birkens hervorgeht. In diesem Schreiben nennt er sein Werk "meine Pa‹ion-lu‰". Außerdem dankt er den Gesellschaftern "für übers¡i¿te 3 gei‰- und Sinn-rei¡e Beygedi¡te", von denen eines das Sonett Nr. 189 gewesen sein könnte. Wahrscheinlich war es, zusammen mit Gedichten zweier anderer Pegnitzschäfer, als Ehrengedicht für Raucks Passionswerk gedacht, das infolge des frühen Todes des Verfassers wohl ungedruckt geblieben ist. Da es weder ein Tagebuch des Jahres 1670 gibt noch ein Konzept von Birkens Antwort existiert, lassen sich Entstehungs- und Versanddatum über die Nachbemerkung Birkens zur Eintragung des Gedichtes und Raucks Angabe im Brief vom 4.10.1670 hinaus nicht präzisieren. Ein Druck des Sonetts ist nicht bekannt. T2 An Meliböen, den Gotte#Hirten.] Eine Notiz Birkens auf Raucks Brief vom 18.10.1669 (PBlO.C.271.2) hält fest, daß Rauck damals die Pfarrstelle in Rechenberg (südlich von Crailsheim) in Aussicht hatte. Raucks nächster Brief (PBlO.C.271.3) vom 11.3.1670 ist bereits in Rechenberg ausgestellt worden. – 4 Hier unser Melibee, i‰ einer Jmme glei¡.] Auf diesem Vergleich, der das gesamte Gedicht strukturiert, beruhen auch die beiden 'Erläuterungs'-Gedichte; s. o. – 8-11 Vor andern flieget er zur edlen Jesu#Lei¡, ~ da# er in seinem Bu¡ un# au¡ zu ko‰en gibt.] Anspielung auf Raucks Passions-Werk, für welches das Sonett wohl als Ehrengedicht bestimmt war, und auf Ri 14.5-9; vgl. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 401. – 12f. Wie ‰eht ihm an so wol die Blume von Meli‹en, | in unsrem Orden#Band!] S. o.
Text 190: Auf Filemon# Lorbeer-Krönung und Orden#-Einnahme. 196v T1 CXC.] CLXXV (V überschrieben) – 3 Nimm] Nim (ebenso 8 wilkomm) – 5 blüh] l nachträglich erhöht – 5 im] in – 8 wieder] mit der-Kürzel Zum Dichter gekrönt und in den Pegnesischen Blumenorden aufgenommen wurde der Nürnberger Theologie-Student David Nerreter (1649-1726; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 378-384;
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Will. Bd. 3 (1757), S. 22-24; Jürgensen, 2006, S. 379-385) nach Birkens Verzeichnis seiner Amtshandlungen als Comes Palatinus (PBlO.A.1, 29r-31r) am 29.7.1670 (30v); an diesem Tag oder in unmittelbarer Nähe desselben wird das Gedicht Nr. 190 entstanden sein. Der auf den 29.7.1670 datierte Entwurf für Nerreters Coronatsdiplom ist in Birkens Archiv erhalten: PBlO.C.24.29.1. Einen früheren Kontakt Nerreters zu Birken weist dessen Tagebuch nur für den 11.1.1667 nach (I.268; PBlO.B.2.1.4, 51v): "Herrn Pol‰er– Sohn und der junge Nerreter mi¡ zur Oration invitirt."; dazu s. Jürgensen, S. 380. Alle anderen Erwähnungen eines Herrn Nerreter in den Tagebüchern des Jahres 1669 und viele in den späteren betreffen entgegen der Auffassung des Herausgebers Joachim Kröll den Vater des jungen Theologen, den Nürnberger Messerschmied und Genannten des Größeren Rates, Peter Nerreter. David Nerreter war bald nach Poetenkrönung und Ordensaufnahme zur Fortsetzung seines in Altdorf begonnenen Studiums nach Königsberg abgereist, wo sein erster in Birkens Archiv erhaltener Brief an diesen am 28.11.1670, längere Zeit nach Nerreters Ankunft dort, ausgestellt wurde: PBlO.C.238.2. Von den verschiedenen Gedichtautographen Nerreters in Birkens Briefarchiv ist dieses in Reaktion auf Dichterkrönung und Ordensaufnahme entstanden (PBlO.C.238.11) Dank-Gedanken. Sind e– Träume, die mi¡ trügen,
dar[ e– ni¡t ein Thun der Erden,
bin i¡ dann ni¡t, der i¡ war?
sondern etwa– Göttli¡– seyn.
sollen Lorbeer-Zweige fliegen
*
um da– ungewohnte Haar?
Freyli¡ seh' i¡ um mi¡ blinken
J¡ kan ja ni¡t gei‰ig blizzen
diesen, der den Götter-Wein
bey dem Erd-gebognen Sizzen,
hat vorläng‰en dür[en trinken,
krummen Seelen zugesellt.
und no¡ Erd-wei– himlis¡ seyn:
Lorbeer s¡me¿t na¡ Ewigkeiten,
der da Göttli¡ ›¡ erweiset.
und wa– soll e– mir bedeuten,
wann von Seinen Strahlen gleiset,
den da– eitle Wesen hält?
wa– ›¡ Seiner Huld annaht:
*
der au– Ni¡t– kan Etwa– ma¡en,
Ni¡te– bin i¡, do¡ ein S¡atten,
daß die matten S¡atten la¡en
der in Fin‰ernü‹en krie¡t,
von so heller Helden-That.
der ›¡ nur mit dem kan gatten,
*
wa– entfernet von dem Lie¡t:
Herr von Birken, Künste-Keyser,
Und wie kan i¡ also glänzen,
Föbus der da– Nordgau ziert,
solt man Stökke so bekränzen?
S¡uzherr unsrer Lorbeer-Reiser,
e– will mir ni¡t gehen ein.
der die Musen-Chöre führt;
Soll auß Ni¡te– Etwa– werden,
man muß lauter Himmel-Wesen
Gedicht 190, 1670
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‰et– in Euren S¡ri[ten lesen.
mit dem nimmer-welken Laub.
wa– hab i¡ um Eu¡ verdient,
Und da– i‰ no¡ viel zu wenig,
oder wol verdienen können,
Jhr, beehrt, Jhr Musen-König,
daß Jhr mir sowol wolt gönnen,
mi¡ no¡ mehr zu fe‹eln ein,
daß mein Haar von Lorbeer grünt?
daß i¡ in dem Blumen-orden
* Nur den warm-verarmten Willen kan i¡ geben vor den Dank,
Euer Diener bin geworden, und forthin dar[ Euer seyn. *
der do¡ nimmermehr wird ‰illen
Habt Eu¡ diese s¡le¡te Haabe,
meine– Herzen– Wüns¡e-Zank.
nemt mi¡ zu Genaden an:
A¡ wann i¡ no¡mehr muß sehen
mi¡ gieb i¡ vor eine Gabe,
Eure Gon‰-qwell übergehen,
weil i¡ son‰ ni¡t– geben kan.
wird da– dank-Herz fa‰ vers¡wemmt,
Do¡ bekomm' i¡ mehr zu Lohne;
da– nur kan von Wollen wallen;
diese s¡öne Lorbeer-Krone,
und solt diese– ni¡t gefallen,
so mi¡ von Eu¡ zeugen ma¡t,
wird ihr Athmen gar gehemmt.
samt dem holden Blumen-Bande,
*
wird mir in dem Norden-Lande
Meine Haare zu vergöttern
Gon‰-be‰rahlen meine Na¡t.
in dem trägen Pöbel-Staub,
Filemon.
ziert Jhr mi¡ mit Lorbeer-Blättern, Links gegenüber der Unterschrift dieses Gedichtes, das in der Schlußstrophe auf die bevorstehende Reise Nerreters nach Königsberg Bezug nimmt, hat Birken notiert: "die 29 Julij Anno 1670. | Post coronationem et | receptionem." Schon vor seiner Krönung zum Poeten und der Aufnahme in den Blumenorden hatte Nerreter ein Gedicht zugestellt (PBlO.C.238.1): "Unbe‰and hält do¡ Be‰and", das auf den Tod Frau von Birkens Bezug nimmt und aufmuntert. Birken hat am Ende des Manuskripts notiert: "Herrn Nerreter– Glü¿wuns¡. | praesentatum die 6. Junij 1670". Ebenfalls 1670 entstanden ist das Gedicht "Erden-Föbu– ‰reue Strahlen" (PBlO.C.238.13), das in dem Nachrufwerk auf Frau von Birken (Tode–-Gedanken und Todten-Andenken) 1670 gedruckt worden ist, S. 469-471. Am ehesten mit Nerreters erstem Brief aus Königsberg, PBlO.C.238.2 (28.11.1670), dürfte das Gedicht Pfli¡t-s¡uldige DankGedanken ("Für‰ der keus¡en Parna‹innen!"; PBlO.C.238.12), in dessen zweiter Strophe Nerreter auf die "vor läng‰" erfolgte Poetenkrönung zurückblickt, in Birkens Hände gelangt sein. Vom Autor selbst auf den 3.2.1680 datiert ist das Gedicht "Unverglei¡li¡-Edler Hirt!" (PBlO.C.238.10), das Nerreter als Brief aus Öttingen, wo er seit 1677 als Hofkaplan amtierte, an Birken sandte, um sich für die Zusendung der 1679 erschienenen Poetik zu bedanken. In der Nachruf-Ekloge für Frau von Birken ist Nerreter diese Passage im Hirten-Gespräch gewidmet (S. 269):
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143 Wa– soll dann/ (sagte Alcidor/) der Pegni”Hirte Filemon/ für eine Blume haben/ der unsere/ wie er verlanget/ zu werden. Die Narci‹e! (versezte Floridan/) und zwar/ al– eine Lenzenblume/ mit dem Beywort/ Zum ewigen Früling zeitigend. Diese– Sinnbild (thäte Ferrando hinzu/) kan/ für ihn/ mit diesen Zeilen erkläret werden. Hier die Narciß'/ jedo¡ nit lang/ den Früling zieret. Mein Wuns¡ mi¡ Himmel-ein/ zum lezten Lenzen/ führet. Mi¡ ma¡' er‰erben hier de– Tode– WinterZeit: J¡ werde zeitig nur dadur¡ zur Ewigkeit. Herdegen, S. 378, behält abermals das "Beywort" bei und 'modernisiert' das Erklärungsgedicht: So s¡ön im Lenzen glei¡ ›¡ die Narci‹e weiset, So bald verwelket ›e; wa– an mir ‰erbli¡ heiset, Da– kommt zwar in die Erd na¡ meinem Leben–-Lauf, Steht aber s¡öner ein‰ zum ew'gen Frühling auf. Ein Druck des Gedichtes Nr. 190 ist nicht bekannt. 2 Dur¡ s¡öne Di¡terey bi‰ du der unsre worden] Was Birken an Dichtungen Nerreters zur Zeit der Poetenkrönung über das oben erwähnte Gedicht hinaus vorgelegen hat, ist nicht zu ermitteln. – 5 und blüh an Ruhm, al# wie im Früling die Narci‹en] Hinweis auf die Nerreter zugewiesene Blume; s. o. – 6f. Die Pegni” gibt dir mit ~ und hole Preiß in Preußen.] Anspielung auf die bevorstehende Abreise Nerreters nach Königsberg; s. o. – 8 Wir wüns¡en, daß wir di¡ bald wieder wilkomm heißen.] Briefe Nerreters an Birken aus Königsberg in Birkens Archiv wurden in den Jahren 1670-1672 ausgestellt (PBlO.C.238.2-6); einer wurde am 21.8.1673 in Narwa aufgegeben (PBlO.C.238.7). Den ersten persönlichen Kontakt mit dem Heimgekehrten verzeichnet das Tagebuch für den 18.2.1675 (II.269; PBlO.B.2.1.9, 125(4)r); s. Jürgensen, S. 380. Text 191: Cupid¡en# FinkenHeerd und Entenfang. 196v-197v T1 CXCI.] CLXXVI – T2 und] u. – 7 Einen] E und e überschrieben – 11 Pfeiflein] l nachträglich erhöht; ebenso bei 49 s¡näblet – 23 bring] durch Streichung aus bringen – 36 Mann] Man – 45 immer] im er Zwar hat Birken die Jahrgangszahl 1671 erst beim Gedicht Nr. 192 angebracht; trotzdem gehört auch das Lied Nr. 191 in diese Gruppe. Es ist am 6.2.1671 entstanden, wie aus der Tagebuchnotiz zu diesem Tag hervorgeht (II.16; PBlO.B.2.1.6, 39(7)r): "Vorge‰ern, zu Jungfrau Dorotheen Marien Endterin ho¡zeit, nomine der Gesellen, ein Gamelion verfa‹et. 28 Verse. | heute ein Brautna¡tLied ijsdem Nuptiis. 54 verse." Das ersterwähnte Gedicht steht in der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder (PBlO.B.3.1.1), 219r/v: CCCXXVII. | Zu Herrn Johann Jacob Finken– | und Jungfrau Dorotheen Marien Endterin | Ho¡zeit. | Jm Namen der Bu¡dru¿erey-Verwandten. ("Man pfleget, die man ehrt, na¡ altem Brau¡ zu binden"). Die Hoch-
Gedicht 191, 1671
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zeit dürfte im Februar 1671 stattgefunden haben. Von dem im Auftrag verfaßten Gedicht ist kein Druck nachgewiesen, obwohl es ihn mit Sicherheit gegeben hat. Das Lied Nr. 191 ist gedruckt, sicher in der Endterschen Offizin; doch sind weder Anlaß noch Adressaten, weder Ort noch Jahr oder Verlag und Drucker genannt. Im Druck – zwei Doppelbogen – gibt es einen Haupttitel auf der Vorderseite des ersten Blattes: Deß Cupido | Fin¿en-Heerd | und | Endten-Fang. Die Rückseite des Blattes ist leer. Über dem Gedichttext, der die dritte und vierte Seite einnimmt, steht eine neue Überschrift: Braut Na¡tLied. | Na¡ dem Thon: | Filli– saß in einem Böt¡en. S. Stauffer, 2007, S. 766f. (Stauffers Angabe "Bislang ohne bibliographischen Nachweis" ist falsch; s. Garber, 1997, S. 174 (Neudruck 2006, S. 304)). Die Melodievorgabe weist auf ein Lied von Gabriel Voigtländer, das in dessen Sammlung Allerhand Oden und Lieder, Sohra 1642, zu finden ist; s. Grijb, S. 113-115, eine Wiedergabe der ersten Strophe des Liedes und der Noten ebd., S. 124. Im Druck sind der dritte und sechste Vers jeder Strophe eingezogen; die Strophen sind gezählt, die Strophenzahlen (mit Punkt) stehen über den Strophen. Unter der letzten Strophe steht "ENDE." Sonst weicht die Druckfassung, von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen, an diesen Stellen von derjenigen des Manuskripts ab: 4 einem] einen – 16 wan] Ließ – 30 be‰ri¿t] berü¿t – 43 sein ‰ille] ‰o¿‰ille –. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge gemeinsam mit den Gedichten Nr. 40, 70, 109, 119, 120, 122, 148, 152, 180, 183, 196, 206, 230, 240, 257 (1. Bestandteil), 276 und 277. T2 FinkenHeerd und Entenfang] Anspielung auf die Familiennamen der Brautleute. Mit "FinkenHeerd" ist überdies auf die Jagdeinrichtung des Vogelherdes angespielt. Das war (s. Zedler. Bd. 50 (1746), Sp. 213-218; hier Sp. 213) "ein Pla”, auf wel¡em der Vogel‰eller seine Ne”e au–breitet und Lo¿vögel ‰ellet, damit er, in der darneben erbaueten Hütte ›”end, die Vögel, so auf sol¡en Pla” fallen, mit dem Ne”e berü¿e und fange." Birken zeigt sich im ganzen Gedicht wohlvertraut mit Technik und Terminologie des Vogelfangs. Das belegt auch der Brief PBlO.C.343.1, mit welchem Johann Leonhard Stöberlein am 20.8. 1672 auf eine Einladung Birkens zum Vogelfang und anschließendem Kegelspiel reagiert. – 7-10 Einen Finken er, zur Lo¿e, ~ und zum Vorlauf, dort ansühlte] Als "Vorlauf" oder "Vorläufer" (v. 20) wurden Lockvögel bezeichnet, die am Eingang der als solche nicht kenntlichen Netzfalle an einem – manchmal erhöhten – Holzstück mit einem Bein locker angebunden wurden. Das seinerseits bewegliche Holzstück konnte durch ein leichtes Seil, das in die Hütte führte, vom Vogelsteller 'gerührt', bewegt werden, weswegen dieses Seil "Rühr" hieß (v. 19); s. Zedler. Bd. 32 (1742), Sp. 1668f. Der terminus technicus für das Anbinden des Vorläufers an dem Holzstück war 'ansillen', 'ansihlen' (s. Zedler. Bd. 2 (1732), Sp. 469). – 11 selb‰ mit auf dem Pfeiflein spielte:] Cupido übernimmt die Rolle derjenigen Lockvögel, die im Inneren der Netzfalle angeleint oder in Käfigen saßen und durch ihren Gesang ihre Artgenossen anlocken sollten. – 14 wurde seiner A” gewogen.] Innerhalb der Netzfalle gab es den "A”pla”" (Zedler. Bd. 50 (1746), Sp. 214), auf dem die angelockten Vögel Futter fanden. – 15-18 Endten son‰ mein Bogen s¡ie‰: ~ (spra¡ der Bub) i¡ la¡en mü‰.] Birken trägt der Tatsache Rechnung, daß Enten nicht auf dem
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Vogelherd gefangen, sondern geschossen wurden. Da hier Cupido redet, bleibt trotzdem die erotische Komponente im Spiel. – 19-21 Bald die lei¡te Ruhr er zu¿te, ~ daß er rie[e, bink, bink, bink!] S. zu v. 7-10. Durch Bewegen des Holzes, auf dem er saß, wurde der Vorläufer ab und zu genötigt, aufzufliegen und zu zwitschern. So sollten Artgenossen angelockt werden. – 26f. und Cupido zog die Wände: | da war diese Beut be‰ri¿t.] Als "Wände" wurden die festen und beweglichen Teile der Netzfalle bezeichnet, die von der Hütte aus geschlossen wurden, sobald sich genug Vögel eingefunden hatten. Text 192: Der ungetreue Thyr›#. Au# dem Franzö›s¡en. 197v/198r T1 CXCII.] CLXXVII – 8 ›nn] ›n – 11 und] u. (ebenso 59) – 35 iezt] z überschrieben – 35 der] Kürzel – U Bra¡Monat] Bra¡M. (mit kleinem Abstand hinter v. 60) Dieses und die drei folgenden Gedichte hat Birken im Auftrag für den Grafen Gottlieb von Windischgrätz geschrieben. Es handelt sich um Nachdichtungen nach bzw. Bearbeitungen von französischsprachigen Vorlagen. Windischgrätz hatte sich während der Rückreise von seiner Gesandtschaft nach Paris 1669/70, die wegen der Besetzung des Herzogtums Lothringen durch französische Truppen im August 1669 (s. Theatrum Europaeum. Bd. 10 (1677), Abt. 2, S. 276, 352, 408, 501; Vocelka, Typoskript o. J. [1984], S. 66-81) veranstaltet worden war, in Nürnberg am 9.5.1671 mit Birken getroffen; s. zu Konzept Nr. 180 im Birken-Windischgrätz-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 1372. Die Auftragserteilung erfolgte am 10.5.1671 (II.37; PBlO.B.2.1.6, 47(14)r): "Habe Seiner Excellenz die Aramena und mein TodtenAndenken verehret: Sie mir ein Briefl ges¡rieben hinterla‹en und selb‰ eingeliefert. | Literae 96 | à Comite | de Windischgrätz." Der Brief (Text 181 im Birken-Windischgrätz-Briefwechsel; WuK. Bd. 9, S. 536f.) lautet: Monsieur ne¡‰ no¡mahliger freündtli¡er bevrlaubung bite der herr wohle ßi¡ belieben la‹en, dieße beykommende 3. mit. bezei¡nete vndt gedrukte chansons neben de# hierbey von meiner hand ges¡riebnen, oder zu verteüts¡en oder Ja weill einige darunter ßol¡e# kaum verdienen ein paar new¨e geße” au[ dieße s¡öne melodien etwan vber die abeßenheit oder freyde na¡ langer abeßenheit die lieb‰e wider zu finden, oder vber ein harte# a Dieu oder Entli¡, waß demßelben ßelb‰ am bä‰en vorkomt, vndt wohle mir derßelbe ßol¡e | all#dann ehe‰ na¡er Wien vbers¡üken dann weilln dieße die new¨e‰e melodien wirdt bey ho[ ein ‰ar¿e# fragen darna¡ ßein, J¡ vers¡ulde E# widerumb vndt verbleibe de# herrn freündtwihlig‰er GgvhvWindis¡grä” | ha fuyons! ce dangereux seiour ces verds ombrages
Gedicht 192, 1671
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ces doux rivages ou Thirsis me fit voir tant d'amour detournons nos trouppeaux de ces bois on L'Jngrat m'attira cent fois mais mon Coeur a ces desseins rebelle ne peut bannir ce cruel sovvenir Helas! un Jnfidele; me fait hair ces lieux, et malgré mes detours J'y viens toutiours. dieße i‰ eine rare melodie vndt die composition der wohrte von der bekannten gräfin de la Suse. Der Auftrag zur Anfertigung von vier Liedern – Übersetzung und Ergänzung – läuft letztlich auf Themenvorgabe (wobei nicht kenntlich wird, ob sie sich an den Gegenständen der von Windischgrätz bezeichneten Gedichte orientiert) und Aufforderung zur Zugrundelegung der Melodien dieser Lieder hinaus. Auch zu dem handschriftlich mitgeteilten muß Birken eine Melodie vorgelegen haben. Es dürfte diejenige von Sébastien Le Camus (ca. 1610-1677) sein, die Bénigne de Bacilly (ca. 1625-1690) 1666 in der Sammlung NOVVEAV RECVEIL DES PLVS BEAVX AIRS DE COVR. CONTENANT PLVSIERS GAVOTTES, Bourées, Gigues, Vilanelles, Courantes, Sarabandes, Menüets, Entrées de Ballet, & autres Chansons nouvelles du temps, De differens Autheurs. PREMIERE PARTIE in Paris veröffentlicht hat, in der das Lied, um das es hier geht, mit Nennung von Autorin und Komponist an erster Stelle steht. (S. Sébastien Le Camus (Ed. R. A. Green), 1998, S. 54.) Die Autorin ist Henriette de la Suze, geb. de Coligny, verw. d'Addington (1618-1673); s. A. u. H. Laufhütte, 1994, S. 486f. Die Originalversion des Gedichtes (a.a.O., S. XVI) lautet: Ah! fuyons ce dangereux séjour, Ces verds ombrages, Ces doux rivages, Où Tircis me fit voir tant d'amour. Détournons nos troupeaux de ces bois Où l'ingrat m'attira cent fois. Mais mon coeur à mes desseins rebelle. Ne peut bannir Ce cruel souvenir. Hélas! Un infidèle me fait aimer ces lieux, Et malgré mes détours, J'y viens toujours.
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Das Lied besteht auch in dieser Quelle nur aus einer Strophe. Das bedeutet, daß die folgenden Birkens Eigentum sind. Über das Verhältnis der drei anderen Lieder zu den von Windischgrätz bezeichneten Vorlagen läßt sich nichts sagen, weil wir diese nicht kennen. Da Birken sich bei der Umsetzung der Vorlage des Liedes Nr. 191 exakt an den Silbenzahlen der Verse der Vorlage orientiert hat, darf davon ausgegangen werden, daß es sich bei den drei anderen Liedern ebenso verhält. Windischgrätz hatte aus Paris offenbar ein gedrucktes Heft mit Liedtexten und Notensätzen mitgebracht. Mit der Erledigung des Auftrags hat Birken sich Zeit gelassen; erst zum 29.6.1671 ist im Tagebuch notiert (II.47; PBlO.B.2.1.6, 49(17)v): "die 4 Lieder für den Kühnen verfärtigt, und fortgesendet. | Literae 58 den Kühnen." Das Lied Nr. 192 ist 1678 gedruckt worden: Octavia | Römis¡e Ges¡i¡te. | Zugabe | de# Er‰en Theil#. | Der | Ho¡löbli¡en | Nymfen-Gesells¡a] | an der Donau/ | gewidmet. | Nürnberg/ | Jn Verlegeung Johann Hofmann#/ | Bu¡- und Kun‰händler#. | Gedru¿t daselb‰ bey Andrea Knor”en. | Anno M. DC. LXXVIII. (Bücher 4-6), S. 942f.; s. Stauffer, 2007, S. 990. Es ist davon auszugehen, daß dieses und die beiden Lieder Nr. 193 und Nr. 194 nicht Birken, sondern Windischgrätz zur Verfügung gestellt hat; s. zu Brief Nr. 189 im Birken-Windischgrätz-Briefwechsel (WuK. Bd. 9, S. 549). Im Roman wird dieses Lied von Cönis gesungen, die von ihrem Liebhaber, den sie im Lied Thyrsis nennt, verlassen worden ist. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, weicht die Druckfassung von derjenigen des Manuskripts an diesen Stellen ab: T1-T3] fehlt – 6 mi¡ o] an ›¡] o] an ›¡ mi¡ – 9 nit] ni¡t – 11 diese Lu‰ und diesen Ort] diesen ort und diese lu‰ – 12 ‰ät#] ‰et# (ebenso 60) – 30 Thier# dort in de#] thiere# dort in – 32 ä¡zet] raus¡tet – 41 diß] da – 42 A¡! viel lieber todt, al# ni¡t mehr] lieber todt, al# nimmer treuli¡ – 46 i‰ Hyla#, kein Sylvander] und wieß/ daß liebe wander – 49 grünen] grüne – 53 nein!] ja! – 53 heiset] heißet – U] fehlt –. Es gibt keine Strophenzählung. Die Verse 10 und 12 jeder Strophe sind ebenso weit eingezogen wie die Verse 2, 3, 8 und 9. T2 Thyr›–] Seit der 7. Ekloge Vergils, die darstellt, wie Thyrsis dem Corydon im Sängerwettstreit unterliegt, ist dieser Name in bukolischer Dichtung immer wieder verwendet worden. – T3 Au# dem Franzö›s¡en] Da in der oben genannten Sammlung von 1666 nur diese Strophe enthalten ist, sind die Strophen 2-5 Birkens Erfindung. Das Gedicht spielt mit dem Motiv des Ortes, der infolge der Untreue des Liebhabers für die Verlassene zugleich locus amoenus und locus terribilis ist, ferner mit demjenigen der sympathetisch teilnehmenden, ja mitagierenden Natur. – 29f. ihr mehr al# fals¡e Augen-fluten, | wie de# Thier# dort in de# Nilu# Struten!] Krokodilstränen. – 37-43 Wie kan i¡ ohn Threnen s¡auen an ~ solt wa¡sen miteinander.] Das ebenfalls seit Vergil notorische bukolische Motiv der Beschriftung von Baumrinden. – 46 i‰ Hyla#, kein Sylvander] Sylvander und Hylas repräsentieren zwei gegensätzliche und entsprechend bewertete Liebeskonzepte in Honoré d'Urfées (1567-1625) Roman L'Astrée (erschienen 1607-1628), die wahre und treue und die unbeständige freie Liebe; s. Jürgensen, 1990, S. 21-25; s. zu den Gedichten Nr. 40 und Nr. 41. – 47 Ein Theseu# mi¡ also zur Ariadne ma¡t.] Zu Theseus' Verrat an Ariadne s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 543-545; Bd. 5 (1975), Sp. 750f.
Gedichte 193 und 194, 1671
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Text 193: Die unbeliebte Liebe. 198v/199r T1 CXCIII.] CLXXVIII – 24 Tyrann] Tyran – 44 s¡li”en] Ligatur-t nachträglich erhöht Zu Bestellung, Fertigung und Versendung dieses Liedes s. zu Gedicht Nr. 192. Es entspricht der in Windischgrätz' Schreiben übermittelten Themenvorgabe "uber ein harte– a Dieu". Das Lied ist 1677 im ersten Buch des ersten Teils der Octavia (s. zu Gedicht Nr. 168), S. 110f., gedruckt worden; s. HKA. Bd. III. 1, S. CLXIX; Stauffer, 2007, S. 848f. Zur vermutlichen Übermittlung s. zu Gedicht Nr. 192. Im Roman ist das Lied Bestandteil der Erzählung des Vasaces vom Prinzen Tyridates, der die armenische Prinzessin Zenobia heiraten soll; der Prinz, der mit Liebe nichts im Sinn hat, singt es. Von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen, unterscheidet sich die Druckfassung von derjenigen des Manuskripts an diesen Stellen: T1f.] fehlt – 11 nit] ni¡t (ebenso 35) – 16 empfinden] entfinden – 43 s¡ni”en] ri”en –. Es gibt keine Strophenzählung. T2 Die unbeliebte Liebe] 'Die unwillkommene, daher unerwiderte Liebe'. – 4-6 Centner-Leiden, ~ verbittert den Genuß.] Trotz der irritierenden Interpunktion ist "Centner Leiden" Subjekt, zu dem die Prädikate "gebiert" und "verbittert" gehören; zu jedem Prädikat gehört ein Objekt, das erste vor-, das zweite nachgestellt. – 7-9 Haß und Neiden, ~ ma¡t finden nur Verdruß.] Zum singularischen Prädikat "ma¡t" (v. 9) gehört ein vierfaches Subjekt (v. 7f.). – 34f. Mein verlangen | nit Rau¡ sol fangen.] Mit "Rau¡" ist Nichtiges, Wesenloses gemeint. – 36 verkauf'] 'Gebe preis'. – 38 ha›ren] 'Sich dem Zufall ausliefern' (von frz. hasard). – 40f. Sie mag s¡ni”en, | Bölze spi”en:] Das Bild des mit Pfeil und Bogen bewaffneten Amor liegt zugrunde. – 45 ein kurzer Thor] 'Nur kurze Zeit töricht'.
Text 194: Abs¡ied-Trauer. 199r/v T1 CXCIV.] CLXXIX – 9 2.] 2 (ebenso in den folgenden Strophen) – 29 Kummer] Kum er (ebenso 34 Himmel) Zu Bestellung, Fertigung und Versendung dieses Liedes s. zu Gedicht Nr. 192. Es entspricht der in Windischgrätz' Schreiben übermittelten Themenvorgabe "uber die abeßenheit". Das Lied, das Strophenform und Reimfolge mit dem Gedicht Nr. 139 gemeinsam hat, ist 1677 im ersten Buch des ersten Teils der Octavia (s. zu Gedicht Nr. 168), S. 176f., gedruckt worden; s. HKA. Bd. III.1, S. CLXIX; Stauffer, 2007, S. 949. Zur vermutlichen Übermittlung s. zu Gedicht Nr. 192. Es ist ebenfalls Bestandteil der Erzählung des Vasaces. Tyridates, inzwischen König in Armenien, schreibt es mit letzer Kraft nach der Weigerung der Neronia, ihm anzugehören; Vasaces liest es vor. Der Tausch des Geschlechts der Sprechinstanz machte einige Änderungen nötig. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, weicht die Druckfassung von derjenigen des Manuskripts an diesen Stellen ab: T1f.] fehlt – 1 ›¡ Föbu#] die Sonne – 2 dort] ›¡ – 9 mir iezt] iezt mir – 10 edler Cynthiu#] s¡ön‰e# sonne-li¡t – 11
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mi¡, die] mir/ der – 12 iezt leider! la‹en muß] entziehet sein ge›¡t – 13 Lie¡t] tag – 15 Tag] s¡ein – 21 ihn] ›e (ebenso 25) – 22 Föbu#] Sonne – 23 mag] wird – 23 ihm] ihr – 24 sein] ihr – 29 weg,] mein – 30 s¡eint] glänzt – 31 tagen] tragen (Satzfehler) – 35 Gewülke] gewölke – 45-48 So wird au¡ ~ den bittren S¡eidverdruß.] Sie aber seh i¡ s¡eiden/ | auf keine wiederkehr. | kom/ tod/ und end mein leiden. | kein freude su¡ i¡ mehr. – Es gibt keine Strophenzählung. 1-9 Wie wan ~ Also e# mir iezt gehet.] Das Gleichnis der ersten Strophe dient der Verbildlichung der von v. 10 an – ihrerseits gleichnishaft – dargestellten Situation der weiblichen Redeinstanz. – 10 Mein edler Cynthiu#] S. auch v. 46. Beiname des Apollo von seinem Geburtsort, dem Berg Κύνθος auf der Insel Delos her; hier für den entfernten Geliebten verwendet. Der Reiz dieses Gedichtes besteht darin, daß die Sonnen- und Sternenbildlichkeit sowohl gleichnishaft als auch identifikatorisch verwendet wird. – 18 ihr güldnen Brüder dort] Die Sterne am Nachthimmel werden angeredet, als sei die Redeinstanz einer von ihnen. – 19f. wo auf dem SilberWagen | Diana kuts¡et fort:] Diana, Apollos Schwester, ist als Mondgöttin bzw. als Mond am Nachthimmel ins Bild gebracht. – 25-27 Zwar ihr ihn werdet sehen. ~ ihr hohen Lie¡ter ‰ehen!] Wegen ihrer Stellung hoch oben sehen die Sterne den Sonnenaufgang, das Sinnbild für die erhoffte Wiederkehr des Geliebten, früher; erst später (v. 31) wird er für Menschen sichtbar. – 3336 Ob diß nit kan ges¡ehen: ~ wie Clytie gethan] "Ob" ist konzessiv verwendet: 'wenn auch'. Clytie ist die in die Blume Sonnenwende verwandelte Geliebte Apollos; s. Ovid. Metamorphosen 4, v. 206-270. – 41-46 Geht heut die Sonne nieder: ~ mein lieb‰er Cynthiu#.] Zyklische Wiederaufnahme des Zentralmotivs – Sonnenuntergang – der Eingangsstrophe, aber ergänzt durch die Bekundung der Gewißheit von Sonnenaufgang und Rückkehr des Geliebten.
Text 195: Wiederkehr-Freude. 200r/v T1 CXCV.] CLXXX – 12 Himmel] Him el (ebenso 25 willkommen – 26 üms¡wommen – 42 wiederkommen) – 24 Sinn] Sin (ebenso 41 dann) – 36 wiederkehren] ev. wieder kehren Zu Bestellung, Fertigung und Versendung dieses Liedes s. zu Gedicht Nr. 192. Es entspricht der in Windischgrätz' Schreiben übermittelten Themenvorgabe "na¡ langer abeßenheit die lieb‰e wider zu finden". Ein Druck des Gedichtes ist nicht bekannt. 18 Marmor-‰ri¿e] Oxymoron zur Verbildlichung von kostbarer Schönheit und Stärke der Liebesfaszination. – 19 vorhin] 'früher'. – 26 Corallen-blut] Oxymoron zur Verbildlichung von kostbarer Schönheit und Lebendigkeit. – 29 dieser Klippen Gru[t mein Leid begräbt] Abermals eine oxymorische Formulierung: bei "Klippen" ist noch die Vorstellung der Koralle im Spiel; der hold begrüßende Mund ist das Grab des Trennungsschmerzes. – 33-37 War der Leib s¡on hingegangen: ~ die Gedanken ihr ‰ät# wohnten bey.] Die Trennung von Leib und Herz ist ein vielvariiertes, auch von Birken häufig (s. Gedichte Nr. 104, 124,
Gedichte 195 und 196, 1671
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126, 127, 128, 129, 130, 132, 133, 139, 141, 145, 148) verwendetes Motiv petrarkistischer Lyrik. Der Name Cynthia (v. 35, 48) ist aus demselben Grund wie Cynthius für Apollo (s. zu Gedicht Nr. 194, v. 10) Beiname seiner Schwester Diana. Seine Verwendung durch die – männliche – Sprechinstanz dieses Gedichtes betont dessen Zusammengehörigkeit mit dem voraufgehenden: sie sind als aufeinander bezogene Reden zweier treu Liebender zu lesen. – 42 wiederkommen trö‰ da# S¡eiden] Selbstzitat; s. Gedicht Nr. 72, v. 43. Logisch bizarre Verknüpfung: nicht das Scheiden, sondern der am Trennungsschmerz Leidende wird getröstet.
Text 196: Von Margari#, al# ›e Königin wurde. 200v/201r T1 CXCVI.] CLXXXI – 20 ihr] h nachträglich erhöht; ebenso bei 24 s¡on – 29 wel¡er – 39 Jungfers¡a] – 41 Sa¡en – 42 Sigel] S aus s überschrieben – 42 gibet] b nachträglich erhöht – 48 Mense Augusto.] M. Aug. Das Gedicht ist anläßlich einer Hochzeit im August 1671 geschrieben worden. Birkens Tagebuch enthält keinen Hinweis auf Adressaten, Anlaß, Bestellung, Anfertigung oder Versand. Trotzdem läßt sich der Bräutigam mit hoher Wahrscheinlichkeit ermitteln. Er muß König geheißen haben. Der Bildlichkeit der Verse 37-48 nach muß er Notar oder sonst zu Beurkundungen befugt gewesen sein. Die derb erotische Thematik schließt aus, daß es sich um eine Hochzeit in aristokratischen Kreisen gehandelt haben könnte. Einem Johann Michael König hat Birken nach dem Verzeichnis seiner Amtshandlungen als Comes Palatinus (PBlO.A.1, 29r-31r) am 25.7.1671 die Notariatsinsignien verliehen (30v). Dem entspricht eine Tagebuchnotiz zu diesem Datum (II.52; PBlO.B.2.1.6, 52(19)v): "Herrn König zum Notarium gema¡t, in gegenwart Doctor Held–, Doctor Walther– und Herrn Notar Geußer–, au¡ seine– Weib–, de– Candidati Sponsae und S¡we‰er, supervenientibus alterâ Sorore und sponsi [!] Strau¡en–. J¡ empfienge no¡ 4 ducaten, gabe die 2 zurü¿e, und ließ no¡ Wein holen, blieben bi– halb-6 beysammen." Am 21.7.1671 hatte das obligatorische Examen stattgefunden (II.51; PBlO.B.2.1.6, 51(19)r): "Herrn Johann Mi¡ael König, al– Notariatûs Candidatum examinirt, der mir in einem Silbernen S¡ä¡telein 8 ducaten verehrt." Über die Braut des neuernannten Notars wissen wir durch die Gedichtüberschrift und v. 32 nur, daß einer ihrer Vornamen Margaretha gewesen sein muß. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge gemeinsam mit den Gedichten Nr. 40, 70, 109, 119, 120, 122, 148, 152, 180, 183, 191, 206, 230, 240, 257 (1. Bestandteil), 276 und 277. Ein Druck ist nicht bekannt. 10 Färbt e# s¡on kein Blut von S¡ne¿en] Purpurfarbe, wie man sie beim Bett einer wirklichen Königin erwarten könnte. – 14 ni¡t ungehönet] Zum Geleit der Neuverheirateten zum Brautbett durch die Hochzeitsgesellschaft gehörten anzügliche Reden; das Gedicht liefert selbst eine Probe davon. – 16 der Ring, der Blumens¡linger] Mit dem Austausch der Eheringe ist der Status der Braut als Jungfrau, den
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der Blumenkranz bezeichnet hatte, beendet, sind die Blumen des Kranzes 'verschlungen', dieser zerstört. – 18 da# S¡ien] Das altertümliche Wort bedeutet Haut, Leder, Schleier oder Fell; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 9 (1899), Sp. 205f. – 47f. wa# ›e für Contract ges¡lo‹en, | ein‰ ein SommerTag entde¿t.] Die Geburt eines Kindes wird für den nächsten Sommer prognostiziert.
Text 197: An Mornille, bey übersendung de# LorbeerKranze# und BlumS¡äferBande#. Sonnet. 201v T1 CXCVII.] CLXXXII – 8 derer] d nachträglich erhöht; ebenso bei 8 die – 10 und] u. – 13 ru[t,] Komma aus Doppelpunkt überschrieben – 14 Ehrenprei–.] Ehrenprei– Das Sonett gilt der Königsberger Dichterin Gertraud Möller (1637-1705; zu ihr s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 392-402; Jürgensen, 2006, S. 395-399). Es dürfte, wie auch das Epigramm Nr. 198, zwischen dem 14. und dem 22.9.1671 entstanden sein. Das legen die folgenden Tagebuchnotizen nahe: 14.9.1671 (II.61; PBlO.B.2.1.6, 54(22)v): "Für da– Kränzl pro Mornille 36 Kreuzer."; 20.9.1671 (II.62; PBlO.B.2.1.6, 55(23)r): "Pro S¡äferband für Mornille 23 Kreuzer."; 22.9.1671 (ebd.; ebd.): "An Herrn Profe‹or Röling cum Exempl〈aribus〉 an Meleager, Cleander cum Band und Exempl〈aribus〉 an Mornille, an Filemon, an Hyla–, na¡ Elbing und König–berg, an beyde Pellicer na¡ Lübek, Briefe über Leipzig dur¡ Hofmann." Eine Randanmerkung zu dieser Notiz läßt erkennen, daß diese Sammelsendung keinen Brief an Frau Möller enthielt; einer der Angeschriebenen – der Elbinger Gottfried Zamehl / Meleager (16291684), wie sich aus dem Folgenden ergibt – sollte ihr die Insignien von Poetenkrönung und Ordensaufnahme stellvertretend zusenden. Daß dies geschehen sei, berichtet Zamehl in seinem Brief an Birken Anfang März 1672 (PBlO.C.399.12): Nun habe i¡ ni¡t allein deroselben rei¡li¡ genoßen, sondern bin au¡ unwürdig gewürdigt worden, von Meinem Ho¡geehrten Herrn den artiggewürkten grünen Lorberkran” zu empfangen, um Selbten der Edlen Mornille, al– ein Ehren-Zei¡en ihrer Würdigkeit au– meiner Hand zu lie[ern. dabeneb‰en au¡ mit Zu‰ellung de– weißen und reinen FreundZei¡en– der Pegni”-S¡äferey, al– eine– angenehmen Bändlein–, wel¡e– ihr da– Ehrenpreiß vorgebildet, zu sol¡em preißwürdigen Bezirk Sie zu nöthigen. [...] Worin i¡ Meine– Ho¡geehrten Herrn Befehl ho[entli¡ na¡kommen, und darin der Gebühr be‰ellig und außri¡tig gewesen, weßwegen i¡ au¡, wa– i¡ von Antworts¡reiben au[ mein Erinnern zu handen bekommen, hiebey eins¡ließe. Zamehls Brief mit verschiedenen Beilagen erreichte Birken laut entsprechender Tagebuchnotiz – auf dem Brief selbst hat Birken keinen Empfangsvermerk angebracht – am 15.3.1672 (II.103; PBlO. B.2.1.7, 71(9)r): "42. 43. 44. 45. S¡reiben au– Preußen von Meleager, Mornille, Cleander und Hyla–." Dasselbe Datum steht als Empfangsvermerk auf dem ersten in Birkens Nachlaß erhaltenen, wohl wirklich dem ersten Brief Frau Möllers an ihn. (Auch die Briefe und Briefbeilagen Frau Möllers sind nicht in die Neusignierung der Manuskripte des Birken-Nachlasses einbezogen worden und werden daher mit
Gedicht 197, 1671
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den alten Signaturen nachgewiesen: P.Bl.O.62.) Der Brief, um den es hier geht (P.Bl.O.62,41.1), am 23.1.1672 in Königsberg ausgestellt, lautet: Ho¡Edler, Ho¡benahmter Herr. wie unbekandt, dur¡ deßen Liebe Hand beehret worden, so vielmehr hab i¡ Vrsa¡e deßwegen dien‰li¡en dan¿ zusagen, ob woll sothaner Ehre mi¡ unwürdig a¡te: E– i‰ zwar ni¡t ohn, daß au¡ von Natur eine sonderli¡e Zuneigung, zu der Edlen Poe› getragen, danno¡ nimmer da– glü¿ gehabt, zu ihrer re¡ten au–übung zukommen, zumahl meine Leben–zeit mit andern dingen zubringen, vnd meine begirde die i¡ zu dieser hatte, abwenden vnd zwingen müßen, dannenhero ni¡t glei¡ andern die Sta[len de– gelehrten Helicons er‰eigen; sondern nur von unten denselben ans¡auen können, de–wegen alle– da– wa– irgendt alß ein funke, unter der As¡e meiner mi¡ bes¡werenden Arbeit, hervorglimmet, vor eine halbs¡lafende AbendtArbeit, (da do¡ die Morgenröhte eine Freündin der Musen i‰) zure¡nen, und darum keine Ehre no¡ au¡ einige– Lob verdienet; weil aber Mein ho¡geehrter herr au– ho¡gewogener gutter gun‰ beliebet, mi¡ dur¡ die Ehre der aufnehmung, in die Edle Blumengesells¡af], aufzumunteren, hinfüro | mehr flei–, in außübung unser Lieben Mutterspra¡e, anzuwenden, will i¡ gehorsam demselben folgen, und so viel irgendt mir mein hau–wesen, und andere außerges¡äf]e, e– zulaßen wollen, mi¡ bemühen zuerweisen, wie gern i¡ wolte meine mei‰e Leben– Zeit, den Göttli¡en Musen, widmen, damit glei¡ woll der gesunde Ehrenprei–, meine mir gegebene Blume, in etwa– ihre kraf], unter der unansehnligkeit ihre– ans¡auen– bli¿en laße, dazu i¡ mi¡ neben‰ vorher gethanem großen freündtli¡en Dan¿ vor erwiesene Ehre, heylig verbinde, und daneben s¡uldig‰ bleibe Meine– Ho¡geehrten Ho¡geneigten König–berg in
Herrn
Preußen den 23
verbundene Dienerin Gertraud Möllerin
Januarii 1672.
geborne Eiflerin | ¨ ber die V von dem Ho¡Edlen Floridan gegebene Gesells¡a]– Blume Ehrenprei–. Komme liebe– Lungenkraut! du gesunder Ehrenprei–, wel¡en mir die Granadill, deine königin verehret, vnd mi¡ wa– i¡ ›ngen soll, von der Himmel– Ehre lehret. komm! du solt mein eigen seyn, auf der Granadill gehei–, Meine– Heylandt– Marterblum: Nunmehr leg i¡ allen flei–, auf den ho¡ges¡ä”ten Ruhm, wel¡en keine Zeit versehret, keine mi–gun‰ nehmen kann, der solang der himmel währet
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vnd von keiner änderung, no¡ von einem abgang wei–: weg du Ehre dieser wellt, nimmer will i¡ dein geden¿en, Meine– Himmel– Ehrenprei–, soll den Sinn zum himmel lenken, diesen s¡au i¡ ho[ent an, deßen Heller Sonnens¡ein ligt im her”en mir gebildt, bi– i¡ selb‰en Jhn erlange vnd zu Gotte– Ehr und prei–, mit der Ehren krone prange dann wird meine Granadill, Jesu–, Ehr und prei– mir seyn. Sowohl der Brief – dieser ohne Eingangs- und Schlußformeln – als auch das Gedicht sind mit einigen Änderungen des Wortlauts bei Herdegen, S. 394-396, gedruckt. Auf Frau Möller aufmerksam gemacht worden ist Birken wohl durch Gottfried Zamehl, den er eben deswegen mit der Übersendung der Krönungs- und Ordensinsignien beauftragt haben dürfte. Zamehl hatte ihm am 14.10.1670 (PBlO.C.399.4) im Zusammenhang einer Erwähnung Martin Kempes geschrieben: der liebe Freünd in König–berg hat mit übersendung meine– Ho¡geehrten Herrn lieb‰en Handbriefe– mi¡ zuglei¡ mit einem S¡reiben beehret, dem i¡ au¡ eilig‰ geantwortet, und inzwis¡en angedeutet, wa– i¡ vor gute Freünde hette, daneben‰ an die hand gegeben, ›¡ üm eine Ehren freünds¡a] zu bewerben bey unser PregelS¡äferin der Edlen Mirnello oder Gertraud Möllerin. Am 6.3.1671 (PBlO.C.399.5) hat Zamehl auf ein Schreiben Birkens vom 22.12.1670 geantwortet, von dem wir – es gibt kein Tagebuch des Jahres 1670 – nur durch Zamehls eröffnende Bezugnahme wissen. In diesem Antwortbrief heißt es: Jm übrigen sollen dem lieben herrn Filemon sein Paket bey ehe‰er gelegenheit zuges¡ikket vnd die Edle Möllerin von dem, wa– Mein ho¡geehrter herr ›¡ großgün‰ig erkleret, bena¡ri¡tiget werden. daß aber i¡ au¡ no¡ ein liebe– S¡äferbänd¡en von Meine– ho¡geehrten herrn hand zu gewarten habe, s¡ä”e i¡ über alle– vorige mi¡ unwürdig, vnd do¡ wan e– ankommt, sol e– gebührend geküßet vnd von mir alle gelegenheit ersonnen werden, wie i¡ der Welt zu ver‰ehen geben möge, daß i¡ dermahlein– al– Meine– ho¡geehrten herrn Bewolthätigter ‰erben wolle: Zamehl hatte sich zwar schon am 14.10.1670 (PBlO.C.399.4) für die eigene Aufnahme in den Pegnesischen Blumenorden bedankt, sein Schäferband aber noch nicht erhalten. Birken muß angekündigt haben, daß dieses zusammen mit dem für Gertraud Möller demnächst überschickt werden sollte, und Zamehl gebeten haben, die Dichterin von der Aufnahme in den Blumenorden und der baldigen Übersendung des Bandes zu informieren. Zamehls Brief vom 6.3.1671 hat Birken, wie seine Notizen auf dem Schreiben festhalten, am 29.3.1671 erhalten und am 18.9.1671 beantwortet. Wenigstens für das letztere Datum bietet das Tagebuch eine indirekte Bestätigung (II.61; PBlO.B.2.1.6, 55(23)r): "Briefe na¡ Preußen ges¡rieben." Abgeschickt worden ist dieser Brief aber erst mit der Sammelsendung vom 22.9.1672 (s. o.). Schon vorher hatte Birken ein weiteres Schreiben Zamehls erhalten, PBlO.C.399.6, am 6.8.1671 in Elbing ausgestellt, am 31.8.1671 in Nürnberg eingetroffen, was auch im Tagebuch
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vermerkt ist (II.58; PBlO.B.2.1.6, 53(21)v), und ebenfalls am 18.9.1671 beantwortet. Es bestätigt die zum voraufgehenden Brief angestellten Vermutungen. Zamehl schreibt: Von der Edlen Mornille hab i¡ Meinem ho¡geehrten herrn einen freundli¡en Gruß zuzus¡reiben, vnd in dero Nahmen hö¡li¡en dan¿ abzu‰atten vor die ihr erwiesene Ehre der Einnehmung in die Edle Gesells¡af] vnd da– verspro¡ene di¡ter-Krän”lein, wie ›e deßwegen an mi¡ ges¡rieben. Habe ihr zugesaget, so e– an mi¡ gelangen mö¡te, | sol¡e– ihr s¡leinig‰ zu übersenden. Der Brief vom März 1672 (PBlO.C.399.12), mit welchem Zamehl von der Erfüllung seines Auftrags berichtet, enthält eine interessante Nachbemerkung: Herr Kempe s¡reibt vom 8 Januarii au– Am‰erdam an mi¡: Vernehme, daß Er die Mirnello dem Pegni”Orden zur Einnahm empfohlen, woruber i¡ meine Meinung meinem treuen Freunde Herrn Sigmund von Birken erkleret habe. Worau– i¡ abnehme, daß ihm die Einnahm, weiß ni¡t warumb, ni¡t gefallen muß. die Gesells¡af] hat ja deßen eine Ehre. Sed suo abundet sensu. Tatsächlich hatte Martin Kempe Birken gegenüber Bedenken geäußert. In einer Nachbemerkung zu seinem Brief vom 15.12.1671 (PBlO.C.167.26) aus Amsterdam, den Birken am 14.12.1671 erhielt und am 15.3.1671 beantwortete, schreibt Kempe: Mit dem Orden–band für die Mirnello, mag Herr Zamehliu– cautè verfahren, i¡ kenne ›e beßer al– jener Freund. Sie i‰ wa– s¡impfli¡ und spi” fündig, wie au¡ ihr mann selb‰. Wenn i¡ da– ni¡t beda¡t hätte, würd i¡ s¡on läng‰ Meinem Ho¡geehrten Herrn davon gemeldet haben. Bey dem Seeligen Herrn Ristio hielt Herr Zamehl und Bährhol” au¡ an daß ›e eingenomen würde in den S¡wanen-Orden. (J‰ ni¡t e[ectuirt, ob mir Beatus s¡on einmahl davon ges¡rieben und gefragt wa– mir davon dünkte, na¡dem er mir (imaginariam!) Inspectionem Ordinis über Preußen und angrenzende Ohrten a‹igniret hatte) J¡ wei– glei¡wol, daß ›e o] in meiner gegenwart über den S¡wanen-Orden gela¡et, und de– Candorin– Zimbers¡wan, den ›e von Mir entlehnt zimli¡ dur¡gezogen. J¡ bin ver›¡ert, daß der König–bergis¡e Academis¡e Poet, darüber la¡en werde, wenn er e– erfähret. Weiß mi¡ no¡ zuerinnern, daß er über Herrn Zamehlij Ringelgedi¡te, die i¡ zum drukk forderte, zimli¡ ‰ümpfte, von wel¡er Zeit an i¡ ihn gemieden, und ni¡t wie vorhin mit ihm umgegangen habe. weil mir unmügli¡, mit Gleißnern und Augendienern verwikkelt zu seyn. Man wüßte gern, wie Birken sich entschieden hätte, wenn ihm diese Stellungnahme früher vorgelegen hätte. Der "König–bergis¡e Academis¡e Poet" ist der Professor Johannes Röling (1634-1679), der ebenfalls in brieflichem Verkehr mit Birken stand (PBlO.C.284.1f.) und von ihm nach Ausweis des Verzeichnisses seiner Amtshandlungen als Comes Palatinus (PBlO.A.1, 29r-31r) am 14.9.1669 zum Poeten gekrönt worden war (30v). Der auf eben diesem Tag datierte Entwurf der Coronatsurkunde ist in Birkens Archiv vorhanden: PBlO.C.24.31.1. In seinem Brief vom 14.3.1673 nc (PBlO.C.167.27) kommt Kempe noch einmal auf den Gegenstand zurück. Etwas pikiert stellt er eingangs fest, ein am
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27.4.1672 an Birken gerichtetes Schreiben sei unbeantwortet geblieben, während Frau Möller und Zamehl Briefe erhalten hätten. Später heißt es dann: J‰ mein Ho¡geehrter Herr über da–, bey Herrn Rölingio in wärender Zeit, inglei¡en der Mirnello wolgefahren, hör i¡– gern. Jenen hab i¡ ni¡t gespro¡en, seit dem i¡ hier bin, und diese wird von mir wegen ihrer Eitelkeit vermieden. Was letztlich hinter Kempes Animosität steckte, läßt sich nicht erkennen. Zumindest sehr energisch aufs eigene Fortkommen bedacht war Frau Möller sicherlich. Zamehls Brief vom März 1672 (PBlO.C. 399.12) enthält die folgende Passage, in der es um die Erhebung ihres Mannes in den Adelsstand geht: die ho¡gelahrte Frau Möllerin hat an mi¡ etwa– vorbitweise gelangen laßen, weßwegen ›e sonder Zwei[el an meinen Ho¡geehrten Herrn gelangen leßet. J¡ will deßwegen Außzüge ihre– Brie[e– hiebey legen. Auszüge aus zwei Briefen Frau Möllers hat Zamehl auf einem Sonderblatt seinem Brief beigefügt: Extractum ex primis literis dominae Möllerin ad me. Son‰en hat mi¡ ein guter, mir nah verwandter Freund gebethen, ob Er dur¡ de– Herrn Von Birken vermittelung, weil Er am keyserli¡en Hofe woll bekant, von keyserli¡er Maye‰ät directè, könte geadelt werden vnd wa– davor käme, alßdan Er ›¡ resolviren wolte alle– au¡ zuvor zu entri¡ten, wan mein herr so gün‰ig seyn vnd davon gegen Herrn Von Birken gedenken wolte, ges¡ehe mir ein sonderli¡er dien‰ etc. Herr Nerreter i‰ verreiset, so bald er zurük kommen, sol ihm der Brie[ de– Herrn Von Birken s¡on abgeli[ert werden. Ex literis alteris. Herrn von Birken– Befehl zugehorsamen, beri¡te etc. daß mein Mann i‰ Petrus Möllerus Philosophiae et Medicinae Doctor, Professor Chymiae et Chirurgiae alhie. Mein Seeliger Vater war Magister Michael Eifler, Professor Logices Physices et Metaphysices wie au¡ designatus Theologiae bey dieser Univer›tät. Avus Magister Sigi–mund Wejer (ex Nobili Familia Weierorum) 55. Jähriger Professor Mathematices et Historiae. Proavus Doctor Paulus Weierus Professor theoligiae et Concionator Aulicus. Ges¡rieben hab i¡ zwar viel, aber theil– mei‰ von mir weggegeben, theil– no¡ ni¡t gedrukkt, wie i¡ denn 1000 Sonnet, 1000 Ringeloden, vnd 1000 wiederkehr, item no¡ 4 theil Arien, iede– in 60 Oden be‰ehend, vnd 24 oder 30 bogen von der Rose in Saron fertig habe, mir mangelt aber ein Verleger. Mein Gold meinen Kindern, damit weg zu nehmen, a¡te i¡ unbillig vnd bin entli¡ au¡ so lobbegierig ni¡t, meinen Nahmen der Welt bekant zu ma¡en, wenn mir Gott denselben in seine Hände ges¡rieben. Der Mann, so den Adel–brie[ begehret, i‰ mein Mann. Weil un– der liebe Gott no¡ ziemli¡e Mittel gegeben vnd dabeneben Kinder, davon no¡ 3. Söhne vnd 1 to¡ter im Leben, wolten wir gern derer Aufnehmen, befördern. Bey vn– hat der Adel die grö‰e prärogativ, vnd muß ein ehrli¡ kerl, der son‰ Capabel, genug | na¡sehen. Würdig wird er meine– wenigen Ho[en– au¡ seyn, zumahl er so gereiset, alß seine– glei¡en Wenig reisen werden, Italien, Spanien, Fran¿rei¡, Engel- Holl- vnd Deuts¡land dur¡gangen vnd au¡ nunmehro Gott lob etli¡e 40 Jahr errei¡et, kan der Herr Von Birken au– Meine– ho¡geehrten herrn recommendation, e– vers¡a[en, solte an Zahlung wa– davor kommen mö¡te vnd mügli¡ dermaßen e– ni¡t mangeln. Auß Pohlen
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wolte sol¡e– alsofort bekommen, ›e gelten aber im Rei¡e ni¡t. Sed inter nos, denn ni¡t gern davon wort ma¡en wolte. Diese– habe Meinem Ho¡geehrten Herrn ni¡t verhalten wollen. Solte mein Ho¡geehrter herr der lieben Frauen hierin einen Gefallen erzeigen können, so hette ihrentwegen erbethen, zu bitten, J¡ ziehe deßwegen ihre Worte au– dem S¡reiben, wie ›e lauten, Jm übrigen sey Mein ho¡geehrter herr no¡mahlen 10000 mahl gegrüßet von seinem diener dem Meleager. Birken scheint Auskünfte über die literarische Produktion und die Familienverhältnisse der künftigen Pegnitzschäferin erbeten zu haben, wohl für die Anfertigung der Coronatsurkunde; sie wurden viel zu spät geliefert. Das Nobilitierungsanliegen hat Frau Möller, wie von Zamehl angekündigt, im nächsten Brief an Birken (P.BL.O.62.41.2), am 12.12.1672 angesprochen: Weil demna¡ Herr Magi‰er Nerretter an die Seinen zu s¡reiben gedenket, habe gegenwärtige– einlegen, vnd mi¡ no¡mahlen vor meine– Ho¡geehrten Herrn sonderli¡e gun‰ zum allerfleißig‰en bedan¿en wollen, mit dien‰li¡er bitte, hinfüro dieselbe vnverrü¿t gegen meine geringe wenigkeit beyzubehalten, au¡ wo mügli¡ wa– vorhinn dur¡ Herrn Zamehl, wegen Conferirung der Adels¡a[t von Jhrer keyserli¡en Maye‰ät an meinen lieben Mann, bey Meinem ho¡geehrten herrn Patron angesu¡et, ho¡geneigt zuwegen zubringen: die | unko‰en, wann i¡ sol¡er ver‰ändiget binn, trage mit dien‰li¡em dank ab [...]. Was Birken in dieser Sache unternommen hat, ist nicht zu ermitteln. Auch in den beiden folgenden Briefen Frau Möllers an Birken vom 12.12.1673 und vom März 1674 ist davon die Rede; im Brief vom 14.7.1674 nc wird die Bitte um Beförderung des Anliegens erneuert. Im letzten Brief Frau Möllers an Birken, ausgestellt am 27.12.1680 nc, bei Birken eingetroffen am 11.2.1681, wird mitgeteilt, daß sich die Sache erledigt hatte: Peter Möller (1628-1680) war verstorben. – Birken hat das Sonett Nr. 197 im ersten Teil der Pegne›– 1673 zum Druck gebracht: [)(iv]v/ )(vr. Von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen, weicht die Druckfassung vom Manuskript an folgenden Stellen ab: T1-5] Floridan– Sonnet/ | bey übersendung de– | LorbeerKränz¡en–/ A.1671 – 3 nit] ni¡t – 10 Teuts¡land–] Teus¡land– – 12 andren] andre –. Bei Herdegen, S. 396f., ist das Sonett mit leichten Änderungen des Wortlauts wiedergegeben. 6 Von einer Frauen au¡ mu‰ er diß Laub entlehnen.] Anspielung auf den Daphne-Mythos; s. Ovid. Metamorphosen 1, v. 452-567. – 9 Mornille, FrauenKron, Au#bund der Pregelinnen] Den Namen Mornille hat Birken durch anagrammatische Variation des schon früher von der Dichterin verwendeten Namens Mirnello gebildet. Er erscheint erstmals als Randnotiz Birkens auf Gottfried Zamehls Brief vom 14.10.1670 (PBlO.C.399.4). Die Pregelinnen – Analogbildung zu Pegnitzinnen, Donauinnen usw. – bezeichnen die Musen bzw. die Dichterinnen Königsbergs. – 10 Teuts¡land# Erato] Erato ist die für
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Gesang und Tanz zuständige Muse (s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1669), Sp. 1477). – 10f. den Berg de# Ottocar | ma¡t ihr zum Helikon] Königsberg ist eine Gründung des böhmischen Königs Ottokar Přzemysl II. – 14 Die Edle Preußin i‰ de# Orden# Ehrenprei#.] Anspielung auf die Frau Möller zugewiesene Blume.
Text 198: Uber deren Blume, Ehrenprei#, mit dem Spru¡: de# Himmel#, im herzen gebildet. 201v T1 CXCVIII.] CXXXIII – T2 deren] d nachträglich erhöht – T4 Himmel#] Him el– (ebenso 2 Himmel) – A1 Herb‰Monat.] Herb‰M. Zu Entstehung und Versendung s. zu Gedicht Nr. 197. Zusammengehörigkeit ist schon dadurch angezeigt, daß zwischen den Texten Nr. 197 und Nr. 198 der sonst übliche waagrechte Abgrenzungsstrich fehlt. Die Zeilen A2f. sind mit Abstand unterhalb des Epigramms so angeordnet, daß es aussieht, als solle ein neues Gedicht angekündigt werden. Das Epigramm hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den Epigrammmen Nr. 214, 225, 243, 263, 269, 270, 271, 273 und 274 gemeinsam. Es ist bei Amarantes / Herdegen, 1744, S. 393f., mit einer leichten Veränderung des Wortlauts gedruckt. Ein zeitgenössischer Druck ist nicht bekannt. 1 Hier i‰ Veronica!] Der lateinische Name der Blume Ehrenpreis; der Anruf adaptiert den Namen der Legendengestalt der Veronica (zu ihr s. Keller, 2001, S. 562f.) für die als Sprecherin gemeinte Pegnitzschäferin. – 1f. Mein herze, ni¡t ein Tu¡, | trägt JEsu Leiden#Bild] Hier wird, anders als in der Legende, das Herz der Sprecherin als Träger der 'vera icon' bezeichnet. Das Dankgedicht der Frau Möller (s. zu Gedicht Nr. 197) verwendet dieses Motivfeld ebenfalls. – 7f. Wer will, ~ gefunden werden.] Die Nachrufekloge für Dilherr hatte 1669 die Passionsblume als neues Ordensemblem mit dem Spruch "Alle– zur Ehre de– Himmel–" eingeführt. Hier wird der Name "Ehren-prei–" dem damit angedeuteten Programm dienstbar gemacht.
Text 199: der XXIV Blumgeno#-S¡äfer Thyr›# der OberSä¡›s¡e. Blume: SammetRö–lein oder Jndianis¡e# Neglein. Spru¡: Au# JEsu Wunden gefärbet. 202r T1 CIC.] CLXXXIV – T3 OberSä¡›s¡e.] OberSä¡›s¡e – T4 Blume:] Bl. – T4 SammetRö–lein] Sam etRö–lein – T4 Jndianis¡e#] Indian und etc.-Kürzel mit Punkt – T5 Spru¡:] Spr: – 1 Wunden] d nachträglich erhöht – 3 färbt] r überschrieben – 3 und] u. – 3 Lieb-verbunden] Bindestrich aus e- überschrieben Die Zuordnung dieses Vierzeilers bereitet Probleme. Birken hat rechts auf dem Rand, quer zur Hauptbeschriftung, eine Notiz angebracht, die auch für das folgende Epigramm Nr. 200 gilt: "Diese beyde na¡ CLXXVI". Sie verweist die beiden Epigramme chronologisch zwischen die Gedichte Nr. 191 und 192.
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Allerdings ist kaum anzunehmen, daß Birken sie in die Zeitspanne zwischen Anfang Februar und Ende Juni 1671 einordnen wollte. Beabsichtigt dürfte vielmehr eine Zuordnung zum Jahr 1670 gewesen sein: Birken hat versehentlich die Jahrgangszahl 1671 erst zum Gedicht Nr. 192 angebracht (s. zu Gedicht Nr. 191). Für das Jahr 1670 ist die Aufnahme des Lübeckers Johann Georg Pellicer (1636-1682; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 369-373; Jürgensen, 2006, S. 399-402) in den Pegnesischen Blumenorden unter dem Namen Thyrsis dokumentiert. Man sollte also meinen, daß das Epigramm Nr. 199 seiner Aufnahme gilt. Das ist aber nicht der Fall. Am 30.1.1670 (PBlO.C.255.1) hatte Pellicer von Lübeck aus, von Martin Kempe, der ihn besucht hatte, ermutigt, Birken um Aufnahme – auch für seinen Freund Daniel Bärholz – in den Pegnesischen Blumenorden gebeten. Den auf Pellicers Schreiben von Birken angebrachten Notizen nach hat er es am 7.2.1670 erhalten und am 9.4.1670 beantwortet. Pellicers Reaktion darauf vom 1.7.1670 (PBlO.C.256.1 – der Brief ist bei der Neusignierung falsch zugeordnet worden – ), die das Eintreffen der Birkenschen Antwort am 31.5.1670 bestätigt, läßt erkennen, daß Birken beiden ihm vorgetragenen Wünschen entsprochen hatte. In seinem nächsten Brief, der am 22.11.1670 in Lübeck ausgestellt wurde (PBlO.C.255.2) schreibt Pellicer: Wie i¡ dan au¡ insonderheit verbunden bin, die hohe gun‰gewogenheit zu erwiedern, damit Mein Herr mi¡ erfreüt in Verfaßung der s¡önen erklehrung–zeilen auf der übers¡ri[t meiner zugeeigneten Blume. Blume, Spruch und die "s¡önen erklehrung–zeilen" werden in der 1670 erschienenen Nachrufschrift für Birkens verstorbene Ehefrau mitgeteilt. Die Passage lautet (S. 267): 140 Glei¡er ma‹en erge”et de‹en Brudern/ den wehrten Thyr›–/ (sagte Floridan ferner) die Blume de– Kraut– Gotte–gnad/ [...] indem er dieselbe ihm vor‰ellet Blühend in JESU Wunden. Hiervon (unterfuhre Ro›dan/ ) wird er/ seine berühmte Musa/ diese– innhalt– können Sioni›ren la‹en: J¡ laufe Sion zu/ wann donnert Sinai: Dort/ wider diesen Zorn/ wird Gotte–Gnad gefunden. Mir blühet/ diese Blum/ in JEsu Purpur-Wunden. Jn Gotte– Vatter Herz i¡ dur¡ diß Fen‰er ›h. Herdegen, der Blume und Spruch wie Birkens Werk von 1670 nennt, teilt (S. 369) eine stark bearbeitete Variante der Erklärungsverse mit: J¡ flieh na¡ Golgatha, wann e– auf Horeb bli”t, Dort, wider diesen Zorn, wird Gotte– Gnad gefunden, Mir blühet diese Blum in JEsu PurpurWunden, Jn dieser Felsen-Klu] wird meine Seel bes¡ü”t, Bey dieser Oefnung kan mein Glaube, mein Vertrauen, Da– o[ne Vatter-Herz, den o[nen Himmel s¡auen.
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Pellicer reagiert am 22.11.1670 auf ein Schreiben Birkens vom 30.7.1670 – das Datum kennen wir durch Birkens Beantwortungsnotiz auf Pellicers Brief vom 1.7.1670 –, das Birken David Nerreter mitgegeben hatte, als der nach Königsberg aufbrach, wo er, nach Auskunft des Pellicer-Briefes vom 22.10.1670, Mitte September 1670 eingetroffen sein muß. Die "s¡önen erklehrung–zeilen" müßten demnach in zeitlicher Nachbarschaft zum Gedicht Nr. 190 entstanden sein, das David Nerreter unmittelbar vor seiner Abreise aus Nürnberg gewidmet worden war. In seinem Brief vom 10.3.1671 (PBlO. C.255.3), den Birken laut Beantwortungsvermerk am 15.3.1671 erhalten und am 20.9.1671 beantwortet hat (es gibt Tagebuchentsprechungen: II.24; PBlO.B.2.1.6, 41(9)v und II.62; PBlO.B.2.1.6, 55(23)r; die Antwort ist laut Tagebuch am 20.9. geschrieben und am 22.9. abgeschickt worden), bedankt sich Pellicer für die Übersendung der Nachrufdichtung auf Frau von Birken und seine Erwähnung in diesem Werk (Ar/v): Ein sonderbahre# liebeßzei¡en Meine# herrn habe i¡ auß dem übertre[li¡en angehen¿tem S¡ä[ergedi¡te ersehen, | da derselbe deß Thyr›# nahmen für andern berühmten mittgenoßen mit s¡ön‰em Ruhm bekrönet, J¡ habe ein sol¡e# ni¡t verdient, vnd mö¡te wüns¡en einzige gelegenheit, sol¡e# zu erwiedern. Pellicer muß also die oben zitierte Passsage aus der Nachrufekloge gekannt haben. Hätte Birken ihm mit seinem Brief vom 30.7.1670 eine andere Blume, einen anderen Spruch und andere Verse als die in der Nachrufdichtung mitgeteilten überschickt gehabt, hätte Pellicer sicher reklamiert. Das Gedicht Nr. 199 ist also nie an Pellicer geschickt worden. Man könnte nun vermuten, es handele sich um eine verworfene Fassung. Dann stellt sich aber die Frage, warum Birken es in den Amaranten-Garte übernommen und für Pellicer nicht besser das offizielle Gedicht eingetragen hat. Nun wird aber eine Variante des Epigramms Nr. 199 bei Herdegen, S. 385, Georg Neumark zugeordnet, Spruch und Blume entsprechen der Eintragung im Amaranten-Garte: Floridan hatte ihm in dem weißen Band zur Blume, da# Sammet-Rö#lein, oder Jndianis¡e Negelein zugeeignet, worzu diese Beys¡ri[t kam: Au# JEsu Wunden gefärbet, und diese Erläuterung: Erö[net Eu¡ für mi¡ Jhr Rosenfarbe Wunden, Flöß Jesu! mir dein Blut in meine Wunden ein, Da# heilet und erqui¿t, dir leb i¡ Lieb-verbunden Wie könnt i¡ freyer do¡, al# so verbunden seyn? Eine Quelle wird von Herdegen nicht angegeben. Die Abweichungen von der Version des AmarantenGarte zielen offenkundig auf eine 'Entschärfung' der drastischen Bildlichkeit, wodurch das auf die zugeteilte Blume verweisende Spiel mit dem Begriff 'Nägel' vollkommen verloren geht. Daß die bei Herdegen gedruckte Fassung von Birken stammen könnte, ist nicht anzunehmen. Die Änderungen dürften eher auf Herdegen selbst zurückgehen, der offenbar bestrebt war, dieses Gedicht – wie auch
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manche andere in seiner Ordensgeschichte – dem veränderten Zeitgeschmack des 18. Jahrhunderts anzupassen. Georg Neumark (1621-1681; zu ihm s. Ludscheidt, 2002; Amarantes / Herdegen, 1744, S. 384-387; Jürgensen, 2006, S. 447-452) stand als 'Erzschreinhalter' der Fruchtbringenden Gesellschaft seit Ende der fünfziger Jahre mit Birken in Briefkontakt. In einem Brief vom 9.12.1673 heißt es im "PS" überschriebenen Nachtrag (auch bei Herdegen, S. 385, zitiert): Daß die ädle von Seni” ein Pegni”s¡äferin worden, erfreut mi¡, Sie hat mi¡ mit einen s¡önen Sonnet beehret, und bin dahero willen#, selb‰ ein Pegni”er zu werden wenn der ädle Floridan, den geringen Thyr›# (denn so habe i¡ mi¡ von etli¡ 20 Jahren, in meinen S¡ri]en genent) zum Mitts¡äfer würdigen wolte, J¡ bin zwar alt und habe da# 50‰e Jahr er‰iegen, jedo¡ grünet bey mir die Lu‰ zu sol¡er ädlen Tugend- und Kun‰S¡eferey. Der Brief vom 9.12.1673 trägt die Signatur PBlO.241.30; der Nachtrag aber, ein separates, beidseitig beschriftetes Blatt, ist versehentlich einem anderen Brief zugeordnet worden und steht deshalb unter der Signatur PPBlO.241.31. Inhaltliche Kriterien machen die Zuordnung aber eindeutig. Das Tagebuch verzeichnet den Eingang dieses Briefes, der keinen Empfangsvermerk trägt, für den 15.12.1673 (II.258; PBlO.B.2.1.8, 121(28)r): "160 Literae vom Sproßenden." Eine Antwort verzeichnet das Tagebuch nicht. Allerdings endet der Jahrgang 1673 mit Eintragungen zum 26.12., und für 1674 ist kein Tagebuch erhalten. Geantwortet haben muß Birken aber, denn Neumark schreibt in seinem Brief vom 28.2.1674, den Birken laut Empfangsvermerk am 17.3.1674 erhalten hat (PBlO.C.241.28, Ar): Mein Pegni”-S¡äfer-Nahme, wird wol ni¡t ander# sein können, al# Thyr›# an der Jlme, weil alle Geti¡te, darinnen de# Thyr›# geda¡t, eine sonderbare Begebnüß meiner Person, anzeigen. Stelle also zu de# ädlen Floridans, na¡denken, ob e# sein könne, erwarte wa# da# Gesells¡a]#-Band etwa vor Gebührnüß erfordere. Birken muß also geschrieben haben, der Name Thyrsis sei bereits vergeben, nämlich an Pellicer. Wie die Angelegenheit weitergegangen ist, läßt sich nicht genau sagen. Der Brief vom 28.2.1674 ist der letzte erhaltene von Neumark in Birkens Archiv, Konzepte von Briefen Birkens gibt es ohnehin nur bis 1670. Es muß aber weitere Korrespondenz gegeben haben. Birken hat auf dem Brief vom 28.2.1674 eine Antwort für den 13.12.1674 vermerkt; zum 4.4.1676 ist im Tagebuch ein Brief an Neumark notiert: II.320; PBlO.B.2.1.10, 141(6)r. Es ist eher unwahrscheinlich, daß es keine weiteren Briefe Neumarks gegeben haben sollte. Herdegen, S. 385, der die Briefaussagen 1673/74 zur Aufnahme Neumarks kennt, behauptet, Neumark sei erst 1679 in den Orden eingetreten. Worauf dies Behauptung fußt, ist nicht erkennbar; am ehesten ist an einen Setzerfehler zu denken: 1674 dürfte gemeint sein. Es ist recht wahrscheinlich, daß der Vierzeiler Nr. 199, die Mitteilung von Spruch und Blume, das Gesellschaftsband sowie die Anerkennung des Namenswunsches mit Birkens Brief vom 13.12.1674 nach Weimar geschickt worden sind. Daß das Epigramm Nr. 199 für Neumark geschrieben worden ist, läßt auch die Formulierung "Thyr›# der OberSä¡›s¡e" in der Titelgruppe erkennen. Die nachgefügte räum-
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liche Spezifizierung ist nur sinnvoll, wenn überhaupt Differenzierungsbedarf besteht, also zwei Träger des Namens Thyrsis vorhanden sind. Weimar, Neumarks Wohnort, lag im obersächsischen Kreis, Lübeck dagegen, wo Pellicer lebte, gehörte zum niedersächsischen (s. auch zu Z. T3). Daß Birken das Gedicht Nr. 199 der Jahrgangsgruppe 1670 zugeordnet hat, dürfte einem Versehen beim Übertragen des Gedichts aus einem nicht erhaltenen Arbeitsbuch in die Reinschriftsammlung geschuldet sein. Durch die Namensgleichheit ist das Neumark-Gedicht dahin geraten, wo eigentlich das PellicerGedicht hätte stehen sollen. Ein zeitgenössischer Druck des Gedichtes Nr. 199, das Versart, Kadenzenund Reimfolge mit den Epigrammen Nr. 202, 204, 205, 222, 229, 259 (2. Bestandteil) und Nr. 261 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. T3 Der OberSä¡›s¡e] Zum Obersächsischen Kreis, der im Norden an die Ostsee grenzte, gehörte auch Weimar; Stadt und Bistum Lübeck dagegen gehörten zum Niedersächsischen Kreis; s. Zedler. Bd. 33 (1742), Sp. 236-255. Diese Angabe sichert die Identität von Neumark als Adressat des Epigramms. – T4 SammetRö–lein oder Jndianis¡e# Neglein] Flos Indianus, Tages Indica. Nach Zedler. Bd. 9 (1735), Sp. 1331, "in Teuts¡en Landen neu aufgekommene Blumen". – 4 Jhr Nägel, s¡ie‰ mi¡ wund! er soll mein Amor seyn.] Eine etwas bizarre Verbildlichung der Jesusliebe.
Text 200: der XXV Blumgeno#-S¡äfer Oronte#. Blume: Bethonie. Spru¡: Zum andenken de# Ga‰e# zu Bethanien. 202r T1 CC.] CLXXXV – T4 Blume: Bethonie] Bl. Bethonie – T5 Spru¡:] Spr. – 1 de#] d nachträglich erhöht – 1 Himmel–] Him el– – 3 hin] h nachträglich erhöht Das Epigramm wurde anläßlich der Aufnahme des mittleren der drei Brüder Betulius, Johann Salomon Betulius (1621-1695; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 387-389; Kallmeyer / Otto, 1910, S. 248f.; Jürgensen, 2006, S. 385f.), in den Pegnesischen Blumenorden verfaßt. Johann Salomon Betulius war damals laut Auskunft des Birkenschen Tagebuchs vom 29.10.1667 (I.319; PBlO.B.2.1.4, 67r) und vom 21.5.1668 (I.364; PBlO.B.2.1.4, 80v) Pfarrer in Grenzkirch in Kurland – Kallmeyer / Otto nennen den Ort Grenzhof –, nach Martin Kempes Brief vom 24.1.1676 nc (PBlO.C.167.29) später Fürstlicher Hofprediger in Mitau. Über ihn ist, verglichen mit den Auskünften über den ältesten der drei Brüder, Christian Betulius, wenig, aber doch einiges bekannt: Als Birken 1643 sein Studium in Jena begann, war Johann Salomon von dort (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 23, 70) bereits nach Königsberg aufgebrochen, wohl zur Fortsetzung seines Studiums (ebd., S. 24, 71). Ob er von dort noch einmal nach Nürnberg zurückgekehrt ist, lassen die Quellen nicht erkennen. Nach Kallmeyer / Otto hat er sein Pfarramt wohl 1659 angetreten. Birkens Tagebücher der Jahre von 1665 bis 1679 und die Konzeptbücher PBlO.B.5.0.26 und B.5.0.41 enthalten die Daten des Empfangs von 10 Briefen des
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Bruders aus Kurland und von 16 Sendungen Birkens an ihn, von denen 6 durch z. T. recht ausführliche Konzepte repräsentiert sind: PBlO.B.5.0.26, 10v (1667); PBlO.B.5.0.41, 97r/v (2.11.1667); 135r-137r (22.4.1669); 148r (1.10.1669); 162r-163r (31.3.1670), 201v/202r (16.2.1672). Johann Salomons Briefe an Birken sind in dessen Archiv wie auch die des Bruders Christian Betulius (1619-1677) nicht mehr vorhanden. Kenntlich wird dennoch, daß Johann Salomon Betulius verheiratet war und 1667 mehrere Söhne hatte, von denen einer Sigmund hieß. Nach Kallmeyer / Otto trug der älteste den Namen des Vaters (zu ihm s. Brennsohn, 1929, S. 91), der zweite war nach dem ältesten der Brüder Betulius, Christian, benannt. 1670 wird die Geburt einer Tochter konstatiert. Ob dies die bei Kallmeyer / Otto erwähnte Dorothea Hedwig ist, wissen wir nicht. Die Aufnahme Johann Salomon Betulius' in den Pegnesischen Blumenorden geht offenbar auf eine Anregung Martin Kempes zurück, der, wie in seinen Briefen an Birken vielfach zur Sprache kommt, mit dem Bruder in Verbindung stand. Am 24.1.1670 nc (PBlO.C.167.21) teilt er Birken nach Ausführungen zu einem mitkommenden Schreiben des Bruders mit: Jn meinem le”ten S¡reiben so i¡ in Kuhrland sandte, erwehnte i¡ dem Herrn Brudern, von dem gei‰li¡en Pegni”-Orden, ob Er mit seiner lieben Person, selbigen au¡ ni¡t zieren wolte? zumahl weil Herr Floridan de– Collegij Praeses i‰. J¡ für mein part, mö¡t e– gerne sehen, weil i¡ wegen der Gottseeligkeit, so der werthe mann, in allen seinen S¡reiben gegen mi¡ spüren läßt, ihn von her”en liebe, ob er mir von Ge›¡t unbekant i‰. wa– darauf wird geantwortet werden, meld i¡ kün]ig. Wenn mein Ho¡geehrter Herr ihm etwa– davon mittheilen wolte, mö¡t i¡ be‰ellung deßelben willig auf mi¡ nehmen. Birken hat Kempes Schreiben am 7.2.1670 erhalten und am 9.3.1670 beantwortet. Das Konzept eines Briefes an den Bruder vom 30.3.1670 (PBlO.B.5.0.41, 162r-163r) aber enthält diese Passage: Dorili–, Silvia, Magdali–, Dafne, non fictae sed verae sunt Poetriae, Sodalitij nostri Pierides, seculi lumina sive sidera, alle tre[li¡e Gei‰er. Also pranget unser Franken zuglei¡ mit ihnen, da Olympia, Johanna We‰onia und andere zu ihren Zeiten die einigen gewesen. Die Namen der Pegnitzschäferinnen begegnen sämtlich in der Nachrufekloge für Johann Michael Dilherr. Diese hatte Kempe dem Bruder Birkens Weihnachten 1669 geschickt, wie er Birken im Brief vom 24.1.1670 mitteilt. Des Bruders Brief, den er mitgeschickt hat, dürfte Fragen zum Orden enthalten haben, auf die Birken hier antwortet. Man darf vermuten, daß in dem Brief, den das Konzept repräsentiert, auch von der Ordensaufnahme die Rede war. Die Dilherr-Ekloge aber dürfte am 1.10.1669 nach Königsberg gereist sein; im Tagebuch heißt es zu diesem Datum (I.501; PBlO.B.2.1.5, 37v): "141. S¡reiben an Kempium na¡ König–berg samt Eins¡lü‹en 142 an Profe‹or Röling, 143 an Magi‰er Pfeifern, 144 an Zameliu–, 145 an Magi‰er Hofmann, 146. an Samuel Fridri¡– und 147 ad Fratrem Johannem Salomonem. Bey Frau Pfeiferin und Frau Pina eingespro¡en. huic da– Briefpä¿¡en recommendirt na¡ Leipzig ad maritum, dafür 15 Kreuzer." Ein Tagebuch für das Jahr 1670 fehlt, und das Konzept des Briefes vom 30.3.1670 ist das einzige Dokument des Kontaktes zwischen den Brüdern im Jahr 1670. Trotzdem ist
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die nachträgliche Plazierung des Gedichtes Nr. 200 (s. zu Gedicht Nr. 199) nicht der einzige Hinweis darauf, daß Johann Salomon Betulius 1670 in den Pegnesischen Blumenorden aufgenommen worden ist. Auch Herdegen, S. 388, nennt dieses Jahr. Blume und Spruch teilt er wie Birken mit, aber, wieder ohne Quellenangabe, ein anderes Erkärungs-Epigramm: Mi¡ rief de– HErren Mund, mi¡ führte GOtte– Hand, An einen fremdem Ort au– meinem Vatterland, Kan JEsu! da für di¡ mein Herz dein Ga‰-Hau– werden. So wird die Fremde selb‰ mein Himmel auf der Erden. Ein Druck des Epigramms Nr. 200, das Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den Epigrammen Nr. 14, 34, 143, 188, 203, 215 und 217 sowie mit den längeren Gedichten Nr. 4, 13, 16, 21, 53, 66, 67, 100, 146, 149, 234 und 275 (2. Bestandteil) gemeinsam hat, ist nicht bekannt. T4 Bethonie] Betonie, ein vielfach verwendetes Heilkraut (s. Zedler. Bd. 3 (1733), Sp. 1552-1556); nicht zu verwechseln mit der damals noch unbekannten Petunie. – T5 Zum andenken de# Ga‰e# zu Bethanien.] Gast zu Bethanien war Jesus; s. Mt 26.6-13; Mk 14.3-9; Jh 12.1-11. – 1 Ob mi¡, de– Himmel– Raht, zog an Europen– Ende:] Anspielung auf Johann Salomon Betulius' Lebensraum. – 3 hin na¡ Bethanien] S. o. Der Ort, an dem Jesus von Freunden gastlich aufgenommen und verehrt wurde, steht für das paradiesische Jenseits, den Ort der ewigen Verehrung Christi.
Text 201: der XXVI Blumgeno#-S¡äfer Uraniu#. Blume: die Sonnblume. Spru¡: Gebildet na¡ dem da# droben i‰. 202r T1 CCI.] CLXXXVI – T4 Blume:] Bl. – T5 Spru¡:] Spr. – 1 Himmel] Him el (ebenso 3) – 2 der] Kürzel – 3 droben] d nachträglich erhöht Das Epigramm entstand anläßlich der Aufnahme des damals in Kopenhagen lebenden Arztes Christian Franz Paullini (1643-1712; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 389-392; Jürgensen, 2006, S. 403-409). Quer zur Hauptbeschriftung hat Birken rechts auf dem Band notiert: "na¡ CLXXXI". Damit reiht er das Epigramm hinter das Gedicht Nr. 196 ein. Es müßte demnach zwischen August und Oktober 1671 entstanden sein. Das ist nicht korrekt. Paullini, der kurz zuvor in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen worden war – ein Druck des Aufnahmediploms, sicher eine Briefbeilage, ist in Birkens Archiv vorhanden: PBlO.C.88.1 – , hatte sich am 21.4.1672 erstmals brieflich an Birken gewandt (PBlO.C.254.1) und um Aufnahme in den Pegnesischen Blumenorden gebeten. Den Eingang des Briefes hat Birken sowohl auf dem Schreiben selbst als auch im Tagebuch (II.117; PBlO.B.2.1.7, 76(14)r) für den 7.5.1672 notiert. In Paullinis Schreiben heißt es:
Gedicht 201, 1671
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Und weil i¡ sehe, daß au¡ etli¡e au– unserm hö¡‰löbli¡‰en Palmen Orden, al– der ädle Ronde, und geehrte‰e Erkohrne, in belobte Blumengenoßens¡a] getreten, al– trage i¡, wenn meine Person ander‰ an‰ändig, ebenmäßig kein geringe– Verlangen in die Zahl der Preißwürdig‰en Blumgenoßen aufgenommen zuwerden. Wären meine s¡on besagte Poetis¡e Er‰linge ni¡t dur¡ untreu de– Verleger– er‰ikket, oder hetten meine Nordis¡e Palmen-Sproßen da– Lie¡t gesehen, sollten ›e ie”o na¡ der Pegni” mit fortwandern, da denn der Ho¡berühmte Floridan meine Poe›e na¡ belieben hätte mu‰ern können. Wenn nu meine geringe Person dem Ho¡belobten Orden gefällig wäre, und ›e mi¡, dem gebrau¡ na¡, mit einem Orden–Zierath bezei¡nen wolten, werde i¡– ni¡t allein dankbarli¡ erkennen, sondern au¡ den Orden– Reguln, wann i¡ ›e nur weiß, be‰ändig na¡kommen, und o]erwehnte Genoßenschafft au¡ hier in Norden berühmt ma¡en. Meine seelige Mutter war eine gebohrne Himmelin, Poeten nehmen ihren Gei‰ vom Himmel, unser Wandel i‰ im Himmel, mein einige– seufzen und bemühen i‰ na¡ dem Himmel, wolte mir fa‰ also (do¡ dem ho¡ädlen Floridan unvorges¡rieben) den Nahmen Uranius gewüns¡et haben, und hiezu könte die Sonnenwende ein feine– Sinnenbilde seyn, wel¡e– mi¡ al‰et# erinnerte, da– zusu¡en, wa– droben i‰. Diesen Brief, in welchem Paullini auch ausführlich über seinen bisherigen Werdegang einschließlich der Dichterkrönung an der Universität Jena berichtet, hat Birken nach dem entsprechenden Vermerk auf dem Schreiben am 25.5.1672, nach Auskunft des Tagebuchs am 5.6.1672 (II.124; PBlO.B.2.1.7, 78(16)r) beantwortet; die Datendifferenz dürfte darauf beruhen, daß auf dem Brief das Datum der Abfassung des Antwortbriefes, im Tagebuch dasjenige des Auslaufens in einer Sammelsendung notiert ist. Paullinis nächstes Schreiben vom 29.7.1672 (PBlO.C.254.2), das Birken laut Empfangsvermerk auf dem Brief und Tagebuchnotiz (II.139; PBlO.B.2.1.7, 83(21)v: "98.99. Literae von Thyri– und Uranio.") am 17.8.1672 erhalten hat, bestätigt den Vollzug der Aufnahme: Die, obwol späte einhändigung de– Orden Band– und anda¡t-vollen Sonn-Blume (so i¡, na¡ Herrn Pelliceri, Juris Licentiati außage, wegen Herr Fabricij vergeßenheit, er‰ den 23 Julii erhalten) erfreute mi¡ von Her”en. Jn bes¡auung deßen küßte i¡ beede– mit ungefärbten Lippen, und seufzete zuglei¡, die glü¿seelige Stunde zuerleben, da i¡ de– theuren Erwachßenen Redli¡-teuts¡er Hand glei¡fall– einen aufri¡tigen Kuß zugeben gewürdigt werden mö¡te. Da– mir über alle maßen behagli¡e Blümgen, und der Nahme Uranius däm]e al–bald alle eitele Gedan¿en und trieb mi¡ ‰ernen-wer”. Ein Dankgedicht, das diesem Brief beigefügt war, konnte bisher im Anonymen-Bestand des BirkenArchivs (PBlO.C.404) nicht identifiziert werden. Durch diesen zweiten Brief Paullinis wissen wir, daß das Epigramm Nr. 201 mit Birkens Antwort auf den ersten nach Kopenhagen gelangt und folglich Ende Mai / Anfang Juni 1672 entstanden sein dürfte. Auch für Paullini teilt Herdegen, S. 389, nachdem er Blume und Spruch wie Birken genannt hat, ohne Quellenangabe ein anderes Erläuterungsepigramm mit: Zeigt meine Blume ni¡t ein Bild de– Sonnen-Li¡t–, Ja! glei¡wol hil] do¡ diß der fin‰ren Seele ni¡t–.
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Frag aber i¡ dein Bild, mein JEsu! meine Wonne! So werd i¡ Li¡t dur¡ di¡, die wahre Himmel–-Sonne. Ein Druck des Epigramms Nr. 201, das Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den Epigrammen Nr. 23, 35, 97, 235, 236, 250 (alle drei Epigramme), 256 und 259 (1. Bestandteil) gemeinsam hat, ist nicht bekannt. T4 die Sonnblume] Paullini nennt seine Blume im ersten Brief "Sonnenwende", im zweiten "Blümgen". Er dürfte eine der kleinwüchsigen Varianten des Heliotropium gemeint haben; Zedler. Bd. 38 (1743), Sp. 765-767, führt außer der bekannten hochstämmigen verschiedene kleinere Arten auf.
Text 202: der XXVIII Blumgeno#-S¡äfer Periander. Blume: die S¡lüßelblume. Spru¡: zu den Himmel#S¡ä”en. 202r/v T1 CCII.] CLXXXVII – T2 der ~ S¡äfer] darüber gestrichen Cupido | EndtenS¡ü” im Kohlgarten. (die Überschrift des Gedichtes Nr. 206) – T4 Blume:] Bl. – T5 Spru¡:] Spr. – T5 Himmel–] Him el– (ebenso 3 Himmel–S¡ä”en) Carl Friedrich Lochner (1634-1693; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 402-404; Will. Bd. 2 (1756), S. 479-482; Jürgensen, 2006, S. 410-415), Pastor in Fürth, wurde Ende September 1672 in den Pegnesischen Blumenorden aufgenommen, wie eine Tagebuchnotiz Birkens zum 28.9.1672 festhält (II. 147; PBlO.B.2.1.7, 86(24)v): "80 S¡reiben an beyde herren Lo¡nere Gebrüder samt den S¡äferbändern und Namen Periander und Amynta–." Die Epigramme Nr. 202 und 203, deren Zusammengehörigkeit in der Sammlung durch das Fehlen des sonst üblichen waagrechten Trennungsstriches betont ist, dürften Ende September 1672 entstanden sein. Zumindest im Fall Carl Friedrich Lochners ist Birken von der Regel abgewichen, nur gekrönte Poeten in den Orden aufzunehmen, denn das Verzeichnis seiner Amtshandlungen als Comes Palatinus (PBlO.A.1, 29r-31r) verzeichnet die Poetenkrönung Lochners für den 1.5.1674 (30v). Das – entsprechend datierte – Konzept der Coronatsurkunde ist in Birkens Archiv erhalten: PBlO.C.24.24.1. Zur Poetenkrönung s. auch zu Gedicht Nr. 224, bes. zu v. 17f. Neben bzw. bald nach seinem Vater Friedrich Lochner (1602-1673; zu ihm s. Herdegen, S. 251-254; Will. Bd. 2 (1756), S. 478f.; Jürgensen, 2006, S. 138-145), den Harsdörffer in den Pegnesischen Blumenorden aufgenommen hatte, war Carl Friedrich Lochner der zweite Träger des Namens Periander (nach dem Herrscher von Korinth während der Glanzzeit der Polis 600-560, einem der sieben Weisen des Altertums) und führte auch dessen Blume. Die wenigen von ihm erhaltenene Briefe in Birkens Nachlaß enthalten nichts auf die Mitgliedschaft Bezügliches. Das Epigramm Nr. 202 hat Versart, Reim- und Kadenzenfolge mit den Epigrammen Nr. 199, 204, 205, 222, 229, 259 (2. Bestandteil) und
Gedichte 202, 203 und 204, 1672
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261 gemeinsam. Herdegen (S. 403) teilt es in einer überarbeiteten Version mit. Ein zeitgenössischer Druck ist nicht bekannt. 1 die i¡ geerbt vom Vatter] S. o. Friedrich Lochner, der Vater, ist erst am 1.1.1673 gestorben, wie aus dem Titelblatt eines Druckes von zwei von seinen Söhnen verfaßten Nachrufgedichten hervorgeht: Dem Na¡-Ruhm | Deß | Ehren-Greise# | Friedri¡ Lo¡ner#/ | REGISTRATORIS, | Am Neuen Jahr#-Tag | SeeligVer‰orbenen# | widmete | Bey seiner Beerdigung | (war der 6. Januar. diese# M.DC.LXXIII. Jahr#) | folgende | Leid-Lieder | der betrübte Gehorsam | Zweyer Söhne. S. auch Herdegen, 1744, S. 253.
Text 203: der XXIX Blumgeno#-S¡äfer Amynta#. Blume: die König#Kerze. Spru¡: Jn der Hand de# Hö¡‰en. 202v T1 CCIII.] CLXXXVIII – T4 Blume:] Bl. – T5 Spru¡] Spr. – 4 und] u. Zu Entstehung und Versendung dieses Epigramms zur Aufnahme des Theologen Jacob Hieronymus Lochner (1649-1700; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 404-410; Will. Bd. 2 (1756), S. 482485; Jürgensen, 2006, S. 415-422), des fünfzehn Jahre jüngeren Bruders von Carl Friedrich Lochner, s. zu Gedicht Nr. 202. Jacob Hieronymus Lochner hatte 1671 in Altdorf den Magistergrad und die Poetenkrönung erlangt und bereitete zur Zeit seiner Aufnahme in den Pegnesischen Blumenorden, die zusammen mit derjenigen seines Bruders erfolgte, seine Reise über Jena und Leipzig zum Weiterstudium nach Rostock vor; s. Gedicht Nr. 209. Den Ordensnamen, nicht aber die Blume, übernahm er von Georg Conrad Osthof oder Osthofen (zu ihm s. Herdegen, S. 274f.; Jürgensen, S. 181f.), den Harsdörffer aufgenommen hatte und der sehr früh schon im Orden nicht mehr in Erscheinung getreten war. Das Epigramm Nr. 203 hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge gemeinsam mit den Epigrammen Nr. 14, 34, 143, 188, 200, 215 und 217 sowie mit den längeren Gedichten Nr. 4, 13, 16, 21, 53, 66, 67, 100, 146, 149, 234 und 275 (2. Bestandteil). Ein zeitnaher Druck ist nicht bekannt; Herdegen, S. 405, teilt es, ohne Quellenangabe, mit Änderungen des Wortlauts in v. 2 und 4 mit.
Text 204: Der XXX Blumgeno#-S¡äfer Lilidan. Blume: die GoldLilie. Spru¡: Bekleidet mit de# Himmel# Glanz. 202v T1 CCIV.] CLXXXIX – T3 Lilidan] d überschrieben – T4 Blume:] Bl. – T5 Spru¡:] Spr. – T5 Himmel#] Him el– (ebenso 2 himmel– – 3 Himmel)
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Das Epigramm entstand anläßlich der Aufnahme des Theologiestudenten Johannes Tepelius (zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 410-412; Jürgensen, 2006, S. 431-433) in den Pegnesischen Blumenorden. Nur sein Geburtsjahr (1649) ist bekannt; er stammte aus Schauenstein in der Markgrafschaft Brandenburg-Bayreuth. Der letzte Brief von ihm, der sich in Birkens Archiv erhalten hat, (PBlO.C.355.5) wurde am 23.3.1674 in Tübingen aufgegeben und berichtet von Tepelius' beruflichem Fortkommen. Herdegens (S. 410) von Jürgensen (S. 431) übernommene Behauptung, Tepelius sei mit Birken verwandt gewesen, läßt sich weder durch die Art der Tepel betreffenden Tagebuchnotizen Birkens noch durch dessen Anreden in seinen Briefen an Birken bestätigen. Kurz nach seiner Ankunft zu Beginn seines Studiums in Altdorf, am 10.7.1672 (PBlO.C.355.3), bat Tepelius, der sich schon als kaiserlich gekrönter Dichter bezeichnete, Birken, den er schon Anfang 1671 in Nürnberg besucht und dem er Gedichte gewidmet hatte, nach einem ausführlichen Lob der Nachrufdichtung auf Frau von Birken um Aufnahme in den Pegnesischen Blumenorden: die große Gun‰, womit meine unfru¡tbare wenigkeit von Euer Ho¡Edel Magnificenz i‰ gewäßert worden, ma¡t, daß i¡ mi¡ izo erkühne, eine Bitt zuthun. J¡ komme, alß eine unbelebte Kerzen, und mö¡te angefeuret werden. J¡ komme, alß ein unpolirter Spiegel, und wüns¡e einigen S¡ein zuempfangen. J¡ trage ein herzli¡e– Verlangen zu den Blumen-Orden, zu den Orden meine– gekreuzigten Jesu. Lilidan i‰ ein Chri‰li¡er und dankbarer Nahme. Chri‰li¡, weil Er mi¡ der Lilien-weisen | Reinigkeit: dankbar, weil Er mi¡ der großen von dem Herrn von Lilien genoßenen Wohlgewogenheit, ‰ündli¡ erinnern könte. Wann demna¡ Euer Ho¡Edel Magnificenz meine unwürdige demuth sol¡er bes¡eiden-verlangten Ehre theilha[tig ma¡en wolte, würde e– mir zur unsägli¡en Freüde, und Anreizung aller Chri‰li¡en Tugenden gedeyen. J¡ verspre¡e mi¡ der Spra¡-Übung, der Ehre Gotte–, der Tugend-Lehre, und denen darau–fliesenden Regeln, ei[erig‰, wie Zeit meiner Jünglings¡a[t, also au¡ hinfüro, beflißen. Kan i¡ für sol¡e Groß-Gewogenheit, mit meinen geringen dien‰lein, entweder Euer Ho¡Edel Magnificenz oder der ganzen Blumen-Genoßens¡a[t, in einigen Fall au[wärtig ers¡einen, bin i¡ dazu so s¡uldig, alß bereit. Birken hat den Brief am 13.7.1672 erhalten, wie Empfangsvermerk und Tagebuch (II.132; PBlO. B.2.1.7, 81(19)r: "88 Literae à Serenissimo, 89 à Tepelio.") bestätigen. Der Beantwortungsvermerk auf dem Brief zum 28.9.1672 – an diesem Tag wurden auch die Aufnahmebenachrichtigungen für die Brüder Lochner geschrieben (s. zu Gedicht Nr. 202) – enthält den Zusatz "samt den S¡äfer-Band." Entsprechend lautet die Tagebuchnotiz zum selben Datum (II.147; PBlO.B.2.1.7, 86(24)v): "79 S¡reiben an Herrn Tepeln, samt den S¡äferband und Namen Lilidan." Zuvor, am 25.9.1672 (ebd.; ebd.) war ein weiterer Brief Tepels bei Birken eingetroffen, der in dessen Archiv nicht enthalten ist. Das Epigramm Nr. 204 ist demnach wie die Gedichte Nr. 202 und 203 Ende September 1672 entstanden. Am 8.10.1672 (PBlO.C.355.4) hat Tepelius sich brieflich bei Birken bedankt, der auf dem Brief und im Tagebuch (II.151; PBlO.B.2.1.7, 87(25)v) den 11.10.1672 als Empfangsdatum festgehalten hat:
Gedicht 204, 1672
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Ho¡Edler, Ge‰renger, Ve‰, und Ho¡gelehrter Herr, Gro#gün‰iger, Ho¡geneigter Patron, Geehrti‰er Gesells¡a[ter, Wa# i¡ für eine unsägli¡e Seelen-Freude über dem übers¡ikten Orden#-Band genoßen habe, i‰ lei¡li¡ an einer Blume abzunehmen, wel¡e eine zeitlang mit S¡merzen ihre Unglü¿seeligkeit unter den di‰eln bethrenet, darna¡ von sol¡em Gefängnüß, dur¡ milde Hel[er#-Hand de# Gärtner# entse”et, neben andern Tugend-du]enden Ge‰räu¡en, dem Pan zu Ehren, Lu‰-pranget. Ni¡t zwar hat geda¡te Herz-Erqvikkung so wohl erreget die Ehre, die i¡ dem | Himmel#-Brunn-Kahr, woher ›e ges¡wommen, wiederum einig zuflöse, alß daß meine demütige Lilien-Blätter ›nd ni¡t allein einer so vornehmen Gesells¡a[t gewürdiget, sondern au¡ mit dem Entwur[ der kün[tig-gewidmeten Gold-Kleidung bes¡attirt worden. A¡! eine seelige Seel, wel¡e ›¡, bei dieser sonderli¡-‰olzirenden La‰er-Welt, ihre# bürgerli¡en Habit# Eitelkeit erinnert, darna¡ ›¡ ihrer angebornen Stand#-Adelheit ni¡t überhebt! Mir s¡wanet diese# Jahr, da# der ho¡trabende Mar# mit den Blut-s¡wangern Pikqven-Kiel will mit der Ewigkeit be›egeln, mögte leyder! seyn de# Ho¡mut# S¡ikhsel-Jahr, ›ntemahl, wie Sira¡ profezeiet (c. 16, v. 18.), Wenn eIner zV grVnDe gehen soLL, Da wIrD er zVVor stoLz. daß nun meine einfältige Poësy i‰ in den demütigen | S¡äfer-Orden genommen worden, wel¡er Kiel, so Er s¡on von einem S¡wan abgeborget wäre, kan mir sattsame Lob-Wortt dafür abfaßen? Von wannen werden mir die Werke bes¡eret werden, damit, alß mit einen geringen S¡äfer-Opfer, unsern geehrti‰en Orden#-Patron i¡ vor die ertheilte Gro#gun‰, kan dank-beehren? J¡ erö[ne die Lippen meine# Treu-ei[erigen Herzen# und erbitte Eurer Ho¡Edel Magnificenz von Gott no¡ viel Jahr, von dem Himmel rei¡en Seegen, von den Sternen be‰ändige Gesundheit, von der Welt fried-bekrönte Zeit: mi¡ aber verspre¡e i¡ zu einen Eurer ho¡Edel Magnificenz Treu-verpfli¡te‰en Diener Lilidan. Altdor[ den 8ten Octobris anno 672. Tepelius hatte wohl wirklich Grund, Caspar von Lilien dankbar zu sein. Am 20.8.1672 hat dieser Birken, der ihm wohl mitgeteilt hatte, daß er Tepelius in den Blumenorden aufnehmen wolle, geantwortet (PBlO.C.203.79): Mi¡ erfreüet ni¡t wenig, daß mein Ho¡geehrter Herr, den herrn Tepel der lorbeerkrone würdig s¡äzzet. Weil | i¡ einen wa¿ern Gei‰ bey Jhn wargenommen, habe J¡ Jhme darmit gan” gerne gewilfahrt. Su¡e hierdur¡ die ‰udierende Jungend alhier zur excolierung der Edlen di¡tkun‰ aufzumuntern.
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Tepelius war demnach am Ende seiner Schulzeit am Bayreuther Gymnasium von Caspar von Lilien zum Dichter gekrönt worden. Das Epigramm Nr. 204 hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge gemeinsam mit den Epigrammen Nr. 199, 202, 205, 222, 229, 259 (2. Bestandteil) und 261. Herdegen teilt (S. 411), wie stets ohne Quellenangabe, ein anderes Erläuterungsepigramm mit: Wie s¡ön i‰ meine Blum vom S¡öpfer zubereitet! Do¡ weil ›e irdis¡ i‰ au¡ wieder bald vergeht; Wann über meinem Staub derein‰ mein Goel ‰eht, So werd i¡ aufer‰ehn mit Himmel–-Glanz bekleidet. Ein zeitgenössischer Druck des Epigramms Nr. 204 ist nicht bekannt.
Text 205: Der XXXI Blumgeno#-S¡äfer Polyanthu#. Blume: Pilosella oder Meu#öhrlein. Spru¡: Jn Tugend viel-blühend. 202v T1 CCV.] CXC – T4 Blume] Bl. – T4 Pilosella] erstes l nachträglich erhöht – T5 Spru¡:] Spr. Das Epigramm ist anläßlich der Aufnahme des Apothekers Johann Leonhardt Stöberlein (1636-1696; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 412-417; Will. Bd. 3 (1757), S. 779f.; Jürgensen, 2006, S. 427-431) in den Pegnesischen Blumenorden entstanden. Die Plazierung Stöberleins in der Zählung der Mitglieder und die des Epigramms in der Folge der Gedichte entsprechen nicht der Chronologie: Zum 29.4.1672 hat Birken im Tagebuch notiert (II.114; PBlO.B.2.1.7, 75(13)r): "dem neuen S¡äfer Polyanthu– dur¡ Ferrando, da– Band samt Todten Andenken gesandt." Zuvor, zum 18.4.1672 (II.110; PBlO. B.2.1.7, 73(11)v), hatte Birken festgehalten: "Herr Faber wegen Polyanthi eingespro¡en." Am 13.5.1672 (II.119; PBlO.B.2.1.7, 76(14)v) hat Stöberlein sich bedankt: "Herr Stöberlein mir 12 Stü¿ Citronen, X Aepflein von Sina, 1 Zu¿erhut und Trisenet gesendet." Am 20.5.1672 folgte ein poetischer Dank (II.121; PBlO.B.2.1.7, 77(15)r): "Polyanthu– mir sein S¡äfergedi¡t gesendet." Dieses Gedicht ist als Manuskript in Birkens Archiv erhalten (PBlO.C.343.13). Da es unbekannt und ein Druck nicht nachgewiesen ist, wird es hier mitgeteilt: Der blumenrei¡e May der liebli¡‰ vnter allen ließ glei¡ die zwöl[te zahl de– mondentage– fallen, Alß Ferrando seinem er‰ neuli¡ aufgebra¡ten wie wohl vnwürdigen mitgeno‹en Polyanthu– in seiner tri[t selben zu besu¡en würdigte, wel¡er dann ob selbiger beliebter ankun[t sondere freud verspühren ließe selbigen au¡ mit mögli¡‰er ehrerbietung begegnete, vnd mit einem geringen haußtrun¿ bewührtete, Jhme wegen der, bey der Ho¡löbli¡‰en Blumen geno‹ens¡a[t erworbenen ‰elle ho¡li¡ dan¿sagende.
Gedicht 205, 1672
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Jn dem verlie[ die zeit bey so gemengten freuden vnd wolt ihm jeder diß, zum eignen glü¿ auß deuten. Ferrando wel¡em einige kopfs¡merzen vervnruhigten, verlangte fris¡e lu[t zu s¡öpfen, der ho[nung: selbe ›¡ dur¡ einen spaziergang erlei¡tern würden, deßwegen Er dann Polyanthum hierumb begrü‰e, ihme gesells¡a[t zulei‰en. Wel¡er Jhm ni¡t mißfallen lie‹e, einen sol¡en angenehmen gang mit so einen liebwehrten Weydgeno‹en zu vollziehen, vmb, von Jhme daß nie genug gepriesene Pegni” gefilde, den so genanthen ho¡löbli¡en Pegni” s¡ä[eren gewidmet, zuerlernen vnd in augen s¡ein zunehmen, ›¡ wohl einbildende, diese spazierrei– ni¡t sonder seinen Nu”en abgehen werde. Der reden waren viel do¡ mei‰en– von dem Orden worinnen Polyanth ein mitglied er‰ i‰ worden Jhr Zun[t Haubt war ihr Lob der Edle Floridan Der, wie er allzeit thut, daß be‰' hierinn gethan. Mein Gott! sagte Polyanthu–, J¡ kann diejenige freude (so i¡ über die mir allbereit zugeeignete wiewohl vnwürdig angenommene ehren‰elle) ni¡t genugsam begrei[en. J¡ bekenne aber, daß e– mir in je”tigen zuhanden ge‰o‹enen vnfall ni¡t wenig linderung gebiehret; Wolte mehrer– ni¡t wünds¡en; al– daß i¡ mi¡ in sol¡e vollkommenheit s¡wingen mö¡te, dur¡ wel¡e i¡ dem gering‰en in der lobli¡en weydgeno‹s¡a[t etwa– wenige– na¡lallen könte, worau[ ihm Ferrando mit wenigen begegnete, mein liebwehrter Polyanthu–, er gebe ›¡ zufrieden! die Zeit vnd guete o[termahlige vnterredung au¡ hierau[ erfolgte übung, wird ihm sein verlangen lei¡tli¡ erlangen la‹en. Wir wollen Aber, weiln e– s¡ön wetter, vnseren lu‰wandel fortse”en, vnd vor erwehnte angenehme S¡a[ vnd s¡ä[er weyde begrü‹en. So se”ten wir den fuß dur¡ man¡e s¡öne Awen Der linden wald daß feld war lu‰ig anzus¡auen. ›e grünten in die wett, vnd bra¡ten vn– viel lu‰ Die Einem in der Statt im min‰en i‰ bewu‰. | Na¡deme nun diese beyde S¡ä[ere einen zimbli¡en vmbkrei– bezir¿et, kamen ›e entli¡en zu dem so genanten gotte– Feld Sankt Johanni– allwo ›e ein vnd andere geden¿s¡ri[ten frommer abge‰orbener be›¡tigten. Polyanthu– ›¡ seine– alda angelegten Ruhkämmerlein– billig errinnerndt, zeigte sol¡e– seinem liebwehrten gefärden, vermeldend daß er der letzte sein werde den dieser ‰ein in– kün[tige vor dem herbey nahenden vngewitter de¿en werde, fortredende! J¡ bin der le”te je”t so diesen Nahmen führt hier: no¡, wie voll e– i‰ mir eine ‰ell gebührt. Au[ wel¡e– jener, daß der s¡luß de– himmel– sol¡e– langsam vollziehen wölle von her”en anwüns¡te, Polyanthu– aber ‰elte e– der göttli¡en vorsehung anheim, ›¡ allzeit dero allweisen willen ergebend. Aber Ho¡wehrter Ferrando, wiederholte Polyanthu–, J¡ bitte dien‰li¡en, mir über die allbereit bes¡ehene bemühung no¡ diesen gefallen zuerzeigen vnd mir da– v¨berauß s¡öne vnd Sinnrei¡e grabmahl, so der Ho¡Edle
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Floridan seiner hö¡‰ geliebten Margari– (de‹en Er in dero billi¡en ehrenanden¿en geden¿et) au[geri¡tet, zu weisen, wel¡e fernere bemühung Er dann willig‰ auf ›¡ nahme vnd ihn dahin begleitete da ›e ne¡‰ gebührendem na¡ruhm lehrrei¡er erfindung, (na¡deme ›e ein vnd andere derglei¡en Zellen be›¡tiget) ›¡ wieder auf die Stra‹en ma¡ten, vnd den ne¡‰en weg, zu de– Polyanthi gemieteten lu‰garten nahmen, allwo ›e beede über ein vnd andere lu‰barkeiten gro‹e– vergnügen spühren lie‹en. Ferrando kunte ›¡ ni¡t enthalten, die glü¿selige na¡bars¡a[t, seine– liebwehrten Polyanthi in folgenden reimzeilen herauß zu ‰rei¡en. Du bi‰ ein Musen sohn wie deine kün‰e geben. hier dieser GartenPlan kann dir ein Pindu– sein, Dein Phoebu– i‰ ni¡t weit, Er wohnt zune¡‰ darneben, dann so ein lieber ohrt, verdienet sol¡en s¡ein. O wolte Gott! wünds¡te Polyanthu–, daß mi¡ die Strahlen diese– mir neu ers¡ienenen Phoebu– di–mahl vergülden mö¡ten, wie glü¿seelig wolt' i¡ mi¡ s¡ä”en! s¡i¿te darmit also bald den gärtner in deßelben glei¡ daran ‰o‹ende– wür”gärtlein, vmb, de‹en gewünds¡te gegenwahrt na¡zufors¡en, Sie wurden aber beede ihre– verlangen vntheilha[tig. Demna¡ nun Polyanthu– seinem Ho¡wehrten Gesells¡a[ter vnd Gefehrden einige Ehrbezeugung bli¿en zu la‹en, mit in daß Wohnzimmer zu spazieren bathe, vmb alda mit einen s¡le¡ten na¡tJmbiß vorlieb zu nehmen, ents¡uldigte er sein vorhaben mit folgenden Reimzeilen. Die Mahlzeit i‰ gering der trun¿ imglei¡en s¡le¡t Dieweil e– kombt von mir al– einen s¡ä[er– kne¡t worau[ Ferrando also s¡er”te Wann s¡ä[er leben so, so reut mi¡ ja mein leben daß einen s¡ä[er J¡ ni¡t läng‰en abgegeben. | Polyanthu– der na¡ seinem vermögen gern ein mehrer– furge‰ellt entla‰ete ›¡ seiner obliegenheit mit folgendem wieder E– findt ›¡ do¡ darbey ein wohlgemeinte– her”, daß vnverändert i‰ im ern‰ vnd au¡ im s¡er”. Ferrando seine– freunde– au[ri¡tigkeit kennendt fiele obigen also bey. Ein wolgemeinte– her”, da– i‰ die be‰e Tra¡t, die ein vergnügter ga‰ vor s¡le¿er bi‹en a¡t. ¨ ber wel¡e vergnügsamkeit de– Ferrandi, ›¡ Polyanthu– hö¡‰en erfrewte, vnd inzwis¡en seinen wehrten V freundt eine vnd andere gute gesundheit zubra¡te, al– der liebrei¡en kun‰geübten Daphne, der holdseeligen wolberedten Dorili–, de– vortre[li¡en Myrtillu–, de– Ho¡erfreuli¡en Ro›dan–, wel¡e alle er mit gebührender ehrerbietung annahme, vnd seinem Polyanthu– hierinn sattsame– genügen lei‰ete, insonderheit aber vnd zuforder‰ wurde von Polyanthu– de– Ho¡Edlen Floridan– geda¡t, de‹en gute gesundheit vnters¡iedli¡mah-
Gedicht 205, 1672
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len verse”et wurde, sonderli¡ au¡ gegen die le”e, da Polyanthu– 〈zu〉glei¡ in diese wort s¡ließli¡en herauß bra¡. Ferrando wehrter Freund Er nehm mit dem verlieb, waß hier von mir bes¡ieht ges¡i¡t au# her”en– trieb. Zu wünds¡en wär e– da– der Edle Floridan wär vnser reimgesell vnd wehrter Tis¡gespahn. Ferrando wel¡er glei¡fal– ni¡t– mehrer– verlangte, verwiese inde‹en Polyanthu– au[ wenige tage zur gedult, worüber ›e ›¡ beede dann zufrieden gaben, vnd einander einen gewi‹en tag benenneten, an wel¡en ›e den Edlen Floridan in seiner tri[t besu¡en, vnd gebührende au[wartung lei‰en wolten, vnd weiln inzwis¡en der Abend herbey nahete, wurden ›e dannenhero gezwungen von einander abs¡iedt zunehmen, vnd ihren herrden zuzueilen. Wünds¡ten deßwegen (na¡dem ›e einander no¡ ein ‰ü¿ wege– begleitet) einander eine geruhsame na¡t. Ferrando aber hinterliese seinem Polyanthu– zum anden¿en diese– s¡ä[ermahl– wohlmeinendt na¡folgende– Daß er‰e s¡ä[ermahl ges¡i¡t in einen garten Ein Bauer i‰ der Wührt der vn– pflegt au[zuwarten daß Ta[eltu¡ von Zwil¡, daß rie¡t zwar na¡ dem land die Speisen aber ›nd den Stätten nur bekandt. Die kur”e zeit vnd na¡t hat diß herfürgebra¡t kein wunder wann e–, wie e– i‰ der fehler voll. Beytage, da die Sonn ohn' diß al〈l〉'– heller ma¡t imglei¡en au¡ von mir waß be‹er– folgen soll. Polyanthu–. Wie nah die Nürnberger Eklogen am wirklichen Leben waren, läßt sich auch an dieser an mehreren Merkmalen des Inhalts zeigen; dafür nur wenige Beispiele: Am 12.5., so das Gedicht, hatte der Spaziergang die beiden Freunde in den von Polyanthus gemieteten Garten geführt; man hoffte, im Nachbargarten Floridan anzutreffen. Den von Stöberlein gemieteten Garten gab es wirklich, und man traf sich dort, wie eine Tagebuchnotiz Birkens zum Sonntag, dem 19.5.1672, bekundet (II.120; PBlO.B.2.1.7, 77(15)r): "Zu Sankt Johanni– zur Kir¡en gespazirt mit herrn Fabern, Lobherr und Krüger ›¡ zugesellt. | Mit jenem in Herrn Stöberlein– 〈...〉 Be‰andgarten gemittagmahlt. Herr Mel¡ior S¡mied darzu gekommen, Trankgeld 15 Kreuzer, Gärtner 6 Kreuzer. | Bey Sexto wir 3 eingetretten." Auch den offenbar für mehrere benachbarte Gärten zuständigen Gärtner gab es also, wie außer dieser auch eine Tagebuchnotiz zum 4.5. 1672 (II.116; PBlO.B.2.1.7, 75(13)v) bezeugt. Mehrere Notizen zum offenbar sehr schönen Monat Mai 1672 handeln von geselligen Aufenthalten Birkens in seinem benachbarten Garten. Besonders enge Beziehungen zwischen Johann Ludwig Faber und Johann Leonhard Stöberlein lassen
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mehrere Tagebuchnotizen im zeitlichen Umfeld erkennen. Auch Stöberlein gehört zu den Mitgliedern des Blumenordens, die erst einige Zeit nach ihrer Aufnahme zu Dichtern gekrönt wurden; s. zu Gedicht Nr. 224, v. 57-60. Birkens Tagebuch und Stöberleins Briefe an ihn bekunden einen vertraut-freundschaftlichen Umgang. Birchers (1987, S. 334f.) Behauptung, Stöberlein sei bereits 1671 in den Blumenorden aufgenommen worden, ist unzutreffend. Sie resultiert aus der falschen Auflösung eines Chronostichons zu einer Stammbucheintragung, die nichts mit Stöberleins Aufnahme zu tun hat (s. zu Gedicht Nr. 280), und einer falschen Jahresangabe zu der oben zitierten Tagebucheintragung vom 29.4.1672. Das Epigramm Nr. 205 hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den Epigrammen Nr. 199, 202, 204, 222, 229, 259 (2. Bestandteil) und 261 gemeinsam. Ein Druck ist nicht bekannt. Auch für Stöberlein teilt Herdegen, S. 413, wie stets ohne Quellenangabe, einen anderen Erläuterungstext für Spruch und Blume mit als Birken: Wa– hil] e–, wann i¡ glei¡ der Kräuter Krä[te wei–, Wann i¡ in meiner Kun‰ mit no¡ so vielem Flei–, So viele Blumen su¡ zum leibli¡en Genesen; Von diesem hei‰ e– do¡ zule”t: E– i‰ gewesen. J¡ will in Tugenden vielmehr viel blühend seyn, So kommet mein Name mit der That re¡t überein. 1-3 Mein Herz ein BrennKolb sey, ~ und krä]ig de‰illiret.] Die Bildlichkeit des Epigramms ist von der Berufstätigkeit des neuen Ordensmitglieds bestimmt.
Text 206: Cupido Endten-S¡ü” im Kohl-Garten. 203r/v T1 CCVI.] CXCI – 3 al# der Herb‰ nun zog zu Feld.] zunächst eingerückt; durch vorgefügten waagrechten Strich rangiert; ebenso 6 – 6 wa–] Kürzel; ebenso 8 – 8 der] d nachträglich erhöht; ebenso bei 33 di¡ – 47 und – 9 wann] wan (ebenso 24 Sinn – 47 al–dann) – 14 und] u aus v überschrieben; davor gestrichen ›¡ – 30 au–] – aus Ansatz zu s überschrieben – 33 i¡] h nachträglich erhöht – 37 und] u. – 41 an] n überschrieben – 41 die] überschrieben aus der (oder umgekehrt; Entscheidung nach dem Druck) – 43 S¡ü”,] Komma nachträglich eingefügt – 52 beisammen] beisam en (ebenso 53 liebe–flammen) Das Lied entstand anläßlich der Hochzeit des Nürnberger Losung-Schreibers Johann Jacob Kohl mit Clara Regina Endter, der Tochter des Verlegers Johann Friedrich Endter, am 2.10.1672; s. Stauffer, 2007, S. 810-812. Geschrieben wurde es am 1.10.1672, wie aus einer Tagebuchnotiz zu diesem Datum hervorgeht (II.148; PBlO.B.2.1.7, 87(25)r): "da– EndtenLiedl zur Ho¡zeit verfaßt." Das Lied Nr. 206 ist nicht Birkens einziger poetischer Beitrag zu diesem Anlaß. Zum 23.9.1672 hat er im Tagebuch notiert
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(II.146; PBlO.B.2.1.7, 86(24)r): "Herr Fridri¡ Herb‰ wegen Endteris¡er ho¡zeit." Was der Besucher gewollt hatte, zeigt die Tagebuchnotiz zum 30.9.1672 (II.148; PBlO.B.2.1.7, 86(24)v): "Ho¡zeitCarmen pro Johann Frideri¡ Endter– To¡ter." Dieses Gedicht steht als Text CCCXLI (224v/225r) in der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder (PBlO.B.3.1.1): Auf Herrn Johann Jacob Kohl– Losung-|s¡reiber– und Jungfrau Claren Reginen | Endterin Ho¡zeit. ("Man sahe zwanzig mal den Mond, die Na¡t Lucerne"). Dieses Lied ist ohne Verfasserangabe gedruckt (Einblattdruck): Ho¡zeitli¡er Glü¿-Wuns¡: | Womit | Da– erfreuli¡e Trauung–Fe‰ | De– Erbarn und Wolgelehrten | Herrn Johann Jacob Kohlen–/ | wolverordneten Losung-S¡reiber–/ | De– Erbarn und Wolgelehrten | Herrn Johann Nicolai Kohlen–/ | wolverdienten Rug-S¡reiber– allhier/ | Eheleibli¡en Sohn–/ | mit | Der Erbarn und Ehrentugendrei¡en | Jungfr. Claren Reginen/ | De– Erbarn und Fürnehmen | Herrn Johann Frideri¡ Endter–/ | Berühmten Bu¡führe– [!] in | Nürnberg | Eheleibli¡en Einigen lieben Jungfr. To¡ter/ | Den 2. Octobr. Anno MDCLXXII | s¡uldig‰ begehen wollen | Der Mi¡ael-Endteris¡en Dru¿erey sämtli¡e Kun‰verwandte. Auch das Entenlied Nr. 206 ist gedruckt worden, ebenfalls ohne Verfasserangabe, aber auch ohne Nennung von Anlaß, Ort, Jahr und Verlag, sicher aber wie auch jenes erste bei Endter. Der Doppelbogen trägt auf der ersten Seite die Überschrift der Manuskriptfassung: Cupido | Endten-S¡ü”/ | im | Kohl-Garten. (S. Garber, 1997, S. 174 (Nachdruck 2006, S. 304); Stauffer, 2007, S. 812.) Der auf der dritten (Str. 1-4) und vierten Seite (Str. 5-9) angeordnete Text hat eine weitere Überschrift: Braut-Na¡t-Lied. | Na¡ der Singweise: | Filli– saß in einem Böt¡en. Die im Manuskript kaum voneinander abgegrenzten Strophen sind im Druck in Zeilenmitte oberhalb gezählt (arabische Zahlen mit Punkt). In allen Strophen sind der dritte und sechste Vers eingezogen. Der Eingangsbuchstabe der ersten Strophe ist als große, umrandete Zierinitiale vorgesetzt. Im Druck sind die Wörter Endten (v. 10), Klaren (v. 16), Endte (v. 17, 22, 39, 46, 54), Kohlgarten (v. 28), Kohl (v. 36, 47, 54), Kraut (v. 45) und Fleis¡ (v. 45) durch Fettdruck hervorgehoben. Unter der letzten Strophe steht E N D E. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, weicht die Druckfassung an diesen Stellen von der Manuskriptversion ab: 5 um] üm – 18 s¡öne] s¡ön‰e – 27 kam] kro¡ – 29 darüm] darein – 43 ni¡t] nit –. Thema und Adressatenkreis, das Zentralmotiv – Cupido als Entenfänger bzw. -jäger –, Strophenform und Strophenzahl, die Qualifikation als Brautnachtlied, die in den Drukken genannte gemeinsame Melodie hier und dort, die erotischen Anzüglichkeiten, die dem Genre des Brautnachtliedes gemäß sind (s. zu Gedicht Nr. 186): All dies läßt das Lied als Parallelstück zu dem älteren Gedicht Nr. 191 erkennen. Die junge Frau Kohl starb schon 1676 (s. Jürgensen, 2006, S. 231). Das Lied hat Strophenform und Reimfolge gemeinsam mit den Gedichten Nr. 40, 70, 109, 119, 120, 122, 148, 152, 180, 183, 191, 196, 230, 240, 257 (erster Bestandteil), 276 und 277. T2f. Cupido Endten-S¡ü” im Kohl-Garten.] Anspielung auf die Namen der Brautleute; vgl. zu Gedicht Nr. 191, T2. – 3 al# der Herb‰ nun zog zu Feld] Anspielung auf die Jahreszeit, in der die Hochzeit stattfand. – 10 Man pflegt Endten iezt zu s¡ießen] Ein realistischeres Szenarium als im Gedicht Nr. 191. – 21 la¡t do¡!] Dem Genre des Brautnachtliedes gemäße Einbeziehung der Festversammlung; vgl. Lied Nr.
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191, v. 5. – 54 auf der Endte lig der Kohl] Vgl. v. 46-48. Zu den erotischen Anzüglichkeiten in Brautnachtliedern s. zu Gedicht Nr. 186.
Text 207: Der XXXII Blumgenoß Herr Andrea# Jngel‰etter. Poliander. Die Ringelblume. Spru¡: Na¡ der Engel‰adt ringend. 203v/204r T1 CCVII.] CXCII – T2 XXXII] durch Streichung aus XXXIII – T3 Herr] H. – T6 Spru¡:] Spr. – 2 Runde] R überschrieben (zur Vermeidung der Lesung St) Mit diesem Gedicht beginnt eine Folge von Eintragungen, die nicht Birken selbst, sondern ein Schreiber vorgenommen hat, wie für die Gedichte desselben Zeitraumes auch in den anderen chronologisch geführten Sammlungen. Offenbar hatte Birken nicht die Zeit, den Inhalt eines gefüllten Arbeitsbuches von der Art des letzten, der Di¡terey-Sa¡en (PBlO.B.3.2.1), selbst in die Sammlungen zu übertragen. Auch die bisher von Birken rechts oben auf den recto-Seiten vorgenommene Blattzählung wird von Bl. 204 an von dem Schreiber weitergeführt. Der Schreiber hat seine Arbeit mit der Seite 204r begonnen. Birken selbst hat unten auf der Seite 203v die Zeilen T 1-3, die der Schreiber offenbar vergessen hatte, so gedrängt nachgetragen, daß die Zahl CXCII (T1) von dem schon früher angebrachten Abgrenzungsstrich unter dem Gedicht Nr. 206 durchschnitten wird. Das Epigramm gilt der Aufnahme des Nürnberger Kaufmanns Andreas Ingolstetter (1633-1711; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 417-426; Will. Bd. 2 (1756), S. 251-253; Jürgensen, 2006, S. 423-427) in den Pegnesischen Blumenorden. Es gibt nur einen Brief Ingolstetters in Birkens Archiv, und der enthält nichts von Aufnahme oder Mitgliedschaft; doch anhand des Tagebuchs läßt sich Ingolstetters Aufnahme datieren. Zum 20.11.1672 hat Birken notiert (II.159; PBlO.B.2.1.7, 90(28)r): "Damon und Lehner wegen Ingel‰etter– Einnahme eingespro¡en." Zum 25.11.1672 ist eingetragen (II.160; PBlO.B.2.1.7, 90(28)v): "Namen–tag Poliandern 35 Verse." Zum 29.11.1672 heißt es (II.161; ebd.): "Poliander– S¡äferband 24 Kreuzer." Zum selben Tag ist dann auch die offizielle Überreichung des Schäferbandes notiert (ebd.; ebd.): "Bey Herrn Ingel‰ettern mit Ferrando Palämon Damon Alcidor und Polyantho, au¡ Herrn S¡ü”en, Magi‰er S¡mieden und Löhnern, Te¿elmannen eine Mu›k und da# Band abgel〈egt〉. ga‰irt worden bi# 10 Uhr." Diese kleine Festivität fand am Vorabend des Andreastages (30.11.) statt, des Namenstags Ingolstetters. Zu diesem Anlaß ist auch das Gedicht Nr. 208 entstanden, daß sicher bei der Feier eine Rolle gespielt hat (s. Gedicht Nr. 208, v. 1f.). Das Epigramm Nr. 207 muß also zwischen dem 20. und 29.11.1672 entstanden sein. Die letzte auf diesen Vorgang zu beziehende Tagebuchnotiz erfolgte zum 15.12.1672 (II.164; PBlO.B.2.1.7, 91(29)v): "Herr Ingel‰etter mir 2 doppelducaten gebra¡t." Auch Ingolstetter ist in den Orden aufgenommen worden, ohne schon zum Dichter gekrönt zu sein. Im Verzeichnis seiner Amtshandlungen als Comes Palatinus (PBlO.A.1, 29r-31r) ist Ingolstetters Poetenkrönung für den
Gedichte 207 und 208, 1672
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1.5.1674 verzeichnet (30v); s. zu Gedicht Nr. 224. Auch für ihn teilt Amarantes / Herdegen (S. 418) ein anderes Erklärungs-Epigramm mit als das von Birken verzeichnete: Die Blume, die vom Ring no¡ ihren Namen hat, Hei‰ die Gedanken hin zu denen Sternen s¡wingen. Jm Ring der Ewigkeit i‰ jene EngelStadt, J¡ ho[e diesen Ring im Glauben zu erringen. Ein Druck des Gedichtes Nr. 207, das Strophenform und Reimfolge mit den Epigrammen Nr. 218, 226, 251, 272 und 281 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. 1 EngelStadt] Etymologisierende Anspielung auf den Namen Ingolstetter, den Birken immer Ingelstetter schrieb. Wie sehr er von diesem vom Namen her entwickelten Motiv angetan war, zeigt sich besonders deutlich an dem Traum, von dem Birken 1669 Catharina Regina von Greiffenberg berichtet hatte (Texte 56 und 56a im Birken-Greiffenberg-Briefwechsel (WuK. Bd. 12), S. 123, 128). – 2 die Runde] 'die Rundung', 'die Kreisform'.
Text 208: Auf de‹en Namen# Tag. 204r-205r T1 CCVIII.] CXCIII – 6 himmel#] him el– – 7 2.] 2 (ebenso bei Str. 7) – 8 Gehirn] durch Streichung aus Gehiern – 9f. bilde, ~ Stirn,] Folge der Verse vertauscht; Rangierung durch vorgesetzte Zahlen: 2, 1 – 10 Wa#] durch Überschreibung aus bilde, s (kein Abstand zum folgenden Wort) – 10 Stirn,] Stirn. – 11 und] u. (ebenso 12, 15, 20, 32) – 13 Den] D aus Ansatz zu d überschrieben – 13 der] r aus n überschrieben – 22 die] e undeutlich aus r überschrieben – 25 Ru¡] Ruh – 31 kalt] t überschrieben – 32 Nam] N überschrieben – 33 Neige] Endungs-e überschrieben – 35 sonder] mit der-Kürzel – 40 Ver‰and] Ver‰a d – 41 Mann] Man Zusammengehörigkeit mit dem Gedicht Nr. 207 zeigt außer der rückbezüglichen Überschrift und dem Inhalt das Fehlen des sonst üblichen Abgrenzungsstriches zwischen den beiden Gedichten an. Dem Anlaß – Gratulation zum Namenstag, dem 30.11. – entspricht das von den Anfangsbuchstaben der Strophen gebildete Akrostichon. Das Gedicht ist am 25.11.1672 entstanden; s. die zum Gedicht Nr. 207 zitierte Tagebuchstelle. Daß Birken im Tagebuch den Umfang mit 35 Versen angibt, kann nur ein Versehen sein. Das Gedicht enthält zwei verschiedene Rede-Jetzt-Situationen: In Str. 1f. den Vorabend des Namenstages, an dem Ingolstetter im Rahmen einer kleinen Feier in den Blumenorden aufgenommen worden ist und an dem das Gedicht vorgelesen und überreicht worden sein dürfte, in Str. 6f. den Namenstag selbst. Birken ist bei Abfassung des Gedichts offenbar davon ausgegangen, daß man in den Namenstag 'hineinfeiert'; wie das Tagebuch belegt, endete das kleine Fest aber schon vor Mitternacht.
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Das Lied hat Strophenform und Reihenfolge gemeinsam mit den Gedichten Nr. 5, 30, 31 (erster Teil), 33, 86, 150 und 223. Ein Druck ist nicht bekannt. 1 Abend, Vorbot von dem Tage, | der benennet unsren Freund!] S. o. – 8 helle] 'Helligkeit'. – 16-18 den lädt unser Orden ein. ~ trette zu den Blumgeno‹en.] Birken hat Ingolstetters Namenstag als Anlaß für die Aufnahme in den Orden genutzt; s. zu Gedicht Nr. 207. – 20 Blumen-Stern und Sternen-blum!] Die Sternform der Ingolstetter zugewiesenen Ringelblume wird in Beziehung gebracht zur Sternen- und Himmelsbildlichkeit des Gedichteingangs. – 23 Granadillo] Das 1669 in der Nachrufekloge für Johann Michael Dilherr eingeführte neue Ordenszeichen. – 25-30 Ehren-Ru¡ und Ruhm-Gerü¡te ~ sein Gei‰flügelritt ma¡t na‹en.] Wie in Str. 4 ist die Ringelblume angeredet. – 30 Gei‰-flügelritt] Zum Musenquell (v. 28) und dem Musenberg Parnaß (v. 29) gehört der Pegasus, der die Quelle freischarrte. – 30 na‹en] 'fließen', 'Inspiration spenden'. – 31 Alte# Jahr! iezt kalt di¡ zeige:] Konzessiv: 'wie kalt du dich auch immer zeigen magst'. Anspielung auf die Jahreszeit, in welche Namenstag und Ordensaufnahme fallen. – 32 Caltha] Die Ringel- oder Goldblume; s. Zedler. Bd. 5 (1733), Sp. 313-315. – 33 deine Winter Neige] Das alte Jahr ist angeredet: 'deine winterliche Neige'. – 34 diesen Tag der iezund kam] Der Namenstag; s. o. – 36 spater Winter seiner Tage!] Nicht der im Rede-Jetzt gegenwärtige Winter ist angeredet, sondern das ferne, als Winter verbildlichte Ende der Lebenszeit Ingolstetters. – 37 Soll er forthin unser heisen] S. o. – 40-42 Sein Welt-kluger Staat#-Ver‰and ~ Also heiß er Poliander.] Anspielung auf Ingolstetters Amtstätigkeit als Marktvorsteher. Die Hervorhebungen in den Versen 40 und 41 zeigen, daß Birken Ingolstetters Ordensnamen etymologisierend aus πόλις und ἀνήρ ableitet.
Text 209: Jn Amynta# StammBu¡. die Pegni” redet. 205r/v T1 CCIX.] CXCIV – T2 StammBu¡] c nachträglich (von Birken?) eingefügt – T3 die Pegni” redet.] nachträglich von Birken in den Zeilenzwischenraum eingefügt – 1 angenehmer] h überschrieben – 2 Anmut*] Armut – 3 Gaben] ab überschrieben – 6 di¡] d überschrieben – 8 gespielet] erstes e oberhalb * nachgetragen; nach l ein Buchstabe gestrichen – 11 lobe] b nachträglich erhöht – 13 na¡] a undeutlich; c nachträglich eingefügt – 14 fremden] erstes e aus einem Buchstaben mit Oberlänge überschrieben – 14 Hirten] t überschrieben – 15 Geh] G überschrieben – 15 dann] dan (ebenso 29 Wann) – 16 ›h] i (aus e) überschrieben – 17 feu¡te] erstes e überschrieben – 22 wiederkommen] mit der -Kürzel – 22 wiederkommen] wiederkom en (ebenso 23 zugenommen – 24 frommen – 27 himmel) – 25 denk] durch Streichung aus denkt – 27 begleit'] ev. begleit (Apostroph nicht vom t-Querstrich abgesetzt) – 30 meine Freude!] überwiegend lateinische Schreibung – A1 * Amyntha–, amoenitas.] zwischen v. 6 und 7 Das Gedicht – Eintragung im Album eines Abreisenden wie Gedicht Nr. 173 – wurde anläßlich der Abreise Jacob Hieronymus Lochners nach Rostock (s. zu Gedicht Nr. 203) zur Fortsetzung seines
Gedichte 209 und 210, 1673
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Studiums geschrieben, und zwar am 22.3.1673. Zu diesem Datum hat Birken im Tagebuch notiert (II.191; PBlO.B.2.1.8, 102(9)r): "Jn Amynta# Stammbu¡ 30 Verse." Die Eintragung dürfte unmittelbar vor Lochners Abreise erfolgt sein. Den variierenden Refrain (nicht die Strophenform) hat das Lied mit dem Gedicht Nr. 80 gemeinsam. Ein Druck ist nicht bekannt. 2 den i¡ die Anmut* selber nenne] Etymologisierende Ausdeutung des Ordensnamens Amyntas, wie die Fußnote bestätigt. – 5 König#-Kerzen] Die Königskerze war die Lochner zugewiesene Blume; s. Gedicht Nr. 203. – 8 auf meinen Riet] 'auf einem Rohr, das an meinem Ufer gewachsen ist'. – 15 vermehr dein weiße# wi‹en] Lochner ging zur Fortsetzung seines Studiums nach Rostock; s. zu Gedicht Nr. 203. – 16 die wehrte Warna] Die Warnow. – 22 du s¡eide‰ iezt, auf wiederkommen.] Diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt: Lochner wurde 1675 Professor in Rostock, 1677 Pfarrer in Wismar, 1680 Prediger und Professor in Bremen und 1686 Generalsuperintendent des schwedischen Konsistoriums der Herzogtümer Bremen und Verden; s. Jürgensen, 2006, S. 416.
Text 210: Die XXXIII Blumgenoß Hirtin Jungfrau Elisabetha von Seni”. Cölinde. Blume: die Je–mine. Spru¡: Sprekende van de Jesv#-minne. (Redend von der Jesv#-Liebe). 205v T1 CCX.] CXCV – T2 XXXIII] überschrieben aus XXXIV – T3 Jungfrau] J. – T5 Blume:] Bl. – T5 Je–mine.] Je#mine – T6 Spru¡:] Spr. – T8 der] Kürzel – 4 ni¡t] n – 6 und] u. – 6 Gun‰.] Gun‰ Das Epigramm entstand anläßlich der Aufnahme der schlesischen Dichterin Elisabeth von Senitz (1629-1679; zu ihr s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 426-433; Czarnecka, 1997, S. 77-190, bes. S. 77f.; Czarnecka, 2004; Jürgensen, 2006, S. 439f.). Daß sie, wie Jürgensen angibt, verwitwet gewesen sei, trifft nicht zu: In den Briefen Georg Wendes und in allen Erwähnungen Birkens wird sie als Fräulein bezeichnet. Auch daß sie katholischer Konfession gewesen sei (ebd.), ist äußerst unwahrscheinlich. Einer Katholikin hätte Birken schwerlich den zweiten Teil seiner Pegne›# gewidmet. Die Verbindung hat Georg Wende (1658-1705) hergestellt, der 1670 als Der Pflanzende in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen worden war. Die entsprechende Tagebuchnotiz Birkens zum 28.11. 1672 lautet (II.161; PBlO.B.2.1.7, 90(28)v): "142 Literae von dem Pflanzenden." In diesem Schreiben (PBlO.C.382.1), das Wende am 3.7.1672 in Breslau ausgestellt und das Birken laut Beantwortungsvermerk erst am 28.11.1672 erreicht hatte, heißt es: J¡ erinnere mi¡ aber hirbey, da# Selbter ni¡t allein in der Fru¡tbringenden Gesells¡a[t, sondern au¡ in der Pegni”-S¡ä[erei ein vornehme# Glied, und in der neuen blumen-genoßens¡a[t der uhrheber sey, und also aller Orten dahin sehe, hirmit unsere Mutter-Spra¡e Jnn- und Au#-ländis¡en beßer, al# vorhin, gefalle. Wann dann bey Un# zwei Personen ›nd, wel¡e sauber deuts¡ abfaßen, und deßwegen viellei¡t ni¡t unwürdig, Jhnen zur belohnung, andern aber zu gutem Exempel, in die Pegni”-S¡ä[erei | aufgenommen zu wer-
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den, al# habe so wol der ho¡Edelgebohrnen Jungfrau Elisabeth von Seni”in etli¡e lieder (biß ein gan” bü¡lein Gei‰li¡e S¡äfer-lieder herna¡ folgen) wie au¡ herrn Magi‰er Caspar Nieblige# Geti¡te, so Er mir vor 112 jahren übergeben, beilegen, no¡ mehr aber vor Sie beide dehmütig‰ bitten wollen, mein ho¡geehrter herr geruhe umb berührter Ursa¡e willen entweder beiden zur Pegni”-S¡ä[erei, oder dem andern zur blumen-genoßens¡a[t beförderli¡ zu seyn. Hievor werden Sie zwar, wie Sie sollen, mit worten und S¡ri[ten ihre Dan¿nehmigkeit erweisen, ingeden¿, da# mit der Gesels¡a] beEhrung au¡ ihre Ehre befördert werde [...]. Auf diesen Vorschlag reagierte Birken am 11.4.1673 (II.197; PBlO.B.2.1.8, 103(10)v): "41 S¡reiben an den Pflanzenden, samt den Bändern für Celinde und Leucofron. Für die Bänder 1 Rei¡#taler 15 Kreuzer bezahlt." Mit diesem – sehr verspäteten – Antwortbrief muß das Epigramm Nr. 110 zusammen mit dem Gedicht Nr. 111 zur Weiterleitung Wende zugesandt worden sein. Bestimmt ist es in der ersten Aprilhälfte 1673 entstanden. Da Birkens Antwort auf Wendes ersten Brief so lange auf sich warten ließ, gab Wende ihn verloren und wiederholte seinen Aufnahmevorschlag in seinem zweiten Schreiben an Birken, das am 29.4.1673 in Breslau ausgestellt wurde (PBlO.C.382.2) und das Birken laut Empfangsvermerk auf dem Brief am 9.5.1673 erhielt. Im Tagebuch findet sich zu diesem Datum ein nachträglich angebrachter Vermerk der Briefnummer; bei den Eintragungen zum nächsten Tag steht dann (II.205; PBlO.B.2.1.8, 106(13)r): "Ge‰ern 67 Brief von Herrn Profe‹or Wende." Zu den hier interessierenden Dingen heißt es in Wendes Brief: Au¡ andere (wel¡e# dann die andere Ursa¡e zu s¡reiben i‰) verlangen sehnli¡, dur¡ meine wenige beförderung meine# großen Gönner# Ehre zu genießen. Eine vornehme, wolqvalificirte und Gottliebende von Adel, nahmen# Jungfrau Elisabeth von Seni”in, wie au¡ Magi‰er Caspar Nieblig, ein gelehrter, und in vielen Spra¡en wolerfahrner Prie‰er, verlangeten vorm jahre, in die ihnen von mir gerühmte blumgenoßens¡a[t eingenommen zu werden. weil dann der brief, darinnen i¡ vor Sie ansu¡ung gethan, ni¡t zu re¡t eingelau[en, vermeinte i¡, ihr begehren würde damit aufhören. E# fehlet aber so weit, da# diese# löbli¡e Verlangen bey Jhnen verrau¡et, daß e# vielmehr dur¡ den in der Seeligen Margari# Angeden¿en beygefügten beri¡t he[tiger angezündt worden. Wann Sie dann mi¡ ehrenfreundli¡ mehrmal# angelanget, Jhnen hierinnen zu gefallen zu leben, und, wa# einig Unglü¿ verdrü¿et, mit guter gelegenheit zu entde¿en, | i¡ au¡ gän”li¡ davor halte, daß die er‰ere wegen ihrer brennenden himmel#liebe und Tugendsamen wandel# verdiene eine blumen-rei¡e Aretine, der andere wegen seiner gei‰li¡en S¡äferei ein Mitgenoß de# blumen-bekrönten S¡äfer-Orden# zu werden, al# habe sogar Jhrem bitten ni¡t entfallen wollen, daß i¡ vielmehr dien‰li¡ und bewegli¡ flehe, obbenenneten beyden personen die verlangte hohe Ehre zu gönnen. E# i‰ wohl etwa# verwegentli¡ gehandelt, da# i¡ bald im Anfange unsere Freunds¡a[t mit willfahrung in vorgetragener bitte su¡e bekrä]iget zu haben, do¡ viellei¡t ni¡t unan‰ändig. Jhre Genoßens¡af] wird traun dur¡ sol¡e mitglieder so gezieret, al# dieser orten beliebter werden. Zu mehrer unterri¡t, und damit mein ho¡gelobter herr gesells¡a[ter ungefähr sehen kan, wa# ›e bißher gethan oder vielmehr thun können, und also von ihnen zu ho[en,
Gedicht 210, 1673
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lege i¡ von beyden etli¡e Geti¡te bey, absonderli¡ von der Gnädigen Edlen von Seni”in, wel¡e, daß Sie diese welt ni¡t# a¡te, mit angefügten eilfertigen Geti¡te gnugsam bezeuget; Und, dafern sol¡e de# S¡äferbändlein# solten theilha[tig werden, vergewißere i¡ meinen hohen Gönner, daß Sie ni¡t allein sothane angenehme Ehre mit Ehrendien‰li¡em dan¿, sondern au¡ mit an‰ändigem Wandel und S¡ri[ten allemal s¡uldig‰ abgelten werden. Der Brief hat sich mit Birkens später Antwort auf Wendes erstes Schreiben gekreuzt. Zu den von Wende erwähnten Beilagen muß das einzige Manuskript Elisabeth von Senitz' gehört haben, das sich in Birkens Archiv erhalten hat, das umfangreiche, auf 1673 datierte Gedicht S¡aupla” | Der Weltli¡en Eitelkeit | und La‰er | aufgezogen und beweinet | von | Einer (in Chri‰o) Verlibten Seelen. (PBlO.C.321.3; gedruckt bei Czarnecka, 1997, S. 85-92). Wahrscheinlich waren auch die Drucke PBlO.C.404.6.15-18 der Sendung beigelegt gewesen. Sie enthalten drei geistliche Lieder der Dichterin, unter anderem auch den wahrscheinlich ersten Druck ihres berühmten Kirchenliedes "O Du Liebe meiner Liebe". Von diesem Druck sind gleich zwei Exemplare vorhanden: PBlO.C.404.6.17+18. Er ist undatiert. Die anderen beiden Drucke sind auf 1671 und 1672 datiert. Da alle Lieder in derselben Druckerei gesetzt worden sind, darf man annehmen, daß auch der undatierte Druck Anfang der siebziger Jahre entstanden ist. Auf Birkens Aprilbrief reagiert das dritte Schreiben Wendes (PBlO.C.382.3), das am 18.5.1673 in Breslau ausgestellt wurde und am 26.5.1673 bei Birken eintraf, wie Birkens Empfangsvermerk auf dem Brief und eine Tagebuchnotiz zu diesem Datum festhalten (II.208; PBlO.B.2.1.8, 107(14)r): "73 Literae von Herrn Wende und Carmen Coelindae." Wende teilt über die beiden neuen Pegnitzschäfer mit: Und die ho¡Edle Jungfrau Celinde, neb‰ dem Wehrti‰en herrn Leucofrone rühmen meine# ho¡geehrten herrn gegen Sie erwiesene unverdiente Gewogenheit mit sol¡em Eifer, daß i¡ beden¿en trage, ihre Wortabfaßung zu entwer[en. E# verzeihe aber derselbilge großgun‰ig, daß i¡ so große Freunds¡a[t und Ehre vor dißmal mit so kur”en Zeilen erwiedre. So bald nemli¡ ein bote auf Nürnberg abgelau[en, habe i¡ vor rathsam befunden, Jhme eilfertige Na¡ri¡t von empfang seine# briefe# zu ertheilen [...]. Und deßwegen hat au¡ die Edle Celinde na¡ ehrenfreundli¡em empfehlen ni¡t mehr, al# di# wolgemeinte DankSonnett, beyfügen können. bey beßerer Muße aber werden Sie neb‰ mir verdienten hohen dan¿ s¡uldig‰ ertheilen, und mit eigenen brief- und Geti¡ten, wie höfligkeit erfordert, so meinem ho¡geehrten herrn al# der gan”en blumengenoßens¡a[t, ›¡ Ehrendien‰li¡ empfehlen. Das von Wende als Briefbeilage erwähnte, in der Tagebuchnotiz Birkens als "Carmen Coelindae" bestätigte Sonett ist bei Amarantes / Herdegen, 1744, S. 427f., gedruckt, aus Birkens Archiv aber (seither?) verschwunden: J¡ danke für die Gun‰ dem Sohn der Pierinnen, Der seiner Freundin hat da# weiße Hirten-Band Der Blum-Geno‹ens¡a[t gelegt um ihre Hand, Ein Band, da# Sinn und Gei‰ wei‰ na¡ de# Himmel#-Zinnen,
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Wo meine# Floridan# un‰erbli¡e# Beginnen, Jn dem Saphirnen Grund den Sternen ‰eht verwandt, Hat meiner Liebe Trieb erarnt den Hirten-Stand, J¡ wiedme dem Jesmin nun ferner Hand und Sinnen, Celinden# Seelen-Lu‰ soll blo# darinn be‰ehn, Daß Sie na¡ Hirten-Art wird in die Felder gehn, | Und ›¡ um JEsu Lieb in ihrer Tri] betragen, Da soll ihr ni¡t# so lieb al# Seine Liebe seyn, Und wer Celinden liebt, der mag ihr nur allein, Wovon ›e gerne spri¡t, von JEsu Liebe sagen. Seiner Antwort vom 25.9.1673, von der wir nur durch den Beantwortungsvermerk auf dem Brief PBlO. C.382.3 und eine Tagebuchnotiz wissen (II.239f.; PBlO.B.2.1.8, 115(22)r: "92.93.94 S¡reiben an Herrn Neumark und Herrn Heidenrei¡ samt 2 Pegne›#, an Herrn Profe‹or Wende samt 3 Pegne›# pro ipso, Celinden (cum Carmine) und Leucofron."), hat Birken ein Gedicht für Elisabeth von Senitz beigefügt, das er, wie eine Tagebuchnotiz zum 24.9.1673 angibt, am Vortag geschrieben hatte (II.239; ebd.): "An Celinden EhrenLied von 56 Versen." Dabei dürfte es sich um das Gedicht Nr. 220 handeln (s. d.). Wende reagierte am 23.11.1673 (PBlO.C.382.4). Diesem Schreiben war, wie aus Birkens Empfangsnotiz im Tagebuch zum 25.11.1673 (II.253; PBlO.B.2.1.8, 119(26)r: "141.142.143 Literae vom Pflanzenden, Celinden und dem Pegni”S¡äfer Leucofron.") hervorgeht, je ein Brief der beiden neuen Mitschäfer beigefügt. Das von Nieblig an Birken gerichtete Schreiben ist in dessen Archiv vorhanden (PBlO.C.243.1), das von Celinde nicht. Herdegen hat es noch vorgelegen, wie aus dem Eingang seines Elisabeth von Senitz gewidmeten Artikels hervorgeht. Das gilt auch für die ebenfalls verschwundene handschriftliche Folge geistlicher Gedichte, die Wende mit seinem Brief vom 11.5.1674 (PBlO.C.382.7) Birken als vorläufigen Dank der Autorin zusandte und als "die Erqui¿ung au# dem Heilbrunn der Wunden Chri‰i" bezeichnet, sicher in Anlehnung an den Werktitel. Herdegen (S. 428-432) charakterisiert die Sammlung als aus einem Eingangssonett und zwölf Liedern bestehend, teilt das Sonett und das zehnte Lied vollständig, das achte, neunte und zwölfte auszugsweise mit und nennt die Überschriften aller Lieder mit Ausnahme des elften. Der Liederzyklus ist 1676 in Magdeburg gedruckt worden; Czarnecka, 1997, druckt ihn S. 93-115 ab. Mit Datum vom 25.9.1679 hat Birken den zweiten Teil der Pegne›# Elisabeth von Senitz gewidmet. Daß die Widmungsempfängerin da schon gut ein halbes Jahr tot war, erfuhr er am 31.7.1680 durch Georg Wendes Brief vom 6.7.1680 (PBlO.C.382.10), der auch das Sterbedatum nennt, den 12.2.1679, und auch von Niebligs Tod im Jahr 1679 berichtet. Wendes Brief war ein Schreiben des Bruders der Verstorbenen beigefügt (PBlO.C.321.1), der ebenfalls die Todesnachricht übermittelt. Außer dem Widmungsgedicht ("DJe dem Himmel gibet Ehr") ist auch das Epigramm Nr. 210 im zweiten Teil der Pegne›# ([)(1]r) gedruckt worden (s. Stauffer, 2007, S. 1041). Von Unterschieden
Gedichte 210 und 211, 1673
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der Orthographie und Interpunktion abgesehen, weicht die Druckfassung vom Manuskript an folgenden Stellen ab: T1-4] Die | Theure | Blumgenoß-Nymfe | Celinde | E. v. S. – T5f.] Die Blume Je#mine. Spru¡: * – T8 ] Erklärung. – . Der Asterisk in Zeile T6 des Druckes ist falsch plaziert; er müßte hinter dem Wort "Je#mine" stehen, denn die unter v. 4 im Druck angebrachte Fußnote "*Jesu#-Liebe." ist eine etymologisierende Ausdeutung des Blumennamens. Herdegen, S. 426, gibt das Erläuterungsgedicht ohne Eingriffe in Birkens Wortlaut wieder. T7 Sprekende van de Jesv#-minne.] Warum Birken den Elisabeth von Senitz zugewiesenen Spruch in niederdeutscher Mundart formuliert hat, ist nicht zu ermitteln. – 4f. daß i¡ ni¡t verge‹e | der Edel‰en Blume der wur”el von Je‹e.] Anspielung auf Röm 15.12; Jes 11.1-10.
Text 211: Der XXXIV Blumgenoß S¡äfer Leucofron. Herr Magi‰er Caspar Nieblig Chur Brandenburgis¡er Pa‰or zu Großburg. Blume: Die weiße rohtgeringelte Nelke. Spru¡: weiß Gewas¡en im Blut de# Lamme#. 206r T1 CCXI.] CXCVI – T2 XXXIV] I nachträglich eingefügt – T4 Herr Magi‰er] H. M. – T4f. Brandenburgis¡er] Bran-|denb. – T5 Großburg.] danach ein Wortanfang gestrichen – T6 Blume:] Bl. – T7 Nelke] durch Streichung aus Nel¿e – T8 Spru¡:] Spr. – T9 Gewas¡en] durch Ergänzung und Streichung aus Gewa¡sen – T9 Lamme#] Lam e# (ebenso 2) – 3 der] Kürzel – 3 Seiden] id überschrieben – 4 wil mi¡] kein Wortabstand; l überschrieben Das Epigramm entstand anläßlich der Aufnahme Caspar Niebligs (1637-1679; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 433-436; Kühlmann, 1980; Jürgensen, 2006, S. 437f.), der damals Pastor im kurbrandenburgischen Großburg war, in den Pegnesischen Blumenorden. Wie Birkens Kontakt zu Elisabeth von Senitz war auch derjenige zu Nieblig durch Georg Wende hergestellt worden. Dazu sowie zu Entstehungszeit und Zustellung des Gedichtes s. zu Gedicht Nr. 210. Der einzige in Birkens Archiv erhaltene Brief Niebligs (PBlO.C.243.1), ein undatiertes Schreiben, das Birken als Beischluß eines Briefes von Wende am 25.11.1673 erhalten hat (s. zu Gedicht Nr. 210), ist ein Dankschreiben für die Aufnahme: Wolädler Groß-a¡tbahrer, Ho¡ und wolgelährter Herr, Mein Jnsondere# Geehrte‰er Gönner, und hoher Freund, bey freundli¡‰em Gruß und treuherzigem Wuns¡ alle# selb‰beliebigen wolwesen#, wüns¡en gegenwertige gerings¡äzzige Zeilen Selbigen bey Zufriedenheit und leidli¡em Zu‰ande anzutre[en, und einiger freundli¡er überlesung gewürdiget zu werden. habe anfang#, so danknehmig, al# unverdient zu rühmen, die jenige hohe gewogenheit, vermittel‰ derer mein ho¡geehrter herr beliebet, denen preißwürdigen Pegni”-S¡äfern oder Blumen-genoßen, dur¡ unterhandlung Herren Magi‰er Wende# au¡ meine wenigkeit beyzuzehlen;
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wüns¡e von ganzem Herzen, der löbli¡en Genoßens¡a] an‰ändig zu sein, und dehm, zu meiner unbekanten person gefaßtem vertrauen einige genüge zu lei‰en. Mit hohem dank muß i¡ allemahl bekennen, daß die, mir ho¡freundli¡‰ ertheilte, weiße und roth-geringelte Nel¿e, mit dem so Chri‰-trö‰li¡en spru¡e: weiß gewas¡en im blut de# Lamme#, al# au¡ absonderli¡ der nahme: Leucofron, mi¡ innig‰ vergnüge, so, daß i¡ zu ‰etigem denkmahl meiner pfli¡t mir eine derglei¡en, wiewol au# einem herzen herfürblühende nelke mit dem lateinis¡en halb-verse: lotus agni sangvine puro werde, al# ein Sinnbild, mahlen laßen. Mit diesen wenigen Zeilen habe i¡ bißher verzogen, der hofnung, i¡ würde jrgend wegen der, bey einnahme eine# Mitgenoßen# vermuthli¡-gefälliger unko‰en, bena¡ri¡tiget werden, umb sol¡e glei¡ mit zusenden. E# hat aber weder de# Herrn Pflanzenden na¡ri¡t, no¡ au¡ der edelen Celinden beyspiel mi¡ von etwa# belehren können; da do¡ bekant, daß derglei¡en unko‰en in der deuts¡ge›nten Genoßens¡a], al# au¡ im S¡wanenorden, ja selb‰ in der fru¡tbringenden gesells¡a] übli¡. Muß also dißmahl mehr ni¡t, al# diß s¡le¡te blatt übersenden, und zuglei¡ ersu¡en umb einige na¡ri¡t, mit ver›¡erung, daß meine wenigkeit zu allem, wa# jrgend hierbey abzu‰atten von nöthen, je eher je lieber ›¡ s¡uldig‰ beqvemet. Und solte etwa# mehr anzumuthen, mir vor diß er‰emahl erlaubet werden, wüns¡te i¡ glei¡fal# derer sämbtli¡en bluhmen-genoßen ihre nahmen zu weißen, | ia diese# s¡äfer-Orden# verhaltniß und gesezze, umb mi¡ darna¡ zuri¡ten, und mit der Zeit eine# oder de# andern kunds¡a] zusu¡en. Verspre¡e son‰en, imfall mir der hö¡‰e, bey so vielen meinen mühwaltungen nur wenige übrige Zeit gönnen solte, der sämbtli¡en genoßens¡a], oder zum wenig‰en dero fürtrefli¡em Haupte, dur¡ einige wiewol einfältige anda¡t#-bluhmen meine unbekants¡a] auf# mögli¡‰e au#zulösen, und also mit dem, bereit übersandtem orden#-Bande mi¡ gegen Jhnen und Jhrer verlangbahren Geneigenheit zu allen annehmli¡en dien‰en mi¡ würkli¡ zu verbinden. Hierbey empfehle Meinen ho¡geehrten herrn i¡ Göttli¡er Gnaden-waltung wüns¡e von herzen leben#lang zu bleiben De# fürtrefli¡en Floridan# Meine# ho¡s¡ä”bahren gönner# und geneigten freunde# Treuverbundener Leucofron Magi‰er Caspar Nieblig Pfarr zu Großburg. Die augen füll't unß zwar der bluhmen Zierd' und pra¡t, do¡ so, daß Seel' und herz muß mehrmal# leer verbleiben: hingegen, wer ›¡ denkt zu anda¡t anzutreiben, der seh die Granadill' und waß ›e eindenk ma¡t. Mi¡ deu¡t, i¡ sehe hier, wie die Natur geda¡t, dur¡ einen wunder-trieb zur vors¡ri] fürzus¡reiben, dur¡ waß wir ‰erbli¡e zur ewigkeit bekleiben, Und eine leu¡te sehn bey tunkler sünden-na¡t.
Gedichte 211 und 212, 1673
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Dur¡ marter, noth und todt läß't wahrer freuden fülle Mein Jesu# blühen auf. Drumb ma¡‰u, Granadille | daß meine Nelke ›¡ na¡ deinem wa¡#thum neiget, wodur¡ i¡ Zeit und leid mir wohl verkürzen kan; J¡ bleibe s¡uldig‰ dir von Herzen beygethan, weil ›¡ ein ewig li¡t in deinem s¡atten zeiget. Mein herz i‰ nu ni¡t s¡warz von fin‰rem sünden-s¡atten, e# wäs¡t mi¡ seelig-rein da# unbeflekte Lamm, e# sprengt sein blut auf mi¡ von seine# Creuze# ‰amm, diß blut i‰ meine blüth'. Jezt kan mi¡ ni¡t# abmatten zumahl ›¡ li¡t und tro‰ in mir zusammen gatten. So bin i¡ weiß und roth al# wie mein bräutigam, und meine Nelke färbt de# hö¡‰en liebe#-flamm, die, wenn mein leib s¡on welk't, der Seele kommt zu‰atten. Wohl mir, imfall mein herz, wie meine Nelke thut! denn, da mi¡ einmahl wus¡ de# reinen Lamme# blut, da eben ward mein herz und meine Seele rein. Nun sol zum kleide mir au¡ deßen uns¡uld dienen, damit muß meine Nelk' in holder blüthe grünen; ja allso kan i¡ weiß, gesprengt, und seelig sein. Mit leichten Veränderungen druckt Herdegen, S. 343f., beide Sonette ab; auch das ErläuterungsEpigramm ist mit einigen Veränderungen des Wortlauts dort gedruckt (S. 433). Das Epigramm hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den Epigrammen Nr. 220, 231, 244, 258, 260 und 262 sowie mit den längeren Gedichten Nr. 3, 78, 89 und 116 gemeinsam. Ein zeitgenössischer Druck ist nicht bekannt.
Text 212: Jn da# Bü¡lein Pegne›#. 206r T1 CCXII.] CXCVII – T2 Bü¡lein] Bü¡l. – T2 Pegne›#.] Punkt aus Komma überschrieben; danach zwei Wörter gestrichen – 8 Sie] S aus s überschrieben – 9 dann] dan Birken hat die mit dem Verleger vereinbarten 100 Exemplare der Pegne›# am 30.7.1673 erhalten (II. 224; PBlO.B.2.1.8, 111(18)v): "Fel#e¿er mir die 100 Exemplare Pegnes〈eo#〉 ges¡i¿t." Am Tag darauf hat Birken für das Binden von 18 Exemplaren 2 Gulden und 42 Kreuzer bezahlt (II.225; ebd.). Am selben Tag hat er mit der Verteilung und der Versendung des Werkes begonnen; entsprechende Notizen fin-
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Apparate und Kommentare
den sich im Tagebuch zu den folgenden Tagen. In den ersten Augusttagen wird das Gedicht Nr. 212 entstanden sein. In wessen Exemplar Birken es eingetragen hat, ist kaum zu ermitteln. Es spricht einiges dafür, daß es für die Stadens (zu ihnen s. zu Gedicht 182) bestimmt war. Wenn Birkens Schreiber v. 4f. korrekt übertragen hat, lebte das Adressatenpaar in der Nähe des Oberlaufs der Pegnitz. Birkens ehemalige Nachbarn waren Mitte 1669 nach Veilhof gezogen. Der damals noch nicht eingemeindete Weiler lag etwas außerhalb Nürnbergs an der Pegnitz. Zum 2.8.1673 hat Birken im Tagebuch notiert (II.226; PBlO.B.2.1.8, 112(19)r): "Herrn Staden in# Bü¡lein ges¡rieben." Birken hat das für die Stadens bestimmte Exemplar am 1.8.1673 persönlich überbracht (II.225; PBlO.B.2.1.8, 111(18)v: "Herrn Rieter et matri 2, und Herrn Staden 1 gebunden# gebra¡t." Die Strecke nach Veilhof war bequem zu bewältigen. Wenn Birkens Tagebucheintragungen korrekt sind, muß Staden ihm das Buch mit der Bitte um eine handschriftliche Zueignung zurückgegeben haben. Ein Druck des Gedichtes ist nicht bekannt. 3-5 wo dur¡ hold-begrünte Auen | s¡länglend deine Flut zu s¡auen, | na¡ der Nori# reiset dort.] Die Kommasetzung irritiert; nach heutigem Verständnis müßte das Komma nach "s¡auen" wegfallen und die mit "zu" erweiterte Infinitiv-Konstruktion nach "Flut" und "Nori#" durch Kommata abgetrennt werden. "dort" in v. 5 ist vermutlich ein Schreibversehen: "fort" wäre sinnvoller. Diese Verse lassen vermuten, daß der Zielort des Buches in Sichtweite von Nürnberg gelegen war; auch das deutet auf Veilhof. – 611 ihrer Ruh] Diese Formulierung legt nahe – sollte das Gedicht denn für die Stadens bestimmt gewesen sein –, daß der Umzug des Ehepaars Staden erfolgt war, weil sich Johann Staden von seiner Tätigkeit als Kaufmann zur Ruhe gesetzt hatte.
Text 213: Zur Macarie der Dorili#. 206v T1 CCXIII.] CXCVIII – 1 Bring] danach Komma gestrichen; ebenso nach 5 findt – 1 au¡] a. (ebenso 4) – 2 die (1. Position)] i unausgeführt; Punkt über der Verbindung zwischen d und e (ebenso 4 (3x), 5) – 2 die (2. Position)] i nachträglich verdeutlicht – 3 Pari#] a überschrieben – 5 beysammen] beysam en Der zweite Teil des Stockflethschen Werkes (Die | Kun‰- und Tugend-gezierte | Macarie/ | Oder | Hi‰oris¡er | Kun‰- und Tugend-|Wandel/ | Der Zweyte Theil/ | benamet | Der Bekehrte S¡äfer. | Jn einer anmutigen Liebe#-Ge-|s¡i¡t vorge‰ellet | Dur¡ | Die gekrönte Blumgenoß-|S¡äferin | DORJLJS. | Nürnberg/ | Gedru¿t und verlegt von Johann Philipp | Miltenberger/ Jm Jahr 1673.; s. Garber, 1974, S. 345; Stauffer, 2007, S. 845-847) muß Ende August 1673 erschienen sein. Zum 30.8.1673 ist in Birkens Tagebuch zum ersten Mal von dem fertigen Werk die Rede (II.232; PBlO.B.2.1.8, 113(20)v): "79. 80. 81. 82. 83. 84. 85. S¡reiben an Meleager, Cleander, Hyla#, Mornille, Damon, Thyr›# und Jngel‰etter. diesem da# Briefpacquet recommendirt. die Macarie gesendet." Unklar bleibt hier, ob nur Ingolstetter oder alle Genannten das Werk erhielten; da aber in den brieflichen Reaktionen der norddeutschen Blumengenossen auf Birkens
Gedichte 213 und 214, 1673
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Sendung nur für die Pegne›# gedankt wird, ist es wahrscheinlicher, daß nur Ingolstetter ein Exemplar der Macarie erhalten hat. Zum 1.9.1673 hat Birken notiert (II.233; PBlO.B.2.1.8, 114(21)r): "Vorge‰ern Poliandern, heut Polyanthen, die Macarie." Zum 6.9.1673 ist eingetragen (II.235; PBlO.B.2.1.8, ebd.): "88 Literae ad [...] Rubingerum samt [...] der Macarie." Am 19.9.1673 hat Birken ein Exemplar des Werkes für Michael Kongehl auf den Weg gebracht (II.238; PBlO.B.2.1.8, 115(22)r): "91 S¡reiben ad Prutenium samt Macarie." Am 13.10.1673 teilt Heinrich Arnold Stockfleth Birken mit, die Macarie sei der Markgräfin präsentiert worden (P.Bl.O.LXI.c, 24.34). Und am 15.10.1673 hat Birken den Rest der mit dem Verleger vereinbarten 25 Exemplare erhalten (II.244; PBlO.B.2.1.8, 116(23)v): "Mildenberger mir der Macarie 25 Exemplare complirt." Zu Birkens langdauernder Redaktionstätigkeit für dieses Werk s. Stauffer, 2007, S. 845-847. Die beiden Epigramme Nr. 213 und Nr. 214, deren Zusammengehörigkeit durch das Fehlen des sonst üblichen waagrechten Abgrenzungsstriches zwischen ihnen markiert ist, dürften in der ersten Augusthälfte 1673 entstanden sein, denn beide sind wie das Lied Nr. 178 im Ehrengedichte-Vorspann des zweiten Teils der Macarie gedruckt worden: [):(x]r und [):(x]v; beide sind dort allerdings anderen Autoren zugeschrieben. Im Fall des Gedichtes Nr. 213 ist das Andreas Ingolstetter. "Der in Macarien abgebildeten Dorili# | zu ehren | s¡riebe e# | Poliander." steht darunter. Sonst weicht der Druck, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, an folgenden Stellen vom Manuskript ab: T1f.] fehlt – 1 Bring] Bringt – Das Epigramm hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit dem Epigramm Nr. 9 und der Strophe des Gedichtes Nr. 137 gemeinsam. 3-5 Wan Doru# Pari# wär, ~ in ihr die drei Göttinnen.] Vertrautheit mit der Verfasserschaft Heinrich Arnold Stockfleths für den ersten Teil der Macarie wird beim Leser ebenso vorausgesetzt wie Kenntnis der familiären Bewandtnisse. Die drei Göttinnen, deren Qualitäten Dorilis in sich vereinigt: Hera, Athene und Aphrodite.
Text 214: "So thut hier Dorili#, wa# dort Mornille thut". 206v T1 CCXIV.] CXCIX (offenbar nachträglich links neben das Abgrenzungszeichen # gesetzt) – 1 wa#] Kürzel – 1 Mornille] e überschrieben; ebenso bei 4 fein – 2 di¡terinnen] di¡ter innen – 4 Parna‹innen] Parna‹in en Zu Entstehung und Druck dieses Epigramms s. zu Gedicht Nr. 213. Es war ursprünglich vom voraufgehenden nur durch das Zeichen # abgegrenzt. Im Druck ist es Michael Kongehl (1646-1710) zugeschrieben: unter dem Schlußvers steht: "Zu Dien‰-Ehr-Andenken | thäte e# hinzu | Prutenio." Zu Kongehl s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 338-444; Jürgensen, 2006, S. 440-446; Keller, 2004. Außer Unterschieden in Orthographie und Interpunktion gibt es keine Abweichungen des Drucks vom Manuskript.
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Apparate und Kommentare
Das Epigramm hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge gemeinsam mit den Epigrammen Nr. 198, 225, 243, 263, 269, 270, 271, 273 und 274. 1 wa# dort Mornille thut] Zu Mornille / Gertraud Möller s. zu den Gedichten Nr. 197 und Nr. 198. – 3 Da# Laub i‰ hier zu s¡le¡t] 'Der Lorbeer ist in diesem Fall zu gering.'
Text 215: Der XXXV Blumgenoß. Filander. Herr Quirinu# Mos¡eros¡. Spru¡: Ein Zei¡en de# Gnad Zeugen#. 206v T1 CCXV.] CXCIX – T2 XXXV] durch Streichung aus XXXVI – T3 Filander.] Filander – T4 Herr] H. – T4 Quirinu#] mit -us-Kürzel – T4 Mos¡eros¡.] Mos¡eros¡ – T5 Spru¡:] Spr. – 1 der] Kürzel – 1 himmel] him el – 2 wolkenBogen] ev. wolken Bogen – 3 Wann] Wan Das Epigramm bekundet die Aufnahme des Pfarrers von Bodersweier bei Kehl, Quirin Moscherosch (1623-1675; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 437f.; Jürgensen, 2006, S. 433-436; Fluck, 1975; Schäfer, 2005; Fluck / Schäfer, 2007), des jüngeren Bruders von Johann Michael Moscherosch (1601-1669), in den Pegnesischen Blumenorden. Es eröffnet eine Folge von Gedichten (Nr. 215-219), die durch das Fehlen der sonst üblichen quer über die Seitenbreite geführten Abgrenzungsstriche als zusammengehörig markiert sind, demselben Adressaten gelten, von Nr. 216 an dieselbe Zweckbestimmung haben und – s. u. – auch gemeinsam in der Reihenfolge des Manuskripts gedruckt worden sind. Allein das Gedicht Nr. 215 spielt in der Gruppe eine Sonderrolle. Moscherosch hatte mit seinem Brief vom 19.9.1672 (PBlO.C.225.1), den Birken laut Tagebuch am 29.10.1672 erhielt (II.154; PBlO. B.2.1.7, 88(26)v: "134 Literae von Herrn Quirin Mos¡eros¡."), den Kontakt eröffnet. Auf der Beilage zu diesem Brief (PBlO.C.404.5.9), einem auf Birkenrinde geschriebenen lateinischen Gedicht, hat Birken den Empfangsmonat vermerkt: "praesentatum Anno 1672. Mense Octobri." Am 22.11.1672 hat Birken Moscherosch ein Exemplar der Nachrufschrift auf seine Ehefrau zugesandt (II.159; PBlO.B.2.1.7, 89(27)v): "Herrn Mos¡eros¡ 1 Sterbbereits¡a]." Am 4.6.1673 – dieses Datum liefert sein Tagebuch (II.210; PBlO.B.2.1.8, 107(14)v: "56 S¡reiben an Herrn Quirin Mos¡eros¡."), und Moscherosch nennt es zu Beginn seines Briefes vom 16.6.1673 (PBlO.C.225.2 und Teile von PBlO.C.225.4), den Birken laut Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz am 26.6.1673 erhalten hat (II.215; PBlO.B.2.1.8, 109(16)r: "84 Literae von Philander.") – muß Birken Moscherosch die Mitgliedschaft im Pegnesischen Blumenorden angetragen haben. Ob eine entsprechende Bitte Moscheroschs vorangegangen war, läßt sich nicht feststellen; denn für den 16.12.1672 (II.164; PBlO.B.2.1.7, 91(29)v: "154 Literae von Filandern.") und für den 1.4.1673 (II.194; PBlO.B.2.1.8, 103(10)r: "47 Literae von Herrn Quirin Mos¡eros¡.") ist der Empfang von Briefen Moscheroschs verzeichnet, die in Birkens Archiv nicht mehr vorhanden sind.
Gedicht 215, 1673
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Immerhin verwendet Birken schon Ende 1672 den später Moscherosch zugeteilten Ordensnamen. Am 16.6.1673 schreibt Moscherosch (PBlO.C.225.2): Jm übrigen, daß Meinem Ho¡geEhrten Herrn Palatin, al# der Löbli¡en Pegne›s¡en Blumgeno#s¡a] erkießtem wolverdientem Oberhaubte belieben wollen, meine wenige Person, in die Zahl sothaner Löbli¡er Blumgeno‹en, al# ein Mitglied, großgün‰ig einzunehmen, und zwar mit den S¡äfer-Name Filander (meine# Herrn Bruder# seeligen Gedä¡tni# wieder zu erneueren) und der Blume, die blaue Jri#, son‰ Himmel#Lilie genant, sage i¡ dafür au# teuts¡em Herzen, gro‹en Dank! und, wie i¡ sol¡e großgün‰ige Einnahme und so ho¡berühmte Geno#s¡a] für eine besondere, unverdiente Ehre a¡te und erkenne: | Also werde i¡ mir selbe au¡ eine Aufmunterung zu weiteren Fleiß und Tugendlau[ seyn la‹en. Ja, alle# wa# i¡ kün]ig no¡ werde s¡reiben und di¡ten, zu Gotte# Ehr, und zur TugendLehr also s¡li¡ten und ri¡ten, daß wolerwehnter Löbli¡er Blumen-Orden meiner keine S¡ande, sonder vielmehr Ruhm und Ehr haben möge; al# viel Gott, mit seinen guten Gei‰, in mir s¡wa¡en wird mä¡tig seyn. Wa# son‰en meine S¡uldigkeit, bey sothaner großgün‰iger Einnahm, weiter# seyn mö¡te, erwahrte i¡, bey der Einnahme selb‰, weiteren großgün‰igen Beri¡t. Sonderli¡ wa# da# Silberne Kleinod an den Orden#bande belangt, wolle Euer Excellenz sol¡e# nur zu Nürnberg bey Jhrem Golds¡midt fertigen la‹en, der derglei¡en s¡on mehr wird gema¡t haben, und also am be‰en darmit umzugehen weiß. Den wehrt dafür werde i¡, auf er‰e Meldung de‹elben, mit gro‹en dan¿, dur¡ meinen Sohn, oder Herrn S¡wager Hübnern, erlegen. Wundere mi¡ aber hiebey ni¡t unbillig, wie Euer Excellenz eben an die blaue Jri# kommen seye? Zwar, wie Selbige selber s¡reibet: weil j¡ in meinem Paradießgärtlein den Himmel an›nge. etc. Aber j¡ finde no¡ ein ander Geheimni# darinnen verborgen. Wann i¡, 1.) da# Adiectivum irinus, von blauen Lilien gema¡t, ans¡aue, und da# Qu darvor seze, so habe j¡ meinen TaufNamen Quirinus. Wann i¡, 2.) bey meine# 4-jährigen und nunmehr in Gott ruhenden Söhnlein# Quirini Grab vorrüber gehe, so sehe i¡ sein Grab über und über, neben no¡ einen rothen Rosen‰o¿, von sol¡en blauen Himmel#Lilien beblumet. Wa# für nüzli¡ und ergözli¡e Anda¡ten und gute | Gedan¿en hierbey könten gema¡t werden, wollen dißmal# meine ordentli¡e Ambt#ges¡ä]e ni¡t zu la‹en, zueröfnen. Unter anderen blum-beys¡ri]en, so meinen Musaeo ring# herum ges¡rieben ‰ehen, findet ›¡, ob meinen S¡reibtis¡e, de# Löbli¡en Blumen-Orden#, wolau#gesonnene# Sinnbild, die Pa‹ion#blum, mit der beys¡rif]: Frommer Chri‰en Hö¡‰er Ruhm. Und halte au¡ j¡, mit den gro‹en HeidenLehrer, au¡ ni¡t dafür, daß j¡ etwa# wü‰e, ohn allein Jesum Chri‰um den gekreuzigten. Falls die Gedichte in diesem Teil der Sammlung chronologisch gereiht sind, kann das Epigramm Nr. 215 nicht mit dem Brief Birkens, auf den Moscherosch hier antwortet, versandt worden sein. In Moscheroschs Antwort ist zum ersten Mal in Birkens Korrespondenz von dem Ordensmedaillon die Rede, das auf seinen beiden Seiten je eines der Ordensembleme zeigt (s. Bircher, 1992, S. 16, 76); Birken muß es angekündigt haben. Eingeführt hatte er es 1670 in der Nachrufekloge für seine verstorbene Ehefrau (S. 273-275):
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146 Solte e# ni¡t s¡i¿li¡ seyn/ (fuhre Meliböu# fort zu fragen/) wann unsrem Orden#Band/ wie in andern Gesells¡a]en gewönli¡/ ein Kleinod zugefüget würde? Sol¡e# kan gar wol seyn/ (erwiderte Floridan/) i‰ au¡ allbereit ges¡ehen. Diese# sagend/ zoge er da# Kleinod hervor: auf de‹en Oberflä¡e/ die Pa‹ion#Blum/ mit der Ubers¡ri]/ Die Blumgeno#s¡a]/ und obbesagter Unters¡ri]/ Alle# zur Ehre de# Himmel#; auf der Unterflä¡e aber/ ob-benennte Siebenrohr-Pfeife/ mit selbiger Obs¡ri]/ einges¡melzet/ ring#-üm aber ein glei¡fall#-ges¡melzter mit Blumen unterbundener Lorbeer-|kranz/ zu sehen ware. Diese# Kleinod (sagte er ferner) habe i¡/ zum fürbilde/ färtigen la‹en: und kan derglei¡en/ jeder Blumgenoß/ mitten auf da# Orden#band hä]en/ und beyde# vornen am linken Arm tragen. E# i‰ von Silber/ wie i¡ am Rand sehe: (sagte Fontano/) und warüm hat e# ni¡t von Golde seyn mü‹en? Da# Gold/ (gabe Floridan zur antwort/) überla‹en wir den höheren Orden. Wir/ ›nd S¡äfere/ und ma¡en Beru[ von Demut und Genügli¡keit. Hohfart/ muß man bey un# ni¡t su¡en oder finden/ au¡ ni¡t zu un# bringen. E# i‰ au¡/ unsere Pa‹ion Blum/ ein Sinnbild der Demut und de# demütigen Allerhö¡‰en: wel¡er/ au# der Ang‰grube/ darein die Hohfart unserer Erz-Mutter un# ge‰ürzet/ un# hervor und empor zu ziehen/ ›¡ vom Himmel herab allertief‰ genidrigt. Er hat un# die Fu#‰apfen seiner Demut hinterla‹en/ und un# damit den Weg gezeiget/ der au# der Nidere und über Dornen gen Him-|mel führet: auf diesem mü‹en wir ihme na¡wandeln/ damit wir zu ihme ni¡t fehlwandern. Daß Moscherosch den Ordensnamen Philander erhielt, war natürlich eine Hommage an den berühmten Bruder; s. zu Gedicht Nr. 219. Die etymologisierende Ausdeutung des Namens der Moscherosch zugeteilten Blume könnte durchaus auch der Hintergrund für Birkens Wahl dieser Blume gewesen sein. In seinem Brief vom 14.7.1673 (PBlO.C.225.5) – Birken erhielt ihn laut Eingangsvermerk und Tagebuchnotiz (II.223; PBlO.B.2.1.8, 111(18)r: "91. 92 S¡reiben von Philander und Macari‰o.") am 25.7. 1673 und beantwortete ihn zusammen mit dem vom 16.6. am 30.7.1673 (II.224; PBlO.B.2.1.8, 111 (18)v: "67 S¡reiben an Herrn Mos¡eros¡.") – kam Moscherosch auf sein Anliegen zurück: Die fertigung de# Löbli¡en Gesells¡a]#bande#, samt den kleinod, ‰ehet zu Meine# Ho¡geehrten Herrn Palatin#, al# Löbli¡en Blumenorden# wolErkie‰en Oberhaubte#, guter Bequemli¡keit. E# komme, wann e# wolle, wird e# willkomm seyn! Hauptgegenstand des Briefes ist Moscheroschs Blumen-Paradiß (s. u.), ein Werk, das unter Birkens Aufsicht in Nürnberg gedruckt wurde; und im Zusammenhang der Behandlung dieses Gegenstandes schreibt Moscherosch: wann au¡ Mein Ho¡geehrter Herr Palatin, e# für gut an›ehet, könte au[ den Titulblat, under meinen Namen, darzu gedru¿t werden: de# Löbli¡en Blumenorden# Mitgliede. do¡ ‰elle i¡# zu meine# Ho¡geehrten Herrn Oberhaupt# Guta¡ten, ob e# daselb‰en, oder in dero Ehrens¡rif] zuwenden seye.
Gedicht 215, 1673
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Mit dem Brief vom 14.7.1673 hatte Moscherosch die Widmungen für die drei Teile seines Werkes geschickt und um ihre redaktionelle Betreuung gebeten. Außerdem schreibt er: E# haben mir zwar no¡ mehrere Herren Ehrens¡ri]en darzu verspro¡en, aber so bald ni¡t fertig werden mögen. wa# zu Nürnberg für Liebe Herren und Freunde, sonderli¡ dern Löbli¡en Blumgeno‹en, darzu mö¡ten gratulirt haben, wird Euer Excellenz selber s¡on na¡ iede# Stande# würden, zu sezen wi‹en. Auf Birkens Schreiben vom 30.7.1673, von dem wir durch die Beantwortungsvermerke auf Moscheroschs Briefen vom 16.6. und 14.7.1673 und eine Tagebuchnotiz (s. o.) wissen, antwortete Moscherosch am 14.8.1673 (PBlO.C.225.6). Birken hat auf diesem Schreiben weder Empfangs- noch Beantwortungsvermerk angebracht; es gibt auch keine entsprechenden Tagebuchnotizen. Wäre das Gedicht Nr. 215 am 30.7.1673 zugestellt worden, hätte Moscherosch wohl in irgendeiner Form reagiert; es ist aber nichts Einschlägiges vorhanden. Das für den 27.8.1673 im Tagebuch vermerkte Schreiben Birkens an Moscherosch dürfte die Antwort auf den Brief vom 14.8. benennen (II.232; PBlO.B.2.1.8, 113(20)v): "77 S¡reiben an Filandern." Zum 28.8.1673 aber hat Birken im Tagebuch notiert (II.232; PBlO.B.2.1.8, 113(20)v): "die zuru[gedi¡te zu Filander# Werklein verfertigt." Das sind, wenn die Bezeichnung wörtlich gilt, die Gedichte Nr. 216-219. Vielleicht gehörte aber auch das Epigramm Nr. 215 dazu. Zum selben Datum ist im Tagebuch verzeichnet (ebd.; ebd.): "Ge‰ern Pictori pro Ligulis Pastoritiis 18 Kreuzer." Zum 30.8.1673 schließlich ist eingetragen (II.233; ebd.): "Für Filander# Band zu ‰i¿en 24 Kreuzer." Moscheroschs nächster Brief an Birken vom 7.9.1673 (PBlO.C.225.7), der laut entsprechenden Vermerken am 17.9.1673 eintraf und am 11.10.1673 beantwortet wurde – für den Empfangsvermerk gibt es eine Tagebuchentsprechung (II.238; PBlO.B.2.1.8, 114(21)v: "112 Literae von Filandern.") – handelt aber immer noch von der Erwartung des Schäferbandes: De# verspro¡enen Lieben und angenehmen Orden#bande#, und kleinod# daran, erwarte mit den Exemplarien. wa# aber sol¡e# kleinod, orden#band, Bund de# Exemplar# zum Fru¡tbringenden Erzs¡rein, zu vers¡ikken ko‰en werden, samt andern au#gaben mehr, [...] kan von Euer Excellenz nur beoba¡t werden. Er setzt aber andererseits Fertigstellung des Moscheroschschen Werkes bzw. Benachrichtigung darüber voraus; es geht darum, wie die für den Autor bestimmten Exemplare zu ihm befördert werden können. Das bedeutet, daß Moscherosch die Gedichte Nr. 216-219 und, falls es ebenfalls am 28.8.1673 entstanden sein sollte, Nr. 215 entweder mit Birkens Brief vom 27.8.1673, dessen Empfang am 4.9. Moscherosch im Schreiben vom 7.9.1673 eingangs bestätigt, oder gar erst Anfang des Jahres 1674 mit gedruckten Exemplaren seines Werkes erhalten hat. Im ersten Fall würde die Tagebuchnotiz zum 27.8. nicht die Absendung, sondern nur die Niederschrift des Briefs benennen, der dann am nächsten Tag mit den Gedichten abgeschickt worden wäre. Erst Moscheroschs selbst undatierter Brief vom Januar 1674, den Birken laut Empfangsvermerk am 27.1.1674 erhalten hat, bestätigt mit dem Empfang der Bücher auch den des Ordensbandes (PBlO.C.225.3):
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Jm übrigen habe mit gro‹em Vergnügen empfangen die 100 Exemplare meine# Blumen-Paradise#; die wolgefaßte Pegne›#, besagte# Hirtengedi¡t zur Ho¡zeit; auf die 16. kupfer de# Gesells¡a] Sinnbilde#; samt den s¡önen S¡äfer-orden#-band. Wie i¡ nun für alle# andere ho¡ verbunden; Also bindt mi¡ vielmehr sol¡e# s¡öne orden#band, beide# zur herzli¡en | dan¿barkeit, und dann au¡ zu williger und billiger Ab‰attung der s¡uldigen Gebühr dafür, wann mir sol¡e zu wi‹en mö¡te gethan werden; ho[e aber e# werde, bey übers¡i¿ung de# kleinode#, alle# in eine Summa gebra¡t [...] werden. Auch die letzten Briefe Moscheroschs, die sich in Birkens Archiv erhalten haben, der vom 6.2.1674 (PBlO.C.225.8), den Birken laut Empfangsvermerk am 27.2.1674 erhalten hat, und der vom 13.7.1674 (PBlO.C.225.9), der am 22.7.1674 eintraf, handeln u. a. von Moscheroschs Warten auf das Ordenskleinod. Wir wissen nicht, ob er es noch erhalten hat. Moscheroschs Versuch, wie lange vor ihm (1645) sein Bruder in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen zu werden, hat Birken anscheinend, wenn auch vergeblich, unterstützt; s. zu Gedicht 219, Z. 7f. Die Gedichte Nr. 215-219 sind in derselben Reihenfolge, in welcher sie in der Sammlung stehen, in Moscheroschs Werk gedruckt worden: Poetis¡e# | Blumen-Paradiß/ | au# der H. Bibel | Denen | I. Bußfärtigen/ | II. Gottgela‹enen/ | und | III. JEsum liebhabenden | Seelen/ | zu erge”li¡em Nu”en gepflanzet/ | und mit vielen andä¡tigen Bildern | au#gezieret | von | Quirino Mos¡eros¡/ | Gräfl. Hanauis¡en Pfarrern/ | und der löbli¡en Blumgenoßs¡a] | Mit-Gliede. | Nürnberg/ | gedru¿t bey Wolf Eberh. Felße¿ern/ | im Jahr Chri‰i 1673. (s. Stauffer, 2007, S. 851-854). Das Epigramm Nr. 215 eröffnet auf der Rückseite des Titelblattes ([1]v) die Ehren-Zuru[ | der | Blumgenoßen überschriebene Folge der Ehrengedichte. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, weicht die Druckfassung an folgenden Stellen von der des Manuskripts ab: T1] fehlt – T2 XXXV.] XXXVI – T4 Herr Quirinu# Mos¡eros¡] Bl. Iris oder Himmels¡wertl. – T5 Spru¡: ~ Gnad Zeugen#] Spr. | Ein Zei¡en de# Gnad-Zeugen#. – 4 gläubig#] glaubig# – . Herdegen, S. 437, teilt eine bearbeitete und erweiterte Fassung mit; sie ist auch bei Jürgensen, 2006, S. 433, zu finden: Ob s¡on der Himmel dräut, so bleibt er do¡ gewogen, E# bildet meine Blum den bunten Wolken Bogen, Ein Zei¡en seiner Gnad. Wann mi¡ sein Zorn bekriegt, Der Bogen meiner Buß da# Ziel errei¡t und ›egt, Den fals¡en Bogen führt der Heu¡ler ihm zum S¡aden, Den bri¡t der HErr entzwey; mi¡ ›eht er an in Gnaden. Das Epigramm hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge gemeinsam mit den Epigrammen Nr. 14, 34, 143, 188, 200, 203 und 217 sowie mit den längeren Gedichten Nr. 4, 13, 16, 21, 53, 66, 67, 100, 146, 149, 234 und 275 (2. Bestandteil). 2 E# bildet meine Blum, den bunten wolkenBogen:] Die Farbe der Blume gleicht der des Himmels. – 4 Mein gläubig# Seufzer-S¡werd] Anspielung auf den Namen der Blume.
Gedichte 216 und 217, 1673
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Text 216: Jn de‹en Blumen-Paradei#. 207r T1 CCXVI.] CC – 1 Ein] E überschrieben – 1 ni¡t] n (ebenso 4) – 1 Weide] d überschrieben – 2 au¡] a. (ebenso 5) – 4 die] i unausgeführt; i-Punkt über der Verbindung zwischen d und e – 6 geehret] geehrt – 7 und] u. (ebenso 13) – 10 da#] a überschrieben; ebenso 11 – 11 oben] n überschrieben – 12 von] oberhalb eines gestrichenen Wortes – 12 au#] # überschrieben – 12 Anda¡t] A und d überschrieben – 13 hirt,] danach Satzzeichen oder Wortanfang gestrichen Zu Entstehung, Zweckbestimmung und Druck dieses Sonetts s. zu Gedicht Nr. 215; s. auch Stauffer, 2007, S. 852. Es gehört in die Gruppe der Ehrengedichte zum Blumen-Paradiß Quirin Moscheroschs; die Überschrift im Manuskript gilt eigentlich für alle vier durch das Zeichen # voneinander abgegrenzten Gedichte Nr. 216-219. Schon in seinem ersten Brief an Birken, dem vom 19.9.1672 (PBlO. C.225.1), stellt Moscherosch das offenbar weit gediehene Projekt dieses Werkes vor, und schon der zweite vom 16.6.1673 (PBlO.C.225.2) reagiert auf Berichte Birkens, der den Kontakt zum Verleger Felßecker vermittelt hatte. Mit dem Brief vom 14.7.1673 (PBlO.C.225.5) hatte Moscherosch – vielleicht auf Ankündigungen Birkens hin – von Ehrengedichten der Pegnitzschäfer für sein Werk geredet; s. zu Gedicht Nr. 215. Das Sonett erscheint als eigener Beitrag Birkens – rechts unterhalb von v. 14 steht "Floridan" – in der Folge der Ehrengedichte in Moscheroschs Werk, an zweiter Stelle nach dem nicht in die Zählung einbezogenen eröffnenden Epigramm Nr. 215 ([1v]/[2]r). Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, weicht die Druckfassung von der des Manuskripts an folgenden Stellen ab: T1f.] I. – 8 Thun] Thon – 10 Paradei#] Paradi# – 11 oben ab] oben-an 8-10 wir können, au# dem Thun, ~ ein Blumen Paradei#] Anspielung auf die erst kürzlich erfolgte Aufnahme Moscheroschs in den Blumenorden und auf den Titel seines Werkes. – 8 Thun] Die Lesart des Druckes ist vorzuziehen.
Text 217: "Die Pfeife Pan# be‰und allein in Sieben Röhren:" 207r T CCXVII.] CCI (darunter das Abgrenzungszeichen #, das nachträglich eingefügt worden sein dürfte) – 1 Die] i unausgeführt; i-Punkt über der Verbindung zwischen dem Anfangsbuchstaben und e (ebenso bei 1 Sieben – 3 dieß) – 2 und] u. (ebenso 3) – 3 Teut] T überschrieben – 4 Himmel] Him el Zu Entstehung, Zweckbestimmung und Druck dieses Epigramms s. zu Gedicht Nr. 215; s. auch Stauffer, 2007, S. 852. In der Druckfassung ([2]r) ist es Martin Limburger zugeschrieben – rechts unterhalb von v. 4 steht "Myrtillu#." –; die Verse sind linksbündig angeordnet. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, weicht die Druckfassung von der des Manuskripts nur im Bereich der Überschrift ab: T] II. –. Das Epigramm hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den Epigram-
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men Nr. 14, 34, 143, 188, 200, 203 und 215 sowie mit den längeren Gedichten Nr. 4, 13, 16, 21, 53, 66, 67, 100, 146, 149, 234 und 275 (2. Bestandteil) gemeinsam. 2 hier ›ngen fünfmal Neun', und unsrem Pan zu Ehren.] Hinweis auf die Anzahl der Pegnitzschäfer und das seit der Nachrufekloge für Johann Michael Dilherr ausschließlich geistliche Programm des Ordens. – 3 Jhn liebe Pan und Teut.] Mit "Jhn" ist Moscherosch gemeint; mit "Pan" wird von den Pegnitzschäfern immer wieder Gott bezeichnet; s. Laufhütte, 1997. Zum mythologischen Urvater des Deutschen und der Deutschen Teut / Teuto s. zu Text Nr. 12, Z. 5, im Birken-Schottelius-Briefwechsel, WuK. Bd. 9, S. 758. – 4 meyet] 'erntet' s. zu Gedicht Nr. 40, v. 2.
Text 218: "Wilkommen, Blumen-Hirt! so spri¡t die Granadill." 207r/v T CCXVIII.] CCII (darunter das Abgrenzungszeichen #, das offenbar nachträglich eingefügt wurde) – 1 Wilkommen] Wilkom en (ebenso 4 himmel#) – 1 Granadill.] Punkt aus Komma überschrieben – 2 da#] Kürzel; ebenso 3 – 2 wa#] Kürzel – 3 s¡allen,] Komma aus Punkt überschrieben Zu Entstehung, Zweckbestimmung und Druck dieses Epigramms s. zu Gedicht Nr. 215; s. auch Stauffer, 2007, S. 582. Im Druck folgt dieses Epigramm nach zwei lateinischen Gedichten, die durch entsprechende Unterschriften "Palämon" / Johann Gabriel Majer und "Ferrando" / Johann Ludwig Faber zugewiesen sind ([2]v), und ist seinerseits als Beitrag Johann Geuders ausgegeben: rechts unter v. 4 steht "Ro›dan." Die Verse sind im Druck linksbündig angeordnet. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, weicht die Druckfassung von der des Manuskriptes nur im Bereich der Überschrift ab: T] V. –. Das Epigramm hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge gemeinsam mit den Epigrammen Nr. 207, 226, 251, 272 und 281. 1 Wilkommen ~ Granadill.] S. zu Gedicht Nr. 216, v. 8-10; zu Gedicht Nr. 217, v. 2.
Text 219: "Filander, hat den Wald der Sitten". 207v T CCXIX.] CCIII (davor, offenbar zuerst angebracht, das Abgrenzungszeichen # – 2 Rand] R undeutlich; ev. Str – 2 vom] von (v überschrieben) – 2 Rhein] i unausgeführt; i-Punkt über der Verbindung von e und n – 2 Rhein:] vor dem Doppelpunkt Komma gestrichen – 3 seiner] r überschrieben – 3 Träume] ev. Träumen – 6 und] u. – 9 Paradei#] i unausgeführt; i-Punkt über der Verbindung zwischen e und # – 10 himmel#] him el# – 12 lobet] e überschrieben – 12 selb‰] von Birken unterhalb der Zeile nachgetragen; s zum Plazierungszeichen erhöht – 12 Preiß] durch Überschreibung aus Preuß
Gedicht 219, 1673
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Zu Entstehung, Zweckbestimmung und Druck dieses Gedichtes s. zu Gedicht Nr. 215; s. auch Stauffer, 2007, S. 582. Im Druck folgt es auf ein durch die Unterschrift "Damon" Magnus Daniel Omeis zugewiesenes lateinisches Epigramm ([3]r). Seinerseits ist es Johann Leonhard Stöberlein, Carl Friedrich Lochner und Andreas Ingolstetter zugewiesen. Die Verse sind dort linksbündig angeordnet. Der Anfangsbuchstabe ist so groß ausgeführt, daß v. 2 mit Einzug beginnt. Den Versen 1, 5 und 9 sind die Sprecherbezeichnungen "Poly.", "Peri." und "Poli." vorgesetzt. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, weicht die Druckfassung von derjenigen des Manuskripts an folgenden Stellen ab: T] VII. | Polyanthu#/ Periander und | Poliander zusammen. 1f. Filander ~ an den Rand vom Rhein:] Anspielung auf den älteren Bruder, Johann Michael Moscherosch (1601-1669), dessen Pseudonym der Jüngere als Ordensnamen erhielt, und sein zuerst 1640, danach mit leicht verändertem Titel immer wieder neu aufgelegtes Hauptwerk. Der Titel der dritten Auflage lautet: VISIONES | DE DON QVEVEDO. | Wunderli¡e vnd Warhaf]ige | Ge›¡te | Philander# von Sittewalt. | Jn wel¡en | Aller Welt Wesen/ Aller Män-|s¡en Händel/ mit jhren natürli¡en Farben/ der | Eitelkeit/ Gewalt#/ Heu¡eley vnd Thorheit/ bekleidet: | o[entli¡ au[ die S¡auw geführet/ al# in einem | Spiegel darge‰ellet/ vnd von Männig-|li¡en gesehen werden. | Zum dritten mahl vbersehen vnd | verbe‹ert. | Straßburg/ | Er‰li¡ Gedru¿t bey Johan-Philip | Mülben/ Anno 1643. – 3f. da seiner klugen Träume S¡rein | un# kont mit Lehren übers¡ütten.] Anspielung einerseits auf den Namen Johann Michael Moscheroschs in der Fruchtbringenden Gesellschaft – Der Träumende (1645); s. Neumark, 1668, S. 282 –, andererseits auf den Titel seines Werkes: "Ge›¡te". – 7f. wa# jener ~ unter Hirten worden.] Daß auch Quirin Moscherosch die Aufnahme in die Fruchtbringende Gesellschaft erstrebte, bekundet sein Brief vom 7.9.1673 (PBlO. C.225.7), der auf einen Vorschlag Birkens reagiert, wie die folgende Passage zeigt: Wa# Euer Excellenz wegen de# Exemplar#, so zum Fru¡tbringenden Erzs¡rein solte eingesendet werden, meldet, daß sol¡e# s¡ön gebunden, und no¡ 1 par Exemplare für beyde Herren Secretarien beygelegt werden mü‰en, will j¡ (wann Euer Excellenz e# für nöthig era¡tet, oder für gut an›eht) die Unko‰en de# Bund# und der Exemplare gern leiden. Im Brief vom 14.8.1673 (PBlO.C.225.6) hatte Moscherosch eine solche Kontaktherstellung selbst angeregt: Weiln dieser ho¡löbli¡en Gesells¡af] hier geden¿e, fellt mir ein, daß e# wol gethan wäre (wie herr Neumar¿ in seinem Neuspro‹enden Palmbaum erwehnet) wann etwa# in teuts¡er Poesy an# Lie¡t käme, daß von den Tractat ein Exemplar zu de# Palmenorden# Erzs¡rein vers¡i¿et würde. wofern nun Euer Excellenz e# für gut halten solte, ein Exemplar, dur¡ Jhr am be‰en bekante Gelegenheit, dorthin zu vers¡i¿en, würde mir sehr Lieb seyn, mit vertrö‰ung, daß da# grö‹ere werk, betittelt: da# ges¡la¡et Opferlamm, frommer Herzen Seufzerflamm, au¡ bald na¡folgen würde. Dieses Werk ist offenbar nicht vollendet worden. Daß Birken sich tatsächlich für Moscherosch verwendet hat, erweist Georg Neumarks Brief vom 28.2.1674 (PBlO.C.241.28), in dem es zuletzt heißt:
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Jn die Fru¡tbringende Gesells¡a] wird ni¡t lei¡t ein Pfarrer genommen, e# sey denn, daß Er ›¡ dur¡ S¡ri]en der Gelehrten Welt, rühmli¡ gezeiget. J‰ unläng‰ au¡ einen feinen Gei‰li¡en, der gesu¡te Eintrit höfli¡ verweigert worden. Die letzten Briefe Moscheroschs an Birken berühren diesen Gegenstand nicht mehr. – 9 Er pflanzt der Anda¡t Paradei#] Anspielung auf Titel und Art des Werkes.
Text 220: Der XXXVI Blumgenoß Herr Mi¡ael Kongehl von Creu”burg au# Preußen. Blume: Creu”wur”, Spru¡: Zum Preiß de# Gekreu”igten. 207v T1 CCXX.] CCIV – T3 Herr] H. – T3 von] v. – T5 Blume:] Bl. – T6 Spru¡:] Spr. – T6 Preiß] vor r gestrichen a – 2 wur”len] Wortanfang überschrieben – 3 J¡ wil] keine Worttrennung – 3 da#] Kürzel Das Epigramm bekundet die Aufnahme des Ostpreußen Michael Kongehl (1646-1710; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 438-444; Dünnhaupt, Bd. 4 (1991), S. 2407; Keller, 2004; Jürgensen, 2006, S. 440-446) in den Pegnesischen Blumenorden. Wie der Kontakt zustande kam, wissen wir nicht. Am ehesten wäre an Vermittlung durch Kongehls Landsmann Martin Kempe zu denken, der so viele Verbindungen hergestellt hat. Doch Kempe erwähnt Kongehl und freundschaftlichen Umgang mit ihm erst im letzten seiner Briefe an Birken vom 21.3.1680 nc (PBlO.C.167.31). Das erste Kontaktsignal enthält eine Tagebuchnotiz Birkens zum 18.12.1672 (II.164; PBlO.B.2.1.7, 92(30)r): "156 Literae und Ehrengedi¡t von Herrn Kongehl." Da beide in Birkens Nachlaß fehlen, wissen wir nicht, von wo aus Kongehl geschrieben hatte. Für den 23.4.1673 verzeichnet Birkens Tagebuch einen Besuch Kongehls (II.200; PBlO.B.2.1.8, 104(11)v): "Herr Prutenio eingespro¡en." Daß schon der Ordensname verwendet wird, ist nicht unbedingt als Hinweis darauf zu lesen, daß es gleich zu Beginn zur Aufnahme Kongehls gekommen wäre: Es gibt viele Hinweis darauf, daß Birken seine Tagebücher nicht von Tag zu Tag geführt, sondern lange Passagen in einem Zug nachgetragen hat. Anwesenheit Kongehls in Nürnberg bekunden auch Tagebuchnotizen Birkens zum 3.8. und zum 15. und 17.9.1673 (II.226; PBlO.B.2.1.8, 112(19)r; II.237f.; PBlO.B.2.1.8, 114(21)v, 115(22)r). Was Kongehl nach Nürnberg bzw. nach Franken geführt hat, wissen wir nicht. Des Studiums wegen ist er nicht gekommen; das hatte er in Königsberg und Jena absolviert; in Jena war er 1671 auch zum Dichter gekrönt worden (s. Jürgensen, S. 441). In der Tat zeichnet er im ersten an Birken gerichteten Schreiben, das sich in dessen Nachlaß erhalten hat, einem kalligraphisch ausgeführten Gratulationsgedicht zum Namenstag Birkens am 2.5.1673 (PBlO.C.178.8), dessen Empfang Birken im Tagebuch zum 4.5.1673 notiert hat (II.204; PBlO.B.2.1.8, 105(12)v: "63 Literae von Prutenio cum Onomasterio") schon als kaiserlich gekrönter Poet. Angesichts dessen irritiert eine Notiz in Birkens Verzeichnis seiner Amtshandlungen als Comes Palatinus (PBlO.A.1, 29r-31r; hier 31r): "Ddddd. Laurea 19, Michaeli Kongehlio. 29 Septembris 1676." (s. u.). Kongehls Aufnahme in den Blumenorden dürfte im Frühherbst 1673 erfolgt sein, viel-
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leicht anläßlich seiner Abreise nach Neustadt an der Aisch. Zum 18.9.1673 hat Birken im Tagebuch notiert (II.238; PBlO.B.2.1.8, 115(22)r): "Für den Band pro Prutenio 23 Kreuzer." Am Tag vorher hatte Kongehl Birken noch besucht (ebd.; ebd.): "Herr Kongehl, Prutenio, 2 Lieder gebra¡t." Zum 19.9.1673 aber ist notiert (ebd.; ebd.): "98 S¡reiben ad Prutenium, samt Macarie. Au¡ den Todtenandenken und gebundener Pegne›# pro Herrn Severino Pap〈irern〉. | 111 Literae von Prutenio cum Carmine". Kongehls Brief ist in Birkens Archiv nicht erhalten; bei dem Gedicht könnte es sich um die dreiteilige, undatierte Dichtung PBlO.C.178.9 handeln, welche die Abschiedssituation thematisiert. In Birkens Archiv erhalten ist aber Kongehls Antwort auf Birkens Sendung vom 19.9.1673. Der Brief (PBlO.C.178.1) wurde am 3.10.1673 in Neustadt ausgestellt und gelangte, wie Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz (II.242; PBlO.B.2.1.8, 116(23)r: "117 Literae von Herrn Kongeel.") am 4.10.1673 in Birkens Hände. Da Kongehl am Ende bittet, Birken möge ihm mitteilen, was er für das Schäferband zu bezahlen habe, ist sichergestellt, daß es ihm mit Birkens Sendung vom 19.9.1673 zugestellt worden ist. Hauptbestandteil von Kongehls Brief ist ein Danklied anläßlich der Aufnahme in den Blumenorden: Weltberühmter Floridan, Großer Freund der Preußen Söhne, Mein gewogner Afrikan, höre meiner Pfeif-Gethöne die dort bey den Aischus-Gründen Jhrer Pfli¡t ›¡ wil entbinden. Zwar mein s¡narrend' Haber-Rohr Weiß von keinen sol¡en dingen, Alß da# Edle S¡ä[er-Chor An der Pegniz läßt erklingen, die bey ihren Wollen-Heerden ‰et# dur¡ Dich gelehrter werden. Unser Feld i‰ öd' und wü‰, kein Menalcas läßt ›¡ hören. Mar# der Bluthund i‰ gerü‰' Unß no¡ ferner zu zer‰ören, daß, wann Pan ni¡t drein wird sehen, E# um unsre S¡aa[ ges¡ehen. Do¡ i‰ Dein Prutenio, Theurer Schäffer, ‰et# geflißen, Ob die Flamm s¡on li¡ter-loh
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Um ihn flammt, Dich zu begrüßen, | Und Dir Deiner Gün‰e wegen Si¡ selbselb‰en darzulegen. Neuli¡, alß Jhn Deine Gun‰ Mit der Creuzwurz hat bes¡enket, hat Er seine s¡wa¡e Kun‰ auf ein Dank-lied zwar gelenket; Aber A¡! waß kont' Er haben zu erwiedern Deine Gaben? Viel zu s¡wa¡ war Mund und Handt Di¡ wie billi¡ zu erheben, Oder nur ein Gegenpfandt deiner Hand zu übergeben; Au¡ wolt' ihm die Zeit ni¡t gönnen, daß Er Dich hat spre¡en können Drum sagt jezt sein s¡le¡ter Kiel Waß die Zung' in Jenen Tagen Dir, ô Trefflicher Virgil gegenwärtig wollen sagen, Hohen Dank; Er s¡enkt daneben Dir, ›¡ selb‰, samt seinem leben. Auf de# Großen Fürsten Bildt, da# ihn neuli¡ so ergezet, (drein ›¡ Phöbus selb‰ verhüllt) hat er etwaß aufgesezet. Diese# sey Dir unverhohlen. Hiemit Unsrem Πᾶν empfohlen von Deß Trefli¡en Floridans gering‰em Diener Prutenio. Gegeben auß der Ays¡grund den 3. WinterMonath#tag 1673.
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Aus diesem Lied ergibt sich: Kongehls Aufnahme in den Orden ist unmittelbar vor seiner Abreise erfolgt. Band und wohl auch das Gedicht Nr. 220 sind ihm noch in Nürnberg, am 19.9.1673, zugestellt worden. Dort lebte ja auch der Papiermacher Severin Henrich, Kongehls Landsmann, wie sich aus den Tagebuchnotizen Birkens zum 3.8.1673 (II.226; PBlO.B.2.1.8, 112(19)r) und zum 27.6.1676 (II. 331; PBlO.B.2.1.10, 144(9)v) ergibt, für den Birken Kongehl am 19.9.1673 Aufträge erteilt hatte, von deren Erledigung dieser im Brief vom 3.10. berichtet. Zu einem Dankbesuch bei Birken war keine Zeit mehr, und mit dem eilig noch am 19.9.1673 ausgefertigten und Birken zugestellten ersten, in Birkens Archiv nicht erhaltenen Dankgedicht war Kongehl nicht zufrieden. Wie lange er sich in Neustadt aufgehalten hat, ist nicht sicher zu bestimmen. Auch seine Briefe an Birken vom 25. und vom 29.11. 1673 (PBlO.C.178.2 und 178.3; die Empfangsdaten, 26.11. und 30.11.1673 bestätigt das Tagebuch: II. 253f.; PBlO.B.2.1.8, 119(26)r/v) sind dort ausgestellt. Weil für das Jahr 1674 kein Tagebuch Birkens und auch keine Briefe Kongehls erhalten sind, läßt sich nicht sagen, wann er nach Nürnberg zurückgekehrt ist. Für die Jahre 1675 und 1676 bezeugt Birkens Tagebuch Anwesenheit Kongehls mehrfach. Im Spätsommer 1676 ist er nach Königsberg zurückgekehrt. Zum 29.8.1676 nämlich hat Birken im Tagebuch notiert (II.339; PBlO.B.2.1.10, 147(12)v): "Herr Arnold, Zieger und Kongehl eingespro¡en. | 56.57.58 S¡reiben an Mornille, Adoni# und Herrn Dedekinden, dem lieben Prutenio mitgegeben." Zur Beförderung seiner Aussichten auf eine gute Anstellung daheim – vom Erfolg berichtet Kongehl in seinem ersten Brief aus Königsberg vom 10.1.1677 nc (PBlO.C.178.4) – dürfte ihm Birken das Dokument der Poetenkrönung vom 29.9.1676 nachgesandt haben. Vielleicht war der erste Coronator nur ein ViceComes gewesen. Von Königsberg aus hat Kongehl Birken am 8.7.1678 nc (PBlO.C.178.6) Mitteilung von seiner für den 29.8. nc geplanten Heirat mit Anna Maria Hoffmann, Tochter des kurfürstlichen Kanzlei-Taxators und samländischen Consistorialsekretärs, gemacht, in dessen Stelle er nach Auskunft seines Briefes vom 3.4.1679 nc (PBlO.C.178.7) bald nachrückte. Zu Kongehls Heirat liefert Martin Kempes Schreiben an Birken vom 21.3.1680 nc eine schöne Bestätigung. Das von Jürgensen, S. 441, genannte Datum der Heimkehr Kongehls nach Königsberg ist falsch; die Angabe (S. 442) zu Kongehls Heirat 1697 muß sich auf eine zweite Eheschließung beziehen. Ein Druck des Epigramms Nr. 220, das Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den Epigrammen Nr. 211, 231, 244, 258, 260 und 262 sowie mit den längeren Gedichten Nr. 3, 78, 89 und 116 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. Herdegen, S. 439, dem Jürgensen, S. 440, folgt, teilt abermals eine bearbeitete Fassung mit: Dru¿t mi¡ da# s¡were Creu”? mein JEsu# hieng daran, J¡ selb‰en hang an ihm, bleib auf der s¡malen Bahn, Und trag zu seinem Prei# mein Creu” ihm na¡ im Klagen, Da# träget mi¡ zu ihm: diß hei‰ ja wol getragen.
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T5 Blume: Creu”wur”] Die Wahl dieser Blume (der Biber- oder Lungenklee, Trifolium palustre; s. Zedler. Bd. 3 (1733), Sp. 1738-1740) und die Kreuzesthematik des Epigramms spielen auf den Namen von Kongehls Heimatort an. – 2 Jn ihn] Wohl Schreiberversehen; 'An ihm' wäre sinnvoll.
Text 221: An die Ho¡Edle Blumgenoßin Celinde. 208r-209r T1 CCXXI.] CCV – 2 alt-Adeli¡em] Bindestrich unterhalb der Grundlinie (ebenso bei 34 FeldGöttinne); A aus a überschrieben – 2 Stammen] Stam en (ebenso 4 flammen – 9 himmel) – 5 für] ü überschrieben – 6 man] m aus n überschrieben – 8 Linden] L aus l überschrieben – 9 die] i unausgeführt, iPunkt über der Verbindung zwischen d und e (ebenso 18, 20, 26, 39, 40; ebenso bei 23 diese – 47 dieser – 49 ›e) – 9-11 die dem himmel ~ vom Geröhr,] Reihenfolge der Verse: 10, 11, 9; Rangierung durch nach senkrechtem Strich nachgesetzte Zahlen: 2, 3, 1 – 9 Ehr,] Komma aus Punkt überschrieben; ebenso bei 21 Sion, – 33 Erden-Engel, – 54 Rinden, – 12 Orden.] Orden – 13 widmen] m überschrieben – 15 Eine] E aus e überschrieben; ebenso bei 50 Edle – 18 Jesmin,] ev. Jesmin – 20 Minne] erstes n überschrieben – 21 i‰] durch Überschreibung aus i¡ – 22 Siloha] S überschrieben – 26 Tri]] T aus t überschrieben; ebenso bei 36 Tempel – 27 großen] n überschrieben – 27 Sohn,] ev. Sohn; – 28 de#] # uns ß überschrieben – 28 Jethro] t oberhalb eingefügt – 30 Erd ein] dazwischen Worttrennungsstrich – 36 hö¡‰en] n überschrieben – 37 Gei‰] ‰ überschrieben – 38 Ely›en] E überschrieben – 41 ›¡] ev. ›¡, – 43 Thon,] ev. Thon – 44 vom] m überschrieben – 47 dieser] r aus n überschrieben – 47 Taube] danach ein Zeichen (Satzzeichen oder Wortanfang) gestrichen – 50 S¡öne] S aus s überschrieben – 52 Gotte#Har[] überschrieben aus Gotte#-Har[ – 52 gethöne] ö und e überschrieben Zur Adressatin Elisabeth von Senitz s. zu Gedicht Nr. 210. Entstanden ist das Lied laut Tagebuchnotiz Birkens am 24.9.1673 (II.239; PBlO.B.2.1.8, 115(22)r): "An Celinden EhrenLied von 56 Versen." Am 25.9.1673 ist es mit dem Ende Juli (II.224; PBlO.B.2.1.8, 111(18)v) erschienenen ersten Teil der Pegne›# (s. Stauffer, 2007, S. 841-845) versandt worden (II.239f.; PBlO.B.2.1.8, 115(22)r): "92.93.94 S¡reiben an Herrn Neumark und Herrn Heidenrei¡ samt 2 Pegne›# an Herrn Profe‹or Wende, samt 3 Pegne›# pro ipso, Celinden (cum carmine) und Leucofron." 1679 hat Birken das Lied als Zueignungstext für den zweiten Teil der Pegne›# verwendet, der ja Elisabeth von Senitz gewidmet ist; s. zu Gedicht Nr. 210; s. Stauffer, S. 1040-1043. Entsprechend ist der Gedichttext auf allen drei Seiten senkrecht in Blattmitte durchstrichen, und rechts neben der Überschriftgruppe steht, von Birken angebracht, die Notiz: "Jn der Pegne›# | II Theil." Am 20.10.1679 hat Birken das Buch abgeschickt (II.463; PBlO. B.2.1.2, 211(59)v): "Pacquet na¡ Sle›en an Herrn Wende, mit den dedication# Exemplar an Cölinden." Über den bereits im Februar erfolgten Tod der Dichterin war Birken zu diesem Zeitpunkt noch nicht informiert. Dem Gedicht geht im Druck (s. Stauffer, 2007, S. 1041) eine prosaische Widmung vorauf ([ )( 2]r): An | Die Ho¡Edelgebohrne | und | Tugend-Fürtre[li¡e | Nymfe | Celinde | Hohe# Mitglied | der | Wol-lob-
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seeligen | Blum-Genoßs¡a]. Das Lied folgt auf den Seiten [ )( 2]v-[ )( 4]r und ist "Zus¡ri]" überschrieben. Die Strophen sind nicht gezählt, die Reihenfolge der Strophen 1 und 2 ist vertauscht, vor der letzten ist eine zusätzliche Strophe eingefügt: Sie/ die Teuts¡land# Mirjam i‰/ nehme hier/ wa# gei‰li¡ ›nget/ ob e# s¡on nit gei‰ig hei‰. Jhr gefall/ wa# Himmel-klinget/ ob ni¡t himmlis¡ i‰ die Glut. Ob man kan ni¡t# würdig# rei¡en: diß sei ein Beehrung#-Zei¡en/ von der treuten Pegni”-Flut. Wegen der Ausführung des ersten Buchstabens der Eingangsstrophe sind deren 2. und 3. Vers stark eingezogen; sonst sind die Anfangsverse der Strophen etwas eingerückt, alle anderen linksbündig angeordnet. Der Schlußvers ist im Druck zweigeteilt; die beiden Teile stehen, vom Strophenkörper und gegeneinander abgesetzt, rechts unterhalb der Schlußstrophe: "ewig ehret | Floridan." Zwischen den beiden Teilen des Verses steht linksbündig: "Au# der Nori#burg | an der Pegni” d. | 25 Herb‰M. 1679." Sonst weicht die Druckfassung, von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen, von der des Manuskripts nur an wenigen Stellen ab: 1(9) Danket] No¡ dankt – 22 Siloha] Siloah – 49(57) Nun] Und – 51(59) Nun ›e labe] Sie lab ferner – 56(64) ehrt der treue] ewig ehret – . Bei Herdegen, S. 427, ist – mit leichten Abweichungen – die erste Strophe der Druckfassung mitgeteilt. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 87, 92, 170, 174, 246 und 278 (2. Bestandteil) gemeinsam. 1-5 Danket Sie, belobte# Rei# ~ für ein s¡le¡te# Hirten-Band?] Bezugnahme auf das von Elisabeth von Senitz verfaßte Danksonett, das Birken mit Georg Wendes Brief vom 18.5.1673 zugestellt worden war; s. zu Gedicht Nr. 210. – 7 diesen] Rückbezogen auf "dan¿" (v. 6). – 9 die dem himmel gibet Ehr] Anspielung auf den geistlichen Charakter der Dichtungen Elisabeth von Senitz' und ihren Ordensnamen. – 13f. Diesem haupt ›¡ widmen will, | unser Chor der S¡äferinnen] Celinde wird als Oberhaupt der weiblichen Mitglieder des Blumenordens betrachtet. – 15 Eine von den Sioninnen] Von Birken häufig verwendete Bezeichnung für die Musen bzw. die biblischen Protagonistinnen geistlicher Dichtung. – 18 die Jesmin, die Blum-für‰inne] Der Jasmin kann so bezeichnet werden, weil die von Birken verwendete Namensform an den Namen Jesu anklingt; s. v. 20. – 21-24 Sion, der i‰ ihr Parnaß ~ ihren Gei‰ ma¡t feuer-naß.] Eines der vielen Beispiele für Birkens Bestreben, die zentralen Orte des antiken PoesieMythos durch biblische zu ersetzen; vgl. Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰, 1679, Vorrede, §12. – 22 gießet den Siloha-Brunnen] Den Teich Schiloach (Jes 8.6; Lk 13.4; Jh 9.7 und 9.11), an dem die Heilung des Blinden erfolgte, nennt Birken häufig als christliche Entsprechung zur antiken Hippokrene. – 24 ihren Gei‰ ma¡t feuer-naß] Von Birken häufig verwendetes Oxymoron zur Bezeichnung der dichteri-
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schen Inspiration. – 27 den großen Je‹e-Sohn] David. – 28 de# Jethro braunen Hirten] Moses; s. Ex 3.1; 4.18; 18.1-27. Jethro, der Priester von Midian, war Moses' Schwiegervater. – 29 die s¡öne Jacob#Braut] Rahel; s. Gen 29.1-21. – 33 Oder-Prei#] Anspielung auf Celindens Heimatlandschaft. – 37 Sile›en] Schlesien. – 41f. E# mag ›¡ ein welt-Poët | um den Pegasu# befragen.] S. zu v. 21-24. – 43-48 Jhr Kun‰-Thon, al# Ganymed, ~ die s¡webt' über Gotte# Sohn.] Argute Verwendung des antiken GanymedMythos (s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 695f.) zur Charakterisierung christlicher Dichtung. – 47f. dieser Adler, i‰ die Taube, | die s¡webt' über Gotte# Sohn.] Anspielung auf Mt 3.26.
Text 222: Die XXXVII Blumgenoßin. Frau Clara Catharina von Bürken. Florinda. Blume: die rohte ProvinzRose. Spru¡: unter den dornen wa¡send. 209r T1 CCXXII.] CCVI – T2 XXXVII] durch Streichung aus XXXVIII – T3 Frau] Fr. – T3 Catharina] ev. Catherina – T3 von] ev. vom – T3 Bürken.] Bürken – T5 Blume:] Bl. – T5 die] i unausgeführt; i-Punkt über der Verbindung zwischen d und e (ebenso 4) – T5 rohte] danach gestrichen Rose (ev. Röse) – T5 ProvinzRose] vin überschrieben – T6 Spru¡:] Spr. – 3 und] u. Das Epigramm Nr. 222 ist die letzte Eintragung der Jahrgangsgruppe 1673. Es dokumentiert die Aufnahme der zweiten Ehefrau Birkens, der Witwe Clara Catharina Weinmann, verwitweter Rubinger, geborener Bosch (1615-1679; zu ihr s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 444-446; Jürgensen, 2006, S. 452; Stauffer, 2007, S. 864-867). Die Hochzeit fand am 3.12.1673 statt; das Tagebuch (II.255; PBlO. B.2.1.8, 120(27)r) hält zu diesem Termin fest: "Dies mihi Nuptialis." Frau von Birkens Aufnahme könnte – falls es einen formellen Aufnahmeakt gegeben hat – zu diesem Zeitpunkt oder wenig später oder früher erfolgt sein. Herdegens Angabe (S. 445), Frau von Birkens Aufnahme sei 1674 erfolgt, ist sicher falsch. In seinem Schreiben aus Neustadt an der Aisch vom 29.11.1673 (PBlO.C.178.3), mit dem er auf Birkens Einladung zur Hochzeit an die Pegnitzschäfer (s. u.) mit einem recht originellen Gedicht reagiert, schreibt Michael Kongehl: Clara mehrt den Blumen Orden, Deßen Glied ihr heut i‰ worden. Das läßt darauf schließen, daß die Mitgliedschaft der neuen Frau von Birken schon vor der Eheschließung – Kongehl hielt sich ja seit Ende September 1673 nicht mehr in Nürnberg auf (s. zu Gedicht Nr. 220) – Gesprächsgegenstand gewesen war. Rechts auf dem Rand, quer zur Hauptbeschriftung, hat Birken notiert: "die Einladung der Pegni”hirten zu meinem | Myrtenfe‰, i‰ in dem Ho¡zeitHirtengedi¡t zu finden." In gleicher Anordnung folgt neben dem auf 209r angebrachten Anfang des Gedichts Nr. 223: "Au¡ mein Anbindlied | an meine lieb‰e Flo-|rinda." Auch das legt Zusammenhang der Ordensaufnahme mit der Hochzeit nahe. Mit der ersten Randnotiz bezieht Birken sich auf den Brief PBlO.C.24.39.18 vom 21.11.1673, der die Ordensmitglieder zur Hochzeit einlud. Auch im Tagebuch erscheint er zu
Gedichte 222 und 223, 1673 und 1674
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diesem Datum (II.251; PBlO.B.2.1.8, 118(25)v): "116 Poetis¡er Ho¡zeitbrief an die Gesells¡a]." Gedruckt erscheint er in der Hochzeitschäferei der Ordensgenossen, Ehr-Feyer | bey dem | ansehli¡en Myrten-Fe‰ | der Edlen und Fürtre[li¡en | Wolverlobten | FLORJDANS | und | FLORJNDEN | ange‰ellet/ | und von den Blum-geno‹en/ | an der Pegni”/ | d. 3 Chri‰monde#/ im 1673 HeilJahr. | Nürnberg/ | bey Wolf Eberhard Felße¿ern., Avijv (s. Garber, 1974, S. 333; Stauffer, 2007, S. 864-867), ferner in der Variante dieses Werkes im zweiten Teil der Pegne›#: Ehr-Feyer | bey | der Edlen und Fürtre[li¡en | Wolverlobten | FLORJDANS | und | FLORJNDEN | Myrten-Fe‰ | ange‰ellet/ | von den Blum-genoßen/ | an der Pegni”/ | A. MDCLXXIII., S. 252-254. Die zweite Randnotiz weist auf das Lied An Meine | Allerlieb‰e Edle Florinda. ("Solt i¡/ o Bild der Tugend!"), das ebenfalls in der Hochzeitsekloge gedruckt ist, [Bvj]r-Bvijr, bzw. S. 270-73. Das Epigramm Nr. 222, das Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den Epigrammen Nr. 199, 202, 204, 205, 229, 259 (2. Bestandteil) und 261 gemeinsam hat, ist in dieser Schäferei nicht enthalten; auch sonst ist kein zeitgenössischer Druck bekannt. Herdegen, S. 445, druckt es mit an einer Stelle leicht verändertem Wortlaut, ebenso Jürgensen, S. 452. T5 ProvinzRose] Eine Rose "von dun¿elrother Farbe, die wie Sammet ›ehet" (Zedler. Bd. 32 (1742), Sp. 839).
Text 223: Unsre# lieben Seeligen Alcidor# GrabLied. 209r-210r T1 CCXXIII.] CCVII – T2 Seeligen] Seel. – T2 Alcidor#] Alcider# – T3 GrabLied] L aus l überschrieben – 1 1.] 1 (ebenso bei Str. 2 und 7) – 1 au¡] a nachträglich verdeutlicht; ebenso bei 15 war – 3 entwi¡en] davor ein Buchstabe (Wortanfang) gestrichen – 6 dreyer] drey er – 6 Treuen] T überschrieben – 7 drei‹igmal] erstes i durch Streichung aus y – 8 Rund] R nachträglich verdeutlicht – 8 umrennt] durch Streichung aus umbrennt – 10 erkennt] er kennt – 12 enttragen] ent tragen – 15 diese] i unausgeführt; i-Punkt über der Verbindung zwischen d und e (ebenso bei 27 die) – 17 di¡] d nachträglich erhöht; ebenso bei 30 du – 22 Hebamm] Hebam (ebenso 35 Himmel#) – 24 ErzS¡rein] S aus s überschrieben – 33 se”en] s aus S überschrieben – 36 Granadill'] ll überschrieben – 39 wudelt] w überschrieben – 40 ni¡t] niht – 41 im] überschrieben – 43 Nun ~ Freuden!] nachträglich in den Zwischenraum zwischen v. 42 und 44 eingefügt; die Strophenzahl vor v. 44 Das Gedicht entstand anläßlich des Todes von Johann Sechst (zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 249-251; Will. Bd. 3 (1757), S. 692f.; Jürgensen, 2006, S. 129-138 mit falscher Angabe des Todesjahres; Stauffer, 2007, S. 873f.). Obwohl für das Jahr 1674 kein Tagebuch Birkens vorhanden ist, wissen wir, daß Sechst im Januar oder Anfang Februar 1674 gestorben ist. In einem Brief Joachim Heinrich Hagens aus Bayreuth an Birken vom 18.2.1674 (PBlO.C.118.26) heißt es: "Eben da i¡ s¡lie‹en will, fällt mir ein Brief in die Hand, au# Nürnberg übers¡rieben, der de# alt-redli¡en Alcidor# seeligen Abs¡ied
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beri¡tet, und mi¡ herzbetrübet." Offenbar beruht auf ungenauer Lektüre dieses Briefes Wills Angabe, Sechst sei am 19.2.1674 gestorben. Das von Jürgensen genannte Todesjahr 1677 dürfte auf dieser Tagebuchnotiz Birkens zum 28.7.1677 (II.405; PBlO.B.2.1.2, 179(28)v) beruhen: "Herr Vetter Sextu# morgen# von einen S¡lagfluß ge‰orben: ward am E begraben." Dieser Vetter Sextus wird auch zum 9.10. 1668 (I.401; PBlO.B.2.1.4, 93r), zum 11.7.1672 (II.132; PBlO.B.2.1.7, 81(19r), zum 30.5.1677 (II.401; PBlO.B.2.1.2, 177(26)v; II.404; PBlO.B.2.1.2, 179(28)r) erwähnt. Daß in den Tagebuchjahrgängen 1675-1677 trotz der beiden Todesfälle weiterhin Kontakte mit einem Herrn Sextus verzeichnet sind, weist auf Alcidors Sohn, der zum 19.8.1668 (I.387; PBlO.B.2.1.4, 88v) erstmals erwähnt und bis zum Ende des Jahrgangs 1673 immer als der junge Sextus von den beiden anderen unterschieden wird. Daß Johann Sechst ein Vetter Birkens gewesen sei (so Jürgensen, 2006, S. 129), beruht auf einer Verwechslung mit dem 1677 verstorbenen Träger dieses Namens und wird durch Birkens Tagebucherwähnungen nicht bestätigt. Es ist nicht einmal sicher, ob der zum 17.1.1661 im Tagebuch erwähnte "Herr S¡wager Sextu#" (I.65; PBlO.B.2.1.3, 22v) mit Johann Sechst / Alcidor identisch ist, denn dessen mehrere hundert Nennungen in Birkens Tagebüchern erfolgen ausnahmslos ohne Verwandtschaftsbezeichnungen. Birkens Gedicht ist gedruckt worden, als erster Bestandteil ( )( ijr-[ )( iij]r) der Nachrufschrift Der | Seelig-entseelte | Lobwürdige | Blumengenoß und Pegni”-|S¡äfer | Alcidor: | na¡-beehret/ | beklaget | und | beglü¿wüns¡et. | Gedru¿t/ im Jahr 1674. (S. Stauffer, 2007, S. 873f.) Das Gedicht ist dort unterschrieben: "Seinem wehrten nunmehr-seeligen | Weidgeno‹en | s¡riebe e# zur Ehr-Le”e | Floridan." Die Strophen sind nicht gezählt und nicht durch Spatien voneinander abgegrenzt. Nur der jeweils erste Vers ist eingezogen. Wegen der Ausführungen des ersten Buchstabens als Initiale beginnt auch v. 2 mit Einzug. Sonst weicht der Text der Druckfassung, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, an folgenden Stellen von derjenigen des Manuskripts ab: T1-3] m! – 3 unsren] unsrem – 44 nun i‰] i‰ nun – 48 den] dem –. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge gemeinsam mit den Gedichten Nr. 5, 30, 31 (1. Bestandteil), 33, 86, 150 und 208. 1-3 Vnd so bi‰ au¡ du verbli¡en, | du der dritte! da s¡on zween | unsren orden ›nd entwi¡en.] Im Druck steht hinter "zween" (v. 2) ein Asterisk; die entsprechende Anmerkung unter Str. 1 lautet: "*Cleander/ zu Elbing in Preu‹en. | Ly›#/ im Hol‰ein." Friedrich Hofmann und Matthias Pellicer waren 1673 gestorben, was beides in Martin Kempes Brief vom 22.2.1674 nc, den Birken am 25.3.1674 erhalten hat, als bekannt vorausgesetzt wird. Die Zahl der damals bereits verstorbenen Ordensmitglieder war weit höher: Johann Klaj (1656), Georg Philipp Harsdörffer (1658), Johann Rist (1667), Anton Burmeister (1670), Friedrich Lochner (1673). Birken nennt nur Mitglieder des von ihm neugegründeten Ordens, in dem von den Mitgliedern der Ära Harsdörffer tatsächlich nur Johann Sechst und Christoph Frank eine Rolle gespielt hatten. – 7-10 drei‹igmal der Sonne Wagen ~ meinen treuen Freund erkennt.] Demnach müßte Birken seit 1644 mit Sechst in freundschaftlichem Kontakt gestanden haben. Das bestätigen zwei Eintragungen Johann Sechsts in Birkens Album Hs 152818 | P.Bl.0.5 (Album 1). Die erste (33r) lautet:
Gedicht 223, 1674
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Te DEUS omnipotens peregrè comitetur euntem Et sit susceptae duxq´ ue comesq´ ue viae. Praestantissimo ac Literatissimo Domino Possessori, Conterraneo, Amico et Fautori suo honorando, cum voto omnis prosperitatis, paucula haec inserebat Noribergae 19. Novembris Anno 1645. Johannes Sextus ElnbogâBohemus. [Gott der Allmächtige begleite dich auf deinem Weg in die Fremde; er führe und geleite dich. Dem wohledlen und hochgelehrten, dem zu ehrenden Herrn Besitzer, dem Landsmann und Freund trug diese wenigen Zeilen ein, mit dem Wunsch allen Wohlergehens, in Nürnberg am 19. November 1645 Johann Sext aus Elnbogen in Böhmen.] Diese Eintragung wurde vor Birkens Aufbruch nach Wolfenbüttel am 7.12.1645 (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 30) vorgenommen. Undatiert dagegen ist das Abs¡ied#wuns¡ über- und "von | Alcidor." unterschriebene Lied "Floridan will weiter wandern" (43v), das Birken in seine Autobiographie übernommen (ebd., S. 38) und in der Guelfi# (S. 128f.) gedruckt hat. Es dürfte ebenfalls Ende 1645, könnte aber auch schon 1643 bei Birkens Aufbruch nach Jena im Sommer des Jahres entstanden sein. – 17 nun-entri‹en] Apposition zum voraufgehenden "di¡". – 19 Sie, die Heerd der Pierinnen] "Sie" ist emphatische Vorwegnahme des folgenden Subjekts "die Heerd". – 21f. Kinder der gelehrten Sinnen, | ihre Hebamm nennten di¡.] Anspielung auf Sechsts vieljährige Tätigkeit als Lehrer und, vor allem, als Korrektor in der Druckerei des Verlagshauses Endter. – 23f. deine Hütte, sol¡e Tra¡ten, | zu den Musen ErzS¡rein ma¡ten.] "sol¡e Tra¡ten" ist Subjekt, "deine Hütte" Objekt – 25-29 Da# Merz Veil¡en, deine Blume, ~ in dem jungen Grase ‰ehen.] Anspielung auf die Jahreszeit der Gedichtentstehung, vor allem aber Erinnerung an Sechsts Blume und an den Spruch, den Birken ihm nachträglich, in der NachrufEkloge für Johann Michael Dilherr (1669), zugewiesen hatte. Dort heißt es (S. 12): 22 Dem blauen Veil¡en [...] unser# Alcidor#/ (sagte Floridan/) will i¡ diese Obs¡ri]/ Nidrig aber empor-rie¡end! zueignen/ und dieselbe/ in seinem Namen/ mit diesen Zeilen erklären: J¡ krie¡/ mit meiner Blum/ zwar unten auf der Erden: jedo¡ mein Anda¡t-Ru¡ gen Himmel räu¡t und rei¡t. Ho¡ i‰ in GOtte# Aug/ wa# ihn verehrend kreu¡t. Dort eine Sonnenblum au# nidrem Veil wird werden.
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In der Erinnerungsrede der Nachruf-Ekloge für Frau von Birken (1670) wird die Passage mit geringfügigen Änderungen wiederholt (S. 257 im zweiten Paginierungsblock). Herdegen, S. 251, teilt das Epigramm mit kleineren Veränderungen mit. – 32-34 dir wolt, alter Simeon! ~ Jesu# unsre Blumen-Kron.] Die Anspielung auf Lk 2.25-33 läßt vermuten, daß Johann Sechst am Tag Epiphanias, am 6.1.1674, oder kurz danach gestorben sein könnte. "unsre Blumen-Kron" wird Jesus genannt, weil ihm in der Nachruf-Ekloge für Johann Michael Dilherr die Passionsblume gewidmet worden war. – 35f. Dir kam, Himmel#-bahn zu ‰egen, | unsre Granadill' entgegen.] Erinnerung an die Unterordnung aller Hirtenblumen unter die Passionsblume, die hier metaphorisch für Jesus steht. Das Verb "‰egen" ist in der Bedeutung 'begehbar machen' verwendet. – 42 an de# Leben# wa‹er‰rande] Im Paradies; vgl. v. 47f.; ev. Anspielung auf Offb 22.17.
Text 224: MajenLied, bey der Blumgenoßen Krönung#-Fe‰ in Floridan# hütte. 210r-211v T1 CCXXIV.] CCVIII – T2 MajenLied] d nachträglich angefügt. – T4 hütte] ü nachträglich verdeutlicht – 2 krönet] ö überschrieben – 4 aufzumahnen] ev. auf zumahnen – 4 aufzumahnen] zweites a nachträglich verdeutlicht; ebenso bei 42 warte – 7 Len”] ” aus z überschrieben – 8 Blumen] B undeutlich aus b überschrieben – 10 Aehren] Aehern – 12 Thönen] T aus t überschrieben – 17 Periander#] undeutlich überschrieben aus Perrander# – 18 himmel] him el (ebenso 19; ebenso 32 Himmel – 36 Flammen) – 19 au¡] durch Überschreibung aus auf – 25 Unsern] erstes n überschrieben; Endungs-n nachträglich angefügt – 26 Korn] or nachträglich verdeutlicht – 27 Er] E aus e überschrieben; ebenso bei 75 Eu¡ – 27 wa¡se] Endungs-e nachträglich angefügt – 28 Thone] durch Streichung aus Throne – 29 Ferranden#] Endungs-n nachträglich verdeutlicht – 32 heiß] ß aus ‰ überschrieben – 33 Palämon#] danach Komma gestrichen – 33 kün‰ler-kiel] Bindestrich nachträglich unterhalb der Zeile eingefügt – 36 flö‰en] n nachträglich verdeutlicht – 37 der] r nachträglich verdeutlicht – 44 na¡arte] ev. na¡ arte – 46 Fienen] F überschrieben – 49 Poliander] mit der-Kürzel – 51 Herme#] m und Endungs-e nachträglich verdeutlicht – 51 haubt] b aus p überschrieben – 53 die] i unausgeführt; i-Punkt über der Verbindung von d und e (ebenso 65, 72) – 53 Tolipan] Talipan – 56 Glük-bekrönet] Bindestrich ev. gestrichen; k von bekrönet aus g überschrieben – 59 da#] Kürzel – 61 Blum] durch Streichung (undeutlich) aus Blume – 63 S¡merzen] z aus ” überschrieben – 63 Sie!] Rufzeichen nachträglich vor gestrichenem Komma eingefügt – 71 Bli¿] ev. Blik – 73 Gekrönten] Gekränten – 75 iezt] z überschrieben – 76 herze] z aus k überschrieben – 80 gekrönet] gekränet Obwohl zum Jahr 1674 kein Tagebuch Birkens vorhanden ist, lassen sich Entstehungszeitpunkt und -anlaß genau bestimmen. Im Verzeichnis seiner Amtshandlungen als Comes Palatinus (PBlO.A.1, 29r31r) hat Birken notiert, daß er am 1.5.1674 Carl Friedrich Lochner, Johann Gabriel Majer, Andreas Ingolstetter und Johann Leonhard Stöberlein die Laurea Poetica verliehen habe. Zweifellos gilt diesem Anlaß das Gedicht; es dürfte an diesem Tag oder in unmittelbarer zeitlicher Nachbarschaft entstanden
Gedicht 224, 1674
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sein. Der gesellige Rahmen, in welchem die vierfache Krönung am Tag vor Birkens Namenstag (2.5.) vollzogen wurde, dürfte demjenigen entsprochen haben, in welchem die Poetenkrönung Johann Geuders erfolgt war (s. zu Gedicht Nr. 180). Im Gedicht sind offenbar alle Mitglieder des Blumenordens genannt, die an der Feier teilgenommen hatten bzw. teilnahmen. Über den Schauplatz läßt sich, anders als im Fall der Krönung Geuders, nichts sicher ermitteln. Die Formulierung "in Floridan# hütte" (T3f.) macht es aber wahrscheinlich, daß die Feier in Birkens Gartenhäuschen stattgefunden hat (zu diesem Garten s. zu Gedicht Nr. 205). Ein Druck des Refrainliedes ist nicht bekannt. T2f. MajenLied, bey der Blumge-|noßen Krönung#-Fe‰] S. o. – T3f. in | Floridan# hütte] Wohl Birkens Gartenhaus; s. o. Den Irrhain und die dort errichteten Hütten der Pegnitzschäfer gab es 1674 noch nicht (s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 161, 912, 932-940). – 2 mit der Faunen Fahnen] Vgl. Gedicht Nr. 172, v. 3. "der Faunen" ist Attribut zu "Fahnen"; gemeint ist das frische Laub der Bäume. – 5 Flur] Von Birken häufig verwendetes Wort für: 'Flor', 'Wachstum'. – 6 Fe‰inen] Girlanden; s. Zedler. Bd. 8 (1734), Sp. 1132f., zum Lemma Encarpus. – 11 mit Myrtillen# seiner Blum] Martin Limburger (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 179) war schon 1656 zum Dichter gekrönt und 1662 nach der Neugründung als Erster in den Pegnesischen Blumenorden aufgenommen worden. Die Verse 9-12 spielen auf das ihm bzw. seiner Blume zugeschriebene Erklärungsepigramm an. Die entsprechende Passage in der Nachrufekloge für Johann Michael Dilherr (1669) lautet (S. 9): 15 Meine blaue Kornblume/ [...] (sagte hierauf Myrtillu#/) verhimmele i¡ mit der Obs¡ri]: Na¡ dem Himmel gefärbet. und erkläre dieselbe mit folgenden Zeilen: E# hat de# Himmel# Farb/ mein Herz und meine Blum. J¡ will mi¡/ mit der Ler¡/ na¡ dem/ da# droben/ s¡wingen vom Kornfeld/ und/ wie ›e/ empor nur fliegend ›ngen. Diß i‰ gekrönter Thon/ der führet GOtte# Ruhm. Als Erinnerungsrede erscheint diese Passage auch in der Nachrufekloge für Frau von Birken (1670), S. 251. Herdegen, S. 162, liefert, wie meist, eine bearbeitete Fassung des Epigramms. – 13-15 Seiner Magdali# au¡ iezt ~ ihre Blum entgegen blizt.] Regina Magdalena Limburger (zu ihr s. zu Gedicht Nr. 179) war im Sommer 1668 zur Dichterin gekrönt und in den Blumenorden aufgenommen worden. Ihre Blume war die Dreifaltigkeitsblume, das Stiefmütterchen. – 14 Chlori#] Gottheit der Vegetation, mit Flora gleichgesetzt; s. Der Kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 1151. – 17f. Periander# Erb-Blum iezt | s¡lie‰ den himmel auf, der Erde.] Carl Friedrich Lochner (zu ihm s. zu Gedicht 202) erscheint in Birkens Verzeichnis (s. o.) als der erste der am 1.5.1674 zu Dichtern Gekrönten. Seine Blume hatte er von seinem Vater geerbt. Die beiden Verse spielen auf das Epigramm Nr. 202 an, das 1672 anläßlich der Aufnahme Lochners in den Pegnesischen Blumenorden entstanden war. Der auf den 1.5.1674 datierte Entwurf der Coronatsurkunde für Lochner ist in Birkens Archiv erhalten: PBlO.C.24.24.1. – 19f. weil sein
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Gei‰ au¡ himmel-blizt, | de‹en Si” gekrönet werde.] "de‹en" bezieht sich zurück auf "Gei‰"; "au¡" parallelisiert Perianders Dichtergeist mit der seiner Blume zugesprochenen Eigenschaft des Himmelaufschließens. Die Tempusform entspricht der Rolle Lochners als gegenwärtig zu Krönender. – 21 Dafne bindet ihm die Kron] Ob die Pegnitzschäferin Daphne gemeint ist oder – nur – der Lorbeer, ist nicht sicher zu sagen. Wir wissen nicht genau, wann Barbara Juliane Penzel 1674 gestorben ist und demnach auch nicht, ob sie Anfang Mai noch gelebt hat. – 25f. Unsern wehrten Ro›dan | ziert die Korn-Ro#' und die Krone.] S. zu Gedicht Nr. 180. Johann Geuder war am 24.3.1668 zum Dichter gekrönt worden; dem entspricht der Wortlaut hier. Zu seiner Blume s. zu Gedicht Nr. 180, v. 33f. – 29f. Au¡ Ferranden# dapfrer Gei‰, | den die Lorbeern lang‰ bedienen] Johann Ludwig Faber (1635-1678; zu ihm s. Herdegen, 1744, S. 284-297; Will. Bd. 1 (1755), S. 368f.; Jürgensen, 2006, S. 262-272) war 1664 in den Blumenorden aufgenommen und nach einer entsprechenden Notiz in Birkens Verzeichnis seiner Amtshandlungen als Comes Palatinus (s. o.; 30v) am 1.3.1669 zum Dichter gekrönt worden. Dieser Vorgang hat auch in Birkens Tagebuch Spuren hinterlassen: 19.2.1669 (I.433; PBlO.B.2.1.5, 8r): "Coronation-Diploma pro Fabro concipirt."; 21.2.1669 (I.446, PBlO.B.2.1.5, 12v): "S¡euren da# Diploma Poëticum zu ingroßiren gegeben"; 26.2.1669 (ebd.; ebd.): "S¡euer da# Diploma gebra¡t. dafür i¡ vor Ferrando au#gelegt 2 Gulden."; 2.3.1669 (I.447; PBlO.B.2.1.5, 13r): "Herrn Fabern da# Diploma gesend per Dorilidem." Der auf den 1.3.1669 datierte Entwurf des Diploms ist in Birkens Archiv vorhanden: PBlO. C.24.14.1. Die Wendung "Ferranden# dapfrer Gei‰" spielt auf das ihm bzw. seiner Blume zugewiesene Erläuterungsgedicht an. In der Nachrufekloge für Johann Michael Dilherr (1669) lautet die Faber gewidmete Passage (S. 9f.): 16 von meinem Eisenkraut/ [...] (sagte Ferrando/) hätte i¡ viel zu sagen/ wie vorzeiten die Heiden ihre Altäre und Opfer damit gezieret. | J¡ will mir e# aber zum Gedult-Sinnbild ma¡en/ und darbey mi¡ mit der Ho[nung himlis¡er Wiedererge”ung trö‰en. Andere mögen Bo#heitS¡miede werden: i¡ aber will Eisern seyn/ Unter de# Creu”e# Hammers¡lag! Mit dieser Beys¡ri] begleite i¡ meine Blume/ und opfere mi¡ und dieselbe dem Göttli¡en Willen/ dur¡ diese Erklärung#Zeilen: Mi¡ mag da# Glü¿/ die Noth/ der Zungen-Hammer s¡lagen. Wer Eisern i‰/ der kan die S¡läge wohl vertragen. Mi¡ härtet die Gedult. Der Himmel i‰ mein Ziel: Dort wird e# alle# gut. Er ma¡' e#/ wie Er wil! Die Passage erscheint als Erinnerungsrede auch in der Nachrufekloge für Frau von Birken (1670), S. 251f. Herdegen, S. 285, druckt das Epigramm leicht verändert ab. – 33-38 Weil Palämon# kün‰ler-kiel ~ seinem Haubt zur Haube dienen.] Johann Gabriel Majer (zu ihm s. Herdegen, 1744, S. 281-284; Will. Bd. 2 (1756), S. 534-536; Jürgensen, 2006, S. 251-261) ist der zweite der nach Birkens Verzeichnis seiner
Gedicht 224, 1674
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Amtshandlungen als Comes Palatinus (s. o.) am 1.5.1674 zu Dichtern Gekrönten. Auch zu seinem Diplom ist der auf diesen Termin datierte Entwurf in Birkens Archiv vorhanden: PBlO.C.24.25.1. Von diesem Diplom ist auch die fertige kalligraphisch ausgeführte Urkunde erhalten: PBlO.C.24.25.2. Die Wahl der Verben und der Tempusformen in v. 37 und 40 entspricht der Aktualität des Krönungsvorgangs. In den Blumenorden war Majer schon 1662 aufgenommen worden. Der erste Teil der Strophe (v. 33-36) spielt auf die Majer zugewiesene Blume bzw. das zugehörige Erläuterungsgedicht an. In der Nachrufekloge für Johann Michael Dilherr (1669) lautet die Majer gewidmete Passage (S. 12): 24 Unser Palämon/ (sagte Ferrando/) hat ihm die Blume Augentro‰ [...] erwehlet/ und kan/ dieselbe zur Himmel#-Anda¡t zu ma¡en/ darüber s¡reiben: Si¡ droben su¡end. Eine Chri‰-ergebene Seele/ muß eine gei‰li¡e Sternseherin seyn/ da# Stern-Ferngla# an ihr Glauben#Auge se”en/ und dur¡ da‹elbe einen Bli¿ in den Himmel thun/ wo ›e einmal in Gesells¡a] ihre# Leibe# wie ein Stern leu¡ten soll. J¡ binde/ diese Augenlu‰/ in diese Zeilen: Wa# Leibe#-Augen labt/ i‰ alle# Eitelkeit. Diß i‰ ein Augentro‰/ worna¡ die Seele s¡auet. Sie su¡et droben nur/ wa# ihren Wuns¡ erfreut. Dort in dem Sternenfeld ›¡ meine Blume bauet. Die Passage erscheint als Erinnerungsrede auch in der Nachrufdichtung für Frau von Birken (1670), S. 258f. Herdegen, 1744, S. 282f., teilt Spruch und Erläuterungsgedicht in starker Bearbeitung mit. – 37 der leyer-helden dank] 'der Lohn für die Dichter': der Lorbeerkranz. – 41-43 Damon, unsrer Hürden Zier, ~ wo man geht zur Ehren-Thür] Zu Magnus Daniel Omeis' Poetenkrönung und Ordensaufnahme 1669 s. zu Gedicht Nr. 177. Die erste Strophenhälfte (v. 41-44) spielt auf die Omeis zugewiesene Blume bzw. das zugehörige Erklärungsgedicht an. In der Nachrufekloge für Johann Michael Dilherr (1669) lautet die entsprechende Passage (S. 12f.): 25 Unser zweyter Damon/ den je”und da# Teuts¡e Rom seine S¡äflein an der Donau weiden ›het/ (sagte Ro›dan/) lernet/ von seiner Wegwarte/ [...] de# seeligen Wege# warten/ und denselben betretten/ Wo man zum Leben gehet. Von zween Wegen/ dem guten und bösen/ dem breiten und s¡malen/ hat unser Heiland un# gepredigt/ deren dieser zum weiten Höllenthor/ jener zur än-|gen Himmel#pforte führet. Wir wollen/ mit Damon/ ni¡t zu den Vielen laufen/ sondern samt den Wenigen den Weg zum Leben gehen/ mit dieser Blume un# immer gegen der Ewigen Seelen Sonne wenden/ und seufzen: J¡ ‰ehe hier am Weg/ und sehe laufen di¡. Steh/ meine Sonne/ mir! laß/ JESU/ laufen mi¡/ dir na¡/ dem Leben zu. O seelig# Himmelfarten! J¡ wende mi¡ zu dir/ will diese# Wege# warten.
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Die Passage erscheint als Erinnerungsrede auch in der Nachrufekloge auf Frau von Birken (1670), S. 259f. Herdegen, 1744, S. 170, bietet abermals eine stark bearbeitete Fassung. Es mag sein, daß v. 42f. auch auf Omeis' berufliche Zukunft anspielt: 1674 erhielt er an der Universität Altdorf die Rhetorikprofessur. – 44 seinem wehrten Blut na¡arte] Omeis' Vater war Diakon an St. Sebald, die Mutter eine Tochter Johann Sauberts d. Ä. – 45-48 Au¡ Filemon, der un# iezt ~ müß wie die Narci‹e grünen.] Zu David Nerreter s. zu Gedicht Nr. 190. Zum Dichter gekrönt und in den Orden aufgenommen worden war er 1670. – 45f. der un# iezt | wieder kehrte von den Fienen] Nicht erst 1675 (so Jürgensen, 2006, S. 380), sondern schon vor dem 1.5.1674 war Nerreter folglich von einer Reise als Hofmeister nach Stockholm, Narwa, Ivangorod und Königsberg nach Nürnberg zurückgekehrt. Der Ausdruck "von den Fienen" (v. 46) benennt recht großzügig den entferntesten Punkt der Reise Nerreters; immerhin mündet die Narwa in den Finnischen Meerbusen. – 48 müß wie die Narci‹e grünen] Die Narzisse war die Nerreter zugewiesene Blume. – 49-52 Poliander sey belaubt, ~ immer Kün‰e-waaren bringet.] Zu Andreas Ingolstetter, der als dritter der am 1.5.1674 zu Dichtern Gekrönten auch in Birkens Verzeichnis (s. o.) erscheint, und zu seiner Aufnahme in den Pegnesischen Blumenorden 1672 s. zu Gedicht Nr. 207. Vers 50 spielt auf Ingolstetters Blume, die Ringelblume, an, der Ausdruck "Kün‰e-waaren" (v. 52) auf seinen Stand als Kaufmann und sein Amt als Marktvorsteher. Die Wortwahl von v. 50 kennzeichnet Ingolstetter als einen der vier Krönungskandidaten. – 53-55 Jhm die Kron, die Tolipan ~ die un# süß bewirten kan:] Herdegens Angabe (S. 446), Helena Ingolstetter sei 1674 in den Blumenorden aufgenommen worden, legt die Vermutung nahe, das sei eben am 1.5.1674 geschehen. Dafür spricht auch die Plazierung des Gedichtes Nr. 225. Die Verse spielen auf Blume, Spruch und Erläuterungsgedicht an. Herdegen nennt ohne Quellenangabe (S. 446) als Blume die Tulpe, als Spruch "Mit Sü‹igkeit bewirthend". Das von ihm mitgeteilte Erläuterungsgedicht weicht vom Epigramm Nr. 225 stark ab; s. d. – 53 Jhm die Kron] Als Prädikat ist "diene" (v. 54) zu ergänzen. – 55 die un# süß bewirten kan] Als Gastgeberin in Erscheinung getreten war Helena Ingolstetter etwa bei der Aufnahme ihres Ehemannes in den Blumenorden am 29.11.1672 (s. zu Gedicht Nr. 207). – 57-60 Polyanthu# kennt zu glei¡, ~ dieser Kranz sein Lob erweiter.] Zu Johann Leonhard Stöberleins Aufnahme in den Pegnesischen Blumenorden 1672 s. zu Gedicht Nr. 205. Er ist der vierte der am 1.5.1674 zu Dichtern Gekrönten auch in Birkens Verzeichnis; s. o. Abermals ist der auf den 1.5.1674 datierte, in lateinischer Sprache abgefaßte Entwurf der Coronatsurkunde in Birkens Archiv erhalten: PBlO.C.24.35.1. Die Gegenwartsform von v. 60 bestätigt den Aufnahmevorgang. Drei von Stöberlein zum Dank für die Verleihung des poetischen Lorbeers verfaßte Dankgedichte, zwei davon in Abschrift von Birkens Hand, enthält das für den ersten Text von Stöberlein auf den 16.7.1674 datierte Doppelblatt PBlO.C.343.2. – 58 wie Apollo, leyr und Kräuter] Hinweis auf Stöberleins Beruf als Apotheker. Apollo war Schutzgott sowohl der Künste wie der Heilkunde; s. Der Kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 441-448. – 61f. Seine Blum Dorinde blüh, | wie die Hyacinth' ers¡iene.] Herdegens Mitteilung (S. 446f.), Dorothea Ursula Catherina Stöberlein sei 1674 in den Pegnesischen Blumenorden aufge-
Gedichte 224, 225 und 226, 1674
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nommen worden, legt die Vermutung nahe, das sei eben am 1.5.1674 geschehen. Dafür spricht auch die Plazierung des Gedichtes Nr. 226. Wie für Philinde (s. o.) wird es eine spielerische Poetenkrönung gegeben haben. – 65-68 Vnd Florinda, die ihr Hirt ~ unter dornen fröli¡ weide.] Zu Clara Catharina von Birken, der zweiten Ehefrau, s. zu Gedicht Nr. 222. – 69-72 dieser s¡le¡ten Hütte i‰ ~ die beblümt bekrönet grünen.] Zur "Hütte" s. o. und zu T3f. "beblümt" und "bekrönet" waren nun alle im Gedicht Erwähnten. An diese richtet sich denn auch die Anrede der letzten Strophe (v. 73-80). – 77 unsre Lieb hei‰ Amarant] Die Amarante (Tausendschön) war Birkens Blume. – 78-80 Granadill, die wir bedienen, ~ ewig Freud-gekrönet grünen.] Wie in den beiden programmatischen Eklogendichtungen von 1669 und 1670 werden alle Blumen der Pegnitzschäfer der Passionsblume untergeordnet.
Text 225: Die XXXIIX Blumgenoßin Frau Helena Jngel‰etterin. Blume: Tulipan. Spru¡: Mit süße bewirtend. Filinde. 211v T1 CCXXV.] CCIX – T2 Blumgenoßin] ß aus s ergänzt – T3 Frau] Fr. – T4 Blume:] Bl. (ev. Bl) – T4 Spru¡:] Spr. – T4 bewirtend.] bewirtend – 1 die] i unausgeführt; i-Punkt über der Verbindung von d und e – 2 Bienen] danach Komma gestrichen – 2 Wirt] W verschmiert – 4 begraben] zweites b undeutlich Zu Anlaß und Entstehung des Epigramms s. zu Gedicht Nr. 224. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 446, teilt Spruch und Erläuterungsgedicht in starker Bearbeitung mit. Der Spruch lautet bei ihm: "Mit Sü‹igkeit bewirthend." Das Epigramm: Die Tulpe s¡lies‰ den Tau in ihre Blätter ein. Komm sü‹er Himmel#-Thau, mein Heiland! in mein Herze, S¡lies‰ JEsu diß di¡ ein, so wei¡t der bittre S¡merze, Wer di¡ bewirthen kan, der kan dein Himmel seyn. Ein zeitgenössischer Druck des Epigramms Nr. 225, das Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den Epigrammen Nr. 198, 214, 243, 263, 269, 270, 271, 273 und 274 gemeinsam hat, ist nicht bekannt.
Text 226: Die XXXIX. Blumgenoßin Frau Dorothea Ursula Stöberlein#. Dorinde. Blume: Hyacinth. Spru¡: Zwis¡en blättern voll Blüte. 211v/212r T1 CCXXVI.] CCX – T2 Die] i überschrieben – T2 XXXIX.] unterhalb von gestrichenem XL – T2 Blumgenoßin] B überschrieben; ß aus s ergänzt – T3 Frau] Fr. – T4 Dorinde.] Dorinde – T5 Blume:] Bl. – T5 Spru¡:] Spr. – 2 Wann] Wan – 2 Gotte#] G aus v überschrieben – 2 Güte,] Komma aus Punkt überschrieben – 4 Ru¡] Ruh – 4 himmel] him el
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Zu Anlaß und Entstehung des Epigramms s. zu Gedicht Nr. 224. Frau Stöberlein (geb. 1633; zu ihr s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 446f.; Jürgensen, 2006, S. 428) dürfte am 1.5.1674 in den Blumenorden aufgenommen und in dem für die Damen üblichen Verfahren minderen Ranges gekrönt worden sein. Die Angabe bei Jürgensen, S. 428, Frau Stöberlein sei 1675 in den Blumenorden aufgenommen worden, ist zu korrigieren. Herdegen (S. 447) teilt wie üblich eine stark überarbeitete Fassung des Erläuterungsgedichtes mit: J¡ su¡ in GOtte# Bu¡, und finde meine Ruh. Wann heilge Blätter mir entde¿en Gnad und Güte, Steht meine Ho[nung grün, der Glaub in voller Blüte, Und meine Liebe w䡉 dem blauen Himmel zu. Ein zeitgenössischer Druck des Epigramms 226, das Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den Epigrammen Nr. 207, 218, 251, 272 und 281 gemeinsam hat, ist nicht bekannt.
Text 227: An meinen wehrt‰en Polyanthu#. 212r-260(213)r T1 CCXXVII.] CCXI – T2 meinen] meiner – 1 zwar] a nachträglich verdeutlicht; ebenso 14 – 5 ni¡t] niht (ebenso 23) – 5 Kret] K undeutlich überschrieben; r nachträglich verdeutlicht – 6 Baret] durch Streichung aus Bareth (B aus b überschrieben; a nachträglich verdeutlicht) – 7 2.] 2 (ebenso bei Str. 3) – 8 Haine] durch Streichung aus Hayne – 8 holen] davor ein Wort gestrichen – 10 die] i unausgeführt; iPunkt über der Verbindung von d und e (ebenso 22, 29; ebenso bei 21 diese# – 22 blieben – 41 diese) – 15 Viel] V überschrieben – 16 Weg] W aus w überschrieben – 19 4.] 3. – 19 ob] danach ein Wort gestrichen; ev. hat – 22 blieben!] blieben? – 23 Grie¡is¡] iec nachträglich verdeutlicht – 25 5.] 4. (wegen geringen Zeilenabstands reicht die offenbar nachträglich angebrachte Strophenzahl in v. 25 hinein) – 30 Rom] R nachträglich verdeutlicht – 31 6.] 5. – 31 von] n überschrieben – 34 der] r überschrieben – 34 würdig#] ürd verschmiert – 34 worden;] Semikolon undeutlich – 37 7.] 6. – 38 s¡wanger] s aus S überschrieben – 40 am] m nachträglich verdeutlicht Das Gedicht dürfte zwischen Mitte und Ende Juli 1674 entstanden sein. Es reagiert nämlich auf ein von einem Gedichtbrief (PBlO.C.343.2) begleitetes Dankgeschenk – ein Brettspiel – Johann Leonhard Stöberleins. Der Brief ist auf den 16.7.1674 datiert; dieses Datum nennt auch Birkens Empfangsvermerk. Der Brief enthält drei Gedichte. Das erste, auf der ersten Seite des Doppelbogens angebracht, lautet:
Gedicht 227, 1674
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Hoch Edler Floridan. + Er spielt, J¡ spiele au¡: Sein Ehren i‰ ein Spielen. Wie könt der Lorbeer Strau¡, na¡ meinem haubt son‰ zielen. der kran” wird mein Bareth, darfür kombt diese# Breth. + J¡ Fühle zwar die Ehr', do¡ sag J¡ vnverholen, E# gehet s¡on die mähr J¡ hett' ›e abge‰olen. Ehr' aber da# gemüth von dem mir sol¡e# blüht + So zahlt da# Spiel, ein Spiel Der dan¿ soll grö‹er hei‹en: die Ehre, die i¡ fühl, wird diese gab beweisen, die Floridan nehm' an vnd bleibe beygethan, Jn beharrli¡er Gun‰zueignung Seinem Jn s¡uldig‰- und hö¡‰ beflißen‰er Dien‰ergebenheit aufwärtig‰em diener und Weydgeno‹en. Polyanthus. von hauß den 16. heumonat#, im 1674. heyl jahre. Auf der dritten Seite des Doppelblattes hat Birken je ein an ihn selbst und an seine Frau gerichtetes Epigramm notiert, das Stöberlein offenbar auf dem Geschenk selbst angebracht hatte. Die beiden
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Gedichte tragen nichts zum Verständnis des Gedichtes Nr. 227 bei. Ein Druck des Gedichtes Nr. 227 ist nicht bekannt. 1f. Er zwar spielt: ni¡t spiel' i¡ au¡. | Mein Beehren i‰ kein Spielen.] Zurückweisung der Bescheidenheitsformel in v. 1f. von Stöberleins Gedicht, die ja auch Birkens Motiv für die Krönung verharmlost, durch die Unterstellung spielerischer, nicht ernstgemeinter Rede. Die Wahl des Verbs 'spielen' in Stöberleins Gedicht hatte natürlich auch mit dem von seinem Gedichtbrief begleiteten Geschenk zu tun. – 3f. S¡on vorlang‰ der Dafne-Strau¡ | wolt na¡ seinem Haupte zielen.] Zitierende Reaktion auf v. 3f. des Gedichtes von Stöberlein. Wahrscheinlich erinnert Birken daran, daß es schon früher Überlegungen bezüglich einer Aufnahme in den Blumenorden gegeben habe. – 5f. Mi¡ beredet ni¡t ein Kret, | daß verspielt sey diß Baret.] Zitierende Reaktion auf v. 5f. des Gedichtes von Stöberlein. Anspielung auf die seit der Antike sprichwörtliche Lügenhaftigkeit der Kreter. – 7f. Die Kun‰-di¡ter billig Ehr' | au# Parna‹en# Haine holen:] Laut Gedicht Nr. 181, v. 1-3, kam auch der Lorbeer vom Parnaß. Stöberlein, der Gekrönte, wird hier mit zu den 'Kunstdichtern' gezählt. – 9f. und e# i‰ verlogne Mähr, | die da sagt, e# sey ge‰olen.] Zitierende Reaktion auf v. 9f. von Stöberleins Gedicht; Variation von v. 5f. – 11f. dort verdien‰, und hier Gemüt, | krönte Den, Der viel-beblüht.] Reaktion auf v. 11f. von Stöberleins Gedicht; abschließende Außerkraftsetzung der Selbstverkleinerung, die auch zu Birkens Lasten gegangen war. "Gemüt" ist wie bei Stöberlein in der Bedeutung von 'Gesinnung' verwendet; "viel-beblüht" spielt auf den Blütenreichtum der Stöberlein zugewiesenen Blume an; s. zu Gedicht Nr. 205. – 13f. Mir wird Ern‰ bezahlt mit Spiel, | der zwar lang‰-bezahlt kont heisen.] Nach der zu Beginn des Gedichtes dominierenden Richtigstellung – die Poetenkrönung war kein Spiel, sondern verdiente Belohnung – wird das Brettspiel als Bekundung von Dank akzeptiert, für die eigentlich kein Anlaß mehr bestand. – 16 wer wird Weg zum Danke weisen?] Birken sieht sich nun selbst in der Situation des zu Dank Verpflichteten; vgl. v. 42. – 17f. Ewig bleibet Floridan | Polyanthen beygethan.] Reaktion auf v. 17f. von Stöberleins Gedicht. – 19f. ob er ni¡t mit Latien | verse in die Wett ges¡rieben:] Beginn einer ausführlichen Begründung der Krönung. Nicht für lateinische, sondern für deutschsprachige Dichtungen Stöberleins ist sie erfolgt. – 21-24 diese# krönte seine Söhn, ~ wa# ›e bra¡t zum Lorbeer-Hayn.] Die Dichter Roms wurden für ihre Werke in ihrer Muttersprache, nicht für solche in griechischer Sprache geehrt. – 25-30 Solte ni¡t erlaubet seyn, ~ die un#, tru” dem thummen Mom, | di¡ten lehrt so gut, al# Rom?] Behauptung der Gleichrangigkeit der deutschen mit der lateinischen Dichtung. "Mom", Momos, ist die griechische, von Birken öfter erwähnte Personifikation des böswilligen Tadels; s. Der Kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 1404. – 31-36 Weil kam von der LorbeerKron ~ Polyanthen# Haar' und Hand.] Abschluß der mit v. 19 begonnenen Begründungsrede: Zu Recht ist Polyanthus in den Orden aufgenommen (s. Gedicht Nr. 205) und zum Dichter gekrönt worden (s. Gedicht Nr. 224). Die Bezeichnung "der gekrönte Blumen-Orden" resultiert aus der Tatsache, daß nun alle Mitglieder gekrönte Dichter bzw. Dichterinnen waren. – 37-42 Aber wem glei¡t diese# Bret? ~ Und wie
Gedichte 227 und 228, 1674 und 1675
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werd i¡ Zahler seyn?] Zuletzt ist von dem Geschenk des Spielbretts und den offenbar kostbaren zugehörigen Figuren oder Steinen die Rede.
Text 228: Uber unser# Meliböu# seeligen Tod. 260(213)r/v; Todten-Andenken (PBlO.B.3.3.1), 244r/v T1 CCXXVIII.] CCXII – T2 unser#] s überschrieben – T2 Meliböu#] mit -u#-Kürzel – T2 seeligen] seel. – 1 fün]e] ünf nachträglich verdeutlicht – 2 Hirten] e nachträglich verdeutlicht; ebenso bei 12 bey (1. Position) – 2 die] ie überschrieben – 2 verlohren] v überschrieben – 4 der] Kürzel; ebenso 57 – 4 die] i unausgeführt; i-Punkt über der Verbindung zwischen d und e (ebenso 15, 24, 26) – 5 Ly›#] L aus l überschrieben – 9 zweyer] r überschrieben – 9 fri‰] f überschrieben – 11 2.] 2 (bei Str. 4-6 sind die Zahlen ohne Punkte dem jeweils ersten Vers vorgesetzt) – 11 fäht] durch Streichung aus fähet (t überschrieben) – 11 dan] a nachträglich verdeutlicht – 15 heid] durch Streichung aus heyd (stark verschmiert) – 16 weiß-gekleidt] Bindestrich unterhalb nachgetragen – 18 immergrünen] im ergrünen (ebenso 30 Himmel# – 33 Himmel–Weid – 36, 60 Himmel – 37 komm – 37 frommer – 39 Nimm – 40 himmel–) – 18 immergrünen] zwischen e und r ein Buchstabe gestrichen – 26 an] unsicher; ev. von – 26 und] u. – 26 Blüh'] B aus b überschrieben – 27 zeitigt bald] keine Worttrennung – 27 währen.] Wortausgang und Satzschlußpunkt undeutlich – 28 giebt] eb aus bt überschrieben; t nachträglich angefügt – 47 da–] Kürzel – 50 Wein.] Wein – 52 Bruder] mit der-Kürzel Nur die erste Hälfte dieses Gedichtes (Str. 1-3) steht in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte. Die zweite Hälfte wurde von Birken selbst als letzter, nicht in die Zählung dort einbezogener Bestandteil in die Sammlung S. v. B. Todten-Andenken und Himmel#-Gedanken. oder GOTTES- und Tode#-Gedanken (PBlO.B.3.3.1) eingetragen. Unter dem vom Schreiber eingetragenen ersten Gedichtteil hat Birken angemerkt: "Reliqua vide f. 244". Über Str. 4 steht "ad CCXII*" und rechts auf dem Rand, quer zur Hauptbeschriftung: "* im Amaranten Garten." Birken hat den Nachtrag offenbar irrtümlich in die falsche Sammlung eingetragen; auch in der 'richtigen' wäre am Ende noch genug Platz gewesen. Nur der Nachtrag, die Strophen 4-6, ist auf beiden Seiten jeweils in der Mitte senkrecht durchstrichen. Da der erste Teil diese Markierung nicht aufweist, läßt sie sich nicht mit Sicherheit als Hinweis darauf deuten, daß das Gedicht gedruckt worden ist (s. u.); auch ist kein Druck nachgewiesen. Melchior Rauck (zu ihm und seiner Aufnahme in den Blumenorden 1670 s. zu Gedicht Nr. 189), dessen Tod das Gedicht veranlaßt hat, war am 20.12.1674 gestorben. Die Todesnachricht hat Birken am 8.1.1675 erhalten, wie er im Tagebuch zu diesem Datum notiert hat (II.263; PBlO.B.2.1.9, 123(2)r): "5 S¡reiben von Herrn Johann Mi¡ael Rau¿en, notificirt mir den seeligen Tode#fall seine# Brudern, unser# Meliboei." Der Brief vom 4.1.1675 ist in Birkens Nachlaß vorhanden: PBlO.C.270.1. Unter dem Beantwortungsvermerk (18.2. 1675) hat Birken notiert: "Beri¡tet, daß unser Meliboeus den 20 Decembris verwi¡enen Jahr# seelig ge‰orben. Responsum die 18 Februarii cum Epicedio." Das Gedicht Nr. 228, um das es sich zweifellos
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handelt, ist am selben Tag wie Birkens Antwortbrief geschrieben und versandt worden; im Tagebuch heißt es zum 18.2.1675 (II.269; PBlO.B.2.1.9, 125(4)r): "De# seeligen Meliboei Epicedium verfasst. 60 verse." Zum 23.4.1675 hat Birken im Tagebuch festgehalten (II.277; PBlO.B.2.1.9, 126(5)v): "45 Brief von Meliboei Fratre samt 14 Exemplaren Epicedii und picturâ Vanitatis." Dieser Brief hat sich nicht erhalten. Gedruckte Fassungen seines Gedichtes müssen also in Birkens Händen gewesen sein. In seinem Nachlaß gibt es ein undatiertes, an Birken, Johann Sechst, Johann Ludwig Faber und Magnus Daniel Omeis gerichtetes Schreiben des Bruders Johann Michael Rauck mit dem Titel GRATI ANIMI SIGNUM (PBlO.C.271.13), das außer einer lateinischen sapphischen Ode ("Euge! quid Musae Latiae canetis?") ein deutschsprachiges Dankgedicht enthält: "Leid-rührende# vnd dan¿gebührende# S¡äfer-lied" ("Allwo die Jaxtinnen innen"). Es könnte mit Johann Michael Raucks Brief, der am 23.4.1675 bei Birken eingetroffen war, zu ihm gelangt sein. Die Handhabung der Ein- und Ausrückung von Versen ist in beiden Teilen des Gedichtes Nr. 228 uneinheitlich; unsere Wiedergabe orientiert sich am Erscheinungsbild der vierten, der ersten von Birken selbst eingetragenen Strophe. 1f. J‰ diß ~ unser Orden?] Zu den Todesfällen im Blumenorden, speziell zu denen der Jahre 1673/74, s. zu Gedicht Nr. 223; v. 1-3. Zusätzlich war inzwischen auch Barbara Juliane Penzel verstorben. – 3f. Mu‰ an der ~ die Meli‹e morden?] Zugrunde liegt die Vorstellung des Kranzes, zu dem die Blumen aller Mitglieder des Ordens zusammengefügt sind. Dieses Bild hat Birken in der Nachrufekloge für Dilherr (1669) entwickelt: s. d. S. 4. Die Melisse war Melchior Raucks Blume; s. Gedicht Nr. 189. – 5-7 der edle Ly›# ~ Dafne mu‰en gehen.] S. zu v. 1f. – 9f. Jn zweyer Jahre fri‰, | so man¡er Riß ges¡ehen i‰.] Alle fünf Genannten waren 1673 und 1674 gestorben. – 12 bey Jesu dort, bey unsrer Granadillen] Die Passionsblume war seit 1669 das allen anderen Blumen der Mitglieder übergeordnete, die geistliche Ausrichtung des Ordens verkündende Symbol. Hier steht das Zeichen für den Bezeichneten. – 15 die Goldblum] Die Blume des 1670 in den Orden aufgenommenen Matthias Pellicer / Lysis (1633-1673; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 365-368, Jürgensen, 2006, S. 402f.). Der ihm gewidmete Passus in der Nachrufekloge für Frau von Birken (1670) lautet (S. 266f.): 139 Der würdige Ly›#/ (erlängerte Floridan/) belü‰iget ›¡ mit der s¡önen Gold-WiesenBlume/ [...] und beflei‹et ›¡/ au¡ also Vom Glauben glänzend/ zu ers¡einen. Hiervon (erse”ete Palämon/) kan er also redend eingeführet werden: Mein JESUS hat gezahlt/ für mi¡ und meine S¡ulden/ | ein theure# Löse-geld: ›nd seine# Blut# Gold gulden. Mein Herz/ mein gläubig# Herz/ i‰ diese# Golde# S¡rein: die Werke wahrer Lieb/ ›nd de‹en Glanz und S¡ein. Herdegen, S. 365, druckt das Epigramm leicht bearbeitet ab. – 16 die Lilje, weiß-gekleidt] Die Blume des 1670 in den Orden aufgenommenen Friedrich Hofmann / Cleander (1627-1673; zu ihm s. Herdegen,
Gedicht 228, 1675
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1744, S. 373-376; Jürgensen, 2006, S. 387-389). Der ihm gewidmete Abschnitt in der Nachrufekloge für Frau von Birken (1670) lautet (267f.): 141 Der Preußis¡e Catull Cleander/ de‹en Römis¡e mit seiner Teuts¡en Di¡tFeder Kun‰-wett‰reitet/ | hat zur Blume/ die Weiße Lilie; al# Reine# Herzen#/ GOTT zu s¡auen. [...] Dieser s¡öne Spru¡/ (unterredte Ferrando) wird ›¡ also erklären la‹en: Mein Seel'/ i‰ JESU Braut: hinweg/ wa# mi¡ befle¿t! E# pfleget ihm allein/ der SeelFreund/ anzutrauen ein reine# Liljen-Herz/ von Bo#heit unbekle¿t. Wann GOtt mi¡ rein er›ht/ werd i¡ ihn ewig s¡auen. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 373 teilt eine stark bearbeitete Fassung mit. – 17f. da# veil¡en rie¡t, mit glänzen, | im immergrünen Lenzen.] Das Veilchen war die Blume von Johann Sechst / Alcidor; s. zu Gedicht Nr. 223. – 19 Der Dafne Lorbeer-haubt] Der Lorbeer war die Barbara Juliane Penzel zugewiesene Pflanze; s. zu Gedicht Nr. 176. – 22 du folg‰ zu jung.] Sowohl den zuvor erwähnten Mitgliedern des Blumenordens als auch dem Bruder Georg Rauck, einem Maler, für den Birken am 19.6.1673 ein Epicedium verfaßt und am 21.6. Melchior Rauck zugesandt hatte (II.214; PBlO.B.2.1.8, 108(15)v), das Gedicht Todten-Andenken (PBlO.B.3.3.1) CCLXIII, 217r-219r. – 22-24 kaum trat no¡ deinen Leben ~ die Jahre s¡on aufgeben.] Melchior Rauck war mit 25 Jahren gestorben. – 25 gepreiset] Wenig sinnvoller Ausdruck; vielleicht Abschreibfehler. Angesichts der im Folgenden dominierenden Erntebildlichkeit wäre 'gereifet' möglich. – 27 wa# zeitigt bald] 'was bald reif wird'. – 28 Föbu#] Die Sonne. – 31-33 A¡ treuer SeelenHirt! ~ zur Himmel–Weid geführt.] Melchior Rauck war zum Zeitpunkt seines Todes Pfarrer in Rechenberg bei Schwäbisch Hall. – 34f. Du ha‰ hierbey gefühlt der Wölfe Geifer, | Jhr Zähngeble¿e angesehn.] Zu Schwierigkeiten, die Rauck wegen seiner irenischen, auf Ausgleich mit den Katholiken bedachten Einstellung gehabt habe, s. Jürgensen, 2006, S. 346. – 37f. komm, frommer Kne¡t! ~ zu deine– Herren Freude.] Anspielung auf Mt 25.21. – 44 in man¡er S¡ri] gab‰ du e– zu genießen.] Zu den wenigen veröffentlichten und unveröffentlichten Werken Raucks s. Jürgensen, 2006, S. 346. – 52 dem Ehgemal, dem Vatter, Bruder, Sohne] Zur Ehefrau von Melchior Rauck, Margaretha, geb. Müller, s. Jürgensen, 2006, S. 346. Ein Bruder, Johann Michael Rauck, damals Student der Theologie, lebte noch, ebenso der Vater, Michael Rauck. Mit beiden stand Birken auch nach dem Tod Melchior Raucks nach Ausweis der Tagebücher und erhaltener Briefe beider in Verbindung.
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Text 229: Der XL Blumgenoß S¡äfer Herr Magi‰er Georg-Arnold Burger. A‰erio. Blume: SternKraut. Spru¡: Funklend au# dem Dunklen. 260(213)v T1 CCXXIX.] CCXIII – T3 Herr Magi‰er] H. M. – T3 Burger.] Burger – T4 A‰erio.] A‰erio (davor ein Wort oder Wortanfang gestrichen) – T5 Blume:] Bl. – T5 SternKraut] ev. Stern Kraut – T6 Spru¡:] Spr. – 1 die (2x)] i unausgeführt; i-Punkt über der Verbindung zwischen d und e – 1 na¡ten] a nachträglich verdeutlicht – 1 darinn] darin – 2f. der güldne Lie¡terglanz ~ i¡ er‰ erkennen lerne.] Folge der Verse umgekehrt; Rangierung durch vorgesetzte Zahlen: 2, 1 – 2 der] davor ein Buchstabe (nicht eingerückter Zeilenbeginn) gestrichen – 2 Lie¡terglanz] ev. Lie¡ter-glanz – 3 Jn] J aus i überschrieben – 4 und] u. – 4 de#] # überschrieben Das Epigramm dürfte am 24.4.1675 entstanden sein. Denn am Tag vor seinem Geburtstag, am 24.4. 1675, hat Birken Georg Arnold Burger (1649-1712; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 447454; Will. Bd. 1 (1755), S. 154f.; Jürgensen, 2006, S. 457-460) in den Pegnesischen Blumenorden aufgenommen, wie eine Tagebuchnotiz zu diesem Termin festhält (II.277; PBlO.B.2.1.9, 126(5)v): "Herr Magi‰er Burger mir Carmen natalicium gebra¡t. da# Band al# A‰erio von mir empfangen." Es hat sich nur ein kurzer, undatierter Brief Burgers erhalten, den Birken am 10.7.1674 erhalten hat: PBlO.C.35.1. Dieser Brief läßt erkennen, daß Burger schon vor seiner Aufnahme in Angelegenheiten des Blumenordens einbezogen war. Sonst gibt es von ihm nur noch ein lateinisches Gratulationsepigramm zu Birkens Geburtstag 1675 (PBlO.C.35.3). Auf dem einzigen in Birkens Nachlaß erhaltenen Verlagsvertrag, dem am 24.4.1679 abgeschlossenen für die Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰ (PBlO.C.35.2), fungiert Burger, der auch die Niederschrift angefertigt hat, als Zeuge. Den Magistergrad hatte Burger 1670 in Jena erworben. Wenn er gekrönter Poet war, hat er diese Würde nicht von Birken empfangen. Herdegen, S. 450, nennt zwar dieselbe Blume, teilt aber, ohne Quellenangabe, einen anderen Spruch – "Verbürgert in der Sternen-Stadt" – und ein anderes Erläuterungsgedicht mit: Mein Wandel i‰ ni¡t hier, wo man¡er Un‰ern s¡rö¿et, Und wo der Himmel of] mit Wolken i‰ bede¿et. Gnug! daß die Pilgrims¡af] einmal ihr Ende hat, Dann werd i¡ Burger seyn in jener Sternen-Stadt. Ein zeitgenössischer Druck des Epigramms Nr. 229, das Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den Epigrammen Nr. 199, 202, 204, 205, 222, 259 (2. Bestandteil) und 261 gemeinsam hat, ist nicht bekannt.
Gedicht 230, 1675
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Text 230: Zu de# Edlen Silviu# und der Edlen Charitni# Ho¡zeit. 260(213)v-261(214)v T1 CCXXX.] CCXIV (X aus V überschrieben) – T2 Zu de#] nach Zu gestrichen Mr. Georg Sebast. Lö[elhol” (de# am Ende der Zeile) – T3 Edlen Silviu#] vor gestrichenem mit Jf. Annen Susannen – T4 und der] oberhalb und vor gestrichenem Hallerin v. Haller‰ Ho¡zeit – T5 Edlen Charitni# Ho¡zeit.] vor und unter der in T4 gestrichenen Passage – 1 Silviu#,] eingerückt; Komma nachträglich verdeutlicht – 2 dortmal#] dort von Birken dem ursprünglichen Wortanfang – ev. ein – überschrieben; Schluß-# nachträglich angefügt – 2 holz] z aus ” überschrieben – 3 die] i unausgeführt; i-Punkt über der Verbindung zwischen d und e (ebenso 10, 21, 25, 33, 35, 40, 46, 47; ebenso bei 48 dieser) – 4 seine] seiner – 4 S¡af'] durch Streichung aus S¡aaf' – 4 Lämmer] Läm er (ebenso 5 Stämmer) – 5 Unter ~ Stämmer] eingerückt; Plazierung durch vorgesetzten waagrechten Strich – 6 Haid] i durch Streichung aus y – 6 Haid] a nachträglich verdeutlicht; ebenso bei 9 ungepaart (beide) – 12 ward – 7 2.] 2 (ebenso bei Str. 7, 9 und 10) – 7 fieng] fie g (undeutlich) – 10 mir] m nachträglich verdeutlicht – 10 vereine] langer – nachträglich angebrachter? – Verbindungsstrich zwischen r und e – 11 keine] durch Streichung aus kleine – 12 Eine] E überschrieben – 13 Munde:] vor dem Doppelpunkt ursprüngliches Satzzeichen gestrichen; ebenso bei 41 fort: – 16 sag,] Komma nachträglich verdeutlicht; ebenso bei 19 kennen, – 27 Stimme, – 16 rie[] über e ein Zeichen gestrichen; ebenso bei 19 kennen (über dem Endungs-n) – 16 ni¡t] undeutlich überschrieben aus mir – 16 quäle] u undeutlich; ev. w – 17 verheele] beide mittlere e nachträglich verdeutlicht – 18 Höle] ö überschrieben – 20 spra¡ er] kein Abstand; Worttrennungsstrich; ebenso bei 29 E¡o mit – 37 der lang‰ – 20 mö¡te‰] c überschrieben – 20 ›e] s aus S überschrieben – 22 Halle-Stein] durch Streichung und Überschreibung aus Haller‰ein (a und e in Halle nachträglich verdeutlicht; Bindestrich über dem gestrichenen r) – 22 und] u. (ebenso 50) – 23 FelsenKind] Felsen auf dem Rand von Birken vorgesetzt – 23 diß] mit langem d-Anstrich auf der Grundlinie und breit ausgezogenem ß; großer Abstand zum folgenden i¡ – 23 nit] oberhalb eines gestrichenen Wortes oder Wortteils – 24 sag] ursprünglicher Anfangsbuchstabe vor s gestrichen – 24 mi¡] m nachträglich verdeutlicht – 31 Charitni#] Claritni# – 38 diß gehöne] durch Streichung und Überschreibung aus diese S¡öne (ge oberhalb von gestrichenem Sc) – 39 Leid'] L aus l überschrieben – 45 Halle-‰ein] durch Streichung aus Haller‰ein (Bindestrich über dem gestrichenen r) – 49 Jm] J aus a überschrieben – 55-60 wüns¡t mit mir ~ in# spate Grab hinein.] quer zur Hauptbeschriftung in zwei Gruppen hintereinander (v. 55-57, 58-60) links auf dem Rand; die Strophenzahl 10 (statt 10.) vor v. 56 und in Zeilenmitte unter v. 54 – 57 ein#] eine# – 59 Leid] ei überschrieben – 60 in#] # überschrieben Das Lied entstand anläßlich der Hochzeit von Georg Sebastian Löffelholz von Colberg (1648-1710) mit Anna Susanna Haller von Hallerstein (1651-1705); s. Garber, 1974, S. 323; Stauffer, 2007, S. 911f. Es wurde gedruckt in der Prosaekloge Da# verlezte/ benezte | und | wiederergezte | S¡äflein: | der ansehli¡en Ho¡zeit-Feyer | Deß WolEdlen | Noris¡en Hirten | Sylviu#/ | Und der an Stand/ Ver‰and und S¡önheit | fürtre[li¡‰en S¡äferin | Charitni#/ | dur¡ ein Feld-Gedi¡t gewidmet | von | dem Pegne›s¡en Blum-
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S¡äfer | Ferrando. | Am 25. Weinmonat# deß 1675. Heil-Jahr#. In diese Ekloge ist (Biijr-[Biv]r) das Gedicht als Beitrag das Schäfers Floridan zum Hirtengespräch eingefügt. In der Druckfassung sind die Strophen nicht gezählt und, vom Einzug des jeweils ersten Verses abgesehen, linksbündig angeordnet. Zwischen der ersten und zweiten Strophe fehlt das Spatium. Unter der Schlußstrophe steht rechts die Unterschrift "Floridan." Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, weicht die Druckfassung von derjenigen des Manuskripts an folgenden Stellen ab: T1-T5] fehlt – 16 ni¡t] nit – 24 für] vor (ebenso 44) – 37 der lang‰] vorläng‰ – 38 war verliebt] herz-verliebt –. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge gemeinsam mit den Gedichten Nr. 40, 70, 109, 119, 120, 122, 148, 152, 180, 183, 191, 196, 206, 240, 257 (1. Bestandteil), 276 und 277. 23 FelsenKind] Anrede an das vermeintliche Echo mit Bezugnahme auf v. 18 und 22. – 29 Redet E¡o mit Narci‹en?] Anspielung auf Ovid, Metamorphosen 3, v. 356-410. – 35 die Braut de# Lenzen] Flora. – 38 diß gehöne] 'dieses zum-Narren-Halten'. – 46-48 J¡ die deine ~ dieser E¡o mir behagt.] Gemeint ist die nicht zufällige – wie das 'natürliche' Echo – Übereinstimmung der Liebenden. – 51 klappte au# der Lu] ein Bolz] Höchst überflüssig kommt zuletzt noch Amor / Cupido ins Spiel.
Text 231: Der XLI Blumgenoß. Herr Chri‰ian Donat, Senator Regiomontanus Prussiensis. Adoni#. Blume: Braunelle oder Gottheil. Spru¡: der HerzWunden dur¡ Jesu Wunden. 215r T1 CCXXXI.] CCXV – T2 Blumgenoß.] Blumgenoß – T3 Herr.] H. – T3 Regiomontanus] Regiomont. – T3 Prussiensis] Pr. – T4 Adoni#.] Adoni# – T5 Blume:] Bl. – T5 oder] mit der-Kürzel – T6 Spru¡:] Spr. – 2 Gottgeliebt, mein] m aus d überschrieben; Komma ev. gestrichen Dieses Gedicht eröffnet das letzte Heft der Sammlung. Ebenso wie das folgende (Nr. 232) und die Überschrift des übernächsten (Nr. 233) hat Birken es selbst eingetragen. Der Schreiber hatte die beiden Epigramme Nr. 231 und 232 versehentlich auf der zweiten Seite desjenigen Doppelblattes eingetragen, das später die Außenblätter des ersten Heftes von Birkens letztem Arbeitsbuch (PBlO.B.3.2.1) bilden sollte, so daß die versehentliche Eintragung auf der Rückseite des nicht in die Paginierung einbezogenen Titelblattes steht. Sie ist in Blattmitte senkrecht durchstrichen. Zeilenfolge und -füllung stimmen, von kleinen Abweichungen in Orthographie, Interpunktion und Hervorhebungskennzeichnung abgesehen, mit Birkens Version überein. Im Gedicht Nr. 231 gibt es nur eine Abweichung im Wortlaut: 4 flie‰] fließ –. Christian Donatus (1622-1679; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 454f.; Jürgensen, 2006, S. 483f.) wurde Ende 1675 in den Pegnesischen Blumenorden aufgenommen, wie eine Tagebuchnotiz Birkens zum 20.11.1675 festhält (II.296; PBlO.B.2.1.9, 132 (11)v): "57 Literae ad Poliandrum, zu recommendation eine# Pacquet# na¡ Lübe¿, darinn Briefe 58 ad Fratrem Johannem Salomonem samt Eins¡luß an Herrn Böhmen, 59 Ums¡lag an Herrn Superintendenten Fis¡er zu Riga, 60 an
Gedicht 231, 1675
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Hyla# mit Adoni#-Band, 61 an Hyla#, 62 an Thyr›# mit Corymbo Band." Birken ist bei dieser Eintragung ein Fehler unterlaufen. Es sind nicht zwei Briefe an Daniel Bärholz (Hylas) abgesandt worden; vielmehr ist der Brief 60 an Damon / Martin Kempe abgegangen (s. u.). Dieser hatte die Aufnahme Donats vorgeschlagen. Am 24.1.1676 nc (PBlO.C.167.29; laut Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz (II.310; PBlO.B.2.1.10, 128(3)v: "7.8 Literae von Damon und Adoni#" hat Birken den Brief am 25.1.1676 erhalten) schrieb dieser: Ferner bedanke i¡ mi¡ für die abermahl Unverdint-erwiesene gun‰, in dem Mein Ho¡geehrter Herr meinen Vors¡lag wegen unser# Herrn Donati bewuns¡seligt, und die Einnahm großgün‰ig be‰ätigt hat. J¡ bin hievor wie son‰, Meinem Ho¡geEhrten Herrn sehr verbunden, und werde ni¡t ruhen, bi# i¡ o[entli¡ erwiesen, wie ho¡ i¡ den teuren Floridan ehre und liebe. Wann Kempe den Vorschlag gemacht hat, lassen seine in Birkens Archiv erhaltenen Briefe nicht erkennen. Der in Birkens Tagebuchnotiz zum 25.1.1676 erwähnte Brief Donats ist in Birkens Archiv vorhanden: PBlO.C.58.1. Er wurde wie Kempes Schreiben am 24.1.1676 nc in Königsberg ausgestellt und laut Vermerk Birkens am 30.3.1676 beantwortet. Er bestätigt, daß nicht Hylas / Bärholz, sondern Kempe das Ordensband Donat überreicht hat. Donat bedankt sich für Übergebung de# Kun‰-ge‰ikten Orden-Bande#, dur¡ vnsern lieben Erkohrnen, und darauf die ho¡-gün‰ige, freundli¡e aufnehmung in die Welt-geprisene S¡äfer-Zun], der Ruhm-s¡allenden Pegni” [...]. 'Der Erkorene' war Kempes Name in der Fruchtbringenden Gesellschaft. Später im Brief geht Donat auf den ihm zugeteilten Namen, Blume, Spruch und Erläuterungsgedicht ein: Jnsonderheit hat mi¡ sehr vergnüget, vnd mit angenehmer Belü‰igung erfreuet, der wolersonnene S¡äfer Nahme, der Mi¡ der so beru[enen S¡äfer Freünds¡a] wird zu erkennen geben, vnd ob Er glei¡ eine anrei”ende Kra] in ›¡ heget, mit wel¡er Er au¡ wa# groß vnd vergöttert i‰, an ›¡ zu ziehen vermag, derer meine grauen Haare unfähig ›nd; so soll Er mir do¡ ni¡t# ander#, al# eine Erinnerung und Anrei”ung sein, allem dem willig und geflißen na¡ zuleben, wo zu Er Mi¡ anweiset vnd verpfli¡tet, vornehmli¡ mi¡ allerwege belehren, da# IESUS mein Adon und erfreüte Leben# Sonne, meine Seele aber seine Vertraute Venus seyn soll, zu deßen Ehrenbefoderung alle Mühewaltung muß angewendet werden; Wie dan mein Ho¡geneigter Patron in zu gewidmeter Blume und Wahl-Spru¡ gan” anmuhtig er›nnet, wa# meine Her”en# Wunden, in IESU Wunden ihr Heyl, Tro‰ und Labung antre[en und finden mögen, wel¡e# Mi¡ so mä¡tig bewogen, da# meine s¡le¡te Clio folgende# Madrigal zu Papier gebra¡t: J‰ wo der Hirs¡ verle”t, in dik-belaubten Wäldern, und von der Jäger s¡lauen Li‰ behe”t, Su¡t Er da# Heil-Kraut in beblumten Feldern, Sofort kan Er von herber Pein genesen: Mein Gottheil hilf] au¡ mir
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wenn Welt-Lieb, und mein Fleis¡ mi¡ Wund ges¡lagen lau[ j¡ zur Seiten-Thür, die IESUS zeigt, so darf j¡ ni¡t verzagen. Außer dem Beantwortungsvermerk auf diesem Brief (30.3.1676) enthalten weder Birkens Tagebuch noch sein Archiv weitere Korrespondenzspuren. Herdegen, 1744, S. 454, teilt eine stark bearbeitete Version des Epigramms mit: J‰ JEsu# mein Adon? i¡ will Adoni# seyn, J¡ räum ihm ja mein Herz zu seiner Wohnung ein. J‰ meine Seele wund, dur¡ ihn wird ›e verbunden, Die Wunden, die i¡ fühl, heilt ni¡t# al# seine Wunden. Ein zeitgenössischer Druck des Epigramms Nr. 231, das Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den Epigrammen Nr. 211, 220, 244, 258, 260 und 262 sowie den längeren Gedichten Nr. 3, 78, 89 und 116 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. 1 Adon] Kurzform von Adonai, der jüdischen Benennung Gottes, die zum Ausdruck bringt, daß er Ursprung und Grundlage alles Seienden ist; s. Zedler, Bd. 1 (1732), Sp. 552. – 1 i¡ will Adoni# seyn] Nicht der im Mythos vorgegebene Zusammenhang des Namens Adonis mit Aphrodite / Venus (s. Ovid. Metamorphosen 10, v. 525-709), auf den Donatus in seinem Brief anspielt, dürfte Birken zu dieser Namenwahl motiviert haben, sondern der Anklang an den Namen Adonai und die Verwandlung des mythischen Adonis in eine Blume (ebd., v. 710-739).
Text 232: Der XLII Blumgenoß. Hermannu# Lebermann. Corymbo. Blume Epheu. Spru¡: Üm den Leben#Baum ges¡lungen. 215r T1 CCXXXII.] CCXVI – T2 Blumgenoß.] Blumgenoß – T3 Lebermann] Leberman – T5 Blume:] Bl. – 1 der] Kürzel – 4 Himmel] Him el Hermann Lebermann (1645-1705; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 455f.; Jürgensen, 2006, S. 480-483) ist zusammen mit Christian Donatus Ende 1675 in den Pegnesischen Blumenorden aufgenommen worden, wie aus der Tagebuchnotiz Birkens zum 20.11.1675 (s. zu Gedicht Nr. 231) hervorgeht. Zugrunde lag diesmal eine Aufnahmeempfehlung Johann Georg Pellicers (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 199), der am 27.10.1674 aus Lübeck geschrieben hatte (PBlO.C.255.8); Birken hatte das Schreiben laut Eingangsvermerk und Tagebuchnotiz am 11.1.1675 erhalten (II.264; PBlO.B.2.1.9, 123(2)v: "7.8 S¡reiben von Thyr›#, Meleager: samt Liedern illius zu den Erqui¿Stunden und Einnehm-Empfehlung Herrn Hermann Lebermann#. hat mir# Herr E¿enbre¡t gesendet"):
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Son‰ habe ni¡t umhin gekont, zu beri¡ten, wie daß ein guter freünd, nahmenß Hermannus Leberman, Theologiae Candidatus hieselb‰, und ein Mens¡ von ‰attli¡er Erudition und gaben ein prediger au¡ in der Poe›e woll ver›rt, Mi¡ s¡on vor einen halben jahr gebehten, seine person gegen meinen Ho¡geehrten Herrn gehorsam‰ zu recommendiren und um die einnahm in unsren löbli¡en BluhmOrden anzusu¡en. Ob i¡ nun zwar ni¡t eben wißen können: Ob au¡ Meinem Ho¡geehrten Herrn derglei¡en Recommendationes mißbeliebig sein mö¡ten oder ni¡t: so habe do¡ deßen vielfeltigen begehren ni¡t länger entsein könen, Meinen Ho¡geehrten Herrn gehorsam‰ ersu¡end, dieser meiner fürs¡rif] Jhm einen gewürigen o[ert vornehmli¡ Meine# Ho¡geehrten Herrn mir zutragende gun‰gewogenheit verspühren zu laßen. J¡ werde eß bey allen begebnißen su¡en an meinen wenigen ort zu erwiedern und die Recommendirte person wird dadur¡ Meinem Ho¡geehrten Herrn zu s¡üldig‰en dien‰en und aufwartung von selb‰ verbunden werden. Eß wird au¡ Mein Ho¡geehrter Herr ni¡t# anderß vernehmen, alß daß demselben, in der Erudition, guten gaben und ehrbahren wandel allenthalben ein guhter lob gegeben wird. Birken hat erst am 20.11.1675 auf dieses und ein weiteres Schreiben vom 7.7.1675 (PBlO.C.255.9) geantwortet, wie die erwähnte Tagebuchnotiz und die Beantwortungsvermerke auf den Briefen bestätigen. Pellicers Reaktion darauf, der Brief PBlO.C.255.14, am 29.3.1676 in Lübeck ausgestellt und bei Birken laut Tagebuchnotiz am 24.4.1676 zusammen mit einem Schreiben Lebermanns eingetroffen (II.322; PBlO.B.2.1.10, 142(7)r: "34. 35 Literae vom NiederSä¡›s¡en Thyr›# und Corymbo.") enthält diese Passage: Dieser guhter Freünd findet ›¡ hö¡‰geehrt, dur¡ die liebrei¡e aufnahm in vnsre Genoßens¡af] und wird allemahl, alß ein würdige# mitglied ›¡ bezeigen, au¡ begierig‰ ab‰atten, wozu ihn diese sonderbahre begün‰igung dan¿s¡uldig‰ verbindet. Lebermanns Brief vom 16.12.1675 (PBlO.C.196.1), der zusammen mit demjenigen Johann Georg Pellicers am 24.4.1676 bei Birken eintraf (s. o.), ein überschwengliches Dankschreiben, das auch ein Gedicht enthält, läßt erkennen, daß auch ihm am 20.11.1675 nicht nur das Schäferband, sondern auch das Erklärungsepigramm zugesandt worden war. Name und Pflanze passen wie auch sonst meist gut zusammen: Corymbus heißt die Blüten- und Fruchttraube des Efeus. Herdegen, 1744, S. 455f., teilt, wie üblich, eine stark bearbeitete Fassung des Epigramms Nr. 232 mit: E# klebe wer da will, wie Kletten an der Welt, Der ‰irbet, der sein Herz hängt an da# todte Geld. J¡ aber s¡linge mi¡ al# Epheu, mir zum Leben, An meinen Leben#-Baum, wer kan ein be‹er# geben? Zur zweiten Manuskriptversion dieses Epigramms s. zu Gedicht Nr. 231. Einzige Abweichung im Wortlaut: T3 Hermannu#] Herr Hermannu# –. Ein zeitgenössischer Druck des Epigrammes Nr. 232, das Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit dem Epigramm Nr. 144 gemeinsam hat, ist nicht bekannt.
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Text 233: Auf de# Edlen Ly›# Blumgenoßen# Ab‰erben. 215r-216r T1 CCXXXIII.] CCXVII – 6 abseyn] abs¡ein – 7 entflogen] entflohen – 8 hau#'] undeutlich; ev. hauß – 8 und] u. (ebenso 10, 38, 56) – 9 Mann] Man (ebenso 19 darinn) – 10 die] i unausgeführt; i-Punkt über der Verbindung zwischen d und e (ebenso 11(2x), 12, 16, 19, 25, 28, 45, 51, 56, 64, 71; ebenso bei 52 diese) – 10 Augu‰in:] Wortende und Satzzeichen durch die Heftbindung verdeckt; Ergänzung nach der Druckfassung – 11 erkle¿en;] Semikolon undeutlich – 12 müd] m nachträglich verdeutlicht – 13 Fromme] From e (ebenso 13 Frommen – 15 vernommen – 17 beysammen – 19 s¡wammen – 20 nimmer – 21 Stamm – 32 ‰imme‰ – 43, 48, 54 himmel) – 13 der (2. Position)] Kürzel; ebenso 21, 54 – 13 Frommen,] Satzzeichen durch die Heftbindung verdeckt; Ergänzung nach der Druckfassung; ebenso bei 15 vernommen, – 26 näh? – 29 zugrüßen: – 15 vernommen] mit ver-Kürzel – 16 Anda¡t] t durch die Heftbindung verdeckt – 17 lobbar] erstes b überschrieben; langer Verbindungsstrich zwischen den Silben; ev. lob-bar – 19 darinn] a nachträglich verdeutlicht – 20 entward] r nachträglich verdeutlicht – 22 da#] Kürzel; ebenso 34 – 24 Daß] D überschrieben – 24 erfüllt] f überschrieben – 31 entru¿en] u nachträglich verdeutlicht – 43 zum] zu (ebenso 44) – 46 seyn;] danach ein funktionsloser senkrechter Strich – 50 da] d nachträglich erhöht – 50 erwidern] w nachträglich verdeutlicht – 60 Bäum'] nach dem Apostroph ein Zeichen gestrichen – 62 du!] Rufzeichen undeutlich – 63 un#] durch Überschreibung aus nun – 66 au¡] a. (darüber ein funktionsloses Zeichen) – 68 wa#] Kürzel – 70 no¡ im] kein Abstand; Worttrennungsstrich – 72 lebe‰] l überschrieben Zwar hatte Johann Georg Pellicer / Thyrsis (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 199) Birken schon in seinem Brief aus Lübeck vom 15.10.1673 (PBlO.C.255.6), den Birken laut Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz am 26.10.1673 erhielt (II.246; PBlO.B.2.1.8, 117(24)r: "129 Literae von Thyr›#, von Ly›# Tod#fall."), mitgeteilt, daß sein älterer Bruder Matthias Pellicer / Lysis (zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 365-368; Jürgensen, 2006, S. 402f.), der auf seine Fürsprache hin (s. seinen Brief vom 22.11.1670: PBlO.C.255.2) Mitglied im Blumenorden wurde, gestorben war. Trotzdem ist das dem Verstorbenen gewidmete Gedicht erst Ende 1675 entstanden. Das ergibt sich nicht nur aus seiner Plazierung in der Sammlung als vorletzter Bestandteil der Jahrgangsgruppe 1675, sondern auch aus dem Inhalt: v. 28 setzt voraus, daß Birken zur Zeit der Abfassung des Gedichtes ein 1674 erschienenes Werk vorlag: BALTHIS | Oder | Etli¡er an dem Belt wei-|denden S¡ä[er de# Ho¡löb-|li¡en Pegne›s¡en Blumen-|Orden# | Lu‰- und Ehren-|Gedi¡te. | Lübe¿/ | Jn Verlegung Statiu# We‹ell/ | Jm Jahr 1674. (S. Garber, 1974, S. 337.) Dieses von ihm mitherausgegebene Werk hatte Johann Georg Pellicer Birken erst mit seinem Brief vom 7.7.1675 (PBlO.C.255.9) zugesandt, den Birken am 28.10.1675 erhalten hatte, wie Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz (II.294; PBlO.B.2.1.9, 132(11)r: "101 Brief und Pacquet von dem treuen NiederSä¡›s¡en Thyr›#, der mir die Balthi# dedicirt.") festhalten. Außerdem ist im Gedicht, v. 4-21, vom inzwischen auch erfolgten Tod des Vaters der beiden Pellicer-Brüder die Rede. Auch von diesem Todesfall hat Birken durch Johann Georg Pellicers Brief vom 7.7.1675 erfahren. Das
Gedicht 233, 1675
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Gedicht ist in der Nachrufekloge für Burkhard Löffelholz (Der | Noris¡e Metellu# | oder | Lö[elholzis¡e# | Ehrengedä¡tni#/ | De# | Glü¿ha]en | Vörder‰en Regenten# | der | Weltberühmten Nori#burg: | zu | wolverdientem Na¡ruhm | Diese# | WolEdlen | Stadt- und Land#-Vatter#/ | aufgeri¡tet | dur¡ | Die BlumengenoßS¡äfere/ | an der Pegni”. | Nürnberg | Jm MDCLXXV Chri‰-Jahr.) gedruckt worden; s. Garber, 1974, S. 320; Stauffer, 2007, S. 901f. Löffelholz war am 16.6.1675 gestorben (II.283; PBlO.B.2.1.9, 128(7)v: "Herr Burkhard Lö[elholz Praetor ge‰orben."). Planungen für diese Ekloge müssen bereits im September 1675 begonnen haben, wie aus einem Brief Simon Bornmeisters vom 17.9.1675, den Birken am selben Tag erhalten hat, hervorgeht: PBlO.C.29.18. Mit der eigentlichen Arbeit an der Ekloge hat Birken im Oktober begonnen, wie eine Tagebuchnotiz zum 19.10.1675 angibt (II.293; PBlO.B.2.1.9, 132(11)r): "Den Aufsa” der Lö[elholzis¡en Lei¡S¡äferey ad Fontanum cum 52 Literis. Ejus Responsum cras. 93." (Das lateinische Antwortschreiben Bornmeisters ist in Birkens Archiv erhalten: PBlO.C.29.19). Zu diesem Zeitpunkt war die Sendung Johann Georg Pellicers vom 7.7.1675 noch nicht eingetroffen. Die entscheidende Arbeit an dem Werk hat in der ersten Dezemberhälfte 1675 stattgefunden, wie aus der Tagebuchnotiz zum 18.12.1675 hervorgeht (II.301; PBlO.B.2.1.9, 134(13)r): "Mit der Lö[elholzis¡en S¡äferey Noris¡er Metellu# färtig worden dank sey Gott. 5 Bogen ges¡rieben. 14 Tage lang." In dieser Zeitspanne dürfte auch das Gedicht Nr. 233 entstanden sein. Seinen Platz in dem Burkhard Löffelholz gewidmeten Nachrufwerk verdankt das Gedicht Nr. 233 der Tatsache, daß Birken das eröffnende Hirtengespräch der in diesem Werk dargestellten Tagzeit dem Gedächtnis der damals schon verstorbenen Mitglieder des neugegründeten Blumenordens gewidmet hat: aijr-[biv]r. Außer den schon in den Gedichten Nr. 223 und 228 Genannten war inzwischen auch Quirinus Moscherosch / Philander (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 215) gestorben. Allen werden im Hirtengespräch je zwei Gedichte gewidmet. Alle diese Gedichte umspielen die Namen, Blumen, Sprüche und Erläuterungsgedichte der Verstorbenen. Matthias Pellicer nimmt insofern eine Sonderstellung ein, als die beiden ihm gewidmeten Gedichte die Folge eröffnen (aiijr) und – mit dem Gedicht Nr. 233 – beschließen (biijr-[biv]r) und als das Gedicht Nr. 233 das umfangreichste und persönlichste ist. Das mag mit der Aktualität der zugrunde liegenden Nachricht zu tun haben, sicher aber auch mit der Art der Benachrichtigung Birkens durch Johann Georg Pellicer; s. zu v. 35ff. Der Gedichttext ist auf allen drei Seiten jeweils in der Mitte senkrecht durchstrichen, wie üblich bei im Druck erschienenen Gedichten. Rechts auf dem Rand, gegenüber der Überschriftgruppe, hat Birken außerdem notiert: "Jm Noris¡en Me-|tellu#" Von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen, weicht die Druckfassung von derjenigen des Manuskripts an folgenden Stellen ab: T1-3] fehlt – 1 vorlang‰] vorläng‰ – 8 ] Sonn – 28 er‰] no¡ – 30 di¡] dem (Setzerfehler; korrekt wäre den) – 46 üm] um – 50 erwidern] erwidren – 55 am] an 1f. J¡ war dir ja vorlang‰ ~ du Treue Seele du] Der Einsatz bestätigt die zeitliche Distanz vom Todesdatum bzw. der Todesnachricht (s. o.) ebenso wie die Einführung des Gedichtes in der Ekloge (biijr):
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Weil wir no¡ einigen Weg vor un# haben/ sagte (Floridan) so will i¡ meinen lieb‰en Weidgenoßen iezt re¡ens¡a] geben/ wa# mi¡ zuvor unter die diesem unserm Seeligen MitS¡äfer gewidmete Birke nieder›”en gema¡t. J¡ bra¡te in eine anzahl Reimen die Gedanken/ die mir diesen morgen/ al# i¡ no¡ einsam im Feld gienge/ beigefallen/ womit i¡ diesen treu-ge›nnten Freund abgesegnet. Sol¡e# sagend/ zoge er einen Zettel herfür/ und lase darau#/ im fortspaziren/ wie folget. – 4f. Jezt komt von dir no¡ eine Lei¡ darzu. | der vatter i‰ dem Sohne na¡-gezogen:] Im Brief vom 7.7.1675 (PBlO.C.255.9), den Birken laut Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz am 28.10.1675 erhalten hat (s. o.), hatte Johann Georg Pellicer geschrieben: "Daß mein numehr sehliger herr Vatter im herrn ents¡la[en, bezeügen beygehende Zeilen." Zur Beilage s. zu v. 9f. – 9f. Jhn mahlt' un# ab der Große Mann von Stö¿en, | die Gott#-Posaun' und Hol‰ein# Augu‰in:] Offenbar hatte der Lübecker Superintendent und Eutiner Hofprediger Christian von Stökken (1633-1684) die Leichpredigt für den Vater der Pellicer-Brüder, den Lübecker Juristen Adolph Pellicer (1603-1675), gehalten. Sie dürfte mit den "beygehenden Zeilen" (s. zu v. 4) gemeint und die Grundlage für die Ausführungen zum Vater der Pellicer-Brüder (v. 7-20) sein. Mit Christian von Stökken hatte Johann Georg Pellicer Birken 1672 in Verbindung gebracht. Am 25.2.1672 hatte er ihm geschrieben (PBlO.C.255.4): Einliegendeß hat der herr Magi‰er Chri‰ian von Stö¿en Superintenden# de# Stif]# Lübe¿ vnd ho[prediger zu Eütin mir ohnläng‰ zugesand vnd in seinem dabeyübers¡i¿ten s¡reiben an mi¡ sehr gewüns¡et, deß Edlen Floridan# kunds¡af] zu genießen, daher gebehten, Jhn gegen Meinen ho¡zuehrenden herrn be‰en# zu recommendiren und die bahn zu künf]igen Freünds¡af] zu erö[nen; E# i‰ ein gar berühmter orator vnd liebhaber der poë›e, wiewoll ihm diese# leztere ni¡t so woll von ‰atten gehet, alß da# er‰e. Zu Birkens Kontakt zu Stökken s. auch zu v. 29f. – 14 Nathanael, da# treue Teuts¡e herz] Anspielung auf Jh 1.47. – 15 von dem man au¡ hat Caton# wi” vernommen] Welcher der beiden berühmten Catonen hier gemeint ist (s. Der Kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 1086-1089; Bd. 2 (1962), Sp. 1f.), läßt sich kaum entscheiden. – 21f. Diß war der Stamm. Wa# wird nun von den zweigen | da# Urtheil seyn?] Übergang der Rede vom Vater Pellicer auf diejenige über die Söhne. – 27f. Au# deinem Thon i¡ deine Treu erlerne, | die i¡ er‰ hör' und in der Balthi# seh.] Zur Balthi# s. o. Außer der eröffnenden, an Birken gerichteten Zus¡rif] (S. 5f.) enthält sie, S. 14ff., ein Lob de# Floridans. | Besungen im Zimbris¡en Lu‰-Gefilde/ | von dem au#ländis¡en Pegnitz-S¡äfer | THYRSIS. – 29f. Pegne›# kam, di¡ ihren Freund zugrüßen: | di¡ fand ›e ni¡t.] Am 15.8.1673 hatte Birken eine Sendung zusammengestellt (II.229; PBlO.B.2.1.8, 112(19)v: "76. 77. 78 S¡reiben an Thyr›#, Ly›# und Uraniu#, samt 3 gebundenen und 1 rohen Pegne›#. Jm Pacquet 3 gebundene ad Meleagrum cum crudo pro Fratre. 1 gebundene# ad Mornillam. Ad Damon 1 gebundene#. 1 rohe# pro Magistro Friderici und sein Manuskript.") und sie am 16.8. auf den Weg gebracht (ebd.; PBlO.B.2.1.8. 113(20)r: "Herrn Jngol‰ettern da# Pacquet recommendirt. | da# S¡reiben an Mornille ges¡rieben."). Das Eintreffen des für ihn und den Bruder bestimmten Teils dieser Sendung bestätigt Johann Georg Pellicer in dem erwähnten Brief vom 15.10.1673, in dem er auch schreibt:
Gedicht 233, 1675
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da# meinen sehligen Bruder, ges¡en¿te# Exemplar habe meinen Vatter, alß der seine hö¡‰e erge”ung in Meine# ho¡zuehrenden herrn aller edel‰en s¡rif]en su¡et, behändiget, da# nebengehende aber dem Herrn Superintendenten von Stö¿en einrei¡en laßen, der vor etwan 14. tagen gebehten, seine ‰et#willsam‰e dien‰e dem Edlen Floridan zu vermelden vnd zu ents¡+ldigen, daß er alß ein heisere# E¡o beygefügte# Meine# ho¡zueehrenden herrn Grußgedi¡te beantwortet. In Birkens Archiv liegt ein Heft (PBlO.C.24.36.1), das, von fremder Hand (wohl Stökkens) beschrieben, ein Antwortgedicht Birkens auf "Gruß-Verse" Stökkens, eine "Gegen-Antwort" Stökkens in Gedichtform sowie ein Dankgedicht Stökkens für ein Buchgeschenk enthält. Dieses letzte ist von Birkens Hand auf März 1672 datiert. – 31 der Eridan] Der mythische Fluß, in welchen Phaeton gestürzt ist. Ihn hier zu erwähnen, lag nahe, weil er von den in Pappeln verwandelten Töchtern des Sonnengottes und ihrem in einen Schwan verwandelten Bruder Cygnus mit Trauerklagen um den Toten erfüllt wurde; s. Ovid. Metamorphosen 2, v. 319-380. – 32 mit Sternenhirten] Mit den im Himmel zu neuem, dem eigentlichen Bund vereinigten verstorbenen Pegnitzhirten. – 37-44 Du da¡t‰ an mi¡; ~ zum AntwortS¡uldner ma¡t.] Reaktion auf diese Passage in Johann Georg Pellicers Brief vom 15.10.1673: Diß habe ni¡t vers¡weigen könen, daß er vor seinen abs¡ied vnters¡iedli¡ mahl gebehten, dem Edlen Floridan sein Ultimum Vale zu vermelden vnd ewig zu danken, daß Er ihn vnter die Zahl seiner Freünde aufnehmen wollen. – 49 und diese au¡, die Ander-J¡ i¡ nenne] Die Ehefrau. – 51f. der treuen As¡, die i¡ im herzen brenne, | will i¡ indeß bezahlen diese S¡uld.] Mit diesem Gedicht z. B. Vielleicht reagiert Birken auf diese Passage in Johann Georg Pellicers Brief vom 15.10.1673: Meinen sehligen Bruder würde e# eine süße labung auf seinen todbett gewesen seyn, wan Er lobend abgedru¿te Ehre hatte genießen mögen. Jzo wird denno¡ hievon die As¡e in der Erden ›¡ erfreuen. Pellicer dürfte sich auf die Widmung der Pegne›# beziehen, welche die norddeutschen Pegnitzschäfer, also auch Lysis, namentlich aufführt. – 53-56 Al# Pegasu# di¡ am Elia#-Wagen ~ sol fließen für und für.] Die Erzählung von der Entrückung Elias (2 Kön 2.11) wird mit dem Pegasus-Mythos und der poetologischen Programmatik der Nürnberger kombiniert, in Nürnberg sei der neue Parnaß. So soll die Stetigkeit der Rühmung der Verstorbenen plausibel gemacht werden. Zur Entrückungsbildlichkeit s. schon v. 31. – 57 wo E¡o ä¡zer s¡wä”en] "E¡o" ist Genitiv-Attribut, "ä¡zer" Subjekt. – 63 und, wa# un# kont vereinen] 'und dasjenige, was uns hier zu vereinigen vermochte' – 66 wie deine Stell] Matthias Pellicer war Eutiner Domherr gewesen. Nach seinem Tod ist sein Bruder offenbar in diese Stelle nachgerückt. Am 17.1.1674 (PBlO.C.255.7; Birken hat das Schreiben laut Empfangsvermerk am 13.2.1674 erhalten) teilte Johann Georg Pellicer mit: Meine# sehligen Herrn Bruder# gehabte# Canonicat zu Eütin haben Seine ho¡für‰li¡e Dur¡leu¡t der Herr Bis¡o[ mir hinwieder gnädig‰ conferirt, ohngea¡tet viele vornehme personen darum angehalten.
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Birken muß umgehend gratuliert haben, denn im Brief vom 27.10.1674 (PBlO.C.255.8), den Birken laut Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz am 11.1.1675 empfangen hat (s. zu Gedicht Nr. 232), präzisiert Pellicer: Wegen der ges¡ehenen glü¿wüns¡ung ratione Canonicatus Eutinensis sage gehorsam‰ dan¿ und wüns¡e hinwieder von dem lieben Gott alle selb‰ verlangte Vergnügli¡keit. Seine ho¡für‰li¡e Dur¡leu¡t haben mir dabey die be‰e Curie, alß ein praecipuum verehret, wel¡e# zwar ungewöhnli¡, von den Capitularen aber müßen genehm gehalten werden. Schon am 22.2.1674 (PBlO.C.167.28) hatte Martin Kempe zu berichten gewußt: Herr Licentiatu# Pellicer i‰ seit seine# Herrn Bruder# Tode, mit einem zweifa¡en Canonicat vom Herrn Bis¡o[ zu Lübek versehen, daß ›¡ seine jährli¡e Einkün]e auf 2000. Rei¡#thaler belau[en. – 67 den Zeugen er in seine Balthi# s¡riebe.] S. zu v. 27f.
Text 234: An den Polyanthu#, auf seinen Traum. 216v T1 CCXXXIV.] CCVIII – 1 da#] Kürzel; ebenso 2, 6, 8, 13, 14 – 1 ni¡t] n (ebenso 2, 3, 6, 7 (2x), 9) – 2 immer] im er (ebenso 13 krumme) – 3 wa#] Kürzel; ebenso 4, 5, 16 – 3 und] u. (ebenso 10) – 3 wann] wan – 3 soll:] Doppelpunkt durch die Heftbindung verdeckt – 4 der] Kürzel; ebenso 5, 8, 12 (2x) – 5 Solt] S überschrieben – 6 vermag] mit ver-Kürzel – 8 widerspri¡t] ev. wider spri¡t (mit der-Kürzel) – 10 Faber] e überschrieben – 10 s¡miedet] t überschrieben – 16 kan] unter n funktionsloser Unterlängen-Strich – 16 S¡la[en] S¡laf|fen Dieses letzte Gedicht der Jahresgruppe 1675 muß zwischen dem 15. und 29.12.1675 entstanden sein. Im Brief vom 14.12.1675 (PBlO.C.343.4), den Birken laut Eingangsvermerk und Tagebuchnotiz am 15.12.1675 erhalten (II.300; PBlO.B.2.1.9, 134(13)r: "116 Brief von Polyantho cum 1½ Maß Spanis¡en Wein.") und laut entsprechender Notiz auf dem Brief am 29.12.1675 beantwortet hat, entschuldigt Stöberlein sich für verspätete oder gar völlig unterbliebene Lieferung des ihm zugewiesenen Anteils an der Nachrufekloge für Burkhard Löffelholz (s. zu Gedicht Nr. 233), deren Fertigstellung nach zweiwöchiger Arbeit Birken im Tagebuch für den 18.12.1675 notiert hat. Die Arbeitsverteilung könnte bei der Zusammenkunft der Pegnitzschäfer am 15.9.1675 in Kraftshof, dem Wohn- und Amtsort Martin Limburgers, vereinbart worden sein; im Tagebuch ist verzeichnet (II.291; PBlO.B.2.1.9, 131(10)r): "Cum Poliandro et Uxoribus, Palaemon, Magi‰er Rötenbe¿, Fabern, Magi‰er Burger, Nerreter, Polyantho, na¡ Kra]#hof, accedente Periandro et Doctore Wagenseilio. Myrtillo ich 1 Rei¡#thaler, dem Kuts¡er 15 Kreuzer. Kü¡en- und ander Geld 15 Kreuzer." Von den zwölf am Hirtengespräch der Löffelholz-Ekloge beteiligten Ordensmitgliedern waren acht bei diesem Treffen zugegen, auch Stöberlein, dem allerdings keines der in die Ekloge integrierten Gedichte zugewiesen ist, was zum Tenor des Briefes paßt. Dem Entschuldigungsbrief hatte Stöberlein ein Gedicht beigefügt (PBlO.C.343.11), das, wie die von ihm
Gedicht 234, 1675
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selbst vorgenommene Datierung besagt, am 20.10.1675 entstanden war. Im Brief ist es im Zusammenhang von Behauptungen der poetischen Unzulänglichkeit des Schreibenden so angekündigt: da# dur¡dringen‰e aber, war beyliegender Traum, wel¡er bey meinem ohnediß befindli¡en VnVermögen mi¡ folgend# meiner krä[ten entkrä[tete, vnd den muth sambt der Feder ›n¿en zula‹en VerVrsa¡te. daß meine Ambt# Vnmuß, etwa# wenige# mitgewir¿et, mö¡te mir zwar, wie wohl zu einer geringen ents¡uldigung dienen. Auf Stöberleins Gedicht reagierte Birken mit dem seinen. Er übernimmt nicht nur Versform und Reimungsschema, sondern auch in den beiden ersten Verspaaren Stöberleins Reime. Es ist davon auszugehen, daß es mit Birkens Antwort vom 29.12.1675 an seinen Adressaten gesandt wurde. Stöberleins Verse lauten: Diß Traumende Gedi¡t, Stelt klärli¡ an da# Li¡t: die s¡le¡t vollbra¡te Pfli¡t! Mann spri¡t: der Will i‰ gut: Er will ja immer ma¡en, vnd ma¡t do¡ nimmer ni¡t#, da# i‰ ja zu bela¡en. kombt dann die Reyh' an Jhn, da# Er wa# s¡reiben soll; so den¿t Er hin und her, vnd i‰ der gs¡ä[te voll. Er di¡t, er ›”t Vnd s¡wi”t, borgt auf, au# vielen bü¡ern, vnd will e# dann ni¡t fort, so su¡t er rath bey klügern; dann komt er mit hervor, vnd zeigt seyn' eigne hand, ob s¡on die Art der Verß, Jhm gän”li¡ vnbekand. Spert ohr vnd augen auf, wann er# gibt hin zu lesen, vnd hört: ob mann ni¡t spri¡t: da# i‰ wa# fein# gewesen. Daß ki”elt Jhn so sehr, da# er bald selb‰ Vermeint dör[ au¡ wohl s¡wören no¡, so sey'# von Jhm gemeint. O Armer S¡ä[er! du mög‰ wohl zu hause bleiben, vnd ‰att der S¡a[e, dort die Säw, zur s¡wemme treiben. Weil dir dein VnVer‰and selb‰ ‰ehet in dem lie¡t vnd dir in diesem Fall der kun‰-Ver‰and gebri¡t. Hinweg! hinweg mit dir vnd deinen Reimgedi¡ten du mög‰ zu hauß dafür, wa# krumm, gerade s¡li¡ten. Ver‰eh' da# hol” i¡ mein', da# ‰ünd' dir be‹er an, al# da# du einher s¡lei¡‰, vf g'lehrter Musen bahn. | Wa#! Soll der Lorbeerkran”, Wa#! ma¡‰ du in den Orden Wa#! soll sein s¡ildlein dir, sambt seinen weisen borten,
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zeigt dir do¡ selb‰ dein Blum, da# gro‹e Mäuse ohr da# kein Poet du sey'‰, vielmehr ein gro‹er Tohr: drum höre nur beyzeit auf, ferner Verß zu s¡reiben. Soll ander# dir der Nahm, Langohr ni¡t ferner bleiben geh' hin vnd zeige di¡ dem Edlen Floridan: Bitt', da# Er zörne ni¡t, wa# du biß her gethan: Leg S¡ild, band, Nahme hin, laß seu[zend di¡ so finden, du wol‰ auf ewig di¡, fort ni¡t mehr vnterwinden; mit Vnre¡t sol¡en S¡a” be›”en, sag mit re¡t da# du wol‰ gerne Seyn der S¡ä[er kne¡te kne¡t. Bekenn' au¡ Frey herau#, wa# du bi#her' ges¡rieben, Sey ni¡t von deinem (wohl) von frembden gei‰ getrieben E# habe guten theil#, wa# von dir gflogen au#, ni¡t du, herr Faber dort ges¡midt in seinem hauß. Vnd Si”e s¡weigend Still, son‰ kriege‰ du zu lohn an Statt de# lorbeer Zweig# der Viehedi‰el Cron. getraumet den 20 Weinmonat# in der Na¡t. Polyanthu#. Das Gedicht hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge gemeinsam mit den längeren Gedichten Nr. 4, 13, 16, 21, 53, 66, 67, 100, 146, 149 und 275 (2. Bestandteil) sowie mit den Epigrammen Nr. 14, 34, 143, 188, 200, 203, 215 und 217. Ein Druck ist nicht bekannt. 1f. J¡ spra¡: da# werk i‰ gut. ~ Er ma¡t ni¡t theur da# La¡en.] Parodierende Reaktion auf die beiden Eingangsverse von Stöberleins Gedicht. Den hier behaupteten Anlaß zum Lachen bietet nicht, wie bei Stöberlein, ankündigungswidrige Untätigkeit, sondern die der Selbstkritik Stöberleins widerstreitende Qualität des von ihm Gelieferten. – 3f. Ma¡t er ni¡t allzeit wa#, ~ weil er ‰ät# i‰ der Ges¡ä]e voll.] Reaktion auf Stöberleins im Brief angedeutete Erklärung seiner Unpünktlichkeit mit Amtsgeschäften; zitierende Anspielung auf die jeweils zweite Hälfte der Verse 3 und 4 in Stöberleins Gedicht. – 5-8 Solt er, der, nur im Traum, ~ da# werk ihm widerspri¡t.] Zurückweisung von Stöberleins Behauptung fehlenden Kunstverstandes (v. 13-16 u. ö.) mit Hinweis auf die Qualität des Traumgedichtes. – 8 der Augens¡ein sagt Nein.] Logisch kapriziös: Verneint wird die Verneinung in v. 7. – 9 Er kan, zwar fersen ni¡t, wie i¡, do¡ verse, ma¡en.] Widerlegung der Selbstinfragestellung Stöberleins durch Selbstverkleinerung Birkens: 'Er kann zwar nicht, wie ich, massenhaft Verse machen, dafür aber gute'. Die Schreibung "fersen" des altertümlichen Verbs 'versen' (s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 12, Abt. 1, 1956, Sp. 1272) könnte
Gedicht 234 und 235, 1675 und 1676
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zur Strategie abfälliger Rede gehören, ist aber wohl eher als Schreiberversehen zu betrachten. – 10 Er i‰ sein Faber selb‰ und s¡miedet gute Sa¡en.] Bezugnahme auf v. 33-36 (vorher schon v. 6-8) in Stöberleins Gedicht, in dem eingestanden worden war, Johann Ludwig Faber habe die meisten der von Stöberlein gelieferten Gedichte geschrieben. Den Namen Faber verwendet Birken hier – anders als Stöberlein – in seiner eigentlichen Bedeutung: 'Produzent', 'Handwerker'. – 11 Da träumt er, da er un# s¡ilt Polyanthen au#.] Stöberlein stellt es so dar, als habe ihm der Traum die Wahrheit, nämlich sein poetisches Unvermögen offenbart. Birken kehrt es um: Stöberleins Selbstinfragestellung ist ein der Wirklichkeit nicht entsprechender Traum. – 12 Er ziert der Musen that:] Wohl ein Schreiberversehen: "Rat" wäre sinnvoll. – 12 weg mit den Ohr der Mau#!] Stöberleins Blume war das "Meu#öhrlein" (s. Gedicht Nr. 205). Darauf anspielend redet er (v. 23) vom 'großen Mäuseohr', meint damit aber, wie sich sogleich zeigt (v. 26), das Eselsohr als Erkennungszeichen des unfähigen Poeten. Birken tut diese Rede als unangebracht ab. – 13f. E# kan da# krumme holz ~ mit S¡afe-Darm beda¡en.] Widerlegende Bezugnahme auf v. 18-20 in Stöberleins Gedicht. Orpheus' Leier ist als Bild für die Stöberlein gegen seine Selbstkritik zugesprochene poetische Fähigkeit verwendet. – 15f. Tritt Morfeu# no¡ darzu, ~ al# so ein S¡la[en, seyn?] Lob der Qualität von Stöberleins Gedicht mit Anspielung auf seinen im Titel wie im begleitenden Brief behaupteten Traumcharakter.
Text 235: Der XLIII Blumgenoß-hirt Herr Ephraim Naziu# Poeta Laureatus Caesareus. Pomeranus. Lucidor. Blume: Sonnenthau. Spru¡: Jn Hi”e bene”et. 216v/217r T1 CCXXXV.] CCVIX – T2 Blumgenoß] ß aus s ergänzt – T3 Herr] H. – T3 Poeta Laureatus Caesareus.] P. L. C. – T5 Lucidor.] Lucidor – T6 Blume:] Blume – T6 Sonnenthau.] u nachträglich verdeutlicht; dadurch Punkt überlagert – T7 Spru¡:] Spr. – 1 mi¡] mih – 2 der] Kürzel – 2 wieder] mit der-Kürzel – 2 und] u. – 3 Himmel] Him el – 3 wann] wan – 4 au¡] a. Das Gedicht muß Anfang März 1676 entstanden sein. Der Jurastudent Ephraim Nazius (Geburtsdaten sind unbekannt; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 456f.; Jürgensen, 2006, S. 484f.), der seine ersten Briefe an Birken als "Cöslinô-Pomeranus" unterzeichnete, hatte Birken von Bayreuth aus mit einem auf den 1.1.1673 datierten Gedichtbrief (PBlO.C.236.1) sein Stammbuch zugesandt. Birken hat die Sendung laut Empfangsvermerk auf dem Brief und Tagebuchnotiz (II.170; PBlO.B.2.1.8, 95(2)v: "1 Literae | S¡reiben oder Reimbrief von einen Märkis¡en Studenten zu Bayreuth der mir sein StammBu¡ o[erirt.") am 3.1.1673 erhalten. Seine Bitte hat Nazius so formuliert: J¡ ma¡e den Versu¡ und s¡i¿ Jhm, ädler Herr, ein ganz-geringe# Bu¡ da# sein Gedä¡tnu# will und hohen Nahmen liebet. Er nehm e# do¡ von dem, der Jhm e# übergiebet. |
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E# wird mein Bu¡ hievon al# wie Vergöttert sein, weil e# mit Perlen-dint und Tafel-golde#-S¡ein von Jhm bepinselt i‰. Er nehm e# auf mein bitten und weigre ni¡t ein Blatt mit ‰rahlen zubes¡ütten. J¡ sey au¡, wo i¡ sey, soll bleiben sol¡er Ruhm in meinem Vatterland Jhm ‰ät# zum Eigenthum. Birken hat dem Wunsch des jungen Verehrers laut Beantwortungsvermerk auf dem Brief und Tagebuchnotiz am 17.1.1673 entsprochen – nicht, wie Jürgensen angibt, am 17.1.1672 – (II.174; PBlO. B.2.1.8, 96(3)v): "Herrn Nazio sein StammBu¡ samt der Sterbbereits¡a]." Nazius hat sich, abermals von Bayreuth aus, am 26.1.1673 mit einem zweiten Gedichtbrief bedankt (PBlO.C.236.2), den Birken laut Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz (II.178; PBlO.B.2.1.8, 97(4)v) am 30.1.1673 erhalten hat: "12 S¡reiben oder Carmen à Nazio." In seinem dritten Schreiben aus Bayreuth, das diesmal aus lateinischen Versen und einem deutschsprachigen Strophenlied besteht und am 9.9.1673 ausgestellt wurde (PBlO.C.236.3) – Birken hat es am 11.9.1673 erhalten, wie Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz (II. 236; PBlO.B.2.1.8; 114(21)v) bestätigen –, kündigt Nazius seine Abreise nach Jena an. Am 23.10.1675 – für das Jahr 1674 existiert kein Tagebuch – hat Birken laut entsprechender Notiz einen Brief von Nazius, wohl aus Jena, erhalten, in welchem dieser um Aufnahme in den Pegnesischen Blumenorden bittet (II.293; PBlO.B.2.1.9, 132(11)r): "97. 98. Briefe von Monsieur O#wald und Nazio, die bitten um da# Gesells¡a]Band." Dieser Brief ist nicht erhalten. Birken hat ihn offenbar nicht beantwortet. Denn am 27.11.1675 schrieb Nazius abermals (PBlO.C.236.4). Diesen Brief hat Birken laut Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz am 1.12.1675 erhalten (II.298; PBlO.B.2.1.9, 133(12)v): "112 Brief von Nazio, wegen Blumband#." Nach einem einleitenden Hinweis auf das vorhergehende Schreiben, das er verloren glaubt, wiederholt Nazius sein Anliegen. Nimirum cum ante aliquot menses Jllustri Domino HAPPIO, Vice-Cancellario Vinariensi eminentissimo placuerit tenuitatem meam laureolâ dignari, non sine insigni Musarum mearum fructu fore censui, si illas ex Tuâ praeprimis promotione, Magnifice Mecoenas, Floreo Vestro, liceat sic loqui, ordini adsociare possem, cum hoc modo et Viros haberem in hac arte excellentes et quae intuerer, exemplaria nitidissima, tum et maximè, ut excitarem quasi Venam tam suavi adscriptus Collegio, cum vel luscinia guttur edulcat, si cantuum suorum habeat consortes. Haec tunc mearum erat summa; sed quum Tuas, Vir Prae-nobilissime, frustra hactenus ad easdem responsorias expectaverim, hac vice quam officiosissimè contendo, velis pro decantatâ Tuâ erga Musas hasce Benivolentiâ vel oretenus tantum vel aliquot lineolis per Tabellarium Vestrum Norimbergensem, me certiorem facere, an voti | mei compos fieri possim, vel an frustra istud speraverim, quod hactenus speravi.
Gedicht 235, 1676
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[Nachdem es vor einigen Monaten dem berühmten Herrn Happe, dem ausgezeichneten Weimarischen Vizekanzler, gefallen hat, meine Wenigkeit des Lorbeerkränzleins zu würdigen, dachte ich natürlich, es werde nicht ohne besonderen Nutzen für meine Musen sein, wenn ich sie, vor allem dank deiner Beförderung, großer Mäzen, Eurer Blumengesellschaft, wenn ich so reden darf, zugesellen könnte, weil ich dadurch in dieser Kunst ausgezeichnete Männer (um mich) und allerschönste Beispiele zum Anschauen hätte, dann auch vor allem, um als dieser lieben Gesellschaft Zugehöriger meine poetische Ader anzufeuern, wie ja auch die Nachtigall ihre Kehle versüßt, wenn sie Gesangsgenossen hat. Dies war damals mein Hauptanliegen. Da ich aber, Hochedler, deine Antwort darauf vergeblich erwartet habe, bitte ich diesmal dringlich und diensteifrigst, du mögest mich gemäß deines weithin berühmten Wohlwollens für die Musen entweder nur mündlich oder durch ein paar Zeilen durch euren Nürnberger Boten benachrichtigen, ob mein Wunsch erfüllt werden kann oder ob ich vergeblich erhofft habe, was ich bis jetzt erhofft habe.] Auf Birkens Antwort vom 11.12.1675, von der wir durch den Antwortvermerk auf dem Brief und eine Tagebuchnotiz zum 12.12.1675 wissen (II.300; PBlO.B.2.1.9, 133(12)v), reagierte Nazius am 18.12. 1675 aus Jena (PBlO.C.236.5). Aus diesem Brief, den Birken laut Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz am 21.12.1675 erhalten hat (II.301; PBlO.B.2.1.9, 134(13)v), geht hervor, daß Birken Nazius die Mitgliedschaft in Aussicht gestellt und nach Wünschen wegen des Schäfernamens gefragt hatte. Ein weiteres Schreiben, das Birken laut Tagebuchnotiz am 19.1.1676 erhielt (II.309; PBlO.B.2.1.10, 138(3)r), ist in Birkens Archiv nicht mehr vorhanden. Den Brief vom 18.12.1675 aber hat Birken laut Beantwortungsvermerk und Tagebuchnotiz am 1.3.1676 beantwortet. Zum Antwortvermerk auf dem Brief hat er hinzugefügt: "samt den Kleinod und Band"; die Tagebuchnotiz lautet (II.315f.; PBlO. B.2.1.10, 140(5)r): "14 S¡reiben an Lucidorn, mit S¡illing und Band, und dem Metello Norico." Durch diesen Brief wird Nazius den ihm zugewiesenen Schäfernamen erfahren haben. Auch das Epigramm wird darin enthalten gewesen sein. Des neuen Pegnitzschäfers Dankesbrief, der laut Tagebuch (II.319; PBlO.B.2.1.10, 141(6)r) und Empfangsvermerk am 25.3.1676 eingetroffen ist, wurde am 7.3.1676 in Jena ausgestellt: PBlO.C.236.6. Er bestätigt die Aufnahme in den Orden: Da# übersendete Kleinod neb‰ den dabey verhandenen Sa¡en i‰ mir wohlgeworden, bedanke mi¡ deßwegen auf da# hö¡‰e, daß mein Herr Patron neb‰ der wohl löbli¡en Gesells¡a[t meine wenigkeit so ho¡ gewürdiget und in lobbesagter gesells¡a[t mir eine Stelle Vergönnen wollen, i¡ werde mi¡ bemühen, na¡ meinem geringen Vermögen na¡ dem zwekke diese# so s¡önen Orden# mit meinen niedrigen gedanken zulau[en und zusehen wie i¡ sol¡e uns¡äzbare gewogenheit gegen meine Ho¡geehrte Herren Gesells¡a[tere wiederüm mit meinem getreu‰en gemüte compen›ren werde. Es gibt keinen Beantwortungsvermerk. Weitere Kontakte von Nazius zu Birken sind nicht belegt. Herdegen teilt, wie üblich, eine stark bearbeitete Fassung des Gedichts mit. Das Epigramm hat Versart,
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Kadenzen- und Reimfolge gemeinsam mit den Epigrammen Nr. 23, 35, 97, 201, 236, 250 (alle drei Bestandteile), 256 und 259 (1. Bestandteil). Ein zeitgenössischer Druck ist nicht bekannt.
Text 236: Der XLIV BlumS¡äfer. Herr Caspar Köler Poeta Laureatus Caesareus. Barda-Pomeranus. Tityru#. Blume: Tausend gulden kraut oder Erdgall. Spru¡: Ein Lößgeld au# Jesu Wunden. 217r T1 CCXXXVI.] CCXX – T3 Herr] H. – T3 Poeta Laureatus Caesareus.] P. L. C. – T5 Tityru#.] Titypu# (durch Streichung aus Titrypu#) – T6 Blume:] Bl. – T6 Tausend] e nachträglich verdeutlicht – T6 kraut] kr. – T6 oder] mit der-Kürzel – T7 Spru¡:] Spr. – T7 Jesu] J. – 2 Erd] r nachträglich verdeutlicht – 2 und (2x)] u. – 2 der] Kürzel – 2 Gall] G überschrieben – 3 da#] Kürzel – 4 e#] von Birkens Hand vor gestrichenem E# Das Gedicht ist Anfang Mai 1676 entstanden. Caspar Köhler (geb. 1650; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 457-459; Jürgensen, 2006, S. 486f.) studierte zur Zeit seiner Aufnahme in den Blumenorden in Altdorf und war von Birken, wie aus dessen Tagebuch hervorgeht, am 19.12.1675 zum Poeten gekrönt worden (II.301; PBlO.B.2.1.9, 134(13)r): "Herrn Caspar Cöler zum Poeten creirt, hat mir ein nider# Silberne# verguldt Be¡erl verehrt, 4 Thaler wehrt. J¡ gabe ihm 1 Todten Gedenken." Auch Birkens Verzeichnis seiner Amtshandlungen als Comes Palatinus (PBlO.A.1, 29r-31r) nennt dieses Datum (30v). Der ebenfalls auf den 19.12.1675 datierte Entwurf der Coronatsurkunde ist in Birkens Archiv vorhanden: PBlO.C.24.9.1. Köhler hat sich mit einem pompösen Gedichtbrief bedankt (PBlO. C.175.1), den er Birken am 26.2.1676 überreicht hat. Er enthält zwei Sonette, deren zweites auch die ersten Vershälften reimt, sowie ein kompliziertes Ornamentgedicht. Bei der Überreichung muß Köhler um Aufnahme in den Pegnesischen Blumenorden gebeten haben, wie aus der den Gedichtbrief betreffenden Tagebuchnotiz Birkens zum 26.2.1676 hervorgeht (II.314; PBlO.B.2.1.10, 139(4)v): "Herr Ca#par Köler ein Carmen o[erirt, die Blumgeno#s¡a] begehrt, 4 Thaler erlegt." Was an Kontakten der Poetenkrönung voraufgegangen ist, lassen die in Birkens Archiv erhaltenen Dokumente nicht erkennen. Eine Tagebuchnotiz zum 24.3.1676 (II.318; PBlO.B.2.1.10, 140(5)v) erweist, daß Birken dem Wunsch Köhlers zu entsprechen bereit war: "Herrn Eimmerten für Tytiri S¡illing 3 Thaler." Am 1.4.1676 nutzte Birken Köhlers Verbindungen, um eine Sendung nach Preußen auf den Weg zu bringen (II.319f.; PBlO. B.2.1.10, 141(6)r): "Da# Pacquet na¡ Altdorf dur¡ Herrn Strauben, an Herrn Cölern, darinn 3 Briefe, an Mornille, an Adoni#, cum Todtenandenken und ausen an Damon, zu König#berg, samt 3 Exemplaren der Metellu#-S¡äferei. | 22. 23. 24 S¡reiben." In dem Brief, mit welchem Köhler am 3.4.1676 auf den ihm erteilten Auftrag reagierte (PBlO.C.175.2) und dessen Empfang am selben Tag Birken im Empfangsvermerk und für den 4.4.1676 im Tagebuch notiert hat (II.320; PBlO.B.2.1.10, 141(6)r: "28 Literae von Tityro."), erinnert er Birken an das Versprechen, ihn in den Blumenorden aufzunehmen:
Gedicht 236, 1676
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Und weil Sie na¡mahl# ho¡geneiget verspra¡en, da# bittli¡-erwüns¡te S¡äfer-Band, al# de# Preißwürdig‰-Gekrönten Blumen-Orden# Ehr und Kenn Zei¡en, meiner Unwürdigkeit mit er‰em über zu senden, so verdopple J¡ deßwegen billig hiemit meine Danksagung, und erkenne mi¡ Jhro Magnifizenz dadur¡ verbunden. Am 1.5.1676 sandte Köhler Birken eine aus Prosateil und Gedicht bestehende Namenstagsgratulation zu (PBlO.C.175.3), die Birken laut Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz pünktlich am 2.5.1676 erhielt (II.324; PBlO.B.2.1.10, 142(7)v): "38 Literae von Tityro und AnbindLied." Im Prosateil wird die Bitte um Aufnahme in den Blumenorden erneuert: da dann Jhr Magnifizenz dien‰freundli¡ ersu¡et wird, Sie wollen mi¡ zu dero hohen Gun‰en befohlen sein laßen, mit der läng‰-bittli¡en Blumen, neb‰ de# Preiß würdig‰en S¡äfer-Orden# Ehren-Band meine unwürdigkeit zu begun‰seeligen, ho¡geneiget geruhen; Sol¡e# Bes¡enken wird mi¡ veranlaßen, Jhr Magnifizenz übertre[ende Leutseeligkeit bey Männigli¡en zu rühmen, und dann au¡ dero unverwelkli¡en Ruhm der Na¡-Welt zu unvergeßli¡en Andenken zu erkennen geben. Im selben Brief kündigt Köhler seine bevorstehende Abreise und einen Abschiedsbesuch an. Eine Tagebuchnotiz Birkens zum 4.5.1676 bestätigt den Vollzug dieser Ankündigung (II.324; PBlO.B.2.1.10, 142(7)v): "Herr Vetter Seeling, Herr Gevatter Seehausen, Tityru#, Herr Mair Sponsu#, Magi‰er Herb‰, eingespro¡en." Bei der Gelegenheit dieses Besuchs dürften Köhler die Ordensinsignien, welche die Mitgliedschaft besiegelten, ausgehändigt worden sein, zusammen mit ihnen wohl auch das Blume und Spruch erklärende Epigramm. Im letzten in Birkens Archiv erhaltenen Schreiben Köhlers, das am 1.9.1676 in Jena ausgestellt wurde, laut Empfangsvermerk am 14.9., laut Tagebuchnotiz Birkens am 12.9.1676 (II.342; PBlO.B.2.1.10, 148(13)r: "82 Literae. | S¡reiben 82 und Pacquetlein von Tityru#.") in Nürnberg eintraf, dankt Köhler für die Aufnahme in den Orden, kündigt seine Heimreise nach Preußen an und schlägt vor, Sendungen, für deren Weiterleitung er sorgen solle, nach Leipzig zu adressieren. Entsprechend ist Birken mit seiner Antwort verfahren, die laut Vermerk auf Köhlers Brief am 29.9.1676, laut Tagebuchnotiz am 30.9.1676 ausgelaufen ist (II.344; PBlO.B.2.1.10, 149(14)r): "65 S¡reiben an den Tityru# na¡ Leipzig." Herdegen teilt (S. 458f.) eine stark bearbeitete und erweiterte Fassung des Epigramms mit: Tra¡t immerhin o Welt! na¡ vielen tausend Gulden, Gold i‰ dem Erd und Koth, der son‰en ni¡t# erhält. Da# be‰-gemünzte Geld au# JEsu Wunden fällt. Diß Löse-Geld bezahlt für unsre Sünden-S¡ulden, E# s¡lie‰ den Kerker zu, und auf da# Paradieß, Weg bittre Erden-Gall für jene# Engel-Süß.
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Apparate und Kommentare
Das Gedicht Nr. 236 hat Versart, Reim- und Kadenzenfolge mit dem Epigrammen Nr. 23, 35, 97, 201, 235, 250 (Gedichte 1-3), 256 und 259 (erster Bestandteil) gemeinsam. Ein zeitgenössischer Druck ist nicht bekannt. T4 Barda-Pomeranus] Köhler stammte aus der Stadt Barth in Vorpommern, die seit dem Westfälischen Frieden wie ganz Pommern unter schwedischer Herrschaft stand, im Krieg 1675-1678 von Brandenburg erobert wurde – Köhler geht in seinem letzten Brief an Birken auf die Kriegsverheerungen in seiner Heimat ein – und 1679 wieder an Schweden fiel; s. Zedler. Bd. 3 (1733), Sp. 539f.
Text 237: An Prutenio, Zu seiner Surbo›a. 217r-218r T1 CCXXXVII.] CCXXI – T3 Surbo›a] s nachträglich eingefügt – 1 die] i unausgeführt; i-Punkt über der Verbindung zwischen d und e (ebenso 36) – 2 La‰] L aus l überschrieben – 5 da#] # überschrieben – 7 2.] 2 – 9 wieder] mit der-Kürzel; ebenso 12 – 12 und] überschrieben – 19 spielt] ie überschrieben – 20 Halm] m überschrieben – 23 Pa‹ion] Anstrich zum o so hoch geführt, daß er rechts neben dem i-Punkt endet – 27 da#] Kürzel – 27 Preußen!] Rufzeichen aus Fragezeichen überschrieben – 35 Paar] aa nachträglich verdeutlicht – 36 sol] durch Streichung aus soll Das Gedicht muß Ende August 1676 entstanden sein. Es ist Birkens Beitrag zu Michael Kongehls (zu diesem s. zu Gedicht Nr. 220) Hauptwerk: Surbo›a/ | Da# i‰ | Ges¡i¡tmä‹ige# | Helden-Gedi¡t/ | Darinn | Unter allerhand Gemüht#-|Belu‰igungen/ au¡ | einige | Kriege#-Händel/ | Die ›¡ seither in Ober- | und Nieder-Deuts¡land | zugetragen/ enthalten und ver-|blümter Weise/ erzehlet | werden. | Von | einem Mitglied der Löbli¡en | Blumen-Gesells¡a[t. | Nürnberg/ | Verlegt von W. E. Felße¿er/ 1676.; s. Stauffer, 2007, S. 922f. Seiner Stellung in der Sammlung nach muß das Gedicht zwischen Anfang Mai und Mitte August 1676 entstanden sein; s. zu den Gedichten Nr. 236 und 238. Daß sich Birkens Tagebuchnotiz zum 1.3.1676 (II.315; PBlO.B.2.1.10, 140(5)r: "cum Uxore zur Papiermühl in den Garten spazirt. Hospites ni¡t angetro[en. die S¡äferey und Poëmata der Blumgeno‹en und da# Carmen pro Prutenio abgelegt.") auf dieses Gedicht beziehen sollte (so Stauffer, S. 923), ist trotzdem nicht völlig ausgeschlossen, da bereits öfter Verwerfungen in der chronologischen Anordnung der Sammlung aufgetreten sind. Da Birkens Gedicht Anwesenheit Kongehls in Nürnberg voraussetzt (v. 13, 25f.), muß es jedenfalls spätestens Ende August 1676, vor Kongehls Abreise aus Nürnberg (s. zu Gedicht Nr. 220), geschrieben worden sein. In der Surbo›a steht das Gedicht auf den Seiten )( vv / [ )( vi]r. Die Strophen sind nicht gezählt, die jeweils ersten Verse sind eingezogen, alle anderen linksbündig. Das Lied ist unterzeichnet: "Seinem wehrten Blum-Genoßen | s¡riebe e# | Floridan." Sonst weicht die Druckfassung, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, an diesen Stellen von derjenigen des Manuskripts ab: T1-3] I. | Ehren-Gedi¡te. (ein Versehen; die Zahl müßte unter den Wörtern stehen; die Überschrift gilt auch den
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folgenden Gedichten) – 3 nit] ni¡t – 12 wieder] nieder – 15 Filopämen#] Filoxämen# – 27 gebohrn] gebahr – 28f. daß er dein hab verge‹en ni¡t. | ein s¡öne# Zeugni# seiner Pfli¡t,] Ein s¡öne# Zeugniß seiner Pfli¡t/ | daß er dein hab vergeßen ni¡t/ – 30 weißen] weisen – 33 Dort] Daß –. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge gemeinsam mit den Gedichten Nr. 28, 88, 117, 136, 141 und 156. 1-6 Ein Feuer-Gei‰ die Feyer ha‹t, ~ da# klare Silber der Najaden.] Die poetische Produktivität mit dem Sprudeln einer Quelle zu vergleichen, war durch den Hippokrene-Mythos (s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 1172) nahegelegt. Auch die Feuerbildlichkeit verwendet Birken häufig im Zusammenhang mit Erwähnungen der Musenquelle und des Trinkens aus ihr; s. Gedichte Nr. 175, v. 5; 221, v. 21-24; u. ö. Hier freilich soll die Unaufhörlichkeit des Fließens die Unablässigkeit der Arbeit des Dichters verbildlichen. – 6 Najaden] Quell- und Flußnymphen; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 207-215, bes. Sp. 209, 212f. – 7-12 So thut Prutenio der Hirt: ~ der andre füllt und hebt ›¡ wieder.] Mythologisierende Beschreibung der poetischen Produktivität. "Claro#" ist das inspirierende Wasser der Musenquelle; s. Gedichte Nr. 178, v. 18; 208, v. 28; u. ö. Der vom Dichter getränkte Pindus steht als Metapher für die Dichtung oder auch für den auf dem Musenberg wachsenden Lorbeerbaum, dessen Laub den Dichter krönt; s. Gedicht Nr. 181. Zum Wasserrad-Vergleich, den erstmals Harsdörffer im Schäfergedicht von 1644 verwendet hat (S. 13), s. Gedicht Nr. 92, v. 27-32. – 13 Hier ›zt er an dem Pegni”-Strand] Kongehl ist als zur Zeit des Rede-Jetzt in Nürnberg anwesend gedacht; s. o. Vgl. auch v. 31. – 15 in Filopämen# lieben hütten] Warum Kongehls Nürnberger Gastgeber, wahrscheinlich der ebenfalls aus Königsberg stammende Papiermacher Heinrich Severin (s. Birkens Tagebuchnotiz zum 1.3.1676), hier den Namen des berühmten achäischen Staatsmannes und Feldherrn Philopoimen (253-183), des "letzten Hellenen" (zu ihm s. Zedler. Bd. 27 (1741), Sp. 2000-2002; Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 778f.), trägt, ist nicht zu ermitteln. – 19-24 Bald spielt er einen Lobe-Psalm, ~ Und wa# sein Thon son‰ pflegt zu melden.] Zu allen in dieser Strophe angeführten Themen lassen sich Veröffentlichungen Kongehls aus den Jahren seines Aufenthalts in Neustadt und Nürnberg nachweisen; s. Keller, 2004, S. 270-282. – 25-30 E# grü‰ au¡ seine treue Hand, ~ kan iezt Surbo›a dir weißen.] Bezugnahme auf das Werk, dem das Ehrengedicht gilt. – 33 bey Mornillen] S. zu den Gedichten Nr. 197 und 198. – 34 wo Damon und Adoni# wohnt] S. zu den Gedichten Nr. 173 und 231. – 35 wo no¡ ein Paar lebt Blum-bekront] Nach der Nennung Gertraud Möllers (v. 33), Martin Kempes und Christian Donats (v. 34) können nur die beiden Elbinger Mitglieder Gottfried Zamehl / Meleager und Daniel Bärholz / Hylas gemeint sein, die beide 1670 aufgenommen worden waren; s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 361-365, 376-378; Jürgensen, 2006, S. 390-395, 453-457. – 36 die Se¡‰e Zahl sol wieder füllen] In der Tat waren nach Kongehls Heimkehr sechs Mitglieder des Blumenordens in oder in der Nähe von Königsberg anwesend.
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Apparate und Kommentare
Text 238: Zu de# Pegni” S¡äfer# Amynta# Myrten Feyer. 218r-219r Gedicht 1: T1 CCXXXVIII.] CCXXII – 1 Diß] D aus d überschrieben – 1 die] i unausgeführt; i-Punkt über der Verbindung zwischen d und e (ebenso 4, 28, 31, 40 (2x), 44) – 1 liebe] l überschrieben – 1 Beut] t überschrieben – 2 allzu] ev. all zu – 3 ru[ten] aus ursprünglicher -en-Schlaufe überschrieben – 6 un#] # überschrieben – 6 Himmel#] Him el# (ebenso 9 himmel – 22 nimmer – 22 komm) – 7 und] u. (ebenso 8, 23, 28, 33, 35, 45 (1. Position)) – 8 der] e nachträglich verdeutlicht – 8 Rahel] R überschrieben – 9 wann] wan (ebenso 28 gönnen – 35 Sinn – 41 Mann – 44 dann) – 11 zugebra¡t] ev. zu gebra¡t – 12 Wir] W aus w überschrieben – 12 wolten] ev. wolten, – 12 ihn] ihm – 12 do¡] d überschrieben – 12 ni¡t] n. – 13 Belt] B überschrieben – 16 Ehren‰ell'] ev. Ehren ‰ell' – 16 da#] Kürzel; ebenso 37, 38 – 16 wa#] Kürzel – 16 ma¡et wunden] kein Wortabstand – 20 hat ges¡rieben] kein Wortabstand; Trennungsstrich; ebenso bei 26 Klagen in – 24 zu wi‹en,] Komma durch die -en-Schlaufe geführt – 25 Meer] dahinter auf der Grundlinie ein waagrechter Strich unbekannter Funktion – 25 fällt.] Punkt von der Heftbindung verdeckt; ebenso bei 28 gönnen. – 26 dar] a überschrieben – 26 wallt] a nachträglich verdeutlicht – 28 ni¡t] ergänzt (t oberhalb der Zeile) aus i¡ – 34 hätt] links auf dem Rand; Einfügungszeichen davor und in der Zeile + – 34 Lande#-Mütter] Bindestrich nachträglich oberhalb eingefügt – 34 brau¡,] Komma unsicher – 36 ni¡t] n – 39 der] Kürzel – 41 Varen] überwiegend lateinische Schreibung – 42 verehren] mit ver-Kürzel – 46 kränk] durch Streichung aus kränke Gedicht 2: T Amarante] durch Streichung aus Amaranthe – 1 und] der in eigener Zeile stehenden zweiten Vershälfte nachträglich vorgefügt – 1 die (2x)] i unausgeführt; i-Punkt über der Verbindung zwischen d und e – 2 Sie] S überschrieben – 2 unverwelkli¡] un ver|welkli¡ – A *Floramor] hinter der in eigener Zeile stehenden ersten Hälfte von v. 1; Abgrenzungsstriche davor und dahinter Die Gedichte Nr. 238 und 239 entstanden anläßlich der Hochzeit Jakob Hieronymus Lochners (zu ihm s. zu den Gedichten Nr. 203 und 209) mit Magdalena Justina Varenia, die am 11.9.1677 stattfand. Die Braut war eine Tochter des berühmten Professors Augustus Varenius (1620-1684), den Birken im Februar 1648 in Rostock kennengelernt hatte (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 41) und mit dem er danach in sporadischem Briefverkehr geblieben war (s. ebd., S. 91). Schon in seinem ersten Brief aus Rostock, wohin Lochner 1672 wie zuvor sein älterer Bruder Carl Friedrich zur Vollendung seiner theologischen Studien gegangen war, am 8.10.1673 (PBlO.C.207.2) – Birken erhielt ihn laut Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz am 20.10.1673 (II.245; PBlO.B.2.1.8, 116(23)v: "123 Literae von Amynta#.") –, berichtet Lochner, er sei nicht nur an Birkens Namenstag in Rostock eingetroffen, sondern Varenius habe den von Birken Empfohlenen auch in sein Haus aufgenommen und ihn zum Zimmergenossen und Informator seines Sohnes bestellt. Diesen Brief hat Birken laut entsprechendem Vermerk am 25., laut Tagebuchnotiz am 24.10.1677 beantwortet (II.246; PBlO.B.2.1.5, 117(24)r): "101 S¡reiben an Amynta#." Daß die Antwort zusammen mit einem Schreiben an Varenius auslief, das
Gedichtgruppe 238, 1677
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im Tagebuch zum 25.10.1677 aufgeführt wird (ebd.; ebd.: "102. S¡reiben an Herrn doctor Varenium."), entspricht den Mitteilungen in Lochners Brief. Zwei weitere Schreiben Lochners aus Rostock, PBlO. C.207.3 (7.1.1674) und PBlO.C.207.4 (19.2.1675) geben Auskunft über seine Tätigkeit an der dortigen Universität und seine literarischen Bestrebungen. Den Hochzeitstermin kennen wir dank des gedruckten, handschriftlich ergänzten Formularbriefes (PBlO.C.207.5), mit welchem Lochner, inzwischen Pastor an der Nikolaikirche zu Wismar, von dort aus Birken am 13.8.1677 zur Hochzeit einlud. Birken erhielt diesen Brief laut Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz (II.411; PBlO.B.2.1.2.183(32)r) am 26.8.1677: "Ho¡zeitBrief von dem Pegni”S¡äfer Amynta#." Die beiden Gedichte sind aber nicht erst auf diesen Brief hin entstanden. Denn schon zum 14.8.1677 hat Birken im Tagebuch notiert (II.413; PBlO. B.2.1.2.184(33)r): "da# Epithalamium für Amynta# verfärtigt." Und zum 17.8.1677 ist verzeichnet (II.417; PBlO.B.2.1.2.186(35)v): "Ho¡zeitlied pro Polyantho für Amynta#." Inhaltliche Kriterien machen zweifelsfrei, daß das Lied Nr. 238 das in eigenem Namen verfaßte ist (s. zu v. 41-43). Das in Stöberleins Namen verfaßte ist bisher unidentifiziert (s. zu Gedicht Nr. 239). Daß Birken schon vor dem Eintreffen der offiziellen Information tätig werden konnte, lag zweifellos an seinen Kontakten mit dem älteren Bruder des Hochzeiters (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 202), der als Pfarrer im Nürnbergischen Wöhrd amtierte, mit dessen Familie Birken nach Ausweis vieler Tagebuchnotizen in freundschaftlichem Verkehr stand und der, wie Tagebuchnotizen zum 3. und zum 30.9.1677 bestätigen (II.416, 418 und 423; PBlO.B.2.1.2.186(35)r/v; 190(39)r), damals auch Beichtvater der Familie Birken war. Daß sich im Briefausgangsregister des Tagebuchjahrgangs 1677 im August und September keine Sendung an Lochner verzeichnet findet, läßt darauf schließen, daß die beiden Gedichte über den Bruder nach Rostock gesandt worden sind; doch ist ein Druck bislang nicht nachgewiesen. Das erste Gedicht hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 85, 239 (1. Bestandteil) und 245 gemeinsam, das zweite mit den Epigrammen Nr. 68 (4. und 7.-9. Bestandteil), 239 (2. Bestandteil), 278 (1. Bestandteil) und 280 (2. Bestandteil). Gedicht 1: 1-5 Diß hei‰, zu fern gesu¡t die liebe Beut. ~ mein wehrt‰er Jhr?] Hinweis auf den fernen Lebens- und Wirkungsraum des Adressaten. – 7 im Labyrinth und Rei#-Thal dieser Erden] Vielleicht Anspielung auf Hebr 13.14. – 8f. der Jacob muß, und seine Rahel, werden | ein liebe# Paar, wann Gott im himmel traut:] Anspielung auf einen der Vornamen des Bräutigams und auf Gen 27.41-29.30 als Beispiel für die von Gott verfügte Gewinnung der Braut in der Ferne. – 10f. der Adam au¡ die Eva hat gebaut | und zugebra¡t] "Adam" ist Dativ; "der" bezieht sich zurück auf "Gott im himmel" (v. 9), der natürlich als schicksalslenkende Instanz auch schon gemeint ist, wenn (v. 4) "die Fata" genannt werden. – 11-14 E# war ja unser denken: ~ Er war beliebt un# und den Seinen hier.] Rückblick auf die Erwartungen von Freunden und Verwandten bei Lochners Abreise. Wie zuvor bei Carl Friedrichs Reise war an einen befristeten Aufenthalt in der Fremde gedacht gewesen. – 13 dem edlen Belt] Der Ostsee, dem Baltischen Meer. – 16 da# wa# ma¡et wunden] Die Liebe. – 18-30 J‰ er mein S¡äfer no¡? ~ Wan Theti# grü‰, ein Nymfe
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wei¡en muß.] Rede der als "Nymfe" personifizierten Pegnitz, von inquit-Formeln (v. 18, 1. Hälfte, v. 31) eingerahmt. – 19 Rand] 'Ufer'. – 23 Ja Glü¿ und Lieb mir haben Jhn entri‹en.] Anspielung auf Lochners beruflichen und erotisch-familiären Erfolg in der Fremde. – 24-26 Lauf, meine Flut! thu e# dem Rhein zu wi‹en, ~ von dar wol wallt mein Klagen in den Belt.] Die Pegnitz mündet in die Regnitz, diese in den Main, der in den Rhein, dessen Mündungsarme durch das Gebiet der "Belgen" laufen. Der Weg der Klagen zum "Belt" allerdings war noch ziemlich lang: um Jütland herum. – 28 Jhm ni¡t den Taus¡, und dir die Beut, muß gönnen.] Zum 'Bekenntnis' paßt die Verneinung der letzten Vershälfte nicht; wahrscheinlich liegt ein Abschreibversehen des Schreibers vor, und statt "ni¡t" müßte es "i¡" heißen. – 30 Wan Theti# grü‰, ein Nymfe wei¡en muß.] Thetis ist eine Meeresgöttin; s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 765f.; Pegnitz und Noris sind als Nymphen ins Spiel gebracht. – 32-35 Hab i¡ mit Ehr gezieret ~ ni¡t minder Sorg und treuen Sinn getragen.] Rede der personifizierten (Nymphe) Noris wie schon v. 17 (2. Hälfte); beide Redepassagen sind durch inquit-Formeln eingeleitet. Der Vater der beiden Brüder Lochner, Friedrich Lochner (1602-1673; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 251-254; Will. Bd. 2 (1756), S. 478f.; Jürgensen, 2006, S. 138-145), den Harsdörffer 1645 als Periander in den Pegnesischen Blumenorden aufgenommen hatte, war nach seiner Ansiedlung in Nürnberg zuerst Bauschreiber (seit 1632), später (seit 1652) in der Registratur der Reichsstadt tätig. Zur Berufsstellung der beiden Brüder s. o. – 36-46 Do¡ wollen wir Eur Glü¿e ni¡t beklagen: ~ Kein Ubel eu¡, nur eure Feinde, kränk!] Rede der Sprechinstanz. Mit dem "wir" (v. 36) könnte die Gesamtheit der Pegnitzschäfer gemeint sein. – 39f. Ni¡t nur der Belt Eu¡ mu‰e Stell-beglü¿en: | die Varna muß nun au¡ die Lieb‰e s¡i¿en] Anspielung auf das Pastorat in der Hafenstadt Wismar und die Herkunft der Braut aus der an der Warnow gelegenen Stadt Rostock. – 41-43 und ihr Varen, ~ den alten Freund:] "ihr Varen" ist zweites Subjekt zur Prädikatsgruppe "muß nun au¡ die Lieb‰e s¡i¿en" (v. 40). Die Art der Erwähnung des Brautvaters setzt persönliche Bekanntschaft und Wertschätzung voraus, die nur bei Birken (s. o.), nicht aber bei Stöberlein, der keine Kontakte nach Rostock hatte, vorhanden war. Dadurch ist dieses Gedicht als das von Birken in eigenem Namen verfaßte erwiesen. Bestätigt wird das durch den 2. Gedichtbestandteil. Die Amarante war Birkens Blume im Pegnitzorden. Gedicht 2: Alle vier in Überschrift, Gedichttext und Anmerkung genannten Namen bezeichnen eine und dieselbe Blume, das Tausendschön (s. Zedler. Bd. 1 (1732), Sp. 1648-1651, bes. Sp. 1648f.), Birkens Blume im Pegnitzorden. Unter dem korrespondierenden Epigramm, welches als zweiter Bestandteil zur Gedichtgruppe Nr. 239 gehört, hat Birken diesen Zweizeiler nochmals mitgeteilt. Von Abweichungen in Orthographie und Interpunktion abgesehen, unterscheidet sich die zweite Manuskriptfassung an folgenden Stellen: T meiner] der – 1 Liebe#blum*] Liebe#-Bluma – 2 la‹e Sie] Beyde laß – 2 Beyd'] ‰et# – 2 unverwelkli¡] Unverwelkli¡b – A *Floramor] a Floramor. b Amaranten. | ἀµάραντος.
Gedichtgruppe 239, 1677
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Text 239: Uber de# Blumgeno# S¡äfer# Amynta# Gesells¡a] Blume: Zu dem seinem MyrtenFe‰ am Belt gewidmetem S¡äfergedi¡te. S. 3f. Gedicht 1: T1 239.] fehlt – T3 Blumgeno#] B überschrieben, l nachträglich erhöht – T3 Amynta#] A verschmiert, vielleicht überschrieben – T4 Gesells¡a] Blume] ev. Gesells¡a]-Blume – T5 MyrtenFe‰] ev. Myrten Fe‰ – 4 wundre] d nachträglich erhöht – 4 zieret] durch Streichung aus ziehret (z überschrieben) – 6 kennt] ken t – 10 o]] oberhalb von gestrichenem sehr – 13 hei‰] h nachträglich erhöht – 14 und in der 5
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That da# Glü¿] da# Glü¿ und in der That (nach Glü¿ gestrichen i‰) – 15 in] danach ein Wort oder Wortanfang gestrichen – 16 der] danach gestrichen StabZepter – 18 Himmel#] Him el# Gedicht 2: 2 bey.] bey – U den 3 Septembris.] d. 3 Septembr. Die Gedichtgruppe 239 ist der erste Bestandteil in Birkens letztem Arbeitsbuch, den er für die Aufnahme in die Sammlung Floridan# Amaranten-Garte gekennzeichnet hat. Die Kennzeichnung erfolgt auf beiden Seiten in der Kopfrubrik. Zum Entstehungsanlaß s. zur Gedichtgruppe Nr. 238. Die Datierung auf den 3.9.1677, für die sich in Birkens Tagebuch keine Entsprechung findet, schließt aus, daß es sich um die für Stöberlein geschriebene Gratulationsdichtung (s. zur Gedichtgruppe 238) handelt. Daß im angehängten Epigramm die Rose glückwünschend auftritt, läßt vielmehr darauf schließen, daß es sich um einen von Birken im Namen seiner Frau (s. zu Gedicht Nr. 222) verfaßten Gratulationstext handelt. Er dürfte dem Adressaten auf dieselbe Weise zugestellt worden sein wie das Gedicht Nr. 238; für den 3.9.1677 ist im Tagebuch ein Besuch Birkens mit seiner Frau bei Carl Friedrich Lochner verzeichnet (II.416; PBlO.B.2.1.2, 186(35)r: "Cum Uxore bey Herrn Lo¡ner mit Wein 26 Kreuzer eingespro¡en."; II.418; PBlO.B.2.1.2, 186(35)v: "Bey Herrn Bei¡tVater Lo¡nern eingespro¡en bi# 1 neune."). Aller Wahr2
scheinlichkeit nach ist das Gedicht zusammen mit dem Gedicht Nr. 238 gedruckt worden, doch ist bislang kein Druck nachgewiesen. Das erste Gedicht hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 85, 238 (1. Bestandteil) und 245 gemeinsam, das zweite mit den Epigrammen Nr. 68 (4. und 7-9. Bestandteil), 238 (2. Bestandteil), 278 (1. Bestandteil) und 280 (2. Bestandteil). Gedicht 1: T2-4 Uber de# Blumgeno# S¡äfer# Amynta# | Gesells¡a] Blume:] Die Königskerze; s. zu Gedicht Nr. 203. – 3 Jn Kithim ihn ein König hat geführet.] Nach 1 Makk 1.1 ist Makedonien gemeint; Luthers Schreibung lautet "Chitim". Mehrere Könige von Makedonien hießen Amyntas (s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 323). Hier ist wahrscheinlich Amynthas III. (393/2-370) gemeint, der Vater Philipps II. – 4 Man wundre ni¡t, daß er au¡ Hirten zieret.] Bezugnahme auf den Ordensnamen des Adressaten, der eine lange auch bukolische Tradition hat: In Vergils Eklogen 2 (v. 35, 39), 3 (v. 66, 83), 5 (v. 8, 15, 18) und 10 (v. 37, 38, 41) wird ein Sängerhirt und Liebhaber Amyntas erwähnt. – 5 Gott Könige, de# Volke# Hirten nennt.] Wohl Anspielung auf Jer 23.2-8; Hes 34.1-31. – 8-10 da# Lorbeerlaub man leget ~ Dur¡ ›e ›¡ o] mehrt der Gekrönten Hauf.] Hinweis auf die von Birken intensiv geübte Praxis der Dichter-Krönung und auf die von Kaiser Maximilian mit der Krönung von Conrad Celtis
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(1459-1508) 1487 in Deutschland begründete. – 11-13 Amynta# lang‰ war ein Gekrönter Hirte, ~ ein Zepter hieß.] Fortführung der Analogisierung von Königen und Hirten; Hinweis darauf, daß Jacob Hieronymus Lochner bereits vor seiner Aufnahme in den Blumenorden in Altdorf zum Dichter gekrönt worden war (s. zu Gedicht Nr. 203), und auf die ihm zugewiesene Blume. – 13-18 Jezt ward er, wie ›e hei‰: ~ zum S¡afe-Stall der güldnen Himmel#-Häid.] Lochner hatte erst kürzlich das Wismarer Pastorat erhalten. Der König, in dessen Händen er als Kerze der Gemeinde vorleuchtet, ist Gott. – 21 er führt dur¡ ihn die S¡afe au# und ein] Zahlreiche Stellen im Alten wie im Neuen Testament bezeichnen Gott als den (guten) Hirten, das gläubige Volk als die Herde. Gedicht 2: T Wuns¡ der Rose.] Die Rose war die Blume der Pegnitzhirtin Florinda, der Ehefrau Birkens; s. zu Gedicht Nr. 222.
Text 240: Hirten-Liedlein. S. 35f. T1 240.] fehlt – T2 Liedlein] erstes e nachträglich verdeutlicht; d und l nachträglich erhöht – 1 Silvan] durch Streichung aus Silvano – 4 Dorten] D verschmiert; ev. überschrieben – 5 rennten] ren ten (ebenso 10 dann – 56 Wann) – 5 rennten] vor t ein Buchstabe gestrichen – 10 umfangen] vor f ein Buchstabe gestrichen – 19 Also] A verschmiert; ev. überschrieben – 25 leben.] vor dem Punkt ein Satzzeichen gestrichen – 26 Nehmt] N verschmiert; ev. überschrieben – 29 ›e] oberhalb von gestrichenem i¡ – 30 wer ~ Hirt.] quer zur Hauptbeschriftung hinter v. 14-29; Plazierungsbogen zum Ende von v. 29 – 30 der] Kürzel – 30 fromme] from e (ebenso 41 nimmer) – 35 la‹e] davor gestrichen trag – 37 laben] l nachträglich erhöht – 38 spra¡: ~ haben,] darüber eine Zeile samt vorgesetzter Korrektur gestrichen – 40 Sie] S überschrieben – 45 liebe] l überschrieben – 50 zum] nach unterhalb der Zeile ergänzt aus zu – 52 an] davor gestrichen dort – 55 Magdali#] M überschrieben – U 19 Februarii.] 19 Febr. – A1f. Wald-|hauser] d aus l überschrieben Für die Entstehung des Gedichtes am 19.2.1678 gibt es keinerlei Tagebuch- oder Briefreflexe. Dennoch wissen wir, welchem Anlaß es galt, demselben nämlich, für welchen das im Arbeitsbuch unmittelbar voraufgehende Lied geschrieben worden war, das Birken aber zur Aufnahme in die Sammlung S. v. B. Birken-Wälder (PBlO.B.3.1.1) bestimmt hatte: Zur Ho¡zeit Herrn Balthasar-Joa¡im Endter# | und Jungfrau Magdalenen Rahel Nöttel#. ("So pflanzt die Welt ›¡ fort. die Gotte#-Stimm, E# werde"), S. 34. Es ist ebenfalls auf den 19.2.1678 datiert. Das Arbeitsbuch enthält noch ein drittes Gedicht zu diesem Anlaß, S. 37f., ebenfalls für Aufnahme in die Sammlung S. v. B. Birken-Wälder vorgesehen: "Kein Weib i‰ gut! diß war der weißen Heiden Red:"; s. Stauffer, 2006, S. 989. Dieses Gedicht ist am 22.2.1678 entstanden. Der Bräutigam, Balthasar Joachim Endter (1649-1719; zu ihm s. Oldenbourg, 1911, S. 16f. u. ö.), war ein Sohn Michael Endters (1613-1682) und Urenkel des Verlagsgründers Georg End-
Gedichte 240 und 241, 1678
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ters des Älteren (1562-1630). Mit der Familie der Braut stand Birken nach Auskunft mehrerer Tagebuchnotizen aus den Jahren 1667-1677 in freundschaftlichem Verkehr; in einer zum 25.2.1675 (II.270; PBlO.B.2.1.9, 125(4)r) wird auch "Jungfrau Nöttlin" , die Braut wohl, erwähnt. Die Hochzeit muß Ende Februar 1678 stattgefunden haben. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge gemeinsam mit den Gedichten Nr. 40, 70, 109, 119, 120, 122, 148, 152, 180, 183, 191, 196, 206, 230, 257 (1. Bestandteil), 276 und 277. Daß es nicht gedruckt worden sein sollte, ist umso weniger vorstellbar, als das dritte der im Arbeitsbuch fixierten Gedichte zu diesem Anlaß gedruckt worden ist (s. o.); doch ist ein Druck des Gedichtes Nr. 240 bislang nicht nachgewiesen. 1 Hirt Silvan] Dieser Name für den Protagonisten dürfte der etymologisierenden Spielereien wegen gewählt worden sein, die Birken zum ersten Vornamen des Bräutigams entwickelt; s. v. 13f. und die zugehörige Anmerkung – 4-6 Dorten sah er ~ an dem grünen Rand.] Anspielung auf den Nachnamen des Bräutigams und auf das Endtersche Familienwappen; Eröffnung der Folge der Paarungsbilder (v. 49), die in der Frage der Verse 10-12 gipfelt. – 11 nun der Früling komt gegangen] Anspielung auf die Jahreszeit der Heirat. – 13f. Soll man, wie in einer Klausen, | also ‰et# im Walde hausen?] S. zu v. 1. – 1927 Also saget' er im Gehen, ~ nehmt der Mau#, da# Leben ni¡t.] Mangels Kontextes nicht erklärbar; sicher Anspielung auf den Festteilnehmern Verständliches. – 28 Magdali# ‰und in der nähe] Anspielung auf den zweiten Vornamen der Braut. – 31-36 Al# ›e nun zu ihm kam nahe, ~ samt dem Zwirn, ‰ät# mit mir gehn.] S. zu v. 19-27; über die sexuelle Anzüglichkeit hinaus könnte in der Erwähnung der Nadel auch eine Anspielung auf den Nachnamen der Braut vorliegen. – 41f. do¡, denkt ihr an diese nimmer, | die ihr kniehend habt geku‹t?] Anspielung eher auf ein aufgelöstes Verlöbnis (s. o.) als auf eine frühere Heirat Endters. – 45 diese zarte liebe Haut] S. zum Gedicht Nr. 54, v. 35. – 49-54 Bald er, im Zurü¿-spaziren, ~ e# geht ein und au#, in# hau#.] Die in einem "Kammerliedlein" offenbar unvermeidliche sexuelle Anzüglichkeit; s. auch v. 55-60. In die erzählte Begebenheit ist die Passage kaum noch integriert.
Text 241: Auf Herrn Gu‰av Philip Te”el# etc. Senatoris Norici und Jungfrau ..... Margarethen Rothenhoferin Ho¡zeit. S. 43f. T1 241.] fehlt – T2 Herrn] H n. – T2 etc.] Kürzel mit Punkt – T4 Jungfrau] Jf. – T4 Ho¡zeit] Ho¡z. – 1 die] davor mehrere Wörter gestrichen – 2 au#:] vor dem Doppelpunkt ein Satzzeichen gestrichen; ebenso bei 56 ni¡t: – 10 liebet.] liebet – 12 na¡] h überschrieben – 16 Stralgold-] oberhalb der Zeile, vor und über rohten – 16 Glanz] davor ein Wort gestrichen – 19 sah] davor ein Wortanfang gestrichen; ebenso bei 20 s¡öne – 20 eine] erstes e überschrieben – 21 Mag] davor gestrichen darf (M überschrieben) – 21 man ›e wol] von durchgeschlagener Tinte überlagert; ebenso 22 Etwan naht mein S¡i[ – 50 S¡eibe – 27 von] oberhalb eines gestrichenen Wortes; ebenso 47 i¡ – 31 Er spra¡: Glü¿ mit dir, ô S¡öne!] Darüber gestrichen Er spra¡: Wer i‰, die i¡ sehe, | Sie spra¡: Dafni# seine Magd | Er spra¡: la‰ diß ungesagt, |
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sag mir, wo dein Herz hingehe. – 31 Glü¿ mit] Glü¿-mit – 33 Sie] S überschrieben – 33 keine] Endungs-e überschrieben – 37 J¡ raum, spra¡ ›e, meine Seele] darüber eine Verszeile (Sie spra¡: nur bey Gott und Tugend) gestrichen – 37 Seele] nach gestrichenem ursprünglichem Versschluß Jugend – 43-54 Wol! (spra¡ er) au¡ innen S¡öne! ~ wehl au¡ i¡ wa# mir gefällt.] die beiden Strophen stehen nicht unter-, sondern nebeneinander, weit nach links und rechts über die in Seitenmitte plazierte Kolumne hinausgrei2
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fend – 45 mir] r oberhalb der Zeile vor gestrichenem ¡ – 46 Edlen kröne] kröne Edlen (davor ein Wort und eine darüber angebrachte Korrektur gestrichen) – 47 Adel] A aus a überschrieben – 47 gib] b verschmiert oder überschrieben; ebenso 47 d bei dir – 51 Und] davor gestrichen Wann – 52 e#] # undeutlich überschrieben – 54 wehl] h nachträglich erhöht – 55-60 Also s¡loßen ›e die Kette. ~ Wol! (spra¡ er) Hon sey dem Spott!] unter der vorhergehenden Strophe, also in der rechten Seitenhälfte – 55 Also s¡loßen ›e die Kette.] darüber ein Vers und über diesem ein Versanfang gestrichen – 57 Für mi¡ mein 3
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Gewi‹en] mein Gewi‹en Für mi¡ – U Aprilis.] Apr. Es gibt keinen Reflex im Tagebuch und im Briefarchiv Birkens. Nähere Information zum Anlaß liefert die Sammelgratulation, in welcher das Gedicht gedruckt worden ist: Pegne›s¡e | Hirten-Lieder | Dem | WolAdeli¡en | Te”el-Rottenhoferis¡en | Vermählung#-Gedä¡tniß | gewidmet | Am 15 April de# 1678ten | Chri‰jahr#. | Nürnberg/ | Gedru¿t bey Wolfgang Mori” Endter. (S. Stauffer, 2007, S. 993f.) Das Sammelwerk, das auch mit den Ordensnamen von Jacob Hieronymus Lochner, Johann Ludwig Faber, Gottfried Zamehl und Sebastian Seelmann oder Christoph Frank unterzeichnete Beiträge sowie ein nicht unterzeichnetes S¡äferis¡e# Reihen-Lied, einen Wechselgesang von Hylas (Daniel Bärholz) und Thyrsis (Johann Georg Pellicer) und einen Beitrag eines Nichtmitglieds enthält, galt der dritten Eheschließung des zweimal verwitweten (s. zu v. 7-10) Nürnbergischen Ratsmitglieds Gustav Philipp Tetzel von Kirchensittenbach (gest. 1696; s. Jürgensen, 2006, S. 109) mit Anna Margaretha Rottenhofer. Diese scheint ein Mitglied einer österreichischen, ursprünglich in der Gegend von Krems beheimateten (s. Zedler. Bd. 32 (1742), Sp. 1246) österreichischen Exulantenfamilie gewesen zu sein; s. zu v. 41f. Die Hochzeit hatte, wie aus einer Anmerkung zu dem mit "Ferrando." gezeichneten dritten Gedicht der kleinen Sammlung hervorgeht, bereits am 18.2.1678 stattgefunden; dem trägt der Titel des Drucks Rechnung. Das mit "Floridan." unterzeichnete Gedicht Nr. 241 steht in der Sammlung an erster Stelle (A2rA3r) und trägt dort die Überschrift Hirtenlied | Na¡ der Singweise: | De# Opi”is¡en Coridon#. Die Anspielung ist nicht eindeutig. Zwei Lieder von Opitz über den Schäfer Corydon weisen dieselbe Strophenform und Reimfügung wie Birkens Gedicht auf; das erste und zwölfte Gedicht im 4. Buch der Sammlung Poetis¡e Wälder von 1644: Galathee ("COridon der gieng betrübet"), "Corydon spra¡ mit Verlangen" (Weltliche Poemata 1644. Zweiter Teil. Ed. Trunz, 1975, S. 324-329, 342-343. Das zweite Gedicht war schon in der Sammlung Teuts¡e Poemata von 1624 enthalten gewesen: Ed. Witkowski, 1908, S. 122f.). In der Druckfassung ist der erste Buchstabe der ersten Strophe als Initiale vorgesetzt. Außer bei der ersten Strophe ist jeweils der Eingangsvers eingezogen. Am Ende von v. 60 steht ein Asterisk, dem
Gedicht 241 und Gedichtgruppe 242, 1678
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diese Fußnote direkt unter dem Gedichtschluß entspricht: "Dictum Regis Angl. Honny soit qui mal' y pense." Sonst weicht der Druck, von der anderen Überschrift, der Hinzufügung der Unterschrift ("Floridan.") und Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, nur an diesen Stellen von denjenigen des Manuskripts ab: 7 A¡] Do¡ – 34 diß] da# – 47 Adel] Ehre – . Das Lied hat Strophenform und Reimfolge gemeinsam mit den Gedichten Nr. 2, 6, 160 und 173. T4 Jungfrau ..... Margarethen Rothenhoferin] Offenbar war Birken der erste Vorname der Braut zur Zeit der Abfassung des Liedes unbekannt – 3f. al# die Wind' au# Euru# Hau# | no¡ den jungen Lenz anbliesen] Eurus ist der Ostwind, der in der Antike als ungesund galt (s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 449f.) und in Mitteleuropa schlechtes Wetter und Kälte bringt. – 7-10 A¡! du ha‰ mi¡ ja betrübet, ~ Hart verliert man, wa# man liebet.] Gustav Philipp Tetzel war zweimal verheiratet gewesen, das erste Mal mit Helena Catharina Paumgartner (gest. 1674; s. Jürgensen, S. 109 (Anm. 95), 227; Stauffer, S. 872f.), das zweite Mal (1675) mit Maria Helena Behaim, verw. Haller (gest. 1676; s. Stauffer, S. 936f.). – 1316 Ein Hof, al# er aufwart# gienge, ~ Stralgold-rohten Glanz empfienge.] Anspielung auf den Nachnamen der Braut. – 15 Cynthiu#] Beiname des Apoll (s. zu Gedicht Nr. 194, v. 10), hier Bezeichnung der Sonne. – 25 Agaten] Achate. – 28 Lippen-klippen, wie Granaten] Bei Birken und anderen Autoren der Zeit beliebtes Oxymoron: Weichheit und Schönheit der roten Lippen und Härte werden ins Bild gebracht. – 30 So, ‰ieg Venu# au# der See.] Zur Meerschaum-Geburt der Aphrodite / Venus s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 425f. – 41f. diesem Ga‰ zu dienen re¡t, | (spra¡ ›e) wär der Wirt zu s¡le¡t.] Erster Hinweis auf den Standesunterschied der Brautleute, über den offenbar geredet wurde; s. auch v. 46f., 4954, 60. Auch in anderen Gedichten der Gratulationssammlung finden sich solche Andeutungen. In den Reichsstädten, so auch in Nürnberg, wurde der Adelsstatus von österreichischen Glaubensexulanten nicht anerkannt, wenn sie einem bürgerlichen Gewerbe nachgingen. Daß davon 1648 ein Christoph Rothenhöfer betroffen war, weist Schnabel, 1992, S. 236, Anm. 305, nach. – 56 J¡ vers¡lag mein Glü¿e ni¡t] 'Ich schlage mein Glück nicht aus.'
Text 242: Zu Mon›eur Chri‰of Wilhelm S¡eurl# Obri‰ Leutenant# mit Jungfrau Annen Ro›nen Slüßelfelderin und Mon›eur Johann Carl Slüßelfelder# mit Jungfrau Maria Helena Hallerin, DoppelHo¡zeit. S. 52 T1 242.] fehlt – T2 Mon›eur] Mr. (ebenso T4) – T2 Obri‰] Obr. – T3 Jungfrau] Jf. (ebenso T4) – T4 und] u. – T4f. Maria Helena Hallerin, DoppelHo¡zeit.] darunter in Zeilenmitte ein Wort gestrichen Gedicht 2: 1 Edle#] oberhalb der Zeile – 2 zuglei¡] links auf dem Rand; Einfügungszeichen davor und in der Zeile + – 3 laß] l überschrieben Gedicht 4: 1 der] Kürzel
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Gedicht 5: 5 da#] Kürzel – 7 bey] oberhalb von gestrichenem dur¡ – 7 von] davor gestrichen ein Kranz – 9 und] u. – 11 viel s¡öne] oberhalb zweier gestrichener Wörter (erstes no¡) Entgegen seinem sonstigen Gebrauch hat Birken unter dieser Gedichtgruppe nicht das Entstehungsdatum notiert; es gibt auch keinen Reflex im Tagebuch und im Briefarchiv Birkens. Das im Arbeitsbuch voraufgehende Gedicht ist aber auf den 10.7.1678 datiert, das nächstfolgende auf den 26.7. In der Zeitspanne dazwischen muß die Gedichtgruppe Nr. 242 geschrieben worden sein. Entstehungsanlaß war die Hochzeit Johann Carl Schlüsselfelders (1653-1709) mit Maria Helena Haller (1657-1713) am 15.7.1678 (s. Biedermann, 1741, Tab. DCXXIV.B). Die Hochzeit von Christoph Wilhelm Scheurl (1638-1693) mit Anna Rosina Schlüsselfelder (1657-1736) hatte schon am 24.5.1678 stattgefunden (s. Biedermann, 1741, Tab. CCCCLVI). Von einer Doppelhochzeit ist der nahen Verwandtschaft der Brautleute mit den Paaren jener für den Blumenorden so wichtigen Doppelhochzeit vom Herbst 1644 und der Möglichkeit der Bezugnahme auf die zu diesem Anlaß entstandene erste Nürnberger Ekloge, den Gründungstext des Pegnesischen Blumenordens, wegen die Rede. Diese Bezugnahme prägt die Gedichtgruppe und mehr noch die gedruckte Sammelgratulation, in der sie als erster Bestandteil erscheint: Pegne›s¡e | S¡äfer-Gedi¡te: | Zu dem/ | na¡ XXXIV Jahren | von | Anfang de# löbl Pegni”Orden#/ | in eben selbigem | WolAdeli¡en Hau# und Geblüte | an der Nori#burg | erneuretem | S¡eurl-S¡lüßelfelderis¡en | und | S¡lüßelfelder-Halleris¡en | Ho¡ansehnli¡em | Doppel-MyrtenFe‰ | in den | Berinorgis¡en Gefilden | gespielet/ | Dur¡ | Strefon# und Klaju# | na¡kommende | Blumgenoß-S¡äfere | an der Pegni”. | A. C. M DC LXXVIII. | Gedru¿t bey Wolf Eberhard Fel#e¿er. (S. Stauffer, 2007, S. 994-996.) Die Reihenfolge der fünf Bestandteile der Gedichtgruppe ist im Druck eine andere als im Manuskript. An erster Stelle erscheint auch dort das Epigramm 1, am Fuß der Rückseite des Titelblattes [ ):( ]v, unter der Widmung des Werkes an die vier Brautleute. Die Gedichte 2-5 folgen auf der Seite ):( ijr in dieser Reihenfolge: 5, 2, 3, 4. Wie im Manuskript sind die Gedichte nicht gezählt. Abgrenzungszeichen – zwei nebeneinanderstehende Sternchen – gibt es im Druck nur zwischen den Gedichten 2 und 3. Rechts unter dem Gedicht 4 steht als Verfasserangabe "Floridan." Mit den Schäfernamen der Verfasser sind auch die römisch gezählten (II. sqq.) Beiträge gezeichnet. Sie stammen von Martin Limburger, Carl Friedrich Lochner, Johann Ludwig Faber, Johann Leonhard Stöberlein und Johann Gabriel Majer. Dessen Beitrag ist lateinisch und besteht aus vier Gedichten, dessen erstes mit "Palaemon" und dessen letztes mit "Idem P." gezeichnet ist. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, weichen die Bestandteile der Gedichtgruppe Nr. 242 im Druck durch folgende Erweiterungen ab: Gedicht 1: 1 Jahren,] Jahren/* (Die zugehörige Fußnote lautet: *A. 1644) – 2 Eltern-Paar:] ElternPaar:** (Die zugehörige Fußnote lautet: ** Waren Tit. H. Carl Era#mu# Te”el (na¡mal# Senator, nun wolseelig) und Jf. Anna Felicita# Hallerin/ heutiger Jf. Ho¡zeiterin H. Vatter# Fr. S¡we‰er. Wie au¡ Tit. H. Hieronymu# Wilhelm S¡lüßelfelder (glei¡fall# herna¡ Senator, nun wolseelig) und Jf. Maria Salome Te”lin. Da# Hirtengedi¡t/ i‰ in der Pegne›# da# Er‰e.) – Gedicht 2: Es gibt eine Überschrift: Auf da# WolAdel.
Gedichtgruppe 242 und Gedicht 243, 1678
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Ho¡zeitHau#. – Gedicht 4: Es gibt eine Überschrift: Wuns¡. Die Worte S¡euren, Felder und S¡lüßel (v. 1) sind durch Fettdruck hervorgehoben. – Gedicht 5: Als Überschrift ist das Trinitätszeichen m! vorgesetzt. Der erste Buchstabe ist als Initiale ausgeführt; dadurch beginnt v. 3 mit Einzug. – Das Gedicht 4 hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit dem Epigramm Nr. 68.1 gemeinsam. T5 DoppelHo¡zeit] S. o. Gedicht 1: 1f. Wa# dort gewüns¡et ward, vor Dreißig und vier Jahren, | dem Edlen Eltern-Paar:] Bezugnahme auf die Gratulationsekloge von 1644, die erste Nürnberger Ekloge, die nachträglich zum Gründungsdokument des Pegnesischen Blumenordens erhoben wurde, besonders auf den Schlußteil ab S. 29. Vgl. Gedicht 5, v. 9f. Gedicht 2: 2 e# gibt zweymal zuglei¡ zwey Kinder au#.] "zuglei¡" bedeutet 'gleichzeitig'. 1644 waren zwei der Brautleute Mitglieder der Familie Tetzel gewesen, 1678 waren es zwei aus der Familie Schlüsselfelder. Gedicht 3: 1 Ein Te”el dort] Carl Erasmus Tetzel. – 1 hier der Te”lin Sohn] Johann Carl Schlüsselfelder. – 2 die Hallerin [...] bringt davon] "die Hallerin" ist Objekt. Carl Erasmus Tetzel hatte 1644 Anna Felicitas Haller geheiratet; Johann Carl Schlüsselfelder heiratete 1678 Maria Helena Haller. – 2 die Hallerin, ›e glei¡en, bringt davon] In dieser Konstellation ist "die Hallerin" Subjekt; mit "glei¡en" (in der Bedeutung 'denselben') sind die beiden männlichen Partner gemeint. Gedicht 4: Die im Druck hervorgehobenen Wörter spielen auf die Namen Scheurl und Schlüsselfelder an. Gedicht 5: 1-4 Jhr Pegni”hirten! heut denkt an den Blumen-Orden, ~ dort in dem Linden-Thal.] Der aktuelle Anlaß wird zum Test der Erinnerung an die Ordensgründung stilisiert. Das Zahlenspiel – fünfmal sieben Jahre – entspricht nicht ganz der chronologischen Realität. – 5-7 So feyret dann da# Fe‰, da# heute wird verneuet: ~ von Fama ward ge‰reuet] Der Gründungsmythos wurde von Birken in der Fortse”ung der Pegni”-S¡äferey 1645 in einer nachträglich mythisierenden Andeutung des Ereignisses vom Herbst 1644 (S. 27-33) erfunden. – 8 die nun no¡ Wa¡#tum hat] Rückbezogen auf "bunte Blumen-Saat" (v. 6); Hinweis, wie auch v. 11, auf die Erneuerung und personelle Ausweitung des Blumenordens unter Birkens Präsidentschaft.
Text 243: Filanthu# der XLV Blumgenoß. Magister Johann Lang, Diaconus ad Spiritum Sanctum. HerzSamen. Von Himmel ge‰reuet. S. 56 T1 243.] fehlt – T2 XLV] durch Streichung aus XLVI – T3 Magister ~ Sanctum.] zweizeilig links auf dem Rand, gegenüber v. 2 – T3 Johann] Johan – T3 Diaconus] Diac. – T3 Spiritum Sanctum] Sp. S. – 2 da#] Kürzel – 2 Gotte#] # überschrieben
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Das Epigramm, das nicht wie die voraufgehenden Gedichte in der Kopfrubrik, sondern gemeinsam mit dem Gedicht Nr. 244 links auf dem Rand gegenüber der Überschriftgruppe der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte zugeordnet worden ist, gehört zu einer kleinen Gruppe vierzeiliger, allesamt auf S. 56 notierter Gedichte, die Birken nicht datiert hat. Der dieser Gruppe unmittelbar voraufgehende Text ist aber am 16.8.1678, der nachfolgende am 28.8.1678 geschrieben worden. Demnach ist Johann Lang (zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 470f.; Will. Bd. 2 (1756), S. 390f.; Bd. 6 (1805), S. 275f.; Jürgensen, 2006, S. 461-466) in der zweiten Augusthälfte 1678 in den Pegnesischen Blumenorden aufgenommen worden. Es gibt keinen Reflex in Birkens Tagebüchern, die Kontakte in den Jahren 1677 und 1678 bekunden, und in seinem Briefarchiv, in dem nur ein Schreiben Langs aus dem Jahr 1680 vorhanden ist (PBlO.C.191.1), in welchem Lang den Tod seiner zwölfjährigen Tochter anzeigt und um ein "Grab-Lied" bittet. Birken hat am 16.5.1680 mit einem achtstrophigen Lied reagiert (S. v. B. Di¡terey-Sa¡en, PBlO.B.3.2.1, S. 145). Wie üblich teilt Herdegen eine stark bearbeitete Version des Erklärungsepigramms mit (S. 470): Mein Herz! e# i‰ ein Wort, da# zeugt von GOtte# Gnad, E# glei¡t dem Samen-Korn, und i‰ der Seelen-Saat, Der Himmel ‰reut e# au#, wol dir, wann du auf Erden, Da# nimm‰ mit San]muth auf, so kan‰ du himmlis¡ werden. Ein Druck des Epigramms Nr. 243, das Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den Epigrammen Nr. 198, 214, 225, 263, 269, 270, 271, 273 und 274 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. T4 HerzSamen] Cardiospermum, Herzerbse; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4, Abt. 2 (1877), Sp. 1260.
Text 244: Jsander der XLVI Blumgenoß. Johann Conrad Einwag. Tag und Na¡t. Gott-beda¡t. S. 56 T1 244.] fehlt – T2 XLVI] durch Überschreibung aus XLVII – T3 Johann Conrad Einwag.] links auf dem Rand, gegenüber v. 1 – T3 Johann Conrad] Joh. Conr. – T4 und] u. – T4 Gott-beda¡t] davor ein Wort oder Wortanfang gestrichen Das Epigramm folgt im Arbeitsbuch unmittelbar auf das Gedicht Nr. 243; zur Datierung s. zu Gedicht Nr. 243. Der Nürnberger Kaufmann Johann Conrad Einwag (1640-1701; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 467-470; Will. Bd. 1 (1755), S. 337; Jürgensen, 2006, S. 460f.) ist demnach ebenfalls in der zweiten Augusthälfte 1678 in den Pegnesischen Blumenorden aufgenommen worden. Weder in Birkens Tagebuch noch im Briefarchiv findet sich ein Reflex des Vorgangs. Nach Herdegen (S. 467) hat Einwag selbst um Aufnahme gebeten. Kontakt mit Birken dokumentieren die Tagebücher der Jahre
Gedichte 244 und 245, 1678
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1676, 1678 und 1679. Herdegen teilt ein anderes Erklärungsepigramm mit, das Birkens Anspielung auf den Namen des neuen Mitglieds nicht enthält (S. 468): Kein Tag geht je vorbey und keine dunkle Na¡t, Da du mein GOtt! ni¡t pfleg‰ mir neue# Wohl zu s¡enken: Denk‰ du nun so an mi¡, solt i¡ an di¡ ni¡t denken? Drum bleibt mein Wahlspru¡ der: Tag und Na¡t GOtt beda¡t. Ein Druck des Epigramms Nr. 244, das Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den längeren Gedichten Nr. 3, 78, 89 und 116 sowie mit den Epigrammen Nr. 211, 220, 231, 258, 260 und 262 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. T4 Tag und Na¡t] Bezeichnung mehrerer Pflanzen bzw. Blumen: melampyrum nemorosum, paricaria (parictaria), Sanktpeterskraut, Mauerkraut, Tag- und Nachtviole; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 11 (1. Abt., 1. Teil), 1935, Sp. 28.
Text 245: Zu de# Esel# Jonello und Clarinden Ho¡zeit. Doctor Giovanni Cornelio Höne. Jungfrau Catharina Hagen. S. 65 T1 245.] fehlt – T2 Esel#] oberhalb von gestrichenem Edlen – T2 Jonello] zweites o überschrieben – T3 Doctor Giovanni Cornelio Höne.] Dr. G. C. H. – T3 Jungfrau Catharina Hagen] Jf. C. H. – 1 Diß war der S¡luß. Man trug Jhr man¡en an:] darüber gestrichen Sonett. – 1 der] Kürzel – 1 man¡en] danach ein Wort oder Wortanfang gestrichen – 2 gewann] gewan (ebenso 17 dann) – 4 Ziel] l nachträglich erhöht – 5 floge] oberhalb von gestrichenem bra¡e – 7 wiederkomme] wiederkom e (ebenso 8 Fromme – 15 Flamme) – 8 Sie] danach ein Wortanfang gestrichen – 9 e#] oberhalb eines gestrichenen Wortes – 11 lieb] durch Streichung aus liebe – 11 Lieb‰en] n nachträglich verdeutlicht – 11 wandern:] vor dem Doppelpunkt ein Satzzeichen gestrichen – 12 s¡on den] oberhalb von gestrichenem einen – 14 Er] E aus L überschrieben – 15 Flamme] rechts auf dem Rand; Einfügungszeichen davor und nach einem gestrichenen Wortanfang in der Zeile + – 18 bes¡reint] r oberhalb der Zeile – 19 wehrte] durch Streichung aus wehrt‰e# Paar – 20 Liebt er: so fällt von ihm au¡ Glü¿ hernieder.] darüber ein Vers gestrichen: liebt Gott: er gibt und s¡i¿et Glü¿ hernieder. – 20 Liebt] L aus l überschrieben Das zum selben Anlaß verfaßte Lied Nr. 246, das im Arbeitsbuch unmittelbar folgt, hat Birken auf den 13.10.1678 datiert; das Gedicht Nr. 245, unter welchem kein Datumsvermerk steht, wird am selben Tag oder wenig früher entstanden sein. Anlaß war die Heirat des später in Fürth ansässigen Arztes Johann Cornelius Hönn (1656-1684) mit Catharina Hagen, einer Tochter des Altdorfer Buchdruckers Georg Hagen, am 15.10.1678 in Altdorf, wo Hönn kurz vorher zum Doktor der Medizin promoviert worden war (s. Stauffer, 2007, S. 999f.). Reflexe in Birkens Tagebuch und in seinem Briefarchiv fehlen.
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Apparate und Kommentare
Zwei Briefe Hönns an Birken, die er mit italienischen Versionen seiner Vornamen unterschreibt, der erste am 11.9.1678 (PBlO.C.143.1) in Coburg, wie sich aus dem zweiten ergibt, dieser am 27.9.1678 in Fürth ausgestellt (PBlO.C.143.2), haben, anders als von Stauffer, S. 1000, angegeben, nichts mit der Hochzeit zu tun. Am 10.9.1678 hatte es eine persönliche Begegnung gegeben, auf die sich der Brief vom 11.9.1678 bezieht (II.453; PBlO.B.2.1.2, 207(55)r: "Von Höen im Roeder#garten tracirt."). Den Kontakt zwischen Birken und Hönn hat anscheinend der Nürnberger Arzt und Stadtphysikus Dr. Johann Röder hergestellt, der auch als einziger Nicht-Pegnitzschäfer zur Hochzeits-Gratulationen-Sammlung für Hönn beigetragen hat (s. u.). Am 24.9. kam es erneut zu einem Treffen (II.453; PBlO.B.2.1.2, (207) 55v): "Cum Uxore à Doctor Höen bei Rödern ga‰irt." Die Gedichte Nr. 245 und 246 sind in einem Sammelgratulatorium gedruckt worden: Da# | ansehnli¡e | Myrten-Fe‰ | De# | Edlen Hirten | Jonello/ | und | der an Leib und Gemüte | Lieb- und Lobrei¡en | Clarinde/ | Jm 1678. Chri‰-Jahr den 15. Wein-Mond#/ | Jn dem berühmten Musen-Si” | Paläcome | ange‰ellt/ | wird hiermit besungen | von | Etli¡en S¡äfern an der Pegni”. Einem eröffnenden lateinischen Hexametergedicht, [1]v von dem Stauffer mit Recht vermutet, daß es auch von Birken stammt, folgt [2]r das Gedicht Nr. 245. Im Druck hat es keine Überschrift und ist mit allen Versen linksbündig angeordnet. Die Ausführung des ersten Buchstabens als Initiale führt dazu, daß v. 2 mit Einzug beginnt. Die Namen der Brautleute und die Unterschrift sind mit größeren Buchstaben gesetzt. Sonst weicht die Druckfassung, von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen, an folgenden Stellen von derjenigen des Manuskripts ab: 13 Jonello] Janello – 16 Von] Vom – 18 bes¡reint] bes¡eint – . Die Sammelgratulation enthält außer den Gedichten Birkens noch je eines von Martin Limburger ( [2]r-[3]r ) Johann Ludwig Faber ( [3]r/v ), Johann Gabriel Majer (lateinische Distichen) ( [3]v ) und Johann Röder (lateinische Distichen) ( [4v] ). Das Gedicht Nr. 245 hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 85, 238 (1. Bestandteil), und Nr. 239 (1. Bestandteil) gemeinsam. T2 Esel#] Mangels Kontextes läßt sich nicht ermitteln, was Birken derart geärgert hat, daß er dem zunächst "Edlen" nachträglich Eselhaftigkeit bescheinigen mußte. Kaum gefallen haben kann ihm die von italienischen und französischen Brocken wimmelnde à-la-mode-Diktion der beiden Briefe Hönns (s. o.). – T2 Jonello] Dieser Name dürfte in Reaktion auf Hönns Italianismen und die Italianisierung seiner Vornamen gebildet worden sein. – T3 Giovanni Cornelio] Auflösung der Namensabkürzungen gemäß der Praxis Hönns in seinen Briefen. – T3 Höne] Auflösung der Abkürzung gemäß der Praxis in Birkens Empfangsvermerk auf dem ersten der beiden Briefe Hönns. – 1 Man trug Jhr man¡en an:] Eine längere Abwesenheit Hönns nach erstem Liebeseinverständnis – vielleicht in Italien, was für einen Mediziner nahelag und worauf die Italianismen in Hönns Briefen weisen – ist vorausgesetzt. – 9 Jezt bri¡t e# au#.] Nach Hönns Rückkehr offenbart sich der Grund für Clarindens Unzugänglichkeit gegenüber anderen Bewerbern. – 14f. die lieb und Er be‰ändig wiederkam. | Er fand au¡ no¡ die Flamme bey Clarinden.] Dieser Darstellung nach muß es schon vor Jonellos Abreise (s. zu v. 1) ein Liebeseinver-
Gedichte 245 und 246, 1678
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ständnis zwischen den Brautleuten gegeben haben, das mit den in v. 9-12 angesprochenen Verhaltensweisen kontrastiert. – 18 bes¡reint] 'umhegt', 'beschützt'.
Text 246: Kammer-Liedlein. Der Han im Hag. S. 65f. T1 246.] fehlt – T3 Der] durch Streichung aus Die – T3 Han] durch Überschreibung und Streichung aus Henne – 1-16 J‰ ni¡t neuli¡ in den Hag ~ daß er rie[e Kikerky.] die beiden Strophen stehen nebeneinander; ebenso 17-32 Sie die Henne, die nun au¡ ~ ni¡t dur¡ Wort ›¡ lös¡en lä‹t. – 2 hier] oberhalb der Zeile, halb auf dem linken Rand – 2 ein] durch Streichung aus eine – 2 s¡warzer] Endungs-r nachträglich verdeutlicht – 2 Han] oberhalb eines gestrichenen Wortes – 7 Man¡er Dorn ihn kont be‰ri¿en,] darüber eine Verszeile gestrichen: Büs¡e konten ihn be‰ri¿en – 7 Dorn] unterhalb von v. 8; Einfügungszeichen davor und in der Zeile hinter einem Tintenfleck, der ein Wort überlagert, + – 11 in] n nachträglich verdeutlicht; ebenso bei 18 widren# – 12 glatte] l nachträglich erhöht – 13 also] danach der Rest der Verszeile gestrichen – 13 denkend su¡t' er ›e,] weit nach rechts auf den Rand gezogene zweite Hälfte der nächsten Verszeile; davor die erste Hälfte sein erhizter Kam gestrichen – 14 auf] f überschrieben – 18 de#] d nachträglich erhöht; ebenso bei 18 müde – 34 die – 38 daß – 18 und] u. – 19 da¡t:] durch Streichung aus da¡te (Doppelpunkt nachträglich oberhalb der Zeile eingefügt); davor ein Wort oder Wort2
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anfang gestrichen – 19 e# gilt] gilt e# – 19 nur] oberhalb der Zeile – 19 Bau¡!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 20 ma¡t] h nachträglich erhöht; ebenso bei 30 i¡ – 22 deine] Endungs-e überschrieben – 22 Stimm] Stim (ebenso 24 Komm – 25 komm – 30 kommen – 31 angeglommen) – 23 ‰ehe] links auf dem Rand vorgefügt – 23 mir] oberhalb von gestrichenem komm, – 23 do¡,] vor dem Komma zwei Wörter (bi‰ ja (?)) gestrichen – 28 Beut'] B überschrieben – 29 Thu mir# ni¡t!] zweizeilig rechts auf dem Rand; Einfügungszeichen davor +; in der Zeile die erste Verszeile (3 Wörter) gestrichen – 32 dur¡ Wort] rechts auf dem Rand, für in der Zeile gestrichenes also – 32 dur¡] überschrieben – 37 darinn] 2
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darin (ebenso 45 Gewinn) – 39 wann] nn nachträglich verdeutlicht – 40 Brunnen hin] hin Brunnen (davor gestrichen langweil) – 41 Gewörtel] l nachträglich erhöht – 51 Wüns¡et] Endungs-e nachträglich in die Verbindung zwischen h und t eingefügt – 52 Genesen.] Genesen – 54 war] davor gestrichen hab guten – U den 13 Octobris.] d. 13 Octobr. Zu Entstehungsanlaß und -zeitpunkt s. zu Gedicht Nr. 245. Das Lied ist auch in derselben Sammelpublikation gedruckt, an vorletzter Stelle [3]v-[4]v, mit der von Charles Sorels (~1602-1674) Werk L'Anti-Roman ou le Berger extravagant (1627f.) entlehnten Unterschrift "le Berger Extravagant". Allein vom Druck her wäre Birkens Verfasserschaft nicht kenntlich. Auch im Druck sind die Strophen nicht gezählt; die jeweils ersten Verse der Strophen haben keinen Einzug. Der Anfangsbuchstabe der ersten Strophe ist als Initiale vorgesetzt. Sonst weicht die Druckfassung, von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen, an folgenden Stellen von derjenigen des Manuskripts ab: T1 246.] fehlt
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Apparate und Kommentare
– T2 Kammer-Liedlein] Pastorelle – 7 Dorn] dan – 8 ihn] ihm – 11 A¡] Do¡ – 16 Kikerky] Kikrikii – 18 flieh-] flieg- – 19 meinem] meinen – 28 Beut'] Putt – 34 ›nd] find – 36 dir] die – 48 mehr gibt] leihet – 49 ges¡iht] ges¡i¡t – 49 sah] seh – U den 13. Octobris.] le Berger Extravagant. – Das Lied hat Strophenform und Reimfolge gemeinsam mit den Gedichten Nr. 87, 92, 170, 174, 221 und 278 (2. Bestandteil). T2 Kammer-Liedlein] S. zu den Gedichten Nr. 196, v. 14, und Nr. 240, v. 49-54. Auch die Lieder Nr. 191, Nr. 206 und Nr. 257 gehören zu diesem Genre. – T3 Der Han im Hag] Die Wahl des Hahns als Protagonist ist sicher in Anspielung auf den Namen des Bräutigams erfolgt. Die Benennung des Schauplatzes spielt auf den Nachnamen der Braut an. – 2 ein s¡warzer Han] Wohl Anspielung auf die Amtstracht der Ärzte. – 3f. Glaubet, ob i¡ Wunder sag: | e# i‰ do¡ ni¡t all# erlogen.] Selbstbekundung der Redeinstanz in Korrespondenz zu v. 49f. Leicht eingeschränkter ('Wenn ich auch Seltsames erzähle') Hinweis auf den Anzüglichkeitscharakter des Gedichtes. – 6 die er gern hätt mögen drü¿en] Erste von zahlreichen, für das Genre des 'Kammer-Liedleins' offenbar spezifischen sexuellen Anzüglichkeiten; s. auch v. 19, 27-30, 34, 43-45, 53f. – 8 ihn] Dativ. – 9 Sein Gefänge] Die ins Auge gefaßte Jagdbeute; s. auch Gedicht Nr. 60, v. 28. – 15 Klüpfel] Schlegel, Klöppel; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 5 (1873), Sp. 1303. – 19 da¡t e# gilt nur meinem Bau¡!] D. h. nicht dem Leben; s. zu v. 6. – 26 meine roht' und Weiße!] Diese Farben sind feste Bestandteile der Beschreibung weiblicher Schönheit. – 34 sag, ›nd au¡ die Belze theuer?] Nach der Rodomontade des Hahns (v. 31f.), die kontrastiv zu den der Henne zugewiesenen Ehrbarkeiten steht – bis zur Ankunft im Nest, das hier für die Eheschließung steht, will sie Jungfrau bleiben (v. 27-30) –, wird jetzt seine virgile Leistungsfähigkeit ironisch in Frage gestellt, indem unterstellt wird, er wolle ihren 'Pelz', ihr "Feder-Wamme#" (v. 8) schonen. – 36f. s¡au hier bring i¡ dir Ma¡Eyer. | Nur kein Vogel sey darinn!] Auch dieser Dialog ironisiert den Hahn bzw. den von dieser fiktionalen Figur Repräsentierten. Mit "Ma¡Eyer" sind vermutlich Eier-Imitate aus Gips gemeint, die brütfaule Hennen zur Wahrnehmung ihrer Pflicht motivieren und bei brutbereiten die Wegnahme der Eier ermöglichen sollen. Die Reaktion der Henne beruht auf ihrem Verdacht, ihr könnten vom Hahn Eier aus einer anderen Liaison desselben untergeschoben werden. – 42-45 Endli¡ war der Kauf ges¡lo‹en. ~ Er, verlohre im Gewinn.] S. zu v. 6. Der Geschlechtsakt wird als Geschäftsvertrag paradox metaphorisiert. – 49f. Wie ges¡iht mir? sah i¡ re¡t? | oder i‰# ein Traum gewesen?] S. zu v. 3f. Bestätigung und Relationierung der voraufgegangenen Anzüglichkeiten durch die Sprechinstanz. – 51f. Wüns¡et Glü¿ dem Han-ges¡le¡t, | und der Henne viel Genesen.] Anrede an die (fiktionale) Hochzeitsgesellschaft, offenbar zum Genre des 'Kammer-Liedleins' (s. zu T2) notwendig zugehörig. – 54 ob der Zeug war gut von Faden] 'Ob der Stoff – bzw. der Gockel – etwas taugte'. – 56 ein‰ der Barthel lehren wird.] Bartholomäus-Tag ist der 24.8. Er benennt hier den Termin, zu dem nach der Hochzeit im Oktober ungefähr mit Nachwuchs zu rechnen war.
Gedicht 247, 1678
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Text 247: Zur Ho¡zeit Herrn Vetter Leonhard Samuel Seeling# und Jungfrau Catharina Oelerin. S. 75f. T1 247.] fehlt – T2 Herrn] Hn. – T2 Vetter] Vett. – T2 Leonhard] Leonh. – T3 und] u. – T3 Jungfrau] Jf. – 3 i‰] oberhalb der Zeile – 3 wer trägt] oberhalb von gestrichenem ›nd, die ›¡ – 5 San]mut] m nachträglich verdeutlicht – 6 da#] Kürzel – 8A bi#] b. – 9 soll ge‰illet werden] rechts auf dem Rand an den nach Seelig mehrfach korrigierten und mitsamt den oberhalb der Zeile angebrachten Korrekturen gestrichenen ursprünglichen Text des Verses angefügt – 9 soll] durch Überschreibung aus Gott – 9 ge‰illet] oberhalb der Zeile vorgefügt; davor gestrichen den Hunger – 9 werden] w aus Komma überschrieben – 10 Hunger] links auf dem Rand vorgefügt und durch waagrechten Strich mit der gestrichenen eingerückten ersten Hälfte des ursprünglichen Verstextes verbunden – 10 na¡ Gere¡tigkeit] rechts auf dem Rand an die nicht vollständig gestrichene zweite Hälfte des ursprünglichen Verstextes (de zu Beginn ungestrichen; auch oberhalb der Zeile angebrachte Wörter sind gestrichen) angefügt – 11 Seelig] danach Komma und vier oder fünf Wörter gestrichen – 12 de# Frieden# Samen ‰reut.] rechts auf dem Rand an den nach der gestrichenen ursprünglichen Verstext angehängt – 12 Frieden#] Friede# – 13 ›nd] davor drei oder vier Wörter gestrichen – 13 plagt] p überschrieben – 14 Widergelt] l nachträglich erhöht; ebenso bei 38 voll (zweites l) – 16 Gott] danach gestrichen -ans¡auen – 16 wird] danach gestrichen ›e speißen – 17 Seelig] danach Komma und zwei Wörter gestrichen – 17 Anfe¡tung] davor gestrichen Anfe¡tungen, – 18 ‰ra[t,] vor dem Komma Doppelpunkt gestrichen – 19 Seelig,] Komma nachträglich eingefügt, danach der mehrfach korrigierte ursprüngliche Verstext gestrichen – 19 die ihr Leid ihm klagen:] an die gestrichene Passage angehängt – 19 ihm] oberhalb von gestrichenem Gott – 21 harret fort,] davor mehrere Wörter gestrichen – 22 und] oberhalb von gestrichenem wer (nd verschmiert) – 22 bewahret] Endungs-e oberhalb der Zeile – 22 Gotte#] davor zwei oder drei Wörter gestrichen – 24 den] danach mehrere Wörter gestrichen – 24 Aeng‰e] rechts auf dem Rand; Einfügungszeichen davor und in der Zeile + (ebenso 43 Fromkeit) – 25 gläubet] davor gestrichen wa¡et – 25A Mc. 16.16.] davor eine andere Buchstabengruppe gestrichen – 26 den] n nachträglich verdeutlicht; ebenso bei 30 Abendmal – 31, 46 wen – 26 Wa¡t] W verschmiert oder überschrieben – 27 Seelig,] danach drei Wörter gestrichen – 27A Luc. 12.43.] hinter v. 26; Plazierungsstrich – 29 Seelig] danach ein Satzzeichen und der ursprüngliche Verstext gestrichen – 29 wer im Himmel-Sall] über dem Ende der gestrichenen Passage und rechts darüber hinaus – 29 Himmel] Him el (ebenso 63 nimmer) – 30 s¡me¿t] links auf dem Rand vorgefügt und durch waagrechten Strich mit dem gestrichenen ursprünglich eingerückten Versbeginn (zu (durch Streichung aus zum)) verbunden – 31 Seelig] Seelig, (danach gestrichen den da# Mahl der Gnaden (gestrichen über Mahl auch die Korrektur Brod)) – 32 Gotte#] davor gestrichen i‹t in – 32 Rei¡] danach gestrichen und Saal – 33 Diese#] Endungs-# überschrieben – 35 die] links dem gestrichenen ursprünglichen Verstext Al# im anfang dieser Zeiten vorgesetzt (gestrichen auch hinter dieser Passage daß, im anfang sowie mehrere Wörter oberhalb der ersten gestrichenen Passage) – 35 im anbeginn der Zeiten,] die beiden ersten Wörter rechts oberhalb, die beiden folgenden hinter der zweiten gestrichenen
Apparate und Kommentare
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Passage – 35 anbeginn] anbegin (ebenso 54 Sinn) – 37 gehabt] g verschmiert oder überschrieben – 43 die] danach ein Wort gestrichen – 43 trägt] Endungs-t überschrieben – 43 Gemüte] Endungs-e nachträglich verdeutlicht – 45 gebohrn] h nachträglich erhöht; ebenso bei 64 Ehli¡ (zweites h) – 46 wen] über n gestrichen m – 46 Gotte#] e# nachträglich angefügt; danach gestrichen hat und ein Wortanfang – 46 2
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Raht erkohrn,] erkohrn Raht, (Raht, im Vollzug der Korrektur nachträglich angefügt) – 52 Seelig] S aus s überschrieben – 55 Wol] W aus w überschrieben – 61 Seelig wohnt in eurem Hau#.] darüber eine Verszeile gestrichen – 63 nimmer] oberhalb von gestrichenem niemal – U den 14 Novembris.] d. 14 Nov. Das Lied Nr. 247 gilt zusammen mit den Gedichten bzw. Gedichtgruppen Nr. 248, 249 und 250 einem und demselben Anlaß: der Hochzeit Leonhard Samuel Seelings mit Catharina Oeler am 18.11.1678. Der Bräutigam war der Sohn einer Schwester der zweiten Ehefrau Birkens. Nach Auskunft des Verzeichnisses seiner Amtshandlungen als Comes Palatinus (PBlO.A.1, 29r-31r) hatte Birken ihn am 12.8.1678 zum Notar creiert (31r). Über die Braut hat sich bisher nichts ermitteln lassen. Da Birken als Entstehungsdatum unter den Gedichten Nr. 247 und 250 den 14. und 15.11.1678 festhält, kann sich die Notiz "Ho¡zeitlieder" zum 16.11.1678 in Birkens Tagebuch (II.454; PBlO.B.2.1.2, 207(55)v) eigentlich nur auf den Druck der Sammelgratulation beziehen, in welcher drei der Birkenschen Gedichte bzw. Gedichtsammlungen gedruckt worden sind (s. u.; s. Stauffer, 2007, S. 1005-1007). Ein wenig Kontext liefert Birkens Tagebuch des Jahres 1678, wenn dort auch die Entstehungsdaten der Gedichte nicht verzeichnet sind, trotz seiner Spärlichkeit. Zum 25.7.1678 hatte Birken notiert (II.452; PBlO. B.2.1.2, 206(54)v): "Mit Vetter Seeling und seiner Braut au¡ Jungfrau wir na¡ Sankt Johanni# und in Engelland# Garten, da er un# mit 3 Maß Wein, 3 hünern, 3 Tauben tractirt." In einer Folge von Notizen, deren erste auf den 16.11.1678 datiert ist (II.454; PBlO.B.2.1.2, 207(55)v), steht dann – wohl versehentlich ohne eigene Datumsangabe –: "Bey Vetter Seeling# Ho¡zeit. Au#gabe 30. Kreuzer." Man darf davon ausgehen, daß am Tag der Hochzeit das gedruckte Gratulatorium eine Rolle gespielt hat. Zum 25.11.1678 schließlich hat Birken notiert (ebd.; ebd.): "die Seelings¡en bey un#. Wein 32 Kreuzer." Das war wohl ein Dankbesuch. Die Sammelgratulation, in welcher an zweiter Stelle (Aijr-[Aiij]r) das Gedicht Nr. 247 steht, trägt den Titel: Seeling-Oeleris¡er | BrautKranz: | Den Beyden Lieb-Verlobten | Macario | und | Cathari# | gebunden und gewunden | von etli¡en | Wolgönnern und Blumgenoßen | an der Pegni” | d. 18 Winterm. A. 1678. Die Druckfassung des Gedichts Nr. 247 ist überschrieben: m! | Die Seeligkeiten. Statt der Datumsangabe steht unter dem Gedicht eine Widmung: "Und diß wüns¡et seinem liebwehrten | H. Vetter Ho¡zeitern | der Pegni”S¡äfer | Floridan." Die Strophen sind nicht gezählt und nicht durch Spatien voneinander abgegrenzt. Außer bei der ersten Strophe ist der jeweils erste Vers eingezogen. Der erste Buchstabe der ersten Strophe ist als Initiale vorgesetzt. Der 'überzählige' Vers 65 ist weit eingezogen. Sonst weicht die Druckfassung, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, an den folgenden Stellen von derjenigen des Manuskripts ab: 1 Armen:] Armen: a – 8A Matth. 5. v. 1 bi# 12] a) Matt. 5. v. 1 bi# 12 (hinter v. 1) – 17 tragen,] tragen/ b – 17A Hiob. 5.17. Jac. 1.12] b) Jac. 1. v. 12
Gedichte 247 und 248, 1678
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– 19 klagen:] klagen: c – 19A Act. 2.21. Röm 10.13.] c) Rom 10. v. 13 – 21A Matt. 5.10] fehlt – 22 Wort.] Wort. a – 22A Luc. 11.28] a) Luc. 11. v. 28 – 23A Luc.11.21] b) v. 21 (hinter v. 24) – 24 ma¡en.] ma¡en. b – 25A Mc. 16.16.] c) Marc. 16. v. 16 (hinter v. 26) – 26 Wa¡t.] Wa¡t. c – 27 bleibet,] bleibet/ d – 27A Luc. 12.43.] d) Matth. 5. v. 10 – 28 Na¡t.] Na¡t. e – 29A Apoc. 14.17] e) Apoc. 14 v. 17 (hinter v. 28) – 30 Abendmal.] Abendmahl. f – 30A Apoc. 19.9] f) c. 19. v. 9 – 31A Luc. 14. v. 15] g) Luc. 14 | v. 15. (hinter v. 32) – 32 Gnaden.] Gnaden. g – 41A Prov. 7. v. 21. c. 25. v. 11.] b) Prov. 7. v. 21 | c. 25 v. 11. (hinter v. 42) – 42 Weib,] Weib: b – 50 Andre] Zweyte – 59 mi#fällig] mi#hällig 1 Seelig ›nd die Gei‰li¡-Armen] Mt 5.3. Das Seeligkeitsthema, das dieses Gedicht von Anfang bis Ende beherrscht, spielt natürlich auf den Nachnamen des Bräutigams an. Die Passage von v. 1-32 ist eine ausweitende, mit Hinweisen auf andere Bibelstellen (s. die Nachweise am Rand) angereicherte Paraphrase von Mt. 5.3-12. – 38-40 Er‰ fand er ›¡ voll begabt, ~ seine Heva vor ihm ‰ehen.] Mit dem Hinweis auf Gen 2.18, 21-25 kommt der Anlaß ins Spiel. – 63 nimmer-s¡ellig] 'nie unsinnig', 'nie zornig'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 8 (1893), Sp. 2501-2504, bes. 2502.
Text 248: Da# beKinderte Bad. Madrigal. S. 76 T1 248.] fehlt – T2 beKinderte Bad] durch Ergänzung (be oberhalb der Zeile vorgefügt) und Überschreibung aus Kinder-Bad – T3 Madrigal.] links neben v. 1 – 4 Kindern] mit der-Kürzel Das Gedicht ist quer zur Hauptbeschriftung links von den Strophen 6 und 7 des Liedes Nr. 247 angebracht. Sicher ist es in engem zeitlichem Zusammenhang mit den anderen Gedichten zur SeelingOelerschen Hochzeit entstanden. Mangels Kontextes ist der Gedichtinhalt nicht sicher erklärbar. Vielleicht hatte die Braut für eine größere Anzahl jüngerer Geschwister zu sorgen. Es dürfte auf eine bestimmte Situation angespielt sein – Kinderbad –, in die der Bräutigam hineingeriet, in welcher die Braut 'mütterliche' Qualitäten zeigte. Das Gedicht gehört nicht zu denjenigen, die in der Sammelgratulation (s. zu Gedicht Nr. 247) gedruckt worden sind. Ein anderweitiger Druck ist nicht bekannt. 1f. Diana i‰ hier ni¡t im Bad, | da# soviel Kind#köpf' hat.] Anspielung auf den Aktaion- oder KallistoMythos (s. Der Kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 223; Bd. 3 (1969), Sp. 88). In Dianas Bad gehört ihr weibliches Jagdgefolge, nicht eine Kinderschar. – 3-5 Wa# thut die Jungfer-Welt? ~ Wa# kan e# endli¡ s¡aden?] Die Bad-Bildlichkeit; schon in v. 1f. erotisch aufgeladen, ist hier zur Andeutung des Kinderwunsches verwendet, der der Braut unterstellt wird. – 6 der Badkne¡t] In der scherzhaften Durchführung der Bad-Bildlichkeit ist so der Bräutigam bezeichnet. – 8 da# Wiegband] Vorrichtung, mit deren Hilfe die Wiege mit dem Fuß in Bewegung gehalten werden konnte. – 9 da# Wa‹er hier, kont ihn entzünden.] Rückbezug auf v. 1f. Wohl Anspielung auf eine für uns nicht kenntliche, für das Brautpaar wichtige Begebenheit; s. o.
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Apparate und Kommentare
Text 249: Auf die Namen beyder Verlobten. Herr Seeling heuratet Jungfrau Oelerin. S. 77 T1 249.] fehlt – T3 Herr] H. – T3 Jungfrau] Jf. – 4 heißen] h nachträglich erhöht; ebenso bei 14 Jhnen – 16 wehl – 7 der] d nachträglich erhöht – 9 dem] m aus r überschrieben – 14 ni¡t] oberhalb mehrerer gestrichener Wörter – 16 Bi#] durch Überschreibung aus die – 16 wehl] l nachträglich erhöht Das mit einem einzigen Reim durchgeführte Gedicht dürfte wie die von Birken datierte Gedichtgruppe Nr. 250 am 15.11.1678 entstanden sein. Die Überschrift (T2f.) gilt in der Manuskriptversion sicher auch für die Gruppe 250. Daß diese hier gesondert aufgeführt wird, entspricht der Tatsache, daß die beiden Texte im Druck zwei verschiedenen fiktionalen Verfassern zugeordnet sind. Zum Anlaß s. zu Gedicht Nr. 247. Das Gedicht Nr. 249 ist wie jenes in der Sammelgratulation gedruckt worden ([Aiv]v), aber nicht unter Birkens Namen. Im Druck dient die Zeile T3 als Überschrift. Unterschrieben ist das Gedicht: "Also reim-leimte | der OelGärtner." Von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen, weicht die Druckfassung von derjenigen des Manuskripts an diesen Stellen ab: 1 von] vom – 6 gelbe] bla‹e –. Das Gedicht ist formal identisch mit dem Gedicht Nr. 279. 1f. Wa# ma¡t der Sohn von Daniel? | J¡ meyn', er heiß ja Samuel.] In Birkens Tagebüchern begegnen mehrere männliche und weibliche Träger des Namens Seeling, ohne daß immer sicher entschieden werden kann, wer gemeint ist. Man kann aber davon ausgehen, daß immer, wenn es heißt "der junge Vetter Seeling" (so erstmals zum 23.11.1671: II.73; PBlO.B.2.1.6, 59(27)r) oder "Herr Vetter Seeling" (so seit 1672 in zunehmender Intensität, besonders häufig im Tagebuch des Jahres 1677), Leonhard Samuel Seeling gemeint ist. Kenntlich wird auch, daß er einen jüngeren Bruder hatte (z. B. in einer Notiz zum 16.2.1678 (II.443; PBlO.B.2.1.2, 202(50)r)): "Herr Vetter Seeling wegen seine# unartigen Bruder# referirt." Daß der Bruder jünger war, geht aus der mehrfach verwendeten Bezeichnung 'jüngster' Seeling hervor. Ob dieser jüngere Bruder mit dem zum 12.3.1677 (II.384; PBlO.B.2.1.2, 168(17)r) erwähnten Hieronymus Seeling identisch ist, läßt sich ebensowenig erkennen wie die Identität desjenigen Namensträgers, der zum 20.10.1678 (II.463; PBlO.B.2.1.2, 211(59)v) als "Herr Gevatter Seeling" erscheint. Vielleicht war das der Vater der beiden Brüder Seeling, der nach Auskunft von v. 2 Daniel geheißen haben muß. Am 4.8.1675 war die Mutter der beiden Brüder, Birkens Schwägerin, gestorben (s. zu Gedicht Nr. 247), am 24.11.1675 eine Schwester der beiden Brüder (II.297; PBlO.B.2.1.9, 133(12)r): "Jungfrau Base Dorothea Magdalena Seelingin seelig ge‰orben, morgen# um halb Ein# der Großen. Gott trö‰e ›e, in der Seeligen Ewigkeit." Die Tagebuchnotizen der Jahre 1677 bis 1679 lassen erkennen, daß Birken mit Leonhard Samuel Seeling familiär-vertrauten Umgang hatte, auch, daß dieser in näherer Beziehung, vielleicht im Dienst der aristokratischen Familie Fürer von Haimendorf stand. Denn Anfang 1677 hat er Birken den Auftrag zur Anfertigung der Ekloge Der Noris¡e Parnaß oder Irdis¡er HimmelGarten übermittelt und ihm Materialien für die Arbeit an diesem Werk zur Verfügung gestellt (II.378; 383; PBlO.B.2.1.2, 165(14)r, 168(17)r). Den beiden Brüdern hat Birken nach dem Tod seiner
Gedicht 249, Gedichtgruppe 250 und Gedicht 251, 1678
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zweiten Ehefrau am 12. und 14.6.1679 (II.461; PBlO.B.2.1.2, 211(59)r) Legate der Verstorbenen übersandt. – 10 wie der Witwen Oel und Meel] Anspielung auf 1 Kön 17.8-16, aber auch auf den Nachnamen der Braut. – 13 der Engel Raphael] Da es um Schutz geht, ist die Erwähnung dieses Engels, des Beschützers des Tobias (Tob 5.4ff.), naheliegend. – 18 So kan ›¡ reimen Seel und Oel.] Das Reimungskunststück ist auf den Höhepunkt dieser Nennung beider Namen hin angelegt.
Text 250: E# nehrt und zehrt. – Sie pfeilt und heilt. – da# Leben#-Lie¡t. S. 77 Gedicht 1: 1 wolt] l nachträglich erhöht – 1 verbrennen] b nachträglich erhöht – 3 verzehret] z nachträglich erhöht Gedicht 2: 1 Augenpfeil] ev. Augen pfeil – 2 der] r aus # überschrieben – 3 Geräus¡] G aus g überschrieben – U Novembris.] Nov. Gedicht 3: T-4 da# Leben#-Lie¡t. ~ langlebig kennen.] quer zur Hauptbeschriftung rechts neben Gedicht Nr. 249 – 4 dann] dan Die drei Epigramme haben Versart, Kadenzen- und Reimfolge gemeinsam mit den Epigrammen Nr. 23, 35, 97, 201, 235, 236, 250 (2. und 3. Bestandteil), 256 und 259 (1. Bestandteil). Zu Anlaß und Entstehungsdatum s. zu Gedicht Nr. 247. Das dritte Epigramm muß in unmittelbarer zeitlicher Nachbarschaft zu den beiden voraufgehenden Gedichten entstanden sein. Die Gedichtgruppe wurde in der Sammelgratulation (s. zu Gedicht Nr. 247) als letzter Bestandteil gedruckt ([Aiv]v). Daß sie hier als eigenständiger Text mitgeteilt wird, obwohl sie in der Sammlung offenbar mit unter die Überschrift über Gedicht Nr. 249 subsumiert ist, entspricht der Tatsache, daß sie im Druck unter dem dritten Epigramm eigens unterzeichnet ist: "Der S¡äfer Blax." In der Druckfassung sind die Verse ohne Einzug angeordnet. Von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen, weicht die Druckfassung nur an einer Stelle von derjenigen des Manuskripts ab: Gedicht 2: 2 Oel] Heil Gedicht 1: 3 do¡ ›e verzehret au¡] Rückbezogen auf "Glut" (v. 1). – 4 Viellei¡t au¡ sol man eu¡ den Salamander nennen.] Zur Feuerfestigkeit des Salamanders s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 739-741.
Text 251: An die Gesells¡a]. S. 86 T1 251.] fehlt – 3 der] Kürzel – 3 Glieder] mit der-Kürzel Dieses undatierte Epigramm wurde zwischen dem 14. und 19.12.1678 geschrieben, wie sich aus den Datierungen der im Arbeitsbuch unmittelbar voraufgehenden und auf das Gedicht Nr. 252 folgenden datierten Eintragungen ergibt. Birkens Tagebuch bietet keinen Kontext. Zu welchem Anlaß das Ge-
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dicht entstand, geht aus der Sammelpublikation hervor, in welcher es zusammen mit dem Gedicht Nr. 253 gedruckt wurde: Glü¿wuns¡-blühender | Blumen-Kranz/ | Wel¡en | Dem Ho¡-Ehrwürdigen/ Fürtre[li¡en und Ho¡Gelehrten | Herrn | Heinri¡ Arnold | Sto¿fleth/ | Ho¡-Für‰li¡. Brandenburgis¡en | Ho¡be‰allten | Rei#-Hof-Prediger/ und | Superintendenten in Dero Unterland/ | Da Derselbe | die LICENZ, | den GOtte#Lehrer-Kranz | oder Doctor-Hut | zu empfangen/ | in dem Ho¡-berühmten Ne¿er-MusenSi”e | mit Ehren erlanget/ | al# ihrem Ho¡wehrten Gesells¡a]er | DORUS | gewunden und gebunden | Die Blumgenoß-S¡äfere an der Pegni”. | Nürnberg/ Gedru¿t bey Wolf Eberhard Fel#e¿er/ | A. C. MDCLXXIX. (S. Stauffer, 2007, S. 1014f.). Das Stockfleth zu seiner Promotion zum Doktor der Theologie gewidmete Werk enthält außer den beiden Beiträgen Birkens solche von Frau Stockfleth, Martin Limburger, Johann Gabriel Majer, Johann Geuder, David Nerreter, Johann Leonhard Stöberlein, Carl Friedrich Lochner, Andreas Ingolstetter und Georg Arnold Burger, die alle wie auch Birken mit ihren Ordensnamen unterzeichnen. Das Epigramm Nr. 251 steht als nicht in die Zählung der folgenden Gedichte einbezogener Prologtext auf der Rückseite des Titelblattes ([A]v). Es ist dort überschrieben An die Edle | Blumgenoßs¡a]. und unterzeichnet: "Also bittet | Floridan." In v. 1 und 2 ist der Name Doru# typographisch hervorgehoben. Sonst gibt es keine orthographischen Unterschiede. Das Gedicht hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge gemeinsam mit den Epigrammen Nr. 207, 218, 226, 272 und 281.
Text 252: An Polyanthen. S. 86 T1 252.] fehlt – 1 Fe‰] nachträglich erhöht – 2 und] durch Überschreibung aus au# – 4 die] d nachträglich erhöht; ebenso bei 5 der – 13 wehlt] l nachträglich erhöht – 15 Sinn] Sin – 15 ge‰ellt;] Semikolon aus Doppelpunkt überschrieben – 17f. ma¡ glänzen dort, ~ seyn vermählt.] quer zur Hauptbeschriftung rechts auf dem Rand; Plazierungsstrich – 18 vermählt] vermahlt Seiner Plazierung nach müßte dieses undatierte Gedicht zwischen dem 14. und 19.12.1678 entstanden sein; s. zu Gedicht Nr. 251. Es ist aber am oder vor dem 11.1.1679 geschrieben und auf einer leer gebliebenen Halbseite des Arbeitsbuches eingetragen worden. Obwohl kein Zusammenhang besteht, ist es vom Gedicht Nr. 251 nicht, wie sonst üblich, durch einen waagrechten Strich über die Breite der Seite hin abgegrenzt; dadurch ist die Zuordnung des Gedichtes Nr. 251 zur Sammlung Floridan# Amaranten-Garte als auch für das Gedicht Nr. 251 gültig anzusehen. Birken reagiert auf einen Gedichtbrief Johann Leonhard Stöberleins (zu diesem s. zu den Gedichten Nr. 205, 227 und 234) vom 6.1.1679 (PBlO.C.343.5), den Birken laut entsprechenden Vermerken auf diesem Brief am selben Tag erhalten und am 11.1.1679 beantwortet hat. Zu dieser Antwort hat Birkens Gedicht, das Verszahl und Reimungsart mit demjenigen Stöberleins gemeinsam hat, mit Sicherheit gehört. Stöberleins Gedichtbrief, der seinerseits auf ein für uns nicht kenntliches Schreiben Birkens reagiert, lautet:
Gedicht 252, 1679
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Ho¡Edler Floridan. * diß i‰ S¡on lang‰ bezahlt, vnd wird bezahlt dort werden, wann Jesu# vnser Hirt vn# hohlt zu seinen Heerden. dann da# geld bleibt in der welt, die welt, so lang al# geld. Wer geld hat, hat die welt die welt ‰e¿t in dem geld. da# geld behers¡t die welt, drum jeder s¡reyt na¡ geld. Wer ni¡t hat lieb die welt, der a¡t au¡ ni¡t da# geld. Jhm Edler i‰ die welt, gekreuzigt sambt dem geld. au¡ i¡ binn müd der welt, wa# Soll mir dann da# geld. so bleib# dann in der welt al# der Jhr eigne# g'fällt. Vn# Beyde Lab' für geld ein grüne# S¡ä[er Zelt in dieser neig' der Welt dort da# Elyser Feld. Diese anheut einfaltig- do¡ wohlmeinende nä¡tli¡e ein fälle, übersendet neben# bey kommender geringen Neujahr gabe, mit herzli¡er anwunds¡ung, eine# glü¿seeligen Fried vnd Freudenrei¡en, au¡ Seegen vollen, zu forderi‰ aber be‰ändig gesunden Neuen Jahr#, vnd derglei¡en von Hauß. ann der Ky Heyden
vnzehlbare Folgende de# Ho¡Edlen Floridan
gro‹em Neu Jahr fe‰.
dien‰ergebener Kne¡t vnd
de# 1679 Jahr#.
vnwürdig‰er gesells¡a[ter Polyanthus.
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Apparate und Kommentare
Für was Stöberlein Birken die Zahlung erlassen hat, ist nicht zu ermitteln. Seine Neujahrsgabe und das Briefgedicht, das zusammen mit ihr in Birkens Hände kam, haben einen Reflex im Tagebuch gefunden. Zum 6.1.1679 hat Birken notiert (II.456; PBlO.B.2.1.2, 209(57)r): "Der wehrte Polyanthu# Flas¡e mit Oel, Confect, Trisenet, Citronen Elixir, Rau¡werk und Bisenzeltlein, samt Zettel von 7 Thalern NeuJahr#Ges¡enke." Ein Druck des Gedichtes, das Vers- und Reimungsart mit dem zweiten Teil der Gedichtgruppe Nr. 265 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. 1f. Da man da# Fe‰ ~ der Morgen-Welt] Umschreibung des Festes Epiphanias, des Tages der Heiligen drei Könige, der ersten bekehrten Heiden, die aus dem Morgenland kamen, zugleich Umschreibung des Empfangsdatums. Birken reagiert offensichtlich auf Stöberleins Datumsangabe "ann der Ky Heyden gro‹em Neu Jahr fe‰.", deren Abkürzung zu "an der κυριακὴ 〈der〉 Heiden" aufzulösen ist. – 3 grü‰ Polianth, der Edle, mein Gezelt] Bezugnahme auf v. 16 in Stöberleins Gedicht. – 4 die S¡uld erla‹en zehlt] S. o. – 5f. Er s¡reibt, er sey nun müd der s¡nöden Welt, | und a¡te ni¡t, diß wa# ›e liebt, da# Geld.] Reaktion auf v. 11 in Stöberleins Gedicht. Dessen Formulierung läßt erkennen, daß Birken sich zuvor in diesem Sinne geäußert haben muß. – 8 Er liebt nur hier ein grüne# S¡äfer-Zelt.] Bezugnahme auf v. 16 in Stöberleins Gedicht. – 9 sehnt ›¡ zu Gott dort in# Elyser-Feld.] Bezugnahme auf v. 18 in Stöberleins Gedicht. – 12 lä‹t gerne ihr, wa# do¡ hier bleibt, da# Geld.] Bezugnahme auf v. 12f. in Stöberleins Gedicht. – 14 wa# nur gefallen soll] 'was allein gefallen soll'. – 15-18 Gott diesen Sinn laß bleiben fe‰ ge‰ellt; ~ laß gute# Glü¿ Jhm immer seyn vermählt.] Abschließende Wunsch- und Gebetsrede, dem Charakter des Gedichts als Dank und, wie Stöberleins Abschlußformel, als Neujahrsglückwunsch gemäß. – 17 ma¡ glänzen dort, wie Gold, im Sternen-Zelt] Als Objekt muß entweder "diesen Sinn" (v. 15) oder 'ihn' (von v. 18 her) ergänzt werden.
Text 253: Uber de# Doru# Ehr-wa¡#tum. S. 95f. T1 253.] fehlt – 2 diente] d nachträglich erhöht; ebenso bei 2 und (2. Position) – 6 de‹en – 14 Lande – 18 der (1. Position) – 24 daß – 24 Land – 3 Wann] Wan – 3 Feind] Fend – 7 Stimme] Stim e – 9 Doru#] mit us-Kürzel – 9 ihm] überschrieben – 13 Lehrer] Le durch einen Tintenfleck verdeckt – 17 Doru#] D überschrieben – 20 au¡] a. – U den] d. – U Ejusdem.] Ej. Das Gedicht entstand am 26.1.1679 anläßlich der Promotion Heinrich Arnold Stockfleths zum Doktor der Theologie in Tübingen 1678 (s. zu Gedicht Nr. 251) und seiner daraufhin erfolgten Ernennung zum Superintendenten in Neustadt an der Aisch Anfang 1679 (s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 341; Jürgensen, 2006, S. 289). Daß es in die Sammlung Floridan# Amaranten-Garte aufgenommen werden sollte, hat Birken rechts oberhalb der Überschrift angemerkt. Es ist als zweiter gezählter Bestandteil (Aijr; die Bogenzählung ist fehlerhaft: korrekt wäre Aiijr) in derselben Sammelgratulation gedruckt wie das
Gedicht 253, 1679
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Epigramm Nr. 251. An der Stelle der Überschrift steht im Druck das Trinitätszeichen "m!"; das Gedicht ist unterschrieben: "Also glü¿wüns¡et | Floridan." Sonst weicht die Druckfassung von derjenigen des Manuskripts, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, an diesen Stellen ab: 5 der] dort – 6 bekam] gewann – 9 thut] thät – 11 untergibt] untergiebt – 14 die] den – 19 Aufseher] Inspector – 24 Frieden] Freuden –. Das Gedicht hat Versart und Reimfolge mit dem Epigramm Nr. 168 gemeinsam. 1-4 Doru# dorten bey den Pauken ~ in dem Lager na¡ Vergnügen.] Stockfleth muß demnach eine Zeitlang Feldgeistlicher gewesen sein. Markgraf Christian Ernst war von 1672 bis 1678 an zahlreichen Kriegsaktionen beteiligt gewesen (s. ADB. Bd. 4 (1876), S. 160f.). – 5f. Seinem David hat au¡ diese# ~ die Hohprie‰er-Stell bekam.] Abjatar wird im zweiten Samuel-Buch stets neben Zadok als Priester und Unterstützer Davids genannt: 2 Sam 8.17; 15.24, 27, 29, 35f.; 17.15; 19.12; 20.25. Zu Beginn der Herrschaft Salomons fiel er wegen seiner Unterstützung Adonijas in Ungnade und wurde seines Priesteramtes enthoben: 1 Kön 2.26, 35. – 7 Tre[li¡ lautet diese Stimme, die zwar o] auf Erden krankt:] Es ist unklar, ob auf Abjatars Abfall von Salomon angespielt ist oder darauf, daß auch priesterlicher Zuspruch David nicht von seinen Verfehlungen abzuhalten vermochte. – 8 dieser diener treuli¡ diente, sein herr hat ihm wol gedankt.] Von einer Ernennung Abjatars zum Priester durch David zum Dank für treue Dienste oder von anderen Belohnungen ist im Buch 2 Sam nirgends die Rede. – 9 unser Brennen-Held] Der Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth (1644-1712), Regent seit 1661 (s. ADB. Bd. 4 (1876), S. 159-162). Die Bezeichnung "Brennen-Held" geht auf die damals verbreitete Meinung zurück, daß bei den alten Brandenburgern "ihre Könige oder Anführer Brenni gehei‹en, die au¡ zu Brennaburg oder Brandenburg gewohnet" (Zedler. Bd. 4 (1733), Sp. 1032). – 10 Er hei‰ ihm ein ganze# Land, al# Hohprie‰ern, Ehr erweisen] Die Ernennung zum Superintendenten von Neustadt ist gemeint. – 14f. die er au# dem AmerThal würdig her zu Lande führet, | von der Musen ihrer Hof‰adt.] "die" ist ein in der Druckfassung korrigiertes Schreibversehen Birkens. Die Ammer fließt bei Tübingen in den Neckar. – 15 Ein Decan den andern krönt.] Stockfleth war zur Zeit seiner Promotion Pfarrer und Dekan in Bayersdorf (s. Herdegen, 1744, S. 340). – 23f. Gott den güldnen Frieden geb! | daß da# Land, na¡ langer Unruh, ein‰ in Ruh und Frieden leb.] Das markgräfliche Territorium hatte unter den Ereignissen des Dreißigjährigen Krieges besonders schwer gelitten; die Beteiligung am Holländischen Krieg seit 1672 hatte zu weiteren Belastungen geführt. Die Hoffnungsperspektive dieser Verse dürfte aus den Ende 1678 / Anfang 1679 geführten Friedensverhandlungen in Nimwegen resultieren, die am 5.2.1679 tatsächlich zu einem Friedensschluß zwischen dem Reich und Frankreich führten.
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Text 254: HirtenLiedlein. S. 101-103 T1 254.] fehlt – 4 eu¡] danach gestrichen erzeuget, – 7 er‰iegen] er oberhalb von gestrichenem ge – 11 Beer'.] Beer.' – 12 ohn] h nachträglich erhöht; ebenso bei 13 Eu¡ – 23 vorher – 31 ›¡ – 39 i¡ – 52 Für¡tet – 59 eu¡ – 63 ihr – 65 eu¡ – 16 für¡t] durch Streichung und Überschreibung aus for¡te – 16 die Wald-Gespän‰er] Wald oberhalb und hinter die (Bindestrich nachträglich eingefügt) – 17 unsre] re oberhalb von gestrichenem er – 17 zwei paar] oberhalb von gestrichenem Hau# der – 20 holt'] l nachträglich erhöht; ebenso bei 24 Gold – 39 Damal# – 22 Raube] R überschrieben – 24 Gold] d nachträglich erhöht; ebenso bei 26 dort – 30 de# Orfeu#] oberhalb von gestrichenem gelehrte – 33 mi‹en] erstes s über3
1
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schrieben – 34 S¡äfer] S überschrieben – 36 an eu¡ s¡on] s¡on an eu¡ – 37 aber] b überschrieben – 42 da#] Kürzel – 48 HerzenDiebe] Herzen oberhalb von gestrichenem kleinen so, daß der ursprüngliche Wortabstand überbrückt wird – 51 entzündt] durch Streichung aus entzündet – 53 ihr] h überschrieben – 55 Flammen] Flam en (ebenso bei 56, 69 zusammen) – 63 und] links auf den Rand vorgefügt – 63 ihr] danach gestrichen seit# – 68 Flut] F überschrieben – 69 zusammen:] Doppelpunkt durch Streichung und Ergänzung aus Rufzeichen – U Februarii.] Febr. Das von Birken selbst auf den 16.2.1679 datierte, rechts neben der Überschrift zur Aufnahme in die Sammlung Floridan# Amaranten-Garte bestimmte Gedicht gilt wie das im Arbeitsbuch unmittelbar voraufgehende, auf den 12.2.1679 datierte und zur Aufnahme in die Sammlung S. v. B. Birken-Wälder bestimmte Sonett der Hochzeit des Nürnberger Kunst- und Buchhändlers und Verlegers David Funck (1642-1709; zu ihm s. Benzing 1977, Sp. 1139; Paisey, 1988, S. 71) mit Magdalena Christina von Sandrart, einer Tochter des Nürnberger Kupferstechers, Zeichners und Verlegers Jacob von Sandrart (1630-1708; zu ihm s. Zedler. Bd. 33 (1742), Sp. 1981; Thieme / Becker. Bd. 29 (1935), Sp. 397; Portrait bei Mortzfeld. Bd. 21 (1992), A 18673). Die Hochzeit fand, wie aus Birkens Tagebuch hervorgeht, am 19.2.1679 statt (II.458; PBlO.B.2.1.2, 209(57)v): "Jungfrau Sandrartin Ho¡zeit. Er mir Wein und Koppen. J¡ munus 1 Goldgulden." Das Sonett nennt in der Überschrift die Namen der Brautleute. Daß das Lied demselben Anlaß gilt, geht zweifelsfrei aus Thematik und Motivik sowie aus der Tatsache hervor, daß der sonst übliche waagrechte Abgrenzungsstrich zwischen den beiden Gedichten fehlt. Es wäre seltsam, wenn Sonett und Lied nicht gedruckt worden wären; doch ist ein Druck bisher nicht nachgewiesen. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 93 und 177 gemeinsam. 1-8 J¡ gedenke no¡ der Wonne, ~ e# gieng hart, al# wie da# Pflügen.] Das Gedicht ist von dieser ersten Strophe an durchgehend als Anrede an die Braut durchgeführt. Der Ausflug, an den die ersten vier Strophen erinnern, hatte, wie eine entsprechende Tagebuchnotiz Birkens festhält, am 8.7.1678 stattgefunden (II.451; PBlO.B.2.1.2, 206(54)v) "Fahrt na¡ Zirndorf mit den Sandrartis¡en, die 6 Gulden au#gelegt. Alt Berg." Der Schluß der Notiz läßt erkennen, welchen "hohen Berg" die Ausflügler bestiegen haben,
Gedichte 254 und 255, 1679
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den höchsten Punkt des Rosenberges, des östlichen Ausläufers des Cadolzburger Rückens nordöstlich von Zirndorf, auf dem im Wald die im Städtekrieg 1388 von den Nürnbergern zerstörte 'Alte Veste', die von den Freiherrn von Berg erbaute Burg 'Berch' liegt. Die Anhöhe war 1632 das von den Schweden unter Gustav Adolf vergeblich berannte Zentrum der Stellung Wallensteins gewesen (s. Zedler. Bd. 62 (1751), Sp. 1552). – 2 i‰ no¡ keine ganze Sonne] 'ist noch kein ganzer Sonnenumlauf', 'liegt noch kein Jahr zurück'. – 4-6 ihr, und die so eu¡ gebohren, ~ und der, so iezt ni¡t mehr hier] Birken zählt die Ausflügler auf: die Braut und ihre Eltern, außer dem Vater (s. o.) die Mutter, Regina Christina von Sandrart, geb. Eimmart (1636-1708), Birken mit Gattin und ein Mitglied der Familie Sandrart, das unkenntlich bleibt und zur Zeit der Gedichtentstehung nicht mehr in Nürnberg anwesend war. – 11 hole Beer'] Himbeeren (Framboesia, Hollbeere); s. Gedicht Nr. 92, v. 320; s. Zedler. Bd. 9 (1735) , Sp. 1606f. – 13f. Eu¡ der Vatter mu‰ entrinnen, | in der heißen Wiederkehr.] Auf dem Rückweg scheint die Gruppe der Ausflügler vorübergehend (s. v. 20) auseinandergeraten zu sein. – 15 bei klarem Himmel#Fen‰er] 'trotz klaren Himmels'. – 17-19 Do¡ der unsre zwei paar Räder, ~ unten in dem Thal verwahrt] Der Kutscher. – 21f. do¡ da# äuser‰ unsrer Glieder, | Von dem Raube, blutig ward.] Die beim Himbeerensammeln verletzten Finger sind gemeint. – 26 dort da# Na¡bar-dorf] Einer der Orte in der Nähe der Alten Veste. – 28f. Rohter Sa] au# Tannen floße, | ›¡ auf dürren Sand ergo‹e.] Die Sand-Metapher bezeichnet die durstigen Wanderer. – 30f. Au¡ de# Orfeu# Finger-danz, | ›¡ begunt bald einzufinden.] In dem gastlichen Ort gab es sogar Musik. – 32 Vögel flogen na¡ den Gründen.] Das tun sie abends: Es war spät geworden. – 36f. Einer zwar an eu¡ s¡on da¡te, | aber ›¡ ni¡t kund no¡ ma¡te.] Zum Verlöbnis war es demnach erst in der zweiten Hälfte des Jahres gekommen. – 43f. Und man sagt, er ‰e¿t voll Glut, | weil er von ›¡ sprü”et Funken.] Spiel mit dem Namen des Bräutigams; es beherrscht von hier an den gesamten zweiten Gedichtteil. – 49-51 Wär er dort bey un# gewesen, ~ und ihr seit na¡ ihm entzündt.] Da kein Druck nachgewiesen ist, wissen wir nicht, welche der beiden Varianten des ersten Teils dieser Strophe gelten soll. – 50 Gott wolt un# vom Feur erlösen] 'Gott wollte uns vor einem Waldbrand bewahren'. – 55f. Kamen do¡ dort au¡, in Flammen, | Zev# und Semele zusammen.] Zum Semele-Mythos, nach welchem Zeus Semele im Blitz erscheint, wodurch sie getötet wird, s. Der Kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 53f.; Tripp, 2001, S. 476f.
Text 255: Chri‰of Adam Negelein. dur¡ Bu¡‰abWe¡sel. (Nimm weg der Tugend Herz, und gib da# haubt: so wird die Letterkehr für re¡t beglaubt) Ein MitS¡äfer ôn Tadel. S. 108 T1 255.] fehlt – T3 Bu¡‰abWe¡sel] Bu¡‰abW. – T4 Nimm] Nim – 3 verbrüdern] d nachträglich erhöht; ebenso bei 8 daß – 6 ein] überschrieben – 7 da#] Kürzel – 10 Blum] danach ein Wort gestrichen Das undatierte Gedicht ist wie das im Arbeitsbuch unmittelbar folgende, von Birken auf den 20.3.1679 datierte Epigramm Nr. 256 anläßlich der Aufnahme des Nürnberger Kaufmanns Christoph Adam Negelein (1656-1701; zu ihm, der seine Laufbahn als zum katholischen Glauben konvertierter kaiserli-
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cher Hofpoet in Wien (seit 1700) beendete, s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 484-486; Will. Bd. 3 (1757), S. 11f.; Jürgensen, 2006, S. 466-471) entstanden. Die Aufnahme muß am oder um den 20.3.1679 erfolgt sein. Weder in Birkens Tagebuch, in dem Negelein zum 10.4.1679 erwähnt ist (II.459; PBlO.B.2.1.2, 210(58)r), noch in Negeleins in Birkens Archiv erhaltenen Briefen (PBlO.C.237.1-5), deren ältester am 30.3.1679 ausgestellt wurde und in dem Negelein schon mit seinem Ordensnamen unterzeichnet, wird die Aufnahme in den Orden erwähnt. Wie Jürgensen zu der Angabe kommt, in Birkens Korrespondenzarchiv seien "zwei Gedichte erhalten, die Negelein Birken 1673 zukommen ließ" (S. 466), ist unerfindlich. Ein Druck des Gedichtes Nr. 255 ist nicht bekannt. T4f. Nimm weg der Tugend Herz, ~ für re¡t beglaubt] Tatsächlich geht das Anagramm auf, wenn der Buchstabe g (die Mitte des Wortes Tugend) aus Negeleins Namen entfernt und der Buchstabe T (der Anfang des Wortes) hinzugefügt wird. – 1f. So sey wilkommen, lieb‰er Hirt | dem Orden iezt, vorher den Gliedern.] Demnach muß Negelein schon vor seiner Aufnahme in den Blumenorden Umgang mit Mitgliedern desselben gehabt haben. Mangels Kontextes läßt sich das nicht konkretisieren – 10 erweitre deiner Blum Gerü¡t] S. zu Gedicht Nr. 256.
Text 256: der XLVII BlumgenoßS¡äfer Celadon. Blume: rohte# Nägelein. Spru¡: Au# NägelWunden gefärbet. S. 108 2
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T1 256.] fehlt – T3 Celadon.] Celadon – T4 Blume:] Bl. – T4 rohte# Nägelein] Nägelein rohte# – T4 Spru¡:] Spr – T4 Au#] Überschreibung aus von – 1 die (2. Position)] d nachträglich erhöht – U Martii.] Mart. Zum Entstehungsanlaß s. zu Gedicht Nr. 255. Zusammengehörigkeit beider Gedichte ist dadurch angezeigt, daß der sonst übliche waagrechte Abgrenzungsstrich zwischen ihnen fehlt. Die Negelein zugewiesene Blume, die rote Nelke, ist natürlich des Gleichklangs mit seinem Namen wegen gewählt worden. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 484f. teilt einen im Wortlaut leicht abweichenden Spruch – "Vom Nägel-Wunden gefärbet" – und ein stark verändertes Erläuterungsgedicht mit: Die Kun‰ und die Natur gab dieser Blum die Farb, Mir gab mein Leben#-Für‰ da# Leben da Er ‰arb, | Mein Glaube färbet ›¡ von seinen Nägel-Wunden, Und wird in JEsu Blut do¡ ungefärbt befunden. Ein zeitgenössischer Druck des Epigramms Nr. 256, das Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den Epigrammen Nr. 23, 35, 97, 201, 235, 236, 250 (1.-3. Bestandteil) und 259 (1. Bestandteil) gemeinsam hat, ist nicht bekannt.
Gedicht 256 und Gedichtgruppe 257, 1679
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T3 Celadon.] Durch die Schreibung dieses Namens in der Unterschrift einiger seiner Briefe, CelAdoN, zeigt Negelein an, daß er die Anfangsbuchstaben seiner richtigen Namen enthält. Der Name steht seit Honoré d'Urfés Roman L'Astrée als Synonym für unwandelbare Treue eines Liebenden; s. Jürgensen, 1990, S. 3-65. Dem entspricht hier die erotisch geprägte Bildlichkeit, in welcher die Nägel der Kreuzigung Christi zu Liebespfeilen werden.
Text 257: Auf Herrn Johann Mi¡ael Endter# Juris Utriusque Doctoris und Jungfrau Annae Susannae von Cöln Ho¡zeit. 15 Septembris. nomine Fratris. S. 118 Gedicht 1: T1 257.] fehlt – T2 Herrn] H. – T2 Johann Mi¡ael] Joh. Mi¡. – T2 Juris Utriusque] J. U. – T3 und] u (ebenso 35, 39) – T3 Jungfrau] Jf. – T3 Ho¡zeit.] Ho¡z. – T3 Septembris] Sept. – T4 nomine] nme – 2 daß] d nachträglich erhöht – 2 da#] Kürzel; ebenso 12, 13, 40, 42 – 6 Gibt] b überschrieben – 7 2.] 2 (ebenso in den folgenden Strophen) – 8 Niederland] l nachträglich erhöht – 14 komm] kom (ebenso 19) – 15 wann] wan (ebenso 16 Wann) – 25 hierauf] h nachträglich erhöht – 44 Bruder!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 45 S¡oß.] S¡oß Anlaß für die Gedichtgruppe 257 war die Hochzeit des Juristen Johann Michael Endter (1651-1718; zu ihm s. Oldenbourg, 1911, S. 16, 95), eines der drei Söhne des Verlegers Michael Endter (16131682). Welcher der beiden Brüder des Bräutigams, Balthasar Joachim (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 240) oder Martin (1653-1741), das Gedicht in Auftrag gegeben hat, ist mangels Kontextes nicht zu ermitteln, ebensowenig, ob das in der Überschrift des Liedes genannte Datum (15.9.1679) dasjenige der Hochzeit oder der Gedichtentstehung ist. Beide Termine werden aber nicht weit auseinandergelegen haben. Das Lied ist zweispaltig angeordnet; die Strophen 1-4 stehen in der linken, die Strophen 5-8 in der rechten Spalte. Die Spalten sind durch einen senkrechten Strich voneinander abgegrenzt. Die Überschrift des Liedes und das Epigramm sind jeweils in der Seitenmitte angeordnet. Wenn die Gedichtgruppe – wie anzunehmen – gedruckt worden ist, dann sicher unter dem Namen des Bestellers bzw. Gratulanten. Doch ein Druck ist nicht nachgewiesen. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 40, 70, 109, 119, 120, 122, 148, 152, 180, 183, 191, 196, 206, 230, 240, 276 und 277 gemeinsam, das Epigramm Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den Epigrammen Nr. 68 (2., 3., 5. und 6. Bestandteil) und 265 (1. Bestandteil). Gedicht 1: 1-6 War e# diß, mein wehrter Bruder, ~ Gibt Cupido sol¡en Raht?] Offenbar hatte Johann Michael Endter die Braut während einer Reise nach Wien kennengelernt. V. 6 ist als Anspielung auf den Namen der Braut, nicht als Hinweis auf Änderung von Reiserichtung und -ziel zu lesen; Entsprechendes gilt für v. 8. – 10-12 An dem Tag, da ›e gebohren, ~ da# selb‰-au#erkohrne Kind.] Die Verlobung dürfte am Geburtstag der Braut stattgefunden haben; nach v. 16 dürfte der im Februar gewesen sein. – 16-18
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Wann i¡ in dem Hornung braute, ~ solte da# ni¡t ma¡en bang?] In Redensarten eingekleidete Umschreibung der Zeitspanne zwischen Verlobung und Hochzeit. – 19-21 Endli¡ do¡ komm i¡ zum Glü¿e, ~ Ob ja etwa# lebend würd:] Es gibt zahlreiche Redensarten, welche die beschädigte oder zu kurz gewordene Schürze mit der Schwangerschaft in Verbindung bringen; s. Wander. Bd. 4 (1876), Sp. 393; "Ob" ist in der Bedeutung 'wenn', 'falls' verwendet. – 25-30 Daß ›e sey hierauf befli‹en, ~ dazumal gefühlet hab.] Dem Charakter des 'Kammerliedleins', um das es sich hier zweifellos handelt (s. zum Gedicht Nr. 246, T2), gemäße Anspielung auf eine der Hochzeitsgesellschaft bekannte, für die Braut peinliche Begebenheit; v. 37-39 dürften sich ebenfalls darauf beziehen. Gedicht 2: T ANNA SUS ANNA.] Daß diese Schreibung des Namens der Braut außer dem in v. 2 intendierten Effekt eine sehr grobianische Anspielung – abermals auf Kosten der Namensträgerin – nahelegte, dürfte als witzig betrachtet worden sein. – 2 Li# vor- und hinter ›¡] 'Lies vor- und rückwärts.'
Text 258: Der XLVIII Blumgeno#S¡äfer Polydor. Herr Magister Johann A¡atiu# Lös¡ Heil#bronnen›#. Blume: Cardobenedicten oder Bornwurz. Spru¡: Am Heil-Brunn blühend. S. 121 T1 258.] fehlt – T3 Polydor.] Polydor – T4 Herr Magister] H. M. – T4 Johann] Joh. – T4 Heil#bronnen›#.] Heil#br und etc.-Kürzel mit Punkt – T5 Blume:] Bl. – T5 Bornwurz.] Bornwurz – T6 Spru¡:] Spr. – 1 da] d nachträglich erhöht – 1 Heilbrunn] Heilbrun – 2 hat] h nachträglich erhöht; ebenso bei 4 ni¡t# Das wie die Gedichte Nr. 259 und 260, die auf derselben Seite des Arbeitsbuches stehen, undatierte Epigramm muß wie diese Ende September / Anfang Oktober 1679 entstanden sein; s. zu Gedicht Nr. 259. Dem Adressaten zugestellt wurde es aber, wenn überhaupt, erst 1680 oder 1681, s. u. Es bekundet die Aufnahme des aus Heilsbronn stammenden Theologen Johann Achatius Lösch (1656-1736; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 479-484; Jürgensen, 2006, S. 503-506). Kontakte zu Birken sind seit 1676 dokumentiert. Zum 20.12.1676 (nicht, wie Jürgensen, S. 503, irrtümlich vermerkt, zum 20.1.) hat Birken im Tagebuch notiert (II.361; PBlO.B.2.1.2, 155(4)v): "Herr Les¡ von Heil#bronn mir sein Chri‰geburtgedi¡t zu cen›ren gegeben. J¡ ihm verehrt da# TodtenAndenken, da# Frieden#Ballet und Metellum Noricum." Dieser Reflex einer persönlichen Begegnung war aber nicht der Anfang. Aus dem ersten Schreiben Löschs, das sich in Birkens Archiv erhalten hat, PBlO.C.211.1, ausgestellt am 1.6.1676 in Heilsbronn und laut Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz am 2.6. eingetroffen (II.328; PBlO.B.2.1.10, 143(8)v: "51 Dedication#Literae Johann A¡atiu# Lös¡.") werden die Anfänge kenntlich. In einer Anmerkung zu einer Passage des Gedichtes, aus dem das Schreiben hauptsächlich besteht, schreibt Lösch: Alß ein‰en Jhr HochEdle Magnificenz dero gehorsam‰en diener die Gnad erwiesen und seinen Stammbu¡ dero ho¡fürtre[li¡en Nahmen einges¡rieben; au¡ ferner; alß Jhre HochEdle Magnificenz, daß Sie Jhm einige Comoedie, die für Jhro Ho¡für‰li¡e Durchleuchten zu Onolzba¡ könnte fürge‰ellet werden,
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hö¡‰gön‰ig benennen wollten, bate 〈und〉 erlangte er die Gnad, daß Jhme von Jhro HochEdl Magnificenz dero unverglei¡li¡e# S¡auspiel, Margenis benahmt, au[ eine geraume Zeit vergön‰iget worden, worau# Er Jhro ho¡Edlen Magnificenz hohe Gnad zur Gnüge ersehen können. Löschs Gedicht nimmt in der Eingangsstrophe Bezug auf eines von Birken, nämlich auf das Gedicht "Bä‰er du der Teuts¡en Singer" (Gedicht 140b in der Edition der Gedichte des Grafen Gottlieb von Windischgrätz, 1994, S. 358), eine 1654 von Birken vorgenommene Bearbeitung eines Gedichtes, das Windischgrätz ihm gewidmet hatte (s. ebd.; S. 477-479; ferner Brief Nr. 11 im Birken-WindischgrätzBriefwechsel: WuK. Bd. 9, S. 276-278, 1011-1014). Das setzt eine gewisse Vertrautheit voraus. Zum 22.12.1676 (sowohl Stauffers (S. 939) Zuordnung dieser Eintragung zum 15.12. als auch diejenige Krölls (II.363) zum 17.12. sind fehlerhaft) findet sich im Tagebuch folgende Notiz unter der Rubrik Brief-Empfang (II.363; PBlO.B.2.1.2, 157(6)r): "4 S¡reiben von Johann A¡atiu# Les¡en. Carmen petit et obtinet. Responsum cum Epigrammate Eodem". Lösch hat also kurz nach dem Treffen am 20.12.1676 einen nicht erhaltenen Brief an Birken gerichtet und zusätzlich zur Zensurarbeit noch um ein Ehrengedicht für das Werk gebeten. Birken hat laut Tagebuch umgehend reagiert und das gewünschte Gedicht übersandt. Im Brief aus Heilsbronn vom 8.1.1677 (PBlO.C.211.2), den Birken laut Beantwortungsvermerk und Tagebuchnotiz am 9.1.1677 erhielt (II.363; PBlO.B.2.1.2, 157(6)r: "6 S¡reiben von Herrn Les¡en, samt dem Chri‰Geburt#Gedi¡t."), dankt Lösch sowohl für das Ehrengedicht als auch für die Zensurarbeit für sein "Chri‰geburtgedi¡t", das inzwischen gedruckt und dem Markgrafen mit dem erwünschten Erfolg, nämlich der Gewährung eines Stipendiums zum Studium, präsentiert worden sei. Lösch hat seinem Brief ein Exemplar des Druckes beigefügt: PBlO.C.211.11: Weyhna¡t#-Op[er | Der | Heilbringenden Chri‰-Geburt | deß teüer‰en | Jesulein#. | Geweyhet | von | Johann A¡atiu# Lös¡en/ | Brandenburg. Onolzba¡is¡em Alumno | auf dem Ho¡-Für‰li¡en Gymnasio zu | Hail#bronn. | Onolzba¡/ Gedru¿t bey Jeremia# Krets¡mann. | Anno M. DC. LXXVI. Auf der Rückseite des Titelblattes ist das Werkchen dem Markgrafen Johann Friedrich und der Markgräfin Johanna Elisabeth gewidmet. Zum Druck und zu Birkens Ehrengedicht s. Stauffer, 2007, S. 939f. Für den 7. und den 27.4.1677 hat Birken im Tagebuch persönlichen Kontakt mit Lösch verzeichnet. Zum ersten Termin heißt es (II.395; PBlO.B.2.1.2, 174(23)r): "Herrn Les¡en von Heil#brunn, meine Teuts¡e Prosodie abzus¡reiben mitgegeben." Das dürfte die für Gottlieb von Windischgrätz verfaßte Poetik gewesen sein; s. Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰ 1679; ferner Briefe Nr. 6, 8, 11, 14-16 im Birken-Windischgrätz-Briefwechsel: WuK. Bd. 9, S. 268f., 271f., 276-278, 286-290; 1003-1005, 1007f., 1011-1014, 1022-1032. Zum 27.4.1677 ist ein Besuch Löschs verzeichnet (II. 398; PBlO.B.2.1.2, 176(25)r); es dürfte der Abschiedsbesuch vor der Abreise zum Studium nach Jena gewesen sein. Bei einer persönlichen Begegnung oder in einem der Briefe muß Birken Lösch Poetenkrönung und Aufnahme in den Pegnesischen Blumenorden in Aussicht gestellt haben. Denn in seinem ersten, am 20.5.1677 ausgestellten Brief aus Jena (PBlO.C.211.3), den Birken laut Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz am 5.6.1677 erhielt (II.401; PBlO.B.2.1.2, 177(26)v: "Von
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Herrn Les¡en 2 Thaler pro Lauru, nondum exhibita."; II.403; PBlO.B.2.1.2, 178(27)v: "64 von Herrn Les¡en, samt den 2 Rei¡#talern."), schreibt Lösch: Son‰en habe Jhre Ho¡Edle Magnificenz an dero Großgün‰ige# Verspre¡en, wegen deß Concept# de# Diplomatis, so Lauream conferirte, gehorsam‰ errinnern wollen; übers¡i¿e hierbey 2 Rei¡#thaler pro subscriptione; So Jhre Ho¡Edle Magnificenz na¡ dero gutten beqvemli¡keit e# zu übers¡i¿en belieben werden, sollen au¡ sobalden die übrige 4 thaler für de# Ho¡löbli¡en Orden# kleinod, neb‰ der reinen Abs¡ri[t deß Diplomatis mit gehorsam‰en dan¿e folgen. Wa# dero hohe# Genehmhalten mir für einen Nahmen, Orden# bluhme und Wahlspru¡ zuzueignen geruhen, werde mit dan¿nehmiger Zufriedenheit erkennen. Birken scheint darauf nicht reagiert zu haben; denn am 26.10.1677 (PBlO.C.211.4) erkundigt Lösch sich besorgt, ob sein letzter Brief angekommen sei. Birken hat dieses Schreiben laut Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz am 3.11.1677 erhalten (II.422; PBlO.B.2.1.2, 189(38)r): "116. 117 von dem Les¡en, und von Herrn Vetter Strauben au# Jena." Auch der Beginn des nächsten Briefes, den Lösch aus Jena am 7.12.1678 an Birken gerichtet hat (PBlO.C.211.5) klingt nicht so, als habe er seither ein Schreiben Birkens erhalten. Nochmals kommt er auf den für ihn wichtigeren Teil seines Anliegens zurück: Glei¡wie nun förder‰ dahin tra¡te, mi¡ dero Hohen Gewogenheit ferner würdig zu ma¡en; al# habe zu dem Ende etli¡e Specimina meiner hie›g erlangten, zwar geringen profectuum, wie au¡ da# von gesambter Universitet ertheilte Attestatum meine#, so wohl hie geführten Leben#, al# gepflogenen Studij übersenden wollen. Jndeme aber, na¡ erlangtem Gradu Magisterij, wel¡en die wohllöbli¡e Philosophis¡e Facultet na¡ vorhero au#ge‰andenen Examinibus, im vergangenen Junio nur umb halbe Ko‰en conferiret; die Laurea poëtica mir einen zimli¡en Vors¡ub thun könte, maßen bey deren erlangung Collegia Poëtica zuhalten Vollma¡t bekäme, derglei¡en Von Vielen Verlangt worden; al# habe in diesem Fall zu Seiner Ho¡Edlen Magnificenz mein gute# Vertrauen gese”et, unterdien‰li¡ bittende, Sie wollen do¡ mir sol¡e angedeyhen zu laßen, ho¡Gün‰ig belieben. J¡ habe ungefehr vor anderthalb Jahren deßwegen 2. thaler überma¡et, ob e# aber re¡t behändiget worden, kan i¡ ni¡t wißen. Solte e# wieder Verho[en Verwahrloset seyn; wolte gar gern meine S¡uldigkeit anderweitig ab‰atten. Wa# son‰en meinen Zu‰and betri[t, lebe i¡, dem Hö¡‰en sey dank, no¡ gar vergnügt, maßen unläng‰ bey einem Studioso, meinen Land#mann eine gar s¡öne Condition erlanget, der mi¡ in Ko‰, Stuben, Bett, Lie¡t und Holz frey hält, worfür i¡ ihn tägli¡ etli¡e Stunden in Humanioribus und Philosophicis informire. Au¡ haben Jhr Dur¡leu¡t mein Gnädig‰er | Herr au[ jüng‰ übergebene# Gedi¡t ni¡t nur ein Gnädige# Gratial überma¡t, sondern au¡ zu fernerer Beförderung Gnädig‰e# Verspre¡en gethan, daß also sattsam spühre wie Gott keinen, der sein Vertrauen au[ Jhn se”et, verlaße, sondern mehr gute# al# man verdienet, zuwende. Wolten nun Seine Ho¡Edle Magnificenz mir in dieser großen Bitte Ho¡Gün‰ig willfahren; könte da# Concept deß diplomatis ohnmaßgebli¡ nur Überbringern die# übergeben werden; der e# s¡on würde abs¡reiben laßen, daß deßwegen keine besondere Ko‰en au[giengen. Glei¡wie mir hierdur¡ die hö¡‰e Gun‰ erwiesen würde; al# gelobe darfür mi¡ leben#
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lang dankbar zu erzeigen; und obs¡on mi¡, so hohe Ehre zu erlangen ganz unwürdig a¡te; so werde do¡ dur¡ unverru¿te# wohl verhalten und emb›ger Fleiß-Anwendung in meinen ‰udien mi¡ deren fähig zu ma¡en, eüßer‰ bemühen. Dieser Brief ist der erste, auf welchem Birken einen Antwortvermerk angebracht hat: 28.1.1679. Eine entsprechende Notiz im Tagebuch gibt es nicht. Von Jena aus hat Lösch am 15.3.1679 geantwortet (PBlO.C.211.6). Aus dem Brief ist zu entnehmen, daß Birken dem Hauptanliegen endlich entsprochen und auch die Aufnahme in den Orden angekündigt hat. Lösch schreibt: Seiner Ho¡Edlen Magnificenz an mi¡ unläng‰ abgelaßene# geliebte#, sampt beyges¡loßenen Diplomate habe den 6. Martii au# Heilßbronn gar ri¡tig erhalten. Glei¡wie mi¡ nun über die Ho¡gün‰ige willfahrung herzli¡ erfreüe; Also habe au¡ dargegen mein dankbare# gemüth in beykommende einfältig gese”ten danke# denkmahl in etwa# erweißen wollen; biß mi¡ ein‰en Gott und da# Glü¿e zu würkli¡- und beßerer dank bezeügung wird fähig ma¡en. Unterdeßen getrö‰e mi¡, daß Seine Ho¡Edle Magnificenz mit einem danknehmigen Willen, folget s¡on da# Werk no¡ ni¡t, vergnüget ›nd. Wa# den ungewohnli¡en Format anbelangt, wird e# ho[entli¡ kein bedeüten bringen, daher Seine Ho¡Edle Magnificenz nimmer damit bemühen will. Son‰en den Eintritt in die Ho¡löbli¡e Pegne›s¡e Hirten Gesells¡a[t betre[end; habe mir hö¡li¡ zu gratuliren, daß Seine Ho¡Edle Magnificenz mi¡ sol¡er Ehre würdig s¡äzen wollen; und wird der vorges¡lagene Nahme Polydor zumaln er, so i¡ ihn von πολὺ ὕδωρ herleite, mit meinem nahmen ›¡ wohl reimet, sonderli¡ angenehme sein. die Bluhme sampt den Beyspru¡ gebe i¡ dero hohen genehmhaltung anheim. Hätte die zu dem Orden# Band und Kleinod gehörige Unko‰en dißmaln glei¡ überma¡en wollen, wo nur gewu‰ hätte, wie ho¡ ›e ›¡ belau[en. Bitte also gehorsam‰ Seine Ho¡Edle Magnificenz wolte nur beri¡ten ob 4. Thaler genug, werde e# gewiß bey er‰er ›¡erer gelegenheit übers¡i¿en. Die lange Laufzeit der Sendung Birkens – 28.1. bis 6.3. – ist damit zu erklären, daß sie zunächst nach Heilsbronn adressiert war und von dort weitergeleitet werden mußte. Mit Birkens Brief vom 28.1.1679 ist das Coronatsdiplom zu Lösch gelangt. Es war auf den 3. oder 13.1.1679 datiert, wie aus dem Verzeichnis der Amtshandlungen Birkens als Comes Palatinus (PBlO.A.1, 29r-31r) hervorgeht (31r). Daß das Epigramm Nr. 258 und die anderen Ordensinsignien noch nicht mitkamen, ergibt sich aus dem Wortlaut von Löschs Brief. Gegenüber der Passage, in welcher Lösch Birken anheimstellt, wie Blume und Spruch beschaffen sein sollen, hat Birken links auf dem Rand für seine Antwort notiert: "Bornwurz, Cardobenedicten, Acanthium." Löschs "danke# denkmahl" hat sich in Birkens Archiv nicht erhalten. Der Brief ist laut entsprechendem Vermerk am 21.3.1679 in Nürnberg eingetroffen und am 28.3. beantwortet worden. Daß es sich mit der Ordenseinnahme noch hinzog, bestätigt Löschs Brief aus Jena vom 27.4.1679 (PBlO.C.211.7), der auf Birkens Schreiben vom 28.3.1679 reagiert. Zu dieser Angelegenheit schreibt Lösch: Die vorges¡lagene | Bornwurz wird mir gar lieb seyn. Wa# die Ko‰en anbelanget wird innerhalb 8. oder 14. Tagen ein guter Freünd sol¡e erlegen, dur¡ wel¡en au¡ na¡gehend# die Sa¡e, so ›e fertig kan über-
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ma¡et werden. Sage inzwis¡en no¡maln gehorsam‰en dank so wohl für die Ehr so mir dur¡ den Eintritt in die Ho¡löbli¡e Gesells¡a[t gedyhen, al# au¡ für die andere hohe Gun‰bezeügungen. Werde kün]ig unter Gotte# Hül[e mein thun dahin ri¡ten, daß ni¡t nur dur¡ Fleiß und wohl verhalten da# vergangene verbeßert, sondern au¡ no¡ gewüns¡te Beförderung mögte erhalten werden. Birken hat diesen Brief laut entsprechendem Vermerk am 3.5.1679 erhalten, aber wohl nicht beantwortet. Das bestätigt Löschs Brief vom 24.5.1679 aus Jena (PBlO.C.211.8), den er erstmals mit seinem Ordensnamen unterzeichnet hat: Ob i¡ wohl seithero geho[t, e# würden die bewu‰e 4. thaler, dur¡ einen guten Freünd albereit abgetragen seyn; so habe do¡ bey jüng‰er Po‰ Na¡ri¡t erhalten, daß e# no¡ ni¡t ges¡ehen; Jndeme derselbe ni¡t au[ Jena, sondern na¡er Tübingen ›¡ begeben; dannenhero sothane dur¡ Überbringen diese#, Herrn Andrea# Ste[an Fleis¡ern vornehmen Burger und Handel#mann in Nürnberg überma¡en wollen, gehorsam‰ bittende, Seine Ho¡Edle Magnificenz geruhen e# ni¡t in Ungun‰en au[zunehmen, daß so lange damit außgeblieben. Jnzwis¡en sage s¡uldig‰en dank für u[genommene mühwaltung in ans¡a[ung deß Orden#band; und damit deroselben ni¡t fernere unmuße verursa¡e al# bitte, Sie belieben nur so die Sa¡e fertig, alle# geda¡ten Herrn Fleis¡ern zuzu‰ellen, der e# mir gar ›¡er zu Handen lie[ern wird. Solte no¡ wa# ferner darbey zu erlegen seyn, werde e# gar gerne ab‰atten. Auch dieser Brief, den Birken laut entsprechendem Vermerk am 2.6.1679 erhielt, blieb offenbar unbeantwortet. Erst Löschs Brief aus Jena vom 18.10.1679 (PBlO.C.211.9), dessen Eintreffen Birken für den 28.10.1679 vermerkt hat, reagiert auf die gleichsam offizielle Aufnahme in den Orden und die Zusendung des Ordensbandes: Da# jüng‰in von Seiner Magnificenz dur¡ Herrn Fleis¡ern überma¡te Pacquet i‰ gar wohl behändiget worden. Sage für die erwiesene doppelt große Ehre, so theil# dur¡ die Einnahme in die Ho¡löbli¡e BluhmGenoßs¡a[t und da# übers¡i¿te Orden# band, theil# aber dur¡ Zus¡ri[t und übersendung deß herau#gegebenen herrli¡en Werke# angedyhen, gehorsam‰en Dank. Wüns¡e ni¡t# mehr, al# der gute Gott wolle mi¡ no¡ so fähig ma¡en, daß ›¡ mein dankbare# Gemüth in einigem Gemerk aüßern könnte. Ausführlich äußert Lösch sich zum Tod der zweiten Ehefrau Birkens am 16.5.1679, mit dem Birken auch das Ausbleiben von Antworten erklärt haben dürfte. Daß das Epigramm Nr. 258 in der Löschs Brief bestätigenden Sendung immer noch nicht enthalten war, geht aus seinem Schreiben in Birkens Archiv hervor, PBlO.C.211.10, das am 7. des Heumonats 1680 in Gunzenhausen ausgestellt wurde und laut entsprechendem Vermerk am 26.6.1680 bei Birken eintraf. Da der Heumonat der Juli ist, ist entweder das Ausstellungsdatum oder – eher – Birkens Empfangsvermerk fehlerhaft. In diesem Brief, in dem Lösch ausführlich über seine momentane Situation berichtet, heißt es zuletzt: Wolten son‰en Jhr Ho¡Edle Magnificenz so gütig seyn, und über alle erwiesene Gun‰, no¡ da# bewu‰e Quadri‰y¡on über die Bornwurz, so e# ander‰ dero Leibe# Con‰itution und hö¡‰wi¡tige Ges¡ä[te zu laßen, verfertigen, würden Sie mi¡ zu neüem dank verbinden [...].
Gedicht 258 und Gedichtgruppe 259, 1679
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Fertig war das Epigramm spätestens seit Ende Oktober 1679. Ob Lösch es je gesehen hat, wissen wir nicht. Wie üblich teilt Herdegen ein anderes Erläuterungsgedicht mit (S. 479): Mein Arzt! du litte‰ dort am Creu” mir zum Genesen, Für meinen Heil-Born seh' i¡ deine Wunden an, Woran gewi# mein Glaub gedeihli¡ blühen kan. No¡ mehr! du lä‹e‰ mir de# Segen# Trauben lesen, Von deiner Kron, die di¡ mit Dornen hat gedrü¿t, J‰ die ni¡t meiner Seel ein Cardobenedict? Ein zeitgenössischer Druck des Epigramms Nr. 258, das Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 3, 78, 89 und 116 sowie mit den Epigrammen Nr. 211, 220, 231, 244, 260 und 262 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. In Birkens Nachlaß hat sich ein Druck erhalten, in dem Kommilitonen aus Jena und Schulfreunde aus Heilsbronn Lösch zur Aufnahme in den Blumenorden gratulieren (PBlO.C.404.6.19): Der gelös¡te Kün‰e-Dur‰/ | De# | Wolehrenve‰en/ Vora¡tbarn und | Wolgelehrten | Herrn | M. Johann A¡atiu# | Lös¡en#/ | Käyserli¡-Bekrönten Poeten#/ | Al# derselbe | Jm Herb‰-Monat deß 1679‰en Heil-Jahr# | Der Edlen Blumgeno#s¡a] | an der Pegni” | Würdig‰e# Mitglied erkieset/ und Jhme der Name | Polydor/ | beygeleget wurde; | Betra¡tet/ | und zu Bezeugung ihrer s¡uldig‰en Beyfreude | glükkwüns¡end entwor[en | von de‹elben | Der Zeit zu Jena ‰udirenden | Land#leuten/ | und | Hey#lbronnis¡en [!] S¡ulfreunden. | JENA/ Drukkt# Johann Werther. T3 Polydor] Die Wahl der Blume und die Brunnen-Metaphorik, die das Epigramm beherrscht, zeigt ebenso wie die Wendung "viel Wa‹er" (v. 2), daß der Name von Birken genauso etymologisiert wurde, wie es in Löschs Brief vom 15.3.1679 geschieht. – 1 Heilbrunn] Anspielung auf Löschs Herkunftsort. – 3 so lös¡ i¡ meinen dur‰] Anspielung auf Löschs Nachnamen.
Text 259: der XLIX Blumgeno#S¡äfer. Herr Chri‰of Wegleiter Nürnbergen›#. Jrenian. Blume Fridelar. Spru¡ Mit Gott und Mens¡en. S. 121 Gedicht 1: T1 259.] fehlt – T2 XLIX] IX überschrieben – T2 Blumgeno#S¡äfer] Blumg.S¡. – T3 Herr] H. – T3 Nürnbergen›#.] Nürnb. – T4 Jrenian.] Jrenian – T6 Spru¡] Spr. – 1 benamet] b nachträglich erhöht; ebenso bei 2 geb Gedicht 2: quer zur Hauptbeschriftung der Seite rechts auf dem Rand, gegenüber Gedicht 1 – T Spru¡] S überschrieben – 2 da#] Kürzel Das erste der beiden Gedichte ist nicht, wie sonst üblich, durch waagrechten Strich vom voraufgehenden abgegrenzt. Die beiden Epigramme, von denen mangels Kontextes nicht zu bestimmen ist, ob das nachgetragene das erste ersetzen oder ob beide gelten sollen, bekunden die Aufnahme des Theologen
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Christoph Wegleiter (1659-1706; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 472-479; Will. Bd. 4 (1758), S. 187-191; Jürgensen, 2006, S. 472-480) in den Pegnesischen Blumenorden. Er wird weder in Birkens Tagebüchern erwähnt noch sind Briefe von ihm in Birkens Archiv vorhanden. Trotzdem läßt sich Genaueres zu seiner Aufnahme ermitteln. In Birkens Brief vom 3.10.1679 (PBlO.C.24.30.1) an Magnus Daniel Omeis in Altdorf heißt es nämlich: Wann i¡ bitten und bemühen dör]e, wolte i¡ ersu¡en, daß dur¡ so wehrte Hand unsrem neuen Blumgenoßen Jrenian, Herrn Wegleitern, hier beygelegte# S¡äferBand, samt den zweyen übrigen Exemplaren mö¡te überrei¡et werden: an den zu s¡reiben, mir die Zeit zu kur”, und sol¡e# zu vers¡ieben, zu lang worden wäre. Er wird Meinen Ho¡geehrten Herrn, al# Einen von den Proceribus Academicis, sein lebenlang dafür veneriren und Ehren, wann de‹en geehrter Mund und Hand ihme da# zu‰ellen, und die Gesells¡a]Gebühr vortragen, womit | er forthin zu prangen gesonnen i‰. E# wird Meinem Ho¡geehrten Herrn au¡ ni¡t übel an‰ehen, wann dieser Jmpetrant, von seinem fürtre[li¡en Ho¡S¡ul-Lehrer erfordert wird, die Ehre, sein Gesells¡a]er zu werden, von Jhme, al# seinem Apolline, abzuholen: glei¡wie ö]er# ein Kaiserli¡er Mini‰er von dem selb‰en Kaiser, seinen allergnädig‰en Herrn, mit dem Gülnen Vlüß behänget wird. Do¡ ‰elle i¡# zu belieben, und kan ihme alle#, al# ein Brief-beys¡luß, nur zugesendet werden. Omeis ist also mit der Zeremonie der Aufnahme des damals in Altdorf studierenden Wegleiter beauftragt worden. Man darf vermuten, daß Birkens Sendung vom 3.10.1679 eines der beiden Epigramme Nr. 259 beigelegt war, vielleicht auch beide. Die Gedichte Nr. 258 und Nr. 259 dürften also vor dem 3.10.1679 entstanden sein. In seinem Brief vom 28.10.1679, den Birken noch am selben Tag erhalten hat, berichtet Omeis von der vollzogenen Aufnahme Wegleiters (PBlO.C.248.21): Da# ohnläng‰ Großgün‰ig-mir übersendete Pacqvet hab i¡ dur¡ Jrenian wol erhalten, und ni¡t-gemeine Freude empfunden, al# i¡ ersehn, daß die hö¡‰verlangte Teuts¡e Rede- Bind- und Di¡t-Kun‰, neben andern vornehmen Mitgliedern der Löbli¡en Blumgenoß-Hirten-Gesells¡a[t, au¡ meiner Wenigkeit übers¡rieben sey. J¡ bezeuge e# mit dem Himmel, daß i¡ diese# theuer-wehrte Zeugni#, womit der Fürtre[li¡e Floridan meine Freunds¡a[t o[entli¡ gewürdiget, ho¡ a¡te, und ein so ko‰bare# Donarium in den Tempel meiner ewigen Lieb- und Trewe werde aufhängen, au¡ mi¡ dahin beflei›gen, daß i¡ unter den jenigen, wel¡en diese# s¡öne Werk ›¡ gewidmet, ni¡t der undankbar‰e ‰erben möge. Die beigelegte Exemplarien hab i¡ dem Jrenian, unserm neuen Orden#genoßen, eingehändiget, au¡ den Befehl dur¡ überrei¡ung de# S¡äfer-bande#, gehorsam in a¡t genommen; und für eine große Ehre ges¡ä”et, de# ho¡wehrte‰en Floridan#, so zu reden, Zung und hand | zu seyn; dafür i¡ dann unterdien‰li¡‰en dank sage, und mi¡ dur¡ diese aufgetragene Zuziehung und Verbindung eine# Neuen Mitgliede#, wiederum auf# neue verbunden erkenne. Jrenian wird ne¡‰en#, wo e# no¡ ni¡t ges¡ehen, au¡ seinen s¡uldig‰en Dank zu de# WolEdlen Floridan# Füßen legen, al# der Ur-qvelle, da von ihm diese Ehre zugefloßen. Wegleiter hat das Paket, das u. a. das für ihn bestimmte Schäferband, Birkens Brief vom 3.10.1679 und vielleicht auch eines der beiden Epigramme Nr. 259 oder beide enthielt, also persönlich Omeis zuge-
Gedichtgruppe 259, 1679
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stellt. Er tritt auch später im Birken-Omeis-Briefwechsel als Überbringer von Sendungen in Erscheinung. Herdegen teilt abermals ein anderes Erläuterungsepigramm mit (S. 473): Die Welt vergnüge ›¡ mit Unfried, Zank und Streiten: J¡ zieh den Frieden vor, mit Mens¡en und mit dir Mein GOtt, mein Friede-Für‰! zeig deine Wege mir, So kan i¡ deine Heerd auf Frieden#-Wege leiten. Das erste Epigramm hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge gemeinsam mit den Epigrammen Nr. 23, 35, 97, 201, 235, 236, 250 (Bestandteile 1-3) und 256, das zweite mit den Epigrammen Nr. 199, 202, 204, 205, 222, 229 und 261. Ein Druck ist nicht bekannt. Gedicht 1: T4 Jrenian] Mit diesem Namen hatte Birken seinen Schüler Paul Albrecht Rieter von Kornburg benannt, nachdem dieser 1651 in dem Drama Margeni# oder da# vergnügte bekriegte und wiederbefriedigte Teuts¡land die Rolle der Zentralgestalt dieses Namens gespielt hatte; s. Silber, 2000, S. 129-202, bes. S. 132; s. Gedichte Nr. 87, 90, 91, 92, v. 297-304, 329-336. Damals war das Ende des Dreißigjährigen Krieges gefeiert worden. Daß der Name hier wieder verwendet wird, hat wie auch die Wahl der Wegleiter zugeordneten Blume damit zu tun, daß seine Aufnahme in das Jahr der Friedensschlüsse von Nimwegen und St. Germain fiel, die den Reichskrieg gegen Ludwig XIV. beendeten. Es mag auch eine Rolle gespielt haben, daß Wegleiters Geburtsjahr 1659 ebenfalls ein Friedensjahr war: 1659 war der Pyrenäenvertrag geschlossen worden. – T5 Fridelar] Es kann sich nur um eine der Gartenpflanzen aus der Gruppe der Frittilarien handeln, zu der die Schachbrettlilie und die Kaiserkrone gehören. Die Namensform "Friedelar" verwendet, in gleicher Weise wie Birken anspielend, Johann Klaj in v. 18 des Liedes Flora ("HJer in diesem Sommergarten") in seiner Dichtung Geburt#tag Deß Frieden# [...] (1650); Ed. Wiedemann 1968, S. 116. In derselben Schreibung wie im Epigramm Nr. 259 verwendet Birken den Namen, zusammen mit dem der Kaiserkrone, auch in v. 59 seines Gedichtes "Flora! dein i‰ diese Zeit" in der Gratulationsekloge Pegne›s¡e# | Hirten-Gedi¡t/ | in den | NORJSCHEN FELDERN/ | verfa‹et | von dem S¡äfer | MIRTYLLUS/ | in Unterredung seiner Weidgeno‹en. | NÜRNBERG/ | Gedru¿t | Bey Wolf Eberhard Felße¿er. | M. DC. LXVJJ. (Zu diesem Gedicht s. Garber, 1974, S. 332; Stauffer, 2007, S. 614-618.) – 1 Da# Jahr benamet mi¡, daß un# den Fried gebahre:] S. zu T4. Gedicht 2: 1f. Mi¡ nennt der Fried, ~ viellei¡t auf lange ni¡t.] S. zu Gedicht 1, T4. – 2 Dort] Im Himmel, bei Gott. – 4 hier] Auf Erden.
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Text 260: An die Edle J›#. S. 121 T1 260.] fehlt – T2 An die Edle J›#.] darüber einige Wörter gestrichen – 3 und (1. Position)] u. – 10 Gold] d nachträglich erhöht Zur Datierung s. zu Gedicht Nr. 258. Obwohl kein Sachzusammenhang mit den voraufgehenden Gedichten besteht, fehlt der sonst übliche waagrechte Abgrenzungsstrich. Adressatin ist Birkens Nachbarin Susanna Popp, geb. Priefer (zu ihr s. Cerny, 1983, S. 38f.; Schnabel, 1992, S. 678; WuK. Bd. 12, S. 413). Die Jugendfreundin Catharina Regina von Greiffenbergs war Mitglied einer adligen österreichischen Exulantenfamilie, deren Adelsstand in der Reichsstadt nicht anerkannt wurde, weil sie erwerbstätig war; s. Schnabel, 1992, S. 237, 256. Auch nach ihrer Auswanderung und ihrer Heirat – in dessen zweiter Ehe – mit dem Nürnberger Weinhändler Georg Popp bestand der Freundschaftskontakt mit Catharina Regina von Greiffenberg weiter. Frau Popp gehörte – wie später auch Birken – zum Kreis der 'Innigstfreunde' der Frau von Greiffenberg, in dem sie den Namen Isis führte. Einige Briefe von ihr sind in Birkens Archiv erhalten: PBlO.C.265.1-9; es gibt auch einige Briefkonzepte Birkens. Seine Tagebücher dokumentieren intensiven Kontakt. Die letzte Eintragung ist die zum 9.4.1679 (II.459; PBlO.B.2.1.2, 210(58)r): " Starb Herr Popp Maritus Isidis." Auf diesen Todesfall reagiert der Brief Nr. 164 der Frau von Greiffenberg vom 4.5.1679 nc (WuK. Bd. 12, S. 337f.). Für das Gedicht findet sich weder ein Brief- noch ein Tagebuchreflex. Es reagiert auf das Geschenk eines goldenen Schmuckstücks, wohl einer Halskette, die ein Sohn aus der ersten Ehe Georg Popps der Stiefmutter gemacht hatte. Die Beschenkte muß das Birken gegenüber erwähnt haben. Ein Druck des Gedichtes, das Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den längeren Gedichten Nr. 3, 78, 89 und 116 sowie mit den Epigrammen Nr. 211, 220, 231, 244, 258 und 262 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. 2 diß zeuget, daß ›e war de# Vatter# Ehrenkron] Die Tempusverwendung setzt Georg Popps Tod voraus. – 3 Flur] Von Birken häufig verwendete Lautform für 'Flor' in der Bedeutung 'Wachstum', 'Gedeihen', 'Wohlergehen'. – 4 HalbMüttern] 'Stiefmüttern'. – 7 O Kette, daran Gott und Mens¡ hat wolgefallen!] Die konkrete Kette bietet Anlaß zur Rede von der Geschlechterkette, deren ordnungsgemäßes Funktionieren Gott und Menschen wohlgefällig ist. – 8 S¡lagt fort einander zu also den Liebe#Ballen.] Die intakte Beziehung zwischen Mutter und Sohn wird im Ballspiel verbildlicht.
Text 261: Der L Blumgeno#S¡äfer Lysander. Herr Chri‰ian Heu¡elin. Blume: Aloe. Spru¡: Ein Glei¡ni# diese# ErdLeben#. S. 131 T1 261.] fehlt – T2 L] davor und danach Zahlzeichen gestrichen – T3 Lysander.] Lysander – T4 Herr] H. – T5 Blume:] Bl. – T5 Aloe.] Aloe – T6 Spru¡:] Spr. – 3 diese] s nachträglich erhöht – A *Plus ~ habet.] zweizeilig rechts auf dem Rand gegenüber T6; Plus mit -us-Kürzel
Gedicht 261, 1679
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Das Gedicht muß wie die beiden folgenden, Nr. 262 und 263, zwischen dem 10. und dem 22.11.1679 entstanden sein: Das erste Datum trägt der unmittelbar voraufgehende Text, das zweite der nächste datierte im Arbeitsbuch. Bekundet wird die Aufnahme des aus Preßburg gebürtigen Christian Heuchelin (Lebensdaten unbekannt; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 486-489; Jürgensen, 2006, S. 487-489) in den Pegnesischen Blumenorden. Heuchelin war zur Zeit der Aufnahme Sekretär der Fränkischen Reichsritterschaft. In Birkens Tagebüchern ist er nicht erwähnt, doch sind Briefe von ihm in Birkens Archiv vorhanden: PBlO.C.140.1-6. Die Datierung des Gedichtes wird bestätigt durch Heuchelins Brief an Birken aus Ansbach vom 27.11.1679 (PBlO.C.140.4), in dem er sich für die Aufnahme in den Pegnesischen Blumenorden bedankt: WohlEdel, Ve‰ und Ho¡gelährter, insonder# großgün‰ig ho¡geneigter Herr und Gönner. Euer Excellenz hö¡‰s¡ä”bare# s¡reiben, von 21ten diß laufenden Monat#, habe samt beygelegten Ho¡Löbli¡er Orden#gesells¡af] Band, mit sonderbarer Vergnügung, ne¡‰verwi¡ener tagen erhalten. Glei¡wie i¡ nun sol¡e# hö¡‰annehmli¡e an- und aufnehmen, unter die hö¡‰erwüns¡te Gesells¡af], mir vor eine sonderbare hohe Ehre s¡ä”e; al# werde mir au¡ eyferig‰ angelegen seyn la‹en, in allem, ni¡t allein da# jenige, na¡ vermögen, beyzutragen, wa# | zu aufnahm dero absehenden Zwe¿# dienli¡ seyn mag, sondern au¡ mi¡ mit der hül[e Gotte# also verhalten, daß e# dem Hö¡‰löbli¡en Orden gemee#, ja niemanden au# denen Ho¡löbli¡en mitgliedern meine angenommene Gesells¡af] bes¡werli¡ fallen, oder die aufnahm gereuen möge. J¡ nehme da# angenehme Band, mit hö¡‰en freuden an, und verbinde mi¡ wieder hingegen, gegen einem iedwedem, samt und sonder#, absonderli¡ aber Euer Excellenz, al# diese# Ho¡Löbli¡en Orden# Oberhaubt (wel¡e# der Hö¡‰e zu de# Orden# no¡ fernerer aufnahm, und sonderbarer Zier, lange Jahr, in erwüns¡ter Vergnügung fri‰en wolle) zu all angenehmer freund-Chri‰williger dien‰bezeügung, mit feder, mund und hand. Jn übrigen habe für die gro‹e gema¡te bemühung, und da# kün‰li¡ au#gezierte | band, ein Kleine# und geringe# anden¿en mitbeygelegen wollen, dien‰li¡ bittend, sol¡e# ni¡t zuverargen, sondern großgün‰ig zumelden, wa# etwan no¡ in einem und andern gebührend abzuri¡ten seyn mö¡te. Damit ne¡‰ Göttli¡er Oba¡t#empfelung verbleibend Euer Excellenz dien‰ergebener Chri‰ian Heu¡elin Onol”ba¡ den 27. Novembris 1679. P.S. Mit ne¡‰en ein mehrer#!
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Im Adressenfeld des Briefes hat Birken hinter dem Empfangsvermerk (30.11.1679) notiert: "samt 1 ducaten und 1 Thaler." Da in keinem der voraufgehenden und der beiden noch folgenden Briefe Heuchelins, die sich in Birkens Archiv erhalten haben, vom Blumenorden und Heuchelins Mitgliedschaft die Rede ist, läßt sich zur Vorgeschichte der Aufnahme nichts ermitteln. Da Heuchelin in seinem Dankschreiben nur das Ordensband, nicht aber das Erläuterungsepigramm erwähnt, ist nicht auszuschließen, daß Birken es gar nicht mitgeschickt hat; s. zu Gedicht Nr. 258. Herdegen teilt (S. 487) wie üblich ein anderes Erklärungsepigramm mit: Mein Leben auf der Erd glei¡t einer Aloe, Blüht jene# no¡ so ho¡? so i‰ e# do¡ mit Weh, Mit Sta¡el-Blättern und mit Bitterkeit umgeben; Da# aber i‰ mein Tro‰, i¡ wei# ein beßre# Leben, Da# giebt mir ni¡t die Erd, der Himmel do¡ gewiß, Da w䡉 für Aloe, der Freuden Engelsüß. Ein zeitgenössischer Druck des Epigramms Nr. 261, das Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den Epigrammen Nr. 199. 202, 204, 205, 222, 229 und 259 (2. Bestandteil) gemeinsam hat, ist nicht bekannt. T3 Lysander] Ob bei der Wahl dieses Namens, der auch in Andreas Gryphius Drama Cardenio und Celinde begegnet, die Erinnerung an den berühmten spartanischen Feldherrn Lysander (s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 830f.) eine Rolle gespielt hat, darf bezweifelt werden. – 4 ob s¡on die frühe Kält den spaten Wa¡#tum ‰erbt.] Ob eine Anspielung auf die Jahreszeit der Gedichtentstehung oder auf Heuchelins Lebensalter vorliegt, läßt sich nicht ermitteln. – 4 ‰erbt] 'sterben macht', 'tötet'.
Text 262: Die LI Blumgenoßin Frau Maria Dorothea Omeißin gebohrne Ro‰in. au# Hi#panien bürtig, Damon# Ehelieb‰e. Diana. Blume: Granat-Blühe. Spru¡: Namen-verwandt mit Granadillen. S. 131 +
T1 262.] fehlt – T3 Frau] Fr. – T3 gebohrne] geb. – T3 Ro‰in. ] Ro‰in. – T4 Hi#panien] Hisp. – T5 Diana.] 2
1
Diana – T6 Blume:] Bl. – T7 Spru¡:] Spr. – 2 Mi¡ ma¡t] ma¡t Mi¡ (davor gestrichen Mein Name sowie über Mein ein Wort) – 2 Mi¡] M überschrieben – 2 ma¡t] h nachträglich erhöht; t überschrieben – 3 diß] durch Überschreibung aus di¡ (d nachträglich erhöht) – 3 Glaub] oberhalb vor gestriche+
+
nem Feur – A1.1-3 Filia ~ 1676.] vierzeilig rechts auf dem Rand gegenüber T3-T5 – A1.1 Filia] Filia – A1.1 von] v. – A1.1 und] u. – A1.1 Mekelburgis¡] Mekelb. – A1.2 Suerinis¡en] Suerin. – A1.2 Consu〈lenten#〉.] Consu. – A1.2 nata] n. – A1.2 Anno] A. – A1.2 Uxor] Ux. – A1.2 Pillenhuber#] Pillenhub. – A1.3 in Cadi”] unterhalb von 1666. (Zeilenende) mit vorgesetzter eröffnender Klammer nachgetragen; korrekte Plazierung unsicher – A1.3 Novembris] Nov. – A1.3 qui] Kürzel – A1.3 obiit] ob. – A2 *da# ~ Diana.] dreizeilig rechts auf dem Rand gegenüber und unterhalb von v. 4 – A2 da#] Kürzel
Gedicht 262, 1679
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Zur Datierung s. zu Gedicht Nr. 261. Das Epigramm Nr. 262 entstand anläßlich der Aufnahme Maria Dorothea Omeis' (1650-1738; zu ihr s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 489-491; Jürgensen, 2006, S. 347, 353), der Ehefrau Magnus Daniel Omeis' (seit dem 15.5.1677; s. Omeis' Brief an Birken vom 2.5.1677 (PBlO.C.248.19), in den Pegnesischen Blumenorden. Sie war entgegen der Mitteilung bei Jürgensen, S. 353, keine "gebürtige Spanierin", sondern in Spanien, wie Herdegen, S. 490, korrekt angibt, "von deuts¡en und Chri‰li¡en Eltern gebohren und erzogen worden". Birkens erste Anmerkung zum Epigramm Nr. 262 bestätigt das. Allerdings hat nicht Omeis, wie Herdegen (S. 490) vermutet, die Aufnahme seiner Frau in den Pegnesischen Blumenorden vorgeschlagen, sondern Birken. Das belegt Birkens Brief vom 3.10.1679 (PBlO.C.24.30.1), in dem es heißt: Solte e# ni¡t rahtsam seyn, daß, der abgang zweyer Blumgenoßinen, dur¡ die angenem‰e Jbera ersezt würde: und solte Sie ni¡t billig, al# der Spanis¡en Diana Land#verwandtin, diesen Namen bekommen. J¡ habe nun XLVIII wehrte Personen in die Gesells¡a]Rolle eingetragen, und mö¡te wol no¡ mit zweyen die halbhuntert Zahl erfüllen, ehe i¡ den Seelig-Ver‰orbenen Neunen zu Jesu na¡fahre. J¡ ertheile einen Dien‰-Ehrengruß an diese wehrt‰e Seele [...]. Mit den verstorbenen Pegnitzschäferinnen dürfte Birken Barbara Juliane Penzel (Dafne) und seine 2. Ehefrau Clara Catharina von Birken (Florinda) meinen; diese war 1679, jene 1674 verstorben. Vom Tod der Pegnitzschäferin Elisabeth von Senitz (Celinde), die im Februar 1679 verstorben war, hat Birken erst im Jahr 1680 erfahren (s. zu Gedicht Nr. 210). Omeis' Brief aus Altdorf vom 28.10.1679 (PBlO.C.248.21) reagiert mit diesem Passus auf Birkens Vorschlag: Ibera wüns¡et, daß ›e Ebria wäre liquore Caballinô; al#dann ›e ›¡ einer so wollöbli¡en Gesells¡af] würdiger a¡tete. Sie sagt, Wa# den Gelehrten nur gebühret, hab ihr verlangen nie verspühret. Stellet do¡ die Sa¡e dem hohen ver‰and de# preißwürdig‰en Floridan# anheim, und vermeinet, ob ›e s¡on allen Blumgenoßinnen am verdien‰e wei¡e, daß ›e do¡ keiner an Aufri¡tigkeit und Ehrerbietung etwa# bevorgeben wolte. Au¡ meine ho[nung wäre, daß Sie diese Ehr zu mehrerer Außübung so wol | der Spanis¡en al# Teuts¡en Spra¡e solte anspornen. Wann genau die Aufnahme erfolgt ist, läßt sich nicht erkennen. Birken hat Omeis' Brief laut entsprechendem Vermerk am 3.4.1680 beantwortet. Mit diesem nicht erhaltenen Schreiben müssen die Aufnahme vollzogen und die Ordensinsignien überschickt worden sein; denn am 9.4.1680 schreibt Omeis, ebenfalls aus Altdorf (PBlO.C.248.32): Den er‰en Theil de# großgün‰igen S¡reiben# zubeantworten überlaße i¡ meiner Lieb‰en, wel¡e da# theure pfand und Band, samt angehängten Erinnerungen, mit großen, iedo¡ mit Fur¡t und S¡re¿en vermis¡ten Freuden, gezie-|mend angenommen; hette au¡ s¡on inzwis¡en ihre S¡uldigkeit in a¡t genommen, wann ›e ni¡t, wegen ohnläng‰-gethanen Falle#, einige Unpäßli¡keit no¡ verspürete, und dieser Tagen hette müßen
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Arzney brau¡en. So bald ›e ›¡ gar wird zusammengeklaubet haben, soll ›e mit ihrer (zwar no¡ undeutli¡en) hand da# jenige dankop[er ablegen, wel¡e# ›e de# fürtre[li¡en Floridan# hohem gun‰altar zu widmen s¡uldig. Sie wird e# gewiß mit Freuden thun, und ‰ellet mi¡, ne¡‰ gehorsamen Ehren-gruß, indeßen zum Bürgen [...]. Falls es das so angekündigte Dankschreiben der neuen Pegnitzschäferin gegeben hat, ist es in Birkens Archiv nicht erhalten. Die einzigen Dokumente von ihrer Hand in Birkens Nachlaß sind ein Nachtrag zu Omeis' Brief vom 10.3.1681 (PBlO.C.248.28), mit welchem Birkens Album 2 (P.Bl.O.6 (Hs. 152818a)) zurückgesandt wurde, und eine Eintragung von ihr in eben diesem Album (207r) nach derjenigen von Omeis (206v), die ebenfalls auf den 10.3.1681 datiert ist. Herdegen hat wie üblich, S. 490f., ein anderes Erläuterungsepigramm mitgeteilt: Mein Damon der mit mir in keus¡er Lieb vermählt, Hat son‰ die Granadill zu seiner Blum erwehlt, Zum Denk-Maal, wa# er ließ dem werthen Blumen-Orden, J‰ die Granaten-Blüth mir beygeleget worden. | Jedo¡ erinnert ›e mi¡ an mein Vatterland, Wo i¡ im Leiden au¡ war jener Blum verwandt. Ein zeitgenössischer Druck des Epigramms Nr. 262, das Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den längeren Gedichten Nr. 3, 78, 89 und 116 sowie mit den Epigrammen Nr. 211, 220, 231, 244, 258 und 260 gemeinsamt hat, ist nicht bekannt. T5 Diana] Diesen Namen hatte das erste weibliche Mitglied des Pegnesischen Blumenordens, die auf Johann Rists Initiative hin 1646 von Harsdörffer aufgenommene Sophia Nicolai von Greiffenkrantz, geb. von der Lippe, getragen. Zu ihr s. zu Gedicht Nr. 5b, v. 11, im Birken-Rist-Briefwechsel (WuK. Bd. 9. S. 662). Die Neuverwendung des Namens trägt der Herkunft der Aufgenommenen aus Spanien Rechnung und ist zugleich eine Hommage an den spanischen Schäferroman Los Siete Libros de la Diana von Montemayor / Gil Polo / Perez (1559 / 1564) und an den Übersetzer Harsdörffer; s. Prosapia / Biographie (WuK. Bd. 14), S. 76; zur Namensgebung s. auch die oben zitierte Passage aus Birkens Brief vom 3.10.1679. – T6 Granat-Blühe] Die Blume wurde sicher sowohl wegen des SpanienAnklangs (v. 1) als auch desjenigen an das Zentralsymbol des Blumenordens, die Grenadille (T7, v. 2) gewählt. – 1 Granada i‰ die Gränz von meinem Vatterland.] Gemeint sein dürfte die an der Südküste Spaniens liegende Provinz Granada, nicht die Stadt. Die Assonanz mit "Gränz" und die klangliche Nähe zu "Granat" (T6) und "Granadille" (T7, v. 2) dürfte den Ausschlag für die Nennung gerade dieser Provinz gegeben haben. – 4 Mi¡ Spanjerin man au¡, na¡ jener*, nennt Dianen.] S. o. und A2. – A1.2f. Uxor Pillenhuber# 1666. in Cadi” 24 Novembris qui obiit 1676.] Omeis nennt im Brief vom 2.5.1677, mit dem er zur Hochzeit am 15.5.1677 einlädt, den Namen Pielenhuber. Die Hansestädte unterhielten im 17.
Gedichte 262, 263 und 264, 1679 und 1680
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Jahrhundert Niederlassungen in der Hafenstadt Cadiz. Vielleicht erklärt das – der Vater stammte aus Schwerin – die Anwesenheit der Eltern und des ersten Ehemannes in Spanien.
Text 263: Die LII Blumgenoßin Jungfrau Barbara Helena Längin. Erone. Blume: Helenium, Alantwurz. Spru¡: Jn den Heiland verliebet. S. 131 T1 263.] fehlt – T2 LII] durch Überschriebung aus LIII – T3 Jungfrau] Jungfr. – T3 Helena] n überschrieben – T3 Längin] davor ein Name gestrichen; ä nachträglich verdeutlicht – T5 Blume:] Bl. – T6 Spru¡:] Spr. – 1 La‰] ‰ aus ß überschrieben – 4 wann] wan Zur Datierung s. zu Gedicht Nr. 261. Das Epigramm bekundet die Aufnahme der Nürnbergerin Barbara Helena Lang (geb. 1656; 1686 verehelichte Kopsch; Todesdatum unbekannt; zu ihr s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 491-505; Jürgensen, 2006, S. 471f.) in den Pegnesischen Blumenorden. Die Aufnahme muß ebenfalls Ende 1679 erfolgt sein. Briefe von ihr sind in Birkens Archiv nicht enthalten; auch im Tagebuch gibt es keine Erwähnung. Herdegen teilt wie üblich ein anderes Erläuterungsepigramm mit (S. 492): Wa# i‰ e#, da# die Welt do¡ ihren Buhlern giebt? Ein S¡atten, Rau¡ und Dun‰, o wel¡ ein ni¡tig# Wesen! Da# s¡ön‰e, wa# i¡ mir zu lieben au#erlesen, J‰ JEsu#, der mi¡ liebt, in Jhn bin i¡ verliebt. Ein zeitgenössischer Druck des Epigramms, das Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den Epigrammen Nr. 198, 214, 225, 243, 269, 270, 271, 273 und 274 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. T5 Helenium, AlantWurz.] Diese Pflanze wurde natürlich des Namengleichklangs wegen gewählt. – 1 La‰ in die Tyndari# verliebt den Pari# seyn!] Tyndaris ist ein Patronymikon für die mythische Helena, die als Tochter des Spartanerkönigs Tyndareus galt; s. Vergil. Aeneis 2, v. 569, 601. Sie wird hier kontrastiv als 'die andere Helena' ins Spiel gebracht. – 2 Mein Ero# Jesu# i‰] Eines der nicht wenigen Beispiele dafür (s. Gedicht 256), daß Birken trotz seiner in der Poetik vorgetragenen Bedenken Elemente des antiken Mythos (Eros als personifizierte Liebe ist Name für Amor / Cupido) für die Gestaltung christlicher Glaubensinhalte verwendet.
Text 264: Auf die Peyer-Billiedtis¡e Ho¡zeit. Sonnet. S. 147 T1 264.] fehlt – T3 Sonnet.] rechts auf dem Rand, gegenüber v. 1 – 4 Rinne] Rin e (ebenso 8 dann – U1 gewann) – 4 Saal] erstes a oberhalb der Zeile
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Das Gedicht ist undatiert. Die im Arbeitsbuch unmittelbar voraufgehende Eintragung hat Birken mit dem Datum des 25.5.1680 versehen, zur übernächsten ist als Anlaß der 26.7.1680 benannt. Daß das Sonett zwischen den beiden Terminen geschrieben worden ist, bestätigt die Datumsangabe der Schrift, in der es an erster Stelle (S. 2f.) gedruckt worden ist: Da# | Wohl-ansehnli¡-|Peyer-Billiedti-|s¡e | Myrthen-Fe‰/ | den 12. Heu- oder Kaiser-Mo-|nat# Juliu#/ de# 1680. Jesu-Jahr#/ | eilfertig‰/ | beklungen und besungen/ | von | etli¡en Pegni”-Blumen-S¡äfern/ | in | den Berinorgis¡en Gefilden. | Gedru¿t bey Chri‰ian-Siegmund Froberger. Außer Birken haben Johann Gabriel Majer, Johann Lang und Christoph Adam Neglein Beiträge geliefert; alle zeichnen mit ihren Ordensnamen. Daß Birken und Lang sich als Nachbarn der Brautleute bezeichnen, läßt auf nähere Bekanntschaft schließen. Nach Stauffer (2007), S. 1062f. waren die Brautleute Johann Peyer und Margaretha Barbara Billiedt; Jürgensen, 2006, S. 243, nennt den Bräutigam Johann Baier; beide nennen keine Quelle für ihre Zuschreibung. Aus Majers Gedicht geht hervor, daß der Bräutigam kein gebürtiger Nürnberger war: EU¡ hat/ Herr Bräutigam! sol¡ eine Stadt geboren/ Die keiner lei¡tli¡ wa#/ an Wol‰and/ gibt bevor; Darau# ein Fremdling ›¡/ mit S¡merzen/ hat verloren/ Und wüns¡t/ daß ›e/ dafür/ verbleib' in ‰ätem Flor. De# Stammen# guter Nam von mehr al# hundert Jahren/ Und selb‰ au¡ euer Gei‰/ die Sitten und Manier/ Die zwungen man¡e# Bild von glei¡en Anmut#-Wahren/ Zu seufzen/ daß e# mö¡t/ ein‰/ werden eure Zier. Wa# hil]#? E# war für Eu¡ wa# Fette# aufbehalten An einem andern Ort/ wie die Erfahrung lehrt; Drum ließ Eu¡ euer Glü¿ ni¡t alten na¡ erkalten Jn euerm Vatterland/ war't Jhr glei¡ da geehrt. Jhr müßet bre¡en au#/ und unsre Nori# s¡auen/ Wie ihre Pegni” mehr/ al# Mayn und Rhein/ ihr nü”t.| Da euer Sinn/ viellei¡t/ mehr/ al# auf s¡öne Frauen/ Auf da#/ wa# Klugheit bringt der Jugend/ war erhi”t. Vermutlich war der Bräutigam ein Angehöriger der adligen Schaffhausener Familie Peyer von Flach und Haslach, deren berühmtestes Mitglied der Arzt und Professor Johann Conrad Peyer (1653-1712) war; zu ihm s. Zedler. Bd. 27 (1741), Sp. 105f.; ADB. Bd. 25 (1887), S. 568 (A. Hirsch). Nach Zedler (a.a.O.) lebten Mitglieder der Familie auch in Nürnberg, was von Will. Bd. 3 (1757), S. 136f. (Artikel zu dem Juristen und Politiker Isaac Peyer von Flach und Haslach, dessen Vater Johann Peyer hieß), bestätigt wird. Auch die Fortsetzung der zitierten Passage in Majers Gedicht paßt dazu:
Gedicht 264, 1680
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Gewiß ihr würdet do¡ darüber ni¡t zu s¡anden/ Hätt' Eu¡ s¡on/ wie ges¡i¡t/ beneben# angesport/ Ein Beyspiel/ vorgespielt von zweyen Blut#verwandten/ Die lie[en/ dur¡ die Lieb/ hier in den Glü¿e# Port. Der Dritte seyd Jhr nun/ und zwar dem e# gelungen/ Jm dritt- und hö¡‰en Grad/ al# Jhr verlangen könnt. Beweiskraft aber hat der folgende Vers in Majers Gedicht, der auf den Herkunftsort des Bräutigams anspielt: So hau‰/ wie pflegt ein S¡af/ mit einem S¡af/ zu hausen/ Im Druck hat Birkens Gedicht keine Überschrift, und der angehängte Zweizeiler ist so angeordnet, als handelte es sich um die Verse 15 und 16. Hinter dem Wort "Na¡bar" folgen fünf waagrechte Striche; die Namensunterschrift ist wie im Manuskript freigestellt. Sie und die Wörter "Insel-Thal" (v. 1), "Linden" (v. 3) und "Pegni”" (v. 4) sind typographisch hervorgehoben, der erste Buchstabe ist als Initiale ausgeführt, was besonders weiten Einzug der Verse 2 und 3 zur Folge hat. Sonst gibt es nur kleinere Abweichungen der Orthographie und Interpunktion. 1-4 J¡ seh, wie ehmal# dort im Jnsel Thal, ~ Unfern seh i¡ der Pegni” Rinne-Saal.] Die nähere Umgebung der neuen (seit dem Sommer 1680) Wohnung Birkens erinnert ihn – der Linden wegen – an die Pegnitz-Halbinsel vor der Stadt, den ersten Treffpunkt der Pegnitzschäfer und Schauplatz der Handlungen in zahlreichen bukolischen Gedichten und Eklogen der früheren Jahre. Der Ausdruck "Rinne-Saal" (statt 'Rinnsal') dürfte gewählt worden sein, um den Fluß als Wohnort der Nymphen erinnerlich zu machen. – 5-8 La‹t jene Zier dort außen werden kahl: ~ Komt, Hirten, dann und ›ngt mit mir einmal!] Gegen die im ersten Quartett und zu Beginn des zweiten bekundete Vergänglichkeitserfahrung wird das Bewußtsein der zeitüberdauernden Kraft der Poesie gesetzt und aus ihr die Aufforderung zum Singen an die Mitschäfer abgeleitet; diese führt zu den Glückwünschen in den beiden Terzetten hin. – U der jüng‰ hier pla” gewann] Ende 1676 war Birken in Nürnberg umgezogen (II.349-354; PBlO.B.2.1.10, 150(15)vPBlO.B.2.1.2, 152(1)v). Nach Kröll (II.354, Anm. 1) war die neue Wohnung in der Nähe der Sebalduskirche, heute Hauptmarkt 26. Daß Birken im Sommer 1680 erneut umgezogen war, hat er Magnus Daniel Omeis im undatierten Schreiben PBlO.C.24.30.3, das sich sicher dem 3.7.1680 zuordnen läßt, mitgeteilt: De‹elben angenehme# i‰ mir dur¡ Bringern diß, unsern wehrten Jrenian, wol eingelanget, aber eben da i¡ im Werk ware, meine Hütte zu verwe¡seln: da i¡ unserer Pegni” näher ru¿e, und forthin, solang mein Gott will, den Lindenpla” der Kir¡e zum Heiligen Gei‰ bewohnen werde: darbei ho[end, dieser so genannte Kir¡of, der mi¡ von meinem Vierten Jahr al# jungen Exulanten erzogen und 12 Jahre lang bewirtet hat; sic redit ad phylam qui fuit ante suus. J¡ beri¡te aber diese#, zu meiner Ents¡uldigung, da i¡ ni¡t so pünktli¡ antworten kan, al# billig ges¡ehen solte.
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Birken war durch diesen letzten Umzug in die Nähe der oder gar in die Wohnung seiner Kinderjahre zurückgekehrt. Sein Vater war Diakon an der Spitalkirche zum Heiligen Geist gewesen. Birken hatte dort von der Ankunft der Familie in Nürnberg im Juni 1629 an bis zum Tod des Vaters im Mai 1642 gelebt; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 1, 16, 22. In Omeis' Antwortschreiben vom 5.7.1680 (PBlO.C.248.23) heißt es mit Bezug darauf: "Jndeßen gratuliren Diana und Damon zur neuen wohnung, und wüns¡en, daß ›e eine gesunde, ›¡ere und liebli¡e wohnung seyn möge; und daß Floridan müße gesegnet seyn, wann er au#gehet, gesegnet, wann er eingehet!" Auf Briefadressen sind Wohnanschriften sehr selten. Im Adressenfeld des Briefes von Magnus Daniel Omeis vom 21.1.1681 (PBlO.C.248.27) heißt es: "Auf dem Spitalkir¡hof abzugeben."
Text 265: Auf die Neubrunner-Mühlis¡e Ho¡zeit. S. 147 Gedicht 1: T1 265.] fehlt – 1 Neue] Endungs-e aus einem Buchstaben mit Oberlänge überschrieben – 2 der] Kürzel Gedicht 2: 2 etc. etc.] Kürzel mit Punkt (2x) – A Verse] V / – U andern] mit der-Kürzel Diese wie Gedicht Nr. 264 undatierte Eintragung läßt sich gleichwohl zeitlich eingrenzen: Das Gedicht Nr. 264 war zum, d. h. kurz vor dem 12.7.1680 entstanden; Anlaß zur Verfertigung der unter Nr. 266 subsumierten Gedichte war eine Hochzeit am 26.7.1680. Während der zwei Wochen dazwischen müssen das Epigramm (Gedicht 1) und das fragmentarisch repräsentierte Gedicht 2 entstanden sein. Eine exaktere Datierung ermöglicht auch die gedruckte Sammelgratulation nicht, welche die beiden Texte Birkens enthält: E# will | der | Neue Brunn | die | liebe | Mühle | treiben: | Diß ma¡t | die Hirten-S¡aar | der Pegni” | Wüns¡e s¡reiben. | Nürnberg | im 1680‰en Chri‰Jahr | im Heumonat. (S. Stauffer, 2007, S. 1063f.) Der Druck enthält außer dem Epigramm, das als Titel der Sammlung fungiert und sich dort nur in Orthographie und Interpunktion vom Manuskript unterscheidet, und dem im Manuskript mit den beiden Anfangsversen repräsentierten Gedicht Birkens ([):(ij]r) je einen Beitrag von Martin Limburger (an Andreas Ingolstetter gerichtet), Johann Gabriel Majer (an den Bräutigam gerichtet), Johann Leonhard Stöberlein, Georg Arnold Burger, Johann Conrad Einwag und Christoph Adam Negelein (an das Brautpaar gerichtet). Alle Gedichte sind mit den Ordensnamen der Verfasser unterzeichnet. Daß das Titel-Epigramm von Birken verfaßt ist, wissen wir durch das Manuskript. Aus Birkens und Limburgers Gedichten geht hervor, daß die Braut eine verwaiste Nichte Ingolstetters, eine Tochter seiner Schwester war und von ihm und seiner ersten Frau Helena – die seit 1674 als Philinde dem Blumenorden angehörte (s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 446) – aufgezogen worden war. Das Gedicht Majers läßt darauf schließen, daß der Bräutigam Kaufmann war. Birkens Gedicht hat folgenden Wortlaut:
Gedichtgruppe 265, 1680
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m! GOTT thut ja no¡/ wa# er zuvor gethan: Er nimmet ›¡ der feinen Seelen an. Legt in die Erd ›¡ s¡on die Mutter nieder: GOTT gibet ›e im wehrten Vettern wieder/ der in dem Kind die traute S¡we‰er liebt/ die Bruder-Treu an ihrer To¡ter übt. Wo E‰her i‰/ ein Mardo¡ee ›¡ findet. Zum Waisen ward sein redli¡# Herz entzündet. Filind' und Er ›e nahmen in die Pfleg/ und wiesen Jhr den Gott- und Tugend-Weg. Diß ging voran: solt folgen ni¡t da# andre/ daß man zu Glü¿ dur¡ fromme Sitten wandre? Sie war je wol ein Kind von guter Art/ da# s¡öne Kind. An Jhr hat ni¡t# gespart GOTT und Natur. Nun findet ›¡ der Segen/ der gern ›¡ pflegt der Tugend zuzulegen. Ein Neuer Brunn gie‰ ›¡ von Himmel au#. Ein treuer Freund führt Sie/ al# Braut/ zu Hau#/ die bä‰e Seel. J¡ wüns¡' Jhr Glü¿ zum Glü¿e. O]/ wann i¡ sah die angenehme Bli¿e/ den sü‹en Mund/ die holde Freundli¡keit: i¡ da¡t/ diß Bild wird krönen GOtt und Zeit. So sey e# nun! So komme dann vom Brunnen/ der alle# quillt/ ein Freuden-Strom gerunnen/ ein Gnaden-Meer! Sie i‰/ ›e i‰ e# wehrt. GOtt Jhnen geb/ wa# Jede# selb‰ begehrt! So wüns¡et herzli¡ Floridan. Das Epigramm 1 hat Versform, Kadenzen- und Reimfolge mit den Epigrammen Nr. 68.2, 68.3, 68.5, 68.6 und 257 (2. Bestandteil) gemeinsam.
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Text 266: Da# Emblematis¡e EheBette dem WolEdlen Paar Verlobten Silvano und Sirene gewidmet. 26 Julii. S. 147 T1 266.] fehlt – T4 26 Julii.] 26 Jul. (oberhalb von T2 EheBette] – U1 Folio] Fol. – A Verse] V / –A Mense Julio.] M. Jul. Die Art der Eintragung reklamiert Autorschaft Birkens für das gesamte so betitelte Werk und behauptet weiterhin, in diesem seien 196 eigene Verse enthalten. Das von Birken in dieser abgekürzten Form im Arbeitsbuch fixierte Werk ist gedruckt worden: Emblematis¡e# | EheBette: | Dem WolEdlen Paar Verlobten | Silvano und Sirene/ | Jn den Nori#-Gefilden | Zubereitet | Von | Floridan. | Jm M DC LXXX HeilJahr. | Nürnberg/ | Gedru¿t bey Wolfgang Mori” Endter/ und Johann | Andreae Endter# Sel. Söhnen. (S. Garber, 1974, S. 390; Stauffer, 2007, S. 1064-1066.) Die Ekloge ist anläßlich der Hochzeit Jacob Wilibald Hallers von Hallerstein (1654-1710) mit Anna Catharina Rieter von Kornburg (1659-1739) entstanden, wie die Widmung auf der Rückseite des Titelblatts anzeigt (s. zu Gedicht Nr. 168). Biedermann, 1741, nennt den Bräutigam in Tab. CXL Jacob Wilibald und in Tab. CXLI Hanß Wilibald. Als Hochzeitstermin nennt er – entsprechend zu Birkens Datumsangabe in T4 – den 26.7.1680. Die Braut war eine Tochter Paul Albrecht Rieters, des ehemaligen Schülers, und die Widmung erfolgt "Dur¡ | die Dien‰-Hand | Jhre# Ergeben‰en | Floridan#", was abermals alleinige Autorschaft Birkens anzeigt. Teilnehmer am Hirtengespräch in der Ekloge sind Amarillis, Silvia, Fillis, Sirene, Silvano, Lilidor, Lucidor und Kloridan. Mit Silvano und Sirene werden die Brautleute bezeichnet. Die anderen Namen bezeichnen nach Birkens eigener Aussage (s. u.) Nürnberger Patrizier; Stauffers Überlegungen zu diesen Namen (S. 1064) – von ihm ohnehin als sehr unsicher gekennzeichnet – werden damit gegenstandslos. Die Namen Amarillis und Lilidor sind als Hommage an Anna Maria Paumgartner (Amarillis) und Christoph Fürer (Lilidor) gedacht (s. u.). Omeis hat beide Personen zusammen mit dem Baron Ferdinand Adam Pernauer von Perney im Schreiben vom 18.6.1680 zur Aufnahme in den Pegnesischen Blumenorden vorgeschlagen; s. zu den Gedichten Nr. 267-269. Aus diesem Schreiben geht hervor, daß Christoph Fürer und Anna Maria Paumgartner planten, zur bevorstehenden Hochzeit Gratulationen zu verfassen: die dritte person i‰ Mademoiselle Paumgärtnerin, Jhrer woladligen herrli¡keit herrn Paumgärtner# in der Zißelgaßen, al# Scholarchae, älte‰e Jungfrau To¡ter, wel¡e ni¡t allein einen sehr zierli¡en Teuts¡en Brief, sondern au¡ ein sehr hurtige# Gedi¡t s¡reibet; derglei¡en ›e au¡ zu Monsieur Haller# und Mademoiselle Rieterin ho¡zeit (wie i¡ s¡on einen hall davon gehöret) dör[te dru¿en laßen. Sie nennet ›¡ in ihren Briefen und Gedi¡ten Amarilli#. Birken hat diesen Brief am 20.6.1680 erhalten und laut Beantwortungsvermerk am 3.7.1680 reagiert. Auch wenn der Brief PBlO.C.24.30.3 undatiert ist, lassen inhaltliche Kriterien doch keinen Zweifel daran, daß es sich bei diesem Schreiben um Birkens Antwort handelt (s. zu Gedicht Nr. 267). Birken erwähnt in diesem Schreiben weder die bevorstehende Hochzeit noch dafür geplante Gratulationsdich-
Gedicht 266, 1680
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tungen. Im Brief vom 5.7.1680 reagiert Omeis auf die von Birken erklärte Bereitschaft, seinem Vorschlag bezüglich der Neuaufnahmen zu entsprechen. Hier lautet die einschlägige Passage: Überdiß haben im vertrauen, iedo¡ mit sonderbarer höfli¡keit, und ohn einige vors¡reibung, Mademoiselle Paumgärtnerin [...] und Monsieur Fürer gegen mi¡ geda¡t, daß e# ihnen sehr lieb wäre, wann die völlige Erklärung und Namzulegung, no¡ vor der Rieter-hallerischen ho¡zeit-Feyer ges¡ehen könte: zu derer ›e beede, al# neue Gesells¡a[t#-Mitglieder, ihre Wuns¡gedi¡te wolten beitragen. Birken erhielt dieses Schreiben am 7.7.1680 und beantwortete es laut entsprechendem Vermerk am 10.7.1680. Aufgrund inhaltlicher Kriterien ist der undatierte Brief PBlO.C.24.30.4 als diese Antwort identifizierbar. Diesmal gibt es reichlich Informationen zur geplanten Gratulationsekloge. Eingangs heißt es: Au# de‹elben angenehmer Wieder-Antwort habe i¡, wa# da# würdig‰e neue Gesells¡a]er-Kleeblat belanget, ferner die Nottur] ver‰anden. Ni¡t allein ie”ige Unmuße, da i¡, neben der Wohnung-einri¡tung, au¡ für Monsieur Haller# und seiner Edel-S¡önen Sirene ein Myrten-Hirtengedi¡t zu verfärtigen habe, ma¡et mir s¡wer, re¡t-an‰ändige Blumen aufzu su¡en [...]. Im weiteren Verlauf des Briefes kommt Birken noch einmal auf die Ekloge zu sprechen: Jnde‹en bleibt e# mit dem er‰en und lezten Namen fe‰ ge‰ellt; [Dafnis für Pernauer und Amarillis für Fräulein Paumgartner] von den mittleren zweyen wird lei¡tli¡ einer zu erwehlen seyn: [Namensvorschläge für Fürer] und können also diese zwey Le”eren, [Fürer und Fräulein Paumgartner] unter sol¡en Namen, ihren s¡önen Glü¿wuns¡ | bei ob-erwehnter EhrenHo¡zeit auftreten la‹en. J¡ habe der WolEdlen Jungfrau Ho¡zeiterin vor unläng‰ ein Hirtengedi¡te hierzu verspro¡en, da# aber iezt, bei der Unmuße und darzu in den heißen diebus canicularibus, s¡wer fließet. J¡ werde vom Klo‰erleben anheben, und e# auf ein Emblematis¡e# Hau#wesen hinau#spielen, aber mei‰ gei‰li¡. der fürtre[li¡e Damon wird au¡ üm beitrag seiner s¡önen Gedanken, neben den andern Pegni”S¡äfern 〈gebeten〉: und können sol¡e entweder dem S¡äfergedi¡t einverleibet, oder hiean gehängt werden. J¡ führe Patritien al# Hirten ein, wie in dem Verliebt-geliebten Sireno, und werden darunter au¡ Amirilli# und Hyacintho benenntet: die Verlobten heißen Silvano und Sirene. Diese Formulierungen zeigen, daß Birken der Braut die Anfertigung einer Gratulationsekloge versprochen hatte. Da im vorhergehenden Brief davon noch keine Rede war, darf man annehmen, daß die Beauftragung zwischen dem 3. und 10.7.1680 erfolgt ist. Darauf deutet auch die Formulierung "vor unläng‰". Stauffers These (S. 1065), daß die Ekloge "bereits einen Monat vor der in ihr gefeierten Eheschließung konzipiert" worden sei, ist somit eher zweifelhaft. Birkens Angabe im Arbeitsbuch, "Mense Julio.", dürfte korrekt sein. Konzeption und Abfassung der Ekloge sind also unter größtem Zeitdruck erfolgt. Birkens Vorschlag, Omeis möge auch ein Gratulationsgedicht zur Hochzeit abfassen, scheint dieser nicht aufgegriffen zu haben. Es gibt zwar die von Birken erwähnte Gemeinschaftspublikation der Pegnitzschäfer zu dieser Hochzeit, Omeis zählt aber nicht zu den Beiträgern: Glü¿-wüns¡ender |
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Ehren-Zuru[/ | wel¡en/ | zu den Ho¡zeitli¡en Ehren-Fe‰/ | deß Prei#-würdig-verliebten Paar#/ | SYLVANO | und | SJRENEN/ | Zu Bezeugung ihrer Dien‰-Ergebenheit/ | mit-freudig gewidmet/ | e”li¡e Blumengeno‹en an der Pegni”. | Nürnberg/ | Gedru¿t bey Andrea# Knorzen | Jm 1680‰en Chri‰-Jahr. (S. Stauffer, 2007, S. 1066.) Birken schlägt in seinem Schreiben zwei Namen für Fürer vor: Hyacinthus oder Strefon. Wie aus Omeis' Schreiben vom 13.7.1680 (PBlO.C.248.24) hervorgeht, bevorzugte dieser aber den Namen Lilidor (s. zu Gedicht Nr. 267). Birken hat diese Namensänderung in seiner Ekloge noch berücksichtigen können. In der Ekloge werden zwei Gedichte den Neuaufzunehmenden zugeordnet, Amarillis das Gedicht 6, Lilidor das Gedicht 7 (s. u.). Auch wenn die zitierten Briefpassagen den Eindruck erwecken, als sei nicht von Beiträgen zu Birkens Gratulationsekloge die Rede ist, sondern von eigenen Glückwünschen der beiden Kandidaten – als solche waren sie anfangs sicher auch gedacht –, läßt sich doch nachweisen, daß die beiden Lilidor und Amarillis zugewiesenen Gedichte in der Ekloge auch von ihnen verfaßt worden sind (so auch Stauffer, 2007, S. 1064). Denn das Amarillis zugeordnete Gedicht hat sich in einer handschriftlichen Fassung im Ordens-Archiv neben einigen anderen Gedichten und einem Brief von ihr erhalten (s. zu Gedicht Nr. 268). Karl F. Otto hat das Manuskript ediert und in einer Anmerkung der Rieter-Hallerschen Hochzeit zugeordnet, allerdings ohne Kenntnis der Druckfassung; s. Otto, 1995, S. 338 und S. 341, Anm. 20; s. auch Jürgensen, 1994, S. 93. Für eine Verfasserschaft der Aufzunehmenden spricht zusätzlich Birkens Verszahlangabe zu Text Nr. 266. Die Ekloge enthält neun Verspassagen unterschiedlichen Umfangs: 1) "Dort/ wo von O‰en her der Pegni” Silber spielet" ( ):(ijr), 4 Verse. 2) "MEns¡! bes¡au di¡ in dem Gra#." ( ):(ijv/):(iijr), 80 Verse; acht, nicht, wie Stauffer, S. 1065, fälschlich angibt, sechs Strophen. 3) "Saget mir ja ni¡t# vom Freyen:" ( ):(iijr), 2 Verse. 4) "E¡o! merk auf unsre Sage:" ( ):(iijr), 16 Verse. 5) "Cur der Wunden/ die mi¡ s¡mer”en! sey mein Arzt und Arzeney!" ( ):(iijv), 10 Verse. 6) "So i‰ dir/ wehrt‰e Braut/ der Vorsa” ganz vergangen/" ( ):(iiijr/v), 28 Verse. 7) "Der kleine Liebe#-Gott/ der ›¡ Cupido nennet/" ( ):(iiijv/[):(v]r), 60 Verse. 8) "Dort/ wo der Pegni”Strand ein grüne# Ufer le¿et/" ([):(v]r), 32 Verse. 9) Glü¿wuns¡ ("Himmel! s¡irme unsren Großen/") ([):(vj]v), 36 Verse. Zusammen sind das 268 Verse. Hinzu kommen einige mit ihren deutschsprachigen Anteilen meist in Reimbindung untereinander stehende deutsch-lateinische Emblemsprüche ([):(v]v-[):(vj]v). Wenn man nur die deutschsprachigen Bestandteile der Emblemsprüche zusammenzählt, wobei der Spruch "Zum Bette, zur Grab‰ette" ([):(v]v) als Zitat nicht berücksichtigt werden darf, kommen 16 Verse hinzu. Insgesamt zählt die Ekloge dann 284 Verse. Die Gedichte 2, 5 und 8 waren schon früher entstanden: Das Gedicht 2 steht in der Sammlung S. v. B. Todten-Anden¿en und Himmel#-Gedanken oder GOTTES- und Tode#-Gedanken (PBlO.B.3.3.1, 213r-215r) und war 1672 auch schon gedruckt worden, mit allen elf
Gedichte 266 und 267, 1680
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Strophen der Manuskriptfassung (s. Stauffer, S. 809f.), Gedicht 5 ist das Gedicht Nr. 168 der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte, und das Gedicht 8 steht in einer Gruppe von Eintragungen der frühen fünfziger Jahre in der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder (PBlO.B.3.1.1), 80v-81r (s. Stauffer, S. 1065f.). Daß Birken auf Älteres zurückgegriffen hat, wird dem Zeitdruck, unter dem die Ekloge entstand, geschuldet sein. Wenn man nun annimmt, die Angabe "196 Verse Mense Julio." würde sich auf die im Juli 1680 neu entstandenen Verse beziehen, ergibt sich folgende Rechnung: 284-122=162 bzw., wenn man davon ausgeht, daß die Gedichte 6 und 7 nicht von Birken stammen: 284-122-88=74. Beide Ergebnisse stimmen nicht mit Birkens Angabe überein. Zieht man aber von der Gesamtzahl der Verse nur die Verse der beiden Amarillis und Lilidor zugeordneten Gedichte 6 und 7 ab, ergibt sich: 28488=196. Das entspricht genau Birkens Angabe. Die Datierung "Mense Julio" bezeichnet also nur den Monat der Abfassung der Ekloge insgesamt; sie besagt aber nicht, daß alle Verse Birkens in dieser Ekloge auch in diesem Monat entstanden wären. Unberücksichtigt bleibt bei dieser Rechnung allerdings, daß auch einige Emblemsprüche Lilidor und Amarillis zugeordnet sind. Der Birken-OmeisBriefwechsel läßt nicht erkennen, wie die Gedichte von Lilidor und Amarillis in Birkens Hände gelangt sind.
Text 267: der LIII Blumgeno#-S¡äfer Herr Ferdinand Adam Pernauer, Baron de Perney. Dafni#. Blume: die Ba›lie. Spru¡: Ho¡benamt und Wolrie¡end. S. 148 T1 267.] fehlt – T3 de] đ – T5 Blume:] Bl. – T6 Spru¡:] Spr. – 1-4] gestrichen und weithin unleserlich – A1 unctus.] mit -us-Kürzel; danach eine Anmerkung mit vorgesetztem b) gestrichen – A2 links auf dem Rand; Einfügungszeichen davor und am Ende der gestrichenen Anmerkung c) (zweite Anmerkungszeile) – A3 d) à ∆άφνη, Laurus] rechts hinter der gestrichenen zweiten Anmerkungszeile; Laurus (mit -us-Kürzel) mit vorgesetzter eröffnender Klammer oberhalb der Zeile Das Gedicht, das Birken später durch das Epigramm Nr. 272 ersetzt hat, entstand anläßlich der Aufnahme des protestantischen österreichischen Freiherrn Ferdinand Adam Pernauer von Perney (16601731), eines Mitgliedes einer Exulantenfamilie, die sich im oberpfälzischen Sulzbach niedergelassen hatte (s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 520-524; Schnabel, 1992, S. 127 (Anm. 403), 509; Jürgensen, 2007, S. 508-511), in den Pegnesischen Blumenorden im August 1680. Die Gedichte Nr. 267-269 und Nr. 271-273 haben einen gemeinsamen Entstehungshintergrund. Am 18.6.1680 schrieb Magnus Daniel Omeis aus Altdorf an Birken (PBlO.C.248.22): Son‰en hab i¡ ni¡t verhalten können, wie daß etli¡e personen vorhanden, die ›¡ glü¿seelig s¡ä”eten, in unsre mehr-wollöbli¡-geda¡te pegni”-gesells¡af] eingenommen zu werden; al# Tit. herr Ferdinand Adam Pernauer, Freyherr von Perney; wel¡er vor etli¡ wo¡en von Jhrer Gnaden seinem herrn vatter, einem fürtre[li¡-gelehrten Cavallier, von Regen#purg, über Nürnberg, na¡er Altdorf geführt, und mir in# hauß und
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am Tis¡ anbefohlen worden. Er i‰ ein herr von 20 Jahren, ni¡t allein sehr erfahren in Philosophicis, au¡ Lateinis¡er, Franzö›¡er und Wels¡er Spra¡, sondern s¡lägt eine tre[li¡e Lauthe und s¡reibt ein sehr s¡ön teuts¡e# gedi¡t; hat au¡ einen großen fran”ö›s¡en Roman unter handen, den er in# Teuts¡e überse”t, davon mit ne¡‰en etli¡e Bü¡er o[entli¡ an# Lie¡t tretten werden. Darna¡ trägt glei¡e# verlangen in die Löbli¡e Gesells¡af] zu kommen Monsieur Fürer, au¡ mein Convictor, Jhrer woladligen herrli¡keit herrn Chri‰of Fürer# älti‰er Sohn, gewißli¡ ein sehr noble# Subjectum, wel¡e# neb‰ andern studiis elegantioribus, ein s¡ön Latein- und Teuts¡e# Reimgedi¡t s¡reibet; derglei¡en ni¡t wenig mir von ihme gezeiget worden. die dritte person i‰ Mademoiselle Paumgärtnerin, Jhrer woladligen herrli¡keit herrn Paumgärtner# in der Zißelgaßen, al# Scholarchae, älte‰e Jungfrau To¡ter, wel¡e ni¡t allein einen sehr zierli¡en Teuts¡en Brief, sondern au¡ ein sehr hurtige# Gedi¡t s¡reibet; derglei¡en ›e au¡ zu Monsieur Haller# und Mademoiselle Rieterin ho¡zeit (wie i¡ s¡on einen hall davon gehöret) dör[te dru¿en laßen. Sie nennet ›¡ in ihren Briefen und Gedi¡ten Amarilli#. Monsieur Fürer nennet ›¡ Filidor. wollen aber gan” ni¡t# vors¡reiben; wie dann der herr Baron gern und willig den jenigen Namen annehmen wird, womit er von dem würdig‰en Oberhaubt wird | getau[et werden. Glei¡wie nun diese Triga, meinem ohnmaßgebli¡en Bedunken na¡, unserer mehrgeda¡ten Löbli¡en Gesells¡af] merkli¡en glan” und aufnehmen würde zuziehen, Sie au¡ deßwegen ihr große# verlangen geziemend bei mir angebra¡t, und mi¡ ersu¡et, bei unsern ho¡berühmte‰en Oberhaubt einen fürspre¡er abzugeben; also ho[e i¡, im unterdien‰li¡en vertrauen gegen meinen ho¡wehrten Patron, Sie werden diese meine recommendation ni¡t laßen vergebli¡ seyn, sondern mi¡, so bald und fügli¡ e# seyn mag, dur¡ eine kurze Antwort großgün‰ig beri¡ten, ob dieser dreyen personen verlangen, könne deferiret werden oder ni¡t? Birken hat dieses Schreiben laut entsprechendem Vermerk am 20.6.1680 erhalten und darauf notiert: "Hierinn werden 3 Gesells¡a]er al# Dafni#, Amarilli# und Filidor dem Orden angetragen." Der Ansehensgewinn, den die Aufnahme gleich mehrerer Standespersonen bedeuten würde, muß ihm sehr eingeleuchtet haben: Seine Antwort an Omeis erfolgte laut Beantwortungsvermerk am 3.7.1680. Inhaltliche Kriterien erweisen das undatierte Schreiben PBlO.C.24.30.3 als diese Antwort. Die die Aufnahme betreffende Passage lautet: Da# übrige, quod tamen hâc vice palmarium esto, nämli¡ da# Verlangen dreyen ho¡-vornehmer Edlen Personen, in wollöbli¡ besagte unsre Blum-geno#s¡a] ho¡- und ansehli¡ einzutretten, habe i¡ mit sonderbarer | Vergügung vernommen: ni¡t so sehr aber für mi¡, al# der i¡ etwan bald zu unsrer Heiligen Pa‹ion#blume gen Himmel abwandern werde, al# weil dadur¡ unser S¡äfer-Orden ho¡ wird gezieret werden, und i‰ hier eine Baroneße, die viellei¡t au¡ bald eintretten mö¡te. Habe i¡ no¡ etwa# Leben, so wolte i¡ mir fa‰ getrauen, wann no¡ ein paar Jllu‰re# herzu treten solten, einen Für‰en de# Rei¡# dahin zu gewinnen, daß Sie unser Dur¡leu¡tig‰e# Ober-Haupt würden. Mit dem PalmOrden ‰ehet e# iezt wieder mißli¡, der sein Dur¡leu¡tig‰e# OberHaupt verlohren, und wol lang haupt-lo# bleiben mö¡te: weil man in Sa¡sen hiermit opinia‰riret, und e# keiner übernehmen, glei¡wol au¡ keinem auser-Sä¡›s¡en gönnen will. Mais a
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propós! für Tit. MonSeigneur Baron von Perney, wird der Name Dafni# der s¡i¿li¡‰e seyn, (maßen i¡ ihn au¡ seither für einen Jllu‰rem aufgesparet) maßen derselbe von den Pastoribus Siculis, wie bey Scaligero zu lesen, weil er der er‰e und geehrt‰e S¡äfer gewesen, na¡ seinem Tode vergöttert worden. Monsieur Fürer und Mademoiselle Paumgartnerin, können ihre erwehlte s¡öne beyde Namen behalten. Für den Er‰en hätte ›¡ da# Lorbeerkraut ges¡ü¿et; aber die Seelige Dafne hat e# bereit# hinweg. J¡ werde, sobald i¡ und meine Bü¡er, et inter illos Matthiolus, wieder zusammen kommen, etwa# au#su¡en und ehi‰mögli¡ beri¡ten, und sodann die Bänder bes¡leunigen la‹en. Das dritte Oberhaupt (seit 1667) der Fruchtbringenden Gesellschaft, Der Wohlgeratene, Herzog August von Sachsen, war 1680 gestorben. Der Reichsfürst, an den Birken als potentielles neues Oberhaupt der Pegnitzschäfer gedacht hat, dürfte Herzog Anton Ulrich gewesen sein. Das durch die Umzugswirren noch nicht aufgefundene Botanikbuch dürfte eine der zahlreichen Ausgaben des "Kreutterbu¡#" des italienischen Arztes Petro Andrea Mattioli (1501-1577) gewesen sein, dessen deutsche Ausgaben von dem Nürnberger Arzt und Botaniker Joachim Camerarius d. J. (1534-1598) erweitert worden sind. Birkens Ausführungen irritieren teilweise. Denn den Namen Dafnis hatte Birken keineswegs "aufgesparet", sondern 1677 an Philipp Jacob Oswald, Freiherrn von Ochsenstein vergeben. Diesem hatte Birken auch das "Lorbeerkraut" als Blume zugeteilt. Das geht aus einem Druck hervor, der in Birkens Archiv erhalten ist: PBlO.C.283.10; s. auch zu Gedicht Nr. 273. Omeis reagierte am 5.7.1680 (PBlO.C.248.23). Zum Thema der Aufnahme der von ihm Vorgeschlagenen schreibt er: also hat mi¡ da# le”ere ho¡wehrte S¡reiben ni¡t weniger erge”et; indem i¡ vernommen, daß der Theure Floridan meine wenige recommendation so großgün‰ig angesehen, und herrn Baron von Perney, Mademoiselle Paumgärtnerin und Monsieur Fürern so willfährig den Eintritt in unsre Löbli¡e Blumgesells¡af] ge‰atten wolle. E# hat geda¡te# kleeblat sol¡e ho¡geneigte Erklärung mit s¡uldig‰em dank und freudig‰em gemüte, dur¡ mi¡, vernommen; und erfreut ›¡ insonderheit der herr Baron de# s¡önen Namen# Dafni#, der ihme solle zugelegt werden. Monsieur Fürer aber (wel¡er, al# i¡ damal# ges¡rieben, abwesend | ware, und mir do¡ vorher viel mit dem Namen Filidor unterzei¡nete Reimgedi¡te vorgewiesen) will ›¡, ne¡‰ unterdien‰li¡er Empfehlung, glei¡ dem herrn Baron, Ewer Excellenz ho¡ver‰ändigem arbitrio gan” und gar unterwerfen, und ›¡ gerne mit einem andern Namen taufen laßen, weil er den Namen Filidor, auß etli¡en ni¡t unwi¡tigen Ursa¡en, gesonnen i‰ wegzulegen. Son‰en i‰ sein vornahm allein Chri‰of; wel¡er prophezeiet, daß er in der vorhergehenden herren Chri‰of-Fürern, lauter tap[erer Leuthe, fu߉ap[en tretten werde. Überdiß haben im vertrauen, iedo¡ mit sonderbarer höfli¡keit, und ohn einige vors¡reibung, Mademoiselle Paumgärtnerin (wel¡e mit Jhre# herrn vattern herrli¡keit dise Petri-Pauli hier bey un# gewesen) und Monsieur Fürer gegen mi¡ geda¡t, daß e# ihnen sehr lieb wäre, wann die völlige Erklärung und Namzulegung, no¡ vor der Rieter-hallerischen ho¡zeit-Feyer ges¡ehen könte: zu derer ›e beede, al# neue Gesells¡a[t#-Mitglieder, ihre Wuns¡gedi¡te wolten beitragen. Wel¡e# hier zu beliebiger Na¡ri¡t habe mitanfügen wollen.
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Dieses Schreiben hat Birken laut entsprechenden Vermerken darauf am 7.7.1680 erhalten und am 10.7. beantwortet. Es handelt sich um das undatierte Schreiben PBlO.C.24.30.4; die einschlägigen Passagen lauten: Au# de‹elben angenehmer Wieder-Antwort habe i¡, wa# da# würdig‰e neue Gesells¡a]er-Kleeblat belanget, ferner die Nottur] ver‰anden. Ni¡t allein ie”ige Unmuße, da i¡, neben der Wohnung-einri¡tung, au¡ für Monsieur Haller# und seiner Edel-S¡önen Sirene ein Myrten-Hirtengedi¡t zu verfärtigen habe, ma¡et mir s¡wer, re¡t-an‰ändige Blumen aufzu su¡en, sondern au¡ diese#, daß i¡ sol¡e au# alten Kräuterbü¡ern, videlicet Matthiolo und Lonicero aufsu¡en muß, und gehet mir ein neue# ab, darinn die neubelobte und beliebte Blumen zu finden: derglei¡en die Herren Botanici der Wollöbli¡en Univer›tet wol wi‹en, und zweifel#frei au¡ haben, werden, und mö¡te i¡ wol so ein paar Autores mir benennen la‹en, daß i¡ mi¡ damit versehen könte. Für den Edel‰en Dafni# wolte i¡ wol fürs¡lagen die Ba›lie, ein weißblühende# s¡öne# Geru¡-Kraut, mit dem Spru¡, Ho¡benamt und Wolrie¡end: da# Lorbeerbäumlein i‰ uns¡i¿li¡, weil e#, al# i¡ ni¡t ander# weiß, keine Blüte au#wir], man mü‰e dann die Rhododaphne nehmen. Für Monsieur Fürern i‰ mir beigefallen, der Name Hyacinthus; die Blume, die große braune Lilie, al# dieser WolAdeli¡en Familie Wappen#zei¡en, wiewol diese Lilie ni¡t braun oder roht, sondern weiß i‰. Will Er aber seine# seeligen Herrn Vettern de# WolEdlen Spielenden, Namen und Blume Strefon und die Majenblümlein annehmen, würde ›¡ sol¡e# wol thun la‹en, weil die Namen Myrtillu#, Amynta#, Dafni#, Diana etc. au¡ der alten Gesells¡a]ere gewesen. Der angenehmen Edlen Amarilli# könte da# wolrie¡ende Kraut und Blume Amaracu# oder Majoran zu kommen, weil Amara-dulci# oder Jelängerjelieber s¡on vergeben i‰. Oder ob Sie viellei¡t die Blühe von Amarellen, oder von Marillen, Jhr erwehlen mö¡te. E# ›nd aber, die Ba›lie und Majoran, zwei berühmte und Wolrie¡ende Blumkräuter. Amarantu# luteu#, die goldgeele Mattenblume, son‰ Chrysanthemon genannt, mö¡te endli¡ au¡ hieher taugen. J¡ laße diese Edle Herzen selb‰ wehlen, oder etwa# bäßer# erfinden. Jnde‹en bleibt e# mit dem er‰en und lezten Namen fe‰ ge‰ellt; von den mittleren zweyen wird lei¡tli¡ einer zu erwehlen seyn: und können also diese zwey Le”eren, unter sol¡en Namen, ihren s¡önen Glü¿wuns¡ | bei ob-erwehnter EhrenHo¡zeit auftreten la‹en. J¡ habe der WolEdlen Jungfrau Ho¡zeiterin vor unläng‰ ein Hirtengedi¡te hierzu verspro¡en, da# aber iezt, bei der Unmuße und darzu in den heißen diebus canicularibus, s¡wer fließet. J¡ werde vom Klo‰erleben anheben, und e# auf ein Emblematis¡e# Hau#wesen hinau#spielen, aber mei‰ gei‰li¡. der fürtre[li¡e Damon wird au¡ üm beitrag seiner s¡önen Gedanken, neben den andern Pegni”S¡äfern 〈gebeten〉: und können sol¡e entweder dem S¡äfergedi¡t einverleibet, oder hiean gehängt werden. J¡ führe Patritien al# Hirten ein, wie in dem Verliebt-geliebten Sireno, und werden darunter au¡ Amirilli# und Hyacintho benenntet: die Verlobten heißen Silvano und Sirene. [...] J¡ s¡ließe dann, mit dien‰li¡- und s¡ön‰er meiner Empfehlung an da# theurmentionirte Kleeblat, au¡ unser allerseit# in Göttli¡e Ob›¡t. Neben dem bereits im vorangehenden Brief erwähnten Botanikbuch Mattiolis benennt Birken hier seine zweite Quelle für die Auswahl von Blumen für neuaufzunehmende Pegnitzschäfer, das 1557
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erstmals erschienene "Kreuterbu¡" des Adam Lonicerus (1528-1586), von dem sich ebenfalls zahlreiche Neuauflagen im 17. Jahrhundert nachweisen lassen. Omeis' Brief vom 13.7.1680 (PBlO.C.248.24) reagiert auf Birken Ausführungen zu den Namen und Blumen der neu aufzunehmenden Mitglieder: Den ho¡ver‰ändigen und großgeneigten ferneren vors¡lag, so wol der Namen al# Blumen wegen, habe herrn Baron und Monsieur Fürern fürgetragen; deren jener, ne¡‰ unterdien‰li¡er Empfehlung, mit dem namen Dafni# und der Blume Ba›lie, be‰en# zu frieden; dieser aber hat ›¡ tre[li¡ gefallen laßen, die Erinnerung (wel¡e von un# keinem eingefallen) der Lilien wegen, al# der füreris¡en Familie wappenzei¡en; wiewol Mein ho¡geehrter herr Patron ihme die rothe oder braune Lilie fürges¡lagen, weil die weise s¡on vergeben. Nun wäre Monsieur Fürer# hö¡‰e Freude, wann er der weisen könte theilhaf]ig werden: wel¡e# au¡, na¡ meinen wenigen Bedünken, no¡ wol seyn könte. dann i¡ hab auß der Gesells¡af]#rolle ersehen, daß Cleander (al# der Seelige herr hofmann, Rector Gymnasii Elbigensis in Boru‹ia) die weise Lilie geführet: wel¡e nun, weil jener todt, au¡ ›¡ an unsrer Pegni” ni¡t aufgehalten, wol Monsieur Fürer erben könte. Dann weil Mein ho¡geehrter herr disem erlaubet die Majenblüm-|lein von dem Edel-Seeligen Strefon anzunehmen, so i‰# par ratio, daß die weise Lilie, von dem Seeligen Cleander au¡ auf ihn kommen könte. Bittet also mehrgeda¡ter Monsieur Fürer, wo mügli¡, ihme die weise Lilie mitzutheilen; auf derer absehen er au¡ den Namen Lilidor (weil glei¡fall# ein Lilidan in der Löbli¡en Gesells¡af] gewesen) mit großgün‰iger permi‹ion ›¡ erwehlen wolte; dann wann er Hyacinthu# heißen solte, were s¡ier zu rathen, daß er die Blume glei¡e# Namen# führen mögte. Erwartet er also großgün‰ige Erlaubni#, ob er unter dem Namen Lilidor bei in‰ehender Ho¡zeitli¡en Feyer darf auftretten? Mit der wolEdlen Amarilli# hab i¡ indeßen ni¡t gelegenheit gehabt zu reden: die commi‹ion aber mit ihr der Blumen wegen zu conferiren iemand vertrauten aufgetragen. Dieses Schreiben trägt nur einen Empfangsvermerk (14.7.1680), aber keinen Beantwortungsvermerk Birkens. Am 7.8.1680 hat Birken aber an Omeis geschrieben. Diesmal ging es um die Zeremonie der Aufnahme der neuen Mitglieder (PBlO.C.24.30.2). Der Brief wird hier vollständig mitgeteilt: Edler, Ve‰- und Ho¡gelehrter, Ho¡geehrter und sonder# großwehrter Herr und Gesells¡a]er. J¡ erge”e mi¡ an der gewißen Ho[nung, daß diese Zeilen Meinen Ho¡geehrten Großgönner werden in gutem neuem Wol-aufwesen antre[en, wel¡e# Gott auf lang hinau# be‰etige! N䡉 deme habe i¡ mit diesem andienen sollen, daß wegen Besu¡ung de# Hirten-Jrrwäldlein# von hie›gen Herrn Gesells¡a]ern de# BlumOrden# abgeredt worden, daß (zwar sonder Zeit- und Maßgeben) selbige auf n䡉kün]igen Mitwo¡#Tag könne vorgenommen werden, und ›nd hierbey, neben Floridan, denen Fürtre[li¡en neuen Blumgenoßen aufzuwarten ents¡lo‹en, unsre vier wehrti‰e Mercuriales Polyanthu#, Poliander, Jsander und Celadon: A‰erio und Palämon können von Ges¡ä[ten ni¡t abkommen: caeteri (quod in aurem) non desiderantur. Einen andern Tag können diese, wegen der Po‰en, wie au¡ kün]ig propter instantes Nundinas keine Zeit mehr, 〈ni¡t〉 erwehlen. Meine meinung wäre, diß solte ein Blumgenoß-Fe‰ seyn, und die Einnahme oder der Ein-
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tritt dieser theuren dreye damit solenni›rt werden. Derselben Ankun] mü‰e ♂tag abend# ges¡ehen, daß wir folgenden Morgen# von hier abfahren könten. E# wären Jhrer und der Unsern Fünfe, wann viellei¡t die WolEdle Amarilli# ›¡ zu Jhnen gesellet: und würden | verho[entli¡ dero Herrn Vatter# Herrli¡keit mit der Kuts¡en hierzu gun‰fügen. Wir hie›ge hätten un# de# Wehrten Jsander# Kuts¡e zu bedienen: und endli¡, wann e# vonnöten, wird lei¡tli¡ no¡ eine von einem guten Freund zu erhalten seyn, maßen da# Vorhaben au¡ dem wehrten Jrenian per Parentes soll kund gema¡t werden, der dann au¡ eine Stelle zu bekleiden hätte. Wann wir hinau#kämen, und den Jrrwald bes¡auet, wolten wir un# le”li¡ zu dem Baume, darein unsre Namen ges¡ni”et, verfügen, einen kleinen Vortrag thun, und die Einnahme also vornehmen. Wofern damit aufzukommen, wolten wir S¡almeyer und Sa¿pfei[er darzu hinter den Bus¡, oder die so genannte Polnis¡e Pfei[er, be‰ellen, neben einem Knaben, der etli¡e Strophen, zu ieder Handlung, in ein Jn‰rument ›ngen mü‰e. Jeder Gesells¡a]er mü‰e sein Band mitbringen und an linken Arm knüpfen. Die 3 Bänder habe i¡ gegen der zeit zu verfärtigen be‰ellet, die wolte i¡ al#dann der Edlen Diana einhändigen, die solte da# eine der WolEdlen Amarilli# anbinden, und al#dann diese mit Jhr, ›e dem Erleu¡ten Dafni# (also vermeintli¡ mö¡te MonSeigneur Baron zu betiteln seyn, al# S¡äfer) und jene dem WolEdlen Lilidor, Jedem da# seine anbinden. Weil wir ni¡t alle mit dem Gesells¡a]-Kleinod versehen ›nd, da# zu wüns¡en wäre, au¡ der Drey Neuen ihre ni¡t vorzuweisen ›nd, wie glei¡fall# zu wüns¡en wäre, al# kan etwan nur eine# | von unser einem zu dieser Handlung mitgebra¡t und vorgezeiget werden, damit ni¡t# unterbleibe, so hierzu gehörig. Na¡ verri¡ter sol¡er Handlung, könte man ›¡ an die Tafel ma¡en und mittag-mahlen mit den Zähnen. Wir ‰ehen aber an, wie e# damit zu thun, da die Speisen mit ungelegenheit au# dem entfernten Craton#hof müßen dahin gebra¡t werden, und alda au¡ von den S¡naken große Anfe¡tung i‰: we#wegen man viellei¡t gemä¡li¡er in de# fürwehrten Myrtillu# Hau#Gärtlein, oder zu Bu¡, speißen und anbeißen könte. Mein Ho¡geehrter Herr Gesells¡a]er wird dann hiermit dien‰- und freundli¡ ersu¡t, diese# alle#, und wa# etwan son‰ beoba¡tbar, in erwägung zu ziehen, und n䡉 kün]igen Montag, al# übermorgen, Vorberi¡t zu geben, wo mögli¡, wie in allem zu verfahren, daß e# denen ho¡- und fürtre[li¡en Herrn Ankommenden genehm falle. E# wurde au¡ wol kommen, wann MonSeigneur Baron zuglei¡ mit der WolEdlen Amarilli# dur¡ einige Zeilen theil gäbe, we‹en man gesonnen sey, damit Sie zu einem und andern ›¡ färtig halte: dann mir wird e# viellei¡t ni¡t an‰ehen, weil i¡ nie weder Wort no¡ Zeile mir Jhr zu we¡slen anlaß gehabt. do¡ thue i¡ auf alle weise, wa# vonnöten i‰. J¡ empfehle inde‹en allerseit# Göttli¡er Gnadob›¡t, mit s¡ön‰em und dien‰li¡em Gruß an die Edle Diana, au¡ an MonSeigneur Baron und Monsieur Fürer, verharrende auf leben#lang Euer Excellenz TreuErgeben‰er Nürnberg den 7. Augu‰ 1680. dem würdigen Myrtillu# werde i¡ heut au¡ von allen parte übers¡i¿en.
Diener und Gesells¡a]er Floridan.
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Omeis hat am 8.8.1689 umgehend reagiert: PBlO.C.248.34. Da er ausschließlich von Gesellschaftsangelegenheiten handelt, wird auch dieses Schreiben hier vollständig mitgeteilt: WolEdler, Ve‰- und ho¡gelehrter etc. sondern# großgün‰iger und ho¡geehrter herr und Gesells¡af]er! Da# fürtre[li¡-s¡öne S¡reiben muß i¡ in hö¡‰er Eile beantworten, wegen de# wolEdlen Lilidor# Abwesenheit und kurz-ges¡ehener Ankunf]. Beri¡te demna¡ stans pede in uno, na¡ unsrer aller gefaßten S¡luß, daß wir zusamm, geliebt# Gott, übermorgenden Dien‰ag na¡mittag in Nürnberg ers¡einen werden, um dem Mittwo¡#-ange‰ellten Blumgenoß-Fe‰ beizuwohnen. herr Baron hat eine sol¡e Freude darob, daß er dise zwo Nä¡te kaum dafür wird s¡la[en können. Lilidor inglei¡en. Diana, muß i¡ bekennen, i‰ etwa# unpäßli¡ an hu‰en, Strau¡en und anderen Zufällen; do¡ hof] ›e, mit Gott, dur¡zudringen und ›¡ mit anzuhängen. herr Baron hat eben zuglei¡ dur¡ dise Gelegenheit der WolEdlen Amarilli# dur¡ einige Zeilen hievon Beri¡t ertheilet, und ho[et, ›e werde ›¡ so Wehrter Gesells¡af] ni¡t entziehen. Na¡ einer kuts¡en wollen wir un# in Nürnberg s¡on umsehen. Nur wa# die | Mahlzeit anlangt, so gerei¡t an Meinen ho¡geehrten herrn und Patron unser aller unterdien‰li¡e Bitte, Sie wollen, neb‰ unseren wehrte‰en herren Mercurialibus, wo und wie e# Jhnen beliebt, An‰allt ma¡en, und glauben, daß wir unsre S¡uldigkeit ohnfehlbar werden beoba¡ten. Jm Jrr-hayn i‰ dem ungewißen wetter ja ni¡t zu trauen. de# preißwürdigen Myrtillu# Craton#hütten i‰ fa‰ diese unruh au¡ ni¡t anzumuthen. wäre also (do¡ unmaßgebli¡!) rathsam, daß wir zu Bu¡ die gläserne Bü¡er außleseten und umkehreten. Dafni# i‰ gesonnen seine Lauthe mituzführen, und ›¡ hören zu laßen. Diana (gibt Gott Gesundheit) wird mit Zittern und beben da# von dem Theuren Floridan ihr unwürdig-aufgetragene# Amt verwalten, und etwann mit einem paar Reimzeilen so wol der wolEdlen Amarilli#, al#, samt dieser, dem Erleü¡ten Dafni# da# Band umbinden. der hö¡‰e gebe, daß dise# Blumgenoßund Freuden-Fe‰ na¡ allem vergnügen möge abgehen. | Nur no¡-eine# muß i¡ mit großgün‰iger Erlaubni# beri¡ten! J¡ hab s¡on läng‰ gemerket, daß Monsieur Nü”el, Magnifici Domini Ephori Filius, und Monsieur Jm Hof, deßen Contubernalis et Convictor, große# verlangen getragen in die wollöbli¡e Gesells¡a[t eingenommen zu werden; und weil ›e, nescio unde, forsan ex ingenti Recipiendorum gaudio, vernommen, daß biß Mittwo¡, will# Gott, bewu‰e# Fe‰ solte vorgenommen werden; al# haben ›e ›¡ mit grö‰er Bes¡eidenheit vernehmen laßen, ›e wolten (woferne ›e ›¡ ihrer unwürdigkeit wegen dürf]en unterfangen) un# accompagniren, und zuglei¡ ›¡ der wollöbli¡en gesells¡af] Gun‰-empfehlen. Nun ‰ehe i¡ fa‰ an, Meinem ho¡geehrten herrn Patron soviel Candidatos auf einmal zu recommendiren; allein die löbli¡e aemulation dieser beeden, mit herrn Baron und Monsieur Fürern, wie au¡ ihre sehr ‰attli¡e qualitäten, und so wol in der Teuts¡en, al# bald-au¡ franzö›s¡en Poë›e lobwürdige progressen, treiben mi¡, Ewer Excellenz Sie beede be‰er maßen zu empfehlen. Und weil ohnediß Messieurs Nützel und Jm Hof so wol ratione aetatis al# annorum Academicorum dem herrn Fürer vorgehen, | al# laß i¡ dahin ge‰ellt seyn an meinem wenigen und ganz ni¡t-vors¡reibendem Ort, ob ni¡t unâ fideliâ etiam hi duo parietes possint dealbari nur mit dem weißen Band, weil die Zeit-kürze den Namen und die Blume s¡werli¡ so ges¡wind
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ließe ein‰i¿en. do¡ überlaße i¡ alle# zu Meine# Patrons hoher disposition und Befehl. Deßen aber bin i¡ gewiß ver›¡ert, daß Herrn kir¡en pfleger# ho¡adlige herrli¡keit ein großgün‰ige# gefallen daran haben, und die wollöbli¡e Gesells¡af] iederzeit einen Großgönner an Jhr haben würde. Weil der ablaufende Both eilet, al# kan i¡ diese Zeilen ni¡t mehr ums¡reiben. verspre¡e aber morgen, so Gott will, wegen diese# le”eren punct#, no¡ mit einem Brieflein aufzuwarten; mit dem vorigen punct aber bleibt# bei seiner Ri¡tigkeit, und mit mir bei meinem allmahlig-s¡uldig‰en Erbieten, daß i¡ leben#lang verharen werde Ewrer Excellenz treu-verbundener diener Altdorf den 8 Augu‰
und Gesells¡af]er
1680.
Damon Dafni#, Lilidor, Diana empfehlen ›¡ ganz gehorsam.
Birken hatte demnach für den 11.8.1680 eine Zusammenkunft geplant, während welcher, ähnlich wie es am 24.3.1668 geschehen war (s. zu Gedicht Nr. 180), den neuen Mitgliedern ihre Insignien übergeben werden sollten. Daß es zu dieser Veranstaltung tatsächlich gekommen ist, bei der auch die oben genannten Epigramme eine Rolle gespielt haben dürften, die allesamt im Juli oder Anfang August 1680 entstanden sein müssen, belegt das Gedicht Nr. 278. Eine Schilderung des Aufnahmefestes findet sich in Omeis' Hochzeitsekloge für Anna Maria Paumgartner: Der | Nü”li¡e Baumgarten | an dem | Ho¡-feyerli¡en | Myrten-Fe‰ | De# | WolEdel-Prei#würdigen | Zelinto | und Der | glei¡-WolEdeln/ | au¡ an S¡önheit de# Leibe# und | Gemüthe# fürtre[li¡en | Pegni”-Nymfen | Amarilli# | gepflanzet und besungen | von | Damon/ | in Ein‰immung seiner wehrte‰en | Weidgenossen. | Den 14. Winter-Mon. 1681. | Altdorf/ | dru¿t# Heinri¡ Meyer/ der löbl. Univer›tät | Bu¡dru¿er., S. 74-85. Aus Omeis' Initiative, zwei weiteren seiner aus Nürnberger Patrizierfamilien stammenden Studenten zur Aufnahme in den Orden zu verhelfen, ist nichts geworden. Woran das lag, wissen wir nicht. In seinem Brief vom 10.9.1680 (PBlO.C.24.30.5) blickt Birken auf die Veranstaltung, die trotz Omeis' im letzten Brief geäußerten Bedenken doch im Irrhain stattgefunden hatte, zurück: Edler, Ve‰er, Fürtre[li¡- und Ho¡gelehrter, Ho¡geehrter Herr und Ho¡wehrt‰er Gesells¡a]er. J¡ bin seither, daß wir im JrrWalde einander gesehen und gespro¡en, in der Cur ges¡webet und de# Esculapiu# Gefangener gewesen: wel¡er mir ni¡t Zeit gegönnet, die Einnahme de# Erleu¡ten Dafni#, derer WolEdlen Amarilli# und Lilidor#, den Acten der Blum-benannten Wol-löbli¡en Geno#s¡a] einzuleiben. Sol¡e# erfolgte nun endli¡ diese Wo¡e, und kommen hierbei die Einnam-Zeilen, wel¡e i¡, neben meinem Dien‰gruße, zugehörig au#zuhändigen, ersu¡e. Den Erleu¡ten Dafni# MonSeigneur Baron geruhe der Edle Damon anbei zu erbitten, der WolEdlen Amarilli# Jhre, mit Seinen Grußzeilen bekleidet und begleitet,
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zu übersenden: wel¡e# i¡ für s¡i¿li¡er era¡tet, weil Sie au¡ von dieser ho¡wehrten Hand zum HirtenFe‰e eingeladen worden. An die Edle Diana ertheile i¡ zuglei¡ einen s¡ön‰en Ehrengruß, und betaure no¡ immer, daß die s¡eele Juno ex nimborum patriâ unsre Freude also vers¡wemmet, und unser theur-wehrte# Frauenzimmer also unhöfli¡ bewilkommet: der gütige Jupiter wolle einmal, zu derglei¡en aufwartung, un# ein bäßer# Wetter verfügen. Sie sämtli¡ de# großen Pan# HuldS¡u”e getreui‰ ergebend, ver›¡ere i¡, daß i¡ leben#lang seyn werde Eurer Excellenz Dien‰Ergebener Nürnberg den 10. Herb‰monat#
Getreuer Diener
〈...〉
Sigmund von Birken
Mit diesem Schreiben sind die Gedichte Nr. 268, 269 und 271-273 nach Altdorf gelangt. Omeis hat am 23.9.1680 (PBlO.C.248.25) reagiert: Die fürtre[li¡e Zeilen, dadur¡ da# so theur-wehrte dreiblätterige Kleeblat in den Cratonis¡en Jrrwald, und ihre Namen in die Hirten-rolle eingenommen worden, hab i¡ s¡uldgebührend dem Erleu¡ten Dafni# und dem wolEdlen Lilidor eingehändiget: deren jener au¡ der wolEdlen Amarilli# zugehörige alsobald übersendet, und diser tagen an meinen Patron s¡on ein dankbrieflein hat abgehen laßen; wel¡e# i¡ gerne mit gegenwärtigem begleitet, woferne die vi›te, die mir mein Bruder, (den i¡ in 12 Jahren ni¡t gesehen) gegeben, au¡ die mitkommende oration, die ge‰ern er‰ in der Dru¿erey fertig worden, mi¡ ni¡t verhindert hetten. ho¡geda¡ter Dafni# gedenket seinen übers¡riebenen wort-dank, neben denen wolEdlen Amarilli# und Lilidor, ne¡‰en# in Nürnberg mündli¡ zu wiederholen; denen ›¡ dann Diana, so ohnediß eine Mits¡uldnerin, zufügen dürf]e; wel¡e inzwis¡en einen gehorsamen Ehren-|gruß dur¡ meine Feder übers¡reibet. Jm übrigen hat wegen der glü¿li¡en Wiedergenesung unser# ho¡wehrten Floridan#, Esculapius wol einen hahnen, Juno aber keine juveneas bidentes verdienet, wegen ihrer neuli¡-s¡le¡ten Gewogenheit im Jrrwald; wodur¡ unser Löbli¡e# Frauenzimmer, wann von dem Aganippen-Brunnen au¡ derglei¡en Laugen-güße zu erwarten ‰ünden, s¡ier von den poëtis¡en Einflüßen solte abges¡re¿t werden. do¡ kam damal# bald post nubila Phoebus; ja er kam ni¡t er‰, sondern, er war s¡on mitten unter dem pla”regen, au¡ na¡ demselben, bei un#, nemli¡ Floridan, die Sonne unser# Orden#; deme er zu Nu” und Zier no¡ lange leu¡ten, ihn dur¡ mehrere Strahlen seiner guldenen S¡rif]en erleu¡ten, und, na¡ unseren Erleu¡ten Dafni#, dur¡ mehrere Erleu¡te personen ruhmglänzender ma¡en wolle! Der von Omeis erwähnte Brief des Barons Pernauer vom 20.9.1680 hat sich in Birkens Archiv erhalten (PBlO.C.258.1). Er reagiert auf die übersandten Gedichte: WolEdler Ve‰ und ho¡gelehrter herr, sonder# geEhrter Herr, Na¡dem i¡ Jüng‰en#, da i¡ da# er‰emal selbigem in dem Jrrgarten aufzuwahrten, da# glük gehabt, mündli¡ ver›¡ert, daß i¡ vor so unverdiente empfangene ehr mi¡ hö¡‰ verpfli¡t befinde: werde i¡ dur¡ desen
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mir s¡on lang bekante höfli¡keit, auf da# neu veranlaßet sol¡e# zu widerhollen, und dur¡ dise# s¡uldig‰en dank abzu‰atten; daß mein ho¡geEhrter Herr ni¡t allein mir die ehr in den löbli¡en Orden zu kommen, ni¡t versagt, sondern mit so großer mühwaltung dahin mi¡ ferner befördert hat. Werde demna¡ die übers¡i¿ten ver# al# ein Zei¡en daß mein geEhrter Herr seiner freünds¡af] mi¡ ni¡t unwürdig s¡ä”e, vor einen s¡a” verwahren; und gewißli¡ den Edlen Floridan iederzeit vor meinen Apollinem halten: mi¡ leben# lang befleißend; daß i¡ wa# i¡ ie”t nur mit worten thuh, mit meinen geringen dien‰en so viel mögli¡ möge beßer bezeügen. Wie i¡ dann ni¡t unterlaßen werde, so bald i¡ na¡ Nürenberg komme, wel¡e# wil e# Gott bald ges¡ehen wird, persöhnli¡ aufzuwahrten, und ferner zu ver›¡ern, daß i¡ alzeit verbleibe Meine# ho¡geEhrten Herrn Altdorf den 20 Septembris
s¡uldig‰er Diener Ferdinand Adam Pernauer
1680.
von Perney Freyherr. Herdegen teilt (S. 521) den ersten Teil dieses Briefes mit einigen Veränderungen und in starker Normalisierung mit. Ein zeitgenössischer Druck des Epigramms 267 ist nicht bekannt. T5 Blume: die Ba›lie.] Das Basilicum; s. Zedler. Bd. 3 (1733), Sp. 589-594. Text 268: Die LIV Blumgenoßin Jungfrau Anna Maria Paumgartnerin von Holn‰ein und Lohner‰att in Gern#burg. Amarilli#. Blume: Der Majoran. Spru¡: Mit Nu”en, zierend. S. 148. T1 268.] fehlt – T2 LIV] V überschrieben – T3 Jungfrau] Jf. – T3 von] v. – T3 und] u. – T6 Blume:] Bl. – T7 Spru¡:] Spr. – 1 die] undeutlich überschrieben aus den – 2 Zier] davor ein ebenfalls mit Z beginnendes Wort gestrichen – 4 wie] i nachträglich verdeutlicht – 4 s¡wä”e] davor gestrichen spre¡e – A1 Virgilii Ecloga] Virg. Ecl. – A2 et] & – A2 Horatius] Horat. – A2 in] verschmiert – A2 Arte Poetica.] A.P. Das Epigramm bekundet die Aufnahme von Anna Maria Paumgartner (1658-1685), verheirateter (seit 1681) Nützel (zu ihr s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 513-520; Will. Bd. 3 (1757), S. 48; Jürgensen, 2006, S. 512f.). Zu Entstehung und Versendung s. zu Gedicht Nr. 267. Karl F. Otto hat einige im Ordensarchiv erhaltene handschriftliche Gedichte sowie einen Brief der Pegnitzschäferin publiziert (s. Otto, 1997, S. 331-341) – alles zuvor unbekannt. Unter diesen Manuskripten befinden sich auch ein Gedicht auf den Majoran sowie ein Epigramm über den Aufnahmespruch (Original nicht eingesehen; zitiert nach Otto, 1987, S. 333f.): Elegie über meine OrdensBlume den Mayoran.
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Es mag daß Garten-Feld viel bunter Blumen Zeigen die Tausendfacher art gepinselt die Natur, das keine Mahlers hand kan ihre farb' erreichen, und sich das auge weid't ob so begläntzten flur: Es mag die Reichers Kron' mit Föbus-Gold wettstrahlen, die flüchtige Narciß', die bunte Tulipan die Roß', und was noch mehr kan unser feld bemahlen, ich wehle mir davor den Edlen Maioran; der Zuvor an bunter farb sich andern nicht kan gleichen und niedrig anZusehen: doch hoch an Nutz und Krafft, Er bleibt beständig grün, wann and're Blumen bleichen und Zeigt auch in der Kält und Winter vollen safft: sein Edeler Geruch kan Hertz und hirne stärcken, die Zierde die er gibt, Zierdt die Beständigkeit, hat er ein Obdach nur, wird man nicht leichtlich mercken das seine Tugend werd' verändert von der Zeit. Wolan! ich lasse mich von meiner Blume lehren: daß ob ich gleich, wie sie, bin niedrig und gering: das ämsig mich befleiß, daß ich zu Gottes Ehren durch Seines Geistes Krafft noch welchen Nutzen bring daß ich mein Glaubigs Hertz mit Tugenden mög Zieren, mit Andacht, die vor Gott der süsseste Geruch: daß ich Zu dieser welt mög alle Lußt verlieren, und nur allein an Gott die höchste Freude such; Wann auch der rauhe Nord deß unglücks auff mich stürmet und mir den süssen safft des Glaubens rauben will: Werd' ich in Jesu fest bedecket und beschirmet und halte in Gedult des Höchsten Willen still; So bleib ich gleich der Blum, in Trübsahl unverletzet, und halte gleiche farb in gut- und böser Zeit biß mich des Himmels-Hand aus dieser Wellt versetzet, dort, wo die Granatill blüh't in der Ewigkeit. A. Wie der bundbeblumte May unser felder kan beZieren: so Ziert auch der Wahre Glaub, mein Hertz, das in Gott verliebt:
Apparate und Kommentare
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dieses als der schönster schmuck, tausend Seelen Nutzen giebt, Und dardurch mich einsten wird Jesus in den Himmel führen. Wie dieses Gedicht in Birkens Hände gelangt ist, ist unermittelt. Herdegen (S. 515) teilt ein anderes Erläuterungsepigramm mit, wie üblich ohne Quellenangabe: Hängt son‰ der Eigen-Nu” dem Adel Fle¿en an, So nehm i¡ diß zur Lehr bey meinen Majoran: J¡ will zu GOtte# Ehr so Stand al# Leben führen, Und andern nu” zu seyn, soll meinen Adel zieren. Das Gedicht Nr. 268 ist in Omeis' Hochzeitsekloge für Anna Maria Paumgartner 1681 Der Nü”li¡e Baumgarten (s. zu Gedicht Nr. 267) auf S. 116 gedruckt. Abgesehen von Interpunktion und Orthographie, gibt es folgende Abweichungen: 1 den] der – 1 die] drei – 2 diene] dien – 2 Arznei] Ar”enei – 3 bin] bei A1 Formosam ~ silvam.] Vergil. Ekloge 1, v. 5. – A2 Et prodesse ~ Poetae.] Horaz. De arte poetica, v. 333. Text 269: Der LV Blumgeno#S¡äfer. Monsieur Chri‰of Fürer von Haimendorf in Wolker#dorf Patricius Noricus. Lilidor. Blume: Lilie. Spru¡: Jm herrli¡en Kleide. S. 148 T1 269.] fehlt – T2 LV] V überschrieben – T3 Monsieur] M.r – T3 Wolker#dorf] Wolker#d. – T3 Patricius Noricus.] P.N. – T5 Blume:] Bl. – T5 Spru¡:] Spr. – 1 herrli¡] h und l nachträglich erhöht – 1 da#] d nachträglich erhöht – 2 wann] wan – A 61.10] undeutlich Das Epigramm bekundet die Aufnahme Christof VII. Fürers von Haimendorf (1663-1732) – seit 1709 fünfter Präses – in den Pegnesischen Blumenorden am 11.8.1680. Zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 181-215; Biedermann, 1748, Tab. CCCLXXIV; Will Bd. 1 (1755), S. 498-501; Jürgensen, 2006, S. 514-522. Zu Entstehung und Versendung s. zu Gedicht Nr. 267. Mit dem undatierten Gedichtbrief PBlO.C.89.3, den Birken laut entsprechendem Vermerk am 1.11.1680 erhalten hat, bedankte Fürer sich für die Aufnahme. Die Verse 13-28 des Gedichtes lauten: So Wehrt‰er Floridan ›nd wir au¡ unters¡ieden mi¡ kleinen hat da# Glü¿ dir großen beygese”t so daß i¡ neben dir der Wei¡en S¡af dar[ hütten und werde unverdient de# Orden# wehrt ges¡ä”t. Daß die Gesells¡af] mi¡ zum Bruder aufgenommen (wo man bey dienern au¡ diß wort gebrau¡en kan) i‰ einig nur von Dir und Deiner Gun‰ gekommen; Dir dan¿ i¡ diese# au¡ Ho¡wehrt‰er Floridan. Allein wie sehr bin i¡ von deinen Glan” entfernet?
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de# Orden# glei¡er Stand ma¡t unsren Ruhm ni¡t glei¡. Wer beeder kun‰ betra¡t, er›het und erlernet daß bey Planeten seyn die kleinen Sterne blei¡. | Wer wollte Di¡ dann ni¡t de# Orden# Sonne nennen, die aller andern S¡ein mit glän”en übertrif]? Dir sollen au¡ allein de# Ruhme# Opfer brennen, wir haben allbereit vor di¡ Altär ge‰if]. Der zweite in Birkens Archiv erhaltene Brief Fürers aus Altdorf vom 17.2.1681 hat Birkens Album 2 (P.Bl.O.6. Hs.152818a) zurückbegleitet, das Birken ihm zugesandt hatte (s. zu Gedicht Nr. 278) und in das Fürer sich (186v) mit Datum vom 31.1.1681 eingetragen hat. Die Eintragung lautet: Für‰ der Teuts¡en Poë›e, und du wunder unsrer Zeiten, La‹e deiner Kün‰e Glan” unsrem Orden lang begleiten. Ohne di¡ i‰ Na¡t und S¡atten, und wa# deine Zunge spri¡t Rei¡t und ‰eigt biß an den Himmel und verbleibt auf Erden ni¡t. Jn den Guldnen Sternen-da¡ i‰ dein Nahm s¡on einges¡rieben, Dem dein nieermüder Kiel s¡on vorläng‰ hinaufgetrieben, Aber do¡ hat Gotte# Güte bißher ni¡t dahin gebra¡t Nemli¡ weil auf dieser Erden di¡ dein Lob un‰erbli¡ ma¡t. Zu s¡uldiger dien‰bezeugung s¡riebe diese# Altdor[ den 31 Januarii
Chri‰o[ Fürer, von Haimendor[ und Wol¿er#dor[, in der
Anno 1681.
Löbli¡en Blumengesells¡a[t Lilidor. Herdegen teilt, wie üblich ohne Quellenangabe, andere Erläuterungsverse mit (S. 186f.): Mein Glanz be‰eht allein: Jn weiß und redli¡ sein. | Oder Wer feine# Glauben#-Gold in seinem Herzen trägt, Dem wird da# Silber-Kleid der Uns¡uld angelegt. Von einem Ordensmitglied stammt nach Herdegen (S. 186, Anm.) dieses Erläuterungsepigramm: Die wei‹e Lilie prangt mit größrer Herrli¡keit, Al# vormal# Salomon in Seinem König#-Kleid. J¡ zog den Heiland an, bey meiner Tauf auf Erden, Wie könnt i¡ herrli¡er, al# so, gekleidet werden?
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Ein zeitgenössischer Druck des Epigramms Nr. 269, das Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den Epigrammen Nr. 198, 214, 225, 243, 263, 270, 271, 273 und 274 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. 1 Mein Heiland herrli¡ nennt da# Kleid von meiner Blum.] Bezugnahme auf Mt 6.28f.; Lk 12.27. – 2 wann in ›¡ der HErr mi¡ selber kleidet] 'wenn ich in der Taufe den Heiland anziehe' oder 'wenn ich, der Mahnung Christi folgend, mich eigener Sorge ganz entschlage und Gott sorgen lasse', gemäß Mt 6.30-33; Lk 12.28-31. – 4 Stü¿] Kostbarer Stoff; s. zu Gedicht Nr. 63, v. 4. Text 270: Die LVI Blumgenoßin Jungfrau Maria Magdalena Ste[anin. Chlorinde. Blume: die Narde. alias Marien-Magdalenen-Blume. Spru¡: Meinen Heiland zu salben. S. 149 T1 270.] fehlt – T2 LVI] I nachträglich eingefügt – T3 Jungfrau] Jf. – T5 Blume:] Bl. – T5 Narde] r nachträglich verdeutlicht – T5 alias Marien-Magdalenen-Blume.] al. Mar.Magd.Blume. (rechts auf dem Rand, gegenüber T5 Narde. – T6 Spru¡:] Spr. – 4 wann] wan Das Gedicht bekundet die Aufnahme von Maria Magdalena Stephani (1657-1722), später (seit 1685) verheirateter Goetze, einer Nichte des Geistlichen Johann Carl Stephani (1620-1683), der seit 1661 Diakon am St. Sebald war, bei dem sie, früh verwaist, bis zu ihrer Heirat lebte, in den Pegnesischen Blumenorden Mitte August 1680. Zu ihr s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 505-513; Will. Bd. 1, (1755), S. 559; Jürgensen, 2006, S. 511f. In einer Tagebuchnotiz Birkens zum 21.9.1677 (II.420; PBlO.B.2.1.2, 188(37)r) könnte sie erwähnt sein: "Bey Herrn Magi‰er Stephani in der Wö¡nerey, mit Doctor Röderin filiâ et nuru eingespro¡en. der cum Uxore un# mit einer collation Lautenspiel und Lieder›ngen seiner Basen tractirt, bi# 12." In Birkens Archiv befindet sich ein Blatt, PBlO.C.24.17.1(a), sicher nach Birkens Tod Mitte 1681 verfaßt, wohl nicht von Maria Magdalena Stephanis Hand (s. u.), das Auskunft über ihre poetischen Bemühungen und ihre Aufnahme in den Pegnesischen Blumenorden gibt. Herdegen (S. 506) nennt es "einen kurzen Au#zug, au# ihrem von ihr selb‰en aufgese”ten Leben#-Lauf" und teilt es auszugsweise mit einigen Änderungen mit. Ob ihm der von ihm erwähnte Lebenslauf vorgelegen hat, wissen wir nicht. Der handschriftliche Text lautet: Weilen i¡ au¡ sonderli¡ eine große Vergnügung an s¡önen Versen, und der Ho¡löbli¡en Poe› gehabt, au¡ meine einfältige Gedanken in ein und andern Liedern, sonderli¡ über Herrn Doctor Heinri¡ Müller# Gei‰rei¡-Erqui¿-‰unden aufgesezt, ni¡t dadur¡ mir einen eitlen Weltruhm zu erwerben, sondern meine Liebe, die i¡ zu meinem Jesu ‰etig trage, um dadur¡ mir immer in Herzen s¡webenden guten Gedanken darüber au#zulaßen, wie dann mir zwar unwißende einige# Bu#-Lied davon dero Ho¡würden Herrn Prediger Feuerlein zu Handen kommen, wel¡er e# weiter dem au¡ s¡on seeligen Herrn Betulio oder Sigmund von Birken al# damaligen Comiti Palatino Caesareo, au¡ unter der löbli¡en Blumgenoßens¡a[t, Floridan benamset worden, au¡ da# Haupt und Führer de# Pegne›s¡en Blumen-Orden gewesen, zu lesen überlaßen, wel¡er darüber, mi¡ gan” unwürdig, au¡ niemal mir dieser Ehr verlangende, in er‰geda¡ten Orden der Blumge-
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noßens¡a[t al# ein geringe# Mitglied an- und eingenommen, und die Narde oder so genannte MariaMagdalenen-Blum al# ein Sinnbild, neben‰ den Namen Clorinda, zugeleget, wel¡er unverdienter Ehr i¡ mi¡ zwar rühmen können, daher mi¡ niemal sol¡er überhebet, dann i¡ au¡ in einigen Versen mi¡ da au#zus¡ließen gesu¡t und deß Syra¡# Ermahnung vorges¡ü”t, mein Kind bleib gern in niedrigen Stand und | tra¡te ni¡t na¡ hohen Dingen; weilen aber da# Glük mir einen Heitern Blik erzeugen wollen und unter andern Gut-Gönnern mir einen sonderli¡en Freund an vorerwehnten Herrn Sigmund von Bürken, zuerkannt, do¡ dur¡ deßen Seeligen Hintritt allzufrühzeitig mir wider entri‹en worden, bin i¡ also ein einfältige# und geringe# Blümlein der Hohen Blumgenoßens¡af] zugezehlet und in Jhrem Orden an- und aufgenommen worden. Deßen Zei¡en zu lesen bey er‰berührtem Herrn Sigmund von Birken. In Conrad Feuerleins Briefen an Birken (PBlO.C.79.1-3) findet sich kein Hinweis auf diesen Vorgang. Das erwähnte "Bu#-Lied" hat sich in Birkens Archiv erhalten; es trägt die Signatur PBlO.C.404.2.23 und ist überschrieben: Buß Lied: Na¡ der ›ng-weiß. Jesu der du meine Seele oder. Willig will J¡ jezund geben. Zwar ist dieses Lied nicht signiert, es ist aber in derselben Handschrift geschrieben wie das ebenfalls ohne Verfasserkennzeichnung erhaltene zweiteilige Gedicht PBlO.C.404.2.31, das sich aufgrund inhaltlicher Kriterien eindeutig als Reaktion von Maria Magdalena Stephani auf die Aufnahme in den Blumenorden erweist. Da die Handschrift eine andere ist als die des oben zitierten autobiographischen Dokuments, dürfte dieses von einem anderen Schreiber angefertigt worden sein. Das Gedicht lautet: Wa# soll Mir dann die ni¡t verlangte Ehre, der Lorbeer Kran”, sambt den Poëten Band? J¡ halte mi¡ an jene# Weißen Lehre; Mein Kind bleib gern in einen niedern ‰and; und tra¡te ni¡t na¡ allzu hohen dingen; beden¿e wol wa# dein vermögen sey, dann Wer ›¡ will mit Icarus ho¡ s¡wingen der wird mit Jhm entpfinden glei¡e Reu, Nein, Nein an dem laß J¡ Mir wol benügen Wa# J¡ von der Geburt empfangen hab, der Ehrgei” wird mi¡ nimmermehr be›egen J¡ trette von der einfalt#-bahn ni¡t ab. diß, Wa# J¡ ni¡t verdient, soll mi¡ ni¡t s¡mü¿en, der Mußen Kran” gehöret ni¡t vor mi¡, dem der e# wüns¡t wird s¡on daß Glü¿ beglü¿en, vergnügung hat mit Mir verbunden ›¡. den Helicon werd i¡ do¡ ni¡t er‰eigen,
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Er i‰ zu ho¡, J¡ für¡t mi¡ vor dem fall: der Wind kan eh die hohen Ei¡en neigen, | Al# er bewegt ein Bäumlein in dem thal drum laße man mi¡ s¡le¡te Ver#lein s¡reiben J¡ wüns¡e mir darfür gar keinen Lohn: wa# vor mein i‰, wird mir au¡ mü‹en bleiben Mein Namm hat Mir s¡on läng‰ verEhrt die Kron. So seh J¡ wol, die ni¡t-verlangte Ehre lau[t mir selb‰ na¡; J¡ muß da# s¡öne Band empfahen sampt deß weißen Spru¡e# Lehre Zu salben den in der gesalbten ‰and, der Mir zum Heil und lauter hohen dingen gehol[en hat. Wie s¡le¡t mein ti¡ten sey da# weiß J¡ wol, J¡ dar[ mi¡ ni¡t ho¡ s¡wingen geden¿ viel mehr an Magdalenen-Reu und laß hinfort die Narde mi¡ vergnügen die kö‰li¡ rie¡t, weil J¡# empfangen hab, die Fleis¡e#lu‰ soll mi¡ ni¡t mehr be›egen J¡ trette von der tugend bahn ni¡t ab. hab J¡# s¡on ni¡t verdient soll mi¡ do¡ s¡mü¿en | Mein# Heiland# S¡mu¿ der der gehört vor mi¡, in diesen wird mi¡ Gotte# Gnad anbli¿en weil Jesu# hat mit Mir verbunden ›¡. Kan J¡ glei¡ selb‰ Olympum ni¡t er‰eigen J‰ Mir zu ho¡, J¡ den¿ an Adam# fall, So kan do¡ der den Himmel zu mir neigen der ›¡ verglei¡t der Roßen in dem Thal. Zu ‰etem dan¿ will J¡ Jhm Lieder s¡reiben und wüns¡e Mir darfür gar keinen Lohn, werd J¡ getreu biß in dem Tod verbleiben so gibt er mir die rechte Lebens-Kron. Dieses Gedicht entspricht genau dem von Frau Goetze in den oben zitierten Ausführungen zu ihrer Aufnahme in den Blumenorden beschriebenen Vorgang. Im ersten Teil wird mit Berufung auf Sir 3.19 die Aufnahme in den Blumenorden abgelehnt, im komplementär angelegten zweiten dann doch angenommen. Birken scheint mit der Formulierung der Eingangsverse der zweiten Strophe nicht einver-
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standen gewesen zu sein (die durch Fettdruck hervorgehobenen Unterstreichungen dürften von ihm stammen); denn es hat sich ein Gedicht in seinem Nachlaß erhalten, das darauf kritisch Bezug nimmt (PBlO.C.404.2.32): Niemal# no¡ i‰ na¡gelaufen, einer Hirtin, unser Band. Mit Verlangen muß man Kau[en, wa# Ver‰and ni¡t hält für Tand. Niemand ni¡t-verlangte Ehre unsre Blum-Zier hat genennt. s¡eint, al# ob e# Ho[art wäre, wann man spri¡t: na¡ mir man rennt. Stolz auf Stelzen geht, zum Fallen. Unser Orden#-Für‰ ihm lä‹t Demut süß in Ohren hallen: Ho¡mut i‰ de# Satan# Ne‰. Diesen bösen S¡ein zu meiden, könte man wol dem Gedi¡t seinen ‰olzen Kopf abs¡neiden: den i¡ darf fürzeigen ni¡t. Die Verse 9-12 dieses Gedichts sind von Birken doppelt von links oben nach rechts unten gestrichen, wohl wegen der allzu scharfen Formulierungen. Maria Magdalena Stephani dürfte eine Version des Gedichtes ohne diese Verse erhalten haben. Der Schlußsatz des oben zitierten autobiographischen Textes bezieht sich auf ein zweites Blatt (PBlO.C.24.17.1(b), das die Dichterin wohl zusammen mit ihrem Bericht einem der späteren Ordensvorsteher zugestellt hat. Es handelt sich um eine Abschrift des Blattes, auf dem Birken das Epigramm Nr. 270 an die Neuaufzunehmende übersandt hat – von derselben Hand wie der autobiographische Text. Da Originalschriften Birkens mit Schäfernamen, Blume, Spruch und Erläuterungsgedicht, die neuen Pegnitzschäfern zugesandt wurden, nicht erhalten sind, die Abschrift aber sicher originalgetreu ist, wird das Manuskript hier vollständig mitgeteilt: Die LV. Blum-Genoß-S¡äferin, Jungfrau Maria Magdalena Stephanin, Chlorinde. Blum: die Narde, Son‰ Marien-Magdalenen-Blum genandt. Spru¡: meinen Heiland zu salben. Mein Anda¡t, meine Salb, al# eine Narde rie¡t,
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wann Jesu# ›¡ zu mir, mein Ehren König, wendet, vnd diese# Helden Huld mir eine Kron verspri¡t, wann ein‰ mein Kampf und Lau[, wird Siegha[t seyn geendet.
στεφανος Au# meiner Pegni”-Hütte den 18. Augusti Anno 1680. Floridan. Herdegen teilt (S. 506f.) abermals ein ganz anderes Erläuterungsgedicht mit: Sie erhielte von dem seligen Floridan, na¡ ihrem Tauf-Namen die sogenannte | Maria-MagdalenenBlume, oder Narde, mit der Beys¡rif]: Meinen Heiland zu salben, und folgender Erläuterung: Von dir bin i¡ gesalbt, mein GOtt! mit deinem Gei‰, Wie meine Taufe mi¡ auf jene Salbung wei‰, J¡ preise deine Güt, dein Lieben, dein Erbarmen, Mein JEsu, o mein Heil, mein König und mein Li¡t! A¡, du bedarf‰ von mir der Narden-Salbe ni¡t, Und glei¡wol salb i¡ di¡ dur¡ Wolthun an den Armen, Und wa# ho[ i¡ von dir, wa# i‰ mein Gnaden-Lohn? Wer gei‰li¡ i‰ gesalbt, den s¡mü¿t die Ehren-Kron! Ein zeitgenössischer Druck des Epigramms Nr. 270, das Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 198, 214, 225, 243, 263, 269, 271, 273 und 274 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. T5 Blume: die Narde. alias Marien-Magdalenen-Blume.] Anspielung auf die Vornamen der neuen Pegnitzschäferin und auf Mt 26.6-13; Mk 14.3-9; Jh 12.1-8; s. auch v. 1. – 3 Und diese# Helden Huld mir eine Kron verspri¡t] Anspielung auf den Nachnamen der neuen Pegnitzschäferin; s. die Anmerkung im Text PBlO.C.24.17.1(b). Text 271: Von de# WolEdlen Lilidor# Blume. S. 149 T1 271.] fehlt – T2 de# WolEdlen] rechts auf dem Rand; Einfügungszeichen davor und in der Zeile+ – T2 Lilidor#] Lil überschrieben – 3 E#] # überschrieben – 4 führen] h nachträglich erhöht Durch die Parallelüberlieferung wissen wir, daß das Epigramm Nr. 270 am 18.8.1680 entstanden ist. Da das Gedicht Nr. 275 im Arbeitsbuch auf den 18.8.1680 datiert ist, gilt dieses Datum auch für die Gedichte Nr. 271-274. Zum Anlaß und zum Adressaten des Epigramms Nr. 271 s. zu den Gedichten
Gedichte 271 und 272, 1680
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Nr. 267 und 269. Ein Druck des Epigramms, das Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den Epigrammen Nr. 198, 214, 225, 243, 263, 269, 270, 273 und 274 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. 1f. J‰ ni¡t die Lilie ~ sah Nori# lang regiren.] Die Bedeutung der Lilie in Heiligendarstellungen könnte anregend gewesen sein. Vor allem aber wird auf die generationenlange Wahrnehmung führender Ämter im Regiment der Reichsstadt und darüber hinaus durch Mitglieder der Familie Fürer (s. Biedermann, 1741, Tab. CCCLVIII-CCCLXXXIX) hingewiesen, welche die weiße Lilie im Wappen führte. – 3f. E# müß, weil diese Blum ~ au¡ auf dem Rade führen.] Argute Bildkombination: Das Tugend und Beständigkeit anzeigende Lilienbild wird verbunden mit dem des Rades der Fortuna, dessen Unbeständigkeitskomponente dadurch neutralisiert wird. Die Kombination lag nahe, weil in der linken Hälfte des Fürerschen Wappens ein halbes Rad, in der rechten eine halbe Lilie enthalten sind; s. Johann Siebmachers Wappenbuch von 1605. (Ed. Appuhn), S. 205.
Text 272: Von de# Erleu¡ten Dafni# seiner. da# obige ander‰. S. 149 6
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T1 272.] fehlt – T3 da#] Kürzel – 1 J¡] J¡, – 1 bin ja ho¡benamt von Chri‰u#, al# ein Chri‰] al# ein Chr i‰, 1 2
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bin ja von Chr i‰u#, ho¡b enamt – 1 Chri‰u#] mit -us-Kürzel – 1 al#] l nachträglich erhöht – 2 gesalbt] s nachträglich erhöht – 2 zum] darüber ein Wort oder Wortanfang gestrichen – 2 KönigRei¡] R überschrieben – 3 Mein Leben ~ zieren.] darüber zwei Verszeilen, davon die erste aus-, und die zweite eingerückt, gestrichen – 3 der] d nachträglich erhöht – 4 immer] im er Zu Anlaß und Adressaten s. zu Gedicht Nr. 267, zur Datierung – 18.8.1680 – s. zu Gedicht Nr. 271. Herdegen teilt (S. 520f.) auch ein diesmal anderes Erläuterungsgedicht mit: Wa# hil] ein hoher Nam? wann diesen Erden-Pra¡t, Der, so ihn führt und trägt, dur¡ La‰er ‰inkend ma¡t. | J¡ sag#! eh' wolte i¡ nie meinen Namen führen, Wann er der Tugenden Geru¡ ni¡t ließ verspühren. Ein Druck des Epigramms Nr. 272, das Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den Epigrammen Nr. 207, 218, 226, 251 und 281 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. T2 Von de# Erleu¡ten Dafni# seiner.] Rückbezug auf die Überschrift des Gedichtes Nr. 271. – T3 da# obige ander‰.] Rückbezug auf das getilgte Gedicht Nr. 267, dessen Überschriftsgruppe nun für dieses gilt. – 1f. J¡ bin ja ho¡benamt von Chri‰u#, al# ein Chri‰: | gesalbt zum KönigRei¡] Bezugnahme auf den Pernauer zugewiesenen Spruch, der eigentlich seiner Blume, aber – wie deren Wahl – auch seinem Adelsstand gilt. Hinweis darauf, daß die Taufe, nicht der weltliche Stand, den eigentlichen Adel des Menschen ausmacht. – 3 Mein Leben, der Geru¡, wird diese Salbe zieren.] Abermals Anspielung auf den Pernauer zugewiesenen Spruch. Das Leben in der Welt soll dem mit der Taufe verliehenen Gna-
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Apparate und Kommentare
denstand entsprechen. – 4 drum krönet mi¡ mein Nam, der immer-grünend i‰.] Der mythische Name Daphnis ist privilegiert. Es ist der Name des sizilischen Hirten, der als erster bukolische Lieder gesungen haben soll. In Vergils fünfter Ekloge beklagt der Sänger Mopsus den Tod des Daphnis als das Ende des goldenen Zeitalters und preist Menalcas Daphnis Vergöttlichung. Auch dem berühmten Hirtenroman des Longos hat Daphnis den Namen gegeben. Bei Birken erscheint er – innerhalb wie außerhalb des Blumenordens – nur für hochgestellte Persönlichkeiten.
Text 273: Vom Namen Dafni#. S. 149 T1 273.] fehlt – 2 ihr (2x)] h nachträglich erhöht – 3 den] d nachträglich erhöht – 4 ihm] undeutlich; ev. ihn Zusammengehörigkeit mit dem Epigramm Nr. 272 ist auch dadurch angezeigt, daß der sonst übliche waagrechte Abgrenzungsstrich fehlt. Zum Anlaß und zum Adressaten s. zu Gedicht Nr. 267; zur Datierung – 18.8.1680 – s. zu Gedicht Nr. 271. Ein Druck des Epigramms, das Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den Epigrammen Nr. 198, 214, 225, 243, 263, 269, 270, 271 und 274 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. T2 Vom Namen Dafni#] S. zu Gedicht Nr. 273, v. 4. – 3 den wir mit Lorbeerlaub s¡on selb‰-gekrönet sehn] Falls das eine Anspielung auf eine Krönung Pernauers zum Poeten ist, muß diese in Altdorf erfolgt sein. Birkens Verzeichnis seiner Amtshandlungen als Comes Palatinus (PBlO.A.1, 29v-31r) enthält keine Pernauer betreffende Eintragung.
Text 274: An Amarilli#. S. 149 T1 274.] fehlt – T2 Amarilli#] erstes l verschmiert, vielleicht überschrieben – 1 de#] d nachträglich erhöht – 2 zusammen] zusam en (ebenso 4 Pega#Flammen) – 3 dann] dan – 4 Pega#Flammen] durch Überschreibung und Streichung aus Pegni”Flammen Zum Anlaß und zur Adressatin s. zu den Gedichten Nr. 267 und 268; zur Datierung – 18.8.1680 – s. zu Gedicht Nr. 271. Ein Druck des Epigramms das Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den Epigrammen Nr. 198, 214, 225, 243, 263, 269, 270, 271 und 273 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. 1f. Der grüne Berg Parnaß, ~ die gränzen hier zusammen.] Anspielung auf die Adelsnamen des neuen Ordensmitglieds: Paumgartner von Holenstein auf Lonerstadt und Grünberg; zugleich eine der zahlreichen Varianten des Themas der Verlagerung des Musensitzes an die Pegnitz in Birkens Werk. – 4 zu
Gedicht 274 und Gedichtgruppe 275, 1680
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na‹en Pega#Flammen] Ein bei Birken öfter begegnendes Oxymoron (s. Gedicht Nr. 237, v. 1-6), das zur Benennung der poetischen Inspiration dient.
Text 275: Zum MyrtenFe‰ Herrn Heinri¡ Bernhard Engels¡all# Nürnberger# und Jungfrau Gertraut Margaretha Zipfel# in Leipzig. S. 150 T1 275.] fehlt – T3 Herrn Heinri¡ Bernhard] H. Heinr. Bernh. – T5 Jungfrau] Jf. – T5 Margaretha] Marg. – T5 Zipfel#] nach f ein Buchstabe gestrichen Gedicht 1: und] u. (ebenso 2) – 1 zusammen] zusam en (ebenso 2 Flammen) – 2 Margabellen] zweites l nachträglich erhöht Gedicht 2: 1 die] d nachträglich erhöht; ebenso bei 5 du (1. Position) – 3 theure] links auf dem Rand; Einfügungszeichen davor und in der Zeile+ – 3 Flammen] Flam en (ebenso 6 beflammet – 20, 21 Komm – 21 wilkomm) – 3 i‰;] vor dem Semikolon ein Satzzeichen gestrichen – 5 s¡öne (1. Position)] oberhalb eines gestrichenen Wortes – 8 zu] davor gestrichen au¡ fieng – 8 fienge an.] rechts auf dem Rand angefügt – 12 heis¡t] zweites l nachträglich erhöht; ebenso bei 15 hin – 13 al#] l nachträglich erhöht; ebenso bei 17 Margabelle (zweites l) – 14 weisen:] vor dem Doppelpunkt ein Satzzeichen gestrichen – 16 Sinn] Sin (ebenso 17 dann) – 17 Margabelle] erstes a nachträglich verdeutlicht – 18 ‰ehen] davor gestrichen warten – 18 Florelle] Endungs-e überschrieben – A den] d. – A Augusti.] Aug. Birken hat dieses von ihm selbst auf den 18.8.1680 datierte Gedicht keiner der Sammlungen zugeordnet. Ob er die Zuweisung vergessen hat – die Kopfrubrik der Seite, die das Gedicht einnimmt, ist leer – oder ob er die Zuweisung der voraufgehenden Gedichte als auch für dieses gültig ansah, läßt sich nicht entscheiden. Der Gegenstand des Gedichtes und die ständische Zugehörigkeit der Adressaten würden eine Zuweisung sowohl zu der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte als auch zu der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder zulassen. Der Bräutigam war Mitglied einer Nürnberger Kaufmannsfamilie und beruflich viel auf Reisen: Wien, Prag und Dresden werden in dem Gedicht von Johann Lang genannt, das zusammen mit den beiden Birkenschen gedruckt worden ist. Aus dem Beitrag Andreas Ingolstetters geht hervor, daß der Bräutigam schon bei Jahren war. Durch Birkens Gedicht wissen wir, daß die Hochzeit in Leipzig stattgefunden hat und die Braut danach in Nürnberg erwartet wurde. Kurz vorher, am 25.6.1680, hat Birken laut Auskunft des Verzeichnisses seiner Amtshandlungen als Comes Palatinus (PBlO.A.1, 29r-31r) "denen herren Engels¡allen" einen Wappenbrief ausgestellt. Dazu fügt sich ein undatierter Brief Christoph Adam Negeleins (PBlO.C.237.2), dessen Empfang Birken für den 23.4.1680 vermerkt hat und in dem es heißt: J¡ habe die Ehre Euer Excellenz zu besu¡en und zu spre¡en in langer Zeit ni¡t gehabt. Selbiger aber na¡zutra¡ten erfordert ni¡t allein meine eigene hö¡‰e S¡uldigkeit, sondern au¡ einer meiner be‰en Freun-
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de, Herr Heinri¡ Bernhard Engels¡all, wel¡er mi¡ gebetten, i¡ mö¡te ihn zu Euer Excellenz führen, weilen er gerne seine# Wappen# und Stamme# wegen einige urkunden haben wollte, und die Mühe, wel¡e Euer Excellenz deßwegen zu nehmen großgün‰ig belieben würde, gewißli¡ wohl zu erwiedern gesonnen i‰. Wann er dann künf]igen Montag, beliebt e# Gott, na¡ Leipzig zu reisen hat, und er vor dieser zeit mit Euer Excellenz deßwegen no¡ zu reden verlangt; al# wäre i¡ vorhaben# Jhn heute Na¡mittag zwis¡en drey und zwey gegen Na¡t zu Euer Excellenz zu führen, dafern e# ohne dero ungelegenheit ges¡ehen könnte; Euer Excellenz i‰ s¡ön‰en# gebetten, dur¡ überbringern diese# mir sol¡e# zu wi‹en zu ma¡en; hätte Euer Excellenz | anheute keine mü‹ige Zeit, so könte die Sa¡e biß auf zukünf]igen Sonntag, beliebt e# Gott, vers¡oben werden. Das von Stauffer, S. 1069, angegebene Datum für die Ausstellung des Wappenbriefes, 25.1.1680, ist zu korrigieren. Vermutlich ist bei dem Zusammentreffen Engelschalls mit Birken Ende April 1680 auch über das Projekt der Gratulationssammlung gesprochen worden. Die wenigen Notizen in Birkens Tagebuch, in welchen der Name Engelschall begegnet, lassen sich zu diesem Anlaß und zu den Gedichten Nr. 275 nicht in Beziehung setzen. Die junge Frau Engelschall ist schon ein knappes Jahr nach der Hochzeit in Nürnberg im Kindbett gestorben: s. Stauffer, 2007, S. 1069. Gedruckt sind Birkens Gedichte (Gedicht 1 als Titel, Gedicht 2 als erster Bestandteil) in dieser Sammelgratulation: Die Pegni” | und | Die Pleiße rinnt zusammen: | Diß zeugen | Angelan# und Margabellen | Flammen. | De# freuen ›¡/ | Die diese Wüns¡e goßen | Jn ihrer Nori#burg | Die treue | Blumgenoßen. | Jm M. Augu‰ de# 1680 Jahr#. (S. Stauffer, 2007, S. 1068-1070). Ob die Sammlung in Nürnberg oder in Leipzig gedruckt worden ist, läßt sich nicht erkennen. In ihr sind, anders als in Birkens Manuskript, die Namen der Brautleute nicht genannt; lediglich der Beitrag von Christoph Wegleiter spielt am Ende auf den des Bräutigams an. In der Sammlung enthalten sind außer den beiden Gedichten Birkens je eines von Johann Gabriel Majer, Johann Leonhard Stöberlein, Andreas Ingolstetter, Barbara Helena Lang, Christoph Adam Negelein, Johann Lang und Christoph Wegleiter, die alle, wie auch Birken, mit ihren Ordensnamen unterzeichnen. Daß das als Titel der Sammlung verwendete Epigramm ebenfalls von Birken stammt, ist, wie bei der Gedichtgruppe 265, durch Birkens Manuskript erwiesen. Von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen, weicht das Epigramm im Druck nicht vom Manuskript ab; beim Gedicht, das unter der Überschrift m! steht, gibt es diese Abweichungen: 5 s¡öne (2. Position)] lieb‰e – 11 iezt] jezt – 13 J¡ kan ja ander# ni¡t] Wie kan man ander# wol – 16 Rahel] Ra¡el – 19 bereitt] bereit – 20 Pegni”] Wälder – U den 18 Augusti.] Floridan. –. Das zweite Gedicht hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den längeren Gedichten Nr. 4, 13, 16, 21, 53, 66, 67, 100, 146, 149 und 234 sowie mit den Epigrammen Nr. 14, 34, 143, 188, 200, 203, 215 und 217 gemeinsam. Gedicht 1: 1 die Pleiße] Der am damaligen Leipzig noch vorbeiströmende Fluß. – 2 Angelan# und Margabellen Flammen] Anspielung auf den Nachnamen des Bräutigams und einen der Vornamen der Braut; s. Gedicht 2, v. 12, 17.
Gedichtgruppe 275 und Gedicht 276, 1680
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Gedicht 2: 1 so man¡en S¡wan] Anspielung auf den Leipziger Dichterkreis der dreißiger und vierziger Jahre, dessen wichtigste Mitglieder in v. 6-11 genannt werden. – 2 Florian] Wie im Gedicht Nr. 27, v. 104, ist Paul Fleming (1609-1640; zu ihm s. Entner, 1989) gemeint, der, aus Hartenstein im Vogtland gebürtig, seit 1623 zu den Leipziger Thomanern gehörte und 1628-1633 in Leipzig studierte; zu Birkens Verwendung dieses Namens für ihn s. Laufhütte, 2007, S. 12, Anm. 34. – 5 du s¡öne LindenStadt, du s¡öne Filyrene] Leipzig; s. Graesse / Benedict / Plechl, 1971, S. 274. – 7 Brem] Der Leipziger Christian Brehme (1613-1667; zu ihm s. Harper, Ed. Brehme, 1994, S. 3*-44*, 54*-87*), der von seinem Studium in Leipzig her mit Fleming, Finckelthaus und Olearius befreundet war. – 7 Lunde] Der Däne Zacharias Lund (1608-1667; zu ihm s. Moerke, 1972, S. 133-202), den Birken hier offenkundig als Mitglied des Leipziger Dichterkreises betrachtet. Dünnhaupt (Bd. 4 (1991), S. 2619) schließt ein Studium und überhaupt einen längeren Aufenthalt Lunds in Leipzig aus. – 7 Finkelthau#, (der au¡ hieß Floridan)] Der Leipziger Gottfried Finckelthaus (1614-1648; zu ihm s. Harper, 1978; ders., 1982 (Neudruck beider Beiträge: ders., 1985); ders. 1988). Daß auch er sich Floridan nannte, dürfte Birken durch Finckelthaus' 1635 in Leipzig erschienenen Gedichtband Floridan# Lob- und Liebe#gedi¡te gewußt haben. – 8 al# i¡ dort an der Saal zu ›ngen fienge an] Rückblick Birkens auf seine Studienzeit in Jena und seine poetischen Anfänge dort, zu welchen das Gedicht Nr. 4, vielleicht auch Nr. 3 und Nr. 5 gehören. – 9 Du ha‰ Adoni# au¡, den edlen Mann, erzogen] Gemeint ist Adam Olearius aus Aschersleben (15991671; zu ihm s. Lohmeier, Ed. Olearius, 1971, S. 3*-42*), der u. a. mit AdOni# zeichnete. Er hatte in Leipzig studiert und sich auch danach noch lange dort aufgehalten, so daß er dort Fleming kennenlernte und Freundschaft mit ihm schloß. – 10f. mit dem der zweit' Opi” na¡ Jspahan geflogen | in# alte Per›en.] Hinweis auf Olearius' berühmte Gesandtschaftsreise im Auftrag Herzog Friedrichs III. von Holstein-Gottorp nach Rußland und Persien 1633-1639, an der auch Paul Fleming teilgenommen hatte. – 10 der zweit' Opi”] Paul Fleming, dem Birken in der Sammlung S. v. Birken-Wälder (PBlO.B.3.1.1, XLVI-XLVIII, 29r-30r) eine Folge von Sonetten gewidmet hat, die ihm ebenfalls diesen Rang zuschreiben. – 13f. J¡ kan ja ander# ni¡t, ~ kont zu der Pleiße weisen.] Wahrscheinlich hatte Engelschall seine Braut anläßlich einer Geschäftsreise nach Leipzig kennengelernt. – 15f. glei¡wie die Fata dort ~ dur¡ Rahel seinen Sinn] Anspielung auf Gen 29.1-19. – 18f. E# ‰ehen Galathee, Charitni# und Florelle, | zu dienen Eu¡, bereitt, und wie ›e heißen mehr.] Gemeint sein dürften die weiblichen Verwandten des Bräutigams und deren Bereitschaft, die Braut in Nürnberg freundlich zu empfangen.
Text 276: Hirtenlied¡en, an Olinden, al# ›e ihm Aepfel sendete. S. 160 T1 276.] fehlt – T2 Hirtenlied¡en] ¡en oberhalb der Zeile – 7 mi¡] davor gestrichen ›e – 9 zween] ee nachträglich verdeutlicht – 13 davon] d nachträglich erhöht – 14 und] u. – 14 neuen] davor ein Wort gestrichen – 18 dieb‰al] ie sehr gedrängt; ev. dib‰al – 20 i¡] h nachträglich erhöht; ebenso bei 22 abge-
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bro¡en – 23 ›¡ – 23 verbro¡en – 24 Zahl – 23 Seh i¡ da, wa# ›¡ verkro¡en,] darüber eine Verszeile gestrichen – A den] d. – A WinterMonat#] WinterM. Das von Birken auf den 8.11.1680 datierte Lied ist links auf dem Rand neben T2f. der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte zugeordnet. Die erotische Thematik läßt vermuten, daß es sich um eine Auftragsarbeit handelt; doch läßt sich mangels Kontextes nichts ermitteln. Ein Druck dieses Liedes, das Strophenform und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 40, 70, 109, 119, 120, 122, 148, 152, 180, 183, 191, 196, 206, 230, 240, 257 (1. Bestandteil) und 277 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. 5 Pomon'] Pomona, Erntegottheit; Personifikation der Fruchtfülle; s. Der kleine Pauly, Bd. 4 (1972), Sp. 1017. – 6 Keine S¡uld ›e leget ab.] 'Sie tut es nicht, weil sie mir eine Gegenleistung schuldete.' – 15f. Wann dur¡ Cappadocien | i¡ na¡ Zottenberg werd reisen] Wohl eine Entkleidungsmetapher, als Redensart nicht nachgewiesen. Der Zotten- oder Zobtenberg in Schlesien ist von zahlreichen Sagen umwoben, die aber allesamt keine erotische Einschlägigkeit haben.
Text 277: Zur Ho¡zeit Herrn Wolf-Andrea# Endter# und Jungfrau Margaretha Katharina S¡ü”in. Der Endten-S¡uß. S. 161f. T1 277.] fehlt – T2 Herrn] Hn. – T3 Jungfrau] Jf. – T3 Margaretha] Margar. – T3 S¡ü”in] t nachträglich verdeutlicht – 15 gefiele] l aus dem i-Punkt heraus nachträglich erhöht – 18 Etwa#] mit wa#-Kürzel – 18 Wund:] vor dem Doppelpunkt Fragezeichen gestrichen – 22 die] i unausgeführt; i-Punkt über der Verbindung zwischen d und e – 26 Stimm] Stim – 32 dem] d nachträglich erhöht; ebenso bei 45 den – 48 gesund – 54 EndtenS¡uß – 34 nieder:] nieder- – 44 ja] nachträglich eingefügt; j aus ursprünglichem Komma nach i¡ überschrieben – 44 für dein# hin] rechts auf dem Rand anstelle von in der Zeile gestrichenem daß du lebe‰, (Einfügungszeichen davor und über dem letzten Drittel der gestrichenen Passage+) – 45 Bald] l nachträglich erhöht – 52 dieß] danach ein Buchstabe oder Satzzeichen gestrichen – 54 EndtenS¡uß] Sc überschrieben – 57 davon] Punkt aus Komma überschrieben – 59 bre¡en] r nachträglich verdeutlicht – 61 Pfeil'] durch Streichung und Ergänzung aus Pfeile – 62 au#gehoben] h nachträglich erhöht – 65 bewirten,] Komma unsicher – A Den] D. – A Novembris.] Nov. Das von Birken auf den 9.11.1680 datierte Gedicht entstand anläßlich der Hochzeit Wolfgang Andreas Endters (1659-1682), eines Sohnes von Johann Andreas Endter (1625-1670; zu ihm s. Oldenbourg, 1911, S. 25f.) mit Margaretha Katharina Schütz, zu der sich nichts hat ermitteln lassen. Da eine weitere Gedichtgruppe zu diesem Anlaß im Arbeitsbuch, die Birken nicht für die Aufnahme in die Sammlung Floridan# Amaranten-Garte bestimmt hat, auf den 12.11.1680 datiert ist, dürfte die Hochzeit Mitte November 1680 stattgefunden haben. Birken nimmt im Gedichteingang zitierend auf ein älteres Gedicht zu einer Endter-Hochzeit, Gedicht Nr. 191, Bezug. Beide Male und auch für zwei weitere Gedichte zu
Gedicht 277, 1680
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Hochzeiten von Mitgliedern der Verlegerfamilie, Nr. 206 und Nr. 257 (erstes Gedicht) verwendet er überdies dieselbe Strophenform und dasselbe Reimschema. Das Gedicht Nr. 277 ist anonym gedruckt worden: Der | Endten-S¡uß. | A. C. MDCLXXX. (S. Stauffer, 2007, S. 1071f.). Trotz des Fehlens von Angaben zu Ort und Verlag ist sicher anzunehmen, daß der Druck vom Verlag Endter durchgeführt wurde. Birkens Autorschaft ist durch das Manuskript erwiesen. Im Druck sind die Strophen von der ersten an gezählt; die Strophenzahlen sind mit Punkt gesetzt. Von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen, weicht die Druckfassung an diesen Stellen von derjenigen des Manuskriptes ab: T1-4] Der | Endten-S¡uß. | Zu ›ngen na¡ der Weise: | Filli# saß in einem Böt¡en. – 3 graue] rauhe – 49 Pfits¡] Pfitzs¡ – 56 feindin] Freundin – 58 müßen] mu‰en – 61 man mehr Pfeil'] mehr Pfeil man – U Den 9. Novembris.] fehlt –. Das Lied hat Strophenform und Reimfolge gemeinsam mit den Gedichten Nr. 40, 70, 109, 119, 120, 122, 148, 152, 180, 183, 191, 196, 206, 230, 240, 257 (1. Bestandteil) und 276. T4 Der Endten-S¡uß] Wie in den Gedichten Nr. 191 und 206 spielt schon die den Gedichtinhalt charakterisierende Überschrift mit dem Nachnamen eines der Hochzeitspartner, hier des männlichen, um den es auch im ersten Gedicht der Gruppe Nr. 257 geht. Im Druck wird durch die Benennung der Melodie des damals allgemein bekannten Liedes "Filli# saß in einem Böt¡en" (s. zu Gedicht Nr. 191) die Beziehung zum Gedicht Nr. 206 betont. – 1f. Höret, wa# ›¡ jüng‰ begeben, | bei den s¡lanken Fi¡ten‰äben] Zitierende Anspielung auf den Eingang des Gedichtes Nr. 191, in welchem die Rollenverteilung umgekehrt war. – 3f. al# der graue Borea# | ri## den Haars¡mu¿ von den Bäumen] Anspielung auf die Jahreszeit, in der die Hochzeit stattfand. Boreas ist der im Winter dominierende Nord- und Nordostwind; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 930. – 5f. Amor, voll von Po‹en-träumen, | auf dem falben Graße saß.] Auch in den Gedichten Nr. 191 und 206 spielt Amor / Cupido die Anstifterrolle. – 13-18 Eine Hirtin fande ligen ~ etwan ma¡ i¡ Etwa# Wund:] Die der Braut in der Erzählung des Gedichtes zugewiesene Rolle ist von ihrem Nachnamen hergeleitet. Ob der Erfindung außerdem gewisse amazonische Neigungen der Dame zugrunde lagen, ist nicht zu ermitteln. – 16 da# NeheKü‹en] Das Näh- bzw. Stopfkissen. – 46-48 Er sprang auf, ~ nun ma¡‰ du mi¡ gesund.] Eine der zahlreichen Varianten des Motivs der Verletzerin, die zugleich Ärztin ist oder sein soll, in Birkens Gedichten mit erotischer Thematik; s. Gedichte Nr. 12, v. 62f.; Nr. 33, v. 9; Nr. 40, v. 43; Nr. 57, v. 4; Nr. 61, v. 55f.; Nr. 88, T; Nr. 153 u. ö. – 54 der den EndtenS¡uß erda¡t] Abhängig von "Büb¡en" (v. 52). – 59 und der S¡ü”in Fürwi” bre¡en] Anspielung auf den Nachnamen der Braut.
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Text 278: Dank-Lied Für da# mir von Amarilli#, Diana, Dafni# und Lilidor ges¡enkte GoldApfelGes¡irr. S. 165f. T1 278.] fehlt – T8 An der Birke hängt der Faden von Ariadne.] rechts auf dem Rand, gegenüber T6f. – T8 der (2x)] Kürzel – 1 Seh i¡ meine Birke ni¡t] darüber drei Verszeilen gestrichen, die erste und dritte eingezogen – 2 güldnem] m aus n überschrieben – 2 Apfel] durch Streichung aus Aepfeln – 3 i‰] durch Streichung aus bi‰ – 3 ›e] oberhalb von gestrichenem du – 3 verpfli¡t,] vor dem Komma Fragezeichen gestrichen – 4 ›e] oberhalb vor einem gestrichenen Wort – 5 trägt] durch Streichung aus träg‰ – 5 ›e] oberhalb hinter gestrichenem du – 6 ›het] e nachträglich eingefügt – 6 Pomeranzena.] Pomeranzen* – 7 ihre] i überschrieben; h nachträglich erhöht – 7 danzen] mit der-Kürzel statt d – 8 ›e] oberhalb hinter gestrichenem mi¡ (hinter gestrichenem un#) – 9 Sternen] er nachträglich verdeutlicht – 10 besamet] nach be ursprünglicher Wortschluß gestrichen – 11 A¡] links auf dem Rand vorgesetzt – 11 Venu# i‰] oberhalb einer gestrichenen Wortfolge – 11 ni¡t] danach gestrichen mehr – 12 dem,] davor gestrichen Venu# – 15 wo] w überschrieben – 15 im] i aus a überschrieben – 16 mir] oberhalb der Zeile – 16 ma¡t'] danach ein Wort gestrichen – 20 der] d nachträglich erhöht; ebenso 31; ebenso bei 31 Und – 21 Amselb.] Amsel* – 28 darein] durch Streichung und Ergänzung aus darzu – 29 Unsre#] links auf dem Rand vor gestrichenem Versanfang de# Erleu¡ten – 29 SaitenChor] davor gestrichen Thon – 30 Königc.] König* – 31 Und] U überschrieben – 31 der] r überschrieben – 31 Süß] links auf dem Rand; Einfügungszeichen davor und vor einem oder zwei in der Zeile gestrichenen Wörtern + – 31 Ler¡e] erc überschrieben; Endungs-e nachträglich verdeutlicht – 31 nennet] danach Komma gestrichen – 32 Lilidor] il aus uc 1
2
überschrieben; ebenso 35 – 35 Wann] Wan (danach mehrere Wörter gestrichen) – 35 ein mal] ein mal (dazwischen ein Wortende und -anfang gestrichen) – 36 Verwaltern,] vor dem Komma ein Wortanfang oder Zeichen gestrichen – 38 Beilen;d.] Beilen;* – 38 zum Feuren] davor zwei Wörter gestrichen – 40 Güldne] G aus g überschrieben – 43 Lob] oberhalb von gestrichenem Ruhm – 43 red] rechts auf dem Rand; Einfügungszeichen davor und in der Zeile + – 45 selb‰] davor ein Wort gestrichen – 46 krönen] davor zwei Wörter gestrichen – 48 seinen] davor mehrere Wörter gestrichen – 50 die (2x)] i unausgeführt; i-Punkt über der Verbindung zwischen d und e – 52 soll] erstes l nachträglich erhöht; ev. solt – 52 haben.e.] haben* – 54 kühle] oberhalb eines gestrichenen Wortes – 54 Läube,f.] Läube,* (Komma vom 4
Schaft des Anmerkungszeichens überlagert) – 55 Himmel] Him el – 63 du mu‰ ›e mit Meyen grüßen] mit 5
2
1
3
Meyen mu‰ du grüßen ›e (davor gestrichen Und) – 64 Erd] oberhalb hinter gestrichenem Welt – U Mense] M. – U Novembri.] Nov. – A1 a. poma aurantia.] * poma au-|rantia. (rechts neben v. 6) – A2 b. Amei›n.] *Amei›n. (rechts neben v. 21) – A3 c. Regulus, avis.] *Regulus, avis. (rechts neben v. 30) – A4 d. Fasces] *Fasces (rechts neben v. 38) – A5 e. na¡ dem Urteil de# Pari#.] *na¡ dem Urteil | de# Pari#. (rechts neben v. 52) – A6 f. Sie sange damal# in Floridan# Hütte.] *Sie sange damal# | in Floridan# Hütte. (rechts neben und unterhalb von v. 54)
Gedicht 278, 1680
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Das nach Birkens eigener Datierung im November 1680 – nach dem 9.11. – entstandene Gedicht bekundet den Dank für ein Geschenk, das die am 11.8.1680 in den Blumenorden aufgenommenen Mitglieder, Anna Maria Paumgartner / Amarillis, Ferdinand Adam Pernauer / Dafnis und Christoph Fürer / Lilidor zusammen mit der etwas früher aufgenommenen Maria Dorothea Omeis / Diana, die bei der Zeremonie der Aufnahme der anderen drei eine wichtige Rolle gespielt hatte (zu ihnen s. zu den Gedichten Nr. 262, 267-269, 271-274), dem Präses gemacht hatten. Birken hat das Gedicht am 22.1.1681 Fürer zugeschickt. Sowohl die Originalversion des Gedichtes als auch der Begleitbrief haben sich in der Universitätsbibliothek Krakau erhalten (vormals Berlin; Sign.: Acc. ms. 1896.24). Vgl. Bircher, 1987, S. 336-339. Birchers an mehreren Stellen fehlerhafte Wiedergabe des Gedichttextes (S. 337-339) läßt gleichwohl erkennen, daß sich die von uns mitgeteilte Fassung des Arbeitsbuches vom Original nicht unterscheidet. Birkens Brief hat in Birchers Wiedergabe (S. 336f.) folgenden Wortlaut: WolEdler, Gestreng-und Vester, Hochgeehrter Herr. Meines Hochgeehrten Herrn dortmals in schöner Gesellschaft der wolEdlen Amarillis, gleichwie auch vorher, mir überreichtes köstliches Geschenke und schönes Gedichte, haben beyde mich so sonders vergnügt, daß ich nicht unterlassen können, solche meine Doppel-Vergnügung und DankSchuld-Bekentnis gegen dieses Fürtreffliche Doppel-Paar in mitkommendes Hirtenlied zu verfassen. Es hat sich ja, wegen des Erleuchten Dafnis Abwesenheit, nicht fügen wollen, solches, wie billig, vorlangst an die übrige drey vornehme Orte (wolEdel besagte Amarillis hat es alsobald empfangen) abzulegen. Nun aber diese gute Gelegenheit durch Hrn. Knopfens Höflichkeit mir an die Hand gegeben wird, soll ich nicht unterlassen, die verweilung zu brechen. Ich versichere hiermit Meinen hochgeehrten liebsten Herrn Gesellschafter meiner treu-dienstlichen affection, und hinerlege bey dem WolEdlen Lilidor ein Zeugnis meiner Erkentlichkeit gegen Seine mir im werk vorgewiesene Freygebig- und Freündlichkeit. Ich werde wol alsdann, wann Mein Hochgeehrter Herr dem HochEdlen Herrn Vatter, meinem hohen Patron, gleichwie iezt in der KunstBegierde, also dereinst in der StandsWürde, löblich nachtritt, nicht mehr unter den Sterblichen seyn. Aber der Allerhöchste, der ewig lebet, wird meinen Wunsch erfüllen, und dem WolEdlen Lilidor die Zeit vergülden, wie dieses Lied redet, und zu den Fascibus für Ruhten, mit viel Gutes, und die Birken-Scheiter mit schöner Glücks-Heiter, segnen und beseeligen. Der mache Ihn auch endlich, in spatem Alter, unter die Engel-Lerchen sich aufschwingen, und also mit schwebender Poesij ihm ewig viel Ehre geben. Die Edle Diana wird ein Büchlein aushändigen, welches ich dem Andenken der wol-löblichen Blumgenosschaft gewidmet: wird der wolEdle Lilidor mich aufs neue verpflichten, wann er ein Täfelein, mit seiner schönen Poesy und wehrtem Namen überschreiben [!], an eine Wand dieses Freunds-Tempels aufhängen mag: welches mir dienen wird, in dem ich
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auf solchem Blat die Linien oder Zeilen von ebenselben guter Gunst lese, mich zu erinnern, wie ich verbunden sey, mich lebenslang zu nennen, des wolEdlen Lilidors getreu Ergebenster Diener u. Gesellschafter Floridan. Aus meiner NorisHütte den 22. Jesus M.A. 1681 quam Deus faustum, sanum & laetum faxit! Der Briefeingang läßt vermuten, daß das Geschenk von Fürer und Anna Maria Paumgartner persönlich übergeben worden ist; Frau Omeis und der Baron Pernauer, die sich an der Gabe beteiligt hatten, waren anscheinend nicht an der Übergabe beteiligt. Eine ungefähre Datierung dieses Treffens ermöglicht das von Birken erwähnte Gedicht Fürers. Es kann sich dabei nur um das Gedicht PBlO.C.89.3 handeln, das Birken laut Empfangsvermerk am 1.11.1680 erhalten hatte (s. zu Gedicht Nr. 269). Birkens Formulierungen lassen vermuten, daß Gedicht und Geschenk getrennt zu ihm gelangt sind, und zwar so, daß er das Gedicht vor dem Goldapfelgeschirr erhalten hat. Das Gedicht ist wahrscheinlich nur überschickt worden. Das Treffen zur Übergabe des Präsents hätte demnach in der ersten Novemberhälfte stattgefunden; Birken hat mit dem Gedicht Nr. 278 also umgehend reagiert. Da sich in Birkens Album 2 eine auf den 8.12.1680 datierte Eintragung Anna Maria Paumgartners findet (182r), ist es gut möglich, daß Birken ihr sein Stammbuch bei dem Treffen mitgegeben hat. Es ist aber auch denkbar, daß er es ihr zusammen mit dem Gedicht Nr. 278 zugestellt hat; denn aus dem oben zitierten Brief Birkens an Fürer geht hervor, daß sie das Gedicht "alsobald empfangen" hat. Die Übersendung des Dankgedichts an die anderen drei Geschenkgeber, die in Altdorf lebten, hatte sich verzögert, weil der – vielleicht ursprünglich als Überbringer vorgesehene – Baron Pernauer abwesend war. Nun fungiert ein für uns nicht kenntlicher Herr Knopf als Zusteller sowohl der für Fürer bestimmten Sendung als auch einer an das Ehepaar Omeis gerichteten (s. u.). Das von Diana / Frau Omeis auszuhändigende "Büchlein", das ebenfalls Herr Knopf befördert haben wird, war Birkens Album 2, in das Fürer sich eintragen sollte (s. zu Gedicht Nr. 269). Das hat er am 31.1.1681 getan. Und in seinem Antwortschreiben vom 17.2.1681 (PBlO.C.89.4) – Birken hat es am 19.2.1681 erhalten und am 14.5. beantwortet – hat er – neben seiner Danksagung für das Gedicht Nr. 278 – Birken davon in Kenntnis gesetzt: Altdorf den 17 februarii Anno 1681. Wohl Edel- Ve‰ und Ho¡gelehrter insonder# Ho¡geEhrte‰er Herr und Patron! Die vortre[li¡e Zeilen, mit wel¡en der niemahl# genug gelobte Floridan seynen gering‰en Diener beEhren wollen, erfordern nun eine s¡uldige gegenantwort, aber wollte Gott daß i¡ eine E¡o wäre und auf eben der
Gedicht 278, 1680
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glei¡en s¡öne Art wie mir zugeru[en worden, wieder zuru¿ ru[en könnte. Hier wird da# Spri¡wort: wie mann in den walt s¡reyet so hallet e# wieder, wenig eintre[en, weiln mein Glü¿ no¡ der zeit nur hierin be‰ehet, derglei¡en Erdenwunder und die von Jhnen her kommende Wunderwer¿e, mehr mit er‰aunung zu betra¡ten, al# sol¡e mit so geringen Krä[ten na¡zuahmen. Der allzus¡öne Dan¿ vor da# ohnläng‰ | von mir überreigte geringe gedä¡tnu# ges¡en¿, bey wel¡en i¡ nur den gering‰en Theil mit beygetragen, ma¡et mi¡ billi¡ s¡aamroth, und errinnert mi¡ fa‰ bey einen jeden wort meiner anno¡ obliegenden S¡uldigkeit; do¡ aber soll diese# s¡le¡te Dan¿zeigen ni¡t# ander# al# mein no¡ immer verbundene# Gemüth anzeigen, und meinen Ho¡geEhrten Herrn Gesells¡a[ter ver›¡ern, daß i¡ sein Herrli¡e# Lob in dem Mund, seine Ho¡s¡ä”ung aber in dem Her”en und Gemüth leben# lang erhalten werde. Son‰en habe i¡ mi¡ unterfangen, in da# übers¡i¿te Bü¡lein meinen geringen Nahmen ne¡‰ etli¡en andern no¡ geringern Zeilen, meine# Ho¡geEhrten Herrn befehl gemeß, einzutragen. Zu sol¡en Zeilen nun hat mir die be‰e gelegenheit und Materie gegeben der weltbekannte Nahme | Floridan, und wollte i¡ nur wüns¡en, e# wäre sowohl da# Räumlein de# Papier#, al# au¡ die Reimen an ›¡ selb‰en darna¡ bes¡a[en gewesen, diese# teuren Nahmen# Ruhm be‹er au#zutrü¿en. Hätte die Feder so wohl sol¡e# Lob in da# Bu¡ zus¡reiben wi‹en, al# e# ›¡ in meinem Gemüth einges¡rieben befindet, sollte e# gewiß glü¿li¡er von ‰atten gegangen seyn. Dann jene i‰ zu gering, sol¡e# re¡t zuverri¡ten, und kan ni¡t ander#, wie ›e au¡ gethan, al# nur den gering‰en s¡atten davon entwer[en, diese# aber, unterhällt mi¡ ‰etig mit seiner zwar ‰ummen Spra¡ von den ungemeinen Lob de# Vortre[li¡en Floridans und erinnert mi¡ anbey daß i¡ leben# lang verbleiben solle, der i¡ au¡ bin Meine# ho¡geEhrten herrn und Patron# gehorsamer Diener Lilidor. Das zum Gedicht Nr. 269 mitgeteilte Albumgedicht Fürers entspricht der Charakterisierung im Brief genau. Zurückerhalten hat Birken sein Album erst mit einem Brief von Omeis vom 10.3.1681. So sind auch die beiden Eintragungen von Magnus Daniel Omeis und Maria Dorothea Omeis datiert; s. zu Gedicht Nr. 262. Auch der Baron Pernauer hatte sich während der Zeit, in der Birkens Album in Altdorf war, eingetragen: am 1.2.1681 (186r). Das in die Überschriftgruppe des Gedichtes Nr. 278 aufgenommene Epigramm ist formal identisch mit den Epigrammen Nr. 68.4, 68.7-9, 238.2 und 239.2. Ein Druck des Liedes, das Strophenform und Reimfolge mit den Gedichten Nr. 87, 92, 170, 174, 221 und 246 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. T4 GoldApfelGes¡irr] Offenbar ein Geschirr mit Orangendekor. – T6f. die Birke, ~ mit Güldner Fru¡t geziert.] Diese Verse stammen nicht von Birken, sondern von einer der vier in der Überschrift genannten Personen. – T7 Hesperien] Sagenhafte Insel im Ozean am äußersten Westrand der Erde; von dort holte Herakles die goldenen Äpfel der Hesperiden; s. der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 1117f. – T8 An der Birke hängt der Faden von Ariadne.] Wohl ebenfalls Teil der Aufschrift, d. h. von einer der von
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Apparate und Kommentare
Birken in den Blumenorden eingeführten Personen formulierter Text. – 9f. He#per! hat dein SternenGold | etwan diesen Baum besamet?] Adressat dieser rhetorischen Frage ist der Abendstern, der Planet Venus, der mit diesem Namen in v. 11 genannt wird. Das Spiel mit der Möglichkeit, es könnte sich um ein Liebesgeschenk handeln, hebt den Wert der Gabe hervor und bietet Birken Gelegenheit, in v. 11f. auf seinen Stand als Witwer hinzuweisen: Seine zweite Ehefrau war am 16.5.1679 gestorben (II.460; PBlO.B.2.1.2, 210(58)v). – 13 dein He#perien] Diesmal bezeichnet der mythische Name Spanien. – 14 wo an Gade# Theti# ‰randet] Gades ist der antike Name der Hafenstadt Cadiz. Der Name bezeichnet den Herkunftsbereich der Frau Omeis und wie zuvor Hesperien den des Goldapfels; Thetis als Name einer Meergottheit steht für das von ihr repräsentierte Element. – 15 wo man Gold im Tagu# sandet] Der Sand des Tagus (Tajo / Tejo), des längsten Flusses der Iberischen Halbinsel, galt in der Antike als goldführend; s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 497. – 19f. dur¡ die lü]e ihr na¡s¡wam | ein Zweig von der He#per-Erden.] Das Geschenk wird als von einem Vogel aus Spanien hergebrachter Orangenzweig verbildlicht. – 21 Mir trägt ihn die Amsel zu] Dieser Vogelname wurde des Anklangs an den Namen Omeis / Ameis wegen gewählt, wie die Anmerkung zeigt. – 22f. in gesells¡a] dreyer andern | Har[en, die in Lü]en wandern.] Die drei anderen Mitglieder und am Geschenk Beteiligten werden ihrer musikalischen Aktivitäten beim Irrhainfest am 11.8.1680 wegen, von denen in Str. 4 die Rede ist, ebenfalls als Singvögel verbildlicht. – 25-27 Eine, die i‰ Filomel' ~ Amarill die Edle Seel.] Vom Gesang Anna Maria Paumgartners ist auch in Str. 7 (Anm. f.) die Rede. – 28f. denk, wie s¡ön darein kont klingen | Unsre# Dafni# SaitenChor:] Im Brief vom 8.8.1680 hatte Omeis angekündigt, Pernauer, dessen Lautenspiel er schon im ersten ihn betreffenden Schreiben vom 18.6.1680 gerühmt hatte, werde sein Instrument zum Irrhainfest mitbringen; s. zu Gedicht Nr. 267. – 30 Seine Blum ihn König kennet.] S. zu Gedicht Nr. 267 bzw. 272; hier ist Pernauer, wie die Anmerkung g. zeigt, als Zaunkönig ins Spiel gebracht. – 31f. Und der Süß-Thon Ler¡e nennet | den beprei‰en Lilidor.] Auch Fürer war demnach an musikalischen Darbietungen beim Irrhainfest beteiligt. Die Wahl der Lerche dürfte wohl der Assonanz des Vogelnamens mit Fürers Ordensnamen wegen erfolgt sein. – 34 den vier Edlen Lü]e-Psaltern] Von Birken mehrfach verwendete Bezeichnung für Singvögel; s. Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰ (1679), Vorrede, ):(vijv. – 35f. Wann ›¡ ein mal Lilidor | ›ht gezehlt zu Staat#-Verwaltern] Es war abzusehen, daß Fürer wie seine Vorfahren eine Laufbahn im Regiment der Stadt absolvieren würde. Zu seiner tatsächlichen Karriere s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 181-215; Biedermann, 1748, Tab. CCCLXXIV; Will. Bd. 1 (1755), S. 498-501; Jürgensen, 2006, S. 514-522. – 41-43 De# Erleu¡ten Dafni# Zier ~ daß sein Lob ‰ät# red au# ihr.] Pernauer erhält als Gegengabe das Versprechen literarischen Lobpreises. – 44-46 a¡ daß i¡ künde ~ Wolken-gilber] Zur Lorbeer-Thematik s. zu Gedicht Nr. 273, v. 3. Das "Lorbeerbäumlein" hatte Birken im Brief vom 10.7.1680 an Omeis als Blume für Pernauer verworfen (s. zu Gedicht Nr. 267). "Wolken-gilber" ist eine Sonnen-Metapher. – 47 Fama ihr Trompeten-Silber] 'Die Silbertrompete der Fama.' – 49 E# kehr' um da# Apfel-Gold] Der goldene Apfel der Eris ist gemeint, der hier eine andere
Gedichte 278, 279 und 280, 1680 und 1681
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Rolle spielen soll als beim Urteil des Paris. – 50-52 die die bä‰en von den Gaben, ~ Amarilli#, soll e# haben.] Das erste "die" ist Objekt im vorgezogenen Relativsatz und bezieht sich auf "Amarilli#" (v. 52); das zweite "die" ist Bestandteil der Subjektgruppe "die bä‰en von den Gaben" des Relativsatzes; "Gaben" ist im Sinne von 'Qualitäten', 'Eigenschaften' verwendet, diese sind in der Apposition "Ehr, Kun‰, S¡önheit" (v. 51) aufgezählt; "e#" (v. 52) meint den berühmten Apfel der Eris beim Urteil des Paris, doch mit neuer Bedeutung. – 53-56 Birke, und wa# gibe‰ du? ~ ni¡t mög ‰ören ihre Ruh.] Die guten Wünsche für Anna Maria Paumgartner werden zur Erinnerung an das Irrhainfest genutzt. – 63f. du mu‰ ›e mit Meyen grüßen, | wan der Maj die Erd neu s¡a[t.] Der Mai ist der Marienmonat; vielleicht feierte Anna Maria Paumgartner an einem der Marienfesttage im Mai ihren Namenstag. "Meyen" sind zum Schmuck verwendete Birkenzweige.
Text 279: da# Freyer-KegelSpiel. S. 165 T1 279.] fehlt – T2 da#] Kürzel – 1 wol-gefaltt] davor vier Wörter gestrichen – 4 dem] d nachträglich erhöht Das Epigramm ist quer zur Hauptbeschriftung rechts neben den Strophen 1-4 des Gedichtes Nr. 278 eingetragen, dem Schriftduktus nach zu einem anderen Zeitpunkt als jenes. Da Birken keine eigene Zuweisung vorgenommen hat, gilt die in der Kopfrubrik auf beiden Seiten für das Gedicht Nr. 278 markierte Zugehörigkeit zur Sammlung Floridan# Amaranten-Garte auch hier. Wegen des Fehlens einer eigenen Datierung ist davon auszugehen, daß auch dieses Gedicht im November 1680 entstanden ist. Das Epigramm wirkt wie der Text zu einem Flugblatt-Bild, das die drei Damen, die reiche Alte, die böse Hübsche und die schöne Tugendhafte als Kegelspielfiguren sowie den Freier mit der Kugel darstellt, in starker Abwandlung des Motivs vom Urteil des Paris, das auch im Gedicht Nr. 278, v. 49-52, eine Rolle spielt, was für entstehungsgeschichtliche Nähe spricht. Doch ist ein Flugblatt mit diesem Bildmotiv nicht nachgewiesen. Das Epigramm hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge gemeinsam mit dem Gedicht Nr. 249.
Text 280: Jn de# Edlen Polyanthu# StammBu¡. S. 168f. Gedicht 1: T1 280.] fehlt – T2 Edlen] E. – T2 StammBu¡] Stam Bu¡ (ebenso U8 LämmerMonat#) – Z1 Springbrunn] Springbrun (ebenso 10 dann) – Z3 Name] m aus Anstrich zu h überschrieben – 1 de#] d nachträglich erhöht; ebenso bei 3 dem – 5 allen] zweites l nachträglich erhöht – U2 Herrn] Hn. – U3 und]
Apparate und Kommentare
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u. (ebenso U4) – U4 der] Kürzel – U4 BlumS¡äfer] Bl.S. – U6 Ges¡rieben] Ges¡r. – U8 LämmerMonat#] Läm erM../. Gedicht 2: 1 und] u (ebenso 2) Zu diesem nach metrischer Gestalt und Reimfügung symmetrisch um die Mitte des Verses 6 herumgebauten Gedicht, das Birken im März 1681 in Johann Leonhard Stöberleins Album eingetragen hat, gehörte eine Zeichnung, die Art und Ziele des Pegnesischen Blumenordens verbildlichen sollte; sie ist im Prosateil der Textgruppe beschrieben: Der Brunnen versinnbildlicht die poetische Inspiration und Produktivität, das Schaf die bukolische Prägung, die Blumengirlanden die Ordensmitglieder, die Kugel mit dem Jahwe-Tetragramm die Programmatik des Ordens. Wie man sich den Brunnen, die Fontäne und die auf ihr schwebende Kugel vorzustellen hat, verdeutlicht das Titelkupfer der Birkenschen Poetik von 1679. Zu dem nachgestellten Epigramm, das den Reim der Verse 1, 4, 8 und 11 wiederholt, vgl. Gedicht Nr. 234. Das zweite Epigramm hat Versart, Kadenzen- und Reimfolge gemeinsam mit den Epigrammen Nr. 68 (3. Bestandteil), 238 (2. Bestandteil), 239 (2. Bestandteil) und 278 (1. Bestandteil). Ein Druck der beiden Epigramme ist nicht bekannt. Wohl aber hat sich Birkens Originaleintrag in Stöberleins Stammbuch erhalten. Er gehört zu den Texten aus Beständen der Universitätsbibliothek Krakau (vormals Staatsbibliothek Berlin), die Martin Bircher 1987 ediert hat (Sign.: Radowitz 7038). Bircher spricht von einem 'kleinen Blatt' (S. 334). Die Stammbuchseite mit Birkens Eintrag scheint also aus dem Album herausgetrennt worden zu sein. Ein Blatt mit der Emblemzeichnung, die dem Gedicht im Stammbuch sicher beigefügt war, wird von Bircher nicht erwähnt, ist also vermutlich verloren. Da Bircher davon ausgeht, es handele sich um ein Gedicht "zur Begrüßung" (ebd.) von Stöberlein als neuem Mitglied im Blumenorden, erkennt er den Text nicht als Stammbucheintrag. Durch eine fehlerhafte Auflösung des Chronostichons zur Jahresangabe (das im Manuskript der Di¡terey-Sa¡en fehlt), datiert er das Gedicht auf das Jahr 1671. Korrekt wäre aber 1681. Da das Original bislang noch nicht eingesehen werden konnte, zitieren wir das Blatt nach Bircher, 1987, S. 334f. (beim Chronostichon haben wir statt des von Bircher verwendeten Großbuchstabens W zwei V gesetzt): m! Diß ist des Ordens Bild, der von den Blumen heist. Ein Schaf den Brunnen stüzt: weil sie sich Hirten nennen. Man kan auch, aus dem Rand, die Blum-Gesellschaft kennen. Das Absehn uns der Sprung und seine Kugel weist: Es steigt, aus allen Röhren, das Gott- und Tugend-Ehren und Teutsches Sprachzier-Mehren. Der Edle Polyanth sich einem solchen weist:
Gedichte 280 und 281, 1681
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viel-blühend lässet Er im Werke sich erkennen. So ist Er billig dann des Ordens Zier zu nennen: und seines Geistes Blüt stets unverwelklich heist. Mit diesem Andenken hat, Seinen hochgeehrt-geehrten Herrn Gesellschafter Seine Dienstbereitschaft auf iederzeit versichern und sich Ihme bästens empfehlen wollen S. v. Birken C. P. Floridan Geschr. in meiner Pegnizhütte den 5. des Lämmer Monats im Jahr TraV nVr! Gott VVIrDs VVoL MaChen. [am Rand:] Der tausend Blumen list, und zieht heraus den Geist wol billig Blumgenoß und Polyanthus heist. Auffallend ist die Datumsdifferenz: bei Bircher heißt es 5.3., in den Di¡terey-Sa¡en 10.3. Zum Chronostichon für die Jahreszahl s. Wuk. Bd. 5, Gedicht Nr. 364, v. 7 und den entsprechenden Kommentar; WuK. Bd. 9, Konzept Nr. 43, Z. 13, und den entsprechenden Kommentar. Das zweite Epigramm ist formal identisch mit den Epigrammen Nr. 68.4, 68.7-9, 238.2, 239.2 und 278.1. Von beiden ist kein Druck bekannt. Gedicht 1: 3 au# dem Rand] 'an den Blumengirlanden'. – 4 Da# Absehn] 'die Zielsetzung'. – 8 einen sol¡en] 'als einer, der dem in v. 5-7 charakterisierten "Absehn" im Werk entspricht'. – 9 Vielblühend] Anspielung auf den Namen Polyanthu#. Gedicht 2: Der tausend Blumen li‰ und zieht herau# den Gei‰] Die Tätigkeit des Apothekers ist als Metapher für diejenige des Dichters verwendet.
Text 281: Der LVII BlumgenoßS¡äfer Fidamor. Herr Chri‰ian Flemmer ho¡Für‰li¡er Secretariu#. Blume: Lieb‰ö¿el. Spru¡: Gott und Mens¡en getreu. S. 169 T1 281.] fehlt – T2 LVII] die Oberlänge des d von Fidamor (T3) reicht hinter der Zahl bis zur Mittellinie und ist auf der Grundlinie durchgestrichen – T4 Herr] H – T4 Flemmer] Flem er (ebenso 2 flammt) – T4 ho¡Für‰li¡er] ho¡Für‰l. – T5 Blume:] Bl. – T6 Spru¡:] Spr. – T6 und] u. (ebenso 2) – 2 darau#] vor gestrichenem ursprünglichem Versanfang da – 2 Lieb] davor ein Wort gestrichen – 2 und flammt] rechts auf dem Rand; Einfügungszeichen davor und in der Zeile × (vor der Eintragung auf dem Rand ein Wort gestrichen) – 3 au¡] auf dem Rand vorgesetzt – 3 Treu] hinter gestrichenem Huld rechts auf dem Rand; Einfügungszeichen vor dem gestrichenen Wort und in der Zeile (nach Mens¡en) + – 3 zu] davor gestrichen ›¡ – U den] d. – U Martii] Mart.
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Das von Birken selbst auf den 17.3.1681 datierte Epigramm dokumentiert die letzte von Birken getätigte Ordensaufnahme, die des Sekretärs Herzog Anton Ulrichs, Christian Flemmers (ca. 1648-1681/82; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 524-536; Jürgensen, 2006, S. 523-525). Herdegens (S. 524f.) und Jürgensens (S. 523) Angabe, Flemmer habe um die Aufnahme gebeten, bedarf der Korrektur. Im Brief vom 9.1.1681 (PBlO.C.81.3), den Birken am 17.1.1681 erhalten und am 22.1.1681 beantwortet hat, schreibt Flemmer: Jndeme i¡ s¡on lange Zeit na¡gesonnen, auf wa# art i¡ ein sonderbare# denkzei¡en meiner demselben sonder# zutragenden dien‰neigung an den tag geben mö¡te, habe i¡ endli¡ diese wenig lieder Erwehlet, Meinem ho¡geehrten herrn und der löbli¡en, mir zwar ander#, al# au# ihren ruhmwürdigen s¡rif]en, ni¡t bekanten Pegni”gesells¡af] o[entli¡ zu zueignen, vnd dadur¡ zu bezeugen, daß i¡ aller re¡ts¡a[enen Teuts¡en diener ‰erbe. J¡ bitte daßelbe mit eben dem gemüht aufzunehmen, al# e# von mir ges¡iht, und ja ni¡t etwa# dabey zugedenken, so den gewöhnli¡en dedicationen anhangig, ›ntemahl davor mi¡ greuelt. Das mitgesandte Werk war eine 1680 in Wolfenbüttel anonym gedruckte Sammlung von dreizehn geistlichen Liedern, die Herdegen charakterisiert (S. 530-534) und aus der er ein Lied, das achte, mitteilt (S. 531-534). Es kann sich nicht um das 1679 gedruckte Werk Teuts¡e gei‰li¡e Elegien [...] handeln, das Elisabeth Juliana und Anton Ulrich von Braunschweig-Lüneburg gewidmet ist; s. aber Jürgensen, S. 524. In seiner Antwort vom 22.1.1681 muß Birken Flemmer die Mitgliedschaft im Blumenorden angetragen haben; denn in dem undatierten Schreiben PBlO.C.81.4, dessen Empfang Birken für den 13.2.1681 vermerkt hat, schreibt Flemmer: Meine# ho¡geehrten herrn ho¡gewogene# vorige po‰ zu beantworten verhinderte mi¡ Mein fieber, so i¡ eben de# Po‰tag# bekam. J¡ finde sol¡e# überhäuf] mit zeugnußen sonderbarer gun‰gewogenheit: und wie meine s¡le¡te lieder der wi¡tigkeit ni¡t ›nd, einigen dank zu verdienen, also befinde i¡ mi¡ dur¡ da# hohe erbieten, meine geringe Person mit in die Zahl der Edle‰en Blumgenoßen aufzunehmen, so ho¡ geehret, daß i¡ der worte ermangele, Meine dankbarkeit genugsam zu bezeugen. Wann beygefügte# Sonnet tü¡tig i‰, die ansu¡ung um sol¡e ehre zu verri¡ten, bitte i¡ dien‰li¡, e# davor anzunhemen. der Fidamor wird ›¡ iederzeit Teuts¡-ge›nnt, da# i‰ redli¡, absque fuco, erzeigen. Birkens Anerbieten muß also auch schon den Namensvorschlag enthalten haben. Das von Flemmer beigefügte Sonett ist in Birkens Archiv erhalten: PBlO.C.81.9: Jhr Seelen, die ihr habt die s¡minke fals¡er Sinnen au# eurer Teuts¡en bru‰, al# Helden, au#gejagt, die ihr der Teuts¡en welt die Teuts¡e warheit sagt, Und au¡ kein wels¡e# wort laßt au# der feder rinnen Wil glei¡ die ekle welt betadeln di# beginnen Glaubt, daß e# redli¡keit und Teuts¡er Treu behagt.
Gedicht 281, 1681
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Und ob ›¡ zeit vnd neid glei¡ an den vorsa” wagt, dem edlen vorsa” wird derr keine# abgewinnen J¡ wüns¡e mir da# glü¿, den Euren mi¡ zu nennen. E# sol de# herzen#-mark zu eurem willen brennen J¡ wil, wie mitgenoß, so kne¡t vnd diener sein. Wie kleine li¡ter ›¡ um Mond und Sonne se”en, So wird ›¡ Fidamor vor einen Alcor s¡ä”en Nimt eure Helden-Zunf] in ihre Zahl ihn ein. Fidamor Chri‰ian Flemmer, Für‰li¡ Brauns¡weigis¡ Lüneburgis¡er Secretarius. In der zweiten Märzhälfte 1681 muß Birken geantwortet haben, mit einer Beilage zu einem Brief an Herzog Anton Ulrich. Denn am 29.3.1681, mit dem Brief PBlO.C.81.5, den Birken laut entsprechenden Vermerken am 3.4.1681 erhalten und am 9.4.1681 beantwortet hat, schreibt Flemmer: Jn hö¡‰er eil beri¡te daß deßen le”te# s¡reiben samt dem löbli¡en Ordenzei¡en [...] von Serenissimo selb‰ mir zugesant worden. J¡ erkenne mi¡ davor zum hö¡‰en verbunden, und werde mi¡ al# der lobli¡en gesells¡af] treu‰en diener iederzeit erfinden laßen. Wa# son‰ bey diesem löbli¡en Orden in a¡tzunehmen, hatte au# der bedeuteten s¡äferey gern erlernt; i¡ finde aber bey meinen exemplar zwar die kupfer darzu aber ni¡t die s¡äferey selb‰, ungea¡tet i¡ mi¡ erinnere selbige bey dem, so Jhre dur¡leu¡t be›”en, gesehen zu haben: e# i‰ aber, wegen vorhabenden baue#, dero Bibliothec i”t in großer unordnung: also daß wenn i¡ gegen die orden#-gese”e sündige, i¡ solange deßen Verzeihung ho[e: indeßen wüns¡e zu vernehmen, wa# zu er‰attung de# ge‰i¿ten band#-unko‰en, gehöre, um darin ni¡t undankbar erfunden zu werden. Birken hat im Adressenfeld des Briefes außer Empfangs- und Beantwortungsdatum (s. o.) notiert: "Dankbriefl Fidamor# auf empfangene# S¡äferBand." Zusammen mit dem Band könnte auch das Epigramm Nr. 281 zu Flemmer gelangt sein. Bei der Schäferei, die Birken Flemmer wegen der Ordensgesetze empfohlen hatte, könnte es sich um die Nachrufdichtung für Birkens erste Ehefrau gehandelt haben, aber auch um die in den zweiten Teil der Pegne›# aufgenommene Nachrufekloge für Dilherr. Das Epigramm Nr. 281 sowie die Wahl der Blume sind den beiden für die etymologisierende Phantasie deutlichen Komponenten des Namens Fidamor, fides und amor, exakt angepaßt. Herdegen hat Spruch und Erläuterungsgedicht für Flemmer wohl neu erfunden. Die entsprechende Passage lautet (S. 526): Wa# er so bes¡eiden gesu¡t, da# hat er de‰o lei¡ter erhalten, da Floridan genugsame Proben von de‹en Ges¡i¿li¡keit vor ›¡ hatte. Er eignete ihm zur Blume: den LiebStö¿l zu, mit der Beys¡rif]: Zum Bewei# de# Glauben#, und dieser Erläuterung:
Apparate und Kommentare
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J¡ will, wie i¡ mi¡ nenn, au¡ in der That so hei‹en, Und meinen Glauben dur¡ die Werk der Lieb beweisen. Welt! sag von deiner Treu und Liebe mir ni¡t# vor. Du fäll‰ und ‰irb‰ darbey; i¡ leb' al# Fidamor. Ein zeitgenössischer Druck des Epigramms 281, das Versart, Kadenzen- und Reimfolge mit den Epigrammen Nr. 207, 218, 226, 251 und 272 gemeinsam hat, ist nicht bekannt. T6 Spru¡: Gott und Mens¡en getreu.] Name und Spruch dürften auch im Hinblick auf Flemmers Berufsstellung gewählt worden sein. – 1 Mein Name Treu-lieb hei‰.] Etymologisierende Übersetzung des Namens Fidamor; s. o. – 4 Fals¡ de¿t, die s¡warze Haut de# S¡wan#, ein wei‹er Ro¿.] Zu diesem Motiv s. Jónácsik, 1999, S. 187-209. Wohl angeregt durch den Schluß der zitierten Passage aus Flemmers Brief vom Februar 1681 und den Beginn des Sonetts, das ihm beigefügt war.
GEDICHTFORMEN (1) Aus Raumgründen werden keine vollständigen Skansionsmodelle erstellt. Die in einer Liedstrophe oder einem nicht strophischen Gedicht verwendeten Verse werden je einmal abgebildet (X steht für eine betonte, x für eine unbetonte Silbe). Die Reim- bzw. Binnenreimpositionen sind jeweils unterstrichen. hinter den Versabbildungen stehen (in Klammern) die Verszahlen, bei strophischen Gedichten die der ersten Strophe. Darunter ist, wie üblich mit Buchstaben bezeichnet, das jeweilige Reimungsschema angegeben. Die jeweils letzte Zeile nennt die Nummern der Gedichte, welche die beschriebene Form aufweisen. Weist ein strophisches Gedicht eine Refrainstruktur auf, ist der Gedichtnummer der Vermerk (R) beigefügt. In den Gruppen 2 (Längere unstrophische Gedichte) und 4 (Epigrammatisches) können einige Zuordnungen als willkürlich erscheinen; es ist aber nicht sinnvoll, nur eine bestimmte Anzahl von Versen als Zuordnungskriterium zu verwenden.
1. Strophische Gedichte 1.1 Trochäische 1. X x X x X x (1, 2, 5, 6, 10, 11) X x X x X (3, 4, 7-9, 12) aabcddbceffe Nr. 133 (vertauschte Reimfolge in v. 79/80), 140, 155, 157 (erstes eingelagertes Lied) 2. X x X x X x (1, 2, 4, 5) X x X x X x X (3, 6-9) aabccbddd Nr. 44 3. X x X x X x (1, 2) X x X x X (3-6) X x X x X x X (7) aabbccc Nr. 125 4. X x X x X x (1, 3) X x X x X x X (2, 4) X x X x X x X x (5, 7, 8) X x X x X (6, 9) ababcdccd Nr. 138
960 5. X x X x X x (1, 3) X x X x X x X (2, 4-6, 10) X x X x X x X x (7) X x X x ( 8, 9) ababccdddx Nr. 169 (R) 6. X x X x X x X (1-4) aabb Nr. 98 7. X x X x X x X (1, 3) X x X x X x (2, 4) abab Nr. 118 8. X x X x X x X (1, 3, 5, 6) X x X x X x X x (2, 4) ababcc Nr. 227 9. X x X x X x X (1, 4) X x X x X x X x (2, 3, 5, 6) abbacc Nr. 164 10. X x X x X x X (1, 2, 5, 6) X x X x X x X x (3, 4) aabbcc Nr. 114 11. X x X x X x X (1-4, 6, 7) X x X x X x X x (5) ababccdd Nr. 103 12. X x X x X x X (1, 3, 5, 6) X x X x X x X x (2, 4, 7) ababccb Nr. 43 13. X x X x X x X (1, 3, 5) X x X x X x (2, 4, 6, 7) ababxcc Nr. 18 14. X x X x X x X (1, 3, 5, 7) X x X x X x X x (2, 4, 6, 8) ababcdcd Nr. 224 (R)
Gedichtformen 1 15. X x X x X x X (1, 3, 5, 8) X x X x X x X x (2, 4, 6, 7) ababcddc Nr. 87, 92, 170, 174, 221, 246, 278.2 16. X x X x X x X (1, 4) X x X x X x X x (2, 3, 5-8) abbaccdd Nr. 27 17. X x X x X x X (1, 3, 5, 7, 9, 10) X x X x X x X x (2, 4, 6, 8) ababcdcdee Nr. 184 18. X x X x X x X (1, 3) X x X (2, 5) X x X x X x X x (4, 6) aaabcbc Nr. 74 19. X x X x X x X (1, 2, 6, 7) X x X x X x X x (3) X x X x (4, 5) aabbbcc Nr. 12 20. X x X x X x X (1, 4, 7, 10) X x X (2, 5) X x X x X x X x (3, 6, 8, 9) aabccbdeed Nr. 64 21. X x X x X x X (1, 6, 7) X x X x X x X x (2, 3, 5) X x X (4) X x X x (8) abbacddc Nr. 159 22. X x X x X x X x (1-10) aababbccff Nr. 80 (R) 23. X x X x X x X x (1, 3) X x X x X x X (2, 4) abab Nr. 129 24. X x X x X x X x (1, 3, 5, 6) X x X x X x X (2, 4) ababcc Nr. 5, 30, 31.1, 33, 86, 150, 208, 223
961
962 25. X x X x X x X x (1, 4, 5, 6) X x X x X x X (2, 3) abbacc Nr. 25 26. X x X x X x X x (1, 2, 4, 5) X x X x X x X (3, 6) aabccb Nr. 40, 70, 109, 119, 120, 122, 148, 152, 180, 183, 191, 196, 206, 230, 240, 257.1, 276, 277 27. X x X x X x X x (1-4) X x X x X x X (5, 6) ababcc Nr. 31.2 28. X x X x X x X x (1, 4) X x X x X x X (2, 3, 5, 6) abbacc Nr. 2, 6, 160, 173, 241 29. X x X x X x X x (1, 3, 5, 7) X x X x X x X (2, 4, 6, 8) ababcdcd Nr. 38, 52, 58, 61, 104 (R), 186 30. X x X x X x X x (1, 3, 5, 6) X x X x X x X (2, 4, 7, 8) ababccdd Nr. 20, 72 (R), 79, 91 (R), 171 31. X x X x X x X x (1, 3, 7, 8) X x X x X x X (2, 4-6) ababccdd Nr. 247 (8 in der Schlußstrophe verdoppelt) 32. X x X x X x X x (1, 2, 4, 5, 7, 8) X x X x X x X (3, 6) aabccbdd Nr. 93, 177 (R), 254 33. X x X x X x X x (1, 3, 5-8) X x X x X x X (2, 4) ababcdcd Nr. 113 34. X x X x X x X x (1, 2, 4, 5, 7, 8) X x X x X x X (3, 6, 9, 10) aabccbddee Nr. 99
Gedichtformen 1 35. X x X x X x X x (1-8, 10, 12) X x X x X x X (9, 11) aabccbddefef Nr. 37, 62 36. X x X x X x X x (1, 3) X x X x X x X (2, 4) X x X x X x X x (5-7) abcbddd a c Nr. 96 37. X x X x X x X x (1, 4, 7, 8) X x X x (2, 5) X x X x X x X (3, 6) aabccbdd Nr. 115 (R), 157 (zweites eingelagertes Lied) 38. X x X x X x X x (1, 3, 8, 9) X x X x X x X (2, 4) X x X x X (5, 6) X x X x X x X x X (7) ababcccdd Nr. 63 39. X x X x X x X x (1, 4) X x X x X x X (2, 3, 5) X x X (6-9) X x X x X x (10) abbabccdda Nr. 81 1.2 Jambische 40. x X x X x (1, 2) x X x X x X x X x X (3) x X x X x X (4, 5) x X x X (6) x X x X x X x X (7) aaxbbcc Nr. 163 (R) 41. x X x X x (1, 2) x X x X x X x X x X (3) x X x X x X (4) x X x X (5, 6) x X x X x X x X (7) aaxbbcc Nr. 166 42. x X x X x X (1-8) aabbcdcd Nr. 145, 153
963
964 43. x X x X x X (1, 2, 4, 5) x X x X x (3, 6) aabccb Nr. 77, 158 44. x X x X x X (1, 2, 5, 6) x X x X x X x (3, 4) aabbcc Nr. 106, 111, 126, 161 45. x X x X x X (1, 3, 9) x X x X x X x X x X x (2, 4, 7) x X x X x X x X (5, 10) x X x X x X x X x X (6) x X x X x X x (8) ababccddee Nr. 228 46. x X x X x X x (1-8) aabbccdd Nr. 29 47. x X x X x X x (1, 2, 4, 5) x X x X x X (3, 6) aabccb Nr. 41, 105 48. x X x X x X x (1, 3, 6, 7) x X x X x X (2, 4, 5, 8) ababcddc Nr. 60 49. x X x X x X x (1, 3, 5, 7) x X x X x X (2, 4, 6, 8) ababcdcd Nr. 139, 194 50. x X x X x X x (1, 3) x X x X x X (2, 4, 6) x X x X x x X x X x (5) ababccb Nr. 127 51. x X x X x X x (1, 3) x X x X x X (2, 4, 6) x X x X x x X x X x (5) ababccx Nr. 132 (R) 52. x X x X x X x X (1-4, 6) x X x X x X x X (5) ababccb Nr. 154
Gedichtformen 1 53. x X x X x X x X (1, 2, 4, 5) x X x X x X x X x (3, 6) aabccb Nr. 28, 88, 117 (R), 136, 141, 156, 237 54. x X x X x X x X (1, 3, 5, 6) x X x X x X x X x (2, 4, 7) ababccb Nr. 1, 47, 130, 147 55. x X x X x X x X (1, 4, 7, 8) x X x X x X x X x (2, 3, 5, 6, 9, 10) abbaccddee Nr. 209 (R) 56. x X x X x X x X (1, 3, 7) x X x X x X x X x (2, 4) x X x X (5, 6) ababccc Nr. 50 57. x X x X x X x X (1, 3, 5, 6) x X x X x X x X x (2, 4) x X x X x X (7) ababccc Nr. 128 58. x X x X x X x X (1, 3, 7, 8) x X x X x X x (2, 4) x X x X x X x X x (5, 6) ababccdd Nr. 26 (R) 59. x X x X x X x X (1, 3, 7, 8) x X x X x X x (2, 4) x X x X x X (5, 6) ababccdd Nr. 54, 90 60. x X x X x X x X (1, 3) x X x X x X x X x X (2, 4, 8) x X x X x X (5-7) ababccdd Nr. 15 (R) 61. x X x X x X x X (1, 3) x X x X x X x (2, 4-7) x X x X x X (8) ababccca Nr. 39
965
966 62. x X x X x X x X x (1, 3) x X x X x X x X (2, 4) abab Nr. 101 63. x X x X x X x X x (1, 3) x X x X x X x X (2, 4-6) ababcc Nr. 162 64. x X x X x X x X x (1, 3) x X x X (2, 4-6) x X x X x X x X (7) ababccc Nr. 49 65. x X x X x X x X x (1, 3) x X x X x X x X (2, 4) x X x X x X x X x X x (5, 7) x X x X x X x X x X (6, 8) ababcdcd Nr. 185 66. x X x X x X x X x X (1-4) aabb Nr. 59, 108, 124, 134 67. x X x X x X x X x X (1-4, 6) x X x X x X x X (5) aabbccc Nr. 121 68. x X x X x X x X x X x X x (1, 3, 5, 6) x X x X x X x X x X x X (2, 4) ababcc Nr. 137 1.3 Trochäisch-jambische 69.
X x X x (1, 4, 5, 7) x X x X x (2, 8) x X x X (3) x X x X x X x X x X (6, 9) aaxbbcddc Nr. 193
70.
X x X x X x X (1-4) x X x X x X (5-7) x X x X (8) ababcccx Nr. 123 (R)
Gedichtformen 1 71.
X x X x X x X x (1, 2, 4) x X x X x X x X x X (3) X x X x X x X x X (5) X x X x (6, 7) X x X x X x X (8) aabcbccb Nr. 195
72.
X x X x X x X x X (1, 4) x X x X x (2, 3) X x X x X x X x X x (5-7) x X x X (8, 9) x X x X x X x (10) x X x X x X x X x X x X (11) x X x X x X (12) abbaccdeedff Nr. 192
1.4 Daktylische 73. X x x X x x X x x X (1, 2, 5) X x x X x x X x x X x (3, 4) aabba Nr. 107 74. x X x x X x x X x (1, 3) x X x x X x x X x x X (2, 4-6) x X x x X x X x x X (7, 8) (Str. 4: x X x x X x x X (1, 3) x X x x X x x X x x Xx (2, 4) Str. 5: x X x x X x x X x x Xx (5,6)) ababccdd Nr. 165 75. x X x x X x x X x x X x (1, 3, 5, 6) x X x x X x x X x x X (2, 4) ababcc Nr. 175 76. x X x x X x x X x x X x (1, 3) x X x x X x x X (2, 4) x X x x X (5, 6) x X x x X x x X x x X (7) ababccc Nr. 75
967
968 1.5 Trochäisch-daktylische 77.
X x X x X x X (1, 3) X x X x X x X x X x (2, 4) x X x x X x (5, 6) x X x x X x X (7) ababcca Nr. 56 1.6 Daktylisch-jambische
78. x X x x X x X (1, 4) x X x x X x (2, 3, 7-9) x X x X x X x (5, 6) x X x X x X x X (10) abbaccdddx Nr. 8 (R) 79. x X x X x x X x x X (1, 3) x X x x X x x X x (2, 4, 7) x X x x X x (5, 6) ababccb Nr. 10 2. Längere unstrophische Gedichte 80. x X x X x X x X a... Nr. 249 81. x X x X x X x X x X a... Nr. 252, 265.2 82. x X x X x X x X x X (1, 2, 5, 6 ...) x X x X x X x X x X x (3, 4, 7, 8 ...) aabb... Nr. 85, 238.1, 239.1, 245 83. x X x X x X x X x X x (1, 2, 5, 6 ...) x X x X x X x X x X (3, 4, 7, 8 ...) aabb... Nr. 178 84. x X x X x X x X x X x (1, 3, 5, 7 ...) x X x X x X x X x X (2, 4, 6, 8 ...) abab... Nr. 233 85. x X x X x X x X x X x X (1, 2, 5, 6 ...) x X x X x X x X x X x X x (3, 4, 7, 8 ...) aabb... Nr. 3, 78, 89, 116
Gedichtformen 1
969
86. x X x X x X x X x X x X x (1, 2, 5, 6 ...) x X x X x X x X x X x X (3, 4, 7, 8 ...) aabb... Nr. 4, 13, 16 (die 4 Schlußverse mit Kreuzreim), 21, 53, 66, 67, 100, 146, 149, 234 (die Verse mit zweisilbiger Kadenz reimen alle gleich), 275.2 87. X x X x X x X x X x X x X x X (1, 2, 5, 6, 9, 10) X x X x X x X X x X x X x X x (3, 4, 7, 8) aabbccddee Nr. 168 88. X x X x X x X x X x X x X x X (1, 2, 5, 6, 7, 8, 11, 12, 15, 16, 19, 20, 23, 24) X x X x X x X X x X x X x X x (3, 4, 9, 10, 13, 14, 17, 18, 21, 22) aabb... Nr. 253 89. X x X x X x X X x X x X x X x (1, 2, 5, 6 ...) X x X x X x X x X x X x X x X (3, 4, 7, 8 ...) aabb... Nr. 157 (Rahmentext) 90. X x X x X x X X x X x X x X x (1, 3, 5, 7 ...) X x X x X x X x (2, 4, 6, 8 ...) aabb... (Schlußreim aa) Nr. 181 91.
X x X x (11, 12) X x X x X x X (14) X x X x X x X x (10, 48, 49, 60-62, 64, 66) X x X x X x X x X x (13) X x X x X x X x X x X x (8, 63) X x X x X x X x X x X x X x X (1, 2, 29, 34, 35, 58) X x X x X x X X x X x X x (37, 38, 67) X x X x X x X X x X x X x X (59) X x X x X x X X x X x X x X x (3, 30, 56, 57) x X x X (5, 69) x X x X x X (23, 42, 45, 68) x X x X x X x (9, 27, 32) x X x X x X x X (24) x X x X x X x X x (6, 17, 36, 46, 47, 70, 71) x X x X x X x x X x (65) x X x X x X x X x X (7, 20, 26) x X x X x X x X x X x (16, 25) x X x X x X x X x X x X (15) x X x X x X x X x X x X x (4, 18, 19, 22, 31, 39, 43, 53, 54) x X x x X x X x X x X x X x (44) x X x X x X x X x X x X x X (21, 28, 33, 40, 41, 52, 55) x X x X x X x X x X x X x X x (50, 51) überwiegend Paarreim Kreuzreim (4-7, 16-19, 26-30) umarmender Reim (22-24, 27-33, 42-45, 52-55) Waise (3) Nr. 22
970 3.Sonette 92. x X x X x X (1, 4, 5, 8, 10, 11, 13, 14) x X x X x X x (2, 3, 6, 7, 9, 12) abbacddceffegg Nr. 151 93. X x X x X x X (1, 4, 5, 8, 9, 10, 12, 13) X x X x X x X x (2, 3, 6, 7, 11, 14) abba:||ccdeed Nr. 102 94. X x X x X x X x X x (1, 4, 5, 8, 10, 12) X x X x X x X x X (2, 3, 6, 7, 9, 11, 13, 14) abba:||cdcdee Nr. 179 95. x X x X x X x X x X x (1, 4, 5, 8, 10, 13) x X x X x X x X x X (2, 3, 6, 7, 9, 11, 12, 14) abba:||cdeedc Nr. 110 96. x X x X x X x X x X x (1, 4, 5, 8, 10, 11, 13, 14) x X x X x X x X x X (2, 3, 6, 7, 9, 12) abba:||baabcc Nr. 172 97. x X x X x X x X x X x (1, 4, 5, 8, 11, 14) x X x X x X x X x X (2, 3, 6, 7, 9, 10, 12, 13) abba:||ccdeed Nr. 176 98. x X x X x X x X x X (1, 4, 5, 8, 9, 13) x X x X x X x X x (2, 3, 6, 7, 12) x X x X x X x X (10, 14) x X x X x X x X x X x (11) abba:||ccddee Nr. 264.1 99. x X x X x X x X x X x X x (1, 4, 5, 8, 9, 11, 14) x X x X x X x X x X x X (2, 3, 6, 7, 10, 12, 13) abba:||cdcddc Nr. 187 100. x X x X x X x X x X x X x (1, 4, 5, 8, 11, 14) x X x X x X x X x X x X (2, 3, 6, 7, 9, 10, 12, 13) abba:||ccdeed Nr. 7, 48 101. x X x X x X x X x X x X x (1, 4, 5, 8, 11, 12) x X x X x X x X x X x X (2, 3, 6, 7, 9, 10, 13, 14) abba:||ccddee Nr. 17, 45
Gedichtformen 1 102. x X x X x X x X x X x X x (1, 4, 5, 8, 9, 10, 13, 14) x X x X x X x X x X x X (2, 3, 6, 7, 11, 12) abba:||ccddee Nr. 19, 73 103. x X x X x X x X x X x X x (1-8) x X x X x X x X x X x X (9-14) abba:||cddcee Nr. 24 104. x X x X x X x X x X x X x (1, 4, 5, 8, 9, 11, 13, 14) x X x X x X x X x X x X (2, 3, 6, 7, 10, 12) abba:||cdcdee Nr. 94 105. x X x X x X x X x X x X x (1, 4, 5, 8, 10, 12) x X x X x X x X x X x X (2, 3, 6, 7, 9, 11, 13, 14) abba:||cdcdee Nr.135 106. x X x X x X x X x X x X x (1, 4, 5, 8, 9, 12) x X x X x X x X x X x X (2, 3, 6, 7, 10, 11, 13, 14) abba:||cddcee Nr. 142 107. x X x X x X x X x X x X x (1, 3, 5, 7, 9, 11, 13, 14) x X x X x X x X x X x X (2, 4, 6, 8, 10, 12) abab:||cdcdee Nr. 216 108. x X x X x X x X x X x X x (1, 2, 4, 5, 7, 8, 10, 11, 13, 14) x X x X x X x X x X x X (3, 6, 9, 12) aabccbddeffegg Nr. 11 109. x X x X x X x X x X x X x (1, 2, 5, 6, 9, 11) x X x X x X x X x X x X (3, 4, 7, 8, 10, 12-14) aabbccddefefgg Nr. 71 110. x X x X x X x X x X x X x (1, 4, 5, 8, 10, 11, 13, 14) x X x X x X x X x X x X (2, 3, 6, 7, 9, 12) abba:||cddcee Nr. 46, 69 111. x X x X x X x X x X x X x (1, 3, 5, 7) x X x X x X (2, 4, 6, 8) X x X x X x X (9, 10, 12, 13) X x X x X x X x (11, 14) abab:||ccdeed Nr. 182
971
972 112. x X x X x X x X x X x X (1, 4, 5, 8, 10, 12) x X x X x X x X x X x X x (2, 3, 6, 7, 9, 11, 13, 14) abba:||cdcdbb Nr. 55 113. x X x X x X x X x X x X (1, 4, 5, 8, 10, 12, 13) x X x X x X x X x X x X x (2, 3, 6, 7, 9, 11, 14) abba:||cdcddc Nr. 95 114. x X x X x X x X x X x X (1, 4, 5, 8, 9, 12) x X x X x X x X x X x X x (2, 3, 6, 7, 10, 11, 13, 14) abba:||cddcee Nr. 32, 69 115. x X x X x X x X x X x X (1, 4, 5, 8, 10, 13) x X x X x X x X x X x X x (2, 3, 6, 7, 9, 11, 12, 14) abba:||cdeedc Nr. 76 116. x X x X x X x X x X x X (1, 4, 5, 8, 11, 14) x X x X x X x X x X x X x (2, 3, 6, 7, 9, 10, 12, 13) abba:||ccdeed Nr. 112 117. x X x X x X x X x X x X (1, 4, 5, 8, 11, 13) x X x X x X x X x X x X x (2, 3, 6, 7, 9, 10, 12, 14) abba:||ccdede Nr. 189 118. x X x X x X x X x X x X (1, 4, 5, 8, 10, 11, 13, 14) x X x X x X x X x X x X x (2, 3, 6, 7, 9, 12) abba:||cddcee Nr. 197 119. x X x X x X x X x X x X (1, 4, 6, 7, 11, 14) x X x X x X x X x X x X x (2, 3, 5, 8-10, 12, 13) abbacddceefggf Nr. 65 120. x X x X x X x X x X x X (1, 4, 5, 8, 11, 13) x X x X x X x X x X x X x (2, 3, 6, 7, 9, 10, 12, 14) abbacddceefgfg Nr. 131
Gedichtformen 1 4. Epigrammatisches 121. X x X x X x X (1, 5, 9) X x X (2, 11, 14) X x X x X x X x (3, 4, 6, 8, 10, 12, 13) X x X x (7) aabbaccdedeffe Nr. 212 122. x X x X x X x X (1) x X x X x X (2) aa Nr. 264.2 123. x X x X x X x X x (1, 4, 7, 8, 10, 11) x X x X x X x X (2, 3, 5, 6, 9, 12) abbaccddeffe Nr. 219 124. x X x x X x x X x x X x (1, 2, 4, 5) x X x x X x x X x x X (3, 6) aabccb Nr. 210 125. x X x X x X x X (1, 4, 7, 8, 10, 11) x X x X x X x X x (2, 3, 5, 6, 9, 12) abbaccddeffe Nr. 255 126. x X x X x X x X (1, 6) x X x X x X (2, 3, 7) x X x X x X x X x (4, 8, 9) x X x X x X x (5) aaxbbccdd Nr. 248 127. x X x X x X x X (1-6) a... Nr. 279 128. x X x X x X x X x X (1, 2, 4, 5, 7, 8, 10, 11) x X x X x X x X x X x (3, 6, 9, 12) aabccbddeffe Nr. 57 129. x X x X x X x X x X (1, 2) x X x X x X x X x (3, 4) aabb Nr. 242.2 130. x X x X x X x X x X (1, 2) a... Nr. 242.3
973
974 131. x X x X x X x X x X x (1, 3) x X x X x X x X x X x X x (2, 4) abab Nr. 275.1 132. x X x X x X x X x X x X (1, 2, 4, 5, 7, 8, 10, 11) x X x X x X x X x X x X x (3, 6, 9, 12) aabccbddeffe Nr. 51 133. x X x X x X x X x X x X (1, 4, 8, 11) x X x X x X x X x X x X x (2, 3, 9, 10) x X x X x X x (5, 6, 7) abbacccabba Nr. 280.1 134. x X x X x X x X x X x X (1, 2, 5, 6, 9, 10) x X x X x X x X x X x X x (3, 4, 7, 8) aabbccddee Nr. 260 135. x X x X x X x X x X x X (1, 2, 4, 5) x X x X x X x X x X x X x (3, 6) aabccb Nr. 82 136. x X x X x X x X x X x X (1-4) aabb Nr. 144, 232 137. x X x X x X x X x X x X (1, 2) x X x X x X x X x X x X x (3, 4) aabb Nr. 211, 220, 231, 244, 258, 262 138. x X x X x X x X x X x X (1, 3) x X x X x X x X x X x X x (2, 4) abab Nr. 198, 214, 225, 243, 263, 269, 270, 271, 273, 274 139. x X x X x X x X x X x X (1, 4) x X x X x X x X x X x X x (2, 3) abba Nr. 207, 218, 226, 251, 272, 281 140. x X x X x X x X x X x X (1, 2) aa Nr. 68.4, 68.7-9, 238.2, 239.2, 278.1, 280.2 141. x X x X x X x X x X x X x (1, 2, 4, 5, 7, 8, 10, 11) x X x X x X x X x X x X (3, 6, 9, 12) aabccbddeffe Nr. 84
Gedichtformen 1 142. x X x X x X x X x X x X x (1, 3, 5, 7, 9, 11) x X x X x X (2, 4, 6, 8, 10, 12) ababcdcdefef Nr. 242.5 143. x X x X x X x X x X x X x (1, 4, 7, 8) x X x X x X x X x X x X (2, 3, 5, 6, 9, 10) abcdcbadee Nr. 36 144. x X x X x X x X x X x X x (1, 2, 4, 5, 7, 8) x X x X x X x X x X x X (3, 6) aabccbdd Nr. 190 145. x X x X x X x X x X x X x (1, 3, 5, 6) x X x X x X x X x X x X (2, 4) ababcc Nr. 9, 137, 213 146. x X x X x X x X x X x X x (1, 2, 4, 5) x X x X x X x X x X x X (3, 6) aabccb Nr. 42, 83 147. x X x X x X x X x X x X x (1, 4) x X x X x X x X x X x X (2, 3, 5, 6) abbacc Nr. 268 148. x X x X x X x X x X x X x (1, 4) x X x X x X x X x X x X (2, 3) abba Nr. 23, 35, 97, 201, 235, 236, 250.1-3, 256, 259.1 149. x X x X x X x X x X x X x (1, 2) x X x X x X x X x X x X (3, 4) aabb Nr. 14, 34, 143, 188, 200, 203, 215, 217 150. x X x X x X x X x X x X x (1, 3) x X x X x X x X x X x X (2, 4) abab Nr. 199, 202, 204, 205, 222, 229, 259.2, 261 151. x X x X x X x X x X x X x (1, 3) x X x X x X (2, 4) abab Nr. 242.1 152. x X x X x X x X x X x X x (1, 2) aa Nr. 68.2, 68.3, 68.5, 68.6, 257.2, 265.1
975
976 153. X x X x X x X X x X x X x X x (1, 3, 5, 7, 8) X x X x X x X x X x X x X x X (2, 4, 6) abababcc Nr. 167 154. X x X x X x X X x X x X x X x (1, 2) aa Nr. 68.1, 242.4
GEDICHTFORMEN (2) Spalte I: Die Nummern der Gedichte. Bei mehrteiligen Gedichten sind die Teile eigens aufgeführt: 31.1, 32.1 usw. Wenn in einem Rahmentext in Gedichtform strophische Gedichte (Lieder) integriert sind, so werden diese Abkürzungen verwendet: R, L1, L2. Steht die Gedichtzahl in eckigen Klammern, so ist hier und in Sp. V angezeigt, daß die Texte nicht von Birken stammen. Spalte II: Die metrischen Formen in der Numerierung des ersten Verzeichnisses. Wenn ein Gedicht formal mit Gedichten anderer Art und anderen Umfangs übereinstimmt, sind die anderen Formen hier in Klammern genannt. Spalte III: Die Gedichte sind nach Arten unterschieden: L. steht für strophische Gedichte, S. für Sonette, E. für epigrammatische Gedichte D. für Dithyramben, M. für Madrigale, unstr. G. für unstrophische Gedichte anderer Art. Bei Liedern sind Strophenzahl und Verszahl je Strophe angegeben. Sind die Strophen nicht gezählt, steht die Strophenzahl in Klammern. Geht dem Gedicht ein prosaischer Text vorauf oder umrahmt er es, ist der entsprechenden Abkürzung die Angabe Pr.+ vorgesetzt. Rechts in dieser Spalte zeigen die Abkürzungen R. und A. an, daß die jeweiligen Gedichte Refrain und / oder Akrostichon aufweisen. Spalte IV: Hier ist verzeichnet, daß bestimmte Gedichte ganz (Dr.) oder teilweise (TDr.) gedruckt worden sind. Ist sicher davon auszugehen, daß ein Gedicht gedruckt worden ist, obwohl ein Drucknachweis fehlt, steht der Vermerk in eckigen Klammern. Spalte V: Hier sind die Nummern derjenigen Gedichte der Sammlung aufgeführt, welche dieselbe metrische Form aufweisen wie das in Sp. I genannte. Es wird nicht nach Gedichtarten unterschieden. Ist einer Gedichtnummer das Zeichen ≈ vorgesetzt, gibt es metrisch irrelevante Varianten. Gedichtzahlen in eckigen Klammern zeigen wie in Sp. I an, daß ein Gedicht nicht von Birken stammt. Spalte VI: Die Anzahl der Verse der in Sp. I genannten Gedichte.
978 I
II
III
IV
V
54 28 85 (134) (137) 86 (149)
L. 8 Str. à 7 v. L. 11 Str. à 6 v unstr. G.
Dr. [Dr.]
47, 130, 147 6, 160, 173, 241 78, 89, 211, 220, 231, 244, 258,260,262
56 66 28 76
24 28 100 78 145 79 108 10 (19) 86 (149)
L. 10 Str. à 6 v. L. 11 Str. à 6 v. S. L. 7 Str. à 10 v. E. L. 6 Str. à 7 v. S. L. 9 Str. à 7 v.
13, 14, 16, 21, 34, 53, 66, 67, 100, 143, 146, 149, 188, 200, 203, 215, 217, 234, 275.2 30, 31.1, 33, 86, 150, 208, 223 2, 160, 173, 241 48
14
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
unstr. G.
R. Dr. Dr.
137, 213
Dr.
≈ 114 (4/5 ein Vers, ohne BR)
unstr. G.
Dr.
86 (149)
E.
Dr.
4, 14, 16, 21, 34, 53, 66, 67, 100, 143, 146, 149, 188, 200, 203, 215, 217, 234, 275.2 4, 13, 16, 21, 34, 53, 66, 67, 100, 143, 146, 149, 188, 200, 203, 215, 217, 234, 275.2
15 16
60 86 (149)
L. 6 Str. à 8 v. unstr. G.
17 18 19 20 21
101 13 102 30 86 (149)
S. L. 6 Str. à 7 v. S. L. 7 Str. à 8 v. unstr. G.
22 23
91 148
D. E.
24 25 26 27 28 29 30 31.1 31.2 32 33 34
103 25 58 16 53 46 24 24 27 114 24 86 (149)
S. L. 4 Str. à 6 v. L. 45 Str. à 8 v. R. L. 17 Str. à 8 v. L. 16 Str. à 6 v. L. 20 Str. à 8 v. L. (19) Str. à 6 v. L. 5 Str. à 6 v. L. 4 Str. à 6 v. S. L. 25 Str. à 6 v. E.
35
148
E.
13
R. 4, 13, 14, 21, 34, 53, 66, 67, 100, 143, 146, 149, 188, 200, 203, 215, 217, 234, 275.2 45 R.
Dr.
73 72, 79, 91, 171 4, 13, 14, 16, 34, 53, 66, 67, 100, 143, 146, 149, 188, 200, 203, 215, 217, 234, 275.2 35, 97, 201, 235, 236, 250.1-3, 256, 259.1
[Dr.]
[Dr.] Dr. [TDr.]
Dr. Dr.
88, 117, 136, 141, 156, 237 5, 31.1, 33, 86, 150, 208, 223 5, 30, 33, 86, 150, 208, 223 69 5, 30, 31.1, 86, 150, 208, 223 4, 13, 14, 16, 21, 53, 66, 67, 100, 143, 146, 149, 188, 200, 203, 215, 217, 234, 275.2 23, 97, 201, 235, 236, 250.1-3, 256, 259.1
VI
60 66 14 70 6 42 14 63 96 10 48 180 14 42 14 56 60 71 4 14 24 360 136 96 160 114 54 14 150 4 4
Gedichtformen 2
979
36 37 38 39 40
143 35 29 61 26
E. L. 3 Str. à 12 v. L. 4 Str. à 8 v. L. 9 Str. à 8 v. L. 15 Str. à 6 v.
41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53
47 146 12 2 101 110 54 100 64 56 132 29 86 (149)
L. 30 Str. à 6 v. E. L. 9 Str. à 7 v. L. 6 Str. à 9 v. S. S. L. 11 Str. à 7 v. S. L. 15 Str. à 7 v. A. L. 8 Str. à 7 v. A. unstr. G. L. 7 Str. à 8 v. A. unstr. G.
54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66
59 112 77 126 29 66 48 29 35 38 20 119 86 (149)
L. 10 Str. à 8 v. A. S. L. 7 Str. à 7 v. A.
67
86 (149)
unstr. G.
68.1 68.2 68.3 68.4
154 152 152 140
E. E. E. E.
68.5 68.6 68.7
152 152 140
E. E. E.
68.8
140
E.
68.9
140
E.
69
114
S.
Dr. Dr. Dr. Dr.
62 52, 58, 61, 104, 186 70, 109, 119, 120, 122, 148, 152, 180, 183, 191, 196, 206, 230, 240, 257.1, 276, 277 105 83
Dr. 17 1, 130, 147 7 Dr. Dr. [Dr.] Dr.
Dr. Dr.
38, 58, 61, 104, 186 4, 13, 14, 16, 21, 34, 66, 67, 100, 143, 146, 149, 188, 200, 203, 215, 217, 234, 275.2 90
Dr. L. 6 Str. à 8 v. L. 7 Str. à 4 v. L. 7 Str. à 8 v. L. 13 Str. à 8 v. L. 14 Str. à 12 v. L. 18 Str. à 9 v. A. L. (15) Str. à 10 v. S. unstr. G.
38, 52, 61, 104, 186 108, 124, 134 38, 52, 58, 104, 186 37 Dr.
Dr.
4, 13, 14, 16, 21, 34, 53, 67, 100, 143, 146, 149, 188, 200, 203, 215, 217, 234, 275.2 4, 13, 14, 16, 21, 34, 53, 66, 100, 143, 146, 149, 188, 200, 203, 215, 217, 234, 275.2 242.4 68.3, 68.5, 68.6, 257.2, 265.1 68.2, 68.5, 68.6, 257.2, 265.1 68.7, 68.8, 68.9, 238.2, 239.2, 278.1, 280.2 68.2, 68.3, 68.6, 257.2, 265.1 68.2, 68.3, 68.5, 257.2, 265.1 68.4, 68.8, 68.9, 238.2, 239.2, 278.1, 280.2 68.4, 68.7, 68.9, 238.2, 239.2, 278.1, 280.2 68.4, 68.7, 68.8, 238.2, 239.2, 278.1, 280.2 32
10 36 32 72 90 180 6 63 54 14 14 77 14 105 56 12 56 12 80 14 49 12 48 28 56 104 168 162 150 14 24 52 2 2 2 2 2 2 2 2 2 14
980 70
26
L. 15 Str. à 6 v.
71 72 73 74 75 76 77 78
109 30 102 18 76 115 43 85 (134) (137) 30 22 39 135 146 141 82 24 15 53 85 (134) (137) 59 30 15 32 104 113 36 148
S. L. 10 Str. à 8 v. S. L. 13 Str. à 6 v. L. 7 Str. à 7 v. S. L. 11 Str. à 6 v. unstr. G.
98 99 100
6 34 86 (149)
L. 20 Str. à 4 v. L. 10 Str. à 10 v. unstr. G.
101 102 103 104 105 106 107 108 109
62 93 11 29 47 44 73 66 26
L. 12 Str. à 4 v. S. L. 12 Str. à 7 v. L. 10 Str. à 8 v. L. 11 Str. à 6 v. L. 12 Str. à 6 v. L. 6 Str. à 5 v. L. 12 Str. à 4 v. L. 33 Str. à 6 v.
110 [111] 112 113
95 44 116 33
S. L. 12 Str. à 6 v. S. L. 9 Str. à 8 v.
79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97
40, 109, 119, 120, 122, 148, 152, 180, 183, 191, 196, 206, 230, 240, 257.1, 276, 277 R.
Dr. 158 3, 89, 116, 211, 220, 231, 244, 258, 260, 262
L. 13 Str. à 8 v. L. 12 Str. à 10 v. R. L. 6 Str. à 10 v. E. E. E. unstr. G. L. 7 Str. à 6 v. L. 7 Str. à 8 v. L. 12 Str. à 6 v. unstr. G. L. 9 Str. à 8 v. L. 8 Str. à 8 v. L. 60 Str. à 8 v. L. 5 Str. à 8 v. S. S. L. 10 Str. à 7 v. E.
20, 79, 91, 171 19
20, 72, 91, 171 Dr. Dr. [Dr.] [Dr.]
42 238.1, 239.1, 245 5, 30, 31.1, 33, 150, 208, 223 92, 170, 174, 221, 246, 278.2 28, 117, 136, 141, 156, 237 3, 78, 116, 211, 220, 231, 244, 258, 260, 262 54 20, 72, 79, 171 87, 170, 174, 221, 246, 278.2 177, 254
R.
Dr. [Dr.]
23, 35, 201, 235, 236, 250.1-3, 256, 259.1 4, 13, 14, 16, 21, 34, 53, 66, 67, 143, 146, 149, 188, 200, 203, 215, 217, 234, 275.2
TDr. R.
38, 52, 58, 61, 104, 186 41 111, 126, 161 59, 124, 134 40, 70, 119, 120, 122, 148, 152, 180, 183, 191, 196, 206, 230, 240, 257.1, 276, 277 106, 126, 161
90 14 80 14 78 49 14 66 16 104 120 60 6 6 12 20 42 56 72 30 72 64 480 40 14 14 70 4 80 100 16 48 14 84 80 66 72 30 48 198 14 72 14 72
Gedichtformen 2 114
981
117 118 119
10 19 37 85 (134) (137) 53 7 26
120
26
L. 10 Str. à 6 v.
121 122
67 26
L. 10 Str. à 6 v. L. (10) Str. à 6 v.
123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133
70 66 3 44 50 57 23 54 120 51 1
L. 12 Str. à 8 v. R. L. (8) Str. à 4 v. L. 12 Str. à 7 v. L. 15 Str.à 6 v. L. 18 Str. à 6 v. L. 11 Str. à 7 v. L. 18 Str. à 4 v. L. 12 Str. à 7 v. S. L. 12 Str. à 6 v. R. L. 11 Str. à 12 v.
134 135 136 137
66 105 53 68 (145) 4 49 1
L. 14 Str. à 4 v. S. L. 12 Str. à 6 v. L. (5) Str. à 6 v.
115 116
138 139 140
L. 23 Str. à 6 v.
≈ 12
138
L. 6 Str. à 8 v. unstr. G..
R.
157 (2. eingelagertes Lied) 3, 78, 89, 211, 220, 231, 244, 258, 260, 262
48 8
L. 8 Str. à 6 v. L. 13 Str. à 4 v. L. 10 Str. à 6 v.
R.
28, 88, 136, 141, 156, 237
48 52 60
L. 12 Str. à 9 v. L. 22 Str. à 8 v. L. 6 Str. à 12 v.
141 142 143
53 106 86 (149)
L. 40 Str. à 6 v. S. E.
144 145 146
136 42 86 (149)
E. L. 22 Str. à 8 v. unstr. G.
147 148
54 26
L. 13 Str. à 7 v. L. 24 Str. à 6 v.
40, 70, 109, 120, 122, 148, 152, 180, 183, 191, 196, 206, 230, 240, 257.1, 276, 277 40, 70, 109, 119, 122, 148, 152, 180, 183, 191, 196, 206, 230, 240, 257.1, 276, 277 Dr. 40, 70, 109, 119, 120, 148, 152, 180, 183, 191, 196, 206, 230, 240, 257.1, 276, 277 59, 108, 134 106, 111, 161 ≈132 1, 47, 147 ≈127 140, 155, 157 (1. eingelagertes Lied) 59, 108, 124 28, 88, 117, 141, 156, 237 9, 213
A.
194 133, 155, 157 (1. eingelagertes Lied) 28, 88, 117, 136, 156, 237 4, 13, 14, 16, 21, 34, 53, 66, 67, 100, 146, 149, 188, 200, 203, 215, 217, 234, 275.2 232 153 4, 13, 14, 16, 21, 34, 53, 66, 67, 100, 143, 149, 188, 200, 203, 215, 217, 234, 275.2 1, 47, 130 40, 70, 109, 119, 120, 122, 152, 180, 183, 191, 196, 206, 230, 240, 257.1, 276, 277
60 60 60 96 32 84 90 108 77 72 84 14 72 132 56 14 72 30 108 176 72 240 14 4 4 176 196 91 144
982 149
86 (149)
150 151 152
24 92 26
L. 9 Str. à 6 v. S. L. 12 Str. à 6 v.
153 154 155
42 52 1
L. 8 Str. à 8 v. L. 7 Str à 6 v. L. 10 Str. à 12 v. L. 10 Str. à 6 v. unstr. G. L. 6 Str. à 12 v. L. 11 Str. à 8 v. L. 21 Str. à 6 v. L. 13 Str. à 8 v. L. 11 Str. à 6 v. L. 10 Str. à 6 v. L. 8 Str. à 6 v. L. 7 Str. à 7 v. L. 10 Str. à 6 v. L. 7 Str. à 8 v. L. 10 Str. à 7 v. E. E.
169 170 171 172 173 174 175 176 177 178 179 180
53 89 1 37 43 21 28 44 63 40 9 74 41 153 87 (88) 5 15 30 96 28 15 75 97 32 83 94 26
181 182 183
90 111 26
unstr. G. S. L. (8) Str. à 6 v.
Dr.
184 185 186 187 188
17 65 29 99 86 (149)
L. (3) Str. à 10 v. L. (2) Str. à 8 v. L. (11) Str. à 8 v. S. E.
Dr. Dr.
189
117
S.
156 157.R 157.L1 157.L2 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168
unstr. G.
Dr.
4, 13, 14, 16, 21, 34, 53, 66, 67, 100, 143, 146, 188, 200, 203, 215, 217, 234, 275.2 5, 30, 31.1, 33, 86, 208, 223 40, 70, 109, 119, 120, 122, 148, 180, 183, 191, 196, 206, 230, 240, 257.1, 276, 277 145 133, 140, 157 (1. eingelagertes Lied) 28, 88, 117, 136, 141, 237
Dr. Dr. Dr.
133, 140, 155 115 77 2, 6, 173, 241 106, 111, 126
R.
Pr.+L. 4 Str. à 10 v. R. L. (8) Str. à 8 v. L. (5) Str. à 8 v. R. S. L. (6) Str. à 6 v. L. (5) Str. à 8 v. R. L. 5 Str. à 6 v. S. L. (6) Str. à 8 v. R. unstr. G. S. L. (6) Str. à 6 v.
Dr.
253
Dr. Dr. Dr.
87, 92, 174, 221, 246, 278.2 20, 72, 79, 91 2, 6, 160, 241 87, 92, 170, 221, 246, 278.2 93, 254
Dr. Dr.
40, 70, 109, 119, 120, 122, 148, 152, 183, 191, 196, 206, 230, 240, 257.1, 276, 277 40, 70, 109, 119, 120, 122, 148, 152, 180, 191, 196, 206, 230, 240, 257.1, 276, 277 38, 52, 58, 61, 104 4, 13, 14, 16, 21, 34, 53, 66, 67, 100, 143, 146, 149, 200, 203, 215, 217, 234, 275.2
22 54 14 72 64 42 120 60 68 72 88 126 104 66 60 48 49 60 56 70 8 10 40 64 40 14 36 40 30 14 48 80 14 36 20 14 48 30 16 88 14 4 14
Gedichtformen 2
983
190 191
144 26
E. L. (9) Str. à 6 v.
192 193 194 195 196
72 69 49 71 26
L. 5 Str. à 12 v. L. 5 Str. à 9 v. L. 6 Str. à 8 v. L. 6 Str. à 8 v. L. (8) Str. à 6 v.
Dr. Dr. Dr.
197 198
118 138
S. E.
Dr.
199
150
E.
200
86 (149)
E.
201
148
E.
202
150
E.
203
86 (149)
E.
204
150
E.
205
150
E.
206
26
L. (9) Str. à 6 v.
207 208 209 210 211
139 24 55 124 85 (134) (137) 121 145 (68) 138
E. L. 7 Str. à 6 v. L. (3) Str. à 10 v. E. E.
215
212 213
Dr.
40, 70, 109, 119, 120, 122, 148, 152, 180, 183, 196, 206, 230, 240, 257.1, 276, 277 139 40, 70, 109, 119, 120, 122, 148, 152, 180, 183, 191, 206, 230, 240, 257.1, 276, 277
Dr.
A. R.
214, 225, 243, 263, 269, 270, 271, 273, 274 202, 204, 205, 222, 229, 259.2, 261 4, 13, 14, 16, 21, 34, 53, 66, 67, 100, 143, 146, 149, 188, 203, 215, 217, 234, 275.2 23, 35, 97, 235, 236, 250.1-3, 256, 259.1 199, 204, 205, 222, 229, 259.2, 261 4, 13, 14, 16, 21, 34, 53, 66, 67, 100, 143, 146, 149, 188, 200, 215, 217, 234, 275.2 199, 202, 205, 222, 229, 259.2, 261 199, 202, 204, 222, 229, 259.2, 261 40, 70, 109, 119, 120, 122, 148, 152, 180, 183, 191, 196, 230, 240, 257.1, 276, 277 218, 226, 251, 272, 281 5, 30, 31.1, 33, 86, 150, 223
Dr. 3, 78, 89, 116, 220, 231, 244, 258, 260, 262
S. E.
Dr.
9, 137
E.
Dr.
86 (149)
E.
Dr.
198, 225, 243, 263, 269, 270, 271, 273, 274 4, 13, 14, 16, 21, 34, 53, 66, 67, 100, 143, 146, 149, 188, 200, 203, 217, 234, 275.2
216 217
107 86 (149)
S. E.
Dr. Dr.
218 219
139 123
E. E.
Dr. Dr.
214
4, 13, 14, 16, 21, 34, 53, 66, 67, 100, 143, 146, 149, 188, 200, 203, 215, 234, 275.2 207, 226, 251, 272, 281
8 54 60 45 48 48 48 14 4 4 4 4 4 4 4 4 54 4 42 30 6 4 14 6 4 4 14 4 4 12
984 220 221 222
85 (134) (137) 15 150
L. 7 Str. à 8 v. E.
223 224 225
24 14 138
L. 8 Str. à 6 v. L. 10 Str. à 8 v. E.
226 227 228 229
139 8 45 150
E. L. 7 Str. à 6 v. L. 6 Str. à 10 v. E.
230
26
L. 10 Str. à 6 v.
231
85 (134) (137) 136 84 86 (149)
232 233 234
E.
E. unstr. G. unstr. G.
148
E.
236
148
E.
237 238.1 238.2
53 82 140
L. 6 Str. à 6 v. unstr. G. E.
239.1 239.2
82 140
unstr. G. E.
26
L. (10) Str. à 6 v.
241 242.1 242.2 242.3 242.4 242.5 243
28 151 129 130 154 142 138
L. (10) Str. à 6 v. E. E. E E E. E.
244
85 (134) (137) 82 15 31 126
E.
245 246 247 248
Dr.
unstr. G. L. (7) Str. à 8 v. L. 8 Str. à 8 v. M.
4
87, 92, 170, 174, 246, 278.2 199, 202, 204, 205, 229, 259.2, 261 5, 30, 31.1, 33, 86, 150, 208
56 4
R. 198, 214, 243, 263, 269, 270, 271, 273, 274 207, 218, 251, 272, 281 [Dr.] Dr.
E.
235
240
Dr.
3, 78, 89, 211, 231, 244, 258, 260, 262
199, 202, 204, 205, 222, 259.2, 261 40, 70, 109, 119, 120, 122, 148, 152, 180, 183, 191, 196, 206, 240, 257.1, 276, 277 3, 78, 89, 116, 211, 220, 244, 258, 260, 262 144
Dr.
Dr.
Dr.
4, 13, 14, 16, 21, 34, 53, 66, 67, 100, 143, 146, 149, 188, 200, 203, 215, 217, 275.2 23, 35, 97, 201, 236, 250.1-3, 256, 259.1 23, 35, 97, 201, 235, 250.1-3, 256, 259.1 28, 88, 117, 136, 141, 156 85, 239.1, 245 68.4, 68.7-9, 239.2, [278.1], 280.2 85, 238.1, 245 68.4, 68.7-9, 238.2, [278.1], 280.2 40, 70, 109, 119, 120, 122, 148, 152, 180, 183, 191, 196, 206, 230, 257.1, 276, 277 2, 6, 160, 173
Dr. 68.1 198, 214, 225, 263, 269, 270, 271, 273, 274 3, 78, 89, 116, 211, 220, 231, 258, 260, 262 Dr. Dr. Dr.
85, 238.1, 239.1 87, 92, 170, 174, 221, 278.2
48 80 4 4 42 60 4 60 4 4 72 16 4 4 36 46 2 22 2 60 60 4 4 2 2 12 4 4 20 56 65 9
Gedichtformen 2 249
985 unstr. G.
Dr.
279
250.1
80 (127) 148
E.
.
250.2
148
E.
250.3
148
E.
251 252 253
139 81 88 (87) 32 125 148
E. unstr. G. unstr. G.
23, 35, 97, 201, 235, 236, 250.2, 250.3, 256, 259.1 23, 35, 97, 201, 235, 236, 250.1, 250.3, 256, 259.1 23, 35, 97, 201, 235, 236, 250.1, 250.2, 256, 259.1 207, 218, 226, 272, 281 265.2 168
L. 9 Str. à 8 v. E. E.
257.1
26
L. 8 Str. à 6 v.
257.2 258
E. E.
259.1
152 85 (134) (137) 148
259.2
150
E.
260
85 (134) (137) 150
E.
85 (134) (137) 138
E.
98 122 152 81
S. E. E. E.
254 255 256
261 262 263
Dr
Dr. Dr.
93, 177 23, 35, 97, 201, 235, 236, 250.1-3, 259.1 40, 70, 109, 119, 120, 122, 148, 152, 180, 183, 191, 196, 206, 230, 240, 276, 277 68.2, 68.3, 68.5, 68.6, 265.1 3, 78, 89, 116, 211, 220, 231, 244, 260, 262
E.
23, 35, 97, 201, 235, 236, 250.1-3, 256 199, 202, 204, 205, 222, 229, 261 3, 78, 89, 116, 211, 220, 231, 244, 258, 262
E.
E.
264.1 264.2 265.1 265.2 266 267 268 269
147 138
E. E.
270
138
E.
271
138
E.
272 273
139 138
E. E.
274
138
E.
4 4 4 4 18 24 72 12 4 48 2 4 4 4 10
199, 202, 204, 205, 222, 229, 259.2 3, 78, 89, 116, 211, 220, 231, 244, 258, 260
4
198, 214, 225, 243, 269, 270, 271, 273, 274
4
Dr. Dr.
18
68.2, 68.3, 68.5, 68.6, 257.2 252
Dr. Dr. 198, 214, 225, 243, 263, 270, 271, 273, 274 198, 214, 225, 243, 263, 269, 271, 273, 274 198, 214, 225, 243, 263, 269, 270, 273, 274 207, 218, 226, 251, 281 198, 214, 225, 243, 263, 269, 270, 271, 274 198, 214, 225, 243, 263, 269, 270, 271, 273
4
14 2 2 2 (26) - (196) 6 4 4 4 4 4 4
986 275.1 275.2
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Dr.
Dr.
4, 13, 14, 16, 21, 34, 53, 66, 67, 100, 143, 146, 149, 188, 200, 203, 215, 217, 234 40, 70, 109, 119, 120, 122, 148, 152, 180, 183, 191, 196, 206, 230, 240, 257.1, 277 40, 70, 109, 119, 120, 122, 148, 152, 180, 183, 191, 196, 206, 230, 240, 257.1, 276 68.4, 68.7-9, 238.2, 239.2, 280.2 87, 92, 170, 174, 221, 246 249 68.4, 68.7-9, 238.2, 239.2, 278.1 207, 218, 226, 251, 272
4 22 24 66 2 64 6 11 2 4 13.668
VERZEICHNIS DER GEDICHTÜBERSCHRIFTEN UND DER EINGANGSVERSE "Abend, Vorbot von dem Tage," Abs¡ied-Klage an Silvien. Abs¡iedLied an Damon, al# der na¡ der Donau abreisete. Abs¡ied#-Klage, an Sie. Abs¡ied-Trauer. "A¡ daß den Kiel, gerup] von einem s¡warzen Raben" "A¡ daß do¡ Silvia, a¡ dieser wälder Ehre" "A¡! ihr vergöttert mi¡, und meine Leben#art" "A¡ Lieb, a¡ Liebe, mein tödli¡e# Leid" "A¡ Lieb, ô wie zerplag‰ Du mi¡?" "A¡! ›nd dann die rauhen Rinden, i‰ der Baumen Runzelkleid" "A¡! wie flü¡tig ›nd die Freuden!" "Al# die wei‹e S¡nee-s¡la[haube" Al– er Dorili– und Silvia ›ngen gehöret. Al– er Jhr die er‰e Früling–Blumen bra¡e und bra¡te. Al# er ihr Vatterland fürbey reisete. Al– er Silvien Haare verloren. Sonnet. Al# er von der Margari#, an einen Morgen, in Garten bes¡ieden wurde. "Al# eure Gegenwart mi¡ er‰li¡ hat beehrt" "Al# Floridan jüng‰ in der früh" "Amynta#, angenemer Hirt" An Amarilli#. An A‰erien. Er bittet üm Abkühlung seine# Herzen# na¡dem ihn ihre Auglein entzündet. An Barbarilli#. An Ba›lenen. An Dafne Bey glei¡mäßiger Ubersendung. Sonnet. An den Edel‰en Alcidor. Sonnet. An den großen Silvander. An den Myrtillu#. An den Polyanthu#, auf seinen Traum. "An der Pegni” ihrem Rand" An die abwesende Chlori–. An die Ba›lene, al# ›e ihm ein Band vergönnet. An die Chlori# Verzweifelte# Tod#verlangen. An die Dori–: Daß Sie zwar S¡önheit habe, ihn zuverwunden, aber kein Mitleiden, ihn wieder zu heilen. An die Edel-s¡öne Erante: Liebe#-ergebung. An die Edle Dorili# An die Edle J›#. An die Edle Margari#: uber da# ihm von ihr übersendte Kränzlein. An die Galathee.
CCVIII CVIII CLXXVII XXI CXCIV C LXXXIV LXXXII X XV XXII CXIII CLXXI LXX LXXVIII CXLIX LXXI VIII CXXXI XLVII CCIX 274 LIX CLXXXII LIII CLXXVI CII LXII XXVIII CCXXXIV XXXXIII CIV XXXXIII CXXV LXXXVIII LII CXXXIV 260 CL XLIV
988 An die Gegend von Hi”ger An die Gesells¡a]. An die hart›nnige Filli–. Sonnet. An die Ho¡Edle Blumgenoßin Celinde. An die Kleine Edle Silvia. An die kranke Silvia. Sonnet. An die Margari#. al# ›e ihm einen Blumenbus¡ gesendet. Sonnet. An die Pegni” Hirten. An die Seine, daß ›e seiner Liebe mit Gegenliebe begegnen wolle. An die vers¡lagene Delie. An dieselbe. An dieselbe, auf ihr Abreisen. An Dorili–. An Dorili# bey übersendung de# S¡äferBlumBande# und Lorbeer Kränz¡en#. An Dorili–, bey Verehrung einer Gabe. An Dorili# und Silvia. Daß Sie an die Pegni” wiederkehren sollen. An Dualbe, Trauriger Abs¡ied. An Eben dieselbe. An Ebendieselbe auf Jhren Namen#tag. An Ebendieselbige. Sonnet. An eine Dame. An Eine, die ihn im S¡laf überfiele und Herzete. An eine S¡äfer-Freundin: vom Freyen. An eine S¡äferin, die ihren Hirten er‰li¡, aber ohne be‰and, geliebet. An Eranten ThürRing. An Fili›lle. Sonnet. An Filli#. Die wiederblühende Früling#- und Liebe#Zeit. An Florinda. Sonnet. An Fontano den Pegni”Hirten, bey übersendung de# LorbeerKranze# und S¡äferBande#. An Magdali#, bey glei¡mäßiger Ubersendung. Sonnet. An Margari#, Früling#-Klage. An meine lieb‰e Margari#: Zum Neuen Jahr. An meinen Jrenian. An meinen wehrten Ly›–. An meinen wehrt‰en Polyanthu#. An Meliböen, den Gotte#Hirten. Sonnet. An Mornille, bey übersendung de# LorbeerKranze# und BlumS¡äferBande#. Sonnet. An Polyanthen. An Prutenio, Zu seiner Surbo›a. An Ro›bellen. An Salibenen. daß er ›e nit lieben könne und ›e ›¡ ümson‰ bemühe. An seine abwesende Ro›li#. Ode extemporanea, inter spaciandum concepta. An seine Treu. Sonnet. An seine Widerwärtige. An Sie: al# er, ihrer unbegrü‹et, davon und weiter reisen mu‰e. An Silvia, bey übersendung de# BlumS¡äferBande# und LorbeerKränzlein#. An Silvia, über den von ihr genehten und ihm verehrten Beutel. An Silvia: Von seinem ihm von ihr entwandten Herzen. An Silvien. An Silvien. An Silvien, bey übersendung eine# Blum Strauße#. An Silvien, Bey Verehrung eine– Bu¡–. An Silvien: Die verantwortete Anklag.
XXXVII 251 CX CCXXI CXVIII XCIV VII XXIX XXXVIII CLXII LXXXV CXXVIII LXXXII CLXXVIII CV CXVII XXVI CXI XXXIII XXXII CLXVII LI CIX CLIII LVII XLVI V XLIIX CLXXXI CLXXIX VI CLVI XC XCIII CCXXVII CLXXXIX CXCVII 252 CCXXXVII XIV L XXXI CXXXV CLIV XX CLXXV LXVII CXXVI LXXXIII CLV CXXIV CIII CXXII
Überschriften und Eingangsverse An Silvien: Seine Trauer-Le”e. ♡. An Silvien, uber da# ihm von ihr verehrte Doppel♡ An Silvien Uber seine Onma¡t. Sonnet. An Silvien. Wie daß er no¡ liebe. ANNA SUS ANNA. Anbind-lösung. Antwort an die Silvia. Parodie ihre# Sonnet#. Antwort auf ihre Abs¡ied-Reimen. Auf der Edlen Dorili– Nahmen#tag. Auf der J›# Wa¡#-Blumenbus¡. Auf de– Edlen Jrenian# Namen#tag. Auf de# Edlen Ly›# Blumgenoßen# Ab‰erben. Auf de‹en Namen# Tag. Auf die Namen beyder Verlobten. Herr Seeling heuratet Jungfrau Oelerin. Auf die Neubrunner-Mühlis¡e Ho¡zeit. Auf die Peyer-Billiedtis¡e Ho¡zeit. Sonnet. Auf Ebenselbige Krankheit. Sonnet. Auf Filemon# Lorbeer-Krönung und Orden#-Einnahme. Auf glei¡en S¡lag. Auf Herrn Gu‰av Philip Te”el# etc. Senatoris Norici und Jungfrau ..... Margarethen Rothenhoferin Ho¡zeit. Auf Herrn Johann Mi¡ael Endter# Juris Utriusque Doctoris und Jungfrau Annae Susannae von Cöln Ho¡zeit. 15 Septembris. nomine Fratris. Auf ihre Entfernung: Trauriger Abs¡ied. Auf ihre Widerkun]. Sonnet Auf ihren Namen#tag. Auf ihrer S¡we‰er, der Edlen Charitilli–, Abs¡ied von der Pegni”. Auf Laub und Gra#. KlingReimen. Auf Meine# Pirithou# Namen#Tag. Auf meine# wehrten Ly›# Ho¡zeit mit seiner Edlen Ro›belle. Auf Silvien Aderläße. Auf Silvien Entfernung. "Au– einem Liebe#pfeil die Nadel i‰ gespi”et:" "Au# ihrer hütten" "Beglü¿ter Lorbeerhayn! e# würdigt di¡ zu loben" "Beglü¿ter Ring! die Götter haben di¡" "Bildni– de‹en, den in– Herze" "Bi‰ du de# Wüten# no¡ nit satt" "Bömen wörteln ohne Stimmer." "Brennt mi¡ die Creu”e#-hi”: ›e zieht mir au# dem Herzen" "Bri¡ herein, du güldner Morgen!" "Bring güldne Aepfel her! e# muß au¡ einen haben" "Chlori– ihr ergebner Hirte" "Chlori#, Kron der S¡önen!" Chri‰of Adam Negelein. dur¡ Bu¡‰abWe¡sel. (Nimm weg der Tugend Herz, und gib da# haubt: so wird die Letterkehr für re¡t beglaubt) Ein MitS¡äfer ôn Tadel. "Climene, Wälder-Zier!" Cupid¡en# FinkenHeerd und Entenfang. Cupido der ungewiße S¡ü”. Cupido Endten-S¡ü” im Kohl-Garten. Cupido Jagt. "Cupido kam geflogen"
989 CXLV CXXVII CXII LXXXI 257.2 XCVII CLXXXVII CXXXIX LXXV CLXXXIII LXXXVII CCXXXIII CCVIII 249 265 264 XCV CXC CXXXVI 241 257 CXXXII LXXIII LXXVII LXXIX XXIV IV CXV CXIX CXXXVIII LXVIII.3 CLXVI CLXXXVII LVII XCI XXVI XXX CCXXXV XXXIII CCXIII CIV CXXV 255 CLXI CXCI LXI CCVI LX LX
990 "Cupido! tri[ du ihr da– ♡, wie i¡ da– Haar" Cupido wird ein Fe¡ts¡üler. "Cur der Wunden, die mi¡ s¡merzen! seit mein Arzt und Arzeney." "Da man da# Fe‰ bekehrter Heiden hält" "da meine Wurzeln führt der Heilbrunn in da# Bad:" "Damit au¡ eine Ros' einmal ohn Dornen sey" "Danket Sie, belobte# Rei#" Dank-Lied Für da# mir von Amarilli#, Diana, Dafni# und Lilidor ges¡enkte GoldApfelGes¡irr. de[en Obs¡ri] i‰: die Birke, die un# Vier in Jrrhain hat geführt, werd au# Hesperien mit Güldner Fru¡t geziert. An der Birke hängt der Faden von Ariadne. "Darf ›¡ dann Morbonen Grimm" "Da# Aug, den S¡ma¿ und Ru¡, die Sinnen, i¡ erge”e" Da# beKinderte Bad. Madrigal. Da# Emblematis¡e EheBette dem WolEdlen Paar Verlobten Silvano und Sirene gewidmet. 26 Julii. Da# Feuer im S¡neeballen. "Da# Freulein Poësy i‰ ja ein Frauenbild:" da# Freyer-KegelSpiel. "Da# Jahr benamet mi¡, daß un# den Fried gebahre:" "Da# Jahr zwar i”t in Zügen lag." da# Leben#-Lie¡t. "Daß meiner Augen Ba¡ mit Trehnen überläu[t" "Der betrübte Thyr›# klaget." Der blöde Damon. Der Edlen Fi=i# Abenteur beym Kreß-Weyer. Der ge‰ra[te Ho¡mut. "Der grüne Berg Parnaß, de# Felsen# Holer Stein" "Der herzbetrübte Hirt Silvan" "Der Himmel und da# Meer nit weinen ‰ät# und wallen" Der klagende Thyr›#, Uber die Entfernung seiner Chlori#. Der Liebe Aequinoctium. "Der Liebe wird gar bang bey langem Brun‰-verlangen" "Der Lorbeer ja gebühret eu¡, ô S¡öne:" Der Margari# Perlen-Gabe. Der Rosen-Raub. "Der Tag verjagt die Na¡t, den Tag die Nä¡te wieder:" Der ungeliebt-betrübte und vom Hyla– getrö‰ete Celadon. Der ungetreue Thyr›#. Au# dem Franzö›s¡en. Der unvergnügt-Geliebte, und Ungeliebt-Betrübte. der XXIV Blumgeno#-S¡äfer Thyr›# der OberSä¡›s¡e. Blume: SammetRö–lein oder Jndianis¡e# Neglein. Spru¡: Au# JEsu Wunden gefärbet. der XXV Blumgeno#-S¡äfer Oronte#. Blume: Bethonie. Spru¡: Zum andenken de# Ga‰e# zu Bethanien. der XXVI Blumgeno#-S¡äfer Uraniu#. Blume: die Sonnblume. Spru¡: Gebildet na¡ dem da# droben i‰. der XXVIII Blumgeno#-S¡äfer Periander. Blume: die S¡lüßelblume. Spru¡: zu den Himmel#-S¡ä”en. der XXIX Blumgeno#-S¡äfer Amynta#. Blume: die König#Kerze. Spru¡: Jn der Hand de# Hö¡‰en. Der XXX Blumgeno#-S¡äfer Lilidan. Blume: die GoldLilie. Spru¡: Bekleidet mit de# Himmel# Glanz. Der XXXI Blumgeno#-S¡äfer Polyanthu#. Blume: Pilosella oder Meu#öhrlein. Spru¡: Jn Tugend viel-blühend.
LXVIII.9 III CLXVIII 252 258 239.2 CCXXI 278 LVI 268 248 266 CXXI CXCVII 279 259.1 CLVI 250.3 XXXII CXXIX LIIX CLXXXVI CLXV 274 CXLVII XI CXXIX CXXXVII XXXXII CLXXVI CLII CXXIII CXXXVII XCIX CXCII CI CIC CC CCI CCII CCIII CCIV CCV
Überschriften und Eingangsverse Der XXXII Blumgenoß Herr Andrea# Jngel‰etter. Poliander. Die Ringelblume. Spru¡: Na¡ der Engel‰adt ringend. Der XXXIV Blumgenoß S¡äfer Leucofron. Herr Magi‰er Caspar Nieblig Chur Brandenburgis¡er Pa‰or zu Großburg. Blume: Die weiße rohtgeringelte Nelke. Spru¡: weiß Gewas¡en im Blut de# Lamme#. Der XXXV Blumgenoß. Filander. Herr Quirinu# Mos¡eros¡. Spru¡: Ein Zei¡en de# Gnad Zeugen# Der XXXVI Blumgenoß Herr Mi¡ael Kongehl von Creu”burg au# Preußen. Blume: Creu”wur”, Spru¡: Zum Preiß de# Gekreu”igten Der XL Blumgenoß S¡äfer Herr Magi‰er Georg-Arnold Burger. A‰erio. Blume: SternKraut. Spru¡: Funklend au# dem Dunklen. Der XLI Blumgenoß. Herr Chri‰ian Donat, Senator Regiomontanus Prussiensis. Adoni#. Blume: Braunelle oder Gottheil. Spru¡: der HerzWunden dur¡ Jesu Wunden. Der XLII Blumgenoß. Hermannu# Lebermann. Corymbo. Blume: Epheu. Spru¡: Üm den Leben#Baum ges¡lungen. Der XLIII Blumgenoß-hirt Herr Ephraim Naziu# Poeta Laureatus Caesareus. Pomeranus. Lucidor. Blume: Sonnenthau. Spru¡: Jn Hi”e bene”et. Der XLIV BlumS¡äfer. Herr Caspar Köler Poeta Laureatus Caesareus. BardaPomeranus. Tityru#. Blume: Tausend gulden kraut oder Erdgall. Spru¡: Ein Lößgeld au# Jesu Wunden. der XLVII BlumgenoßS¡äfer Celadon. Blume: rohte# Nägelein. Spru¡: Au# NägelWunden gefärbet. Der XLVIII Blumgeno#S¡äfer Polydor. Herr Magister Johann A¡atiu# Lös¡ Heil#bronnen›#. Blume: Cardobenedicten oder Bornwurz. Spru¡: Am Heil-Brunn blühend. der XLIX Blumgeno#S¡äfer. Herr Chri‰of Wegleiter Nürnbergen›#. Jrenian. Jrenian.Blume Fridelar. Spru¡ Mit Gott und Mens¡en Der L Blumgeno#S¡äfer Lysander. Herr Chri‰ian Heu¡elin. Blume: Aloe. Spru¡: Ein Glei¡ni# diese# ErdLeben#. der LIII Blumgeno#-S¡äfer Herr Ferdinand Adam Pernauer, Baron de Perney. Dafni#. Blume: die Ba›lie. Spru¡: Ho¡benamt und Wolrie¡end. Der LV Blumgeno#S¡äfer. Monsieur Chri‰of Fürer von Haimendorf in Wolker#dorf Patricius Noricus. Lilidor. Blume: Lilie. Spru¡: Jm herrli¡en Kleide. Der LVII BlumgenoßS¡äfer Fidamor. Herr Chri‰ian Flemmer ho¡Für‰li¡er Secretariu#. Blume: Lieb‰ö¿el. Spru¡: Gott und Mens¡en getreu. De# Glü¿e# Unbe‰and. "Diana i‰ hier ni¡t im Bad" "Die Aura¡gefilde, die Wälder und Wiesen" "Die Blum, die i¡ geerbt vom Vatter, s¡lie‰ die Erde" "Die da ein Gekrönter S¡äfer liebet" "die i‰ zwar rei¡, do¡ wol-gefaltt:" "Die Jungfer Braut verspri¡t un# eine treue Dame:" "Die liebe Lu‰, der Felder Zier" "die Na¡t mag na¡ten her: i¡ seh darinn die Sterne" "Die Nadel fa‹t da– Haar; da– Haar be‰ri¿t die Herzen." "Die Nägel, derer Sti¡ erö[net JEsu Wunden" "die Nägel, die man s¡lug dur¡ Jesu Händ' und Füße" "Die Nymfe Dorili– spazirt' an den Ge‰aden" Die Pegni” und Aura¡. "Die Pegni” und die Pleiße rinnt zusammen:" "Die Pfeife Pan# be‰und allein in Sieben Röhren:" "Die Pfeile ›nd mir lieb, die Ketten und die Kerze" "Die S¡önheit, S¡öne! die ihr habt"
991 CCVII CCXI CCXV CCXX CCXXIX CCXXXI CCXXXII CCXXXV CCXXXVI 256 258 259 261 267 269 281 CLXVI 248 LXXV CCII CLXXIX 279 257.2 I CCXXIX LXVIII.5 CIC 256 LXVI CXLIV 275.1 CCXVII IX LXXXVIII
992 "Die Sonn fiel in ihr Bett. der Mond ‰ieg' au# den Wellen." Die unbekannt-geliebte Chari#. Sonnet. Die unbeliebte Liebe. Die Vera¡tete Ho[nung Die verzweiflete Ho[nung. die vom Silvano ni¡t-gefundene Silvia. "Die Wangen fallen ein. die S¡lä[e werden hager." "Die welt mag tra¡ten ‰ät# na¡ vielen tausend Gulden" Die XXXIII Blumgenoß Hirtin Jungfrau Elisabetha von Seni”. Cölinde. Blume: die Je– mine. Spru¡: Sprekende van de Jesv#-minne. (Redend von der Jesv#-Liebe) Die XXXVII Blumgenoßin. Frau Clara Catharina von Bürken. Florinda. Blume: die rohte ProvinzRose. Spru¡: unter den dornen wa¡send. Die XXXIIX Blumgenoßin Frau Helena Jngel‰etterin. Blume: Tulipan. Spru¡: Mit süße bewirtend. Filinde. Die XXXIX. Blumgenoßin Frau Dorothea Vrsula Stöberlein#. Dorinde. Blume: Hyacinth. Spru¡: Zwis¡en blättern voll Blüte. Die LI Blumgenoßin Frau Maria Dorothea Omeißin gebohrne Ro‰in. au# Hi#panien bürtig, Damon# Ehelieb‰e. Diana. Blume: Granat-Blühe. Spru¡: Namen-verwandt mit Granadillen. Die LII Blumgenoßin Jungfrau Barbara Helena Längin. Erone. Blume: Helenium, AlantWurz. Spru¡: Jn den Heiland verliebet. Die LIV Blumgenoßin Jungfrau Anna Maria Paumgartnerin von Holn‰ein und Lohner‰att in Gern#burg. Amarilli#. Blume: Der Majoran. Spru¡: Mit Nu”en, zierend. Die LVI Blumgenoßin Jungfrau Maria Magdalena Ste[anin. Chlorinde. Blume: die Narde. alias Marien-Magdalenen-Blume. Spru¡: Meinen Heiland zu salben. "Diß hei‰, zu fern gesu¡t die liebe Beut." "Diß i‰ de# Orden# Bild, der von den Blumen hei‰." "Diß i‰ kein Cupido-pfeil e– i‰ ein Fis¡er‰angen" "Diß war der S¡luß. Man trug Jhr man¡en an:" Dorili– verlorner S¡uh. "Dort auf einer s¡önen Wiesen" "Dort in den begrünten Gründen" "Dorten in den Pegni”-heiden" "Dortmal# ließen Sieben Hirten" "Doru# dorten bey den Pauken eine FeldTrompete war" Drey treuer Herzen Kleeblat. Dreyer treuer Freünde Reise an der Je”e von Dannenberg na¡ Hi”ger. deest principium. "Drükt mi¡ de# Creu”e# La‰: Mein Jesu# hieng daran." "Du bi‰ e# ja, die un# so man¡en S¡wan gebohren," "Du bi‰ mit Golde zwar, ô Nadel, angekleidt:" "Du, der du dein Gezelt an Nilu# Ufern s¡aue‰" "Du dunkle Na¡t! hier liegt mein Lie¡t" "Du thu‰ gewalt, mein Bu¡! daß du Eranten di¡" "Du ware‰ re¡t daran, du mir-gehä‹ig– Glü¿!" "Du wurde‰ in der Zeit, ô LorbeerHayn! gebohren" Ecloga, von diesem Kummer. Silvano. Silviu#. "Edle Kron der S¡äferinnen," "Edle# Bild! i¡ bin gefangen." "Edle– herz! i¡ solte wol" "Ein Feuer-Gei‰ die Feyer ha‹t," "Ein himlis¡e# Gemerk führt meine König#Kerze." "Ein Hirt, führt ni¡t allein die S¡äflein auf die Weide:" "Ein paar Edle S¡äferinnen"
XXXIV XIX CXCIII CLXIII CLXIV CLVIII CXLII CCXXXVI CCX CCXXII CCXXV CCXXVI 262 263 268 270 CCXXXVIII.1 280 LXVIII.1 245 LXVI LIIX XCIX LXXIX CLXXX 253 CXLVIII XXX CCXX 275.2 LXIX XIII LIV LV LXV CLXXXVIII CXLVI CLVII LII CIII CCXXXVII CCIII CCXVI CXLVIII
Überschriften und Eingangsverse "Ein Te”el dort, und hier der Te”lin Sohn," "Er i‰ die Liebe#blum, und Sie die Tausend s¡ön." Er verla¡t die Stolze, die ihn vera¡t. Er wüns¡et ihm eine mit der Edlen Silvia Treffli¡keiten begabte S¡äferin. "Er zwar spielt: ni¡t spiel' i¡ au¡." "E# blökt die Heerde na¡ den Ställen" "E# hat mehr Aloe, al# Honig, diese# Leben." "E# klebe, wer da will, wie Kletten an der Welt:" E# nehrt und zehrt. "E# weiß, mein bä‰e# Theil, im Himmel ›¡ gebohren." "E# will der Neue Brunn die liebe Mühle treiben:" "Feld, Welt frommer Hirten!" Feldgedi¡te, zur Ho¡zeit Zweyer Edlen, Lucidan# und Lucianen. "Filander, hat den Wald der Sitten" Filanthu# der XLV Blumgenoß. Magister Johann Lang, Diacunus ad Spiritum Sanctum. HerzSamen. Von Himmel ge‰reuet. Filidor, an die unbarmherzige Climene. "Fi=i#, unter einem Baume" "Floridan, der Pegni” Hirte" "Floridan gieng ho¡betrübet" "Floridan gieng in den Thal" "Floridan gieng voll Betrüben" Floridan# Seine soll Florinda heißen. Flu¡ Rede, einer bes¡ri]eten Linde. "Föbu# einen Lorbeerbaum pflanzte hin zum Hippocrene:" "Früh im kühlen Morgenthaue" "Für Leid und lauter S¡merzen" "Gebet gute Na¡t dem Leiden!" "Gebt, weil ›e ihm so behagt" "Geh, Pegne›#! wohne dort" "Gekrönter! tritt nun du au¡ in den Blumen-Orden." "Gläub e– ni¡t, e– ›nd Gedanken" "Gläubet ja ni¡t, daß da– Lieben allein" "Glei¡wie, na¡ Regen-weinen" "Gott thut ja no¡, wa# er zuvor gethan:" "Granada i‰ die Gränz von meinem Vatterland." "Hab i¡ re¡t vernommen" "Hätte ni¡t der Tod entführt" "Harter Himmel! wie mag‰ du" "Hier i‰ Veronica! Mein herze, ni¡t ein Tu¡" "Himmel, füll die S¡euren voll, sey der Felder rei¡er S¡lü‹el:" "Hirt Silvan in tie[en Sinnen" HirtenLied¡en, an Olinden, al# ›e ihm Aepfel sendete. Hirten-Liedlein. HirtenLiedlein. "Hör Linde, hör: wann mein und dein vergrollter Ä¡ter" "Höret, wa# ›¡ jüng‰ begeben" "Höret, wa# ›¡ jüng‰ begeben" "Hört! ihr werdt angeklagt." Holds¡a]-Gesprä¡e. Hyla# und Laura Gesprä¡e. Sie hält Jhn. Hyla# und Laura we¡selverliebung im Heuen. "J¡ bin ja ho¡benamt von Chri‰u#, al# ein Chri‰:"
993 242.3 CCXXXVIII.2 XVIII LXXXIV CCXXVII CLXIX 261 CCXXXII 250.1 CCI 265.1 CLXIX CLVII CCXIX 243 CLXI CLXXXVI LXX XX XCII LXXII XLVII XXII CLXXXI LXIII XXIX CXIX XCVIII CCXII CXC LXXXI CVII CXXVII 265.2 262 CLV CLXX LXXIV CXCVIII 242.4 240 276 240 254 XXIII CXCI 277 CLIII CLXVIII XLIX XXXX 272
994 "J¡ denke no¡ der Zeit, da i¡ di¡, Fili›lle!" "J¡ gedenke no¡ der Wonne" "J¡ gedenke no¡ im Herzen" "J¡, i¡ au¡, i¡ hab vorde‹en" "J¡ kan do¡ ni¡t vorbey, i¡ muß beneiden di¡" "J¡ kan do¡ nit vorbey, i¡ muß di¡ ja gesegnen" J¡ liebe, wa# fein i‰: ob# s¡on nit mein i‰. "Ich mag eü¡ nit, ey la‹t do¡ ab" "J¡ muß sagen, wa# i¡ sah', und erzehlen, wa# i¡ hörte" "J¡ säe Heilig# Wort, in fromme Herzen au#" "J¡ sah, i¡ sahe zu, wie ›e, die s¡önen Hände" "J¡ seh, wie ehmal# dort im Jnsel Thal" "J¡ spra¡: da# werk i‰ gut. Er spri¡t: J¡ kan ni¡t ma¡en!" "J¡ wäge Tag und Na¡t in glei¡en We¡sel ein" "J¡ war dir ja vorlang‰ s¡on s¡uldig worden" "J¡ weiß nit, Edle Nymf, wie i¡ die Gnad erwieder." "J¡ werde, bi# i¡ selb‰ gebäre, zwier gebohren." Jhn verlanget, Sie zu sehen. "Jhr Augen, meine Lu‰" "Jhr de# Honig# edle S¡we‰ern" "Jhr Edle Blum der Erd! nehmt diese Blumen hin." "Jhr Herzenfis¡erin! nehmt diese Fis¡er‰angen" "Jhr Pegni”hirten! heut denkt an den Blumen-Orden," "Jhr S¡merzen, gute Na¡t! ihr Nä¡te meiner Sinnen." "Jhr Silberfäden ihr, ihr zarten Seidenlo¿en" "Jhr wehrte Nymfen, Edle# Zwey" "Jm Weinen ‰eh i¡ auf; im Weinen geh i¡ nider:" Jn Amynta# StammBu¡. die Pegni” redet. Jn Cleodor# AndenkBu¡. Jn da# Bü¡lein Pegne›#. "Jn den Feldern, in den Wäldern" "Jn den Pegni” s¡äfereyen" "Jn den Pegni”S¡äfereyen" Jn de# Edlen Polyanthu# StammBu¡. Jn de‹en Blumen-Paradei#. "Jn die grüne Pegni”-Wiesen" "Jn man¡em Bu¡ i¡ su¡', und finde meine Ruh." Jn meinen, an eine Edle Leonora verehrten, Lorbeerhayn. "Jn# grüne Feld am Pegni”‰rand" Jsander der XLVI Blumgenoß. Johann Conrad Einwag. Tag und Na¡t. Gott-beda¡t. "J‰ da# Gemähl ein Emblema unsrer Gesells¡a]:" "J‰ diß der fün]e s¡on" "J‰ Doru# ni¡t ein Pegni”Hirte?" "J‰ e– wahr, wie i¡ vernommen" "J‰ je ein S¡äfer zu erfragen" "J‰ ni¡t die Lilie der Blumen Zepter‰ab?" "J‰ ni¡t neuli¡ in den Hag" "J‰# mögli¡, armer Hirt Silvan!" "J”t, da die Morgenröt' entde¿et ihre Wangen" "Ja, Amor, läüg'n e# ni¡t, du bi‰ fürwar ‰o¿blind." "Je länger ie lieber ›¡ ma¡et die Spra¡e" "Je”und grünt und blüht der Mäy" "Jezt wallt mein S¡merzenbrunn. Hier ward mein Leid erzogen."
XLVI 254 CIX LXII LXXXIX XXI XXXXI L CLVII 243 LXVII 264 CCXXXIV 244 CCXXXIII LXXXIII XXXVI XV CLI CLXXXIII LXXVIII LXVIII.2 242.5 LXXIII LXXI CXVII CXLIII CCIX CLXXIII CCXII XCVI XXXX CLII 280 CCXVI 241 CCXXVI CLXXIV XXXIX 244 280 CCXXVIII CLXXXV LXXX CI 271 246 CXXX XXIV LI CLXXV CCXXIV CXLIX
Überschriften und Eingangsverse "Jüng‰ Cupido kam geflogen" "Jüng‰, da der s¡öne Pegni”‰rand" "Jüng‰ flog Cupido au# und zoge dur¡ die welt" Kammer-Liedlein. Der Han im Hag. "Kan i¡ ni¡t, diß wonhau# der Gefahr" "Kleinod, da# mir ligt im Herzen" "Kloridan, von Lieb' entbrant" Kloridan– verzweifelte Liebe. "Komm, s¡öner a¡ güldner Tag" "Krönt euren Dafni# au¡, wie dort Sicanien" "Kron der Nymfen! Euren Nam la‹et diese Zeilen krönen." "La¡t ni¡t, meine Söhne!" "La‹t mir diß seyn ein Edle# Ho¡zeit-hau#:" "La‰ in die Tyndari# verliebt den Pari# seyn!" "Laß ab, laß ab, du treuer Hirt!" "Laß ab, mein widerwärtig# Glü¿" Lezter Abs¡ied an Silvien. "Liebe Gab von lieben Händen!" Liebe# gesprä¡e Zweyer Edlen verlobten, Damon# und Cathari#. Liebe# Profezey: Liebe#verzug. "Lieb‰er S¡äfer! i‰ mir re¡t" "Lucidor, der Hirten Zier" "Luna! zeig die Silber-wangen" Lu‰rei¡e– LandLeben an der Aura¡. und Krönung Floridan–. Lycida– liebt die Filli–, die er nie gesehen. "Ly›–, Edler Hirt! nit zürne" "Ly›– und vier andre Hirten" "Ly›# will zu Ro›bellen" "Madam'! hier leg' i¡ ab, wa– i¡ eü¡ s¡uldig bin." MajenLied, bey der Blumgenoßen Krönung#-Fe‰ in Floridan# hütte. Man kan, diß Leben hier, re¡t eine Lampe nennen:" "Man sagt: ein Jungfer-Kuß sey von so großer Ma¡t" "Man ›het eü¡, Nymfe, begabet" "Mein Adon Jesu# i‰: i¡ will Adoni# seyn" "Mein' Anda¡t, meine Salb', al# eine Narde rie¡t" "Mein Bild i‰, meine Blum. J¡ wa¡se unter dornen." "Mein Heiland herrli¡ nennt da# Kleid von meiner Blum." "Mein herz, die Tulipan, i‰ meine# Jesu hier" "Mein Herz ein BrennKolb sey, mit Gei‰e#glut ums¡üret:" "Mein herze trägt ›¡ weiß, wie meine Nelke thut:" "Mein Himmel, meine Sonn', ô Göttli¡– Ange›¡t!" "Mein Name Treu-lieb hei‰. Mein herz da# i‰ der Sto¿" "Mein runder Blumen Ring ringt na¡ der EngelStadt." "Merk mir diesen Tag, den lieben" "Mi¡ brennet keine Lieb. und so mi¡ ja brennt eine" "Mi¡ Jesu#-verliebte, mein Jesu# liebt wieder." "Mi¡ nennt der Fried, im Jahr, da# un# den Frieden giebet:" "Mis¡t mir die Karte, wie ihr wolt" "Morbona! wil‰ du di¡ an meiner S¡önen rä¡en" Morgen- und Abendbes¡reibung. "Muß dan mein Unglü¿ immerfort" "Myrtillu# krankt: diß kränkt die Pierinnen:"
995 CCVI XC III 246 CXCII CXCV XXVII XCVI VIII 273 CLXVII CLVII 242.2 263 CXLI CXXXVI CXLI CL CLX XXXV XXXXII LXXXVII CLIX CXCVI XCII CVII XCIII LXXXVI CXV LXVIII.8 CCXXIV 250.3 CXII CLXV CCXXXI 270 CCXXII 269 CCXXV CCV CCXI LXXVI 281 CCVII CLXXIII XIV CCX 259.2 CLIV XCIV XXXIV CXXVIII CLXXII
996 "Myrtillu# ru[et au# den Namen Amarilli#" Na¡tklage, uber sein Liebe#Leiden. Na¡t- und Klaglied. vor Eranten Behausung. "Nehmt, Edle Nymf, a¡ nehmet do¡ in a¡t" "Neüli¡ i‰ Bruneta kommen" "Neuli¡ gieng i¡ üm die Zeit" "Nun dann! ›e muß von hinnen." "Nun der Winter i‰ entkommen" "Nun, wa# hil]#? i¡ muß erliegen" "Nun, wohl! i¡ kü‹e di¡: du, meine Lu‰, mi¡ wieder." "O du Lie¡t und kron der Zeiten" "O ihr güldnen Freudenfelder" "O Liebe! i‰ e# dann in deinen Raht bes¡lo‹en" "Ob ihm ihr Augenpfeil in# Herz s¡oß eine Wunde:" "Ob meine Blum und i¡ s¡on wa¡sen au# der Erden:" "Ob mi¡, de# Himmel# Raht, zog an Europen Ende:" "Ob s¡on der himmel s¡ilt: er bleibet do¡ gewogen." "O] reimen ›¡, die Namen, auf die That". Pan an seine unerwei¡li¡e Dryope. Pegni”-Abs¡ied de# verzweifelten Silvano. Rätsel: Seidenwurm "Reise hin zu s¡öner Hand:" Reise-Wuns¡. "Rosemund ›¡ jüng‰ befand" "Ro›li#, mein lieb‰e# Leben!" "Sagt mir, Kron! der Donauinnen" "Sagt ni¡t#, ô Edle S¡öne!" S¡äfer-Ho¡zeitgedi¡t. "S¡au, wie mit un# Cupido treibt sein Spiel." "S¡öne Pegni”, klarer Strand!" "S¡on fünfmal hat der Mäy" "S¡on lang war i¡ betrübt" "Seelig ›nd die Gei‰li¡-Armen:" "Seh i¡ di¡, oder ni¡t? bi‰ du e#, Zier der Hirten!" "Seh i¡ meine Birke ni¡t" Seine ihm-aufge‰oßene Liebe# abentheuer. Seine Klage über ihre Entfernung. Seine Liebe#s¡merzen ›nd ihm Lieb. Seine Lieb#-abenteur mit der Laura: S¡äferinn, ihr seit am unre¡ten. Seine Sterble”e, an ihre Unerwei¡li¡keit. Seine Unruh, im S¡la[. Seine Vers¡ma¡tung. Sonnet. Seiner S¡önen vollkommene S¡önheit. "Seit ihr, S¡öne, dann so hart?" "Sey dapfer, meine Treu! e# sollen di¡ nit fällen" "Sie i¡ lieb alleine" Sie I¡ Liebe Vor Ihnen Allen. Sie Ist Liebrei¡ Vnd Ihm Angenem. Sie pfeilt und heilt. Silvander– Lieb–-antrag, an Dianen. "Silvano, a¡! der Hirt" "Silvia, die Blum der Felder" "Silvia wil s¡eiden:" "Silvia will s¡eiden"
CLXXXII XVI LIV LXXXV LXI XII CXXXII V VI XVII II XXXVII XVI 250.2 CCIV CC CCXV 239.1 XXV CXLVII XXXVI CLXXIV CXXXIII CXXIII XXXI CLX CXXXIX LXXXVI CXXI LXIV CXLV CVI 247 CXLVI 278 XII LXXII IX XXXIX X CXVI CXLII II XVIII CXXXV CXL CXL 250.2 CVI CLVIII CXXII CXXXVIII CXXXIII
Überschriften und Eingangsverse "Silviu#, der Edle Hirte" Smerzli¡e Tag- und Na¡t-Glei¡heit. "So sey wilkommen, lieb‰er Hirt" "So thut hier Dorili#, wa# dort Mornille thut" "So wil‰ dann du, mein andre# Leben" "Solt i¡ mi¡ grämen" "Solt nit da– Pegni”feld" "Son‰ ni¡t# mehr i¡ ho[en kan" Son‰en s¡einet na¡ Regen die Sonne, aber ni¡t also in seiner Liebe. Spru¡: Jm Lande de# Friedfür‰en#. "Theur‰er S¡a”, ô du mein Leben" "Thyr›# gieng, vor kurzer Zeit" Thyr›# Tro‰Gesprä¡e mit der Filli#. Uber Damon– Mördli¡e– Ableiben. S¡äfer Klage. Uber den bittren Trunk. Sonnet. Uber den Brief, der Silvien von der Pegni” abgefordert. Uber der Edlen Silvia Kuts¡en-Fall. Sonnet. Uber der Edlen Silvien s¡ön‰e Haare. Uber deren Blume, Ehrenprei#, mit dem Spru¡: de# Himmel#, im herzen gebildet. Uber de# Blumgeno# S¡äfer# Amynta# Gesells¡a] Blume: zu dem seinem MyrtenFe‰ am Belt gewidmetem S¡äfergedi¡te. Uber de# Doru# Ehr-wa¡#tum. Uber de– Edlen Strefon– Warm Bad-Reise. Uber de– Mopsu– Ho¡zeit mit der Mopsa. Uber de‹en Bildni–. Uber Dianen Unwillen. Uber die der Silvia verehrte Haar Nadel; Worauf ges¡rieben war: Bedien' ihr s¡öne– Haar, zieh hin! sag, daß i¡ selb‰ ihr diener bin. Sonnet. Uber eine Blume, die auf ihrem Busen ‰e¿te. Uber eine Feuer#brun‰ zu Nürnberg, Anno 1645 Uber eine Haar Nadel. Uber einen Traum, von Jhr. Uber ihr abermalige– Entwerden. Uber ihre Augen. Sonnet. Uber Myrtillen# Ubelaufwesen. Sonnet. Uber sein von Eranten beliebte# Bu¡: Sonnet. Uber seine Trennung von Silvien. Uber unser# Meliböu# seeligen Tod. Über ihr kränkli¡e# Aufwesen. Deine Krankheit tödet mi¡. "Und du, du s¡warze Trauerla‰" "Vnd so bi‰ au¡ du verbli¡en" Unsre# lieben Seeligen Alcidor# GrabLied. Vater Pegni”. "Verzeih mir! zwar dein Rand gefällt vor andern mir:" "Viel Wo¡en ›nd entwie¡en" Virgilii II Ecloga geteuts¡t. Vom Namen Dafni#. Von de# Erleu¡ten Dafni# seiner. da# obige ander‰. Von de# WolEdlen Lilidor# Blume Von der Chari#. Von einer verehrten Henne. Von Margari#, al# ›e Königin wurde. Von Silvander und Sinthia.
997 CCXXX CXLIII 255 CCXIV XLIX CLXIII LXXVII CLXIV XI 259.2 XXXVIII CXIV CXIV LXIV CXXXI C LXV LXXVI CXCVIII 239.1 253 LXXX XCVIII XCI CXIII LXIX LXXXIX XIII LXVIII XVII LXXIV CLI CLXXII LV CXXX CCXXVIII LVI XXVIII CCXXIII CCXXIII CLVII CXLIV CV XXVII 273 272 271 CLXXXVIII CXX CXCVI LXIII
998 Von zwey unglei¡en S¡we‰ern Sonnet. "Wälderrauhe Jäger-Nymfe" "Wann Filidor dar[ etwa# fragen" "Wann i¡ bedenk, ô Edle Dorili#!" "Wann i¡ solt Nadel seyn, so trieb' i¡ liebe– S¡erze," "Wann in dem Liebe# kram man keine Dörner ›het" "Wann mi¡ da– Fleis¡ umgibt, so ‰e¡ i¡ in da– Haar." "War e# diß, mein wehrter Bruder" "Wa# dort gewüns¡et ward, vor Dreißig und vier Jahren" "Wa# empfah' i¡ von Olinde" "Wa# fang i¡ Armer an? Ni¡t nur den langen Tag" "Wa# hil[t#? i¡ kan ja do¡ dawider ni¡t:" "Wa# hil]'# meinem Herzen" "Wa– i¡ o] mit threnen s¡rieb" "Wa# i‰ da# für ein Tag, der soviel Freuden zeiget?" "Wa# i‰ e# daß ihr mir" "Wa# i‰ Lieben?" "Wa# ma¡t der Sohn von Daniel?" "Wa# nehrt die Glut? da# Oel. So wolt ihr dan verbrennen" "Wa# thut da# HonigVolk, da# wä¡sern Königrei¡?" "Wehrter Doru#! eurem Kiel" "Weil Doru# Ehr-erw䡉, der die Gesells¡a] ehrt:" "Wem solte ni¡t die Poesy belieben" "Wer angebunden i‰, der soll ›¡ wieder lösen." "Wer i‰, der mir'# verbiete" "Wer i‰ do¡ nun so elend, wie i¡ bin" "Wer saget, daß die Lieb nur au# den Augen spielet" "Wie daß ihr seit vers¡wunden so ges¡wind" "Wie? i‰ mein Leben krank? so ‰eht e– sle¡t üm mi¡." "Wie man saget, eure Henne" "Wie s¡ön do¡ klingt der Dank zur Mutter, von dem Sohn." "Wie soll i¡ eu¡, ô s¡ön‰e Filli–, nennen?" "Wie soll i¡ immer dir, ô du mein andre# Leben" "Wie spielt do¡ die Natur mit ihren guten Gaben!" "Wie wan ›¡ Föbu# senket" Wiederkehr-Freude. "Wilkommen, Blumen-Hirt! so spri¡t die Granadill." "Will un# Damon s¡on verla‹en" Flammen da# Eyß Winterklage, an die unerwei¡li¡e Filli#. Seine Threnen können den Fel# ihre# Herzen# zers¡melzen. ni¡t erwei¡en. "Wolt ihr dann, ô mein Lie¡t!" Wuns¡ der Rose. Wuns¡ meiner Amarante "Zarte# Nymfen-Tö¡terlein" "Zieh, Nadel! zieh du hin, bedien ihr s¡öne– Haar:" Zu de# Doru# Macarie. Zu de# Edlen Lucidor# und seiner Edlen Galatheen, Myrten Fe‰. Zu de# Edlen Silviu# und der Edlen Charitni# Ho¡zeit. Zu de# Esel# Jonello und Clarinden Ho¡zeit. Doctor Giovanni Cornelio Höne. Jungfrau Catharina Hagen. Zu de# Pegni” S¡äfer# Amynta# Myrten Feyer.
XLV XXV CLXII CXXXIV LXVIII.6 XXXV LCVIII.4 257.1 242.1 276 CXVI LIX XLIV CII IV CXXVI CXCIII 249 250.1 CLXXXIX CLXXXIV 251 CLXXVIII XCVII XXXXI CVIII XIX CXXIV XCV CXX 260 CX VII XLV CXCIV CXCV CCXVIII CLXXVII I
CXI 239.2 CCXXXVIII.2 CXVIII LXVIII.7 CLXXXIV CLIX CCXXX 245 CCXXXVIII.1
Überschriften und Eingangsverse Zu einem andern. Zu einem Myrten-Fe‰. Zu eine# Edlen Paar#, Filidor# und Ba›lenen, Myrten Fe‰. Jn de# Myrtillu# S¡äferGedi¡te. Zu Mon›eur Chri‰of Wilhelm S¡eurl# Obri‰ Leutenant# mit Jungfrau Annen Ro›nen Slüßelfelderin und Mon›eur Johann Carl Slüßelfelder# mit Jungfrau Maria Helena Hallerin, DoppelHo¡zeit. Zum MyrtenFest Herrn Heinri¡ Bernhard Engels¡all# Nürnberger# und Jungfrau Gertraut Margaretha Zipfel# in Leipzig. Zum Myrten-Fe‰ Ro›dan# de# Pegni”S¡äfer# und seiner Ro›lli#. Zur Ho¡zeit Herrn Vetter Leonhard Samuel Seeling# und Jungfrau Catharina Oelerin. Zur Ho¡zeit Herrn Wolf-Andrea# Endter# und Jungfrau Margaretha Katharina S¡ü”in. Der Endten-S¡uß. Zur Macarie der Dorili#. "Zwar denk i¡, Ba›len', an meine alte wunden" "Zwar, wa# i¡ s¡rieb', i‰ wahr: ›e soll Florinda heißen"
999 CLXXI CLXX CLXIX 242 275 CLXXX 247 277 CCXIII LIII XLIIX
LITERATUR In der Einleitung vollständig nachgewiesene Titel erscheinen hier nur dann noch einmal, wenn sie auch im Kommentar erwähnt werden 1. Literarische Texte und andere Quellenwerke D. Martin Luther. Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. Wittenberg 1545. Letzte zu Luthers Lebzeiten erschienene Ausgabe. Hrsg. von Hans Volz unter Mitarbeit von Heinz Blanke. Textredaktion Friedrich Kur. 2 Bde. München 1972. Das Neue Testament in der deutschen Übersetzung von Martin Luther nach dem Bibeldruck von 1545 mit sämtlichen Holzschnitten. Studienausgabe. Hrsg. von Hans-Gert Roloff. 2 Bde. Stuttgart 1989 (RUB 3741/2). Die Bibel. Altes und Neues Testament. Einheitsübersetzung. Freiburg / Basel / Wien 1995 [zuerst 1990]. [Anonym]. Des getreuen Schäfers DAMON/ und der schönen Schäferin BARBARJLLJS Liebes-Gelübde/ Jm 1662. Christ-Jahr. Altdorff Gedruckt bey Georg Hagen/ der löbl. Vniversität Buchdrucker. Anton Ulrich, Herzog von Braunschweig-Lüneburg. Die Durchleuchtige Syrerinn Aramena. Faksimiledruck nach der Ausgabe von 1669-1673. Hrsg. und mit einem Nachwort versehen von Blake Lee Spahr. Bern / Frankfurt a. M. 1975-1983 (Nachdrucke deutscher Literaturwerke des 17. Jahrhunderts. Bd. 4/I-V). Anton Ulrich. Herzog von Braunschweig und Lüneburg. Himlische Lieder und Christfürstliches Davids-Harpfen Spiel. Mit einer Einführung von Blake Lee Spahr hrsg. von Wolfgang F. Taraba. New York / London 1969. Anton Ulrich. Herzog zu Braunschweig und Lüneburg. Werke. Historisch-Kritische Ausgabe. Im Auftrag der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel und in Verbindung mit Hans-Henrik Krummacher hrsg. von Rolf Tarot. Stuttgart 1982ff. [Sigmund von Birken]. Fortsetzung Der Pegnitz-Schäferey/ behandlend/ unter vielen andern reinneuen freymuhtigen Lust-Gedichten und Reimarten derer von Anfang des Teutschen Krieges verstorbenen Tugend-berümtesten Helden Lob-Gedächtnisse; abgefasset und besungen durch Floridan/ den Pegnitz-Schäfer. mit Beystimmung seiner andern Weidgenossen. Nürnberg/ Jn Verlegung
1002
Wolffgang Endters. Jm Jahr M. DC.XXXXV. [Nachdruck in: Georg Philipp Harsdörffer. Sigmund von Birken. Johann Klaj. Pegnesisches Schäfergedicht 1644-1645. Hrsg. von Klaus Garber. Tübingen 1966 (Deutsche Neudrucke. Reihe Barock. Bd. 8)]. [Sigmund von Birken]: Dannebergische Helden-Beut/ in den Jetzischen Blum-Feldern beglorwürdigt. Hamburg/ Gedruckt/ bey Jacob Rebenlein im Jahr/ 1648. [Sigmund von Birken]: Floridans Des Pegnitzschäfers Niedersächsische Letze/ Seinen wehrten und Geehrten Hausgenossen und andern Gutgönnern und Freunden zu Dankbarer Erwiederung und Gutem Andenken hinterlassen Jn Dannenberg. Jm Jahr unsers Erlösers M.D.C.JJL. [...] Hamburg/ Gedrukkt bey Jakob Rebenlein. [Sigmund von Birken]. Krieges- und Friedensbildung; in einer Bey hochansehnlicher Volkreicher Versammelung/ offentlich vorgetragenen Rede/ aufgestellet/ Nebenst einer Schäferey/ Durch Sigismund Betulius. Nürnberg. Gedrukkt und verlegt durch Wolfgang Endter. Jm Jahr M. DC. XLIX. [Sigmund von Birken]. Teutschlands Krieges-Beschluß/ und FriedensKuß/ beklungen und besungen Jn den Pegnitzgefilden von dem Schäfer Floridan. [Nürnberg 1650]. [Sigmund von Birken]. Teutscher Kriegs Ab- vnd Friedens Einzug/ jn etlichen Auffzügen/ Bey allhier gehaltenem hochansehnlichen Fürstlichen Amalfischen Freudenmahl/ Schauspielweiß vorgestellt Durch S. B. P. L. C. Gedruckt Jm M. DC. L. Heiljahr. [Sigmund von Birken]. Schönheit-Lob auf ein Freudenreiches Eh- und Ehrenfest/ neben einem GlückZuruf gesungen und aus fremder Ferne übersendet von Falindor und Hylas/ zween Schäfern. Nürnberg/ bey Wolfgang Endtern/ dem ältern. M.DC.LI. [Sigmund von Birken]. Kurzer Entwurf eines neuen Schauspiels/ darinnen ausgebildet wird das Vergnügte/ Bekriegte und Widerbefriedigte Teutschland: erfunden und auf den Schauplatz gebracht in Nürnberg von Sigismundo Betulio, J. Cult. P. C. Im Jahr 1651. [Sigmund von Birken]: Die Fried-erfreuete TEUTONIE. Eine Geschichtschrift von dem Teutschen Friedensvergleich/ was bey Abhandlung dessen/ in des H. Röm. Reichs Stadt Nürnberg/ nachdem selbiger von Osnabrügg dahin gereiset/ denkwürdiges vorgelauffen; mit allerhand Staats- und Lebenslehren/ Dichtereyen auch darein gehörigen Kupffern gezieret/ in vier Bücher abgetheilet/ ausgefertiget von SIGISMUNDO BETULIO, J. Cult. Caes. P. Nürnberg. Jn Verlegung Jeremiä Dümlers im 1652. Christjahr. [Sigmund von Birken]. M. P. P. SELENIANUM. AETERNITATI. SACRUM. DICATUM. DOMUI. AUGUSTAE. A. DEA. MNEMOSYNE. REVELATUM. A. SIGISMUNDO. BETULIO. J. C. C. P. [Nürnberg 1652]. [Sigmund von Birken]. Ehrengedächtniß H. Johann-Christoff Labers/ Der Hochh: Gotteslehre und der Freyen Künste Geflissenens/ Unversehens Entleibtens; welcher diese Welt An. 1627. d. 30. AugstM.
Literaturverzeichnis
1003
zu Sultzbach erstlich gesehen/ An. 1652. d. 24. Apr. in Nürnberg wieder gesegnet/ d. 28. diß/ ins Grab und zu Ruh gegangen. Nürnberg/ bey Jacob Pillenhofer zufinden. [Sigmund von Birken]: Schäfer Floridans/ Poetischer Liebes-Blumen I. Sträußlein/ gepflücket und gebunden an der Pegnitz. 1653. Nürnberg/ Bey Jacob Pillenhofer zufinden. [Sigmund von Birken]. Neues Schauspiel/ Betitelt Androfilo Oder Die WunderLiebe: Von dem Hh. PP. Soc. Jesu, erfunden/ und bey den FriedensHandlungen in Westfalen/ vor einem Hochansehnlichen ReichsCollegio gespielet/ anitzt aber verdeutschet und Nebenst einem Nachspiel/ Betitelt Silvia Oder Die Wunderthätige Schönheit/ Jn Nürnberg auf den Schauplaz gebracht durch S. v. B. C. P. N. Von Michael Cubachen/ Buchhandelern in Lüneburg verleget und bey jhm zu finden. Wulffenbüttel/ Gedruckt durch Johann Bißmarck/ Jm Jahr 1656. [Sigmund von Birken]: Ostländischer Lorbeerhäyn/ Ein Ehrengedicht/ Von Dem höchstlöbl. Erzhaus Oesterreich: Einen Fürsten-Spiegel/ in XII. Sinnbildern/ und eben sovielen Keyser- und TugendBildnissen/ Neben Dem Oesterreichischen Stamm- und Zeit-Register/ Kürzlich vorstellend: Samt Einem Anhang von Ehrengedichten/ an Fürsten/ Grafen und Herren. Durch SIGISMUNDUM à Birken/ dict. Betulium, C. Com. Pal. N. Nürnberg/ Bey Michael Endter: Jm Jahr des Heils MDCLVII. [Sigmund von Birken]. Feld-Gedicht zu Des Wohl-Edlen und Gestrengen Herrn Christoph Fürers/ von Haimendorff in Wolckersdorff. Und Der Wohl-Edlen Viel-Ehrn-Tugendreichen Jungfrauen AnnLucien/ Gebohrne Löffelhölzin von Colberg/ Hochzeitlichem Ehren-Fest. So gehalten den 13. Septembr. Jm Jahr 1659. Nürnberg/ Gedruckt bey Wolf Eberhard Felßecker. [Sigmund von Birken]. Myrten-Geschicht und Hirten-Gedicht zu deß HochEdlen LUCJDORS und der Edelsten GALATHEE hochansehnlichem Ehren-Trauungs-Fest. Gedruckt bey Wolff Eberhard Felßecker/ Jm Jahr 1661. [Sigmund von Birken]: Der Donau-Strand mit Allen seinen Ein- und Zuflüssen/ angelegenen Königreichen/ Provinzen/ Herrschaften und Städten/ auch dererselben Alten und Neuen Nahmen/ vom Ursprung bis zum Ausflusse: in Dreyfacher LandMappe vorgestellet auch samt kurtzer Verfassung einer Hungar- u. Türkischen Chronik und Heutigen Türken-Kriegs, beschrieben durch Sigmund von Birken C. Com. Pal. Nebenst XXXIII. Figuren der vornehmsten Hungarischen Städte und Vestungen in Kupfer hervorgegeben von Jacob Sandrart/ Kupferstecher und Kunsthändler in Nürnberg. Anno Christi MDCLXIV. [Sigmund von Birken]. Spiegel der Ehren des Höchstlöblichsten Kayser- und Königlichen Erzhauses Oesterreich [...]. Erstlich vor mehr als C Jahren verfasset [...]; Nunmehr aber auf Röm. Kays. Maj. Allergnädigsten Befehl/ aus dem Original neu-üblicher ümgesetzet/ und in richtige Zeit-rechnung geordnet/ aus alten und neuen Geschichtschriften erweitert [...] und in Sechs Bücher eingetheilet/
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Durch Sigmund von Birken/ Röm. Kays. Maj. Comitem Palatinum, in der Hochlöbl. Fruchtbringenden Gesellschaft den Erwachsenen. Nürnberg. [...] ANNO CHRISTI MDCLXVIII. [Sigmund von Birken]. Käyserliche Dichter-Kron/ mit welcher durch den Edelen/ Vest- und Hochgelehrten Herrn Sigmund von Bircken/ Käyserlichen Comitem Palatinum und Edel-bekrönten Poeten/ Der Ehrenveste/ Achtbar und Wolgelehrte Herr M. Simon Bornmeister/ Rector der Schul zum H. Geist/ in Nürnberg/ An. 1668 den 28. Octob. als an seinem Namens-Tag/ auch hierüber mit einem bey einer Nacht-Musik abgesungenem GlückwunschLied von dem Collegio besagter Schul beehret worden. [Sigmund von Birken]. Himmel-klingendes SCHAEFERSPJEL dem Nachruhme deß HochEhrwürdigen/ Fürtrefflichen und Hochberühmten Gotteslehrers und Professors HERRN Johann Michael Dilherrns/ Seeligst-Verstorbenens Am Grünen tag dieses M DC LXIX Jahrs gewidmet von der Blumen-Genosschaft an der Pegnitz. [Nürnberg 1969]. [Sigmund von Birken]: GUELFJS oder NiderSächsischer Lorbeerhayn: Dem HochFürstlichen uralten Haus Braunsweig und Lüneburg gewidmet/ auch mit Dessen Alten und Neuen Stamm-Tafeln bepflanzet: durch Sigmund von Birken/ in der Hochlöbl. Fruchtbring. Gesellschaft den Erwachsenen. Nürnberg/ Zu finden bey Johann Hofmann. Gedruckt bey Christof Gerhard. A. C. MDCLXIX. [Sigmund von Birken]. Fürtrefflichkeit des Lieblöblichen Frauenzimmers: bey Beglückwünschung der Hochzeitlichen EhrenFreude des Ehr- und Preißwürdigen PegnitzSchäfers DORUS und der Tugend- und Kunst-beEhrten PegnitzSchäferinn DORJLJS in einem FrülingsGespräche vorgestellet von der Pegnitz-Gesellschaft. Jm 1669 ChristJahr. Sigmund von Birken Com. Pal. Caes. Todes-Gedanken und Todten-Andenken: vorstellend eine Tägliche Sterb-bereitschaft und Zweyer Christl. Matronen Seelige SterbReise. Nürnberg/ Zu finden bey Johann Kramern. Gedruckt in Bayreuth/ durch Johann Gebhard. A.C. 1670. [Sigmund von Birken]. Floridans Lieb- und Lob-Andenken seiner Seelig-entseelten Margaris im Pegnitz-Gefilde/ bey frölicher Frülingszeit/ traurig angestimmet. [Nürnberg 1670]. [Sigmund von Birken]. Deß Cupido Fincken-Heerd und Endten-Fang. [Nürnberg 1671]. [Sigmund von Birken]. Hochzeitlicher Glück-Wunsch: Womit Das erfreuliche TrauungsFest Des Erbarn und Wolgelehrten Herrn Johann Jacob Kohlens/ wolverordneten Losung-Schreibers/ Des Erbarn und Wolgelehrten Herrn Johann Nicolai Kohlens/ wolverdienten Rug-Schreibers allhier/ Eheleiblichen Sohns/ mit Der Erbarn und Ehrentugendreichen Jungfr. Claren Reginen/ Des Erbarn und Fürnehmen Herrn Johann Friderich Endters/ Berühmten Buchführes [!] in Nürnberg Eheleiblichen Einigen lieben Jungfr. Tochter/ Den 2. Octobr. Anno MDCLXXII schuldigst begehen wollen Der Michael-Endterischen Druckerey sämtliche Kunstverwandte. [Sigmund von Birken]. Cupido Endten-Schütz/ im Kohl-Garten. [Nürnberg 1672].
Literaturverzeichnis
1005
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PERSONENREGISTER Aufgeführt sind historische, mythologische, allegorische und fiktionale Personen. Nicht verzeichnet sind Erwähnungen S. v. Birkens und seine Schäfernamen Floridan und Silvano. Römische Zahlen bezeichnen die Seiten der Einleitung des Textbandes. Die geraden Zahlen verweisen auf Gedichtnummer und Zeile im Textband, die kursiven auf Gedichtnummer und Kommentar zu bestimmten Zeilen im Kommentarband. Der Vermerk "allg." hinter der Briefnummer verweist auf die nicht zeilenbezogenen Eingangsteile der Kommentare. Abensberg und Traun, Ernst von 111 | 110.allg., 111.allg. Abiathar (bibl.) 253.5f. | 253.5f., 253.7, 253.8 Abschatz, Hans Aßmann, Freiherr von LXVIII Achilles (myth.) 27.105f. Actäon (myth.) 12.48f., 157.149-151, 248.1f. Acte (auch Parthenia; Gestalt aus dem Octavia-Roman) 168.allg. Adam (bibl.) 92.90, 109.44, 109.81, 109.139150, 109.162, 238.10, 247.35-40 | 92.95, 92.129, 270.allg. Adam, Wolfgang XXVI Addington, Henriette d' (s. Suse, Henriette de la) Adler, Jeremy CXII Adonija (bibl.) 253.5f. Adonis 12.29-35 | 12.24-35, 231.1 Adonis (s. Donatus, Christian) Adonis (s. Olearius, Adam) Aeskulap 267.allg. Agamemnon (myth.) 14.6f. Aikin, Judith P. XXXIV Albert, Heinrich XX, LXXVIII Alberti, Paul Martin LII Alcides (s. Herakles) Alcidor (s. Windischgrätz, Gottlieb von) Alcidor (s. Sechst, Johann) Alekto 22.34 Alewyn, Richard LXXIV, Cf., CXXIII Alexis (Schäfergestalt) 27.2, 27.65-72 Amarantes (s. Herdegen, Johannes) Amarillis (Schäferinnengestalt) 30.65
Amarillis (s. Paumgartner, Anna Maria) Amarillis (Schäferinnenpseudonym) 27.121124, 39.57-62, 39.71, 40.16, 62.62f., 182.1 | 27.33, 27.121f., 39.10, 39.68-71, 41.allg., 42.allg., 44.allg., 49.allg., 49.105, 62.61-69, 62.89-96, 62.97-108 Amberger, Georg Paul (Bibliothek) LIXLXIII, LXVI Amburger, Erik XLVII Ammon (Herr) 180.allg. Amor (auch Cupido; Eros) 1.36-39, 1.43f., 3, 4.21-28, 5.31-42, 8.31-34, 9.2, 12.38-56, 14.3f., 16.49f., 21.27-35, 26.34-38, 40.2530, 40.89f., 50.54-56, 51.1-5, 53.7, 54.29, 56.30-42, 60, 61, 62.39-52, 62.73-78, 67.5, 68.1, 68.10, 68.17f., 76.8, 88.20f., 89.23, 96.29-56, 98.61-68, 109.18-24, 109.99f., 111.27, 118.35f., 119.19-30, 121.1-42, 152.27-49, 158.8, 159.39-48, 159.93-96, 159.100, 160.19-33, 170.58, 191, 199.4, 205, 254.48, 257.6, 263.2, 277.5-12, 277.49-60 | 4.21, 5.37-39, 6.10, 12.38, 12.43, 12.48f., 14.3f., 21.26-29, 21.43f., 26.39f., 49.10, 50.54-56, 51.allg., 54.allg., 56.29-35, 56.36-48, 60.allg., 60T2, 60.6f., 60.37-40, 61.allg., 61.22, 61.23, 61.35f., 61.41-48, 61.49-52, 61.8184, 61.93-96, 61.97f., 67.5-7, 68.allg., 88.19-21, 96.52, 99.allg., 109.18, 109.1930, 113.43-46, 118.35, 119.19-30, 121.allg., 121.9f., 121.43, 125.8-11, 160.20f., 165.32, 191.11, 191.15-18, 193.40f., 205.allg., 230.51, 267.2, 277.5f.
1022 Amphion 27.60-64 | 26.289-304, 27.60, 27.61, 27.64, 70.56f., 180.10-12 Amphion, Norischer (s. Schmid, Melchior) Amyntas (s. Lochner, Jakob Hieronymus) Amyntas (s. Osthofen, Georg Conrad) Amyntas (Schäfergestalt bei Vergil) 239.4 Amyntas III. von Makedonien 239.3f. | 239.3 Anders, Stefan XXXVIII, CXXV Andrian-Werburg, Irmtraud von LXXII, LXXXIII, LXXXVII, LXXXIX Angelan (s. Engelschall, Heinrich Bernhard) Angelus Silesius (s. Scheffler, Johann) Anna Amalia, Herzogin von Sachsen-Weimar, geb. Herzogin von BraunschweigLüneburg 92.367f. Annke 39.76 Anton Ulrich, Herzog von BraunschweigLüneburg (auch Dualbe; Ausikles) XX, XXVII, XXXVI, XLIV, XLVI, LVf., CII, 26, 27.2-136 | 26.allg., 26.1-6, 26.27, 26.39f., 26.41-72, 26.43f., 26.89-96, 26.129-152, 26.177-184, 26.209-212, 26.233-240, 26.249-256, 26.257-260, 26.281f., 26.285f., 26.289-304, 26.305312, 27.allg., 27.100-112, 29.135f., 30.allg., 37.allg., 37.4-6, 96.allg., 101.allg., 149.allg., 168.allg., 178.13f., 204.allg., 281.allg. Aphrodite (s. Venus) Apollon (auch Pythius; Cynthius; Föbus) LXXX, 4.3, 4.53, 5.3, 8.48, 13.26-28, 13.71, 16.60, 26.267, 30.66, 41.43-45, 58.17, 90.4, 91.22, 91.32, 114.109-112, 133.85-96, 165.9-12, 175.11f., 175.17, 175.21f., 178.46, 181.1f., 181.11, 185.10f., 187.12f., 194.1-4, 194.22, 197.37, 224.58, 228.28, 241.15 | 4.3, 4.53, 8.4144, 11.4f., 13.27f., 16.60f., 16.88-93, 24.25, 26.17f., 30.66, 58.17-20, 64.38, 91.22, 159.34-38, 173.allg., 175.allg., 176.3f., 178.43-47, 181.1f., 189.allg., 190.allg., 194.10, 194.19f., 194.33-36, 195.33-37, 205.allg., 220.allg., 224.58, 233.31, 241.15, 267.allg. Appuhn, Horst 271.3f. Ares (s. Mars) Aretine 210.allg. Ariadne (myth.) 192.47, 278.T8 | 192.47 Arion (myth.) 180.11f. Arndt, Jürgen XLVII Arnold (Herr) 220.allg. Arnold, Christoph (auch Lerian) C, 157.12 | 157.12
Arnschwanger, Johann Christoph 154.allg. Artemis (s. Diana) Asterie (Schäferinnenpseudonym) CXXXII, 59 | 59.allg. Asterio (s. Burger, Georg Arnold) Astrée (Gestalt aus d'Urfées gleichnamigen Roman; Schäferinnenpseudonym) 62.32, 62.88 | 62.31-36, 62.85-88 Atlas (myth.) 160.allg. Aufseß, Hans von und zu XXVIII August d. J., Herzog von BraunschweigLüneburg 80.68f. | 30.allg., 30.43-48, 37.allg., 37.4-6, 80.68f. August, Herzog von Sachsen-Weißenfels 267.allg. Augustin 233.10 Augustus (s. Oktavian) Augustyn, Wolfgang CXI Aurora (auch Eos; Matuta) 8.41-44, 13.67-73, 16.58, 92.261, 122.7, 195.45, 204.4 | 8.4144, 13.67-73, 188.allg. Ausikles (s. Anton Ulrich, Herzog von Braunschweig-Lüneburg) Ayrer (Herr) 189.allg. Bacchus 30.78 | 30.79-84 Bacilly, Bénigne de 192.allg. Bächtold-Stäubli, Hanns 92.369f., 100.1, 112.1f, 148.109-114, 150.37-42, 179.10 Bärholz, Daniel (auch Hylas) 181.allg., 197.allg., 199.allg., 237.35 | 213.allg., 231.allg., 237.35, 241.allg. Baier, Johann (s. Peyer, Johann) Baier, Margarethe Barbara (s. Peyer, Margarethe Barbara) Balde, Jacob XLVI Banz, Maja CXLV Barbarillis (s. Staden, Anna Barbara) Barclay, John XXXVI Barlaeus, Casparus CXII Basilene (auch Salibene; Schäferinnenpseudonym) CXXXII, 43, 45, 47.54, 50, 53, 62.64 | 43.allg., 47.52-55, 49.allg., 50.allg., 53.allg., 62.61-69 Basilene (s. Kress von Kressenstein, Maria Salome) Battafarano, Italo Michele Bauer, Werner M. XLIX Baumgarten, Alexander Gottlieb LIX Beare, Elisabeth LXf. Beck, Adolf CVI Becker, Felix 254.allg. Beckh, Wilhelm LXVIII
Personenregister Behaim, Maria Helena (s. Tetzel, Maria Helena) Bellerophon (myth.) 16.90f. | 16.88-93 Bemmann, Rudolf XXXI Benedict, Friedrich 275.Ged.2.5 Benzing, Josef 254.allg. Beor (Gestalt aus dem Octavia-Roman) 168.allg. Bernegger, Matthias XX Bethuel (Gestalt aus dem Aramena-Roman) 149.allg. Betulia, Dorothea Hedwig 200.allg. Betulia, Eva Maria (Schwester Birkens; s. Höschel, Eva Maria) Betulia, Veronica, geb. Khobelt (Mutter Birkens) 134.9-12 Betulius, Christian (Bruder Birkens; auch Macaristo) 126.31-36, 136.11f., 141.4954, 149.allg., 154.allg., 155.61-72, 181.allg., 188.allg., 200.allg., 215.allg. Betulius, Christian (Neffe Birkens) 200.allg. Betulius, Daniel (Vater Birkens) XLIV Betulius, Johann Salomon (Neffe Birkens) 200.allg. Betulius, Johann Salomon (Bruder Birkens; auch Orontes) 200 | 200.allg., 200.1, 231.allg., 233.29f. Betulius, Sigmund (Neffe Birkens) 200.allg. Beyerstedt, Horst-Dieter LXXXII Biedermann, Johann Gottfried 121.allg., 157.90-101, 157.102-113, 160.allg., 168.allg., 169.allg., 170.allg., 181.allg., 186.allg., 242.allg., 266.allg., 269.allg., 271.1f., 278.35f. Billiedt, Margarethe Barbara (s. Peyer, Margarethe Barbara) Bircher, Martin XXVI, XXXIV, XXXIX, XLIII, XLVIII, LXIX, CVIII, CXII | 205.allg., 215.allg., 278.allg., 280.allg. Birken, Clara Catharina von, verw. Rubinger, verw. Weinmann, geb. Bosch (zweite Ehefrau Birkens; auch Florinda) XCII, 222, 224.65-68, 233.49, 254.5 | 222.allg., 224.65-68, 227.allg., 233.49, 234.allg., 237.allg., 239.allg., 239.Ged.2.T, 247.allg., 254.4-6, 258.allg., 262.allg., 278.9f. Birken, Margaretha Magdalena, geb. Göring, verw. Dambach, verw. Mülegk (erste Ehefrau Birkens; auch Margaris) XLII, XLIV, LIIf., LXXXIX, CXXX, 136.21, 150, 152, 156, 174.40 | 123.allg., 126.allg., 127.allg., 127.73-78, 130.allg.,
1023 130.31-34, 131.allg., 136.allg., 136.46, 140.allg., 140.61-64, 140.67-70, 141.45, 141.109-114, 147.allg., 148.allg., 148.4954, 149.allg., 150.allg., 150.T2, 150.3742, 151.allg., 152.allg., 152.31-36, 152.39f., 152.42, 153.allg., 154.allg., 156.allg., 157.5f., 158.allg., 173.allg., 174.38-40, 175.allg., 176.allg., 178.allg., 179.allg., 180.allg., 180.33f., 181.allg., 183.allg., 188.allg., 189.allg., 190.allg., 204.allg., 210.allg., 215.allg., 223.25-29, 224.11, 224.29f., 224.33-38, 224.41-43, 228.15, 228.16, 245.allg. Bischof von Lübeck 233.66 Bischoff, Theodor LXVIIf. Bismarck, Johann XXXV Bitzel, Alexander CXLV Blanke, Horst Walter LVIII Blaufuß, Dietrich LIX, LXI Boccaccio, Giovanni 146.2 Bock, Friedrich LVIII, LXI, LXXXII, LXXXIV-86 Böhme (Herr) 231.allg. Böhme, Jakob XX Bornmeister, Simon (auch Fontano) XXVIII, 181 | 181.allg. 181.1f., 181.3f., 181.5f., 181.9, 181.13, 215.allg., 233.allg. Bosch, Clara Catharina (s. Birken, Clara Catharina von) Bosch, Ursula (s. Seeling, Ursula) Boschius, Ambrosius CXII Braune, Wilhelm LXXIX Breckling, Friedrich XLV Brehme, Christian 275.7 | 275.Ged.2.7 Brennsohn, Isidorus 200.allg. Britannicus (Gestalt aus dem Octavia-Roman) 101.allg. Brockes, Barthold Heinrich C Brunetta (Schäferinnenpseudonym) CXXXII, 61.1f., 61.15f., 61.55-60, 61.70-73, 61.91f., 61.98, 61.102 | 61.allg., 61.55f. Brunian (Schäferpseudonym) 61.10, 61.89 | 61.9f. Brunner, Horst CXXII Brunner, Otto CV, CVIII Brunnett, Nadine CXLV Buck, August CXVII Büchsenstein, Johann Ludwig von 174.allg. Bügel, Theodor LXXXIII Buhl, Wolfgang XXII Burckhard, Thorsten XLVI Burckhardt, Carl August Hugo LXVIIIf. Burger, Georg Arnold (auch Asterio) 229 |
1024 229.allg., 234.allg., 265.allg., 267.allg. Burger, Otto XCVI Burkhard (Herr) 180.allg. Burmeister, Anton (auch Filanthon) 26.155160, 30.allg., 33.9, 35.allg., 223.1-3 Bußmann, Klaus XXXII Buwinghausen, Margaretha Maria 178.13f. Byblis (myth.) 138.79 | 138.77-79 Cacus (myth.) 95.9f. | 95.9 Caemmerer, Christiane XXXIV | 64.allg. Caesar, Julius 188.allg. Cäus (myth.) 70.67-72 Caledonia (Gestalt aus dem Octavia-Roman) 101.allg. Calisius, Johann Heinrich (auch Kloridan von Wohlau) 103.allg. Calliope (myth.) 175.16 Callisto (myth.) 157.149-151, 248.1f. Camerarius, Joachim 267.allg. Camus, Sébastien Le 192.allg. Candorin (s. Höveln, Konrad von) Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von LXXIX Canopus (myth.) 13.4-6 | 13.1-5, 13.6 Carducci, Giosuè 21.29-32 Carl X. Gustav (König von Schweden) XXXIII, 80.61f. | 80.61f., 133.47f. Catharis (s. Oelhafen, Susanna Catharina) Catharis (s. Seeling, Catharina) Cato 30.86f., 233.15 | 233.15 Catull 70.63f., 228.16 Celadon (s. Negelein, Christoph Adam) Celadon (Schäfergestalt) 62.87, 99, 162.21f., 162.30, 162.33-37 | 41.allg., 43.26-28, 99.allg., 99.90, 162.23f. Celinde (s. Senitz, Elisabeth von) Celtis, Conrad XXIV, CXII | 239.8-10 Ceres (myth.) 29.81, 30.79 | 30.79-84 Cerny, Heimo CVIII | 183.allg., 260.allg. Cervantes Saavedra, Miguel de XXV, XXVIII Charis (s. Leopold (Witwe)) Charis (Schäferinnenpseudonym) CXXXII, 19, 20, 21 | 19.allg., 20.5 Charitillis (Schäferinnengestalt) 182.3f. Charitillis (s. Rieter von Kornburg, Anna Catharina) Charitillis (s. Rieter von Kornburg, Johanna Blandina) Charitnis (s. Löffelholz von Colberg, Anna Susanna) Charitnis (Schäferinnenpseudonym) 275.18f. Charon (myth.) 95.5f., 142.5f. | 94.7, 95.allg.,
95.5, 142.5f. Chiron (myth.) 27.105f. Chlorinde (s. Stephani, Maria Magdalena) Chloris (s. Cloris) Chloris (s. Flora) Chloris (Schäferinnenpseudonym; Angebetete von Gottlieb von Windischgrätz) 96.19, 96.57-70, 101.29-48, 104, 114.43-48, 114.67-72, 114.135-137, 125, 129 | 96.allg., 96.2, 101.allg., 101.16, 102.allg., 102.12, 104.allg., 104.73f., 114.allg., 114.47f., 114.49, 114.67-72, 125.allg., 149.allg. Christian Ernst, Markgraf von BrandenburgBayreuth XXX, CIV, 253.2-12 | 253.1-4, 253.9 Chrysille (s. Fetzer, Christina Magdalena) Chrysillis (Schäfergestalt) 39.69, 40.23, 182.5f. Cicero 4.18, 13.30 Clajus (s. Klaj, Johann) Clarinda (s. Höne, Catharina) Clarner, Samuel 175.allg. Claudia (Gestalt aus dem Octavia-Roman) 101.allg. Clausen, Catharina (s. Frank, Catharina) Cleander (s. Hofmann, Friedrich) Cleodor (s. Kempe, Martin) Climene (Schäferinnenpseudonym) 161 | 161.allg. Clio (myth.) 175.16 Cloris (auch Chloris) 27.129-136, 40.53, 47.53 | 47.52-55, 52.allg. Clotho (myth.) 4.50, 76.12 Clytie (myth.) 194.36 | 194.33-36 Cöln, Anna Susanna von (s. Endter, Anna Susanna) Cönis (Gestalt aus dem Octavia-Roman) 192.allg. Coligny, Henriette de (s. Suse, Henriette de la) Comenius, Jan Amos XLVI Cord, Vetter 30.74, 30.97f. | 30.73-78, 30.97f., 30.99 Coridon (auch Koridon, Corydon; Schäfergestalt) 27.110, 30.55-60, 39.70, 40.17, 43.8-14, 43.26-33, 43.41, 182.5f. | 27.1, 27.60, 27.65-72, 27.100-112, 27.121f., 30.55, 43.26-28, 43.38-44, 169.Z.5-Z.8, 192.T2 Corsten, Severin LVII Corydon (s. Coridon) Corymbo (s. Lebermann, Hermann) Cotta (Verleger) LXXVII
Personenregister Cromwell, Oliver 159.27f. | 159.27f. Cunrad, Johann Heinrich XXIV Cupido (s. Amor) Cygnus (myth.) 233.31 Cynthia (s. Diana) Cynthia (Schäferinnengestalt) 195.1-48 | 69.allg., 195.33-37 Cynthius (s. Apollon) Cynthius (Schäfergestalt) 194.10-48 | 194.10, 195.33-37 Cysarz, Herbert LXXX Czarnecka, Miroslawa 210.allg. Dach, Simon XX-XXII, XXIV, LVII, LXXIV, LXXVIII Dafne (myth.) CXIII, 41.45, 175.11, 175.22, 176.4, 176.6, 180.13-15, 180.27, 185.10f., 224.21, 227.3 | 175.11f., 176.allg., 176.3f., 197.6 Dafne (s. Penzel, Barbara Juliane) Dafne (s. Tetzel, Anna Margaretha) Dafnis 26.307f. | 26.305-312, 27.65-72, 272.4 Dafnis (s. Pernauer von Perney, Ferdinand Adam) Dafnis (s. Schweser (Vater von Catharina Margaretha Schweser)) Dafnis, grosser (s. Fetzer (Vater)) Dafnis, grosser (s. Schönborn, Johann Philipp) Dahlke, Hans CVI Daly, Peter M. CXI Dambach, Johannes 126.allg. Damoetas (Schäfergestalt) 27.100-112, 169.Z.5-Z.8 Damon (Gestalt aus Johnsons Erzählung) CXXXI Damon (myth.) 64.T2f. Damon (s. Kempe, Martin) Damon (s. Oelhafen, Georg Tobias) Damon (s. Omeis, Magnus Daniel) Damon (s. Laber, Johann Christoph Damon (s. Staden, Johann) Damon (Schäferpseudonym; Schäfergestalt) 58, 86.19-24 | 58.allg., 58.33-40, 64.T2f., 86.1, 86.19 Danae (myth.) 109.105f. | 41.37-40, 109.103108, 115.25f. Dank, Anna Barbara (s. Staden, Anna Barbara) Daphnis (s. Oswalt, Philipp Jacob) Daphnis aus Cimbrien (s. Rist, Johann) Daum, Christian LXIII David (bibl.) XLIV, 216.5, 221.27, 253.5f. | 93.allg., 189.allg., 221.27, 253.5f., 253.7, 253.8
1025 Dedekind (Herr) 220.allg. Delie (Schäferinnenpseudonym) 162 | 162.5, 162.23f., 162.41f. Demofilo (s. Volckamer, Johann Christof) Dethlefs, Gerd CXII Diana (auch Artemis; Phoebe; Föbe; Cynthia) 26.285, 30.63, 46.5, 92.238, 155.120, 157.150, 194.20, 248.1 | 30.63f., 46.5, 92.233-240, 155.119f., 157.149-151, 194.19f., 195.33-37, 248.1f. Diana (s. Nicolai von Greiffenkrantz, Sophia) Diana (s. Omeis, Maria Dorothea) Diana (Schäferinnengestalt) 106, 113 | 99.allg., 106.allg., 113.37-40, 113.49-64 Dilherr (Bibliothek) LXIII Dilherr (Dr.) 181.allg. Dilherr, Johann Michael XXV, XXXIV, XL, XLII, XLIVf., XLVII, XCVII, CXf., CXXX | 64.70, 92.79f., 175.allg., 176.allg., 177.allg., 178.allg., 178.74-76, 179.allg., 180.33f., 181.allg., 187.allg., 189.allg., 198.7f., 200.allg., 208.23, 217.allg., 223.25-29, 223.32-34, 224.11, 224.29f., 224.33-38, 224.41-43, 228.3f., 281.allg. Dilthey, Wilhelm LVIII Dirndorfer, Johann CXLV Disselkamp, Martin XXX Dobenecker, Catharina Margaretha (s. Schweser, Catharina Margaretha) Döblin, Alfred 21.29-32 Donatus, Christian (auch Adonis) 231, 237.34 | 220.allg., 231.allg., 231.1, 232.allg., 236.allg., 237.35 Dorilis (s. Rieter von Kornburg, Dorothea Elisabetha) Dorilis (s. Stockfleth, Maria Catharina) Dorilis (Schäferinnenpseudonym) CXXXII, 26.153f. Dorinde (s. Stöberlein, Dorothea Ursula Catharina) Doris (Schäferinnenpseudonym) 88 | 88.allg. Dorus (s. Stockfleth, Heinrich Arnold) Dretzel, Georg XLIV Drosendorfer, Magdalena (Mutter von D. R. Volkmann) 150.allg. Drosendorfer, Dorothea Rosina (s. Volkmann, Dorothea Rosina) Dryope (myth.) 25 | 25.allg. Dualbe (s. Anton Ulrich, Herzog von Lüneburg-Braunschweig) Duchhardt, Heinz XXXII Dümler, Jeremia XXXIIf., XLII, XCII |
1026 29.allg. Dünnhaupt, Gerhard CXIV-CXVI | 103.allg., 157.allg., 220.allg., 275.Ged.2.7 Ebner (Sammlung) LXVI Eckenbrecht (Herr) 232.allg. Ecker, Hans-Peter LXVI, CXI Ehmann, Johannes XLII Eifler, Michael 197.allg. Eilert, Hildegard LXXVIII Eimmart, Regina Christina (s. Sandrart, Regina Christina) Eimmert, Georg Christoph 236.allg. Einwag, Johann Conrad (auch Isander) 244 | 244.allg., 265.allg., 267.allg. Eisinger, Walther XLII Elias (bibl.) 233.53 | 233.53-56 Elihu (Gestalt aus dem Aramena-Roman) 149.allg. Elisabeth (Heilige) 75.allg. Elisabeth, Juliana, Herzogin von Braunschweig-Lüneburg 281.allg. Elsmann, Thomas XXXVIII Enceladus (myth.) 70.67-72 Endter (nicht sicher zuzuordnen) LXXVII Endter, Anna Susanna, geb. von Cöln 257 | 257.1-6, 257.10-12, 257.25-30, 257.Ged.2.T Endter, Balthasar-Joachim (auch Silvan) 240 | 240.allg., 240.1, 240.4-6, 240.41f., 257.allg. Endter, Clara Regina 206 | 206.allg., 206.T2f. Endter, Dorothea Maria (s. Fink, Dorothea Maria) Endter, Georg 240.allg. Endter, Johann Andreas 168.allg., 266.allg., 277.allg. Endter, Johann Friedrich XXIX | 206.allg. Endter, Johann Michael 257 | 257.allg., 257.16 Endter, Magdalena Rahel, geb. Nöttel (auch Magdalis) 240 | 240.allg., 240.28 Endter, Margaretha Katharina, geb. Schütz 277 | 277.allg., 277.13-18, 277.59 Endter, Martin 257.allg. Endter, Michael XXVIIIf., XCVII | 206.allg., 240.allg., 257.allg. Endter, Wolfgang Andreas 277 | 277.allg., 277.T4 Endter, Wolfgang d. Ä. XXXII | 44.allg., 64.70, 157.allg. Endter, Wolfgang Moritz 168.allg., 241.allg., 266.allg.
Endymion (myth.) 4.18 | 4.18 Engelland (Herr) 247.allg. Engelschall, Gertraut Margarethe, geb. Zipfel (auch Margabelle) 275 | 275.allg., 275.Ged.1.2, 275.Ged.2.10, 275.2.18f. Engelschall, Heinrich Bernhard (auch Angelan) 275 | 275.allg., 275.Ged.1.2, 275.Ged.2.10, 275.Ged.2.18f. Entner, Heinz 275.Ged.2.7 Eos (s. Aurora) Erante (Schäferinnenpseudonym) CXXXII, 52, 54, 55, 56, 57, 62.68 | 46.allg., 49.allg., 50.allg., 52.allg., 53.allg., 54.allg., 55.allg., 56.allg., 56.2, 56.15-21, 56.22-28, 56.29-35, 57.allg., 62.61-69 Erasmus Desiderius von Rotterdam XXXI, XLVI Erato (myth.) 197.10 | 197.10 Erdmann Philipp, Markgraf von BrandenburgKulmbach XLIV Erdmannsdörffer (ADB) 133.47f. Erdmuth Sophie, Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth CIV Eris (myth.) 178.allg., 278.49, 278.50-52 Erkorener (s. Kempe, Martin) Erone (s. Lang, Barbara Helena) Eros (s. Amor) Eschenburg, Johann Joachim LXXIV Esther (bibl.) 265.allg. Eudemus (s. Schwarz, Christian) Euphrosyne (myth.) 160.allg. Europa (myth.) 41.37-40 Eurydike (myth.) 155.48 | 155.44-48 Eva (bibl.) 109.44, 109.81, 109.144-150, 109.161, 238.10, 247.40 | 109.55-60, 215.allg. Exner, Balthasar XXIV Faber du Faur, Curt von C Faber, Johann Ludwig (auch Ferrando) 224.29-32 | 179.allg., 180.allg., 180.1012, 181.allg., 190.allg., 205.allg., 207.allg., 218.allg., 224.29f., 228.allg., 228.16, 230.allg., 234.allg., 234.10, 241.allg., 242.allg., 245.allg. Fabius Cunctator 188.allg. Fabricius (Herr) 201.allg. Falindor (Schäferpseudonym) 44.allg. Fallersleben, August Heinrich, Hoffmann von LXXVII Fama 80.52, 184.3, 242.Ged.5.4, 278.47f. | 70.67-72, 107.11-13, 181.allg., 184.3f., 278.47
Personenregister Fassel, Horst Helge XXXI Faunus (s. Pan) Fechner, Jörg-Ulrich XXXIV Felsecker, Wolf Eberhard XXVII | 69.allg., 157.allg., 159.allg., 169.allg., 170.allg., 171.allg., 186.allg., 212.allg., 215.allg., 216.allg., 222.allg., 237.allg., 242.allg., 251.allg., 259.T5 Fenitzer (Bibliothek) LXIII Ferdinand I. (Kaiser) XXIX Ferdinand III. (Kaiser) XXVIIIf., XXXIII, CXII | 86.allg. Ferdinand IV. (König) 64.allg., 86.allg. Fernando (s. Kress von Kressenstein, Ferdinand Sigmund) Ferrando (Faber, Johann Ludwig) Fetzer (Vater; auch großer Dafnis) 180.allg. Fetzer, Christina Magdalena, geb. Fürer (auch Chrysille) 180.allg. Fetzer, Magnus (auch Megistano) 180.allg. Fetzer, Maria Martha (s. Volckamer, Maria Martha) Feuerlein, Conrad 270.allg. Fidamor (s. Flemmer, Christian) Fienius, Johannes (auch Freimund) 30 | 30.allg. Filadon (s. Hagen, Joachim Heinrich) 181.allg. Filander (s. Moscherosch, Quirinus) Filanthon (s. Burmeister, Anthon) Filanthus (s. Lang, Johann) Filemon (s. Nerreter, David) Filene (Schäferinnenpseudonym) 61.14-16, 61.90 Filidor (s. Kress von Kressenstein, Ferdinand Sigmund) Filidor (s. Kress von Kressenstein, Johann Friedrich) Filidor (Schäferpseudonym) 161, 162 | 161.allg., 162.5, 162.23f. Filinde (s. Ingolstetter, Helena) Fillis (Figur aus dem Emblematischen Ehebette) 266.allg. Fillis (s. Kress von Kressenstein, Susanna Felicitas) Fillis (Schäferinnenpseudonym) CXXXII, 1, 2, 5, 36.10, 39.70, 40.17, 40.22, 40.52, 43.9-14, 43.30, 62.66, 107, 110, 111, 114, 169.10, 182.5f. | 1.allg., 2.allg., 5.allg., 10.allg., 62.61-69, 111.allg., 114.76-78, 191.allg., 206.allg., 277.allg., 277.T4 Fillisille (Schäferinnenpseudonym) CXXXII, 4.16, 4.31-38, 4.63, 4.68-76, 46 | 4.31f.,
1027 4.37f., 4.73-76, 46.allg., 62.61-69 Fillokles (Schäferpseudonym) XXXII, 33.60 Filopämen (s. Heinrich, Severin) Finckelthaus, Gottfried (auch Floridan) 275.7 | 275.Ged.2.7, 275.Ged.2.7 Fink, Dorothea Maria, geb. Endter 191 | 191.allg., 191.T2 Fink, Johann Jacob 191 | 191.allg., 191.T2 Fink, Regina Magdalena (s. Limburger, Regina Magdalena) Fischer (Superintendent in Riga) 231.allg. Fleischer, Andreas Stefan 258.allg. Fleming, Paul (auch Florian) XX-XXII, XLI, LVII, LXXIV, LXXVIII, CVIII, 27.104112, 275.2f. | 27.100-112, 27.105f., 275.Ged.2.2, 275.Ged.2.7, 275.Ged.2.9, 275.Ged.2.10f. Flemmer, Christian (auch Fidamor) 281 | 168.allg., 281.allg., 281.T6, 281.1, 281.4 Flood, John L. XXXI, XLVII Flora (auch Chloris) 1.50f., 4.66, 5.10, 5.17, 5.20, 5.24, 6.21, 12.6f., 16.175f., 29.84f., 39.32, 58.3, 92.3, 99.6, 117.19, 156.14f., 157.28, 169.16, 170.20, 171.9, 180.3, 224.5f., 224.14, 230.35 | 5.11, 5.27-30, 7.10, 12.6f., 39.30-32, 58.3, 224.14, 230.35 Florando (s. Negelein, Joachim) Florelle (Schäferinnenpseudonym) 275.18f. Florian der gute Pfeiffer (s. Fleming Paul) Florinda (s. Birken, Clara Catharina von) Florinda (s. Rieter von Kornburg, Philippina Jacobina) Florinda (Schäferinnenpseudonym) 47, 48, 62.66, 84.12 | 47.allg., 48.allg., 49.allg., 50.allg., 62.61-69 Föbe (s. Diana) Föbus (s. Apollon) Fontano (s. Bornmeister, Simon) Förster, Karl LXXVIIIf. Forster, Leonard CXVII Fortuna 4.55f., 11.13, 114.100 | 11.10f., 26.16, 28.1-36, 28.93, 29.89-96, 65.allg., 65.1, 65.5f., 65.9-11, 76.12f., 113.2, 113.19f., 113.49-64, 125.8-11, 128.59, 136.allg., 138.56-58, 141.3-12, 146.62, 154.36, 163.8, 166.allg., 166.34f., 166.38, 166.4749, 271.3f. Fouqué, Friedrich de la Motte LXXIV Francisci, Erasmus CI Francke, August Hermann LVIII Frank, Apollonia 109 | 109.allg., 109.1-6 Frank, Catharina, geb. Clausen 9.allg.
1028 Frank, Christoph (auch Silvius) LXXVII, 109.192, 146 | 9.allg., 109.allg., 109.172174, 109.181-186, 146.allg., 146.2f., 146.4f., 146.5-9, 146.10f., 146.14f., 146.20-23, 146.33-41, 146.65-77, 146.182-184, 146.189-196, 223.1-3 Frank, Horst-Joachim CVIf., CXXVIII Frank, Wolfgang 109.allg., 109.172-174, 109.181-186 Freimund (s. Fienius, Johannes) Friderici (Magister) 233.29f. Fridrichs, Samuel 200.allg. Friedhuber, Inge XXIX Friedrich III., Herzog von Holstein-Gottorp 275.Ged.2.10f. Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg 133.47f. Friesendorf, Anna Ilse, geb. Töbings 44.allg. Friesendorf, Johann Friedrich 44.allg. Frisch, Johann Leonhard 178.allg. Frisch, Maria Catharina (s. Stockfleth, Maria Catharina) Frischmann, Johann XLVI Frobenius (s. Leopold (Witwe)) Frobenius, Johann Laurenz 188.allg., 188.1 Froberger, Christian Siegmund XLV, LII | 264.allg. Fugger, Johann Jacob, Graf von XXIX, LXXI | 154.allg. Funck, David XLV, LII, 254.32-72 | 254.allg., 254.43f. Funck, Magdalena Christina, geb. Sandrart (auch Magdalis) 254.3-72 | 254.allg., 254.1-8, 254.4-6 Fürer von Haimendorf, Anna Lucia, geb. Löffelholz (auch Luciane) 157 | 157.allg., 157.102-113, 157.117-125, 157.136-223, 157.149-151, 157.192-194, 157.219 Fürer von Haimendorf, Christina Magdalena (s. Fetzer, Christina Magdalena) Fürer von Haimendorf, Christoph IV. (auch Lucidan) XXV, CXXII, 157 | 157.allg., 157.117-125 Fürer von Haimendorff, Christoph VI. 267.allg., 278.allg. Fürer von Haimendorf, Christoph (auch Lilidor) LXX, 269, 271, 278 | 266.allg., 267.allg., 269.allg., 271.allg., 278.allg., 278.25-27, 278.31f., 278.35f. Fürer von Haimendorf, Georg Sigmund 181.allg. Fürer von Haimendorf, Maria Salome (s. Kress von Kressenstein, Maria Salome)
Fürst, Paul CXIf. Fürstenwald, Maria XXVI Gaismaier, J. LXXV Galante (Schäferinnenpseudonym) 166.8ff. | 166.1-7, 166.18-21, 166.67-70 Galathea (Schäferinnenpseudonym) 44, 45, 47.52, 47.72, 62.65 | 43.allg., 44.allg., 47.52-55, 49.allg., 50.allg., 62.61-69 Galathee (s. Löffelholz, Maria Regina) Galathee (Schäferinnenpseudonym) CXXXII, 275.18f. Gammersfelder, J. C. (auch Hylas) 38.allg., 49.87 Ganymed (myth.) 221.43 | 221.43-48 Garber, Klaus XXII, XXVI, XXXIIf., XXXVIIIf., XLIII, XLV, XLVII-LII, LXIIf., LXVI, LXX, LXXXII, XC, XCIV, CIII, CXV-CXVIII, CXXIIIf., CXXVICXXIX, CXLV | 1.allg., 9.allg., 13.allg., 34.allg., 35.allg., 36.allg., 37.allg., 38.allg., 44.allg., 64.allg., 69.allg., 80.61f., 109.allg., 121.allg., 157.allg., 159.allg., 160.allg., 168.allg., 169.allg., 170.allg., 171.allg., 178.allg., 178.21-23, 180.allg., 184.allg., 186.allg., 187.allg., 191.allg., 206.allg., 213.allg., 222.allg., 230.allg., 233.allg., 259.Ged.1.T5, 266.allg. Garmaris (s. Margaris) Gebhard, Johann XXX, XLII, XLIV | 157.5f., 184.21-30 Georges, Heinrich 4.52, 32.7, 46.5 Geret (Ehefrau von Johannes Geret) 189.allg. Geret, Johannes 189.allg. Gerhard, Christof XXVII, XXIX, XXXI | 187.allg. Gerhardt, Paul LXXVIII, CVIII Gerstenberg (ADB) 133.47f. Gervinus, Georg Gottfried LXIVf. Geuder, Esther, geb. Metzger (auch Rosilis) 180 | 180.allg., 180.16-18, 180.19-21 Geuder, Johann (auch Rosidan) 180, 224.2528, 224.32 | 176.allg., 180.allg., 180.1f., 180.13-15, 180.19-21, 180.22-24, 180.33f., 181.allg., 199.allg., 205.allg., 218.allg., 224.allg., 224.25f., 224.41-43 Geußer (Ehefrau des Notars Geußer) 196.allg. Geußer (Notar) 196.allg. Gichtel, Johann XLV Gil Polo, Gaspard 262.T5 Goedeke, Karl LXXf., LXXIV, LXXVIIIf., CIX, CXV
Personenregister Göring, Margaretha Magdalena (s. Birken, Margaretha Magdalena) Göring, Simon 126.allg., 150.allg. Götte, Johannes 27.64 Götze, Maria Magdalena (s. Stephani, Maria Magdalena) Goldmann, Karlheinz LXVI, LXXXII Gottsched, Johann Christoph LXXIV Graesse, Johann Georg Theodor 275.Ged.2.5 Green, R. A. 192.allg. Greiffenberg, Catharina Regina von XLIV, XLVII, LXXXIX, XCVII, CIf., CVCVIII, CXI, CXXI, CXXX | 92.79f., 96.allg., 149.allg., 164.allg., 178.13f., 178.63-68, 183.allg., 183.37f., 207.1, 260.allg. Greiffenberg, Hans Rudolf LXXXIX Grijb, Louis Peter 191.allg. Grillparzer, Franz XCVI Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von XX Grote (Generaldirektor des GNM in Nürnberg) LXXXVI Gryphius, Andreas XX, LXXVIII, CVI, CIXf. | 261.T3 Günther, Johann Christian LXXIX, CVI Gumpelzheimer (Vater von Susanna Catharina Gumpelzheimer) 160.allg. Gumpelzheimer, Susanna Catharina (s. Oelhafen, Susanna Catharina) Gustav Adolf (König von Schweden) 254.1-8 Hagen, Catharina (s. Höne, Catharina) Hagen, Georg 182.allg., 245.allg. Hagen, Joachim Heinrich (auch Filadon) CXXX | 181.allg., 223.allg. Hainkirch, F. G. LXXVII Hainlein, Paul 160.allg. Haller von Hallerstein auf Enderndorf, Anna Catharina, geb. Rieter von Kornburg (auch Sirene) 266 | 168.allg., 266.allg. Haller von Hallerstein auf Enderndorf, Jacob Willibald (auch Silvano) 266 | 168.allg., 266.allg. Haller von Hallerstein, Anna Felicitas (s. Tetzel, Anna Felicitas) Haller von Hallerstein, Anna Susanna (s. Löffelholz von Colberg, Anna Susanna) Haller von Hallerstein, Susanna Felicitas (s. Kress von Kressenstein, Susanna Felicitas) Haller, Maria Helena (s. Schlüsselfelder, Maria Helena)
1029 Haller, Maria Helena (s. Tetzel, Maria Helena) Hamann, Johann Georg XCVI Hans Faladidrey 92.351f. Happe, Gottlob Christian von 235.allg. Haran (bibl.) 275.16 Harms, Wolfgang CXI Harper, Anthony J. 275.Ged.2.7, 275.Ged.2.7 Harsdörffer, Georg Philipp (auch Strefon) XX, XXV, XXVIIf., XLI, XLIVf., LV, LVIII, LXIVf., LXVIII-LXX, LXXII, LXXIVf., LXXVI-LXXIX, CI, CXXVI, CXXX, 4.37, 80, 157.12, 170.1-16, 170.25-28, 170.61, 170.Anm.b, 173.7, 242.Ged.5.4 | 1.allg., 4.37f., 20.3f., 25.allg., 26.allg., 26.82-86, 26.233-240, 26.281f., 27.97-99, 28.allg., 28.1-36, 29.allg., 29.17-24, 30.67-72, 80.allg., 80.3, 80.31-36, 80.61f., 80.63-67, 80.68, 80.74f., 80.92, 80.107-110, 88.23, 92.2732, 157.12, 157.13, 163.allg., 169.allg., 170.allg., 170.1f., 173.7-10, 181.allg., 202.allg., 203.allg., 223.1-3, 237.7-12, 238.32-35, 242.allg., 262.T5, 267.allg. Haug, Friedrich LXXIV, LXXVII Haupt, Theodor von LXXVII Hausenstein, Wilhelm LXXII Heden, Maria Catharina (s. Stockfleth, Maria Catharina) Hederich, Benjamin 4.52, 29.133 Heermann, Johann H. CIX Heerwagen, Heinrich Wilhelm LXXXIII Heidenreich, David Elias LXIX, CXXX | 210.allg., 221.allg. Heine, Heinrich 21.29-32 Heinrich, Gerd 30.T3f. Heinrich, Severin (auch Filopämen) 237.15 | 220.allg., 237.15 Heinsius, Daniel XXXVI Hekate 30.47 Held (Dr.) 196.allg. Helena (myth.; auch Tyndaris) 263.1 | 263.1 Hellwig, Johann (auch Montano) CXII, 157.12, 173.10 | 29.allg., 157.12, 157.66, 157.68-71, 169.allg., 173.7-10 Hendel, Christoph CXLV Henkel, Arthur 30.25-36, 61.23, 63.91-99, 67.5-7, 80.74f., 85.11f., 113.19f., 113.4346, 135.4f., 154.36, 166.34f., 166.38, 189.8-11, 250.Ged.1.4 Hera (s. Juno) Herakles (auch Herkules; Alcides) XXXV, 95.10f. | 27.36, 95.9, 95.10f., 278.T7 Herbst (Magister) 236.allg.
1030 Herbst, Friedrich 206.allg. Herdegen, Johannes (auch Amarantes) LIVLVI, LVIIIf., LXVIII, LXIX, LXXILXXIII, LXXX, LXXXIII, CXV | 29.allg., 80.31-36, 90.24, 109.allg., 157.13, 169.allg., 172.allg., 172.3, 173.allg., 173.25-30, 175.allg., 176.allg., 177.allg., 178.allg., 179.allg., 179.10, 180.allg., 180.33f., 181.allg., 185.1, 189.allg., 190.allg., 197.allg., 198.allg., 199.allg., 200.allg., 201.allg., 202.allg., 202.1, 203.allg., 204.allg., 205.allg., 207.allg., 210.allg., 211.allg., 214.allg., 215.allg., 220.allg., 222.allg., 223.allg., 223.25-29, 224.T3f., 224.11, 224.29f., 224.33-38, 224.41-44, 224.53-55, 224.61f., 225.allg., 226.allg., 228.15, 228.16, 229.allg., 231.allg., 232.allg., 233.allg., 235.allg., 236.allg., 237.35, 238.32-35, 243.allg., 244.allg., 253.allg., 255.allg., 256.allg., 258.allg., 259.allg., 261.allg., 262.allg., 263.allg., 265.allg., 267.allg., 268.allg., 269.allg., 270.allg., 272.allg., 278.35f., 281.allg. Herkules (s. Herakles) Hermann, Leonhard David XXIV Hermes 224.51f. Herodot 29.151 Hesiod 14.3f. Hess, Günter XLVI Heuchelin, Christian (auch Lysander) 261 | 261.allg., 261.4 Hillen, Gerd XXXIV Himmel (s. Paullini, geb. Himmel) Hiob (bibl.) 135.allg. Hiposene (Schäferinnenpseudonym) 166.1ff. | 166.1-7, 166.60-63, 1666.67-70 Hippodamia (myth.) 4.7 Hirsch, A. (ADB) 264.allg. Hoeflichius, Christoph 160.allg. Höne, Catharina, geb. Hagen (auch Clarinda) 245, 246 | 245.allg., 245.9, 245.14f., 246.T3 Höne, Giovanni Cornelio (auch Jonello) 245, 246 | 245.allg., 245.T2, 245.T2, 245.T3, 245.1, 245.9, 245.14f., 246.T3 Höschel, Eva Maria, geb. Betulia (Halbschwester Birkens) 123.allg., 126.allg., 152.allg., 154.allg., 155.61-72 Höveln, Konrad von (auch Candorin) 197.allg. Hoffmann, Anna Maria (s. Kongehl, Anna Maria)
Hoffmann, Johann XXVII, XXXI | 168.allg., 187.allg., 192.allg., 197.allg. Hoffmeister, Gerhart CXI Hofmann von Hofmannswaldau, Christian XX, LXXIX Hofmann, Friedrich (auch Cleander) 228.6 | 181.allg., 197.allg., 200.allg., 213.allg., 223.1-3, 228.16, 267.allg. Holtmeier, Irmela LXI Homburg, Ernst Christoph LXXVIII Homer 41.41f., 49.78f., 63.91-99, 116.8 Horaz 268.A2 | 4.7, 125.5-7, 184.11f., 268.A2 Horn, Hans-Jürgen XXXII, XXXVI Hoyer, Michael XLIV Hoyers, Anna Owena CIX Hübner (Schwager von Quirinus Moscherosch) 215.allg. Hummel, Bernhard Friedrich LXI Hund, Samuel (auch Myrtillus) 28, 64.11-20, 64.41-50, 64.71-80, 64.101-110, 64.131140, 173.9 | 26.allg., 26.305-312, 27.allg., 28.allg., 28.39, 28.61-72, 28.79-96, 64.allg., 173.7-10 Hylas (Gestalt aus d'Urfées Astrée-Roman; Schäferpseudonym) 27.36-40, 39.36-40, 39.45, 39.51-72, 40, 49, 86.25-30, 99, 192.46 | 27.36, 38.allg., 39.allg., 39.37f., 39.53f., 39.57-60, 39.65-67, 39.68-71, 40.allg., 41.allg., 43.26-28, 44.allg., 48.13, 49.allg., 49.2, 49.22-25, 49.64f., 49.78f., 49.87, 50.allg., 52.allg., 53.10, 54.allg., 62.T2, 86.1, 88.19, 99.allg., 99.13, 99.90, 99.99f., 192.allg., 192.46 Hylas (s. Bärholz, Daniel) Hylas (s. Gammersfelder, J. C.) Ihring, Peter XXX Ikarus (myth.) 270.allg. Im Hof (Monsieur) 267.allg. Ingen, Ferdinand van XXII, XXXVI, XXXIX, XLIII, CXVI-CXVIII, CXXVI-CXXVIII Ingeniander (s. Neuberger, David) Ingolstetter (Schwester von Andreas Ingolstetter) (s. Mühle, geb. Ingolstetter) Ingolstetter, Andreas (auch Poliander) LIV, 207, 208, 224.49-56 | 154.allg., 173.allg., 207.allg., 207.1, 208.allg., 208.16-18, 208.20, 208.36, 208.40-42, 213.allg., 219.allg., 224.allg., 224.49-52, 224.55, 231.allg., 233.29f., 234.allg., 265.allg., 267.allg., 275.allg. Ingolstetter, Helena (auch Filinde) 224.54f., 225 | 173.allg., 224.53-55, 224.61f.,
Personenregister 224.55, 234.allg., 265.allg Irenian (s. Rieter von Kornburg, Paul Albrecht) Irenian (s. Wegleiter, Christoph) Irus (myth.) 109.124 | 109.124 Isander (s. Einwag, Johann Conrad) Isis (s. Popp, Susanna) Ixion (myth.) 11.10 | 4.7, 11.allg., 11.10f. Jacob (bibl.) XLVI, 221.29, 238.8, 275.15f. Jacob, Herbert LXX, LXXVIII Jäger, Clemens XXIX Jakob, Franziska CXLV Jaufré Rudel, Seigneur de Blaya 21.29-32 Jethro (bibl.) 221.28 | 221.28 Jobst, Adam Christof XXXII, LXXII, LXXX, CXV Jöns, Dietrich XXV, XLVIII, LII, CXIf., CXVIIIf., CXXII, CXXVIII | 36.allg., 80.61f., 157.allg., 157.5f. Johann Friedrich, Markgraf von BrandenburgAnsbach 258.allg. Johanna Elisabeth, Markgräfin von Brandenburg-Ansbach 258.allg. John, Johannes XLIX Johnson, Matthias CXXXI Jonathan (bibl.) 93.allg. Jonello (s. Höne, Giovanni Cornelio) Josua (bibl.) 59.9 Juno (auch Hera) 213.5 | 160.allg., 178.allg., 213.3-5, 267.allg. Jupiter (auch Zeus) 22.41f., 41.35-40, 109.103-108, 159.73f., 208.5, 254.56 | 11.4f., 41.36, 52.33-37, 125.8-11, 254.55f., 267.allg. Juranek, Christian XLIII Jürgensen, Renate LII, LIV, LIXf., LXIII, LXVf., CXXIV, CXLI | 26.allg., 29.allg., 62.T2, 90.24, 109.allg., 169.allg., 172.allg., 172.3, 173.allg., 173.36, 175.allg., 176.allg., 177.allg., 178.allg., 178.41-43, 179.allg., 179.10, 180.allg., 181.allg., 182.allg., 185.1, 189.allg., 190.allg., 190.8, 192.46, 197.allg., 199.allg., 200.allg., 201.allg., 202.allg., 203.allg., 204.allg., 205.allg., 206.allg., 207.allg., 209.22, 210.allg., 211.allg., 214.allg., 215.allg., 220.allg., 222.allg., 223.allg., 224.29f., 224.33-38, 224.45f., 226.allg., 228.15, 228.16, 228.34f., 228.44, 229.allg., 231.allg., 232.allg., 233.allg., 235.allg., 236.allg., 237.35, 238.32-35, 241.allg., 241.7-10, 243.allg.,
1031 244.allg., 253.allg., 255.allg., 256.T3, 258.allg., 259.allg., 261.allg., 262.allg., 263.allg., 264.allg., 267.allg., 268.allg., 269.allg., 270.allg., 278.35f., 281.allg. Kahlenberg, Käthe CXXVI Kain (bibl.) 64.104-107 | 64.101-110 Kallmeyer, Theodor 200.allg. Kammholz, Knut XLII Kapp, Volker XXXV Karl II. (König von England) 159.27f. Karl V. (Kaiser) XXIX Karl X. Gustav (s. Carl X. Gustav) Katharina (Heilige) 75.allg. Keller, Hiltgart L. 198.1 Keller, Andreas 214.allg., 220.allg., 237.1924 Kelly, William A. XXXI Kempe, Martin (auch Kleodor; Cleodor; Damon; Der Erkorene) CXXX, CXL, 173, 237.34 | 173.allg., 173.3f., 173.13-16, 173.17f., 173.19-24, 173.25-30, 173.36, 181.allg., 197.allg., 199.allg., 200.allg., 201.allg., 213.allg., 220.allg., 223.1-3, 231.allg., 233.29f., 233.66, 236.allg., 237.35 Kerner, Justinus LXXIV-77 Kerner, Theobald LXXIV Khobelt, Veronica (s. Betulia, Veronica) Kiefhaber, Johann Carl Sigmund LXI Kielman von Kielmannsegg, Henrich 38.allg. Kiesel, Helmuth XXXV Kindermann, Heinz LXXX Kindermann, Johann Erasmus XLIV, 64.70 Kindermann, Susanna XLIV Kirchmayr (Junior) 174.allg. Kirchschlager, Gottfried 181.allg. Klaj, Johann (auch Klajus) XXf., XXV, LXIVf., LXVIII, LXX, LXXII, LXXVIf., LXXIX, CI, CXXVI, 4.37, 157.12, 170.310, 170.25-28, 170.62, 170.Anm.b, 173.8, 242.Ged.5.4 | 4.37f., 26.155-160, 44.allg., 80.31-36, 80.61f., 157.12, 169.allg., 170.allg., 170.3f., 173.7-10, 181.allg., 223.1-3, 242.allg., 259.T5 Klajus (s. Johann Klaj) Klemm, Christian CXII Kleodor (s. Kempe, Martin) Klöker, Martin CXXV Kloridan (Figur aus dem Emblematischen Ehebette) 266.allg. Kloridan (s. Windischgrätz, Gottlieb von) Kloridan von Wohlau (s. Calisius, Johann
1032 Heinrich) Kloyer-Heß, Ursula 30.T3f., 30.43-48, 37.allg. Kluge, Friedrich 12.43, 18.13, 34.2 Knopf (Herr) 278.allg. Knortz, Andreas 192.allg., 266.allg. Knuth, Hans-Christian XLII Koch, Hans-Albrecht LXX Köler, Caspar (auch Tityrus) 236 | 236.allg., 236.T4 König (Schwester von Johann Michael König) 196.allg. König, Johann Michael 196.19-48 | 196.allg. König, Margaretha (auch Margaris) 196 | 196.allg. Kohl, Johann Nicolai 206.allg. Kohl. Johann Jacob 206 | 206.allg., 206.T2f. Kongehl, Anna Maria, geb. Hoffmann 220.allg. Kongehl, Michael (auch Prutenio) LXXIV, 220, 237 | 213.allg., 214.allg., 220.allg., 220.T5, 222.allg., 237.allg., 237.13, 237.15, 237.19-24, 237.36 Kopsch, Barbara Helena (s. Lang, Barbara Helena) Koridon (s. Coridon) Kosch, Wilhelm LXXVIII Kramer, Johann XLII Kress von Kressenstein, Ferdinand Sigmund (auch Filidor; Fernando) 186.9-80 | 186.allg. Kress von Kressenstein, Johann Friedrich (auch Filidor) 169 | 169.allg. Kress von Kressenstein, Maria Salome, geb. Fürer von Haimendorf (auch Basilene) 169 | 169.allg. Kress von Kressenstein, Susanna Felicitas, geb. Haller von Hallerstein (auch Fillis; Susabelle) 186 | 186.allg. Kretschmann, Jeremias 258.allg. Kretschmann, Karl Clemens CXII Kröll, Joachim XXII, XLVIII, CIII-CV, CXXVIII, CXLIV | 175.allg., 190.allg., 258.allg., 264.U Krüger (Herr) 205.allg. Krummacher, Hans-Henrik XXXIX, XLVIII,CXXVIII, CXLV | 26.257-260 Kühlmann, Wilhelm XLVI, 211.allg. Kühner (s. Windischgrätz, Gottlieb von) Kürschner, Joseph LXXX Kufstein, Hans Ludwig von XLI Kuhlmann, Quirin XLIVf., CI Laber, Johann Christoph (auch Damon) 64 |
58.allg., 62.allg., 64.allg., 64.T2, 64.1-30, 64.17-19, 64.21f., 64.32-35, 64.53, 64.70, 64.71-80, 64.91-100, 105.25-30, 148.1315 Lachesis (myth.) 32.7f. | 32.7 Lämmke, Christian 29.allg. Lambeck, Peter LVI, LXXI Lang, Barbara Helena, verh. Kopsch (auch Erone) 263 | 263.allg. Lang, Carl Ludwig LXXVIII Lang, Johann (auch Filanthus) 243 | 243.allg., 264.allg., 275.allg. Lang, Margaretha Barbara 243.allg. Latona (myth.) 11.4f. Laufhütte, Almut CXXII | 64.allg., 96.allg., 102.allg., 104.73f., 116.7, 118.16, 125.allg., 135.12, 149.allg., 156.7, 161.allg. Laufhütte, Hartmut XXII, XXXIIf., XXXVf., XXXVIII, XLIII, XLVI, XLVIII-L, LXVI, LXXX, CXIf., CXXIIf., CXXVIIIf., CXLV | 1.allg., 3.allg., 27.allg., 36.allg., 39.allg., 62.70-72, 64.allg., 65.allg., 75.allg., 79.allg., 80.61f., 92.409416, 96.allg., 102.allg., 104.73f., 116.7, 118.allg., 118.16, 122.allg., 123.allg., 125.allg., 126.allg., 126.31-36, 135.12, 138.104-108, 140.71f., 141.238-240, 148.13-15, 148.31-36, 148.100f., 149.allg., 155.93-96, 158.73-78, 161.allg., 170.49-55, 217.3, 275.Ged.2.2 Laura (Schäferinnenpseudonym) 39, 40, 49 | 38.allg., 39.37f., 40.allg., 49.allg., 49.2225, 49.64f. Lea (bibl.) XLVI Lebermann, Hermann (auch Corymbo) 232 | 231.allg., 232.allg. Leda (myth.) 41.37-40 Lehner (Herr) 207.allg. Lenderich, Bartholomäus 181.allg. Leonora (s. Windischgrätz, Marie Eleonore von) Leopold (Witwe), geb. Frobenius (auch Charis) 188 | 188.allg., 188.1f. Leopold II. (Kaiser) 197.allg. Lerian (s. Arnold Christoph) Leucofron (s. Nieblig, Caspar) Leuschner, Eckhard CXI Libitina (myth.) 95.5f. | 95.allg., 95.5 Liebau, Nils CXLV Lilidan (s. Tepelius, Johannes) Lilidor (s. Fürer von Haimendorf, Christoph) Lilien, Caspar von XXX, XLV, LXXXIX,
Personenregister XCVII, CIV, CXXX, 204.allg. Limburger, Martin (auch Myrtillus) LIIf., LV, LVII, LXX, LXXIII, LXXV, 169.T5, 172, 179.1f., 179.7f., 179.12-14, 224.11 | 69.allg.169.allg., 169.Z.5-Z.8, 172.allg., 172.3, 172.5, 172.8, 175.allg., 178.allg., 179.allg., 179.1, 179.9, 179.10, 180.allg., 181.allg., 186.allg., 205.allg., 217.allg., 224.11, 234.allg., 242.allg., 245.allg., 259.T5, 265.allg., 267.allg. Limburger, Regina Magdalena, geb. Fink (auch Magdalis) 179, 224.13-15 | 175.allg., 179.allg., 179.9, 179.11-14, 180.allg., 181.allg., 200.allg., 224.13-15 Lingelsheim, Georg Michael XX Link (Archivangestellter GNM) LXXXVIII Lintzen, Amandus von 115.T3f. Lintzen, Anna von, geb. Nordan 115.T3f. Lintzen, Susanna Margareta von (s. Sassenhagen, Susanna Margareta) Lippe, Sophia von der (s. Nicolai von Greiffenkrantz, Sophia) Lisille (Gestalt aus Johnsons Erzählung) CXXXI Livius 109.53f. Liwerski, Ruth CVIII Lobherr (Herr) 205.allg. Lochner, Carl Friedrich (auch Periander) 202, 224.17-24, 238.33 | 202.allg., 202.1, 203.allg., 204.allg., 219.allg., 224.allg., 224.17f., 224.19f., 234.allg., 238.11-14, 238.32-35, 239.allg., 242.allg. Lochner, Friedrich (auch Periander) C, 202.1, 238.33 | 90.24, 202.allg., 202.1, 223.1-3, 224.17f., 238.32-35 Lochner, Jakob Hieronymus (auch Amyntas) 203, 209, 238, 239 | 202.allg., 202.1, 203.allg., 204.allg., 209.allg., 209.2, 209.5, 209.15, 238.allg., 238.1-5, 238.8f., 238.11-14, 238.23, 238.32-35, 239.allg., 239.4, 239.11-13, 239.13-18, 241.allg. Lochner, Magdalena Justina, geb. Varenius 238.40-44, 238.Ged.2.1f., 239.Ged.2.2 | 238.allg., 238.39f. Löffelholz von Colberg, Anna Catharina (s. Rieter von Kornburg, Anna Catharina) Löffelholz von Colberg, Anna Lucia XXV, CXXII Löffelholz von Colberg, Anna Susanna, geb. Haller von Hallerstein (auch Charitnis) 230 | 230.allg. Löffelholz von Colberg, Burkhardt (auch Norischer Metellus) 157.90-113 | 157.allg.,
1033 157.90-101, 157.102-113, 159.allg., 233.allg., 234.allg. Löffelholz von Colberg, Georg Sebastian (auch Silvius) 230 | 230.allg. Löffelholz, Anna Lucia (s. Fürer von Haimendorff, Anna Lucia) Löffelholz, Georg Burkhardt d. Ä. (auch Lucidor) 159 | 159.allg., 159.1-4, 159.5-8, 159.9-28, 159.29, 159.34-38, 159.39-44 Löffelholz, Maria Magdalena, geb. Schwab von Bißlohe 157.102-113 Löffelholz, Maria Regina (auch Galathee; Luciana) 159 | 159.allg., 159.45-97 Löffelholz, Thomas 160.allg. Löffelholz (nicht genauer bestimmbar) 154.allg. Löhner (Herr) 207.allg. Lösch, Johann Achatius (auch Polydor) 258 | 258.allg., 258.T3, 258.1, 258.3 Logau, Friedrich von LXXVIII Lohenstein, Daniel Casper von XX, LXXIX Lohmeier, Dieter CXII | 275.Ged.2.9 Longos 272.4 Lonicerus, Adam 267.allg. Loth (bibl.) 157.131 Luciana (s. Löffelholz, Maria Regina) Luciane (s. Fürer von Haimendorff, Anna Lucia) Lucidan (s. Fürer von Haimendorff, Christoph IV.) Lucidor (Schäfergestalt) 39.69, 182.5f. Lucidor (Figur aus dem Emblematischen Ehebette) 266.allg. Lucidor (s. Löffelholz, Georg Burkhardt d. Ä.) Lucidor (s. Nazius, Ephraim) Ludscheidt, Michael 199.allg. Ludwig XIV. (König von Frankreich) 259.T4 Lübbers, Klaus XXXV Luna 4.18, 30.106, 48.14, 149.20, 196.1, 208.3 Lund, Zacharias LXXIX, 275.7 | 275.Ged.2.7 Luther, Martin XLII | 34.allg., 239.3 Lycidas (Schäferpseudonym) 107, 182.3f. Lysander (s. Heuchelin, Christian) Lysander (spartanischer Feldherr) 261.T3 Lysis (s. Pellicer, Matthias) Lysis (s. Sassenhagen, Matthäus) Macarie (Gestalt aus dem gleichnamigen Roman) 184 Macario (s. Seeling, Leonhard Samuel) Macaristo (s. Betulius, Christian) Mähl, Hans-Joachim CXXVIII
1034 Magdalis (s. Endter, Magdalena Rahel) Magdalis (s. Funck, Magdalena Christina) Magdalis (s. Limburger, Regina Magdalena) Magdalis (Schäferinnenpseudonym) 47.55 | 47.52-55 Mai, Richard XLII, CVII-CX, CXIV-CXVI, CXXVIII Maier, Johann Gabriel (auch Palaemon) LXXXIX, 224.33-40 | 69.allg., 169.allg., 169.Z.5-Z.8, 180.allg., 181.allg., 207.allg., 218.allg., 224.allg., 224.33-38, 228.15, 234.allg., 242.allg., 245.allg., 264.allg., 265.allg., 267.allg., Mair (Herr) 236.allg. Majer, Johann Gabriel (s. Maier, Johann Gabriel ) Managetta, Johann Wilhelm LVI Manheimer, Victor C Mannack, Eberhard XXVI Mantzel, Ernst Johann Friedrich LXXIV Mardochee (bibl.) 265.allg. Margabelle (s. Engelschall, Gertraut Margarethe) Margaris (auch Garmaris, Schäferinnenpseudonym; Schäferinnengestalt) XXVIII, CXXXII, 6, 7, 8, 17, 26.155f., 27.33-40 | 6.allg., 9.allg., 10.allg., 10.37, 12.allg., 17.allg., 26.155-160, 41.allg. Margaris (s. Birken, Margaretha Magdalena) Margaris (s. König, Margaretha) Margenis XXXIV, XXXIVf., CXXXVIII Maria (bibl.) 181.allg. Marianna (s. Volckamer, Maria Martha) Mars (auch Ares) 3.6, 14.5, 41.41f., 49, 78, 61.23 | 14.5f., 41.41f., 49.allg., 49.78f., 157.allg., 204.allg., 220.allg. Marsyas 178.47 | 178.43-47 Martin, Dieter LXXIV, LXXVIIf. Mattioli, Petro Andrea 267.allg. Matuta (s. Aurora) Maximilian I. (Kaiser) XXIX | 239.8-10 Mayr (Herr) 173.allg. Mecänas 28.66 | 93.allg. Megära (myth.) 22.52 | 22.52 Meid, Volker 178.allg. Meier, Margarethe LXXXIV-LXXXVI Meleager (s. Zamehl, Gottfried) Melibee (auch Meliboeus) 86.31-36 | 86.1, 86.31 Meliboeus (s. Melibee) Meliboeus (s. Rauck, Melchior) Melidia (Gestalt aus dem Aramena-Roman) 149.allg.
Menalcas (Schäfergestalt) 61.19f. | 27.36, 61.19f., 169.Z.5-Z.8, 220.allg., 272.4 Merkel (Bibliothek) LXIII Metellus, Norischer (s. Löffelholz von Colberg, Burkhardt) Metzger (Ehefrau von Peter Metzger) 180.allg. Metzger, Esther (s. Geuder, Esther) Metzger, Paul Peter 180.allg., 180.10-12 Metzger, Peter 180.allg., 180.22.24 Metzgerin, Pet. 175.allg. Meusebach, Gregor von LXIII, LXXI, LXXIX Meyer, Heinrich XXVI, Cf., CX, CXXIV | 121.allg. Meyer, Heinrich (Drucker) 267.allg. Michaelis, Christian Benedict LVIII Midas (myth.) 146.15, 178.48 | 178.48 Miltenberger, Johann-Philipp 168.allg., 178.allg., 184.allg., 213.allg. Minerva (s. Pallas Athene) Miriam (bibl.) 221.allg. Mitzka, Walther 34.2 Möller (ADB) 109.allg. Möller, Gertraud, geb. Eifler (auch Mornille) 197, 198, 214, 237.33 | 197.allg., 197.9, 197.14, 198.1, 198.1f., 213.allg., 214.1, 220.allg., 233.29f., 236.allg., 237.35 Möller, Peter 197.allg. Mönnich, Wilhelm Bernhard LXIIIf., LXVIII, LXXIII Moerke, Ulrich 275.Ged.2.7 Momus (myth.) 41.100, 80.109, 227.29 | 41.100, 227.25-30 Montano (s. Hellwig, Johann) Montemajor, Jorge de 262.T5 Mopsa (Schäferinnengestalt) 98 | 98.4, 98.19f., 98.78, 98.80 Mopsus (Schäfergestalt) 41.52, 92.397-400, 98, 178.44-52 | 41.52, 92.397-400, 98.allg., 98.4, 178.43-47, 272.4 Morbona (myth.) 56.1-12, 94.1 | 56.1, 94.allg. Morfeus 16.63f., 17.13f., 54.25-28, 186.4, 234.15 | 16.63-65, 17. allg., 54.allg. Morhof, Daniel Georg LXXVIII Morta (myth.) 95.5f. | 95.allg., 95.5 Mortzfeld, Peter 254.allg. Moscherosch, Johann Michael (auch Philander von Sittewalt, Der Träumende) 219 | 215.allg., 2191f., 219.3f. Moscherosch, Quirin (Sohn von Quirinus Moscherosch) 215.allg. Moscherosch, Quirinus (auch Filander) CI, 215, 216, 217, 218, 219 | 215.allg.,
Personenregister 216.allg., 216.8-10, 217.3, 219.1f., 219.7f., 233.allg. Moscherosch (Sohn von Qurinus Moscherosch) 215.allg. Moses (bibl.) 221.28 | 221.28 Mühle (Jungfrau) (s. Neubrunner (Frau)) Mühle, geb. Ingolstetter (Schwester von Andreas Ingolstetter) 265.allg. Mülben, Johann-Philipp 219.1f. Mülegk, Johannes 126.allg. Mülegk, Margaretha Magdalena (s. Birken, Margaretha Magdalena) Mülegk, Witwe (s. Birken, Margaretha Magdalena) Müller, Ernst LXXIV Müller, Heinrich LVI | 270.allg. Müller, Margaretha (s. Rauck, Margaretha) Müller, Matthias CXLV Müller, Wilhelm LXV, LXXVIIIf. Müller-Seidel, Walter CVII Müllner, Barbara Juliane (s. Penzel, Barbara Juliane) Mulziber (s. Vulkan) Mummenhoff, Ernst LXXXII Musaeus 33.9 Musidor (s. Mussidor) Mussidor (auch Musidor) 4.58, 64.21-30, 64.51-60, 64.81-90, 64.111-120, 64.141150 | 4.58, 64.allg. Myrtillus (s. Hund, Samuel) Myrtillus (s. Limburger, Martin) Myrtillus (Schäfergestalt) 182.1f. Nadasti, Franz LVII Nadler, Josef XCVI Narziß (myth.) 146.163-165 Nathanael (bibl.) 233.14 Nazius, Ephraim (auch Lucidor) 235 | 235.allg. Neander, Joachim LXXIX Negelein, Christoph Adam (auch Celadon) LIV, 255, 256 | 255.allg., 255.T4f., 255.1f., 256.allg., 256.T3, 264.allg., 265.allg., 267.allg., 275.allg. Negelein, Joachim LV, LVIII Neptun (auch Poseidon) 41.46-48, 209.17 | 41.46-48 Nero (Gestalt aus dem Octavia-Roman) 101.allg. Neronia (Gestalt aus dem Octavia-Roman) 194.allg. Nerreter, David (auch Filemon) 190, 224.4548 | 181.allg., 190.allg., 190.2, 190.5,
1035 190.6f., 190.8, 197.allg., 199.allg., 224.45-48, 224.45f., 224.48, 234.allg. Nerreter, Peter 190.allg. Nestor (myth.) 160.allg. Neuberger, David CXXI Neubrunner (Frau), geb. Mühle 265 | 265.allg. Neubrunner (Herr) 265 | 265.allg. Neumark, Georg (auch Thyrsis; der Sproßende) XLIV, LXIX, LXXVII, LXXIX, XCVII, CI, CXXX, 173.26-28, 199 | 4.allg., 173.allg., 173.25-30, 199.allg., 199.T3, 210.allg., 219.3f., 221.allg. Neumeister, Erdmann LIV Newman, Jane O. XXVI Nieblig, Caspar (auch Leucofron) 210.allg., 211.allg., 221.allg. Nimrod (bibl.) 188.allg. Nöttel, Magdalena Rahel (s. Endter, Magdalena Rahel) Nopitsch, Christian Conrad LVII-LXI, LXV Nordan, Martin 115.T3f. Nützel (Monsieur) 267.allg. Nützel von Sindersbühl, Anna Maria (s. Paumgartner, Anna Maria) Nützel von Sindersbühl, Carl Benedict (auch Zelinto) 267.allg. Nützel von Sindersbühl, Gabriel 44.allg. Nützel von Sindersbühl, Maria Jacobina, geb, Tetzel von Sittenbach 44.allg. Odysseus (s. Ulysses) Oeler, Catharina (s. Seeling, Catharina) Oelhafen von Schölnbach (Ehefrau des Elias) 160.allg. Oelhafen von Schölnbach, Elias 160.allg. Oelhafen von Schölnbach, Gabriel 160.allg. Oelhafen von Schölnbach, Johann Christoph 160.allg. Oelhafen von Schölnbach, Johannes Hieronymus 160.allg. Oelhafen von Schölnbach, Sixtus 160.allg. Oelhafen, Anna Sabina, geb. Volkamer 160.allg. Oelhafen, Georg Tobias (auch Damon) 160 | 160.allg., 160.T2 Oelhafen, Helena Sabina (s. Tucher, Helena Sabina) Oelhafen, Maria Salome (s. Poemer, Maria Salome) Oelhafen, Susanna Catharina, geb. Gumpelzheimer (auch Catharis) 160 | 160.allg., 160.T2, 160.1 Oelhafen, Tobias 160.allg.
1036 Öttingen, Marie Eleonora von (s. Windischgrätz, Marie Eleonore von) Oidipus (myth.) 36.9f. | 36.9f. Oktavian (auch Augustus) XXXI Oldenbourg, Friedrich 240.allg., 257.allg., 277.allg. Olearius, Adam (auch Adonis) LXXIX, 275.9-11 | 275.Ged.2.7, 275.Ged.2.9, 275.Ged.2.10f. Olinde (Schäferinnengestalt) 276 Olympia, Fulvia Morata 200.allg. Omeis (Bruder von Magnus Daniel Omeis) 267.allg. Omeis (Mutter von Magnus Daniel Omeis) 224.44 Omeis (Vater von Magnus Daniel Omeis) 224.44 Omeis, Magnus Daniel (auch Damon) LVIII, LXX, CI, CXXX, 177, 202.T4, 276.60 | 177.allg., 177.5, 180.allg., 181.allg., 207.allg., 219.allg., 224.41-43, 224.44, 228.allg., 259.allg., 262.allg., 262.A1.2f., 264.U, 266.allg., 267.allg., 268.allg., 278.allg., 278.28f., 278.44-46 Omeis, Maria Dorothea, geb. Rost, verw. Pillenhuber (auch Diana) 262, 278 | 262.allg., 264.U, 267.allg., 278.allg., 278.14 Opitz, Martin XIX-XXIII, XXVI, XXXI, XXXVf., XLI, LVII, LXXIV, LXXVI, LXXVIII, LXXX, C, CVI, CIXf., 16.84, 224.41-44, 275.10 | 16.82-85, 60.allg., 60.6f., 101.allg., 241.allg. Orest (myth.) 4.73 Orion (myth.) 4.17 Orontes (s. Betulius, Johann Salomon) Orpheus (myth.) 62.149f., 64.73, 70.85, 155.56, 180.11f., 234.14, 254.30 | 26.289304, 62.146-153, 64.71-80, 70.65f., 70.8590, 155.44-48, 180.10-12, 234.13f. Ortlieb, Eva XXXII Osiris (myth.) 13.1-9 | 13.1-5 Osthofen, Georg Conrad 27.97-99 | 27.97-99, 203.allg. Oswald, Julius XLVI Oswalt, Philipp Jacob, Freiherr von Ochsentein (auch Daphnis) 235.allg., 267.allg. Otto, G. 200.allg. Otto, Karl F. 266.allg., 268.allg. Ottocar Přemysl II. 197.10 | 197.10f. Ovid 109.127f. | 4.7, 4.18, 4.46, 11.4f., 12.2435, 12.48f., 16.63-65, 39.30-32, 41.43-45, 58.17-20, 109.127-138, 125.5-7, 138.77-
79, 146.15, 157.149-151, 158.88-90, 158.97-108, 158.109-114, 175.11f., 176.3f., 180.7f., 184.11f., 185.9-12, 194.33-36, 197.6, 230.29, 231.1, 233.31 Paas, John Roger XXII, XXV, XXXIf., CXICXIV, 80.61f. Paisey, David XXXI, 254.allg. Palaemon (s. Maier, Johann Gabriel) Palaemon (Schäfergestalt) 169.Z.5-Z.8 Pallas Athene (auch Minerva) 14.7, 175.16, 213.5 | 14.6f., 160.allg., 213.3-5 Pamela (Gestalt aus dem Pegnesischen Schäfergedicht) 163.allg. Pan (auch Faunus) 25, 26.282, 27.87-93, 70.87, 75.18, 146.4f., 158.89-92, 161.35, 172.3, 181.3-6, 181.13, 217.1-3, 237.20 | 25.allg., 25.20-23, 29.133, 29.134, 70.8590, 158.86f., 158.88-90, 181.allg., 181.13f., 204.allg., 217.3, 220.allg. Panthel, Hans W. XXV Panzer, Georg Wolfgang LVIIf., LXIVf., LXVII, LXXIII Panzer, Johann Friedrich Heinrich LVII Paris (myth.) 213.3, 263.1, 278.A5 | 178.allg., 278.49, 278.50-52, 279.allg. Parthenia (s. Acte) Paul, Markus XXXIV Paullini, Christian Franz (auch Uranius) 201 | 175.allg., 201.allg., 201.T4, 233.29f. Paullini, geb. Himmel (Mutter von Cristian Franz Paullini) 201.allg. Paumgartner von Holenstein, Anna Maria, verh. Nützel (auch Amarillis) 268, 274, 278 | 266.allg., 267.allg., 268.allg., 274.allg., 274.1f., 278.allg., 278.53-56, 278.63f. Paumgartner (Vater von Anna Maria Paumgartner) 266.allg., 267.allg. Paumgartner von Holenstein, Georg Gabriel 69.allg., 76.allg. Paumgartner von Holenstein, Helena Catharina (s. Tetzel, Helena Catharina) Paumgartner von Holenstein, Susanna, geb. Schlüsselfelder (auch Silvia) 69.allg., 76.allg. Peil, Dietmar CXI Pellicer, Adolph 233.5-21 | 233.allg., 233.4f., 233.9f., 233.21f., 233.29f. Pellicer, Johann Georg (auch Thyrsis) 233.23f., 233.65-70, 233.37-44 | 181.allg., 197.allg., 199.allg., 201.allg., 213.allg., 231.allg., 232.allg., 233.allg., 233.4f.,
Personenregister 233.9f., 233.21f., 233.27f., 233.29f., 233.51f., 233.66, 241.allg. Pellicer, Matthias (auch Lysis) 228.5, 233 | 181.allg., 197.allg., 223.1-3, 228.15, 233.allg., 233.1f., 233.9f., 233.21f., 233.29f., 233.37-44, 233.51f., 233.53-56, 233.66 Penzel, Barbara Juliane, geb. Müllner (auch Dafne) 176, 228.7, 228.19f. | 175.allg., 175.15f., 176.allg., 176.12, 180.13-15, 181.allg., 200.allg., 205.allg., 224.21, 228.1f., 228.19, 262.allg., 267.allg. Penzel, Conrad 176.12 Perez de Montalbán 262.T5 Periander (Herrscher von Korinth) 202.allg. Periander (s. Lochner, Carl Friedrich) Periander (s. Lochner, Friedrich) Pernauer von Perney (Vater von Ferdinand Adam Pernauer von Perney) 267.allg. Pernauer von Perney, Ferdinand Adam (auch Dafnis) 267, 272, 273, 278 | 266.allg., 267.allg., 272.allg., 272.1f., 272.3, 273.allg., 273.3, 278.allg., 278.28f., 278.30, 278.41-43, 278.44-46 Perseus (myth.) 14.6f. Petrarca, Francesco CXIIf., CXXXI Petzold, Eva-Maria CXLV Peyer, Isaac 264.allg. Peyer, Johann (auch Baier, Johann) 264 | 264.allg. Peyer, Johann Conrad 264.allg. Peyer, Margarethe Barbara, geb. Billiedt (auch Baier, Margarethe Barbara) 264 | 264.allg. Pfaffreuther, Hieronymus 171.allg. Pfaffreuther, Maria Catharina (s. Stumpf, Maria Catharina) Pfeifer (Frau) 200.allg. Pfeifer (Magister) 200.allg. Pfeiffer, Gerhard LXXXII, LXXXVIf., XCIII Pfinzing (Monsieur) 186.allg. Pflanzender (s. Wende, Georg) Phaeton (myth.) 58.17-20, 233.31 Philander von Sittewalt (s. Moscherosch, Johann Michael) Philipp II. von Makedonien 239.3 Philopoimen (achäischer Feldherr) 237.15 Phintias (myth.) 64.T2f. Phoebe (s. Diana) Piccolomini, Ottavio (Herzog von Amalfi) XXXIIf., XLV, CXXIII Pillenhofer, Jacob XXXIX | 64.allg. Pillenhuber, Conrad 262.A1.2 | 262.A1.2f.
1037 Pillenhuber, Maria Dorothea (s. Omeis, Maria Dorothea) Pina (Frau) 200.allg. Pina (Herr) 200.allg. Pipenburg (1. Ehefrau Joachim Pipenburgs) 134.3f. Pipenburg (2. Ehefrau Joachim Pipenburgs) 134.3f. Pipenburg, Joachim XXVIII, XLIV | 134.3f. Pirithous (myth.) 4.7 Pirithous (s. Johann Heinrich Rietesel) Plachta, Bodo XLVI Plato 10.5f. Plechl, Helmut 275.Ged.2.5 Plinius 13.1-5, 146.63f. Plutarch 13.1-5 Pluto 109.117 | 109.117 Poemer, Georg Abraham 160.allg. Poemer, Georg Jacob 160.allg. Poemer, Maria Salome, geb. Oelhafen 160.allg. Poliander (s. Ingolstetter, Andreas) Polster, Georg 190.allg. Polster (Sohn) 190.allg. Polyanthus (s. Stöberlein, Johann Leonhard) Polydor (s. Lösch, Johann Achatius) Pomona (myth.) 29.82-84, 276.5 | 276.5 Popp (Sohn von Georg Popp) 260.1-10 | 260.allg., 260.8 Popp, Georg 260.2 | 183.allg., 260.allg., 260.2 Popp, Susanna, geb. Priefer (auch Isis) 183, 260 | 183.allg., 183.37f., 260.allg., 260.8 Poseidon (s. Neptun) Praetorius, Bernhard 160.allg. Priefer, Susanna (s. Popp, Susanna) Priem, Johann Paul LXXXIII Prometheus (myth.) 178.36f. | 178.36f. Properz 4.18 Proserpina (myth.) 4.7 Pylades (myth.) 4.73, 46.7-9 | 4.73, 46.allg. Pythius (s. Apollon) Raabe, Paul CXVII Rahel (bibl.) XLVI, 221.29, 238.8, 275.16 | 221.29 Ranke, Leopold LXXI Raphael (bibl.) 249.13 | 249.13 Rau, Peter XXV Rauchenberger, Friedrich 63.allg. Rauck, Georg 228.22 Rauck, Johann Michael 228.allg., 228.52 Rauck, Margaretha, geb. Müller 228.52 Rauck, Melchior (auch Meliboeus) 189, 228 |
1038 181.allg., 189.allg., 189.T2, 189.8-11, 215.allg., 228.allg., 228.3f., 228.22, 228.22-24, 228.31-33, 228.34f., 228.44, 228.52 Rauck, Michael 228.52 Rauhenberg, Sidonia Elisabeth von (auch Sinthia) 62.32, 62.105-132, 62.166-168, 63 | 62.allg., 62.25-30, 62.31-36, 62.97108, 62.109-120, 62.121-132, 62.166-168, 63.allg., 63.35f., 63.39f., 63.46-54, 63.5563, 63.77, 63.82-90, 63.91-99, 63.109117, 63.156f. Rebenlein, Jacob XXVIII Reicke, Emil LXX, LXXXI-83 Reinhart, Max XXVI Reinsberger (Magister) 9.allg. Renner, Elisabeth XXVI Reumann, Joachim 9.allg. Richey, Michael LIV Riegel, Christoph XXIX, LV Rieter von Kornburg, Anna Catharina (s. Haller von Hallerstein, Anna Catharina) Rieter von Kornburg, Anna Catharina, geb. Löffelholz von Colberg (auch Charitillis) 157.194 | 121.allg., 157.allg. Rieter von Kornburg, Dorothea Elisabetha, geb. von Gottfarth (auch Dorilis) 66, 70, 72.19, 75, 79.45-50, 82, 92.146-152, 92.219f., 92.226-240, 92.449-480, 105, 117, 133.25-36, 133.49-56, 134, 158.3254, 158.121-126 | 66.allg., 68.allg., 74.allg., 75.allg., 75.8-11, 75.46, 77.39, 79.45, 82.allg., 82.2f., 90.allg., 92.62, 92.199f., 92.233-240, 92.457-472, 105.allg., 117.allg., 133.25-36, 134.allg., 148.31-36, 158.14f., 158.37-42, 158.121126, 212.allg. Rieter von Kornburg, Johanna Blandina (auch Charitillis) 79 | 79.allg., 79.20-22, 79.45, 148.13-15 Rieter von Kornburg (Bruder von Maria Catharina Rieter von Kornburg) 79.allg. Rieter von Kornburg, geb. Eibkron (Mutter von Maria Catharina Rieter von Kornburg) 79.allg. Rieter von Kornburg, Maria Catharina (auch Silvia) CXL, 62.70f., 65, 67, 69, 70, 71, 72, 73, 74, 76, 77, 78, 79.T2, 79.46-50, 81, 83, 84, 85, 92.13-16, 92.221-224, 92.241-248, 92.281-288, 92.324-328, 92.449-480, 94, 95, 97, 100, 102.3f., 103, 108, 112, 117, 118.5-9, 119, 122, 124, 126, 127, 128, 130, 131, 132, 133, 134.30-
56, 135.13f., 136.23-36, 136.41, 136.5056, 136.64, 136.66-69, 138, 139, 140, 141, 145, 146.20ff., 147.38f., 147.54-56, 147.62ff., 148, 149, 155, 158 | 62.70-72, 65.allg., 65.1, 65.9-11, 65.13f., 67.allg., 67.31f., 68.allg., 69.7f., 71.allg., 71.2f., 71.11f., 72.allg., 72.63-67, 73.allg., 73.2, 73.11-14, 74.allg., 74.1-4, 75.allg., 76.allg., 77.allg., 77.13-18, 77.39, 77.6163, 77.64-66, 78.allg., 79.allg., 81.allg., 82.allg., 83.2, 84.allg., 85.allg., 88.allg., 92.43-45, 92.62, 92.199f., 92.409-416, 94.allg., 94.1, 94.11, 95.allg., 96.43-49, 97.allg., 100.allg., 102.allg., 103.allg., 103.8-14, 103.22f., 103.29-35, 103.50-56, 103.77, 103.82-84, 108.allg., 108.2-4, 108.27f., 108.31f., 108.42, 112.allg., 112.3-5, 112.9-11, 117.allg., 118.allg., 118.7, 119.allg., 119.7f., 122.allg., 122.55-60, 124.allg., 124.5f., 126.allg., 126.1-6, 126.7-12, 126.61-66, 126.73-90, 127.allg., 127.13-18, 127.31-36, 127.33f., 127.53f., 128.allg., 128.1f., 128.22-28, 129.allg., 130.allg., 130.43f., 131.allg., 131.10, 132.allg., 132.25-36, 132.35f., 132.49-60, 132.67f., 133.allg., 133.1-4, 133.17, 133.25-36, 133.45f., 133.73-84, 133.97-112, 134.allg., 134.33f., 134.4144, 135.allg., 136.4-6, 136.67-72, 138.allg., 138.37-45, 138.61, 138.104108, 139.allg., 139.1f., 139.13-16, 139.1732, 139.21-24, 139.43-54, 139.57-80, 139.79f., 139.93f., 139.99f., 139.105-116, 139.113-116, 139.142f., 140.allg., 140.71f., 141.allg., 141.13-16, 141.43f., 141.46-48, 141.97-102, 141.109-114, 141.121-123, 141.124-126, 141.190-192, 141.221f., 142.allg., 145.1-8, 145.73-80, 145.81-88, 145.91-96, 145.101f., 146.allg., 146.5-9, 146.20-23, 146.43, 146.87f., 146.103-106, 146.185-188, 146.189-196, 147.10f., 147.37-39, 147.73f., 148.allg., 148.13-15, 148.31-36, 148.49-54, 148.55-57, 148.61-72, 148.6971, 149.allg., 151.allg., 153.allg., 155.allg., 155.1-12, 155.25-28, 155.44-48, 155.49-60, 155.93-96, 156.7, 158.allg., 158.37-42, 158.43-48, 158.86f., 158.109114, 158.115-120, 158.121-126, 164.31, 164.37, 183.47 Rieter von Kornburg, Paul Albrecht (auch Irenian; Sireno) 64.51-60, 75.36f., 87, 90, 91, 92.297-312, 92.329-336, 134.25-29,
Personenregister 157.192-194 | 62.allg., 62.70-72, 64.allg., 64.53, 65.allg., 66.allg., 68.allg., 75.allg., 75.36f., 79.45, 82.allg., 82.2f., 87.allg., 87.24, 90.allg., 90. 41-48, 90.55f., 91.allg., 91.22, 92.allg., 92.62, 103.allg., 105.allg., 121.allg., 121.43, 134.25-28, 148.13-15, 154.allg., 157.allg., 159.allg., 168.allg., 212.allg., 259.T4, 266.allg. Rieter von Kornburg, Paul Sigmund 64.allg., 148.13-15 Rieter von Kornburg, Philippina Jacobina (auch Florinda) LIII, 148, 158.50-60, 158.73-78, 158.84, 158.112-120 | 118.allg., 148.allg., 148.13-15, 148.106108, 148.109-114, 155.allg., 155.61-72, 158.allg., 158.73-78, 158.109-114, 158.115-120 Rietesel, Johann Heinrich (auch Pirithous) 4, 46.7-9 | 4.allg., 4.13-40, 4.31f., 4.73, 4.7376, 46.allg. Rist, Johann (auch Daphnis aus Cimbrien) XX-XXII, XXVIIf., XLIX, LXXIV, LXXVIII, CI, CIX, CXXX, CXXXII, 173.22-24 | 20.allg., 28.39, 173.allg., 189.allg., 197.allg., 223.1-3, 262.T5 Roberthin, Robert LXXVIII Röder (Ehefrau von Johann Röder) 270.allg. Röder (Schwiegertochter von Johann Röder) 270.allg. Röder (Tochter von Johann Röder) 270.allg. Röder, Johann 245.allg. Röling, Johannes 197.allg., 200.allg. Röse, Paulus 181.allg. Rötenbeck (Magister) 234.allg. Roloff, Hans-Gert XLIX, CXXVI, CXLV Rompler von Löwenhalt, Jesaias XX, LXXIX Ronder (s. Zamehl, Gottfried) Ronsard, Pierre de XXV Rosemund (s. Volkmann, Dorothea Rosina) Rosibelle (s. Sassenhagen, Susanna Margareta) Rosibelle (Schäferinnenpseudonym) 12.57-63, 14 | 15.allg. Rosidan (s. Geuder, Johann) Rosidan (Schäferpseudonym) XXXII Rosilis (Jungfrau) 175.allg. Rosilis (s. Geuder, Esther) Rosilis (Schäferinnenpseudonym) 31, 32, 33 | 31.allg., 33.allg., 33.71f., 38.allg., 39.10, 42.allg. Rost, Anna 262.A1.1 | 262.A1.2f. Rost, Maria Dorothea (s. Omeis, Maria Dorothea) Rost, Wendel 262.A1.1f. | 262.A1.2f.
1039 Rostand, Edmond 21.29-32 Rothenhofer, Anna Margaretha (s. Tetzel, Anna Margaretha) Rothenhofer, Christoph 241.41f. Rubinger, Clara Catharina (s. Birken, Clara Catharina von) Rubinger, Johann Adam XCII | 188.allg., 188.1, 213.allg. Rudolf August, Herzog von BraunschweigLüneburg 37.4-6 Rudolf I. (Kaiser) XXIX Rupp, Heinz LXXVIII Sachs, Hans 92.385 Sahr, Apollonia Maria (s. Stumpf, Apollonia Maria) Salibene (s. Basilene) Salomon (bibl.) 253.5f., 253.7, 269.allg. Sandrart, Jacob von XXXI, XLII, XLIVf., LII, CXIf., 254.4, 254.13, 254.20 | 254.allg., 254.4-6 Sandrart, Magdalena Christina von (s. Funck, Magdalena Christina) Sandrart, Regina Christina von, geb. Eimmart 254.4 | 254.4-6 Sannazaro, Jacopo XXV, XXXI Sassenhagen, Anna (s. Willich Anna) Sassenhagen, Matthäus (auch Lysis) 86.1-12, 86.37-42, 93, 115 | 86.allg., 86.1, 93.allg., 93.2, 93.4-8, 93.18, 93.22-24, 93.25-30, 115.allg., 115.T3f. Sassenhagen, Susanna Margareta, geb. von Lintz (auch Rosibelle) 115 | 115.T3f. Saubert, Johann d. Ä. 224.44 Scaglione, Aldo CXII Schade, Oskar LXXVII Schaefer, Birgit LXI Schaffer, Reinhold LXXXII Scheffler, Johann (auch Angelus Silesius) LXXIX, CVIII, CIX Schein, Johann Hermann XX Scheurer (Schreiber) 185.1, 224.29f. Scheürer, Georg XXXIVf. Scheurl, Anna Rosina, geb. Schlüsselfelder 242 | 242.allg. Scheurl, Christof Wilhelm 242 | 242.allg. Scheurl, Freiherr von LXXXI Schiller, Friedrich LXXV, LXXVII | 64.T2f. Schilling, Heinz XXXII Schilling, Michael XXVI Schirmer, David LXXIX Schlaffer, Hannelore LXXV Schlüsselfelder von Kirchensittenbach, Hiero-
1040 nymus Wilhelm 170.22 | 170.22 Schlüsselfelder von Kirchensittenbach, Maria Salome, geb. Tetzel 170.22 | 170.22 Schlüsselfelder, Anna Rosina (s. Scheurl, Anna Rosina) Schlüsselfelder, Hieronymus Wilhelm 242.1f., 242.Ged.5.9 Schlüsselfelder, Johann Carl 242 | 242.allg., 242.Ged.3.1, 242.Ged.3.2 Schlüsselfelder, Magdalena Barbara (s. Welser, Magdalena Barbara) Schlüsselfelder, Maria Helena, geb. Haller 242 | 242.allg., 242.Ged.3.2 Schlüsselfelder, Maria Salome, geb. Tetzel von Kirchensittenbach 242.1f., 242.Ged.5.9 Schlüsselfelder, Susanna (s. Paumgartner von Holenstein, Susanna) Schmid, Melchior (auch Norischer Amphion) 180.10-12 | 81.allg., 180.allg., 180.10-12, 205.allg. Schmidt, August LXVIII, LXXXIX, XCI Schmidt, Heiner LXXVIII Schmidt, Wilhelm LXVIf., LXXIIf., LXXXI, LXXXIII, LXXXVIII, XCf., XCVIII, CXXI Schmidt-Kinne, Olaf CXLV Schmied (Magister) 207.allg. Schmitz, Herbert LXXXII Schnabel, Werner Wilhelm L | 62.allg., 63.allg., 183.allg., 241.41f., 260.allg., 267.allg. Schönauer, Isaac LXXVII Schönborn, Johann Philipp (Kurfürst von Mainz; auch großer Dafnis) 159.38 | 159.34-38, 159.37f. Schöne, Albrecht LXXI, CXVIII, CXXVIII | 30.25-36, 61.23, 63.91-99, 67.5-7, 80.74f., 85.11f., 113.19f., 113.43-46, 135.4f., 154.36, 166.34f., 166.38, 189.8-11, 250.Ged.1.4 Schottelius, Justus Georg LXXIX, CI, CXXX | 175.2 Schrimpf, Jonas 177.allg. Schröder, Johann 30.allg., 38.allg. Schroeder, Klaus H. XXXI Schröder, Otto XCVI-C, CIIf., CVII, CXXVIII | 64.allg., 65.allg., 66.allg., 79.allg., 105.19-24, 148.13-15 Schüßler, Gosbert CXI Schütz (Herr) 207.allg. Schütz, Margaretha Katharina (s. Endter, Margaretha Katharina)
Schuster, Ralf XLIX, CXLV Schwab von Bißlohe, Maria Magdalena (s. Löffelholz, Maria Magdalena) Schwab, Georg Andre (auch Silvander) 62, 63 | 62.allg., 62.T2, 62.1-3, 62.11f., 62.1324, 62.25-30, 62.31-36, 62.37-48, 62.4960, 62.70-72, 62.85-88, 62.89-96, 62.97108, 62.121-132, 62.133-144, 62.146-153, 62.154-156, 63.allg., 63.35f., 63.55-63, 63.77, 63.82-90, 63.91-99, 63.100-108, 63.109-117, 63.118-130, 63.156f., 86.14, 106.allg., 113.allg. Schwab, Gustav LXXIV Schwarz, Christian LXV-LXVII, LXXIII, XCI Schwarz, Christian Gottlieb LIV Schwemmer, Wilhelm LXXXIII Schwenckfeld, Casper von CIX Schweser (auch Dafnis; Vater von Catharina Margaretha Schweser) 175.allg. Schweser, Catharina Margaretha, geb. Dobenecker (auch Silvia) CIV, 175, 187 | 175.allg., 175.1, 175.5, 175.15f., 176.allg., 178.31f., 181.allg., 188.allg., 200.allg. Schwieger, Jacob LXXIX Scultetus, Andreas LXXIX Sechst (Schwager Birkens) 223.allg. Sechst (Sohn von Johann Sechst) 223.allg. Sechst, Johann (auch Alcidor) 157.12, 223, 228.7 | 69.allg., 157.12, 180.allg., 181.allg., 185.allg., 190.allg., 205.allg., 207.allg., 223.allg., 223.1-3, 223.7-10, 223.21f., 223.25-29, 223.32-34, 228.allg., 228.17f. Seehausen (Gevatter) 236.allg. Seeling (Vetter Birkens) 236.allg. Seeling (jüngerer Bruder Leonhard Samuel Seelings) 249.1f. Seeling, Catharina, geb. Oeler (auch Catharis) 247, 248, 249, 250 | 247.allg., 248.allg., 248.3-5, 248.9, 249.17 Seeling, Daniel 249.1 Seeling, Dorothea Magdalena 249.1f. Seeling, Hieronymus 249.1f. Seeling, Leonhard Samuel (auch Macario) 247, 248, 249, 250 | 247.allg., 247.1, 248.allg., 248.6, 248.9, 249.1f. Seeling, Ursula, geb. Bosch 247.allg., 249.allg. Seelmann, Sebastian (auch Silvius) CXXX | 181.allg., 241.allg. Seemann, Annette 92.367f.
Personenregister Semele (myth.) 254.56 | 254.55f. Senitz (Bruder von Elisabeth von Senitz) 210.allg. Senitz, Elisabeth von (auch Celinde) 210, 221 | 199.allg., 210.allg., 210.T7, 211.allg., 221.allg., 221.1-5, 221.9, 221.13f., 221.33, 262.allg. Sextus (Vetter Birkens) 223.allg. Seyler, Gustav A. XLVII Sibylla Ursula, Herzogin von BraunschweigLüneburg 149.allg., 178.13f. Sidney, Philipp 4.37f. Siebmacher, Johann 270.3f., 271.3f. Silber, Karl-Bernhard XXXIVf., 64.allg., 64.53, 146.2f., 146.20-23, 259.T4 Silesius, Angelus (s. Scheffler, Johann) Silvan (s. Endter, Balthasar-Joachim) Silvander (Schäferpseudonym) 86.14-18, 106 | 86.1, 86.14, 106.allg., 113.allg. Silvander (s. Schwab, Georg Andree) Silvano (s. Haller von Hallerstein, Jacob Willibald) Silvanus 29.134 Silvia (Figur aus dem Emblematischen Ehebette) 266.allg. Silvia (s. Paumgartner von Holenstein, Susanna) Silvia (s. Rieter von Kornburg, Maria Catharina) Silvia (s. Schweser, Catharina Margaretha) Silvia (Schäferinnenpseudonym) XXXIVf., XLIV, XCVII, CXXXII | 17.allg. Silvia, kleine (Patenkind von Maria Catharina Rieter; Tochter von Philippina Jacobina Rieter) 118, 148.110-114, 148.109-114 | 118.allg., 148.13-15 Silvius (s. Frank, Christoph) Silvius (s. Seelmann, Sebastian) Simeon (bibl.) 223.32 Singer, Samuel 152.67 Sinthia (s. Sidonia Elisabeth von Rauhenberg) Sirene (s. Haller von Hallerstein, Anna Catharina) Sireno (s. Rieter von Kornburg, Paul Albrecht) Sisyphus (myth.) 11.7f., 22.54 | 11.allg., 11.7f., 22.54f. Slenczka, Eberhard L Solger (Bibliothek) LXIII Sophia Nicolai von Greiffenkrantz, geb. von der Lippe (auch Diana) 262.T5 Sophie Louise, Markgräfin von Bayreuth 213.allg. Sophokles 36.9f.
1041 Sorel, Charles 246.allg. Spahr, Blake Lee XXVI, XXXIV, LXVIII, XCIX-CII, CVII, CX, CXVIII, CXXVIII | 38.allg., 96.allg., 149.allg. Spee, Friedrich von LXXIX, CVIII Spener, Philipp Jacob XLV Spenser, Edmund XXVI Sproßender (s. Neumark, Georg) Staden, Anna Barbara, geb. Denk (auch Barbarillis) 182 | 182.allg, 182.7f., 182.9, 182.10f., 182.12-14, 212.allg., 212.6-11 Staden, Johann (auch Damon) 182.7f. | 182.allg., 182.7f., 212.allg., 212.6-11 Staden, Sigmund Theophil 182.allg. Stauffer, Hermann LI, CXXVf., CXXXVI, CXLV | 1.allg., 9.allg., 13.allg., 29.allg., 34.allg., 35., allg., 36.allg., 37.allg., 38.allg., 44.allg., 49.allg., 50.allg., 52.allg., 54.allg., 55.allg., 57.allg., 64.allg., 64.70, 69.allg., 76.allg., 80.allg., 96.allg., 109.allg., 121.allg., 149.allg., 157.allg., 159.allg., 160.allg., 168.allg., 169.allg., 170.allg., 171.allg., 178.allg., 178.21-23, 178.41-43, 180.allg., 181.allg., 182.allg., 184.allg., 185.allg., 186.allg., 187.allg., 188.allg., 191.allg., 192.allg., 193.allg., 194.allg., 206.allg., 211.allg., 213.allg., 215.allg., 216.allg., 217.allg., 218.allg., 219.allg., 221.allg., 222.allg., 223.allg., 230.allg., 233.allg., 237.allg., 240.allg., 241.allg., 241.7-10, 242.allg., 247.allg., 251.allg., 258.allg., 259.allg., 259.T5, 264.allg., 265.allg., 266.allg., 175.allg., 277.allg. Steiger, Johann Anselm XLII, CXI, CXXVIII, CXLV Stenzel, Verena CXLV Stephani, Johann Carl 270.allg. Stephani, Maria Magdalena, verh. Götze (auch Chlorinde) 270 | 270.allg., 270.T5, 270.3 Stephani (Ehefrau von Johann Carl Stephani) 270.allg. Stieler, Caspar CI Stockfleth, Heinrich Arnold (auch Dorus) 178.22f., 184, 185, 213.3-5, 251.1-3, 253 | 81.allg., 175.allg., 178.allg., 178.1-3, 178.21-23, 178.63-68, 178.71, 181.allg., 184.allg., 184. 15-20, 184.21-30, 185.1, 185.6-8, 187.allg., 188.allg., 213.3-5, 251.allg., 253.allg., 253.1-4, 253.10, 253.15 Stockfleth, Maria Catharina, geb. Frisch, verw. Heden (auch Dorilis) 178, 184.23-30,
1042 213, 214, 251.4, 253.23 | 81.allg., 175.allg., 175.15f., 178.allg., 178.1-3, 178.21-23, 178.31f., 178.41-43, 178.4952, 178.54-61, 178.63-68, 181.allg., 184.allg., 184.21-30, 184.30, 187.allg., 200.allg., 205.allg., 213.allg., 213.3-5, 224.29f. Stöberlein, Dorothea Ursula Catharina (auch Dorinde) 224.61-64, 226 | 224.61f., 226.allg. Stöberlein, Johann Leonhard (auch Polyanthus) 205, 224.57-64, 227, 234, 252, 280 | 191.T2, 205.allg., 205.1-3, 207.allg., 213.allg., 219.allg., 224.allg., 224.57-60, 224.58, 227.allg., 227.1f., 227.3f., 227.5f., 227.7f., 227.9f., 227.11f., 227.17f., 227.19f., 227.31-36, 234.allg., 234.1f., 234.3f., 234.5-8, 234.9, 234.10, 234.11, 234.12, 234.13f., 234.15f., 238.allg., 239.allg., 242.allg., 252.allg., 252.1f., 252.2, 252.5f., 252.8, 252.9, 252.12, 252.15-18, 265.allg., 267.allg., 280.allg., 280.Ged.1.9 Stökken, Christian von 233.9 | 233.9f., 233.29f. Straub (Herr) 236.allg. Straub, Andreas 258.allg. Strauch (Herr) 196.allg. Strefon (s. Harsdörffer, Georg Philipp) Strozzi, Peter XLVII Stubenberg, Johann Wilhelm von LXXXIX, XCVII, CVIII, CXXX | 38.allg., 91.8, 163.44, 169.allg. Stubenberg, Rudolf Wilhelm von LXXXIX Stumpf, Apollonia Maria, geb. Sahr 171.allg., 171.1-8 Stumpf, Johann Matthäus 171.allg., 171.1-8 Stumpf, Maria Catharina, geb. Pfaffreuther 171.allg., 171.35 Suidas 13.1-5 Susabelle (s. Kress von Kressenstein, Susanna Felicitas) Suse, Henriette de la, geb. de Coligny, verw. d'Addington 192.allg. Suttinger, Johann Baptist LVI Sylvandre (Gestalt aus d'Urfées AstréeRoman) 62.85f., 192.46 | 62.T2, 62.8588, 192.46 Sylvia (s. Silvia) Syrach, Jesus (bibl.) 270.allg. Syreno (Schäfergestalt aus Montemajos Diana) 99.allg. Syrinx (myth.) 180.7f. | 158.88-90, 180.7f.
Szyrocki, Marian CVI, CIXf. Tarquitus 25.allg. Teckelmann (Herr) 207.allg. Tellus 24.5, 30.107, 171.2 | 24.2-5, 70.67-72 Tepelius, Johannes (auch Lilidan) 204 | 204.allg. Terkelsen, Sören 20.allg. Tersteegen, Gerhard XX Tetzel von Kirchensittenbach, Carl Erasmus 242.1f., 242.Ged.3.1, 242.Ged.5.9 | 242.Ged.3.1, 242.Ged.3.2 Tetzel von Kirchensittenbach, Maria Salome (s. Schlüsselfelder, Maria Salome) Tetzel von Kirchensittenbach, Maria Jacobina (s. Nützel von Sindersbühl, Maria Jacobina) Tetzel, Anna Felicitas, geb. Haller von Hallerstein 242.1f., 242.Ged.3.2, 242.Ged.5.9 | 242.Ged.3.2 Tetzel, Anna Margaretha, geb. Rothenhofer (auch Dafne) 241 | 241.allg., 241.T4, 241.13-16, 241.41f. Tetzel, Gustav Philipp (auch Dafnis) 241 | 241.allg., 241.7-10, 241.41f. Tetzel, Helena Catharina, geb. Paumgartner 241.7-210 Tetzel, Maria Helena, geb. Behaim, verw. Haller 241.7-10 Tetzel, Maria Salome (s. Schlüsselfelder von Kirchensittenbach, Maria Salome) Teuto (myth.) 175.2, 217.3 | 175.2, 217.3 Thalia (myth.) 175.16 | 173.allg. Theseus (myth.) 192.47 | 4.7, 192.47 Thestylis (Magd) 27.21-24 | 27.21, 27.121f. Thetis 8.46, 114.110, 194.4, 238.30, 278.14 | 8.45f., 238.30, 278.14 Thieme, Ulrich 254.allg. Thyrsis (s. Neumark, Georg) Thyrsis (s. Pellicer, Johann Georg) Thyrsis (Schäfergestalt) 40.18, 40.54, 114, 129, 192 | 114.allg., 114.67-72, 114.7678, 129.allg., 169.Z.5-Z.8, 192.allg., 192.T2 Tieck, Ludwig 21.29-32 Tithon (myth.) 13.73 | 13.67-73, 188.allg. Tittmann, Julius LXIII-LXV, LXXVIIIf. Tityos (myth.) 11.5 | 11.allg., 11.4f. Titzmann, Michael XXV Tobias (bibl.) 249.13 Töbings, Anna Ilse (s. Friesendorf, Anna Ilse) Totok, Wilhelm LXVI Träumender (s. Moscherosch, Johann Michael)
Personenregister Traun, Ernst von (s. Abensberg und Traun, Ernst von) Treühold (s. Trippius, Wolfgang) Tripp, Edward 4.73, 8.45f., 12.24-35, 13.6773, 27.36, 27.105f., 142.5f., 254.55f. Trippius, Wolfgang (auch Treühold) 30 | 30.allg. Triton (myth.) 30.22 Trunz, Erich CXII Tscherning, Andreas LXXIV, LXXVIII Tucher, Helena Sabina, geb. Oelhafen 160.allg. Tucher, Tobias (Sohn) 160.allg. Tucher, Tobias (Vater) 160.allg. Tyndareus (myth.) 263.1 Tyndaris (s. Helena) Tyridates (Gestalt aus dem Octavia-Roman) 193.allg., 194.allg. Uhde, Hermann CVI Uhde-Bernays, Hermann CVf. Uhland, Ludwig LXXIV-LXXVII | 21.29-32 Ulysses (myth.; auch Odysseus) XXX, LX, XCV, CXXVII, CXXXI Uranie 169.allg. Uranius (s. Paullini, Christian Franz) Urfé, Honoré d' 27.36, 41.allg., 43.26-28, 44.allg., 48.13, 53.10, 62T2, 99.allg., 192.46, 256.T3 Valentin, Jean-Marie XXXIV Varenius (Sohn von Augustus Varenius) 238.allg. Varenius, Augustus 238.41-44 | 238.allg., 238.41-43 Varenius, Magdalena Justina (s. Lochner, Magdalena Justina) Vasaces (Gestalt aus dem Octavia-Roman) 193.allg., 194.allg. Vega Carpio, Lope Félix de XXXI Vega, Garcilaso de la XXV Veit, Ludwig CXX Velder, Johannes 49.87 Venus (auch Aphrodite; Cytherea) 2.2, 5.3142, 12.10-56, 16.98-103, 16.105-113, 18.14, 26.33-36, 41.42, 43.19-21, 44.42, 46.13, 49.79f., 54.23, 56.26-28, 76.9, 89.22, 107.7, 118.44, 121.37, 152.27, 157.132, 157.176, 157.182, 159.39-97, 159.100, 170.28, 170.55f., 213.5, 241.30, 277.60, 278.9-13 | 5.40-42, 12.24-35, 12.48f., 14.3f., 14.5f., 16.95, 16.98-105, 49.allg., 56.22-28, 61.85-88, 62.112,
1043 99.allg., 157.allg., 159.allg., 159.1-4, 159.45-97, 160.allg., 170.28, 170.49-55, 213.3-5, 231.1, 241.30, 278.9f. Vergil XXVIII, XXXI, XLVII, CXXXI, 27.T2, 268.A1 | 11.4f., 13.27f., 22.1f., 25.allg., 27.allg., 27.1, 27.2, 27.21, 27.33, 27.36, 27.60, 27.61, 27.64, 27.65-72, 27.88, 27.100-112, 27.121f., 27.129, 29.151, 30.55, 33.97-102, 41.52, 58.allg., 61.19f., 70.67-72, 86.allg., 86.31, 92.397400, 125.5-7, 133.73-84, 146.2f., 146.2328, 146.23f., 146.63f., 159.34-38, 169.Z.5Z.8, 178.43-47, 184.3f., 192.T2, 192.3742, 220.allg., 239.4, 263.1, 268.A1, 272.4 Veronica (Heilige) 198.1 Verweyen, Theodor XXXVI, CXIII Vetter Cord (s. Cord, Vetter) Villiger, Leo CVI Viola, Gianni Eugenio CXII Vocelka, Karl 192.allg. Voigtländer, Gabriel 191.allg. Volckamer (Tochter) 180.allg. Volckamer (Vater) 180.allg. Volckamer, Johann Christof (auch Demofilo) 180.allg. Volckamer, Maria Martha, geb. Fetzer (auch Marianna) 180.allg. Volkamer, Anna Sabina (s. Oelhafen, Anna Sabina) Volkamer, Georg 160.allg. Volkamer, Georg Christoph 160.allg. Volkmann, Adam LXXXIX, CXXX | 123.allg. Volkmann, Dorothea Rosina, geb. Drosendorfer (auch Rosemund) 123, 150.41f. | 123.allg., 150.allg., 150.29f., 150.37-42, 150.41f., 152.allg. Vondel, Joost van den CXII Voßkamp, Wilhelm XXVI, XXXVI Vulkan (auch Mulziber) 13.30, 13.46, 157.132 | 13.30 Wade, Mara R. XXXV Wagenseil (Doktor) 234.allg. Walch, Georg 64.allg. Waldberg, Max von CV Wallenstein, Albrecht 254.1-8 Walter, Axel E. XXXIII Walther (Dr.) 196.allg. Walther (Herr) 173.allg. Walther, Hermann XXXVI Wander, Karl Friedrich Wilhelm 11.T1f., 18.38-42, 41.136, 47.18, 47.70, 112.1f.,
1044 152.67, 165.19, 165.41, 165.45f., 165.55f., 257.19-21 Weber, Albrecht XXV Weckherlin, Georg Rodolf XIX, LXXVI, LXXVIII Wegleiter, Christoph (auch Irenian) 259 | 259.allg., 259.T4, 267.allg., 275.allg. Wehrli, Max CVI Weier, Paul 197.allg. Weigel, Valentin CIX Weimann, Karl-Heinz LXVI Weinheber, Josef XCVI Weinmann, Clara Catharina (s. Birken, Clara Catharina von) Welser von Neunhof, Carl 170 | 170.allg. Welser, Magdalena Barbara, geb. Schlüsselfelder von Kirchensittenbach 170 | 170.allg., 170.46, 170.49-55 Wende, Georg (auch Der Pflanzende) XLIV, CXXX | 210.allg., 211.allg., 221.allg., 221.1-5 Wessell, Statius 233.allg. Westonia, Johanna 200.allg. Wetzel, Johann Kaspar LVI Weydt, Günther CXIII Weyer, Sigismund 197.allg. Wiedemann, Conrad XXII, CXIII, CXVII | 80.61f., 259.T5 Wieland, Konrad XXV, XXXIX | 1.34, 135.allg. Wiesmüller, Wolfgang XLIX Wietfield, Willard James CXf. Wilhelm, Herzog von Sachsen-Weimar Will, Georg Andreas LVII-LXII, LXVI, LXXI, CXV | 29.allg., 109.allg., 160.allg., 169.allg., 172.allg., 177.allg., 178.allg., 179.allg., 180.allg., 181.allg., 190.allg., 202.allg., 203.allg., 205.allg., 207.allg., 223.allg., 224.29f., 224.33-38, 229.allg., 238.32-35, 243.allg., 244.allg., 255.allg., 259.allg., 264.allg., 268.allg., 269.allg., 270.allg., 278.35f. Willich, Anna, geb. Sassenhagen 86.10-12 | 86.allg. Willich, Christoph 86.allg. Windischgrätz, Gottlieb Graf von (auch Kloridan; Alcidor; Gerontas; Der Kühne) XLVII, LXXXIX, XCVII, CXXX, CXLIV, 96, 102 | 64.allg., 84.4, 86.allg., 88.13-18, 96.allg., 96.2, 96.36-39, 96.4349, 96.57-60, 96.61-63, 96.64-70, 99.allg., 100.allg., 101.allg., 101.16, 102.allg., 102.12, 104.allg., 104.73f., 108.allg.,
108.31f., 110.allg., 114.allg., 116.7, 118.16, 125.allg., 126.13-24, 129.allg., 135.12, 140.67-70, 141.49-54, 146.185188, 149.allg., 154.allg., 159.34-38, 161.allg., 170.35f., 174.allg., 177.allg., 181.11f., 187.allg., 192.allg., 193.allg., 194.allg., 195.allg., 258.allg. Windischgrätz, Marie Eleonore von, geb. von Öttingen (auch Leonora) 174 | 174.allg., 174.19-21 Winkler, Paul XCVII Winklhofer, Stefanie CXLV Witkowski, Georg 60.allg. Woesler, Winfried XLVI Wolf, Siegmund A. 30.T3f. Wolff, Christian LIX Wolfskehl, Karl C Wolfzettel, Friedrich XXX Worbs, Hans Christoph 20.allg. Wrangel, Carl Gustav 80.61f. Wülfer, Daniel XLV, CXXX | 154.allg. Zachariä, Justus Friedrich Wilhelm LXXIV Zadok (bibl.) 253.5f. Zamehl, Gottfried (auch Meleager, Der Ronde) 237.35 | 181.allg., 197.allg., 197.9, 200.allg., 201.allg., 213.allg., 232.allg., 233.29f., 237.35, 241.allg. Zedler, Johann Heinrich 4.52, 13.1-5, 22.50, 26.allg., 61.74, 80.allg., 88.7, 88.23, 92.155, 92.320, 109.39, 181.5f., 183.allg., 186.37, 191.T2, 191.7-10, 191.14, 199.T3, 199.T4, 200.T4, 201.T4, 208.32, 222.T5, 224.6, 231.1, 236.T4, 237.15, 238.Ged.2, 241.allg., 253.9, 254.allg., 254.1-8, 254.11, 264.allg., 267.T5 Zelinto (s. Nützel von Sindersbühl, Carl Benedict) Zeller, Bernhard LXXV Zenobia (Gestalt aus dem Octavia-Roman) 193.allg. Zephyros 5.27-30, 39.30-32, 80.32, 133.79f., 146.24, 158.109, 169.16 | 5.27-30, 39.3032, 133.79, 158.109-114, 169.16 Zesen, Philipp von XXf., XXXVI, XLIX, LXXVII, LXXIX, CI, CXXVII | 123.1-4 Zeus (s. Jupiter) Zieger (Herr) 220.allg. Zincgref, Julius Wilhelm XIXf., LXXVI, LXXVIII Zink, Fritz LXXXVIII Zipfel, Gertraut Margarethe (s. Engelschall, Gertraut Margarethe)