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German Pages 1410 [1388] Year 2014
Neudrucke deutscher Literaturwerke Neue Folge Herausgegeben von Hans-Henrik Krummacher Band 77
SI G M U N D VO N B IRKE N
Werke und Korrespondenz Herausgegeben von Klaus Garber, Ferdinand van Ingen, Hartmut Laufhütte und Johann Anselm Steiger, Mitbegründet von Dietrich Jöns Band 2/I
De Gruyter
SI G M U N D VO N B IRKE N
Birken-Wälder Herausgegeben von Klaus Garber, Christoph Hendel und Hartmut Laufhütte Teil I: Texte
De Gruyter
Die Illustration auf dem Buchdeckel stammt aus: Sigmund von Birken: Glükwünschende Gedichte auf den hochzeitlichen Ehren-Tag deß ehrenvesten und hochgelarten Herren Heinrich Krolowen, ... consiliarii der Stadt Lüneburg, und der wolehren- und tugendreichen Junfern Magdalenen Wulkowen ... : welcher gehalten den 29. Tag deß Weinmonats im Heil-Jahre MDCXLIX / vbersendet von vornehmen Freunden vnd Pegnitzschäferen aus Nürnberg. Hamburg: Pfeiffer, 1649 (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum 4° P. Bl. O. 60).
ISBN 978-3-11-036283-1 e-ISBN 978-3-11-036284-8 ISSN 0077-7688 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2014 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ∞ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com
Gewidmet den Vielen, die mehrere Jahrzehnte hindurch an den Universitäten Mannheim, Osnabrück und Passau als Studentische Hilfskräfte mit Begeisterung und Sorgfalt an der Neuordnung des Birkenschen Manuskriptnachlasses, der Transkription dieses Bestandes und an den Druckvorbereitungen für die verschiedenen Bände dieser Ausgabe mitgearbeitet haben.
INHALT Einleitung ...............................................................................................................................
S. XXIII
S. v. B. Birken-Wälder ....................................................................................................................
1
1.
Herrn Johann-Ern‰# Gerhard#, Magi‰er-Würde. ................................................................
3
2.
Herrn Benedict Bo¿en#, Magi‰er-Würde. ..........................................................................
4
3.
Herrn Simon Trandorf# Gei‰li¡en Seelhirten# und Jungfrauen Elisabethae Gerhardin Ho¡zeitFe‰. .......................................................................................................................
5
4.
"Nunmehr i‰ der Winter kommen," ......................................................................................
6
5.
Uber Jena, da# Thüringis¡e Athen: Sonnet. .........................................................................
8
6.
Über eine Pulvermühl, Sonnet. ............................................................................................
8
7.
Uber eine Mu›k, Sonnet. ....................................................................................................
9
8.
Über eine Laute. Sonnet. .....................................................................................................
9
9.
An die zu Jena hinterla‹ene Freunde. ...................................................................................
10
10.
An Monsieur Herman Heinri¡ von Zerßen Sonnet. ..............................................................
13
11.
An Monsieur Hann# Heinri¡ Rietesel. Sonnet. ...................................................................
13
12.
Al# Monsieur Zersen von Bündnisen disputirte. ....................................................................
14
13.
Herrn Johann Mi¡aël Dilherrn# Professoris Publici zu Nürnberg und Frauen Marien Des¡auerin Ho¡zeit. ..........................................................................................................
17
14.
Herrn Loren” Geiger# und Jungfrauen Anna Margarethen Betulin Ho¡zeit ............................
20
15.
"Mögt i¡ einen Thon erklingen," ..........................................................................................
23
16.
Zu Herrn Johann Klaju#, Herode#-Kindermord. .....................................................................
25
17.
Zu de‹elben Leidendem Jesu# ...............................................................................................
26
18.
Herrn Doctor Johann Kreüselmann# und Jungfrauen Reginen Sophien Pfaudtin Ho¡zeit. .......
28
19.
Zu Herrn Johann Ri‰en# Hol‰einis¡en Prediger# zu wedel Poëtis¡em S¡aupla”. Pindaris¡e# Lied. ...............................................................................................................
30
20.
Märten#-Gan# ...................................................................................................................
33
21.
An die Compagnie Sonnet ...................................................................................................
35
22.
An die Mu›canten Sonnet. .................................................................................................
36
23.
Abs¡ied Lied ......................................................................................................................
36
24.
Er saget seiner S¡wermut ab. ..............................................................................................
39
25.
Herrn Magi‰er Chri‰ian Betulien# und Jungfrauen Anna-Marien Rubingerinn Ho¡Zeit. ........
40
26.
Der gelehrte Lang-Prediger. Sonnet. ....................................................................................
43
VIII
27.
Abdankung der S¡wermut. Horatii Libri 1. Ode XXVI. ....................................................
44
28.
Au[ eine Ho¡zeit. ...............................................................................................................
45
29.
Uber seine Trauer gedanken Rondeau. ...................................................................................
45
30.
Martinu# Go#ke. dur¡ Bu¡‰abwe¡sel J‰ groß an Smuke. ..................................................
45
31.
Herrn Doctor Ju‰ Georg S¡ottel# Ho¡zeit. Wiederkehr. .....................................................
46
32.
Ju‰u# Georg S¡öttell dur¡ Letterwe¡sel. So gute# lös¡t ihre Glut. ......................................
46
33.
Zu, de# Unverdro‹enen Fru¡tbringendem Palmbaum. Drey‰ändige# Sinnbild. ........................
47
34.
Der von hoher Hand verehrte Ring. Sonnet. .........................................................................
49
35.
S¡wermut-Aufmunderung. Horatii Libri II. Ode III ...........................................................
49
36.
Von einer geilen Ho]hörin. Horatii Libri I. Ode VIII. .........................................................
51
37.
Früling#-Freüdenwe¿er. Horatii Libri I. Ode IV. ................................................................
52
38.
Ruhm ho[nung von der Poësy. .............................................................................................
54
39.
Zu Herrn Johann Ri‰en# kayserli¡er LobRede ......................................................................
55
40.
Uber einen Bu¡laden Sonnet. .............................................................................................
57
41.
Uber eine Handel Stadt. Sonnet. .........................................................................................
58
42.
Sonnet. .............................................................................................................................
58
43.
Sonnet. .............................................................................................................................
59
44.
Uber Herrn Martin Opi”en# Ableiben Sonnet. ......................................................................
59
45.
"Soll Kun‰ und Opi” dann zuglei¡ seyn eingegraben?" ..........................................................
60
46.
Uber Herrn Doctor Paul Fläming# Ableiben. Sonnet. ...........................................................
60
47.
Sonnet. .............................................................................................................................
61
48.
Sonnet. .............................................................................................................................
61
49.
Da# Brand-verwü‰ete Ulzen. ..............................................................................................
62
50.
Der Gold-Brief. .................................................................................................................
62
51.
Die wölfe-Fur¡t. ................................................................................................................
62
52.
Der unbes¡eidene Herbergier. Sonnet. ..................................................................................
62
53.
An die Ehrwürdige und Edle Domina de# Adeli¡en Klo‰er# Lühne, Jungfrau Catharina Margaretha von Eßdorf. ......................................................................................................
63
54.
An Herrn Johann Ri‰en. ....................................................................................................
64
55.
Herrn Magi‰er Chri‰ian Betulien# Namen#Tag. ..................................................................
68
56.
Herrn Bartholmee Bohten# Bes¡reibung De# Lühnis¡en Gesundbrunne# Sonnet. ..................
69
57.
"Da# Bohtenbrod wird seyn, vor diese# Zeitung-bringen," .......................................................
70
58.
Zu Herrn Johann Ri‰en# Heiligen Pa‹ion-anda¡ten. ...........................................................
70
59.
Zu De# Edlen Spielenden Lezten Theil Der Frauenzimmer Gesprä¡Spiele. .............................
71
60.
Al# Herr Augu‰u# Vareniu# Profeßor zu Ro‰o¿, Theologiae Licentiatus wurde ..................
72
IX
61.
An Herrn Johann Fiene Gei‰li¡en Seelen Hirten zu Dannenberg. Johann Fiene dur¡ LetterWe¡sel Ein fein Noah. ...............................................................................................
76
62.
Leber-Reimen. ....................................................................................................................
76
63.
An ein wehrte# Ehepaar: Bewirtung#-Dank. ........................................................................
79
64.
Rätsel: der Seidenwurm. .....................................................................................................
83
65.
Auf eine Selb‰mörderin. .....................................................................................................
84
66.
GrabS¡ri[t einer Mäise. ....................................................................................................
84
67.
"Vogel, halt!" ....................................................................................................................
84
68.
Au[ Herrn Wolfgang A¡az Gutbrod# und Jungfrauen Helenen Kö¡inn, Ho¡zeit. ...................
85
69.
Zu Herrn Doctoris Nicolai Ritter#husij Juris Consulti und Professoris Publici zu Altdorf mit Frauen Reginen Catharinen Mülegg# Ho¡zeit. Nürnberg- und Altdörs¡er Nymfen Streit.
86
70.
Glü¿wuns¡. ......................................................................................................................
88
71.
An Monsieur Elia# Oelhafen von S¡ölnba¡: von seiner Abreise. ..........................................
89
72.
Vom Frieden. .....................................................................................................................
93
73.
Zu Herrn Johann Ver#man# Lateinis¡em werklein von den Rat#Personen. Sonnet. .................
93
74.
Jn Herrn Johann Chri‰of Falkner# Stammbu¡. ...................................................................
94
75.
Jn Monsieur Hieronymu# Lö[elholzen# von Colberg Stammbu¡. ..........................................
95
76.
Zu Herrn Johann Jacob Crüger# mit Jungfrauen Reginen Mei¡#nerin Ho¡zeit. Der Liebe#krieg. .................................................................................................................
95
77.
Monsieur Johann Jacob Pömer# mit Frauen Marien Jahn# Ho¡zeit. Sonnet. .......................
98
78.
"Gebt, unser Heiland spri¡t, so wird eü¡ au¡ gegeben." .........................................................
99
79.
Herrn Wilhelm Capell# mit Jungfrau Helena Susanna Jahn# Ho¡zeit. ..................................
99
80.
Glü¿wuns¡. ...................................................................................................................... 100
81.
Zeitweiser. .......................................................................................................................... 101
82.
Monsieur Matthaeu# Tu¡er# mit Jungfrau Catharina Har#dörferin Ho¡zeit. ......................... 101
83.
Kammer Liedlein. ................................................................................................................ 103
84.
Zu Herrn Chri‰of Gottlieb Dilherrn Doctorat Beyder Re¡te. ................................................. 105
85.
Zu Herrn Magi‰er Chri‰of Arnold# Kun‰ Spiegel Teuts¡er Spra¡e. ..................................... 106
86.
Zu Herrn Paul Wilhelm Berthen# Jahr gedä¡tnuß Jesu. Sonnet. .......................................... 107
87.
An einen vornehmen krieg# Ca‹irer. ..................................................................................... 108
88.
Vom Teuts¡en FriedS¡luß. ............................................................................................... 110
89.
Vom EheLeben. ................................................................................................................. 111
90.
Lehr-Reimen. ..................................................................................................................... 111
91.
Auf eine Ho¡zeit. Ehe‰and, ein Stand der gei¿ten Hosen. Sonnet. ....................................... 111
92.
"Der Eh‰and wird genennt ein Stand gei¿ter Hosen" .......................................................... 112
X
93. Der Ka”en- und Mäuse-Krieg. ............................................................................................. 112 94. Auf die Geburt Paul Erdmann Chri‰o[ Rieter# von Kornburg. Sonnet. .................................. 117 95. GeburtLied. ........................................................................................................................ 117 96. Au#s¡ri]. Wegen etli¡er verlornen Gedi¡te. ........................................................................ 119 97. An Herrn Heinri¡ Graßen. General-Auditorn bey kayserli¡er Armee. .................................... 121 98. An Ebenselbigen von seiner Lieb‰en Spinnerinn. .................................................................... 124 99. "Da# junge Freyervolk unlang‰ zusammen kahm" .................................................................. 125 100. Zu Herrn Doctoris Joa¡im Chri‰ian Neuen# Für‰li¡ würtenbergis¡en Raht# mit Jungfrau Helena Murrin, Ho¡Zeit. .................................................................................................... 125 101. Wiederkehr. ....................................................................................................................... 128 102. An Herrn Heinri¡ Graßen. .................................................................................................. 129 103. Zu Herrn Benedict Bo¿en# Gräi¡ Oettingis¡en GeneralSuperintendenten# mit Jungfrau Anna Dorothea S¡warzin Ho¡zeit. Sonnet. ........................................................................ 131 104. Uber die zwöl[ Monate Herrn Joa¡im Sandrart#. ................................................................. 132 105. Uber De‹elben Tag und Na¡t. ............................................................................................ 135 106. Über einen Baueregel. ....................................................................................................... 136 107. Über Herrn Peter Carl Böheim# Bildni#. ............................................................................. 137 108. Kinder-Anbindwüns¡e. ........................................................................................................ 137 109. An meinen Lieben Herrn Bruder Christianum Betulium Gei‰li¡en Seelhirten auf die geburt seine# er‰en Söhnlein# Benedicti. ............................................................................. 139 110. Auf eine Ho¡zeit. ............................................................................................................... 141 111. Auf eine andre. ................................................................................................................... 142 112. Auf eine andere. .................................................................................................................. 142 113. Auf eine andre. ................................................................................................................... 143 114. Auf Monsieur Chri‰of Sigmund# von Till mit Jungfrau Maria Clara Mu[lin, Ho¡zeit Sonnet. Der Liebe wundkraut. ............................................................................................. 143 115. Auf Monsieur Jacob Wilhelm Lö[elholzen# von Colberg mit Jungfrau Regina Catharina S¡eurlin Ho¡zeit. Cupido Lö[el-Pfeil. ................................................................................ 144 116. Auf Monsieur Johann Chri‰of Tu¡er# mit Jungfrau Maria Magdalena Gebhartin Ho¡zeit. Unter eine# andern Namen. ................................................................................................. 145 117. Auf Monsieur Johanni# Hieronymi Jm Hof mit Jungfrau Regina Clara Jm Hof, Ho¡zeit. ..... 146 118. Auf eine Bräunis¡e Ho¡zeit in Nürnberg. ............................................................................ 148 119. Auf eine Ho¡zeit. ............................................................................................................... 150 120. Auf Herrn Wilhelm Rösel# mit Jungfrau Catharina Jeßlinin Ho¡zeit. .................................... 151 121. "J¡ s¡erze im Gedi¡t, und di¡te in dem S¡erzen." ............................................................. 154
XI
122. Auf Monsieur Johanni# Bapti‰ae Jm Hof mit Jungfrau Maria Magdalena Pellerin Ho¡zeit. Der erfrorne Cupido. .......................................................................................................... 154 123. Auf eine Kre‹is¡e Ho¡zeit. Nomine Pueri. ......................................................................... 156 124. Abend Gedanken. Wiederkehr. ............................................................................................. 157 125. An Herrn Johann Era#mu# Kinderman, berühmten Componisten .......................................... 157 126. "Al# Antio¡ia, die s¡öne Syrer ‰adt" .................................................................................. 158 127. Europæ Vier HauptLänder. ................................................................................................ 159 128. Herrn Georg Otten# Magi‰er-Würde. ................................................................................. 160 129. Neuer Raths¡luß der Dien‰-Mägde. .................................................................................... 161 130. Neue Zeitung hiervon: Ges¡rieben auß dem Städtlein Mäidling. ............................................ 165 131. Hemd- Belz- und Bett-Grava- mina. Von dem Weiber- und Flöhe-Krieg. .............................. 168 132. Die Ro¿en Stube. ............................................................................................................. 173 133. Böser Weiber Recept. ......................................................................................................... 175 134. Der Karren mit dem Geld. ................................................................................................... 179 135. Geld, Regirt die Welt. ........................................................................................................ 181 136. Die Hennreuterin ................................................................................................................ 183 137. Die Vier WeltTheile. ......................................................................................................... 184 138. Jn Herrn Johann Martin Brendel# Medicinae Studiosi StammBu¡. ................................. 185 139. Jn Monsieur Chri‰of Führer# von Haimendorf StammBu¡. Die Pegni” redet. ..................... 186 140. "E# wollen s¡ier falben und fallen die Blätter." ...................................................................... 187 141. Da# Weiber-A.B.C. ........................................................................................................... 189 142. Zur Ho¡zeit Herrn Heinri¡ Krolowen#. Consulenten# in Lüneburg und Jungfrauen Magdalenen Wulkowin. Sonnet. ......................................................................................... 191 143. Sonnet. ............................................................................................................................. 191 144. Ho¡zeit-Emblema. ............................................................................................................ 192 145. Die Vier Complexiones oder Natur-Arten. ...................................................................... 193 146. Mit Tod#-gefahr gesu¡te Leben#mittel. ................................................................................. 193 147. Mittel‰raß die bä‰e. ............................................................................................................ 194 148. Kun‰ und Wi” la‹en ni¡t ‰erben. ....................................................................................... 194 149. Unverderbli¡e Güter. .......................................................................................................... 194 150. Die Vier Mens¡-Alter. ...................................................................................................... 195 151. Die vier ErzMonar¡en. ...................................................................................................... 195 152. Die Vier Jahr-Zeiten. ......................................................................................................... 196 153. Erklärung de# KupferTitel# zum Demetriu#, de# Theuren Unglü¿seeligen. Sonnet. ................... 197 154. Der Bier- und Wein-bruder. ............................................................................................... 198
XII
155. Zu de# Unglü¿seeligen Frauenzimmer-belu‰igung. An da# lieblöbli¡e Frauenzimmer. ................ 198 156. An eine WohlAdelige Jungfrau. Maria Catharina Rieterin von Kornburg Auf ihren Namen#Tag. ...................................................................................................................... 200 157. Zu Herrn Doctor Chri‰of Ludwig Dietherrn#. Patricii Norici und Jungfrauen Ro›nen Catharinen Jm hof Ho¡zeit Sonnet. .................................................................................... 203 158. Zu Herrn Conrad Hedeni Gei‰li¡en Seelhirten# und Jungfrauen Marien Catharinen Fris¡in Ho¡zeit. ................................................................................................................. 203 159. Auf eine Ho¡zeit. ............................................................................................................... 205 160. An einen vornehmen Patron. ................................................................................................ 206 161. Die Trappelir-Karte. ........................................................................................................... 210 162. Zu, de# Ents¡eidenden, Seltsamen Geri¡t#händeln. .............................................................. 214 163. An Herrn Johann Graßen Römis¡ Kayserli¡er Maje‰ät GeneralAuditor-Leutenant, und Rei¡#HofRath#-Agenten. ................................................................................................... 215 164. Zu Herrn Conrad Rosentaler# und Jungfrau Martha Juliana Ring#gwandin Ho¡zeit. Gesprä¡e beyder Verliebten. ................................................................................................ 218 165. Auf Herrn Chri‰of Willi¡# und Jungfrauen Annen Sa‹enhagen# Ho¡zeit. An ihren Bruder, Herrn Matthaeu# Sa‹enhagen. ........................................................................................... 219 166. Auf Ebendieselbe: Unter seinem Namen. ................................................................................ 220 167. Auf Herrn Daniel Preußler# Kun‰Maler# und Jungfrauen Margarethen Brandmair# Ho¡zeit. . 222 168. An Herrn Johann Heinri¡ Cali›u#. ..................................................................................... 223 169. Uber Herrn Johanni# Era#mi Kinderman# Mu›calis¡e Werke. .............................................. 225 170. Wer da# Glü¿ hat, führt die Braut heim. Sonnet. ................................................................ 227 171. Von dem Tabak-Mi#brau¡. Satyra oder Stra[gedi¡t .......................................................... 227 172. Uber die Ovidis¡e Götter versammlung. ................................................................................ 230 173. Perseu# und Andromeda. ..................................................................................................... 230 174. Narci‹u#. ........................................................................................................................... 231 175. Vulcanu#, der S¡mied und Hanreih. ................................................................................... 231 176. Saturnu# der Saurtopf. ...................................................................................................... 231 177. Pluto der Gold- und Höllen-Gö”. ......................................................................................... 232 178. Jupiter der Buhler. ............................................................................................................. 232 179. Neptunu#, der MeerGö”. ..................................................................................................... 232 180. Juno, der Eh- und EhrGö”. ................................................................................................ 233 181. Die Liebe# Gö”en. .............................................................................................................. 233 182. Uber Herrn Wülfer# vornemen Theologi, Bildni#. ................................................................ 233 183. Zu Herrn Daniel Wülfer# Prediger# und Professoris Publici in Nürnberg Vertheidigtem
XIII
Gotte#Ges¡i¿. ................................................................................................................... 234 184. Erklärung de# Kupferbild#. .................................................................................................. 234 185. Zu Herrn Jacob Edel# und Jungfrau N. Prüferin Ho¡zeit. ..................................................... 235 186. Auf eine Ho¡zeit. ............................................................................................................... 237 187. An eine Edle Dorothee: Mit Sanctae Dorotheen Tode#ges¡i¡t. ............................................. 237 188. Erklärung de# Kupfer Titelbilde# zum Kalloandro de# Unglü¿seeligen. Gesprä¡e zwis¡en Kalloandro und Cupido. ....................................................................................................... 238 189. Erklärung de# KupferTitelbilde# zum Endimiro de# Unglü¿seeligen. ......................................... 243 190. An eine Edle Catharina. Mit Sanct Catharinen Marter Ges¡i¡te. ......................................... 243 191. Auf Herrn Matthaei Sa‹enhagen# und Jungfrauen Susannen Margarethen von Linzen Ho¡zeit. ............................................................................................................................ 244 192. Wein#bergis¡e Weiber-Treu. .............................................................................................. 246 193. Auf Herrn Doctoris Chri‰of Gottlieb Dilherrn# von Tummenberg JurisConsulti in Nürnberg und Jungfrau Felicita# Kleeweinin Ho¡zeit. Sonnet. ............................................................. 249 194. Auf ihren Namen Sonnet. ................................................................................................... 250 195. Joseph und Potiphar# Weib. ................................................................................................ 251 196. Zu dem Samson de# Unglü¿seeligen. .................................................................................... 251 197. Der Nasen König. ............................................................................................................... 252 198. Uber Herrn Georg Ebert# Burgermei‰er# zu Jsny Nonagenarij Bildni#. ................................ 255 199. Uber Herrn Daniel Wül[er# Bildni#. ................................................................................... 256 200. Zu Herrn Burkhard Lö[elholzen# von Colberg Rei¡# S¡ultheißen und vörder‰en de# Rath# zu Nürnberg mit Frau Anna Maria Eßigin Ho¡zeit. .............................................................. 256 201. Mu›k-Lob. ........................................................................................................................ 259 202. Uber Till Ulenspiegel# Bildni#. ............................................................................................. 265 203. Auf den Geburt#Tag Monsieur Paul Albre¡t Rieter# von Kornburg Er‰gebornen Söhnlein# Burkhard Albre¡t#. 14. Decembris 1657. .......................................................................... 265 204. Au# dem Owenu#. Vom Gesundheit-Trinken. ....................................................................... 269 205. Von der Stadt Venedig. ..................................................................................................... 269 206. Au# de# Cato LehrSprü¡en. Vom übel-Na¡reden. ............................................................... 270 207. Vom Lernen. ...................................................................................................................... 270 208. Au# dem Martiali#. Auf eine Zahnlose Alte. .......................................................................... 270 209. Vom Pätu# und der Arria. .................................................................................................. 270 210. Vom Mutiu#. ..................................................................................................................... 271 211. Trunk-Lied¡en. wiederkehr. ................................................................................................. 271 212. Fridri¡ Taubman# Professoris Publici und Rectoris der Wittenbergis¡en HohS¡ul,
XIV
Geburt#Tag-au#s¡reiben Anno 1608. au# seinem Latein geteuts¡et. ...................................... 272 213. Auf Herrn Doctor Mi¡aël Praun# der Rei¡#‰adt Lindau Consulenten# und Jungfrau . . . . . . Heiderin Ho¡zeit. ................................................................................................... 274 214. Zu Herrn Johann Elrod# Mittel Calender. ............................................................................ 275 215. Auf Herrn Paul Albre¡t Rieter# von Kornburg Nurnbergis¡e Raht‰elle. ................................. 276 216. Zu Herrn Johannis Baptistae von Baum#dorf und Jungfrau Elisabeth Für‰enauin Ho¡zeit. Sonnet. ............................................................................................................................. 280 217. "E# ward ein Edler Baum vom Nordwind wurzel-au#" ........................................................... 280 218. Ho¡ZeitLied. ..................................................................................................................... 281 219. Auf den Gesundbrunn bey Weidenberg in obern Marggraftum Sonnet. .................................... 283 220. Zu Monsieur Georg Burkhart Lö[elholz von Colberg und Jungfrauen Mariae Reginae Lö[elhölzin Ho¡zeit. ........................................................................................................... 283 221. Zu Herrn Chri‰ian# von Ry‹el Für‰li¡ Hol‰einis¡en Hofmei‰er# Ari‰ippo. ........................... 285 222. Zu de# Spro‹enden Davidis¡er Ehren Kron. ........................................................................ 287 223. Zu Herrn Johann Chri‰of Fris¡en# Beyder Re¡ten Licentiaten# und Jungfrau . . . . Fi¡erin Ho¡zeit. ............................................................................................................................ 288 224. Zu Herrn Johan Jacob Saaren# O‰Jndianis¡er Rei#bes¡reibung. Sonnet. ............................ 289 225. Zu Herrn Johann Mi¡ael Dilherrn# etc. ProfetenS¡ul. ........................................................ 290 226. Zu Herrn Jacob Klinkebeil# von Grünewald, Kayserli¡er Comitiv-Würde. ............................. 292 227. Zu Herrn Jacob Sturmen# wäls¡en Amaranthen Garten. Sonnet. ................................. 293 228. Glü¿wuns¡. Zu Herrn Carl# von Stein Für‰li¡ Brandenburgis¡en geheimen Raht# und Hofraht#- directoris, au¡ Hofri¡ter#, betrettner Canzler Stelle. ............................................. 293 229. Dru¿erey-Ubers¡ri]. .......................................................................................................... 296 230. Auf Herrn Martin Reüsenleiter# und Jungfrau Dorothea Stadlerin Ho¡zeit. ........................... 298 231. Ehren Glü¿wuns¡. Herrn Doctor Caspar von Lilien, Für‰li¡ Brandenburg Culmba¡is¡em General-Superintendenten und OberHofpredigern. ................................................................. 299 232. Ehren-Lob, Herrn Adam Volkmann, Für‰li¡ Brandenburgis¡ Culmba¡is¡em geheimen HofRaht und Lehen Prob‰en. .............................................................................................. 302 233. Jahr Zahl-Gedi¡te. Zu Herrn Johann David Göts¡en# Re¡enbu¡. ...................................... 304 234. Zu Herrn Cunrad Bauman# S¡ri]gießer# und Jungfrau Kunegund Hauerin Ho¡zeit. ............. 305 235. Uber Herrn Johann Carl#, Nürnbergis¡en Zeugmei‰er# Bildni# ............................................. 306 236. Zu de# Bes¡irmten Gesells¡a]-Sinnbild. ............................................................................. 306 237. Zu Herrn Caspar Lilij der Heiligen S¡ri] Doctoris Für‰li¡ Brandenburgis¡en Raht# und General-Superintendenten# mit Jungfrau Eva Catharina von Pühel Ho¡zeit. .......................... 306 238. die Lilie am Bühel. ............................................................................................................. 309
XV
239. Namen#-Glü¿wuns¡. Herrn Daniel Wülfern, Predigern und Professorn Jn Nürnberg. Nomine Filij. .................................................................................................................... 311 240. Zu Herrn Johann Georg Winkler# und Jungfrau Anna Maria Hagendornin Ho¡zeit. .............. 313 241. Sieben Weiber raufen ›¡ um ein paar Mann#hosen. ............................................................. 315 242. Auf den Nürnbergis¡en Kron Braut-S¡mu¿. ...................................................................... 316 243. Auf Monsieur Georg Chri‰of Kö”ler# Patricii Norici und Jungfrau Anna Regina Neidhartin von Ulm Ho¡zeit. ............................................................................................... 316 244. Auf eine Ho¡zeit. ............................................................................................................... 317 245. Vors¡ri] eine# Stammbbu¡#. ............................................................................................. 317 246. Zu Herrn Johann Mi¡ael Dilherrn# etc. Chri‰-Apo‰olis¡er Academie. ................................... 318 247. Uber Herrn Johann Staden# Oration vom Selb‰-Erkentni#. .................................................. 319 248. Zu Herrn Johan Chri‰of Rents¡el# Für‰li¡ Brandenburgis¡en Cammer Rat# Psalterwerk. ..... 320 249. Uber da# Bildni# de# Türkis¡en Groß Vezier#. ..................................................................... 320 250. Zu Herrn Magister Martin Limburger# Kre‹is¡en EhrenTempel. ........................................... 321 251. Auf Beati Laurentij Codoman#, Superintendenten# successive zu Eger und Bayreuth, meine# Eltervatter# Bildni#. ................................................................................................ 321 252. Auf Herrn Salomon Codoman# Senioris De¡ant# zu Ki”ingen Bildni#. ................................ 322 253. Auf Herrn Salomon Codoman# Junioris De¡ant# zu Ki”ingen Bildni#. ................................ 322 254. Erklärung de# Titelbild# zur geteüts¡ten Clelia. ..................................................................... 322 255. Auf der Für‰li¡ Brandenburgis¡ Culmba¡is¡en Canzlerin Frauen Marien Catharinen von Stein etc. Bildni#. .............................................................................................................. 323 256. Auf Herrn Georg Pauli JmHof Senatoris et Septemviri Norici Namen# Tag. ...................... 323 257. Auf den Hi‰oris¡en Lu‰garten de# Sproßenden. .................................................................... 325 258. Auf die drey Parcen. ........................................................................................................... 326 259. Auf einen Namen#Tag. ....................................................................................................... 326 260. An Herrn Magi‰er Martin Kempen Antwort von meiner wiedergenesung. ................................. 327 261. Über die XII. Monate. ........................................................................................................ 331 262. Auf Herrn Magistri Paul Martin Alberti und Frauen Barbarae Moroldin Ho¡zeit. ................. 332 263. Uber Herrn Wolfgang Viati# Bildni#. ................................................................................. 333 264. Uber Herrn Georg Julij Chri‰en# Für‰li¡ Brandenburgis¡en CammerRaht# Bildni#. ............. 334 265. Auf einen Namen#Tag. ....................................................................................................... 334 266. Zu Herrn Johann Ri‰en# Comitis Palatini Caesarei vers¡mähter Eitelkeit und verlangter Ewigkeit. ........................................................................................................................... 335 267. Zu Herrn Magi‰er Martin Kempen# Erklärung der Neumärkis¡en Poetis¡en Tabellen. ............ 338 268. Zu Herrn Magi‰er Martin Sartorien# und Frauen Annen Marien Körberinn, gebornen
XVI
Merklin Ho¡zeit. ................................................................................................................ 339 269. Auf einen Be¡er dreyer vereinigter Zun]en ........................................................................... 340 270. Auf Monsieur Johann Chri‰of Tu¡er# Patricii Norici und Frauen Marien Sabinen Pühlerin gebornen Pömerin, Ho¡zeit. ................................................................................... 341 271. "Der Himmel sey geneigt. E# paart zwo edle Seelen" ............................................................. 343 272. Zu Herrn Johann Trö‰er# Dacien. ....................................................................................... 343 273. Jn ein Stambu¡. ............................................................................................................... 345 274. Zu de# Spro‹enden Bildni#. ............................................................................................... 345 275. Zu Herrn Gottfried Händel# Flü¡tigem Ni¡te#. .................................................................... 346 276. Zum Dorispillo. .................................................................................................................. 346 277. Zu Herrn David S¡irmer#, Churfür‰li¡ Sä¡›s¡en Bibliothecarij Kayser Ferdinandi III. TafelReden. ....................................................................................................................... 347 278. Auf Herrn Johan Kißling# Bildni#. ..................................................................................... 348 279. Auf Herrn Seba‰ian Lö[elholz von Colberg Stadt Ri¡ter# Patricii Norici und Frau . . . . . Ebnerin gebornen . . . . . . Ho¡zeit. doppel-Sonnet. ............................................................... 349 280. Namen#-Glü¿wuns¡. ......................................................................................................... 349 281. Zu Herrn Johann Fridri¡ Köler# Für‰li¡ Brandenburgis¡en Secretarij und Jungfrauen Ro›nen Kunigunden Haßfurterin Ho¡zeit. ............................................................................ 351 282. Auf ein Ehe-paar. ............................................................................................................... 352 283. Auf Monsieur Gabriel Pömer# Patricii Norici und Jungfrau Maria Regina Beheimin Ho¡zeit. ............................................................................................................................ 352 284. Zu Herrn Magister Heinri¡ Arnold Sto¿et#, Für‰li¡ Brandenburgis¡em Ehrengedi¡te. ...... 354 285. Zu Herrn Georg Chri‰of Rents¡el# Für‰li¡ Brandenburgis¡en CammerRath# Psalter Werk. .. 355 286. Reise-Wuns¡ für Franz-Joseph Bur¡i. ................................................................................ 356 287. Namen#Tag-Glü¿wuns¡. ................................................................................................... 357 288. Sinnbilder, auf einen Ho¡zeit-Be¡er für einen Bedienten. ..................................................... 358 289. Andere Be¡er-Sinnbilder. .................................................................................................. 359 290. Auf ein mir verehrte# Bu¡. Sonnet. .................................................................................... 359 291. Auf eine Ga‰erey ............................................................................................................... 360 292. Na¡redner de# S¡auspiel# Liebe# Sieg von Alexander Magno und Rossane: der Tag (die vorrednerin war die Na¡t) ............................................................................................. 360 293. Auf den Burrhi. ................................................................................................................. 362 294. Zu de# Spro‹enden Fru¡tbringendem Palmbaum. ................................................................. 362 295. Auf Herrn Gottfried Zamel# Rat#Herrn zu Elbingen mir übers¡riebene# Ringelgedi¡t. Ringel-Antwort: mit diesem drey‰ändigen Sinnbild. .............................................................. 364
XVII
296. Auf Herrn Frideri¡ Hofman# Rectoris Gymnasii Elbingensis Ringelgedi¡t. ....................... 365 297. An Herrn Samuel Frideri¡ mit dem Di¡ter-Kranze .............................................................. 365 298. Auf Monsieur Hann# Sigmund Har#dörfer# Patricii Norici und Jungfrauen Marien Magdalenen Grundherrin Ho¡zeit. ....................................................................................... 367 299. Von der Bu¡dru¿erey Po‰ulat-Vortrag. ............................................................................. 369 300. Kupferbild der Palla#, Zum Neu-Spro‹enden Palmbaum. ...................................................... 371 301. Zu Herrn . . . . . . . König# Apothe¿er# und Frau . . . . . . . Hartmännin Ho¡zeit Sonnet. ........ 371 302. Uber Herrn Mel¡ior S¡mid# Nürnbergis¡en Lauteni‰en# Bildni#. ........................................ 372 303. Auf einen Namen#tag. ......................................................................................................... 372 304. Uber Herrn Georg Welder# Nürnbergis¡en Musici Bildni#. .................................................. 374 305. Emblema Auf einen faulen aber frefelmütigen Arbeiter, Rab genannt. ..................................... 374 306. Emblema. Auf die niderländis¡e Eintra¡t. .......................................................................... 374 307. An Herrn Joa¡im Heinri¡ Hagen über seine weina¡t-S¡äferey ............................................ 375 308. "Wann man im Himmel fragt: wa# ›ngt der liebe Hagen?" ..................................................... 375 309. Uber Herrn Sigmund Gottlieb Staden# Nürnbergis¡en Organi‰en und Musici Bildni#. .......... 376 310. Auf Herrn Johann Nicolau# Geuser# und Jungfrauen Annae Mariae Hartmännin Ho¡zeit. ..... 376 311. Auf Herrn Georg Hasen# und Jungfrauen Magdalenae Hagen# Ho¡zeit. ............................... 377 312. Auf Monsieur Johann Paul Ebner# Patricii Norici und Jungfrauen Marien Magdalenen Voitin Ho¡zeit. .................................................................................................................. 378 313. Uber Herrn Johann Heinri¡ Hagen# Kun‰ Rede und Lorbeerkranz. ......................................... 380 314. Auf Monsieur Ferdinand Sigmund Kreßen# von Kre‹en‰ein Patricii Norici und Jungfrauen Susannae Felicitatis Hallerin von Haller‰ein Ho¡zeit. ....................................... 381 315. Zu Herrn Ulri¡ Hofmann# Nürnbergis¡en S¡reib- und Re¡enmei‰er# Bildni#. ..................... 383 316. Auf einen Namen# Tag. ...................................................................................................... 383 317. Uber da# Bildni# eine# S¡reib- und Re¡enmei‰er# .............................................................. 385 318. HEr-A#mu#. ...................................................................................................................... 385 319. Uber Herrn Conrad Fal¿ner# Bildni#. .................................................................................. 386 320. Zu Herrn Johann Lehner# Gei‰li¡er Sing‰unde. Sonnet. ..................................................... 386 321. Sonnet. ............................................................................................................................. 386 322. Zu Herrn Doctor Johann Herman S¡affer# beym Ho¡löbli¡en Cammergeri¡t zu Speyr Advocaten# und Jungfrau . . . . . Bremerin Ho¡zeit. ............................................................. 387 323. Zu Herrn Mel¡ior Rau¿en# Gei‰li¡en Seelhirten# Jesu#-lu‰. .............................................. 388 324. Auf einen Namen# Tag. ...................................................................................................... 389 325. Auf Monsieur Gabriel Jm Hof und Jungfrau Kre‹in Patriciorum Noricorum Ho¡zeit. ........ 390 326. Zu Herrn Johann Jacob Finken# und Jungfrauen Dorotheen Marien Endterin Ho¡zeit.
XVIII
Jm Namen der Bu¡dru¿erey-Verwandten. .......................................................................... 392 327. Auf eine Ho¡zeit. ............................................................................................................... 393 328. Auf Herrn Johann Leonhard Beil# Bildni#. .......................................................................... 393 329. Auf Monsieur Johann Fridri¡ Lö[elholz von Colberg und Jungfrau Maria Barbara S¡eurlin Ho¡zeit. .............................................................................................................. 393 330. Jn da# Stambu¡ Herrn Johann Ulri¡ Augen‰ein# ConRectoris Sebaldiani.. ...................... 394 331. Zu Herrn Georg Clement Krets¡man# Bildni# ...................................................................... 395 332. Auf Herrn Quirin Kuhlman# Poeten-Cron. ........................................................................... 395 333. Antwort. Auf Herrn Chri‰ian# von Stö¿en Superintendenten# de# Sti[t# Lübek und Hof-Prediger# zu Eytin Ehrengedi¡t. ................................................................................... 395 334. Zu Herrn Chri‰of Dre¡#ler# Bu¡drukerey-verwandten# und Jungfrauen Annen Sabinen Mildenbergerin Ho¡zeit. ...................................................................................................... 397 335. Zu Monsieur Carl Seba‰ian Pnzing# etc. und Jungfrauen Mariae Helenae Pömerin Ho¡zeit. ............................................................................................................................ 399 336. Auf einen dreyfa¡en Ring. .................................................................................................. 401 337. Auf eine Ho¡zeit. ............................................................................................................... 401 338. Auf Herrn Georg Krompein#, Stadts¡reiber# zu Balingen Bildni#. ........................................ 401 339. Auf eine Ho¡zeit S¡en¿. ................................................................................................... 402 340. Auf Herrn Johann Jacob Kohl# Losung-s¡reiber# und Jungfrauen Claren Reginen Endterin Ho¡zeit. ............................................................................................................... 402 341. Auf Monsieur Georg Chri‰of Lö[elholz Von Colberg und Jungfrau Anna Maria Heiglin Ho¡zeit. ................................................................................................................. 403 342. Abgesegnung Herrn Hann# Jacob Haller# Peger# zu Heer#bruk, iezt Rath#-Herrn. .................. 404 343. Zu Monsieur Gottlieb Volkamer# und Jungfrauen Philippinen S¡eurlin Ho¡zeit. .................. 405 344. Zu Herrn Johann Winter# und Jungfrau Ursula Pezin Ho¡zeit. ............................................. 405 345. Zu Herrn Doctor Johann Nicolai P”er# Bu¡ von der Weiber Natur, gebre¡en und Krankheiten. ....................................................................................................................... 405 346. An meinen Lieben Herrn Bruder Johann Salomon. ............................................................... 409 347. Über da# Beilis¡e Wappen. ................................................................................................ 409 348. Auf Herrn Jacob Drilits¡ Gei‰li¡en Seelhirten, und Jungfrau Helena Barbara Heldin Ho¡zeit. .................................................................................................................. 409 349. Auf einen Verehrten Pipphan. .............................................................................................. 411 350. Auf obige Ho¡zeit. .............................................................................................................. 411 351. Auf Monsieur Johann Jacob Tezel# von Kir¡en-›ttenba¡ und Artel#hofen Patricii Norici und Jungfrau Helena Catharina Stauferin Ho¡zeit. .............................................................. 413
XIX
352. über Monsieur Job‰ Wilhelm Ebner# Patricii Norici und Frau Maria Magdalena Jm Ho[, gebohrne Holzs¡uherin Ho¡zeit. ........................................................................................... 414 353. Zu Herrn David Caspar# von König#berg in Preußen Magi‰er-Würde. ................................... 416 354. Zu Herrn Magistri Andreae Hartman# Für‰li¡ Wirtenbergis¡en Pastoris zu Ai¡‰eig und JungFrauen Catharinen Betulin, meine# Bruder# To¡ter Ho¡zeit. .................................. 417 355. Auf Herrn Magistri Elisaei Girberti, Pfarrer# zu Erlangen mit JungFrau Barbara Vöglin ho¡zeit. .................................................................................................................. 418 356. Zu Herrn Joa¡im# von Sandrart auf Stokau Ho¡Für‰li¡ Pfalz-Neuburgis¡en Rathe# und Jungfrau E‰her Barbara Blomartin Ho¡zeit. ................................................................ 419 357. Auf de# Ho¡Edel gebohrnen und Ge‰rengen Herrn Johann S¡a[en#, Ho¡Für‰li¡ Brandenburgis¡en au¡ de# Ho¡Löbli¡en Fränkis¡en Craise# respective Geheimen und Krieg#-Rath#, General-wa¡tmei‰er#, hauptman# zu Culmba¡ und Commendanten# der Ve‰ung Pla‹enburg 〈Todt#fall〉. .................................................................................... 422 358. Auf Herrn Obri‰en S¡a[# Wappen. ................................................................................... 424 359. An Herrn Daniel von Neuberg etc. Ehren gedi¡t. .................................................................. 424 360. Zu Herrn Severin Heinri¡# Papierma¡er# in Preußen Bildni#. ............................................. 428 361. "Ein redli¡-teuts¡e# Herz, ein Preise# wehrter Preuß," .......................................................... 429 362. "Wa# wär Kun‰, ohn Papier? diß gab unß diese hand." .......................................................... 429 363. Zu Herrn Magi‰er Johann Jacob Seypel# Gei‰li¡en Seelhirten# vnd Jungfrau Dorothea Barbara Omei›n Ho¡zeit ................................................................................................... 429 364. Auf Herrn Johann Georg Frideri¡ Ba¡mair# zu Giengen mit Jungfrau Anna Chri‰ina Zats¡in ho¡zeit. ................................................................................................................. 431 365. Zu Herrn Johann Chri‰of Lobherrn S¡ul-Collegae und Jungfrauen Magdalenae Vrsulae Vöglin Ho¡zeit. Madrigal. ................................................................................................. 432 366. Zu Herrn Gu‰av Philipp Te”el# Senatoris Norici mit Frau Maria Helena Hallerin, gebohrnen Böheimin wittibin, Ho¡zeit. ................................................................................. 432 367. Vber de# Teuts¡en Apelle# Herrn Joa¡im von Sandrart Bildni#. .......................................... 434 368. Auf de‹en BauKun‰ Lehre. ................................................................................................. 434 369. Glü¿wuns¡ Zu Herrn Gotfried Stein# Bayreuthis¡en Stadt-Physici Doctorat ..................... 434 370. Auf die Statue der Natur. ................................................................................................... 436 371. Auf einen Antiken Leu¡ter. .................................................................................................. 436 372. Auf derer von Sandrart wappen. .......................................................................................... 437 373. "Ein Gei‰ Gott-änli¡ i‰, der Lieb und glauben heget." .......................................................... 437 374. "Der i‰ ein edler Gei‰, der Gott und Kün‰e liebt." ................................................................ 437 375. Da# Glü¿, der Tugend Magd. ............................................................................................ 437
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376. Zu der Bildkun‰. ................................................................................................................ 437 377. Der Redner, Poet und Mahler ............................................................................................. 438 378. Uber Monsieur Pa#quin ..................................................................................................... 438 379. Auf den Sandrart-Wappen. ................................................................................................ 438 380. Musa vetat mori ............................................................................................................... 438 381. Optimus quisq` ue operatur. ............................................................................................... 439 382. Vber Herrn Mi¡ael Frankenberger#, mit der Eisenblüh, Jn allerhand Ge‰alten, in der Frü¡tbringenden Gesells¡a] Ers¡einenden, Ein nahme, unter da# Gemähle. ........................... 439 383. Sonnet Von den Franzosen au# dem Franzö›s¡en. ................................................................. 439 384. Zu de# Wenig‰en Gesells¡a]-Gemähl, dem AlmenKlee ......................................................... 440 385. Ehren Lied Glükwuns¡ Herrn Georg Sigmund Fürern. Kir¡en Pegern bey Endung de# Kir¡en Jahr#. .................................................................................................................... 440 386. Auf Herrn Johann Adam Witti¡# und Jungfrauen Sophien Catharinae Pei¡lin Ho¡zeit. ....... 442 387. Über Herrn Chri‰ian Con‰antin Dedekind Gei‰li¡e Singspiele. ............................................. 443 388. Zu Herrn Johann Zieger# Bu¡ händler# und Jungfrauen Susannen Hofmännin ho¡zeit. .......... 445 389. Kammerliedlein. .................................................................................................................. 446 390. Zu De# Edlen Gemeinnu”igen Herrn Joa¡im# von Sandrart auf Sto¿au etc. Gewä¡se, die Rohte Tanne.Spru¡: Raget weit hervor. ......................................................................... 449 391. Zu Herrn Andrea# Georg Baumgärtner# TriumViri et polemarchi Norici und Frauen Marien Magdalenen im Hof gebornen Pellerin Ho¡zeit .......................................................... 449 392. Auf die Stü¿-Stelle am Neuen Thor zu Nürnberg Ex Latino meo ........................................ 450 393. Auf den der doten Clara Catharina Burgerin ges¡enkten halben S¡li¿enthaler. ...................... 450 394. Auf der J›# Namen. ........................................................................................................... 450 395. Zu Herrn Johann A¡a” Les¡er# Chri‰geburt-Gedi¡t. ........................................................... 450 396. Herrn Gabriel Nü”el von Sünder#bühl, Senatorem Noricum al# der obri‰e S¡ul- und Kir¡en herr Sonnet ............................................................................................................ 451 397. Auf Solatium Podagricum Jacobi Balde Societatis Jesu, von Johann Ludwig Faber verteuts¡t. ................................................................................................................. 451 398. Auf Herrn Georg Frideri¡ Beheim# Septem viri Norici Namen# Tag. Jm Namen zweyer Kinder ..................................................................................................................... 452
S. v. B. Dichterey-Sachen ............................................................................................................... 455 399. Zu Herrn Johann Georg Zierl# Handel#Mann# und Jungfrau Martha Elisabeth Hebererin von Weißenburg Ho¡zeit. .................................................................................................... 457 400. Zu Monsieur .. . . .. . ... . Fürer# Patricii Norici und Jungfrauen Marien
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Helenen Hallerin Ho¡zeit. ................................................................................................... 458 401. Zu Herrn Gotfried Händel# für‰li¡ Brandenburgis¡ Onold#ba¡is¡en GeneralSuperintendenten# etc. Doctorat. .......................................................................................... 459 402. Zu Herrn Doctor Johann Frideri¡ S¡ober# der ho¡löbli¡en fränkis¡en Ritters¡a] Consiliarii und frau Anna Barbara Stadin Ho¡zeit ............................................................. 461 403. Zu Herrn Johann Leonhard Rosen# S¡önheit-Quelle. ........................................................... 464 404. Epigrammata. ................................................................................................................... 464 405. Zu Herrn . . . . . . . Praetorij und Jungfrau . . . . . . . . . . Rosenthalerin Ho¡zeit-Fe‰. ............. 465 406. Zur Ho¡zeit Herrn Balthasar-Joa¡im Endter# und Jungfrauen Magdalenen Rahel Nöttel#. .... 466 407. Auf Ebendieselbe. ................................................................................................................ 467 408. Epigrammata zu den EndStö¿en der Sandrartis¡en Academie Andern Theil#. ..................... 469 409. Zu Herrn Johann Fridri¡ Spengler# Diaconi Crailsheimensis mit Jungfrau Sibylla Bauerin in Onold#ba¡ To¡ter Ho¡zeit. ............................................................................... 470 410. da# Grab Ovidij. Jn Valachia et finibus Graecis da# S¡i¿sel i‰ ein Noht-Gese”e. ............. 471 411. Auf Herrn Magister David Nerreter# Für‰li¡ Oettingis¡en HofPrediger# Poetae Laureati Caesarei und Jungfrau Dorothea Felicita# Bo¿in Ho¡zeit. .................................... 471 412. Zur Ho¡zeit Herrn Licentiati Heinri¡ Marten# und Jungfrau Felicita# Vierzigmännin. Jn eine# andern Namen ....................................................................................................... 473 413. Ho¡zeit Herr Johann Jacob Peller# und Jungfrauen Sophiae Ursulae Hallerin von Haller‰ein der glü¿seelige Vatter. ........................................................................................ 474 414. der Palla# Rede zur Kun‰liebenden Jugend, in der Teuts¡en Academie Zweytem Theil. ............ 476 415. Architectura oder die BauKun‰, redet au# ebenselbigem Bu¡. .............................................. 477 416. Jungfrau Susanna von Sandrart. ........................................................................................ 479 417. Danzbelu‰igung der Virtuosen Jugend ................................................................................. 479 418. Nulla dies sine lineâ. ........................................................................................................ 480 419. An den Ho¡würdigen und Ho¡Edelgebohrnen Herrn Caspar von Lilien auf Warendorf ho¡Für‰li¡ Brandenburgis¡en Geheimen Raht, de# Consistorij Prae›denten und GeneralSuperintendenten al# er Geheimer Raht worden. ........................................................ 480 420. Zur Ho¡zeit Herrn David Funken#, und Jungfrauen Magdalenen von Sandrart. ..................... 483 421. Jn Herrn Georg Chri‰o[ Hohmann# Nürnbergis¡en Kriegs¡reiber# StammBu¡. ................... 483 422. Zu Herrn Johann Gottlieb Witti¡# und Jungfrau Maria Regina Heiglin Ho¡zeit. .................. 484 423. Ubers¡ri]en an ein Botenhau#. ............................................................................................ 486 424. Auf Herrn S¡wager Johann Adam Rubinger# Für‰li¡ Brandenburgis¡en und Culmba¡is¡en Medici Bildni#. Ex Latino meo. ................................................................ 487 425. Uber Herrn Prediger# Andreae Ungelenk# Bildni#. ............................................................... 487
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426. An den Wehrten Polyanthu#. .............................................................................................. 488 427. Zu Herrn . . . . . Kramer# Juris Consulti und Jungfrau . . . . S¡u‰erin Ho¡zeit. ................... 488 428. Jn Herrn Borken# StammBu¡ .......................................................................................... 489 429. Jungfrau Hofmännin dankt ihrem Gei‰li¡en Lehrer für die Jnformation. Sonnet. .................... 490 430. Auf etc. Herrn Paul Albre¡t Rieter# von Kornburg auf Harrla¡ etc. Senatoris et Polemarchi Norici Namen#-Tag. ...................................................................................... 490
EINLEITUNG 1. Die Singuläre Stellung des lyrischen Werkcorpus Sigmund von Birkens Birkens lyrisches Werk steht singulär da im Zeitalter und das – ganz unabhängig von seiner ästhetischen Qualität – aufgrund seiner ihm vom Autor verliehenen und ein dichterisches Leben lang durchgehaltenen inneren Gliederung. Birken ist auch hinsichtlich seiner Lyrik frühzeitig werkpolitisch tätig geworden. Das geschah mit derselben Zielstrebigkeit, die alle seine schriftstellerischen Unternehmungen kennzeichnet. In der Lyrik jedoch hat sie ein Resultat gezeitigt, für das es keine Parallele in der deutschen Literatur des 17. Jahrhunderts gibt. Und wenn dies nicht schon seinen Zeitgenossen und seinen Nachfahren auffiel, sondern erst jetzt, mehr als dreihundert Jahre nach seinem Tod konstatiert werden kann, so deshalb, weil sein lyrisches Werk mit der vorliegenden Ausgabe erstmals in der ihm von Birken zugedachten Form an die Öffentlichkeit tritt.1 Auch Birken hat teil an den selbstverständlichen Regularien lyrischen Schreibens im Zeichen des europäischen Humanismus. Seine lyrische Produktion ist zweisprachig wie alle Lyrik seit Petrarca, also lateinisch und volkssprachig, und das bis in die letzten Tage hinein. Für einen fast vier Jahrzehnte lang tätigen Autor gab es zu keinem Zeitpunkt Veranlassung, an dieser seit Weckherlin, Opitz und Zincgref auch in Deutschland eingeführten Praxis abzuweichen. Sie blieb verbindlich, und wie bei jedem anderen vergleichbaren Autor ist im forscherlichen Nachvollzug, im je konkreten Fall nach der
1
Daß Birken eine Publikation seiner Gedichte-Sammlungen vorgesehen hatte, geht aus seinem Verzeichnis Syllabus Carminum et Operum Betulianorum (PBlO.B.2.1.11) hervor. Der Hauptabteilung dieses Verzeichnisses, Sigmund# von Birken hervorgegebene S¡ri]en (1r-16v), die mehrere Bezugnahmen auf einige der Gedichte-Sammlungen enthält, folgt nach einer Anzahl leerer, für die Weiterführung des Verzeichnisses vorgesehener Blätter eine acht Positionen umfassende Liste mit der Überschrift "Ungedru¿te S¡ri]en" (32r). In ihr erscheinen diese Sammlungen: "2 Poetis¡e LorbeerWälder. Ehrengedi¡te an Hohe Stand#personen. Hieher gehöret die Sophia und da# Ballet. 3 Gotte# und Tode#gedanken, Himmel#- und Lei¡gedi¡te. 4 BirkenWälder, EhrenHo¡zeit- und Lu‰gedi¡te. 5 Floridan# Amaranten-Garte, von HirtenLiedern. 6 Betuletum, Epistolae, Programmata et Poëmata. 7 Heilige Hau#Capelle oder Jrdis¡er Himmel#Gegenhall, 360 Gei‰li¡e Lieder." Bei den ersten vier Positionen dieses Listenteils sind in der Randspalte die Zahlen der in den Sammlungen enthaltenen Verse notiert; sie stimmen mit den tatsächlichen – ohne die Ergänzungen aus dem Arbeitsbuch S. v. B. Di¡terey-Sa¡en – überein. In den Titelformulierungen dieses Verzeichnisses sind unschwer die vier 'weltlichen' und zwei 'geistlichen' Sammlungen zu erkennen. Zwei dieser Titel erscheinen ausdrücklich benannt auch in dem Werke-Verzeichnis, das Birken auf die Vor-Rede seiner Poetik (1679) hat folgen lassen. Unter der Zwischenüberschrift "(Gibt GOtt Leben und Gesundheit/ so sollen na¡ und na¡ folgen:)" heißt es zuletzt: "XXIII Heilige Hau#Capelle oder Jrdis¡er Himmel#-Gegenhall: GesangBu¡ von 360 au#erlesenen Neuen Liedern. XXIV Teuts¡e Lorbeer-Wälder: EhrenGedi¡te an Hohe Stand#personen. u. a. m." Mit der Schlußandeutung dürften die anderen Sammlungen gemeint sein.
XXIV
Funktion der Wahl des Idioms zu fragen. Nicht in allen Fällen wird eine Antwort zu finden sein. An der Berechtigung, ja an der Notwendigkeit der Frage ändert dies nichts. Analoges gilt hinsichtlich der thematischen Anlage des lyrischen Werkes. Auch sie hat Birken mit seinen Zeitgenossen gemeinsam. Wie alle Dichter von Rang pflegte er gleichermaßen einen geistlichen und einen weltlichen Zweig lyrischen Schreibens. Jeder Fachkundige weiß um die grundsätzlichen Probleme dieser Zweiteilung. In einer Zeit, da lyrisches Sprechen immer auch Demonstration von humanistisch inspiriertem Weltverständnis und metaphysischer Orientierung ist, verlieren strenge Scheidelinien ihre Konturen. Gleichwohl behält die Doppelung ihren Sinn. Die Dichter wußten, was sie taten und warum sie es taten, wenn sie ihre geistlichen Gedichte von den übrigen Werkcorpora trennten und ihnen eine eigene und oftmals herausgehobene Stellung in ihrem Werk einräumten. So auch Birken. Seinen vier weltlichen stehen zwei geistliche lyrische Sammelhandschriften2 nebst einigen Annexen gegenüber,3 in denen die angedeutete Zweipoligkeit lyrischen Sprechens so klar wie nur selten sonst zur Ausprägung gelangt. Nicht auf diesen beiden Ebenen ist Birkens Sonderstellung zu suchen. Sie gibt sich vielmehr unterhalb dieser eingeführten und für das lyrische Sprechen typischen Makrostrukturen zu erkennen, und das nicht prononciert, sondern in Gestalt einer Radikalisierung der im humanistischen lyrischen Schreibsystem angelegten Tendenzen. Birken vollzieht wie seine Vorgänger Opitz und Fleming eine publizistische Sonderung der deutschsprachigen und der lateinischen lyrischen Produktion. Für die letztere behält er sich sein BETULETUM vor4 – der Titel der Sammelhandschrift selbstverständlich gewonnen aus der latinisierten Form seines Namens. Kein Dichter seiner Zeit aber ist so weit gegangen, auch für seine deutschsprachige weltliche Gelegenheitsdichtung zwei eigene Sammlungen zu führen, die in seinem Werk, wenn es denn in der intendierten Form zum Druck gelangt wäre, zwei eigene Bände gefüllt hätten. Birken wäre der einzige gewesen, von dem im Druck ein Band mit Dichtungen auf bürgerliche Personen und ein weiterer mit solchen auf Standespersonen vorgelegen hätte. Neben die hier erstmals publizierten Birken-Wälder – auch mit ihnen weiß der Autor den Namensbezug im Titel zu wahren – wären "S. v. B. Poetis¡e Lor-
2
Eigentlich sind es nur drei Sammlungen 'weltlicher' Gedichte: Floridan# Amaranten-Garte (PBlO. B.3.1.2; Bd. 1 dieser Ausgabe); S. v. B. Birken-Wälder (PBlO.B.3.1.3; der vorliegende Band); S. v. B. Lorbeer-Wälder (PBlO.B.3.1.3; künftig Bd. 3 dieser Ausgabe). Die Sammlung BETULETUM (PBlO.B.3.1.4; künftig Bd. 4 dieser Ausgabe) hat Birken im Syllabus Carminum (wie Anm. 1) zutreffend charakterisiert: Sie enthält nicht nur Gedichte. Die beiden Sammlungen 'geistlicher' Gedichte: S. v. B. Todten-Andenken und Himmel# Gedanken. oder GOTTES- und Tode#-Gedanken (PBlO.B.3.3.1; Bd. 5 dieser Ausgabe); Psalterium Betulianum (PBlO.B.3.3.3; künftig Bd. 6 dieser Ausgabe).
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"Annexe" sind diejenigen den verschiedenen Sammlungen von Birken selbst zugewiesenen Gedichte, die sein letztes, nicht mehr ganz gefülltes und daher erhaltenes Arbeitsbuch S. v. B. Di¡terey-Sa¡en (PBlO.B.3.2.1) enthält. In unserer Ausgabe sind diese Gedichte intentionsgemäß den Sammlungen zugeordnet. Das Arbeitsbuch wird als Einheit nicht in der Ausgabe erscheinen. "Annexe" sind ferner die beiden 'Konzepthefte' PBlO.B.5.0.26 und 5.0.27, die, ursprünglich sicher zusammengehörig, chronologisch an die Sammlung BETULETUM anschließen.
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S. Anm. 3.
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beer-Wälder" getreten, für die folglich auch in dieser Ausgabe ein eigener Band im Anschluß an den hier präsentierten vorgesehen ist. Die Anlage seiner handschriftlichen Hinterlassenschaft beweist, daß er auf eine gebührende Separierung bedacht war. Dementsprechend gelangt auch in der vorliegenden Ausgabe der Autorwille zur posthumen Realisierung. Die hinsichtlich der inneren Gestalt und Organisation des lyrischen Zweiges eigenständige Physiognomie des Birkenschen Werkes tritt besonders deutlich zutage in der Stellung einer weiteren lyrischen Sammelhandschrift innerhalb der deutschsprachigen Werke-Trias. Die Birken-Ausgabe ist eröffnet worden mit einer Sammlung von Gedichten, der der Autor den schönen Titel Floridan# Amaranten-Garte verliehen hatte – einen Titel, mit dem es ihm ein weiteres Mal gelang, seinen Namen schäferlich verhüllt zu plazieren. Auch Opitz oder Fleming kennen in ihren Sammelwerken eigene Abteilungen für ihre 'Amatoria'. Nur Birken aber hat ihnen wiederum einen eigenen Band zugedacht. Und nur er hat den kühnen Schritt getan, geschützt durch das pastorale Maskenspiel seinen Amaranten-Garte zum Medium persönlich inspirierten lyrischen Verkehrs zu erheben und diesen so radikal wie nirgendwo sonst im Zeitalter zum lyrischen Tagebuch seiner poetischen Existenz in ihren ungemein vielfältigen persönlichen Bewandtnissen weiterzuentwickeln. Innerhalb seines Werkes gibt die Sonderung der kasualen von der in diesem Sinn 'pastoralen' Produktion auch publizistisch einen tieferen, weil von der Sache her begründeten Sinn. Der Autor, der zögerte – den vielleicht aber auch nur der Tod daran gehindert hat –, seine lyrischen Werkcorpora zur Publikation zu bringen: er wußte womöglich um das Ungewöhnliche und Gewagte dieses seines Experiments.5 Gleichwohl gab er sich seiner lyrischen Muse auch im nicht explizit adressatenbezogenen Gelegenheitsgedicht hin. In diesem Sinn ist sein lyrisches Werk nur in der Gesamtheit, im Blick auf die Figuration der lyrischen Corpora angemessen zu würdigen. Es trägt in der angedeuteten Form eine Signatur, die auf denkwürdige Weise dem Selbstentwurf ihres Schöpfers gleicht. Er wußte sich wie seine Standesgenossen zur poetischen Verewigung aller denkbaren Anlässe aufgerufen. Doch wie er sich beruflich einer festen Indienstnahme entzog, wahrte er sich zugleich einen poetischen Freiraum, für den er ein eigenes lyrisches Tagebuch neben der dem Tage geschuldeten Produktion reservierte. In dieser Doppelung wird mit dem nun hinzutretenden zweiten Band seiner 'Weltlichen Poemata' der Lyriker Sigmund von Birken erstmals deutlicher sichtbar und wendet sein Janus-Gesicht fortan der Öffentlichkeit zu. Dieses Gesicht lädt ein zu näherer zukünftiger Betrachtung.6 5
Im Vergleich mit den gedruckten Lyrik-Corpora von Autoren wie Johann Rist und Paul Fleming mag sich das Experiment vielleicht doch als weniger gewagt darstellen. Wir können ja nicht wirklich vergleichen, weil für keinen der anderen Autoren der Zeit ein Manuskript-Nachlaß wie derjenige Birkens vorliegt.
6
Vgl. zum Vorgetragenen zuletzt die ausführliche Einleitung zum ersten Band der dem Dichter gewidmeten großen Ausgabe seiner Werke und Briefe: Sigmund von Birken: Floridans Amaranten-Garte. Herausgegeben von Klaus Garber und Hartmut Laufhütte in Zusammenarbeit mit Ralf Schuster. Teil I: Texte. Teil II: Apparate und Kommentare. Tübingen 2009 (Sigmund von Birken: Werke und Korrespondenz. Herausgegeben von Klaus Garber, Ferdinand van Ingen, Hartmut Laufhütte und Jo-
XXVI
2. Die Sammlung S. v. B. Birken-Wälder 2.1. Summarische Charakteristik Die Birken-Wälder sind Birkens umfänglichste lyrische Sammelhandschrift. Sie umfaßt weit mehr als das Doppelte der in dem Buch Poetis¡e Lorbeer-Wälder versammelten Stücke und auch erheblich mehr an Gedichten, als in den Amaranten-Garte eingingen. Der Autor war – genau wie Simon Dach oder Johann Rist – jedes Jahr viele Male gefragt. Der zeitliche Rahmen erstreckt sich auf die Jahre zwischen 1643 und 1677. Ginge es um prozentuale Größenordnungen, so hätte Birken im Durchschnitt jährlich rund ein Dutzend Gedichte nur in diesem Zweig seines Schaffens verfaßt. Daneben lief die Produktion auf den anderen Feldern im geistlichen und weltlichen Metier weiter, von den großen nichtlyrischen Arbeiten gar nicht zu reden. Und natürlich verstummte Birken 1677 nicht. In den letzten vier Jahren führte er, wie sogleich näher zu erläutern, ein Arbeitsbuch mit dem Titel der Sammlung Di¡terey-Sa¡en, in das die lyrische Produktion insgesamt einging, ohne daß es zu Lebzeiten noch zu einer Separierung der Gedichte und einer Zuweisung in die jeweilige Sammelhandschrift gekommen wäre, die gleichwohl vorgesehen war.7 Nochmals 31 Gedichte stehen in den Di¡terey-Sa¡en, die vom Autor der Sammlung Birken-Wälder zugeordnet wurden und in der vorliegenden Edition mit zum Abdruck gelangen. Insgesamt 430 numerierte Gedichte können folglich in ihr geboten werden. Da viele der als Einheiten gezählten Texte aus mehreren Gedichten bestehen,8 ist die Zahl der in dieser Sammlung enthaltenen Gedichte aber noch hann Anselm Steiger, mitbegründet von Dietrich Jöns (†). Band 1/I; Band I/II) (künftig WuK. Bd 1). Vgl. hier die Charakteristik der lyrischen Birkenschen Sammelhandschriften S. XXXIX-XLIII sowie die des Amaranten-Garte, S. CXXXI-CXXXIII. Die Skizze erfolgte im Rückgriff auf Klaus Garber: Sigmund von Birken. Städtischer Ordenspräsident und höfischer Dichter. Historisch-soziologischer Umriß seiner Gestalt, Analyse seines Nachlasses und Prolegomenon zur Edition seines Werkes. In: Sprachgesellschaften, Sozietäten, Dichtergruppen. Hrsg. von Martin Bircher und Ferdinand van Ingen. Hamburg 1978 (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung. Bd. 7), S. 223-254. Hier der entsprechende Passus zu den Lyrika S. 235-240. Der Beitrag ist eingegangen in: Klaus Garber: Literatur und Kultur im Deutschland der Frühen Neuzeit. Gesammelte Studien. München 2014 [im Druck]. Hinzuzunehmen im Blick auf die innere Organisation des Birkenschen Werkes ist die komplementäre Arbeit von Klaus Garber: Private literarische Gebrauchsformen im 17. Jahrhundert: Autobiographika und Korrespondenz Sigmund von Birkens. In: Briefe deutscher Barockautoren. Probleme ihrer Erfassung und Erschließung. Hrsg. von Hans-Henrik Krummacher. Hamburg 1978 (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung. Bd. 6), S. 107-138. Auch dieser Beitrag ist eingegangen in: Literatur und Kultur im Deutschland der Frühen Neuzeit [im Druck]. Alle diese Beiträge stehen im Kontext einer gleichfalls in den siebziger Jahren entstandenen buchförmigen Studie, die zu großen Teilen Birken gewidmet ist: Der Nürnberger Hirten- und Blumenorden an der Pegnitz. Soziale Mikroformen im schäferlichen Gewand. Sie ist eingegangen in: Klaus Garber: Wege in die Moderne. Historiographische, literarische und philosophische Studien aus dem Umkreis der alteuropäischen Arkadien-Utopie. Hrsg. von Stefan Anders und Axel E. Walter. Berlin, Boston 2012, S. 223-341. 7
Dieses Arbeitsbuch war gewiß nicht das erste, das Birken geführt hat. Da in allen chronologisch geführten Sammlungen außer dem BETULETUM, in dem die letzten Eintragungen aus den frühen sechziger Jahren stammen, von Mitte 1672 an bis Mitte 1677 – da setzt das Arbeitsbuch S. v. B. Di¡terey-Sa¡en ein – die Eintragungen nicht von Birken selbst, sondern von einem Schreiber vorgenommen worden sind, ist davon auszugehen, daß dieser den Inhalt des voraufgehenden abgeschlossenen Arbeitsbuches in die Sammlungen übertragen hat, worauf das überflüssig gewordene Buch vernichtet wurde.
8
Nr. 19(2), Nr. 23(4), Nr. 62(20), Nr. 104(12), Nr. 105(2), Nr. 108(3), Nr. 127(4), Nr. 137(4), Nr. 141(3), Nr. 145(4), Nr. 150(4), Nr. 151(4), Nr. 152(4), Nr. 198(6), Nr. 229(4), Nr. 233(5), Nr. 261(12), Nr. 274(2), Nr. 288(2), Nr. 315(3), Nr. 336(3), Nr. 404(7), Nr. 408(4), Nr. 410(3). Nr. 423(7).
XXVII
sehr viel höher.9 Damit rückt Birken allein mit dieser Sammlung an die Spitze der Verfasser von Gelegenheitsgedichten im 17. Jahrhundert auf. Nähme man die anderen Sammlungen hinzu, so behauptete er neben Dach und Rist und vielleicht dem einen oder anderen aus der späteren Zeit eine vorderste, ja womöglich eine singuläre Position im Zeitalter. Das war immer zu vermuten. Nun läßt es sich exakt belegen, und das vermöge des Umstands, daß über das gedruckte Werk hinaus auf die Sammelhandschriften zurückgegriffen werden kann, deren eine eben auch dieser Edition zugrunde liegt. Derart werden erstmals auch die Relationen zwischen Gedrucktem und Ungedrucktem erkennbar. Von den hier zur Publikation gelangenden 430 Texten sind weitaus die meisten auch gedruckt worden; eine Reihe aber ist allein in der Handschrift überliefert. Natürlich ist nicht auszuschließen, daß die eine oder andere gedruckte Version noch auftauchen wird. An den Größenordnungen dürfte sich grundsätzlich kaum etwas ändern. Wie für die anderen lyrischen Sammelhandschriften gilt auch für die Birken-Wälder, daß erst mit ihnen der volle Umfang und das Gewicht der konkreten gesellschaftlichen Anlässen geschuldeten lyrischen Produktion Birkens erkennbar wird. Dazu trägt auch bei, daß zahlreiche der gedruckten Birkenschen Gelegenheitsgedichte dem Autor bislang nicht zuzuordnen waren. Birken hatte sie anonym veröffentlicht bzw. seine Feder einem Auftraggeber geliehen, und erst der Blick in seine handschriftlichen lyrischen Sammelwerke läßt ihn als Verfasser hervortreten. Auch das ist übliche Praxis im Zeitalter. Wo aber bei Autoren wie Fleming nur ausnahmsweise ein entsprechender Nachweis geführt werden kann, ermöglicht Birken über seine handschriftliche Hinterlassenschaft seine Identifizierung als Verfasser namenlos oder unter fremden Namen gedruckter Gedichte. 2.2. Anlässe und Adressaten, Aufträge und Auftraggeber Im Gelegenheitsgedicht ist der Adressat die primäre Instanz. Die Form des Gedichts ist variabel, gewiß. Doch unterliegt sie Limitierungen im Blick auf die bedichtete Person bzw. den bedichteten Personenkreis. Sie steht in jedem gelungenen Gedicht in Relation zu den jeweils Angesprochenen. Bevor über das je einzelne Gedicht Einschlägiges gesagt werden kann, ist das Gegenüber ins Auge zu fassen und in seinen Lebensbewandtnissen zu würdigen. Das Gelegenheitsgedicht bedarf des Kommentars, welcher als Sachkommentar über weite Strecken ein solcher zu den bedichteten Personen sein wird. Über die Erschließung des Gelegenheitsgedichts werden Personengruppen, personelle Dependenzen und Schreibvorgaben erkennbar, die allemal hineinführen in die Soziologie poetischen Agierens, wie sie sich nur über das Gelegenheitsgedicht erschließt. Das begründet dessen besonderen Status im Zeitalter und macht es zu einer lohnenden Aufgabe, gerade diesen lange Zeit verachteten Typus lyri-
9
Es sind mehr als 520.
XXVIII
schen Sprechens der Forschung zuzuführen. Denn immer geschieht darin beides in einem: Personen treten hervor und Räume gewinnen Kontur. Die hier vorgelegte Sammlung enthält Produkte eines literarischen Dienstleisters. Das hat sie gemeinsam mit dem Buch S. v. B. Lorbeer-Wälder. Die beiden Sammlungen haben aber, wie erwähnt und nun näher auszuführen, einen je eigenen Adressatenkreis. Sind es dort adlige und fürstliche Personen, so hier Geistliche, Lehrer, Gelehrte, Verleger und – in besonders großer Zahl – Mitglieder des Nürnberger Stadtpatriziats. Man muß davon ausgehen, daß die meisten Texte auf Bestellung und gegen Honorierung geschrieben worden sind. Eine Anzahl von Bestell- und Lieferprozeduren ist dokumentiert bzw. rekonstruierbar,10 eher selten Art und Höhe der Honorierungen.11 Sicher hat Birken über seine Einkünfte Buch geführt; entsprechende Aufzeichnungen sind aber in seinem Archiv nicht vorhanden.12 Gut erkennbar hingegen sind die Anlässe, zu welchen Gedichte bei Birken bestellt bzw. von ihm geliefert wurden; einige seien angeführt: Um Ehrengedichte zum bevorstehenden Erscheinen von Büchern anderer Autoren handelt es sich bei 48 der gezählten Texte;13 zu dieser Gruppe gehören auch einige Erklärungsgedichte zu Kupfertitel-Figurationen14 sowie Epigramme zu Portraitkupfern, die Büchern vorgefügt oder in Nachrufschriften publiziert wurden.15 Ganz sicher Auftragsarbeiten waren die Gedichte zu illustrierten Flugblättern, welche die Sammlung in großer Zahl enthält. 16 Eine stattliche Anzahl von Gedichten, Liedern, längeren unstrophischen Gedichten und Epigrammen hat Birken für Joachim von Sandrarts Academie verfaßt.17 Einige Gedichte gelten akademischen Anlässen,18 Ernennungen bestimmter Personen zu hohen Amtsstellungen19 und sonstigen Ehrungen.20 Die Geburt von Kindern war Anlaß für die Anfertigung mehrerer Gedichte,21 auch zu Namenstagen und anderen Gra-
10
S. Kommentare Nr. 39, 60, 75, 165, 182, 220, 222, 236, 237, 246, 247, 250, 255, 257, 259, 264, 265, 268, 270, 272, 274, 276, 277, 281, 284, 287, 288, 289, 292, 294, 303, 308, 309, 314, 315, 316, 317, 322, 323, 327, 340, 341, 343, 351, 387, 401, 403, 411.
11
S. Kommentare Nr. 153, 314, 315, 321, 327, 336, 356, 370, 420.
12
Lediglich auf die spärlichen Angaben in Birkens von Joachim Kröll edierten Tagebüchern stützt sich Endres, 1989.
13
Die Gedichte Nr. 16, 17, 19, 33, 39, 56, 58, 59, 73, 85, 86, 125, 126, 155, 162, 169, 183, 214, 219, 221, 222, 224, 227, 233, 246, 247, 248, 257, 266, 267, 272, 275, 276, 277, 284, 285, 294, 308, 313, 320, 321, 323, 345, 359, 387, 395, 397, 403.
14
Die Gedichte Nr. 153, 184, 189, 254, 300.
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Die Gedichte Nr. 107, 182, 198, 199, 235, 249, 251, 252, 253, 255, 263, 264, 274, 278, 302, 304, 309, 315, 317, 319, 328, 331, 338, 360, 361, 362, 367, 424, 425.
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Die Gedichte Nr. 93, 127, 129, 130, 131, 132, 133, 134, 135, 136, 137, 145, 150, 151, 152, 154, 192, 195, 197, 202, 241. Wahrscheinlich sind auch die Gedichte Nr. 146, 147, 148, 149, 172, 173, 174, 175, 176, 177, 178, 179, 180 und 181 zu dieser Gruppe zu rechnen.
17
Die Gedichte Nr. 368, 370, 371, 372, 373, 374, 375, 376, 377, 378, 379, 380, 381, 390, 408, 414, 415, 416, 417, 418. Einige sind freilich ungedruckt geblieben: Nr. 373, 374, 375, 378, 380, 381, 408.1.
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Die Gedichte Nr. 1, 2, 12, 60, 84, 128, 369, 401.
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Die Gedichte Nr. 215, 228, 231, 232, 342, 396, 419.
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Die Gedichte Nr. 226, 232, 336, 384.
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Die Gedichte Nr. 94, 95, 109, 203, 393.
XXIX
tulationsanlässen wurden Bestellungen erledigt.22 Die weitaus größte Gruppe, mit 127 der gezählten Texte fast ein Drittel des Gesamtbestandes, stellen Texte zu Hochzeiten dar; sie begegnen in recht gleichmäßiger Verteilung während der gesamten von der Sammlung repräsentierten Zeitspanne.23 Als Besteller sind in zahlreichen Fällen die Adressaten selbst nachzuweisen, aber auch Verwandte, Kollegen, sonst Nahestehende.24 In vielen Fällen werden es die Drucker bzw. Verleger gewesen sein.25 Gewiß ist in bestimmten Fällen die Initiative auch von Birken selbst ausgegangen.26 Es kann nicht verwundern, daß die bestellten oder zu bestimmten repräsentativen Anlässen gelieferten Gedichte gedruckt worden sind. Für die meisten sind die Drucke nachweisbar.27 Ungedruckt geblieben sind sicher sieben Gedichte, die Birken in Stammbücher eingetragen und ebenfalls abschriftlich in seine Sammlung aufgenommen hat.28 Die Besitzer der Stammbücher aber gehören demselben Personenkreis an, dem auch die anderen Gedichte der Sammlung zuzuordnen sind. Auch für die Übersetzungen von Gedichten Horazens, des Cato Grammaticus und Martials sind keine Drucke nachgewiesen.29 Für die – frühen – Horazbearbeitungen immerhin läßt sich plausibel machen, daß an eine Veröffentlichung gedacht war.30 22
Die Gedichte Nr. 55, 108, 156, 239, 256, 259, 265, 280, 287, 316, 324, 385, 398, 430. Besonders interessant ist die von 1664
23
Die Gedichte Nr. 3, 4, 13, 14, 15, 18, 25, 28, 31, 32, 68, 69, 70, 76, 77, 78, 79, 80, 81, 82, 83, 91, 92, 99, 100, 101, 103, 110,
bis 1670 ununterbrochene Folge bestellter Namenstagsgratulationen für den Nürnberger Schulrektor Simon Bornmeister. 111, 112, 113, 114, 115, 116, 117, 118, 119, 120, 121, 122, 123, 140, 141, 142, 143, 144, 157, 158, 159, 164, 165, 166, 167, 185, 186, 191, 193, 194, 200, 213, 216, 217, 218, 220, 223, 230, 234, 237, 238, 240, 242, 243, 244, 262, 268, 270, 271, 279, 281, 283, 298, 301, 310, 311, 312, 314, 322, 325, 326, 327, 329, 334, 335, 337, 339, 340, 341, 343, 344, 348, 350, 351, 352, 354, 355, 356, 363, 364, 365, 366, 386, 388, 389, 391, 399, 400, 402, 405, 406, 407, 409, 411, 412, 413, 420, 422, 427. 24
Das ist für eine sehr große Anzahl von Gedichten anzunehmen. Dokumentiert sind Bestellungen für die folgenden Gedichte (in Klammern die Namen der Besteller): Nr. 39, 266 (Johann Rist); 60 (Augustus Varenius); 220 (Burkhard und Georg Burkhard Löffelholz); 236 (Christian von Ryssel); 237 (Caspar von Lilien); 246 (Johann Michael Dilherr); 247 (Johann Staden junior); 251, 252 (Johann Friedrich Codomann); 255, 264 (Johann Gebhard); 259, 265, 287, 303, 316 (Paulus Röse); 268 (Martin Sartorius); 274, 294 (Georg Neumark); 277 (David Schirmer); 281 (Johann Friedrich Köhler); 284 (Heinrich Arnold Stockfleth); 289 (Donat Fendt); 292 (Bartholomäus Viatis und Cornelius Betulius); 309 (Johann Staden, Nachbar); 322 (Adam Schaffer); 340 (Friedrich Herbst); 343 (Magnus Daniel Omeis); 352 (Johann Georg Gaßmann und Friedrich Ferber); 387 (Christian Constantin Dedekind); 395 (Johann Achatius Lösch); 401 (Gottfried Händel); 403 (Johann Leonhard Rose); 409 (Johann Friedrich Spengler); 411 (David Nerreter).
25
Das war sicher bei den Texten für illustrierte Flugblätter der Fall, wahrscheinlich auch bei einigen der Ehrengedichte und Portraitepigramme. Die Gratulationsgedichte Nr. 228, Nr. 231, Nr. 232 und Nr. 237 hat Birken nicht nur im Auftrag, sondern auch im Namen des Bayreuther Druckers Johann Gebhard verfaßt.
26
Das gilt höchstwahrscheinlich für die adressaten- und anlaßbezogenen Gedichte Nr. 14, 15, 25, 55, 63, 71, 109, 156, 187,
27
Das verdanken wir der Suchenergie und Dokumentationssorgfalt Hermann Stauffers. Der Wert seines 2007 erschienenen
190, 203, 215, 346, 354, 430. Werkes wird dadurch, daß unsere Recherche noch einige Birken-Drucke zutage gefördert hat, die ihm entgangen sind, nicht gemindert. 28 29
Die Gedichte Nr. 74, 138, 139, 245, 273, 330, 421. Horaz-Bearbeitungen sind die Gedichte Nr. 27, 35, 36, 37 und 38; solche von Epigrammen des Cato Grammaticus die Gedichte Nr. 206 und 207; Martial-Bearbeitungen sind die Gedichte 208, 209 und 210. Aus dem Lateinischen Friedrich Taubmanns ist das Gedicht Nr. 212 übersetzt. Zu den Gedichten Nr. 392 und Nr. 424 gibt Birken an, es gebe eigene lateinische Vorlagen. Es gibt weitere Gedichte in der Sammlung, zu welchen auch lateinische Fassungen existieren. Es läßt sich nicht bestimmen, welche primär sind.
30
S. Brief Nr. 7 im Birken-Harsdörffer-Briefwechsel (WuK. Bd. 9, S. 12, Z. 17-19, und die zugehörige Kommentierung, S. 593).
XXX
Soweit Adressaten und Auftraggeber genannt werden oder erschließbar sind, gehören sie dem oben aufgeführten Personenkreis an. Aber nicht alle Texte, auch nicht alle anlaßbezogenen, sind als bestellte Dienstleistungen zu verstehen. Nicht wenige könnten auch in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (Bd. 1) stehen, etwa die an Birkens Brüder, an Martin Kempe und andere Mitglieder des Pegnesischen Blumenordens gerichteten Gedichte oder das für den Jugendfreund Christoph Hohmann geschriebene.31 Das Nachrufgedicht auf den in markgräflich-brandenburgischem Dienst 1673 tödlich verunglückten Obristen Johann Schaff von Habelsee32 – sicher auf Bestellung verfaßt – würde man eher in der Sammlung Todten-Andenken und Himmel#-Gedanken. oder GOTTES- und Tode#-Gedanken (Bd. 5) suchen. Eine Gruppe von Epigrammen hatte Birken selbst zur Auslagerung in diese Sammlung vorgesehen.33 2.3. Struktur und Binnengliederung der Sammlung Wie die Sammlungen Floridan# Amaranten-Garte (Bd. 1), S. v. B. Lorbeer-Wälder (künftig Bd. 3) und Todten-Andenken und Himmel#-Gedanken. oder GOTTES- und Tode#-Gedanken (Bd. 5) setzt sich auch diese aus zwei Teilen zusammen: der titelgebenden Reinschrift, 22 Heften mit der Signatur PBlO.B. 3.1.1, und 31 dieser Sammlung zugewiesenen Texten aus Birkens letztem Arbeitsbuch S. v. B. Di¡terey-Sa¡en (PBlO.B.3.2.1). Jene enthält die Produktion von 1643 bis Mitte 1677, die Texte Nr. 1-398, dieses diejenige von Mitte 1677 bis zu Birkens Tod im Juni 1681. Die Sammlung ist wie alle anderen außer dem PSALTERIUM Betulianum (künftig Bd. 6) grundsätzlich chronologisch angelegt. Daß es zu Beginn Verwerfungen gibt,34 könnte daran liegen, daß Birken die frühen Gedichte längere Zeit nach ihrer Entstehung in einem Arbeitsgang – darauf deutet die Einheitlichkeit des Schriftduktus im ersten Teil der Sammlung – aus für uns nicht kenntlichen Vorlagen übertragen hat und dabei nicht immer streng der Chronologie gefolgt ist. Es könnte aber auch daran liegen, daß wir mangels Paralleldokumentation – z. B. durch Birkens Tagebücher, die erst von 1660 an erhalten sind – nicht genau bestimmen können, zu welchen Anlässen manche der frühen Ge-
31
In die Sammlung Floridans Amaranten-Garte würden diese Gedichte passen: Nr. 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 14, 15, 20, 21, 22, 23, 24, 26, 29, 34, 40, 41, 42, 43, 50, 51, 52, 55, 64, 66, 67, 89, 90, 96, 106, 124, 187, 190, 245, 260, 282, 291, 296, 297, 340, 346, 421, 426. Besäßen wir mehr Kontextwissen, ließe sich gewiß manche der Zuordnungen dieser Gedichte zu der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder begründen.
32
Das Gedicht Nr. 357.
33
Die Gedichtgruppe Nr. 336.
34
Vor allem im Bereich der Gedichte Nr. 9 bis Nr. 22. Nur wenige Gedichte hat Birken in der Sammlung selbst datiert: durch Angabe des Entstehungsjahres unterhalb des jeweiligen Gedichtes: Nr. 1 (1643), Nr. 8 (1644), Nr. 12 (1645), Nr. 25 (1646); durch eingebaute Chronogramme: Nr. 81 (1649), Nr. 233 (1662); durch Datenangabe in der Überschrift: Nr. 203 (14.12.1657); durch Angabe der Jahreszahl links oder rechts gegenüber der Überschrift, womit meist der Beginn einer Jahrgangsgruppe bezeichnet ist: Nr. 204 (1658), Nr. 216 (1659), Nr. 251 (1664), Nr. 270 (1666), Nr. 281 (1667), Nr. 294 (1668), Nr. 307 (1669), Nr. 316 (1670), Nr. 325 (1670), Nr. 330 (1672), Nr. 346 (1673), Nr. 359 (1674), Nr. 360 (1674), Nr. 365 (1675), Nr. 388 (1676), Nr. 397 (1677).
XXXI
dichte geschrieben worden sind, und daß die Sammlung auch in ihrem ersten Teil chronologisch korrekter gefügt sein könnte, als sie uns erscheint. Zu den späteren Teilen der Sammlung, welche aus Arbeitsbüchern von der Art der Di¡tereySa¡en übertragen worden sein dürften und in denen Birken meist die Anfänge der Jahrgangsgruppen gekennzeichnet hat, liegt uns eine viel dichtere Paralleldokumentation vor. Sie bestätigt eine streng chronologische Anordnung der Texte.35 Das Arbeitsbuch S. v. B. Di¡terey-Sa¡en hat Birken chronologisch geführt und überdies die meisten dort eingetragenen Texte einzeln datiert. Die wenigen nicht eigens datierten können durch ihre Umgebung und durch Paralleldokumentation genau zugeordnet werden. Die titelgebende Reinschrift besteht ihrerseits wie die anderen chronologisch geführten Sammlungen aus zwei – freilich nicht formal separierten – Bestandteilen. Die Gedichte Nr. 1-330 hat Birken selbst in die Sammlung eingetragen. Für die Übertragung der Texte seines letzten ganz gefüllten Arbeitsbuches, das die Produktion der Zeitspanne von Ende 1672 bis Mitte 1677 enthält und nach Abschluß der Übertragungsarbeiten wohl vernichtet worden ist, hat Birken sich eines Schreibers bedient.36 Dieser hat die Gedichte Nr. 331-398 eingetragen. Nur das Epigramm Nr. 394 und die Überschrift des Gedichtes Nr. 360 sowie alle römischen Gedichtzahlen, die meisten der in den Randspalten stehenden Jahreszahlen und die Randanmerkungen zu einigen der vom Schreiber eingetragenen Gedichte stammen von Birkens Hand. Da Birkens Schreiber erhebliche Entzifferungs- und Verständnisschwierigkeiten hatte, hatten die Editoren für diesen Teil des Textbestandes einige Probleme zu lösen. Die Reinschrift ist aus 22 Heften zu je sechs in der Mitte gefalteten und fadengehefteten Bögen zusammengesetzt, so daß jeweils 12 Blätter und 24 Seiten entstehen. Die Blätter sind 104 mm breit und 169 mm hoch. Je zwei Hefte sind bzw. waren ursprünglich aneinandergebunden. Beim ersten und siebten Heft sind die beiden Außenblätter lose. Die beschrifteten Seiten außer der ersten des Titelblattes, dessen Rückseite unbeschriftet ist, sind ca. 10-15 mm unter der Oberkante mit einem zunächst sehr sorgfältig, später flüchtig angebrachten, fast über die ganze Seitenbreite geführten waagrechten Strich versehen; ebensolche Striche grenzen auf den Seiten die Gedichte voneinander ab. Fehlen sie zwischen zwei Gedichten, so gelten diese demselben Anlaß.
35
Eine Störung der chronologischen Abfolge ist eigens markiert: Zu dem Epigramm Nr. 394, das die chronologische Anordnung der Texte unterbricht, hat Birken auf dem Rand angemerkt: "ad annum 1672." Gegenüber dem Epigramm Nr. 395 hat Birkens Schreiber auf dem Rand die Jahreszahl "1674" angebracht. Das ist eine Fehlinformation. Das Gedicht ist 1676 entstanden.
36
Da dieser Wechsel zum selben Zeitpunkt auch in den anderen chronologisch geführten Sammlungen erfolgt, ist davon auszugehen, daß wir es mit dem Inhalt des letzten vor den Di¡terey-Sa¡en abgeschlossenen Birkenschen Arbeitsbuches zu tun haben. Für dessen anschließende Vernichtung spricht, daß sich in der Sammlung loser Blätter aus aufgelösten Arbeitsbüchern nur Älteres, aber kein einziges Blatt aus der Zeitspanne findet, aus der die vom Schreiber in die verschiedenen Sammlungen eingetragenen Gedichte stammen.
XXXII
In der Folge der 22 Hefte hat Birken eine Blattzählung durchgeführt. An ihr orientieren sich unsere Stellenangaben in der jeweils ersten Zeile der Apparate / Kommentare. Das erste Blatt des ersten Heftes (Titelblatt) ist in die Zählung nicht einbezogen. Es ist aus der Heftung gelöst und an den Rändern beschädigt. Im oberen Viertel hat Birken eingetragen: S. v. B. | Birken-Wälder. Sonst gibt es nur Sekundärbeschriftung. Knapp oberhalb der Mitte der Seite steht in einem mit vier Strichen gebildeten waagrechten Kasten "P.Bl.O. 14/3". Darunter steht, in einem etwas schräg geratenen quadratischen Kasten, die Zahl "3". Links unten am Seitenfuß ist die Zahl "129." angebracht. Fremdbeschriftung weist auch S. 1 auf. Ganz oben links auf der Seite, oberhalb des oberen Begrenzungsstriches, ist notiert "XIV, 3" und auf gleicher Höhe rechts "Birken." Birken selbst hatte ursprünglich Kopfrubriken anbringen wollen. Aber nur auf den Seiten 1r, 1v und 2vr hat er oberhalb des oberen Begrenzungsstriches notiert: "J. C. Gerhard# Magi‰er-Würde.", "Bened. Bo¿en#, Magi‰er-Würde." und "Trandors¡e Ho¡zeit." Nicht weitergeführt hat Birken auch die ursprünglich wohl geplante Seitenzählung: Auf S. 1r steht rechts oberhalb des oberen Begrenzungsstriches "1.", auf S. 1v links "2." Auf S. 2r beginnt dann aber mit "2" die von da an durchgeführte Blattzählung. Die von Birken selbst angebrachten Zahlen stehen, mal mit, mal ohne Punkt, in der Regel rechts oberhalb des oberen Begrenzungsstriches. Es gibt einige Unregelmäßigkeiten: Statt der Blattzahl 211 steht die Zahl 111; bei den Zahlen 202-209 und 213-215 sind die Endziffern überschrieben. Die Blattzahlen 125, 214 und 219 hat Birken vergessen; die beiden letzteren sind von fremder Hand nachgetragen. Auch in dem von Birkens Schreiber beschrifteten Teil des Konvoluts dürften die Blattzahlen zum größeren Teil von Birken angebracht worden sein. In diesem Bereich aber ist ein Fehler unterlaufen: Die Blattzahl 233 fehlt. Der Fehler wird jedoch wenig später dadurch ausgeglichen, daß die Blattzahl 240 doppelt vergeben worden ist, für das letzte Blatt des Heftes 20 und das erste des Heftes 21. Vom Blatt 241 an hat Birkens Schreiber die Zahlen angebracht, die Zahlen 244 bis 253, 255 und 256 rechts unterhalb des oberen Begrenzungsstriches. Statt 242 und 243 stehen die Zahlen 142 und 143. Die Blattzahlen 254 und 257 stammen von Birkens Hand und stehen wieder rechts oberhalb der Begrenzungslinie, desgleichen die wieder vom Schreiber angebrachten Blattzahlen 258 und 259. Die unbeschrifteten Blätter 260-263 des Heftes 22, die wie die ebenfalls leere Seite 259v keine obere Begrenzungslinie mehr aufweisen, hat Birken selbst in die Zählung einbezogen. Wir haben in den Kopfrubriken der Apparate / Kommentare die Fehler korrigiert, die originalen Befunde aber nachgewiesen. Auch in der Zählung der Texte durch Birken selbst hat es Verwerfungen gegeben: Statt der Textnummern 217 und 218 sind die Nummern 207 und 208 vergeben worden, statt der Nummern 319 bis 357 die Nummern 320 bis 358. Auch hier gleicht sich der Fehler dadurch aus, daß die Textnummer 358 doppelt vergeben worden ist. Zweimal hat Birken versäumt, die Gedichtzahlen anzubringen, bei den Gedichten Nr. 386 und 387. Der Schreiber hat sie als arabische Zahlen eingefügt. Nicht nur in
XXXIII
dem vom Schreiber beschrifteten Teil des Konvoluts hat Birken die römischen Textzahlen wenigstens zum Teil nachträglich angebracht. Man sieht es daran, daß sie, weil zwischen dem Begrenzungsstrich unter dem jeweils voraufgehenden Gedicht und der Überschrift des nächsten zu wenig Platz war, die Begrenzungsstriche überschrieben worden sind. Auch bei den Gedichtzahlen haben wir Fehler korrigiert, Uneinheitlichkeiten behoben und die Originalbefunde in den formalen Angaben der Apparate und Kommentare nachgewiesen. Eine Sonderrolle im titelgebenden Konvolut spielen die Eintragungen Nr. 343, Nr. 344 und Nr. 391. In ihnen benennt und begrenzt Birken diejenigen Passagen, die er zu Prosaeklogen anderer Mitglieder des Pegnesischen Blumenordens beigesteuert hat. In den beiden ersten Notizen hat er auch die Zahl der in diesen Passagen enthaltenen Verse angegeben. Im Textteil teilen wir den Wortlaut der drei Notizen mit, im Kommentarteil den Text der von Birken bezeichneten Eklogen-Passagen. Einige Gedichte hat Birken ganz oder teilweise in Seitenmitte senkrecht durchstrichen, ohne daß die Lesbarkeit dadurch beeinträchtigt worden wäre: Nr. 160 (tw.), Nr. 212, Nr. 260, Nr. 295, Nr. 296, Nr. 385 und Nr. 387 (tw.). Das ist die auch in den anderen Sammlungen von ihm geübte Praxis der Kennzeichnung solcher Gedichte oder Gedichtteile, die lange nach ihrer Entstehung und Erstverwendung in eigenen Werken Birkens gedruckt worden sind. Meist – in dieser Sammlung in allen Fällen – hat Birken überdies auf dem Rand angemerkt, in welche Werke die Gedichte aufgenommen worden sind. Anders ist er bei dem Gedicht Nr. 160 verfahren. Dort ist in den Strophen 1-10 und 12 (von 16) jede Zeile einzeln waagrecht durchstrichen, auch hier ohne größere Beeinträchtigung der Lesbarkeit. Eine Randanmerkung gibt es nicht. Der nicht durchstrichene Rest kann kaum als eigenständiges Gedicht gelten. Da keine Druckfassung nachgewiesen ist, läßt sich in diesem Fall nicht sagen, welchem Zweck die Durchstreichungen dienten. Auf der letzten Verso-Seite eines jeden Heftes hat Birken – wie in den anderen Sammlungen auch – links unten die Zahl der Verse notiert, welche das jeweilige Heft enthält. Blattschäden haben die Zahl für das erste Heft unkenntlich gemacht. Es enthält 694 Verse; die von Birken notierte Zahl hatte mit 6 geendet. Die (von uns nicht geprüften) Zahlen der folgenden Hefte lauten: 2: 632; 3: 678; 4: 634; 5: 674; 6: 654; 7: 640; 8: 763; 9: 628; 10: 574; 11: 645; 12: 622; 13: 630; 14: 690; 15: 697; 16: 652; 17: 589; 18: 555; 19: 612; 20: 558; 21: 408. Im Heft 22, das nicht mehr ganz gefüllt worden ist, sind 254 Verse enthalten.37
37
Demnach hätte allein die titelgebende Sammlung etwa 13.500 Verse enthalten.
XXXIV
2.4. Die Texte aus dem Arbeitsbuch Di¡terey-Sa¡en Die 31 Gedichte des Arbeitsbuches S. v. B. Di¡terey-Sa¡en, über dessen Führung Birken gestorben ist, so daß es nur teilweise gefüllt werden konnte, wären nach seinem Abschluß in die Sammlung übertragen worden. Wir holen das in unserer Ausgabe nach, führen aber – wie in den Bänden WuK. Bd. 1 und Bd. 5 – zwecks deutlicher Provenienzmarkierung die Zählung der Texte mit arabischen Zahlen weiter. Das Arbeitsbuch, in welchem Birken eine Seitenpaginierung durchgeführt hat, ist in Bd. 1 ausführlich vorgestellt worden;38 darauf wird hier verwiesen. Alle Gedichte sind von Birken selbst eindeutig der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder zugewiesen, fast immer in der Kopfrubrik. Nur für das Gedicht Nr. 428, das unten auf einer Seite eingetragen ist, erscheint die Zuweisung links auf dem Rand; für das Gedicht Nr. 429, das auf einer Seite eingetragen ist, auf welcher die Kopfrubrik fehlt, steht die Zuweisung als eigene Überschrift. Der Zuordnungsvermerk lautet "Birken-Wälder." Einige Male fehlt der Punkt, dreimal wird die Schreibung "BirkenWälder" verwendet. Mehrfach gilt die Kopfrubrik für mehrere auf einer Seite eingetragene Gedichte: Nr. 416, Nr. 417; Nr. 423, Nr. 424 (erste Eintragung); Nr. 424 (zweite Eintragung), Nr. 425, Nr. 426. Erstreckt sich ein Gedicht über mehrere Seiten, erscheint die Kopfrubrik auf allen: Nr. 399, Nr. 401, Nr. 402, Nr. 407, Nr. 408, Nr. 412, Nr. 413, Nr. 414, Nr. 415, Nr. 419, Nr. 428. Die chronologische Anordnung dieser 31 Texte ergibt sich aus der chronologischen Führung des Arbeitsbuches und der Datierung der meisten in ihm enthaltenen Texte durch Birken selbst und die genaue Datierbarkeit der wenigen anderen. Der Art des Gedichtbuches gemäß unterscheiden sich die in ihm enthaltenen Gedichte trotz vieler Gemeinsamkeiten in mancher Hinsicht stark von denen der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (Bd. 1). Sehr viel weniger präsent als dort ist z. B. das subjektiv bzw. autobiographische Moment. Freilich fehlt es auch hier keineswegs, wie eine stattliche Anzahl von Gedichten zeigt.39 2.5. Gedichtarten und -formen Für die Ehrengedichte und Titelkupfer-Erklärungen40 – bei den letzteren in genauer Entsprechung zu den in der Regel eigenen Bilderfindungen – hat Birken sich besonders intensiv aus dem auch sonst überall genutzten Fundus der Mythologie in Gestalt der Überlieferung durch Ovid und der Allegorese bedient. 38 39
WuK. Bd. 1, S. CXXXVII-CXL. Die Gedichte Nr. 5, 9, 15, 23, 24, 27, 29, 35, 38, 96, 97, 102, 121, 124, 158, 163, 260, 290, 322. Auch die schon aufgeführten Stammbuchgedichte (o. Anm. 28) und die von Birken an seine Brüder und Freunde gerichteten Lieder (o. Anm. 31) sind hier zu nennen. Wie stark eigenes Erleben die poetische Produktion beeinflußte, wird auch in den Texten Nr. 301, 314, 335, 341 und 405 sowie in den zugehörigen Kommentaren kenntlich.
40
O. Anm. 13-15.
XXXV
Die Übersetzungen41 stehen ebenso wie die Epigramme auf die verstorbenen literarischen Heroen Martin Opitz und Paul Fleming42 deutlich in der für die gesamte lyrische Produktion der Epoche typischen aemulatio-Tradition.43 In den zahlreichen Epithalamien44 sind bestimmte Regularien wirksam: Immer enden sie mit dem Wunsch baldigen und reichen Kindersegens. Bei Heiraten innerhalb des Nürnberger Patriziats spielt stets die Würdigung des alten Herkommens, der Eltern der Brautleute, die Preisung großer Vorfahren eine Rolle. Wo immer sich dazu eine Möglichkeit bot, werden Motive aus den Namen der Brautleute und gegebenenfalls den Wappen der Familien und den Amtsstellungen oder Berufen der Hochzeiter hergeleitet. Das ist vielfach erstaunlich ingeniös, kann aber auch – wie regelmäßig in den sicher meist ungedruckt gebliebenen 'Kammerliedern' – zu heftigen erotischen, nicht selten obszönen Anspielungen führen, die regelmäßig auf Kosten der Bräute erfolgen. Daß auch für die Epithalamien ganz unbefangen Figuren des antiken Mythos aktiviert werden, vor allem Venus und Cupido, versteht sich. Den Höhepunkt der Sammlung im Spiel mit der Ausdeutbarkeit von Personennamen und Amtstätigkeiten bilden die Gedichte, die Birken – jeweils auf meist gut dokumentierte Bestellung45 – von 1664 bis 1670 alljährlich zum Namenstag des Nürnberger Rektors Simon Bornmeister verfaßt hat.46 In diesen Gedichten spielt wie in einigen der Birkenschen Coronatsdiplome47 die allegorische Funktionalisierung des Brunnenmotivs in seiner Verwendung seit der Antike eine zentrale Rolle. Zwar sind uns sowohl die Anlässe als auch die Besteller unbekannt: Aufschlußreiche Dokumente zum frühen Druckerhandwerk und zur damaligen Auffassung und Bewertung seiner Geschichte sind die beiden Gedichte Nr. 229 und 299 dennoch. Die wichtigsten Dokumente zu Birkens Zusammenarbeit mit dem berühmten Maler und Kunsthistoriker und -theoretiker Joachim von Sandrart und seinem Vetter, dem Kupferstecher und Verleger Johann von Sandrart, finden sich in Gedichten dieser Sammlung und den in den zugehörigen Kommentaren zusammengestellten Materialien.48 Daß trotz der ausgiebigen Verwendung von Figurationen des antiken Mythos und trotz aller erotischen Freizügigkeiten durchgängig alles religiös grundiert ist und sich innerhalb der Grenzen lutherischer Orthodoxie bewegt, kann angesichts der familiären Herkunft Birkens und seiner Nähe zu lutherischen Theologen wie Johann Michael Dilherr, Daniel Wülfer, Caspar von Lilien und anderen, die sich auch in zahlreichen Gedichten dieser Sammlung bekundet, kaum erstaunen.
41
O. Anm. 29f.
42
Die Gedichte Nr. 44-48. Auch die Gedichte an und für Johann Rist (Nr. 19, 39, 54, 58, 266) sind hier einschlägig.
43
S. dazu Laufhütte, 2011(1), 2011(2), 2012(2).
44
O. Anm. 23.
45
O. Anm. 22.
46
Die Gedichte Nr. 259, 265, 280, 287, 303, 316 und 324.
47
Natürlich im Coronatsdiplom für Bornmeister selbst, PBlO.C.24.7.1, aber auch in dem für David Nerreter, PBlO.B.24.29.1.
48
O. Anm. 17.
XXXVI
Wie in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (Bd. 1) verblüfft die formal-metrische Vielfalt der in dieser Sammlung enthaltenen Gedichte, wenngleich festzustellen ist, daß die Verwendung daktylisch-anapästischer Formen deutlich geringer ist als dort. 3. Präsentation und Kommentierung Die Texte sind diplomatisch wiedergegeben, einschließlich aller Eigenheiten von Orthographie und Interpunktion. Alle im Manuskript verwendeten Abkürzungen und Kürzel sind aufgelöst. Diese und alle anderen editorischen Eingriffe in die Texte sind in den Apparaten nachgewiesen. Zu Art und Funktion der Apparate und Kommentare ist in den bisher erschienenen Bänden alles Nötige gesagt;49 das muß hier nicht wiederholt werden. Die große Zahl der meist unmittelbar nach ihrer Entstehung auch gedruckten Gedichte hat zu einer entsprechend großen Zahl von Werktitelnachweisen in den Kommentaren geführt. Die Titel werden im Werkteil des Literaturverzeichnisses nicht noch einmal vollständig mitgeteilt, sondern erscheinen dort in starker Verkürzung mit Hinweis auf den Kommentar, in dem sie jeweils nachgewiesen sind. Um den beträchtlichen Umfang dieses Doppelbandes nicht weiter zu vergrößern, verzichten wir auf die Beigabe von Abbildungen. Lediglich einige Manuskriptreproduktionen werden zwischen Einleitung und Textteil eingefügt. 4. Danksagung Wie stets ist vielen zu danken. An der Transkription der Texte haben vor langer Zeit viele Passauer Studentinnen und Studenten mitgearbeitet. An den komplizierten Abschlußarbeiten waren mehrere Osnabrücker studentische Hilfskräfte beteiligt: Katharina Beckmann, Nadine Brunett, Luise Hentrich, Daria Kippes und Marco Yari Tarantino. Ihnen gilt unser Dank für überaus sorgfältige Arbeit. Nützliche Ratschläge verdanken wir Alfred Noe (Wien), Thomas Illg und Johann Anselm Steiger (Hamburg) sowie Ralf Schuster (Passau), der überdies auch diesen Band redaktionell betreut hat. Unsere Arbeit wurde zunächst von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. Nach dem Auslaufen dieser Förderung konnten wir die Arbeit dank Unterstützung des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur sowie der Universität Passau und des Osnabrücker Instituts für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit weiterführen und zum Abschluß bringen. Dafür danken wir nachdrücklich. Dank schulden wir auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Universitätsbibliothek Passau, denen wir mit unseren Bestellungen viel Arbeit gemacht haben. Die in der Osnabrücker Institutsbibliothek verwahrten reichen Bestände zu Birken und seinem literarischen Umfeld kamen auch
49
Vgl. z. B. WuK. Bd. 1, S. CXLIII-CXLV; Bd. 9, S. Lf.; Bd. 10, S. XL-XLIII; Bd. 12, S. XXXIV-XXXVI; Bd. 13.1, S. LXXXVLXXXVII.
XXXVII
dieser Edition zugute. Wir bedanken uns bei der Leiterin, Frau Beate Mros, für großzügig gewährte Hilfe. Und schließlich ist der Sekretärin des Instituts, Frau Ursula Bertels, für Vieles sehr zu danken. Klaus Garber, Osnabrück
Christoph Hendel, Mühlhausen Hartmut Laufhütte, Passau
Sommer 2013
XXXIX
Gedicht Nr. 1 (BW), v. 1-27
XL
Gedichte Nr. 28 (BW), Nr. 29 (BW), Nr. 30 (BW)
XLI
Gedichte Nr. 97 (BW), v. 91-96, Nr. 98 (BW), Nr. 99 (BW), v. 1f.
XLII
Gedicht Nr. 119 (BW), v. 1-24
XLIII
Gedicht Nr. 141 (BW), v. 3-35
XLIV
Gedicht Nr. 232 (BW), v. 63-72, Gedichtgruppe Nr. 233 (BW), Epigramme 1-4
XLV
Gedichte Nr. 329 (BW: fälschlich 330), v. 19-24, Nr. 330 (BW: fälschlich 331), Nr. 331 (BW: fälschlich 332), Nr. 332 (BW: fälschlich 333), v. 1-6
XLVI
Gedichte Nr. 382 (BW), von Z. 4 der Überschrift an, Nr. 383, v. 1-6
XLVII
Gedicht Nr. 399 (DS), v. 1-24
XLVIII
Gedicht Nr. 419 (DS), v. 49-72
S. v. B. Birken-Wälder
I. Herrn Johann-Ern‰# Gerhard#, Magi‰er-Würde. 1. Also wird Tugend mit Ehre belohnet. also wird endli¡ die Seele bekronet, wel¡e die löbli¡en Kün‰e beliebt. Dieser wird seelig ja seelig ges¡ä”et, 5
wel¡en ein höhere# Wi‹en erge”et, wel¡er in rühmli¡em Üben ›¡ übt. 2. Jener mag rennen na¡ Jrdis¡en dingen, S¡önheit und S¡ä”en mit S¡aden na¡ringen. Alle# i‰ kurz und vergängli¡e Lu‰.
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Dieser ›¡ wendet zu eitelen Sa¡en. Wa# nur erge”et, nit glü¿li¡ kan ma¡en. Erden-ankleben, i‰ vieler Verlu‰. 3. Hohe Gemüter, nur Himmel-auf ‰reben, ha‹en die Wollu‰ und Viehis¡e# Leben,
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zielen und zwe¿en dur¡ Tugend na¡ Ehr. Wollen im Wege ›¡ dornen eräugen: kan diß die Sinnen zurü¿e nit beugen; ni¡te# i‰, da# ›e vom Laufen abkehr. 4. Solt er au¡ unter dem Kämpfen erligen,
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mü‰ er au¡ wieder zur Erde ›¡ biegen: do¡ da# Vorhaben in Lobe be‰eht. Weil er die Ehrenbahn rümli¡ bes¡ritten, weil er gekämpfet und mutig ge‰ritten: Fama sein Namen#Lob Himmel-auf höht.
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5. Und ihr habt diese# au¡ zeitli¡ erlanget. wohl eu¡ und immer wohl, der ihr nun pranget, der ihr nun glü¿li¡ erworben den Kranz. | Also wird# iedem au¡ endli¡ gelingen:
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wird er nur zeitli¡ und freudig fortdringen. 30
Also gewinnet man ewigen Glanz. A. 1643 Jhena.
II. Herrn Benedict Bo¿en#, Magi‰er-Würde. Wa# i‰ der Erden Thun? wa# i‰ do¡ unser Leben? wann e# nur an der Erd will mit dem Pöbel kleben, wanndaß sein kurze# Ziel nit an die Wolken ›ht, und jenem Sternenglanz zuglei¡en ›¡ bemüht. 5
Ein Gei‰, der gei‰ig i‰, ein himmlis¡e# Gemüte, da# Glut und Flammen hat, verwendet seine Güte dahin allzeit, woselb‰ er Ewigkeit empfäht; ma¡t, daß sein Namen#ruhm no¡ Leben-fürter geht. Ein sol¡er lebt im Tod. er bleibet unverge‹en,
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solang man in der Welt die Sternen wird abme‹en. Wird s¡on da# Seelenne” zu theil der Würmerrott: so lebt die Tugend do¡, die rettet ihn vom Tod. Wa# soll die Eitelkeit, Ehr, Rei¡tum, fre¡e# Lieben? wa# nüzt der Adel‰and? wo i‰# im end geblieben?
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Hier diß i‰ wahre# Gut, wann Tugend Ehr erlangt. diß i‰ der hö¡‰e S¡a”, womit ein Weißer prangt. Und ihr, mein wehrter Freund, habt au¡ darna¡ gerungen, dur¡ ‰i¿le Dornenweg zu eurem Lob gedrungen: bi# daß ihr nun die Gun‰ der Musen habt errei¡t:
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da dann ihr gro‹er Prinz eu¡ selb‰ entgegen zeu¡t. Seht, nemet hin den Kranz, den ihr so habt er‰ritten. Jhr habt ein hohe Stu[ in eurem Fleiß bes¡ritten. Wohl! ‰eigt nun dapfer fort, er‰eiget höhern Lohn, und bringt, na¡ dieser Gab, da# Hütlein au¡ davon. |
Gedicht 3, 1644
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III. Herrn Simon Trandorf# Gei‰li¡en Seelhirten# und Jungfrauen Elisabethae Gerhardin Ho¡zeitFe‰. 1. Nun so gebet a¡t, und s¡aut, s¡ön‰e Braut! heut e# eure Haut wird gelten. do¡, e# kan nit ander‰ seyn: 5
gebt eu¡ drein! niemand eu¡ darüm wird s¡elten. 2. Gehet, gehet eilend# fort. sehet dort, wie er wartet mit Verlangen,
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euer Lieb-ge›nnter Feind: wie e# s¡eint, will er heute Beut erlangen. 3. E# wird do¡ ni¡t# ander# au#: in dem Strau#
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werdt ihr, Jungfrau! werden mü‹en Junge Frau; und euer S¡u” wird den Tru” mit dem Leben müßen bü‹en. 4. Er will ja der s¡weren La‰,
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die ihr ha‹t, eu¡, der Jungfers¡a] entbürden: daß ihr forthin wolvergnügt nießen mügt Junger Frauen Stand# und Würden.
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5. Do¡, wa# hermt und grämt ihr eu¡? ni¡t so wei¡, üm Verlu‰ so kahler dingen,
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die no¡ Brod, no¡ Fleis¡, no¡ Fis¡, auf den Tis¡, Wein no¡ Bier zu Keller, bringen.
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6. Seit dan nit so gar verzagt! Fris¡ gewagt! | weil ihr ni¡t mehr könt entrinnen. Nemt, und gebet wieder hinn, auf Gewinn:
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eu¡ bleibt immer etwa# drinnen. 7. Forthin seit dahin beda¡t, wie ihr# ma¡t, daß ihr beyde werdt vergnüget. Ob ihr s¡on den kürzern zieht:
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ma¡et Fried, weil ihr do¡ nur unten liget. 8. Ein# no¡: er will eu¡, vor diß, gläubt gewiß! eine Wiedergeltung se”en.
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Wann der Mond i‰ dreymal drey worden neu, wird e# eu¡ im S¡oß erge”en.
IV. Nunmehr i‰ der Winter kommen, Flora hat ihr Blumenkleid von den Feldern weggenommen, die nit mehr tapezereyt. 5
Au¡ der Wald, der grüne war, ‰ehet iezt in grauen haar. 2. Da# verbuhlte Lu]geeder, die beliebte Cantorey, lä‹et ni¡t mehr hören Lieder:
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bi# die Lenzen-Profezey
Gedicht 4, 1644
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mit der Progne wiederkomm, die iezt liget todt und ‰umm. 3. Sie, der Vögel Prinze‹inne, thut ›¡ iezt nit mehr herfür. 15
Au¡ s¡weigt, A¿er Ni‰erinne! dein so süße# Tirilir: weil die Felderey vergrei‰, und die Erde ganz dur¡ei‰. | 4. Corydon zu Hause bleibet,
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und sein liebe# Wollen Vieh in da# kahle Feld nit treibet. Filli#, seine braune Sie, lä‹t die Heerd, und eilt zum Herd: daß ihr Leib erwärmet werd.
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5. Nun, e# mögen, Fro‰ und Kälte, Arm' und Beine ma¡en ‰arr: in dem warmen Lieb#gezelte, i‰ e# Sommer in die Harr; wann ›¡ Lieb an Lieb¡en s¡miegt,
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Leib und Leib zusammen biegt. 6. Andre mögen nun ›¡ kränken, halb-erfroren s¡la[en ein: Ihr, könt eu¡ zusammen s¡ränken, und in ein ges¡lo‹en seyn.
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dann so s¡reyt na¡ Hi”e ni¡t: wann au¡ S¡wi”en ni¡t gebri¡t. 7. Nun so wärmt eu¡, fä‰ ümärmet, hi”et, daß ihr beyde s¡wi”t: bi# ›¡ s¡ier die Mutter hermet
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und allein im Bette ›zt; bi# der Winter hat erkriegt etwa#, da# der Sommer wiegt.
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V. Uber Jena, da# Thüringis¡e Athen: Sonnet. Du edler Musen›”, vor andern ho¡ gepriesen der mehrmal# gab hervor, glei¡wie da# hölzern Pferd, da# an dem Simoi# den Trojer sand bes¡wert Viel Helden, die zur Kun‰ und Tugend angewiesen. | 5
wann wir‰ du wieder mi¡ erge”en, wie vor diesen, da deine Silber Saal mir o[t hat zugehört, Wann i¡ mit einem Lied den Gegenhall gelehrt, imfall dur¡ da# Geld die Len”enwinde bliesen? E# haben, Jena, zwar die Berge gan” umgeben
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die Rebenberge di¡: no¡ ‰eige‰ du empor, e# bli¿et dein Gerü¡t ob ihren Gipfel vor. Die Berge hintern ni¡t, daß du nit solte‰ s¡weben weit über ihrem Spi” in iederman# Ge›¡t, daß du ni¡t solte‰ seyn der Musenhäüser Lie¡t.
VI. Über eine Pulvermühl, Sonnet. Wa# hier wird zugekörnt, i‰, wa# der Krieger brau¡et i‰, wa# die Teüts¡en peits¡t in ihrem Mutterland, i‰, wa# so man¡e Stadt ‰e¿t in erhi”ten Brand, worvon die Flammenut biß an die wol¿en rau¡et. 5
Die S¡lange speyt und spri”t, daß alle# damp] und s¡mau¡et. der Mördermörsel ‰ö‰ daß eingezwängte Pfand. die doppelha¿e tobt, s¡i¿t Roß und Mann zu Sand. Der Kugelregen bli”t, von Pulver au#gehau¡et. O Himmel! gönn un# do¡ ein gnädige# Ges¡i¿e:
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a¡ laß den Kriegergreul verwenden seine Bli¿e; daß diese# Mei‰erwer¿ verneble nit die lu[t.
Gedichte 6, 7 und 8, 1644/45, 1645 und 1645
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A¡ solt der Donnerthon, mit Wa[en, gar entwerden, wa# pra‹elt, rollt und tollt, wa# kna‰ert, pla”t und pu[t! so würd' entwerden au¡ da# leid der Teüts¡en Erden.
VII. Uber eine Mu›k, Sonnet. Sind diese# Mens¡en ‰imm und Finger die berü¿en, und führen mi¡ au# mir? wie? hör' i¡ in dem traum i‰# oder i‰ e# ni¡t? ha, i¡ verweiß mi¡ kaum. | Kan dann die Kähle mi¡, die Säite, so entzü¿en? 5
E# muß ein sondrer Gei‰ von oben ja bebli¿en, ihr Kün‰ler, eü¡ und un#. Zwar wir ›nd nur ein s¡aum wann unser Singen ni¡t in eürem ndet raum, ihr Seelen unsre# Thun#, ihr unsrer Lieder s¡mü¿en. Poeten können viel: ein gei‰ige# Gedi¡t
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bezwinget Sinn und Gei‰. Ihr, ihr seit gar vergöttet. Kaum fehlt e#, daß i¡ mi¡ nit hätte s¡ier verwettet, i¡ wär verhimmelt s¡on: so süß i‰ eüre Kun‰. Man weiß, wann ihr eü¡ regt, bald von ›¡ selber ni¡t. Wer lebt und eü¡ nit liebt, der lebet, wie ein dun‰.
VIII. Über eine Laute. Sonnet. Du Laute, meine lu‰, du Her”enwenderinn. Du Aerztinn meiner Pein, du Anmut meiner Lieder! wie lob' i¡ di¡ do¡ satt? die mänge s¡lägt mi¡ nieder. dein rei¡tum ma¡t mi¡ arm: woran? an wi” und Sinn. 5
Die todte Säite ma¡t, daß i¡ nit J¡ mehr bin: ›e raubt mi¡ selber mir. do¡ gibt ›e mi¡ mir wieder, Wann ›e so trö‰li¡ klingt. J¡ halt', ihr seit Gebrüder,
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du und die Margari#, die mi¡ au¡ zu ihr hin o[t au# mir selber zü¿t. Nein! S¡we‰ern könt ihr heißen. 10
Do¡ wi‹et, wer ihr au¡, ihr ein# dem andern, seit: wann daß eü¡ beyde mir vergönnt de# Glü¿e# Neid zu hören und zu sehn, so wend' i¡, meine Reisen der Sinnen, beyden zu, dann wirkt ihr wunderbar: i¡ bin mit einem Gei‰ bei Zweyen ganz und gar.
IX. An die zu Jena hinterla‹ene Freunde. J¡ muß mi¡ mit Denken laben, wann i¡ ni¡t hab, wa# i¡ will. | E# i‰ ni¡t ein s¡le¡te# Haben, dem verhängnüß halten ‰ill. 5
Viellei¡t gibt ein Tag der Freüde mir da# wieder, wa# i¡ meide. 2. Allzeit seyn an allen Orten kan nur Gott, und niemand son‰. bin i¡ hier, bin i¡ ni¡t dorten,
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ey so theil i¡ meine Brun‰. bin i¡ i”t von dort entse‹en, ey so bin i¡ dar gewesen. 3. Zwar s¡wer i‰#, mit Sinnen s¡weben, wo man mit dem Leib ni¡t i‰:
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do¡ muß man ›¡ drein ergeben. Lu‰ will seyn mit leid gebü‰. Mir gilt# alle# glei¡ und eben wo mi¡ hei‰ der Himmel Leben. 4. Unter deßen mag i¡ s¡wingen
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unverhintert hinwart# mi¡, wo mir kond da# Her” abdringen jener Ort, von dem i¡ wi¡,
Gedicht 9, 1644
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wo in we¡selliebe brennen meine Freünde, die mi¡ kennen. 25
5. Freünde, meiner Seele Seelen, du Rietesel sonderli¡, ihr ihr seit#, die mi¡ mir ‰ehlen, Zer‹en du mein ander J¡! A¡ daß mi¡ do¡ mein Ges¡i¿e
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ni¡t so weit von eü¡ entrü¿e! 6. Niemal# trinkt der Föbu# Wellen, Niemal# ‰i¡t er auf der Bahn wann der Tag beginnt zu hellen seine Heng‰e wieder an,
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daß mi¡ ni¡t ein Sehnen krän¿et, Wann mein den¿en an Eü¡ denket. 7. J¡ ge‰eh' e#, Lieb‰e, Brüder, Edle Freünde, daß mein Mut, | wann eü¡ melden meine Lieder,
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badet in der Trehnenut. Jhr ihr seit mein S¡laf, im Traume, dem i¡ wa¡end mi¡ einraume. 8. Hier hier ›ht ein ieder Morgen meinen Kummers¡merzen zu.
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i¡ bin mit dem Martersorgen tag für tag belegt ohn Ruh. Warüm? darüm, weil i¡ meide eü¡, ihr Geber meiner Freüde. 9. An der Saale Silber‰ruten
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mö¡t i¡ gerne seyn daheim. auf daß i¡ mit ihren uten mö¡t' vermählen meinen Reim, und so neben eü¡, ihr Lieben ›¡ aufklärte mein Betrüben.
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10. Aber i‰ ja meinen Sinnen dießer S¡merzen s¡luß gedroht, daß ein lange# S¡eid beginnen soll erlängern meine Noht: ey so la‹t der Feder Grü‹en,
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o[t verkür”en da# verdrie‹en. 11. Thut wie i¡: mein Lu‰ i‰, s¡reiben und die S¡reiben la‹en ab, (nur diß kan mein leid vertreiben) S¡reiben, die mein Jena gab.
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La‰ do¡ eürer feder Grü‹en o[t verkür”en mein verdrießen. 12. Jung, bring her den Birkenmeyer i¡ will eine# thun Bes¡eid. dieße# kommt mir no¡ zu ‰eüer,
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ma¡t mir s¡on mein unglü¿ leid, daß i¡ e# ni¡t so viel a¡te. Zer‹en, dir i¡ diese# bra¡te. | 13. Auf gesundheit unser dreye, se” i¡ diesen Be¡er an.
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e# i‰, waß i¡ mi¡ hier freüe, daß i¡ an eü¡ denken kan. Hört, e# i‰ ein glei¡ Geräte ein voll Gla# und ein Poete. 14. Wohl getrunken, wohl ges¡la[en.
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wohl geze¡t, i‰ wohl gereimt. wer nit ne”t, wird wenig s¡a[en ein gut Ver# im Be¡er s¡äumt Wein i‰ der Poeten Pferde, son‰en kreü¡t er an der Erde.
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15. Lu‰ig! sa! i¡ seh den Boden. Brüder thut mir dort Bes¡eid. Morgen ‰ehn wir bey den Todten. Lu‰ig! weil man saget, heüt.
Gedichte 9, 10 und 11, 1644, 1645 und 1645
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bä‹er i‰#, im Gla# ertrunken 90
al# vor dur‰ zu grab gesunken. Anno 1644 Nürnberg.
X. An Monsieur Herman Heinri¡ von Zerßen Sonnet. Mi¡ dünkt i¡ hör e# hier, wie ihr eü¡ dort erge”et ihr meine# denken# Ziel, ihr Freunde, sonder mi¡. mi¡ dünkt i¡ seh' e# hier. dir, Bruder sonderli¡ wird man¡er tag viellei¡t in freüden beygese”et. 5
Wie geht e# aber mir, den hin und wieder he”et de# Glü¿e# wandeltü¿, und leider sonder di¡? da# mir unleidli¡ fällt. Hierober freüet ›¡ der Neid, der seinen Zahn an meinen Unfall we”et Thu nimmer, wa# du thu‰: imfall du ander‰ wilt
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mir etwa# theilen mit von deinen freüdgenuße. du frage‰, wa# e# sey? e# i‰ der s¡reibverdruße | Den deine feder liebt, den aber meine s¡ilt. S¡reib! oder s¡reibe diß, die treü sey aufgehoben: diß, wann du wider mi¡ wil‰ mit dem Glü¿e toben.
XI. An Monsieur Hann# Heinri¡ Rietesel. Sonnet. J¡ muß bekennen ja. Der Tag der un# dort s¡ied, o Bruder, war da# end au¡ meiner bä‰en Freüden. Seither i¡ di¡, und di¡, ô Jena mü‹en meiden, war mir, al# fehlte mir an meinem Leib ein Glied. 5
A¡ wär' i¡ wider dort! J¡ bin de# denken# müd, de# denken#, da# mir kür”t zuweilen diese# Leiden,
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daß i¡ an Fili›ll nit kan die augen weiden. Zwar hier i‰ Margari#, die mir lä‰ keinen Fried; Zwar hier i‰ Ro›bell, die Göttin meiner Lieder: do¡ fehlt#, weil Sie und du, Rietesel! nit bey mir,
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und Zer‹en, unser J¡. da# bä‰e fehlet hier. Jhr Himmel, gebet do¡ mi¡ meinem Jena wieder. diß i‰ mein gan”er wuns¡. du la‹e, wa# du treib‰. wa# aber? daß du mir so wunderselten s¡reib‰
XII. Al# Monsieur Zersen von Bündnisen disputirte. Jndem du, edler Freünd, die feder se”e‰ an, zu s¡reiben, wie man re¡t verbinden soll und kan, dün¿t mi¡ al# wann dein Sinn hab einen Bund gema¡et, mit Palla#, die nun di¡, al# ihren Freünd, anla¡et 5
und an da# Her”e drü¿t. A‰räa will au¡ dein und ihrer Kün‰e Kun‰ in deinen S¡ri[ten seyn. | Thalia hat dein Häubt mit Krän”en gan” umlaubet, die gan”e Musens¡ar hat diesen Preiß beglaubet, die dir so gün‰ig i‰. wa# bringt dir sol¡e gun‰?
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a¡ ja, du ha‰ vorläng‰ den Adel mit der Kun‰ verbunden inner dir. So thu‰ du, wa# du lehre‰; und lehre‰, wa# du thu‰, womit du dann vermehre‰ dein laute# Lobgerü¡t. wie s¡öne ›ht e# au#, wann Palla# Adelt mehr ein Ahnen-Edle# Hau#,
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wie e# ers¡eint bey dir. E# i‰ nit unser eigen ein lob, da# au# den Sarg der Eltern pegt zu ‰eigen in unsren Wappens¡ild. Mein vatter gibt e# ni¡t, und wär er Cäsar selb‰, daß man von mir au¡ spri¡t, wa# man von ihm gesagt: wann i¡ nit seiner thaten
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ein Erbe bin zuglei¡, so i‰ mir nit gerathen mit huntert Helmen au¡. e# Adelt adel zwar: do¡ gibt auf seinen Ruhm ein Weiser nit ein Haar, wann er ohn Tugend i‰; wann diese mit den Gaben
Gedicht 12, 1645
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de# Vatter# abgelebt, der gän”li¡ liegt vergraben 25
ni¡t in dem Sohne lebt. wie soll der Edel seyn der seinen Stammen ziert, nit ander‰ al# da# S¡wein ein purpurne# Gewand! diß wu‰e dein Gemüte du Edler, nur zu wohl, da# von de# Himmel# Güte ein gro‹e# theil be›”t. du fühl‰ in einer Stirn
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die Großmut und den wi”. dein wa¡ende# gehirn thut no¡ den Adel ein, den Adel der di¡ zieret und von dir wird geziert, der alte fahnen führet und seine# Stamme# Stam weit weit zurü¿e zählt. dein erbli¡e# geblüt hat ›¡ mit Glut vermählt,
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die deinen Mut entzündt. du träge‰ nit mit S¡ande die feder auf dem hut und in gelehrter Hande; Wie zwar i”t man¡er thut. der degen ma¡t# nit au# der an der Kü¡en hängt, wie zwar i”t kommt zuhau# die Neüe Teuts¡e welt. E# gürtet man¡er Sporen |
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an seinen dölpelfuß und jagt ›e voller Zoren in seinen s¡lanken Heng‰, der edler i‰ al# er. E# tritt im S¡raubengang i”t man¡er Thraso her, der füß und Händ und Hal# zuglei¡ mit breiten Krägen behänget üm und um, s¡lei[t einen Kla[terdegen
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zwo Ellen lang na¡ ›¡, und lau[et do¡ na¡hauß zu holen seine Wehr, in fall ›¡ hebt ein Strau#. Wie Teüts¡ die Mutter au¡ sein Klügelmaul erzogen, no¡ bri¡t er unteuts¡ au#, wann etwan überogen die ungehirnte Gan# einmahl da# n䡉e Meer.
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und wie ›e au# gerei‰ gekommen wieder her. Mann redt i”t mit der Hand und mit dem A¡selgrü‹en, weil keine warheit mehr, will von dem Munde ie‹en. da# S¡arren mit dem fuß, gibt gnugsam zu ver‰ehn, daß alte Teüts¡e treü nun rü¿wart# wolle gehn
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und wandern au# der welt. E# komt da# bunte Neigen der Bö¿e Stu”en glei¡. und wa# von Ehrbezeigen für fremde Mu‰er mehr in Teüts¡land außgeblüht, seither e# in die welt in'# fals¡e Frankrei¡ zieht
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und seine la‰er kau[t. mit sol¡en leeren reisen 60
und unform neüer Tra¡t will man¡er i”t erweißen den Adel, Adel laß. du ›he‰ baß hinauß mein Zer‹en, al# der du wa# nü”li¡er# zu Hau# einmahl zu bringen denk‰, du ha‰ mehr mund und Her”en, al# man¡er Her” im Mund. ein lu‰ge›nnte# S¡er”en
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da# i‰ au¡ ni¡t dein Feind. do¡ wei‰ du Ziel und Maß. du liebe‰ au¡, wie i¡, ein lied und volle# Glaß, darinn der wellen S¡aum die Nase s¡ier ersäu[et. J”t, da der winter Wind der wiesen Zier zers¡lei[et und in da# o¿en Kleid den S¡oß der Erden hüllt
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i‰ hinterm Ofen gut ein trunk, von dem aufquillt ein Ver#, der gei‰ig i‰. Wann Claro# i‰ gefroren, wird der Poeten trieb von rebensa[t geboren und in den Harnis¡ bra¡t: diß ma¡‰ du dapfer mit, und denke‰, daß e# sey ein alt-ererbter Sitt, |
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den no¡ der teüts¡e treibt. do¡ also, daß du bleibe‰ bey Sinnen und vernun]. kommt# dann, daß du wa# s¡reibe‰, so reu¡t die feder s¡on na¡ grauer Ewigkeit. So leb‰ du in die wett au¡ mit der s¡nellen Zeit, die alle# son‰ mit ›¡ zu grab und Ende führet.
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E# i‰ für deinen Ruhm, der dir mit re¡t gebühret, diß Räumlein viel zu äng, ô wehrter Bruderfreund. für alle# lob i¡ di¡, daß du mit mir vereint und so verbunden leb‰. i¡ bleibe dir verpi¡tet, bi# mi¡ Morbonen Grim wird haben hinges¡li¡tet
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in# dürre Kno¡en hau#. J¡ bin zwar weit von dir do¡ wohn‰ du, weil i¡ bin, in meinem her”en hier. J¡ will mit dir ie”und die Bindnüß unsrer Liebe von neüen reden ab. Nimm hin wa# i¡ dir gibe zum treüen unterpfand. e# i‰ mein treüe# her”,
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da# S¡ließ in deine# ein, hier nimm e# ohne S¡er”, und mi¡ selb‰ no¡ darzu. du gib di¡ mir zu Lehen Wir wollen beider seit# den alten brau¡ begehen den Freundverbindung#bund. glei¡‰ändig sey er zwar;
Gedichte 12 und 13, 1645 und 1644
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do¡ werd' i¡ ehren di¡, mein Bruder immer dar. 95
er i‰ ni¡t wider Gott: vor Gott mag liebe gelten. er i‰ nit wider Ehr: tru” der un# dörfe s¡elten! e# i‰ nit noht, daß man ihn trag in Tafel-Erz: die Tafel, da er ‰eht, i‰ unser beyder her”. Wir ›nd zwar i”t getrennt, die leiber ›nd entse‹en:
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do¡ bleiben wir allzeit einander unverge‹en, beysamen mit dem Sinn. Kein Opfer s¡la¡t man mehr: die Heydens¡a] i‰ ab. S¡lag deine re¡te her, und nimm die meine hin. wer dießen bund wird bre¡en, da# soll der donner au¡, wie vor den Zeiten, rä¡en
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und Jovi# S¡werer Stein. da# Ziel bleibt unbenennt, weil dein und meine lieb ohn alle# Ende brennt. Jnde‹en lebe wohl, du au#bund deiner Erden, und laß dur¡ deine hand un# mehr gelehrter werden: J¡ wüns¡e, lau[e bald in deinem Hafen ein,
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wo glü¿ und Ehre S¡webt, wo deine wüns¡e seyn. A. 1645 |
XIII. Herrn Johann Mi¡aël Dilherrn# Professoris Publici zu Nürnberg und Frauen Marien Des¡auerin Ho¡zeit. E# wolte Gott und Gei‰, der Quellbrun aller Sa¡en, da# thongebildte Bild den Adam er‰li¡ ma¡en zum gro‹en Obervogt und peger seiner werk'. Er bließ' in ihn die Seel, da# Göttli¡e gemer¿, 5
sein herrli¡# Ebenbild, die weißheit und den willen der, wa# der Himmel wolt, ver‰und und kont erfüllen; ein himmel auf der Erd. ni¡t# fehlte weiter hier der kleinen wunderwelt, vollkommen war die Zier. Nur gieng der freye Mens¡ mit einsamkeit gebunden.
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e# ward kein thier für ihn in den Bezirk gefunden, da# sein gehülfe wär. biß daß der S¡öpfer kam, und ihme dieße# Leid zu samt der Rieb entnam. Er gab ihm S¡la[kraut ein, und riß da# Bein vom her”en beraubte seine Bru‰: do¡ war' e# sonder S¡merzen.
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Er Spra¡: da war die Stätt mit fell und eis¡ vers¡ränkt. der junge S¡lä[er ward mit einem Bild bes¡enkt. da# au# der Riebe ‰ieg. Wie? sagt' er, i”t erwa¡et: we# ›nd die taubenbli¿', und, der mi¡ munder ma¡et, der röseli¡te mund? waß mag dieß lä¡len seyn?
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i‰ da# nit mein geripp, mein eis¡, mein haut und Bein? Sie i‰ e#, meine lu‰, mein ander J¡, mein Leben. komm, der i¡ mi¡, die mir der S¡öpfer hat gegeben, kom, S¡we‰er, Liebe Braut, mein her”e, meine Zier, ümfahe deinen Mann, ô Männinn, Theil von mir!
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So war' e# au¡ mit eü¡, ihr au#bund der Gelehrten, ihr unsrer Musen Prin”, mein Er‰er der Geehrten! die Kun‰ ‰ieg ho¡ bey eü¡. Jhr hattet e# gebra¡t so fern, daß eü¡ die S¡aar zu ihren Föbu# ma¡t', und hub' eu¡ wolken an. J¡ kan nit re¡t von ›ngen.
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Die menge ma¡t mi¡ arm. Wie gern i¡ wolt erklingen | Wa# Fama läng‰ au#blie#: lehrt mi¡ do¡ Harpokrat daß reden S¡ande sey, wo S¡weigen Ehre hat. Von eu¡ i¡ würdig ni¡t kan reden: meine Lippen ›nd niemal# wolberaus¡t vom Brunnen Aganippen
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gekommen wider her. Kein traum hat, daß i¡ wü‰', auf Aon# Hügelhal# in S¡la[ mi¡ angesü‰. Ein Gei‰, der Feüer hat, mag ie”und für mi¡ spre¡en, und mit der Sinnen Glut erse”en mein Gebre¡en. Verehren in der Still, ‰eht meiner Clio an,
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ni¡t rühmen ohne Ruhm den vor-berühmten Mann. Jhr Nymfen an der Saal, komt, la‹et eüre wellen, komt, eürem alten Ga‰ ein Lobelied zu ‰ellen. du, Jena, weißer Si” der drey gedritten S¡aar, leg deinen Dillherrn ni¡t auf Lethen# ‰ille Baar.
Gedicht 13, 1644
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19
Jhr Musensöhne! sagt, wie er eü¡ hat gelehret, wie ihr im Hörhau# ihm begierig zugehöret, gelehrter von ihm giengt. Unzähli¡ i‰ die Zahl der leüte, die er satt von seinem Musenmahl zu hause wieder s¡i¿t! Au# seiner S¡ul entsprungen,
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glei¡wie au# Trojen Pferd, viel ie”t gelehrte Zungen: die können seine# Lob# ein Mund und Zeüge seyn, da# auf viel lefzen ›”t, ‰ralt Sonnenhell herein. und andre dunkel ma¡t. Könt' i¡ die feder füllen mit diesem Ruhm: i¡ wolt dann meine lu‰ wohl ‰illen.
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Du, Nürnberg, freüe di¡, weil dir der himmel günnt den Mann, der di¡ so ziert und in dir Zier gewinnt. So hat, ô Himmel#freund, deß hö¡‰en hö¡‰er wille ›¡ selb‰ eü¡ mit getheilt, und mit Ver‰ande#fülle auf Erd eü¡ groß gema¡t. Jhr lagt au¡ an der Bru‰
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de# Glü¿e#, daß in eü¡ viel wolfahrt ie‹en mu‰. do¡ fehlte no¡ ein Glü¿, weil die gehüln fehlte, mit der ›¡ eüre Freud und eüre Sorg vermählte, und in ihr herze ‰ieg; die mit eü¡ s¡lief und wa¡t', und eü¡ viel sü‹e ruh na¡ saurer Arbeit ma¡t!
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E# sah der himmel diß. Daher sein weiße# Lenken wie hart au¡ war bi#her und eisern euer denken, eü¡ diese Rieb au#sah und führte ›e eü¡ zu. | daher sagt volle# Mund# der Männer-orden nu: Seht, Dillherr worden i‰ einmal, al# unser einer!
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A¡ daß i¡ könde do¡ mi¡ i”t entbürden meiner, seyn grö‹er, al# i¡ bin! i¡ wolte spi”en zu die Feder, Sinn und wi”, beklingen diese Ruh. Nun wüns¡en kan i¡ no¡, wiewol mit blöder Zungen. Wa# her”li¡ i‰, klingt wohl, i‰'# s¡on nit wohl gesungen.
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J¡, der gering‰ so ie die Feder hat geführt, hab eüer weite# Lob mit änger Fau‰ berührt. Do¡ wann Thalia mir die Seiten wird aufziehen, so will i¡, eüren Nam zu s¡i¿en, mi¡ bemühen in'# lezte Thule hin. Jndeß nemt diese# an,
S. v. B. Birken-Wälder
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den treügemeinten wuns¡. i¡ gebe wa# i¡ kan.
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So lebet und liebet und labet eü¡ immer. Kein Unfall berühre de# Ehebet# Zimmer. E# werde, wie seither, no¡ weiter also eur Nahme dort neben die Sterne ges¡rieben. So lebet mit eüerer Rieben und lieben
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gesegnet, geehret, in frieden, und froh. E# kün‰len die Musen, eü¡ beyden ein la¡en ein La¡en ein freüdige# la¡en zu ma¡en, wann eüere# glei¡en in Wiegen auf‰eht ein redsamer Redner und kün‰ler Poët
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XIV. Herrn Loren” Geiger# und Jungfrauen Anna Margarethen Betulin Ho¡zeit J¡ muß der wunderung nit wenig zinßbar werden, wann i¡ bedenk bey mir, wie himmelab auf Erden vom blauen Sternenda¡ so man¡er wunder s¡luß in unser thun ›¡ o[t so seltsam gie‹en muß; 5
im Lieben sonderli¡. Wer solte so ni¡t lernen, Daß alle heurathen herie‹en von den Sternen, | im himmel abgeredt? E# leugn'e#, wer da will; i¡ muß diß wahre wort bejahen in der ‰ill. Herr Geiger, diß ma¡t ihr. Sagt wa# hat eü¡ getrieben
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au# holland her zu un#? fürwar nit lu‰ zu lieben. Jhr wolt die Eltern sehn, die lange ni¡t mehr ›nd: an deren ‰at ihr nun eü¡ eine lieb‰e ndt. Wer sagt mir nun, wer eü¡ hieß her na¡ Nürnberg reisen? Jhr kamet frey herauf, und mü‰ nun freyer hei‹en;
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Verhängnüß hat# gethan, da# hieß' eü¡ ziehen fort Fort! sagt' e#, weil i¡ will, daß eine Ra¡el dort, du Jacob, wart' auf di¡. Jm himmel i‰ bes¡ehen
Gedicht 14, 1645
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die abred: wer dann wolt auf Erden wider‰ehen? Nemt hin, wa# der eü¡ gibt. wie hart e# un# an kam, 20
wir geben ›e eü¡ mit na¡ eürem Am‰eldam, der Staaten Städteblum, der s¡önen Kün‰e Kammer, de# Kriege# Mu‰ers¡ul, der un# au¡, al# ein Hammer, mit s¡weren S¡lägen klop], de# La‰ un# harte drü¿t, und unser land im Brand hin in die lü[te s¡i¿t,
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die Freiheit in da# Grab. da selb‰ habt ihr erlernet von fremden Ufern her, wa# er‰li¡ eü¡ entfernet von eürem Mutterland. Jhr zoget Jung hinau#, und da¡tet, wie ihr solt, daß man Kun‰ nit zuhauß und hinter'm ofen su¡t. Jhr seit daselb‰ gewesen,
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wo man¡er ni¡t hin kömt. wa# wir in bü¡ern lesen, da# habt ihr selb‰ gesehn. da# neü erfundne land i‰ eü¡ kein Böhmis¡ Dorf. E# ›nd eü¡ wohlbekant die Felder über Meer, Guinen braune Dra¡en, die dür‰ig sperren auf den aufgele¡zten Ra¡en;
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Wo Tellu# Gold gebiert, ges¡wängert von der hi” de# hei‹en Sonnenrad# und seinem güldnen Bli”. Jhr habet viel erdultt, da wo fa‰ nahe ›”et der Nemeäer-Löw, wo Föbu# ‰ärker bli”et, | und wo in vollen glanz er sein Ge›¡te zeigt,
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wann e# i”t Abendwart# ›¡ au# den mittag neigt. Nun sol¡e Dinge ›nd zu sehn in sol¡en Landen, dahin zu kommen ihr viel Noht habt über‰anden dort zwis¡en See und Lu[t, habt eü¡ dem meer vertraut und auf ein dünne# Bret da# Leben hingebaut:
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Jhr fuhret sonder fur¡t, wo mehrmal# wind und wellen mit einge‰immten Grimm ein Grab ohn Grab be‰ellen, wann der erbo‰e S¡aum klimt Tauru# Gipfel glei¡, und jagt die ¡te bald in Orku# S¡wefeltei¡, bald an der wolken da¡. Jhr sahet unges¡euet
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die wa‹erberge an, die eü¡ den Tod gedräuet. die See von oben ab, die no¡ der himmel goß, ma¡t' eüer Her”e do¡ nie feig und her”e-lo#.
S. v. B. Birken-Wälder
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So hat eü¡ au¡ zu weiln vor Anker nie gesre¿et ein ungeheüer Fis¡, der gan”e Ströme le¿et 55
und wieder speyet au#, ein s¡ der grausam wühlt in Triton# blauem Salz, mit S¡i[ und wellen spielt: Zwar andre, do¡ eü¡ ni¡t. So habt ihr au¡ gesehen da# S¡uppenvolk, da# zwar in wa‹ern pegt zu gehen, do¡ au¡ in lü[ten iegt: ein son‰en-seltne Sa¡!
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Soviel habt ihr, wiewohl mit müh und ungema¡, und andre ding erfahrn. Nun aber so voll Güte der himmel auf eü¡ la¡t, und eurer Jahre Blüte zu Ruhe bringen will, s¡enkt er eü¡ freüden ein und bli¿et auf eü¡ zu mit seinen gnaden s¡ein:
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indem er eü¡ (mit Glü¿!) lä‰ die Gehüln geben, die fort sey eüer tro‰, und eüre# Leben# leben. den Segen gibt er zu. E# bleibt do¡ allzeit wahr: E# regnet, wo so wohnt ein treügetraute# Paar, Glü¿ zu den Fen‰ern ein. Zwar vielen bra¡t da# Freyen
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gar wenig freüden mit. kein Heurat kan gedeyen, ohn Gott und wider Ehr. mit Gott mi#rähtt e# ni¡t, wann da# gebet vorher fein dur¡ die wolken bri¡t und ihm zu hause läu[t. die diese# unterla‹en, die bahnen ihnen selb‰ zum unglü¿ breite Stra‹en. |
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Viel kriegen dann üm Fried, so lang ›e Gatten ›nd: so gibt e# immer Krieg, der nimmer Fried gewinnt, al# mit de# einen Tod. Ô re¡te# höllen leben! wohl deme, der ›¡ ni¡t in sol¡e# hat begeben! wohl deme, der ihm hat ein liebe# her” erwählt,
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die ihn mit ni¡t# al# all-zugro‹er Liebe quält, die seinem winke folgt, und au# den Augen kläubet wa# er im willen hat; die au¡ an ihre s¡reibet, wa# seine Stirne redt, nimmt Muth und unmut an; und die na¡ seinem Sinn den ihren ‰immen kan.
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Herr Geiger! nun wolan, habt ihr e# au¡ getro[en mit eürer Lieben so? so wüns¡t ja unser ho[en so ho[et unser wuns¡. Sie ward mit mir gesäugt
Gedichte 14 und 15, 1645
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von einer Mutterbru‰, die eü¡, der ihr geneigt, und die ihr diese na¡t zum weibe wollet ma¡en, 90
[...]
Ni¡t loben will i¡ ›e, die i¡ ni¡t s¡elten kan. J¡ ‰ell' e# auf die Prob. fangt ihr e# mit ihr an. und wann da# Jahr herüm, so la‹t un# Zeitung wi‹en Zur Zeit, wann ihr ie”t werdt Gevattern bitten mü‹en. 95
Zieht hin, liebt, lebet wohl! der Gott, der eü¡ gepaart, mit Gnaden üm eü¡ sey, begleit eü¡ auf der Fart.
XV. 1. Mögt i¡ einen Thon erklingen, wie i¡ fröli¡ o[t beginnt; mö¡t i¡ wolken wart# mi¡ s¡wingen, so, al# i¡ zwar bin ge›nnt: 5
J¡ wolt eü¡ ein lied erdi¡ten, da# kein neider solt verni¡ten. Aber meine# unglü¿# Wut lös¡et meiner Sinnen Glut 2. Wie kan de‹en Gei‰ erwarmen,
10
dem an Mangel mangelt ni¡t, der an ho[nung will verarmen, und mit Kummer ‰ündli¡ ¡t?| do¡ e# muß je seyn gesungen, solt e# ko‰en hal# und lungen.
15
Nehmet wa# mein bringen i‰, wie e# auß der feder ie‰. 3. Solten meine Reimen zieren irgend hier ein Trauer grab, wolt i¡ her” und ohren rühren,
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Klagwort wären meine Gab: aber bey den Ho¡zeit sa¡en kan i¡ ni¡t# zu la¡en ma¡en.
S. v. B. Birken-Wälder
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do¡, i‰ lu‰ nit, wa# i¡ gib, ey so i‰ e# wuns¡ und lieb. 25
4. Mein thun i‰ ie”und gar bitter: eüre# i‰ voll Sü‹igkeit. mi¡ vers¡lägt ein ungewitter, da ihr in dem Hafen seit. freili¡ i‰# ein sü‹e# leben,
30
wann zwey her”en einbar s¡weben, wann die liebe doppelt bli”t und in beyder augen ›”t. 5. Sind dann nun so süß die freüden, die eü¡ wa¡sen vor der Thür:
35
ey so mögt ihr fröli¡ s¡neiden, weil die ernde winket hier, leben, lieben in die wette, biß eü¡ ru[t der Todt zu bette bi# (da# do¡ ja langsam sey)
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eüer Sterben kömmt herbey. 6. Wolten dornen kün]ig ‰e¡en und ein saurer Apfelbiß: Lieb und Rose lä‰ ›¡ bre¡en, ma¡t der Sta¡el s¡on Verdrieß.
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Mü‰ ihr bittre mandel keüen: Lieb kan Zu¿er zwis¡en ‰reüen.| Habt nur, geht e# no¡ so trüb, Gott im Her”en und die Lieb. 7. Wird mein Wüns¡en etwa# gelten,
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(nur ein wuns¡ i‰ mein ges¡enk: Mi¡ nit, Unglü¿ solt ihr s¡elten, daß i¡ wenig bring, viel denk.) Wird e#, sag i¡, Gott erhören: soll bey eü¡ mit Gut und Ehren
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›¡ die wolfahrt ‰ellen ein, solt ihr dreymal seelig seyn.
Gedichte 15 und 16, 1645
25
8. Wolt ihr, wa# i¡ wüns¡e, wi‹en? wi‹t, i¡ wüns¡e, wa# ihr wolt, wa# ihr wüns¡et zu genie‹en, 60
und begehret, wie ihr solt. Jezt wüns¡t Feder und Gemüte eü¡ so viel der himmel# Güte, al# der Seiger Stunden zieht, eh eü¡ eüer Holland ›ht.
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9. Aber denkt au¡, wann ihr dorte in der ferne lebt, an mi¡, den iezt rei‰ Verhängnu# forte, der dem Glü¿e s¡enket ›¡. Wird mi¡ diese# s¡on verlenken,
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werd' i¡ do¡ an eü¡ gedenken denken werd' i¡ an eü¡ do¡ und eü¡ gute# wüns¡en no¡. 10. Unterde‹en liebt und her”et ein# da# andre, wie man pegt:
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bi# ihr etwa# habt ers¡er”et, da# man in den windeln trägt. denn so wird viellei¡t mein ›ngen ›¡ wa# höher können s¡wingen, und mi¡ la‹en ‰immen an,
80
wa# ein re¡te# lieben kan. |
XVI. Zu Herrn Johann Klaju#, Herode#-Kindermord. Stille, wa# hör' i¡? Stein-wald-beseelende Lieder! Kömmt au¡ wohl Orfeu# von dem Elyserfeld wieder? wie daß er ni¡t auf Hämu# ›ngt? wie daß er Teüts¡e Reimen klingt, 5
der Spra¡ und land# verge‹en,
S. v. B. Birken-Wälder
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die er geziert vorde‹en? i‰ dann in ihn der Bun”ler S¡wan etwan gerei‰, den zwar s¡on lang der Götter Ambro›a spei‰? Tolle Mänaden s¡i¿ten den Thrazer hinabe. 10
Opi”en# Gei‰ au¡ nimmer nit ‰eigt au# den Grabe. wer i‰ dann, der so zierli¡ ›ngt? wer i‰, der sol¡e Reimen klingt? we# Singen bannt die S¡mer”en mir so au# meinem her”en.
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ein Mei#ner S¡wan vom Bromier hügel ›¡ trug, die Pegni” hemmt den Elbe-herseglenden ug. Rhodopen# Held und Layrpoët sange viel ‰ränger. deinen S¡wan, Bober, mei‰ert der Pegni” ihr Sänger; der Proteu# i‰, in dem er ›ngt;
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der bald auf ›eben Röhren klingt, bald Celtis¡e Wittoden, selb‰-wittod, ru[t von Todten und bald, ein neüer Gotte#bot, mahlet s¡ön au# de# Mens¡ Gott# wiegen, wolkenrei#, Stygier ‰rau#.
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Kan er nit iezt, ein Teütis¡er Per›u#, bli”en, Teütis¡en donner auf die Ty¨rannen lo#sprü”en! Fort, Per›, orfeu# immer ›ngt! fort Pan und Wittod, immer klingt! die Elbe wird eü¡ preisen,
30
die Pegni” willkomm heisen. Nemt an diß Lob, da# keine der S¡we‰ern geä”t da# gibt eu¡ der, den Klaju# Klio erge”t. |
XVII. Zu de‹elben Leidendem Jesu# Mens¡en unerleidli¡# Leiden leidet der gemens¡te Gott; Gott, der Mens¡ und Mens¡enheiland dultet nie erdultte Noht. Er s¡wi”et Blut und Kra[t; Jhn fa‹en Fe‹el Ketten:
Gedicht 17, 1645
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Un# von Blut vers¡uldter S¡uld und de# Falle# fall zu retten; 5
daß wir mögten seyn befreiet von der höllen Jammerha[t. da# Lam wird angeklaget: E# leidet hon und S¡ma¡ daß de# Teüfel# Sündbes¡ulden würd ein au#gesühnte Sa¡; Un# zu kau[en sol¡e Zier, die den Engeln iezt behaget. Sein haubt von dornen s¡wüllt, der Leib von Geisel‰riemen.
10
Unsern lohn, na¡ langem Leid, dort mit Kronen zu verblümen; daß ›¡ Sünden-wunden s¡lö‹en, derer Thun diß Thun befüllt. Er muß auf Urtheil ‰erben, s¡webt zwis¡en lu] und Erd: daß der Mens¡ vom Flu¡e#-Au‹pru¡ einmal loßgespro¡en werd, Un# den hö¡‰erwüns¡ten Fried, mit dem hö¡‰en, zu erwerben.
15
Er gibt da# leben hin, und gehet au¡ zu grabe: Daß an un# de# Tode#-Pfeil fürter keine Ma¡t nit habe. und wir na¡ dem Sterben erben, dort de# leben# Lu‰gewinn. Also ‰irbet an den holz unser Gott, da# selb‰e leben: wird da# leben Lebenloß, un# da# leben dort zu geben. |
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Hier herr Klajen# bunter Reim will un# de‹en Außdru¿ geben, ma¡t die wundertraurges¡i¡t in den klugen S¡lü‹en leben Jüng‰ vermeldt er unsren Ohren diesen teüren heilgewinn: Nun gibt ihn un# neü zu lesen de‹en au#geübter Sinn. Freili¡ hat er ihm ges¡öpft hier der Kün‰ler Sinnen Haabe.
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von den Zeiten, wie man grub unser# Sündentilger# Grabe, kan er also redsam ›ngen, daß i¡ fa‰ beredet werd, unser Klaju# hab der Zeiten au¡ gelebet auf der Erd. Wa# Nu” aber bringt e# ihm, so der Musen Gun‰ erwerben? daß er unverlebet lebt und im ‰erben ni¡t kan ‰erben,
30
daß er mit de# Ruhme# Boten welt und wolken überfüllt, und der S¡ri[tberu[te Name hin bi# zu den Sternen s¡wüllt. Do¡ er lehret ni¡t allein: Anmut muß die Red verblümen, wie die Matten fris¡begrünt zieren ihre# Malwerk# Striemen. von den blo‹en Sa¡en reden blößli¡, i‰ gemeine Sa¡:
35
Kun‰ und Stikkwerk unter‰reüen, diß erwe¿et Neider S¡ma¡. Pegni”! ehre deinen S¡wan, der vor seiner Elb behaget. Daß er ihr von dir entwandt, i‰, worum ›e vielmal# klaget. Teüts¡land, da# ie”und mit Kriegen, mit der Jammerha], beha],
S. v. B. Birken-Wälder
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kriegt von deinen Teüts¡ge›nnten in dem wetter neüe Kra]. | 40
Au¡ dein Dilherr wird mit lu‰ Teüts¡e# in der neige retten. Har#dorf spielet immer no¡, ‰reifet Teüts¡em ab die Ketten. Au¡ die S¡äferspiele klingen. Gut! e# hat no¡ keine Noht: Bald, bald sol e# bä‹er werden, al# e# vormal# war, mit Gott.
XVIII. Herrn Doctor Johann Kreüselmann# und Jungfrauen Reginen Sophien Pfaudtin Ho¡zeit. 1. J¡ denk der lieben Zeiten, da in Zufriedenheiten mein Pfei[enspiel erklang; da i¡ da# feld besungen; 5
da i¡ hab lob errungen mit man¡em Kun‰gesang. 2. J¡ wolte höher iegen, mi¡ an die wolken s¡miegen, voll Himmel# und voll Gott.
10
die hand wurd ob dem Liede de# weißen König# müde. Je”t wird mein trieb zu Spott. 3. Je”t da die winde rasen, den reif und fro‰ au#blasen:
15
treibt unglü¿ mi¡ hinweg. J¡ muß in Kält erfrieren, dur¡ S¡nee und Ei# erspüren den ungewi‹en Steg. | 4. Nun, nun, man muß e# Leiden,
20
wa# man nit kan vermeiden. J¡ ma¡e mi¡ zu feld; i¡ laß den Ort zurü¿e
Gedicht 18, 1646
29
und su¡e mein Ges¡i¿e in einer andern Welt. 25
5. J¡ laß den Himmel walten. der mi¡ bißher erhalten, wird no¡ verpeger seyn. Jn deß i¡ bin geie‹en, gei‹en mein gewi‹en
30
von S¡uld zu halten rein. 6. Ein Gei‰, der re¡t sein eigen, kan von ›¡ selb‰ nit s¡weigen, indem er vorherbri¡t; e# murret sein Gemüte,
35
da# voll der Himmel# güte, ob seinem Himmel ni¡t. 7. Wa# soll i¡ aber bringen und eü¡ zu ehren ›ngen, ihr treüvertraute# Paar?
40
zwar son‰ i‰ mir'# gelungen; i”t aber ›nd gesprungen der Leyer Seiten Haar'. 8. Herr, Ja i¡ muß bekennen und mi¡ den Euren nennen.
45
Pi¡t heis¡et meine Pi¡t. die andern mögen s¡enken: i¡ kan kaum sattsam denken i”t auf ein wuns¡ gedi¡t. | 9. J¡ solte von eü¡ s¡reiben,
50
ein lobgedi¡te treiben: | so will e# gar nit seyn; die feder will ni¡t ie‹en. J¡ werd e# Sparen mü‹en, bi# mi¡ da# Glü¿ bes¡ein'.
S. v. B. Birken-Wälder
30
55
10. Ein wuns¡ i‰ iezt die Gabe: J¡ gebe, wa# i¡ habe. Lebt wie ihr selb‰ begehrt, in langverlangter Freüde, in Freüde sonder Leide!
60
Eür wollen werd gewährt. 11. E# mü‹en we¡selammen ‰ät# ammen na¡ zusammen, in eüer beyder herz. Jhr sollet Eh‰andsegen
65
in wiegen järli¡ legen, Zu eürer Jahre S¡erz. 12. E# mü‹e keine Seu¡e befördern eure Lei¡e. Die Keller sollen Wein,
70
und überuß zum Leben die volle Kü¡e geben Jhr sollet Seelig seyn.
XIX. Zu Herrn Johann Ri‰en# Hol‰einis¡en Prediger# zu wedel Poëtis¡em S¡aupla”. Pindaris¡e# Lied. I. Sa”.
Nun e# lebt wa# Ho[nung no¡, du bedrängte# Land der Teüts¡en! ob ›¡ deine Teüts¡e peits¡en ob di¡ drü¿t ein harte# Jo¡. |
5
S¡aue dort den Nord‰ern winken, der nit will die wellen trinken, kläret Meer und himmel auf und erlegt da# windges¡nauf. Birg den Kummer, zage nimmer.
Gedicht 19, 1646
31
Wann auf den bela‰en Ma‰
10
äuglet ab ein Sterngewimmer, legt ›¡ bald der Fluten Bra‰. I. Gegensa”.
Freyli¡ la¡t ein Sternenraht mitten au# dem Länder jammer. da der S¡were kriege# hammer
15
Teüts¡land fa‰ zermalmet hat, da e# Mord und Brand zerzerret, wird dir wieder aufgesperret, Güldne Spra¡, die güldne Thür. Teüts¡e# pranget voller zier,
20
Nun die reine Redart blühet. Man su¡t auf ihr Alterthum, Nun da# neüe Fli¿werk iehet ni¡t mehr s¡ändet ihren Ruhm. 25
I. Na¡klang.
Die wilde Barbarey, der Spra¡e S¡aum i‰ weggenommen. A¡ wolte wolte Gott darbey, daß au¡ der Brüder Muht der Blutgier mö¡t' entkommen, daß ›e, wie vor den zeiten, von fremder la‰ befreyten
30
der Freyheit freüden blum; und daß ›e do¡ für s¡lanke Lanzen, nämen den Federspieß, und auf den S¡aupla” kämen zu unserer Spra¡e Ruhm. Hier hier wer dapfer krieget,
35
kriegt einen sol¡en kran”, der Tod und grab be›eget: | II. Sa”.
Ey so ›nd wir do¡ gero¡en! derer Feder feindli¡ Floß und auf un# S¡ma¡reden goß,
40
diese dörfen ni¡t mehr po¡en. Wir, die wi”, und Mut vermählen und den Ro‰ der Jahre ‰ählen, se”en, wie vor alter zeit kün‰e zu der dapferkeit,
S. v. B. Birken-Wälder
32
und zum Sieg gelehrte Sinnen.
45
ma‹en na¡ der Leben#ruh ein Grab nun nit mehr soll können Held- und Tahten de¿en zu. II. Gegensa”.
S¡aut! ein Beyspiel kan un# Laben S¡aue, wer kein Momu# i‰,
50
wa# Herr Ri‰ un# zugerü‰. A¡ er i‰ s¡on lang‰ erhaben an die Sterne mit den Helden, die er rühmli¡ pegt zu melden. S¡aue seinen S¡aupla” an,
55
den er ‰ellet auf den plan. s¡au die wohlgese”ten Lieder, s¡au den kling- und Dänze-Reim, s¡au die arten hin und wieder. Hör, e# reden Büs¡ und Bäum.
60
II. Na¡klang.
Jhr edler Teüts¡er S¡wan! hel] immer, wie ihr peget, retten wa# kaum von seiner Neig entrann. Die Musen drängen ›¡, ›e wollen eü¡ vergötten.
65
der Momu# mag verla¡en mit Gall-gefülltem Ra¡en diß, wa# er selb‰ nit weiß. La‰ etli¡mahl da# Sonnenrad ümdrehen, den gro‹en Bau, so wird die Sage gehen
70
von euren theuren eiß, man wird den wuns¡ erheben: Herr Ri‰e müß' un# lang und unsren Reimen leben | Johanne# Ri‰ dur¡ Letterwe¡sel: Hier ›nt Naso. Wie s¡öne ›nt und ›ngt hierinnen unser Ri‰! wa# wunder i‰#, da er der Teüts¡e Naso i‰.
Gedicht 20, 1645/46
33
XX. Märten#-Gan# 1. Kommt la‰ unsere Mägen ›¡ mä‰en! Herr Märten gibt heüte die Gan# zum bä‰en! Komt, den Gän#lein ein Grablied zu ›ngen: Prin” Ba¡u# wird laßen die Gläser drein klingen. Fa, la, la,
5
2. Keller, bringt un# Sä[te von Reben: Herr Märten will i”o sein Gan#mahl geben. la‹et un# heüt mit herrn Märten erge”en, die Me‹er an seiner S¡nattergan# we”en, Fa, la, la, la,
10
3. La‹et, la‹et un# etwa# aufbringen, ein Loblied von unserer Gan# erklingen, die heüt lä‰ unsere Sinnen nit s¡wi”en von langem Kalmäusern und nä¡tli¡em Si”en. Fa, la, la, la,
15
4. E# erhielte da# Gänsegeügel den prä¡tigen Capitolinerhügel. diese#, wa# alle Römer nit mo¡ten, wurd her”ha] von Märten# Gänsen verfo¡ten. Fa, la, la, la,
20
5. Gänse ma¡en un# tru”en die Sternen, ›e geben un# Federn zum Lehren und Lernen. wa# mit gelehrter Feder wir s¡reiben, da# muß na¡ unseren Sterben no¡ bleiben! 25
Fa, la etc.
S. v. B. Birken-Wälder
34
6. Jungfern geben ›e Flederwis¡waare, wann ihnen veralten die Jahr und Haare: daß ›e die vor der Hölle verkau[en, und also den weiber-ki”el entlau[en. Fa, la etc.
30
7. Gänse ma¡en viel sän]er un# s¡la[en, im fall wir von ihnen die Dauenen ra[en, wann wir darinnen vergraben un# halten. Auf Strohe wird man¡er zum Krüppel und Alten. Fa, la, la, la,
35
8. Gänse ‰illen und füllen den Magen, und heisen un# dapfer die Gurgeln zwagen. jeden verlangt ihr leder zu gerben, ein Lappen von ihren bau¡ zu erwerben. Fa etc.
40
9. Gäns' erwe¿en ein frölige# springen, ein lu‰ige# Runda di nellula ›ngen. Brüder nun ›nget, und s¡linget den reyen, die gan# will in mir na¡ dur‰e s¡on s¡reien. Fa, la, la etc.
45
10. La‰ Herrn Märten# Gesundheit eins¡enken, wir trinken ›e springend auf Tis¡ und Bänken. Lu‰ig ihr Brüder nun leeret die Humpen. wer nit na¡ hause kan gehen, mag gumpen. Fa, la, la, la.
50
11. Hört, da# Nierlein, wen soll e# iezt laben? wer mei‰en# er‰eiget den Gläser graben.
Gedichte 20 und 21, 1645/46
35
Lu‰ig drüm! trinket, prü] dapfer herümme, wer habe zum Sau[en die männli¡‰e Stimme. Fa, la, la etc. |
55
12. Lu‰ig, Lu‰ig, bi# Föbu# erwa¡et! am morgen, soll werden die Ze¡ gema¡et. Lu‰ig! sa! hop! Trinkt her in die wette Aurora un# heüte soll leü¡ten zu bette. Fa, fa, la, la, la, la, la, la,
60
XXI. An die Compagnie Sonnet Wie wohl verbrüdern ›¡ ein Gla# und ein Poët! do¡ ‰ehen wohl darbey Mu›k und gute Freünde, und dann die Lieb‰e au¡, da# Zanken i‰ für Feinde. dur‰ i‰ für'n Beütel gut, nit wo e# lu‰ig geht. 5
Die Mu›k s¡ilt, wer ni¡t i‰ weiß und ni¡t# ver‰eht. Und wo kein Wein nit i‰, wär bä‹er, daß man weinte und sö[ die Zehren auf, al# daß man Verse zäunte. do¡ ohne Freünd und Lieb, ›nd trunk und Lieder öd. Hör, Junge! bring ein Gla#. die Freünde ›nd vorhanden.
10
der Wirt s¡enkt guten wein. für Mu›k sorge ni¡t: i¡ ‰imme Lieder zu. nur ein# i‰, da# gebri¡t. Hat keiner keinen S¡a”? wie ‰eht ihr do¡ in s¡anden? i¡ meyn' im Se¿el ni¡t. fragt eüer Her” zu raht. Sie i‰ weit über land, die mein# in ihrem hat.
S. v. B. Birken-Wälder
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XXII. An die Mu›canten Sonnet. Nun fort, ‰rei¡t eine# auf, ihr Geber meiner lu‰! lau] in da# Säiten Chor mit den gelehrten ngern. man lo¿te mi¡ na¡ Rom mit sol¡en lieben dingern, mit dem Syrenenklang. i¡ bin mir unbewu‰ | 5
im fall ihr nur eü¡ rührt. da# her” danzt in der Bru‰. i¡ gläube, söl¡ ein thon solt einen wohl verjüngern. O Gottheit-volle Kun‰, au# den Elyser Zwingern entspro‹en, Tro‰ der Erd, der Ohren sü‹er Mu‰! A¡ solte solte do¡ au¡ meiner Lieder Lied
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der Lieb‰en ohren seyn, wie eüre# i‰ den meinen! a¡ würde ›e ob mir, wie i¡ ob eü¡, nit müd'. so wolt i¡ dann so weng, al# eüre Gä‰e, weinen. do¡ höret! s¡enkt mir vor der Himmel Freüden ein: so solt ihr bald in ihr‐ und meinen dien‰en seyn.
XXIII. Abs¡ied Lied So muß i¡ dann nun forte, gesegnen diesen Orte, der mir so wohl behagt? so sey ihm, wa# i¡ ›nge, 5
so sey ihm, wa# i¡ klinge, zu guter Na¡t gesagt. 2. Dir ô du Städte blume, der Teüts¡en Kern und Ruhme, dir sag i¡ gute na¡t!
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i¡ kan ni¡t länger dauren bey eü¡, ihr s¡önen Mauren! die Freüden ›nd vollbra¡t.
Gedicht 23, 1645
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3. Du Stadt ha‰ mi¡ erge”et. der Fluß hat mi¡ gene”et, 15
der deinen umkreiß theilt! von dir ward i¡ erqui¿et, al# mi¡ da# Glü¿ gedrü¿et, al# unglü¿ mi¡ ereilt. | 4. Diß hab i¡ dir zu danken,
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daß i¡ in hohen S¡ranken zu laufen er‰ beginnt. Mein Ruhm fäht an zu blühen. Jn dir hat mein bemühen ›¡ er‰li¡ angezündt.
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5. Jn dir hat ›¡ mein Singen am er‰en dörfen s¡wingen vom s¡le¡ten Pöbel‰aub. Mein unglü¿ ward gero¡en. die Zeit hat mir verspro¡en
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da# ewig-grüne Laub. 6. Ein gei‰ der ›¡ re¡t kennet der an die wolken brennet, a¡t ni¡t de# Glü¿e# Neid, baut ni¡t au[ seine grü‹e
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wir]# unter seine Fü‹e; Kein unfall ma¡t ihm Leid 7. Der Gott, der mi¡ versorget, von dem i¡ hab geborget bißher die Leben# lu]
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wird mir no¡ mehr bes¡ehren, mein Seelenne” ernehren biß er mi¡ zu ›¡ ru[t. 8. Jnde‹en leb i¡ ›¡er; und liebe meine bü¡er
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die Bü¡er meine Lu‰. So thu i¡ ‰ät# da# meine,
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und Gott der thut da# seine; ihn ehret diese Bru‰. 9. Rei¡ bin i¡, weil mir gnüget: 50
für mi¡ wird lei¡t gepüget. | i¡ neide niemand ni¡t. ein trunk und gute Brüder, Mu›k und Reimen Lieder, ›nd meine Lu‰ geri¡t.
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10. Um Ko‰ will i¡ nit alten. i¡ laß den Himmel walten, der meine uns¡uld weiß. Kan i¡ nur Sinnengaben in rei¡er mänge haben:
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da# i‰ mein hö¡‰er Preiß. 11. J”t will i¡ mi¡ erheben, mir selb‰ die Sporen geben, zu rennen in die welt. wohnt mein glü¿ ni¡t der orten:
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ey nun so sey e# dorten. wer weiß, wa# mir be‰elt? 12. Der, wo er Lebt, ihm Lebet, in seinen Sinnen s¡webet, i‰ überall zu hauß.
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Man ndet Nah und weite, an allen Enden, Leüte; die welt ‰irbt nirgend auß. 13. J¡, wo man mi¡ wird nden will alzeit Reimen binden,
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wie trüb e# ›¡t herein. e# soll kein wellen-‰eigen mein ›ngen ma¡en s¡weigen, und s¡lie‹en in den S¡rein.
Gedichte 23 und 24, 1645
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14. Wolan i¡ geh, zu s¡auen 80
die ihr, ihr fremden Auen, mir s¡on entgegen la¡t. Du Stadt sey s¡ön gegrü‹et | gegrü‹et und gekü‹et, zu tausend guter na¡t!
XXIV. Er saget seiner S¡wermut ab. 1. Nun gute Na¡t, verzagte Blödigkeit, und du der S¡wermut feige S¡nödigkeit! Nun ‰ell' i¡ fur¡t und Zagheit ein, da# Her”e soll nit mehr so blöde seyn. 5
2. Wa# nü”t die sorgenvolle Kümmerung? ›e i‰ do¡ nur de# grabe# Zimmerung. Wer zeitli¡ Grabewart# begehrt, kan bald von sorgen werden aufgezehrt. 3. Tod und der Kummer ›nd vereinbarli¡.
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die S¡wermut fri‰ da# leben s¡einbarli¡ die S¡wermut nü”t die Sinnen ab. der Kummer i‰ der Jahre Wander‰ab. 4. Zwar trauren quält die Mens¡en erbli¡en, die Sünden noht kränkt alle Sterbli¡en.
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Do¡ kränkt Sie diesen nur zu todt, der ko‰et diese qual al# tägli¡# brod. 5. J¡ will na¡ unmut ni¡t mehr lü‰eren weil er kan Mut und Her” verdü‰eren. Muht muß in allen Dingen seyn:
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dur¡ unmuht geht der Bau de# leben# ein. 6. Willkommen nun, du Sinnen Heiterung, du meiner Kummerla‰ Zers¡eiterung!
S. v. B. Birken-Wälder
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willkommen, der Gedanken Ra‰! die Bürde wei¡t, die mi¡ so hart bela‰. | 7. Willkommen meine# Gei‰'# begei‰erung!
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Die S¡were Muhte#-übermei‰erung i‰ gan” und gar nun außges¡a[t, kein Denken mi¡ ie”t mehr in trauren ra[t 8. J¡ will hiemit den Freüden eidigen, kein Kummer soll mi¡ mehr beleidigen.
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Fris¡ auf! nun bin i¡ wieder frey Von der Bley s¡weren Sorge tyranney 9. Nun gute Na¡t, verfeigte Blödigkeit und du der S¡wermut Zage S¡nödigkeit! nun ‰ell i¡ Fur¡t und Feigheit ein,
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da# her”e soll ni¡t mehr so blöde seyn
XXV. Herrn Magi‰er Chri‰ian Betulien# und Jungfrauen Anna-Marien Rubingerinn Ho¡Zeit. La‹t, ihr S¡we‰ern! in den Brunnen meine Lippen werden naß, der von Claro# komt gerunnen. ma¡t ein kluge# Reimenmaß 5
heüt auß meiner Feder ie‹en, la‰ mi¡ wa# gelehrte# gie‹en. 2. Heüte muß i¡ etwa# ›ngen, daß na¡ eüren Quellen s¡me¿t. heüt muß meine Leyr erklingen
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etwa#, da# den Himmel le¿t: dem zu Lieb den mit mir säugte eine Bru‰, ein Vatter zeugte. |
Gedicht 25, 1646
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3. Jhn zwar habt ihr lang geliebet, al# der euer sondrer Freund, 15
und ›¡ iederzeit geübet, weil er eü¡ von her”en meint', in den edlen freien Kün‰en und ge‰rebt na¡ euren Gün‰en. 4. Nun die Auen wieder la¡en,
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nun die Felder sü‹e Weid, und die wälder S¡atten, ma¡en, nun der Erden grüne# Kleid neüe Len”en lu‰ erwe¿et: hat die Lieb ihn ange‰e¿et
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5. Re¡t! Cupido nimmt die wa[en wann die Lu[t i‰ aufgethaut; ma¡et aller welt zu s¡a[en. Zefyr su¡t die Lenzen braut. Lu[t und Wa‹er hegen Flammen.
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Erd und himmel la¡t zusammen. 6. Fis¡e brennen in den Teufen; ihren, Stummen Flammentrieb, kan kein wa‹er ni¡t ersäüfen. Filomela seüfzt vor Lieb;
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und die ler¡en tireliren, wann ›e ihren Buhlen spüren 7. Jener mag allein veralten, su¡en wilde Einsamkeit, in dem winterbett erkalten,
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ha‹en Lieb und Liebe# Streit: der sein Leben nie den Lieben, wie er s¡uldig, heimges¡rieben. | 8. Bä‹er thut, wer seinen Sorgen leget die gehüln zu:
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die ihm seine kummer-morgen kan verkehrn in sü‹e Ruh;
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die ihn in den winter wärmet, und in Lenzen-lu‰ umärmet. 9. Je”und will i¡ ni¡t gedenken, 50
ob der Klugheit Eigenthum, ›¡ der Jungen Venu# s¡enken, oder einer alten Mum? ob die rei¡en un# nit hönen? ob au¡ zü¡tig ›nd die S¡önen?
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10. Ob ein alte# Pferd zureiten bä‹er, al# die Junge Stut? Ob e# thu, mit witwen-häüten, al# mit Jungfern, bä‹er gut? wann ›¡ füge Liebe#-Streiten,
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winter#- oder Sommer# Zeiten? 11. Sol¡e# will i¡ ni¡t berühren. diese# sag i¡ nur allein: daß, mein Bruder, ›¡ ie”t s¡üren Flammen in dein her” hinein,
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daß di¡ brennen keus¡e Ker”en: da# gefället mir von her”en 12. Freye mü‹en werden Freyer, soll im leben Freüde seyn. Allzeit ha‹en Liebe# Feüer,
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nimmer fühlen sü‹e Pein: i‰ da# thun der thummen Ge¿en die in feiger Blöde ‰e¿en: | 13. Drüm ha‰ du di¡ wohl berahten. Jeder darüm lobet di¡,
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daß di¡ Liebe#-kohlen braten und die glut so wei‹et ›¡. J”t soll mein Ges¡enk erklingen: dieser wuns¡ erse”t mein Bringen.
Gedichte 25 und 26, 1646
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Lebet wohl, ihr Lieben, und labet eü¡ forthin immer mit der Liebe#funken behägli¡em Glut gewimmer. S¡er”et, herzet, halset und kü‹et nun, wie ihr könnet, weil eü¡ forthin dieserley Freüden ›nd wohl vergönnet. 5
do¡ seht, daß ihr söl¡erley Her”en und Halsen treibet, wel¡e# bald den wiegen ein Liebe# pänzlein verleibet. Eü¡ besause nimmer unfreündli¡e# Unheilbrausen. E# laß Eü¡ der Himmel ‰et# friedli¡ und s¡iedli¡ hausen. Gott woll eüre Kü¡en und Keller ersprießli¡ segnen,
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und mit wolfart eueren Ehe‰and überregnen, und Gesundheit euern Leiberen vollauf eins¡enken, alle# eur' vorhaben zu glü¿li¡em Ende lenken. Alle# gute# mü‹e mit Hau[en zu hause ie‹en. Alle# Böse# werde von euerem Hal# geri‹en! Wolfenbüttel Anno 1646
XXVI. Der gelehrte Lang-Prediger. Sonnet. Ein Lehrer, deß ver‰and in Gotte# rathau# bli¿t, der seine Seelenheerd mit Himmelweid' erqui¿t, soll sparsam Gotte# wort einträüen o[en ohren: son‰ wird von seiner Zung' ein Ekel bald gebohren. 5
E# hält de# Mens¡en Sinn die trägheit so be‰ri¿t, daß er, wa# er gefa‹t, bald in verge‹en s¡i¿t. die länge bringt verdruß. E# wird dadur¡ verloren, da# man in da# Gehirn zu s¡reiben hat erkoren. Jnfall der hörer wird eh al# der Redner müd,
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so ma¡t der Redner selb‰ die mundren ohren müd' | ein einmal-ekle# ohr kommt selten o[en wieder Ein ohr, da# hungrig blieb, eilt wieder na¡ der Lu‰. wa# gut i‰, währt e# lang, man ‰illet bald den Lu‰. wa# gut i‰, währt e# kurz, ein jeder su¡t e# wieder.
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XXVII. Abdankung der S¡wermut. Horatii Libri 1. Ode XXVI. J¡ der Musen Lieber Freünd, will die sorgen, meinen feind, in die lei¡ten winde ‰reüen: wel¡e werden 5
die bes¡werden in die Cretermeere speyen. 2. Diese Sorg sey von mir fern, wer beym kalten Angel‰ern hers¡e, wer un# Teüts¡e s¡re¿e?
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wer ie”t ›ege? wo man kriege? wa# der Belt für S¡i[e le¿e? 3. Du, ô Musa! die du dort peg‰ zu ›”en fort für fort
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bey dem Reinen Pimplerbronnen! mi¡ mit Krän”en zu beglänzen, pü¿e Blumen au# der Sonnen. 4. Lang die Le#ber-Leyer mir:
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all mein können kömmt von dir. neüe Seiten sollen klingen. Alte# leiden! neüe Freüden sollen dir zu grabe ›ngen. |
Gedichte 28, 29 und 30, 1646
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XXVIII. Au[ eine Ho¡zeit. Sag: wann die Kö¡inn freyt den Hafner, wa# ›e paaret? weil er ihr ko¡en hil], und ›e da# geld ersparet, da# man für häfen gibt; diß paart ›e. Aber nein! Der hafner will der ko¡, die kö¡in Hafen seyn.
XXIX. Uber seine Trauer gedanken Rondeau. J¡ hab mi¡ müd geda¡t. hinweg ihr Traurgedanken! mit denen i¡ bi#her mi¡ augenbli¿li¡ s¡lug'. wei¡t einmal hinter›¡! hinweg! e# i‰ genug. geht su¡t eü¡ einen wirth, der gerne wolte kranken. 5
J¡ hab mi¡ krank geda¡t. Mit dem Ges¡i¿e zanken, da# hei‰ ein Riesenkampf, der ehmal# Berge trug in feinds¡a[t himmelan. Der i‰ und heiset klug der ihm sein himmel i‰, liebt seine# Glü¿e# S¡ranken. J¡ hab mi¡ baß beda¡t.
XXX. Martinu# Go#ke. dur¡ Bu¡‰abwe¡sel J‰ groß an Smuke. Wen die Doctor-Mü”e drü¿t, und die Lorbeerblätter kü‹en, wen die Ritterkette halset, und die PfalzgrafWürde ziert: dieser dieser kan ›¡ re¡t Groß an Wunders¡muke wi‹en. Wer i‰ groß an sol¡en Smuke? Go#ke, dem viel Lob# gebührt.
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XXXI. Herrn Doctor Ju‰ Georg S¡ottel# Ho¡zeit. Wiederkehr. E# i‰ der Reimen Zahl, womit i¡ wüns¡e, Sieben. Der lange Zeit Verdruß i‰ endli¡ aufgerieben, der Eü¡ im Sorgen Meer bi#her herümgetrieben. Jhr wolt nun Eure lu‰ ni¡t länger so vers¡ieben; | 5
Jhr wollet Eure Braut fort unges¡euet lieben, die Jhr vor langer Zeit in Euer herz ges¡rieben, und deren Jhr bi# heüt gehindert ihr betrüben. So bannet nun hinweg da# leidige Betrüben. Jhr seit in Gotte# hand, ihr Lieben, einges¡rieben;
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der wird Eu¡ gnädig seyn und segnen Euer Lieben; wird alle# ungema¡ von Eurem Halse s¡ieben. E# soll da# Kummerleid seyn gän”li¡ au#getrieben, bi# daß Eü¡ beyderseit# da# Sterben aufgerieben. Gott gebe, daß Jhr lebt no¡ mehr al# neünmahl-›eben.
XXXII. Ju‰u# Georg S¡öttell dur¡ Letterwe¡sel. So gute# lös¡t ihre Glut. Da# Gute komt von Gott. die Glut, da# Gatten-Leben, komt au¡ von Gott herab. Gott hat diß Gut gegeben, der Brunqvell alle# Gut#. Gott gibt diß Gute no¡. Gott selb‰ ein fromme# Paar spannt an da# Gatten-jo¡. 5
Jhr Liebenden! in Eu¡ hat ›¡ die Glut gereget, die ie”und bri¡t herau#. da# Gut komt au¡ darzu. S¡aut, Gotte# Gattengut bringt Eure Glut zu Ruh. So gute# lös¡t die Glut, da# eü¡ zusammen träget. J¡ wüns¡e Gut# zur Glut, die Jhr im Her”en heget.
Gedicht 33, 1646
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XXXIII. Zu, de# Unverdro‹enen Fru¡tbringendem Palmbaum. Drey‰ändige# Sinnbild. Da# Teuts¡e
Von treuen
No¡ endli¡
Spra¡- und
Händen
dur¡ die
TugendLie¡t,
aufgeri¡t,
Nä¡te bri¡t.
Erklärung. DreySä”ige Reim Wiederkehr. E# war s¡on der Teuts¡e Ruhm gar au# Teuts¡land weggezogen, und hin über Meer geogen. E# ward unsre Teuts¡e Spra¡ nur mit Wortgemäng belogen, üm ihr Altertum betrogen. 5
E# ward von den Mutterbrü‰en keine Tugend mehr ersogen. Kein Vertrauen ward gepogen, Gotte#fur¡t au¡ ni¡t erwogen: Weil man aneng, ni¡t zu a¡ten die gefür¡te Himmel#bogen. Man sah nit nach dem Himmel Weg,
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Man trat nit auf den TugendSteg, Treu-Teutsche Sinnen wurden träg. Teuts¡land war ie”t unTeuts¡ worden. Seine Zier, in Staub gebogen, ward ver‰äubet zu den Wogen dorthin, wo die Segel ogen.
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Teuts¡land, da# vor alten Zeiten an Bellonen Bru‰ gesogen, wurde von ihm selb‰ betrogen: weil e# einen Siege#Wahn von dem Glü¿e hatt gesogen. war na¡ Kriegen au#gezogen; da e# aber ni¡t indeß alte Dapferkeit gepogen. |
* 20
Wie nun drüm da# Vaterland einer Barbarey bezü¡ten ›e die Fremden, die un# ri¡ten: spinnet ›¡ ein Orden an, der da rä¡et diß Verni¡ten mit so man¡en WunderFrü¡ten,
S. v. B. Birken-Wälder
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Frü¡ten, die da# Spra¡gemänge und da# fals¡e Wesen ü¡ten, 25
und die Himmel#Fehde s¡li¡ten; die mit reinen Reimgedi¡ten unsre lieb‰e Spra¡enMutter und den Teuts¡en Nam belie¡ten. Das Teutsche Sprach- und TugendLiecht, von treuen Händen aufgericht,
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noch endlich durch die Nächte bricht. Also kan der Teuts¡e spre¡en, seit sein Vatterland belie¡ten, mit Nu”fru¡tenden Gedi¡ten, mit Kun‰s¡önem Zeilen-s¡li¡ten Teuts¡er Redli¡keit-verfe¡ter; seit ›e unsre Nä¡te ü¡ten.
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Billig ehrt man in den Frü¡ten unsren Nehrenden der mit seinem Orden wolt verni¡ten jene# fremde SplitterRi¡ten. Und weil der Befreyend lebt, wird kein UnTeuts¡ un# bezü¡ten.
* Edler Unverdro‹ener! E# lä‹t eure Hand ergla‰en, 40
die nit kan im dunklen ta‰en, jenen Orden, der au¡ eu¡ al# ein Mitglied wil bega‰en. Diesen kan kein Sturm bebra‰en, der mit wehrter Gotte#liebe will sein Tugend-S¡i[ bema‰en, | und mit Kün‰e-Waar bela‰en.
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Der wird in dem Hafen ra‰en. Phöbu# wird mit Lorbeerlaub euer Lobgerü¡t aufa‰en. Die Gott und Kunst nennt ihre Lust, und Tugend hält für HerzensMust, das ist ein alte Teutsche Brust.
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Hiervon woltet ihr der Sinnen eine WunderProb aufa‰en, die in eurer Wi”e ra‰en. Euer Kun‰eiß hil] bela‰en jene# S¡i[, da# wolbesegelt Orden# Treu und Kun‰ bema‰en, da# die Stürm ümson‰ bebra‰en.
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E# wird euer EhrenRuhm selb‰ da# Sternenhau# bega‰en, da# kein Neider darf anta‰en. De‹en Lob, der so wie ihr s¡reibt, muß dur¡ die Welt ergla‰en.
Gedichte 34 und 35, 1646
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XXXIV. Der von hoher Hand verehrte Ring. Sonnet. Du über-lieber Ring, mit Gold und Kun‰ gezieret! no¡ lieber, weil du bi‰ verehrt von hoher Hand! am lieb‰en, weil i¡ di¡ hab al# ein Gnadenpfand in fröli¡em Be›”, imfall i¡ re¡t gespüret! 5
J¡ weiß nit, ob mir, di¡ zu tragen, au¡ gebühret: weildaß mein Unverdien‰ mir i‰ gar wol bekant. Do¡ denk' i¡, daß an mir die Heldin no¡ wa# fand, da# einer Gnade wehrt, al# Ungnad mi¡ berühret. Wa# zeigt der Demant an, mit seinen s¡arfen Spi”en?
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Er sol die hohe Gnad in mein Gedä¡tni# ri”en: Die Spi”en bli”en sehr: wa# zeiget diese# an? Jhr Lob soll i¡ forthin au# meiner Feder spri”en, da# zwar Vorlang‰en wolt auf tausend Zungen ›”en. Wol gut! i¡ soll und will verri¡ten, wa# i¡ kan. |
XXXV. S¡wermut-Aufmunderung. Horatii Libri II. Ode III Ni¡t so mein Herz! bleib unverwandt in Glü¿ und Ungema¡. hat di¡ dann dir s¡on abgerannt da# Unglü¿? a¡ verla¡ 5
verla¡ e#, sonder A¡. denk, einem edlen Blut nimt unfall ni¡t den Mut; da# au¡ zur Freüden Zeit ›¡ ni¡t unmäßig freut.
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2. Ob du di¡ tränke‰ Tag für Tag mit bittrem Threnen wein; der Tod bri¡t do¡, wa# nu”t die Plag,
S. v. B. Birken-Wälder
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zu seiner Zeit herein: E# muß ge‰orben seyn; 15
so wohl al# wann du son‰ in Glü¿, in Ehr und Gun‰, in unbekriegter Ruh, dein Leben bringe‰ zu. 3. Geh hin und wir[ di¡ in da# Graß,
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da# ab- und seitweg# ‰eht. wer i‰, der ni¡t de# Leid# vergaß, wann auf dem Kräuterbeet sein Kummer s¡la[en geht? der wein, der Sorgen feind,
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sey au¡ zuglei¡ dein Freund; ein Zehrlein, da# viel Jahr' im Keller Faßbar war. 4. Dahin laß dir dein Leyerspiel und wein Gefärten seyn.
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die Blumen derer kur”e# Ziel bri¡t mit den Sommer ein | laß krönen Spiel und Wein. Gebrau¡ di¡ deiner Zeit; Viellei¡t wird dir no¡ heüt,
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imfall Verhängniß drü¿t. der Faden abgezwi¿t. 5. Au¡ jener, der viel Golde# häü[t, kau[t häüser, Feld, und Land, Feld, land, da# seine Nahrung saü[t
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au# einem Na¡bar‰rand, muß an Cocytu# Rand. der Erb la¡t, und be›”t, wa# er nit aufgespi”t; nie‰, wa# er nit erwarb:
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da der, verdarb und ‰arb.
Gedichte 35 und 36, 1646
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6. Wer wenig hat, verliert ni¡t viel. Gebrau¡ di¡ deiner Haab, solang no¡ droht dein Leben# Ziel. E# geht dir wenig ab, 50
wie man di¡ trag zu grab, wann du ni¡t ‰irbe‰ böß; ob du Jr oder Crö# Avernu# Furten trüb‰ und Orku# opfer gib‰.
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7. Wir mü‹en alle diesen weg. Kein Mens¡ entgeht der Baar, worauf man ihn todt, kalt, und träg trägt zu der Todten s¡aar die nie no¡ zahlbar war.
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Stirb kürzli¡ oder spat; du köm‰ do¡ auf den Pfad, da Charon überführt, wann ihm sein Fahrgeld wird.
XXXVI. Von einer geilen Ho]hörin. Horatii Libri I. Ode VIII. Marie¡en, Marie¡en, du geile Thörinne! sag warum bethör‰ du Hippandern die Sinne? | warüm su¡‰ du sein verderben, wann dein s¡nöder Hurenleib ihn zu S¡andbegierden rei”et und wird seiner Lü‰e weib. 5
2. Er ha‹et die Sommer- und sonni¡ten Auen; ihn ekelt die fröli¡en Felder zu s¡auen. Keine Stra‹en ihn be‰äuben, weil er nie im Sand spazirt, und den Heng‰ mit ängem Zügel nit mehr in dem Feld regiert. 3. Der Oker Geli#pel ihn ni¡te# belü‰et.
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Die S¡andlu‰ hat seine Gedanken verwü‰et
S. v. B. Birken-Wälder
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und die Gi[tgefüllte Natter, in den Hurenbalg ver‰e¿t, die er, mit den geilen Armen, hat umfa‹t, und ›¡ bee¿t. 4. Jhn plaget und naget da# böse Gewi‹en, da# ihn iezt von aller gesells¡a[t geri‹en. weil er mit den S¡and-Verbre¡en auf ein böse# End gezielt,
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hat die Reu in seinem Her”en tausend S¡merzen aufgewühlt. 5. Die S¡merzen ihn haben so krä[tig dur¡s¡nitten, daß er nun i‰ unter der S¡amfahn verritten. Reite hin du huren-Reüter! diese# die Bezahlung i‰, für da# Unre¡t, daß unlang‰en du mir s¡uldig worden bi‰.
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XXXVII. Früling#-Freüdenwe¿er. Horatii Libri I. Ode IV. 1. Nun wei¡et der winter, e# s¡melzen die Bande die Fe‹el, am Silberhellrieslenden Strande. Zefyr grü‰ die Len”en-Auen, und da# Thauen 5
treibt die S¡i[e vom Ge‰ad, da ›e eingefroren ‰unden, | da ›e funden weder Weg no¡ wellenpfad. 2. Die Heerden ie”t ha‹en die Hürden und Ställe.
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den S¡äfer ergö”et da# Eiterges¡wälle. E# geht mit den Blumen s¡wanger Feld und Anger, die zuvor der Flo¿ens¡nee mit dem greisen Alter de¿te
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und ver‰e¿te, wie die Ei#ges¡lo‹ne See. 3. Nun danzen die Venu# und Gratjen von fernen, wann Cynthia blinket und winket den Sternen:
Gedicht 37, 1646
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da die Erd mit we¡seltritten 20
wird bes¡ritten und besprungen an dem uß; die Napeen, Oreaden und Najaden übt ihr s¡lanker dänzer fuß.
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4. Jzt klopfet und poltert de# Mulciber# hammer in Bronte# Pyracmon und Sterope# Kammer da die Feuerheerde bli”en, feindli¡ spri”en mit den funkenRegen lo#;
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da der Ethna o[t ein Sterben und Verderben über Leut und Länder goß. 5. Drüm la‰ un# die häübter bebürden mit Myrten, mit Bluhmen, die dorten in mänge bewirten
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unsre aufgetaute wälder, unsre Felder! la‰ un# in den S¡atten ‰ehn und daselb‰ den Pan mit Singen opfer bringen:
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la‰ un# na¡ den lu‰wald gehn: | 6. La‰ unsere Sinnen auf fröli¡keit denken, so lang un# der himmel wil Anlaß eins¡enken! Morgen komt der Tod ge‰ri¡en und ges¡li¡en,
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de‹en kühner frefelfuß keiner hürden pegt zu s¡onen, keiner Thronen die der S¡äfer für¡ten muß. 7. Die Kürze de# leben# ma¡t man¡en zum Thoren,
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der ho[et al# wär' er auf ewig gebohren. Bald bald wird der Lügens¡atten ihn be‰atten,
S. v. B. Birken-Wälder
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und Cocytu# s¡warzer Pful. Cerberu# wird auf ihn bellen, 55
ihm be‰ellen seiner Thaten folter-s¡ul. 8. Wer einmal von Charon i‰ übergetragen, wird nimmer mit Rebensa[t salben den Kragen. da wird keine Venu# ›”en
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die mit Bli”en Her” und Sinn entzünden kan; da wird keine Seite ›ngen, lieder zwingen, die entgei‰ern man¡en Mann.
XXXVIII. Ruhm ho[nung von der Poësy. 1. J¡ hab' ein werk von Reimen aufgeführet, Spi”seulen-ho¡, (die königli¡ gezieret) da#, mehr al# Erz, ‰rebt na¡ der Ewigkeit. da# der Stürmerwind ni¡t ‰ürzen | 5
und kein Regen fre‹en soll; da# ni¡t ügels¡nelle Zeit, no¡ der unzahlbare Zoll unsrer Jahre, soll verkür”en. 2. Ganz werd' i¡ ni¡t in Lethe# Ba¡ verderben:
10
Ein gro‹e# theil von mir wird von dem Sterben befreyet seyn, ni¡t Libitinen Beut. weil die Dün‰e von den Strahlen Erd auf ‰eigen himmel an, wird die na¡welt weit und breit
15
mi¡, al# einen Kün‰lerswan, mit viel Lobe#farben mahlen. 3. Der milde Mäin, die Donau, samt der Elbe, wird s¡i¿en mi¡ bi# an da# Sterngewölbe.
Gedichte 38 und 39, 1646
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Mein Pegni”‰rand, der unbesegelt eu‰, bey dem zwar nur Hirten ›ngen
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da kein Gott ni¡t wird gesehn, wird erheben meinen Gei‰ der i¡, wie son‰ Latien ließ' Alcäu#' Säiten klingen. 4. Die Oker au¡, und meiner Eger Ga‹en,
25
die werden mi¡ in ihr Gelispel fa‹en. Laß dir den Ruhm, Melpomene, von mir ni¡t da# ohr verdrüßli¡ füllen, der mir lohnet na¡ verdien‰. Son‰ wir‰ du mit delpho# hier,
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(also wird mein eiß verzin‰) meine Lo¿en überhüllen.
XXXIX. Zu Herrn Johann Ri‰en# kayserli¡er LobRede Die Trauergedanken, de# Her”en# kummerla‰ der leidige Bra‰ verwirren mein gemüt, e# irren die kränkli¡e Sinnen; | wie kann i¡ dann ein Lied voll gei‰iger Sa¡en beginnen, 5
wie zwar meine Pi¡tgebühr? Aufzuwarten unsrem Ri‰en, trag' i¡ hohe Her”begier. 2. Wa# Trauergedanken? e# muß gesungen seyn, Thalia ‰imt ein.
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J‰ do¡ gan” Freüdenreg Parna‹u# und seine Göttinnen; Apollo spielet auf den fröli¡en Helikoninnen. Ca‰ali# quillt no¡ so hell, weil man jüng‰hin unsren Ri‰en wus¡ in seiner Silberquell.
S. v. B. Birken-Wälder
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3. So hat er er‰iegen, der weltbelobte S¡wan, der Ewigkeit Bahn. Da# lie¡te Sternenhau# bewirtet sein Namen# gerü¡te. da# grüne Heldenlaub verewiget seine Gedi¡te. Er, der Vater Teüts¡er Erd,
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ehret selber unsren Ri‰en; wer wolt ihn nit halten wehrt? 4. die Sonne de# lande#, die ho[nung dieser zeit, da Marspiter dräut un# ein elende# End mit zornigem feüerge›¡te;
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der Stern der nur allein kan ma¡en da# wetter zu ni¡te da# die Teüts¡en überwühlt: hat bes¡enket unsren Ri‰en, Lorbeerlaub sein Haubt ümwühlt. 5. der Löbli¡‰e Keyser, Europen# wunders¡ild,
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da# wolken-gott# bild, hat diese# kün‰lerhaubt mit Adel und Laube begabet, den theuren S¡wan gekrönt, der unsre Spra¡mutter gelabet. wa# der gro‹e Ferdinand au#gezahlet unsrem Ri‰en,
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war' ihm lang s¡on zuerkandt. 6. Gott klingende S¡wanen, wie diser war bi#her, beim Cimbris¡en Meer, | erheben Himmel-an die Teüts¡en kun‰s¡wanengesänge, verdienen dafne Haar und theure# Gold-adelgepränge.
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Er bringt, für den reinen Tohn, (allso s¡eint von unsrem Ri‰en,) einen Jungfer-Cran” davon. 7. die Jungfer i‰ Palla#, der kranz i‰ Lorbeerwaar, die zieret sein haar.
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da# laub, die Jungfer gun‰ kan man¡e kun‰›nnen erhi”en, daß ›e na¡ söl¡em Lohn mit eifriger di¡te-lu‰ s¡wi”en. do¡ ndt keiner sol¡en lohn,
Gedichte 39 und 40, 1646
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wie der, der gesu¡t Herr Ri‰en; au¡ führt keiner sol¡en Tohn. 50
8. Teüts¡liebende Sinnen! nun di¡tet immer fort! ein mä¡tiger hort. Liebt eü¡ und unsre Spra¡, wir wollen Herr Ri‰en na¡ringen und mit den Muttertohn ein ewige# krän”lein er›ngen! Neide nun, wer will und muß!
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Ferdinand zahlt unsrem Ri‰en tausenfältig den Verdruß.
XL. Uber einen Bu¡laden Sonnet. Jhr Lie¡t der klugen Welt, ihr kinder hoher Sinnen, dur¡ die ein Lebender von Todten lernet no¡! dur¡ die, ob er s¡on ‰arb, ein weißer lebet do¡! sein Lob da# bleibet hier muß s¡on der Leib von hinnen. 5
Die mens¡en Thiere ›nd, die eu¡ ni¡t lieb gewinnen, e# drüket ›e zur Erd der Eitelkeiten Jo¡. Ein dölpel, deme nur der S¡neider, wirt und ko¡ da# leben ma¡en lieb, fragt na¡ den Pierinnen | und ihren kün‰en ni¡t#, lä‰ Bü¡er Bü¡er seyn
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gükt in sein S¡uldbu¡ nur, i‰ klug in Leute-s¡inden und wo man geld ers¡nappt. Wie solt ein wollu‰s¡wein zu Perlen haben lu‰, die ni¡t in koht zu nden? der kluge Bü¡er s¡reibt, und der ›e klügli¡ li‰, die Beyde ‰ehn, wann au¡ die Welt zerfallen i‰.
S. v. B. Birken-Wälder
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XLI. Uber eine Handel Stadt. Sonnet. Du bi‰, berühmte Stadt, erhoben zu den Sternen. e# komt die gan”e welt, zu sehen deinen Pra¡t dein Wesen, da# di¡ s¡ier zu einer Für‰inn ma¡t, Na¡dem i¡ gegenwart# da#selbe mag erlernen, 5
dünkt mi¡, dein Hohe# Lob sey nur ein Lob von fernen. J¡ kan di¡ lieben ni¡t, drüm sag i¡ gute Na¡t. i¡ habe lang genug die häüser angela¡t, die Pikelhering#bunt-befen‰erten Laternen. du bi‰ fürwar ni¡t wehrt, zu tragen eine Kron
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wie du wohl eh gethan. der dieb der Majensohn, lehnt seinen Jüdenspieß an di¡, al# de‹en ‰ätte. die Jüden ehre‰ du und nimm‰ ›e willig ein, weil ›e in ihrer Kun‰ dir treue Lehrer sein. So ‰ehlet ihr zuglei¡ und s¡a¡ert in die wette.
XLII. Sonnet. Sobald mi¡ mein Ges¡i¿ in diese Stadt getragen, da ging e# an mein Geld. Geld war da# Losungwort. | Geld, Geld, di¡ hab i¡ lieb; so hieß e# an dem Ort. i¡ hörte wo i¡ gieng allein von Gelde sagen. 5
Geld su¡te man zu fuß, zu Pferd, und au¡ zu wagen. J¡ eilte zum Gebet in eine Kir¡e dort: da hört' i¡ abermal# von Gelde fort und fort; Gott mu‰e ›¡ dur¡ Geld von dannen la‹en jagen. O Gott, dein Gotte#hau# i‰ hier ein Kau[hau# worden.
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man lä‹t dir deine# ni¡t, wer will in seinen hauß bewirten deinen dien‰? der di¡ Herr, jaget au#, Der lädet ein die höll und ihren Teu[el-orden.
Gedichte 42, 43 und 44, 1646
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Ô andre# Ninive! geht au# von Babylon, ihr Frommen! daß ihr ni¡t mit fühlet ihren Lohn.
XLIII. Sonnet. Wie bunt die Häüser ›nd; no¡ wohnen leute drinnen, die bunter ›nd al# ›e: ver‰eh im Gotte# dien‰. Jüd, Ke”er, Chri‰ und Heid, wohnt hier und su¡t Gewin‰. käm au¡ der Teu[el selb‰, man würd ihm Herberg günnen. 5
Hier s¡mäu¡t, wa# athmen kan, lä‰ Rau¡ und Feüer rinnen au# ohren, Nas', und Mund: dem Pluto wird verzin‰ der Kwalen Ebenbild. s¡au, welt, wa# du beginn‰, du lerne‰ in der welt da# thun der Plutoninnen. Die Stadt i‰ voller dre¿, die ‰ra‹en ›nd besudelt:
10
die leüte no¡viel mehr, weil da# ihr her”e wudelt ‰ät# voller Triegerey und Gei” und Sündenkle¿. Drüm i‰ e# zweymahl wahr: die Stadt i‰ voller dre¿. die Stra‹en ›he‰ du. wil‰ du die Her”en sehen: so kan‰ du nur in Kir¡- und Krämerläden gehen. |
XLIV. Uber Herrn Martin Opi”en# Ableiben Sonnet. Herr Opi”, i‰ er todt, der Herzog Teüts¡er lieder, der Prin” der di¡terey, der Maro dieser Zeit, der seine Feder hat vermählt der Ewigkeit, in dem de# Fla¿u# Gei‰ war aufgelebet wieder? 5
Legt unser Naso s¡on die Feder wieder nieder? So i‰# mit un# gethan. Nun mag‰ du, bla‹er Neid! die Zähne we”en wohl an unsrer Spra¡e Leid. E# eilt der Held, daß er mit Sternen ›¡ verbrüder',
S. v. B. Birken-Wälder
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al# er vorlang‰ begunnt. der Rä¡er seiner Spra¡ 10
der Für‰ de# Kun‰gesang#, der S¡wan, der überogen die wolken, lu] und Erd, sang ihme selb‰ zu grab. Er ‰arb: do¡ lebt er no¡, und la¡et von den Bogen der blauen Himmel#burg. Die Säiten lau[en ab an unsrer Teüts¡en Leyr. ni¡t# bä‹er# komt herna¡.
XLV. Soll Kun‰ und Opi” dann zuglei¡ seyn eingegraben? a¡ la‰ den Kün‰ler sinn in andre seyn gerei‰, ihr Opi”innen ihr, la‹t un# mehr Opi”' haben. der Leib mag gehn zu grab, nur ni¡t der gro‹e Gei‰.
XLVI. Uber Herrn Doctor Paul Fläming# Ableiben. Sonnet. Na¡dem der Bobers¡wan un# gabe gute Na¡t, wolt unsre Di¡terey, die Teüts¡en Poëtinnen, | gesegnen unser land. ›e da¡ten s¡on von hinnen. Calliope ‰und auf, spra¡: sehet wa# ihr ma¡t, 5
ihr S¡we‰ern! diesen S¡luß habt ihr ni¡t wohl beda¡t. dort, wo die Wolge raus¡t mit zornigen beginnen, ›ngt unser Fläming no¡, dem wir o[t seine Sinnen in Claro# eingetau¡t, dem wir o[t zugela¡t. wohl! spra¡ der gan”e Hauf: so la‰ un# hier verbleiben.
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Je”t, da dein Tod mit dir, ô Fläming, wieder kahm, und da# Elyserfeld di¡ von der Erden nahm, fängt die geneunte S¡aar von ihren Ni¡t-verbleiben zu reden wieder an. A¡ laß un# deinen Gei‰, ô Fläming, bi‰ du ja von un# hinweggerei‰.
Gedichte 47 und 48, 1646
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XLVII. Sonnet. Wa# les' i¡? lebt Opi” in diesen S¡ri[ten wieder? i‰ wieder aufgelebt der wehrte Bobers¡wan, der seinem Lob den Tod dur¡ Lieder abgewan, dur¡ die gelehrte Hand? ›nd diese# seine Lieder? 5
Nein! Fläming ›ngt, Bey dem die Musen ›”en nider, ja Fläming, de‹en Gei‰ bringt lauter ammen an, und der die Steine selb‰ glei¡ al# beleben kan, dem au¡ der wald, da# wild, Gewürme, und Geder mit wollu‰ hören zu. Wa# aber? i‰ er todt,
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der Todte Lebend ma¡t? Zuvor s¡on hatt' e# noht mit unsrer Poesy, al# Opi” abgeseelet. Jezt i‰ kein' Ho[nung mehr, nun Fläming au¡ dahin. Kein Opi” kömmt mehr her, nun dieser Flammen›nn, in kühler Erd er‰arrt, dem himmel ›¡ vermählet.
XLVIII. Sonnet. J¡ muß bekennen ja: au# deinen Kun‰gedi¡ten, Ô Fläming! blizt ein Gei‰, ein Strahl der Ewigkeit, der in die wette no¡ soll leben mit der Zeit. Kein Teuts¡er S¡wan, wann i¡ soll na¡ der warheit ri¡ten, 5
gefältt mir so, al# du. Selb‰ Opi” kan mit ni¡ten, bey mir, dir ›ngen glei¡; e# i‰ no¡ unters¡eid. wie etwan Naso hat da# alte Rom erfreüt: so, kan dein Wundertohn vor andern mi¡ verpi¡ten. A¡ daß der blei¡e Todt un# deine gro‹e Sinnen
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und unsrer helden Spra¡ nit länger wollen günnen! a¡ hätte‰ du mir do¡ die Flamm gela‹en na¡, der i¡ dein Land#man bin! so wolt i¡ glei¡fal# ›ngen, und so mit dir dur¡ di¡ zum Sternen Zelt mi¡ s¡wingen. Jedo¡ e# soll mein Gei‰, dur¡ deinen, werden wa¡.
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XLIX. Da# Brand-verwü‰ete Ulzen. Ganz Ulzen i‰ zuviel: ein Theil, wär zu verge‹en. A¡! daß die s¡öne Stadt Vulkan hat aufgefre‹en. Gott hat ›e arm gema¡t, sein war die Zorne#amm. Jhr Bürger, murret ni¡t, ra[t in gedult zusamm 5
die As¡en eüre# Gut#. Jhr seit fein Silber worden. Gott läutert eu¡ allhier; ihr solt nit brennen dorten.
L. Der Gold-Brief. Da# Gold hab i¡ von thun; den Brief lieb' i¡ vor Gold. willkommen Gold und Brie[! i¡ bin eü¡ beyden hold. Gold i‰ nur Koth; do¡ dient dieß Koht zu man¡em frommen. Der Brie[ i‰ Golde# wehrt; Gold ma¡t ihn güldner no¡ 5
ein Brie[ i‰ sonder Gold mir angenehm: iedo¡ a¡! mö¡te Gold und Brie[ o[t so zusammen kommen! |
LI. Die wölfe-Fur¡t. Die wölfe s¡re¿en di¡. laß mi¡ dir näher kommen. dir soll die wölfe-fur¡t auf wöls¡ seyn benommen. Sey du der wol[, i¡ Raub; und friß mi¡ halb hinein. do¡ soll da# Rauben mir au¡ unverboten seyn.
LII. Der unbes¡eidene Herbergier. Sonnet. Dein weib i‰ Cerberu#, bellt mit dem Hunde#ra¡en die fremden Gä‰e an. e# i‰ Ti›fone
Gedichte 52 und 53, 1646 und 1646/47
63
viel freündli¡er, al# Sie. Der Höllen S¡wefelsee ›ht ihr zu'n Augen au#. Gi[t gei[ert au# dem Dra¡en. 5
Du su¡‰ der Gä‰e Geld. wer wolt hier herberg ma¡en? der s¡wer im Se¿el i‰? bey Armen wird dir weh. die dir nit zahlen auf den grauen Silber s¡nee. ein Ga‰, der dapfer zehrt, da# ›nd dir liebe Sa¡en. Die Bette ›nd, wie Bley. S¡ad i‰ e# da# kein S¡wein
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an deinen Tis¡e lebt. der Gä‰e Ko‰ i‰ dein: son‰ geht e# bey dir zu, wie oben in den himmel, da i‹t und trinkt man ni¡t, die Kreide doppelt s¡reibt; ein trunk wird zwier bezahlt. wer also wirts¡a[t treibt, deß wirt#hau# sey die höll, sein Ga‰ da# Höllgewimmel.
LIII. An die Ehrwürdige und Edle Domina de# Adeli¡en Klo‰er# Lühne, Jungfrau Catharina Margaretha von Eßdorf. Keus¡er Spiegel der Jungfrauen. Engelreiner Seelens¡rein, auf den so viel augen s¡auen, | güldner Tugend Sonnens¡ein, 5
Himmels¡öne Gotte# braut, Gott vermählet und vertraut, der er über keus¡e Seelen, wolt da# Zepter anbefehlen 2. Zweig, gezeugt von einem Stammen
10
der da# land mit Adel ziert, Seel voll hoher Tugendammen, Leib der Reinli¡keiten Wirt, wahre Nymfe voller Zu¡t! deiner Sinnen keus¡e Su¡t
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kan der Lügen-Nymfen la¡en und Diana s¡amrot ma¡en.
S. v. B. Birken-Wälder
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3. Ein so s¡öne# Zu¡t Exempel, re¡ter uns¡uld Ebenbild, Gotte# und der Tugend Tempel 20
ziert den Adeli¡en S¡ild. Eine sol¡e Mei‰erinn nehm der Himmel langsam hin, die mit weißheit, lehr und leben kan den Untern Beyspiel geben.
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4. E# bewohnet Gott und Himmel eüer kleine# Königrei¡, da man, Frey von welt getümmel, wird auf Erden Engeln glei¡; da man Gott mit her” und mund
30
Liebt und lobet jede Stund; da man betet, dankt und ›nget. Gott gefällig# Opfer bringet. 5. Nun so herrs¡t in diesem Leben über eure keus¡e S¡aar.
35
dort wird Gott eü¡ höher heben, die Bekrönung ma¡en wahr. Bringt indeß in ‰ol”er Ruh Viel gesunde tage zu. Gott woll eure treue Sinnen
40
diesem Klo‰er lang no¡ günnen. |
LIV. An Herrn Johann Ri‰en. J¡ weiß ni¡t, Edler Herr, wie man forthin wird mü‹en, imfall man grüßen soll, in S¡reiben eu¡ begrü‹en. J¡ weiß und wu‰ e# ni¡t, al# i¡ die Feder nahm und diese# s¡reiben wolt; al# i¡ von eü¡ bekahm' 5
ein S¡reiben wel¡e# sagt, daß ihr au¡ in den Orden, der Frü¡tebringend hei‰, ein Mitglied seyd geworden.
Gedicht 54, 1647
65
J¡ las' e# fröli¡ dur¡ und nahme fröli¡ ein die zeitung, wel¡e ni¡t kond' al# erfreuli¡ seyn. J¡ sagte: Nun, wa# will herr Ri‰ mit so viel Nahmen? 10
sein Titel solt wol ie”t ein gan”e# Blat besamen; wie son‰en zwar ein Brau¡ der Spaniolen i‰, an derer Titel man ›¡ mehrmal# müde li‰. wie s¡i¿en ›¡ zu hau[, ein Hirt und ein von Adel; ein S¡äfer, und Poet? kan unglei¡ sonder tadel
15
bey Ri‰en werden glei¡? wie s¡i¿t ›¡#, himmel-an den Seelen gehen vor, und seyn ein Edelman? Die Nahmen hatten ›¡ mit Wider›nn ges¡lagen, bi# daß der Rü‰iger den Nahmen zank vertragen. Nun Ri‰e rü‰ig hei‰, so hei‰ ihn herr und kne¡t,
20
worzu man ihn bedarf, in alle Sättel re¡t. Herr Ri‰ i‰ lang gewe‰, und lang‰ genennet worden der Rü‰iger, eh er no¡ war' in diesem Orden. der Titel i‰ ni¡t neu, er ‰und ihm lang s¡on an. Er hat e#, wa# er hies' und ware, kund gethan.
25
wie rü‰ig führt' er au# auf s¡öne Himmel#-auen, die fromme Seelenherd. Wie rü‰ig kan er s¡auen, wa# in dem Mens¡en i‰, au# seiner a¡en hand. wie rü‰ig er au¡ reimt, i‰ kund und weltbekandt. man höret weit und breit erklingen seine Lieder.
30
Vor seiner Leyer legt Orfeu# die seine nieder. er ›eht mit klugen Aug' hin an da# Sternenda¡. und wa# son‰ mehr, womit er ni¡te# giebet na¡ de# Paracelsu# wi”. Herr Ri‰, ihr habt gewonnen ihr habt eu¡ selb‰ da# Kleid der Ewigkeit gespunnen
35
mit unverdro‹ner fau‰. die wa¿re Rü‰igkeit ma¡t, daß ihr in die wett nun lebet mit der zeit. kein Titel i‰ mehr noht. Jhr habt nun, wa# ihr haben | und wa# ihr wüns¡en könd. der zeit gesamte Gaben ›nd euer Eigentum. der S¡af‰ab in der hand,
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die Lorbeer' auf den Haubt', am hal# ein grüne# Band, den Adel in dem S¡ild. hört auf, berühmt zu werden.
S. v. B. Birken-Wälder
66
la‹t andern etwa# au¡, die no¡ ni¡t von der Erden so gar entwi¿elt ›nd. zwar höher könt ihr ni¡t. ohn, daß ›¡ in der welt kan euer Lobgerü¡t 45
no¡ weiter sehen üm. Weil ihr so ho¡ gezogen i‰# wunder, daß ihr seit entwa¡sen und entogen dem blauen Gei‰erneid? So ho¡ komt Momu# ni¡t: Jhr blendet ihn, dieweil ihr nun ein Sternenli¡t vor andern worden seit. Wie hagen eü¡ die Ga‹en
50
der Sternen? wolt ihr ni¡t au¡ andre zu eü¡ la‹en, die eü¡ no¡ iegen na¡! wohl! Kommen wir ni¡t ein, so wollen wir indeß dur¡ eu¡ berühmet seyn. wa# hat gezwungen do¡ den gro‹en Ferdinanden, daß er au# seiner Burg und au# so fernen Landen
55
eu¡ wa[en, S¡ild und helm und ewiggrüne# Laub, da# ›¡ ni¡t gerne legt zum Pöbel in den Staub, in gnaden zuges¡i¿t? J‰# ni¡t, weil eure Sinnen der gro‹e Feuergei‰, da# Rü‰ige Beginnen, in seiner Keyserburg mit Lob' und Ruhm' ers¡allt?
60
daher e# bald mit Ehr herwieder hat gehallt. diß thäte Ferdinand. der ho¡belobte orden, der dur¡ so man¡e fru¡t i‰ weltberühmet worden, denkt, al# er diese# hört: mein Sinnbild, wort, und Band muß au¡ bey diesen ‰ehn! ehrt Ri‰en Ferdinand,
65
wa# soll mein haupt ni¡t thun. der Raht wird bald ges¡lo‹en. Ri‰, der da rü‰ig i‰, hei‰ ni¡t so ungeno‹en und i‰# au¡ ni¡t umson‰. Mann nennt ihn, wa# er i‰, worzu man ihn bedarf, den rü‰igli¡en Ri‰. Diß bleibet euer Nahm. Der gro‹e Cimberkönig
70
hat lang‰ an eü¡ erkannt, daß ihr zu ni¡t# zu wenig, zu allem rü‰ig seit. Au¡ er, sein teurer Sohn, hält eure Sinnen ho¡, und euren klugen Tohn. den lohn verleihen ›e. die andern hohe häubter ›nd gnädig au¡ ge›nnt, und ma¡en no¡ begläubter, |
75
daß ihr de# würdig seit. Graf Pen”, der dapfre held, weil er der n䡉e i‰, liebt eü¡ vor aller welt.
Gedicht 54, 1647
67
Der freye Brzetislaw begrü‹et seinen Ri‰en mit hoher feder o]. Hamburg lä‹t ›¡ belü‰en, und wüns¡et eü¡ zu ›¡. Gan” hol‰ein hält eü¡ wehrt. 80
darinn i‰ man¡e Stadt, die euer sehr begehrt. Gan” Teüts¡land ›eht auf eu¡, al# seiner Spra¡ be›ngern und deren zierli¡keit gelehrten wiederbringern. E# wüns¡et eurer hand de# grauen Ne‰or# zeit, und windet eürem Sinn den kran” der Ewigkeit.
85
Man lieset eure kun‰. Man ›nget eure Lieder. Man spielet eure Spiel', in denen lebet wieder die langverlebte welt. E# giebet seinen Nahm der gro‹e himmel selb‰ zu eurem Lieder krahm. wer liebt den S¡aupla” ni¡t, den ihr habt n䡉 erbauet,
90
in dem ›¡ man¡er held mit ruhm gerühmet s¡auet. Ein ieder wüns¡t, belobt in eurem Lob zu seyn und lädet euren Kiel mit halben Ehrgei” ein. Jhr, der ihr nimmer ‰erbt und ewig werdet leben, habt man¡em allbereit die Ewigkeit gegeben,
95
der son‰ ge‰orben wär! Ein sol¡e# Volk ›nd wir: wir ›nd de# Tode# Tod. vor andern aber Ihr. Jhr au#gerü‰er Ri‰ mit kun‰ und hohen glü¿e! seht her auf einen S¡wan, der eu¡ verfolgt, zurü¿e; und nehmet, wa# er gibt, und höret wa# er ›ngt.
100
e# i‰ kein sol¡er Tohn, der an die ‰ernen dringt, wie eurer thut und i‰. J¡ bin kein kun‰poete; iedo¡ bin i¡ gewohnt, zu ›ngen in die öte, die an den Ufer w䡉, und thönet in dem Heyn. la‹t mi¡ den wenig‰en von euren freunden seyn,
105
und ma¡et, daß dur¡ eü¡ mi¡ andre S¡wanen kennen. J¡ aber will hin fort mi¡, wie i¡ pege, nennen de# edlen Ri‰en kne¡t. derselbe werd i¡ seyn, bi# man spri¡t: Ri‰ und J¡ die S¡reiben überein. |
S. v. B. Birken-Wälder
68
LV. Herrn Magi‰er Chri‰ian Betulien# Namen#Tag. Bruder! ja, i¡ bin zu s¡elten soll die waar der hö[li¡keit unter Brüdern etwa# gelten: daß i¡ dir die kur”e Zeit 5
lang gema¡et mit den Reimen, die von lauter Kummer träumen. 2. Aber du wei‰ meine Sinnen wie ›e ›¡ in ungema¡ Freunden ni¡t verbergen können.
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dir dir müß ein Glüke#ba¡ von dem hohen himmel regnen, di¡ mit Ehr und Freüd zu segnen. 3. Du kan‰ i”t im ›¡ern Hafen deiner Sorgen werden quit:
15
meine la‹en mi¡ ni¡t s¡la[en. hör, mein S¡merz ›ngt immer mit. Ey so lebe fris¡ und fröli¡, hier beglü¿t dort ewig seelig. 4. Aber, wa# werd i¡ do¡ nden,
20
di¡ an deinen Lieben Tag, wie i¡ wüns¡e, an zubinden? e# i‰ meine grö‰e Klag, daß i¡ i”t dir ni¡te# bringen au¡ ni¡t# fröli¡e# kan ›ngen.
25
5. Zwar du bi‰ s¡on lang gebunden. Hymen hat vor deinen Leib ein bequeme# Band gefunden, dein no¡ n䡉-gewordne# weib, die in Liebe# fä‹el s¡lie‹et
30
und bey dir ›¡ selb‰ vergie‹et.
Gedichte 55 und 56, 1647
69
6. Diese laß dir ma¡en warme und umwer[en deinen hal# | mit dem Marmor ihrer Arme, und du ihren glei¡e# fall#. 35
Also werdet ihr in s¡ränken an kein ander# Band mehr denken. 7. Diese# Band sey dir verehret: aber wi‹e ni¡t nur heüt; allzeit wann ihr e# begehret
40
‰eht eü¡ o[en diese Freud. Gott woll eü¡ zusammen binden, Glü¿ und segen unterwinden. 8. Wär i¡ dort, du solte‰ mü‹en lösen di¡ mit einem S¡mau#.
45
Aber, weil i¡ bin entri‹en, will i¡ diese# nehmen au#: daß du diese# Binde-la¡en di¡ zum Vater la‹e‰ ma¡en. 9. Wird inde‹en mein Betrüben
50
au# dem Sinne mir gejagt, soll dir mein getreue# lieben klärer werden angesagt, wann i¡ al#dann werde mü‹en meinen jungen Vettern grü‹en.
LVI. Herrn Bartholmee Bohten# Bes¡reibung De# Lühnis¡en Gesundbrunne# Sonnet. Bi#her i‰ Dor[ und Stadt dem Brunnen zugelau[en, wo leben quillt empor. bi#her hat da# Gerü¡t die leut' herzugelo¿t. der Blind' holt hier Ge›¡t.
S. v. B. Birken-Wälder
70
der lahme kan umson‰ gerade fü‹e kau[en, lä‹t Sto¿ und Stelzen da. der Siege kan hier sau[en
5
Gesundheit in den leib. der Stein und He¿er bri¡t, | Hier hört ›¡ reden bald, der hört und redet ni¡t. wer wolte ni¡t herzu mit vollem Athem s¡nau[en? J”t lau[t, wer lau[en mag! Gott lä‰ un# künden an die Tugend diese# Brunn# dur¡ seiner Bohten einen.
10
seht hier die Gnadenpo‰. Krie¡t wer ni¡t lau[en kan: wann Bohten laden ein, wer wolte ni¡t ers¡einen? Herr Boht! die Bohts¡a[t wird die welt vielmehr erqui¿en, al# wann vom Teuts¡en Krieg man lä‹t Avisen drü¿en.
LVII. Da# Bohtenbrod wird seyn, vor diese# Zeitung-bringen, Herr Boht! daß diese S¡ri[t wird eure# lobe# Boht und eur Gerü¡te seyn. Jhr tödet euren tod, dur¡ die gelehrte Po‰, dur¡ euer Bohten-›ngen.
LVIII. Zu Herrn Johann Ri‰en# Heiligen Pa‹ion-anda¡ten. Zuvor besang herr Ri‰ der Helden dapfre Thaten die dur¡ sein Leyerspiel in ein gerü¡t geraten, da# ewig währen wird. diß i‰ ihr lorbeerlaub. Poeten graben so die Todten auß den Staub. 5
Und wa# ›ngt nun herr Ri‰? diß Bü¡lein wird e# melden: von aller Helden Heil, dem zweyge‰ammten Helden dem Helden, der sein S¡werd hat an die Seit gegürtt, und einen harten kampf mit lob hinau# geführt. Frag‰ du, mit wem? mit Tod, mit Teu[el, Welt und Hölle,
10
mit Sünde, die da i‰ de# bittern Tode# quelle: |
Gedichte 58 und 59, 1648
71
Frag‰ du, für wem? für di¡ und für die ganze welt, für Mens¡en, die er hat von S¡ulden lo# gezehlt. dem ›ngt, wer ›ngen kan. so werdet ihr erke¿en, den Feinden, die er s¡lug, die un# no¡ immer s¡rekken, 15
mit Mut, zu ›egen ob; und al# dann selber seyn wehrt, daß zu eurem ruhm die Himmel ‰immen ein. Jhr ›nget seeligli¡, wann ihr mit Ri‰en ›nget, der hier mit heller Stimm den Jesu#kampf beklinget. wer zwei[elt, daß hie selb‰ die Engelsängerey
20
voll himmel# der Gesang, der Mei‰er göttli¡ sey?
LIX. Zu De# Edlen Spielenden Lezten Theil Der Frauenzimmer Gesprä¡Spiele. Ob Mar# den degen zu¿t, mit Brand und Eisen raset, da# Feld mit Eisenhut und S¡wertelkraut begraset, und Teüts¡land ma¡et wü‰: no¡ blühet unsre Spra¡, ihr wa¡‰um Pra¡t und Ruhm gibt keiner fremden na¡. 5
E# hat der Fe‰e eiß, da# Su¡en und Na¡›nnen, da# unverdro‹ne thun, da# Rü‰ige beginnen ›e wa¡send s¡on gema¡t. die vielgekörnte Fru¡t ward zur geno‹enheit vergebli¡ nit gesu¡t. die Spra¡ i‰ nun ergänzt, Befreyt von ihren S¡aume
10
Gekrönt mit rei¡er Blüt, erhoben au¡ im traume dur¡ übung# müh gemehrt. ihr ho¡erhabner S¡ein spielt ›¡ in man¡e# Bu¡ mit s¡önen worten ein. Diß le”te, Edler Herr! i‰ eürer klugen Sinnen ein Wehrte# Mei‰er ‰ü¿. J”t, da die Pierinnen
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da# degenspiel verjagt, da Mar# mit Teüts¡er Erd fa‰ gar den Garau# spielt, lä‹t blinken Spieß und S¡werd; | nehmt ihr den Spiel‰ab hier zu Spiel gelehrten Händen, und könt ein sol¡e# Spiel er›nnen und vollenden, da# alle welt erge”t wo Teüts¡land reden kan.
S. v. B. Birken-Wälder
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e# hil] un# euer Fleiß ihr bre¡en fein die Bahn. und da# i‰ ni¡t genug. Jhr tri¡tert au¡ der Jugend die Teüts¡e Reimkun‰ ein, die Spiele ›nd voll Tugend. Ein neuen Spiel-aufzug, von Arten man¡erley s¡a[t ihr i”t auf den Pla”, und bringt da# End herbey.
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O Adel, de‹en wi” gebunden wird in Leder! ô Bu¡, au# wel¡em redt ein adeli¡e Feder! so legt da# gute bu¡ ›¡ zu dem degen hin. so ziert Ver‰and den ‰and. ô ho¡erleü¡ter Sinn! Spielt fort herr Spielender! die Bohnen werden rie¡en
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und eure# Ruhme# Bu¡ soll alle welt dur¡ krie¡en. Na¡dem ihr au#gespielt, thut euren S¡aupla” auf, und wei‰ un# eure wi” in neugebahnten lauf. Fahrt fort! imfall na¡ un# no¡ eine welt wird werden, soll eure# Lobe# Ruf verewigt sein auf Erden.
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mit dieser ho[nung ›¡, Herr, eü¡ zu Ehren spei‰ eur din‰-ergebner Freund, so lang er i‰ und hei‰. J. P.
LX. Al# Herr Augu‰u# Vareniu# Profeßor zu Ro‰o¿, Theologiae Licentiatus wurde Ein niedrer Pöbel›nn, der an der Erden klebet, der die gedanken ni¡t verhimmelt und erhebet zur hohen Sternenbahn, wo die Cyllene blinkt, und wo Arturu# wa¡t, der nimmer wa‹er trinkt 5
au# Thety# blauer Flut, wo der Orion kniehet, den blanken Degen zü¿t, wo He#peru# ›¡ ›het | na¡ seinen Föbu# um; ein sol¡er mag im ‰aub vermodern, und dem Zahn der Zeiten einen Raub ›¡ selber Opfern au[. ein mundere# Gemüte,
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daß seinen Himmel kennt, und gei‰ige# geblüte in dapfren Adern zeugt, brennt na¡ den Sternen zu,
Gedicht 60, 1648
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daselb‰ er ›¡ betrohnt und su¡et seine Ruh, ni¡t auf der niedern Erd. Varehn! ihr solt e# weißen und unser Beyspiel seyn. Wie gerne wolt i¡ preißen 15
den Muht, der in Eu¡ glüht und ammet himmelan, den der ums¡ränkte Bau der Erd ni¡t fa‹en kan. Hier rennt die Varnau ni¡t, die von Parna‹u# rinnet und ma¡et daß ein Gei‰, auf hohe sa¡en ›nnet, auf wa#, da# Göttli¡ reu¡t. Kom, Föbu#, ‰eh' mir bey!
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daß meiner Flöte Thon Varenen# würdig sey. wo rinnt der s¡öne Strand, der die gelehrten Pfei[en in seinen Armen trägt und lehret lieder grei[en? hier wä¡set thumme# S¡il[ und unges¡i¿te# Rohr, da# ni¡t zum singen dient. ihr Musen komt hervor,
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bringt Flöten, wo ihr seit, komt, s¡wängert meine ›nnen. do¡ nein! hier baden ni¡t die edlen Varnauinnen. Pan spiegelt ni¡t allhier sein Göttli¡e# ge›¡t. und da mein Ts¡erning wohnt, die warnau, eü‰ hier ni¡t. Varehn! ihr heißet mi¡ eur Ehrenfe‰ be›ngen,
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daß euren Nahmen wird, ein neu Ge‰irne, bringen in# blaue Sternen Zelt! wolan so ‰imm' i¡ an al# eine Gan# und ni¡t al# ein gelehrter S¡wan, ein Teuts¡gebundne# lied. E# i‰ ie”t Teuts¡ geworden die dreygedritte S¡aar, die Magog# rohte# morden
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au# Grie¡enland verjagt. Teuts¡innen ‰immet ein! zwar son‰en Latier, i”t la‹t un# Teüts¡e seyn. Zwar Tugend lohnt ihr selb‰, hat nötig keiner Reimen kan selber ›¡ dur¡ ›¡ in ein Gerü¡t aufbäumen | und s¡weben ob der Erd, entiegen allen Neid
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verherrli¡en ihr Lob, da# ›e der Ewigkeit und na¡welt s¡uldig i‰. ›e weiß von keinen Sterben, ‰eht fä‰, wann alle# fällt, lä‹t da#, wa# will, verderben. Jhr seit e#, Herr Varehn, den seine tugend hebt, und in ein ewig# Grab selb‰ euren Tod begräbt.
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So viel erwirbet der den Föbu# wagen s¡wi”en, Diana wa¡en ›ht, dur¡ lange# nä¡te-›”en.
S. v. B. Birken-Wälder
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Er‰erben bey den öll, da# in der lampen brennt, von wa¡en werden blei¡, daß man un# nit mehr kennt, diß bringt den Ehrenlohn. wer aber seine Sinnen 50
ersäu[t in Ba¡u# sa[t, lä‹t gan”e Bä¡e rinnen in den gepie¡ten bau¡; de# Nahm und na‹er Sinn rinnt mit der s¡nellen Ba¡ der Zeiten zeitli¡ hin in Lethen s¡warzen Pful. dafür, herr, seit ihr ›¡er weil daß ihr eure Zeit auf Kun‰gefüllte Bü¡er,
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nit Ba¡u# be¡er s¡aum und wellen, angewandt. die Quell, darauß man s¡öp] wi”, weißheit und Ver‰and, die die hat Eu¡ beräus¡t, im klaren Aganippen der Pregel weiß e# no¡, habt ihr o] eure Lippen und eu¡ selb‰ eingetau¡t. daher eu¡ izt zuhört
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die Lehr‰ub halb-be‰ürzt, und euer Reden ehrt. da# Honigmäßig ie‰. mag i¡ mi¡ re¡t be›nnen so la‹et ihr i”t selb‰ den Aganippe rinnen der Himmel#wi‹ens¡a[t. ihr lehrt die Jugend wohl wie man in seiner Spra¡ da# bu¡ ver‰ehen soll
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da# Gott verfa‹en ließ. Na¡ Nebenbä¡en lau[en, von deme, wa# abrinnt, nit auß der Quelle, sau[en, lä‹t keine wi‹ens¡a[t erlernen au# dem Grund. | den Brunnen trinket man mit de‰o ›¡rern Mund da, wo er qwillt, nit wo ›¡ Ströme au# ihm gießen,
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in wel¡e man¡er Stank und Staub kan unterie‹en. Ein sol¡er Brunn i‰ au¡ die Spra¡e, die Gott s¡rieb und redte selb‰, die dort bey ihrem Eber blieb, al# Babel babelte. Au# dieser muß man s¡öpfen, den wortgrund und Ver‰and, nit trauen allen Köpfen
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und ihrer Deuteley. Jhr führt auf diesen Grund, ihr lehrt un#, Herr Varehn, diß mit beredtem Mund. Na¡ langem Spra¡eneiß, ma¡t ihr eü¡ au¡ an Sa¡en, wolt lehren, wie man jen# soll re¡t zu nu”e ma¡en. daher die Ehrenthür eü¡ izt wird aufgethan.
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Ehr äugelt eü¡, Varehn, nu süß und freündli¡ an. Theulogie die ‰eht, erfröli¡et ›¡ wieder.
Gedicht 60, 1648
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›e traurete, seit daß ›¡ Qui‰orp legte nieder und füllt' ein n‰re# Grab. ›e ‰ellt ›¡ wieder ein und denkt izt: dieser soll mein ander Qui‰orp seyn. 85
die Warnau rinnet krauß, s¡mei‰ Blumen au# am Rande, die Segelführerin, beym S¡i[e-rei¡en Strande, raus¡t ‰ärker Ufer-an. e# s¡eint al# wolte ›e, dem Halben Monde zu, den seine# wirte# Müh no¡ volle ma¡en soll. die Stadt bleibt ni¡t dahinden:
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wie, al# ihr S¡lüter er‰ dort bey Sankt Peter# linden gepredigt lutheris¡, so freut ›e ›¡ auf i”t. ›e weiß daß ihr Varehn au[ Ehren‰u[en ›”t, ein Lehrer voller Gei‰. J‰ Ülzen s¡on betrübet no¡ über seinem Brand; Varehn ihr freüde gibet
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ihr wohlgeratner Sohn. ›e hebt da# haubt empor | Dort mitten au# der As¡, zu sehen, wie da# Chor der Clarien ihn ehrt. Nun der geliebten Jugend ihr dapfrer Lehrer ihr, ermundert eure Tugend und ma¡t ihr ügel an, daß ›e ›¡ s¡winge hin
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zum himmel, wie ›e thut. Eur auf gewe¿ter Sinn soll eü¡ na¡ Thule zu, na¡ neuem Zembla tragen. Die Varnau wird von eu¡ und euren Gaben sagen dem ungezämten Belt, der eü¡ dann freudenvoll wird tragen hin, wo i”t gekrönet werden soll
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der gro‹e Friederi¡. So werdt ihr höher ‰eigen Bi# daß ›¡ selb‰ vor eu¡ die Sternen mü‹en neigen in Föbe S¡la[gema¡. geht ein zu dieser Port! Zu einer andern trägt eü¡ s¡on da# weiter fort. So denkt nun, daß in eü¡ Chyträu# möge leben.
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ihr könt dem Freder au¡ da# Leben wieder geben, Die eure Ahnen ›nd. ‰eigt au# den As¡en auf, ihr Fönix, wehet dann eü¡ eine amm zu Hau[, die an die Sternen glimmt. diß sey also gesungen von eurem Ehrenlohn, wie s¡le¡t e# au¡ geklungen.
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do¡ ru[t mir, wie ihr thut, in euer Ro‰o¿ hin: wa# gilt#, ob i¡ dann ni¡t mehr ein Poete bin?
S. v. B. Birken-Wälder
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LXI. An Herrn Johann Fiene Gei‰li¡en Seelen Hirten zu Dannenberg. Johann Fiene dur¡ LetterWe¡sel Ein fein Noah. Eh Gott ersaufen ließ die Sünd-erso[ne Welt, muß der gere¡te Mann, der Noah, ›e abmahnen. | Der Zeiten Sünden-Thun, da# viel von La‰ern hält, will i”t au¡ einen Weg zu dem Verderben bahnen. Nun Tugend Sünde i‰, und Sünde Tugend heiset,
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j‰ un# ein Noah noht. Ein feiner i‰ Herr Fien. Wer lu‰ zu folgen hat, der komm' und hör nur ihn, und sehe, wie ihm der den SündenSpiegel weiset.
LXII. Leber-Reimen. 1. Die Leber i‰ vom He¡t, vom Bau¡, und ni¡t vom Rü¿en. Wer baut auf Jungfer-Gun‰, der baut auf fals¡e Brü¿en. 2. Die Leber i‰ vom He¡t, und wei¡. Liebhaben i‰ den Rosen glei¡: 5
die Liebe la¡t, die Rose blüht, ob ›e glei¡ dorn und di‰eln ›ht. 3. Die Leber i‰ vom He¡t und wohlgesotten. ob fals¡e Zungen wider mi¡ ›¡ rotten, a¡t i¡# do¡ ni¡t, wann mir allein
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Gott und mein Lieb¡en Gün‰ig seyn
Gedichtgruppe 62, 1648
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4. Die Leber i‰ geko¡t, und ni¡t gebraten. Mein Liebi¡en hat mi¡ zu ga‰ geladen, die vorko‰ sollen tausend Küße seyn: da# andre wi‹en Er und J¡ allein 5. 15
Die Leber i‰ vom He¡t, und komt von Feuer. wer Liebe kau[en muß, dem i‰ ›e teuer. 6. Die Leber von der Bru‰ kömt, ni¡t vom Flügel. Mein Herze da# vers¡leu‰ ein ‰arker Riegel. kein Mens¡ mir kommen soll darein,
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mein allerlieb‰er nur allein | 7. Die Leber i‰ von He¡t, ligt in der mitten. getreue Lieb i‰ wie ein winterS¡litten, ma¡t reimen über S¡nee und Eiß zum Lieb¡en man¡e s¡were Reiß 8.
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Die Leber komt vom He¡t, do¡ ni¡t vom Haubt. die Lieb verdirbt, die fals¡en Zungen glaubt. 9. Die Leber komt vom He¡t, do¡ ni¡t vom S¡wanz. i¡ o¡te meinen Lieb¡en einen Kranz, darzu mir Rosen gab sein Mund
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vergiß mein ni¡t sein herzen# grund. 10. Die Leber komt vom He¡t, der He¡t vom wa‹er. die Lieb hat wenig Freund und man¡en ha‹er. do¡ will i¡ mi¡ viel lieber la‹en ha‹en, al# daß i¡ solt von meinem Lieb¡en la‹en.
S. v. B. Birken-Wälder
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11. 35
Die Leber i‰ vom hun, und vor die Gä‰e. Getreue Lieb die se”t ›¡ Ankerfä‰e: die widerwind, die üm ›e rasen, die Glut nur mehr und mehr aufblasen. 12. Die Leber i‰ vom han, ni¡t von der hennen.
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wer jederman# gedanken mö¡te kennen, würd sehen, wie au# unsrer Zahl viel s¡weben über Berg und Thal. 13. Die Leber i‰ vom han, liegt auf den deller. wer bulen will, muß sparen ni¡t die heller;
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wer fahren will, muß er‰li¡ s¡miren; und ein Galan der muß spendiren. 14. Die Leber i‰ von hun, und wohl zu e‹en. wir wollen heüt zu danken nit verge‹en Gott, der da# hünlein werden hie#;
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dem herren, der e# würgen lie#. | 15. Die Leber i‰ von han und s¡me¿et süß: gehört fürn Herrn, und für den Kne¡t die füß. 16. Die Leber komt vom Hun, da# hun vom Ey. wer sagt, daß lieben bö# und unre¡t sey,
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Der soll Narci‹u# Lohn entfangen, und mit Actäon# hörnern prangen.
Gedichtgruppe 62, Gedicht 63, 1648
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17. Die Leber i‰ von hun, und kommet auß der kü¡en. Vor meine# Lieb¡en# Mund die Rosen ›nd verbli¡en. 18. Die Leber i‰ von hun, und liegt an herzen. 60
genießen ni¡t, und Lieben, ma¡et s¡merzen. 19. die Leber i‰ vom Hun, und ‰eigt zu magen, und ma¡t mir bang, weil i¡ ni¡t# weiß zusagen. Do¡ wann der Mund nit Spre¡en kan, so fang da# aug zu reden an. 20.
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E# wird die Leber hier von Zähnen gan” zerbi‹en: no¡ sehrer wird mein ♡ von Neid und haß zerri‹en.
LXIII. An ein wehrte# Ehepaar: Bewirtung#-Dank. J¡ solt' und wolte zwar von euren Tugendgaben, die ihre ankun] ni¡t vom s¡le¡ten Pöbel haben, i¡ solte, wehrte# Paar! von eurem Tugendlob der edlen Poesy i”t lei‰en eine Prob. 5
E# solte zwar so seyn. Gern wolten meine Sinnen: wann nur in mein Gemüt ein Bä¡lein wolte rinnen vom klaren Musenbrunn, nun mein betrübter Gei‰ von Seufzerammen brennt und Threnenwa‹er geu‰. | wo diese ›nd, da wird kein guter ver# gebohren.
10
Der klare Claro# i‰ zu weilen au¡ gefroren. Die Musen ›nd au¡ wohl in Götter Saal zu ga‰. wo diese ni¡t zu hau#, i‰ alle Kun‰ verha‹t. Nun dann, e# sey verspart! verleiht mir Gott da# leben,
S. v. B. Birken-Wälder
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so will i¡ euer Lob bi# an die Sternen heben 15
mit meiner Di¡terey. Dann will i¡, wie i¡ kan, von eurem Tugendruhm ein Loblied ‰immen an. Diß ‰eht Poeten zu, der Tugend lob ans¡reiben in# Bu¡ der Ewigkeit; die ni¡t vers¡wiegen bleiben no¡ bey dem Pöbel soll vermodern in den Staub.
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darfür trägt ein Poët da# ewigli¡e Laub. Die Zeiten walzen üm und rei‹en un# die Jahre wie au# den händen hin. E# wandeln ›¡ die haare und werden grauer S¡nee. Die wangen fallen ein. Bald muß der ganze Leib de# Tode# beute seyn.
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wa# ein Poete lobt, bleibt mit ihm unver‰orben. wann alle# hin verfällt bleibt er do¡ unverdorben. Daß von Augu‰u# man in tausend S¡ri[ten li‰, wa# ma¡t e#? weil der Held Poeten gön‰ig i‰. So will i¡ euer lob au¡ auß dem grabe ziehen;
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ihr wehrte# Paar, und e# zu hä]en mi¡ bemühen an die ge‰irnte lu[t. J”t sey'# ge‰ellet ein. Mein Bürg sey diese# lied. J”t la‹t mi¡ dankbar seyn. Worfür? i¡ kann e# ni¡t in änge Reimen fa‹en. So viele# will ›¡ ni¡t so kurz bes¡reiben la‹en.
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die Gutthat i‰ no¡ s¡le¡t, die man ums¡reiben kan. Sie ‰eht s¡on, ni¡t auf wa¡#, auf Stahl ges¡rieben an in meine# Herzen# Bu¡. Von Zehnmal Sieben Meilen hie# mein Verhängnüß mi¡ in diese Grän”en eilen und su¡en wa# i¡ fand. Er‰ Wol[enbüttel zwar,
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bald euer Dannenberg, da# diese Läz‰e Jahr | mi¡ wol bewirtet hat. J¡ bin hieher gekommen und Vatt- und Mutterlo#; die Gott zu ›¡ genommen, do¡ ihre Herzen mir in euren wieder gab: die vätterli¡e gun‰ ‰ieg in Eü¡ au# den grab.
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So soll ein Chri‰e thun, der Wäisen ›¡ annehmen. wer ›e betrübt, den wird Gott selb‰ einmal bes¡ämen. der Trehnen naß, da# rinnt von sol¡en wangen ab, ‰eigt über ›¡, und s¡wämmt den zeitli¡ in da# Grab,
Gedicht 63, 1648
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der ›e hat au#gepre‹t. Und, seit getro‰ ihr Wäisen! 50
Gott der die Eltern nimt, kan eü¡ bald andre weisen au¡ mitten in der Fremd. Er selb‰ will Vatter seyn. Er sparet bi# zu lät‰ für eü¡ den guten wein. Jmfall i¡ me‹e dur¡ den faden meiner Tage: hat ni¡t, al# i¡ no¡ fa‰ an Mütterbrü‰en lage,
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da# Land mi¡ au#gejagt, da# meine Mutter i‰, mein Eger, von dem man i”t man¡e Zeitung li‰? da al# die Tyranney und Zwängniß der Gewi‹en daselb‰ gebohren ward, wurd' i¡ hinweg geri‹en. Und zwar, ein gro‹er Muht der ma¡t ›¡ willig fort.
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Ein winkel i‰ zu äng; e# lä‹t an keinen Ort ein aufgewe¿ter Gei‰ ›¡ und sein denken binden. wa# er an einem lä‹t, kan er am andern nden. wer blöd i‰, hä]et ›¡ und seinen kurzen Sinn an ein gewi‹e# Theil der weiten Erden hin.
65
Ein gro‹er Sinn lä‹t ›¡ in keine Mauren s¡li‹en, lä‹t über keinen Ort die feigen Trehnen s¡ie‹en. Zieh hin, wohin du wil‰: i‰ dir nur selber wol, du nde‰ überall diß, wa# man haben sol. Du bleib‰ do¡ in der welt, mu‰ du ein ort s¡on meiden.
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wo welt i‰, da i‰ Gott, au¡ mitten unter heiden. kan wohl ein ort ohn di¡ und du ohn ihn ni¡t seyn? Du fa‹t die ganze welt nur in ein Stü¿lein ein. Au¡ wer e# re¡t bedenkt, i‰ do¡ dieß unßer leben ‰ät# eine Rei# zum Tod, dem unbe‰and ergeben.
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der wandert nur, der Lebt. Su¡ hier von Land zu Land. du nd‰ ni¡t, wa# du su¡‰. dort i‰ dein vatterland. | So denkt ein weiser Mann. do¡ muß er au¡ ge‰ehen. wo und an wel¡en ort' er ndt sein wohl ergehen, da i‰ sein Vatterland. E# bleibet nirgend# au#:
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wem überall i‰ wohl, i‰ überall zu hauß. J‰ dem also, so i‰ hier diese# au¡ gewesen Mein Vaterland. Man wird no¡ man¡e lieder lesen die de‹en Zeügen seyn. J¡ sage: lebe wohl,
S. v. B. Birken-Wälder
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mein Böhmen! wann i¡ hier no¡ ein‰en enden sol 85
hierunten meine Zeit, so mag‰ du mi¡ verjagen; i¡ werde dir no¡ dank für sol¡en we¡sel sagen. So geht#: Ein Fremdling ndt o] ein geneigter# land al# seine#, seine wäs¡t o] eine fremde hand. J¡ aber wehrte# Paar, wa# soll i¡ ferner ›ngen?
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wa# danke# kan i¡ eü¡ für so viel Gute# bringen, da# ihr an mi¡ gewandt? J¡ muß bekennen frey, daß mein Vermögen hier zu unvermögsam sey. Do¡ Wüns¡e hab' i¡ no¡. Der Himmel, den ihr ehret, vor mi¡ wird dankbar seyn. Jhr habt zuvor gehöret,
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daß i¡ der ganzen Welt will sagen mit der Zeit, wie i¡ eur Ga‰ und ihr mein Wirt gewesen seit. Solt meine Poesy, die i¡ von Himmel habe, Eu¡, die ihr liebet ihn, nit rei‹en au# dem Grabe? Wer Gotte#fur¡t verla¡t, der lerne nur bey eu¡,
100
daß Gotte# Segen au¡ die Frommen ma¡et rei¡. Solt i¡ nit s¡reiben auf, daß e# au¡ könne lesen, die Na¡welt, wie ihr, herr, seit treu und hold gewesen den Göttern, den ihr dient; habt Leib und Blut gewagt für Gott und Vatterland. E# soll unangesagt
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ni¡t bleiben, wie ihr habt Erfahrenheit der Dinge, die Wi‹ens¡a] der Welt und ihrer fals¡en Sprünge mit Mühe eingekramt, seit worden, wa# ihr seit Wer hohe Sorgen hat, der grauet vor der Zeit. An eu¡ erwei‰ ›¡# re¡t. Jhr habet viel gereiset.
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Mein Nürenberg hat eu¡ sein Crocodil geweiset; | der Däne seinen Held, an den ihr au#gesandt, der jüng‰hin au¡ gerei‰ in# hohe Sternenland. Nun, reisen i‰ kein Spiel. da und dort etwa# sehen, ma¡t man¡en rauhen Wind un# unter augen gehen.
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So thut ein dapfrer Sinn: er fors¡et da und dort, und samlet seine Wi” von dem und jenem Ort. Wi” ligt in keinem Bett und wo die Ka¡eln glühen. Wer viel erkramen will, muß man¡en Mark beziehen.
Gedichte 63 und 64, 1648
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Ein Mens¡, der in der Welt ›¡ wa¿er ümgesehn, 120
der kan zu Zeiten wol für tausend Mens¡en ‰ehn. Eu¡ Tugendwehrte Frau! soll au¡ mein Singen preisen, und der Na¡kommenheit dur¡ euer beyspiel weisen der Weiber TugendZier. Jhr solt der Spiegel seyn, au# wel¡em ‰rahlt herfür der s¡ön‰e TugendS¡ein.
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Diß alle# soll einmal die Welt dur¡ mi¡ erfahren. Jndeßen, wehrte# Paar! woll Gott von meinen Jahren eu¡ Jahre legen zu. Lebt fröli¡ und gesund, und la‰ mir eure Gun‰ no¡ ferner werden kundt. J¡ aber will ›e, mi¡ beeißen, zu verdienen,
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will s¡i¿en Seufzer auf zur hohen himmel#bühnen für euer Wolergehn; will zeigen au¡ darbey, daß mehr al# ein Poet bey eu¡ gewesen sey. Lebt wol und werdet alt! do¡ soll eü¡ jünger ma¡en, wann Kinde#Kinder ein‰ von eurem S¡oße la¡en,
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die eure# glei¡en ›nd. Al#dan legt eu¡ zu ruh, und wandert Leben#satt dem hohen Himmel zu.
LXIV. Rätsel: der Seidenwurm. J¡ werde, bi# i¡ selb‰ gebähre, zwier gebohren. die Kinder, der i¡ o] auf einmal huntert bring, hegt Winter-dur¡ ein Ey: al#dan ›e brütet au# die warme LenzenSonn. Man zieht au# mir, wie haare, | 5
viel huntert Kla]ern lang mein Eingeweid. Mein hau#, da# i¡ mir baue selb‰, wird mir, ô Wunderding! ein hart vers¡loßne# Grab: do¡ kan i¡ e# dur¡boren. Zwier leb i¡ auf und zwier ‰erb i¡ in einem Jahre. Mein End verrähtet mi¡. Zwar Oedipu# Gewinn
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i‰ hier, daß Filli# ihm ein Kleid von Seiden Spinn.
S. v. B. Birken-Wälder
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LXV. Auf eine Selb‰mörderin. Du Arme, wolte‰ du di¡ in den Himmel ‰ürzen? gen himmel ‰eigt man auf; zur hölle ‰ürzt man ›¡. Stürz ni¡t, du fäll‰ zu tief. der fall wird di¡ verkürzen, daß du ni¡t iegen auf wir‰ können ewigli¡. 5
Da# hei‰ verewigen die Noht, au# Fur¡t der Noht; dem tode zu entgehn, entgegen gehn dem Tod. du fälle‰ in da# Feur, und wil‰ den Rau¡ entiehen, thu‰ au# der Creü”e# hi” in Höllenammen ziehen.
LXVI. GrabS¡ri[t einer Mäise. Kleine Mäis', auf deren S¡nabel Honig au# dem Claro# oß, deren Na¡tegallen-Kehle man¡en süßen Nectar goß, Sänger Mund und Beheim# Beut, freüd der beyden Birkner-Brüder! kürzt dan s¡on der Frefel Tod deine lu‰gewürzte lieder? 5
Je”und da die Jahre gülden und die Felder werden grün, mu‰ du hin zu Orcu# Tei¡en in die Styger Teufen ziehn. Nun, wa# hil] e#? hin i‰ hin! du, ô Mäise, bi‰ geweßen; Do¡ man soll dein lange# Lob hier an diesem Pfo‰en lesen. |
LXVII. Vogel, halt! li#, wa# du ›h‰. wa# du bi‰, war i¡ vorhin: 5
wa# i¡ bin, da# wir‰ du bald.
Gedicht 68, 1649
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LXVIII. Au[ Herrn Wolfgang A¡az Gutbrod# und Jungfrauen Helenen Kö¡inn, Ho¡zeit. Nun der winter wind gewi¡en kömmt die bunte LenzenZeit zu un# mählig herges¡li¡en und bringt lauter lu‰ und Freüd. 5
die verjüngten dörfer springen, Hirten Jau¡zen, wälder ›ngen, Felder blühen, in den thal s¡lägt die sü‹e Na¡tegall. 2. Gärten pfropfen, säen, panzen,
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müd von nimmer müder Müh. Man ›ht in dem Grünen danzen die Gra#mü¿e spat und früh. Hier buhlt Flora mit den winden bey den di¿belaubten Linden.
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dorten zankt ein wiederhall mit de# Ba¡e# Lispels¡all. 3. Wir vergraben alte# leiden in der Auen Blumengra#; weil die neuen Früling# freuden
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un# gebiert der Brunnen Gla#. Vögel, die die Lu[t dur¡fahren, fangen ›¡ i”t an zu paaren, | ›e be›ngen in den Hag ihr- und euren Ho¡zeittag.
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4. Gerne wolt i¡ au¡ mit ›ngen, wehrte# Paar, und eur Gerü¡t an die wolken la‹en klingen, ‰immen an ein Brautgedi¡t: Aber e# will kein beginnen
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au# Parna‹u# Brunnen rinnen;
S. v. B. Birken-Wälder
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Bey der S¡wanen-Cantorey treib i¡ nur ein Gan#ges¡rey. 5. Danno¡, viel in ein# zu fa‹en, will i¡ Wüns¡e diesem Paar 35
au# der feder ie‹en la‹en: Gott laß alle# werden wahr! Lebt erlebt gesunde Jahre, Kinde# Kinder, graue Haare! ob eü¡ s¡webe Gotte# Treu!
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Gut Brod in der Kü¡en sey!
LXIX. Zu Herrn Doctoris Nicolai Ritter#husij Juris Consulti und Professoris Publici zu Altdorf mit Frauen Reginen Catharinen Mülegg# Ho¡zeit. Nürnberg- und Altdörs¡er Nymfen Streit. Nori# und die Pegni”Najaden. Jhr Napeen, Oreaden, und ihr Pegni”uß Najaden! | helfet mir den walddryaden unsre Nymfe Cathari# au# den Räuber-armen nehmen. 5
Paläcome wei¡ von hinnen laß den grünen Pegni”innen den bemo‰en Noridinnen ihre Nymfe, deren Zier alle Nymfen kan bes¡ämen. Paläcome und die Walddryaden Jhr gezierten Nereinnen,
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Keus¡e Flußeinwohnerinnen,
Gedicht 69, 1649
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Für‰inn du der Neroninnen Nori#, ‰ell dein Zürnen ein! Cathari# will unser werden, Cathari# folgt ihrem Gatten will, für eure Blumenmatten, 15
lieben unsre wälders¡atten, wo die Hirten treiben au# ihre wollenrei¡e Herden. Nori#. Cathari#! wil‰ du voll Ha‹en un# Gespielinnen verla‹en und betreten fremde Stra‹en?
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sage, wa# hat dir gefehlt, seit du war‰ in unsrem orden? wa# bezaubert deine Sinnen daß du dir begleiterinnen su¡‰ in alten dörfer Zinnen? wa# Verlangen heißet di¡ we‰wart# wei¡en au# den Norden? Paläcome.
25
Zwar hier ›nd Parna‹u#' Zinnen, die gelehrten Pierinnen haben diese wälder innen. die geneunte S¡aar wird ›e unsre# ort# willkommen heißen. Aber daß ›e nit geblieben,
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diese#, da# ›e weg getrieben, i‰ da# sü‹e liebe Lieben; Lieben i‰#, da# ›e na¡ Hau# hei‰ mit einem Ritter reisen | Nori#. Sind ni¡t an der Pegni” Hirten, die ›e im Gezelt von Myrten
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hätten können au¡ bewirten? hat ein rauher Tannenheyn ihre Sinnen mü‹en binden? Jhr, ihr meine S¡äferinnen, kommt und s¡reibt die ‰olzen Sinnen diese# fre¡e Honbeginnen
40
Kommt und s¡reibet diese That, ihr zur S¡ma¡, in glatte Rinden.
S. v. B. Birken-Wälder
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Paläcome. Nymfe! wil‰ du mir ni¡t günnen, mir und meinen Aoninnen, deine Nymfe zugewinnen, deren du s¡on man¡e# Jahr herzvergnüget ha‰ geno‹en? 45
Edle Nori#! laß di¡ ‰illen: Cathari# bleibt dir zu willen. Sie hat mü‹en da# erfüllen, wa# der hohe himmel#raht in den Sternen Zelt bes¡lo‹en. Nori#. Lu[t! laß, in den Pegni”-auen,
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laß für Perlen Trehnen tauen: du wir‰ ›e ni¡t mehr so s¡auen. werde redend, hole klu[t, laß den E¡o A¡ na¡spre¡en. heult, ihr Faunen, bey den Brünnen! ihr Feld- Fluß- und Baumgöttinnen,
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Klaget über diß Beginnen. Gro‹er Pan! kan‰ du dann ni¡t de# Ges¡ike# willen bre¡en? | Paläcome. Nori#! ändre deine Sinnen, wüns¡e für da# Trehnen rinnen, daß die Parcen Fäden spinnen,
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Von beglü¿tem Leben#gold, Cathari# und ihrem Ritter. wüns¡e mit mir, diesen Beyden, sü‹e Freüden sonder Leiden, lange# bleiben, spate# s¡eiden, keine Leid- und Trauer‰und müß' ihr Sü‹e# ma¡en bitter.
LXX. Glü¿wuns¡. Himmlis¡er wille der mü‹e ›e ehli¡en, fru¡tbarer Regen und Segen erfröli¡en,
Gedichte 70 und 71, 1649
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Göttli¡e gnade begnädigen Keinerley S¡aden bes¡ädigen 5
Löbli¡e tugend ›e ma¡e mehr adeli¡, Leben-untadeli¡! winterli¡-wütend und windige# witteren ma¡e ni¡t ihre gemüter erzitteren! Glü¿e# verbitterung
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rege Kein' herzli¡e S¡merzen-ers¡ütterung! S¡ä”e ›¡ über ›e häu[elen sonder- und wunderbar wolken-ab träu[elen! Kinder und Kinde#Kind wiegen-her ‰ammelen! Bi# ›e der grauli¡ten Jahre Reif
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ma¡et zum Grabe zur Baare rei[, Bi# ›¡ die Seelen im himmel versammelen.
LXXI. An Monsieur Elia# Oelhafen von S¡ölnba¡: von seiner Abreise. Und du zieh‰ au¡ von mir, ô du mein ander J¡! weil dein verhängniß will von hinnen rei‹en di¡, ein Stü¿ von meiner Seel. J¡ kan mi¡# ni¡t ents¡lagen i¡ muß mein Kümmerniß den Blättern hier ansagen, 5
die reden sollen no¡, wann i¡ ver‰ummen muß; e# sey dann, daß die Spra¡ der Augen einen Guß von Trehnenregen thue. wie kan i¡ mi¡# entbre¡en, daß meine Feder ni¡t solt trauerworte spre¡en, beseü[zen diesen S¡luß. wie wann zur Sommerzeit
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die s¡öne rose prangt; wie wann ein Grä#lein heüt ‰eht, grünet, lebt und la¡t: bald ‰i¡t die Mittag Sonne auf jene lo#, daß ›e verlieret Zier und wonne; die Sense meyt da# Gra#. Ein sol¡e# Mi#ges¡i¿ hat unsre Lieb erlebt. der Freünds¡a[t Gegen bli¿
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vers¡windet gar zu bald. ›e i‰ kaum angefangen und hört s¡on wieder auf. die lieb wird ein verlangen,
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die Freud ein herbe# leid, der S¡erz ein Herzen S¡merz. du reise‰, lieb‰er Freünd! und lä‹t mi¡ hinter wärt#. mein Sehnen folgt dir na¡. wa# hat mi¡ dir verbunden! 20
di¡ hab i¡, den i¡ mir solang gesu¡t, gefunden, so einen theuren Freund. i¡ sah di¡ nur einmal, bald ‰ellt i¡ di¡ voran in meiner Freunde Zahl, | die dünn geseet ›nd. die Adeli¡en Sitten, da# Thun, da# nie die S¡well der Tugend übers¡ritten,
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die s¡öne Freundli¡keit, der röseli¡te Mund, der, wie da# ♡ e# meynt, nie ander‰ reden kund, und wa# son‰ die Natur vor Gaben dir verehret, die nahmen mi¡ mir selb‰. ni¡t# hab i¡ mehr begehret, al# dein, ni¡t mein, zu seyn. ni¡t# mehr begehr i¡ au¡,
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bi# daß die Erde mi¡ vers¡lie‰ in ihren Bau¡. Solt i¡ ni¡t lieben den, den, n䡉 den Tugendgaben, au¡ Ahnen voller lob# so ho¡ erhaben haben. war ni¡t der gro‹e Sixt Bey dreyen Keysern Raht, den au¡ Chur-Mäinz und Cölln zur Trau geführet hat:
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ein unerhörte Ehr! man laß Chur-Sa¡sen sagen, wa# au¡ Hann# Chri‰of# lob dur¡ alle welt getragen der, s¡ad i‰#, daß er fault. du hatte‰ no¡ ni¡t satt an Zweyen, Nürnberg du dur¡ ›e berühmte Stadt! der dritte kommt darzu, der Re¡te kluger Mei‰er,
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in wel¡em, wie e# s¡eint, ›nd jener Beyden Gei‰er gereiset au# den Grab. wie dieser Adler eügt, so ›ht man daß er no¡ die andern über‰eigt. ein junger w䡉 herna¡, J¡ selb‰ i¡ muß bekennen, mi¡ reizt der dreyen Lob, no¡ ein# so ‰ark zu rennen
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na¡ glei¡em EhrenZiel. errei¡ i¡ ›e s¡on ni¡t, will i¡ an dießer Sonn do¡ s¡är[en mein Ge›¡t und sehen ‰et# hinein. Von sol¡em i‰ ge‰ammet mein ander Pylade#. Kein Löw hat je gelammet | und keine Na¡tegall hat Krähen au#gebrütt:
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so hat au¡ lu‰ zu dir der Ahnen tugend›tt, der gro‹en vettern Ehr. A¡ aber diese# denken
Gedicht 71, 1649
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verzehret ni¡t mein leid, e# mehret nur mein Kränken. so viel du würdiger, mein Freund, zu lieben bi‰, so viel mehr Herzen# mir der S¡eides¡merz abfri‹t. 55
A¡ gar a¡ gar zu bald zu balde rei‰ da# S¡eiden da# S¡eiden di¡ von mir, zu späte giengen Freüden zu früh da# leiden an. wa# re¡nung hatt i¡ mir Bey mir bereit# gema¡t, mein Lieb‰er Freünd! von dir? J”t zieht mit dir davon die Ho[nung meiner Liebe,
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die eingebildte lu‰: a¡ daß ›e bey mir bliebe! der, da¡t i¡, wird e# seyn, in de‹en herz mein ♡ wird ›¡er senken ›¡; der wird mit man¡em S¡erz mir kürzen Zeit und weil. imfall die bla‹en Sorgen, de# Leben# Ungema¡, ›¡ werden mit den Morgen
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und Abend nden ein, wird dieser treue Sinn derselben mir ein theil vom herzen nehmen hin, und tragen hel[en selb‰. dem werd i¡ dörfen trauen mi¡ und mein ganze# thun, mein Leben zu bes¡auen, darau# zu s¡a[en ab, wa# ni¡t darein gehört,
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wa# unsre Augen blendt und unsren Sinn bethört. So da¡t i¡, do¡ umson‰. J”t hat, vor diese# ho[en, vor diese Freude, mi¡ da# grö‰e leid betro[en. so groß mein wüns¡en war, so grö‹er i‰ der S¡ad, weil e# nun Segello# S¡i[bru¡ gelitten hat.
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die wände, die di¡ o[t zu haben würdig waren | und mi¡ glei¡ angela¡t, weil du von un# wil‰ fahren, ›nd traurig und betrübt, und neben ihnen J¡, der i¡ nie fröher war, al# wann i¡ war üm di¡. Au¡ son‰, mit einem wort, wohin i¡ werde sehen,
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wa# i¡ nur hören werd, und wo i¡ werde gehen, wird alle# traurig seyn, und trauren heisen mi¡, weil i¡ wie vormal# nit, werd hören, sehen, di¡, und gehen, wo du bi‰, weil du mir wir‰ entnommen. die Klaggefüllte Frag wird mir zu ohren kommen:
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wo i‰ dein Pylade#? wa# i¡ werd s¡auen an, wird deine Lieb#ge‰alt mir bringen in den wahn.
S. v. B. Birken-Wälder
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mein traum wird seyn von dir. wo i¡ nur werde gehen, da wir‰ du neben mir, in den Gedanken ‰ehen. mein denken und mein thun, mein S¡la[ und meine Ruh, 90
mein wa¡en, meine Lu‰, wird niemand seyn al# du. Nun nun, der S¡luß geht fort: du ziehe‰ und i¡ bleibe a¡ s¡warzer trauertag, den i¡ mit dinten s¡reibe in meiner Tage Bu¡! nun, ziehe fort, mein Freund! verzeih mir, daß i¡ dir so gut, al# i¡# gemeint,
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im werke ni¡t gedient. ey laß e# seyn vers¡oben. i¡ will no¡, hil[t mir der, der allen hil[t von oben, dir zeigen, daß ein Freund, ein treuer Biderman, der redli¡ liebt und i‰, no¡ mehr al# lieben kan. diß heis¡t die Gegenlieb, die du mir zugetragen.
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wa# soll i¡ dir dafür, wa# dank soll i¡ dir sagen? Du ha‰ mi¡ ho¡ beglü¿t. wann denken danken i‰ | so wär i¡ zwar hierzu genugsam außgerü‰. Kein wort bes¡reibt e# re¡t, kein werk kan e# bezahlen, Kein Kün‰ler wird mir# au¡, mit seinen Pinseln mahlen.
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in meinem herzen ‰eht'#. kom, lieb‰er! s¡au hinein: wa# gilt#, du wir‰ daselb‰ selb‰ eingedrükket seyn! ni¡t# kra”t di¡ wieder auß. die leiber mögen s¡eiden und la‹en dur¡ den ort ›¡ voneinander s¡neiden, Kein nein dawieder hil[t: ni¡t#, rei‰ mein herz von dir,
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biß daß der Todt den Gei‰ führt dur¡ die ‰erbethür zum re¡ten Leben ein. du au¡, laß deine Flammen die Fern' au#lös¡en ni¡t. viellei¡t bringt un# zusammen der Himmel eher no¡, al# unser keiner meynt. al#dann so bleiben wir ‰ät# ungetrennte Freund,
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bi# un# da# Li¡t au#geht. A¡ laß ein liebe# S¡reiben, weil du ni¡t selber kan‰, mit mir gesprä¡e treiben! Die antwort wir‰ du sehn. Jndeß bey dieser Gab i¡ mein gedä¡tnüß dir geb mit bi# in da# Grab. Zieh hin und lebe wohl! Gott di¡ von hinnen leite,
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und ‰eh, wie meine lieb, dir allzeit an der Seite.
Gedichte 71, 72 und 73, 1649, 1648/49 und 1648
J¡ bleibe wer i¡ bin. du, wann du diese# li‰, sey meiner ingedenk, und bleibe der du bi‰.
LXXII. Vom Frieden. Fris¡ auf! der Flu¡ enteu¡t, der fre¡e Frevelkrieg; e# i¡t un# frey von Fur¡t der feine Freüden›eg; wie fä‰ ›¡ die ohn Fug mit faulen Fra”en fretten | die Fau‰ mit Flutenblut zu feu¡ten und zu fetten. 5
der Für‰ wird wieder Für‰. die Fehdenfa¿el friert, die Fa‰e wird zum Fe‰, die Fahn der Friede führt. der frohe feldman, frank von fremden Fre‹er feuer, fährt fröli¡ in den For‰, füllt Fä‹er an zum Feyer. da# frönen feyret s¡on. Wir fernen in die Flu¡t
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den Feind und Freünd, der un# fri‹t weg der Fur¡en Fru¡t.
LXXIII. Zu Herrn Johann Ver#man# Lateinis¡em werklein von den Rat#Personen. Sonnet. Ein Hirt, wann ihm der S¡la[ die Augen zu will drü¿en, wann er da# Ba¡gelall ›¡ lä‹et wiegen ein, so heiset er zuvor die Rüden wa¿er seyn, auf daß kein wolf in deß ein S¡äein mög weg rü¿en. 5
So thut ein Für‰, der au¡ sein Land pegt zubes¡i¿en mit Rähten (wann er ‰ellt die hohen Sorgen ein und etwann ra‰en geht), die seine augen seyn, und ohr'n, do¡ hände ni¡t, die ihren Beutel spi¿en. wann Rüden wöl[e ›nd und selb‰ die Herd zerrei‹en,
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‰eht# übel üm da# land. Nun diß und andre# mehr, wa# auf den Probe ‰ein die Rähte ma¡et glei‹en,
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S. v. B. Birken-Wälder
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‰eht hier, Herr Ver#man gibt von allen gute lehr. da# Re¡t im Kopf, den Kranz dort auf den haare tragen, ›nd Sa¡en, die sein Lob der Ewigkeit ansagen. |
LXXIV. Jn Herrn Johann Chri‰of Falkner# Stammbu¡. Kenn' i¡ ni¡t die Reben hügel, kenn i¡ ni¡t die SilberSaal und die hellen quellenspiegel dorten in den Leitterthal, 5
wo vom lautern Luther#brunnen kömt ein klare# gla# geronnen? No¡ s¡allt, dünkt mi¡ mir zu ohren E¡o, die mein A¡ na¡spri¡t, die dort jener thurm geboren.
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Paradiß, du komm‰ mir ni¡t au# dem Sinn, da i¡ gese‹en mein und meiner Sorg verge‹en. Jhena! nun, i¡ bin entri‹en, s¡ön‰e# Jhena! weit von dir.
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Sey, bitt i¡, in deß gei‹en zubewirten diesen hier; woll‰, auf deine# Freunde# bitten, seinen Freünd mit Gun‰ bes¡ütten. Seit dur¡ meinen freünd gegrü‹et,
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ô ihr lieb‰en Freunde dort! ô ihr Auen, seit gekü‹et! dieser liebe reiset fort: S¡i¿t e# Gott, werd i¡ von hinnen mi¡ bald na¡ erheben können. |
Gedichte 75 und 76, 1649
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LXXV. Jn Monsieur Hieronymu# Lö[elholzen# von Colberg Stammbu¡. Jhr S¡äfer habt die Lu[t bi#her mit Klag erfüllet, a¡ Krieg! a¡ Krieg! geru[t. die Klu[t hat na¡gebrüllet. die Bä¡lein weinten Blut, e# seu[zte da# Gebäum. die Städte fraß die Glut, da# dorf war ni¡t daheim. 5
Nun ändert ›¡ da# Lied. man hört die S¡äfereyen willkomm, willkommen Fried! in Freudenreihen s¡reyen. der Fel# i”t helle Ba¡ und klare# Silber gie‰. der wälder S¡attenda¡ die freye Ruh versü‰. E# gehn bi# an den bau¡ die S¡äein in der weide.
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e# gra‰ na¡ altem Brau¡ da# vieh auf ›¡rer Heide. den Bürgern wieder blüht der wol‰and in der Stadt da# dorf, weil e# i‰ Fried, au¡ wieder Bauren hat. Nun weil man, den man ehrt, sein Bild au¡ pegt zu lieben, und weil man i”und wehrt zu halten wird getrieben
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den Frieden: billig der au¡ Gun‰ zu ho[en hat bey iederman, weil er den Fried so wohl vertrat.
LXXVI. Zu Herrn Johann Jacob Crüger# mit Jungfrauen Reginen Mei¡#nerin Ho¡zeit. Der Liebe#krieg. Weg ihr ha‹e#-volle Kriege! weg, ihr blutgefärbten Siege! wei¡et, un# die Ferse wei‰! | Geht, ihr ‰rengen Mörderwa[en, 5
gehet, geht und legt eu¡ s¡la[en! Mar# i‰ über Meer gerei‰,
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hat Cupido hinterla‹en, neüe kriege zu verfa‹en 2. Dieser wirbt, lä‹t Trummeln s¡lagen 10
und in allen ga‹en fragen, wer ihm lu‰ zu dienen hab? Hymen, Mu‰er s¡reiber, lau[et, dinten und Papier einkau[et. alle Gänse pü¿t er ab,
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in die Rolle zuverfa‹en diese, die ›¡ s¡reiben la‹en. 3. Zwar Cupido, Haubtheerführer, wirbt nur lauter o[icirer, die zu seinen din‰en ‰ehn;
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ni¡t# er auf die hand gibt ihnen, weil ›e alle, die ihm dienen ‰ät# auf Beute mü‹en gehn. wer will haben unge‰olen, etwa# muß vom feinde holen.
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4. Dieser Feind, ›nd die Göttinnen, die bezaubern unsre Sinnen und zwar Hieb- und Sti¡-frey ›nd, die man, da# un# gibt zu s¡a[en, mit Stolz- und Vera¡tung#-wa[en
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mehrmal# wohl gewa[net ndt, derer Augen, derer wangen, un# im er‰en Anbli¿ fangen 5. Die man zweymahl muß bekriegen, die man zweymahl muß be›egen. |
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wann ›e s¡on gefangen ›nd, muß man klättern auf die Zinnen ihre Fe‰ung eingewinnen, da man sü‹e Beuten ndt. do¡ der Feind wird nur mit Bitten
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und Aufwärtigkeit be‰ritten.
Gedicht 76, 1649
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6. Die Begierden ›nd Trompeten, und die Trummeln die ihn nöten, seinen feind zu grei[en an. du kan‰ ni¡t zurü¿e ziehen; 45
Kämpfen gilt e#, ni¡t entiehen. Ho[nung s¡wingt die grüne Fahn, darinn ‰ehet: Eh ge‰orben, al# im Ende ni¡t# erworben! 7. Liebe# Brie[lein, ›nd die Stü¿e;
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doppelha¿en, Trauerbli¿e; ›e die Threnen, Volk zu Fuß; und die Seü[zer, Reutereyen, die die lu[t um hül[ ans¡reyen. die verpegung, i‰ verdruß.
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Vernun[t, muß die wa¡t versehen. die gedanken, Runden gehen. 8. J‰ der Feind dann überwunden und mit Ketten fä‰ gebunden, die der Feldherr selb‰ anlegt:
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muß mit nagelneuen Kriegen werden no¡ die Burg er‰iegen, die de# Feinde# Habe hegt. du mu‰ mit Pedarten zwängen und da# fä‰e thor zersprengen. |
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9. Komt e#, daß wohl ›¡ zum Feinde s¡lagen Bund#verwandte, Freünde, Zeit und Neid und Ungema¡: mu‰ du au¡ zu Felde liegen alle hinterniß bekriegen,
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dapfer führen au# die Sa¡. Himmel, Eltern, Freund' und Sterne al#dann zugewinnen lerne. 10. Nun, Herr Krüger, dapfrer Krieger! ihr ihr seit nun worden Sieger;
S. v. B. Birken-Wälder
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75
euer Feind i‰ worden Freund. au¡ die Ma¡t der Bund#verwandten habt ihr ritterli¡ be‰anden. Freund' und Feinde ›nd vereint. Jhr halt euren Feind gefangen,
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und bleibt au¡ an ihm behangen. 11. No¡ mü‰ ihr wa# eingewinnen: dort die Burg no¡ halten innen euren lang vermeinten Lohn, eure heimgefallne Güter,
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S¡am und Keüs¡heit, die zween Hüter. geht und jagt ›e au¡ darvon. über# Jahr soll in der wiegen der Triumf-au#s¡reyer ligen. 12. Zwar ein Kranz i‰ eü¡ gebunden:
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do¡ habt ihr, wann ni¡t ohn wunden eure Burg er‰iegen i‰, no¡ ein Kränzlein zu bekommen, da# dem Feind wird abgenommen. Gehet hin, der lu‰ geni‰. |
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Glü¿ wüns¡ i¡ zu euren Kriegen, und mir selb‰ ein glei¡e# Siegen.
LXXVII. Monsieur Johann Jacob Pömer# mit Frauen Marien Jahn# Ho¡zeit. Sonnet. Frau Braut, ›e nehme so den guten willen an de# Himmel#, der ›e liebt. er hat zuglei¡ beglü¿et ›e und ihr liebe# Kind, Ehherren herges¡i¿et, daß man zuglei¡ ›e Braut und S¡wiger nennen kan. 5
Sie hat auf Erd und au¡ in Himmel einen Mann:
Gedichte 77, 78 und 79, 1649
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den einen hat zu ›¡ der gro‹e Gott gerü¿et, der andre ›e verliebt, glei¡wie ›e ihn, anbli¿et, der edle Pömer hier, und dort der wehrte Jahn. Viel Mütter ›nd, do¡ wird e# vielen ni¡t so gut 10
daß ihre tö¡ter ›e so wohl versorget sehen. Viel wittwen ›nd, do¡ pegt e# selten zu ges¡ehen, daß deren eine nimmt ein sol¡e# Glü¿ in Hut. zwo Freuden ›e genie‰. in einer Zeit und weile: wa# ›e der To¡ter gibt, da# wird ihr selb‰ zu theile.
LXXVIII. Gebt, unser Heiland spri¡t, so wird eü¡ au¡ gegeben. Frau Braut, ›e gab auf Erd der To¡ter einen Mann: bald thut au¡ Gott an ihr, wa# ›e an der gethan. der gebe, daß ›e lang und wohl vergnüget leben.
LXXIX. Herrn Wilhelm Capell# mit Jungfrau Helena Susanna Jahn# Ho¡zeit. Nun de# Kriege# donnerthon und die Stimme der Cartaunen und der Pau¿en lermens¡lag un# ni¡t ferner ma¡t er‰aunen: kan der kleine Herzbetrieger, der vers¡älkte Venu#knab sein mutwillig# Bubenmütlein nie genugsam kühlen ab. 5
Jüng‰hin führt er einen krieg, warb und ließ die Trummel rühren, ein verliebt-verbuhlte# heer an da# Jungfervolk zu führen. Heut i‰ er Capellen mei‰er, nimt Capellenknaben an, hat die ganze hau#Capelle unsrem Bräutlein eingethan. Bräutlein nehmt eü¡ wohl in a¡t, die Mu›ek re¡t zu be‰ellen:
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la‹et eure Treu und Fleiß, in dem neuen Amt erhellen, nehmt zu hül[e den gehül[en, den eü¡ Amor hinterließ,
S. v. B. Birken-Wälder
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und eu¡ sol¡en deln, öten, und wohl ngern lernen hieß. drüm gebt ihm da# Spiel werk hin, er weiß etwa# s¡on zu grei[en: freuet eü¡ er i‰ no¡ jung, er kan no¡ wohl lernen pfei[en. la‹t ihn unverdro‹en spielen auf den gro‹en lautenbau¡,
15
und die Baßviole ‰rei¡en, ob e# er‰li¡ klinget rau¡ Uber kurz, geräht seyn Spiel, wird man eü¡ mit vielen Chören junger S¡üler wohl versehn die Capell be‰immen hören Nun so ‰imt, daß eure Seiten beyderseit# ein‰immig seyn. Wann Poeten profezeien, wird mein wüns¡en dre[en ein.
20
LXXX. Glü¿wuns¡. Treu[let und häü[let auf diese treuliebende Beyde, ihr gütigen Sternen, untrennli¡-unendli¡e Freüde. herblinket und winket mit sü‹en Ges¡i¿, la‹t den un‰ern zurü¿. 5
Himmlis¡er Friede mit Palmen da# Ehbett ümzäune, in S¡erzen ohn S¡merzen die herzen inbrün‰ig vereine. die Riebe, wie Reben, anklebe dem Mann, mit verlangen hang an. Hö¡‰er! füll Kü¡en und Keller und Kammern mit Segen,
10
du wolle‰ ›e segnen und hegen auf Stegen und wegen. ma¡ leiden zu Freüden, da# weinen zu wein, laß ›e wohl-vergnügt seyn. Kün[tig so sollen Liebgün‰ig- und brün‰ige# Neigen san[t liegend in wiegen Oeltriefende Pänzlein bezeugen.
15
dort an der Mil¡weißen Mil¡speißenden Bru‰ wird ›¡ brü‰en die Lu‰.
Gedichte 81 und 82, 1649
101
LXXXI. Zeitweiser. DIe IVngfraw ware IVng‰ eIn kLare# SonnenhaV#; seIIn neVn näCht-aLter weg, so geht# aVf ZwILLIng aV#; hört I”o DIe KapeLL eIn TrawVng#fe‰ besIngen! Iohanne#fe‰ soL baLt KapeLLenknaben brIngen. |
LXXXII. Monsieur Matthaeu# Tu¡er# mit Jungfrau Catharina Har#dörferin Ho¡zeit. E# s¡winden die Tage, der S¡atten wird länger, die wonne de# himmel# den kürzeren zieht. der Monde, der Sternenlaternen Vorgänger, s¡eint mehrer, und sehrer Orion i”t knieht. 5
da# lansame Tagen die Leute ma¡t klagen, die i”o mit Lie¡t erse”en die Stunden, Bald Föbu# Ge›¡t
10
i‰ unter die dunkelen wellen vers¡wunden. E# falben und fallen die Blätter von Bäumen, die grä#lein und wä#lein verwesen im Feld. A¨edon und ihre Gespielinnen räumen gesegnen in Lü[ten da# Büs¡e-gezelt.
15
e# nahet Herr Märten, hei‰ la‹en die Gärten, beziehen die Stadt. die Leute mit trauren na¡kommen dem Raht
20
und haußen in Klausen der kne¡tis¡en Mauren.
S. v. B. Birken-Wälder
102
Die winde s¡on fro‰ige Zeiten au#blasen. der Bauer fällt wälder, zu Markte ›e führt, zu hei”en den ofen, zu wärmen die Nasen. der Kürs¡ner die Belzer mit Hölzern berührt, 25
die Kleider zu füttern, die wider da# Zittern in winter ›nd gut. der Beutel wird leidig, gar weh e# ihm thut, |
30
weil Belzer und hölzer ihn ma¡en ges¡meidig. Diß, Jungfer Braut! hat ›e gar weißli¡ erwogen, ›e s¡a[t ihr zuliegen in Liebi¡en# Arm: wann winter und winde nun kommen gezogen, so ma¡et ihr diese# umarmen fein warm.
35
So rü¿et zusammen! ie näher die Flammen, ie wärmer eü¡ wird. die liebe soll bli”en, in Augen gespürt,
40
und euere Herzen ohn S¡merzen erhi”en. Ob Felder und wälder die Blumen vermi‹en; Sie, Jungfer Braut! las' ihr ein Blümelein au#, de# winter# langweilige weile zu sü‹en. ein Gärtlein au¡ baut ›e ihr selber in# hau#.
45
So panzet so gieset, der Frü¡te genieset, na¡ ehli¡en Trieb. bebauet und heget die Beetlein der Lieb,
50
und jährli¡ ein Pänzelein wiegen-ein leget. Ein ander die Tage zu kurze mag heißen: eu¡, Jungfer Braut! werden ›e werden zu lang. Liebhabende pegen die nä¡te zu preißen: im Dunkeln gilt# munkeln, und hinter'm vorhang.
Gedichte 82 und 83, 1649
103
Nun gehet, eü¡ de¿et,
55
in'# Bett-Tu¡ ver‰e¿et! die Na¡tlu[t i‰ kalt. do¡ seht, wa# ihr ma¡et: ges¡ehen i‰# bald 60
daß, Jungfrau! ihr Jungefrau morgen erwa¡et. |
LXXXIII. Kammer Liedlein. J”und kömmt die Zeit heran, da ›e ›¡ ergö”en kan, Bräutlein, mit dem jungen Blut, der no¡ heget fris¡en Mut. 5
2. Weg mit jenem Alten Mann, der ni¡t re¡t mehr ki”eln kan. Alte kalte Runzelhaut, Taugt vor keine Junge Braut. 3. Alte Beine werden krumm;
10
alte Pats¡er ›nd ni¡t fromm, Kül‰ern, greinen immerzu, haben nimmer keine Ruh. 4. Alte Bärte ‰e¡en sehr, wann man beutt da# Mündlein her.
15
Alte ›nd nur krank und matt, ma¡en ni¡t der Liebe satt. 5. Kalt i‰# unten in dem Thal, wann e# oben grau und kahl. Alte können ni¡t wohl gehn
20
au# und ein und ni¡t wohl ‰ehn. 6. Alte Leüte, alte welt, darauf man i”t wenig hält.
S. v. B. Birken-Wälder
104
Alte häne werden s¡wa¡, lau[en ni¡t der Henne na¡. 25
7. Alte Zähne beißen s¡le¡t. Alter Besem kehrt ni¡t re¡t. Alten hämmern wangt der Stiel. Alte Karren knarren viel. | 8. Alte Häuser bre¡li¡ seyn.
30
fallen, eh man ho[et, ein. Alte öfen geben Rau¡. wein bleibt ni¡t in alten S¡lau¡. 9. Alte hund unbändig ›nd. Alte Bäume fällt der wind.
35
Alte S¡löte ›nd voll Ruß. Alte Mil¡ ma¡t saur da# Muß. 10. Alte Pferde gehn zu sa¡t; und ein alter Balken kra¡t. Alte Krüge kriegen Ri”'.
40
Alte Kleider ›nd ni¡t# nü”. 11. Alte# Fleis¡ wird würmig, ‰inkt; und die alte Brüke ›nkt. Alte waar ›¡ ganz verliegt, und gar keinen kau[man kriegt.
45
12. Alte# Fleis¡ ko¡t ›¡ ni¡t mörb. Alte# ob‰ gibt kein gewerb. Alte Federn s¡reiben ni¡t. Alte dint' i‰ s¡immeli¡t. 13. Alte sennen springen ab.
50
alte leut gehörn in# grab, ni¡t in Lieb¡en# Ärmelein. Liebe#, muß wa# Junge# seyn. 14. Bräutlein! nehmt diß Junge Blut, da# no¡ heget fris¡en Mut.
Gedichte 83 und 84, 1649 und 1650
55
105
Dieser Jüngling i‰ fein warm: Nehmt ihn freundli¡ in die Arm'. | 15. S¡aut ja, daß ihr ki”li¡t seit, son‰ hört man eu¡ s¡reyen heut, wann von ki”eln ihr ers¡re¿t
60
unter'# Bett-tu¡ eu¡ ver‰e¿t.
LXXXIV. Zu Herrn Chri‰of Gottlieb Dilherrn Doctorat Beyder Re¡te. Sol¡e Müh bringt sol¡en Lohn, sol¡er Streit gibt sol¡e Beute, sol¡er Fleiß ma¡t sol¡e Leute, da da# Land hat nu”en von. 5
2. Kenn i¡ ni¡t die Heißen Sinnen, wie ›e ›¡ o[t abgekühlt, wo da# Kün‰e wa‹er spielt, in den klaren Pimplerbrünnen? 3. Jena, jene# Hauß der Musen,
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da# bewirtet di¡ und mi¡, wird no¡ deß erinnern ›¡ wo da# bild wohnt mit Medusen. 4. Dort au¡, wo der Pierinnen welt-Berühmter Pindu# grünt,
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wo der helm ›¡ aufgebühnt, glühten deine s¡öne Sinnen. 5. Leiden au¡ da# mu‰e leiden daß du mo¡te‰ lernen mehr bey den Föben hin und her,
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und in Rohren Pfei[en s¡neiden. 6. Nun dein Nürnberg hat erwählet ihm an dir da# bä‰e Theil. |
S. v. B. Birken-Wälder
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wa# du lernt‰ in langer weil, wird ihm alle# zu gezehlet. 25
7. J”t hei‰ dir e# einen Kranz seinen Helicon aufse”en. und e# will di¡ mehr erge”en führen an den liebe# Tanz. 8. Denken will i¡, wa# zu senden,
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weil die Zeit mir wird zu klein. diese# wüns¡ i¡ no¡ allein: Lieb soll deine Freiheit enden.
LXXXV. Zu Herrn Magi‰er Chri‰of Arnold# Kun‰ Spiegel Teuts¡er Spra¡e. Nun, denno¡ soll die Spra¡e ni¡t erliegen, wie sehr ›e wird bes¡mei‰ von Neide#iegen. wird ihrer Zier s¡on fremde# angelappt: hier lä‹t ›e ›¡ no¡ s¡auen unverkappt. 5
Muß etwan gar ›¡ laßen von den Teuts¡en da# arme Teuts¡ mit S¡mähung# ruten peits¡en: laß ihm die Weiß, dem ungerathnen kind; wann du und i¡ nur gute Teuts¡en ›nd. Mi¡ wundert mehr al# keine Sa¡ auf Erden,
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wie do¡ nur kan ein Teuts¡er neidis¡ werden auf eine Spra¡ und aufnahm ihrer Zier, die er gesaugt und brau¡et für und für. Zwar ›nd ihr s¡on, die unsre Feder lieben, daß wir die Spra¡, dur¡›nnen und au#üben:
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wo bleibt der dank? die wolthat brunnelein vor unsren Fleiß, gar arm an Wa‹er seyn. wolan wa# s¡adt#? i‰ s¡on Augu‰ ge‰orben, Mecäna# Gun‰; die Kun‰ bleibt unverdorben. Genug i‰ da#, wann un# Thalia günnt |
Gedichte 85 und 86, 1650
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da# Ehrenlaub, und wa‹er auf un# rinnt vom Pferdebrunn. Jnde‹en soll erfahren der bla‹e Neid, daß wir no¡ andre waaren un# eingekramt, Poëten ni¡t allein. die Poesy muß Magd; Frau, Themi# seyn.
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So i‰# bei mir: du au¡ wir‰ etwa# haben. der Spiegel hier lä‹t s¡auen deine Gaben Zieh hin, mein Freund! hol dir in Holland mehr, und s¡i¿ un# bald au¡ deinen Cato her.
LXXXVI. Zu Herrn Paul Wilhelm Berthen# Jahr gedä¡tnuß Jesu. Sonnet. Wann ›¡ die Poesy, die Edle Kun‰ von himmel, die S¡we‰er der Natur, da# Gottgezeugte Kind, mit ihrem Gott vermählt, auf ihren Himmel ›nnt, und s¡winget ›¡ empor von diesem welt gewimmel, 5
Vom Pöbelha[ten Staub und s¡nöden Erdgetümmel, wann ›e ganz Englis¡ wird, zu wolken lu‰ gewinnt, de# Sternen-Prinzen Lob in reine Reimen bindt: entrinnet ›e ni¡t nur der Jahre Ro‰ und S¡immel; besondern diß wird au¡ in# große Leben#bu¡,
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zu ewigli¡em dank, gezei¡net und ges¡rieben; da# andre wiklet man in# blei¡e lei¡entu¡. Herr Bert! der himmel s¡reibt eü¡ unter seine lieben; weil euer Reimen eiß liebt seine# Kinde# lob. Sterbt, wann ihr wolt! na¡ eu¡ wird leben diese Prob. |
S. v. B. Birken-Wälder
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LXXXVII. An einen vornehmen krieg# Ca‹irer. Höi¡keit und kluge Sinnen können man¡e# Ehren-Lob man¡en s¡önen dank gewinnen dur¡ die wa¿re tugendprob. 5
Kun‰ i‰ höher fort ge‰iegen o[t, al# ein Soldat mit kriegen. 2. Ein Soldat muß mit Pi‰olen, mit dem degen in der hand, Ehr und Ruhm vom Feinde holen.
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er muß muhtig halten ‰and mitten unter den ges¡ü”en, wo die kugel-donner bli”en. 3. Jn den Blutgefärbten S¡la¡ten, muß ein dapfrer kriege#man
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vornen an die Spi”e tra¡ten, unverzaget gehen an. Fußkne¡t! Blut da# muß di¡ ne”en, soll man auf da# Pferd di¡ se”en. 4. Wil‰ du einmal Fahnen s¡wingen,
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mei‰ern einen ganzen Ritt, bald zur obri‰-‰elle dringen, ja zum hö¡‰en Ehrens¡ritt: mu‰ du bey dem S¡lag der trummeln di¡ im Feld er‰ waker tummeln
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5. Ni¡t dur¡ so viel Leib#gefärden, ‰eigt ein wi”begabter Mann, von der niedern Pöbel Erden auf den hohen Ehren Plan. er wird bald dur¡ seine gaben,
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eh er ›¡# ver›eht, erhaben. |
Gedicht 87, 1650
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6. Wer ni¡t hütet ‰et# der öfen und zu hauß nur Aepfel brätt, der kann an den Für‰en-höfen lei¡t betretten eine ‰ätt: 35
daß man ›¡ vor ihme büken und den rauhen hut muß rüken. 7. Er Span't seiner Sinnen krä[te so au# allen krä[ten an, daß man hohe ho[ges¡ä[te
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seiner Treu vertrauen kan. mit der hand und dem ver‰ande nü”t er einem ganzen Lande. 8. Hö[li¡-s¡öne ho[mann#›tten können man¡er Damen herz
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sonder bitten o[t erbitten, daß er seinen Liebe#s¡merz dar[ in ihren S¡oß vergraben, ›¡ an ihren lippen laben. 9. Ho[leut au¡ in Kriege nü”en.
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wann Gewalt ni¡t# ri¡ten kan, mü‹en ›e tief›nnig ›”en, sagen, wie'# zu grei[en an. Ho[leut rahten den Soldaten, daß gerahten ihre Thaten.
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10. Ho[leut ‰ellen ›¡ zu willen den Soldaten und mit Geld | ihre leere Se¿el füllen, daß ›e werben in da# Feld. Hoeut, al# geneigte Sterne
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leu¡ten wie da# Gold, von ferne. 11. Wer, ein Ebenbild will sehen, s¡aue mir nur diesen an, den die Tugend kond erhöhen ma¡en zum geehrten Man,
S. v. B. Birken-Wälder
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der zu Hof, e# gibt# der Name, eine hohe Stätt bekame. 12. Zwar hat er‰li¡ in die wiegen s¡le¡te Herkun] ihn gelegt. s¡aut wie i‰ er nun ge‰iegen!
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Glü¿ ihn auf den händen trägt. wa# zur hoheit i‰ geboren, de‹en Glü¿ bleibt unverloren. 13. Wa# hil[t seyn von hohen Stammen, wann ver‰and ni¡t bey den Stand
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und der Adel i‰ beysammen. der dur¡ ›¡ ›¡ ma¡t bekandt, und den seine tugend adelt, der i‰ Edel ungetadelt. 14. Da# ›nd Gotte# wundersa¡en,
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der auß kleinen gro‹e leüth' und die Gro‹en klein kan ma¡en. dieser, der vor einer Zeit kleiner war, der müß auf Erden forthin immer grö‹er werden. |
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15. Und e# mü‹en Gott und Sueden ewigli¡ ihm gün‰ig seyn; Na¡mal# wird, n䡉 diesen beeden, ein geneigter Sonnens¡ein Von geliebten liebe#-augen
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ihn gar zu beglü¿en taugen.
LXXXVIII. Vom Teuts¡en FriedS¡luß. Wa# lang unmögli¡ s¡ien, i‰ nunmehr mögli¡ worden. Man ‰i]et, na¡ dem Haß, den lieben Liebe#-Orden. Wie s¡öne paaren ›¡ der Adler und der Leu.
Gedichte 88, 89, 90 und 91, 1650, 1650/52, 1650/52 und 1650/52
Geb Gott, daß ihre Lieb al# TaubenEintra¡t sey. Nun kü‹t der fromme Fried ›¡ mit Gere¡tigkeit.
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Diß Lieben, Wol‰and wird gebähren unsrer Zeit.
LXXXIX. Vom EheLeben. Jn# herze man¡er haß geht dur¡ die ohren ein. der Mann sey taub: so wird'# ein TaubenLeben seyn. Da# Weib leg einen Zaum der lei¡ten Zunge an: weil o] diß kleine Glied groß Unheil ma¡en kan. 5
Mann! kan‰ du überhör'n und deine Riebe sweigen: so wird der liebe Fried au# euren herzen zweigen.
XC. Lehr-Reimen. Da# Zeitli¡ i‰ zu lei¡t: da# Ewig släget über. Laß ha‹e du die Erd, und hab den himmel lieber. | Frag‰ du na¡ himmel ni¡t: denk an die höllenpein! Al#dan wir‰ du gewiß ni¡t also ›¡er seyn. 5
Versöhne di¡ mit Gott; su¡ Frieden im Gewi‹en: So kan‰ du hier und dort der ‰illen Ruh genie‹en.
XCI. Auf eine Ho¡zeit. Ehe‰and, ein Stand der gei¿ten Hosen. Sonnet. Wer ›¡ in Eh‰and gibt, derselbig' in den Stand gei¿ter Hosen tritt; so peget man zu sagen. Herr Bräutgam kann au¡ ni¡t mehr ganze Hosen tragen; ihr abgetragne# Tu¡ i‰ blöd und s¡on gewandt.
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S. v. B. Birken-Wälder
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und weil, zerri‹en gehn, er hält für eine S¡and,
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wolt einen Lappen er bey Zeiten ihm au#fragen. die Hosen werden ihm nun keine Röt au#jagen, weil ihm die Venu# selb‰ zum i¿en Tu¡ gesandt. So nehmt und i¿t damit die Hosenlö¡er zu, nehmt diesen Lappen hin! wa# aber darf e# nu
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viel i¿en#? ihr la‰ wohl ein neu paar Hosen ma¡en, der Lapp i‰, wie mi¡ dünkt, breit gnug zu diesen Sa¡en. do¡ mü‹t ihr s¡liefen dann fein ei‹ig au# und ein. J¡ wüns¡: daß ›e eü¡ wohl zu maße mögen seyn.
XCII. Der Eh‰and wird genennt ein Stand gei¿ter Hosen warüm? dieweil darinn die dörner bey den Rosen bey Honig Bienen ›nd, die o[tmal# ‰e¡en hart. | do¡, wem ein s¡öner Lapp auf seine Hosen worden, wie eü¡, mein herr, den ziert au¡ der gei¿te Orden.
5
dur¡ ein süßliebe# weib der weh‰and wol‰and ward.
XCIII. Der Ka”en- und Mäuse-Krieg. E# war nunmehr der Krieg au# Teuts¡land weggezogen und über Meer ges¡i[t. E# sahen i”t die Bogen de# Himmel# gnädig au# und la¡ten auf un# zu und gönnten unsrer Zeit die Langverlangte Ruh. 5
Mann hängte da und hier die wa[en an die Pfo‰en, an denen solten ›e nun mit den Zeiten ro‰en und ra‰en ewigli¡. de# Frieden# wiederkehr Rü‰kammern ma¡te voll, die lang gewesen leer. Nur Mäuse liefen d'rinn. die nahm diß wesen wunder,
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al# man zu ihnen bra¡t' hinein den Eisenplunder, und diesen s¡weren Zeug vor ihre lö¡er legt'
Gedicht 93, 1652
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Ey, da¡ten ›e, so hat man hier no¡ nie gepegt; wa# bringt man neue# auf? Sie kro¡en in die Helme und in die Panzerring. Jndem kam mit den S¡elme 15
dem Kater, au¡ sein weib da# Ka”enpa¿ hinein; da# arme Mäusevolk solt ihre Beute seyn, der belzern Mäusefalln. Sie engen an zu jagen. diß s¡warze wildpret solt' anfüllen ihren kragen. ›e eilten auf den Fang: die köpfe wurden krau#;
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und bi‹en an den wild do¡ nur die Zähne au#, weil e# in Eisen ‰a¿, diß konde ›e befremden. ›e wu‰en ni¡t, wie do¡ zu söl¡en Panzerhemden diß völklein i”t gelangt und Bißfrey worden sey, und ma¡ten ›¡ davon mit murrenden Ges¡rey. |
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wa# hatten da zu thun die Mäuse? Jhren Stammen und gan”e Nation ›e ru[en bald zusammen; ein CreißTag wird betagt in einem alten Hau# der vortrag ware der: (do¡ hatte man vorau# die Thüren vor dem Thier, da# Mäuse fri‰, vers¡lo‹en.)
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E# wären ihnen ja bekandt die bösen Po‹en, da# unre¡t und die S¡ma¡, die Sie nun lange Jahr' erlitten, ohne S¡uld, von der bebelzten S¡aar. Die götter hätten ein‰ ›e gnädig angebli¿et, die Mäusegötter dort, und ihnen zuges¡i¿et
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ein Mittel, wie man mög abhelfen dieser Not, vor Feinden, ›¡er gehn, entgehn den gähen Tod. die mens¡en hätten jüng‰ die wa[en abgeleget, die lägen, wann ihr Fried nit wieder ›¡ zersläget, in Kammern müßig i”t, und hiengen voller Ro‰.
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Die wären nun dem volk der Mäus' ein gro‹er Tro‰. ein jede solte ›¡, so wahr ihr lieb da# leben, in der Zeughäuser ein#, ohn Säumniß bald erheben, und ihr ein Panzerkleid daselb‰en wehlen au#. Kein Ka”en Zahn dring dur¡ in die geharns¡te Mau#,
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beiß ›¡ nur selb‰ zu ni¡t. die Prob hab' eingetro[en, darauf erzählten ›e, wa# kürzli¡ vorgelo[en.
S. v. B. Birken-Wälder
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kaum war diß au#geredt, da ward ein groß ges¡rey, ›e rie[en p[en all, und jau¡zten in der Reih, daß fa‰ da# alte hau# wär gar auf ›e gefallen. 50
Zule”t, al# ›¡ ge‰illt da# frohe Jubells¡allen, eng eine an, die ›¡ ni¡t alber dünken ließ: | J¡ für¡te, sagte ›e, der Raht un# ni¡t ersprieß. Jhr wi‹et daß wir un# von ‰ehlen nur ernehren. wann wir, na¡ diesem Raht, ‰et# eingepanzert wären,
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so könden wir al# dann so wohl entlaufen ni¡t den Mens¡en, wann ›e un# na¡‰ellen, wie ges¡i¡t. wir würden au# dem Rau¡ so in da# Feuer iehen, und könden ›¡er ni¡t auf Futterage ziehen. Mein Raht wär': unser ein# mit wa[en angethan
60
gieng hin, und hieng für un# den Ka”en S¡ellen an; so hörten wir ›e gehn, und s¡li¡en ihren S¡lei¡en Bey Zeiten au# den weg, so könden wir entwei¡en Ein andre trat hervor, die spra¡ au¡ da# nit gut, weil keine diese# Stu¿ zu wagen, hätte Mut.
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Sie sagte, wie e# wär viel bä‹er, einmahl ‰erben al# ‰ät# in Sterben seyn und für¡ten da# verderben. Mann solte, weil man hatt die wa[en bey der hand aufbieten in der Still die Mäu# in ganzen Land ein Krieg#heer rü‰en au#, ob da# Ges¡le¡t der Ka”en
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ganz au# zurotten wär. von Fledermäu# und Ra”en versähe man ›¡ hül[. Der Sieg ni¡t s¡iene s¡wer, weil au¡ den Feind an Mäng man überlegen wär; Zehn Mäuse würden ja no¡ eine Ka” be‰ehen. Mann hätt vor einer Mau# wohl eher iehen sehen
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da# gro‹e Riselthier, den ‰arken Helefant. die Mäuse hätten au¡, wie kund und weltbekandt, da# ganz A‹yrerheer dort au# den Feld gejaget, wann in den Lager ›e bey Na¡t en”wey genaget der Bogen Sennen-haar, der S¡ilde Riemenband, |
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da al# Senaherib da# Salem hat berannt. E# sey au¡ no¡ bi# heut im Teuts¡land unverge‹en
Gedicht 93, 1652
115
wie ›e den Hatto hart bekriegt und aufgefre‹en ges¡wummen über Rhein, er‰iegen seinen Thurm, der son‰en hätte wohl verla¡t der Feinde Sturm. 85
Au¡ wu‰e man, wie ›e in der Cycladen einer in Gyaru# gehau‰, daß der Jnwohner keiner mehr dor]e wohnen drinn. die soviel ding# gethan, die Mäuse, würden no¡ nit für¡ten ihren Mann. Nun dieser lezte Raht geel den andern allen.
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Hierauf so sahe man ›e voneinander wallen. Ein theil da# zoge hin und holte wa[en ein; die ve‰ung Tausendlo¡ solt ihre Leg‰adt seyn Ein theil wurd au#gesandt, da# volk zusamm zuholen, zu rü‰en in da# Feld. den andern ward befohlen,
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mit Proviant-gehör die ve‰ung zu versehn. daß man au¡ könt zur Noht belägerung au#‰ehn. die Sa¡ gieng s¡leunig fort. die Ka”en diß erfuhren daher ›e sämtli¡ au¡ zusammen ›¡ verswuren zu ‰ra[en diese That, zu dämpfen diesen Brand
100
und neuen Bauer Krieg, zu rä¡en diese S¡and. ›e wolten warten ni¡t biß ihre Feinde kämen; ›e wolten kommen vor, den S¡warm bey Zeiten zämen. demna¡ so rü¿te bald ein gro‹er heller hauf auf ihre ve‰ung zu, die wurd gefordert auf.
105
do¡ war da kein gehör. die Mäuse brennten Stü¿e zur antwort auf ›e loß, und trieben ›e zu rü¿e. der Betteldanz gieng an. die Ka”en wurden toll, und s¡lugen alsobald ein lager, wie man soll, ümlegten diese Burg, daß zu und von den Mäusen
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au¡ dur¡ kein einig# Lo¡ war ein- und au#zureisen. | Sie panzten da# Ges¡ü” und spielten di¡t hinein daß s¡ier die Stadt in Brand geraten solte seyn. Kein Geld, kein Proviant bedörfen ›e zum Kriegen: die Kne¡te laßen ›¡, zum Monat sold, begnügen
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mit Mäusen, ieder fri‹t, wa# er gefangen nimmt. Kein Feind mehr lebendig au# ihren Klauen kömt.
S. v. B. Birken-Wälder
116
Sie ko¡en braten ›e, und ha¿en ›e in wür‰e. und daß ›e etwann ni¡t darauf zu harte dür‰e, so sau[en ›e Taba¿. du edle# Kräutelein! 120
du wir‰ den Ka”en au¡, du wir‰ zu viel gemein! do¡ zapfet man au¡ Bier, da# ma¡et volle Kröpfe. Sie fangen händel an, bekommen tolle Köpfe. Ein Pfu¡zen wird darau#, zu le”t gar ein Gebalg. Zur Stra[, mit ihnen wird geziert der n䡉e Galg'.
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Jhr felds¡ulz i‰ Felin, ein Re¡t#lehrer vor Jahren, (de# Gei‰ i‰ na¡ dem Tod in diese Ka” gefahren so lehrt Pythagora#.) ein Man gar ‰reng und rau¡ hält s¡ar[e Kriege# Zu¡t, na¡ alten Römer brau¡. Jhr Feldherr i‰ der Herr von Ka”enelenbogen.
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sein Pferd, da# i‰ ein Has', auf dem er kömmt geogen. Jüng‰ kam auf einen Hund geritten an die ‰ätt die Ka”e, die man in Egypten angebett: die bra¡t ein sol¡e Freud in# lager, daß an himmel ers¡allte da# gejau¡z und laute Feldgetümmel. |
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diß hörten ihre Feind. ein Gra[ von Mäuseturm, ihr General, weil er vermutet einen Sturm, Be‰ellt' in s¡neller eil die Po‰en auf den Zinnen, ließ den von Mäu›ngen, de# Feind# zu warten, drinnen er aber el hinauß. Zu ihme ‰ieß aldar
140
in lü[ten volle# Flug# der Fledermäuse S¡aar. die in den Lager, diß ersehend, au¡ ni¡t s¡liefen, na¡dem die Feind einmahl au# ihren Lö¡ern liefen, darinn ›e lang gelaus¡t. Sie giengen auf ›e lo#, Ein theil da# andre grü‰', und bli”te mit Ges¡oß.
145
da# S¡ießen we¿te mi¡, al# i¡ da¡t an zusehen die S¡la¡t, au# meinen S¡laf. wa# ferner i‰ ges¡ehen, wann ihr e# wi‹en wolt, so krie¡et in ein lo¡, da Mäuse ›nd, ob ihr könd, wa# erfahren no¡. Verzeiht mir hat der Traum, so hab au¡ i¡ gelogen.
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Zwar kömmet ein Poet gar selten aufgezogen mit warheit; diese waar i‰ gar in theuren Kauf.
Gedichte 93, 94 und 95, 1652
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do¡ wann i¡ solte dir diß Rähtsel lösen auf, wer Mau#, wer Ka”e sey, und warüm beyde kriegen, i¡ weiß du hielte‰ diß für keine neüe lügen. 155
Mein Grübler rahte zu! Gelehrten gnug gefragt! Mann hat wohl eh in S¡erz wa# ern‰li¡# au#gesagt. |
XCIV. Auf die Geburt Paul Erdmann Chri‰o[ Rieter# von Kornburg. Sonnet. Jhr himmel, la¡t herab! Jhr Sternen, seit geneiget, gie‰ lauter Stern und Glü¿ ie‰ gnädig wie ihr thut, in diese# Söhnlein ein, mein anverwandte# Blut. Gott ehre mir dieß Reiß, diß Ae‰lein da# gezweiget 5
au# dir, mein Stammenbaum, und an den Gipfel ‰eiget. E# senke ›¡ in di¡ ein Gei‰ voll hoher Glut, du zarte# liebe# Kind, ein Adeli¡er Muht! wa¡s', unsre ho[nung du, die ›¡ so grüne zeiget! Ja, Zweiglein, sauge trink de# ganzen Stamme# Sa[t,
10
weil de‹en beyde Zweig' in dir zusammen ‰ammen. E# sollen mit der Mil¡, der Mutter Tugendammen dir ießen in die Seel. Nun wa¡se voller Kra[t! E# warten nun auf di¡ de# Glü¿e# rei¡e Gaben, Lob, Leben, Gut und Ehr; da# sol‰ du alle# haben.
XCV. GeburtLied. Wäre der Sirenen Mund mir vergunt die da# Riederwappen zieren; könd i¡ Orfeu# Leyerspiel
S. v. B. Birken-Wälder
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5
mit dem Kiel mit gelehrten Fingern rühren: So wolt' i¡ mi¡ in dein Lob, | Edler Stamm der Rieder, s¡wingen und von dir wa# würdig# ›ngen
10
thun ein gute Liederprob. 2. J¡ wolt ›ngen, wie du ha‰ man¡en A‰ an die wolken la‹en ‰eigen wie du in den Armen träg‰
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wie du heg‰ eine Rey von s¡önen Zweigen, die ein immergrüne# Laub Lob, und Lorbeerblätter zeugten, und ›¡ ni¡t verartend neigten
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zu dem Pöbel in dem Staub. 3. J¡ wolt ›ngen, wie verwandt der ver‰andt ›¡ mit deinem Stande ma¡te, wie die Tugend dir allein
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Glan” und S¡ein und den re¡ten Adel bra¡te. wie die Feder dir allzeit bey der Lanze sey gelegen und da# Bu¡ beym Ritterdegen,
30
wi” und Kun‰ bey Dapferkeit. 4. Diese# säng i¡, und no¡ mehr, wann e# wär daß i¡ würdig könde ›ngen. danno¡ kan mein Gan#ges¡rey
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ni¡t vorbey, J¡ muß einen Wuns¡ i”t bringen, weil ein junger Rieder Zweig wieder au# dem Stamm ge‰iegen.
Gedichte 95 und 96, 1652
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Jn der Adeli¡en wiegen 40
liegt ein neuer TugendZeug. | 5. Erdmann, himmels¡öner Sohn, Liebe#lohn, Freud der Mutter, lu‰ der deinen, Sonn und wonne sollen di¡
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‰ätigli¡ und de# Glü¿e# Aug ans¡einen. Lebe, wa¡se, grüne wohl, werd ein edler gro‹er Rieder! dieser Zweig sein' Ae‰ebrüder
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kün]ig übergipfeln sol. 6. Ob man di¡ s¡on Erdmann hei‰: soll dein Gei‰ do¡ biß an den himmel ‰ammen, komt er s¡on von Erden her
55
Erde-leer werd', und voller himmel#ammen, dieser s¡öne Stamme#-A‰. E# soll eine Zierd der Erden keine La‰ der Mens¡en werden
60
dieser Neue Erdenga‰.
XCVI. Au#s¡ri]. Wegen etli¡er verlornen Gedi¡te. So ‰rebt ihr nun von mir, dur¡ die i¡ leben wolte, dur¡ die ein Theil von mir na¡ mir no¡ bleiben solte mein allerbä‰e# Theil? so geh‰ du wehrte haab, so gehe‰ du vor mir und i¡ mit dir zu grab, 5
du Zeuge meiner Lu‰ und meiner Pierinnen? So seit ihr, ihr Gedi¡t', ihr Kinder meiner Sinnen, ihr s¡merzli¡er verlu‰, so seit ihr nun verlohrn,
S. v. B. Birken-Wälder
120
die i¡ der Ewigkeit, ni¡t diesem Tod, geborn? | Und, wo dann seit ihr hin? wo lieget ihr begraben? 10
wa# mag vor einen Sarg der theure S¡a” begaben? Sie seyen, wo e# sey: kein Grab i‰ ihrer wehrt. wer sagt mir i‰ e# Feur, Lu[t, wa‹er oder Erd? Ô himmel, kan‰ du da#, wa# deiner voll i‰ ha‹en, und wa# un‰erbli¡ war, al# eitel, ‰erben la‹en?
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wird dann die Göttli¡keit, die du darein gehau¡t, in Lethe# ‰ille Ba¡ so Lei¡tli¡ eingetau¡t? Apollo, leihe mir dein Aug, da# alle# ›het, Zieh mir den wagen vor, der üm die Erde ziehet mit hellge‰rahlten Glan”, daß i¡ ümfahren kan,
20
ein andrer Faethon, auf hoher Wolkenbahn, den weiten Kreiß der Erd, und su¡en aller orten, die mir hatt' eingeö‰ auf deinen Berge dorten der klare Pferdenbrunn, die gei‰igen Gedi¡t, die nun verloren ›nd, die s¡önen Pindu#-Frü¡t,
25
Und du, die du mit mir au¡ S¡i[bru¡ ha‰ gelitten, Cytheren# Göttin du, laß meine treue Sitten, die redend ›nd darinn, ni¡t so verge‹en seyn, laß mit mir su¡en gehn in alle winkelein dein kleine# Bogen kind. Ha‰ du ja ni¡t gefre‹en
30
Ô Feuer, diese# Gut, darinn au¡ Glut gese‹en? Kein Feur da# andre fri‹t. e# war ein Gei‰ darzu ein sol¡er Gei‰ darinn, der feuriger al# du. Ha‰ du vor au#gelös¡t, ô wa‹er, diese ammen? | Do¡ nein! da# konden ni¡t die Meere allzusammen.
35
Jhr Feuer war selb‰ naß vom Claro# Brunn der brennt, der kühlt und hi”t zuglei¡, ein seltsam# Element! Ha‰ du, ge‰irnte Lu[t, ›e war zu dir genommen? ›nd ›e gezogen hin, woher ›e er‰ gekommen, geogen in ihr hau#, gerei‰ in# vatterland.
40
du ha‰ ›e ni¡t: e# i‰ ihr Gei‰ nur dir verwandt, ni¡t da# Papier, worauf diß Feuer war ges¡rieben, der himmel auf die Erd: So ›nd ›e dann geblieben
Gedichte 96 und 97, 1652 und 1650
121
auf Erden? Tellu#, gib a¡ gib ›e wieder her! wa# nü”t der dieb‰al dir, der deine# wesen# leer, 45
ni¡t ‰aubi¡t i‰, wie du? hat di¡# der Neid geheisen? dir wird ›e au# den Bau¡ der himmel wieder rei‹en, wo du ›e einges¡lu¿t. Veru¡t soll seyn der Ort! Kein Gra# no¡ Kraut daselb‰ soll wagsen mehr hinfort! Hat aber etwan son‰ ein dieb ›e mir ge‰olen,
50
dem wüns¡ i¡, daß der Styx auf ihn spey Pe¡ und kolen, und Glut und ›edend Har”! der Galge, sey seyn Grab. die Raben er zum Sarg, da# Rad zum Kir¡hof hab. dem Stri¿ entlau[t kein dieb. Gott höret die Poeten und ma¡et ihren Flu¡ und Segen zu Profeten.
55
will aber dieser Stra[ er gern entübrigt seyn, so ‰ellt er ›¡ bey mir mit seinem dieb‰al ein. Buß i‰ der Stra[e Part. und wer mir son‰ die Lieder, mein theur-verlohrne# Gut, wer mir# wird bringen wieder, dem soll die Venu# selb‰ verleihen einen Kuß, |
60
au¡ no¡ wa# mehr; ›e fühlt so wohl al# i¡ verdruß, ob dieser dieberey: dann wa# darinn ges¡rieben hat keinen Wurm verle”t, e# ware lauter Lieben. Jhm soll dabey ein Lied von mir verehret seyn: Betul will seine ver# mit Versen kau[en ein.
XCVII. An Herrn Heinri¡ Graßen. General-Auditorn bey kayserli¡er Armee. Die Freud wird wieder jung, verneüt ›¡ mit dem Jahre da# nun in Wo¡en liegt. die Bäume tragen Haare, die Auen Blumen zu. der auf gethaute Strand warf seine Brü¿en ab, fraß selb‰ da# Ei#, sein Band, 5
eu‰ ie”und freyer fort in seiner Ufer Ga‹en die S¡äfer werden wa¡, bepfaden neue Stra‹en auf fris¡en kräuterweg. die Zeit, die ›¡ verjüngt, gibt ihnen lieder ein, ihr Flöten spiel bezüngt,
S. v. B. Birken-Wälder
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regt ihre Gei‰er auf. die Göttli¡keit der Sinnen, 10
die edle Poesy, da# Kind der Pierinnen, spri¡t ihrer Leyer zu, zieht fris¡e Seiten auf, hei‹t Claro# klare Flut mit Silbers¡önen lau[ der Gei‰er feuer seyn. Mi¡ feuert an ihr Musen, i¡ se”e mi¡ zu eü¡ beyn brunnen Arethusen,
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wie ehmal# Theocrit. willkommen, sü‹er Len” | du Blumen vatter du, Beglänzer unsrer Gränz, du Pinsel aller Lu‰, du Mahler unsrer Matten, der Flora Bräutigam, s¡attirer kühler S¡atten. wie nenn' i¡ do¡ die Zeit die mi¡ so munder ma¡t?
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mein Gei‰ wird voller Gei‰, mein ganze# J¡ erwa¡t. wa# fängt ein Di¡ter an? wa# thut ein Sinn wie meiner, der ›¡ selb‰ über‰eigt und halb vergi‹et seiner in seinem hause fremd? er ‰eigt in# Musenhau#, und su¡t zur Poesy ihm neuen Jnnhalt au#.
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der Jnnhalt i‰ s¡on hier. er hat läng‰ angefangen. soll au¡ der s¡öne Fleiß einmahl zu end gelangen, der ›¡ Amal# nennt, mi¡ ma¡t Maroni›rn. Enei# die mag dort die Römer spra¡e ziern: Amal# redet Teüts¡. ›e darf ›¡ la‹en sehen
30
und jener, wo nit vor- do¡ an der Seiten gehen. Seit daß da# s¡öne Thun mein Opi” aufgebra¡t, und e# sein Teüts¡land ihm hat dapfer na¡gema¡t, ver‰ummt Rom und Athen. Zwar ›nd wir son‰ nit blöde; wir können ihnen au¡ na¡reden ihre Rede
35
au#spre¡en ihre Spra¡, und wol so gut al# ›e. viellei¡t ›nd ja so ho¡- ja höhre Gei‰er hie al# Maro und homer al# Naso i‰ gewesen. im Balde lä‹t e# ›¡, wie in Horazen, lesen und etwann s¡öner no¡. Loti¡ der er‰e S¡wan,
40
Zuberu# und Meliß, au¡ Taubman, Eoban, | ›nd Teuts¡e Latier. J¡ darf e# au¡ wohl wagen, und auf gut Römis¡ wa# von dapfern Leuten sagen. i”t aber gibt mir Teüts¡ Thalia in den Mund
Gedicht 97, 1650
123
de# Helden Lob, den mir zu ehren i‰ vergunnt, 45
de# Au#bund# von Sien, der vor den Adler fo¡te, die Re¡te seiner Ma¡t, und nur allein vermo¡te dem Krieg ein End zu sehn, den er half heben an, und nun de# Rei¡e# Ruh au¡ mit befördern kan. N䡉 diesem Lob, wann bald der Friede wird gewinnen
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den Anfang, lang verlangt, in unsrer Pegni”innen berühmter Neron#burg: al#dann soll au¡ na¡ Wien die Poesy mit mir und zu dem Adler ziehn, der i”t sein treue# Rei¡ nimt unter seine Flügel, und Janu# Kir¡ vers¡lie‰ mit einen Starken Rigel,
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der nimmer bre¡en soll. so gro‹e Lieb er trägt, daß er nun vater mehr, wie er zwar allzeit pegt, al# Kayser, heisen will. dann werd i¡ seyn gei‹en imfall i¡# wagen darf, zu legen ihm zu fü‹en ein Teuts¡ gese”te# Lob. dann er au¡ Teüts¡e# liebt
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und vor den klugen Fleiß un# Kron und Adel gibt. Zween haben diß hinweg und sol¡en Lohn errungen. viellei¡t wird bald von mir der dritte dank ersungen, wann kün[tig Mantua die Neue Juno s¡i¿t und unsren Jupiter ein neue# Glü¿ anbli¿t.
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Die Gnade hab i¡ no¡ dur¡ eure Gun‰ zu ho[en, | ho¡edler herr, die mir so rei¡li¡ ‰ehet o[en, seit i¡ mi¡ euer heiß. i¡ werd au¡ euer seyn, bi# Charon mi¡ einmahl s¡mei‰ in den kahn hinein, der alle# führt davon. Wann soll die Zeit do¡ kommen,
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da unsre wehrte Rei# wird werden vorgenommen? J¡ muß ge‰ehen ja, die Zeit wird mir wa# lang. der spate S¡luß ma¡t mir, wie allen Teüts¡en bang, der auf den Fried vertrö‰. i¡ werd an Mangel rei¡er, und Tag vor Tag, eh i¡# verho[t, dem volke glei¡er
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da# arm an Mitteln i‰. der Vorrat wird zu klein, da# Geld zu kur”; na¡dem da# Ziel will länger seyn, al# wir e# abgezählt. woher kommt do¡ da# wesen, daß ein Poete kan von Armut ni¡t genesen?
S. v. B. Birken-Wälder
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die folgt ihm auf dem Fuß. wa# man für kün‰e ndt, 80
ernehren ihren Mann; Poeten Bettler ›nd. Homeru# bra¡t e# auf, der diese# Glü¿ erworben, daß ›¡ dort üm sein Gut, na¡ dem er war ge‰orben, die Erben ni¡t gerau[t. e# zankten ›eben Stätt' üm ihn; zween bettler kaum üm diese#, wa# er hätt?
85
ein Volk, da# au¡ den Tod, ja, selb‰ den Tod, kan tödten, daß da# Noht leiden muß! die Göttli¡en Poeten, die ihre theure Kun‰ dem himmel ma¡t verwandt und andre no¡ dur¡ ›e, plagt die der Armut ‰andt? do¡ der, der lebt dur¡ ›e, gibt ihnen au¡ zu leben;
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drüm nehmen ›e so gern und la‹en andre geben. | do¡ geben ›e au¡ wa#: ›e zahlen mit Papier, da# zwar i‰ lei¡t, geht do¡ dem Gold an S¡were für. Wer ihre S¡öne Kun‰, dur¡ die er lieb wird, liebet, der gibt ihr, wa# ›e dar[, und dar[ au¡, wa# ›e giebet.
95
Gott selb‰ nimmt, wann man gibt, gibt, daß man geben kan. der gibt, wer übrig hat; wer ni¡t# hat, nimmet an.
XCVIII. An Ebenselbigen von seiner Lieb‰en Spinnerinn. Mann sagt von Parcen viel, daß die un# Leben spinnen von ihrem Ro¿en ab, den dreyen Spinngöttinnen. Herr, ihr gläubt diese Mähr und an die Parcen, ni¡t. Die Edle Spinnerinn, Frau Hanna, wann am Rade 5
›e ›”t und auf eü¡ wir[t ihr freundli¡# Ange›¡t, i‰ eure Parca hier, daß euer Leben#fade dur¡ ›e ›¡ länger spinnt und soviel später bri¡t. daß ihr ›e spinnen seht no¡ lang, geb Gotte# Gnade.
Gedichte 99 und 100, 1649 und 1650
125
XCIX. Da# junge Freyervolk unlang‰ zusammen kahm in Venu#berg, daselb‰ e# neue Losung nahm | Herr Krolow fand ›¡ au¡: und wa# will der hie ma¡en, so eng Frau Venu# an, mag er kein Ehman seyn, will er in Einsamkeit ›¡ also gar verwa¡en?
5
Herr Krolow da¡t bey ›¡: der Raht i‰ gut und fein; und s¡li¡ gema¡ hinweg. Der denkt auf gute Sa¡en, spra¡ Venu#, der geht hin, wird ihm wohl holen ein.
C. Zu Herrn Doctoris Joa¡im Chri‰ian Neuen# Für‰li¡ würtenbergis¡en Raht# mit Jungfrau Helena Murrin, Ho¡Zeit. Diß hat eü¡ no¡ gefehlt bey soviel s¡önen gaben die euren Namen, Herr, lang‰ einges¡rieben haben in# Bu¡ der Ewigkeit. diß i‰ der le”te Lohn (zwar no¡ der le”te ni¡t) den ihr nun bringt davon 5
den eure Venu# gibt. A¡ daß i”t meine Lippen ni¡t etwa# freyer ›nd, i¡ wolt au# Aganippen dem Brunnen s¡öpfen Brun‰, befeuren meinen Gei‰; e# solte Claro# ut, die mir zu feder eü‰, aufgie‹en euer lob und mi¡ re¡t la‹en bü‹en
10
die lu‰ die i¡ ie”und zwar werde zähmen mü‹en weil mir Parna‹u# selb‰ von ›¡ zu s¡reiben gibt und dur¡ mi¡ Ruhm ertheilt dem Helden, den er liebt, da# Jahr i‰ no¡ ni¡t üm. die Zeit wird Rosen bringen. | ließ meiner Musa Muß mi¡ ie”t wa# freyer ›ngen,
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so sag i¡ no¡ einmahl, i¡ wolt von euren Lob der wehrten Poesy versu¡en eine Prob. Zwar s¡mei¡eln wolt i¡ nit, verkau[en Rau¡ und lügen für gute warheit#waar, und au# den fur¡en pügen,
S. v. B. Birken-Wälder
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wie Reimen Krämer thun; iedo¡ Poeten au¡. 20
›e mü‹en wohl daran: e# i‰ der neue Brau¡. ›e lernen i”und seyn wa# ›e so lang geheißen. Kein Paar wird mehr getraut, da# nit lä‹t Verse speißen. da muß man lügen ja, wann man ni¡t wahre# weiß, und, wo son‰ keiner i‰, ans¡minken einen Preiß.
25
wir mü‹en in# gemein au# La‰ern Tugend ma¡en au# kleinen gro‹e ding', au# gro‹en kleine Sa¡en. da Ni¡te#-wi‹en Kun‰, die Geilheit Zu¡t und Ehr, da Unform S¡önheit hei‰; und wa# der lügen mehr. Hein# hat e# au¡ beklagt. Mir ni¡t mit sol¡em Di¡ten,
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da# nur erdi¡tet i‰! die warheit solte ri¡ten, ob e# nit also wär', imfall i¡ mir von eü¡ zu s¡reiben nähme vor, wie ihr an Kün‰en rei¡ an Zeit arm worden seit. Jhr habt die wi‹enheiten der Jahre Zehrung# geld, die Ewigkeit der Zeiten
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bey Zeiten au#ges¡öp[t. Ein Pöbelkopf, der leer an Kun‰ und wi‹en i‰, wie solte leben der? i¡ a¡te die vor Todt und Lebendig begraben, die ni¡t# belesen ›nd, und ni¡t# gesehen haben. | Da# wi‹en i‰ die Seel der Seel, die un# belebt.
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Kein Grab den Mens¡en ganz, der also lebt begräbt. Kun‰ ‰irbt ni¡t mit dem Mann. solt ›e mit eü¡ dann ‰erben? solt meine Themi# eü¡, Herr, la‹en so verderben mit der gebü¿ten S¡aar? Nein wem ›e also thut wie eü¡, und se”et auf den rohten Lehrerhut,
45
der lebt, wann alle# ‰irbt. Zwar wie man pegt zu sagen, ni¡t alle Bac¡en ›nd, die Reben Kränze tragen. ‰eht s¡on ein grüner Baum ein Zeiger an der thür; der Wirt der s¡enket do¡ zuweilen sauer Bier kein hut den Doctor ma¡t; wie au¡ ni¡t den Poeten
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der Kranz, ertheilt na¡ Gun‰ und nit na¡ Kun‰ der Flöten. da# edle Di¡terlaub wird ie”und so gemeyn, daß jeder Reimens¡mid will ein gekrönter seyn, mit Lorbeern überlarvt. und wann in unsren Jahren
Gedicht 100, 1650
127
man mit Poeten solt, al# Plato will, verfahren, 55
›e jagen au# der Stadt; i¡ für¡t e# dür[te s¡ier an Mens¡en mangel seyn in Städten da und hier. Nun, nun man lä‹t den Zeit- und Leuten ihren Willen, und alte Kinder ›¡ mit sol¡en Puppen ‰illen. wer will, mag heißen nur, und ni¡t seyn wa# er hei‰.
60
ni¡t also denkt ein Mut, ein auf-gewe¿ter Gei‰, wie eurer i‰ und war. Sie die ihr so geliebet die Themi# eü¡ zu Lohn ihr würdig# Purpur giebet | na¡ eurer würdigkeit. so lohnt man sol¡en Fleiß. sol¡ einen Dank empfäht, wer, wa# ihr wi‹et, weiß,
65
und wa# ihr lehret, lernt. J¡ kan e# mir nit wehren, i¡ muß eu¡, den so ho¡ liebt meine Themi#, ehren; die Themi# die i¡ lieb', und ehre Tag vor Tag, daß i¡ au¡ euren Zwe¿ einmahl errei¡en mag. die Themi# i‰ mein S¡a”, mit dieser will i¡ buhlen.
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der Himmel gönne mir, in ihren edlen S¡ulen zur S¡ule ‰ät# zugehn. wer lernet, weil er kan, der wird, e# fehlet ni¡t, no¡ ein ges¡i¿ter Mann, der Gott und Mens¡en Nu”. du, Clio mir verzeihe, wann i¡ Eunomien mehr Zeit al# dir verleihe.
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wie sehr du meinen Sinn in Claro# tau¡e‰ ein; do¡ sol‰ du, zürne ni¡t, nur Magd, ›e Fräulein, seyn. wann mi¡ A‰räa müd au# ihren Tempeln s¡i¿et, al#dann die Gei‰erlu‰, die Poesy, erqui¿et den abgematten Gei‰. do¡ ma¡t vielmehr mi¡ wa¡
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der Beyden Re¡te wi”. Gott hel[e mir herna¡. die Zeit i‰ mir zu äng, son‰ wolt i¡ au¡ no¡ sagen, wie euer Tugendtrieb eu¡ au# den Land getragen in andrer Länder Lu[t. die eü¡ i”t nü”en wird, die Lu‰ ›¡ üm zusehn, die hat eü¡ au#geführt
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ni¡t nur dur¡ eine welt. Wer einem Staat will nü”en, | muß ni¡t zu hause ‰ät# und bey der Mutter ›”en, de# ofen# Hüter seyn. Zwar habt ihr ni¡t gethan, wie man¡er der nur rei‰, da# Land zu s¡auen an,
S. v. B. Birken-Wälder
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glei¡wie die Kuh da# thor; der in die Fremde lau[et und gute Sitten ni¡t, nur La‰er, ihm ein kau[et,
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und lügen bringet mit. die Gan# eü¡t über Meer, e# wird kein S¡wan darau#, die Gan# kommt wieder her. Herr Neu, ihr ni¡t also. Nun, i¡ soll au¡ mehr s¡auen, auf Amtriten Hau# ein Hau# von Holze bauen, will'# Gott und mein Ges¡i¿, bi# i¡, wa# ihr gesehn.
95
der Rhein mag no¡ mit mir viel‰römig Seewart# gehn. di¡, Seine, Temse di¡, den Rhodan und die Loire, und wo i¡ son‰ hin dar[, zu sehen i¡ begehre. rei¡t meinen Wüns¡en nur ein guter Stern die Hand, so soll mi¡ tragen no¡ mein Glü¿ dur¡ man¡e# Land.
100
Jhr habt nun au#gerei‰. die Helen' i‰ bekommen. do¡ habt ihr keinen Zug, wie Pari#, vorgenommen weit über Meer, üm ›e. e# sey dann, daß da# Meer der Fis¡ba¡, Nürenberg ein neüe# Argo# wär I”t nehmt no¡ meinen Wuns¡. häu[t Güter, Kinder, Jahre!
105
so wird no¡ ›e no¡ ihr bald liegen auf der Baare, so gibt e# neue Neu, und die den alten glei¡. so bleibt ihr am Gemüt an Ehr und Rei¡tum Rei¡.
CI. Wiederkehr. Die Murris¡en Winde mehr Winter andräuen, die Zeiten ›¡ wunder- und winterli¡ zweyen, | der Früling und Friede, Krieg, Winter no¡ ‰reuen, die Wolken viel Molken und Flo¿en au#s¡neyen. 5
Laß gehen! e# gehet do¡ gegen dem Meyen, die Merzen gelammete Lämmer s¡on s¡reyen. die Hirten s¡on denken auf lu‰ige Reyen, weil Föbu# will wärmere Bli¿e verleihen; die wa¡same Rüden die wöl[e vers¡euen,
10
die Heerden ›¡ wieder beginnen zu freuen. Mann ›ehet ›¡ alle# und alle# verneuen.
Gedichte 101 und 102, 1650
129
Herr Neuen gilt diese#, dem Venu# vom Neuen die liebe die s¡öne Helene will freyen. er dar[ ›¡ vor murris¡en wetter nit s¡euen, 15
weil Venu# und Föbu# ihm Bli¿e verleihen. So tretet nun an den verliebeten Reyen; wir wollen eu¡ Leben und Segen zu s¡reyen. So ma¡et mit S¡erzen den Merzen zum Meyen. Gott woll eü¡ mit Haaren und Jahren bes¡neyen,
20
und euere Zeiten mit Freuden be‰reuen. Die Seelen die bleiben vereinigt in Zweyen; Na¡ dreymal drey Monden Zween leiber ›¡ dreyen.
CII. An Herrn Heinri¡ Graßen. Die güldne Stralen fuhr, der müde Himmelwagen hatt seinen Föbu# s¡on in Thety# S¡oß getragen, die Zieher au#gespannt, die we‰see war sein Grab, daselb‰en wus¡en ihn die grünen Nymfen ab, 5
die na‹en Najaden. Morfeu# og hin und wieder, | seet' angenehmen Tod auf unsre matte Glieder und ‰reute S¡la[kraut au#: al# mir in sü‹er Ruh de# Tode# Bruder dru¿t au¡ beyde Augen zu. J¡ weiß e# ni¡t, ob i¡ träumt' oder war entzü¿et:
10
diß weiß i¡, daß im S¡la[ i¡ diese# hab erbli¿et, wa# i¡ erzehlen will. Apollo, hil[ du mir, daß i¡, wa# du gesagt, re¡t möge bringen für. Ein s¡öne# Nymfenbild kam her zu mir gegangen; die Haare waren Gold, und Purpur ihre wangen,
15
die Hände neuer S¡nee, der Hal# Alpa‰er glei¡, die Augen lauter Lieb, do¡ au¡ an Hoheit rei¡. ihr Kleid war blau und roht, mit halben Monde#spi”en dur¡ziehret au# und au#. ihr Sehen ware Bli”en, ihr Anbli¿ lauter Glut. der Lä¡lendliebe Mund
20
bald, eh i¡ mi¡'# versah, zum Reden o[en ‰und:
S. v. B. Birken-Wälder
130
Auf, sagte ›e, Poet! wa# soll da# immer-s¡la[en? wann wir‰ du mir einmahl den Zierat vollend# s¡a[en, worinn i¡ wohl gepu”t soll tretten an da# Lie¡t. der Leib hat seinen S¡mu¿, nur no¡ die Fü‹e ni¡t. 25
E# ›nd, die diesen mir gedenken abzunehmen und einen fremden S¡mu¿ mir wollen anbequemen, mi¡ ander‰ nennen au¡. i¡ aber will von dir viel lieber nehmen an die er‰-vermeynte Zier behalten diesen Nahm. Errahtend, wer ›e wäre |
30
eng i¡ drauf also an: Amal#, meine Ehre und meiner Musen Preiß, begehre ni¡t# von mir, wa# Götter, wie bewu‰, nur können geben dir. Prin” Deliu# muß er‰ den le”ten Au#spru¡ geben, al#dann so kann i¡ dir gehor¡en, ô mein Leben.
35
Sie lä¡elt ob der Red, und bat, ob i¡ die Müh wolt nehmen unbes¡wert, dahin begleiten ›e, zur zweygespi”ten Burg. wer kond e# ihr versagen? ‰ra¿# ma¡ten wir un# auf. wir fuhren ni¡t zu wagen, wir ritten ni¡t zu Pferd, wir giengen ni¡t zu fuß.
40
no¡ kamen wir dahin. raht, wie da# zu gehn muß? Apollo gab Verhör. und al# er un# vernommen: Üm diese#, wa# ihr su¡t, hätt ihr ni¡t dör[en kommen, sagt' er, auf meine Burg. Poet, dein Mecänat den Urtheilspru¡ hiervon s¡on lang‰ in händen hat.
45
wie dann au¡, dem zu folg, bereit# ›¡ angefangen Amal Ehren Lohn, sein Ruhmlie¡t aufgegangen. der er‰e Teüts¡e S¡wan wo der ›¡ er‰li¡ s¡wang, sein Vaterland mit Lob in eigner Spra¡ ansang; da#selbe Land hinfort soll diesen Helden haben.
50
J¡ weiß au¡, mein Poet, daß du die Lorbeergaben von hohen Händen wüns¡t. e# i‰ dir au¡ gewährt. dein Mecänat hat ›e vor di¡ bereit# begehrt, | und dir erhalten au¡. Zieh hin und sag ihm wieder, wa# i¡ dir angesagt. und zwar dieselben Lieder,
55
die du, i¡ weiß e# wohl, auf ein# der Seinen Tod
Gedichte 102 und 103, 1650
131
gar sehnli¡ ha‰ gespielt, die werden seyn der Bot. und weil der armut Jo¡ di¡ i”und so wa# drü¿et, wie dann au¡ mein Homer darunter gieng gebü¿et: so wird sein vorspru¡ dir bey Für‰en nü”e seyn, 60
daß du na¡ Noht bedur[t wir‰ mittel sammlen ein. diß aber sag i¡ dir: laß deine treüe dien‰e dem gro‹en Musenfreünd er‰atten seine Gün‰e. dein edle Poesy, die i¡ mit Ewigkeit vers¡we‰ern will, laß ihm verlängern seine Zeit.
65
So spra¡ Prin” deliu#, und ließ un# beyde ‰ehen, drauf ließ' au¡ i¡ die Nymf' Amal# von mir gehen, bi# weitre Po‰ einkomm. Jn sol¡em kam ein wind, weiß ni¡t au# wel¡em Lo¡, der führte mi¡ ges¡wind und fröli¡ au# dem Saal. al# i¡ die Thür au[ ma¡te,
70
fuhr ›e mir au# der hand. von Kra¡en i¡ erwa¡te, und wurd, daß e# mein Bett, nit der Parna‹u#, war und meine Freud ein Traum, mit ungedult gewar. Jedo¡, weil, da# betri[t den Boten, eingetro[en, hab i¡, ho¡edler Herr, von eurer Gun‰ zu ho[en, |
75
ihr werdt in kur”em seyn derselbe Mecänat, den de# Apollo Mund im Traum benennet hat.
CIII. Zu Herrn Benedict Bo¿en# Gräi¡ Oettingis¡en GeneralSuperintendenten# mit Jungfrau Anna Dorothea S¡warzin Ho¡zeit. Sonnet. Seht an, wie neue Ehr kan ändern alte Sitten. der freye war bi#her, will i”t ein Freyer seyn, der einsam vor, will nun nit bleiben mehr allein; der Palla# diener war, der läu[t in Venu# Hütten.
S. v. B. Birken-Wälder
132
5
Kaum hatt er re¡t den Stall, die neue Stell bes¡ritten, da geht er hin und führt ihm selb‰ ein S¡ä[lein drein, dem will er nehmen ab da# wei¡e wöllelein, da# soll, glei¡wie Er Gott, ihm eine Heerd au#brüten. die Pegni” wüns¡et Glü¿, die ihn erzogen hat.
10
die Freunde, die bey ihr, die ›e mit ihm erzogen, die ru[en zu: Glü¿ zu! der Himmel sey gewogen. J¡ gib au¡ meine Stimm' hier an Ges¡enke# ‰att. la‹t, kan ein alter Freünd dagegen wa# erbitten, die Ehre ändern ni¡t au¡ alte Freunde# ›tten.
CIV. Uber die zwöl[ Monate Herrn Joa¡im Sandrart#. Jäner. J‰ diß da# Neue Jahr? e# mö¡t wohl heißen alt, so graue ›eht e# au#. die lu[t i‰ Leiden-kalt. | wa# fragt die welt darna¡? ›e s¡littet auf den Rü¿en de# Flu‹e#, da der Nord ihr bauet Eise-brü¿en. 5
Der Alte bleibt zu hau#, gefriert von hinten zu, von vornen ihm verbrennt da# Feuer seine S¡uh. er su¡et beym Camin den Sommer und die Sonne, und hält e# mit dem Ko¡. der Tis¡ i‰ seine wonne.
Hornung. S¡au, wie den Spe¿bau¡ hat sein Fleis¡ und Spe¿ gemä‰! da# dürre Fis¡mahl folgt auf'# fei‰e Faßna¡tfe‰; drüm s¡lämmt man ›¡ er‰ satt. man raset, eh man ra‰et. na¡ Pra‹en e# ›¡ wohl die 40 tage fa‰et. 5
die tolle Fa‰na¡t purs¡ ›¡ dapfer lu‰ig ma¡t. der son‰en sauer ›eht, der Cato selber la¡t. die Narrenlarve de¿t i”t au¡ den weißen hau[en: man dar[ im Jahr einmahl wohl mit der kolbe lau[en.
Gedichtgruppe 104, 1652/53
133
März. Der Lenz la¡t in die Welt. der winter le”et ›¡, bäumt auf die wilde See: ein na‹e# Grab vor di¡, du bla‹er S¡i[er du! die wellenberge sprü”en den blauges¡aumten Ges¡t; die donnerwolken bli”en; 5
da# S¡i[ lau] an die klipp'. Jnde‹en do¡ der Strand, | un# Fis¡e: weil da# eis¡ verboten, s¡i¿t zu Land. der feu¡te Fis¡er will den bösen S¡leim au# führen, trinkt Feuer, speyet Rau¡; Toba¿ soll ihn Curiren.
April. Da# Ei#, der Flü‹e Band, s¡milzt von der Sonnenhi”. der Früling bauet ihm von Blumen einen Si”. die Gärten werden jung, die Bäume lauben wieder. der Koridon ›¡ se”t mit seiner Lauten nieder, 5
pü¿t Veil¡en, lä‹t sein Vieh im kräutergrase gehn. Sie, seine Filli#, melkt. hört, Filli# braune S¡ön', ihr mü‹t den Koridon zu weit ni¡t graßen la‹en. er mögt eü¡ kommen son‰ auf ungepogne Stra‹en.
May. Die wa‹er bieten selb‰ der Lieb den Rü¿en dar. e# buhlen alle ding, üm diese Zeit vom Jahr. die Zwilling kü‹en ›¡ am Himmel; auf der Erden muß e# au¡ seyn gekü‹t. j”t muß geliebet werden. 5
Die Matten, weil die Erd die Sonn' ihr Buhl be‰rahlt, der Blumen bunter Glanz, de# Jahre# Jugend, mahlt. Auf, Chlori#! binde dir und deinen S¡äfer Kränze: die Rose auf den haubt, die Lieb im herzen glänze. |
Juni. J”t gilt e# deinen Belz, du krause# S¡äfelein: du mu‰ an haaren arm, soll dein Herr rei¡er seyn. der Alte di¡ bes¡irt, der selber unbes¡oren. dein weise# wollen-kleid hat ihm ein kleid geboren. 5
s¡au, wie von Thieren du, ô Mens¡, gekleidet wir‰!
S. v. B. Birken-Wälder
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wie daß du dann so sehr mit Kleiderpra¡t ‰olzir‰. Lern from seyn von dem Thier, da# deine Blö‹e de¿et! o[t kommt e#, daß ein Wol[ in S¡afe#-wolle ‰e¿et.
Juli. Die Sonne Sommer ma¡t. der heiße Hund#‰ern brennt. da# wa‹er und der Lu[t, un# rei¡e Beuten gönnt du, Nymfe, die du ma¡‰ den Fis¡ im Ne” erhangen: s¡au, daß da# Ne” der Lieb di¡ selb‰ nit nehm gefangen. 5
der Falkner bei”en reutt, ‰ellt einem Reiger na¡. die Mäder ma¡en heu. der Blumen Ungema¡, der Kräuter jäher Tod, die s¡arfe Sense meyet, Seht, S¡önheit fällt also dahin, die un# erfreuet.
Augu‰. Die goldgegilbte Saat, will einges¡nitten seyn. die Aehre winkt der Ernd. die Jungfer la¡t herein vom himmel, ›eht, und wüns¡t, daß ›e nit Jungfer wäre, daß ›e mit s¡wangrem S¡oß, glei¡wie die Erd gebähre. | 5
Nun, se”t die Si¡el an: so fri‹t ›e ni¡t der Ro‰. bindt garben, ladet auf, führt ein die körner ko‰, und legt die S¡eüne voll. Hier lerne dank ein ieder: vor Sa¿voll, gibt die Erd i”t ganze Fuder wieder.
Herb‰Monat. Die Himmel# wage wägt den Tag und au¡ die Na¡t, mit glei¡en Stunden ab, und theilet ihre wa¡t. E# gilt nunmehr dem Wald: da# Feld i‰ s¡on beraubet. der aufgejagte Hirs¡ dem fals¡en Laube glaubet, 5
ieht au# dem Rau¡ in# Feur. der Herb‰ besu¡t den A‰ de# Baume#, der ›¡ beugt, und s¡üttelt ab die La‰. da# ob‰ da# geht zu Markt; und Mei‰er Mens¡enfre‹er zieht mit: nas¡ nit zu viel, hüt di¡ vor seinen Me‹er.
WeinMonat. Die Traube wird gepre‹t, und weinet sü‹en wein. da# liebe Zährlein trie[t, s¡enkt sü‹e Freuden ein.
Gedichtgruppen 104 und 105, 1652/53
135
So kommet iederzeit da# weinen vor den La¡en. du edle# Traubenblut! du kan‰ un# lu‰ig ma¡en, bi‰ unsrer Sorgen Ar”t. a¡ s¡enket dem Silen
5
dem na‹en Bruder, ein, er mö¡t vor dur‰ vergehn Eh er verdur‰en solt, eh la‹ man ihn ersau[en im Mo‰: er lä‹t ihn fein zu hal# mit Maßen lau[en. |
WinterMonat. Der langvers¡lo‹ne Nord, rei‹t Thor' und Riegel au#, bri¡t lo#, und überblä‰ der Erde weite# Hau#. der wiesen Haar er‰arrt. von Bäumen ‰äubt da# Laube. der Vogler wieder kommt mit einem rei¡en Raube, der ihm el auf den Herd. Herr Märten, Gänse s¡la¡t.
5
der Jäger ›¡ zu For‰ mit seinen Winden ma¡t, üm‰ellt ihn mit dem Garn, he”t Hasen, fället S¡weine. die Ho[kü¡ ›e bekommt, ›e kommen ni¡t in meine.
Chri‰Monat. Der graue Winter zeigt, da# Jahr sey worden alt. die Erd, da# alte Weib, su¡t wärme weil e# kalt: ihr Belz, da# i‰ der S¡nee. da# Almana¡ ›¡ endet. der Sand im glase ‰eht. die Sonn' hat ›¡ gewendet. da# Lie¡t, der Sonne A[, den Tag un# länger ma¡t.
5
Jnde‹en hebt ›¡ an die gro‹e S¡weine-s¡la¡t. Komm, Jüd, sey unser Ga‰. und wann du ni¡t wil‰ e‹en vom S¡wein, so mag‰ du selb‰ mit S¡weinen drebber fre‹en.
CV. Uber De‹elben Tag und Na¡t. Du s¡öner Jüngling du, de# s¡önen Tage# Tag, Lie¡tgeber, Erden Tro‰, der Nä¡te Niederlag! e# hänget Lo¿engold üm deine Rosenwangen. Na¡ deine# Kleide# S¡nee die welt trägt ‰ät# verlangen: | 5
die Blumen grü‹en di¡, wann du die Erde grü‰.
S. v. B. Birken-Wälder
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S¡au wie die deine dort in di¡ verliebet i‰: ›e ›ehet ‰ät# na¡ dir, und drehet ihr ge›¡te. Wer werke thut der Na¡t, der s¡eut ›¡ vor dem Lie¡te. II. Hier lig‰ du braune# weib, du Arbeit-trö‰erinn. J¡ lege mi¡ zu dir, imfall i¡ müde bin, wie diese Kinder thun, geh mohnbekränzet s¡la[en. An deiner S¡önheit zwar werd i¡ mi¡ ni¡t verga[en: e# sey dann da# i¡ wär ein Eule oder Mau#,
5
ein Lie¡ts¡eu, der ›¡ ni¡t beym Tage wagt herau#. Lieb bi‰ du, so du mir, im Traum die Lieb‰e zeige‰, und, wann i¡ in der Na¡t bey ihr bin, e# vers¡weige‰.
CVI. Über einen Baueregel. Kein Narr i‰ klug, er werde dann ges¡lagen. den Flegel# kopf muß man mit egeln zwagen. mein! Zehlet ihm nur di¡te feigen ein. Zerpleut ihn wohl, den Sto¿s¡, gebt ihm gute. 5
e# ieß von ihm die Torheit mit dem blute. ein grobe# hol” muß ja gehobelt seyn. S¡aut wie da# Bier die Bauern fe¡ten lehret. dem wundar”t wird so wa# zu thun bes¡ehret. sol¡ eine Stürz gehört auf sol¡en Dopf
10
Ha‰ nit genug, einandermahl komm wieder. So legt man den fein wohl zerprügelt nieder, der nit will gehn zu bett mit ganzen kopf.
Gedichte 107 und 108, 1650/51
137
CVII. Über Herrn Peter Carl Böheim# Bildni#. Wann du die Redli¡keit wil‰ sehen, s¡au diß Bild da# deren Bildni# i‰. der Mahler hat die Sinnen die ‰renge dapferkeit, den Muht, ni¡t mahlen können. Er i‰ der S¡önen wehrt, die seine Flammen ‰illt.
CVIII. Kinder-Anbindwüns¡e. J¡ hab in so man¡en Stunden eure Liebe# wärm empfunden, die mir von der wiegen an, al# i¡ er‰li¡ mi¡ gereget, 5
tausend gute# hat gethan, die mi¡ hat bißher geheget. J”und solt i¡ auf ein S¡enken auf ein' Anbindgabe denken. a¡ mein dank i‰ viel zu ringe,
10
wär e# au¡ ein berg von Golde. Bring i¡ je ni¡t wa# i¡ solte, do¡ so nehmet, wa# i¡ ›nge. Gott der geb eu¡ so viel Gaben, al# die Erde Strahlen laben.
15
Diese rei¡e Jahre# Zeit wird zuglei¡e Eü¡ Herr vatter, freuden rei¡e, weil ihr heüt euren lieben Tag begehet,
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und den Nahm, den ihr bekamt, wohl benahmt, roht in tagregie‰er sehet. | wüns¡ i¡, oder bind' i¡ eü¡?
S. v. B. Birken-Wälder
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a¡ i¡ wolte 25
beyde#, wann i¡ wüns¡en solte thun zuglei¡. Nun i¡ wüns¡e so viel Stunden voller sü‹er Fröli¡keit, al# der Zeit
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Fis¡ im wa‹er werden funden. E# bringt un# Johanne# Fe‰ tausend güldne wei”enähren. dieser Tag pegt zu verehren sol¡e liebe Sommer-gä‰.
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wa# bringt er, Vatter, eü¡? viel mehr, wa# werd i¡ bringen eu¡ anzubinden heüt? J¡ will ein wuns¡lied ›ngen, weil i¡ ni¡te# bringen kan. Jhr solt so viel Tage sehen, al# im A¿er Aehren ‰ehen.
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Gott s¡reib diese# wüns¡en an. Die Blumen welken bald. Ein wuns¡ soll bä‹er binden. E# müß eü¡ dieser Tag (daß wir'# erwüns¡en künden!) so o[te wieder kommen, al# viel i”t ›nd der Blumen.
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Herr vatter, kan i¡ s¡on eü¡ no¡ kein Bindlied s¡reiben, will i¡ von meinem dank iedo¡ ein denken treiben, vor eure Vattergun‰. Mein wüns¡en geht dahin: a¡ lebt mir au¡ so lang bi# i¡ erwa¡sen bin. Der Gott, der nimmet au¡ der Kinder Seü[zer an,
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der geb eü¡ so viel gut#, al# gut i¡# lallen kan. |
Gedicht 109, 1651
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CIX. An meinen Lieben Herrn Bruder Christianum Betulium Gei‰li¡en Seelhirten auf die geburt seine# er‰en Söhnlein# Benedicti. Soll mit La¡en oder weinen, Bruder! i¡ vor dir ers¡einen? deine Lieb‰e Beyde# ma¡t: die den vatter hat verlohren, 5
und die einen Sohn gebohren, eh e# fünfmahl worden Na¡t: Also gehet hier auf Erden einer au#, der ander' ein. wann die Alten un# entwerden,
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fäht wa# junge# an zu seyn. 2. Nun e# i‰ Jhr do¡ ni¡t# nü”e, ob i¡ au# der Feder sprü”e lauter Trehnen auf# papier: J‰ der vatter weggerü¿et:
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wird ›e dur¡ den Sohn erquiket, den der Himmel gab dafür. la‹t im grab die Todten liegen, la‹t ›e s¡la[en san[t und wohl: bi# au¡ un# Gott au# den Zügen
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hin zu ›¡ und ihnen hol. 3. Wehrt ›nd sol¡e Sohne#-gaben daß ein vatter werd begraben, der der welt s¡on abgelebt; dem ni¡t# al# ein Maul vol Erden
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bä‹er kond zu theile werden, mit dem man viel Jahr begräbt. | Gönnet ihm die Freud der Seelen, gönnt er do¡ da# Erb au¡ eu¡!
S. v. B. Birken-Wälder
140
Jhr bekommt i”t mehr zu zehlen: 30
diese# Trauren ma¡t eu¡ rei¡. 4. Bruder! wa# dann soll i¡ ma¡en? weinen? Nein, i¡ will i”t la¡en, und au¡ la¡en ma¡en di¡. S¡aue, wie dir ›nd gewogen
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die gold-klaren himmel# bogen, die erzürnt zwar ›nd auf mi¡. dein Leid ›e mit Freud erse”en, ja ›e häu[en Freud mit Freüd: Knab und haab soll di¡ erge”en,
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eine langgewüns¡te Beüt. 5. Nun an deine Red gedenke: daß dein S¡a” nur ein gelenke, wie ein Tas¡enme‹er, hab. J”und mu‰ du diese worte
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widerru[en, weil du dorte ›ehe‰ in den Federgrab ›e mit etwa# re¡te# liegen. Sie hat ›¡ mit Link# gelenkt. Sie i‰ link# und re¡t# zu biegen,
50
hat hierzu kein glied verrenkt. 6. A¡ e# wird ihr ni¡t gelingen, einen Mörser wird ›e bringen, keinen Stempfel, da¡te‰ du. Ja du ware‰ ein Poete,
55
glei¡ wie i¡ und kein Profete, i¿te‰ nur der warheit S¡uh. J¡ saß auf Apollo S¡ultern, al# i¡ mir gedinget ein eine Bratwur‰ in die Multern.
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J¡, soll ein Profet wohl seyn. | 7. Aber ma¡t ›e mir nit Po‹en! hat e# mi¡ do¡ s¡ier verdro‹en!
Gedichte 109 und 110, 1651
141
J¡ soll werden ein Chymi‰. A¡ wie thu i¡ do¡ der sa¡e, 65
daß i¡ au# dem Stempfel ma¡e Me‹ing, der do¡ Eisen i‰. Nun, i¡ muß die Kun‰ er‰ fa‹en. Unter deß wir‰ du dafür, Bruder, dir belieben la‹en
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Diesen Stempfel von papier. 8. S¡au e# ‰e¿t ein wuns¡ darinnen, der den Stempfel mö¡te können dir verwandeln gar in Gold. du gesegnte# Birkenrei#lein,
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du beliebte# wiegenZei#lein! dir soll seyn der Himmel hold. wa¡se, lebe, grüne, blühe, eine gro‹e Birke werd. Groß wird, wa#, wie du, mit mühe
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so gebohren wird zur Erd. 9. Er, dein Vatter, ziehet Heerden: derer S¡äfer sol‰ du werden, und mein weidebruder seyn. Er‰er vetter, zarte# Di¿#¡en!
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Amalthee füllt s¡on ein Bü¡#¡en dir voll freüd und Leben ein. deiner Mutter herzen#rigel sollen ein Parna‹u# seyn: und dir soll dur¡ diese Hügel
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Claro# selber ie‹en ein.
CX. Auf eine Ho¡zeit. Jmfall i¡, wa# der Heid nennt Götter, darf benennen, (e# ›nd do¡ Gö”en nur) so muß i¡ frey bekennen,
S. v. B. Birken-Wälder
142
daß dem geharns¡ten Mar#, ob ›e s¡on na¿et geht, die Venu# an Gewalt und Stärke weit vorgeht. ›e tru”et seinen Tro”. sein Furis¡e# Ge›¡te
5
wei¡t ihrem sü‹en Bli¿. sein Grimm wird bald zu ni¡te, | Wann ihm die Venu# winkt: mit la¡en zwingt ›e ihn daß er legt Helm und S¡ild, Pi‰ol und degen hin. | S¡allt ihrer Rede Stimm, so mü‹en bald ver‰ummen Salpeter, Pulver, Pley, die son‰en s¡re¿li¡ brummen.
10
E# bleibt do¡ wahr: den Mar# die S¡wa¡e Venu# s¡wä¡t. Frag heüt den Bräutigam, er wird mir geben re¡t. er legt sein Feuer hin. ›e, Seine kan ihm legen selb‰ Feuer in die Bru‰. Gott wärme ›e mit Segen!
CXI. Auf eine andre. J¡ wolt, imfall i¡ viel mit wenig könde sagen, viel ding# von unsrer Lieb und eurer würde tragen auf diese# Blat Papier. J¡ ‰ell e# aber ein. Salana wird indeß der freünds¡a[t Zeuginn seyn, 5
und unsrer alten Lu‰. die Lang‰verdiente Ehre zahlt eü¡ da# vatterland. die Göttinn au# Cythere will ni¡t die le”te seyn, führt eü¡ die Lieb‰e zu. Jhr mü‰ nun an den danz; verge‹t nur nit der S¡uh! Zwey worte nehmmt von mir, zum zeugniß alter Treue:
10
Glü¿ zu! Glü¿ i‰ mein wuns¡; mit dem i¡ eü¡ zu s¡reye.
CXII. Auf eine andere. Wa# s¡enk i¡ diesen Paar? wann wüns¡en geben i‰ so hab i¡ allbereit eu¡ ein ges¡enk erkie‰. Mein Wuns¡ i‰ euer Wuns¡. Lebt ein gelabte# leben. Liebt in gelobter Lieb, und labt eü¡ mit dem Lob, |
Gedichte 112, 113 und 114, 1651
143
da# na¡ der Zeit die Zeit wird eurem Lieben geben,
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wann in dem Leibe ›¡ bewegt die Liebe#prob, wann üm die Liebe Rieb ›¡ s¡wingen junge Reben. Nun Gotte# seine Lieb s¡web eurem Lieben ob.
CXIII. Auf eine andre. Wa# i‰ e# dann, daß man ›¡ so verwa¡t, dur¡denket nur die einsam-‰ille Na¡t? wohl pegt die Sorg der Phöbu# zu ertränken in Theti# S¡oß, wann i”t die Sternen blenken. 5
Thut, wie ihr thut, herr Bräutgam, bringt in Ruh, mit eurer lu‰, die müden Nä¡te zu. Die Musenbrun‰ mag eü¡ bey Tag erhi”en. bey na¡te soll eü¡ Venu# ma¡en swi”en. Mein wuns¡ i‰ der: e# mü‹e himmel#segen
10
mit eü¡ zu glei¡ ›¡ zu der lieb‰en legen.
CXIV. Auf Monsieur Chri‰of Sigmund# von Till mit Jungfrau Maria Clara Mu[lin, Ho¡zeit Sonnet. Der Liebe wundkraut. Cupido jüng‰ hin kam dort auf die Allerwies', und sahe zu der Lu‰ den s¡önen Armbru‰s¡ie‹en. er da¡t: i¡ bin ein S¡ü”; e# würde mi¡ verdrießen, wann hier nit au¡ solt seyn ein Ziel, worna¡ i¡ s¡ieß. 5
Bald ›¡ dort eine Nymf, im Garten sehen ließ, | in deren ♡ ges¡wind sein Pfeil hat iegen mü‹en Sie fand ›¡ wund, und rief: soll man kein kraut dann wi‹en da# sol¡e wunden heilt, der Liebe#pfeile Biß'?
S. v. B. Birken-Wälder
144
Jn Garten lief ›e üm, bra¡ tausend kräütlein ab; do¡ ware kein# für ›e. Zule”t da fand ›e Dille;
10
die Dille heilte ›e, ma¡t' ihre S¡merzen ‰ille. Cupido war erzürnt, daß man ein kraut nun hab, da# seine wunden heilt. Zur Ra¡ an diesem weibe, solt järli¡ eine Dill ihr wa¡sen au# den Leibe.
CXV. Auf Monsieur Jacob Wilhelm Lö[elholzen# von Colberg mit Jungfrau Regina Catharina S¡eurlin Ho¡zeit. Cupido Lö[el-Pfeil. Wolt mi¡ etwann iemand fragen, wa# vor Pfeile jüng‰ getragen da# Cupid¡en in dem Kö¡er, al# e# mit gezogen Bogen 5
auf den S¡aupla” kam geogen, ma¡te man¡e herzen#lö¡er! Solt i¡ iemand antwort sagen, mü‰ i¡ e# er‰ selber fragen, diese# Liebe Liebe#kind.
10
Zwar son‰ brau¡t er Holz von Myrten, wann man ihn in Feldern ndt, wann er lo#spielt auf die Hirten. Aber heüt i‰ mir# vorkommen, al# wann er hab Holz genommen |
15
darau# man son‰ Lö[el drehet. Jungfer Braut man sah eü¡ ›”en im Ge›¡te diesem S¡ü”en, eü¡ hat ›¡ sein Pfeil genähet. Lö[elhol” hat eü¡ getro[en
Gedichte 115 und 116, 1651
20
145
euer Herz gema¡et o[en, daß ihr lö[eln köndet frey. Nun man wird no¡ mehr erfahren, wa# für Holz gewesen sey, wa# e# son‰ für pfeile waren.
25
Bey eü¡ i‰ der Grund geleget, Edle# Bräutlein, nun so heget in dem herzen diese Pfeile, die, ob ›e eü¡ s¡on geri”et, do¡ zum wundholz ›nd ges¡ni”et;
30
Lö[elhol” ma¡t eü¡ au¡ heile. Seit ihr, ni¡t begnügt mit Lö[eln; ey so soll da# Glü¿ mit s¡ä[eln eü¡ zum Fen‰er regnen ein. So viel lob# erlanget haben
35
die jüng‰hin gespielt so fein; So viel Gute# soll eü¡ laben.
CXVI. Auf Monsieur Johann Chri‰of Tu¡er# mit Jungfrau Maria Magdalena Gebhartin Ho¡zeit. Unter eine# andern Namen. Man¡e# Jahr war i¡ üm di¡, treuer Theseu#, ander J¡! e# begunt fa‰ in der wiegen unsrer Freunds¡a] we¡selbund, 5
den kein ort no¡ Zeit gekundt seither von einander fügen. Mein A¡ate# ware‰ du und mein lieb‰er Reiß geselle. |
S. v. B. Birken-Wälder
146
Au¡ de# Föbu# Musen‰elle 10
gab un# beyden glei¡e Ruh. Wo der Ocean vers¡lu¿t und den Rhein an# Herze dru¿t, hatt i¡ di¡ an meiner Seiten. An den s¡önen Seine-‰rand,
15
in der Loire Na¡barland, wolte‰ du mi¡ au¡ begleiten. Nun du zoge‰ mit mir au#; bey mir bi‰ du au¡ geblieben: bi# de# Vaterheerde# Lieben
20
Beyd' un# wieder bra¡t zu-hau#. J”und trenn‰ du di¡ von mir, weil du eine Freundinn dir ha‰ an meiner ‰at erwehlet. Zwar der Taus¡ i‰ gut für di¡;
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e# i‰ au¡ nit wieder mi¡. Ehr und Glü¿ sey dir vermählet! Lebe lang und wohl mit ihr, deiner Trauten, zähl viel Jahre, graue# Haar bring auf die Baare!
30
Pylade#, da# wüns¡et dir dein Ore‰e#.
CXVII. Auf Monsieur Johanni# Hieronymi Jm Hof mit Jungfrau Regina Clara Jm Hof, Ho¡zeit. J”t bendt i¡, wahr zu seyn, daß der Löwen gro‹e Sinnen ›¡ mit Löwinnen allein, ni¡t mit S¡afen ‰allen können. 5
diß mi¡ lehren, wehrte# Paar!
Gedicht 117, 1651
147
euer beyder wappens¡ilder, darüm eurer Sinnen Bilder Löw und Löw ›¡ ‰ellen dar. | Bild- und S¡ilder lügen ni¡t; 10
Löwenblut rinnt hier zusammen; niemand i‰ der wiederspri¡t. solten wohl die Löwen lammen? weil ihr so zusammen ‰ammt, ›ht man eure Löwen›nnen,
15
wird man eure# Stamme# innen. Löw und Löw zusammen ammt Nehmt die Löwinn hin, ô Leu, die eu¡ hat ein Löw gezeuget; liebet ›e mit sol¡er Treu,
20
mit der ›e eü¡ i‰ geneiget. wer do¡ wolte zwei[eln hier, da# au# Zweyer Löwen Flammen ni¡t au¡ sollen Löwen ‰ammen? Nein, mir kömmt e# gläubli¡ für.
25
Theurer Vater dieser Stadt, vater au¡ der Lieben Zweyen! i”und man die Ho[nung hat, daß eu¡ werde bald erfreuen diese# Freyen, wann man eu¡
30
wird Gro#vater mü‹en nennen, wann viel junge Löwlein rennen Jn dem Hof, den Ahnen glei¡. Wehrter Bräutgam, aber ihr werdet la‹en jene Neune
35
die ihr liebtet für und für; und i”t lieben nur die Eine. do¡ gebt ihr allein die Nä¡t; also theilt ihr eure Stunden,
S. v. B. Birken-Wälder
148
eben wie die Herzen#wunden; 40
seit bey Tage jener Kne¡t. Wa¿re Löwinn, s¡öne Braut, i”t seit ihr er‰ Löwinn worden, weil ein Löw eü¡ wird betraut tritt mit eü¡ in Liebe#-orden.
45
do¡ al#dann solt ihr gewiß er‰ re¡t eine Löwinn heißen, wann ihr un# wa# werdet weißen da# au¡ habe Löwen Füß.
CXVIII. Auf eine Bräunis¡e Ho¡zeit in Nürnberg. E# i‰ ein alte# wort: kein Adler he¿et Tauben; glei¡wie man lieset au¡ von he¿en keine Trauben, no¡ Feigen von den Bus¡, der son‰ nur di‰eln trägt. e# ward nie eine Gan# von einem S¡wann gehegt. 5
E# i‰ ein wahre# wort. Ni¡t ferne pegt zu fallen der Apfel von den Stamm. und wie die Jungen lallen, so war der Alten Stimm. der A‰ i‰ wie der Baum. Auf guten Zweigen ndt die holzbirn keinen Raum. Diß lehrt un# da# Ges¡le¡t der Braunen hier zu lande.
10
Den Ahnen ›nd, die vor gewesen, keine S¡ande die Söhne, die i”t ›nd und iemahl# waren hier. wer jene zwar gewe‰, laß Züri¡ sagen dir, de# S¡weizerbunde# Haubt, den Si” der alten Sitten, da no¡ die Lä”e ni¡t von Hosen ›nd ges¡nitten;
15
da man geht Teuts¡, ob s¡on der Franzman Na¡bar i‰. da man der alten Treu und Tra¡t no¡ nit vergi‹t, au¡ nit der alten Spra¡. S¡lag auf von so viel Brunen da# Jahrbu¡ dieser Stadt, die ›e au¡ ma¡ten grunen | mit wi” und dapfrer Fau‰. wie hat der Ritter#man
20
der dapfre Rudolf do¡ soviel an ihr gethan,
Gedicht 118, 1651
149
der man¡en Trop[en Blut vor ihrem Feind vergo‹en. die Stadt hat seiner wohl, und er der Stadt geno‹en. da man den Raht se”t' ab, da blieb do¡ er da# haubt. hier dur¡ ward seine wi” und wehrte Treu beglaubt. 25
Von dannen al# ihr Stamm und Nahm na¡ Nürnberg kommen, hat ihre dapferkeit daselb‰ nit abgenommen. da# werk bezeügt e# ja. wie s¡re¿li¡ war da# Thier, wie groß, wie fre¡ und wild, no¡ for¡t ›¡ nit dafür n䡉 andren au¡ ein Braun. Mit Zwillen und mit Ste¡en
30
wolt er den Crocodill den harten Hal# zerbre¡en. da# mag mir sein ein Held, der für gemeine Stadt da# Eisen in der hand, den Mut in Her”en hat. Herr Braun, diß kond i¡ ni¡t, zu euren Lob vers¡weigen; Zumahl i”t, da ihr eü¡ au¡ dapfer wolt erzeigen,
35
und eure alte haut tragt in den Venu# krieg. Jhr su¡t eu¡ einen Feind, der vor eu¡ unterlieg; ihr wolt nit mü‹ig seyn und ha‹t da# faule S¡la[en, und für¡t, e# mö¡ten eu¡ verro‰en eure wa[en, die, ob ›e s¡on wa# alt, so ›nd ›e do¡ no¡ ink.
40
ja eure lanze weiß zutre[en wohl den Rink, wann# an ein ‰e¡en geht. Jhr köndt ja au¡ no¡ reiten! seht nur zu, daß man eu¡, wann ihr in bä‰en Streiten, ni¡t au# den Sattel wer[. den Hut drü¿t an den Kopf, ›”t s¡enkelfä‰, halt eü¡ zur noth an Sattelknopf. |
45
Wolt ihr, so la‹et gar eu¡ binden auf da# Pferde, wie ihr wohl eh gethan, so wir[t# eu¡ ni¡t zur Erde. e# i‰ do¡ gut, wann man in Sattel i‰ geleimet. wa# a¡t mann# dann, ob ›¡ da# Rö##lein s¡on aufbäumet, und s¡üttelt seine Mähn? do¡ wa# darf# viel ermahnen?
50
Herr Braun, ihr werdet ja dort bey den Curtisanen, üm so viel Scudi no¡ gelernet haben wa#, die eu¡ der Vater ‰ät# zus¡i¿en ni¡t vergaß zum Neben-Monatgeld, in euren wels¡en landen. Jhr habet ja, worzu ›e solten, wohl ver‰anden,
55
›e also angelegt, daß nit verloren sey
S. v. B. Birken-Wälder
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da# Geldlein, da man son‰ nit viel gibt üm ein Ey. Wolan, wir wollen diß in dreienviertel jahren, wa# ihr vor kun‰ damit eü¡ eingekau[t, erfahren. So halt eü¡ wohl, nun ihr reitt in den Männer tropp, 60
und weiset un#, daß ihr ni¡t etwann seit ein kopp, der ni¡te# kond und kan. Nun diß sey so ges¡erzet. J¡ wüns¡ eü¡, liebe# Paar! daß ihr lang unbes¡merzet beysammen leben mögt. Jhr fangt nun er‰ re¡t an zu leben, da ihr thut, wa# andre au¡ gethan,
65
die eü¡ zuvor belebt. Fa‹t eure kra[t zusammen, und sehet wie ihr mehrt den Edlen Braunen‰ammen, der allzeit wohl geblüht. baut euer Hen[en Feld. s¡lagt an den Baum; wer weiß, wa# no¡ von zweigen fällt, ob ›e s¡on s¡einen dürr? werdt ihr ihn wohl begie‹en,
70
e# kan no¡ man¡er A‰ au# seinen Rinden sprie‹en. beregnet euer Feld, pügt und beseet e# fein. J¡ wüns¡ eü¡ glü¿ darzu und warmen Sonnen s¡ein.
CXIX. Auf eine Ho¡zeit. Dort wo der Pegni”‰rand ein grüne# ufer le¿et und seinen kühlen Arm üm einen Garten ‰re¿et der mit der wiesen gränzt, auf die man alle Jahr' einmahl spazieren führt der rohten Rö¿lein S¡aar: 5
da saß i¡, und sah zu, wie ›¡ die Nymfen ri‹en und bi‹en um den Klee. ein jede war gei‹en zu nden Glü¿ im Gra#. e# gab zu la¡en viel, zu le”t eng eine an, die i¡ nit kennen will, und sagte, daß der klee, gefunden von den Bräuten,
10
die Zahl der kinder peg mit Blättern anzudeüten. e# hab ein‰ eine Braut se¡zehn auf einem Stiel gezählet, und geborn, der kinder glei¡ so viel. O da# geht no¡ wohl hin! rie[ eine untern haufen; so o[t lä‹t ›¡# no¡ wohl zum s¡önen Brunnen lau[en.
Gedichte 119 und 120, 1651/52 und 1652
15
151
Nein, se¡zig wäre wa#, wa# solte se¡zehn seyn? ob dieser Red nahm mi¡ ein gro‹e# wunder ein. darüm i¡ meinen Kopf zum Bus¡ herauser ‰re¿te, (darinn i¡, daß ›e mi¡ nit sähen, heimli¡ ‰e¿te) zu sehen wer ›e wär, die diesen Spru¡ gesagt,
20
der mir vor Salomon# und Syra¡# Bu¡ behagt. So viel i¡ mi¡ i”und kan in der Eyl be›nnen, hab i¡ mit keiner ›e so wohl verglei¡en können, al# Jungfer Braut, mit eü¡. viellei¡t seit ihr'# gewe‰? wa# gilt da# Färblein? s¡aut, wie ihr da# herze ‰ö‰! |
25
Nun e# i‰ wohl geredt. Gott geb eü¡ diese Summen. ein ganze# Fuder Klee i‰ au# den Zwinger kommen: da le‰ eü¡ einen au#. Se¡zig auf einen Stil; nehmt se¡se no¡ dazu, wann da# nit kle¿en will, so i‰# die re¡te Zahl. Nun, S¡erz und Ern‰ beysammen!
30
wer weiß, wa# no¡ für Klee kan au# dem Zwinger ‰ammen. lebt ihr nur lang und wohl. die Zahl kan tre[en ein: ›nd# lauter Kinder ni¡t, e# mögen Enkel seyn.
CXX. Auf Herrn Wilhelm Rösel# mit Jungfrau Catharina Jeßlinin Ho¡zeit. Dort in Cypru# Rosenwäldern in den Feldern, wo Cytheren# Hügel ‰ehn, wolte Venu# und ihr kleiner 5
Herzen#‰reuner einmahl Rosen pü¿en gehn: einen Kranz davon zuwinden und zu binden für Adoni#, ihr Entzünden.
10
Al# ›e nun kam zu den He¿en zu den Stö¿en
S. v. B. Birken-Wälder
152
in der Rosen Königrei¡, bra¡ ›e mit den zarten dingern ihren Fingern, 15
die dem Lilien-Atla# glei¡, | Bald die Rosen wolten rä¡en diese# Bre¡en, ließen ›e die dörner ‰e¡en. Venu# sol¡en ‰i¡ empfunde
20
und die wunde, darau# rann da# helle Blut, färbte roht den S¡nee der Glieder hin und wieder, der s¡wamm in der Purpur ut.
25
Aber ihrer Purpurwangen s¡öne# Prangen ward mit blei¡en Flor behangen. Er der Bube, ‰und und la¡te sagte sa¡te:
30
Mütter¡en! i‰ eü¡ ni¡t wohl? ihr wolt immer, daß mein Bogen aufgezogen s¡ießen und verwunden soll: Nehmt i”t ab von euren S¡merzen,
35
wie die Herzen kränkt mein Pfeil und eure Kerzen. J”und will i¡ wette ma¡en eur verla¡en, al# die Jmmen mi¡ verwundt
40
(da i¡ wolte Honig le¿en) ließen ‰e¿en mir den Angel auf den Mund. Venu# au# Be‰ra[ung# fuge, na¡ ihm s¡luge;
45
er entwis¡t' in s¡nellen Fluge. |
Gedichte 120, 1652
153
Glei¡wohl wolte ›e da rä¡en diese# Ste¡en. vor war iede Rose weiß; daß ›e aber roht i”t glänzen 50
an den Kränzen, ma¡t der Venu# wunden s¡weiß; weil ›e den auf ›e ließ ießen au# verdrießen, haben ›e roht werden müßen.
55
Jungfer Braut! al# i¡ vernommen, seit ihr kommen in den Venu# garten au¡ ihr wolt al# i¡ höre Spre¡en, Rosen bre¡en,
60
wie e# zwar der Nymfenbrau¡. ihr wolt mit der Blumen Glänzen in den lenzen gerne na¡ der kir¡e s¡wenzen. Ja i¡ sehe eu¡, zum Pü¿en,
65
s¡on ›¡ bü¿en. Jungfer Braut! mein ‰e¡t eü¡ ni¡t. do¡ ihr wolt ja seyn ge‰o¡en ungero¡en. Ey so bre¡t dann, wa# eü¡ ‰i¡t!
70
Zwar e# s¡adt eü¡ ni¡t an Leben, gläubt e# eben: eure wunden kein Blut geben. Nun so bre¡et dann in Ste¡en, ‰e¡t in Bre¡en,
75
Beyde, beyde# ohn Gefahr. wir, ob Blut herna¡ wird gehen wollen sehen, | wann wir leben, über# Jahr. Jn deß nehmt de# wuns¡e# Gabe:
S. v. B. Birken-Wälder
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Lieb eü¡ labe, Rosen ohne dornen habe.
CXXI. J¡ s¡erze im Gedi¡t, und di¡te in dem S¡erzen. do¡, wa# die Feder wüns¡t, da# geht mir re¡t vom herzen. Ein Rö#lein wird gepfrop] auf einen Je##lin-Zweig. Gott gebe, daß darau# ein Sto¿ voll Rosen ‰eig. 5
So mag da# Rösel dann ›¡ s¡i¿en fein zum Pfropfen; do¡ muß da# Zweiglein au¡ erleiden gern da# Stopfen. so dann au# beyden bald ein Bäumlein werden wird, da# Laub und Blüt und fru¡t in voller Füll gebiehrt. J¡ wüns¡e Sonnens¡ein darzu, au¡ fru¡tbarn Regen.
10
e# wärme Himmel-ab und kühle ›e viel Segen. Haut dann der Tod ›e ab, will bauen mit sein Hau#, so nehme Gott da# Holz, s¡ni” Engelbilder d'rau#.
CXXII. Auf Monsieur Johanni# Bapti‰ae Jm Hof mit Jungfrau Maria Magdalena Pellerin Ho¡zeit. Der erfrorne Cupido. Unlang‰, al# der winter bliese grauen Staub und Flo¿en ‰iese | Au# dem kalten Nordens¡lund, hat Cupido halb-erfroren 5
dur¡ den S¡nee den weg verloren zu der Götter Himmelrund. 2. Glei¡ der Na¡t der Abend winkte. weil kein einig# Sternlein blinkte, mu‰ er redli¡ halten au#.
Gedicht 122, 1652
155
10
die dur¡ei‰en Flügel hiengen, und die S¡wingen faul zum S¡wingen. e# gab einen harten Strau#. 3. Na¿i¡t und darzu au¡ blinde el da# Gehen diesem kinde
15
s¡wer dur¡ Ellentiefen S¡nee. halb gesprungen, halb gekro¡en hat er ihm die Bahn gebro¡en, ru[end o[t und o[t, Auweh! 4. Endli¡ sah er dort von ferne
20
bey dem S¡eine der Laterne eine Nymfe ungefähr von de# s¡önen Hofe# höhen, wo vier Ho[palä‰e ‰ehen, treten sa¡t Berg-ab daher.
25
5. Nun, da¡t er, will mir gebühren, wann i¡ ni¡t will gar erfrieren, daß i¡ denke, unter da¡ mit der Nymfe hier zu kommen, daß i¡ werde auf genommen
30
in ein warme# Na¡t gema¡. | 6. Bald besann er ›¡ im Wenden, riß dem Träger au# den händen die Laterne, nahm an ›¡ sein Ge‰ältni#, gieng und leu¡tet';
35
und e# folgte, wie mi¡ deu¡tet', einer der der Nymf na¡s¡li¡. 7. Diese# sah i¡, und ni¡t# weiter. wär die Na¡t gewesen heiter, hätt i¡ etwan mehr gesehn.
40
do¡ da¡t i¡: bey meiner Treue, wo beysammen ›nd so dreye. muß e# dreymal wohl zugehn.
S. v. B. Birken-Wälder
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8. S¡ön‰e Braut! bey meinen Ehren, (ja i¡ wolt no¡ höher s¡weren,) 45
diese Nymfe waret ihr. Er, er war e# au¡, der Dritte, euer Lieb‰er: seine S¡ritte haben ihn verrahten mir. 9. J”und mö¡t i¡ eü¡ wohl fragen:
50
der da# Lie¡t hat vorgetragen a¡ der arm-erfrorne Bub, hat er au¡ erwärmet wieder seine ganz-er‰arrte Glieder damal# in der Lö[el‰ub?
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10. A¡ ja freyli¡ ward der Arme bey Eü¡ wieder froh und warme; und er hat e# wett gema¡t. | J”und ›het man am Tage, wa# ›¡ damal#, wie i¡ sage,
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angesponnen bey der Na¡t. 11. Ey ein wa¿re# Paar zusammen. nun e# nehre ihre Flammen ein all‰ätig# Frieden#-öl. Glü¿, glü¿ zu! i‰ unser S¡reyen,
65
und daß au# den Lieben Zweyen man bald wieder dreye zehl.
CXXIII. Auf eine Kre‹is¡e Ho¡zeit. Nomine Pueri. Soviel Flü‹e diese# Rund in die feu¡ten Arme s¡lie‹en, soviel Kre‹en hin und her in bewohnten Flü‹en s¡ie‹en, soviel S¡uppen al# man kan etwan an den Kre‹en wi‹en: soviel Gute# mü‹' auf eü¡ von dem guten Himmel ie‹en;
Gedichte 123, 124 und 125, 1652
157
und, wann e# no¡ nit gnug; soviel am Meere Sand:
5
Nehmt diesen gro‹en Wuns¡, von einer kleinen Hand.
CXXIV. Abend Gedanken. Wiederkehr. S¡on alle# i‰ zu bette. J¡ nur wa¡' in die wette an dieser Musen‰ätte, und denke ni¡t zu bette; 5
und alle# Gut verwette, e# sey no¡ eine Stätte, wann Föbu# i‰ zu bette, die mir, worna¡ i¡ wette, geb eine bä‹re Stätte,
10
al# wann i¡ lig zu bette.
CXXV. An Herrn Johann Era#mu# Kinderman, berühmten Componisten Ein Sänger und Poet ›nd ein verwandte# Paar; vom einen wird, die Seel de# andern Kun‰ gegeben. der Todten Poesy gibt die Mu›k da# Leben; die ‰umme Mu›¿ ‰ellt der Di¡ter redend dar. 5
Glaubt, mein und eure Kun‰ die ›nd Ges¡wi‰er-Kinder mein wehrter Kinderman. süß i‰ ein guter Reim; Kommt er zu eü¡, so wird er gar zu honigseim. Jhr seit mit eurem Spiel de# kummer# überwinder. diß ma¡t, weil eine Flamm von Himmel in eü¡ ‰eigt.
10
do¡ klinget, wann e# ›¡ gen himmel wieder s¡winget, | eur Singen no¡ so s¡ön, wann daß e# Gott an›nget, und ma¡t, daß seine Gnad ›¡ zu den Mens¡en neigt.
S. v. B. Birken-Wälder
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Mein Freund, ihr seit no¡ mehr, al# orfeu#, der da sange, daß ihme liefen zu Feld, Felsen, wild und wald: eur Tohn viel ‰ärker i‰, der so entzu¿bar s¡allt,
15
daß er den Himmel selb‰ ihm zuzuhören zwange. Nun, Teuts¡er A‹aph, ›ngt! Herr Dilher führt eü¡ an, der david unsrer Stadt, lehrt eure Lieder spre¡en. der Tohn soll eurem Tod no¡ selb‰ den Hal# zerbre¡en, für Korah Kinder ihr ô ein gewüns¡ter Mann.
20
CXXVI. Al# Antio¡ia, die s¡öne Syrer ‰adt den Kaiser Teodos' ein‰ ho¡ erzürnet hatt, und e# i”t war an den, daß seine# Grimme# ammen solt' s¡lagen über ›e mit heller glut zusammen: 5
da ziht ihr Bis¡o[ hin und will da# harte Herz mit bitten ma¡en wei¡. Man ‰ö‰ ihn hinterwert#, man will ihn hören ni¡t, man will au¡ ni¡t erhören. Wa# thut der Gotte# mann, den Jammer feur zu wehren: Er ma¡et ›¡ bald hin zur Mu›canten S¡aar
10
daselb‰ ein Mann voll Kun‰, de# Keyser# orfeu#, war, | lä‹t die versöhnung# S¡ri] ihn in die Mu›k se”en, dem Keyser ›ngen vor. der hört e# mit ergö”en und Threnen-ne”en an, sein vormal#-harter Sinn erwei¡t, sein Grimm verlis¡t. die Herzen-wenderinn
15
die himmlis¡e Mu›k ma¡t ihn der S¡uld verge‹en, die er al#bald vergibt, vergwi‰ den Bis¡of de‹en. Seht, wa# die Mu›k kan, da# edle Musenkind! Jn der Ges¡i¡t J¡ i”t ein s¡öne# Glei¡ni# end. Wir Mens¡en, wir da# volk der Erden ‰adt und häuser,
20
›nd Antio¡ier, erzürnen o[t den Keyser de# himmel#, daß sein Grimm i‰ über un# entbrandt. Er hört au¡ mehrmal# nit, wird s¡on an ihn gesandt (dur¡ Jesum, der da i‰ ein Bis¡of unsrer Seelen) au¡ man¡er Seufzerbot. er pegt ›¡ zu verheelen,
Gedicht 126, Gedichtgruppe 127, 1652
25
159
nimmt an ein Zornge›¡t, tränkt un# mit weinen#wein, nennt ›¡ von wartenberg, hei‰ un# von Anhalt seyn. Wa# Raht in sol¡er ang‰? Thu au¡, wie jener thäte. nimm David# Har[, und sey ein göttli¡er Poëte, ›ng Gott dein Trauren zu: wa# gilt#, die Tauben-‰imm, |
30
da# sehnli¡ Girren, wird ab‰illen seinen Grimm. frag‰ du, wo sol¡ ein Mann, ein David, sey zu nden, der deine Seu[zer könn in s¡öne Reimen binden Su¡ ihn in diesen Bu¡: wie Gott zu ru[en an, Herr Dilherr diese# wei‰, der theure gotte#man.
35
Frag‰ du, wo sol¡ ein Man, ein Orfeu#, sey zu nden, der deine Seü[zer könn in s¡öne Mu›k binden? Su¡ ihn, in diesen Bu¡. wie Gott zu s¡reyen an, weiß Nürnberg# Amon, der wehrte Kinderman.
CXXVII. Europae Vier HauptLänder. Germania. J¡ Zeughau# aller welt, wa# hab i¡ ni¡t erda¡t? da# Uhr- und dru¿er-werk, den donner in der S¡la¡t. Mar# könd mein Vatter seyn, wann e# ni¡t Ba¡u# wäre: mit dem i¡ in die wett die vollen Be¡er leere.
Jtalia. J¡ bin Europen# Aug, der Venu# König rei¡, zum S¡erz und au¡ zum Ern‰ an allen Kün‰en rei¡. | wa# du bey vielen su¡‰, nd‰ du bey mir alleine. Apollo liebt und nennt vor andern mi¡ die Seine.
Gallia. Europa nennet mi¡ die S¡ul der Höi¡keit die Sittenlehrerin. Mir ‰ehet an der Seit Mercur, lehrt meinen mund beliebte worte ma¡en, und Palla# den ver‰and erdenken s¡öne Sa¡en.
S. v. B. Birken-Wälder
160
Hispania. Mein langer Zepter rei¡t hin in die andre welt; daselb‰ die Erde mir gebieret Gold und Geld. Mar# bra¡t und meine Li‰ mir diese Ma¡t zuwegen. Mein Gold- und Länderdur‰ will ›¡ do¡ no¡ ni¡t legen.
CXXVIII. Herrn Georg Otten# Magi‰er-Würde. J¡ bin i”t ni¡t bey eü¡, wie i¡ vor diesem ware, ihr grünen Nymfen ihr, die ihr die na‹en haare zu tru¿nen eü¡ o[t sezt dort an da# Blum ge‰ad | der Silbers¡önen Saal, und ‰eiget au# dem Bad. 5
A¡t Herb‰e haben s¡on im Berge wein gelesen, seit daß i¡ nun von dir, ô Jhena, bin gewesen, du Thüringis¡ Athen, du Teüts¡er Helicon! auf de‹en Hügel-hal# so man¡e Lorbeer Kron für Musen söhne w䡉. wie o[t hab i¡ inde‹en
10
an deine Lu‰ geda¡t! wie solt i¡ ›e verge‹en? J¡ wüns¡t', i¡ wüns¡te ‰ät#, i¡ da¡t in meinem Sinn: i”t will, i”t will i¡ fort, i”t will i¡ wieder hin. Ja! wäre wollen Tuhn, so wär e# lang‰ ges¡ehen. Nun, soll i¡ di¡ nit mehr, du liebe# Jhena! sehen:
15
so werd' i¡ do¡ an di¡ gedenken, weil in mir wird ein Gedä¡tni# seyn, im Sinne seyn bey dir. du thue, wa# du thu‰, se” deinem lieben Sohne, Herr Otten, se” ihm auf die ewig-grüne Krone. E# hat diß wohl verdient sein langer S¡weiß und Fleiß,
20
seit deine Musen ihm den Kopf gema¡et heiß, sein Brennen angeammt. Zahl ihm den Lohn der Ehren, für seine Tugend, au#: sein Sinnenlob zu mehren. den Seinen s¡i¿‰ du ihn gelehrter wieder her; S¡and wär' e#, wann nit au¡ sein Nahm geehrter wär. |
25
J¡ freue mi¡ mit ihm. er war mein S¡ulgeselle,
Gedichte 128 und 129, 1652
161
e# i‰ mir no¡ bewu‰, wie un# an einer Stelle die er‰e Kün‰e-Mil¡ Thalia eingeö‰, un# jungen Säuglingen die weiße Bru‰ geblö‰: bi# daß wir na¡ der Zeit ›nd selber na¡gegangen 30
den Quellen, wann der dur‰ na¡ Kun‰ un# hielt gefangen, den Be¡er fa‹ten an, und s¡enkten Claro# ein. wo wi‹en ie‹en soll, muß er‰ getrunken seyn. Nun, Jhena, wann er hat den Preiß hinweggenommen, so s¡i¿ ihn wieder her, und heiß zu hause kommen
35
de# Vater# seine Freud, der nun er‰ re¡t betra¡t sein Glü¿, weil sol¡ ein Sohn zum vater ihn gema¡t.
CXXIX. Neuer Raths¡luß der Dien‰-Mägde. Verzeih mir, Jungfer Mäid, wann dir diß nit behag. J¡ sag dir, wa# du thu‰; thu du ni¡t, wa# i¡ sag. *** J¡ weiß ni¡t, hab i¡ jüng‰ im Traume nur gesehen. diß weiß i¡, daß i¡ sah beysammen dorten ‰ehen, 5
fün[ Thiere, die man son‰ im Lande Mägde nennt. den Vogel man gar lei¡t an dem Gesange kennt. da# dritthalb Gänse-Paar trug gute Zähn im Maule. zur Arbeit waren ›e, zum Plaudern gar nit, faule. Hört wa# i¡ hab gehört. J¡ zeig ni¡t# Fals¡e# an;
10
Bey Jovi# Zipfelbelz i¡ da# betheuren kan. |
Die Bes¡ließerinn. Mir hat der neue Sinn, ihr Mägde, wol gefallen, daß ihr nit länger wolt also in dien‰en wallen, daß ihr die Frauen tru”t. Gott lob, daß e# einmal no¡ kommen i‰ dahin, daß e# be‰ellt so kahl, 15
daß ›¡ üm eine Magd zehn Frauen wollen s¡lagen, und alle Ga‹en dur¡ na¡ einer mü‹en fragen. J”t hat ›¡ ümgewandt da# Blätlein, weil so theur
S. v. B. Birken-Wälder
162
die Mägde: eine Frau gilt nur se¡# kreu”er heur, zween Pa”en eine Magd. wer wolte nun nit sagen 20
daß Mägde güldne S¡u¡, die Frauen sol¡e tragen, die nur von Silber ›nd. J¡ ‰imme mit eü¡ ein. J¡ bin zwar keine Magd, i¡ will genennet seyn nur Jungfrau, bin e# au¡: Frau, mö¡t i¡ gerne hei‹en. Sind Frauen do¡ i”t Herr. wer wolt e# dann verweisen
25
mir, daß i¡ au¡ wa# werd? da# tre[ mir eben ein! will meine Frau, daß i¡ ihr soll zu willen seyn, da# Hau# versehen wol, ›e muß, bey meinem Eyde, viel ‰ölzer no¡, al# ›e, in einem töllern Kleide mi¡ la‹en ziehen auf. Sie muß ni¡t sauer sehn,
30
wann au¡ mit mir der herr zu Bette wollte gehn, mi¡ lieber hätt, al# ›e. Wann aber zu mir käme mein Buhle, muß ›e ihr# au¡ la‹en seyn genehme, aufwarten mir und ihm. und wann i¡ Bier und wein abtrage, muß e# ihr au¡ nit zuwider seyn.
35
wolt ›e da# leiden ni¡t; i¡ kan für mi¡ wol ›”en, mi¡ nehren und um# Geld im winkel wirken Spi”en. J¡ frage diß na¡ ihr und ihrem Bettel-lohn! sagt ›e ein einig# wort, so wander' i¡ davon. |
Die Kind#magd J¡ au¡ i¡ halt e# mit, bin nirgendthin vers¡woren: 40
i¡ bin für eine Frau alleine ni¡t geboren. die Mägd i”t Zu¿er ›nd, die Frauen tägli¡# Brod. hab i¡ an einer satt, so fre‹e mi¡ der Tod. Zwölf Dien‰' in einem Ziel, da# i‰ mir keine S¡ande. ein Du”et Frauen ›nd für eine Magd im Lande.
45
will eine mi¡, ›e kan mi¡ haben ander‰ ni¡t, al# wann ›e mir für voll da# wiegengeld verspri¡t, so ›e in Wo¡en ligt, und muß im Bette kindeln. do¡ sag i¡ ihr zuvor: i¡ mag mir an den windeln die Händ besudeln ni¡t, und wann wa# auf die Bank
50
der kleine Unat ma¡t: e# mö¡te den Ge‰ank son‰ rie¡en mein Galan. J¡ la‹e ›e e# wis¡en,
Gedicht 129, 1652
163
i¡ habe nit gelernt na¡ krummen Eyern s¡en. J¡ kan mit Kindern au¡ nit fahren säuberli¡: darüm darf meine Frau gar nit entrü‰en ›¡, 55
wann etwann i¡ da# Kind zusamt dem Bad außs¡ütte, und e# zum Krüppel ma¡: Ein Narr wär, der e# litte, wann ›e viel kollern wolt, so i¡, du Bankart, sag. i¡ lief bey Na¡t darvon, wann e# nit wäre Tag.
Die Kö¡inn. Ja, du ha‰ meinen Sinn. Mir kamen diese S¡wänke 60
s¡on o[t im Traume vor. J¡ la¡e, wann i¡ denke, wie meine le”te Frau, der unges¡i¿te Troll, die gar nit ko¡en kund, al# ›e mi¡ ma¡te toll, | den Korb von mir bekam. J¡ bin so wolfeil nimmer. Wir Mägde ma¡en i”t die s¡limmen Frauen frümmer.
65
A¡t Gulden oder zehn, der Lohn i‰ viel zu s¡le¡t; e# mü‹en Thaler seyn, son‰ i¡ ni¡t dienen mö¡t. do¡ dingen laß i¡ mi¡ allein mit dem Bedinge: wann i¡ da# Fleis¡ nur halb vom Brunnen widerbringe, (weil etwann mir der Hund ein Stü¿ im Plaudern nahm.)
70
und wann e# no¡ halb roh zu Tis¡ und S¡ü‹el kam, verbrandt, verdorben i‰, wann Krüg und Töpfe bre¡en, da# Zinn verkrüppelt wird; so soll die Frau no¡ spre¡en: hab dank, du liebe Magd, du ha‰ gar re¡t gethan. wolt aber ›e auf mi¡ zu s¡elten fangen an,
75
mi¡ nennen, faule Hur, und i¡ ließ wieders¡allen den Titel, müßte ihr der E¡o nit mißfallen, und diese# wort darzu: Frau, ma¡t mi¡ hinten rein! darauf wird vor der Thür al#balden drau‹en seyn. dem Feuer und dem Heerd mag i¡ nit gern mi¡ nähen,
80
e# ma¡t ein rauh Ge›¡t: da mag die Jungfer ‰ehen, dann die verkau[t ihr Geld, un# arme Mägd allein da# glatte Ange›¡t; wir mü‹en s¡öne seyn.
S. v. B. Birken-Wälder
164
Die Haußmagd. J¡ tritt au¡ in die Zun[t, i¡ kan die Frauen bu”en. Tru” ihnen, i¡ will ›e, ›e sollen mi¡ ni¡t, tru”en. 85
wie wann ›¡ gar einmal verkehrte so die Sa¡, daß Mägde giengen vor, und Frauen hinten na¡. | J¡ zwar halt diese Weiß. wann i¡ werd außgesendet, so hab i¡ eher ni¡t zu Hause mi¡ gewendet, bi# meine Fraue selb‰ mi¡ einzuholen gieng.
90
Jüng‰ ele mir no¡ ein, e# wär ein feine# ding, wann wir un# lie‹en dort lang auf der Gaß erbli¿en, und auf dem Plaudermarkt, daß ›e un# mü‰en s¡i¿en, un# Müden, einen Stul. diß sag i¡ aber au¡: die Arbeit und viel Thun i‰ gar nit mein Gebrau¡.
95
die Frau, die mag da# hau# selb‰ kehren, was¡en, fegen, mi¡ la‹en sehen zu, in S¡oß die Hände legen. Nit gerne trag i¡ Holz zur Kü¡en, weil die Spän mi¡ ri”en in die Arm, die sähen dann nit s¡ön, wann i¡ mein feine# Lieb wolt haben drein ges¡lo‹en.
100
deß Morgen# bin i¡ au¡ zum Auf‰ehn gar verdro‹en: will nun die Frau, daß sey die Stube warm und rein, so ‰eh ›e selber auf, und kehr und hei”e ein.
Die Bauermagd. J¡ s¡lag au¡ nit s¡limm bey. Jhr Bürgermägde grolzet: wir Bauerdirnen ›nd nit so gar s¡le¡t geholzet, 105
wir wagen au¡ ein Spiel. E# i‰, wie in der Stadt, im Dor[e theure Zeit an Mägden, dünne Saat. wir haben s¡on am Bett die Zipfel alle viere bekommen, nur daß un# au¡ no¡ zu Bette führe der Bauer: Mit dem Kne¡t i‰# nur alltägli¡# Thun. |
110
wir wolten un# gern au¡ zu jenem legen nun. die Bäurinn mag darzu saur sehen oder sü‹e. i¡ kan, gefällt# ihr ni¡t, mi¡ ma¡en auf die Fü‹e, und meiner wege gehn. ja wol, da# i‰ für ›e! J¡ laß ›e au¡ den Stall versehen und da# Vieh.
Gedicht 129, Text 130, 1652
115
165
Mein Arbeit i‰, daß i¡ ümlau[e na¡ den Buben, bey Tag zum danz, bey Na¡t dort in die Ro¿en‰uben: dahin i¡ aber wol komm Spinnen# halber nit, mein Hansel mir daselb‰ ein andern Faden zieht, der lang und di¿ genug: da# muß die Frau nur leiden.
120
Zwar grasen laß i¡ mi¡ gern s¡i¿en auf die Heyden, weil Hanseln i¡ al#dann be‰ellen kan zu mir. wie dünkt eü¡, s¡i¿ i¡ mi¡ zu eü¡, ihr S¡we‰ern Vier. *** So sagten diese fün[, in aller Mägde Nahmen. Die bösen ›nd gemeynt, die Frommen und die Zahmen
125
behüte Gott für leid, dann derer ›nd ni¡t viel. J”t wollen ›e die Sa¡ (meldt mi¡ nur nit, i¡ will verrahten ihren Raht) in ein Drekret verfa‹en, zu Me” und Magdeburg ein Mandat ‰ellen la‹en, Jnnhalt#, e# sollen nun die Mägde Frauen seyn,
130
die Frauen aber Mägd. O Juno, ›h darein, du hö¡‰e Himmel#frau, und laß di¡ da# erbarmen. verla‹en ›nd so gar die Frauen, a¡ die Armen! Jhr Rä¡ergötter ihr, rä¡t diesen Frevel re¡t, gebt jeder söl¡er Magd ein guten ‰arken kne¡t,
135
der ›e deß werktag# zwier, de# Sonntag# dreymal pu[e, | bi# ›e halbtodt um hül[ zu Gotte# Mutter ru[e. So, rieth i¡, würden lo#, im fall i¡ würd gefragt, der Mann de# bösen Thier#, die Frau der bösen Magd.
CXXX. Neue Zeitung hiervon: Ges¡rieben auß dem Städtlein Mäidling. Allhier i‰ etwa# Neue# pa‹iret, mit denen weib#‰ü¿ern, die man hier zu Land Maide oder Mägde, ander#wo Mens¡er, in Nider Teuts¡land Deeren# nennet. E# kamen deren etli¡e, (von wel¡en man saget, daß Eine derselben und zwo Gänse einen JahrMark ma¡en,) auf einer E¿en deß gro‹en Marktpla”e#
S. v. B. Birken-Wälder
166
zusammen. Mann kondte die Vögel lei¡tli¡ am Gesang erkennen. Sie s¡ienen hurtiger zu seyn mit 5
demMaule, al# mit den händen, rös¡ zum plaudern, faul aber zur Arbeit. Jhre Reden wurden behor¡et, und man hat ›e folgender ge‰alt einen Rath s¡lie‹en hören.
Die Bes¡ließerin. E# gefält mir re¡t wol, ihr lieben Mäide, und i¡ hab e# mit Freuden vernommen, daß e# einmal so weit kommen i‰, daß den ‰olzen Frauen ihr Tro” nun wider vergolten wird, und ›¡ ihrer wol zehen um eine 10
Maid nunmehr s¡lagen, ja alle Ga‹en dur¡ und bey allen Zubringerinnen na¡ einer | fragen mü‹en. Nun hat ›¡# Blätlein umbgewand, weil die Mäide so theuer und die Frauen so wohlfeil worden, daß eine Frau nunmehr nur se¡# Creü”er, eine Maid aber zween Pa”en gilt. Und wer wolte nun nit Ja darzu sagen, daß die Mäide güldene, die Frauen aber nur ›lberne S¡uhe tragen sollen. J¡ meine# Theil#, bin zwar keine Mäid, la‹e mi¡ au¡ daheim ander‰ ni¡t al# Jungfrau nennen: Trette aber do¡ au[ eure
15
Seite, und gebe mein Ja au¡ darzu, daß wir# den Frauen nun nit bä‹er ma¡en, al# ›e e# un# vorde‹en gema¡t. Wollen do¡ die Frauen i”t überall Herr im Hause seyn: Wer wolte dann die Mäide verdenken, wann ›e e# wett ma¡en, au¡ begehren Frauen zu seyn. J¡ vorwahr bin e# meiner Frauen ni¡t ge‰ändig, mir von ihr verbieten zula‹en, daß i¡ mi¡ nit eben so tolle, al# ›e ›¡, kleide, und nit spa”ieren gehe, wann und so o[t e# mir beliebet. Und wolte ›e diese#, und ander# mehr, nit leiden: J¡ frage ni¡t
20
einen Birn‰iel na¡ ihr und ihrem Bettel Lohn. J¡ kan wol vor mi¡ ›”en, und mi¡ mit Spi”enwürken oder bey der Taba¿-Arbeit ernehren. J¡ mö¡te in einem sol¡en Hauß au¡ nit, nur abgemahlt seyn.
Die Kind# Mäid. Re¡t so! Bey dem Creü”, i¡ halt# au¡ mit. J¡ laß mir eine Frau ni¡t zur Ehe ge-|ben, i¡ vers¡were 25
mi¡ zu keiner, bin au¡ vor keine allein nit geboren. Ha! die Mäide ›nd i”t Zu¿er, aber die Frauen ein alltägli¡# Käß und Brod, ja i¡ meine, die Mäide ›nd weiß Brod, und die Frauen nur S¡warz Brod worden. O i¡ fre‹e mi¡ an einer allein nit satt oder todt. J¡ weiß eine Frau, die dar[ wol se¡# Mäide unter einen Ziel dingen: wie solt e# dann einer Mäid eine S¡ande seyn, se¡# Dien‰e in einem Ziel haben? Sind do¡ vor jede Mäid ein ganz du”et Frauen im Lande, ja e# i‰ ihr kein Hand sondern ein
30
ganz Land voll. will mi¡ die eine Zeit nit, die ander le¿t wol die Finger na¡ mir. Und die mi¡ haben will, deren werde i¡ ni¡t zu theil, ›e verspre¡e mir dann da# völlige wiegengeld. So muß ›e mir au¡ ni¡t# vor übel haben, wann i¡ mit dem Jungen Bankart nit so gar säuberli¡ umbgienge, ihme u¡te, und e# etwann wol gar zum Krüppel ma¡ete. Wer wird alle mahl können hinten und vornen seyn? J¡ muß au¡ jemahl na¡ den Buben umsehen, i¡ kan die Augen nit alleweil am kind haben. Und beym
35
Hagel, sagt ›e mir etwa# deßwegen, i¡ wolte bey der Na¡t darvon gehen, wann e# nimmer Tag wäre.
Text 130, 1652
167
Die Kö¡inn. Da# wohl, Ja, ja, du ha‰ viel meine# Sinn#. E# träumet mir au¡ o[t | von sol¡en S¡wänken. J¡ muß no¡ la¡en, wann i¡ daran denke, wie i¡ meiner le”ten Frauen, dem Trollen, die ni¡t eine Suppen ko¡en kondte, den korb vor die Fü‹e gewor[en. Nein, nein, wir Mäide mü‹en un# nimmer so wolfeil 40
ma¡en la‹en; wir mü‹en ein mal die s¡limmen Frauen fromm ma¡en. J¡ diene geringer ni¡t, al# umb zwöl[ Gulden Lohn, und den Tag mein Maß Bier. Son‰en habe i¡ etli¡e Tugenden an mir, die muß ihr meine Frau nur gefallen laßen. Wann i¡ beym Brunnen da# Fleis¡ gewas¡en, so pegt mir ie zu weiln ein Hund im Plaudern ein Stu¿ zuverzu¿en, daß i¡# also nur halb in die Kü¡e bring. Beym Feüer und vorm Heerde ‰ehe i¡ ni¡t gern dann da# ma¡t ein rau¡ ge›¡t. Die To¡ter oder Jungfrau
45
im Hau# kan# eher thun, dann die hat geld, und bekommet wohl einen mann: Un# Mägde aber muß da# s¡ön Ge›¡t verkau[en. da# Fleis¡ bringe i¡ zu Zeiten hart und no¡ halb roh, die Fis¡e no¡ blutig, und ander# E‹en halb verdorben, zu Tis¡: eben darum, weil i¡ langsam Feuer ma¡e, und ni¡t gern lang davor ‰ehe. So ver‰ehe i¡ mi¡ au¡ mei‰erli¡ auf# krüg- und dopfbre¡en, und auf# Zinnverkrüppeln. So pege | i¡ au¡ die wo¡e nit ö[ter al# einmal au[ zu spühlen, und die Kugen
50
zureinigen. Uber alle# diese# muß meine Frau nit murren oder kollern, sondern vielmehr sagen: Hab dank, liebe Magd, du ha‰ gar re¡t gethan. dann i¡ will dur¡au# nit unre¡t haben, kan au¡ ni¡t leiden, daß man mi¡ ‰ra[e, und mir einrede. J¡ will re¡t haben, und muß re¡t überbleiben. Fragt man mi¡ etwan, wann i¡ heim komme, wo i¡ so lang gewesen? so weiß i¡, ohne Hu‰en oder rothwerden, 10 Lügen daher zusagen. Und die muß man gläuben, oder i¡ fang einen Lärmen an. Gefällt# der Herrs¡a[t
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ni¡t, so sag i¡: Frau vor der Thür i‰ drau‹en. Seht eü¡ na¡ einer andern Mäid umb.
Die Hau# Maid. So geht die Uhr re¡t! J¡ hab au¡ s¡on außgelernt, die Naßweisen Frauen zu tru”en und zu pu”en. Bo” Chrysam! e# wäre no¡ wa# feine#, wann wir# dahin bringen köndten, daß alle Frauen ›¡ von un# mei‰ern mü‰en la‹en. J¡ zwar habe e# s¡on so weit gebra¡t, daß mir meine Frau muß ein 60
unterMäidlein halten, wann ›e mi¡ außges¡i¿t. Dann i¡ kan so bald nit wieder kommen zu Hau#: e# gibt unterweg# viel zu reden, sonderli¡ beym Brunnen, und zu Was¡au, wann i¡ wa‹er hole. E# gibt au¡ etwann eine Ho¡zeit, Lei¡e oder son‰ etwa# Neüe# zu sehen. Nur diß geheyt mi¡, daß meine Frau nit so ver‰ändig werden will, mir einen Stul zu s¡i¿en, wann i¡ mi¡ auf der Ga‹en müde ge‰anden und geplaudert: Da# vornehm‰e i‰, da# i¡ ni¡t gern Arbeite; viel s¡wa”e, und wenig verri¡te. Mir i‰
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genug, wann da# Hau# in viel wo¡en einmal gekehret wird; i¡ erspare au¡ hierdur¡ der Herrs¡a[t viel Geld vor Besen. Hund und Ka”en leide i¡ au¡ ni¡t: dann wer wolte immer so viel krumme Eyer ausen weg thun, und die Seigen aufwis¡en. De# Na¡t# beym Lie¡t spinnen, spät zu Bette gehen, und früh wider au[‰ehen, davor weiß i¡ mi¡ au¡ wol zu hütten. Steht die Frau gern Früh au[, so mag ›e au¡ im Winter, die Stube selber warm ma¡en. Käme e# aber, daß mi¡ eine Lu‰ an käme, deß Abend# |
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meinen Buhlen unter die Hau#thür zubes¡eiden, oder son‰en au[ der S¡au zu ‰ehen: so la‹e ›¡ meine Frau ja nit gelü‰en, mi¡ hinau[ zu ru[en, und mir da# Hau# zuvers¡lie‹en. dann i¡ laß mir die Thür ander‰ ni¡t al# am Hintern zu ma¡en. Wie gefällt dir meine Weiß, Gretl?
Die Baur Mäid. Ha! wa# wolt# seyn! Mir gefällt# au[ mein Ayd re¡t wol. Wir Mäiden au[m Land, ma¡en# beym 75
Sa¿ertai¡ au¡ nit ander‰. Jn unsrem Dor[ ›nd die Mäid eben so theuer, al# in der Stadt. Wir haben nun alle vier Zipfel am Graß Tu¡ in die händ bekommen, wir geben dem Bauern und der Bäurin kein gut# wort mehr. J¡ zwar nimm weniger ni¡t al# 20. Gulden Lohn, Aber i¡ mag ni¡t viel davor thun. Am Sonntag gehe i¡ zum Danz, und die werktag Nä¡t im Winter in die Ro¿en‰uben. da kan i¡ guten Muht haben, mit den hübs¡en kne¡ten. da# muß die Bäuerin nur leiden, ›e seh süß oder sauer
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dazu. Wann au¡ die Kne¡te Na¡t# bey mir fen‰ern gehen, dar[ ›e kein wörtl dawider sa-|gen: und thät ›e e#, der Klamm ers¡lag mi¡, i¡ wolt ihr da# hinter Fen‰er weisen, zu gut solt ›e mir ni¡t seyn; J¡ wolte davon gehen, und ihr den ho[ voll Arbeit la‹en. **** Diese# war der s¡öne S¡natter-Klapper Raht diese# Erbarn Pürs¡lein#. und so viel, der ›e behor¡et, überda# erzehlet, so haben ›e na¡gehend# ›¡ dahin mit einander verglei¡en, ›e wollen# an ein Ehrlöb-
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li¡e# Geri¡te zu Me” und zu Magdeburg gelangen la‹en, und ein Mandat oder Dreket außbringen, daß man ›e bey obbes¡riebenen ihren rühmli¡en Sitten verbleiben la‹e, und ›e daran in gering‰en nit irre oder verhintre. Wa# ›e nun daselb‰ erlangen, und wie e# ablau[en werde, wird die Zeit erö[nen. Meine# Bedünken# wäre diesem Mäid- und Bauer Stolz (daran der Teü[el den hintern wis¡t) lei¡tli¡ vorzubeugen, wann die Obern einmütigli¡ s¡ar[e Au[›¡t einwendeten, und etli¡e sol¡er Be‰ien,
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andern zum Abs¡eü, Exemplaris¡ ab‰ra[eten. Die Frommen, so treu und eißig dienen, seind hierunter nit gemeynt. etc.
CXXXI. Hemd- Belz- und Bett-Gravamina. Von dem Weiber- und Flöhe-Krieg. Hat man ie, von einem Kriegen, langem Streiten sonder Siegen, in der ganzen welt gehört: Mag man wohl von diesem sagen,
Gedicht 131, 1656
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da# un# weiber pegt zu plagen und so lang s¡on hat gewährt. 2. Seit da# Er‰e weib genas¡et na¡ verbotner Fru¡t gehas¡et, enge dieser Kampf ›¡ an.
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S¡on von so viel tausend Jahren saß der Feind un# in den haaren, den man gar nit dämpfen kan. 3. Lucifer muß seyn der Führer dieser s¡warzen Piqvenirer,
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›e ›nd sein Leib-Regiment, Ziehen au[ in Libereyen, die i¡ glaube daß ›e seyen in der höll so s¡warz gebrennt. 4. Diese braungebrandte Mohren
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tragen Lanzen, die un# boren Lö¡er in den zarten Leib, die un# unser Leder gerben, und al# Pardelfälle färben man¡en Balg an man¡en weib. |
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5. Fraget ihr, woher ›e kommen? auß der höll; habt ihr vernommen. Glaubet ja den Männern ni¡t, die da dör[en ›ngen, sagen, daß zur welt wir selber tragen
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diese# Völ¿lein, da# un# ‰i¡t. 6. Aber diese# i‰ zu glauben, daß wir mit dem Ro¿ aufklauben wa# die Hunde s¡ütteln ab. Ey daß un# der lose S¡neider
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unten o[en ma¡t die Kleider, daß er un# nit Hosen gab.
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7. Diß nur i‰ die grö‰e Plage: diesen Feind, von dem i¡ sage, mü‹en selb‰ ernehren wir; 40
ja er pegt vor unsren Augen bi# auf# Blut un# au#zusaugen; Feinde# Land, i‰ sein Quartier. 8. Er ver‰e¿t ›¡ in den Büs¡en; pegt von dar hervor zuwis¡en,
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wie ein arger Stra‹en-dieb. Eh wir seiner un# versehen, augenbli¿li¡ i‰ ges¡ehen man¡er Sti¡ und man¡er Hieb. 9. Dieser Ga‰ ma¡t ›¡ verme‹en
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im Quartier, i‰ Zu¡t verge‹en: Bald er un# in Busen grei[t, bald an Bau¡, bald an die Beine, bald er gar (denkt, wa# i¡ meyne) in# geheime Zimmer läu[t. |
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10. Dann beginnet er zu zabeln, anzugabeln und zu grabeln; dann so bei‹t er, zwi¿t und zwa¿t; seiner Lanzen s¡ar[e Feder au[ da# wei‹e weiber Leder
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rohte Sylben s¡reibt und ha¿t. 11. Wann wir etwann, wie wir sollen, spinnen, nehen, ‰i¿en wollen; bald so komt au¡ in den Sinn seiner Nadel, un# zu ‰e¡en:
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da wir dann, den Sti¡ zu rä¡en, Spind- und Nadel legen hin. 12. Gehn und fahren wir spaziren lä‹et er ›¡ au¡ mit führen. denken wir, wir ›nd allein,
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hebt er an, un# zu be‰reiten,
Gedicht 131, 1656
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hinten, vorn, auf allen Seiten. sonder ihn wir nirgend seyn. 13. Uberall wir diß Gepä¿e tragen, wie seyn hau# der S¡neke. 75
E‹en wir: Er meldt ›¡ an, su¡et von un# selb‰ zu nas¡en, und in unsrem Blut zu was¡en seinen Elefanden Zahn. 14. S¡weigen mü‹en wir, nur zu¿en,
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und ihm au# den Zähnen ru¿en da# Genäs¡e ohn Gereus¡: können do¡ e# ni¡t verde¿en; e# verrathen un# die Fle¿en, die er mahlt auf unser Fleis¡. |
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15. Bald wir, im zu Bette gehen, mü‹en au¡ da# hembd besehen, jagen au#, den fremden Ga‰. und, bey Na¡t un# Müh zus¡a[en, wa¡t er, wann wir wollen s¡la[en,
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lä‹t un# weder Fried no¡ Ra‰. 16. Zwar wann un# ni¡t sehn die Leüte, ‰reiten wir vor unsre Häute, heben Ro¿ und hembd empor, blö‹en Brü‰e, Bein und Bäu¡e,
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su¡en (daß kein s¡elm entwei¡e) unsre Garn und Ne” hervor. 17. Mit den Hunden, unsren Händen, he”en wir an allen Enden, über Berg, dur¡ Büs¡ und Thal.
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Man¡en, den wir nden nas¡en, pegen wir dann zu erhas¡en, daß er un# die Ze¡ bezahl.
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18. Da muß er ›¡ vor da# Zwi¿en, la‹en jämmerli¡ zerkni¿en 105
au[ den Tis¡e daß e# klappt. Man¡er Tod muß man¡en tödten: Spi‹en, Braten, und Zertretten lohnet dem, der wird ertappt. 19. Do¡ er hei‹et Floh vom Fliehen,
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kan, in einem Sprung von Kniehen, springen in die Burg hinau[, Kun‰ i‰# diesen dieb zu fangen: für¡tend unsre Finger Zangen rennt er fort in s¡nellen Lau[. |
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20. Au¡ so hil[t gar kein Erjagen, Fangen, Tödten, Niders¡lagen: wann wir Einen ma¡en todt tretten Zehn an seine Stelle, kommend au# der s¡warzen Hölle:
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tägli¡ mehrt ›¡ unsre Noht. 21. No¡ mehr un# die Männer plagen, wann ›e, un# zuhönen, sagen: daß diß Ste¡en Liebe sey, daß der Floh so gern bekü‹e
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weiber Fleis¡, weil e# so sü‹e, und ein Brünnlein quillt darbey. 22. Daß wir au¡ die Finger le¿en na¡ den Flöhen die un# s¡me¿en; sagen ›e na¡ ihrem wahn.
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O nein! weg mit söl¡em Lieben mit den Ste¡ern mit den Dieben! hät# ein andrer un# gethan! 23. Aber ‰ill von unsrem Ki”el! Sagen Sie vom Flöh-S¡armü”el,
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sagen wir vom Läuse-Krieg, der au¡ Männern ma¡t zu s¡a[en.
Gedichte 131 und 132, 1656 und 1652
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du, der du wil‰ Splitter ‰ra[en, deinen Balken er‰ erwieg 24. Hätten nur die Hunde keine, 140
hätten wir do¡ Flöh alleine! käm zum S¡aden ni¡t der Spott. Re¿t ein Bein herab, ihr Götter! unsren Erbfeind s¡lag da# wetter, daß er werde au#gerott.
CXXXII. Die Ro¿en Stube. Zu hofe ›het man in# FrauenZimmer kommen die Cavalier', alda viel Lu‰ wird eingenommen beym s¡önen Damenvolk; da Herkule# enzündt von Omfale, mit ihr in ihrem S¡o‹e spinnt 5
am Ro¿en seiner Lieb. So pegt man zwis¡en Mauren. Wa# solten dann nit thun im Dorfe Kne¡t' und Bauren: die ja so gern viellei¡t ›¡ reiben an die Mägd, wann ›¡ der Liebe#pfeil bey ihnen au¡ erregt; im Herzen, wolt i¡ sag'n. Sie ›nd ja au¡ ges¡o‹en.
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Priapu# ihnen ma¡t o[t man¡en S¡merz und Po‹en mit seinem gro‹en Trumm, da# Pfeil und Bogen i‰ und viel ein grö‹ern Polz, al# der Cupido s¡ie‰. demna¡ so nden ›¡ die tie[-verliebten Buben in# FrauenZimmer au¡, da# i‰ die Ro¿en‰uben:
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daselb‰ diß völklein klein- und groben Faden spinnt. Seht do¡ und höret zu, wie ›e so lu‰ig ›nd. Der Coridon, der jüng‰ ihnen zum danz aufp[e, (nur daß er sehen mö¡t ihr wesen und die Gri[e) der hat e# mir erzehlt. dort gumpen ›e daher.
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Cunz Mu¿en bald darob die Bru¡ entfallen wär | die Hosen und der La”. Cla# Hupfauf# will den Ro¿en nit la‹en auß der hand. Clau# grei[t der s¡mu¿en do¿en,
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deß Bauren Magd, ges¡wind an ihren hintern S¡ramm, (al# da# vers¡ütte Kraut, ›e wieder ra[t zusamm) 25
will S¡walben nemen auß, kommt hinterwart# ges¡li¡en, wär in der Stuben gern, und klop[et an die Kü¡en. De# S¡ulzen Magd kehrt dort die Bein in alle höh: Ma” Pumpe gü¿t, weil er gern in Calender säh, ob# roth ‰eh oder s¡warz; er läßt Stellatum gehen
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die Augen, mö¡te gern den Venu#‰ern ersehen. Der S¡ulz, da# grobe Holz, s¡lä[t auf dem Holz im Sauß, zieht vornen heim und ein, und hinten lä‹t er auß; Die Augen ›nd ihm zu, der Hinter aber o[en. Ol Düts¡en hat ein S¡uß auß diesem Stu¿ getro[en,
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drüm er die Nase rümp], da# Pulver s¡me¿t ihm nit. De# S¡ulzen weib indeß (ihr Mann e# do¡ nit ›ht) fa‹t Na¡bar Hansen an, und kü‰ ihn, daß e# klappet. Veit S¡ni”er dorten au¡ na¡ Annken# dünts¡el s¡nappet: do¡ wird ihm ni¡t# zu theil, ›e zieht den Kopf zuru¿;
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er gibt ihr aber do¡ son‰ einen guten Dru¿. Baß Margret murt darob. Lu” Mauser führet Greten in winkel, liset ihr fein heimli¡ den Planeten. Cort Sau[au# fa‹t den Krug und bringt e# seiner Braut, | Käm ihr auf# Leder gern. Sie au¡, die Ki”elhaut,
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gieng selber lieber heüt al# morgen mit ihm s¡la[en. Die alte S¡wiger kommt, will ihrem dur‰ rath s¡a[en und grei[et na¡ dem Krug. Jhr Mann der Flegel, legt die Flegel auf den Tis¡, und seiner Ruhe pegt. Hän#¡en, sein kleiner Sohn, darf no¡ nit in die Stube;
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do¡ gu¿et er hinein, der arge Le¿erbube, in diese# Kinderspiel, und ›het ei‹ig zu: daß er au¡ wi‹en mög einmahl, wie man ihm thu. Lex S¡räm¡en, an der Thür, der ma¡t ein s¡ön Spe¿takel i‰ da# nit ein Nas¡pect? Thrin leu¡t ihm mit der Fa¿el.
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Nun s¡aut in die Capell; ›e hat ein fein Geleut U” Läppis¡ kommt darzu, und ›het seine Freud mit seiner El# hier an. S¡au wa# gibt# hier zu la¡en?
Gedichte 132 und 133, 1652
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Franz wo¡endölpel will bey Bärbel Hands¡uh ma¡en, er grei[et au¡ na¡ ihr, wie hart ›e ›¡ s¡on wehrt, 60
wird au¡ s¡on in dem Strau# der Bierkrug ümgekehrt. Li#beth, de# Hirten Möhm, ›ht alle# an, und denket, wie Jhre Jugend ›e den Freuden au¡ ges¡enket, gethan, wa# diese thun. Soviel hat Coridon mir jüng‰ in S¡erz erzehlt, so viel sah er davon.
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do¡ halt i¡, daß e# geb no¡ viel der Höi¡keiten in dieser Spinne‰ub, bey so s¡nuptilen Leüten. Geh, Gröbling, hier zur S¡ul und lerne gröber seyn. Wa# grob i‰, währt fein lang; der Lehrsa” der i‰ dein. |
CXXXIII. Böser Weiber Recept. E# war ein Junggesell, dem kam in Sinn zu freyen, er wolte tretten au¡ einmahl an Freyer reyen, ihm kau[en Tu¡ zum weib. Er sah ihm eine au#, und führte dur¡ die Kir¡ ›e fröli¡ in sein Hau#. 5
der gute Kerl da¡t nit, wie daß da# weiber nehmen ein nohtig# Übel sey, die Eh ein weh und Grämen. Mann denkt der himmel heng' voll Geigen, bi# zule”t man hört daß Zittern ›nd, die man ihm nit ges¡ä”t. So gieng e# diesem Gau¡. da# La¡en wurd ihm theüer.
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Da# bitterböse weib, da# war sein Fegefeuer, au[ Erden seine Höll, und biß ihn, wie der Rau¡. ›e sagte, Narr, für Herr; hielt ihn für einen Gau¡. Trug etwan ihn der wein zuhauß au# einer Ze¡e, da riefe ›e: daß dir da# Rad den Hal# zerbre¡e,
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du S¡lau¡, du Säüfer du! da war ›e Hunde toll, gesegnet ihm den Trunk mit Teü[eln Tonnenvoll. Wa#, rief ›e, wollte‰ du son‰ ni¡te# tuhn al# sau[en, und la‹en Hau# und ho[ nur dur¡ den hindern lau[en, du S¡weinemagen du! i¡ habe keinen Mann,
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genommen, der mir hel[ da# Meine wenden an.
S. v. B. Birken-Wälder
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Brennt di¡ so für den Ar# da# hau#, daß du darau‹en du Rülz, du Sausewind, nur wil‰ herümme mausen? | daß di¡ der Mord ers¡lag! i¡ wolte daß dein Grab der Galgen solte seyn, so käm i¡ deiner ab! 25
Und, wa# ›e ihme son‰ für Titel wollen gönnen, damit man kröten selb‰ au¡ hätt vergeben können. Sie redte lauter Gi[t, und u¡et auf dem Plan, daß e# au¡ ein Soldat so gut nit ma¡en kan. E# mu‰ der arme Tropf diß Zeißlein hören ›ngen,
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er dor[t kein Mei‰erlied in seinem Hau# erklingen, e# sey dann, wann er ‰ieß den kopf zum Fen‰er au#, war Herr auf seinem Hof, wann Sieman nit zu Hau#. Bald ward er, kam ›e heim, ein Herr, der an den wänden, pegt an gemahlt zu ‰ehn. Sie nahm ihm au# den Händen
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da# Zepter, und hieß ihn den Haspel drehen um; er der elende Mann, mu‰ darzu sagen, Mumm. Bald al# ›e ihm den Tis¡ mit Kindern hat bese”et, wurd der geplagte Mann auf# neue wol zerhe”et. Sie brau¡te keine Zu¡t; ge‰und e# ihm au¡ ni¡t,
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wann mit der Ruten er wolt lei‰en Vaterpi¡t und zähmen, wie man soll, die Unart aller kinder mit ern‰e, daß ›e ni¡t aufwa¡sen wie die Rinder, und unbes¡nittne Bäum. J¡ halte daß auf Erd kein böser# La‰erthun, al# diß, begangen werd.
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da kömmt da# übel her, die Sitten dieser Zeiten: daß wenig Tugend wohnt in den erwa¡snen Leuten, ma¡t, daß ›e in da# wa¡# der Jugend ›¡ ni¡t drü¿t, | die Bo#heit in der Blüh nit au# den Herzen rü¿t. die Unart der Natur, da# Erb der er‰en Sünde,
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wird ni¡t gereutet auß. die Mutterlieb, die blinde die Narrenliebe, lä‰ den kindern alle# na¡. Na¡lä‹e i‰ der Brunn von allem Ungema¡. Ein Baum w䡉, wie er w䡉, kan ›¡ ni¡t selb‰ bes¡neiden: so au¡ ein zarte# kind; e# weiß ni¡t, wa# zu meiden,
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e# weiß ni¡t wa# zu thun. Gewonheit hängt dann an.
Gedicht 133, 1652
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Alt lä‹t man ni¡t von dem, wa# man hat jung gethan. den Müttern alle# Tuhn an Kindern wolgefället, ihr Liebverblendter Sinn ein blinde# Urtheil fället. Ein weib dar[ selber Zu¡t, da# ungezämte Thier, 60
da# leer i‰ an Vernun[t, ein Sklave der Begier: (Sie ›nd ni¡t alle so; i¡ meyne nur die Bösen, von denen wolle‰ du, O Herr Gott, un# erlösen.) Drüm halte ›e der Mann in Fur¡ten alle Zeit. gehor¡en mü‹en nur, nit herrs¡en, sol¡e Leut.
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Nun dieser gute Mann der war au¡ da zuri‹en. E# ließ ihn e‹en ni¡t ein fröli¡ guten Bi‹en, sein Nattergi[tig# weib. er kond# nit dulten mehr: drüm gieng er, seinem Freund zu klagen die Bes¡wer, und fraget ihn um Raht. der ihm die Antwort gabe:
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Mein Freünd, im fall i¡ re¡t von dir vernommen habe, | so ha‰ du gar zu lang den Zaum gela‹en ihr. weil du ›e nit gema¡t selb‰ unterthänig dir, Hers¡t ›e nun über di¡. dem weib gehört ein Zügel, son‰ bringt da# tolle Pferd, den Reuter au# dem Bügel,
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und geht dann blinde dur¡. Jm Hau# e# übel ‰eht, imfall der Hane s¡weigt, und wann die Henne kreht, da ›e do¡ bruten nur, und Eyer solte legen. Mann muß, wann ›e im Maul so führen ihren degen, ›e klopfen auf die S¡eid, ihr s¡mei‹en au# der hand
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den Zepter, eh ›e ihn ihr ma¡t zuviel verwandt. die Reu komt son‰ zu spat. wie ›e dann dir i‰ kommen. do¡ weiß i¡ ein Recept, da# soll hierinn dir frommen. Hier ‰eht# auf dem Papier. Du kan‰ e# selber wol bereiten, und dein weib e# zu ›¡ nehmen soll.
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Der Mann gar fröli¡ ward, er nahm ges¡wind den Zettel, und lief damit na¡ Hau#, daß er der losen Vettel nur bald mö¡t kommen ab. Er hätt üm eine Stadt, üm Nürnberg, nit vertaus¡t so einen guten Raht. E# ‰und in seinem Hof ein alter Rumpel Karren;
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daran spannt er sein Roß, und fuhr mit gro‹en Knarren
S. v. B. Birken-Wälder
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der Räder und de# weib# in# ne¡‰e Holz hin au#: Fahr, daß du nimmermehr mir wider komm‰ zu Hauß! Diß war ihr Reise-wuns¡. daselb‰ haut' er ihm Pengel, und lud den wagen voll. Und al# der freündli¡ Engel, | 95
wie ›e gewohnet war, ihn hart willkommen hieß, und ein paar du”et Flü¡ ihm bald entgegen ‰ieß; sprang er vom Pferd herab, und sagte: meine Pillen die sollen dir die Gall, du böser Teu[el, ‰illen. J¡ bring ie”und da# Kraut, da# fromme weiber ma¡t;
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du sol‰ mir frömmer gehn zu Bette diese Na¡t. Thun, denken, war hier ein#. Er nahm ein derben Prügel, lief, fa‹te bey dem Haar den Jgel, den Höllrigel. Pu[, gieng e#, pla”, klip, klap! au[ iede# Ort zweimal. E# elen da von ihr a¡t Häute an der Zahl:
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1. de# Löwen, die ›e o] gar grimmig ma¡t außsehen; 2. de# Beeren, in den ›e pag murrend o[t zu‰ehen; 3. de# Hunde#, wann der Mann mu‰ an gebellet seyn; 4. de# S¡weine#, weil ›e grunzt', al# ein ge‰o¡ne# S¡wein, in diesem harten Strau#; 5. deß Pferde# und der 6. Ka”en:
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dann hinten s¡lug ›e auß, und vornen thät ›e kra”en; 7. de# Esel#, weil ›e ni¡t wolt wei¡en von der ‰ell, 8. deß Hasen, weil ›e ward im Fliehen sein Gesell. Sie lief halb tod hinweg, vers¡loß ›¡ in die Kammer. Ja, sagte ›e, i‰ da#, i‰ mir da# nit ein jammer? |
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Wie hat ›¡ do¡ so bald verkehrt mein frommer Mann! O weh, mein Haubt, mein Rü¿! er hat mir re¡t gethan. Jhr weiber nehmet ihr ein Beyspiel an mir Armen, und la‹t da# Zepter ni¡t in eurer Hand erwarmen; ehrt, wie eü¡ Gott behlt, die Männer na¡ gebühr.
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die Stra[e bleibt ni¡t au#, ›e tri[t dort oder hier. der Holzbirn' hatte ›e so viel zu ›¡ genommen, daß ›e ni¡t konde mehr zu krä[ten wieder kommen, daran er‰i¿en mu‰. da ward er‰ froh der Mann. Der, al# er ihren Leib die lezte Ehr gethan,
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da# Leid an Nagel hieng, die Spielleut ließ be‰ellen,
Gedichte 133 und 134, 1652 und 1656
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und wa¿er lu‰ig war mit seinen Spielgesellen, dem weibe Seelmeß hielt in man¡em weiten Gla#, den Traurhut s¡wung darzu, der ihm nit fe‰e saß. So hat ›¡ dieser Mann de# bösen weib# entladen, 130
da# eü¡, ihr weiber, klug gema¡t mit ihren S¡aden. do¡ diese meint man ni¡t, die man ver‰ändig weiß. Wer eine söl¡e hat, der wohnt im Paradeiß.
CXXXIV. Der Karren mit dem Geld. Mann hat, seither der Fried in Teüts¡land wiederkommen, ni¡t# mehr, al# diese Sag und Klag und Frag vernommen: wir haben lang auf ihn geho[et und geharrt, | und nun wa# nu”t er un#? der Fried hat un# genarrt. 5
Poeten hörte man in bösen Zeiten ›ngen und sagen: Güldner Fried, du wir‰ un# wiederbringen Gold, Geld und güldne Zeit. Ja, sehet, wie ›¡# nd! E# bleibet nun wohl wahr. Poeten Lügner ›nd. So klaget jederman, im dor[ und zwis¡en Mauren.
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die Bauern sonderli¡, die abgefeimten Lauren, ›nd s¡ellig au[ den Fried. Sie hatten nun so wohl dem Lanzkne¡t abgelernt, wie man die Stra‹en soll belauren, und die Leut berauben und ermorden; davon ›e würden rei¡. Sie waren ärger worden
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al# die Merode-Purs¡. J”t haben ›e verspielt den Beutel zu den Geld, weil Korn und Fru¡t ni¡t# gilt. die Bürger klagen au¡, die Kau[- und Handwerk# Leüte. Zur Kriege#-Zeit e# gab no¡ etwan eine Beute: Sie führten der Armee, Hüt, Koller, Stiefeln, S¡uh,
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Roß, Rü‰ung, Kraut und Loht, Taba¿ und Vivre# zu, und wa# deß Plunder# mehr. da kond man, von den Kriegen, au¡ au# der Dru¿erey Avisen la‹en iegen: die trugen wa¿er geld, ob ›e nit waren wahr, derglei¡en i”t ges¡i¡t mit der Calender-waar.
S. v. B. Birken-Wälder
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J‰# wunder, daß hierob die Unterthanen klagen? will do¡ man¡ Obern selb‰ der Friede ni¡t behagen, der lieber hette Krieg, so geb e# au¡ mehr Geld: | Ohn Steuer, Zoll, Acci#, man i”und nit viel zehlt. Man¡ Prie‰er klaget au¡: weil ›¡er ›nd die Stra‹en,
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mög keiner geben Geld und vor ›¡ bitten la‹en, der reiset über Land. Vor andern, der Soldat s¡alt auf dem Fried bi#her; der ni¡t# zu leben hat und garten mu‰e gehn, ja hüten gar der S¡weine, wie der verlohrne Sohn: Herr Leutenant nehmt meine
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nehmt meine Sau au¡ mit! so rie[e man¡e Gret' im dor[e, wann man i”t da# vieh au#treiben thät. J‰ da# die gute Zeit? i‰ da# der güldne Friede? Komm wieder, Krieg! wir ›nd de# armen Frieden# müde: So sagte man¡er i”t. Jhr ungedultgen Leüt!
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Kondt ihr# erwarten ni¡t? wa# ge‰ern ni¡t, kommt heut. Gut ding will haben weil. Der Gold- und Silber-wagen weil er beladen s¡wer und gro‹e Sä¿ muß tragen, geht etwa# sa¡te fort, und kommet langsam an. Nun kommt er endli¡ do¡, (lau[t, lau[t, wer immer kan!)
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Der Karren mit den Geld, auf den man lang geharret. Sagt nun ni¡t mehr, daß eü¡ hab ein Poet genarret und vorgelogen viel: Hier bringen ›e die Fru¡t der güldnen Frieden# Zeit, die ihr s¡on lang gesu¡t | Hier Geld, wer Geld bedar[! viel Millionen Gulden
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die kommen hier, daß man bezahl die alten S¡ulden, die Zin# und Capital; daß man die Pfande löß; Da# Briefe werden gut, die vormal# waren böß. La‹t ab nun, euer Gut den Juden zuzutragen, zu kau[en Geld davor. Kommt her zu diesem wagen,
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wer dur‰ig i‰, wer gern die Gurgel wäs¡t, und nas¡t: seht, daß ihr einen Sa¿ drey S¡ä[el weit erhas¡t, ihr zehret lang davon. Jhr Alamodo-Praler, auf, kommt hieher, und grei[t na¡ 6. paar Se¿eln Thaler, ›e ›nd gar wolfeil hier: so habt ihr Zeug zum Kleid,
Gedichte 134 und 135, 1656 und 1652
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zu Hosen, und am Hemd zu Ermeln Ellenbreit, zu 12. paar du”et Band; so könnet ihr braviren und (da# nur der kan thun, der Pfennig hat) spendiren; so könnet ihr mit Glü¿ gehn au[ die Lö[eley, und zum Spa”ieren-Ritt Pferd' halten au[ der Streu;
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und wa# eü¡ mehr beliebt. Und ihr ihr Lö[elhäute, ihr Jungfern, die ihr zwar seit ki”eli¡te Leute, Do¡ ni¡t gar jung und s¡ön: kommt her und holet geld, da# wird eü¡ haben bald an einen Mann vermählt, der gar ni¡t höl”ern i‰; und wären eure wangen
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mit s¡warzem Runzel Flor s¡on üm und an behangen. | Wer gerne hätt ein Ampt, der hole hier nur Gold: so s¡mieret er ›¡ dur¡, so wird man ihne hold. Kommt hieher, nehmt eu¡ Geld, Jhr Herren und Magnaten: dur¡ Geld eü¡ bä‹er wird, al# dur¡ 12 Räht, gerahten,
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wie, ihr solt euren Staat befä‰en, und mit Sieg. Da# Geld im Frieden i‰, viel bä‹er, al# der krieg. Hier Geld! Hier komme her, wer vor Geri¡t muß kriegen: Geld i‰ da# bä‰e re¡t und lä‹et ni¡t erliegen. Kommt her, wer Geld bedar[, kommt her und holet Geld,
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und freut eü¡, daß bey un# da# Geld nun Einzug hält. Verzeiht mir, daß i¡ teus¡'. E# ›nd gemahlte Thaler; diß Geld i‰ nur Papier: Papier i‰ heut Bezahler. Begehrt ihr be‹re Münz, und eine güldne Zeit: So guldet euer Herz, und werdet be‹re Leut.
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So ein gemahlte# Geld, füll' eure leere Ki‰en: weil ihr au¡ in# gemeyn seit nur getün¡te Chri‰en, da# Herz i‰ ni¡t im Mund. Panzt Gotte# Rei¡ in eü¡: so werdet ihr, allhier und dorten, werden rei¡.
CXXXV. Geld, Regirt die Welt. Du edle# Fräulein. Geld, um di¡ wirbt iederman. Wa# ma¡t#? weil deine Lieb auf Erden alle# kan.
S. v. B. Birken-Wälder
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Du edle# Fräulein Geld! du bi‰ der Erden herze, der herzen ihr Magnet, der Augen liebe#kerze | 5
mehr al# Penelope; e# buhlt die ganze welt üm di¡, du bi‰ die Braut, du edle# Fräulein Geld, üm die ein jeder wirbt. man reitt, man fährt, man laufet, man rennet nur na¡ dir. um di¡ man ›¡ hier rau[et. Da# Gold der Neuen welt die Alte kriegen ma¡t.
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du ha‰ diß ganze Rund in deine Pi¡t gebra¡t, du gro‹e Königinn. die König' haben Kne¡te zu dienern; selber Sie ›nd Sklaven deiner Mä¡te, weil Geld allein ma¡t Ma¡t, weil Geld erhält da# Feld, weil alle#, wa# man wüns¡t, erlanget wird dur¡ Geld.
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Wer eine Ve‰ung will, wie ho¡ ›e liegt, bes¡ie‹en, der dar[ ihm zu dem Sturm nur Silberkugeln gie‹en. wir[ güldne Leitern an, so ‰eig‰ du lei¡t hinein; bau Brü¿en hin von Gold, der Feind wird willig seyn, darauf zu ziehen ab. verlanget di¡, zu haben
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ein hohe# Amt, man spri¡t: Ey der hat gute gaben; wann du mit gaben wirb‰. da# Geld bereden kan die Leüte, daß man di¡ hei‰ ein ges¡i¿ten Mann, ob du s¡on bi‰ ein Troll. Mit Geld erkau[‰ du Gün‰e. da# Geld man ›ehet an, nit tugend und verdien‰e.
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Gold-Angel s¡en wol. Wer dapfer s¡miert, wol fährt. du sei‰ Hur oder Dieb: bring geld, so bi‰ du wehrt. | Geld ma¡et krumm gerad, gerade Sa¡en krumme. Geld klingt, i‰ wolberedt, und ma¡t die Re¡te ‰umme. die Helden auf der Münz laß für di¡ ziehn zu Feld.
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›e haben Kuraß an; wa# gilt#, da# dapfre Geld, die güldnen Herzogen, die werden bä‹er fe¡ten al# wann du lang und viel würd‰ in der Cammer re¡ten. Geld lauter güldne wort in Mund und Feder gie‰, worau# al#dann für di¡ ein güldner vorspru¡ ie‰.
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Da# Geld, da# liebe Geld, da# legt dir in die Arme ein s¡öne# liebe# Weib, daß dir wird wohl und warme. Geld führt die Braut zu Hau#. da# Geld die Magd bezwingt,
Gedichte 135 und 136, 1652
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daß deinen Brie[ und di¡ ›e zu der Jungfer bringt. So ma¡t' e# Jupiter, diß war der guldne Regen, 40
der ihn der Danae kond an die Seite legen. Ges¡enke ma¡en Gun‰: au# Gun‰ wird endli¡ lieb. ohn Geld ›¡# übel buhlt; klagt man¡er armer dieb. Geld mahlt und ma¡et au¡ die wü‰en Jungfern s¡öne die alten weiber jung: Zum Beyspiel sehet jene.
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do¡ freyet man nit ›e, nein! nur ihr s¡öne# Geld: inde‹en einer ihm darneben wa# an‰ellt. S¡az, Gelt i¡ hab di¡ lieb! Ja, lu‰ig lieben Brüder! | ein rei¡e# weib da# bringt auf einmal alle# wieder. Ja, aber wa# für ein#? ein s¡eüßli¡e# Ge›¡t.
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Der Gukuk hol da# Geld! i¡ mag den Jlti# ni¡t. Nun, wer Geld hat, der gilt. da# Gold da# adelt heute: Da# dapferkeit nur thät' und Tugend vor der Zeite. wer wa¿er pralen kan, der i‰ ie”t ein Monsieur; man zieht den Esel#kopf au¡ Zehen weisen für.
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Wer Geld hat, hat ein Herz, darf ›¡ vor niemand s¡euen, er ko¡t ihm kein Gemüß au# Mehl und Kohl und Kleyen. Wer Geld hat, Freunde hat. Geld führet zu den wein, und zu der Lieb‰en hin. Geld lä‹et lu‰ig seyn. Man peget vor dem Geld da# Hütlein abzuziehen.
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Um Geld (wer wolte dann na¡ Geld ›¡ nit bemühen?) i‰ selb‰ der himmel feil. Geld fri‰et vor den Tod. J¡ hatte s¡ier gesagt, Gold wäre gar au¡ Gott. Nun, edle# Fräulein Geld! diß Lob sey dir ges¡rieben. Zum danke wolle dir belieben, mi¡ zu lieben.
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Nimm mi¡ zum Buhlen an. wann wir werden getraut, so soll ein ganze# dor[ danzen üm meine Braut.
CXXXVI. Die Hennreuterin Alter Ge¿! wil‰ du nit s¡weigen, werd i¡ dir die Feige zeigen.
S. v. B. Birken-Wälder
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Weil du kan‰, du armer Han! keine Henne re¡t be‰eigen, 5
deine Fidel ni¡t will geigen: seh i¡, wa# ein ander kan. Mein Mann reitt auf dem Han: so reit i¡ auf der Hennen, wolt gern, daß iederman den Hanreih solt erkennen. J¡ bin die Henne selb‰: und weil der Mann ni¡t kan,
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so komt ein ander Han, und reit auf seiner Henne. E# hat, man ›ht# ihm an, sein Bogen keine Senne. Der Stümper hat gar ni¡t#, er i‰ ein armer Man. Er hat zum Beten mi¡ ni¡t mit zu bett genommen, i¡ bin zum S¡augeri¡t ni¡t in die Laken kommen.
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der Bau¡ kein' Ohren hat. da# Tä”s¡eln sättigt ni¡t. Wußt' er, daß er ni¡t# ri¡t, hätt er kein Weib genommen. Ein Blödling, der ni¡t# ¡t, soll auf den Pla” nit kommen, son‰ hei‰#: Ein ander her, der bä‹er haut und ‰i¡t.
CXXXVII. Die Vier WeltTheile. Europa. Gott hat mit mir getheilt da# Kaysertum der Welt: Wa# er im Himmel i‰, da# bin i¡ auf der Erden, die meiner Hoheit Thron. J¡ s¡i¿e hin zu Feld mein Eisen, da# kan fein de# Golde# Mei‰er werden.
A›a. J¡ bin Europen Fur¡t, und tro”e ihren Tru”. J¡ habe ihren Gott ihr au¡ zur Welt gebohren. die große Volke#mäng i‰ mein getreuer S¡u”. J¡ hab da# bä‰e Land zum Si”e mir erkohren. |
Africa. La¡t ni¡t, daß i¡ so braun: weil mir die Sonne fährt ‰ra¿ überm haupt hinweg, werd i¡ von ihr gebraten.
Gedichtgruppe 137, Gedicht 138, 1652
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J¡ mehre die Ges¡öpf und bringe ‰ät# zur Erd wa# neue#; feu¡te au¡, ohn Regen, meine Saaten.
America. Europa ma¡te mi¡ der Welt, Gott mir, bekannt. Gold, da# son‰ Herren ma¡t, ließ mi¡ zur Slävin werden. J¡ bin bey Rei¡tum arm, in meinem eignen Land: weil meine Erde wird geführt auf andre Erden.
CXXXVIII. Jn Herrn Johann Martin Brendel# Medicinae Studiosi StammBu¡. Jezt, da Flora in dem Land ‰i¿t und i¿t ihr Bettgewand, da# der Borea# zerri‹en, nun ›e will, au# Lieb#begier, 5
›¡ mit ihrem Zefyr hier auf den Baumenküßen kü‹en: da¡t i¡ heimli¡ so bey mir, i¡ wolt, lieb‰er Freund! mit dir o] spaziren dur¡ die Auen,
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da du mi¡ der Kräuter Kra], und der Blumen Wi‹ens¡a] solte‰ lehren, die wir s¡auen. Mein Gedenken ware diß. Du nun ma¡‰ e# ungewiß.
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Mir entwird, dur¡ dein Entwerden, die geho[te grüne Lu‰, die i¡, wie dir i‰ bewu‰, su¡ im Feld mit meinen heerden. Zwar weiß i¡, wa# di¡ rei‹t hin. |
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A¡! die edle Meditrin', Hygiea dein Magnete, die hei‰ di¡, für diß Athen,
S. v. B. Birken-Wälder
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jene# an dem Po besehn, lernen, wie den Tod man tödte. 25
Bleibe! mö¡t i¡ sagen wohl. Do¡ weil man dir wüns¡en sol, wa# di¡ kan beglü¿ter ma¡en, Ey so reise fröli¡ hin! i¡ begleite di¡ im Sinn.
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Föbu# wolle di¡ anla¡en, der Poet und Arzt zuglei¡, weitre deiner Sinnen Rei¡ dort dur¡ hülf der Chaon#brüder. Geh, erhi”e deine Stirn:
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bring un# zwar ein Wäls¡e# Hirn, do¡ ein Teuts¡e# Herze wieder.
CXXXIX. Jn Monsieur Chri‰of Führer# von Haimendorf StammBu¡. Die Pegni” redet. Können di¡ au¡ ohne Threnen meine Fluten, sonder Sehnen, iezt gesegnen, lieb‰er Sohn! Ja ›e weinen, ja ›e klagen, 5
trübe# Wa‹er Seewart# jagen: weil du Trauter zieh‰ davon. Freulein Nori#, lä‹t mit Trauren di¡ au# ihren FelsenMauren. Neron# Hügel ‰eht betrübt,
10
weil dein Gehen, weil dein Stehen ni¡t mehr seinen fä‰en Höhen die gepogne Wonne gibt. |
Gedichte 139 und 140, 1652 und 1649
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Vormal# hatt' er seine Freude, wann dein Ahn und du, ihr beyde, 15
waret seyn, ô wehrte# Paar! Je”und ›ht er nur den einen, deinen Vatter, seinen, meinen, a¡! da# Weißheit-weiße Haar. Hörte Gott: er solte leben,
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spat de# Staate# Sorg aufgeben und ein neuer Ne‰or seyn. Aber solt ja, über lange, mir sein Sterben ma¡en bange: werd i¡ mi¡ no¡ trö‰en dein.
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Ja, sein Erb, die Lieb zur Tugend, treibt iezt deine grüne Jugend von dem lieben Vatterheerd. Daß du dir, an fremden Flü‹en, kaufe‰ ein da# s¡öne Wi‹en,
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werde‰ wehrt der Mutter-Erd. Wohl! bi‰ du darüm ges¡ieden? ey so bin i¡ wohl zufrieden. Er, der Himmel, führe di¡. Wa# du wir‰, in n䡉en Jahren,
35
lernen, sehen und erfahren, Da# soll alle# seyn für mi¡.
CXL. E# wollen s¡ier falben und fallen die Blätter. die Rosen und Nelken, verwelken vom Wetter. die Blumen verwehn. die Freuden vergehn. 5
Die Wälder und Felder ver‰ummen und s¡weigen. die Vögelein geben den s¡atti¡ten Zweigen da# TrauerValet,
S. v. B. Birken-Wälder
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verla‹en die Stätt. | Der A¿er hat Aehren und Haare verlohren. 10
Da# Jahr hat s¡on s¡auri¡te# Wetter gebohren. die Freuden veralten, die Lü]e erkalten. Die Dörfer besu¡en nun ni¡t mehr die Städte. die Sonne geht eher und näher zu bette.
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der Sommer vergeht. der Winter ent‰eht. Ein ieder lau] ie”und, ihm holz einzukaufen, damit er au¡ könne der Nordlu] entlaufen, wann Winter und Winde
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›¡ nden ges¡winde. Herr Bräutigam su¡et ihm andere ammen, die lohen in ihme s¡on häug zusammen. Er brennet na¡ Gun‰, in feuriger Brun‰.
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Sein herze, von Flammen der Liebe getrieben, i‰, sonder holz, brennend bi#hero geblieben. die Flamme die glimmet, und tägli¡ zunimmet. Da# Feuer von diesen Lieb-lohenden Flammen,
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soll ihn und die Seine wol wärmen zusammen. Holz, Feuer und Heerd wird hier nit begehrt. So brennet, so glimmet, so ammet, ihr Herzen, entzündet von lie¡ten Liebammenden Kerzen:
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die mü‹e beglü¿en ein Göttli¡e# S¡i¿en. So liebet und labet und lebet in Freuden, la‹t euere Seelen in Fröli¡keit weiden: bi# eu¡ wird zuglei¡
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der Seeligen Rei¡.
Gedicht 141, 1649
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CXLI. Da# Weiber-A.B.C. Da# Dorf lud mi¡ zu Dorf, die Feldlu‰ in die Felder, der Garten vor die Stadt, der S¡atten in die Wälder, | der Lenz in seine Lu]: al# i¡ dort an dem Fluß zween Hirten kürzen fand den müden ZeitVerdruß. 5
Jhr Thun, war ein Gezänk, ihr Zanken s¡alt und ehrte da# Weibli¡e Ges¡le¡t. Der eine, wie i¡ hörte, Silvander, sang ihr Lob; der ander' ihre S¡and, der Hyla#, dem die Lü‰ der Weiber wolbekant. Hört an, wa# i¡ gehört – – Hyla#
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Silvander
Laß den blöden Unver‰and
Nein! e# redet ihr Ver‰and
zeugen von den Albern Frauen.
von der Artigkeit der Frauen
Bäuris¡ i‰ er und voll Tand,
Du mag‰, su¡‰ du Wi” ohn Tand,
lä‹t ›¡ s¡on ein Fünklein s¡auen,
die Bes¡eidnen Jungfern s¡auen.
Wolt ihr männer Creuz au#‰ehen:
Chri‰li¡ kan‰ du über‰ehen
Frauen ›nd die Nötge Noht.
mit der Lieb‰en deine Noht.
Dumme# Volk! wer solt nit sehen
Dapfre# Volk! eu¡ ni¡t zu sehen,
lieber no¡, al# eu¡, den Tod?
i‰ unträgli¡, wie der Tod.
Ehrlo# i‰ da# läge Weib,
Jeder soll da# Edle Weib
weil ihr Leib auf S¡and bei‹en.
zu verehren seyn bei‹en.
Fürwi” reizt den geilen Leib,
Fromkeit hat dem Sünden-Leib
die verdamte Lu‰ zu büßen.
o] den Zügel abgebi‹en.
Grobe# Thier, wie unvers¡ämet
Gotte#fur¡t ma¡t unbes¡ämet
jag‰ du deinen Lü‰en na¡.
Sie dem Himmel arten na¡.
Ho¡mut deine Sinnen lähmet,
Heiligkeit da# Unheil lähmet,
der un# bra¡t in Ungema¡.
daß ein Kind un# seelig ma¡.
Diese Jrrwis¡' un# verfüren,
Jn Freud kan da# Herze füren
Hüte di¡ au¡ im Mittag.
ihrer Jugend s¡öner Tag.
Lügen immer müßen zieren
Kün‰e, so die Frauen zieren,
ihrer KlapperMäuler Sag
›nd in großer Ehren-Sag.
Flieht die Liederli¡e Sinnen:
Frauen ›nd Liebrei¡er Sinnen,
S. v. B. Birken-Wälder
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FrauenLieb i‰ wie da# Gla#.
Die ni¡t bre¡en mit den Gla#.
Jhr Mutwillige# Beginnen
Mäßigt ni¡t ihr Zu¡tbeginnen
übers¡reitet Ziel und Ma#.
der Begierden überma#.
Neid! di¡ hat ein Frauen›nn
Nüzli¡ i‰ der Frauen Sinn,
er‰li¡ auf die Welt geboren. |
der dur¡ Tugend neugeboren |
Oberherris¡ von beginn
Sie geu‰ Oel zum Lu‰beginn
i‰ ein Weib, und sonder Ohren.
in der Männer herz und ohren.
Pra¡t und teure KleiderTra¡ten
Prei# su¡t ›e in TugendTra¡ten,
su¡et ihr da# Madenaa#
sonder die der Mens¡ ein Aa#!
Sie ma¡t gar den Mann vers¡ma¡ten,
Tro‰ quillt von ihr, wan vers¡ma¡ten
den ›e quält ohn unterlaß.
wil der Mann, von Sorgen laß.
Jhr Gemüt raa‰, dra¡en glei¡e,
Jhre Red ie‰ Honig glei¡e,
wan die Ra¡ e# angezündt.
wan die Liebe ›e entzündt.
S¡eu#li¡ ›het diese Seu¡e,
S¡önheit heilt der herzen Seu¡e,
wan da# Alter Runzeln windt.
wan die Liebe Fä‹el windt.
Türkis¡ wüten fre¡e Frauen,
Tugend rühmet do¡ die Frauen:
wan ihr Lu‰ sol seyn gebü‰
s¡ände, wer du immer bi‰.
Volle Weiber anzus¡auen,
Wo Vollkommenheit zu s¡auen,
sage, wa# verha‹ter i‰.
selten diese# La‰er i‰.
Daß der Sinn volkommen werde,
Sag, ob ›e nit glü¿ha] werde,
Wankelmut lä‹t selten zu.
komt Wolhabenheit dazu.
Dur¡ ›e zweyet ›¡ die Erde,
Jhre Zu¡t erbaut die Erde
Weiber ‰ören alle Ruh.
Weiber bringen un# zu Ruh.
––
––
––
soviel kont i¡ behalten,
Wie ›e da# FrauenVolk beprei‰en und au#s¡alten. 55
Do¡ hielt i¡ e# mit dem, der, mit der Weiber Lob, der edlen Poesy gelei‰et eine Prob. Herr Bräutgam! ihr lobt au¡. Wer eure Braut nit preiset, weiß ni¡t, wa# Loben# wehrt. Die That e# selber weiset. Nun, wol! wa# wüns¡' i¡ eu¡? diß: daß eu¡ diß gedey,
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und alle# gute# ‰ät# in eurem Hause sey. |
Gedichte 142 und 143, 1649
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CXLII. Zur Ho¡zeit Herrn Heinri¡ Krolowen#. Consulenten# in Lüneburg und Jungfrauen Magdalenen Wulkowin. Sonnet. Wann die Sonn tritt in den Lewen, buhlt der Himmel mit der Erd, und man ›ht die Wolkenpferd' eitel güldnen Glanz au#‰reuen, Daß die Frü¡t' im Feld gedeyen,
5
und der s¡wangre A¿er werd rei¡ behaaret und beährt, daß e# gebe viel zu meyen. Lew und Sonne, wehrte# Paar! Gott ma¡' eure Tage klar.
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Eu¡ sol soviel Segen segnen, al# viel Aehren ‰ehn im Feld, al# viel Strahlen fühlt die Welt: Lauter Gold sol auf eu¡ regnen.
CXLIII. Sonnet. Lew und Sonne ›¡ vermählen. Wandel-Mond! ma¡ du di¡ fern. Aber Sternen! Lauter Stern s¡ikt auf die vermählte Seelen. 5
Soviel Freuden la‹t Sie zehlen, al#viel helle Thaue#-Zährn Wolken-auen un# verehrn, wan den Tag die Nä¡te ‰ehlen. Aber er, der Lew, gekrönt
S. v. B. Birken-Wälder
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und mit Himmel#gun‰ vers¡önt,
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trette Neid und Haß mit Fü‹en. Wa# no¡ mehr zu wüns¡en wär, alle# wird von oben her au# den treuen Wolken ie‹en. |
CXLIV. Ho¡zeit-Emblema. 1 Zwo Hände, zwey Zweige impfend. Belobt gesproßen.
2 Die Zweige geslo‹en ‰eigend. Verliebt ges¡lo‹en.
3 der Granat-Baum Fru¡t bringend. Gelabt geno‹en.
1. Wohl-alt-hergespro‹ne# Paar! von belobtem Stamm und Namen! Deine Reiser ›¡ besamen, die du se”e‰ diese# Jahr: 5
daß von deiner fris¡en Waar dürre Stämme Sa] bekamen. 2. Lieb-ges¡ränkt-ges¡lo‹ne# Paar! dur¡ di¡ nun dein Stamm und Namen blühen soll und ›¡ besamen,
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grünen, au¡ im Winter-Jahr. diese Zweige, Liebe#-waar, säiten-einig wol bekamen. 3. Lieb-gelabt-belobte# Paar! bald wird tragen Stamm und Namen
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Frü¡te von geno‹nem Samen dort im Sonn- und Sommer-Jahr: Wolken-Regen fru¡tbar war, s¡ön gekrönt* herfür ›e kamen. *Granat-äpfel.
Gedichtgruppe 145, Gedicht 146, 1652/53
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CXLV. Die Vier Complexiones oder Natur-Arten. 1. die Sanguinische. Die Ader ‰arrt von Blut, der Leib i‰ roht und weiß, der Muht i‰ voller Muht, da# herz von Lieben heiß. J¡ liebe Ko‰ und Mo‰ und Lu‰, bin voll und zarte. Blutrei¡ mein wesen i‰: drüm bin i¡ sol¡er arte. |
2. die Phlegmatische. Der Mund der na‹et ‰ät#. der Leib zerie‰ in S¡weiß. der Sinn, wie Wa‹er, wankt. Die Haut i‰ weiß und Ei#. der S¡leim üm meine Bru‰, mi¡ ma¡et faul und träge: da# ma¡t, weil i¡ in mir ein Feu¡te# wesen hege.
3. die Cholerische. Die Leber le¡zt vor dur‰. der Leib i‰ braun und heiß. der Muht, voll Glut und Wut, von Zorn und Flammen weiß. Krieg, Feinds¡a], Mord und Tod erge”et meine Sinnen: worzu da# heiße Blut mein wesen lenken können.
4. die Melancholische. Die Haut, i‰ s¡warz und geel, da# Haar von Jahren greiß. der Muht von keinem Muht, von lauter Fur¡t nur, weiß. Jngrimmis¡, Sorgen-voll, zanksü¡tig und vers¡la[en. Mir hat, da# s¡warze Blut, diß wesen einges¡a[en.
CXLVI. Mit Tod#-gefahr gesu¡te Leben#mittel. Wa# thut der tolle Mens¡? er dar[ ›¡ und sein glü¿ vertrauen einen Bret, da# kaum 4 Finger di¿ i‰ zwis¡en Tod und ihm, mit wind und Meer ümgeben. E# w䡉 zu hauß genug, davon man leben kan;
S. v. B. Birken-Wälder
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wa# spri¡t man über Meer die fremden länder an
5
und su¡t ihm dur¡ den Tod die Mittel zu dem Leben? |
CXLVII. Mittel‰raß die bä‰e. Fleugt Jcaru# zuho¡, so fällt er tief hernider: weil von der Sonne s¡milzt sein wä¡serne# Geder. Lern, Stölzling, se” dir ni¡t derglei¡en Flügel an. Kreü¡ nit zu tief, laß di¡ die Erde nit bes¡weren: 5
Fleüg ni¡t zu ho¡, son‰ wird der himmel di¡ verzehren. wer ›¡er gehen will, bleib auf der Mittelbahn.
CXLVIII. Kun‰ und Wi” la‹en ni¡t ‰erben. Dort führt der Majensohn die Psy¡e himmelan. Un# zeiget diß Gedi¡t die re¡te Sternen bahn: so wird dur¡ kun‰ und Wi” die Ehrenburg er‰iegen. der grobe Unver‰and klebt immer an der Erd. 5
ver‰and hält ‰and, und ma¡t ›¡ allen Zeiten wehrt; ein weißer muß im Grab nit ganz ge‰orben ligen.
CXLIX. Unverderbli¡e Güter. Da# Glü¿ kan, wa# e# gibt, dir lei¡tli¡ nehmen wieder, Ehr', hoheit, Gut und Geld, gesunde s¡öne Glieder: Nur deiner Sinnen Haab kan ni¡te# rauben dir. Kun‰ ‰ihlet mir kein Dieb, ›e s¡wimmt mit mir zu Rande, 5
entgehet unversehrt den Räubern und dem Brande. So trag' i¡ sonder La‰ all-meine Haab bey mir.
Gedichtgruppen 150 und 151, 1652/53
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CL. Die Vier Mens¡-Alter. die Jugend. Der Lenzenjahre Blüt hei‰ mi¡ der Wollu‰ pegen. Mu›k, da# Spiel, der wein, darbey ein freyer Mut, und zarte# Venu# Volk, die ›nd mein hö¡‰e# Gut. J¡ lieb' ein gute# Pferd und einen blanken degen.
die Manns¡a[t. De# Alter# Sommerzeit, mahnt mi¡ zur Arbeit an, Zu kun‰ und Vielem Thun, von Palla# angeführet. Mein Sinn lau[t alle# dur¡, auf nimmer-müder Bahn wa# Himmel, Erd, und Meer bezirket und gebieret.
da# Mittel-alter. Nun ernd' i¡, in den Herb‰, der bä‰en Jahre Fru¡t. di¡, Juno, bet i¡ an: der Tugend lohn die Ehre; gib Ruh, die i¡ solang mit Arbeit hab gesu¡t: wa# i¡ mit müh erwarb, da#selb' i¡ nun verzehre.
da# Hohe Alter. Nun geht mein Winter an, die Haare werden greiß den Jahren ru[t die Baar, die Glieder ›nd wie Ei#. ein Fuß ‰eht s¡on im Grab. Morbona s¡i¿t vorboten; bald folget Libitin' und holt mi¡ zu den Todten.
CLI. Die vier ErzMonar¡en. Ninus. J¡ war e# der zuer‰ ›¡ unter‰anden hat, dur¡ Wa[en und dur¡ Krieg zu mehren seinen Staat. | Mein Rei¡ da# i¡ befä‰, hub meine Königinne, na¡ mir, dur¡ ihre Fau‰, bi# an die HimmelZinne.
S. v. B. Birken-Wälder
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Alexander Magnus. Da# Rei¡ war viel zu klein, da# mir mein Vater ließe; mein gro‹er Sinn wolt nur befehlen aller welt. J¡ war[, ô Vaterland, dir unter deine Fü‹e da# hö¡‰e Rei¡; kein Ruhm dem meinen Wage hält.
Cyrus. Mein Ahnherr da¡te mi¡ zu tödten in der Wiegen; do¡ ward i¡, ihm zum Tod, geseugt von einen Wild. die Erde hindert ni¡t, worau[ der Himmel zielt. dur¡ mi¡ da# Perser-rei¡ mu‰ seinen Anfang kriegen.
Julius Caesar. Jndem i¡ über Rom zum Herren mi¡ gema¡et, ma¡t i¡ e# selber au¡ zum Herren aller welt J¡ hab da# Römer Rei¡ auf fä‰en Fuß ge‰ellt. Mein Adler bleibt da# Haubt der welt, bi# ›e zerkra¡et.
CLII. Die Vier Jahr-Zeiten. Der Früling. J¡ ma¡ die Erde jung, die Blumen-wiesen la¡en; den Bäumen zieh i¡ an de# Laube# S¡atten Kleid. | Mein Hau¡ zers¡melzt da# Ei#. die liebe Lieben# Zeit hei‰ Vögel, Fis¡ und wild und Mens¡en Ho¡zeit ma¡en.
Der Sommer. J¡ bin e# der den S¡oß der Erden ma¡t gebähren, und bringt die güldne Zeit. die Gold gegilbten Aehren bezahlen alle müh, dem frohen A¿er# mann. die S¡eüren füll' i¡ ihm mit rei¡em wu¡er an.
Gedichtgruppe 152, Gedicht 153, 1652/53 und 1653
Der Herb‰. J”t, da die Himmel#wag wägt Tag und Na¡t glei¡ ab, ma¡ i¡ die Bäume ›¡ vom La‰ de# Ob‰e# biegen. die welt i¡ mit dem Sa[t der sü‹en Reben lab, die Kelter füllet an die Keller mit vergnügen.
Der Winter. Vom himmel gie‹et Ei# und S¡nee der wa‹erknab. J¡ su¡e Belz und Holz zu wärmen meine Glieder. der Tro‰ i‰, der der welt da# kalte Leid nimmt ab, daß mit den neuen Jahr die warme Zeit kömt wieder.
CLIII. Erklärung de# KupferTitel# zum Demetriu#, de# Theuren Unglü¿seeligen. Sonnet. E# herrs¡en in der Welt zween Götter, Glü¿ und Liebe. der eine, i‰ ein Weib; der andre, gar ein Kind. | ›e ›nd voll unbe‰and, und alle beyde blind. do¡ wei¡t da# Weib, an Ma¡t, dem Kind, dem Herzendiebe. 5
Wie sehr au¡ einen Mann verfolgt da# Wandel-Glü¿: no¡ muß e# la‹en zu; daß ihn die Liebe brenne. Cupido knüp] ihn au¡ an seine# Bogen# Senne, führt ihn Fortuna s¡on an ihrem Ketten‰ri¿. Frag hier Demetrien! du wir‰ e# wahr benden:
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der, mitten in der Ha] de# Unglü¿#, lieben mu‰ und also la‹en ›¡ mit zweyen Stri¿en binden. Li# die Ges¡i¡t, die dir verheiset Nu” und Lu‰. Sag dan mit mir: der sey beglü¿et und geliebet, der un# in Teuts¡er Spra¡ diß Bu¡ zu lesen gibet.
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CLIV. Der Bier- und Wein-bruder. B. Wein leert die Se¿el au#, und wird zu le”t ein W. Wolfeiler ze¡t e# ›¡, wann eine kühle See mir an die Nase gis¡t von gutem Zerb‰er-Biere. J¡ e‹' und trinke Korn, mit Wa‹er untermis¡t: so nehret mi¡ mein Feld. Bier, Leib und Leben fris¡t.
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Bey Wein, i¡ ‰ät# mehr dur‰; bei Biere, Lös¡ung spüre.
W. Ko¡ und erdi¡te dir nur immer einen Trank! da# liebe Zährlein wein Gott selber hat ers¡a[en, | da# Sonn' und Sommer ko¡t. Bier, ma¡t die Köpfe krank: Wein, zur Gesundheit dient, kan alle Sorgen ra[en.
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Wein, i‰ der Alten Mil¡, der Di¡ter Musensa], der feigen herzen Muht, der S¡wa¡en Stärk und Kra].
CLV. Zu de# Unglü¿seeligen Frauenzimmer-belu‰igung. An da# lieblöbli¡e Frauenzimmer. Jhr edel‰e# Ges¡öpf, ihr Herze dieser welt, ihr Sonnen unsre# Sinn# von Stralen angehellt der Vollenkommenheit, ihr werthen Erdgöttinnen, ihr Au#bund der Natur, ihr Allbehers¡erinnen, 5
ihr ma¡et un# ne¡‰ Gott, di# bittre Leben süß, könnt, wann ihr wollet seyn, der Erden Paradiß. wer wolte ›¡ dann ni¡t, eü¡ zu bedienen, üben und, wa# so liebrei¡ i‰, beloben, laben lieben? wer diß nit thut, der muß ein Gott seyn oder Stein
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Do¡ wa# i‰ Lob und Lieb, wie eü¡ ie”t ingemein damit wird aufgewart? traut nit e# i‰ geheü¡elt, e# wird eü¡ nur zum S¡ein mit fals¡em Mund ges¡mei¡elt, da# Herz i‰ weit davon. e# i‰ Syrenen klang: Man lo¿t den Vogel ein mit liebli¡en Gesang.
Gedicht 155, 1652/53
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Man lobt die s¡önheit ho¡, üm ihrer zugenie‹en man liebet, üm bey Eü¡ nur seine Lu‰ zubü‹en | Diß Bu¡ da# liebt eü¡ re¡t, zeügt euer re¡te# lob. bes¡reibet eure Lu‰ und ‰rei¡t ›e auf die Prob: e# mis¡et S¡erz und Ern‰, se”t weinen zu den la¡en,
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lehrt; wie die Eitelkeit ihr eü¡ zu nu” zu ma¡en von ihr zu lehrnen habt. ni¡t freundli¡ nur allein, nit hö[li¡ nur und s¡ön, ihr mü‰ au¡ Chri‰li¡ seyn. Ziert s¡on der Blumen‰rau# den Busen, der ihn zieret, ob er den Augen Lu‰ und sü‹en Ru¡ gebieret;
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er welkt und ihr mit ihm. Jhr ‰ellet Lu‰fart an; darbey denkt, daß die Seel auf dieser Sterbebahn im Leib zu Grabe fährt. der Spiegel muß eü¡ sagen, ob ihr au¡ s¡ön genug, den pegt ihr o[t zufragen, da dann, wa# die Natur versagt, die S¡minke gibt.
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a¡ denkt do¡, wa# e# i‰, da# eü¡ so sehr beliebt. S¡önheiten, glaubet mir, die ›nd nur s¡öne häute ein S¡atten, S¡ein und Rau¡, der o[t betriegt die Leüte Gla# i‰, wa# ihr im Gla# zu s¡auen so verlangt da# lei¡t zu‰ü¿en bri¡t, wie sehr e# vor geprangt.
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Diß Bu¡ wei‰ eü¡ in eü¡, und hei‰ eü¡ su¡en innen, die S¡önheit ndet man in s¡önen Tugend›nnen. wann der Spa”iergang eü¡ betretten hei‰ die Erd, so denkt, daß ihr von ihr solt seyn einmal bes¡wert, | und wann der Abends¡mauß muß die Erhi”ung kühlen,
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so wi‹t daß eure Tag' au¡ na¡ den Abend zielen, der Leib muß werden kalt. Mu›¿ und Seiten klang belü‰e da# Gehör; ihr su¡et im Gesang vergängli¡ kurze Lu‰, da ihr do¡ eüer Leben mit weinen fanget an, in weinen mü‰ aufgeben.
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Jhr gehet hin zum danz; bedenket do¡ dabey daß diese# Leben hier ein Todtenreihen sey. E# i‰ ein Mittelweg, der auf die Tugend weiset. wer geht die Nebenbahn, gefährli¡ dieser reiset; dort jener hat da# Glü¿, und Unglü¿ der, zum ziel
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e# i‰ de# Todte# Pfeil bey jeder Lu‰ im Spiel. der Unglü¿selig hei‰, den weg zum Glü¿e zeiget. de# Feder seinen Stand und Hoheit ni¡t vers¡weiget.
CLVI. An eine WohlAdelige Jungfrau. Maria Catharina Rieterin von Kornburg Auf ihren Namen#Tag. 1. Catharinen, rein von Sinnen, ward die Cron der Märterinnen von dem Engel aufgese”t: weil ihr herz na¡ Gott entbrennet, 5
willig ›e zum Tode rennet, ob ihr Blut da# S¡werd bene”t. | 2. S¡öne Reinhild, deine Sinnen konden Jesu Herz gewinnen daß er di¡ wählt ihm zur Braut.
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Jhme, der vor di¡ ge‰orben der di¡ au¡ mit Blut erworben wurde‰ du mit Blut getraut. 3. Reine Seelen himmlis¡ brennen, keine Lieb der Erden kennen:
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Catharina, da# bi‰ du. Nun man wird, weil Catharinen leben, di¡ mit Lob bedienen, deine S¡we‰ern hier darzu. 4. Dieser S¡we‰ern, die i¡ meyne,
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a¡ ja! der belobt‰en eine i‰ die Edle Rieterinn; die von ihrer er‰en Jugend war ein s¡öne# Bild der Tugend, truge Gott in ihren Sinn.
Gedicht 156, 1652
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5. Hätt i¡ Suaden Kun‰ zu reden, i¡ wolt meinen Mund entblöden, ihrer Gaben Redner seyn, i¡ wolt ihren Ruhm au#breiten in da# Bu¡ der Ewigkeiten
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ihren Namen s¡reiben ein. 6. Meine Feder solte iegen in ihr Lob, und ›e vergnügen mit den bä‰en Liederthon, i¡ wolt Fama meine Flöte
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leihen, selb‰ seyn die Trompete, nennen ›e der Damen Kron. | 7. Aber a¡ die Seiten springen, meine Flöte will nit ›ngen, Mein Mund i‰ zu unges¡i¿t,
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hätt i¡ ihren Mund, i¡ wolte von ihr reden, wie i¡ solte, den Beredtsamkeit beglü¿t. 8. J¡ wolt sagen zum Exempel wie ihr Herze Gotte# Tempel
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und der Tugend Wohnung sey, wie der Neid ›e selb‰ nit könne s¡elten, ihr den Lobruf gönne, daß ›e aller La‰er frey. 9. Gerne mö¡t i¡ Föbu# heißen,
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Jhre Freündli¡keit zupreißen, die ihr au# den Augen blinkt, ihre# Munde# s¡öne# La¡en und da# sü‹e worte-ma¡en, darau# lauter Liebe winkt.
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10. Au¡ ihr unverdro‹ne# wa¡en, ihrer Zarten hände Ma¡en Kun‰, und Fleiß, und Em›gkeit ihrer Fü‹e ‰äte# gehen,
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die nie können mü‹ig-‰ehen, 60
wolt i¡ rühmen weit und breit. 11. Do¡, vor alle#, die Gedanken, die nie au# den S¡ranken wanken reiner Keüs¡heit Zu¡t und Ehr; ja i¡ sprä¡, daß alle Gaben
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›¡ in ›e versammlet haben, wie die wa‹er in da# Meer. | 12. Reinhild hei‰ ›e, rein von Sinnen rein von ausen und von innen; re¡t ›e diesen Nahmen hat:
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ihre Seel i‰ Gott vermählet, hat ihr ihn zum Mann erwählet, ›e liebt Gott an Mens¡en ‰at. 13. Drüm wird er ›e au¡ erge”en ihr einmahl die Kron aufse”en
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wie der er‰en Catharinn; er wird ›e mit Ehren zieren, ›e al# seine Braut heimführen, ‰ellen an die Sternen Zinn. 14. Nun da# loß i‰ ihr gefallen
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auf da# liebli¡‰', unter allen ihren S¡we‰ern hat ›e ihr so da# bä‰e Theil ersehen; ›e denkt an die Himmel# höhen von der s¡nöden Erden hier.
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15. Nun dann, Edle Catharine, euer Lob und Leben grüne. lebet fröhli¡ immer wohl. Nehmt in Gnaden diß Ges¡enke, und gläubt fä‰e, daß i¡ denke
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allzeit an Eü¡, wie i¡ sol.
Gedichte 157 und 158, 1653
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CLVII. Zu Herrn Doctor Chri‰of Ludwig Dietherrn#. Patricii Norici und Jungfrauen Ro›nen Catharinen Jm hof Ho¡zeit Sonnet. S¡reibt diesen Tag in ährne Tafeln ein, Herr! weil er eü¡ vor andren ho¡ beglü¿et. | er hat eü¡ dort auf eüer Haar gedrü¿et, dur¡ gute Gun‰ der Musen an dem Rhein 5
den Tugendlohn, mit Themi# Ehrens¡ein eü¡ angethan. J”t er eü¡ ferner s¡mü¿et mit einen Kranz, au# Pafo# Hayn gepü¿et. Vor mu‰ A‰ree, i”t Venu#, euer seyn. Diß fehlte no¡; diß habt ihr nun erlanget. wohl dem, der so mit zweyen Kränzen pranget!
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So denket nun, wie ihr e# forthin ma¡t, daß ihr diß Paar, mögt re¡t zu frieden ‰ellen: bey Tag liebt die, und jene bey der Na¡t Freüd, Ehr und Glü¿ wuns¡ i¡ eü¡ zu Gesellen.
CLVIII. Zu Herrn Conrad Hedeni Gei‰li¡en Seelhirten# und Jungfrauen Marien Catharinen Fris¡in Ho¡zeit. Dort, wo anderthalb paar Linden, treiben von be‰einten Gründen ihre Gipfel wolken-an; auf den Pla”, der zubewirten 5
pegt die treuen Seelenhirten n䡉 der Pegni” Fluten bahn. |
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2. Wo der gro‹e Groß vor diesen, de‹en Lob no¡ wird geprießen, einen Tempel aufgespi”t; 10
wo die armen kranken Herzen zehlen Tage voller S¡merzen, den da# A¡ in Munde ›”t; 3. Wo man da#, bey de‹en Lie¡te i¡ bey Na¡t i”t s¡reib und di¡te,
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tägli¡ feil zulegen pegt; wo man mit der Räder Rande liebe# tägli¡# Brod vom Lande in die Stadt zu Kau[e trägt: 4. Dorten war e#, da vor Jahren,
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Jungfer Braut al# wir no¡ waren ihr ein Mägdlein, i¡ ein Knab, da wir auf no¡ zarten Fü‹en unsre Kinder S¡u¡ verri‹en, o[tmal# liefen auf und ab.
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5. Freyli¡, i¡ bedenk e# heute, werden au¡ au# Kindern Leute und au# Bäumlein große Bäum. a¡ wie waren wir do¡ Zwerge! a¡ wie ›nd wir i”und Berge,
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nun wir nimmer dort daheim. 6. Also geht e# zu auf Erden daß au# Kindern Leüte werden, Leüt von denen mit der Zeit wieder Leüte können kommen; |
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al# au¡ Mutter, wie vernommen, ihr zu werden willen# seit! 7. S¡öne# Bräutlein! nun so pranget. eüren Theil habt ihr erlanget: meiner ‰ehet mir no¡ vor.
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Eü¡ belieb' in diesen Sa¡en
Gedichte 158 und 159, 1653
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mir die Na¡fart zu verma¡en. do¡ i¡ sag' e# in ein Ohr. 8. Nun so nehmt dann in die Arme, euren lieb‰en, ma¡t ihm warme: 45
dann die nä¡te werden kalt. do¡ la‹t morgen eü¡ nit sehen, dann ihr mö¡tet s¡amrot ‰ehen, weil e# euer Kränzlein galt. 9. Nun genug der Lu‰ zu s¡erzen.
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Ern‰li¡ wüns¡' i¡ und von herzen, daß eü¡ dieser neue Stand mög na¡ allem Wuns¡ gedeyen, bi# eü¡ an den Todten reyen, spat do¡, führe Gotte# hand.
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10. Soviel Blätter an den Linden, so viel Steine ›nd zu nden auf dem obbenahmten Plan soviel Brod' und Lie¡ter werden dort verkau[t, soviel auf Erden
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soll Eü¡ Gute# gehen an.
CLIX. Auf eine Ho¡zeit. Ein iede zeit de# Jahr# hat ihre Lu‰ und Freüde. Mit Flora tritt herein in s¡ammarirten Kleide der bunte Blumenlenz. die güldne Sommer-ähr i‰ Cere# s¡öne Cron, und funkelt hin und her 5
Pomona bringet Ob‰ und Bac¡u# sü‹e Reben: dem Herb‰ au¡ seine Zier und seine Lu‰ zugeben. wa# nimt der WinterWind den armer‰arrten Mann genügt, wann er ›¡ nur fein wohl einbelzen kan. Nein nein, wie sehr ihn friert die bä‰e Lu‰ und Freüde
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‰e¿t unter seinem Belz und fernet ihn von Leide.
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die Venu# i‰ bey ihm und er ihr kleiner Dieb: ie kälter daß e# i‰, ie wärmer wärmt die Lieb. au¡ ›nd die Nä¡te lang; man kan ›¡ warm zude¿en und in da# Kleid der Na¡t den Feder‰reit ver‰e¿en und warten ab der Lu‰, und treiben da# Gethu,
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da man ohnda# nit gern lä‹t iemand sehen zu. diß habt au¡ ihr beda¡t: drüm wollet ihr erwarmen, verliebte# Paar! forthin ein# in de# andern Armen. Ru¿ her, ru¿ ru¿ her zu, her zu der S¡nabelweid! so ru¿t fein nah zusamm, verbannt da# kalte Leid.
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CLX. An einen vornehmen Patron. Eh da# rauhe Kind von Norden hier an unsre Pegni” kam, eh da# Jahr i‰ alt geworden, eh no¡ Flora abs¡ied nahm, 5
eh no¡ Jovi# Weib ihr Bette au# geleert und auf der Stätte unsrer ehmal# grünen Heid weiße Flo¿en au#ge‰reut, 2. Da pegt i¡ o] zubes¡auen
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meine Linden-Jnsel dort, die ihr mitten in den Auen, au# erlesen einen Ort: dorten pegt' i¡ zu spaziren und die Nymfen au#zuspüren,
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wann ›e an dem Blumge‰ad hielten kühle# Sommerbad. 3. Damal# ammten meine Gei‰er, da war i¡ ein Pegni”s¡wan. man¡e# Lied mi¡ nennte Mei‰er.
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auf den s¡önen wiesenplan
Gedicht 160, 1653
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bey den zarten Kirs¡enbäumen o‹en mir die bä‰en Reimen, wann i¡ pü¿te Wohlgemut an der klaren Silberut. 25
4. J”und i‰ mein Gei‰ gefroren, keine Glut, die im Gehirn | bey dem Ofen wird geboren, da nur dun‰ ‰eigt in die Stirn! Clio liebet nur die Felder
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und die freyen S¡attenwälder, i‰ in Stuben nit daheim, Zwis¡en wänden ie‰ kein Reim. 5. Edler Herr! e# nimmt eü¡ wunder, warüm i¡ hier diß und da#
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s¡wa”e von dem Sinnen Zunder, von den Bäumen Laub und Gra#. wi‹t, i¡ trüg i”und belieben, mi¡ in eurem Lob zu üben. Klage drüm, daß mir die Zeit
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zum Parnaß den weg vers¡neit. 6. Jn dem Winter ›nd Poeten ni¡t# al# kahle Reimens¡mid'. i¡ muß vor mir selb‰ erröten. Clio ›¡ von mir entzieht,
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›e will mi¡ nit J¡ seyn la‹en, i¡ kan nit die Feder fa‹en, wie i¡ son‰ gewohnet bin, mein Sinn i‰ nit mehr mein Sinn. 7. Do¡ wann Claro# i‰ gefroren,
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wird dur¡ sü‹en Rebensa[t neuer Gei‰ in un# geboren. Be¡er ›nd der Bü¡er Kra[t. Wein den Di¡ter se”t zu Pferde, son‰en kreü¡t er an der Erde. |
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wann die Kält un# noht anthut, wärmet un# da# Kälter blut. 8. Jung, wa# ‰eh‰ du, lau[ ges¡winde, bring ein ‰ifel-weite# Gla#, daß i¡ mi¡ de# fro‰# entbinde,
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füll e# an mit Trauben-naß, i¡ will Gei‰ und Feuer trinken leg mir au¡ Tabak zur linken, der vom eingefeü¡ten Sinn nimt die Nä‹e wider hinn.
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9. Herr! nun auf Gesundheit Euer se” i¡ Gla# und Pipen an. ie”und regt ›¡ s¡on da# Feuer, Eü¡ zu Ehren e# entbrann, daß i¡ von Eü¡ redend werde:
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›”en wir s¡on bey dem heerde. Clio ‰ellt ›¡ wieder ein, ›e will Ze¡geno‹inn seyn. 10. Diese nun die hei‰ mi¡ sagen, wie Eü¡ Tugend und Ver‰and
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auf den Ehrentrohn getragen, wie daß Jhr der Mund, die hand und da# ohr seit der Magnaten. die, so Für‰en sollen rahten, mü‹en Leute seyn von wi”,
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die da Land und Leuten nü”. 11. Zwar muß Eü¡ mehr Ehr berei¡en, der Verdien‰e Würdigkeit | mit Belohnung abzuglei¡en auf der wage, na¡ der Zeit.
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Fama fa‹t s¡on die Trompete, Clio die gelehrte Flöte, biß hin an da# Sternen hau# Euren Ruhm zu ru[en au#.
Gedicht 160, 1653
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12. Clio zwar i‰ eü¡ verbunden, 90
weil ihr ihr Mäcena# seit. Wenig werden i”t gefunden, i‰ an Föben theure Zeit. Ja, von Eü¡, dem Guten Brunnen, kommet man¡e Gun‰ gerunnen,
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der ihr e# ô Großer Freünd, mit den Musen treüli¡ meynt. 13. Und von mir ie”und zu sagen seit nit ihr e#, der mi¡ kan so beglü¿en, daß mi¡ tragen
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Adler#-Flügel wolken-an, wie dort Ganymed den Kleinen? Föbu#! werdt ihr mi¡ ans¡einen, so soll, wa# i¡ s¡reib und di¡t', euren Nahm au¡ ma¡en lie¡t.
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14. Dank indeß vor Gun‰ zugeben, wüns¡ i¡, daß da# Neüe Jahr eü¡ no¡ höher mü‹e heben. die Poeten sagen wahr, ja Poeten ›nd Profeten,
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delfe# Stimm s¡allt au# der Flöten: | Nun wer weiß, wa# meine kan, die von herzen ‰immet an. 15. Werden wir ni¡t ein‰ erleben, daß ihr eü¡ ein andre# Jhr
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an die Seite la‹et geben? ja, i¡ meyn', e# s¡wanet mir. solt Cupido, unter vielen, nur na¡ Eü¡ vergeben# zielen? Nein er soll eü¡ tre[en wohl,
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daß e# wunden geben sol. 16. J¡ al#dann werd Eü¡ von Myrten winden eine Ho¡zeit Kron,
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und im Felde bey den Hirten spielen einen Zuru[-thon. 125
Au¡, daß de‹en möge bleiben hier ein denkmal, werd i¡ s¡reiben in die Linden, Lindenspür, und den Nahmen Eürer Zier.
CLXI. Die Trappelir-Karte. Donari-Tau#. C. Jungfer! i¡ will Rosen bre¡en: ‰e¡t ihr mi¡, i¡ soll e# rä¡en.
Eß. D. Ni¡t# weiß i¡ von Rosenbre¡en; Blätter hab i¡ wohl zum ‰e¡en. VII. 5
C. Sieben wunder zählt die welt; eü¡ man vor da# a¡te hält. | IIX. D. Eurer worte a¡t' i¡ ni¡t: warheit nit von Lieben spri¡t. IX. C. haltet, i¡ will eü¡, mein Leben!
10
Neün und Neünzig Küß¡en geben. X. D. Warüm nit gar, Zehn mal Zehen? je da# mü‰ ein Blinder sehen!
Gedicht 161, 1653/54
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Kne¡t. C. Nehmt hier, s¡öne# Rosenbild, eurer S¡önheit Wappens¡ild.
Reüter. 15
D. Eure Red', ni¡t meine Zier, bäumt ›¡ ho¡ wie diese# Thier.
König. C. Mein mit Treu gekrönte# herze nennt eu¡ seine König#-Kerze.
Spadi-Tau#. D. Hebt ihr ho¡? i¡ wer[e nieder: 20
‰e¡t ihr mi¡, so ‰e¡ i¡ wieder.
Eß. C. Wolt' ihr'# leiden, i¡ will ‰e¡en; wolt ihr ni¡t, ihr mögt e# rä¡en. VII. D. Euer Herz hält fä‰ an Lieb, wie da# wa‹er bleibt im Sieb. IIX. 25
C. A¡tet ni¡t na¡ eurem Sinn, wie i¡ lieb-be‰ändig bin. IX. D. Neun Cupido nimmer könden in Eü¡ ‰äte Flammen senden. | X. C. Eure Zier mit Zehen Spi”en
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kan mein Herz unendli¡ ri”en.
Kne¡t. D. Wolt ihr eüren degen blö‹en: wi‹t, i¡ hüte mi¡ vor Stö‹en.
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Reüter. C. Jhr mögt eure Krä[te proben: danno¡ liegt der Reüter oben.
König. 35
D. Nein! seht, meine Siege# Kron gibt eü¡ einen Korb zu Lohn.
Ba‰oni-Tau#. C. Weil i¡ ›”' im Rohr der Freüden, la‹t mi¡ Stäb und Pfei[en s¡neiden.
Eß. D. Wer zuviel erkühnt zu wagen, 40
kommt davon nit unges¡lagen. VII. C. Sieben Kün‰e ›nd zu s¡le¡t, eü¡ zu loben gnug und re¡t. IIX. D. Freyli¡ brau¡t der Kün‰e Viel, wer una¡tsamm# loben will. IX.
45
C. Zwar e# ›nd der Musen Neune; würdig preißet eü¡ do¡ keine. X. D. Föbu#, Zehnder unter ihnen, muß i¡ eü¡ zum Spottziel dienen?
Kne¡t. C. Amor, s¡ni” mir einen Bolz, 50
tri[ ihr herz mit diesem holz. |
Gedicht 161, 1653/54
213
Reüter. D. hier i‰ wundholz, da# in Eil, heilt den Ri” von seinen Pfeil.
König. C. Bre¡t den Stab, Tod oder Leben mir, ô Königinn zugeben!
Copi-Tau#. 55
D. Leer i‰ no¡ mein herz und Sinn! diß gefäß hat niemand inn.
Eß. C. A¡ so fa‹et mi¡ darein, mi¡ in eü¡ gepanzt la‹t seyn. VII. D. Mein Herz soll, glei¡ einen Siebe, 60
in ›¡ fa‹en keine Liebe. IIX. C. Zum Gefäß der Liebe# Kerzen, a¡t man re¡t, die Jungferherzen IX. D. Sagt ihr, ja: i¡ sage, nein, i¡ will keine Lampe seyn. X.
65
C. Wann ihr zehnmal saget nein, e# kan ja in herzen seyn.
Kne¡t. D. Diß Gefäß eü¡ zu vergünnen, trau i¡ ni¡t, ihr ma¡t e# rinnen.
S. v. B. Birken-Wälder
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Reüter. C. J¡ will allen Ri” ver›egeln, und den Mund au¡ wohl verriegeln.
70
König. D. Jhr bezeptert meinen Sinn: Nehmet, wa# ihr wollet, hin.
CLXII. Zu, de# Ents¡eidenden, Seltsamen Geri¡t#händeln. Wa# Cato hat ges¡rieben, geübet und getrieben, i‰ seine# Ruhme# wehrt: Man soll die Tugend ehren, 5
wa# Erbar i‰ anhören; diß zieret hier die Erd. Do¡ soll man au¡ darneben der Mens¡li¡keit wa# geben, die ‰irbt von ‰äter müh.
10
wer nie, der Ruh zu pegen, tritt au# der Arbeit Wegen, dem kommt der Tod zu früh. J¡ lobe sol¡e Sinnen, die beide# lei‰en können,
15
die mängen Ern‰ und S¡erz, die dur¡ geziemte# La¡en die warheit redend ma¡en und dringen in da# herz. Man guldet au¡ die Pillen
20
dann son‰ ›e nit mit willen der Kranke nimmt zu ›¡. Thu‰ du wa# ohn belü‰en:
Gedichte 162 und 163, 1653/54 und 1653
215
der E¿el wird ›¡ rü‰en, ganz säumig ma¡en di¡. 25
Herr Abel! eure Sinnen die ›nd#, die diese# künnen. | hier i‰ ein Mei‰er‰ü¿. So ein gelehrte# wesen so ein beliebte# lesen,
30
i‰ eure# Nahmen# Glü¿. Eü¡ und da# Bu¡ zu kennen, wolt Eü¡ ents¡eidend nennen der Orden voller Fru¡t der Nahm, und diese Zeilen,
35
eü¡ diesen Dank ertheilen, den sol¡e Tugend su¡t.
CLXIII. An Herrn Johann Graßen Römis¡ Kayserli¡er Maje‰ät GeneralAuditor-Leutenant, und Rei¡#HofRath#-Agenten. J¡ kame jüng‰ dahin, e# hat ›¡ so ges¡i¿et, wo man¡e Zeilen-fur¡' in Palla# A¿er drü¿et der dru¿er Pre‹e Pug; wo man in einem Tag mehr Bögen färtigt au#, al# einer s¡reiben mag 5
in einem ganzen Jahr. J¡ kam, und wolte sehen wa# neue#: da fand i¡ Herr Graßen# Namen ‰ehen auf einem Titelblat. Wa#, da¡t' i¡, i‰ wol da#? i¡ fande Lob und Ehr', al# i¡ e# überla#. Jhm sah i¡ Große Leut verdiente# Zeugni# geben,
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wie er hab Kun‰ und Wi” bi#her geliebt im Leben, und Tugend, die ihn ziert. da# Lob mir wol geel. i¡ wüns¡te, daß i¡ mit mö¡t treten in da# Spiel und seine Fama seyn. J¡ konte mi¡ ent›nnen, wie er selb‰ in den Brunn der Teuts¡en Pierinnen
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die Feder eingetau¡t, de# Adler# Lob bes¡rieb; wie meiner Di¡terey er au¡ mit Gun‰ und Lieb | war ehmal# beygethan. Die Musen gerne danken: die meine zwar vorau#, die er hat in die s¡ranken der Pi¡t ges¡lo‹en ein: J¡ kan mi¡ halten ni¡t:
20
mein treue# Herz herau# in wahre Worte bri¡t, und saget, wa# e# denkt. J¡ muß ein Börtlein hängen an diesen Ehren Ro¿, mit Seiden Wolle mängen: e# i‰ von Golde ni¡t und Silber, wie e# soll; ni¡t# bä‹er# komt von mir, al# grobe S¡afe#Woll.
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Und zwar wer könte do¡ de# Loben# müßiggehen, wann er soviel Verdien‰' auf Blättern ›het ‰ehen, die loben# würdig ›nd? J¡ liebe löbli¡-seyn, und gebe Lob für Lieb: so ‰imm i¡ dan mit ein. Mnemosyne, bot ihm die Brü‰e in der Wiegen:
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daher dann, ob er s¡on wa# langsam hat be‰iegen der Musen EhrenSteg, (weil ihm im Wege ‰und der Zeiten harter Sturm, ihm keinen Tro‰ vergunt,) so hat er do¡ herna¡ so dapfer fortgesprungen, daß er in kurzer Zeit der Kün‰e Ziel errungen.
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Zehn Aehren und no¡ a¡t, die hat er nun gezehlt, al# ihn Calliope zu ihrem Sohn erwehlt, al# er zur S¡ule kam. Fünf hatten kaum gereifet, da war er s¡on im grund der Wi‹ens¡a] be‰eifet. Da da¡t er weiter fort. E# s¡i¿t' ihn Vatter Mayn,
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der ihm die er‰e Mil¡ der Kun‰ geößet ein, hin zu dem Musenbrunn, der Varnau, da er saße, und, gießend Kun‰ in ›¡, fa‰ seiner selb‰ vergaße. Fünf Ernden wurden reif, eh er war worden satt; ie mehr er trank, ie mehr der Dur‰ ihn ma¡te matt:
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so, ward er wol beräus¡t. A‰ree ihn zu ›¡ name: weil er, zu lernen, ‰ät# in ihren Tempel kame. | Kom her, mein Jüngling, kom, kom, spra¡ ›e, sey mein Sohn! Ehr', Hoheit, Re¡te-Wi”, die sollen seyn dein Lohn. drauf sand ›e ihn na¡ Wien, no¡ ferner ›¡ zu üben:
Gedicht 163, 1653
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daselb‰ er au¡ al#bald hat eine Prob ges¡rieben. Diß war ein Ort für ihn, wo man lernt su¡en Gun‰ am hö¡‰en Hof, wo lang‰ gewohnet Wi” und Kun‰. E# gieng, wie ›e gesagt. Al# er von dar gekommen, da hat sein Bruder ihn al#bald zu ›¡ genommen;
55
ein Mann,* der zwänzig Jahr' in treuen dien‰en ‰und, und darüm Huld und Gnad bey seinem Kayser fund: deß Fama ‰ät# gedenkt. Mu‰ er s¡on un# entwerden: do¡ bleibt sein wehrter Nam, sein Ruhm, bey un# auf Erden, solang man Jahre zehlt; solang gelesen wird
60
Amal#, die au¡ ihn in ihrem Munde führt, und seine Kriege#-S¡ul. Nun dieser kluger Mei‰er, hat können feuren an de# Bruder# muntre Gei‰er. Jn dieser S¡ule ward Herr Graß wol angeführt, so, daß ein glei¡er Ern‰ ward ‰ät# bey ihm gespürt,
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in Treu zu dienen mit. So ward er sein Geselle: war jener ni¡t zur hand, so hat der seine ‰elle vertretten und versehn. Ein Graß den andern lehrt', ein Bruder ma¡te so den andern lieb und wehrt Beym Gro‹en Adler dort. So konte der vom jenen,
70
dem Kayser treu zu seyn, die s¡öne Kun‰ entlehnen. Worüm er dan zu Hof no¡ wol gelitten iezt, und, höher an zu gehn, in guter ho[nung ›zt. Diß zwar verdient sein Fleiß und ‰äte# wolverhalten. | Sein iezt-vertraute# Amt weiß er au¡ zu verwalten,
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die Rei¡e# Anwalt-Stell, so, daß dur¡ Raht und That er vieler Stände Gun‰ bereit# erworben hat, und no¡ erwerben wird. So hat er dann die Gaben de# Glü¿#, und gute Freund', und wa# man wüns¡t zu haben, zu hauf beisammen nun. Ein# nur thät ihm no¡ noht:
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ein Nötig# Ubel nur, ohn die diß Leben todt, ein Lieb‰e ihm gebri¡t. Nun! Venu# wird# ihm geben, wann er nur mag mit ern‰ na¡ sol¡em Gute ‰reben. E# wird ›¡, in diß Graß, s¡on nden eine Blum, die seine Wonne sey, sein süße# Eigentum.
S. v. B. Birken-Wälder
218
Und weil er ihm dann ie, zu leben und zu ‰erben
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nur an de# Adler# Hof, (obs¡on üm ihn son‰ werben au¡ andre Ständ' im Rei¡,) be‰ändig vorgesezt: so wird die Blum, dur¡ die er werden sol ergezt, an Enden, wo er grünt, im wehrten O‰en-Lande, dort üm die Adlerburg am s¡önen Donau-‰rande
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gewa¡sen müßen seyn. Nun, Venu# gehet s¡on in Garten, eine ihm zu pü¿en, mit dem Sohn. Er muß ›¡ s¡euen ni¡t, selb‰ bre¡en, ob im Bre¡en zu Zeiten, ihm zur Prob, ihn mö¡t ein Dörnlein ‰e¡en. die Venu#-Blumen deß, im Bre¡en, ›nd gewohnt:
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do¡ wird so süßer dan die saure müh belohnt. Nun, i¡ denk allbereit, wie i¡ mög wa# zu la¡en dem Graß und seiner Blum, auf ihrer Ho¡zeit ma¡en. Jnde‹en wüns¡' i¡ ihm, herr Graßen, soviel Ehr und Glü¿, al# Blumen ‰ehn im Graße hin und her.
100
* Herr General-Auditor Heinri¡ Graß.
CLXIV. Zu Herrn Conrad Rosentaler# und Jungfrau Martha Juliana Ring#gwandin | Ho¡zeit. Gesprä¡e beyder Verliebten. Er. Komme mit mir, meine S¡öne! na¡ der i¡ mi¡ herzli¡ sehne, in der Liebe Rosenthal. raht und That i‰ dar zu nden, 5
di¡ und mi¡ re¡t zu entbinden langer banger Liebe#qual. Sie. Rosen pegen hart zu ‰e¡en, threnen ießen na¡ dem Bre¡en, wann die Dörner ri”en wund:
Gedichte 164 und 165, 1653/54 und 1653
10
219
also ma¡t, der Liebe S¡erzen, erben tie[e Wunden-s¡merzen. J¡ wil lieber seyn gesund. Er. Ma¡ dir ni¡t unnü”e# Grämen: re¡te Lieb wird s¡on benehmen
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unsren Wunden allen S¡merz thu nur, wie i¡ thu', und liebe, alle Sorgen von dir s¡iebe. J¡ bin dein, mein lieb‰e# Herz! Sie. Junge Flammen bald vergehen.
20
lieb‰er! eure wird be‰ehen, weil ihr rei[ an Jahren seit. an eu¡ will i¡ mi¡ fä‰ halten. auf! ihr habt zu s¡alten, walten: Eu¡ ergib i¡ mi¡ anheut.
25
Er. Ringen will i¡ na¡ dem Ruhme, S¡ön‰e! daß i¡ eure Blume, eure Ros' ohn Dornen sey. geht! da# Thal da# ru[t un# Beyden. wan die Sternen un# nit neiden,
30
sollen bald seyn unser Drey.
CLXV. Auf Herrn Chri‰of Willi¡# | und Jungfrauen Annen Sa‹enhagen# Ho¡zeit. An ihren Bruder, Herrn Matthaeu# Sa‹enhagen. Wie gerne do¡ mö¡t' i¡ eu¡ la‹en wi‹en mein wehrter Freund! wie sehr i¡ sey gei‹en, ni¡t nur mit Mund, au¡ mit dem Herzens¡rein und in dem Werk ein treuer Freund zu seyn. 5
Jhr ndt bey mir ein redli¡-Teuts¡e# Herze:
S. v. B. Birken-Wälder
220
(diß wi‹t gewiß, i¡ sag' e# ni¡t im S¡erze) da#, wa# e# denkt, mit Worten ma¡et kund, und au# der Bru‰ ‰eigt in den wahren Mund. Viel Worte, ›nd die S¡minke fals¡er Sinnen, 10
die mit der Red den Trug verkappen künnen. Die re¡te Treu ›ht auf kein Complement, wie man ie”und die Hofgebärden nennt. J¡ bin verpi¡t, für die Besu¡ung# -Ehre: a¡! daß i¡ do¡ der Wohlgun‰ würdig wäre!
15
Hier i‰ die Hand, die au# dem herzen s¡reibt, und meinen Gei‰ zu diesen Zeilen treibt. Jhr batet mi¡ (i¡ la‹e mir befehlen,) üm einen Wuns¡, für ein paar traute Seelen. Nun, eu¡ zu lieb, sey ihnen diß verehrt:
20
do¡ ›nd ›e selb‰ no¡ eine# größern wehrt. Wa# i‰ die Gab? i¡ will den Himmel bitten, daß er ›e woll mit Gütern übers¡ütten. Er labe ›e, bey langer Leben#zeit, mit Ehr und Glü¿, zule”t mit Seeligkeit.
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E# i‰ geseufzt: der Himmel wird erhören. Jhr, wehrter Freund! wolt mehr von mir begehren: i¡ ‰eh zu dien‰, und wüns¡e diß mit ein, daß ihr ‰ät# mein, Gott euer, Freund mög seyn.
CLXVI. Auf Ebendieselbe: Unter seinem Namen. J¡ zwar, i¡ bin iezt nit dorten, wo i¡ billig solte seyn, | an mir-anverwandten Orten, wo mi¡ er‰li¡ Wiegen-ein 5
meine Mutter hat geleget. freyli¡ bin i¡ weit entweget.
Gedicht 166, 1653
221
Mein Ges¡i¿ hat mi¡ geführet hieher, wo de# Rei¡e# Kern ihm ein neue# Haupt erkühret, 10
(gebe Gott, mit gutem Stern!) wo die Donau und der Regen eine Burg in Armen hegen. Wär i¡ dort, i¡ wär mit andern, S¡we‰er! au¡ dein Ho¡zeitga‰,
15
sähe di¡ zu Bette wandern mit dem Lieb‰en, den du ha‰ dir erwehlt zum S¡la[gesellen, wolt ein Cammerlied dir ‰ellen. Zwar ihr werdet do¡ wol können
20
Ho¡zeit ma¡en, sonder mi¡. Will da# Glü¿ e# mir nit gönnen, daß i¡ sehe trauen di¡: do¡ so soll e# mir nit wehren, einen Wuns¡ dir zu verehren.
25
Wil‰ du, wa# i¡ wüns¡e, wi‹en? wi‹, i¡ wüns¡e, wa# i¡ mir selb‰ zu wüns¡en wär gei‹en, wann mir wäre so, wie dir. Gibt eu¡ Gott da#, wa# i¡ denke:
30
bä‹er nü”t eu¡ kein Ges¡enke. Jhr, ihr Gä‰e, werdet sehen, wie ihr eu¡ fein lu‰ig ma¡t. Sie, die Braut, la‹t ›¡ abdrehen: ›e su¡t, in der dunklen Na¡t,
35
ihre Lu‰ allein zu bü‹en auf den wei¡en Federkü‹en. Weiter will i¡ ni¡t# mehr sagen. Wann einmal da# SonnenRad | ›¡ wird in den Wider tragen,
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wird man s¡auen, wa# ›e hat
S. v. B. Birken-Wälder
222
von den Gä‰en weggetrieben. Nun, so lebet wol, ihr Lieben!
CLXVII. Auf Herrn Daniel Preußler# Kun‰Maler# und Jungfrauen Margarethen Brandmair# Ho¡zeit. Wie? wa# ›nd da# für Gedanken? hei‰ da#, weiter fortgerei‰? s¡lie‰ dan Nürnberg s¡on in s¡ranken euren Flug-ge›nnten Gei‰? 5
Wie? hei‰ da#, die Tyber s¡auen und betretten Theti# Auen dorten üm Sanct Marcu# Stadt? wie eu¡ o] getraumet hatt. 2. Ja, Herr Preußler! euer Denken
10
da¡t auf eine weite Rei#. Gott, der wolt e# ander‰ lenken, der am bä‰en ›ht und weiß, wa# un# s¡ade, wa# un# nü”e. Etwan hätt' eu¡ au¡ die Hi”e,
15
und wa# s¡ädli¡ son‰ alldort, wie Herrn Brendeln jüng‰, ermordt. 3. Gott, der eu¡ mit Treue liebet, legt eu¡ an, den Liebe#zaum, ma¡t, daß euer Herze gibet
20
dieser Regung pla” und raum. Liebe, wie Magnet da# Eisen, ziehend, lös¡t die Lu‰ zu Reisen, zündet andre Flammen an, s¡reibt eu¡ zu der Buhler-Fahn.
Gedichte 167 und 168, 1654 und 1654/55
25
223
4. Nun, so bannet dann da# Reisen ganz au# Bleib-ge›nntem Sinn. | Do¡, e# kan gereiset heisen wann ihr iezt in Holland hin und in Seeland werdet fahren,
30
holen gute Liebe#-waaren, wann ihr werdet in dem Hag halten euren Ho¡zeit-Tag. 5. Do¡ verge‹et ni¡t, im Lieben, eure Kun‰ zu tragen s¡au,
35
neue Malerey zu üben: ni¡t wie die zu Hagenau. Brau¡t da# Jn-di¡ wohl-geölet, roht und weiß und s¡warz vermälet, reibt die Farben gut und fein
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auf dem wei¡en Marmel‰ein. 6. Nemt die Pinsel, tus¡t die Höhen, gebt der Tie[e die gebür. La‹t un# dann bey tage sehen, wa# bey Na¡t ihr mahlet hier.
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Mahlet wol, und na¡ dem Leben: do¡ beeißet eu¡ darneben, daß ihr s¡öne Bilder ma¡t, wie bey Tage, so bey Na¡t.
CLXVIII. An Herrn Johann Heinri¡ Cali›u#. Sle›en, du Si” der Musen und da# Teuts¡e Grie¡enLand, wo der s¡öne Bober-‰rand ehmal# rann, glei¡ Arethusen! 5
Wer re¡t-Teuts¡e# herzen# i‰, wird dir diesen Namen gönnen,
S. v. B. Birken-Wälder
224
di¡ da# Land der S¡wanen nennen, Teuts¡e# Phoci#, da# du bi‰! 2. Fieng bey dir ni¡t an zu ›ngen 10
unsre reine Di¡terey, da die Reimen-marteley dein Gekrönter kont bezwingen? | Ma¡t' er ni¡t zum Helikon den berühmten Berg der Riesen,
15
wo Held Gots¡e ward gepriesen mit so s¡önem S¡äferthon? 3. Da begunt au# den Sudeten mit der Elbe na¡ und na¡ ein gelehrter Musen-ba¡
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(anzufris¡en die Poeten,) dur¡ da# wehrte Vatterland ›¡ so rei¡li¡ zu ergießen, daß die Teuts¡e Spra¡ hat müßen werden weit- und Welt-bekant.
25
4. No¡ iezt ießet Hippocrene: trüber zwar, weil Orfeu# todt. do¡, e# hat no¡ keine noht. Seine Mutter zeugt no¡ Söhne, ›e gebieret man¡en S¡wan.
30
Höret Opi” auf, zu greifen: ey so se”en seine Pfeifen Tscherning, Gryph und Gläser an. 5. Ferse, der der Verse Mei‰er, und sein Kirchner, folgen na¡.
35
Nun wird au¡ mein Keulisch wa¡, aufgewe¿t dur¡ soviel Gei‰er. Re¡t so! la‹t den thummen Neid seinen ‰olzen Geifer spri”en, la‹et ihn den Sta¡el spi”en!
40
er ma¡t ihm nur selber Leid.
Gedichte 168 und 169, 1654/55 und 1653
225
6. Bä‹er i‰ e#, au# dem Brunnen dieser Musen werden naß, al# au# dem, der von dem Faß der Mänaden komt geronnen. 45
Weil ›e selber können nit, drüm vera¡ten ›e da# di¡ten. La‹t den Mida# immer ri¡ten, de‹en Kopf mit ohren blüht. | 7. Nun, herr Keulis¡ i‰ zu loben,
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daß er so, wie andre, nun seine# Vatterlande# Thun lä‹et au# in frommen Proben. Gott wird selb‰ Augu‰u# seyn, (keinen mehr die Erde zeuget,)
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seinem Maro seyn geneiget, de‹en Thon dringt Himmel-ein. 8. Nun, so ›nge dann am Ne¿er, zeig, wa# dein Gehirne hat. Gott, und au¡ dein Mecänat,
60
beyder Lob, da# sey dein We¿er. do¡ vergiß ja ni¡t fortan unsrer Pegni”, die di¡ kennet, und di¡, wie du wüns¡e‰, nennet ihren S¡äfer Kloridan.
CLXIX. Uber Herrn Johanni# Era#mi Kinderman# Mu›calis¡e Werke. Hört, wa# Herr Kinderman ihm für ein Weib genommen. Glei¡ anfang#, eh er no¡ der Kindheit kaum entkommen, gieng er auf Buhlen au#. Er tra[ ein Lieb¡en an, die ihn au¡ ja so sehr, al# er ›e, liebgewann. 5
Sie lie[ ihm selber na¡ und ließ den Hügel ‰ehen
S. v. B. Birken-Wälder
226
den s¡önen Helicon, Cytheron# grüne Höhen. Da spielet' er mit ihr und thäte man¡en Gri[, beta‰et' ihren Leib. bald kam er ho¡, bald tief. Jnde‹en ließe ›e ihr reine Stimm erklingen: 10
ie bä‹er daß er grie[, ie s¡öner kont ›e ›ngen. Zule”t ward au# dem S¡erz ein Ern‰, indem diß Paar zusammen ›¡ vermählt, mit herz, mit haut und haar. Sie zogen hin, allwo die Mu›k-Musen wohnen, | in# alte RömerLand, zum Kun‰berg der Walonen.
15
Da wurden ›e getraut, und wieder herges¡i¿t zur Pegni”, die gar o] ihr guter Thon entzü¿t. Terp›¡ore, so hieß da# Weib, da# liebe Herze war ihrem Kinderman kein Unmut oder Smerze. Sie ko‰et' ihn nit viel, weil ›e gar selten wa#,
20
und zwar nur S¡afe-darm und von Metallen aß. Sie trank gar ni¡t: darüm mu‰ er e# auf ›¡ nehmen; er trank vor ›e und ›¡, ihr beyder dur‰ zu zämen. Und weil ›e naket gieng, erspart' er au¡ da# Kleid: nur Rabenfedern-Zier war ihre Lu‰ und Freud.
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Und, da# mi¡ wunder nimt, ›e wolt nur seyn ges¡lagen: Da# man von Weibern nie mit Warheit können sagen. Zu lezt eng ›e au¡ an, gebar ihm man¡e# Kind: daß er der Kinderman re¡t seyn und heisen künd. Die Kinder waren from und keine Cammergeigen,
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die man nit gerne hört und hei‰ ›e ‰ille sweigen. Sie heis¡ten au¡ kein Brod, vielmehr ›e liefen au#, und bra¡ten Gold und Gelt und Gut und Gun‰ zu hau#. Und weil ›e abermal iezt soll im Kindbett ligen, so wüns¡' i¡ glü¿ zum Kind. da# Lob, da# soll e# wiegen,
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weil Fama Hebamm i‰. Gott gebe, daß e# bald und groß und angenem, do¡ niemal# werde alt!
Gedichte 170 und 171, 1654
227
CLXX. Wer da# Glü¿ hat, führt die Braut heim. Sonnet. Da# Glü¿ wird al# ein weib gebildet und gemahlt da# Glü¿, da# i‰ ein weib, Ein weib da# i‰ ein Glü¿e: Wer wolt e# lieben ni¡t? wer wolte da# Ges¡i¿e | nit bitten üm ein weib? Ein Mann mit Glü¿e pralt, dem sein vers¡molzne# Geld ein rei¡e# weib bezahlt;
5
und dem ein s¡öne# Weib verleihet sü‹e Bli¿e: Sie i‰ sein Paradeiß, wann, über diese Stü¿e Ver‰and und Frömkeit au¡ au# ihrer Stirne ‰rahlt. Ein Glü¿, i‰ so ein Weib! Wohl dem, dem eine# wird! Glü¿, sey mein Weib! so kan ein Weib mein Glü¿e werden.
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Von himmel komt e# zwar: do¡ muß au¡ hier auf Erden, Von Freunden, Glü¿ und Weib mir werden zugeführt. Gott, Freünde, seyt geneigt! werdt ihr mein Glü¿ regiren, so werd i¡ Glü¿ und Weib, al# Braut, zuhause führen.
CLXXI. Von dem Tabak-Mi#brau¡. Satyra oder Stra[gedi¡t Da# weltbekandte Kraut, da# aller enden rau¡et, da# keiner loben kan und do¡ ein ieder brau¡et, da# Edle kraut Tabak, die tru¿ne Trunkenheit, ‰ra[t meine Feder hier, au# Kurzweil, ni¡t au# Neid. 5
ein rau¡eri¡t# Gedi¡t! dar[ i¡ eü¡ wohl begrü‹en, ihr Musen, daß ihr la‹t Kun‰wa‹er in mi¡ ießen, daß ihr mi¡ feurig ne”t? J¡ ›ng, von dampf und S¡mau¡. brennt s¡on mein Ver# i”t nit, so gibt er danno¡ Rau¡. Ha! Clio meiner la¡t, und langt, an ‰at der Flöten,
10
mir eine Pipe zu. ma¡t der Toba¿ Poeten? Poeten rühmen ›¡, ›e trinken Glut und Gei‰:
S. v. B. Birken-Wälder
228
wa# i‰ e# son‰, wann diß nit Feür getrunken hei‰? Do¡ weg mit dem Ges¡mäu¡! ein Glä#lein Sa[t von Reben, | da# mö¡t un# eher no¡ na¡ dem Gehirne ‰reben, 15
den Kopf un# ma¡en heiß. Fürwar da# Grüne hau# die Ei#grub, und der Baum, s¡enkt bä‹ern Claro# au#. Nun dem sey, wie ihm sey: verzeihet mir, ihr Brüder de# rau¡enden Gelag#! i¡ ›”e bey eü¡ nieder; so lern' i¡ eüre weiß, und ›nge dann davon.
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i¡ rede, nur im S¡erz, und keinem nit zu Hon. Pfy, Wollu‰, die du ‰ink‰. wer rie¡t gern diese# Räu¡ern? wie vor dem Au#sa” son‰, ieht man von diesen S¡mäu¡ern diß volk, vielmehr diß Vieh, rie¡t man drey Feldweg weit. Von Knoblau¡ ‰inken ni¡t so sehr die S¡nitter#leüt.
25
‰ell ›eben Lei¡en hin: ihr Stank wird gegen diesem dir liebli¡ gehen ein, al# wie Zibeth und Bisem. so übel rie¡t kein Bo¿, und wann er s¡on ein Heer von hundert weibern führt, die wü‰er ›nd, al# er. Ein s¡wanger Weib erbla‹t, und säumet ›¡ nit lange,
30
al# ob getretten hätt': ihr Fuß auf eine S¡lange, ihr grau‰ vor dieser Purs¡. Und billi¡! dann ›e fällt in Fur¡t, daß eine Fru¡t ›e etwann bring zur welt mit einer s¡warzen Gus¡' und mit verbranten Lippen, die, s¡ändli¡ s¡auend an die Mutter au# der Krippen,
35
werd s¡merzli¡ anges¡aut. wie wann e# so ergieng, daß ihrem Kind am Mund gar eine Pipe hieng? Entiehet der Gefahr, a¡! diese Rotte iehet, al# wie die Taube thut, wann ›e den Habi¡t ›het! Kehrt üm, la‹t diese Pe‰ eü¡ ja nit hau¡en an; |
40
wann eüre Nase ni¡t davor vermauren kan der zweyen Finger S¡ild. Wa# fragen diese Pfei[er wa# fragen ›e darna¡? ›e bleiben feüer-säu[er. der Lu‰, geht vor Vernun[t, s¡ilt, s¡erze, bitt, ermahn: du rede‰ ‰umme Mäuß und taube Mauren an.
45
›e bleiben wie ›e ›nd, und einer ‰ärkt den andern. die Pipen auf der Reih, al# wie die Gläser, wandern.
Gedicht 170, 1654
229
›e blasen allzumal und rasen in die Wett. die Seu¡ (kein Mittel i‰, da# ›e davon errett,) fri‹t üm ›¡, wie der Kreb#, hört, hört e# mit Erbarmen! 50
de# E‹en#, in dem S¡mau¡, verge‹en diese Armen. wird ihnen nit Mittag# und Abend# angeri¡t: s¡i¿t Holland nur Tabak, so a¡ten ›e e# ni¡t. ihr keiner fragt wohl nit na¡ den we‰fäler S¡inken; laß ›e nur ungeirrt die s¡warze Nießwurz trinken.
55
se” eine Tafel voll, daß ›e ›¡ biegen mögt: trag Feder wildpret auf, und wa# man son‰ nur trägt auf gro‹er herren Tis¡; laß Fas- und Hanen s¡i¿en, Birkhüner, da# Gebürg; laß Krammet# Vögel pü¿en, leg auf der S¡ü‹el die üm einen Pfauen her:
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laß ihnen iegen au¡ der seltnen Vögel mehr gebraten vor da# Maul. hierzu mag‰ du gesellen, laß s¡wimmen auf den Tis¡ La¡#, Barben, und Forellen; se” Au‰ern von Ancon, die bä‰en, au¡ darbey: und s¡au, ob ihnen nit ihr Kraut no¡ lieber sey,
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und de‹en sü‹er Rau¡, den ›e no¡ mehr verlangen zusehen (der ›e hält mit Zauberey gefangen,) al# der Ulysses dort den Rau¡ von Jthaca | dem Vaterland, da# er na¡ zehen Jahren sah. Und daß er sü‹er s¡me¿, so salben ›e die Blätter
70
mit Oele von Ani#. Weihrau¡, die Gab vor Götter, WurzNelken, Rosenholz, und Zimmet, ander# mehr, da# mängen ›e darein. J‰ gar zuviel der Ehr! ›nd Perlen vor die Säü! die andren armen Ge¿en, die ihre Hände ‰ät# in leere Beutel ‰e¿en,
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die nehmen bloß Ani#. Die Pipe voll muß seyn, solt man au¡ Hopfen gar und Nußlaub füllen ein. J‰ da# nit Raserey? S¡au dorten, wie die Pra¿en, s¡au dorten ihrer Vier, die Mäuler und die Ba¿en aufblasen, zerren auf, und s¡ielen in die qvär,
80
wie ein ge‰o¡ner Bo¿. ô s¡öne Purs¡! woher?
S. v. B. Birken-Wälder
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Ein Weib ›e alle hat auf einmahl mi# gebohren. ›e ›nd, au# Einem Ey, zu einem Thun erkohren. Caetera desunt.
CLXXII. Uber die Ovidis¡e Götter versammlung. Da# laß mir Götter seyn. Saturn will seine Kinder ermorden. Jupiter der i‰ der gröb‰e Sünder, der do¡ der grö‰e Gott, hat s¡öne Mägdlein lieb. die Venus i‰ ein Hur; Mercurius ein Dieb. 5
Da# laß mir Götter seyn. Mars se”t Vulcan den S¡mide, dem Hanreih hörner auf, i‰ spinnen feind den Friede, Apollo buhlet selb‰. Sie alle überein Verblendt ein blinde# Kind. da# laß mir Götter seyn.
CLXXIII. Perseu# und Andromeda. S¡au an: wa# kan die Lieb dur¡ eine S¡önheit ni¡t. diß s¡öne fräulein hier Prinz Perseus kan ma¡en so kühn, daß er ni¡t für¡t den Landgefür¡ten dra¡en, erlegt ihn und erlö‰ Andromedam sein Lie¡t. 5
Bi‰ du ein Perseus, dein Lieb Andromeda, der Meerdra¡ ihre Zu¡t, und wil‰ ihr kommen nah, entfä‹eln ihren Sinn: so ‰reite mit den dra¡en so lang, biß er da ligt Todt und mit o[nen Ra¡en.
Gedichte 174, 175 und 176, 1655
231
CLXXIV. Narci‹u#. Narcißus will, die ihn liebt, wieder lieben nit drüm muß er, wa# ihn ni¡t kan wieder lieben, lieben. A¡ solte seine Straf die Jungfern au¡ betrüben, die, den Narcißu# glei¡, erwei¡et keine Bitt. 5
die Jungfer, die mir lieb üm Lieb ni¡t wieder gibet, zu sehr verliebt in ›¡, der wüns¡ i¡, daß ›e werd ein alter Eisenkram, in Eisenkraut verkehrt, (wie Narciß in die Blum) daß ›e bleib' ungeliebet.
CLXXV. Vulcanu#, der S¡mied und Hanreih. S¡midgott und Götter-S¡mid, Unform und Stelzefuß, de# Himmel# Mi#geburt, an Leib und Sinnen krumme, du Hanreih! a¡ du bi‰ für Venu# gar zu thume; Mar# wartt ihr bäßer au[, der hörner s¡miden muß. die hörner, mein Vulcan, ›nd deine s¡ön‰e Zier. |
5
Laß Venu# nur, ›e weiß dir diese Zier zugeben. J¡ selb‰ wolt' herzli¡ gern di¡ s¡mü¿en hel[en ihr, imfall mein Hammer solt auf ihren Ambo# s¡weben.
CLXXVI. Saturnu# der Saurtopf. Du alter Grimmbart du, du wilder Jsengrim, du wolf, du kinderfraß, unformli¡# Runzelkien, du krummer Sensenmann, du Greiner der nur zannet! du taug‰ in himmel nit, drüm bi‰ du au#gebannet. 5
der himmel di¡ ver‰ieß: drüm wohne‰ du auf Erd, da du Catonen zeug‰, bi‰ Sauersehern wehrt. J¡, solt i¡ Jupiter auf Erden einmal heißen, i¡ wolt au¡ von der Erd di¡ gar zur höllen weißen.
S. v. B. Birken-Wälder
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CLXXVII. Pluto der Gold- und Höllen-Gö”. Du, Pluto, bi‰ kein Gott: der Teü[el mag‰ du seyn. vor diesem Gott, ô Gott, behüt mi¡, i‰ mein Bitten. J¡ theil mit ihm, wie Zeu#: der Himmel bleibe mein: du Höllgott, habe dir für di¡ die Höllenhütten. 5
Bi‰ du dann au¡ ein Gott de# Gold#? ey habe dir dein Gold! mein Gott sey mein! do¡ nein! die Erde hier i‰ Gotte#, au¡ da# Gold, da# au# der Erd genommen. Gold komt nit au# der Höll: e# ma¡t zur Hölle kommen.
CLXXVIII. Jupiter der Buhler. Bi‰ du der Himmel#gott: so müßen s¡öne Frauen dein Himmel seyn; so gern geh‰ du zu ihnen ein. du bi‰ kein Narr: wem solt vor sol¡em himmel grauen? Ma¡t diese# Thun zum Gott; i¡ wolt bald einer seyn. 5
Vor deinem Donner wol die La‰er ›¡er bleiben. du ma¡‰ ›e selber mit, ha‰ an der Stra[e theil. | du s¡i¿te‰, wär‰ du Gott, auf di¡ selb‰ einen Keil. Man muß da#, wa# man ‰ra[t an andern, selb‰ nit treiben.
CLXXIX. Neptunu#, der MeerGö”. Behalt ›e, mir wüns¡' i¡ die na‹e Gottheit ni¡t, du wa‹ergö”! du mu‰ ein Gott seyn, kein Gedi¡t: son‰ deine Maje‰ät ja läng‰ erso[en wäre. J¡ mö¡te seyn, wie du, wann wären Wein die Meere. 5
Gold i‰ Gott in der Welt. hätt' i¡, wa# ligt versunken im Meer, i¡ wäre mehr, al# ein Gemahlter Gott, wie du, Neptun. iedo¡, dem S¡aden folgt der Spott: dein Lügen Nahm, mein Wuns¡, die Gottheit, ligt ertrunken.
Gedichte 180, 181 und 182, 1655, 1655 und 1655/56
CLXXX. Juno, der Eh- und EhrGö”. E# i‰ kein Jupiter. wo bi‰ dann du, sein Weib, du Lügen-Juno du? Ligt ihr all‰ät# zu bette, daß man eü¡ gar nit ›ht? wohl bliebe, wie i¡ gläub', i¡ deinet wegen arm, imfall i¡ son‰ ni¡t# hätte. 5
du bi‰ der Frauen Bild. Ein ding ›nd Frau und Pfau: ›e ‰ölzeln in die wett'. Ey sag nur, Gotte#-Frau, wo buhlt dein Jupiter? S¡a[ daß er lieb gewinne nur di¡ allein, bi‰ du der Ehr und Eh Göttinne.
CLXXXI. Die Liebe# Gö”en. Wann meine Venu# i¡ in meinen Armen habe, al#dann so glaub' i¡ er‰, daß eine Venu# sey. Und, wann e# Zeit, daß Sie mit einem mi¡ begabe, so ma¡t Cupid¡en au¡ in Wiegen ein Ges¡rey. 5
J¡ bete keinen Pfeil und keine Venu# an. J¡ für¡te mi¡ au¡ ni¡t vor Göttern und Göttinnen; wann mir nur gnädig i‰ die Göttinn meiner Sinnen. Jhr' Äuglein ›nd der Pfeil, der mi¡ verwunden kan. |
CLXXXII. Uber Herrn Wülfer# vornemen Theologi, Bildni#. So ›ht Herr Wülfer au#: kein Pinsel bildt die Sinnen. so große Sa¡en fa‹t ni¡t so ein kleine# Blat. Er i‰ sein Mahler selb‰: und wie er ›ht von innen, diß seine Feder un# vorlang‰ gewiesen hat. 5
Jn Bü¡er hat er ›¡, in ewig# Erz, ges¡rieben. den, der so s¡reibt vom Glü¿, muß Glü¿ und Ehre lieben.
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Sein Lob ihn überlebt, ‰ät# von ihm reden wird: wir mahlen, den einmahl die welt mit na¡ruhm ziert.
CLXXXIII. Zu Herrn Daniel Wülfer# Prediger# und Professoris Publici in Nürnberg Vertheidigtem Gotte#Ges¡i¿. Wir ›nd e# wohl gewohnt, wir hier am Teuts¡en Meer, daß un# herrn Wül[er# hand s¡i¿t etwa# liebe# her, die Gei‰ und Feüer s¡reibt und ungemeyne Sa¡en, die unsre Sinnen kan gen himmel iegend ma¡en. 5
Sein Fönix og zu un#: er i‰ un# lieb gewe‰, er bleib un# ewig lieb, die herzen ›nd sein Ne‰. Wie unser Jesu# ›¡ mit seinen Jüngern le”et, da# s¡öne Bu¡, hat un# vielmehr al# Gold erge”et, Vor allen aber mi¡; e# s¡eidet nie von mir,
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e# ma¡et mi¡ nie satt, mi¡ hungert für und für, i¡ la# und li# e# o[t. J”t rei”et mein verlangen | ein neue# Bu¡, da# man zu dru¿en angefangen, vom Glü¿ und vom Ges¡i¿. wann kommt die sü‹e Ko‰? So frag i¡ Tag für Tag, und fors¡e bey der Po‰,
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ob e# mir sey ges¡i¿t? Nun, endli¡ wird e# kommen: E# wird willkommen seyn: und, daß die zahl der Frommen auf Erd vermehret werd, in dieser bösen Zeit, da wenig Chri‰enthum wohnt in der Chri‰enheit: so wüns¡' i¡, daß no¡ lang Herr Wül[er möge leben,
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und daß no¡ man¡e# Bu¡ er mög zulesen geben. J. P.
CLXXXIV. Erklärung de# Kupferbild#. Wa# i‰ da# Glü¿? ein Gö”, den man zur Göttinn ma¡te im Heidenthum, und den da# di¡ter-volk erda¡te.
Gedichte 184 und 185, 1656 und 1654/55
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wa# dann, wa# i‰ da# Glü¿, da# no¡ zur zeit ein Chri‰ o[t in den Munde führt? hier lerne wa# e# i‰! 5
diß Bu¡ da# Glü¿e di¡ im himmel su¡en lehret; diß Bu¡ der Donner i‰, der diese# Bild zer‰öret, wie dorten Daniel den Bel zu Babylon. wa# di¡ter-händ' erda¡t, dem ›nget au¡ der Thon de# di¡ter# hier zu Grab. laß' deine Augen sehen
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auf Gotte# Aug und hand, so alle# hei‰ ges¡ehen. Liß, lern, und trö‰e di¡, und ehre da# Ges¡i¿: und diesem der di¡ lehrt, wüns¡' eitel Stern und Glü¿.
CLXXXV. Zu Herrn Jacob Edel# und Jungfrau N. Prüferin Ho¡zeit. 1. Wie, mein Freund? so wollet ihr eüre Freyheit so verkau[en? wolt ihr wie man saget mir, in den Freyer-orden lau[en 5
und nit mehr der Freye seyn? wollet Jhr ein neüe# Leben mit den Neuen Jahr anheben? wie el eü¡ der Po‹en ein? 2. Ha! i¡ denke, wa# e# i‰:
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Eü¡ will werden gar zulange diese rauhe Winter fri‰, und die Kälte ma¡t eü¡ bange: Jhr seit so ein biß¡en karg, wollet geld und holz ersparen,
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eü¡ mit einen Belz verwahren. Seyt ihr heüer er‰ so arg? 3. J¡ fürwar i¡ ma¡t' e# mit, weil da# Brennholz etwa# theuer! A¡ daß i¡ mir do¡ au¡ nit
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s¡üre so ein liebe# Feüer! Unterm Leyla¡ i‰ e# Warm, wann 4 Arme ›nd beysammen, wo nit brennen sol¡e Flammen, einen friert daß Gott erbarm.
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4. Aber denket nun, mein Freünd, denkt an unsre alte s¡wänke. wi‹et, daß, wie ihr# gemeynt, i¡ eü¡ nun zu fragen denke, | al# ihr sagtet diß und da#,
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wie ›e solte seyn bes¡a[en, die bey eü¡ no¡ solte s¡la[en: da# i¡ zwar zum theil vergaß. 5. Eine# fällt mir dißmal ein. Eüre Lieb‰e wird ›e dör[en
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eüre S¡la[gesellin seyn? Nein! ›e mö¡te mir anwer[en einen Hirs¡ au# ihrem Bus¡; (also sagtet ihr vordeßen) wann i¡ mi¡ auf ihr will meßen,
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Krie¡' i¡ unter, sage, Hus¡! 6. Ob ihr habt gesaget wahr, soll die Prüferin i”t prüfen. wie wann ›e käm sälber dar und in eüer Bett wolt s¡lie[en?
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woltet ihr ›e weisen ab, hel[ dir Gott! zum Bettler sagen? wär i¡ ›e, i¡ wolt eü¡ plagen, bi# i¡ hätte meine Gab. 7. Zwar i¡ werde sol¡e# nie,
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diese# aber eher, gläuben, daß ihr werdet, ohne Sie ni¡t in Bette können bleiben. Ja ihr werdet e# vielmehr
Gedichte 185, 186 und 187, 1654/55, 1655 und 1655
Faden-na¿et selber wagen, 55
›e au# ihrem Bette tragen, ob e# au¡ Ei#zapfen frör. 8. Nun wa# no¡ ges¡ehen mö¡t, sol¡e# ‰ehet zu erfahren, wie ›¡ etwann alle Nä¡t |
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Bäü¡ zuglei¡ und Bette paaren. Eine# no¡: ihr dör[t nun nit trinken wa# Taba¿ zuzeiten: weil eü¡ eure Feü¡tigkeiten euer Bettgespann au#zieht.
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9. Mi¡ verhintert diß und da#, son‰en käm i¡ zu der Kö‰e. Nun i¡ dien' eü¡ son‰ in wa#: Jhr werdt no¡ wol haben Gä‰e. J¡ ‰ell mi¡ mit wüns¡en ein,
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die Eü¡ in da# Bette segnen, und gut Gu¿e# auf eü¡ regnen. Gläubet, e# soll Amen seyn.
CLXXXVI. Auf eine Ho¡zeit. Man s¡erze, von dem S¡erz, von eüren neuen Leben. den herzen i‰ e# Ern‰, eü¡ einen Wuns¡ zugeben: Lebt fröli¡, lang, gesund! do¡ theilt die Stunden ab: die Chlori# eüre Nä¡t, die Täge Clio hab.
CLXXXVII. An eine Edle Dorothee: Mit Sanctae Dorotheen Tode#ges¡i¡t. Eü¡, Edle Gotte#-Gabe eü¡ s¡enk i¡ die Ges¡i¡t.
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weil i¡ son‰ ni¡te# habe, so geb' i¡ ein Gedi¡t. 5
J¡ soll eü¡ heute binden, der Tag hei‰ Dorothee: | J¡ will ein Kränzlein winden von Blümlein au# der höh. 2. Wer sol¡e Himmel#gaben,
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wie ihr seit, binden will, muß Himmel#gaben haben. Gott, meinen Wuns¡ erfüll! Glei¡wie er i”t den Lenzen krönt mit der Blumenhaab:
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so, woll er eü¡ bekränzen mit Glü¿ von oben ab. 3. Die Blumen eu¡ erfreuen, die Kränz', auf Erden hier. Jn Himmel#-Feldereyen
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w䡉 eu¡ viel Blumen Zier: Dorthin folgt Dorotheen, im Tod, ô Dorothee! da wollen wir eü¡ sehen bekränzt mit Sternenklee.
CLXXXVIII. Erklärung de# Kupfer Titelbilde# zum Kalloandro de# Unglü¿seeligen. Gesprä¡e zwis¡en Kalloandro und Cupido. K. Blinder Gott, ein Gott der Blinden! deine Fakeln ›¡ anzünden auf der hölle Flammenplan. Fre¡er Herzog geiler Sünder!
Gedicht 188, 1655/56
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diese ›nd, wa# du bi‰, Kinder, die di¡, liebend, beten an. C. Ja, ja nenn mi¡ einen Blinden! du sol‰ einmahl wohl empnden, daß i¡ s¡ar[ gnug sehen kan. |
10
Gott# verä¡ter, red gelinder! diese ›nd, wa# i¡ bin, Kinder, die mir wollen ›egen an. K. Solt‰ du seyn ein Gott? ohn Zwei[el! ja du mag‰ wohl seyn ein Teü[el;
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Höllis¡ i‰ dein Herzenbrand. deine Pfeil ›nd geile augen, die un# Leib und Seel au#saugen, wann die Lu‰ den Bogen spannt C. Diesem, der mi¡ hönt, ohn Zwei[el
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werd i¡ au# den Gott ein Teü[el, höllis¡ plaget ihn mein Brand. du au¡ soll‰ au# lieben augen mir no¡ Pein und Qvalen saugen, die di¡ äng‰en mit be‰and.
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K. Solt i¡ dir, du Pe‰ der Erden, eine feige Mämme werden? solt i¡ dein Gefangner seyn? Nein! die Freyheit mi¡ erfreüet, und mein degen Lei¡en ‰reüet:
30
Buhlen wär mir eine Pein. C. Freyli¡ solt du mit Beswerden mir no¡ ein verliebter werden, ein betrübter Buhler seyn. Mein Ges¡oß den Tod dir dräuet,
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und bald in dein Herze ‰reüet ganze Fuder ang‰ und Pein.
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K. S¡weig, du lose# Kuppelbüb¡en, du mir unbeliebte# Lieb¡en! weibis¡ ma¡t die Weiber-Lieb. | 40
Lieben i‰ ein faule# Leben. J¡ will na¡ der Tugend ‰reben dur¡ belobten Ritter-Trieb. C. Bin i¡ s¡on ein kleine# Büb¡en, bin i¡ do¡ ein liebe# Lieb¡en.
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Lerne wi‹en daß die Lieb sey da# allersü‰e Leben! die na¡ Müh und Arbeit ‰reben, mögen loben deinen Trieb. K. Soll man so die Tugendgaben
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in den Weibers¡oß vergraben? Liebe# feuer feyren ma¡t. Nein! e# i‰, auf dapfre# Kriegen, einen ‰olzen Feind be›egen, mein beherzte# herz beda¡t.
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C. Soll man s¡öne Liebe# Gaben in da# Eisen so vergraben? Lerne für¡ten meine Ma¡t! J¡ s¡a[ dir genug zu kriegen: weil mein Pfeil gewohnt zu›egen,
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i”t i‰ auf den S¡uß beda¡t. K. Ey de# Kriege# muß i¡ la¡en! di¡ lä‹t keine Wunde ma¡en, Tugend und Vernun[t, mein S¡ild: Und daß i¡ di¡ tritt mit Fü‹en,
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diese# soll di¡ ma¡en wi‹en daß darauf gemahlte Bild. C. Ey de# S¡ilde# muß i¡ la¡en! Lieb, kan Weiße närris¡ ma¡en. | S¡au, diß hole Spiegel-S¡ild
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Na¿et bin i¡: du wir‰ mü‹en
Gedicht 188, 1655/56
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danno¡ unter meinen Fü‹en in dem Harnis¡ werden mild. K. Meinen S¡ild kan‰ du im S¡erze kehren üm, do¡ ni¡t mein Herze, 75
da# bleibt allzeit, wie e# i‰. Hält Krisanta mi¡ gefangen: Sie soll ni¡t# von mir erlangen, ob s¡on du ihr Bey‰and bi‰. C. Jhr Gefängni#, sonder S¡erzen,
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droht Gefängni# deinem herzen, ob der Leib in kurzer Fri‰ ihrer Ha[t wird seyn entgangen: du wir‰ er‰ an Fä‹eln hangen, wann du nun entkommen bi‰.
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K. Sag', au# wel¡em S¡önheit#Kö¡er nim‰ du Pfeile, S¡merzenlö¡er mir zus¡ießen in da# Herz? Zeige mir die Sonnen-‰ralen, die bebli”en mi¡ mit Qualen!
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Ja! mi¡ friert bey dieser Kerz. C. S¡au, der Spiegel i‰ der Kö¡er, dert Pfeile, s¡ießet Lö¡er, s¡au darinn die Liebe# Kerz! wärmen di¡ au¡ diese Strahlen?
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wie gefallen dir die Qualen? wie bend ›¡ nun dein Herz? | Seht, wie er nun ‰eht entzü¿et, wie er, selb‰ in ›¡ ver‰ri¿et, ein Narci‹u# worden i‰!
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Ritter, tritt mi¡ nun mit Fü‹en! J”t mag man wohl ›¡er wi‹en, daß du nit mehr tro”ig bi‰.
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Ja du wir‰ bald auf den Kniehen zuversöhnen di¡ bemühen 105
mi¡, den du gehönt zuvor. Nenn mi¡ nun, wie vormal# blinde; red mir zu, al# einem Kinde! sey ie”und ein kluger Thor. Du, du lieb‰ in heißem Triebe;
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und di¡ ha‹t der Gott der Liebe: Lieben wir‰ du, dir zur Pein. deine ho[art au#zubü‹en, sol‰ du mir mit S¡merzen müßen ungeliebt verliebet seyn.
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Wo i‰ Balsam vor die S¡rammen? wa# wird kühlen deine Flammen? deine Feindinn liebe‰ du: Und du wir‰ mit Untreu-Sa¡en dir ›e selb‰ no¡ feinder ma¡en.
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Lieb, versagt dir alle Ruh. Vormal# wolte‰ du nit lieben: Bald wir‰ du au¡ Buls¡a] üben. wa# Krisanta ni¡t von dir angeboten kond er‰reben,
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wir‰ du ungebeten geben einer andern, mit begier. | dur¡ so ungetreüe# Lieben wir‰ du dein object betrüben: diese, die da Löwinn hei‰,
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wird di¡ Löwengrimmig ha‹en Zwis¡en ihre Klauen fa‹en und zerzerren deinen Gei‰. Spiegelt eü¡, ihr Lieb#verä¡ter, meiner Gottheit Widerfe¡ter,
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spiegelt eü¡ an der Ges¡i¡t! wolt ihr glei¡er Stra[ entgehen,
Gedichte 188, 189 und 190, 1655/56, 1656 und 1656
la‹et ja Eu¡, mi¡ zus¡mähen, nimmer mehr gelü‰en ni¡t.
CLXXXIX. Erklärung de# KupferTitelbilde# zum Endimiro de# Unglü¿seeligen. Seht eine Mummerey! seht einen Larvenkram! da# Thun in diesem Bu¡ i‰ eine Ma#qvarade. Die Lieb kan alle Kun‰: Vertumnu# i‰ ihr Nahm, die alle Formen führt, in ihrer Kö¡er-Lade. 5
Sie ma¡t, au# herren, Kne¡t; au# Prinzen Ritter# Leüt; au# Damen Cavalier, au# Cavalieren damen. Seht diese# Freülein hier in eine Nonn verkleidt; Seht jenen Slaven dort mit einer Für‰in Nahmen. Ein Krämer i‰ die Lieb und handelt mit betrug:
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wer ihr will kau[en ab, der brau¡t Ge›¡t# genug.
CXC. An eine Edle Catharina. Mit Sanct Catharinen Marter Ges¡i¡te. 1. Eü¡, Edle Catharine, Eü¡ i¡ mit der Ges¡i¡t an diesem Tag bediene. Gold, Silber, hab i¡ ni¡t, 5
eü¡ einen Band zu winden. La‹t diese# s¡le¡te Lied mi¡ meiner S¡uld entbinden und seyd geknüp] damit! 2. Papier i‰ meine Gabe:
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J¡ zahle wie i¡ kan, i¡ gebe wa# i¡ habe;
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den willen sehet an! Jhr könt e# no¡ wohl lieben: weil ihr, ô Edle Dam, 15
‰eht selb‰ darauf ges¡rieben und Euer lieber Nahm 3. Wie ihr au¡ Lob errungen und eine Reinhild seyt, davon hab i¡ gesungen,
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Zwar s¡le¡t, vor dieser Zeit Den Wuns¡ leg i¡ darneben: Gott führ' Eü¡ Goldbekrohnt, zwar spat, in jene# Leben, wo Catharina wohnt.
CXCI. Auf Herrn Matthaei Sa‹enhagen# und Jungfrauen Susannen Margarethen von Linzen Ho¡zeit. J¡ lobe, wehrter Freünd! wa# du mir ha‰ ges¡rieben, daß du ein neüe# wil‰, ein liebe# Leben, lieben. | J¡ lobe diese# Thun, und liebe deinen Sinn, wiewohl i¡ selber frey und no¡ kein Freyer bin. 5
Wa# wird e# endli¡ seyn? J¡ muß dir ja re¡t geben: Gepaarte# Leben i‰ da# allerbä‰e Leben. Ein Weib, ein treüer Freünd. Er s¡lä] dir in den Arm, er ma¡et dir, und du ma¡‰ ihme wieder warm: Alleine, liegt man kalt. Zwey liebe treüe herzen,
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›nd froh in wohl und weh, ›e theilen Lu‰ und S¡merzen. wann iemand leidt mit dir: da# Leid, wird halbe# Leid; Bi‰ du selb-ander froh: die Freüd, i‰ dopple Freüd. Allein, i‰ alle# halb, wa# son‰en ganz erfreüte. der Adam e# bezeügt, der Vater aller Leüte.
Gedicht 191, 1656
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Er hatte, wa# man wüns¡t: do¡ weil er war allein, mu‰ seine Seeligkeit no¡ unvollkommen seyn, bi# daß von ihm zu ihm die Edle Riebe kame, ihm in die Arme lief, ihn in die ihren nahme; Er ward ein ganzer Mens¡, al# er getheilet war,
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Ein Mann, ein halber Mann! da# bä‰e ›nd ein Paar. daran ha‰ du geda¡t, mein wehrter Sa‹enhagen, al# di¡ dein guter Stern in Sa‹en hingetragen: da eine s¡öne Seel dir so behaget hat, daß ›e dir in da# herz, ja in die Seele, trat,
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und in da# ihre du. O drey-beglü¿te Stunden, da du, mein Ander J¡, dein Andre# du gefunden, und nun ergänzet bi‰. J¡ freüe mi¡ mit dir: weil mir dein gute# Glü¿, al# widerführ e# mir, so lieb al# meine#, i‰. wie solt i¡ mi¡ nit freüen?
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du bi‰ nun wohl versorgt. Nun kan‰ du, mit Gedeyen ab warten de# Beru[#. wa# dir erwirbt dein S¡weiß | die S¡ä”e, dir dein S¡a” fein zuerhalten weiß und zu verwahren wohl. du dar[‰ nit mehr auf Morgen, vor Ko‰ und Kü¡e nit, vor Bett und Laken, sorgen;
35
und wa# de# dinge# mehr, da# einer borgen muß, der unbefreyet lebt in unruh und Verdruß. du wir‰ zubette nun dein' eigne Kö¡in führen; dein eigne S¡ü‹el wird man¡ guter Bi‹en zieren: der dreymal bä‹er s¡mä¿t, weil er auf eignem heerd,
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von der, die bey dir s¡lä[t, ihn au¡ mit dir verzehrt, geko¡et worden i‰: kommt#, daß die Kron der Städte, da# liebe Lübek, di¡, wie e# dann thut, und thäte, in Staat#ges¡ä[ten brau¡t und s¡i¿et di¡ hinau#; so förder‰ du dein Thun, und freue‰ di¡ zuhau#.
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So wir‰ du, wann du kömm‰, mit händen und mit Wangen mit einem Gruß und Kuß ümfangen und empfangen. So wis¡t dir ab den Staub, den Regen und den S¡weiß, die Lieb‰e, die ›¡ dann beei‰ auf alle Weiß, daß ›e dir thue s¡ön. Sie hat ›¡ au¡ versehen,
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mit fris¡en Leingerät entgegen dir zugehen. da# E‹en ›e bald gar, da# Bette, färtig, ma¡t, und freüet ›¡ mit dir auf eine PolterNa¡t, na¡ langer Fa‰enZeit. Rei‹t etwa# an den Kleide, am Hemd, (e# ma¡et mi¡ S¡erzreden eure Freüde)
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›e i¿t e# wider ganz. darzu i‰ ›e ges¡i¿t: wa# ma¡t e#? weil ›e au¡ mag gerne seyn gei¿t. Vor wa#, gehört ›¡ wa#! Und wa# son‰ mehr vor Sa¡en, dir einen Adam#-Sohn glü¿seelig können ma¡en, dem eine Heva wird. J¡ wüns¡te mir dein Glü¿: |
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do¡ i¡ erwüns¡' e# ni¡t. E# i‰ nit mein Ges¡i¿. E# s¡eint, al# ob in mir die abgekränkte Seele ihr einen Bräutigam, und keine Braut, erwehle, und ho¡zeitfärtig sey. J¡ werde ümgebra¡t von Sorgen, und mein Leib zum Grabe rei[ gema¡t.
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wohl dem, der wohl hindur¡! E# lebt ›¡ wohl im Himmel. Wer weiß, wa# auf un# wart, in diesem welt getümmel, da# härter nie gedroht? Gott thue wa# er will! er lenk' e# nur mit un# zu seeligli¡en Ziel. Jndeßen wüns¡' i¡ dir, wa# i¡ mir selber wolte,
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und wa# vor Gute# i¡ mir wählte, wann i¡ solte. E# sey dein Ho¡zeitga‰ mein Wuns¡ an meiner ‰at. J¡ sage, wa# i¡ denk: der Mund da# ♡e hat. Gott höre und erhör! Ein Wuns¡ kan ni¡t verderben der Feur und Anda¡t hat. Und daß i¡ wolle ‰erben
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dein diener und dein Freünd, bezeiget diß Papier, daß na¡ mir leben soll, wann i¡ nit mehr bin hier.
CXCII. Wein#bergis¡e Weiber-Treu. 1. La‹et un# ein Liedlein ›ngen, von belobter Weiber-Treü, Weiber-Lob in Reimen bringen, alte Thaten ma¡en neu;
Gedicht 192, 1656
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Sie ›nd würdig zu erzählen: E# verdienen ein Gedi¡t sol¡e fromme Weiber-Seelen und ein ewig# Ruhmgerü¡t. 2. Wein#berg eine Burg in Bäyern,
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(da# einmahl ein weinberg war) heißet un# die That verneuern ihrer frommen Weiber-S¡aar. | Wel[, der Herzog wild von Sitten, wurde von dem Keyserheer
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hart belägert und be‰ritten, thät au# Wein#berg Gegenwehr. 3. Unversöhnli¡ war entbrennet de# ergrimmten Keyser# Zorn. Wein#berg wurde hart berennet;
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Wel[en war der Todt ges¡worn: Er, kond keine Gnad erwerben. Conrad, Wein#berg s¡lei[en wolt. A¡, da ware nah, da# Sterben, Gnade theürer war al# Gold.
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4. Stolze Männer! dör[t ihr sagen, daß ihr alle# könnt allein? Wie daß ihr ni¡t wegges¡lagen von der Burg, benahmt vom Wein, die gefür¡ten Feinde# hau[en?
30
wo blieb damal# euer Tru”? daß dem Tod ihr kondt entlau[en, wurden Weiber euer S¡u”. 5. Weiber, wu‰en Rath zunden, da den Männern Wi” gebra¡;
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Weiber konden überwinden, da die Männer wurden s¡wa¡. Conrad, hatt' erhört ihr Flehen, daß ein iede ›¡erli¡
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au# der Ve‰ung mö¡te gehen, 40
tragen, wa# ›e könd, mit ›¡. 6. Wa# beginnen da die Weiber? ni¡t (wer hat# gehöret ie?) Gold und Silber; nein, die Leiber | ihrer Männer, fa‹en ›e
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auf den zarten, s¡wa¡en Rü¿en, tragen ›e zur Burg hinau#; Väter, Brüder sah man drü¿en ihre A¡seln, vor dem Hau#. 7. Keyser Conrad, zwar betrogen,
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mu‰e danno¡ dieser Treü in dem herzen seyn gewogen: de‹en Zeug sein weinen sey. Herzog Wel[en wurd verziehen, und der s¡önen Burg vers¡ont.
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Sol¡ ein löbli¡# Lieb#-bemühen billig ward mit Gnad belohnt. 8. Männer! legt die Feder nieder, rühmt nit mehr wie ihr gethan, den Enea# und zwey Brüder,
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die au# Troja und Catan' au# dem Brand hinweg getragen ihre Eltern, i‰ e# wahr: höret hier, wa# mehr i‰, sagen von der frommen Weiber-S¡aar.
65
9. Euren Ruhm habt ihr zu bauen auf drey Männer nur allein. drey‹igmal drey treue Frauen dreymal mehr zu loben seyn. Denket do¡: e# trugen Weiber
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s¡wa¡ von Rü¿en, arm von Stärk, die so s¡weren Männer Leiber. ô ein treue# Wunderwerk!
Gedichte 192 und 193, 1656
249
10. La‹t e# mir ein Wunder heißen, weil e# wunder au¡ gethan: 75
Al# die Sa¡ hiervon thät reißen zu dem Herzog von To#can, | und ihn krank fand auf den Bette, ma¡te ›e ihn ‰ra¿# gesund; weiber-Treu, thät an der ‰ätte,
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wa# die Arzeney nit kond. 11. S¡weiget nun, ihr Weiber-Feinde! lobt, wa# ihr zuvor ges¡mäht. Frauen, ›nd die treu‰en Freünde, ihre Lieb vor alle# geht.
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wel¡er Mann wolt ander‰ sagen, soll nit seyn so würdig au¡, daß ihn eine Frau solt tragen au[ dem Ru¿en oder Bau¡. 12. Ni¡t wehrt i‰ er, (will i¡ sagen)
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daß ihn lang im Mutter-Leib und au¡ lange hat getragen auf dem Arm, ein treue# Weib. Aber mehr al# gute Zeiten der Verdient und au¡ bekam,
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der in# Bu¡ der Ewigkeiten trägt den wehrten Weiber Nahm.
CXCIII. Auf Herrn Doctoris Chri‰of Gottlieb Dilherrn# von Tummenberg JurisConsulti in Nürnberg und Jungfrau Felicita# Kleeweinin Ho¡zeit. Sonnet. S¡öne Jungfer Braut, man saget, ihr wolt werden Doctorinn in den Re¡ten, da ihr do¡ habt die Re¡te nie ‰udiret.
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Euer Vorsa” i‰ nit re¡t: weil den weibern nit gebühret, na¡ den Re¡ten, daß ›e nehmen Männer-Arbeit in den Sinn.a | do¡ ihr allegiret Leges, wann i¡ re¡t beri¡tet bin,
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daß zu Würden wird da# weib dur¡ den Mann habilitiret.b daß ihr promovieren könd au¡ no¡ unexaminiret; daß ihr nehmen dör[t den gradum sonder Disputiren hin. Nun man muß eü¡ laßen re¡t: Weiber wollen re¡t behalten. do¡ die Sumptus mü‰ ihr tragen: heüte gebt ihr doctorsmau#,
10
Auf die Na¡t werdt ihr creirt. Und daß ihr ni¡t dör[t verwalten der Juri‰en s¡were Aemter,c nimmt da# Re¡t eü¡ selber au#: Jhr mögt, frey und unge‰ra[t, ni¡t# von Re¡ten können sagen. Eur Decanus aber wird eü¡ da# Corpus heißen tragen.e a. c.) per l. 1. §. 1. ff. de postulando. b.) l. 8. ff. de Senatoribus. l. 3. C. de dignitate. d.) l. 2. §. n. ff. de Jure Fiscali e.) contra l. 3 §. 3. ff. de muneribus et honoribus. Sextus Legulejus.
CXCIV. Auf ihren Namen Sonnet. Wer hat da# Glü¿, der dar[ die Braut zuhause führen: So sagt man Sprü¡wort#weiß. J¡ la¡e dieser Red: ein arme# Glü¿, wann man nur mit zuhause geht. der hat da# Glü¿, der gar dar[ mit zu Bett spaziren. 5
Herr doctor Bräutigam no¡ höher kan braviren. da# Glü¿ i‰ seine Braut: die führet er zu Bett und ni¡t zu hause nur. Er fragt nit ob der Sved au¡ Glü¿ in Polen hab, werd Wars¡au secondiren. | Wer Glü¿ hat, so, wie Er, der führt da# Glü¿ zuhau#,
10
zu Bett, und au¡ zu Tis¡, geht mit ihm ein und au#. Wüns¡t Glü¿, zu seinem Glü¿! wa# wird man wüns¡en können? Er hat s¡on, wa# er soll: Er s¡lä[t selb‰ bey dem Glü¿,
Gedichte 194, 195 und 196, 1656, 1656/57 und 1657
s¡erzt, i‹t und trinkt mit ihm. den wuns¡ i¡ ihme s¡i¿: Jhn und sein Glü¿e muß der Tod au¡ selb‰ nit trennen. Fortunato Felicitatianus Langnam.
CXCV. Joseph und Potiphar# Weib. Du frommer Joseph du, den Ruhm ha‰ du allein; der du der er‰e war‰, wir‰ au¡ der le”te seyn. Steh ja nit wieder auf, man würd auf# neüe sagen: dort kommt der Träumer her! Nit mehr i”t in der Welt 5
du und dein keüs¡e# Herz die 30. pfennig gält. Ein ieder gern sein Kleid mit ›¡ davon will tragen, lä‹t ›¡ berauben ni¡t. J¡ sage dir vor wahr, Potiphara! erwis¡ au¡ nur bey einem Haar den Jüngling heüt zutag: er lä‹t e# ni¡t dahinden.
10
Kein Kerker i‰ i”und, den so ein Joseph zier': viel fängt er, die gehor¡t der Stimme: S¡la[ bey mir! Su¡ in Utopien, wil‰ einen Josef nden. |
CXCVI. Zu dem Samson de# Unglü¿seeligen. Der Titel zeiget dir hier eine Löwenhaut: ein Löw darunter ‰e¿t, im Bu¡ wird anges¡aut. Ein re¡te# Sinnbild i‰ der Löw, vor Lewen-Sinnen, vor Samson, deßen Fau‰ au¡ Löwen zwingen können; 5
der tausend Krieger s¡lägt mit einen kieferbein; der Thore hebet au#, und Häuser wir[et ein; der Brandges¡wänzte Fü¡#' in Feinde#-Ae¿er s¡i¿et; den Bande binden ni¡t, von Stri¿en unbe‰ri¿et; der au¡ im Tode ›egt, und na¡ vollbra¡ten lau[,
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von Feinde#-Lei¡en ihm ein Grabmahl ri¡tet auf. Kein Held, so ie gewe‰, i‰ diesem zuverglei¡en. Kein Roland ie erwarb ein sol¡e# Siege#zei¡en. do¡, wann wir alle# re¡t bes¡auen in der Näh: nit Samson#, diese# i‰ der Weiber ihr Trofee.
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Ein Weib#bild ihn bezwang, der alle# hat bezwungen. Ein Weib hat, wa# kein Löw gekondt, ihm abgerungen. Er eng, drey hundert Fü¡#: und Eine Fü¡›n Jhn. Ein Weib, an Ma¡t und Li‰, wägt Fü¡# und Löwen hin. die S¡eer hat no¡ den Sieg dem S¡werd hinweggetragen.
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Ein einig# Weib s¡lägt den, der tausend Mann ges¡lagen: so muß dann ‰ärker seyn ein Weib, al# tausend Mann. wie daß man nit einmahl ein Weiberheer führt an, (weil ›e so mä¡tig ›nd) den Türken zuvertreiben? Li# diese# Bu¡, laß dir die Heldinnen bes¡reiben. |
CXCVII. Der Nasen König. Seht meine Nase an! Zwar nit nur eine Nase seht einen NasenKlump, der ›eben Nasen fraße und ›eben no¡ darzu. da# niemand ihr mi#günn: e# ziemt ihr, weil ›e i‰ der nasen Königinn. 5
Seht eine Nase hier! Zwar wi‹t, ›e i‰ zu nennen ni¡t eine Nase nur. Jhr werdt e# selb‰ bekennen, wann ihr gehört, wie ›e zu man¡en Nu”en dient. So hört und lernet nun, wa# gro‹e Nasen ›nd. Seht meine hier! ›e taugt im Kriege zur Trompete,
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die einem ganzen Heer ein herz in# herze öte. So sah die Keule au#, so knotti¡t ›e au¡ war, mit der der Herkule# klop] auf der Feinde S¡aar. Jhr möget ›e gar wohl au¡ eine ZündRuht nennen; befunkt i‰ ›e genug, die Stü¿e loß zubrennen.
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Jhm wüns¡et so ein Horn, ein O¡# der gerne ‰ö‰: au¡ deine# Jupiter, i‰ grö‹er ni¡t gewe‰,
Gedicht 197, 1657
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al# du Europen ‰ahl‰. Au¡ dein# dort in der Mitten, Priapu#, hätt mit ihr üm Größe ni¡t ge‰ritten, da# man¡e Frau gekrönt. Mi¡ neidt der Elefant, 20
denkt, so ein Risel wär au¡ ihme keine S¡and. der große Mann Coloß, hatt kein so gro‹e Naße, und so wa# grö‹er# no¡ die welt iemal# besaße: | die nun bekennen muß, (wie jüng‰ die Sage gieng) daß meine Nase sey ihr a¡te# wunderding,
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Vergebt mir, daß i¡ selb‰ mi¡ also rühm und preiße! J¡ sage, daß i¡ ja so groß al# Atla# heiße der ein Stu¿ himmel# trägt: nit kleiner i‰ die La‰, die mein Ge›¡t, und ni¡t die S¡ultern, aufgefa‹t. Neptun, du nde‰ hier dir eine dreyspi”-Gabel.
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Ja, meine Nase gibt, zum S¡i[e, dir den S¡nabel; und, wil‰ du, au¡ den Ma‰; die Pumpe no¡ dazu, womit man au# dem Grund die Suppe s¡öpfen thu. J¡ wette, daß ›e au¡ zum Steuer-Ruder diene; ni¡t minder zur Latern, wie dorten eine s¡iene
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vom alten Faro# her. Mir, peget ›e den Weg zu zeigen, wan e# au¡ s¡on wär ein n‰rer Steg. Sie wandert ‰ät# voran. Eh daß man mi¡ ›ht kommen, da hat man, lang vor mir, die Nase s¡on vernommen. Son‰, wann ein di¡ter Raus¡ hin au[ die Bank mi¡ wir[t,
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ruh' i¡ auf ihr; i¡ hab kein# Kü‹en# nie bedür[t. Man sagt von einen Land da ›¡ die Leüte legen, und mit dem breiten Fuß ›¡ s¡ü”en vor den Regen: deß dar[ i¡ nit; die Nas' i‰ mir ein wetterda¡. | darunter i¡ mi¡ au¡ in kühlen S¡atten ma¡,
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wann un# die Sonne brennt. E# i‰, da# solt ihr wi‹en, ein' unzu¡t eine Sünd, da# unvers¡ämte Kü‹en: dafür nun meine Nas', mein Engel, mi¡ behütt, so daß man mi¡ und i¡ kan andre kü‹en nit. Drüm thu i¡ ihr viel gut#. So o[t i¡ peg zutrinken,
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da laß i¡ ›e zu glei¡ mit in die Kanne ›nken: Und wa# ›e dann berührt, da# lä‹t man ihr allein:
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e# will, kein Mund, ihr Tis¡- und Ze¡geno‹e seyn, der treüen na‹en Nas'. Und wer ›e an- mag fa‹en, dem pegt ›e in der hand, au# mildigkeit, zula‹en 55
ein Tröpein oder zwey. Sie thaut ohn unterlaß, glei¡ wie die Morgenröt, beperlet Laub und Gra#. Sie trie], al# eine wolk. ›e ‰inket in die wette mit Bö¿en, faulem Käß. Jhr seht an dieser Stätte, de# Ro”e# Butterfaß. Bewegli¡ i‰ ›e au¡,
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glei¡ einem Hunde# s¡wanz, und dienet zum Gebrau¡. der Fliegen kan i¡ mir, mit diesen wedel wehren. die Kohtgaß mö¡te man, mit diesem Besen, kehren. Ein dris¡el könd ›e seyn, ein Flegel na¡ der Ernd, womit im Stadel wird die Garbe au#gekörnt.
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ein Kühe-horn, im dor[ dem vieh Portsell zublasen. der Filli# hirten‰ab, wann ihre Heerden grasen. | ein Hammer in die S¡mitt; ein Bla#balg, vor Vulcan. ein S¡wamm, damit man Tis¡ und Bänke säubern kan und Kinder, wann ›e ›¡ mit Mahlerey bes¡mieren
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glei¡ der zu Hagenau. Wie s¡ön solt ›e do¡ zieren, ein doppelte Cloak, dort unser Barfuß-hau#. Sie gäb au¡ ein Gefäß, bey Na¡t zu s¡öpfen au#, wa# von un# fällt bey Tag: do¡ würd e# rie¡en übel. wa# könd ›e ferner seyn? Ein Trog und S¡weine Kübel.
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ein Prügel, wie man ›e brau¡t auf der Hunde-jagt. ein Spühls¡a[, Kehri¡tfaß, ein wäs¡pleü vor die Magd, au¡ eine Mäuse-Fall: ein S¡or‰ein, auf den da¡e, ein Aerker nit allein. vor sol¡em ungema¡e, und wa# vor S¡wänke son‰ ein Spötter bringet für,
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behütet meine Nas', ihr Nasen Götter ihr. Sie tauge, wann ›e soll (da# i¡ ges¡ehen la‹e und no¡ wohl leiden kan) zu einem dinten-Faße, worau#, in kluger hand, viel kun‰ die Feder trinkt, und ma¡et, daß ein Nahm wie da# ge‰irne blinkt.
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Man mi‹t au¡ in gemeyn die Weißheit na¡ der Nase: na¡dem ein Stü¿e Fleis¡ da# Ange›¡t besaße,
Gedicht 197, Gedichtgruppe 198, 1657
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darna¡ hei‰ man ges¡eid. Nun wei‰ du, wie i¡ heiß: du ›h‰ mi¡ wol bena‰, mein Nam i‰ Nase-weiß. daher au¡ Naso hieß der König der Poeten. 90
die weiber ehren son‰ die Nasen, al# Profeten: weil deren größ, für ›e auf etwa# gro‹e# deütt. Seht meine Nase an, seht wunder, lieben Leüt! |
CXCVIII. Uber Herrn Georg Ebert# Burgermei‰er# zu Jsny Nonagenarij Bildni#. Frag‰ du, warüm so alt herr Ebert# worden sey? J¡ sag, weil ihm Ver‰and und Tugend wohnte bey, die nimmer ‰erben ni¡t. No¡ loben ihn die Gaben, no¡ leben ›e na¡ ihm, i”t da er ligt begraben. # Wer Stadt und Land mit Treü und mit ver‰and regirt, verdienet Lob und Lieb, i‰ lange# Leben# wehrt. So, Ebert#, dieser Ruhm, und hohe# Alter ziert, den Vater seiner Stadt, die ihn in Grab no¡ ehrt. Der Bürger treüe# Herz, ihr wi”ig# Haupt im Raht, ein Vater seine# Land#, die Seule seiner Stadt, war dieser Edle herr, der lang und wohl gelebet. Er ‰arb: no¡ lebt sein Lob, da# keine Zeit begräbet. So sah der wehrte Greiß, Mehr war zubilden nit. Kein Mahler mahlen kann, wie man von innen ›ht. do¡ wolt er Sinn und Herz au¡ bilden, wie i¡ glaube: ihn, dur¡ die kluge S¡lang; diß, dur¡ die fromme Taube. Hier ›h‰ du, wa# man sah' an diesen wehrten Greißen, da# Antli”: da# Gemüt, kan dir kein Pinsel weisen. wär wi” und Redli¡keit zubilden: glaub gewiß ›e würden nehmen an kein ander Bild, al# diß.
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Grau' haare, Gotte# wort, nennt eine Ehren Kron. diß Lob i‰ grauer wi” und grauer Treue Lohn. den Titel selb‰ der Neid herrn Ebert# muß vergönnen: Er ware weiß von haar, von Herzen und von Sinnen. |
CXCIX. Uber Herrn Daniel Wül[er# Bildni#. Wa# nü”et, thumme Wi”? wa# nü”t au¡ thumme Red? E# müßen der ver‰and und Mund einander zieren. S¡au diese Stirn, den Mund, die deuten beyde# an. diß Bu¡ dir ihren S¡a” no¡ bä‹er bilden kan. 5
wer hört de# Munde# Red, die Stirn wird wi”ig spüren. Und wer ›e li‰, ihr Lob au# redet und ver‰eht.
CC. Zu Herrn Burkhard Lö[elholzen# von Colberg Rei¡# S¡ultheißen und vörder‰en de# Rath# zu Nürnberg mit Frau Anna Maria Eßigin Ho¡zeit. Wie e# i‰, so mu‰ e# seyn: Also muß auf trüben Regen, folgen lieber Sonnens¡ein. Freüd dem Leide allerwegen 5
wandert auf den Fuße na¡. La‹t den Himmel Trehnen gießen: er wird wieder la¡en müßen, na¡ dem na‹en Ungema¡. 2. Donnert Jupiter# Ges¡oß,
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dur¡ die dü‰ern Wolkengaßen; wär sein Zürnen no¡ so groß, er kan nit sein lieben la‹en.
Gedicht 200, 1657
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Föbu# ihn ma¡t wieder gut, redt die Keil' ihm au# den händen; 15
denkt dafür herab zu senden seiner Strahlen güldne Glut. | 3. Wann der rau¡e Winter-Wind, dur¡ die holen dä¡er pfei[et; wann de# Norde# Hofge›nd
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s¡naubet, s¡neyet, eiset, rei[et; la‹t ›e immer s¡ellig seyn: Bald da# hau# der mildern Götter Zefyrn s¡i¿t mit warmen Wetter, und die S¡nar¡er s¡ließet ein.
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4. Wie e# war, so mu‰ e# seyn. Bey eü¡ regnt' e# dortmal# Trehnen, Herr, al# in den Todten-S¡rein wurd vers¡loßen eüer Sehnen. Eure Burg, da# Keyserhau#,
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wurd ein Kohlberg, sah' an wänden s¡warz bekleidet aller Enden, wie ihr selber, traurig au#. 5. Wie e# i‰ nun, solt e# seyn: Na¡ dem Weinen folgt da# La¡en,
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Na¡ dem Regen Sonnens¡ein. Neue Freüden i”t erwa¡en alte# Leid muß s¡la[en gehn. Eure Burg ›¡ fröli¡ kleidet; und die Traur von dannen s¡eidet,
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soll nun in der Ferne ‰ehn. 6. Hat der Winter Eü¡ betrübt, mu‰e drauf der Sommer kommen, der nun rei¡li¡ wieder gibt wa# eü¡ jener hat genommen.
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wa# wir in den Alten Jahr wüns¡ten: Gott, sey du Berahter,
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trö‰e unsren Lande#-Vater! i‰ im Neuen worden wahr. | 7. Wahr i‰ worden, wa# wir eü¡, 50
Edler herr gewüns¡et haben. La‹t von nun an, mit der Lei¡, alten Unmuth seyn begraben. dieser andre Ander-Jhr, dieser neue Ehgeselle,
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tritt re¡t an der Er‰en Stelle, bringt eü¡ wieder deren Zier. 8. Jhr verlohrt zu einer Zeit euren S¡a”, und ›e den ihren. Nun ihr so gepaaret seyt,
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kan man Gotte# vorsorg spüren. Wer dar[ sagen nun, daß ni¡t alle Heurahten der Erden in der höh bes¡lo‹en werden diß an eü¡ man grei[li¡ ›ht.
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9. Trennen mu‰e so der Tod, daß Gott wieder könde binden: der führt in und au# der Noht, lä‹t un# wieder freüden nden. Er der alle# hat gema¡t,
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weiß e# alle# wohl zu ma¡en; hat ein Aug' auf unsre Sa¡en, daß nie s¡lä[t und immer wa¡t. 10. Aug' und Herze dieser Stadt! Einsam kondet ihr nit bleiben.
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wann eü¡ tägli¡ in den Raht treüe Staate# Sorgen treiben, wann ihr sorgt vor Stadt und Land: brau¡t ihr einen Freünd, der s¡alte und da# Hau# inde# verwalte,
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vor eü¡ sorge mit Ver‰and.
Gedichte 200 und 201, 1657
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11. Diese# kan, diß wird von Nun (und wer könd' e# bä‹er können?) diese traute Lieb‰e thun, die eü¡ Gott, eü¡ ihr, wolt gönnen. | 85
Sie hat Tugend und Ver‰and; ›e hat Freündli¡keit und Gaben, na¡ der Arbeit eü¡ zulaben, in so s¡weren Ampte#-Stand. 12. Adlerburg! so hab dann dir
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die Verlohrne Freude wieder, die dir ie”und na¡ begier, s¡i¿t die Sternenburg hernieder. Musen, kommt, seit Ho¡zeitgä‰, kommt von eurem Berg auf diesen,
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la‹t gelehrte Lieder ießen und hel[t zieren diese# Fe‰. 13. Wa# s¡enkt ihr den Edlen Paar? wüns¡e, ›nd die bä‰en Gaben. wüns¡et viel gesunde Jahr',
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und wa# iede# wüns¡t zu haben. wüns¡t: Er lebe, unser Hort! wüns¡t: E# lebe ›e, sein Leben! Gott woll ihnen zeitli¡ geben Gute#, und den Himmel dort.
CCI. Mu›k-Lob. Auf, Edle Poesy! Laß deinen Kiel ›¡ s¡wingen in deiner S¡we‰er Lob, ›ng der, die di¡ lehrt ›ngen, i”t einen Lobgesang: den dank von dir empfah die Sänger-Musa die, da# Freulein Mu›ka. 5
Sie i‰#, die dur¡ den Thon, ma¡t redend deine Lieder. wie Dorten Aaron und Mose, die Gebrüder,
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war, jener diese# Mund, und dieser jene# Gei‰. so seyt ihr beyden au¡: daher ihr S¡we‰ern hei‰. Wa# i‰ ein gute# Lied, wann daß e# nit erklinget? | 10
wa# i‰ ein guter Thon, wann er nit etwa# ›nget? du gibe‰ der Mu›k die Seel, ›e dir den Mund: So wird erfreüt die Welt dur¡ euren süßen Bund. Jhr Himmel#-Kinder ihr, zu Tro‰ den Mens¡en Kindern auf Erd gesandt, ihr Leid zu lindern und zu mindern!
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Jhr ma¡et himmlis¡-froh, weil ihr seit himmel#-voll. Nun eure Kun‰ ie”und eü¡ selb‰ be›ngen soll. Du woll‰, ô Poesy, i”t deine S¡we‰er loben und lei‰en, wie du sol‰, die bä‰en Lieder Proben. Sie wird, wann deine Gun‰ ihr diese# borgen mag,
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mit einen Lobe-Thon einmal dir halten Wag. du Edle Mu›ka! du bi‰ von himmel kommen und wohn‰ im himmel no¡, da du dem Chor der Frommen gib‰ Lieder in den Mund, zu Gotte# Ehr und Preiß. diß lehre‰ du au¡ thun die lie¡ten Sternenkreiß.
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E# hat Pythagora# und Plato diß gelehret; und Apolloniu# hat liebli¡ angehöret die süße Harmonie. Mir geht e# gar wohl ein, daß alle Sternen dort au¡ Mu›kanten seyn. dann, bi‰ du himmel-ab in# Paradeiß geogen,
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und in die Welt mit ihm, dem Mens¡en, eingezogen. der fromme Adam war ein Engel auf der Erd: sein Thun war Gotte# Lob. a¡ hätt e# fort gewährt! A¡ diese Harmonie de# Himmel# mit der Erden mi#el den höllen-Gei‰; e# mu‰ ihm ander‰ werden.
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da gab un# gute Na¡t auf Erd die Seeligkeit: do¡ hinterbliebe no¡ ein Tro‰ und eine Freüd. du bi‰ e#, Mu›ka, du kummerwenderinne! du trö‰e‰ unser Leid, ô unsre Freüd Göttinne, verzu¿er‰ unsre Müh, erlei¡ter‰ unsre La‰.
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Gott ehre di¡, daß du un# ni¡t verlaßen ha‰. | Wa# Eva hat vers¡erzt, da# bra¡t Maria wieder.
Gedicht 201, 1657
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Al# ›e ihr heilig# Kind legt' in die Krippen nieder: da ware‰ du darbey. den neuen Gotte#-Bund ma¡t‰ du der Mens¡enwelt dur¡ Engel Zungen kund. 45
Glü¿seelig# Hirten-Volk, die Gott hat wollen ehren, die s¡öne Symfonie in Lü[ten anzuhören! Gott Ehr, im Himmel sey, den Mens¡en Fried auf Erd! ô sü‹e# Freüden Lied! a¡ wer e# hätt gehört! A¡ wie entzu¿bar muß der Himmel‰hon erklingen,
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da un# entgei‰ert so au¡ nur ein Mens¡li¡# Singen, da# do¡ nur Stü¿werk i‰! ô Mu›k, Leben#-Zier! im Himmel wohne‰ du: dein S¡atten nur i‰ hier. Glei¡wie Prometheu# dort da# Feur von Sternen Saale, also der Jubal di¡ au# deinem Himmel ‰ahle,
55
und bra¡te di¡ auf Erd. Zum Dank, na¡ ihme wird benahmet unsre Lu‰: man jau¡zt und jubeliert. Er, i‰ e#, der au# holz am er‰en s¡ni”te Pfei[en, au# därmern Säiten spann, und lehrt' un# Lieder grei[en. Sein Bruder war ein Hirt. Sie spielten auf der Heyd,
60
und sungen ihrer Heerd zur grünen Tafelweid. Er, i‰ der Waldman Pan: ihm hat der Fluß gebohren (eh daß e# hölzern ward) ein Pfei[enspiel von Rohren. So wurden beyde Kün‰' erzogen in dem Wald, Mu›k und Poesy; glei¡ edel und glei¡ alt.
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Jhm folgten Amon und Orfeu#, an den Klippen de# Hämu#, Helikon#, beym Brunnen Aganippen. E# lie[en ihnen zu die Felsen, wald und wild: so liebli¡ hat diß Paar auf ihrer Leyr gespielt. | Jhm folgte David au¡, der königli¡e Hirte.
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wann er sein Wollenvieh zur weid' und Tränke führte; die Har[ war sein Gefärt; mit der er o[te saß in einer kühlen Höl', und seiner sorg vergaß. Al# le”li¡ war sein Haupt gezieret mit der Krone, da saße ›e mit ihm au¡ auf den König#Trohne.
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er spielte seinem Gott. Und er zwar nit allein; e# mu‰en no¡ üm ihn 4000 Sänger seyn.
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Von ihm hat Gotte# Kir¡ gelernet Psalmen ›ngen, darein man höret s¡ön der Tempel Orgeln klingen. wem diß mi#fällt auf Erd, der tau¡t in Himmel ni¡t, 80
da Gott die Lobgebühr mit Singen wird entri¡t. diß thät die alte welt: Wie kond die neue s¡weigen? Un# hat den lei¡tern Weg zur Singkun‰ müßen zeigen der Gvido Aretin; er ‰ellte wider dar die Mu›k-Leiter hier, die fa‰ verlohren war.
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do¡ blieb e# Einfalt no¡. Bi# daß da# Paar Walonen, Orland und Gabriel, in vielge‰immten Thonen die weiß zu›ngen wieß. drauf wird au¡ Teüts¡land wa¡, ein gro‹er S¡ulerhauf ›ngt diesen Mei‰ern na¡: Der S¡ein und S¡ü”e dort am Elb- und PleißenStrande,
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bald S¡ulz und Hammers¡mied; hier in dem Oberlande der Ha#ler, Ai¡inger, die Staden, Kindermann, und wer no¡ son‰en i‰, der etwa# hat gethan. Viel hoher Für‰en au¡ die haben di¡ geliebet, du Für‰in aller Lu‰! A¡ille# selb‰ ›¡ übet'
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in Linu# Cythar-spiel: die Fau‰ die nie nit s¡lie[ | zum Fe¡ten, immermahl au¡ in die Seiten lie[. Hat Alexander s¡on nit selber mit geklungen so ha‰ du ihme do¡ ein ♡ in# ♡ gesungen dur¡ den Mile›er: von de‹en Spiel bewegt,
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er bald die wa[en nahm, bald wieder von ›¡ legt'. Tyrteu# kond nit nur an Feind die seinen führen: sein dapfrer Feld Gesang wu‰ au¡ also zu rühren, die Herzen, daß der Sieg ward ihnen zugewandt. der überwinder war, ›¡ überwunden fand.
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diß thäten, vor der Zeit, die dapfren Teüts¡en degen: ein Lied ermannte ›e, die Feinde zuerlegen. wa# Mannu# und Armin, wa# Teuto hat gethan, da# sungen ›e, darna¡ ›e gri[en mannli¡ an. Jhr Bu¡, ein weite# Feld, ihr Spieß, der war die Feder,
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die dinte, Feinde#blut: so s¡rieben ›e die häder und Heldenthaten auf. nur etwan ein druyd
Gedicht 201, 1657
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bra¡t, wa# ›¡ bringen ließ, in ein Gesang und Lied. Mu›k! du gibe‰ Muht, und hil[‰ die Feinde tödten. Mar#, hat kein Herz, ohn di¡. wann Pau¿en und Trompeten 115
ers¡allen im Geld: dann lebet Roß und Mann, dann i‰ ein ieder ke¿, den Feind zufallen an. do¡ weg mit diesem Spiel, da# nur die welt betrübet! Der Krieg tügt ni¡t#: der Fried un# liebet und beliebet. da# Feldspiel bä‹er klingt, wann e# zum Trunk aufblä‰,
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und man den Baß darein die Stü¿e brummen lä‹t. | Zur Freüd bi‰ du erda¡t: laß dir dann seyn empfohlen ô Mu›k, unsre Freüd. Auf! Lauten und Violen! Kommt spielet un# zum danz. da# Kü‹en sey der Krieg, da# Frauenzimmer, Feind: so blutet ni¡t der Sieg.
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Dort blasen au¡, im Dor[, Sa¿pfei[ en und S¡almeyen, zum frohen Reyen auf. und in den S¡äfereyen ›ngt seine Filli# an, der braune Coridon: dafür so bindet ›e ihm einen Kranz zu lohn; Die Heerd liegt üm ihn her, vergi‹t der sü‹en weide,
130
und hört mit Wollu‰ zu. E# hat au¡ seine Freide der n䡉e Fel# daran, da# Ufer, und der wald, und E¡o, die den Thon herwider ›ngt und lallt. der n䡉e SilberBa¡ will au¡ mit unter wudeln: iemehr er ›ngen hört, iemehr man ihn hört ‰rudeln.
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Die Lu[t wird selb‰ bewegt: ›e raus¡et in dem Laub; will ihre Freüd damit bezeügen, wie i¡ glaub'. au¡ ihre Burgers¡a], die iegenden Poeten, die Wälder Psälterlein, die Lebendigen Flöten, Sylvanu# HofCapell, die wunder Cantorey,
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Die bringen Thon zu Thon und ma¡en ›¡ herbey. Vorau# die Na¡tegal: von der die Alten sagen, daß eine Jungfrau ›e gewe‰ in ihren Tagen: Nun i‰ e# ümgekehrt. die s¡önen Jungfräulein mit ihrer süßen Stimm i”t Na¡tegallen seyn.
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Der Nahm', i‰ no¡ zu s¡le¡t: du kan‰ ›e Engel nennen. daher die Lieder au¡, wann wir na¡ ihnen brennen, |
S. v. B. Birken-Wälder
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un# kau[en ihre Gun‰. Sie hören selber gern, wa# wir au# ihren Mund o[t mit entzü¿ung hörn. Man s¡reibt, daß ihr Gesang ver›egnen Brunnenqvellen 150
ihr Wa‹er widerbring. Wer wolt nit ihnen ‰ellen ein Lobe Lied, und dir, die du au¡ Jungfrau bi‰, ô Fräulein Mu›ka? Sey mit den Thon gegrü‰! du bi‰ der Tugend Sporn, der La‰er Zaum und Zügel. Wann Clinia# vernun[t im Zorn verlohr den Bügel,
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und wann Empedokle# zum Bösen Lu‰ gefühlt: dein Klang hat ›e bekehrt, die Brun‰en abgekühlt. Hat David# Harpfe ni¡t Saul# bösen Gei‰ verjaget? Au¡ dem Pythagora# die Cythar hat behaget: de# Abend# hat ›e ihn in san[ten S¡la[ gebra¡t;
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de# Morgen# hat ihr Spiel ihn munder au¡ gema¡t. Du bi‰ ein Arzt dem Leib, zuglei¡ wie dem Gemüte. Xenocrate#, dur¡ di¡, kond heilen da# Gewüte von einem Hunde#biß; der Thale# au¡ die Pe‰; J#meniu# da# Weh, da# Dü[te hat zum Ne‰.
165
Du Arbeittrö‰erinn! du lei¡ter‰ unsre La‰en. der Bergman in dem S¡a¡t, der Slav am Ruderka‰en, der Feldmann hinterm pug, der Läü[er in dem Gang, verge‹en ihrer Müh bey Liedern und Gesang Ein Bild der Einigkeit, ›nd deine Seitenspiele.
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E# s¡einet, daß hierauf Amon# Fabel ziele, der Steine spielt' herzu, zu mauren seine Stadt: | die Städte ma¡et fä‰ der Eintra¡t Raht und That. Göttinne, sey geprei‰! J¡ la¡e deiner Hä‹er. ›e klingen wider di¡, al# wie die Leeren Fä‹er.
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Jhr Gei‰, weil Titan ihn au# grober Erd gedreht, dein hohe# wesen ni¡t, da# himmlis¡ i‰, ver‰eht. wa# solten sol¡e Glö”' und ‰umme Steine hören? da# Leben labe‰ du: peg‰ un# au¡ todt zu ehren, du ›nge‰ un# zu grab, und wieder ein‰ herau#,
180
wann die Posaun, Steht auf! ru[t von dem Sternenhau#. Die Kün‰, und wa# man son‰ liebt' in dem Erdgetümmel,
Gedichte 201, 202 und 203, 1657
265
bleibt alle# hier im Lau[ . Ni¡t# folget un# gen himmel: du, Mu›k, du allein. Mit un# wir nehmen di¡, wir nden di¡ daselb‰: da ›ngt man ewigli¡. 185
da werden wir in dir de# Hö¡‰en Lob erklingen, und mit dem Engel Chor da# dreymal-Heilig ›ngen: Jndeß die Böse Rott den Teü[eln ‰imme bey, im heißen höllen Lo¡, mit heulen und Ges¡rey. So la‰ un# fangen an die Edle Kun‰ auf Erden,
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die wir dort ewig nit im Himmel enden werden. die Mu›k himmlis¡ i‰: ni¡t s¡öner ›e au¡ klingt, al# wann ›e ›¡ Erd-auf in ihren himmel s¡wingt.
CCII. Uber Till Ulenspiegel# Bildni#. S¡au Ulenspiegeln hier! da# Bildni# ma¡t di¡ la¡en: | wa# thät‰ du, wann du selb‰ ihn sähe‰ Po‹en ma¡en? Zwar Tille, i‰ ein Bild und Spiegel dieser Welt, viel Brüder er verließ. Wir treiben Nareteyen, 5
indem un# dünkt, daß wir die grö‰en Weißen seyen. drüm La¡e deiner selb‰: diß Blat di¡ dir vor‰ellt.
CCIII. Auf den Geburt#Tag Monsieur Paul Albre¡t Rieter# von Kornburg Er‰gebornen Söhnlein# Burkhard Albre¡t#. 14. Decembris 1657.
Sänger Freulein, Jungfer-Bild, komm, ô Musa, komm, Sirene, au# dem Edlen Rieter S¡ild, daß i¡ deine Stimm entlehne. 5
Für‰inn süßer Sängerey,
S. v. B. Birken-Wälder
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di¡ soll i”t mein Kiel beleben worte in den Mund dir geben: deine Freud nit ‰umme sey. 2. Dir geziemt ein Jubelthon. 10
ha‰ du nit die Po‰ vernommen? di¡ beglü¿t ein zarter Sohn: Komme do¡, heiß ihn willkommen! dein Sireno Vater i‰: Charitilli# ihn erfreüet,
15
seinen Edlen Stamm verneuet, de‹en Wappenbild du bi‰. 3. Wei‰ du, daß du ehmal# ha‰ den Cupido hergesendet? | Kom, s¡au, wie der arge Ga‰
20
wie er deinen Wuns¡ vollendet. Einen Zeugen wir‰ du hier in der wiege ligen sehen. wa# man ho[te, i‰ ges¡ehen; wa# wir wolten, sehen wir.
25
4. Freüe di¡, du Edler Stamm! diß mal konde di¡ verjüngen, die Sirene mit dem Lamm; dißmal mu‰ e# dir gelingen. du ha‰ wohl um diesen Sohn
30
jene To¡ter können geben. Zwar ›e hätt au¡ sollen leben, eilte nur zu bald davon. 5. Also folget Freud auf Leid, und die Sonne s¡eint na¡ Regen.
35
E# war in der Traurigkeit dieser Tro‰ s¡on unterwegen. La‹t dem himmel, wa# er nimt: er kan bä‹er wiedergeben;
Gedicht 203, 1657
267
er kan tödten und beleben, 40
hat der Ang‰ ein Ziel be‰immt. 6. Edle Eltern! hätt au¡ Eü¡ grö‹re Freude können laben? wer i‰ eü¡ an Glü¿e glei¡? kondt ihr etwa# Lieber# haben?
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do¡ ›e i‰ nit eur allein: eure Edle Eltern wollen, wie dann liebe Ahnen sollen, au¡ der Freüde theilha[t seyn. | 7. Alle Anverwandten ›¡
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drängen üm die rei¡e wiegen, Söhnlein! iederman will di¡ voller Anmut sehen ligen. Und wer i‰, wem solte ni¡t, deine# Mündlein# zarte# La¡en,
55
dein paar äuglein, fröli¡ ma¡en, darau# ni¡t# dann Liebe ›ht. 8. Burkhard Albre¡t, sey gegrü‰! Blum de# Adel#, biß willkommen! Sehnli¡# Söhnlein, sey gekü‰!
60
sey in diesen Arm genommen sey umfangen, sey gedrü¿t an diß herze, da# di¡ liebet und dir Mund auf Mündlein gibet, Bli¿e gegen Bli¿e s¡i¿t.
65
9. Freüd der Mutter, traute# Kind, Lu‰ de# Vater#, tro‰ der Ahnen! Mein Gemüt ha‰ du entzündt, Wonne in mir auf zumahnen. Tausend Sa¡en wüns¡' i¡ dir,
70
kan vor Freud kaum eine nennen. Nun, Gott wird da# herze kennen. ‰ehn s¡on wenig worte hier.
S. v. B. Birken-Wälder
268
10. Jhr Ge‰irne, ie‰ herab, ‰ernet eure Kra[t zusammen, 75
gie‰ ein ieder seine Gab; eure Gei‰er, eure Flammen gie‹et diesem Söhnlein ein; Sonne, woll‰ ihm Stärk und Leben, Jahre voll Gesundheit geben;
80
Sonne, diesen Sohn bes¡ein. | 11. Jupiter! du woll‰ au# ihm einen gro‹en Rieter ma¡en, Hoheit werd sein Eigenthüm, seyn Thun seyen edle Sa¡en.
85
Mar#! du wolle‰ deinen Muht zu ihm in die Wiege legen, und den ‰rengen Ritter Degen; füll ihn an mit dapfren Blut. 12. Du, Merkur! kom au¡ herbey,
90
leg die Feder zu der Lanze. Kün‰' und wi”e bey ihm sey, daß er mit dem Lorbeerkranze einmal spat zu grabe geh. Seinem Stand ver‰and vermäle.
95
Seine Adeli¡e Seele man au# klugen reden seh. 13. Venu#! gib ihm Freundli¡keit, s¡öne Sitten, höi¡# wesen: daß man lauter huld allzeit
100
mög au# seiner Stirne lesen. Aber, Tugend! du vorau# ieß in seine zarte Jugend. ma¡ ihn edler no¡: ô Tugend! sein Gemüte sey dein Hau#.
105
14. Himmel! panze du in ihn Gotte#fur¡t vor allen dingen,
Gedichte 203, 204 und 205, 1657 und 1658
269
al# die Tugend Königin: so wird, alle# ihm gelingen. Glü¿! leg du ihn an die Bru‰, 110
und laß diesen neuen Rieter trinken Ehre, Ruhm und Güter, süße# Leben, Freüd und Lu‰. 15. Lebe, Söhnlein, Edle# Rei#! und erlebe güldne Zeiten. |
115
Und die Welt verbä‹ert heiß, wann man di¡ zehlt zu den Leüten. Lebe, wa¡se, grüne wol, gro‹e ho[nung du der Deinen, Burkhard Albre¡t, Zier der Kleinen!
120
Meinen Wuns¡ Gott enden soll.
CCIV. Au# dem Owenu#. Vom Gesundheit-Trinken. Viel gesundheit i¡ dir wüns¡e, auf gesundheit trink i¡ ni¡t bä‹er tru¿en, al# getrunken: Trinken mit gesundheit ¡t.
CCV. Von der Stadt Venedig. Jhr habet eure Stadt, ihr habet euren Staat, gegründet ohne grund, ge‰ellet in die Wellen: daß nit nur wär da# Meer de# S¡uppen-Volke# Bad, darüm bewohnet ihr die unbewohnten qvellen. 5
wa# war ein Theil der welt, i‰ i”und eine Stadt. Kun‰ ma¡et Erd-Natur, au# deinen wa‹erzellen. der Staat ›¡ in die Flut fä‰ eingene‰et hat, da ihr die Flut kan selb‰ kein fä‰e# hau# be‰ellen.
1658.
S. v. B. Birken-Wälder
270
Kein wunder i‰ e# nit wann eü¡ gehor¡t da# Land: 10
weil eü¡ ‰eht zu gebot der son‰en freye Strand.
CCVI. Au# de# Cato LehrSprü¡en. Vom übel-Na¡reden. Leb ehrbar, kehr di¡ nit an loser Leute s¡wä”en, man kan nit iedem Maul ein Ziel zureden se”en.
CCVII. Vom Lernen. Zu lernen s¡äm di¡ ni¡t, wa# dir no¡ unbekandt. Viel wi‹en, i‰ ein Lob; ni¡t# lernen, eine S¡and. |
CCVIII. Au# dem Martiali#. Auf eine Zahnlose Alte. Du hatte‰, i‰ mir re¡t, nur no¡ vier alte Zähne. Zwo Hu‰en raubten die, ein iede nahm dir Zweene. Nun dar[‰ du hu‰en wol den ganzen langen Tag: weil keine Hu‰e mehr die Zähne nehmen mag.
CCIX. Vom Pätu# und der Arria. Al# Arria da# S¡werd dem Pätu# übergab, gefärbt von ihrem Blut; wann e# ›nd wahre Sa¡en: die wunde s¡merzt mi¡ ni¡t, die i¡ gema¡et hab, die, spra¡ ›e, s¡merzet mi¡, die du dir i”t wir‰ ma¡en.
Gedichte 210 und 211, 1658
271
CCX. Vom Mutiu#. Die Hand, so mit dem Stoß, na¡ jenem König zielte und fehlte, ‰e¿te selb‰ ›¡ in die Opferglut. So eine Helden that de# Feinde# Zorn abkühlte: er hieß entreißen ihn der rohten Flammen Wut. 5
da Mutiu# ohn qval die hand in# Feuer hielte, da hatte diß zu sehn, Porsena keinen Muht. E# i‰, weil ›e gefehlt, von ihr viel Ruhm# zulesen. Und hätt ›e nit geirrt, die That wär s¡le¡t gewesen
CCXI. Trunk-Lied¡en. wiederkehr. Seit lu‰ig, ihr Brüder nun la‹et un# trinken da# Trinken la‹t nimmer in Trauren ver›nken | la‹t bringen gesalzene Heering und S¡inken, Toba¿ au¡ und Pipen die leget zur linken: 5
so können wir räu¡ern und s¡mäu¡en und trinken. la‹t holen Violen, la‹t klingen die Zinken, da# Trinken mit Singen zus¡mü¿en zusminken. bringt Gläser und Kannen und la‹et ›e blinken Jung ma¡e di¡ färtig wir werden dir winken.
10
wir wollen einander Gesundheit zuwinken. der Gläsers¡armü”el soll inken und blinken. und ob wir na¡ hause s¡on taumeln und hinken, ob unsere Nasen Rubinen bes¡minken. beblaset die irden- und gläsernen Zinken,
15
ob Stuben und Köpfe s¡on rau¡en und ‰inken. gilt, Bruder zur re¡ten! wer bringt mir zur linken? e# ma¡en mi¡ dur‰ig die Heering und S¡inken Mein dur‰ soll in Gläsern und Fä‹ern ver›nken. Eh i¡ solt verdur‰en, eh wolt i¡ ertrinken.
S. v. B. Birken-Wälder
272
CCXII. Fridri¡ Taubman# Professoris Publici und Rectoris der Wittenbergis¡en HohS¡ul, Geburt#Tag-au#s¡reiben Anno 1608. au# seinem Latein geteuts¡et. Wüns¡et gute#, diesem Tag. Kan i¡ s¡on diß nit erweißen, daß e# dieser sey, iedo¡ soll er mein Geburt#-Tag heißen. Gar gewiß kan i¡# nit wi‹en. diß nur weiß i¡ wa# i¡ sag: Wonseß hat mi¡ einges¡rieben in da# Tau[bu¡, diesen Tag. 5
Meiner Mutter war genug, daß ›e hatte mi¡ gebohren: Keinen Bu¡‰ab ihre hand, aufzuzei¡nen, hat verlohren, wie und wann e# sey ges¡ehen; Einer Bauci# al# dann ›e i‰ gewesen, sol¡e Sa¡en pegli¡ ma¡en keine Müh. | Nymfen dort zu Czaederi”, wo der Wiesen wollu‰-leben
10
la¡et von den Thäler s¡oß, wo der Bä¡lein Ga‹engräben ›¡ wie s¡lanke S¡langen krümmen, da# die Gegend liebrei¡ ma¡t; wo zu Ple” und S¡lö” die Mühlen klipper klappren Tag und Na¡t: wo der ‰ille Gänseba¡ le¿et die Wonseßer Mauren, die man dar au# ruten i¡t; gut genug vor halbe Bauren!
15
dieser Tag, ihr lieben Nymfen, mein und euer soll er seyn; und ihr dryaden im Belzer! Wäldlein, a¡ du ware‰ mein, Taubman# Erbgut ware‰ du: wen wohl mag‰ du i”t beglü¿en? dorten eng' i¡ iezumal Vögel mit den Slingen‰ri¿en. dorthin gab i¡ unsrer Heerde, Küh und Ziegen, da# geleit
20
zu der grüngede¿ten Tafel, zu der süßen S¡nabel weid. Nun, ihr dryaden, herbey! kommet au¡, ihr Oreaden dort vom rauhen Krögel‰ein, wo ›¡ keine Nymfen baden. Und den Pan, der in der nähe, zwar nit auf den Menalu#, der alldort zum Hunds¡iß wohnet, la‹t mit kommen ohn verdruß.
25
Wilde Götter, die ihr mi¡ kennt von meiner Jugend Pfaden Soll vom Klain- und groußen-Huel i¡ au¡ eü¡, ihr Faunen, laden? Nein, i¡ ni¡t! die große Huele mö¡t den Burkbrunn ma¡en trüb, De‹en Demantklare# wa‹er i‰ dem frommen S¡nabel lieb. Dann e# trinken allzu glei¡, Mann und weib, zum großen hule,
30
Herman-Bo¿, der qva¿e-Fros¡, und da# S¡wein, au# einem Pfule.
Gedicht 212, 1658
273
Bleibt mir weg, ihr Pfü”en-Gei‰er: Zwerni”innen, aber ihr kommet, meine Zwerni”innen, meine Nymfen, kommt herfür! | Zwar ihr habet vor der Zeit au¡ in trübem Pful gebadet; bi# der große Lande#-Prinz mit dem Müli¡ eü¡ begnadet, 35
biß er den auf eürer Klippen hieß vertretten seine Stell: seither springt am Felsen unten eine Spiegelhelle Qvell. Nenn den Felsen, Helikon; und die Qvell, den Pferdebrunnen. Müli¡, sein Apollo i‰, den die Musen liebgewonnen. den Walonen und Franzosen lernt' er ihre Spra¡en ab.
40
Mit Rom und Athen zureden, i‰ er au¡ kein Lehrling Knab. Themi#, ihm der Re¡te wi”, Chari# s¡öne Sitten-Tugend, Clio Kün‰e ößet ein, in den Jahren seiner Jugend. Sonne, du (und meine Franken mir dort treüe Zeügen seind) ha‰ zu Zwerni” Müli¡# glei¡en in dem Ampte nie bes¡eint.
45
Wehrter Müli¡, seyt gegrü‰! Seyt au¡ ihr gegrü‰ darneben, S¡nabel, frommer Gotte# Mann, der ihr ehmal# eüer Leben no¡ mit Bier no¡ wein befeü¡tet, den au¡ no¡ da# wa‹er tränkt; der ihr zu Jsrael# Brunnen eure Gotte#-S¡äein lenkt, ihren Seeldur‰ ‰illt und kühlt. und du, Bruder von Gemüte
50
und von Liebe# Treü, obs¡on nit mein Bruder von Geblüte, der du meiner Mutter Nehrer, neben‰ mir, gewesen bi‰, Lu”, du treue Gott# Posaune, trauter Lu”e, sey gegrü‰! Alle# sey gegrü‰ alldort, Freünde, wälder, Bä¡ und Auen! Dein Poët, ô Vaterland, wird viellei¡t di¡ nit mehr s¡auen,
55
den du fern von dir verwiesen in der Elbe Musen Stadt. Do¡ in Ho[nung leb' i¡ dorten, bin de# wuns¡e# no¡ ni¡t satt. | Etwan komm' i¡, wie du dann meinen vorsa” ha‰ vernommen, der s¡on eine# Jahre# alt. Ja, i¡ wär i”und gekommen: Hielt mi¡ nit da# Rector-Purpur, mit dem i¡ ümgeben bin,
60
und der Musen Heilig# Zepter. Jn Gedanken reis' i¡ hin. Nun e# sey! Jnde‹en du, deine# vater# er‰e Beüte, Chri‰ian, der Mutter Bild, thue, wa# zuthun i‰ heüte; und Jan-Friedri¡, wunderköpf¡en! meine Kinder, komt herbey, s¡i¿t zu Gott, vor euren Vater, eür gewöhnli¡# Bittges¡rey.
65
Bißher lebt' i¡: gibet Gott, werd i¡ no¡ viel Jahre zehlen
S. v. B. Birken-Wälder
274
obs¡on man¡er Sie¡thum su¡t meine Tage mir zu‰ehlen. Diesem Tage, diesem meinem, seinen Hal# e# gelten soll. Junge, lau[, mit Trauben-Nectar s¡enk mir einen Be¡er voll: Diesen Tag ertränken wir. Fromme Wollu‰! hab dir heüte 70
Unser# Rector# einen Theil. Morgen ›nd wir wider Leüte, die der Palla# Opfer bringen. diesen nur hab' i¡ erkohrn, diesen meinen: selten gehet son‰en mir ein Tag verlohrn; Zeüge soll mein Engel seyn, den zum Lau[gesellen wählte mein Geburt‰ern, diesen Tag, da i¡ er‰li¡ Stunden zehlte.
75
Kommt, mein Tag i‰ diß, ihr Meinen! du au¡ Land#man Frankenwein, komme, du, du sol‰ un# Freüden auf gesundheit s¡enken ein. | Trinkt, ihr Freünde, trinkt herüm auf Gesundheit mein und eüer, Plautu# und Virgiliu#, die mein Fleiß i”t ma¡et neuer, S¡nabel#, Müli¡# und au¡ Lu”en#, und wa# son‰en zu wonseß
80
no¡ vor alte Tata wohnen, die mir sahen zu vordeß, al# i¡ meine hosen i¿t', oder no¡ ritt auf dem Ste¿en, wann i¡ war ein ZiegenHirt bey den Bus¡- und Haselhe¿en.
CCXIII. Auf Herrn Doctor Mi¡aël Praun# der Rei¡#‰adt Lindau Consulenten# und Jungfrau . . . . . . Heiderin Ho¡zeit. Zwey Damen ›nd: die eine, heiset Tugend; die andre, Kun‰. der, so in seiner Jugend mit beyden buhlt, zwey Kinder zeügt zur Hand: jen#, heiset Glü¿; und diese#, Ehren-Stand 5
Mein Herr und Freünd! diß paar habt ihr geliebet: diß eü¡ nun mehr au¡ diß Paar Kinder giebet. wa# wüns¡t man eü¡? Jhr seit na¡ wuns¡ begabt. Ein andrer su¡t, wa# ihr gefunden habt. Glü¿, zu der Ehr! Glü¿, zu dem Liebe-Leben!
10
Diß nur kan eü¡ ein ‰arker Wuns¡ no¡ geben.
Gedichte 213 und 214, 1658 und 1659
275
Lebt lang gesund! diß wüns¡' i¡ eü¡ und ihr; und diß dazu: liebt einbar für und für!
CCXIV. Zu Herrn Johann Elrod# Mittel Calender. Wir, die wir leben hier, wir leben in der Zeit. dort, wann wir nimmer ›nd, wird seyn die Ewigkeit. | Jnde‹en müßen wir hier na¡ der Zeit un# ri¡ten, dieselbe, wann ›e nit i‰ ri¡tig, hel[en s¡li¡ten. 5
La‹t Prie‰er, la‹t, die Leüt, Juri‰en ri¡ten ein: Die Zeiten, Jahr' und Tag', au¡ müßen ri¡tig seyn. Vor Jahren und zu Rom, wu‰ niemand üm die Jahre. ein Hölzlein hat ge‰e¿t, wer Burgermei‰er ware, so hat man fortgezehlt. ein hölzern# Almana¡!
10
da Rom no¡ alber war, ver‰und man halb die Sa¡. Bald kame Juliu#, der er‰e Selbregirer de# Rom-benahmten Rei¡#, de# doppeladler# Führer. Zehn Monden, lang vor ihm, der Numa, gab dem Jahr: Er thäte zween hinzu, al#dann e# ri¡tig war.
15
do¡ allzuri¡tig ni¡t. Ein mehrer# hat erfahren der Pap‰ Gregor, na¡ mehr al# Zweythalbtausend Jahren daher ward eingeführt ein Neue# Almana¡, dur¡ Rudol[, in dem Rei¡. do¡ i‰ dadur¡ die Sa¡ no¡ nit zum Ziel gelangt. Man denket ni¡t# zutadeln.
20
do¡ mö¡te Leopold# Regirung können adeln der Au#spru¡ diese# Streitt#. Hier ndet ›¡ ein Bu¡, da# au#erfunden i‰ mit langem Kun‰gesu¡; Kun‰, wird nit au# gelernt, ›e peget ›¡ zumä‰en. Gedanken s¡wanger gehn: die le”ten ›nd die bä‰en
25
du bi‰ darzu erwehlt: brIng I”o, LeopoLD, die neüe Zeit, glei¡wie da# neVe ZeItengoLD Gott gebe Glü¿ dazu! Gott geb' au¡ Gun‰ und Segen dem Autor, der sein Pfund so nü”li¡ wolt anlegen.
S. v. B. Birken-Wälder
276
der wu¡er werde sein: da# Rei¡ hab den Genuß. 30
diß werk, au¡ na¡ dem Tod, lang na¡ ihm leben muß. Jndeß bleibt au¡ der Ruhm den wehrten Brennu# Landen, daß so ein nü”li¡# werk in ihrem S¡oß ent‰anden. |
CCXV. Auf Herrn Paul Albre¡t Rieter# von Kornburg Nurnbergis¡e Raht‰elle. 1. J¡ gedenke no¡ mit Lu‰, Edler Herr! an eure Jugend, wie da# Herz in eurer Bru‰ hat geammt na¡ Ehr und Tugend. 5
Keiner Sporen dor[t' man ni¡t: euer s¡öner Gei‰ ‰et# triebe eü¡ zur s¡önen Tugendliebe, s¡rieb ›e eü¡ in# Ange›¡t. 2. Edle Gei‰er, ›nd voll Glut,
10
lohen über ›¡, wie Feuer. Muht ›¡ regt, in edlem Blut. So ein gro‹er Gei‰ i‰ euer. er dor[t keiner Flügel nit. die Natur ihn selber zoge,
15
daß er na¡ den Sternen oge, die er neben ›¡ i”t ›ht. 3. Von der s¡önen Seel in eü¡, hat der s¡öne Leib gezeuget; da# Hau# war dem Wirte glei¡.
20
vom Gehirn die Stirn ni¡t s¡weiget. Großmut au# den Augen sah. Hö[li¡keit kond eure Sitten mit Holdseeligkeit bes¡ütten, daß dem Neide weh ges¡ah
Gedicht 215, 1659
277
25
4. Alle# lernt man nit zuhau#: Fremde, können viel no¡ lehren. Mehr zu sehen, zogt ihr au#, mehr zu lernen, mehr zuhören: | Ruhm i‰#, au# dem Vaterland
30
Tugendlieb ›¡ ziehen la‹en, su¡en wi” auf man¡en Stra‹en: diß Lob i‰ au¡ eü¡ verwandt. 5. Holland lud eü¡ er‰li¡ ein, man¡e Kun‰ daselb‰ zuholen:
35
wie ein Feind befo¡ten seyn, wie man heben soll die Solen, wie ein wohlgewandte# Pferd wird na¡ Ritterbrau¡ bes¡ritten, und wa# son‰ von dapfrer Sitten
40
einen Edlen ma¡en wehrt. 6. Diß, wa# Leyden hat begunnt, mu‰ Pari# an eü¡ vollenden. da kond Frankrei¡ euren Mund ihm dur¡ seine Spra¡ verpfänden.
45
die habt ihr in kurzer Zeit also Zierli¡ reden lernen, daß man meynen mo¡t von fernen, ob ihr selb‰ ein Franzman seyt. 7. Al# nun waren Kün‰e-satt
50
Augen, Mund, Ver‰and und Ohren: habt' na¡ eurer Pegni” Stadt ihr den Ru¿weg eü¡ erkohren. do¡ hielt eü¡ no¡ etwa# auf, (wo vermählen ihr Gereus¡e
55
Vater Rhein, die Jll und Preüs¡e) unterweg# der Musen Hau[. 8. Jhr habt mit dem Tugendpfeil na¡ dem EhrenZiel ges¡o‹en,
S. v. B. Birken-Wälder
278
und de# Preiße# nun in Eil, 60
al# ein guter S¡ü”, geno‹en | Nürenberg, de# Rei¡e# Herz, eu¡ an# Herze drü¿et, wehlet, und zu seinen Vätern zehlet. diesen Tag i¡ s¡reib' in Erz.
65
9. Diesen Tag i‰ worden wahr, wa# mein Wuns¡ eü¡ hat verspro¡en. Gott, mir ehret diese# Jahr. haben dornen eü¡ ge‰o¡en: Rosen knopfen i”t herfür,
70
die soll eure Tugend bre¡en. Glü¿ will nun mit ganzen Bä¡en ne”en eü¡, und eüre Zier. 10. Euer Edle# Ander J¡, hat au¡ theil an dieser Freüde,
75
glü¿ha[t mag ›e nennen ›¡: in dem Raht nun ›”en beyde, ihr herr Vater und Gemahl; und ›e ›ht au¡ in der wiegen eine junge To¡ter liegen.
80
saget ihr nun ni¡t# von Qual. 11. Er der Für‰ von Eurem Staat, ihr- und euer wehrter Vater, er da# Haupt im Edlen Raht und de# Lande# Heilberahter,
85
mit wa# Freüde nimmt er wahr, eü¡, den Sohn, bey ihm nun ›”en und den Staat ihm hel[en ‰ü”en? ihr vergrünt sein graue# Haar. 12. Und wa# mag wohl au¡ i”und
90
eure Edle Mutter sagen? Mö¡te mir do¡ seyn vergunnt, ›e um ihre Freüd zu fragen!
Gedicht 215, 1659
279
wa# der Vater nit erlebt, da# hat nun der Sohn erlanget. 95
eüre Ehr, womit ›e pranget, i”t ihr Wittib-Leid begräbt. | 13. Freue di¡, du edler Staat! du ha‰ ursa¡ di¡ zufreuen. Gott hat dir ges¡enkt in Raht
100
einen Klugen einen Treuen. halte diesen Rieter wehrt, diesen lieben, diesen einen, diesen deinen, diesen meinen, den mein Herze liebt und ehrt.
105
14. Nun so lebet dieser Ehr, zehlt no¡ zweymal soviel Jahre. tretet immer höher her: bi# ihr ‰eht im grauen Haare; bi# ihr gehet oben an:
110
geb Gott, in gesunden Tagen! le”li¡, auf Elia# wagen, fahret na¡ der Sonnenbahn. 15. J”t i¡ an den Pegni”‰rand wüns¡e mi¡, eu¡ o] zusehen
115
in dem Edlen Ehren‰and. S¡i¿t e# Gott, so wird# ges¡ehen. Eine# no¡, und ni¡te# mehr: Edler herr! na¡ altem Triebe, bi#her ehrt' i¡ eü¡ mit Liebe,
120
i”und lieb' i¡ eü¡ mit Ehr.
S. v. B. Birken-Wälder
280
1659.
CCXVI.
Zu Herrn Johannis Baptistae von Baum#dorf und Jungfrau Elisabeth Für‰enauin Ho¡zeit. Sonnet. Nun, da# i‰ wohl getaus¡t. We‰falen ma¡et müd (wer zwei[elt, me‹e ›e) mit langen bangen Meilen; | s¡warz Brod und s¡limme# Bier, roh Spe¿ und S¡weinekeulen, ›nd Speiß und Trank; gar s¡le¡t die Herberg au¡ au#›ht. diß wolte, Jungfer Braut au¡ eü¡ behagen nit:
5
drüm kommet ihr, bey un#, wa# gut i‰, zuereilen. Ein bä‹er# Bier, und Brod, und Fleis¡, will mit eü¡ theilen Herr Bräutgam, bey dem ihr zur guten Herberg zieht. Jhr s¡i¿t eü¡, wohl zu hau[. Jhr seit die Au-Für‰inne: Er i‰ da# Baumendorf. Jhr bre¡t von diesem Baum
10
die Aepfel: eure Au ma¡t ihm zum Meyen raum. Glü¿ zu dem Gra#! der Baum au¡ neue# Laub gewinne! wir wüns¡en soviel gut#, al# gräßlein in den auen al# Blätlein Sommer-dur¡ auf Bäumen ›nd zus¡auen.
CCXVII. E# ward ein Edler Baum vom Nordwind wurzel-au# gehoben, soll auf# neu i”t eingesenket werden. hier eine Für‰en-au will seyn sein neüe# Hau#. der gute Baum wird so verjüngt in guter Erden. 5
die Au i‰ re¡t vor ihn, daß er ›¡ panzt hinein. wa# Fru¡t wird nun von ihr und ihm zu ho[en seyn? Panzt er ›¡ wohl in ›e, wird ›e ihn wohl ümfangen; so werden an den Baum bald Frü¡t und Zweige hangen.
Gedicht 218, 1659
281
CCXVIII. Ho¡ZeitLied. Wa# Gott bindet, muß ›¡ paaren, mit den Jahren. Jacob, zum entfernten Frath, | über mehr al# huntert Meilen, 5
mu‰e eilen: da er an der Syrer-Stadt seine s¡öne Hirtinn fande, ward verknüp] in Liebe#bande. 2. Der ein Weib dem Adam baute
10
und ›e traute, baut und trauet immer no¡. Er führt in die Fern zusammen Liebe#ammen. Zwey ›¡ mü‹en Einem Jo¡
15
untergeben und begatten, die nie We¡selkunds¡a[t hatten. 3. Droben in den Himmel# höhen alle Ehen er‰li¡ werden abgeredt:
20
mü‹en dann vollzogen werden hier auf Erden in dem keus¡en Ho¡zeit-bett. Man¡e# paar hat diß erfahren: wa# Gott bindet, muß ›¡ paaren.
25
4. Diß herr Baum#dor[ au¡ erfähret und un# lehret, er will deß ein Beyspiel seyn. Gott ihn au# der Fremd beglü¿et, und ihm s¡i¿et
30
eine Braut voll Tugends¡ein. Freüd ihm von der Weser kame, alle# alte Leid wegnahme.
S. v. B. Birken-Wälder
282
5. Gott, der nimmt, kan widergeben und beleben. 35
wa# Herr Baum#dor[ dort verlohr, eine liebe Leben# Freundinn Kummer-Feindin, kommt ihm i”und, wie zuvor. Nun mag von ihm alle# grämen,
40
aller Unmut, abs¡ied nehmen. | 6. Seht die Au nun färtig prangen zu ümpfangen diesen ihr-erwehlten Baum. er soll in so guter Erden
45
grünend werden, die ihm i”o ma¡et raum. Nun e# mü‹e (wüns¡et ihnen) Baum und Wiese herrli¡ grünen. 7. Trinkt ein Baum den Sa[t der Auen
50
süß vom Thauen: er bringt Blüte, Laub und Frü¡t. Krönt al#dann die matte Matten au¡ mit S¡atten, wann auf ›e die Sonne ‰i¡t:
55
au¡ in ihren S¡oß vor allen lä‹t er seine Aepfel fallen. 8. Diese# mögen auf ›¡ ziehen, ›¡ bemühen daß ›e sol¡e# ma¡en wahr
60
die verliebt-verlobten Beyde. ihre Freüde soll un# zeigen kün[tig# Jahr, Wann die Bäumen-Au, der Anger, geht mit jungen Bäümlein s¡wanger.
Gedichte 219 und 220, 1660 und 1661
283
CCXIX. Auf den Gesundbrunn bey Weidenberg in obern Marggraftum Sonnet. Diß i‰ ein Wunder Jahr. die ganze Chri‰enheit ma¡t Frieden in der welt. die Cronen ›¡ vertragen. die Krone, die man ihm Zwöl[ Jahrlang wolt versagen, ein König i”t erlangt'. o re¡te wunder Zeit! Man weiß von keinem krieg, man weiß von keinem Streit. |
5
Nur daß der Türke tobt: viellei¡t daß wir ihn s¡lagen, (wir haben Volk# genug) und gar au# Stambol jagen. Ein gute# Jahr sey un#, ein böse# ihm, bereitt. Ein re¡te# Wunder Jahr! E# qvellen wunderbrunnen, die Edle Panacee au# Felsen kommt geronnen.
10
Gott laß auf soviel Gnad, nit folgen seinen Zorn! Gott profezeit au¡ dir, de# Brunnen# Vaterlande, viel gute#, und dein Glü¿ soll werden neügebohrn. J¡ wüns¡e Glü¿ darzu, und zu dem wunder‰rande.
CCXX. Zu Monsieur Georg Burkhart Lö[elholz von Colberg und Jungfrauen Mariae Reginae Lö[elhölzin Ho¡zeit. 1. Himmel! hör den wuns¡ der Erden, la¡ zwey Himmel-Seelen an. laß un# heüt bittseelig werden, s¡enke wa# man Wüns¡en kan. 5
wolle‰ hören und erhören: diesem Paar zu Freüd und Ehren H. Begehret! i¡ höre, gewähre, verehre.
S. v. B. Birken-Wälder
284
2. Himmel! gib ein s¡öne# Glü¿e, 10
diesem allers¡ön‰en Paar. Deiner Sternen Einuß-bli¿e laß be‰rahlen ihre Jahr'. laß da# Glü¿ heüt fröli¡ la¡en, mit der S¡önheit ho¡zeit ma¡en
15
H. Ein s¡öne# Ges¡i¿e die S¡önen beglü¿e! | 3. Himmel! paare ihre Herzen, wie du ha‰ die händ gepaart. Flammenrei¡e Liebe# Kerzen
20
laß in ihnen seyn verwahrt. Lieb ja in den Herzen ›”et, weil ›e au# den Augen bli”et! H. So brennet, ihr Lieben von Liebe getrieben.
25
4. Himmel! mit der Eltern Ehren adle diese# Edle Paar. woll‰ üm eine Stu[e mehren ihre würde iede# jahr. wa# au# hohem Stamm gebohren,
30
i‰ zu hohem Stand erkohren. H. Jhr sollet auf Erden der Ehren satt werden. 5. Himmel! regne rei¡en Segen auf diß eingesegnte Paar.
35
wa# wir heüt vor wüns¡e hegen, die laß alle werden wahr. woll‰ au# deinen Gnaden-Flüßen ganze Bä¡lein auf ›e gießen. H. So sey eü¡ gegeben
40
gesegnete# Leben 6. Himmel! Engel ihre# glei¡en laß un# sehn von diesem Paar.
Gedichte 220 und 221, 1661
285
die der Eltern Zier errei¡en und der Ahnen graue# Haar. 45
Zwey au# Einem ‰amt zusammen: laß o[t ein# von beyden ‰ammen. H. So rü¿et zusammen, und mehret den Stammen. | 7. Himmel! krön mit grauen Haaren
50
diß i”t Goldgekrönte Paar. Endli¡, spat do¡, laß ›e fahren zu der s¡önen Engel-S¡aar. Sol¡e Zier, muß langsam ‰erben: ‰erbend, soll ›e nit verderben.
55
H. diß, wa# ihr begehret, sey alle# gewähret.
CCXXI. Zu Herrn Chri‰ian# von Ry‹el Für‰li¡ Hol‰einis¡en Hofmei‰er# Ari‰ippo. De# Leib# Regent i‰ oben der Ver‰and, der wohnt im Haupt, gebeütt den andern gliedern: do¡ ‰ehen ihm die Sinnen ‰ät# zur Hand, die ›¡ mit ihm auf raht und that verbrüdern. 5
Hingegen wohnt im Leibe die Begierd, die den Ver‰and mit wollu‰-s¡atten blendet so, daß er ihr, der Magd, zu willen wird, mit dien‰barkeit sein Herrs¡a[t-wesen s¡ändet. Wa# der ver‰and im leib, da# i‰ im Land
10
der Oberherr, da# Haupt der Unterthanen. do¡ erbt er nit die Hers¡kun‰ mit dem Stand: ›e wird erlangt, nit angebohrn von Ahnen. E# wird au¡ nit in Einen Kopf gefa‹t, wa# tausenden soll nü”en und behagen:
S. v. B. Birken-Wälder
286
15
de# Staate# Sorg, i‰ vieler Köpfe La‰; wer ›nken will, der mag alleine tragen. da# Lande# Haupt hat Augen, Mund und Ohren, dur¡ die e# ›ht, und redt, und höret an. wo die nit ›nd, i‰ alle wi” verlohren:
20
ohn Räht und Raht, kein Für‰ regiren kan. Ein Für‰e muß mit huntert Augen sehen, wie Argu# dort in Nason# Lehrgedi¡t. viel augen ihm zur seiten sollen ‰ehen, weil er allein kan alle# sehen ni¡t. |
25
do¡ muß er ihm ni¡t sol¡e Augen wehlen die an dem Bau¡, ni¡t an den Haupte, ‰ehn; die ihre Li‰ mit seiner Lu‰ vermählen und la‹en gern, wa# ihm gefällt, ges¡ehn; die nur dem Herrn, und nit dem Lande, dienen,
30
und kau[en Gnad mit Staate#-Ungema¡. Gemeiner Nu” verdorrt, wann diese grünen: und dem verderb der Für‰ folgt endli¡ na¡. An dieser wahl i‰ uberall gelegen der Länder Heil, die i”t viel Unheil plagt.
35
E# wird genug, will man e# nur erwägen und nehmen war, e# wird genug gesagt. Vorau# diß Bu¡, da# soviel Lehren führet, al# viel darinn man Zeilen Zehlen mag. Hier Balsac wird, der wunder Gei‰, gespüret,
40
der s¡önen Sto[ s¡ön au#zureden pag: den i”und Teüts¡ lehrt Herr von Ry‹el spre¡en, dadur¡ von ihm au¡ Fama redend wird. die Barbarey soll bald den Hal# gar bre¡en: ein Hofmann hier Kun‰-Teüts¡e Reden führt.
45
wer solte nit, au# Kun‰lieb, hungrig bleiben na¡ seinem Kiel, bey dieser er‰en Tra¡t? so eine Hand, mit Sünd lä‹t ab zu s¡reiben. Ein neue# her! diß werk i‰ wohl gema¡t.
Gedicht 222, 1661
287
CCXXII. Zu de# Spro‹enden Davidis¡er Ehren Kron. Da# Sprü¡wort spri¡t: Lang Ho[mann, lang zu Hölle. ein wahre# wort! wo Neid hat seine Stelle, wo Stolz ‰olziert, wo Frommkeit wird verla¡t, wo fals¡e S¡uld auf Uns¡uld wird gebra¡t, | 5
wo Unre¡t Re¡t, wo La‰er Tugend, heißet, wo S¡mei¡eley die augen heü¡elspeiset: da wohnt Gott ni¡t, da i‰ de# Satan# Rei¡. a¡ so ein Hof, ›ht ja der Hölle glei¡. do¡ dieser Spru¡ nit alle Höfe s¡ändet.
10
er wird au¡ wohl, in man¡em, ümgewendet. Jmfall der Für‰ von Gotte# Liebe brennt, wann sein Pala‰ der Palla# Burg ›¡ nennt, wann sein Gehör der warheit nur ‰eht o[en, wann Tugend Lieb hat Gun‰ bey ihm zu ho[en
15
wann die Canzley A‰räen Canzel i‰: dann i‰ der Hof zum Himmel au#gerü‰. Und wie da# Haupt, so ›nd au¡ seine Glieder: wa# ihm beliebt, da# liebet au¡ ein ieder. Jhr könd zu Mark, Herr Neümark, bringen wohl
20
wie man den Hof zum Himmel ma¡en soll, und wie ein Für‰ soll David# Werke treiben: am frommen Hof, könd ihr von bößen s¡reiben; wie etwan dort de# David# A‹aph sang, am Hof de# Saul#, na¡ de‹en Untergang.
25
E# lobt die Hand, wa# eure Augen sehen. da# gegenspiel, muß au¡ darneben ‰ehen, daß au# der Na¡t der Mond no¡ s¡öner s¡ein. Ein Gotte#hau#, ein Kun‰ und Tugend s¡rein, i‰ euer Hof: von de‹en Zier ümringet,
30
der Palmenbaum s¡ma¿ha[te Frü¡te bringet. die Teüts¡e spra¡, und au¡ die Teüts¡e Treü blüht auf daselb‰ und ma¡t ›¡ tägli¡ neu.
S. v. B. Birken-Wälder
288
wer wolte ni¡t, wie ihr, poeti›ren an sol¡em ort, allwo zu Marke führen 35
die Clarien, den klaren Claro#-Wein? wo euer Föb gie‰ Gei‰ und Flammen ein, der Musen-Für‰? wo in der näh ›¡ spi”et der Helicon, da Hippocrene s¡wi”et die Feuer Flut; da dur¡ da# Pindu# Thal,
40
der Pimpla rinnt, Salana, deine Saal? J¡ denk e# no¡, mir kommt nit au# den Sinnen, wie i¡ in mi¡ Kun‰wa‹er ließe rinnen au# diesem Brunn; i¡ denk mit Lu‰ daran, wie der Parnaß mi¡ mir selb‰ abgewann. |
45
Thut, wa# ihr thut, mein wehrter Freünd, la‹t ießen, wa# Erato eü¡ peget ein zugießen: gebt un# au¡ bald die Garten Lu‰ herau#, die dorten blüht n䡉 eurem Gartenhau#.
CCXXIII. Zu Herrn Johann Chri‰of Fris¡en# Beyder Re¡ten Licentiaten# und Jungfrau . . . . Fi¡erin Ho¡zeit. Dort wo der Rhein, der Ströme Vater, grü‹et die Rauracer, in na‹e Arme s¡lie‹et da# neue Aug‰, de# Alten Edle# Kind, da wo Voce” mit Jura ›¡ verbindt: 5
dort, glaüb i¡, hat Apollo mit den Neunen zum Si” erwehlt der s¡ön‰en Oerter einen wo Claro# Brunn weint Wein und Rebensa[t, wo Pindu# grünt, und wo der di¡ter kra[t au# Felsen s¡wi”t; wo viel Parna‹en ›”en
10
in Cere# S¡oß, ›¡ an die wolken spi”en. Jhr kennt die Lu‰, Herr Fris¡, mein wehrter Freund! von dannen eü¡ i”t eine Sonne s¡eint ein Venu# Stern. Jhr kamet, zubes¡auen
Gedichte 223 und 224, 1661 und 1661/62
289
die Clarien, die keüs¡en ‰ät#-Jungfrauen. 15
Eü¡ lud A‰ree auf ihren Ascra ein, al# die forthin wolt eure Musa seyn. Jhr habt eü¡ da mit ihrer Gun‰ gelabet, und ›e hat eü¡ mit ihrer Kun‰ begabet. Ein mehrer# i”t ma¡t diese Reise klar.
20
Die Venu# au¡ der Musen eine war, die Eü¡ mit Glut, ni¡t mit der Flut, gebrennet. Cytheron, au¡ die Cytherea kennet: diß wei‰ ›¡ i”t. Ein Rö#lein diese# Land# | da# krönet nun eü¡, mit den Ho¡zeit-Kranz.
25
J‰ wohl gethan! Jmfall wir lang die neune, do¡ Frey, bedient: so fängt un# endli¡ eine, die jener Kun‰, mit lieber Brun‰ erse”t. die Clio wei¡t der Chlori# do¡ zule”t. So rei‰ dann hin, holt eure s¡öne Beute!
30
ndt, wa# ihr su¡t! fahrt wohl! Gott eü¡ begleite hin und au¡ her! wer also reiset au#: der kommt gewiß nit ohne Glü¿ zuhau#. Zieht einsam hin: komt wohl gepaaret wieder! J¡ wüns¡ eü¡ Glü¿, al# man¡e# Lu[tgeeder
35
von Wänden i”t im Lo¿heerd wird be‰ri¿t. Gott sey mit eü¡! so seit ihr gnug beglü¿t.
CCXXIV. Zu Herrn Johan Jacob Saaren# O‰Jndianis¡er Rei#bes¡reibung. Sonnet. Wa# nu” Meerfahren bringt, i‰ zwar der welt s¡on kund: man führet so zu un# der fremden Länder waaren. dem Nu”en folgt die Lu‰. Frag, wa# vor Lu‰ e# gunnt? der E¡o gegenlaut antwortet dir: Erfahren. 5
Erfahrung, bringt die Fahrt. der s¡i[et über Meer, und holet Wi‹ens¡a[t, von fernen Landen, her:
S. v. B. Birken-Wälder
290
daß i¡, zuhau# im Bu¡, kan alle welt dur¡reisen, der Teüts¡e deutet diß in seiner Spra¡e an, die der Natur gemäß die Sa¡en nennen kan: da# wort Erfahrung, muß ihm von dem Fahren heißen. |
10
da# S¡i[ pfeilt dur¡ die Flut, erzielet man¡en Fund: e# führt Europa hin, und bringt na¡ vielen Jahren un# A›en zurü¿, ja gar da# ganze Rund. Ein Beyspiel liese hier und s¡aue, an Herrn Saaren.
CCXXV. Zu Herrn Johann Mi¡ael Dilherrn# etc. ProfetenS¡ul. Wa# soll ein Lie¡t, da# niemand leü¡t und s¡einet? wa# nü”t da# Gold, ob'# no¡ so kö‰li¡ feinet, wann in der Erd e# tie[ vergraben ligt? wa# soll ein Gei‰, der nur ›¡ selb‰ vergnügt? 5
Ein Brunngefäß ein Mens¡ i‰ hier im Leben: wa# Gott ihm gibt, da# soll er wiedergeben, und qvellen ‰ät#, au#s¡enken seine Flut. So thut au¡ Gott, da# hö¡‰e bä‰e Gut, da# Güter-Meer, der Qvellbrunn aller Gaben:
10
Er theilt ›¡ mit, lä‹t iedermann ›¡ haben. Er feyret nie: sorgt immer, hil[t und wa¡t: sein Aug ›¡ au¡ nit s¡ließet bey der Na¡t. Jhm ahmet na¡, ein Gei‰ voll Gotte# Feuer. Zum feyren, er die Zeit a¡t' viel zu theuer.
15
Er ammet ‰ät#, er di¡tet, denkt und ›nnt. Kein Körnlein Sand ihm ohne Fru¡t, verrinnt. Ein ander lebt, nur daß er trink und e‹e; daß er beym Spiel der langen Weil verge‹e; daß wollu‰ ihn ma¡ einem Thiere glei¡:
20
und daß er werd' an rohtem Kohte rei¡. Ni¡t so ein Gei‰, der seine Ankun[t kennet, ›¡ su¡t in ›¡, und voller Himmel# brennet. |
Gedicht 225, 1662
291
die Arbeit selb‰ hält er vor seine Ruh bringt seine Zeit mit Kun‰ und Anda¡t zu; 25
i‰ s¡wanger ‰ät#, gebiehret edle Sa¡en, die, wann er todt, ihn tägli¡ lebend ma¡en. Und hier und dort, i‰ sein die Ewigkeit: hier, in dem Ruhm; dort, in der Seelen Freud. Mit andren wird ihr Nahm und Ruhm begraben,
30
wie sehr ›e au¡ allhier gepralet haben: von ihnen ni¡t#, al# ihre Boßheit, lebt, die, man veru¡t; Gott ›e zur Höll begräbt. Der diese# Bu¡, und man¡e# no¡, ges¡rieben, der Edle Gei‰, pegt also ›¡ zuüben
35
Er feyret ni¡t: legt ‰ät# auf wu¡er an da# theure Pfund, da# Gott Jhm eingethan. Jhm i‰ nit gnug, Gott mit der Zungen ehren in seinem Hau#, und de‹en Rei¡ vermehren; Jhm i‰ ni¡t gnug, dem N䡉en früh' und spat
40
bedienet seyn, zuhau#, mit raht und that: Er nimt den Kiel au¡ zu gelehrten händen, will seine Zeit auf gute S¡ri[ten wenden; wa¡t, wann man s¡lä[t; voll unmuß, bei der Muß. Die Feder gie‰ ‰ät# einen Claro#-Fluß.
45
Er su¡t, mit Kun‰ die Anda¡t zuvermählen, labt Herz und Aug und Ohren frommer Seelen bringt seine Zeit mit Gotte#-Arbeit zu, darinn Er au¡ su¡t seine Sabbath-Ruh. Na¡dem er un#, mit seinem Tugend S¡a”e,
50
geführet ab vom s¡nöden La‰erpla”e: führt Er un# nun in die Profeten S¡ul. ‰ellt herrli¡ auf, den Gotte#lehrer-Stul. So man¡e# Bu¡, so man¡e Seul der Ehren se”t Er Jhm selb‰, sein Nahmen#Lob zumehren.
55
So man¡e# Blat, so man¡er Famen-Mund | ma¡t Jhn bekandt, im weiten breiten Rund. Gott hab die Ehr! der lang gesunde# Leben,
S. v. B. Birken-Wälder
292
zu diesem Fleiß, Jhm ferner wolle geben. wa# i‰ der Lohn? die Kron der Ewigkeit: 60
die wir mi#gönnen Jhm no¡ lange Zeit.
CCXXVI. Zu Herrn Jacob Klinkebeil# von Grünewald, Kayserli¡er Comitiv-Würde. Mein Herr und Freünd! dortmal# war i¡ die Röhre, dur¡ wel¡e oß auf Eü¡ ein Bä¡lein Ehre vom EhrenMeer, vom gro‹en Ocean. Auf diesen Trunk, nur no¡ mehr dur‰ gewann 5
Eur Feuergei‰: drüm kam er selb‰ zu brunnen. Ein ganzer Strom, i‰ nun auf Eü¡ geronnen: der selb‰ forthin wird Bä¡lein gießen au#, und theilen mit, wa# ihr gebra¡t zuhau#. Ein Lorbeerbaum, eng jüng‰hin an zugrünen
10
in eurem S¡ild, ob dem ein Kranz ers¡ienen, den Jhr verdient mit s¡öner Di¡terey. J¡ glaub, die Ehr in Eü¡ verliebet sey. ›e will, dur¡ Eü¡, forthin au¡ andre krönen, ihr solt die Kun‰ mit ihrem Lohn belehnen.
15
der Baum i‰ nun ein ganzer grüner Wald, au# wel¡em euer Ruhm klingt und ers¡allt. der wald all‰ät# wird Lorbeerlaub gebähren, womit Jhr könnt die Musen-Söhne ehren. So, wie ihr sagt, dur¡ Ho[nung und Gedult,
20
erlanget man bey Gott und Keyser Huld. die Tugend habt: diß ›nd re¡t ihre Frü¡te. J¡ s¡au mit Lu‰, da# redli¡e Ge›¡te, | de# herzen# Bild: Zwar nur auf den Papier. da# übrige, die Feder ‰ellet für.
25
Glü¿ zu der Ehr! grünt, wie die Cedernwälder, und baut fortan der Musen Blumen Felder.
Gedichte 226, 227 und 228, 1662, 1662/63 und 1661
293
Lebt lang und wohl! verzehrt in guter Ruh, der wüns¡e Ernd. Le”t wandert himmel zu.
CCXXVII. Zu Herrn Jacob Sturmen# wäls¡en Amaranthen Garten. Sonnet. Der Tacitu#, von Teüts¡land römis¡ redt: Jhr redet Teüts¡, Herr Sturm, von Römer Lande. Mi¡ dünkt e# raus¡t, hier an den Pegni”‰rande, der Tyberuß, den ehmal# angebett 5
da# selb‰e Meer. Jhr baut die wäls¡en Städt' in Teüts¡land auf, mit eurer di¡ter-hande, ma¡t Wäls¡land eü¡ verpi¡t mit diesem pfande. der Teüts¡' und Wäls¡' eü¡ loben in die Wett. Thut, wa# ihr thut! Klimmt immer höher an
10
zum Musenberg, er‰eigt den Pferde-brunnen: auf daß in eü¡ Kun‰wa‹er komm geronnen. der Pindu# no¡ von Amaranthen kan eü¡ einen Kranz, der nimmer welket, winden. diß s¡reibet eü¡, auf einer Birken-rinden S. v. B
CCXXVIII. Glü¿wuns¡. Zu Herrn Carl# von Stein Für‰li¡ Brandenburgis¡en geheimen Raht# und Hofraht#directoris, au¡ Hofri¡ter#, betrettner Canzler Stelle. Höfe, Himmel ›nd der Erden: | Für‰en, ihre Sonnen ›nd. Alle# ›ht man s¡öner werden,
S. v. B. Birken-Wälder
294
wann der Für‰ zu Land ›¡ ndt. 5
Trübe wolken ›¡ verlieren: und die Phöbu#-Bli¿e zieren un# mit gnaden-‰rahlengold. Neben ihm au¡ Silber-blinken seiner Hof‰aat-Sternen Zinken,
10
mahlen alle# no¡ so hold. Wann die Sonne geht zu Bette, wann ›e grü‰ ein andre# Land: ‰ellet ›e, an ihrer Stätte ihre# Li¡te# unterpfand.
15
Mond und Sternen mü‹en wa¡en, funklend au# dem Dunklen la¡en: daß der s¡warze Mohr, die Na¡t, mit Carfunkeln wird ges¡mü¿et, blank Sa[ierinn au#ge‰i¿et.
20
Eben diß der Für‰e ma¡t. Seine Sternen Jhn begleiten; seine Edlen, seine Räht', Jhme allzeit ‰ehn zur Seiten. Einer, Jhm vor allen geht:
25
Einen liebt Er vor den andern, der ihm peget vor-zuwandern, Hesper, der au¡ Phosphor hei‰. dieser Jhm am n䡉en ›”et, seine Flammen-anken spi”et,
30
und wei‰ seinen Feuer-Gei‰. Dortmal#, eh zu Gott gegangen unser gro‹er Chri‰ian, | unsre# Lande# Sonne-Prangen: hat de# Hofe# Sternenplan,
35
hat de# Phöbu# Strahlen-Ga‹en, dur¡ den Tod erbla‹t, verla‹en Feili”s¡, de‹en Pho#phoru#.
Gedicht 228, 1661
295
bald i‰ Phöbu# au¡ verbli¡en, Sonn' und Sonnen-Bot entwi¡en, 40
ließen un# in Na¡tverdruß. J”und, da mit neüer Sonne prangt de# Hofe# Himmelplan. da un# wiederbra¡t die Wonne unser andrer Chri‰ian:
45
grü‰ mit Jhm un# Pho#phor wieder, ziert die Zahl der Sternen Brüder; glänzt ein neue# Canzler-Lie¡t. Vom Lie¡t-Boten wird vernommen, e# sey Phöbu# wieder kommen:
50
ein Lie¡t, von dem andern spri¡t. Sternen muß ein Himmel haben. Edler Herr! e# heben eü¡, Eure ho¡erleü¡te Gaben, an da# Erden-Sternen-Rei¡.
55
Euer Gei‰ im Stirnen-Si”e ammt von hoher Staate#-Wi”e. Ho¡-verdien‰e, heis¡en Ehr. Ehre, lohnt nun Eurer Tugend: die Eü¡ von der grünen Jugend
60
bey gewohnet, bi# hieher. Wehrte Kron de# Adel‰ande#! Stein, auf den der Für‰ ›¡ lehnt. | Edel-Stein de# ganzen Lande#, den da# Wei#heit-Gold vers¡önt!
65
Nun der Für‰ ›¡ fand zum Ma‰e, und da# Steuer Ruder fa‹te, diese# Staat-S¡i[ zu regirn: seit Jhr Nord-Stein und Magnete, ‰rei¡t die Nadel kluger Rähte,
70
hel[t die Wolfart portwärt# führn.
S. v. B. Birken-Wälder
296
Nun e# lebe unsre Sonne, unser theurer Chri‰ian! Gott laß Jhn, mit seiner Wonne, tretten fröli¡ auf den Plan! 75
Au¡ so wüns¡en wir: E# lebe und im hohen wol‰and s¡webe, unsre# Für‰en Aug' und Hand, unser Ohr und Glü¿#-Planete! unser Canzler, und die Rähte,
80
leben in gewüns¡tem Stand!
CCXXIX. Dru¿erey-Ubers¡ri]. Wer liebet Kun‰, der komm und tret herbey, les' und bes¡au die Edle Dru¿erey. Ein Edelmann, der son‰ ›¡ trägt mit Wa[en, erfunden hat die Drü¿e. Ein Mön¡, der son‰ mit Bü¡ern hat zu s¡a[en, erfunden hat die Stü¿e Glaub O Leser! daß vor Edel unsre Kun‰ be‰ehen kan. E# hat ›e ernden hel[en Guttenberg ein Edelmann. | Wer will sehen Wunder, komme, s¡au' hier eine Feder an: die in einem Augenbli¿e tausend wörter s¡reiben kan. 1. Wer kommt zu un#, der soll willkommen seyn. wir führen ihn zur Musen-werk‰adt ein. hier ›eht man Kun‰, die alle Kun‰ erhält, und sendet ›e verewigt in die Welt. 5
2. Vorde‹en ›¡ die hände s¡rieben müd, wann daß ein Bu¡ solt untergehen nit. Hier dru¿t man i”t gar lei¡t in einen Tag, wa# einer kaum ein Jahrlang s¡reiben mag.
Gedichtgruppe 229, 1662
297
3. Jn Kä‰en ligt die Saat der Ewigkeit, 10
die wird in ein papierne# Feld ge‰reut. da# Exemplar dort im Tenakel ‰eht, worau# die Zeil zu Winkelha¿en geht. 4. Der Se”er se”t da# Werk in man¡er S¡ri[t. wann, na¡ dem Maß, viel Zeilen einges¡i[t,
15
wird die Column ges¡loßen auf da# Bret: bi# eine Form in Ram und S¡rauben ‰eht. 5. Bald hebt ›e ein der Dru¿er in die Preß, denkt neuen Dru¿ zus¡i¿en auf die Meß; trägt auf, die Farb, mit Pallen, von den Stein;
20
die muß zuvor wohl aufges¡au[elt seyn. 6. Der Esel trägt, vor Sä¿, die Pallen hier: i‰ aber s¡warz, kein graue# Müller-thier. die Bögen fa‹t de# De¿el# Rämlein ein, mit der Punctur. der Galg muß Trager seyn.
25
7. Der Tigel ›e der Spindel unters¡iebt, und auf dem Karrn ein laute# Knarrn verübt. die Korbel hier den Wagen windet ein. die Wagenleiß, de# Lau[bret# S¡ienen seyn. | 8. Der Dru¿er dann den Pengel ziehet an,
30
daß da# Papier die S¡ri[t eintrinken kan. Er‰ er den S¡ön- und Widerdru¿ abzieht: da der Corrector na¡ den Fehlern ›ht. 9. Die Forme der S¡ließnagel klopfet glei¡ auf dem Klopfholz, au¡ der Pre##hammer-‰rei¡.
35
wann nun der dru¿ correct und revidirt, wird er auf# neu der Pre‹e zugeführt. 10. De# dru¿er# hand al#dann will äm›g seyn, legt' einen Bogen na¡ dem andern ein. er lä‹t nit ab, daß er in einen Tag
40
mehr al# dreytausend drü¿ auegen mag.
S. v. B. Birken-Wälder
298
11. Zule”t, wann nun die Form i‰ au#gedrü¿t, man wäs¡t ›e ab, ›e wird in# Bad ges¡i¿t. dann muß ›e wieder abgeleget seyn, der Se”er lie‰ ›e in die Kä‰en ein. 45
12. Hier wohnt die Kun‰. der dur‰ au¡ wohnet hier. man s¡i¿t voran zur Tränke da# Papier: da# muß herna¡ die Farb' au¡ trinken ein. Ein guter Trunk, soll bey dem dru¿en seyn. 13. Da# Ne”en ›¡ zum Se”en reimet wohl.
50
e# brau¡et Nä‹, wa# wohl bekommen soll. die Sonne trinkt da# Meer, da# Meer den Rhein, der Rhein den Mayn: e# muß getrunken seyn. 14. Die Erde gern den Thau und Regen trinkt, wann Himmel-ab der heiße Föbu# winkt.
55
wir, trinken au¡. Wer unsre Kun‰ betra¡t, der sey, zu ‰illen unsren dur‰, beda¡t. |
CCXXX. Auf Herrn Martin Reüsenleiter# und Jungfrau Dorothea Stadlerin Ho¡zeit. Lip#, der Fönix Teüts¡er Weißen, nennt den Eh‰and eine Reüsen: wer herausen, ‰rebt hinein, hält gar viel von dieser Klausen; 5
wer drin i‰, wär gern herausen, wüns¡et, wieder frey zu seyn. A” die Fis¡e lo¿t zu Reüsen: Jungfern ›nd die Le¿erspeißen, die die herzen zu ›¡ ziehn,
10
die au# Freyen Freyer ma¡en,
Gedichte 230 und 231, 1662
299
wann na¡ ihren sü‹en Sa¡en lü‰ert ein vernas¡ter Sinn. Die Eü¡ leitet in die Reüsen, soll, Herr Bräutgam, billig heisen 15
Reüsenleiterinn fortan. Trettet ein, und seit gefangen: denkt, ›e hat, wa# na¡ verlangen Eü¡ die Ha[t versü‹en kan. Lip# von Reüsen mag bild-di¡ten:
20
Fromme Ehleüt ander‰ ri¡ten, lieben ‰ät# da# Band der Eh. Jhr werdt eu¡ au¡ wol benden, und la‹t eu¡ ie”t gerne binden an die liebe Dorothee
25
Nehmet hin die Gotte#-gabe. Gott Eü¡ segne, s¡ütz' und labe, hier auf dieser Pilger-bahn. wann ihr ein‰ seit alte Greisen, Jesu# sey im Tode#-Reisen
30
Eure Leiter Himmel-an.
CCXXXI. Ehren Glü¿wuns¡. Herrn Doctor Caspar von Lilien, Für‰li¡ Brandenburg-Culmba¡is¡em General-Superintendenten und OberHofpredigern. Treibt ein Bäumlein ›¡ empor, daß den Gipfel ho¡ soll heben, seinem Lande S¡atten geben allen andern wa¡sen vor: 5
e# hat nötig in den Garten ein getreü- und äm›g# warten.
S. v. B. Birken-Wälder
300
da muß man zu re¡ter Zeit seine Wurzel wohl begie‹en, und mit Ordnung ma¡en s¡ie‹en 10
seiner Zweige Tre[li¡keit. Wann man Für‰en führet au#, wann de# Lande# Ho[nung reiset, und der Wuns¡ die Herzen speiset, daß Er komm na¡ Wuns¡ na¡hau#:
15
ein getreü und Weißer Führer ein Gefärt und Sinnregirer will darzu vonnöten seyn, der Jhn mit geme‹nem Walten wi‹e ab und an zuhalten,
20
klügli¡ leite au# und ein. Herr! al# unser Chri‰ian diese# Lande# Haupt und Krone, | eher al# zum Für‰en Throne zu den Kün‰en Lu‰ gewann:
25
da empfahl ›¡ seine Jugend Eurer Weißheit, Treü und Tugend. den Regentenbaum, der nun un# den S¡atten la‹t genie‹en, hat genehrt mit Lehrbegi‹en
30
Euer Wohlverfa‹te# Thun. Al# von Rheinis¡en Athen, unser Phöbu# abgeländet, in die Ferne ›¡ gewendet, fremde Thronen zubesehn:
35
Euer klug- und glü¿li¡# Führen lä‹t ›¡ i”t mit Freüden spüren au# gewüns¡ter widerkun[t. Jhr und au¡ der Edle Borge, nahmet Jhn in Eure Sorge
40
mit getreuer Ho¡vernun[t.
Gedicht 231, 1662
301
Rom denkt i”t mit Lu‰ daran, wie die Lilien mit Oliven liesen Oel de# Frieden# triefen auf der Chri‰en Glauben#-Span. 45
Eure fromme Wi” in Sa¡en, kond au¡ Feinde freündli¡ ma¡en. und worinnen Euer Gei‰ ›¡ no¡ son‰ kond groß erweisen: wel¡e# alle# re¡t zupreißen
50
diese# Blat zu wenig hei‰. J¡ will führen Jhn hinau#, (sagtet Jhr, wie zu Tobia dort der Engel Asaria,) | wieder bringen wohl zu hau#.
55
Gott sey Ehr! e# i‰ ges¡ehen, wie wir nur na¡ wuns¡e sehen Gotte#-Bot und Raphael, Tempel-Engel, Raht der Frommen! mit Jhm seit Jhr wieder kommen,
60
daß Er Eü¡ die Kir¡ empfehl. Josuen# Eleazar! Jhr solt nun mit Jhm regiren, und al# Hohepri‰er zieren Gotte# Wonhau# und Altar.
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David neben ›¡ eü¡ se”et, Eü¡ vor seinen Nathan s¡ä”et; Er denkt: Dieser wehrte Mann der mir drau‹en auf der Reise nü”li¡ war auf man¡e weiße,
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Mir zuhau# au¡ nü”en kan. Unser# Core# Daniel, Jhr Hi#kien# Jesaia, und Jo›en# sein Hilkia! Gott mit Eü¡ da# Glü¿ vermähl,
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302
75
geb' Eü¡ ruhig-graue Haare, Jojaden# vermehrte Jahre. Lilie, unsre Au#bund-Blum! wa¡‰ und blühet unsrem Lande, und erlangt im Ehren‰ande
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Welt-beliebten Ruh' und Ruhm.
CCXXXII. Ehren-Lob, Herrn Adam Volkmann, Für‰li¡ Brandenburgis¡ Culmba¡is¡em geheimen HofRaht und Lehen Prob‰en. E# i‰ ein gro‹e# von der Erd | mit Sinne-Flügeln ›¡ aufs¡wingen, dur¡ Kun‰ und Tugend Ehr erringen, und dur¡ ver‰and ›¡ ma¡en wehrt. 5
wem Titan so die Sinnen drehet au# zarter Himmelgei‰e#-Lu[t, ni¡t au# den groben Erden-du[t: derselbe billi¡ oben ‰ehet. Die Seel betti¡t den Ver‰and:
10
wie solt er an der Erde kleben? wie solt er ni¡t erhaben s¡weben, ein Na¡bar seyn dem Sternenland. die Sonn' erleü¡tet sein Ge›¡t, die andre Augen pegt zu blenden:
15
wie ›¡ die Edlen Adler wenden, nit s¡eü, zu s¡auen in da# Lie¡t. Ver‰and, die Stü”e eine# Staat#, se”t ›¡ den Für‰en an die Seiten. e# i‰ der Stab, ihn re¡t zuleiten,
20
die wi”e eine# klugen Raht#. Vor hohe Faro#-Fa¿el Thürne gehöret so ein weißheit-Lie¡t,
Gedicht 232, 1662
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da# s¡einend dur¡ die Nä¡te bri¡t au# der Latern dem Gei‰-Gehirne. 25
Herr! davon Eü¡ i¡ sagen will, kan i¡ Eü¡ so und so verglei¡en: iedo¡ so werd' i¡ ni¡t errei¡en der Pi¡t und Eurer würde Ziel. Mein dru¿en, wird e# ni¡t au#drü¿en:
30
nit trinket Farben mein Papier, die Eü¡ re¡t könden mahlen hier, daß mi¡ mö¡t Zeuxi# Ruhm beglü¿en. | J¡ mü‰e bilden, am Altar der Themi# Bild im Tempel ‰ehend,
35
und Eü¡ davor al# Prie‰er gehend, die Jhr bedient so man¡e# Jahr. Der Svada Bild ‰eht no¡ darneben: die Rede muß beym Rahten seyn; wa# wi” der Kopf ihm kau[et ein,
40
muß Mund und Hand au¡ wieder geben. Jhr Scävola, Papinian, Jhr seit der Re¡ten ihr orakel und unser# Hof# Canzleyen-Fa¿el die neben andern leü¡ten kan.
45
da# Re¡t de# Für‰en und der Lande, nennt Eu¡ sein lebendige# Bu¡: da# ›¡, na¡ ledigem gesu¡, bey Eü¡ o[t im Gedä¡tni# fande. Budäu# Jhr und Alciat!
50
Jhr wollet ni¡t nur den Magnaten, zu ihre# Lande# bä‰em, rahten: Jhr ‰ü”et au¡ der Musen Staat. Staat#wi” und Kun‰ ‰eht wohl beysammen: von jener die ges¡ü”et wird
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von dieser jene wird geziert: ›e grünen s¡ön auf einem Stammen.
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A¡, könden wir erwüns¡en Eü¡, Gelehrter S¡u”freünd der Gelehrten, a¡ daß die Fata eu¡ verehrten, 60
Aufwesen, dem Gemüte glei¡. Nun! viel kan no¡ ein Wuns¡ erlangen: vorau# der mein' au# treuem Sinn, | worzu i¡ Eü¡ verbunden bin. Gott laß Eü¡ mit Gesundheit prangen!
65
Diß wüns¡' i¡ heüt', und alle Zeit: der hö¡‰e woll' Eü¡ gnädig geben ein lang- gesund- und fröli¡# Leben, Von Eü¡ den S¡merz verbannen weit! Seit wa# ihr seit bißher gewesen,
70
seit mein Mäcäna# und Patron: und gönnet diesem s¡le¡ten Thon, daß er geb' eüer Lob zu lesen.
CCXXXIII. Jahr Zahl-Gedi¡te. Zu Herrn Johann David Göts¡en# Re¡enbu¡. Additio. 1011. Se” Gon‰ zV KVn‰, kehr froM hereIn. 651. Behagen soL Da# FaCIt seyn. 1662. Zum Leser. 3632. VerLeVMDVng, NeID VnD Ha##, voM Lesen sVbtrahIr: 1970. DIß BVCh VVIrD sICherLICh gar sehr gefaLLen DIr. 1662. Multiplicatio. 831. VIeLfäLtIg eIL zV nV”, DIß gVte BVChLeIn feIn. 2. Gott heIß e# groß In Ehren seyn. 1662.
Gedichtgruppe 233, Gedicht 234, 1662
305
Zum Momu#. Divisio 11634. NeIDhVMMeL, MoM VVIe brVMM‰, Da DV seLb‰ StIMM-DVMM bI‰? gIb bä‹er#, Theon# Kopf, so Vnser# breßha[t I‰. |
7. 1662.
An den Autor. Regula de Tri. 67" ________ 554" ________ 201. 3 1662. E# segne eVren FLeIß, zV gro‹en nV” Ihn kehr, Gott; EIn# In Drey gepreI‰, La‹' Ehre zIehen her, heIß Lobbar seyn sothane ReChen-Lehr.
67. 554. 201.
CCXXXIV. Zu Herrn Cunrad Bauman# S¡ri]gießer# und Jungfrau Kunegund Hauerin Ho¡zeit. Soviel man Grä#lein zehlt, dort in der grünen Au; soviel Gold‰ernlein hat da# s¡öne Himmel blau. soviel der Körnelein erfordert ein Gebrau soviel man härlein ndt an einer Beerenklau, 5
mit soviel Federen ›¡ de¿t der Spiegelpfau, soviel gie‰ Perlen ab der kühle Morgenthau; und soviel Quintlein au¡ wiegt eine wilde Sau: soviel eü¡ Himmel-ab de# guten Glü¿# ans¡au. Gott allem Ungelü¿ zu Eü¡ den weg verhau,
10
daß eü¡ anblase nit ein Sturmwind s¡ar[ und Rau. Geht, liebe Jungfrau Braut und Morgen Junge Frau, geht mit dem Bräütigam, dem Baumann, hin zur Trau. Die Lieb in beyden sey ‰ät# feurig, nimal# rau. Gott laß' in Fried und Freüd eü¡ werden alt und grau,
15
und führ' eü¡, na¡ dem Tod, in seinen Himmel#bau. |
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CCXXXV. Uber Herrn Johann Carl#, Nürnbergis¡en Zeugmei‰er# Bildni# Wann vor Heerd und vor Altar soll der Erden-donner spielen auf die Feind': erndet Stü¿e dieser Teüts¡e Archimed. Wann der Anda¡t Feuerpfeil will zu Gott gen Himmel zielen: dur¡ de# Teüts¡en Hirams Hände dort ein Bete Tempel ‰eht. S¡au und ehre deßen Bild; seinen Gei‰ da# werk dir weiset.
5
Jene Wi” Er au# dem Kriege und au# Holland hat geholt: diese Er vom Vater erbte, der in Jhm no¡ leben wolt. Fama, weil Kun‰ Kun‰ wird seyn, diesen Sohn und Vater preiset.
CCXXXVI. Zu de# Bes¡irmten Gesells¡a]-Sinnbild. Da# Spanis¡' Eberkraut mit Sta¡eln i‰ ümgeben, von denen ›e bes¡irmt bleibt ‰ät# unangeta‰. die Tugend au¡ verla¡t, de# Neide# wider‰reben e# ma¡t nur wa¡sen mehr, die Palme, dieser La‰. 5
drüm den Beschirmeten der Neid nit ma¡et beben: weil er dur¡ Tugend ›¡ in gegenwehr verfa‰. E# soll ihm alle# Thun zu Ehr und Nu”' gelingen, daß man, na¡ wuns¡e, wird ihn sehen Frü¡te bringen. |
CCXXXVII. Zu Herrn Caspar Lilij der Heiligen S¡ri] Doctoris Für‰li¡ Brandenburgis¡en Raht# und General-Superintendenten# mit Jungfrau Eva Catharina von Pühel Ho¡zeit. Nur diese# fehlte no¡, Eü¡ völlig zubeglü¿en, diß Kleinod solte Herr! der Himmel Eü¡ no¡ s¡i¿en,
Gedicht 237, 1663
307
ein liebe# andre# Jhr. Wann alle# i‰ erlangt: wann mit dem Lehrer-Hut die kluge Stirne prangt; 5
wann man¡e fremde Sonn' un# reisend anges¡ienen; wann mit erlernter Wi” wir hohen Häuptern dienen: diß alle# labet ni¡t, imfall man lebt allein. Ein lieber Hau# gehülf muß an der Seite seyn. Ein Mens¡, ein halber Mens¡! Si”t Adam s¡on in Eden:
10
Ob Gott und Engel selb‰ erfreuli¡ mit ihm reden die Thiere ‰ehn zu dien‰; er weiß von keinen Tod, i‹t Leben von dem Baum; er weiß von keiner Noht. Die Flut, i‰ Malva›er; da# Ob‰, ihn Honig speiset: No¡ i‰ er unvergnügt, weil daß er Einsam heiset
15
und soviel Paare zehlt. der O¡# spielt mit der Kuh er ›ht den s¡lanken Han der Henne eilen zu. Die Tauben s¡näbeln ›¡. Die Bäume selb‰ ›¡ gatten, einander bieten zu die Arme derer S¡atten i‰ Adam# kühle Freüd: do¡ eine kalte Lu‰
20
weil seine liebe Rieb ihm no¡ ‰e¿t in der Bru‰. | ihn no¡ nit liebt und labt. Bald, al# er war getheilet da i‰ er nun ergänzt. Er hebet i”t geheilet, er‰ Adam an zu seyn al# ihn die Eva grü‰, ihm freündli¡ la¡et zu, ihn halset, herzt und kü‹t.
25
Herr! Eü¡ der Himmel hat in Eden au¡ gese”et, beathmet mit Ver‰and. die Weißheit hat dur¡ne”et mit ihrer Feuerut den unbes¡renkten Gei‰, der ›¡ zu Himmel s¡wingt, von dar er her gerei‰. Jhr habt gebro¡en ab die Fru¡t der be‰en kün‰e,
30
zu Nahrung de# Gemüt#. Jhr habet, dur¡ verdien‰e, erweitert euren Ruhm. Gott sah eü¡ Gotte#-Voll: der (sagt' er) mir einmahl den Garten bauen soll, der fromme Herzen trägt. Da# Reinis¡e Athene, Argyrope, mir Jhn zu einem Lehrer kröne,
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zum Hirten meiner Weid. J¡ weiß ein gro‹e Heerd: Er soll ihr Bis¡of seyn. Mir muß mein Rei¡ auf Erd dur¡ Jhn gemehret seyn. J¡ will Jhm au¡ vertrauen
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der Götter einen dort: der weiter zubes¡auen die Wunder meiner Welt, von Hau# i‰ au#gerei‰. 40
E# sey ein Raphaël, hier dieser Engel-Gei‰. Wa# Gott spri¡t, da# ges¡i¡t. Prinz Chri‰ian erwehlte zum Rei#gesellen Eü¡. der Edle Bork vermählte, mit eurer, seine Wi”. Er war, dem Salomon, Benajah: Zado¿, Jhr. So zoget Jhr davon.
45
Pari#, die kleine Welt im Land der guten Sitten, Evropen# Paradei#, ward hin und her bes¡ritten. | LVDVICVM sahet Jhr, den gro‹en König#-Gei‰: der eine JahrZal un# in seinem Nahmen wei‰; wer weiß, mit wa# Erfolg? Dann habet Jhr gesehen
50
da# Chri‰-Monar¡en-Paar, in Frieden ›¡ begehen: ein wunder unsrer Zeit. Da# wunder aller Welt, die hundert-Jnsel-Stadt in Amtriten Feld, Neptunu# Re›denz, wurd eürer Augen Weide. Jedo¡ gab Eü¡ zule”t anno¡ die grö‰e Freüde
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da# Weltberühmte Rom, die ewigli¡e Stadt, die dritthalb tausend Jahr' i”t bald ge‰anden hat. dort S¡erer, Contius, Kir¡er, Castiglione, und andre von dem Staat der dreygezinkten Krone, Eü¡ hielten lieb und wehrt. we# Weg Gott wohl gefällt,
60
mit sol¡em seine Feind' Er au¡ zufrieden ‰ellt. Oliva no¡ zule”t eü¡ au# den Armen lie‹e mit Thränen, üm daß Er forthin Eü¡ meiden mü‹e. Ein Blat fa‰ ni¡t, wovon ein Bu¡ zus¡reiben wär, die Argonauten-Rei#: e# se”e ein Valer
65
hierzu die Feder an. Die meine, nur berühret, wie Jhr den Prinzen habt au#- und zuhau# geführet, mit Gott und mit Beda¡t. J”t ehret Jhn da# Land: Eü¡ liebt e#, der Jhr Jhm so wohl verwart diß Pfand: wa# thut der theure Held? Enea# nimmt A¡aten
70
mit ›¡, Er muß zu Hau# Jhm ferner nü”li¡ rahten, glei¡wie Er drausen thät. Herr! Er behlet Eü¡ die Sorge seiner Seel, de# Lande# Gotte#-Rei¡,
Gedichte 237 und 238, 1663
309
se”t Eü¡ zum Haupte vor den treuen Himmel#wä¡tern. Er gibt Eü¡ eine au¡ von seinen Lande# Tö¡tern | 75
wie dorten Pharao dem Josef hat gethan: so lieb i‰ LILIUS dem gro‹en CHRJSTJAN. die s¡öne Eva mu‰' Eü¡ re¡t zum Adam ma¡en. da# Edle Kind von Pühl, hebt eure Glü¿e#sa¡en nun vollend# oben-an die liebe CATHARJS
80
Komt i”t, da# Leben Eü¡ zu ma¡en Hönigsüß. Ni¡t# manglet Eü¡ forthin. Den Wuns¡ nur kan man geben: Gott laß Eü¡ lang-gesund in eurem Glü¿e leben, Jhr wohl gepaarte# Paar! da# andre selb‰ ›¡ gibt: e# werden drey darau#, wo Adam Even liebt.
85
wüns¡t Jhr dann etwa# mehr: Gott la‹ Eü¡ de‹en werden soviel, al# Lilgen i”t gebiert der S¡oß der Erden und wann Eü¡, Leben#-satt, da# Alter ›het grau: so panz' Eü¡ beyde Gott in seine Sternen Au.
CCXXXVIII. die Lilie am Bühel. Eine Lilie in dem Thal ›¡, im hohen Liede nennet, unsre# Salomon# Gemahl, Sulamith, von Lieb entbrennet. 5
Jn der Thäler feü¡tem S¡oß diese Blumen Für‰in thronet, und daselb‰ mit wa¡#tum wohnet, ‰engelt ho¡ und ma¡t ›¡ groß. Aber hier in unsrem Land
10
ander‰ ›¡ die Lilie zeüget. | ›e su¡t in der höhe Stand, wo der Bühel aufwart# ‰eiget. dorten ›e ›¡ panzet ein, dort ein ganzer Lilien-Garten
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310
15
von ihr spro‹en soll und arten: ›e lä‰ Thäler Thäler seyn. Früh man unsren Föbu# s¡aut Bühl und Hügel s¡ön vergülden, die mit Perlen überthaut
20
glänzen herrli¡ in Gelden. drüm der Lilie gefällt so ein Ort, daselb‰ zu ‰ehen und da# Thal zu übersehen, in der grünen Früling#-Welt.
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Jn die Lilie ›¡ der Bühl au¡ bendet herz-verliebet: weil ihr s¡ön‰e# Blumenspiel ihm viel Zierd und würde gibet. Lilien-bühle hält man wehrt
30
die Geru¡ und Aug' erfreuen, Balsam in die Lü[te ‰reuen: Lilien-Hügel man verehrt. Wann am Bühel Rosen ‰ehn: a¡ wa# zieret mehr die Matten,
35
al# den S¡nee der Lilien mit dem Blumen-Purpur gatten? Wel¡ ein herrli¡-s¡öner Flur wird au# diesem Bühel spro‹en: weiß und roht zusamm gego‹en,
40
geben himmlis¡e Figur. | Salomon# sein Herrligkeit, (der der rei¡‰e do¡ von Rei¡en) i‰ nit mit der Lilie Kleid (spri¡t die warheit) zuverglei¡en.
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So i‰ einem König#thron au¡ ein Bühel vor zuheben, der bese”t mit Lilien‰äben prangt al# eine Perlen-Kron.
Gedichte 238 und 239, 1663
311
Kün]ig unsre Edle Braut 50
so ein Lilien Bühl wird werden. der im Himmel Sie getraut, wolle segnen au¡ auf Erden. Lauter Lilien-Weiße# Glü¿ diese# Edle Paar bethaue,
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jährli¡ ›e verjünget s¡aue dur¡ ein gnädige# Ges¡i¿. Unglü¿! e# i‰ hier umson‰, e# i‰ eitel, dein verwunden: in der Lilie hat die Kun‰
60
s¡on ein Heilung#-Oel gefunden. Jhr Geru¡, da# Lobgerü¡t, soll inde‹en ›¡ au#breiten bleiben fris¡ zu allen Zeiten. wa# so lebet, ‰irbet ni¡t.
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Nun die theüre Lilie buhle so mit ihrem Bühle, daß man ihre# glei¡en seh und der Lilien werden viele. Hi” und Regen, Fro‰ und Wind,
70
weder Sie no¡ au¡ die Jhren sollen mit Bedrang berühren: weil ›e Gotte# Lieben ›nd.
CCXXXIX. Namen#-Glü¿wuns¡. Herrn Daniel Wülfern, Predigern und Professorn Jn Nürnberg. Nomine Filij. 1. E# hat da# klare Gla# der Wogen den blanken Harnis¡ au#gezogen. der Baum legt' ab den grauen Bart,
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312
und treibt hervor die grünen Haare. 5
die Welt verjüngt ›¡ mit dem Jahre, hat neue Früling# freüd erharrt. 2. Herr Vater, Euer wehrter Nahme, im s¡önen Blumen-Mond bekame, in diesem Lenzen seine Stell.
10
der Himmel Eü¡ au¡ ma¡e grünen, und seinem Rei¡ auf Erden dienen. da# Glü¿e ›¡ Eü¡ zugesell. 3. J¡ leb', al# vatern, Eü¡ verbunden. wo wird vor mi¡ ein Band gefunden,
15
da# Eü¡ au¡ mög verbinden mir? wo i‰ au¡ dank vor Lehr und Leben, die Jhr, n䡉 Gott, mir habt gegeben? so habt mi¡ selber Eü¡ dafür. 4. Der Himmel Eure Freüd' und Ehre
20
an mir und andren Kindern mehre: so zahlt der Himmel meinen dank. Jn de‹en lebt, ô unser Leben! so s¡ön al# ihre Köpein heben die Blumen auf der Wasen-bank.
25
5. Erlebt no¡ viele sol¡e Tage, froh' und gesund, ohn alle Plage. viel grä#lein i”t gebihrt die Erd, viel Blümlein mahlen bunt die Auen, viel Perlein formt da# Morgenthauen:
30
no¡ mehr do¡ Eure# Glü¿e# werd. |
Gedicht 240, 1663
313
CCXL. Zu Herrn Johann Georg Winkler# und Jungfrau Anna Maria Hagendornin Ho¡zeit. Jm fall i¡ solt Poeti›ren, wann meine Feder in dem Mund' solt worte, wie die Di¡ter, führen, wie Flaccu# und Catull gekundt: 5
mir würd, zu diesem Ho¡zeit-Tag, von Kiele iesen diese Frag: 2. Hat dann seither da# Wolken-träu[en nit Amor# Flügel naß gema¡t? Kond seinen Brand e# ni¡t ersäu[en?
10
die Antwort wäre bald erda¡t: Er hat ›¡ unter Da¡ ver‰e¿t im Winkel Flammen au#gehe¿t. 3. Wa# fragt die Liebe na¡ dem Regen? die ni¡t ersau[t im tie[en Meer.
15
›e kan in kalter Flut ›¡ regen, ob die mit Ei# geharnis¡t wär. Ha! Jungfer Braut, errötet ni¡t, wo war Cupido? gebt beri¡t. 4. Mi¡ dünkt, hätt man ihn su¡en sollen:
20
man fand ihn unter Eurem Da¡. Und hat er au¡ re¡t wehlen wollen: Eur Herze, da# war sein Gema¡. Do¡ wa# geht un# Cupido an? Gott, seine Männin gibt dem Mann.
25
5. Der gab da# Er‰e paar zusammen, der wird da# le”te paaren au¡. | von Himmel, kommen her die Flammen, ›e ›nd de# guten Gei‰e# Hau¡.
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Die ganze Welt au# Gotte# Trieb, 30
›¡ panzet dur¡ die Liebe Lieb. 6. Die Liebe, ›¡ der Rose glei¡et: die au# den Dornen la¡t und blüht. Da# Weh, do¡ von der Eh nit wei¡et. Kommt Freüd: da# Leid au¡ gehet mit.
35
Wo wohnet Chri‰u# und ein Chri‰, daselb‰ da# Creü” nit ferne i‰. 7. Herr Bräutgam diese# wohl ver‰ehet: der, ihm wa# Liebe# gehend au#, Si¡ einem s¡arfen Dorn genähet,
40
und führet ihn mit ›¡ zu Hau#. Der Hagdorn i‰ de# Eh‰and# Bild: der S¡merzen regt' und wider ‰illt. 8. Der Hagdorn zwar mit Sta¡eln qvälet: sein Wa‹er, zieht ›e wider au#.*
45
Da# Labsal ni¡t dem Eh‰and fehlet: ob ihm die Trübsal kommt zu hau# die Lieb' und Rose la¡t und blüht: ob ›e ›¡ unter Dornen ›ht. 9. Der Hagdorn son‰ zu Peits¡en dienet:
50
Hier, soll er sonder Dornen seyn. er soll' alleine sein begrünet. An ihme man die Blätelein, wie Mens¡enhände, ›ht formirt.* So eine Fru¡t den Eh‰and ziert.
55
10. Spre¡t ni¡t i¡ mag nit Mutter heisen! Jhr mü‰ der Zweige bringen viel, die un# au¡ Mens¡enhände weisen. | denkt wie e# dortmal# Eü¡ geel: Al# zwey paar Hände ma¡ten grün
60
den abgezweigten Ro#marin.
Gedichte 240 und 241, 1663
315
11. Huy! hörte man Eü¡ damal# sagen, La‰ sehn, ob i¡ werd fru¡tbar seyn! man sah den Sto¿ Eü¡ äm›g tragen, und seine Wurzel senken ein. 65
Der Sto¿ i”t grünet, ho¡ und breit: zeigt nun au¡ Eure Fru¡tbarkeit! 12. Mein Wuns¡ von Gott erbittet Segen, zu Leib und Gei‰, zu Ehr und Haab. Su¡t Gott voran, auf euren Wegen:
70
der wird Eü¡ geben alle Gab. der sey mit Eü¡ und au¡ mit mir! so ›nd wir seelig dort und hier. *.Vid. Ad Lonic. Herbar. p. 60.b. *. Vid. Ad Lonic. ibidem et Trag. Herb. in dicta planta.
CCXLI. Sieben Weiber raufen ›¡ um ein paar Mann#hosen. Jhr Männer! sehet hier den harten WeiberSpan Sie greifen na¡ der Rind': und meynen do¡ die Brosen. Die Frauen raufen ›¡: ihr Nahme zeigt e# an, wann er wird ümgese”t. wa# ›nd e# vor qvelq-chosen? 5
wie muß do¡, dieser Zeit, so theuer seyn ein Han! weil Sieben s¡lagen ›¡ allein üm seine Hosen dort i‰ da# Bett, dahin der Sieg soll ma¡en Bahn. wir la‹en ›e üm ihn mit tru¿en Fäu‰en losen Nun! die ›¡ mannli¡ hält, hui! die erhält den Mann. |
S. v. B. Birken-Wälder
316
CCXLII. Auf den Nürnbergis¡en Kron Braut-S¡mu¿. S¡au die gekrönte Braut, behängt mit güldner Zierde! drü¿t s¡on, e# s¡mü¿et au¡ den Leib die theure Bürde. der alte S¡mu¿ bemerkt den alten Adel ‰and. E# wird, der Keüs¡heit-Sieg, mit Perlen so gekrönet. da# Gold, auf Tugend deütt: die in dem Herzen s¡önet
5
mit dem, wa# ligt darauf. da# Kleid, zeigt Liebe#brand. Sag, wa# die Kron, der S¡mu¿, da# Purpur, son‰ un# weise? daß Nürenberg mit re¡t die Kron der Städte heise.
CCXLIII. Auf Monsieur Georg Chri‰of Kö”ler# Patricii Norici und Jungfrau Anna Regina Neidhartin von Ulm Ho¡zeit. E# ie‰ kein Freüd gedi¡t, bey so betrübten Zeiten und bösen Zeitungen von ungemens¡ten Streiten, von Türken und Tartarn, die Tartaru# gesendt; die niemand jagen mag, weil alle# i‰ verblendt. 5
Wir haben leider ja die Neig der welt erlebet, und da# Verderber-S¡werd ob unsren Köpfen s¡webet. J¡ wüns¡ Eü¡, Edle# Paar! Gott laß eu¡# wohl ergehn! Gott la‹e nimmer mehr eü¡ sol¡e leüte sehn. J¡ wüns¡e unsrem Rei¡, ihr Lieben, eüre Flammen:
10
daß un# der Frieden# Gott in Eintra¡t bind zusammen. A¡ liebten wir, wie ihr: so litten wir i”t ni¡t, | so s¡rieb man ni¡t mit Blut de# O‰enland# Ges¡i¡t. Nun unser Chri‰u# wird no¡ seinen Chri‰en leben: der woll' eü¡, wa# ihr wüns¡t, und wa# eü¡ seelig, geben.
Gedichte 244 und 245, 1663
317
CCXLIV. Auf eine Ho¡zeit. Wird s¡on da# wetter kalt: do¡ ma¡t die Liebe heiß. Ein jeder tra¡t i”und na¡ einer warmen Mu”en. die Lieb, der bä‰e Belz, kan wol den Winter tru”en. wohl dem, der ›¡ damit einmal versorget weiß. Ein Arm voll zarte# Fleis¡, in einem Wei¡en Bette:
5
da# hil[t, e# i‰ bewährt, vor Zittern und vor Fro‰. Jhr tra¡t, Herr Bräutigam, na¡ sol¡em Winter-Tro‰: so wärmet ihr, und werdt gewärmet in die Wette Thut, wa# ihr thut, und s¡li¡t fein nah zusammen eü¡, ihr Lieben! e# wird wol nit zwis¡en eü¡ gefrieren.
10
J¡ wüns¡ Eü¡, wa# na¡ Wuns¡ kan euren Eh‰and zieren. der himmel la‹' eü¡ seyn an allen Freüden rei¡.
CCXLV. Vors¡ri] eine# Stammbbu¡#. Steh, Freund! hier an der Thür. diß i‰ der Freünds¡a[t Hau#. S¡neeweiß i‰ dieser Ort: 5
wer treu und gut e# meynt, | der s¡reib voll weißer Treu hierein ein s¡warze# wort. do¡ ma¡t# ein Wort ni¡t au#. Ni¡t nur die Hand:
10
e# muß au¡ seyn da# Herz darbey. So redt mit mir, J¡ sey au¡ wo i¡ sey, diß Unterpfand. Geh fort!
S. v. B. Birken-Wälder
318
CCXLVI. Zu Herrn Johann Mi¡ael Dilherrn# etc. Chri‰-Apo‰olis¡er Academie. No¡ feyrt die Feder ni¡t: die fa‰ vor 40 jahren, zuführen euren Ruhm, mit Fama au#gefahren, geogen dur¡ die Welt. Sie og von Mund zu Mund, ma¡t euren Nahmen, Herr! dem Mens¡en Runde kundt. 5
Salana redet no¡ von ihrem wehrten Lehrer, der ihre# Kün‰e-Staat# ›¡ wiese einen Mehrer. Dort eng zu leü¡ten an eur Weißheit-Lampen-Li¡t, da# Oel und Flamme hat. No¡ feyrt die Feder ni¡t. E# laufet in die Wett die Anzahl eurer S¡ri[ten
10
mit eürer Jahre-Zahl, will ewig# denkmal ‰i[ten. die Lehr auf Hoher S¡ul, war eurer Jugend Prei#: die Hohe S¡ul i‰ i”t au¡ eure# Alter# Fleiß: | dort kün‰li¡, Chri‰li¡ hier. dort habt ihr selb‰ gelehret: der Lehrer Chri‰u#, wird hier selb‰ von eü¡ geehret.
15
O seelige# Gehör, vor sol¡em Lehrer-Stul! ô heilige# Gelern, in der Apo‰el-S¡ul! Hier la‹t un# lernen Thun. dort i‰ o[t leere# Wi‹en. Man wird, an Worte ‰att, Gott werke zeigen mü‹en Er wird nit fragen ein‰: wieviel ha‰ du gewu‰?
20
Nein! ob du gut# gethan? du antwort geben mu‰. Nun, der un# gab da# Wort, woll werk' au¡ in un# würken: Damit un# Chri‰en ni¡t, da# Leben, nenne Türken, führ Türken über un#, un# Chri‰um nehme gar. Jhr aber zehlet, Herr! no¡ man¡e# Bu¡ und Jahr
25
daurt, wie ein fä‰er Fel#, der alle Wind und Wellen, mit gro‹em Muhte, ma¡t von ›¡ zurü¿e prellen. Baut ferner Gotte# Rei¡: und s¡reibt, wie son‰ und hier, die wahre Chri‰enpi¡t in Herzen und Papier.
Gedicht 247, 1663
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CCXLVII. Uber Herrn Johann Staden# Oration vom Selb‰-Erkentni#. E# wimmelt ja i”t alle# von Poeten, glei¡wie zur Zeit de# Ahab# von Profeten. der Pferdebrunn dur¡ alle Ga‹en ie‰, und sein Parna‹' ein ieder Hügel i‰. 5
Und man¡er Mäv pralt no¡ mit seinen Reimen, | weil daß er ›e weiß rein zusamm zuleimen; diß nennt er Kun‰: die do¡ ein jeder kan, au¡ der nie trat auf freyer Kün‰e Plan. Sie dünken mi¡ al# wie die todten Gö”en,
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die man vorde‹ in Tempel pag zuse”en: Wer Götter su¡t, den treügt der Augens¡ein su¡ innen re¡t, du nd‰ nur Holz und Stein. da i‰ kein Gei‰, kein Kern und keine Seele; kein güldner Spru¡, den i¡ vor alle# wehle;
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kein dapfre# Wort, da# mir in# Herze dringt: hei‰ da# gedi¡tt', wann Alltag#-rede ›ngt? Ni¡t also denkt, ihr Musen, euer Stade. E# ‰eigt sein Sinn au# eurem Pimplerbade, ganz Feuer-na##: der Gei‰ in ihn ›¡ gie‰,
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von ihn er au¡ in Flammen wieder ie‰. wa# zu Athen und Rom vordeß erklungen, da# wird i”und in Teüts¡er Zier gesungen. Jedo¡ wer re¡t auf dieser Bahn will gehn, muß wißen au¡, wa# Rom wu‰ und Athen.
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Kun‰ i‰ die Seel die Leiber ›nd, die Spra¡en. Solt können ni¡t die Teüts¡e Spra¡ au¡ ma¡en ein Kün‰e-bild? wa# Grie¡ und Römer kund, da# klingt au¡ wohl au# einem Teüts¡en Mund. A¡ lernte‰ du, ô Teüts¡er, selb‰ di¡ kennen:
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wie würde‰ du so glü¿ha] seyn zunennen! Kenn deine Spra¡, die alte Stärk und Treü: wa# gilt#, ob du nit bleibe‰ froh' und frey?
S. v. B. Birken-Wälder
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Ca‹andren Raht! so mag Waloni›ren, wer Unteüts¡ i‰: wir aber wollen zieren 35
die Mutter spra¡, und alte Teüts¡e seyn. die Tugend nimmt den Lohn von Jhr selb‰ ein. |
CCXLVIII. Zu Herrn Johan Chri‰of Rents¡el# Für‰li¡ Brandenburgis¡en Cammer Rat# Psalterwerk. So, da# i‰ re¡t! hervor, mit David#Harfenspiel! Ein ‰arker David#-Glaub', ein fromme# David#-herze i”t ho¡ vonnöten i‰: da alle# kna¿en will. da böß ›nd Leüt und Zeit, da Gotte# fur¡t ein S¡erze; 5
da Türk und Tarter tobt. J”t hil[t nur Buß und Beten. wohl dem, der thut und lebt na¡ David# Er‰en Lied: der darf vor Gotte# Thron getro‰ in Demut tretten, und spre¡en: S¡a[' ô Herr! un# vor den heiden fried. hier spielt un# A‹aph vor, au# David# Hof Capelle.
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Wer Gott und Gute# liebt, der trett in diesen Chor. Wer himmlis¡ ›ngt, der ringt na¡ einer Himmel ‰elle: Und Fama s¡winget ›¡ mit seinem Ruhm empor.
CCXLIX. Uber da# Bildni# de# Türkis¡en Groß Vezier#. Diese# i‰ der Groß-Vezier, die gerü‰e Chri‰en Geisel: de‹en Grimmgeführten Strei¡ neuli¡ hat gefühlt Neuhäusel Hungarn tri[t er: un# er drohet. Gott ‰äupt un# dur¡ diese Hand. | Sünde, seinen Zorn entzündet: Buß wird lös¡en diesen Brand. 5
Gott, wird wieder werden gut. Glimmt no¡ alter Muht in Teüts¡en: e# soll unsre dapfre Fau‰ diesen wütri¡ wieder peits¡en. Ruten, endli¡ mü‹en brennen, wann die hand i‰ worden müd. Flieht, ihr Türken! hier i‰ Chri‰u#, der verlä‹t die Seinen nit.
Gedichte 250 und 251, 1663/64 und 1664
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CCL. Zu Herrn Magister Martin Limburger# Kre‹is¡en EhrenTempel. So re¡t, mein Freünd! ihr bauet Ehren-Tempel, und ‰ellet dar der Tugend ein Exempel Stahl, Stein und Holz, verzehrt der Zahn der Zeit: diß, wa# ihr baut, da# währt in Ewigkeit. 5
wo wär i”und Mäcena# und sein Keyser, hätt ni¡t ihr Ruhm gefunden die Bepreiser? Sie wären todt, die leben im Gerü¡t. wa# lobt ein Kiel, wie eurer, ‰irbet ni¡t. Kun‰, und wa# ›e belobt, geht ni¡t zu bette:
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›e leben mit einander in die Wette. Thut, wa# ihr thut, gebt Famen euer Lob. wann ihr ver‰ummt, wird reden diese Prob. der Edle Kre## ›ht sein verdien‰ beglü¿et, weil euren Kiel da# S¡i¿sal Jhm na¡s¡i¿et.
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die Tugend adelt, ein gelehrter Prei#: dur¡ den Homer, man vom A¡ille# weiß. So wird dann nun beweint, mit eüren Threnen, Mäcena# Tod, der Nori# konde krönen. do¡ wird sein Tod, mit lu‰ gelesen hier:
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1664
weil ihr davon geredt mit sol¡er Zier.
CCLI. Auf Beati Laurentij Codoman#, Superintendenten# successive zu Eger und Bayreuth, meine# Eltervatter# Bildni#. Der, al# ein treuer Hirt, auf Erden, bewa¡et Jesu Chri‰i Heerden: i”t, al# ein Gotte# S¡äfelein, geht in dem Himmel au# und ein.
S. v. B. Birken-Wälder
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CCLII. Auf Herrn Salomon Codoman# Senioris De¡ant# zu Ki”ingen Bildni#. Jn Gotte# Weinberg du mein treuer Mitarbeiter! von dar un# Zwingel# Rott vertrieben und getrennt! So ›h‰ du ausen au#: mein Herz di¡ ›het weiter Leb so beglü¿t, al# di¡ begabt dein S¡öpper kennt.
CCLIII. Auf Herrn Salomon Codoman# Junioris De¡ant# zu Ki”ingen Bildni#. Ho¡gelehrter Gotte#Lehrer, Gottbegei‰eter Poet! deiner Kun‰-Gedi¡t Gerü¡te, no¡ mit Ruhme von dir redt. Einer längern bä‹ern Zeit dein Verdien‰ hier würdig ware: do¡ erse”t die Ewigkeit dir i”und die Zahl der Jahre. |
CCLIV. Erklärung de# Titelbild# zur geteüts¡ten Clelia. Du s¡ön‰e# Bild, du weißer S¡wan von Sinnen, du Heldinn du, du Prei# der Römerinnen! dein Edle# Rom hat deine That geadelt (die selb‰ der Feind mu‰ la‹en ungetadelt) 5
Ô Clelia, mit einer Ritter-Seule. diß Ehrenmahl, wie alle# ward zutheile dem Zahn der Zeit, die, wa# ›e baut, zer‰öret, die da#, wa# ›e gebohren au¡ verzehret. J”t ‰eht der Dank von neuen aufge‰ellet,
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und bä‹er no¡: weil ›¡ dar zu gesellet, die Musen-Hand, die deinen Tyber Pferde se”t Flügel an So trägt di¡ von der Erde
Gedichte 254, 255 und 256, 1664
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ein Pegasu#, der nun komt angeogen in Teüts¡land au¡, und grü‰ die Sternenbogen. Von Stubenberg ein Edler Teüts¡er Degen,
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betti¡t' ihn, zu diesen deinen Wegen. Er enge an diß Thun, mit Eromenen: mit Clelien wolt er da# Ende krönen, der theure S¡wan; diß i‰ sein le”te# Singen, worauf er selb‰ ›¡ Himmel auf wolt s¡wingen.
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du, Clelia, die er geehrt wolt weisen sol‰, nun er todt, sein' Ehren Seul' au¡ heisen.
CCLV. Auf der Für‰li¡ Brandenburgis¡ Culmba¡is¡en Canzlerin Frauen Marien Catharinen von Stein etc. Bildni#. J¡ folgte, meinem Herrn: der Tod, mir folgte na¡. mir wiese Regen#burg mein le”te# S¡la[gema¡. | Zween Steine, Lieb und Leib verwahren: dann e# haben der Tod mi¡ in die Klu[t, mein Freünd in# Herz begraben.
CCLVI. Auf Herrn Georg Pauli JmHof Senatoris et Septemviri Norici Namen# Tag. 1. J‰ dan diese# ni¡t die s¡öne, a¡ die liebe, Lenzenzeit? da die Flora Blumen ‰reut, zeügt mit Zefyr zarte Söhne; 5
da da# Feld im grünen Ro¿e ‰eht gepu”t, al# eine Do¿e.
S. v. B. Birken-Wälder
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2. Alle# lebt i”t, alle# la¡et. Bäume krönt, de# Laube# Kranz, den verguldt der Sonnenglanz. 10
die er‰orbne Freüd erwa¡et. Und die iegenden Poeten ‰immen ihre S¡nabelöten. 3. Die Capellenmei‰erinne bringt mit ›¡ Georgen Tag,
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hei‰ ›e s¡wiegeln in dem Hag, al# der Lü]e Pierinne. Sanct Georg, hat wolgefallen, am Gesang der Na¡tegallen. 4. Edler Herr! eür i‰ der Nahme:
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au¡ die That ihr spüren la‹t. Eü¡ ein Thon i‰ ni¡t verha‹t, der von Na¡tegallen kame. La‹t dann diesen Eü¡ gefallen: gebt gehör, un# Na¡tegallen. |
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5. Könden wir nur, wie wir wolten, ‰immen an, auf bä‰e Wei#: a¡ wir würden euern Prei#, bringen vor, al# wie wir solten. do¡, wir ›nd nur Na¡tegallen:
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Können reden ni¡t, nur lallen. 6. Nürnberg! eine deiner Seulen nennet dir, heüt dieser Tag: der nun soviel Jahre pag seine Sorg mit dir zutheilen.
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drüm ha‰ du ihn einges¡rieben in die Zahl der gro‹en Sieben. 7. Pindu#! zehle deine Föben! dieser au¡ wird einer seyn, de‹en Gei‰ ein Kün‰e-S¡rein;
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der ›¡ dir au¡ pegt zugeben,
Gedichte 256 und 257, 1664
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und nit nur mit klugen Rahte nü”et dieser Stadt und Staate. 8. Pegni”! laß du deine Hirten thun die bä‰e lieder-Prob, 45
zehlen her sein wehrte# Lob. do¡ ›e würden, ni¡t na¡ würden reden, wie wir Na¡tegallen, und, wie deine Flut, nur lallen. 9. Ein gelehrte# wort-gebände,
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solte heut Jhn binden an. wa# ein Wuns¡ no¡ sagen kan, unser Herz gen Himmel sende: dieser Tag mit Freüd und Ehre, Jhm no¡ vielmal# widerkehre.
CCLVII. Auf den Hi‰oris¡en Lu‰garten de# Sproßenden. Ein aufgewe¿ter Gei‰, i‰ ni¡t dem Feyren hold. er ahmt der Sonne na¡ die in dem Kleid von Gold | da# gro‹e Rund ümrennt und niemal# ‰ille ‰ehet. bald o‰- bald we‰enwart# den Tage# Wagen drehet. 5
So thut der Himmel selb‰: er wieget und bewegt ›¡ selber, keine Na¡t ihn iemal# s¡la[en legt. So thut au¡ Jhr, mein Freünd. Legt ›¡ die Feder nieder, eilt ihr Ges¡ä]en zu: Jhr nehmt ›e allzeit wieder, die gute Di¡terinn. diß Thun i‰ eure Ruh.
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Ein andrer lau] dem Ball, ihr lau] der Palla# zu. wann der die Be¡er s¡wänkt: s¡enkt Jhr un# gute Bü¡er, dur¡ die bleibt euer Nahm wohl vor den Todte ›¡er. J¡ lobe diese# Thun; und la¡e sol¡er Lu‰, die ›¡ mit Erde labt, de# Himmel# unbewu‰.
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Fahrt fort und führet un# no¡ o] in euren Garten,
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der etwa# bä‹er# zeügt, al# hundert Nelken-arten. Wo Clio selb‰ begie‰, und wärmet Föbu# S¡ein, da muß ja GartenLu‰ vor Gei‰e#-augen seyn.
CCLVIII. Auf die drey Parcen. E# la¡et La¡e›#. Wa# hil] da# wüns¡e-spinnen, wann mir will Atropo# nit langen Faden günnen?
CCLIX. Auf einen Namen#Tag. 1. Man sagt von Brunnen Hippocrene, wie daß darau# die Musen Söhne getrunken Kun‰ und Wi‹ens¡a]. da‹elbe wa‹er wolte weihen 5
Apollo mit den dreymaldreyen, daß au# ihm o‹e Gei‰e#-Kra]. | 2. Den Brunnen hat die Zeit vers¡lungen: Jn Teüts¡land i‰ er Neü entsprungen, theilt ›¡ in tausend Bä¡lein au#.
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vom Nori#berg er hier au¡ qvillet, den Kün‰e-dur‰ der Jugend ‰illet, und tränkt da# dürre Sinnen Hau#. 3. Den Grie¡en er ›¡ heidnis¡ wei‰e: hier bey der S¡ul zum Heilgen Gei‰e
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i‰ er der Chri‰en heilger Born. Die Mil¡ der Weißheit ma¡t hierinnen, der diese# Borne# Mei‰er, rinnen, den selb‰ Sophia hat gebohrn. 4. Eu¡ ›nget Clio, kluger Mei‰er!
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Begei‰er der no¡-zarten Gei‰er!
Gedichte 259 und 260, 1664 und 1665
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Eü¡ ›e ›¡ widmet diesen Tag. Sie wüns¡et, daß ihr lebt viel Jahre, daß eüer Fleiß un# lang bewahre den Born, der ›e selb‰ laben mag. 5. Wir wüns¡en daß mit tausend wonne,
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eü¡ widerbringe Mond und Sonne hier diesen euren lieben Tag. verbringet dißmal ihn mit Freüden. heüt werd verbannet alle# Leiden, und wa# eü¡ son‰ betrüben mag.
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6. Der hö¡‰e urBrunn aller Gaben woll eü¡ mit ganzen Bä¡en laben, laß gute# auf eü¡ ie‹en ab. Seyt fröli¡ diese# Borne# Mei‰er und ma¡t dadur¡ eü¡ ‰ät# geprei‰er.
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Lebt wohl und gehet spat zu Grab.
CCLX. An Herrn Magi‰er Martin Kempen Antwort von meiner wiedergenesung. 1. Zeit! vergönne mir die Freüd, meinem Freünd zu gegens¡allen! der mein au#ge‰andne# Leid mir ma¡t liebli¡ widerhallen. | 5
man solt ›¡ na¡ S¡merzen sehnen, wann ›e trö‰ ein sol¡e# Lied da# den Parcen bietet Fried, rei‹t au# Libitinen Zähnen. 2. Kempe, du mein Podalir,
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Orfeu# Bruder, Grabe-Retter du du gab‰ mi¡ wider mir, bat'‰ vor mi¡ den Gott der Götter. deine Leyr mi¡ dir verpi¡tet
S. v. B. Birken-Wälder
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die mi¡ von dem Lethe-Fluß 15
neübelebet holen muß, weil ›e so bewegli¡ di¡tet. 3. Freyli¡ war e# fa‰ gethan: al# du Palmen gab‰ zu sehen und i¡ meinen Nahm daran
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Ehr-erwa¡sen sahe ‰ehen. den gedritten Spinnges¡wi‰er dein Thon so beliebig war, daß ein länger# Faden-Haar mi¡ lös¡t au# den Sterb regi‰er.
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4. Esculapen# S¡langen‰ab, ni¡t# vermo¡te mit Arzneyen: seine kun‰ kond von den Grab, wie e# s¡ien, mi¡ ni¡t befreyen. Dir hat baß die Cur geglü¿et.
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Mi¡ dein Musen-Sa] gesund ma¡te, da mir au# dem Mund ward in Blut der Gei‰ entrü¿et. 5. Clio! einen Marmel ‰ein auf Parnaß mir la‹e bre¡en:
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Kempe! da will i¡ hinein deiner Palme Denkmal ‰e¡en. Kleodor (so soll man lesen) ma¡t dur¡ seine Di¡terey unsre Teüts¡e Spra¡e neü,
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und den Floridan genesen. | 6. Föbu# liebt di¡, Zweyter Da¡! ja du pege‰ di¡ zuse”en, an den Huf-entqvollnen Ba¡, lä‹e‰ di¡ ganz tru¿en ne”en.
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drüm zween Kränze di¡ beläuben, die man denen nur ertheilt,
Gedicht 260, 1665
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derer Name Kun‰-bezeilt ›¡ in ewig# Erz kan s¡reiben. 7. Lorbekrönet grünt dein Haubt, 50
weil du ›ngend peg‰ zu›egen: Ein Mop#, der nur Pöbel-‰aubt, mag auf seiner Erde ligen. Auf die ZielS¡eib, Kun‰ und Tugend, dein Fleiß pfeilet iederzeit:
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drüm vers¡we‰ert Ewigkeit ›¡ i”t s¡on mit deiner Jugend. 8. Deine Feder mi¡ vergnügt, die ni¡t# kan al# Anmut s¡reiben. Zwar ›e s¡reibt au¡, da# nit tügt,
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will mi¡ J¡ nit la‹en bleiben. Sie tri[t gar ni¡t mein verlangen, da# die Demut hat zum Ziel. Mir i¡ lieber gläuben wil, al# den Wind, wie Blasen, fangen.
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9. Wem der tolle Stolz beliebt, der mag sol¡e Stelzen brau¡en. So ein Holz, nur dün‰e gibt: J¡ will brennen, mag ni¡t rau¡en S¡weig! son‰ wird die warheit sagen,
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dein Gedi¡t sey ein Gedi¡t. | J¡ mag ungern vom Gerü¡t mi¡ dur¡ Mäuler laßen tragen. 10. Folge, wie di¡ führt dein Gei‰ iege na¡ den gro‹en Seelen,
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derer Spur den Weg un# wei‰. laß die Eitlen eitle# wehlen Mida# nur, s¡ilt unser Singen. Er mag mit der Mammon#-gun‰, mit dem Welt-Stati‰en-dun‰,
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seine Esel-Kron erringen.
S. v. B. Birken-Wälder
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11. Der beliebte Bot, dein Kiel, kan mir di¡ im Spiegel zeigen. indem du dein s¡öne# Spiel, wie du sol‰, nie lä‹e‰ s¡weigen. 85
wa# o] die Salanen hören, ihr und deiner Musen Lu‰, ma¡e‰ du un# i”t bewu‰. nimm dafür, den Dank der Ehren. 12. Wehrter Freünd! du kan‰ selb‰ di¡,
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du dir selb‰ nur zuverglei¡en, bilden mit dem Zeilen-‰ri¡, zeigen di¡ in Gei‰e#-Zei¡en. Thu e#: di¡ der Fama gibe, ›egha] kämpf, mit deinem Tod.
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Kun‰, kan töden diese Noht: daß man un# ge‰orben liebe. 13. S¡on die Zweymal-Zehnde Saat hat der Feldmann au#ge‰reüet; soviel mahl der S¡nitter hat
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güldne Garben eingemeyet: seit Salana Rebenga‹en | mi¡ getränkt mit Claro#-Wein, von der qvell mir s¡enkten ein, die da na‹et von Parna‹en.
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14. Dur¡ di¡, ›e i”und an mi¡ denket, na¡ sovielen Zeiten. Laß dan einmal ferner di¡ mein Gedä¡tni# ‰ät# begleiten. wird di¡ wider an ›¡ ziehen,
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dein belobter Pregel‰rand: so laß, in dem Preü‹en land, mir no¡ deine Freünds¡a] glühen. 15. Dein Gedä¡tni# halt i¡ wehrt da# du neuli¡ mir erneuet:
Gedichte 260 und 261, 1665
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bi# der Tod mi¡ in die Erd, al# ein Himmel# Wei”korn ‰reüet. in den Wunden unsrer Linden, soll man hier an Wiesen Saal, in dem Pegni” S¡äfer Thal,
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Kleodor, ges¡rieben nden.
CCLXI. Über die XII. Monate. Januarius. Der Alte belzt ›¡ an. der Knab geht auf da# Ei#. Hier diesem ma¡t die Lu‰, der Ofen jenem, heiß.
Februarius. Die Axt ›ht in da# Holz, daß man mög feuren ein. der S¡nee, ma¡t S¡littenbahn. da# Wa‹er wird zu Stein.
Martius. 5
Der Pug nun geht in# Feld. der Feldman kreü¡t herfür. und i¿t den Bauer Zeüg. die Bäume knospen s¡ier. |
Aprilis. Der Same fället nun, auf wu¡er in die Erd. da# junge neue Gra#, zur Tafel lädt die Heerd.
Majus. J”t la¡t die s¡öne Welt, der Gärten Augenweid. 10
die Stadt spazirt zu feld, genie‰ der Früling# freüd.
Junius. Der Ha# im hohen Gra# ›¡ de¿et und ver‰e¿t. da# Windspiel ihn erspürt. de# S¡ü”en# Knall ihn s¡re¿t.
S. v. B. Birken-Wälder
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Julius. Die Sense gehet nun, mit ihrem Re¡en au#. dem Vieh sein Futter grünt: da# holen ›e zuhau#.
Augustus. 15
Die gelbe Sommer-ähr nun vor der Si¡el fällt. der Ernde-S¡nitt ma¡t rei¡ die frohe Bauerwelt.
September. Der reife Herb‰ ›¡ nun un# s¡üttet in den S¡oß. der Edle Reben‰o¿ wird wieder Kinder-lo#.
October. J”und die Kelterpreß un# bräut October Bier 20
Sie weint un# Wein und Mo‰, den Erden Nectar hier.
November. Nun nu”t die Fis¡erey. den dris¡el in die S¡eün ein andrer dris¡el trägt: so sa¿t man Körner ein.
December. Der Winter fraget nun, wa# man gewonnen hat. Man s¡la¡tet in den Rau¡, daß man da# hau# beraht.
CCLXII. Auf Herrn Magistri Paul Martin Alberti und Frauen Barbarae Moroldin Ho¡zeit. Die Rab, der große Rab der Roß und Mann bey tausenden gefre‹en, | der Räuber-Raben Grab, an der Palmerio mit Fur¡ten i‰ gese‹en, 5
i‰ nun bey ihm verge‹en. Si¡rer ›”t er an der Pegni” und in Barbarillen S¡oß, al# bey Barbarn, wo mit Lei¡en ›¡ die Blutut müde oß.
Gedichte 262 und 263, 1665
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Der Stü¿e Donner‰rahl der Roß und Mann ge‰ümmelt und zer‰ü¿et, 10
dort brüllte dur¡ da# Thal, daß man¡er Helde ward den Mei‰en zuges¡i¿et, vom gähen Tod be‰ri¿et. Bä‹er klinget, an der Pegni”, da# beliebte S¡äferspiel; da# Palmerio, zur Freüde Barbarillen, ‰immen will.
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Dort war da# Hunger-Land. dort man die Flu¡t na¡ Ra¿el#burg mu‰ geben. hier Er die Fülle fand. E# wird zu Ru¿er#dorf nunmehr sein ruhig# Leben, na¡ diesem Lauf, anheben.
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Sän]er lau] ›¡# an der Pegni”. beyde# weiß Palmerio Hier sein Lauf zu Barbarillen wird ihn wieder ma¡en froh. Kein Scyth, der Herzen S¡ü” Jhn tre[en mu‰; kein Barbar, Barbarille. Er konde do¡ den Ri”
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entlaufen gänzli¡ nit. Nun ‰eht er fröli¡ ‰ille, s¡aut seine# Wuns¡e# Fülle. wohl! Palmerio entliefe seinen Feind, der Freündinn zu. Jhr und Jhme wüns¡et Leben, Freüd, Gesundheit Fried und Ruh.
CCLXIII. Uber Herrn Wolfgang Viati# Bildni#. J¡ war auf Gotte# Fur¡t und Kun‰lieb hier geie‹en. vor jene#, hat mi¡ Gott: üm diß, die welt geliebt. | E# hat mir beyde# au¡ zweyfältig nü”en mü‹en; der Himmel, Seeligkeit; die Erd, mir Na¡ruhm gibt.
S. v. B. Birken-Wälder
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CCLXIV. Uber Herrn Georg Julij Chri‰en# Für‰li¡ Brandenburgis¡en CammerRaht# Bildni#. Wann Gotte#fur¡t, Ver‰and, und treue Redli¡keit den Tod ertöden könd: Herr Chri‰ lag ni¡t begraben. Er ware, wa# er hieß. E# redt no¡ allezeit diß ‰umme Ange›¡t, von seinen werthen Gaben.
CCLXV. Auf einen Namen#Tag. 1. Nun bringt un# die Sonne wieder einen Tag, der froh' un# ma¡t La¡t herab ihr Sternenbrüder! e# muß leü¡ten diese Na¡t, 5
die dem lieben Tag vorgehet deß, der unsrer S¡ul vor‰ehet mit gelehrter Sinnen Wa¡t. 2. Wa# wir wüns¡ten, i‰ gewähret. Gott! du ha‰, vor Jahre# fri‰
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un# gehöret und erhöret. Unser Haupt, no¡ unser i‰. Weil du ihn bewahrt vor S¡merze, dankt dir unser treue# Herze, daß du, herr! so gnädig bi‰.
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3. Er lebt no¡, de# Borne# Mei‰er, der mit Kün‰e Wa‹er qvillt, der den Dur‰ der bä‹ren Gei‰er mit dem er‰en Raus¡e ‰illt. Unser Hospital hat Brunnen,
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davon sü‹e Flut gerunnen wa‹er hier mit wi‹en füllt. |
Gedichte 265 und 266, 1665
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4. Weißheit lä‹t viel Bä¡e ie‹en, wä‹ert Herzen# gärten ein. Soll der na‹e Nu” ersprie‹en, muß die Flut geleitet seyn.
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So ein Mei‰er, der Regieret und de# Borne# Wa‹er führet, s¡lie‰ ›¡ in den Ehren S¡rein. 5. Himmel! dir wir einverleiben unsre# Wuns¡e# Herzbegier
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Laß dir wohl empfohlen bleiben unsren Borne#-Mei‰er hier. Laß ihn, in beglü¿tem Weben diese# Jahr au¡ überleben Nimm dann unsren Dank dafür.
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CCLXVI. Zu Herrn Johann Ri‰en# Comitis Palatini Caesarei vers¡mähter Eitelkeit und verlangter Ewigkeit. 1. J¡ gedenke no¡ daran: Neünzehn Herb‰e ›nd gezehlet, seit i¡ mi¡ erinnern kan, wie ›¡ hat mein Wuns¡ vermählet 5
mit dem Glü¿, zu sehen di¡ Edler Ri‰! da deinen Säiten, die i¡ ehrte son‰ von weiten, mein Gehör kond nähern ›¡. 2. O]mal# hab i¡ ja beda¡t,
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Dafni# ô du Prei# der Hirten! bey de# Märten# Gänse S¡la¡t, deiner Hütte Freüd-bewirten. Mi¡ erinnert no¡ daran dein Gedä¡tni# auf der Rinde,
S. v. B. Birken-Wälder
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da i¡ deinen Herzwuns¡, finde: Gott bewahre Floridan! 3. Nun Gott hat e# ia gethan, diß dein Wüns¡en zuerfüllen, | Du geliebter Gotte# Mann!
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no¡ leb i¡, na¡ seinen willen. und du lebe‰ au¡ mein Ri‰: da mir, und, al# i¡ vermute, dir au¡, von de# Tode# Wute man¡er Freünd entzu¿et i‰.
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4. Eilfmal ward da# Blumen Land angekleidt mit bunter Zierde: seit daß gab Ein Ferdinand dir und mir zuglei¡ die würde, die ›¡ von der Pfalze nennt.
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du ha‰ und i¡ hab ges¡rieben: wo ›nd unsre S¡reiben blieben? wer hat also un# getrennt? 5. Ob mein Ri‰ mi¡ au¡ no¡ liebt? diese# weiß i¡ daß er lebet:
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weil er no¡ zulesen gibt S¡ri]en, die kein Grab begräbet. Also fragt i¡ o] bey mir: biß du jüng‰ mir selber s¡riebe‰, daß du lebe‰ no¡, no¡ liebe‰,
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Ô du unsrer Zeiten Zier! 6. Lebe‰ du und liebe‰ mi¡: diß kan man¡en Tod mir trö‰en. Man¡er Freünd aufs¡wunge ›¡ zu dem Lande der Erlö‰en,
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i‰ nun seelig und hindur¡: Stubenberg mit hohem kiele, Strefon mit dem Leyer Spiele, Ts¡erning, Klaju# Pipenburg.
Gedicht 266, 1665
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7. J‰ e# hier nit Eitelkeit! 50
wa# heüt lebet, labt und liebet: morgen ‰irbt e# un# zu Leid. | wa# beliebet, bald betrübet. und wa# i‰ e#, wa# hier i‰? e# gehört in Einen Beutel,
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der gefüttert i‰ mit Eitel. Alle#, wie der S¡nee verflie‰. 8. Wa# i‰ Ehre? S¡atten i‰#, der den Leib nit ma¡et größer. Saml' i¡ Rei¡tum: wer genie‰#?
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er ma¡t böser au¡, nit bä‹er. wollu‰ i‰ nur eine krä”: lang ›e s¡merzt, na¡ kurzen krauen. Ni¡t# i¡ kan auf Erde s¡auen, da# be‰ändig mi¡ erge”.
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9. Kun‰ und Wi”e laß i¡ zwar no¡ da# bä‰e Ni¡t# hier heisen, do¡ e# i‰ au¡ Lumpen Waar, wann ›e ni¡t zu Gott kan weisen. Sie gibt unvollkommne Lu‰,
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weil ›e Stü¿werk nur zunennen. wann wir vor ein Stäublein kennen, bleibt ein Berg un# unbewu‰. 10. Wahre Freüd i‰ Ewigkeit. Ewigkeit i‰ meine Freude.
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Seelig denkt ›¡# in der Zeit, dort an jene Seelen weide. A¡ der eitlen Sorgen Pein, üm den s¡nöden Tand der Erden! wie un# Ewig wohl mög werden,
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diß soll unser denken seyn. 11. Diese# denk‰ du, Edler Ri‰! diese# lehr‰ du un# au¡ denken:
S. v. B. Birken-Wälder
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pfleg‰ den Gei‰, der Himmlis¡ i‰, immer Himmel-auf zulenken. 85
A¡ ja, la‹t un# diese# thun: la‹t un# i”t mit Sinnen s¡weben, wo wir ewig wollen leben. Ewig, hängt an diesem Nun. | 12. Lebe wohl du Gro‹er Mann!
90
S¡reibe fort, in deinem Wedel, da# no¡ Städte tru”en kan: deine Feder ma¡t e# Edel. Sing von Gott in dieser Zeit laß die David#-Harfe klingen.
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dort wir wollen seelig ›ngen, in der sü‹en Ewigkeit
CCLXVII. Zu Herrn Magi‰er Martin Kempen# Erklärung der Neumärkis¡en Poetis¡en Tabellen. So geht e# re¡t. du lä‹e‰ un# allhier, du wehrter Kemp, viel s¡öne# Thun von dir. du wir‰, wo ni¡t gesehn, von un# gelesen. daß du bey un# mit Ruhme sey‰ gewesen, 5
Zeugt man¡e S¡ri[t, die di¡, du sü‹er S¡wan, dem Erz der Ewigkeit ein s¡reiben kan. Hier i‰ die Leer. wa# vormal# war entspro‹en au# Orfeu# Hirn und i”t von dir bego‹en mit Musen Sa[t, den deine Feder gie‰,
10
au# wel¡er ‰ät# ein Pega# brünnlein ie‰. Fahr also fort. Leg nit die Feder nieder. s¡eid mit dem Lob, Kehr mit dem Thone wieder. Send un#, mein Freünd, der guten S¡ri[ten mehr, wann du nun dort, von deinem Pregel her.
15
wir ›nd ni¡t satt: der Trunk den Tur‰ nur mehret.
Gedichte 267 und 268, 1665
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der Mund mehr Spei#, ie mehr er i‹t begehret. Jn deß man dir den Wuns¡ na¡ hau# mit gibt: Leb immer wohl und ma¡ di¡ mehr beliebt.
CCLXVIII. Zu Herrn Magi‰er Martin Sartorien# und Frauen Annen Marien Körberinn, gebornen Merklin Ho¡zeit. 1. J‰ dann diese# der Magnet, der den s¡önen Rand der Plei‹e | üm di¡ fris¡ vertaus¡en hei‹e? wird man dann also verweht 5
von dem sü‹en Wind der Liebe, daß die Fremd man Heimat nennt? hat man so, dur¡ Glü¿e#triebe, ›¡ zuhau# von Hau# gewendt? 2. Wa# verdienet ni¡t der Fleiß?
10
wa# erharret ni¡t da# Ho[en? Allen ‰eht ja alle# o[en: wer nur re¡t zuwerben weiß. E# gelinget, wie man ringet. Finden wird, wer su¡en kan,
15
Muht, da# Glü¿e an ›¡ zwinget. dem, der klop], wird aufgethan. 3. Wer bedient, mit ‰renger Treu, Helicon# sein Frauenzimmer: Sie zwar bleiben Jungfern immer,
20
do¡ gesellen ›e ihm bey endli¡ eine liebe S¡öne, die ihn aller müh erge”, die mit Ruh ihn wider kröne, allen Ko‰en ihm erse”.
S. v. B. Birken-Wälder
340
25
4. Wehrter Freünd! au¡ euer Fleiß hat bi#her na¡ Kun‰ gerungen, mit belobtem Gei” vers¡lungen der gelehrten Sinnen Spei#. Jene Spra¡, in der auf Erden
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selb‰ geredet Gotte# Mund, mu‰e au¡ die Eure werden, Gott# Ver‰and au¡ ma¡en kund 5. J”t der Liebe Dank ›¡ ndt. daß da# Glü¿ bey Eü¡ erwarme,
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Gotte# Huld eü¡ in die arme legt de# Edlen Merklin# Kind. Sie hat Eü¡ nit können körben, ob ›e hieß die Körberinn. | weil Sie sahe üm ›¡ werben
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einen Freünd na¡ ihrem Sinn 6. Diese Stu[e tretet an, die eü¡ no¡ wird höher tragen. Bald will Eü¡, und mit behagen An ›¡ ziehn der Ehren plan.
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Unterdeßen lebt in Freüden ruhig liebt und seit geliebt. Le”t der Herb‰ ›¡ mit den Heyden: erndet, wa# die Liebe gibt.
CCLXIX. Auf einen Be¡er dreyer vereinigter Zun]en 1. Ein Granatzweig mit 3 Apfeln. wort. Drey in Treue ungezweyt
Gedichte 269 und 270, 1665 und 1666
341
2. Ein Büs¡el Pfeile. wort. Fa‰ da# Band der Einigkeit 3. Ein Bien‰o¿ mit Jmmen wort da# zu sü‹en Nu” gedeyt.
1666.
CCLXX. Auf Monsieur Johann Chri‰of Tu¡er# Patricii Norici und Frauen Marien Sabinen Pühlerin gebornen Pömerin, Ho¡zeit. 1. Mohr und Möhrinn ja zusammen mit entzündten Sinnen ammen, wo die Sonne brennt und bräunt. | S¡wärzet ›e die Himmel# Kerze; 5
s¡merzet au¡ die Lieb ihr Herze, die so heiß al# jene s¡eint. 2. Mohr und Möhrin, hier zu Lande, paaren ›¡ am Pegni” Strande. Glei¡ und glei¡ ›¡ gern gesellt.
10
Sie ›nd s¡warz, do¡ nur in Wappen; da ›¡ au¡ in wei‹er Kappen hat die Möhrinn darge‰ellt 3. Mohren haben s¡arfe Augen, die da weit zu sehen taugen.
15
Unser Edler Mohr ersah eine Möhrinn auf dem Bühle, die ihm in der Fern geele, drüm er ihr nun kommet nah.
S. v. B. Birken-Wälder
342
4. Eilt er na¡ ges¡uppten waaren 20
(Mohren gern na¡ Fis¡en fahren) also an den Fis¡ba¡ hin? Will Pomona ihn beglü¿en, hei‰ ihn Pomeranzen pü¿en bey der Edlen Pömerinn?
25
5. Etwan na¡ den Zu¿errohren, die ihr sü‹er Mund gebohren, treibet ihn die Le¿er Lu‰? Nein na¡ Baumwoll wird er gehen: i”t im winter abzunehen
30
einen Fle¿ vor seine Bru‰. 6. Güldne Ursa¡ mag er haben, su¡t viellei¡t Goldgruben-Gaben, wie die Mohren überein. Er kramt Elefanten-Zähne: |
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denkt zu ma¡en Zarte, s¡öne Bilder¡en von Helfenbein. 7. Will der Mohr die Möhrinn haben, muß er ›e mit Tu¡ begaben ihr drey Ellen me‹en ein.
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La‹t eü¡ seine Gab gefallen Edle Möhrinn! ganze Ballen Tü¡er sollen euer seyn. 8. Tu¡# genug wird er, darneben, Patern eü¡ und Me‹er geben
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wa# Möhrinnen Freüde gibt. Er wird von Bandaner-Nüßen, vor Eü¡, Palmwein ma¡en ie‹en. Er wird laben, die er liebt. 9. Diese# sey gesagt in S¡erzen.
50
wa# i¡ wüns¡e, geht von herzen, Soviel Freüden wehrte# Paar, Zehlt, soviel Gold-Unzen hebet
Gedichte 270, 271 und 272, 1666
343
au# dem Mohren Sande, gräbet Peru dort in einem Jahr.
CCLXXI. Der Himmel sey geneigt. E# paart zwo edle Seelen die Liebe und da# Glü¿. Glü¿ ‰ät# mit ihnen sey. E# labe ›e die Lieb. Hier keine Qval soll quälen die Ehre krön ihr Hau#. die Freüde ›e erfreu. 5
der Edle Tu¡er‰amm dur¡ ›e werd mehr gemehret. Lebt, Edle! Ei¡en-alt, eü¡ ‰ät# un# grüne zeigt. wa# heüte wird gewüns¡t, werd alle# eü¡ gewähret. daß alle# werde wahr: der Himmel sey geneigt. |
CCLXXII. Zu Herrn Johann Trö‰er# Dacien. So hebe nun empor, da# langgesenkte Haupt, Bedrangte# Dacien! dein Reben wieder traubt will na¡ dem Weinen dir i”t Freüdenwein ein s¡enken. Kein Cuczuk lauret mehr im Lande, di¡ zu kränken. 5
Dein Für‰ will, wie er hei‹t, nun dein Mi¡ael seyn: der in Oliven Laub hüllt seinen Zepter ein, di¡ unterm Feigen-Baum und Wein‰o¿ ma¡et ›”en; der di¡ mit Güt', und Re¡t, und wi”e weiß zu s¡ü”en. der Himmel lang ob dir laß diese Sonne ‰ehn:
10
So bleib‰ du, wa# du bi‰, vergnügte# Dacien, Da# Glü¿ di¡ trö‰en will. Mit Lorbeerlaub dem s¡önen, ni¡t nur mit Frieden#gold, e# kommet di¡ zukrönen. Seither begrube di¡ so man¡er Röms¡er Stein: und deine Grabs¡ri[t war, wa# war gegraben drein.
15
J”t werden ›e gehebt: di¡ wieder dir zu geben. Steh auf, und tritt hervor, heb wieder an zuleben, Ur Alte# Dacia! werd Adler jung und neu.
S. v. B. Birken-Wälder
344
Zwar ma¡t, der di¡ verjüngt, di¡ er‰ re¡t Alt darbey. Mein Opi” ma¡te mi¡, zuglei¡ dein s¡öne# wesen 20
und wa# er dir verspra¡, mit Lu‰ und Unlu‰ lesen. Mein Lu‰ i‰ da#, wovon sein und dein Zlatna redt: Mein Unlu‰, daß der Tod den Mann gelegt zu Bett, eh er di¡ un# bes¡rieb. Er spra¡: Lä‹t mi¡ Gott leben, | so bin i¡ ja geneigt, dem Lande da# zugeben,
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wa# Rei¡tum ni¡t vermag. Die Namen so ani”t auf blo‹en Steinen ‰ehn, und ›nd fa‹t abgenü”t dur¡ Ro‰ der ‰illen Zeit: die will i¡ dahin s¡reiben, da ›e kein S¡nee, kein Bli”, kein Regen wird vertreiben Er wolt: er konte ni¡t. Dein Trö‰er, Dacien!
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Zahlt dir Opi”en# S¡uld; gibt di¡ hier un# zu sehn. Du Edle# Land! heb an hierinn von dir zu lesen: da# eher Teüts¡land fa‰, al# unser# i‰ gewesen du alte# Gothen-Hau#! davon die Sarmiz no¡ au# ihrem Grabe redt. Di¡ hat da# RömerJo¡
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spat und ni¡t lang gedru¿t. Wir haben dir ni¡t Leüte, (wie zwar der Hungar träumt, der di¡ nur kennt von heüte) du ha‰ ›e un#, ges¡i¿t. diß gro‹e Teüts¡land hier, wa# e# vor Völker hat, die hat e# mei‰ von dir. du bi‰ die Röhr, wodur¡ Europa übero‹en,
40
die Teüts¡e Nation, die ›¡ so weit ergo‹en: Mann frage diese# Bu¡. der Scyth hat er‰li¡ di¡, der Gothe, und Sarmat: eh er hier se”te ›¡. Diß und ein mehrer# hat dein Trö‰er hier bes¡rieben: der dir hierdur¡ bezeügt sein herzgetreüe# Lieben.
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Dank diesem deinem Sohn, O Mutter! den du, dir | zum Preise, ha‰ gebohrn. Er ewig deine Zier Wer ‰irbt vor# Vatterland ihm so nur einmal nü”et: Wer vor Verge‹enheit, dem Namen# Tod e# s¡ü”et, der nü”t ihm immerdar. So liebe diesen Sohn.
50
Se” ihn in deinen S¡oß. Gib ihm die Ehren Kron: gib wieder, wie er gab. du Edle# Siebenbürgen, du Sieben Städte-Land! Kein Türke muß mehr würgen
Gedichte 272, 273 und 274, 1666
345
die Bürger deine# Staat#. da# Band der Einigkeit soll di¡, wie dein Gebirg ümfä‰en alle Zeit. 55
Jhr aber wehrter Freünd! treibt fort diß s¡öne wesen Gebt eure Steine un# einmal von Hau# zulesen. La‹t an die Pegni” her ers¡allen von Cibin: wa# ihr ihm s¡i¿et i”t, von unsrer Pegni” hin. S¡reibt fort, und gebet au¡ die Pforte un# zusehen,
60
wordur¡ man in da# Meer ›ht unsren J‰er gehen die Fama i‰ in Eü¡, und ihr in ›e verliebt: diß Buhlen un# gewiß no¡ man¡e# SinnKind gibt. da# werk bezeügt e# s¡on. Jhr su¡t nun au¡ in Polen die Teüts¡en, zeigt, woher sey der Slawa¿ zuholen,
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Wa# seine Spra¡e sey. diß i‰ der zweyte Fleiß. Zielt fort, mit hohem Pfeil na¡ sol¡em Zwe¿ und Preiß. |
CCLXXIII. Jn ein Stambu¡. Wer selb‰ oben an ›¡ se”t, muß o] einem bä‹ern wei¡en. wer ›”t unten, klein ›¡ s¡ä”t: dem pegt Gott die hand zurei¡en, 5
hebt und heiset ihn hinauf über thume Praler rü¿en. Keiner kan ihn unterdrü¿en, wär au¡ no¡ so groß ihr hauf.
CCLXXIV. Zu de# Spro‹enden Bildni#. Ein treüe# Herz, ein angefeürter Gei‰, ›¡ beyde# hier an Einer Stirne wei‰. diß, wa# er s¡rieb, ihn bä‹er kan bes¡reiben. Jn ewig# Erz, wird er ges¡rieben bleiben. #
S. v. B. Birken-Wälder
346
Jn Hämnu# Ei¡enwald saß Orfeu# dort und sange, daß ›¡ da# grüne Volk der Bäume zu ihm drange. Der Spro‹ende ‰eht hier im Teuts¡en Palmen wald, i‰ Baum und Orfeu# selb‰, lä‹t Thon und worte ie‹en. 5
E# pegt, mit Lu‰genuß, sein Spro‹en zuersprießen. li# diß au# dieser Stirn, und ehre die ge‰alt.
CCLXXV. Zu Herrn Gottfried Händel# Flü¡tigem Ni¡te#. Zu Jesaia dort dem trei¡en Profeten, spra¡ Gotte# Stimm und wort. Zum Volk er solte reden. | Wie? fragt' er: und von wa#? hier alle# Fleis¡ auf Erden nenn' eine Blum, ein Gra#, da# bald zu Heü muß werden 5
2. Wohl predigt man also i”t den so eitlen Leüten wie Salem# Salomo und Amo# Sohn vor Zeiten. Ni¡t#, Eitel, Gra# und Heu, i‰ alle# hier auf Erden wer solte do¡, auf Reu, hierna¡ verlangig werden. 3. Diß Bu¡ der thumen Welt au¡ predigt sol¡e Sa¡en.
10
Herrn Autorn Gott vergelt so treue# thun und Wa¡en. Wer seinen Gott nur ehrt, und ›¡ beei‰ zutreiben wa# dieser Gottfried lehrt, der wird wohl Gottfried bleiben.
CCLXXVI. Zum Dorispillo. Dorispillen Kindheit wird, ohne S¡uld der Boßheit Beüte. der Verräter-Vetter führt, daß er ihm den Tod bereite, 5
diesen Prinzen über Meer. Wen Gott heiset König werden,
Gedichte 276 und 277, 1666
347
den tilgt niemand von der Erden: Er s¡i[t endli¡ wieder her. Fillirosen kein Gemahl, 10
den der Vater gibt, gefället: weil ihr, in dem Sternensaal, s¡on ein andrer war be‰ellet. wa# der weiße Himmel bindt, kan die Erde ni¡t zertrennen.
15
den man wellen-Sohn wolt nennen, Marillo, no¡ ›¡ ndt. Marillo endli¡ muß wieder Dorispillo heisen: | Zu Limerien# Verdruß,
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der die Kron zu ›¡ wolt rei‹en. da ihm eine war mi#günnt, ma¡t der Himmel zwo ihn erben; Fillirosen au¡ erwerben, da# hold-s¡öne König# Kind.
25
Ancoranen# Edler Kiel, Dorispillen Teüts¡ ma¡t spre¡en. diese# sein ergö”ung#-spiel den verwandten#-Tod will rä¡en. Wüns¡et Glü¿, zu dieser Prob!
30
Diese Feder ferner iege, und in hohen Lü]en wiege ihre# Dädalu# sein Lob.
CCLXXVII. Zu Herrn David S¡irmer#, Churfür‰li¡ Sä¡›s¡en Bibliothecarij Kayser Ferdinandi III. TafelReden. E# i‰ s¡on lang, daß Fama 1000 Zungen, Mein Herr und Freünd! von eurem Ruhm erklungen.
S. v. B. Birken-Wälder
348
E# war vorläng‰ entbronnen euer Gei‰, der seine Glut in edlen Bruten wei‰. 5
Wir sahen eü¡ beraus¡t vom Pega#-brunnen: daher so rein au# eurem Kiel geronnen die Poesy, Kun‰na## von dem Parnaß, wo mein Opi” und Flämming er‰li¡ saß; wo Ts¡erning sang, wo Lund und euer Brehme
10
der theure Mann, und die i¡ son‰ au#nehme vom Pöbelheer, da# ni¡te# thut al# reimt. Ein ieder Krapf izt lahme Zeilen leimt, und nennt damit ›¡ einen Kun‰ poëten. Soll Bav und Mäv den Preiß der Spra¡e tödten? |
15
Nein, danno¡ ni¡t! wer ni¡t ein Mida# i‰ und ho¡gelehrt, wird ri¡ten wa# er lie‰. Marsya# mag die Satyr-pfei[e weisen: Jhr ›nget no¡, ihr werdet S¡irmer heisen der Spra¡e-zier, und wer son‰ tri[t da# Ziel,
20
wie dort zu Rom, Flacc, Naso und Virgil. Thut, wa# ihr thut! Seit wa# ihr lang gewesen! Jhr thut e# ja, und gebt un# hier zulesen ein gute# Teüts¡ von einem Teüts¡en haubt, da# ewig wol wird bleiben lorbelaubt.
25
Zu andrer Zeit, mag eure Red ›¡ binden: Hier lä‹et ›e ›¡ ungebunden nden, und saget frey die Keyser-Reden na¡. Fahrt also fort, zu zieren unsre Spra¡.
CCLXXVIII. Auf Herrn Johan Kißling# Bildni#. Ein seelig# Bu¡ i‰, da# Gott ehret. Herr Kißling sol¡e Bü¡er s¡reibt. Sein Nahm, weil Gotte# Ruhm er mehret, in Leben# Bu¡ ges¡rieben bleibt.
Gedichte 279 und 280, 1666
349
CCLXXIX. Auf Herrn Seba‰ian Lö[elholz von Colberg Stadt Ri¡ter# Patricii Norici und Frau . . . . . Ebnerin gebornen . . . . . . Ho¡zeit. doppel-Sonnet.
5
Gibet Gott, so nimt der Tod:
er zers¡neidt vereinte Seelen.
Hätte ni¡t der Tod genommen,
könt Gott wiedergeben ni¡t |
wa# entkam, muß wider kommen:
ob e# langsam s¡on ges¡i¡t.
Nimmt der Tod, so gibet Gott,
Kan getrennte# Neu vermählen.
Eure Gatten hat der Tod:
Edle# Paar, ihr, sollet leben.
Jhr solt diß, wa# ›e gewesen,
forthin ein# dem andern seyn.
Eure Wunde soll genesen
Eh‰and heilt die Wittum#pein.
wa# der Tod eü¡ nahm, will Gott,
dur¡ eü¡ selb‰, eü¡ wieder geben.
Nehmt dann, habt eü¡ diese Gabe. 10
Gut i‰, wa# der himmel gibt.
Herr, ihr sollet Ri¡ter seyn,
der ihr hattet und ni¡t hattet:
ob e# Freüd sey oder Pein,
seyn begattet und entgattet?
Ob da# Weib sey eine Haabe,
die erfreuet ni¡t betrübt?
Nun Gott wolle spat den Tod
eü¡ auf Erden trennen heißen.
solt der Tod, so wolle Gott
eü¡ den Weg zum himmel weißen.
CCLXXX. Namen#-Glü¿wuns¡. 1. Guter Tag, der du am Morgen dieser Na¡t na¡folgen wir‰ du sol‰ tagen sonder Sorgen: weil du deßen Jahre zier‰, 5
mit dem unsre Musen Wohne al# vor ‰ehern, prangen mag. Wüns¡et diesem Föbu#-Sohne, in der Na¡t izt, guten tag.
S. v. B. Birken-Wälder
350
2. Tag du lieb‰er seiner Tage: 10
du sol‰ unser Fe‰tag seyn. Luna! deinem Bruder sage | daß er vielmal güldner s¡ein, heiß ihn morgen klar aufgehen, wann die halbe Welt erwa¡t.
15
und du wann wir ihn ersehen nim mit dir der Wolken Na¡t. 3. Wann ihr, die wir sehn von ferne, unsre Glü¿e#Bronnen seit, ô ihr Silberwei‹en Sterne!
20
seit e# heüt und allezeit, deme, de‹en Tag eü¡ grü‹et Morgen wann ihr gehet ab. Gott, der unsre Tage mi‹et, geb' ihm alle gute Gab.
25
4. Höre, Himmel, hier erhöre, gib dem Namen seine That. Seine Leben#tage mehre, die er dir zu danken hat. Ma¡' ihn satt und fett an glü¿e.
30
[...] Alle#, wa# er wüns¡t, ihm s¡i¿e. gönn ihn lang dem Vatterland. 5. Seine Gei‰er du begei‰er daß er weißli¡ wie bi#her,
35
sey de# Musen Borne# Mei‰er, un# zu Nu”, und dir zu Ehr. Dur¡ ihn selb‰, al# deine Röhre, weißheit in die Jugend ieß: daß da# Kün‰e-Rei¡ ›¡ mehre,
40
und die Torheit wei¡en müß. 6. Gute Na¡t, Thalien Buhle, Clio-Bruder, Palla#-Sohn,
Gedichte 280 und 281, 1666 und 1667
351
wohlregirer unsrer S¡ule! E# wird unser treuer Thon | 45
dur¡ die wolken seyn gedrungen: daß der Himmel Amen sag. diese# hat die Na¡t gesungen, wüns¡end einen guten Tag.
1667.
CCLXXXI. Zu Herrn Johann Fridri¡ Köler# Für‰li¡ Brandenburgis¡en Secretarij und Jungfrauen Ro›nen Kunigunden Haßfurterin Ho¡zeit. 1. Gott s¡lägt, und heilet wieder, hebt, wann er s¡läget nieder. Er bleibt do¡ allzeit gut: Kan gegen un#, den Armen, 5
ni¡t la‹en sein Erbarmen, au# treüem Vatter-Muht 2. Gott nimmt und wiedergibet, erfreut, wann er betrübet, ma¡t alle# wieder gut;
10
Kehrt na‹e# Trauer-Leiden in neue Ho¡zeit Freüden. Gott gerne gute# thut. 3. Herr Köhler mu‰ mit klagen, den wittwer-Namen tragen:
15
Jzt hei‰ er Bräutigam, mit einer lieben Seele. Gott ihn zu Glü¿ vermähle: da# ihm verspri¡t ihr Nam. 4. Die Lieb‰e ward genommen:
20
izt muß ein andre kommen, und trö‰en alte# Leid. |
S. v. B. Birken-Wälder
352
Ein Rö#lein soll er bre¡en, na¡ bangem dornen ‰e¡en. Jhn grü‹et neue Freüd. 25
5. Mit Rosen man im Lenzen ›¡ pegt s¡ön zu bekränzen: Sie sey de# Hause# Kron. Die Rosen liebli¡ rie¡en, gesund da# Haupt dur¡ krie¡en:
30
Er labe ›¡ davon. 6. Die Rose ‰ärkt da# Herze: au¡ diese soll, im S¡merze, sein Rosenzu¿er seyn. der Himmel geb, eü¡ Beyden,
35
viel zu¿ersüße Freüden, bett eü¡ in Rosen ein.
CCLXXXII. Auf ein Ehe-paar. Daß dieser Ehleüt kein# vom andern Freüd genie‰: ma¡t, weil ›e eine Ka” und er kein Kater i‰. wann er ›e lieben will, hebt ›e zu zanken an. Sie will ni¡t seyn sein Weib: sag, wer i‰ dann ihr Mann?
CCLXXXIII. Auf Monsieur Gabriel Pömer# Patricii Norici und Jungfrau Maria Regina Beheimin Ho¡zeit. Hesper, der du in der Na¡t deine Wa¡t theil‰ mit deinen Lunten-brüdern!
Gedicht 283, 1667
353
daß du un# mög‰ hören zu, 5
heute du | deinen Lauf mu‰ etwa# nidern. der Verliebten Liebe#-‰ern Venu#! eile ni¡t verweile,
10
bringe bald die Na¡t-Latern. 2. E# i‰, daß von dir entbrannt, dir verwandt, diß Paar Edler au#bund-Seelen. Eine Venu#, zart und s¡ön,
15
wir nun sehn mit Adoni# ›¡ vermählen. Treibe fort den faulen Tag, leg' ihn s¡la[en: daß die Wa[en
20
dein Cupido brau¡en mag. 3. Zwar er hat ›e s¡on verwundt: nur gesund wollen ›e izt wieder werden. Ein# da# andre heilen will
25
in der ‰ill, wann der Na¡t ro¿ de¿t die Erden die da zehlten man¡e Na¡t: seither haben ›¡ zu laben,
30
nur auf diese Na¡t geda¡t. 4. Diese# Gro‹en Vatter# Kind, heüte nd und gewinne, im verlieren. Enkeln ›e ihm s¡uldig i‰.
35
eine Fri‰ soll die Zahlung izt abführen Laß die Na¡t dann länger seyn,
S. v. B. Birken-Wälder
354
ni¡t beneide | ihre Freüde, 40
bringe spat den Föbu#-S¡ein. 5. Gnug ges¡erzt von ihrem S¡erz! Herz und Herz binde Eintra¡t fä‰ zusammen. E# vers¡melze alle# Leid
45
iederzeit in den treuen Liebe# ammen. Lebet in de# Himmel# Hut, ohn betrüben, Edle Lieben!
50
bi# eü¡ labt da# Ew'ge Gut.
CCLXXXIV. Zu Herrn Magister Heinri¡ Arnold Sto¿et#, Für‰li¡ Brandenburgis¡em Ehrengedi¡te. Die Edle Kun‰, so Himmel-ab ›¡ gie‹et, die Poesy, die au# den Sternen ie‹et, der Gei‰er Gei‰, Parna‹en# feurig# Naß, su¡t Himmel-auf ihr wieder eine Straß. 5
Sie springt empor, von dar ›e i‰ entsprungen, wann von ihr wird der Götter Ruhm besungen, der Götter hier, die tragen Gotte# Bild. die Föbu#-leyr nie angenehmer spielt, al# wann ihr Erz erklinget von den Föben,
10
die glei¡ der Sonn', un# Lie¡t und Wärme geben. Die S¡natter Gäns' erqvi¿t ihr nidrer S¡lamm: Ein Adler Gei‰ iegt s¡auet in die Flamm, | die unsren Tag auf ihren Wagen führet, und üm diß Rund in güldnen Stü¿ spazieret.
15
Ein thummer Spa” nur attert an der Erd,
Gedichte 284 und 285, 1667
355
und i‰ vergnügt, wann man ihn zits¡ern hört: Die Edle Ler¡ ni¡t, al# nur iegend, ›nget und in die Lu] ›¡ mit dem Psalter s¡winget: da ‰immt ›e an ihr liebli¡# tirelir, 20
daß man¡e# Ohr erge”et wird von ihr. Eü¡ hört man so ›¡ Himmelwart# au¡ s¡wingen, mein wehrter Freünd, von Gott und Göttern ›ngen. Eur Jnnhalt i‰, da# gro‹e Franken-haubt, da# euer Fleiß mit Dafnen haar belaubt.
25
Jhr lobt eü¡ selb‰, mit diese# Helden Lobe. E# adelt ja, hier diese Lieder-Probe, sein hoher Nam, der an die Sternen rührt, und euren Thon mit seinem Ruhme ziert. wer Götter ehrt, dem blühet Ehr' und Glü¿e.
30
Der theure Für‰, mit seinem Gnadenbli¿e Eü¡ wärmen wird und se”en an da# Lie¡t. wer also ammt, der bleibt im n‰ern ni¡t.
CCLXXXV. Zu Herrn Georg Chri‰of Rents¡el# Für‰li¡ Brandenburgis¡en CammerRath# Psalter Werk. Herr Rents¡el ehrt diß Bu¡: darau# er mit-regieren und seinen Für‰en lernt da# Zepter hel[en führen; e# ma¡t ihn Gott gelehrt; diß Bu¡ ihn au¡ erge”t, daß er in Gotte# Huld den Ho[nung# Anker se”t. | 5
Sein Spru¡, Arbeit und Bet, bey ihm im Werk ›¡ weiset. Sein Amt er wa¡sam führt, und Gott darneben preiset. Zu mehren Gotte# Rei¡, er keinen Ko‰en s¡eut, und man¡e# David#herz mit David# Bu¡ erfreut. Er ehrt' und hei‰ au¡ un# diß Edle Bu¡ verehren.
10
Mit David, betet er und will un# beten lehren. Hier zieret ieden Psalm ein gei‰ige# Gebet. wohl dem, der ‰ät# mit ihm in glei¡er Anda¡t ‰eht.
S. v. B. Birken-Wälder
356
Herrn Rents¡el# Wi”e Jhn zu klugen Rähten zehlet: und mit dem Himmel i‰ sein Anda¡t Herz vermählet. 15
diß wei‰ da# Psalter Werk, So ma¡et er ›¡ wehrt, dort unsrem hö¡‰en Gott, den Göttern hier auf Erd.
CCLXXXVI. Reise-Wuns¡ für Franz-Joseph Bur¡i. Die warheit, geht auf Fü‹en: die Lügen auf Stelzen: Sie wallet fort, daß ›e hinder ›¡ falle. Bur¡i hat keine Fü‹e, weil er gern lüget: 5
oder so er ja auf Fü‹en komt, so hat er sol¡e üm wieder davon zulaufen, der ü¡tige und nirgend ‰andfärtige Mercurius. Alle#, au# Ni¡t# ma¡en, i‰ Gotte# de# S¡öpfer# Thun.
10
Aber Burrhy ma¡t au# Gold ni¡te#: | seine waare i‰ bourle. Er i‰ ein Goldgroßspre¡er, kein Goldma¡er. Mit Gold geht er s¡wanger, aber er gebieret Wind, der Qva¿salberis¡e Landfahrer.
15
Dieser Pra¡er, will au¡ sein ein Gesundma¡er: deme erlaubt i‰, unge‰ra[t nit allein zu lügen und zu ‰ehlen, sondern au¡ zu morden: Glei¡ al# wann der Mens¡en Leben in der
20
Hand eine# Betrüger# ‰ünde, in de‹en Ver‰and kein Glaube zu Gott brennet. Bur¡i, der gebohren, die Für‰en zu entse¿eln: warüm ma¡t er ihm ni¡t selber Gold, so er
25
kan? Ja wohl!
Gedichte 286 und 287, 1667
357
Er i‰ kein S¡öpfer, sondern ein vertröper de# Gold# ein Stra‹enrauber, mitten in den Städten. wa# hat der Wäls¡e Bandit mit den Teüts¡en zu s¡a[en?
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die Teüts¡e Redli¡keit, dultet keine sol¡e Mau#fänger. Sie behlt, üm ni¡t ange‰e¿t zu werden, dieser Pe‰ und Be‰ie: Fleü¡ bald! Ma¡ di¡ weit hinweg! Komme nimmer wieder!
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CCLXXXVII. Namen#Tag-Glü¿wuns¡. Wa# ›nd die S¡ulen? Gotte# Garten, da man ihm junge Panzen seet. Und die derselben äm›g warten, Kun‰wa‹er gie‹en auf die Beet': | 5
E# lä‹t, au# seinen Gnaden Brünnen, Gott wieder Segen auf ›e rinnen. 2. Der Panzt ›¡ selb‰ in Gotte# herze, der ihm auf Erden Panzen zieht. Gott selb‰, mit seiner Gei‰e# Kerze,
10
in sol¡en Herzen ammt und glüht. die also tränken Gotte# Auen, da# Paradei#, wie Adam, bauen. 3. Ein Hau#, darinn man lernet wi‹en, hei‰ re¡t die S¡ul zum Heilgen Gei‰.
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die lehr wird er regiren müßen, wo man den Weg zur Weißheit wei‰. Komt, die ihr eü¡ na¡ Wi” umsehet, beyn Heilgen Gei‰ zur S¡ul hier gehet! 4. Jhr, diese# Weißheit Borne# Mei‰er,
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der auf die Jungen Panzen ie‰!
S. v. B. Birken-Wälder
358
Jhr leitet fort da# Feur der Gei‰er, da# au# dem Heilgen Gei‰e s¡ie‰. wa# vormal# i‰ in Eü¡ geo‹en, dur¡ eü¡ von andren wird geno‹en. 5. Fahrt fort, die Röhren zuregiren,
25
in dieser Heilgen Gei‰e# S¡ul! wie wird da# euren Namen zieren, wann man¡er gro‹er weißheit-Buhl von eurem Guß empor wird zweigen, al# au# dem Trojer-Pferde ‰eigen.
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6. Lebt dann gesund, in Freüd und Segen, der Fama euren Namen gebt. | wird eü¡ der spate Sarg s¡on legen: da# Lob do¡ ewig ‰eht und lebt. Bey Na¡t, wir denken an die Sonne:
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Sie seh' eü¡ ‰ät# in Ehr' und Wonne!
CCLXXXVIII. Sinnbilder, auf einen Ho¡zeit-Be¡er für einen Bedienten. 1. Ein Wein‰o¿ von einem Winzer an einGartengeländer aufgebunden und gefexet. dem dienst mit Treu geleist. 2. Eben dieser Wein‰o¿, au#gebreitet und voll Reben hangend. Der sich in Früchten weist. 3. Ein Knab, in der einen Hand einen Trauben haltend, mit der andern einen andern in diesen Be¡er au#drü¿end. Ein süsser Dank zueust. Oben auf den De¿el ‰eht da# Bild der Treu, Lorbekrönt, in Wei‹en NymfenKleid, in der einen Hand einen Siegel Ring, in der andern ein S¡lü‹el haltend, da# Cornucopiae zu Fü‹en. Um den De¿el herüm ‰ehen widerüm diese drey Emblemata. 1. Ein Reben‰o¿, im Feld ‰ehend, grünend. E. SOLO. die Erde s¡a[t
Gedichte 288, 289 und 290, 1667
359
2. Eben dieser von der Sonnen bes¡ienen, traubend. CUM. SOLE. dur¡ Sonnen Kra[t. 3. Ein Weinkrug und einges¡enkt 1 Gla# in mensa AD. SALUTEM. den Leben# Sa[t |
CCLXXXIX. Andere Be¡er-Sinnbilder. 1. Ein Wein‰o¿ im Feld ‰ehend, und von der Sonne bes¡ienen. SOLE. ET. SOLO. 2. Ein Wein‰o¿ angepfälet und von oben beregnet. POLO ET PALO *** Ein Weinfaß, da oben der Mo‰ zu dem Spund herau# gieret. VITIUM VITIUM. *** 1. Ein Wein‰o¿, frey ‰ehend. Jm holze der Reben 2. Ein Wein‰o¿, angepfälet. Erzogen an Stäben. 3. Ein Faß mit Wein. mit Holze ümgeben. 4. Ein Be¡er mit einem Weinkrug. gibt guldenes Leben.
CCXC. Auf ein mir verehrte# Bu¡. Sonnet. Du dreymal-liebe# Bu¡! du zeige‰ mir drei Lieben. Mein Föbu#, der mi¡ wärmt, mein Prinz ‰eht vornen an. Mein Müller Autor i‰, der theure Gotte#mann. Mein wehrt‰er Jngol‰att hat mir di¡ über s¡rieben.
S. v. B. Birken-Wälder
360
5
du viermal-liebe# Bu¡! dein Jnnhalt, im Betrüben, | de# Für‰en Gnad, die Gab de# Freund#, mi¡ trö‰en kan. E# haben mi¡, du zeig‰ zu Jesu mir die Bahn, Gott, Lehrer, Prinz und Freund, zu lieben di¡ getrieben. Nur ein# ma¡t mi¡ auf di¡, mein Bu¡, voll Ungedult:
10
Du Gabe, mehre‰ nur beym Geber meine S¡uld: du bi‰ die er‰e ni¡t. Gott i¡ zum Bürgen se”e. Der Ma¡t ja alle# wohl na¡ meinem alten Spru¡. Jhn ewig, aber spat, die Engel‰adt erge”e. Jnde‹en bi‰ du mir ein allerlieb‰e# Bu¡.
CCXCI. Auf eine Ga‰erey Wo Armut i‰ der Wirt, lädt Chri‰u# un# zu Ga‰. Mit Jesu S¡we‰ern i‹t, wer so geladen hei‹et. Ein rei¡er Ga‰, i‰ wirt de# wirt#, ihm keine la‰. Wann Frauenzimmer lädt die Augen e# nur speiset.
CCXCII. Na¡redner de# S¡auspiel# Liebe# Sieg von Alexander Magno und Rossane: der Tag (die vorrednerin war die Na¡t) Hat mir ni¡t die Na¡t geru[en in dem Anfang dieser Na¡t? Wei¡e, Mond, du blei¡er Mund! i¡ verhüll dir da# Ge›¡te. | Cynthia! dein Cynthiu# wei¡e mit geborgtem Lie¡te. Du vers¡la[ne, mu‰ ents¡la[en, wann der weiße Tag erwa¡t. 5
Lau[t ferne, ihr Sternen ihr bla‹en Laternen! ihr mü‹et, ihr fünklend und blinkenden Zinken, im See und Ocean de# Lie¡te# ertrinken.
Gedicht 292, 1667
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Na¡t! man gibt dir gute Na¡t: 10
weil der Tag hervor ›¡ ma¡t. Wa# i‰ do¡ gut# an dir? ni¡t# al# da# faule S¡la[en. Du ma¡‰ die Augen blind, raub‰ alle# wa# ers¡a[en, du bi‰ der Bo#heit da¡ die Hölen ›nd dein Hau#: und man¡e# Buben ‰ü¿ he¿‰ du darinnen au#.
15
Du ma¡‰ s¡la[en: i¡ erwe¿e. du verde¿e‰: i¡ entde¿e. Niemand ie so kleinen Faden sponne, den i¡ nit bra¡t endli¡ an die Sonne. Na¡t und lieb ›nd gern beysammen,
20
zünden an ver‰olne Flammen. Na¡t und S¡wermut S¡we‰ern ›nd, wann man Leid# kein Ende ndt. J¡, ein Sinnbild klarer Freüden, i¡ der Tag verjag da# Leiden.
25
J¡ Tag, Ro‹anen Freüd hab vor den Tag gebra¡t, al# ihr ma¡t heimli¡# Leid der Höle s¡warze Na¡t. Al# die Na¡t der Triegerey Alexandern wolt entführen diese# s¡ön‰e Gut: ma¡t' i¡, daß er e# nit mu‰ verlieren. | Ori‰illa dem Cratero, der ›e für begraben hält
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in die lange Na¡t de# Tode#, unver‰ellt wird darge‰ellt. Nun i‰ e# Tag: die Na¡t i‰ hin. da# End, erleü¡t den anbeginn. Na¡ Regen und S¡lägen, kommt Sonne und Wonne.
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Ob die S¡merzen halten wa¡t, in die Traur da# Herze kleiden: dieser Tro‰ erfreut da# Leiden, daß der Tag folgt auf die Na¡t. Jhr Noris¡e Götter!
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de# Vatterland# Vätter! E# tagen eü¡ Tage, ohn Na¡t und ohn Klage! E# wohne kein Trauren
S. v. B. Birken-Wälder
362
in eueren Mauren! gib Föbu# eü¡ Föben,
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erleü¡tete# Leben. Lebt glü¿li¡ ohn wanken, ohn Kränken und Kranken! Stäten Tag der himmel sende! So hat alle Na¡t ein Ende.
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de# Tage# au#kleidung Auf den Haupt trägt er einen Orientalis¡en Purpurfarben Bund, daran oben an ‰at de# Kleinod# ein güldner Stern: anzudeuten, daß der Tag von Aufgang PurpurRoht anbri¡t und den Venu#‰ern zum Vorlaufer hat. 5
Er i‰ ein Jüngling, mit einen blauen | Romanis¡en Leib‰ü¿ und güldnen S¡urz: deutend auf den klaren blauen Himmel, von wel¡em die Sonne den Tag her‰ralet. Jn der Hand trägt er entweder eine Sonnblumme, oder einen güldnen Zepter daran oben eine Sonne gebildet. Er i‰ geügelt, und zwar mit Silbervergüldten Flügeln. |
CCXCIII. Auf den Burrhi. Burrhu#, eine Bürd der Erd, seine# Satan# Roß und Wagen, zwar der wohlverdienten Stra[e dur¡ de# Satan# Kun‰ entieht. Er wird ni¡t, den er vera¡t, Gotte# Zorne ›¡ enttragen. Himmel#Ra¡e, ob s¡on leise, aber eisern, ihm na¡zieht.
CCXCIV. Zu de# Spro‹enden Fru¡tbringendem Palmbaum. Er ‰eht, er grünt ja no¡, der Edle Palmen Orden. E# soll kein Sturm no¡ Hi” entwurzeln oder morden, den Gipfel-hohen wald, de# vaterlande# Kron, die immer-grüne Ehr der Teüts¡en Nation. 5
Hol, Teüts¡er, wie du thu‰, und liebe fremde Sitten:
1668
Gedicht 294, 1668
363
Die Freüde gönn' i¡ dir. Nur diß will i¡ di¡ bitten: hol ni¡t nur La‰er her, nit fremde Tra¡t und Pra¡t: | hab' au¡, n䡉 Eitelkeit, auf fremde Tugend a¡t. Lern do¡ von Latien, laß Gallien di¡ lehren, 10
wie man da# vaterland und seine Spra¡ soll ehren. wo i‰ do¡ ein Walon, der ›¡ in Teüts¡en übt? und wo i‰ ein Franzo#, der unsre Zunge liebt? wie daß dann du so ha‰ nur fremden Mund und ohren? J‰ unsre Spra¡e dann dort hinterm Zaun gebohren?
15
i‰ ›e von Babel ni¡t mit andern au#gerei‰? die unter vieren au¡ der ält‰en eine hei‰. Der Franz- und Wälis¡mann mit Eifer i‰ geie‹en, wie man mög seine Spra¡ in hohem voll‰and wi‹en; die do¡ i‰ jung und nur verkrüpelte# Latein:
20
und unsre Helden Spra¡ soll ni¡t so würdig seyn? Pfy, Teüts¡er, s¡äm di¡ do¡! und wil‰ du di¡ ni¡t s¡ämen, so wird dir Gott die Ehr und deine Freyheit nehmen. Ma¡‰ du die Spra¡ zur Magd: so wir‰ du werden Kne¡t der Fremden, weil dir i‰ dein Vaterland zu s¡le¡t.
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Ni¡t also, Patriot! a¡ nein! bedenk di¡ be‹er. wird deine Nation, so wir‰ du selber grö‹er an Ehre und an Ruhm! Hilf' alte Teüts¡e Treu, hilf Teüts¡er Spra¡e Zier, mein Teüts¡er! ma¡en neu. diß thät bi#her, diß thut, der Edle PalmenOrden.
30
Zu diesem Doppelzwe¿ i‰ er ge‰i]et worden. A#cena# alte# Hau# gab ihm da# Er‰e haubt: da# diesen Wald mit Sa] genehret und belaubt. | der hö¡‰e Himmel#-Teut gab ihm bi#her da# Leben, der unsrer Nation zum Namen ›¡ gegeben.
35
diß mu‰e deuten an der er‰e Palm-genoß, der zu dem Wei”enbrod da# rei¡e Meel hers¡oß. Wie süß hat un# seither die Edle Ko‰ ges¡me¿et, na¡dem da# zweyte Haubt die Fru¡t no¡ mehr erwe¿et. da# dritte, ma¡t ›e un# nun wohlgeraten sehn,
40
in Güte Tugendha]. die Palmen wieder ‰ehn
S. v. B. Birken-Wälder
364
im Wa¡‰um; da zuvor die gipfel Erdwart# hiengen. Jhr Föbu# wärmet ›e, zum neuen Frü¡te-bringen. Hier spro‹t ihr theure# Lob, und zeiget ›¡ der welt, dur¡ eine treue Hand im Spiegel vorge‰ellt. Wohl! wehrter Spro‹ender! seit also, wa# ihr heiset!
45
Der Nu”e, den ihr gebt, un# mit Erge”en speiset. E# soll diß Spro‹en eü¡ zu Ruhm ersprießli¡ seyn: Jhr s¡reibt, dur¡ diese S¡ri[t eü¡ selb‰ in Cedern ein.
CCXCV. Auf Herrn Gottfried Zamel# Rat#Herrn zu Elbingen mir übers¡riebene# Ringelgedi¡t. Ringel-Antwort: mit diesem drey‰ändigen Sinnbild. 1. Ein DemantRing, da# Wort Reim in einen Rundspiegel s¡reibend. 2. Ein BlumenKranz, an einen Korb mit Blumen lehnend. 3. Ein SonnenKreiß-Zirkel, Ecliptica Zodiaci. | Jhr RINGT na¡ Preiß mit eurem RingelSingen Jhr Edler S¡wan! die Runde Reimen dringen, wie in da# Gla# dur¡ theure# DemantEi#, in unser Herz, ›nd Teuts¡er Musen Spei#. 5
Man hört eü¡ s¡ön die MutterZung bezüngen. da# zeigt der Fleiß. die Zeilen hold ›¡ s¡lingen, wie üm den Kranz ›¡ bunte Blumen s¡wingen. Jhr krönt eü¡ selb‰ mit eurem sü‹en S¡weiß. Preißwehrter Preuß!
10
Thalia ›¡ dur¡ eü¡ geehrter weiß, und ma¡t vor eu¡ den huf Brunn milder springen, Sie wird eü¡ hin in# Hau# de# Föbu# bringen. Jn sol¡em Kreiß ihr werdet Ruhm erringen,
Gedichte 295, 296 und 297, 1668
365
und am Ge‰irn ho¡ enden eure Rei#. 15
So la‹t nit ab von diesem Ringel Klingen. RINGT fort na¡ Preiß.
CCXCVI. Auf Herrn Frideri¡ Hofman# Rectoris Gymnasii Elbingensis Ringelgedi¡t. Kehr wieder, lieb‰er Preuß! hin zu den Silberuten de# s¡önen Drause‰rand#, bezahle Kuß mit Kuß. sag ihm viel liebe# au¡ von unsrem Pegni” Fluß: der mit der Preußen Preiß will ügeln seine Struten. 5
bring ihnen diese# Pfand von unsrer Treue Gluten, und ‰ell' un# ihre Huld auf immer fä‰en Fuß. wir wüns¡en ihnen hier viel Gute# von den Guten dur¡ diesen Liebe# Gruß! | Sie s¡ü”e Pan und Teut vor allen Unglü¿# wuten
10
und s¡ütte über ›e da# Glü¿ mit ganzen uten. Froh sende Seewart# hin der Pregel seinen S¡uß, wo seinen Helicon umreitet Pegasu#. Jhr wohl‰and sa]e dort, wie i”t die Birken Ruten Kehr wieder, liebster Gruß.
CCXCVII. An Herrn Samuel Frideri¡ mit dem Di¡ter-Kranze E# i‰ ja do¡ ein Edle# Gut, die Ehre: wann ›e zuie‹t, dur¡ ihre re¡te Röhre. Zwar ma¡t darau# ein Eitle# Gut die Welt: wann ›e nur ehrt den Pra¡t und s¡nöde# Geld.
S. v. B. Birken-Wälder
366
5
da# hö¡‰e Gut, die Tugend und da# Wi‹en, muß Ehr und Zier auf unsre Jahre gie‹en, wie alle# Lie¡t ie‰ au# der Sonn' allein. Die Ehre soll der Tugend S¡atten seyn, ihr folgen na¡. Sie soll der Kun‰lieb lohnen.
10
E# wa¡sen nur vor Musen wunder Kronen am grünen Haupt, da# Föbu# hat geliebt. Der Dafne Arm, üm die er ›¡ betrübt, nur herzet gern die Stirne der Poeten, die selb‰ den Tod mit ihren Liedern tödten.
15
De# Föbu# Huld i‰ ihr no¡ wohl bewu‰ drüm hat ihr Laub zu seinen Söhnen Lu‰. | Mein wehrter Freünd! ihr habt na¡ dieser S¡önen von Jugend auf gebrennt in hei‹em Sehnen. ihr lie] ihr na¡, mit Föbu# in die Wett.
20
Jzt ‰ehet ihr mit ihr auf einer ‰ätt: ›e hält eü¡ ‰and, und lä‰ ›¡ gern ümfangen. ›e lä‹et eu¡ zu sü‹er Gun‰ gelangen. ›e rei¡t den Kranz, da# Zei¡en ihrer Huld: die habet ihr mit ‰rengem Fleiß erbuhlt,
25
der gro‹en Qvell der Ehren hat gefallen au# hö¡‰er Gnad, daß diese Zier solt wallen dur¡ mi¡, den Brunn, auf den, der ›e verdient. So habt ›e eü¡, und seit damit begrünt. den Lorbeerbaum, daß er diß Krönen würke,
30
Augu‰u# hat gepanzt auf eine Birke. Sie i‰ nit wehrt der Ehre, die ›e hat. Mein i‰ die Hand, der Keyser gibt die Gnad.
Gedicht 298, 1668
367
CCXCVIII. Auf Monsieur Hann# Sigmund Har#dörfer# Patricii Norici und Jungfrauen Marien Magdalenen Grundherrin Ho¡zeit. Da# Früling# erfreuen und Freyen im Mayen. 1. J”und ›het man im Mayen alle# freien und ›¡ freuen. alle# ›¡ verneut i”und alle# liebet, alle# la¡et. 5
die Natur in Lu‰ erwa¡et bundet da# verjüngte Rund. | 2. Selb‰ der Himmel s¡webt in Wonne, s¡aut mit seinen Aug, der Sonne, auf die Erde sein Gemahl,
10
längt den Tag, ›e lang zusehen, kü‹t von den Sa[irnen höhen ›e mit man¡em güldnen Strahl. 3. Jhren S¡oß füllt er mit Segen, s¡wängert ›e mit fris¡em Regen
15
und mit kühlen Morgenthau. E# muß au¡ die Na¡t erwarmen: Zwilling-Sterne ›¡ ümarmen, buhlen an der Himmel#-Au. 4. Flora ›¡ mit Zefyrn kü‹et,
20
und die san[te Lu] ansü‹et mit der Blumen Bisem-du[t. Jhre Brun‰ da# Volk an‰e¿et da# in Lü[ten s¡webt und he¿et: iede# seinem Gatten ru[t.
S. v. B. Birken-Wälder
368
25
5. Au¡ so ‰re¿t ein Baum den andern, weil ›e dur¡ die wälder wandern die verliebten Arme zu. Sag, warüm die Ae‰e raus¡en? Zefyr, Flora, dorten laus¡en
30
s¡wazen von der Liebe#-Ruh. 6. Au¡ die Wa‹er selber brennen, üm und dur¡ die Wiesen rennen und umfangen ›e verliebt. höre‰ du ›e wudeln, pla”s¡ern:
35
e# i‰ ein verbuhlte# Kla”s¡ern, da# dem Ufer Kü‹e gibt. | 7. Jhre S¡uppenbürger ‰rei¡en, daß ›e Ba¡' und Tei¡ belei¡en: Flut ertränkt nit ihre Glut.
40
au¡ Pa›phäen ihr Buhle i”und in der Liebe# S¡ule brummt und zeiget seinen Muht. 8. Solt im lieben Thun, dem Lieben, ›¡ ni¡t au¡ ein S¡äfer üben,
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ie”t im Freyen su¡en Freüd? Solten Hirtinnen, die S¡önen, sein Herz hei”en ni¡t mit Sehnen dur¡ die sü‹e Augen weid? 9. Alle# freut ›¡ iezt und freyet.
50
daß ihr in der Zahl au¡ seyet, Edle Lieben! . . . . der Tag, den man heut Eü¡ ›ht vermählen diese# Bündni# Eurer Seelen unser Wuns¡ gen Himmel trag.
55
10. Windt Jhm eine Myrtenkrone, diesem Edlen Strefon# Sohne, Pegni”Hirten! Komt zu hauf! Paart die Reimen, diesem Paare:
Gedichte 298 und 299, 1668
369
wüns¡t erwüns¡te Freüden Jahre. 60
Spielet, zieht die Seiten auf. 11. La‹et ja ni¡t ohn Bes¡erzen überleben ihre S¡merzen, Seine Edle Magdali#. Pü¿et Rosen dieser S¡önen:
65
ihre zarte Stirn zu krönen, wann ›e gibt und nimmet Küß. | 12. Labt mit Lobe diß Verloben, da# erda¡t im Himmel oben und auf Erden wird vollbra¡t.
70
der Sie paaret woll' au¡ Segnen Gnaden‰röme auf ›e regnen. Jhren Tag, trüb keine Na¡t.
CCXCIX. Von der Bu¡dru¿erey Po‰ulat-Vortrag. Wehrte Herren, liebe Freund! ob i¡ kein Poet gebohren, do¡ soll gute Poesy s¡allen iezt in euren ohren. Verse sollen au¡ die Ankun] unsrer Kun‰ iezt zeigen an. J¡ kan Verse se”en, dru¿en: ob i¡ ›e nit ma¡en kan. 5
E# mag seyn, da# A›a vor Europa konde drü¿en. Fabel i‰ e#, daß die Kun‰ China un# hab müßen s¡i¿en. Sie ward, eher no¡ al# China, diesem Theil der Welt bekandt. Sol¡e von den Heiden holen, wär un# Chri‰en eine S¡and. Holland und sein Harlem will Teüts¡en rauben diese Ehre:
10
Belgen ›nd au¡ Teüts¡e do¡, ob s¡on diß die warheit wäre. Lorenz Janson hab, der Kü‰er, au#gesonnen diesen Fund: dem sein Eydam, Thoma# Peter#, dru¿erdinte geben kond. Jener hab in Bu¡enholz er‰li¡ Lettern au#gegraben: daher komt e#, daß man ›e bi# auf heüte nennt Bu¡‰aben. |
15
Ganze Formen au# den Stäben wurden, wie au# Kindern Leut.
S. v. B. Birken-Wälder
370
wa# voll eine Seite s¡reibet, ward au# einem holz bereit. Na¡mal# hat, die Form von Holz, ›¡ in Bley und Zinn verkehret, bi# die s¡lau¡e Mens¡enWi” no¡ ein mehrer# hat gelehret. Holland also ›¡ deß rühmet. Au¡ der pralende Walon, 20
der die Kun‰ von un# empfangen, Ehre haben will davon. Unsrem Teuts¡land ›e gebührt, unsrem wehrten Vaterlande. Mainz und Straßburg, an dem Rhein aller Ströme Vatter Strande, dieser Kün‰e-Kun‰ ›nd Mütter. wa# Jan Fau‰ mit Glü¿ erda¡t und sein Eydam Peter S¡äfer, ward in Mainz hervorgebra¡t,
25
dur¡ den Edlen Guttenberg. Bald ›nd au¡ hinzu getretten Mäntelin und Gänseeis¡, Bü¡er von den Tod zuretten: Wa# in einem ganze Jahre ni¡t ein Gan#kiel s¡reiben mag, dieser Gänseeis¡ un# lehrte dru¿en nur in einen Tag. Vierzehnhuntert Vierzig Jahr' hat die Chri‰u# Zahl gezehlet,
30
da der Vierte Friederi¡ au¡ zum Keyser ward erwehlet, al# der Teüts¡e hat erfunden diese Kun‰, die billig hei‰ aller Kün‰' Erhalterinne, wie e# tägli¡ ›¡ erwei‰. dur¡ die Kun‰ man, und die Kun‰ dur¡ da# Dru¿en ewig lebet. Dru¿en ma¡t, daß man die Kun‰ mit den Kün‰ler ni¡t begräbet.
35
Wer will wunder sehen, komme, s¡au nur unsre Pre‹e an, | die in einem augenbli¿e tausend Wörter s¡reiben kan. Die Poeten, wie man sagt, können Todte selb‰ beleben. Dur¡ die Edle Poesy. do¡ so muß da# Leben geben unsre Dru¿erey auf Erden ihrer s¡önen di¡terey,
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Wir beleben die Beleber. sagt mir, wa# belobter sey? wo wär ihr Homerus wohl, aller di¡ter Für‰ geblieben? wo wär iezt Virgiliu#, dem no¡ keiner glei¡ ges¡rieben? wo Evripide#, wo Plautu#, mit dem theuren S¡auspiel Fleiß? Dru¿erey nur hat die Ehre, daß man no¡ von ihnen weiß.
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Vatter der Philosofen, den Stagira hat gebohren! a¡ du wäre‰ wohl, ohn un#, au# den S¡ulen lang‰ verlohren. Au¡ Galenu# und sein Mei‰er lehrten tödten zwar den Tod, todt ›e wären und verge‹en, hätten wir ›e dieser Noht ni¡t entri‹en mit dem dru¿. Celsu#, Paulu#, die Juri‰en,
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Ulpian und Scävola, ewig au¡ wol s¡la[en mü‰en,
Gedichte 299, 300 und 301, 1668
371
hätten wir ›e nit erwe¿et. Augu‰in, Ambro›u#, die berühmte Kir¡enlehrer, wären au¡ im Lethen-uß lang‰ ertrunken, würden ni¡t no¡ au# ihren Bü¡ern reden, hätten wir ›e ni¡t gedru¿t. Kurz! den Tod wir können töden. 55
Wa# gelehrte S¡äfer ›ngen, Peter S¡äfer hat gelehrt in die Ewigkeit eins¡reiben, wann die Form zur Pre‹e fährt. | Guttenberg den Musenberg ma¡t' in unsren Teüts¡land nden. wa# von Fau‰en# Fau‰ herkomt, kan der Zeit die Zähne binden, daß ›e alle# ni¡t aufzehre. Lob ein jeder, wa# er will!
60
wann der Dru¿erkarr ni¡t knarret, s¡weigen alle Kün‰e ‰ill. Mayn! dein Frankfurt weiß e# wohl, und dein Leipzig au¡, ô Plei‹e! Deine Sterne, Lüneburg! wurden lie¡t von unsrem Fleiße Nürnberg# Ruhm wird nie ›¡ enden, den die Endter au#gebreitt. Nun erkennet, wa# wir dru¿er, wa# wir Kün‰ler ›nd für Leüt.
CCC. Kupferbild der Palla#, Zum Neu-Spro‹enden Palmbaum. Sie ‰ehet unter dem Palmbaum einen Palmkranz auf ihren Helm und mit einen andern ein Bu¡ krönend. Gräcien den Lorbaum Dafne, und die Palme Fönix, nennt. Wie Apollo liebet Dafne: Palla# ihren Fönix liebt. Er den Lorbeer, Sie die Palme, Helden und Poëten gibt: weil ›e beyde glei¡-beehren dapfre und gelehrte Händ.
CCCI. Zu Herrn . . . . . . . König# Apothe¿er# und | Frau . . . . . . . Hartmännin Ho¡zeit Sonnet. Dem König eine Kron, zur Kron gehöret Gold: Gold, man au# Kolben s¡öp], wann Herme# von den Fü‹en
S. v. B. Birken-Wälder
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die Flügel wirfet ab; den muß zu Fä‹eln wi‹en ein GoldKo¡, soll sein Fleiß nit bleiben unverzollt. 5
Die s¡ön‰e Kron, ein Weib! und weil ihr die gewolt, Verlobter! habet ihr Merkur selb‰ werden mü‹en üm diese Gold-Tinctur: mit worten, a¡! mit sü‹en, habt ihr ›e s¡ön beredt, daß ›e eü¡ worden hold. Diß i‰ die Herme# Kun‰. So seit ihr nun gekrönet:
10
ihr krönt ›e wiederüm, ma¡t ›e zur Königinn. E# s¡melzt die Leibe#glut zusamm in einen Sinn Selenen und Merkurn: der dann mit Sol wetts¡önet. wohl! güldet euer Glü¿, seit ein# de# andern Lohn: so hat die Kron ihr Gold, der König seine Kron.
CCCII. Uber Herrn Mel¡ior S¡mid# Nürnbergis¡en Lauteni‰en# Bildni#. Seinen Orfeu# Thracien, Thebe den Amon preise: unser Nürnberg diese Beyde hat zuglei¡ in diesen Mann. E# bekennet, wer ihn kennet, ihn mit Ohren ›het an, daß sein sü‹e# Lautenspiel in dem Chor da# Honig heise. |
CCCIII. Auf einen Namen#tag. 1. La‹t un# unsren Brunnen krönen und bethönen der nun wieder hat ein Jahr un# mit Musen-Na## bego‹en 5
der geo‹en, weil er kun‰gefüllet war. Billig ›nd wir heüt gei‹en, ihn mit Lobe zu begie‹en.
Gedicht 303, 1668
373
2. Zwar er hat s¡on heut empfangen, 10
na¡ verlangen, eine ewig-fris¡e Kron. Lorbeer Zweige ihn begrünen und bedienen, der gelehrten Sinnen Lohn.
15
Preiset, unsre Säiten, preiset den, der heut gekrönter heiset. 3. Er i‰ heüt au¡ Hirte worden in dem Orden hier an unsrem Pegni”‰rand.
20
der der Musen S¡afe weidet, wolle-kleidet, trägt der Weißheit wei‹en Band. Nori# ihren S¡äfer kennet, und forthin Fontano nennet.
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4. Chlori#, ihn re¡t zubegrünen, Ro#marinen unter seine Lorbeern mängt | diese wohlru¡-rei¡e Blume, ihn mit Ruhme
30
Ziert, und Zier von ihm empfängt. Sein Gerü¡t forthin in Lü]en soll, wie Ro#marinen, dü]en. 5. Er wird seiner Lämmerheerden Hirte werden,
35
Zeigen un# die Kün‰e-spur. Er wird un# in Pindu# heyden leiten, weiden, in Parna‹u# Blumenur; und, zu tränken diese Heerden,
40
selber Hippocrene werden. 6. Lebt, Gekrönter! glü¿-bekrönet, Freüd-bes¡önet,
S. v. B. Birken-Wälder
374
wie die Lorbeern immergrün. Blüht, Fontano, wie die Blumen 45
au# Jdumen, wie der liebe Ro#marin. ma¡t eü¡ ‰ät# dur¡ Kun‰ geprei‰er, unser# Musen-Borne# Mei‰er!
CCCIV. Uber Herrn Georg Welder# Nürnbergis¡en Musici Bildni#. Zuvor war i¡ ein Holz, und hörte Orfeu# Lieder: Jezt bin i¡ eine Laut, und Orfeu# hört mi¡ wieder. So spra¡ diß Saitenspiel, in unser# Welder# Hand. Sein Nam' ihn Orfeu# nennt, dem Wälder zugerannt. |
CCCV. Emblema Auf einen faulen aber frefelmütigen Arbeiter, Rab genannt. I. Ein Hund im Heu ligend, und einen Caballen anbellend, der Heu fri‹t. Lemma: Neid andre ni¡t um# Heu. II. Ein Esel, mit den Sa¿ beladen, den man mit dem Ste¿en forttreibet. Lemma Kein faule# Mühlthier sey. III. Ein Rab oder Krähe, ihr gewöhnli¡e# Morgenlied cras cras ›ngend. Lemma. Nit immer Morgen s¡rey.
CCCVI. Emblema. Auf die niderländis¡e Eintra¡t. I. Bild der Eintra¡t, mit dem Pfeil- oder Rutenbündel und einen Bien‰o¿. Lemma. Unio firmat opes. II. Ein gekrönter Löw, von der Palla# an einen Riemen geführet. Lemma: Vires prudentia nutrit.
Gedichte 307 und 308, 1669
Anno 1669.
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CCCVII. An Herrn Joa¡im Heinri¡ Hagen über seine weina¡t-S¡äferey
Herr Hagen s¡reibt, wa# Gott und Mens¡en kan behagen: Er soll mir mit der Zeit den Kranz von Lorbeer tragen. Al# dann wird, dieser Hirt, au¡ unser Filadon, | trägt mit der Chri‰wurz-blum da# wei‹e Band davon. 5
Jn de‹en fahr' er fort, zu thun na¡ diesem Namen. Sein Kiel, mit Chri‰u# Ehr soll man¡e# Blat besamen. Gott ehrt den, der ihn ehrt. dort von den Sternethron se”t Jesu# ein‰ ihm auf die ewig-grüne Kron.
CCCIIX. Wann man im Himmel fragt: wa# ›ngt der liebe Hagen? Behagen! höret man Gott selb‰ zur antwort sagen wohl dem, und mehr al# wohl, na¡ dem der Himmel fragt! wohl ihm, wann so von ihm der E¡o antwort sagt! 5
Der Thon, behaget Gott, und euer er‰e# Singen, mein Freünd! da# ihr mit Kun‰ dort oben la‹t erklingen, am Brennis¡en Parnaß. die Er‰ling opfert ihr dem Himmel: gläubt, er wird eü¡ segnen no¡ dafür. Wie seelig i‰#, auf Erd ›¡ unter Engel mängen,
10
die Leyr, mit Gotte#-Lob, hin an den Himmel hängen! Jhr ‰immt, daß Ehr sey Gott, mit Seram hier an: so hat da# Engelheer von anfang her gethan. Fahrt so zu›ngen fort! Gott wird eü¡ wieder ehren, und euer Glü¿, iedo¡ auf Demut wegen, mehren.
15
Eü¡ wollen, mit der Zeit, zwo Kronen werden hold: von Lorbeerlaube hier, und dort von Sternen Gold. |
S. v. B. Birken-Wälder
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CCCIX. Uber Herrn Sigmund Gottlieb Staden# Nürnbergis¡en Organi‰en und Musici Bildni#. Die Aemter legt man ab, wann man zu grabe geht. Herr Staden hat von hier da# seine mitgenommen. Er thut im Himmel no¡, wa# er auf Erden thät, der A‹aph i‰ ie”und im Chor der Engel-Frommen. 5
Er spielet seinem Gott. wohl dem, der in der Zeit ihm ma¡t verwandt, wie er, diß Thun der Ewigkeit.
CCCX. Auf Herrn Johann Nicolau# Geuser# und Jungfrauen Annae Mariae Hartmännin Ho¡zeit. Sie, meine liebe Rieb, wird man die Männin nennen: spra¡ Adam, al# sein herz die Eva ma¡te brennen, al# er diß er‰e Weib am er‰en hat erbli¿t, al# diß sein herzenkind er an da# Herz gedrü¿t, 5
die Jungfer Braut hat au¡ gezieret dieser Name, sobald ›e dur¡ den Mann, an diese# WeltLie¡t kame. Seither ›e Männin hieß: forthin wird ›e e# seyn, Nun au¡ ein Adam#-Sohn ›e nennt sein Fleis¡ und Bein, do¡ nein! ›e wird ni¡t seyn, wa# ›e bi#her geheisen
10
›e wird ›¡ ihme ni¡t ein' Harte Männin weisen. Die er‰e Männin ward' au# Bein und Fleis¡ gebaut: So war ›e dann zuglei¡ ein hart' und wei¡e Braut. | Die Hartmännin forthin man Männin nur wird nennen, do¡ soll man ihr den Nahm nit nehmen, nur zertrennen:
15
Jhr Leben lebha] sey und hart, al# wie ein Bein; Jhr Sinn wird Fleis¡ und ›e ein wei¡e Männin seyn. Heut Jungfer Hartmännin! Soll man ›e morgen fragen: Sie wird, J¡ bin die Na¡t Frau Männin worden, sagen.
Gedichte 310 und 311, 1669
377
J¡ wüns¡e soviel Glü¿# dem liebvereinten Paar, 20
al# viel der Blumen iezt gebiehrt da# Lenzen Jahr.
CCCXI. Auf Herrn Georg Hasen# und Jungfrauen Magdalenae Hagen# Ho¡zeit. Jn dem Hage fängt man Hasen, wann ›e na¡ den Kräutern grasen, foppt ›e in die S¡lingen ein. wann ›e ‰e¿en in der Mas¡en, 5
kan man ›e dann lei¡tli¡ has¡en, daß ›e gute Braten seyn. 2. Einem Hasen, wie ›e sagen, wird au¡ heüt ein Hag behagen, der s¡ön grün und s¡atti¡t i‰.
10
Eine S¡linge soll dort hangen, die ihn nehmen wird gefangen: daß ihr Hunger werd gebü‰. 3. Also geht e#: will man nas¡en, bleibt man hangen an der Mas¡en,
15
wird de# Hage# Jägerbeut. do¡, weil in dem Hag i‰ Freude Augenlu‰ und gute Weide, fängt er Hasen allezeit. | 4. Wie verliebt ›¡# hier auf Erden!
20
selb‰ der Hag will Hä›n werden, wird gefangen vom gefäng, lä‹et ›¡ mit ihme paaren. Stät# der Ha# zu Hag will fahren: Hag will häseln in die läng.
25
5. Nun e# mag, zum B[a]u¡e-drü¿en Magdali# forthin ›¡ s¡i¿en,
S. v. B. Birken-Wälder
378
daß behagen mög die Fru¡t. Er, ihr Freund, den Ha## wird ä¡ten, auf den Federn liebend fe¡ten. 30
Und da# haben ›e gesu¡t.
CCCXII. Auf Monsieur Johann Paul Ebner# Patricii Norici und Jungfrauen Marien Magdalenen Voitin Ho¡zeit. Da# Glü¿, die Slävin wahrer Tugend, der S¡atten, folgt dem Leibe na¡: im fall man ›¡, von er‰er Jugend, mit Sinnen s¡wingt zum Sonn-gema¡. 5
wer ni¡t kreü¡t an der Pöbel-Erden, iegt himmel-an zur Sternen-bahn: den muß der Himmel gön‰ig werden. 2. Ein S¡i[, von Wogen viel gewieget,
10
lau] endli¡ in den ‰illen Port, und ‰eht von Winden unbekrieget, da Eol s¡lie‰ der Norden Pfort': | E# kehrt mit rei¡er Ladung wieder vom fremden Sand
15
in# Vatterland, legt theure Wahr am Ufer nieder. 3. Eü¡, Edler Freund! sey diß zu Ehren, an Eurem Ehren Tag, geredt. Mü‰ mir e# ni¡t die Unmuß wehren,
20
i¡ säng, mit andern, in die wett: wie Palla# Eü¡ zum Sohn erkohren, die selb‰ vom Hirn der Jovi#-Stirn, vom Götter-Gotte wird gebohren.
Gedicht 312, 1669
379
25
4. J¡ sänge, wie von grünen Jahren der Hufbrunn ›¡ in eü¡ ergoß. wie soviel Wi” und Tugend-waaren de# Himmel# Huld in Eü¡ bes¡loß; wie euer Mund ihm, fremde Zungen
30
gema¡t verwandt und wohl bekant: da# mü‰ mir alle# seyn gesungen. 5. Diß kommet un# nit zugeogen: man muß e# holen auser Hau#.
35
Jhr seit der Tugend na¡ gezogen die eü¡ begleitet ein und au#. viel Welt, die Welt Eü¡ ma¡te kennen. Viel Länder Jhr saht dort und hier,
40
die unter andrer Sonnen brennen. | 6. E# lernte kennen eure Gaben, der teure Graf, mein Mecänat: drüm wolt Er Eü¡ bey ›¡ au¡ haben, al# unser# Cäsar# sein Legat,
45
wie Mantua Jhn sahe heben die s¡wer‰e Sa¡; da na¡ und na¡ ›¡ Eure Wi” herfür gegeben. 7. Jhr habt do¡ unser werden müßen,
50
seit s¡uldig Eurem Vatterland' Eü¡ selb‰ und Euer ganze# Wi‹en. Ein Band für Eü¡ die Cypri# fand, wolt la‹en Eü¡ nit mehr ablanden. Wem solte nit
55
da# Rei#-gemüt auf sol¡er s¡önen Syrte ‰randen? 8. E# s¡eint, ›e will ›¡ selb‰ Eü¡ geben: do¡ wird e# ihre To¡ter seyn.
S. v. B. Birken-Wälder
380
Jhr seht, al# Lieb#bla#bälge, beben da# s¡öne Herzen#-Helfenbein.
60
Eü¡ zünden an, die Augen-funken. den Sinn Eü¡ bri¡t, da# Ange›¡t, die Mil¡ so Purpur eingetrunken. 9. Nun dann, na¡ allem Wuns¡ vergnüget
65
mit dieser Edlen Lieb‰en lebt. Gott der e# hat so wohl gefüget, geb' Eü¡, wann ihr einander gebt. Er woll' au¡ Eur verdin‰ mit Ehren glei¡ wägen ab. |
70
Jn# spate Grab mü‹' Euer beyder wohl‰and währen.
CCCXIII. Uber Herrn Johann Heinri¡ Hagen# Kun‰ Rede und Lorbeerkranz. Bin i¡ ni¡t ein Profet gewesen, al# ihr mir neuli¡, lieb‰er Freund! gabt euer S¡äferspiel zulesen, da# Kun‰ und Anda¡t hat vereint? 5
E# fand, in euren Er‰ling-Liedern, der traute Jesu# seinen Prei#. J¡ spra¡, ihr wu¡ert mit dem Fleiß, Gott wird die Ehr mit Ehr erwiedern. Na¡ Gott soll man die Götter ehren,
10
dur¡ die er unsre Welt regirt. Jhr habt hierinn au¡ laßen hören, wa# eure Lande#-Götter ziert. Jhr habt, al# er dann i‰, üms¡lungen den Adler mit dem Rauten Zweig;
Gedichte 313 und 314, 1669
381
und, wie da# Werk i‰ euer Zeug,
15
von hohen Sa¡en s¡ön gesungen. Diß sü‹e Singen so entzü¿te, den Föbu# eurer Mutter-Stadt: daß seiner Dafne Haar' er pü¿te, und eü¡ damit gekrönet hat.
20
Und hab' i¡ nun ni¡t wahr ges¡rieben, daß den, der seinen Jesu# ehrt, | sein Jesu# wieder halte wehrt? daß Gott-geliebt ›nd, die Gott lieben? Gekrönter von der Edlen Blume,
25
der Lilie, die herrli¡ rie¡t! Jhr habt nun theil an ihrem Ruhme: ›e übergibt eü¡ dem Gerü¡t. Fahrt fort, eü¡ so beliebt zuma¡en, dem hö¡‰en Gott und Göttern hier.
30
der Himmel hat no¡ man¡e Zier, damit zukrönen eure Sa¡en.
CCCXIV. Auf Monsieur Ferdinand Sigmund Kreßen# von Kre‹en‰ein Patricii Norici und Jungfrauen Susannae Felicitatis Hallerin von Haller‰ein Ho¡zeit. Deine S¡öne, (spra¡ Verliebet Salomo zur Sulamith,) wie ein Garten mi¡ an›ht, der viel Edle Frü¡te gibet. 5
Jhn, vor andern die er hat, krönt der Apfel von Granat. 2. So ein s¡öne# Garten-wesen au¡ an unsrer Edlen Braut ihr verliebter Lieb‰er s¡aut,
S. v. B. Birken-Wälder
382
10
da# er ihm zur Lu‰ erlesen. Unter Gaben, die er su¡t, labet ihn die Pöner-Fru¡t. | 3. Dieser Apfel i‰ gekrönet oben mit dem Gipfel-Gold.
15
Unsre Huldinn, Adel-hold, mit dem Frü¡te König s¡önet. diese# Edle Haller-Rei#, krönt der Kre‹en Ankun]-Prei#. 4. Wie den Körner-Apfel kleidet,
20
üm und an ein güldne# Stü¿: Also rei¡er Glü¿e#*-bli¿ au¡ Ferranten# augen weidet
* Felicitas
von der Lieb‰en, die da hat ihren Namen mit der That. 25
5. Aepfel-Prinz! au# deinem Ri”e ‰rahlt der Körner Rosen-S¡ein. Unsrer Braut ihr herzen#-s¡rein, brennt von rohter Liebe#-hi”e; und den Freund ›e fröli¡ ma¡t
30
wann vom Mund' ihr Name* la¡t.
* Susanna, Rose
6. Der Zwölf Kunds¡a]-Boten Reise dort an Canaan# Trauben*-Ba¡ au¡ Granaten-Aepfel bra¡. wer wird au# dem Paradeise, 35
unsrem Paar, fru¡t holen ein? Mein wuns¡ soll der Bote seyn. 7. Soviel Purpur-Körner heget diese# Apfel# güldner Bau¡: soviel Freuden sollen au¡
40
Jhnen bleiben zugeleget. Soviel Wolfart lab diß Paar, al# viel Ob‰ iezt bri¡t da# Jahr. |
*am Bach Escol. Num. 13 v.14.
Gedichte 314, 315 und 316, 1669
383
8. Salomon# zwo Tempel-Seulen krönte diese# Apfel-Erz. 45
wann na¡ sü‹er Jahre S¡erz, unsre Zwey gen himmel eilen, wo die Sternen-Tempel ‰ehn: Soll man ›e gekrönet sehn.
CCCXV. Zu Herrn Ulri¡ Hofmann# Nürnbergis¡en S¡reib- und Re¡enmei‰er# Bildni#. Ein Hofman trägt die Federn auf dem Hut: hier dieser ›e führt kün‰li¡ in der Hand. dort hängt ›e todt: hier lebt ›e Zierverwandt. der Hofman#-Kiel im S¡reiben wunder thut. 5
Wir me‹en hier die Erd, und re¡nen tausend Zahlen. wer wol kan beyde Kün‰', hat Ehr' in dieser Zeit. Jm Himmel wohnt, ohn Maß und Zahl die Ewigkeit. wer diese ‰ät# bedenkt, wird wie die ⊙ ‰ralen. Die Feder oben s¡webt
10
zu Ruhm' und Ehr erhebt.
CCCXVI. Auf einen Namen# Tag. 1. Wehrter! ihr habt wieder heut euren lieben Tag erlebet da da# alte von un# s¡eidt euer Neue# Jahr an hebet. 5
wa# eü¡ labet und erfreuet, Au# dem herzen-vollen Mund | unser Wuns¡ gen Himmel s¡reyet: Lebet fort fris¡ und gesund!
S. v. B. Birken-Wälder
384
2. Mö¡t iezt unsre treue Pi¡t, 10
etwa# angenehmer# nden! diese# sü‹e Namen#-Lie¡t mit ges¡enk un# zuverbinden. Parcen! einen güldnen Faden fordern wir von eurer Hand;
15
spinnet lange Leben#-gnaden: Diß sey unser Anbind-Band. 3. Hätt nit Cauru# Würger-Fau‰ Laub und Blumen abgeri‹en der iezt dur¡ die Wälder brau‰:
20
a¡! wir wolten seyn geie‹en eine grüne Kron zu runden diesem kun‰-belobten Haubt. do¡, e# war s¡on lang‰ gewunden, wa# ihn unverwelkt belaubt.
25
4. No¡ i‰ eine Blum, die ›¡ lä‹t im kalten herb‰e bre¡en, die da blühet ewigli¡: die soll unsren Mangel rä¡en. Rose, die du au# Marien
30
wu¡se‰ himmlis¡ hier auf Erd: du sol‰ un# im Munde blühen: Er hält di¡ vor andren wehrt. 5. Jesu#, i‰ der Edle Nam, der diß Namen#fe‰ kan zieren,
35
Gotte# Sohn und Weibe#-Sam. dieser Name soll' ihn führen hier au# einem Jahr in# andre glü¿ha[t, froh, gesund und fris¡: bi# zur Ewigkeit er wandre
40
›”e an dem Nectar-Tis¡. | 6. Euer Nam'! Eü¡ rei¡ und fett, wolbenamter Simon! nennet.
Gedichte 316, 317 und 318, 1669, 1669/70 und 1669/70
Jhr seit#, weil die Sternen-‰ätt eü¡ läng‰ einges¡rieben kennet. 45
Jhr solt eü¡ darinnen lesen aber diß ges¡ehe spat! wann ihr lang auf Erd gewesen Früh gnug eu¡ der Himmel hat: 7. Lebet, rei¡ an allem Glü¿,
50
diesen Tag o] froh erlebet! wann er einmal komt zurü¿, unser Wuns¡ ›¡ wieder hebet. Euer Nam ›¡ hier au¡ ä”e in da# Bu¡ der Ewigkeit.
55
Gotte# Born eü¡ mild bene”e! Lebt gesegnet alle Zeit.
CCCXVII. Uber da# Bildni# eine# S¡reibund Re¡enmei‰er# Die Hand, al# wie der Mund ma¡t reden den Ver‰and Ver‰and er›nnt und mi‹t, wa# s¡reiben soll die Hand, drum beyde# au¡ im Ruhm, Ver‰and und Hand verbleibet: Ver‰and, der klügli¡ ›nnt; die hand so kün‰li¡ s¡reibet.
CCCXVIII. HEr-A#mu#. Wer wühlt im Koht, ma¡t ›¡ zur S¡mer- und Rü‹el-Saw. Poëten Fehler treibt, der Säuhirt auf die s¡au. |
385
S. v. B. Birken-Wälder
386
CCCXIX. Uber Herrn Conrad Fal¿ner# Bildni#. Der Kün‰ler bildet hier dein Antli” in dem Erze: du grube‰ selber di¡, dur¡ wolthat, in mein herze. Nim, Vatter! diesen dank von einem treüen Sohn. den bä‹ern zahlt dir dort, de# Himmel# Ehren-Kron. J. C. F. D.
CCCXX. Zu Herrn Johann Lehner# Gei‰li¡er Sing‰unde. Sonnet. J¡ bilde mir diß werk al# eine Orgel für: die, da# die Lieder ›nd, mit groß- und kleinen Pfei[en, bese”et, prangt' und klingt, den Autor ›ht man grei[en, mit hand' und mit Ver‰and, und laufen in# Clavier. 5
Gott, gibt den Röhren Wind. Sein Gei‰, der wehet hier: son‰ würde ni¡t der klang hinauf gen Himmel s¡weifen, und für der Gottheit ohr die s¡öne Thöne häufen. den Bla#balg, tritt da# herz mit himlis¡er Begier. Wol einem Gei‰, der so von Gott begei‰et spielet,
10
und in der Anda¡t-Seel den heilgen Png‰wind fühlet! So blä‰, der sü‹e we‰, die Sänger-S¡wanen an. Er wird au¡ seyn Favon, die Segel Port-wart# blehen, wann himmel-länden soll der müde Leben#kahn. Ges¡wind s¡windt alle# weh, wo thönt herrn Löhner# wehen. |
CCCXXI. Sonnet. So spielt man wol! wa# kan do¡ klingen s¡öner al# wann der Thon den lieben himmel ehrt?
Gedichte 321 und 322, 1670
387
al# wann man ›ngt, wa# Gotte# ohr gern hört? al# wann man i‰, auf Erd, ein Engel-thöner. Ein sol¡er i‰ mit Ruhm, der liebe Löhner.
5
Zu Gott er ›¡ mit grünen Jahren kehrt, mit seinem Spiel die fromme Anda¡t mehrt. Er i‰, no¡ jung, der Eitelkeit Verhöner. Sein herz hält Gott, Gott hält ihn wieder, wehrt O selig# Thun, da# Gotte# Ehre mehrt!
10
wer also thut, i‰ Gotte# sein Taglöhner. Gott i‰ sein Lohn, ihm alle# Gut bes¡ert. Die Er‰ling-gab, die Ernde rei¡ beährt. Fahrt fort! Gott selb‰ i‰ eure# Fleiße# Kröner.
CCCXXII. Zu Herrn Doctor Johann Herman S¡affer# beym Ho¡löbli¡en Cammergeri¡t zu Speyr Advocaten# und Jungfrau . . . . . Bremerin Ho¡zeit. J¡ da¡te ja mi¡ Eurer Freud zu freuen, Mein wehrt‰er Freund! e# wallte mir da# Blut die Feder wolt ›¡ Eurer Ehre weihen, al# Themi# Eü¡ gekrönet mit dem Hut. 5
J¡ da¡te au¡ ein fröli¡# Früling-Singen zu ‰immen an, und eurem Myrten Fe‰ mit einem Lied mi¡ jau¡zend zuzus¡wingen. | Jezt mir da# Leid ein andern Thon abpre‹t. Mit Eü¡ und mir spielt unglei¡ iezt da# Glü¿e.
10
Eü¡, i‰ e# hold: i¡ fühle seinen Zorn. Eü¡ la¡t e# an: mir gibt e# s¡eele Bli¿e. wa# ihr gewinnt, a¡! da# hab' i¡ verlorn. Eü¡ labt der Lieb, mi¡ qvält de# Tode#, Bogen. Jn Euer Herz ›¡ senkt' ein güldner Pfeil:
15
in meine# i‰ ein Bolz von Stahl geogen, der bluten ma¡t da# nur no¡ halbe Theil.
S. v. B. Birken-Wälder
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Jhr führet nun ein Ander# J¡ zu Bette: da# meine i¡ zu grab beleiten mu‰: So la¡en wir und weinen in die wette: da Gott und Tod un# gibt und raubt die Lu‰.
20
wa# soll' i¡ nun von Eurer Freude sagen, in meinem Leid? von Gott e# beyde# kam. J¡ will', i¡ muß, diß Creüz gedultig tragen. Diß i‰ mein Tro‰: der Himmel Sie mir nam. 25
Der Himmel au¡ hat Eü¡ diß Gut ges¡enket, den Doppel-S¡a”: die Ehr', und diese Freüd. Mein Herr! wann ihr iezund zurü¿e denket an meinen Kiel: er hat geprofezeyt. Jhr seit, na¡ Wuns¡, de# Edlen Vatter# wonne. Er ›het Eü¡ beehrt, dur¡ euren Fleiß.
30
Er ›ht eü¡ au¡, von lieber liebe#-Sonne, s¡ön angela¡t, er Meditrinen Preiß Wa# wüns¡' i¡ Eü¡? be‰ändig-süße Freüden. E# ‰e¿e fern, der Himmel Euer Ziel, 35
er ma¡' Eü¡ ni¡t mein iezig# Leiden leiden. Er wende ab, de# Tode# Pfeile-Spiel.
CCCXXIII. Zu Herrn Mel¡ior Rau¿en# Gei‰li¡en Seelhirten# Jesu#-lu‰. O wol dem, der Jesu Liebe hier mit Mund und Feder prei‰; | redet, au# entbrenntem Gei‰, von den Jesu# Leiden#-Triebe. 5
Wa# kan süßer klingen hier, al# wa# halfe dir und mir? Also klingt' hier, also ›nget diese# Himmeldi¡ter# Gei‰, der ›¡ von der Erde rei‹t
Gedichte 323 und 324, 1670
389
10
und in Jesu Seite s¡winget. Laß mir diß, in holem Stein, eine Na¡tegalle seyn. Wem da nü”et Jesu Liebe und wer Jesum wieder liebt:
15
billig der au¡ Ehre gibt diesem, der so gei‰ig s¡riebe von der Edlen Jesu#-brun‰. Er verdient der Herzen Gun‰.
CCCXXIV. Auf einen Namen# Tag. S¡öner Huf Brunn, unser Ho[en! unser Sinn ie”und erso[en sey in deinem Flammen Fluß. Rinne her, un# Feuer bringe; 5
An dem Neron#fel# entspringe, ni¡t dort an Cythäron# Fuß. Pegni” sey die Pega#-qvelle. daß Fontano Nam' erhelle. 2. Deiner Trauben Zu¿erwesen,
10
Bromiu#! i‰ nun gelesen. Komm' auf einem Faß voll Mo‰ iezund bey un# angefahren, | laß ›¡ Wein' und Reimen paaren, e# ma¡t di¡ten diese Ko‰,
15
gießet wüns¡e au# dem Munde, daß Fontano leb gesunde. 3. Du Pomona, eine S¡ale un# mit Aepfel-gold vormahle. Evan ›e mit Trauben ziert.
20
Flora, unsrem Wuns¡ zu dienen, ›e ümlegt mit Ro#marinen,
S. v. B. Birken-Wälder
390
die der Garten no¡ gebiert. diß wir, seine# Tag# zu denken, wollen heüt Fontano s¡enken. 25
4. Pegni”! e# wird deinen Rü¿en, Borea# bald überbrü¿en, dir den Harnis¡ legen an, seine# Eise# kalte# Eisen, deine Flut faul reisen heisen.
30
Unser Born, die Kun‰-Fontan, soll ‰ät# unbe‰arret s¡ießen, den Fontano lä‹et ießen. 5. Cynthiu# und du Cyllene! euer Brüderlie¡t no¡ kröne
35
seinen wohl‰and man¡e# Jahr. Fo#for diesen Tag o] trage auf de# Morgen# Rosenwage: ob er iezund Hesper war. Soviel iezt der Sternenbli¿e,
40
soll Fontano zehlen Glü¿e.
CCCXXV.
1670
Auf Monsieur Gabriel Jm Hof und Jungfrau Kre‹in Patriciorum Noricorum Ho¡zeit. Kan man in den Tode#-Singen, etwa# au# der Feder bringen, | da# zur Ho¡zeit-Freude dient? Mag, da# Todten-Traur-andenken, 5
›¡ zu einem BrautLied lenken? wonne, ni¡t im Weinen rinnt. 2. Treu-verliebt- verlobten herzen bringt, da# Tod#-andenken, S¡merzen. wer ›¡ paart, ieht vor der Baar.
Gedicht 325, 1670
391
10
A¡! der Tod trennt nur die Freüde. E# i‰ ihre# Wuns¡e# Weide, lieben leben immerdar. 3. Zwar, man darf von Tode sagen, iezt da ›¡ die Norden jagen,
15
bringen un# de# Jahre# Tod. Bäume, Blumen, Kräuter ‰erben, ›¡ mit Lei¡en-blei¡e färben. winde, ›nd de# Winter# Bot. 4. Do¡, diß S¡re¿wort lä‹t ›¡ lindern,
20
mit erfreüter deutung mindern, in der heilgen Gotte#-Spra¡. Man müß ihn wa# wei¡er nennen, und von ihm die härte trennen, daß der Tod ›¡ freündli¡ ma¡*
25
5. Edle Braut! eü¡ will vergnügen, und in euren Armen ligen, iezt ein Edler dod und Freund. Jhn au¡ lä‹t vergnügung lesen eurer Augen freündli¡# wesen,
30
daß ihm, wie die Sonne, s¡eint. 6. Wei¡e, Tod! Jhr Lieben, lebet, ein# dem andern Freüde gebet, | altet glü¿li¡ ungetrennt. Lebt, erlebt nit sol¡e Sa¡en,
35
die den Tod hier wüns¡en ma¡en. Alle# Leid Gott wend und end. 7. Lebt, gebt andern au¡ da# Leben, die e# andern wieder geben. Kehret üm den Namen Tod:
40
Eure Lieb ›¡ fru¡tbar paare,
S. v. B. Birken-Wälder
392
daß eü¡ zwier in einem Jahre kommen müß' in# Hau# der Dot. * דודdod. Freünd.
CCCXXVI. Zu Herrn Johann Jacob Finken# und Jungfrauen Dorotheen Marien Endterin Ho¡zeit. Jm Namen der Bu¡dru¿erey-Verwandten. Man peget, die man ehrt, na¡ altem Brau¡ zubinden, wann i‰ der Namen#Tag im Almana¡ zunden. wie sol man binden heut, eü¡, s¡öne Dorothee! Kein Blümlein w䡉, zum Kranz, heüt in dem güldnen Klee. 5
Der Hornung i‰ zu jung! son‰ gäb er Hiacynthen. So s¡reibet unsre Preß au¡ nit mit güldner dinten, dort au# Pactolu# Flut. do¡ wu‰ der hö¡‰e wohl, wa# eü¡ an diesem Tag' am bä‰en binden sol. Kein lieber# Band auf Erd für Jungfern i‰ zunden,
10
al# wan man ›e mit Freud ›ht an den Lieb‰en binden. Ein Bändlein bald vers¡leu‰. Da# Ehband fä‰er hält, und o] (Gott geb' e# hier) viel liebe Jahre zehlt. | Diß Band i‰ Gotte# Gab. Der Eh‰and ‰amt von oben. Der Sti]er hat ihn ho¡ im Paradei# erhoben,
15
da er dem Adam selb‰ die Eva zugeführt. der wehrte Bräutgam au¡ heüt so ein Adam wird. wa# kan ihm lieber seyn, al# eine Gotte# Gabe: so hei‰ der Tag' und Sie. J‰ nit die bä‰e Haabe, Ein Ehweib, dem Ver‰and und Tugend wohnet bey;
20
die s¡ön i‰ von Ge‰alt und in den herzen treu; die freundli¡ ›ht und redt; die Gott vor allem liebet; die ›¡ der hause#-sorg und Em›gkeit ergibet? die i‰ wol eine Perl, ein theurer Edel‰ein. So eine i‰ und wird nun unsre Jungfer seyn.
Gedichte 326, 327, 328 und 329, 1671
25
393
wohl, wehrte# Paar! Gott hat eü¡ beyde wol begabet. Seit ewig die, die Gott mit seinen Gaben labet. Eur ganzer Eh‰and sey ohn Kummer, Klag und Plag, wie heüt da# Ho¡zeit Fe‰, ein Dorotheen-Tag. wir wüns¡en eurem Hau# soviel der Gotte# Gaben,
30
al# viel Bu¡‰aben wir in Form und Kä‰en haben, al# viel au¡ Bögen drü¿t die Preß in einem Jahr. Gott ma¡e tausendfa¡ da# treüe Wüns¡en war.
CCCXXVII. Auf eine Ho¡zeit. Sag mir, wo zwey nur eine# sey. Zwo Seelen ›nd, do¡ nur ein Herze: da# ma¡t die treue Liebe# Kerze, | die s¡melzet Zwey in Ein# zusammen. Gott heg' und segne diese Flammen.
CCCXXVIII. Auf Herrn Johann Leonhard Beil# Bildni#. Die Kun‰ hier de‹en Bild und Antlitz billig ehrt, der Gott, Ehr, Tugend, Kun‰ hält in dem Herzen wehrt. Kehr seinen Namen üm: der wird ihn selber preisen, daß Gott und Mens¡en er ›¡ könne Lieb erweisen.
CCCXXIX. Auf Monsieur Johann Fridri¡ Lö[elholz von Colberg und Jungfrau Maria Barbara S¡eurlin Ho¡zeit. 1. Ein Panther wol ein Lämmlein pegt, am Fluß Araxe#, wegzutragen.
S. v. B. Birken-Wälder
394
wa# soll man von der Pegni” sagen? Ein Lamm hier au# der höle trägt 5
da# Panther, da# ›¡ gern lä‹t fangen. Der Rauber bleibt am Raube hangen. 2. Gehn S¡af' und Rinder auf die weid, iezt mit den Pardeln, Löwen, Bären? will ›¡ die alte welt verkehren?
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will kommen nun die gute Zeit? heut sehn wir ja, mit freündli¡-‰ellen, da# S¡af zum Panther ›¡ gesellen. 3. Zum Panther hat sein Lob-gerü¡t, der Tugend Smuk, da# Lamm gezogen.
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E# war dem s¡önen Fell gewogen, da# niemand kan mi#fallen ni¡t. da# Panther will nun bey den Heerden, ein Lamm' und Lämmer-Mutter werden. | 4. Seyt, Edle# Paar, seyt wolgepaart,
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au¡ ru¿t in süßer Lieb zusammen! E# müßen, au# den Frü¡ten, ammen beprei‰e Seelen beyder Art. Man wüns¡' heüt seltne Glü¿e# Sa¡en! weil Lamm' und Panther Ho¡zeit ma¡en.
1672.
CCCXXX. Jn da# Stambu¡ Herrn Johann Ulri¡ Augen‰ein# ConRectoris Sebaldiani. Man fragt: wie Reimen ›¡ die Augen und der Stein? der Glaube sol da# Aug, der Felse Jesu# seyn. der hat sein Heil ersehn, der diese Steinklu] funde, Ja, Jesu! unser Burg i‰ deine Seiten Wunde.
Gedichte 331, 332 und 333, 1672
395
CCCXXXI. Zu Herrn Georg Clement Krets¡man# Bildni# Der dur¡ die Lieb zur Kun‰ ›¡ hat geehrt bewähret, denselben billig hier der Sohn mit Kun‰ beehret.
CCCXXXII. Auf Herrn Quirin Kuhlman# Poeten-Cron. du thu‰ ja Re¡t, du edle# Sle›en! daß du bei dir ni¡t lä‹e‰ untergehn, da# S¡öne Thun, da# er‰li¡ hat begonnen der Bober S¡wan. E# komt no¡‰ät# geronnen 5
die Pimpler Flut von deinen Helikon, und Clio zeugt in dir so man¡en Sohn | ob einer ›¡ legt in die Erde nieder: die Leyr ‰irbt ni¡t; ein andrer ‰imt ›e wider. Jezt gibt dir au¡ dein Kuhlman neue Zier:
10
der hau¡t zuglei¡ und blüte ‰ät# herfür. rei] vor der Zeit, erwartet ni¡t der Jahre. So widmet dann au¡ billig seinem Haare, die MusenKron, der Edl-Aha#ver, der selber hat, und andern giebet, Ehr.
15
So geht e# Re¡t! So muß e# ferner gehen. Viel Kränze no¡ ma¡' Jhn der Himmel sehen.
CCCXXXIII. Antwort. Auf Herrn Chri‰ian# von Stö¿en Superintendenten# de# Sti[t# Lübek und HofPrediger# zu Eytin Ehrengedi¡t. 1. S¡öne# kommet ja von S¡önen, kan mit s¡öner Grüne krönen,
S. v. B. Birken-Wälder
396
dur¡ zwar-unverdinten Preiß. S¡öner hände Thun und di¡ten, 5
s¡önen dank ihm zu verpi¡ten, ni¡t al# s¡ön zu reden weiß. 2. Von den schönen Rosen-Stöken s¡öne Blumen-Sonnen ‰reken s¡öne# Blätter-blut herfür
10
diese Blumen, an den S¡ienen zu den S¡äfer-kronen dienen Floren s¡öne Flur und Zier. | 3. die zwar s¡ön-begrünte Birken, keine s¡öne Fru¡t do¡ wirken,
15
zeigen nur ein platte# Blat, diß, im Lenzen, ›e beweinen, ‰ehn betrübt in Öden Häynen, wo e# keine Palmen hat. 4. Eine#, diese# nur ›e zieret,
20
wann üm ›e den Reihen führet der belobte Hirten-hauf. wann ›e kränze von den Stöken von den s¡önen Rosen-heken, an den Zweigen hängen auf.
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5. S¡öne wonne Herr von Stöcken Seiner Birken kont erweken, dur¡ sein s¡öne# kun‰ gedi¡t. da auf ihr sein Stok ma¡t wohnen die Rubin- und Rosen-kronen,
30
ehrt ›e mit dem s¡önen lie¡t. 6. diesen Glanz, weil er ›e liebet, ihr der s¡öne Thyr›# gibet, ma¡et ihr die Stöke hold. Himmel! ma¡ ›e Beyde grünen,
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heiß die Parcen ›e bedienen mit dem s¡ön‰en faden-gold.
Gedichte 333 und 334, 1672
397
7. der von Stöken Pierinnen, lieben eu¡, ihr Pegni”innen! diesen mir au¡ liebt und ehrt. 40
dieser großhirt mit dem Steken, üm Eutin# begrünte Heken führt zur Weid die Gotte#heerd. | 8. Jhm ›nd eure S¡äfereyen, und da# Lied der Felds¡almeyen,
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ein genehmer Thon und Klang. Wüns¡t dem Aaron#-Mandel Steken, daß er geb viel Fru¡t zus¡meken, daß er grün' und grüne lang. 9. Mag der Steken, ihr vergnügen,
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bei der Birken-Rute ligen: ruht ›e neben ihm au¡ gern: Und e# sol, na¡ Herrn von Stöken, ihren arm die Birke ‰reken, ihme nah seyn, au# der Fern.
CCCXXXIV. Zu Herrn Chri‰of Dre¡#ler# Bu¡drukerey-verwandten# und Jungfrauen Annen Sabinen Mildenbergerin Ho¡zeit. 1. darf man, wann der Siriu# von dem Himmel blizet, freyen? da der ‰renge Flammens¡uß große Hize pegt zu dräuen? 5
da die Purpur Sonne rennt zu de# Lewen# heißem herzen, und mit ihren Stralen-kerzen, unsre Tellu# bräunt und brennt.
S. v. B. Birken-Wälder
398
2. i‰ e# ni¡t zusehr gegeizt 10
na¡ der hi”e die un# bänget? Wann die Lieb da# herze heizt, und den Leib die Sonne senget: | Feur und Feuer kan, vereint, all zu große Brun‰ erweken.
15
solte da# nit ma¡en S¡reken? Unser Paar e# ni¡t vermeint. 3. Hi”et Föbu#: (denken ›e) kan do¡ Zefyr wider kühlen. Venus und die spat und früh,
20
fris¡t die Flamm im Liebe#-spielen. Bacchus au¡ ›¡ zu gesellt, führt ›e hin zum lieben Mäyne, in da# Land der kühlen Weine, wo ›¡# lu‰ig Ho¡zeit hält.
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4. dortenher (der Bräutgam denkt) will i¡ mir ein Faß heimführen: darinn werd mein Dur‰ ertränkt, wann mir Lieb und Sonne s¡üren meinen herz- und leben-brand.
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Cytherea wird, na¡ willen, ihm dort eine# la‹en füllen, da# Cupido selber band. 5. Und woher hat dieser Zwerg wol da# holz hierzu genommen?
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wie man sagt, von Miltenberg. dort sol au¡ der Wein herkommen ni¡t von Wertheim, ni¡t vom Stein, und wo son‰ die Edlen Reben un# den leben# sa] hergeben.
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dieser, s¡me¿et ihm allein. | 6. Und weil er der Preß gewohnt, Bau¡ und Bü¡er weiß zu drüken,
Gedichte 334 und 335, 1672
399
wird er, au¡ ni¡t unbelohnt, ›¡ gar frei zur kelter s¡iken: sein o]-au#geleerte# Faß
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jährli¡ wider anzufüllen, sein- und de‹en dur‰ zu‰illen Fä‹er ›nd ‰ät# gerne naß. 7. Nunmehr wird die Jungfer Braut druken und da# druken lieben:
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obs¡on etwann ihre Haut von der Farbe s¡warz geblieben. Glü¿ da# mü‹e nun forthin über ›e da# Segel blehen. heut wird ›¡ da# Rädlein drehen:
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nennt ›e morgen Dre¡#lerin.
CCCXXXV. Zu Monsieur Carl Seba‰ian Pnzing# etc. und Jungfrauen Mariae Helenae Pömerin Ho¡zeit. 1. J¡ verglei¡e mit den Flü‹en, die ein ewig# Wa‹er gie‹en, ein altadeli¡# Geblüt. Na¡ den Fluten, die vero‹en 5
neue kommen herges¡oßen. nie man ›e vertroknen ›ht. 2. Wälder ›nd, die Stamm- und Namen, die ›¡ immer neu besamen, | oder werden Ei¡en-alt,
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Fällt die Axt, ihr Todt, s¡on einen: Bäume-Jugend ›ht man s¡einen immerfort und fris¡en Wald. 3. Leu¡ten ›nd ›e an den höhen, die ‰ät# unverlos¡en ‰ehen.
S. v. B. Birken-Wälder
400
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ob ein Lie¡t hat au#gebrannt: ›e be‰eken ›¡ mit andern so ›ht man die Lampe wandern, sonder end, von hand zu hand. 4. Unser Paar Verlobter Seelen,
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kan au¡ viel der Lampen zehlen, man¡en baum und man¡e Flut: zeiget alte S¡ild' und fahnen, prangt mit viel belobten Ahnen, und verewigt glut und blut.
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5. Nori#! frag die alten Zeiten: du wir‰ ihrer Vordern leiten eine große lange Reih, die von etli¡ hundert Jahren deine# Staate# Vätter waren.
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und dir zeigten ihre Treu. 6. Helidora hegt au¡ Flammen von dem Edlen Mutter-Stammen, de‹en Lampe lang s¡on brennt, anges¡ürt mit Weißheit-oele.
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wie dann die Großvatter-Stelle Fama . . . in Ruhme kennt. | 7. Jezund würde, solt er leben, Jhn in Freuden ma¡en s¡weben seiner Na¡welt Ehren-Fe‰.
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Zwar der s¡einet ni¡t ge‰orben, der am Stammen unverdorben, seine# glei¡en hinterlä‹t. 8. Soviel Ehre Glük und Freuden wüns¡ i¡ diesen Edlen Beyden,
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al# viel de‹en Musen-S¡rein Theurer S¡ri[ten Bläter heget, und soviel man iezund leget garben in die Rei¡e S¡eun.
Gedichtgruppe 336, Gedichte 337 und 338, 1672
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CCCXXXVI. Auf einen dreyfa¡en Ring. Hier dieser Ring dir wei‰, wie drey in Einem hei‰,
Gehört zu den Gotte#- und Tode#Gedanken.
Gott, Vatter, Sohn und Gei‰. # S¡au hier der Gottheit Bild; i‰ Eine#, und do¡ drey: i‰ drey, und Eine# do¡, kein anfang i‰ dabey, die Runde weiset dir, daß ›e ohn Ende sey. # Drey Ringe Du in Einem ›h‰, und keiner rührt den andern an, da diese#, ob du di¡ bemüh‰, ni¡t dein ver‰and errei¡en kan: darf‰ du di¡ dann de# Fragen# zeihen, wie Gott könn Eine# seyn in dreyen. |
CCCXXXVII. Auf eine Ho¡zeit. Mein gab, da# i‰ ein Wuns¡, mein wuns¡ i‰ eine gab. Wa# dünkt ›e, Jungfer Braut, wär da# ni¡t s¡öne haab, wann so ein liebe# drey, na¡ 3mal dreien Monden, in seinem Walzenbett, bei eürem, würd gefunden?
CCCXXXVIII. Auf Herrn Georg Krompein#, Stadts¡reiber# zu Balingen Bildni#. da# Kupfer bildet nur den Leib, ni¡t da# gemüt. do¡ Ern‰ und Redli¡keit au# Stirn und Augen ›ht. die Gott#- und Ambte# Treu, s¡rieb selb‰ der Himmel an, So lebt, au¡ na¡ dem Tod, in Lob der liebe Mann.
S. v. B. Birken-Wälder
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CCCXXXIX. Auf eine Ho¡zeit S¡en¿. Man sagt ja: e# ›nd gern der guten dinge drey. so s¡a[et, daß e# au¡ bei eu¡ die Warheit sey. Erhaltet den gebrau¡: auf daß, in 3 paar Wiegen, na¡ zehen Jahren mög ein halb S¡ok Kinder liegen.
CCCXL. Auf Herrn Johann Jacob Kohl# Losungs¡reiber# und Jungfrauen Claren Reginen Endterin Ho¡zeit. | Man sahe zwanzig mal den Mond, die Na¡t Lucerne, mit einem neuen Lie¡t herblinken au# der Ferne vom s¡warzen Wolken Zelt: seit daß der Endter-Stamm hat neue Freud, wie iezt, ein Hymen# Fakel Flamm, 5
gab eine To¡ter au#. Wie mag e# do¡ zugehen? nur Eine pag, nunmehr zum Se¡‰enmal zu‰ehen, ja, eine To¡ter nur, an einem jeden A‰. diß i‰ die virte nun, die heut su¡t Liebe#-Ra‰. zwey wa¡sen no¡ herna¡. die gä‰e soll man fragen:
10
ob etwann einer könt un# deßen ursa¡ sagen. wa# sagen aber wir, der s¡önen Jungfrau braut? Sie muß, ohn unsren Wuns¡, nit werden heut getraut. E# bringet zwar der Herb‰ zu Markt iezt man¡e gaben, de# Jahre# Rei¡e Fru¡t: un#, wie er pegt, zulaben.
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Jac¡u# Trauben lie‰. Pomona Aepfel bri¡t, die Pale# s¡ikt zu Tis¡ man¡ gute# Kraut-geri¡t. Wa# s¡mekt der Jungfrau Braut ›e ›ehet zwar mit haufen da# ob‰ vor ihrer Thür: do¡ mag ›e keine# kaufen. Sie geht zum grünen Markt, und wehlet ihr den Kohl:
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der ›e, vor Aepfel, Birn und Nü‹en laben sol. Sie hat ja wohl gewehlt. J‰, treue# Wüns¡en geben: so ma¡et unsre Bitt, Sie bä‰ vergnüget leben.
Gedichte 340 und 341, 1672
403
Jhr Leib ihr Tugend-Herz, ein lieber Kohl-gart' heiß dem Lieb‰en, seine Lu‰, sein augen-Paradei#. Sie, Clara, lebe ‰ät# in Glük-geklärten Tagen.
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Sie krön' al# Königin, der Himmel mit behagen. Soviel man ›het iezt Kohl-haupter in dem Feld: so man¡e Wonne sol ihr bleiben zugesellt. |
CCCXXXXI. Auf Monsieur Georg Chri‰of Lö[elholz Von Colberg und Jungfrau Anna Maria Heiglin Ho¡zeit. 1. Hat ni¡t der Ne‰or unsrer Stadt der Greiß von Weißheit und von Haaren, Metellen# Hohe# Glük erfahren? die Stadt ihn hier gebohren hat, 5
der Franken Rom, de# Rei¡e# herze, der Städte Ruhm und Faro#-Kerze, 2. Ein Edler Stam hat ihn gezeugt, den er, der große Zweig, ho¡-zieret, der einen alten Ursprung führet;
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und seine Ahnen über‰eigt. Ein halb Jahrhuntert wird bald ‰ehen seit daß man ihn in Rath ›ht gehen. 3. die Nori# ihn so man¡e# Jahr auf ihrer Kayser Burg sah ›”en,
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mit Raht au¡ einem Chur-haubt nü”en. wie lang‰ Er s¡on die hö¡‰e war, von unsre# Edlen Rahte# Seulen, die diese# Staate# Sorgen theilen! 4. Gesegnet i‰ sein Vatter Stand,
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ma¡t' ihn vier edle Eidam sehen: drey neben ihm zu Rahte gehen. Jhn hat beglükt da# heurat-band. |
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der Himmel ihn, sein hau# zu bauen, ließ mehr al# vierzig Enkel s¡auen. 25
5. Jn dreyen Söhnen, (Einen Riß der Tod hinweg, bei Nordland# Axen.) sah seinen Stamm er fort erwa¡sen Er hat nun au¡ erlebet diß, daß dieser Edle Sohn, der dritte,
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zum Heurat au# der Frejheit s¡ritte. 6. Bei diesem Fe‰ (ô seltne# Glük) ›ht er Fünf Edle Enkel Knaben in Orgel-Reihe ihn na¡traben: daß iede# Kind ihm einen s¡ik.
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So eine Freud, Gott wird e# geben! soll er am Se¡‰en au¡ erleben. 7. Zehlt ni¡t au¡ s¡on der theure Greiß vier Jahre über zehn mal ›eben? Jhm seyen derer mehr ges¡rieben.
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Gott geb, nun er versorget weiß da# Lezte Kind, daß ihm sein Glüke von Kinde#Kindern Kinder s¡i¿e.
CCCXXXXII. Abgesegnung Herrn Hann# Jacob Haller# Peger# zu Heer#bruk, iezt Rath#Herrn. E# ›nd ja Siebenzehn der Jahre nun vero‹en, seit daß wir eurer Peg, WohlEdler Herr geno‹en. | Mit eu¡ war Glük bej Un#. kein Unglük un# beel, seit daß wir eu¡ gehabt! iezt leider! komt da# Ziel. 5
Nemt unsren treuen dank. Jhr bleibt in unsren herzen, ob ihr s¡on ziehet fort, so lang die Augen Kerzen, sehn hier der Sonnen Lie¡t, ziht, teurer Haller, hin! au# unsren Augen zwar, jedo¡ ni¡t au# dem Sinn.
Gedicht 342, Texte 343 und 344, Gedicht 345, 1672
405
E# sol ‰ät# euer Prei# in unsren Mauren hallen, 10
al# deßen Haller Stein. Weil e# dann Gott gefallen, so ziehet hin, und hel[t Regieren eure Stadt, die unsre Für‰in i‰, seit deren Zier in Raht. Fahrt wol! a¡! unser Wuns¡ eu¡ da# geleit sol geben, daß ihr in hohen glük dort fröli¡ möget leben.
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Gott pege euer dort, wie ihr an un# vollbra¡t. Ziht hin, WohlEdler Herr! zu tausend guter Na¡t!
CCCXXXXIII. Zu Monsieur Gottlieb Volkamer# und Jungfrauen Philippinen S¡eurlin Ho¡zeit. J‰ in der S¡äferei Theophilo und Filippinen zunden, Jncipit Cij. Ein belobte Fru¡t etc. bi# auf die 4. Seite etc. ein Wohnhauß dort oben. ›nd 22 Verse. |
CCCXXXXIV. Zu Herrn Johann Winter# und Jungfrau Ursula Pezin Ho¡zeit. J‰ zunden in der S¡äferej Brumano und Ursetten, incipit: Mir i‰, sagte Floridan etc. biß auf die 4. Columnam etc. die Stimme, E# lebe Pez, Winter undPez, ›nd 31 Verse.
CCCXXXXV. Zu Herrn Doctor Johann Nicolai P”er# Bu¡ von der Weiber Natur, gebre¡en und Krankheiten. Erkenn di¡ selb‰, ô Mens¡! diß i‰ ein Spru¡ der Heiden, so s¡ry- und s¡rieben ›e. Ein Chri‰ ›e solte neiden üm diß Ver‰ande#-Lie¡t. Kehr in di¡ selber ein, du Gott-erleu¡te Seel! so wir‰ du seelig seyn. 5
E# hat der S¡öpfer dir von Fleis¡ und bein gebauet
S. v. B. Birken-Wälder
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ein hau#, die kleine Welt, darinn man herrli¡ s¡auet der großen welt ihr bild. Jn Beyden du regir‰: wol dir, wann du dadur¡ di¡ in den ursprung führ‰, der di¡ herab gesand. dein Wesen, ho¡ entsproße. 10
der Leib, dein Hau# und Wirt, komt von dem Erden kloße, und lehrt di¡ nidrig seyn. hier lerne, diß gebäu dur¡wandern: ander#wo, wa# deine Würde sey. | Ja, Mens¡! erkenn di¡ selb‰. Gott s¡u[ den Leib au# Erden, dur¡ Leiber muß er au¡ no¡ fortgepanzet werden.
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drüm Gott dem Adam hat die Mens¡in zugesellt daß würd dur¡ beyde fort-gepanzt die Mens¡en Welt. die Eva ward gebaut au# ihre# Manne# Riebe: daß Er sein Bein und Fleis¡ ni¡t ha‹e, sondern liebe. Sie i‰ ein Mens¡, wie er; ›e i‰ sein bä‰er Freund,
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›e i‰ sein ander J¡: wer i‰ ihm selber feind? E# mag der Stagyrit dir diß ges¡le¡te s¡elten: dir muß nit mehr al# Gott, ein blinder Heide gelten, Sein Bu¡, ›e Mens¡en nennt, die Mens¡enMütter ›nd. Ward do¡ selb‰ Mens¡, im Weib, da# hö¡‰e Gotte#Kind!
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wie darf die Mens¡in dir, du UnMann! Unmens¡ heißen? dir solt ein donnerkeil da# la‰er-Maul zers¡meißen. veru¡te otterZu¡t! du be‰ie, du S¡alk. bi‰ keiner Mutter wehrt, du bi‰ ein we¡selbalk. der Mann, der ErdKlump, i‰ vom rohten Koth gekommen:
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vom s¡önen Mens¡en ward da# s¡öne Weib genommen, i‰ edler no¡, al# er. der zarte liebe Leib zeugt von dem edlen Gei‰, der wohnet in dem Weib. und dör]en ›e, wie wir, die Kun‰ und Tugend lernen: Sie würden glänzen vor, un# Männern, wie die Sternen
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dem Faro# Fakel-Lie¡t. diß, wa# ›e unters¡eidt von Männern i‰ do¡ nur der Mann-Tyrannen Neid. | Gott ehr mir diß Ges¡le¡t! e# hat un# den gebohren, der un# den Himmel gibt, den wir dur¡ Sünd verlohren. Sie tragen un#, mit müh, im Leib 9. Monden lang.
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die s¡merzli¡e Geburt, ma¡t ihnen weh und bang.
Gedicht 345, 1672
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Jm Unat würden wir vermodern, wann die Liebe ihr Mutter Herze ni¡t, un# aufzuziehen triebe. Wie sauer wurd‰ du ihr! vergiß e# ni¡t ô Sohn! a¡! deiner Mutter ni¡t mit Satan#-Undank lohn. 45
Wie labet au¡ den Mann, der Engel in den Zöpfen! wa# Freud kan er von ihr mit allen Sinnen s¡öpfen! Jhr Blik, i‰ seine Sonn'. ihr Mund i‰ seine Lu‰, wann er so freundli¡ redt, und wann er wird geku‰. E# i‰ sein augen weid, da# Mil¡ und Blut der Wangen,
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der arme Marmor au¡, wann daß ›e ihn ümfangen, de# Halse# helfenbein, der zarten glieder S¡nee, und die Alba‰er-Bru‰, die runde doppel höh, die ›¡ von außen färbt mit deme, wa# ›e heget, Mil¡-weiß mit Mil¡e nehrt un# Kinder und erreget,
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mit ihrem odem-spiel und beben, die Begier, und gibt den Liebe#-Tact, bebläset da# Clavier. wa# i‰ dann er‰ die Lu‰, so zwei zusammen hä]et, da# Mens¡en-akerfeld besamet und besä]et, bepanzet, mehrt und füllt den himmel und die Erd!
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(wie Gott befohlen hat): do¡ daß damit nit werd Eh', Ehr' und Zu¡t verlezt. die Hölle heizt mit Flammen die Herzen, die mit Sünd ›¡ heimli¡ thun zusammen. | verdamli¡ i‰ die Lu‰, die Gotte# Sinn verkehrt, mißbrau¡en darf da# glied, so Gotte# Rei¡ vermehrt.
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die Stra[ der er‰en Welt, ô Welt, di¡ Lehre meiden diß La‰er, da# di¡ kan von Freuden ewig s¡eiden. A¡! werd nit Sodoma: ein Feuer-Regen droht den Leibern, die die Flamm der Unzu¡t ma¡et roht Hier, Mens¡! erkenne di¡, der du di¡ gerne hebe‰,
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und, glei¡ dem Lucifer, mit hohem Kopfe ‰rebe‰ weit über di¡ hinauf. S¡au, wann du brün‰ig bi‰ in diß hinein, worau# du hergekomen bi‰ mit deinem s¡nöden Leib. der ort, wo du entsproßen, mit Blut, mit S¡leim und Koht und Harn i‰ ganz üms¡lo‹en.
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diß war dein er‰er ort, dein Stammhau# und Palla‰:
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der du iezt nit gnug Raum im grö‰en hause ha‰. dort wu¡# der Leib, den du behäng‰ mit Gold und Seide dort kam‰ du naket her, ohn Rei¡thum, S¡muk und Kleide, der du iezt alle# gut an di¡ zu ziehen denk‰, 80
wodur¡ du Gott und di¡ und deinen Ne¡‰en kränk‰: du wir‰ au¡ ni¡t# mit dir auß diesem leben tragen, die Würmer werden di¡, wie deine Kleider, nagen. Ein Kla]er lange# hau#, da# halb so ho¡ und breit, da# wart auf di¡, und wird dir do¡ no¡ seyn zu weit,
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wa# prang‰ und pral‰ du dann, Pfuj Hofart, die du ‰in¿e‰, die du da# gi], da# di¡ zur Höll wird senden, trinke‰, | Erkenne Gott und di¡, du Made! die du Bi‰. wer nidrig hier auf Erd, dort ho¡ im Himmel i‰. hinweg mit Leib und Welt. die Seele, wil‰ du pralen,
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die Seele, a¡! die kan di¡ himlis¡ dir vormahlen. Su¡ deine Hoheit dort, dein Gut und deine Lu‰. Ni¡t# sol¡e# i‰ allhier, den Himmel Theil bewu‰. diß Bu¡, ô Leser! kan dir Weib und Leib vor‰ellen, diß Lesen zeigt di¡ dir. E# wirbt nit Spinngesellen,
95
die ziehen gi] darau#. Ein Prie‰er der Natur, der führt di¡ wol gemeint zur Kentni# und zur Cur, de# Weibli¡en Ges¡le¡t#, und ihrer Lieben Kinder, die Vorsorg, die er zeigt, die Sorg wird ma¡en minder, der Mütter, um da# Thun, da# diesen Namen giebet,
100
da# o[t von man¡en wird, mit unver‰and geübet, daß man hier rede teuts¡, i‰ billig noth und nü”: damit ein treuer Fleiß re¡t die gesundheit ‰ü”, die Lei¡t verwarlo‰ i‰, der Fehler der da nimt da# Leben Gott verdrie‰, der e# gegebn hat könt
105
der Mutter und de# Kind#, Latein ver‰ehn ni¡t alle, die man gebrau¡t hierzu. daß man nit fehl und falle, diß die geburt S¡ul sey. wer nur au# Fürwitz rührt die Blätter, und damit verbottne Flammen s¡ürt, dem sey, bei Höllen‰ra[, verbotten diese S¡welle,
110
der orcu# bok ihn grü‰: glük zu du mein geselle.
Gedichte 345, 346, 347 und 348, 1672, 1673, 1673 und 1673
Herrn autor jeder hier wüns¡t glük und Leben an, daß er no¡ man¡e S¡ri[t zum nutz gebähren kan. |
1673.
CCCXXXXVI. An meinen Lieben Herrn Bruder Johann Salomon. diese# und no¡ man¡e# Jahr zehle, Bruder! tausend Freuden, leb gesund und sonder Leiden. Jesus ma¡ mein wüns¡en wahr.
CCCXXXXVII. Über da# Beilis¡e Wappen. ob mir da# wandel glük mit Löwen Klauen droht, da# beil de# Löwenmut# fa‹' i¡ in beide hände, die s¡arfe dornen ›nd der Rosen lieber Bot. die zeigen, na¡ dem Leid, ein süße# Freuden-Ende.
CCCXXXXVIII. Auf Herrn Jacob Drilits¡ Gei‰li¡en Seelhirten, und Jungfrau Helena Barbara Heldin Ho¡zeit. 1. Man sagt von Bergen, die da brennen, da# ganze Ströme Feur und Glut von ihnen dur¡ die Felder Rennen: wie Ethna und der Hekla thut, 5
wie der Vesuv geht Flammen s¡wanger, pi¡t o], Neapel#! deine Anger. | 2. Vor Bergen man wol ›¡er bliebe. no¡ etwa# i‰, da# härter brennt:
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e# i‰ da# tolle ding, die Liebe, 10
da# jeder fühlt und keiner kennt. e# brennt so heiß, daß man, zum Lös¡en, ümson‰ würd huntert Eimer zös¡en. 3. Wie lie‰ man von de# Pari# Brennen, na¡ seiner Heldin Helena!
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e# ma¡t' ihn über Meer weit Rennen. dem Jacob au¡ der Po## ges¡ah, daß ihn an ›¡ zog, au# der Ferne, der Rahel ihr paar augen‰erne. 4. Die Lieb i‰ wol ein seltsam# Feuer,
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(i¡ wüns¡ e# mir ni¡t unter da¡) bränn ›e au¡ no¡ so ungeheuer: do¡ geht man dieser Flamme na¡. zur Glutpfann ma¡et ›e da# herze. da# dann die kohlen trägt mit s¡merze.
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5. Man¡ angebrannter sagt' und s¡riebe J¡ hätt e# mir wol nie geda¡t, daß sol¡e Hi” wär in der Liebe! jedo¡ er ›¡ zum Feuer ma¡t. den¿t, wie na¡ Wärm der ofen geizet:
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er glüht, und will no¡ seyn geheizet. | 6. Wa# mag wol iezt Herr Bräutgam sagen? viellei¡t ma¡t, die ihm ma¡te heiß, die Lieb ihn über Hi” au¡ klagen? J‰ gut, daß er ein Bä¡lein weiß,
35
darauß man son‰, die Bärblein s¡et, da wird sein matte# Herz erfris¡et. 7. die Liebe hat ia Wunder Flammen: ›e will mit Feur gelös¡et seyn. Jhr Lieben! ru¿et dann zusammen,
40
daß eine# heiz dem andren ein. E# sey bey eu¡ ‰ät# heiße Liebe, die keine Creuze#hiz betrübe.
Gedichte 348, 349 und 350, 1673
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8. De# Himmel# Lieb, al# wie die Sonne, ‰eh über eu¡ in vollem Stral, eu¡ ma¡e warm von lauter wonne,
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und euer glük mit gold vermahl. diß wüns¡et eu¡, mit Ern‰ und S¡erze, ein treue# anverwandte# herze.
CCCIL. Auf einen Verehrten Pipphan. Solt wol, der Cyprian, auf Feder-Riesen Reisen? da# Roß i¡ bring zu Stall, und Jag den Reuter au#. der Fitti¡, wan da# Fleis¡ nun wird der Magen preisen, Flieg hin bring einen Wuns¡ zuruk dem Edlen hau#. |
CCCL. Auf obige Ho¡zeit. 1. Hero solte, mit Leandern, na¡ dem keus¡en Ehbett wandern, Sie wolt eine Nonne seyn, und nur ‰ät# alleine s¡la[en. 5
wa# gab mir die Lieb zus¡a[en? Ja! spra¡ ›e: da# trä[ mir ein. 2. Solt i¡ also mi¡ Beladen? Nein, i¡ für¡t, e# mö¡t mir s¡aden. und wer wird mir bürg dafür.
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Soll i¡ meinen Kranz verlihren, der so s¡ön mi¡ konte zieren? blieb do¡ nur der Mann von mir! 3. Eine Freundin, die vor de‹en, war mit glei¡er ang‰ bese‹en,
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gab ihr Tro‰, mit dem beri¡t:
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Blöde# Kind! du mu‰ ni¡t beben, E# geht dir ni¡t an da# Leben. Si¡er nein, e# s¡adt dir ni¡t. 4. Hat e# mir do¡ ni¡t ges¡adet, 20
al# mi¡ er‰mal# au¡ begnadet, eine liebe Freuden-Na¡t, du kan‰ wol den Kranz hingeben: dieser Tod, bringt neue# Leben, di¡, wie mi¡, zur Mutter ma¡t. |
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5. Hero spra¡: mir ma¡t Leander unruh, wann i¡ lig selb-ander! diese# Thun den S¡laf mir bri¡t, Jhre Freundin spra¡, mit la¡en: unruh, wird di¡ ruhen ma¡en.
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Sey gewiß! e# s¡adt dir ni¡t. 6. Nun, wir wollen morgen fragen: ob ›e ursa¡ hab zu klagen? ob ihr diese# Thun ges¡adt? Ja, ›e wird# wol überwinden.
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und wie werden wir ›e nden? etwan matt, und do¡ nit satt! 7. Hero mag dan, mit Leandern, in da# keus¡e Ehbett wandern, ohne Sorg und wolgemut.
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Geb der Himmel, daß ›e leben, und in ‰äten Freuden s¡weben. seine Güte, sey ihr Gut!
Gedicht 351, 1673
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CCCLI. Auf Monsieur Johann Jacob Tezel# von Kir¡en›ttenba¡ und Artel#hofen Patricii Norici und Jungfrau Helena Catharina Stauferin Ho¡zeit. 1. Man ›ehet ia den Stamm der Tezel fä‰ bekleiben, ‰ät# Edle Zweige treiben E# lös¡t kein Zeiten-s¡wamm | 5
au# ihrem Ehren Tempel, den alten Tugend Ruhm, die tre[li¡en Exempel, der bleibt ihr Eigenthum. 2. Jn dem gerü¡t no¡ grünt
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der große Groß Herr Vatter. jezt seine# Todt# Er‰atter' und Sohn und Enkel ›nd. der eine Löbli¡ zieret, wie Er den Staat und Raht.
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der andre neü au[ühret den Namen den er hat. 3. Er nimt die angab hin vom glük, an diesem Tage (bi# e# ihn höher trage)
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die Edle Stauferin. da# wehrte Kind der Tugend, Bild der Vollkommenheit, die s¡öne Zier der Jugend, will krönen seine Zeit.
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4. So lebet edle# Paar! in aller Leben#-Wonne. E# la¡e Gott und Sonne auf eure Liebe Jahr' und wann Jhr Freuden-Tage
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gezehlet ohne Zahl,
S. v. B. Birken-Wälder
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ein seelig# End eu¡ trage hin in den Sternen-Saal. |
Nomine Filioli, al# Taufdoten#. Wann i¡ denk an meinen Namen: eine Röt mü‰ mi¡ bes¡amen, wann i¡ ni¡t an diesem Tag solte tausend Seufzer s¡iken, 5
diesen Edlen zu beglüken, der mi¡ in der Tauf verspra¡. dieser Tag beglükt sein Leben: a¡! er müß im golde s¡weben, da# von Titan# Wagen fällt.
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Himmel! wol‰ auf ›e abla¡en, diese# Paar Erd-seelig ma¡en, da# iezund vermählni# hält. Gott nimt an, da# Lob der Kleinen: Er wird gnädig au¡ ers¡einen,
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meinen Wuns¡ zu ma¡en wahr. kan mein Thon ni¡t kün‰li¡ s¡allen, do¡ so gilt ein treue# Lallen: grünet bi# zur spaten Baar.
CCCLII. über Monsieur Job‰ Wilhelm Ebner# Patricii Norici und Frau Maria Magdalena Jm Ho[, gebohrne Holzs¡uherin Ho¡zeit. | Wie spri¡t Gott, und verspri¡t: dein Weib wird seyn ein Reben, der deine# hause# Wand mit traubenfru¡t ümbgeben, mit Laub bes¡atten kan. Wol dir du ha‰ e# gut.
Gedichtgruppe 352, 1673
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ja, wol dem Lieben Hau#, dem Gott so gute# thut. die Edle Frau Jm Hof hat diese# ni¡t erfahren.
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viellei¡t e# hat bi# iezt der Himmel wollen sparen, da diesen Wein‰ok er dem Edlen Ebner gibt, e# i‰ versaget ni¡t, wa# Gotte# Huld vers¡iebt Sein Name redet ia von Erben und von Reben: die wolle Gott, dur¡ ihn, dem Edlen Stammen geben.
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E# wa¡se Stamm und Nam! e# grüne beth und hau#. E# führe Gotte# Huld ›e allzeit ein und au#.
Aliud. Wer kan, wa# krümmet Gott, auf Erden ma¡en Eben. der kan e# thun, der krümmt: kan nehmen, wieder geben. Er denket s¡on an Güt, wann er ein Harte# zeigt. die Edle Frau Jm Hof, empfand ia au¡ gebeugt ihr Herz vom bla‹en Tod, al# er von ihr geri‹en
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den Eh S¡az, und ›e so verwittibt leben mü‹en. Gott ihr nun, da# der Tod genommen, wider gibt: da Sie, al# seine Braut, der Edle Ebner liebt. Gott, der gekrümmet iezt, ma¡t alle# wider Eben der woll Jhr alle# Glük, mit ihren Ebner geben.
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Aliud. J¡ will all seine weg' auf Erden ma¡en Eben: die zusag hat dem Core# dort, dur¡ de# Profeten Mund, der grose Gott von Jsrael, gegeben. | 5
J¡ wüns¡e, au# de# Herzen# Grund: Gott woll au¡ diese# wort zu unsrem Edlen Ebner sagen. Er woll dieß Edle Paar au# einem Glüke hier in# andre fröli¡ tragen.
S. v. B. Birken-Wälder
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CCCLIII. Zu Herrn David Caspar# von König#berg in Preußen Magi‰er-Würde. J¡ preiße ja den Sinn der wehrten Preußen: die immer gern den Gei‰ mit weißheit speißen. die . . . Lieb ›e au¡ nit lä‹t zu hau#, und sendet ›e o] in die Frembd' herau#: 5
zwar eben ni¡t, zu lernen lei¡te Sitten Bellerofon# sein Pferd ma¡t ›e beritten, und trägt ›e hin zu man¡em Hufe-Brunn: au# denen Wi” in ihre Seelen runn. So habt au¡ Jhr, Preiß wehrter Preuß! verlaßen
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den Pregel dort, und Ottocar# Parna‹en: zu s¡auen hier no¡ man¡en Helikon. drüm einer iezt au¡ gibt den Ehren-Lohn. So Liebrei¡ ›nd, so freundli¡, die Camönen: man dienet ni¡t vergebli¡ diesen S¡önen.
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Salana hat, vor andern, iezt die Ehr, zu ehren eu¡! daß euer Ruhm ›¡ mehr! | E# hei‰, im fall man komt gekrönet wieder: der hat ge›egt! Flei#, Prei#, die ›nd gebrüder. Mein wehrter Freund! Gott ma¡ eu¡ glükli¡ gehn.
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der eu¡ hier sah an seinem Vfer ‰ehn, der Pegniz Strand, wird o] an eu¡ gedenken und man¡en Wuns¡, für eu¡, dem Himmel s¡enken Fahrt wol, und lebt, wie einer leben kan, der Weißheit liebt und Gotte# Huld gewann.
Gedicht 354, 1673
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CCCLIV. Zu Herrn Magistri Andreae Hartman# Für‰li¡ Wirtenbergis¡en Pastoris zu Ai¡‰eig und JungFrauen Catharinen Betulin, meine# Bruder# To¡ter Ho¡zeit. 1. der hat da# Weib dem er‰en Mann gebaut: derselbe no¡ theilt iedem seine Braut im Himmel zu. wa# wehlt man hier auf Erden? wa# Gott getraut, da# muß gepaaret werden. 5
2. der Vatter nur versorget re¡t sein Kind der Hö¡‰e Gott, de# alle Kinder ›nd, wie hört man dort Rebeccen Brüder sagen? diß komt vom Herrn: wann solt e# ni¡t behagen? 3. der gute Gott e# allzeit meinet gut:
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und unser Heil in seinem willen ruht. Jhr seit von Gott, ihr wehrte# Paar gepaaret. Jn seiner Sorg ligt euer Heil verwahret. | 4. So gebt dann hin die Herzen mit der Hand. E# binde Leib und Seelen diese# Band,
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da# Gott gewürkt und eüer Liebe-üben wird au¡ sein Herz verbinden, eu¡ zu lieben. 5. Zieht na¡mal# hin, ihr Lieben fahret wol zum Ei¡en-Steig, der eu¡ beglüken sol. Ein Ei¡e daurt, kan Holz und S¡atten Rei¡en
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grünt, lebt vergnügt, und altet, al# die Ei¡en. 6. wei‰ au¡, in Stärk, die eisern' Ei¡en art: in krä]en seit, do¡ ni¡t in Sinnen hart. die zarte Birk' hang an der harten Ei¡e, wie Rebenholz: daß er dem Ulmbaum glei¡e
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7. Jhr lieben, lebt! zehlt Freuden ohne Zahl. wa# eu¡ ergezt, da# komme tausendmal Gott laß, an eu¡, die Eltern wonne sehen geht, leben# satt, hin zu de# Himmel#-höhen.
S. v. B. Birken-Wälder
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CCCLV. Auf Herrn Magistri Elisaei Girberti, Pfarrer# zu Erlangen mit JungFrau Barbara Vöglin ho¡zeit. 1. Man zuket iezt die Garne, auf daß man Beut erarne; man s¡et in der Lu[t; Man kürzt sein junge# alter 5
dem süßen wälder-Psalter, denn unsre Kü¡e ru[t. | 2. Man rei‹et au¡ nit minder der Bäum' und Reben Kinder au# Mutter-armen hin,
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Man ‰reuet in die Erde, wa# ein‰ zu Aehren werde, mit rei¡em Wu¡er-›nn. 3. Hirt Ly›# mit Ge‰riken, ein Ler¡lein zu berüken,
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au¡ na¡ dem Felde gieng. Ein Vogel ward gefangen. do¡ blieb er selber hangen. der Fang den Fänger ng. 4. Al# er da# garn auüp]e,
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ein großer Vogel hüp]e, sah einer Hirtin glei¡. Er spra¡: da# hei‰, gefangen! du ma¡‰, ô mein Verlangen! mi¡ an Erlangen Rei¡.
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5. Er sah an Busen Höhen, an diesem Bäume ‰ehen, ein Rei[e# Aepfel-paar. Er spra¡: diß soll mi¡ laben!
Gedichte 355 und 356, 1673
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Komm, Herb‰, mit deinen Gaben, 30
und kröne mir da# Jahr. 6. So fangt und werd gefangen, erlanget eur Verlangen, | und ‰reut die Winter-Saat: auf daß ihr habt zu meyen.
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viel S¡äze euer seyen, die Gott und Himmel hat.
CCCLVI. Zu Herrn Joa¡im# von Sandrart auf Stokau Ho¡Für‰li¡ Pfalz-Neuburgis¡en Rathe# und Jungfrau E‰her Barbara Blomartin Ho¡zeit. 1. Herr von Sandrart wolte nun ›¡ der Venu# ganz entziehen, und ›¡ in der Palla# thun mit gelehrter Hand bemühen. 5
der Bild-Kün‰e Hohe S¡ul, ng er kün‰li¡ an zu bauen: da man ihn erhöht wird s¡auen auf der Weißheit Ehren-Stul. 2. Diese# konte dulten ni¡t
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Cypri#, die er son‰ geehret. J‰ nun ni¡t, der urteil spri¡t, daß der Apfel mir gehöret? ng ›e bei ›¡ selber an: i‰ kein Pari# mehr auf Erden?
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solt i¡ iezt beraubet werden, de‹en, wa# i¡ dort gewann. | 3. Palla# neuen Apfel-Streit ihr nun wieder hört' ankünden. Sie spra¡: wo Erfahrenheit
S. v. B. Birken-Wälder
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und ver‰and vereint ›¡ nden, muß diß Edle Paar, der Welt, die die Kün‰e pegt zu ehren, ein verlangte# Kind gebähren daß den Namen#-Ruhm erhält.
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4. Juno sagte: dießmal wir unsren Apfel theilen müßen. dieser Mahler-Prinz, bleib mir und au¡ eu¡, zu dien‰ gei‹en. Jhme will i¡ ni¡t allein
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Ehr- au¡ Ehe-Göttin heisen. Er soll s¡reiben, wa# zu preisen, und zuglei¡ verliebet seyn. 5. Der, un# Göttern zu verehr, o] den bä‰en Pinsel führte,
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und, den Großen hin und her, Tempel und Palä‰e zierte, dieser Teuts¡e Phidia#, muß au¡ no¡ sein Bildni# Rei¡en: daß der Erd er seine# glei¡en
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seinen Kun‰-Gei‰ hinterlaß. 6. Wol! (spra¡ Venu#) Er soll dan un# all' dreien treu verbleiben. Zeig du ihm die Ehren-bahn. Palla# mag ihn lehren s¡reiben. |
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wa# bringt er, dur¡ mi¡, davon? Er, der andre lehrt bild-hauen, gebe selber ein# zus¡auen! lebend, wie Pygmalion. 7. Palla# rief: so seyen dein
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seine Nä¡te, ihn zu laben. bei Tag soll Er unser seyn. J¡ will do¡ da# bä‰e haben. wo der Frieden# Götter-Saal,
Gedicht 356, 1673
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in der Nori# Pegni”-auen, 55
i‰ von seiner Hand zus¡auen: dorten su¡ ihm ein gemahl. 8. Bald der Herzen S¡ü” og au#: den die Flora fand, und führte in ihr Herb‰li¡# Blumgart-hau#;
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wo au¡ ungefähr spazirte dieser Teuts¡er Fabiu#. Amor spra¡, al# viel Napeen er üm Flora sahe ‰ehen Eine diesem werden muß.
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9. Er fragt, ob ihm ni¡t beliebt', eine von den Blumen-arten? glei¡ dem Himmel, anmut gibt, al# mit Sternen, dieser Garten: (dieser spra¡) drüm A‰eri#*
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mi¡ vor andern kan beleben. Er wu‰ ni¡t, daß also eben der Napeen eine hieß. | 10. Al# Cupido diß vernahm, zog er bald den guldnen Bogen:
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da in beide Herzen kam ein paar Pfeile angeogen. E# erwiese ›¡ der brand, dur¡ ein süße# Kü‹e-Kühlen. Flora, unter sol¡en Spielen,
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Und der Venu# Knab, vers¡wand. 11. Herr von Sandrart wird ›¡ nun unter die Göttinnen theilen; und mit seiner Blume thun, wa# den Pfeile-Sti¡ kan heilen
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daß bei tag werd au#geda¡t der Bild-Kün‰e Hohe S¡ule,
S. v. B. Birken-Wälder
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und sein Bild in dem Gebuhle bei der Na¡t, werd au#gema¡t. *Sternkraut alias Bau¡kraut
CCCLVII. Auf de# Ho¡Edel gebohrnen und Ge‰rengen Herrn Johann S¡a[en#, Ho¡Für‰li¡ Brandenburgis¡en au¡ de# Ho¡Löbli¡en Fränkis¡en Craise# respective Geheimen und Krieg#Rath#, General-wa¡tmei‰er#, hauptman# zu Culmba¡ und Commendanten# der Ve‰ung Pla‹enburg 〈Todt#fall〉. | So lig‰ du nun, ô Held, der du so o] ge‰anden, be‰anden deinen Feind! du liege‰ in den Banden, de# tode#, der du ha‰ erlegt so man¡en Mann, wann, in dem Rothen Streit, dein großer mut entbrann, 5
du selb‰ der Feinde Tod! Ein Held hat di¡ gezeüget, de# Stamme# Flammen-Sa] in seine Zweige ‰eiget; Jn Eisen, sah man di¡ so eisern wa¡sen auf. du nge‰ zeitli¡ an den langen Helden-lauf, du dapfre# Sa¡sen-Blut! gebohren in der gränze,
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wo der Cheru#ker-Für‰ die Stahl-be‰rahlte Dänze, mit Rom, der Königin, ›egprangend aufgeführt, daß sein Trofee mit Ruhm, ihr adlerFahn geziert. E# kennte Caesar# glü¿ den gei‰, der in dir brennte, e# wolte, daß man di¡ einmal, vor andern, nennte
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de# Adler# donnerkeil. Ein Keyser, deiner Treu und deiner dapferkeit, ein Zeugni# legte bei, da# ewig reden wird, wie du gedienet dreien die Fama ‰rak# begunt' um deinen Ruhm zufreien, al# du Bellerofon, di¡ auf da# Pferd gesezt,
Gedicht 357, 1673
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und die no¡-junge Fau‰ in alten blut genezt, E# war dein Freudenspiel, wa# andre ma¡t er‰aunen, der Salven mord-Mu›k, der donner der Carthaunen wo blut, wo glut und damp[ di¿ dur¡einanderts¡neit, und wo da# runde Erz den gähen Tod au#speit,
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da ha‰ du muhte# voll, dein Eisern# heer ges¡wänket, und deinem Feinde o] den vorteil abgeränket, den Haufen dünn gema¡t, die Fau‰ dir ma¡te bahn, und zog, der grauen Erd, den Ro¿ von Purpur an. dir selber kau]e‰ du zwar Wunden o] mit Wunden.
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an deinen leib fa‰ war kein ganze# ort gefunden. du zehlte‰ ja der Stöß' und S¡üße 2mal neun, wodur¡ der Tod zu dir ›¡ wolte spielen ein: der andren unerwähnt die Proben mu‰en Weisen, wie daß du könt‰ mit Re¡t der zweite Roland heisen,
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der Teuts¡en Herkule#. drum ‰ig‰ du au¡ empor. Ni¡t s¡obe di¡ die Gun‰: di¡ hube dein Valor. du ha‰ gelebt also, ein halbe# hundert Jahre. au¡, al# dein alter nun der Ruh bedür]ig ware no¡ gienge‰ du zu Feld. Ein junger Musulmann
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Reizt deine alte Fau‰: fühlt, daß ›e Siegen kan. Diß mögen wunder sein. Wa# soll man aber sagen, Wann Wüt vnd güte wird in einer bru‰ getragen? Wie Helden ›nd gewohnt. die Fau‰ den Feind befeind: da# Herze seinen Gott vnd Ne¡‰en Redli¡ meint.
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diß war‰ du, Löw und S¡af. du bliebe‰, biß zum Ende Gott und dem Kaiser treu. du hatte‰ ofne hände, für den der wenig hat. Mar# raubt nur gern zu ›¡ ma¡t arme leüt: du lie‰ der armut jammern di¡, | und gabe‰, wo man soll. Ni¡t# na¡ den Tempel fraget
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der Krieger Gotte# Kne¡t' er plaget und verjaget; dir war Kir¡ und Altar und Prie‰er allzeit wehrt dein Fürbild, andre hat zur anda¡t-brun‰ belehrt, du frommer Josua! du guter Chri‰ und Krieger! der Boßheit und zuglei¡ der Feinde, ein be›eger!
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Wa# soll man sagen mehr? a¡! mü‰ man klagen ni¡t, daß deine Theure Treü ein grab dir zugeri¡t, Sie wolte ni¡t de# Tag# erwarten, aufzudienen dem großen Chri‰ian: der iezt, an Ruhm zugrünen, dur¡ Helden muth begint. du ritte‰ in der Na¡t
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die hat di¡ auf den Weg der Todte# na¡t gebra¡t. ô unfall-voller fall! du konte‰ iezt mit Rahten den hohen werden nu”, glei¡ wie zu vor mit thaten. da reißt der Tod di¡ hin. Diß i‰ sein alter Neid. Zwar dir e# s¡adet ni¡t: er thut e# un# zu Leid.
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Geduld halt nun die Prob! So hat e# Gott versehen Diß war der lezte Kampf. So muß man endli¡ gehen, dur¡ dornen, Himmel-zu; so drängt man ›¡ hinein die Ankun] trö‰en wird: der Weg mag dü‰er sein, Leb seelig, Edle Seel! der leib nur s¡la[en lieget,
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wird wieder dein einmal. dein Ruhm die Zeit be›eget, die Ehre s¡on vor läng‰ bra¡ Lorbeer Zweige ab die krönen ewig di¡, und grünen umb dein grab. |
CCCLVIII. Auf Herrn Obri‰en S¡a[# Wappen. Der ‰renge Ritter-arm, der dapfre Löwenmuht, zeigt auf den Thaten-prei#, zeugt von den helden blut Solt sol¡en wa[en-bliz nit Caesar Ehr-bekronen? Red, Palla#! diesen Mar# mit Lobru[ zubelohnen.
1674.
CCCLIX. An Herrn Daniel von Neuberg etc. Ehren gedi¡t. 1. Clio! sag soll mi¡ ni¡t nezen deine Feuer quell einmal? Kom! wir wollen un# hinsezen
Gedicht 359, 1674
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zu dem Pferde brunn im Thal. 5
weg, wa# mir den Gei‰ ertränket! wann mir mein Parnaß eins¡enket, fället mir ein bäßrer Fluß. weg, Morbona, mit den Guß. 2. Eh da# rauhe Kind von Norden
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hier an unsre Pegniz kam, eh da# Jahr i‰ alt geworden, eh no¡ Zefyr abs¡ied nahm, eh no¡ Jovi# weib ihr Bette au# geleert, und auf der Stätte
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unsrer ehmal#-grünen Heyd weiße Flo¿en au#ge‰reut, | 3. da pegt' i¡ o] zu bes¡auen meine Linden-Jnsel dort, die ihr mitten in den Auen
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au#erlesen einen ort dorten pegt i¡ zuspaziren, und die Nymfen au#zuspüren, wann Sie an den blum ge‰ad halten kühle# Sommer Bad.
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4. damal# amten meine Gei‰er, da war i¡ ein Pegniz S¡wan Man¡e# Lied mi¡ nennte Mei‰er auf den s¡önen Wiesen-plan, bei den zarten Wei¡selbäumen
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o‹en mir die bä‰e Reimen, wann i¡ pü¿te wolgemut an der klaren Silberut. 5. Jezund i‰ mein Gei‰ erfrohren arme glut, die im gehirn
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bei dem ofen wird gebohren, da nur dun‰ ‰eigt in die Stirn Clio liebet nur die Felder
S. v. B. Birken-Wälder
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und die freie S¡atten wälder, i‰ in Stuben nit daheim. 40
zwis¡en Wänden ie‰ kein Reim. 6. Edler Herr, e# nimt eu¡ wunder warüm i¡ hier diß und da# s¡waze von den Sinnen zunder von den bäumen, Laub und gra#. |
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wi‹t i¡ trüge groß belieben, mi¡ in eurem Lob zu üben Floge nur, daß mir die Zeit zum Parna## den weg vers¡neit. 7. Jn den Winter ›nd Poeten
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lauter s¡le¡te Reimen s¡mied'. J¡ muß vor mir selb‰ erröten Clio ›¡ von mir entzieht, ›e will mi¡ nit J¡ seyn la‹en. J¡ kan ni¡t die Feder fa‹en,
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wie i¡ son‰ gewohnet bin: mein Sinn i‰ ni¡t mehr mein Sinn. 8. Do¡, wann Claro# i‰ gefrohren wird dur¡ süßen Rebensa[t Neuer Gei‰ in un# gebohren.
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Be¡er ›nd der Bü¡er kra[t. Wein den di¡ter sezt zu Pferde. son‰en kreu¡t er an der Erde wann die kält un# noth anthut, wärmet un# da# Kelter-blut.
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9. Jung! wa# ‰eh‰ du, lauf ges¡winde, bring ein Stiefel-weite# gla#, daß i¡ mi¡ de# Fro‰# entbinde, füll e# an mit Trauben na# J¡ will Gei‰ und Feuer trinken
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leg mir au¡ tobak zur Linken,
Gedicht 359, 1674
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der vom eingefeu¡ten Sinn nimet iezt die Nä‹e hin. | 10. Herr! nun auf gesundheit euer diese# gla# i¡ seze an, 75
Jezund regt ›¡ s¡on da# Feuer: Eu¡ zu Ehren e# entbrann. daß von Eu¡ i¡ redend werde, ›zen wir s¡on bei dem Heerde Clio ‰ellet au¡ ›¡ ein,
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›e will Ze¡ geno‹in seyn. 11. Diese nun mi¡ heiset sagen, wie eu¡ Tugend, Kun‰ ver‰and auf den Ehren thron getragen; wie o] eure kün‰ler-hand
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pegt zu laben die Magnaten Euer Ruhm i‰ lang‰ gerahten an da# ort wo Cepheu# blünkt und Orion# Sebel inkt. 12. Unsren Caesar s¡on den Zweyten,
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habt ihr Teuts¡er Fidia# auf den kun‰ weg können leiten, ob der Neid ›¡ selber fraß, Cur- und andre hohe häuser ehren eu¡, al# kün‰e-keyser
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Mom wie sehr er bei‰ und ‰i¡t do¡ an eu¡ die Zähne bri¡t 13. Clio lebet eu¡ verbunden, weil ihr ihr Mecäna# seit wenig werden iezt gefunden.
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i‰ an Föben teure Zeit. und von eu¡ dem vollen bronnen komt ihr man¡e Gun‰ geronnen, | der ihr e#, ô großer Freund mit den Musen redli¡ meint.
S. v. B. Birken-Wälder
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14. Etwa# au¡ von mir zusagen: gibt, au# eurem Kun‰-Erzs¡rein mir ni¡t man¡e# Stuk behagen, daß ihr hieset werden mein? Themi#, Palla#, und die Gä‰e
110
beim Silen- und Floren Fe‰e und ô Edler! euer Bild mir o] herz und augen füllt. 15. Jüng‰hin au¡ kam hergeogen euer Bot, der Venu# S¡wan:
115
Al# Florinda ward gewogen ihrem S¡äfer Floridan. Einen Wuns¡ dafür i¡ giebe: unser großer Pan eu¡ liebe, liebe#s¡öne# glük zuglei¡
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Eurer Venu# geb' und Eu¡. 16. S¡ließe, Clio, nun die Quellen! Meinem Herrn von Neuberg muß diß ges¡äll zulang nit gellen. hier, brun dank! nim einen kuß.
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kehre mit dem Frühling wieder sey der Einuß meiner Lieder Jn de# an der Linde hier ‰eh' sein Nam' und seine Zier. |
1674
CCCLX. Zu Herrn Severin Heinri¡# Papierma¡er# in Preußen Bildni#. Hier ‰ehet auf Papier Herrn Sevrin-heinri¡# Bild: der diese# feld hat lang gebaut für Kün‰e-Saaten. Sein eiß kont unsern Fleiß mit Ewigkeit berathen. Jn Verse, die er liebt, hier sey sein Lob gehüllt.
Gedichte 361, 362 und 363, 1674
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CCCLXI. Ein redli¡-teuts¡e# Herz, ein Preise# wehrter Preuß, ein treuer di¡ter freund, ein lob-verlebter Grei#: diß alle# kan unß hier Herrn Sevrin Heinri¡ zeigen. Pappier, sein eiß, von ihm wol billig ni¡t kan s¡weigen.
CCCLXII. Wa# wär Kun‰, ohn Papier? diß gab unß diese hand. die Stirn, die du hier ›h‰, au¡ hatte Kun‰-ver‰and, alt wurde, der der Kun‰ da# Altertum kont geben. Herr Sevrin-Heinri¡ soll auf den Papier ‰ät# leben.
CCCLXIII. Zu Herrn Magi‰er Johann Jacob Seypel# Gei‰li¡en Seelhirten# vnd Jungfrau Dorothea Barbara Omei›n Ho¡zeit Jüng‰ i¡ gieng, zum Omeißhaufen, da# Gehirn zu ma¡en rein von der Flüße Sie¡tum-laufen. Völklein! sagt i¡, du bi‰ klein: 5
do¡ du klüger, al# die weisen, kan‰ der Weißen-König heißen.* | 2. Wann der Ae¿er Ehr, die Aehren, fällt dem S¡nitter in den arm, und de# Sommer# Sonne-Mehren
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ma¡t der braunen Filli# warm: al#dan rennt au¡ die Ameise, daß ›e Futter hab am Eise. 3. Billig Salomo ›e ‰ellet auf de# Felde# Lehrer‰ul,
S. v. B. Birken-Wälder
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Hei‰, dem Faulheit nur gefället, zu ihr gehen in die S¡ul: lerne heut im Sommer sorgen, daß der Winter habe morgen. 4. J‰ ni¡t der Ameisen Eine,
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die, wie ehmal# Callicrat, die Natur au# helfenbeine zart und s¡ön gebildet hat? die ie”t da der Sommer la¡et, ihr zum Winter Vorraht ma¡et. 5.
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Die Omei#, gern honig le¿et. diese da¡t ihr in geheim: Peleu# wol voll Sü‹e ‰e¿et, hätt' i¡ diesen Sto¿, ô Seim! Nun, Sie nimt ihr diesen Hirten,
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der Sie wird gar süß bewirten; 6. Dorili# hat wol erworben. Peleu# Vattern, Aiacu#, al# sein Land war außge‰orben, von dem Omei# haufen muß |
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eine junge welt zu rennen: wa# wird diese Omei# können? 7. Nun e# mag von Mirmidonen einmal wimlen au¡ ihr hau#. Pan viel s¡öne Jahre#-Kronen
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über Sie woll breiten au#: daß ihr Glü¿ mög Mänge weisen, wie ein hügel voll Omeisen. | *Prov. 31.15.
Gedicht 364, 1674
431
CCCLXIV. Auf Herrn Johann Georg Frideri¡ Ba¡mair# zu Giengen mit Jungfrau Anna Chri‰ina Zats¡in ho¡zeit. Den grünen Klee, da# süße wiesen kind, da# herd-Confect, man ie”und nimmer ndt im falben feld: wo nur die Norden pfei[en, für Perlen Thau au#hau¡en graue# Rei[en. 2. 5
Ein Kleeblat no¡, da# ewig ‰ehet grün, zu nden i‰ dort ob der Sternen bühn, in Paradei#, wo ew'ger Sommer wohnet, wo Maje‰ät, die hö¡‰e, herrli¡ thronet. 3. Da# Dreyblat ›¡ auf Einen Stengel höht:
10
die Gottheit so mit drey Personen ‰eht. O dreymal-wol den theuren her”en-auen, wo diß drey Ein# erwa¡sen i‰ zu s¡auen! | 4. Wa# s¡enk i¡ eu¡, wa# wüns¡ i¡, wehrte# Paar? da# iezund wird vermählt im grauen Jahr?
15
Eur hau# müß grün, al# wie ein Garten, ‰ehen: darein will i¡ diß Gotte#-Kleeblat seen. 5. Diß s¡enket eu¡ mein treuer Wuns¡ in# hau#: so gehet ihr gesegnet ein und au#. Seit Drey-geEint: Gott sey Ein# mit Eu¡ Zweyen!
20
Ein Kleeblat wird man also sehn in dreyen. 6. Seit Treu-vereint, lebt von der Lieb gelabt! Lebt lang-gesund, mit Jahren Rei¡-begabt! Lebt Segen-voll, und grünet al# die Reben! Gott gönn eu¡ so ein süße# Kleeblat-Leben!
S. v. B. Birken-Wälder
432
CCCLXV.
1675
Zu Herrn Johann Chri‰of Lobherrn S¡ul-Collegae und Jungfrauen Magdalenae Vrsulae Vöglin Ho¡zeit. Madrigal. Herr Bräutgam einen Vogel hat gefangen. J‰# eine Na¡tigall? soll Filomel' ihm ›ngen man¡e# lied im grünen Bogen‰all? 5
Nein! er will ›e an# fen‰er hängen nit, er will ›e in der Kammer haben. J‰# Progne, Filomelen S¡we‰er? | Nein! S¡walben mit den Ne‰ an balken hangen; ›e ziehen mit dem Sommer fort:
10
Die, soll ihn, ietzt im winter, laben. J‰# dann Halcyone? Ei#vögel brüten auf dem Eise dort: die, soll ihm in dem Sommer Eyer legen. wa# fällt mir ein?
15
Wann i¡ da# Lü[te-Psalter Chor dur¡gehe: die ler¡e ›ngend iegt. da# Lob de# Herrn kan ihre Kehle regen. die Jungfer braut wird nun Lobherrin seyn. So liebet, lobet Gott, vnd lebet wol vergnügt!
CCCLXVI. Zu Herrn Gu‰av Philipp Te”el# Senatoris Norici mit Frau Maria Helena Hallerin, gebohrnen Böheimin wittibin, Ho¡zeit. Dort rief die treue Lieb, im winter, mit gewein: Helena kam und geht von und na¡ Holen‰ein! Man spra¡ vom holen Grab, darein ›e gieng zu ra‰e: Diß i‰ helenen Stein prangt mit dem Edlen Ga‰e.
Gedicht 366, 1675
433
2. 5
Jetzt ru[t die neue Lieb, bey frohem Frülings¡ein: Helena wiederkehrt, vnd komt vom Hallerstein. So ma¡t, de# Himmel# huld, die Todten wieder leben. er heilet, wann er s¡lägt, er nimt auf wiedergeben. | 3. Der Edle wittwer ging zum holen Grabe#-s¡rein:
10
a¡! rief er, würde do¡ Helena wieder mein! die höle gegen rie[ vnd ließ die antwort hallen: Helena wieder dein! Er da¡t: wel¡ ein ers¡allen! 4. Er spra¡: man hönet mi¡; a¡! mö¡t e# also seyn! Wol i¡ vergnüget wär, trä[ mir der hall er‰ ein
15
der Haller‰ein! hört er die Stimme kehren wieder: die ma¡t' ihn auf da# Grab die augen senken nieder. 5. Er da¡t: wol wird mir hier der hol- zum Haller‰ein. Ein P›tti¡ saße dort im n䡉en garten-Häyn, der og ihm in den s¡oß. Ein wunder da ges¡ahe:
20
den vogel er al# bald zum habi¡t werden sahe. 6. Jhm iegt (und wird au¡ so der Hol- zum Haller‰ein) da# Edle s¡öne Kind de# gro‹en Beheim#, ein. die zweyte Helena im herzen ihn beheimet. da# seine Sie bezieht, daß jene hat geräumet. 7.
25
So s¡wieg nun beyder seit# der hol- vnd Haller‰ein. do¡, wa# von diesem ‰ammt, ›e lieben ingemein. Au¡ bey der Edlen Brut, bey diesen panzen allen, wird au# der herzen#-höl die Lieb zusammenfallen. | 8. O himmel! sey nun du der Hol- vnd Haller‰ein:
30
den wuns¡ von tausend-glü¿, die Erd dir sendet ein,
S. v. B. Birken-Wälder
434
für diese# Edle Paar: dein Gnad-Hall wiederkehre. A¡ ja! wir bitten di¡, Erhöre. Echo: J¡ erhöre.
CCCLXVII. Vber de# Teuts¡en Apelle# Herrn Joa¡im von Sandrart Bildni#. De# Apelle# HoheS¡ul hier, al# den Apollo, s¡auet, den, dur¡ den der Palla# ‰eht ein Pala‰ hier aufgebauet; de‹en hand un# zeigt vnd zei¡net Rom, dein Marmor-altertum; der lehrt alle Kün‰ler hier, und mit seinem Kiel ›e ehret. 5
Eine Seule, ihm zum prei#, ewig ‰ehe unzer‰öret! Er i‰ würdig, daß erzehle ieder Kün‰ler seinen Ruhm.
CCCLXVIII. Auf de‹en BauKun‰ Lehre. Wer diese BauKun‰-Lehr mag lesen und bes¡auen, | wird seine wi‹ens¡a] mit bauver‰and erbauen.
CCCLXIX. Glü¿wuns¡ Zu Herrn Gotfried Stein# Bayreuthis¡en StadtPhysici Doctorat Der Arzt, ein Edler Nam: ihn hat Gott selb‰ geadelt. wer hei‰, wie unser Gott, bleibt billig ungetadelt. Er spri¡t: i¡ bin dein arzt. Er thut au¡ wie er hei‰: die Seelen heilet er, dur¡ seinen Sohn vnd Gei‰. 5
Er heilet au¡ den leib, Er lä‹et in der Erden un# wa¡sen Ar”eney: dadur¡ wir lebend werden, Wan Tod und Sie¡tum droht. diß thät im Paradei# der Leben# baum: un# nahm der Satan diese# Rei#.
Gedicht 369, 1675
435
do¡ quillet man¡er Sa[t, do¡ ‰ehet man¡e Panze, 10
in bergen und auf Erd: die Gott hat mit dem Kranze von seiner Güt gekrönt. wol dem, der ›e ver‰eht; der ni¡t, wie eine Kuh, nur na¡ der Weide geht, | tritt, wa# ihn heben kan. Gott, der un# gab da# leben, allein kan sol¡e Kun‰, e# zu erhalten, geben,
15
i‰ aller weißheit Quell. vom gro‹en S¡öpfer wird, ein Mei‰er dieser Kun‰, ges¡a[en und creirt. Gesundheit i‰, na¡ Gott, da# hö¡‰e Gut auf Erden; Du mag‰ so rei¡, al# Crös', und groß wie Caesar werden. Du wir‰ do¡ Hekale und armer Jru# seyn,
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wan du ni¡t bi‰ gesund. die Mu›k, Mahl und Wein, Au¡ S¡önheit, Kron und Thron, wird keine# di¡ erfreuen: Wann dir Morbona wil dur¡ alle Glieder ‰reuen die s¡warze s¡mer”en-Saat. Ein Engel er dir i‰, Ein guter Gotte#-bot, wan du den Arzt er›eh‰.
25
Vnd, hil] er: du mö¡t‰ ihn gar deinen Gott selb‰ nennen. Er i‰ e# au¡: dur¡ ihn gibt Gott ›¡ dir zu kennen, | dur¡ ihn er hilfet dir, wer wolt nit halten wehrt den Arzt, und thun, wa# un# der Jüden Plato lehrt. Man ›ht au¡ diese Kun‰ o] man¡en so erhöhen,
30
daß er bey Großen kann groß und in würden ‰ehen. Jhn ehrt au¡ die Natur: ihr son‰-geheimer S¡rein, Muß ihme tägli¡ mehr bekandt und o[en seyn. Er lie‰ in diesem bu¡, und ndet übers¡rieben darinn, so man¡e# blat, mit Gotte# Lob und lieben:
35
da# Werk den Mei‰er prei‰. Er mänget au¡ Beru[ und Chri‰entum: lebt ‰ät# dem N䡉en zum behu[, Wirkt immer gute werk. Wa# kann ein Reim bes¡reiben? J¡ mü‰ ein gan”e# bu¡ von diesem Sto[e treiben. diß sey dißort# genug: daß i¡ ein Zei¡en zeig,
40
Wie ho¡ i¡, wehrter herr, a¡t eure Kun‰ und Eu¡. | Jhr habt in Meditrin' Eu¡ jung und heiß verliebet; die nun den Ehren-hut au¡ auf den S¡eitel gibet, da# Zei¡en ihrer Huld. der (ru[t der wei‹e Mäin)
S. v. B. Birken-Wälder
436
den Paläcome krönt, soll mein Ma¡aon seyn. 45
Glü¿ sey der Tugend Magd, ma¡ froh-gesund eu¡ leben! Man hat ia billig selb‰, wa# man kann andren geben
CCCLXX. Auf die Statue der Natur. S¡au diese# bild, da# die Natur dir zeiget, die alle# hier, al# Mutter, zeugt und seuget, und die de# hö¡‰en S¡öpfer# to¡ter i‰. Lern ihn, auß seinen großen werken kennen, folg der Natur, wann du begierig bi‰,
5
daß man di¡ mag au¡ einen Kün‰ler nennen. |
CCCLXXI. Auf einen Antiken Leu¡ter. Hier Jugend, geh zur S¡ule, und mit der Musa buhle, die ›¡ Antike nennt. Wa# neue# man erndet, 5
›¡ in den alten gründet: die Kun‰ man so erkennt. Wann soll ein Kün‰ler sehen: diß lie¡t muß ihm aufgehen, son‰ i‰ und bleibt er blind.
10
der Leu¡ter i‰ ge‰ellet: wer ›¡ zu ihm gesellet, und äm›g su¡t, der ndt.
Gedichte 372, 373, 374, 375 und 376, 1675
CCCLXXII. Auf derer von Sandrart wappen. Dort gie‰ der Pelican, und hier der Traube, Blut. diß zeiget beyde# an, wa# Gott und Tugend thut: Gott fromme Seelen labt, dur¡ Jesu blut, von oben; die Tugend ›¡ begabt bezeugt, dur¡ edle Proben.
CCCLXXIII. Ein Gei‰ Gott-änli¡ i‰, der Lieb und glauben heget. Wa# Jesu Seite gie‰, den Grund de# Glauben# leget. | die Lieb, bringt seine Fru¡t, thut andern, wa# Gott ihr. blut, ießt vom Pelican, und i‰ der Traube Zier.
CCCLXXIV. Der i‰ ein edler Gei‰, der Gott und Kün‰e liebt. Gott ihm, der Seele Heil; die Kun‰ ihm, Ehre gibt Gott, i‰ sein Pelican: die Kun‰, sein Trauben-Reben. E# ma¡t ihn, beyder Blut, ‰ät#-unge‰orben leben.
CCCLXXV. Da# Glü¿, der Tugend Magd. Glü¿, i‰ die Magd der Kun‰ und Tugend, wie man sagt. Su¡ du der frauen Gun‰: so folget dir die magd. der Uberuß, wird seyn dein Lohn; und deine Zier, die EhrenKron.
CCCLXXVI. Zu der Bildkun‰. wer unsre bilder hier wird in# gedä¡tni# ‰ellen, e# wird gar bald zu ihm die bildkun‰ ›¡ gesellen. |
437
S. v. B. Birken-Wälder
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CCCLXXVII. Der Redner, Poet und Mahler E# di¡ten ia zu glei¡ der Mahler und Poet; e# muß au¡ ›nnen au# der Redner seine Red. Gemälde, Vers' und wort', i‰ wa# die dreye bringen. E# redet da# Gemähl, und spielet ein gedi¡t; 5
der Redner und Poet au¡ WörterFarben spri¡t, Na¡ Nu”ung ›e zuglei¡ und na¡ Erge”ung ringen. So ›nd ›e dan verwandt, so ›nd ›e alle drey belobet und beliebt, Di¡t- Red- und Mahlerey.
CCCLXXVIII. Uber Monsieur Pa#quin Ein S¡u‰er wohnt' an diesem Stein, der alle Römer kont au#he¡eln. die Seul lä‹t no¡ ni¡t ab zu ble¡eln wolt in Pa#quin verwandlet seyn.
CCCLXXIX. Auf den Sandrart-Wappen. Blut sprizt de# Vogel# Bru‰, der Traube s¡wi”et Blut, belebet seine Brut. | Hier iße himmel-ab und quelle au# der Erd, wa# labet, ehrt und nehrt.
CCCLXXX. Musa vetat mori S¡arrt s¡on der Tod in Sand die Kün‰ler hand: der Ruhm lebt do¡ von ihr und dem ver‰and. Wa# hier geblüht von Tugend in der Zeit: da# grunet ‰ät#, umkrei‰ mit Ewigkeit.
Gedichte 381, 382 und 383, 1675, (1675 und 1676) und 1675
CCCLXXXI. Optimus quisq` ue operatur. Zum S¡a[en i‰ der Mens¡ ers¡a[en, und ni¡t zum faulen Jmmer-s¡la[en. die Tugend, Sonne, Feur und Flut, die su¡en ‰and im Nimmer-‰ehen. Jn spott und Armut wird ›¡ sehen, wer ho¡ geohret gar ni¡t# thut.
CCCLXXXII. Vber Herrn Mi¡ael Frankenberger#, mit der Eisenblüh, Jn allerhand Ge‰alten, in der Frü¡tbringenden Ge-| sells¡a] Ers¡einenden, Ein nahme, unter da# Gemähle. Vom grauen Eisen krau# und weiß die Blüt ers¡eint, und zeigt tief ihre Zier Jn allerhand Ge‰alten. Wa# blühet in der Lu], hat hi” und Nord zum Feind: hier diese Stein-bes¡rankt ‰eht daurha] ohn Veralten. 5
So der Ers¡einend au¡ mit Gotte# S¡u” umzäunt, bringt Fru¡t auf alle wei#, und kann die daure halten Er blühet au¡ in Tod. Der leib geht in die Klu[t. Gott ihme s¡ön-verklärt zum bä‹ren Leben ru[t.
CCCLXXXIII. Sonnet Von den Franzosen au# dem Franzö›s¡en. Seht ihr mi¡ wol für einen Teuts¡en an? so pegen ›¡ Franzosen zu vexirn. diß hei‰ soviel. Meint ihr, i¡ hab kein hirn,
439
S. v. B. Birken-Wälder
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i¡ sey ein Ge¿, Ein Almann, alber-mann! 5
Daß alber sey der Franzen Fra”en-wahn, daß witz und muht ein teuts¡e# in der Stirn, | im herzen, trägt, i‰ keine faule Birn: Rhein, Elsa#, Trier, diß iezt bezeugen kan. Thut, wa# ihr thut: geht, sonder nden su¡t,
10
po¡t alle welt, zieht an und nehmt die Flu¡t; s¡lu¿t ein, und gebt e# wieder unverdeut. Ja, bleibt daheim: ihr nehmet ohn den wirt. die welt un# Teuts¡e ehrt, und eu¡ vexirt, daß Löwen wir, ihr Hosen hasen, seyt.
CCCLXXXIV. Zu de# Wenig‰en Gesells¡a]Gemähl, dem AlmenKlee der Steyris¡ Alpenklee, w䡉 auf der Tauren Böden, zwar klein und nidrig auf: gibt do¡ die bä‰e Ma‰ dem Rindvieh, da# ›¡ nehrt in diesen berg-Einöden, bewirtet au¡ ohn trank so man¡ gehörnten Ga‰. 5
E# wird der Wenig‰e au¡ zeigen kein erblöden, der welt zu nu”en viel, wan er die Feder fa‹t. | den kleinen Namen er au# Demut ihm erwehlet: daß er den Großen werd Fru¡t-bringend zugezehlet.
CCCLXXXV. Ehren Lied Glükwuns¡ Herrn Georg Sigmund Fürern. Kir¡en Pegern bey Endung de# Kir¡en Jahr#. Er lebt, und hebt mit Lob gen himmel die hände, unser Kir¡en haubt. Jhm hat, da# kranke S¡mer”gewimmel,
Gedicht 385, 1675
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da# Edle Leben ni¡t geraubt. 5
Ob ihm, da# gro‹e Stu[en-Jahr, gedroht die ‰renge Tod#gefahr: E# wird von keinem Neunmal-Sieben, wen Gott will ‰ärken, aufgerieben. 2. Mit ihrem Föbu# ›¡ erfreuen
10
die Musen, und in vollen Chor ein vielbezüngte# Glü¿-zu! s¡reyen. Jhr wuns¡ klop] an der wolken thor: Der höher ‰iege diese# Jahr, dem e# mehr Ehren Zier gebahr, |
15
der müß no¡ ferner glükli¡ ‰eigen, und ›¡ ein Erdge‰irne zeigen! 3. Die Kir¡en ihn no¡ lang verlangen. die hohe und son‰ man¡e S¡ul ‰üzt, länger no¡ mit ihm zu prangen,
20
mit wüns¡en seinen Ehren Stul. die Witwen und der Wäisen-Stand, für ihn, aufheben man¡e hand. Mit ehen su¡en au¡ die Armen, no¡ lang zu nießen sein Erbarmen. 4.
25
Da# Paradei#, der Himmelgarten, da# güldne Sternen-heimat, soll no¡ lang auf seine Seele warten. Jndeßen müß er freuden-voll, dem Adler glei¡, verjüngt ›¡ sehn,
30
und so, wie seine Lilje, ‰ehn. ô Glük! an deinem Purpur-Rade, kein Leid no¡ Unfall ihn belade.
S. v. B. Birken-Wälder
442
5. Jm Raht er glükli¡ mit-regire, den Staat helf ‰ü”en sein ver‰and. | Gott unsren großen Fürer führe
35
und trag' auf seiner Starken hand, und laß in unbekränkter Ruh Jhn seine Tage bringen zu. Der himmel, wa# wir wüns¡en, gebe: A¡ ja! der Edle Fürer lebe!
40
CCCLXXXVI. Auf Herrn Johann Adam Witti¡# und Jungfrauen Sophien Catharinae Pei¡lin Ho¡zeit. So i‰ nun diß der dritte Sohn de# wehrten Witti¡#, der da erbet de# Vatter# Meditrinen-Kron; der, diß zu töden, wa# un# ‰erbet, 5
se”t Podaliren# o[icin iezt in die dritte Rei¡#-Stadt hin. 2. wie solt der Seel'ge heißen todt, der hinterließ drey seine# glei¡en? der seinen Namen so au# bot,
10
der Ewigkeit die hand kan rei¡en. Sey, Morta, wütig! Witti¡ zeugt ein Kleeblat, da# di¡ wieder beugt. | 3. Diß Fe‰ kan nun den Wittib-Stand der wehrten frommen Mutter krönen:
15
Jhr wird iezt neue Freud verwandt. Sie ›eht den Vatter in den Söhnen.
Gedichte 386 und 387, 1675
443
E# i‰ so, wie e# hier ›¡ s¡i¿t, ni¡t iede Mutter drey-beglükt. 4. Ni¡t nur versorgt, au¡ wol getraut, 20
›ht Sie nun diesen lieben dritten; begabt mit einer Edlen Braut, die ihr will zeigen To¡ter-Sitten. So glänze, wie Auroren Fuhr, von Glük die Mutter, Sohn, und S¡nur. 5.
25
Die Braut wird heur mit einem band, kur” vor dem Namen#Tag, gebunden, da# selb‰, für ›e, der himmel fand. Sie zehle fort beglükte Stunden! Sie knüpf ihm an, ihr herz voll Treu:
30
daß band mit band erwiedert sey. 6. Zieht hin dann, und mit wonne wohnt, dort wo die donau trinkt den Regen. Lebt wol, mit Gotte# Huld bekront. Vnd einen S¡erz mit bey zulegen: |
35
Wan Mörser-‰ampfen wolgelingt, die Pei¡lin bald ein Bäu¡lein bringt.
CCCLXXXVII. Über Herrn Chri‰ian Con‰antin Dedekind Gei‰li¡e Singspiele. Sind ›e e# dann alleine, die Walonen, die auf dem Berg der Di¡ter Kün‰e thronen? Und hat der Teuts¡e so ein plumpe# hirn, daß ›¡ dar-au# nur spinne grober Zwirn? 5
J¡ meyne, nein! Ein Zev# der Teuton#-Erden laß un# au¡ naß, wie Danae dort, werden
S. v. B. Birken-Wälder
444
von Gnaden-Gold, wie man den freunden thut: J¡ wett', un# soll au¡ wa¡sen so der Muht, daß von un# wird ein Perseu# o] gebohren, 10
der einem Pegasu# geb seine Sporen, und laß von ihm ›¡ tragen himmel-an. Man würde sehn, wa# no¡ ein Teuts¡er kan. Herr Dedekind gibt un# die Prob zus¡auen: der eine SpielBühn kan in Teuts¡land bauen, |
15
die ia so s¡ön, al# eine fremde, ›ngt, und die zu plan, wa# Kun‰- und Chri‰li¡, bringt. Er ‰ellt nit auf, der Heiden ihre Gö”en, wie jene thun: die nur mit dem erge”en, wa# Gott ein Greul. Ziemt da# der Chri‰enheit,
20
daß ›e ein Spiel vom Teufelheer erfreut? Da# ›nd ›e ja, die Götter, die man bildet, warum man so der fremden hand vergüldet. Die alte Kir¡ hat ni¡t# hiervon gewu‰. Su¡t man so au# der höll hervor die lu‰:
25
A¡! Gotte# Bu¡, da# wimmlet von Ges¡i¡ten, davon man kan, wa# nuzt und labet, di¡ten: Ni¡t, wa# erda¡t der Fabels¡mid Ovid. viel s¡öner klingt, da# heilig ›ngt ein Lied von Gotte# Sohn, der Mens¡ au# Lieb geworden,
30
daß Mens¡en er brä¡t' in den Götter-orden; Vom Salomo, dem Föbu# seiner Zeit; von David, der un# zum Parnaß geweiht die Sion#-Burg, die den Siloha gießet den Musen Brun, wo Jordan# Claro# ießet,
35
der heilig i‰, weil er ward Jesu Bad; | von Jacob, der die Heerd geweidet hat bey Eder# Thurn, wo himmel#-Brod gefallen in Bethlehem, wo ließ die Psalmen s¡allen der Je‹e-Sohn; von Jsaac# Opfer-gang;
40
Von Simson, der im Tod den Feind bezwang, i‰ Hercule#; von Josua dem Helden,
Gedichte 387 und 388, 1675 und 1676
445
der Mond und Sonn den Still‰and kont anmelden; von Mose au¡, dem großen Wundermann, dem Gott zu lieb, wa# er nun wolt, gethan; 45
von Abraham, dem Für‰en aller Frommen; von Heno¡, den der Himmel weggenommen; vom Noah, Vattern dieser andern welt; von Adam au¡, a¡! den ein Biß gefällt, dur¡ Satan# Li‰; und wa# no¡ son‰ für Sa¡en
50
diß bä‰e Bu¡ un# gern bekannt wolt ma¡en. Herr Dedekind un# deß ein Mu‰er gibt: weil er zuglei¡ i‰ Gott- und Kun‰-verliebt. Er ›nget Teuts¡: wie au¡ die fremde ›ngen in ihrer Spra¡. Ni¡t# Teuts¡e# lä‹t erklingen
55
Rom und Pari#: wie ›nd dan wir so blind, daß wir in Teuts¡land wäls¡- und Franzen ›nd, un# hönen selb‰, al# wan wir Barbarn wären, | die etwa# gute# könten ni¡t gebähren, und mü‰en er‰ na¡ sol¡em reisen au#.
60
Mit torheit holt man da#, wa# w䡉 zu hau#. E# bleib dan so! S¡i[t hin, na¡ bösen waaren! ihr werdet eur verderben bald erfahren. Sie drohen s¡on: ihr werdet bald am Jo¡ der fremden ziehn, die ihr verehret no¡.
65
Wer glimmet no¡ von alter Teuts¡er Treue, die nun verlis¡t, wird sagen, daß diß seye ein löbli¡# werk, wa# thut Herr Dedekind. Mecäna# komm! hier er den Maro ndt.
CCCLXXXVIII. 1676
Zu Herrn Johann Zieger# Bu¡ händler# und Jungfrauen Susannen Hofmännin ho¡zeit. So geht e# re¡t, wann Gun‰ Verdien‰en lohnet, und wann auf dien‰ no¡ dank in herzen wohnet.
S. v. B. Birken-Wälder
446
diß, in der welt, i‰ ietzt ein s¡warzer S¡wan und weißer Rab, so selten tri[t man# an. 5
hier geht e# re¡t. Herr Ziegern sah man ziehen bald ein, bald au#, mit treuem Rei#-bemühen, | in Hi” und fro‰, na¡ We‰en, O‰ und Nord, den die begier zu dienen triebe fort. Die Treu wird iezt, der lange dien‰, erkennet
10
von seinem herrn: der S¡wiegerSohn ihn nennet und gibet her sein Blut, sein liebe# Kind, wil, daß mit ihr da# Ehband ihn verbind. So muß der Fleiß am End gekrönet werden, wann ander‰ no¡ wa# Tugend wohnt auf Erden.
15
Wer so, wie Er, ‰reut Müh und arbeit au#: Er komt mit Fru¡t und Garben no¡ zu hauß. Ein gute# Bu¡, mit Tugend voll-ges¡rieben und Gotte#fur¡t, i‰ endli¡ sein geblieben, na¡dem er lang ›¡ trug mit Bü¡er-waar.
20
Er kau] ohn Geld, wa# Gott ihm rei¡et dar. So muß er dan, bey Rahel, Jacob heißen, in seinem hau# den Jacob#-Segen weißen an Kind und Rind. diß wende Gott nur ab, daß man bald sag: da# i‰ der Rahel Grab. |
25
Wir wüns¡en ihr, der Lea Glük und Leben. Liebt, wehrte# Paar, und lebet Gott ergeben, s¡a[t immer Gut#, ru[t himmel-an zu glei¡: so seit ihr hier, und dort au¡ ewig, rei¡.
CCCLXXXIX. Kammerliedlein. Darf man ›¡ heut la‹en sehen? wa# i‰ wol die Na¡t ges¡ehen? Jungfrau Braut, ja Junge frau! Seht! wa# mag da# Färblein gelten?
Gedicht 389, 1676
447
5
do¡ man darf ›e drüm nit s¡elten: Ge‰ern gienge ›e zur Trau. 2. Jungfern, löset mir diß Rä”el: die e# tri[t, bekomt ein Be”el. Ein ding i‰, ein bu¡‰ab ma¡t
10
Jungefrauen au# Jungfrauen. Könt ihr Fünfe zehln? la‹t s¡auen wa# da# Namen bü¡lein spra¡t. 3. Feur und Stroh war lang beysammen: | Endli¡ sehen wir die Flammen
15
vom geheimen herzen-Brand. Sehet wie die Blike spielen, Wie ›e na¡ den Pülsen fühlen mit der neu-gepaarten hand. 4. Augen-Fen‰er ma¡en kennen,
20
daß im herzen Kerzen brennen, daß Cupid¡en eingeheizt. Sprü”en, Pumpen her, zum lös¡en! S¡aut, ›e wollen ›¡ verzös¡en. denkt do¡, wie die Liebe geizt. 5.
25
Vormal# hieß e# nur, Mein Lieber! ie”und lau] da# Lieben über, wird Superlativus drau#. Lieb‰er! sagt da# lieb‰e Münd¡en, da# Corall-besezte Wünd¡en,
30
in dem süßen Kü‹e-Strau#. 6. Komt, spra¡ Sie, färbt mir die Ba¿en mit der doppel-leder ha¿en! diß Er heute thät und thut:
S. v. B. Birken-Wälder
448
Auf den Kuß-verwundten Wangen 35
›ht man doppel-Da[et hangen, der getränkt mit Rosen-Blut. | 7. Er gibt seinem süßen Suß¡en, man¡en biß und man¡e# buß¡en: daß ›e ja ni¡t werde blei¡,
40
Er wird diese# Feld berennen: solten gar die ba¿en brennen, ihren herzen werden glei¡. 8. Jungfer, oder wie ihr heiset! Jhr habt heut mit ihm gereiset:
45
Sagt, ob sein Carbiner hab einen Spanner, ‰ark und eben, daß er Feuer konte geben? taugt zum laden au¡ der Stab? 9. Kan Er zu¿en wol den Druker?
50
A¡! mein Zieger i‰ wie Zu¿er: wol er spannet, drukt und s¡ie‰. So sagt ›e, La‹t ab zufragen: ha! wol dör] ›e no¡ mehr sagen. hört, wie ›¡ die lieb vergi‹t. 10.
55
Nun man wird e# einmal hören, wann man ‰i¡t in Gänse-röhren, Auf wa# Uhr der Zeiger ‰eht. Vnd wir wollen Glü¿ zus¡reyen: daß ein‰ mög der Herb‰ ein mayen,
60
wa# der Früling au# geseet. | 11. Bräut¡en! seht, daß e# gelinget, daß ihr ja ein Hänn#¡en bringet.
Gedichte 389, 390 und Text 391, 1676
449
Jhr mü‰ ihn so von der S¡am, Wie er selber sagt, erlösen: 65
daß er ni¡t Jung gsell gewesen, al# er eu¡ den Kranz abnahm.
CCCLXXXX. Zu De# Edlen Gemeinnu”igen Herrn Joa¡im# von Sandrart auf Sto¿au etc. Gewä¡se, die Rohte Tanne.Spru¡: Raget weit hervor. Die rohte Tanne gern ›¡ gipfelt ho¡empor, und ‰rekt da# haupt in wald weit über ihre Brüder. Der Gemeinnu”ig hei‰, au¡ raget weit hervor im Kun‰- und Tugend Ruhm: wie da# Gesang-Geder 5
in Wolken-naher Lu] an‰immet seinen Chor. Sein Gei‰ s¡webt in der höh: wa# s¡wer i‰ lä‹t ›¡ nieder. | Er kan der Kun‰-Gemein sein Thun ja ma¡en nü”: Drey Kün‰en bauet er die S¡ul, den weißheit-Si”.
CCCLXXXXI. Zu Herrn Andrea# Georg Baumgärtner# TriumViri et polemarchi Norici und Frauen Marien Magdalenen im Hof gebornen Pellerin Ho¡zeit J‰ zu Lesen in den gedru¿ten Noris¡en Polemar¡u#, vom letzten § an auf der 7 Colum, biß zu den worten: ein ganze# Jahrhuntert daure.
S. v. B. Birken-Wälder
450
CCCLXXXXII. Auf die Stü¿-Stelle am Neuen Thor zu Nürnberg Ex Latino meo Bä‹er thönet da# Gebet, al# der Räder donner-röhre: Mein al# diese hier die Stadt, und Gott jene allzeit, höre. |
CCCLXXXXIII. Auf den der doten Clara Catharina Burgerin ges¡enkten halben S¡li¿enthaler. Leb, Clara Cathari#, werd Alt, wie diese Münze. Di¡ labe hier und dort, mit Freud, der himmelPrinze.
CCCXCIV. Auf der J›# Namen. Solt eine Rose* ni¡t die edle J›# heißen?
ad Annum 1672.
Jhr rö#li¡t# Ange›¡t kan deren Namen weisen. *Susanna.
CCCXCV. Zu Herrn Johann A¡a” Les¡er# Chri‰geburt-Gedi¡t. Jhr brennet, und beginnt zu les¡en und zu‰illen der Kun‰Welt dürren dur‰, und zwar mit himmel#-Trank. Wer Jesum liebt, dem ‰eht au¡ Jesu lieb zu willen: wa# man ihn s¡uldig i‰, da# nimt er an mit dank. | 5
Er wird eu¡ les¡en au¡ den Dur‰, da# gei‰-verlangen, und üglen euren Gei‰ zum Ehr- und Glü¿e#-Thron.
1674
Gedichte 395, 396 und 397, 1676, 1677 und 1677
451
Bleibt al# ein HerzChri‰ nur an eurem Chri‰u# hangen: Er windet hier und dort für eu¡ die Lorbeer Kron.
CCCXCVI. An Herrn Gabriel Nü”el von Sünder#bühl, Senatorem Noricum al# der obri‰e S¡ul- und Kir¡en herr Sonnet Er i‰ der Er‰e ni¡t: o] diese# Namen# einer, und man¡er s¡on, allhier ein großer Nü”el war. Ein Edler Stamm, legt er s¡on Zweige auf die Baar, er spro‹et wieder neu, und wird darum ni¡t kleiner. Ein alte# Ophir-Gold da# ma¡t ›¡ immer feiner.
5
Er tritt den Alten zu, mit no¡ nit grauem haar: der s¡on war Alt an Wi”, im grünen Jugend-Jahr. Wer ho¡ an Tugend i‰, bleibt wol der Niedren keiner. | Herr Nü”el i‰ un# nü”: so ru[en Kir¡ und S¡ul. Er ruke glükli¡ fort auf den Regenten Stul,
10
und werd ein weißer Greiß, de# Staate# S¡u” und Stü”e. der friede trett un# zu, nun er da# Amt tritt an: daß mit den Lilien der Adler ruhig ›”e. Herr! euer WappenS¡ild un# diß fürbilden kan.
CCCXCVII. Auf Solatium Podagricum Jacobi Balde Societatis Jesu, von Johann Ludwig Faber verteuts¡t. So thun wir no¡, na¡ seinem Tod, wa# lebend er von un# verlanget. Au¡ s¡ämt ›¡ unser Teuts¡ ni¡t roht, wann e# mit Balden# Fünden pranget. 5
Wa# i¡ mit seiner Satyr thät,
1677.
S. v. B. Birken-Wälder
452
die auf die trukne Trunkne kna‰ert: iezt mit dem Cyprian fortgeht, der die Fu#-Kranken Tro‰-bepa‰ert. Sag, Pegasu#, du Brunquell-fu#! i¡ mäin', e# s¡me¿e dir, wie Haber,
10
wann du hör‰, hier am Pegni”-Fluß, | au# Balde reden deinen Faber. Wie komt e# aber do¡, daß ›e hat ihre Füße+ hier verlohren 15
die baldis¡-edle Poesy, zur ungebundnen Red erkohren? Teuts¡inne for¡te ›¡, ›e mü¡t hierbey da# Podagra bekommen: darum hat ›e au# dem Gedi¡t die Vers' und Füße weg genommen
20
du aber mit gesundem fuß Lauf zu den Kranken auf die Me‹e. Lauf, Bü¡lein! Wer di¡ ohn verdruß wird lesen, aller Ang‰ verge‹e. +
pedes metrici.
CCCXCVIII. Auf Herrn Georg Frideri¡ Beheim# Septem viri Norici Namen# Tag. Jm Namen zweyer Kinder Mu›k-S¡u”freund und der Musen der den Föbu# trägt im Busen, liebt und übt sein Layer-spiel, Großer unter Nori# Söhnen! 5
Euren Namen zu bekrönen, i‰ heut unsrer Säiten Ziel.
Gedicht 398, 1677
453
2. Vnser wuns¡ i‰ und begehren, daß wir Kinder A‹aph wären: a¡! wie s¡ön würd hand und Mund 10
unsren Edlen David preisen, | Jhm in reinem Psalme weisen unsren treuen herzen# grund. 3. Sonne, s¡ieß dein Gold der Stralen, diesen Tag heut lie¡t zu mahlen,
15
den sein Name adeln kan. Parcen! legt, ihn zu erfreuen, seine Jahre zu verneuen, einen güldnen Roken an. 4. Gott laß ihn al# Adler s¡weben,
20
und verjung sein edle# Leben, diesem Weisen Ne‰or-haubt. Laß ihn, unter theuren Alten, über un# lang ob›¡t halten. weg, wa# diesen S¡u” un# raubt! 5.
25
Ja, Er lebe! la‹t un# s¡reyen. Himmel! neige du un# zweyen die Erhörer-ohren zu. Unser großer Beheim lebe, und in hohen Ehren s¡webe!
30
biß er gehe spat zu Ruh.
S. v. B. Dichterey-Sachen
Gedicht 399, 1677
457
399. Zu Herrn Johann Georg Zierl# Handel#Mann# und Jungfrau Martha Elisabeth Hebererin von Weißenburg Ho¡zeit. Nahme dort der Winter hin die geliebte Winterin, und ma¡te klagen: Jezt der herbe Herb‰, na¡ Leid, 5
von der Neuen Ho¡zeit-Freud ma¡t wieder sagen. Also folgt auf Weinen Wein, und auf Regen Sonnes¡ein. Wehrter! ihr habt, unverfehlt,
10
eine Ehren Rieba erwehlt nur na¡ Verlangen. Jhr könt mit dem großen Mann, Weißenburg# Papinian, al# Eidam, prangen.
15
dieser Bund i‰ wol gema¡t: Berg und Burgb zusammen la¡t. Je”und bri¡t der Herb‰ da# Ob‰, al# Pomonen Boden-Prob‰, von tausend Ae‰en.
20
Jhr su¡t einen Baum herau#, der eu¡ Aepfel bringt zu Hau# re¡t von den bä‰en. Für eu¡, die no¡ hangen, ‰ehn: die gebro¡nen la‹t ihr gehn.|
25
E# wird, dieser Edler Sinn, eurer Freud Erheberinc von nun an heißen. Jhrer süßen Augen Bli¿,
S. v. B. Dichterey-Sachen
458
eurer Augen Weid und Glü¿ 30
›¡ ‰ät# wird weißen Reiset ihr: ›e segnt eu¡ au#; kü‹t eu¡, wann ihr kehrt na¡ Hau#. Jhr könt bey dem Trauben‰o¿, grün-bede¿t vom FeigenRo¿,
35
froh mit ihr ›”en. ›e wird, na¡ dem Mutter-brau¡, dJhre Reben geben au¡,
den Namen ‰ü”en. Euer Beyder Thun und S¡ein, 40
müße s¡ön und Zierli¡ seyn. Seit, ihr Wehrten, glü¿li¡ seit! Gott geb Fried zu eurer Zeit, und ma¡ ihn kommen: daß ni¡t werd vom Purlepau#,
45
dorten auf dem Wilden Hau# ein Knall vernommen. Lieben! lebt gesund und wol: bi# der Tod zu Gott eü¡ hol. Anno 1677 den 30 Augusti. a. Hebererin, dur¡ Bu¡‰abWe¡sl b. Nürnberg und Weißenburg. c.d. Bu¡‰abWe¡sl.
400. Zu Monsieur ........... Fürer# Patricii Norici und Jungfrauen Marien Helenen Hallerin Ho¡zeit. Mar# und Mor# und Amor führen, in der Welt, da# Regiment. Wer i‰ ›¡er? ieder s¡ie‰, zielt und pfeilet na¡ den Herzen. Jene trennen: dieser paart. Alle ›e erregen S¡merzen.
Gedichte 400 und 401, 1677
459
Mar#, und von dem Mor# begleitet, iezt dur¡ alle Länder rennt. 5
Mor# übt Mord in allen Ga‹en: diese# Jahr ihn kennt und nennt, da er au# dem Edlen Raht drey Getreue kont au#merzen. Amor, wa# raubt Mar# und Mor#, un# ersezt mit seinen Kerzen, zündet an, do¡ ohne S¡aden; ni¡t zu Grab, zu Bette sendt. Mor# nahm einen Fürer hin. Amor will un# andre geben:
10
Einen Fürer er iezt führet zu der s¡önen Hallerin. Zwar hat Mar# au¡ theil hieran: ‰reiten i‰ der Liebe Leben. Aber, Mor#! dir Gott verbiete, Jhrer ein# zu ra[en hin, bi# ›e worden Greiß und Ei#. Mar# au¡ enden müß da# Kriegen: daß, mit Marilenen Kind, au¡ der Fried lig in der Wiegen. 19 Herb‰Monat#.
401. Zu Herrn Gotfried Händel# für‰li¡ Brandenburgis¡ Onold#ba¡is¡en General-Superintendenten# etc. Doctorat. Wa# i] diß Leben, sonder ‰eigen? E# kan ja einen Feuer-Gei‰, der immer aufwart# lohet, zeigen. Wer Himmel-‰rebt, ›¡ Himlis¡ wei‰. 5
Hieran kan man den Adler kennen, den Edlen von dem Fitti¡-Volk. der immer höher an die Wolk und an die Sonne pegt zu rennen. 2 Zwar Stolz und Hohfart von Hoh-fahren,
10
da# La‰er-Vieh, den Namen hat. Und also ‰eigen zwar die Staaren, und s¡wingen ihren Plauder-Staat mit haufen in der höhe droben: bald ‰ehn ›e wieder auf der Erd.
S. v. B. Dichterey-Sachen
460
15
Also ›¡ man¡er ho¡ aufbört, zeigt do¡ ni¡t Kun‰- und Tugend-Proben. 3 Zum Adler-Flug, zu re¡tem Steigen, gehören Adler-Flügel au¡: e# müßen ›¡ Verdien‰e zeigen,
20
Ver‰and, na¡ AdlerAugen-brau¡,| der in die Tugend-Sonne sehen und ihren Glanz vertragen kan: Son‰ werden, mitten auf der Bahn, die Jcar-Federn ›¡ zer‰röhen. 4
25
Mit Gei‰ und Fleiß, den zweyen Flügeln, dem Adler-Fitti¡, nahmt au¡ ihr den Flug und Zug hin zu den Hügeln, wo Ehre krönt mit Purpur-Zier. Wie# s¡on der Neid die Hunde#-Zähne:
30
Jhr ni‰et do¡ nun auf dem Berg, und sehet man¡en Sperling-Zwerg nun selb‰ verla¡en seine Wähne. 5 Ho¡wehrter Herr! Seit froh und lange der Gotte#-Heerden OberHirt.
35
der Leib au¡ mit Gesundheit prange, de# Gott-verliebten Gei‰e# Wirt. hel] mir die Welt, da# Ni¡t#, vera¡ten, und bleibt der alte Teuts¡e Freund. Wer weiß, wie bald da# End ers¡eint?
40
da wollen wir wie Sternen pra¡ten. 25 Septembris.
Gedicht 402, 1677
461
402. Zu Herrn Doctor Johann Frideri¡ S¡ober# der ho¡löbli¡en fränkis¡en Ritters¡a] Consiliarii und frau Anna Barbara Stadin Ho¡zeit Wehrt‰er! da mi¡ dort in Leid meine Margari# verla‹en, konte meine Traurigkeit Eu¡ die Feder ma¡en fa‹en, 5
mi¡ zu trö‰en dur¡ ein Lied, wie ›e Flaccu# ließ erklingen. Solt i¡ ie”und, zu be›ngen Eure Freud, an‰immen nit? Eure Freud, die meine i‰.
10
J¡ sah, al# i¡ Eu¡ ersehen, Eu¡ mit Gaben au#gerü‰, die mir über alle# gehen. Tugend, Kun‰ und Gotte#Lieb komme, Glü¿, an dem zu krönen!
15
war mein Sagen, war mein Sehnen: deine Gun‰ Verdien‰en gib. Glü¿ soll seyn der Tugend Magd. Und der WeltFür‰, selb‰ der Böse, gern e# zu den Bösen jagt,
20
daß er ›e von Gott ablöse. | Hier, ma¡t Glü¿ und Tugend Fried: jene dieser folgt in Treuen. Solt e# einen ni¡t erfreuen, der gewüns¡t, wa# er nun ›ht?
25
Sage du, Argyrope, du der Musen Burg am Rheine! Fünfmal ‰reute Flora Klee, fünfmal krönte Faun die Häine: und solange sah‰ du Jhn
S. v. B. Dichterey-Sachen
462
30
werben um A‰reen Gün‰e, und zuglei¡ um alle Kün‰e, die in deinem Pindu# blühn. Und er bra¡t von dar zuhau#, im Gehirn verwahrte Waaren:
35
zoge damit ferner au#, ihre Probe zu erfahren. Wien, de# Adler# Edle# Ne‰ und der hö¡‰e Si” der Re¡te, i‰ zu dem Gese”-Gefe¡te
40
seine Mu‰er-S¡ul gewe‰. Jhn hat nun, da# Weiter fort, in die Fremde wollen treiben. Nü”er hat ihn in den Port Gotte# Vor›¡t heißen bleiben.|
45
Und wa# soll e# endli¡ seyn, in Verführ-gefärden ‰ehen, na¡ der Weißheit weit irrgehen? Holt man do¡ nur La‰er ein. Seht do¡, ein Papinian!
50
spra¡ da# Edle Ritter-Franken: dieser i‰ für un# ein Mann, mit gelehrten Re¡t#-Gedanken. Unser Raht und Advocat, Unser soll er forthin heißen.
55
Er kont seine Wi” un# weisen, sol¡e, die ni¡t ieder hat. Ey so soll er dann au¡ mir eine Purpur-Mü”e tragen, spra¡ A‰rea: meine Zier,
60
muß von seiner Würde sagen. Wer weiß, ob ni¡t au¡, wie i¡, ihn Dione labt und liebet,
Gedicht 402, 1677
463
und ihm eine S¡öne gibet? Freud und Ehre paaren ›¡! 65
Und diß i‰ nun au¡ erlebt. Nehmt dann hin de# Himmel# Gabe,| die eu¡ in den Glü¿-S¡oß hebt: die eu¡ na¡ Verlangen labe! Solt ›e ni¡t erge”en Eu¡,
70
Wehrt‰er, die den Namen führet, der die Mutter hat gezieret? solten ›e ni¡t lieben glei¡? Freyli¡ wird Sie euren Sinn, den ni¡t# kan al# Tugend treiben,
75
ihr selb‰ an die Stirne hin, ja tief in da# herze, s¡reiben. Und wie wird ihr süßer Mund, der so Englis¡ kan erklingen, Eu¡ so man¡e Freud zu-›ngen,
80
‰ät# no¡ mehr eu¡ ma¡en wund. Lieben! ey so lebt, und liebt. seyt ein Gott-geliebte# Paare. der, der ein# dem andren gibt, krön mit Segen eure Jahre,
85
laß eu¡ werden grau und alt, kranken nie und grünen immer: bi# eu¡ se” da# SternenZimmer, in den neuen Eden-Wald. 21 Octobris.
S. v. B. Dichterey-Sachen
464
403. Zu Herrn Johann Leonhard Rosen# S¡önheit-Quelle. Wa# quillt, wa# rinnet hier, wa# bildt der BrunnKry‰all? Hat selb‰ die Sonne ›¡ ge‰ürzt in diese Fluten? Sie ›het ja herau# au# diesem Wa‹er-Fall, der nahe Sips¡a] ma¡t mit Claro# klaren Struten. 5
Den Göttern hat beliebt, zu kommen auf die Erd: Drum Himmel-S¡önheit hier und Tugend ammt zusammen. E# ma¡t den Onold#ba¡ die hohe Nymfe wehrt: die, wie der Tage#Prinz, ‰rahlt von ›¡ helle Flammen. Von dieser Wärm erw䡉 die Ros' und wol bekleibt,
10
und denkt mit Dank daran, wie ›e ward Huld-bes¡ienen: die ihrer Für‰in Ruhm auf alle Blätter s¡reibt. Jhr ma¡t e# re¡t, mein Freund! den Göttern soll man dienen. E# adelt ›¡ ein Ver#, der hier die Hohen prei‰; hei‰ Adler, weil also er an den Himmel ieget,
15
gibt Göttern Ehr und Lob, de# Vatter# wa¿rer Gei‰ a¿t au# dem Sohn hervor, und unsre Ho[nung wieget. Fahrt fort, und ma¡et Eu¡ Gott und die Götter hold. E# ›nnt s¡on ihre Gnad, und Glü¿, auf euren Sold. 29 Octobris.
404. Epigrammata. Mö¡t i¡ den Maulbeerbaum de# Seidenwurme# kü‹en, der Seide sponn zum Band der S¡uh an deinen Füßen. die Nase meinen Mund hält von dem deinen ab. Küß dann da# Maul, an dem i¡ keine Nase hab. Nimm hin da# Band, womit i¡ heut anbinde di¡: wann du di¡ lösen wil‰, so binde di¡ an mi¡.
Gedichtgruppe 404, Gedicht 405, 1677 und 1678
Sicubi Christus adest, tunc et aranea Murus. Sicubi Christus abest, tunc murus aranea et. J‰ Chri‰u# da, so webt die Spinne Mauer‰ein': J‰ Chri‰u# weg, so muß die Maur ein Spinnweb seyn Zur Maur die Spinnweb wird, wo wohnet Jesu# Chri‰: wo Jesu# wei¡t, die Maur bald eine Spinnweb i‰. Mit Gott, die Spinn webt Mauer‰ein': Ohn Gott, die Maur wird Spinnweb seyn.
405. Zu Herrn . . . . . . . Praetorij und Jungfrau . . . . . . . . . . Rosenthalerin Ho¡zeit-Fe‰. Denkt man an die Ro¿en-fart? da die Freud el in den Brunnen, da zum Herb‰ der Sommer ward, und der Juno Brü‰e runnen? 5
da Bellerofon# sein ding Pegasu# zu trümmern s¡luge? da au¡ ein Orakel truge mit ›¡, unser Losaling? No¡ i‰ ja verge‹en ni¡t,
10
wie man da in# Holz gelaufen, al# der Titan sein ge›¡t wolt in Theti# S¡oße taufen? Wie auf einmal lagen dort Se¡# paar S¡inken auf dem Tis¡e,
15
fehlte do¡ an Fleis¡ und Fis¡e in dem au#ge‰orbnen Ort? Do¡ wa# traumt mir? bin i¡ toll, oder hat mi¡ wa# gebi‹en? Köpfe, die der Hummeln voll,
20
endli¡ einmal s¡wärmen müßen.
465
S. v. B. Dichterey-Sachen
466
Wa# will man? ein Ho¡zeit-Lied. Bac¡u#, was¡ du mir den Kragen. J‰ da# Rößlein au¡ bes¡lagen? Glü¿ hat, der da# Spiel heimzieht. 25
Clio läunis¡ i‰ auf mir. la‹t mi¡ ungebrüht mit Reimen! Wol ges¡o‹en! Ey daß di¡! Nun so panzet Köpf' und Fersen. Seht, wie Mopsu# meiner la¡t!
30
La‹t ›e dann in Freuden grasen! Glü¿ da# leg ›¡ zu eu¡ Beyden! Jungfer Bräutlein, guten Morgen! X. Y. Z. 16 Februarii.
406. Zur Ho¡zeit Herrn Balthasar-Joa¡im Endter# und Jungfrauen Magdalenen Rahel Nöttel#. So panzt die Welt ›¡ fort. die Gotte#-Stimm, E# werde! no¡ immer s¡a[t, und wirkt, und fru¡tbar ma¡t die Erde. Sie ‰irbet ni¡t: ›e s¡lä[t im Winter nur und ruht; im Früling ›e empfängt; der Sommer formt die Brut; 5
die dann der Herb‰ gebiert. Die Bäume ‰ehn und zweigen: man ›het einen ‰ät# den andern wieder zeugen, e# folget Rei# auf Rei#. da# i‰ ein glü¿li¡# hau#, da# also ewigt ›¡, die Ae‰e breitet au#. So geht e# au¡ bey Un#. Man ›ht die Alten grauen:
10
die Jugend ma¡t ›¡ grün, den Stammen fortzubauen. Wer liebe Kinder hat, kan ho[en Kinde#Kind: e# werden Eltern drau#, wann ›e gepaaret ›nd. Wa# angenehmer# kan ein Vatter au¡ begehren, al# daß man möge ihn GroßVatter nennen hören?
15
Er geht getro‰ zu Grab: warum? weildaß er weiß,
Gedichte 406 und 407, 1678
467
daß auf die Enkel erbt sein saur-erworbner S¡wei#. dahin zielt euer Ziel, Jhr wolvermählte Beyde! Jhr wolt den Eltern au¡ iezt ma¡en diese Freude. der Himmel gieße Glü¿ mit ganzen Eimern ab, 20
und geb eu¡, die von eu¡ man heis¡et, diese Gab. der Winter le”et ›¡. Bald Flora Blüten säet: bi# in dem Sommer au¡ da# Feld voll Aehren ‰ehet, voll Baum-Frü¡t' in dem Herb‰. Theilt so die Zeit eu¡ ein: So wird der Endter-Stamm au¡ ‰ät# voll Zweige seyn. 19 Februarii.
407. Auf Ebendieselbe. Kein Weib i‰ gut! diß war der weißen Heiden Red: die niemal#, diß Ges¡le¡t zu s¡elten, waren blöd. Da# Weib mu‰ ihnen nur ein Nötig# Ubel heißen. Sie konten ›¡ ja böß, vom er‰en anfang, weißen. 5
die Eva, fraß den Tod, für ›¡ und un#, hinein: ›e ware unvergnügt, wolt eine Göttin seyn. Wa# thät, da# Er‰e Weib der zweiten Welt, der neuen, wa# thät Semirami#? ihr König mu‰ ›e freyen, den Thron ihr treten ab. E# komt die Sünd vom Weib:
10
die Sünde bringt den Tod: der Tod würgt Seel und Leib. Do¡ dieser Lehrsa” muß ni¡t bey den Chri‰en gelten. J‰ eine bö#: wer wolt darum ›e alle s¡elten? der heilig‰' Adam ward ein Sünder, dur¡ die Frau. den keus¡en Josef reizt de# Potifar# Frau Sau.
15
den Stärk‰en ‰ürzt die Hur. den fröm‰en David fället die Na¿'te Bathseba. Zum Klüg‰en ›¡ gesellet, dur¡ Frauen, Gö”endien‰. dem Grö‰en danzet ab Herodia# den Kopf, und fördert ihn zu Grab. J‰ etwa# ja! Jedo¡ man ndt au¡ gute Frauen.
20
Ein Fürbild Sara ließ von dem Gehorsam s¡auen.
S. v. B. Dichterey-Sachen
468
Rebecca kennte, mehr al# Jsâac, Gotte# Raht. Mirjam und Debora, Gott lob gesungen hat. Ruth, Mi¡al, zeigten Treu. Wie heiß kont Hanna beten! Wie zeigte au¡ Ver‰and, Abigail, in Nöten! 25
Wa# Eva hat verderbt, Maria ma¡te gut. Wie brennte Magdali# in heilger Jesu#-glut!| Wer wolte diß Ges¡le¡t vera¡ten oder s¡mähen? von ihnen mu‰e un# da# Heil der Welt au#gehen. Sie ›nd der Augen Weid. ›e ›nd der Herzen Lu‰.
30
E# mehrt und nehrt die Welt, ihr S¡oß und ihre Bru‰. die lieben Mütter un# gebähren liebe Kinder: die erben ein‰ von un# die Bü¡er, S¡ä” und Rinder, den Namen und den Gei‰. Ges¡iht au¡ diese# ni¡t: ›e wohnen un# do¡ bey mit freundli¡en Ge›¡t,
35
erfreuen un# mit Treu. Sie trö‰en un# im Leiden. Jm wol‰and, theilen wir mit ihnen unsre Freuden. Sie halten rähtli¡ hau#, verwalten mit ver‰and die Kü¡e, daß un# wird ein Biß¡en o] verwandt. Ein Weib, i‰ etwa# Gut#. die Bösen Gott bekehre.
40
Herr Endtern diese# nun selb‰ die Erfahrung lehre. Mein Wüns¡en wüns¡et Gut#: wie s¡le¡t die Zeile klingt. Wann s¡wimmt Gehirn und Gei‰, der Mund ni¡t# gute# ›ngt. Er führt die Rahel heim. Er wird mir Zeugni# geben, und Sie wird ma¡en wahr, wie süße sey da# Leben,
45
da# man gepaaret nennt. So lebet ungezweyt: und kein Benoni soll zertrennen eure Zeit. 22 Februarii.
Gedichtgruppe 408, 1678
469
408. Epigrammata zu den EndStö¿en der Sandrartis¡en Academie Andern Theil#. Finis Coronat Opus. Da# Ende, krönt den Bau, ‰e¿t Mayen auf den Gibel. de# Fleiße# Zwe¿, i‰ Prei#. Geh mit der Tugend au#: So widerkehrt und komt Gut-End mit dir na¡ hau#. Wer thut den S¡uß ohn Ziel: bindt Fä‹er ohne Tribel.
Auf die rei‹ende und beißende Thiere. S¡au hier da# Thun der Welt, der Mens¡-geformten Thiere. da kra”t ein glatte Ka”, ein Dra¡ den Ra¡en wei‰, der Hund#kopf murrt und bellt, ein iede# rei‹t und bei‰, WildSäue, Lew und Beer, der Tyger, Pferd und Stiere. 5
S¡au, Mens¡, worzu di¡ Zorn, Gei”, Neid und ho[art ma¡t. Drum, wa# ein La‰er hei‰, für deine Circe a¡t.
Uber den befo¡tenen Pelecan. Fi¡t s¡on die Fa‰na¡t#Purs¡ den treuen Vogel an, grunzt Porciu# mit drein, und A#mu# s¡lägt und s¡reyet: Jhn soll und seine Brut do¡ tre[en ni¡t, wa# dräuet. Er spri”et herz-Blut au#, und bleibet Pelecan. 5
Er s¡winget ›¡ und s¡webt empor, in diesem Streiten: Auf Eseln lä‹t er ›e, und auf den Säuen, reiten.|
Uber einen Lewen. Wa# nu”et Stärk ohn Muht? wa# nu”et Muht ohn Stärk? Gei‰ , sezt mä¡tig in da# Werk. der Leib, wa# denkt mein Muht
S. v. B. Dichterey-Sachen
470
409. Zu Herrn Johann Fridri¡ Spengler# Diaconi Crailsheimensis mit Jungfrau Sibylla Bauerin in Onold#ba¡ To¡ter Ho¡zeit. Und solt i¡ ni¡t den dien‰ Eu¡ s¡uldig seyn, mein wehrter Freund, au¡ mit zu ‰immen ein, da man heut Eu¡ ein frohe# Glü¿-zu s¡reyet, und tausend Wüns¡' um Eu¡ gen Himmel ‰reuet? 5
die S¡uld i‰ da: nur da# Vermögen fehlt. kein Claro# qwillt, wann der Catarrhe qwält, wann i‰ die Glut im S¡merzen-Fluß ertrunken, wann ligt in S¡leim de# Gei‰e# Hau# versunken. Do¡ s¡weig i¡ ni¡t. Mit Eu¡ i¡ mi¡ erfreu,
10
und denk zurü¿, wie süß da# Freyen sey. der kahle Hauf mag reinem Eh‰and u¡en, und Gott-verru¡t unreine Liebe su¡en. Jhr, hangt an Gott: die Männin Jhr, al# Mann, wie Adam thät, nehmt fröli¡ von ihm an.
15
Jhr Name sagt, daß diß, wa# Jhr begunnen, sey Gotte# Raht*: au# seinem Vor›¡t-Brunnen ie‰ so ein S¡luß, der Ein# au# zweyen ma¡t. Gott Euer Wol hat weißli¡ au#geda¡t. Er s¡i¿et Eu¡, wie Jacob, auf die Heyde,
20
daß eure Wa¡t ihm seine S¡äein Weide: er führt eu¡ au¡ die s¡öne Rahel zu. Jhr Aug-Agat verspri¡t Eu¡ Freud und Ruh, zeigt Freundli¡keit. Mehr mögen andre sagen, die tru¿ne# Hirn in ihrem Haupt no¡ tragen:
25
da# meine s¡wimmt. do¡ wüns¡t da# Herz in Treu, daß Gotte# Gnad mit eurem Eh‰and sey! 16 Augusti. * Σίος βόυλη, Sibylla.
Gedichtgruppe 410, Gedicht 411, 1678
471
410. da# Grab Ovidij. Jn Valachia et finibus Graecis da# S¡i¿sel i‰ ein Noht-Gese”e. Hier liget der Poet, den, der erzürnte Held Augu‰, sein Vatterland verla‹en hieß und Meiden. O] wüns¡t' er, daß in Rom er mö¡t vom Leibe s¡eiden: Umson‰! da# S¡i¿sel hier ihm hat sein Grab be‰ellt.
da# Grab Euripidis. Steh, Wandrer, hör zuvor, wa# i¡ dir sagen mag. Hier ligt Euripides, der s¡rieb viel Trauerspiele. Diß war e# nur, da# dir zu sagen mir geele. Geh, Wandrer, nun! da# Glü¿ viel Gute# dir na¡trag.
Plinii Senioris. J¡ s¡rieb von der Natur viel ding#, da# i¡ gehöret: Wa# i¡ gesehn, da# ließ mi¡ länger s¡reiben ni¡t. Wer will, nenn mein Ges¡reib zuweilen ein Gedi¡t: diß i‰ gewiß, Vesuv hat mi¡ zu todt gefähret.
411. Auf Herrn Magister David Nerreter# Für‰li¡ Oettingis¡en HofPrediger# Poetae Laureati Caesarei und Jungfrau Dorothea Felicita# Bo¿in Ho¡zeit. Die Nori#, gab da# Leben: Und Altorf hat gegeben da# Leben im Ver‰and. die Pegni” kont in glei¡en 5
Eu¡, Wehrter, überrei¡en da# S¡äfer-BlumenBand. Der Pregel, gab Eu¡ Würde und die Magi‰er-Zierde.
S. v. B. Dichterey-Sachen
472
die Narva, legte zu 10
Erfahrung in der Ferne. Nun führen Eu¡ die Sterne, zur langverlangten Ruh. die Werni”, mu‰ eu¡ ru[en, Eu¡ ‰ellen auf die Stu[en,
15
wo Gott dur¡ Mens¡en redt. Und Gott gibt da# Ges¡i¿e, daß selb‰ ein s¡öne# Glü¿e mit Eu¡ muß gehn zu bett. der diese# gab, wird geben,
20
wa# dient zu süßem Leben. Jhr führt da# Glü¿ zu hau#. Mit Eu¡ e#, ni¡t nur s¡la[en, au¡ wohnen will und s¡a[en, will gehen ein und au#.
25
Lebt wol, mit eurem Glü¿e! Gott un# den Frieden s¡i¿e, beglü¿e iederman. Und ob e# Gott ni¡t s¡i¿e, lebt Beyde do¡ in Glü¿e!
30
diß wüns¡t Filemon an, Sein MitHirt Floridan. 28 Augusti.
Gedicht 412, 1678
473
412. Zur Ho¡zeit Herrn Licentiati Heinri¡ Marten# und Jungfrau Felicita# Vierzigmännin. Jn eine# andern Namen Wa# sagt da# Vatterland die GroßStadt an der Elbe? Mein Sohn hat ›¡ entwandt, er i‰ ni¡t mehr derselbe. 5
Sind ni¡t au¡ Jungfern hier, die rei¡ ›nd und au¡ s¡öne? J‰# re¡t, daß man entlehne von fernen größre Zier? Mi¡ dünkt, i¡ hör also
10
da# edle Hamburg sagen, da# mi¡ hat lang und froh in seinem S¡oß getragen. Und, Herr, die eu¡ gebahr, die war'# die mi¡ geheget,
15
mir Wolthat zugeleget, wo i¡ ein Fremdling war. Sie mag ja ie”und wol den Himmel#s¡luß anklagen: Er hat, al# er ni¡t sol,
20
den Sohn mir weggetragen Do¡, Wehrt‰e, denkt, wohin? E# kan au¡, fa‹t gedanken, die Königin der Franken vergnugen euren Sinn
25
Hier wird der edle Sohn von S¡i¿sel angehalten: Man muß nur so den Thron de# Himmel# la‹en walten. | Er paaret und vereint,
30
wa# weit von ein getrennet;
S. v. B. Dichterey-Sachen
474
und die er Ehleut nennet, bald glei¡er Sinnen seind. Komt, s¡auet den Magnet, die s¡ön‰e Pegni”inne. 35
J¡ weiß, wann ihr ›e seht, daß euer herz ihm günne die Kette, die ihn hält. Wie man¡er mö¡t verlangen, zu seyn also gefangen,
40
wie er, zu seyn gefällt. J¡ ru[ den Himmel an, au# dankbarem Gemüte: Gott ma¡ e# wolgethan, dur¡ seine große Güte.
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Gott la‹e Wonn und Freud in ihrem hause wohnen, zulezt ›e tragen Kronen dort in der Ewigkeit. M. J. J. Benz. ad diem 7 Octobris.
413. Zur Ho¡zeit Herr Johann Jacob Peller# und Jungfrauen Sophiae Ursulae Hallerin von Haller‰ein der glü¿seelige Vatter. Wa# Babo dort, der Edle Mann, gethana der zweymal a¡t paar Söhne groß-gewann, a¡t Tö¡ter au¡, von zweyen theuren Frauen: da# gibt iezt au¡ die Nori#burg zu s¡auen. 5
der Steinbo¿b ihm ein edle Waldka”b nahm: davon die mäng der Söhn' und Tö¡ter kam. Und wie au¡ Babon# Kinder man¡en Stammen
Gedicht 413, 1678
475
im Rei¡ gepanzt, geheizt mit Tugend-Flammen: So gibet au¡, da# edle Peller-Hau#, 10
an man¡en Stamm die wehrte Kinder au#. S¡on a¡”ehn Züg zehlt Föbu# mit den Pferden, seit diß ges¡iht. die er‰e mu‰e werden, (daß man hievon erzehle na¡ der Reih) dem Ba›lisk: von dem der Papegey,
15
ein Vogel-Prinz, ›e neuli¡ hat geerbet,c den Gott no¡ lang erhalte unge‰erbet. die zweyte zog den Edlen Holzs¡uhd an. die dritte ›¡ dem Mohrenkopf vermählte, den jüng‰ die Wahl au¡ zu den Vattern zehltee.
20
die vierte au¡ der er‰en wehlte glei¡: die jüng‰ vom Tod litt einen harten Strei¡.f | die fün]e ›¡ gesellte zu dem Lamm:g da au¡ der Sohn ihm seine zweyte Flamm von Aug#burg holt',h ein edle# Kind von Stetten.
25
Je”und will ›¡ zur s¡warzen Löwini betten der zweyte Sohn: den Holzs¡uh nahm der Tod. der Himmel iezt bewahr vor sol¡er Noht! Wie solte ni¡t der Vatter glü¿ha] heißen, der man¡e# Kind so wol vermählt kan weißen?
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Er ‰ehet nun, ›ht ›¡, in Alter-Zeit so viel-verjüngt, zehlt Enkel ho¡-erfreut, und ho[t au¡ so die andren zu begatten. der Hö¡‰e de¿ mit seinem Gnaden-S¡atten, den P›tti¡, Kopf, Löw, Holzs¡uh und da# Lamm.
35
E# wa¡se fort der s¡öne Steinbo¿-Stamm, und trage Fru¡t, glei¡wie in diesen Sieben. Wa# wüns¡bar i‰, für Sie sey anges¡rieben. den 19 Octobris.
a) Aventius libro 5. Annalium Bojorum. bb) de# Herrn Ho¡zeiter# Vatter Herr Chri‰of Peller, und Frau Maria Magdalena Te”lin, Senatoris Filia: wird auf beyder Wappen abgesehen.
S. v. B. Dichterey-Sachen
476
c) Frau Maria Magdalena, Beati Johannis Baptistae JmHof# von 1652. 31 Maij. herna¡ Tit. herrn Andrea# Georg Paumgartner# von Holen‰ein und Lohner‰att Duumviri von Anno 1676. 20 Junii Ehelieb‰e. d) Frau Anna Maria Monsieur Sigmund Jacob Holzs¡uher# von der Neuenburg Peger# zu Her#bru¿ Ehelieb‰e. Anno 1660. e) Frau Maria Eleonora, Tit. Herrn Philipp Jacob Tu¡er# Senatoris Ehelieb‰e. Anno 1664. 2 Augusti. | f) Frau Maria Chri‰ina, Monsieur Mi¡ael# JmHof Tit. Herrn Georg Pauli JmHof vörder‰en Losunger#, Rei¡#S¡ultheißen und Raht#-Vörder‰en Sohn, Ehelieb‰e, von Anno 1670. 14 Novembris. ward Witwe 1677 g) Frau Maria Juliana Monsieur Johann Fridri¡ Lö[elholze# von Colberg Senatoris Filii Ehelieb‰e Anno 1672. 11 Novembris. h) Herr Job‰ Chri‰of Peller, vermählt, na¡ Frau Anna Maria geborener Huberin, mit Frau Anna Barbara Tit. Herrn Chri‰of# von Stetten Senatoris Augustani To¡ter Anno 1672. 13 Junii. i)
Jungfrau Sophia Ursula, Tit. Herrn Johann Wilibald Haller# von Haller‰ein To¡ter, an Herrn Johann Jacob Peller vermählt Anno 1678. 21 Octobris. Er war vorher verspro¡en mit Jungfrau Maria Barbara Tit. Herrn Georg Holzs¡uer# Senatoris et SeptemViri To¡ter, die vor der ho¡zeit ge‰orben.
414. der Palla# Rede zur Kun‰liebenden Jugend, in der Teuts¡en Academie Zweytem Theil. Kom, Jugend, die du träg‰ da# Feuer in den Sinnen, den Pinsel in der Hand. J¡ haupt der Pierinnen, i¡ Palla#, führe di¡ in diesen Kun‰-Pala‰, wo du de# Gei‰e# Spei# in Mäng zu nden ha‰ 5
Auf, s¡wing di¡ über di¡, kreu¡ ni¡t so an der Erde. Reit, wie Bellerofon, auf unsrem Pega#-pferde, und ieg den Sternen zu, se” Adler-augen ein. du wir‰ son‰, Dürer ni¡t, ein Albrer Tün¡er seyn. Ein Mens¡, de# Himmel# Kind, soll na¡ dem Himmel iegen.
10
Jhr Ursprung kan allein die hohe Seel vergnügen. Wer ni¡t geht immer fort; wer ‰eht, der geht zurü¿. Bleib vor der Pforte ni¡t. tritt ein und su¡ dein Glü¿,
Gedichte 414 und 415, 1678
477
der Kun‰ Vollkommenheit. Hier lerne re¡t beseelen die Kun‰, die Poesy der Mahlerey vermählen, 15
da# Leben mit der Farb. Hier i‰ der große Saal, da deine Sinne s¡är] die dreygedritte Zahl, der hauf der Kün‰inen, die ho¡-erleu¡te S¡ule. Hier su¡ und ma¡ amour, hier, MännerJugend, buhle, | se” die gedanken ho¡. Ma¡ Göttinen dir hold:
20
de# Mägde-Pöbel# la¡, ni¡t wehle Bley für Gold. Man sagt, da# VögelVolk ein‰ einen Rei¡#tag hielten: ein'n König über ›¡ ›e zu erwehlen zielten, und dieser solt e# seyn, den seiner Flügel Zug am hö¡‰en tragen würd, im windges¡winden Flug.
25
Wa# hatte da zu thun die Gra#mü¿, ô die slaue? Sie da¡t: den S¡wingen hier, den s¡wa¡en, i¡ ni¡t traue. J¡ bin au¡ klein: iedo¡ i‰ groß mein hoher Muht. E# kan o] thun die Li‰, wa# die Gewalt ni¡t thut. Al# nun der Adler og, saß ›e ihm auf den Na¿en,
30
und al# un›¡tbar-ho¡ er s¡wung die Flügel-a¿en, og ›e ho¡ über ihn. Jhr nuzte diese Li‰, daß ›e im Fitti¡-Rei¡ no¡ König hei‰ und i‰. O Jüngling! folge na¡. S¡au hier den Adler iegen, den König dieser Kun‰. Er liebet diß betriegen,
35
›ht gern, wann na¡ der Höh dein Pinsel trägt begier. Er wil, daß du dur¡ da#, wa# er dir s¡reibet für, wa# dir sein Sinn gebahr, dur¡ diese Kün‰e-Regeln, mög‰ über ihn hinauf bi# an die Wolken segeln. Er bri¡t alhier die bahn. geh du auf diesem Weg.
40
Da# End von deinem Lauf, wird seyn der Sternen-Steg.
415. Architectura oder die BauKun‰, redet au# ebenselbigem Bu¡. Wie redet dort, da# Bu¡ de# König# aller Weißen, der Weißheit rohter Mund,
S. v. B. Dichterey-Sachen
478
den ieder Jüngling solt zu kü‹en ›¡ beeißen: Sie sagt von einem Fund, 5
wie ›e ihr hab ein hau# gebaut auf ›eben Seulen. Wer redt, wer hat gebaut? wo ‰eht da# s¡öne Hau#? wer wolt e# also theilen? Di# s¡öne Rund man s¡aut: Gott selb‰, der S¡öpfer, hatt' im Anfang lu‰ zu bauen,
10
sein Werk ›nd alle Werk'. Wan man die Weißheit nennt, man redt von einer Frauen, die aller Kun‰ Gemerk. Gönnt mir, in diesem Bu¡, den Namen ohn beneiden. J¡ se”e mit Ver‰and
15
Palä‰' und Tempel hin, zier' alle# mit Gebëuden, bewohnbar' alle# Land. E# ›nd ja, zehl ›e re¡t, au¡ meiner Seulen ›eben. Du wei‰ von Se¡sen nur, und frage‰, wo dan mög die Siebend seyn geblieben?
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J¡ zeige dir die spur. Sie i‰, und i‰ do¡ ni¡t. Der alle# hat erbauet, der hat ›e no¡ im Sinn. | Wann unser seelig# Aug einmal Gott selber s¡auet, da wird er ‰ellen hin,
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da wird er in sein Rei¡ da# neue Salem ‰ellen, die güldne Gotte#-Stadt. S¡au, wie die BauKun‰ ›¡ zu Gotte kan gesellen, und nie kein Ende hat. Wer diese kennt und lehrt: denk nur, wie er ›¡ Gotte
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im Können ma¡et glei¡. Ob meine Kun‰ hier Zeit, und Feur, und Wind verspotte: ›e daurt in Gotte# Rei¡. Da werden wir bey ihm in häusern ewig wohnen, die nie kein Krieg be¡t:
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da Friede und da# Re¡t, da# edle Paar, wird throhnen, da Treue redli¡ spri¡t. So lerne dan Von mir: im Bau und Bau-bes¡auen,
Gedichte 415, 416 und 417, 1678
479
denk an den Himmel#-Bau. Jndeß bleibt der geehrt, der andre lehret bauen, 40
und ‰ellet auf die s¡au Beyspiele meiner Kun‰, die Herz und Augen laben. Er werde Adler-alt, der Adler, und s¡enk dir, ô Teuts¡land, sol¡er Gaben no¡ viel und mannigfalt.
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Und wann einmal den leib da# kalte Marmor de¿et, wird do¡ sein Namen#lie¡t, Wann ihm die Ewigkeit ein Grabmahl au#gee¿et, auf Erd verles¡en ni¡t. Mense Novembri.
416. Jungfrau Susanna von Sandrart. der Augen holder Bli¿, da# S¡ne¿enblut am Mund da# zarte Fell von S¡nee, ma¡t ihre S¡önheit kund. da# Herz hegt keus¡e Zu¡t, i‰ frommer Tugend S¡rein: die Gottesfur¡t e# gar zum Tempel weihet ein. 5
Jn Wirts¡a], zeiget ›e Erfahrung und Ver‰and. den Gei‰ Sinnrei¡tum füllt. Kun‰, führt die zarte Hand. Prang, Pegni”, mit dem S¡a”. Solt Pari# weiden hier, der S¡äfer: a¡! er gäb den güldnen Apfel Jhr. diß in der Blüt: wa# wird der Sommer führen ein.
10
Ja, Jungfer Sandrartin, wird Te‹el Römer# seyn. 9. Decembris.
417. Danzbelu‰igung der Virtuosen Jugend Hieher, zum bä‰en Danz! Apollo spielet auf. du, Jüngling, sey Mercur, führ eine Dam' im Reyen,
S. v. B. Dichterey-Sachen
480
die Aem›gkeit: die Kun‰, um Arbeit, ligt zu kauf. die Glori danzt herna¡: die trägt, di¡ zu erfreuen, 5
da# Lorbeerlaub, da# nur erleu¡te Sinne de¿t. E# wird zur Ehre au¡ der Rei¡tum ›¡ gesellen: die Betteley die hand nur zu den Faulen ‰re¿t. So wird, dur¡ Ehr und Gut, da# Glü¿ zu dir ›¡ ‰ellen. Wer diese# doppel-paar erwehlt zu seiner Lu‰:
10
der Wol‰and mit der Zeit muß seine Jahre zieren. Wem lei¡te# Kinderspiel und Faulheit nur bewu‰: Nur Armut, S¡ma¡ und Noht wird er zu Danze führen. 14 Ejusdem.
418. Nulla dies sine lineâ. da# Feuer feyret ni¡t. die Flut ‰ät# fürter führet ihr Wesen. Sonn und Mond ‰et# halten ihren Lauf. Kun‰liebender! hier lern, s¡au um di¡ und ›eh auf. Dein Gei‰ nie s¡la[en sol: da# S¡a[en ihm gebühret. diß ma¡t Kun‰-dreybelehrt. der Fleiß di¡ lädet ein.
5
kein Tag sey ohne Thun: solt# au¡ ein Stri¡ nur seyn.
419. An den Ho¡würdigen und Ho¡Edelgebohrnen Herrn Caspar von Lilien auf Warendorf ho¡Für‰li¡ Brandenburgis¡en Geheimen Raht, de# Consistorij Prae›denten und GeneralSuperintendenten al# er Geheimer Raht worden. Da# Feuer feyret ni¡t, e# ‰eiget, Fleugt immer näher Himmel-an, Nie e# zur Erd ›¡ rü¿wart# neiget: und kein Gewalt e# binden kan. 5
No¡ ‰ärker loht, die Glut der Gei‰er: die gar ni¡t# von der Erde kennt,
Gedicht 419, 1679
481
na¡ ihrem Himmel ewig brennt, ›¡ ›het niedrer dinge Mei‰er. E# bleibt au¡ ni¡t in S¡la¿en ‰e¿en, 10
ein Edler Stein au# Orient. er denkt ›¡ zeitli¡ zu entde¿en. Er weiß, wann er ›¡ wei‰ und nennt, man werd mit ihm zum Gold hin eilen, in diß Metall ihn kleiden ein.
15
Ein Gei‰, der spielt mit demant-S¡ein, kan ni¡t in s¡le¡tem Erz verweilen. Ein Phosphor fühlet sein Entzünden, i‰ Lie¡t und rennt dem Lie¡te zu, lä‹t ›¡ bey Föbu# allzeit nden,
20
wann der auf‰eht und geht zu Ruh. E# i‰ um die Dur¡leu¡ten gerne ein Lie¡t, da# hell von Weißheit glüht. Ein Glei¡ni# man am Himmel ›ht: Zu Sonn und Mond gehören Sterne. |
25
Wer gegen ihr, der Sonne, gehet, dem lau] der Ehre S¡atten na¡. Verdien‰ und Wi” ›¡ selb‰ erhöhet, behlt, daß man ›e größer ma¡. die Wahl grei] selber na¡ den Be‰en.
30
der Tugend man vonnöten hat. daß ›e mehr werden nü” dem Staat, ma¡t man ›e billig zu den Grö‰en. Diß weiß, diß will un# prei#li¡ weisen, der Franken Föbu#, der den Mann,
35
den Raphael auf seinen Reisen, nie gnugsam Gnad-erheben kan. Er kont nun lang Jhn kennen lernen: diß Lie¡t mü‰ ihm no¡ näher seyn. drum s¡reibt er Jhn geehrter ein,
40
zehlt Jhn zu den Geheimen Sternen.
S. v. B. Dichterey-Sachen
482
So löbli¡ thät der Persen-Käiser, mit seinem treuen Mardo¡ee. So zeigte Farao ›¡ weißer, belohnend Joseph# Sinnen-S¡nee. 45
diß werd der Na¡Welt zuges¡rieben! E# wolt ihr so, die Vorbild Spra¡, der theure Für‰ no¡ la‹en na¡, wie man sol krönen treue# Lieben. | Der Lilie wolt ja zus¡reiben,
50
selb‰ Gotte# Sohn, die Herrli¡keit. Sie sol dann hier au¡ herrli¡ bleiben, vom Glü¿ mit Ehren angekleidt. Jhr selb‰ ›e i”und wiedergibet we# ›e war vor der Zeit gewohnt.
55
da# Glü¿ do¡ no¡ Verdien‰en lohnt, und legt ›¡ vor der Tugend nieder. So müße dienen na¡ Verlangen, Eu¡, Herr no¡ ferner diese Magd. der soll, wie wir, mit wol-Ruh prangen!
60
die Welt der alten Liljen sagt: So seyt dann, Edler, seyt zu gnaden, auf der Verdien‰e s¡önem Pfad. Seit Jojada, ni¡t Joa# Raht: dem Neid mag seine Torheit s¡aden.
65
J‰ Staat#man ni¡t vorher gewesen, der große Bis¡of zu Milan? Jhr gebt da# gegenspiel zu lesen, trett die Canzley zur Canzel an. Man nimt ja re¡t zu Prä›denten,
70
›ht in Geheimen Raht mit-gehn, die Kir¡ und S¡ulen be‰ ver‰ehn: Wol nun de# Musen-Staat# Clienten! 23 Januarii.
Gedichte 420 und 421, 1679
483
420. Zur Ho¡zeit Herrn David Funken#, und Jungfrauen Magdalenen von Sandrart. Sonnet. Jmfall i¡ wär, al# wie Herr Bräutgam hei‰, ein Kun‰Poet, wie David i‰ gewesen: so gäb i¡ iezt die be‰en, ni¡t die bösen, von Versen her, au# einem heißen Gei‰. Do¡ brennt da# herz, ob iezt der Regen Ei‰:
5
e# gäbe do¡ gern seinen Wuns¡ zu lesen. Laß, Hö¡‰er, du da# wehrte Paar genesen, von denen Ein# mir blut-verbunden hei‰. Sand-Kiesel pegt wol Funken au#zusprü”en: 10
Hier springt der Funk hingegen in den Sand. J¡ denk, daß er antri[t ein ZunderLand: So werden ›e dann ‰et# in Flammen s¡wi”en. Diß i‰ die Lieb. Glü¿ füge Gott hinzu! So leben Sie in ‰iller ‰olzer Ruh. 12 Februarii.
421. Jn Herrn Georg Chri‰o[ Hohmann# Nürnbergis¡en Kriegs¡reiber# StammBu¡. Wert‰er! dreymal s¡on ›ht un# hier der Pegni”Strand beisammen. J¡ gedenk no¡ unsre# Thun#, und der er‰en Jugend Flammen: 5
da i¡ Eu¡, wie mi¡, geliebt. da mi¡ s¡merzte Euer S¡eiden: da de# Maine# s¡öne Heiden, Eu¡ hinzu¿end, mi¡ betrübt
S. v. B. Dichterey-Sachen
484
Na¡mal#, al# die liebe Saal 10
mi¡ na¡ hause hieße reisen, und i¡ hier im Linden-Thal aneng Floridan zu heißen: da kamt Jhr au¡ wieder ein. da wir o] den S¡äfereyen
15
unsre Stunden konten leihen. Und wa# konte süßer seyn? J¡ zog na¡ der Elbe hin: dahin Jhr, na¡ man¡em Jahre, folgtet, al# mein Leib und Sinn
20
an dem Maine nun au¡ ware. Je”und ›nd wir Beyde hier wieder, wie s¡on zwier, beisammen, ›nd no¡ heiß von alten Flammen, ›nd au¡ glei¡ an Jahren s¡ier.
25
Nun der Himmel sei geehrt, für sein Weiße# gnädig# Führen. Er laß ferner, und vermehrt, Un# hier seine Güte spüren. Einer sei de# andern Freund:
30
bi# wir hin zu Jesu reisen, Wehrt‰er! dort wir werden heißen ewig ungetrennt verEint.
422. Zu Herrn Johann Gottlieb Witti¡# und Jungfrau Maria Regina Heiglin Ho¡zeit. Sey gön‰ig, Himmel#-Gold, sey, Sonne, sey do¡ hold dem Tag und diesem Fe‰e. E# bitten di¡ die Gä‰e,
Gedicht 422, 1679
485
5
der S¡äfer und die Braut, die heut da# Glü¿ betraut. Zwar, wolt‰ du trübe seyn, wa# fragt na¡ deinem S¡ein ein Paar, da# selber s¡einet,
10
wie wann der Mittag bräunet: Jhr Herz i‰ voll der Glut, die Amor s¡üren thut. Sie seine Sonne i‰, die er mit Bli¿en grü‰,
15
die ihm da# Herze hei”et. Er selb‰ au¡ Feuer-gei”et, ma¡t ihr von Flammen heiß, daß ›e ›¡ brün‰ig weiß. Nehmt, wa# der Himmel gönnt,
20
Herr Vetter! Sieben ›nd der Jahre und no¡ Sieben vero‹en mit betrüben, eh Sie erzeuget war. vom Edlen Eltern-Paar.
25
Natur ›¡ lang beda¡t, eh ›e hervor gebra¡t diß wehrte Kind voll Gaben: und ihr, ihr solt e# haben. So habt e# eu¡ zu Glü¿.
30
Und, lieber, denkt zurü¿: der Vatter, so iezt todt, solt werden euer Dot: iezt müß er Vatter werden, da er ni¡t mehr auf Erden.
35
Eu¡ bleibt sein Nam und Kind. Seht, wie der Himmel bindt.
S. v. B. Dichterey-Sachen
486
Nehmt diesen, s¡ön‰e# Kind, den Eu¡ der Himmel günnt. Er lernt', in fremden Heiden, 40
die S¡äein hurtig weiden. Ein Jacob, frommer hirt, Eu¡ Rahel iezt heimführt. Jhr habt ihn, sein Magnet, ja o] entla‹en spät
45
dort au# den Lö[elZimmer. Bey Eu¡ bleibt Er nun immer. So lebt dann ungezweyt! dort lab' Eu¡ Seeligkeit. Dort lab eu¡ Seeligkeit.
50
Hier lebet ungezweyt, Hier lebet, und Eu¡ labet, und wa# ihr wüns¡et, habet! diß au# dem Herzen sagt, Herr Vetter, Eure Magd M. W.
423. Ubers¡ri]en an ein Botenhau#. Wer will wi‹en von der Welt. frage diß Avisen-Zelt. # Also müßen Füße, Pferd und Wagen, alt- und neue# dur¡ die Länder tragen. # So langt zusammen, wa# entlegen, wann wandern übers¡riebne Bögen. #
9 Maij.
Gedichtgruppe 423, Gedichte 424 und 425, 1679
487
So kan Süd, O‰, mit Nord, We‰ handeln, wann Füße, Roß und Räder wandeln. # Wa# redet ohne Mund, sag an? Ein Brief ohn Zunge s¡wa”en kan. # Hört Wunder an: hier ›het man den Mund in händen tragen. Wer reden will, muß e# in ‰ill dem Aug, ni¡t Ohren, sagen. Man wehl ein paar von diesen au#, und s¡mier e# an da# Botenhau#.
424. Auf Herrn S¡wager Johann Adam Rubinger# Für‰li¡ Brandenburgis¡en und Culmba¡is¡en Medici Bildni#. Ex Latino meo. Ohn Gott kein Mens¡e wird auf Erden etwa# können: Kein Arzt, ohn Gotte# Hülf, kan iemand# Helfer seyn Herrn Rubinger zu ›¡ lud Gott und Wi‹en ein, spra¡! der wird meinem Thun au¡ seinen Bei‰and gönnen. 5
da# Herz war redli¡-treu, für Arme rei¡ die hand, voll demut sein Gemüt: ô s¡ön‰e# Tugend-band! 3 Novembris.
425. Uber Herrn Prediger# Andreae Ungelenk# Bildni#. S¡au die Stirn, voll Gotte#-Fluten: und ihr Brun, i‰ dieser Mund Dein Gehör von ihme trink, diesen Gotte# Brunn verehre.
S. v. B. Dichterey-Sachen
488
Daß hiervon ein Gotte#Ba¡ au¡ den frommen leser nehre ma¡t diß Bu¡ die Gotte#Kinds¡a], a¡! die GnadenKunds¡a] kund.
426. An den Wehrten Polyanthu#. Die Gall fühlt Floridan, der Rhein die Wut der Gallen: hier Flüß' und Sot, dort Noht und Tod und Ri‹e wallen. Gott helfe, dur¡ den Fried und Edlen Polyanthen, mir von der bößen Gall, von Gallen allen Landen, 5
ma¡ mi¡ gesund und ›e vor aller Welt zu s¡anden.
427. Zu Herrn . . . . . Kramer# Juris Consulti und Jungfrau . . . . S¡u‰erin Ho¡zeit. War er ni¡t, der Edle S¡u‰er, kluger Rähte wehrte# Mu‰er, war er ni¡t mein großer Freund? Pegni”! dir der Ne¿ar nahme 5
diesen Sohn: da Er hinkame, wo die Nectar-quellen seind. 2 Jzt ein Glei¡er Re¡te-Prie‰er, ein lebendig# Staat#-Regi‰er, ma¡t ›¡ an sein Edle# Kind.
10
Wa# man an dem Vatter hatte, daß die Freud da# Leid er‰atte, iezt man in dem Eidam ndt. 3 Etwan au¡, wa# i¡ verlohren, mir ie”und wird neugebohren,
15
ein Geehrter, der mi¡ liebt.
Gedichte 427 und 428, 1680
489
Kan i¡ au¡, so werd i¡ zeigen ein getreue# dien‰-zuneigen. Einen Wuns¡ die hand hier gibt. 4 Und ›e gibt ihn au# dem Herzen. 20
Gott, der selber hat die Kerzen beider Seelen angezündt, der ernehre diese# Feuer, ma¡ ihr Glü¿e tägli¡ neuer s¡reib' e# zu mit güldner dint'. 5
25
dreht, ihr Fata, einen Faden, der mit Golde sey beladen, auf viel du”et Jahr' hinau#. Endli¡ spat, und satt von Jahren, laß der Himmel Beyde fahren
30
seelig in da# EngelHau#. den 9 Septembris.
428. Jn Herrn Borken# StammBu¡ Innitum quod delectat. Optimum elige, si sapis. punctum est, quod cruciat. Wer Himmel, Gott und Ewigkeit mag mit dem Glauben# Zirkel me‹en: Wird Ho[end alle# Leid# verge‹en, wird au¡ vera¡ten alle Freud. 5
Zieh Dupf und Umkrei#, iede Stunde: Hier Punct, dort i‰ die große Runde. E. |
S. v. B. Dichterey-Sachen
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Wa# mi‹t man viel die Erd? J¡ will den Himmel me‹en, Gott und die Ewigkeit. Auf Erd i‰ alle# klein, ein Punct im weiten Rund. Laß Gott nur Alle# seyn: so wir‰ du deine# Ni¡t#, im Ni¡t# hier, bald verge‹en
429. Jungfrau Hofmännin dankt ihrem Gei‰li¡en Lehrer für die Jnformation. Sonnet. Dank, für die Lehr, erheis¡et meine Pi¡t: diß i¡ empeng, und jene# soll i¡ geben. Wie soll hierzu mein s¡wa¡er Gei‰ ›¡ heben. Hier i‰ die S¡uld: iedo¡ ›nd Krä]e ni¡t, 5
zu zahlen ab. Nur diese Zeile spri¡t. dem Winzer son‰, mit Trauben, dankt der Reben. E# soll mein Wuns¡ am treuen Himmel kleben: der gern belohnt, und alle S¡uld entri¡t. Nehmt, herr Vetter, für die That,
10
meine Hand und ihr Bekennen: der ihr auf dem Anda¡t-Pfad meine Seele lehrtet rennen. E# wird euer seyn da# Brennen, wann ›e forthin Feuer hat.
430. Auf etc. Herrn Paul Albre¡t Rieter# von Kornburg auf Harrla¡ etc. Senatoris et Polemarchi Norici Namen#-Tag. Nori#! deinen S¡leyr heut gülde. Föbu# guldet dein Gelde. Flora ‰reut Smaragden au#,
Gedicht 430, 1681
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dir den Lenzen-ro¿ zu ‰i¿en. 5
Heut muß ni¡t# al# Freude bli¿en, auf die Erd vom Himmel-hau#. Unser Edler großer Rieter, Krieg#gebieter, nennet ›¡ na¡ diesem Tag.
10
Zefyr ihn in Blumen trag. 2 Jederman ihn also kennet, al# wie dieser Tag ihn nennet, Edel re¡t und Allen Wehrt. der ihm alle kan verbinden,
15
mö¡ten wir do¡ Bande nden, daß er würd von un# beehrt. Ein Magnet i‰ der Gemüter unser Rieter. Ey so la‹t un# in gemein,
20
seine# Ruhm# Trompeten seyn. 3 Unser Wuns¡ hat wol gebunden, wann wir seine Leben#-Stunden binden fe‰ an Gotte# hand. E# ergieße ›¡, wie Regen,
25
auf sein hau# de# Himmel# Segen, ma¡ ihm hohe# Glü¿ verwandt. Hab für unsren theuren Rieter deine Güter, Brunn de# Guten, hö¡‰e# Gut!
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Wolgethan sey, wa# er thut. 4 Ma¡ ihn, ihm dein Heil zu zeigen, auf der EhrenStiege ‰eigen, wie du ha‰ bi#her gethan. Nori# hat s¡on o] gesehen
S. v. B. Dichterey-Sachen
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seine Ahnen oben gehen: Er tritt auf gepogner Bahn. du wol‰ unsrem Edlen Rieter ein Behüter seine# Ein- und Au#gang# seyn.
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Himmel, s¡reib diß Wüns¡en ein. 5 diesen Tag Er o] erlebe, ein gesunde# Haupt aufhebe, daß in Glü¿ soll werden grau. Wa¡#tum au¡ sein hau# müß krönen,
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daß in Enkeln und in Söhnen Er ›¡ alt verjünget s¡au. der verbeinte Mens¡en-Wüter unsren Rieter und die Seinen ni¡t berühr.
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Ja, Er lebe! ru[en wir. Den 19 Aprilis.
Apparate und Kommentare
Text 1: Herrn Johann-Ern‰# Gerhard#, Magi‰er-Würde. 1r/v T2 Herrn] H. – T2 Ern‰#] ‰# überschrieben – 7 dingen] d nachträglich erhöht – 8 und] u. (ebenso 9, 14, 15, 23, 26) – 10 wendet] n nachträglich verdeutlicht – 13 Himmel] Him el (ebenso 24; ebenso 26 immer) – 16 eräugen:] Doppelpunkt aus Komma oder Semikolon überschrieben – 17 zurü¿e] ev. zu rü¿e – 18 da#] Kürzel – 20 wieder] mit der-Kürzel – 24 Namen#Lob] ev. Namen# Lob – 25 au¡] a. – 26 der] Kürzel Das während Birkens Studienzeit in Jena – nach Auskunft des Druckes zum 8.8.1643 – entstandene Gedicht gratuliert dem Theologen Johann-Ernst Gerhard (1621-1668), der später, als Nachfolger Dilherrs auf dessen Jenenser Lehrstuhl, auch als Sprachwissenschaftler hervorgetreten ist (s. ADB. Bd. 8 (1878), S. 772 (Wagenmann); Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. Bd. 23 (2004), Sp. 497-501 (Bitzel); Stauffer, 2007, S. 4f.), zur Erlangung des Magistergrades. Nach Stauffer handelt es sich um das "einzige gedruckte Zeugnis aus Birkens Jenaer Studienzeit". Das Gedicht findet sich nach Beiträgen anderer, jedoch entgegen den Angaben Stauffers (vgl. ebd.) ohne einen eigenen Beitrag Gerhards, an letzter Stelle der akademischen Festschrift Ehren-Port/ | al# | Johann Ern‰ Gerhard | von Jena au# Thüringen | am 8. Tage de# Aug‰-Monat# | Jm Jahr 1643. | in der Philosophi Doctor mit gebräu¡li-|¡en Solenniteten gema¡t wurde/ | Au[geri¡t in Jena | Von wolwünds¡enden Gönnern | und Freunden. | Gedru¿t bey Ern‰ Steinmann., A4r/v. Später, zu Beginn der Korrespondenz Birkens mit Martin Kempe, hat dieses Gedicht noch einmal eine Rolle gespielt; s. Brief Nr. 4, Z. 6-9 (WuK. Bd. 13.1, S. 13, 441). Die Druckfassung weist, abgesehen von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion, folgende Abweichungen auf: T1-3] Ode | Dactylica. – 5 höhere#] höher# – 6 rühmli¡em Üben] rühmli¡en Kün‰en – 8 mit S¡aden na¡ringen] na¡ Uppigkeit ringen – 10 zu eitelen] na¡ ko‰baren – 11 Wa# nur erge”et, nit] Ni¡t# wa# frewet nur – 14 und Viehis¡e#] da# Viehis¡e – 15 und zwe¿en dur¡ Tugend na¡] erzwe¿en die Tugend und – 17 zurü¿e nit] ni¡t rü¿e-wert# – 18 ni¡te# i‰, da# ›e vom Laufen abkehr] Wer i‰/ der diese vom Zwe¿e ver‰ör' – 19 Solt er au¡] Muß Er s¡on – 19 dem] den – 20 mü‰] Muß – 21 do¡ da# Vorhaben in Lobe] Ob Er ab‰irbet/ der Name – 24 Fama sein Namen#Lob Himmel-auf höht] Jeder sein Lobe zum Himmel erhöht – 28 iedem] jeden – 29 nur zeitli¡] ja eifer- – U A. 1643 Jhena.] Seinen ho¡geehrten Gönner | ma¡te diese# au# S¡ul-|digkeit | Sigismundus Betulius | oder Bir¿man. Als Briefpartner ist Gerhard zweimal in Birkens Korrespondenznachlaß vertreten. Birken setzte sich am 26.7.1666 in einem an Gerhard gerichteten Empfehlungsschreiben für Caspar Reichold ein (PBlO.B.5.0.26 (eines der beiden Hefte mit lateinischen Gedichten und Briefen Birkens, die zur Fortsetzung der Sammlung BETULETUM (PBlO.3.1.4) bestimmt waren), 111(7)v-112(8)r); Entsprechung im Tagebuch: I.244; PBlO.B.2.1.4, 43v. Gerhards Antwort erfolgte erst fast ein Jahr danach am 7.7.1667 (PBlO.C.98.1) und traf am 11.7.1667 laut Empfangsvermerk und Tagebuch (I.302; PBlO. B.2.1.4, 64v) bei Birken ein. 1-6 Also wird Tugend ~ ›¡ übt.] Früher Ausdruck eines wie von vielen seiner Zeitgenossen auch von Birken immer wieder bekundeten Themas: Ehre gebührt nicht nur dem Adel, sondern auch, ja mehr
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Apparate und Kommentare
noch, den geistig Strebenden. – 7-12 Jener mag rennen ~ i‰ vieler Verlu‰.] Ein ebenso typisches Motiv bei Birken und den meisten seiner dichtenden Zeitgenossen: die Hinfälligkeit des Irdischen und die Verächtlichkeit des auf Irdisches gerichteten Strebens. Mit den Bezeichnungen "Dieser" (v. 4) und "Jener" (v. 7) werden beide Orientierungen, denen jeweils eine Strophe gilt, kontrastiv personalisiert. Das Bildmotiv des Klebens an der Erde (v. 12), aber auch die Kontrastierung der beiden Verhaltensweisen ist bis in die Literatur der Antike zurückzuverfolgen. Besonders markante und damals geläufige Beispiele bieten die Prooemien von Sallusts 'Catilina' und 'Jugurtha'. – 16f. Wollen im Wege ~ zurü¿e nit beugen] Zugrunde liegt das von Birken immer wieder verwendete Motiv vom bequemen Weg, der in den Untergang führt, und dem allein richtigen schwierigen und dornigen. Besonders deutlich ausgedrückt hat Birken es später in dem Drama Bivium Herculis oder Tugend- und Lasterleben; s. Silber, 2000, S. 312343. – 18 ni¡te# i‰, da# ›e vom Laufen abkehr.] Zugrunde liegt der im ersten Paulusbrief an die Korinther 1, 9, v. 24 hergestellte Vergleich zwischen den sich asketisch auf ihre Wettkämpfe vorbereitenden Athleten und einem ebenso konsequent auf Gott ausgerichteten Leben. – 19-24 Solt er au¡ ~ Himmelauf höht.] Zugrunde liegt die neostoische Adaption von Sentenzen wie Ovid, Epistulae ex Ponto, 3. 4. 79: "Ut desint vires, tamen est laudanda voluntas." [Mögen die Kräfte fehlen, so ist doch der Wille zu loben.] Zum Einfluß neostoischer Vorstellungen auf die Motiv- und Bildwahl in Birkens Lyrik s. Wieland, 2006. – 24 Fama sein Namen#Lob Himmel-auf höht.] S. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 510f. Zugrunde liegt das von Vergil, Aeneis 4, 173-195, entworfene Bild der geflügelten, vieläugigen und vielzüngigen Fama. Bei Vergil ist Fama negativ bewertet, bei Birken, der ihr noch eine silberne Trompete zuordnet, stets positiv. Besonders deutlich ausgebildet ist ihr Bild im Prooemium des Versepos Amal#; s. Laufhütte, 2005(1), S. 443f., 2007, S. 178f. Hier steht Fama für das Ewigkeitsruhm stiftende Vermögen der Dichtung. – 25-30 Und ihr habt ~ ewigen Glanz.] Übertragung der beiden allgemeinen Erwägungen auf den besonderen Fall – daher die Anrede –, der zuletzt (v. 29f.) als beispielhaft angegeben wird. – 25 zeitli¡] Vgl. v. 29: 'frühzeitig' oder 'rechtzeitig'. – 27 den Kranz] Den Lorbeerkranz des Siegers.
Text 2: Herrn Benedict Bo¿en#, Magi‰er-Würde. 1v T2 Herrn] H. – 1 wa#] Kürzel; ebenso 14 – 3 wanndaß] wan daß (ebenso 15 wann) – 5 der] Kürzel; ebenso 10, 11, 14, 16, 19) – 5 himmlis¡e#] him lis¡e# (ebenso 6 Flammen) – 6 und] u. (ebenso 24) – 6 verwendet] mit ver-Kürzel; ebenso 9 unverge‹en – 11 da#] Kürzel; ebenso 24 – 12 lebt] e überschrieben – 16 prangt] pra gt (ebenso 18 gedru gen) – 18 Lob] L überschrieben – 23 Lohn,] ev. Lohn; – 24 Hütlein] ü überschrieben Auch dieses Gratulationsgedicht ist in Jena geschrieben worden. Anlaß war der Erwerb des Magistergrades durch den Theologen Benedict Bock (1621-1703) im Jahr 1644. Zu ihm s. Will. Bd. 1 (1755), S. 123-125. Bock, Sohn eines Klagenfurter Tuchmachers, den sein Schicksal als Glaubensexulant über
Gedicht 2,1643/44
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verschiedene Stationen nach Nürnberg geführt hatte, wurde im mährischen Znaim geboren. Einen Teil seiner Schulzeit verbrachte er in Nürnberg. Daß Birken ihn schon damals gekannt haben könnte, belegt eine Notiz in seiner Autobiographie: Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 23, aus der hervorgeht, daß Bock seine Reise zum Studium in Jena am 20.4.1640 zusammen mit Birkens 1619 geborenen Bruder Johann Salomon Betulius angetreten habe. In Jena haben beide am 4.8.1640 die Magisterpromotion des ältesten der drei Betulius-Brüder, Christians, miterlebt (s. ebd.). In Jena lebte Bock als Stipendiat Nürnberger Kaufleute im Haus Johann Michael Dilherrs, mit dem er, als dieser 1642 nach Nürnberg berufen wurde, vorübergehend dorthin zurückkehrte. Wann er das Studium in Jena wieder aufgenommen hat, ist nicht zu ermitteln. 1649 wurde er zum Prediger der Nürnberger Vorstadt Wöhrd berufen, noch im selben Jahr zum Hofprediger und Superintendenten in Öttingen. Zuletzt war er General-Superintendent der Grafschaft Öttingen. Bock war Schwiegervater des Pegnitzschäfers David Nerreter (Philemon); zu ihm s. (WuK. Bd. 13.1, S. LXII-LXVI, 305-355, 817-851). Ein Druck des Glückwunschgedichtes ist nicht bekannt. Zur Hochzeit Bocks im Jahre 1650 hat Birken zwei weitere Gedichte verfaßt; s. Gedicht Nr. 3 und den zugehörigen Kommentar. 1-4 Wa# i‰ der Erden Thun? ~ zuglei¡en ›¡ bemüht.] Ebenso wie im vorigen Gedicht drückt sich in dieser Passage das Selbstverständnis der 'nobilitas literaria' aus (s. Dyck, 1969, S. 129), die sich an höheren Werten orientiert als der auf irdische und niedere Dinge beschränkte Pöbel (v. 2) und der erbliche Adelsstand (v. 14). – 5-7 Ein Gei‰ ~ Ewigkeit empfäht] Anders als später bei Birken ist mit diesen Wendungen (vgl. auch v. 19f.) nicht die Hinwendung zu Gott, die Bemühung um das Seelenheil gemeint, sondern in humanistischer Tradition das Streben zu Ewigkeitsruhm begründender geistiger Tätigkeit. – 8 Leben-fürter] 'Über das Ende des Lebens hinaus'. – 9 Ein sol¡er lebt im Tod.] Durch geistiges Streben kann der Tod überwunden werden. Vgl. etwa v. 59f. des anläßlich der Hochzeit Heinrich Alberts und Elisabeth Starcks am 9. 2. 1638 von Simon Dach verfaßten Gedichts: "Und der edlen Tichter Geist, lebt im Tod erst allermeist." (Dach, ed. Ziesemer, 1936. Bd. 1, S. 49f.). – 11 da# Seelenne”] Bei Tauber, 1981/82, S. 92, unter dem Begriff 'seelnetz' ('Netz um Seelen einzufangen') als Erstbeleg im Wortschatz von Hans Sachs aufgeführt. Bei Birken als Metapher für den Leib als die durchlässige Hülle der Seele verwendet. Vgl. v. 14 in dem Hirtenlied von 1649 ("Feige Seelen die sind feige"), das Birken in seine Autobiographie aufgenommen hat: Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 28f.; es ist auch in der Sammlung Psalterium Betulianum (PBlO.B.3.3.3) enthalten: 40v-41v. – 18 ‰i¿le] Vom adj. 'stickel' (steil ansteigend, hoch), s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 10, Abt. 2, Teil 2 (1941), Sp. 2733-2734. – 20 ihr gro‹er Prinz] Apoll. Die Bezeichnung "Prinz" ist in der damals üblichen Bedeutung 'Fürst', 'Anführer' verwendet. – 24 da# Hütlein] Gemeint ist der Doktorhut als Symbol für ein erfolgreiches Fortschreiten in der akademischen Laufbahn. Die Doktorwürde hat Bock trotz dieses Wunsches nicht erworben.
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Apparate und Kommentare
Text 3: Herrn Simon Trandorf# Gei‰li¡en Seelhirten# und Jungfrauen Elisabethae Gerhardin Ho¡zeitFe‰. 2r/v T3 Gei‰li¡en] Gei‰l. – T5 Jungfrauen] Jf. – 7 2.] 2 (ebenso bei den folgenden Strophen) – 34 hinn] hin (ebenso 35 Gewinn) Dieses und das folgende Gedicht – ihre Zusammengehörigkeit ist durch das Fehlen des sonst üblichen Abgrenzungsstriches angezeigt – dürften im Winter 1644/45 entstanden sein. Bei dem Hochzeitspaar handelt es sich um den aus Laucha in Thüringen stammenden Geistlichen M. Simon Trandorf (16141691), der von 1643 bis 1691 Adjunkt der Superintendentur Orlamünde (s. DBA, I, 1280, S. 107-118) war und wahrscheinlich Ende 1644 Elisabeth Gerhard (1619-1662), eine Tochter des Theologen Johann Gerhard (1582-1637; zu ihm s. ADB. Bd. 8 (1878), S. 767-771 (Wagenmann); NDB. Bd. 6 (1964), S. 281 (Lau); Steiger, 1997) heiratete. Im Stammbuch von Michael Geck (1621-1697, auch: Göch / Gochäus), der 1647 den Magistergrad in Jena erlangte und seit 1666 Pfarrer in Pommelsbrunn war, findet sich ein auf das Jahr 1647 datierbarer Eintrag Simon Trandorffs neben solchen von Benedict Bock, Johann Ernst Gerhard und Hanß Heinrich Riedesel; s. Schnabel, 1995. Bd. 1, Nr. 87. Alle drei gehören zu Birkens Jenenser Freundeskreis; s. zu den Gedichten Nr. 1f., 9 und 11. Ein Druck des Gedichts ist nicht bekannt. 3 heut e# eure Haut wird gelten.] Diese wie auch die in den Strophen 3-7 folgenden derben Anspielungen auf den Verlust der Jungfräulichkeit der Braut und Umschreibungen ehelichen Liebesvollzuges mit Kampfmetaphern sind charakteristische Merkmale der Textsorte 'Hochzeitsgedicht'; s. Segebrecht, 1977, S. 157f. – 10-12 euer Lieb-ge›nnter Feind ~ will er heute Beut erlangen.] Gemeint ist der Bräutigam, der hier als Gegner im Liebeskrieg erscheint. – 13 E# wird do¡ ni¡t# ander# au#:] 'Es wird doch nichts anderes dabei herauskommen'. – 14-18 in dem Strau# ~ mit dem Leben müßen bü‹en.] LiebeskriegsMetaphorik; der Ausdruck "S¡u”" steht für die rollenspezifisch der Braut unterstellte anfängliche, doch vergebliche Gegenwehr. – 23 nießen] 'genießen'. – 46-48 Wann der Mond i‰ dreymal drey worden neu, wird e# eu¡ im S¡oß erge”en.] Am Ende steht der in Hochzeitscarmina übliche Wunsch baldigen Kindersegens.
Text 4: "Nunmehr i‰ der Winter kommen". 2v/3r T1 IV.] IV – Nunmehr] davor redundanter Anstrich zum N – 1 kommen] kom en (ebenso 3 weggenommen – 11 wiederkomm – 12 ‰umm) – 4 mehr] über me funktionsloses Umlautzeichen – 7 2.] 2 (ebenso bei den folgenden Strophen) – 10 Lenzen] L aus l überschrieben – 14 iezt] zt überschrieben – 16 Tirilir] mittleres i verschmiert – 29 wann] wan – 38 beyde] davor ein Wort gestrichen
Gedichte 4 und 5, 1644/45
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Daß dieses Gedicht demselben Anlaß gilt wie das vorangehende, ist durch das Fehlen des sonst üblichen Abgrenzungsstriches und das Fehlen einer eigenen Überschrift angezeigt. Auch von diesem Text ist kein Druck bekannt. 1-6 Nunmehr ~ haar.] Die Winterbildlichkeit bestätigt die Zusammengehörigkeit der beiden Gedichte. – 2 Flora] Alte römische Göttin der blühenden Pflanzen (s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 579f.), metaphorische Bezeichnung des Frühlings. – 8 die beliebte Cantorey] Von Birken häufig verwendete Bezeichnung der Singvögel. – 11 mit der Progne] Zur Verwandlung Prognes, einer Tochter des attischen Königs Pandion in eine Schwalbe s. Ovid, Metamorphosen 6, v. 423-670. – 13 Sie, der Vögel Prinze‹inne] Die Nachtigall. – 15 A¿er Ni‰erinne] Die Lerche. – 17 weil] Hier in der Bedeutung 'während', 'solange' verwendet, wie häufig bei Birken. – 19-24 Corydon ~ erwärmet werd.] Mit der Nennung der beiden Schäfergestalten wird nach Pflanzen und Tieren die Menschheit in das Winterbild einbezogen. – 28 in die Harr] 'auch wenn noch auf ihn gewartet werden muß'. – 31-42 Andre ~ wiegt.] Anrede an die Brautleute, von denen schon in der Str. 5 die Rede gewesen war. – 36 au¡] Ev. Schreibversehen; sinnvoll wäre 'euch'. – 39f. bi# ›¡ ~ ›zt] Zuvor hatte sie das Bett mit der Tochter geteilt. – 41f. bi# der Winter ~ da# der Sommer wiegt] Anklang an die Liebeskriegs-Metaphorik in Gedicht Nr. 3, auf dessen Schluß (v. 46f.) sich auch die Anspielung auf den im Sommer zu erwartenden Nachwuchs zurückbezieht.
Text 5: Uber Jena, da# Thüringis¡e Athen: Sonnet. 3r/v T1 V.] V – 2 da#] Kürzel – 3 da#] ev. da#, – 4 angewiesen.] en-Schlaufe und Punkt überlagert – 11 bli¿et] i verschmiert Die Rückblicksperspektive erweist, daß dieses Sonett nach Birkens Rückkehr nach Nürnberg (3.10. 1644; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 24m46f.) entstanden ist. Es gibt inhaltliche Parallelen zu dem Gedicht Jenis¡e# Andenken in der 1645 veröffentlichten Fortse”ung Der Pegni”-S¡äferey (S. 813), das Birken später in seiner Autobiographie als seine poetische Ersttat darstellt, der wenig später die Aufnahme in den kurz zuvor gegründeten Pegnesischen Blumenorden gefolgt sei: "In hoc igitur paulò post cooptatus, quum Mnemosyno quodam Jenensi venam Carminifluam secâssem [...]." [Wenig später wurde ich dann auch in diese Gesellschaft aufgenommen, nachdem ich mit einem Erinnerungsgedicht auf Jena die poetische Ader angeritzt hatte.] (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 25, 72). In Jena hatten beide Brüder Birkens studiert (s. zu Gedicht Nr. 2). Ein Druck des Sonetts ist nicht bekannt. 1 Du edler ~ gepriesen] Der Vergleich von Universitäten mit dem Parnaß gehört zum geläufigen Formelbestand (vgl. Jenis¡e# Andenken, v. 3f.). Mit "andern" sind andere Hochschulen gemeint. – 2-4 der
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Apparate und Kommentare
mehrmal# ~ angewiesen] Anspielung auf Odyssee 8, v. 499-520. Daß das Hervortreten von Gelehrten an der Universität Jena mit der Geschichte vom Trojanischen Pferd verbildlicht werden kann, hebt deren Rang hervor. Gemeint sein dürften damalige Größen wie Johann Gerhard, Johann Michael Dilherr und die in Birkens Autobiographie (WuK. Bd. 14, S. 24, Z. 9-15) Genannten. – 3 an dem Simoi#] Vgl. Zedler. Bd. 37 (1743), Sp. 1429: "jedo¡ aber ma¡en Homer und Virgil viel Wesen# von ihm, weil insonderheit zwis¡en sol¡em Flu‹e und dem Scamander der Campus Scamandrius und Simoisius si¡ befand, [...] wel¡em beyde Flü‹e den Nahmen gegeben, und worauf si¡ die Grie¡en und Trojaner vornehmli¡ herum s¡lugen, Virgil. Libr. V. Aeneid.". – 4 die zur Kun‰ und Tugend angewiesen] Umschreibung des von den akademischen Lehrern Geleisteten. – 5 wann wir‰ du ~ wie vor diesen] Vgl. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 24, 72: "et sic Jenâ discessum est, sed animo redeundi adeoquè ibi relictis". [Und so mußte ich von Jena scheiden doch mit der Absicht, wiederzukommen. Ja sogar meine kleine Habe lies ich dort zurück.] Auch die Briefe, die Birken nach dem Studienabbruch mit seinen in Jena verbliebenen Freunden gewechselt hat (s. WuK. Bd. 14, S. 73), lassen erkennen, daß er dorthin zurückzukehren hoffte. – 6f. da deine Silber Saal ~ den Gegenhall gelehrt] Jena liegt an der Saale. Zur 'Gegenhall'-Thematik vgl. die entsprechenden Episoden in der Fortse”ung Der Pegni”-S¡äferey, S. 12, 24f. u. 29f. Zur mythologischen und poetologischen Dimension des Echo-Motivs in der Frühen Neuzeit s. van Ingen, 2002. – 9-11 E# haben ~ ob ihren Gipfel vor.] Zwar liegt Jena im Tal; sein Ruhm aber übersteigt die umgebenden Höhen. Damals wurde – wie heute wieder – bei Jena Wein angebaut. – 9 E# haben, Jena, zwar die Berge gan” umgeben] Ev. Anklang an Opitzens Sonett Vom Wol[#brunnen bey Heidelberg (1624), v. 1; zu diesem Gedicht s. Kühlmann, 1996, S. 23-31, abermals 2006, S. 453-456. – 14 daß du ~ Lie¡t] Jena wird der erste Rang unter den Universitäten zugesprochen.
Text 6: Über eine Pulvermühl, Sonnet. 3v T1 VI.] VI – 1 wa#] Kürzel – 1 der] Kürzel; ebenso 14 – 4 Flammenut] Flam enut (ebenso 9 Himmel) – 5 und] u. (ebenso 7, 13) – 6 ‰ö‰] ev. ‰ö‰, – 6 daß] da verschmiert – 10 verwenden] mit ver-Kürzel; ebenso 11 verneble – 13 pla”t] l und z überschrieben Schilderungen der Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges auf Deutschland in Gedichtform gibt es in großer Zahl. Ein prominentes frühes Beispiel ist Martin Opitzens Tro‰Gedi¡te in Widerwertigkeit deß Kriege# (1633). In dem von Harsdörffer und Klaj verfaßten Pegne›s¡en S¡äfergedi¡t (1644) werden der Krieg und die vorindustrielle Produktion und Technisierung erstmals Bestandteile des pastoralen Kosmos: in der Darstellung des von Lärm und Hitze begleiteten Fertigungsprozesses der Dratmüle (S. 18). Tatsächlich gab eine bei Nürnberg existierende Pulvermühle (s. Centrum Industriekultur Nürnberg, 1986, S. 65-74.) die Anregung zu diesem Gedicht, das wie die folgenden nach Birkens Rückkehr aus Jena entstanden sein dürfte. Birkens Sonett ist ersichtlich ein Parallelstück zum Drahtmühlenge-
Gedichte 6 und 7, 1645
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dicht, überbietet es aber mit seiner Ausrichtung als Kriegsklage und Ausdruck von Friedenssehnsucht. Ein Druck des Gedichts ist nicht bekannt. 1 Wa# hier wird zugekörnt] Durch die Körnung wurde eine bessere Vermischung der Schwarzpulverbestandteile und ein gleichmäßigeres Abbrennen erreicht; s. Centrum Industriekultur Nürnberg, 1986, S. 71. – 5 S¡lange] Der Begriff 'Schlange' bzw. 'Feld-Schlange' faßt eine Reihe von Kanonen unterschiedlichen Kalibers zusammen; s. Zedler. Bd. 9. (1735), Sp. 483f. – 7 doppelha¿e] Als Doppelhaken wurde eine großkalibrige Büchse bezeichnet, die auf einer Lafette montiert werden konnte; s. Zedler. Bd. 7 (1734), Sp. 1289. – 9-14 O Himmel ~ Erden.] Der Zustandsbeschreibung folgt das eigentliche Anliegen: die Gebetsrede. – 10 verwenden] 'abwenden'. – 12 entwerden] Von Birken häufig verwendete Verbmetapher: 'verschwinden', 'aufhören'. – 13 wa# pra‹elt, rollt und tollt, wa# kna‰ert, pla”t und pu[t!] Vgl. hierzu den nahezu identischen Wortlaut von v. 36 (S. 9) des in der Marginalie (S. 8) der Fortse”ung Der Pegni”-S¡äferey als Jenis¡e# Andenken bezeichneten Erinnerungsgedichtes.
Text 7: Uber eine Mu›k, Sonnet. 3v/4r T2 Mu›k] i überschrieben – 1 ‰imm] ‰im (ebenso 12 verhimmelt) – 1 und] u. (ebenso 2, 6, 10, 14) – 4 dann] dan – 8 Lieder] mit der-Kürzel – 9 ein] in verschmiert – 10 bezwinget] Endungs-e aus t überschrieben – 10 Ihr] r verschmiert oder überschrieben – 10 vergöttet] mit ver-Kürzel; ebenso 11 verwettet – 13 Man] Verunreinigung oder Streichung am Wortende – 14 lebet] zweites e überschrieben Passend zur behandelten musikalischen Thematik wählt Birken bei diesem und dem folgenden Gedicht die Sonettform. Trotz des Abgrenzungsstriches zwischen den Texten Nr. 7 und Nr. 8 in der Handschrift weisen inhaltliche Parallelen auf Zusammengehörigkeit beider Gedichte. Zur Datierung von Text Nr. 7, der in der Mitte des Jahres 1645 entstanden sein dürfte, s. zu Gedicht Nr. 8. Ein Druck des Sonetts ist nicht bekannt. 1-4 Sind ~ entzü¿en?] Wie mehrere Tagebucheintragungen aus Birkens späteren Lebensjahren belegen, war es in seinem Bekanntenkreis üblich, im öffentlichen und privaten Rahmen musikalischen Darbietungen beizuwohnen (s. I.444, PBlO.B.2.1.5, 10(22)v; II.35, PBlO.B.2.1.6, 14(6)v; II.253, PBlO. B.2.1.8, 26(46)r; II.332, PBlO.B.2.1.10, 9(16)v); vgl. die Gedicht Nr. 320, Nr. 321 sowie die zugehörigen Kommentierungen. Das An die Mu›canten gerichtete Sonett Nr. 22 zeigt, daß Birken diese Form der Unterhaltung schätzte. Die Verweise auf "diese# Mens¡en ‰imm und Finger" (v. 1) und den Klang der "Säite" (v. 4) legen nahe, daß hier – ebenso wie im folgenden Gedicht – der von Gesang begleitete musikalische Vortrag eines Lautenisten bedichtet wird. – 5f. E# muß ~ eü¡ und un#.] Auf die Beschreibung der konkreten Situation folgt die Erhöhung musikalischen und poetischen Schaffens zu Bestandteilen eines höheren, 'göttlichen' Wirkens. Dieser Gedanke findet sich auch in den Gedichten Nr. 22,
502
Apparate und Kommentare
Nr. 125, Nr. 126, Nr. 201, Nr. 321 und vielen anderen. – 6-8 Zwar wir ~ Lieder s¡mü¿en.] Ebenso wie durch den Verweis auf den "dun‰" (v. 14) wird hier das zur Beschreibung der vanitas mundi geläufige Begriffsinventar auf den Bereich der Literaturproduktion angewendet. Musik und Verskunst stehen in einem komplementären Verhältnis zueinander, und erst durch ihre Vertonung werden lyrische Texte zu 'beseelten' (vgl. v. 8) Kunstwerken. Auch diesen Gedanken hat Birken in den Birken-Wäldern wiederholt thematisiert, besonders deutlich in den Gedichten Nr. 125, v. 1-4, und Nr. 201, v. 5-11. Als mögliches Vorbild von Gedicht Nr. 7 kann das von Martin Opitz für den Komponisten und Lautenisten Johann Nauwach (1595-1630; zu ihm s. Riemann, 1919, S. 810; NDB. Bd. 19 (1999), S. 1 (Schmid)) verfaßte Gedicht gedient haben, das dessen Vertonung einiger seiner Gedichte in ähnlicher Weise würdigt; s. Opitz, 1975 (1644). Bd. 2, S. 45. – 9-12 Poeten können viel ~ eüre Kun‰.] In der Vor-Rede zu seiner 1679 erschienenen Poetik Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰ leitet Birken die Vorrangstellung der Musik gegenüber der Poesie mit Bezug auf Plutarch aus deren göttlichem Ursprung her, demzufolge sie "dur¡ die himmlis¡e Heers¡aaren/ die Gott ohn unterlaß lobsingen/ al# ein Vors¡ma¿ de# Himmel#/ auf Erden herab gebra¡t worden" [vijv]. Die Musik gilt daher noch vor der Poesie als "älte‰e Kun‰" [ebd., ):( ):( ijv], und so soll auch "die Di¡tKun‰/ weil sie vom Himmel einießet/ wieder gen Himmel ‰eigen und GOtt zu Ehren verwendet werden" [ebd., ):( ):( vr].
Text 8: Über eine Laute. Sonnet. 4r 1 Du] durch Überschreibung aus Die – 2 Aerztinn] z überschrieben – 3 nieder] mit der-Kürzel; ebenso 10 andern – 13 wunderbar – 8 und] u. (ebenso 14) – 11 vergönnt] mit ver-Kürzel – 13 dann] dan – 13 wirkt] k überschrieben Die Nennung der biographisch nicht verifizierbaren "Margari#" (v. 8), die in der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder auch im Gedicht Nr. 11, v. 8, und im Gedichtbuch Floridan# Amaranten-Garte in den Gedichten Nr. 6, 7, 8, 17 und 27 (WuK. Bd. 1), S. 12-17, 31f., 52-56, angeredet oder genannt wird, erlaubt eine ungefähre Datierung dieses in Form, Themenwahl und Metaphorik in enger Beziehung zum vorangehenden Text Nr. 7 stehenden Gedichts. In Birkens Autobiographie findet sich unter den Einträgen für den Juli des Jahres 1645 zunächst die Erwähnung eines Brandes, der sich am 18. dieses Monats ereignet hat (s. Theatrum Europaeum. Bd. 5 (1651), S. 777) und der in der Gedichtsammlung Floridan# Amaranten-Garte als Text Nr. 13 (Uber eine Feuer#brun‰ zu Nürnberg, Anno 1645) bedichtet wurde; s. WuK. Bd. 1, S. 21-24. Auf diesen Eintrag folgt der Vermerk "Amata Margaris." (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 25m6), der auf eine reale Person schließen läßt. In der im Jahre 1653 publizierten Sammlung S¡äfer | Floridan#/ | Poetis¡er | Liebe#-Blumen | I. Sträußlein/ | gepü¿et | und | gebunden | an der Pegni”. wird sie jedoch nicht genannt. Auch von Gedicht Nr. 8 ist kein Druck bekannt.
Gedichte 8 und 9, 1645 und 1644
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1 Du Laute ~ Her”enwenderinn.] Der trostspendende Effekt der Musik wird auch in den Gedichten Nr. 125, v. 8, Nr. 126, v. 14f. und Nr. 201, v. 37, hervorgehoben. – 5f. Die todte Säite ~ mi¡ selber mir.] Die quasi magische Wirkung der Musik auf den ihr selbstvergessen lauschenden Zuhörer wird auch in Gedicht Nr. 7, v. 4f. und v. 13 thematisiert und ist ein bereits in der Literatur der Antike bekannter Topos. Er findet sich etwa in Ovid, Metamorphosen 10, v. 40-44, im Rahmen der Orpheussage, bei Homer, Odyssee 12, v. 39-199, in der Sirenen-Episode und schließlich in der biblischen Davidsgeschichte 1. Sam 16, v. 23. Die ebenfalls musikalischen Themen gewidmeten Gedichte Nr. 22, v. 4, Nr. 125, v. 13f., Nr. 126, v. 8f. und Nr. 201, v. 69-78, nehmen dann explizit Bezug auf diese Quellen. In der Liebestopik des Barock gehört das Motiv des durch die Liebe hervorgerufenen Aus-sich-selbstEntrücktseins, welches die kunstvolle Parallelisierung Laute / Margaris erst ermöglicht, zum geläufigen Repertoire; s. Silber, 1998, S. 444. – 7-9 J¡ halt' ~ selber zü¿t.] Anders als im vorangehenden Gedicht, das poetologische Überlegungen anstellt und die Wendung zur geistlichen Sinnebene vollzieht, wird hier die durch die Musik ausgelöste Entzückung mit der von der Liebe bewirkten verglichen. – 9 S¡we‰ern könt ihr heißen.] In den Gedichten Nr. 125, v. 5 und Nr. 201, v. 8, 17 wird diese geschwisterliche Verbindung dann auf das Verhältnis von Poesie und Musik bezogen. – 11-14 wann daß ~ ganz und gar.] Der Verweis auf die Kopräsenz von Laute und Margaris läßt es plausibel erscheinen, daß die Angeredete selbst das Lautenspiel beherrschte.
Text 9: An die zu Jena hinterla‹ene Freunde. 4r-5v T1 IX.] IX – 6 wieder] mit der-Kürzel – 7 an] a verschmiert oder überschrieben – 11 entse‹en,] Komma nachträglich verdeutlicht – 18 Himmel] Him el (ebenso 44 Kummers¡merzen) – 22 wi¡] w nachträglich verdeutlicht – 25 Freünde] Freu¨ de – 33 wann der Tag beginnt zu hellen] zweizeilig quer zur Hauptbeschriftung links auf dem Rand; Einfügungsstrich unterhalb von v. 32 – 35 ein] durch Streichung aus mein – 35 Sehnen] S aus s überschrieben – 36 denket] Übergang nk verschmiert – 37 Lieb‰e] ev. Lieb‰e, – 37 7.] 7 (ebenso bei den Strophen 8-11, 13) – 42 einraume] ev. ein raume – 45 Martersorgen] M aus m überschrieben – 52 vermählen] ver mählen – 61 i¡: mein] Kein Wortabstand – 64 S¡reiben] S aus eröffnender Klammer überschrieben – 67 Birkenmeyer] Birkenmeyr (k überschrieben) – 79 14] 1 überschrieben – 89 Gla#] # aus s überschrieben Der Schlußvermerk "Anno 1644 Nürnberg" und der Inhalt – wie Gedicht Nr. 5 ein Rückblick auf Birkens Jenaer Studienzeit – erweisen, daß dieses Gedicht nach der Ankunft in Nürnberg am 3. Oktober (s. zu Text Nr. 5) 1644 verfaßt worden ist. Neben den knappen Verweisen auf die von ihm besuchten Lehrveranstaltungen und die Dozenten in Birkens Autobiographie (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 24), geben die dort unter der Rubrik "Vita Academica" (s. ebd., S. 24m2ff., 73) verzeichneten Randbemerkungen Aufschluß über die Begleitumstände von Birkens kurzer Studienzeit. Das Heft PBlO.
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B.3.1.6, das eine Reihe derber und wohl nicht von Birken verfaßter Studentenpoesien enthält, die sich teilweise auf damals aktuelle Ereignisse wie die Januar-Unruhen des Wintersemesters 1643/44 beziehen (s. Bes¡reibung de# üblen procedere mit den Studenten zu Jhena ((4r-5v; datiert 1. Feb. 1644) und De# Jhenis¡en Amtmann# Lob (6r-7v)), gibt den entsprechenden Eintragungen in der Autobiographie einen plastischen Hintergrund. Zusätzliche Informationen liefert die nach dem Tode Birkens von seinem Nachfolger als Ordenspräses Martin Limburger (1637-1692; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 158-168; Will. Bd. 2 (1756), S. 442-444; Jürgensen, 2006, S. 245-250) initiierte und wohl größtenteils verfaßte Gedenkschrift Die Betrübte Pegne›# (1683). In dem Kapitel Floridan# UniversitätLeben (S. 156-165) werden die Hintergründe der damaligen Ereignisse beleuchtet, deren Auslöser das wehrhafte Aufbegehren des Leipziger Studienanfängers Laurentius Niska gegen seine älteren Kommilitonen (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 24m30f.: "Mense Januario Turbae Jenenses autore Laurentio Niscâ.") gewesen ist. Auf Niska bezieht sich auch das fiktive Schreiben Johann Heuman#, S¡ö##er# zu Kapellendorf, Ho¡zeitbrief an die Herren Studioso# zu Jhena: PBlO.B.3.1.6 [3r-4r]. Im selben Kapitel der Betrübten Pegne›# (S. 157) findet sich eine kurze Episode, die erweist, daß auch der junge Birken unliebsame Bekanntschaft mit den hierarchischen Strukturen des im Jahre 1661 abgeschafften Pennalismus (s. Zedler. Bd. 14 (1735), Sp. 373) gemacht haben muß. In Birkens lyrischen Reminiszenzen an Jena (vgl. Gedicht Nr. 74) bleibt diese unschöne Episode allerdings ebenso ausgespart wie die finanziellen Nöte, die ihn zum Abbruch des Studiums gezwungen hatten. Weitere Angaben zu Birkens Jenaer Umfeld lassen sich den im Korrespondenznachlaß des Dichters erhaltenen Schreiben der beiden im Gedicht Nr. 9 angeredeten Kommilitonen entnehmen. Bei diesen handelt es sich um den aus Thüringen stammenden (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 24m19f.) Jura-Studenten und späteren Fürstlich Sachsen-Weimarischen Hofrat und Jenaer Hofrichter Johann Heinrich Rietesel (16241682; zu ihm s. VD-17-Dokument Nr. 14:016622X; namentliche Erwähnung in v. 36 der Bes¡reibung de# üblen procedere mit den Studenten zu Jhena im Heft PBlO.B.3.1.6, [4v]), der von 1651 an als 'Der Knöpfichte' Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft war (s. Neumark, 1668, S. 383), und Hermann Heinrich von Zerßen (1625-1679; zu ihm s. VD-17-Dokumente Nr. 3:684517A, Nr. 1:034587S), einen späteren Domherrn von Magdeburg. In Birkens Korrespondenznachlaß haben sich insgesamt sechs lateinische Briefe der beiden erhalten, die innerhalb des Zeitraums von Mai 1644 bis September 1645 verfaßt worden sind. Rietesel ist mit 3 Schreiben (PBlO. C.281.2-4) sowie einem zu Birkens Namenstag im Jahre 1644 verfaßten Gedicht (PBlO.C.281.1; s. zu Text Nr. 11) vertreten, Zerßen nur mit einem (PBlO.C.402.1). Der von beiden gemeinsam unterzeichnete Brief (PBlO.C.281.5) ist das letzte Dokument aus dieser Phase. Im Konzeptbuch PBlO.B.5.0.41, 157v, wird ein wesentlich später, im März 1670 an Rietesel gerichtetes Schreiben faßbar. Neben kurzen Berichten über das akademische Leben in Jena und Beteuerungen der tiefsten gegenseitigen Verbundenheit wird in den Briefen der Freunde deutlich, daß beide Briefparteien offenbar auch dann noch die Fiktion einer Rückkehr Birkens nach
Gedicht 9, 1644
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Jena aufrecht erhielten, als bereits Unterhandlungen über den Verkauf seiner Zimmereinrichtung (s. PBlO.C.281.2) und die Rücksendung seiner Habseligkeiten (s. PBlO.C.281.3f.) geführt wurden, wozu sich allerdings die Jenaer Freunde gleichermaßen als unfähig erwiesen. Der letzte Brief (PBlO. C.281.5) Zerßens und Rietesels antwortet auf ein Schreiben Birkens, in dem dieser Pläne über einen längeren Aufenthalt in Wien geäußert haben muß, zu dem es jedoch nicht gekommen ist. Wenngleich sich die Briefe Birkens an die Freunde in Jena nicht erhalten haben, geht aus deren Antwortschreiben doch hervor, daß Birken ein deutlich eifrigerer Briefschreiber als seine beiden Kommilitonen gewesen sein muß, daß er den Kontakt auch nach seiner Rückkehr nach Nürnberg aufrechtzuerhalten versuchte und die spärliche Bereitschaft der 'Freunde' zur Korrespondenz offenbar sehr persönlich nahm; s. PBlO.C.281.4 und PBlO.C.402.1 sowie zu den Texten Nr. 10 und Nr. 11. Das Gedicht steht motivisch (v. 67) und mit der den zweiten Teil beherrschenden Thematik des 'carpe diem' dem berühmten, von Birken mehrfach parodierten Lied "I¡ empnde fa‰ ein Grawen" von Martin Opitz nahe, dessen Strophe Birken variiert; s. Opitz, 1975 (1644). Bd. 2, S. 349. Es ist den Freunden sicher zugesandt worden. Ein Druck ist nicht bekannt. 1f. J¡ muß ~ wa# i¡ will.] Birken greift hier das im vorangehenden Gedicht Nr. 8, v. 12-14 verwendete Motiv der Sinnenreise auf. – 9-14 bin i¡ hier ~ ni¡t i‰:] Das in der Fortse”ung Der Pegni”-S¡äferey abgedruckte Erinnerungsgedicht Jenis¡e# Andenken (1645), das im selben Zeitraum verfaßt worden sein dürfte (s. zu Text Nr. 5), beklagt ebenfalls den Verlust von Jenaer Freunden und stellt ähnlich lautende Überlegungen zur Überbrückung räumlicher Entfernung durch geistige Nähe an; vgl. ebd. S. 13, v. 160-162. – 11 entse‹en] 'In der Ferne wohnhaft, abgelegen', s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 3 (1862), Sp. 625. – 31-34 Niemal# trinkt ~ wieder an] Dieser mythologisierenden Darstellung des Tagesablaufes liegt die Vorstellung zugrunde, daß der Wagen des Sonnengotts "Föbu#" (v. 31) abends im Meer versinkt; s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 999-1001. – 32-34 ‰i¡t ~ an] 'spornt', 'treibt an'. – 59-66 ey so la‹t ~ mein verdrießen.] Birken hat diese schriftliche Bewältigungsstrategie gegen die Sehnsucht nach dem emotional hoch besetzten Jena selbst konsequent betrieben und auch – teils vehement, aber nicht sonderlich erfolgreich – bei den beiden Studienkollegen eingefordert; s. zu den Gedichten Nr. 10 und 11. – 62 und die S¡reiben la‹en ab] 'und die Schreiben abschicken'. – 67 Birkenmeyer] Ein aus Birkenholz und -rinde bestehender Becher; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 2 (1860), Sp. 39. Bierkrüge und Weingläser wurden häufig mit Namen ausgestattet. – 69 kommt mir no¡ zu ‰eüer] 'kommt mir noch zu gute', 'kommt mir noch zu statten '; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 10, Abt. 2, Teil 2 (1941), Sp. 2589. – 73 Auf gesundheit unser dreye] In Rietesels Brief PBlO.C.281.2 (Ar) ist von einer "constantissima Pyladum quadriga", also vier Freunden, die Rede. Einige weitere Personen aus Birkens Jenaer Bekanntenkreis, die aber nicht als Briefpartner in Erscheinung getreten sind, werden am Ende desselben Schreibens erwähnt. Zum Bedeutungsgehalt des Phänomens der Freundschaft im 17. Jahrhundert am Beispiel von Birkens Briefarchiv s. Laufhütte, 1998(3), besonders S. 318. – 77-83 Hört, e# i‰ ~ der Poe-
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ten Pferde] Einige der literarischen Quellen der in diesen Versen getroffenen Aussagen über die positive Wirkung des Weines auf die dichterische Produktivität führt die Vor-Rede von Birkens Poetik Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰ [ ):( ):( vijr/v] an, rät jedoch zu maßvollerem Alkoholgenuß. Vgl. Text Nr. 2 im Birken-Nerreter-Briefwechsel (WuK. Bd. 13.1, S. 314-317, bes. S. 315, 820-828, bes. S. 824, 827; ferner das dritte Kapitel von Martin Opitzens Bu¡ von der Deuts¡en | Poeterey. ((1624); S. 12-13). – 85-90 Lu‰ig! sa! i¡ seh den Boden ~ al# vor dur‰ zu grab gesunken.] Vgl. die Schlußstrophe des Opitzschen Liedes.
Text 10: An Monsieur Herman Heinri¡ von Zerßen: Sonnet. 5v/6r T2 Monsieur] Mr. – 2 Freunde] ev. Freünde (Endungs-e oberhalb der Zeile) – 3 Bruder] mit der-Kürzel; ebenso 3 sonderli¡ – 5 wieder – 6 leider – 6 sonder – 6 Glü¿e#] Endungs-e verschmiert oder überschrieben – 6 und] u. – 9 nimmer] nim er Das Sonett war vermutlich ebenso wie das Gedicht Nr. 9 eine Beilage zu einem an die Jenaer Studienkollegen gerichteten Schreiben Birkens, die Zerßens Brief PBLO.C.402.1 vom 24.2.1645 erwähnt, der laut Empfangsvermerk im März bei Birken eintraf. In diesem Schreiben rechtfertigt sich Zerßen gegen eine Reihe von Vorwürfen, die Birken ihm gegenüber geäußert hatte. Zerßens Brief macht sie teilweise kenntlich. Nachdem der Freund ein halbes Jahr lang nichts von sich hatte hören lassen, muß Birken die Aufrichtigkeit seiner Freundschaft angezweifelt und sogar behauptet haben, er habe die für die Freunde verfaßten Erinnerungsgedichte verbrannt. Zerßen scheint das nicht geglaubt zu haben, denn gegen Ende seines Schreibens legt er Birken nahe, die in der Asche zerfallenen unschuldigen Gedichte doch wieder ans Licht hervorzuziehen. Auch im Sonett Nr. 10 wird "die treü" (v. 13) des Freundes in Frage gestellt, doch deutet die insgesamt versöhnlich formulierte Aufforderung zur Überwindung von Zerßens 'Schreibverdruß' (s. v. 11) entweder darauf hin, daß das Gedicht die Beigabe zu einem noch früheren Schreiben Birkens oder aber Teil eines ebenfalls nicht erhaltenen Antwortschreibens Birkens auf Zerßens Brief gewesen ist. Obwohl der briefliche Kontakt zu Zerßen über den gemeinsamen Freund Rietesel noch bis in den Herbst des Jahres 1645 nachweisbar ist und Birken das Gratulationsgedicht Nr. 12 sicher nach Jena geschickt hat, findet sich doch kein weiteres Schreiben von ihm im Briefarchiv Birkens. Ein von Zerßen und Rietesel gemeinsam für Birken verfaßtes Freundschaftsgedicht, das in den Briefen PBLO.C.402.1 und PBlO.C.281.5 in Aussicht gestellt wird, hat sich entweder nicht erhalten oder es blieb beim guten Vorsatz. Birkens Gedicht kontrastiert in den Quartetten die glückliche Situation der Freunde mit seiner unglücklichen und leitet aus dieser Kontrastierung ultimativ (z. 13f.) die Aufforderung zu brieflichem Kontakthalten ab. Ein Druck ist nicht bekannt.
Gedichte 10 und 11, 1645
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2 sonder mi¡] 'ohne mich'. – 7f. Hierober freüet ~ we”et] Die personifizierte Darstellung des zahnbewehrten Neides geht auf die mythische Gestalt des tadelsüchtigen Momus zurück; s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 1404.
Text 11: An Monsieur Hann# Heinri¡ Rietesel. Sonnet. 6r T2 Monsieur] Mr. – 2 Bruder] mit der-Kürzel; ebenso 5 wider – 9 Lieder – 12 wieder – 14 wunderselten – 2 war] wann – 2 da#] Kürzel; ebenso 6, 11 – 3 und] u. (ebenso 10, 11) – 5 denken#] k überschrieben – 5 müd] durch Überschreibung aus wund – 6 zuweilen] len überschrieben – 10 Sie] e überschrieben – 12 Himmel] Him el – 14 wunderselten] ev. wunder selten Auch dieses Sonett dürfte mit einem Brief Birkens nach Jena gelangt sein. Von einem besonders herzlichen Verhältnis Birkens zu Rietesel (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 9) erfahren wir durch das Gratulationsgedicht Auf Meine# Pirithou# Namen#Tag, das Birken wahrscheinlich zum 24.6.1644 verfaßt hat: Gedicht Nr. 4 in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1, S. 8-10); s. dazu ebd. S. 471-473. Rietesel hat darauf mit dem Onomasterium zum 2.5.1644 (PBlO.C.281.1) geantwortet, das Birken in seine Autobiographie übernommen hat; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 29f. Aufgrund der Nennung zweier Schäferinnenpseudonyme (s. u.), die sich auch in den Gedichten Nr. 6, Nr. 7, Nr. 8, Nr. 12, Nr. 14, Nr. 17 und Nr. 27 in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte sowie in Rietesels Brief vom 18.8.1645 (PBLO.C.281.4) finden, kann für das Gedicht der Sommer / Herbst des Jahres 1645 als Entstehungszeitraum angenommen werden. Ein Druck ist nicht bekannt. 7 Fili›ll] Dieses biographisch nicht verifizierbare, aber auf eine reale Person bezogene Schäferinnenpseudonym ist auch einer der Redegegenstände in Birkens Gratulationsgedicht Auf Meine# Pirithou# Namen#Tag; s. o. In dem an Birken gerichteten Schreiben Rietesels vom 18.8.1645 (PBLO.C.281.4) ist ebenfalls von der offenbar vielbegehrten lokalen Jenaer Schönheit "Phili›lla" die Rede. – 8 Margari#] Zu ihr s. zu Gedicht Nr. 8. – 9 Ro›bell] Auch die ebenso wie Margaris biographisch nicht identifizierbare Rosibelle wird in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte in den Gedichten Nr. 12 und Nr. 14 (WuK. Bd. 1, S. 19-21, 24, 480f., 484f.) direkt angesprochen. Beide Gedichte finden sich auch in der Sammlung S¡äfer | Floridan#/ | Poetis¡er | Liebe#-Blumen | I. Sträußlein/ | gepflü¿et | und | gebunden | an der Pegni”. | 1653 (Avjv-Aviijr). – 11 unser J¡] 'unser anderes Ich'. – 13f. diß i‰ ~ s¡reib‰] Rietesels Schreiben PBLO.C.281.4 vom 18.8.1645 reagiert in humorvoller Weise auf die offenbar stets in den Briefen Birkens geäußerten Aufforderungen zu häufigerer Korrespondenz, indem er die eigene Schreibmüdigkeit als unveränderbare Naturkonstante darstellt: "Quenquem, Amice multum dilecte, eò colliment omnes tuae literae, ut me in scribendo prolixiorem reddant, quia tamen id Natura negat, nil proficitur. Naturam enim licet furcâ expellas, tamen usque recurrit. [...]." [Vielgeliebter Freund, obwohl alle dei-
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ne Briefe immer wieder darauf insistieren, daß ich häufiger schreiben soll, wird doch nichts bewirkt, weil die Natur dies schließlich nicht zuläßt. Du kannst die Natur mit einer Forke austreiben, sie kommt dennoch immer wieder zurück.]
Text 12: Al# Monsieur Zersen von Bündnisen disputirte. 6r-7v T2 Monsieur] Mr. – 1 Jndem] Jn-dem – 1 feder] mit der-Kürzel; ebenso 77; ebenso 50 wieder – 81 Bruderfreund – 94 Bruder – 95, 96 wider – 98 beyder – 100 einander – 2 verbinden] mit ver-Kürzel; ebenso 24 vergraben – 2 und] u. (ebenso 6, 12, 18, 30, 32, 33, 36, 40, 43 (1. Position), 44, 45, 50, 51, 59, 60, 65, 66, 69, 76, 79, 83, 91, 105, 108) – 5 da#] Kürzel; ebenso 16, 26, 28, 49, 55, 65, 69, 90, 104, 105; ebenso 18 daß – 6 ihrer] ihr – 9 wa#] Kürzel; ebenso 11, 12, 56, 62, 76 – 10 der Kun‰] kein Wortabstand; ebenso bei 75 daß du – 15 ers¡eint] er s¡eint – 16 ein ~ ‰eigen] Verseinzug; ebenso 27, 39, 63, 97 – 16 der] Kürzel; ebenso 26, 31, 32, 38, 51, 55, 67, 68 (2x), 69, 78, 80, 96, 104 – 17 Wappens¡ild] ev. Wappen s¡ild – 21 adel] adelt – 21 huntert] erstes t aus d überschrieben – 22 Weiser] W aus w überschrieben – 26 Stammen] Stam en (ebenso 28 Himmel# – 33 Stamme# – 38 kommt – 50 gekommen – 76 kommt# – 94 immer) – 30 Großmut] ev. Groß mut – 33 zählt] lt überschrieben; ebenso bei 70 aufquillt – 39 man¡er] mit -er-Schlaufe; ebenso 42, 60; 73 dapfer – 74 ererbter – 99 leiber – 41 s¡lanken] s aus # überschrieben; ebenso 67 s¡ier – 42 Thraso] T überschrieben – 49 Gan#] G überschrieben – 54 Teüts¡e] ev. Deüts¡e – 57 Mu‰er] M aus m überschrieben – 61 laß] a überschrieben – 63 denk‰] k aus ¿ überschrieben – 64 lu‰ge›nnte#] lu‰ge›n te# (ebenso 105 unbenennt) – 66 Glaß] ß aus # überschrieben – 68 J”t] ev. Jezt – 68 Wind] W aus w überschrieben – 71 gei‰ig i‰] kein Wortabstand; senkrechter Trennungsstrich – 71 Wann] W überschrieben – 72 rebensa[t] ev. reben sa[t – 86 du,] Komma aus einem anderen Satzzeichen überschrieben – 90 ein,] Komma aus Punkt überschrieben – 91 mir] durch Überschreibung aus mi¡ – 91 Lehen] L überschrieben – 99 entse‹en:] Doppelpunkt aus Semikolon überschrieben – 103 dießen] -enSchlaufe nachträglich angefügt – 104 Zeiten] -en-Schlaufe überschrieben – 107 au#bund] aus s überschrieben Anlaß dieses Gedichts war die Publikation der Druckfassung von Hermann Heinrich von Zerßens Inaugural-Disputation Disputatio Politica De Foederibus. Die Datierung am Ende des Gedichts und der in v. 68f. hergestellte Bezug zur Winterzeit lassen darauf schließen, daß Birken noch im selben Jahr – also kurz vor oder bereits während seiner Dienstzeit als Hofmeister in Wolfenbüttel, die Ende des Jahres begann – in den Besitz der im Oktober des Jahres 1645 gedruckten Schrift gelangt sein dürfte. Wie dem im Juli des Jahres 1645 verfaßten Brief PBLO.C.281.3 von Birkens Jenaer Studienfreund Rietesel zu entnehmen ist, ging der gedruckten Abhandlung ein unter dem Vorsitz des Magisters Johann Christfried Sagittarius (1617-1689; zu ihm s. Jöcher. Bd. 4 (1751), Sp. 28f.) gehaltener öffentlicher Vortrag voraus. Aus demselben Schreiben geht hervor, daß Rietesel die Quelle war, die Birken
Gedicht 12, 1645
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weiterhin mit akademischen Schriften aus Jena versorgte: "Tres jam mitto disputationes proximè plures missurus." [Ich schicke jetzt bereits drei Disputationen, später werden es mehr sein.] Auch Rietesels Brief PBLO.C.281.4 vom August desselben Jahres kündigt weitere Lieferungen an, erwähnt jedoch Beschaffungsprobleme: "Proximâ occasione paucarum admodum dissertationum particeps fies eò, quod nullae ferè amplius distribuantur." [Bei der nächsten Gelegenheit wirst Du wenigstens einige wenige Abhandlungen erhalten und zwar aus dem Grund, daß beinahe keine weiter verteilt werden.] Auch wenn sich nach dem von Rietesel und Zerßen gemeinsam unterzeichneten Schreiben PBlO.C.281.5 vom September des Jahres 1645 kein weiterer Briefkontakt Birkens mit den beiden Kommilitonen belegen läßt, ist es daher wahrscheinlich, daß Rietesel zumindest noch die Disputatio Zerßens im Herbst / Winter an Birken verschickt hat. Von Birkens Gratulationsgedicht, das die Beigabe zu einem ebenfalls nicht erhaltenen Schreiben Birkens an Zerßen gewesen sein dürfte, ist kein Druck bekannt. 4 Palla#] Beiname der dem Haupt des Zeus entsprungenen Athene, die neben ihren kriegerischen Eigenschaften auch als Göttin der Weisheit galt. – 5 A‰räa will ~ S¡ri[ten seyn.] Eine Tochter der Themis, der Göttin der bürgerlichen Gerechtigkeit. In Ovid, Metamorphosen 1, v. 150, verläßt sie als letzte der Gottheiten die Erde während des Eisernen Zeitalters; bei Vergil, ecl. 4, v. 6, kehrt sie zur Amtszeit des Konsuls Pollio aufgrund der Geburt des zum Heilsbringer stilisierten Augustus zurück. Mit Zerßens Schrift beginnt somit gleichsam ein neues Goldenes Zeitalter. – 7 Thalia] Nach der (späten) Festlegung der einzelnen Musen auf bestimmte Zuständigkeiten war Thalia die Muse des Lustspiels und der leichten Dichtung; s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 1475-1479, bes. 1477; Bd. 5 (1975), Sp. 643. – 9-36 wa# bringt dir sol¡e gun‰? ~ und in gelehrter Hande] Eine frühe Variante der von Birken immer wieder abgehandelten Themen, daß Adel verdient werden müsse und daß dies vor allem durch Bildung erreicht werden könne. – 11 verbunden] Die wiederholte Nennung von dem Wortfeld 'Bund / Bündnis' entlehnten Begriffen (87 Bindnüß – 93 Freundverbindung#bund – 103 bund – 107 au#bund) spielt auf das Thema von Zerßens Schrift an und ermöglicht zugleich deren kunstvolle Verwendung zur Stützung von Birkens eigener Argumentation. – 26f. nit ander‰ ~ purpurne# Gewand] Bereits in der Antike war das Tragen purpurner Kleidungsstücke aufgrund der Kostbarkeit des Farbstoffes nur hochgestellten Persönlichkeiten wie Senatoren und dem Kaiser vorbehalten und galt als Zeichen weltlicher Macht. – 35f. du träge‰ ~ in gelehrter Hande] In der studentischen Kultur der Frühen Neuzeit trugen die Studenten adliger Herkunft eine Feder am Hut, um sich von ihren Kommilitonen zu unterscheiden; s. Füssel, 2005, S. 105. – 37-61 Wie zwar ~ Adel laß.] Birken nimmt hier die seit der Renaissance übliche und zunächst nur den Söhnen des europäischen Adels vorbehaltene Kavalierstour zum Anlaß, Kritik an der Unterwanderung der deutschen Sprache und Kultur durch 'fremde' und 'neuartige' Einflüsse zu üben. Gerade den Angehörigen des Adels als ersten Repräsentanten "alte[r] Teüts¡e[r] treü" (v. 54) komme – nicht nur in sprachlicher Hinsicht – eine besondere Verpflichtung gegenüber
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Apparate und Kommentare
traditionellen und nationalen Werten zu. Ähnlich sprachpatriotisch motivierte Kritik äußert Birken immer wieder; vgl. auch Johann Dilherr in seinem Widmungsgedicht zu Klajs Lobrede der Teuts¡en Poeterey (1645): "Da# fehlet ihnen no¡: Jhr Spra¡e wolt versiegen/ | Und dur¡ da# Wortgemeng de# Fremdling# fa‰ erliegen. | Die wird empor gebra¡t zur le”ten Threnenzeit/ | Und unsre HeldenSpra¡ wird Hofgemäß bereit. | [...] Der lü‰rend Römer wei¡t/ der Grie¡ der Trunkenbold/ | Der gro‹e Spanier/ der Fran”mann Neurung#hold/ | Erbla‹et neben un#." (Aiijr) Vgl. auch Gedicht Nr. 33, v. 20-38. – 40 Zoren] 'Zorn'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 16 (1954), Sp. 91. – 42 im S¡raubengang] 'in gekünsteltem Gang'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4, Abt. 1, Teil 2 (1897), Sp. 3963. – 42 Thraso] In dem Lustspiel Der Eunuch von Terenz ist Thraso der Name eines prahlerischen Soldaten; im 17. Jahrhundert begegnet er in dieser Bedeutung ständig. – 43f. der füß und Händ ~ behänget üm und um] Gemeint sind Spitzenüberschläge an Kragen, Ärmeln und Stiefeln ('Canonen') – 45f. und lau[et do¡ na¡hauß | zu holen seine Wehr] Ironischer Feigheitsvorwurf; vgl. Gryphius' Lustspiel Horribilicribrifax. – 48-50 wann etwan ~ wieder her] Zugrunde liegt etwa das Sprichwort "Ein Gans fleugt vber meer, ein ganss herwidder. [...] Wer ohne Kopf ausreist, kommt ohne Kenntnisse zurück. Nur der hat einen Nutzen von seinen Reisen, der Verstand und die erforderliche Vorbildung mitnimmt." Wander. Bd. 1 (1867), Sp. 1328. – 51-59 Mann redt i”t mit der Hand ~ und seine la‰er kau[t.] Satirische Beschreibung des modischen Begrüßungs- und Höflichkeitszeremoniells. – 71-73 Wann Claro# ~ Harnis¡ bra¡t:] "Claros" ist das inspirierende Wasser der Musenquelle (s. Zedler. Bd. 6 (1733), Sp. 231; zu Gedicht Nr. 13, v. 34-36); Birken spielt auf den Winter der Schreibsituation an. – 84 Morbonen Grim] Die zur Gottheit stilisierte Personifikation der Krankheit Morbona wird häufiger in Birkens Gedichten und in der Autobiographie erwähnt; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 22, Z. 20. – 101-105 Kein Opfer ~ Jovi# S¡werer Stein.] Anspielung auf Zerssens Schrift Disputatio Politica De Foederibus (A3r), derzufolge man im antiken Rom einen geleisteten Schwur durch Anrufung Jupiters und Darbringung eines mit einem Ritualstein getöteten Tieropfers zu bekräftigen pflegte.
Text 13: Herrn Johann Mi¡aël Dilherrn# Professoris Publici zu Nürnberg und Frauen Marien Des¡auerin Ho¡zeit. 8r-9r T1 XIII.] XIII – T3 Professoris Publici] P. P. – T5 Frauen] Fr und etc.-Kürzel mit Punkt – 1 der] r überschrieben – 1 aller] mit -er-Schlaufe; ebenso 70 meiner – 2 thongebildte] Endungs-t nachträglich eingefügt – 4 da#] Kürzel; ebenso 11, 13, 17, 52; ebenso 35, 60 daß – 6 wa#] Kürzel – 6 der (2. Position)] Kürzel; ebenso 7, 8, 9, 11, 12, 16, 17, 18, 19, 22 (2x), 25, 26, 37, 39, 41, 55, 56, 59, 62, 65, 68, 75 – 6 Himmel] Him el (ebenso 7, 55, 65 himmel – 8 vollkommen – 35 gekommen – 57 Himmel#freund – 81 immer – 82 Zimmer) – 6 kont] o überschrieben – 8 wunderwelt] mit der-Kürzel; ebenso 14 sonder – 18 munder – 21 ander – 35 wider – 49 wieder – 53 feder – 73 blöder – 12 und] u. (ebenso 13, 18, 29, 38, 51, 56, 58, 62, 63 (2x), 64,
Gedicht 13, 1644
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66, 67, 81 (2x), 86, 90) – 12 Leid] L aus l überschrieben – 13 S¡la[kraut] ev. S¡la[ kraut – 13 vom] m nachträglich verdeutlicht – 15 vers¡ränkt] durch Überschreibung aus vers¡ränket – 16 bes¡enkt durch Überschreibung aus bes¡enket – 19 waß] dur¡ Übers¡reibung au# wan – 24 Mann] Man (ebenso 40 – 24 Männinn (Wortende) – 52 Sonnenhell – 55 günnt) – 24 Theil] T aus t überschrieben – 24 mir!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 29 an] nan – 32 S¡weigen] w aus u überschrieben – 33 meine] mein – 36 Hügelhal#] zweites l überschrieben – 36 angesü‰] an ge sü‰ – 38 erse”en] t nachträglich verdeutlicht – 44 Lethen#] n verschmiert; ev. Lethe# – 45 Musensöhne] ev. Musen söhne – 49 wieder] durch Überschreibung aus wird – 49 s¡i¿t!] s¡i¿t? (ebenso 64 ma¡t!) – 52 lefzen] z aus ” überschrieben – 52 Sonnenhell] ev. Sonnen hell – 53 Könt'] t überschrieben – 57 So] durch Überschreibung aus da – 63 herze] z aus ” überschrieben – 70 meiner] mit er-Schlaufe – 71 spi”en] s überschrieben – 79 lezte] ez überschrieben Anlaß für das Gedicht war die Hochzeit Johann Michael Dilherrs (1604-1669) mit der Witwe Maria Deschauer (1604-1664) am 27.11.1644 in Nürnberg. Birken war erst im Vormonat aus Jena zurückgekehrt (s. zu Gedicht Nr. 5). Daß er zu diesem Zeitpunkt zusammen mit seinem Bruder Christian in Dilherrs Nürnberger Pfarrhaus gelebt hätte, wo sie zusammen mit dem ebenfalls verwaisten und mittellosen Johann Klaj untergekommen wären, wie Stauffer, 2007, S. 6f. behauptet, ist durch keine Quelle gesichert und höchst unwahrscheinlich. Zur Hochzeit Dilherrs (zu ihm s. auch zu Gedicht Nr. 17, v. 40) wurden zwei Druckschriften publiziert; s. Stauffer, 2007, S. 5-7. Die eine (Vnverwelkli¡e# | MYRTENKRÄNZLEJN | auf | HERREN | Johann Mi¡ael Dilherren#/ | und | De‹en Her”vielgeliebten Vertrauten/ | Frauen | Marien Des¡auerin/ | HOCHZEJTLICHES EHRENFEST/ | gewunden vnd gebunden/ | von | DEROSELBEN | hö¡‰verpfli¡teten | Hau#geno‹en. | Gedru¿t in Nürnberg/ dur¡ Joh. Frid. Sartorium. | 1644.) enthält neben Beiträgen Georg Philipp Harsdörffers, Christoph Arnolds, Johann Klajs, von Birkens Bruder Christian und Johann Sechst auch Birkens Gedicht, das ohne Titel an letzter Stelle (D1v-D2v) auf Klajs Beitrag folgt. Von Abweichungen der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, weist die Druckfassung umfangreiche Veränderungen (eine weggelassene Passage (v. 31-38), einen vollkommen neu gestalteten Mittelteil (v. 44-74, 37-74) sowie Versumstellungen) auf und wird daher hier vollständig wiedergegeben: ES wolte GOtt und Gei‰/ der LeitBrunn aller Sa¡en/ da# tohngebildte Bild den Adam er‰li¡ ma¡en zum freyen Obervogt und Peger seiner Werk? e# ‰i[tet inner Jhn der Weißheit jhr Bemerk; sein ware# Ebenbild; den Si” der Reinligkeiten; der Tugend s¡öne# Hauß; und/ da# nur ziert von weiten der S¡önheit Glan” Entwurf. Ni¡t# fehlte weiter hier der kleinen Wunderwelt. Volführet war die Zier. nur daß der freye Sinn mit Einsamkeit gebunden.
Apparate und Kommentare
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E# war kein Thier für jhn in den Bezirk gefunden/ da# würde sein Gehülf. Biß daß der S¡öpfer kam'/ und jhme diese# Leid zu sampt der Rieb' entnam': Er gab' ihm S¡lafKraut ein/ und raubt da# Bein vom Her”en. erö[net seine Bru‰. Do¡ war e# sonder S¡mer”en: er spra¡/ da war die Stett mit Fell und Fleis¡ vers¡ränkt/ und fande ›¡ so bald mit neuer Lu‰ bes¡enkt die junge S¡läferWelt. Wie/ sagt' Er/ je”t erwa¡et/ weß ›nd die TaubenBlikk'? und/ der mi¡ munter ma¡et/ der rohtbemahlte Mund? weß mag da# Lä¡len seyn? i‰ da# ni¡t mein Geripp/ mein Fleis¡/ mein Haut und Bein. ›e i‰ e#/ meine Lu‰/ mein ander J¡/ und Leben. kom/ deren i¡ bereit zu eigen mi¡ ergeben/ kom/ S¡we‰er/ liebe Braut/ mein Gan”e#/ meine Zier/ ümfahe deinen Mann/ O Männin mir/ von mir. So war e# au¡ mit Eu¡/ O Außbund der Gelehrten! O Zierd deß Pegni”Strand#! mein Grö‰er der Geehrten deß Hö¡‰en Güte hatt' Eu¡ löbli¡ außgeziert und inner Eu¡ den Baw der Kün‰e ho¡beführt/ der Tugend Ei[erStell. Do¡ will i¡ lieber s¡weigen/ al# au‹er Wi¡tigkeit Eur' hohe# Lob anzeigen. verehren in der Still ‰eht meiner Clio an/ ni¡t rühmen ohne Ruhm den vorberhümten Mann. Jhr Nymfen an der Saal/ Juturna/ la‹t die Wellen/ komt/ Ewern alten Ga‰ sein Lobelied zu ‰ellen. Du/ Jhena/ weiser Si” der Dreygedritten S¡aar/ leg deinen DJLHERRn ni¡t auf ‰ille Lethen#Bahr: Wie war er do¡ bemüht zu hemmen deine Wetter/ im Fal Gradivu# wolt/ der Vns¡uld Keltertretter berennen deine Thor? da# ander i‰ gemein; e# wil ja Euer Ruhm auf jede# Lefzen seyn/ so Eu¡ von Lehren kömt. Du Prinz der Lebethrinnen/ Sorakten# Hüter du; der deine Söhne können mit Bü¡en seiner Kun‰ dur¡feu¡ten üm vnd an/ i‰ dieser der mir füllt die Feder; kom heran.
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Vnd Jhr/ wo nd' i¡ Eu¡/ jhr volgetränkten S¡aaren/ (vnzählig i‰ die Zahl) die jhr bey Jhm erfahren den Feuer-Gei‰ und -Will/ komt tretet je”t herein; jhr/ Jhr solt seine# Lob# ein Mund und Zeuge seyn. Au¡ diß volführt e# ni¡t: Wer will mag weiter gehen/ und s¡auen dort/ wo ›¡ die Himmel#Bogen drehen; die Sternen halten an sein uners¡öp]e# Lob; Orion und sein Herr er‰aunen selb‰ darob. Dir hat/ O edle Stadt der Franken gan”e# Preisen/ wolt sagen aller/ die von As¡ena# ›¡ hei‹en; dir/ sag' i¡ hat die Gun‰ deß Himmel# den vergünnt/ der deine Mauren ziert/ und in die Zierd gewinnt. So wolte/ sag' i¡ hier/ deß Hö¡‰en hö¡‰er Wille Eu¡ ziehen näher ›¡ zu reifer Klugheit Fülle. und diß vergöttert Eu¡ und ma¡t Eu¡ mehr verwand den Krä[ten über un#/ deß Glükke# Volle‰and. No¡ eine# ward vermi‹t in Mänge derer Gaben: ein Freundin/ die Eu¡ solt na¡ vieler Arbeit laben/ die Eu¡ entbürden könd' ein'# theil'# der Sorgen La‰/ so o]mal# angeseilt ein trüber Herzen#Bra‰. Ein Weib/ da# Tugend hat/ i‰ werther no¡ zu s¡ä”en al# Perlen Ko‰en# voll. ›e kan den Mann ergö”en. auf ›e verlä‹t Er ›¡. ›e thut ihn' alle# gut# sein gan”e# Lebenlang/ und ma¡t jhn' gute# mut'#: spri¡t Salem# weiser Für‰. Ein sol¡e mo¡t' Eu¡ geben der san]en Eger Rand. ni¡t Jhena Euer Leben und Au[enthalt hievor. ni¡t unser Pegni”Fluß. So folget unser Thun dem gro‹en GötterS¡luß. Mein gro‹er Gönner/ nun Jhr habt zum Ziel getro[en; Eu¡ ‰ehet abermal ein Port der Freuden o[en. J¡/ der Gering‰en so die Feder je geführt/ hab Euer weite# Lob mit änger Fau‰ berührt: im Fall mir Aon# Gott die Saiten wird aufziehen/ dann wil i¡ Euren Ruhm zu s¡ikken mi¡ bemühen den braunen Moren zu. Jndeß nehmt diese# an:
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Hier folgt ein Herzen#Wuns¡. J¡ gebe/ wa# i¡ kan. SO lebet und liebet und labet Eu¡ immer/ werthe‰er DJLHERR/ friedli¡ und froh Mit Euerer Rieben und Lieben. Kein Vnfall berühre deß Ehbeth# Gezimmer. E# brenne die brün‰ige Loh/ Weil Jhr werd seyn in Wolken ges¡rieben. E# klüglen die Musen/ ein freudige# La¡en
Na¡ * Herrn S¡ottel# anwei-
Eu¡ Beeden zu ma¡en/
sung in seiner
Wenn kün]ig in Wiegen auf‰eht Ein hurtiger Redner und Kün‰lerPoe¨t.
Teuts¡en Spra¡Kun‰ am 205. Blat.
Zeit benenn Zeil. * HErr DJlhErr glAn”Et JE”t An LOrBEErZWEJgEn Vnd MyrtEn. Sigi#mund Betuliu#. 4 gemer¿] 'Merkmal, Kennzeichen'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4, Abt. 1, Teil 2 (1897), Sp. 3277. – 13 S¡la[kraut] Als S¡la[kraut wurde eine ganze Reihe von Pflanzen mit betäubender Wirkung bezeichnet; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 9 (1899), Sp. 300. – 26 Musen Prin”] Ebenso wie Föbu# (v. 28) eine Umschreibung des Gottes Apoll; s. zu Text Nr. 2, v. 20. – 26 mein Er‰er der Geehrten] Nicht ganz wörtlich zu nehmen, wie die Gedichte Nr. 1, Nr. 2, Nr. 3, Nr. 10, Nr. 11 und Nr. 12 erweisen. Dilherr war aber zweifellos der Prominenteste unter den von Birken damals Bedichteten. – 28 daß eü¡ die S¡aar zu ihren Föbu# ma¡t'] Anspielung auf Dilherrs Jenaer Rektorat. – 31f. lehrt mi¡ do¡ Harpokrat ~ Ehre hat.] Laut Zedler. Bd. 12 (1735), Sp. 603, war Harpocrates ein ägyptischer Philosoph, "de‹en Sitten-Regeln hauptsä¡li¡ auf da# Stills¡weigen, und wieder die allzugro‹e Freyheit im Reden gegangen, au¡ daher da# Spri¡wort Harpocratem reddere ent‰anden." – 34-36 vom Brunnen Aganippen ~ auf Aon# Hügelhal#] Als Aoniden wurden die Nymphen des Berges Helikon bezeichnet, auf dem auch die Quelle Aganippe entsprang, welche den Trinkenden dichterische Begeisterung verlieh; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 193 (Artikel 'Aganippe'); Sp. 417f. (Artikel 'Aonides'). Die zuvor in v. 1 vorgenommene Umschreibung der göttlichen Schöpfungskraft als "Quellbrun aller Sa¡en" demonstriert die vor allem von Harsdörffer vollzogene Einordnung des antiken Mythos in das christliche Weltbild. – 35f. Kein traum hat ~ angesü‰.] Anspielung auf die auf den Prolog zu den Aitiai des hellenistischen Dichters Kallimachos von Kyrene zurückgehende Traum-Episode, die Properz im dritten Buch der Elegien aufgreift. Dort stellt der Dichter dar, wie er im Schlaf von Apoll selbst in der Dichtkunst unterwiesen wird und ihm die Muse Kalliope von einer der Quellen zu trinken gibt; s. Properz 3. 3. – 36 Hügelhal#] Vermutlich auf Statius, Thebais 9, v. 644, zurückzuführende Bezeichnung für die Mitte des Parnassus; s. Georges, 1959, Bd. 1, Sp. 1276. – 39 Clio] Κλειώ war ursprünglich der Name einer Quellnymphe,
Gedichte 13 und 14, 1644 und 1645
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später einer der Musen, nach der späthellenistischen Verteilung von Spezialzuständigkeiten derjenige der Muse des Heldenlieds, der Rhetorik und der Geschichtsschreibung; s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 233. – 41f. Jhr Nymfen an der Saal ~ zu ‰ellen.] Gemeint ist die bereits in Gedicht Nr. 5 mit dem Parnaß verglichene Universitätsstadt Jena, wo Dilherr im Zeitraum von 1631-1642 die Professur für Beredsamkeit, Geschichte und Poesie (1634) und schließlich die außerordentliche Professur für Theologie (1640) sowie das Rektorat innegehabt hatte; s. ADB. Bd. 5 (1877), S. 225 (Brückner); NDB. Bd. 3 (1957), S. 717f. (Elschenbroich). – 43 der drey gedritten S¡aar] Gemeint sind die neun Musen; s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 1475-1479. – 44 auf Lethen# ‰ille Baar] Im griechischen Mythos ist der Lethe einer Flüsse der Unterwelt, der den Seelen, die aus ihm trinken, die Erinnerung an ihr früheres Leben nimmt; s. Vergil, Aeneis 6, v. 703-751. – 46 Hörhau#] Hörsaal. – 49f. Au# seiner S¡ul ~ au# Trojen Pferd] Vgl. Gedicht Nr. 5, v. 1-4. – 67 eü¡ diese Rieb au#sah] Vgl. Gen 2.21-23. Die Bezeichnung "Rieb" (Rippe) für die Ehefrau begegnet immer wieder bei Birken. Das Miteinander der Geschlechter war für Birken lebenslang auf dem wörtlich gedeuteten Schöpfungsbericht Gen 2, 7, 20-23, gegründet. – 68f. daher sagt ~ al# unser einer!] Der Status des in v. 25f. zum Inbegriff der Gelehrsamkeit und zum Musengott stilisierten Dilherr wird durch seine Heirat relativiert: Auch er stammt von Adam ab, bedarf weiblicher Gesellschaft und gehört somit dem "Männer-orden" (v. 68) an. – 79 in'# lezte Thule hin] In den Aufzeichnungen des griechischen Händlers und Geographen Pytheas (~380-310 v. Chr.) wurde das quasimythische Thule als gleichbedeutend mit dem äußersten Nordrand der Welt dargestellt; s. Zedler. Bd. 43 (1745), Sp. 1910-1912. Birken will künftig den Ruhm des Geehrten über die ganze Welt verbreiten. – 87 kün‰len] Kunstwerke schaffen. – 89f. wann ~ Poët] Die Anspielung auf künftigen Nachwuchs gehörte zu den obligatorischen Bestandteilen jedes Epithalamiums.
Text 14: Herrn Loren” Geiger# und Jungfrauen Anna Margarethen Betulin Ho¡zeit. 9r-10v T4 Jungfrauen] J: – 1 der] Kürzel; ebenso 19, 21, 22, 35, 38, 47, 49, 51, 54, 55, 76, 78, 79, 95 (2x), 96 – 2 himmelab] ev. himmel ab – 3 wunder] mit der-Kürzel; ebenso 18 wider‰ehen – 33 Felder – 55 wieder – 71 wider – 2 himmelab] him elab (ebenso 7, 17, 51, 62, himmel – 21 Kammer – 22 Hammer – 42 kommen – 46 einge‰immten – 46 Grimm – 76 immer – 76 nimmer – 83 nimmt – 84 ‰immen) – 6 herie‹en] ev. her ie‹en – 9 wa#] Kürzel; ebenso 26, 30, 82, 83 – 14 freyer] mit -er-Schlaufe – 15 Verhängnüß] ü undeutlich überschrieben; ev. Verhängniß – 15 da#] Kürzel; ebenso 25, 31 (2x), 44, 58 (2x), 69, 72, 93 – 16 Ra¡el] R überschrieben – 18 dann] dan (ebenso 75) – 18 wider‰ehen] ev. wider ‰ehen – 23 S¡lägen] S aus s überschrieben – 33 Guinen] Endungs-n aus a überschrieben – 36 und] u. (ebenso 43, 44, 55, 56, 62, 71, 83, 84) – 38 Föbu#] u nachträglich verdeutlicht – 43 habt eü¡] kein Wortabstand – 43 vertraut] mit verKürzel – 45 mehrmal#] l überschrieben; ev. nachträglich eingefügt – 47 Tauru#] mit -us-Kürzel – 50 gedräuet] durch Überschreibung aus gedräut – 57 andre] durch Streichung aus andere – 62 eurer] u über-
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Apparate und Kommentare
schrieben; erstes r oberhalb der Zeile – 65 die] ie – 68 Paar] P überschrieben – 69 bra¡t] durch Überschreibung aus bringt – 76 gewinnt] t nachträglich angefügt; dadurch das zweite n überlagert – 84 die] oberhalb der Zeile – 90 〈...〉] ein Vers fehlt; offenbar ein Abschreibversehen Dieses sowie das im Manuskript unmittelbar folgende unbetitelte Gedicht Nr. 15 wurden anläßlich der Hochzeit von Birkens Schwester Anna Margaretha (6.6.1623 - 8.6.1647) mit dem aus Ulm stammenden und in Amsterdam lebenden Schiffsarzt Lorentz Geiger (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14, S. 2, 30) verfaßt. Laut Würfel, 1759, S. 76, bei dem Geiger als "Barbierer" geführt wird, fand die Hochzeit am 1.9.1645 statt. Stauffers Datierung auf den 8.6.1645 (Stauffer, 2007, S. 8, ohne Quellenangabe) beruht auf irrtümlicher Verwendung des in Birkens Autobiographie (WuK. Bd. 14 , S. 30m11) genannten Todesdatums. Die Angabe "Vide carmen meum Nuptiale." (WuK. Bd. 14, S. 30m6) bezieht sich mit einiger Sicherheit auf zumindest eines der beiden Gedichte, von denen keine Druckfassungen bekannt sind. In Birkens Autobiographie wird auch der weitere Lebensweg der Schwester geschildert, die noch im selben Jahr mit ihrem Mann nach Holland zog und dort im dritten Jahr nach der Abreise an den Folgen einer Fehlgeburt verstarb. Zwei Kinder waren vorher früh gestorben. Der Vermerk "Vide Carmen meum Funebre" (WuK. Bd. 14, S. 30m13) bezieht sich auf das anläßlich des Todes der Schwester verfaßte vierzeilige Gedicht Frauen Annen Margarethen Geigerin gebornen Betulin, Grabs¡ri]., das in Birkens Sammlung geistlicher Gedichte S. v. B. Todten-Andenken und Himmel#-Gedanken. oder GOTTES- und Tode#-Gedanken (WuK. Bd. 5, S. 46 u. 570) mitgeteilt ist. 1-12 J¡ muß ~ eine lieb‰e ndt.] Den Gedanken einer vom Schicksal vorherbestimmten Eheschließung wiederholt Birken im Rahmen der Darstellung von Geigers unverhoffter Bekanntschaft mit der Schwester Anna Margarethe in seiner Autobiographie: "[...] aliud quaerens aliud invenerat; et eò, unde caelebs venerat, jam conjunx reversurus (conjugia fatalia esse, suo exemplo docens)" [(Er fand dort aber etwas anderes, als er gesucht hatte, und sollte dorthin, von wo er als Junggeselle aufgebrochen war, als verheirateter Mann zurückkehren. [(Er lehrte so mit seinem Beispiel, daß eheliche Verbindungen vom Schicksal vorherbestimmt sind.)]: (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14, S. 30, 82). – 16f. daß eine Ra¡el dort, du Jacob, wart' auf di¡] Anspielung auf die Geschichte Jakobs (Gen 28f.), dem von seinem Vater aufgetragen worden war, eine Frau außerhalb Canaans zu suchen, und der schließlich in Mesopotamien Lea und Rahel ehelichte. Birken hat diesen Stoff in dem Ende 1672 entstandenen und im Folgejahr im fünften Band von Herzog Anton Ulrichs Roman Die dur¡leu¡tige Syrerin Aramena abgedruckten Schäferspiel | von | Jacob/ Lea und Rahel. (s. Stauffer, 2007, S. 834) ausgearbeitet. – 22 de# Kriege# Mu‰ers¡ul] In einer Vielzahl von Aufständen und Kämpfen, die sich innerhalb des Zeitraums von 1568 bis 1648 ereigneten und als 'Achtzigjähriger Krieg' bzw. 'Spanisch-Niederländischer Krieg' bezeichnet werden, erkämpfte die Republik der Sieben Vereinigten Niederlande ihre Unabhängigkeit von der spanischen Krone. – 30 wa# wir in bü¡ern lesen] Daß Birken zumindest später selbst solche Reiseberichte aus fernen Ländern gelesen hat, geht aus Gedicht Nr. 224 hervor, wo das Motiv des
Gedichte 14 und 15, 1645
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teilnehmenden Lesens wiederholt wird; s. zu Text Nr. 224, v. 7. – 31-36 da# neü erfundne land ~ güldnen Bli”.] Wie viele deutsche Abenteurer dürfte auch der als Schiffsarzt tätige Bräutigam Lorentz Geiger die hier erwähnten überseeischen Länder als Angestellter der im Jahre 1621 gegründeten Niederländischen Westindien-Kompanie bereist haben, die ein exklusives Handelspatent für Westafrika und Amerika besaß. Birkens Autobiographie erwähnt die Teilnahme Geigers an einer Expedition zu den Karibischen Inseln: "Laurentii Geiger Chirurgi Nauticae Expeditionis Batavorum in Hollandicam Indiam Occidentalem". [Lorenz Geiger, einem Schiffsarzt, der an einer niederländischen Expedition nach Holländisch-Westindien teilgenommen hat.] (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14, S. 2). Auch die westafrikanische Goldküste (s. v. 33-36) hat Geiger wohl kennengelernt. – 33f. Guinen braune Dra¡en ~ Ra¡en] Hierbei dürfte es sich um die auch in den Savannengebieten der westafrikanischen Küste lebenden Steppen-Warane handeln, die Geiger während seiner Afrika-Reise beobachtet haben könnte. – 35 Tellu#] Im römischen Mythos ist dies der Name der auch als Terra Mater bezeichneten Muttergottheit Erde; s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 574-576. – 37f. da wo fa‰ nahe ›”et | der Nemeäer-Löw] Die Erlegung des Nemëischen Löwen war die erste der zwölf Aufgaben, die Herkules von König Eurystheus gestellt wurden; s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 1049-1057; hier Sp. 1050. Es ist möglich, daß Birken hier auf die Namensgleichheit des auf der Peloponnes gelegenen mythologischen Schauplatzes mit dem im westafrikanischen 'Guinea' (s. o.) gelegenen Weinanbaugebiet Némèa anspielt, von dem ihm Geiger berichtet haben könnte. – 38-40 wo Föbu# ~ mittag neigt] Gemeint ist wohl die Äquatornähe. – 47 Tauru# Gipfel] Die Verbildlichung des Wellenungestüms mit Gebirgen ist üblich in frühneuzeitlichen Beschreibungen von Seestürmen. – 48 die ¡te] Die auch im Schiffsbau verwendete Holzart ist hier synekdochisch für das Schiff verwendet; vgl. auch v. 44 "ein dünne# Bret". – 48 Orku# S¡wefeltei¡] Verschmelzung der Bezeichnung des Totenreichs des römischen Mythos mit der christlichen Höllendarstellung. – 51 die See von oben ab, die no¡ der himmel goß] 'Der dazu noch sintflutartig strömende Regen.' – 56 in Triton# blauem Salz] Gemeint ist das Meerwasser in Anspielung auf die Gestalt des gleichnamigen Seedämons, dem in der antiken Dichtung üblicherweise eine bläuliche Muschel zugeordnet wird; s. Ovid, Metamorphosen 5, 1, v. 333 u. Vergil, Aeneis 10, v. 209. – 75-84 Viel kriegen ~ den ihren ‰immen kan.] Diese Auffassung vom Eheleben findet sich später in vielen Variationen in den Ermahnungen Birkens an seine erste Ehefrau wieder; s. WuK. Bd. 10, Texte Nr. 57, 57a, 58, 73 und 78 u. ö.
Text 15: "Mögt i¡ einen Thon erklingen," 10v-11v T1 XV.] XV – 6 da#] Kürzel – 6 neider] mit der-Kürzel; ebenso 16 feder – 12 Kummer] Kum er (ebenso 40 kömmt – 62 himmel# – 79 ‰immen) – 9 2.] 2 (ebenso bei den Strophen 4-6, 8 und 10) – 23 nit,] Komma nachträglich eingefügt – 26 eüre#] re aus er überschrieben; ebenso 45 bittre – 26 voll] aus wohl über-
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Apparate und Kommentare
schrieben – 27 vers¡lägt] g aus ¡ überschrieben – 32 und] u. (ebenso 61, 72, 73, 79) – 36 ernde] durch Überschreibung aus erndte – 36 winket] durch Überschreibung aus win¿et – 38 biß] ß verschmiert, vielleicht überschrieben – 38 Todt] dt überschrieben – 40 eüer] Eingangs-e überschrieben – 42 saurer] s aus S überschrieben – 42 Apfelbiß] Apfelbieß – 49 etwa#] mit wa#-Kürzel – 54 Gut] G überschrieben – 56 dreymal] ev. drey mal – 61 Jezt] durch Überschreibung aus Je”t – 62 der] Kürzel; ebenso 68 – 63 zieht] h überschrieben – 65 denkt] durch Überschreibung aus den¿t – 67 iezt] durch Überschreibung aus ie”t – 67 Verhängnu#] # aus s überschrieben – 70 gedenken] durch Überschreibung aus geden¿en – 79 mi¡] durch Überschreibung aus eu¡ Auch dieses Gedicht wurde anläßlich der Hochzeit von Birkens Schwester Anna Margaretha mit Lorenz Geiger verfaßt. Außer der in Text Nr. 13, v. 29f. verwendeten Bescheidenheitstopik (unzureichende dichterische Fähigkeiten des Gratulanten) herrscht hier über weite Strecken ein nachdenklicher Ton vor: es geht mehr um die Lebenssituation des Verfassers als um jene des Brautpaars; s. auch zu Gedicht Nr. 18. Ein Druck ist nicht bekannt. 1f. erklingen] 'zum Klingen bringen'. – 27 mi¡ vers¡lägt ein ungewitter] Entgegen dieser Formulierung, die ebenso wie der Verweis auf das "Verhängnu#" (v. 67) einen unfreiwilligen Weggang Birkens aus Nürnberg vermuten läßt – sie erinnert an die Aufzählung der verschiedenen Schicksalsschläge ('Afflictiones') in seiner Autobiographie (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 16m1, 64f.) –, wird der Entschluß zum Aufbruch dort positiv bewertet (ebd. S. 30.15-19, 81): "Inter haec, terras alio sub sole calentes, lustrandi ardore incensus animus, et ex multorum moribus mores sibi fingere gestiens, abitum ad remotiora loca mihi persuasit. Labente igitur anno, discessum est Noribergâ:" [Währenddessen bekam ich Lust, die von einer anderen Sonne erwärmten Länder kennenzulernen und mir aus dem Vergleich der Sitten vieler meine eigenen zu bilden; also beschloß ich, mich in entferntere Gegenden zu begeben. Ende des Jahres reiste ich deshalb aus Nürnberg fort.] – 63 Seiger] Die 'Uhr'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 10, Abt. 1 (1905), Sp. 1382. – 64 eh ~ Holland ›ht] Der Bezug zu dem Herkunftsland des Bräutigams bestätigt die Zuordnung des Liedes zu dem vorigen Hochzeitsgedicht.
Text 16: Zu Herrn Johann Klaju#, Herode#-Kindermord. 12r 1 Lieder] mit der-Kürzel; ebenso 2 wieder – 2 Kömmt] Köm t (ebenso 10 nimmer – 16 hemmt – 27, 28 immer – 30 willkomm) – 7 der] Kürzel; ebenso 8, 11, 18, 19, 20 – 8 lang] g überschrieben – 17 Rhodopen#] h nachträglich eingefügt – 17 ‰ränger] mit -er-Schlaufe – 19 ›ngt;] ev. ›ngt, (Semikolon mit Komma überschrieben oder umgekehrt) – 24 Mens¡] durch Streichung aus Mens¡en – 25 iezt] undeutlich; ev. i”t – 26 Tyrannen] T überschrieben – 28 und] u. – 30 Pegni”] t nachträglich verdeutlicht
Gedicht 16, 1645
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Anlaß des wohl Mitte 1645 entstandenen Gedichtes (s. Stauffer, 2007, S. 7f.) war die Veröffentlichung von Johann Klajs Dichtung HERODES | der | Kindermörder / | Na¡ Art eine# Trauerspiel# | au#gebildet | und | In Nürnberg | Einer Teuts¡liebenden Gemeine | vorgestellet | dur¡ | Johan Klaj. | Nürnberg/ | In Verlegung Wol[gang Endter#. | Im Jahr M.DC.XXXXV. (Nachdruck Wiedemann, 1965, S. [129]-[300]). Hier findet sich Birkens Gedicht im Ehrengedichte-Anhang auf Seite 63 [199] zwischen Zuschriften Georg Philipp Harsdörffers und des Nürnberger Advokaten Rudolph Carl Geller; zu diesen s. Will. Bd. 4 (1758), S. 408. Die Druckfassung weist, abgesehen von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion, folgende Abweichungen auf: T1-3 Lobgedi¡t. – 4 klingt] zwingt – 6 er geziert] ihn geseugt – 7 i‰ dann in ihn] weil daß in ihm – 7 etwan] etwa – 8 den zwar s¡on lang der Götter Ambro›a spei‰?] Den Götterko‰/ vermens¡et hat lang s¡on gespei‰? – 9 s¡i¿ten] s¡ikken – 9 hinabe.] zu S¡atten/ – 10 au¡ nimmer nit ‰eigt au# den Grabe] wird nimmer ni¡t Teuts¡e# begatten – 12 Reimen klingt] Sä”e bringt – 13 we# Singen bannt die S¡mer”en] Wer bannet von dem Her”en – 14 mir so au# meinem Her”en] Die Mute#-fre‹er S¡mer”en – 15 Bromier] Mei#nis¡en – 16 den Elbe-herseglenden] sein Wolkenanseglenden – 17 Held und Layrpoët sange viel] Lu[t- und Felsenru[ mürmelt ihm – 18 deinen S¡wan, Bober, mei‰ert der Pegni” ihr] Proteu# ähmt und ähnlet der Pindis¡e – 19 der Proteu# i‰, in dem er] Der bald in S¡äferkleidern – 24 de# Mens¡Gott#] Der Götter – 25 Kan er nit iezt, ein Teütis¡er Per›u#] Lä‹t er ni¡t je”t ein Teutis¡er Eiferer – 31 Nemt an diß Lob] Hier diese Brut – 32 da# gibt eu¡ der, den Klaju# Klio erge”t.] Zu euerm Ruhm – – | der Strebende Floridan se”t. | S. Betuliu#. 2 Kömmt au¡ wohl Orfeu# ~ wieder?] Der Vergleich mit einem der mythischen Sänger gehörte zu den Topoi des Dichterlobs. – 3 wie daß er ni¡t auf Hämu# ›ngt?] Als mons haemus oder Hemus-Berg wurde jener Teil des Balkan-Gebirges bezeichnet, der Bulgarien von Rumänien – dem antiken Thrakien –, trennt (s. Zedler. Bd. 1 (1732), Sp. 654; Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 919f.). Aus Thrakien stammte auch Orpheus, der Sohn des Königs Oiagros (bzw. Apolls) und der Muse Kalliope (s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp.351-356). – 7 der Bun”ler S¡wan] Gemeint ist der 1597 in Bunzlau geborene und 1639 in Danzig verstorbene Martin Opitz (v. 10); s. NDB. Bd. 19 (1999), S. 552-554 (Garber); Kühlmann, 2001. Schon im griechischen Mythos wird der Schwan dem Gott Apoll zugeordnet und symbolisiert hohe dichterische Fertigkeit (s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 42f.). Auch die Emblematik des 16. und 17. Jahrhunderts verwendet den Schwan als Bild für den Dichter; s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 815-817. – 9 Tolle Mänaden s¡i¿ten den Thrazer hinabe.] Orpheus, der nach dem Verlust Eurydikes andere Frauen verschmähte, wurde von den Mänaden – hierüber erzürnten Anhängerinnen des Dionysoskultes – in Stücke gerissen; vgl. Ovid, Metamorphosen, 11, 1, v. 1-22. – 10 Opi”en# Gei‰ ~ au# den Grabe.] S. zu den Gedichten Nr. 44, Nr. 45 und Nr. 47. – 15 ein Mei#ner S¡wan vom Bromier hügel] Bromius ist ein Beiname des Dionysos / Bacchus; s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 77-95, hier Sp. 81. Mit "Bromier hügel" dürfte Klajs Heimat gemeint sein. Johann Klaj wurde 1616 in Meißen geboren, in dessen Umgebung es seit dem Mittelalter Weinberge gab. – 17 Rhodopen# Held] In
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Apparate und Kommentare
Ovid, Metamorphosen, 10, v. 50 wird Orpheus in Anspielung auf das thrakische Gebirge Rhodope als "Rhodopeius [...] heros" bezeichnet. – 18 deinen S¡wan, Bober] Bunzlau, der Geburtsort von Opitz, liegt am rechten Ufer des Flusses Bober. Im Jahre 1627 wurde Opitz durch den Namenszusatz 'von Boberfeld' geadelt. – 20 auf ›eben Röhren klingt] Die siebenröhrige Panflöte, das traditionelle Instrument der Schäfer, war bis zum Jahr 1669 das alleinige Emblem des Pegnesischen Blumenordens. – 21f. Celtis¡e Wittoden ~ ru[t von Todten] Klajs Lobrede der Teuts¡en Poeterey aus dem Jahr 1645 (Nachdruck Wiedemann, 1965, S. [377]-[416]) ist eine von Georg Philipp Harsdörffer verfaßte "Erklärung de# Tittelbilde#. WJTDOD redet." vorangestellt, die eine Wiedererweckung der deutschen Sprache und Dichtkunst anstrebt: "I¡ komme von Todten Witdoden herfür/ | Bekleidet mit Alter#-gebrau¡li¡er Zier/ | Die neuli¡ erneute Kun‰liebli¡e Lieder | Erwekken die vormal# Ver‰orbenen wieder." [Aiv]v, S. [384] Zur etymologischen Herleitung der Bezeichnung 'Wittoden' s. Zedler. Bd. 57 (1748), Sp. 1915f. – 23f. und bald ~ Stygier ‰rau#] Klaj hat in seinen Dichtungen wiederholt einzelne heilsgeschichtlich bedeutsame Stationen aus dem Leben Jesu behandelt. Bereits im Jahre 1644 waren die Redeoratorien Johanni# Claj | Weyhna¡t-Liedt | Der Heiligen Geburt Chri‰i zu ehren | gesungen. und Au[er‰ehung | JESU CHRJSTJ sowie Höllen- und Him elfahrt | JESU CHRJSTJ/ aufgeführt und gedruckt worden, auf die sich obige Verse beziehen. – 25f. ein Teütis¡er Per›u#] Der römische Dichter Aules Persius Flaccus (34-62; zu ihm s. Knoche, 1957, S. 79-87; Büchner, 1957, S. 410-414; Bieler, 1961, S. 85f; Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 655-657) ist Verfasser von sechs Satiren, in denen er sich kritisch mit dem Zeitgeist und dem Literaturbetrieb in der Neronischen Zeit auseinandersetzt. – 31 diß Lob, da# keine der S¡we‰ern geä”t] Für Birken typische Selbstverkleinerungstopik, die den Rang des Geehrten kontrastiv heben soll. Mit den Schwestern sind die Musen gemeint. Das Verb 'ätzen' in der hier verwendeten Bedeutung von 'eingravieren, verewigen', ist dem im 17. Jahrhundert entwickelten graphischen Tiefdruckverfahren der Radierung entlehnt, bei dem – anders als beim traditionellen Kupferstich – die Linien nicht in die Metallplatte gestochen, sondern mittels Säure geätzt werden. – 32 der, den Klaju# Klio erge”t] Birken nennt sich indirekt selbst. Klajus ist Genitiv ('der, den Klajs Muse entzückt'). Clio ist die Muse der Geschichtsschreibung; s. zu Gedicht Nr. 13, v. 39. Daß Birken sie hier als Klajs Muse bezeichnet, hat mit dem Inhalt der gepriesenen Dichtung zu tun. Die Muse Klio wird auch in der "Uberrei¡ung#s¡ri]" zu Klajs im Jahre 1644 publizierter Au[er‰ehung JESU CHRISTI (Aiij v, 3) angerufen; zu ihr s. zu Gedicht Nr. 13, v. 39. Text 17: Zu de‹elben Leidendem Jesu#. 12v-13v 2 der] Kürzel; ebenso 5, 9, 27 (1. Position), 36, 38 – 2 und] u. (ebenso 3, 4, 12, 15) – 2 Mens¡enheiland] ev. Mens¡en heiland – 2 nie erdultte] kein Abstand; dazwischen senkrechter Worttrennungsstrich – 2 nie] e überschrieben – 11 Thun (1. Position)] Th aus S überschrieben – 19 da# (2. Position) ] Kürzel; ebenso 38 – 21 wundertraurges¡i¡t] mit der-Kürzel; ebenso 35 Neider – 21 wundertraurges¡i¡t] ev. wundertraur
Gedicht 17, 1645
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ges¡i¡t – 22 vermeldt] mit ver-Kürzel – 22 teüren] t überschrieben – 24 ges¡öp]] versehentliche Unterlänge des t gestrichen – 35 Stikkwerk] k durch Überschreibung aus Stükkwerk – 37 entwandt] etwandt – 38 Jammerha]] Jam erha] (ebenso 41 immer) Abermals handelt es sich um ein Ehrengedicht für ein Werk Johann Klajs. Der | Leidende | CHRISTUS/ | Jn einem Trauerspiele | vorge‰ellet | Dur¡ | Johann Klaj/ | Der H. S¡ri[t Befli‹enen/ und gekrönten | Poeten. | Nürnberg/ in Verlegung Wol[gang Endter#/ | Jm Jahre M. DC. XLV. (Nachdruck Wiedemann, 1965, S. [201]-[280]. Dort ist Birkens Gedicht an vorletzter Stelle (S. 71 [279]), nach Beiträgen Christian Brehmes und Samuel Hunds und vor einem Gedicht Rudolph Carl Gellers, gedruckt. Es ist dort, anders als in der Handschrift, unterschrieben ("Siegmund Betuliu#.") und trägt, seiner Form entsprechend, die Überschrift Wiederkehr. Diese Gedichtform wird in Birkens Poetik (Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰ [...], 1679, S. 141f.) beschrieben. Birkens Gedicht ist auch insofern eine Hommage an Klaj, als es im ersten, im Druck durch ein Spatium abgesetzten Teil die 'Mängzeiligkeit' der Klajschen Dithyramben imitiert. Die Vorrede des Klajschen Werkes ist auf den 16.5.1645 datiert; Birkens Gedicht dürfte in großer zeitlicher Nähe entstanden sein. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion, dem erwähnten Spatium nach v. 19 und der Tatsache, daß im zweiten Teil die Verse mit einsilbiger Kadenz eingerückt sind, weicht die Druckfassung an diesen Stellen von derjenigen des Manuskripts ab: T1-T3] Wiederkehr. – 2 nie erdultte] undultli¡e – 6 da# Lam wird] wird da# Lämlein – 7 Sündbes¡ulden] Sündens¡ulden – 7 würd] wird – 13 vom Flu¡e#-Au‹pru¡ einmal loßgespro¡en] au¡ loß gespro¡en von de# Flu¡e# Au#spru¡ – 16 Tode#-Pfeil] Tode#‰al – 16 nit] ni¡t – 18 unser Gott, da# selb‰e] selb‰ändiger Gott und – 19 wird] weil – 19 un# da# leben dort zu] wird e# un# da# Leben – 23 ihn un# neü] diesen au¡ zu – 23 de‹en] Klajen# – 27 Klaju#] Klaj – 28 ihm, so] denn/ ihm – 31 Name] Nam 7 de# Teüfel# Sündbes¡ulden] Der Teufel erscheint bei Birken häufig als Ankläger des Menschen oder als strafender Büttel Gottes. – 22f. Jüng‰ vermeldt er unsren Ohren ~ de‹en au#geübter Sinn.] Klaj pflegte seine Redeoratorien – mit Ausnahme der musikalisch begleiteten Chöre am Ende der Akte und Spiele – selbst und allein in der Kirche vorzutragen, bevor diese im Druck erschienen; s. Wiedemann, 1965, S. 11*f. – 24 Freili¡ hat er ihm ges¡öp] hier der Kün‰ler Sinnen Haabe.] Hinweis auf Klajs Vertrautheit mit der literarischen Tradition; "ihm" ist reflexiv verwendet. – 25-27 von den Zeiten ~ au¡ gelebet auf der Erd.] Ein starkes Rühmungsargument: Klajs Darstellung wirke wie die eines Zeitgenossen Christi. – 26 daß i¡ fa‰ beredet werd] 'daß ich fast davon überzeugt bin'. – 28-31 Wa# Nu” aber bringt e# ihm, ~ hin bi# zu den Sternen s¡wüllt.] Eine der zahlreichen Varianten des Ewigkeitsruhmes, den sich der Dichter erwirbt. – 29 unverlebet] 'ohne alt zu werden'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 12, Abt. 4 (1956), Sp. 753. – 31 der S¡ri[tberu[te Name] 'der durch mich in Schriften berühmte Name'. – 32 Do¡ er lehret ni¡t allein: Anmut muß die Red verblümen] Wohl Anspielung auf das berühmte Horazsche Dictum: "aut prodesse volunt aut delectare poetae | aut simul et iucunda et idonea dicere vitae" (De arte poetica, v. 334f.). – 33 wie die Matten ~ Malwerk# Striemen] 'wie die Farbe der mit frischem Gras bedeckten Wiesen das
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Gemälde der Natur ziert'. – 35 Stikkwerk] 'Verzierung'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 10, Abt. 2, Teil 2 (1941), Sp. 2754; vgl. auch das von Klajus und Floridan im Wechselgesang gestaltete Gedicht in der Fortse”ung Der Pegni”-S¡äferey, an dessen Bildhaftigkeit Birken hier möglicherweise anknüpft: "Kl. [...] E# ‰ralet und pralet/ bemahlet/ | Fl. Da# Stikkwerk der Erden. | Die S¡atten und Matten begatten. | Kl. ein völlige# La¡en/" (S. 34). – 34 i‰ gemeine Sa¡] 'ist gewöhnlich, trivial, mittelmäßig'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4, Abt. 1, Teil 2 (1897), Sp. 3214f. – 36 vor] 'vorher, früher'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 12, Abt. 2 (1951), Sp. 806f. – 37 Daß er ~ entwandt] 'daß er der Elbe von dir, Pegnitz, entwandt worden ist'. – 39 deinen Teüts¡ge›nnten] Vielleicht ist diese Formulierung auch als Anspielung auf die im Jahre 1643 von Philipp von Zesen gegründete Deutschgesinnete Genossenschaft zu verstehen, der Georg Philipp Harsdörffer seit 1644 als 'Der Kunstspielende' angehörte und in die Johann Klaj im April 1645 als 'Der Fremde' aufgenommen worden war. Auch Birken wurde seit 1644 unter dem Gesellschaftsnamen 'Der Riechende' als Mitglied geführt, erfuhr jedoch erst im Jahre 1670 durch einen Brief Martin Kempes (s. Brief Nr. 32 im Birken-Kempe-Briefwechsel (WuK. Bd. 13.1, S. 85-87)) davon; s. Laufhütte, 2005(2), S. 185-201. – 40 Au¡ dein Dilherr ~ Teüts¡e# in der neige retten.] Durch die Vielzahl der Ämter, die Dilherr in Nürnberg als Leiter des Egidiengymnasiums und Verantwortlicher für das gesamte Schulwesen, die Stadtbibliothek und die Bücherzensur innehatte, kam ihm bereits vor seiner Übernahme des Predigeramtes an der Sebalduskirche im Jahre 1646 eine zentrale Stellung im geistig-kulturellen Leben der Stadt zu, die er als Redner, Prediger, Organisator kultureller Veranstaltungen und Publizist ausfüllte; hierzu ausführlich: Jürgensen, 1996, S. 1320-1360. Mit seinem Wechsel von Jena nach Nürnberg intensivierte Dilherr nochmals seine sprachpflegerischen Bemühungen, indem er wichtige Predigten in deutscher Sprache drucken ließ und zahlreiche – zumeist ebenfalls deutschsprachige – Kasualschriften verfaßte. Ohne selbst Mitglied des Blumenordens zu sein, trat er doch durch seine Kontakte zu Harsdörffer, Klaj und Birken immer wieder als Förderer aus dem Umfeld des Ordens stammender Werke in Erscheinung. So stellte er etwa für die Redeoratorien des Theologiestudenten Johann Klaj mehrfach das Auditorium Aegidianum als Aufführungsort zur Verfügung. Für einige dieser Aufführungen verfaßte er Einladungen in Versform, um dem 'Kunstteutschen Vers' zu einer größeren Zuhörerschaft zu verhelfen; s. Wiedemann, 1965, S. 5*. – 41 Har#dorf spielet immer no¡] Georg Philipp Harsdörffer war 1642 als Der Spielende in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen worden. Auch auf seine seit 1642 erscheinenden Frauenzimmer Gesprä¡spiele könnte sich die Anspielung beziehen. – 42 Au¡ die S¡äferspiele klingen.] Birken dürfte hier auf Harsdörffers und Klajs 1644 veröffentlichtes Pegnesis¡e# S¡äfergedi¡t und die von ihm selbst im Sommer 1645 (s. Stauffer, 2007, S. 12) verfaßte Fortse”ung der Pegni”-S¡äferei anspielen, an der laut Auskunft des Titels der ersten Auflage auch Johann Klaj beteiligt war.
Gedicht 18, 1646
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Text 18: Herrn Doctor Johann Kreüselmann# und Jungfrauen Reginen Sophien Pfaudtin Ho¡zeit. 13v/14r T1 XVIII.] XVIII – T2 Doctor] D. – T2 Kreüselmann#] Kreüselman # – T4 Jungfrauen] J. – 1 1.] 1 (ebenso bei den Strophen 7, 9 und 10) – 1 der] Kürzel; ebenso 31, 35 – 2 Zufriedenheiten] Zufrieden heiten – 3 Pfei[enspiel] ev. Pfei[en spiel – 4 da#] Kürzel; ebenso 54 – 5 errungen] er rungen – 9 Himmel#] Him el# (ebenso 35 – 25, 36 Himmel – 61 we¡selammen – 62 ammen – 62 zusammen) – 9 und] u. (ebenso 17, 70) – 14 au#blasen] ev. au# blasen – 16 erfrieren] er frieren – 30 von] vo – 55 iezt] z aus ” überschrieben – 56 wa#] Kürzel – 61 mü‹en] zweites s aus e überschrieben – 63 beyder] mit der-Kürzel – 63 herz] z überschrieben; davor r gestrichen Anlaß dieses Hochzeitsgedichts war die Vermählung des Nürnberger Juristen Johann Kreuselmann (1611-1659; zu ihm s. Will. Bd. 2 (1756), S. 358f.) mit der Kaufmannstochter Regina Sophia Pfaudt, am 12.1.1646. Nach dem Tode von Birkens Vater am 23.5.1642 (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 1, 18)) hatte der Doktor beider Rechte Kreuselmann die Rolle eines Nachlaßverwalters und Vormunds (s. ebd., S. 23m34f.; Betrübte Pegne›#, S. 151) für den damals noch minderjährigen Birken übernommen. Den Ausführungen Martin Limburgers zufolge hatte Kreuselmann den damals schon zum Jura-Studium entschlossenen Birken vergeblich gedrängt, eine Anstellung als Schreiber zu suchen, um sein Erbteil zu schonen. Von diesem mußte dann das Studium finanziert werden. Zu Kreuselmanns Hochzeit existiert eine Druckschrift. Zu ihr haben auch Johann Klaj und Georg Philipp Harsdörffer Beiträge geliefert: SERTVM MYRTEVM | in | auspicatas Nuptias | SPONSI | Viri Clarissimi et Consultissimi | DN. JOHANNIS | KREUSELMANNI, | U. J. D., Reipubl. Noriberg. Advocati | dexterrimi: | Nec non | SPONSAE | Lectissimae et Florentissimae Virginis | REGINAE SOPHIAE, | Viri Spectatissimi atque Honorati | DN. LUCAE PFAUDII, Civis et numero-|sioris Senatûs in incluta Norica Adjuncti, Filiae | charissimae. | à | Fautoribus et Amicis, cum festivo applausu | concinnatum | Die XII. JANUARII, Anni 1646. | Noribergae Typis ENDTERIANIS. (Ratsschulbibliothek Zwickau 5.1.12. (37)). Birkens Gedicht ist nicht darin enthalten. Der Grund für die Nichtaufnahme könnte der wie im Hochzeitsgedicht Nr. 15 starke Anteil die eigene Lebenssituation beschreibender Aussagen sein, dem gegenüber der eigentliche Anlaß zurücktritt. Vielleicht ist es aber auch zu spät abgeliefert worden. Das Gedicht wird Ende 1645 unmittelbar vor Birkens Abreise nach Wolfenbüttel, vielleicht sogar an einem der ersten Tage des Jahres 1646 während der Reise entstanden sein. Dazu paßt die Winter- und Reisemotivik. Am 7.12.1645 brach Birken von Nürnberg aus auf (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 30). Für eine Entstehung noch in Nürnberg spricht allerdings v. 21. 1-6 J¡ denk der lieben Zeiten ~ mit man¡em Kun‰gesang.] Elegischer Rückblick auf die Studienzeit in Jena und den Aufenthalt danach in Nürnberg, während dessen Birkens erste große Ekloge, die Fortse”ung der Pegni”-S¡äferei entstanden und seine Aufnahme in den Pegnesischen Blumenorden erfolgt war. – 7-9 J¡ wolte höher iegen ~ voll Himmel# und voll Gott.] Birken beschreibt seine poetischen Ambitionen im
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Rückblick mit einem geläufigen Bild für das dichterische Streben nach zeitüberdauerndem Ruhm. – 10f. die hand wurd ob dem Liede | de# weißen König# müde.] Mangels Kontextes schwer zu erklären. Am ehesten ist – auch wegen v. 9 – zu vermuten, daß Birken sich eine Bearbeitung von Psalmen oder gar des Hohen Liedes vorgenommen hatte und damit aus für uns nicht kenntlichen Gründen nicht zu Rande gekommen war. – 12 Je”t wird mein trieb zu Spott.] Die Tätigkeit, der Birken in Wolfenbüttel entgegensah und auf die er sich zur Sicherung des Lebensunterhalts einließ, sieht er hier im krassen Gegensatz zu seinen poetischen Ambitionen. Daß es ganz anders kommen würde, konnte er zum Zeitpunkt der Abfassung des Gedichtes nicht ahnen. – 13-18 Je”t da die winde rasen ~ den ungewi‹en Steg.] Diese Verse lassen die Vermutung zu, daß Birken dieses Gedicht während seiner Reise nach Norddeutschland verfaßt haben könnte. Die in der Tat widrigen winterlichen Verhältnisse hat Birken ausführlich in dem 1669 gedruckten Sammelwerk GUELFIS oder NiderSä¡›s¡er Lorbeerhayn in dem Reise na¡ NiderSa¡sen betitelten Alexandriner-Gedicht (Bv–Biiijr, S. 26-31) beschrieben. Die Autobiographie erwähnt die Reisemühsal ebenfalls (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 31, z. 1-6) und verweist auf das vorgenannte Gedicht: "Vide Carmen meum de hoc itinere." (s. ebd., S. 31m5f.), aus dem auch Limburger einige Verse für seine Beschreibung der Winterreise Birkens entnommen hat; s. Die Betrübte Pegne›#, S. 184f. – 15 treibt unglü¿ mi¡ hinweg] Vgl. Gedicht Nr. 15, v. 27. – 21f. J¡ ma¡e mi¡ zu feld; | i¡ laß den Ort zurü¿e] Diese Formulierungen lassen eher auf Entstehung des Gedichtes unmittelbar vor Birkens Abreise nach Wolfenbüttel schließen. – 24 in einer andern Welt] Das Leben in einer Residenz war tatsächlich das Eintauchen 'in eine andere Welt', in die Birken dann auch schwer hineinfand. Harsdörffer sah Schwierigkeiten voraus und hat Birken mehrfach zur Vorsicht ermahnt, z. B. in den Briefen Nr. 4, Z. 11-14, und Nr. 8, Z. 14-22 (WuK. Bd. 9, S. 8, 14). – 25-30 J¡ laß den Himmel walten ~ von S¡uld zu halten rein.] Zuversichtsbekundungen dieser Art, die allesamt auf Mt 6. 31-33 zurückgehen, begegnen in Gedichten und Briefen Birkens immer wieder, besonders häufig später in den Ermahnungsschreiben, die Birken an seine erste Ehefrau gerichtet hat, den Texten Nr. 58, Nr. 58a, Nr. 59, Nr. 75, Nr. 76, Nr. 77 und Nr. 79 in dem entsprechenden Briefwechsel (WuK. Bd. 10, S. 119141, 168-202, 206-243). – 33 indem er vorherbri¡t] 'indem er herausbricht, 'weil er sich bekennen muß'. – 40-42 zwar son‰ i‰ mir'# gelungen ~ der Leyer Seiten Haar'.] Vgl. v. 47-54. Die Situation des bevorstehenden Lebensraumwechsels soll das Ausbleiben eines angemessenen Hochzeitsgedichtes erklären. – 55-72 Ein wuns¡ i‰ iezt die Gabe: ~ Jhr sollet Seelig seyn.] Die üblichen Hochzeitswünsche: wunschgemäßes, von Leid freies Leben (v. 57-60), Fortbestand der gegenseitigen Liebe (v. 61-63), Kindersegen und Freude daran (v. 64-66), Gesundheit und langes Leben (v. 67f.), reicher Lebensunterhalt (v. 6971), Ewige Seeligkeit nach dem Tod (v. 72).
Gedicht 19, 1646
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Text 19: Zu Herrn Johann Ri‰en# Hol‰einis¡en Prediger# zu wedel Poëtis¡em S¡aupla”. Pindaris¡e# Lied. 14v-15v (Gedicht 1), 16r (Gedicht 2) Gedicht 1: T3 Hol‰einis¡en] Hol‰: – T5 Pindaris¡e# Lied.] dazwischen senkrechter Worttrennungsstrich – 2 bedrängte#] d überschrieben – 2 der] Kürzel; ebenso 12, 15, 28 (2x), 31, 36, 44, 46 – 5 Nord‰ern] Nord‰ein – 7 himmel] him el (ebenso 9 Kummer – 9 nimmer – 11 Sterngewimmer – 14 jammer – 15 hammer – 26 weggenommen – 28 entkommen – 62 immer) – 8 da#] Kürzel; ebenso 23 – 12 Bra‰] B überschrieben – 13 Gegensa”] Gegesa” – 14 Länder] mit der-Kürzel; ebenso 18 wieder – 28 Brüder – 30 fremder – 33, 38 Feder – 57 Lieder – 59 wieder – 17 und] u. (ebenso 33, 41, 42, 45, 58, 59, 60, 72) – 25 Na¡klang] Na¡kla g – 32 s¡lanke] ke aus Überschreibung des ursprünglichen Wortschlusses – 32 Lanzen] z aus ” überschrieben – 34 unser] unsrer (Korrektur nach dem Druck) – 36 be›eget:] ev. be›eget! – 37 Sa”.] S. – 41 Wir,] W und r überschrieben; Komma nachträglich eingefügt – 43 wie] wir (Korrektur nach Druck) – 46 Leben#ruh] ev. Leben# ruh – 49 II. Gegensa”.] II G. – 57 wohlgese”ten] ev. wohl gese”ten – 61 II. Na¡klang.] II N. – 62 wie] wo (Korrektur nach dem Druck) – 63 entrann] entran – 67 wa#] Kürzel – 68 ümdrehen,] ümdrehen. Die beiden Gedichte sind das älteste erhaltene Zeugnis des Kontaktes zwischen Birken und Rist. Gedruckt wurden sie mit anderen Ehrengedichten in Rists Werk Johann Ri‰en | Poetis¡er | S¡aupla”/ | Au[ wel¡em allerhand Waaren | Gute und Böse | Kleine und Gro‹e | Freude und Leid-zeugende | zu nden. Hamburg 1646, biiijv-bvir. Wann und wie Birken sein Gedicht übermittelt hat, läßt sich nicht sicher bestimmen. Im Brief Nr. 2 des Birken-Rist-Briefwechsels, der auf ein Schreiben Birkens vom 1.5.1646 reagiert, bedankt sich Rist zwar für das Gedicht, es muß aber nicht mit dem Mai-Brief gelaufen, sondern kann auch schon früher übersandt worden sein, da es sich bei Rists Dankbekundung um eine durch die Mitteilung, daß sein Antwortbrief verlorengegangen sei, ausgelöste Wiederholung handeln könnte (s. WuK. Bd. 9, S. 652-654). Die Datierung der Widmungsvorrede des Ristschen Werkes auf den 6.2.1646 läßt eine frühere Übersendung des Gedichtes wahrscheinlicher erscheinen. Die Verfasserangabe der Druckversion (s. u.) nennt Nürnberg als Ort der Abfassung des Gedichts. Das würde bedeuten, daß Birken es noch vor seiner Abreise nach Wolfenbüttel, also noch 1645, verfaßt hätte. Den Kontakt zwischen Birken und Rist könnte Georg Philipp Harsdörffer (1607-1658) vermittelt haben, der Rist 1645 als Daphnis aus Cimbrien in den Pegnesischen Blumenorden aufgenommen hatte. Auf wen die im Folgenden aufgeführten Abweichungen der Druck- von der Manuskriptfassung zurückgehen, läßt sich nicht mit Sicherheit feststellen. Wahrscheinlich hat Rist die Änderungen vorgenommen. Die in den Birken-Wäldern links neben dem Text angebrachten Gliederungen (I. Sa”., I. Gegensa” usw.) sind im Druck den jeweiligen Strophen im Fettsatz als Überschriften zugeordnet; die Zahlen sind ausgeschrieben, also "Er‰er" und "Anderer". Auch der Vers 72 erscheint im Druck im Fettsatz. Dem Gedichttext folgt dort eine Unterschriftsgruppe: "Womit seinem ho¡geehrten Herren | und Gönner | Ein weinig# theil seiner pfli¡t-|s¡ulde in Nürenberg ab›n-|gen wollen | Eine Ganß unter den S¡wanen | Sigi#mund Betulij." Im
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Druck sind in den Strophen und Gegenstrophen die Verse mit zweisilbiger Kadenz eingezogen, in den beiden Nachklang-Strophen die Verse 2, 3, 5-7, 10 und 11. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, enthält der Druck folgende Abweichungen: T2-T5 Zu Herrn Johann Ri‰en# ~ Pindaris¡e# Lied.] Pindaris¡e# Lied. – 2 bedrängte#] bedrangte# – 5 Nord‰ern] Nord-‰ein (wie in Birkens Manuskript) – 6 nit] ni¡t (ebenso 67) – 10 den] dem – 12 Fluten Bra‰] Segelbra‰ – 15 kriege# hammer] Krieger-hammer – 18f. dir wieder aufgesperret, | Güldne Spra¡, die güldne] der güldnen Spra¡ gespärret | Jhr au¡ mehr al# gülden – 22 su¡t auf ihr] ergräbt Jhr – 23 neüe Fli¿werk] Wörter-fli¿wer¿ – 24 ni¡t mehr s¡ändet ihren] Und Jhr Grundquell/ Pra¡t und – 27 wolte wolte] wolte – 27 darbey] dabey – 28 au¡ der] unsrer – 32 nämen] nehmen – 34 zu] Umm – 35 dapfer] Tapfer – 36 sol¡en] Lorbeer- – 39 auf un# S¡ma¡reden] den Teuts¡en Sta¡el – 42 Jahre] zeiten – 45 zum] zuem – 47 nun nit mehr soll können] wird fohrt ni¡t mehr kün en – 48 Held- und] Helden – 50 S¡aue, wer kein Momu# i‰,] S¡auet/ die ni¡t Neidsu¡t fri‰/ – 52 lang‰] läng‰ – 53 an] Bey – 55 S¡aue] S¡auet – 56 ‰ellet auf den plan] s¡ikli¡ ordnen kann – 57 s¡au die wohlgese”ten] S¡aut die Sieg-beprahlten – 58 s¡au] S¡aut (ebenso 59) – 58 Dänze] Dän”er – 60 Hör, e#] S¡aut/ hie – 61 edler] ädler – 63 von seiner] no¡ von der – 64 drängen] zanken – 68 da# Sonnenrad ümdrehen] den Wolkenlau[ be‰ehen – 69 den gro‹en Bau] Da# Aug der Welt – 70 euren theuren] Eurem theurem – 72 Ri‰e müß'] Ri‰ der muß T5 Pindaris¡e# Lied.] Zur Gedichtform s. Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-kun‰ (1679), S. 132f., § 105. – 1-4 Nun e# lebt wa# Ho[nung no¡, ~ harte# Jo¡.] Kurze Skizzierung der durch die Spätphase des Dreißigjährigen Krieges geprägten Gegenwart. Als positiver Gegenpol zu diesen Verhältnissen wird im weiteren Verlauf des Gedichts die gelehrte Dichtkunst, insbesondere die Rists, inszeniert. Die Kontrastierung von durch Krieg beherrschter Zeiterfahrung und Dichtkunst durchzieht das ganze Gedicht. – 5-8 S¡aue dort den Nord‰ern winken, ~ und erlegt da# windges¡nauf.] Der Wortlaut der Verse 6-12 erweist die Formulierung "Nord‰ein" als ein Schreibversehen, das schon Birken unterlaufen ist und in den Druck übernommen wurde. Der Polarstern ist gemeint, der zu den Zirkumpolarsternen gehört, d. h. nie unter dem Horizont, 'im Meer', verschwindet. Wenn dieser Stern zu sehen ist, herrscht ruhiges Wetter; die Bildlogik macht ihn hier zum Verursacher desselben. Der in v. 1-4 thematisierte Gegensatz von "Jo¡" und "Ho[nung" wird mit neuer, maritimer Bildlichkeit wiederholt. Dabei verweisen die Motive (Meer, Norden) bereits auf den im norddeutschen Wedel bei Hamburg lebenden Träger der "Ho[nung" Johann Rist. – 9-12 Birg den Kummer ~ Fluten Bra‰.] Variation der Ermutigungsrede der Verse 5-8. Der "Ma‰" vertritt als Synekdoche das seinerseits sinnbildliche Schiff, der "Fluten Bra‰" die Mühsal der gefahrvollen Reise, die bei klarem Sternenhimmel überstanden ist. – 13f. Freyli¡ la¡t ein Sternenraht | mitten au# dem Länder jammer.] Die Neubesinnung auf die deutsche Sprache und Dichtung wird als im Himmel beschlossen und befördert dargestellt. – 15-19 da der S¡were kriege# hammer ~ die güldne Thür.] Kontrastierung von Kriegsnot und Spracharbeit. – 21-24 Nun die reine Redart blühet. ~ ni¡t mehr s¡ändet ihren Ruhm.] Hervorhebung der sprachlichen Qualität von Rists Werk. Die Rückbesinnung auf die deutsche
Gedicht 19, 1646
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Sprache wird dem infolge des Dreißigjährigen Krieges entstandenen "neüe[n] Fli¿werk" (v. 23) – im Druck "Wörter-fli¿wer¿" – und "der Spra¡e S¡aum" (v. 26), d.h. der Durchsetzung des Deutschen mit Fremdwörtern sowie mit fremdsprachiger Grammatik und Syntax, gegenübergestellt. – 22 Man su¡t auf ihr Alterthum] Die neue Bemühung um die deutsche Sprache erfolgt vor allem als Rückbesinnung auf ihren alten Glanz und auf die frühere Größe der Deutschen. Das ist deutlich an Harsdörffers und Schottelius' Spracharbeit abzulesen. – 27f. A¡ wolte ~ mö¡t' entkommen] Der neuen Besinnung auf Sprachreinheit soll Bereitschaft zur Beendigung des Bruderkrieges folgen: der Zustand der Sprache spiegelt den der Gesellschaft; s. v. 29-34. – 29-31 daß ›e, wie vor den zeiten, ~ der Freyheit freüden blum] Die immer wieder beschworene 'Befreiungstat' des Arminius ist gemeint. – 33 Federspieß] Zur Verdeutlichung der in v. 35f. formulierten Aufforderung, den Kampf ruhen zu lassen und lieber Ruhm durch Dichtung zu erwerben, vermischt Birken Motive des Krieges und der Dichtkunst miteinander; s. auch v. 35f., 38, 51. – 35f. Hier hier ~ der Tod und grab be›eget:] Ankündigung ewigen Ruhms nicht (nur) für den Kriegs-, sondern für den Geisteshelden. – 41-48 Wir, die wi”, und Mut vermählen ~ Held- und Tahten de¿en zu.] Seit Sprache und Poesie neu erstarkt sind, findet die Tapferkeit der Deutschen wieder Historiographen und Dichter, die sie der Ewigkeit überliefern. – 42 den Ro‰ der Jahre ‰ählen] 'das im Laufe der Jahre verrostete Eisen wieder in blanken Stahl verwandeln'. – 46 Leben#ruh] Wohl in der Bedeutung 'Ruhe vom Leben', also 'Tod'. – 49-60 S¡aut! ein Beyspiel kan un# Laben ~ Hör, e# reden Büs¡ und Bäum.] Rist und sein S¡aupla” werden als Beispiel für das zuvor gepriesene Zusammenspiel von Tapferkeit und sprachlich gereinigter Dichtung vorgestellt. – 50 Momu#] Sinnbild für einen Tadelsüchtigen; s. zu Gedicht Nr. 10, v. 7f. – 51 wa# Herr Ri‰ un# zu gerü‰] Spiel mit Rists Namen. Rist erhielt später bei seiner Aufnahme in die Fruchtbringende Gesellschaft 1647 den Namen "Der Rü‰ige", s. Neumark, 1668, S. 286; Conermann, 1985. Bd. 3, S. 567-572. – 60 Hör, e# reden Büs¡ und Bäum.] Anspielung auf bukolische Elemente in Rists Werk. – 61 Jhr edler Teüts¡er S¡wan!] Seit der Antike geläufige Bezeichnung für einen Dichter; s. zu Gedicht Nr. 16, v. 7. Kontrastiv dazu stellt Birken sich selbst in der Unterschriftsgruppe der Druckfassung als heisere Gans dar. – 72 unsren Reimen] Gemeint ist wohl: 'die deutschsprachige Dichtkunst'. Gedicht 2 T2 Letterwe¡sel:] Letterw: – 2 Wunder] mit der-Kürzel – 2 der] Kürzel Da der Text im Gedichtbuch weder durch waagrechten Strich von dem voraufgehenden Pindarischen Lied abgegrenzt noch eigens gezählt ist, steht die Zusammengehörigkeit außer Frage. Er dürfte mit dem Lied zusammen zu Rist gelangt sein. Auch ist er im Druck in unmittelbarem Anschluß an Gedicht 1 mitgeteilt (Bviv). Die Druckfassung von Gedicht 2 ist gegenüber der Manuskriptversion erheblich verändert:
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Eben de‹elben zugab An den Leser. MA¡t Leser di¡ be‰ür”t die anmuht der Gedi¡te/ Der wöhrter ‰umme ma¡t/ wa# dünkt e# sel”am dier? E# wandert/ der ›e gibt/ s¡on lang mit dem gerü¡te: Du ehre/ der da ›nt/ den Teuts¡en Naso hier* *Johanne# Ri‰/ dur¡ litterwe¡sel/ hier ›nt Naso. Ob die Abweichungen der Druckversion auf Birken zurückgehen, ist nicht zu entscheiden. T3 Naso] Ovid.
Text 20: Märten#-Gan#. 16r-17r 1 1.] 1 (ebenso bei den Strophen 2, 5, 7, 8 und 11) – 5 Fa] eröffnende Klammer vorgesetzt; ebenso 10, 15, 20, 35 – 6 Reben] R und b überschrieben – 8 herrn] h. – 11 aufbringen,] aufbringen. – 12 Loblied] ev. 2
1
Lob lied – 13 lä‰ unsere] unsere lä‰ – 14 und] u. (ebenso 22, 27, 29, 34, 37) – 16 Gänsegeügel] n überschrieben – 17 Capitolinerhügel] n aus er überschrieben – 22 Federn] mit der-Kürzel; ebenso 23 Feder – 26 Flederwis¡waare – 38 leder – 43, 48 Brüder – 23 wa#] Kürzel – 24 da#] Kürzel; ebenso 51 – 24 unseren] undeutlich; ev. unsern – 25 Fa, la etc.] in derselben Zeile an v. 24 angehängt; ebenso 30; ebenso 40 Fa etc. – 25 etc.] Kürzel mit Punkt; an das vorausgehende la angehängt; ebenso 30, 55 – 28 der] Kürzel – 29 ki”el] i überschrieben – 31 sän]er] mit -er-Schlaufe; ebenso 53 dapfer – 33 vergraben] mit ver-Kürzel – 40 Fa etc.] aneinandergehängt – 41 erwe¿en] er we¿en – 44 s¡reien.] Punkt aus Komma überschrieben – 45 Fa, la] Fala – 45 etc.] Kürzel mit Punkt – 46 Herrn] H und etc. Kürzel; n und Punkt – 50 Fa, la] Fala (dazwischen Worttrennungsstrich) – 51 wen] n überschrieben – 51 iezt] z aus ” überschrieben – 52 Gläser] s überschrieben – 53 herümme] herüm e (ebenso 54 Stimme) – 54 habe] durch Streichung aus haben Wie aus seiner Autobiographie hervorgeht, war Birken vom 7.11 bis zum 14.11.1646 zu Gast bei Johann Rist im niedersächsischen Wedel (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 39m9-11). In diesen Zeitraum fiel auch der Martins-Tag (11.11.), zu dem Rist seine Gäste mit einem traditionellen Gänseessen bewirtet haben dürfte. Die zweite Strophe des neunzehn Jahre später als Nr. 266 in die Sammlung S. v. B. Birken-Wälder aufgenommenen Gedichts Zu Herrn Johann Ri‰en# Comitis Palatini Caesarei vers¡mähter Eitelkeit und verlangter Ewigkeit knüpft an diesen Besuch an und erwähnt sowohl die Bewirtung "bey de# Märten# Gänse S¡la¡t" (v. 11) als auch den Titel (v. 16) von Rists Gedicht Gott bewahre Floridan, das dieser in Birkens Stammbuch (Album 2: P.Bl.O.5 (Hs 152818), 177v) eingetragen hatte. Birken hat es später in seine Autobiographie aufgenommen (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S.
Gedicht 20, 1645/46
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40). Auf diese undatierte Eintragung folgt im Stammbuch ein weiterer, ebenfalls von Rist verfaßter, lateinischer Abschiedsgruß, der auf den Martinstag des Jahres 1646 datiert ist (ebd., 178r) und sich in verkürzter Fassung ebenfalls in der Autobiographie findet (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 41). Zu Anordnung, Datierung und Umfeld beider Texte s. zu den Texten Nr. 5a/b im Birken-RistBriefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 660-664. Wie eine weitere Eintragung im Stammbuch vom 13.11.1646 bezeugt, hat auch Rists Famulus, der Student der Theologie Christian Christiani, die Bekanntschaft Birkens während dessen Besuchs in Wedel gemacht (Album 1: P.Bl.O.5 (Hs 152818), 47r), bei dem es offenbar recht ausgelassen zuging. Noch in dem 1669 in Nürnberg erschienenen Werk GUELFIS oder NiderSä¡›s¡er Lorbeerhayn erinnert sich Birken gern an diesen Besuch: "A¡ ja! unterredte Floridan. Wie sehnli¡ erinnere i¡ mi¡ jezt derselben Reise/ wel¡e i¡ vorgenommen/ den Edlen Dafni# in Cimbrien zu besu¡en" (S. 139). Es ist aber nicht sicher, daß Birken das zwölfstrophige Gedicht tatsächlich zum Martinstag des Jahres 1646 verfaßt hat. Chronologische Anordnung der Gedichte im Anfangsteil der Sammlung vorausgesetzt, deutet das Umfeld der genauer datierbaren Gedichte darauf hin, daß Birken den Text bereits einige Zeit vorher, unter Umständen sogar noch vor seiner Abreise nach Wolfenbüttel am 7.12.1645 (s. zu Gedicht Nr. 19), also zu einem Martinsschmaus in fröhlicher Gesellschaft 1645 in Nürnberg, verfaßt haben könnte. Der überaus burschikose Ton der Lieder paßt auch sehr schlecht zu einer Geselligkeit im Pfarrhaus. Ein Druck des Liedes, das Kenntnis des bereits 1640 in Gottfried Finckelthaus' (1614-1648; zu ihm s. ADB. Bd. 7 (1878), S. 19f. (Kolde); NDB. Bd. 5 (1961), S. 163 (Flemming)) Sammlung Deuts[c]he Gesänge publizierten Liedes Die Merten#-Ganß. Na¡ dem | Rundadinella ([Dvii]v/[Dviii]r) voraussetzt, ist nicht bekannt. 6 Keller] 'Kellermeister', 'Kellner'. Die Aufforderung an den Wirt oder den Diener, Wein zu bringen, gehört seit Opitzens Lied "I¡ empnde fa‰ ein Grawen" (s. Opitz, 1975 (1644). Bd. 2, S. 349) zum notorischen Bestand vieler Gesellschafts- und Trinklieder. – 14 Kalmäusern] 'stubenhockend studieren'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 5 (1873), Sp. 72. – 16-19 E# erhielte ~ verfo¡ten.] Wie in Livius, Ab Urbe Condita, 5, 47 berichtet wird, sollen die heiligen Gänse des Juno-Heiligtums auf dem Kapitolinischen Hügel durch ihr Geschnatter die Römer vor einem nächtlichen Angriff der Gallier gewarnt haben. – 18 mo¡ten] 'vermochten'. – 21-24 Gänse ma¡en un# tru”en die Sternen, ~ da# muß na¡ unseren Sterben no¡ bleiben!] Scherzhafte Rede vom Ewigkeitsruhm, den gelehrte Tätigkeit, speziell das Dichten erwirbt: Geschrieben wurde mit Gänsefedern. – 26 Jungfern geben ›e Flederwis¡waare] Anspielung auf v. 11 in Finckelthaus Gedicht. Ein Flederwisch ist ein aus Gänsefedern erstellter Staubpinsel. – 27-29 wann ihnen veralten ~ und also den weiber-ki”el entlau[en] Wenig galanter Scherz auf älteres weibliches Dienstpersonal. – 37 die Gurgeln zwagen] 'die Kehlen anfeuchten', 'trinken'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 16 (1954), Sp. 929. – 42 ein lu‰ige# Runda di nellula] In Trinkliedern des 17. und 18. Jahrhunderts ist der Ausdruck Runda, Rundadinella, Rundadinellula entweder einzeln oder in Verbindung miteinander ein beliebter Refrain; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 8 (1893), Sp. 1506. – 43 s¡linget den reyen] 'tanzt
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mit verschlungenen Armen / in geschlungenen Linien'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 9 (1899), Sp. 733. – 49 gumpen] 'springen, hüpfen'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4, Abt. 1, Teil 6 (1935), Sp. 1100. – 51 da# Nierlein] Offenbar galten die Innereien als besondere Delikatesse. – 52 wer mei‰en# er‰eiget den Gläser graben] Gemeint ist wahrscheinlich: 'Wer die meisten Gläser geleert hat.' – 56-59 bi# Föbu# erwa¡et ~ zu bette] Zugrunde liegt die mythische Vorstellung des Tagesablaufs, nach welcher der Wagen des Sonnengotts "Föbu#" (v. 56) abends im Meer versinkt, wo er von der Morgenröte "Aurora" (v. 59) wieder verjagt wird; s. zu Gedicht Nr. 9, v. 31-34.
Text 21: An die Compagnie Sonnet. 17r 1 und] u. (ebenso 2, 3, 5, 7, 8 (2x) – 3 da#] Kürzel; ebenso 11; ebenso 6, 7 daß – 5 ver‰eht] mit verKürzel – 6 Und] U. – 8 Lieder] mit der-Kürzel; ebenso 11 – 9 Freünde] Endungs-e oberhalb der Zeile – 9 vorhanden] vorha den – 10 der] Kürzel – 10 Wirt] W und t überschrieben – 11 ‰imme] ‰im e – 11 Lieder] L aus l überschrieben – 14 über] mit -er-Schlaufe – 14 ihrem] em aus en-Schlaufe überschrieben Das Gedicht erinnert in inhaltlicher und formaler Hinsicht an die Sonette Nr. 7 und Nr. 8, die in der ersten Jahreshälfte 1645 entstanden sind. Ebenso finden sich Anklänge an das Freundschaftsgedicht Nr. 9, das Birken bereits Ende 1644 im Rückblick auf seine Studienzeit in Jena abgefaßt hatte. Nach seiner Rückkehr nach Nürnberg am 3. Oktober 1644 (s. zu Gedicht Nr. 5) hatte Birken offenbar Anschluß an einen dem Feiern nicht abgeneigten Freundeskreis gefunden. In Birkens Briefarchiv finden sich einige Schreiben, die vermutlich von Mitgliedern der als "Compagnie" bezeichneten fidelen Junggesellenrunde stammen: Johannes Velder (PBlO.C.366.1; wahrscheinlich auch C.404.1.10; C.404.1. 11). Der als Hylas unterzeichnende J. C. Gammersfelder (PBlO.C.12.2), der auch in der Autobiographie erwähnt wird (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd.14), S. 49m51f.) und für den möglicherweise das Gedicht Nr. 38 in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (s. WuK. Bd. 1, S. 77f., 522f.) verfaßt wurde. In seinem Brief werden weitere Kumpane genannt, so etwa Michael Zanner, von dem ebenfalls ein Brief erhalten ist, in dem er von seinen Studentenabenteuern berichtet (PBlO.C. 400.1), und ebenso M. Menhorn, bei dem Birken laut Autobiographie zweimal zu Gast war (s. WuK. Bd. 14, S. 45m15; 49m51f.). Das Manuskriptumfeld legt eine Entstehung des Gedichtes unmittelbar vor Birkens Abreise nach Wolfenbüttel am 7.12.1645 (s. WuK. Bd. 14), S. 30) nahe. Ein Druck ist nicht bekannt. T2 Compagnie] Entgegen der sich Mitte des 17. Jahrhunderts etablierenden spezifischen Verwendung im militärischen Kontext (s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 2 (1860), Sp. 631) gebraucht Birken das Wort hier allgemeiner im Sinne von 'Gesellschaft', 'Freundeskreis'; vgl. auch das Gedicht Nr. 22 Uber einen, von einer hohen Dame, der Compagnie verehrten Torten in der Sammlung S. v. B. Poetis¡e LorbeerWälder (PBlO.B.3.1.3). – 1 Wie wohl ~ Poët!] Vgl. Gedicht Nr. 9, v. 77f. – 4 dur‰ i‰ für'n Beütel gut, nit
Gedichte 21 und 22, 1645/46
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wo e# lu‰ig geht.] Gewollt argute Formulierung: 'Durst ist da nicht gut für den Geldbeutel, wo es lustig hergeht'. – 7 Zehren] 'Tränen'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 15 (1956), Sp. 190. – 7 daß man Verse zäunte] 'daß man Verse miteinander verflöchte'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 15, Sp. 415. – 9 Hör, Junge! ~ Gla#.] Vgl. Gedicht Nr. 20, v. 6. – 12 wie ‰eht ~ in s¡anden] 'wie steht ihr doch beschämt da'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 8 (1893), Sp. 2133. – 14 Sie i‰ ~ hat.] Ob eine konkrete Angebetete gemeint ist, wie in vielen zeitnahen Gedichten der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1), ist nicht zu ermitteln.
Text 22: An die Mu›canten Sonnet. 17r/v 1 Geber] mit -er-Schlaufe; ebenso 1 meiner – 2 ngern – 2 da#] Kürzel; ebenso 5 – 3 sol¡en] sol¡em – 4 dem] en-Schlaufe zu m erweitert – 4 Syrenenklang] y verschmiert – 5 danzt] z aus ” überschrieben – 5 der] Kürzel; ebenso 8 (2x), 10, 13 – 8 entspro‹en,] Komma aus Punkt überschrieben – 9 Lieder] mit derKürzel – 11 müd'] Apostroph und Punkt undeutlich infolge Überlagerung durch eine Unterlänge am Ende von v. 10 – 13 vor] wor – 13 Himmel] Him el; l überschrieben Ebenso wie das vorangehende weist auch das Gedicht Nr. 22 inhaltliche Parallelen zu den Sonetten Nr. 7 und Nr. 8 auf. Während bei diesen Gedichten die musikalische Darbietung eines einzelnen Lautenisten als Ausgangspunkt der Erörterungen über den Zusammenhang der Themenfelder Musik, Dichtkunst, Liebe und göttliches Wirken dient, richtet sich das Sonett Nr. 22 an einen aus mehreren Streichern bestehenden "Säiten Chor" (v. 2). Es konkretisiert die Erwähnungen der Musik in Gedicht Nr. 21 und ist sicher in zeitlicher Nähe entstanden. Ein Druck des Gedichtes ist nicht bekannt. 1 ihr Geber meiner lu‰] Vgl. Gedicht Nr. 8, v. 1 – 4 mit dem Syrenenklang ~ unbewu‰] Vgl. Gedicht Nr. 7, v. 13; Nr. 8, v. 5. Anspielung auf das Sirenen-Abenteuer des Odysseus; s. Homer, Odyssee 12, v. 3954, 158-200. – 7f. O Gottheit-volle Kun‰ ~ entspro‹en] s. zu Gedicht Nr. 7, v. 5f. – 7 Elyser Zwingern] 'Elysischen Feldern'; s. Zedler. Bd. 8 (1734), Sp. 973-975. 'Zwinger' werden sie deswegen genannt, weil es aus ihnen – Orpheus' Geschichte lehrt es – keine Rückkehr gibt. – 8 Mu‰] Mischform aus dem deutschen Lehnwort 'Most' und dessen lat. Ursprung 'mustum'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 6 (1885), Sp. 2597. – 9-12 A¡ solte solte do¡ ~ al# eüre Gä‰e, weinen.] Wie das Sonett Nr. 21 läuft auch dieses auf eine erotische Pointe hinaus; der Sprecher wünscht eine Wirkung seines Liedes bei der von ihm Angebeteten, die derjenigen der "Mu›canten" auf ihn entspricht. – 13f. do¡ höret! ~ und meinen dien‰en seyn.] Sollte es zur Hochzeit kommen, würden die Angeredeten von beiden Brautleuten eingeladen.
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Apparate und Kommentare
Text 23: Abs¡ied Lied. 17v-19r 8 der] Kürzel; ebenso 14, 15, 31, 37, 47, 57, 64 – 8 Ruhme] R aus r überschrieben – 10 länger] mit -erSchlaufe – 17 da#] Kürzel – 19 Diß] D überschrieben – 22 an zu blühen] anzublühen – 25 Singen] S aus s überschrieben – 26 s¡wingen] s aus S überschrieben; ebenso 68 s¡webet – 36 ma¡t] oberhalb eines gestrichenen Wortes – 37 versorget] ver sorget – 43 8.] 8 (ebenso bei Strophe 10) – 52 und] u. (ebenso 53, 70, 78, 83) – 52 Brüder] mit der-Kürzel; ebenso 53 Lieder – 53 Mu›k] Mu›¿ – 56 Himmel] Him el – 58 Kan] durch Streichung aus Kann – 58 Sinnengaben] ev. Sinnen gaben – 63 die] d aus D überschrieben – 72 auß] ß aus s überschrieben – 83 gegrü‹et] r aus k überschrieben Titel und Inhalt des Liedes deuten ebenso wie das Umfeld der näher datierbaren Gedichte im Manuskript – chronologische Anordnung vorausgesetzt – darauf hin, daß es unmittelbar vor Birkens Abreise nach Wolfenbüttel (7.12.1645; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 30) abgefaßt worden ist. Es ist somit in demselben Zeitraum entstanden wie Birkens ebenfalls vierzehn Strophen zählende Antwortt auf der Pegni” Abs¡ied Lied, die zuerst in Johannes Hellwigs 1650 erschienenem Werk Die Nymphe NORIS | Jn | Zweyen Tagzeiten | vorge‰ellet; gedruckt wurde (S. 77-80) und die sich auf Georg Philipp Harsdörffers Gedichteintrag in Birkens Stammbuch mit dem Titel Der Pegni” Abs¡ied-Lied aus dem Jahr 1645 (P.Bl.O.6 (HS. 152818a), 172v) bezieht. Harsdörffers Lied steht unter dem Titel Die Pegni” an den Floridan in Hellwigs Werk (S. 69) und eröffnet dort eine Gruppe von vier weiteren anläßlich der Abreise Birkens nach Wolfenbüttel verfaßten Abschiedsgedichten der Pegnitzschäfer Johan Hellwig, Johann Klaj, Johann Sechst und Friedrich Lochner. Zu Birkens Gedicht und zu denen seiner Mitschäfer in Hellwigs Werk sowie in dem 1669 gedruckten Sammelwerk GUELFIS oder NiderSä¡›s¡er Lorbeerhayn und Birkens Autobiographie, wo sich diese Texte in teils unterschiedlicher Reihenfolge und mit einigen Abweichungen ebenfalls finden, s. zu den Texten Nr. 2 und Nr. 3 im Birken-HarsdörfferBriefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 566-571. Obgleich das Abs¡ied Lied der Sammlung S. v. B. BirkenWälder nicht Teil der dort aufgeführten Werke ist, auf jegliche Schäfermotivik verzichtet und auch nicht die Pegnitz, sondern die Stadt Nürnberg als Adressatin benennt, gestaltet es doch eine der Antwortt auf der Pegni” Abs¡ied Lied sowie dem an die Ordensfreunde gerichteten, achtzehn Strophen umfassenden Danklied an die Pegni”S¡äfer (Die Nymphe NORIS, S. 72-76) ähnliche Abschieds- und Aufbruchsituation. Das Abs¡ied Lied, das Rückschau auf Birkens bisheriges Leben und sein erstes literarisches Wirken in Nürnberg hält, ist reich an die Zukunft betreffenden Zuversichtsbekundungen (s. v. 61f.), welche die inhaltliche und wohl auch zeitliche Nähe zu dem folgenden Lied Nr. 24 (Er saget seiner S¡wermut ab) erkennbar werden lassen. Deutlich grenzen sich die von optimistischer Aufbruchsstimmung geprägten Strophen des Liedes Nr. 23 von den nachdenklichen, teils resignativen Gedichten Nr. 15 und Nr. 18 ab, obgleich Birkens Auseinandersetzung mit der eigenen melancholischen Disposition – sei es als dichterische Selbstanklage oder literarische Adaption – auch in den folgenden Gedichten Nr. 24, Nr. 27, Nr. 29 und Nr. 35 ein bestimmender Faktor bleiben wird. Bemerkenswert mutet die in
Gedichte 23 und 24, 1645
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Strophe 13 geäußerte Absicht des noch nicht zwanzigjährigen Birken an, seine poetischen Ambitionen unter allen Umständen weiterzuverfolgen; sie weist auf das im Folgejahr abgefaßte Lied Nr. 38 mit dem Titel Ruhm ho[nung von der Poësy voraus, eine selbstbewußte Adaption des Horazschen Carmen III. 30, der Ode vom Dichterruhm. Vom Lied Nr. 23 ist kein Druck bekannt. 2 gesegnen diesen Orte] 'von diesem Ort Abschied nehmen'; vgl. v. 3 der Anwortt auf der Pegni” Abs¡ied Lied. – 6 zu guter Na¡t] 'zum letzten Abschied'; von Birken häufig verwendete Formulierung. – 7f. Dir ô du Städte blume, | der Teüts¡en Kern und Ruhme] Als Ausrichtungsort mehrerer Reichstage, als die Stadt, in der 1356 das erste Reichsgrundgesetz, die Goldene Bulle, erlassen wurde, als Aufbewahrungsort der Reichskleinodien galt Nürnberg als eine der Hauptstädte des Heiligen Römischen Reiches; s. Endres, 1995. – 12 die Freüden ›nd vollbra¡t.] 'die Freuden sind zu Ende'. – 13-18 Du Stadt ha‰ mi¡ erge”et ~ al# unglü¿ mi¡ ereilt.] Mit dem 'Unglück' ist vermutlich die in Birkens Autobiographie als erster der Schicksalsschläge ('Afflictiones') aufgeführte Emigration ("I. Exilium") der Familie Betulius aus dem böhmischen Wildstein nach Nürnberg gemeint, wo sie am 3.6.1629 eintraf (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 16m5); Die Betrübte Pegne›#, S. 67-76. – 14f. der Fluß ~ theilt!] Die Pegnitz. – 19-21 Diß hab i¡ dir zu danken, ~ zu laufen er‰ beginnt.] Rückblick auf die in Nürnberg verbrachte Schulzeit, derer Birken sich auch in seiner Autobiographie dankbar erinnert; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 25, 74). – 23-27 Jn dir hat mein bemühen ~ vom s¡le¡ten Pöbel‰aub.] Anspielung auf Birkens poetische Anfänge, die 1645 mit seiner Aufnahme in den Pegnesischen Blumenorden ihre erste Würdigung erfuhren. – 29f. die Zeit hat mir verspro¡en | da# ewig-grüne Laub.] Ausdruck des Selbstbewußtseins des jungen Birken, der keinerlei Zweifel über den ihm künftig zuteil werdenden dichterischen Ewigkeitsruhm hegt. Kaum ein halbes Jahr später wurde er an seinem 20. Geburtstag (25.4.1646) in Wolfenbüttel zum Poeten gekrönt (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 33-35, 84f.). – 31-35 Ein gei‰ ~ unter seine Fü‹e] Ein beim jungen Birken immer wiederkehrendes neostoisches Motiv: die geistige und moralische Unabhängigkeit von Gunst und Ungunst der Fortuna; s. Wieland, 2006. – 37 Der Gott, der mi¡ versorget] Anspielung auf Mt 6.31-33; vgl. auch v. 55-57. – 41 Seelenne”] s. zu Gedicht Nr. 2, v. 11. – 52-54 ein trunk und gute Brüder ~ ›nd meine Lu‰ geri¡t.] Vgl. Gedicht Nr. 21, v. 1f. – 56 i¡ laß den Himmel walten] s. zu Lied Nr. 18, v. 25-30. – 58f. Kan i¡ nur~ haben:] Vgl. Gedicht Nr. 9, v. 1-4. – 67-69 Der, wo er Lebt, ihm Lebet ~ i‰ überall zu hauß.] Eine der zahlreichen Bekundungen der 'Weltbürgerlichkeit' des selbst- und standesbewußten Gelehrten in Birkens Werk.
Text 24: Er saget seiner S¡wermut ab. 19r/v 2 S¡wermut] S¡wer mut – 5 Kümmerung] Küm erung (ebenso 6 Zimmerung – 9, 12, 30 Kummer – 21, 25 Willkommen – 22 Kummerla‰ – 23 willkommen) – 9 der] Kürzel; ebenso 12 (2x), 23, 32, 34 – 10 da#] Kürzel – 12 Wander‰ab] mit der-Kürzel; ebenso 31 wieder) – 18 und] u. (ebenso 27, 35) – 20 dur¡] verse-
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hentliche Einrückung; Plazierungsstrich – 22 Zers¡eiterung] Zer s¡eiterung – 25 Gei‰'#] Gei'‰# – 32 s¡weren] s aus S überschrieben Ebenso wie das vorangehende dürfte auch dieses mit dem reichen Reim in den Versen 1 und 2 einer jeden Strophe besonders gravitätisch einherschreitende Lied unmittelbar vor Birkens Abreise nach Wolfenbüttel (7.12.1645; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 30) entstanden sein. Abermals wird eine Situation des Abschieds und des Aufbruchs thematisiert, die sich nun gänzlich als emotionale Distanzierung gegenüber den eigenen Zukunftsängsten und für hinderlich befundenen Chraktereigenschaften gestaltet. Daß sich Birken indessen auch in der Folgezeit schwer getan hat, sich "Von der Bley s¡weren Sorge tyranney" (v. 32) zu lösen, lassen bereits die Titel der während seiner Anstellung am Wolfenbütteler Hof entstandenen Gedichte Nr. 27 (Abdankung der S¡wermut), Nr. 29 (Uber seine Trauer gedanken) und Nr. 35 (S¡wermut-Aufmunderung) vermuten. In dem Brief seines damaligen Förderers Georg Philipp Harsdörffer vom 1.8.1646 (PBlO.C.127.6) wird deutlich, daß Birken mit seiner kritischen Selbsteinschätzung durchaus richtig lag, trotzdem aber in alte Verhaltensmuster zurückfiel: "cur tibi ipsi gravis, tuo te gladio (humore illo, inquam biloso et plumbo graviori) jugulas?" [Warum bist du dir selbst beschwerlich und bringst dich mit deinem eigenen Schwert um (mit jenem Wesenszug, meine ich, der gallig ist und schwerer als Blei)?] (s. Text Nr. 8 im Birken-Harsdörffer-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 14 u. S. 603). Ein Druck des Liedes ist nicht bekannt. 1 gute Na¡t] S. zu Gedicht Nr. 23, v. 6 – 2 S¡nödigkeit] 'Armseligkeit, Scham'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 9 (1899), Sp. 1376. – 4 da# Her”e soll nit mehr so blöde seyn.] Vgl. v. 36. – 4 blöde] 'scheu, furchtsam, verzagt'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 2 (1860), Sp. 139. – 6 Zimmerung] 'Bauholz, Errichtung'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 15 (1956), Sp. 1354f. – 7 zeitli¡] 'frühzeitig' oder 'rechtzeitig'. – 10 s¡einbarli¡] 'offensichtlich'. – 13 erbli¡en] Altertümliche Form des Adverbs, von Birken nicht selten verwendet; Hinweis auf die Erbsünde; vgl. v. 14. – 17 lü‰eren] 'lüstern sein'. – 22 Zers¡eiterung] 'Zersplitterung, Schiffbruch'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 15 (1956), Sp. 755. – 29 eidigen] 'eidlich werden', 'ihnen zuschwören', 'mich verpflichten'.
Text 25: Herrn Magi‰er Chri‰ian Betulien# und Jungfrauen Anna-Marien Rubingerinn Ho¡Zeit. 19v-21r (Gedichtteil 1), 21r (Gedichtteil 2) Gedichtteil 1: T2 Magi‰er] M. – T2 Betulien#] ien überschrieben – T4 Jungfrauen] J: – T5 Ho¡Zeit] Ho¡ Zeit – 5 Feder] mit der-Kürzel; ebenso 15 iederzeit – 19 wieder – 20 Felder – 21 wälder – 52, 60 oder – 63 Bruder – 74 Jeder – 8 Quellen] Que¨llen – 10 etwa#] mit wa#-Kürzel – 10 da#] Kürzel; ebenso 71 – 10 Himmel] Him el (ebenso 29, 64 Flammen – 30 himmel – 30 zusammen – 32 Stummen – 32 Flammentrieb – 45 kummer – 60 Sommer#
Gedicht 25, 1646
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– 70 nimmer – 71 thummen) – 11 dem] m überschrieben – 11 den] en oberhalb der Zeile – 14 sondrer] re überschrieben – 15 iederzeit] ev. ieder zeit – 18 Gün‰en] Umlautstriche aus u-Bogen überschrieben – 21 und] u. (ebenso 29, 30, 35, 40, 48, 76) – 22 der] Kürzel; ebenso 51, 71 – 26 Lu[t] L aus l überschrieben; ebenso bei 28, 48 Lenzen – 26 aufgethaut] erstes t oberhalb der Zeile (ev. auf gethaut) – 28 Lenzen] durch Überschreibung aus Len”en (ebenso 48) – 32 Flammentrieb] ev. Flammen trieb – 38 wilde] d überschrieben 45 morgen] m überschrieben – 49 9.] 9 (ebenso bei Strophe 11) – 49 Je”und] t nachträglich verdeutlicht – 65 Ker”en] K überschrieben – 76 glut] gl aus h überschrieben – 76 so] oberhalb von gestrichenem au¡ Gedichtteil 2: 1 immer] im er (ebenso 2 gewimmer – 7 nimmer – 8 Himmel) – 1 und] u. (ebenso 3, 5, 8, 9, 10, 11) – 3 könnet] kön et (ebenso 4 vergönnet) – 4 vergönnet] ver gönnet – 5 seht] durch Überschreibung aus sehet – 6 verleibet] mit ver-Kürzel – 7 besause] erstes s aus z überschrieben – 8 der] Kürzel – 9 Kü¡en] K überschrieben – U Anno] A. Anlaß des zweiteiligen Gedichtes war die Vermählung von Birkens älterem Bruder Christian Betulius (1619-1677; zu ihm s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 3; Herdegen (1744), S. 351-358; Will. Bd. 1 (1755), S. 109f.; Jürgensen, 2006, S. 328-335) unmittelbar nach seiner ersten Anstellung mit Anna Maria Rubinger (1626-1677), der Tochter des Kaufmanns und ehemaligen Stadtkämmerers von Eger, Johann Rubinger (s. WuK. Bd. 14, S. 3, 31m16-18), am 22.6.1646 in Nürnberg. Kurz vorher wird es entstanden und nach Nürnberg geschickt worden sein. Bekanntschaft der Familien Betulius und Rubinger hatte vermutlich bereits vor deren Emigration aus Böhmen bestanden. Am 3.6.1629 waren beide Exulantenfamilien in Nürnberg eingetroffen (s. WuK. Bd. 14, S. 16m6). Den Bruder Anna Marias, Johann Adam Rubinger (1623-1679; zu ihm s. Egerländer Biographisches Lexikon. Bd. 2 (1987), S. 228), der ab 1641 zunächst in Altdorf Medizin studierte und später als Arzt in Nürnberg, ab 1655 in Kulmbach praktizierte, traf Birken im Jahre 1644 während seines Studiums in Jena (s. den Eintrag in Birkens Stammbuch (P.Bl.O.5 (Hs 152818), 21r). Auch nach der Hochzeit bestand ein freundschaftlicher Briefkontakt zu dem Schwager, wie einige in Birkens Briefkonzeptbüchern erhaltene Texte belegen. Anläßlich seines Todes am 25.8.1679 verfaßte Birken ein lateinisches und zwei deutsche Portraitgedichte sowie ein Epicedium (s. Stauffer, 2007, S. 1025-1028). Am 3.12.1673 heiratete Birken die zweimal verwitwete Clara Catharina Rubinger, geb. Bosch (26.1.1615-15.5.1679), die in erster Ehe mit Johann Rubinger, dem Vater Anna Maria Rubingers, verheiratet gewesen war. Nachdem Christian Betulius – seit 1638; s. WuK. Bd. 14, S. 22m30f. – in Jena studiert hatte, war er ab dem 4.2.1646 als Lehrer im Nürnberger Egidiengymnasium tätig; s. WuK. Bd. 14, S. 31m18-21. Der Berufung auf die Pfarrei Balgheim im Jahre 1651 folgte 1655 das Amt als Schulrektor und Pfarrvikar in Oettingen, von wo aus er im Jahre 1657 nach Nördlingen ging und dort die folgenden drei Jahre verbrachte. Weitere Stationen seines bewegten Berufslebens waren die ab 1660 ausgeübte Tätigkeit als Diakon in Blaubeuren, Klosterpräzeptor in Hirsau bei Calw und ab 1668 das Amt als Pfarrer in Duß-
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lingen bei Tübingen. Zuletzt war er Stadtpfarrer von Sindelfingen, wo er und seine Frau im Jahre 1677 am Fieber verstarben (s. II.381; PBlO.B.2.1.1, 13v). Aus der Ehe Christians mit Anna-Maria gingen zwölf Kinder hervor (s. PBlO.C.165.1), von denen die sechs damals noch lebenden in Birkens Testament (s. PBlO.C.24.39.25) bedacht wurden. Wie zahlreiche Briefkonzepte und Tagebucheinträge belegen, stand Birken in einem vertrauten Verhältnis zu seinem Bruder. In der Sammlung S. v. B. BirkenWälder sind ihm die Gedichte Nr. 55, Nr. 96, Nr. 109 und das zur Hochzeit der zweiten Tochter des Bruders verfaßte Gedicht Nr. 355 gewidmet. In der Sammlung BETULETUM (PBlO.B.3.1.4) findet sich unter der Nr. 21 das Glückwunschgedicht Ad Fratrem Germanum Magistrum Christianum Betulium, in primogenitam Susannam Mariam, das zur Geburt der ersten Tochter gratuliert. Der Hochzeit des Bruders dürfte das lateinische Gedicht Nr. 3 jener Sammlung gegolten haben; s. Laufhütte, 2011(1). Der auch selbst als Verfasser einer Vielzahl von Gedichten und geistlichen Liedern (s. Jürgensen, 2006, S. 330-335) in Erscheinung getretene Christian Betulius wurde 1669 mit dem Namen Macaristo in den Blumenorden aufgenommen. In Birkens Autobiographie findet sich zur Hochzeit Christians neben der Datumsangabe und den Namen der Brautleute der Vermerk "Vide Carmen." (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 31m18), der sich auf dieses zweiteilige Gedicht bezieht. Zu dem festlichen Anlaß wurde auch eine Druckschrift herausgegeben, die neben Beiträgen Johann Michael Dilherrs, Georg Philipp Harsdörffers, Johann Klajs und Johann Sechsts an 24. Stelle auch beide Gedichte Birkens (C2v-C3v) enthält: VOTA, | P RO | auspicatissimis Nuptiis, | VI RI | Humanissimi atq´ ue Eruditissimi, | DN. M. CHRISTIANI BETU-|LII, EGRANI, Gymnasii AEgidia-|ni Collegae, | VI RI | Reverendi, atq´ ue Clarissimi, | DN. DANIELIS BETULII, ad Sp. S. | Diaconi quondam meritissimi, | F IL II, | Cum | VI RGIN E | lectissima, omnibusq´ ue Virtutibus ornatissima, | ANNA MARIA, | VI RI | Ampl. ac Prudentissimi | DN. JOHANNIS RUBINGERI, AErarii Pu-|blici apud Egranos olim praefecti fidelissimi, | F I LIA, | die XXII. Junii An. 1646. Norimbergae instituendis: | FUSA | à FAUTORIBUS & AMICIS. | NORIMBERGAE, è prelo SARTORIANO. (s. Stauffer, 2007, S. 28f.). Die Druckfassung des Gedichtteils 1 weist eine zusätzliche Strophe auf, die zwischen den Strophen 6 und 7 der Handschrift eingeschoben ist: 7. Muß nun Lu] und Wa‹er brennen/ je wa# Wunder i‰ e# dann/ wann der Flammen Ma¡t berennen au¡ die Mens¡en feuren kan ? Mens¡en/ die Gott wolte lehren/ wie sie solten Flammen nehren.
Gedicht 25, 1646
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Abgesehen von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion und der Art der Strophenzählung (in Versmitte oberhalb) sowie der Einrückung der Verse 2 und 4 in jeder Strophe des ersten Gedichtteils enthält die zweispaltig angeordnete Druckfassung weitere Abweichungen. Die aus der Einfügung der neuen 7. Strophe Strophe resultierende Verschiebung der Verszählung von Handschrift und Druck wird in Klammern angegeben: Gedichtteil 1: T1-5 Ho¡zeit-Lied. – 1 den] dem (ebenso 41, 47) – 6 wa# gelehrte# gie‹en] eurer Kun‰ genie‹en – 7 Heüte] Heut so – 8 eüren] Phoebu# – 9 Leyr erklingen] Leyer klingen – 10 le¿t] wekkt – 11 dem zu Lieb den mit mir säugte] Weil der in da# Ehbett ‰eiget/ – 12 eine Bru‰, ein Vatter zeugte.] wel¡en meine Mutter säuget' – 15 und si¡ iederzeit] der si¡ na¡ und na¡ – 16 weil er eü¡ von her”en meint'] (al# er au¡ mit Eu¡ vereint) – 17 den edlen freien] belobten edlen – 23 Len”en lu‰] Len”en-Freud – 24 die Lieb ihn ange‰e¿et] er ›¡ in Lieb ge‰ekket – 38 (44) wilde] Wald/ und – 39 (45) winterbett] Winter halb – 46 (52) kan verkehrn in sü‹e] kehrt in hö¡‰beliebte – 48 (54) in] im – 50 (56) ob der Klugheit Eigenthum,] wel¡e# Klug sey/ oder Thumm: – 53 (59) nit] ni¡t – 54 (60) ob au¡ zü¡tig] Ob die Armen – 55 (61) ein alte# Pferd zureiten] bey fris¡erhi”ten Jahren – 56 (62) bä‹er, al# die Junge Stut] freyen/ ma¡e baß gemuth – 57 (63) Ob e# thu, mit witwen-häüten] Ob# thue/ ›¡ mit Wittben paaren – 61 (67) Sol¡e#] Diese# – 63 (69) s¡üren] s¡ieren – 65 (71) brennen keus¡e Ker”en] keus¡e Flammen brennen – 66 (72) da# gefället mir von her”en] kan man keine Thorheit nennen – 68 (74) im leben Freüde] die Freude völlig – 69 (75) Allzeit ha‹en] Niemal# hegen – 70 (76) sü‹e Pein] Flammenpein – 71 (77) i‰ da# thun] diese# i‰ – 73 (79) ha‰ du di¡] du di¡ ha‰ – 74 (80) Jeder darüm] so/ daß jeder – 76 (82) so wei‹et si¡] loht über si¡ Gedichtteil 2: 3 wie] weil – 5 do¡ seht] seht do¡ – 5 söl¡erley] sol¡erley – 6 Liebe# pänzlein] Pänzlein der Lieb – 9 woll eüre] müß' Euer – 12 alle# eur'] Euer samt – 13 hause] Haufe – 14 Böse#] Böse – U Wolfenbüttel Anno 1646] Also wüns¡t Her”treuli¡/ in Wolfenbüttel/ | Sigi#mund Betuliu#. Gedichtteil 1: 1-6 La‹t, ihr S¡we‰ern! in den Brunnen ~ wa# gelehrte# gie‹en.] Anrufung der Musen."Claros", das inspirierende Wasser der Musenquelle (s. zu Gedicht Nr. 12, v. 71), wird von Birken häufig als Synonym für den Schreibprozeß bzw. für die dichterische Inspiration benutzt (s. zu Gedicht Nr. 12, v. 71). Der erste Teil des Hochzeitsgedichts weist bezüglich des Metrums und der verwendeten elementaren Metaphorik von Feuer, Erde und Wasser (s. zu v. 19-36) eine gewisse Ähnlichkeit zu jener in zeitlicher Nähe entstandenen zwölfstrophigen Ode auf, die Birken anläßlich seiner Ernennung zum gekrönten Poeten am 25.4.1646 in Wolfenbüttel verfaßt hat (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 33-35; vgl. insbesondere v. 1-6 u. S. 33, z. 30-35). – 8 eüren] Auch in der 2. und 3. Strophe (v. 13) sind die Musen angeredet. – 11f. dem zu Lieb ~ ein Vatter zeugte.] Christian und Sigmund Betulius stammten wie der Bruder Johann Salomon und die Schwester Anna Margaretha aus der zweiten Ehe des Vaters; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 2f. – 13-18 Jhn zwar ~ na¡ euren Gün‰en.] Hinweis auf die Studienerfolge – er hatte es immerhin bis zum Magister gebracht – und die poetischen Bestrebungen des Bräutigams.
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Apparate und Kommentare
– 19-27 Nun die Auen wieder la¡en, ~ ma¡et aller welt zu s¡a[en.] Die Liebe des Bruders zu seiner Braut wird in einen die gesamte Schöpfung umfassenden mythologischen Kontext eingebunden, in dem die im Frühling erwachende Natur und die Elemente "Wa‹er" (v. 29), "Lu[t" (ebd.) und "Erd" (v. 30) durch die "Flammen" des Liebesgottes Cupido entzündet werden. – 28 Zefyr] Der als zeugungsfähig angesehene Westwind 'Zephyros' (s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 1513). – 34 Filomela seüfzt vor Lieb] Anspielung auf die Sage von den Königstöchtern Progne und Philomele, die in Vögel verwandelt wurden (s. Ovid, Metamorphosen VI, v. 441-670; Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 768f.). Philomele wurde in eine Nachtigall verwandelt. Ähnlich dem Wintergedicht Nr. 4, v. 11 verwendet Birken sie als Botin des Frühlings. – 41f. der sein Leben nie den Lieben, | wie er s¡uldig, heimges¡rieben.] 'der sein Leben nicht, wie es sich gehört, dem Lieben gewidmet hat'. – 44 die gehüln] Diese Bestimmung der Rolle der Frau in der Ehe geht zurück auf Gen. 2.18. – 49-60 Je”und will i¡ ni¡t gedenken, ~ winter#- oder Sommer# Zeiten?] Scherzhafte Auflistung der Heiratsoptionen für einen mittellosen Gelehrten: Christian Betulius hatte es mit der "Jungen Venu#" (v. 51) gehalten, sein Bruder später zweimal mit "witwen-häüten" (v. 57). – 77f. J”t soll ~ mein Bringen.] Ankündigung des zweiten Gedichtteils als eines Substituts für ein Hochzeitsgeschenk. Gedichtteil 2: 1-14 Lebet wohl, ihr Lieben, ~ Alle# Böse# werde von euerem Hal# geri‹en!] Wie in v. 78f. des vorangehenden Gedichts angekündigt, folgen nun die üblichen Hochzeitswünsche. Sie gelten einer von beständiger gegenseitiger Zuneigung geprägten Ehe (v. 1-4) mit zahlreichen Nachkommen (v. 5f.), Glück und Wohlstand (v. 7-10), Gesundheit (v. 11) und dem Erreichen der eigenen Ziele (v. 12).
Text 26: Der gelehrte Lang-Prediger. Sonnet. 21r/v 2 Himmelweid'] Him elweid' (ebenso 11 kommt) – 6 wa#] Kürzel – 8 da#] Kürzel; ebenso 12 – 9 der (2x)] Kürzel; ebenso 10, 12 – 11 wieder] mit der-Kürzel; ebenso 12, 14 – 14 jeder Auch dieses Sonett ist – chronologische Anordnung der Gedichte im Manuskript vorausgesetzt – während Birkens Zeit am Hof zu Wolfenbüttel entstanden. Ob es sich dabei um eine Anspielung auf die rhetorischen Gewohnheiten einer bestimmten Person handelt, ist nicht zu ermitteln, aber durchaus wahrscheinlich. Im Jahre 1646 hatte das Amt des Oberhofpredigers der seit 1625 auch als Konsistorialpräsident und Generalsuperintendent des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel tätige Peter Tukkermann (1580-1651; zu ihm s. ADB. Bd. 38 (1894), S. 774-776 (Zimmermann)) inne; freilich muß keineswegs er gemeint sein. Im Jahre 1647 schied Tuckermann auf eigenen Wunsch aus seinen Ämtern aus. Das in dem Gedicht vorgetragene Plädoyer für kurze Predigten erstaunt angesichts der Bedeu-
Gedichte 26 und 27, 1646
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tung der Predigt im lutherischen Gottesdienst. Von dem Gedicht, das durch die identischen Reime der Verse 9-14 auffällt, ist kein Druck bekannt. 1 Ein Lehrer, deß ver‰and in Gotte# rathau# bli¿t] Vielleicht humoristische Anspielung auf das Erleuchtungs- und Inspirationsgehabe des kritisierten Predigers. – 3 o[en] 'offenen'. – 4 Ekel] 'Überdruß'.
Text 27: Abdankung der S¡wermut. Horatii Libri I. Ode XXVI. 21v T3 Horatii] Horat: – T3 Libri] Lib. – T3 Ode] Od: – 1 der] Kürzel; ebenso 12, 18 – 6 Cretermeere] t und zweites r nachträglich verdeutlicht – 17 beglänzen] z aus ” überschrieben – 19 Leyer] L aus l überschrieben – 20 kömmt] köm t In der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder finden sich mit den Gedichten Nr. 27, Nr. 35, Nr. 36, Nr. 37 und Nr. 38 insgesamt fünf Bearbeitungen Horazscher Oden, die vermutlich alle im Jahre 1646 während Birkens Zeit am Wolfenbütteler Hof entstanden sind. Seine handschriftliche Sammlung geistlicher Gedichte S. v. B. Todten-Andenken und Himmel#-Gedanken. oder GOTTES- und Tode#-Gedanken (PBlO.B.3.3.1) enthält mit dem Gedicht Nr. 92 (Er danket seiner Gotte#-verge‹enen Si¡erheit ab: WuK. Bd. 5, S. 159) eine weitere Horaz-Adaption, die jedoch zu einem späteren Zeitpunkt, im Jahre 1661 oder 1662, verfaßt wurde. Eine Notiz Birkens auf einem Brief seines damaligen Förderers Georg Philipp Harsdörffer (s. zu Text Nr. 6 im Birken-Harsdörffer-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 588-591) läßt darauf schließen, daß Birken in seinem Brief vom 23.6.1646 von seinem Plan einer Bearbeitung der Oden des Horaz berichtet haben muß. Harsdörffer äußert sich in seinem Antwortschreiben vom 4.7.1646 positiv über das ambitionierte Projekt seines Schützlings: "Quae de Horatianis odis transferendis scribis bellè se habent: nam ita te omnia ad nostrum, vt ita loquar, forum accommodare existimo, ne peregrina videantur, et translata." [Was du über deinen Plan schreibst, die Oden des Horaz zu übertragen, klingt gut. Ich bin sicher, du wirst alles sozusagen an unseren Markt anpassen, so daß es nicht fremd und übersetzt wirkt.] (S. Text Nr. 7 im Birken-Harsdörffer-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 12; 595.). Birken schwebte vermutlich eine sowohl vorlagengetreue als auch die eigene poetische Kunstfertigkeit betonende Adaption der klassischen Texte vor, die dem kulturellen Erwartungshorizont und dem Geschmack der humanistisch gebildeten Eliten seiner Zeit entsprechen sollte. Warum Birken das Projekt schon bald wieder fallenließ, ist nicht zu ermitteln. Er könnte dem Rat seines Mentors gefolgt sein, sich zunächst durch andere Publikationen einen Namen zu machen (s. Text Nr. 8 im Birken-Harsdörffer-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), z. 37-39). Ähnlich der im selben Zeitraum angefertigten Umsetzung der zweiten Vergilschen Ekloge, die sich in unvollständiger Fassung als Gedicht Nr. 27 im Gedichtbuch Floridan# Amaranten-Garte (s. WuK. Bd. 1, S. 52-56; 503-506) findet, folgt auch Birkens Horaz-Adaption dem klassischen Text nach Inhalt und Argumentation weitgehend getreu, fügt jedoch
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Apparate und Kommentare
auch Eigenes hinzu. Die insgesamt drei alkäische Strophen zählende Vorlage wird bei Birken auf vier Strophen zu je sechs Verszeilen erweitert, die Anzahl der Verse somit von zwölf auf vierundzwanzig verdoppelt. Der bei Horaz in v. 8 erwähnte Adressat Lamia – vermutlich der Sohn des mit Cicero befreundeten Konsuls Lucius Aelius Lamia (s. Friedrich, 2002, S. 213) – wird in Birkens Version nicht genannt, auch nicht durch einen anderen Adressaten ersetzt. Die Tilgung des Adressatennamens entspricht der Ablösung des Texts von seiner ursprünglichen kulturellen und historischen Bezugsebene. Während die lateinische Vorlage auf die im Zuge des Partherfeldzuges des Marcus Antonius (36-29 v. Chr.) entstandenen internen Konflikte des Partherreichs anspielt, setzt Birkens Adaption die Situation Deutschlands gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges (v. 9) voraus. Ein Druck des Gedichts ist nicht bekannt. 8 beym kalten Angel‰ern] Der nördliche Polarstern; s. zu Gedicht Nr. 19, v. 5-8. Anspielung auf die Herrschaftsverhältnisse in der in Deutschland Krieg führenden Großmacht Schweden. – 12 wa# ~ le¿e?] Wohl eine Anspielung auf den auch als 'Torstensson-Krieg' bezeichneten, zwischen den beiden Ostseemächten Schweden und Dänemark-Norwegen in den Jahren 1643-45 ausgetragenen Seekrieg, in dem der dänischen Flotte schwere Verluste beigebracht wurden; s. Theatrum Europaeum. Bd. 5 (1651), S. 399, 565, 577. – 15 Pimplerbronnen] Den Musen war beim makedonischen Ort Pimpla eine Quelle geweiht; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 855. – 16f. mi¡ ~ beglänzen] Im Gegensatz zur Horazschen Vorlage, die dem wohl auch dichterisch tätigen Lamia den von der Muse gewundenen Kranz zuerkennt, reklamiert der Sprecher in Birkens Fassung diesen selbstbewußt für sich selbst. – 19 Le#ber-Leyer] Nach der Ermordung des Orpheus (s. zu Gedicht Nr. 16, v. 9) sollen die Mänaden dessen Haupt und die mit einem Nagel daran befestigte Lyra in das thrakische Meer geworfen haben, das beide nach Lesbos trug, wo sie begraben wurden. Lesbos gilt seither als die sangreichste aller Inseln; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 355.
Text 28: Au[ eine Ho¡zeit. 22r 1 freyt] frey‰ – 2 und] u. – 2 da#] Kürzel – 3 paart] durch Überschreibung aus paaret – 4 der (2x)] Kürzel Näheres zu diesem vierzeiligen Hochzeitsgedicht, das aufgrund des Manuskriptumfeldes Anfang / Mitte 1646 in Wolfenbüttel entstanden sein dürfte, ist nicht zu ermitteln, auch nicht, ob Birken es im eigenen Namen oder für einen andern verfaßt hat. Wie in vielen Hochzeitsgedichten spielt er mit den Namen der Brautleute. Typisch für das Genre ist die erotische Anzüglichkeit des Schlußverses. Ein Druck des Epigramms ist nicht bekannt.
Gedichte 29 und 30, 1646
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Text 29: Uber seine Trauer gedanken Rondeau. 22r 4 der] Kürzel; ebenso 6, 7 – 6 Riesenkampf] ev. Riesen kampf – 7 himmelan] him elan (ebenso 8 himmel) – 7 und] u. Ebenso wie das vorangehende ist auch dieses Gedicht nicht genau datierbar. Aufgrund des Manuskriptumfeldes und der behandelten Thematik dürfte es allerdings in zeitlicher Nähe zu den Gedichten Nr. 27 (Abdankung der S¡wermut) und Nr. 35 (S¡wermut-Aufmunderung) verfaßt worden sein. Ob Birkens Unzufriedenheit mit seiner Anstellung am Wolfenbütteler Hof der Grund für die Abfassung war, ist dem Wortlaut des Gedichts nicht zu entnehmen. Daß sich Birken allerdings schon früh mit dem Gedanken trug, die Stelle aufzugeben, geht aus Georg Philipp Harsdörffers Brief vom 1.8.1646 hervor, der auf entsprechende Äußerungen Birkens reagiert; s. Text Nr. 8 im Birken-Harsdörffer-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 13f., 596-603. Zur Gedichtform s. Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰, § 111, S. 142f. Ein Druck des Gedichtes ist nicht bekannt. 2 augenbli¿li¡] 'sichtbar', 'offenkundig' – 3 wei¡t einmal hinter›¡] 'weicht endlich einmal zurück'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4, Abt. 2 (1877), Sp. 1493. – 4 der gerne wolte kranken] 'der gerne leiden will'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 5 (1873), Sp. 2030. – 5-7 Mit dem Ges¡i¿e zanken,~ in feinds¡a[t himmelan.] Anspielung auf Ovid, Metamorphosen 1, v. 151-162. Im Kampf gegen die Olympier türmten die Giganten Berge aufeinander und warfen Felsen gen Himmel; s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 797f.
Text 30: Martinu# Go#ke. dur¡ Bu¡‰abwe¡sel J‰ groß an Smuke. 22r T1 XXX.] XXX – T3 Bu¡‰abwe¡sel] Bu¡‰abw. – 3 Wunders¡muke] mit der-Kürzel – 4 Smuke] ev. Smu¿e Der aus Schlesien stammende Martin Gosky (1586-1656; zu ihm s. Zedler. Bd. 11 (1735), Sp. 264; zu Text Nr. 4 im Birken-Rist-Briefwechsel, S. 658) war von 1620 an Leibarzt der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg. Wie aus Birkens Autobiographie hervorgeht, krönte der Hofpfalzgraf Gosky Birken an dessen 20. Geburtstag (25.4.1646) – bzw. dem 21. nach der damaligen Zählweise –, zum Poeten; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 33, 85; Die Betrübte Pegne›#, S. 213f. Das Krönungsdiplom, dessen Text Birken später zur Vorlage für von ihm selbst ausgestellte Coronatsurkunden diente, ist erhalten: PBlO.C.111.1. Ein zu diesem Anlaß verfaßtes Gedicht hat Birken ebenfalls in seine Autobiographie aufgenommen (WuK. Bd. 14, S. 33-35). 1669 wurde es – mit Abweichungen im Wortlaut – unter dem Titel Die empfangene Lorbeer-Kron in dem Sammelwerk GUELFIS oder NiderSä¡›s¡er Lorbeerhayn (S. 62-65) gedruckt. Goskys Eintrag in Birkens Stammbuch (Album 1: P.Bl.O.5 (Hs 152818), 38r) vom 7.10.1646 erfolgte nach dessen Ausscheiden aus dem Hofdienst; s. zu Gedicht Nr.
Apparate und Kommentare
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34. Im BETULETUM (PBlO.B.3.1.4), der Sammlung lateinischer Briefe und Gedichte Birkens, sind zwei Gedichte auf Gosky enthalten (Nr. 4, [4v]; Nr. 5, [5r]). In der von Gosky zu Ehren des 71. Geburtstags Herzog Augusts des Jüngeren herausgegebenen Gedichtsammlung ARBUSTUM vel ARBORETUM | AUGUSTAEUM, | AEternitati ac domui Augustae Selenianae | sacrum, | Satum autem & educatum | à | MARTINO GOSKY, L. Silesio, Med. D. | et Archiatro, C. Pal. Caes. | EX OFFICINA DUCALI WOLPHERBYTTANI. | Typis | Johan et Henr. | Stern. | Anno | 1650 sind acht Gedichte Birkens abgedruckt (s. Stauffer, 2007, S. 117-119). Dort findet sich das erste der beiden Gedichte aus dem BETULETUM an 21. Stelle der Ehrengedichte für den Autor und Herausgeber Gosky [):( ):( ):( ):( ):( ):( ):( 3r/v]. Es lautet: Nomen celebratissimum MARTINUS GOUSKIUS, ἀναγραµµατιζόµενον MAGIS RIVO UNCTUS. NUper in herboso quaesitum gramine Pindi Cui mage ter trino Numine vernet amor: Mox nemora et montes reboarunt talia: Vatis Est unctus rivo Gouskius arte magis. Ille ergò Augusti celebrabit carmine laudes Surgat in aeternum ut post pia fata decus. [Der höchstgepriesene Name MARTIN GOSKIUS, Buchstabenwechselnd Mehr vom Bach gesalbt Unlängst wurde in den kräuterreichen Auen des Pindus gefragt, wem mehr die Liebe der neun Gottheiten glänze. Bald war von Wäldern und Bergen der Widerhall gekommen: Der mehr vom (Musen)bach Gesalbte Dichter ist Goskius. Folglich wird er Augustus' Lob im Lied feiern und wie fromme Weissagung seinen Ruhm zur Ewigkeit erheben.] Das Gedicht Nr. 30 schließt in der Druckfassung unmittelbar an das lateinische Epigramm an. Die Überschrift lautet dort: Martinu# Goßke/ Dur¡ Letterwe¡sel. I‰ groß an Smuke. Auctuarium.
Gedichte 30 und 31, 1646
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Unterzeichnet ist es so: Sigismundus Betulius, | Egranus. P. L. Caes. Entgegen den Angaben Stauffers (ebd., S. 118) handelt es sich nicht um die Übersetzung der vorausgehenden lateinischen Verse, sondern um ein eigenständiges Gedicht. Das aus Vor- und Nachnamen Goskys gebildete Anagramm ist nicht ganz genau; es enthält ein überzähliges "ß". Die Druckfassung weist, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie der Ergänzung in der Überschrift und der Unterschriftgruppe abgesehen, folgende Abweichungen auf: 1 Wen] Wem – 2 wen] Wem – 2 Ritterkette] RitterKetten – 2 ziert] zieret 1 Lorbeerblätter] Der Lorbeerkranz des gekrönten Poeten. – 2 Ritterkette] Auf den diesem Schmuck entsprechenden Stand Goskys weist die Abkürzung "L." für "Libero" in der Namensangabe des Werktitels hin.
Text 31: Herrn Doctor Ju‰ Georg S¡ottel# Ho¡zeit. Wiederkehr. 30v/31r T1 XXXI.] XXXI – T2 Herrn] H und etc.-Kürzel mit Punkt – T2 Doctor] Dr. – 1 wüns¡e,] Komma nachträglich eingefügt – 4 vers¡ieben] mit ver-Kürzel – 6 langer] mit -er-Schlaufe – 6 herz] z aus ” überschrieben – 7 und] u. (ebenso 10) – 12 Kummerleid] Kum erleid – 12 gän”li¡] t nachträglich verdeutlicht – 13 beyderseit#] mit der-Kürzel Im Manuskript ist dieses sowie das folgende Gedicht zwischen den Gedichten Nr. 52 und Nr. 53 plaziert. Die korrekte Position ist durch den quer zur Hauptbeschriftung am rechten Rand des Gedichts Nr. 30 (22r) angebrachten Vermerk "XXXI. XXXII. S. pag. 30." kenntlich gemacht. Da es sich um Beiträge zu einer Sammelveröffentlichung zu Justus Georg Schottelius' erster Heirat mit Margarete Cleve am 8.9.1646 handelt, könnte die Auslagerung der beiden Gedichte Nr. 31 und Nr. 32 darauf hindeuten, daß Birken die Konzeptfassungen als Druckvorlage eingereicht hatte, während er seine Reinschrift der Birken-Wälder fortführte. Denkbar ist auch, daß die Gedichte, die im Namen der beiden jüngeren Söhne Herzog Augusts verfaßt wurden, zuerst eine Überprüfung bei Hofe durchliefen, welche die Rückgabe verzögerte. Das Gedicht Nr. 31 steht, als gezählter erster Bestandteil und mit dem Namen des jungen Herzogs Anton Ulrich von Braunschweig-Lüneburg (4.10.1633-27.3.1714), des ersten Sohnes aus der dritten Ehe des Herzogs August II. von Braunschweig-Lüneburg (1579-1666), unterzeichneter Beitrag, in dem Druck: FESTO NUPTIALI | Viri amplißimi, Consultißimi et excellentißimi | DNI. IUSTI GE-|ORGII SCHOTTELII | J. V. Doctoris, Consiliarij & assessoris | Guelphici, SPONSI: | & | Lectißimae, formâq´ue, et pulcro virtutum Decore | eminentißimae Virginis | MARGARITAE, | Viri quondam admodum reverendi, eximii Doctißimiq´ue | DNI. JOHANNIS CLEVEN | Canonici & Vice Domini Ducalis & Cathedralis Ecclesiae | S. Blasij in urbe Brunsvvigâ, relictae Filiae, | SPONSAE | VIII. die Septemb. anni 1646. VVelferbyti | Celebrato | à Principibus, Fautoribus,
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Amicis dicata & dedicata | Carmina Gratulatoria. | VVOLFERBYTI, | Typis Iohannis Bismarci, Anno 1646. (s. Stauffer, 2007, S. 30-32). Nur die Existenz der Manuskriptfassung erweist für dieses und das Gedicht Nr. 32 Birkens Autorschaft. Wer die Sammlung veranlaßt und redigiert hat, ist unbekannt. Die Beiträge sind teils in deutscher, teils in lateinischer Sprache verfaßt. Als Beiträger zeichnen: Die Herzöge Anton Ulrich (I. Aijr) und Ferdinand Albrecht (II. Aijr/v) von Braunschweig-Lüneburg, Joachim v. Glasenapp (III. Aijv/[Aiij]r), Johannes Camman (IV. [Aiij]r/v), Martin Gosky (V. [Aiij]v/[Aiv]r), Heinrich Julius Böckell (VI. [Aiv]r-Br), Abraham Marconnet (VII. Br-B2r), Theodor Flemming (VIII. B2r), I. G. N. (IX. [B2]v-[B3]v), Conrad Cleve (X. [B3]v). Birkens eigener Beitrag folgt anonym und außerhalb der Zählung: Götters¡enkungen | zu dem | Freud-feyerli¡en | Myrten- und EhrenFe‰e | de# Lobwürdigen | F O N T A N O | und | Seiner | Viel-Tugendbegabten | M A R G A R J S | Verehret/ | und | mit einem | Her”meinenden | Wuns¡gedi¡te | beyges¡ikkt. | Lu‰gedi¡t. [B4]r-[D2]v, Text Nr. 2c des BirkenSchottelius-Briefwechsels (WuK. Bd. 9), S. 85-95, 715-725. Der Ehe war keine lange Dauer beschieden; Ende 1647 / Anfang 1648 muß Schottelius' Frau gestorben sein (s. zu Text Nr. 6 im BirkenSchottelius-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 736; GUELFIS (1669), S. 31). Die Druckfassung enthält, von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion sowie der Unterschrift "Anthoniu# Ulricu# Herzog zu Brauns¡. und Lüneb. etc." abgesehen, folgende Varianten: T2-4 Herrn Doctor Ju‰ Georg S¡ottel# | Ho¡zeit. | Wiederkehr.] Kur”e Wiederkehr – 4 Eure] euren – 7 und deren Jhr] Und der jhr au¡ – 7 gehindert] ‰ät# hindert – 11 Halse] Hause – 14 lebt] liebt – 14 mehr al#] über T4 Wiederkehr] Diese Gedichtart rechnet der Poetiker Sigmund von Birken (Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰/ oder Kurze Anweisung zur Teuts¡en Poesy/ mit Gei‰li¡en Exempeln [...]. Nürnberg 1679), S. 141f., § 110, "zu den kleinen Redgebänd-Arten" und bestimmt sie so, daß "viel eingereimte Zeilen aufeinander folgen/ und darauf andere mit eben selbigen Reimen zurü¿e kehren. Ihre Zier i‰/ wann ›e von etwa# handeln/ da# ihren Namen au#dru¿et/ und wiederkehret".
Text 32: Ju‰u# Georg S¡öttell dur¡ Letterwe¡sel. So gute# lös¡t ihre Glut. 31r T3 Letterwe¡sel] Letterw. – 1 da#] Kürzel; ebenso 4, 8 – 4 fromme#] from e# (ebenso 8 zusammen) – 9 heget] heget; Auch dieses Gedicht findet sich in der Sammelveröffentlichung zu Schottelius' erster Heirat; es ist im Manuskript ebenfalls ausgelagert (s. zu Gedicht Nr. 31). Auch folgt es unmittelbar (Aijr/v) auf das Gedicht Nr. 31. Unterzeichnet ist es im Druck mit dem Namen des jüngsten Sohnes Herzog Augusts, des Prinzen Ferdinand Albrecht (22.5.1636-23.4.1687), den Birken zusammen mit seinem älteren Bruder von Ende Dezember 1645 bis Anfang Oktober 1646 erzieherisch betreute. Auch für dieses Gedicht belegt die in der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder erhaltene Manuskriptfassung Birkens
Gedichte 32 und 33, 1646
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Autorschaft. Wie beim Gedicht Nr. 30 ist auch hier das aus Schottelius' Vor- und Nachnamen gebildete Anagramm in der Manuskriptfassung nicht ganz genau; die Druckfassung behebt den Fehler. Für den Druck hat Birken das Gedicht zu einem "Rondeau oder Ringelgebände" umgearbeitet (vgl. Teuts¡e Redebind und Di¡t-Kun‰, S. 142f., § 111; vgl auch Gedicht Nr. 29):
Ju‰u# Georg S¡ötthell. Dur¡ Bu¡‰abw: So gute# lös¡t jhre Glut. Ringelreime. DA# gute kömt von Gott/ da# gute Gatten-Leben J‰ gut/ dieweil e# un# au¡ i‰ von Gott gegeben | Dem Brunnen alle# gut#. Ein guter Regen thaut/ Wann ›¡ ein glei¡e# Paar mit Gott und Ehren traut.
Da# gute kömt von Gott. Je”/ da ›¡ eine Glut in eurem Her”en reget/ Von Lieben ange‰ekkt/ wa# lös¡t der S¡mer”en Glut?
So gute# lieben lös¡t/ womit eu¡ Gott beleget/ Der Flammen übermaß/ und de# verlangen# Wut. J¡ wüns¡e gut# zur Glut/ die jhr/ jhr Lieben/ heget.
Da# gute kömt von Gott. Ferdinandu# Albertu# Her”og zu Brauns¡. und Lüneb. etc. 2f. Gott ~ der Brunqvell alle# Gut#.] vgl. Gedicht Nr. 13, v. 1.
Text 33: Zu, de# Unverdro‹enen Fru¡tbringendem Palmbaum. 22v-23v T5 Teuts¡e] teilweise lateinische Schreibung; ebenso 36 Nehrenden – 38 Befreyend – T9 Wiederkehr] mit der-Kürzel; ebenso 50 WunderProb – 8 Himmel#bogen] Him el#bogen (ebenso 9 Himmel – 25 Himmel#Fehde) – 9-11 Man ~ träg.] überwiegend lateinische Schreibung; ebenso 28-30 Das ~ bricht. – 47-49 Die ~ Brust. – 15 da#] Kürzel; ebenso 20, 24 (2x), 53, 55 – 22 der] Kürzel; ebenso 31 – 27 Spra¡enMutter] ev. Spra¡en Mutter – 27 und] u. – 52 Kun‰eiß] ev. Kun‰ eiß – 55 EhrenRuhm] ev. Ehren Ruhm
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Dieses "Wiederkehr"-Gedicht (s. Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰, S. 141f., §110) ist sehr kunstvoll eingerichtet: Jeder der drei Teile besteht aus zweimal acht trochäischen, mit zweisilbiger Kadenz identisch reimenden Versen, von denen jeweils vier (1, 3, 5, 8 : 12, 15, 17, 19) achthebig mit Mittelzäsur, die anderen (2, 4, 6, 7 : 13, 14, 16, 18) vierhebig sind. Diese 16 Verse sind hinsichtlich ihrer Reimwörter spiegelsymmetrisch um drei ihrerseits identisch gereimte jambische vierhebige Verse mit einsilbiger Kadenz gruppiert, die dadurch, daß die anderen Vierheber zunächst einzeln, dann doppelt angeordnet sind und umgekehrt, graphisch hervorgehoben sind. Im mittleren der drei Gedichtteile besteht die Mittelpartie aus den drei Emblem-Inscriptiones, die dem Ganzen (T5-T7) vorangestellt sind. Die Handhabung der Reimung weist in den drei Gedichtteilen unterschiedliche Perfektion auf. Im ersten ist die Korrespondenz leicht gestört (s. v. 1-3, 17-19), im zweiten weisen vier Reimpaare sogar dreisilbige Korrespondenz auf (1:19; 3:17; 7:13; 8:12), im dritten sechs (1:19; 3:17; 4:16; 5:15; 6:14; 8:12), der Entwicklung des Gedichtinhalts gemäß. Das Gedicht wurde mit Beifügung dreier den drei Zeilen des Inscriptionstextes bzw. den drei Gedichtteilen entsprechender Bilder – eine brennende Kerze, die absturzgefährdet schräg in ihrem Leuchter hängt, dann von aus einer Wolke sich herabstreckenden Händen erfaßt wird und schließlich aufgerichtet mit ruhiger Flamme leuchet – sehr fehlerhaft gedruckt mit der Überschrift XI. | An den Ho¡edlen Herrn Vnverdro‹en | Drey‰ändige# Sinnbild. | Erklärung/ | Dur¡ eine dreyse”ige Reimwiederkehr. in dem Werk Der Teuts¡e Palmbaum: | Da# i‰/ | Lobs¡ri] | Von der Ho¡löbli¡en/ | Fru¡tbringenden Gesells¡a] | Anfang/ Sa”ungen/ Vorhaben/ Namen/ Sprü¡en/ | Gemählen/ S¡ri]en und unverwelkli¡em Tugendruhm. | Allen Liebhabern der Teuts¡en Spra¡e zu dienli¡er | Na¡ri¡tung verfa‹et/ dur¡ den | Vnverdro‹enen | Diener derselben. | Mit vielen kun‰zierli¡en Kupfern gedrukkt/ und verlegt dur¡ | Wol[gang Endtern. Nürnberg 1647. (Nachdruck, 1970), [):( ):( ):( ):( ):(]v - [):( ):( ):( ):( ):( iij]v; s. Stauffer, 2007, S. 36f. Der Autor dieser ersten Geschichte der Fruchtbringenden Gesellschaft war der seit 1639 als Hofmeister der Herzogin Sophie Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg (zu ihr s. zu Gedicht Nr. 34) tätige Carl Gustav von Hille (vor 1590-1647), der seit 1636 selbst unter dem Namen 'Der Unverdrossene' Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft war; s. Neumark, 1668, S. 21; Conermann, 1985. Bd. 3, S. 339-341; Killy. Bd. 5 (1990), S. 328f. (Bepler). Ein erster Kontakt Birkens zu Hille war durch Georg Philipp Harsdörffer vermittelt worden, der dem Hofmeister seinen Schützling brieflich empfohlen hatte; s. zu Text Nr. 4 im Birken-Harsdörffer-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 579. Die Sammlung lateinischer Gedichte, Briefe und anderer Texte Birkens mit dem Titel BETULETUM (PBlO.B.3.1.4) enthält als Text XII (16r) ein Epigramm auf Carl Gustav von Hille mit der Überschrift Jn Mutam Poesin Caroli Gustavi ab Hille, | Aulici Guelfici. Es rühmt in Form einer Ausdeutung eines Anagramms aus seinem Namen Hilles Emblemerfindungen und sein in einer Anmerkung benanntes Werk Der Teuts¡e Palmbaum. Abgesehen von Unterschieden in der Orthographie und Interpunktion sowie römischen Zahlen über den drei Teilen statt der Sternchen des Manuskripts und von der Unterschriftsgruppe "Pi¡tgebürig/ und dien‰begierig | beyges¡ikket | von | Sigi#mund
Gedicht 33, 1646
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Betuli. K. G. P." enthält die Druckfassung des Gedichts Nr. 33 folgende Varianten: T1f. XXXIII. Zu, de# Unverdro‹enen | Fru¡tbringendem Palmbaum.] XI. | An den Ho¡edlen Herrn Vnverdro‹en – T9 Dreysä”ige] Dur¡ eine dreyse”ige – 1 s¡on der] der – 1 gar au#] da# – 1 Teuts¡land weggezogen,] gar hinweggeogen – 2 und hin] Und – 2 geogen.] gezogen; – 3 unsre Teuts¡e] von unsrer – 3 nur mit] mit – 3 Wortgemäng] Wortgemenge – 4 üm ihr] Jhr – 5 E# ward von den Mutterbrü‰en keine Tugend mehr] Jugend hatte keine Tugend von der Mutterbru‰ – 6 ward] wurd (ebenso 13) – 8 man aneng, ni¡t zu a¡ten] der Frevel ni¡t# gea¡tet – 8 gefür¡te] golds¡önen – 9 nit] ni¡t (ebenso 10, 40) – 9 Himmel Weg] Himmel#weg – 10 TugendSteg] Tugengsteg – 11 Treu-Teutsche Sinnen] Der Teuts¡en Sinne – 13 zu] von – 14 dorthin, wo die] Wo die Teuts¡en – 15 vor] von – 16 wurde] Wurd – 17 einen Siege#Wahn von dem Glü¿e hatt gesogen.] au# fals¡em Wahn mit Glükk ›¡ hatte belogen/ – 18 war na¡] Na¡ – 19 da e# aber ni¡t indeß] Jnde‹en daß e# ni¡t die – 20 Wie nun drüm] Jndem – 20 einer Barbarey] der Frefelthaten so – 21 ›e die] Die – 22 spinnet] Spinnt – 22 diß] diese# – 23 so man¡en] seinen – 24 Spra¡gemänge und da# fals¡e Wesen] Spra¡gemeng samt dem Frevelwesen – 27 den] der – 32 Nu”fru¡tenden] Nu”frü¡tenden – 33 Kun‰s¡önem Zeilen-s¡li¡ten] Kun]reinem Reimens¡li¡ten – 34 seit ›e unsre] der Unwei#heit – 35 Billig ehrt man] Man ehret – 36 unsren] Den – 36 mit seinem] er‰ mit – 36 wolt] wolte – 37 jene#] da# – 38 kein] un# kein – 38 un#] ni¡t – 39 Edler] Herr – 39 lä‹t] will dur¡ – 39 Hand] Händ' – 40 kan im] im – 41 jenen] Der – 41 der au¡ eu¡] eu¡ wolt' au¡ – 41 wil bega‰en] bega‰en – 42 Diesen kan] Den mag – 43 wehrter Gotte#liebe] Kun] und Gotte#wei#heit – 44 Kün‰e-Waar] Waaren wol – 45 Der wird in dem] Er mag im – 46 Lorbeerlaub] Lorbeerzweigen – 47 nennt] hei‰ – 51 eurer Wi”e] in eu¡ verwahrli¡ – 54 da# die Stürm ümson‰ bebra‰en.] Ohn Wind- und Meere#bra‰en – 55 E#] Eu¡ – 55 euer EhrenRuhm selb‰ da# Sternenhau#] da# Sternenhau# und euer Gerü¡te – 56 kein Neider darf] soll kein Neid – 57 De‹en Lob, der so wie ihr s¡reibt,] Wer also s¡reibt/ wie ihr/ deß Lob 1-14 E# war s¡on der Teuts¡e Ruhm ~ dorthin, wo die Segel ogen.] Die Klage über die Sprachverderbnis steht immer im Zusammenhang mit einer solchen über Sittenverderbnis und Gottlosigkeit; dem allem entgegenzuwirken war das Ziel der Fruchtbringenden Gesellschaft. – 2 und hin über Meer geogen] Vgl. 13f. Das, was in alter Zeit die Deutschen ausgezeichnet hatte, wird nun bei den vermeintlich noch unverdorbenen Schweden gesehen. – 3 E# ward ~ nur mit Wortgemäng belogen] Die von vielen Autoren der Zeit (Schottelius, Rist u. a.) und auch vom jungen Birken immer wieder attackierte Neigung, fremdsprachige Wendungen zu benutzen, wird kritisiert. – 15-19 Teuts¡land, da# vor alten Zeiten ~ alte Dapferkeit gepogen.] Auch dies eine vielgeübte Kritik: Das von seiner alten Art abgewichene Deutschland besitzt nicht mehr die alte Tapferkeit. – 15 an Bellonen Bru‰ gesogen] Bellona ist – neben Mars – die Gottheit des Krieges, die insbesondere dessen grausame und blutige Aspekte repräsentiert; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 858f. – 21 die un# ri¡ten] 'die über uns urteilen'. – 22 spinnet si¡ ein Orden an] 'beginnt ein Orden sein Wirken'. Gemeint ist die am 24.8.1617 gegründete Fruchtbringende Gesellschaft (s. Neumark, 1668, S. 8-24). – 22 diß Verni¡ten] 'dieses Kritisieren'. – 24 ü¡ten] 'fliehen machen', 'in die Flucht schlagen; vgl. v. 34 – 25 und die Himmel#Fehde s¡li¡ten] 'die gestörte Beziehung
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Apparate und Kommentare
zum Himmel wiederherstellen. – 27 belie¡ten] 'wieder ins Licht rücken'. – 35 Billig] 'mit Recht'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 2 (1860), Sp. 29. – 36 unsren Nehrenden] Als 'Der Nährende' leitete Fürst Ludwig I. von Anhalt-Köthen (1579-1650) die von ihm mitgegründete Fruchtbringende Gesellschaft. Zu ihm s. Neumark (1668), S. 11, 154 u. ö.; Conermann, 1985. Bd. 3 (1985), S. 6-8. – 38 der Befreyend lebt] Im Jahre 1634 wurde August II. von Braunschweig-Lüneburg durch Fürst Ludwig I. unter dem Namen 'Der Befreiende' in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen; s. Neumark, 1668, S. 256; Conermann, 1985. Bd. 3, S. 243-245. – 39 ergla‰en] 'leuchten, erstrahlen'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 3 (1862), Sp. 825. – 41 bega‰en] 'als Gast aufnehmen', 'als Gast ansehen'. – 42 bebra‰en] 'beprasseln'; s. Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. Bd. 1 (1992), Sp. 342. – 43 bema‰en] 'mit einem Mast versehen'. – 45 Der wird in dem Hafen ra‰en.] Zurückbezogen auf "Diesen" (v. 42). Die Ankunft und Ruhe im Hafen ist ein der Emblematik der Zeit vertrautes Bild für das Erreichen des Lebenszieles, der ewigen Seeligkeit. – 46 Phöbu#] s. zu Gedicht Nr. 13, v. 26. – 46 aufa‰en] 'aufpflanzen, errichten'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 1 (1854), Sp. 589. – 47f. Die Gott und Kunst ~ für HerzensMust] Vorgezogener Relativsatz, abhängig vom Hauptsatz des Verses 49. – 48 HerzensMust] 'Herzensmost', 'Erquickung für das Herz'; s. zu Gedicht Nr. 22, v. 8. – 50 der Sinnen] Vorgezogenes Attribut zu "WunderProb". – 51 die in eurer Wi”e ra‰en] Von "Sinnen" (v. 50) abhängiger Relativsatz. – 51 Wi”e] 'Verstand', 'Ingenium'. Text 34: Der von hoher Hand verehrte Ring. Sonnet. 23v T1 XXXIV.] XXXIV – 1 und] u. (ebenso 14) – 1 Kun‰] Ku ‰ (ebenso 13 Zungen) – 2 verehrt] mit verKürzel – 7 daß] ß überschrieben – 7 wa#] Kürzel; ebenso 11 – 8 da#] Kürzel; ebenso 13 – 9 Wa#] Kürzel – 9 der] Kürzel Bei dem Ring handelt es sich um den von Herzogin Elisabeth Sophie (1613-1676), der dritten Ehefrau Herzog Augusts II. von Braunschweig-Wolfenbüttel, verehrten Diamantring, den Birken in seiner Autobiographie erwähnt: "Accepi 80. Imperiales. Munus Du-|cißae, ein DemantRingl à 8. Rei¡#thaler." (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 31m22f.). Die Übergabe des Präsents dürfte zwischen Ende Juni (s. ebd., S. 31m16) und dem 29.9.1646, dem Datum der Amtseinführung von Birkens Nachfolger (s. ebd. 31m29f.; Die Betrübte Pegne›#, S. 190), erfolgt sein. Bei seiner Abreise aus Wedel hat Birken das Kleinod offenbar aus Sicherheitsgründen in Rists Verwahrung gegeben. Zum Zeitpunkt der Absendung von Rists Antwortschreiben vom 25.11.1646 (Brief Nr. 6 im Birken-Rist-Briefwechsel) befand sich der Ring bei Rist: "Sein ringlein i‰ bei mir in sehr guhter verwahrung, der herr kan e# zu seiner bequemen gelegenheit wiedrum abfoderen la‹en." (WuK. Bd. 9, S. 47). Ende Februar war der Ring immer noch dort, wie Rists Schreiben vom 28.2.1647 (Text Nr. 8 im Birken-Rist-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 50) belegt: "Sein Ringlein betre[end i‰ sol¡e# bi# au[ diese ‰unde wol bewahret, wen J¡ nur wei#, ob J¡ e# bei der po‰ an unseren gro‹en Freund herren Pipenburg solle übersenden und ob e# derge‰alt ›¡er könne überkommen,
Gedichte 34 und 35, 1646
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s¡ikke J¡ selbige# absobald, wil aber meine# herren meinung hierüber er‰li¡ vernemen." Wie der Ring zu Birken zurückgelangt ist, läßt sich nicht erkennen. Von dem Sonett ist kein Druck bekannt. 7f. Do¡ denk' i¡ ~ Ungnad mi¡ berühret.] Schon bald nach seinem Dienstantritt muß sich bei Birken jene in der Betrübten Pegne›# erwähnte "Mißneigung gegen da# Hof-Leben" (ebd., S. 190) und dessen Intrigen eingestellt haben, die der junge und mit dem Hofleben unvertraute Dichter offenbar auch 'freimündig' (s. ebd.) kundtat. Wie aus einem an seinen Auftraggeber gerichteten Brief Georg Forstenheusers (zu diesem s. Sporhan-Krempel, 1971; Otte, 1982, S. 75, Anm. 22; Imhoff, 1989, S. 173f.), des Nürnberger Agenten Herzog Augusts II. vom 31.1.1646 hervorgeht, wurden schon früh Zweifel an Birkens Eignung für das gerade erst angetretene Amt laut (s. zu Text Nr. 8 im Birken-HarsdörfferBriefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 599). Einem weiteren Schreiben Forstenheusers vom 6.6.1646 (s. ebd.), das auf entsprechende Mitteilungen des Herzogs reagiert, ist zu entnehmen, daß es im Frühjahr zu einem Vorfall gekommen sein muß, der eine Neubesetzung des von Birken bekleideten Amtes erforderlich machte. Ob sich die in v. 8 erwähnte "Ungnad" darauf bezieht, ist freilich nicht zu ermitteln. Der aus dem Jahre 1646 stammende Eintrag der Herzogin in Birkens Stammbuch (Album 2: P.Bl.O.5 (Hs 152818), 34v) könnte sich ebenfalls auf diese Ereignisse beziehen. Er enthält das französische Motto "Patiençe passe sciençe", das sich durchaus mit den brieflichen Ermahnungen Harsdörffers an Birken (s. zu Gedicht Nr. 18, v. 24) deckt. Auch die so überschriebenen folgenden Verse der Herzogin lassen sich auf v. 7f. beziehen. Sie lauten: Gott kombt zu re¡ter zeit ma¡t Weisen rath zu ni¡t Vndt allen frommen ‰e” zum be‰en alle# ri¡t. 13 Vorlang‰en] 'längst'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 12, Abt. 2 (1951), Sp. 1252f. – 13 da# zwar ~ auf tausend Zungen ›”en] Bescheidenheitstopik: Birken stellt es so dar, als sei sein bescheidenes Lobvermögen eigentlich überflüssig, da er schon tausend Vorredner habe.
Text 35: S¡wermut-Aufmunderung. Horatii Libri II. Ode III. 24r/v T1 XXXV.] XXXV – T2 Aufmunderung] Aufmunderu g – T3 Horatii] Horat. – T3 Libri] Lib. – T3 Ode] Od. – 2 und] u. (ebenso 16, 19, 32, 38, 42, 54, 57) – 4 da#] Kürzel; ebenso 8, 19, 26 – 12 der] Kürzel; ebenso 24, 37, 45, 56, 58 – 16 Gun‰,] Komma überschrieben – 19 Graß] ß aus # überschrieben – 20 und] durch Überschreibung und Ergänzung aus ud – 23 Kummer] Kum er (ebenso 31 Sommer) – 29 Gefärten] G überschrieben – 32 Spiel] überschrieben – 44 nie‰] e überschrieben – 46 hat,] Komma nachträglich eingefügt – 46 ni¡t] n – 60 oder] mit der-Kürzel – 61 köm‰] durch Streichung aus kömm‰ – 62 überführt] ev. über führt
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Apparate und Kommentare
Ebenso wie bei den Gedichten Nr. 27, Nr. 36, Nr. 37 und Nr. 38 handelt es sich um eine der HorazBearbeitungen, die Birken während seiner Zeit am Wolfenbütteler Hof angefertigt hat; s. zu Gedicht Nr. 27. Daß es unmittelbar auf das Gedicht Nr. 34 folgt, das vermutlich in zeitlicher Nähe zu Birkens Entlassung aus dem Hofdienst verfaßt wurde, legt persönliche Gründe bei Auswahl und Umsetzung der lateinischen Vorlage nahe. Wie bereits bein Gedicht Nr. 27 ist auch hier bei gleichbleibender Strophenzahl der Umfang um mehr als das Doppelte angewachsen. Der Adressatenbezug der Vorlage – Horaz hat die Ode Quintus Dellius, einem römischen Politiker mit wandelbarer Loyalität, zuletzt Anhänger und Freund des Augustus (s. Kiessling / Heinze. Bd. 1 (1958), S. 173) gewidmet – ist durch Selbstanrede ersetzt. Die in Horazens Gedicht enthaltene Mahnung zum Gleichmut im Unglück wie im Glück, zum 'Carpe diem' angesichts des unausweichlichen Lebensendes, und fast alle Einzelmotive hat Birken übernommen. Eine explizit christliche Auslegung dieser Leitgedanken, wie sie in späteren Texten Birkens vorgenommen wird, findet nicht statt. Ein Druck ist nicht bekannt. 8f. da# au¡ ~ unmäßig freut] Relativsatz, abhängig von "Blut" (v. 6). – 26 Zehrlein] 'Tränchen', 'Tröpfchen', Grimmsches Wörterbuch. Bd. 15 (1956), Sp. 474. – 27 im Keller Faßbar war] 'im Keller im Faß gelegen hat'. – 34-36 Viellei¡t wird ~ abgezwi¿t.] Gemeint ist der Lebensfaden, der von den Parzen – den drei Schicksalsgöttinen des römischen Mythos – gesponnen, zugeteilt und schließlich abgeschnitten wird; s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 1391-1396 (Artikel 'Moira'); Bd. 4 (1972), Sp. 509 (Artikel 'Parcae'). – 41 Cocytu#] Ein Nebenarm des Unterweltflusses Styx, auf dem der Fährmann Charon (v. 62) die Seelen der Verstorbenen in den Hades befördert; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 1138f. (Artikel 'Charon'); Bd. 5 (1975), Sp. 1053-1057 (Artikel 'Unterwelt'). – 43 wa# er nit aufgespi”t] 'was er nicht selbst erworben hat.' – 44 nie‰] 'erlangt, gebraucht'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 7 (1889), Sp. 838. – 48 solang no¡ droht dein Leben# Ziel] 'solange der Tod noch in der Zukunft liegt'; zur Bildlichkeit vgl. v. 30. – 52 Jr oder Crö#] Als Gegenposition zu dem sprichwörtlich reichen lydischen Herrscher Krösus fungiert der von Odysseus bestrafte Bettler Iros (Odyssee 18, v. 1-106) hier wie öfters bei Birken als Prototyp der Armen; hier steht er für die in den Strophen Nr. 5 und Nr. 6 thematisierte Bedürfnislosigkeit. – 53 Avernu# Furten] Ein im süditalienischen Kampanien gelegener Kratersee, der als den Göttern der Unterwelt geheiligter Ort galt; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 787. – 54 Orku#] Einer der Namen des Totenreich-Herrschers Pluto und der Unterwelt selbst; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 333. – 59 die ~ zahlbar war] Im Totenreich sind die irdischen Güter ohne Bedeutung.
Text 36: Von einer geilen Ho]hörin. Horatii Libri I. Ode VIII. 24v-25v T3 Horatii] Horat. – T3 Libri] Lib: – T3 Ode] Od: – 1 Thörinne!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 2 Hippandern] mit der-Kürzel – 3 s¡nöder] s aus S überschrieben – 4 und] u. (ebenso 5, 8, 11, 13) – 5
Gedicht 36, 1646
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Sommer] Som er – 6 ihn] n nachträglich verdeutlicht – 10 verwü‰et] mit ver-Kürzel; ebenso 11 ver‰e¿t – 11 ver‰e¿t] zweiter Wortteil verschmiert – 12 umfa‹t,] durch Überschreibung aus umfa‹et – 13 plaget] p überschrieben – 16 S¡merzen] z aus ” überschrieben – 17 5.] 5 – 18 der] Kürzel – 18 S¡amfahn] ev. S¡am fahn – 18 verritten] erritten – 20 da#] Kürzel – 20 daß] durch Überschreibung und Ergänzung aus da#-Kürzel Ebenso wie bei den Gedichten Nr. 27, Nr. 35, Nr. 37 und Nr. 38 handelt es sich um die Bearbeitung einer Horazschen Ode (zu dieser s. Kiessling / Heinze. Bd. 1 (1958), S. 45-47); auch sie ist wohl 1646 in Wolfenbüttel entstanden. Darauf weisen das Manuskriptumfeld ebenso wie die Überschrift und die Erwähnung der "Oker" (v. 9). Die vierversige sapphische Strophe Horazens ersetzt Birken durch eine ebenfalls vierversige Reimstrophe; eine Umfangerweiterung findet aber wieder statt, diesmal durch Hinzufügung einer fünften Strophe. Die Bearbeitung weicht stark von der Vorlage ab. Auch Birkens Fassung beginnt zunächst als in Fragen an die Geliebte eines Kavaliers eingekleidetes Mahngedicht. Anders als Horaz beläßt Birken es jedoch nicht bei der Aufzählung der vom Liebhaber gemiedenen öffentlichen Aktivitäten infolge der verweichlichenden Wirkung der Liebesbeziehung, sondern verurteilt das Verhalten beider Partner als unmoralisch und rückt überraschend in der Schlußstrophe mit einer Anrede an den Kavalier dessen Verfehlungen gegenüber dem Sprecher (v. 20) in den Mittelpunkt. Die durchgehend derbe Wortwahl und die direkte Anrede in der letzten Strophe, die auffälligste Abweichung von der Vorlage, könnten auf eine persönliche Fehde Birkens hindeuten, in der er sich mit dieser "Bezahlung" (v. 19) in Gedichtform für ein erlittenes Unrecht revanchiert haben könnte. Auf welche Personen Birken angespielt hat, läßt sich – trotz des teilweise übersetzbaren Pseudonyms ("Hippander" (v. 2) = 'Rossmann' ?) – nicht ermitteln. Auch ein kausaler Zusammenhang zu Birkens frühzeitigem Ausscheiden aus dem Hofdienst ist nicht nachweisbar. Ein Druck des Gedichts ist nicht bekannt. 11 und die Gi[tgefüllte Natter] Nachgestelltes zweites Subjekt zum Prädikat "verwü‰et" (v. 10). Das bei Horaz (v. 9) erwähnte giftige Vipernblut wird bei Birken zur Giftschlange, die im Gedicht Nr. 10, v. 7, den Neid, hier die verderbliche erotische Verlockung repräsentiert. – 13-16 Jhn plaget ~ aufgewühlt.] Während Horaz die Hoffnung auf Rückkehr des Verführten in sein altes Leben indirekt andeutet, ist Birkens Sünder vom schlechten Gewissen gepeinigt. – 17f. Die S¡merzen ~ verritten.] Horaz vergleicht die Entfernung des Liebhabers aus seinem gewohnten Leben mit Achills Entfernung durch seine Mutter, die nicht von Dauer war; Birkens 'Held' aber ist, vom schlechten Gewissen getrieben, unheldenhaft ausgerissen.
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Text 37: Früling#-Freüdenwe¿er. Horatii Libri I. Ode IV. 25r-26r T1 XXXVII.] XXXVII – T3 Horatii] Horat: – T3 Libri] Lib: – T3 Ode] Od: – 1 1.] 1 (ebenso bei den Strophen 5 und 6) – 1 der] Kürzel; ebenso 13, 30, 43, 48 – 9 und] u. (ebenso 12, 17, 18, 21, 25, 26, 32, 53, 61) – 10 da#] Kürzel – 11 s¡wanger] mit -er-Schlaufe; ebenso 12 Anger – 14 Alter – 33 häübter – 56 folter – 17 danzen] z aus ” überschrieben; ebenso 24 dänzer – 49 Kürze – 53 s¡warzer – 25 hammer] ham er (ebenso 26 Kammer – 42 himmel – 58 nimmer) – 32 Leut] durch Überschreibung und Ergänzung aus leute – 32 Länder] durch Überschreibung aus land – 32 Länder goß] durch senkrechten Strich getrennt – 35 aufgetaute] durch Streichung aus aufgetauten – 35 wälder] mit der-Kürzel; ebenso 36 Felder – 42 der] er nachträglich verdeutlicht – 42 wil] oberhalb eines gestrichenen Wortes – 46 zu s¡onen] ev. zus¡onen – 53 Cocytu#] mit -us-Kürzel (ebenso 59 Venu#); t überschrieben – 58 Rebensa[t] R überschrieben – 62 keine] kein Wie die Gedichte Nr. 27, Nr. 35, Nr. 36 und Nr. 38 ist auch dieses Frühlingsgedicht eine Bearbeitung einer Horazschen Ode (Nr. I.4; zu dieser s. Kiessling / Heinze. Bd. 1 (1958), S. 25-30), die Birken in der zweiten Hälfte des Jahres 1646 angefertigt hat. Zu diesem Gedicht s. Laufhütte, 2011(1), S. 495503. Gegenüber der lateinischen Vorlage mit fünf vierzeiligen Strophen, ist Birkens acht Strophen zu je acht Versen umfassende Version auf den nahezu dreifachen Umfang angewachsen. Auch bei diesem Gedicht zeigt sich Birkens Strategie einer zeit- und marktgerechten Bearbeitung der antiken Texte (s. zu Gedicht Nr. 27), indem typisch mediterrane Motive in den kulturellen Erfahrungsbereich der deutschsprachigen Leser transferiert werden und vertrautes mythologisches Bildungswissen ebenso angesprochen wird wie aktuelle Rezeptionserwartungen. Horaz hatte sein Gedicht dem Konsul des Jahres 23, L. Sestius Quirinus, gewidmet, der auch direkt angeredet wird. Birken ersetzt diese persönliche Adressierung durch 'wir'-Rede. Ein Druck des Gedichts ist nicht bekannt. 3 Zefyr] 'Zephyros' ist der Name des als zeugungsfähig angesehenen Westwindes; s. zu Gedicht Nr. 25 (Teil 1), v. 28. – 9 Hürden] Aus Weidengerten geflochtene Einzäunungen, in welche abends das Vieh getrieben wurde; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4, Abt. 2 (1877), Sp. 1956f. – 10 Eiterges¡wälle] 'das Anschwellen der Euter'. – 13f. die zuvor ~ de¿te] Vgl. die Winterbildlichkeit in dem Frühlingsgedicht Nr. 4, v. 6 und v. 17. – 16 wie die Ei#ges¡lo‹ne See] Das Bild des zugefrorenen Küstenbereichs, das bei Horaz keine Entsprechung hat, geht ebenso wie die Beschreibung der festgefrorenen Schiffe (v. 5-8) – bei Horaz hatten sie während des Winters auf dem Strand gelegen (v. 2) –, vielleicht auf eigene Eindrücke Birkens zurück. Im November 1646 hat er Rist in Wedel besucht (s. zu Gedicht Nr. 20) und ist auch in Hamburg gewesen; s. WuK. Bd. 14, S. 39m4-11. – 17 Gratjen] Drei Begleiterinnen der Liebesgöttin, die auch als Charites bekannt sind; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 1135-1137. – 18 Cynthia] Einer der Beinamen der Artemis / Diana nach ihrem mythischen Geburts- bzw. einem ihrer Kultorte. Die Göttin erscheint hier als Verkörperung des Mondes am Nachthimmel; s. zu Gedicht Nr.
Gedichte 37 und 38, 1646
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194, v. 19f., im Gedichtbuch Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1), S. 786. – 22f. die Napeen, Oreaden und Najaden] Im antiken Mythos sind die Nymphen nach ihren Aufenthaltsorten unterschiedene Naturgeister. Die Napeen sind in Tälern, die Oreaden auf Bergen und die Najaden in Brunnen und Quellen zu finden; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 207-215. – 25-32 Jzt klopfet und poltert de# Mulciber# hammer ~ über Leut und Länder goß.] Da der Frühling auch die Zeit der Gewitter ist, wird bei Horaz der Schmiedegott Vulkan (v. 8) erwähnt, der die von Jupiter dafür benötigten Blitze herstellte. Birkens Fassung bringt zusätzliches mythologisches Wissen ein, indem der seit der Antike mit diesen Vorgängen in Verbindung gebrachte Ätna als Ort des Geschehens genannt wird. Birkens weitere Ausschmükkungen gehen möglicherweise auf Martin Opitzens Lehrgedicht Vesuvius. Poëma Germanicum (1633; vgl. S. 15) zurück, dessen Abfassung durch den Ausbruch des Vesuv im Jahre 1631 (s. Theatrum Europaeum. Bd. 2 (1646), S. 510-514) motiviert worden sein dürfte. – 26 in Bronte# Pyracmon und Sterope# Kammer] Im griechischen Mythos lebten die drei Zyklopen Brontes, Steropes und Arges (in Vergil, Aeneis 8, 425 "Pyracmon" genannt) als Schmiedegesellen des Hephaistos in feuerspeienden Bergen, wo sie Donner und Blitze für Zeus, Plutons Tarnkappe und Poseidons Dreizack anfertigten; s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 393f. – 38f. und daselb‰ den Pan mit Singen opfer bringen] Anders als bei Horaz (v. 11f.) soll in Birkens Fassung nicht dem heidnischen Faunus ein Tieropfer, sondern dem Wald- und Hirtengott Pan, der seit Harsdörffers Deutung des Namens als Sinnbild für den Gott des Christentums legitimiert war (s. Berns, 1991; Laufhütte, 1997, S. 304-306; van Ingen, 2002), ein 'gesungenes' Dankopfer dargebracht werden. – 48 die der S¡äfer für¡ten muß] Zusätzlich zur lateinischen Vorlage (v. 13f.), die ebenso wie Birkens Bearbeitung die gleichermaßen für Arme und Reiche geltende Todesgewißheit anspricht, bringt Birken den für die Bukolik seiner Zeit typischen Gegensatz von Landund Stadt- bzw. Hofleben ins Spiel. Vielleicht handelt es sich auch um eine Anspielung auf die in Vergils erster Ekloge vorausgesetzte Landenteignung des Hirten Meliboeus. – 53 Cocytu#] S zu Gedicht Nr. 35, v. 41. – 54 Cerberu#] Der Höllenhund Kerberos ist der Wächter des Eingangs zur Unterwelt; s. Der Kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 197f. – 62 Seite] 'Saite'; synekdochisch für ein Saiteninstrument.
Text 38: Ruhm ho[nung von der Poësy. 26 r/v 1 1.] 1 (ebenso Strophe 4) – 3 da#] Kürzel; ebenso 6, 18, 28 – 3 Erz] durch Streichung aus ” – 3 der] Kürzel; ebenso 4, 17, 19, 29 – 8 verkür”en] t nachträglich verdeutlicht – 9 Ganz] z aus tz überschrieben – 9 verderben] mit ver-Kürzel; ebenso 31 verzin‰ – 10 theil] t überschrieben – 13 himmel] him el – 14 und] u. – 15 Kün‰lerswan] w überschrieben – 18 Sterngewölbe] g aus -en-Schlaufe überschrieben – 20 nur] uBogen überschrieben – 21 ni¡t] n – 24 Alcäu#'] l und ä überschrieben – 30 wir‰] r überschrieben – 31 also] ls überschrieben; o oberhalb der Zeile
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Apparate und Kommentare
Diese Bearbeitung des Carmen III.30 (dazu s. Kiessling / Heinze. Bd. 1 (1958), S. 382-385) – Horazens Ode vom Dichterruhm –, deren Motivik auch die Sonette Auf die unverhinderli¡e Art der Edlen Di¡tKun‰ und Gott-lobende Früling#lu‰ Catharina Regina von Greiffenbergs (s. C. R. v. G. Sämtliche Werke. Bd. 1 (1983), S. 37; 223) beeinflußt hat, ist die letzte der insgesamt fünf Horaz-Adaptionen in der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder (s. zu den Gedichten Nr. 27, Nr. 35, Nr. 36 und Nr. 37). Auch sie dürfte in der zweiten Hälfte des Jahres 1646 am Wolfenbütteler Hof entstanden sein. Wiederum weist Birkens Fassung (dazu s. Laufhütte, 2011(2), S. 504-507) eine bedeutende Umfangsvermehrung gegenüber dem lateinischen Text auf, dessen vier vierzeilige asklepiadeische Strophen zu vier achtzeiligen Reimstrophen erweitert werden. Ähnlich wie im vorangehenden Gedicht werden bestimmte kulturraumspezifische Elemente der lateinischen Vorlage der eigenenen Biographie und dem Umfeld der intendierten deutschsprachigen Leserschaft angenähert und Horazens Gewißheit des Ewigkeitsruhms (v. 10-16) selbstbewußt für die Behauptung eigenen künftigen Poetenruhms reklamiert. Das Letztere ist bemerkenswert angesichts der damals noch geringen Anzahl gedruckter eigener Dichtungen Birkens. In der 1669 gedruckten Großekloge GUELFIS oder NiderSä¡›s¡er Lorbeerhayn findet sich ebenfalls ein mit Ruhm-ho[nung von der Poesy überschriebenes Gedicht (S. 59f.), das jedoch als von dem Pegnitzschäfer Filanthon (Anton Burmeister; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 275-277; Jürgensen, 2006, S. 183-185) angefertigte Übersetzung der Ode bezeichnet wird. Bis auf den übereinstimmenden Wortlaut der Titel und des Themas lassen sich keine Gemeinsamkeiten mit Birkens Bearbeitung erkennen. Ein Druck des Gedichtes Nr. 38 ist nicht bekannt. 9-16 Ganz werd' i¡ ni¡t in Lethe# Ba¡ verderben: ~ mit viel Lobe#farben mahlen.] Der Unterweltfluß Lethe nahm den Seelen der Verstorbenen die Erinnerung an ihr früheres Leben; s. zu Gedicht Nr. 13, v. 44. Das den Ewigkeitsruhm begründende dichterische Schaffen soll dem Vergessen entgegenwirken. – 11 Libitinen Beut] Die römische Göttin Libitina überwachte die Einhaltung der Begräbnispflichten; s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 625f. – 15 Kün‰lerswan] Zur Verwendung des Schwans als Bild für den Dichter s. zu Gedicht Nr. 16, v. 7. In Carmen 4. 2, v. 25 vergleicht Horaz den Stil des griechischen Dichters Pindar mit dem Flug des Schwans. – 17-25 Der milde Mäin, die Donau, samt der Elbe, ~ Die Oker au¡, und meiner Eger Ga‹en] Den Flußnamen, mit denen Horaz seine Herkunft umschreibt, gestaltet Birken zu einer Auflistung der Flüsse, die Stationen seines eigenen Lebens und seiner jungen Poetenlaufbahn bezeichnen. – 19-21 Mein Pegni”‰rand ~ da kein Gott ni¡t wird gesehn] In Nürnberg waren die meisten Dichtungen Birkens entstanden und erschienen; daher steht die Pegnitz am Ende der Reihe. Daß Hirten genannt werden, spielt auf die Mitgliedschaft im Pegensischen Blumenorden an. Daß er, anders als die mythischen Sänger, ohne Götterkontakte dichtet, steigert die Leistung des selbstbewußten Sängers. – 23f. wie son‰ Latien ~ klingen] Der griechische Lyriker Alkäus von Mytilene war eines der dichterischen Vorbilder, denen Horaz nacheiferte (s. Carmen III.30, v. 13f.). – 27 Melpomene]
Gedichte 38 und 39, 1646
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Die auch in Carmen IV.3 angerufene Tochter des Zeus und der Mnemosyne ist eine der neun Musen; s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 1183f.
Text 39: Zu Herrn Johann Ri‰en# kayserli¡er LobRede. 26v-27v T2 Herrn] H. und etc.-Kürzel mit Punkt – T3 LobRede] R aus r überschrieben – 1 Her”en#] ” aus z überschrieben; ebenso 10 gan” – 1 kummerla‰] kum erla‰ (ebenso 38 Himmel – 50 immer) – 3 kränkli¡e] k oberhalb der Zeile – 3 Sinnen;] Versschluß rechts unterhalb der Zeile; ebenso 32 ge-|labet. – 45 kun‰-| ›nnen erhi”en, – 52 na¡ringen – 53 er-|›ngen! – 4 kan] n aus nn überschrieben – 4 dann] dan (ebenso 10 Göttinnen) – 7 i¡] i¡ i¡ – 10 Freüdenreg'] ev. Freüden reg' (Apostroph undeutlich) – 10 und] u. (ebenso 31, 39, 52, 53, 54) – 15 der] Kürzel; ebenso 25, 32, 43, 48 – 17 lie¡te] ie überschrieben – 17 Namen#] Name# (ebenso 41 s¡eint) – 18 da#] Kürzel; ebenso 25, 26, 45 – 22 4.] 4 (überschrieben aus 5 (?)) – 29 wunders¡ild] mit der-Kürzel – 32 Spra¡mutter] mit -er-Kürzel; ebenso 46 eifriger – 51 mä¡tiger – 36 bi#her] b überschrieben; # aus ß überschrieben – 40 bringt,] Komma nachträglich eingefügt – 40 Tohn] o aus h überschrieben; ebenso 53 Muttertohn – 46 s¡wi”en] w oberhalb der Zeile – 47 ndt] t oberhalb der Zeile – 50 Teüts¡liebende] ie überschrieben Das Gedicht wurde zusammen mit anderen Ehrengedichten gedruckt: Johann: Ri‰en | Allerunterthänig‰e Lobrede | An die | Allerdur¡laü¡tig‰e Unüberwindli¡‰e Römis¡e | Kaiserli¡e Maie‰ätt/ Herren Ferdinand den Dritten | Al# Allerhö¡‰geda¡te Kaiserl. Maie‰. | Jhn | Dur¡ den Ho¡wolgebohrnen Grafen und | Herren | Herren Herman Ts¡ernin/ | [...] | Mit Adeli¡en Freiheiten/ S¡ild/ Helm und Wapen | au¡ der Poetis¡en Lorberkrohn [...] hatte verehren | la‹en/ | [...]. Hamburg [1647], S. 129-131; s. Stauffer, 2007, S. 39f. Die Bitte um einen Beitrag zu seiner Lobrede hatte Rist in seinem Schreiben vom 8.7.1646 (s. Text Nr. 2 im Birken-Rist-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 39) an Birken herangetragen. Vermutlich hat Birken das Gedicht dem aus dem Antwortvermerk zu Rists Brief erschließbaren Schreiben vom 25.7.1646 beigefügt; es wäre dann zwischen dem 23. (dem von Birken notierten Empfangstag des Briefes) und dem 25.7.1646 entstanden. Nicht auszuschließen ist allerdings auch eine spätere Übersendung. Der terminus ante quem läßt sich aus Rists Brief vom 4.11.1646 bestimmen, in dem dieser den Empfang des Gedichtes bestätigt (s. Text Nr. 4 im Birken-Rist-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 43. In diesem Schreiben weist Rist aber eingangs darauf hin, daß er nur den Inhalt eines "etli¡e Wo¡en" (Z. 3) vorher geschriebenen Briefes wiederholt, der in Hamburg liegen geblieben war. Somit ergibt sich für den t. a. q. Ende September 1646. Gedruckt wurde die Allerunterthänig‰e Lobrede erst 1647, wie aus der Datierung der Widmungsvorrede hervorgeht. Die Verfasserangabe der gedruckten Version des Gedichts Nr. 3 nennt Wolfenbüttel als Ort der Abfassung. Die Druckversion weist zahlreiche Abweichungen auf, die auf Rist zurückgehen dürften. Die in der handschriftlichen Version den Strophen (außer Strophe 1) vorgesetzten Zahlen sind in der Druckfassung fortgelassen. Es gibt eine Unterschriftsgruppe: "Au#
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Dien‰s¡üldigkeit s¡rieb diese# | in Wolfenbüttel | Sigi#mundu# Betuliu#/ Egranu# | Gekrönter Poet." Von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es folgende Abweichungen der Druckfassung: T2-T3 Zu ~ LobRede] An den Rü‰igen Herren Ri‰en – 4 dann] den – 6 unsrem] unserm (ebenso 34, 41, 55) – 7 Her”begier] Seel begier – 13 unsren] unsern (ebenso 20, 27) – 14 wus¡] Wüs¡' – 15 S¡wan,] Swan – 17 lie¡te] li¡te – 17 bewirtet] bewihrtet – 21 nit] ni¡t – 24 zornigem] grimmigen – 28 Lorbeerlaub sein Haubt ümwühlt.] Jn die zeiten eingehült. – 29 Löbli¡‰e] löbli¡e – 31 mit Adel und Laube] Laubherli¡ und Adli¡ – 32 theuren S¡wan] wunder-Swan – 34 au#gezahlet] Abge‰attet – 35 lang] läng‰ – 36 S¡wanen] Swanen – 38 erheben Himmel-an] Bes¡ilden mä¡tigli¡ – 44 zieret] zieren – 46 söl¡em] sol¡em – 48 wie der, der gesu¡t Herr] wie gesu¡et unsern – 53 den] dem – 54 nun] nur 1 Trauergedanken] Auf welchen Anlaß zur Trauer Birken anspielt, ist unermittelt. Vermutlich äußert sich hier Birkens Unzufriedenheit mit seiner Situation in Wolfenbüttel, wie sie etwa in der Hochzeitsdichtung für Schottelius (s. zu Text Nr. 2c im Birken-Schottelius-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 86f.) oder den melancholischen Themen einiger in diesem Zeitraum entstandener Gedichte (Nr. 27 Abdankung der S¡wermut, Nr. 29 Uber seine Trauer gedanken, Nr. 35 S¡wermut-Aufmunderung) ersichtlich wird. – 9 Thalia] Eine der Musen; vgl. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 643. – 10 Parna‹u# und seine Göttinnen] Der Musenberg Parnaß und seine Bewohnerinnen; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 804-806. – 11 Helikoninnen] Die Musen, hier benannt nach dem böotischen Musenberg; s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 1172. – 12 Ca‰ali#] Die berühmte, zum Parnaß gehörige Dichterquelle; vgl. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 150. – 13f. weil man jüng‰hin ~ in seiner Silberquell] Anspielung auf die Rist gewährte Dichterkrönung. – 17 Da# lie¡te Sternenhau#] Es darf sowohl an den kaiserlichen Palast wie an den Himmel gedacht werden. – 18 da# grüne Heldenlaub] Der Lorbeerkranz ist gemeint, wie auch in v. 31, 39, 42, 45f., 53. – 19 Vater Teüts¡er Erd] Der Kaiser; ihn meinen auch die Metaphern von v. 22 und die Nordstern-Bildlichkeit von v. 25. – 23f. da Marspiter dräut ~ mit zornigem feüerge›¡te] Der Dreißigjährige Krieg war noch nicht zu Ende. – 25 der Stern der nur allein kan ma¡en da# wetter zu ni¡te] Der Polarstern; s. zu v. 19; s. zu Gedicht Nr. 19, v. 5-8. – 28 ümwühlt] Nicht nur der identische Reim (s. v. 26) spricht für ein Versehen Birkens; gemeint sein dürfte 'umhüllt'. – 29 Europen# wunders¡ild] Ferdinand III. wird zum alleinigen Hoffnungsträger für den ersehnten Frieden stilisiert. Entsprechend wird er nach seinem Tod 1657 von Birken im Klag-Lied als Friedensbringer gerühmt; s. Text Nr. 95a, Z. 99f., Z. 153-168, im Birken-Windischgrätz-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 399f. – 30 da# wolken-gott# bild] Vermutlich ist an Jupiter tonans, den Blitzeschleuderer, gedacht. Jupiter war damals eine vielverwendete Bezeichnung für den Kaiser. – 32 Spra¡mutter] 'Muttersprache'. – 37 beim Cimbris¡en Meer] An der Nordsee. – 39 dafne Haar] Lorbeer; Anspielung auf den Daphne-Mythos; s. Ovid. Metamorphosen 1, v. 452-467. – 40-42 Er bringt ~ davon.] "Er" bezieht sich zurück auf "diser" im voraufgehenden Satz. Die erotische Bildlichkeit – 'er hat der Jungfrau Pallas ihren Kranz geraubt' – spielt mit dem Thema der Verleihung des Lorbeerkranzes, der ja eigentlich der Kranz des Siegers ist. – 41 allso
Gedichte 39 und 40, 1646
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s¡eint von unsrem Ri‰en] 'So wird es an unserem Rist sichtbar'. – 43 die Jungfer i‰ Palla#] Geläufiger Beiname der Athene, der Göttin der Künste; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 681-686; vgl. Gedicht Nr. 12, v. 4. – 47f. do¡ ndt keiner sol¡en lohn, | wie der, der gesu¡t Herr Ri‰en] Syntaktisch bizarr: 'Keiner aber erlangt solchen Lohn wie den, der Herrn Rist heimgesucht hat'. Die Formulierung trägt der von Rist mehrfach getätigten Behauptung Rechnung, er sei von der Ehrung überrascht worden. – 51f. ein mä¡tiger hort. | Liebt eü¡ und unsre Spra¡] Dem Kaiser wird mit Hinweis auf die Rist widerfahrene Ehrung Liebe zur deutschen Sprache und Dichtung nachgesagt. – 56 den Verdruß] Gemeint ist der Verdruß, der aus neidgesteuerten Anfeindungen erwachsen könnte.
Text 40: Uber einen Bu¡laden Sonnet. 27v/28r 1 der] Kürzel; ebenso 4, 6, 7, 13 – 1 kinder] mit der-Kürzel; ebenso 7 S¡neider – 3 do¡!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 4 da#] Kürzel; ebenso 8 – 5 Thiere] T aus t überschrieben – 7 und] u – 9 Bü¡er (2x)] mit -er-Schlaufe; ebenso 13 – 11 und] u. (ebenso 13) Ebenso wie in den folgenden drei Sonetten verarbeitet Birken in diesem Gedicht die während seines Hamburg-Aufenthalts im November 1646 (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 39m4) gewonnenen Eindrücke. Ein Buchladen dient dabei als Ausgangspunkt für Erörterungen über das Verhältnis verächtlichen Erwerbsstrebens zu ewigwährenden Nachruhm begründendem geistigen Streben. Die Ablehnung eines allein auf materielle Ziele ausgerichteten Lebens ist das Leitmotiv des die Gedichte Nr. 40-43 umfassenden Sonettzyklus. Ein Druck des Gedichts ist nicht bekannt. 6 e# drüket ~ Jo¡.] Zum Bildmotiv des Klebens an der Erde und der Verächtlichkeit irdischen Strebens s. zu Gedicht Nr. 1, v. 7-12. – 8 Pierinnen] Ein Beiname der Musen, hergeleitet vom Namen des Königs Pierus, der neun Töchter hatte, die im Wettstreit mit den Musen unterlagen und in Vögel verwandelt wurden; s. Zedler. Bd. 28 (1741), Sp. 104f.; Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 848. – 11f. Wie solt ein wollu‰s¡wein ~ die ni¡t in koht zu nden?] Vgl. Mt 7.6. In der biblischen Tradition symbolisiert das Schwein die moralische Unreinheit. – 13f. der kluge Bü¡er s¡reibt ~ wann au¡ die Welt zerfallen i‰.] Anders als in späteren Texten Birkens, in denen die christliche Ausrichtung des Lebens auf das Seelenheil angemahnt wird, steht diese Formulierung – ebenso wie v. 2-4 –, ganz im Zeichen der humanistischen Vorstellung, nach der Ewigkeitsruhm durch künstlerische oder wissenschaftliche Tätigkeit erworben werden soll.
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Text 41: Uber eine Handel Stadt. Sonnet. 28r T1 XLI.] XLI – 3 dein] durch Überschreibung und Ergänzung aus du – 3 da#] Kürzel – 4 Na¡dem] ev. Na¡ dem – 4 da#selbe] mit da#-Kürzel – 6 ni¡t] h aus t überschrieben – 8 befen‰erten] en am Wortende überschrieben aus e – 10 der (2x)] Kürzel – 12 die] du – 12 und] u. (ebenso 14) – 14 So] S aus s überschrieben Ebenso wie dem vorangehenden und den beiden folgenden Sonetten liegen diesem Gedicht Eindrücke von der Handelsstadt Hamburg zugrunde, die Birken bei seinem Besuch im November 1646 gewonnen hat. Entgegen dem neutral gehaltenen Vermerk über den Stadtbesuch in seiner Autobiographie (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 40) übt Birken hier harsche Kritik. Verurteilt wird insbesondere Streben nach Gewinn, das pauschal mit Diebstahl und Wucher gleichgesetzt wird. Auch von diesem Gedicht ist kein Druck bekannt. 4f. Na¡dem i¡ gegenwart# ~ dein Hohe# Lob sey nur ein Lob von fernen.] Anders als in dem aus der Rückblicksperspektive verfaßten Sonett Nr. 5, das Birkens Studienstadt Jena im Stile des traditionellen Städtelobs verherrlicht, wird in diesem Gedicht das von aller Welt ausgesprochene Lob als ein "Lob von fernen" (v. 5), d. h. ein aus Unkenntnis erteiltes Lob abgewertet, mit den eigenen negativen Eindrücken kontrastiert und zum Städtetadel abgewandelt. – 8 die Pikelhering#bunt-befen‰erten Laternen] Eine permanente öffentliche Straßenbeleuchtung wurde in Hamburg erst im Jahre 1673 eingeführt; s. Koslofsky, 2002, S. 743-768. – 9f. du bi‰ ~ wie du wohl eh gethan.] Vermutlich eine Anspielung auf die Helmkrone im Staatswappen Hamburgs. – 10 der dieb der Majensohn] Gemeint ist Merkur, der Sohn der Nymphe Maja, der als Gott der Wege und Straßen, Kaufleute und Diebe galt; s. Zedler. Bd. 20 (1739), Sp. 945-955; Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 1229f. – 11 lehnt seinen Jüdenspieß ~ al# de‹en ‰ätte] Die auch bei Grimmelshausen im Simplici‹imu# Teuts¡, Buch 1, Kap. XXV, S. 71, begegnende Redewendung 'mit dem Judenspieß rennen', wurde als Metapher für die den Juden unterstellten unlauteren Handelsmethoden wie das Schachern (vgl. v. 14) und Wuchern verwendet. – 12-14 die Jüden ehre‰ du ~ und s¡a¡ert in die wette.] Die um die Mitte des 16. Jahrhunderts einsetzenden Veränderungen der politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen in Europa stellten die deutsche Hanse vor erhebliche Probleme. Die Ratsgremien einiger Hansestädte und insbesondere Hamburgs versuchten der Krise durch eine tolerante Fremdenpolitik zu begegnen, indem sie – auch gegen Proteste der Geistlichkeit und der Bürgerschaft – den Zuzug jüdischer und calvinistischer Flüchtlinge aus Spanien, Portugal und den Niederlanden förderten, um sich deren Wirtschaftskraft zu sichern; s. Schilling, 1993, S. 24f.
Gedichte 42 und 43, 1646
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Text 42: Sonnet. 28r/v T1 XLII.] XLII – 2 war da#] kein Wortabstand; senkrechter Trennungsstrich – 2 da#] Kürzel; ebenso 14 daß – 3 Ort] O aus o überschrieben – 5 und] u. (ebenso 7, 12) – 8 Geld] Gott – 8 dannen] dan en – 10 lä‹t] ‹ aus ‰ überschrieben; t nachträglich angefügt – 11 der] Kürzel; ebenso 12 Der – 14 Frommen] From en Ebenso wie die Gedichte Nr. 40, 41 und 43 dürfte auch dieses Sonett während oder kurz nach Birkens Hamburg-Besuch im November 1646 entstanden sein. Wiederum wird die Einstellung der Stadtbürger kritisiert, für die ausschließlich merkantile Angelegenheiten und Geld von Bedeutung sind. Anders als für die intentional ähnlichen Gedichte Nr. 134 und Nr. 135 ist von Sonett Nr. 42 kein Druck bekannt. 6-9 J¡ eilte zum Gebet ~ i‰ hier ein Kau[hau# worden.] Die Feststellung des Sprechers, daß der ökonomische Diskurs bis in den sakralen Raum hineinreicht, wird als Entsprechung zu der Situation dargestellt, die zur 'Tempelreinigung' Jesu nach seiner Ankunft in Jerusalem führte (Mt 21.12f.; Mk 11.1517). – 10f. man lä‹t dir deine# ni¡t, ~ bewirten deinen dien‰?] Aus dem Eindringen des Strebens nach Geld in den sakralen Raum folgert Birken, daß es auch um die häusliche Andacht übel bestellt sei. – 13 Ô andre# Ninive!] In Jona 1-3 wird von der Stadt Ninive berichtet, die durch ihre 'Bosheit' Gott erzürnt hatte und ihrer drohenden Vernichtung nur durch den radikalen Sinneswandel ihrer Bewohner entging. – 13f. geht au# von Babylon ~ fühlet ihren Lohn.] In Offb 18.4-23 wird der Untergang des moralisch verkommenen Handelszentrums Babylon beschrieben, in dem die Kaufleute wie 'Fürsten auf Erden' leben. Birkens Aufruf paraphrasiert Offb 18.4: "GEHET AUS VON JR / MEIN VOLCK / DAS JHR NICHT TEILHAFFTIG WERDET JRER SÜNDEN / Auff das jr nicht empfahet etwas von jrer Plagen."
Text 43: Sonnet. 28v 3 und (1. Position)] u. (ebenso 5, 11 (2x), 14) – 3 und (2. Position)] u – 3 Gewin‰.] Punkt unsicher – 4 der] Kürzel; ebenso 8 (2x) – 4 würd] ü überschrieben – 5 wa#] Kürzel; ebenso 7 – 5 Feüer] mit -erSchlaufe – 6 verzin‰] mit ver-Kürzel – 7 Kwalen] K aus Q überschrieben – 8 da#] Kürzel – 11 Sündenkle¿] ev. Sünden Kle¿ Dieses Gedicht bildet den Abschluß des vierteiligen Sonettzyklus, zu dem Birken durch seinen Hamburg-Aufenthalt im November 1646 angeregt worden ist. Wie in den Gedichten Nr. 40-42 wird auch in diesem Sonett das Gewinnstreben als Ursache des moralischen Verfalls der Stadtbewohner hingestellt, der sich hinter der nur scheinbar ansprechenden 'bunten' (v. 1f.) Fassade der Stadt verbirgt. Auch von diesem Gedicht ist kein Druck bekannt.
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1f. Wie bunt die Häüser ›nd; no¡ ~ die bunter ›nd al# ›e:] Die Wortstellung erschwert die Wahrnehmung der syntaktischen Struktur: 'So bunt auch die Häuser sind, noch bunter (= vielfältiger) sind die Leute, die in ihnen wohnen.' – 2f. ver‰eh im Gotte# dien‰] Explikation zu "bunter ›nd": 'hinsichtlich ihrer Gottesverehrung'. – 3 Jüd, Ke”er, Chri‰ und Heid, wohnt hier] S. zu Sonett Nr. 41, v. 12-14. – 5f. Hier s¡mäu¡t ~ au# ohren, Nas', und Mund:] Das Thema des Tabakmißbrauchs hat Birken – der selbst rauchte – später in dem 1658 gedruckten Werk Die | Tru¿ene | Trunkenheit. | Eine/ au# | JACOBI BALDE | P. Soc. J. | Lateinis¡em gedeuts¡te | SATYRA oder Stra[-|Rede | wider den | Mißbrau¡ de# Tabak#. | Samt einem DISCURS | Von dem Nahmen/ Ankun[t/ Na-|tur/ Kra[t und Würkung diese# | Kraut#. | NÜRNBERG/ | Gedrükt und verlegt durch Mi-|¡ael Endter/ 1658. behandelt. Das war eine Bearbeitung der ein Jahr zuvor in Ingolstadt publizierten Schrift Jakob Baldes (1604-1668; zu ihm s. ADB. Bd. 2 (1875), S. 1-3 (Westermayer); NDB. Bd. 1 (1953), S. 549 (Wentzlaff-Eggebert); Killy 2. Bd. 1 (2008), S. 314-317 (Kühlmann); Burkhard, Hess, Kühlmann und Oswald SJ (Hrsgg.), 2006) SATYRA CONTRA ABVSVM TABACI, AD AEMILIANVM ALOYSIVM GVEVARRAM (Neuausgabe von Pörnbacher 1967). Demselben Gegenstand gilt das unvollständige Gedicht Nr. 171 (Von dem Tabak-Mi#brau¡. Satyra oder Stra[gedi¡t); vgl. zu beiden Texten Laufhütte, 2006; abermals 2007, S. 242-257. – 6f. dem Pluto wird verzin‰ | der Kwalen Ebenbild.] Zur Deutung des Unterweltsgotts Pluto als Gott des Reichtums s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 956f. Hier bezeichnet der Name, wie oft bei Birken, den Teufel. "der Kwalen Ebenbild" meint den aus Mund und Nase strömenden Rauch als Abbild der Höllenflammen, in denen die Verdammten leiden. "verzin‰" wird das Abbild künftigen Leidens, weil der importierte Tabak teuer war. – 7f. s¡au, welt, wa# du beginn‰, ~ da# thun der Plutoninnen.] In der Anrede an die die 'Welt' repräsentierende Stadt wird das Bild der Verse 5-7 moralisch ausgelegt: es belehrt über das, was den Sündern in der Hölle bevorsteht. Mit "Plutoninnen" können sowohl in der Hölle leidende Sünderinnen als auch dort tätige Plagegeister bezeichnet sein. – 9-14 Die Stadt i‰ voller dre¿, ~ und Krämerläden gehen.] Wie in v. 1f. wird das Erscheinungsbild der Stadt als Zeichen der inneren Verfassung ihrer Bewohner kenntlich gemacht. – 10 weil da# ihr her”e wudelt] da# ist nicht pronominal, sondern als Konjunktion (daß) zu lesen; die Kausalverbindung 'weil daß' verwendet Birken häufig: 'weil ihr Herz wallt'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 15, Abt. 2 (1960), Sp. 1735. – 11 Sündenkle¿] 'Sündenbeflekkung'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 5 (1873), Sp. 1054. – 13f. wil‰ du die Her”en sehen: ~ in Kir¡- und Krämerläden gehen.] s. zu Gedicht Nr. 42, v. 6-11. – 14 so kan‰ du nur] 'so mußt du nur'.
Text 44: Uber Herrn Martin Opi”en# Ableiben Sonnet. 29r T1 XLIV.] XLIV – T2 Herrn] H. – 1 der] Kürzel; ebenso 2 (3x), 3 (2x), 8, 9, 10 (2x) – 1 Teüts¡er] mit -er-Schlaufe – 1 lieder] mit der-Kürzel; ebenso 3, 5 Feder – 5 wieder – 5 nieder – 8 verbrüder' – 6 So] S aus
Gedichte 44 und 45, 1646
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s überschrieben – 8 verbrüder'] mit ver-Kürzel – 9 begunnt] begun t – 10 Für‰] Umlautzeichen nachträglich verdeutlicht – 11 und] u. (ebenso 12) – 13 Himmel#burg] Him el#burg – 13 Säiten] ä überschrieben Das Gedicht eröffnet eine fünfteilige Reihe meist (Ausnahme: Gedicht Nr. 45) in Sonettform abgefaßter Nachrufe auf die in den Jahren 1639 und 1640 verstorbenen Dichter Martin Opitz (23.12.159720.8.1639; Gedichte Nr. 44 und Nr. 45) und Paul Fleming (5.10.1609-2.4.1640; Gedichte Nr. 46, Nr. 47 und Nr. 48). Was Birken Jahre nach dem Tod der beiden Dichter zu diesem Nachrufe-Zyklus motiviert hat, ist unbekannt. Von keinem dieser wahrscheinlich 1646 entstandenen Gedichte ist ein Druck bekannt. 2 der Prin” der di¡terey] Wie in Gedicht Nr. 2, v. 20, wird "Prinz" hier in der damals gebräuchlichen Bedeutung "Für‰" (v. 10), 'Anführer' verwendet. – 2-5 der Maro ~ die Feder wieder nieder?] Daß Opitz mit den drei Großen der Augusteischen Epoche gleichgesetzt wird, soll seinen einzigartigen Rang betonen, weist aber auch auf seine Protagonistenrolle in der epischen Dichtung (Vergil), in der Oden- bzw. Gesellschaftslyrik (Horaz) und in der Liebesdichtung (Ovid) hin. – 2 Maro] Das Cognomen Vergils. – 4 Fla¿u#] Das cognomen Horazens. – 5 Naso] Ovid. – 6f. Nun mag‰ du ~ unsrer Spra¡e Leid.] Zu dieser Darstellung des Neides s. zu Gedicht Nr. 10, v. 7f. – 9 der Rä¡er seiner Spra¡] Opitz war einer der bedeutendsten Protagonisten der Spracharbeit, die eine Rückbesinnung auf die deutsche Sprache und deren Reinigung von fremdsprachigen Einflüssen beabsichtigte. Die 'Befreiungstat' des Arminius, auf die Birken hier anspielt, war in diesem Zusammenhang eine oft – auch von Opitz selbst – genutzte Analogie; s. zu Gedicht Nr. 19, v. 29-31. – 10 der Für‰ de# Kun‰gesang#] Birken verehrte wie alle Literaten der Zeit Opitz als den Neubegründer der Poesie, der sie mit dem Besten der anderen europäischen Länder gleichrangig gemacht hatte und der in einer Reihe mit den Dichtern der römischen Klassik genannt werden mußte. – 10 der S¡wan] s. zu Gedicht Nr. 16, v. 7. – 13 Die Säiten lau[en ab] Die Saiten 'nutzen sich ab'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 1 (1854), Sp. 68. – 14 ni¡t# bä‹er# komt herna¡.] Opitz wird als von keinem Größeren überbietbarer Höhepunkt deutschsprachiger Dichtung hingestellt.
Text 45: "Soll Kun‰ und Opi” dann zuglei¡ seyn eingegraben?" 29r T1 XLV.] XLV – 1 und] u. – 1 dann] dan – 2 ›nn] s aus S überschrieben – 2 andre] r überschrieben – 4 der (2x)] Kürzel Dieses Epigramm modifiziert den Schluß des voraufgehenden Sonetts. Den dort geäußerten Befürchtungen, daß Opitzens Tod mangels ebenbürtiger Poeten den Niedergang der deutschen Sprachpflege und Dichtkunst eingeleitet haben könnte, folgt hier im Musenanruf eine Hoffnungsbekundung, die zu dem folgenden, Paul Fleming gewidmeten, Sonett Nr. 46, überleitet.
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3 ihr Opi”innen] Anrufung der Musen bzw. Pierinnen (zu diesen s. zu Gedicht Nr. 40, v. 8), deren Benennung hier von Opitzens Nachnamen hergleitet wird, um dessen große Bedeutung für die Dichtkunst zu unterstreichen. Die Bezeichnung findet sich in der gleichen Verwendung auch in Philipp von Zesens Sonett "An die Stadt Leypzig" (Deuts¡e# Helicon# Ander Theil/ [...]. Wittenberg 1641. [A2]v, v. 11; Philipp von Zesen. Sämtliche Werke. Bd. 9 (1971), S. 271f.). – 3 la‹t un# mehr Opi”' haben] 'laßt uns mehr Dichter wie Opitz haben'.
Text 46: Uber Herrn Doctor Paul Fläming# Ableiben. Sonnet. 29r/v T1 XLVI.] XLVI – T2 Herrn] H. – T2 Doctor] Dr. – 1 der] Kürzel; ebenso 11 – 8 zugela¡t] ev. zu gela¡t – 9 spra¡] s aus S überschrieben – 9 verbleiben] mit ver-Kürzel; ebenso 12 – 10 wieder] mit der-Kürzel; ebenso 13 – 11 und] u. – 11 da#] Kürzel Das Sonett, das an die Martin Opitz gewidmeten Gedichte Nr. 44 und Nr. 45 anknüpft, eröffnet eine Gruppe von insgesamt drei Gedichten (Nr. 46, Nr. 47 und Nr. 48), die Paul Flemings Andenken gelten. 1 Na¡dem der Bobers¡wan ~ gute Na¡t] Gemeint ist der Tod Martin Opitzens; zu seiner Bezeichnung als Schwan s. zu Gedicht Nr. 16, v. 7. Der Bober ist der Fluß, an welchem Bunzlau, Opitzens Geburtsstadt, liegt. Die Benennung von Dichtern nach ihren heimatlichen Flüssen begegnet bei Birken immer wieder; vgl. Gedicht Nr. 38. – 2f. wolt unsre Di¡terey, die Teüts¡en Poëtinnen,| gesegnen unser land] 'wollten unsere Dichtkunst, die deutschen Musen, schon unser Land verlassen'. – 4 Calliope] Kalliope, die Muse des heroischen Epos und der Elegie, gilt als die vornehmste der neun Musen; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1969), Sp. 80. – 6f. dort, wo die Wolge raus¡t ~ ›ngt unser Fläming no¡] In den Jahren 1634-1639 begleitete Paul Fleming die Gesandtschaft des Herzogs Friedrich von Holstein-Gottorf nach Rußland und Persien. Er besuchte auch Moskau und hielt sich vom Januar 1635 bis März 1636 in Reval auf; s. NDB. Bd. 5 (1961), S. 238f. (Flemming); s. das Nachwort von Lohmeier zu Olearius' Reisebericht von 1656 (Neudruck 1971, S. 3*-60*); zu Fleming s. Tarvas, 2011. – 8 Claro#] Das inspirierende Wasser der Musenquelle; s. zu Gedicht Nr. 12, v. 71. – 10 Je”t, da dein Tod ~ wieder kahm] Nachdem Fleming 1639 von seinen Reisen zurückgekehrt war, erwarb er 1640 an der Universität Leiden die medizinische Doktorwürde. Im selben Jahr erkrankte er auf der Rückreise nach Reval und starb in Hamburg, wo er sich als Arzt hatte niederlassen wollen. – 12 die geneunte S¡aar] Die neun Musen.
Text 47: Sonnet. 29v T1 XLVII.] XLVII – T1 Sonnet.] Sonnet – 1 wieder] mit der-Kürzel; ebenso 4 Lieder – 8 Geder – 5 Nein!] Rufzeichen überschrieben – 6 ammen] a men (ebenso 14 himmel) – 7 und] u. – 8 da#] Kürzel – 9
Gedichte 47 und 48, 1646
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aber] mit er-Schlaufe – 10 Lebend] d nachgezogen – 10 hatt'] tt überschrieben – 12 Jezt] durch Überschreibung aus iezt – 13 Flammen] Flam en – 14 Erd] durch Überschreibung aus Erden – 14 er‰arrt] r überschrieben – 14 vermählet] mit ver-Kürzel Das Sonett führt den fünfteiligen Gedichtzyklus um Martin Opitz (Nr. 44, Nr. 45) und Paul Fleming (Nr. 46, Nr. 47, Nr. 48) fort. 3 der seinem Lob den Tod dur¡ Lieder abgewan] 'der durch seine Lieder ewiges Lob gewann'. – 5 Bey dem die Musen ›”en nider] Widerlegende Anspielung auf Gedicht Nr. 46, v. 12f. – 6 de‹en Gei‰ bringt lauter ammen an] Ebenso wie der "Flammen ›nn" (v. 13) ein Wortspiel mit Flemings Namen und zugleich eine Anspielung auf das Pfingstwunder (Apg 2.1-4). – 7-9 und der die Steine selb‰ ~ mit wollu‰ hören zu] Anspielung auf die Orpheussage, derzufolge der mythische Sänger die ganze Natur mit seiner Kunst verzauberte (s. Ovid, Metamorphosen 11, v. 1f.), und auf den Sänger Amphion, den Sohn der thebanischen Königstochter Antiope und des Zeus, der von dem Gott Apoll bzw. den Musen im Leierspiel unterrichtet wurde; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 314. – 9f. i‰ er todt, | der Todte Lebend ma¡t?] Anspielung auf den Gedichteingang, in dem Fleming als 'Opitius redivivus' erscheint. – 10-14 Zuvor s¡on hatt' e# noht ~ dem himmel ›¡ vermählet.] Vgl. Gedicht Nr. 44, v. 13f.
Text 48: Sonnet. 30r T1 XLVIII.] XLVIII – 1 ja:] Doppelpunkt aus Komma überschrieben; ebenso bei 7 erfreüt: – 2 blizt] z aus ” überschrieben – 2 der] Kürzel; ebenso 4, 9, 12 – 4 wann] wan – 5 Selb‰] Selb überschrieben – 7 etwan] Nasalstrich oberhalb n gestrichen – 7 da#] Kürzel – 9 Todt] ev. Tod (t unsicher, überschrieben oder gestrichen) – 10 und] u. (ebenso 13) – 11 hätte‰] ä aus e überschrieben – 11 Flamm] Flam Das Sonett bildet den Abschluß des mit Gedicht Nr. 44 eröffneten Sonettzyklus um Martin Opitz (Nr. 44, Nr. 45) und Paul Fleming (Nr. 46, Nr. 47, Nr. 48). 4f. Kein Teuts¡er S¡wan ~ gefältt mir so, al# du.] S. zu Gedicht Nr. 16, v. 7; Nr. 44, v. 10. Die Vergleichspartikel 'als', die heute nur noch im Komparativ begegnet, wurde damals auch im Positiv verwendet. – 7 Naso] s. zu Gedicht Nr. 44, v. 5 – 5f. Selb‰ Opi” ~ no¡ unters¡eid.] Anspielung auf Paul Flemings Grabs¡ri[t-Sonett, v. 4: "Kein Land#mann sang mir glei¡." – 10 unsrer helden Spra¡] Die Stilisierung des Deutschen zur Heldensprache ist ein zur Zeit Birkens verbreiteter nationalpatriotischer Topos, dessen sich auch Johann Klaj in seiner Lobrede der Teuts¡en Poeterey aus dem Jahr 1645 bedient, um den originären Charakter der deutschen Sprache hervorzuheben; s. zu Gedicht Nr. 16, v. 21f. Ebenso dürfte sich hier die Auffassung des Deutschen als 'Haupt- und Heldensprache' geltend machen, wie sie insbesondere Justus Georg Schottelius vertrat, mit dem Birken damals, nach dem Ausscheiden aus dem Hofdienst, in brieflichem Kontakt stand; s. zu den Texten Nr. 4 und Nr. 12 im Birken-
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Schottelius-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 726, 758). – 11-13 a¡ hätte‰ du mir do¡ die Flamm ~ zum Sternen Zelt mi¡ s¡wingen.] Abermaliges Wortspiel mit Flemings Namen (s. zu Gedicht Nr. 47, v. 6); zugleich eine der geläufigen Verbildlichungen des Anspruchs auf Ewigkeitsruhm. Fleming hat ihn schon erreicht; der Jüngere, der ihn sich zum Vorbild wählt, hofft nachzufolgen. – 12 der i¡ dein Land#man bin! so wolt i¡ glei¡fal# ›ngen] Abermals Anspielung auf Flemings Grabs¡ri[t-Sonett, v. 4.
Text 49: Da# Brand-verwü‰ete Ulzen. 30r 1 verge‹en] mit ver-Kürzel – 3 Zorne#amm] Zorne#am – 4 Bürger] mit -er-Schlaufe – 6 brennen] bren en Die Hansestadt Uelzen gehörte zu den bedeutendsten Städten des Herzogtums BraunschweigLüneburg. Am 20. September 1646 ereignete sich die größte Brandkatastrophe der Stadtgeschichte, der ein Großteil des Baubestandes zum Opfer fiel; s. Zedler. Bd. 49 (1746), Sp. 892. Zu dem Ereignis wurde eine Reihe von Gelegenheitsschriften gedruckt, darunter die bereits einen Monat später erschienene Elegie | Au[ die erbärmli¡e Fewer#-|brun‰/ so den VI. Herb‰Monat in Ul”en | im Jahr M. DC. XL VI. ent‰anden. | Da mei‰entheil# die Stadt i‰ in as¡en gelegen von Johannes Burchard Strauß, sowie die ebenfalls in Versform abgefaßte Beschreibung Bartholomäus Bothes (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 56) in dem Druck: Der wehmütigen Ul”er | Heulende# Jammer-Lied | Oder | Erbärmli¡e Klage | über die unverho[te und plö”li¡e | Einäs¡erung | der lieben Stadt Ul”en | Im | Für‰enthumb Lüneburg. | Wel¡e au# verhängniß Gotte# am | 20. Herb‰-Monat# 1646. war der Abend vor | MatthaeiTag/ dur¡ eine ers¡rö¿li¡e Feur#brun‰/ | biß au[ gar wenig Häuser im Rau¡ | au[gieng. | Gesungen | und | Zum ewigen Gedä¡tniß | außgefärtiget | Dur¡ | BARTHOLOMEUM Bothen/ Grunb. Sil. P. | L. Caes. und Predigern göttli¡e# Wort# zur Gerdaw/ | in die Inspection de# Herrn Prob‰e# zu Ul”en | gehörig. | Jm Jahr 1647. (s. VD17-Dokument Nr. 23:309819W). Aus Birkens Autobiographie geht nicht hervor, daß er selbst je in Uelzen gewesen ist. Im Rahmen seiner "4. Peregrinatio" (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14, S. 38m1-39m1)), die ihn Ende Oktober / Anfang November 1646 von Wolfenbüttel nach Lüneburg und Hamburg führte, wählte Birken die Route über Celle. Aufgrund der weitreichenden Zerstörungen dürften die Unterkünfte für Reisende in Uelzen rar geworden sein. Ein Druck des Gedichts ist nicht bekannt. 2 Vulkan] Der Gott des Feuers; s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 1319f. (Artikel 'Volcanus'). – 4-6 Jhr Bürger ~ ihr solt nit brennen dorten.] Birken stellt – in Anlehnung an Sach. 13, v. 9 – die Brandkatastrophe als eine Läuterung im Diesseits dar, die den Bürgern das Brennen im Jenseits, in der Hölle, erspart; vgl. Gedicht Nr. 13 (Uber eine Feuer#brun‰ zu Nürnberg, Anno 1645) in dem Gedichtbuch Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1, S. 21-24, v. 91-96).
Gedichte 50 und 51, 1646
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Text 50: Der Gold-Brief. 30r 1 lieb'] l überschrieben – 2 willkommen] willkom en (ebenso 3 frommen – 6 zusammen – 6 kommen) – 2 und] u. (ebenso 6) – 2 Brie[!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 3 man¡em] durch Überschreibung aus man¡en – 4 der] Kürzel – 4 Golde#] G überschrieben – 5 sonder] mit der-Kürzel Nach seiner Entlassung aus dem Wolfenbütteler Hofdienst im Herbst 1646 (s. zu Gedicht Nr. 34) befand sich Birken in großer Geldverlegenheit. Aus seiner Autobiographie geht hervor, daß der Wedeler Pastor Johann Rist eine der Personen war, die ihn in dieser Zeit auch finanziell unterstützten (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 39m11, S. 40m5). Zwar liegen für 1646/47 keine Briefe oder Briefkonzepte Birkens an Rist vor, doch läßt sich dem Antwortschreiben Rists vom 25.11.1646 entnehmen, daß Birken ihn in zwei kurz hintereinander verfaßten Briefen (19.11. und 21.11.1646; s. Text Nr. 6 im Birken-Rist-Briefwechsel (WuK. Bd. 9, S. 46f.) um Geld gebeten haben muß. Rists Brief enthielt ein Darlehen von einem 'Rosenobel' (4 Reichstaler; vgl. ebd. S. 47). Das vorliegende Gedicht könnte die Beigabe zu einem an Rist gerichteten Dankschreiben Birkens gewesen sein. Auch um einen Goldbrief Harsdörffers könnte es sich gehandelt haben, den Birken ebenfalls um Geld ersucht hatte; s. zu Text Nr. 5 im Birken-Harsdörffer-Briefwechsel (WuK. Bd. 9, S. 585f.). Ein Druck ist nicht bekannt. 1 Da# Gold hab i¡ von thun] 'Das Gold habe ich nötig'; s. Da# herrli¡-Gro‹e Teuts¡-Jtaliänis¡e DICTIONARIUM. Bd. 2 (1702), S. 1076. – 1 den Brief lieb' i¡ vor Gold.] Birken spielt mit dem Gegensatz ideeller und materieller Bereicherung; jene leistet der Brief, diese das Gold; am liebsten ist ein Brief, der beides liefert.
Text 51: Die wölfe-Fur¡t. 30v 1 näher] mit -er-Schlaufe – 1 kommen] kom en (ebenso 2 benommen) – 3 und] u. Trotz der im Titel angekündigten Thematik handelt es sich um ein erotisches Epigramm. Chronologische Anordnung der Texte in der Sammlung vorausgesetzt, ist es 1646 entstanden. Wenngleich weder die Entstehungsumstände noch die Adressatin zu ermitteln sind, dürfte die titelgebende "wölfe-Fur¡t" doch auf einen konkreten historischen Kontext hindeuten. Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges häuften sich die Berichte über sogenannte Wolfsplagen in Niedersachsen. Wie auch in anderen Gebieten Europas hatte die kriegsbedingte Vernachlässigung des Jagdwesens eine ungestörte Vermehrung der Tiere zur Folge, die insbesondere zur Winterszeit in größeren Rudeln durch die Dörfer zogen, den Viehbestand der Bauern dezimierten und gelegentlich auch Menschen anfielen; s. van den Heuvel, 2004, S. 71-102. Der Eintrag zum Jahr 1648 "Die 14. Februarii Lupus per oppidum." in Birkens Autobiographie (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 41m31), der wohl nicht mit dem Vierzeiler in Verbindung steht, verweist auf ein derartiges Ereignis. Mit der "wölfe-Fur¡t" könnte freilich auch die
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"For¡t vor den kriegeris¡en Streifrotten" gemeint sein, die in der in Birkens 1649 gedrucktem Werk Kriege#- | und | Frieden#bildung; | in einer/ | Bey ho¡ansehnli¡er Volkrei¡er Versammelung/ | o[entli¡ vorgetragenen | Rede/ | aufge‰ellet/ | Neben‰ einer S¡äferey/ | Dur¡ | Sigi#mund Betuliu#. | Nürnberg/ | Gedrukkt und verlegt dur¡ Wolfgang Endter. | Jm Jahr M. DC. XLjX. enthaltenen S¡äferei: | behandelt dur¡ | Floridan/ | bey Unterredung | Fillokle# und Rosidan#. (S. 43) erwähnt wird. In der bei Dannenberg spielenden Handlung werden die plündernden Soldaten als "Mordhungrige Wolfmens¡en" (ebd.) bezeichnet. Von dem Gedicht ist kein Druck bekannt. 3f. Sey du der wol[, ~ au¡ unverboten seyn.] Vgl. Gedicht Nr. 329, v. 4-6.
Text 52: Der unbes¡eidene Herbergier. Sonnet. 30v T1 LII.] LII – 2 fremden] r nachträglich verdeutlicht – 3 freündli¡er] mit -er-Schlaufe; ebenso 8 dapfer – 5 der] Kürzel; ebenso 8 – 6 s¡wer] s überschrieben – 7 Silber s¡nee] ev.Silbers¡nee – 8 da#] Kürzel; ebenso 14 – 11 himmel] him el (ebenso 14 Höllgewimmel) – 12 und] u. – 13 trunk] k überschrieben – 14 deß] eß überschrieben und verschmiert Zahlreiche Eintragungen in der Autobiographie Birkens belegen, daß er bei seinen Reisen – vermutlich aus Kostengründen – meist als Gast bei Privatpersonen unterkam und nur selten in Gasthäusern abstieg. Setzt man eine chronologische Abfolge der Gedichteinträge in der Sammlung voraus, so könnte das vorliegende Sonett im November / Anfang Dezember des Jahres 1646 entstanden sein. In dieser Zeit reiste Birken nach Hamburg (5.11.), kehrte auf dem Rückweg bei Johann Rist in Wedel (7.11.14.11.) ein und kam schließlich am 10.12.1646 wieder in Lüneburg an. Von dort brach er ins ehemalige Benediktinerinnenkloster Lüne auf (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 39m14f.; s. zu Gedicht Nr. 53). In Birkens Autobiographie findet sich zwischen den Einträgen zum 5.11. und zum 7.11.1646 der Vermerk "Winser Herberge" (ebd., S. 39m6), in der er vermutlich auf dem Rückweg von Hamburg nach Wedel Zwischenstation gemacht hatte. Ob ihr Birkens Schmähgedicht gilt, ist allerdings nicht zu ermitteln; möglich ist es immerhin. Ein Druck des Gedichts ist nicht bekannt. T1 unbes¡eidene] 'unkluge', 'maßlose', 'unersättliche'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 11, Abt. 3 (1936), Sp. 337-339. – 2 Ti›fone] Eine der drei Erinyen, der Rachegöttinnen des griechischen Mythos; s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 560. – 9 Die Bette ›nd, wie Bley.] 'Die Bettdecken sind schwer wie Blei'. – 9f. S¡ad i‰ e# ~ an deinen Tis¡e lebt.] 'Was du auftischst, ist allenfalls Schweinefraß'. – 10 der Gä‰e Ko‰ i‰ dein:] Wohl so zu verstehen: 'Der elende Fraß, den du den Gästen vorsetzt, ist dein Vorteil.' – 13 zwier] 'zweimal'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 16 (1954), Sp. 1159. – 13 also] 'auf diese Weise'.
Gedicht 53, 1646/47
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Text 53: An die Ehrwürdige und Edle Domina de# Adeli¡en Klo‰er# Lühne, Jungfrau Catharina Margaretha von Eßdorf. 31r/v T3 Klo‰er#] # überschrieben – T4 Jungfrau] J. (nachträglich verdeutlicht) – T4 von] v. – 4 güldner] ü überschrieben – 5 Himmels¡öne] Him els¡öne (ebenso 9 Stammen – 11 Tugendammen – 22, 25 Himmel – 27 getümmel) – 6 vermählet] ver mählet – 6 und] u. (ebenso 16, 19, 23, 25, 29, 30, 31) – 7 über keus¡e] kein Wortabstand – 15 der] Kürzel – 21 Mei‰erinn] Mei‰erinn. – 32 Opfer] O aus o überschrieben – 37 indeß] in-deß Durch die Vermittlung des Lüneburger Ratsherrn Joachim Pipenburg trat Birken kurz nach dem 10.12.1646 eine Stelle als Informator bei dem als Verwalter des ehemaligen Benediktinerinnenklosters Lüne (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 39m12-15; 40, 89) eingesetzten Thomas Damman an. Dort unterrichtete er die beiden Söhne Dammans Johann Heinrich und Christian (s. ebd., S. 40m1f.), bis der plötzliche Tod von Dammans Frau Ilse, geborene Volkmann, am 14.2.1647 (s. ebd., S. 39m18f.) das Dienstverhältnis vorzeitig beendete (s. zu Text Nr. 10 im Birken-Harsdörffer-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 610). Dem Todesfall im Hause Damman sind die Texte Nr. 10 (Thomae Dammano, Praefecto Lühnensi, Uxoris Obitum lugenti) und Nr. 11 (Epitymbion, in obitum Elisabethae, Uxoris Thomae Dammanni Praefecti Lunensis) im BETULETUM (6r-16r, 16r-17r), Birkens Sammlung lateinischer Gedichte und Briefe, gewidmet. In Birkens Sammlung geistlicher Lyrik S. v. B. Todten-Andenken und Himmel#-Gedanken. oder GOTTES- und Tode#-Gedanken findet sich zum selben Anlaß ein Tro‰ S¡reiben An Herrn Thoma# Damman Für‰li¡ Braun#weigis¡ Lüneburgis¡en Amtman zu Lühne: über da# Seelige ableiben de‹en EheLieb-‰in, Frauen Jlsen Volkmann#., das auch gedruckt wurde (s. WuK. Bd. 5, S. 18-28). Birken dürfte das Gedicht als Abschiedsdank für die gastfreundliche Aufnahme in dem zu einem adligen Damenstift umgewandelten Kloster Lüne verfaßt haben. Die Adressatin, Catharina Margarethe von Estorff (1590-1659), damals siebenundfünfzigjährig, war seit dem Tod ihrer Vorgängerin Dorothea von Meding (1549-1634) Domina des Stifts; vgl. S. Aijr des Druckes Chri‰li¡e# Grabmahl/ | Auß Gotte# Wort/ Insonderheit auß dem | Dan¿Gebet de# Altvater# Jacob#/ | Gen. 32. v. 10. | I¡ bin zu geringe aller Barmher”ig-|keit vnd aller Trewe/ die du an deinem | Kne¡t gethan ha‰/ | Zu Gotte# Lob vnd Ehren/ | Vber der Lei¡ vnd Begräbniß der Weyl. Wol-|Ehrw. Andä¡tigen/ Woledlen/ viel Ehr-|vnd Tugendrei¡en Jungfern | DOROTHEAE, | Gebornen von Meding/ | Wirdigen vnd Ho¡verdienten | DOMINAE de# Clo‰er# Lünae, | Wel¡e na¡ jhrem/ am 13. Januar. An-|no 1634. zu Abend/ eben vmb 10. Vhr/ seligen | Abs¡ied/ den 21. Januarij/ Stand# vnd Ehren | na¡/ ange‰ellet worden/ | Au[geri¡tet | Dur¡ | FRIDERICUM LESEBERGIUM, | Past. vnd Spec. Superintendenten zu Lünae. | Gedru¿t zu Lüneburg bey Han# vnd Heinri¡ | Sternen/ Anno 1634. (s. VD-17-Dokument Nr. 7:700823B). Neben dem erwähnten Trostschreiben für Damman enthält die Sammlung S. v. B. Todten-Andenken und Himmel#-Gedanken weitere Gedichte, die ebenfalls während Birkens Aufenthalt im Kloster Lüne entstanden sein dürften: das vermutlich für eine jüngere Verwandte der Domina bestimmte Glückwunschgedicht Jungfrauen E‰her Dorotheen von Eßdorf Adeli¡er
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Clo‰er-S¡we‰er zu Lühne, Namen#Tag (WuK. Bd. 5, S. 13-16) sowie das anläßlich des Todes einer Konventualin verfaßte Trauergedicht Uber einer Clo‰er-S¡we‰er zu Lühne Jungfrauen Catharina Stelling# Seelige# Ableiben (ebd. S. 16-17). Eine vollständige Liste der im Frühjahr 1647 in dem Stift lebenden Personen gibt der Druck Gute Bohts¡a[t Von dem Gungel# Brunn [...]. (Lüneburg, 1647; s. zu Gedicht Nr. 56). In der Liste der Konventualinnen (Aijr) ist auch die oben erwähnte Verwandte der Domina, Esther Dorothea von Eßtorff, aufgeführt. Bei der ebenfalls dort genannten Anna-Magdalena Dammann dürfte es sich um eine Verwandte des Klosterverwalters handeln. Von Birkens Gedicht ist kein Druck bekannt. 9f. Zweig ~ der da# land mit Adel ziert] Catharina Margaretha von Eßdorf (bzw. Estorff) stammte aus einer in Lüneburg und Umgebung ansässigen Adelsfamilie; s. WuK. Bd. 5, S. 540. – 13-15 wahre Nymfe voller Zu¡t ~ kan der Lügen-Nymfen la¡en] Gegenüber der moralisch integren, das Christentum repräsentierenden Person der Domina werden die weiblichen Naturgottheiten des griechischen und römischen Mythos abgewertet. – 16 Diana] Im römischen Mythos wurde Diana, die ewig jungfräuliche Schwester des Musengottes Apoll, als Göttin des Mondes und Beschützerin des weiblichen Lebens verehrt; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 1511. Auch sie kann sich nicht mit der Domina messen. – 24 den Untern] 'den der Aufsicht der Domina unterstellten Konventualinnen'.
Text 54: An Herrn Johann Ri‰en. 32r-33r T2 Herrn] Hr und etc.-Kürzel mit Punkt – 3 und] u. (ebenso 4, 7, 13, 14, 16, 19, 21, 24, 28, 29, 32, 54, 55 (2x), 59, 63, 67, 72, 74, 79, 84, 93, 97, 99 (2x), 101, 103, 105, 108) – 5 daß] Kürzel; ebenso 46, 70 – 9 herr] h und etc.-Kürzel mit Punkt; ebenso 19 – 15 himmel] him el (ebenso 88 – 25 Himmel# – 26 fromme – 51 Kommen – 93 nimmer) – 17 hatten] a durch Streichung aus ä – 27 i‰,] oberhalb des überschriebenen Endungs-n von Mens¡en – 27f. au# ~ reimt,] mit vor- und nachgesetztem waagrechtem Strich quer zur Hauptbeschriftung zweizeilig rechts auf dem Rand; davor und in der Zeile Einfügungszeichen −/ – 30 nieder] mit der-Kürzel; 46 wunder – 60 herwieder – 88 Lieder – 91 ieder – 31 Aug'] ev. Aug – 31 da#] Kürzel; ebenso 34, 58 – 31 Sternenda¡] ev. Sternen da¡ – 32 wa#] Kürzel; ebenso 37, 38, 67, 99 (2x) – 33 gewonnen] gewon en (ebenso 57 Sinnen – 70 erkannt) – 34 der] Kürzel; ebenso 36, 39 (2. Position), 42, 66, 69, 75, 84, 93, 98, 100 – 38 zeit gesamte] kein Abstand; ge aus en (von zeiten) überschrieben – 43 könt] durch Streichung aus köndt – 56 Pöbel] P überschrieben – 57 Sinnen] ev. Stimmen – 60 gehallt] ev. ha überschrieben – 64 ‰ehn!] ev. Rufzeichen überschrieben – 70 erkannt] d vor t gestrichen – 78 o]] undeutliche Schreibung; ev. ahrt – 82 und] überschrieben, ev. aus mö¡t (ebenso 92) – 90 man¡er] mit -erSchlaufe; ebenso 96 aber – 95 wär!] wär? – 96 Tod] T überschrieben – 97 glü¿e!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 98 her] durch Überschreibung aus hin – 100 dringt] t aus en überschrieben – 103 Ufer] ev. ufer – 104 freunden] freu den – 108 spri¡t] s aus S überschrieben
Gedicht 54, 1647
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Ein Druck dieses Gedichtes ist nicht nachgewiesen. Der Inhalt (s. zu v. 4-6; 71f.) erweist es als Reaktion Birkens auf Rists Schreiben vom 28.2.1647 (s. Text Nr. 8 im Birken-Rist-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 50f.); sehr wahrscheinlich ist es als Beilage zu dem durch den Antwortvermerk auf Rists Brief faßbaren Schreiben Birkens vom 18.3.1647 (s. ebd., Text Nr. 9, S. 52-55) an Rist gesendet worden. 4-6 al# i¡ von eü¡ bekahm' ~ ein Mitglied seyd geworden.] Birken gratuliert mit diesem Gedicht Rist zur Aufnahme in die Fruchtbringende Gesellschaft. Das hier erwähnte Schreiben Rists kann nur der Brief Nr. 8 sein, in dem Rist von dieser Ehrung berichtet (s. WuK. Bd. 9, S. 51, Z. 26-30): Diesem na¡ verhalte J¡ meinem her”wehrten freünde ni¡t, wie da# Jhre Für‰li¡e Gnade von Anhalt der Nährende mit beliebung der ho¡löbli¡en Fru¡tbringenden Gesels¡a[t mi¡ unwürdigen zu einem Mitgliede und Gesels¡a[ter gnädig au[ und angenommen, ge‰alt ›e mir den den Namen Des Rüstigen, da# wohrt: Wozu man seiner bedarff und zuem Gemählde da# heilige holtz gegeben, wel¡e# J¡ dem herren al# meinem gewi‹en freünde ni¡t habe verhalten sollen no¡ wollen. Birkens Gratulatorium dürfte bald nach Erhalt dieses Briefes verfaßt worden sein. – 13-16 wie s¡i¿en ›¡ zu hau[, ein Hirt und ein von Adel ~ und seyn ein Edelman?] Das Problem der Vereinbarkeit weltlicher Ehren, insbesondere der Erhebung in den Adelsstand, mit dem Amt eines Geistlichen hat Rist in einer An den Au[ri¡tigen Teüts¡en Leser betitelten Vorbemerkung zu seiner Schrift Johann: Ri‰en | Allerunterthänig‰e Lobrede | An die | Allerdur¡laü¡tig‰e Unüberwindli¡‰e Römis¡e | Kaiserli¡e Maie‰ätt/ | Herren Ferdinand den Dritten | Al# Allerhö¡‰geda¡te Kaiserl. Maie‰. | Jhn | [...] | Mit Adeli¡en Freiheiten/ S¡ild/ Helm und Wapen | auch der Poetis¡en Lorbeerkrohn [...] hatte verehren la‹en [...] (Hamburg [1647]) behandelt, Aiiir-Aivv (es sind zwei Bögen mit A gekennzeichnet; gemeint ist hier der erste und unpaginierte). Falls Birkens Verse auf diese Ausführungen anspielen, müßte ihm Rists Werk, dessen Druck zur Zeit der Ausstellung des Briefes Nr. 8 noch nicht abgeschlossen war (s. zu WuK. Bd. 9, S. 672, Z. 31-33), vor dem 18.3.1647 zugänglich geworden sein. Doch ist die von Birken vorgetragene Überlegung so naheliegend, daß sie gar nicht als Reaktion auf Rists Darlegungen verstanden werden muß. Daß umgekehrt Rist auf Birkens Gedicht reagiert haben könnte, ist wahrscheinlicher. Zwar war der größere Teil des Werkes zur Zeit der Abfassung des Briefes Nr. 8 bereits gedruckt; Vorreden aber wurden zuletzt verfaßt und vorgefügt. – 19f. Nun Ri‰e rü‰ig hei‰, ~ in alle Sättel re¡t.] Zitierende Anspielung auf Rists neuen Ordensnamen und den ihm zugewiesenen Spruch; s. zu Brief Nr. 8, Z. 28-30, WuK. Bd. 9, S. 672. – 21f. Herr Ri‰ i‰ lang gewe‰, ~ in diesem Orden.] Zur Beziehung des Wortfeldes der 'Rüstigkeit' auf Rist schon früher s. Text Nr. 1a, v. 51, WuK. Bd. 9, S. 38. – 26f. Wie rü‰ig kan er s¡auen, | wa# in dem Mens¡en i‰, au# seiner a¡en hand.] Rist war bekannt dafür, daß er Leuten aus der Hand die Zukunft vorhersagen konnte (vgl. Johann Rist. Sämtliche Werke. Bd. 5, S. 88ff.; Goedeke / Goetze, 1885, S. XII). Die Fähigkeit wird Birken in Wedel kennengelernt haben. – 31 er ›eht mit klugen Aug' hin an da# Sternenda¡.] Anspielung auf Rists mathematisch-astronomische Interessen. – 32f. und wa# son‰ mehr ~ de# Paracelsu# wi”.] Rist hatte während seines Studiums auch naturwissenschaftliche Fächer
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belegt. Neben seinen seelsorgerischen Aufgaben und seiner literarischen Tätigkeit beschäftigte er sich mit naturwissenschaftlichen, besonders pharmazeutischen und medizinischen Experimenten; s. Conermann, 1985. Bd. 3, S. 567. Als Arzt und in der Herstellung von Medikamenten war er – nach eigenen Aussagen – recht erfolgreich (s. Goedeke / Goetze, 1885, S. XVI; XXIV-XXV). – 34-38 ihr habt eu¡ selb‰ ~ und wa# ihr wüns¡en könd.] Der zur Stiftung ewigen Nachruhms fähige Dichter (s. v. 93-96) macht sich selbst unsterblich. Zum Bild der Seidenraupe für den Dichter (v. 34) s. Jöns, 1998. – 40f. die Lorbeer' auf den haubt', ~ den Adel in dem S¡ild] Zusammenfassung aller Rist zuteil gewordenen Ehrungen; später (v. 53-68) werden sie ausführlich vorgestellt. Das Band, das die Mitglieder der Fruchtbringenden Gesellschaft trugen (v. 40), war "Sittiggrün" (s. Neumark, 1668, S. 27, 54; Brief Nr. 27, Z. 50, im Birken-Stubenberg-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 890f.). – 44 ohn, daß] 'außer daß'. – 47 Momu#] S. zu Gedicht Nr. 10, v. 7f. – 49 hagen] Des Metrums wegen für 'behagen'. – 69 Der gro‹e Cimberkönig] Christian IV. von Dänemark (1575-1648). Zu ihm s. Zedler. Bd. 5 (1733), Sp. 2215-2218. Zu den Kontakten Rists zum dänischen Hof s. Sønderholm / Brandt/ Lohmeier, 1976; Lohmeier / Unsicker, 1976. 1641 hatte Rist ein Triumph-Lied anläßlich der Rückkehr des Dänenkönigs von einer Norwegenreise drucken lassen; s. Dünnhaupt. Bd. 5 (1991), S. 3384f., Nr. 15. – 71f. Au¡ er, sein teurer Sohn, | hält eure Sinnen ho¡, und euren klugen Tohn.] Bezugnahme auf Brief Nr. 8, Z. 41f., WuK. Bd. 9, S. 51. Zum Erzbischof von Bremen s. dort den entsprechenden Kommentar. – 75f. Graf Pen”, der dapfre held, | weil er der n䡉e i‰, liebt eü¡ vor aller welt.] Zum Grafen Pentz s. zu Brief Nr. 4, Z. 39-41, WuK. Bd. 9, S. 659f. Die Formulierung "weil er der n䡉e i‰" bezieht sich auf die räumliche Nähe: Pentz residierte in Glückstadt. – 77f. Der freye Brzeti#law begrü‹et seinen Ri‰en | mit hoher feder o].] Gemeint ist Johan Brzetislaw Mislick, Freiherr von Hirschhoff (Lebensdaten unermittelt), ein böhmischer Baron, der seit einem Besuch in Wedel mit Rist in freundschaftlichem Briefkontakt stand (s. Goedeke / Goetze, 1885, S. XXVIII-XXIX). Daß Birken von Rists Bekanntschaft mit ihm bei Gesprächen in Wedel erfahren hat, bestätigt die Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰ (1679), wo es heißt (S. 166): Also sagte der Ruhm-Seelige Freiherr Brzeti#law von Mißli¿/ de# Rü‰igen vertrauter Patron/ (der mir sol¡e# erzehlet) von der Poesy: Bei einer guten Malzeit/ ›he i¡ mi¡ um na¡ Wildbret und Fis¡en; und gefragt/ wa# er damit meinte/ erklärte er ›¡ mit den Worten: Reh und Aal (darunter Realia ver‰ehend) die muß i¡ haben/ sol mi¡ ein Gedi¡te laben. – 78f. Hamburg lä‹t ›¡ belü‰en, | und wüns¡et eü¡ zu ›¡.] Reaktion auf Brief Nr. 8, z. 7-9, 40-42, WuK. Bd. 9, S. 50f. – 83 E# wüns¡et eurer hand de# grauen Ne‰or# zeit] Nestor war der hochbetagte Herrscher von Pylos, der als Berater der Achäer vor Troja fungierte; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 7982. – 85-87 Man lieset eure kun‰. ~ die langverlebte welt.] Der Verfasser prosaischer Texte, der Liederdichter, der Dramatiker Rist wird gewürdigt, mit besonderem Hinweis auf die Vergegenwärtigung der alten deutschen Heldenwelt in den Friedensdramen. – 87f. E# giebet seinen Nahm | der gro‹e himmel selb‰ zu eurem Lieder krahm.] Anspielung auf den Titel der Himlis¡en Lieder (s. zu Brief Nr. 8, Z. 3-7, im Birken-
Gedichte 54 und 55, 1647
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Rist-Briefwechsel, WuK. Bd. 9, S. 670f.). – 89 wer liebt den S¡aupla” ni¡t, den ihr habt n䡉 erbauet] Zum Poetis¡en S¡aupla” s. zu Gedicht Nr. 1a, WuK. Bd. 9, S. 649-651. – 91f. Ein ieder wüns¡t, ~ mit halben Ehrgei” ein.] Höhepunkt der schmeichelnden Inszenierung des Großliteraten Rist: Die Hälfte ihres Ehrgeizes wenden die Großen darauf, von ihm verewigt zu werden. Dazu fügen sich die selbstbewußten Selbstverkleinerungsformeln der Schlußverse (v. 97-108). – 93-96 Jhr, der ihr nimmer ‰erbt und ewig werdet leben ~ wir ›nd de# Tode# Tod. vor andern aber Jhr.] Selbstverkleinerung als Selbsterhöhung. Hinter der Erhebung Rists steht der Anspruch, ihm gleich zu werden oder gar zu sein. Die Behauptung der Fähigkeit der Dichtkunst, Ewigkeitsruhm zu erwerben und zu verleihen, begegnet immer wieder bei Birken und seinen dichtenden Zeitgenossen. Rist schreibt dazu in der Lobrede, S. 54: "Da# der Poeten kun‰/ feder und ges¡ikligkeit ni¡t alleine ›e die Poeten selb‰/ sondern au¡ die allertapfer‰e helden der welt un‰erbli¡ ma¡e/ sol¡e# wird niemand können verneinen al# nur derienige/ wel¡er begehret/ da# die gedä¡tni‹e seiner thaten zuglei¡ mit seinem körper in die erde vers¡arret werde." Es spricht für Birkens Selbstbewußtsein, daß er sich gerade bei diesem Thema miteinbezieht (v. 95f.; vgl. aber schon v. 41-43, 51f.). – 98 seht her auf einen S¡wan, der eü¡ verfolgt, zurü¿e] Birken meint sich selbst; mit "verfolgt" ist 'nachfolgt' gemeint.
Text 55: Herrn Magi‰er Chri‰ian Betulien# Namen#Tag. 33v/34r T2 Herrn] Hr und etc.-Kürzel mit Punkt – T2 Magi‰er] M. – 6 Kummer] Kum er (ebenso 11 himmel – 16 2 1
immer – 41 zusammen) – 12 und] u. (ebenso 17, 30, 32, 34, 42) – 23 i”t dir] dir i”t – 31 6.] 6 (ebenso 49 9.) – 47 Binde] B überschrieben Birken gratuliert mit diesem Glückwunschgedicht seinem Bruder Christian Betulius zum Namenstag. Ähnlich wie in den Gedichten Nr. 15 und Nr. 18 kontrastiert Birken zunächst die eigene – unglückliche – Lebenssituation mit jener des Adressaten, bevor das Namenstagsgedicht dann im Stile eines Hochzeitsgedichtes fortgesetzt wird. Die in dem Epithalamium Nr. 25 beglückwünschten Brautleute werden in den Strophen 6-9 nun als Eheleute angesprochen, und auch der sonst in Hochzeitsgedichten übliche Nachkommenwunsch (s. v. 47 u. 54) wird wiederholt. Da der Schlußvers auf einen "jungen Vettern" (v. 54) anspielt, das erste gemeinsame Kind von Christian Betulius und Anna-Maria Rubinger jedoch die am 17.3.1647 geborene Tochter Susanna Maria war (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 3; 41m6-8), muß Birken das Gedicht vor dem Eintreffen der mit Sicherheit erfolgten Mitteilung des freudigen Ereignisses verfaßt haben. Zur Geburt Susanna Marias hat Birken das Gedicht Ad Fratrem Germanum Magistrum Christianum Betulium, | in primogenitam | Susannam Mariam verfaßt, das in der Sammlung BETULETUM (PBlO.B.3.1.4), 23r/v, steht. Der Name 'Christian' begegnet mehrfach im Heiligenkalender. Daher ist das Datum des Namenstages von Birkens Bruder nicht eindeutig zu ermitteln. Chronologische Anordnung der Texte in der Sammlung vorausgesetzt, legt das Manuskriptumfeld allerdings den 21.3.1647 als den bedichteten Namenstag und somit als t. a. q. nahe. Das vor-
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aufgehende Gedicht für Johann Rist nämlich lag einem an diesen gerichteten Schreiben Birkens vom 18.3.1647 bei (s. zu Gedicht Nr. 54), und die Druckfassung des folgenden Gedichtes steht in einer Schrift mit einer auf den 28.3.1647 datierten Vorrede (s. zu Gedicht Nr. 56). Von dem Gedicht Nr. 55, das also wahrscheinlich im März 1647 in Lühne entstanden und als Briefbeilage versandt worden sein dürfte, ist kein Druck bekannt. 4-6 daß i¡ dir die kur”e Zeit ~ die von lauter Kummer träumen] Diese ironische Selbstanklage deutet darauf hin, daß Birken seinem Bruder nach dem Hochzeitsgedicht Nr. 25 (Tag der Trauung: 22.6.1646) noch weitere Gedichte zugesandt hatte. Die Anspielung auf deren betrüblichen Inhalt könnte sich auf die während Birkens Zeit am Hof zu Wolfenbüttel entstandenen Gedichte Nr. 27 (Abdankung der S¡wermut), Nr. 29 (Uber seine Trauer gedanken) und Nr. 35 (S¡wermut-Aufmunderung) beziehen, die nach Christian Betulius' Heirat entstanden sind. – 7-9 Aber du wei‰ ~ ni¡t verbergen können.] Aus einem Schreiben Georg Philipp Harsdörffers vom 1.8.1646 (s. Text Nr. 8 im Birken-HarsdörfferBriefwechsel, WuK. Bd. 9, S. 13f., 596-603) geht hervor, daß Birken sich in einem an seinen Bruder Christian gerichteten Brief über die Anstellung in Wolfenbüttel beklagt haben muß. Möglicherweise waren diesem Schreiben, das der Bruder dann Harsdörffer zugänglich gemacht hat, Gedichte beigefügt gewesen. – 13 Du kan‰ i”t ~ deiner Sorgen werden quit:] Birken spielt sowohl auf den 'Hafen der Ehe' als auch auf die Anstellung als Lehrer am Nürnberger Egidien-Gymnasium an, die Christian Betulius seit dem 4.2.1646 (s. Prosapia / Biographia, WuK. Bd. 14, S. 31) innehatte. – 19-21 Aber, wa# werd i¡ do¡ nden, ~ wie i¡ wüns¡e, an zubinden?] 'Was könnte ich dir zu diesem Tag verehren ?' Birken nutzt in zahlreichen Gedichten die Mehrdeutigkeit des Verbs 'binden'. – 26 Hymen] Der griechische Gott der Vermählung; s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 1267. – 28 dein no¡ n䡉-gewordne# weib] 'deine dir erst küzlich Angetraute'. – 30 vergie‹et] 'vergißt' – 33 mit dem Marmor ihrer Arme] Der Vergleich der weiblichen Hautfarbe mit der des Marmors ist Teil der lobenden Schönheitsbeschreibung in der petrarkistischen Lyrik. – 35 in s¡ränken] 'beim Umarmen'. – 37 Diese# Band sey dir verehret:] Des Bruders Eheglück wird zum Namenstagsgeschenk deklariert. – 43f. Wär i¡ dort, ~ mit einem S¡mau#.] Wer mit einem Geschenk 'angebunden' worden war, mußte sich mit einer Gegengabe 'lösen': ein in Gedichten Birken häufig verwendetes Motiv. – 46 will i¡ diese# nehmen au#] 'will ich dies hervorheben'. – 47f. daß du diese# Binde-la¡en ~ la‹e‰ ma¡en] 'Daß diese glückliche Ehebeziehung dich zum Vater macht'.
Text 56: Herrn Bartholmee Bohten# Bes¡reibung De# Lühnis¡en Gesundbrunne# Sonnet. 34r/v T2 Herrn] Hr und etc.-Kürzel mit Punkt – T4 Lühnis¡en] erstes h nachträglich eingefügt – 1 und] u. (ebenso 5, 6, 7) – 1 Brunnen] Brun en – 2 da#] Kürzel – 6 der] Kürzel; ebenso 7 – 8 s¡nau[en] davor
Gedicht 56, 1647
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dasselbe, wohl verschriebene Wort gestrichen – 9 mag!] Rufzeichen aus Komma überschrieben; ebenso 13 Boht! Bei diesem sowie dem folgenden Gedicht handelt es sich um zwei von insgesamt drei Glückwunschgedichten, die Birken für den als Pfarrer im nahe Uelzen gelegenen Gerdau tätigen Bartholomäus Bothe verfaßt hat. Sie sind gedruckt im Ehrengedichte-Vorspann der Versdichtung Bothes: Gute Bohts¡a[t | Von dem | Gungel# Brunn | Oder | Eigentli¡e Abbildung und Bes¡reibung | De# | Gnaden-Brunnen#/ | So ni¡t weit von dem Klo‰er Lühne/ bey der | Stadt Lüneburg quillet. | Dabey dem allerhö¡‰en/ gütig‰en GOTT zu Ehren/ | ewigen Lob und Preyse | Und jedermännigli¡/ insonderheit de# Lande#-Lüneburge# | Einwohnern zum Tro‰ und Warnung | Ni¡t allein die Göttli¡e Gnade und Wolthat | jhnen vielfältig und rei¡li¡ erwiesen/ sondern au¡/ wie so wol vor | der Zeit/ al# au¡ in diesem und vergangenem Jahre der S. Gungel#-Brunnen/ | da no¡ zweene andere entsprungen/ sehr viel Breßha[te arme Mens¡en dur¡ GOt-|te# Kra[t zur gewünds¡ten Gesundheit gehol[en/ kür”li¡ angeführet/ und | au[ vieler fürnehmen Leute Anforderung und Begeh-|ren außgefärtiget wird | Dur¡ | BARTHOLOMAEUM Bothen/ Grunb. Sil. | Poet. Laur. Caes. und Pastorem zur Gerdaw in die | Inspection de# Herrn Prob‰e# zu Ul”en gehörig. | Cum Approbatione Superiorum. | Lüneburg/ Bey Martin Lampre¡t. | Jm Jahr 1647. [Biij]v; Exemplar der SUB Göttingen, 8 BAL II, 4696; nicht bei Dünnhaupt. Bd. 1 (1990), und Stauffer, 2007; s. Steiger, 2013. Den beiden deutschen Gedichten Birkens geht im Druck die lateinische Προϛφώνησις | gemina | Ad | Reverendum Et Clarißimum Virum | DN. BARTHOLOMAEUM | Boht P. L. C. Diecoeseos Gerdovianae | sacrum Antistitem vigilantissimum, | cum | FONTES GANGOLPHIANOS, | saluberrime-repululantes, graphico | stilo depictos luci donaret. (BijvBiijr) vorauf. Auch dieses Gedicht stammt von Birken; die Manuskriptfassung steht in der Sammlung BETULETUM (PBlO.B.3.1.4): Ad Bartholomeum Bothium | Fontes salubres Gangolphianos | graphio poëtico delineantem. (22v/23r). Birkens Gedichtbeiträgen gehen im Druck ein Sonett (Klingreimen, Bv) und ein Lied (Bijr) Johann Rists vorauf, die beide auch in dessen 1652 gedruckten Werk Neuer Teuts¡er | Parna## stehen (S. 712f.). Auf Birkens Gedichte folgt der ganzseitige Kupferstich Eigendliche Abbildung des Gnaden Brunnens, so nicht weit vom Furstl: Ambt vnd Kloster Lüne, bey der Stadt Lüneburg, von Alters S. Gungels Brunn genandt, qwillet. Er wurde angefertigt und als Ehrengabe beigesteuert von dem Kupferstecher Wilhelm Schwan (Lebensdaten unermittelt; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 30 (1936), S. 352), von dem Portraits Herzog Augusts des Jüngeren von BraunschweigLüneburg (1634) und weiterer Angehöriger der Fürstenfamilie bekannt sind. Auf die Gedichtbeiträge Birkens folgen die lateinischen, NATURA HORUM FONTIUM überschriebenen Verse [Ciiij]v des aus Uelzen stammenden Lüneburger Arztes Johann Eler (Lebensdaten unermittelt), für den Birken das vermutlich Ende 1647 entstandene Neujahrsgedicht Strena, ad Johannem Elerum, Medicinae Doctorem Comitem Palatinum Caesareum verfaßt hat, das in der Sammlung BETULETUM (PBlO.B.3.1.4, 5v) steht. Birkens Stammbuch (Album 1: P.Bl.O.5 (Hs 152818), 49r) enthält einen Eintrag Elers vom 23.4.1647. Die Widmungsempfänger von Bothes vermutlich kurz nach dem in der "Vorrede" (Br) ge-
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nannten Datum (28.3.1647) fertiggestelltem Druck sind der zum damaligen Zeitpunkt als Gerichtssekretär in Lüneburg tätige Joachim Pipenburg (s. zu Gedicht Nr. 58), die Domina des Stifts Lüne Catharina Margarethe von Estorff (s. zu Gedicht Nr. 53) und die Konventualinnen des Stifts (darunter Esther-Dorothea von Estorff; s. ebd.), der Lüneburger Amtmann und Verwalter des Stifts Lüne Thomas Damman (s. ebd.) sowie der Pastor und Superintendent in Lüne Theodor Danckwers, der die Leichpredigt für Dammans am 17.2.1647 verstorbene Frau Ilse (s. ebd.; Stauffer (2007), S. 37-39) gehalten und zum Druck gebracht hatte. Bartholomäus Bothe, der ebenso wie Birken gekrönter Poet war, hatte im selben Jahr bereits die Druckschrift Der wehmütigen Ul”er Heulende# Jammer-Lied (s. zu Gedicht Nr. 49) verfaßt und Gedichtbeiträge zu Rists Werken Da# FriedeWüns¡ende TEUTSCHLAND (1647; S. 33f.) und Johann: Ri‰en Allerunterthänig‰e Lobrede (1647; vgl. S. 113-116) beigesteuert. Im genannten Werk steht auch Birkens Ehrengedicht Zu Herrn Johann Ri‰en# kayserli¡er LobRede; S. 129-131; s. zu Gedicht Nr. 39. Es ist also möglich, daß Birkens Kontakt zu Bothe durch Rist vermittelt wurde. Wahrscheinlicher ist aber die Vermittlung durch Pipenburg, der Birken zu der Stelle als Informator bei Damman (s. zu Gedicht Nr. 53) verholfen hatte und mit dem Bothe laut der Vorrede in seinem Druck ([Aiiij]v) seit acht Jahren befreundet war. Birken spielt in diesem wie im Gedicht Nr. 57 mit dem Namen des Verfassers. Abgesehen von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion enthält die Druckfassung folgende Varianten: T2-T4 Herrn Bartholmee Bohten# Bes¡reibung De# Lühnis¡en Gesundbrunne# Sonnet] Klinggedi¡t. – 1 Dor[ und Stadt] Stadt und Dor[ – 2 quillt empor] quillet au[ – 3 herzugelo¿t] herzu gelo¿t – 4 kan] mag – 4 umson‰] umbson‰ – 6 He¿er] Hoker – 8 herzu] herbey – 8 vollem] halbe – 8 Athem] Athen – 9 J”t] Je”t – 11 Krie¡t wer ni¡t] Lau[t/ lau[t/ wer – 12 wann] Wenn – 13 vielmehr] viel baß – 14 wann] wenn 3-8 der Blind' holt hier Ge›¡t. ~ mit vollem Athem s¡nau[en?] Schon in der Vorrede hebt auch Bothe die wunderbaren Heilungserfolge durch den Gebrauch des Brunnens hervor. Lediglich die Wiedergewinnung der Sehkraft ist dort nicht erwähnt. – 5 der Siege] 'der Sieche', 'der Kranke'. – 6 der Stein ~ bri¡t] 'Der Nieren-, Blasen- oder Gallenstein löst sich auf'. – 6 He¿er] 'Höcker', 'Überbein'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 11, Abt. 2 (1936), Sp. 137. – 9f. Gott lä‰ un# künden an ~ dur¡ seiner Bohten einen.] Bothe wird in die Rolle eines Verkündigungsengels gebracht. – 14 al# wann vom Teuts¡en Krieg man lä‹t Avisen drü¿en] Während des Dreißigjährigen Krieges etablierten sich – teils wöchentlich erscheinende – Zeitungen, die unter anderem Beschreibungen von Schlachten und Zusammenfassungen des Kriegsverlaufes enthielten; s. Zedler. Bd. 61 (1749), Sp. 899-911.
Text 57: "Da# Bohtenbrod wird seyn, vor diese# Zeitung-bringen". 34v 2 Boht!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 3 und] u.
Gedichte 57 und 58, 1647 und 1648
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Ebenso wie das vorangehende Sonett ist auch dieses in der Druckfassung mit "Viergebände" (Biijv; zur Gedichtform s. Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-kun‰ (1679), S. 91, § 80.) überschriebene Tetrastichon in dem Werk Gute Bohts¡a[t Von dem Gungel# Brunn (1647; s. zu Gedicht Nr. 56) enthalten. Es folgt dort unmittelbar auf das Gedicht Nr. 56 und ist mit der für beide geltenden Unterschrift "deprop. | Sigismundus Betulius." ausgestattet. Von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen, weist das Gedicht folgende Abweichungen auf: 1 Bohtenbrod] Bohtenlohn – 1 vor] für – 3 Gerü¡te] Geri¡te – 3 tödet] tödtet 3f. Jhr tödet euren tod, ~ dur¡ euer Bohten-›ngen.] Behauptung des Vermögens der Dichtung, ewigen Nachruhm zu erwerben; s. zu Gedicht Nr. 54, v. 93.
Text 58: Zu Herrn Johann Ri‰en# Heiligen Pa‹ion-anda¡ten. 34v/35r T2 Zu] Zu. – T3 Herrn] Hr und etc.-Kürzel mit Punkt – T4 Heiligen] H. – 1 herr] h und etc.-Kürzel mit Punkt; ebenso 5 – 1 Ri‰] ev. Ri‰, – 3 da#] Kürzel; ebenso 16, 19 daß – 3 lorbeerlaub] erstes r unterhalb der Zeile – 4 Todten] t nachträglich eingefügt – 4 Staub] davor gestrichen grab – 5 Und] U. (überschrieben aus u.) – 5 wa#] Kürzel – 5 wird] oberhalb von gestrichenem soll – 6 zweyge‰ammten] zweyge‰am ten (ebenso 14 immer – 16 Himmel – 16 ‰immen – 18 Stimm – 20 himmel#) – 7 der] Kürzel; ebenso 20 (1. Position) – 7 S¡werd] durch Streichung aus S¡werdt (?) – 8 und] u. (ebenso 11, 15) – 11 Frag‰] a oberhalb der Zeile Das Gedicht wurde gedruckt in dem Werk Der | zu seinem allerheilig‰en Lei-|den und Sterben hingeführter | und an da# Kreü” gehef-|teter Chri‰u# Jesu#/ | Jn wahrem Glauben | und Her”li¡er Anda¡t | besungen | von | Johan Ri‰en. | [...] Hamburg/ | Gedru¿t bei Jakob Rebenlein/ | in verlegung | Johann Nauman# Bu¡h. | 1648., S. [)( )( iv]v-[)( )( v]r. (Stauffer, 2007, S. 43f.) Als Verfasser zeichnet dort der Lüneburger Stadtrat und Gerichtsvorsitzende Joachim Pipenburg (14.1.1596-16.4.1661; zu ihm s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 39f., 88; zu Brief Nr. 2, Z. 12-14, im Birken-Rist-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 653), den Birken Ende 1646 in Lüneburg persönlich kennengelernt hatte: "Auß getreüer Freünd- und | Dien‰s¡üldigkeit übersendet | von | Joa¡imu# Pipenborg." Wie beim folgenden Gedicht Nr. 59, das ebenfalls für Pipenburg verfaßt wurde, ist Birkens Autorschaft durch die Manuskriptfassung gesichert. Datiert ist es im Druck auf "Lunebürg/ am 16 tage | deß hornung# im 1648 | Jahre." Zu diesem Zeitpunkt hielt sich Birken laut Autobiographie in Dannenberg auf (s. Prosapia / Biographia, S. 41). Zu Termin und Art der Übersendung läßt sich nichts ermitteln. Birkens Nachlaß enthält keinen Brief Pipenburgs, wohl aber Konzepte von Schreiben Birkens an den Lüneburger Freund. Das älteste (PBlO.B.3.1.4 (BETULETUM), 39r-40v) stammt aber erst vom 1.9.1649. Die Druckfassung weicht stark von der Manuskriptfassung ab. Die Änderungen dürften auch hier (s. zu den Gedichten Nr. 1a, 3 und 7 im
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Apparate und Kommentare
Birken-Rist-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 649f., 655f., 668f.) auf Rist zurückgehen. Überschrieben ist das Gedicht im Druck: Zuru[ | An meinen Herren Ri‰ | Wel¡er/ | Na¡deme Er bißher der Irdi-|s¡en Helden tapfern Thaten mit | Lobe beklungen und besungen/ | Je”und | Von deß Allergroßmä¡tig‰en | unüberwindli¡‰en Himmel#-|Für‰en | JEsu Chri‰i/ | Deß zwei‰äm igen Helden | Wol außgeführten Tode# und | Höllen kamp[ au[ seiner Helden | leyer ange‰immet. Die Verse mit einsilbiger Kadenz sind eingerückt. Abgesehen von orthographischen und Interpunktionsvarianten sowie den Zeilenbrüchen gibt es folgende Abweichungen: 1 dapfre] tapfre – 2 Leyerspiel] tre[li¡ Spiel – 4 Poeten ~ den] So gräbet ein Poet die Todten au# dem – 5 ›ngt nun herr Ri‰] be›ngt er nun – 6 dem] den – 6 zweyge‰ammten] zweige‰ämten – 7 sein ~ gegürtt,] da ‰eht mit wa[en außgeziert – 8 und] Der – 8 mit lob hinau# geführt.] gan” glükli¡ hat geführt. – 9 Teu[el] Deü[el – 9 Hölle] helle – 10 i‰] hei‰ – 12 er hat von S¡ulden lo# gezehlt] der Tod ni¡t mehr gefangen hält – 13 dem ›ngt, wer ›ngen kan] Den ›ng' i” wer nur kan – 13 so werdet ihr] Jhr werdet Eü¡ – 14 den Feinden, die er] Die Feinde/ wel¡' Er – 14 die un# no¡ immer s¡rekken] dur¡ eüren Streit zu s¡rekken – 15 mit ~ selber] Den ›ngt/ so ›eget Jhr und werdet würdig – 16 wehrt, ~ Himmel] Daß au¡ darob mit Lu‰ die Engel – 17 Jhr ~ ihr] Mit Engeln ›nget der/ wir hier – 18 der ~ Jesu#kampf] Und diesen Helden kampf im Glauben re¡t – 19 hie selb‰] hieselb‰ – 19 die] der – 20 voll himmel#] Re¡t himlis¡ 1-3 Zuvor besang herr Ri‰ ~ diß i‰ ihr lorbeerlaub.] Anspielung auf Rists umfangreiche Produktion weltlicher Ehrengedichte. Gedacht werden darf insbesondere an die Lobrede auf den Grafen Pentz (s. zu Brief Nr. 4, Z. 39-41, im Birken-Rist-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 659f.) und den Poetis¡en S¡aupla”; s. zu Text Nr. 1a, WuK. Bd. 9, S. 649-651. – 4 Poeten graben so die Todten auß den Staub.] Vgl. Gedicht Nr. 9, Z. 89-96, im Birken-Rist-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 54. – 6 dem zweyge‰ammten Helden] Gemeint ist Jesus, der sowohl Mensch aus dem Stamm David als auch Gottes Sohn ist. – 7-12 dem Helden, der sein S¡werd ~ von S¡ulden lo# gezehlt.] Zur Darstellung der Erlösungstat Christi als Waffenkampf vgl. Birkens Drama Psy¡e. – 18 beklinget] Eine von Birken häufig verwendete transitive Verbform. – 19f. daß hie selb‰ ~ sey?] Die Verbform "sey" gilt für alle drei Kola des "daß"-Satzes, für das erste Kolon in der Bedeutung 'vorhanden sei'.
Text 59: Zu De# Edlen Spielenden Lezten Theil Der Frauenzimmer Gesprä¡Spiele. 35r/v T2 Zu] wohl nachträglich vorgefügt – T4 Frauenzimmer] Frauenzim er – 1 Ob] Anfangsbuchstabe durch größere Schreibung hervorgehoben; ebenso bei 13 Diß – 1 und] u. (ebenso 2, 3, 4, 5, 18 (2x), 24, 30, 32, 36) – 4 fremden] d aus dt überschrieben – 5 da#] Kürzel; ebenso 6 (2x), 15, 19, 21, 24) – 10 Blüt] B überschrieben – 14 Mei‰er ‰ü¿] ev. Mei‰er‰ü¿ – 18 könt] durch Streichung aus köndt – 21 der] Kürzel – 25 O ~ Leder!] eingezogen – 25 Leder!] Leder? – 25 Leder] mit der-Kürzel – 29 herr] h und etc.-Kürzel mit Punkt – 30 Ruhme#] R überschrieben – 32 neugebahnten] ev. neu gebahnten – 32 lauf.] Punkt aus Komma überschrieben
Gedicht 59, 1648
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Ebenso wie das voraufgehende hat Birken auch dieses Gedicht 1648 im Namen Joachim Pipenburgs verfaßt. Vermittelt wurde der Kontakt zu ihm durch Georg Philipp Harsdörffer (vgl. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 39f.). Viele Konzepte von Briefen Birkens an Pipenburg sind erhalten, allerdings keine Briefe Pipenburgs an ihn (vgl. Prosapia / Biographia, S. 89). Pipenburg scheint für die Übermittlung von Briefen und Paketen für und von Birken eine wichtige Rolle gespielt zu haben: Justus Georg Schottelius fordert Birken, der sich inzwischen in Lüne aufhielt, in zwei Briefen vom 22.12.1646 und 7.2.1647 (Briefe Nr. 4 und Nr. 5 im Birken-Schottelius- Briefwechsel, WuK. Bd. 9, S. 96f.) auf, Schreiben an ihn über Pipenburg laufen zu lassen; vgl. zu Brief Nr. 2, Z. 12-14, im BirkenRist-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 653. Birkens Verfasserschaft des im achten Teil der Harsdörfferschen Frauenzimmer Gesprä¡spiele (1649), S. )( )( iijr- )( )( iiijr (Neudruck, S. 17-19) gedruckten Gedichts (s. Stauffer, 2007, S. 83f.) ist durch die Manuskriptversion in der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder gesichert. Aber auch, daß es sich um eine Auftragsarbeit handelt, ist durch die Unterschriftsabkürzung angezeigt. Über den Zeitpunkt der ersten Niederschrift dieser Version läßt sich nichts ermitteln, die Gedichtbücher können erst nach Birkens Rückkehr nach Nürnberg angelegt worden sein. Der Druck ist gewiß in großer Nähe zum Zeitpunkt der Entstehung des Gedichtes erfolgt. Für die Abweichungen der Druckfassung von der Manuskriptversion dürften Pipenburg oder Harsdörffer verantwortlich sein. Die Verse 1 und 13 sind durch starke Hervorhebung der Anfangsbuchstaben, v. 25 ist durch Einzug hervorgehoben, so daß, der inhaltlichen Gliederung entsprechend, drei je zwölfzeilige Blöcke markiert sein könnten. Im Bereich der Verse 5-12 sind die Wörter "Fe‰e" und "Su¡en" (v. 5), "unverdro‹ne" und "Rü‰ige" (v. 6), "wa¡send" und "vielgekörnte" (v. 7), "Befreyt" (v. 9), "Gekrönt" (v. 10) und "spielt" (v. 12) unterstrichen, eher von fremder Hand als von Birken (s. u.). Die Druckfassung hat keine Überschrift. Die Verse sind je zu zweit paarweise aus- und eingerückt. Die Unterschrift lautet: "Zu Dien‰s¡uldigem Gefallen au# treu-teuts¡em | Her”en sendet diese# au# Lüneburg am 2. Tage de# | Augu‰mond# im 1648. Jahr. | Joa¡imu# Pipenburg." Birken muß das Gedicht direkt an Harsdörffer oder – wahrscheinlicher – Pipenburg geschickt haben; in Lüneburg entstanden ist es jedenfalls nicht. Aufenthalte Birkens in Lüneburg sind für November und Dezember 1646 (Prosapia / Biographia, S. 39), Mitte Mai 1647 (ebd., S. 41) und für die Zeit vom 11.10 bis zum 5.11.1648 (ebd., S. 42f.) dokumentiert. Das Gedicht spielt u. a. mit Harsdörffers Mitgliedschaft in der Fruchtbringenden Gesellschaft, der er als Der Spielende seit 1642 angehörte (s. Conermann, 1985. Bd. 3, S. 426-429). Die erwähnten Unterstreichungen in der Manuskriptversion markieren Anspielungen auf Mitglieder der Gesellschaft, neun insgesamt, Harsdörffer selbst inbegriffen. Die Zahl solcher Anspielungen im Gedicht ist doppelt so hoch, so daß man vermuten darf, daß die Markierungen nicht von Birken selbst stammen. Im Druck sind nur die Anspielungen auf Harsdörffers Ordensnamen durch Fettsatz hervorgehoben. Die Abweichungen der beiden Versionen sind, von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen, gering: 3 unsre] seine – 8 nit] ni¡t – 11 übung# müh] Vbung#nu” – 14 Wehrte#] kluge# – 14 Mei‰er ‰ü¿] Mei‰er‰ukk – 17 hier] her – 17
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Spiel gelehrten] Spilgelarten – 20 e# hil] un# Euer Fleiß ihr bre¡en fein die Bahn.] Darzu wei‰ Euer Fleiß die langgewüns¡te Bahn – 24 s¡a[t ihr i”t auf den Pla”] La‹t s¡auen auf dem Pla” – 25 wird in Leder!] nur in Leder! – 27 zu] bey – 30 eure#] Euer# – 32 neugebahnten] wolgebahntem – 36 Freund] Kne¡t 1-3 Ob Mar# den degen zu¿t, ~ und Teüts¡land ma¡et wü‰:] Als Rückblick auf die Kriegsjahrzehnte ebenso lesbar wie als Bezugnahme auf die letzten kriegerischen Aktionen vor dem Westfälischen Frieden am 24.10.1648. Die doppelsinnigen Metaphern "Eisenhut" und "S¡wertelkraut" passen sowohl zur Kriegsszenerie wie zur Pflanzen- und Blumen-Emblematik der Fruchtbringenden Gesellschaft. – 3f. no¡ blühet unsre Spra¡, | ihr wa¡‰um Pra¡t und Ruhm gibt keiner fremden na¡.] Erfolgsbewußter Rückblick auf die Gründungsintention der Fruchtbringenden Gesellschaft. Georg Neumark (1621-1681), seit 1656 Erzschreinhalter der Gesellschaft, berichtet 1668 in seinem Geschichtswerk Der NeuSpro‹ende Teuts¡e Palmbaum von der Gründungsversammlung am 24.8.1617. Sie wurde dazu, weil Caspar von Teutleben (1576-1629), als Der Mehlreiche das erste Mitglied (s. Conermann, 1985. Bd. 3, S. 5), beim Gespräch über ausländische Akademien (Neumark, 1668, S. 13) Au¡ endli¡ diesen ho¡vernün]igen Vors¡lag gethan/ ob ni¡t thuli¡/ daß in Teuts¡land au¡ derglei¡en Gesells¡a] aufgeri¡tet/ und damit bey dem Blut-trie[enden Krieg#jammer/ unsere ädle Mutterspra¡e/ wel¡e so wol an Alter/ s¡önen und ziehrli¡en Reden/ al# au¡ an Uberfluß eigendli¡er und wolbedeutli¡er Worte/ so jede Sa¡en be‹er/ al# die Fremde re¡t zu ver‰ehen geben können/ einen ni¡t geringen Vorzug hat/ wel¡e/ sag i¡/ Un# gan” rein in der er‰en Mil¡/ glei¡sam eingeträu[elt/ na¡mal# aber dur¡ fremde# Wortgepräng/ wä‹erig und versal”en worden/ hinwieder in ihre uhralte gewöhnli¡e und angebohrne Teuts¡e Reinikeit/ Zierde und Aufnehmen eingeführet/ einträ¡tig fortgese”et/ von dem fremd-drukkenden Spra¡enjo¡ befreyet/ dur¡ alte und neue Kun‰wörter befe‰iget/ und also endli¡ in den glorwürdig‰en Ehrenthron verse”et werden mö¡te/ au¡ sol¡ ein ho¡nü”li¡er Orden ge‰i]et würde? – 5 der Fe‰e eiß, da# Su¡en und Na¡›nnen] "Fe‰e" (im Manuskript unterstrichen) spielt an auf Wilhelm von Kalcheim, gen. Lohausen (1584-1640), 1629 aufgenommen als Der Feste (s. Conermann, S. 173-175), "fleiß" auf Sir Robert Anstruther (gest. 1645), seit 1634 Mitglied als Der Fleißige (S. 262f.); mit "Su¡en" (unterstrichen) ist Justus Georg Schottelius (1612-1676) gemeint, seit 1642 Der Suchende (S. 466-468). – 6 da# unverdro‹ne thun, da# Rü‰ige beginnen] "unverdro‹ne" und "Rü‰ige" sind unterstrichen. Anspielungen auf Carl Gustav von Hille (vor 1590-1647), als Der Unverdrossene Mitglied seit 1636 (S. 339-341), und Johann Rist (1607-1667), aufgenommen 1647 als Der Rüstige (S. 567572). – 7 ›e wa¡send s¡on gema¡t. die vielgekörnte Fru¡t] "wa¡send" und "vielgekörnte" unterstrichen. Anspielungen auf Thomas von Görne (Lebensdaten unermittelt), seit 1636 Der Wachsende (S. 332), und Diederich von dem Werder (1584-1657), seit 1620 Mitglied als Der Vielgekörnte (S. 34-36). – 8 ward zur geno‹enheit vergebli¡ nit gesu¡t] Anspielungen auf Augustus Buchner (1591-1661), Mitglied seit 1641 als Der Genossene (S. 417-419), und abermals auf Schottelius (s. zu v. 5). – 9 die Spra¡ i‰ nun ergänzt, Befreyt von ihren S¡aume] "Befreyt" unterstrichen. Anspielungen auf Hans Philipp Geuder
Gedicht 59, 1648
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(1597-1650), Mitglied seit 1637 als Der Ergänzende (S. 350-352), und Herzog August d. J. von Braunschweig-Lüneburg (1579-1666), der 1634 als Der Befreiende aufgenommen worden war (S. 243-245). – 10 Gekrönt mit rei¡er Blüt, erhoben au¡ im traume] "Gekrönt" unterstrichen. Anspielungen auf Martin Opitz (1597-1639), Mitglied als Der Gekrönte seit 1629 (S. 203-206), auf Barthold von Rautenberg (gest. 1647), Mitglied als Der Blühende seit 1621 (S. 48f.), und Johann Michael Moscherosch (1601-1669), aufgenommen 1645 als Der Träumende (S. 523-527). "erhoben" (v. 10) und "ho¡erhabner" (v. 11) sind sicher keine Anspielungen auf Pfalzgraf Carl Gustav, den späteren König Karl X. Gustav von Schweden (1622-1660). Er wurde erst Ende 1648 als Der Erhabene in die Gesellschaft aufgenommen (S. 649-651). – 11 dur¡ übung# müh gemehrt. ihr ho¡erhabner S¡ein] Anspielungen auf Tobias Hübner (1578-1636), Mitglied seit 1619 als Der Nutzbare (S. 27-29), und Bischof Hans von Lübeck, Herzog von Schleswig-Holstein (1606-1655), Mitglied seit 1636 als Der Nützliche (S. 321f.). Ob mit "gemehrt" auf Georg Job Marschall von Bieberstein (1625-1682) angespielt ist, der seit 1648 als Der Mehrende Mitglied war (S. 657f.), muß offen bleiben. – 12 spielt ›¡ in man¡e# Bu¡ mit s¡önen worten ein] "spielt" unterstrichen. Dieser ersten Anspielung auf Harsdörffers in Vers 29 genannten Ordensnamen Der Spielende (seit 1642) folgen weitere (v. 15, 17, 18, 22, 31), der Adressierung des Gedichts gemäß. – 13f. Diß le”te, Edler Herr! i‰ eürer klugen Sinnen | ein Wehrte# Mei‰er ‰ü¿.] Der Schlußteil der Gesprä¡spiele ist gemeint. – 14f. J”t, da die Pierinnen | da# degenspiel verjagt] Der Kontext ergibt, daß "Pierinnen" Objekt, "da# degenspiel" Subjekt sein müssen, nicht umgekehrt. – 17-19 nehmt ihr den Spiel‰ab hier ~ da# alle welt erge”t] Würdigung des Gesamtprojekts der Gesprä¡spiele; Harsdörffer wird als Spielleiter der insgesamt 300 Spiele dargestellt. – 19f. da# alle welt erge”t wo Teüts¡land reden kan. ~ ihr bre¡en fein die Bahn.] Der eröffnende Nebensatz "wo Teüts¡land reden kan" ist hier additiv zu dem voraufgehenden Relativsatz "da# alle welt erge”t" (v. 19) gefügt und so dem voraufgehenden Satzgefüge zugeordnet; "ihr" meint das wie damals häufig weiblich personifizierte "Teüts¡land" (v. 19). Die Syntax der Druckfassung ist zweifellos sinnvoller. Während in der Manuskriptfassung der in v. 20 isolierte Satz ganz allgemein lobt, ist in der Druckfassung von Harsdörffers sprachwissenschaftlichen Bemühungen die Rede, wie sie sich im SPECIMEN PHILOLOGIAE GERMANICAE von 1646 darstellen; s. zu Brief Nr. 4, Z. 30f.; Nr. 5, Z. 6f. im Birken-Harsdörffer-Briefwechsel, WuK. Bd. 9, S. 576f. u. 582f. – 21f. Jhr tri¡tert au¡ der Jugend | die Teüts¡e Reimkun‰ ein] Der erste Teil der Harsdörfferschen Poetik war 1647 erschienen; auf diesen dürfte sich die Anspielung beziehen; der zweite kam 1648 heraus; s. zu Brief Nr. 16, Z. 10-12, im Birken-Harsdörffer-Briefwechsel, WuK. Bd. 9, S. 629. – 23f. Ein neuen Spiel-aufzug, von Arten man¡erley | s¡a[t ihr i”t auf den Pla”, und bringt da# End herbey.] Gemeint ist der Schlußteil der Gesprä¡spiele, dessen künftiges Erscheinen mit den Imperativen besser berücksichtigt ist als mit dem Lob in v. 13f. Wie in v. 17-19 wird Theatermetaphorik verwendet. – 25 O Adel, de‹en wi” gebunden wird in Leder!] In der Druckfassung ist die Mitteilung ambitionierter und klarer: dieser "wi”" kann nur durch Buchdeckel gebunden werden, aber seiner Würde gemäß muß ein
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von ihm hervorgebrachtes Werk auch in Leder, keinesfalls darf es weniger aufwendig gebunden werden. – 26-28 ô Bu¡, au# wel¡em redt ein adeli¡e Feder! ~ ô ho¡erleü¡ter Sinn!] Wie schon v. 25 gehört auch diese Passage zu der nicht nur von Birken, von diesem aber vor allem in seinem früheren Werk immer wieder thematisierten Opposition von Geburts- und Geistesadel, die sich beim Patrizier Harsdörffer harmonisch aufhebt. – 29f. die Bohnen werden rie¡en | und eure# Ruhme# Bu¡ soll alle welt dur¡ krie¡en.] Anspielung auf das Harsdörffer in der Fruchtbringenden Gesellschaft zugeordnete Gewächs, "Die Englis¡e oder Wels¡e bunte bönlein" (s. Conermann, S. 428). – 31 Na¡dem ihr au#gespielt, thut euren S¡aupla” auf] Die Formulierung setzt Kenntnis des ersten der beiden Harsdörfferschen SchauplatzProjekte voraus: Der Gro‹e S¡aupla” Jämmerli¡er Mordges¡i¡te. Dieses Werk erschien in 8 Teilen erstmals in Hamburg 1649/50. 1650/51 folgte, diesmal in Nürnberg, Der Gro‹e S¡au-Pla” Lu‰- und Lehrrei¡er Ges¡i¡te. Die erhaltenen Briefe Harsdörffers an Birken enthalten nichts, was sich als Ankündigung eines dieser beiden Werke lesen läßt. Er muß sein Wissen entweder aus nicht erhaltenen Briefen oder aus anderer Quelle oder vom Auftraggeber Pipenburg erhalten haben, der ja mit Harsdörffer korrespondierte; s. Brief Nr. 16, Z. 15f. im Birken-Harsdörffer-Briefwechsel, WuK. Bd. 9, S. 24.
Text 60: Al# Herr Augu‰u# Vareniu# Profeßor zu Ro‰o¿, Theologiae Licentiatus wurde. 35v-37v T2 Herr] H. – T4 wurde] ur überschrieben – T4 Licentiatus] mit -us-Kürzel (ebenso 19 Föbu#) – 1 der (2x)] Kürzel; ebenso 5, 8, 16, 21(2x), 39, 45, 47, 52 (2x), 66, 96, 103 – 2 verhimmelt] verhim elt (ebenso 4 nimmer – 10 Himmel – 15 ammet – 15 himmelan – 23 thumme# – 31 ‰imm' – 63 Himmel#wi‹ens¡a[t – 100 himmel – 112 amm – 113 glimmt) – 2 verhimmelt] erstes e überschrieben – 2 und] u. (ebenso 4, 8, 10, 12, 14, 15, 18, 22, 23, 28, 32, 39, 41, 44, 51, 56, 59, 60, 72, 75, 80, 83, 84, 99, 102) – 5 au#] a überschrieben – 5 kniehet] h überschrieben (ebenso 15 glüht) – 8 vermodern] erstes e überschrieben – 8 vermodern] mit der-Kürzel; ebenso 81 wieder – 82 nieder – 83 wieder – 84 ander – 11 dapfren] re überschrieben – 11 brennt] bren t (ebenso 47; ebenso 21 rinnt – 26 Varnauinnen – 49 Sinnen – 103 dann) – 13 Varehn!] Rufzeichen oberhalb der Zeile – 13 weißen] ei aus ie überschrieben – 15 ammet] la überschrieben – 15 himmelan] ev. himmel an – 17 Hier] Einzug; ebenso bei 29 Varehn – 37 Zwar – 45 So viel – 77 Na¡ – 85, 113 die – 19 da#] Kürzel; ebenso 24, 40, 47, 61, 64, 65, 95, 96, 108, 110; ebenso 48, 109 daß – 19 bey!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 20 meiner] meinen – 20 Varenen#] durch Überschreibung aus Vareniu# (u-Bogen ungestrichen) – 21 Strand] d aus t überschrieben – 27 spiegelt] s aus S überschrieben – 29 Varehn!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 30 wird,] Komma nachträglich eingefügt; ebenso bei 30 Ge‰irne, – 55 wellen, – 109 nun, – 35 Teuts¡innen] ¡ überschrieben – 38 selber] mit -erSchlaufe; ebenso 70 unterie‹en – 108 weiter – 41 na¡welt] ev. na¡ welt – 41 keinen] über dem ersten n funktionsloses Akzentzeichen ( n` ) – 42 wa#] Kürzel; ebenso 66 – 46 ›”en.] vor dem Punkt Buchstabe
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oder Satzzeichen gestrichen – 47 öll] erstes l überschrieben – 53 Lethen] Leth überschrieben – 53 herr] h und etc.-Kürzel mit Punkt – 55 und] u (ebenso 70) – 57 im] i überschrieben – 58 Pregel] erstes e oberhalb der Zeile – 58 habt] h und bt überschrieben – 59 izt] z aus t überschrieben; ebenso 79, 84 – 60 be‰ürzt] ürzt überschrieben – 60 euer] zweites e überschrieben – 60 Reden] d überschrieben – 63 Himmel#wi‹ens¡a[t] ev. Himmel# wi‹ens¡a[t – 63 lehrt die] kein Wortabstand; Worttrennungsstrich; ebenso bei 79 wird aufgethan – 63 Jugend] Juged – 64 ver‰ehen] mit ver-Kürzel – 68 ›¡rern] rern überschrieben – 70 unterie‹en] ev. unter ie‹en – 76 beredtem] durch Überschreibung und Ergänzung über ungestrichener en-Schlaufe aus bereden; er überschrieben – 78 nu”e] ” überschrieben – 85 Blumen] men gestrichen; oberhalb der Zeile wiederholt – 86 Segelführerin] ri überschrieben – 89 volle] vo undeutlich überschrie2
1
ben – 89 ma¡en soll] soll ma¡en – 90 Sankt] S. (oberhalb der Zeile) – 91 i”t] erstes t nachträglich verdeutlicht – 93 Ülzen] Ü überschrieben – 101 tragen.] Punkt aus Komma überschrieben; ebenso bei 109 leben. – 105 Friederi¡] erstes e undeutlich oder überschrieben; ev. Frideri¡ – 105 So] S aus s überschrieben – 106 neigen] ne überschrieben – 108 weiter] t überschrieben – 110 dem] den dem – 114 au¡ geklungen] keine Worttrennung Mit diesem Gedicht gratuliert Birken dem Theologen Augustus Varenius (1620-1684; zu ihm s. ADB. Bd. 39 (1895), S. 486f. (Tschackert; mit falscher Datumsangabe des Lizentiats)) zur Erlangung des Grades eines Licentiaten der Theologie. Birken hatte Varenius, der bereits seit 1644 Professor der hebräischen Sprache an der Universität Rostock war, im Februar 1648 bei einem Besuch in Rostock kennengelernt (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 41; 42m6; 90). Dem Besuch folgte ein zunächst intensiver, später sporadischer Briefwechsel. In seinem Brief vom 27.5.1648 (PBlO.C.365.1) erteilt Varenius Anweisungen zur Ausarbeitung eines deutschen Gedichtes, das rechtzeitig zu seiner für den 13.6.1648 angesetzten Verleihung der Lizentiatenwürde fertiggestellt sein sollte: "Ego, cum per paucitatem competitorum, et magnitudinem sumtuum Doctoralem promotionem instituere, mihi soli iam non liceat, ad diem 13. Junij solenniter` more Academico Licentiati Sanctissimae Theologiae titulum, cum Deo, assumam: qvod, si placuerit, honoribus illis carmine aliqvo Germanico, qvod scitè elaboratum vehementer` amo, applaudere, curabo ut illud dicto die, unà cum Clarorum Virorum pijs votis solenniter` de tabulâ Academicâ impressum exhibeatur et in convivio Academico distribuatur. Sed, ut maturè imprimi possit, ad diem 10 Junij, ut hîc edat, necesse fuerit: qvod commodè fieri poterit, si Sverinum mittatur ad 7. vel 8. Junij, qvo die iter ingreditur Sverinensis veredarius: poterit DOMINUS id ita elaborare, ut expleat programma aliqvod, qvod vocant." [Da ich wegen der geringen Anzahl von Mitbewerbern und der Höhe der Kosten die Promotion zum Doktor noch nicht habe erlangen können, werde ich mit Gottes Hilfe am 13. Juni feierlich nach akademischer Art und Weise den Titel eines Licentiaten der hochheiligen Theologie annehmen. Wenn es dir aber gefällt, diesen Vorgang durch irgendein deutsches Gedicht, welches ich, wenn es geschickt ausgearbeitet ist, sehr liebe, zu beglückwünschen, werde ich dafür sorgen, daß es am besagten Tag, nachdem es im akademischen
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Verlag gedruckt wurde, zusammen mit den frommen Wünschen berühmter Männer, feierlich an der akdemischen Tafel vorgelesen und in der Versammlung verteilt wird. Aber damit es rechtzeitig gedruckt werden kann, wäre es nötig, daß es am 10. Juni hier ist. Dies könnte bequem möglich sein, wenn es bis zum 7. oder 8. Juni nach Schwerin geschickt würde, an dem Tag nämlich, an dem der Schweriner Kurier seine Reise antritt. Der HERR könnte es so ausarbeiten, daß es irgendein Programm erfüllt, wie man es nennt.] Laut Empfangsvermerk hat Birken, der sich zu diesem Zeitpunkt in Dannenberg aufhielt, das Schreiben am 31.5.1648 erhalten und gleich am folgenden Tag beantwortet. Daß Birken die enge Terminvorgabe einhalten konnte, zeigt der Druck: Ehren-Zuru[ | an | Den WolEhrwürdigen/ Groß-A¡tbarn/ und Ho¡-gelahrten | Herrn Augu‰u# Vareniu#/ | Der heiligen Spra¡e wolgewürdigten Lehrer | bey der löbli¡en Hohen-S¡uel in Roz‰ok/ | Al# Derselbige den 13. Bra¡mond#/ J. J. mdciil. | daselb‰ in ö[entli¡er gewöhnli¡er Versamblung | der H. S¡ri[t Licentiatu# | be‰ätiget und außgeru[en wurde. (Stauffer, 2007, S. 45). Aus der Datumsangabe "Ges¡rieben au# Dannenberg in eyl/ | den 2 Bra¡mond#/ im selbigen Jahr." links unterhalb des dreispaltig gedruckten Textes geht hervor, daß Birken das Gedicht bereits zwei Tage nach Erhalt des Auftrags fertiggestellt hatte. Eine Empfangsbestätigung aus Rostock über den Erhalt des Gedichtes findet sich nicht in Birkens Briefarchiv. Aus Varenius' Schreiben vom 5.7.1648 (PBlO.C.365.2) geht hervor, daß es weitere Briefe gegeben haben muß, darunter einen, in dem Birken eine Anstellung in Aussicht gestellt wurde. Erst für die Jahre 1672/73 ist nochmals ein brieflicher Kontakt nachweisbar. In der Tagebuchnotiz vom 5.6.1672 (II.124; PBlO.B.2.1.7, 16r), ist ein Schreiben an Varenius vermerkt, dem ein ungebundenes Exemplar der 1670 gedruckten Nachrufschrift auf Birkens verstorbene erste Ehefrau beilag. Als am 13.12.1672 Varenius' Ehefrau Charitas verstorben war, bat er (PBlO.C.365.6 vom 15.12.1672) Birken um die Abfassung eines Epicediums, das Birken schließlich mit einiger Verzögerung am 15.3.1673 fertigstellte und zwei Tage später abschickte (Entsprechung im Tagebuch II.190; PBlO.B.2.1.8, 8v; s. zu Gedicht Nr. 273 in der Sammlung S. v. B. Todten-Andenken und Himmel#-Gedanken. oder GOTTES- und Tode#-Gedanken (WuK. Bd. 5, S. 925-928); Stauffer, 2007, S. 828-830). Varenius' Antwortschreiben, das Birken am 28.7.1673 erreichte (PBlO. C.365.4; Entsprechung im Tagebuch II.224, PBlO.B.2.1.8, 17v), erwähnt eingangs noch einmal lobend Birkens 25 Jahre zuvor verfaßtes Gratulationsgedicht zum Licentiat. Ein letzter Brief des Rostocker Gelehrten (PBlO.C.365.5 vom 31.12.1673) erreichte Birken am 26.1.1674. In diesem Brief bedankt Varenius sich bei Birken für die Vermittlung Jacob Hieronymus Lochners (1649-1700, seit 1672 unter dem Namen Amyntas Mitglied des Pegnesischen Blumenordens; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 404-410; Will. Bd. 2 (1756), S. 482-485; Jürgensen, 2006, S. 415-422; s. WuK. Bd. 1, S. 395, 400f., 803, 814f. und die zugehörigen Kommentare) als Hauslehrer für seinen zweitgeborenen Sohn. Das Konzeptbuch PBlO.B.5.0.27, eines der zur Weiterführung der Sammlung BETULETUM (PBlO.B.3.1.4) bestimmten Hefte, enthält (5r) das Konzept eines an Varenius gerichteten Briefes Birkens vom 25.10.1673 (Entsprechung im Tagebuch II.246; PBlO.B.2.1.8, 24r), der Antwort auf Va-
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renius' Schreiben vom 28.7.1673. Aus ihm geht hervor, daß Lochner schon seit Oktober bei dem Rostocker Professor angestellt war. Ein auf den 24.10.1673 datiertes kurzes Glückwunschschreiben Birkens an Lochner schließt sich unmittelbar (PBlO.B.5.0.27, 5v) daran an. Lochner wurde 1676 Professor der Poetik in Rostock und heiratete 1677 Varenius' Tochter Magdalene Justine. Das Gedicht Nr. 60 ist als großformatige (305x270) Einblattpublikation gedruckt worden. Der Text ist dreispaltig angeordnet (v. 1-36, 37-76, 77-116). Dem im Druck wie in der Manuskriptfassung 116 Verse zählenden Gedicht ist ein aus Varenius' Namen und Titel gebildetes Anagramm vorangestellt, das nicht ganz genau ist. Es lautet: "Augu‰ Varehn/ d. H. S. Licent. | Dur¡ Bu¡‰abwe¡s. | Ehr äuglet Eu¡ nu süß an." Ebenfalls neu gegenüber dem Manuskript ist die Widmung rechts unterhalb des Gedichttextes "Zu s¡uldiger Ehrbezeugung gese”t von | Sigi#mund Botuliu#/ | Der Re¡te Gefli‹enen." mit fehlerhafter Namensnennung. Ganz unten in der Mitte des Blattes steht: "Ro‰o¿/ dru¿t# Johann Ri¡el/ Raht# Bu¡dru¿er." Der erste Buchstabe von v. 1 ist als große Initiale ausgeführt; dadurch sind die Verse 2-6 eingezogen. Eingezogen sind im Druck auch die Verse 17, 29, 37, 43, 45, 77, 81, 85, 102 und 109. Abgesehen von diesen Abweichungen sowie Unterschieden in Orthographie und Interpunktion enthält die Druckfassung folgende Varianten: 2 und] no¡ – 4 Arturu#] Arcturu# – 9 au[] hin – 12 er] e# – 17 rennt] rinnt – 17 von] vom – 23 thumme#] dumme# – 23 unges¡i¿te#] ungelehrte# – 33 ie”t] i”t – 35 verjagt] gejagt – 37 ihr] ›¡ – 39 allen] allem – 40 verherrli¡en] verewigen – 41 s¡uldig] s¡üldig – 41 keinen] keinem – 44 euren Tod begräbt] euer Sterben gräbt – 47 öll] Oel – 47 lampen] Ampel – 49 diß] Dieß – 49 wer] Der – 50 ersäu[t] versäu[t – 51 gepie¡ten] gepi¡ten – 52 der] dem – 53 Lethen] Lethe# – 54 Kun‰gefüllte] kun‰ges¡ikte – 55 nit] ni¡t (ebenso 66, 69, 74) – 59 izt] je”t (ebenso 79) – 60 euer] eure – 62 den] der – 65 ließ] hieß – 68 ›¡rern] ›¡ern – 73 babelte] babbelte – 76 beredtem] beredten – 77 langem] lange – 82 ›e] Die – 83 n‰re#] n‰er# – 84 izt:] Hey! – 88 wirte#] Herren – 90 Sankt] S. – 91 auf] au¡ – 95 haubt] Häupt – 97 geliebten] geehrten – 98 ermundert] ermundret – 100 zum] zu – 100 ›e] Jhr – 101 zu] hin – 101 neuem] neuen – 105 gro‹e] gro‹er – 106 selb‰] dort – 107 Föbe] Phöben – 107 Port] Pfort – 108 weiter fort] Weiter-fort – 111 Ahnen] Väter – 116 gilt#, ob] gilt/ wo – 116 mehr ein Poete] hierzu ges¡i¿ter 1-13 Ein niedrer Pöbel›nn ~ ni¡t auf der niedern Erd.] Die abwertende Darstellung eines lediglich irdischen Dingen verhafteten Lebens aus der Sicht der nach höheren geistigen Werten Strebenden ist ein häufiges Motiv bei allen Humanisten, so auch bei Birken; s. zu Gedicht Nr. 1, v. 7-12. – 3 Cyllene] Das nördliche Sternbild Perseus; s. Zedler. Bd. 27 (1741), Sp. 584. – 4f. und wo Arturu# wa¡t, ~ au# Thety# blauer Flut] Arcturus ist einer der hellsten Sterne des Nordhimmels und gehört zu den Zirkumpolarsternen, die nicht untergehen bzw. 'im Meer versinken'; s. zu Gedicht Nr. 19, v. 5-8. – 5 Thety#] Thetys, eine thessalische Seegottheit und Mutter des Achilleus (s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 765f.; Tripp, 2001, S. 519f.) repräsentiert hier das Meer. – 5f. wo der Orion kniehet, den blanken Degen zü¿t] Zum mythischen Jäger Orion s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 344f. Das im Winter deutlich sichtbare Sternbild wurde in der bildenden Kunst meist als knieender Heros mit Keule und Schwert abge-
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bildet. – 6f. wo He#peru# ~ na¡ seinen Föbu# um] Mythologisierende Darstellung des Tagesablaufs. Der als 'Abendstern' bekannte Planet Venus (Hesperus) ist der erste am abendlichen Himmel sichtbare Stern, nachdem die Sonne (Sonnengott Föbus; s. zu Gedicht Nr. 9, v. 31-34) untergegangen ist. – 1728 Hier rennt die Varnau ni¡t, ~ die warnau, eü‰ hier ni¡t.] In Bescheidenheitstopik gekleidete Anrufung Apolls und der Musen, mit der Birken ex negativo die herausragende Rolle Rostocks als von den Göttern begünstigten Ort der Gelehrsamkeit darstellt. – 23f. hier wä¡set thumme# S¡il[ und unges¡i¿te# Rohr, | da# ni¡t zum ›ngen dient.] Durch die Flußvegetation bei Danneberg angeregte Anspielung auf den Hirtengott Pan (v. 27), dessen Flöte aus Schilfrohr bestand, in das sich die Nymphe Syrinx verwandelt hatte; s. Ovid, Metamorphosen 1, v. 689-712. Die siebenröhrige Panflöte war bis zum Jahr 1669 das alleinige Emblem des Pegnesischen Blumenordens. – 28 und da mein Ts¡erning wohnt] In Rostock hatte Birken auch Andreas Tscherning (1611-1659; s. ADB. Bd. 38 (1894), S. 714-716 (Hippe); Borcherdt, 1912; Pyritz. Bd. 2 (1985), S. 689f.; Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. Bd. 12 (1997), Sp. 649-655 (Schulte)) kennengelernt, der die Professur für Poesie innehatte (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 41; 90). Birkens große Wertschätzung Tschernings geht aus zwei an diesen gerichteten Briefen hervor, die in der Sammlung lateinischer Briefe und Gedichte, dem BETULETUM, (PBlO.B.3.1.4) stehen: Nr. 23, 24v-27r, vom 5.7.1648; Nr. 56, 52r-53r, vom 30.5.1650. Auch in Birkens Werk Floridan# De# Pegni”s¡äfer# Niedersä¡›s¡e Le”e (1648, [Cij]r, v. 61-66) wird Tscherning erwähnt. – 31-33 wolan so ‰imm' i¡ an ~ ein Teuts¡gebundne# lied.] Fortführung der Bescheidenheitstopik von v. 17-28. Die selbstverkleinernde Darstellung der eigenen poetischen Fähigkeiten durch den Gegensatz von 'Schwan' und 'Gans' begegnet häufig bei Birken; s. zu Gedicht Nr. 19, v. 61; vgl. PBlO.B.3.1.4 (BETULETUM) Nr. 23, 25r, Z. 13. – 34f. die dreygedritte S¡aar ~ au# Grie¡enland verjagt] Die Musen. Sie sind aus ihrer Heimat Griechenland durch die Türken vertrieben worden. Diese werden "Magog" genannt in Anlehnung an Offb 20.8, wo dieser Name für alle heidnischen Völker steht. – 35 Teuts¡innen ‰immet ein!] Die Musen, deren 'Nationalität' aufgrund des Kulturkreises ihrer mythischen Herkunft griechisch war, werden wie auch von anderen Dichtern, z. B. von Philipp von Zesen, in dieser patriotischen Darstellung zu "Teuts¡innen" (v. 35) erklärt; vgl. Gedicht Nr. 45, v. 3 "Opi”innen". – 36 zwar son‰en Latier, i”t la‹t un# Teüts¡e seyn.] Anspielung auf Varenius', der stets in lateinischer Sprache schrieb, ausdrücklichen Wunsch nach einem deutschen Gedicht; s. o. – 43f. Jhr seit e#, ~ selb‰ euren Tod begräbt.] Ein öfters von Birken verwendetes Bild für durch geistige Arbeit erlangten Ewigkeitsruhm; s. zu Gedicht Nr. 2, v. 9; Nr. 19, v. 35f.; Nr. 54, v. 93-96. – 45-55 So viel erwirbet ~ nit Ba¡u# be¡er s¡aum und wellen, angewandt.] Vgl. die Vor-Rede in Birkens Poetik Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰ [ ):( ):( vijr/v]. – 45 Föbu# wagen] Die Sonne. – 46 Diana] Hier als Mondgöttin gemeint; steht für die Nacht. – 57 im klaren Aganippen] Name einer Nymphe und Quelle am böotischen Helicon; hier für das inspirierende Wasser der Musenquelle verwendet, so auch v. 62; s. zu Gedicht Nr. 13, v. 34-36. – 58 der Pregel weiß e# no¡] Anspielung auf Varenius' Studium in Königsberg, durch das der
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Fluß Pregel fließt. – 62f. so la‹et ihr i”t selb‰ ~ der Himmel#wi‹ens¡a[t] Anspielung auf Varenius' durch das Licentiat erworbene Lehrbefähigung im theologischen Fach. – 63-70 ihr lehrt die Jugend wohl ~ kan unterie‹en.] Anspielung auf Varenius' bisherige Lehrtätigkeit als Hebraist, der die 'Ursprache' der Menschheit und der göttlichen Offenbarung vermittelt; s. auch v. 73-76. – 71-73 Ein sol¡er Brunn ~ al# Babel babelte.] Anspielung auf die alttestamentliche Sage vom Turmbau zu Babel (Gen 11.1-9), an dem sich Eber, ein Urenkel von Noahs Sohn Sem und Vorfahre Abrahams (s. Zedler. Bd. 8 (1734), Sp. 4244) nicht beteiligt haben soll und daher von der Sprachverwirrung verschont blieb. Das von ihm gesprochene und an seine Nachkommen weitergegebene Hebräisch wurde oft mit der göttlichen 'Ursprache' (s. ebd.. Bd. 12 (1735), Sp. 1158) gleichgesetzt. – 77f. Na¡ langem Spra¡eneiß ~ soll re¡t zu nu”e ma¡en.] Anspielung auf die durch das Licentiat ermöglichte Lehrtätigkeit in der katechetischen Theologie; s. ADB. Bd. 39, S. 486. – 80 Ehr äugelt eü¡, Varehn, nu süß und freündli¡ an.] Vgl. das in der Druckfassung den Versen vorangestellte Anagramm aus Varenius' Namen und Titel. – 81-113 Theulogie die ‰eht, erfröli¡et ›¡ wieder. ~ die an die Sternen glimmt.] Durch Varenius wird die von seinen akademischen Vorgängern begründete Tradition der theologischen Lehre an der Rostocker Universität fortgeführt und zu neuem Ruhm gebracht. – 82f. seit daß ›¡ Qui‰orp legte nieder | und füllt' ein n‰re# Grab] Der von 1615 an als Professor für Theologie an der Universität Rostock tätige Johann Quistorp (15841648; zu ihm s. ADB. Bd. 27 (1888), S. 51-53 (Krause)) war am 2.5.1648 verstorben. – 85-89 die Warnau rinnet krauß ~ no¡ volle ma¡en soll.] Anspielung auf die Lehr- und Wohnverhältnisse an der Universität Rostock, wo die Studierenden in den jeweiligen Fakultäten zugeordneten Regentien untergebracht waren, die von einem ebenfalls dort wohnenden Hochschullehrer geleitet wurden. Eines dieser Gebäude war die auch unter dem Namen Mesolenium bekannte Domus mediae Lunae (s. Krabbe, 1854 (Neudruck 1970), S. 148), in der Varenius offenbar arbeitete und lebte; vgl. PBlO.C.365.3, Av, Z. 18. – 90f. al# ihr S¡lüter er‰ dort bey Sankt Peter# linden | gepredigt lutheris¡] Der Reformator Joachim Schlüter (auch Slüter; um 1490-1532; zu ihm s. ADB. Bd. 34 (1892), S. 470-473 (Krause)) wurde im Jahre 1523 von Herzog Heinrich V. von Mecklenburg an die Rostocker Petrikirche berufen, wo er als erster das Evangelium nach Luthers Lehre predigte. – 93-95 J‰ Ülzen s¡on betrübet ~ ihr wohlgeratner Sohn.] Varenius stammte aus Uelzen, das im Jahre 1646 durch eine Brandkatastrophe weitgehend zerstört worden war; s. zu Gedicht Nr. 49. – 96f. da# Chor | der Clarien] Die Musen; zur Quelle 'Claros' s. zu Gedicht Nr. 12, v. 71. – 101 Thule] s. zu Gedicht Nr. 13, v. 79. – 101 na¡ neuem Zembla] Als Neu-Zembla wurde die in der Barentsee gelegene Doppelinsel Nowaja Semlja bezeichnet; s. Zedler. Bd. 61 (1749), Sp. 1201f. – 102-105 Die Varnau wird ~ der gro‹e Friederi¡.] Die bei Rostock in die Ostsee mündende Warnow soll den Ruf von Varenius' Gelehrsamkeit über das Meer bis in den skandinavischen Raum tragen. – 104f. wo i”t gekrönet werden soll | der gro‹e Friederi¡] Im Jahre 1648 wurde Friedrich III. (1609-1670; zu ihm s. Zedler. Bd. 9 (1735), Sp. 1953-1957) zum König von Dänemark und Norwegen gekrönt. Während des Dreißigjährigen Krieges war er Erzbischof von Bremen und Bischof von Verden (seit 1634) gewesen.
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Auch nach seiner Inthronisation förderte er Kontakte zum deutschsprachigen Raum; vgl. ADB. Bd. 27 (1888), S. 100 (Sach). Die Universität Rostock unterhielt bereits im 15. Jahrhundert Beziehungen zu Norwegen. Es gab auch eine als Collegium Norwegianorum bezeichnete Regentie (s. zu v. 85-89; Krabbe, 1854 (Neudruck 1970), S. 133, Anm. *). – 107 in Föbe S¡la[gema¡] 'ins Meer'; zur zugrunde liegenden mythologisierenden Darstellung des Tagesablaufes s. zu Gedicht Nr. 9, v. 31-34; Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 999-1001. – 109 Chyträu#] David Chytraeus (1531-1600; zu ihm s. ADB. Bd. 4 (1876), S. 254-256 (Fromm)) war von 1563 an Professor für Theologie an der Universität Rostock und hatte mehrmals das Amt des Rektors inne. – 110 Freder] Johannes Freder (1544-1604; zu ihm s. ADB. Bd. 7 (1878), S. 331f. (Bertheau)) war Schüler und Schwiegersohn von David Chyträus. Er wurde 1572 zum Professor für christliche Katechese am Paedagogium und 1592 zum zweiten fürstlichen Professor der Theologie an der Universität Rostock – einige der Professuren wurden von der Stadt Rostock, die ein Compatronat an der Universität innehatte, besetzt und besoldet – sowie zum Superintendenten des Rostocker Kirchenkreises berufen. – 115f. do¡ ru[t mir ~ ein Poete bin?] Abschließende Schmeichelei für den zu Ehrenden, dem unterstellt wird, er wisse natürlich, daß er der bessere Poet sei. Text 61: An Herrn Johann Fiene Gei‰li¡en Seelen Hirten zu Dannenberg. 37v T1 LXI.] LXI – T2 Herrn] H. – T3 Gei‰li¡en] Gei‰l. – T5 LetterWe¡sel] LetterW. – 1 Welt] l nachträglich verdeutlicht – 2 der (2x)] Kürzel; ebenso 7 – 2 Mann] Man – 3 da#] Kürzel – 4 Weg] W aus w überschrieben – 5 und] u. (ebenso 7, 8) – 7 komm'] kom ' Seit Mitte Juni 1647 stand Birken als Hauslehrer im Dienst des Mecklenburgischen Rentmeisters Johann Schrödter (1611-1663) im niedersächsischen Dannenberg; s. zu Gedicht Nr. 63; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 41, 91f. Dort lernte Birken auch den Schulrektor und späteren Pastor (vgl. PBlO.B.5.0.3, 60v-61r, 1655) Wolfgang Trippius und den Pastor Johann Fienius kennen, mit denen er nach seiner Rückkehr nach Nürnberg (20.11.1648; s. Prosapia / Biographia, WuK. Bd. 14, S. 43m14) noch eine Zeit lang brieflichen Kontakt pflegte. Das BETULETUM (PBlO.B.3.1.4), Birkens Sammlung lateinischer Gedichte und Briefe, enthält zwei an Trippius (32r-33r, Mai 1649; 37v-38v, 31.7.1649) und ein an Fiene (33r-34v, Juni 1649) gerichtetes Schreiben. Fienes Antwortbrief vom 6.6.1650 (PBlO.C.77) bezieht sich auf mehrere voraufgegangene Schreiben Birkens. Ebenfalls im BETULETUM stehen das Fienius gewidmete Anagrammgedicht Ad Johannem Fienium | sacrum Rhetorem. | Anagramma | Joannes Fienius. | En in fano Jseius. (PBlO.B.3.1.4, Text 28, 28v) und das Abschiedsgedicht Valedictorium | ad | Fautores et Amicos | Dannebergenses. (PBlO.B.3.1.4, Text 30, 28v29v, mit namentlicher Erwähnung Fienes und seines rhetorischen Könnens, v. 20-23; es ist gedruckt in Floridan# De# Pegni”s¡äfer# Niedersä¡›s¡e Le”e (Dannenberg, 1648), [Cij]v; s. Stauffer, 2007, S. 49-51). Das Gedicht 29 im BETULETUM (28v: Jn Librum Eidem oblatum.) ist ein Vierzeiler, den Birken in
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ein Buchgeschenk für Fiene eingetragen hat. Im Gedichtbuch Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1, S. 64-67, 512-115) wird in dem Gedichtfragment Dreyer treuer Freünde Reise an der Je”e von Dannenberg na¡ Hi”ger ein Tagesausflug von Dannenberg an der Jeetzel nach Hitzacker und zurück geschildert, den Birken wohl zusammen mit Trippius und Fienius unternommen hat. Vom Gedicht Nr. 61 ist kein Druck bekannt. 1 die Sünd-erso[ne Welt] In Birkens Nachlass findet sich das vermutlich zwischen Mitte 1661 und 1664 entstandene unabgeschlossene Manuskript Die Sünd-erso[ene und Zorn-erseu]e Er‰e Welt (PBlO.B. 4.6.3), das die Geschichte der Welt von der Erschaffung bis zur Sintflut beschreiben sollte; s. Laufhütte, 2000, S. 142-144; 2007, S. 415f. – 2 muß der gere¡te Mann, der Noah, ›e abmahnen] Von Warnungsreden Noahs ist zu beginn der Sündfluterzählung in Gen 1.6 nicht die Rede. – 8 SündenSpiegel] Zur literarischen Tradition des Sündenspiegels s. Roth, 1991.
Text 62: Leber-Reimen. 38r-39r Die Reihenfolge der Epigramme Nr. 5 und 6 hat Birken nachträglich durch Überschreibung der Zahlen vertauscht. Unsere Wiedergabe entspricht dem. – T1 LXII.] LXII – 1 und] u. (ebenso 7, 10, 11, 14, 15, 23, 32, 35, 38, 42, 46, 51, 52, 54, 56, 57, 59, 60, 61, 62, 66) – 3 2.] 2 (ebenso 15 5) – 2 der] Kürzel; ebenso 17, 21, 31, 57, 63 – 8 wider] mit der-Kürzel; durch Überschreibung aus wieder – 11 geko¡t] k aus s überschrieben – 12 Liebi¡en] zweites i oberhalb der Zeile – 13 vorko‰] ev. vor ko‰ – 14 da#] Kürzel; ebenso 49, 53, 64 – 14 J¡] durch Überschreibung aus sie – 15 5.] durch Überschreibung aus 6 – 15 vom] v nachträglich verdeutlicht; ebenso 39 von – 17 6.] durch Überschreibung aus 5. – 19 kommen] kom en (ebenso 57 kommet) – 22 winterS¡litten] ev. winter S¡litten – 24 s¡were] s aus S überschrieben – 25 Haubt] a aus e überschrieben – 27 S¡wanz] z aus ” überschrieben – 32 Freund] Freu d (Fre überschrieben) – 33 mi¡] mi oberhalb der Zeile – 34 daß] den (d und -en-Schlaufe) – 35 hun] n überschrieben – 36 Ankerfä‰e] ev. Anker fä‰e – 39 ni¡t] n (n überschrieben) – 43 Han] n überschrieben – 44 sparen] s aus S überschrieben; p überschrieben – 44 ni¡t] n. – 46 spendiren] s aus S überschrieben; d überschrieben – 47 und] durch Überschreibung aus ni¡t – 52 Kne¡t] t ev. nachträglich angefügt; dadurch kein Abstand zum nächsten Wort – 54 unre¡t] rec überschrieben; ev. aus un‰eht – 55 Lohn] h nachträglich verdeutlicht – 56 hörnern] ne überschrieben – 57 hun] h nachträglich verdeutlicht – 57 Kü¡en] üStriche aus u-Bogen überschrieben – 58 Lieb¡en#] Lieb¡e# – 58 verbli¡en] mit ver-Kürzel – 59 herzen] z aus ” überschrieben – 61 Hun] H aus h überschrieben – 66 zerri‹en] se verschmiert Ähnlich wie das Gedicht Nr. 20 (Märten#-Gan#) bedient auch diese Folge von sieben Zwei- und dreizehn Vierzeilern mit identischen Eingangsversen einen zur Zeit Birkens geläufigen Gesellschaftsbrauch, bei dem die um eine Tafel versammelten Gäste reihum einen Beitrag zu liefern hatten. Zur
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Gedichtform s. Zedler. Bd. 16 (1737), Sp. 1288: "Leber-Reime, ›nd eine gewi‹e Art vier zeiliger Teuts¡er Sinn-Gedi¡te, so Schaeuius erfunden, in wel¡en alle Mahl die er‰e Zeile mit denen Worten anfänget: Die Leber i‰ vom He¡t und ni¡t von einem - - Sie werden aber heutige# Tage# wenig gea¡tet." Leberreime wurden zuerst von Johannes Junior (Rhythmi Mensales, 1601), Johann Sommer (Hepatologia Hieroglyphica rhythmica, 1605) und Michael Stahlschmidt (Iocoseria mensalia | Da# i‰: | Uber Hundert | s¡ön und Chri‰li¡er S¡er” | und Ern‰ha[ter | Leber Reymen [...], Paderborn 1616) gesammelt; s. auch Brandes, 1888; Wilpert, 2001, S. 453; Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Bd. 3 (2003), S. 503. Birkens Leberreime sind fast alle erotischen Inhalts, gelegentlich ist eine weibliche Sprechinstanz vorausgesetzt (4, 6, 9), bei anderen ist das Geschlecht der Sprechinstanz nicht zu erkennen. Nicht wenige geben sich allgemeingültig (1, 2, 5, 7, 8, 11, 13, 15, 16, 18); in dreien klingt das Motiv unglücklicher Liebe an (17, 18, 20). Mit Sicherheit stammt die Gedichtgruppe aus der Zeit, die Birken in Dannenberg verbracht hat und läßt etwas von der fröhlichen Geselligkeit erkennen, in der Birken dort lebte, ähnlich wie das Gedichtfragment Nr. 30 in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1, S. 64-67). Die zwanzig Gedichte weisen zehn verschiedene Formen auf. Formal identisch sind die Gedichte 1, 17, 20; 3, 6, 7, 12, 14, 19; 5, 18; 8, 15; 11, 13. Nur je einmal begegnen die Formen der Gedichte 2, 4, 9, 10 und 16. Ein Druck der Gruppe oder einzelner ihrer Bestandteile ist nicht bekannt. 14 Er und J¡ allein] Der Liebhaber und die Sprecherin. – 22-24 getreue Lieb i‰ wie ein winterS¡litten, ~ man¡e s¡were Reiß] Auch die 'Rosilis'-Gedichte in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (s. WuK. Bd. 1, S. 68-75, 515-518) thematisieren eine räumliche Trennung der Liebenden. – 55 Der soll Narci‹u# Lohn entfangen] Narcissus verliebte sich in das eigene Spiegelbild und starb aus unerwiederter Liebe; s. Ovid, Metamorphosen 3, v. 339-510. – 56 und mit Actäon# hörnern prangen] Der Jäger Actaeon, der die Göttin Diana unbekleidet gesehen hatte, wurde von dieser zur Strafe in einen Hirsch verwandelt und von den eigenen Hunden zerfleischt; s. Ovid, Metamorphosen 3, v. 131-252. – 58 Vor meine# Lieb¡en# Mund die Rosen ›nd verbli¡en.] Das Rot der Lippen der Geliebten übertrifft noch jenes der Rosen. – 63f. Do¡ wann der Mund ~ so fang da# aug zu reden an.] Ein besonders raffinierter Leberreim: Er thematisiert die Unfähigkeit des Liebenden, in der Runde mitzuhalten, indem er den Anforderungen des Genres exakt entspricht.
Text 63: An ein wehrte# Ehepaar: Bewirtung#-Dank. 39r-41r 1 und] u. (ebenso 8, 21, 23, 30, 39, 42 (2x), 48, 57, 61, 71, 78, 102, 103, 104, 106, 113, 115, 116 (2x), 117, 136) – 1 zwar] a überschrieben – 3 Paar!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 3 von] vom – 5 Sinnen] Sin en (ebenso 6 rinnen – 101 könne – 115 Sinn) – 7 Musenbrunn] Musebrunn – 8 Seufzerammen] Seufzeram en (ebenso 16 ‰immen – 41 gekommen – 42 genommen – 93, 136 Himmel – 100 Frommen – 122 Na¡kommenheit – 130 himmel#bühnen) – 8 Seufzerammen] z undeutlich aus ” überschrieben – 12 hau#] #
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aus s überschrieben – 12 verha‹t] mit ver-Kürzel; ebenso 13 verleiht – 18 vers¡wiegen – 25 unver‰orben – 26 verfällt – 26 unverdorben – 38 Verhängnüß – 85 verjagen – 14 euer] u undeutlich überschrieben; ev. eüer – 17 Tugend lob] kein Wortabstand – 17 ans¡reiben] ev. an s¡reiben – 20 da#] Kürzel; ebenso 47, 48, 55 – 21 üm] danach ein Wortanfang oder Satzzeichen gestrichen – 22 den] dem – 24 der] Kürzel; ebenso 28, 51, 57, 69, 95, 99, 119, 122, 123, 124 – 31 J”t] J”t' – 31 J”t] erstes t nachträglich verdeutlicht; ebenso 32; ebenso 56 i”t – 31 sey'#] s überschrieben – 36 an] an. – 37 Meilen] M aus m überschrieben – 39 wa#] Kürzel; ebenso 89 – 40 Läz‰e] z aus ” überschrieben – 43 wieder] mit der-Kürzel; ebenso 50 andre – 82 lieder – 45 Wäisen] W aus w überschrieben und ä aus e überschrieben; ebenso 49 – 47 der] e überschrieben – 50 andre] versehentlich der-Kürzel statt d – 53 Tage:] Doppelpunkt aus Komma überschrieben – 59 Und] U. (überschrieben) – 62 kan] k überschrieben – 63 und] u – 65 s¡li‹en,] Komma aus Punkt überschrieben – 67 wil‰:] Doppelpunkt ev. aus Semikolon überschrieben – 68 sol] l überschrieben; ev. soll – 70 unter] t überschrieben – 70 unter] mit -er-Schlaufe; ebenso 73 unßer – 87 geneigter# – 71 ni¡t] n – 76 nd‰] d oberhalb der Zeile – 76 i‰] s überschrieben – 78 ndt] t ev. nachträglich angefügt – 78 sein] i aus y überschrieben – 79 bleibet] durch Überschreibung aus bleibt – 80 überall (beide Positionen)] erstes l oberhalb der Zeile eingefügt – 88 wäs¡t] durch Überschreibung und Ergänzung aus w䡉 – 88 fremde] Endungs-e oberhalb der Zeile – 113 etwa#] mit wa#-Kürzel – 126 Jndeßen] ß überschrieben Das Gedicht ist anläßlich des Abschieds aus Dannenberg Anfang November 1648 (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14, S.43)) entstanden. Bei dem Ehepaar handelt es sich um den in Dannenberg lebenden Mecklenburgischen Landrentmeister Johann Schrödter und dessen Frau Brigitta (beide 1611-1663), deren Kinder Birken von Mitte Juni 1647 bis Anfang Oktober 1648 als Hauslehrer unterrichtete; s. Album 1: P.Bl.O.5 (Hs 152818), 52r; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 41f., 91f. Birkens Gedicht betont unter anderem die gastfreundliche, ja familiäre (vgl. v. 41-52) Atmosphäre im Hause der Schrödters, die auch in vier Briefen seines Auftraggebers (PBlO.C.315.1-4) anklingt. In den Jahren 1655-1657 versuchte der zweitälteste Sohn und spätere Superintendent Adolph Friedrich Schrödter in mehreren Briefen, den Kontakt zu seinem früheren Hauslehrer zu erneuern. Zwei von ihnen sind in Birkens Briefarchiv erhalten (PBlO.C.314.1 vom 21.3.1657 und PBlO.C.314.2 vom 14.11.1657). Ein Antwortschreiben Birkens ist nicht bekannt. Aus Schrödters zweiten Schreiben geht hervor, daß Birken ihm ein mit persönlicher Widmung ("Meo Adolfo Friderico Schrödero.") versehenes Exemplar seiner Liedersammlung Gei‰li¡er | Weihrau¡körner | Oder | Anda¡t#lieder | I. Du”et; | Samt einer Zugabe | XII Du”et | kurzer Tagseufzer. | Nürnberg/ | Bey Jeremia Dümlern/ im | 1652 Heiljahr. zugesandt haben muß. Schrödters erster Brief erweist, daß er auch die Ekloge Floridan# | De# Pegni”s¡äfer# | Niedersä¡›s¡e | Le”e/ | Seinen | Wehrten und Geehrten | Hau#geno‹en | und andern | Gutgönnern und Freunden | zu | Dankbarer Erwiederung | und | Gutem Andenken | hinterla‹en | Jn Dannenberg. | Jm Jahr unser# Erlöser# | M.D.C.JJL. | [...] | Hamburg/ | Gedrukkt bey Jakob Rebenlein. besessen hat. Birkens Ab-
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schiedsgedicht an das Ehepaar Schrödter steht dort auf den Seiten Biijr-Cr; s. Stauffer, (2007), S. 4951. Anders als im Manuskript werden die beiden Eheleute in der Überschrift der Druckversion namentlich erwähnt. Dort wird das Gedicht innerhalb des Dialogs der beiden Schäfer Floridan und Filanthon mitgeteilt, der die Rahmenhandlung der Ekloge bildet. Die Mitteilung des Gedichtes ist in das Hirtengespräch so eingefügt: Weiter konde er [Floridan] ni¡t reden. Und s¡o‹en über diesen Worten beyden S¡äfern die Thränen in die Augen; sonderli¡ aber Floridan/ wöl¡er in Zähren und Seufzern gar herau# ‰ie‹e/ wa# jhn der Smer” ni¡t hatte außreden la‹en. Endli¡ ermundrete er ›¡/ und/ na¡dem sie ›¡ beyde gese”et/ bate er Filanthon/ er mö¡te e# jhm ni¡t verdrie‹en la‹en/ zuer betrübten Le”e seine Flöte hören zula‹en. Jn deren Tohn er | Dem WohlEhrnve‰en Groß-A¡tbarn und Wohlgelehrten Johann S¡rödern Für‰l. Mekelnburg. Wolgewürdigten Landrentmei‰ern/ und de‹en Viel-Ehren-und Tugendrei¡en Her”geliebten Hauß-Ehre Frawen Brigitta Stillen/ u. d. g. Zu dien‰li¡em Dank und Erinnerung fernere# Wohlwollen#/ folgende# an‰immete: Der erste Buchstabe von v. 1 ist als große Initiale ausgeführt; dadurch sind die Verse 1-3 eingezogen. Außer den im Manuskript eingezogenen Versen 13, 33, 45, 53, 59, 77, 81, 89, 101 und 121 sind im Druck auch die Verse 126 und 133 eingezogen. Das Gedicht enthält im Druck auf vier der sechs Seiten auf den Rändern und am Seitenfuß lateinische Anmerkungen; zu diesen s. u. Die auf sie verweisenden Buchstabenziffern und Asteriske stehen teils innerhalb der Verse (v. 74, 117), teils am Versende (v. 61, 64f., 68, 71, 74, 80, 88, 120). Von diesen Besonderheiten sowie Unterschieden der Orthographie und Interpunktion und einigen typographischen Hervorhebungen abgesehen, weist die Druckfassung folgende Abweichungen auf: 7 Musenbrunn] Museebrunn – 11 in] im – 19 den] dem – 21 üm] ümb – 25 unver‰orben] unverdorben – 35 ums¡reiben] üms¡reiben – 38 Verhängnüß] Verhängniß – 40 diese] diese# – 44 den] dem – 47 der] da# – 47 sol¡en] söl¡en – 51 Fremd] Frömbd' – 56 i”t] je”t – 66 keinen] keinem – 78 wel¡en] wöl¡em (ebenso 124) – 87 Fremdling] Frömdling – 88 fremde] frömde – 89 J¡] Jhr – 94 vor mi¡
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wird] wird für mi¡ – 97 von] vom – 99 Gotte#fur¡t] Gotte#for¡t – 106 ihrer] ihre – 116 seine] seinen – 116 jenem] jenen – 118 erkramen] einkrahmen – 121 Tugendwehrte] Tugenrei¡e – 131 darbey] dabey 1-16 J¡ solt' und wolte zwar ~ ein Loblied ‰immen an.] Das Motiv des Aufschiebens einer poetischen Leistung – die dann doch erbracht wird – wegen momentaner seelischer Indisposition verwendet Birken häufig als Mittel der Effektsteigerung. – 2 ankun]] 'Ursprung' – 10 der klare Claro# ~ au¡ gefroren.] Das Wasser der zur Dichterei anregenden Musenquelle; s. zu Gedicht Nr. 12, v. 71. Wie dort spielt Birken auch hier auf die winterliche Schreibsituation an. – 11f. Die Musen ›nd au¡ wohl ~ i‰ alle Kun‰ verha‹t.] Mythologisierende Einkleidung der Indispositionserklärung. – 13 verspart] 'aufgeschoben'. – 17-20 Diß ‰eht Poeten zu ~ da# ewigli¡e Laub.] Vgl. Niedersä¡›s¡en Le”e, [Aiv]v: "Filanthon: [...] Du gibe‰ aber mit diesen Wörtern zu ver‰ehen/ daß/ wie fürträgli¡ e# i‰/ jhme Poeten verbündli¡ ma¡en/ also s¡ädli¡ i‰ e# au¡/ dieselben zu Feinden haben. Jhr Poeten verewiget/ wem ihr wohl wollet/ mit eurer Feder; denselben aber/ der Eü¡ übel will/ ma¡et jhr no¡ vor seinem Tode ‰erben." – 14-19 so will i¡ euer Lob ~ no¡ bey dem Pöbel soll vermodern in den Staub] Zu dieser häufig bei Birken begegnenden Kontrastierung von höherem und irdischem Streben s. zu Gedicht Nr. 1, v. 7-12. – 20 darfür trägt ein Poe¨t da# ewigli¡e Laub.] Die Niedersä¡›s¡e Le”e enthält ([Aiv]v-Br) auch kritische Bemerkungen Floridans / Birkens über das Mißverhältnis vieler gekrönter Poeten, denen nur wenige gegenüberständen, die ihr Amt ernst nähmen: "Ja der Gekrönten ›nd j”und so viel/ daß man könde ein gan”e# Land damit bese”en; (k) und dör]e danno¡ mitten unter denenselben/ einen Poeten mit der Leu¡te su¡en mü‹en. (l)" ([Aiv]v). – 27f. Daß von Augu‰u# ~ Poeten gön‰ig i‰.] Vergil, Horaz, Ovid und Properz verherrlichten in einigen ihrer Werke Kaiser Augustus als Friedensstifter und Bringer eines Goldenen Zeitalters. Hier ist gemeint, der Nachruhm des Augustus sei die Folge seines Wohlwollens gegenüber den Dichtern. Daß die Passage im Präsens steht, mag eigene Ambitionen in Richtung auf den damals gegenwärtigen Augustus und das von ihm ausgehende Recht zur Poetenkrönung andeuten. – 33-52 Worfür? ~ für eü¡ den guten wein.] Beginn der Dankesrede. Seinen Status als Waise hat Birken erstaunlich lange betont, auch dem Lüneburger Ehepaar Pipenburg gegenüber; s. WuK. Bd. 14, S. 88f. – 35 die Gutthat i‰ no¡ s¡le¡t, die man ums¡reiben kan.] 'Nur geringe Wohltaten lassen sich mit Worten beschreiben.' – 37-40 Von Zehnmal Sieben Meilen ~ bald euer Dannenberg] Ausgangspunkt dieser Reisebeschreibung ist Nürnberg, das Birken am 7.12.1645 Richtung Wolfenbüttel verlassen hatte; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 30. Entfernungsangaben sind in Texten des Mittelalters und der Frühen Neuzeit von einer Reihe Faktoren abhängig und variieren entsprechend; s. Dennecke, 1992. Sofern Birkens Entfernungsangabe nicht nur einfach große Entfernung anzeigen soll, entspräche somit eine Meile der Entfernung von 6,4 km bei einer zugrundegelegten Distanz von 450 km für die Strecke Nürnberg - Wolfenbüttel. – 40f. da# diese Läz‰e Jahr | mi¡ wol bewirtet hat] Birkens Aufenthalt in Dannenberg als Hausgenosse der Familie Schrödter begann am 15.6.1647 und dauerte bis Anfang November 1648; s. WuK. Bd. 14, S. 41, 43. – 41f. J¡ bin hieher gekommen und Vatt- und Mutterlo#] Birkens leibliche Mutter war am 12.4.1633, der Vater am 23.5.1642 verstorben; s.
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Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 17m17, 22m25. – 54f. hat ni¡t, ~ da# Land mi¡ au#gejagt] Im Jahre 1629 war Birkens Familie aus Eger nach Nürnberg emigriert, wo sie am 3.6.1629 (s. zu Gedicht Nr. 23, v. 13-18; Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 16m5; Die Betrübte Pegne›#, S. 67-76.) zusammen mit der Familie Rubinger (s. zu Gedicht Nr. 25) eintraf. – 56 mein Eger, von dem man i”t man¡e Zeitung li‰?] Im Juli 1647 eroberten schwedische Truppen die Stadt Eger, die darauf von kaiserlichen Truppen belagert wurde; s. Theatrum Europaeum. Bd. 6 (1663), S. 26f. – 59-82 Und zwar, ein gro‹er Muht ~ Mein Vaterland.] Mit philosophischen Betrachtungen aufgeladener Teil der Danksagung: Die Gastgeber hatten dem jungen Heimatlosen eine neue Heimat geboten. – 60f. Ein winkel i‰ zu äng; ~ ›¡ und sein denken binden.] In einer Anmerkung zur Druckfassung gibt Birken Seneca, Epistulae morales, 3.28.4. als Quelle an und zitiert die entsprechende Passage. – 63f. wer blöd i‰, ~ der weiten Erden hin.] In einer Anmerkung zur Druckfassung nennt Birken Lipsius, De constantia 1.9, und zitiert die entsprechende Stelle, die ihrerseits wieder Zitate enthält: ein griechisches, das keiner Quelle zugeordnet werden konnte, sowie Ovid, Fasti 1. v. 493f. – 65 Ein gro‹er Sinn lä‹t ›¡ in keine Mauren s¡li‹en] In einer Anmerkung zur Druckfassung nennt Birken Seneca, De animi tranquillitate, 8 (korrekt: 9.4.4) und zitiert die entsprechende Passage. – 67f. Zieh hin, ~ wa# man haben sol.] In einer Anmerkung der Druckfassung nennt Birken Seneca, Epistulae morales 3.28.4 und 3.24.17, und zitiert die entsprechenden Passagen. – 71 kan wohl ein ort ohn di¡ und du ohn ihn ni¡t seyn?] In einer Anmerkung zur Druckfassung nennt Birken Seneca, De animi tranquillitate 8.7.3 bzw. einen von Seneca zitierten Ausspruch des Diogenes als Quelle und zitiert die entsprechende Passage. – 73f. Au¡ wer e# re¡t bedenkt, ~ ‰ät# eine Rei# zum Tod] In einer Anmerkung zur Druckfassung nennt Birken Seneca, Epistulae morales 24.19 als Quelle. Ferner werden Passagen aus Seneca, Consolatio ad Marciam 21.6.5, Consolatio ad Polybium 11.2.1, und nochmals Consolatio ad Marciam 10.4.5, zitiert. Ebenso wird Manilius, ein Dichter der Augusteischen Zeit, genannt, dessen Werk Astronomicon 1579 und 1600 von Scaliger ediert worden war; Birkens Quellenangabe "Manil. I.4." weist jedoch keine Übereinstimmung mit dem Wortlaut der Anmerkung auf. Die letzte Quellenangabe "Barth. Advers. I.28.c.19." bezieht sich vermutlich auf das Werk CASP. BARTHI | ADVERSARIORUM | COMMENTARIORUM | LIBRI LX, Frankfurt 1624, von Caspar von Barth (1587-1658; ADB. Bd. 2 (1875), S. 101f. (Eckstein); NDB. Bd. 1 (1953), S. 605 (Wentzlaff-Eggebert)); auch in diesem Fall ist keine Zuordnung von Quelle und Anmerkung möglich. – 74 dem unbe‰and ergeben] In einer Anmerkung der Druckfassung nennt Birken Seneca, Epistulae morales 1.4.7 als Quelle und zitiert die entsprechende Passage. – 75f. der wandert nur ~ dort i‰ dein vatterland.] In einer Anmerkung der Druckfassung nennt Birken Lipsius, De constantia als Quelle, und zitiert die entsprechende Passage. – 80 wem überall i‰ wohl, i‰ überall zu hauß.] In einer Anmerkung zur Druckfassung nennt Birken Seneca, De providentia 2.1.1 als Quelle und zitiert die entsprechende Passage. Ebenso werden Owenus, Lipsius, De constantia 1.2, Seneca, Epistulae morales 28 und De animi tranquillitate 5 als Quellen genannt. – 82f. Man wird no¡ man¡e lieder lesen | die de‹en Zeügen seyn.] Bei
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dieser Ankündigung scheint es geblieben zu sein. – 87f. So geht#: ~ eine fremde hand.] In einer Anmerkung zur Druckfassung zitiert Birken ein Distichon, an dessen Ende als bisher unaufgeschlüsselte Herkunftsbezeichnung die Abkürzung "Sab." steht. – 101-104 Solt i¡ nit s¡reiben auf, ~ habt Leib und Blut gewagt | für Gott und Vatterland.] Johann Schrödter muß im Dienste der Mecklenburgischen Herzöge als Offizier Kriegsdienste geleistet haben. Als "Götter" werden von Birken und anderen wie bei den Humanisten oft die Regenten bezeichnet. – 110 Mein Nürenberg hat eu¡ sein Crocodil geweiset] Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts waren exotische Tiere wie Giraffen, Elefanten oder Krokodile beliebte Schaustellerobjekte; s. Schwegler, 2002. Krokodile waren auch ein häufiges Requisit in Naturaliensammlungen und Apotheken. Schrödter hatte vermutlich bei einem früheren Nürnberg-Besuch solch ein Exemplar gesehen und Birken davon berichtet. – 111 der Däne seinen Held ~ in# hohe Sternenland.] Christian IV. (1577-1648; zu ihm s. Zedler. Bd. 5 (1733), Sp. 2215) war seit 1588 König von Dänemark und Norwegen. Schrödter muß in diplomatischer Mission zu Christian IV. gesandt worden sein. – 117 Wi” ligt in keinem Bett] In einer Anmerkung zur Druckfassung zitiert Birken den zweiten Vers eines Distichons mit der Quellenangabe "Virg. Epigr." Er konnte aber in den in Frage kommenden Texten des Catalepton nicht gefunden werden. – 119f. Ein Mens¡ ~ für tausend Mens¡en ‰ehn.] In einer Anmerkung zur Druckfassung nennt Birken das Pervigilium Mercurii des Georgius Loysius, Frankfurt 1644, als Quelle, und zitiert eine Passage daraus.
Text 64: Rätsel: der Seidenwurm. 41r/v T1 LXIV.] LXIV – 2 der] Kürzel – 4 LenzenSonn] ev. Lenzen Sonn – 6 da#] Kürzel – 6 Wunderding] mit der-Kürzel – 8 und] u. – 8 in einem] einem – 9 Gewinn] Gewin Auch dieses Epigramm, das man sich gut als Erklärungstext eines Emblems vorstellen kann, dürfte in Dannenberg entstanden sein, eher 1648 als 1647. Eine zweite Manuskriptfassung enthält die handschriftliche Gedichte-Sammlung Floridan# Amaranten-Garte ((WuK. Bd. 1), S. 75, 519f.). Von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es folgende Abweichungen: T1 LXIV] XXXVI. – T2 der Seidenwurm.] Seidenwurm – 5 viel huntert] vielhundert – 8 einem] einen –. 1648 ist das Epigramm in Birkens Welfenhaus-Panegyricum Dannebergis¡e | Helden-Beut/ | in den | Je”is¡en | BlumFeldern | beglorwürdiget. | Hamburg/ | Gedru¿t/ bey Jacob Rebenlein. | im Jahr/ 1648., [Aiiij]r/v, gedruckt worden; s. Stauffer, 2007, S. 41-43. Von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen und dem Fehlen der Hervorhebung der beiden Schlußwörter, gibt es folgende Abweichungen: T1f. ] fehlt – 4 LenzenSonn] Lenzen sohn – 7 vers¡loßne#] vers¡lo#sene# –. Die Mitteilung des Gedichtes ist scheinbar recht willkürlich in die Erzählung eingefügt. Der Schäfer Floridan betrachtet ein Bächlein, und dabei fällt ihm ein, "wa# ma##en diese# Silberwä‹erlein glei¡sam ein ‰umme# Sinnbild wär der Zeit und de# hinfälligen Leben#/ wöl¡e beyde dur¡ keinerlei Mittel können aufgehalten oder verlängret werden." ([Aiv]r)
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Während er damit beschäftigt ist, das "‰umme Sinnbild redend zu ma¡en" und zu bedichten, wird er abgelenkt (ebd.): Indem ersahe er au[ einem Blat einen Seidenwurm/ wöl¡er na¡dem er nun au#gefüttert/ anenge ›¡ selb‰ in seine Arbeit zu vergraben/ damit verga‹e er seine# Vorhaben#/ na¡dem er ›¡ erinrete etli¡er Rätselreimen/ wöl¡e er vor etli¡en Tagen ungefehr verfa##et. Und dieweil er selbige bey handen wu‰e/ su¡ete er in seiner Tas¡e/ und fande ›e au¡ alsobald. E# waren aber folgende: Nach der Mitteilung des Gedichtes kommt es zu einem Themenwechsel. Der Leser soll feststellen, daß es Auferstehungsgedanken sind, die Floridan in seiner Rätselrede versteckt hat und die ihn im erzählten Geschehen von seinen Vergänglichkeitsbetrachtungen abbringen. Schon die Überschrift macht deutlich, daß das "Rätsel" nicht gelöst ist, wenn der Seidenwurm als Sprechinstanz erkannt wird. Es geht vielmehr um die preziös verrätselte, mit der Vergänglichkeitsthematik kontrastierende Auferstehungssinnbildlichkeit, die am Ende kenntlich wird. Zur Seidenraupen-Sinnbildlichkeit im allgemeinen s. Jöns, 1998. Zu Birkens Gedicht s. Laufhütte, 2007, S. 403-412. 1 J¡ werde, bi# i¡ selb‰ gebähre, zwier gebohren.] Das Schlüpfen der Raupe aus dem Ei und des Falters aus dem Kokon sind gemeint. Auf die beiden Stadien der Metamorphose spielt auch v. 8 an – 9f. Mein End verrähtet mi¡. ~ ein Kleid von Seiden Spinn'] Nicht mehr Rede des Seidenwurmes, sondern des Gedichtes; Anspielung auf die Schlußszene in Sophokles' Drama 'Oidipus auf Kolonos'.
Text 65: Auf eine Selb‰mörderin. 41v 1 Himmel] Him el (ebenso 2 himmel – 8 Höllenammen) – 4 daß] Kürzel; ebenso 7 da# – 5 der] Kürzel; ebenso 8 – 7 Feur] r aus er überschrieben – 7 und] u. In Birkens Tagebüchern sind, neben Hinrichtungen und Brandkatastrophen, auch einige Selbstmorde verzeichnet. Der früheste Eintrag findet sich in der Autobiographie ("Ursula Freudl. ἀυτόχειρ."; Prosapia / Biographia, WuK. Bd. 14, S. 24m51) und stammt aus dem Jahr 1645. Das Manuskriptumfeld läßt darauf schließen, daß das Gedicht nach Birkens Rückkehr aus Norddeutschland (20.11.1648; s. WuK. Bd. 14, S. 43m14) im Frühjahr 1649 in Nürnberg verfaßt wurde. Die Wortwahl der Verse 1-3 läßt vermuten, daß sich die Betroffene ins Wasser gestürzt hatte: eine Todesart, die in der Frühen Neuzeit häufig von Frauen gewählt wurde; s. Dieselhorst, S. 127f.; vgl. auch Birkens Tagebucheintragungen zum 1.3.1668 (I.349; PBlO.B.2.1.4, 75v) und zum 28.2.1677 (II.381; PBlO.B.2.1.2, 15v). In den Nürnberger Ratsverlässen (Rv. 2356, 70v; Rv. 2355, 84; Angaben nach Dieselhorst, 1953, S. 211) werden für den 26.3.1649 und den 2.5.1649 zwei Selbstmorde von Frauen verzeichnet, die durch Stürze in die Pegnitz verübt wurden. Obwohl der Suizid in der Frühen Neuzeit nach kirchlichem und weltlichem Recht als kriminelle Handlung galt, gab es keine generelle Meldepflicht; s. ebd., S. 133f. Birkens Ge-
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dicht, von dem kein Druck bekannt ist, könnte sich, muß sich aber nicht auf einen der beiden genannten Fälle beziehen. 3-5 Stürz ni¡t ~ au# fur¡t der Noht] Durch den Akt der Selbsttötung verbaut sich die Selbstmörderin den Zugang zum Paradies, da sie sich der jedem Christen gewährten Vergebung der Sünden durch Buße verweigert; vgl. Lk 15.7. Birken bezieht sich wahrscheinlich auf die bereits bei Augustinus, De civitate dei I.17-27 (insbesondere I.22) gegen den Selbstmord vorgebrachten Argumente.
Text 66: GrabS¡ri[t einer Mäise. 41v 2 man¡en] durch Überschreibung (-en-Schlaufe) aus man¡en – 3 Beut] t überschrieben – 4 der] Kürzel – 4f. lu‰gewürz-|te] z nachträglich angefügt, dadurch Worttrennungsstriche überlagert – 5 die] di – 5 und] u. – 6 Styger] mit -er-Schlaufe Birken hat dieses scherzhafte Gedicht im Frühjahr (vgl. v. 5) 1649 verfaßt. Das Epitaph-Epigramm Nr. 67 gehört wohl mit dem Gedicht Nr. 66 zusammen. Es ist ersichtlich durch c. 3 des Catull angeregt; zu diesem s. Kroll, 1959, S. 5-7. V. 3 bestätigt die Angabe der Autobiographie (Prosapia / Biographia, WuK. Bd. 14, S. 43), daß Birken nach der Rückkehr nach Nürnberg zunächst bei seinem Bruder Christian Betulius lebte, der damals als Gymnasiallehrer in Nürnberg tätig war (s. ebd., S. 3). Den Namen "Birkner" bzw. "Birkener" führte noch Birkens Urgroßvater; erst der Großvater verwendete die lateinische Namensform (s. ebd., S. 1). In dem 1669 gedruckten Sammelwerk GUELFIS oder NiderSä¡›s¡er Lorbeerhayn finden sich mit der Lob- und Lei¡s¡ri] eine# Hof-Lewhunde#/ Namen# Männ¡en (S. 66-82) und der darauf folgenden Grabs¡ri] (S. 82f.) zwei dem Umfang nach zwar längere, jedoch in der Thematik recht ähnliche 'Haustiergedichte'. Ein Druck ist nicht bekannt. Die Sammlung lateinischer Gedichte und Briefe Birkens mit dem Titel BETULETUM (PBlO.B.3.1.4) enthält als 32. Bestandteil eine lateinische Fassung des Epigramms Nr. 66 (30v): Epitaphium Pari. Parve Pare, promeconde gutturalis Nectaris, oscinum puelle, pulle Aonidosquè Aëdonis, cuius Ascra inebriavit melle rostra roscido; Praeda prima tu Beheimi, gaudium Betulidum! grata, crispa, chara, rara, morte claudis carmina! Tene terris pacis aurum verquè pratis germinans nigricantis in barathri, stagna sivit mergiar? Sic FUISTI, chare Pare! Musa funeris memor ast, ut aevum sis superstes, poste ab isto pendeat.
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Apparate und Kommentare
Anno, qVo parVVs parVs, CasV ConsternatVs, anCILLae InCVrIaM Letho LVIt, eheV! Auch von diesem im Chronogramm auf das Jahr 1649 datierten Epigramm ist kein Druck nachgewiesen. 1 auf deren S¡nabel Honig au# dem Claro# oß] Zur Musenquelle 'Claros' s. zu Gedicht Nr. 17, v. 71. – 3 Sänger Mund und Beheim# Beut] Vermutlich hatten die "Birkner-Brüder" den Vogel von einem Mitglied der Patrizierfamilie Beheim von Schwarzbach (auch Behaim, Böhaim) erworben oder geschenkt erhalten. Daß es Kontakte gab, erweist die von Christian Betulius im Jahre 1647 für Lukas Friedrich Behaim (1587-1648; zu ihm s. NDB. Bd. 2 (1955), S.2; Biedermann, 1748(1), Tab. X) und weitere Senatoren verfaßte Neujahrsschrift MAGNIFICIS, NOBILISSIMIS, AMPLIS-|SIMIS ET PRVDENTISSIMIS VIRIS, | DOMINIS, | DN. LUCAE FRIDERICO BÖHAIMO, | IMPERIALIS NORIMB. SEPTEMVIRO | GRAVISSIMO, ECCLESIARVM EPHO-|RO PATERNO; | DN. ALBERTO PÖMERO; | DN. GEORGIO IM HOF; | DN. JODOCO CHRISTOPHORO | CRESSIO, A CRESSENSTAIN; | SENATORIBUS DIGNISSIMIS, SCOLAR-|CHIS SVMME MERENTIBVS: | DOMINIS AC MECOENATIBUS O-|PTIMIS MAXIMIS, | SOTERIA HAEC JANUARIA | D. D. D. | CIVIS AC CLIENS HUMILIMUS, | M. CHRISTIANVS BETVLIVS, | GYMN. AEGID. COLLEGA. | CHRISTI ANNO. | SPEM DAT CONTENTAE FORSAN PAX LENTA QVIETIS! | E PRELO SARTORIANO. (s. VD-17-Dokument Nr. 75:651619Y). Da Behaim, der seit 1625 dem inneren Rat Nürnbergs angehörte, neben seinen Ämtern als Schul- und Kirchenpfleger auch offizieller 'Deputierter zur Musik' und ein bekannter Förderer des musikalischen Lebens seiner Stadt war (s. Zirnbauer, 1960, S. 330351), könnte v. 3 eine Anspielung auf ihn sein. Zu seinem Tod im Jahre 1648 hat Birken das Gedicht Nr. 47 der Sammlung BETULETUM (PBlO.B.3.1.4, 44v/45r): Epitymbion in obitum Lucae Friderici Beheimi, Senatoris et ProtoScholarchae Norici, sowie zwei anagrammatische Distichen (ebd., 45r) verfaßt, die gedruckt wurden in: LAVDATIO FVNEBRIS | VIRI | Magnifici, Nobilissimi, Amplissimi, longèque | Prudentißimi | Dn. LUCAE FRIDERICI | BEHAJM | Reip. Noribergensis Septemviri atque Senatoris | gravissimi, & Scholarchae primarii, de Universitate | Altdorffina Patriaeque Ecclesiis & Scholis singu-|lari exemplo quàm optimè meriti | Cum maximo bonarum mentium luctu | Noribergae IV. KL. QVINCTIL. | beatè defuncti | Scripta Altdorffii & publicè recitata | III. Non. Mart. A. MD C XLIX. | ab | Amplissimo, Consultissimo et Excellentissimo Viro, | Dn. WILHELMO LUDWELL, U. J. D. | & Codicis in Academia Altdorffina Professore Publico, | Principis Palatini & Reip. Noriberg. | Consiliario | Cum Auctario Epicediorum. | NORIBERGAE, | Typis WOLFFGANGI ENDTERI. (s. Stauffer, 2007, S. 57f.; ohne Hinweis auf die Manuskriptfassungen im BETULETUM). Die Sammlung S. v. B. Birken-Wälder enthält noch weitere Gedichte für Mitglieder der Familie Beheim: Nr. 283 und Nr. 366. – 5 Je”und da die Jahre gülden und die Felder werden grün] S. o.; Hinweis auf Entstehung des
Gedichte 66, 67 und 68, 1649
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Gedichtes im frühen Frühjahr 1649. – 6 mu‰ du hin zu Orcu# Tei¡en in die Styger Teufen ziehn.] Vgl. Catull, c. 3, v. 11-15: qui nunc it per iter tenebricosum illuc, unde negant redire quenquam. at vobis male sit, malae tenebrae Orci quae omnia bella deuoratis: tam bellum mihi passerem abstulistis. [Und nun wandert er jene dunkle Straße, Die man nimmermehr wiederkehrt, so heißt es. Und so sei den verflucht, du böser Orcus, Der du, Finstrer, das Schöne all uns fortnimmst; Meinen Sperling, den schönen, raubtest du mir.] (Übersetzung von Carl Fischer, Wiesbaden o. J.) Es gibt weitere Entsprechungen. – 8 Do¡ man soll dein lange# Lob hier an diesem Pfo‰en lesen.] Wohl Entsprechung zu der Tatsache, daß der tote Vogel an einem Gartenzaun begraben worden war. – 8 dein lange# Lob] 'dein langdauerndes Lob'.
Text 67: "Vogel, halt!" 42r 2 ›h‰] i überschrieben Das Epigramm knüpft thematisch und inhaltlich an das voraufgehende Gedicht an. Anders als dort wird jedoch nicht die tote "Mäise" angeredet, sondern deren Artgenossen, wobei die Mahnung des 'Memento mori' (v. 3-6) natürlich an die menschlichen Leser des Sechszeilers gerichtet ist. Von dem Gedicht, das vermutlich ebenfalls im Frühjahr 1649 entstanden ist, ist kein Druck bekannt.
Text 68: Au[ Herrn Wolfgang A¡az Gutbrod# und Jungfrauen Helenen Kö¡inn, Ho¡zeit. 42r/v T2 Herrn] H. – T3 und] u. (ebenso 4 (2x), 12, 24, 26) – T3 Jungfrauen] J. – 1 der] Kürzel; ebenso 40 – 1 gewi¡en] ¡ überschrieben – 2 kömmt] köm t (ebenso 10 nimmer – 28 ‰immen) – 2 LenzenZeit] ev. Lenzen Zeit – 8 s¡lägt] g überschrieben – 9 2. Gärten] eingezogen; ebenso 17 3. Wir – 12 Gra#mü¿e] c ev. nachträglich eingefügt – 16 Lispels¡all] ev. Lispel s¡all – 18 Blumengra#] ev. Blumen gra# – 18 Auen] A überschrieben – 30 Brunnen] Brun en – 33 viel] v überschrieben – 34 Wüns¡e] W aus w überschrieben – 38 Kinder] mit der-Kürzel – 38 Haare!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 39 Treu] T aus t überschrieben – 40 Brod] o oberhalb einer undeutlich ausgeführten Variante des Buchstabens
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Apparate und Kommentare
Zu der Hochzeit des Sohnes des verstorbenen Senators der oberösterreichischen Stadt Steyr Laurenz Gutbrod, Wolfgang Achaz Gutbrod, mit Helene Koch, der Tochter des Mitglieds des äußeren Rates und Marktvorstehers in Nürnberg Jacob Koch, am 2.4.1649 sind zwei Druckschriften publiziert worden, in denen jeweils ein Gedicht Birkens steht; s. Stauffer, 2007, S. 58-60. Der Druck Poetis¡e Aufzüge | zu | Ho¡zeitli¡en Ehren | De# Erbarn und Wolvornemen Herrn | Wolfgang A¡atiu# Gutbrod#/ | al# Ho¡zeiter#/ | und dann | Der Ehrentugendrei¡en Jungfrauen | Helena Kö¡in/ | al# Ho¡zeiterin/ | am 2. Tag Aprili#/ | von | etli¡en Pegni”s¡äfern vorge‰ellet | Jm Jahr Chri‰i MDCXLJX. enthält das Gedicht Neue Zeitung | von der Weibers¡ma¡. (A3v-B3r), dessen Manuskriptfassung den Anfang der 24 Seiten zählenden Sammlung Neue Zeitung | Au# dem Parna‹u# | Von der Weiber-S¡ma¡. (PBlO.B.3.1.11) bildet. Die dort rechts oberhalb des Titels angebrachte Nummerierung "LXVIII" stellt den Bezug zu dem Gedicht aus der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder her, das zusammen mit Beiträgen Johann Michael Dilherrs, Johannes Hellwigs und anderer Teil der zweiten Hochzeitsschrift ist: THALASSI | Festivitati Nuptiali | Viri-Iuvenis Genere et Virtutis adoreâ | Ornatissimi | Dn. WOLFGANGI ACHA-|TII Gutbrod#/ | Viri Nobilissimi et Amplissimi | Dn. LAURENTII Gutbrod#/ | Senatoris Civitatis Steyr supra Anisum in | Austria quondam b. m. prudentissimi | Filii SPONSI: | ut et | Virginis Florentissimae | HELENAE, | Viri Amplissimi et lauda-|tissimi | Dn. Jacobi Ko¡#/ | Numerosioris Senatus apud Noribergenses & | Mercaturae ibidem Praefecti | Filiae SPONSAE, | d. 2. Mensis Aprilis | à | Fautoribus, Affinibus, & Amicis | adornati & producti | NORIBERGAE, | Typis Endterianis, A. C. M. DC. XLIX. Birken hat das Lied in fremdem Namen verfaßt: Unterhalb der Verse des auf den Seiten Bv/B2r als zwölfter Beitrag abgedruckten Gedichts steht die Widmung "Wolmeinend au[gese”t | von | Johann. Joa¡im Lö[elhol” | von Colberg." Das in der Druckfassung unbetitelte Gedicht weist, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion, dem Fehlen der Strophenzählung sowie der anderen Veränderungen (v. 2 und 4 sind eingezogen, v. 5 / 6 und 7 / 8 jeweils noch weiter) und typographischen Hervorhebungen abgesehen, diese Varianten auf: 2 kömmt] kommt – 2 bunte] bunte – 5 verjüngten] verjungten – 7 den] dem – 8 Na¡tegall] Na¡tigal – 15 wiederhall] Wiederh. – 16 Lispels¡all] Lispels¡. – 22 i”t] jetzt – 23 den] dem – 26 eur] dein – 26 Gerü¡t] Geri¡t – 31 Cantorey] Sängerey – 34 Wüns¡e] wüns¡en – 40 Kü¡en] KUCHEN –. Der Auftraggeber des Gedichts, Johann Joachim Löffelholtz von Colberg (1631-1664), gehörte zu den Nürnberger Patriziersöhnen, die Birken nach seiner Rückkehr aus Norddeutschland unterrichtet hatte; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 45, 95. Zu Löffelholtzens Abhandlung Dissertatio | de | PACIS FRUCTIBUS, | Publicae gratulationis ergo conscripta, | et dicta, | In Auditorio publico Noriberg. | â | JOHANNE JOACHIMO LöF-|FELHOLZIO, Patritio | Noribergensi. | NORIBERGAE | E prelo Pillenhoferiano. | Mars frenDens Cessat: PaX feLIX personat orbe. (C2r-C2v; s. Stauffer, 2007, S. 51f.) hatte Birken bereits im Februar 1649 das Widmungsgedicht Jn Johannis Joachimi Löffelholzi Patritii Norici orationem de Fructibus Pacis beigesteuert, dessen handschriftliche Fassung im BETULETUM (PBlO. 3.1.4, 30v/31r) steht. Im Laufe der Jahre verfaßte Birken eine Reihe von Gedichten für
Gedichte 68 und 69, 1649
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Mitglieder dieser Patrizierfamilie: In der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder sind dies die Gedichte Nr. 75, Nr. 115, Nr. 200, Nr. 220, Nr. 279, Nr. 330 und Nr. 342. 9 Gärten pfropfen] 'in den Gärten Bäume okulieren'; s. Zedler. Bd. 3 (1733), Sp. 762-764. – 19f. weil die neuen ~ der Brunnen Gla#] So wie die im Winter vereisten Brunnen im Frühling auftauen, belebt sich die ganze Natur. – 31 Bey der S¡wanen-Cantorey ~ treib i¡ nur ein Gan#ges¡rey.] Ein geläufiger Bescheidenheitstopos, in dem die eigenen dichterischen Leistungen gegenüber denen der anderen Beiträger, die als Singschwäne zu denken sind, als heiseres Gansgeschrei dargestellt werden; s. zu Gedicht Nr. 19, v. 61. – 39 ob eü¡] 'über euch'. – 40 Gut Brod in der Kü¡en sey!] Das in Birkens Epithalamien notorische Spiel mit den Namen der Brautleute, für die auch Gedicht Nr. 69 ein Beispiel bietet.
Text 69: Zu Herrn Doctoris Nicolai Ritter#Hu›j Juris Consulti und Professoris Publici zu Altdorf mit Frauen Reginen Catharinen Mülegg# Ho¡zeit. Nürnberg- und Altdörs¡er Nymfen Streit. 42v-44r T3 Herrn] H. – T3 Doctoris] D. – T3 Juris Consulti] JC. – T4 Professoris Publici] P.P – T6 Frauen] Fr und etc.-Kürzel mit Punkt – 1 und] u. (ebenso 19, 38, 42, 54, 60, 64) – 1 Oreaden] r oberhalb der Zeile – 2 Najaden!] Rufzeichen aus Komma überschrieben; ebenso bei 12 ein! – 17 Cathari#! – 45 Nori#! – 8 deren] mit der-Kürzel – 9 und] u – 11 der] Kürzel; ebenso 33, 48 – 12 ‰ell] ‰e überschrieben – 14 will, für eure Blumenmatten,] Kommata nachträglich ein- und angefügt – 17 Nori#] N. (ebenso 33, 49) – 20 orden?] Fragezeichen aus Rufzeichen überschrieben – 22 dir] r überschrieben – 24 wa#] Kürzel; ebenso 48 – 24 we‰wart#] ev. we‰ wart# – 25 Paläcome.] P. (ebenso 41) – 27 innen.] Punkt aus Komma überschrieben – 28 S¡aar] zweites a nachträglich verdeutlicht – 28 willkommen] willkom e (ebenso 38; ebenso 40 Kommt – 48 himmel#raht) – 29 daß] Kürzel; ebenso 30, 31, 32, 47, 58 da# – 41 ni¡t] n – 53 Brünnen] B überschrieben; Rufzeichen oberhalb von gestrichenem Komma – 57 Paläcome] Pl. – 59 spinnen] s aus S überschrieben – 60 beglü¿tem] m nachträglich verdeutlicht – 61 diesen] diesem Mit diesem und dem folgenden Gedicht gratuliert Birken dem verwitweten Altdorfer Professor der Rechte, Genealogen und Geographen Nicolaus Rittershausen (zu ihm s. Will. Bd. 3 (1757), S. 366-368; ADB. Bd. 28 (1889), S. 701f. (Wegele)) zur Heirat mit der ebenfalls verwitweten Regina Catharina Mülegg am 4.4.1649 in Nürnberg. Wie das Gedicht Nr. 68 mit dem Namen der Braut spielt dieses mit dem Namen des Bräutigams (s. v. 32, 60), aber auch mit dem des künftigen Wohnortes der Braut (s. v. 23). Neben einem Gedicht Johann Klajs und weiteren Ehrengedichten ist das Gedicht Nr. 69 enthalten in dem Werk SECUNDI AMORES | NICOLAI RITTERSHUSII | IC. Professoris Academici, Inclytae Reip. | Noribergensis Consiliarii | ET | REGINAE CATHARINAE, | JOHANNIS HENRICI MÜLLEGGII, &c. | p.m. viduae, | DECANTATI | ab amicis | IV. APRILIS ANNO CHRISTI | M.DC.XLIX. | NORIBERGAE | TYPIS HEINRICI PILLENHOFERI, B3v-Cr; (s. Stauffer, 2007, S.
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Apparate und Kommentare
60-62). Das als zweiter Beitrag gedruckte Gedicht Nr. 69 bildet zusammen mit dem auf Seite Cr gedruckten Gedicht Nr. 70 eine Einheit. Beiden Gedichten geht im Druck auf den Seiten B2v-B3v ein lateinisches Epithalamium vorauf, das ebenfalls von Birken verfaßt wurde und dessen Manuskriptfassung mit dem Titel Epithalamion | Nubtiis | Doctoris Nicolai Rittershusii, | in cathedra Altdorffiensi patris Successoris | et | Reginae Catharinae Müleggiae | Viduae in der Sammlung BETULETUM (PBlO.3.1.4, 31v-32r) steht. Abgesehen von der Reduktion der Überschrift auf die Zeilen T8 und T9 der Manuskriptfassung und der Ausführung des ersten Buchstabens von v. 1 als Initiale, welche die Verse 2 und 3 etwas zurückdrängt, sowie einigen typographischen Hervorhebungen und Unterschieden der Orthographie und Interpunktion, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 3 walddryaden] walddrijaden – 8 deren] derer – 9 gezierten] geziehrte – 19 fremde] frembde – 22 dir] die – 24 den] dem – 29 nit] ni¡t – 36 Tannenheyn] Dannenheyn – 39 fre¡e] wilde – 40 diese That, ihr zur S¡ma¡] ihr zur S¡ma¡/ diese That – 44 herzvergnüget] Her”begnüget – 48 den] dem – 52 A¡] au¡ 1-3 Jhr Napeen, Oreaden, ~ walddryaden] Zu den hier aufgezählten Nymphen, die im griechischen Mythos nach ihren Aufenthaltsorten unterschieden werden, s. zu Gedicht Nr. 37, v. 22f. – 4 unsre Nymfe Cathari# au# den Räuber-armen nehmen] Spiel mit dem Vornamen der aus Nürnberg stammenden Braut, die hier zur Nymfe erklärt wird, welche von ihrem aus Altdorf stammenden Bräutigam entführt werde. – 5 Paläcome] Lateinischer Name der Universitätsstadt Altdorf (s. Graesse. Benedict. Plechl. 1971, S. 15, 268), hier zur Nymphe Paläcome personifiziert. – 6 Pegni”innen] wie 7 Noridinnen und 11 Neroninnen Bezeichnung von Nymphen, welche die Stadt Nürnberg repräsentieren. – 9f. Jhr gezierten Nereinnen, ~ Flußeinwohnerinnen] Die als Nereїden bezeichneten Meernymphen des griechischen Mythos; s. Der Kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 67f. Hier werden die Pegnitz-Nymphen mit diesem Namen bedacht. – 11 Neroninnen] Der Name spielt auf einen der Nürnberger Gründungsmythen an, der den Namen der Stadt vom römischen Kaiser Nero herleitet. – 12 Nori#] Diese Wortschöpfung ist von der spätmittelalterlichen Bezeichnung der Stadt Nürnberg als 'Castrum Noricum' abgeleitet, die man fälschlicherweise mit dem keltischen Stamm der 'Noriker' in Verbindung brachte. Hier ist sie als Personifikation der Stadt Nürnberg verwendet. Die Nymphe Noris ist auch Gegenstand der Schäferei Johann Hellwigs Die Nymphe NORIS | JN | Zweyen Tagzeiten | vorge‰ellet; | DArbey man¡erley s¡öne Gedi¡te/ und warha]e | Ges¡i¡te/ neben‰ unters¡iedli¡en lu‰igen | Rä”eln/ Sinn- und Reimenbildern/ | au¡ artigen Gebänden mit-| angebra¡t | DURCH | einen Mitgeno‹en | der Pegni”S¡äfer etc. | Nürnberg. | Gedrukt und verlegt bey Jeremia Dümler. | Jm Jahr 1650. In diesem Werk (s. zu den Texten Nr. 2, Nr. 3, Nr. 12, Z. 27f., Nr. 14, Nr. 15 im Birken-Harsdörffer-Briefwechsel, WuK. Bd. 9) sind insgesamt vier Beiträge Birkens abgedruckt, die bis in das Jahr 1645 zurückreichen. – 15 lieben unsre wälders¡atten] Altdorf liegt in einer waldreichen Mittelgebirgsregion ca. 25 Km südöstlich von Nürnberg. – 26 Pierinnen] Ein Beiname der Musen; s. zu Gedicht Nr. 40, v. 8. – 42 Aoninnen] Die Nymphen des Berges Helikon, auf dem auch die Quelle Aganippe entsprang, wurden als Aonides bezeichnet; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 417. – 57-
Gedichte 69, 70 und 71, 1649
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64 Nori#! ändre deine Sinnen, ~ ihr Sü‹e# ma¡en bitter.] Diese Verse leiten auf das folgende, mit Glü¿wuns¡ überschriebene Gedicht über und enthalten bereits einen Teil der üblichen Hochzeitswünsche: für ein langes Leben (v. 59-63) ohne Sorgen und Leid (62, 64).
Text 70: Glü¿wuns¡. 44r 1 Himmlis¡er] Him lis¡er (ebenso 13 ‰ammelen – 16 himmel – 16 versammelen) – 1 Himmlis¡er] m überschrieben – 1 der] Kürzel – 2 und] u. (ebenso 7, 12, 13) – 7 wütend] t überschrieben – 8 gemüter] t aus tt überschrieben – 9 Glü¿e# verbitterung] ev. Glü¿e#verbitterung – 9 verbitterung] mit ver-Kürzel; ebenso 16 versammelen – 11 ›e] durch Überschreibung und Streichung aus ›¡ – 12 sonder] mit der-Kürzel; ebenso 12 wunderbar – 15 zum] m aus r überschrieben Ebenso wie das voraufgehende ist auch dieses Gedicht, das zur Kategorie der 'Hochzeit- oder EheWünsche' (s. Teuts¡e Rede-bind- und Di¡t-Kun‰, S. 206f., § 158) zählt, Bestandteil des Druckes SECUNDI AMORES | NICOLAI RITTERSHUSII [...]; s. zu Gedicht Nr. 69. Es folgt dort unter dem Titel Wuns¡ unmittelbar(Cr) auf das Gedicht Nr. 69 und ist mit "Angehöret und au[gezei¡net | von dem | S¡äfer Floridan." unterschrieben. In der Druckfassung ist die Wechselrede des Gedichtes Nr. 69 zwischen 'Noris' und 'Paläkome' fortgesetzt: Abwechselnd sind den Verszeilen die Anfangsbuchstaben der Sprecherinnen vorangestellt. Deswegen ist sicher, daß die Abschlußformel für beide Gedichte gilt. Abgesehen davon sowie von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion, weicht die Druckfassung an dieser Stelle vom Manuskript ab: 5 ma¡e] ma¡t Mit Hinweis darauf, daß die "vor mehr al# 30 Jahren verfa‹ten" Verse in seinen "Birkenwäldern" enthalten seien, hat Birken die Verse 1-12 dieses Gedichtes unter dem Titel "Trauung-Wuns¡" in seine 1679 erschienene Poetik Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰ (S. 44f.) aufgenommen. Bei Stauffer, 2007, S. 61, fehlt der Hinweis auf die Manuskriptversion und auf die nur partielle Wiedergabe des Gedichttextes in der Poetik. Diese Druckfassung weicht stark vom Manuskript ab: 4 S¡aden] S¡ade – 7 wütend und windige#] wü‰e# Wind-wütede# – 8 gemüter] Gedanken – 12 wolken] Himmel 5 Löbli¡e tugend ›e ma¡e mehr adeli¡] Ein öfters bei Birken begegnendes Thema: dem Tugendhaften gebührt ein dem Geburtsadel wenigstens ebenbürtiger Rang; s. zu Gedicht Nr.1, v. 1-6.
Text 71: An Monsieur Elia# Oelhafen von S¡ölnba¡: von seiner Abreise. 44v-46v T2 Monsieur] Mr – T2 von] v. – 1 ander] mit der-Kürzel; ebenso 8 Feder – 26 ander‰ – 42 andern – 97 Biderman – 107 wieder – 108 voneinander – 109 dawieder – 1 J¡!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 4 Kümmerniß] Küm erniß (ebenso 5 ver‰ummen – 9 Sommerzeit – 39 kommt – 47 ge‰ammet – 48 gelammet –
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Apparate und Kommentare
83 entnommen – 84 kommen – 111 Flammen – 112 zusammen – 113 Himmel) – 6 daß] Kürzel; ebenso 37, 42, 94, 110; ebenso 13, 24 (2x), 26, 55, 56, 57, 72, 115, 118 da# – 6 der] Kürzel; ebenso 14, 17, 25, 26, 37, 39, 44, 54, 73, 91, 96, 110, 120, 122 – 6 Guß] Guß. – 8 meine] mein – 11 und] u. (ebenso 12, 16, 18, 27, 34, 47, 49, 63, 65, 67, 68, 70, 77 (2x), 80, 83, 89 (2x), 91, 98, 108, 119, 120, 122 – 13 meyt] mey‰ – 14 Lieb] L überschrieben – 14 bli¿] k aus ke überschrieben – 19 verbunden] mit ver-Kürzel; ebenso 27 verehret – 30 vers¡lie‰ – 20 solang] ev. so lang – 24 Thun] T überschrieben – 25 Freundli¡keit] F überschrieben – 27 wa#] Kürzel; ebenso 57, 100 – 34 Cölln] zweites l nachträglich eingefügt – 38 Nürnberg] rn aus ern überschrieben; g überschrieben – 38 Stadt!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 39 Re¡te] R überschrieben – 41 eügt] g aus ¡ überschrieben – 43 junger] mit er-Schlaufe; ebenso 46 dießer – 58 Lieb‰er – 44 reizt] z aus ” überschrieben – 44 rennen] ren en (ebenso 114 ungetrennte) – 51 vettern] er undeutlich; ev. vettren – 51 denken] Endungs-n überschrieben – 58 Freünd!] Rufzeichen nachträglich eingefügt – 65 nden] f überschrieben – 66 theil] t überschrieben – 71 i¡,] Komma nachträglich eingefügt – 72 Freude,] Komma unsicher; ev. Streichung aus Freuden – 77 J¡] J aus i überschrieben – 84 Klaggefüllte] f aus ‰ überschrieben – 84 Frag] Überschreibung und Streichung aus Spra¡ – 92 s¡warzer] s aus S überschrieben – 101 Du] D nachträglich aus d erweitert – 101 danken] a aus e überschrieben – 104 Pinseln] n nachträglich angefügt – 105 lieb‰er!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 106 seyn!] Rufzeichen (oder Fragezeichen) aus Doppelpunkt überschrieben – 107 ni¡t#] ni¡t – 109 hil[t:] Doppelpunkt aus Semikolon oder Komma überschrieben – 110 Todt] t nachträglich angefügt – 111 au¡,] Komma nachträglich eingefügt – 112 ni¡t] davor gestrichen do¡ – 112 viellei¡t] erstes e aus l überschrieben – 116 treiben] r überschrieben – 117 Die] durch Überschreibung und Streichung (uBogen) aus Du – 119 leite] t aus d überschrieben Adressat ist der junge Patrizier Elias Oelhafen von Schöllenbach (1629-1710). Verschiedene Einträge in Birkens Tagebuch belegen, daß bis wenigstens 1669 persönlicher Kontakt bestand (I.73, 80f. (20./22.2.1661, 16./18.4.1661, PBlO.2.1.3, 24v/25r, 27r), 424f., 431 (16.1.1669, PBlO.2.1.5, 4r/7r)). Wann Birken mit Oelhafen in freundschaftlichen Kontakt gekommen ist, wissen wir nicht. 1647 hatte Oelhafen den schwedischen Kriegsrat Alexander Erskein (1598-1656; seit 1644 unter dem Namen 'Der Fürsichtige' Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft) auf dessen Dienstreise von Nürnberg "dur¡ Thüringen, Meisen, Halber‰adt, Heßen und We‰palen, auf O#nabrügg, von dar au# in Bremen, Verden, Me¿lenburg und Pommern" (Biedermann, 1748(1), Tab. CCCXLIX.B.) und im Jahre 1649 zurück nach Nürnberg begleitet, wo dieser zusammen mit Bengt Oxenstierna und Pfalzgraf Karl Gustav an den Verhandlungen über die Ausführungsbestimmungen zum Westfälischen Frieden teilnahm; s. Die | Fried-erfreuete | TEVTONJE. (Nürnberg, 1652), S. 94. In Birkens Stammbuch (Album 1: P.Bl.O.5 (Hs 152818), 58r) findet sich ein Eintrag Elias Oelhafens vom 25.6.1649. Über ihn wurde vermutlich auch der Kontakt zu seinem Cousin väterlicherseits, Georg Tobias Oelhafen (1632-1685; zu ihm s. ADB. Bd. 24 (1884), S. 299f. (Eisenhart)) vermittelt. In den Rollen der 'Gerechtigkeit' und eines 'Kriegsman-
Gedicht 71, 1649
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nes' war dieser einer der neun aus dem Nürnberger Patriziat stammenden jugendlichen Schauspieler, die an Birkens allegorischer Szenenfolge Teuts¡er | Krieg#Ab- und Frieden#Einzug [...] mitwirkten, die im Rahmen des Friedensfestes am 4./14.7.1650 aufgeführt wurde; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 46, 98; Laufhütte, 1998(2); abermals 2007, S. 153-169. Im BETULETUM (PBlO.B.3.1.4.) sind drei Gedichte auf Georg Tobias Oelhafen enthalten: Nr. CXXVIII (Fama Nobilissimae Familiae Oelhafiorum à Schölnbach Patriciorum Noricorum hodierna Veteris aemula. Epithalamion Georgij Tobiae Oelhafa. à. Schölnbach. Consiliarii Norici et Gumpelsheimeriae, 87v-89r), Nr. CXXXIV (Jn Georgij Tobiae Oelhafij à Schölnbach Patricij Norici Honores Doctorales, 90v) und Nr. CXXXV (Ejusdem Paraenesis ad Patrem Pro Cancellarium Noricum, pro Jnauguratione, 90v-91v). Im Gedichtbuch Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1) findet sich als Text Nr. 160, S. 344-346; 697-706, das Hochzeitsgedicht Liebe# gesprä¡e Zweyer Edlen verlobten, Damon# und Cathari#. Das Gedicht Nr. 71 ist vermutlich Ende 1650 verfaßt worden, da Elias Oelhafen im Jahre 1651 den Grafen Philipp Gottfried von Hohenlohe-Waldenburg (1618-1679) auf einer Reise nach Wien, Mähren und Böhmen begleitete, von der er erst 1653 nach Nürnberg zurückkehrte; s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCXLIX.B. Krölls Vermutung (I. 252), daß sich Birkens Tagebucheintrag vom 29.9.1666 auf dieses Gedicht beziehen könnte, bestätigt sich somit nicht. Dort ist das anläßlich der Verleihung der Doktorwürde an Georg Tobias Oelhafen verfaßte Gedicht Nr. CXXXIV im BETULETUM (s. o.) gemeint. Das letzte nachweisbare Dokument eines Kontaktes zwischen Birken und Elias Oelhafen ist dessen Brief vom 26.6.1658 (PBlO.C.244.1), der am 3.7.1658 bei Birken in Bayreuth eintraf. Daraus geht hervor, daß Birken Oelhafen in einem voraufgegangenen Schreiben zu seiner Hochzeit (18.5.1658; I. 11, PBlO. B.2.1.3, 4v) mit Margaretha Magdalena Mülegk eingeladen und um "Na¡fors¡ung, wegen Verlaß oder Verkaufung einiger Garttenwohnung" (Av) gebeten hatte; es scheint aber keine käuflich gewesen zu sein. Die ferner von Oelhafen gemachten Angaben über die Höhe der Steuern (Losung), die durch verpflichtete Bürger zu entrichten waren, können in Verbindung mit Birkens Absichten zur Rückkehr nach Nürnberg gebracht werden. Es ist kein Druck des Gedichtes bekannt. 13 meyt] 'mäht', 'erntet'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 6 (1885), Sp. 1902. – 21-23 i¡ sah di¡ nur einmal ~ die dünn geseet ›nd.] Vermutlich eine Anspielung auf die Elias' Oelhafens Eintrag in Birkens Stammbuch (s. o.) vorangestellten lateinischen Motti ("Ex aspectu nascitur amor.", "Rarus et inventu difficilis firmus et constans amicus." [Aus dem Anblick entsteht Liebe. Selten und schwer zu finden ist ein treuer und zuverlässiger Freund.]). – 33 war ni¡t der gro‹e Sixt Bey dreyen Keysern Raht] Sixtus Oelhafen (um 1466-1539; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCXXXVIII; ADB. Bd. 24 (1887), S. 292-296 (Eisenhart)) war der Ahnherr der fränkischen Linie des Patriziergeschlechts und diente unter den Kaisern Friedrich III., Maximilian I. und Karl V. als Taxator, Sekretär und Hofrat. – 34 den au¡ Chur-Mäinz und Cölln zur Trau geführet hat] Kurmainz, Kurköln und Kurtrier waren die drei geistlichen Kurfürstentümer im Heiligen Römischen Reich. Der am 16.2.1501 in Nürnberg vollzogenen Trauung
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Apparate und Kommentare
Sixtus Oelhafens und Anna Pfinzing von Henfenfelds wohnte eine Vielzahl ranghoher Angehöriger des Adels bei. Unter jenen, die das Brautpaar nach St. Sebald geleiteten, waren auch die Erzbischöfe Berchtold zu Mainz und Hermann zu Köln (ADB. Bd. Bd. 24 (1887), S. 294), offenbar auch ein Repräsentant des Trierer Metropoliten. – 35f. man laß Chur-Sa¡sen sagen, | wa# au¡ Hann# Chri‰of# lob dur¡ alle welt getragen] Johann Christoph Oelhafen (1574-1631; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCL VII; ADB. Bd. 7 (1878), S. 19f. (Kolde)), der Großonkel von Georg Tobias und Elias, war unter anderem Konsulent des Deutschen Ordens, Kurbrandenburgs und Kursachsens. Im Jahre 1626 wurde er zum Prokanzler der Universität Altdorf berufen; s. NDB. Bd. 19 (1999), S. 438f. – 41 wie dieser Adler eügt] Durch die Eheschließung Sixtus Oelhafens mit Anna Pfinzing von Henfenfeld (s. zu v. 34) war das Familienwappen um die Abbildung eines Adlers ergänzt worden. Mit "dieser Adler" ist Elias Oelhafen gemeint. In ihm, so wird prognostiziert, wird der Ruhm der beiden großen Vorfahren noch übertroffen werden. – 48 Pylade#] Orest und Pylades waren eines der berühmten Freundespaare des antiken Mythos; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 336-338; 1248; Tripp, 2001, S. 462. Birken verwendet den Namen Pylades häufig in seinen Freundschaftsgedichten. – 74 weil e# nun Segello# S¡i[bru¡ gelitten hat] "e#" bezieht sich zurück auf "diese# ho[en" (v. 71). – 75-77 die wände, ~ weil du von un# wil‰ fahren, | ›nd traurig und betrübt] Der mit "weil" eingeleitete kausale Nebensatz bezieht sich auf den nachgestellten Hauptsatz; nicht den voraufgehenden Relativsatz; "die wände" stehen synekdochisch für die Räume, in welchen freundschaftliche Begegnungen stattgefunden hatten. – 115-117 A¡ laß ein liebe# S¡reiben, ~ Die antwort wir‰ du sehn.] Briefe von Elias Oelhafen an Birken sind nicht erhalten. Ob es zu dem erbetenen Briefwechsel gekommen ist, läßt sich nicht erkennen. – 117 bey dieser Gab] Mit diesem Gedicht.
Text 72: Vom Frieden. 46v/47r T2 Frieden] erste Ausführung des n-Abstrichs gestrichen; die zweite so angehängt, daß man Friedern lesen könnte – 2 i¡t] f aus F überschrieben – 3 wie ~ fretten] kein Einzug – 3 wie] davor eröffnende Klammer oder Ansatz zu einem Großbuchstaben gestrichen – 3 Fra”en] t nachträglich verdeutlicht – 5 der] Kürzel; ebenso 10 – 5 wird] d aus s überschrieben – 5 wieder] mit der-Kürzel – 7 fremden] d versehentlich als der-Kürzel ausgeführt – 8 For‰] F aus f überschrieben – 9 s¡on.] Punkt aus Komma überschrieben – 9 Wir] W aus w überschrieben Das Ende 1648 oder Anfang 1649 entstandene Gedicht wurde Ende Februar 1649 gedruckt in dem Werk Kriege#- | und | Frieden#bildung; | in einer/ | Bey ho¡ansehnli¡er Volkrei¡er Versammelung/ | o[entli¡ vorgetragenen | Rede/ | aufge‰ellet/ | Neben‰ einer S¡äferey/ | Dur¡ | Sigi#mund Betuliu#. | Nürnberg/ | Gedrukkt und verlegt dur¡ Wolfgang Endter. | Jm Jahr M. DC. XLjX. (s. Stauffer, 2007, S. 53-56). Es folgt dort auf S. 79 unter dem Titel "Beygedi¡t/ | zur Frieden#rede" der auf S. 43-78 voraufgehenden "S¡äfe-
Gedichte 72 und 73, 1648/49 und 1648
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rey: | behandelt dur¡ | Floridan/ | bey Unterredung | Fillokle# und Rosidan#". Birken hat das Gedicht im Namen eines anderen verfaßt. Unterhalb der Verse stehen in der Druckfassung auf der rechten Seite die Initialen "P. W. B.", die vermutlich für den Namen des Theologiestudenten und späteren Meininger Pfarrers Paul Wilhelm Bert stehen. Dieser war um 1648 Hauslehrer bei der Exulantenfamilie von Räcknitz, der Birkens Schrift gewidmet ist. Für ihn hat Birken 1649/50 weitere Gedichte geschrieben, teilweise ebenfalls in dessen Namen; s. Stauffer, 2007, S. 54, 90f., 114f.; s. zu den Gedichten Nr. 77, Nr. 78 und Nr. 86. In einer im Druck unterhalb der Verse auf der linken Seite angebrachten Anmerkung wird der Grund für die alliterative Struktur des Gedichtes genannt und zudem auf den tatsächlichen Vornamen des Verfassers verwiesen: "(Alle Nenn- und Zeitwörter | fangen si¡ hier mit F. an in | den 10. er‰en Zeilen/ womit auf | den Frieden gezielet wird; die | zween übrigen deuten auf de# | H. Verfa‹er# Vornamen)". In der Druckfassung sind dem Gedicht zwei weitere Verse angefügt. Sie lauten: Von söl¡em Segen-Sieg sagt s¡ön und siegt im Sagen der mundre Musen-Mund. Wir la‹en# un# behagen. Abgesehen von dem neuen Gedichttitel und den hinzugefügten Elementen (v. 11f., erläuternde Anmerkung, Verfasserinitialen), enthält die Druckfassung diese Varianten: 3 e# ~ ›eg/] eingerückt, wohl wegen der initialenartigen Ausführung des ersten Buchstabens von v. 1 – 3 wie] (wie – 7 fremder] fremdem 3 ohn Fug] 'ungebührlich', 'ohne Zustimmung'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4, Abt. 1, Teil 1 (1878), Sp. 374. – 3 wie fä‰] 'wie fest auch immer' – 3 fretten] 'sich plagen', 'abmühen'; s. ebd., Sp. 140. – 5 der Für‰ wird wieder Für‰] Der Westfälische Friede sicherte den Reichsfürsten die freie Ausübung ihrer Landeshoheit sowie ein korporatives Mitbestimmungsrecht im Reichstag zu. – 7 frank] 'frei'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4, Abt. 1, Teil 1, Sp. 56. – 9 da# frönen feyret s¡on.] Mit Bezug auf v. 7f. in synekdochischer Verwendung des Begriffes 'fronen / frönen'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4, Abt. 1, Teil 1 (1878), Sp. 234-237: 'Schon beginnt der im Krieg um den Ertrag seiner Arbeit gebrachte Bauernstand zu feiern'. – 9 fernen] 'in die ferne schaffen', 'entfernen'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 3 (1862), Sp. 1536. – 9f. Wir fernen in die Flu¡t ~ der Fur¡en Fru¡t.] Der Abzug der kaiserlichen und der ausländischen Truppen war einer der Hauptgegenstände der Nürnberger Ausführungsverhandlungen; s. Theatrum Europaeum. Bd. 6 (1663), S. 936-940.
Text 73: Zu Herrn Johann Ver#man# Lateinis¡em werklein von den Rat#Personen. Sonnet. 47r T1 LXXIII.] LXXIII – T2 Herrn] H. (ebenso 12 Herr) – T3 Lateinis¡em] Latein. – 1 der] Kürzel – 2 da#] Kürzel; ebenso 10, 13 – 2 lä‹et] t aus s oder ‰ überschrieben – 2 ein,] Komma aus Punkt überschrieben – 5 Land] L überschrieben – 6 Rähten (wann] Klammer aus Komma überschrieben – 7 und] u. (ebenso 8, 9, 10) – 7 geht),] Klammer nachträglich eingefügt – 11 wa#] Kürzel – 11 Rähte] R verschmiert oder
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überschrieben; t aus ‰ überschrieben; Unterlänge ungestrichen – 12 lehr.] Punkt hinter ursprünglichem Semikolon, das vom u-Bogen des darunterliegenden Wortes überlagert ist – 14 ›nd] durch Überschreibung und Ergänzung aus sein – 14 ansagen] ev. an sagen Dieses Sonett hat Birken für den aus Uelzen stammenden Juristen Johann Versmann (1615-1648) verfaßt. In dem Druck JOH. VERSMANNI SAX. | J. U. C. & C. P. Caes. | TRACTATUS | DE | SENATORIBUS. | Aristoteles: | Rerum humanarum augustissi-|mum est consultatione | uti. | LIPSIAE | Prostat apud HENRICUM | Nehrli¡. | Typis HENNINGI CÖLERI | ANNO | M DC LXVIII. (Bayerische Staatsbibliothek München, Path. 756a (Beibd. 2)) ist es jedoch nicht enthalten. Obwohl der Anfang von Birkens Sonett (v. 1-5) dem in Versmanns Text auf S. 3, Z. 9-16 stehenden Gedicht entspricht, setzt das nicht zwingend voraus, daß Birken Versmanns Werk vorgelegen hat. Das Motiv scheint damals bekannt gewesen zu sein. Der von Versmann zitierte Vierzeiler begegnet schon 1613 in der Dedication des König Philipp III. von Spanien gewidmeten Werkes: SPECVLVM AVREVM, | OPINIONVM COMMVNIVM | CONTRA COMMVNES QVAESTIONES, | PRACTICARVM IN IVRE CANONICO, CIVILI, | ET REGIO REPERTARVM. | TOMVS QVARTVS. | AVTORE, HIERONYMO DE ZEVALLOS | Hispano Iurisconsulto, et in Regia ciuitate Toletana in sede no-|bilium Equitum Decurione, et Aduocato. | [...]. (Salamanca, 1613; Digitalisat der Universidad Complutense de Madrid: http://hdl.handle.net/2027/ucm.5327253700). Bei Versmann lauten die Verse (A2r): Pastor utramque Lupi securus dormit in aurem, Cum vigiles Ovibus sentit adesse canes. Dulcia sic Princeps positis agit otia curis, Cum vigiles populo praeposuit Satrapas. [Sicher vor dem Wolf schläft der Hirt auf beiden Ohren, wenn er weiß, daß seine wachsamen Hunde bei den Schafen sind. Süßer Ruhe pflegt ebenso ein Fürst, wenn er dem Volk wachsame Statthalter vorgesetzt hat.] Wahrscheinlich ist die Aufnahme des von Birken gelieferten Gedichtes durch Versmanns Tod verhindert worden. 5 So thut ein Für‰] Die Hirtenmetaphorik zur Beschreibung eines guten Fürsten, die auf das biblische Bild vom guten Hirten zurückgeht, begegnet sehr häufig in Birkens Gedichten. – 8 die ihren Beutel spi¿en] 'die in ihre eigene Tasche wirtschaften'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 10, Abt. 1 (1905), Sp. 2217. – 11 wa# auf den Probe ‰ein die Rähte ma¡et glei‹en] Um ihre Echtheit zu ermitteln, wurden Edelmetalle auf dem Prüfstein verrieben; s. Zedler. Bd. 18 (1738), Sp. 1483f. – 13f. da# Re¡t im Kopf, ~ der Ewigkeit ansagen.] Ehrende Anspielung auf Versmanns Status als Comes Palatinus.
Gedicht 74, 1649
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Text 74: Jn Herrn Johann Chri‰of Falkner# Stammbu¡. 47v T2 Herrn] H. – T3 Stammbu¡] Stam bu¡ (ebenso 10 komm‰) – 2 SilberSaal] S aus s überschrieben (ev. Silber-Saal) – 3 und] u. – 3 quellenspiegel] ns nachträglich verbunden – 4 Leitterthal,] Komma durch die lSchlaufe geführt; ev. nachträglich eingefügt – 5 lautern] n aus m überschrieben – 13 Jhena!] Rufzeichen aus Komma überschrieben; ebenso 14; ebenso 20 dort! – 13 nun] aus einem mit eu beginnendem Wortanfang; entsprechende Verdoppelung des u-Bogens – 14 von] v überschrieben – 15 Sey,] Komma ev. nachträglich eingefügt – 16 hier;] Semikolon aus Punkt überschrieben – 23 Gott] oberhalb der Zeile Der spätere Doktor der Rechte, Advokat am Jenaer Hofgericht und mehrmalige Rektor der Universität Jena Johann Christoph Falckner (1629-1681; zu ihm s. Will. Bd. 1 (1755), S. 394f.; s. zu Gedicht Nr. 319), der zuvor das Nürnberger Egidiengymnasium und das Auditorium publicum besucht hatte, ging im Jahre 1649 nach Jena, um dort zu studieren. Vorher hatte er zu den jungen Leuten gehört, die Birken auf das Studium vorbereitet hatte; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14, S. 45, Z. 10). Sein Eintrag in Birkens Stammbuch (Album 1: P.Bl.O.5 (Hs 152818), 55r) vom 28.4.1649 dürfte kurz vor der Abreise nach Jena erfolgt sein. Birkens Abschiedslied, das Elemente der Gedichte Uber Jena, da# Thüringis¡e Athen (s. zu Gedicht Nr. 5) und Jenis¡e# Andenken (Fortse”ung Der Pegni”-S¡äferey (Nürnberg, 1645), S. 8-13) aufgreift, ist vermutlich ebenso wie Falckners Stammbucheintrag im April 1649 verfaßt worden. In Birkens Briefarchiv sind zwei Schreiben Falckners aus Jena (PBlO.C.074.001 vom 9.6.1649; PBlO.C.074.002 vom 15.9.1649) erhalten. In seinem ersten Brief erwähnt Falckner unter anderem die im Zeichen des Pennalismus (s. zu Gedicht Nr. 9) stehenden Aufnahmerituale für Studienanfänger. Aus Falckners zweiten Schreiben geht hervor, daß Birken mit wenigstens einem Brief geantwortet hat, der neben aufrichtenden Worten und Wortspielen auch Birkens Bitte um die Mitteilung von Neuigkeiten aus dem Universitätsleben (Namen der Lehrstuhlinhaber, Anzahl der Studierenden) und die Entrichtung von Grüßen an leider nicht namentlich genannte Jenaer Freunde (vgl. v. 19f.) enthalten haben muß. Ein Druck des Gedichtes ist nicht bekannt. 4 dorten in den Leitterthal] Das bei Jena gelegene Leutratal ist gemeint. – 5f. wo vom lautern Luther#brunnen ~ geronnen?] Vgl. Fortse”ung der Pegni”-S¡äferei, S. 11, v. 113f.: "Da, wo au# hartem Fel# der heitre Brun erquillet/ | Der son‰en Luthern hat o] La‰ und Dur‰ ge‰illet". Diese Verbindung des Reformators mit dem "lautern" (Leutra-)Brunnen (vgl. v. 4f.) könnte auf eine nach Luthers Tod erfolgte Legendenbildung zurückgehen; s. Schlegel, 1819, S. 27-29. – 7-9 No¡ s¡allt ~ die dort jener thurm geboren.] Vgl. Fortse”ung Der Pegni”-S¡äferey, S. 12, v. 125 (Z. 3): "Hier redte Gegenhall bey eine# Turme# Zinnen". – 23f. S¡i¿t e# Gott, ~ na¡ erheben können.] Birken beabsichtigte noch längere Zeit, nach Jena zurückzukehren und sein Studium wieder aufzunehmen; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 24, Z. 31f. Auch in Briefen an die in Jena verbleibenden Freunde wird dieser Vorsatz erwähnt; s. PBlO.C.10.2
Apparate und Kommentare
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(Außfeldt) und C.281.2-4 (Rietesel) sowie die Schlußpassage von Falckners Brief an Birken vom 15.9.1649.
Text 75: Jn Monsieur Hieronymu# Lö[elholzen# von Colberg Stammbu¡. 48r T1 LXXV.] LXXV – T2 Monsieur] Mr. – T3 Stammbu¡] Stam bu¡ (ebenso 6 willkomm – 6 willkommen) 3
1
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– 1 die Lu[t bi#her] bi#her die Lu[t – 2 Krieg! (2x)] Rufzeichen aus Komma überschrieben; ebenso 6 Fried! – 3 e#] überschrieben oder verschmiert – 3 seu[zte] [zt überschrieben oder verschmiert – 3 da#] Kürzel; ebenso 4, 5, 10 – 3 da#] überschrieben – 4 dorf] d aus F überschrieben – 4 ni¡t] n – 5 Lied] d überschrieben – 6 s¡reyen] s¡reyn – 7 und] u. (ebenso 14) – 8 versü‰] erstes s nachträglich verdeutlicht – 11 wieder] mit der-Kürzel; ebenso 12 – 11 der] Kürzel – 15 Frieden:] ev. Frieden; Der junge Patrizier Johann Hieronymus Löffelholz von Colberg (1632-1676; zu ihm s. Will. Bd. 2 (1756), S. 501f.; Biedermann, 1748(1), Tab. CCCXVI) trat in der Rolle der 'Pax' in Birkens allegorischer Szenenfolge Teuts¡er | Krieg#Ab- und Frieden#Einzug auf, die am 4./14.7.1650 aufgeführt wurde; vgl. v. 15f.; Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 46, 98; Laufhütte, 1998(2), S. 347-357; abermals 2007, S. 153-169. Anders als bei dem ebenfalls an der Aufführung beteiligten Georg Tobias Oelhafen (s. zu Gedicht Nr. 71) ist kein Eintrag von ihm in Birkens Stammbuch vorhanden. Im Briefarchiv finden sich dagegen vier an Birken gerichtete Schreiben (PBlO.C.209.1-4) aus den Jahren 1651/52. In seinem ersten Brief (18.9.1651) bittet der inzwischen an der Altdorfer Universität immatrikulierte Johann Hieronymus Löffelholz um ein deutsches Brautlied (s. zu Gedicht Nr. 115; Stauffer, 2007, S. 126f.) für die auf den 6.10. festgesetzte Hochzeit seines Bruders Jacob Wilhelm Löffelholz von Colberg (1624-1688) und erkundigt sich nach dem Fortgang einer von Birken geplanten Komödie, bei der es sich vermutlich um das Anfang Oktober 1651 unter dem Titel Jrenian aufgeführte Friedensspiel Margeni# | oder | Da# vergnügte, bekriegte und wiederbefriedigte | Teuts¡land gehandelt hat; s. Prosapia / Biographia, S. 47m18, 100; Silber, 1998, S. 128-199. In seinem Antwortschreiben (31.10.1651; BETULETUM (PBlO.B.3.1.4), 59r/v) erwähnt Birken die Aufführung eines Stückes und bestätigt die Anfertigung der erbetenen Verse. Johann Hieronymus Löffelholz starb am 26.6.1676. In der Sammelhandschrift S. v. B. Todten-Andenken und Himmel#-Gedanken. oder GOTTES- und Tode#-Gedanken. (PBlO. B.3.3.1, 240r/v; WuK. Bd. 5, S. 410f.) findet sich Birkens Trauergedicht Zur Lei¡ Predigt Herrn Johannis Hieronymi Lö[elhol” von Colberg Senatoris Norici., das den ersten Beitrag in der zusammen mit den Pegnitzschäfern Martin Limburger, Johann Ludwig Faber, Johann Gabriel Majer und Georg Arnold Burger verfaßten Publikation Immer-grüne | Lorbeer-Zweige | an der | WolAdeli¡en | Lö[elholzis¡en Gru[t | aufgewunden | von etli¡en Pegni”S¡äferen | de# gekrönten | Blum-Orden#. bildet; s. Stauffer, 2007, S. 925927; s. zu Gedicht Nr. 303, WuK. Bd. 5, S. 960-962). Birken hat eine ganze Reihe weiterer Gedichte
Gedichte 75 und 76, 1649
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für Mitglieder der Familie Löffelholz von Colberg verfaßt; s. zu den Gedichten Nr. 200, Nr. 220, Nr. 279, Nr. 330 und Nr. 341. Vom Gedicht Nr. 75 ist kein Druck bekannt. 1f. Jhr S¡äfer habt ~ a¡ Krieg! a¡ Krieg! geru[t.] Vgl. die S¡äferey: | behandelt dur¡ | Floridan/ | bey Unterredung | Fillokle# und Rosidan# in dem Werk Kriege#- und Frieden#bildung [...] (1649), S. 44, Z. 21: "A¡ Krieg!" und S. 50, Z. 18: "A¡! Krieg!". – 2f. die Klu[t hat na¡gebrüllet. ~ e# seu[zte da# Gebäum.] Das von Birken immer wieder verwendete Motiv der sympathetisch mitleidenden bzw. mitfühlenden Natur; s. v. 7f. – 9 E# gehn bi# an den bau¡ die S¡äein in der weide.] Vgl. Kriege#- und Frieden#bildung [...], S. 20, v. 192f.: "Bey Fried gehn fette S¡af' und wohlgemäste Küh' | im Grase/ jen' an Hal# und die bi# an die Knieh." – 15f. billig der ~ so wohl vertrat.] S. o.
Text 76: Zu Herrn Johann Jacob Crüger# mit Jungfrauen Reginen Mei¡#nerin Ho¡zeit. 46v/47r T2 Herrn] H. – T4 Jungfrauen] Jf. – T6 Liebe#krieg] g überschrieben – 5 und] u. (ebenso 10, 13, 27 (2x), 29, 40, 42, 52, 58, 64, 67 (2x), 71, 78, 80, 85, 86, 96) – 6 Meer] M aus m überschrieben – 9 2.] 2 – 9 Trummeln] Trum eln (ebenso 42) – 71 Himmel – 92 bekommen – 93 abgenommen) – 24 etwa#] mit wa#Kürzel – 28 da#] Kürzel; ebenso 64, 93 – 32 un#] u # – 36 Zinnen] Zin en (ebenso 72 zugewinnen) – 44 zurü¿e] ev. zu rü¿e – 46 Ho[nung] H aus k überschrieben – 47 Eh] durch Streichung aus Ehe – 59 der] Kürzel – 59 anlegt:] Doppelpunkt aus Semikolon oder Komma überschrieben – 73 Herr] H und etc.Kürzel mit Punkt – 73 Krüger] mit er-Schlaufe; ebenso 73 Krieger – 74 seit] s aus S überschrieben – 79 euren] eurem – 81 wa#] Kürzel – 90 ihr] oberhalb der Zeile; Plazierungsstrich Mit diesem Lied gratuliert Birken dem Nürnberger Registrator Johann Jacob Krüger und seiner Braut Regina Meichsner zur Hochzeit am 3.9.1649. Es wurde zusammen mit Ehrengedichten von Birkens Bruder Christian Betulius, Johann Klaj und anderen als zehnter gezählter Beitrag gedruckt in dem Sammelgratulatorium SERTVM MYRTEVM, | JOHANNI-JACOBO | CRüGERO, REIPUBL. PATRIAE | Registratori, | SPONSO, | Viri Honestissimi et Eruditi | DN. NICOLAI CRüGERI | itidem Registratoris | Filio, | et | SPONSAE | Virgini lectißimae nec non pudicißimae | REGINAE, | Viri Spectati & Integerrimi PAULI MEICHSNERI | Mercatoris, p. m. relictae | Filiae, | ipsa festivitate Nuptiarum, 3. Septemb. 1649 | è flosculis Poëticis | à | Fautoribus & Amicis | nexum & plexum. | NORIBERGAE, Typis Dümlerianis. (A4v-B2r; s. Stauffer, 2007, S. 66f.). In Birkens Briefarchiv finden sich keine Hinweise auf eine nähere Verbindung zu Krüger, welche die Unterschrift des Druckes zumindest nahelegt. Sie lautet: "Seinem alten werthen Freund | mit ü¡tiger Hand hin-|wegges¡rieben von | S. B. K. G. P." (B2r). In Birkens Tagebüchern hingegen wird Krüger, der offenbar zwischen 1669 und 1672 in der Nachbarschaft lebte, öfters erwähnt; I.455, PBlO.B.2.1.5, 25r (25.4.1669); II.13, PBlO.B.2.1.6, 6r (26.1.1671); II.97, PBlO. B.2.1.7, 7r (17.2.1672); II.115, PBlO.B.2.1.7, 13r (29.4.1672); II.120, PBlO.
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Apparate und Kommentare
B.2.1.7, 15r (19.5.1672). Von der Plazierung der Strophenzahlen über den Strophen (auch bei der ersten) sowie Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: T1 LXXVI.] X. – T2-T5 Zu ~ Ho¡zeit.] fehlt – 1 ha‹e#-volle] Ha‹gefüllten – 2 blutgefärbten] Beutgefärbten – 3 Ferse] fersen – 9 Trummeln] Trummel – 15 in die Rolle zuverfa‹en] daß er mög dem Bu¡ verleiben – 16 s¡reiben la‹en] la‹en s¡reiben – 20 ni¡t# er ~ gibt ihnen,] Gibt au¡ ~ ni¡t# ihnen: – 21 ›e] die – 25 Dieser] Diese – 25 ›nd] seynd – 27 zwar] o[t – 34 die man zweymahl muß be›egen.] Jm Be‰reiten; und im Siegen. – 35 wann ›e s¡on gefangen ›nd,] Jener der gefährli¡‰' i‰/ – 36 muß man klättern auf die Zinnen] da ein Lieb#-Soldat Soldaten – 37 ihre Fe‰ung eingewinnen,] werben muß/ von gro‹en Thaten. – 38 da man sü‹e Beuten ndt.] Do¡ gilt ni¡te# hier al# Li‰. – 39 do¡ der] Dieser – 53 lu[t] Lü[t' – 56 Runden] Runde – 65 ›¡ zum] mit dem – 66 s¡lagen Bund#verwandte, Freünde,] ›¡ ein Bund#verwant vereinte/ – 67 Zeit und] etwan – 68 mu‰ du au¡ zu Felde liegen] etwan Zeit und dein Verhängniß/ – 69 alle hinterniß bekriegen,] mu‰ du au¡ mit Sorgenzwängniß – 70 dapfer] mit ihm – 72 zugewinnen] zu erbitten – 73 Krüger] Krieger – 74 nun worden Sieger] ein Feind Besieger – 84 heimgefallne] abgebeute – 86 jagt] bringt – 87 über#] Vber# – 95 Glü¿ wüns¡ i¡ zu euren] J¡ wüns¡ Glükk zu eurem T6 Der Liebe#krieg.] Ähnlich wie in dem Hochzeitsgedicht Nr. 3, v. 10-18, werden hier das Werben des Bräutigams, dessen Überwindung der – unterstellten – weiblichen Gegenwehr und der eheliche Liebesvollzug scherzhaft als Abfolge kriegerischer Handlungen umschrieben. Der Witz des Gedichtes besteht vor allem in der Verwendung militärischer Fachtermini für den 'Liebeskrieg'. – 1-8 Weg ihr ha‹e#-volle Kriege! ~ neüe kriege zu verfa‹en] Die erste Strophe weicht mit ihrer pazifistischen Botschaft zunächst von den aufgrund des Gedichttitels erwartbaren Motiven des 'Liebeskrieges' ab und ist erkennbar beeinflußt von dem zentralen politischen Ereignis des Westfälischen Friedens bzw. dessen 1649/50 in Nürnberg abgehaltenen Nachverhandlungen; s. zu den Gedichten Nr. 71 und Nr. 72. – 6-8 Mar# i‰ über Meer gerei‰, ~ neüe kriege zu verfa‹en] Der Wechsel von Mars zu Cupido, vom blutigen zum Liebeskrieg, spielt auch in Birkens Szenenfolge Teuts¡er | Krieg#Ab- und Frieden#Einzug und ihrer Inszenierung eine erhebliche Rolle; s. die Figurenrede der 'Venus', S. 33, Z. 22-30: "Mar#/ dein Krieg der hat ein End: Meiner soll i”und anfangen. [...] Mar# sein Krieg hat au#gekriegt. Sohn/ ['Cupido'] nun brau¡e deine Wa[en". – 12 Hymen] Der Hochzeitsgott; s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 1267. – 12 Mu‰er s¡reiber] Der Sekretär eines Regiments, der die 'Musterrolle', das Personalverzeichnis, führte. – 14 alle Gänse pü¿t er ab] Aus den Kielen der Gänsefedern wurden Schreibfedern hergestellt. – 20 ni¡t# er auf die hand gibt ihnen] Der neu eingeschriebene Soldat erhielt ein 'Handgeld'. – 27 und zwar Hieb- und Sti¡frey ›nd] Der Aberglaube der Soldaten wußte von magischen Praktiken, die unverletzbar machten. – 49f. Liebe# Brie[lein, ›nd die Stü¿e; | doppelha¿en, Trauerbli¿e] 'Liebesbriefe werden zu Kanonen, traurige Blicke zu Musketen'; s. zu Gedicht Nr. 6, v. 5-7. – 63f. du mu‰ mit Pedarten zwängen ~ thor zersprengen.] Die Petarde war eine Sprengladung, die an Toren oder Mauern angebracht werden konnte; s. Zedler. Bd. 27 (1741), Sp. 893-895.
Gedicht 77, 1649
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Text 77: Monsieur Johann Jacob Pömer# mit Frauen Marien Jahn# Ho¡zeit. Sonnet. 50r T2 Monsieur] Mr. – T3 mit] m überschrieben – T4 Frauen] Fr und etc.-Kürzel mit Punkt – 2 Himmel#] Him el# (ebenso 5 Himmel – 12 nimmt) – 3 und] u. (ebenso 4, 5, 8, 13) – 4 S¡wiger] mit -er-Schlaufe – 8 dort] durch Überschreibung und Ergänzung aus der – 9 ni¡t] n . – 14 der] Kürzel – 14 da#] Kürzel Mit diesem Sonett gratuliert Birken dem Nürnberger Patrizier Johann Jacob Pömer von Diepoldsdorff (1614-1669; s. Biedermann, 1748(1), Tab. DLXXVII. A.) und der Witwe Maria Jahn (gest. 1655), die in erster Ehe mit dem Adjunkten des größeren Rats Martin Jahn (1593-1648; s. Mortzfeld. Bd. 32 (1999), Nr. A 10443, S. 281) verheiratet gewesen war, zur Hochzeit am 17.9.1649. Der Bräutigam hatte nach Studium und ausgedehnten Reisen einige Zeit als Legationssekretär in königlich schwedischen Diensten gestanden. Zur Hochzeit erschien ein Sammelgratulatorium: OMINA FELICIA | NUPTIIS | Nobilitatis, eruditionis et peritiae rerum | laude admodum conspicui Viri, | Dn. JOHANNIS JACOBI, | ex antiquissima in Repub. No-|ribergensi Poemerorum familia | Patricii, | SPONSI | cum | Foemina omni virtutum amore et decore | splendidissima | MARIA, | quondam integerrimi et spectatissimi | Viri, | Dn. MARTINI JAHNII, p.m. | numerosioris Senatus ibidem Adjuncti, | relicta Vidua, | nunc SPONSA | ipso die Festivitatis, | qui erat XVII. Septembris An. M. DC. IL. | à Fautoribus & Amicis | Dicta. | Typis WOLFFGANGI ENDTERI. (s. Stauffer, 2007, S. 67f.) Neben Gedichtbeiträgen von Johann Klaj, Christian Betulius, Johann Michael Dilherr, Daniel Wülfer, Justus Jacob Leibnitz und anderen sind in dem Sammelgratulatorium fünf Texte Birkens enthalten. Das Sonett Nr. 77 steht dort (Cr) als zweiter Bestandteil der Textgruppe XVII und ist überschrieben An die Frau Braut. | Sonnet. Vorauf geht als erster Bestandteil dieser Textgruppe ([Biiij]r-Cr) ein lateinisches Ehrengedicht für den Bräutigam Ad Nobmum. DN. Sponsum, | Epos., dessen Manuskriptfassung in der Sammlung BETULETUM (PBlO.B.3.1.4, 35v-36v) steht: Epithalamion. Nubtiis Johannis Jacobi Poemeri. Patricii Norici et Mariae Jahniae, Viduae. Ebenfalls von Birken stammt der zweite von drei Bestandteilen der Schlußgruppe Na¡ges¡i¿te (Cv-[Cij]v). Er besteht seinerseits aus zwei Epigrammen, für die als Gratulant der Student Paul Wilhelm Bert (s. zu Gedicht Nr. 72) zeichnet. Das zweite ist das Gedicht Nr. 78 (s. dort), das erste hat ein Analogon mit hier und dort identischem Eingangsvers im Schlußteil (v. 3033) des Textes Nr. LII (Epithalamion, Georgio Jacobo Poemero, Patricio Norico et Mariae Salome Oelhafiae Nuptiis.) in der Sammlung BETULETUM (48r-49r). Diese Hochzeit fand am 11.6.1650 statt; s. Biedermann, 1748(1), Tab. DLXXXIV. Das Epithalamium wurde gedruckt in dem Sammelgratulatorium POMOERIUM OLIVIFERUM, | Quod | Nobilissimo et Splendidissimo Viro-|Juveni, | DN. GEORGIO JACOBO | PÖMERO, | Patricio Noribergensi eximio, | Magnifici, Nobilissimi, Amplissimi atque | Prudentissimi Viri, | Dn. GEORGII ABRAHAMI PÖMERI, | Inclytae Reip. Norib. Triumviri ac Rei Mili-|taris Praefecti Supremi, &c. | FILIO SPONSO, | nec non | Nobilissimae ac Florentissimae Virgini, | MARIAE SALOMAE, | Viri Nobilissimi, Amplissimi et Consultissimi, | Dn. TOBIAE ÖLHAFII à Schöllenbach, | Patricii Norici, JC. & Diversis Imperii Ordinibus, | potissimum verò Reipubl.
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Patriae Con-|siliarii, &c. | FILIAE SPONSAE, | in auspicatissimas Nuptias | XI. die Mensis Junii An. cI Ic L. Noribergae so-|lemnissimè celebratas | Votivis carminibus | ADORNARUNT | Fautores & Amici., C4r/v. (s. Stauffer, 2007, S. 98f.). Es trägt dort die Überschrift In honorem | Nobilissimae Oelhafiorum familiae, | ad lectissimam Sponsam. Ebenfalls aus der Feder Birkens stammt das als fünfzehnter gezählter Beitrag gedruckte Ho¡zeitlied ([Biij]r/v; nicht bei Stauffer), das im Namen Johann Christoph Pömers verfaßt worden ist, das Lied Nr. 140. Für Mitglieder der Nürnberger Patrizierfamilie Pömer hat Birken auch später noch Gedichte verfaßt, die Gedichte Nr. 270, Nr. 283 und Nr. 336. Weitere Hochzeitsgedichte stehen im Konzeptheft PBlO.B.5.0.26 (zu diesem s. zu Gedicht Nr. 1): Nuptiis Georgij Abrahami Poemeri Dicastae Norici et Susannae Mariae Grundherriae. (20v-21r; zur Druckfassung s. Stauffer, S. 752f.) sowie in dem zur Hochzeit Christoph Gottlieb Dilherrs mit Helena Rosina Pömer gedruckten Gratulatorium (s. Stauffer, S. 745f.; s. zu Gedicht Nr. 84): Ad Nobiliss. Excellentiss. & Consultiss. DN. SPONSUM, [A1]v. Drei Trauergedichte stehen in Birkens Sammlung geistlicher Gedichte S. v. B. Todten-Andenken und Himmel#-Gedanken. oder GOTTES- und Tode#Gedanken (WuK. Bd. 5: Auf Frauen Marien, Gebornen Führerin. Mon›eur Wolfgang Jacob Pömer# Ehelieb‰in, ab‰erben., S. 61f. u. 589; Auf die Doppel-Lei¡e, Herrn Wolfgang Jacob Pömer# Senatoris Norici und seiner Ehelieb‰in., S. 302f. u. 839f.; Auf Mon›eur Georg Jacob Pömer# Patritii Norici Ab‰erben, S. 384f. u. 933f.). Abgesehen von der neuen Überschrift (s. o.), einigen typographischen Hervorhebungen, der Unterschrift "Hiemit bezeuget sein Ehrendien‰geneig-|te# Gemüt | Ebenderselbige." sowie Unterschieden der Orthographie und der Interpunktion weist die Druckfassung des von Birken an die Braut gerichteten Sonetts Nr. 77 folgende Varianten auf: 6 gro‹e] liebe – 7 andre] ander – 9 wird e# vielen] wird'# den mein‰en – 12 sol¡e# Glü¿] sol¡er S¡u” –. Das erste Gedicht der Textgruppe XVII lautet in der Druckfassung: Ad Nobmum. DN. Sponsum, Epos. VIrtuti Fortuna comes, Divique faventes et fati sublimis amor. Sic sidera portum | ostendunt post tot maria exantlata laborum; Spumigenaeque Deae, spumas experta per undas, sentit, ab axe, preces, multùm reboantibus Euris, Junonis torvo vexata carina furore. Te loquor, HECTORIDE, POEMERAE Gloria stirpis, delicium, et ingens ter-trinae fama catervae; quem Pallas genuit, Divûm genita ipsa cerebro; qui, puer, hausisti Ascraei de vertice montís Bellerophontis aquas, et, cui pater ungula, fontem. Hinc, Polyglotte, promis, mellitâ dulciùs Hyblâ,
Gedicht 77, 1649
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et linguâ, et, calamo, quas gens colit extera, Linguas. Hanc Tibi congeriem non Urbs materna, sed Orbis experiendo dedit. Mundo versatus in omni, scis mundum. Terrae vario sub sole calentes visae, Te vidêre. Via est inpervia nulla virtuti, itanti obscuro quoque tramite ad Astra. Sensit gnara in Te spirantem sidera Mentem magnanimumque Animum, Septem-Regina-Trionum, altera Penthesilea et altera in orbe Camilla: Hinc Belli SECRETA, sagatae ERSKEINIUS Aulae Praeses, non cuivis mandanda negocia, mandanda. Hactenus hîc aberas. Nusquam est, qui semper ubique. Totum Te Patriae debes, quantus rediisti. sat sit, Hyperboreis plagis consistere FRATREM Cimbrica quem nobis invidit DANIA CONSUM. Posthac noster eris. Ligat Te Mater iisdem Cypria compedibus, queîs, sub Carthaginis ortu, Dardanidem vincivit amor flagrantis Elisae. Fallor, an ipsa Tibi se dat Venus alma maritam ? Gratiae in Ore sedent, rigentque Corallia labris, Purpura sparsa Genis teneris, flat follis amorum Cordis ebur; magè sed nivei Mens aemula Lactis: nam formosa habitat formoso in corpore virtus. | Quid voveam? Votum superant data ab aethere Fata. Hoc precer, ut Sors haec Tibi non moritura perennet, dum Coelum junctâ, sed serâ, Morte petatis. Interea pulcrâ faciet Tua prole Parentem Te, quae Te referat vultu, sed Nomine vincat! Exhibendo non tam Moris quàm Honoris Officio acc. Sigismundus Betulius, Juris Cultor et Poëta Coron.
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Es gibt nur geringe Abweichungen der Druck- von der Manuskriptfassung. Einige offenkundige Setzerfehler sind stillschweigend korrigiert worden. [An den hochedlen Bräutigam, Heldengedicht. Das Glück und wohlwollende Götter begleiten die Tugend, auch die Liebe des himmlischen Geschicks. So zeigen die Sterne den Hafen nach so vielen durchlittenen Ozeanen und Mühen. Da es auf den Wogen die Unzuverlässigkeit der schaumgeborenen Göttin erfahren hat, empfindet bei gewaltig dagegen rasendem Ostwind das von Junos finsterer Wut gequälte Schiff (die Wirkung von) Fürbitten vom Himmel herab. Von dir rede ich, Hectorssohn, Ruhm des Pömerstammes, sein Kleinod und gewaltiger Preis der Musenschar, den Pallas erzeugt hat, die selbst aus dem Hirn von Göttern Erzeugte, der du als Kind schon vom Gipfel des Musenberges Bellerophon Wasser geschöpft hast, aus der Quelle, deren Ursprung ein Pferdehuf war. Von dort, Sprachenkundiger, hast du, süßer als Honig vom Hybla, sowohl redend als schreibend die Sprachen, die das Ausland pflegt, betrieben. Diese Wissensmenge hat dir nicht die Vaterstadt, sondern der Erdkreis zu erfahren gegeben. Da du dich in der ganzen Welt bewegt hast, kennst du die Welt. Die Länder, die unter einer anderen Sonne brennen, hast du besucht, und sie haben dich gesehen. Kein Weg ist ungangbar der Tugend und dem, der auch auf dunklem Pfad zu den Sternen strebt. Es erkannte den in dir zu den Sternen strebenden mutigen Geist die Königin des Nordens, die zweite Penthesilea und andere Camilla in der Welt. Daher wurden dir Kriegsgeheimnisse anvertraut, wurdest du des militärischen Erskeinschen Rates Vorsitzender, der wichtige Aufträge zu erledigen hatte. Bis jetzt fehltest du hier. Nirgends ist, wer immer überall ist. Ganz schuldest du dich deinem Vaterland, wie du zurückgekehrt bist. Es muß genügen, daß dein Bruder in nördlichen Gefilden verweilt und das kimbrische Dänemark uns diesen Schutzgott neidet. Künftig wirst du unser sein. Die Mutter Venus bindet dich mit denselben Fesseln, mit denen während der Gründung Carthagos den Dardanussohn die Liebe der entflammten Elisa bezaubert hat. Täusche ich mich oder hat sich die erhabene Venus selbst dir als Gattin gegeben?
Gedichte 77 und 78, 1649
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Die Grazien wohnen auf ihrem Antlitz, auf ihren Lippen prangen Korallen. Purpur ist auf ihre Wangen gegossen, es blüht ihre Liebesbrust, das Elfenbein ihres Herzens, mehr noch ihr Geist, der mit der weißen Milch wetteifert. Was soll ich wünschen? Das Wünschbare übersteigen die von Himmel geschenkten Lose. Dies werde ich erbitten: daß dieses Los dir für immer verbleibe, daß ihr gemeinsam, doch in späten Jahren, in den Himmel abgefordert werdet. Zuvor aber soll sie dich zum Vater machen mit schöner Nachkommenschaft, die dich im Aussehen wiederspiegeln, an Ansehen noch übertreffen soll. Der Sitte und Dienstpflicht gemäß kommt mit diesem Sigmund Betulius, des Rechtes Beflissener und Gekrönter Dichter.] 2-4 er hat zuglei¡ beglü¿et ~ daß man zuglei¡ ›e Braut und S¡wiger nennen kan.] Am 17.9.1649 heiratete auch die (Stief-?)Tochter Maria Jahns, Helena Susanna. Zu diesem Anlaß wurde eine weitere Druckschrift publiziert, in der ebenfalls Gedichtbeiträge Birkens stehen; s. zu den Gedichten Nr. 79-81; Stauffer, S. 68f. – 4 S¡wiger] Schwiegermutter
Text 78: "Gebt, unser Heiland spri¡t, so wird eü¡ au¡ gegeben." 50r 2 Frau] Fr und etc.-Kürzel mit Punkt – 3 ihr] h nachträglich verdeutlicht – 3 wa#] Kürzel – 3 der] Kürzel – 4 daß] Kürzel – 4 und] u. Ebenso wie das voraufgehende ist auch dieses Gedicht (nicht bei Stauffer, 2007) Bestandteil des zur Hochzeit Johann Jacob Pömers von Diepoldsdorff mit Maria Jahn gedruckten Gratulatoriums. Der Vierzeiler trägt dort ([Cij]v) die Überschrift An die Frau Braut. und wurde im Namen des Theologen und späteren Meininger Pfarrers Paul Wilhelm Bert verfaßt; s. zu Gedicht Nr. 72. Den waagrechten Abgrenzungsstrich zwischen den Gedichten Nr. 77 und Nr. 78 hat Birken am rechten Ende mit zwei senkrechten Doppelstrichen versehen und unter dem Gedicht Nr. 78 das damit korrespondierende || angebracht, das er stets für Einfügungen verwendet. Quer zur Hauptbeschriftung am Zeichen ____ rechten Rand gegenüber dem Gedicht Nr. 78 steht die stark verschmierte Notiz: "Huc refer | 140.". Zwischen die Gedichte Nr. 77 und Nr. 78 hätte demnach das [Biij]r/v gedruckte, nicht bei Stauffer verzeichnete "Ho¡zeitlied" Nr. 140 stehen sollen, das Birken im Namen Johann Christoph Pömers verfaßt hat. Birkens Autorschaft ist durch die Manuskriptfassung belegt; s. zu Gedicht Nr. 140. Dort (106v) findet sich quer zur Hauptbeschriftung am linken Rand ein Rückverweis auf die Seiten mit den
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Gedichten Nr. 77 und Nr. 78: "diß und folgende# | ad Fol. 50. u. 51". Warum das Lied erst so viel später eingetragen wurde, ist nicht zu erkennen. In der Druckfassung des Epigramms Nr. 78 ist der erste Buchstabe von v. 1 als große Initiale ausgeführt. Am linken Rand vor v. 1 ist der Verweis auf die zugrunde liegende Bibelstelle "Luc. 6." (Lk 6.38) angebracht. Unterhalb der Verse steht rechts die Widmung: "So s¡erzet im Wüns¡en | und wüns¡et von Herzen | Paul Wilhelm Bert/ der H. Gotte#-|Lehr Bei‹ener." Von Unterschieden der Orthographie und der Interpunktion, typographischen Hervorhebungen sowie den genannten Besonderheiten abgesehen, weist die Druckfassung keine Varianten auf. Dem Gedicht geht im Druck ein ebenfalls Bert zugeschriebenes, diesmal lateinisches Glückwunschgedicht ([Cij]r/v; nicht bei Stauffer) vorauf, das wohl ebenfalls von Birken stammt: FOedera priva tibi, monitus per publica, pangis, Poscens connubio praestanti corpore Nympham. Det pacis Princeps, cuî foedera publica curae, foedere connubii sincera forte fruisci! Sit domus indemnis, thalamo tumuletur amaror, Sponsa novùm Vidua haud fiat, nec Deuteronymphus. [Deine privaten Bündnisse schließt du als Beispiel für die Öffentlichkeit, indem du die Ehe mit der schönen Jungfrau begehrst. Es gebe der Friedensfürst, der für die öffentlichen Bündnisse zuständig ist, daß du das Ehebündnis mit wahrem Glück genießt! Dein Haus möge vor Schaden bewahrt und von deinem Ehebett die Bitterkeit fern bleiben, die Braut möge nicht erneut zur Witwe werden, und du nicht abermals Bräutigam.] Für Birkens Verfasserschaft spricht, daß er den ersten Vers des Gedichtes Nr. 78 später für ein sehr ähnliches Epigramm zur Heirat Georg Jacob Pömers von Diepoldsdorf mit Maria Salome Oelhafen von Schöllenbach am 11.6.1650 in Nürnberg benutzt hat, das in der Sammlung BETULETUM steht (PBlO. B.3.1.4, 48v/49r): Epithalamion, Georgio Jacobo Poemero, Patricio Norico et Mariae Salomae Oelhafiae Nuptiis. und im Sammelgratulatorium zu diesem Anlaß gedruckt worden ist; s. Stauffer, S. 98f.; s. zu Gedicht Nr. 77. Der Vers eröffnet dort den Votum überschriebenen Schlußteil des Gedichtes.
Text 79: Herrn Wilhelm Capell# mit Jungfrau Helena Susanna Jahn# Ho¡zeit. 50v T2 Herrn] H. – T4 Jungfrau] Jf. – 1 und] u. (ebenso 2, 10, 12 (2x), 16) – 2 der] Kürzel; ebenso 3 – 2 er‰aunen:] Doppelpunkt aus Semikolon oder Komma überschrieben; ebenso 9 be‰ellen: – 3 Herzbetrieger] mit -er-Schlaufe – 5 und] u – 5 Trummel] T überschrieben – 5 Trummel] Trum el (ebenso 19 ein‰immig) – 6
Gedicht 79, 1649
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verliebt] mit ver-Kürzel; ebenso 15 unverdro‹en – 6 da#] Kürzel; ebenso 13; ebenso 19 daß – 8 hau#Capelle] C aus c überschrieben – 13 etwa#] mit wa#-Kürzel – 19 beyderseit#] mit der-Kürzel Mit diesem und weiteren Gedichten gratuliert Birken dem aus Osnabrück stammenden Kaufmann Wilhelm Capell und der Nürnbergerin Helena Susanna Jahn zur Hochzeit am 17.9.1649. Ebenso wie zur am selben Tag abgehaltenen Trauung des Nürnberger Patriziers Johann Jacob Pömer von Diepoldsdorff mit Maria Jahn (s. zu den Gedichten Nr. 77 und Nr. 78), vermutlich der Stiefmutter der Braut, ist auch zu diesem Anlaß ein Sammelgratulatorium erschienen: Manipulus Votorum | corculis binis, | Juveni | egregiâ indole, variâ peregrinationis atque merca-|turae peritiâ probatissimo, | Dn. WILHELMO Capellen/ | Osnabruccensi, | SPONSO, | et | Lectissimae nec non pudicissimae | Virgini | HELENAE-SUSANNAE, | SPONSAE, | Spectatissimi et integerrimi Viri | Dn. MARTINI JAHNII, p. m. numero-|sioris Senatus Adjuncti, | Filiae. | ipsâ Festivitate Nuptiarum | 17. Sept. 1649. | à | Fautoribus & Amicis | oblatus. | NORIBERGAE, | Typis ENDTERIANIS. (s. Stauffer, 2007, S. 68f.) In dem Druck, der Glückwunschgedichte Johann Michael Dilherrs, Johann Georg Volkamers, Johann Klajs, Friedrich Lochners und anderer enthält, stehen vier Gedichte Birkens (Bv-Bijr, Cv-[Cij]r), dessen Autorschaft eindeutig durch die Manuskriptfassungen belegt ist (s. Stauffer, 2007, S. 68f.; s. zu den Gedichten Nr. 80, Nr. 81, Nr. 141). Ein fünftes, in niederdeutschem Dialekt abgefaßtes Gedicht (Bv), das die Textgruppe VIII eröffnet, die auch die Gedichte Nr. 79-81 (Bv-Bijr) enthält, stammt sicher ebenfalls von Birken. Wahrscheinlich hat er die zur Abfassung dieses Gedichtes erforderlichen Sprachkenntnisse während seines Aufenthaltes im norddeutschen Raum zwischen Dezember 1645 und November 1648 erworben; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 31, 43. Das als zweiter gezählter Beitrag innerhalb der Textgruppe VIII gedruckte Gedicht Nr. 79 (Bv) ist II. | An die Jungfer Braut/ | al# kün]ige Kapellverwalterin. überschrieben. In der Druckfassung sind die Verse 3f., 7f., 11f., 15f. und 19f. eingezogen. Abgesehen von dem anderslautenden Titel sowie Unterschieden der Orthographie und der Interpunktion sowie einer unterhalb der Verse gedruckten Anmerkung zu v. 20 (s. u.) weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 3 Herzbetrieger] Herzbekrieger – 5 Jüng‰hin] Jüng‰en – 5 Trummel] Drummel – 7 Capellenknaben] Capellensänger – 12 lernen] lehren – 15 den] dem – 20 Poeten] ein Nam* kan; In der unterhalb der Verse gedruckten Anmerkung steht folgende Erklärung: "* Jn der beyden Verlobten Namen ndet ›¡ kein r; Leute aber/ in deren Namen kein r i‰/ sollen na¡ dem Spri¡wort fromme Leute seyn." – 20 dre[en] tre[en –. Das niederdeutsche Gedicht lautet: An den Herrn Ho¡zeiter/ Niederteuts¡er S¡erz. Wilhelm Kapell/ Helen Su›¡en Jan#; Dur¡ Bu¡‰abwe¡sel/ Will he S¡inken lahn? Lap/ se iß em Lev.
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Huictain. Twee goete Vriende/ daer im Nedertüts¡en Sand/ (dasülv#t myn Hart ok wohnt) tho hop tho snakken qwamen; do se/ dat gy/ myn Her/ haer baven in dem Land tho fryen entsloten syt/ ut juwen Bref vernamen. de eene sprak: wo nun/ iß haer an usem Strand neen Wyf‰ükk? will he lahn de S¡inken und de Hamen? Du Lapp/ de anner seggt/ öm iß de Teve Lev de he syk utsoekt he]; se iß syn'# Harten# Dev. 1-6 Nun de# Kriege# donnerthon ~ an da# Jungfervolk zu führen.] Ähnlich wie im Hochzeitsgedicht Nr. 76 (s. dort zu v. 1-8) wird auch hier das Motiv des den realen Krieg ablösenden Liebeskriegs verarbeitet. – 3 kan der kleine Herzbetrieger, der vers¡älkte Venu#knab] Gemeint ist Cupido, der auch in Birkens Schauspiel Teuts¡er | Krieg#Ab- und Frieden#Einzug/ (S. 33, Z. 22-30) das Kriegshandwerk des Mars mit seinen eigenen Waffen fortführen soll; s. zu Gedicht Nr. 76, v. 6-8. – 12-16 und eu¡ sol¡en ~ ob e# er‰li¡ klinget rau¡] Erotische Anzüglichkeiten wurden oft in Bilder der Musizierpraxis eingekleidet. Hier ist diese Bildlichkeit vom Namen des Bräutigams nahegelegt.
Text 80: Glü¿wuns¡. 51r 1 und] u. (ebenso 3, 9 (2x), 10 (2x), 13) – 3 Ges¡i¿] e oberhalb der Zeile – 5 Himmlis¡er] Him lis¡er (ebenso 9 Kammern) – 5 da#] Kürzel; ebenso 11 – 6 vereine] mit ver-Kürzel; ebenso 8 verlangen – 12 wohlvergnügt – 7 Mann] Man – 15 der] Kürzel Ebenso wie das voraufgehende ist auch dieses Gedicht Teil des Sammelgratulatoriums, das zur Hochzeit Wilhelm Capells mit Helena Susanna Jahn (17.9.1649) gedruckt wurde. Es folgt dort (Bijr) als dritter gezählter Bestandteil der Textgruppe VIII auf das Gedicht Nr. 79 und ist III. | Glükkwüns¡ender Zuru[/ | an da# | Liebbetraute Par. überschrieben. Der erste Buchstabe von v. 1 ist dort besonders groß ausgeführt. Von der anderen Überschrift sowie Unterschieden der Orthographie und der Interpunktion abgesehen, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 1 Beyde] Beyden – 2 Freüde] Freüden – 3 sü‹en] sü‹em – 6 ohn] und – 14 Pänzlein] Zweiglein 7 die Riebe, wie Reben, anklebe dem Mann] Anspielung auf Gen 2.7, 20-23, wonach Eva aus Adams Rippe geformt wurde.
Gedichte 81 und 82, 1649
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Text 81: Zeitweiser. 51r Die für das Chronogramm verwendeten Großbuchstaben sind mehrfach durch Überschreibung aus ursprünglichen Kleinbuchstaben hergestellt. Ebenso wie die beiden voraufgehenden Gedichte ist auch dieses Chronostichon Teil des zur Hochzeit Wilhelm Capells mit Helena Susanna Jahn (17.9.1649) gedruckten Gratulatoriums. Dort (Bijr) bildet es den vierten und letzten gezählten Bestandteil der Textgruppe VIII und ist IV. | Zeitweiser. überschrieben. Gegenüber der Manuskriptversion weist die Druckfassung am linken Rand der Verszeilen 1-4 die aus den lateinischen Zahlensymbolen resultierenden Summen "569." (v. 1), "269." (v. 2), "609." (v. 3), "202." (v. 4) sowie deren durch einen Summierungsstrich abgesetzte Endsumme "1649." (v. 4) auf, die somit dem Jahr der Trauung entspricht. Die Verse 1, 2 und 4 enthalten Asterisken, die auf unterhalb der Verse gedruckte astrologische Anmerkungen verweisen: 1 DIe IVngfraw ware IVng‰* eIn kLare# SonnenhaV#;] * Vergangen Dien#tag gieng die Sonn au# der Jungfrau. – 2 SeIIn neVn Nä¡t-aLter** weg/ so geht'# aVf ZwILLIng aV#.] ** Na¡ neun Monden. – 4 Iohanne#Fe‰*** soL baLt KapeLLen-Knaben brIngen.] ***Kurz/ na¡dem die Sonne auß den Zwillingen gegangen/ fällt Johanni# ein; dahin man au¡ no¡ neun Mond#läufe zählet. –. Unterhalb der Anmerkungen steht die mit den Kürzeln aus Birkens Namen und Titel (Sigmund Betulius Kaiserlich Gekrönter Poet) unterschriebene Widmung: "Zu freunds¡üldiger Willfahrung | aufgese”et von | S. B. K. G. P." Abgesehen von diesen Hinzufügungen sowie Unterschieden der Orthographie und Interpunktion weist die Druckfassung keine Varianten auf. In der Manuskriptfassung steht rechts der Titelzeilen des Gedichtes Nr. 81 der Vermerk "Huc refer | 141.", der sich auf das Gedicht Da# Weiber-A.B.C. bezieht, das auf den Schlußseiten (Cv-[Cij]r) des Druckes steht; s. zu Gedicht Nr. 141. Rechts unterhalb der Verse wurde eine zweizeilige Notiz gestrichen.
Text 82: Monsieur Matthaeu# Tu¡er# mit Jungfrau Catharina Har#dörferin Ho¡zeit. 51v/52r T2 Monsieur] Mr. – T4 Jungfrau] Jf. – 1 der] Kürzel; ebenso 3, 46 – 1 länger] mit -er-Schlaufe – 2 himmel#] him el# (ebenso 19 na¡kommen – 33 kommen – 35 zusammen – 36 Flammen) – 2 kürzeren] danach gestrichenes zieht (danach Komma ungestrichen) – 4 und] u. (ebenso 11, 12, 13, 20, 30, 33, 40, 41, 48, 50, 54) – 4 knieht] n und e überschrieben – 9 Ge›¡t] G›¡t – 13 Gespielinnen] Anstrich zum G überschrieben – 22 Bauer] durch Überschreibung und Ergänzung aus Braut – 22 Bauer fällt] kein Wortabstand; Worttrennungsstrich – 26 wider] mit der-Kürzel; ebenso 41 Felder – 41 wälder – 26 wider] derKürzel aus e überschrieben – 30 Belzer] B überschrieben – 32 zuliegen] ev. zu liegen – 32 Arm:] Doppelpunkt aus Komma oder Semikolon überschrieben – 33 winde] d überschrieben – 40 euere] eure – 41 vermi‹en] ver mi‹en – 42 Braut!] Rufzeichen aus Komma überschrieben; ebenso 52; ebenso 60 Jungfrau!
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Apparate und Kommentare
– 42 Blümelein] Blümlein – 42 au#] # aus ß überschrieben – 47 Trieb] T überschrieben – 52 zu lang] ev. zulang – 54 vorhang] v überschrieben Das Lied wurde zur Hochzeit des Nürnberger Patriziers Matthäus Tucher von Simmelsdorff (16251650; s. Biedermann, 1748(1), Tab. DIII.) mit Catharina Harsdörffer (s. ebd., Tab. CLIV. A.) am 24.9.1649 in Nürnberg verfaßt. Zu diesem Anlaß erschien das Sammelgratulatorium BONA VERBA | Pro felici successu auspicatissimarum | Nuptiarum, | Quas | NOBILISSIMVS VIR JUVENIS | DN. | MATTHAEUS TUCHERUS | Patricius Noribergensis flo-|rentissimus, | Nobilissimi atque Eminentissimi Viri, | DN. BERTHOLDI TUCHERI, | Patricii quondam Noribergensis Primarii, | FILIUS SPONSUS, | Cum | NOBILISSIMA et SPLENDIDISSIMA | VIRGINE | CATHARINA, | Viri Nobilissimi atque Amplissimi | DN. GABRIELIS HARSTÖRFFERI P.N. | Dicasterii Norici Adsessoris spectatissimi &c. | FILIA SPONSA, | Ad. d. 24 Sept. An. 1649. bono cum Deo Nori-|bergae celebraturus est, | à | Fautoribus & Amicis | DICTA. | Literis Jeremiae Dümleri. (s. Stauffer, 2007, S. 70). Nach gezählten (I-VII) Beiträgen von Johann Michael Dilherr, Daniel Wülffer, Birkens Bruder Christian Betulius, Georg Gabriel Paumgärtner, Johann Christoph Pömer, Carl Welser und Johann Joachim Löffelholz bilden Birkens Postmissum. überschriebene Verse ([*3]v-[*4]v) den Abschluß. Die sechs Strophen sind mit jeweils darübergesetzten arabischen Zahlen durchnummeriert; über Str. 3 ist versehentlich die Zahl 2 wiederholt. Unter Str. 6 steht: "Auß Na¡barli¡er Dien‰- und | Ehrenpi¡t s¡erzete also | im wüns¡en | Sigi#mundu# Betuliu#." Vom Fehlen der Überschrift, den Korrekturen in den Versen 9, 40 und 42, der typographischen Hervorhebung von Tu¡ (v. 56) sowie Unterschieden der Orthographie und der Interpunktion abgesehen, weist die Druckversion sonst folgende Varianten auf: 2 zieht] ziehet – 4 mehrer] mehre – 4 knieht] kniehet – 7 i”o] ie”o – 10 dunkelen] tunkelen – 11 falben und fallen] fallen und falben – 13 ihre] ihr – 22 Markte] Marke – 24 Kürs¡ner] Kirs¡ner – 42 las'] laß – 45 gieset] gie‹et – 46 genieset] genie‹et – 47 ehli¡en] ehli¡em – 50 wiegen-ein leget] wiegen einleget – 53 preißen] preisen – 54 Dunkeln] tunkeln – 54 hinter'm] hinderm 3f. der Monde ~ und sehrer Orion i”t knieht.] Im Winter verläuft die Bahn des Mondes steiler und der Mond steht hoch am Himmel. Auch das auf dem Himmelsäquator befindliche Sternbild Orion, das während des Sommers unterhalb des Horizonts liegt, erreicht im Winter seine höchste Position am südlichen Nachthimmel. – 9f. Bald Föbu# Ge›¡t | i‰ unter die dunkelen wellen vers¡wunden.] Diese mythische Auffassung des Tagesverlaufes, nach welcher der Wagen des Sonnengottes "Föbu#" am Abend im Meer versinkt, begegnet häufiger bei Birken; s. zu den Gedichten Nr. 9, v. 31-34; Nr. 20, v. 56. – 12 wä#lein] 'Wiesen'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 13 (1922), Sp. 2280. – 13f. Ae¨don und ihre Gespielinnen räumen | gesegnen in Lü[ten da# Büs¡e-gezelt.] Zur Verwandlung Aëdons, der Gattin des thebanischen Königs Zethus, in eine Nachtigall s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 85. Wie die gleichfalls in eine Nachtigall verwandelte Königstochter Philomele (s. zu Gedicht Nr. 25, v. 34) ist sie bei Birken eine Botin des Frühlings. Hier ist der herbstliche Wegzug der Singvögel gemeint. – 15 e# nahet Herr Märten]
Gedichte 82 und 83, 1649
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Der Martins-Tag (11.11.) gilt als Vorbote des nahenden Winters. – 24 der Kürs¡ner die Belzer mit Hölzern berührt] Der Vorgang des Gerbens ist gemeint; er wird (v. 30) witzig für die Geschwindigkeit des sich im Winter besonders rasch leerenden Geldbeutels genutzt. – 42 Sie, Jungfer Braut! las' ihr ein Blümelein au#] Der Bräutigam ist gemeint. Garten- und Gärtnerarbeit begegnet oft in Hochzeitsgedichten. – 50 und jährli¡ ein Pänzelein wiegen-ein leget] Notorischer Bestandteil aller Gedichte dieser Art. – 56 in'# Bett-Tu¡ ver‰e¿et!] Anspielung auf den Namen des Bräutigams; im Druck zusätzlich typographisch markiert.
Text 83: Kammer Liedlein. 52v-53v 1 kömmt] köm t (ebenso 9 krumm – 10 fromm –11 immerzu – 12 nimmer – 27 hämmern – 48 s¡immeli¡t) – 11 immerzu] nimmerzu – 15 und] u. (ebenso 20 (2x), 38, 42, 44) – 20 ein und] kein Abstand; Worttrennungsstrich – 26 re¡t] t überschrieben – 27 der] Kürzel – 30 man] dahinter oberhalb der Zeile gestrichen # – – 36 da#] Kürzel – 40 Kleider] mit der-Kürzel – 45 ›¡] s aus n überschrieben – 49 springen] s aus S überschrieben – 51 Ärmelein] Ä aus ä überschrieben – 52 wa#] Kürzel Daß dieses Lied anläßlich derselben Hochzeit entstanden ist wie das Lied Nr. 82, ergibt sich aus seiner Plazierung im Gedichtbuch und aus der auch hier am Ende (v. 60) vorhandenen Anspielung auf den Namen des Bräutigams. Die 'Kammerlieder' unterscheiden sich von den offiziellen Hochzeitsgedichten durch ihre erotische Anzüglichkeit, meist auf Kosten der Braut, und erscheinen eben deswegen selten in den gedruckten Gratulatorien. Angesichts des jugendlichen Alters des Bräutigams war die 'Alte-Männer'-Satire, die in diesem Lied durchgeführt wird und sicher nicht auf eine bestimmte Person ziehlt, naheliegend. Ein Druck ist nicht bekannt. T2 Kammer Liedlein] S. o. – 6 ki”eln] Metapher für sexuelle Aktivität; s. auch v. 57-60. – 10 Pats¡er] 'Schwätzer, Tölpel'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 7 (1889), Sp. 1509. – 11 Kül‰ern] 'Husten'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 5 (1873), Sp. 2587f. – 14 wann man beutt da# Mündlein her] 'Beim Küssen'. – 17-20 Kalt i‰# unten in dem Thal, ~ au# und ein und ni¡t wohl ‰ehn.] Solche "verblumte obscoena" in Hochzeitsdichtungen der Pegnitzschäfer zu unterbinden, wurde im Jahre 1672 der Kirchenpfleger aufgefordert; s. Jöns, 1976, S. 89. – 27 wangt] 'wankt', 'wackelt'. – 49 Alte sennen springen ab.] 'Alte Bogensehnen zerreißen'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 10, Abt. 1 (1905), Sp. 600. – 60 unter'# Bett-tu¡ eu¡ ver‰e¿t] S. o.
Apparate und Kommentare
622 Text 84: Zu Herrn Chri‰of Gottlieb Dilherrn Doctorat Beyder Re¡te. 53v/54r
T2 Herrn] H. – T3 Beyder] mit der-Kürzel – 8 den] durch Überschreibung aus dem – 9 der] Kürzel; ebenso 13, 15 – 9 Musen] se überschrieben – 10 da#] Kürzel, ebenso 17 – 10 und] u. (ebenso 19, 20, 27) – 14 Berühmter] B überschrieben – 17 leiden] l überschrieben – 19 Föben] F aus Ph überschrieben – 23 lan2
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ger] mit -er-Schlaufe – 27 e# will] will e# – 28 28 Tanz] T überschrieben – 29 wa#] Kürzel Mit diesem Lied gratuliert Birken dem Rechtskonsulenten Christoph Gottlieb Dilherr von Thumenberg (1625-1685; zu ihm s. Will. Bd. 1 (1755), S. 276f.), einem Vetter Johann Michael Dilherrs, zur Promotion am 29.6.1650 in Altdorf. Zu diesem Anlaß erschien folgendes Sammelgratulatorium: Quod felix faustumque sit! | VIRO CLmo | Dn. CHRISTOPHORO THE-|OPHILO DILLHERRN | de Thummenberg, | In Alma Academia Altorphina | a. d. 3. KL. Julii | Juris Utriusque Doctori renunciato | gratulantur | Patronus, Et Amici. | Noribergae | Typis Wolffgangi Endteri, | Anno 1650. (s. Stauffer, 2007, S. 102f.). Nach Ehrengedichten des Kriegsrates im Dienst der Welfenherzöge Otto von Mauderode, Johann Michael Dilherrs sowie des Helmstetter Professors für Philosophie Heinrich Julius Scheurl und Petrus Schönhaintzens aus Leyden bildet Birkens Lied unter dem Titel Chanson auf den Seiten A3v/[A4]r als fünfter gezählter Beitrag den Abschluß. Der erste Buchstabe von v. 1 ist dort besonders groß ausgeführt. Unterhalb der Verse steht: "In honorem veteris Amici, | Favitoris honoratissimi | raptissimè deprop. | Sigismundus Betulius, | Juris Cult. & P. C." Abgesehen von diesen Unterschieden, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 1 Sol¡e] Söl¡e – 1 sol¡en] söl¡en – 2 sol¡er] söl¡er (ebenso 3) – 2 sol¡e] söl¡e (ebenso 3) – 5 Kenn i¡ ni¡t die heißen] J¡ kenn dein erhi”te – 8 in] bey – 12 wo da# bild wohnt mit Medusen] an der Saale Silbers¡u‹en – 18 mo¡te‰] mö¡te‰ – 21 erwählet] erwehlet – 25 hei‰] lä‹t – 32 soll] muß –. Aufgrund der Widmungsformel unter der Druckfassung des Gedichtes ist anzunehmen, daß Birken Dilherr bereits vor dessen Promotion kannte oder wohl gar in freundschaftlicher Beziehung zu ihm stand. Zahlreiche Einträge in Birkens Tagebuch belegen, daß der Kontakt wenigstens bis zum Jahr 1677 währte (II.252f.; PBlO.B.2.1.8, 26r; II.399, PBlO.B.2.1.2, 25r; II.421; PBlO.2.1.2, 37v; II.427; PBlO. B.2.1.2, 41r). Daß Birken auch Dilherrs Kompetenz in Rechtsfragen zu nutzen verstand, geht ebenfalls aus einer Reihe von Tagebucheinträgen hervor. Als Birken am 12.7.1665 während seiner Bearbeitung der Fuggerschen Chronik des Hauses Habsburg Spiegel der Ehren | de# | hö¡‰löbli¡en Kayser- und Königli¡en | Erzhause# Oe‰errei¡ [...] in Honorarstreitigkeiten mit dem Verleger Endter geraten war (I.193; PBlO.B.2.1.4, 29r; s. zu Text Nr. 150 im Birken-Windischgrätz-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 1272), wurde er am 28.11.1665 (I.210; PBlO.B.2.1.4, 34r) bei den im Nürnberger Rathaus anberaumten Vergleichsverhandlungen von Dilherr vertreten: "Vergebli¡e Verglei¡#handlung mit Endter aufm Rathau# in der Neben Geri¡t#stube, praesente Doctore Dilherro." Zum 29.11.1665 hat Birken notiert (ebd.; ebd.): "S¡reiben an Doctor Dilherrn diesen Handel betre[end. Bey ihm abend# eingespro¡en." Wie aus Dilherrs Brief vom 8.11.1665 (PBlO.B.C.55.1) hervorgeht, hatte Birken den Juristen offenbar bereits im Vorfeld zu Verhandlungen mit dem Endterschen Verlagshaus hinzuge-
Gedicht 84, 1650
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zogen. Auch nach dieser zunächst gescheiterten Beilegung des Rechtsstreits und der anschließenden Aussöhnung Birkens mit Endter am 1.12.1665 (I.210; PBlO.B.2.1.4, 34r) betreute der Jurist die weitere Ausarbeitung des Vergleichs (ebd.) zwischen beiden Parteien, wie aus einer Notiz zum 8.12.1665 hervorgeht (I.211; PBlO.B.2.1.4, 34r): "Herr Doctor Dilherrn zweymal zugespro¡en, der Verglei¡ mit Endtern auf 60 Gulden pro 50 Bogen klar worden." Endters Zahlung erfolgte schließlich am 30.3.1666 (I.230; PBlO.B.2.1.4, 39v) zu den ausgehandelten Konditionen: "Herr Endter mir vor 50 Bogen 60 Gulden bezahlt." Gegen Ende der Arbeiten am Ehrenspiegel wurden am 29.1.1668 (I.343; PBlO.B.2.1.4, 74r) zunächst die für Birken vorgesehenen fünfzig – noch ungebundenen – Freiexemplare der ersten fünf Bücher dieses Werkes im Keller Dilherrs zwischengelagert, wohin am 8.2.1668 (I.345; PBlO.B.2.1.4, 74v; s. zu Text Nr. 167 im Birken-Windischgrätz-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 1342) auch der sechste Band und die dazugehörenden Stiche geliefert wurden. In seinem Brief vom 8.2.1668 (PBlO.C.55.2) informiert Dilherr Birken über das Eintreffen dieser zweiten Lieferung und gewährt ihm jederzeitige Möglichkeit zur Einsichtnahme: "Demeselbigen beri¡te i¡ hiermit in eyl, da# die Ender 50 exemplar von VIten bu¡, imglei¡en 50 exemplar von 6. kaysern vnd 2 bögen kupfern, geliefert haben. Wolte also wins¡en Mein ho¡geehrter Herr, hette mit den abgelaßenen s¡reiben, i¡twa# zurukh gehalten, dan ›¡ die herren Ender darob sehr commodirt. Stehet zu Meine# ho¡geehrten herrn belieben, da i¡ au¡ ni¡t hier, einzukehren vnd e# zu besehen." Wie aus der Liste der Empfänger des Ehrenspiegels in Birkens Tagebuch hervorgeht, bekam Dilherr am 17.4.1668 (I.372; PBlO.B.2.1.4, 83v: "Doctori Christophoro Gottlieb Dilherro, Parario horum".) zum Dank für seine Rolle als Mittelsmann als erster eines dieser Exemplare überreicht. Zu Dilherrs erster Hochzeit mit der Kaufmannstochter Felicitas Kleewein am 14.7.1656 verfaßte Birken ein lateinisches (Nuptijs Christophori Theophili Dilherri de Tummenberg JurisConsulti et Felicitatis Kleeweiniae.: PBlO.B.3.1.4 (BETULETUM), 75v/76r; s. Stauffer, 2007, S. 232f.), und zwei deutsche Gedichte, die Gedichte Nr. 193 und Nr. 194. Die Sammlung BETULETUM enthält auch zwei zu dieser Hochzeit entstandene Epigramme: Sanguis: Nives und Phaleucus Nuptialis (76r/v). Auch zu Dilherrs zweiter Hochzeit mit Helena Rosina Pömer am 3.3.1670 steuerte Birken ein Glückwunschgedicht bei; s. Stauffer, 2007, S. 745f. 7f. wo da# kün‰e wa‹er spielt, ~ Pimplerbrünnen?] S. zu Gedicht Nr. 27, v. 15. Birken verwendet diese Bezeichnung häufig ohne Anspruch auf topographische Exaktheit für den Musenquell bzw. für verschiedene Orte wissenschaftlicher oder künstlerischer Belehrung. – 12 wo da# bild wohnt mit Medusen] Bei der 'Medusa' könnte es sich um den ab ca. 1600 in der Universitätsbibliothek ausgestellten 'Drachen' handeln. Die genaue Bedeutung dieser vermutlich von Studenten hergestellten Plastik eines siebenköpfigen Ungeheuers ist nicht geklärt; s. Zenker, 1836, S. 135. In der Druckfassung hat Birken diese nur Eingeweihten verständliche Wendung durch eine allgemeinere Angabe ersetzt. – 13-24 Dort au¡, ~ wird ihm alle# zu gezehlet.] Aufzählung der von Dilherr besuchten Universitäten: Helmstedt (v. 15) und Leyden (v. 17). Nürnberg (v. 21) wird genannt, weil Dilherr dort nach der Promotion seine
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Apparate und Kommentare
berufliche Tätigkeit begann. – 13 Pierinnen] Ein Beiname der Musen; s. zu Gedicht Nr. 40, v. 8 – 14 Pindu#] Das zwischen Thessalien und Macedonien gelegene Gebirge galt – ebenso wie der Helikon (v. 26) und der Parnaß – als Sitz des Apoll und der Musen; s. Zedler. Bd. 20 (1739), S. 1528. – 27f. und e# will ~ liebe# Tanz.] Anspielung auf die zur bürgerlichen Konsolidierung nach der beruflichen Etablierung noch ausstehende Heirat; s. auch v. 31f.
Text 85: Zu Herrn Magi‰er Chri‰of Arnold# Kun‰ Spiegel Teuts¡er Spra¡e. 54r/v T2 Herrn] H. – T2 Magi‰er] M. – 3 angelappt:] Doppelpunkt aus Komma überschrieben; ebenso 14 au#üben: – 6 da#] Kürzel, ebenso 19, 20; ebenso 14 daß – 8 und] u. (ebenso 11, 12 (2x), 14, 20, 28) – 11 aufnahm] ev. auf nahm – 13 Feder] mit der-Kürzel – 15 der] Kürzel; ebenso 22, 26 – 17 wa#] Kürzel – 17 s¡adt#] d oberhalb der Zeile – 18 unverdorben] mit ver-Kürzel – 19 günnt] grünnt – 21 Pferdebrunn] Pferdebrun – 21 Jnde‹en] ev. Jn de‹en – 24 seyn] davor Wort oder Wortanfang gestrichen – 24 seyn] sey überschrieben – 25 So i‰# bei mir: du au¡ wir‰ etwa# haben.] quer zur Hauptbeschriftung links auf dem Rand; Einfügungsstrich unterhalb von v. 24 – 27 Freund!] Rufzeichen aus Komma überschrieben Mit diesem Gedicht gratuliert Birken dem kurz vor seiner Abreise nach Holland stehenden Theologen Christoph Arnold (1627-1685; seit 1645 unter dem Schäfernamen Lerian Mitglied im Pegnesischen Blumenorden; s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 245-249; Will. Bd. 1 (1755), S. 38-42; Jürgensen, 2006, S. 105-128) zur Publikation seines Werkes M. CHRJSTOF ARNOLDS | Kun‰-spiegel/ | Darinnen | die | Ho¡teuts¡e Spra¡ na¡ | ihrem mer¿würdigen Vhraltertuhm/ | ersprießli¡en Wa¡#tuhm/ vnd rei¡-| völligen Eigentuhm/ | auf | Fün[erlei Ge‰alten Denkzeitwei# | außgebildet: | zu | NVRNBERG/ | Gedrukkt bei Jeremia Dümler/ | im M. DC. JL. Heiljahre. Zusammen mit Abschieds- und Ehrengedichten Georg Philipp Harsdörffers, Johann Rists, Johann Michael Dilherrs und anderer steht es dort auf den Seiten [A7]v/[A8]r; s. Stauffer, 2007, S. 74f. In der Druckfassung lautet die Überschrift Ein ander#. Die Verse 3f., 7f., 11f., 15f., 19f., 23f., 27f. sind eingerückt, desgleichen die Verse 1f., da der erste Buchstabe von v. 1 besonders groß ausgeführt ist. Unterhalb der Verse steht die Widmung "Ita 〈...〉 Amico ad Batavos | abiturienti acclam. | Amicus | Sigismundus Betulius, Iuris | Cultor et Po. Caes." Abgesehen von diesen Abweichungen sowie Unterschieden der Orthographie und Interpunktion weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 1 denno¡] danno¡ – 15 brunnelein] brünnelein – 16 vor unsren] für unsrem – 18 Mecäna#] Mecöna# – 18 bleibt unverdorben] i‰ ni¡t verdorben – 26 hier lä‹t] le‹t hier –. Das Gedicht ist vermutlich in zeitlicher Nähe zu den gegenseitigen Stammbucheinträgen Birkens (22.9.1649; Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, MS 226 (Blankenburg), 92r; s. Blom / van Gemert, 1983) und Arnolds (24.9.1649; Album 1: P.Bl.O. 5 (Hs 152818), 59r) entstanden. Am 6. (oder 7.) Oktober 1649 brach Arnold nach Holland auf, wo er bis Juli 1651 seine Studien fortsetzte und anschließend England besuchte; s. van Stekelenburg, 1995. Nach seiner Rückkehr nach Nürnberg trat er im Jahre 1653 die
Gedicht 85, 1650
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Stelle als Diakon der Marienkirche an und übernahm schließlich am Egidiengymnasium die Professur der Eloquenz, der Poesie sowie der griechischen Sprache und Geschichte. Obwohl eine Mitwirkung Arnolds an den Aktivitäten des Blumenordens nach 1650 nicht mehr nachzuweisen ist, gab es nach Ausweis von Birkens Tagebüchern bis zum Jahr 1677 persönliche Kontakte. Entgegen den Angaben Jürgensens (S. 107) krönte Birken am 17.4.1671 (Entsprechung im Tagebuch: II.31; PBlO.B.2.1.6, 12r) nicht Arnold zum Dichter, sondern ernannte durch dessen Vermittlung den in Riga lebenden Henning Witte (1634-1696) zum Magister. Der Vorgang ist durch Birkens Verzeichnis seiner Amtshandlungen als Comes Palatinus (PBlO.A.1, 29r-31r: 30v; 15.4.1671) und das Konzept eines an Witte gerichteten lateinischen Briefes vom 20.4.1671 (PBlO.B.5.0.26, 22v-24r) gut belegt. Im Jahre 1662 fungierte Arnold als Herausgeber der Briefe des Nürnberger Ratsconsulenten und Prokanzlers der Universität Altdorf Dr. Georg Richter (1592-1651); s. zu Brief Nr. 29 im Birken-Volkmann-Briefwechsel (WuK. Bd. 10), S. 95, Z. 66-68. Die 1664 herausgegebene Übersetzung und Bearbeitung eines zuerst 1572 gedruckten Reiseberichtes des niederländischen Autors Ogier Ghislain de Busbecq (1522-1592) mit dem Titel Augerii Gi#lenii von Bu#be¿ Vier Sends¡reiben der Türkis¡en Botts¡a]/ wel¡e von dem Röm. Keyser Ferdinand dem I. an Solimann/ damaligen Türkis¡en Keyser ihm aufgetragen worden: [...]. (Nürnberg, 1664; VD-17-Dokument Nr. 39:131132P) geht auf die Zusammenarbeit Birkens und Arnolds zurück; s. Stauffer, 2007, S. 455-457. Briefe Birkens an Arnold, die es laut Auskunft des Tagebuchs (II.96; PBlO.B.2.1.7, 7r) gegeben hat, sind nicht erhalten. 3f. wird ihrer Zier s¡on fremde# angelappt: ~ unverkappt.] In seinem 1649 gedrucktem Werk Kriege#- und Frieden#bildung (S. 37) argumentiert Birken ähnlich: "Die fremden Flikk- und Lappwörter/ die ›¡ dur¡ Mi#gewohnheit in unsre Heldenspra¡ zur Ungebühr eingedrungen/ sollen/ neben‰ ihren Au#ländern/ den teuts¡en Boden räumen. E# soll kein unteuts¡e# Teuts¡ mehr gehöret werden [...]." – 7 laß ihm die Weiß, dem ungerathnen kind] Gemeint ist einer der in v. 5 genannten Kritiker der eigenen Sprache. – 9-12 Mi¡ wundert mehr ~ die er gesaugt und brau¡et für und für.] Wie in den Versen 5-8 kritisiert Birken die deutschen Verächter ihrer eigenen Sprache, die sie mit ausländischen 'Flick- und Lappwörtern' meinen verbessern zu müssen. – 10 neidis¡] 'mißgünstig', 'gehässig'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 13. Abt. 7 (1889), Sp. 561. – 13-16 Zwar ›nd ihr s¡on, ~ gar arm an Wa‹er seyn.] Gemeint sind die wenigen, welche die Bemühungen um die deutsche Sprache zu schätzen wissen. – 17f. i‰ s¡on Augu‰ ge‰orben, | Mecäna# Gun‰; die Kun‰ bleibt unverdorben.] Das Augusteische Zeitalter wird als Ideal hingestellt. Augustus und Maecenas galten als Kunstförderer, denen Entsprechendes es in der Gegenwart nicht gibt. – 19 Thalia] Eine der Musen; s. zu Gedicht Nr. 12, v. 7. – 20f. und wa‹er auf un# rinnt | vom Pferdebrunn] Im griechischen Mythos soll Pegasus auf dem Berg Helikon durch das Scharren seiner Hufe die Musenquelle hervorgebracht haben, die den Trinkenden dichterische Begeisterung verlieh; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 582. – 24 Frau] 'Herrin'. – 24 Themi#] Die Göttin des Rechts und der göttlichen Ordnung; s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 676. – 27 Zieh hin, mein Freund! hol dir in Holland mehr] Birkens Brief an
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Apparate und Kommentare
Justus Georg Schottelius vom 4.11.1649 (Brief Nr. 9 im Birken-Schottelius-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 104, 745-748), der zugleich ein Empfehlungsschreiben für Arnold war, ist ebenfalls zu entnehmen, daß Arnold nach Leiden ging, um sich Wissen anzueignen, das in seiner Heimat nicht zu erlangen war; s. ebd. S. 104, Z. 11f. – 28 und s¡i¿ un# bald au¡ deinen Cato her] Gemeint ist Arnolds 1652 in Leiden veröffentlichtes Werk VAL. CATONIS | GRAMMATICI | D I R A E. | CHRISTOPHORUS ARNOLDUS | EX | editionibus & emendationibus Variorum | expressit, & repraesentavit. | Accedit | Ejusdem ad omnia Poëtae | Commentarius | Liber. | LVGD. BATAV. | È Typographeo FRANCISCI HACKII. | cI Ic LII. (Stadtbibliothek Nürnberg, Phil. 8. 1257).
Text 86: Zu Herrn Paul Wilhelm Berthen# Jahr gedä¡tnuß Jesu. Sonnet. 54v T1 LXXXVI.] LXXXVI – T2 Herrn] H. – 1 himmel] him el (ebenso 12; ebenso 3 Himmel – 5 Erdgetümmel – 8 S¡immel) – 2 da#] Kürzel – 4 und] u. (ebenso 5, 8, 10) – 4 von] n überschrieben – 7 bindt] t überschrieben – 8 der] Kürzel – 12 Bert!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 12 lieben;] Semikolon unsicher Mit diesem Sonett gratuliert Birken dem späteren Meininger Pfarrer Paul Wilhelm Bert (s. zu den Gedichten Nr. 72, Nr. 77 und Nr. 78; s. Stauffer, 2007, S. 114f.) zur Veröffentlichung seines Werkes JahrGedä¡tniß | JESU, | auf die Sonn- und Fe‰täge | eingeri¡tet/ | und in neu-übli¡e Reim-|Arten verfa‹et/ | Sonntag#Theil/ | dur¡ | Paul Wilhelm Bert von Mei-|ningen/ der Hh. Gotte#-|Lehr Bei‹enen. | Nürnberg/ | Bey Jeremia Dümler. | 1650. In dem Druck, der Ehrengedichte von Johann Michael Dilherr, Daniel Wülfer, Johann Georg Volckamer, Johann Klaj, Friedrich Lochner, Johann Joachim Löffelholz und anderen enthält, folgt Birkens Sonnet. überschriebenes Gedicht ([A7]v/[A8]r) als zehnter gezählter Beitrag auf den seines Bruders Christian Betulius. Unterhalb der Verse steht: "Sigismundus Betulius, Juris | Cultor et Poëta Cor." Abgesehen von dem anderslautenden Titel, der Unterschrift sowie Unterschieden der Orthographie und der Interpunktion weist die Druckversion folgende Varianten auf: 1 Edle] ädle – 1 von] vom – 3 Himmel] Himme – 4 s¡winget] swinget – 4 empor] entpor – 5 s¡nöden] snöden – 10 ges¡rieben] gesrieben – 11 da#] ba# – 11 lei¡entu¡] Sterbetu¡ – 12 s¡reibt] sreibt 1-7 Wann ›¡ die Poesy, die Edle Kun‰ von himmel, ~ in reine Reimen bindt:] Zum himmlischen Ursprung der Künste s. die Vor-Rede von Birkens Poetik Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰, ):( ):( vr, und zu Gedicht Nr. 7, v. 9-12. – 2 die S¡we‰er der Natur] Das geschwisterliche Verhältnis von Poesie und Natur betont auch Johann Klaj in seiner Lobrede der Teuts¡en Poeterey (1645), S. 3: "A¡ Lieb- und Lobwürdig‰e Kun‰/ | S¡we‰er der Natur/ Sü‹igkeit der Vn‰erbli¡en/ Bürgerin de# | Himmel#". – 5-8 Vom Pöbelha[ten Staub und s¡nöden Erdgetümmel, ~ entrinnet ›e ni¡t nur der Jahre Ro‰ und S¡immel] Ein häufig bei Birken begegnendes humanistisches Motiv: allein geistiges Streben und insbesondere eine auf höhere Werte
Gedichte 86 und 87, 1650
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ausgerichtete Dichtkunst können die 'niederen' irdischen Fesseln überwinden und die Zeiten überdauernden Ruhm schenken; s. zu Gedicht Nr. 2, v. 5-7. – 6 wann ›e ganz Englis¡ wird, zu wolken lu‰ gewinnt] 'Wenn sie engelsgleich zu den Wolken emporschwebt'. – 7 de# Sternen-Prinzen] Nicht etwa der Musengott Apoll ist gemeint, sondern Jesus; s. auch v. 13. – 9-11 besondern diß wird au¡ in# große Leben#bu¡, ~ in# blei¡e lei¡entu¡.] Das humanistische Motiv des Ewigkeitsruhmes (v. 5-8) wird hier mit dem biblischen Motiv des Lebensbuches (vgl. Offb 20.12-15) verknüpft.
Text 87: An einen vornehmen Krieg# Ca‹irer. 55r-56v T2 krieg#] oberhalb der Zeile; Plazierungsstrich; davor in der Zeile gestrichen Feld – 4 wa¿re] re nachträglich verdeutlicht – 9 und] u. (ebenso 32, 36, 41, 56, 75, 77, 81, 85) – 10 muhtig] t überschrieben – 11 ges¡ü”en] ” aus z überschrieben – 15 vornen] v überschrieben – 15 Spi”e] ” überschrieben – 17 Fußkne¡t!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 17 da#] Kürzel, ebenso 58, 60; ebenso 58 daß – 20 Ritt] R überschrieben; davor ursprünglicher Wortanfang gestrichen – 23 der] Kürzel; ebenso 31, 33, 41, 75, 76, 80, 82, 83 – 23 trummeln] trum eln (ebenso 24 tummeln (m überschrieben) – 73 Stammen – 75 beysammen – 84 immer) – 26 Mann] Man – 30 ver›eht] mit ver-Kürzel; ebenso 72 unverloren – 74 ver‰and) – 31 6.] 6 – 31 hütet] erstes t aus tt überschrieben – 34 eine] einen – 36 hut] t aus d überschrieben – 45 sonder] mit der-Kürzel; ebenso 79 wundersa¡en – 46 Liebe#s¡merz] ev. Liebe# s¡merz – 62 diesen] diesem – 66 Stätt] ätt verschmiert; ev. überschrieben – 76 bekandt] d undeutlich überschrieben – 79 wundersa¡en] ev. wunder sa¡en – 83 müß] Umlautstriche aus u-Bogen überschrieben – 85 mü‹en] durch Überschreibung aus müßen – 87 beeden] b überschrieben – 88 Sonnens¡ein] ev. Sonnen s¡ein Titel und Wortlaut des Gedichtes lassen vermuten, daß Birken es für einen für die Finanzierung der schwedischen Truppen tätigen, 1649/1650 beim Friedenskongress in Nürnberg anwesenden Beamten verfaßt hat, dessen Identität trotz der recht eindeutigen Anspielungen auf den Nachnamen (s. u.) nicht ermittelt werden konnte. Das Manuskriptumfeld und die zugrunde liegende Thematik des Gedichtes legen eine Entstehung des Textes während der Nürnberger Friedensverhandlungen nahe; s. zu Gedicht Nr. 71. Ein Druck ist nicht bekannt. Es ist nicht auszuschließen, daß Birken dieses Gedicht im Auftrag verfaßt hat und daß es unter einem anderen Namen gedruckt worden ist. T2 Krieg# Ca‹irer] Die Kriegs- oder "Particular-Ca‹irer" (Zedler. Bd. 15 (1737), Sp. 1942) waren dem "Krieg#-Zahl Mei‰er" (ebd. 1941f.) unterstellt, der die Einnahmen im Rahmen der "Krieg#-Can”eley" (ebd. 1939-1941) verwaltete. – 55-58 Ho[leut ‰ellen ›¡ zu willen ~ daß ›e werben in da# Feld.] Gemeint sind die Werbegelder, mit denen die Offiziere ausgestattet wurden, um Soldaten anzuwerben; s. Zedler. Bd. 43(1745), Sp. 270. – 65 der zu Hof, e# gibt# der Name, | eine hohe Stätt bekame] Anspielung auf den Nachnamen des Gedichtempfängers, der 'Hochstetter' oder 'Hoffmann' gelautet haben könnte. – 67f.
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Apparate und Kommentare
Zwar hat er‰li¡ ~ ihn gelegt.] Der Bedichtete war demnach von geringer Herkunft (s. auch v. 79-84); umso überzeugender ist die folgende Kontrastierung von Verdienst und bloßem Geburtsadel (v. 73-78), die bereits in Birkens frühen Gedichten (s. zu Gedicht Nr. 1, v. 1-6) eine Rolle spielt.– 85 Und e# mü‹en Gott und Sueden | ewigli¡ ihm gün‰ig seyn] Der Adressat des Gedichtes stand in schwedischen Diensten; s. o. – 87-90 Na¡mal# wird ~ zu beglü¿en taugen.] Der Adressat war zur Zeit der Entstehung des Gedichtes unverheiratet. – 87 n䡉 diesen beeden] Rückbezug auf "Gott und Sueden" (v. 85).
Text 88: Vom Teuts¡en FriedS¡luß. 56v 3 der (2x)] Kürzel; ebenso 5 – 3 und] u. – 4 TaubenEintra¡t] ev. Tauben Eintra¡t – 4 Eintra¡t] Eintr. – 5 fromme] from e Ebenso wie das Friedensgedicht Nr. 72 ist auch dieses Gedicht vermutlich im Umfeld der Nachverhandlungen zum Westfälischen Frieden in Nürnberg 1649/50 und der daran anschließenden Feierlichkeiten im Jahre 1650 entstanden. Ein Druck ist nicht bekannt. 3 Wie s¡öne paaren ›¡ der Adler und der Leu.] Die Wappentiere des Deutschen Reiches und Schwedens begegnen häufiger in den Friedensdichtungen Birkens; s. die am 4./14.7.1650 aufgeführte allegorische Szenenfolge Teuts¡er Krieg#Ab- und Frieden#Einzug [...], (S. 13f.); s. Die Fried-erfreuete TEVTONJE. (Nürnberg, 1652), S. 64; s. das Flugblatt Uber den Löwen/ so/ mit Lorbeerblättern bekrönet/ in der re¡ten Ta”en einen | Palmzweig/ in der linken ein zerbro¡ene# S¡werd haltend/ au# dem Saalfen‰er de# Rahthause#/ | bey dem S¡wedis¡en Frieden#mahl/ rohten und wei‹en Wein unter da# Stadt-| und Landvolk sprü”ete. (1651). Das allegorische Titelkupfer in Johann Klajs 1650 gedrucktem Werk Geburt#tag | Deß Frieden#/ | Oder | rein Reimteuts¡e Vorbildung/ | Wie der großmä¡tig‰e Krieg#- und Sieg#-Für‰ | MARS | auß dem läng‰bedrängten und hö¡‰bezwängten | Teuts¡land/ | seinen Abzug genommen [...] zeigt Adler und Löwe in 'waffenloser' (vgl. S. 13) Eintracht. – 5 Nun kü‹t der fromme Fried ›¡ mit Gere¡tigkeit.] Vgl. die Regieanweisung in Birkens Werk Teuts¡er | Krieg#Ab- und Frieden#Einzug [...], (S. 12).
Text 89: Vom EheLeben. 56v 2 Mann] Man (ebenso 5) – 3 der] Kürzel; ebenso 6 – 5 und] u. Dieses Epigramm, das mit den Motiven von Taubheit und Stummheit spielt, könnte anläßlich einer Hochzeit verfaßt worden sein. Es könnte aber auch Erläuterungstext zu einem illustrierten Flugblatt sein. Das Manuskriptumfeld legt 1650/52 als Entstehungszeitraum nahe. Ein Druck ist nicht bekannt.
Gedichte 89, 90 und 91, 1650/52
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2 TaubenLeben] Anspielung sowohl auf das Taubheitsmotiv (v. 2) wie auf die sprichwörtliche Friedsamkeit der Tauben. – 5 deine Riebe] Geläufige Bezeichnung für die Frau, die auf die in Gen 2.7, 20-23 beschriebene Erschaffung Evas aus der Rippe Adams anspielt.
Text 90: Lehr-Reimen. 56v/57r T1 XC.] XC – 1 da#] Kürzel – 2 und] u. (ebenso 6) – 2 himmel] him el (ebenso 3) – 4 ni¡t] n – 6 der] Kürzel Wie für das Gedicht Nr. 89 sind auch bei diesem Epigramm Entstehungsanlaß und Zweckbestimmung unbekannt. Das Thema, die Aufforderung zur Abwendung von der Welt und zur Versöhnung mit Gott, ist eines der Zentralthemen der geistlichen Lyrik Birkens. Das Manuskriptumfeld legt 1650/52 als Entstehungszeitraum nahe. Ein Druck ist nicht bekannt. 1 Da# Zeitli¡] 'das Endliche, Vergängliche'. – 1 da# Ewig släget über.] 'das Ewige wiegt schwerer'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 11, Abt. 2 (1936), Sp. 506. – 5 Versöhne di¡ mit Gott; su¡ Frieden im Gewi‹en:] Zugrunde liegt vielleicht 1 Kor 5.18-20 oder Petr. 3.11.
Text 91: Auf eine Ho¡zeit. Ehe‰and, ein Stand der gei¿ten Hosen. Sonnet. 57r 1 derselbig'] mit der-Kürzel – 4 und] u. (ebenso 5, 9, 13) – 7 Hosen] H aus h überschrieben – 8 Venu#] V überschrieben – 9 Hosenlö¡er] mit -er-Schlaufe; ebenso 10 aber – 10 wa#] Kürzel – 13 dann] dan – 14 daß] Kürzel Bei diesem Sonett sowie dem im Manuskript anschließenden Epigramm Nr. 92 handelt es sich um für eine Hochzeit verfaßte Gedichtbeiträge. Obwohl die Verse die in Hochzeitscarmina üblichen Anspielungen auf die Nachnamen der Brautleute enthalten dürften, konnte deren Identität nicht ermittelt werden. Ein Druck der beiden aufgrund des Manuskriptumfeldes vermutlich 1650/52 entstandenen Gedichte ist nicht bekannt. 1f. Wer ›¡ in Eh‰and gibt, derselbig' in den Stand | gei¿ter Hosen tritt] Da der Ehestand nicht selten – etwa durch die Geburt von Kindern –, eine Verschlechterung der ökonomischen Lage bedeuten konnte, wurde oft an der Garderobe gespart; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4, Abt. 2 (1877), Sp. 1839. – 4 ihr abgetragne# Tu¡ i‰ blöd und s¡on gewandt.] 'Der Stoff ist abgewetzt und wurde bereits gewendet'. – 810 weil ihm die Venu# selb‰ zum i¿en Tu¡ gesandt ~ nehmt diesen Lappen hin!] Diese Verse enthalten vermutlich Anspielungen auf die Nachnamen der Brautleute. – 11-13 ihr la‰ wohl ein neu paar Hosen ma¡en, ~ ei‹ig au# und ein.] Die in Hochzeitscarmina geläufige Anspielung auf den zu erwartenden Nach-
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Apparate und Kommentare
wuchs mit den ebenso üblichen sexuellen Anzüglichkeiten. – 13 s¡liefen] 'schlüpfen'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 9 (1899), Sp. 684.
Text 92: "Der Eh‰and wird genennt ein Stand gei¿ter Hosen". 57r/v 4 wem] e überschrieben – 5 der] Kürzel; ebenso 6 Dieses Epigramm wurde sicher zum selben Anlaß verfaßt wie das voraufgehende. Die Zusammengehörigkeit beider Gedichte wird – neben dem den Titel von Sonett Nr. 91 aufgreifenden Wortlaut der ersten beiden Verse – durch die im Manuskript fehlende Trennunglinie zwischen beiden Gedichten angezeigt.
Text 93: Der Ka”en- und Mäuse-Krieg. 57v-59v, 74r T2 und] u. (ebenso 2, 3, 4, 5, 7, 11, 14, 20, 23, 24, 26, 31, 34, 39, 43, 48, 58, 60, 61, 76, 82, 91, 100, 108, 109, 111, 117, 118, 127, 134, 144, 153) – 1 der] Kürzel; ebenso 28, 40, 48, 52, 69, 84, 85, 86, 129, 140, 149 – 3 Himmel#] Him el# (ebenso 8 Rü‰kammern – 25 Stammen – 26, 98 zusammen – 39 Kammern – 83 ges¡wummen – 93 zusamm – 102 kommen – 115 nimmt – 122 bekommen – 130 kömmt – 133 himmel – 134 Feldgetümmel – 150 kömmet) – 4 Langverlangte] ev. Lang verlangte – 10 Eisenplunder] mit der-Kürzel; ebenso 38 wieder – 70 Fledermäu# – 89 andern – 90 voneinander – 115 ieder – 140 Fledermäuse – 11 legt'] überschrieben – 14 Panzerring.] Punkt durch Streichung aus Rufzeichen – 15 da#] Kürzel; ebenso 29, 31, 41, 50, 57, 63, 66, 69, 75, 77, 80, 91, 93, 94, 121, 130, 134, 144; ebenso 86, 133 daß – 16 Mäusevolk] ev. Mäuse volk – 16 ihre] ihr (ebenso 104) – 19 Fang] F überschrieben – 21 ‰a¿] danach ein Satzzeichen gestrichen – 21 befremden] befreden – 33 angebli¿et] ev. an gebli¿et – 38 Fried] durch Überschreibung aus Feind – 39 Kammern] r nachträglich verdeutlicht – 39 hiengen] erstes n überschrieben – 39 Ro‰] o überschrieben – 40 dem] der-Kürzel – 45 eingetro[en] t überschrieben – 47 au#geredt] # überschrieben – 50 Zule”t] erstes t nachträglich eingefügt – 52 ni¡t] n – 54 wären] w überschrieben – 55 ni¡t] t überschrieben – 61 s¡li¡en] ¡ überschrieben – 63 trat] oberhalb von gestrichenem kam – 64 keine] durch Streichung aus keiner – 66 und] u (ebenso 106) – 68 Land] La d (ebenso 79 Riemenband – 100 S¡and) – 72 den] durch Ergänzung aus der-Kürzel; er-Schlaufe ungestrichen – 78 Lager] mit erSchlaufe; ebenso 141; ebenso 108, 133 lager – 115 ieder – 80 Senaherib] Semaherib – 82 den] dem – 84 verla¡t] mit ver-Kürzel – 85 in] überschrieben – 86 Gyaru#] mit -us-Kürzel – 86 gehau‰] t nachträglich angefügt – 89 lezte] z aus ” überschrieben – 93 theil] i überschrieben – 96 daß ~ au#‰ehn.] zweizeilig quer zur Hauptbeschriftung rechts auf dem Rand; Einfügungsstrich ____ || davor und rechts unterhalb von v. 95 – 96 belägerung] belägeru g – 106 loß] ß dur¡ Ergänzung aus s; ebenso 139 hinauß –– 113-134
Gedicht 93, 1652
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Kein ~ Feldgetümmel.] auf 74r; Einfügungszeichen durch waagrechten Strich links auf dem Rand unter v. 112, darunter: vid. fol. | ⊙ 74.; oberhalb von v. 113: ad pag: 59. b. – 115 fri‹t] f überschrieben – 118 ni¡t] davor gestrichen sie – 121 ma¡et] h überschrieben – 121 volle] v überschrieben – 125 Re¡t#lehrer] # oberhalb der Zeile – 129 Ka”enelenbogen.] Punkt aus Komma überschrieben – 148 wa#] Kürzel; ebenso 156 – 151 waar] zweites a überschrieben – 154 lügen] ü überschrieben – 155 zu!] zu? In diesem wohl 1652 entstandenen Gedicht verarbeitet Birken den bereits in der Antike tradierten Stoff des 'Katzenmäusekriegs', der auf die fälschlicherweise Homer zugeschriebene 'Batrachomyomachie' zurückgeht; s. Brunner-Traut, 1954; Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 842; Ahlborn, 1968. Die Attitüde der Parodie von Ilias und Odyssee, die diese Werke charakterisiert, erscheint bei Birken als Parodie von Darstellungen jüngst vergangener Kriege. Aufgrund des Manuskriptumfeldes könnte es sich um einen Entwurf für eines der Flugblätter handeln, die Birken ab 1652 anonym für den Kunsthändler und Verleger Paul Fürst (um 1605-1666; laut Tagebucheintrag vom 10.9.1666 starb Fürst durch Selbstmord: I.250; PBlO.B.2.1.4, 45v) produzierte; s. zu den Gedichten Nr. 127, Nr. 129-137, Nr. 146149, Nr. 154, Nr. 192, Nr. 195, Nr. 197, Nr. 202. In Birkens Autobiographie (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 48m20f.) findet sich zum 19.3.1652 die Notiz "Paul Für‰ 4 Gulden", die sich vermutlich auf Birkens Entlohnung für einige dieser Flugblattgedichte bezieht. Kontakte Birkens zu dem Verleger sind bis in das Jahr 1664 nachweisbar; s. das Briefkonzept PBl.O.B.5.0.41, 61v-62r, vom 19.3.1664, das eine Beschwerde Birkens über Fürsts unautorisierte Verwendung einiger Verse enthält. In der graphischen Sammlung des Germanischen Nationalmuseums befindet sich ein auf das Jahr 1652 datierter Kupferstich mit dem Titel Der Mäu# und Ka”enKrieg, der bei Heinrich Pillenhofer gedruckt und von Paul Fürst verlegt wurde. (GNM HB 15053/1295). Ob Birkens Verse in dem Druck enthalten waren, läßt sich nicht ermitteln, da ein ursprünglich zum Illustrationsteil gehörender Textteil abgetrennt wurde. Unterhalb der Illustration, auf der ein mit allerlei Kriegsgerät ausgestattetes Katzenheer eine in der Bildmitte dargestellte Festung belagert, sind noch die Oberlängen der Buchstaben der ersten Textzeile zu erkennen. Ein vollständiges Exemplar des Flugblattes ist nicht bekannt. 27 ein CreißTag wird betagt] In der Wehrverfassung des Alten Reiches waren die 'Kreise' zuständig für die dem Reichsheer zuzuführenden Truppenkontingente. – 74f. Mann hätt vor einer Mau# ~ den ‰arken Helefant.] Von der Abscheu des Elefanten vor Mäusen berichtet Plinius, Naturalis historia 8.29. – 76-80 die Mäuse hätten au¡ ~ da al# Senaherib da# Salem hat berannt.] Nach 2 Chr 32.21f. soll das Heer des assyrischen Königs Sanherib beim Feldzug gegen Jerusalem durch einen von Gott gesandten Engel vernichtet worden sein. Laut Herodot (II.141) waren Feldmäuse für die Niederlage verantwortlich, welche in einer Nacht die Waffen des Assyrerheeres zernagt hätten; s. auch Zedler. Bd. 33 (1742), Sp. 2035f. – 82f. wie ›e den Hatto hart bekriegt und aufgefre‹en ~ er‰iegen seinen Thurm] Anspielung auf den Erzbischof Hatto von Mainz, welcher nach einer Volkssage im Bingener Mäuseturm von Ratten und Mäusen bei lebendigem Leibe aufgefressen worden sein soll; s. Zedler. Bd. 12 (1735), Sp. 755f. Diese
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Apparate und Kommentare
Sage hat sich sowohl an die Gestalt des Erzbischofs Hatto I. (ca. Mitte des 9. Jahrhunderts bis 913; Erzbischof seit 891; zu ihm s. ADB. Bd. 11 (1880), S. 26-29 (Dümmler)) geheftet als auch an die seines seit 968 amtierenden Nachfolgers Hatto II. (zu ihm s. NDB. Bd. 8 (1969), S. 61 (Herde)). – 85f. Au¡ wu‰e man, wie ›e in der Cycladen einer | in Gyaru# gehau‰] Die weitgehend unbewohnte und vegetationsarme Kykladeninsel Gyaros wurde in der Kaiserzeit als Verbannungsort genutzt; s. Der Kleine Pauly. Band 2, 1967, Sp. 884. Bei Plinius, Naturalis historia 8.104, werden Mäuse für ihre Kargheit verantwortlich gemacht. – 92 Leg‰adt] Eine Stadt, in der die Reichsanlagen und Steuern hinterlegt werden; s. Zedler. Bd. 16 (1737), Sp. 1386. – 119f. so sau[en ›e Taba¿. du edle# Kräutelein! ~ du wir‰ zu viel gemein!] Die rasche Verbreitung des Tabakkonsums als Folge durch den Krieg importierter fremder Gewohnheiten kritisiert Birken auch in dem 1652 bei Paul Fürst vertriebenen Flugblatt Lobspru¡ deß edlen/ ho¡berühmten Kraut# Petum oder | Taba¿/ von de‹en Ankun[t/ vnd garlöbli¡en Gebrau¡ bey man¡en teuts¡en Helden/ | sampt de‹elben waaren Kra[t und Wir¿ung. (s. Paas, 1990, S. 22-25, 357). – 123 Pfu¡zen] 'Fauchen'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 7 (1889), Sp. 1803. – 125 felds¡ulz] Jedes Regiment hatte seine eigene Gerichtsbarkeit, die von dem Feldschulzen ausgeübt wurde; s. Zedler. Bd. 30 (1741), Sp. 1848. – 126f. (de# Gei‰ i‰ na¡ dem Tod ~ so lehrt Pythagora#.)] s. Ovid, Metamorphosen 15, v. 165-172. – 129 Herr von Ka”enelenbogen] Vielleicht eine Anspielung auf Graf Ludwig Günther von Nassau-Katzenellenbogen (1575-1604; zu ihm s. ADB. Bd. 19 (1884), Sp. 565f.), der im Achtzigjährigen Krieg Generallieutenant der niederländischen Reiterei war.
Text 94: Auf die Geburt Paul Erdmann Chri‰o[ Rieter# von Kornburg. Sonnet. 60r T3 Erdmann] Erdm: – T4 Kornburg] Kornb: – 1 himmel] him el (ebenso 5 Stammenbaum – 10 ‰ammen – 11 Tugendammen) – 2 und] u. (ebenso 5, 14) – 4 Reiß] ß aus # überschrieben oder umgekehrt – 4 da#] Kürzel; ebenso 14 – 7 Adeli¡er] Ade überschrieben – 7 Muht!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 11 der] Kürzel In der Zeit vom 7.5.1652-4.12.1655 (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 48m28; S. 54m9f.) lebte Birken bei der Nürnberger Familie Rieter von Kornburg als Hauslehrer des einzigen Sohnes Paul Albrecht (1635-1704); s. zu Gedicht Nr. 64 im Gedichtbuch Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1), S. 554-558. Birkens Vorgänger, der aus Sulzbach stammende und zu Birkens Freundeskreis gehörende Student Johann Christoph Laber, war am 24.4.1652 (s. WuK. Bd. 14, S. 48m26f.) von Paul Sigmund Rieter von Kornburg, dem Onkel Paul Albrechts, im Affekt ermordet worden; zu den Umständen dieser Tat s. Schröder, S. 195-198. Das Kind mit dem Namen Paul Erdmann Christoph, zu dessen Geburt Birken dieses sowie das folgende Gedicht verfaßt hat, war den Tabellen zufolge der am 12.10.1657 (s. Biedermann, 1748(2), Tab. LXXVIII) geborene Sohn Paul Sigmunds, der sich nach der Tat auf sein außerhalb Nürnbergs gelegenes Gut zurückgezogen hatte. Offenbar unbehelligt von den
Gedichte 94 und 95, 1652
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Behörden lebte der offiziell wegen Mordes Gesuchte dort von 1653 bis zu seinem Tod im Jahre 1661; s. Schröder, S. 197. Seine Frau, Philippina Jacobina (1617-1691), folgte ihm einige Zeit später nach und brachte am 16.8.1653 die erste von mehreren Töchtern zur Welt; zu ihr s. zu Gedicht Nr. 148 in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1), S. 660, v. 13-15. Das von Biedermann angegebene Geburtsdatum des kleinen Paul Erdmann Christoph ist nicht ganz unproblematisch, da die übrigen im Manuskriptumfeld stehenden Gedichte Birkens alle aus dem Zeitraum 1650/52 stammen. Es ist nicht auszuschließen, daß die Datumsangabe in der Tabelle auf einen Transkriptionsfehler – es wäre nicht der einzige – zurückgeht und das Kind bereits im Oktober 1652 zur Welt gekommen ist. Sollte die Datumsangabe allerdings zutreffend sein, dann müßte Birken die Gedichte Nr. 94 und Nr. 95 frühestens im Oktober 1657 in die Sammlung S. v. B. Birken-Wälder übertragen haben. Ein thematischer Zusammenhang mit den im Umfeld stehenden Gedichten, der Birken hierzu veranlaßt haben könnte, ist jedoch nicht erkennbar. Aus dem Wortlaut des Sonetts geht hervor, daß es im Namen eines Blutsverwandten verfaßt worden ist (vgl. v. 3, 5, 8), bei dem es sich um Birkens Schüler Paul Albrecht Rieter von Kornburg gehandelt haben könnte. Bereits im Jahre 1652 lernte Birken während seines ersten Sommeraufenthaltes mit der Rieterschen Familie in Frauenaurach (s. WuK. Bd. 14, S. 48) allerdings auch Maria Catharina Rieter von Kornburg (1616-1692; s. Laufhütte, 1991, S. 88, 2007, S. 82, Anm. 15) kennen, der die zahlreichen zwischen 1652 und 1658 entstandenen 'Silvia-Gedichte' in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1) gelten. Auch auf sie trifft das Kriterium direkter Verwandtschaft mit dem Neugeborenen zu, war sie doch eine der Schwestern der Mutter Erdmann Christophs, Philippina Jacobinas. Auch Maria Catharina Rieter könnte somit die Bitte um die Abfassung eines oder mehrerer Glückwunschgedichte für den jüngsten Sproß ihrer Familie an Birken herangetragen haben. Ein Druck des Sonetts ist nicht bekannt. 9f. Ja, Zweiglein, ~ weil de‹en beyde Zweig' in dir zusammen ‰ammen.] Vater und Mutter Erdmann Christophs stammten vermutlich von Vorfahren ab, zwischen denen verwandtschaftliche Beziehungen bestanden. – 11f. E# sollen mit der Mil¡ ~ dir ießen in die Seel.] Der Vater des Kindes bleibt gänzlich unerwähnt: einzig von der Tugendhaftigkeit seiner Mutter möge die Seele des Kindes erfüllt werden. – 12-14 Nun wa¡se voller Kra[t! ~ da# sol‰ du alle# haben.] Die guten Wünsche sollten sich nicht erfüllen. Laut Tabelle (s. o.) wurde Paul Erdmann Christoph nur 18 Wochen alt.
Text 95: GeburtLied. 60r-61r T1f. XCV. | GeburtLied.] Überschrift und Gedichtzählung überlagern sich teilweise, offensichtlich wurde die Zahl später angebracht. – 1 Sirenen] Sinnen – 8 Stamm] St überschrieben – 8 Stamm] Stam (ebenso 38; ebenso 17 immergrüne# – 41 himmels¡öner – 53 himmel – 53 ‰ammen – 56 himmel#ammen (beide Positionen) – 57 Stamme#) – 8 der] Kürzel; ebenso 28, 39, 43 – 8 Rieder] mit der-Kürzel; ebenso
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48; ebenso 10 Liederprob – 27 Feder – 9 und] u. (ebenso 18, 19, 25, 29, 30, 31, 44, 46, 56) – 29 da#] Kürzel – 34 Gan#ges¡rey] ev. Gan# ges¡rey – 41 5.] 5 – 55 leer] l überschrieben Ebenso wie das voraufgehende wurde auch dieses Lied zur Geburt Paul Erdmann Christoph Rieters von Kornburg verfaßt. Anders als in dem vermutlich für einen Blutsverwandten geschriebenen Sonett, zeugen die Verse dieses Liedes von respektvoller Distanz des Sprechers und betonen die adlige Herkunft des Kindes; vgl. v. 8, 23. Vermutlich handelt es sich also um Birkens persönlichen Geburtstagswunsch. Ein Druck ist nicht bekannt. 1-3 Wäre der Sirenen Mund ~ die da# Riederwappen zieren] Im Wappen der Rieter von Kornburg von Kalbensteinberg finden sich die Abbildungen von drei 'Fischweiblein' bzw. Meerfrauen. Birken deutet sie als Sirenen. Zu deren Sangeskunst s. Homer, Od. 12, v. 39-54, 158-200; s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 79f. – 11-20 J¡ wolt ›ngen ~ zu dem Pöbel in dem Staub.] Die Distanzierung gegenüber dem nur an irdischen Dingen hängenden 'Pöbel' und das in diesem Fall zusätzlich durch den Vornamen des Kindes (vgl. v. 51-57) motivierte Bild des zu überwindenden Klebens an der Erde (s. zu Gedicht Nr. 1, v. 7-12) sind typische Motive bei Birken. – 21-30 J¡ wolt ›ngen ~ wi” und Kun‰ bey Dapferkeit.] Ein weiteres, häufig bei Birken anzutreffendes Motiv: nicht allein die Abstammung macht den "re¡ten Adel" (v. 26) aus, sondern mehr noch geistiges Streben; s. zu Gedicht Nr. 1, v. 1-6; Nr. 12, v. 9-36. – 31-35 Diese# säng i¡, ~ ni¡t vorbey] Das Motiv der selbstverkleinernden Darstellung der eigenen dichterischen Fähigkeiten als heiseres Gansgeschrei begegnet ebenfalls öfters bei Birken; s. zu Gedicht Nr. 19, v. 61. – 41 Erdmann] Die damals übliche Übersetzung des Namens Adam. – 43 Freud der Mutter, lu‰ der deinen] Ebenso wie in dem voraufgehenden Gedicht bleibt der Vater des Kindes unerwähnt.
Text 96: Au#s¡ri]. Wegen etli¡er verlornen Gedi¡te. 61r-62v T3 verlornen] verlorne – 4 und] u. (ebenso 5, 14, 21, 36, 51 (2x), 54 – 5 Pierinnen] Pierin en (ebenso 9, 42 dann – 61 darinn) – 7 verlu‰,] Komma aus Punkt überschrieben – 8 ni¡t] n . (n aus u überschrieben) – 9 Und] U überschrieben – 10 der] Kürzel; ebenso 18, 32, 35, 42, 44, 45, 46, 50, 51 – 12 oder] mit derKürzel; ebenso 43, 58 wieder – 57 Lieder – 12 Feur] r aus er überschrieben – 13 himmel] him el (ebenso 42, 46; ebenso 33 ammen – 34 allzusammen – 37 genommen) – 13 da#] Kürzel; ebenso 17, 31, 41, 52; ebenso 19, 50 daß – 13 wa#] Kürzel; ebenso 61 – 14 eitel] t überschrieben – 24 Pindu#] mit u#-Kürzel; ebenso 59 Venu# – 25 Und] U. (überschrieben) – 27 verge‹en] mit ver-Kürzel; ebenso 59 verleihen – 62 verle”t – 63 verehret – 32 sol¡er] mit -er-Schlaufe; ebenso 32 feuriger – 33 au#gelös¡t] ev. au# gelös¡t – 34 da#] # aus s überschrieben – 35 vom] oberhalb der Zeile – 41 worauf] a undeutlich – 42 So] S aus s überschrieben – 46 dir wird] auf Rasur; der Beginn von v. 41 war versehentlich wiederholt worden – 46 dir]
Gedicht 96, 1652
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durch Überschreibung aus der – 48 Kein Gra# no¡ Kraut] Kein Kraut no¡ Gra# – 55 will] i überschrieben und verschmiert – 57 Part] r überschrieben – 58 theur] r überschrieben – 64 Betul] l überschrieben Ebenso wie die beiden voraufgehenden stammt auch dieses Gedicht aus der Zeit der Anstellung Birkens bei der Familie Rieter von Kornburg. Zu dem in diesem Gedicht behandelten Verlust gibt es keine Paralleldokumentation. Mit Sicherheit ist nicht von den bedeutsam fortgewehten Blättern des PSYCHE-Manuskripts (s. WuK. Bd. 14, S. 48f., 101) die Rede. Ein Druck ist nicht bekannt. 6 ihr Kinder meiner Sinnen] Eine der zahlreichen Metaphern für Gedichte, die sich aus der bei Birken immer wieder begegnenden Analogisierung des Dichtens mit dem Geburtsvorgang ergeben. – 12 wer sagt mir i‰ e# Feuer, Lu[t, wa‹er oder Erd?] Diese Nennung der vier Elemente in derselben Verszeile mag durch Ovid, Metamorphosen 1, v. 15 angeregt sein, wo allerdings nur drei genannt werden. Die Verszeile nimmt die Reihe der im Gedicht vorgetragenen 'Verdächtigungen' vorweg: Feuer (v. 30-33), Wasser (v. 33-36), Luft (v. 37-42), Erde (v. 42-48). – 16 in Lethe# ‰ille Ba¡] Einer der Unterweltflüsse des antiken Mythos, welcher den von seinem Wasser trinkenden Seelen die Erinnerung an ihr früheres Leben nimmt; s. Vergil, Aeneis 6, v. 703-751. – 17-21 Apollo, leihe mir dein Aug ~ den weiten Kreiß der Erd] Phaeton, der Sohn des Sonnengottes Phoebus Apollon, wurde von Jupiters Blitz getötet, nachdem er die Kontrolle über den Sonnenwagen seines Vaters verloren und Teile der Erde verbrannt hatte; s. Ovid, Metamorphosen 2, v. 1-339. Birken als "ein andrer Faethon" (v. 20) bittet hier selbstbewußt Apoll um den Wagen, um seine Suche aus der Übersicht, welche durch große Höhe ermöglicht wird, fortsetzen zu können. – 23 der klare Pferdenbrunn] Die den von ihrem Wasser Trinkenden dichterische Begeisterung verleihende Musenquelle Hippokrene auf dem Berg Helikon soll durch die Hufe des Pegasus hervorgebracht worden sein; s. zu Gedicht Nr. 85, v. 20f. – 24 die s¡önen Pindu#-Frü¡t] Der Pindus, ein zwischen Thessalien und Macedonien gelegenes Gebirge, galt als ein Sitz des Apoll und der Musen; s. Zedler. Bd. 20 (1739), S. 1528. – 25-29 Und du ~ dein kleine# Bogen kind.] Diese Verse lassen daran denken, daß es sich bei den verlorenen Gedichten um Liebesgedichte gehandelt haben könnte. – 26 Cytheren# Göttin du] Nach Hesiod, Theogonie, v. 191-198, soll die Liebesgöttin Aphrodite bei der Insel Kythera aus dem Meeresschaum geboren und an Land gestiegen sein; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 425-431, bes. Sp. 425, 427. – 29-36 Ha‰ du ja ni¡t ~ ein seltsam# Element!] Auch der Monolog des Prinzen Theagenes im zweiten Akt des Psyche-Dramas, in dem er seiner Liebe zu Psyche Ausdruck verleiht, weist diese – freilich gängige – Feuer-Metaphorik auf; s. S. 421f. in der als Anhang zu Birkens Poetik Teuts¡e Rede-Bind-und Di¡t-Kun‰ überarbeiteten und 1679 gedruckten Fassung des Dramas S. v. B. | PSYCHE: | auf den S¡aupla” gebra¡t | in Nürnberg | A. 1652. | Je”t/ au# dem Latein/ | in Teuts¡e Poesy | verse”et. – 35 Claro# Brunn] Das inspirierende Wasser der Musenquelle; s. zu Gedicht Nr. 13, v. 34-36. – 37-40 Ha‰ du, ge‰irnte Lu[t, ~ du ha‰ ›e ni¡t:] Die Anrede an die Luft kann nicht als Bezugnahme auf das in der Autobiographie (s. o.) erwähnte Verlustereignis gewertet werden, da sie im Zusammenhang der Verdächtigung sämtlicher Elemente (s. zu v. 12) erfolgt. Am Ende wird die Luft als
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Besitzerin der Gedichte zudem explizit ausgeschlossen. – 37 war] 'wahrhaftig'. – 43 Tellu#] Der Name der auch als Terra Mater bezeichneten Muttergottheit Erde im römischen Mythos; s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 574f. Er wird hier wie oft in der Dichtung als Bezeichnung für die Erde verwendet. – 49-52 Hat aber etwan ~ da# Rad zum Kir¡hof hab.] Vgl. v. 45-54 des Gedichtes Nr. 22 im Gedichtbuch Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1), S. 37-39, 494-496. – 50 Styx] Der Unterweltfluss im griechischen Mythos; s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 402f. – 52 da# Rad zum Kir¡hof hab] Eine besonders grausame Form der Todesstrafe, die bei Mord, aber auch bei schwerem Straßen- oder Kirchenraub verhängt wurde; s. Zedler. Bd. 30 (1741), Sp. 507. – 59f. dem soll ~ verdruß] S. zu v. 25-29.
Text 97: An Herrn Heinri¡ Graßen. General-Auditorn bey kayserli¡er Armee. 62v-64v T2 Herrn] H. – T2 kayserli¡er] kays: – 1 wieder] mit der-Kürzel; ebenso 19 munder – 48 befördern – 3 zu.] Punkt überschrieben – 3 der] Kürzel; ebenso 9, 10, 13, 26, 30, 39, 53, 62, 81, 88, 89 (2.Position), 94, 96 – 4 da#] Kürzel; ebenso 10, 75, 76 (2x), 77, 86, 92 – 7 verjüngt,] Komma undeutlich – 15 willkommen] willkom en (ebenso 33 ver‰ummt – 55 nimmer – 69 kommen – 70 vorgenommen – 77 kommt – 87 himmel –95 nimmt) – 16 Gränz] z aus ”en überschrieben – 17 Lu‰] L aus l überschrieben – 21 wa#] Kürzel; ebenso 42, 71, 79, 94 (2x) – 22 und] u. (ebenso 24, 30, 32, 33, 35, 37, 39, 40, 42, 46, 48, 52, 54, 60 (2x), 61, 64, 74, 88, 90, 94) – 22 vergi‹et] mit ver-Kürzel – 24 Jnnhalt] Jn halt (ebenso 27 nennt) – 27 Amal#] f überschrieben – 32 e#] oberhalb von ungestrichenem ihm – 36 Gei‰er] mit er-Schlaufe – 39 Loti¡] L aus l überschrieben – 45 Sien] n aus en-Schlaufe überschrieben – 50 lang verlangt] ev. langverlangt – 56 daß] d überschrieben – 56 zwar] w oberhalb von überschriebenem w wiederholt – 66 herr] h und etc-Kürzel mit Punkt – 72 spate] s überschrieben – 84 er] e# – 86 muß!] Rufzeichen undeutlich Die Zeit der Nürnberger Friedensverhandlungen 1649/50 war eine entscheidende Phase im Leben Birkens. Sie war von außerordentlicher literarischer Produktivität geprägt und eröffnete ihm zahlreiche Kontakte zu einflußreichen Persönlichkeiten; s. Laufhütte, 2005(1), S. 431-487 (2007, S. 171-206). Insbesondere mit seiner am 6.1.1649 gehaltenen Frieden#Rede (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 43m21-24), welche wenig später in dem Werk Kriege#- und Frieden#bildung (s. zu Gedicht Nr. 72) zusammen mit der S¡äferei: behandelt dur¡ Floridan/ bey Unterredung Fillokle# und Rosidan# gedruckt wurde, hatte Birken auch an höherer Stelle auf sich aufmerksam gemacht. Gegen Ende des Jahres erhielt er den Auftrag zur Ausarbeitung der unter anderem in Birkens Poetik Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰ (1679; ):( ):( ):( ijr), als Frieden#Ballet bezeichneten allegorischen Szenenfolge, die schließlich im Rahmen des Friedensfestes am 4./14.7.1650; s. WuK. Bd. 14, S. 46, 98; Laufhütte, 1998; abermals 2007, S. 153-169; s. zu Gedicht Nr. 71) zur Aufführung kam. Der Übermittler des Auftrages war Heinrich Graß, General-Auditor der kaiserlichen Militärjustizverwaltung und Mitglied der kaiserlichen Verhandlungsdelegation (WuK. Bd. 14, S. 45, Z.22-46, S. 95):
Gedicht 97, 1650
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Labente anno, cum Illustrissimus Amalfiae Dux, Octavius Piccolominaeus, Summus Sacrae Caesareae Majestatis ad Pacis negotia Legatus, Convivium publicum adornaret, ad Irenopaegnij Poësin, ore Heinrici Graßij, summi militiae Caesareae judiciorum Praesidis (Generalem Auditorem vocant) me vocandum curavit. [Gegen Ende des Jahres, bereitete der durchlauchtigste Herzog von Amalfi, Octavio Piccolomini, der Leiter der von der Heiligen Kaiserlichen Majestät zu den Friedensverhandlungen entsandten Delegation, ein öffentliches Gastmahl vor. Zu diesem Anlaß ließ er mich durch Heinrich Grass, den obersten Richter der kaiserlichen Armee (mit dem Titel 'Generalauditor'), zur Erdichtung eines Friedensspieles berufen.] Am 7.5.1650 erhielt Birken von Graß acht Dukaten (s. WuK. Bd. 14, S. 45m41) und am 18.5. fünfzig Gulden aus der Schatulle Piccolominis (s. ebd., S. 45m42f.). Vermutlich handelte es sich dabei um Vorauszahlungen für die Ausarbeitung des Friedensspieles, dessen Aufführung für Birken mit nicht unerheblichen finanziellen Verbindlichkeiten (s. zu v. 73-77) verbunden war. Der erste poetische Kontakt Birkens zu Graß ist das Ende 1649 entstandene Gedicht Nr. 17 der Sammlung S. v. B. Poetis¡e Lorbeerwälder (PBlO.B.3.1.3, 6r-11v: Der in hohen Häusern würgende Tod. Elegie.), das den Tod eines Enkels von Heinrich Graß erwähnt (v. 183-208). Die Sammlung S. v. B. Birken-Wälder enthält weitere Gedichte auf Grass: Nr. 98, Nr. 102. Das Gedicht Nr. 97 ist ebenso wie das folgende vermutlich im Frühjahr 1650 (vgl. v. 1) entstanden, als die Nürnberger Friedensverhandlungen nach dem InterimsRezeß vom September 1649 ins Stocken geraten waren (vgl. v. 71-73; s. Die Fried-erfreuete TEVTONJE. (Nürnberg, 1652), S. 83). Mit Graßens Namen ist allerdings nicht nur das Frieden#Ballet verbunden, sondern insbesondere auch das für den Leiter der kaiserlichen Verhandlungsdelegation und Herzog von Amalfi, Octavio Piccolomini (1599-1656; zu ihm s. ADB. Bd. 26 (1888), S. 95-103 (Hallwich); Barker, 1980; NDB. Bd. 20 (2001), S. 408-410 (Bierther)) bestimmte, aber nie zum Abschluß gebrachte Versepos Amalfis (PBlO.B.1.0.1), das auch in Birkens Gedicht zweimal (vgl. v. 27, 29) erwähnt wird. Entgegen den Ausführungen Limburgers (s. Die Betrübte Pegne›#/ (1683), S. 206) und Herdegens, 1744, S. 104) hat es sich bei der Amalfis wohl nicht um ein offiziell in Auftrag gegebenes Werk gehandelt. Auf die Großzügigkeit Piccolominis und möglicherweise mündlich vereinbarte Vergütungszusagen vertrauend, begann Birken im Frühjahr 1650 in Eigenregie ("privatim", WuK. Bd. 14, S. 46) mit der Ausarbeitung der Konzeptfassung (vgl. v. 25) des Werkes. Im September – also bereits während der Arbeiten am dritten Buch (s. WuK. Bd. 14, S. 46) – muß Birken ein diese Zahlungszusagen betreffendes Schreiben an Graß geschickt haben, das am 5.10.1650 (PBlO.C.116.2) in dessen Namen von seinem Bruder Johann Graß (dem Erfüllten (1669) in der Fruchtbringenden Gesellschaft; s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 856; s. zu Gedicht Nr. 163) beantwortet wurde und eine positive Entwicklung der Angelegenheit in Aussicht stellte. Heinrich Graßens Brief vom 10.12.1650 (PBlO.C.116.3) enthielt die Ankündigung einer von Piccolominis Finanzverwalter Franziscus bestätigten bevorstehenden Ho-
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Apparate und Kommentare
norarzahlung. Birken hatte zuvor – womöglich in seinem nicht erhalten gebliebenen Antwortschreiben auf den Brief PBlO. C.116.2 (Anwortvermerk Birkens vom 12.10.) – die Konzeptfassung des Werkes an Graß geschickt; s. Laufhütte, 2007, S. 198. Auch das zweite von Graß im Briefarchiv erhaltene Schreiben (PBlO.C.116.4) vom 31.12.1650 kündigte eine – wiederum durch den Herrn Franziscus autorisierte und diesmal auf einhundert Reichstaler bezifferte –, bevorstehende Zahlung an, deren genaue Terminierung jedoch abermals offen blieb. Der dilatorische Wortlaut dieses zweiten Briefes legt die Vermutung nahe, daß Graß wohl schon zu diesem Zeitpunkt nicht mehr an ein Zustandekommen der Honorierung Birkens glaubte. Dazu paßt, daß er dem Verfasser der Amalfis stattdessen einen oder mehrere Ersatzaufträge schmackhaft zu machen versuchte. Bereits in seinem ersten Schreiben hatte Graß einfließen lassen, daß mit der bevorstehenden Heirat Kaiser Ferdinands III. (s. zu v. 62-64) eine "s¡oene Materia vor die Handt" sei. In seinem zweiten Brief äußerte sich Graß ähnlich und berichtete zusätzlich von der ebenfalls angekündigten Heirat Piccolominis, die im Jahre 1651 mit Anna Magdalena von Lobkowitz, der Tochter des Herzogs Julius Heinrich von Sachsen-Lauenburg geschlossen wurde. Hochzeitsdichtungen Birkens zu diesen Anlässen sind nicht bekannt, auf Graßens dritten Vorschlag ist Birken aber eingegangen. Graß hatte ihm im Schlußteil seines zweiten Briefes die Redaktion der Gedichte seines Schwagers Baron Henrich Kielmann von Kielmannseck (1586-1659) angeboten, die Birken in der Folgezeit bearbeitete und schließlich 1651 anonym unter dem Titel Der Doru# au# I‰rien Hoher Nymfen und S¡öner Hirtinnen/ am Donau‰rand/ Edler Belober und Liebhaber herausgab; s. WuK. Bd. 14, S. 97; Spahr, 1953, S. 1056-1067; ders., 1957, S. 591-596; Bircher, 1968, S. 112-114; Laufhütte, 2007, S. 141-143; Stauffer, 2007, S. 128-131. Daß Birken auch über dieser mit mehreren Zahlungen Kielmannsecks (s. WuK. Bd. 14, S. 47m15f., m26f., S. 48m19f., m30f.) honorierten Auftragsarbeit die noch ausstehende Entlohnung für die Amalfis nicht aus den Augen verlor, belegt das Konzept eines an Graß gerichteten Briefes vom Winter 1650/51 (PBlO.B.2.1.24), in dem Birken auf seine mißliche wirtschaftliche Lage angesichts der kalten Jahreszeit hinweist. Wie zahlreiche Schreiben, Briefentwürfe und Briefreflexe der Jahre 1651-1657 (Laufhütte, 2005, S. 476-486; abermals 2007, S. 199-205) belegen, versuchte Birken noch bis lange nach dem Tod von Heinrich Graß, zu dem es Ende 1651 (s. zu Gedicht Nr. 163, v. 57-61) gekommen sein muß, die Angelegenheit zu einem für ihn positiven Abschluß zu bringen. Daß Birken die ihm für seine Arbeit in Aussicht gestellten 'Berge von Gold' trotzdem nie bekommen hat, belegt die entsprechende, an – auch gegen sich selbst gerichteten –, Vorwürfen reiche Passage in der Autobiographie (WuK. Bd. 14, S. 46) mit den Vermerken "8. | Ingratitudo." (ebd., m14f.) und "9. | Paupertas." (m22f.). Heinrich Graß allerdings, zu dem Birken – wie aus dem Umgangston der Briefe hervorgeht –, bereits zur Zeit der Friedensverhandlungen ein vertrautes Verhältnis gehabt haben muß, wird gesondert unter der Rubrik seiner Wohltäter ("IV. | GRASSIUS", ebd., S. 45m29f.) geführt. Von dem Gedicht Nr. 97 ist kein Druck bekannt.
Gedicht 97, 1650
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1-7 Die Freud wird wieder jung, ~ auf fris¡en kräuterweg.] Die Bilder deuten auf Entstehung des Gedichtes Nr. 97 im frühen Frühjahr 1950. – 3f. der auf gethaute Strand | warf seine Brü¿en ab, fraß selb‰ da# Ei#, sein Band] Birken variiert ein selbsterfundenes Bild; s. Gedicht Nr. 1, v. 5-7 in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1, S. 3) – 8 bezüngt] 'Versieht mit Zungen'. Subjekt des Satzes ist "die Zeit" (v. 7), "ihr Flöten spiel" (v. 8) Objekt. – 12f. hei‹t Claro# klare Flut ~ der Gei‰er feuer seyn] Das Wasser der Musenquelle; s. zu Gedicht Nr. 12, v. 71. – 13f. Mi¡ feuert an ihr Musen ~ beyn brunnen Arethusen] Die Nymphe Arethusa floh vor Alpheus auf die Insel Ortygia bei Syrakus, wo sie in eine Quelle verwandelt wurde; s. Ovid, Metamorphosen 5, v. 572-641. – 15 wie ehmal# Theocrit] Vermutlich eine Anspielung auf Theokrit, Idylle 16, v. 101ff., wo auch der Brunnen Arethusa (s. zu v. 13f.) erwähnt wird. – 26-30 soll au¡ der s¡öne Fleiß ~ an der Seiten gehen.] Vgl. v. 44-48 im Prooemium des ersten Buches der Amalfis (PBlO.B.1.0.1, Konzept, 1v, v. 44-48): A¡ daß i”t lebte no¡ der Mantuaner-S¡wan, der ein' Enei# s¡rieb! Amal# solt sie heißen. Nun diese# werk will i¡ zu lei‰en mi¡ beei‹en, thun, wa# no¡ keiner thät in Teuts¡gebundner Spra¡. J¡ will dir auf dem Fuß, ô Maro, s¡lei¡en na¡. – 27 Maroni›rn] Aus dem Cognomen Vergils gebildetes Verb, das eine dem Vorbild des Verfassers der "Enei#" (v. 28) nacheifernde Versproduktion umschreibt. In der Konzeptfassung der Amalfis (s. zu v. 26-30) steht auf Höhe der Verszeilen 47f. auf dem rechten Rand die Notiz "Maronisirn." – 38 im Balde lä‹t e# ›¡, wie in Horazen, lesen] Der Jesuit Jacob Balde (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 43, v. 5f.) wird wie die folgenden Autoren genannt zum Erweis, daß in Deutschland Dichtungen geschrieben werden, die denen der klassischen Autoren gleichrangig sind. Bei Balde lag der Vergleich mit Horaz nahe, weil er außer Dramen Satiren und Oden verfaßte. Baldes Satyra in Abusum Tabaci (1657) hat Birken übersetzt; s. zu Gedicht Nr. 43, v. 5f. Birken stand in brieflichem Kontakt zu ihm; s. Laufhütte, 2006; 2007, S. 243-257. – 39-41 Loti¡ der er‰e S¡wan ~ ›nd Teuts¡e Latier.] Die hier aufgeführten deutschen Gelehrten verfaßten ihre Dichtungen fast ausschließlich in lateinischer Sprache. – 39 Loti¡] Der Arzt Johann Peter Lotichius (1598-1669; zu ihm s. ADB. Bd. 19 (1884), S. 268f. (Stricker); Heimpel, 1933) war Rat und Historiograph Kaiser Ferdinands III. – 40 Zuberu#] Matthaeus Zuber (1570-1623; zu ihm s. Ellinger, 1920/22) war vor allem wegen seiner Epigramme bekannt. – 40 Meliß] Paulus Melissus (eigentlich Paul Schede / Paulus Schedius (1539-1602); zu ihm s. ADB. Bd. 21 (1885), S. 293-297 (Schmidt); NDB. Bd. 17 (1994), S. 15f. (Fechner / Dehnhard); Literatur zu Schede bei Pyritz. Bd. 2 (1985), S. 582-584) war Schriftsteller, Übersetzer und Komponist. – 40 Taubman] Friedrich Taubmann (1565-1613; zu ihm s. Jöcher. Bd. 4 (1751), Sp. 1023; Hirschmann 1928; Stemplinger, 1937, S. 67-79; s. zu Gedicht Nr. 212) war Professor für Poesie und Rhetorik an der Universität Wittenberg. – 40 Eoban] Helius Eobanus Hessus (1488-1540; zu ihm s. ADB. Bd. 12 (1880), S. 316-319 (Geiger); NDB.
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Apparate und Kommentare
Bd. 4 (1959), S. 543f. (Rupprich)) war Professor für Latein in Erfurt (1517 und 1533) und für Geschichte in Marburg (1536). – 43 Thalia] Eine der Musen; s. zu Gedicht Nr. 12, v. 7. – 45 de# Au#bund# von Sien] Ottavio Piccolomini (zu ihm s. o.) entstammte einem toskanischen Adelsgeschlecht, das seinen Stammsitz bei Siena hatte. – 45-48 der vor den Adler fo¡te, ~ au¡ mit befördern kan] Octavio Piccolomini hatte schon an der ersten großen Schlacht des Dreißigjährigen Krieges, der Schlacht am Weißen Berg 1620 teilgenommen und war der einzige der Kommandeure der ersten Kriegszeit, der auch das Kriegsende erlebte. – 51f. al#dann soll au¡ na¡ Wien ~ zu dem Adler ziehn] In Wien befand sich der Sitz des Kaisers, dessen Person hier mit dem Reichsadler (vgl. v. 45; s. zu Gedicht Nr. 88, v. 3) gleichgesetzt wird. Offenbar hatte Graß Birken in Aussicht gestellt, nach Abschluß der Friedenskonferenz mit ihm nach Wien zu reisen (s. auch v. 69f.) und dem Kaiser dort eine Dichtung präsentieren zu dürfen, vielleicht die zu v. 62-64 erwähnte. – 54 und Janu# Kir¡ vers¡lie‰] Solange sich das Imperium im Krieg befand, standen im antiken Rom die Türen des – bei Birken zur 'Kirche' uminterpretierten –, Janustempels offen. Wenn in allen Teilen des Reiches Friede herrschte, wurden sie geschlossen; s. Zedler. Bd. 14 (1735), Sp. 219; Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 1311-1314, bes. Sp. 1312; vgl. v. 148f. im ersten Buch der Amalfis (PBlO.B.1.0.1, Konzept, 3r). – 61 Zween haben diß hinweg und sol¡en Lohn errungen.] Martin Opitz (1597-1639; zu ihm s. NDB. Bd. 19 (1999), S. 552-554 (Garber)) wurde 1625 zum poeta laureatus ernannt und am 14.9.1627 in den Adelsstand erhoben. Im Jahre 1646 erfolgte die mit der Verleihung des erblichen Adels sowie der Ausstellung eines Wappenbriefes verbundene Dichterkrönung Johann Rists; s. zu Text Nr. 2 im Birken-Rist-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 653f. – 62-64 viellei¡t wird bald ~ ein neue# Glü¿ anbli¿t.] Die dritte Ehe Ferdinands III. mit der jungen Herzogin Eleonora Magdalena Gonzaga (1630-1686), der Tochter des Herzogs Karl II. von Mantua, wurde am 30.4.1651 geschlossen. Zur Verlobung, die im Sommer 1650 bekanntgegeben wurde, verfaßte Birken das lateinische Gedicht Virgilius Poëta, è campis Elysijs redux, Serenissimae ELEONORAE MANTUANAE, IMPERATORIS CAESARIS FERDINANDI III Sponsae, de thalamo Augusto, suis verbis et versibus gratulatur., dessen Manuskriptfassung in der Sammlung lateinischer Gedichte und Briefe BETULETUM (PBlO.B.3.1.4, 68r-71r; leicht überarbeitete Fassung in: Die Fried-erfreuete TEVTONJE. (Nürnberg, 1652), S. 104-110) steht. Obwohl gedruckte Fassungen dieses Gedichtes mit Sicherheit nach Wien und Mantua abgegangen sind (s. Laufhütte, 2007, S. 210-213), blieb die schon damals von Birken angestrebte Erhebung in den Adelsstand, die durch Mitglieder der kaiserlichen Verhandlungsdelegation – vielleicht Graß selbst – angeregt worden sein könnte (s. zu Text Nr. 34 im BirkenWindischgrätz-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 1062f., v. 6-10; zu v. 89-96), als Lohn für "den klugen Fleiß" (v. 60) zunächst aus. Erst durch die mehrjährige Vermittlung seines Förderers Baron Gottlieb von Windischgrätz (1630-1695), den er am 11.11.1652 bei der Aufführung seines Dramas Psy¡e (s. Laufhütte, 2000; abermals 2007, S. 413-431; Silber, 2000, S. 203-257) in Nürnberg kennengelernt hatte, erlangte Birken schließlich am 14.9.1655 (s. WuK. Bd. 14, S. 53m26-29) das Palatinats- und
Gedichte 97 und 98, 1650
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Adelsdiplom. – 65-73 Die Gnade hab i¡ no¡ ~ der auf den Fried vertrö‰.] Erinnerung Graßens an sein Versprechen, ihn nach Wien mitzunehmen und mit einer Dichtung dem Kaiser zu präsentieren, und an die ihm zukommende Mäzenatenrolle. – 68f. bi# Charon mi¡ einmahl ~ der alle# führt davon] Im griechischen Mythos beförderte der Fährmann Charon die Seelen der Verstorbenen auf dem Fluß Styx in das Totenreich; s. zu Gedicht Nr. 35, v. 41. – 73-77 i¡ werd an Mangel rei¡er, ~ al# wir e# abgezählt.] Im Mai 1650 – also vermutlich nach Absendung von Birkens Gedicht –, erfolgten die von Graß und Piccolomini geleisteten Vorauszahlungen über 8 Dukaten und 50 Gulden (s. o.) für das Friedensspiel. Dieser Betrag vermochte allerdings die für die Inszenierung benötigten Aufwendungen kaum zu decken, zumal Birken am Tage der Aufführung noch "etli¡e hundert Abdrü¿e" (Die Fried-erfreuete TEVTONJE., S. 139) seiner Szenenfolge an die Festgäste verteilte, die er sicher hatte selbst finanzieren müssen. Der Verkauf des Theaterfundus – ob Birken die Kosten dafür selbst vorgestreckt hatte oder ob ihm dieser an Stelle einer direkten Vergütung überlassen worden war, ist nicht zu ermitteln –, brachte ihm 100 Reichstaler ein (s. WuK. Bd. 14, S. 46m16f.). Ein finanzieller Engpaß ("Paupertas.", WuK. Bd. 14, S.46m22f.) war offenbar dennoch die Folge. – 81-83 Homeru# bra¡t e# auf ~ die Erben ni¡t gerau[t.] Neben seiner angeblichen Blindheit wird in Charakterisierungen Homers auch dessen Armut behauptet; s. Zedler. Bd. 13 (1735), Sp. 735f. – 83f. e# zankten ›eben Stätt' | üm ihn] Der Titel des Geburtsortes Homers wurde von Smyrna, Rhodos, Colophon, Salamis, Chios, Argos und Athen reklamiert; s. ebd. – 85-88 ein Volk, da# au¡ den Tod ~ plagt die der Armut ‰andt?] Birken inszeniert als Paradoxon, daß diejenigen, die imstande sind, Ewigkeitsruhm zu stiften, die dem Himmel verwandten Dichter, er selber natürlich auch, in Armut leben müssen. – 89 do¡ der, der lebt dur¡ ›e, gibt ihnen au¡ zu leben] Das Idealbild des Mäzens, Graß zur Beherzigung vor Augen gestellt. – 91-94 do¡ geben ›e au¡ wa#: ~ wa# ›e giebet.] Die Dichter lassen sich nicht ohne Gegengabe beschenken: Das leichte Papier, das sie liefern, ist schwerer als Gold, weil es Ewigkeitsruhm stiftet. – 94 der gibt ihr ~ wa# ›e giebet.] 'der gibt ihr, was sie braucht, und benötigt selbst, was sie gibt'. – 95f. Gott selb‰ nimmt ~ nimmet an.] Das ideale Verhältnis des Mäzens zum Dichter ist dem Gottes zum Gläubigen vergleichbar.
Text 98: An Ebenselbigen von seiner Lieb‰en Spinnerinn. 64v T3 Spinnerinn] Spinnerin (ebenso 4; ebenso 1 spinnen) – 1 Leben] L ev. aus l überschrieben – 3 und] u. (ebenso 5, 7) – 7 bri¡t] t überschrieben Ebenso wie das voraufgehende hat Birken auch dieses Gedicht für den Generalauditor der kaiserlichen Armee Heinrich Graß verfaßt. Bei der in v. 4 angeredeten "Frau Hanna", die hier mit dem antiken Parzenmotiv in Verbindung gebracht wird, handelt es sich um Hanna (geb. Ruffer; Lebensdaten unermittelt), die Ehefrau von Graß; s. SLUB Dresden, Biogr. erud. D. 1578, 82, misc. 2, Av; s. zu Gedicht Nr. 163. Vielleicht hat Birken sie während der Nürnberger Friedensverhandlungen persönlich kennen-
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gelernt und Produkte ihrer Handarbeit gesehen. Quer zur Hauptbeschriftung auf dem linken Rand steht auf Höhe der Verszeilen 6-8 die Notiz "Hieher 142 | 143. 144." Sie bezieht sich auf die entsprechenden Gedichtnummern der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder, die Birken neben weiteren Beiträgen zur Hochzeit von Joachim Pipenburgs Schwager Heinrich Krolow mit Magdalena Wulkow (29.10.1649) verfaßt hat; s. Stauffer, 2007, S. 75-78; zu Gedicht Nr. 99. Chronologische Anordnung der Gedichte im Manuskript vorausgesetzt, ist Birkens Parzengedicht also vermutlich zwischen Ende 1649 und Frühjahr 1650 entstanden. Ein Druck ist nicht bekannt. 1f. Mann sagt von Parcen viel ~ den dreyen Spinngöttinnen.] Die drei Schicksalsgöttinen des antiken Mythos waren für den menschlichen Lebensfaden zuständig, der von ihnen gesponnen, zugeteilt und abgeschnitten wurde; s. Zedler. Bd. 26 (1740), Sp. 822f; s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 1391-1396 (Artikel 'Moira'); Bd. 4 (1972), Sp 509f. (Artikel 'Parcae').
Text 99: "Da# junge Freyervolk unlang‰ zusammen kahm". 64v/65r 1 Da#] # aus s überschrieben – 1 zusammen] zusam en – 3 wa#] Kürzel – 3 der] Kürzel; ebenso 6 – 4 Frau] Fr und etc-Kürzel mit Punkt – 5 verwa¡en] mit ver-Kürzel – 6 Krolow] zwischen K und r gestrichen o – 6 und] u. (ebenso 7) – 7 auf] f überschrieben – Ursprünglich hatte das Gedicht eine Überschrift: Zu Herrn Lic. Heinri¡ Krolowen | mit | Jungfrauen Magdalenen Wülkowen | Ho¡zeit.] vollständig gestrichen Der Anlaß für die Entstehung dieses Gedichtes war die Hochzeit des Schwagers Joachim Pipenburgs (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 58) und späteren Doktors beider Rechte (1650) und Bürgermeisters von Lüneburg, Heinrich Krolow (gestorben 1666), mit der Tochter des Lüneburger Bürgermeisters Wilhelm Wulkow, Magdalena Wulkow, am 29.10.1649; s. in Birkens Autobiographie: "4. Pastorale, in nuptias Krolovias." (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 45m12f.; s. ebd. Z. 16-20) Zu diesem Anlaß verfaßte Birken ein lateinisches und drei deutsche Gedichte, die zusammen mit Glückwunschgedichten von Johann Michael Dilherr, Georg Philipp Harsdörffer, Johann Klaj, Christoph Arnold und einer ebenfalls von Birken stammenden Prosaekloge (Ho¡zeitli¡e# S¡äfer-Gedi¡t | in Bespre¡ung der Pegni”hirten | übersendet | von | Floridan.) gedruckt wurden in dem Sammelgratulatorium: Glükwüns¡ende Gedi¡te | Auf den Ho¡zeitli¡en Ehren-Tag | Deß Ehrenve‰en und Ho¡gelarten Herren | Heinri¡ Krolowen/ | Beyder Re¡ten Candid. & Consiliarii | der Stadt Lüneburg. | und | Der WolEhren- und Tugendrei¡en Jungfern | Magdalenen Wulkowen/ | De# Edlen/ Ve‰en/ Ho¡gelarten vnd Ho¡weisen | Herren Wilhem Wulkowen/ beyder Re¡ten | Doctorn vnd wolverdienten Burgermei‰er# | daselb‰en/ Eheleibli¡en To¡ter. | Wel¡er gehalten den 29. Tag deß WeinMonat# | Jm Heil-Jahre MDCXLIX. | vbersendet von Vornehmen Freunden vnd Pegni”s¡äferen | au# Nürnberg. | Gedru¿t zu Hamburg bey Mi¡ael Pfei[ern. (s. Stauffer, 2007, S. 75-78). Ob
Gedichte 99 und 100, 1649 und 1650
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die den Hirten Strefon, Klajus, Montano und Alcidor zugeschriebenen Verseinlagen der Ekloge wirklich von Harsdörffer, Klaj, Hellwig und Sechst stammen, ist nicht zu ermitteln. Wahrscheinlich stammen sie wie die Floridan zugewiesenen Verspassagen allesamt von Birken. Birkens vier Gedichtbeiträge stehen (A2r-A3v) in einer fortlaufend numerierten Gruppe, die mit dem lateinischen ANAGRAMMA | HEINRICUS* KROLOVIUS. | MAGDALENA VVULCOVIA. | NOVI UNAM HAUD è VULGO; ILLA SOCIA | CURIS: URGE! eröffnet wird, dessen Manuskriptfassung in Birkens Sammlung lateinischer Gedichte und Briefe BETULETUM (PBlO.B.3.1.4) steht: Epithalamion | Heinrici Krolovij | Consiliarij Lünaeburgensis | et | Magdalenae Wulkoviae, | Nubtiis. 46v-47v. Dort (47v) schließt sich das Gedicht Dedicatio pastoralis | iisdem Nuptiis. an, das im Druck (Br) unter dem Titel Nob. Novis Nubtis. Birkens Prosaekloge vorangestellt ist. Das Gedicht Nr. 99 steht als zweiter gezählter Beitrag (A2v) in dieser Gedichtgruppe. Erst durch die in der Druckfassung hinzugekommene Gedichtüberschrift Heinri¡ Krolow. Magdalehn Wulcaw#. | dur¡ Letterw. | Er sli¡ gema¡ wäg; würd wol äinholn. sowie die gegenüber der Manuskriptfassung durch Fettdruck hervorgehobenen Wörter in den Versen 3, 6-8 wird ersichtlich, daß es sich um ein Anagrammgedicht handelt. Von diesen Besonderheiten sowie der besonders großen, die Einrückung von v. 2 bedingenden Ausführung des Anfangsbuchstabens von v. 1 und Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 1 unlang‰] unläng‰ – 2 in] im – 2 daselb‰] da – 2 neue] die neue – 7 s¡li¡] sli¡ 2 Venu#berg] Birken bedient sich hier des Sagenmotivs vom Venusberg, das seit dem Mittelalter in Verbindung mit der Tannhäuser-Sage in zahlreichen Bearbeitungen tradiert wurde (s. Rüther, 2007), wandelt es jedoch ab: Die Frau Venus verführt den in der Rolle des Tannhäuser auftretenden Krolow nicht etwa zu ewigem Verbleib im Venusberg, sondern erteilt ihm den Rat (v. 4-6.), zu heiraten. – 2 daselb‰ e# neue Losung nahm] 'wo eine neue Parole ausgegeben wurde'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 6 (1885), Sp. 1200f.; s. zu v. 2. – 5 verwa¡en] 'durch wachen verzehren / erschöpfen'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 12, Abt. 4 (1956), Sp. 2065. – 8 ihm] 'sich'. – 8 wird ihm wohl holen ein] 'wird sich etwas Gutes einkaufen'.
Text 100: Zu Herrn Doctoris Joa¡im Chri‰ian Neuen# Für‰li¡ würtenbergis¡en Raht# mit Jungfrau Helena Murrin, Ho¡Zeit. 65r-67r T1 C.] Überschrift und Gedichtzählung überlagern sich, offensichtlich wurde die Zahl später angebracht. – T2 Herrn] H. – T2 Doctoris] Dr. – T2 Joa¡im] Joa¡. – T3 Für‰li¡] Für‰ und etc-Kürzel mit Punkt – T3 würtenbergis¡en] würtenb und etc-Kürzel mit Punkt – T5 Jungfrau] J. – 4 der] Kürzel; ebenso 20, 28, 34 (2x), 39, 40, 43, 50, 55, 106 – 5 daß] Kürzel; ebenso 13, 22, 30, 51, 88 da# – 6 etwa#] mit wa#-Kürzel – 7 Brunnen] Brun en (ebenso 23 wann – 41 Mann – 41 dann) – 8 feder] mit der-Kürzel; eben-
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so 52 jeder – 58, 105 Kinder – 83 Länder – 9 und] u. (ebenso 12, 17, 18, 24, 27, 28, 36, 37, 38, 44, 50, 53, 56, 58, 59, 61, 65, 67, 73, 91, 95, 98, 107, 108) – 11 s¡reiben gibt] in Zeilenmitte unterhalb; davor links 2
1
am Zeilenanfang ungestrichen s¡reiben – 12 dur¡ mi¡] mi¡ dur¡ – 14 wa#] Kürzel; ebenso 21, 28, 59, 64, 95 – 13 wird] dahinter ein Wortanfang oder Satzzeichen gestrichen – 17 Rau¡] R aus r überschrieben – 18 warheit#waar] ev. warheit# waar – 19 wie] e überschrieben – 23 man] ma – 33 seit] s überschrieben – 37 Todt] T aus t überschrieben – 45 der] Einzug; ebenso bei 61 wie – 46 Bac¡en] ac überschrieben; zweites c nachträglich eingefügt – 50 na¡] rechts auf dem Rand; Einfügungszeichen davor und in der Zeile −/ – 54 verfahren] mit ver-Kürzel – 57 und] u – 59 nur] mur – 67 ehre] h überschrieben – 70 Himmel] Him el (ebenso 92 kommt – 101 bekommen – 102 genommen) – 71 lernet] leret; re überschrieben – 73 Nu”] N aus n überschrieben – 75 Sinn] S aus s überschrieben – 77 mi¡] ursprünglich i¡; m oberhalb der Zeile – 80 Re¡te] R aus r überschrieben – 85 Wer] W aus w überschrieben – 85 Staat] durch Überschreibung aus Stand (zweites a oberhalb der Zeile) – 86 der] er undeutlich überschrieben – 87 gethan,] Komma aus Punkt überschrieben – 90 ein kau[et] k überschrieben; ev. einkau[et – 94 Hau#] u (1. Position) überschrieben – 103 dann] undeutlich; ev. denn Dieses sowie das folgende Gedicht hat Birken zur Trauung des Doktors beider Rechte Joachim Christian Neu (auch: New; gestorben 1675; zu ihm s. Will. Bd. 3 (1757), S. 32f.; s. Biedermann / Volckamer (1854), S. 140) mit Helena Murr (1614-1691, Tochter des Steuerbeamten Johann Hieronymus Murr und Helena Pfinzings von Henfenfeld (geb. Lindner); s. ebd.) verfaßt. Nach seiner Promotion in Altdorf im Jahre 1639 praktizierte Neu von 1642-1650 als Anwalt in Nürnberg. Von dort ging er nach Stuttgart, wo er als Hof- und Justizrat sowie als Hofgerichtsassessor tätig war. Zu der Hochzeit (4.3.1650) wurde ein Sammelgratulatorium gedruckt: BONA VERBA | in | Festivitatem nuptialem | Nobilissimi, Amplissimi et Consultissimi | Viri, | Dn. JOACHIMI CHRISTIAN | Neu/ U. J. D. et Ducatus Würtembergici | Consiliarii laudatissimi, | Nec non | Nobilissimae, lectissime, pudicissimaeque | Virginis | HELENAE Murrin/ | Patritiae Noricae, | NORIMBERGAE, | D. IV. Martii. Faventer et luculenter decantata | Anno Messiano M. DC. L. | Typis Wolfgangi Endteri. (s. Stauffer, 2007, S. 90f.) Nach Gedichtbeiträgen u. a. von Johann Michael Dilherr, Daniel Wülffer, Johann Klaj folgt Birkens Gedicht unter dem Titel Ad | Nobilisimum et Amplissimum | Dn. Sponsum. ([Aiv]v-[Bij]v) als siebter gezählter Beitrag. Der Anfangsbuchstabe von v. 1 ist besonders groß ausgeführt und bewirkt die Einrückung der Verse 1-3. Die Worte "Parna‹u#" (v. 11), "Helden" (v. 12), "Hein#" (v. 29), "Lehrerhut" (v. 44), "Neu" (v. 93, 107), "Helen" (v. 101), "Fis¡ba¡" (v. 104) sowie die Glückwunschformel "Häu] Güter/ Kin-|der/ Jahre!" (v. 105f.) sind graphisch durch Fettdruck und größere Schrifttypen hervorgehoben. Rechts von v. 29 steht die Anmerkung "In Append. Laud. Asin." Ebenfalls neu gegenüber dem Manuskript ist die Unterschrift rechts unterhalb des Gedichttextes: "occupatißimus deprop. | Sigismundus Betulius." Von diesen Unterschieden sowie Abweichungen in Orthographie und Interpunktion abgesehen, weist die Druckfassungen folgende Varianten auf: 3 le”te] lä”te (ebenso 4) – 10 ie”und] i”und
Gedicht 100, 1650
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(ebenso 51) – 14 ie”t] i”t – 17 s¡mei¡eln] s¡mei¡len – 17 nit] ni¡t (ebenso 22, 31, 50, 65) – 18 au# den fur¡en] in die Lü]e – 26 gro‹e ding'] ma¡en groß- – 27 Ni¡te#] dann ni¡t# – 28 da] der – 31 also] Wahrheit – 34 Zehrung# geld] Zehrunggeld – 37 vor] für – 46 alle Ba¡en] alle# Bac¡i – 48 der Wirt der s¡enket do¡ zuweilen sauer] iedo¡ der Wirt zuweiln s¡enkt sauren Wein und – 55 für¡t e# dür[te] för¡t/ e# dör]e – 58 sol¡en] söl¡en – 70 edlen] ädlen – 72 fehlet] fehlt ›¡ – 72 ges¡i¿ter] gelehrter – 73 der] und – 73 Nu”] nü” – 76 Fräulein] Fräulinn – 79 vielmehr mi¡] mi¡ vielmehr – 82 au# dem Land] au‹er Land# – 89 da#] ein – 94 Hau# (1. Position)] S¡oß – 99 meinen] meinem – 100 Glü¿] Stern – 108 am] an – Die sinnwidrigen Einrückungen der Verse 45 und 61 sind im Druck beibehalten. 2f. die euren Namen, Herr, ~ in# Bu¡ der Ewigkeit] Das biblische Motiv des Lebensbuches (vgl. Offb 20.12-15) und die humanistische Vorstellung vom durch Bildung und geistige Arbeit erlangten Ewigkeitsruhm (vgl. v. 39-45) werden hier miteinander verknüpft; s. zu Gedicht Nr. 86, v. 9-11. – 6-12 i¡ wolt au# Aganippen ~ und dur¡ mi¡ Ruhm ertheilt dem Helden, den er liebt] Die Musenquellen Aganippe (v. 6; s. zu Gedicht Nr. 13, v. 34-36) und Claros (v. 8; s. zu Gedicht Nr. 12, v. 71) gehören – ebenso wie der Musenberg Parnassus (v. 11) –, zum geläufigen Formelbestand in den Gedichten Birkens, wo sie häufig in den Anfangsversen begegnen und nach dem antiken Vorbild des Musenanrufes verwendet werden. Birkens Entschuldigungsrede spielt auf seine Arbeit an der Amalfis an, deren Handlung teilweise auf dem Parnaß spielt; der in v. 12 erwähnte Held ist Ottavio Piccolomini. – 17-21 Zwar s¡mei¡eln wolt i¡ nit ~ wa# ›e so lang geheißen.] Die Behautpung, daß die Dichter lügen, findet sich bereits bei den antiken Schriftstellern Aristoteles, Hesiod, Platon und Horaz, De arte poetica, v. 151. Birken setzt sich mehrfach mit diesem Vorwurf auseinander, u. a. in der Vor-Rede (§17, [):( ):( viij]r/v) seiner 1679 erschienenen Poetik Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰. – 29f. Hein# hat e# au¡ beklagt. ~ da# nur erdi¡tet i‰!] Der niederländische Gelehrte und Dichter Daniel Heinsius (1580-1655; zu ihm s. ADB. Bd. 11 (1880), S. 653-656 (Halm); zu Heinsius und Opitzens Heinsius-Rezeption s. Pyritz, Teil 1 (1991), S. 580; Teil 2 (1985), S. 501, 522f.) ist gemeint. Die in der Druckfassung rechts am Rand von v. 29 angebrachte Notiz: "In Append. Laud. Asin." bezieht sich auf Heinsius' im Jahre 1629 (Erstdruck: 1623) anonym erschienene Schrift LAVS ASINI | tertia parte auctior: | cum alijs festivis opusculis, | quorum seriem pagella | sequens indicat. LVGD. BATAVORUM. | Ex Officina ELZEVIRIANA. | Anno cI Ic XXIX. (Google-Digitalisat des Exemplars der Princeton University, Rare Books Off-Site Storage (RCPXR) 2949.446s). Darin enthalten ist der Text EPISTOLA | De Poetarum ineptiis et | saeculis vitio. (S. 401-411), auf den Birkens Notiz vermutlich verweist. – 44 und se”et auf den rohten Lehrerhut] Die Angehörigen des universitären Lehrkörpers trugen Talar und Hut in der ihre Fakultät repräsentierenden Farbe. Bei den Juristen war sie rot. – 46 ni¡t alle Bac¡en ›nd, die Reben Kränze tragen] Der Rebenkranz war das Zeichen des Gottes Bacchus / Dionysos. – 47f. ‰eht s¡on ein grüner Baum ~ zuweilen sauer Bier] Um einen frischen Faßanstich anzuzeigen, hängten Zapfwirte während der Zeit des Ausschanks grüne Zweige, Kränze oder andere 'Bierzeichen' (s. Zedler. Bd. 3 (1733), Sp. 1807; s.
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Krünitz. Bd. 5 (1775), S. 285f.) über den Hauseingängen auf. Offenbar waren die Zeichen mitunter frischer als die angebotene Ware. – 51-53 da# edle Di¡terlaub wird ie”und so gemeyn, ~ mit Lorbeern überlarvt.] Birken wiederholt hier seine bereits in der Niedersä¡›s¡en Le”e (1648, [Aiv]v-Br) über das Mißverhältnis von gekrönten Pseudopoeten und ernsthaften Dichtern geäußerte Kritik; s. zu Gedicht Nr. 63, v. 20. – 53-55 und wann in unsren Jahren ~ ›e jagen au# der Stadt] In seinem Werk Politeia 3, 398 und 10, 607, verurteilt Platon jene Dichter, denen er eine tugendlose 'mimetische' Kunstauffassung unterstellt und welche deshalb aus dem Idealstaat zu verbannen seien. – 62 die Themi# eü¡ zu Lohn ihr würdig# Purpur giebet] Im griechischen Mythos war Themis die Göttin der Gerechtigkeit; s. zu Gedicht Nr. 85, v. 24. Als Zeichen weltlicher Macht war das Tragen purpurfarbener Kleidungsstücke in der Antike nur dem Kaiser und den Senatoren vorbehalten; s. Zedler. Bd. 29 (1741), Sp. 1721f.; s. zu Gedicht Nr. 12, v. 26f.; vgl. zu v. 44. Hier ist die Farbe der Juristen gemeint. – 65-80 J¡ kan e# mir nit wehren, ~ Gott hel[e mir herna¡.] Daß Birken sich hier derart stark als Jurist profiliert und sein Dichten als Nebenwerk zur Erholung abtut, mag damit zu erklären sein, daß er sich vom Adressaten Förderung bei seiner Bemühung um eine Anstellung erhoffte. – 71 weil] 'während', 'solange'. – 73 Clio] Die Muse der Heldendichtung und Geschichtsschreibung; s. zu Gedicht Nr. 13, v. 39. – 74 Eunomien] Eunomie war eine Tochter der in v. 62, 66, 67, 69 erwähnten Göttin Themis und des Zeus. Sie war eine der drei Horen, der Göttinnen von Recht und Ordnung; s. Zedler. Bd. 8 (1734), Sp. 2144; Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 1215f. (Artikel 'Horai'). – 82f. wie euer Tugendtrieb ~ in andrer Länder Lu[t.] Neu muß Reisen ins Ausland – vermutlich nach England und Frankreich (vgl. v. 97) – unternommen haben. Wie aus v. 31-36 ([Aiiijr]) des an sechster Stelle (Aiijr-[Aiiij]v]) des Gratulatoriums gedruckten Gedichtes von Johann Klaj hervorgeht, hatte der Bräutigam offenbar – ob bereits kurz nach seiner Promotion oder erst während seiner Nürnberger Zeit, ist unklar – als Hofmeister in Diensten einer adligen Familie gestanden: Nun wird er ni¡t weiter reisen/ Freiherrn weisen/ wa# zu sehen hier und dort: Selb‰en au# der Welt ‰udiren hei‰ ›¡ zieren/ und hil] gro‹en Leuten fort. Über zwei weitere Beiträger läßt sich auf die Identität dieses "Freiherrn" schließen. Der Theologe Paul Wilhelm Bert, in dessen Namen Birken das Gedicht "Nomen est Omen | Da# NEVE tritt ein/ | Vnd S¡i¿et ›¡ fein. | Wiederkehr." (Bijv-Biijv; s. zu Gedicht Nr. 101) und weitere Gedichte verfaßt hat, war um 1648 Hauslehrer bei der Exulantenfamilie von Räcknitz; s. zu Gedicht Nr. 72. Der mit den Initialen "F. V. R." unterschriebene fünfte gezählte Beitrag des Druckes ([Aiij]r) könnte somit von Gall III. Freiherr von Räcknitz (1590-1658; zu ihm s. NDB. Bd. 21 (2003), S. 78-80 (Schnabel)) stammen, der
Gedichte 100 und 101, 1650
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auch selbst Dichter geistlicher Lieder war. Für ihn und acht weitere Mitglieder seiner Familie hat Birken Ehrengedichte verfaßt, die auf den Seiten 76-78 der S¡äferei: | behandelt dur¡ | Floridan/ | bey Unterredung | Fillokle# und Rosidan# des 1649 gedruckten Werkes Kriege#- und Frieden#bildung stehen; (Manuskriptfassungen enthält die Sammlung S. v. B. Poetis¡e Lorbeer-Wälder (PBlO.B.3.1.3)); s. Stauffer, S. 54-56. Einen der Söhne Galls III. hatte Neu also vermutlich unterrichtet und auf dessen Kavalierstour begleitet. – 91f. die Gan# eü¡t über Meer, ~ die Gan# kommt wieder her.] s. zu Gedicht Nr. 12, v. 48-50. – 93-95 Nun, i¡ soll au¡ mehr s¡auen, ~ bi# i¡, wa# ihr gesehn.] Im griechischen Mythos war Amphitrite eine Meeresgottheit und die Gemahlin des Poseidon; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 317f. "Amtriten Hau#" (v. 94) ist das Meer, in Anlehnung an Ovid (Metamorphosen 1, v. 13). Birken verwendet das Bild des Hausbaus zur Bekundung seines eigenen Wunsches, die von Neu bereisten Länder kennenzulernen. – 97 Rhodan] Der Fluß Rhone. – 101-103 die Helen' i‰ bekommen. ~ weit über Meer, üm ›e.] In Birkens scherzhafter Anspielung auf die Ilias werden Braut und Bräutigam als Helena und Paris bezeichnet. – 104 Fis¡ba¡] Ein zur Zeit Birkens durch die Nürnberger Innenstadt fließendes Gewässer, das neben der Wasserversorgung auch industriell genutzt wurde; s. Truckenbrot. Bd. 1 (1785), S. 266-268. – 104 Argo#] Bezeichnung Griechenlands oder der Peloponnes; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 541-543. Hier erscheint sie als der Ort, aus dem Paris Helena entführte.
Text 101: Wiederkehr. 67r/v T1 CI.] Überschrift und Gedichtzählung überlagern sich; die Zahl wurde nachträglich angebracht – 1 Winter] mit er-Schlaufe; ebenso 14 wetter – 2 wunder] durch Überschreibung aus Winter – 2 und] u. (ebenso 3, 4, 11, 15, 17, 19, 20) – 6 gelammete] gelam ete (ebenso 6 Läm er) – 8 verleihen] mit ver-Kürzel; ebenso 15; ebenso 9 vers¡euen – 16 verliebeten – 21 vereinigt – 10 wieder] mit der-Kürzel – 12 Venu#] danach gestrichen verneuen (mit ver-Kürzel) – 13 liebe] l aus L überschrieben – 13 s¡öne] durch Streichung aus s¡öner – 14 er] durch Überschreibung aus e# – 15 Bli¿e] ev. Blike – 16 an] a überschrieben Ebenso wie das voraufgehende hat Birken auch dieses Gedicht zur Hochzeit von Joachim Christian Neu mit Helena Murr verfaßt. Zur Gedichtform der Wiederkehr s. Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰ (1679), § 110, S. 141: "da viel eingereimte Zeilen aufeinander folgen/ und darauf andere mit eben selbigen Reimen zurü¿e kehren. Jhre Zier i‰, wann sie von etwa# handeln/ da# ihren Namen au#dru¿et und wiederkehret". In diesem Gedicht liegt der Umkehrpunkt zwischen den Versen 11 und 12 bzw. in der Druckfassung zwischen den Versen 12 und 13. In dem zu diesem Anlaß gedruckten Sammelgratulatorium BONA VERBA in Festivitatem nuptialem Nobilissimi, Amplissimi et Consultissimi Viri, Dn. JOACHIMI CHRISTIAN Neu [...]. (s. zu Gedicht Nr. 100) ist es unter dem Titel Nomen & Omen; | Da# NEVE tritt ein/ | Vnd s¡i¿et ›¡ fein! | Wiederkehr. als achter gezählter Beitrag (Bijv-Biijr) gedruckt. Wie aus der Unter-
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schrift des im Druck unmittelbar daran anschließenden (Biijv) Chronostichons hervorgeht, handelt es sich um ein in fremdem Namen verfaßtes Auftragsgedicht: Jahrzahl: Herr IoaChIM ChrI‰Ian neV/ FVr‰LICher VVVrtenbergIsCher VVoLbe‰eLLter Raht/ I‰ beI seIner BraVt gar feIn bekrän”et. Auf freundli¡# Begehren zu s¡uldigen Ehren hat diese# gese”t in treue‰er Le”t Paul Wilhelm Bert/ der Hl. Gotte#lehr Be. Für den Theologen Paul Wilhelm Bert hatte Birken bereits früher Gedichte verfaßt; s. zu den Gedichten Nr. 72, Nr. 77, Nr. 78. Anders als bei dem Chronostichon, das vielleicht von Bert selbst stammt, ist Birkens Autorschaft durch die Manuskriptfassung, Gedicht Nr. 101, erwiesen. Die Druckfassung enthält zwei zusätzliche Verse: nach v. 5 (in der Druckfassung v. 6): "(Der Bienlein Gewir¿e gar sü‹e gedeien)" und nach v. 17 (in der Druckfassung v. 19): "Eu¡ soll e# nur Honig- und Mo‰süß gedeien". In der Druckfassung ist der erste Buchstabe von v. 1 als großer Zierbuchstabe ausgeführt. Einige Wörter bzw. Wortteile, "Murris¡en" (v. 1), "Herrn Neuen", "verneuen" (v. 12), "Neuen" (v. 13), "Helene" (v. 14), "Murris¡em" (v. 15) sowie die Glückwunschformel "Na¡ dreymal drey Monden zween Leiber ›¡ dreyen." sind durch Fettdruck hervorgehoben. Abgesehen von diesen Abweichungen sowie Unterschieden der Orthographie und Interpunktion weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 5 dem] den – 9 wa¡same] (10) wa¡samen – 12 Herr] (13) Herrn – 14 er dar[ ›¡] (15) Der ›¡ nit – 14 murris¡en] (15) murris¡em – 14 nit] (15) darf – 15 Venu# und Föbu#] (16) Föbu# und Venu# 3 der Früling und Friede, Krieg, Winter no¡ ‰reuen] Birken spielt auf die Nürnberger Nachverhandlungen zum Westfälischen Frieden an, die zur Zeit der Abfassung des Gedichtes (Ende Februar / Anfang März 1650) noch nicht abgeschlossen waren. "Früling und Friede" sind Subjekt, "Krieg, Winter" Objekt des chiastisch gebauten Satzes. – 8 Föbu#] Die Sonne. – 13 die s¡öne Helene] Vorname der Braut und zugleich Anspielung auf die Ilias; s. zu Gedicht Nr. 100, v. 101-103. – 19 Gott woll eü¡ mit Haaren und Jahren bes¡neyen] 'Gott möge euch ein langes Leben bescheren, bis eure Haare weiß wie Schnee sind.' Die Überblendung von Bildern des jahreszeitlichen Wandels in der Natur mit solchen des menschlichen Lebens ist ein geläufiger Topos, der häufig in den Gedichten Birkens begegnet; vgl. Gedicht Nr. 4, v. 5f.; Nr. 63, v. 21-23. – 22 Na¡ dreymal drey Monden Zween leiber ›¡ dreyen.] Der in Hochzeitsgedichten regelmäßig begegnende Wunsch baldigen Kindersegens.
Gedicht 102, 1650
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Text 102: An Herrn Heinri¡ Graßen. 67v-69v T1 CII] durch Überschreibung aus CIII – T2 Herrn] H. – 1 der] Kürzel; ebenso 15, 19, 35, 47, 68, 70, 71 – 1 Himmelwagen] Him elwagen (ebenso 21 immer – 42 kommen – 60 sammlen – 67 einkomm) – 5 und] u. (ebenso 7, 14, 17, 18, 26, 31, 35, 41, 53 (2x), 54, 57, 65, 69, 71, 72) – 5 wieder] mit der-Kürzel; ebenso 6 Glieder – 8 Bruder – 9 oder – 75 derselbe – 7 ‰reute] s aus S überschrieben; ebenso 7 sü‹er (erstes s) – 65 spra¡ – 7 mir] m und r überschrieben – 15 Alpa‰er] mit -er-Schlaufe; ebenso 64 verlängern – 16 au¡] 2
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1
dahinter ein Wort oder Wortanfang gestrichen – 16 an Hoheit] Hoheit an (an rechts auf dem Rand angefügt) – 21 da#] Kürzel; ebenso 23, 40, 73; ebenso 50, 71 daß – 22 vollend#] e überschrieben – 31 begehre] be oberhalb der Zeile; Einfügungsstrich – 37 kond] k überschrieben – 41 Verhör] V aus v überschrieben – 42 wa#] Kürzel; ebenso 54 – 43 Mecänat] e aus ä überschrieben – 48 ansang] anfang – 52 begehrt] be-| gehrt (vor gehrt gestrichen be) – 54 Lieder] L überschrieben – 56 Bot] t aus tt überschrieben – 60 bedur[t] ev. bedür[t – 61 dir:] Doppelpunkt aus Komma überschrieben – 64 ihm] m überschrieben – 67 weitre] r überschrieben – 76 den] dem Dieses Gedicht ist ebenso wie die Gedichte Nr. 97 und Nr. 98 an den General-Auditor der kaiserlichen Militärjustizverwaltung Heinrich Graß (gestorben Ende 1651; s. zu Gedicht Nr. 163, v. 57-61) gerichtet. Es wird erzählt, wie Birken im Traum die Nymphe Amalfis erschienen sei, die ihn um die Komplettierung ihres Schmuckes gebeten habe. Auf den Einwand des Dichters, daß für eine solche Entscheidung göttliche Erlaubnis eingeholt werden müsse, habe man sich auf den Parnaß zum Sitz des Gottes Apoll begeben, der verkündet habe, daß Birkens Mäzen bereits für das Gelingen dieses Plans gesorgt und auch die Verleihung der erhofften "Lorbeergaben | von hohen Händen" (v. 50f.) in die Wege geleitet habe. Das Gedicht schließt mit dem jähen Erwachen des Dichters in seinem Bett und der an den Adressaten gerichteten Bitte, es dem im Traum erwähnten Mäzen gleichzutun; s. Laufhütte, 2005(1), S. 475, Anm. 121; abermals 2007, S. 199. Es handelt sich somit um eine in Gedichtform präsentierte Beschreibung der Situation Birkens bei weit fortgeschrittener Arbeit an dem für den Herzog von Amalfi, Ottavio Piccolomini (1599-1656), bestimmten Versepos Amalfis (PBlO.B.1.0.1), an die Birken große Hoffnungen auf finanzielle Belohnung und sozialen Aufstieg knüpfte; s. zu Gedicht Nr. 97. Als beides ausblieb, muß Birken, der – vermutlich auf vage Honorierungszusagen hin – im Frühjahr 1650 mit dem Werk begonnen hatte, zunehmend bewußt geworden sein, daß die ausweichende Haltung des selbst in Finanzschwierigkeiten befindlichen Piccolomini die Vollendung der Amalfis ernsthaft in Frage stellte. Heinrich Graß, der bereits den Auftrag für das beim Friedensfest am 4./14.7.1650 (s. WuK. Bd. 14, S. 46, 98; Laufhütte, 1998(2), S. 347-357 (2007, S. 153-169); zu Gedicht Nr. 71) aufgeführte Frieden#Ballet überbracht hatte, war zunächst auch der wichtigste briefliche Ansprechpartner Birkens in beiden Angelegenheiten. Während der Arbeiten am dritten Buch der Amalfis (s. WuK. Bd. 14, S. 46) muß Birken im September 1650 ein entsprechendes Schreiben an Graß geschickt haben. Weder das zunächst vom Bruder Graßens, Johann Graaß (dem Erfüllten (1669) in der Fruchtbringen-
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den Gesellschaft; s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 856; s. zu Gedicht Nr. 163) verfaßte Antwortschreiben (5.10.1650, PBlO.C.116.2) noch der wieder von Heinrich Graß selbst stammende Brief PBlO.C.116.3 (10.12.1650) geben jedoch Auskunft über den Empfang des Gedichtes Nr. 102. In seinem Schreiben vom 31.12.1650 (PBlO.C.116.4) allerdings bedankt sich Graß für zuvor "vbers¡ikte lucubrationes" (Av), was als ironische Anspielung auf Birkens zur Nachtzeit spielendes Traumgedicht und dessen Entstehungsumstände gedeutet werden kann. In diesem Fall könnte die Abfassung des Gedichtes Nr. 102 mit Birkens Beantwortung des Briefes PBlO.C.116.3 (Antwortvermerk 16.12.1650) zusammengefallen sein. In Birkens Briefkonzeptbuch PBlO.B.2.1.24, das Abschriften von Briefen der Jahre 1648-1653 enthält, steht ein undatiertes, an "H. H. G. R. K. M. G. A." (6v-7v, 'Herrn Heinrich Graßen Römisch Kaiserlicher Majestät General Auditorn') adressiertes "Grußbrieflein", das vermutlich Ende 1650 verfaßt wurde. Ebenso wie das Gedicht Nr. 102 ist auch das Briefkonzept eine witzig formulierte, von der Verbitterung der späteren Jahre noch freie Erinnerung an zugesagte Unterstützung; s. zu Gedicht Nr. 97. In der Rolle des Schäfers "Floridan" ersucht Birken darin den als "Mecäna#" angeredeten Graß um eine "Winter‰euer" für sein notleidendes Vieh, die dieser bereits zuvor "bey der Dur¡leu¡tigen Nymphe A." zu erwirken versprochen habe. Im Gegenzug hoffe Birken / Floridan, schon im kommenden Frühjahr besagter Nymphe – es handelt sich natürlich um das Werk Amalfis – "einen de‰o s¡önern Dank absingen und erklingen" zu lassen. Wenn sich auch ein Zusammenhang zwischen dem Gedicht Nr. 102 und dem Briefkonzept nicht mit Sicherheit nachweisen läßt, deuten doch der humoristische Ton, die ebenfalls in beiden Texten Graß zugeschriebene 'Mäcenas'-Rolle und die Bezeichnung der Amalfis als 'Nymphe' sowie die jeweils in Aussicht gestellte baldige Fertigstellung des Werkes auf zeitnahe Entstehung beider Texte hin. Von Gedicht Nr. 102 ist kein Druck bekannt. 1-5 Die güldne Stralen ~ die na‹en Najaden.] Geläufige mythologisierende Darstellung des Sonnenuntergangs durch den im Reich der Meeresgöttin Thetys (v. 2) versinkenden Wagen des Sonnengottes "Föbu#" (ebd.); s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 999-1001. – 3 Zieher] Die den Wagen des Sonnengottes ziehenden Pferde sind gemeint; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 15 (1956), Sp. 1026. – 5-8 Morfeu# og ~ au¡ beyde Augen zu.] Im antiken Mythos war Morpheus der Sohn des personifizierten Schlafes Hypnos (s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 1430), welcher der Zwillingsbruder des Todes, Thanatos, war; s. ebd. Bd. 2 (1967), Sp. 1279f. In der Theogonie Hesiods (v. 211f.) sind sie zusammen mit den Oneiren (Träumen) Kinder der Nyx (Nacht). – 7 S¡la[kraut] s. zu Gedicht Nr. 13, v. 13 – 9-12 J¡ weiß e# ni¡t, ~ re¡t möge bringen für.] Zu den hier verwendeten Motiven des Traumes und der Anrufung des Musengottes Apoll s. zu Gedicht Nr. 13, v. 35f. – 9 entzü¿et] 'entrückt'. – 25-29 E# ›nd, die diesen mir gedenken abzunehmen ~ behalten diesen Nahm.] Diese Verse deuten darauf hin, daß es wenigstens ein die Amalfis bedrohendes Konkurrenzunternehmen gegeben haben könnte, welches allerdings nirgends sonst erwähnt wird. Möglich ist auch, daß es nach Lektüre der nach Wien geschickten Manuskriptfassung der Amalfis (s. zu Gedicht Nr. 97) im Umfeld Graßens Bestrebungen gegeben haben
Gedichte 102 und 103, 1650
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könnte, Änderungen an Text und Titel (vgl. v. 26f.) vorzunehmen. Der dahinter stehenden Absicht, den wahren Autor gänzlich zu verschweigen, könnte Birken mit diesen Versen entgegenzutreten versucht haben. Auch für diese Vermutung gibt es freilich keine weiteren Anhaltspunkte. – 33 Prin” Deliu#] Der von seiner Geburtsinsel Delos abgeleitete Beiname Apolls; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 1442f. Die Bezeichnung "Prin”" ist hier in der damals üblichen Bedeutung 'Fürst', 'Anführer' verwendet; vgl. Gedicht Nr. 2, v. 20 – 35-37 Sie lä¡elt ob der Red, ~ zur zweygespi”ten Burg.] Ebenso wie in der Amalfis (vgl. PBlO.B.1.0.1, Konzept, 9v, v. 622) dient auch in diesem Gedicht der zur 'Burg' erklärte Parnaß als Handlungsort für das Traumgeschehen. Zur Topographie s. die Vor-Rede zu Birkens Poetik Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰ (1679), ):( ):( vjv - ):( ):( vijr. – 41 Apollo gab Verhör.] 'Apoll gewährte Audienz'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 12, Abt. 4 (1956), Sp. 579f. Die Grenzen zum heute ausschließlich im juristischen Kontext gebrauchten 'Verhör' waren aber schon zu Birkens Zeiten fließend; vgl. ebd. In der Amalfis (PBlO.B.1.0.1, Konzept, 9v, v. 634) bildet "Apollo Hofgeri¡t" die zentrale Handlungsebene. – 43-46 Poet, dein Mecänat ~ aufgegangen.] Poetische Einkleidung der Tatsache, daß Birken sich von Graß zur Arbeit an der Amalfis beauftragt fühlte und daß die Arbeit schon weit gediehen war. – 47 der er‰e Teüts¡e S¡wan] Der Dichter Martin Opitz (1597-1639; zu ihm s. NDB. Bd. 19 (1999), S. 552-554 (Garber); Kühlmann, 2001) ist gemeint. Zu seiner Bezeichnung als 'Schwan' s. zu Gedicht Nr. 16, v. 7. – 49 da#selbe Land hinfort soll diesen Helden haben.] Piccolominis Ruhm soll häufig in deutscher Sprache erklingen. – 54-56 und zwar dieselben Lieder, ~ die werden seyn der Bot.] Birken spielt auf das Ende 1649 entstandene Gedicht Nr. 17 der Sammlung S. v. B. Poetis¡e Lorbeerwälder (PBlO.B.3.1.3, 6r-11v: Der in hohen Häusern würgende Tod. Elegie.) an, in dem der Tod eines Enkels von Heinrich Graß (v. 183-208) erwähnt wird. Vielleicht hat es auch direkt an Graß gerichtete Gedichte gegeben. – 57f. und weil der armut Jo¡ ~ Homer darunter gieng gebü¿et:] Wie bereits in Gedicht Nr. 97, v. 81-83, vergleicht sich Birken hier mit Homer, der ebenfalls bettelarm gewesen sein soll; s. Zedler. Bd. 13 (1735), Sp. 735f. – 61-64 diß aber sag i¡ dir: ~ verlängern seine Zeit.] Diese Aufforderung Apolls in der Traumszene ist eine Ankündigung von Dankgedichten für Graß; die Passage verwendet abermals (vgl. v. 45f.) das Motiv der Fähigkeit der Dichter, zeitüberdauernden Ruhm zu spenden. – 67 bi# weitre Po‰ einkomm] 'bis Nachrichten kämen, welche die Weiterarbeit am Zierat der Nymphe Amalfis möglich machten'. Wahrscheinlich hatte Graß Birken in Aussicht gestellt, er werde bei der nächsten Geldsendung mitbedacht werden. – 73 Jedo¡, weil, da# betri[t den Boten, eingetro[en] Wohl Reaktion auf eine Nachricht aus Wien, daß Geld eingegangen sei. Diese Nachricht könnte der Auslöser für Gedicht und Brief gewesen sein, mit denen Birken sich bei Graß in Erinnerung brachte.
Text 103: Zu Herrn Benedict Bo¿en# Gräi¡ Oettingis¡en GeneralSuperintendenten# mit Jungfrau Anna Dorothea S¡warzin Ho¡zeit. Sonnet. 69v
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T2 Herrn] H. – T2 Gräi¡] Gräf und etc-Kürzel mit Punkt. – T3 Oettingis¡en] Oetting. – T3 GeneralSuperintendenten#] GeneralSuperintend. – T5 Jungfrau] J. – T5 Dorothea] durch Überschreibung aus Dorotheen – T6 Sonnet.] Nachträglich eingefügt – 1 ändern] mit der-Kürzel – 1 alte] alle (Änderung nach der Druckfassung) – 3 nun] oberhalb der Zeile – 4 der] Kürzel – 6 und] u. – 7 da#] Kürzel; ebenso 8 – 8 Er] ev. Er, – 8 Heerd] r oberhalb der Zeile – 11 Himmel] Him el (ebenso 12 Stimm') – 13 wa#] Kürzel Mit diesem Sonett gratuliert Birken dem im Jahre 1649 zum Hofprediger und Superintendenten in Öttingen berufenen Theologen Benedict Bock (1621-1703, zu ihm s. zu Gedicht Nr. 2) und Anna Dorothea Schwartz zur Hochzeit am 23.5.1650. Zu diesem Anlaß sind mehrere Sammelgratulatorien gedruckt worden; s. Stauffer, 2007, S. 94f. Zusammen mit Beiträgen u. a. von Johann Michael Dilherr, Justus Jacob Leibnitz, Johann Fabricius, Daniel Wülfer, Adam Zanner, Birkens Bruder Christian Betulius sowie Johannes Adam Rubinger (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 25) steht Birkens Gedicht in dem Druck SACRA SOCIALIA, | Viri | admodum Reverendi, Excellentis, et | Clarissimi, | Dn. M. BENEDICTI BOCCII, | per Illustrem Comitatum Oetingensem | Superattendentis dignissimi, | Ut & | Virginis ê multis lectissimae, | ANNAE DOROTHEAE | S¡war”in/ | Oetingae, III. Idus Maji, copulan-| dorum; | FAVITORUM et AMICORUM | Benedictionibus decorata, | Noribergae, M. DC. L. | E prelo Endteriano. Unter dem Titel Honores multant [korrekt wäre mutant] mores. folgt Birkens Gedicht dort ([Biv]r/v) als zweiter gezählter Beitrag der Rubrik Postmissa auf das lateinische Gedicht Omnia nunc nubunt et amori aptissimus annus [Biv]r, dessen Manuskriptfassung in der Sammlung BETULETUM (PBlO.B.3.1.4, 47v/48r) steht, unter der Überschrift Epithalamion, | Nuptiis | Benedicti Boccij Theologi | et | Annae Dorotheae Schwarziae. In der Druckfassung ist der erste Buchstabe von v. 1 des Gedichtes Nr. 103 besonders groß ausgeführt. Die Worte "Glükk zu! der Himmel sey gewogen!" in v. 11 sind durch Fettdruck hervorgehoben. Rechts unterhalb der Verse steht "Sigismundus Betulius, | Juris Cultor et P. Caes." Von diesen Besonderheiten, der lateinischen Überschrift sowie Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, weist die Druckversion folgende Varianten auf: 2 i”t] nun – 3 nit] ni¡t – 4 läu[t] lau] – 8 Heerd] Zierd – 10 ihm] hm – 12 gib] geb – 13 la‹t] laß – 13 dagegen] dargegen 4 Palla#] S. zu Gedicht Nr. 12, v. 4. – 5-8 Kaum hatt er re¡t den Stall, ~ ihm eine Heerd au#brüten.] Der in Hochzeitsgedichten übliche Wunsch reichlichen Kindersegens für das neuvermählte Paar wird hier mit der scherzhaften Anspielung auf Bocks Stellung als 'Pastor' kombiniert. Der "Stall" (v. 4) ist nicht nur des Anklangs an "Stell" wegen eingeführt, sondern auch in anzüglicher Anspielung auf den Namen des Bräutigams. – 9 die Pegni” wüns¡et Glü¿, die ihn erzogen hat.] Bock hatte einen Teil seiner Schulzeit in Nürnberg zugebracht; s. zu Gedicht Nr. 2.
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Text 104: Uber die zwöl[ Monate Herrn Joa¡im Sandrart#. 69v-72r Titelgruppe: T1 CIV.] die wohl nachträglich angebrachte Zahl überlagert die waagrechte Abgrenzungslinie. – T3 Herrn] H. – T3 Joa¡im] durch Streichung aus Joa¡im# – T3 Sandrart#] zweites r aus t überschrieben; Endungs-# nachträglich angefügt Gedicht 1: T1 Jäner.] Jäner (ä aus e überschrieben) – 1 da#] Kürzel; ebenso 6 – 1 wohl] w überschrieben – 3 Rü¿en] R überschrieben – 4 der] Kürzel – 5 hinten] t überschrieben – 7 er] durch Überschreibung aus e# – 7 Sommer] Som er – 7 und] u. (ebenso 8) – 8 wonne] won e Gedicht 2: T1 Hornung.] Hornung – 1 und] u. – 2 Faßna¡tfe‰] ß aus ‰ überschrieben – 3 s¡lämmt] s¡läm t – 6 der] Kürzel (2x) – 7 Narrenlarve] ev. Narren larve – 8 man] mam Gedicht 3: 1 der] Kürzel; ebenso 7 – 4 donnerwolken] ev. donner wolken (en überschrieben) – 5 do¡] h aus der-Kürzel überschrieben – 5 der] er verschmiert oder überschrieben – 6 da#] Kürzel – 6 verboten] mit ver-Kürzel – 8 soll] dahinter gestrichen muß Gedicht 4: 1 der] Kürzel (2x) – 8 kommen] kom en Gedicht 5: 1 bieten] erstes e oberhalb der Zeile; t überschrieben – 1 der] Kürzel; ebenso 3 – 4 gekü‹t. j”t] kein Abstand; j überschrieben; erstes t nachträglich verdeutlicht – 4 muß] ß aus s überschrieben – 7 und] u. – 7 S¡äfer] f überschrieben; ev. S¡ä[er – 7 Kränze] z aus t überschrieben Gedicht 6: 1 Belz] z aus t überschrieben – 6 dann] dan – 6 Kleiderpra¡t] mit der-Kürzel – 6 ‰olzir‰] z aus t überschrieben; i verschmiert oder überschrieben – 7 da#] Kürzel; ebenso 8 daß – 8 kommt] kom t Gedicht 7: T1 Juli.] Jul. – 1 Sommer] Som er – 1 der] Kürzel; ebenso 2 – 1 brennt] bren t – 2 und] u. – 4 da#] Kürzel – 6 Mäder] mit der-Kürzel Gedicht 8: 3 himmel] him el – 3 und] u. Gedicht 9: T1 Herb‰Monat.] Herb‰M. – 1 Himmel#] Him el# – 1 Himmel# wage] ev. Himmel#wage – 1 und] u. (ebenso 2, 6, 7) – 3 da#] Kürzel; ebenso 7 – 5 in#] # nachträglich verdeutlicht – 6 Baume#,] Komma aus Punkt überschrieben – 6 der] Kürzel – 7 und] u Gedicht 10: T1 WeinMonat.] WeinM: – 1 Traube] Wortanfang überschrieben; a unterhalb der Zeile – 1 und] u – 3 kommet] kom et – 3 da#] Kürzel – 4 Traubenblut] durch Überschreibung und Ergänzung aus Reben gut – 6 vergehn] vergehen – 7 verdur‰en] mit ver-Kürzel Gedicht 11: T1 WinterMonat.] WinterM. – 1 und] u. (ebenso 2) – 4 kommt] kom t (ebenso 8 bekommt – 8 kommen) – 7 he”t] erstes t nachträglich eingefügt Gedicht 12: T1 Chri‰Monat.] Chri‰M. – 3 Belz] z aus ” überschrieben – 3 da#] Kürzel (2x) – 5 länger] mit -er-Schlaufe – 7 Komm] Kom – 7 und] u.
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Ebenso wie die folgenden zwei Gedichte (s. zu Gedichtgruppe Nr. 105) hat Birken diese zwölf Epigramme zu einer Serie von Kupferstich-Reproduktionen eines Gemäldezyklus verfaßt, den Joachim von Sandrart (1606-1688; zu ihm s. NDB. Bd. 22 (2005), S. 425-427 (Klemm); Klemm, 1986) in den Jahren 1642/43 für Kurfürst Maximilian I. von Bayern (1573-1651; zu ihm s. NDB. Bd. 16 (1990), S. 477480 (Albrecht)) geschaffen hatte; s. Klemm, 1986, S. 99-124. Im Jahre 1645 veranlaßte Sandrart die Herstellung einer ersten Serie von nach seinen Gemälden ausgeführten Kupferstichen, die er Ferdinand Maria von Bayern (1636-1679; zu ihm s. NDB. Bd. 5 (1961), S. 86f. (Scherer)), dem ältesten Sohn Maximilians I., zueignete. Diese wiederum zwölf Monatsbilder und zwei Darstellungen des Tages und der Nacht umfassende Stichserie wurde von den drei niederländischen Graveuren Jonas Suyderhoef (um 1613-1686; zu ihm s. ADB. Bd. 37 (1894), S. 246 (Wessely); Thieme / Becker. Bd. 32 (1938), S. 328), Reinier van Persijn (1614-1668; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 26 (1932), S. 447f.) und Theodor Matham (1605-1676; ADB. Bd. 20 (1884), S. 585f. (Schmidt); Thieme / Becker. Bd. 24 (1930), S. 238f.) nach von Sandrart gezeichneten Vorlagen erstellt und mit lateinischen Versen von Caspar Barlaeus (1584-1648; zu ihm s. ADB. Bd. 1 (1875), S. 764 (Martin)) versehen; s. Laufhütte, 2007 (1998(1)), S. 259-272. Matham und van Persijn behandelt Sandrart auch in der Academie, Teil II (1675), S. 360f. Zu Matham schreibt er u. a.: deßglei¡en hat er Matham in unserer Chur-Bayris¡en Galeria der zwölf Monat zu S¡leißheim/ von meiner Hand gemahlt/ etli¡e/ wie au¡ die Mariam Annam zu geda¡tem S¡leißheim/ | au¡ von meiner Hand/ in folio, zu Kupfer gebra¡t/ wie da# wolbekante Exemplar selb‰en bezeugen kan. Und zu van Persijn heißt es u. a.: Ma¡te auch son‰en für mi¡ [...] in der Chur-Bäyeris¡en Galeria zu S¡leißheim die von meiner Hand gemahlte Monat/ May/ Juny/ October und November [...]. Der separate Einblattdruck BYSCHRIFTEN | OP DE TWALEF MAENDEN, | Opgehangen te MVNCHEN, in de galerye zijner | DOORLVCHTIGHEIT VAN BAIERE, | En geschildert door | IOACHIME SANDRART. (o. J.; vgl. Klemm, 1986, S. 101, Anm. 3) enthält die niederländischen Monatsgedichte Joost van den Vondels (1587-1679; zu ihm s. ADB. Bd. 40 (1896), S. 290-295 (Martin)) sowie die beiden Epigramme "Dagh en Nacht"; s. zu Gedicht Nr. 105. Eine dieser Editionen, von denen im Laufe des 17. Jahrhunderts mehrere Auflagen hergestellt wurden, bildete die Vorlage für eine weitere Reproduktion der Monatsbilder Sandrarts, die der niederländische Graveur Franz Brun (geboren um 1600; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 5 (1911), S. 120) für den Frankfurter Kupferstecher und Kupferstich-Verleger Abraham Aubry (um 1612-1645/46; zu ihm s. Merlo, 1850, S. 25f.; Thieme / Becker. Bd. 2 (1908), S. 230f.) anfertigte und zu der Birken – anonym – seine zwölf jeweils achtversigen, paarig gereimten deutschen Alexandriner-Epigramme beisteuerte; s. Paas, 2009. Zur – nicht ganz unproblematischen – Datierung dieser von ihm wiederentdeckten Stichserie zieht Paas die auf zwei der Bildtafeln angebrachte Jahreszahl 1653 heran. So ist in der unteren linken Ecke der Abbildung des
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Monats Januar ein aufgeschlagenes Büchlein zu sehen, das auf seiner rechte Seite die Inschrift Newen | vnd Alter | SCHREIB | KALENDER | Auff daß | Iahr Chri-|sti. 1653 trägt; s. ebd., S. 130, Abb. 10. Sollten die Frankfurter Monatsbilder als dekorative Deckblätter für ein Kalendarium vorgesehen gewesen sein, wäre davon auszugehen, daß sich die abgebildete Jahreszahl nicht etwa auf den Publikationszeitpunkt der Stichserie, sondern auf das Kalenderjahr bezieht, für das sie hergestellt worden war. Die Serie könnte daher bereits 1652 entstanden sein, und die von Paas bemerkte Latenzphase zwischen dem voraufgegangenen Nürnberg-Aufenthalt Sandrarts (1649-1651), der – wahrscheinlichen – Kontaktaufnahme mit Birken und der erst 'zwei oder drei Jahre' (vgl. ebd., S. 128) späteren Drucklegung in Frankfurt würde folglich entsprechend kürzer ausfallen. Für die Annahme einer bereits 1652 erfolgten Publikation spricht auch die Situierung der zwölf Epigramme im Manuskript, die – chronologische Anordnung der Gedichte in der Sammlung vorausgesetzt – auf Entstehung zwischen dem 23.5.1650 (s. zu Gedicht Nr. 103) und dem 3.9.1651 (s. zu Gedicht Nr. 109) schließen läßt. Birken, für dessen Produktionsweise es charakteristisch war, den zeitlichen Abstand zwischen Entstehung und Drucklegung seiner Gedichte möglichst klein zu halten (s. Laufhütte, 2007, S. 264, Anm. 23), wird auch in diesem Fall auf eine zügige Publikation gedrängt haben. Die Birkens Verse enthaltende Stichserie gilt als äußerst rar und ist bislang nur in drei Sammlungen – teils unvollständig und jeweils ohne Abbildungen des 'Tages' und der 'Nacht' (s. Paas, 2009, S. 126, Anm. 11) – nachgewiesen, was auf geringe Verbreitung schließen läßt. Ein Wiederabdruck von Birkens Monatsgedichten – diesmal zusammen mit den Gedichten über 'Tag' und 'Nacht' (s. zu Gedicht Nr. 105) – fand erst im ersten Band von Sandrarts Werk L' Academia Todesca della Architectura, Scultura & Pittura Oder Teuts¡e Academie der Edlen Bau-Bild-und Mahlerei-Kün‰e: [...]. (Nürnberg 1675; Nachdruck Nördlingen 1994) statt, mit dessen Bearbeitung und Redaktion Birken von 1672 bis 1675 beschäftigt war; s. Laufhütte, 2007, S. 260f., Anm. 6. Sie folgen dort (S. 15-17) in dem separat paginierten biographisch-werkgeschichtlichen Anhang mit dem Titel Leben#lauf und Kun‰-Werke De# WolEdlen und Ge‰rengen Herrn Joa¡im# von Sandrart/ [...] auf die lateinischen Verse von Barlaeus (S. 13-15). In der Barleus' Verse einleitenden Passage (S. 13) werden sowohl die Entstehungsgeschichte der Gemälde Sandrarts als auch die niederländischen Drucke erwähnt: Also mahlte Er/ für S. Churf. Dur¡l. Maximilian in Bayrn/ (wel¡er/ wie alle seine Vorfahren/ ni¡t allein ein sonderbarer Kun‰-Liebhaber/ sondern au¡ ein hö¡‰ver‰ändiger Kün‰ler gewesen/ und daher unsern Herrn von Sandrart sonder# geliebet/) die zwölf Monate/ samt Tag und Na¡t/ in Leben#größe: zu au#zierung de# großen Saal# in S¡leißheim: [...] Diese zwölf Monate sind na¡mal# in Holland zu Kupfer gebra¡t/ und von den beyden tre[li¡en Poeten Barlaeo und Vondel, mit Lateinis¡en und NiederTeuts¡en Unters¡ri]en bezieret worden; wovon die er‰en diese na¡folgende gewesen: Seine eigenen Monatsgedichte leitet Birken, von dem vermutlich auch sämtliche weiteren poetischen Bestandteile der Academie stammen (s. Laufhütte, 2007, S. 262), mit folgender Passage (S. 15) ein:
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Diesen Lateinis¡en Zeilen theil# na¡ahmend/ hat folgender Zeit H. Sigmund von Birken/ Com. Pal. Caes. über sol¡e s¡öne Erndungen/ deme ›e sonder# wol gefallen/ dieselbigen damit bä‹er al# Barlaeus exprimirend/ hie›ge Ho¡Teuts¡e Unters¡ri[ten verfa‹et. Obwohl aus dieser Passage hervorgeht, daß Birken auf seine poetische Leistung sehr stolz gewesen sein muß, bleibt die Frankfurter Druckfassung von 1652/53 im Gegensatz zur niederländischen Vorlage von 1645 somit unerwähnt. Ob dies aus Unzufriedenheit mit stilistischen Unzulänglichkeiten dieser ersten Fassung (vgl. Paas, 2009, S. 126) geschah, läßt sich nicht ermitteln. Streichungen und Ersetzungen von Worten im Manuskript (s. zu Gedicht 3, v. 8; Gedicht 10, v. 1, 4) deuten allerdings darauf hin, daß Birken zum Zeitpunkt der Eintragung der Monatsgedichte in die Sammlung S. v. B. BirkenWälder die Druckfassung vorgelegen haben könnte. In der Academie-Fassung von 1675 wurden diese Änderungen übernommen. In der Frankfurter Druckfassung sind die Verse zu je vier zweispaltig, innerhalb der Spalten linksbündig, in der Academie-Ausgabe von 1675 sind sie jeweils in einem Block linksbündig angeordnet. Sowohl die Epigramme von Caspar Barlaeus und Joost van den Vondels als auch diejenigen Sigmund von Birkens bestehen aus Beschreibungen und Deutungen der Bilder. Dabei ergeben sich beträchtliche Unterschiede. Im Folgenden werden zu allen Gedichten zunächst die lateinischen Verse (mit Übersetzung) aus CASPARIS BARLAEI Antverpiani POEMATUM PARS II [...]. (1646, S. 507-511), danach diejenigen van den Vondels in der Fassung von J. v. VONDELS POËZY OF VERSCHEIDE GEDICHTEN [...]. (1651, S. 507-510) mitgeteilt, danach die Abweichungen der beiden deutschen Fassungen. In der Frankfurter Druckfassung ist der erste Buchstabe von v. 1 in allen zwölf Strophen jeweils als besonders großer Zierbuchstabe ausgeführt und erzwingt die Einrückung der Verse 2-4. Die Alexandriner sind zweispaltig angeordnet. In der Academie-Fassung ist der Anfangsbuchstabe von v. 1 besonders groß ausgeführt. Gedicht 1: IANVARIVS. JAnus adest, geminoque bifrons sua lumina Phoebo Objicit. hinc veteri proximus, inde novo. Frigidus humentem profundit Aquarius Vrnam, Et liquidas stringit vis glacialis aquas. Sulcamus ferro fluvios, portamur ab undis. Dum gelidus solem quaerit in igne senex. Ponite, mortales, veteris tot nomina culpae. Hic veniens aliis moribus annus eat. [Der doppelgesichtige Janus ist da und richtet seine Augen zwiefach dem Phoebus entgegen: er ist von hier dem alten Jahr am nächsten, von hier auch dem neuen.
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Der kalte Wassermann gießt seinen feuchten Krug aus, und Eiseskraft läßt das flüssige Wasser gefrieren. Wir durchpflügen auf Eisenkufen die Flüsse, uns tragen die Wogen, während der frostkalte Greis die Sonnenwärme im Herdfeuer sucht. Legt ab, ihr Menschen, die zahlreichen Namen alter Schuld. Das hier kommende Jahr möge mit anderen Sitten einhergehen.] Loumaent. DE grootvaêr Loumaent duikt en krimt in bonte vellen. Zijn rugh bevriest tot ys: van vore brant zijn scheen. De handen schijnen loot. hoe sidderen zijn leên! Terwijl de Noortvorst weet de watren te beknellen. Wien 't lust, dat die ten ys met sleên om snippen vaer'; 't Is best dat grootvaêr t 'huis den disch en haert bewaer. Rechts unterhalb der Verse der Frankfurter Druckfassung steht: "bey Abraham Aubry Kup[er‰e¡er in Fran¿furt zu nden". Abgesehen von Abweichungen der Orthographie und der Interpunktion, weist diese Fassung folgende Varianten auf: T1 Jäner.] Januarius. – 2 ›eht] ›¡t – 3 den] dem – 4 Eise] Eiß – 8 dem] oberhalb der Zeile nachträglich eingefügt dem –. Die Academie-Fassung enthält diese Abweichung von der Manuskriptfassung: 3 den] dem 5f. der Alte bleibt zu hau#, ~ da# Feuer seine S¡uh.] Das Motiv des sich am Feuer wärmenden Mannes als Repräsentant des Monats Januar (s. Strohmaier-Wiederanders, 1999, S. 28, 59) ersetzt in den jahreszeitlichen Bildprogrammen um die Mitte des 9. Jahrhunderts die antiken Darstellungen des doppelgesichtigen Gottes Janus, als welcher der 'Alte' in den lateinischen Versen von Barlaeus identifiziert werden kann. Gedicht 2: FEBRVARIVS. EN fervent calidae, coeli sub Piscibus, ollae. Et dapibus gaudet foeta culina suis. Cruda jacent paßim laxis obsonia mensis. Materies laudis quanta, Magire, tuae est. Qui Curios simulant, jam Bacchanalia vivunt. Et Stygio vultu dißimulatur homo. Vera loquar: quisquis ficto sub daemone prodis Stultitiam, multum daemonis intus habes.
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[Schau, wenn das Sternzeichen der Fische am Himmel steht, dann dampfen die Kochtöpfe, und die stinkende Küche freut sich über ihre Gerichte. Allenthalben liegen auf geräumigen Tischen die noch rohen Zutaten. O Koch, wie viel Grund ist, dich zu loben! Menschen, die sonst Mäßigkeit vortäuschen, feiern schon Festgelage, und die Menschennatur wird hinter einer Leichenbittermiene versteckt. Ich will die Wahrheit sagen: wer auch immer seine Dummheit durch eine Dämonenmaske verrät, hat viel vom bösen Geist in sich.] Sprokelmaent. De Sprokelmaent braveert, en schaft patrijspasteien, En lamsbout, en kalkoen, en rundervleesch, en speck: Dees wapenen den buick met voorraet voor gebreck, Nu Vastenavont hem noch gunt zijn volle weien. Al brast en zwelgt de buick? vergeef het hem dees reis: Want veertigh dagen visch valt lastig voor zijn vleisch. Abgesehen von Abweichungen der Orthographie und der Interpunktion, weist die Frankfurter Fassung folgende Varianten auf: T1 Hornung.] Februarius. – 3 drüm] drum – 4 40] vierzig – 6 ›eht] ›¡t – 7 den] der –. Die Academie-Fassung enthält diese Abweichungen von der Manuskriptfassung: 1 den] der (ebenso 7) – 4 40] vierzig – 7 i”t] iezt 5 purs¡] 'Gesellschaft', 'Gemeinschaft'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 7 (1889), Sp. 2277. – 6 der son‰en sauer ›eht, der Cato selber la¡t.] Der für seine strenge Haltung bekannte römische Staatsmann und Autor Marcus Porcius Cato der Ältere (234-149 v. Chr.; zu ihm s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 1087f.) wurde im Jahre 184 v. Chr. in das Amt des Zensors gewählt, dem u. a. die Sittenaufsicht über die Bürger oblag. – 8 kolbe] Zum Narrenkostüm gehörte neben der Maske (vgl. v. 7) auch die Narrenkolbe als 'Waffe'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 5 (1873), Sp. 1604f. Gedicht 3: MARTIVS. MArtius hic à Marte animos et nomina sumit. Inchoat hoc veteres Italae terrae dies. Ver oritur, pellitque trucis tot taedia vitae. Et captura maris piscibus ampla datur. Pellitur in scopulos puppis, totum aestuat aequor. Et socio tonitrus fulmine summa ferit.
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Dum medium lampas Titania scindit Olympum, Virtutis medium nos teneamus iter. [Der März übernimmt Namen und Gemütsart vom Mars. Im alten Italien begann an diesem Tag das Neue Jahr. Der Frühling beginnt und vertreibt stürmisch den Ekel am traurigen Leben. Er ermöglicht ergiebigen Fischfang auf dem Meer. Das Schiff wird gegen die Klippen getrieben, die ganze Meeresfläche wogt schäumend. Und der Donner mit seinem Gefährten, dem Blitz, schlägt in die höchsten Erhebungen. Während das Licht der Titanin den Himmel in der Mitte zerreißt, wollen wir den mittleren Weg der Tugend einschlagen.] Lentemaent. De steure Lentemaent betoomt het vleesch met visschen, En leeft by schelvisch, zalm, en krabbe, en kabbeljaeu, By zeehaen, oester, schol, en mossel; en wort flaeuw. Nu breng hem wat toeback: hy kan dien rook niet missen. Hy loost, terwijl het stormt op zee, door deze pijp Zijn slijm, en waterzucht. vergeef hem dit vergrijp. Links unterhalb der Verse der Frankfurter Druckfassung steht: "Ioachimus Sandrart Inventor." Abgesehen von Abweichungen der Orthographie und der Interpunktion, weist diese Fassung folgende Varianten auf: T1 März.] Martius. – 1 die] der – 2 vor] für – 5 do¡] hier – 8 soll] muß –. Die Academie-Fassung enthält diese Abweichung von der Manuskriptfassung: 2 vor] für 7f. der feu¡te Fis¡er will ~ Toba¿ soll ihn Curiren.] Zur Verwendung des Tabaks als vermeintlicher Arznei s. S. 15f. in Birkens 1658 erschienenem Werk Die Tru¿ene Trunkenheit. (s. zu Gedicht Nr. 43, v. 5f.). Gedicht 4: APRILIS. TErribilis coelo vernantem trudit Aprilem Taurus et adstrictam frigore solvit humum. Gramina jam campis redeunt, tot floribus hortus Pingitur, et superûm munere ridet ager. Prima suam Daphnis vocat ad mulctralia Nisam, Dum violas calathis colligit ille suis. Sed tu Nisa cave, occultam ne forte per herbam Tentet inexpertam Daphnis inire viam.
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[Der schreckliche Stier am Himmel stößt den verjüngenden April hervor und läßt die hart gefrorene Erde tauen. Schon kehren die Gräser auf den Feldern zurück, mit so vielen Blumen wird der Garten bemalt und der Acker freut sich über das Göttergeschenk. Daphnis ruft seine Nisa als erste zu den Melkeimern, während er selbst in seinen Blumenkörben Veilchen sammelt. Gib aber acht, Nisa, daß Daphnis nicht zufällig wegen eines verborgenen Krautes einen unvertrauten Weg einzuschlagen sucht.] Grasmaent. De blijde Grasmaent voegt een muts met groene pluimen, Het vrolijck grasgroen kleet, de bloemkorf, tulp, luit. De huisman jaeght de koe in 't gras den koestal uit, En melckt en karnt: 't is tijdt de stat om 't velt te ruimen, Om bloemhof en om bron, om lusthof en prieel. De Lente noot de jeught: de Winter heeft zijn deel. Abgesehen von Abweichungen der Orthographie und der Interpunktion, weist die Frankfurter Druckfassung folgende Varianten auf: T1 April.] Aprilis. – 4 ›¡ se”t] se”t ›¡ – 5 im kräutergrase] in Kräutern graße – 6 braune] Brave – 7 ni¡t] nit – 8 mögt] mö¡t –. Die Academie-Fassung enthält diese Abweichungen von der Manuskriptfassung: 6 hört] hör – 7 ihr] du – 8 mögt eü¡ ~ son‰ auf] mö¡te ~ dir in 1 Da# Ei#, der Flü‹e Band] Ein von Birken häufig verwendetes Bild; s. Gedicht Nr. 97, v. 4, sowie die Gedichte Nr. 1, v. 6, Nr. 90, v. 3, in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1, S. 3, 168) u. ö. Gedicht 5: MAIVS. NVnc Meliboee tuae gliscant in Doride flammae, Dumque virent paßim prata, virete duo. Sol est in geminis. gaudent hoc sidere nuptae, Et faciles spondent astra benigna thoros. Coelum, terra, dies omnes noctesquae procantur, Dum tulipam digitis demetit Ida suis. Lesbia cur tacitum nutrit sub pectore vulnus? Dißimilis matri non cupit esse suae.
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[Nun, Meliboeus, entbrennen deine Liebesflammen für Doris, und während überall die Wiesen grünen, erblüht ihr beide! Die Sonne steht im Zeichen des Zwillings. Die Paare erfreuen sich unter diesem Gestirn und die günstigen Sterne versprechen ein angenehmes Beilager. Der Himmel, die Erde, alle Tage und Nächte werben, während Ida mit ihren Fingern die Blütenblätter der Tulpe abzupft. Warum verbirgt Lesbia in ihrer Brust ihre stumme Wunde? Sie will nicht ihrer Mutter unähnlich sein.] Bloeimaent. De Jongkvrouw Bloeimaent schijnt het hart der jeught te blaken, Doch niet door blaeuw gewaet, of bloemen, schoon van glans, En tulpen, die zy hecht aen haren rijcken krans; Maer door de bloem, waer me zy verft haer' mont, en kaken. Ic zie aspergh, en roos: 'k hoor gondelzangk, en snaer. De Tweeling kust zijn broêr; de jeught, de bloem van 't jaer. Abgesehen von Abweichungen der Orthographie und der Interpunktion, weist die Frankfurter Druckfassung folgende Varianten auf: T1 May.] Maius. – 1 bieten] bitten – 2 buhlen] lieben – 2 üm] ümb – 7 deinen S¡äfer] deinem lieb‰en – 8 den] dem –. Die Academie-Fassung enthält diese Abweichungen von der Manuskriptfassung: 2 üm] um – 3 die Zwilling kü‹en ›¡ am Himmel] Am Himmel kü‹en ›¡ die Zwilling' – 3 auf der] hier auf – 4 i”t] e# – 5 Die Matten ~ be‰rahlt,] Der Blumen ~ mahlt – 6 der Blumen ~ mahlt.] die Matten ~ be‰rahlt. – 7 deinen] deinem – 8 den] dem 3 die Zwilling kü‹en ›¡ am Himmel] Gemeint ist das Sternzeichen Zwilling. Im zugehörigen Kupferstich sind im unteren linken Viertel zwei sich küssende Putten abgebildet. Gedicht 6: IVNIVS. DVm Cancri chelis Phoebeos implicat ignes Signifer et summum lux vehit alma diem, Lanigeras tondet pecudes intonsa senectus. Et nunquam querulae vellera carpit ovis. Quas geritis domini vestes, haec lana fuere, Materiam fastus sordida praebet ovis. Iunius est. assurge puer, dumque aetheris alta Sol habet, in recti vertice fige pedem.
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[Während der Tierkreis das Feuer des Phoebus in die Schalen des Krebses sendet und das segenspendende Licht den längsten Tag hervorbringt, schert der struppige Alte die wolletragenden Schafe, und erntet die Wolle des niemals klagenden Schafes. Was ihr Herren an Kleidung tragt, kommt von dieser Wolle: den Grundstoff für Hochmut liefert das schmutzige Schaf. Es ist Juni. Erhebe dich, junger Mensch, solange die Sonne hoch am Himmel steht, und füge den Fuß in die rechte Bahn.] Zomermaent. Bedaeghde Zomermaent, men laet geen schaep verlegen; Indien het gaet vermast, zoo neem het op uw schoot: Maer scheert ghy 't om de wol, zoo scheer het nie te bloot, En wasch het wit als sneeuw, dat u de hemel zegen. Drijf, vroegh en spa, de kudde in 't velt, en naer het hock: Zy loont u met haer melck, en spier, en ruige lock. Abgesehen von Abweichungen der Orthographie und der Interpunktion, weist die Frankfurter Druckfassung folgende Varianten auf: T1 Juni.] Junius. – 1 deinen] deinem – 3 selber] selb‰ i‰ – 7 Blö‹e] Bläße –. Die Academie-Fassung enthält diese Abweichungen von der Manuskriptfassung: T1 Juni.] Junius. – 1 J”t] IEzt – 1 Belz] Balg – 6 dann] dar 3 der Alte di¡ bes¡irt, der selber unbes¡oren.] Der abgebildete Schafscherer trägt langes Haar und Vollbart. – 6 wie daß du dann] 'Wie kommt es dann, daß du'. – 8 o[t kommt e#, daß ein Wol[ in S¡afe#-wolle ‰e¿et.] Anspielung auf Mt 7.15. Gedicht 7: IVLIVS. POne premit Titan Nemeaei terga Leonis, Et ferus exsuccos Sirius urit agros. Pascua diffusis resecantur gramina campis, Pabulaque hinnitu belliger optat equus. Nunc pisces fluviis, gaudet falconibus aether, Et spoliis aër totus et unda patet. At tu Nympha tuis pisces quae retibus abdis, Effuge amatoris retia vafra tui.
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[Schwer drückt Titan auf den Rücken des Nemëischen Löwen, und der wilde Sirius versengt die ausgetrockneten Äcker. Das zum Heu bestimmte Gras wird ringsum auf den Weiden abgeschnitten, und das Streitroß verlangt wiehernd sein Futter. Jetzt gefällt den Fischen das Wasser und den Falken die Luft, und der gesamte Luftraum und die Gewässer sind für Beutezüge offen. Doch du, Nymphe, die du mit deinen Netzen die Fische verbirgst, fliehe vor den listigen Netzen des Liebhabers.] Hoimaent. De Hoimaent voegt het geel en goutgeel, licht van ploien Haer hant de hark, waerme zy 't hoy vast ommewerpt, 't Welk droogt, terwijl de zon haer stralen wet en scherpt. De zeissen girst door 't gras: de huisman naerstigh hoien, En 's weimans valck om hoogh den reiger grijpt, en bijt. Een ieder vlamt op winst: om winst is al de strijt. Abgesehen von Abweichungen der Orthographie und der Interpunktion, weist die Frankfurter Druckfassung folgende Varianten auf: T1 Juli.] Julius. – 2 der] die – 2 Beuten] Beuter – 6 die Mäder ma¡en heu. der Blumen] ob e# s¡on na¡ der Zeit bißweiln gibt – 7 jäher] gäher –. Die Academie-Fassung enthält diese Abweichungen von der Manuskriptfassung: T1 Juli.] Julius. – 2 der] die – 4 nit] ni¡t 1 der heiße Hund#‰ern brennt.] Sirius, der besonders helle Hauptstern des Sternbilds Großer Hund, ist gemeint. Während der Sommermonate steht er am Tageshimmel und kann mit bloßem Auge nicht beobachtet werden. Gegen Ende August ist er in der Morgendämmerung sichtbar; s. Zedler. Bd. 13 (1735), Sp. 1213. Im antiken Rom wurde die heißeste Zeit des Jahres von Juli bis Mitte August als 'dies caniculares' bezeichnet. – 5 der Falkner bei”en reutt, ‰ellt einem Reiger na¡.] Als 'Beize' wird allgemein die Jagd mit abgerichteten Raubvögeln bezeichnet. Hier ist die "Reigerbai”", die Jagd auf Fischreiher gemeint; s. Zedler. Bd. 31, (1742), Sp. 230f. Die von Birken benannte Jagdszene wird im Hintergrund der im unteren rechten Viertel des Stiches abgebildeten Gruppe von Feldarbeitern (vgl. v. 6f.) angedeutet. Gedicht 8: AVGVSTVS. TRiptolemi jam dona vides Cererisque beatae, Quasque ferax messes colligit omnis ager. Fasciculos Corydon densis adstringit aristis, Et tot fasciculis horrea plena tument.
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Aspicit haec virgo, et cuperet non virgo vocari, Et fetus etiam gignere posse suos. Curia, Palladiaeque vacant hoc mense cathedrae, Cumque facit tellus maxima, nil facimus. [Schon siehst du die Geschenke des Triptolemus und der glückseligen Ceres, die jeder fruchtbare Acker als Ernte sammelt. Corydon schnürt Garben aus den dichtstehenden Aehren und die Scheunen sind bis unter die Decke damit angefüllt. Das sieht die Jungfrau und würde sich wünschen, nicht mehr Jungfrau genannt zu werden und auch eigene Früchte hervorbringen zu können. In diesem Monat stehen die Rathäuser und die Lehrstühle der Pallas leer, und während die Erde besonders viel tut, tun wir nichts.] Oegstmaent. O Oegstmaent, 't ga u wel, daer, met gestroopten armen, En naeckt in 't hemt, ghy 't mes gaet drijven in den oegst. Zo wort de zeissen niet gegeten van den roest. Maer om uw' ouderdom moet zich mijn hart erbarmen. Nu bint de schoof, la op, en voer haer naer de schuur. Hoe zweet ghy om den kost! het zaligh broot valt zuur. Abgesehen von Abweichungen der Orthographie und der Interpunktion, weist die Frankfurter Druckfassung folgende Varianten auf: T1 Augu‰.] Augustus. – 1 goldgegilbte] goldbegilbte – 3 sieht] ›¡t – 3 Jungfer] Jungfrau – 4 glei¡wie] au¡ wie – 7 die] sie – 8 vor] für – 8 Sa¿voll] Sä¿voll –. Die AcademieFassung enthält diese Abweichungen von der Manuskriptfassung: T1 Augu‰.] Augustus. – 3 nit] ni¡t – 8 Sa¿voll] Sä¿-voll – 8 i”t] iezt 8 Fuder] Eine Wagenladung; s. Zedler. Bd. 9 (1735), Sp. 1224. Gedicht 9: SEPTEMBER. LIbra dies noctesque pares suspendit in astris, Et medio Phoebus cernitur ire gradu. Poma dat autumnus, morbisque alimenta ministrat, Prunaque, quam spectas, rustica Chloris amat. Venantur Bavarûmque duces, Bavarûmque juventus, Et fugiens mediis praeda tenetur aquis.
Gedichtgruppe 104, 1652/53
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Aëris aura tepet. qui sidera respicis, ignes Concipe, non tepida relligione, pios. [Die Waage hängt Tag und Nacht gleich in den Sternen auf, und man sieht Phoebus auf der mittleren Bahn. Der Herbst gibt reife Früchte und den Krankheiten Nahrung, und die Bäuerin Chloris, die du hier siehst, liebt Pflaumen. Die bayerischen Fürsten und die bayerische Jugend gehen auf die Jagd und die fliehende Beute wird mitten im Wasser gestellt. Es weht ein warmer Lufthauch. Wenn du die Sterne bedenkst, verstehe sie als Feuer und nicht in lauem Aberglauben als Heiliges.] Herfstmaent. De Herfstmaent gaet te merkt, op dat de huick haer passe, Daer deze tafel draeght de bloemkool, en meloen, En druif, en abrikoos, en appel, en pompoen. Zy pickt vast vijgen uit, en leitze in haer kabasse. De Hertogh jaeght en schiet de harten in 't verschiet. Onnozel hart, zie toe: ghy loopt in uw verdriet. Abgesehen von Abweichungen der Orthographie und der Interpunktion, weist die Frankfurter Druckfassung folgende Varianten auf: T1 Herb‰Monat.] September. – 3 E# gilt nunmehr] Nunmehr e# gilt – 8 zieht] geht – 8 seinen] seinem –. Die Academie-Fassung enthält diese Abweichungen von der Manuskriptfassung: 6 s¡üttelt] s¡üttet – 8 nit] ni¡t – 8 seinen] seinem 4f. der aufgejagte Hirs¡ ~ ieht au# dem Rau¡ in# Feur.] Die beschriebene Jagdszene ist im oberen linken Viertel des zugehörigen Stiches abgebildet. – 7 Mei‰er Mens¡enfre‹er] Der Tod ist gemeint; vgl. Gedicht Nr. 17, v. 29-31 (Der in hohen Häusern würgende Tod. Elegie.) in der Sammlung S. v. B. Poetis¡e Lorbeerwälder (PBlO.B.3.1.3, 11r). Gedicht 10: OCTOBER. SCorpius adversi dum spectat sidera Tauri, Pone sequi Caprum Philliridenque videt. Ecce, novum potat noster Silenus Iacchum Et sociis risum spongia plena facit. Grus, anser, merula et turdus, fringilla, scolopax Advolat in cupidam victima crebra gulam.
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Tempestas anni varia est. ea peßima non est, Fercula quae denti fert peregrina meo. [Während der Skorpion die Sterne des ihm gegenüberstehenden Stiers betrachtet, sieht er dahinter Steinbock und Zentaur folgen. Schau, wie unser Silen neuen Wein trinkt und als voller Schwamm die Gefährten lachen macht. Kranich, Gans, Amsel, Krammetsvogel, Fink und die Schnepfe fliegen zahlreich als Opfer in den gefräßigen Schlund. Das Wetter in dieser Jahreszeit ist launisch, doch es ist nicht das schlechteste, das meinen Zähnen fremde Speisen liefert.] Wijnmaent. De wijngaert krult om 't hooft des Wijngodts, schier verdroncken. Hy puiloogt vast op 't vat, waer by zijn blijschap zwoer. Hoe zwilt zijn druif! wie perst de druif in parlemoer? Hem past dat panters-vel en 't root. Wien hoor ick roncken? De Farheer in 't verschiet danst voor de Duitsche bruit. Zijn gulle geest houdt maet op zackpijp, en op fluit. Abgesehen von Abweichungen der Orthographie und der Interpunktion, weist die Frankfurter Druckfassung folgende Varianten auf: T1 WeinMonat.] October. – 1 Traube] rebe – 2 trie[t] tri[t – 2 sü‹e] volle – 3 den] dem – 4 Traubenblut] Rebenblut – 7 eh (2x)] ehe (2x) – 8 zu] in –. Die Academie-Fassung enthält diese Abweichungen von der Manuskriptfassung: 1 Die] DEr – 3 den] dem – 4 Traubenblut] Rebenblut 5f. a¡ s¡enket dem Silen | dem na‹en Bruder, ein] Im antiken Mythos war Silen der Lehrer des Weingottes Bacchus; s. Zedler. Bd. 37 (1743), Sp. 1303-1305; Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 191-193. Gedicht 11: NOVEMBER. IAm nova nobilium mensis obsonia fumant, Pabulaque in luxum frigida prata ferunt. Iam damae, lepores, cervi, sunt praeda moloßis, Et profugae laqueis tot capiuntur aves. Lapsa cadunt folia arboribus. Chironque superne Flaminaque et pluvias ejaculatur aquas. Venator toto canibus venare Novembri, Securus, num sit moecha marita domi.
Gedichtgruppe 104, 1652/53
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[Schon dampfen von den Tischen der Vornehmen neue Gerichte und die bereiften Wiesen tragen Speisen im Übermaß. Schon sind Rotwild, Hasen und Hirsche den Jagdhunden Beute und eine Menge aufgescheuchter Vögel wird mit Schlingen gefangen. Die Blätter der Bäume fallen. Und Chiron schleudert von oben Wind und Regen herab. Du, Jäger, jage den ganzen November mit deinen Hunden. Unbesorgt, ob etwa deine Frau zu Hause eine Ehebrecherin sei.] Slaghtmaent. De moede jager keert: hy heeft den haes gevangen, En draeght hem op den rugh, op zy het teêr gebeent: Van mees en vink, en voort wat Slaghtmaent hem verleent: Noch snoft zijn hazewint eens om, met groot verlangen. Stockou ziet in 't verschiet de wilde zwijnejaght. Al wat men jaeght in 't wilt, dat wort te hoof geacht. Abgesehen von Abweichungen der Orthographie und der Interpunktion, weist die Frankfurter Druckfassung folgende Varianten auf: T1 WinterMonat.] November. – 2 Erde] Erden – 5 ihm el auf den Herd] ihme in# Ne”e el – 6 zu] in – 7 üm‰ellt] vmb‰ellet – 7 mit dem] mit –. Die Academie-Fassung enthält diese Abweichungen von der Manuskriptfassung: 1 Thor'] Thür – 3 von Bäumen ‰äubt da#] Der Baum nun ‰äubt mit 6 mit seinen Winden] 'mit seinen Windhunden'. Zu der auf dem November-Gemälde Sandrarts abgebildeten Szene liefert die Teuts¡e Academie (Leben#lauf, S. 13) folgende Anekdote: Diese# waren sol¡e Werke/ daß die Natur selb‰ darüber er‰aunet: ma‹en/ al# Er/ im November besagter XII Monate/ einen Jäger gebildet/ der/ unter anderm gefangenen Wildbrät/ einen Hasen über den Ru¿en hinabhangend truge/ und der Churfür‰/ al# ihm sol¡e# Stu¿ neben den andern von Am‰erdam eingelanget/ da‹elbe erö[net und bes¡auet/ die eben beywesende Windspiele/ den Hasen für natürli¡ und lebendig haltend/ darna¡ gesprungen und gebi‹en. – 7 üm‰ellt ihn mit dem Garn] Zur Wildschweinjagd wurden vom "Jagd-Seiler" (s. Zedler. Bd. 14 (1735), Sp. 165) Netze gespannt, wie sie auch im Hintergrund der im unteren rechten Viertel des Stiches abgebildeten Jagdszene zu sehen sind. Gedicht 12: DECEMBER. DElitet in tenebris, dum lux Phoebea fatiscit, Cereaque exanguis lumina portat anus.
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Nec tamen illa latens Iudaeum porca Decembrem Arguit, hos jugulos horret Apella sacer. Sus immunda placet nobis. his vivimus extis, Dummodo coenosum proluat unda pecus. Optima sus, quoties tua testamenta resignas, Me dic haeredem suminis esse tui. [Die Welt liegt im Dunkeln während das Sonnenlicht ermattet, und die hinfällige Alte eine Kerze aus Wachs trägt. Und dennoch beschuldigt jenes dem Juden unbekannte Schwein den Dezember nicht, vor dessen Schrei sich der abergläubische Jude entsetzt. Uns behagt das unreine Schwein. Von diesen getöteten leben wir, wenn nur das schmutzige Vieh gewaschen ist. Beste Sau, sooft du dein Testament machst, setz mich als Erben deiner Schwarte ein.] Wintermaent. Hoe treurt de Wintermaent, gelijck een weeuw; in rouwe Gedompelt overhooft. haer kaers en glas gaen uit. Het dootshooft spelt de doot, die 's levens draeiboom sluit. d' Onvruchtbre winter slacht een dootsche weduwvrouwe, Die noch kastanjen braet: haer almanack rolt af. Wat is een weeuw? een schim, met eenen voet in 't graf. Abgesehen von Abweichungen der Orthographie und der Interpunktion, weist die Frankfurter Druckfassung folgende Varianten auf: T1 Chri‰Monat.] December. – 1 zeigt] sagt – 5 Sonne] Sonnen – 6 hebt] fäht – 6 S¡weine] S¡weinen – 7 wil‰] wild – 8 drebber] trober –. Die Academie-Fassung enthält diese Abweichung von der Manuskriptfassung: 8 du selb‰ mit] du mit 5 da# Lie¡t, der Sonne A[] Bereits in der Antike diente der Affe als Sinnbild für blinde Nachahmung; s. Welslau, 1980. – 7 Komm, Jüd, sey unser Ga‰. ~ mit S¡weinen drebber fre‹en.] Das Bild vom TreberFressen geht auf das Gleichnis vom Verlorenen Sohn, Lk. 15.16, zurück. Die in Birkens Versen enthaltene Judenverspottung, die nicht zuletzt durch die antijüdischen Schriften Luthers (vgl. Vom S¡emHamphora#: Vnd vom Ges¡le¡t Chri‰i (1543), [D]v) legitimiert schien, spielt auch in Barlaeus' Dezember-Epigramm (vgl. v. 3f.) eine Rolle.
Gedichtgruppe 105, 1652/53
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Text 105: Uber De‹elben Tag und Na¡t. 72r/v Titelgruppe: T2 und] u. Gedicht 1: 1 Jüngling] durch Streichung aus Jüngeling – 1 du] oberhalb der Zeile – 1 Tag] T aus t überschrieben – 2 Erden Tro‰] ev. Erden Tro‰ – 2 Niederlag] Nieder|lag – 4 verlangen] mit ver-Kürzel – 7 und] u. – 8 der] Kürzel Gedicht 2: 3 Kinder] mit der-Kürzel; ebenso 5 oder – 3 mohnbekränzet] h überschrieben – 4 verga[en] mit ver-Kürzel; ebenso 8 vers¡weige‰ – 8 und] u. – 8 der] Kürzel Ebenso wie die voraufgehenden zwölf Monatsgedichte hat Birken auch diese beiden Epigramme zu der erstmals 1645 publizierten Serie von Kupferstichreproduktionen verfaßt, die nach den Vorlagen Joachim Sandrarts von den niederländischen Graveuren Jonas Suyderhoef und Reinier van Persijn angefertigt worden waren. Auch diese beiden Stiche mit allegorischen Verbildlichungen von Tag und Nacht waren mit lateinischen Versen von Caspar Barlaeus versehen. Die niederländischen Epigramme Joost van den Vondels wurden separat gedruckt: BYSCHRIFTEN | OP DE TWALEF MAENDEN, | Opgehangen te MVNCHEN, in de galerye zijner | DOORLVCHTIGHEIT VAN BAIERE, | En geschildert door | IOACHIME SANDRART. (O. J.; vgl. Klemm, 1986, S. 101, Anm. 3). Dort folgen sie unter der Überschrift Hecht aen deze Maenden den Dagh en Nacht, voor den zelven HEERE geschildert. auf Vondels Monatsgedichte. In den wenigen erhaltenen Exemplaren der Frankfurter Druckfassung von 1652/53, die Birkens deutsche Verse zu den zwölf Monaten enthält, fehlen die beiden Tageszeitengedichte; s. Paas, 2009, S. 126, Anm. 11. Gegenwärtig ist nicht zu ermitteln, ob Birkens Gedichte überhaupt in zeitlicher Nähe zu ihrer Entstehung zum Druck gelangt sind. Im biographisch-werkgeschichtlichen Anhang zu Sandrarts Academie (1675) sind sie im Anschluß an die Monatsgedichte gedruckt (S. 17). Im Folgenden werden zu beiden Gedichten zunächst die lateinischen Verse (mit Übersetzung) aus CASPARIS BARLAEI Antverpiani POEMATUM PARS II [...]. (1646, S. 511), danach diejenigen van den Vondels in der Fassung von J. v. VONDELS POËZY OF VERSCHEIDE GEDICHTEN [...]. (1651, S. 510) mitgeteilt, danach die Abweichungen der deutschen Academie-Fassung. Gedicht 1: DIES. PVlcra dies pulchram forma fulgente juventam Exhibet. ô vitae dulcis amica meae. Irradiat semet radiis, mundumque videndum Obiicit, inque oculos quae latuere, rapit. Solis fida comes surgit cum sole, caditque Praecipitatque suas sole ruente faces.
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Si natura diem nobis conceßit, in ipso Fas est justitiae nos habitare die. [Der schöne Tag zeigt die schöne Jugend in strahlender Gestalt. O du süße Freundin meines Lebens! Mit den Strahlen erleuchtet er sich selbst, zeigt die sichtbare Welt und rückt Gegenstände vor Augen, die verborgen lagen. Die treue Begleiterin geht mit der Sonne auf und unter und stürzt jäh die Fackeln hinab bei sinkender Sonne. Wenn die Natur uns den Tag zugestanden hat, dann ist es göttliches Recht, dass wir in ihm leben.] De Dagh O schoonste jongelingk, uw blonde locken zwaeien Om't hooft, en in den hals, en geven eenen glans. U voeght het sneeuwit kleet, uw hooft die blijde krans, Uw eene hant de torts. de zonnebloemen draeien In d' andere hant zich om, en volgen 't lieve licht. Ghy zijt de Dagh, of voert den Dagh in uw gezicht. Bei der Wiedergabe der lateinischen Verse weist die Academie-Version folgende Abweichungen gegenüber der hier zitierten Fassung auf: 5 surgit] gaudet – 5 caditque] renasci –. Ob diese Änderungen auf Barlaeus oder – eher – auf Birken zurückgehen, läßt sich nicht erweisen. Abgesehen von Unterschieden der Orthographie und der Interpunktion, gibt es diese Varianten gegenüber dem Manuskript: 3 üm] um – 5 Erde grü‰] Erd gegrü‰ – 6 die deine] Diana 6 S¡au wie die deine dort in di¡ verliebet i‰:] In der Topik der religiös motivierten Jahreszeitendichtung repräsentiert das Bild der sich nach dem Licht drehenden Sonnenblume die Hinwendung des Menschen zu Gott; s. Laufhütte, 2007 (1998(1)), S. 271. In der Academie-Fassung wird das Motiv durch die zusätzliche Erwähnung der sich freiwillig dem göttlichen Tag unterordnenden keuschen Mondgöttin "Diana" zum Sinnbild universeller Schöpfungsrichtigkeit erweitert; s. ebd., S. 272. Gedicht 2: NOX. LAnguida, dormitans hac foemina noctis imago est, Sideribus vestes undique picta suas. Cingunt demissam Lethaea papavera frontem Et pueris juxta membra sopore jacent.
Gedichtgruppe 105 und Gedicht 106, 1652/53 und 1650/51
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Interea pernox ferali carmine bubo Ingemit, et toto mussat in orbe qies. Evigila è tenebris anima, et dum coelica versas, Displiceat vitae nox scelerata tuae. [Diese entspannt schlafende Frau ist das Abbild der Nacht. Mit Sternen ist allenthalben ihr Kleid bemalt. Schlafbringende Mohnblüten umkränzen die geneigte Stirne. Auch den Knaben neben ihr liegen die Glieder in tiefem Schlaf. Derweilen seufzte der Uhu die Nacht hindurch sein Totenlied und Schweigen herrscht im ganzen Weltkreis. Seele, erwache aus der Dunkelheit! Solange du Himmlisches bedenkst, möge dir die verderbliche Nacht deines Lebens mißfallen!] De Nacht. Bruinette, ick zal my aan uw schoonheit niet vergapen. Uw krans van mankop sluit om 't suizebollend hooft. De zwartheit van uw kleet geen licht van starren dooft. De kloot uw elboogh stut. uw oogen moeten slapen. Twee kinders, van den slaep verwonnen, en verkracht, De nachtuil en de muis verbeelden my den Nacht. Abgesehen von Unterschieden der Orthographie und der Interpunktion, gibt es diese Variante der Academie-Fassung gegenüber dem Manuskript: 7 so] wan
Text 106: Über einen Baueregel. 72v 6 muß] ß aus # überschrieben – 7 S¡aut] S aus s überschrieben – 8 wundar”t] erstes t nachträglich eingefügt – 9 Dopf] D überschrieben – 10 einandermahl] mit -der-Kürzel; ebenso 11 nieder – 10 komm] kom Dieses Spottgedicht, das den Bauern als unizivilisierten und törichten Menschen hinstellt, ist aufgrund des Manuskriptumfeldes vermutlich – chronologische Abfolge der Gedichte vorausgesetzt – zwischen dem 23.5.1650 und dem 3.9.1651 entstanden (s. zu den Gedichten Nr. 103 und Nr. 109). Es könnte der Text für ein Flugblatt von der Art des gegen Ende des Jahres 1652 entstandenen Druckes Kur”weilige Bes¡reibung de# Baurn-vol¿# ihrer Ro¿en‰uben/ vnd wa# darinnen für s¡öne Po‹en getrieben werden. (s. zu Gedicht Nr. 132) sein. Es könnte aber auch ein konkreter Anlaß zugrunde liegen, von dem wir nichts wissen. Genrebilder mit teils derben Szenen aus dem Bauernleben wie Wirtshausraufereien – ein auch
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bei Birken (vgl. v. 7; s. WuK. Bd. 1, Gedicht Nr. 92, v. 417-424; Nr. 98) anklingendes Sujet –, wurden etwa von niederländischen Malern wie Gerard Ter Borch d. J. (1617-1681; zu ihm s. ADB. Bd. 37 (1894), S. 573f.; Thieme / Becker. Bd. 4 (1910), S. 336-338) und Adriaen Brouwer (um 1606-1638; zu ihm s. Teuts¡e Academie II (1675), S. 305; ADB. Bd. 3 (1876), S. 366-368 (Schmidt); Thieme / Becker. Bd. 5 (1911), S. 74f.) behandelt. Ein Druck ist nicht bekannt. 2 zwagen] 'Zwagen' heißt eigentlich 'waschen'. Im Lauf der Zeit wurde mit dem Begriff auch eine 'gewaltsame Behandlung des Kopfes' bzw. 'jmd. prügeln' ausgedrückt; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 16 (1954), Sp. 929-932. – 3 feigen] Ohrfeigen, Maulschellen – 4 Sto¿s¡] Geläufige Bezeichnung für einen begriffsstutzigen Tölpel. Zur weiteren Verarbeitung des getrockneten Fisches mußte dieser erst wieder gewässert und mürbegeklopft werden; s. Zedler. Bd. 40 (1744), Sp. 229-233. – 9 Stürz] 'Dekkel'; s. Grimmsches Wörtebuch. Bd. 9 (1935), Abt. 1, Teil 1 , Sp. 686.
Text 107: Über Herrn Peter Carl Böheim# Bildni#. 73r T2 Herrn] H. – 1 Redli¡keit] k überschrieben – 2 der] Kürzel; ebenso 4 – 2 Sinnen] Sin en – 3 ni¡t] n – 4 Flammen] Flam en Epigramm zu einem Kupferstichportrait, wie Birken zahlreiche verfaßt hat. Biographische Angaben zu Peter Carl Böheim konnten nicht ermittelt werden. Es könnte sich um ein Mitglied des Nürnberger Patriziergeschlechts der Behaim von Schwarzbach handeln. Auch ein Bild Böheims, das Birken vorgelegen haben muß, ist nicht bekannt. Das Manuskriptumfeld legt – chronologische Abfolge der Einträge vorausgesetzt – eine Entstehung des Epigramms zwischen dem 23.5.1650 (s. zu Gedicht Nr. 103) und dem 3.9.1651 (s. zu Gedicht Nr. 109) nahe. Ein Druck ist nicht bekannt.
Text 108: Kinder-Anbindwüns¡e. 73r/v 7 i¡] danach gestrichen mi¡ – 11 wa#] Kürzel; ebenso 12, 35 – 13 der] Kürzel; ebenso 44, 49 (2x) – 17 Herr] H. (ebenso 45) – 20 und] u. – 20 bekamt] bekant – 23 oder] mit der-Kürzel; ebenso 43 wieder – 49 Kinder – 27f. Nun i¡ ~ sü‹er Fröli¡keit,] Reihenfolge der Verse umgekehrt: 28, 27; Rangierung durch links vorgesetzte Zahlen:
2 1
– 34 Sommer] Som er (ebenso 43 kommen – 49 nimmet) – 42 müß] durch
Überschreibung aus muß – 42 daß] Kürzel – 47 eure] zweites e überschrieben Zu diesem aus der Perspektive eines Kindes an seinen Vater verfaßten Namenstagsgedicht können nur wenige Angaben gemacht werden. Es ist – in Birkens poetologischer Terminologie (Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰ [...], §88 (S. 100f.), §118 (S. 154) – ein "Mängzeilige# Redgebände", ein Madrigal. Aufgrund des Manuskriptumfeldes ist – chronologische Abfolge der Einträge vorausgesetzt – von einer
Gedichte 108 und 109, 1650/51 und 1651
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Entstehung zwischen dem 23.5.1650 (s. zu Gedicht Nr. 103) und dem 3.9.1651 (s. zu Gedicht Nr. 109) auszugehen. Das in v. 31 erwähnte "Johanne# Fe‰" läßt auf den Vornamen des Vaters schließen und erlaubt zugleich eine etwas präzisere Datierung (24.6.1650/51). Ein Druck ist nicht bekannt. 8 Anbindgabe] Als "Angebinde" (s. Zedler. Bd. 2 (1732), Sp. 244) wurden Geburts- und Namenstagsgeschenke bezeichnet. – 35f. wa# werd i¡ bringen | eu¡ anzubinden heüt?] 'was soll ich Euch heute verehren?'; s. zu Gedicht Nr. 55, v. 19-21.
Text 109: An meinen lieben Herrn Bruder Christianum Betulium Gei‰li¡en Seelhirten auf die geburt seine# er‰en Söhnlein# Benedicti. 74v-75v T1 CIX.] CIX – T2 Herrn] H. – T3 Christianum Betulium] überwiegend lateinische Schreibung; ebenso T6 Benedicti – T3 Betulium] mit -um-Kürzel – T3 Gei‰li¡en] Gei‰l. ( l geht in etc-Kürzel mit Punkt über) – 1 oder] mit der-Kürzel; ebenso 8 ander' – 31 Bruder – 83 weidebruder) – 5 und] u. (ebenso 18, 20, 33, 39, 49, 55, 83, 86, 89) – 12 der] Kürzel; ebenso 27, 66, 76 – 16 Himmel] Him el (ebenso 76; ebenso 29 bekommt – 35 himmel#) – 17 liegen,] Komma aus Punkt überschrieben; ebenso bei 69 Bruder, – 22 daß] Kürzel; ebenso 28 da# – 35 himmel# bogen] ev. himmel#bogen – 45 widerru[en] durch Überschreibung aus wiederru[en – 51 gelingen] zweites g überschrieben – 53 Stempfel,] Komma undeutlich; ev. Stempfel: – 56 i¿te‰] ¿t überschrieben – 76 Himmel] H überschrieben – 81 Heerden:] Doppelpunkt aus Komma überschrieben – 83 weidebruder] ev. weide bruder – 83 seyn] davor gestrichen werden – 87 herzen#rigel] ev. herzen# rigel Mit diesem Lied gratuliert Birken seinem Bruder Christian Betulius zur Geburt des ersten Sohnes Benedict am 3.9.1651; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 3, 47m39f. Ein Jahr zuvor hatte Christian, der seit dem 22.6.1646 mit Anna Maria Rubinger (1626-1677) verheiratet war, Nürnberg verlassen (s. ebd., S. 46m24-26) und eine Stelle als Pfarrer im schwäbischen Balgheim angetreten; s. zu Gedicht Nr. 25. Näheres zu Benedict Betulius' Lebensweg läßt sich aus einigen Konzepten zu an Christian Betulius gerichteten Briefen Birkens sowie etlichen Tagebucheinträgen aus den Jahren 1669-1673 erschließen. Aufgrund des herzlichen Verhältnisses zu seinem Bruder nahm Birken regen Anteil am Leben des jüngsten männlichen Mitglieds der Familie: "Segnt mi¡ Gott, und Vetter Benedict hält ›¡ wohl, so soll er erfahren, daß i¡ sein Vetter sey." (PBlO.B.5.0.41, 81v: 6.12.1665). Wie aus dem Konzept eines an Christian Betulius gerichteten Schreibens vom 17.1.1665 (PBlO.B.5.0.41, 71r/v) hervorgeht, sollte der damals dreizehnjährige Stammhalter nach dem Willen seiner Eltern offenbar wie sein Großvater mütterlicherseits, Johannes Rubinger (s. zu Z. 4-6), in den Kaufmannsstand eintreten. Birken, der es wohl lieber gesehen hätte, wenn auch Benedict ein Gelehrter geworden wäre, war
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damit nicht einverstanden und führte moralische Bedenken gegen die von ihm verachtete 'schmutzige Kaufmannschaft' ("sordidam mercaturam", WuK. Bd. 14, S. 23, Z.28f.) ins Feld (71v): die Kaufmans¡a] gefällt mir vor deinen Benedict gar ni¡t: wer da ni¡t betrügt, der erligt. Ein handwerk hat zwar einen güldnen boden: aber ni¡t bey diesen Eisern und bleyernen Zeiten. do¡ wer an Gott klebt, der kommt wohl fort, er arbeite wa# er will, wann# nur wa# redli¡# i‰. Vetter Paulu# [der Sohn des Johann Betulius (gestorben 19.8.1640), eines zum Calvinischen Bekenntnis konvertierten Nürnberger Kaufmanns; s. WuK. Bd. 14, S. 2m1f., S. 23m20] wäre izt ein Herr in Nürnberg wann er nit wäre so ein liderli¡er Narr gewesen. I¡ mö¡te wüns¡en, daß er beym Werkzeug der Gelehrten, beim Papier, bliebe. [...] der Mann wird izt ‰olz, da er der Rei¡e Mann worden. Also ‰e¿t der Teufel im ungere¡ten Kaufmann#gut, und ma¡t zu Teufeln, die e# be›”en. Am 5.10.1669 (I.502; PBlO.B.2.1.5, 38r) kam Benedict Betulius nach Nürnberg, wo ihm Birken – vermutlich über Kontakte des befreundeten Marktvorstehers Andreas Ingolstetter (1672 mit dem Ordensnamen Poliander in den Blumenorden aufgenommen; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 417426; Will. Bd. 2 (1756), S. 251-253; ADB. Bd. 14 (1881), S. 68f. (l. u.); Jürgensen, 2006, S. 423-427) – eine Anstellung verschaffte; s. I.514; ebd., 41v. Diese fand Birkens Neffe anscheinend bei dem Spezereihändler (nach II.516) Johann Balthasar Mayr, der aber wohl nicht zufrieden mit dem Auftreten des jungen Mannes war. Am 31.1.1672 (II.92; PBlO.B.2.1.7, 5v) hat Birken in seinem Tagebuch notiert: "Herr Rösel mit dem Pühler eingespro¡en. vorher Herr Balthasar Mayr, jener den Benedict in praesentia hart verklagt wegen wilden Leben# und Verseumni#." Das Zerwürfnis war offenbar nachhaltig und führte schließlich zum Wegzug Benedicts nach Leipzig am 17./18.4.1672 (II.110; PBlO.B.2.1.7, 11v), wo sich seine Spur verliert: "Vetter Benedict ›¡ absentirt. (17.4.) [...] Idem na¡ Leipzig fortgezogen insultatis hospitibus et Majero. (18.4.)." Es ist möglich, daß Birken den Kontakt nach einem häuslichen Streit wegen des Neffen am 21.1.1673 (II.175; PBlO. B.2.1.8, 96 (3v)) endgültig abgebrochen hat: "Rixae wegen Bürgs¡a] pro Benedicto". In der von fremder Hand angefertigten Abschrift von Birkens Testament (C.24.39.25), die den Tod seiner zweiten Frau voraussetzt (16.5.1679; vgl. Laufhütte, 2007, S. 51f. (2), S. 140 (1), Anm. 8) werden zwar u. a. die anderen Kinder des Bruders Christian bedacht, nicht jedoch Benedict. Ein Druck des Gedichtes ist nicht bekannt. 4-6 die den vatter hat verlohren ~ eh e# fünfmahl worden Na¡t:] Der Vater von Christian Betulius' Frau, der Kaufmann und ehemalige Stadtkämmerer von Eger, Johannes Rubinger (s. zu Gedicht Nr. 25), muß demnach Ende August 1651 gestorben sein. – 26 mit dem man viel Jahr begräbt] Johannes Rubinger muß in hohem Alter gestorben sein; s. auch v. 23. – 36 die erzürnt zwar ›nd auf mi¡] Eine Variante der damals notorischen Klagen Birkens über seine Armut, im Kontrast zu dem Hinweis auf des Bruders neugewonnenen Reichtum (v. 28-30, 39f.); vgl. hierzu auch die Äußerung Birkens in dem Konzept eines
Gedicht 109, 1651
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Briefes aus dem Jahre 1654 (PBlO.B.5.0.3, 34r): "E# muß die Ursa¡ seyn, daß du ein so groß herr worden, weil du einen Benedictum im hau# ha‰." – 41-50 Nun an deine Red gedenke: ~ hat hierzu kein glied verrenkt.] Die Bildlichkeit der Strophe ist nicht voll verständlich. Jedenfalls muß Christian Betulius sich zuvor gegenüber seinem Bruder scherzhaft dahingehend geäußert haben, es werde wohl kein männlicher Nachwuchs zu erwarten sein. Immerhin gab es schon zwei Töchter; s. WuK. Bd. 14, S. 3, Z. 12-15. – 46 Federgrab] Das Bett, in dem das Kind geboren wurde, ist gemeint. In dem liegt die Mutter entgegen der Prognose des Vaters mit einem Sohn (v. 47: "mit etwa# re¡te#"). – 51-53 A¡ e# wird ihr ni¡t gelingen, ~ keinen Stempfel, da¡te‰ du.] Die von Apothekern und Alchemisten (vgl. v. 63) verwendeten Werkzeuge "Mörser" (v. 52) und "Stempfel" (v. 53; 'Stößel'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 10, Teil 2, Abt. 2 (1941), Sp. 2322) werden in Birkens scherzhaft-anzüglichen Versen zu Repräsentaten des vor der Geburt noch unbekannten Geschlechts des Kindes. In v. 50-53 reproduziert Birken humoristisch die widerlegten Befürchtungen des Bruders. – 54f. Ja du ware‰ ein Poete] Humoristische Anspielung auf den Vorwurf, daß die Poeten lügen, mit dem sich ernsthaft alle Poetiken beschäftigen, so auch Birken in der Vor-Rede seiner Poetik Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰ (1679), Kap. 16f.; s. zu Gedicht Nr. 100, v. 17-21. – 57-60 J¡ saß auf Apollo S¡ultern, ~ J¡, soll ein Profet wohl seyn.] Birken hatte wohl der Prognose des Bruders widersprochen und eine Wette gewonnen: um eine Bratwurst. – 59 in die Multern] In einen Trog oder eine Holzschüssel; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 6 (1885), Sp. 2658. – 63-73 J¡ soll werden ein Chymi‰. ~ dir verwandeln gar in Gold.] Birken äußert sich humoristisch zur Möglichkeit der Erwartung eines kostbaren Patengschenkes, das oft eine Goldmünze war, mit indirektem Verweis auf seine Armut. Sein papierner Glückwunsch – das Gedicht eben – soll ein solches Geschenk ersetzen. – 75 wiegenZei#lein] Das schon im Frühneuhochdeutschen belegte Wort 'Zeislein' ist slawischer Herkunft und bezeichnet ein Vögelchen; s. Kluge / Mitzka, 1963, S. 880 (Artikel 'Zeisig'). – 81-83 Er, dein Vatter, ziehet Heerden: ~ und mein weidebruder seyn.] Scherzhafte Anspielung auf Chrisitian Betulius' Stellung als 'Pastor', dessen Sohn nach dem Willen Birkens wohl ebenfalls diese Laufbahn oder diejenige des Poeten wie sein Onkel einschlagen sollte. – 85f. Amalthee füllt s¡on ein Bü¡#¡en ~ dir voll freüd und Leben ein.] Im antiken Mythos wurde die Nymphe Amaltheia in eine Ziege verwandelt, die mit ihrer Milch den jungen Zeus aufgezogen haben soll. Sie galt auch allgemein als segnende Erdgottheit. Ihr Attribut war das Füllhorn; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 287. – 87-90 deiner Mutter herzen#-rigel ~ Claro# selber ie‹en ein.] Fortsetzung der in v. 85f. begonnenen metaphorischen Umschreibung des Stillens des Kindes mit aus dem antiken Mythos entlehnten Bildern. Die Brüste der Mutter werden so zum "Parna‹u#" (v. 88), von dem die Milch wie das inspirierende Wasser der Musenquelle "Claro#" (s. zu Gedicht Nr. 12, v. 71) fließt.
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Apparate und Kommentare
Text 110: Auf eine Ho¡zeit. 84r; 75v/76r Auf Gedichtnummer und Überschrift folgen auf 75v/76r die Verse 7-14. Rechts oberhalb der Überschrift steht der Verweis "vid. princip. p. 84." Unten auf 84r gibt es eine neue Überschrift: Anfang de# Hundert- u. Zehende. Links oberhalb davon ist vermerkt "pag: 75." – T1 CX.] CX – 1 wa#] Kürzel – 1 der] Kürzel – 1 nennt] nen t (ebenso 2 bekennen) – 1 benennen,] benennen. – 2 (e# ~ bekennen,] versehentlich eingerückt – 2 Gö”en] davor gestrichen da# – 4 und] u. (ebenso 8 (2x)) – 5 Furis¡e#] F aus E überschrieben – 6 Grimm] Grim (ebenso 9 Stimm – 10 brummen) – 7 ihm die] zweizeilig links auf dem Rand; Einfügungszeichen davor und in der Zeile −/ – 7 winkt:] vor und nach dem Doppelpunkt je ein Wort gestrichen – 9 ver‰ummen] mit ver-Kürzel Die Adressaten dieses Hochzeitsgedichtes, das – chronologische Abfolge der Gedichte im Manuskript vorausgesetzt – vermutlich zwischen dem 3.9.1651 (s. zu Gedicht Nr. 109) und dem 8.9.1651 (s. zu Gedicht Nr. 114) entstanden ist, konnten nicht ermittelt werden. Der Bräutigam hat entweder im Kriegsdienst gestanden oder bekleidete ein militärisches Amt. Ein Druck ist nicht bekannt. 1-11 Jmfall i¡, wa# der Heid nennt Götter, darf benennen, ~ den Mar# die S¡wa¡e Venu# s¡wä¡t.] Zur Sage um Mars, Venus und Vulcanus, die ja immerhin die Geschichte eines Ehebruchs ist, s. Ovid, Ars Amatoria, 2, v. 561-590. Auch in Birkens und anderer Autoren Friedensdichtungen jener Zeit wird die Besiegbarkeit des Kriegsrepräsentanten Mars durch die den Frieden liebende Venus immer wieder zur Geltung gebracht. – 5 sein Furis¡e# Ge›¡te] 'sein Zornesraserei ausdrückendes Antlitz'; vgl. Zedler. Bd. 9 (1735), Sp. 2329f.
Text 111: Auf eine andere. 76r 2 und] u. (ebenso 5) – 4 der] Kürzel; ebenso 8 – 4 Zeuginn] Zeugin (ebenso 6 Göttinn) – 6 da#] Kürzel – 8 verge‹t] mit ver-Kürzel – 9 nehmmt] nehm t Auch bei diesem Hochzeitsgedicht, das ebenfalls zwischen dem 3.9. und dem 8.9.1651 entstanden sein dürfte (s. zu Gedicht Nr. 110), sind die Namen der Brautleute unbekannt. Birken – oder sein Auftraggeber – hatte den Bräutigam während seines Studiums in Jena (s. zu v. 4f.) kennengelernt und ihm aus "alter Treue" (v. 9) mit diesen Versen gratuliert. Ein Druck des Gedichtes ist nicht bekannt. 4f. Salana wird indeß der freünds¡a[t Zeuginn seyn, | und unsrer alten Lu‰.] In der "Salana" – der im Jahre 1558 eröffneten Universität Jena –, hatte Birken in den Jahren 1643/44 ein Studium der Rechtswissenschaften begonnen; s. zu Gedicht Nr. 9. – 5f. die Lang‰verdiente Ehre| zahlt eü¡ da# vatterland.] Der Bräutigam hatte das Studium mit Licentiat, Magister- oder Doktorgrad abgeschlossen und eine Bedien-
Gedichte 111, 112, 113 und 114, 1651
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stung daheim erhalten. Erst danach heiratete man. – 6 die Göttinn au# Cythere] Die Liebesgöttin Aphrodite soll bei der Insel Kythera dem Meeresschaum entstiegen sein; s. zu Gedicht Nr. 96, v. 26.
Text 112: Auf eine andere. 76r/v T1 CXII.] CXII – 4 und] u. – 5 da#] Kürzel – 5 der] Kürzel Auch bei diesem Hochzeitsgedicht konnten die Namen der Brautleute nicht ermittelt werden. Die sich teilweise überlagernde Überschrift und Gedichtzählung deuten darauf hin, daß die Zahl erst später angebracht wurde. Wie die beiden voraufgehenden ist das Gedicht vermutlich zwischen dem 3.9 und dem 8.9.1651 entstanden (s. zu Gedicht Nr. 110). Ein Druck ist nicht bekannt. 4-7 Liebt in gelobter Lieb, ~ ›¡ s¡wingen junge Reben.] Eine Variante des nie in Hochzeitsgedichten fehlenden Wunsches, dem Brautpaar möge reicher Kindersegen beschieden sein. – 7 die Liebe Rieb] Eine öfters in Birkens Gedichten und anderen Texten begegnende Bezeichnung für die Braut und die Ehefrau, in Anspielung auf Gen 2.7, 20-23, wonach Eva aus Adams Rippe geformt wurde.
Text 113: Auf eine andre. 76v 1 daß] Kürzel – 1 verwa¡t] mit ver-Kürzel – 3 der] Kürzel – 3 Phöbu#] mit -us-Kürzel – 4 wann] wan – 5 herr] h und etc.-Kürzel mit Punkt – 5 Bräutgam] durch Überschreibung aus Bräutigam – 9 himmel#] him el# Auch bei diesem letzten von insgesamt vier Hochzeitsgedichten (Gedichte Nr. 110-112), die vermutlich zwischen dem 3.9. und dem 8.9.1651 entstanden sind (s. zu Gedicht Nr. 110), konnten die Namen der Brautleute nicht ermittelt werden. Der Bräutigam muß ein Gelehrter gewesen sein (s. v. 7). Ein Druck ist nicht bekannt. 3f. wohl pegt die Sorg ~ in Theti# S¡oß] In dieser häufig bei Birken begegnenden mythologisierenden Darstellung des Tagesablaufes versinkt der Wagen des Sonnengottes "Phöbu#" (v. 3) abends im durch die thessalische Seegottheit Thetis repräsentierten Meer; s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 765f.; Tripp, 2001, S. 519f. – 4 blenken] 'blinken'.
Text 114: Auf Monsieur Chri‰of Sigmund# von Till mit Jungfrau Maria Clara Mu[lin, Ho¡zeit Sonnet. Der Liebe wundkraut. 76v/77r
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T2 Monsieur] Mr. – T4 Jungfrau] Jf. – 2 und] u. (ebenso 7) – 6 fliegen] egen – 7 dann] dan – 7 kein] überschrieben – 8 da#] Kürzel; ebenso 13; ebenso 12 daß – 13 Ra¡] R überschrieben – 14 Dill] D überschrieben Mit diesem Sonett gratuliert Birken dem Steuereinnehmer Christoph Sigmund von Thill zu Thüngfeld (1622-1687; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. DXCVI) zur Hochzeit mit Maria Clara Muffel von Eschenau (gestorben: 1696; s. ebd. Tab. CCCCLXXXVIII) am 8.9.1651 in Nürnberg. Zu diesem Anlaß erschien das Sammelgratulatorium Epithalamia | in | Nuptias solenni ritu celebratas | Generis Nobilitate ac Humanitate conspicui, | Dn. CHRISTOPHORI SIGIS-|MUNDI von Till/ | Viri Nobilissimi ac splendidissimi, | Dn. CHRISTOPHORI von Till/ | P. N. ac numerosioris Senatus | Adiuncti. | FILII SPONSI, | cum | Nobilissima ac Lectissima Virgine, | MARIA CLARA | Viri Nobilissimi, Amplissimi atque Prudentissimi, | Dn. CHRISTOPHORI IACOBI MUF-|FELII ab & in Es¡enau/ E¿enheidt & Letten/ | Inclutae Reipubl. Norinbergensis Sena-|toris meritissimi | FILIA SPONSA, | faustissimae gratulationis ergo d. 8. Septembris | Norinbergae oblata | â Fautoribus Cognatis & Amicis | ex officina typographica | WOLFFGANGI ENDTERI SENIORIS | M. DC. LI. (s. Stauffer, 2007, S. 125f.). Daß die Brautleute einander bei dem Friedensfest, an dem auch Birken mitgewirkt hatte, nähergekommen waren, läßt sich über das als neunter gezählter Beitrag (A4r-Bv) gedruckte Gratulationsgedicht Georg Widmanns (1611/12-1686; zu ihm s. Will. Bd. 4 (1758), S. 231f.) ermitteln, der seit 1644 Lehrer am Nürnberger Aegidiengymnasium war. Wie aus den Strophen 1-3 des Gedichtes hervorgeht, hatte sich das Paar offenbar auf dem festlichen Abschlußbankett der kaiserlichen Verhandlungsdelegation (4./14.7.1650; Prosapia / Biographia, WuK. Bd. 14, S. 46) kennengelernt. Dort war auch Birkens Szenenfolge Teuts¡er Krieg#Ab- und Frieden# Einzug durch zehn dem Nürnberger Patriziat entstammende Knaben zur Aufführung gekommen (s. ebd; s. zu Gedicht Nr. 71; vgl. v. 10). Die entsprechende Passage in Widmanns Gedicht lautet (v. 1-18): ZV dem Für‰li¡en Gezelt bey der Welt/ die den Frieden au[geri¡tet hat ›¡ bald ge‰ellet ein der soll seyn/ der da# Kriegen gan” verni¡tet. 2. O der kleine Bogen-gott Feuerrot zu der Tafel kam geflogen/ bey dem ange‰ellten Spiel hat er viel
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sehr verwundt dur¡ seinen Bogen. 3. Allda hat da# Venu#-Kind au¡ ges¡wind angefä¡elt diese Liebe/ sol¡e Sa¡en ‰i[tet an au[ dem Plan/ der vermummte Her”en-Diebe. Fünf der jungen Darsteller sind durch Gedichtbeiträge in dem Gratulatorium vertreten. Die beiden Söhne Georg Imhoffs (1601-1659; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCLVIII), Georg Andreas (1640-1713; zu ihm s. ebd. Tab. CCLX) und Georg (1638-1691; zu ihm s. ebd. Tab. CCLIX) hatten in den Rollen des Cupido und der Fama (s. WuK. Bd. 14, S. 46) an Birkens Aufführung mitgewirkt. Von dem älteren der beiden Brüder, möglicherweise auch von seinem gleichnamigem Vater, stammt das im Gratulatorium als dreizehnter gezählter Beitrag (B2r/v) gedruckte lateinisch-deutsche Gedicht. Diesem geht an elfter Stelle (Bv-B2r) ein lateinisches Gedicht Johann Hieronymus Löffelholzens von Colberg (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 75) vorauf, der die Rolle der Pax übernommen hatte. Als zwölfter gezählter Beitrag (B2r) folgt diesem ein lateinisches Gedicht Christoph Fürers von Haimendorf (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 139), der als Mars aufgetreten war. Der sechste Beitrag (C3r/v) der separat gezählten Rubrik Postmissa (Cr-[C4]r) stammt ebenfalls von einem der jungen Darsteller: Carl Welser von Neunhof (1635-1697; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. DLXVI; s. zu Gedicht Nr. 170 in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1, S. 716-718)) hatte die Venus gespielt. Weitere Gedichte stammen von Johann Michael Dilherr (A2r), Friedrich Lochner (Cr-C2v) und anderen. Birkens Der Liebe Wundkraut (Cv) überschriebenes Sonett findet sich in der Abteilung Postmissa als zweiter gezählter Beitrag. Rechts unterhalb der Verse steht die Unterschrift "Niko‰omu# Birkhold." Auf dem linken Rand auf Höhe der Verse 9-12 steht die lateinische Anmerkung "* Anethum, | bene-olens | Virgil. Ecl. | II, v. 48" (zu dieser s. u.), der auf sie verweisende Asterisk steht am Ende von v. 10. Von diesen Besonderheiten sowie Unterschieden der Orthographie und der Interpunktion abgesehen, weist die Druckfassung gegenüber der Handschrift diese Varianten auf: 2 den] dem – 4 nit] ni¡t – 6 ♡] Her” – 9 Jn] Jm – 10 fand] nahm – 13 wunden heilt] Pfeil' au#heilt 1f. Cupido jüng‰ hin kam dort ~ Armbru‰s¡ie‹en.] Die westlich der Nürnberger Altstadt am rechten Pegnitzufer gelegene Hallerwiese wurde bereits im Jahre 1434 von der Patrizierfamilie Haller als öffentliche Grünfläche angelegt; s. Friedrich, 1993, S. 26. Sie spielt als Schauplatz schon in der Fortse”ung der Pegni”-S¡äferey von 1645 eine Rolle; s. dort S. 1f. Birken beschreibt diesen Ort in dem Werk Die Friederfreuete TEVTONJE. (Nürnberg, 1652), S. 146:
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E# i‰ ein s¡öner Baumpla” hart an der Stadt/ auf einer Seiten mit Gärten belegen/ und auf der andern von dem Fluß Tesping beo‹en. Den Ort übers¡atten viel hohe Linden/ Reihmä‹ig gese”et/ unter wel¡en drey kühle Springbrunnen mit liebli¡em Lispeln die Ohren belu‰igen/ und mit jhrem sü‹en Wa‹er den Dur‰ lös¡en. Man nennet jhn die Allerwiesen weil er allen der Stadt Jnwohnern gemein/ und zu Sommer#zeiten jederman# Spazier- Spiel- un[d] Lu‰plan i‰. – 2 und sahe zu der Lu‰ den s¡önen Armbru‰s¡ie‹en] Nach Auskunft des Birkenschen Gedichtes De# Friedvermählten Teuts¡land# er‰e# Frieden# Vbung# Fe‰ ("TEuts¡land da# theure Land war wieder Teuts¡land worden."), das auf dem Kupfer-Flugblatt Armbru‰-S¡ie‹en/ | Gehalten auf der Allerwiesen vor Nürnberg/ im Jahr 1650. angefangen den 29. Julii/ | deme zwo Für‰l. Personen und unters¡iedli¡e hohe Cavalliere beygewohnet. (s. Stauffer, 2007, S. 114), gedruckt wurde, fand in der Zeit vom 29.7.-28.8.1650 auf der Hallerwiese ein Armbrustschützenturnier statt. Die exakte Datierung enthält eine mit Versen Johann Klajs versehene Version des Stiches; s. ebd. – 10 do¡ ware ~ fand sie Dille] Der Vers aus Vergils zweiter Ekloge, auf den Birken In der Druckfassung hinweist, lautet "narcissum et florem iungit bene olentis anethi". [Bindet Narzissen dazu und Dill mit duftender Blüte]. – 11 die Dille heilte ›e, ma¡t' ihre S¡merzen ‰ille.] Zur Verwendung des Dills als schmerzstillendes Heilkraut s. Zedler. Bd. 2 (1732), Sp. 228-231.
Text 115: Auf Monsieur Jacob Wilhelm Lö[elholzen# von Colberg mit Jungfrau Regina Catharina S¡eurlin Ho¡zeit. Cupido Lö[el-Pfeil. 77r/v T2 Monsieur] Mr. – T5 Jungfrau] Jf und etc-Kürzel mit Punkt – 3 da#] Kürzel; ebenso 21 daß – 12 lo#spielt] # aus s überschrieben – 13 vorkommen] vorkom en (ebenso 14 genommen) – 18 genähet] ä überschrieben Birken gratuliert mit diesem Gedicht den Brautleuten Jacob Wilhelm Löffelholz (1624-1688; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCXVI) und Regina Catharina Scheurl von Defersdorf (1632-1674; zu ihr s. ebd., Tab. CCCCXLVI) zur Hochzeit am 6.10.1651 in Nürnberg. Zu diesem Anlaß erschien das Sammelgratulatorium PLAUSUS LAETI | Quos | Nobilißimo et Splendidißimo | DN. JACOBO GUI-| LIELMO Lö[elhol” à Colberg/ | VIRI | Nobilißimi atque Amplißimi | DN. JOHANNIS GUILIELMI Lö[elhol” | à Colberg/ p. m. relicto Filio | SPONSO, | Cum | Nobilitate generis, et formae virtutumque ornamentis | florentißimâ VIRGINE | REGINA CATHARINA, | Nobilißimi itidem et Amplißimi VIRI | DN. CHRISTIANI SCHEURELII | Filia SPONSA. | D. VI. Octobris Nuptias auspicatissimas celebranti | impertiuntur. | FAUTORES & AMICI | A. S. 1651. | NORIMBERGAE, | TYPIS HEINRICI PILLENHOFERI. (Stauffer, 2007, S. 126f.). Nach einem lateinischen Epigramm Johann Michael Dilherrs (A2r) sowie Beiträgen anderer finden sich dort als achter gezählter Beitrag ([A4]r-Br) ein lateinisches Epigramm und ein deutsches Gedicht des Arztes Johann Martin Brendel (gestorben 1653;
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zu ihm s. Will. Bd. 1 (1755), S. 141f.; zu Gedicht Nr. 167, v. 16), der sich zum Zeitpunkt der Hochzeit bereits in Padua aufhielt. Zum Abschied hatte Birken für ihn ein Stammbuchgedicht verfaßt (s. zu Gedicht Nr. 138). In Birkens Briefarchiv ist je ein Schreiben der beiden Briefpartner erhalten; beide zeugen von gegenseitiger Wertschätzung: ein an Brendel in Italien gerichteter Brief vom September 1651, BETULETUM (PBlO.B.3.1.4), 58r/v, sowie einer Brendels vom 14.7.1652 (PBlO.C.33.1) aus Padua. Auf den Seiten C3v/[C4]r der separat numerierten Abteilung Post Missa ([B4]r-[C4]v) steht als achter gezählter Beitrag ein aus zweimal fünf Strophen bestehendes Gedicht, das einen Schäferinnendialog zwischen "Pegni”innen" und "Löhninnen" nachbildet. Bei dem als "Löhn S¡ä[er Amynta#" unterzeichnenden Verfasser kann es sich nur um den Ende 1645 / Anfang 1646 – vermutlich durch die Vermittlung Birkens – unter diesem Namen in den Blumenorden aufgenommenen Georg Conrad Osthofen (zu ihm s. Amarantes / Herdegen, S. 274f.; Jürgensen, 2006, S. 181f. (mit teilweiser Verwechslung Osthofens mit dem ebenfalls 'Amyntas' genannten späteren Ordensmitglied Jacob Hieronymus Lochner; s. zu Brief Nr. 4, Z. 45-47 im Birken-Harsdörffer-Briefwechsel, WuK. Bd. 9, S. 577f.)) handeln. Nach seiner Entlassung aus dem Wolfenbütteler Hofdienst suchte Birken ihn Ende Oktober 1646 in Celle auf; s. Prosapia / Biographia, WuK. Bd. 14, S. 38m9, 39, Z- 8-12. Da Osthofen später nicht mehr als Mitglied des Blumenordens in Erscheinung getreten ist, dürfte es sich bei dem gedruckten Gedicht um einen der letzten Belege für sein Auftreten als 'Pegnitzschäfer' handeln. Birkens Gedicht Cupido Lö[elpfeil | na¡ der Singweise | Güldne# Leben/ Kron der Zeiten/ etc. ist als zweiter gezählter Beitrag ([B4]v/Cr) der Abteilung Post Missa gedruckt. Birken entsprach mit seinem Gedicht dem Wunsch des Bräutigams nach einem deutschen Brautlied, um das er von dessen Bruder Johann Hieronymus Löffelholz (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 75, Nr. 114) gebeten worden war; s. PBlO.C.209.1 (18.9.1651). Rechts unterhalb der Verse steht die Unterschrift "S. B." Im Druck sind die Strophen durch darübergesetze Zahlen mit Punkt gezählt. Die Verse 3, 6, 9 und 11 aller drei Strophen sind eingerückt. In Strophe 3 ist durch die Änderung der Kadenzen in v. 3 und 6 ein Unterschied zu den voraufgehenden Strophen entstanden. Der erste Buchstabe von v. 1 ist besonders groß ausgeführt und erzwingt die Einrückung der Verse 13. Abgesehen von diesen Abweichungen, dem anderslautenden Titel sowie Unterschieden der Orthograpie und der Interpunktion weist die Druckfassung gegenüber dem Manuskript diese Varianten auf: 2 vor] für – 4 gezogen] gezognem – 5 den] dem – 7 iemand] jemand – 12 lo#spielt] spielet – 15 son‰] die – 27 dem] den – 27 diese Pfeile] diese# Pfeil – 28 die] der – 28 sie] er – 29 ›nd] i‰ – 30 heile] heil – 31 ni¡t] nit 1-6 Wolt mi¡ etwann iemand fragen, ~ ma¡te man¡e herzen#lö¡er!] Bei dem in v. 5 erwähnten "S¡aupla”" könnte es sich um die Hallerwiese gehandelt haben, auf der vom 29.7.-28.8.1650 ein Armbrustschützenturnier stattgefunden hatte; s. zu Gedicht Nr. 114, v. 2. – 21 daß ihr lö[eln köndet frey] 'so daß ihr ohne Bedenken eure Liebe zeigen könntet'. 'Löffeln', eine Anspielung auf den Namen des Bräutigams, war eine Metapher für 'werben', 'sich um Gegenliebe bemühen'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 6 (1885), Sp. 1125f. – 29 wundholz] Zur Behandlung frischer Wunden wurde das Holz der Esche verwen-
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det; s. Zedler. Bd. 59 (1749), Sp. 2166f. – 34f. So viel lob# erlanget haben | die jüng‰hin gespielt so fein] Birken spielt wahrscheinlich auf das unter dem Titel Jrenian (s. WuK. Bd. 14, S. 47m18, 100) aufgeführte Friedensspiel Margeni# oder Da# vergnügte, bekriegte und wiederbefriedigte Teuts¡land an, das vom 1.-3.10.1651 auf der Bühne des Augustinerklosters (s. Stauffer, S. 132f.) zur Aufführung gekommen war. Wie bereits bei der ein Jahr zuvor aufgeführten allegorischen Szenenfolge Teuts¡er Krieg#Ab- und Frieden# Einzug (4./14.7.1650; WuK. Bd. 14, S. 46) fungierten wiederum junge Nürnberger Patrizier als Schauspieler, deren Initialen in dem damaligen Theaterprogramm vermerkt sind; s. Silber, 2000, S. 132. Hieraus ergeben sich folgende Zuordnungen zu wenigstens vier Beiträgern des Sammelgratulatoriums: Hieronymus Scheurl ('Erich'), B2r/v; Georg Imhoff ('1. Junker'), B3v; Georg Andreas Imhoff ('Terminus', '3. Junker'), B3v; J. C. G. ('Leucofron'), C3r.
Text 116: Auf Monsieur Johann Chri‰of Tu¡er# mit Jungfrau Maria Magdalena Gebhartin Ho¡zeit. Unter eine# andern Namen. 77v-78r T2 Monsieur] Mr. – T2 Johann] Joh: – T4 Jungfrau] Jf. – 6 seither] s überschrieben – 8 und] u. (ebenso 12, 26, 27) – 8 Reiß] ß aus s überschrieben – 15 der] Kürzel – 19 Lieben] L überschrieben – 20 wieder] mit der-Kürzel; ebenso 25 – 26 vermählet] ve aus b überschrieben; Oberlänge gestrichen – 30 da#] Kürzel Dieses Gedicht hat Birken im Namen eines Angehörigen der Familie Tucher (s. u.) zur Hochzeit Johann Christoph Tuchers (1627-1693; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. DXV) mit Maria Magdalena Gebhart (gestorben 1664; s. ebd.) verfaßt, die am 13.10.1651 in Nürnberg stattfand. Zu diesem Anlaß erschien das Sammelgratulatorium Metra Gamica | Nobilissimo ac Splendidissimo | DN. JOHANNI CHRISTO-|PHORO Tu¡er/ | Viri | Magnifici, Nobilißimi, Amplißimi atque Prudentißimi | DN. JOHANNIS CHRISTOPHORI Tu¡er# | piae memoriae, Consulis & Senatoris Reipubl. | Noricae longè gravissimi | FILIO SPONSO, | & | Lectissimae, Generis prosapiâ virtutumque laude | ornatißimae Virgini, | MARIAE MAGDALENAE, | Viri | spectatißimi ac Prudentissimi | DN. GEORGII Gebhardt/ | Amplioris Senatus Assessoris, Universique Circuli Fran-|coniae ut & Reipubl. Norinbergensis Curiae monetariae | Quardiani quondam meritissimi, | FILIAE, SPONSAE, | Nuptias feliciter celebrantibus | d. 13. Octobris, Anno | M. DC. LI. | oblata ac concinnata | à | Fautoribus & Amicis. | Norinbergae, | Typis Wolffgangi Endteri, Senioris. (Stauffer, 2007, S. 127f.). Darin enthalten sind u. a. jeweils ein Gedicht Johann Michael Dilherrs (A2r) und Friedrich Lochners (Cv-[C2]r) sowie Birkens deutsches Gedicht (Biijr/v) und ein weiteres lateinisches (Biijv-Bivr), das mit seinem Namen unterschrieben ist. Die Verse aus der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder sind in dem Gratulatorium als neunter gezählter Beitrag ohne Überschrift abgedruckt. Rechts unterhalb der dritten Strophe steht die Unterschrift "Dein Ore‰e# | T. T." Obwohl die Initialen auf gleich drei männliche Mitglieder der Familie
Gedicht 116, 1651
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Tucher zutreffen, wird es sich aufgrund des Wortlauts der Verse, in denen Gleichaltrigkeit (v. 3f.), ein zusammen absolviertes Studium (v. 9f.) sowie eine gemeinsam unternommene Kavalierstour (v. 11-20) erwähnt werden, um Tobias Tucher von Simmelsdorf (1627-1693; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. DXVIII) gehandelt haben. Im Jahre 1675 verfaßte Birken ein Epicedium für dessen verstorbenen gleichnamigen Vater; s. zu Gedicht Nr. 294 in Birkens Sammlung geistlicher Gedichte S. v. B. TodtenAndenken und Himmel#-Gedanken. oder GOTTES- und Tode#-Gedanken (WuK. Bd. 5, S. 953). Für den Bräutigam Johann Christoph Tucher hat Birken im Laufe der Jahre weitere Gedichte verfaßt: 1663 ein lateinisches Epicedium im Namen Tuchers zum Tod Jobst Christoph Kressens von Kressenstein (s. die Sammlung von Konzeptblättern der Jahre 1654-1671, PBlO.B.5.0.28, 19v; Stauffer, S. 375f.), 1664 zwei weitere Epicedien anläßlich des Todes der ersten Ehefrau Tuchers (s. zu den Gedichten Nr. 180f. in der Sammlung Todten-Andenken (WuK. Bd. 5, S. 770-772)) sowie 1666 drei Epithalamien zu Tuchers zweiter Hochzeit mit Maria Sabina Pömer; s. zu Gedicht Nr. 270. Im Juni 1666 bat Tucher Birken in einem kurzen Schreiben (PBlO.C.364.1), ihm leihweise ein Exemplar seines Werkes O‰ländis¡er Lorbeerhayn/ Ein Ehrengedi¡t/ Von Dem hö¡‰löbl. Erzhau# Oe‰errei¡: [...]. (Nürnberg 1657) zu überlassen. Wenngleich dies der einzige in Birkens Briefarchiv erhaltene Nachweis einer Korrespondenz mit dem Hause Tucher ist, läßt ein Schreiben seines Bruders Christian Betulius aus dem Jahre 1655 (PBlO.B.5.0.3, 41r, 42v/43r), das die lateinische Aufforderung "Tucheria literas Tuas desiderat. Scribe!" (43r) enthält, auf weitere briefliche Kontakte schließen. Das als zehnter gezählter Beitrag in dem Gratulatorium zu Tuchers erster Hochzeit gedruckte lateinische Hochzeitsgedicht Birkens, von dem keine Manuskriptfassung bekannt ist, lautet (Biijv/[Biv]r): TUrpe senilis amor. Non rugis myrtea serta apta, nec in niveos quadrat rosa roscida canos. Vere suo flores et ver decerpere fas est. Imminet annus anus, monet ac aetate fruisci, dum datur. Ipsus Amor puer est, intonsa labella bella Puella cupit, barbas exosa viriles et pungi impaciens dumosi vepribus oris. Cudere, dum candet, ferrum docet. Ardet amoris in juvenum, frigetq´ ue senili in pectore, flamma. Nobile par Nubtum, dum vestris purpureum Ver vultibus et juvenile decus nitet ore rubenti, ignea dumq´ ue aetas fomenta ministrat amori, quàm rectè facitis, quod flores carpit uterq´ue alterius, parilesq´ue, alternant pectora flammas. O vos felices, ô fausto sidere natos,
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quos aequalis amor multum viridantibus annis invenit, ac olim canorum in honore relinquet. | Ignes sic vestri vobiscum corde senescent, sicq´ue erit annorumq´ue et amorum calculus idem. O te felicem Sponsum, cui florea messis, ante negata aliis, Sponsa carpetur in istâ; quam fama est Veneri formâ certâsse, nec armis inferiorem abiisse, Dea ipsi cessit arenâ, majus fassa decus, mortale invita tropaeum Quid voveam? vestris nîl fatis addere vota posse puto. hoc unum thalamis inscripsero Vestris: Mutuus annet Amor, vos Sors intermina firmet! alatissimo calamo deproperabat Sigismundus Betulius. [Häßlich ist Greisenliebe. Es paßt nicht der Myrtenkranz zur runzligen Haut und auch nicht die mit Tau benetzte Rose zum schlohweißen Haar. Es schickt sich dagegen, in seinem Frühling Blumen und Jugend zu pflükken. Das letzte Lebensjahr des Greises droht und ermahnt, das Leben zu genießen, solange es gegeben wird. Amor, der Gott der Liebe selbst, ist ein Knabe. Ein schönes Mädchen wünscht unrasiertes Gesicht, haßt Männerbärte und erträgt es nicht, sich an struppigem Barthaar zu stechen. Dies lehrt uns, daß man das Eisen schmieden soll, solange es heiß ist. Die Flamme der Liebe brennt in der Brust der Jungen und gefriert in jener der Greise. Edles Brautpaar, während auf euren Gesichtern das zarte Rot des Fühlings als Schmuck leuchtet und die Jahreszeit der Liebe feurige Linderung bietet: wie recht tut ihr doch daran, daß eines des anderen Blumen pflückt und die Herzen gleichartige Liebesflammen tauschen. O ihr Glücklichen, unter einem günstigen Stern Geborene, euch wird die gegenseitige Liebe in jungen Jahren vieles schaffen und einst zur Ehre der Ergrauten bewahren. So wird das Feuer mit euch im Herzen alt werden; so wird es nur einen Zähler eurer Jahre und eurer Liebe geben. O glücklicher Bräutigam, dir gehört eine früher anderen verwehrte Blumenernte, in ihr wird die Braut gepflückt werden. Sie habe, so raunt
Gedichte 116 und 117, 1651
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man, an Schönheit Venus bestritten und den Kampfplatz unbesiegt verlassen. Die Göttin selbst wich vor ihr aus der Arena und gestand widerwillig, daß die Schönheit jener größer, ihr eigenes Siegeszeichen sterblich sei. Was soll ich wünschen? ich glaube, daß ich eurem Glück mit Wünschen nichts hinzufügen kann. Dies eine schreibe ich noch zu eurer Hochzeit: Gegenseitige Liebe möge euch begleiten und euer ewiges Glück bestärken!] Im Druck sind die Strophen des Gedichtes Nr. 116 durch darübergesetzte arabische Zahlen mit Punkt gezählt. Die Verse sind linksbündig angeordnet. Sonst gibt es außer Abweichungen der Interpunktion und der Orthographie folgende Varianten: 1 üm] ümb – 2 ander] andrer – 13 hatt] hat – 25 e#] er – 28 zähl] zehlt – 29 graue#] graue – 29 bring] bringt 2 treuer Theseu#] Die sprichwörtliche Treue des Theseus leitet sich von dessen Freundschaft zu Pirithous her, dem er in die Unterwelt folgte, um dort Proserpina, die Gemahlin des Pluto, zu entführen; s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 750f.; Zedler. Bd. 28 (1741), Sp. 446-448. – 7f. Mein A¡ate# ~ und mein lieb‰er Reiß geselle.] Achates war Waffenträger und Reisegefährte des Aeneas und im römischen Mythos für seine Treue berühmt; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 43. – 9f. Au¡ de# Föbu# Musen‰elle | gab un# beyden glei¡e Ruh.] Das gemeinsame Studium ist gemeint. – 11-16 Wo der Ocean ~ begleiten.] Die Cavalierstour ging also durch die Niederlande und Frankreich. Paris war Pflichtpensum, an der Loire wird Tours besucht worden sein; s. Gottlieb Graf von Windischgrätz. Die Gedichte. Teil I., S. 51. – 30-U1 Pylade#, da# wüns¡et dir | dein Ore‰e#.] Orest und Pylades waren ein weiteres berühmtes Freundespaar des antiken Mythos; s. zu Gedicht Nr. 71, v. 48.
Text 117: Auf Monsieur Johanni# Hieronymi Jm Hof mit Jungfrau Regina Clara Jm Hof, Ho¡zeit. 78r-79r T2 Monsieur] Mr. – T2 Johanni#] Joh: – T4 Jungfrau] J. – 2 daß] Kürzel – 5 Paar!] Rufzeichen aus Komma überschrieben; ebenso 26 Zweyen! – 8 und] u. (ebenso 9, 16, 35, 36) – 9 S¡ilder] mit der-Kürzel – 10 rinnt] rin t (ebenso 17, 41 Löwinn – 30 nennen) – 10 zusammen] zusam en (ebenso 13, 16; ebenso 12 lammen – 13 ‰ammt – 15 Stamme# – 16 ammt – 22 Flammen – 23 ‰ammen – 24 kömmt) – 20 der] Kürzel – 27 man] m und n überschrieben – 48 Löwen Füß] F aus f überschrieben oder umgekehrt; ev. Löwenfüß Mit diesem im Namen eines anderen verfaßten Gedicht gratuliert Birken dem Brautpaar Johann Hieronymus Imhof (1627-1705; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCXXXIX) und Regina Clara Imhof (1633-1700; zu ihr. s. ebd., Tab. CCLVIII) zur Hochzeit am 24.11.1651 in Nürnberg. Zu diesem Anlaß erschien das Sammelgratulatorium CORONA METRO POETICO | contexta | et | NEONYMPHIS
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CORONATIS | Genere, Virtute et Eruditione Nobilissimo, | DN. JOHANNI HIERONYMO | Im Hof/ Patricio eminentissimo, | Nobilissimi, Amplissimi atq´ue Prudentissimi, | DN. IOHANNIS HIERONYMI Im Hof/ | à Loner‰att/ Imperialis Civitatis Norimberg. | Judicis meritissimi, &c. | FILIO, | & | Nobilissimae, omniumque Virtutum laude splen-|didissimae Virgini, | REGINAE CLARAE, | Viri Magnifici, Nobilissimi, Amplissimi atq´ue Prudentissimi | DN. GEORGII Im Hof/ | Inclutae Reipubl. Norimb. Septemviri laudatissimi, | Universitatis Altdorffinae Scholarchae primarii, | Patriaeque Ecclesiarum, Gymnasii ac Scho-|larum Ephori gravissimi, | FILIAE, | ipso Festivitatis die 24. Novembris | Anno M. DC. LI. | bonâ manu et affectu sincero | oblata | à | Fautoribus & Amicis. | Norimbergae, | Typis Wolffgangi Endteri Senioris. (s. Stauffer, 2007, S. 133-135). Neben Beiträgen u. a. von Georg Philipp Harsdörffer ([A2]v), Johann Michael Dilherr ([B2]v), Justus Jacob Leibnitz ([B2]v-B3r; zu ihm s. Will. Bd. 2 (1756), S. 419f.); Johann Fabricius (B3r; zu ihm s. Will. Bd. 1 (1755), S. 380-384); Daniel Wülffer (B3r/v; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 183), Johann Christoph Arnschwanger (Fr/v; zu ihm s. Will. Bd. 1 (1755), S. 42-44; zu den Briefen Nr. 126, Nr. 127 u. ö. im Birken-Greiffenberg-Briefwechsel, WuK. Bd. 12, S. 763-768), Johann Martin Brendel (F2v-F3r; zu ihm s. zu den Gedichten Nr. 115, 138), Christoph Ludwig Dietherr (F3r; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 157) enthält das Gratulatorium zwei Gedichte Birkens. Als dreizehnter gezählter Beitrag der separat numerierten Abteilung Postmissa (Eijr-[F4]v) ist darin ein lateinisches Gedicht gedruckt (F2r/v), dessen Epithalamion Nubtiis Johannis Hieronymi Jmhof, Patritii Norici et Reginae Clarae Jmhofiae. überschriebene Manuskriptfassung in der Sammlung BETULETUM (PBlO.3.1.4, 54r-55r) steht. Birkens deutsche Verse stehen ohne Überschrift an erster Stelle (Eijr/v) der Rubrik Postmissa. Bei dem in der Druckfassung rechts unterhalb der Verse genannten Auftraggeber "Helmhardus Fridericus Jör-|ger Baro." handelt es sich um Helmhart Friedrich Jörger von Tollet (gestorben 1697; zu ihm s. Wurm, 1955, S. 209, 261; Schnabel, 1992, S. 676), einen Sohn des um 1630 aus Glaubensgründen nach Nürnberg emigrierten Oberösterreichers Johann Septimius Freiherr von Jörger (1596-1672; zu ihm s. ADB. Bd. 14 (1881), S. 528-532 (Krones)), dessen Kinder später alle zum katholischen Bekenntnis konvertierten und nach Österreich zurückkehrten. Helmhard Friedrichs Cousin, Graf Johann Quintin Jörger (1624-1705), 1650 konvertiert, war einer der wichtigsten Mitarbeiter der Kaiser Ferdinand III. und Leopold I., Ritter des Goldenen Vließes, und wurde 1661 als Der Erwerbende in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen. Zu ihm s. Neumark, 1668, S. 414; Zedler. Bd. 14 (1739), Sp. 1051f.; ADB. Bd. 14 (1891), S. 530f. (Krones); zu Brief Nr. 151, Z. 30-32 im Birken-Windischgrätz-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 1283). Zum Tod der ersten Ehefrau Johann Quintin Jörgers, Marianna Johanna (gestorben um 1679), verfaßte Birken das Epicedium Auf Jhr Ho¡gräi¡en Gnaden Frauen Frauen Mariannen Johannen Graf Jörgerin geborner Freyherrin von König#berg Ableiben, das in der Sammlung S. v. B. Poetis¡e Lorbeerwälder (PBlO.B.3.1.3, 89v-92v) steht. Neben einem Schreiben von ihm (PBlO.C.161.1) sind auch zwei Briefe Helmhart Friedrich Jörgers in Birkens Briefarchiv erhalten. Des Letzteren erster Brief (PBLO.C.160.1), der am 15.4.1654 bei
Gedichte 117 und 118, 1651
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Birken eintraf, enthält die Bitte um die Ausleihe von Theaterkostümen, die sich seit den beiden Friedensspielen von 1650/51 in Birkens Besitz befanden. Aufgrund der Nennung einiger der beteiligten Darsteller, ihrer Rollen sowie der Beschreibung ihrer Kleidung muß Helmhart Friedrich eine der Aufführungen des Jrenian (Margeni# | oder | Da# vergnügte, bekriegte und wiederbefriedigte | Teuts¡land) Anfang Januar 1651 (s. Silber, 2000, S. 132; zu Gedicht Nr. 115, v. 34f.) besucht haben. In seinem zweiten Brief (PBlO.C.160.2) bittet er Birken um die Überarbeitung eines zum Tod der Mutter Anna Potentiana (gestorben 20.8.1656) verfaßten Trauerliedes, dessen aus sechs Strophen bestehende Manuskriptversion in demselben Brief mitgeteilt wird. Die zahlreiche Änderungen aufweisende Druckfassung des Liedes steht (Ev) in der Leichpredigt Die gekrönte Treu/ | bey | Ho¡Ansehnli¡er und dabey wehmütiger | Lei¡begängnü# | Der | Weiland Ho¡-und Wolgebornen Frauen/ | Frauen | Anna Potentiana/ | Freyherrin/ Geborner Hofmännin/ Freyherrin/ | gewesener her”lieb‰en Gemahlin | De# | Ho¡ und Wolgebornen Herrn/ Herrn | Johann Septimij Jörger#/ | Zu Tolleth/ Zägging/ Gözer#dor[ und Johann-|‰ein/ Herrn au[ Podenbrunn/ Freyherrn auf Greiß-|ba¡/ Erbland-Ho[mei‰er deß Er”-Her”ogthum# | Oe‰errei¡ ob der En#/ etc. etc. | Wel¡e den XX. Tag Aug. diese# lau[enden M. DC LVI. | Jahr# seelig im HErrn ents¡la[en/ und folgend# den XXIX. in | der Kir¡en zu St. Johanni# in Jhr Ruhbettlein beygesezt worden. | Vorgewiesen | Von | Daniel Wül[ern/ Pred. der Kir¡en zu St. | Laurentij in Nürnberg/ und Profe‹orn daselb‰. | Gedru¿t zu Nürnberg/ bey Chri‰o[ Gerhard. (GNM, Sammlung Will. II. 886 4°; nicht bei Stauffer). Zum Tod der zweiten Frau Johann Septimius Jörgers, Regina (1603-1667), verfaßte Birken das Epicedium Auf Jhr Gräi¡en Gnaden Frauen Frauen Reginen Grän Jörgerin gebornen Freyin von Rattman#dorf Ab‰erben (PBlO.B.3.1.3, 96r/v; s. Stauffer, S. 624f.). 6-8 euer beyder wappens¡ilder, ~ Löw und Löw ›¡ ‰ellen dar.] Braut und Bräutigam entstammten verschiedenen Linien der Familie Imhoff, deren Wappen jeweils Darstellungen von Löwen enthalten; s. Friedrich, 1994, S. 77. – 25-30 Theurer Vater dieser Stadt ~ wird Gro#vater mü‹en nennen] Der Vater der Braut, Georg Imhof (1601-1659; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCLVIII) ist gemeint, der seit 1648 Mitglied des Ältesten Geheimen Rats der Stadt Nürnberg war und das Amt des Kirchenpflegers sowie des Kurators der Altdorfer Universität ausübte. – 34 werdet la‹en jene Neune] Die neun Musen dürften gemeint sein.
Text 118: Auf eine Bräunis¡e Ho¡zeit in Nürnberg. 79r-80r T1 CXVIII.] CXVIII – 4 S¡wann] S¡wan (ebenso 48 dann – 60 etwann) – 6 Stamm] Stam (ebenso 25; ebenso 7 Stimm – 25 kommen – 26 abgenommen – 63 beysammen – 65 zusammen – 66 ‰ammen) – 6 und] u. (ebenso 11, 16, 19, 22, 24, 25, 28, 29, 35, 37, 38, 49, 60, 61, 66, 71, 72) – 9 der] Kürzel; ebenso 13, 15, 16, 17, 19, 20, 21, 22, 31, 32, 36, 52, 67 – 9 Braunen] B überschrieben – 14 ges¡nitten;] Semikolon aus Doppelpunkt überschrieben – 15 Franzman] Franzma – 18 da#] Kürzel; ebenso 23, 27 (2x), 31, 32, 37,
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45, 48, 56; ebenso 42, 55, 60, 62 daß – 19 dapfrer] erstes r oberhalb der Zeile – 24 hier dur¡] ev. hierdur¡ – 29 andren] d versehentlich als der-Kürzel ausgeführt – 29 Mit] M aus m überschrieben – 30 Hal#] H aus h überschrieben – 36 Jhr] J aus i überschrieben – 36 unterlieg] mit -er-Schlaufe; ebenso 70 man¡er – 42 Streiten] S aus s überschrieben – 44 s¡enkelfä‰] ev. s¡enkel fä‰ – 45 gar] g überschrieben – 48 mann#] man # – 49 wa#] Kürzel; ebenso 51, 64, 68 – 51 üm] ü aus u überschrieben – 56 da] undeutlich durch Streichung aus daß – 59 tropp] o überschrieben – 62 Paar!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 67 Feld] eld überschrieben Birken gratuliert mit diesem sicher im Namen eines anderen verfaßten Gedicht Paulus III. Praun (1599-1660; zu ihm s. Will, 1772, Tab. VIII.; Biedermann, 1748(1), Tab. CCCCXII) und seiner Frau Catharina (geb. Pfinzing von Henfenfeld, 1616-1700; zu ihr s. ebd.) zur Hochzeit, die am 15.10.1651 in Nürnberg stattfand. Zu diesem Anlaß erschien der Einzelblattdruck APPLAUSUS VOTIVUS | Solemni Festivitati Nuptiarum | VIRI | Genere, et omnis elegantioris cultûs dignitate | NOBILIS SPECTATISSIMIQUE | DN. PAULI PRAUNII. | PATRONI MUSARUM, AC EVERGETAE SUI | INCOMPARABILIS | Virginem Genere atq´ ue Stemmate Nobilissimam, Pietatis ac Uirtutum | Amabilissimarum insuper laude semper sibi constantem | CATHARINAM | Magnifici, Nobilissimi, Amplissimi, Prudentissimiq´ue | hodiè in CHRISTO REDEMPTORE SUO VERE BEATI | VIRI | DN. PAVLI Pn”ing# ab Hen[enfeld &c. quondam Reipublicae | Noribergensis Senatoris, de bono Patriae, | ac Salute Civium optimè meriti | DN. SUSCEPTORIS SUI è SS. BAPTISMATIS | FONTE, DESIDERATISSIMI &c. | FILIAM RELICTAM | Die XV. Mensis Octobris, | ANNO cI I CLI. | Domum ducentis. | Pro contestandâ ergà Neonymphos debitâ observantiâ | Dicatus, consecratus | ALTDORPHI | à | M. PAULO WEBERO. ECCLES. ALTORPH. VICARIO. (RSB Zwickau 50.1.15.(52)). Der Einblattdruck enthält ein lateinisches Glückwunschgedicht des später u. a. als Dichter von Kirchenliedern in Erscheinung getretenen damaligen Altdorfer Vikars M. Paul Weber (1625-1696; zu ihm s. Zedler. Bd. 53 (1747), Sp. 913f.; Will. Bd. 4 (1758), S. 181-184; Simon, 1965, S. 246). Birkens Gedicht ist nicht darin enthalten. Die Kaufmannsfamilie der Praun hatte seit Ende des 14. Jahrhunderts ihren Sitz in Nürnberg und konkurrierte – obwohl selbst bis 1788 nicht ratsfähig – aufgrund ihrer erfolgreichen Fernhandelsgeschäfte mit dem städtischen Patriziat; s. NDB. Bd. 20 (2001), S. 677f. (Diefenbacher). Der Bräutigam Paulus III. war der Neffe von Paulus II. Praun (1548-1616; zu ihm s. Will, 1772, Tab. VI.; NDB. Bd. 20, S. 678f. (Achilles-Syndram); Imhoff, 1989, S. 147f.), der eine der größten privaten Kunstsammlungen seiner Zeit zusammengestellt hatte. Ein Druck des Gedichtes ist nicht bekannt. 1-7 E# i‰ ein alte# wort ~ der A‰ i‰ wie der Baum.] Anspielung auf das seit 1474 geführte Familienwappen der Praun, in dem ein Ast mit drei Zweigen abgebildet ist, die jeweils ein rotes Blatt tragen; s. Will, 1772, S. 2. Vermutlich repräsentieren diese die drei Söhne Rudolf Bruns (s. zu v. 19f.), die im Jahre 1371 aus der Schweiz verbannt wurden und von denen einer der Gründer des Nürnberger Handelshauses gewesen sein soll; s. Imhoff, 1989, S. 148. – 8 Auf guten Zweigen ndt die holzbirn keinen
Gedicht 118, 1651
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Raum.] Die "holzbirn" ist eine wildwachsende Gattung der Gartenbirne, deren Früchte als streng im Geschmack und schwer verdaulich beschrieben werden; s. Zedler. Bd. 3 (1733), Sp. 1921. Betont wird die edle Abstammung der Familie, aus der folglich auch nur Nachkommen mit hervorragenden Eigenschaften hervorgegangen sein können. – 10-13 Den Ahnen ›nd ~ de# S¡weizerbunde# Haubt] Zur Herkunft der Familie Praun gibt es unterschiedliche Darstellungen, in denen die Abstammung von dem Züricher Rittergeschlecht der Brun entweder bestätigt (Will, 1772, S. 1-4; Imhoff, 1989, S. 147f.) oder als Legende bezeichnet wird, die erst durch die im 16. Jahrhundert erfolgte schriftliche Fixierung der Familienchronik gebildet wurde; s. Achilles-Syndram, 1994, S. 16; NDB. Bd. 20 (2001), S. 677 (Diefenbacher). – 13-17 den Si” der alten Sitten, ~ au¡ nit der alten Spra¡] Birken nutzt die Praunsche Abstammungslegende, um damit sprachpatriotische und moralische Ansichten zu bestätigen, die viele Autoren der Zeit (Schottelius, Rist u. a.) vertraten. Während man in Deutschland einen durch die Übernahme 'fremder' Gewohnheiten bedingten Verfall der Sitten und der Sprache auszumachen glaubte, schienen Völker wie die hier beschriebenen urwüchsigen Schweizer (oder die 'Schweden'; s. zu Gedicht Nr. 33, v. 1-19) ihre Integrität bewahrt zu haben. – 19f. wie hat der Ritter#man | der dapfre Rudolf do¡ soviel an ihr gethan] Rudolf Brun (um 1285-1360; zu ihm s. ADB. Bd. 3 (1876), S. 438f. (Dändliker)) war von 1336 bis zu seinem Tod Bürgermeister der Stadt Zürich. Er wird auch in Birkens Bearbeitung der Fuggerschen Chronik des Hauses Habsburg, dem Spiegel der Ehren de# hö¡‰löbli¡‰en Kayser- und Königli¡en Er”hause# Oe‰errei¡ [...] (1668) in der Schilderung der Züricher Geschichte der Jahre 134955 (s. S. 326-332) öfters erwähnt. – 27-30 wie s¡re¿li¡ war da# Thier, ~ wolt er den Crocodill den harten hal# zerbre¡en.] Es könnte sich hier um dieselbe Anekdote aus Nürnbergs Stadtgeschichte handeln, auf die Birken bereits in Gedicht Nr. 63, v. 110 anspielt. – 34-39 Zumahl i”t, ~ so ›nd ›e do¡ no¡ ink.] Die eheliche Verbindung wird mit der geläufigen Liebeskriegs-Metaphorik beschrieben; s. zu Gedicht Nr. 76. Der Verweis auf die betagte Ausrüstung spielt auf das fortgeschrittene Alter des damals bereits zweiundfünfzigjährigen Bräutigams an und unterstellt ihm scherzhaft mangelnde Qualitäten als Liebhaber. – 40-49 ja eure lanze weiß zu tre[en ~ und s¡üttelt seine Mähn?] Die Turniermetaphorik – ebenso wie der mit Bildern des Ackerbaus (vgl. v. 67, 71) und der Baumpflege (v. 68f.) ausgedrückte Wunsch zahlreicher Nachkommen – führt die in v. 34-39 begonnenen erotischen Anspielungen fort. – 50-53 Herr Braun, ~ in euren wels¡en landen.] Paulus III. hatte zunächst in Bologna gelebt, wo die Prauns im Seidenhandel tätig gewesen waren. Aufgrund der wachsenden Repressalien durch die Inquisitionsbehörde zogen sie sich im Jahre 1626 endgültig von dort zurück; s. NDB. Bd. 20, S. 677. – 57f. Wolan, wir wollen ~ erfahren.] Der für ein dreiviertel Jahr nach der Hochzeitsnacht erwartete Nachwuchs ist gemeint. Die Ehe blieb kinderlos; s. Will, 1772, Tab. VIII. Der anzügliche Verweis auf die dafür benötigte "Kun‰", die der Bräutigam "bey den Curtisanen" (v. 50) Bolognas erworben haben soll, ist zugleich eine Anspielung auf die Kunstsammlung seines Onkels Paulus II. Praun. Nach dessen Tod im Jahre 1616 übernahm Paulus III. die Rolle des Familienoberhauptes und die Verwaltung des Praunschen
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Kunstkabinetts; s. Achilles-Syndram, 1994. – 67 baut euer Hen[en Feld.] Die Braut entstammte der Nürnberger Patrizierfamilie der Pfinzing von Henfenfeld.
Text 119: Auf eine Ho¡zeit. 80v/81r 1 der] Kürzel; ebenso 9, 10, 12 – 2 Arm] Arm' – 3 gränzt] g überschrieben; t oberhalb der Zeile – 5 und] u. (ebenso 6, 9, 12, 20, 29, 31) – 7 im] oberhalb eines gestrichenen Wortes – 8 kennen] ken en (ebenso 21 be›nnen – 22 können) – 9 daß] Kürzel; ebenso 13, 24 (2x), 28 da# – 10 kinder] mit der-Kürzel; ebenso 12 kinder – 26 Fuder – 14 lau[en.] Punkt hinter gestrichenem Komma – 15 Nein] N aus n überschrieben – 15 wa#] Kürzel; ebenso 24, 30 – 23 gewe‰] durch Überschreibung aus gewesen – 25 Summen] Sum en (ebenso 26 kommen – 29 beysammen – 30 ‰ammen) – 27 Se¡zig] S aus s überschrieben Gegenüber T1 hat Birken auf dem Rand notiert: "J‰ in der Haller-|Rieteris¡en S¡äferei." Entsprechend ist der Gedichttext auf beiden Seiten in der Mitte senkrecht durchstrichen. Aufgrund des Manuskriptumfeldes ist dieses Hochzeitsgedicht vermutlich zwischen Ende 1651 (s. zu Gedicht Nr. 118) und dem 26.4.1652 (s. zu Gedicht Nr. 120) entstanden. Die Namen der Brautleute konnten nicht ermittelt werden; daß sie zu den Familien Haller und Rieter gehört haben könnten, ist wahrscheinlich, doch konnten keine Belege aufgefunden werden. Da aus dem fraglichen Zeitraum kein Druck bekannt ist, dürften die Durchstreichung und die Randnote erst lange nach der Eintragung des Gedichtes erfolgt sein. Die Randnotiz bezieht sich auf die von Birken unter Beteiligung wenigstens zweier weiterer Mitglieder des Pegnesischen Blumenordens (s. Stauffer, 2007, S. 1064-1066) zur Hochzeit (am 26.7.1680) Jacob Willibald Hallers von Hallerstein (1654-1710; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. CXLI (dort lautet der erste Vorname 'Hanß') mit Anna Catharina Rieter von Kornburg (1659-1739; zu ihr s. ebd., 1748(2), Tab. LXXVIII) zum 26.7.1680 verfaßte Prosaekloge Emblematis¡e# | EheBette: | Dem | WolEdlen Paar Verlobten | Silvano und Sirene/ | Jn den Nori#-Gelden | Zubereitet | Von | Floridan. | Jm M DC LXXX HeilJahr. | Nürnberg/ | Gedru¿t bey Wolfgang Mori” Endter/ und Johann | Andreae Endter# Sel. Söhnen. (s. Stauffer, 2007, S. 1064-1066). Birkens Gedicht schließt sich dort ([):( v]r) an eine kurze Rahmenerzählung des Schäfers Lilidor an. Die Beschreibung der Auffindung des angeblich von unbekannter Hand verfaßten Schriftstückes und die anschließende Verlesung kann als ästhetisierende Rechtfertigung der Wiederverwendung dieses immerhin fast dreißig Jahre alten Gedichtes gelesen werden. Die Stelle lautet: Sie sezten ›¡ hierauf in# Gra# zusammen nieder/ und su¡ten theil# vierblätteri¡ten Klee/ theil# pflü¿ten ›e Blumen/ theil# banden ›e Gra#Kränzlein/ ihr Glü¿ zu erfahren. I¡ erinnere mi¡ eine# Gedi¡te#/ (sagte Lilidor) wel¡e# i¡ ein‰/ unwi‹end von we‹en Hand/ in meiner Hütte gefunden: de‹en Ges¡i¡te/ allen Um‰änden na¡/ in diesem Garten ›¡ begeben. Al# die andern/ diß Gedi¡te zu vernehmen/ begierde zeigten/ zoge er da# Papier hervor/ und lase/ wie folget:
Gedicht 119, 1651/52
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Für Personen aus dem familiären Umfeld der Brautleute hat Birken weitere Gedichte verfaßt. Zur Hochzeit der Eltern der Braut am 15.4.1656 (s. Stauffer, S. 228f.) verfaßte er das Epithalamium Da# Feuer im S¡neeballen. (s. zu Gedicht Nr. 121 im Gedichtbuch Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1), S. 624-626). Anläßlich des Todes des Vaters Jacob Willibald Hallers (gestorben 1667; s. Stauffer, S. 613f.) schrieb Birken das Epicedium Auf Herrn Johann Wilibald Haller# von Haller‰ein Nürnbergis¡en Rat#herrn Ab‰erben. (S. v. B. Todten-Andenken und Himmel#-Gedanken. oder GOTTES- und Tode#-Gedanken (WuK. Bd. 5, S. 813). Zur Hochzeit der Schwester des Bräutigams Sophia Ursula (1661-1688; zu ihr s. Biedermann, 1748(1), Tab. CXL) am 19.10.1678 (s. Stauffer, S. 1002f.) verfaßte er das Epithalamium Zur Ho¡zeit Herrn Johann Jacob Peller# und Jungfrau Sophiae Ursulae Hallerin von Haller‰ein der glü¿seelige Vatter. (Gedicht Nr. 413). Abgesehen vom Fehlen der Überschriftzeilen und von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 2 seinen] einen – 2 üm] um – 3 wiesen] wiese – 4 führt] fuhrt – 5 und sah] sahe – 5 Nymfen] S¡önen – 8 nit] ni¡t (ebenso 18, 28) – 12 gezählet] gezehlet – 13 untern] au# dem – 15 wäre wa#] etwa# wär – 16 ob dieser Red nahm mi¡] Mi¡ nahm/ ob dieser Red – 17 darüm] Darum – 17 zum Bus¡ herauser] herau# vom Bus¡e – 21 i”und] je”und – 26 au# den Zwinger kommen] hier hervor gekommen – 28 dazu] darzu – 28 nehmt] und – 30 Zwinger] Garten – 31 nur] nun 1f. Dort wo der Pegni”‰rand ~ üm einen Garten ‰re¿et] Es dürfte sich um einen der zahlreichen an die Hallerwiese (s. zu Gedicht Nr. 114, v. 1f.; Friedrich, 1993, S. 24) angrenzenden Gärten handeln, welche die vornehmen Nürnberger Familien im 16./17. Jahrhundert dort anlegten. – 3f. der mit der wiesen gränzt ~ der rohten Rö¿lein S¡aar] Um was für ein jährlich wiederkehrendes gesellschaftliches Ereignis es sich handelt, konnte nicht ermittelt werden. – 14 so o[t lä‹t ›¡# ~ lau[en.] Der neben dem Nürnberger Rathaus befindliche 'Schöne Brunnen' ist gemeint. Ein im Abzäunungsgitter drehbar eingelassener Messingring gilt bis heute als Glücksbringer, auch bei Kinderwünschen. Der undatierte Kupferstich Abbildung deß | s¡önen Bronnen in Nürnberg | Au[ dem Mar¿t ‰ehendt. von Paul Fürst (um 1605-1666; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 93) zeigt u. a. einen am Gitter emporgekletterten jungen Mann beim Drehen des Ringes. – 20 Salomon# und Syra¡# Bu¡] Die Psalmen und Sammlungen von weisheitlichen Lehrsprüchen 'Sprüche' bzw. 'Weisheit Salomos' (Spr, Weish) und 'Jesus Sirach' (Sir) sind gemeint. – 24 wa# gilt da# Färblein?] 'Ich wette, daß ich recht habe.'; Das Erröten der Angeredeten bietet den Anlaß. – 26f. ein ganze# Fuder Klee ~ | da le‰ eü¡ einen au#.] Bei dieser und weiteren Nennungen des 'Klees' in den Versen 6, 9, 26, 30 dürfte es sich um Anspielungen auf die Verwendung der Pflanze als Glückssymbol und Orakel handeln, das u. a. der Finderin mehrblättrigen Klees reichen Kindersegen verheißen soll; s. Bächtold-Stäubli. Bd. 4 (1932), Sp. 1449f. – 26 Fuder] Bezeichnung für eine Wagenladung; s. zu Gedichtgruppe 104, Gedicht 8, v. 8. – 26 Zwinger] Der Nürnberger 'Zwinger' (ebenso v. 30) war ein zwischen den Stadtmauern gelegener Grünstreifen. – 28 wann da# nit kle¿en will] 'falls das nicht reichen sollte'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 6 (1873), Sp. 1057.
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Apparate und Kommentare
Text 120: Auf Herrn Wilhelm Rösel# mit Jungfrau Catharina Jeßlinin Ho¡zeit. 81r-82v T2 Herrn] H. – T3 Jungfrau] J. – T3 Ho¡zeit.] Ho¡z: – 4 und] u. (ebenso 8, 20, 23, 28, 33, 36) – 12 der] Kürzel; ebenso 24, 51, 63 – 12 Königrei¡,] ev. Königrei¡; – 15 Lilien] ev. Liljen – 21 da#] Kürzel; ebenso 31, 49 daß – 22 Glieder] mit der-Kürzel – 24 s¡wamm] s¡wam (ebenso 31 immer – 39 Immen – 55 vernommen – 56 kommen) – 25 Purpurwangen] ev. Purpur wangen – 48 weiß;] ev. weiß: – 55 vernommen] Schluß-w nachträglich verdeulicht – 66 Braut! mein] Rufzeichen nachträglich eingefügt – 69 dann] Komma nachträglich eingefügt – 70 s¡adt] t oberhalb der Zeile – 71 eben:] ev. eben; – 81 habe] durch Streichung aus haben Mit diesem und dem folgenden Gedicht gratuliert Birken dem Kaufmann Wilhelm Rösel und seiner Braut Catharina Jeßlin zur Hochzeit am 26.4.1652 in Nürnberg. Rechts oberhalb der Überschrift steht zweizeilig der Verweis "J‰ in der S¡äferei Silviu#.", und die Verse 1-56 sind in der Mitte senkrecht durchstrichen (s. u.). Das Motiv des Rosenbrechens, das diesem Gedicht zugrunde liegt, ist einerseits durch den Namen des Bräutigams nahegelegt, ist aber andererseits als uralte Deflorationsmetapher in Gedichten dieser Art immer wieder anzutreffen. Sämtliche Verse wurden gedruckt in dem Sammelgratulatorium Parna‹is¡er Rosenkran”/ | Zu | deß Erbarn und Fürnehmen | Herrn Wilhelm Rösel#/ | deß weyland au¡ Erbarn und Fürnehmen | Herrn Wolfgang Rösel#/ Handel#mann# | und de# grö‹ern Raht# alhier Eheleibl. hin-|terla‹enen Sohn#; | und | der Erbarn und Ehrentugendrei¡en | Jungfrauen | Catharinen/ | deß weyland au¡ Erbarn und Fürnehmen | Herrn Johann Philipp Jeßlin#/ Handel#-|mann#/ und de# grö‹ern Raht# allhier Eheleibl. hinter-|la‹enen To¡ter/ ange‰elltem Ho¡zeitli¡em | Ehrenfe‰/ den 26 Aprili#/ An. 1652. | gebunden und verehret | von | Wolgönnern und Freunden. | Nürnberg/ | Bey Jeremia Dümlern. (Stauffer, 2007, S. 146). Nach Gedichtbeiträgen u. a. Friedrich Lochners (B2r/v), seit 1645 als Periander Mitglied des Pegnesischen Blumenordens (zu ihm s. zu Text Nr. 2 im Birken-Harsdörffer-Briefwechsel, WuK. Bd. 9, S. 568; Amarantes / Herdegen, S. 251-254; Will. Bd. 2 (1756), S. 478f.; Jürgensen, 2006, S. 138-145) sowie (B3r/v) des Dresdner Dichters und Komponisten Constantin Christian Dedekind (1628-1715; zu ihm s. NDB. Bd. 3 (1957), S. 550f. (Vetter); Riemann, 1919, S. 247; s. Gedicht Nr. 387), steht Birkens Gedicht mit dem Titel Der Venu# | Dornen‰e¡en und Rosenbre¡en. ([B4v]-Cv) als einziger Beitrag in der Rubrik Post missum. am Ende des Gratulatoriums. Der Anfangsbuchstabe von v. 1 ist dort besonders groß ausgeführt und erzwingt die Einrückung von v. 2. Sonst sind alle Verse linksbündig angeordnet. Abgesehen von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion weist die Druckfassung des "Ges¡erzet von | Rosenhold." unterschriebenen Gedichtes folgende Varianten auf: 27 blei¡en] blei¡em – 34 i”t] je”t (ebenso 49) – 34 euren] eurem – 37 J”und] Je”und – 42 den] dem (ebenso 62) – 45 s¡nellen] s¡nellem – 46 da] do¡ – 70 ni¡t] ni¡t# – 70 an] am – 71 gläubt] glaubt – 73 in] im (ebenso 74) –. Die erwähnte Randnotiz und die Durchstreichung der Verse 1-56 beziehen sich auf den Abdruck der ersten sechs Strophen des Gedichtes in der zur Hochzeit von Christoph Frank mit Catharina Clausen am 3.9.1666 in Kiel erschienenen Gratulationsekloge Hirten Freude | Der | Pegni”-S¡äfere: | wel¡e/ | al# | Deroselben wehrter
Gedicht 120, 1652
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Weidgenoß | Der Edle und Wolbewürdigte | SYLVJUS/ | au[ dem Cimbris¡en Parnaß/ | Die | Vörder‰e Weißheit-Krohn | au[ sein Haupt/ | und | seine Eheli¡-Verlobte | Die Edle und Tugendfürtre[li¡e | CATHARJS | in seine Arme/ | empenge/ | Jm Erlenthal an der Pegni” | verbra¡t worden. | KJEL/ | Gedru¿t bey Joa¡im Reumann/ Acad. Bu¡dr. ([A3]v; s. Garber, 1974, S. 319; Stauffer, 2007, S. 583-585). Der aus Nürnberg stammende Frank war seit 1658 unter dem Schäferpseudonym Silvius Mitglied im Pegnesischen Blumenorden und hatte 1665 eine Professur an der Universität Kiel angetreten; zu ihm s. zu den Gedichten Nr. 9, Nr. 109 und Nr. 146 im Gedichtbuch Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1, S. 477f., 610-613, 654-657). Die Anordnung der Verse folgt jener der Manuskriptfassung, und die Strophen sind mit vorgesetzten Zahlen mit Punkt gezählt. Von Unterschieden der Interpunktion und der Orthographie abgesehen gibt es folgende Varianten der Druckfassung: 9 für] vor – 15 dem] den – 19 sol¡en] diesen – 25 Purpurwangen] Rosenwangen – 27 blei¡en] blei¡em – 39 Jmmen] Bienen – 43 au# Be‰ra[ung# fuge] sol¡e# hart vertruge – 45 entwis¡t' in s¡nellen] entwüs¡t mit s¡nellem – 46 ›e da] Venu# – 49 i”t] nun –. Ein weiterer Abdruck der ersten sechs Strophen des Gedichtes findet sich im ersten Teil der PEGNESJS (1673) in der Ekloge Floridan# | mit | Lorbeer und Myrtenlaub | bekränzter | Silviu#: | samt de‹elben| Verliebter | S¡ü”en-Ges¡i¡te. | MDCLXVI. (S. 377-422), S. 385f. Die Anordnung der Verse sowie die Strophenzählung mittels vorgesetzter Zahlen mit Punkt entsprechen der Manuskriptfassung. Diese Version weist – von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen – folgende Varianten auf: 9 für] vor – 19 sol¡en] diesen – 25 Purpurwangen] Rosen-Wangen – 27 blei¡en] blei¡em – 37 J”und] Je”und – 39 Jmmen] Bienen – 42 den] dem – 43 au# Be‰ra[ung# fuge] sol¡e# hart vertruge – 45 s¡nellen] s¡nellem – 46 ›e da] Venu# – 49 i”t] nun 1-3 Dort in Cypru# ~ wo Cytheren# Hügel ‰ehn] Bei der neben Zypern gelegenen Insel Kythera soll die Liebesgöttin Aphrodite dem Meeresschaum entstiegen sein; s. zu Gedicht Nr. 111, v. 6. – 9 Adoni#] Aphrodite verliebte sich in Adonis, dessen Schönheit jener der Liebesgötter gleich gewesen sein soll; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 70f.; Ovid, Metamorphosen 10, v. 503-739, besonders v. 529-535. – 9 ihr Entzünden] 'der Gegenstand ihres Entzückens'. – 15 die dem Lilien-Atla# glei¡] 'die so seidig und zart wie Lilien waren'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 1 (1854), Sp. 594. – 23 hin und wieder] 'hier und dort'. – 34 Nehmt i”t ab] 'Nehmt jetzt wahr', 'Erkennt jetzt'. – 39-45 al# die Jmmen ~ in s¡nellen Fluge.] Das auf Theokrit, Eidyllion 19, zurückgehende Motiv des von den Bienen bestraften Honigdiebs Amor ist auch in der Emblematik bekannt (s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 1758) und wurde u. a. von Albrecht Dürer und Lukas Cranach d. Ä. graphisch umgesetzt. – 39 al# die Jmmen mi¡ verwundt] 'Als mich die Bienen gestochen hatten'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4, Abt. 2 (1877), Sp. 2065. – 42 Angel] Der Stachel der Biene; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 1 (1854), Sp. 344. – 62 in den lenzen] Anspielung auf das Datum der Hochzeit. – 63 s¡wenzen] 'sich geziert bewegen', 'stattlich einherziehen'. – 64-75 Ja i¡ sehe eu¡, zum Pü¿en, ~ Beyde, beyde# ohn Gefahr.] Die in Birkens frühen Hochzeitsgedichten üblichen erotischen Anzüglichkeiten.
Apparate und Kommentare
694 Text 121: "J¡ s¡erze im Gedi¡t, und di¡te in dem S¡erzen." 82v
1 und] u. (ebenso 8 (2x), 10) – 2 wa#] Kürzel – 2 da#] Kürzel; ebenso 5, 6 (2x), 8, 12 – 3 gepfrop]] zweites f überschrieben – 7 au#] u überschrieben – 8 Füll] Fü verschmiert – 10 Himmel] Him el – 11 der] Kürzel – 11 mit] t überschrieben – 12 Engelbilder] mit der-Kürzel Aus der Nennung der Namen der Brautleute in v. 3 geht hervor, daß dieses Gedicht – trotz des Abgrenzungsstriches – ebenso wie das voraufgehende zur Hochzeit Wilhelm Rösels mit Catharina Jeßlin verfaßt wurde. Birkens Verse finden sich in dem zu diesem Anlaß gedruckten Gratulatorium Parna‹is¡er Rosenkran” [...] (s. zu Gedicht Nr. 120) in der zweiten Hälfte (v. 13-24) des mit "J. F. J." unterschriebenen achten gezählten Gedichtbeitrages ([B3]r; nicht bei Stauffer). Es handelt sich somit um ein im Namen eines anderen verfaßtes Gedicht, das möglicherweise vom Vater der Braut, dem Händler und Mitglied des größeren Nürnberger Rats Johann Philipp Jeßlin, oder einem anderen Verwandten in Auftrag gegeben worden war. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es folgende Varianten der Druckfassung: 1 (13) J¡ s¡erze] So s¡er” i¡ – 2 (14) vom] von – 9 (21) darzu] wie au¡ – 9 (21) au¡ fru¡tbarn] fru¡tbaren –. Zu den Versen 1-12 der Druckfassung, von denen, falls sie ebenfalls von Birken stammen, rätselhaft ist, warum sie nicht in die Sammlung aufgenommen wurden, ist keine handschriftliche Vorlage bekannt. Sie lauten: POeten/ wie man sagt/ und Mahlern i‰# vergünnet/ daß jeder/ wa# er will/ hinmahlet und ersinnet. J¡ bin zwar kein Poet: do¡ weil i¡ etwa# soll poeti›ren je”t/ e# sey au¡ wa# e# woll/ zu dieser Ho¡zeitfreud; so darf i¡# ja au¡ wagen/ und di¡ten/ wa# viellei¡t i¡ son‰ ni¡t mö¡te sagen. Wer teuts¡et mir Jeßlin? I¡ teuts¡t' e#/ Je‹elein/ von Je‹e Wur”el her. Die Deutung könde seyn: Wir ›nd von Abraham/ dem Glauben na¡ entspro‹en; Wir/ weil wir Chri‰en ›nd/ ›nd Chri‰u# Stammgeno‹en/ ›nd Glieder eine# Leib#. So mö¡t e# tre[en ein; der Braut ihr Nam/ Jeßlin/ könd hei‹en/ Je‹elein. 3-9 Ein Rö#lein wird gepfrop] ~ au¡ fru¡tbarn Regen.] Erotische Anspielungen auf den aus der ehelichen Verbindung resultierenden Kindersegen, die mit Bildern des Ackerbaus (s. zu Gedicht Nr. 118, v. 6772) oder des Okulierens von Bäumen (s. zu Gedicht Nr. 68, v. 9) ausgedrückt werden, begegnen öfters in den Epithalamien Birkens.
Gedicht 122, 1652
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Text 122: Auf Monsieur Johanni# Bapti‰ae Jm Hof mit Jungfrau Maria Magdalena Pellerin Ho¡zeit. Der erfrorne Cupido. 82v-84r T2 Monsieur] Mr. – T2 Johanni#] Joh: – T3 mit] durch Überschreibung – T4 Jungfrau] Jf. – 1 der] Kürzel; ebenso 6, 7 (2x), 20, 36 (1. Position), 46, 50, 51, 54, 55, 60 – 2 grauen] r überschrieben – 2 und] u. (ebenso 11, 13, 18, 34, 35, 37, 56, 57, 65) – 6 Himmelrund] Him elrund (ebenso 28 kommen – 29 genommen – 41 beysammen – 61 zusammen – 62 Flammen) – 8 Sternlein] Sternlein, – 14 da#] Kürzel; ebenso 50; ebenso 65 daß – 14 Gehen] G überschrieben – 23 Ho[palä‰e] Ho[ überschrieben – 26 erfrieren] er überschrieben – 31 6.] 6 (ebenso 43 8) – 34 Ge‰ältni#] # aus s überschrieben – 34 leu¡tet';] Semikolon aus Doppelpunkt überschrieben – 39 etwan] etwa – 39 mehr] davor ein Buchstabe gestrichen – 39 gesehn.] Punkt aus Komma überschrieben – 47 Lieb‰er:] ev. Lieb‰er; – 48 verrahten] ver rahten – 51 arm] r nachträglich verdeutlicht – 52 wieder] mit der-Kürzel; ebenso 56, 66 – 53 Glieder – 54 Lö[el‰ub] ev. Lö[el ‰ub – 60 angesponnen] angespon en Mit diesem Lied gratuliert Birken dem Pfleger der Stadt und des Amts zu Gräfenberg, Johann Baptist Imhof (1629-1668; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCXXXVIII), und Maria Magdalena Peller von und zu Schoppershof (1635-1687; zu ihr s. ebd. und Tab. CCCCXXVIII) zur Hochzeit am 31.5.1652 in Nürnberg. Zu diesem Anlaß erschien das Sammelgratulatorium FLORES NUPTIALES, | quibus | Festivitatem | FLORENTISSIMORUM SPONSORUM, | Nobilissimi ac Splendidissimi, | Dn. JOHANNIS BAPTISTAE | Jm Hof/ | Viri Nobilissimi et Amplissimi, | Dn. PAULI Jm Hof/ | PATR. ac | Majoris Consilii apud Norinberg. | quondam Adjuncti | FILII | SPONSI, | ut et | Antiquâ Generis prosapiâ, Morum, Virtutumque laude | Ornatissimae Virginis, | MARIAE MAGDALENAE, | Viri Humanitate ac Virtute spectatissimi, | Dn. CHRISTOPHORI Peller#/ | Ordini quoque Amplioris Senatus Addicti | honoratissimi, | FILIAE SPONSAE, | Ultimo d. Maji, Anno M. DC. L II. | solenniter celebratam | Honoris, congratulationis & boni augurii ergo | condecorarunt | Fautores et Amici | Norinbergae | Typis Wolfgangi Endteri, Senioris. (s. Stauffer, 2007, S. 157f.). Nach Beiträgen u. a. von Johann Michael Dilherr (Aijr) und Christoph Ludwig Dietherr ([Civ]r/v) bildet Birkens Gedicht als fünfter gezählter Beitrag der Rubrik POSTMISSA den Abschluß des Gratulatoriums (Dv-Dijv). Es trägt hier die Überschrift Der erfrorne Cupido. | Na¡ der Singweise Filli# saß in einem Böt¡en. Rechts unterhalb der Verse steht das scherzhafte Verfasserpseudonym "Bir¿enmeyer", das eigentlich einen aus Birkenholz oder -rinde hergestellten Becher bezeichnet; s. zu Gedicht Nr. 9, v. 67. Die Regelung der Ein- und Ausrückungen entspricht derjenigen des Manuskripts. Die Strophenzählung erfolgt von Strophe 1 an durch darübergesetzte Zahlen mit Punkten. Im Druck ist der erste Buchstabe von v. 1 besonders groß ausgeführt und erzwingt die Einrückung von v. 2. Folgende Lemmata sind durch die Verwendung einer kleineren Drucktype graphisch hervorgehoben: 22 Hofe# – 23 vier Hof Palä‰e – 43 Braut – 47 Lieb‰er – 64 Glü¿ zu/ Glü¿ zu! –. Sonst gibt es außer Abweichungen der Interpunktion und der Orthographie folgende Varianten: 2 ‰iese] ‰ieße – 24 sa¡t] sagt – 34 Ge‰ältni#] Ge‰ältniß – 41 ›nd] seynd – 49 J”und]
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Apparate und Kommentare
Je”und – 58 J”und] je”und – 60 bey] in – 62 nehre] mehre – 64 Glü¿, glü¿ zu!] Glü¿ zu/ Glü¿ zu! –. Für die Braut und Personen aus ihrem familiären Umfeld hat Birken weitere Gedichte verfaßt. Zur zweiten Heirat Maria Magdalena Pellers am 20.6.1676 mit Andreas Georg Paumgartner (1613-1686) erschien die Gemeinschaftspublikation der Pegnitzschäfer mit mehreren Gedichtbeiträgen Birkens Noris¡er | Baum-Garten: | Dem | Großen | Polemar¡u#/ | bey | Diese# Ho¡-Edlen Staat-Vatter# | am 20 Bra¡m. de# 1676 Jahr# | in der Nori#burg | ange‰elltem | ho¡ansehnli¡em | Trauung-Fe‰/ | zu Ehren | bepanzet und gewidmet/ | dur¡ | die Blumgenoß-Hirten | an der Pegni”. | Nürnberg/ | gedru¿t bey Wolf Eberhard Fel#e¿ern. (s. Stauffer, S. 923-925; s. zu Gedicht Nr. 391). Zur Hochzeit des jüngeren Bruders der Braut, Johann Jacob Peller (1645-1712; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCCXXXII), mit Sophia Ursula Haller (1661-1688; zu ihr s. ebd., Tab. CXL) am 19.10.1678 schrieb Birken das Epithalamium Zur Ho¡zeit Herrn Johann Jacob Peller# und Jungfrau Sophiae Ursulae Hallerin von Haller‰ein der glü¿seelige Vatter., das Gedicht Nr. 413. Daß Birken im Gedicht Nr. 122 eine winterliche Begegnungsszene gestaltet hat, könnte auf eine reale Situation zurückgehen. Die für dieses Lied vorgesehene Melodie begegnet auch sonst in Hochzeitsgedichten Birkens; s. zu Gedicht Nr. 277 der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1, S. 947). 22f. von de# s¡önen Hofe# höhen, | wo vier Ho[palä‰e ‰ehen] Es dürfte der Nürnberger Schübelsberg bzw. Rechenberg gemeint sein, auf dem sich mehrere Herrensitze befanden, darunter auch jener der Familie Imhof und der Schoppershof, der seit 1624 im Besitz der Familie Peller war; s. Rusam, 1998. – 3234 riß dem Träger ~ sein Ge‰ältni#] Eine Dame ging – schon gar bei Dunkelheit – nicht ohne Begleitung aus. Hier ist ein Bedienter mit Laterne im Spiel, dessen Gestalt Cupido an- und dessen Rolle er übernimmt. – 54 damal# in der Lö[el‰ub] 'Löffeln' ist eine damals übliche Metapher für 'werben', 'anbandeln'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 12, Abt. 6 (1885), Sp. 1125f.
Text 123: Auf eine Kre‹is¡e Ho¡zeit. Nomine Pueri. 84r 1 Soviel] So und viel nachträglich verbunden – 2 und] u. (ebenso 5) – 4 Himmel] Him el – 4 ie‹en;] Semikolon überschrieben – 5 gnug] genug Mit diesem im Auftrag eines anderen verfaßten deutschen Epigramm sowie einem lateinischen Gedicht gratuliert Birken dem Nürnberger Patrizier und Juristen Jobst Christoph Kress von Kressenstein d. J. (1623-1694; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCLXXI (mit falscher Angabe des Geburtsjahres)) und Anna Sophia Fürer von Haimendorf (1636-1707; s. ebd. Tab. CCCLXXIII) zur Hochzeit am 8.11.1652 in Nürnberg. Zu diesem Anlaß erschien das Sammelgratulatorium ACCLAMATIONES VOTIVAE | ad nuptias | Magnorum Parentum, | Ut | Viri Antiquitate generis virtutibusque propriis | florentissimi, Magnifici, Nobilissimi, Amplissimi | ac Prudentissimi, | Dn. CHRISTOPHORI FÜRERI |
Gedicht 123, 1652
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ab & in Haimendorf & Wol¿er#dorf/ inclytae Reip. No-|ricae Duumviri Primarii, Praetoris & Castellani | longè meritissimi, &c. | Et | Viri Magnifici, Nobilissimi, Amplissimi | ac Prudentissimi, | Dn. JUSTICHRISTOPHORI | KRESSII de Kre‹en‰ein/ in Durrenmungenavià & | Re”el#dorf/ supra laudatae Reip. Noricae Senatoris Splen-|didissimi, Scholarchae optimè merentis. &c. | Filiis Nobilissimis, | IUSTOCHRISTOPHORO KRESSIO | de Kre‹en‰ein/ | & | ANNAE-SOPHIAE FÜRERIAE | ab Haimendorf/ | Celebratas | Norimbergae d. 8. Novembris | ANNO M. DC. LII. | fusae & transmissae | ab | Amicis ac fautoribus. | Typis Wolffgangi Endteri Senioris. (s. Stauffer, 2007, S. 161-163). Neben Beiträgen u. a. von Justus Jacob Leibnitz ([A2]v), Johann Fabricius (ebd.), Daniel Wülfer (ebd.), Georg Philipp Harsdörffer (A3r), Johann Christoph Arnschwanger (B2r), Christoph Arnold ([C3]v) und Johann Michael Dilherr (D2r) folgt dort im neunundzwanzigsten gezählten Beitrag (Dv) Birkens "Eben dieser" unterschriebenes deutsches Epigramm auf ein lateinisches mit der Unterschrift "F. | Ferdinandus Sigismundus Kressius | de Kressenstein." Ferdinand Sigmund Kress (1641-1704; zu ihm s. Biedermann 1748(1), Tab. CCLXXXIX) war der damals elfjährige Bruder des Bräutigams, für den Birken später weitere Gedichte verfaßt hat (s. u.). Dem entspricht der in der Gedichtüberschrift der Manuskriptfassung verwendete Ausdruck 'puer' für den Auftraggeber zumindest des deutschen Epigramms. Im Druck ist der besonders groß ausgeführte Anfangsbuchstabe dem Textblock vorgesetzt. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es folgende Varianten: 4 mü‹'] soll – 5 nit] ni¡t –. Wahrscheinlich stammt auch das voraufgehende lateinische Epigramm von Birken. Es lautet: CUm quartam Charitem felix, aliamq´ ue Minervam Dispexti frater, num sine lite fore Id Tibi persvades? sed vatum turba reclamat; Ternae queîs Charites, una Minerva quibus. Est bene! namq´ ue Tibi, non illis ducitur, illis Sint quotcunq´ ue velint, quas habeantq´ ue sibi: Altera, quam ducis Sophiam, Tibi dicta Minerva Sit, Sit quarta Charis Annaque ducta Tibi. [Als du Glücklicher deine vierte Grazie, deine zweite Minerva, gefunden hattest, glaubtest du da wirklich, Das würde keinen Streit geben? Die Schar der Dichter protestiert: Für sie gibt es nur drei Grazien und nur eine Minerva. Laß es gut sein! Denn dir wird sie angetraut, nicht jenen. Soll es geben, so viele sie wollen und für sich haben: Die Sophia die du hingeführt, soll dir zweite Minerva sein, und vierte Grazie nach der Hochzeit deine Anna.]
Apparate und Kommentare
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Ein weiteres lateinisches Gedicht, das Birken in eigenem Namen beigesteuert hat, steht als vierter gezählter Beitrag in der Rubrik Postmissa. (D2v-Diijr). Magnanimi Heroës, Gentis columenque decusque, cor Urbis, solesque Soli, Romaeque Catones Teutonicae, Patrum Patriae Par nobile Vestrae! Haec erat illa dies, fatis votisque vocata, quâ sanguis Vester corrivaretur in unum, et Generis pulcrum germen coâleret aviti. Hinc etenim Patriae et Patribus spes certa parata: prodeat ut Proles fortis de fortibus, et mox progenerent aquilas aquilarum semine nati, queîs virtus referatur Avûm, stet gloria major. Et jam laeta sibi gratatur Norica rupes, mox Sobolem visura, olim sua colla prementem instar Avi, rerum fasces ac sceptra tenentem, surgentemque novum Solem, dum cernitur iste tendere ad occasum: sic prole revixerit, inquit. Sed vivas vigeasque diu, FÜHRERE, vovemus, Magne Vir, et magnae superes grandaevior Urbi. Te DUCE, teque diu clavum retinente, vigebit publica-priva-salus, Te canescente virebit. Sic, quoque, Sal Urbis, Phoebi Suadaeque medulla, CRESSIE, inexhaustum pondus Sapientiae, Olympo quod Tibi collatum, per longos pullulet annos in Patrum, Patriae et Populi, commune, Salutem. Heîc videas charos charâ de prole nepotes, natorum natos, et qui nascentur ab illis. [Großherzige Helden, ein jeder Seule und Zierde seines Stammes und Herz der Stadt, ihr Sonnen der Erde, Catonen des deutschen Rom, Ihr edles Paar Vaterlandsväter! Dies war der Tag, vom Schicksal und von Wünschen herbeigerufen, an dem euer Geblüt in eines zusammenfließen und einen schönen Sproß des alten Geschlechtes erzeugen sollte. Dadurch besteht ja für das Vaterland und die Väter die sichere Hoffnung, daß von Tapferen eine tapfere Nachkommenschaft herkommt
Gedicht 123, 1652
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und die aus Adlersamen Gezeugten Adler hervorbringen, in welchen die Tugend der Vorfahren wiederkehrt, ihr Ruhm vermehrt wird. Und schon beglückwünscht sich der Norisfels, der bald den Sproß sehen wird, der einst seinen Rücken beschreitet, der wie der Vorfahr die Herrschaftszeichen und Zepter ergreift, sich als neue Sonne erhebt, während man wahrnimmt, wie jene (alte) sich zum Untergang neigt und sagt, so lebe sie neu im Nachkommen. Wir beten aber, Führer, großer Mann, noch lange mögest du leben und blühen und der großen Stadt hochbetagt erhalten bleiben. Unter deiner Führung, solange du den Schlüssel in Händen hältst, wird es gut stehen um das öffentliche und private Wohl; während du ergraust, wird es grünen. So auch du, Salz der Stadt, Inbegriff von Phöbus und Suada, Kress! Die ungeschmälerte Bürde der Weisheit, vom Himmel dir auferlegt, soll noch durch lange Jahre kräftig bleiben als Gemeingut zum Wohl der Väter, des Vaterlandes, des Volkes. Hier sollst du von dem lieben Sohn Enkel sehen, Kindeskinder und deren Nachkommen. Seine schuldige Ehrerbietung gegen die Hochedlen Herren Schwiegerväter bekundend schrieb dies eiligst während dramatischer Arbeiten Sigmund Betulius.] Die Manuskriptfassung dieses Gedichtes steht in Birkens Sammlung lateinischer Gedichte und Briefe BETULETUM (PBlO.B.3.1.4), 62r/v. Es trägt dort die Überschrift In Nuptias Jodoci Christophori Kressij à Kressenstein et Annae Sophiae Füreriae Patriciorum Noricorum. Die in der Druckfassung des Gedichtes oberhalb von Birkens Namen stehende Formulierung "raptim | haec & inter Labores Scenicos scrib." bezieht sich auf die Arbeit an dem Drama PSYCHE, mit der Birken zur Zeit der Abfassung der Hochzeitsgedichte beschäftigt war; s. Prosapia / Biographia, Wuk. Bd. 14, S. 49m9, 103; s. zu Gedicht Nr. 96. An die Manuskriptfassung des Gedichtes im BETULETUM schließt sich unmittelbar Birkens an den Nürnberger Rat gerichtetes Einladungsschreiben (PBlO.B.3.1.4, 61 v/62r) zur Uraufführung des Dramas am 11.11.1652 an. Für Angehörige der Brautleute hat Birken weitere Gedichte verfaßt. Bereits im Jahre 1650 gelangten zwei deutsche Epicedien für Anna Sophia Fürers von Haimendorf am 6.11.1649 verstorbene Schwester Maria Pömer von Diepoldsdorf zum Druck (s. Stauffer, S. 84-86), deren Manuskriptfassungen in Birkens Sammlung geistlicher Gedichte S. v. B. TodtenAndenken und Himmel#-Gedanken. oder GOTTES- und Tode#-Gedanken (WuK. Bd. 5, S. 61-63, 589f.) stehen. Zum Tod von Jobst Christoph Kress (1597-1663; s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCLXXX), des
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Vaters des Bräutigams, erschienen zwei Publikationen. Die erste, unmittelbar nach Kressens Tod am 7. Juni herausgegebene (s. Stauffer, 2007, S. 375f.), enthält ein im Namen Johann Christof Tuchers (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 116) verfaßtes lateinisches Epicedium, dessen Anfang in Birkens Sammlung von Konzeptblättern der Jahre 1654-1671 (PBlO.B.5.0.28, 159 (19)v) unter dem Titel Parodia Horatiana | Carminum I. Ode. XXIV. | Jn obitum J. C. Kressij, Septemviri Norici | nomine | J. C. Tucheri Patricij Norici. Pro Filii[s]. steht. Der zweite Druck zu diesem Anlaß ist die ein halbes Jahr später von Martin Limburger publizierte Gedenkschrift Kre‹is¡er Ehren-Tempel: [...]. (Nürnberg, 20.12.1663; s. Stauffer, 2007, S. 391-394), die das Gedicht Nr. 250 und ein vermutlich von dem Komponisten Paul Heinlein (zu ihm s. Zedler. Bd. 12 (1735), Sp. 1194f.; Will. Bd. 2 (1756), S. 20) vertontes Lied Birkens enthält, dessen Manuskriptfassung Auf Herrn Job‰ Chri‰of Kre‹en# von Kre‹en‰ein, SeptemViri et Senatoris Norici, Ab‰erben. in der Sammlung S. v. B. Todten-Andenken steht; s. WuK. Bd. 5, S. 201f., 734f. Zu den Hochzeiten zweier Brüder des Bräutigams sowie zum Tod eines weiteren Bruders verfaßte Birken mehrere Gedichte: Zur Hochzeit von Johann Friedrich Kress (1635-1705; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCLXXXVI) am 2.11.1663 erschien eine Gemeinschaftspublikation der Pegnitzschäfer (s. Stauffer, 2007, S. 387-389), die Birkens Gedichte An den Theuren Unglü¿seeligen. Auf mein Erwa¡sen, in der Hö¡‰löbli¡en Fru¡tbringenden Gesells¡a]. (S. v. B. Poetis¡e Lorbeerwälder (PBlO.B.3.1.3), 28r30r), Zu eine# Edlen Paar#, Filidor# und Ba›lenen, Myrten Fe‰. Jn de# Myrtillu# S¡äferGedi¡te. (Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1), S. 358f., 714-716) sowie das Epigramm Nr. 242 enthält. Auch zu den zwei Hochzeiten von Ferdinand Sigmund Kress wurden Gemeinschaftspublikationen der Pegnitzschäfer gedruckt, von denen die erste (zum 13.5.1667, s. Stauffer, S. 614-616) und die zweite (zum 27.9.1669, s. ebd., S. 723-726) jeweils ein Lied Birkens enthalten, die zweite das Lied Nr. 314. Ebenfalls zur zweiten Hochzeit Ferdinand Sigmunds entstand das im Auftrag verfaßte Gedicht Der Edlen Filli# Abenteur beym Kreß-Weyer, das in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1, S. 378381, 760f.) steht. Zum frühen Tod der ersten Ehefrau Clara Sabina Kress, geb. Ölhafen v. Schöllenbach (1650-27.4.1668; zu ihr s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCLXXXIX) erschien gegen Ende des Jahres (s. Birkens Briefkonzepte PBlO.B.5.0.41, 113r (22.8.1668) und 113r-114r (19.9.1668)) eine Trauerschrift der Pegnitzschäfer mit einem Epicedium Birkens (s. Stauffer, 2007, S. 645-647), dessen Manuskriptfassung Auf Frauen Clarae Sabinae Kre‹in von Kre‹en‰ein, gebornen Oelhän von S¡ölnba¡ Ab‰erben. in der Sammlung S. v. B. Todten-Andenken (WuK. Bd. 5), S. 279f., 818f.) steht. In einer weiteren Gemeinschaftspublikation der Pegnitzschäfer anläßlich des Todes von Marcus Christoph Kress (1625-1681, s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCLXXXI; Stauffer, 2007, S. 1075f.) findet sich ebenfalls ein Gedicht Birkens (s. die Manuskriptfassung Auf Herrn Marx Chri‰of Kre‹en# von Kre‹en‰ein Ab‰erben. in der Sammlung S. v. B. Todten-Andenken (WuK. Bd. 5), S. 522f., 1060f.). 2 Kre‹en] Gründlinge, damals beliebte Süßwasserfische; s. Zedler. Bd. 11 (1735), Sp. 1110f.; s. zu Gedicht Nr. 186 in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte, v. 37 (WuK. Bd. 1, S. 761).
Gedichte 124 und 125, 1652
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Text 124: Abend Gedanken. Wiederkehr. 84v T1 CXXIV.] CXXIV – T3 Wiederkehr] erstes r verschmiert – 4 und] u. (ebenso 5) – 8 worna¡] na verschmiert – 9 geb] b verschmiert Dieses durch Überschrift und Form als 'Wiederkehr' (s. Birkens Poetik Teuts¡e Rede-bind und Di¡tKun‰ [...], 1679, S. 141f.) gekennzeichnete Gedicht spielt mit dem öfters bei Birken begegnenden idealisierten Typus des bis spät in die Nacht arbeitenden Gelehrten; vgl. Gedicht Nr. 60, v. 45-49. Doch sind hier deutliche erotische Anspielungen eingebaut. Die Bauform ist raffiniert. Die Reimwörter "bette", "wette", "stätte" folgen dreimal aufeinander: v. 1-3, 4-6, 7-9; nur das erste, "bette" (v. 1, 4, 7, 10) begegnet viermal. Ein Druck ist nicht bekannt. Text 125: An Herrn Johann Era#mu# Kinderman, berühmten Componisten. 84v/85r T2 Herrn] H. – T2 Johann] Joh. – T2 Era#mu#] Era#m. – T3 Componisten] überwiegend lateinische Schreibung – 1 Sänger] mit -er-Schlaufe; ebenso 6 guter – 1 und] u. (ebenso 5, 12, 14) – 2 andern] mit der-Kürzel; ebenso 5, 20 Kinder – 10 wieder – 18 Lieder) – 3 da#] Kürzel; ebenso 12, 14, 16 daß – 4 ‰umme] ‰um e (ebenso 7 Kommt – 8 kummer# – 9 Flamm – 9, 16 Himmel) – 4 der] Kürzel; ebenso 13, 15, 18, 19 – 5 eure] re überschrieben – 11 eur] durch Überschreibung aus euer (davor uneingerückt ungetilgt euer) – 20 Mann] Man Mit diesem und dem folgenden Gedicht gratuliert Birken dem Komponisten und ersten Organisten der Nürnberger St. Egidienkirche, Johann Erasmus Kindermann (1616-1655; zu ihm s. ADB. Bd. 15 (1882), S. 762f.; NDB. Bd. 11 (1977), S. 617f.; Riemann, 1919, S. 575; MGG. Bd. 10 (2003), Sp. 112115; Schlage, 2000), zur Publikation des Werkes Er‰er Theil/ | Herrn J. M. Dilherrn# Prediger# bey S. Sebald/ | Evangelis¡er S¡luß-|reimen der Predigen/ | So Er im Jahr Chri‰i 1649. gehalten; | Mit dreyen ›ngenden Stimmen/ zweyen Discanten, einem Bass, mit Nu-|meris und signis gezei¡net/ zu einem Positiv, Regal, Spinet, Clavi-|cymbel oder Theorb: accomodirt, und componirt | dur¡ | J. E. Kindermann Organi‰en bey St. Egidien. | CANTUS PRIMUS. | Nürnberg/ Jn Verlegung Wol[gang Endter# deß Eltern/ 1652. (s. Stauffer, 2007, S. 139f.). Darin enthalten sind vierundsechzig Lieder Kindermanns. Abgesehen vom Fehlen der Gedichtüberschrift, der besonders großen Ausführung des vorgesetzten ersten Buchstabens von v. 1, der Unterschrift "Sigi#mund Betulius" sowie Unterschieden der Orthographie und der Interpunktion, gibt es folgende Varianten der Druckfassung: 5 Glaubt] Gläubt – 7 Kommt] Kömmt – 8 überwinder] Vberwinder – 15 ‰ärker] sü‹er 1-4 Ein Sänger und Poet ~ die ‰umme Mu›¿ ‰ellt der Di¡ter redend dar.] Der nochmals in v. 18 thematisierte Gedanke von den einander ergänzenden künstlerischen Ausdrucksformen der Musik und Posie spielt eine wichtige Rolle in Birkens Kunstauffassung; s. zu den Gedichten Nr. 7, v. 6-8 und Nr. 201, v. 5-11. Bereits im vierten Teil der Frauenzimmer Gesprä¡spiele (1644) Harsdörffers in dem das in Koope-
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ration mit dem berühmten Nürnberger Komponisten Sigmund Theophil Staden (1607-1655; zu ihm s. Will. Bd. 3 (1757), S. 760f.) erstellte Singspiel Da# Gei‰li¡e Waldgedi¡t/ | oder | Freudenspiel/ | genant | SEELEWIG/ | Gesang#wei# | auf | Jtalianis¡e Art | gese”et. enthalten ist (S. 489-622), wird im 156. Gesprächspiel (S. 39-50) darauf verwiesen, daß die "Poeterey [...] mit der Mu›c vergesels¡a]et" (Xxv) ist. – 2 vom einen ~ gegeben] Die "Seel" ist Akkusativobjekt, "Kun‰" Dativobjekt zu "gegeben": 'Vom einen (dem Sänger) wird der Kunst des anderen (des Dichters) die Seele gegeben.' Das Komma hinter "wird" steht sinnwidrig. – 9-12 diß ma¡t, ~ zu den Mens¡en neigt.] Auch die Vorstellung von der durch göttliche Inspiration der Musiker erzeugten und wiederum zur Verherrlichung Gottes dienenden Musik begegnet öfter in Gedichten Birkens; s. die Vor-Rede zu seiner Poetik Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰ (1679), ):( ):( vr; s. zu Gedicht Nr. 7, v. 9-12. Die Flammenbildlichkeit soll an die Herabkunft des Heiligen Geistes (Apg 2.1-4) erinnern. – 13f. Mein Freund ~ wild und wald:] Der mythische Sänger Orpheus soll die ganze Natur mit seiner Kunst verzaubert haben (s. Ovid, Metamorphosen 11, v. 1f.; zu den Gedichten Nr. 16, v. 9, Nr. 47, v. 7-9). – 17 A‹aph] Assaph war ein Prophet und Sänger, der neben weiteren Musikern von König David (v. 18) zur Lobpreisung der Bundeslade bestellt wurde (s. 1 Chr 16.37 u. ö.) und als Verfasser mehrerer Psalmen (Ps 50, 73-83) gilt. – 17f. Herr Dilher ~ der david unsrer Stadt] David sind die meisten der Psalmen zugeschrieben; seiner Rolle entsprechend wird hier Dilherr ins Spiel gebracht. – 19 der Tohn soll eurem Tod no¡ selb‰ den Hal# zerbre¡en] Als konsequente Weiterführung der in v. 1-4 formulierten Gleichrangigkeit von Musik und Poesie wird hier der Tonkunst dasselbe Ewigkeitsruhm stiftende Vermögen zugeschrieben wie der Dichtkunst. – 20 für Korah Kinder] Die Söhne Korachs (auch: Korachiter) waren eine Sängergilde im Tempel zu Jerusalem, die in den Überschriften mehrerer Psalmen genannt sind; s. Schmoldt, 1990, 142f.
Text 126: "Al# Antio¡ia, die s¡öne Syrer ‰adt". 84v/85r 3 und] u. (ebenso 5, 13, 19) – 3 daß] Kürzel; ebenso 21; ebenso 5, 17, 19, 30 da# – 3 Grimme#] Grim e# (ebenso 3 ammen – 4 zusammen – 8 Jammer – 14, 21, 30 Grimm – 15 himmlis¡e – 21 himmel# – 25 nimmt – 28 nimm – 29 ‰imm) – 4 zusammen:] Doppelpunkt vor dem ungetilgten Komma – 6 wei¡] durch Überschreibung aus wei¡e – 6 Man] M aus m überschrieben – 8 Wa#] W aus w überschrieben – 8 mann] man (ebenso 14 wenderinn – 26 nennt – 36 könn) – 8 feur] durch Überschreibung aus feuer – 9 S¡aar] zweites a oberhalb der Zeile – 10 orfeu#] teilweise lateinische Schreibung – 11 S¡ri]] oberhalb der Zeile – 12 ›ngen] dahinter oberhalb ein Zeichen gestrichen – 12 der] Kürzel; ebenso 15, 18, 19, 23, 32, 34, 38 – 15 S¡uld] huld – 15 verge‹en] mit ver-Kürzel; ebenso 16 vergibt – 17 wa#] Kürzel – 18 Glei¡ni#] # aus s überschrieben – 20 erzürnen] er und zweites r überschrieben – 27 ang‰?] ang‰! – 28 und] u – 29 Gott] tt verschmiert – 29 zu:] Doppelpunkt aus Semikolon oder Komma überschrieben – 30 Grimm] G überschrieben – 31 David] v aus d überschrieben – 32 Reimen] n überschrieben – 33 Su¡] überschrie-
Gedicht 126, 1652
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ben – 34 Herr] H. – 34 Dilherr] erstes r nachträglich verdeutlicht – 35 Frag‰] F aus f überschrieben (darüber ein zu hoch angesetzter Buchstabe gestrichen) – 35 Orfeu#] u überschrieben – 37 Su¡] uc überschrieben Ebenso wie das voraufgehende hat Birken auch dieses Gedicht zur Veröffentlichung des ersten Bandes des dreiteiligen Werkes Herrn J. M. Dilherrn# Prediger# bey S. Sebald/ Evangelis¡er S¡lußreimen der Predigen [...]. (Nürnberg, 1652; s. Stauffer, 2007, S. 139f.; s. zu Gedicht Nr. 125) verfaßt. Das auf den Seiten (Aaaiijr/v) gedruckte Gedicht trägt am Ende die Unterschrift "Johann Chri‰o[ Laber." Der 1627 in Sulzbach geborene Student Laber gehörte zu Birkens Freundeskreis und war Birkens Vorgänger als Hauslehrer Paul Albrecht Rieters (1635-1704; s. zu Gedicht Nr. 94; s. zu den Gedichten Nr. 58, Nr. 62, Nr. 64 im Gedichtbuch Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1), S. 543f., 548, 554-558). Nachdem Laber am 24.4.1652 (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 48m26f.) vom Onkel seines Schülers im Affekt getötet worden war, übernahm Birken am 7.5. (s. ebd., S. 48; ebd. m28) die Lehrerstelle im Hause der Rieters. Birken hat das Gedicht also für den Freund verfaßt. In der Druckversion ist der Anfangsbuchstabe von v. 1 als großer Zierbuchstabe ausgeführt und vorgesetzt. Gegenüber der bis auf die Verse 17f. linksbündigen Anordnung der Verse der Manuskriptfassung sind die Verse mit einsilbiger Kadenz aus-, die mit zweisilbiger eingerückt. Abweichend angeordnet sind die Verse 17-20: Geringere Einrückungen weisen auch die Verse 16 und 19 auf, die Verse 18 und 20 stehen linksbündig. Die Verse 31-38 der Manuskriptfassung wurden gegen diese ausgetauscht: Die Weise/ wie du soll‰ zu GOtt die Seu[zer kehren/ Da# kan Herr Dilherr di¡/ der theure Lehrer/ lehren. Komm/ liese diese# Bu¡/ laß e# dein Handbu¡ seyn/ So wird di¡ Gotte# Aug in Gnade fa‹en ein. Die Weise/ wie du soll‰ zu Gott die Stimme kehren/ Da# kan Herr Kindermann/ der wehrte Kün‰ler/ lehren. Dur¡singe diese# Bu¡/ ru[ GOtt in# Herz hinein; Er wird ni¡t Ri¡ter mehr/ und wieder Vater seyn. Von diesen Unterschieden sowie Varianten der Orthographie und der Interpunktion abgesehen, weist die Druckfassung folgende Abweichungen auf: 2 hatt] hat – 3 i”t] je”t (ebenso 18) – 3 den] dem (ebenso 8) – 8 Gotte# mann] treue Bot – 11 versöhnung# S¡ri]] versühnung# Bitt – 12 ergö”en] Erge”en – 22 nit] ni¡t – 27 sol¡er] söl¡er –. 1-16 Al# Antio¡ia ~ vergwi‰ den Bis¡of de‹en.] Birken spielt auf einen Volksaufstand in der antiken Metropole Antiochia im Jahre 387 n. Chr. an, bei dem die Bildsäulen des Kaisers Theodosius und seiner Familie zerstört worden waren. Nach der Darstellung des Kirchenhistorikers Hermeios Salaminios Sozomenos (gestorben um 450; s. ders.: Historia Ecclesiastica, 7.23) soll Bischof Flavian von Antiochien (um 320-404) sein Gnadengesuch von jungen Sängern haben vortragen lassen und so den
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Kaiser milde gestimmt haben. In derselben analogisierenden Andeutung verwendet Birken diese Geschichte auch in Ermahnungsschreiben an seine Ehefrau; s. Texte Nr. 58, Z. 100-104, und Nr. 79, Z. 419-422, und den Kommentar zu Text Nr. 58, Z. 100-102 (WuK. Bd. 10, S. 122, 218, 536). – 14f. die Herzen-wenderinn | die himmlis¡e Mu›k] Das Vermögen der Musik, die menschlichen Emotionen zu beeinflußen und einen Sinneswandel zu bewirken, ist ein immer wieder von Birken verwendetes Motiv; s. zu Gedicht Nr. 8, v. 1; Nr. 125, v. 8; Nr. 126, v. 14f., und Nr. 201, v. 37. – 23 dur¡ Jesum, der da i‰ ein Bis¡of unsrer Seelen] Birken paraphrasiert 1. Petr 2.25. – 26 nennt ›¡ von wartenberg, hei‰ un# von Anhalt seyn] Birken verwendet die Namen dieser beiden Fürstentümer auch sonst gelegentlich zur Bezeichnung der Situation, in welcher ein Bittsteller zum Wartenmüssen und wiederholten Anhalten genötigt wird; s. Brief Nr. 54, Z. 10 im Briefwechsel Birkens mit seiner Frau (WuK. Bd. 10, S. 115). – 28 nimm David# Har[, und sey ein göttli¡er Poëte] Der überwiegend David zugeschriebene Psalter war das Vorbild aller Sammlungen geistlicher Lieder, David der Prototyp des frommen Sänger-Dichters. – 35 Orfeu#] Der Vergleich mit dem mythischen Sänger (s. Ovid, Metamorphosen 10, v. 40-44; s. zu Gedicht Nr. 16, v. 9) gehörte zu den Topoi des Dichterlobs. – 38 Amon] Der Sohn von Antiope und Zeus galt im griechischen Mythos als der Erfinder der Leier und der Musik, insbesondere der Lydischen Harmonie; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 314. In dem um 200 n. Chr. von Philostratus verfassten Werk Imagines 1.10 wird Amphion als Erbauer der Stadtmauern Thebens beschrieben, der mit seiner Musik Steine bewegen konnte.
Text 127: Europae Vier HauptLänder. 86r/v Titelgruppe: T1 Europae] überwiegend lateinische Schreibung Gedicht 1: 2 da#] Kürzel – 2 und] u. – 2 der] Kürzel – 3 wann] wan Gedicht 2: T1 Jtalia.] Jtalia – 1 der] Kürzel – 2 und] u – 3 bey] b nachträglich verdeutlicht – 4 und] u. – 4 nennt] nen t – 4 andern] mit der-Kürzel Gedicht 3: 1 der] Kürzel; ebenso 2 – 4 und] u. – 4 den] davor gestrichen ma¡en – 4 erdenken] erdeken Gedicht 4: 1 langer] mit -er-Schlaufe – 2 und] u. (ebenso 3, 4) – 3 bra¡t] b verschmiert – 4 Länderdur‰] mit der-Kürzel Bei diesen vier Epigrammen handelt es sich vermutlich um Texte für Flugblätter, wie Birken sie ab 1652 für den Kunsthändler und Verleger Paul Fürst (um 1605-1666; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 93) anonym produzierte; s. Stauffer, 2007, S. 164; s. zu den Gedichten Nr. 129-137, Nr. 146-149, Nr. 154, Nr. 192, Nr. 195, Nr. 197, Nr. 202. Vierteilige Kupferstichserien waren zu Birkens Zeiten offenbar beliebt. Weitere Epigramme dieser Art, von denen einige zusammen mit Kupferstichen gedruckt wur-
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den, sind die Gedichtgruppen Nr. 137, Nr. 145, Nr. 151 und Nr. 152. Birkens Aufzählung der Charaktereigenschaften der vier 'Hauptländer' Europas läßt erkennen, daß er eine der Auflagen der nach Vorlagen des Malers Hans von Aachen (1552-1615; zu ihm s. ADB. Bd. 1 (1875), S. 29; s. Thieme / Becker. Bd. 1 (1907), S. 40-42) produzierten Kupferstichserien über die Länder "GERMANIA", "ITALIA", "FRANCIA" und "HISPANIA" gekannt haben muß. Neben der im Folgenden zugrunde gelegten Fassung (HAB Graph. A1: 2380c-f) der Kupferstecher Johann und Raphael Sadeler (zu ihnen s. ADB. Bd. 30 (1890), S. 164-166; Thieme / Becker. Bd. 29 (1935), S. 299-302), die zwischen 1589 und 1593 in München (s. Trzinski, 1990, S. 230-232) entstanden und dem Geographen Abraham Ortelius (15271598; zu ihm s. ADB. Bd. 24 (1887), S. 428-433) zugeeignet ist, gibt es wenigstens zwei weitere Versionen. Die eine stammt von dem Kölner Verleger und Kupferstecher Pierre Firens; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 12 (1916), S. 7. Eine dritte Version wurde zwischen 1598 und 1604 von dem ebenfalls aus Köln stammenden Verleger und Kupferstecher Peter Overadt (zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 26 (1932), S. 103f.) zusammen mit vier geographischen Karten gedruckt, die nach Ausschnitten der 1554 von dem Kosmographen und Kupferstecher Gerhard Mercator (1512-1594; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 24 (1930), S. 407) angefertigten großen Karte Europae descriptio gestochen worden waren; s. Streitberger, 1975. In allen Fassungen der vier Kupferstiche sind in zentraler Position eine stehende männliche und eine dieser gegenübersitzende weibliche Figuration des jeweiligen Landes zu sehen, die Attribute von Gottheiten des griechischen und römischen Mythos aufweisen. Beide Gestalten sind von diversen Gegenständen umgeben und vor Hintergrundszenen plaziert, die weitere nationale Eigenschaften verkörpern. Oben in der Mitte eines jeden Bildes ist in einem Lorbeerkranz ein Wappenschild zu sehen, mit dem Reichsadler, der Papsttiara , den französischen Lilien und den Insignien Spaniens. Unterhalb der Kupferstiche stehen drei dreispaltig angeordnete lateinische Distichen, in denen die Namen beider Gottheiten genannt und einzelne Details der Abbildungen aufgegriffen werden. Es ist anzunehmen, daß Birkens deutsche Verse, von denen kein Druck bekannt ist, ebenfalls in dieser Position hätten stehen sollen. Gedicht 1: Die lateinischen Distichen zu dem Kupferstich aus der Serie der Brüder Sadeler (HAB Graph. A1: 2380e) mit der Überschrift "GERMANIA" lauten: Hic Regina suas orbi Germania gazas Monstrat, et impertit quas Dea gignit opes: Thesauros almae Cereris, fontésque Lyaei, Fulmen in aere cavo, cunctáque arata typis. Liber ei pater est, hinc viuere libera gaudet, Arma coacta capit, pocula sponte rapit. [Hier zeigt die Königin Germania der Welt ihre Kostbarkeiten
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und verteilt die Reichtümer, welche sie als Göttin hervorbringt: Die Schätze der nährenden Ceres und die Quellen des Weins, den Blitz im hohlen Erz und alles Gedruckte. Bacchus ist ihr Vater, und daher genießt sie es, frei zu leben, nur gezwungen ergreift sie die Waffen, die Becher freiwillig.] 1 Zeughau#] Ein Gebäude, das zur Aufbewahrung von Waffen diente. Im rechten unteren Viertel des Kupferstiches sind u. a. mehrere (Feuer-)Waffen und Rüstungsteile abgebildet. – 2 da# Uhr- und dru¿erwerk] Im selben Bildabschnitt sind auch eine Druckerpresse und eine mechanische Uhr zu sehen, die auf die deutschen Erfindungen des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg (um 1400-1468; zu ihm s. ADB. Bd. 10 (1879), S. 218-220 (v. d. Linde)) und der tragbaren mechanischen Uhr durch Peter Henlein (um 1485-1542; zu ihm s. ADB. Bd. 11 (1880), S. 762 (Bergau); Imhoff, 1989, S. 105f.) verweisen sollen. – 2 den donner in der S¡la¡t] Im Hintergrund desselben Bildausschnitts ist ein berittenes Heer dargestellt, das sich auf ein brennendes Haus zubewegt. – 3 wann e# ni¡t Ba¡u# wäre] Das in der Mitte des Kupferstichs abgebildete allegorische Figurenpaar besteht links aus der sitzenden 'Germania', die durch ihre Tiara aus Kornähren Attribute der Göttin Ceres aufweist, und dem ihr gegenüberstehenden Gott Bacchus, der einen Kranz aus Weinlaub trägt und einen rebenumrankten Stock geschultert hat. Er überreicht der 'Germania' einen prunkvollen Pokal. – 4 mit dem i¡ in die wett die vollen Be¡er leere] Links im Hintergrund der sitzenden 'Germania' ist eine Dorfschenke abgebildet, in der mehrere Personen beim Trunk zu sehen sind. Gedicht 2: Die lateinischen Distichen zu dem Kupferstich aus der Serie der Brüder Sadeler mit der Überschrift "ITALIA" (HAB Graph. A1: 2380c) lauten: Me beat ingenium, pietas, ioca, suada, salesq´ue, Et quicquid pulchri pulcher Apollo docet. Singula dant reliquae, mihi fert vna omnia tellus, Arma, viros, palmas, aemula tecta polo. Orbis ego sum pulchra parens, oculusq´ue Europae: Vna Venus cunctas contineo Veneres. [Mich beseligen Geist, Frömmigkeit, Scherz, Beredtsamkeit und Klugheit, und alles Schöne lehrt der schöne Apoll. Die übrigen Länder geben Einzelnes, mir trägt die eine Erde alles, Waffen, Männer, Palmen, Gebäude, die mit dem Himmel wetteifern. Ich bin die schöne Mutter der Welt und das Auge Europas: Als die eine Venus habe ich alle Schönen in mir.]
Gedichtgruppe 127, 1652
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1 J¡ bin Europen# Aug, der Venu# König rei¡,] Der rechte Teil des im Kupferstich abgebildeten allegorischen Figurenpaares besteht aus einer Kurtisane mit entblößten Brüsten in sitzender Position, der Attribute der Liebesgöttin Venus (ein Pfeil) und der Nymphe Amaltheia (ein an Früchten reiches Füllhorn; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 287; s. zu Gedicht Nr. 198, v. 85-90) beigegeben sind. In der rechten Hand trägt sie einen goldenen Apfel und auf dem Schoß fünf Kronen. – 2 zum S¡erz und au¡ zum Ern‰ an allen Kün‰en rei¡] Zu Füßen beider Figuren sind zahlreiche Gegenstände abgebildet, die größtenteils die Sieben Freien Künste repräsentieren. Auch einige der Zerstreuung dienende Utensilien wie Spielwürfel, Masken und Croquet- bzw. Poloschläger sind zu sehen. In der rechten Hälfte des Bildhintergrundes sind ein Pferderennen und ein von zwei Musikern begleiteter Kavalier dargestellt, die einer im oberen Stockwerk eines Hauses befindlichen Dame ein Ständchen darbringen. – 4 Apollo liebt ~ die Seine.] Links gegenüber der 'ITALIA' ist stehend der Musengott Apoll abgebildet, der eine Laute und einen Stapel Bücher hält. Gedicht 3: Die lateinischen Distichen des Kupferstiches aus der Serie der Brüder Sadeler mit der Überschrift "FRANCIA" (HAB Graph. A1: 2380d) lauten: Numina bina mihi celebrantur Pallas et Hermes; Iste togae praeses, praeses et illa sagi. Os mihi Mercurius praebet, Tritonia mentem; Hinc artes doceo discóque mille nouas. Pulchrarum Mater Charitum, genetrixque leporum, Pugno, laboro, cano, dissero, fingo, iocor. [Zwei Gottheiten, Pallas Athene und Hermes, werden von mir verehrt; Dieser als Schutzgottheit der Toga und jene als Schutzgottheit des Soldatenmantels. Merkur gab mir die Beredsamkeit, Athene den Verstand; Daher lehre ich die Künste und erlerne tausend neue. Als Mutter der schönen Liebesgottheiten und Urheberin der Feinheit und Anmut kämpfe, arbeite, singe, disputiere, dichte und scherze ich.] 1f die S¡ul der Höi¡keit | die Sittenlehrerin] Keine Kavalierstour wurde ohne einen längeren Aufenthalt in Frankreich absolviert. Nur dort glaubte man die feine Lebensart erlernen zu können. Im Gegensatz zu den lateinischen Versen und der bildlichen Darstellung fehlt bei Birken der Aspekt des Kriegerischen gänzlich. Im linken mittleren Drittel des Kupferstiches ist im Hintergrund eine höfische Szene zu sehen. – 3 Mercur] Die linke Hälfte des allegorischen Figurenpaares bildet der Handelsgott Merkur, der den Merkurstab sowie geflügelte Schuhe und den Flügelhut trägt. – 4 Palla#] Rechts gegenüber Merkur ist die durch die Attribute des Helms, des Schilds sowie der Spindel und des Webstuhls als Pallas Athene ausgewiesene weibliche Figuration Frankreichs in sitzender Position dargestellt.
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Gedicht 4: Die lateinischen Distichen zu dem Kupferstich aus der Serie der Brüder Sadeler mit der Überschrift "HISPANIA" (HAB Graph. A1: 2380f) lauten: Regna tot una rego, quot caetera Numina gentes. Et cum possideam plurima, plura peto. Sed peto regna soli Coelestibus addere regnis, Huc mihi Mars, huc ars, huc referuntur opes. Sydera me nigros duxere per aequor ad Jndos, Quos ego nunc superis insero syderibus. [Ich herrsche über so viele Länder, wie die Völker andere Götter haben. und obwohl ich sehr viele besitze, verlange ich noch mehr. Doch ich trachte danach, die Reiche der Erde den himmlischen Reichen zuzufügen. Dazu dienen mir Mars, die Kunst und die Reichtümer. Die Sterne haben mich übers Meer zu den dunkelhäutigen Indern geführt, die ich nun zu den himmlischen Gestirnen hinführe.] 1 Mein langer Zepter rei¡t hin in die andre welt] Im Kupferstich nimmt eine in sitzender Position dargestellte weibliche Figur die linke Hälfte des allegorischen Figurenpaares ein, die – als Symbol Granadas, vor allem aber des universalen Christentums – einen Granatapfel und ein langes Szepter in Händen hält. Ihr zu Füßen befindet sich in der linken unteren Bildecke ein Globus, der u. a. den "AMERICA" überschriebenen Kontinent zeigt. – 2 daselb‰ die Erde mir gebieret Gold und Geld] Die Spanien aus seinen Kolonien zufließenden Einnahmen sind rechts oberhalb der Weltkugel (s. zu v. 1) als geöffnete Schatztruhe voller Münzen und Schmuck dargestellt. – 3f. Mar# bra¡t und meine Li‰ mir diese Ma¡t zuwegen. ~ no¡ ni¡t legen.] Rechts gegenüber der weiblichen Allegorie Spaniens steht der durch Waffen und Rüstung identifizierbare Kriegsgott Mars. Mit seiner rechten Hand umklammert er die Schulter des rechten Armes der Frau, der das Szepter (s. zu v. 1) hält. – 4 Mein Gold- und Länderdur‰ ~ legen.] Im Hintergrund sind ein Hafen, Schiffe und ein Heereszug dargestellt. Hinter der Schatztruhe (s. zu v. 2) ist ein Pfau zu sehen, der seit der Antike als Sinnbild höchst unterschiedlicher Eigenschaften fungierte. So galt der Pfau als heiliges Tier (s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 680f.) und wurde im 16. Jahrhundert als Wappenträger für die Habsburger Wappengalerie (s. Zimmermann, 2011) gewählt, war jedoch zugleich ein Symbol von Stolz und Eitelkeit, besonders von Frauen; s. Gedicht Nr. 180, v. 5.
Text 128: Herrn Georg Otten# Magi‰er-Würde. 86v-87v T2 Herrn] H. – 3 sezt] links auf dem Rand Einfügungszeichen davor und in der Zeile −/ – 3 da#] Kürzel; ebenso 6 daß – 3 da#] danach gestrichen ge- – 4 und] u. (ebenso 19, 31, 34) – 4 ‰eiget] s aus d über-
Gedicht 128, 1652
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schrieben – 6 daß] danach gestrichen s¡on – 6 nun] oberhalb der Zeile – 8 Kron] danach Komma ge2
1
strichen; ebenso nach 9 inde‹en – 12 wieder] mit der-Kürzel; ebenso 23, 34 – 14 di¡ nit] nit di¡ – 16 Gedä¡tni#] # aus s überschrieben – 17 wa#] Kürzel – 17 se”] t nachträglich verdeutlicht – 17 Sohne,] ev. Sohne; – 19 E#] s aus r überschrieben – 19 langer] mit -er-Schlaufe – 21 angeammt] angeam t (ebenso 33 hinweggenommen – 34 kommen) – 29 der] Kürzel; ebenso 30, 35 – 31 fa‹ten] t oberhalb der Zeile Mit diesem Gedicht, das Elemente der Gedichte Uber Jena, da# Thüringis¡e Athen (s. zu Gedicht Nr. 5), Jenis¡e# Andenken (Fortse”ung der Pegni”-S¡äferei (Nürnberg 1645), S. 8-13) und weiterer dieser Universitätsstadt gewidmeter Gedichte aufgreift, gratuliert Birken dem aus Nürnberg stammenden Jenaer Theologiestudenten Georg Otto (1625-1679; zu ihm s. Simon, 1965, S. 164) zur Verleihung des Magister-Grades am 27.2.1652. Das Datum der Feierlichkeiten ist in dem zu diesem Anlaß gedruckten Sammelgratulatorium enthalten: Acclamatio votiva | In | LAUREAM MAGISTRALEM, | Quae | in Perillustri ad Salam Lyceo, | RECTORE MAGNIFICO, | VIRO | Nobilissimo, Magnifico, Consultissimo, Am-|plissimo, | Dn. ERASMO Ungepauer/ | JCTO & Antecessore famigeratissimo, Consi-|liario Saxonico gravissimo, Facultatis Juridicae | Ordinario Meritissimo, nec non Curiae | Provincialis & Scabinatus Ad-|sessore Primario, | COLLEGII PHILOSOPHICI DE-|CANO SPECTATISSIMO, | VIRO | Amplissimo, Excellentissimo, Praecla-|rissimo, | Dn. DANIELE STAHL M. Philo-|sophiae Primae, & Logicae Prof Publ. decan-|tatissimo, Alumnorum Ducalium Epho-|ro gravissimo, | VIRO JUVENI | Pereximio et Eruditissimo, | Dn. GEORGIO OTTONI NORIBER-|GENSI, | IV. Calend. Martii Anno M Ic LII. | COLLATA, | instituta | à Compransoribus et Amicis. | Typis Weidnerianis. Birkens Gedicht ist nicht darin enthalten. Möglicherweise war es nicht mehr rechtzeitig zur Drucklegung in Jena eingetroffen, vielleicht auch gar nicht zum Zweck der Drucklegung in diesem Gratulatorium, das nur lateinische Gedichte enthält, übersandt worden. In Birkens Briefarchiv ist ein Schreiben Ottos (PBlO.C.251) vom 15.5.1652 erhalten. Darin nimmt er u. a. Bezug auf die Ermordung des gemeinsamen Freundes Johann Christoph Laber (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 48m26f.; s. zu den Gedichten Nr. 94 und Nr. 126) und bedankt sich für ein ihm von Birken überschicktes Lied, bei dem es sich um das vorliegende Gratulationsgedicht gehandelt haben könnte; s. aber zu v. 5f. Wie ebenfalls aus dem Brief hervorgeht, hatte Otto – wie auch schon ehemalige Jenaer Kommilitonen zuvor – Birken mit gedruckten Disputationen der juristischen Fakultät versorgt; s. zu Gedicht Nr. 12. Auch dem Brief waren mehrere beigefügt. Obwohl er den Magistergrad zur Zeit der Ausstellung jenes Briefes bereits erlangt hatte, unterzeichnet Otto als "Sanctissimae Theologiae studiosus". Wie Birken von diesem Studienabschluß erfahren hatte, wissen wir nicht. Ottos Brief wirkt nicht so, als sei ihm erst kürzlich einer voraufgegangen. Selbst von Labers Ermordung hatte Otto nicht durch Birken erfahren. Von Ottos Magisterpromotion könnte Birken noch durch Laber erfahren haben, mit dem Otto offenbar intensiveren Kontakt unterhalten hatte.
Apparate und Kommentare
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5f. A¡t Herb‰e haben s¡on ~ bin gewesen] Birken hatte im September 1644 sein Studium in Jena abgebrochen und war am 3.10.1644 nach Nürnberg zurückgekehrt; s. zu Gedicht Nr. 5. – 7-9 du Thüringis¡ Athen ~ für Musen söhne w䡉] S. zu Gedicht Nr. 5 – 25 J¡ freue mi¡ mit ihm. er war mein S¡ulgeselle] Gemeint ist gemeinsam verbrachte Zeit entweder im Heilig-Geist-Spital, dessen sechs Klassen Birken ab Mai 1634 (s. WuK. Bd. 14, S. 21m12f.) besucht, oder im Nürnberger Egidiengymnasium, in dem er sich anschließend auf das Studium vorbereitet hatte; s. ebd., S. 23, Z. 18-29. Die Zweiteilung der Beschreibung der Schulzeit (v. 26-28; 29-31) läßt daran denken, daß Birken und Otto beide Abschnitte ihrer schulischen Ausbildung gemeinsam absolviert haben könnten. In seinem Brief an Birken bekräftigt Otto die Absicht, "die alte gepogene S¡ulthreu widerumb zuerneuren". Es scheint jedoch keine weiteren Kontakte gegeben zu haben. – 31 Claro#] Das inspirierende Wasser der Musenquelle; s. zu Gedicht Nr. 12, v. 71. – 32 wo wi‹en ie‹en soll, muß er‰ getrunken seyn.] Vgl. Gedicht Nr. 9, v. 77-83.
Text 129: Neuer Raths¡luß der Dien‰-Mägde. 87v-90v T2 Dien‰-Mägde] s nachträglich verdeutlicht – 3 ni¡t,] ev. ni¡t; – 4 daß] Kürzel; ebenso 15, 20, 25, 92, 101, 108, 115; ebenso 10, 17, 35, 43, 46, 55, 68, 72, 82, 95, 113, 114, 131 da# – 4 beysammen] beysam en (ebenso 14 kommen – 21 ‰imme – 52 krummen – 63 nimmer – 64 s¡limmen – 64 frümmer – 103 s¡limm – 108 bekommen – 117 komm – 124 Frommen – 131 Himmel#frau) – 11 Die] D überschrieben – 11 Bes¡ließerinn] Bes¡ließerin (ebenso 22 genennet – 68 Brunnen – 117 Spinnen#) – 11 der] überschrieben – 12 länger] mit -er-Schlaufe; ebenso 134 söl¡er – 16 und] u. (ebenso 33 (2x), 37, 47, 49, 56, 70 (2x), 71, 75, 77, 79, 86, 92, 94, 101, 102 (2x), 113, 114, 119, 128, 131 – 24 Herr.] Herr: – 25 mir,] Komma aus 3
4
1
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Punkt überschrieben – 27 wol,] ev. wol; – 30 mit mir der herr] der herr mit mir – 30 der] Kürzel; ebenso 50, 56, 69, 76, 91, 105, 119, 138 – 30 herr] H und etc.-Kürzel mit Punkt – 34 zuwider] mit der-Kürzel; ebenso 38 wander' – 45 ander‰ – 53 Kindern – 65, 111 oder – 75 wieder – 118 andern – 134 jeder – 44 Du”et] durch Streichung aus Du”ent – 44 eine] ein – 51 Galan] ev. Galan! – 58 darvon] r oberhalb der Zeile; Einfügungsstrich – 64 Wir] Mir – 76 mißfallen] ev. miß fallen – 80 rauh] h aus ¡ überschrieben – 85 verkehrte] mit ver-Kürzel – 93 Müden] M aus m überschrieben – 109 Thun] T überschrieben – 110 zu] Durch Streichung oder Überschreibung aus zum oder zur – 110 jenem] davor gestrichener Wortanfang; erster Wortteil überschrieben – 116 bey] b überschrieben – 117 nit] durch Streichung aus ni¡t – 123 ***] nachträglich eingefügt – 131 Himmel#frau] fr und etc.-Kürzel mit Doppelpunkt – 133 Rä¡ergötter] erstes er oberhalb der Zeile – 134 Magd] M aus m überschrieben – 136 um] davor gestrichen zu Gotte# Dieses Gedicht, von dem auch eine Prosavariante (Text Nr. 130) existiert, ist Teil einer Reihe von Poesien, die Birken ab 1652 anonym für die illustrierten Flugblätter des Nürnberger Kunsthändlers und Verlegers Paul Fürst (um 1605-1666; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 93) produzierte; s. zu den Gedichten Nr. 93, Nr. 127, Nr. 131-137, Nr. 146-149, Nr. 154, Nr. 192, Nr. 195, Nr. 197, Nr. 202. Es gibt eine
Gedicht 129, 1652
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Druckfassung: Neuer Rahts¡luß der Dien‰-Mägde. [...] Zu nden bey Paulu# Für‰en/ Kun‰händlern in Nürnberg. 1652. (s. Harms. Bd. 1 (1985), S. 304f., Paas, 1990, S. 26-29, 358; Stauffer, 2007, S. 163f.). Entgegen den Angaben Stauffers, der zur Datierung das Manuskriptumfeld (s. zu Gedicht Nr. 123) und die Datumsangabe der gedruckten Prosafassung (11.11.1652; s. Stauffer, 2007, S. 164f.) heranzieht, müssen Birkens Verse keineswegs zwingend erst nach dem 8.11.1652 entstanden sein. Da die Abfolge der Gedichte an dieser Stelle des Manuskripts nicht chronologisch ist und das unmittelbar voraufgehende Ehrengedicht für den Jenaer Theologen Georg Otto (s. zu Gedicht Nr. 128) noch vor dem 27.2.1652 verfaßt worden sein dürfte, könnten die Verse für den "Raths¡luß" bereits im Februar oder März 1652 entstanden sein. In diesen Zeitraum fällt auch die Notiz "Paul Für‰ 4 Gulden" in Birkens Autobiographie (19.3.1652; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 48m20f.), die sich vermutlich auf die Entlohnung für einige solcher Flugblattgedichte bezieht. Unter dem Titel des Druckes sind die beiden ersten Verse nebeneinander angeordnet. Darunter ist der Kupferstich einer städtischen Szene zu sehen, auf dem mehrere Frauen in Gesprächssituationen abgebildet sind, die mit den Buchstaben A, B, C, D und E markiert sind. Weitere Buchstaben bezeichnen die Abbildung eines Hundes (F) sowie eines Jungen mit einem Schemel (G). In der linken unteren Ecke ist die Jahreszahl 1652 angebracht. Unterhalb der Graphik stehen dreispaltig die Verse 3-138. Der erste Buchstabe von v. 3 ist als großer Zierbuchstabe ausgeführt und erzwingt die Einrückung der Verse 3-6. Einrückung des jeweils zweiten Verses bewirkt auch die größere Ausführung der Anfangsbuchstaben der mit Überschriften versehenen Abschnitte. Vor v. 123 fehlt im Druck die im Manuskript durch Asteriske markierte Absatzbildung. Den fünf Zwischentiteln der Manuskriptfassung sind im Druck die mit der Graphik korrespondierenden Buchstaben A, B, C, D, E mit Punkt vorangestellt. Die Buchstaben F (v. 69) und G (v. 93) stehen rechts hinter den Versen 69 und 93. Abgesehen von diesen Besonderheiten sowie Abweichungen der Orthographie und der Interpunktion, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 36 um#] üm# – 44 Du”et] Du”ent – 62 kund] kond – 65 Gulden] Gülden – 66 ni¡t] nit (ebenso 84, 125) – 83 tritt] trett – 87 werd] ward – 109 Bauer] Herre – 110 zu jenem] zum Herren – 133 Rä¡ergötter] Rä¡engötter – 136 um] ümb 5 fün[ Thiere, die man son‰ im Lande Mägde nennt] Diese Gleichsetzung der (weiblichen) Bediensteten mit Tieren (s. ebenso v. 138) sowie die im gesamten Gedicht vorherrschende pejorative Darstellung des Mägdestandes war gängige Praxis in der Traktatliteratur des 17. und 18. Jahrhunderts; s. Dürr, 1995, S. 95-103; vgl. Zedler. Bd. 63 (1750), Sp. 1262. – 7 da# dritthalb Gänse-Paar ~ im Maule.] Die Mägde werden als gleichermaßen geschwätzige, faule und mit ihrem Stand unzufriedene Personen hingestellt. – 7 dritthalb] 'zweieinhalb'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 2 (1860), Sp. 1423. – 10 Bey Jovi# Zipfelbelz] 'Beim Barte Jupiters'. – 11 Bes¡ließerinn] Haushälterin; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 1 (1854), Sp. 1580. – 23f. Frau, mö¡t i¡ gerne hei‹en. | Sind Frauen do¡ i”t Herr.] Neben der Überschreitung der Standesgrenzen, die dem Konzept der 'Oeconomia Christiana' (s. Dürr, S. 61-63) – der Übertragung der gottgewollten Ständeordnung auf den häuslichen Bereich – zuwiderläuft, wird hier ganz allgemein
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Apparate und Kommentare
die Umkehrung der durch die Bibel (s. Gen 3, 16) vorgegebenen Herrschaft des Mannes über die Frau beklagt. Birken hat sich wiederholt mit dieser Thematik beschäftigt, z. B. in den Ermahnungsschreiben an seine Ehefrau (s. Texte Nr. 58, Z. 60-138, und Nr. 79, Z. 381-435, und den Kommentar zu Text Nr. 58, Z. 86-114 (WuK. Bd. 10, S. 121-123, 217f., 536)) und in Vorarbeiten zu einem nicht minder normativen 'WeiberSpiegel'; s. Schuster, 2009. In dem Manuskript PBlO.B.2.5.6, in dem Birken biblische Frauengestalten auftreten läßt, findet sich in dem Abschnitt Sara. Da# Ehweib. (219 (73)r/v) die Notiz: "Mägde sollen nit Frauen, und die Weiber ni¡t Herr im Hau# seyn." – 39 Die Kind#magd] Eine zumeist jüngere Magd, die mit der Pflege und Beaufsichtigung der Kinder betraut war; s. Zedler. Bd. 15 (1737), Sp. 649. – 46 al# wann ›e mir für voll da# wiegengeld verspri¡t] Bei Geburten und Kindstaufen war es mancherorts üblich, den Ammen oder Kinderwärterinnen Geldgeschenke zu überreichen. Die ebenfalls verbreitete Teilung der so erzielten Einnahmen mit der Herrschaft (s. Krünitz. Bd. 17 (1779), S. 629f.) lehnt die Magd in Birkens Gedicht ab. – 47 und muß im Bette kindeln] 'und soll sich gleich nach der Geburt selbst um das Kind kümmern'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 5 (1873), Sp. 731. – 52 na¡ krummen Eyern s¡en] 'Krumme Eier' ist eine übliche Bezeichnung für 'Kot'; s. auch Text Nr. 130, Z. 66f. – 57 Bankart] Eigentlich abwertende Bezeichnung für ein illegitimes Kind; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 1 (1854), Sp. 1111f. – 80 die Jungfer] Die Tochter des Hauses. – 81 dann die verkau[t ihr Geld] "die" ist Objekt: 'Die wird ihres Geldes wegen geheiratet.' – 81f. un# arme Mägd allein | da# glatte Ange›¡t] 'Gutes Aussehen ist der einzige Besitz von uns armen Mägden.' – 103 Jhr Bürgermägde grolzet:] 'Ihr Mägde in Bürgerhäusern mögt murren'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4, Abt. 1, Teil 6 (1935), Sp. 442. – 107f. die Zipfel alle viere | bekommen,] 'Etwas sicher haben'; s. Wander. Bd. 5 (1880), Sp. 592. Hier wohl in der Bedeutung 'die Macht im Hause erlangen'. – 108-110 nur daß un# au¡ no¡ zu Bette führe ~ zu jenem legen nun] Der hier den Mägden (vgl. ebenso v. 30-33, 50f.) unterstellten Promiskuität entsprach die damals gängige Rechtssprechung, die meist den weiblichen Bediensteten die Hauptschuld in Ehebruchs- und Unzuchtsdelikten zuerkannte; s. Dürr, 1995, S. 220-252. – 116-119 bey Na¡t dort in die Ro¿en‰uben: ~ da# muß die Frau nur leiden.] Zur zeitgenössischen Wahrnehmung der Spinn- oder Rockenstube als sich der herrschaftlichen Kontrolle entziehender Ort sexueller Ausschweifung s. Medick, 1980; s. zu Gedicht Nr. 132. – 127 ein Drekret] Verballhornung des Wortes 'Dekret', die mit dem Anklang an 'Dreck' die Lächerlichkeit der Bemühung anzeigen soll. – 128 zu Me” und Magdeburg ein Mandat ‰ellen la‹en] Die beiden Städtenamen sind hier humoristisch verwendet: 'Metz' spielt auf das Wort 'Metze' (= Hure) an, Magdeburg ist der richtige Ort für ein Gesuch der Mägde. – 130f. O Juno ~ du hö¡‰e Himmel#frau] Als Gattin Jupiters war Juno die ranghöchste der Göttinnen. Als weibliches Pendant zum männlichen Genius galt sie als Schutzgöttin der Frauen; s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 1563-1568. – 134-136 gebt jeder söl¡er Magd ~ zu Gotte# Mutter ru[e.] Dem Ratschluß der Mägde wird am Ende des Gedichtes (v. 123-138) der Rat der Sprechinstanz entgegengestellt, in
Gedichte 129 und 130, 1652
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dem die voraufgehenden patriarchalen Argumentationen (s. zu v. 23f., 108-110) zu diesem eindeutig erotisch konnotierten Fazit gelangen.
Text 130: Neue Zeitung hiervon: Ges¡rieben auß dem Städtlein Mäidling. 90v-94r T3 Ges¡rieben] Ges¡riebe – 1 weib#‰ü¿ern] ev. weib# ‰ü¿ern – 1 oder] mit der-Kürzel; ebenso 21, 27, 44, 50, 54, 62, 70, 79, 85, 87 – 9 wider – 19, 47 ander# – 29, 50 sondern – 60 wieder – 64 geplaudert – 84 einander – 90 andern – 3 und] u. (ebenso 5, 8, 9, 10, 11, 15, 18, 19 (2x), 20 (2x), 26 (2x), 33(2x), 41, 45, 46, 47 (2x), 48, 49, 52 (2x), 57, 61, 64, 66, 67 (2x), 71, 76, 78, 82, 85 (2x), 86, 87, 88, 89, 90) – 3 JahrMark] zunächst Jahr Mark (nachträglich verbunden); ebenso 10 Zubringerinnen – 60 unterMäidlein – 84 überda# – 3 Marktpla”e#] t oberhalb der Zeile – 4 zusammen] zusam en (ebenso 8 vernommen – 9, 60 kommen – 35, 39 nimmer – 40 s¡limmen – 40 fromm – 45 bekommet – 53 komme – 66 immer – 76 bekommen – 77 nimm – 81 Klamm – 90 Frommen) – 4 hurtiger] mit -er-Schlaufe; ebenso 40 geringer – 69 Winter – 89 sol¡er – 8 daß] Kürzel; ebenso 9, 15, 18, 51, 59, 69; ebenso 31, 45, 65, 71 da# – 10 bey] b überschrieben; ebenso 35 – 10 mü‹en.] mü‹en.. – 13 Theil#] T überschrieben – 19 Und] Un – 19 ander#] # innen an die -erSchlaufe angehängt; rechts der Schlaufe oberhalb der Zeile ungestrichen # – 26 alltägli¡#] # aus e# überschrieben – 26 Käß] davor gestrichen Brod – 28 S¡ande] S aus s überschrieben – 35 der] Kürzel; ebenso 54, 55, 63, 65, 70, 75, 76, 81, 83 (2x), 88 – 35 wäre.] wäre – 36 Die Kö¡inn.] in derselben Zeile wie das Ende des vorhergehenden Abschnittes – 37 Sinn#.] Punkt aus Komma überschrieben – 37 au¡] oberhalb der Zeile; halb unter der Zeile Einfügungszeichen '' – 44 Feüer] ü aus y überschrieben – 45 dann] dan (ebenso 71 – 45 mann – 65 wann – 67 spinnen) – 45 muß] ß aus s überschrieben – 47 ander#] # innen in der der-Schlaufe angehängt – 53 etwan,] wan, nachträglich angefügt; w aus Trennungsstrich überschrieben – 57 außgelernt] ev. auß gelernt – 70 au[] u überschrieben – 63 Stul] t verschmiert – 66 leide] überschrieben und verschmiert – 70 meinen] davor ungestrichen am Zeilenende mei- – 72 al#] davor gestrichen al# – 74 Wir] Mir – 77 weniger] w verschmiert – 83 behor¡et] b überschrieben – 84f. Ehrlöbli¡e#] Ehrlöbl. – 90 Die] davor und danach größerer Abstand in der Zeile – 90 seind] d aus t überschrieben – 91 etc.] etc-Kürzel mit Punkt Bei diesem Text handelt es sich um die Prosavariante des voraufgehenden Gedichtes (s. zu Gedicht Nr. 129). Auch zu diesem Text gibt es eine Druckfassung: Neue Zeitung. | Ein Rahts¡luß der Dien‰Mägde. | Ges¡rieben auß dem Städtlein Mäidling/ am Martin#Tag/ de‹elben Jahr#. [...] Zunden bey Paulu# Für‰en/ Kun‰händlern in Nürnberg. (s. Harms. Bd. 1 (1985), S. 304f.; s. Stauffer, 2007, S. 164f.). Aufbau und Inhalt dieser Version sind weitgehend, der Kupferstich bis auf die fehlende Jahreszahl völlig identisch mit der 1652 gedruckten Gedichtfassung. Ob die Datumsangabe in der dritten Titelzeile der ohne Jahreszahl gedruckten Prosafassung auf enge chronologische Zusammengehörigkeit (s. Stauffer, S. 163f.) beider Texte schließen läßt, kann nicht geklärt werden; zur Datierungsproblematik s. zu Gedicht. Nr.
Apparate und Kommentare
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129. In der Druckfassung ist der Prosatext analog zu den Versen der Gedichtfassung dreispaltig angeordnet. Für die dritte Spalte wurden kleinere, zuletzt sehr kleine Drucktypen verwendet. Den fünf Zwischentiteln der Manuskriptfassung sind im Druck wiederum die mit der Graphik korrespondierenden Buchstaben A, B, C, D, E mit Punkt vorangestellt, jedoch fehlen in dieser Textversion die auf die Abbildungen des Hundes (F) und des Jungen mit Schemel (G) verweisenden Buchstaben. Der erste Buchstabe von Z. 1 ist als großer Zierbuchstabe ausgeführt und erzwingt die Einrückung der Zeilen 2-5. Einrückung der jeweils zweiten Zeile bewirkt auch die größere Ausführung der Anfangsbuchstaben der mit Überschriften bzw. Asterisken versehenen Abschnitte. Abgesehen von diesen Besonderheiten sowie Abweichungen der Orthographie und der Interpunktion weist die Druckfassung folgende Varianten auf: T2-T4 Neue Zeitung ~ Mäidling.] T1-T3 Neue Zeitung. | Ein Rahts¡luß der Dien‰Mägde. | Ges¡rieben auß dem Städtlein Mäidling/ am Martin#Tag/ de‹elben Jahr#. – 3 Marktpla”e#] Mar¿pla”e# – 13 güldene] güldne – 16 i”t] je”t (ebenso 25) – 17 au¡] und au¡ – 19 ni¡t] nit (ebenso 38, 47, 64, 77, 81) – 30 eine Zeit] eine – 30 ander] andre – 31 völlige] vollige – 33 können] ihme können – 42 ie] je – 42f. zu weiln] zuweilen – 43 Stu¿] Stü¿ – 43 in] wieder in – 49 Kugen] Ku¡en – 54 gläuben] glauben – 59 mei‰ern mü‰en] mü‰en mei‰ern – 60 halten, wann] halten, o[t wol selber gehen und mi¡ wieder heimholen, wann – 60 kommen zu Hau#] zu Hau# kommen – 64 vornehm‰e] vornemb‰e – 65 viel (1. Position)] vier – 65 hierdur¡] dadur¡ – 66 ausen] au#m – 67 Lie¡t] Li¡t – 67 spät] spat – 68 wider] wieder – 68 hütten] hüten – 74 Mäiden] Möidl – 77 weniger] wenger – 82 ho[] Hof – 83 der (2. Position)] der/ der – 86 in] im – 86 nit] ni¡t –. Für die Stellenkommentierung kann auf die Ausführungen zum Gedicht Nr. 129 verwiesen werden. T3f. auß dem Städtlein Mäidling] Humoristisch anspielender Ortsname wie die in Z. 61 und Z. 85 verwendeten. – 10 Zubringerinnen] Gewerbliche Vermittlerin weiblicher Arbeitskräfte; auch Frau von Birken hat ihre Dienste mehrfach in Anspruch genommen, wie aus ihren Briefen zu ersehen ist. – 21 oder bey der Taba¿-Arbeit] In der Abhandlung Von den Nahmen, Ankun[t, Natur, Kra[t und Würkung de# Kraut# Tabak, die Birken an seine Bearbeitung der Tabak-Satire Jacob Baldes angehängt hat (Die Tru¿ene Trunkenheit, S. 137-252 (Neudruck Pörnbacher, S. 89-154), heißt es zwar (S. 170f. (S. 108)): Andrer Nationen zuges¡weigen/ so wird in unsrem Teuts¡land der Tabak-Bau und Handel/ zu | Fran¿furt, Hanau/ und nun au¡ zu Nürnberg/ ni¡t nur mit gro‹en Nu”en und Berei¡erung derer so damit ümgehen/ sondern au¡ mit so gutem Zuwa¡# getrieben/ daß man darbey den Virginis¡en und andern au#ländis¡en Tabak ni¡t gro# verlanget. Von weiblichen Arbeitskräften ist allerdings nicht die Rede. – 38 Trollen] Troll ist eine Bezeichnung für einen groben, bäurischen Menschen; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 11, Abt. 1, Teil 2 (1952), Sp. 798. – 58 Bo” Chrysam!] Ein Fluchwort, das sich vom 'Chrisam', einem am Gründonnerstag geweihten Öl, herleitet; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 2 (1860), Sp. 618f. – 62 Nur diß geheyt mi¡] 'Nur eines ärgert mich'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4, Abt. 1, Teil 2 (1897), Sp. 2346. – 72 Gretl] Der Vorname der "Baur Mäid" verweist zugleich auf ihre Herkunft, da im ländlichen Raum Mädchen häufig
Gedichte 130 und 131, 1652 und 1656
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Margarete oder Maria getauft wurden. – 81 der Klamm] Bezeichnung für eine bei Schweinen auftretende Krankheit; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 5 (1873), Sp. 935. – 83 diese# Erbarn Pürs¡lein#.] 'dieser ehrbaren Gesellschaft'; Bursch ist hier als Kollektivbezeichnung verwendet; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 7 (1889), Sp. 2277.
Text 131: Hemd- Belz- und Bett-Gravamina. Von dem Weiber- und Flöhe-Krieg. 90v-94r T2 Hemd] durch Streichung aus Hembd – T4 Weiber-] Bindestrich unterhalb eines gestrichenen Endungsbuchstabens – T4 und] u. (ebenso 6, 48, 56, 57, 60, 66, 67, 77, 80, 93, 94, 96, 99, 107, 126) – 3 gehört:] Doppelpunkt aus Komma überschrieben – 7 2.] 2 (ebenso bei den Strophen 3, 8, 18 und 24) – 7 da#] Kürzel; ebenso 103, 143; ebenso 29, 105, 144 daß – 9 dieser] s überschrieben – 11 der] Kürzel; ebenso 13, 18, 26, 34, 74, 108, 119, 124, 137, 141 – 18 gebrennt] gebren t – 22 Leder] mit der-Kürzel; ebenso 59 – 34 S¡neider – 35 Kleider – 58 Feder – 72 sonder – 90 weder – 25 kommen] kom en (ebenso 26 vernommen – 54 Zimmer – 104 jämmerli¡ – 119 kommend) – 39 wir;] wir.; – 41 au#zusaugen] ev. au# zu saugen – 45 Stra‹en-dieb] ev. Stra‹endieb – 52 bald] (1. Position)] b verschmiert – 56 anzugabeln] durch Überschreibung und Ergänzung aus anzugrablen – 63 den] dem – 67 spaziren] durch Überschreibung und Streichung aus spa”ieren – 68 lä‹et] durch Überschreibung und Ergänzung aus la‹en – 68 lä‹et] danach ein Wortanfang gestrichen – 76 su¡et] e oberhalb der Zeile; Endungs-e gestrichen – 79 zu¿en] c oberhalb der Zeile – 81 ohn] ohne – 126 darbey] r oberhalb der Zeile – 127 Finger] mit er-Schlaufe – 133 ‰ill] s aus S überschrieben – 142 ihr] i überschrieben Auch dieses Gedicht (s. zu Nr. 127 und Nr. 129) gehört zu den Texten, die Birken ab 1652 anonym für die Flugblätter des Kunsthändlers Paul Fürst produziert hat. In der Druckfassung lautet die Überschrift Hemd- Bel”- und Bett-GRAVAMINA, | Von dem Weiber- und Flöhe-Krieg. | Na¡ der Melodey: Filli# saß in einem Böt¡en. Ganz unten auf dem Blatt steht Zu nden in Nürnberg/ bey Paulu# Für‰en. Kun‰händler allda. (s. Paas, 1990, S. 324-328, 387; s. Stauffer, 2007, S. 169f.). Die von Stauffer mit Bezug auf das Manuskriptumfeld vorgenommene Datierung des Gedichtes auf Ende des Jahres 1652 bedarf der Korrektur. Im Manuskript der Birken-Wälder steht links auf dem Rand, quer zur Hauptbeschriftung, gegenüber den Versen 2-8 die Notiz "Gehört na¡ CXCIV.", die sich auch bei dem Gedicht Nr. 134 findet. Dieses Sonett hat Birken – ebenso wie das voraufgehende Gedicht Nr. 133 – zur Hochzeit des Nürnberger Rechtskonsulenten Christoph Gottlieb Dilherr von Thumenberg (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 84) mit Felicitas Kleewein am 14.7.1656 verfaßt; s. zu Gedicht Nr. 193. Demnach wäre das Gedicht Nr. 131 nach Mitte Juni / Juli 1656 verfaßt worden. Es steht in der literarischen Tradition von Tierdichtungen wie etwa der fälschlicherweise Homer zugeschriebenen 'Batrachomyomachie', die Birken im Gedicht Nr. 93 verarbeitet hat. Vermutlich hatte ihm oder dem Zeichner, der die Bildvorlage geliefert hat, auch eine der Ausgaben von Johann Fischarts (um 1546-1591; zu ihm s. ADB. Bd. 7
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(1878), S. 31-47 (Schmidt)) zuerst 1573 erschienener Dichtung Flöh Ha”/ Weiber Tra” vorgelegen, denn der Kupferstich auf dem Flugblatt, auf dem zwölf Frauen in unterschiedlichsten Situationen der Flohsuche am eigenen Körper abgebildet sind, enthält mehrere Figuren, die dem Titelholzschnitt der Ausgaben von Fischarts Dichtung nachempfunden sind. Birkens Beschreibung der verschiedenen Strategien, die bei der Jagd nach den Flöhen zum Einsatz kommen, deckt sich mit den im Kupferstich abgebildeten Szenen. In der Druckfassung sind Birkens Verse in sechs Spalten zu je vier Strophen angeordnet. Anders als in der Manuskriptversion ist der Gedichttitel hier erweitert; s. o. Die Erweiterung verweist auf ein zu Birkens Zeiten populäres Lied (s. Voigtländer, 1642, in: Schöne, 1968, S. 80f.; Grijp, 1992, S. 107-126, hier: S. 113-115) mit erotischem Text, das öfter in den Untertiteln seiner Gedichte erwähnt wird; s. zu Gedicht Nr. 122; s. zu den beiden scherzhaften Liedern Nr. 191 und Nr. 206 der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1), S. 781, 811. Im Druck stehen die Strophenzahlen, ebenfalls mit Punkten, oberhalb des jeweils ersten Verses. Der erste Buchstabe von v. 1 ist besonders groß ausgeführt und bewirkt die Einrückung von v. 2. Abgesehen von diesen Unterschieden sowie Abweichungen der Orthographie und Interpunktion, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 36 nit] ni¡t – 78 Elefanden] Elefanten – 114 s¡nellen] s¡nellem 7f. Seit da# Er‰e weib ~ gehas¡et] Der Hinweis auf Gen 3 ist ein Standardmotiv der frühneuzeitlichen Frauensatire. – 14 Piqvenirer] Bezeichnung für mit einer Lanze ausgerüstete Soldaten; s. Zedler. Bd. 28 (1741), Sp. 424-434. – 16 Libereyen] Die vor der Einführung des Begriffes 'Uniform' geläufige Bezeichnung für die Bekleidung von Bediensteten; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 6 (1885), Sp. 853f. – 22f. die un# ~ al# Pardelfälle färben] 'Die unsere Haut wie ein Leopardenfell aussehen lassen'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 7 (1889), Sp. 1460. Ebenso wie in den Versen 59f. und 83f. wird hier auf die durch die Flohbisse verursachte Verfärbung der Haut angespielt. – 58-60 seiner Lanzen ~ s¡reibt und ha¿t] Birken nützt die Mehrfachsemantik des Wortes Feder, das sowohl die Klinge ('Saufeder') als auch das Schreibgerät bezeichnet. – 72 sonder ihn wir nirgend seyn.] 'An keinem Ort sind wir ohne ihn.' – 87 jagen au#, den fremden Ga‰] So wie für die Agressivität der Flöhe das Bildfeld des Krieges und des Soldatenlebens verwendet wird, kommt für die Gegenwehr der Frauen Jagdmetaphorik ins Spiel; s. v. 95-99. – 107 Braten] Von Ungeziefer besetzte Kleidungsstücke wurden im Backofen erhitzt. – 127-129 Daß wir au¡ ~ na¡ ihrem wahn.] Flöhe fing man mit angefeuchtetem Finger. – 132 hät# ein andrer un# gethan!] Sexuelle Gier gehörte zu den notorischen Vorwürfen der Frauenkritik. – 137f. du, der du ~ deinen Balken er‰ erwieg] Anspielung auf Mt 7.1. – 142 Re¿t ein Bein herab, ihr Götter!] So, wie die Frauen der im Gedicht vorgetragenen Meinung nach die Flöhe von den Hunden übernommen haben, sollen sie hier scherzhaft an die Götter weitergegeben werden.
Gedicht 132, 1652
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Text 132: Die Ro¿en Stube. 97r-98r T2 Die Ro¿en Stube.] darüber eine vierzeilige Überschrift gestrichen; Wortlaut ist, soweit rekonstruierbar, identisch mit dem Titel der Druckfassung (s. u.) – T2 Die Ro¿en Stube.] nachträglich zwischen gestrichenem Titel und v. 1 eingefügt – 1 FrauenZimmer] FrauenZim er (ebenso 14; ebenso 2 eingenommen – 11 Trumm – 23 S¡ramm – 24 zusamm – 25, 46, 56 kommt) – 6 und] u. (ebenso 10, 11, 12, 15, 16, 18, 21, 26, 32(2x), 37, 43, 47, 48, 51, 56, 61, 67) – 8 der] Kürzel; ebenso 12, 17, 21, 22, 26, 33, 47, 53 (2x), 54, 60, 65 – 11 da#] Kürzel; ebenso 31, 35, 54 – 18, 37, 65 daß – 18 die] oberhalb von gestrichenem ihr – 22 do¿en,] do¿en, (Komma aus ursprünglichem Bindestrich überschrieben) – 24 wieder] mit derKürzel; ebenso 28 Calender – 29 oder – 44 Leder – 51 Kinderspiel – 30 mö¡te] e durch Streichung aus enSchlaufe – 30 Venu#‰ern] ev. Venu# ‰ern – 33 aber] mit er-Schlaufe; ebenso 46 S¡wiger –51 Kinderspiel] ev. Kinder spiel – 55 fein] rechts auf dem Rand Einfügungszeichen davor und in der Zeile −/ – 56 darzu] ev. dar zu – 57 wa#] Kürzel – 58 wo¡endölpel] ev. wo¡en dölpel – 60 ümgekehrt] durch Streichung aus ümbgekehrt – 63 thun] t überschrieben In diesem satirischen Gedicht werden Szenen der Ausschweifung in einer bäuerlichen Spinnstube geschildert. Mit seiner voyeuristischen Darstellung dieser Vorgänge, die auch in sprachstilistischer Hinsicht der Derbheit des Gegenstandes entspricht, knüpft Birken an die gegen Ende des 15. Jahrhunderts aufkommende 'grobianische' Dichtung (s. Theologische Realenzyklopädie. Bd. 14 (1993), S. 256-259 (Dieter Gutzen)) an, auf die in den beiden Schlußversen (v. 62f.) angespielt wird. Das ländliche Sujet und insbesondere die Licht- oder 'Rockenstube' (s. zu Gedicht Nr. 129, v. 116-119; s. Medick, 1980; Müller, 2004) waren ein oft gewählter Gegenstand solch polemischer Darstellungen. Es existiert ein illustriertes Flugblatt mit diesem Gedicht, das keine Angaben zum Publikationsdatum, dem Verfasser oder Verleger enthält; s. Harms. Bd. 1 (1985), S. 190f.; s. Paas, 1990, S. 313-315, 383; s. Stauffer, 2007, S. 170f. Der Titel des Blattes lautet: Kur”weilige Bes¡reibung de# Baurn-vol¿# ihrer Ro-|¿en‰uben/ vnd wa# darinnen für s¡öne Po‹en getrieben werden. Aufgrund des Manuskriptumfeldes, das mehrere für den Verleger Paul Fürst produzierte Flugblattgedichte Birkens enthält, dürfte auch dieses Gedicht Ende 1652 entstanden sein. Es sind drei weitere, ebenfalls undatierte Versionen des Flugblattes bekannt, deren Verskommentar gegenüber Birkens Fassung vollkommen neu gestaltet wurde und sich einer stark gemäßigten Sprache bedient; s. Harms, S. 190. Wenigstens zwei dieser Varianten sind Paul Fürst zuzuordnen, da der Name seines Verlages unter den Versen steht und in einem der beiden Drukke die Signatur des Kupferstechers Peter Troschel (geb. um 1620, gest. 1667; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 33 (1939), S. 431f. (Thöne)) enthalten ist, der vor allem für Paul Fürst arbeitete. Als Autor der Neufassung kommt Birken dennoch kaum in Frage, da nicht nur die sprachlichen Derbheiten, sondern auch sämtliche gelehrten Anspielungen fehlen, auch der Sprachduktus nicht demjenigen Birkens entspricht. Auch ist kein entsprechendes Manuskript in Birkens Nachlaß vorhanden. Alle Versionen – auch jene Birkens – enthalten dieselbe in Kupfer gestochene Illustration des wilden Treibens in
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der Rockenstube, bei der es sich um eine seitenverkehrte Kopie einer 1524 von dem Nürnberger Künstler Barthel Beham (1504-1540; zu ihm s. Thieme-Becker. Bd. 3 (1909), S. 191-193 (Pauli)) angefertigten Radierung handelt. Birkens Kommentierung der bildlich dargestellten Szenen beginnt im Bildvordergrund unten rechts der Mitte und folgt den Figurationen im Uhrzeigersinn. Die wie die Texte in allen Versionen unterhalb des Kupferstichs dreispaltig angeordneten Verse nehmen jeweils Bezug auf einzelne Personen und Szenen der Illustration, die in Bild- und Gedichtteil durch korrespondierende Großbuchstaben (im Bildteil ohne Punkte) markiert sind, in Birkens Text zu Beginn von v. 17 (H.), 20 (A.), 24 (C.), 27 (E.), 28 (F.), 31 (G.), 34 (I.), 36 (K.), 38 (M.), 41 (N.), 43 (O.), 46 (Q.), 49 (S.), 53 (T.), 56 (W.), 57 (X.), 58 (Z.), 61 (Y.), im Versinnern jeweils vor Satzbeginn in v. 21 (B.), 22 (D.), 41 (L.), 44 (P.), 47 (R.), 54 (V.). In der Manuskriptfassung fehlen diese Buchstaben. Abgesehen von diesem Unterschied, dem anderslautenden Titel sowie Abweichungen der Orthographie und der Interpunktion, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 21 Cla#] Clar – 25 hinterwart#] hintenwart# – 30 mö¡te] mö¡ten – 60 ümgekehrt] ümbgekehrt – 58 Bärbel] Bärbeln – 64 davon] darvon 1-5 Zu hofe ›het man ~ zwis¡en Mauren.] Die Wirksamkeit der im Text vorgetragenen Satire wird dadurch erhöht, daß das Treiben der Bauern, Knechte und Mägde in der Rockenstube mit Gebräuchen in der höfischen Welt analogisiert wird, ganz ähnlich dem Verfahren, mit dem Grimmelshausen die Beschreibung der Wohnung und Lebensführung des Knan zu Beginn (Kap. I. 1) des Simplici‹imu# Teuts¡ anlegt. Der Aspekt fehlt in der oben erwähnten Druckfassung. – 3-5 da Herkule# enzündt ~ am Ro¿en seiner Lieb] Omphale war im griechischen Mythos eine Königin Lydiens, der Herkules zur Strafe drei Jahre als Knecht dienen mußte. Zu der in Lydien vorherrschenden matriarchalischen Gesellschaftsordnung gehört das in der griechischen Komödie und im Satyrdrama zur Karikierung sexueller Hörigkeit verwendete Motiv des Kleider- und Beschäftigungstausches: der Heros in Frauenkleidern und Wolle spinnend, die Königin Löwenfell und Keule tragend; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 298299. – 9 im Herzen, wolt i¡ sag'n] Dieser Nachtrag macht v. 8 als obszöne Anspielung kenntlich. – 10-12 Priapu# ihnen ma¡t ~ al# der Cupido s¡ie‰.] Priapus war ein Fruchtbarkeitsgott, der in figürlichen Darstellungen und der Malerei mit übertrieben großem Genital abgebildet wurde; s. Der kleine Pauly. Bd. 4, Sp. 1130f. – 17-19 Der Coridon ~ der hat e# mir erzehlt.] Der auch in v. 63f. erwähnte 'Coridon', dessen Name der eines Hirten der bukolischen Dichtung (s. Vergil, ecl. 2, v. 1 u. ö.) ist – hier mit dem am linken Rand des Kupferstiches abgebildeten Dudelsackspieler gleichgesetzt –, wird als Augenzeuge der Ereignisse in der Rockenstube eingeführt. – 19 gumpen] 'springen, hüpfen'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4, Abt. 1, Teil 6 (1935), Sp. 1100. – 20 Bru¡] 'Hose', 'Unterhose'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 2 (1860), Sp. 410. – 21 den Ro¿en] 'den Rock' – 23 S¡ramm] In anzüglicher Verwendung der ursprünglichen Bedeutung 'Felsspalte', 'Loch'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 9 (1899), Sp. 1626. Vgl. auch den sprechenden Namen in v. 53 "Lex S¡räm¡en". – 25 will S¡walben nemen auß] Die Schwalbe galt teilweise als Schädling, den man auszurotten versuchte; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 9 (1899), Sp.
Gedichte 132 und 133, 1652
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2183, 2185. Das hier angedeutete Ausnehmen des Nestes entspricht der erotischen Bildlichkeit von v. 23. – 28f. weil er gern in Calender säh, | ob# roth ‰eh oder s¡warz] Zu Birkens Zeiten wurden Jahres- bzw. Schreibkalender zweifarbig gedruckt, wobei u. a. die Symbole für Sonn- und Feiertage oder bestimmte Mondphasen mit roter Farbe gekennzeichnet wurden. In Birkens Gedicht haben alle der Astronomie entlehnten Begriffe eine anzügliche bzw. sexuelle Konnotation; s. zu v. 29f., 42. Bei der 'Kalenderschau' in v. 28f. geht es um den weiblichen Menstruationszyklus. – 29f. er läßt Stellatum gehen ~ den Venu#‰ern ersehen.] 'stellatum gehen' war eine scherzhafte Umschreibung für 'auf nächtliche Liebesabenteuer ausgehen'. Hier geht es um die vom Voyeur erhoffte Besichtigung des 'Mons Veneris'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 10, Abt. 2, Teil 2 (1941), Sp. 2170. – 31f. s¡lä[t auf dem Holz im Sauß, zieht vornen heim und ein, und hinten lä‹t er auß] Gemeint sind Schnarch- und Verdauungsgeräusche: Höhepunkt der Unflätigkeit in diesem Gedicht. – 34f. Ol Düts¡en ~ s¡me¿t ihm nit.] Den Vergleich von Entlüftungsgeräuschen mit artilleristischem Lärm verwendet auch Grimmelshausen mehrfach; z. B. im Simplici‹imu# Teuts¡, Kap. I.31. – 38 dünts¡el] Aufgrund des Kontextes (vgl. v. 39) vermutlich eine Bezeichung für 'Mund'. – 42 liset ihr fein heimli¡ den Planeten] 'Planetenlesen' war eine Form der Wahrsagerei; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 7 (1889), Sp. 1890. Ähnlich dem 'stellatum gehen' in v. 29f. ist auch hier von einer anzüglichen Verwendung des Begriffes auszugehen. – 44 die Ki”elhaut] 'diese zügellose Person'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 5 (1873), Sp. 871-874. – 48 die Flegel] Die Arme; sie sollen als dreschflegelartig gedacht werden. – 54 i‰ da# nit ein Nas¡pect?] 'ist das nicht ein schöner Anblick?'; humoristische Wortbildung, die den im Kupferstich abgebildeten 'Aspekt' eines zur Tür hereingestreckten nackten Hinterteils umschreibt. – 58 Hands¡uh ma¡en] 'unter die Schürze / an den Busen fassen'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4, Abt. 2 (1877), Sp. 417. – 61-63 Li#beth, de# Hirten Möhm ~ wa# diese thun.] Als 'Muhme' wurden meist ältere weibliche Verwandte bezeichnet. Bisweilen diente die Bezeichnung jedoch zur Verschleierung eines Liebesverhältnisses; s. Zedler. Bd. 22 (1739), Sp. 31. – 65 do¡ halt i¡ ~ Höi¡keiten] Ironische Anknüpfung an die zu Beginn (v. 1-3) vorgenommene Analogisierung mit der höfischen Welt. – 66 s¡nuptilen] Scherzhafte Wortbildung aus den Komponenten 'subtil' ('fein', 'kultiviert'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 10, Abt. 4 (1942), Sp. 827) und einer Nebenbedeutung von 'Schnupfen' ('dumm', 'beschränkt' sein; s. ebd. Bd. 9 (1899), Sp. 1388. – 68 Wa# grob i‰, währt fein lang] Bei diesem zweifelhaften "Lehrsa”" handelt es sich um eine Variante des Sprichwortes 'Was grob ist, hält gut.' (s. Wander. Bd. 2 (1870), S. 139), mit dem ungehobelte Menschen ihr Verhalten rechtzufertigen versuchen.
Text 133: Böser Weiber Recept. 98v-101r 3 weib.] Wortende und Punkt undeutlich; ev. web. (Lesung des Druckes übernommen) – 4 und] u. (ebenso 11, 18 (2x), 27, 35, 41, 43, 69, 75, 76, 77, 84, 86, 90, 91, 94, 96, 97, 110, 118, 126) – 5 daß] Kürzel;
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ebenso 8, 21, 23, 42, 43, 47, 86; ebenso 10, 14, 20, 21, 35, 45, 47, 49, 59, 74, 82, 99, 114 (2x), 118, 125, 130 da# – 7 der] Kürzel; ebenso 11, 13, 20, 23, 24, 29, 33, 36, 38, 40, 48, 49 (2x), 52, 60, 65, 69, 76, 79, 86, 94, 104, 107, 111, 123, 128 – 7 himmel] him el (ebenso 20 genommen – 70 vernommen – 81, 87 kommen – 82 frommen – 92 nimmermehr – 92 komm‰ – 95 willkommen – 99 fromme – 100 frömmer – 113 Kammer – 115 frommer – 7 heng'] h überschrieben – 9 diesem Gau¡] G nachträglich eingefügt; deswegen davor senkrechter Worttrennungsstrich – 14 da#] durch Überschreibung aus der-Kürzel – 14 Rad] rechts auf dem Rand für in der Zeile gestrichenes Belz; Einfügungszeichen davor und in der Zeile −/ – 18 hindern] mit der-Kürzel; ebenso 51 kindern – 57 Kindern – 91 Räder – 92 wider – 120 oder – 22 herümme] durch Streichung aus herümmer – 32 wann] wan (ebenso 78 Mann – 81, 110 dann) – 34 ‰ehn] Wortanfang aus seyn überschrieben – 35 um] durch Streichung aus umb – 39 ni¡t,] Komma aus Punkt überschrieben – 54 wa#] Kürzel; ebenso 56 – 55 Gewonheit] durch Streichung aus Gewohnheit – 60 an Vernun[t] dazwischen senkrechter Worttrennungsstrich; V aus v überschrieben – 63 Drüm] danach ein gestrichener Buchstabe – 66 Bi‹en] B aus b überschrieben – 78 im] oberhalb von gestrichenem ihr – 78 Maul] M überschrieben – 81 komt] durch Streichung aus kompt – 82 hierinn] r überschrieben – 95 hieß] heiß – 99 ie”und] am Wortende ein Buchstabe gestrichen – 102 dem] nach m eine versehentlich angebrachte -en-Schlaufe – 106 den] aus der-Kürzel überschrieben – 106 pag] davor gestrichen o[t – 107 Hunde#] durch Überschreibung aus Hund# – 108 S¡weine#] durch Überschreibung aus S¡wein# – 109 5.] 5 – 114 jammer?] Fragezeichen aus Komma überschrieben – 117 nehmet] durch Streichung, Überschreibung und Ergänzung aus nehmt – 122 konde] d überschrieben – 124 lezte] durch Überschreibung aus le”te – 127 weiten] t überschrieben Das Gedicht schildert den unglücklichen Verlauf einer Ehe vom Entschluß des Mannes zur Heirat bis hin zum in der Logik des Textes selbstverschuldeten Tod der Frau, den der über ihren mangelnden Gehorsam unzufriedene Ehemann auf den Rat eines Freundes hin durch eine Züchtigung herbeigeführt hat. Die ausgeprägte Ambivalenz des Gedichtes zwischen der Einforderung weiblichen Gehorsams und solchen Passagen (v. 61f., 131f.), in denen das harmonische Zusammenleben ehelicher Partner idealisiert wird, weist Parallelen zu Birkens eigener Auffassung der Ehe auf. Besonders deutlich tritt diese in den Ermahnungsschreiben an seine erste Frau (s. Texte Nr. 58 und Nr. 79 im Birken-UxorBriefwechsel (WuK. Bd. 10), S. 119-139, 206-243) zutage. Das Gedicht ist auf einem illustrierten Flugblatt gedruckt, das durch die unterhalb der Verse stehende Signatur als Erzeugnis des Verlags des Nürnberger Kunsthändlers Paul Fürst ausgewiesen ist; s. Harms. Bd. 1 (1985), S. 246f.; s. Paas, 1990, S. 318-321, 385; s. Stauffer, 2007, S. 171. Für ihn hat Birken ab 1652 eine Reihe von Flugblattgedichten verfaßt; s. zu den Gedichten Nr. 127, Nr. 129-132, Nr. 134-137, Nr. 146-149, Nr. 154, Nr. 192, Nr. 195, Nr. 197, Nr. 202. Die Situierung des Gedichtes im Manuskriptumfeld deutet auf seine Entstehung Ende 1652 hin. In der Druckfassung lautet der Titel O[t Probierte# und Bewährte# Recept oder | Ar”ney für die bö‹e Kran¿heit der unartigen Weiber. Darunter sind in zwei Reihen jeweils drei nebeneinander ste-
Gedicht 133, 1652
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hende Bildfelder angeordnet, auf denen einzelne Stationen des Ehedramas dargestellt sind. In seinem Gedicht greift Birken einzelne Details dieser eher allgemein gehaltenen Illustrationen heraus und reichert sie mit Motiven an, die teilweise auf literarische Vorgänger (s. u.) zurückgehen. Die mit den Illustrationen korrespondierenden Passagen verteilen sich wie folgt auf die Verse: v. 1-9 (Bild 1), v. 10-38 (Bild 2), v. 39-65 (Bild 3), v. 66-87 (Bild 4), v. 89-100 (Bild 5), v. 101-132 (Bild 6). In der Druckversion ist der Text dreispaltig angeordnet. Infolge der besonders großen Ausführung von v. 1 ist v. 2 eingerückt. Von diesen Unterschieden sowie dem anderslautenden Titel abgesehen, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 6 nohtig# Übel] nöthig# Ubel – 7 denkt] meint – 9 Gau¡] au¡ – 14 da# Rad] der Bli” – 20 wenden] werden – 22 herümme] herümmer – 35 um] umb – 37 hat] hatt – 50 ni¡t] nit (ebenso 53, 120, 122) – 63 Drüm] Drumb – 66 ni¡t] nie – 90 gro‹en] gro‹em – 106 den] der 3 ihm kau[en Tu¡ zum weib] Vgl. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 11. Abt. 1. Teil 2 (1952), Sp. 1462. – 3 Er sah ihm eine au#] 'Er erwählte sich eine'; 'ihm' ist hier Reflexivpronomen; ebenso v. 93. – 5f. wie daß da# weiber nehmen ~ die Eh ein weh und Grämen] vgl. Text Nr. 58, Z. 5 im Birken-Uxor-Briefwechsel (WuK. Bd. 10), S. 119. – 7 Mann denkt ~ voll Geigen] In der ersten Illustration der Druckfassung ist in der linken oberen Ecke ein Ausschnitt des Himmels mit einigen Geigen zu sehen. – 8 man hört daß Zittern ›nd] 'Man hört, daß es (nicht Geigen, sondern) Zittern sind. Die von Birken gewählte Schreibung stellt eine Beziehung zu v. 7 her. – 9 Gau¡] 'Tor', 'Narr'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4, Abt. 1, Teil 1 (1878), Sp. 1528. – 11 und biß ihn, wie der Rau¡] Das Bild verwendet Birken später in den Ermahnungsschreiben an seine Frau; s. zu Text Nr. 79, Z. 1139-1141, im Birken-Uxor-Briefwechsel (WuK. Bd. 10), S. 238f. – 13 au# einer Ze¡e] 'aus einem Wirtshaus'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 15 (1956), Sp. 426. – 20 da# Meine wenden an] 'das Meine zu vertun'. – 22 Rülz] 'ungebildeter Mensch', 'Grobian'; s. Grimmsches Wörertbuch. Bd. 8 (1893), Sp. 1478. – 26 damit man kröten selb‰ au¡ hätt vergeben können.] 'womit man selbst Kröten hätte vergiften können'. Vgl. Simplici‹imu# Teuts¡, Buch 1, Cap. 3, S. 14. Simplex betätigt sich auf der Sackpfeife, "daß man den Krotten im Krautgarten damit hätte vergeben mögen". Die Drastik des Bildes beruht darauf, daß Kröten als giftig galten. – 29 diß Zeißlein] 'diesen Zeisig', 'diesen Singvogel'; s. zu Gedicht Nr. 109, v. 75. – 30 er dor[t ~ erklingen] Diese Formulierung der Tatsache, daß der Mann nichts zu sagen hatte, verwendet einen den Lesern geläufigen Terminus aus dem in Nürmberg ausgeübten Meistersang. Das Verb "erklingen" verwendet Birken häufig transitiv, in der Bedeutung 'zum Erklingen bringen'. – 32 Sieman] Als 'Sie-Mann' werden Frauen bezeichnet, die die Rolle des Mannes eingenommen haben und die Herrschaft über ihn und das ganze Haus ausüben; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 10, Abt. 1 (1905), Sp. 960. – 33f. Bald ward er ~ pegt an gemahlt zu ‰ehn.] Birken spielt hier auf die zweite Illustration der Druckfassung an, in der oberhalb des streitenden Ehepaares ein Gemälde zu sehen ist, das den Mann – ganz im Gegenteil zu seiner tatsächlichen Rolle – in herrisch-würdevoller Pose zeigt. – 34f. Sie nahm ihm ~ den Haspel drehen um] Die Bildlichkeit bezeichnet die Umkehrung der als richtig angesehenen häuslichen Machtverhältnisse:
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Die Frau maßt sich die Insignien männlicher Herrschaft ("Zepter") an, während dem Mann das weibliche Betätigungsfeld des Garnspinnens ("Haspel"; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4, Abt. 2 (1877), Sp. 544) zugewiesen wird. Das Letztere ist an die Omphale-Episode in der Herkulessage angelehnt; s. zu Gedicht Nr. 132, v. 3-5. – 36 mu‰ darzu sagen, Mumm] 'mußte es mit einem Brummen hinnehmen'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 6 (1885), Sp. 2660. – 39 Sie brau¡te keine Zu¡t] 'Sie wies die Kinder nicht zurecht / bestrafte sie nicht'. – 39 ge‰und e# ihm au¡ ni¡t] 'ließ es auch ihm nicht zu'. – 41 und zähmen ~ aller kinder] Zugrunde liegen etwa Spr 13.24; 29.15. – 52 Na¡lä‹e] 'Nachsicht', 'Nachlässigkeit'. – 53 Ein Baum w䡉, ~ kan ›¡ ni¡t selb‰ bes¡neiden:] Die dritte Illustration der Druckfassung zeigt die Frau, die ihren Mann von der körperlichen Züchtigung der Kinder abhält. Analog zur zweiten Illustration (s. zu v. 33f.) ist oberhalb des Paares ein Gemälde zu sehen, das sich wie ein Kommentar zur abgebildeten Szene verhält und einen Mann beim Beschneiden eines Baumes zeigt; zum emblematischen Kontext dieses Bildes sowie jenes des weichen 'Wachses' (v. 47) s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 162f., 960. – 59 dar[ selber Zu¡t] 'bedarf selbst der Zurechtweisung'. – 66f. E# ließ ihn e‹en ni¡t ~ sein Nattergi[tig# weib.] Die vierte Illustration der Druckfassung zeigt die Familie beim gemeinsamen Essen zu Tisch. Ohne den Herrn des Hauses zu beachten, streckt die Frau fordernd die Hand nach einem Entenbraten aus, der gerade von einer Magd hereingebracht wird. – 68-84 drüm gieng er ~ zu ›¡ nehmen soll.] Die Episode mit dem 'Freund' des Ehemannes ist nicht Teil der Illustrationen der Druckfassung. Daß Birken sie dennoch in den Text einbaut, deutet darauf hin, daß ihm Hans Sachs' Dichtung 'Die neunerley heud einer bösen frawen sampt ihren neun eygenschaften' (Nürnberg 1553) bekannt war, in der ein verheirateter Freund dem Sprecher von seinen Erlebnissen bei der körperlichen Züchtigung seiner Frau berichtet; s. auch zu v. 104-112. – 78f. Mann muß ~ ›e klopfen auf die S¡eid] Aus dem Vokabular des Degenkampfes entlehnte Redewendung; vgl. Text Nr. 58, Z. 590f., im Birken-UxorBriefwechsel (WuK. Bd. 10), S. 136. – 83 Hier ‰eht# auf dem Papier.] Anspielung auf das sicher manchen Lesern bekannte Gedicht Hans Sachsens. – 83f. Du kan‰ ~ nehmen soll.] Daß die 'pädagogische' Maßnahme als Medizin erscheint (vgl. auch v. 97-99), ist ein Standardmotiv der Moralsatire; vgl. das erste Kapitel der Continuatio des Simplici‹imu# Teuts¡, in der die satirische Darstellungsmethode des Erzählers mit dem Verabreichen 'heilsamer Pillulen' verglichen wird, die "überzu¿ert vnd vergüldt" feilgeboten werden. – 87f. Er hätt üm eine Stadt, üm Nürnberg ~ Raht.] Im Hintergund der fünften Illustration der Druckfassung ist die Silhouette Nürnbergs zu sehen. Von links nach rechts sind zu erkennen: der Frauentorturm, St. Lorenz, St. Sebald und die Burg. – 93 daselb‰ haut' er ihm Pengel] 'dort schnitt er sich Prügel zurecht'. – 99 da# fromme weiber ma¡t] 'fromm' meint hier: der von Gott gesetzten Ordnung gehorsam. – 102 Höllriegel] Bezeichnung für eine zänkische, teuflische Frau; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4, Abt. 2 (1877), Sp. 1760. – 104-112 E# elen da von ihr a¡t Häute an der Zahl: ~ im Fliehen sein Gesell.] Der Katalog der nacheinander durch die Prügel des Ehemannes zum Vorschein gebrachten acht Tierhäute folgt der den gesamten Text durchziehenden pejorativen Darstellung der bösen Frau
Gedichte 133 und 134, 1652 und 1656
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als eines animalischen Wesens (vgl. v. 15, 59f., 67, 74, 76f., 102), wie sie zu Birkens Zeiten durchaus gebräuchlich war; s. Harms, S. 208f.; s. zu Gedicht Nr. 129, v. 5. Wie in den Versen 68-84 dürfte Birkens Aufzählung von Hans Sachsens Dichtung 'Die neunerley heud einer bösen frawen sampt ihren neun eygenschaften.' (Nürnberg 1553) beeinflußt worden sein; s. hierzu auch Harms, S. 246. – 114120 Ja, sagte ›e ~ ›e tri[t dort oder hier.] Die von ihrem Mann hinsichtlich der ihr zukommenden Rolle belehrte – 'geheilte' – Frau muß ihre nun richtige Einsicht selbst verkünden und ihre ähnlich agierenden Mitschwestern warnen. – 121 der Holzbirn' hatte ›e ~ genommen] 'sie hatte so viel Prügel bezogen'; bei der "Holzbirn'" handelt es sich eigentlich um eine wildwachsende Birnensorte; s. zu Gedicht Nr. 118, v. 8. Text 134: Der Karren mit dem Geld. 101r-103r 1 der] Kürzel; ebenso 4, 19, 22, 24, 26, 31, 32, 33, 34, 37, 41, 62 (2x), 64, 69, 71 – 1 wiederkommen] wiederkom en (ebenso 2 vernommen – 38 Komm – 40, 44, 54, 58, 67, 79 kommt – 43 kommet – 44 immer – 50 kommen – 73, 79 Kommt – 77 komme) – 2 und (2x)] u. (ebenso 3, 4, 6, 7, 9, 13 (2x), 17, 20 (2x), 21, 30, 33, 41, 42, 43, 47, 51, 55, 58, 60, 62, 64, 65, 67, 69, 73, 75, 78, 79, 80, 83, 84, 88) – 6 wiederbringen] mit der-Kürzel; ebenso 38 wieder – 9 jederman – 24 derglei¡en – 24 Calender – 25 wunder – 31 andern – 38 wieder – 14 rei¡.] Punkt überschrieben – 14 Sie] S aus # überschrieben – 17 Bürger] mit -er-Schlaufe; ebenso 27 lieber – 29 Prie‰er – 18 e#] # überschrieben – 22 iegen] lie überschrieben – 36 da#] Kürzel; ebenso 37 (2x), 46, 56, 62, 68, 78, 80; ebenso 46, 56, 80 daß – 38 Krieg] eg verschmiert – 42 s¡wer] s überschrieben – 53 ab] b überschrieben – 57 Alamodo-Praler] am verschmiert – 58 Thaler] T aus t überschrieben – 60 Hemd] durch Streichung aus Hembd – 65 Und] U. – 65 eü¡] eü¡: – 67 Do¡] D überschrieben – 71 Gold] o überschrieben – 78 erliegen] er|liegen – 81 Verzeiht] V aus v überschrieben – 83 eine] ein – 86 Chri‰en,] Komma überschrieben In diesem Gedicht, das Motive der Vanitas-Topik und insbesondere der Geldsatire (s. Harms. Bd. 1 (1985), S. 78, 320) aufgreift, werden die an den Westfälischen Frieden geknüpften Hoffnungen der deutschen Bevölkerung auf bessere Zeiten als lediglich auf materiellen Heilserwartungen begründete Selbsttäuschung hingestellt. Wie bei den Gedichten Nr. 127, Nr. 129-133, Nr. 135-137, Nr. 146-149, Nr. 154, Nr. 192, Nr. 195, Nr. 197 und Nr. 202 handelt es sich um eine Arbeit zu einem illustrierten Flugblatt des Nürnberger Verlegers und Kupferstechers Paul Fürst. Wie beim Gedicht Nr. 131 steht im Manuskript rechts auf dem Rand, quer zur Hauptbeschriftung, gegenüber den Zeilen T1f. die Notiz "Gehört na¡ CXCIV." Bei dem betreffenden Gedicht handelt es sich um das Sonett Auf ihren Namen, das Birken – ebenso wie das voraufgehende – zur Hochzeit des Nürnberger Rechtskonsulenten Christoph Gottlieb Dilherr von Thumenberg (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 84) mit Felizitas Kleewein am 14.7.1656 verfaßt hat; s. zu Gedicht Nr. 193. Das Gedicht Nr. 134 ist demnach nach Mitte Juni / Juli 1656 verfaßt worden. Es existiert eine undatierte Druckfassung (s. Harms. Bd. 1, S. 320f.; s. Paas, 1990, S.
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315-317; s. Stauffer, 2007, S. 172), deren Titel lautet: Da kommet der Karren mit dem Geld: | Freu di¡! auf! du verarmte Welt. Unter den Versen steht der Zusatz Zu nden bey Paulu# Für‰en/ Kun‰händler in Nürnberg. Wie üblich ist der Autor nicht genannt. Zwischen Titel und Versteil enthält das Flugblatt einen Kupferstich des Nürnberger Künstlers Andreas Kohl; 1624-1657; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 21 (1928), S. 199. Darauf ist in der linken Bildhälfte eine Abbildung der 'Frau Welt' zu sehen, die als auf einem Triumphwagen fahrende reich gekleidete Herrscherin dargestellt ist, deren weltumspannender Machtanspruch durch ein Zepter und den ihr an die Seite gestellten Reichsapfel verdeutlicht wird. Kohls Illustration der 'Frau Welt' verhält sich wie die Negativfolie zu Birkens weiblicher Allegorie des 'güldenen Wolstands' in dem 1649 gedruckten Werk Kriege#- und Frieden#bildung (S. 33): Dieser Wol‰and i‰ e#/ Ho¡w. Zuhörer/ den un# die Frieden#ho[nung s¡on lange Zeit hero verspro¡en. Derselbige/ wann man ihn bilden solte/ tritt auf in Ge‰alt einer Jungfrauen mit einem violbraunen Rokk/ al# eine ho¡gezierte Huldinne. Sie trägt einen güldnen Zepter in der re¡ten Hand/ al# eine der beglükkten Länder Königinne; in der linken Hand aber einen güldnen Be¡er voller Gold‰ü¿e/ und gezieret auf ihrem Häubte mit ko‰baren Ädelge‰einen/ al# eine de# güldnen Frieden# Begleiterinne/ wel¡er nunmehr unsre Jahre vergülden und blühend ma¡en wird. Im Kupferstich des Flugblatts wird der Wagen von zahlreichen Potentaten verschiedener Länder, einem Soldatenheer, aber auch mehreren dämonischen Wesen begleitet, die zugleich die Marschrichtung bestimmen. In der rechten Bildecke steht eine Gruppe städtischer Bürger, die den Zug in sehnsüchtiger Erwartungshaltung begrüßt. Lediglich die im Hintergrund der Szene abgebildeten Bauern zeigen sich offenbar unbeeindruckt und gehen weiter ihrer Feldarbeit nach. Die oberhalb in zentraler Position angebrachte Darstellung der Herab- und Wiederkunft Gottes mit seinem Sohn aus dem Himmel stellt diese Szenen in den heilsgeschichtlichen Kontext des Weltgerichts, dessen Konsequenzen in der rechten oberen Bildecke angedeutet werden. Ein in Rückansicht dargestellter vermeintlicher Triumphzug bewegt sich dort auf den geöffneten Höllenschlund zu und wird so zur Allegorie eines verirrten Lebensweges. Birken verwendet das Hauptmotiv dieses Bildes im Protokoll eines Briefes vom 4.5.1669 (PBlO.B.5.0.41, 138r) an den Nürnberger Marktvorsteher Andreas Ingolstetter; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 109: "Aber e# geht nit ander‰, in dieser Jrdis¡en Pilgerfahrt: wir s¡leppen na¡ un# den Karren der Eitelkeit, bi# e# hei‰: Spannet ihn au#, und la‹t ihn s¡la[en gehen, daß er im Vaterland wieder aufwa¡e." In der Druckfassung sind die Verse zweispaltig angeordnet. Der erste Buchstabe von v. 1 ist hier besonders groß ausgeführt und erzwingt die Einrückung der Verse 2-5. Von diesen Unterschieden, der anderslautenden Überschrift sowie Abweichungen der Orthographie und der Interpunktion abgesehen, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 7 güldne] guldne (ebenso 37) – 11 s¡ellig] s¡ällig – 14 würden] wurden – 21 den] dem (ebenso 45) – 22 iegen] fLügen – 46 ni¡t] nit (ebenso 67, 69) – 48 s¡on] so – 71 Gold] Geld
Gedicht 134, 1656
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5-7 Poeten hörte man ~ und güldne Zeit.] Nicht zuletzt in Birkens eigenen Friedensdichtungen der Jahre 1648/50 wird die Hoffnung auf ein auch in ökonomischer Hinsicht 'goldenes' Zeitalter öfters formuliert; s. zu den Gedichten Nr. 72, v. 6, Nr. 75, v. 11, Nr. 88, v. 6; vgl. besonders die Rede des 'güldenen Wolstands' in dem Werk Kriege#- und Frieden#bildung, S. 32f. – 8 Poeten Lügner ›nd.] Dieser von verschiedenen Schriftstellern seit der Antike gebrauchte Topos begegnet öfters in den Gedichten Birkens; s. zu Gedicht Nr. 100, v. 17-21. – 10 Lauren] 'Lauerer'. Die Kriegszeiten hatten viele der ausgeplünderten und gequälten Bauern selbst zu Wegelagerern und Räubern gemacht; s. zu v. 11-16. – 11 ›nd s¡ellig au[ den Fried] 'sind nicht gut auf den Frieden zu sprechen'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 8 (1893), Sp. 2502. – 11-16 Sie hatten nun ~ weil Korn und Fru¡t ni¡t# gilt.] Diese kriminalisierende Darstellung der durch die Auswirkungen des Krieges von der Feldarbeit entfremdeten und aus Habsucht zu Räubern gewordenen Bauern weicht vom positiven Bild der Landbevölkerung im Kupferstich ab, wo die Bauern als den teuflischen Verlockungen abholde Bevölkerungsgruppe dargestellt sind; s. o. Auch in den Friedensdichtungen Birkens erscheinen die Bauern sonst als Opfer des Krieges (s. Kriege#und Frieden#bildung, S. 17f.), deren Rückkehr auf die Dörfer und Äcker begrüßt wird; s. zu den Gedichten Nr. 72, v. 7f., Nr. 75, v. 9-12. – 15 Merode-Purs¡] 'Marodeure', 'Plünderer'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 6 (1885), Sp. 1669f. Im Simplici‹imu# Teuts¡ (Buch 4, Cap. 13) wird der Name 'MerodeBrüder' auf das Korps des kaiserlichen Generals von Merode zurückgeführt, in dem es besonders viele kriegsuntaugliche Nachzügler gegeben haben soll. – 19 Koller] 'Kragen'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 5 (1873), Sp. 1614f. – 20 Kraut und Loht] 'Schießpulver und Blei'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 5 (1873), Sp. 2110f. – 20 Vivre#] 'Lebensmittel'; s. ebd. – 21f. da kond man ~ Avisen la‹en iegen:] Während des Dreißigjährigen Krieges wurden als Vorläufer der modernen Zeitungen Flugschriften mit Beschreibungen von Schlachten und Zusammenfassungen des Kriegsverlaufes gedruckt; s. Zedler. Bd. 61 (1749), Sp. 899-911; vgl. auch die geänderte Schreibweise in der Druckfassung in v. 22: "Lügen". – 23 die trugen ~ ob ›e nit waren wahr] 'die verkauften sich hervorragend, selbst wenn das, was darin stand, nicht stimmte'. – 28 Acci#] 'Umgeld'; eine Steuer auf Konsumptionsgüter; s. Zedler. Bd. 1 (1732), S. 276. – 31-36 Vor andern, der Soldat ~ da# vieh au#treiben thät.] Vgl. dagegen die Bekehrung des Soldaten zum Landmann / Schäfer in Birkens allegorischer Szenenfolge Teuts¡er Krieg#Ab- und Frieden#Einzug (1650), S. 25f., und der Prosaversion dieser Szene in dem Werk Die Fried-erfreuete TEVTONJE (1652), S. 132f. – 33 und garten mu‰e gehn] Das Verb 'garten' bezeichnet den Zustand der dienstlosen bzw. entlassenen Soldaten, die sich in Gruppen zusammentaten und nicht selten wie die Merodebrüder (s. zu v. 15) auf Beute ausgingen; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 3 (1862), Sp. 1388. – 33f. ja hüten ~ wie der verlohrne Sohn] s. Lk 15.15. – 51 daß man die Pfande löß] 'Daß man die gegen geliehenes Geld gegebenen Pfänder wieder einlöse'. – 52 Da# Briefe ~ waren böß.] Gemeint sind Schuldbriefe, die wertlos geworden waren, weil der Aussteller nicht zahlen konnte: ein Dauerthema im Briefwechsel Birkens mit seiner ersten Ehefrau. – 57 Alamoda-Praler] Die in v. 60f. näher beschriebene 'alamodische' Tracht war
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seit den 1620er Jahren Gegenstand zahlreicher satirischer Flugblätter; s. Harms. Bd. 1 (1985), S. 252-295. – 61 braviren] 'sich stolz gebärden'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 2 (1860), Sp. 341. – 63 so könnet ihr mit Glü¿ gehn au[ die Lö[eley] 'dann könnt ihr mit Erfolg auf Brautschau gehen'; zu "Lö[eley" s. zu Gedicht Nr. 115, v. 21. – 64 und ~ Pferd' halten au[ der Streu] 'Pferde im Stall haben'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 10, Abt. 3 (1957), Sp. 1479. – 65 Und ihr ihr Lö[elhäute] 'und ihr heiratswütigen Frauen'; vgl. Gedicht Nr. 132, v. 44. Text 135: Geld, Regirt die Welt. 103r-104v 1 iederman] ie verschmiert – 4 der] Kürzel; ebenso 9, 16, 20, 29, 32, 39, 40, 50, 52, 53, 58, 61 – 7 jeder] mit der-Kürzel; ebenso 26 oder – 33 Feder – 47 Brüder – 48 wieder – 9 da#] Kürzel; ebenso 13, 21, 24, 30, 35 (2x), 37, 48, 50, 51 (2. Position), 59; ebenso 22, 36 daß – 20 gute] gu-|te (der abgetrennte Wortteil steht mit dem Rest des Verses in der Mitte unter dem Hauptteil; zu Beginn dieser neuen Zeile gestrichen te – 25 wol fährt] kein Wortabstand – 27 krumm] krum (ebenso 27 krumme – 28 ‰umme – 32 Cammer – 61 himmel – 65 Nimm) – 28 und] u. (ebenso 32, 36, 38, 43, 52, 56, 58) – 31 güldnen] Wortende undeutlich; ev. güldne – 34 ie‰] eü‰ – 37 Magd] d aus t überschrieben – 37 bezwingt] durch Streichung aus bezwinget – 41 ma¡en] durch Streichung (verschmiert) aus man¡en – 41 Gun‰:] Doppelpunkt aus Komma überschrieben – 43 mahlt] lt undeutlich überschrieben – 44 Beyspiel] Bey|spiel – 45 s¡öne#] Schluß-# überschrieben – 46 inde‹en] ev. in de‹en – 53 Monsieur] überwiegend lateinische Schreibung – 55 niemand] niema d – 63 Geld!] Rufzeichen ev. aus Komma überschrieben Ebenso wie das Gedicht Nr. 134 ist auch diese satirische Darstellung der Macht des Geldes eine Arbeit zu einem illustrierten Flugblatt für den Verlag Paul Fürsts; s. zu den Gedichten Nr. 127, Nr. 129134, Nr. 136f., Nr. 146-149, Nr. 154, Nr. 192, Nr. 195, Nr. 197 und Nr. 202. Der Titel der Druckfassung lautet: Geld/ regirt die Welt. (s. Harms. Bd. 1 (1985), S. 318f.; Paas, 1990, S. 29-31, 359; Stauffer, 2007, S. 166f.). Unter den zweispaltig angeordneten Versen stehen Verlagsname und Jahreszahl: Zu nden bey Paulu# Für‰en/ Kun‰händlern. 1652. Dieser Angabe sowie der Position im Manuskriptumfeld der Birken-Wälder zufolge ist das Gedicht somit Ende 1652 entstanden. Auf dem Kupferstich ist im Vordergrund ein Kavalier zu sehen, der sich in scheinbar amouröser Absicht einer unter einem Baum sitzenden Dame nähert. Der in der oberen linken Ecke abgebildete Gott Amor, der mit Pfeil und Bogen auf das Paar zielt, soll den Augenschein einer erotischen Szene bekräftigen. Doch die Dame ist alles andere als eine Schönheit, und ihre Attraktivität besteht lediglich in ihrem Reichtum, der durch eine mit Münzen gefüllte Geldkassette zu ihren Füßen sowie weitere Münzen in ihrem Schoß angedeutet wird, nach denen der Kavalier die Hand ausstreckt. Die Verse 43-50 des Gedichtes nehmen direkten Bezug auf diese Szene. In Analogie zu der ebenfalls durch eine Frauengestalt repräsentierten VanitasKritik des zum Gedicht Nr. 134 gehörigen Flugblattes demonstriert auch Birkens "Fräulein Geld" (v. 1, 3, 6, 63) die Diskrepanz zwischen Schein und Sein in einer auf materielle Güter fixierten Gesellschaft.
Gedichte 135 und 136, 1652
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Zwei weitere Szenen im Hintergrund des Bildes sind ebenfalls Variationen des Themas: Auf der linken Seite des Paares sieht man eine achtköpfige Gruppe von Männern im Kreis um einen offenen Geldsack tanzen. Über dieser Gruppe steht der Vierzeiler: "O lieben leute schaut, | Gelt ist alhier die Braut. | Darumb man Jtzunt springt, | Wans lustig nach gelt Klingt." V. 66 des Gedichtes ist vermutlich von dieser Szene inspiriert. In der rechten Bildhälfte ist eine Belagerungsszene dargestellt, in der Soldaten eine Stadt und eine Burg angreifen, die mit Geldsäcken und Münzen beschossen werden. Auch diese Szene wird im Kupferstich durch einen Spruch erläutert, der auf der rechten Seite des Paares steht: "Mit disem gwalt und solcher list | Die Vestung balt Erstigen ist." Die Verse 15-19 des Gedichtes beziehen sich auf diesen Bildausschnitt. In der Druckfassung stehen die Verse 1f. nebeneinander direkt unterhalb des Titels und sind durch den darunter angebrachten Kupferstich von den restlichen Versen abgesondert. Die Verse 3-66 stehen zweispaltig (v. 3-34, 35-66) unter dem Bild. Der erste Buchstabe von v. 3 ist besonders groß ausgeführt und bewirkt die Einrückung der Verse 4-6. Auf der rechten und linken Seite der Verlagssignatur steht in der Druckfassung je eine Anmerkung mit vorangestelltem Asterisk als Erläuterung (s. u.) entsprechend markierter Begriffe bzw. Verszeilen. Von diesen Unterschieden sowie Abweichungen der Orthographie und der Interpunktion abgesehen, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 1 um] üm (ebenso 8) – 1 iederman] jederman – 15 liegt] ligt – 30 Kuraß] Küraß – 39 guldne] güldne – 61 den] dem – 62 hatte] hätte 5 Penelope] Penelope, die Frau des Odysseus, wurde während der Abwesenheit ihres Mannes von zahlreichen Freiern umworben; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 612-614. – 9 Da# Gold der Neuen welt die Alte kriegen ma¡t.] S. zu Gedicht Nr. 127, v. 4 im Hispania. überschriebenen Teilgedicht. – 23 Troll] S. zu Text Nr. 130, Z. 38. – 29 die Helden auf der Münz] 'Die auf den Münzen abgebildeten Helden'; s. zu v. 31. – 30 Kuraß] 'Rüstung', 'Panzer'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 5 (1873), Sp. 2809f. – 31 Herzogen] In einer Anmerkung zur Druckfassung steht die Erläuterung Ducaten/ Her”og#gülden. – 32 in der Cammer re¡ten] 'vor Gericht streiten', 'einen Rechtsstreit austragen'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 5 (1873), Sp. 113. – 39f. So ma¡t' e# Jupiter ~ legen.] S. Ovid, Metamorphosen 4, v. 610f.; ebd. 6, v. 112; zum Danae-Mythos s. auch Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 1378f. – 50 i¡ mag den Jlti# ni¡t.] 'mir gefällt dieses verlebte Frauenzimmer nicht'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4, Abt. 2 (1877), Sp. 2061. – 54 man zieht ~ Zehen weisen für.] 'einen reichen Dummkopf zieht man selbst zehn Weisen vor'. – 56 er ko¡t ~ Kohl und Kleyen.] In einer Anmerkung zur Druckfassung steht die Erläuterung Melan¡oley.
Text 136: Die Hennreuterin. 105r T1 CXXXVI.] CXXXVI – 7 Mann] Man (ebenso 9 – 10 Henne) – 9 und] u. (ebenso 10, 18) – 9 der] Kürzel – 10 ni¡t] n (ebenso 13, 14) – 10 ander] mit der-Kürzel – 12 ni¡t#] n (ebenso 17) – 13 genommen] genom en (ebenso 16; ebenso 14 kommen)
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Diese aus der Perspektive einer enttäuschten Ehefrau gegen ihren Mann – einen zukünftigen Hahnrei – vorgetragenen Spottverse sind ein Text für ein illustriertes Flugblatt, von denen Birken ab 1652 mehrere für den Nürnberger Verleger Paul Fürst produziert hat; s. zu den Gedichten Nr. 127, Nr. 129135, Nr. 137, Nr. 146-149, Nr. 154, Nr. 192, Nr. 195, Nr. 197 und Nr. 202. Aufgrund des Manuskriptumfeldes ist das Gedicht vermutlich im Jahr 1652 entstanden. Ein Abdruck der ersten sechs Verse des Gedichtes – des ersten der zwei Epigramme – findet sich auf dem ohne Angabe des Verlages, Autors und Entstehungsjahrs erschienenen Flugblatt Den Hanenreitern i¡ zur S¡ma¡ auf meiner Hennen reite na¡. (s. Paas, 1990, S. 334f., 395; s. Stauffer, 2007, S. 172f.). Darauf ist in zentraler Position eine auf einer Henne reitende Frau abgebildet, die mit ihrer rechten Hand die obszöne Geste der 'Feigenhand' (s. zu v. 2) ausführt. Eine Version dieses Druckes mit einer wohlgekleideten Frau mit Federhut, wobei die Verse "mit kleinen Veränderungen" erscheinen, beschreibt Paas, S. 335, Anm. 169. Auf der rechten Seite der Frau, über dem Kopf der Henne, ist ein Phantasiewappen zu sehen, auf dem über Kreuz eine Ofengabel und ein Spinnrocken über einem Schlüsselbund dargestellt sind. Im unteren Bildteil – durch leichtere Schraffuren als im Hintergrund angesiedelte Szene angedeutet – ist ein aus weiteren 'Hennenreiterinnen' bestehendes Kriegsheer zu sehen. Die Verse 1-6 (das erste Epigramm) stehen zu jeweils dreien innerhalb der Bildplatte links und rechts vom Kopf der Frau. Unterhalb des Bildes enthält das Flugblatt in zweispaltiger Anordnung diese sechs Verse, von denen nur der erste mit dem zweiten Epigramm der Manuskriptfassung übereinstimmt. Ob der Rest von Birken stammt, ist nicht zu erweisen: Mein Mann reitt auf den Han, so reitt i¡ auf der Hennen. Wa# i¡ an ihm beklag, muß i¡ von mir bekennen. Wann er geht neben auß, so geh i¡ neben hin. Pegt do¡ die Henne au¡ die Eyer zu vertragen. Man muß nit alle# Thun, man muß nit alle# sagen. Fürwar i¡ und mein Mann, wir haben einen Sinn. Das von Paas (S. 335, Anm. 169) und Stauffer (S. 173) erwähnte Flugblatt mit dem Titel Der Hanrey werde i¡ Genandt *** Alln Vntrewen Weibern wolbkandt. (s. die Illustration bei Wäscher, 1955, S. 88), das ebenfalls ohne Verlags- oder sonstige Angaben gedruckt wurde, bildet mit Bild- und Versteil das Gegenstück des behandelten Flugblattes. In zentraler Position ist ein auf einem Hahn reitender Mann abgebildet, der als Attribute seines Status als Hahnrei einen mit Hörnern, Eselsohren und Hahnenfigurette geschmückten Hut trägt. Zusätzlich ist er als Brillenträger dargestellt, um seine Blindheit gegenüber dem Tun seiner Frau zu demonstrieren. Um seinen Zustand als 'Gehörnter' anzuzeigen, vollführt er mit dem kleinen Finger und dem Zeigefinger der linken Hand eine entsprechende Geste. Auch in dieser Illustration ist ein – diesmal aus 'Hahnenreitern' bestehendes – Kriegsheer abgebildet. Für die insgesamt zweiundzwanzig Verse dieses Druckes gibt es keinen Manuskriptnachweis im Nachlaß Bir-
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kens. Daß beide Drucke in enger Beziehung zueinander stehen und vermutlich in engem zeitlichen Abstand zueinander veröffentlicht wurden, legen neben der gemeinsamen Thematik sowohl die Illustrationen als auch die Anordnung der Verse in beiden Versionen nahe. Tatsächlich handelt es sich bei den Darstellungen der 'Hennenreiterin' und des 'Hahnenreiters' um jeweils spiegelverkehrt gedruckte Teildarstellungen aus dem ohne Verlagsangaben und ohne Jahr erschienenen französischen Flugblatt LA DISPVTE DES COCVS ET COQVETTES (s. Fuchs, 1983 (1909), S. 152), auf dem beide Ehepartner und ihre Reiterheere einander gegenüberstehend abgebildet sind. Die Verse 7-18 (das zweite Epigramm) der Manuskriptfassung erwecken den Eindruck, als seien sie für den zweiten Teil eines solchen Doppelbildes geschrieben worden. Ein Druck ist nicht bekannt. Von dem anderslautenden Titel, der zweispaltigen Anordnung der Verse sowie Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, weist der Druck gegenüber der Manuskriptfassung des ersten Epigramm keine Unterschiede auf; in v. 7 (erster Vers des zweiten Epigramms) gibt es diese Variante: 7 dem] den 2 werd i¡ dir die Feige zeigen] Die mit dem zwischen Zeige- und Mittelfinger geschobenen Daumen gebildete vulgäre Geste der 'Feigenhand' symbolisiert sowohl den Koitus als auch allgemeine Ablehnung. – 5 deine Fidel ni¡t will geigen] Ebenso wie beim Bogenschießen (v. 11) und Fechten (v. 17f.) handelt es sich um eine bildhafte Umschreibung für das eheliche Werk. – 11 E# hat ~ sein Bogen keine Senne.] vgl. Gedicht Nr. 83, v. 49 – 11 man ›ht# ihm an] Wohl Bezugnahme auf die uns unbekannte Bildvorlage Birkens; s. o. – 14 i¡ bin zum S¡augeri¡t ni¡t in die Laken kommen.] 'Im Ehebett spielt sich nichts ab.'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 8 (1893), Sp. 2343f. Als 'Schaugerichte' wurden aufwendige Tafeldekorationen bezeichnet. – 15 der Bau¡ kein' Ohren hat.] 'Ein hungriger Bauch läßt sich nicht mit Worten abspeisen.'; s. Wander. Bd. 1 (1867), Sp. 246f. Ebenso wie bei dem "S¡augeri¡t" (v. 14) ist hier der ungestillte sexuelle Appetit der Ehefrau gemeint. – 17f. Ein Blödling ~ haut und ‰i¡t.] Kampfbildlichkeit findet sich in zahlreichen Varianten in erotischer Lyrik, auch bei Birken.
Text 137: Die Vier WeltTheile. 105r/v T1 CXXXVII.] CXXXVII Gedicht 1 1 da#] Kürzel; ebenso 2 – 2 Himmel] Him el – 2 der] Kürzel Gedicht 2 1 und] u. – 4 da#] Kürzel Gedicht 3 3 und] u. – 4 wa#] Kürzel
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Gedicht 4 2 da#] Kürzel Ähnlich den Gedichten, welche die Eigenschaften der "Vier HauptLänder" Europas beschreiben (Gedichtgruppe Nr. 127), hat Birken auch diese vier Epigramme anonym für eine Serie illustrierter Kupferstiche verfaßt, die vermutlich durch Paul Fürst (um 1605-1666; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 93) verlegt wurde; s. Paas, 1990, S. 333f., 393f., s. Stauffer, 2007, S. 173-175. Das Manuskriptumfeld legt 1652 als Entstehungsjahr der Gedichte nahe. Die Illustrationen der deutschen Stichserie könnten von Gregor Fentzel (um 1650 tätig; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 11 (1915), S. 391) angefertigt worden sein, der für den Verlag Paul Fürsts tätig war und u. a. für seine Kopien der Arbeiten des niederländischen Malers Marten de Vos (1532-1603; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 34 (1940), S. 555f.) bekannt war; dieser ist auf den vier Kupferstichen als Schöpfer der Stichvorlagen der allegorischen Darstellungen der Kontinente ausgewiesen. Die Flugblattserie mit Birkens deutschen Versen geht auf eine frühere Fassung des niederländischen Kupferstechers und Verlegers Adriaen Collaert (um 1560-1618; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 7 (1912), S. 210) zurück, der die Illustrationen laut Auskunft der Drucke ebenfalls nach den Vorlagen von Marten de Vos ausgeführt hatte. In dieser Stichserie sind die ohne Autornennung gedruckten Distichen in lateinischer Sprache abgefaßt. Birkens deutsche Verse lassen darauf schließen, daß ihm die niederländische Stichserie bekannt war. Doch nur sein Epigramm zum ersten Gedicht zeigt größere Nähe zum lateinischen. Gedicht 1 Die Illustration der unbetitelten Druckfassung (HAB GFentzel AB 3.5) zeigt in zentraler Position die mit reich geschmücktem Harnisch und Helmkrone bekleidete weibliche Figuration des europäischen Kontinents, die in der Linken einen Rebenzweig und in der emporgestreckten Rechten ein Zepter hält. Auf der linken Seite der 'Europa' sind diverse Tierdarstellungen sowie eine Burg auf einer Anhöhe zu sehen. In der rechten Bildhälfte ist, oberhalb zweier Bären, eine Schlachtenszene mit berittenen und lanzentragenden Soldaten zu sehen. Die unter der Illustration zweispaltig angeordneten lateinischen Distichen des Kupferstichs aus der Serie Adriaen Collaerts (HAB Graph. A1: 467a) lauten: Induperatrici decorata EVROPA corona, Orbem quo sedet vt solio regina superbo, Cum numero populi haud poßet superare vel auro, Viribus et valido sibi subdidit inclyta ferro. [Weil die mit der Kaiserkrone geschmückte Europa den Erdball, auf dem sie wie auf einem prächtigen Thron als Königin sitzt, mit der Zahl ihrer Völker oder mit Gold nicht überwinden konnte, hat sie ihn sich mit Gewalt und – wofür sie berühmt ist – ihrem starken Schwert unterworfen.]
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Auch in der deutschen Druckfassung sind die Verse zweispaltig angeordnet. Abgesehen von Abweichungen der Orthographie und der Interpunktion weist diese Fassung keine Varianten auf. 1-3 Gott hat mit mir ~ meiner Hoheit Thron.] Das Kaisertum galt als Weltherrschaft, wie auch die Kirche als Weltkirche verstanden wurde. Das habsburgische Spanien beherrschte auch faktisch den größeren Teil der damals bekannten Welt. – 3f. J¡ s¡i¿e hin zu Feld ~ Mei‰er werden.] Gegen den Edelmetallreichtum der anderen Erdteile wird die auf heimisches Eisen gestützte militärische Stärke der europäischen Länder hervorgehoben. Gedicht 2 In der Illustration der unbetitelten Druckfassung (HAB GFentzel AB 3.7) ist in zentraler Position die in ein prunkvolles Gewand gekleidete weibliche Figuration des asiatischen Kontinents zu sehen, die auf einem knienden Kamel sitzend abgebildet ist und in ihrer Rechten ein Weihrauchgefäß hält. Links von ihr ist unterhalb einer auf einer Anhöhe befindlichen Burg eine Schlachtenszene zu sehen, in der sich zwei mit Lanzen bewaffnete Reiterheere bekämpfen, von denen das rechte durch die Halbmondfahne als dem osmanischen Reich zugehörig ausgewiesen ist. Auf der rechten Seite der 'Asia' sind Giraffen, Kamele und Elefanten abgebildet. Die unter der Illustration zweispaltig angeordneten lateinischen Distichen des Kupferstiches aus der Serie Adriaen Collaerts (HAB Graph. A1: 467c) lauten: Nympha potens spatijs terrarum et divite censu, Hirti ASIE dorso residet spectanda cameli: Quae, virtute velut Europa virisq´ue triumphat, Femineis meritò palmam fert vnica formis. [Die Jungfrau Asien, mächtig durch die Weiten ihrer Länder und großen Reichtum, sitzt auf dem Rücken eines struppigen Kamels: Wie Europa triumphiert sie ob ihrer Tapferkeit und ihrer Männer und erhält wegen ihrer weiblichen Schönheit den Siegespreis.] Auch in der deutschen Druckfassung sind die Verse zweispaltig angeordnet. Abgesehen von Abweichungen der Orthographie und der Interpunktion, weist diese Fassung keine Varianten auf. 1 J¡ bin Europen Fur¡t ~ Tru”.] Reflex der in Europa herrschenden Angst vor den Expansionsbestrebungen des Osmanischen Reiches. – 2 J¡ habe ~ gebohren.] Palästina, das Land der Geburt Christi, gehört zu Asien. – 3 die große Volke#mäng ~ S¡u”.] Die Türken führten für europäische Vorstellungen riesige Armeen in den Krieg. – 4 J¡ hab ~ erkohren.] Kleinasien galt – und war in weiten Teilen – besonders fruchtbar und kulturell entwickelt. Gedicht 3 In der Illustration der unbetitelten Druckfassung (HAB GFentzel AB 3.8) ist in zentraler Position die nahezu unbekleidete weibliche Figuration des afrikanischen Kontinents auf einem Krokodil sitzend
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abgebildet, die in ihrer Rechten einen Myrrhezweig hält, auf der linken Seite der 'Africa' mehrere (Fabel-)tiere und Palmen. In der linken oberen Bildecke sind zwei unbekleidete Menschen vor einem Höhleneingang zu sehen. Links darüber ist ein Aquädukt angedeutet. In der rechten Bildhälfte setzen sich die Tierdarstellungen, u. a. von Schlangen, Löwen, Elefanten und Kamelen fort. An einem Flußlauf sind weitere unbekleidete Menschen dargestellt. Als architektonische Merkmale sind ein Obelisk, eine Festung und ein weiterer Aquädukt zu sehen. Die unter der Illustration zweispaltig angeordneten lateinischen Distichen des Kupferstiches aus der Serie Adriaen Collaerts (HAB Graph. A1: 467b) lauten: Tertia, terga premens crocodili, decolor aestu Perpete, balsameum dextrâ tenet AFRICA ramum: Tertia; sed rerum praestans novitate stupendâ Primas pyramidum fert molibus aeternarum. [Als dritte, den Rücken eines Krokodils drückend und von der andauernden Hitze gebräunt, hält Africa einen Balsamzweig in ihrer rechten Hand: Zwar ist sie die dritte, doch ausgezeichnet durch die erstaunliche Neuheit der Dinge, nimmt sie wegen der Riesenbauten der ewigen Pyramiden die erste Stelle ein.] Auch in der deutschen Druckfassung sind die Verse zweispaltig angeordnet. Abgesehen von Abweichungen der Orthographie und der Interpunktion weist diese Fassung folgende Varianten auf: 1 ni¡t] nit – 2 ‰ra¿] ‰rang# – 2 überm] übern 3 J¡ mehre ~ wa# neue#] Vieles, was den Europäern aus Afrika zum Gesicht kam, war unbekannt und galt infolgedessen als neu. – 4 feu¡te au¡ ~ meine Saaten.] Man wußte seit der Antike von den Bewässerungsanlagen in Ägypten, die das regelmäßig auftretende Nilhochwasser nutzten. Im Bild sind sie – inadäquat – durch die Aquäduktandeutungen präsent. Gedicht 4 In der Illustration der unbetitelten Druckfassung (HAB GFentzel AB 3.6) ist in zentraler Position die bis auf ihren Federkopfschmuck nahezu unbekleidete weibliche Figuration des amerikanischen Kontinents auf einem Gürteltier sitzend abgebildet. In ihrer Linken hält sie eine Streitaxt, in ihrer Rechten einen Bogen. Am Schulterriemen trägt sie einen Köcher mit Pfeilen. In der linken Bildhälfte sind einzelne Szenen dargestellt, welche die wilde Natur der 'America' zusätzlich betonen sollen. Während in der linken oberen Bildecke einige Ureinwohner mit Pfeil und Bogen auf der Jagd nach Tieren sind, zeigt die Szene darunter, in der menschliche Gliedmaßen mit einem Beil zerteilt und über dem Feuer gebraten werden, daß auch Kannibalismus praktiziert wird. Die rechte Bildhälfte, in der mit Rüstungen und Feuerwaffen ausgestattete spanische Soldaten im Kampf gegen nackte, mit Äxten sowie Pfeil und Bogen bewaffnete Ureinwohner zu sehen sind, deutet die jüngere Geschichte des Landes an. Die
Gedichtgruppe 137 und Gedicht 138, 1652
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unter der Illustration zweispaltig angeordneten lateinischen Distichen des Kupferstiches aus der Serie Adriaen Collaerts (HAB Graph. A1: 467d) lauten: Illa quidem nostris dudum non cognita terris, Facta brevi auriferis latè celeberrima venis, Visceribus scelerata suis humana recondens Viscera feralem praetendit AMERICA clavam. [Jene war zwar vor kurzem unseren Ländern noch unbekannt, doch wurde sie in kurzer Zeit weithin sehr berühmt durch goldhaltige Adern. In ihrem eigenen Inneren Unmenschlichkeit verbergend, zeigt America das todbringende Kriegsbeil vor.] Auch in der deutschen Druckfassung sind die Verse zweispaltig angeordnet. Abgesehen von Abweichungen der Orthographie und der Interpunktion weist diese Fassung folgende Variante auf: 2 Slävin] Sclavin –. Während das Bild und das lateinische Epigramm der verbreiteten Vorstellung vom wilden und kannibalischen Amerika entsprechen, zeichnet Birken ein differenzierteres Bild. 1 Europa ~ bekannt.] Erinnerung an die Entdeckung Amerikas und an die früh einsetzenden Missionierungsbestrebungen. – 2-4 Gold ~ Erden.] Hinweis auf die Ausbeutung vor allem Südamerikas durch die spanischen Kolonisatoren. – 4 auf andre Erden] 'in andere Länder'.
Text 138: Jn Herrn Johann Martin Brendel# Medicinae Studiosi StammBu¡. 105v/106r T1 CXXXVIII.] CXXXVIII – T2 Herrn] H. – T2 Johann] J. – T2 Medicinae] Med. – T2 Studiosi] Stud. – 24 wie] w überschrieben – 24 den] überschrieben – 27 ma¡en,] ma¡en. – 29 Sinn] Sin – 33 Chaon#brüder] mit der-Kürzel Dieses Abschiedsgedicht, das aufgrund des Manuskriptumfeldes und des Wortlautes der Verse 1-12 vermutlich im Frühjahr 1652 verfaßt wurde, hat Birken für den befreundeten Medizinstudenten Johann Martin Brendel (gestorben 1653; zu ihm s. Will. Bd. 1 (1755), S. 141f.) geschrieben. Brendel, der am 28./29.6.1651 in Altdorf den Magistergrad erlangt hatte und Poeten gekrönt worden war, muß sich demnach im Herbst 1651 auf den Weg nach Italien gemacht haben, wo er seine medizinischen Kenntnisse erweitern wollte. Dort führte ihn sein Weg über Padua, wo er sich länger aufgehalten hat, nach Neapel, wo er vermutlich gegen Ende des Jahres 1653 gestorben ist; s. Gedicht Nr. 167, v. 14-16. Gedruckte Gedichtbeiträge Brendels sind in den Sammelgratulatorien zu den Hochzeiten von Jacob Wilhelm Löffelholz mit Regina Catharina Scheurl von Defersdorf am 6.10.1651 (s. zu Gedicht Nr. 115) und Johann Hieronymus Imhofs mit Regina Clara Imhof am 24.11.1651 (s. zu Gedicht Nr. 117) enthalten. In einem Brief von Johann Hieronymus Löffelholz aus Altdorf an Birken (PBlO.C.209.1 vom
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18.9.1651) läßt Brendel den Schreiber Grüße bestellen: "Officiosissimam salutem dicit Dominus Magister Brendel." Daß das Verhältnis von gegenseitiger Wertschätzung geprägt war, geht aus je einem in lateinischer Sprache verfaßten Schreiben Birkens und Brendels hervor, die in Birkens Briefarchiv erhalten sind: ein im September 1651 an Brendel nach Padua gerichteter Brief Birkens (PBlO.B.3.1.4 (BETULETUM), 57r/v) sowie einer Brendels vom 14.7.1652 (PBlO.C.33.1) aus Padua. Bei dem in diesem Schreiben erwähnten "Opusculum" Birkens, das sich zum Zeitpunkt der Abreise Brendels noch im Druck befunden hatte und auf Brendels Wunsch hin dem Brief beigefügt worden war, könnte es sich um die Liedersammlung Der Doru# au# J‰rien (s. Stauffer, 2007, S. 128-131) oder die Sammlung De# Frieden# Vermählung mit Teuts¡land (s. ebd., S. 137f.) gehandelt haben. Doch auch anderes kommt in Frage. In seinem Brief vom 14.7.1652 bedankt Brendel sich für Birkens Stammbuchgedicht, von dem dieser durch Karl Gottlieb Fürer (1635-1708; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCLXXIX) eine Abschrift erhalten hatte – sie dürfte die Grundlage für die Eintragung des Gedichtes in die Sammlung S. v. B. Birken-Wälder gewesen sein –, und berichtet von botanischen Studien, die er die letzten zwei Monate in Padua betrieben habe. Von entsprechenden Interessen Brendels ist in v. 10-12 des Gedichtes die Rede. Wie ebenfalls aus diesem Schreiben hervorgeht, gab es zudem Bestrebungen, Brendel in den Pegnesischen Blumenorden aufzunehmen; er bittet Birken um Fürsprache für sein Ersuchen beim damaligen Vorsitzenden Georg Philipp Harsdörffer. Auch einen passenden Ordensnamen hatte er sich bereits ausgesucht: 'Origanion der Wohlgemuthe', abgeleitet von dem Pflanzennamen 'Origanum'. Ein Druck des Gedichtes ist nicht bekannt. 1 Flora] Name der römischen Göttin der blühenden Pflanzen (s zu Gedicht Nr. 4, v. 2) und metaphorische Bezeichnung des Frühlings. – 3 Borea#] Der Kälte und Schnee bringende Gott des Nordwindes und metaphorische Bezeichnung des Winters; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 930. – 5 Zefyr] Der als zeugungsfähig geltende Westwind; s. zu Gedicht Nr. 25, v. 28. – 17f. die i¡ ~ mit meinen heerden] Anspielung Birkens auf sein dichterisches Wirken im Orden der Pegnitzschäfer. – 20 Meditrin'] Meditrina war der Name einer römischen Göttin und bedeutet 'Heilung'; s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 1133f. Hier ist er, wie häufig bei Birken, für den Gesamtbereich der ärztlichen Wissenschaft verwendet. – 21 Hygiea] Die Göttin der Gesundheit; s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 1262f. – 22f. die hei‰ di¡ ~ besehn] 'Die Göttin Hygieia (s. zu v. 21) schickt dich zugunsten Nürnbergs in das am Rande der Poebene gelegene italienische Athen Padua'. Universitätsstädte wurden gerne zum als Inbegriff der Gelehrsamkeit geltenden 'Athen' stilisiert; s. Gedicht Nr. 5. – 30f. Föbu# ~ der Poet und Arzt zuglei¡] Der Sonnengott Föbu# Apollon galt auch als 'Musenprinz' (s. Gedicht Nr. 13, v. 26) und beherrschte zugleich die Heilkunst, die er auf seinen Sohn, den Gott Asklepios übertrug; s. Der kleine Pauly. Bd. 1, Sp. 644-648. – 32f. weitre deiner Sinnen Rei¡ ~ Chaon#brüder.] Chaon und Helenos waren im griechischen Mythos die Söhne des trojanischen Königs Priamos. Einer Sagenvariante zufolge opferte sich Chaon bei einer Pestepidemie für die Bewohner von Epirus, das fortan ihm zu Ehren Chaonien ge-
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nannt wurde; s. Zedler. Bd. 5 (1733), Sp. 1998. Als "Chaon#brüder", mit deren Hilfe Brendel sein Wissen erweitern soll, bezeichnet Birken die Medizinprofessoren der Universität Padua. – 35f. bring un# zwar ~ wieder.] Auslandsaufenthalte wie die vor allem dem Adel vorbehaltenen Kavalierstouren, aber auch Studienreisen galten als wertvolle Möglichkeit eines kulturübergreifenden Erkenntnisgewinns, boten jedoch zugleich Anlaß, Kritik an der Unterwanderung der deutschen Sprache und Kultur durch 'fremde' und 'neuartige' Einflüsse zu üben; s. zu Gedicht Nr. 12, v. 37-61.
Text 139: Jn Monsieur Chri‰of Führer# von Haimendorf StammBu¡. Die Pegni” redet. 106r/v T1 CXXXIX.] CXXXIX – T2 Monsieur] Mr. – T2 von] v. – T2 Haimendorf] H. – T3 StammBu¡] Stam Bu¡ Dieses Gedicht hat Birken für den Nürnberger Patrizier Christoph Fürer von Haimendorf (1634-1690; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCLXXIV) verfaßt. In der Rolle des Kriegsgottes Mars war Fürer einer der neun aus dem Nürnberger Patriziat stammenden jugendlichen Schauspieler, die an Birkens allegorischer Szenenfolge Teuts¡er Krieg#Ab- und Frieden#Einzug mitgewirkt haben, die während des Friedensfestes am 4./14.7.1650 aufgeführt worden war; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 46, 98; Laufhütte, 1998(2), S. 347-357. Zwei Schreiben Fürers, die von seiner Hochachtung dem Gelehrten gegenüber zeugen, sind in Birkens Briefarchiv erhalten. Das erste (PBlO.C.89.1) wurde am 3./13.12.1652 in Altdorf verfaßt, wo Christoph Fürer ein Studium der Rechtswissenschaften begonnen hatte, und ist u. a. ein Reflex auf Birkens Stammbucheintrag, der demzufolge erst nach Fürers – vermutlich vor Beginn des Wintersemesters angetretener – Abreise aus Nürnberg verfaßt worden ist: [...] et solum dixero de isto luculento insignis Tuae benevolentiae testimonio, quod post discessum jam ab urbe meum mihi exhibuisti, quandò gloriosi Tui nominis monumentum philothecae meae insignisti, et adjecto gravissimo, nescio de quibus virtutum mearum indiciis, judicio ubivis gentium me commendabilem reddere conatus es: quod posterius quidem si in me reciperem, nimium quantum in modestiam impingerem: cum verò id ex abundanti erga me amore Tuo promanare certum sit, extitit mihi gratissimum, et pro utroque humanitatis officio gratias habeo immortales [...]. [Und ich werde ausschließlich sprechen von jenem deutlichen Zeugnis Deiner einzigartigen Güte, welches Du mir gewährt hast, als ich schon aus der Stadt abgereist war, indem Du ein Denkmal Deines berühmten Namens in mein Stammbuch geschrieben und durch Hinzufügung eines gewichtigen Urteils über irgendwelche Merkmale meiner Tugenden versucht hast, mich überall empfehlenswert zu machen. Sollte ich dies Zeugnis später auf mich beziehen, würde ich allzusehr gegen die Bescheidenheit verstoßen. Da aber feststeht, daß es aus Deiner überfließenden Liebe gegen
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mich hervorströmt, ist es außerordentlich angenehm und ich danke Dir ewiglich für beide Dienstleistungen Deiner Leutseligkeit.] Das zweite Schreiben Fürers (PBlO.C.89.2) wurde am 14.8.1659 in Nürnberg verfaßt und traf laut Empfangsnotiz am 17.8. bei Birken ein. Es enthält Fürers Bitte um ein zusätzliches weltliches Trauungslied für das Gratulatorium, das zu seiner Hochzeit am 13.9.1659 mit Anna Lucia Löffelholz (16431703; zu ihr s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCLXXIV), gedruckt werden sollte. Birken hat Fürers Brief am 30.8. beantwortet und vermutlich auch gleich das erbetene Lied mitgeschickt, das zusammen mit der Versekloge Feldgedi¡te, zur Ho¡zeit Zweyer Edlen, Lucidan# und Lucianen. (s. zu Gedicht Nr. 157 im Gedichtbuch Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd.1), S. 329-336, 680-691) gedruckt wurde. Der Titel des Gratulatoriums lautet: Feld-Gedi¡t | zu | De# Wohl-Edlen und Ge‰rengen | Herrn | Chri‰oph Fürer#/ | von Haimendor[ in Wol¿-|er#dor[. | Und | Der Wohl-Edlen Viel-Ehrn-Tugendrei¡en | Jungfrauen | AnnLucien/ | Gebohrne Lö[elhölzin von Colberg/ Ho¡zeit-|li¡em Ehren-Fe‰. | So gehalten den 13. Septembr. Jm Jahr 1659. | Nürnberg/ | Gedru¿t bey Wolf Eberhard Felße¿er. (s. Garber, 1974, S. 319; ders. 1997, S. 170 (Nachdruck 2006, S. 300); Stauffer, 2007, S. 274-276). In Birkens Konzeptheften sind Notizen zu zwei lateinischen Antwortschreiben an Christoph Fürer enthalten. Das erste, am 17.1.1653 an Fürer nach Altdorf gerichtet (PBlO.B.5.0.3, 4v), ist lediglich durch eine gestrichene Notiz faßbar. Aus dem zweiten (PBlO.B.5.0.28, 176r-176v) geht hervor, daß es zumindest in den Jahren 1652/53 weitere Briefe Fürers gegeben haben muß und dieser sich 1653 öfters in Regensburg – vermutlich anläßlich des dort abgehaltenen Reichstages – aufgehalten hat. Sein Sohn, Christoph VII. Fürer von Haimendorf (16631732; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCLXXIV), wurde 1680 von Birken als Lilidor der Erste in den Pegnesischen Blumenorden aufgenommen und übernahm 1709 als fünfter Präses dessen Leitung; s. Jürgensen, 2006, S. 514-522. Von Birkens Stammbuchgedicht ist kein Druck bekannt. 7 Freulein Nori#] Die Darstellung der Stadt Nürnberg erfolgt in Analogie zur Personifikation des Flusses Pegnitz als 'Mutter' (s. v. 3) Christoph Fürers. Die Pegnitz wird ansonsten immer männlich personifiziert; vgl. "Vater Pegni”" in Gedicht Nr. 157, v. 52, 54, im Gedichtbuch Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd.1), S. 331. – 9 Neron# Hügel] Umschreibung für den Schübels- oder Rechenberg, auf dem sich die Nürnberger Festung befindet, und Anspielung auf einen der Nürnberger Gründungsmythen, demzufolge sich der Namen der Stadt vom römischen Kaiser Nero herleitet. – 13-18 Vormal# hatt' er ~ Haar.] "er" bezieht sich auf "Neron# Hügel" (v. 9). Birken, dessen Vater ebenfalls früh verstorben war (23.5.1642; s. Prosapia / Biographia, WuK. Bd. 14, S. 22, Z. 26-32), spielt auf den frühen Tod von Fürers Vater Christoph V. Fürer von Haimendorf (1607-1639; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCLXXIII) an. Der in v. 14 erwähnte "Ahn" ist der zur Zeit der Gedichtentstehung noch lebende Christoph Fürer IV. (1578-1653; zu ihm s. Biedermann (ebd.). "deinen Vatter, seinen, meinen" (v. 17) bezeichnet des alten Mannes Rolle als Ersatzvater für Christoph VI., seine reale Vaterschaft für den verstorbenen Christoph V. und seine Funktion als 'Stadtvater' in verschiedenen Ratsfunktionen wäh-
Gedichte 139 und 140, 1652 und 1649
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rend eines halben Jahrhunderts. – 19 Hörte Gott: er solte leben] Angesichts des Alters Christoph Fürers VI. war dieser Wunsch so angebracht wie unrealistisch. Biedermann nennt als Todesdatum den 4.5.1653. – 20f. spat de# Staate# ~ Ne‰or seyn] S. zu Gedicht Nr. 54, v. 83. Angesichts des hohen Alters Christoph Fürers IV. und seiner Rolle im Regiment der Reichsstadt lag diese Benennung nahe.
Text 140: "E# wollen s¡ier falben und fallen die Blätter." 106v/107r T1 CXL.] CXL – 1 und] u. (ebenso 2, 5 (2x), 9, 14, 19, 28, 30, 31, 37 (2x)) – 5 ver‰ummen] mit verKürzel – 5 ver‰ummen] ver‰um en (ebenso 21 ammen – 22, 30 zusammen – 25, 29 Flammen – 27 Flamme – 27, 33 glimmet – 28 zunimmet – 33 ammet – 34 Liebammenden) – 13 besu¡en] belu¡en – 17 ieder] mit derKürzel; ebenso 21 andere – 19 wann] wan – 26 brennend] brenend – 33 ammet] e überschrieben – 34 entzündet] ent überschrieben – 34 Liebammenden] ev. Lieb ammenden Ebenso wie die Gedichte Nr. 77 und Nr. 78 hat Birken auch dieses zur Hochzeit des Nürnberger Patriziers Johann Jacob Pömer von Diepoldsdorff (1614-1669; s. Biedermann, 1748(1), Tab. DLXXVII. A.) mit der Witwe Maria Jahn (17.9.1649) verfaßt. Die drei Gedichte sowie zwei weitere, die in der Sammlung lateinischer Briefe und Gedichte BETULETUM (PBlO.3.1.4, 35v-36v, 48r-49r) stehen, wurden – teils im Namen anderer – in dem zu diesem Anlaß herausgegebenen Sammelgratulatorium gedruckt; s. zu Gedicht Nr. 77. Birkens Gedicht steht dort als fünfzehnter gezählter Beitrag unter dem Titel Ho¡zeitlied. ([Biij]r/v; nicht bei Stauffer). Unter den Versen steht die Widmung Seinem ho¡geehrten Herrn Vettern zu s¡ul-|diger Ehr- und Freundbezeugung | ges¡rieben von | Johann Chri‰oph Pömern. Da Birkens Autorschaft durch die Manuskriptfassung belegt ist, handelt es sich um ein im Auftrag dieses Verwandten (1633-1657; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. DLXXIX) des Bräutigams verfaßtes Gedicht. Im Manuskript steht gegenüber den Versen 1-8 quer zur Hauptbeschriftung auf dem linken Rand ein Rückverweis auf die Seiten mit den Gedichten Nr. 77 und Nr. 78: "diß und folgende# | ad fol. 50. u. 51". Zwischen den Gedichten Nr. 77 und Nr. 78 ist ein waagrechter Trennungsstrich mit zwei senkrechten Doppelstrichen am rechten Ende angebracht, und unter dem Gedicht Nr. 78 steht das || . Quer zur Hauptbeschriftung auf dem rechten Rand damit korrespondierende Einfügungszeichen ____ gegenüber dem Gedicht Nr. 78 steht die stark verschmierte Notiz: "Huc refer | 140]". Birken hatte also ursprünglich das erst spät in die Sammlung eingetragene Gedicht Nr. 140 zwischen die Gedichte Nr. 77 und Nr. 78 oder hinter das Gedicht Nr. 78 einordnen wollen. Die gegensätzlichen Motivkomplexe 'kalte Jahreszeit' und 'flammende Liebe' hatte Birken bereits in dem Hochzeitsgedicht Nr. 4 für den Geistlichen Simon Trandorf verwendet, das vermutlich im Winter 1644/45 entstanden ist. Von der Hinzufügung der Überschrift, der Widmung sowie Unterschieden der Interpunktion und Orthographie abgesehen, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 1 falben und fallen] fallen und falben – 6
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s¡atti¡ten] s¡attigen – 11 veralten] veraltn – 13 nun] nu – 17 ieder] jeder – 17 ie”und] je”und – 26 holz, brennend] Holzbrennend – 29 Lieb-lohenden] Lieb#ammenden – 32 nit] ni¡t – 34 lie¡ten Liebammenden] Liebe#lie¡t-brennenden – 35 mü‹e] mü‹en 35f. die mü‹e ~ Göttli¡e# S¡i¿en.] Der in Hochzeitscarmina übliche Wunsch zahlreicher Nachkommenschaft. Die Ehe blieb jedoch kinderlos; s. Biedermann, 1747(1), Tab. DLXXVII. A.
Text 141: Da# Weiber-A.B.C. 107r-108r T1 CXLI.] CXLI – 1 Da#] Kürzel; ebenso 6, 18a, 18b, 24b, 26b, 31a, 39a, 45a, 54 da# – 1 Felder] mit der-Kürzel; ebenso 2 Wälder – 7 ander – 30a Liederli¡e – 5 und] u. (ebenso 12a, 33a, 37a, 37b, 38a, 54 – 8 der] Kürzel, ebenso 11b (2x), 15b, 17b, 34b, 37b, 39b, 41b, 50a – 10a Hyla#] Hyl. – 10b Silvander] Silv. – 10a Unver‰and] mit ver-Kürzel; ebenso 10b Ver‰and – 21a verdamte – 22a unvers¡ämet – 26a verfüren – 10b Ver‰and] Ver‰a d – 14a männer] män er (ebenso 32a Beginnen – 32b Zu¡tbeginnen – 34b, 50a Sinn – 36b Lu‰beginn – 37b Männer – 40a, 41b Mann) – 16a Dumme# ] Dum e# (ebenso 23b Himmel – 28a, 47 immer – 48b Vollkommenheit) – 31b ni¡t] n (ebenso 32b) – 36a Oberherris¡] drittes r überschrieben – 36b zum] zu – 41a unterlaß] mit -as-Kürzel – 42a Gemüt] t überschrieben – 42a dra¡en 2
1
glei¡e] glei¡e dra¡en – 42a glei¡e] durch Überschreibung aus glei¡en – 42b Glei¡e] l überschrieben Ebenso wie die Gedichte Nr. 79, Nr. 80 und Nr. 81 hat Birken auch dieses zur Hochzeit (17.9.1649) des Osnabrücker Kaufmanns Wilhelm Capell mit der Nürnbergerin Helena Susanna Jahn verfaßt. In dem zu diesem Anlaß herausgegebenen Sammelgratulatorium (s. zu Gedicht Nr. 79) steht die Versekloge als zweiter gezählter Beitrag der Gruppe "Na¡ges¡i¿te." auf den beiden Schlußseiten (Cv[Cij]r). In der erst spät eingetragenen Manuskriptversion steht auf dem rechten Rand (107r) die quer zur Hauptbeschriftung verlaufende Notiz "ad pag. 51.", die die Zugehörigkeit zu dem dort eingetragenen Gedicht Nr. 81 feststellt. Rechts der Titelzeilen dieses Gedichtes findet sich der Vermerk "Huc refer | 141.". Die Vermutung Stauffers (s. ebd., S. 69), daß es sich aufgrund dieser Rangierungsvermerke bei dem voraufgehenden Gedicht Nr. 140 um ein ebenfalls für das Sammelgratulatorium bestimmtes, aber ungedruckt gebliebenes Gedicht handle, ist unzutreffend; s. zu Gedicht Nr. 40. In der Druckfassung wurden sowohl der Titel des Gedichtes als auch die zweispaltige Anordnung der Verse 10-53 übernommen. Der erste Buchstabe von v. 1 ist besonders groß ausgeführt. Reguläre Einrückungen weisen alle Verse des Rahmentextes mit einsilbiger Kadenz auf. Die Namen der beiden Sänger des Binnenteils oberhalb der Verse 10a und 10b sind in der Druckfassung ausgeschrieben. Der Binnenteil ist in kleineren Typen gedruckt als der Rahmenteil. Unterhalb der Verse steht die scherzhafte Widmung "Sang e# eine | Lö[elgan#.", mit der Birken – einem geläufigen Bescheidenheitstopos entsprechend (s. zu den Gedichten Nr. 19, v. 61; Nr. 68, v. 31) – seine Leistung als Dichter gegenüber den anderen
Gedicht 141, 1649
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Beiträgern als heiseres Gansgeschrei dargestellt und zugleich den Begriff des 'Löffelns' als Metapher für die gegenseitige Liebe des Brautpaares einbringt; s. zu Gedicht Nr. 115, v. 21. Von diesen Unterschieden sowie Abweichungen der Orthographie und Interpunktion abgesehen, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 1 Feldlu‰] Feldlu[t – 3 Lu]] Lu‰ – 3 Silvander] Sylvander (ebenso 7) – 11a zeugen] zeigen – 16a nit] ni¡t (ebenso 50b/51b, 57) – 21b abgebi‹en] abgebü‹en – 22b Gotte#fur¡t] Gotte#for¡t – 26a/27a] Versfolge vertauscht; ebenso bei 26b/27b – 26b/27b Jn Freud kan da# Herze] kan da# Herze in Freude – 27b/26b s¡öner] früher – 28a/29a Versfolge vertauscht; ebenso bei 28b/29b – 28a/29b Lügen immer müßen] ihre Klappermäuler – 28b/29b so die Frauen] die da# Frauenzimmer – 29a/28a ihrer KlapperMäuler] Die mit fals¡er Lügen- – 29b/28b ›nd in großer Ehren] Künste ›nd in gro‹er – 30a Liederli¡e] liederli¡en – 31b den] dem – 32b ni¡t] do¡ – 33b überma#] Vberma# – 39a die] der – 40b quillt] qwellt – 42a glei¡e] glei¡ – 42b ie‰ Honig] eu‰ Hönig – 43a angezündt] angezündet – 44a Seu¡e] Seu¡ (ebenso 44b) – 45a windt] windet (ebenso 45b) – 50a/51a Versfolge vertauscht; ebenso bei 50b/51b – 52a/53a Versfolge vertauscht; ebenso bei 52b/53b – 54 beprei‰en und au#s¡alten] bepreiseten und s¡alten – 56 Poesy] Di¡terey – 57 Bräutgam! ihr lobt] Bräutigam ihr – 58 selber] selb‰en – 60 Hause] Eh‰and 3f. al# i¡ dort ~ ZeitVerdruß] Der Sängerwettstreit ist seit Theokrit und Vergil ein Standardmotiv der Eklogendichtung. Schon die erste Nürnberger Ekloge von 1644 stellt es ins Zentrum. – 7f. Silvander, ~ der Hyla#] Diese Namen sind nicht zufällig gewählt. Seit Honoré d'Urfés berühmtem Schäferroman L'Astrée (1607-1627) bezeichnet der Name Hylas den Libertin, der Name Sylvandre den tugendhaft Liebenden; s. zu Gedicht Nr. 62, T2 in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1, S. 549f.). – 13a lä‹t ›¡ s¡on ein Fünklein s¡auen] 'Unverstandes' ist zu ergänzen. – 14f.b Chri‰li¡ ~ deine Noht.] Entsprechung zu der biblischen Definition der Frau als Gehilfin des Mannes; s. Gen 2.18. – 18a da# läge Weib] 'das niederträchtige Weib'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 6 (1885), Sp. 61. – 20a Fürwi”] 'Neugierde'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4, Abt. 1, Teil 1 (1878). – 20f.b Fromkeit ~ abgebi‹en.] Der menschliche Leib wird in Gedichten Birkens häufig als von der Seele zu zügelndes Tier dargestellt, z. B. in dem DankLied, vor Die Gei‰- und Leibli¡e Geburt. (WuK. Bd. 14; S. 11), Z. 7-15. – 24f.a Ho¡mut ~ der un# bra¡t in Ungema¡.] Die in Gen 3.13-24 beschriebenen Konsequenzen des durch die Neugierde Evas verursachten Sündenfalls sind gemeint. – 25b daß ein Kind un# seelig ma¡] Der von einer Frau geborene Christus. – 31a wie da# Gla#.] Zerbrechlich, d. h. unbeständig. – 32b ni¡t] Wahrscheinlich ein Versehen; die Änderung der Druckfassung ist sinnvoll. – 34f.a Neid! ~ er‰li¡ auf die Welt geboren.] Anspielung auf die in Gen 4.1-16 unmittelbar an die Erzählung des Sündenfalls anschließende Geschichte von der Ermordung Abels durch seinen Bruder Kain. – 39a Madenaa#] Ein außerordentlich drastisches, auf die Vergänglichkeit und Eitelkeit des Weiblichen zielendes Schimpfwort. – 39b sonder die der Mens¡ ein Aa#] 'ohne die der Mensch ein zur Verwesung bestimmter Körper ist'. – 41b laß] 'müde', 'erschöpft'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 6 (1885), Sp. 242. – 44a diese Seu¡e] Verstärkung der Rede von v. 15, in der die Frauen als notwendiges Übel bezeichnet werden. – 46a Türkis¡ wüten Fre¡e
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Frauen] Die Expansionsbestrebungen des Osmanischen Reiches wurden – spätestens seit der Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 – aus der Sicht des christlichen Mitteleuropa als Bedrohung wahrgenommen, die es abzuwehren galt. In der Rede des Hylas wird der verderbliche Einfluß der Frauen auf die Männer in die Nähe dieses Bedrohungsszenarios gerückt. – 49b diese# La‰er] 'die Lust zu schmähen'. – 50b ›e] Rückzubeziehen auf "Tugend" (v. 46b). Text 142: Zur Ho¡zeit Herrn Heinri¡ Krolowen#. Consulenten# in Lüneburg und Jungfrauen Magdalenen Wulkowin. Sonnet. 108v T3 Herrn] H. – T6 Jungfrauen] J. – 2 Himmel] Him el – 6 und] u. – 7 behaaret] Zweites a oberhalb der Zeile vor in der Zeile gestrichenem h – 7 beährt] durch Überschreibung und Ergänzung aus behaaret – 8 e#] undeutlich – 11 Segen] S aus s überschrieben Ebenso wie die Gedichte Nr. 99, Nr. 143, Nr. 144 sowie das in Birkens Sammlung lateinischer Gedichte und Briefe BETULETUM (PBlO.B.3.1.4., 46v-47v) enthaltene Epithalamion Heinrici Krolovij Consiliarij Lünaeburgensis et Magdalenae Wulkoviae, Nubtiis. wurde auch dieses Sonett zur Hochzeit (29.10.1649) des Schwagers Joachim Pipenburgs (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 58) und späteren Bürgermeisters von Lüneburg, Heinrich Krolow (gestorben 1666), mit der Tochter des Lüneburger Bürgermeisters Wilhelm Wulkow, Magdalena Wulkow, verfaßt; s. in Birkens Autobiographie: "4. Pastorale, in nuptias Krolovias." (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 45m12f.; s. ebd. Z. 16-20). In dem zu diesem Anlaß gedruckten Sammelgratulatorium, das auch Birkens Prosaekloge Ho¡zeitli¡e# S¡äferGedi¡t in Bespre¡ung der Pegni”hirten übersendet von Floridan. enthält (Br-Ciiv; s. Stauffer, 2007, S. 7578; s. zu Gedicht Nr. 99), bildet das Sonett die erste Hälfte des aus den Gedichten Nr. 142 und Nr. 143 zusammengesetzen Doppelsonetts mit dem Titel Kling-Gedi¡t. (A3r), das als dritter gezählter Beitrag geführt wird. In der Manuskriptfassung steht rechts auf Höhe der Gedichtnummer die Notiz "ad paginam 64.b.", mit der Birken die Zugehörigkeit des Sonetts zum Gedicht Nr. 99 (64v/65r) markiert hat. Der Rückverweis "Hieher 142 | 143. 144." auf die drei erst später in die Sammlung S. v. B. BirkenWälder eingetragenen Hochzeitsgedichte steht im Manuskript auf Höhe der Verszeilen 6-8 des Gedichtes Nr. 98 quer zur Hauptbeschriftung auf dem linken Rand. Gegenüber den beiden Sonetten Nr. 142 und Nr. 143 steht quer zur Hauptbeschriftung auf dem linken Rand die zweizeilige Notiz "Hierinn und auf beyde Wappen, der Krolowen Kron-Lewen, und der Wul-|kowen (Wolk-auen) Sonne, Mond und Sternen, abgesehen." In der Druckfassung steht eine abgewandelte Version dieser heraldischen Erläuterung dreizeilig unter dem Doppelsonett (A3r): "Da# Absehen i‰ hierinn auf der beyden Nahmen und Wappen. Der Krolo-|wen (F. W. Kron-Löwen) Wappen i‰ ein gekrönter Löw: der Wülkowen (F. W. | Wolken-auen) die Sonne der Mond und etli¡e Sternen." Der erste Buchstabe von v. 1 ist im Druck besonders groß ausgeführt. Die Verse 2-4, 6, 8, 11 und 13f. sind eingerückt. Abgesehen von diesen Unterschieden, dem Fehlen der
Gedichte 142, 143 und 144, 1649
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Überschriftgruppe sowie Abweichungen der Orthographie und der Interpunktion, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 6 s¡wangre] swangre – 7 behaaret und beährt] beähret und behäärt 1 Wann die Sonn tritt in den Lewen] Das Spiel mit den beiden Familienwappen ist besonders reizvoll, weil es auch die astrologische Konstellation des Hochzeitstermins ausdrückt. – 8 daß e# gebe viel zu meyen] 'damit es viel zu mähen gibt'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 6 (1885), Sp. 1902. Der in Epithalamien übliche Wunsch zahlreicher Nachkommenschaft ist hier in die darin ebenfalls geläufige Metaphorik des Ackerbaus und der Erntezeit gekleidet.
Text 143: Sonnet. 108v 1-4 Lew ~ Seelen.] Reihenfolge der Verse vertauscht; Rangierung durch hinter den Verszeilen nach durchgehendem senkrechtem Strich angebrachte Zahlen: 2, 3, 4, 1 – 5 Sie] S aus s überschrieben – 10 und] u. (ebenso 11) – 10 Himmel#gun]] Him el#gun] Ebenso wie das voraufgehende wurde auch dieses Sonett zur Hochzeit (29.10.1649) Heinrich Krolows mit Magdalena Wulkow verfaßt und bildet in dem zu diesem Anlaß gedruckten Sammelgratulatorium die zweite Hälfte des Doppelsonetts mit dem Titel Kling-Gedi¡t. (A3r; s. zu Gedicht Nr. 142). Wie im Sonett Nr. 142 wird mit Elementen der beiden Familienwappen gespielt. In der Druckversion sind die Verse 2-4, 6-8, 10f. und 13f. eingerückt. Abgesehen von diesen Unterschieden sowie Abweichungen der Orthographie und der Interpunktion, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 2 ma¡ du] du ma¡ – 4 vermählte] vermählten – 5 zehlen] zählen 2 Wandel-Mond] Der Mond als Sinnbild der Unbeständigkeit ist gemeint. – 3f. Aber Sternen! ~ vermählte Seelen.] Die Anrede "Sternen!" meint den Himmel; die "Sterne", die er schicken soll, sind Sinnbilder beständigen Glücks. – 6 Zährn] 'Tränen', 'Tropfen'. – 8 wan den Tag die Nä¡te ‰ehlen] Zum Zeitpunkt der Hochzeit waren die Nächte schon deutlich länger als die Tage.
Text 144: Ho¡zeit-Emblema. 109r T4c Granat-] zweizeilig rechts auf dem Rand; Einfügungszeichen davor und in der Zeile – T4c Baum] Bau – 2 Stamm] Stam (ebenso 8, 14; ebenso 6 Stämme – 16 Sommer) – 2 und] u. (ebenso 8, 9, 14) Ebenso wie die beiden voraufgehenden Gedichte sowie das Gedicht Nr. 99 sind auch diese drei Epigramme in dem Sammelgratulatorium enthalten, das zur Hochzeit (29.10.1649) Heinrich Krolows mit Magdalena Wulkow gedruckt wurde; s. Stauffer, 2007, S. 75-78. Anders als im Manuskript sind die Strophen in der als vierter gezählter Beitrag geführten Druckfassung (A3v) nebeneinander mit darü-
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bergesetzten Zahlen angeordnet. Darüber sind drei von achteckigen Zierrahmen eingefaßte Kupferstichembleme angebracht, über denen die Bildüberschriften "Belobt gespro##en; Verliebt geo##en; Gelabt geno##en." stehen. Den Erläuterungen der Manuskriptfassung entsprechend, sind auf den Illustrationen abgebildet: zwei Hände, die einen Baumstumpf mit zwei belaubten Zweigen okulieren; der zu einem viele Zweige und Blätter tragenden Baum gewachsene Baumstumpf; der, nun Früchte tragende Baum. Daß es sich dabei um einen Granatapfelbaum handelt, ist der Illustration der Druckfassung nicht zu entnehmen. Auch die beiden entsprechenden Hinweise der Manuskriptfassung fehlen hier. Unter den Versen steht in der Druckfassung eine lateinische Widmung, die eine genauere Bestimmung des Entstehungszeitpunkts der Glückwunschgedichte ermöglicht: "Pegaseo, id est alato calamo inter seria | deprop. Norimb. K. Octob. cI Ic I L. | Sigismundus Betulius, | Juris Cultor & Poeta Caes." [Mit Pegasischer, das heißt mit geflügelter Feder, schrieb es eilig zwischen ernstlichen Dingen in Nürnberg am 1.10.1649 Sigmund Birken, der Rechte Beflissener und gekrönter Poet.] Vom Fehlen der Titelzeile und den Bildbeschreibungen, der Hinzufügung der Illustrationen und ihrer Überschriften, der anderen Anordung der Strophen sowie Abweichungen der Orthographie und der Interpunktion abgesehen, gibt es folgende Varianten der Druckfassung: 7 ges¡ränkt] geskränkt – 7 ges¡lo##ne#] gesloßne# – 13 belobte#] gelobte# – 15 geno##nem] genoßnen – 17 war] Waar –. In der Manuskriptversion steht auf dem rechten Rand quer zur Hauptbeschriftung der Verse 1-18 die zweizeilige Notiz: "Diß und beyde vorige, gehören in die S¡ä-|ferei Hirkano und Magdali#." Sie bezieht sich nicht etwa auf die mit dem Sammelgratulatorium von 1649 zusammengebundene Ekloge Ho¡zeitli¡e# S¡äfer-Gedi¡t in Bespre¡ung der Pegni”hirten übersendet von Floridan., sondern auf deren teilweisen Wiederabdruck in der Ekloge Floridan# | Krieg#- | und | Frieden#-|Gedä¡tni#. | Jm | Teuts¡en Frieden#-Jahr | MDCL. im ersten Teil der PEGNESJS (1673; S. [121]-210; s. Stauffer, S. 78). Anders als in dem Druck von 1649 werden dort in § 66 unter der Kopfrubrik Vermählter Hirkano. (S. 202) die Schäferpseudonyme der Brautleute genannt und die Entstehungsfiktion der als Gemeinschaftspublikation der Pegnitzschäfer deklarierten Ekloge (s. zu Gedicht Nr. 99) wiedergegeben. Die Gedichte des Sammelgratulatoriums sind jedoch nicht in der PEGNESJS-Fassung enthalten. 12 säiten-einig] Auf der Kupferstichillustration der Druckfassung ist vor der Abbildung des Baumes eine Lyra zu sehen. – 14f. bald wird tragen ~ Frü¡te von geno‹nem Samen] Der in Hochzeitscarmina übliche Wunsch zahlreicher Nachkommenschaft wird sinnbildlich durch die an Samenkörnern reichen "Granatäpfel" (v. 18, Anm.) repräsentiert. – 16 dort im Sonn- und Sommer-Jahr] Der prognostizierte Geburtstermin findet sich auch in der Ekloge Ho¡zeitli¡e# S¡äfer-Gedi¡t in Bespre¡ung der Pegni”hirten übersendet von Floridan. in v. 9-12 eines Glückwunschgedichtes ([Biv]v) Floridan# / Birkens: Dem wehrte‰en Bräutgam wird heute die Jungfrau aufgehen; Na¡ Jahre#fri‰ sollen die Zwilling im Thierekrei# ‰ehen.
Gedicht 144 und Gedichtgruppe 145, 1649 und 1652/53
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Du nde‰/ zähl wann die Neun Monden au# seyn/ daß e# ri¡tig tri[t ein. * * Von dem Ho¡zeittag/ kur” vor wel¡em die Sonne au# dem Zei¡en der Jungfrau gangen/ ›nd 9. Monden bi# auf da# Zei¡en der Zwillinge. 18 s¡ön gekrönt* herfür ›e kamen.] Der Blütenkelch der Granatäpfel bleibt nach der Blütezeit auf der Frucht zurück und erinnert durch seine Form an eine Krone. Text 145: Die Vier Complexiones oder Natur-Arten. 109r/v T1 CXLV.] CXL (V überschrieben) – T2f. Die Vier ~ Arten.] Überwiegend lateinische Schreibung – T2 oder] mit der-Kürzel Gedicht 1: T die Sanguinische] Überwiegend lateinische Schreibung – 2 da#] Kürzel – 3 und] u. Gedicht 2: T 2.] 2 – T die Phlegmatische] Überwiegend lateinische Schreibung – 2 Sinn] Sin – 2 und] u. Gedicht 3: T 3.] 3 – T die Cholerische] Überwiegend lateinische Schreibung – 1 braun] brau – 2 und] u. (ebenso 3) – 2 Flammen] Flam en – 4 können] kön en Gedicht 4: T die Melancholische] Überwiegend lateinische Schreibung – 3 Jngrimmis¡] Jngrim is¡ – 3 und] u. – 4 da#] Kürzel Die vier Epigramme sind vermutlich Texte für Flugblätter, die Birken ab 1652 für den Kunsthändler und Verleger Paul Fürst (um 1605-1666; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 93) anonym produzierte; s. Stauffer, 2007, S. 164; s. zu den Gedichten Nr. 127, 129-137, Nr. 146-149, Nr. 154, Nr. 192, Nr. 195, Nr. 197, Nr. 202. Weitere Gedichte dieser Art, von denen einige zusammen mit vierteiligen Kupferstichen gedruckt wurden, sind Nr. 137: Die Vier WeltTheile., Nr. 151: Die vier ErzMonar¡en., und Nr. 152: Die Vier Jahr-Zeiten. Wahrscheinlich sind auch diese Gedichte gedruckt worden, es gibt aber keinen Nachweis. Birkens Beschreibung der vier Temperamente könnte auf eine vierteilige Flugblattserie des niederländischen Kupferstechers Raphael Sadeler zurückgehen, (zu ihm s. ADB. Bd. 30 (1890), S. 164f.; s. Thieme / Becker. Bd. 29 (1935), S. 299-302), die nach Vorlagen des Malers Marten de Vos (15321603; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 34 (1940), S. 555f.) in Antwerpen publiziert worden war. Das hier benutzte Exemplar der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel trägt die Signatur HAB. Graph. Res. D. 231. In allen Fassungen der vier Kupferstiche sind in zentraler Position eine Frau und ein Mann zu sehen, die durch ihre Körperhaltung sowie um sie herum gruppierte Gegenstände und Hintergrundszenen als Figurationen der antiken Elemente- und Humorallehre (s. u.) erkennbar sind, die trotz der sich im Laufe des 16./17. Jahrhunderts etablierenden empirisch-experimentellen medizinischen Forschungsansätze noch als gültige Lehrmeinung verbreitet war. In der Mitte des oberen Randes sowie auf der rechten und linken Seite eines jeden Bildes sind Symbole der mit diesen Konstituti-
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onstypen korrespondierenden Tierkreiszeichen angebracht. Oberhalb der Illustration eines jeden Blattes steht in der Mitte die lateinische Bezeichnung des jeweils abgebildeten Temperamentes. Bei allen vier Illustrationen ist oberhalb der Mitte des unteren Randes eine der Zahlen 1-4 zur Bezeichnung der Reihenfolge der Blätter angebracht. Die Abfolge der vier Temperamente in Birkens Epigrammen ist dieselbe. Unterhalb der Kupferstiche stehen zwei zweispaltig angeordnete lateinische Distichen, in denen die physischen und charakterlichen Merkmale der vier Temperamente beschrieben werden. Gedicht 1: Die lateinischen Distichen des Kupferstiches mit der Überschrift SANGVINEVS lauten: Vena tumet, rubet et ridet, lasciuit et audet, Et placet ebrietas, et male sanus amor, Et luxus, luxuque malo coniuncta voluptas, Cui nimius pleno corpore sanguis inest. [Die Ader schwillt an, er errötet und lacht, er ist ausgelassen und wagemutig, sowohl berauschendes Getränk als auch die Sinne betörende Liebe gefallen ihm, ebenso wie Wohlleben und die damit verbundenen Ausschweifungen. Sein Körper ist übervoll an Blut.] Auf der Illustration des Kupferstichs ist in zentraler Position ein junges Paar abgebildet, das von mehreren Hintergrundszenen eingerahmt ist, in denen weitere Paare bei ausgelassenen Vergnügungen in der frühlingshaften Natur zu sehen sind. Auf der linken und rechten Seite sowie in der Mitte des oberen Randes des Bildes sind die mit dem Element der Luft assoziierten astrologischen Symbole Zwillinge, Waage und Wassermann angebracht. 4 Blutrei¡ ~ sol¡er arte.] Die Elementarlehre des vorsokratischen Philosophen Empedokles (490-430 v. Chr.; zu ihm s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 258-260) und die Viersäftelehre des Arztes Hippokrates (um 460-370 v. Chr.; zu ihm s. ebd., Sp. 1169-1172) wurden von dem griechischen Arzt Galenos (um 129-199/216; zu ihm s. ebd., Sp. 674f.) zu einem Erklärungsmodell menschlicher Erkrankungen systematisiert. Seine Humoralpathologie ging davon aus, daß aus dem Mischungsverhältnis (lat.: complexio) der vier Körpersäfte Schleim, Blut, gelbe und schwarze Galle vier unterschiedliche menschliche Charaktere und spezifische Krankheitsbilder abgeleitet werden konnten. Ein überproportionales Vorkommen des als Repräsentant des Elements der Luft aufgefaßten Blutes bedingt demnach die in v. 1-3 der Fassung Birkens beschriebenen somatischen und emotionalen Zustände. Gedicht 2: Die lateinischen Distichen des Kupferstiches mit der Überschrift PHLEGMATICVS lauten: Nil sapit, os humet, fastidit somniat vndas, Arguitur lentae crimine pigritiae.
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Segniaque obliquat male mundus pectora torpor Humida cui nimio Phlegmate membra madent. [Er ist einfältig, sein Mund ist feucht, er ist wankelmütig und träumt von Wellen, Er wird zäher Trägheit beschuldigt. Die unanständige Faulheit beugt ihm die schlaffe Brust, dem die Gliedmaßen in allzugroßer Trägheit schwitzen.] Auf der Illustration des Kupferstichs ist in zentraler Position ein auf einem beschädigten Boot sitzender Mann zu sehen, dem von der ihm gegenüberstehenden Frau Fische gereicht werden. Im Hintergrund ist eine maritime Szene mit verschiedenen Methoden des Fischfangs zu sehen. Auf der linken und rechten Seite sowie in der Mitte des oberen Randes des Bildes sind die mit dem Element des Wassers assoziierten astrologischen Zeichen Krebs, Fische und Skorpion angebracht. 3f. der S¡leim ~ ein Feu¡te# wesen hege.] Bei der phlegmatischen Konstitution ging man von einem überproportionalen Vorkommen des Elements des Wassers im Körper aus, das durch den Schleim repräsentiert wurde. Gedicht 3: Die lateinischen Distichen des Kupferstiches mit der Überschrift CHOLERICVS lauten: Tinnit ab aure, sitit, furit, ardet, somniat ignes, Insanas caedes, armaque mixta metu. Atque truces inimicitias, feralia bella: Cui nimius Cholerae corpora sanguis agit. [Es dröhnt vor dem Ohr, er dürstet, wütet, brennt und träumt von Feuer, von rasenden Gemetzeln und furchterregenden Waffen. Und er sinnt auf wilde Feindschaften und todbringende Kriege, dem das Blut zu sehr die Produktion von Galle anregt.] Auf der Illustration des Kupferstichs ist in zentraler Position ein auf allerlei Kriegsgerät sitzender, als der Kriegsgott Mars kenntliche Mann abgebildet, dem eine durch Korngarben und Sichel als weibliche Figuration der Göttin Ceres dargestellte Frau gegenübergestellt ist. Im Hintergrund sind mehrere Kampf- und Kriegsszenen und brennende Gebäude zu sehen. Auf der linken und rechten Seite sowie in der Mitte des oberen Randes des Bildes sind die mit dem Element des Feuers assoziierten astrologischen Zeichen Widder, Löwe und Schütze angebracht. 1f. der Leib i‰ braun und heiß. ~ Flammen weiß.] Bei der cholerischen Konstitution ging man von einem überproportionalen Vorkommen des Elements des Feuers im Körper aus, das durch die gelbe Galle repräsentiert wurde.
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Gedicht 4: Die lateinischen Distichen des Kupferstiches mit der Überschrift MELANCHOLICVS lauten: Anxius et niger est, timet omnia tristia, dormit, Et violentus atro manat ab ore furor, Jnsomnesque agitat uiolento examine curas: Mole sua bilis quem nimis atra premit. [Er ist ängstlich und düster, fürchtet alles Traurige, ist schläfrig, und ungestümer Zorn strömt vom traurigen Mund, schlaflos machende Sorgen wälzt nach wüster Prüfung, den die schwarze Galle allzu sehr belastet.] Auf der Illustration des Kupferstichs sind in zentraler Position eine sitzende Frau in klagender Pose und ein ihr zu Füßen liegender Mann abgebildet, unterhalb zerbrochene Krüge und Haushaltsgegenstände. Im Hintergrund sind rechts oben mehrere zerfallene Häuser und links unten eine Gerichtsszene zu sehen. Auf der linken und rechten Seite sowie in der Mitte des oberen Randes des Bildes sind die mit dem Element der Erde assoziierten astrologischen Symbole Stier, Jungfrau und Steinbock angebracht. 1-4 Die Haut, i‰ s¡warz ~ einges¡ a[en.] Bei der melancholischen Konstitution ging man von einem überproportionalen Vorkommen des Elements der Erde im Körper aus, das durch die schwarze Galle repräsentiert wurde.
Text 146: Mit Tod#-gefahr gesu¡te Leben#mittel. 109v T1 CXLVI.] CXLVI – 1 der] Kürzel – 2 da#] Kürzel – 2 Finger] mit -er-Schlaufe – 3 und] u. (2x) – 4 genug,] Komma nachträglich eingefügt Ebenso wie die drei folgenden hat Birken dieses Gedicht zu einer vierteiligen Kupferstichserie des Nürnberger Kupferstechers und Verlegers Paul Fürst (um 1605-1666) verfaßt, für dessen illustrierte Flugblätter er ab 1652 anonym eine Reihe von Gedichten produziert hat; s. zu den Gedichten Nr. 127, Nr. 129-137, Nr. 147-149, Nr. 154, Nr. 192, Nr. 195, Nr. 197, Nr. 202. Fürsts Stichserie entstand auf der Grundlage der Druckplatten einer um das Jahr 1595 publizierten Serie des Verlegers Joris Hoefnagel (1542-1600; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 17 (1924), S. 193-195); s. Sellink / Leeflang, 2000, S. 192-197; s. Sellink / Orenstein, 2006, S. 162f. Wie die Illustration zur Druckfassung des Gedichtes Nr. 149 wurde die Radierung nach einer Zeichnung des niederländischen Malers Cornelius Cort (1533-1578; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 7 (1912), S. 475-477) von Simon Novellanus (um 1576; zu ihm s. ebd.. Bd. 25 (1931), S. 529) angefertigt. In zentraler Position ist ein an einer Felsenküste gestrandetes Schiff zu sehen. Rechts unterhalb des Wracks sind mehrere an den Strand gespülte Gegen-
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stände und ertrunkene Opfer des Schiffbruchs abgebildet. Unter der Illustration sind zweispaltig zwei lateinische Distichen und ein darübergesetztes Motto angebracht: NONNE ILLE EST MORTIS STIPENDIARIVS, QVI MORTE QVAERIT VNDE VIVAT? Ô mortale lutum et ventis obiecta lucerna, I nunc et ventis animam committe, dolato Confisus ligno, digitis a morte remotis Quatuor, aut septem si sit latissima taeda. [Ist nicht derjenige Schuldner des Todes, der mit Todesgefahr sucht, wovon er leben will? O aus Erde gemachter Sterblicher und den Winden preisgegebenes Lebenslicht, geh jetzt und vertraue deine Seele den Winden an im Vertrauen auf das aus Holz gezimmerte Schiff mit vier Fingern Abstand zum Tod oder sieben, wenn die Planken besonders dick sind.] In dem Druck Paul Fürsts, der im Germanischen Nationalmuseum unter der Signatur GNM St N 238, fol. 60 erhalten ist (s. Stauffer, 2007, S. 178), wurden die lateinischen Verse durch Birkens zweispaltig und ohne Überschrift angeordnetes Gedicht ersetzt und rechts unten die Zahl "i." hinzugefügt. Die Reihenfolge der Gedichte in der Flugblattserie (GNM St N 238, fol. 60-63) entspricht jener der Gedichte Nr. 146-149 in der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder. Abgesehen von der fehlenden Überschrift sowie Unterschieden der Orthographie und Interpunktion, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 2 einen] einem – 2 da#] da – 2 4] vier – 4 davon] wovon
Text 147: Mittel‰raß die bä‰e. 110r 1 Jcaru#] u# durch Überschreibung und Ergänzung aus -us-Kürzel; Unterlänge ungestrichen – 1 zuho¡] durch Zusammenziehung und Überschreibung aus zu Ho¡ – 1 hernider] mit der-Kürzel – 2 der] Kürzel; ebenso 5, 6 – 5 himmel] him el – 5 verzehren] mit ver-Kürzel Ebenso wie das voraufgehende hat Birken dieses Gedicht zu einer vierteiligen Kupferstichserie des Nürnberger Kupferstechers und Verlegers Paul Fürst (um 1605-1666) verfaßt, die dieser nach den Vorlagen einer um 1595 publizierten Serie von Flugblättern des Verlegers Joris Hoefnagel (15421600; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 17 (1924), S. 193-195) kopiert hatte; s. Sellink / Leeflang, 2000, S. 192-197; s. Sellink / Orenstein, 2006, S. 162f. Die Illustration zur Druckfassung des Gedichtes Nr. 147 wurde der Bildlegende zufolge nach Entwürfen angefertigt, die Pieter Bruegel der Ältere 1553 in Rom geschaffen hatte. Zu sehen ist eine Flußlandschaft mit mehreren Segelschiffen. Im obersten Bildbereich sind links von der Mitte die Figuren Daedalus und Ikarus während des Sturzes des letzteren abgebildet. Beide Figuren wurden – ebenso wie Merkur und Psyche auf der folgenden Radierung (s. zu Gedicht Nr. 148) – vom Verleger Hoefnagel nachträglich in die Druckplatte gestochen; s. Schulze
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Altcappenberg / Thimann, 2007, S. 164f. Die beiden zweispaltig unter der Illustration angeordneten lateinischen Distichen und das darübergesetzte Motto dieser Fassung lauten: INTER VTRVMQVE VOLA, MEDIO TVTISSIMVS IBIS. Qui fuit vt tutas agitaret Daedalus alas? Icarus immensas nomine signet aquas? Nempe quod hic alté, demissius ille volabat: Nam pennas ambo non habuere suas. [Flieg zwischen beiden, in der Mitte wirst du am sichersten gehen. Wie kam es, daß Daedalus seine Flügel sicher bewegte, daß Ikarus das Meer mit seinem Namen bezeichnete? Offenbar, weil dieser hoch flog und jener tiefer: Denn beide hatten nicht eigene Federn.] Im Druck Paul Fürsts, der im Germanischen Nationalmuseum unter der Signatur GNM St N 238, fol. 61 erhalten ist (s. Stauffer, 2007, S. 179), wurden die lateinischen Verse durch Birkens zweispaltig und ohne Überschrift angeordnetes Gedicht ersetzt und rechts unten die Zahl "2." hinzugefügt. Abgesehen von der fehlenden Überschrift sowie Unterschieden der Orthographie und Interpunktion, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 2 s¡milzt] s¡mel”t – 5 ni¡t] nit 1 Fleugt Jcaru# zuho¡] Zur Ikarus-Erzählung s. Ovid, Metamorphosen 8, v. 183-235. Die Wendung "MEDIO TVTISSIMVS IBIS" im Titel des lateinischen Epigramms stammt allerdings aus der Phaeton-Erzählung ebd. 2, v. 137. – 4 Kreü¡ nit ~ bes¡weren:] Das Bildmotiv des Klebens an der Erde begegnet häufig bei Birken; s. zu Gedicht Nr. 148, v. 4.
Text 148: Kun‰ und Wi” la‹en ni¡t ‰erben. 110r T2 und] u. (ebenso 3, 5) – T2 la‹en] zweites s aus dem Schlußteil der ß-Ligatur überschrieben; en oberhalb der Zeile – T2 ‰erben] ‰erbe – 1 Dort] D überschrieben – 1 himmelan] him elan (ebenso 4 immer) – 4 klebt] e überschrieben; ev. aus u – 4 der] Kürzel – 6 ligen] durch Überschreibung aus liegen Ebenso wie die beiden voraufgehenden hat Birken dieses Gedicht zu einer vierteiligen Kupferstichserie des Nürnberger Kupferstechers und Verlegers Paul Fürst (um 1605-1666) verfaßt, die dieser nach den Vorlagen einer um 1595 publizierten Serie von Flugblättern des Verlegers Joris Hoefnagel (15421600; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 17 (1924), S. 193-195) kopiert hatte; s. Sellink / Leeflang, 2000, S. 192-197; s. Sellink / Orenstein, 2006, S. 162f. Auch die Illustration zur Druckfassung des Gedichtes Nr. 148 wurde der Bildlegende zufolge nach Entwürfen angefertigt, die Pieter Bruegel der Ältere 1553 in Rom geschaffen hatte. Zu sehen ist eine Flußlandschaft mit Schiffen und einer Burg. Bei dem in der
Gedichte 148 und 149, 1652/53
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oberen rechten Ecke abgebildeten Figurenpaar handelt es sich um die Entführung Psyches durch Merkur, die – ebenso wie Daedalus und Ikarus auf der ersten Radierung (s. zu Gedicht Nr. 147) – vom Verleger Hoefnagel nachträglich in die Druckplatte gestochen worden ist; s. Schulze Altcappenberg / Thimann, 2007, S. 164f. Die beiden zweispaltig unter der Illustration angeordneten lateinischen Distichen und das darübergesetzte Motto dieser Fassung lauten: ARTI ET INGENIO STAT SINE MORTE DECVS. Pulcher Atlantiades Psychen ad Sydera tollens, Jngenio scandi sydera posse docet. Ingenio liquidum possim cons〈c〉endere Caelum, Si mundi curas fata leuare velint. [Durch Kunst und Geist besteht Ehre ohne Tod. Indem der schöne Enkel des Atlas Psyche zu den Sternen emporhebt, lehrt er uns, daß man durch Geist zu den Sternen emposteigen kann. Durch Geist kann ich zum klaren Himmel hinaufsteigen, wenn das Schicksal mir die Sorgen erleichtern will.] Im Druck Paul Fürsts, der im Germanischen Nationalmuseum unter der Signatur GNM St N 238, fol. 62 erhalten ist (s. Stauffer, 2007, S. 179), wurden die lateinischen Verse durch Birkens zweispaltig und ohne Überschrift angeordnetes Gedicht ersetzt und rechts unten die Zahl "3." hinzugefügt. Abgesehen von der fehlenden Überschrift, weist die Druckfassung nur Unterschiede der Orthographie und Interpunktion auf. 1 Majensohn] Hermes, der Psyche in den Olymp erhob, war der Sohn der Nymphe Maja, einer Tochter des Atlas, worauf das lateinische Epigramm anspielt. Das Märchen von Amor und Psyche, das hier zugrunde liegt, ist durch Apuleius, Metamorphosen 4, v. 28-6, v. 26 überliefert; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 1213; s. Tripp, 2001, S. 459-461. – 4 der grobe ~ Erd.] Zum öfters von Birken verwendeten Motiv des Klebens an der Erde s. zu Gedicht Nr. 1, v. 7-12.
Text 149: Unverderbli¡e Güter. 110r T1 CXLIX.] CXLIX – 2 und] u. (ebenso 5) – 2 Glieder] mit der-Kürzel; ebenso 6 sonder – 4 s¡wimmt] s¡wim t Ebenso wie die drei voraufgehenden hat Birken dieses Gedicht zu einer vierteiligen Kupferstichserie des Nürnberger Kupferstechers und Verlegers Paul Fürst (um 1605-1666) verfaßt, die auf der Grundlage der Druckplatten einer um das Jahr 1595 entstandenen Serie des Verlegers Joris Hoefnagel (1542-1600; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 17 (1924), S. 193-195) produziert worden ist; s. Sellink /
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Leeflang, 2000, S. 192, 194f.; s. Sellink / Orenstein, 2006, S. 162f. Die Illustration zur Druckfassung des Gedichtes Nr. 149 wurde nach einer Zeichnung des niederländischen Malers Cornelius Cort (1533-1578; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 7 (1912), S. 475-477) von Simon Novellanus (um 1576; zu ihm s. ebd.. Bd. 25 (1931), S. 529) angefertigt. Eine von stürmischem Meer eingerahmte felsige Küstenlandschaft mit einem gestrandeten Handelsschiff ist zu sehen. Entlang des auf der rechten Bildhälfte sowie im Vordergrund abgebildeten Strandes liegen vereinzelte Wrackteile, Gegenstände der Schiffsladung und ertrunkene Seeleute. Auf dem in der Mitte des unteren Bildrandes abgebildeten Strandstück ist eine bis auf ein Tierfell und Pflanzenblätter unbekleidete Frauengestalt mit entgegen ihrer Laufrichtung rückwärts gewendetem Blick zu sehen. In ihrer emporgestreckten linken Hand hält sie einen zum Heroldsstab geformten Zweig. Möglicherweise handelt es sich um eine Figuration der Felicitas, der römischen Göttin der Glücksseligkeit; s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 531f. Links zu ihren Füßen steht dreizeilig das in Cicero, Paradoxa Stoicorum 1.8 dem griechischen Politiker Bias von Priene (um 590-ca. 530 v. Chr.; zu ihm s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1965), Sp. 883) zugeschriebene lateinische Motto "Omnia mea mecum porto" [Alles, was ich habe, trage ich bei mir]. Unter der Illustration sind zweispaltig zwei lateinische Distichen und ein darübergesetztes Motto angebracht: TALES OPES SVNT COMPARANDAE, QVAE NAVI FRACTA VNA CVM DOMINO QVEANT ENATARE. Res est multa omnium pretiosissima omnibus hominibus ad viuendum, ARS. Caetera enim et tempus, et mutationes Fortunae absumunt, Ars autem conseruatur. [So viele Reichtümer müssen beschafft werden, die zusammen mit ihrem Besitzer bei einem Schiffbruch wegschwimmen können. Von allen Dingen bei weitem das kostbarste ist den Menschen für ihr Leben die Kunst. Alles übrige nämlich nehmen die Zeit und die Wechselfälle des Schicksals fort. Die Kunst aber bleibt.] Im Druck Paul Fürsts wurden die lateinischen Verse durch jene Birkens ersetzt und rechts unten die Zahl "4." hinzugefügt; s. Sellink / Leeflang, 2000, S. 192; s. Stauffer, 2007, S. 179. Im Archiv des Germanischen Nationalmuseums ist der Druck unter der Signatur GNM St N 238, fol. 63 erhalten. Birkens Verse sind dort zweispaltig ohne Überschrift angeordnet. Abgesehen von der fehlenden Überschrift sowie Unterschieden der Orthographie und Interpunktion weist die Druckfassung folgende Variante auf: 4 Rande] Lande 4 ›e s¡wimmt ~ zu Rande] 'sie erreicht mit mir das Ufer'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 8 (1893), Sp. 83. – 6 So trag' i¡ ~ bey mir.] Übersetzung des lateinischen Spruches im Bildfeld.
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Text 150: Die Vier Mens¡-Alter. 110v Gedicht 1 der] Kürzel; ebenso 2 – 2 Mu›k] vor k gestrichen c – 2 da#] Kürzel – 3 und] u. (ebenso 4) Gedicht 2: T Manns¡a[t.] Manns¡a[t – 1 Sommerzeit] Som erzeit (ebenso 3 nimmer – 4 Himmel) – 2 und] u. (ebenso 4 (2x)) – 2 Vielem] m nachträglich verdeutlicht Gedicht 3: T alter.] alter – 1 der] Kürzel; ebenso 2 – 2 lohn] l verschmiert – 4 erwarb] er warb Gedicht 4: 2 Glieder] mit der-Kürzel – 3 vorboten] t überschrieben – 4 und] u. Ebenso wie die voraufgehenden Gedichte waren vermutlich auch diese vier Epigramme Texte für Flugblätter, die Birken ab 1652 für den Kunsthändler und Verleger Paul Fürst (um 1605-1666; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 93) anonym produzierte; s. Stauffer, 2007, S. 164; s. zu den Gedichten Nr. 127, 129, Nr. 132-137, Nr. 146-149, Nr. 154, Nr. 192, Nr. 195, Nr. 197, Nr. 202. Eine Druckfassung der Gedichte konnte bislang nicht nachgewiesen werden, ist jedoch aufgrund der großen Verbreitung von Darstellungen der verschiedenen Phasen der menschlichen Lebensalter in weiteren, meist mehrteiligen Flugblattserien wahrscheinlich. Es existiert auch eine von Paul Fürst verlegte vierteilige Serie mit lateinischen und deutschen Versen (HAB MvSomer AB 3.57-60), die jedoch nicht von Birken stammen. Birkens Beschreibung der Vier Mens¡-Alter geht vielleicht auf eine nach Vorlagen des Malers Marten de Vos (1532-1603; zu ihm s. Thieme-Becker. Bd. 34 (1940), S. 555f.) von dem niederländischen Kupferstecher Raphael Sadeler (zu ihm s. zu Gedichtgruppe Nr. 145) im Jahre 1591 publizierte vierteilige Flugblattserie zurück. Abweichend von anderen Stichserien, auf deren erstem Blatt meist eine Darstellung des Stadiums der Kindheit abgebildet ist, weist dieses, durch Zahlen (1-4) jeweils unten in der Bildmitte und durch die Bildüberschriften AMOR, LABOR, HONOR, DOLOR als vollständiger Zyklus ausgewiesene Exemplar der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel mit der Signatur HAB. Graph. Res. D. (236-238) eine zu Birkens Epigrammen analoge Abfolge von Jünglingsalter, Mannesalter, höherem Alter und Greisenalter auf. Die lateinischen Distichen dieser Serie enthalten – mit Ausnahme des ersten Blattes – dieselben Namen der mit den vier Altersstufen assozierten römischen Gottheiten, die auch Birken in den Epigrammen Nr. 2-4 verwendet. Der Wortlaut einiger Verse Birkens (s. u.) deutet zudem darauf hin, daß er sich von den – für die Bildkompositionen Sadelers typischen (s. zu den Gedichten Nr. 127, Nr. 145) – unterhalb der Figuren gruppierten Gegenständen inspiriren ließ. Gedicht 1: Die vier zweispaltig angeordneten lateinischen Distichen des Kupferstiches mit der Überschrift AMOR lauten: Dum mihi laeta genas conuestit flore iuuenta, Militiae ingredior castra CVPIDO tuae. Prodigus, et curae vacuus, temerarius, audax,
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Omne genus vitae liberioris amo. Nunc me ludus habet, nunc me formosa puella, Nunc fera pro pacta proelia nocte gero. Sed velut herba perit, sic flos cadit ipse iuventae. Foelix qui potuit dicere talis eram. [Solange mir die Jugend mit heiterer Blüte die Wangen bekleidet trete ich, Cupido, ins Lager deines Kriegsdienstes ein. Verschwenderisch, sorglos, verwegen und kühn liebe ich jede Art freieren Lebens. Eben noch reizt mich das Spiel, jetzt ein schönes Mädchen, nun bestehe ich, wie abgemacht, nachts wilde Gefechte. Doch so wie das Gras verdorrt, vergeht auch die Blüte der Jugend. Glücklich ist, wer sagen konnte, ein solcher war ich.] Auf der Illustration des Kupferstichs ist in zentraler Position ein an einen Baum gelehnter Jüngling beim Lautenspiel zu sehen. Rechts oberhalb dieser Figur ist ein geflügelter Cupido mit gespanntem Bogen abgebildet. Unter der Figur sind Gegenstände angeordnet, die – ebenso wie die im rechten und linken Hintergrund dargestellten Szenen – verschiedene mit dem Jugendalter assoziierte Aktivitäten darstellen: musizieren, spielen, sich duellieren, einer Dame den Hof machen etc. 1 Der Lenzenjahre Blüt] Der Jüngling in der Illustration trägt einen Blütenkranz auf dem Haupt. – 4 einen blanken degen] Einer der zu Füßen der Figur abgebildeten Gegenstände ist ein Rapier. Gedicht 2: Die vier zweispaltig angeordneten lateinischen Distichen des Kupferstiches mit der Überschrift LABOR lauten: Inde ubi iam firmata virum me fecerit aetas, Palladis auspicio facta gerenda sequor. Per varios casus, per multa pericula, veram Virtutem et variae consequor artis opus. Ingenio coelum, terrasque inquiro, nec usque est Naturae immunis pars operosa mei. Molior, aedifico, nomenque affecto perenne, Et sera cupio posteritate coli. [Seit mich das gefestigte Alter zum Mann gemacht hat, strebe ich danach, unter Anleitung der Pallas Dinge zu tun. In zahlreichen Abenteuern und vielen Gefahren erlange ich wahre Tugend und Befähigung in unterschiedlichen Disziplinen.
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Mit meinem Verstand erforsche ich Himmel und Erde, und es gibt keinen Teil in der Natur, der von meinen Bemühungen unberührt bliebe. Ich schaffe, baue und erstrebe einen zeitüberdauernden Namen und will von später Nachkommenschaft verehrt werden.] Auf der Illustration des Kupferstichs ist in zentraler Position ein Mann mittleren Alters zu sehen, der ein architektonisches Skizzenbuch hält und mit einem Stechzirkel auf einer Steinplatte geometrische Figuren abgreift. Ihm zur Seite gestellt ist eine an Helm und Speer als Figuration der Pallas Athene zu erkennende Frauenfigur. Um die Figuren sind im unteren Bildbereich Gegenstände aus den Bereichen des Handels und des Handwerks, der Wissenschaften und des Ackerbaus gruppiert. Im Hintergrund sind verschiedene Szenen des Arbeitslebens zu sehen: Hausbau, Landwirtschaft, Handel, Seefahrt. 2 Zu kun‰ ~ von Palla# angeführet] Pallas Athene galt als Schutzherrin der Künste und Wissenschaften; s. zu Gedicht Nr. 12, v. 4. – 4 wa# Himmel, Erd, und Meer bezirket und gebieret] Der Schlußvers ist vielleicht durch den Kupferstich angeregt, auf dem der weltumspannende Tatendrang der männlichen Zentralfigur durch Hintergrundszenen (s. o.) und einen zu ihren Füßen liegenden Globus mit eingezeichneten Seewegen versinnbildlicht wird. Der in der Bildbeschreibung erwähnte Stechzirkel wurde auch als nautisches Instrument zur Erfassung von Entfernungen auf Seekarten verwendet. Gedicht 3: Die vier zweispaltig angeordneten lateinischen Distichen des Kupferstiches mit der Überschrift HONOR lauten: IVNO faue DEA quae positos in honore gubernas, Et facis illustri conditione frui; Vt populos acri liceat ratione tueri, Et quaecunque suo distribuisse loco. Dum quaesitarum nusquam me copia rerum Deficit, et voto diuite cuncta fluunt. Sic sua coelitibus reddantur munia, et aequo Assuescat hominum viuere more genus. [Sei günstig, Göttin Juno, die du die in Ehre Gesetzten regierst und bewirkst, daß sie ihre ausgezeichnete Lage genießen, so daß sie die Völker scharfsinnig betrachten und, was immer sie wollen, von ihrem Ort aus verteilen können. Während mir nirgends die Menge erwünschter Dinge fehlt, und großzügigem Wunsch gemäß alles fließt. So werden den Himmlischen ihnen gebührende Gebete dargebracht, und gleichermaßen soll sich das Menschengschlecht zu leben gewöhnen.]
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Auf der Illustration des Kupferstichs ist in zentraler Position ein prunkvolle Gewänder tragender alter Mann abgebildet, der an einem Schreibtisch mit aufgeschlagenen Folianten sitzt. Ihm ist eine durch die Hintergrunddarstellung eines Pfaus als Figuration der Göttin Juno (s. Der Kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 1563-1568) erkennbare Frau an die Seite gestellt, die Zwiesprache mit ihm hält und eine mit Münzen und Wertgegenständen gefüllte Schatulle trägt. Die Gegenstände zu Füßen des Mannes, ein Zepter, ein Bischofsstab, Kronen, eine Bischofsmütze und ein Kardinalshut, und die im Hintergrund dargestellten Szenen, in denen eine Volksversammlung, eine Prozession und ein Heereszug zu sehen sind, weisen ihn als mächtige Persönlichkeit aus. 1 Nun ernd' i¡ ~ Fru¡t.] Der metaphorische "Herb‰" des Lebens und die damit assoziierte Erntezeit wird auf der Illustration des Kupferstichs durch eine im Hintergrund der Zentralfigur dargestellte Statue der Göttin Ceres versinnbildlicht. – 2 lohn] Hortativ: 'soll lohnen'. Gedicht 4: Die vier zweispaltig angeordneten lateinischen Distichen des Kupferstiches mit der Überschrift DOLOR lauten: Nunc mihi cum Medicis res est, et Iudice summo, Et misere vitam semisepultus ago. Rixosae inuestant vetulae, execrabile vulgus, Inuidus in terrae parta recondo sinum. Scilicet exactum est, et inevitabile fatum Imminet, atque aliam me monet ire viam. Nil praeter vilis Dominum libitina frequentat, Et tantorum operum fida ministra venit. [Jetzt habe ich es mit Ärzten zu tun und dem höchsten Richter und führe ein elendes Leben als schon halb Begrabener. Zänkische alte Weiber kleiden mich an, verwünschtes Pack; Neidisch auf die Neugeburten der Erde verschließe ich mein Herz. Denn leider ist es aus, und das unausweichliche Schicksal droht und mahnt mich, einen anderen Weg einzuschlagen. Nichts außer der verächtlichen Libitina besucht den Herrn. Sie kommt als treue Vollstreckerin so großer Mühen.] Auf der Illustration des Kupferstichs ist in der rechten Bildhälfte ein auf einem Korbstuhl sitzender Greis abgebildet. Teilnahmslos betrachtet er eine Katze, die ein Stück Fleisch aus seinem Vorratsschrank zerrt. An der hinteren Wand seiner Stube hängt ein Gemälde, auf dem das Jüngste Gericht dargestellt ist. Im Vordergrund der linken Bildhälfte ist eine Frau zu sehen, die verschiedene Wertgegenstände in einem Erdloch vergräbt, um sich ihr Erbteil zu sichern. Im Hintergrund setzt sich diese
Gedichtgruppen 150 und 151, 1652/53
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Verlustmotivik mit der Abbildung einer Plünderungsszene fort, auf der drei Diebe Gegenstände aus einem Haus entwenden. Links davon sind mehrere auf ihre Gehstöcke gestützte Greise und Greisinnen sowie eine Begräbnisszene zu sehen. 3 Morbona s¡i¿t vorboten] Zu der zur Gottheit stilisierten Personifikation der Krankheit Morbona vgl. auch Birkens Autobiographie (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 22, Z. 20). – 4 bald folget Libitin'] Die römische Göttin Libitina war für die Einhaltung der Begräbnispflichten zuständig; s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 625f.
Text 151: Die vier ErzMonar¡en. 110v/111r T1 CLI.] CLI Gedicht 1 der] Kürzel – 2 und] u. – 3 da#] Kürzel – 3 i¡] durch Überschreibung aus i‰ – 4 HimmelZinne] Him elZinne Gedicht 2: T Magnus.] M. – 1 da#] Kürzel Gedicht 3: 1 der] Kürzel – 3 Himmel] Him el – 4 da#] Kürzel Gedicht 4: T Julius] J. – 3 da#] Kürzel; ebenso 4 – 3 Rei¡] R aus r überschrieben – 4 der] Kürzel Auch diese vier Epigramme waren vermutlich – ebenso wie die voraufgehenden Gedichte – für Flugblätter des Verlages von Paul Fürst (um 1605-1666; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 93) vorgesehen, zu denen Birken ab 1652 mehrere Texte anonym verfaßt hat; s. zu den Gedichten Nr. 127, 129-137, Nr. 146-149, Nr. 154, Nr. 192, Nr. 195, Nr. 197, Nr. 202. Es gibt eine von Paul Fürst produzierte vierteilige Flugblattserie über die vier größten Monarchen der Antike, die nach Vorlagen von Marten de Vos (15321603; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 34 (1940), S. 555f.) gearbeitete Kupferstiche des Künstlers Gregor Fentzel (um 1650 tätig; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 11 (1915), S. 391; s. zu Gedicht Nr. 137) mit jeweils zwei deutschen Versen, die von Birkens stammen könnten: GNM St N 238, fol. 41-44; s. Paas, 1990, S. 391f. Entgegen der Behauptung Stauffers, 2007, S. 175-178, daß der Wortlaut der Verse dieser Version lediglich leichte Abweichungen gegenüber den Gedichten Nr. 151 aufweise, gibt es mit Ausnahme der Verse 1 und 4 im CYRUS-Epigramm sowie v. 4 des JULIUS CAESAR-Epigramms kaum mehr als inhaltliche Übereinstimmungen; s. u. Die deutsche Flugblattserie Paul Fürsts geht wiederum auf eine ältere niederländische Version mit ebenfalls nach den Vorlagen von de Vos gestalteten Kupferstichen Adriaen Collaerts (um 1560-1618; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 7 (1912), S. 210) zurück (HAB Graph. A1 470), deren lateinische Distichen Birken bekannt gewesen sein müssen. Eine weitere Version dieser Serie mit gleichlautenden lateinischen Distichen, die im Archiv des Herzog Anton Ulrich-Museums aufbewahrt wird (HAUM MMerian AB 3.25-28), stammt aus dem Verlag Peter
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Aubrys (1610-1686; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 2 (1908), S. 232f.) und enthält Kupferstiche Matthäus Merians d. Ä. (1593-1650; zu ihm s. ebd.. Bd. 24 (1930), S. 413). Im folgenden werden jeweils die lateinischen und deutschen Verse der Flugblattserien wiedergegeben. In dem Konvolut einzelner Blätter aus aufgelösten Arbeitsbüchern PBlO.B.5.0.28 sind auf dem Blatt 174 (32)v die Epigramme 3 und 4 der Gedichtgruppe Nr. 151 erhalten, offenbar die Vorlage der Birken-Wälder-Fassung. Die Überschrift des Epigramms 4 lautet dort: J. Caesar. Sonst gibt es nur Unterschiede der Orthographie und Interpunktion. Ein Druck der Gedichtgruppe Nr. 151 ist nicht nachgewiesen. Gedicht 1 Die zwei zweispaltig unter dem Kupferstich angeordneten lateinischen Distichen des Kupferstiches mit der Überschrift NINVS. im Exemplar der Herzog August Bibliothek (HAB Graph. A1 470h) lauten: Primus ego bellis ausus protendere fines, Prima Monarchiae jura dedi Aßyrijs. Imperium felix statui; mox strennua conjux Auxit; at ignavum perdidit inde genus. [Als erster habe ich es gewagt, durch Kriege die Grenzen auszudehnen, den Assyrern habe ich die erste monarchische Verfassung gegeben. Ein glückliches Reich habe ich errichtet. Bald darauf hat es meine tüchtige Gemahlin vergrößert, doch ein träges Geschlecht hat es dann zerstört.] Die zwei zweispaltig angeordneten deutschen Verse des Kupferstiches mit der Überschrift NINVS im Exemplar des Germanischen Nationalmuseums mit der Seriennummer GNM St N 238, fol. 41 lauten: Mein Rei¡ vermehr i¡ dur¡ mein Ma¡t, Weil mir der Sieg diß mitgebra¡t. 1f. J¡ war e# ~ seinen Staat.] Ninus war der mythische Gründer des ersten Großreichs der Weltgeschichte und der Stadt Ninive; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 133f.; s. Nagel, 1982. – 3f. Mein Rei¡ ~ HimmelZinne.] Nach dem Tod ihres Mannes Ninus regierte Semiramis das assyrische Reich und eroberte Asien, Persien, Libyen und Ägypten; s. ebd. Gedicht 2: Die zwei zweispaltig unter dem Kupferstich angeordneten lateinischen Distichen des Kupferstiches mit der Überschrift ALEXANDER MAGNVS. im Exemplar der Herzog August Bibliothek (HAB Graph. A1 470b) lauten: Tu quoque, gens Macedum, tibi nunc, ignobilis antè, Disce sub auspicijs subdere regna meis. Orbem quem colimus, tibi dono, ostendito plures; Plures ipse tuum ferre jubebo jugum.
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[Auch du, vormals unbekanntes Volk der Makedonen, lerne nun unter meinem Oberbefehl Königreiche zu unterwerfen. Den Erdkreis, den wir bewohnen, schenke ich dir, nachdem ich dir viele gezeigt habe. Vielen werde ich befehlen, dein Joch zu tragen.] Die zwei zweispaltig angeordneten deutschen Verse des Kupferstiches mit der Überschrift ALEXANDER MAGNVS im Exemplar des Germanischen Nationalmuseums (GNM St N 238, fol. 43) lauten: Mein Vatterland war mir zuklein, Drümb nahm i¡ no¡ viel Lande ein. 1 Da# Rei¡ ~ ließe] Nach dem Tod seines Vaters Philipp II. von Makedonien (ca. 382-336) hatte Alexander III. (356-323) den Thron bestiegen und in zahlreichen Feldzügen Persien, Ägypten und Teile Indiens erobert; s. Der kleine Pauly. Bd. 1, Sp. 247-249; s. Demandt, 2009. Gedicht 3: Die zwei zweispaltig unter dem Kupferstich angeordneten lateinischen Distichen des Kupferstiches mit der Überschrift CYRVS MAIOR. im Exemplar der Herzog August Bibliothek (HAB Graph. A1 470i) lauten: Me tentarat avus vix natum extinguere: contrà Ejus in exitium blandae aluêre ferae. Sic erat in fatis; sibi quo servare putarat, Hoc ipso vt Persis traderet imperium. [Mein Ahn versuchte mich zu töten, kaum daß ich auf der Welt war: doch ihm zum Verderben nährten mich freundliche Wildtiere. So war es vom Schicksal bestimmt; er, der sich selbst so die Herrschaft zu sichern geglaubt hatte, überlieferte sie eben dadurch den Persern.] Die zwei zweispaltig angeordneten deutschen Verse des Kupferstiches mit der Überschrift CYRVS MAIOR lauten: Ob glei¡ mein Ahnherr mi¡ wolt tödten in der Wiegen, Mü‰ do¡ der Perser rei¡ dur¡ mi¡ sein anfang kriegen. 1f. Mein Ahnherr ~ do¡ ward i¡, ihm zum Tod] Im ersten Buch der Historien (Kap. 95-214) schildert der griechische Historiker Herodot (ca. 480-ca. 425) u. a. die Entstehung des Persischen Reiches und (Kap. 107ff.) die Lebensgeschichte des Perserkönigs Kyros II. Aufgrund zweier Träume, die seinen Sturz durch den Sohn seiner Tochter Mandane ankündigten, befahl König Astyages nach der Geburt des späteren Kyros II. seinem Vertrauten Harpagos die Tötung des Kindes, der es jedoch bei dem Hirten Mitradates und dessen Frau aufwachsen ließ und später über seine eigentliche Abstammung aufklärte. Nach einer Reihe erfolgreicher Feldzüge konnte Kyros II. Astyages schließlich stürzen; s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 417-419; s. Binder, 1964, S.17f. – 2 geseugt von einem Wild] Neben
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den historischen Darstellungen Herodots gibt es weitere, teils mit mythologischen Motiven angereicherte Überlieferungen zur Kindheit und Jugend des Kyros, nach denen der Königssohn von einer Hündin gesäugt worden sein soll; s. Binder, 1964, S. 19. Gedicht 4: Die zwei zweispaltig unter dem Kupferstich angeordneten lateinischen Distichen mit der Überschrift C. IVLIVS CAESAR. im Exemplar der Herzog August Bibliothek (HAB Graph. A1 470c) lauten: Magne animo et virtute, Deûm genus, vnica gentis Unaq´ue Romanae gloria, Caesar, ave. Tu patriae dum te dominum facis; insimul illam Et mundi dominam totius esse facis. [Durch Gesinnung und Tapferkeit großer, von Göttern Abstammender, einzigartiger Ruhm deines Geschlechts und Roms, Caesar, sei gegrüßt. Indem du dich zum Herrn deiner Heimat machst, machst du zugleich jene zur Herrin der ganzen Welt.] Die zwei zweispaltig angeordneten deutschen Verse des Kupferstiches mit der Überschrift C. IVLIVS CAESAR lauten: Mein Adler bleibt da# Haubt der Welt, Dann i¡ hätt gro‹e Sieg zu Feld. 1f. Jndem i¡ ~ aller welt] Nach der Eroberung Galliens und einiger Teile Germaniens und Britanniens gelangte Gaius Julius Caesar durch einen Staatsstreich im Jahre 49 v. Chr. und den Sieg über Pompeius 46 n. Chr. zur Alleinherrschaft in Rom; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 998-1003; s. Meyer, 1922; Gelzer, 1960. – 4f. Mein Adler ~ zerkra¡et.] Die Formulierung bezieht sich nicht auf das antike Römische Imperium, sondern auf dessen Weiterführung durch Karl den Großen sowie das im Mittelalter aus dem Ostfränkischen Reich entstandene Heilige Römische Reich, in dessen Nachfolge sich auch die Habsburgischen Kaiser sahen.
Text 152: Die Vier Jahr-Zeiten. 111r/v Gedicht 1 3 da#] Kürzel – 3 liebe] l aus L überschrieben – 4 und] u. Gedicht 2: T Sommer] Som er – 1 der (2x)] Kürzel – 2 und] u. – 4 S¡eüren] r nachträglich verdeutlicht Gedicht 3: 1 Himmel#wag] Him el#wag – 2 ›¡] s aus # überschrieben – 3 der] Kürzel
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Gedicht 4: 1 himmel] him el (ebenso 3 nimmt) – 1 und] u. (ebenso 2) – 1 der] Kürzel; ebenso 3 (2x) – 3 da#] Kürzel – 4 daß] ß aus s überschrieben – 4 wieder] mit der-Kürzel Bereits um 1652 hatte Birken deutsche Verse zu einer nach Joachim von Sandrarts Monatsbildern angefertigten zwölfteiligen Kupferstichserie verfaßt, die Gedichtgruppe Nr. 104. Zu Birkens Zeiten kursierten verschiedene Flugblattserien mit jahreszeitlicher Motivik, und insbesondere vierteilige Folgen (s. zu den Gedichten Nr. 137, Nr. 145, Nr. 146-149 und Nr. 151) waren verbreitet. Der Wortlaut einiger Verse (s. u.) deutet darauf hin, daß Birken auch in diesem Fall nach der Vorlage einer ihm bekannten Flugblattserie gearbeitet hat. Ähnlichkeiten bestehen etwa zu einem vierteiligen Jahreszeitenzyklus (HAB Graph. A1:472(d-g)) des niederländischen Kupferstechers und Verlegers Adriaen Collaert (um 1560-1618; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 7 (1912), S. 210), der nach Motiven des Malers Marten de Vos (1532-1603; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 34 (1940), S. 555f.) gestochene Illustrationen und je zwei lateinische Distichen enthält. In dem Konvolut einzelner Blätter aus aufgelösten Arbeitsbüchern PBlO.B.5.0.28 ist auf dem Blatt 174(32)v/r) eine weitere Manuskriptfassung der Gedichtgruppe Nr. 152 erhalten, offenbar die Vorlage der Birken-Wälder-Fassung. Die Überschrift lautet dort die 4. JahrZeiten. Rechts von der Überschrift hat Birken die Zahl "CLII." angebracht, darunter "52", womit das Jahr der Entstehung bezeichnet sein könnte. Der Text weist mehrere Korrekturen auf; sie sind sämtlich in die Birken-Wälder-Fassung übernommen worden. Es gibt lediglich Abweichungen der Orthographie und Interpunktion. Eine Druckfassung der vier Epigramme, die vermutlich ebenso wie die Gedichte Nr. 127, Nr. 129, Nr. 131-137, Nr. 146-149, Nr. 154, Nr. 192, Nr. 195, Nr. 197, Nr. 202 um 1652 für Flugblätter des Verlages von Paul Fürst (um 1605-1666; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 93) verfaßt wurden, ist nicht bekannt. Gedicht 1 Auf der Illustration des Kupferstiches Adriaen Collaerts (HAB Graph. A1:472d) mit der Überschrift VER VENERIS. ist in zentraler Position die mit Attributen der Liebesgöttin Venus ausgestattete Figuration des Frühlings abgebildet, auf deren linkem Oberschenkel ein Taubenpaar sitzt. Auf dem Kopf trägt sie einen Blumenkranz, und in der linken Hand hält sie einen Blumenstrauß. Zu ihren Füßen ist der kindliche Gott Amor mit Pfeil und Bogen zu sehen, dessen rechten Arm die Göttin umklammert hält. Hintergrundszenen auf der linken und rechten Seite beider Figuren zeigen höfische Paare beim Tanz, eine Bäuerin beim Melken einer Kuh, einen Angler sowie eine Jagdgesellschaft mit Treibern und Reitern. Unter der Überschrift stehen nebeneinander Abbildungen der Sternzeichen Widder, Stier und Zwillinge. Die unter der Illustration zweispaltig angeordneten Distichen lauten: Cum viridi rident vernantes gramine campi, Et pictis pascunt horti oculos oculis; Alma Venus colitur; Venerem genus omne animantum
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Sentit: amat blando tempore blanda coli. [Wenn die sich verjüngenden Wiesen im grünen Gras lachen und die mit Blütenknospen geschmückten Gärten die Augen ergötzen. huldigt man der holden Venus; alles Lebendige spürt sie: Die Schöne liebt es, in dieser schönen Zeit verehrt zu werden.] Gedicht 2: Auf der Illustration des Kupferstiches Adriaen Collaerts (HAB Graph. A1:472e) mit der Überschrift AESTAS CERERIS. ist in der rechten Bildhälfte die mit Attributen der Göttin Ceres ausgestattete Figuration des Sommers zu sehen. Auf mehreren Getreidebündeln sitzend, trägt sie eine Krone aus Kornähren und hält in ihrer linken Hand eine Sichel. Zu ihren Füßen liegen verschiedene Sorten Obst und Gemüse. Im Hintergrund auf der rechten und linken Seite der Figur sind ländliche Szenen abgebildet, die Bauern beim Hüten und Scheren ihrer Schafe und bei der Ernte zeigen. Unter der Überschrift stehen nebeneinander Abbildungen der Sternzeichen Krebs, Löwe und Jungfrau. Die unter der Illustration zweispaltig angeordneten Distichen lauten: AEstiferi cùm Sol premit aspera terga Leonis, Virginis et sensim labitur in gremium; Flava Ceres gravidis compensat messibus aestus: Constans à Superis praemia Sudor habet. [Wenn die heiße Sonne den rauhen Rücken des Löwen drückt, und allmählich in den Schoß der Jungfrau gleitet, vergilt die goldgelbe Ceres die Hitze durch reiche Ernte: Stete Mühe wird von den Göttern belohnt.] 4 wu¡er] 'Ernteertrag' Gedicht 3: Auf der Illustration des Kupferstiches Adriaen Collaerts (HAB Graph. A1:472f) mit der Überschrift AVTVMNVS BACCHOS. ist auf der rechten Hälfte des Bildes als Figuration des Herbstes der Weingott Bacchus zu sehen, der einen Kranz aus Weinlaub trägt und auf einem Erntekorb sitzt, aus dem verschiedene Sorten Obst und Gemüse hervorquellen. In der linken Hand hält er eine mit Weintrauben gefüllte Trinkschale empor, während er den rechten Arm auf ein Füllhorn mit Obst und Gemüse stützt. Im Hintergrund auf der rechten und linken Seite der Figur sind Szenen aus dem Landleben abgebildet: Bauern beim Säen und Pflügen, bei der Weinlese und dem Leeren der Tragkörbe in eine handbetriebene Weinpresse sowie ein Schweinehirt beim Ernten von Kastanien. Unter der Überschrift stehen nebeneinander Abbildungen der Sternzeichen Waage, Skorpion und Schütze. Die unter der Illustration zweispaltig angeordneten Distichen lauten:
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Tertia succedit anni variabilis aetas; Sentit adesse novos rustica turba deos; Inprimis hilari juvenantem fronte Lyaeum; Est juvenis, juvenes quin facit ille senes. [Als dritte folgt die wechselhafte Jahreszeit; Die Landbevölkerung spürt die Anwesenheit neuer Götter; Vor allem den jugendlichen Bacchus mit seinem heiteren Antlitz; Er ist ein Jüngling und macht sogar die Alten jung.] 1 Himmel#wag] Das Sternzeichen Waage ist gemeint. Gedicht 4: Auf der Illustration des Kupferstiches Adriaen Collaerts (HAB Graph. A1:472g) mit der Überschrift HIEMS AEOLOS. ist in zentraler Position die Figuration des Winters in Gestalt des Windgottes Äolus zu sehen, der auf einem die vier Windrichtungen repräsentierenden Ledersack (s. u.) sitzt und mit beiden Händen ein Zaumzeug (s. u.) hält. Zu seinen Füßen liegen verschiedene für die winterliche Jahreszeit typische Sorten Gemüse. Im Hintergrund auf der rechten und linken Seite der Figur sind ländliche Winterszenen abgebildet: links Bauern beim Schlagen und Verbrennen von Holz sowie beim Schlachten von Schweinen, rechts Schiffe auf dem stürmischen Meer sowie Schlittschuhläufer auf einem zugefrorenen Fluß. Unter der Überschrift stehen nebeneinander Abbildungen der Sternzeichen Steinbock, Wassermann und Fische. Die unter der Illustration zweispaltig angeordneten Distichen lauten: AEolus en Boreae laxavit frena ruenti, Tristibus et species tristis oberrat agris: Sic laetis, ne luxuriet mens nostra secundis, Admiscent moestas praescia fata vices. [Hier sieht man Äolus, der die Zügel des rasenden Boreas gelöst hat, und auf den traurig anzusehenden Feldern irrt dessen wüste Gestalt umher: Damit unser Geist nicht in glücklicher Fröhlichkeit schwelgt, mischt uns so das vorwissende Schicksal Trauriges zu.] Im griechischen Mythos war Aiolos der von Zeus eingesetzte Verwalter der Winde; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 184f. In der Odyssee 10, v. 18-24, wird Odysseus von Äolos, dem Herrscher der Insel Äolia, freundlich aufgenommen und erhält einen Lederbeutel zum Geschenk, in dem stürmische Winde gefangen sind. Als Anspielung auf diese Passage ist Äolus auf der Illustration des Kupferstiches sitzend auf einem Sack abgebildet, auf dem vier pustende Gesichter zu sehen sind, welche die Winde der vier Himmelsrichtungen Zephyros, Euros, Notos und Boreas repräsentieren; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 930.
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1 Vom himmel gie‹et ~ wa‹erknab.] Das Sternzeichen Wassermann ist gemeint, das – wie auch in Collaerts Illustration – auf Bildern meist durch einen Jüngling dargestellt wird, der ein Wassergefäß ausschüttet.
Text 153: Erklärung de# KupferTitel# zum Demetriu#, de# Theuren Unglü¿seeligen. Sonnet. 111v/112r T1 CXLXIII.] CXLXIII – T2-T5 Erklärung ~ Sonnet.] teilweise lateinische Schreibung – 1 Glü¿ und Liebe.] Versschluß in Zeilenmitte unterhalb; ebenso 4 Kind, dem Herzendiebe. – 5 Wandel-Glü¿: – 7 Senne, – 9 wahr benden: – 10 lieben mu‰ – 12 Nu” und Lu‰. – 13 und geliebet, – 1 und] u. (ebenso 3, 11) – 2 Kind.] Versschluß rechts oberhalb mit eröffnender Klammer davor; ebenso 6 brenne. – 8 Ketten-|‰ri¿. – 11 binden. – 14 lesen gibet. – 5 da#] Kürzel – 6 brenne] bren e – 10 Unglü¿#] U überschrieben; ev. u – 10 mu‰] danach Komma gestrichen – 11 zweyen] z aus h überschrieben Seit März 1648 war der aus Österreich stammende Dichter und Übersetzer Johann Wilhelm von Stubenberg (1619-1663; zu ihm s. ADB. Bd. 36 (1893), S. 705 (Krones); s. Bircher, 1968) unter dem Namen 'Der Unglückseelige' Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft; s. Conermann, 1985. Bd. 3, S. 426-429. Er stand u. a. in freundschaftlichem Kontakt mit Georg Philipp Harsdörffer, der ihn mit verschiedenen Werken des Ende 1648 aus Norddeutschland nach Nürnberg zurückgekehrten Sigmund von Birken bekannt machte. Nachdem Birken durch die Vermittlung Harsdörffers bereits gegen Ende 1649 ein Ehrengedicht zum ersten Teil von Stubenbergs Übersetzung des Romans Eromena von Giovanni Francesco Biondi (1572-1644) verfaßt hatte, entwickelte sich ein von gegenseitiger Wertschätzung geprägtes freundschaftliches Verhältnis zwischen beiden Literaten, das durch intensiven Briefkontakt belegt ist; s. den Birken-Stubenberg-Briefwechsel, WuK. Bd. 9, S. 139-253, 813-996. Wie die in Birkens Autobiographie vermerkte Aufnahme Stubenbergs in den Kreis seiner Gönner zeigt ("V. Patronus et Autor. STUBENBERGIUS."; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 47), vermochte Birken, der in den Folgejahren verschiedene Werke Stubenbergs redaktionell betreute und weitere Ehrengedichte für ihn verfaßte (die Gedichte Nr. 155, Nr. 188, Nr. 189, Nr. 196), auch in finanzieller Hinsicht von dieser Verbindung zu profitieren. Auch seine 1653 erschienene Übersetzung des Demetrius-Romans von Luca Assarino (1607-1672) hat Stubenberg Birken zur Redaktion und Druckbetreuung anvertraut. In seinem Schreiben vom 12.12.1652 (Brief Nr. 13 im Birken-Stubenberg-Briefwechsel, WuK. Bd. 9, S. 173, 852-854) bat er ihn um "bey‰and wieder die grobheit der fählerliebenden Drukker". Im Konzept des Briefes Nr. 14 vom Juli 1653 hatte Birken vom Abschluß der Korrektur der Druckbögen berichtet; s. ebd., S. 174. Im Brief Nr. 15 vom 27.7.1653 nc (s. ebd., S. 174f., 855-857) hatte Stubenberg die Entlohnung über den Verleger Endter angekündigt, die Birken am 1.9.1653 erhielt. Wann Birken das Sonett Nr. 153 angefertigt hat, ist unermittelt. Stubenbergs Widmungsvorrede ist auf den "10 Erndemonat# | 1653 Jahr#", also auf den 10.8.1653, datiert. Man darf annehmen, daß zu
Gedichte 153 und 154, 1653 und 1652/53
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diesem Zeitpunkt der Satz des Textteils des Demetriu# abgeschlossen war. Probleme bereitet die Plazierung des Birkenschen Gedichts in der eigentlich chronologisch geführten Sammlung S. v. B. BirkenWälder, in der es zwei Positionen vor dem Gedicht Nr. 155 steht, das Birken zu Stubenbergs bereits 1651 im Manuskript fertiggestelltem, aber erst 1653 erschienenem Werk Frauenzimmer Belu‰igung (s. zu Text Nr. 12 im Birken-Stubenberg-Briefwechsel, WuK. Bd. 9, S. 850-852) verfaßt hat. Demnach müßte Birkens Sonett vor jenem Gedicht entstanden sein. Eine Datierung auf das Jahr 1652 ist aber wenig wahrscheinlich, da die Druck- und Korrekturarbeiten für den Demetriu# erst im Sommer 1653 stattgefunden haben. Frühestens während dieser Arbeiten dürfte das Sonett verfaßt worden sein. Wir müssen also von einer Störung der chronologischen Anordnung der Gedichte in der Sammlung Birken-Wälder ausgehen. Ob das Epigramm vor der Auslieferung des fertigen Werkes zu Stubenbergs Kenntnis gelangt ist, wissen wir nicht. Zu Stubenbergs Demetriu#-Übersetzung insgesamt s. Schwarzenbach, 2002, S. 210-230. Deren These, S. 210f., die gesamte Auflage der Stubenbergschen Demetriu#-Übersetzung sei möglicherweise ohne Kupfertitel erschienen, ist unzutreffend; bereits Dünnhaupt. Bd. 6 (1993), S. 3994, Nr. 7, weist mehrere Exemplare mit Kupfertitel nach. Der vollständige Titel von Stubenbergs Werk lautet: König Demetriu#. | Eine warha[te/ | Aber mit vielen Sinnrei¡en/ zur | Wolredenheit/ Lesen#anmutigheit/ au¡ | nu”li¡er Sittenlehre/ dienli¡en Beyge-|di¡ten vermehrte und ges¡mükkte | Ges¡i¡t; | von | Herrn Luka# A‹arinen | in Wäls¡er Spra¡e | ohnverglei¡li¡-s¡ön bes¡rieben/ | anje”o aber | be‰em Vermögen na¡ | geho¡deuts¡et | dur¡ | ein Mitglied der Ho¡löbli¡en/ | Fru¡tbringenden Gesells¡a[t/ | den | Unglükkseeligen. | Nür berg/ | bey Mi¡ael Endter. | 1653. Birkens Sonett findet sich dort auf der Rückseite des Titelblatts; s. Stauffer, 2007, S. 189f. In der Druckfassung sind die Verse 1, 5, 9 und 12 ausgerückt. Unter den Versen steht die Signatur S. B. Sonst gibt es, von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion sowie bei den Versüberhängen und von typographischen Hervorhebungen abgesehen, nur geringe Abweichungen: T2-T5 Erklärung ~ Sonett] Erklärung de# Titelbilde#. – 3 beyde] beede 1-3 E# herrs¡en in der Welt ~ und alle beyde blind.] Die weltbeherrschende Macht der Fortuna und des Cupido sowie ihre Blindheit sind in der Emblematik der Zeit reich dokumentiert; s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 1758ff.; 1796ff. – 7f. Cupido knüp] ~ an ihrem Ketten‰ri¿.] Diese Verse beschreiben das Titelbild exakt: Die Glücksgöttin und der Liebesgott führen den gefesselten König Demetrius an einer Kette bzw. an einer Bogensehne. – 13f. Sag dan mit mir: ~ diß Bu¡ zu lesen gibet.] Kontrastierende Anwendung der Leitmotivik des Epigramms auf den Übersetzer des Demetriu#.
Text 154: Der Bier- und Wein-bruder. 112r/v T1 CXLIV.] CXLIV – T2 bruder] mit der-Kürzel – 1 und] u. (ebenso 9) – 2 wann] wan – 7 immer] im er (ebenso 9 Sommer) – 8 da#] Kürzel – 11 der] Kürzel; ebenso 12
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Apparate und Kommentare
Dieses Gedicht wurde als Text zu einem illustrierten Flugblatt des Nürnberger Kunsthändlers und Verlegers Paul Fürst (um 1605-1666; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 93) verfaßt (s. Paas, 1990, S. 332, 390; s. Stauffer, 2007, S. 180), für den Birken ab 1652 anonym eine Reihe von Gedichten produziert hat; s. zu den Gedichten Nr. 127, Nr. 129, Nr. 131-137, Nr. 146-149, Nr. 192, Nr. 195, Nr. 197 und Nr. 202. Auf der linken Hälfte des Bildes ist ein Musiker mit einer Sackpfeife zu sehen, der in seiner erhobenen rechten Hand ein konisch geformtes Bierglas hält, und rechts gegenüber ein Geiger mit einem Weinglas in der der erhobenen rechten Hand. Vermutlich wurde auch dieses Flugblatt auf der Basis der Druckplatte eines früher publizierten Stiches hergestellt, von der die ursprünglich unter der Illustration angebrachten Verse entfernt und durch jene Birkens ersetzt wurden. In der Herzog August Bibliothek ist unter der Signatur HAB Graph. C: 281 ein ohne Angaben des Verlages oder Kupferstechers publiziertes Flugblatt mit identischer Illustration, jedoch anderslautenden deutschen Versen erhalten, die dreispaltig unter dem Bildfeld angeordnet sind. Die dialektale Färbung der u-Laute in den Worten 'Brauder' (v. 1) und 'Gautes' (v. 2) deutet auf niedersächsischen Ursprung hin; s. Der Digitale Wenker-Atlas (DiWA), IV-5, Nr. 456. Birkens Bezeichnung der beiden Musiker als "Bier- und Wein-bruder" in der Titelzeile des Gedichtes läßt vermuten, daß ihm diese Version bekannt gewesen ist. In der Birkens Gedicht enthaltenden Version sind die Verse zweispaltig und ohne Überschrift unter den beiden Musikern angeordnet. Die den Versen vorangestellten Buchstaben "B." (v. 1) und "W." (v. 7), mit denen in der Manuskriptfassung die Lobreden auf den Bier- bzw. Weingenuß den Sprechern zugeordnet sind, wurden ebenfalls weggelassen. Abgesehen von diesen Unterschieden sowie Abweichungen der Orthographie und der Interpunktion, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 4 trinke] trün¿e – 4 untermis¡t] üntermis¡t – 6 dur‰] dür‰ – 8 Zährlein] Zehrlein 1 Wein ~ wird zu le”t ein W.] Vielleicht Anspielung auf Spr 23.29-33. – 3 Zerb‰er-Biere] Das im Fürstentum Anhalt hergestellte Bier war eine in der Frühen Neuzeit sehr beliebte Sorte; s. Zedler. Bd. 3 (1733), Sp. 1792. – 8 Zährlein] 'Tränchen', 'Tröpfchen'. – 11 Wein, i‰ ~ der Di¡ter Musensa]] Zu diesem öfter bei Birken begegnenden Topos s. zu Gedicht Nr. 9, v. 77-83.
Text 155: Zu de# Unglü¿seeligen Frauenzimmer-belu‰igung. An da# lieblöbli¡e Frauenzimmer. 112v-113v T1 CLV.] CLV – T3 Frauenzimmer] Frauenzim er (ebenso T4; ebenso 3 Vollenkommenheit) – 4 der] Kürzel; ebenso 6, 23 (2x), 32, 37, 39, 47 – 4 Allbehers¡erinnen] Allbehers¡erin en – 9 wer ~ Stein] Verszeile nachträglich eingefügt – 9 oder] mit der-Kürzel; ebenso 50 jeder – 52 Feder – 10 und] u. (ebenso 18, 19, 22, 24, 25, 32, 35, 41, 49, 52) – 15 zugenie‹en] erstes s aus e überschrieben – 16 seine] sein – 16 zubü‹en] ev. zu bü‹en – 17 da#] Kürzel; ebenso 30, 42, 49; ebenso 40 daß – 21 habt.] habt, (korrigiert nach der Druckfassung) – 21 allein,] allein. (korrigiert nach der Druckfassung) – 36 Tugend›nnen.] Tugend›nnen
Gedicht 155, 1652/53
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(korrigiert nach der Druckfassung) – 45 danz] d überschrieben – 46 Todtenreihen] ev. Todten reihen – 50 im] um (korrigiert nach der Druckfassung) Dieses undatierte Gedicht hat Birken zu dem im Manuskript bereits 1651 fertiggestelltem, aber erst 1653 erschienenem Werk Frauenzimmer Belu‰igung des Dichters und Übersetzers Johann Wilhelm von Stubenberg (1619-1663; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 153) verfaßt, wo es auf den Seiten [bvij]v-[bviij]v als Nr. VII. steht; s. zu Brief Nr. 7. im Birken-Stubenberg-Briefwechsel, WuK. Bd. 9, S. 850f. Weder gibt es eine Datumsangabe im Druck von Stubenbergs Werk noch geben die in der Sammlung S. v. B. BirkenWälder voraufgehenden Gedichte oder das unmittelbar folgende auf einen Namenstag (für Maria Catharina Rieterin von Kornburg) Kriterien für eine Datierung her. Deren im Gedicht behandelte Namenspatronin hat ihren Feiertag am 25.11. Das übernächste Gedicht (Nr. 157) gilt einer Hochzeit, die am 16.8.1653 stattfand; darauf folgt ein Gedicht zu einer Hochzeit, die am 5.12.1653 gehalten wurde. Eine exakte Datierung des Gedichtes läßt sich aus dem Manuskriptumfeld also nicht ableiten. Weiter führen Stubenbergs Briefe. Seine Ausführungen im Brief Nr. 13 (12.12.1652; s. WuK. Bd. 9, S. 173, Z. 4-6) können sich nur auf ein Ehrengedicht für eines seiner Werke beziehen. Harsdörffer muß ihm, entweder bei einem Treffen in Nürnberg (zu Stubenbergs Reise s. ebd.) oder in einem kurz nach Stubenbergs Weiterreise geschriebenen und nach Regensburg adressierten Brief von einem Beitrag Birkens für eine Stubenbergsche Übersetzung berichtet haben. Dabei kann es nicht um das Ehrengedä¡tniß zum vierten Teil der Eromena gegangen sein (s. zu Konzept Nr. 11 im Birken-Stubenberg-Briefwechsel, Z. 16-20, WuK. Bd. 9, S. 171), zumal der letzte Teil der Eromena bereits Mitte das Jahres 1652 erschienen war. Daß sich aber Stubenbergs Frauenzimmer Belu‰igung Ende 1652 im Druck befand, geht aus einem Brief Harsdörffers an Georg Neumark hervor; s. zu Brief Nr. 7 im Birken-Stubenberg-Briefwechsel, Z. 13-20 (WuK. Bd. 9, S. 830f.). Demnach könnte Stubenberg sich im Brief Nr. 13, Z. 4-6, auf das Gedicht Nr. 155 beziehen. Es müßte dann nach Birkens Treffen mit Stubenberg in Nürnberg im Spätherbst 1652 (s. zu Brief Nr. 15 im Birken-Stubenberg-Briefwechsel, Z. 41-43, WuK. Bd. 9, S. 857) und vor seiner eigenen Abreise nach Regensburg am 1.12.1652 (s. zu Brief Nr. 13) entstanden sein. Diese Datierung ist zwar nicht sicher zu belegen. Sie paßt aber gut zu der Tatsache, daß das Gedicht in der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder vor dem Namenstaggedicht zum 25.11. steht, bereitet jedoch Probleme für die Datierung des Sonetts Nr. 153 (s. d.). Das Gedicht Nr. 155 bindet in v. 23-46 die von Stubenberg im Brief Nr. 7 im Birken-Stubenberg-Briefwechsel, Z. 15-18, vorgestellte Kapiteleinteilung geschickt in die Argumentationslogik ein (s. dazu die Stellenkommentare). Auffällig ist das Fehlen der Erwähnung der letzten drei Kapitel (VIII. Die Bekleidung., S. 550-567; IX. Die S¡önheit., S. 567-585, und X. Der Ehe‰and., S. 585-604). Doch sind diese drei Kapitel als 'Anhang' deklariert, und es könnte sein, daß sie Birken bei Abfassung seines Gedichtes noch unbekannt waren. Von Unterschieden in Orthographie und Interpunktion abgesehen, unterscheidet sich die Druckfassung an folgenden Stellen: T2-T4 Zu de# ~ Frauenzimmer.] An da# Ho¡- und Lieblöbli¡e | Frauenzimmer. – 5 ne¡‰] n䡉 – 10 ie”t] je”t
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Apparate und Kommentare
– 11 nit] ni¡t/ – 31 glaubet] gläubet – 32 betriegt] betrigt – 42 belü‰e] gelü‰e – 45 dabey] darbey – unterschrieben ist die Druckversion in etwas größeren Lettern: Eilfertiger Zuruf. | Sigismundi Betulii. 10-13 Do¡ wa# i‰ Lob und Lieb ~ e# i‰ Syrenen klang:] Kontrastiv zum Gedichteingang inszenierte Thematisierung des Werkanliegens: Hinweis auf die Eitelkeit und Vergänglichkeit des Irdischen, die Beständigkeit allein des Ewigen. – 18 ‰rei¡t ›e auf die Prob] Münzproben-Metapher. Die Geldwechsler und Kaufleute hatten einen Stahlstab, an dem Edelmetall-Münzen 'gestrichen' wurden. Klang und Abrieb ließen den Feinmetallgehalt bzw. die Echtheit der Münze erkennen. – 23-25 Ziert s¡on der Blumen‰rau# ~ und ihr mit ihm.] Charakterisierung des im Brief Nr. 7 im Birken-Stubenberg-Briefwechsel, Z. 16 (WuK. Bd. 9, S. 158; von dort auch die folgenden Kapitelüberschriften) erwähnten ersten Kapitels "das Blumenstraüßlein" (im Buch S. 10ff.). – 25-27 Jhr ‰ellet Lu‰fart an; ~ zu Grabe fährt.] Charakterisierung des im Brief Nr. 7, Z. 16, erwähnten zweiten Kapitels "die Spazierfahrt" (im Buch S. 66ff.).– 27-36 der Spiegel muß eü¡ sagen, ~ in s¡önen Tugend›nnen.] Charakterisierung des im Brief Nr. 7, Z. 16, erwähnten dritten Kapitels "den Spiegel" (im Buch S. 93ff.). – 37f. wann der Spa”iergang ~ bes¡wert] Charakterisierung des im Brief Nr. 7, Z. 16f., erwähnten vierten Kapitels "den Spaziergang" (im Buch S. 235ff.). – 39-41 und wann der Abends¡mauß ~ der Leib muß werden kalt.] Charakterisierung des im Brief Nr. 7, Z. 17, erwähnten fünften Kapitels "den Spazier-schmauß" (im Buch S. 336ff.). – 41-44 Mu›¿ und Seiten klang ~ in weinen mü‰ aufgeben.] Charakterisierung des im Brief Nr. 7, Z. 17, erwähnten sechsten Kapitels "die Tohn-einstimmung". Im Buch wird dieses Kapitel im Inhaltsverzeichnis entsprechend "Die Thon-ein‰immung/ oder die Mu›c" genannt, auf S. 396 aber "Da# Seitenspiel" tituliert. – 45f. Jhr gehet hin zum danz; ~ hier ein Todtenreihen sey.] Charakterisierung des im Brief Nr. 7, Z. 17, erwähnten siebten Kapitels "den danz" (im Buch S. 463ff.).
Text 156: An eine WohlAdelige Jungfrau. Maria Catharina Rieterin von Kornburg Auf ihren Namen#Tag. 113v-115r T1 CXLVI.] CXLVI – T2 WohlAdelige] WohlAdel. – T2 Jungfrau] Jungfr. – T3 Maria Catharina Rieterin von Kornburg] M. C. R vo K – 1 1.] 1 (ebenso bei Strophe 2) – 2 der] Kürzel; ebenso 10, 14, 20, 23, 29, 36, 45, 46, 75, 84 – 6 da#] Kürzel; ebenso 15, 29, 53, 66, 79, 80, 82, ebenso 64, 89 daß – 13 himmlis¡] him lis¡ (ebenso 65 versammlet – 83 Himmel# – 87 immer) – 16 man] m überschrieben – 20 belobt‰en] erstes t oberhalb der Zeile – 21 Rieterinn] Rieterin (ebenso 24 Sinn – 71 Mann) – 21 Rieterinn] durch Streichung aus Rieterin n – 24 Sinn] Sin n (beide n verschmiert) – 25 Suaden] ev. Suada – 31 Feder] mit der-Kürzel – 32 und] u. (ebenso 53, 57 (2x), 60, 63, 68, 86, 89) – 36 Damen Kron] dazwischen senkrechter Worttrennungsstrich – 54 winkt] n nachträglich verdeutlicht – 56 Ma¡en] M aus m überschrieben – 58 ‰äte#] t verschmiert; ev. tt – 59 ‰ehen] ‰ aus g überschrieben – 71 ihr ihn] ev. ihn ihr; beide Schluß-
Gedichte 156 und 157, 1652 und 1653
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konsonanten überschrieben – 75 Catharinn;] Semikolon aus Doppelpunkt überschrieben – 80 liebli¡‰'] liebli¡' – 82 Theil] T aus t überschrieben – 86 Lob] o überschrieben Bei der Adressatin Maria Catharina Rieter von Kornburg (1616-1692) handelt es sich um eine Verwandte von Birkens Schüler Paul Albrecht Rieter (s. zu Gedicht Nr. 94; s. Laufhütte, 1991, S. 88, abermals 2007, S.82, Anm. 15.), die er im Jahre 1652 während seines ersten Sommeraufenthaltes mit der Rieterschen Familie in Frauenaurach (s. WuK. Bd. 14, S. 48) kennengelernt hatte. Ihr gelten die zwischen 1652 und 1658 entstandenen 'Silvia-Gedichte' in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1). Das Lied ist, ebenso wie das zum selben Anlaß verfaßte Gedicht Nr. 77 im AmarantenGarte (s. WuK. Bd. 1, S. 148-150, S. 569f.), vermutlich in zeitlicher Nähe zum Namenstag Maria Catharinas (25.11.) und wenige Tage vor Birkens Abreise zum Reichstag nach Regensburg (1.-8.12.1652; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 49m39-43) geschrieben worden. Eine Druckfassung ist nicht bekannt. 1-6 Catharinen ~ S¡werd bene”t.] Die historisch nicht belegte Märtyrerin Katharina von Alexandria, angeblich eine Tochter des Königs Costus von Zypern, soll aufgrund ihres Beharrens auf dem christlichen Glauben im Jahre 307 auf Befehl des Kaisers Maxentius gefoltert und schließlich enthauptet worden sein; s. Keller, 2001, S. 352-354. Zu Maria Catharinas Namenstag (25.11.1654) verschenkte Birken u. a. eine gedruckte Fassung der Katharinen-Legende; s. zu Gedicht Nr. 190. – 7-12 Reinhild] Variante des Namens Catharina (καθαρός = rein); s. v. 67. – 16 weil] 'solange'. – 18f. deine S¡we‰ern ~ die i¡ meyne] Angeredet ist die Heilige. Mit den "S¡we‰ern" sind ihre Namensschwestern gemeint. Erst in der letzten Strophe ist Maria Catharina Rieter angeredet. – 25-66 Hätt i¡ Suaden Kun‰ zu reden, ~ wie die wa‹er in da# Meer.] Die in konjunktivische Bescheidenheitsformeln gekleidete Erklärung dichterischen Unvermögens zielt auf Widerspruch und wird in doppelter Hinsicht widerlegt: zum einen durch die kunstvollen Verse des Gedichtes selbst, zum anderen dadurch, daß in den Unfähigkeitsbeteuerungen die Preisung der Tugenden der eigentlich gemeinten Adressatin ja doch zur Geltung kommt wie in den voraufgegangenen Silvia-Gedichten vom Sommer 1652, die kenntlich Dokumente erotischen Interesses sind; s. die Gedichte Nr. 65, Nr. 67, Nr. 69-74, Nr. 76 in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1). – 25 Suada] Personifikation der Redegewandtheit. – 26 entblöden] 'beherzt, dreist machen'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 3 (1862), Sp. 499.
Text 157: Zu Herrn Doctor Chri‰of Ludwig Dietherrn#. Patricii Norici und Jungfrauen Ro›nen Catharinen Jm hof Ho¡zeit Sonnet. 115r/v
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T2 Herrn] H. – T2 Doctor] Dr. – T2 Patricii Norici] P. N. – T4 Jungfrauen] Jf. – T4 Ro›nen] Ro›ne – 2 Herr!] Rufzeichen ev. nachträglich eingefügt – 4 der] Kürzel; ebenso 10, 13 – 5 Ehrens¡ein] ev. Ehren s¡ein – 13 und] u. (ebenso 14) Dieses Sonett hat Birken zur Hochzeit des Nürnberger Doktors beider Rechte Christoph Ludwig Dietherr von und zu Anwanden (1619-1687; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. XXI; s. Will. Bd. 1 (1755), S. 263f.) mit Rosina Catharina Imhof (1633-1717; zu ihr s. ebd., Tab. CCLVII) verfaßt, die am 16.8.1653 in Nürnberg stattfand. Zu diesem Anlaß erschien im Verlag Michael Endters das Sammelgratulatorium Vetus & votivum illud | FELICITER | more prisco, amore novo, | VIRO | Genere, Virtute, Eruditione, Nobiliss: Ampliss: & Consultissimo | DN. CHRISTOPHORO LUDOVICO | DIETHERRO, P. N. U. J. Doctori, | & Reip. Patr. Advocato, | Viri Nobilissimi ac Splendidissimi | DN. LUDOVICI DIETHERRI, P. N. & Con-|silii Majoris q. Adjuncti, p. m. relicto Filio, | C U M | Nobilissimâ ac Lectissimâ | VIRGINE | ROSINA CATHARINA, | VIRI | Nobilissimi itidem, Strenui et Amplissimi | DN. ALBERTI IMHOF, P. N. & Majoris qq. | Senatûs Adjuncti, p. m. relicta Filiâ, | SACRA NUBTIALIA, | Die XVII. Kal. Septembr. A. M DC LIII. ceterum, tum | Honoribus Doctoralibus Nob. Dn. Sponsi ante quadriennium, tum | etiam Templo Imhofiano ad D. Rochum, | sacrâ | auspicato celebranti | boni ominis gratiâ | acclamatur à Fautoribus & Amicis, | NORIMBERGAE. Typis Michaëlis Enderi. (s. Stauffer, 2007, S. 190-192). Neben Beiträgen u. a. von Johann Georg Fabricius, Georg Philipp Harsdörffer und Johann Christoph Arnschwanger stehen Birkens Verse dort ([B4]r/v) als zwanzigster gezählter Beitrag und tragen die Überschrift Sonnet. In der Druckversion steht unter den Versen die Widmung: "Dem Herrn D. Ho¡zeiter zu s¡ul-|digen Ehren/ und au# alter Freunde#-|pi¡t gese”et von | S. B." Obgleich diese Formulierung darauf hindeutet, daß Birken den später öfter in seinen Tagebüchern erwähnten Dietherr bereits vor dessen Hochzeit gekannt hat, lassen sich in Birkens Nachlaß keine Hinweise darauf finden. Aus der ebenfalls zur Hochzeit Dietherrs gedruckten genealogischen Publikation ARA Memoriae familiae Dietherrianae [...], Nürnberg 1653 (s. Stauffer, 2007, S. 191) geht hervor, daß der Bräutigam in seiner Studienzeit öfter als Dichter in Erscheinung getreten war: "Jn der Poesie hat Er ehede‹en seine mein‰e Erge”li¡keit gesu¡t/ und so wol alhier/ al# zu Altdor[/ Stutgard und Straßburg/ unzehli¡ viel carmina publiciret." [*2]v. Obwohl sich keine gedruckten Belege für die lyrischen Produktionen Dietherrs finden lassen, ist nicht auszuschließen, daß es in den 1640er Jahren Kontakte zu Harsdörffer und anderen Mitgliedern des Pegnesischen Blumenordens gegeben haben könnte. Eine Bekanntschaft Birkens mit Dietherr könnte auch über den Wunsiedler Juristen Johannes Hieronymus Wurfbain (1619-1692; s. zu Brief Nr. 69, v. 28-32 im Briefwechsel Birkens mit seiner ersten Ehefrau, WuK. Bd. 10, S. 571) zustande gekommen sein. Dieser bat Birken in seinem Schreiben vom 12.4.1665 (PBlO.C.398.1) um ein Widmungsgedicht (s. PBlO.B.5.0.26, 4r) sowie die Zusammenarbeit mit Dietherr an einem Kupfertitel für den Druck einer eigenen Abhandlung; s. Stauffer, 2007, S. 553f. Zur Hochzeit Johann Christoph Tuchers von Simmelsdorf mit Maria Pömer von
Gedichte 157 und 158, 1653
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Diepoldsdorf (29.1.1666) verfaßte Birken u. a. ein Glückwunschgedicht im Auftrag Dietherrs; s. zu Gedicht Nr. 270. Weitere Arbeiten Birkens für Dietherr sind u. a. ein zum Tod von dessen Onkel, Peter Engelhard Dietherr, verfaßtes Epicedium (s. Psalterium Betulianum (PBlO. B.3.3.3), 173r/v; s. Stauffer, 2007, S. 301), ein lateinisches Widmungsgedicht (s. PBlO.B.5.0.26, 4v; s. Stauffer, 2007, S. 569f.) zur Publikation der Neubearbeitung (1666) des juristischen Lexikons Thesaurus Practicus Christoph Besolds (1577-1638) durch Dietherr sowie ein weiteres (s. PBlO.B.5.0.26, 21v, und PBlO.B.5.0.27, 1r; s. Stauffer, 2007, S. 762f.) zur Veröffentlichung von dessen Übersetzung des Werkes TRACTATUS De DECIMIS [...], Frankfurt 1670. Im Druck des Birkenschen Hochzeitsgedichts für Dietherr ist die Reihenfolge der Verse 3 und 4 gegenüber der Manuskriptversion vertauscht. Von Unterschieden der Orthographie und der Interpunktion abgesehen, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 1 S¡reibt] S¡reibet – 3 dort] zart – 6 angethan] angeglen”t – 7 einen] einem – 14 wuns¡] wüns¡ 3-6 er hat eü¡ dort ~ eü¡ angethan.] Der Vita Dietherrs in der Publikation ARA Memoriae familiae Dietherrianae (s. o.) zufolge hatte "der Ho¡zeiter zu Altdor[/ Tübingen/ Basel/ Straßburg/ mit vielen Gelehrten ›¡ bekand gema¡t" [*2]v. Am 14.8.1649 (s. ebd) hatte er in Straßburg die Doktorwürde erlangt. – 5 Themi#] Die Göttin des Rechts und der göttlichen Ordnung; s. zu Gedicht Nr. 85, v. 24.. – 7 Pafo# Hayn] Der Liebesgöttin Aphrodite war in Paphos auf Zypern ein Tempel geweiht; s. Der Kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 484-487. – 8 A‰ree] Astrea war eine Tochter der Göttin Themis (s. zu Gedicht Nr. 12, v. 5).
Text 158: Zu Herrn Conrad Hedeni Gei‰li¡en Seelhirten# und Jungfrauen Marien Catharinen Fris¡in Ho¡zeit. 115v-116v T2 Herrn] H. – T2 Gei‰li¡en] Gei‰ und etc-Kürzel mit Punkt – T2 Seelhirten#] Seelhirt und etc-Kürzel mit Punkt – T4 Jungfrauen] Jf. – 4 der] Kürzel; ebenso 6, 7, 16, 33, 49 – 6 bahn.] bahn; (undeutlich) – 7 2.] 2 (ebenso bei 37 7.) – 9 aufgespi”t] ev. auf gespi”t – 12 da#] Kürzel; ebenso 13 – 14 und] u. (ebenso 24, 27, 50, 58) – 17 Brod] durch Streichung aus Brodt – 19 war] r überschrieben – 21 Mägdlein] Mäglein – 23 Kinder] mit der-Kürzel – 30 nimmer] nim er (ebenso 34 kommen – 35 vernommen) – 37 pranget.] Punkt aus Komma überschrieben; ev. pranget, – 38 Theil] T überschrieben – 38 erlanget:] Doppelpunkt aus Komma überschrieben; ebenso 44 warme: – 46 morgen] m überschrieben – 47 dann] d überschrieben – 47 s¡amrot] t überschrieben – 54 führe] re verschmiert oder überschrieben – 54 Gotte# hand] ev. Gotte#hand – 57 obbenahmten] obbe nahmten Mit diesem Lied gratuliert Birken dem Pfarrer Johann Conrad Heden (1619-1665; zu ihm s. Will. Bd. 2 (1756), S. 51-53; s. Simon, 1965, S. 89) zur Hochzeit mit Maria Catharina Frisch (1634-1692; spätere Stockfleth; zu ihr s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 348-351; s. Jürgensen, 2006, S. 297-299; s.
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zu Gedicht Nr. 175 im Gedichtbuch Floridan# Amaranten-Garte, WuK. Bd. 1, S. 725), die am 5.12.1653 in Nürnberg stattfand. Zu diesem Anlaß erschien das Sammelgratulatorium BENEVOLI AFFECTUS & AMORES | Quos | Viro Reverenda Dignitate atque insigni | Eruditionis laude Eximio | DN. M. JOAN. CUNRADO | HEDENO | Princ. Palat. Viduae à Concionibus | & Confessionibus sacris, | SPONSO. | Et | Virgini, formae ac virtutum muliebrium | Nitore maximè Conspicuae | MARIAE CATHARINAE | Viri Reverendi, Clarissimi et Doctißimi | DN. M. JOAN. LEONHARDI FRISCHI, | ap. Norib. in aede D. AEgidI Pastoris | merentissimi | Filiae lectissimae, SPONSAE. | Cum d. d. Nonis Decembribus, Anni finientis | cI Ic LIII. | Solennitates Nuptiarum instituerent, | PUBLICE DECLARANT FAUTORES & AMICI. | NORIMBERGAE, | Typis Christophori Gerhardi. (s. Stauffer, 2007, S. 195). Birkens Lied folgt dort (Dv) als zweiter Bestandteil des I. gezählten Beitrags der Rubrik SERIVS MISSA. auf ein ebenfalls von Birken verfaßtes lateinisches Epithalamium (Dr), dessen Manuskriptfassung in Birkens Sammlung lateinischer Gedichte und Briefe BETULETUM (PBlO.B.3.1.4, 63r/v) steht. Die Druckfassung des Gedichtes, das im BETULETUM die Überschrift Jn Nuptias Johannis Conradj Hedeni Theologi et Mariae Catharinae Frischiae. trägt, lautet: m! MEns animi dubitat, ceu fluctuat uda carina per mare velivolum, centorum agitata tripudîs, cui, Socero an Genero, super inceptis Hymenaeis gratuler? Hic Illo dignus nam, Hoc dignus & Ille, & tuba Theusophies simul Hic celebratur & Ille enthea, quîs ducibus via recta ad limen olympi carpitur, atq´ue fidem vitamq´ue docemur utroquè Rhetore salvificam mortemq´ue subire beati Et Socero & Genero, fas est ut grater, utrique, Te venerande Socer, Coeli vis provida multâ sorte beat; cujus levis haut pars, missus ab oris Advena longinquis, Virtute instructus & Arte, qui Gnatam thalami lepidam sibi foedere jungat, Te pulcro facturus Avum charoquè Nepote. Te quoque, clare Gener, Divûm clementia magno munere condecorat, Soceri cui Filia tanti culta Puella thoro sociatur, Sponsa cupita. Grator Utrique, vetus votum FELICITER addens! Vivite certatim canos annosq´ue ciendo, ô Socer, O Gener, ô praestanti corpore Nymfa!
Gedicht 158, 1653
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Cultum et Affectum signabat Sigismundus Betulius, C. P. C. [Verstand und Herz sind unsicher – so wie das nasse Schiff schwankt auf dem besegelten Meer, vom hundertfachen Rudertanz getrieben –, wem, dem Schwiegervater oder dem Schwiegersohn, ich wegen dieser Heirat gratulieren soll. Dieser paßt würdig zu jenem, jener zu diesem. Und als Tuba der Gottesgelehrtheit wird gleichermaßen dieser wie jener begeistert gefeiert. Über den Glauben und ein seligmachendes Leben werden wir belehrt von beiden Predigern, auch über ein seliges Sterben. Beiden, dem Schwiegervater und dem Schwiegersohn, muß ich gratulieren. Dich, verehrenswürdiger Schwiegervater, beseligt die Himmelsmacht mit vielfachem Glück; dessen nicht geringster Teil ist der von entlegenen Küsten entsandte, in Tugend und Kunst wohlunterwiesene Ankömmling, der sich deine anmutige Tochter ehelich verbindet. und dich mit einem schönen und lieben Enkel zum Großvater machen wird. Auch dich, berühmter Schwiegersohn, ehrt die Milde der Gottheit mit einem großen Geschenk: des Schwiegervaters, dem die Tochter so viel bedeutet, behütetes Kind wird dir als ersehnte Braut im Ehebett zugesellt. Ich gatuliere beiden und füge den althergebrachten Wunsch 'alles Gute' hinzu. Lebt und wetteifert im Zählen der grauen Haare und Jahre, Schwiegervater, Schwiegersohn und allerschönste Nymphe! Verehrung und Zuwendung bezeugte so Sigmund Betulius, C. P. C.] Das Gedicht arbeitet mit der Tatsache, daß sowohl der Vater der Braut, Johann Leonhard Frisch (1604-1673), als auch der Bräutigam Geistliche waren, und daß der Bräutigam nach dem Studium in Jena und Königsberg als Hofmeister nach Polen, England, Frankreich, der Schweiz, Böhmen, Österreich und Ungarn gereist war. In der Druckfassung lautet die Überschrift von Birkens Lied An die Jungfer Braut. Die zehn im Druck nicht gezählten Strophen sind zweispaltig angeordnet. Ungewöhnlich ist das rechts unter den Versen angebrachte Autorenkürzel "S. v. B.", mit dem Birken ein Adelstitel attestiert wird, den er erst seit der Aushändigung der auf den 15.5.1654 datierten Palatinatsurkunde am 14.9.1655 (s. Prosapia / Biographia, WuK. Bd. 14, S. 53m26-29) führen durfte. Zu erklären ist das
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am ehesten dadurch, daß das Sammelgratulatorium erst einige Zeit nach der Hochzeit gedruckt worden ist und Birken mit der neuerworbenen Namensform zeichnete. Den Beginn von Birkens Bemühungen um das Palatinat markiert seine Reise nach Regensburg (1.-8.12.1652; s. WuK. Bd. 14, S. 48), wo er in dem beim Reichstag – vermutlich als Repräsentant seiner Stadt – tätigen Lübecker Matthäus Sassenhagen (um 1630-1682; zu ihm s. Flood, 2006, S. 1803f.) einen ersten Fürsprecher in dieser Angelegenheit fand (s. WuK. Bd. 14, S. 104), die 1653/54 ins Stocken geriet und ab 1654 von dem Freiherrn Gottlieb von Windischgrätz betrieben wurde; s. den Birken-Windischgrätz-Briefwechsel, WuK. Bd. 9. Abgesehen von der Unterschrift, der anderslautenden Überschrift, der fehlenden Strophenzählung sowie Abweichungen der Orthographie und Interpunktion weist die Druckfassung des deutschen Brautliedes folgende Varianten auf: 4 den] dem – 18 Kau[e] Markte – 23 S¡u¡] S¡uh – 59 dort] dar T2 Gei‰li¡en Seelhirten#] Heden konnte heiraten, weil er 1653 in Hilpoltstein die Stelle des Hofpredigers erhalten hatte; s. Simon, 1965, S. 89. – 1-6 Dort, wo ~ Fluten bahn.] Die Familie Betulius wohnte in der Nähe des Heilig-Geist-Spitals, wo auch der Pfarrer dieser Kirche – Johann Leonhard Frisch hatte dieses Amt von 1632-1640 inne – seine Dienstwohnung hatte. Man war benachbart. Am Ende seines Lebens zog Birken in die alte Wohngegend zurück; s. zu Gedicht Nr. 264, v. 1-4, in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1), S. 917. – 7-12 Wo der gro‹e Groß ~ den da# A¡ in Munde ›”t] Der Nürnberger Patrizier Conrad Groß (um 1280-1356; zu ihm s. ADB. Bd. 9 (1879), S. 744-748 (Lochner)) hatte ab 1332 auf einer zwischen dem nördlichen Arm der Pegnitz und der südlichen Stadtmauer gelegenen Wiese das Heilig-Geist-Spital zusammen mit der Heilig-Geist-Kirche errichten lassen. – 13-18 Wo man da# ~ zu Kau[e trägt:] Bis Anfang Dezember 1655 (s. Prosapia / Biographia, S. 54m9f.) wohnte Birken im Hause der Patrizierfamilie Rieter von Kornburg (s. zu Gedicht Nr. 94) am unweit der Heilig-Geist-Kirche gelegenen Nürnberger Hauptmarkt. In der Nähe der ehemaligen Wohnung Birkens und der Braut gab es einen Markt, auf dem (u. a.) Kerzen und Brot verkauft wurden. – 19-24 Dorten war e#, ~ auf und ab.] Da Birken zum Zeitpunkt der Geburt Maria Catharinas (23.12.1634) bereits gute achteinhalb Jahre alt war, dürften die Erinnerungen an tatsächlich gemeinsam erlebte Kindheitserlebnisse gering gewesen sein. – 39-42 meiner ‰ehet mir no¡ vor. ~ do¡ i¡ sag' e# in ein Ohr.] Bekundungen baldiger Heiratsabsichten Birkens sind aus diesem Zeitraum nicht überliefert. Ein im BETULETUM (PBlO.B.3.1.4, 60r-61r) erhaltener Brief Birkens an seinen Bruder Christian vom Oktober 1652 legt die Vermutung nahe, daß Birken sich diesem gegenüber zuvor in der Maria Catharina Rieterin von Kornburg betreffenden Herzensangelegenheit offenbart hatte; s. Laufhütte, 2007 (1991), S. 88. Auch der Briefpartner Gottlieb von Windischgrätz war informiert; s. zu Brief Nr. 36, Z. 9-17, im Birken-Windischgrätz-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 1066. – 46-48 do¡ la‹t morgen ~ weil e# euer Kränzlein galt.] Scherzhafte Anspielung auf den Verlust der Jungfräulichkeit der Braut in der Hochzeitsnacht. – 55-60 Soviel Blätter ~ Gute# gehen an.] Der abschließende Glückwunsch greift Moti-
Gedichte 158, 159 und 160, 1653
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ve der Erinnerungsstrophen 1 und 3 auf. – 57 auf dem obbenahmten Plan] 'auf dem oben erwähnten Platz'.
Text 159: Auf eine Ho¡zeit. 117r 1 und] u. (ebenso 4 (2x), 5, 6, 9, 10, 11, 14, 15 (2x)) – 2 s¡ammarirten] s¡am arirten (ebenso 3 Sommer – 20 zusamm) – 5 Bac¡u#] erstes c oberhalb der Zeile – 7 Mann] Man (ebenso 20 verbannt) – 7 der] Kürzel; ebenso 14, 15 – 7 Wind] ind verschmiert – 9 Lu‰] L überschrieben – 12 daß] Kürzel; ebenso 14, 15, 20 da# – 13 zude¿en] ev. zu de¿en – 14 Feder‰reit] mit der-Kürzel; ebenso 18 andern – 16 ohnda#] mit da#Kürzel – 19 S¡nabelweid] ev. S¡nabel weid Ebenso wie das voraufgehende wurde auch dieses Gedicht, das die öfters in der erotischen Lyrik Birkens begegnende Motivik von kalter Jahreszeit und wärmender Liebe aufweist (s. zu Gedicht Nr. 4), zu einer Hochzeit verfaßt, die vermutlich gegen Ende des Jahres 1653 stattfand. Die Namen der Brautleute konnten nicht ermittelt werden. Es ist nicht auszuschließen, daß es ebenfalls anläßlich der Hochzeit Heden / Frisch entstanden ist. Sein scherzhafter Charakter als 'Kammerlied' schloß es wohl von der Publikation aus. Ein Druck ist nicht bekannt. 2 in s¡ammarirten Kleide] 'im bunt verzierten Kleid'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 8 (1893), Sp. 2114. – 4 Cere#] Die römische Göttin des Ackerbaus und Getreides; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 1113-1115. – 5 Pomona] Die römische Göttin der Baumfrüchte; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972) Sp. 1017. – 14 Feder‰reit] Anklang an das häufig bei Birken und anderen Autoren begegnende Motiv des Liebeskrieges. – 19 S¡nabelweid] 'Kuß', 'Geschlechtsverkehr'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 9 (1899), Sp. 1150f.
Text 160: An einen vornehmen Patron. 117v-119v Die Verse 1-79 und 89-96 sind jeweils einzeln waagrecht durchstrichen, was die Erkennbarkeit von Satzzeichen und Bindestrichen gelegentlich erschwert. – T1 CLX.] CLXI. – T2 vornehmen] vornehme – 3 da#] Kürzel; ebenso 34, 56, 67, 77, 87; ebenso 39, 59, 76, 106 daß – 6 und] u. (ebenso 14, 30, 34, 36, 61, 66, 74, 77, 80, 103, 128) – 6 der] Kürzel; ebenso 52, 54, 77, 84 (2x), 110 – 9 Da] D überschrieben – 13 spaziren] durch Streichung aus spazieren – 16 Sommerbad] Som erbad (ebenso 17 ammten – 33 nimmt – 94 kommet – 110 Stimm – 112 ‰immet) – 20 wiesenplan] ev. wiesen plan – 23 Wohlgemut] ev. W aus w überschrieben – 24 der] den – 29 Felder] mit der-Kürzel; ebenso 30 S¡attenwälder – 33 wunder – 35 Zunder – 46 Feder – 64 wider – 71 wieder) – 31 daheim,] ev. daheim – 38 üben.] ev. üben, – 44 entzieht] z verschmiert oder überschrieben – 48 Sinn] Sin (ebenso 68 entbrann – 93 Brunnen) – 49 7.] 7 – 55 wann]
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davor versehentlich zu weit links angeordnetes wann gestrichen – 55 Kält] ev. Kält, – 60 Trauben-naß] Bindestrich unsicher – 64 wider] durch Streichung aus wieder – 66 an.] Punkt unsicher; ebenso bei 77 Magnaten. – 69 werde:] ev. werde; – 84 na¡] überschrieben – 95 Großer] Wortanfang überschrieben – 96 2
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meynt.] meynt – 97 zu sagen] zu-sagen – 98 nit ihr] ihr nit – 99 tragen] tra überschrieben – 102 ans¡einen,] Komma undeutlich – 103 s¡reib] ev. s¡reib' – 104 lie¡t] lieht – 105 zugeben] ev. zu geben – 111 wa#] Kürzel – 123 den] dem Wie aus der Anrede "Lindenspür" (v. 127) hervorgeht, wurde das Ende des Jahres 1653 verfaßte Lied nicht etwa für einen der acht in Birkens Autobiographie erwähnten Gönner und Förderer (s. Prosapia / Biographia (WuK Bd. 14), S. 80) verfaßt, sondern für den von 1648 bis in die sechziger Jahre als kurmainzischer Resident und "Römis¡ Kayserli¡er Maje‰ät Rei¡#hofCanzley Taxator" (s. PBlO.C.404.3.8, Ar) am Wiener Hof tätigen Juristen Georg Friedrich von Lindenspür; s. Jürgensmeier, 1977, S. 113, Anm. 195. Der Kontakt zu ihm dürfte über den Freiherrn Gottlieb von Windischgrätz (1630-1695) zustande gekommen sein, der von 1654 an Birkens Bemühungen um das Palatinat unterstützte; s. zu Brief Nr. 12, Z. 41f. im Birken-Windischgrätz-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 1016f. In Birkens Archiv haben sich zwei Konzepte von an den Taxator gerichteten Briefen von Ende 1653 und Anfang 1654 erhalten; s. PBlO.B.5.0.3, 21r/v und 24r. Bei dem früheren handelt es sich um den Reflex einer ersten brieflichen Kontaktaufnahme; Birken stellte Lindenspür als Gegenleistung für die Beförderung der Palatinatsangelegenheit seine Dienste als Dichter in Aussicht. Das Ende des Konzepts läßt erkennen, daß Birken seinem Brief ein Gedicht beigelegt hat: I‰ etwa# an meiner Musa, womit ›e ›¡ meinen Bey‰änderen kan gefällig ma¡en, so ‰ehet sie mit Papier und Feder färtig, von denselben eine# befehl#, wie ›e aufwarten soll, gehorsamli¡ erwartend. Unterde‹en halte derselbe diese# le#würdig. Zum wenig‰en wird darau# mein treudien‰li¡er wille zuvernehmen seyn, zu wel¡em i¡ mir ein glei¡wagbare# Vermögen anwüns¡e, al# der i¡ gerne im werke seyn wolte, Euer Befehl#färtig‰er etc. Der auf Anerkennung dichterischen Schaffens abzielende Wortlaut und die zeitliche Nähe dieses Briefkonzeptes zu dem als Neujahrswunsch (v. 106) konzipierten Lied legen die Vermutung nahe, die Beilage könnte das Lied Nr. 160 gewesen sein. Warum der größte Teil des Textes gestrichen worden ist, ist nicht zu erkennen. Eine Druckfassung ist nicht bekannt. 1 da# rauhe Kind von Norden] Boreas, der Kälte und Schnee bringende Gott des Nordwindes ist gemeint; s. Der Kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 930. – 5-8 eh no¡ Jovi# Weib ~ weiße Flo¿en au#ge‰reut] Die Göttin Juno ist gemeint, der u. a. alle Monatsanfänge heilig waren. Dazu und zu kultischen Verbindungen Junos mit der doppelgesichtigen Gottheit Janus, die das endende alte und zugleich das beginnende Neue Jahr repräsentierte; s. ebd. Bd. 2 (1967), Sp. 1312, Sp. 1565; s. zu Gedichtgruppe Nr. 104, Gedicht 1, v. 5f. – 10-12 meine Linden-Jnsel dort ~ au#erlesen einen Ort] Die von Birken immer wieder besungene Halbinsel in der Pegnitz, der erste Ort des Zusammentreffens der Pegnitzschäfer; vgl. Ge-
Gedichte 160 und 161, 1653 und 1653/54
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dicht Nr. 158, v. 1-6. – 21 bey den zarten Kirs¡enbäumen] Daß auf der Halbinsel außer Linden auch Kirschbäume standen, spielt in mehreren frühen Gedichten Birkens eine Rolle; s. WuK. Bd. 1, Gedichte Nr. 90 (S. 148-170) und Nr. 92 (S. 173-187), beide aus dem Jahr 1654. – 23 Wohlgemut] Alte Bezeichnung für die Dost oder Wilder Majoran genannte Pflanze; s. Meyer's neues KonversationsLexikon, zweite Aufl. Bd. 12, S. 359; vgl. den Brief des Medizinstudenten Johann Martin Brendel vom 14.7.1652 an Birken (PBlO.C.33.1); s. zu Gedicht Nr. 138. – 25-28 J”und i‰ mein Gei‰ ~ in die Stirn!] Das Motiv der im Winter eingefrorenen poetischen Inspiration (vgl. auch v. 39-49) werwendet Birken häufig, meist wie hier in Anspielung auf die Schreibsituation; vgl. Gedichte Nr. 12, v. 71f.; Nr. 63, v. 10f. – 29 Clio] Die Muse der Heldendichtung und Geschichtsschreibung; s. zu Gedicht Nr. 13, v. 39. – 49 Claro#] Das inspirierende Wasser der Musenquelle; s. zu Gedicht Nr. 12, v. 71; vgl. Gedicht Nr. 13, v. 34-36. – 52-54 Be¡er ›nd ~ son‰en kreü¡t er an der Erde.] Vgl. Gedicht Nr. 9, v. 83f. Zum Topos der positiven Wirkung des Weines auf die dichterische Produktivität s. ebd. zu v. 77-83. – 57f. Jung, wa# ‰eh‰ du ~ bring ein ‰ifel-weite# Gla#] Vgl. Gedicht Nr. 9, v. 66. Das Motiv stammt aus Martin Opitzens berühmtem Gedicht "I¡ empnde fa‰ ein Grawen" (s. Opitz, 1975 (1644). Bd. 2, S. 349), das Birken mehrfach parodiert hat. – 62 leg mir au¡ Tabak zur linken] Birken war selbst Raucher, wie aus mehreren Tagebuchnotizen hervorgeht; s. auch Laufhütte, 2006, S. 127f.; abermals 2007, S. 253. – 74f. wie Eü¡ Tugend und Ver‰and | auf den Ehrentrohn getragen] Anspielung auf Lindenspürs Anstellung. – 89f. Clio zwar i‰ eü¡ verbunden, | weil ihr ihr Mäcena# seit.] Die Aufforderung an Lindenspür, unterstützend – mäzenatisch – tätig zu werden, erfolgt in einer Wendung, die diese Tätigkeit als bereits vollzogen darstellt. – 92 i‰ an Föben theure Zeit] 'Es gibt gegenwärtig wenige Förderer der Künste.' Eine von Birken häufig angestimmte Klage. Lindenspür wird mit Apollo, dem Schutzgott der Künste und Anführer der Musen gleichgesetzt; vgl. v. 102. – 99-101 daß mi¡ tragen ~ wie dort Ganymed den Kleinen?] Im griechischen Mythos wurde der Königssohn Ganymed von dem in einen Adler verwandelten Zeus in den Olymp entführt; s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 695f. – 102 Föbu#! ~ ans¡einen] Komplementär zu v. 89f.: Poetische Danksagung wird in Aussicht gestellt. Hier ist bei der Anrede "Föbu#!" die Vorstellung von Apollo als Sonnengottheit mit im Spiel. – 105-107 Dank indeß ~ mü‹e heben.] Neben dem Winterbild des Gedichteingangs der deutlichste Hinweis auf den Zeitpunkt der Gedichtentstehung: Ende 1653. – 110 delfe# Stimm] Das Orakel zu Delphi und seine prophetische Priesterin Pythia sind gemeint; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 1275f. – 113-120 Werden wir ~ daß e# wunden geben sol.] Lindenspür war demzufolge 1653 noch ledig. – 128 Eürer Zier] 'Eurer Schönen', 'Eurer Braut'.
Text 161: Die Trappelir-Karte. 111v/112r 1 Tau#.] Tau# (ebenso 55; ebenso 3, 57 Eß – 15 Reüter – 27 IX – 43 IIX) – 2 ‰e¡t] c oberhalb der Zeile – 5 wunder] mit der-Kürzel; ebenso 19 nieder – 20 wieder – 47 Zehnder – 53 oder – 6 da#] Kürzel; ebenso
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12, 24, 51 – 7 Eurer] erstes r nachträglich verdeutlicht – 8 Lieben] nur Lie unterstrichen – 10 und] u. (ebenso 38, 42, 55, 70) – 18 nennt] nen t (durch Streichung und Ergänzung aus nehmet) – 19 Hebt] Habt – 19 nieder:] Doppelpunkt undeutlich; ebenso bei 31 blö‹en: – 33 proben: – 27 nimmer] nim er (ebenso 28 Flammen – 40 kommt – 44 una¡tsamm#) – 34 der] Kürzel; ebenso 37, 43, 45, 61 – 37 ›”'] am Wortende ein Buchstabe gestrichen; Apostroph nachträglich eingefügt – 48 ihnen!] Rufzeichen undeutlich, wohl aus Fragezeichen überschrieben Den Zweizeilern jeweils vorangestellte Buchstaben machen eine amouröse Wechselrede zwischen einem Cavalier ("C.") und einer Dame ("D.") in der viermaligen Folge der Zahlen und Bilder eines Kartenspiels kenntlich. Bei der "Trappelir-Karte" handelt es sich um ein aus 36 Blatt bestehendes Kartenspiel, dessen Ursprung in dem um 1550 in Italien aufkommenden Trappola-Spiel liegt; s. Zedler. Bd. 15 (1737), Sp. 227; Rumpf, 1976. Auf die vier Kartenfarben Denari, Spade, Bastoni und Coppe fallen jeweils die Zahlkarten Ass, Zwei, Sieben, Acht, Neun und Zehn sowie die Bildkarten Bube, Ritter und König. Die Zwei wird als "Tau#" (s. v. 1, 19, 37, 55) bezeichnet. Zu welchem Anlaß Birken dieses aufgrund des Manuskriptumfeldes vermutlich Ende Dezember 1653 / Jahresbeginn 1654 entstandene Gedicht geschrieben hat, ist ebensowenig bekannt wie eine Druckfassung. 1-4 Jungfer! i¡ will Rosen bre¡en: ~ Blätter hab i¡ wohl zum ‰e¡en.] Diesen Ankündigungen von Eroberungsabsicht und Gegenwehr entspricht die Einwilligungserklärung der Dame in v. 71f. – 5 Sieben wunder zählt die welt] Anspielung auf die sieben Weltwunder der Antike; s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 1366. – 13f. Nehmt hier, s¡öne# Rosenbild ~ Wappens¡ild.] Die als "Donari" (v. 1) bzw. 'Denari' bezeichnete Kartenfarbe wurde meist mit Abbildungen von Geldstücken dargestellt. Hier waren es offenbar 'Rosenschilten' oder 'Rosenobel'; s. Rumpf, 1976, S. 30; s. zu Gedicht Nr. 34. – 15 meine Zier] 'meine Schönheit'. – 25 A¡tet ni¡t] 'Beurteilt nicht'. – 28 ‰äte Flammen] 'Beständigkeit in der Liebe'. – 31 Wolt ihr eüren degen blö‹en:] Die als "Spadi" (v. 19) bzw. 'Spade' bezeichnete Kartenfarbe wurde durch Schwerter dargestellt. Diese und die drei folgenden Verse enthalten grob erotische Bildlichkeit. – 35 meine Siege# Kron] Aufnahme der Bildlichkeit von v. 29. – 37f. Weil i¡ ›”' ~ Pfei[en s¡neiden.] Die als "Ba‰oni" (v. 37) bezeichnete Kartenfarbe wurde ursprünglich mit Abbildungen von Stäben, Zeptern oder Holzprügeln dargestellt; s. Rumpf, 1976, S. 31; vgl. v. 53, 56. – 41 Sieben Kün‰e] Die sieben freien Künste; Hyperbolik ähnlich wie in v. 5f., 45f. – 44 una¡tsamm#] 'nicht der Beachtung Wertes', 'Unbeträchtliches'. – 47 Föbu#, Zehnder unter ihnen] Spöttische Gleichsetzung des werbenden Kavaliers mit dem Musenführer Apollo. – 51 wundholz] s. zu Gedicht Nr. 115, v. 29. – 56 diß gefäß] Die als "Copi" (v. 55) bezeichnete Kartenfarbe wurde durch einen oder mehrere Pokale dargestellt. – 59f. Mein Herz soll ~ keine Liebe.] Kontrastentsprechung zu v. 23f. – 64 i¡ will keine Lampe seyn] Direkte Erwiederung auf v. 61: "Lampe" als "Gefäß der Liebe# Kerzen". – 67f. Diß Gefäß ~ ihr ma¡t e# rinnen.] Rekurs auf v. 61f.; gemeint sind die zu erwartenden Tränen aus Liebeskummer. – 70 und den Mund au¡ wohl verriegeln] Mit Küssen. – 71 bezeptert] 'beherrscht'.
Gedicht 162, 1653/54
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Text 162: Zu, de# Ents¡eidenden, Seltsamen Geri¡t#händeln. 121v/122r T2 Ents¡eidenden] ei überschrieben – T3 Seltsamen] t überschrieben – T3 Geri¡t#händeln] ev. Geri¡t# händeln – 2 und] u. (ebenso 15, 18, 31, 34) – 8 wa#] Kürzel – 10 der] Kürzel; ebenso 11, 12, 21 – 12 kommt] kom t (ebenso 21 nimmt) – 18 da#] Kürzel; ebenso 31 – 22 belü‰en:] Doppelpunkt aus Komma überschrieben – 29 lesen] Endungs-e verschmiert – 33 Orden] O verschmiert Dieses Gedicht hat Birken für den österreichischen Juristen und Bergwerksbeamten Matthias Abele von und zu Lilienberg (1626-1673; zu ihm s. NDB. Bd. 1 (1953), S. 14f. (Vancsa)) verfaßt. Abele, der im Jahre 1652 unter dem Namen 'Der Entscheidende' in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen worden war (v. 32f.; s. Neumark, 1668, S. 388) und seit 1653 die Stellung des Obersekretärs der Eisengewerkschaft im oberösterreichischen Steyr innehatte, war u. a. Herausgeber einer von ihm zusammengestellten Sammlung außergewöhnlicher Rechtsfälle und Gerichtsverfahren, die in den Jahren 1651-54 zuerst in Linz, später in Nürnberg gedruckt wurde. Der vierte und letzte Teil dieser Reihe trägt den Titel METAMORPHOSIS | TELAE JUDICIARIAE, | Da# i‰: | Sel”ame Geri¡t#händel/ | und darauf erfolgte Bes¡eid | und End-Urtheil: | Zusammen getragen/ und mit lu‰igen | Anmer¿ungen gezieret/ | Dur¡ | Matthiam Abele/ | unter den ho¡löbli¡en Fru¡tbrin-|genden | Den Ents¡eidenden. | Nürnberg/ | in Verlegung Mi¡ael Endter#/ | Jm Jahr 1654. Es gibt vier Ehrengedichte. Die ersten drei stammen von Georg Philipp Harsdörffer und Michael Friedrich Lochner. Birkens Gedicht ist als vierter und letzter Beitrag ohne Überschrift gedruckt worden; s. Stauffer, 2007, S. 199f. Unter den Versen steht Birkens Widmung "Zu dien‰fr. Anden¿en beygese”t von | Sigismundo Betulio, | C. P. & P. C." Die Strophen sind gezählt (Zahlen vorgesetzt), sind aber nicht durch Leerzeilen voneinander abgesetzt. Von diesen Unterschieden sowie Abweichungen der Orthographie und Interpunktion abgesehen, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 6 die] auf – 12 kommt] kömmt – 28 wesen] Wehen – 29 lesen] Lehen –. In Birkens Archiv finden sich keine Hinweise auf briefliche oder persönliche Kontakte zu Abele. 1-3 Wa# Cato ~ wehrt:] Ob hier der römische Senator und Autor Marcus Porcius Cato Censorius (234149 v. Chr.; zu ihm s. Der Kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 1087f.) gemeint ist oder der Verfasser der im 3./4. Jahrhundert entstandenen und als Schullektüre beliebten Sammlung moralischer Sinnsprüche Dicta Catonis (s. ebd. Bd. 2 (1967), Sp. 1f.; s. DIONYSII CATONIS | DISTICHA | DE MORIBVS | AD FILIUM. | Ex mente Ios. Scaligeri potissimum | & Casp. Barthii Germanicè | expressa | à | MARTINO OPITIO; | Cum ejusdem excerptis ac | notis breviori-|bus. | VRATISLAVIAE, | Typis Baumannianis, Impensis | Davidis Mulleri.), läßt sich nicht entscheiden. – 13-21 J¡ lobe sol¡e Sinnen ~ nimmt zu ›¡.] Die Umschreibung der satirischen Darstellung moralischer Botschaften als Verabreichung von 'überzuckerten' oder 'vergoldeten' Pillen ist ein geläufiges Motiv in der Moralsatire, das u. a. auch bei Grimmelshausen begegnet; s. zu Gedicht Nr. 133, v. 83f. – 25-36 Herr Abel! ~ den sol¡e Tugend su¡t.] Abeles literarischen Fähigkeiten und seiner Aufnahme in den Palmorden wurde keineswegs überall mit
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Wohlwollen begegnet. Der ebenfalls aus Österreich stammende Dichter und Übersetzer Johann Wilhelm von Stubenberg (s. zu Gedicht Nr. 153), der selbst seit 1648 als 'Der Unglückselige' Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft war, äußerte sich in einigen Briefen – darunter einem an Birken (24.8.1654 〈nc〉; s. zu Brief Nr. 27, Z. 48-51, im Birken-Stubenberg-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 890) – abschätzig über das neue Ordensmitglied, mit dessen Aufnahme ausgerechnet er durch Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar betraut worden war; s. dazu Bircher, 1968, S. 114-117. Auch die österreichische Dichterin Catharina Regina von Greiffenberg (1633-1694; zu ihr s. NDB. Bd. 7 (1966), S. 33 (Lorenzen); Cerny, 1983) äußerte sich abwertend zu einem späteren Werk Abeles; s. zu Brief Nr. 59, Z. 75f., im Birken-Greiffenberg-Briefwechsel (WuK. Bd. 12), S. 574. – 31 zu kennen] 'zu kennzeichnen'.
Text 163: An Herrn Johann Graßen Römis¡ Kayserli¡er Maje‰ät GeneralAuditor-Leutenant, und Rei¡#HofRath#-Agenten. 122r-123v T2 Herrn] H. (ebenso A1 Herr) – T3 Römis¡] R. – T3 Kayserli¡er] Kays. – T3 Maje‰ät] Maj. – T3 GeneralAuditor] ev. General Auditor – T4 und ~ Agenten] nachträglich an den zentrierten Zeilenbeginn angefügt, das letzte Wort auf dem Rand – T4 und] u. (ebenso 5, 10, 16, 21, 23, 28, 35, 52, 56, 73, 77, 78 (2x), 85, 98, 100 (2x)) – 3 der] Kürzel; ebenso 14, 29, 34, 38, 40 – 9 Große] G aus g überschrieben – 12 da#] Kürzel – 14 Pierinnen] Pierin en (ebenso 26, 82 wann – 30, 77, 85 dann – 41 Musenbrunn – 55 Mann) – 28 ‰imm] ‰im (ebenso 53 gekommen – 54 genommen – 79 beisammen) – 30 wa#] Kürzel; ebenso 78, 97 – 35 nun] oberhalb der Zeile; danach in der Zeile gestrichen s¡on; darüber ein Wort gestrichen – 50 al#bald] ev. al# bald – 58 un#] u # (ebenso 72 ho[nung) – 62 Bruder#] mit der-Kürzel Dieses Gedicht hat Birken für Johann Graß, den jüngeren Bruder von Heinrich Graß (zu ihm s. zu den Gedichten Nr. 97, Nr. 98, Nr. 102), verfaßt. Graß (geboren um 1617), dessen schulische und universitäre Laufbahn sich aufgrund der widrigen Umstände zu Kriegszeiten verzögert hatte (s. u.; s. Laufhütte, 2005(1), S. 479; abermals 2007, S. 201, Anm. 128), war nach Beendigung seines Jura-Studiums in Rostock zunächst Stellvertreter seines Bruders im Amt des Generalauditors der kaiserlichen Militärjustizverwaltung gewesen. Nach dessen Tod Ende 1651 (s. u.) hatte er bis zu seiner Ernennung zum Kaiserlichen Reichshofrats-Agenten (v. 75; s. PBlO.C.404.3.7) kommissarisch dessen Posten wahrgenommen. Im Jahre 1669 wurde Johannes Graß als 'Der Erfüllte' in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen; s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 856; s. PBlO.C.404.3.2, Br. Birkens Gedicht steht als erster Beitrag in einer Dokumentation, die zur Zeit der Installation Graßens zum Kaiserlichen Reichshofrats-Agenten gegen Ende des Jahres 1653 erschien: TESTIMONIA | und | ATTESTATA, | Von | JOHANN Graaßen: | Wie Sie na¡ einander gefolgt/ die Zeit | über/ daß Er au[ S¡ulen und Universiteten/ und na¡gehend# au¡ in Kayserl: und zwar Audito-|riat# Dien‰en gewesen/ biß Er na¡ ges¡loßenem |
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Frieden/ und ges¡ehener Abdankung zum Kayserl. | Rei¡#Ho[-Rath# Agenten au[genommen/ und | seithero de‹en in sol¡er function vieler Stände | deß Rei¡# Bedienter worden. | Gedru¿t Jm Jahr Chri‰i 1653. (Exemplar der SLUB Dresden: Biogr. erud. D. 1578, 82, misc. 2; nicht bei Stauffer, 2007). Dem Titel entsprechend enthält das Heft, dessen einzelne Dokumente, vom Hofkanzleiregistrator Leonhard Pipius am 6.9.1653 in Regensburg beglaubigte Abschriften, bis in das Jahr 1642 zurückreichen, eine von dem Schweinfurter Superintendenten und Gymnasialprofessor Johannes Kufner (gestorben 1659 in Hof; s. Wirth, 1843, S. 531, 533) verfaßte Darstellung u. a. des schulischen Werdegangs Graßens, einen Beitrag (Ar-Aijr) des damaligen Professors der Rechte und Dekans der juristischen Fakultät der Universität Rostock, Heinrich Rahn (zu ihm s. Jöcher. Bd. 3 (1751), Sp. 1876f.), eine Bescheinigung über die von Graß an der Universität Wien erbrachten Leistungen und mehrere seinen im Kaiserlichen Heer geleisteten Dienst betreffende Dokumente. Birkens Gedicht mit der Überschrift Zugabe. | EhrenGedi¡t. bildet den Abschluß ([Biv]r-[C]v) des Druckes. Birkens Schilderung der zufälligen Auffindung der Blätter des Heftes in einer Druckerei (v. 1-11) und seine Bekundung, selbst als Verfasser eines Beitrages in Erscheinung treten zu wollen (v. 12f.), erscheint zunächst als chronologisches Paradoxon, ist jedoch nicht zur Gänze fiktionaler Natur. Vermutlich hatte Graß nach erfolgter Beglaubigung seiner Dokumente (6.9.1653, [Biij]v), die somit als terminus post quem herangezogen werden kann, Birken noch im September die Druckfahnen der bereits fertiggestellten Teile zusammen mit der Bitte um ein Ehrengedicht zugeschickt. Mit der für den 27.9.1653 in Birkens Autobiographie (s. Prosapia / Biographia, WuK. Bd. 14, S. 51m20f.) eingetragenen Notiz "Die 27. Johanne# Graß 2 Duca-|tos. Lucr〈um〉 I Ducatus." könnte die von Graß empfangene Entlohnung für das Ehrengedicht bezeichnet sein. Bei den aufgrund des Manuskriptumfeldes vermutlich zwischen Oktober und Dezember 1653 in Birkens Konzeptbuch (PBlO.B.5.0.3, 16v) zusammen mit dem Vermerk "J. Gr." eingetragenen Zeilen könnte es sich um den Reflex eines nach Eingang dieser Zahlung verfaßten Dankschreibens an Graß handeln, in dem auch ein Hinweis auf die Bemühungen Birkens um die noch ausstehende Vergütung für sein dem Leiter der kaiserlichen Verhandlungsdelegation, Herzog von Amalfi, Octavio Piccolomini (1599-1656; s. zu Gedicht Nr. 97), zugeeignetes Versepos Amalfis (PBlO.B.1.0.1) enthalten war. Von Johannes Graß sind zwei frühere Schreiben in Birkens Briefarchiv erhalten. Der erste dieser Briefe (PBlO.C.116.1 vom 12.2.1650) ist die Antwort auf ein voraufgegangenes Schreiben Birkens, in dem dieser dem "General Auditor-Leutenant" vermutlich seine Aufwartung gemacht hatte, und enthält allgemein gehaltene Versicherungen, sich für Birkens Anliegen zu verwenden. Birkens Antwortschreiben (Antwortvermerk zum 14.2.1650) dürfte Graßens Aufforderung nach einer Konkretisierung seines Anliegens entsprochen haben, bei der dann vermutlich die Amalfis-Angelegenheit deutlich zur Sprache kam. In dem im Namen seines Bruders verfaßten zweiten Brief Graßens (PBlO.C.116.2 vom 5.10.1650) wird Birken eine positive Wendung der Angelegenheit in Aussicht gestellt, die ihn freilich noch bis 1657 beschäftigen sollte und nie zu einem Abschluß gelangte; s. Laufhütte, 2005, S. 476-486; abermals 2007, S. 199-
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205. Durch die Hinzufügung seines Gedichtes zu der Sammlung ergab sich für Birken eine günstige Gelegenheit, mit dem Reizwort "Amal#" (v. 60) die Verdienste seiner "Fama" (v. 13) indirekt auch dem Herzog von Amalfi selbst ins Gedächtnis zu rufen. Auf den Seiten Bv-Bijv des Druckes findet sich die Kopie einer am 7.1.1652 von Piccolomini unterzeichneten Vollmacht, die Graß zur stellvertretenden Wahrnehmung des "na¡ jüng‰ erfolgtem tödli¡en Hintritt seine# Brudern" (Bv) vakant gewordenen Postens des General-Auditors ermächtigte. Birken konnte also damit rechnen, daß Graß auch Piccolomini ein Exemplar der Urkundendokumentation zukommen lassen würde. Das ohne Angabe des Verfassernamens gedruckte Gedicht enthält am Fuß von zwei der vier Seiten Anmerkungen; zu diesen s. u. Die auf sie verweisenden Asteriske stehen teils innerhalb der Verse (v. 54, 60, 61, 75), teils am Versende (v. 66). Unterhalb der Schlußverse steht in dem Exemplar der SLUB Dresden der von unbekannter Hand angebrachte Vermerk "Sigmundt von Birken". Von diesen Besonderheiten, Abweichungen der Orthographie und der Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 4 Bögen] Bogen – 10 bi#her geliebt] geliebt / bißher – 13 konte] konde – 17 beygethan] zugethan – 25 könte] könde – 28 für] vor (ebenso 51) – 31 EhrenSteg] Ehrenbahn – 32 Tro‰] Tritt – 35 nun] s¡on – 39 Da] Drum – 43 Ernden] Ernde – 45 beräus¡t] beraus¡t – 48 Re¡te-Wi”] Re¡te#wi” – 49 drauf sand ›e ihn] s¡i¿t' ihn darauf – 53 dar gekommen] dannen kommen – 55 zwänzig] zwanzig – 61 kluger] kluge – 63 dieser] sol¡er – 66 zur] zu – 71 iezt] i”t – 76 bereit#] bereit – 80 die] da# – 82 sol¡em Gute] sol¡er Gabe – 86 üm ihn son‰] son‰ üm Jhn – 95 die] dann – 100 Graße] Grase 2f. wo man¡e Zeilen-fur¡' ~ der dru¿er Pre‹e Pug] Die Arbeit der Drucker wird mit der primären kulturellen Arbeit, der des Bauern, verbildlicht. Athene ist hier als Schutzgöttin der Wissenschaften gemeint. – 4 mag] 'kann'. – 6f. da fand i¡ ~ auf einem Titelblat.] Anspielung auf das Titelblatt der Dokumentensammlung. – 9-11 Jhm sah i¡ ~ ziert.] Exakte Charakterisierung der in dem Heft gedruckten Dokumente. – 13 und seine Fama seyn] Diese Personifikation begegnet schon bei Horaz und Vergil (s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 510f.). Birken verwendet sie mehrfach z. B. in der Friedensschrift Die Fried-Erfreuete TEUTONJE und in dem Versepos Amalfis. Hier dient ihre Erwähnung dazu, die Wichtigkeit der Dichter für die Tradierung des Ruhmes der Mächtigen zu betonen. – 13-15 J¡ konte mi¡ ent›nnen ~ de# Adler# Lob bes¡rieb] Demnach muß es von Johann Graß zu Ehren des Kaisers verfaßte Dichtungen gegeben haben, die Birken kannte. – 16f. wie meiner Di¡terey ~ war ehmal# beygethan] Birken muß von Seiten des Adressaten Anerkennung seiner Dichtung, wohl der anläßlich der Nürnberger Friedensfeierlichkeiten verfaßten, erfahren haben. – 17-19 Die Musen gerne danken: ~ ges¡lo‹en ein:] Birken stellt sich als Graß gegenüber verpflichtet vor. Dazu hatte er Grund. Den Auftrag zu poetischen Dienstleistungen für die kaiserliche Friedensfeier 1650 dürfte er über die Graß-Brüder erhalten haben. Sie haben ihm auch den Auftrag vermittelt, der zur Entstehung des Doru# au# J‰rien führte (s. Laufhütte, 2005, S. 475f.; abermals 2007, S. 198f.) – 24 ni¡t# bä‹er# ~ grobe S¡afe#Woll.] Mit dieser Bescheidenheitsformel spielt Birken auf seine Mitgliedschaft im Orden der Pegnitzschäfer an. – 26f.
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wann er ~ die loben# würdig ›nd?] Bezugnahme auf die Dokumente des Heftes. – 29 Mnemosyne] Mnemosyne, die Tochter von Uranos und Gaia, galt als Göttin der Erinnerung; s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 1370f. Hier steht sie für die Begabung des zu Ehrenden, der zu spät die ihm entsprechende Förderung erhielt. – 30-40 daher dann ~ der Kun‰ geößet ein] Aufgrund der widrigen Umstände zu Kriegszeiten hatte sich Graßens schulische Laufbahn verzögert. Erst im Alter von siebzehn Jahren konnte der des Lateins noch Unkundige das Gymnasium in Schweinfurt besuchen, wo er seinen Rückstand rasch aufholte. Der Ort seiner Gymnasialzeit ist aus der Ortsangabe des ersten Dokuments kenntlich: "ad Trajectum olim Suevorum". – 35 Aehren] 'Ernten', Jahre. – 36 Calliope] Kalliope ist die Muse des heroischen Epos und der Elegie; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1969), Sp. 80. Der Name bezeichnet hier die schon für die Schulzeit unterstellten poetischen Ambitionen des Geehrten. – 37 Fünf ~ gereifet] Die Dauer der Gymnasialzeit in Schweinfurt. – 39-46 E# s¡i¿t' ihn ~ Tempel kame.] Fünf Jahre nach Beginn seiner schulischen Ausbildung hatte Graß in Rostock ein Studium der Rechtswissenschaften begonnen, das weitere fünf Jahre in Anspruch nahm. – 45 A‰ree] Astrea war eine Tochter der Themis, der Göttin der Gerechtigkeit; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 660; s. zu Gedicht Nr. 12, v. 5. Der Name steht hier für die Rechtswissenschaft. – 49-54 drauf sand ›e ihn na¡ Wien ~ zu ›¡ genommen] Nach seinem Jura-Studium ging Graß nach Wien, wo er die Universität besuchte, seiner Konfession wegen aber keinen akademischen Grad erwerben konnte, wie das dritte Dokument der Sammlung (Aijv-Aiijr) ausweist, und Kontakte zum Hof knüpfte, wo er mit Hilfe seines Bruders in Dienst gestellt wurde. – 54 da hat sein Bruder ~ genommen] In einer Anmerkung zur Druckfassung steht "H. Heinri¡ Graaß seel. Röm. Käys. May. gewesener Krieg#Rath und | General Auditor über dero Armeen." In dieser Anstellung gehörte Graß auch zur Kaiserlichen Verhandlungsdelegation bei der Nürnberger Friedenskonferenz 1649/50; s. WuK. Bd. 14, S. 45. – 60f. Amal# ~ und seine Kriege#-S¡ul] In einer Anmerkung zur Druckfassung steht "Sind zwey Bü¡er/ so der Herr General Auditor seel. jene# entwor[en/ diese# bes¡rieben hinterla‹en/ wel¡e ne¡‰en# in Dru¿ kommen sollen." Dieser Bestätigung des verstorbenen Heinrich Graß als geistigen Urhebers der Amalfis entspricht die später von Limburger (s. Die | Betrübte | Pegne›# (1683), S. 206) und Herdegen (s. Hi‰oris¡e Na¡ri¡t (1744), S. 104) übernommene Behauptung, bei dem Versepos zu Ehren Piccolominis habe es sich um ein offiziell in Auftrag gegebenes Werk gehandelt. Mehr als Anregungen und mündliche Honorarversprechungen wird es aber kaum gegeben haben, zumal Birken in seiner Autobiographie vermerkt hat, er habe im Frühjahr 1650 "privatim" (WuK. Bd. 14, S. 46) mit der Ausarbeitung des Werkes begonnen. Durch diese Einfügung der Amalfis in den schriftlichen Nachlaß von Heinrich Graß, zu dem offenbar auch ein militärisches Lehrbuch zählte, sollte vermutlich bei dessen Bruder ein stärkeres Gefühl der Verpflichtung erreicht werden, weil Birken als Dichter und Redaktor den Nachruhm des Verstorbenen befördern konnte. Durch die Ankündigung der baldigen Publikation beider Werke rückt Birken dieses Ziel in greifbare Nähe, doch ist die Amalfis ungedruckt geblieben und von dem Lehrbuch keine Druckfassung bekannt. – 65-67 So
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ward er sein Geselle ~ vertretten und versehn.] In einer Anmerkung zur Druckfassung steht "al# GeneralAuditor Lieutenant, oder sein Locum-tenens." – 75 die Rei¡e# Anwalt-Stell] In einer Anmerkung zur Druckfassung steht "al# Käys. Rei¡#-Ho[Raht#-Agent." – 81 ein Lieb‰e ihm gebri¡t] Zum Zeitpunkt der Abfassung des Gedichts war Graß demnach unverheiratet. – 83 in diß Graß] Spiel mit Graßens Nachnamen; ebenso v. 100. – 92 mit dem Sohn] Mit dem Liebesgott Amor, des Sohnes der Venus und des Mars.
Text 164: Zu Herrn Conrad Rosentaler# und Jungfrau Martha Juliana Ring#gwandin Ho¡zeit. Gesprä¡e beyder Verliebten. 123v/124r T1 CLXIV.] CLXIV – T2 Herrn] H. – T2 Conrad] Conr. – T3 Jungfrau] Jf. – 6 Liebe#qual] ev. Liebe# qual – 9 wann] wan – 9 ri”en] t nachträglich verdeutlicht – 17 alle] a überschrieben; ev. Alle – 28 da#] Kürzel Mit diesem aufgrund des Manuskriptumfeldes vermutlich 1653 oder 1654 entstandenen Gedicht gratuliert Birken einem Brautpaar zur Hochzeit. Obwohl die Namen beider Brautleute bekannt sind, konnten keine näheren Informationen zu ihnen ermittelt werden. Ein Druck ist nicht bekannt. 3 in der Liebe Rosenthal] Das Spiel mit den Namen der Brautleute, das dieses Gedicht motivisch und in dem von den Versen mit zweisilbiger Kadenz gebildeten Anagramm beherrscht und für das die Verse 25-28 ein schönes Beispiel bieten, begegnet häufig in Birkens Epithalamien. – 7-12 Rosen pegen ~ J¡ wil lieber seyn gesund.] Die in Rosenmetaphorik gekleidete Ankündigung weiblicher Gegenwehr in amourösen Dingen ist – ebenso wie die anschließende Einwilligungserklärung der Dame (v. 24) – ein gängiges Motiv der Liebeslyrik; s. zu Gedicht Nr. 161, v. 1-4 – 21 weil ihr rei[ an Jahren seit] Der Bräutigam war offenbar um einiges älter als die Braut.
Text 165: Auf Herrn Chri‰of Willi¡# und Jungfrauen Annen Sa‹enhagen# Ho¡zeit. An ihren Bruder, Herrn Matthaeu# Sa‹enhagen. 124r/v T1 CLXV.] CLXV – T2 Herrn] H. (ebenso T6) – T3 Jungfrauen] Jf. – 5 redli¡] oberhalb eines gestrichenen Wortes – 8 und] u. (ebenso 16, 24, 27) – 21 Himmel] Him el (ebenso 25) – 23 Leben#zeit] ev. Leben# zeit Dieses und das folgende Gedicht hat Birken anläßlich der Hochzeit Anna Sassenhagens (Lebensdaten unermittelt), der Schwester des aus Lübeck stammenden Anwalts und Notars Matthäus Sassenhagen (um 1630-1682; s. zu Gedicht Nr. 158), verfaßt. Wie u. a. aus dem Konzept eines an Sassenhagen gerichteten Briefes vom 11.6.1653 (PBlO.B.5.0.3, 14r) hervorgeht, muß der am Regensburger Reichstag als Repräsentant seiner Stadt tätige Jurist kurz zuvor Birken in Nürnberg einen Besuch abgestattet
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haben. Auch Birkens Gedicht enthält einen Reflex der ihm zuteil gewordenen "Besu¡ung# -Ehre" (v. 13); mit dem Gedicht wird auch Sassenhagens Bitte um einen "Wuns¡, für ein paar traute Seelen" (v. 18) eingelöst. Ob Sassenhagen diesen Wunsch während seines Aufenthaltes in Nürnberg oder erst im Anschluß daran in schriftlicher Form geäußert hat, kann nicht entschieden werden, da in Birkens Briefarchiv keines seiner Schreiben erhalten ist. Daß insbesondere in den Jahren 1653-57 ein reger Briefverkehr mit Sassenhagen bestanden haben muß, belegen die zahlreichen Konzepte an ihn gerichteter Schreiben in Birkens Archiv. Birken hat sich der Hilfe Sassenhagens bei seinen Bemühungen um das Palatinat bedient. Wie stark er sich gegenüber dem als "Freund" (v. 26, 28; vgl. auch PBlO.B.5.0.3, 39v, 110r) bezeichneten Sassenhagen verpflichtet sah, den er in seiner Autobiographie zum Juni 1653 als achten seiner Förderer (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14) S. 51m9f.) bezeichnet und nach seiner Ernennung zum Hofpfalzgrafen im Jahre 1656 zum Dichter gekrönt und zum Vice-Comes Palatinus ernannt hat (s. WuK. Bd. 14, S. 56m22f.; s. PBlO.A.1, 29r, 31r), zeigt nicht zuletzt die Anzahl seiner zur Hochzeit der Schwester Sassenhagens verfaßten Glückwunschgedichte. Neben den beiden Gedichten in der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder gibt es noch ein weiteres, das die Überschrift S¡äferHo¡zeitgedi¡t trägt und in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte steht (WuK. Bd. 1, S. 162f., S. 578580). Trotz der Überschrift ist das Gedicht Nr. 165 kein eigentliches Epithalamion, sondern ein an den Besteller gerichtetes Begleitgedicht. Daher fehlen Standardmotive wie z. B. der Wunsch reichen Kindersegens. Aus dem Nachkommenwunsch des in Sassenhagens Namen verfaßten Liedes (s. zu Gedicht Nr. 166, v. 39), in dem der Beginn zukünftigen Kindersegens für Anfang des Geltungszeitraums des Tierkreiszeichens Widder (21.3.-20.4.) prognostiziert wird, läßt sich ableiten, daß die Hochzeit Mitte / Ende Juni 1653 stattgefunden haben muß. Alle drei Gedichte könnten folglich zusammen mit Birkens durch ein Konzept (PBlO.B.5.0.3, 14r) repräsentierten Brief vom 11.6.1653 zu Sassenhagen nach Regensburg gelangt sein. Über das Brautpaar konnten keine Daten ermittelt werden. 5-12 Jhr ndt bey mir ~ Hofgebärden nennt.] Die kontrastive Gegenüberstellung deutscher Redlichkeit und falscher Hofgebärden begegnet in zahlreichen Gedichten und Briefen Birkens und seiner Partner. Hier könnte aber auch Birkens Verbitterung über die ausgebliebene Entlohnung für sein Versepos Amalfis (PBlO.B.1.0.1; s. zu den Gedichten Nr. 97 und Nr. 163) und sein Ärger darüber mitschwingen, daß er auf die vom Umfeld des Herzogs von Amalfi diesbezüglich geäußerten "großen promessen" (s. Briefkonzept PBlO.B.5.0.3, 17v an Sassenhagen) hereingefallen war. Sassenhagen war Birkens erster – wenngleich erfolgloser – Fürsprecher in dieser Angelegenheit; s. WuK. Bd. 14, S. 104. – 17-19 Jhr batet mi¡ ~ ihnen diß verehrt:] Birken reagiert auf eine – sicher briefliche – Bestellung Sassenhagens. Mit "diß" (v. 19) ist das Lied Nr. 166 gemeint. – 20-24 do¡ ›nd ›e selb‰ ~ zule”t mit Seeligkeit.] Die in Hochzeitscarmina üblichen Wünsche für Wohlstand sowie ein langes und erfülltes Leben.
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Text 166: Auf Ebendieselbe: Unter seinem Namen. 124v -125v 25 wa#] Kürzel – 34 su¡t,] Komma ev. gestrichen Ebenso wie das voraufgehende und das im Gedichtbuch Floridan# Amaranten-Garte (s. WuK. Bd. 1, S. 162f., 578-580) enthaltene S¡äfer-Ho¡zeitgedi¡t hat Birken auch dieses Gedicht zur Hochzeit von Christof Willich und Anna Sassenhagen im Auftrag und Namen des Bruders der Braut, des Lübecker Anwalts Matthäus Sassenhagen, geschrieben, die vermutlich Mitte 1653 (s. u.) in Lübeck stattfand. Von dem Gedicht, das laut Überschrift in Sassenhagens Namen verfaßt wurde, ist kein Druck bekannt. 1-12 J¡ zwar, i¡ bin iezt nit dorten, ~ eine Burg in Armen hegen.] Sassenhagen war als Repräsentant seiner Heimatstadt Lübeck beim Regensburger Reichstag tätig, der am 16.6.1653 eröffnet worden war; vgl. das an Sassenhagen gerichtete Briefkonzept PBlO.B.5.0.3, 14r vom 11.6.1653. – 6 entweget] 'entfernt'. – 7-10 Mein Ges¡i¿ ~ mit gutem Stern!] Beim Regensburger Reichstag ging es um die Wahl des Nachfolgers Kaiser Ferdinands III. Sein Sohn Ferdinand IV. wurde tatsächlich zum Römischen Kaiser gewählt, starb aber vor seinem Vater (gestorben 9.7.1654; s. Texte Nr. 17-20 im Birken-Windischgrätz-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 290-301, 1039-1041). – 18 wolt ein Cammerlied dir ‰ellen] Diese spezielle Form des Hochzeitsliedes zeichnet sich üblicherweise durch allerlei auf Kosten der Braut vorgetragene Anzüglichkeiten aus und wurde meist im Beisein der Hochzeitsgesellschaft verlesen, aber nicht gedruckt; s. zu Gedicht Nr. 83. Das Gedicht Nr. 166 ist kein Kammerlied. – 38-41 Wann einmal ~ weggetrieben.] Der in Epithalamien übliche Wunsch, daß sich bald Nachwuchs einstellen möge. Der für den Geltungsbereich des Sternzeichens Widder (21.3.-20.4.) vorausgesagte Geburtstermin ermöglicht den Rückschluß auf den Zeitpunkt der Hochzeit, die vermutlich Mitte Juni 1653 stattfand.
Text 167: Auf Herrn Daniel Preußler# Kun‰Maler# und Jungfrauen Margarethen Brandmair# Ho¡zeit. 125v/126r T2 Herrn] H. (ebenso 16) – T4 Jungfrauen] Jf. – 7 Sanct] S. – 13 un#] u überschrieben – 15 und] u. (ebenso 38 (2. Position)) – 17 3.] 3 (ebenso v. 25, 33, 41) – 18 Liebe#zaum] ev. Liebe# zaum – 23 Flammen] Flam en – 25 dann] dan (ebenso 26 Sinn – 28, 31 wann) – 26 Sinn] S überschrieben Dieses Lied hat Birken zur Hochzeit (5.4.1654) des aus Prag stammenden Malers Daniel Preußler (1627-1665; zu ihm s. Thieme-Becker. Bd. 27(1933), Sp. 373; NDB. Bd. 20 (2001), S. 689f. (v. Hagen / Tacke)) mit der Tochter eines Gewandschneiders, Margaretha Brandtmayer (1631-1654; zu ihr s. ebd.), verfaßt. Preußler, der seit 1652 in Nürnberg wohnte, konnte heiraten, da er 1654 den Meistergrad erlangt hatte. Zu seiner Hochzeit erschien der Druck Ehrenmahl und Glü¿wuns¡/ | Zu | Herrn Daniel Preißler# Kun‰mahler#/ und Jungf. Margarethen Brandmair#/ | Ho¡zeitli¡em Ehren-Fe‰/ | Jn Nürnberg/ den 5. April#/ Ann. 1654. gehalten. (s. Paas, 1990, S. 36f., 360; Stauffer, 2007, S. 202f.) Der Einblatt-
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druck enthält außer Birkens anonym publizierten Versen sieben Notenzeilen sowie Angaben zur Instrumentierung und Spielweise. Das ohne Nennung des Komponisten (s. u.) gedruckte Lied ist für zwei Geigen, Basso Continuo und einen Tenor arrangiert und sollte vermutlich bei der Hochzeitsfeier vorgetragen werden. Von diesen Besonderheiten, der entsprechenden Anordnung der Verse unter den Notenzeilen, einigen typographischen Hervorhebungen, der anderslautenden Überschrift sowie Abweichungen der Orthographie und Interpunktion abgesehen, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 1 Wie] Je – 3 s¡lie‰] s¡lei‰ – 8 getraumet] geträumet – 8 hatt] hat – 9 Preußler] Preißler – 11 ander‰] ander# – 13 nü”e] nu”e – 16 Herrn] Herr – 17 mit Treue] in Treuen – 27 heisen] hei‹en – 40 Marmel‰ein] Marmol‰ein –. Bereits ein Jahr nach der Hochzeit war die Braut gestorben. Zu diesem Anlaß schrieb Birken das Epicedium Frauen Margarethen Preußlerin Grab Lied., das in seiner Sammlung geistlicher Gedichte S. v. B. Todten-Andenken und Himmel#-Gedanken. oder GOTTES- und Tode#-Gedanken (WuK. Bd. 5, S. 90f., 624f.) steht. Eintragungen in Birkens Tagebüchern aus den Jahren 1660 und 1664 zufolge war Birken auch persönlich mit Preußler bzw. dessen zweiter Ehefrau bekannt; s. I.58 (PBlO. B.2.1.3, 20v), 130 (PBlO.B.2.1.4, 13r). Am 6.10.1664 sandte Birken dem Maler ein Exemplar der Erstausgabe seines mit dreiundreißig Kupferstichen Jacob von Sandrarts (1606-1688; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 29 (1935), S. 397) ausgestatteten Werkes Der Donau-Strand [...]. (Nürnberg, 1664) zu; s. I.137 (PBlO.B.2.1.4, 15v). Wie aus dem Postscriptum eines Briefes (PBlO.C.169.2 vom 27.2.1655) des Komponisten Johann Erasmus Kindermann (1616-1655; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 125) hervorgeht, hatte Preußler offenbar angekündigt, ein Portrait Birkens zu vollenden: Er lä‰ dem Herrn au[ da# aller hö¡‰e freundli¡ salutiren, Herr Daniel Preißler Mahler, an i”o zu Dresen, wel¡er u[ O‰ern wieder wird ankommen, vnd de# Herrn Conterfeit gar zu fertigen ›¡ willig erbotten interim patientia. Vale. Ein entsprechendes Bild ist jedoch nicht bekannt. Die Erwähnung Preußlers in Kindermanns Brief deutet zudem auf eine Bekanntschaft der beiden hin. Birkens Hochzeitsgedicht könnte von Kindermann vertont worden sein. 1-7 Wie? ~ Sanct Marcu# Stadt?] Preußler hatte offenbar die Absicht geäußert, eine längere Italienreise mit den Zielen Rom und Venedig anzutreten. – 6 Theti# Auen] Thetis war eine Meeresgottheit und Mutter des Achilles; s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 765f.; Ovid, Metamorphosen 11, v. 221-265. Hier steht ihr Name für das Meer. – 14-16 Etwan hätt' ~ jüng‰, ermordt.] Der mit Birken und vielleicht auch mit Preußler befreundete Arzt Johann Martin Brendel (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 138) war während seines Studienaufenthaltes 1653 in Italien gestorben. – 21-23 Liebe, wie Magnet da# Eisen ~ Flammen an] Die Funktionalisierung des Magneten als Sinnbild erotischer Anziehung begegnet öfters bei Birken; s. zu Gedicht Nr. 109 in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1), S. 611-613. – 27-32 Do¡, e# kan ~ Ho¡zeit-Tag.] Die Hochzeit sollte demnach im niederländischen Den Haag stattfinden. – 29 Seeland] Die in den südwestlichen Niederlanden gelegene Provinz Seeland. – 33-48 Do¡
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verge‹et ni¡t ~ wie bey Tage, so bey Na¡t.] Die in den beiden letzten Strophen behandelte "neue Malerey" (v. 35) bezieht sich auf die 'Liebeskunst' und enthält zahlreiche erotische Anspielungen. – 36 ni¡t wie die zu Hagenau] Was gemeint ist, bleibt unklar. Die um 1175-1180 unter Kaiser Friedrich I. neu erbaute Pfalzburg im elsässischen Hagenau enthielt einem Gedicht des Hofkaplans und Chronisten Gottfried von Viterbo (1125-um 1202; s. NDB. Bd. 6 (1964), S. 676 (Schmale)) zufolge einen mit Malerei dekorierten Saal; s. Zotz, 2002, S. 103f. – 37 Jn-di¡] Sexuelle Anzüglichkeit. Vermutlich ist auf 'Indig' (Indigoblau) angespielt; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4, Abt. 2 (1877), Sp. 2111. – 45-48 Mahlet wol, ~ so bey Na¡t.] Die Metaphorik von Birkens Nachkommenwunsch knüpft an die die Strophen 5f. bestimmende Überschneidung von Liebes- und Malkunst an.
Text 168: An Herrn Johann Heinri¡ Cali›u#. 126r-127r T1 CLXVIII.] CLXVIII – T2 Herrn] H. – T2 Johann] Joh. – 9 2.] 2 (ebenso Strophe 4, 6 und 7) – 12 Gekrönter] Überwiegend lateinische Schreibung; ebenso 32 Tscherning – 32 Gryph – 32 Gläser – 33 Ferse – 34 Kirchner – 35 Keulisch – 13 Ma¡t'] M versehentlich ohne Einzug angesetzt, dann aber an der richtigen Stelle ausgeführt. – 32 und] u. (ebenso 34) – 37 thummen] thum en (ebenso 47 immer – 52 frommen) – 49-64 Nur die Anfangszeilen der beiden Strophen sind eingezogen. – 49 herr] h. – 57 dann] dan Mit diesem Ehrengedicht gratuliert Birken dem aus Wohlau in Niederschlesien stammenden Theologen Johann Heinrich Calisius (1633-1698; zu ihm s. Zedler. Bd. 5 (1733), Sp. 261f.; ADB. Bd. 3 (1876), S. 696 (Pressel); Killy 2. Bd. 2 (2008), S. 331f. (Kühlmann); s. außerdem im Birken-Stubenberg-Briefwechsel (WuK. Bd. 9) zu den Briefen Nr. 19, Z. 90-92, 106-111; Nr. 21, Z. 7-11; Nr. 24) zur Veröffentlichung seines Anfang 1655 gedruckten Werkes Kloridan# | von Wohlau auß El››en | Blauer Korn-| blumen oder einfältiger Hir-|ten-Gesänge | Dreifa¡e# Bündlein. | Zu Vlm | Drukket e# und verleget e# Balthasar | Kühn/ be‰ellter Bu¡trukker daselb‰/ | Jm Jahr M. DC. LV. (s. Stauffer, 2007, S. 208f.). Der EhrengedichteVorspann des Gedichtebuches enthält u. a. Beiträge des Dichters und Straßburger Gymnasialdirektors Johann Matthias Schneuber (1614-1665; der 1648 als Der Riechende in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen worden war; zu ihm s. Neumark, 1668, S. 290; ADB. Bd. 32 (1891), S. 172f. (Martin)), Adam Calisius', des Bruders des Dichters, der Doktor der Medizin und Kollegiat des Leipziger Marienkollegs war (S. 14f.), Jesaias Romplers von Löwenhalt (S. 15-17; zu ihm (1605-1674) s. NDB. Bd. 22 (2005), S. 25f. (Kühlmann); Bopp, 1998, S. 24-39; Killy 2. Bd. 9 (2010), S. 711f. (Kühlmann)), Johann Klajs (S. 17f., 30f.) und Enoch Gläsers (S. 23f.; zu ihm (1628-1668) s. Jöcher. Bd. 2 (1750), Sp. 1011, Killy 2. Bd. 4 (2009), S. 226f. (Prätorius / Sdzuj)). Birkens Ehrengedicht (s. u.) steht auf den Seiten 18-21. Von Calisius sind mehrere zwischen 1654-1657 ausgestellte Briefe in Birkens Archiv erhalten (PBlO.C.37.1-6). Im Konzeptbuch PBlO.B.5.0.3, 26v, 87v und 98v finden sich Notizen
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zu drei Gegenbriefen Birkens, von denen zwei Antworten auf Briefe Calisius' repräsentieren. Ein weiteres Konzept (PBlO.B.5.0.3, 37r) war vermutlich an den Bruder Adam Calisius gerichtet und hatte wohl einem Brief an Johann Heinrich Calisius beigelegen. Ein vollständiger lateinischer Brief Birkens ist in Calisius' Gedichtebuch in der Rubrik Epistolae nonnullae Odas hasce spectantes/ Zuru[ungen etli¡er ho¡werthen Freunde. (S. 31-33) gedruckt; zu diesem s. u.; die von Stauffer (S. 208) vertretene Meinung, der Brief befinde sich entgegen den Angaben von Dünnhaupt. Bd. 1 (1990), S. 600, Nr. 72, nicht in dem Werk, ist unzutreffend. Aus dem ebenfalls dort (S. 30f.; s. Wiedemann, 1968, S. 16*) gedruckten lateinischen Brief Johann Klajs (Kitzingen, 7.12.1654), der vermutlich zugleich das Begleitschreiben zu seinem Ehrengedicht gewesen ist, geht hervor, daß Calisius das Elisabeth-Gymnasium in Breslau besucht hat, an dem der u. a. mit Julius Wilhelm Zincgref (1691-1635; zu ihm s. ADB. Bd. 45 (1900), S. 306-311 (von Waldberg); Killy 2. Bd. 12, S. 682-684 (Schilling)) und Martin Opitz (15971639; zu ihm s. Killy 2. Bd. 8 (2010), S. 715-722 (Garber)) befreundete Dichter Christoph Colerus (1602-1658; zu ihm s. NDB. Bd. 12 (1980), S. 316) Geschichte und Rhetorik unterrichtete. Es ist möglich, daß der durch seinen Lehrer bereits für die Dichtkunst gewonnene Calisius dann im Laufe seines Theologiestudiums, das ihn nach Leipzig (1650) und Straßburg (1653) führte, über Johann Klaj, der in Briefkontakt mit Colerus gestanden haben muß, Anschluß an weitere Mitglieder des Nürnberger Blumenordens suchte. Trotz mehrerer brieflicher Anfragen an Birken (s. zu Brief Nr. 22 im BirkenHarsdörffer-Briefwechsel, WuK. Bd. 9, S. 643f.) wurde Calisius jedoch nicht als Mitglied aufgenommen. Die Gedichtbeiträge Johann Matthias Schneubers und Jesaias Romplers von Löwenhalt deuten darauf hin, daß Calisius bereits während seiner Studienzeit in Straßburg in Verbindung mit Mitgliedern der dort ansässigen Aufrichtigen Tannengesellschaft gestanden hatte; s. Bopp, 1998. Auf welche Weise die Verbindung zu Birken zu Stande kam, ist unermittelt, jedoch dürfte ihm Calisius – am ehesten durch Klaj – bereits bekannt gewesen sein, als ihn am 1.9.1653 ein Brief Johann Wilhelm von Stubenbergs (1619-1663; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 153; s. Brief Nr. 15, Z. 30-35 im BirkenStubenberg-Briefwechsel, WuK. Bd. 9, S. 175) mit der Bitte erreichte, als Erzieher für seinen damals zehnjährigen Sohn Rudolf Wilhelm (1643-1677) tätig zu werden; s. ebd. zu Brief Nr. 19, Z. 90-108, S. 867f. u. ö.; s. Bircher, 1968, S. 118-126. Birken, der damals Hauslehrer bei der Nürnberger Familie Rieter von Kornburg war (7.5.1652-4.12.1655; s. zu Gedicht Nr. 94; s. zu Gedicht Nr. 64 in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1), S. 554-558) und Nürnberg nicht verlassen wollte, muß Stubenberg in seinem Antwortschreiben (7.10.1653; s. zu Brief Nr. 19, Z. 90-92, WuK. Bd. 9, S. 867) den damals in Stuttgart lebenden Calisius als geeigneten Kandidaten vorgeschlagen haben. Dieser hatte jedoch inzwischen eine Stelle als Informator beim Grafen Wolfgang Georg I. von Castell (16101668) als Lehrer für dessen Sohn Friedrich Magnus (1646-1755) angetreten. Daß Calisius' Absage (s. zu den Briefen Nr. 19, Z. 106-111, und Nr. 21, Z. 7-11: WuK. Bd. 9, S. 868, 871) für Stubenberg, der selbst recht konkrete Vorstellungen über die angemessene Erziehung seines Sohnes hatte (s. Bircher,
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1968, S. 119f.), nicht unbedingt einen Verlust bedeutet haben muß, legt Sperls (1908, S. 386) Einschätzung der wenig kindgerechten Unterrichtsmethoden von Calisius nahe, die auf eine "Überfrachtung mit religiösem Lernstoff" hinausliefen. Durch Calisius' Vermittlung trat schließlich der ebenfalls aus Schlesien stammende Paul Winkler (1630-1686) die Hauslehrerstelle bei Stubenberg an; s. Bircher, 1968, S. 121-124; s. zu Brief Nr. 23, Z. 15-18, WuK. Bd. 9, S. 877. Nach Beendigung seiner Hauslehrertätigkeit wurde Calisius Diakon in Göppingen (1656) und wirkte ab 1669 als Hofprediger in Sulzbach am Kocher. Im Jahre 1684 wurde er nach Geildorf versetzt, wo er als limburgischer Superintendent und Konsistorialrat amtierte. Die Umstände der Entstehung von Birkens Ehrengedicht sind durch die in seinem Briefarchiv erhaltenen Dokumente gut belegt. In seinem ersten Schreiben (PBlO.C.37.1 vom 1.3.1654) bittet Calisius Birken um die Aufnahme in den Blumenorden und darum, "mit einem vielgülttigen Zuruf#liede in meine zwar s¡le¡te do¡ andä¡tige lieder von meinem Hö¡‰geEhrten Herren bes¡enkket zu werden". Diese Bitten werden in Calisius' zweiten Brief (PBlO.C.37.2 vom 18.5.1654) wiederholt und mit der Ankündigung verbunden, die in den Kornblumen enthaltenen weltlichen Gedichte Harsdörffer und Birken zueignen zu wollen, wozu es jedoch – vermutlich aufgrund eines aus Birkens Antwortbrief resultierenden Mißverständnisses (s. zu Brief Nr. 22, WuK. Bd. 9, S. 643f.) – nicht gekommen ist. Zugleich geht aus dem Schreiben hervor, daß Calisius die Zahl der Ehrengedichte gering halten wollte: "E# gratuliret mir son‰en Nimand | Al# herr S¡neuber, herr kir¡ner und mein bruder, denn i¡ allzuviel ni¡t haben mag." Seinem laut Responsionsvermerk am 28.5.1654 verfaßten Antwortschreiben muß Birken dann das ersehnte Zurufslied beigefügt haben, dessen Erhalt Calisius dankend in seinem dritten Brief (PBlO.C.37.3 vom 10.5.1654) bestätigt. Bei dem in den Kornblumen gedruckten lateinischen Brief Birkens handelt es sich vermutlich um ein Schreiben, das jenem Calisius' vom 1.3.1654 (PBlO.C.37.1) unmittelbar voraufgegangen war; es wird hier vollständig mitgeteilt: Suavissime Calisi, Fautor Amice honorande. IAm ad Tabernam tabellionariam ierant meae, cum tuas ego inopinatò acciperem, qui te ipsum exspectaveram & exoptaveram. Repetij igitur meas, quibus ad capessendam Spartam apud Illustr. Stubenbergium seriò vocabaris; nec incomparabili Patrono acceptiorem ministrum, nec Amico Charissimo faciliorem Herum, me destinante. Nescio quâ Sortis injuria ternae meae literae, de hoc negotio ad magnum istum Heroem datae, serius oblatae fuerunt; quae causa fuit, quod ante dies has aliquot demum responderit. Tibi verò divinâ Providentia interim aliter prospectum esse, animitus gaudeo & gratulor, omnigenam tibi & interminam ex hac conditione foelicitatem, sincerè apprecabundus, quamvis Sperum mearum jacturae nonnihil indoleam. Tu vero aliud | subjectum te substituturum innuere videris. Quale vero? temporis usuram fecisses, si nomen, aetatem, mores & studia addidisses. Quare ut de his ocyus rescribas, opus est, si amico isti prodesse volueris. Quamvis enim non pauci praesto sint quos substituam, etiam de gente hic patriciâ; tua tamen causâ in
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tuum istum propensior, dum per te de ipso resciscam, negotium hoc suspensurus sum. Mentem autem Generosiss: Baronis & meam his cape &c. Sciscitare igitur & rescribe num trium illorum capax sit amicus; adde quod jam monui, mores, aetatem, studia, ubi degat. Scis ipse quantum intersit, incutiant ne nobis aliena peccata pudorem. Sed ad nos redeo &c. utere fortunâ tuâ, & Nicri resonare tuo fac carmine ripas. Legi & laudo metra tua, Sesamo & papavere sparsa, elogio Petron. & plena haustus Castalij, ut natum te hisce sacris expediendis credam. Plena certè ἐνθουσιασµοῦ poe¨tici, tua illa: - - - - - Wo unser Quell entquillt/ die grobe Gei‰er gerbt vnd rauhe Sinnen s¡är[t/ &c. item: Wie s¡arp[ der Kauru# brüllt/ wie weit er Flokken speyt/ &c. in quibus & Similibus tantopere mihi places, ut Conterraneis tuis hodiè omnibus laudem praerepturus mihi videaris, excepto Cl. Tscherningio, ad cujus exemplum fluere videntur. Odas quasdam te editurum esse scribis, & Calami officium poscis; abnuerem cum res ipsa se commendet, nec Vendibili huic vino opus sit hedera. Sed amoris & cultus calculus, omninò adjiciendus erit, si patiare. Kirchnerum | nostrum, perquam officiosè ex me resalutes velim. Vale interim amicissimum pectus; & redama Tui amantißimum cupientissimum S. Betulium. [Liebster Calisius, zu ehrender Gönner und Freund. Schon war mein Brief zum Posthaus gegangen, als ich unvermutet deinen empfing, der ich dich selbst erwartet und sehnlichst herbeigewünscht hatte. Ich habe daher den meinen zurückgeholt, in dem du ernstlich berufen wurdest, bei dem berühmten Stubenberg die Stelle anzutreten; denn für mich stand fest, daß es für den unvergleichlichen Gönner keinen willkommeneren Diener und für den liebsten Freund keinen freundlicheren Herren gebe. Ich weiß nicht, aufgrund welcher Ungerechtigkeit des Schicksals drei Briefe, die ich in dieser Angelegenheit an diesen hohen Herren geschickt hatte, zu spät zugestellt worden sind; dies war der Grund, daß er vor ein paar Tagen schließlich das Beiliegende zur Antwort geschickt hat. Daß aber für dich inzwischen durch die göttliche Vorsehung auf andere Weise gesorgt worden ist, freut mich von Herzen, und ich gratuliere. Ich bete aufrichtig, daß dir aus dieser Anstellung vielfältiges und beständiges Glück zuteil werde, obgleich mich das Scheitern meiner Hoffnungen einigermaßen schmerzt. Du scheinst aber anzudeuten, daß ein anderer dich auf dieser Stelle ersetzen soll. Welcher aber? Du hättest die Gelegenheit besser genutzt, hättest du in deinem Brief den Namen, das Alter, den Charakter und Ausbildung des Kandidaten hinzugefügt. Daher ist es notwendig, daß du dazu schnell zurückschreibst, wenn du diesem Freund nützlich sein willst. Obwohl nämlich nicht wenige Bewerber bereitstehen, die ich als Ersatz vorschlagen kann, auch aus dem hiesigen Patriziat, bin ich doch deinetwegen deinem Kandidaten geneigter, und während ich durch dich über ihn das Nötige erkunde, werde ich dieses Geschäft in der Schwebe halten. Erfahre die Gesinnung des edlen Barons und die meine
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aus Beiliegendem. Erkundige dich also und schreibe mir zurück, ob dein Freund der bewußten drei Dinge fähig ist; füge hinzu, was ich schon angemahnt habe, Sitten, Alter, Ausbildung und Wohnort. Du weißt selbst, wie wichtig es ist, daß uns die Fehler anderer nicht beschämen. Doch zurück zu uns beiden. Nutze dein Glück und lasse die Wellen des Neckar von deinem Gesang widerhallen. Ich habe deine Verse gelesen und lobe sie. Mit Sesam und Mohn sind sie bestreut und, gemäß dem Lob des Petrons, voll Kastalischen Quells, so daß ich glaube, daß du zur Hervorbringung solcher Wunder geboren bist. Deine Verse sind ohne Zweifel voller dichterischer Inspiration: - - - - - Wo unser Quell entquillt/ die grobe Gei‰er gerbt vnd rauhe Sinnen s¡är[t/ usw. ebenso: Wie s¡arp[ der Kauru# brüllt/ wie weit er Flokken speyt/ usw. In diesen und ähnlichen Passagen gefällst du mir so sehr, daß du aus meiner Sicht vor all deinen heute lebenden Landsleuten das Lob davonträgst, mit Ausnahme des berühmten Tscherning, nach dessen Beispiel deine Verse zu fließen scheinen. Du schreibst, daß du einige Lieder herausgeben willst und erbittest dafür ein Ehrengedicht; ich sollte ablehnen, weil sich die Sache selbst empfiehlt und dieser beliebte Wein des Efeus nicht bedarf. Aber das Steinchen meiner Liebe und Verehrung wird zuverlässig hinzugefügt werden, wenn du es dir gefallen läßt. Bitte erwidere meinen Gruß an unseren gemeinsamen Freund Kirchner sehr dienstlich. Inzwischen lebe wohl, du Herzensfreund; und sei auch du gewogen deinem dir innigst verbundenen Sigismund Betulius.] Zu Calisius' Hochzeit im Jahre 1657 verfaßte Birken auf dessen Bitte hin (s. PBlO.C.37.5 vom 16.2.1657 und PBlO.C.37.6 vom 17.4.1657) zwei Gedichte, deren Manuskriptfassungen in Birkens Sammlung lateinischer Gedichte und Briefe BETULETUM (PBlO.B.3.1.4, 79r) stehen; s. Stauffer, S. 243f. In Calisius' Kornblumen ist Birkens Glückwunschgedicht ohne Überschrift gedruckt. Es gibt keine Strophenzählung. Unter den Versen steht "Sigismundus Betulius, J. C. | Com. P. P. Nob." Von diesen Unterschieden, typographischen Hervorhebungen sowie Abweichungen der Orthographie und Interpunktion abgesehen, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 1 Sle›en] S¡le›en – 10 Di¡terey] Ti¡terey – 11 Reimen] Reime – 12 kont] kunt – 15 Gots¡e] Gots¡l – 15 ward] wurd – 25 iezt] jezt – 27 e# hat no¡] so hat e# – 35 au¡ mein Keulisch] Kloridan au¡ – 38 spri”en] spriezen – 39 spi”en] spiezen – 43 von] auß – 44 geronnen] gerunnen – 45 können] künnen – 46 drüm] drum – 46 di¡ten] Ti¡ten – 49 Nun, herr Keulis¡ i‰] Kloridan du bi‰ – 50 er so, wie andre,] du er‰enmal# von – 51 seine#] deine# – 52 lä‹et] lä‹e‰ – 52 frommen] s¡önen – 59 au¡] dann 1-4 Sle›en, du Si” der Musen ~ glei¡ Arethusen!] Der als linker Nebenarm der Oder durch Schlesien führende Fluß Bober wird zur Musenquelle stilisiert und repräsentiert sinnbildlich die aus dieser Region stammenden Dichter (v. 30-35) mit Opitz an der Spitze. – 4 Arethusen] Die Nymphe Arethusa floh vor dem Flußgott Alpheus auf die Insel Ortygia bei Syrakus und wurde in eine Quelle verwandelt; s. Ovid, Metamorphosen 5, v. 572-641; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 531. – 7 Land der S¡wanen]
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Der 'Schwan' (ebenso v. 29) wurde bereits in der Antike dem Gott Apoll zugeordnet und symbolisierte hohe dichterische Fertigkeit. In der Emblematik der Frühen Neuzeit wurde das Tier als Bild für den Dichter übernommen; s. zu Gedicht Nr. 16, v. 7. – 8 Phoci#] In der mittelgriechischen Region Phokis befinden sich der Musenberg Parnass und das dem Gott Apoll geweihte Heiligtum zu Delphi; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 804-806. – 12 dein Gekrönter] Martin Opitz, der von Ferdinand II. zum Poeta Laureatus gekrönt und im Jahre 1628 in den Adelsstand erhoben wurde, wird hier mit seinem Ordensnamen in der Fruchtbringenden Gesellschaft genannt; zu ihm s. NDB. Bd. 19 (1999), S. 552554 (Garber); Kühlmann, 2001. – 11 Reimen-marteley] In etwa: das 'Erzwingen von Reimen', abgeleitet vom Verb 'marteln' ('martern', 'quälen'); s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 6, 1885, Sp. 1684-1686. Birken zielt hier auf die voropitzsche Dichtung, die Silben zählte und die natürliche Betonung ignorierte. – 13-16 Ma¡t' er ni¡t ~ mit so s¡önem S¡äferthon?] Im Jahre 1360 wurde der schlesische Ritter Gotsche II. Schoff mit den Herrschaften Kynast und Greiffenstein im Riesengebirge belehnt. Aus seinen Nachkommen ging die Linie des Adelsgeschlechtes Schaffgotsch hervor. Martin Opitz widmete seine Prosaekloge S¡ä[erey Von der Nimfen Hercinie. [...] (Breslau 1630) dem Reichsfreiherrn Johann Ulrich von Schaffgotsch; s. Opitz, ed. Conermann, 2009, S. 342f., 767f. – 13 Helikon] Name des böotischen Musenbergs; s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 1172. – 17 Sudeten] Name des an die Länder Deutschland, Polen und Tschechien angrenzenden Gebirgszuges, in dem die Elbe entspringt, die hier mit dem Musenquell Hippokrene analogisiert wird. – 25 Hippocrene] Die Musenquelle am Helikon ist gemeint; s. Der Kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 1172. – 26 Orfeu#] Zum mythischen Sänger Orpheus s. zu Gedicht Nr. 16, v. 9. Hier ist Martin Opitz gemeint; s. zu den Gedichten Nr. 44 und Nr. 45. – 32 Tscherning, Gryph und Gläser] Die Dichter Andreas Tscherning (1611-1659; zu ihm s. ADB. Bd. 38 (1894), S. 714-716 (Hippe), Killy 2. Bd. 11 (2011), S. 621-623 (Prätorius / Doms)), Andreas Gryphius (1616-1664; zu ihm s. NDB. Bd. 7 (1966), S. 242-246 (Monath), Killy 2. Bd. 4 (2009), S. 483-490 (Mannack)) und Enoch Gläser (s. o.) stammten alle aus Schlesien. – 33 Ferse] Vermutlich ist der in Breslau geborene Doktor der Theologie und Medizin Johannes Fersius (gestorben 1611; zu ihm s. Jöcher. Bd. 2 (1750), Sp. 587) gemeint. – 34 Kirchner] Über den mit Birken und Calisius befreundeten Christoph Kirchner ist nichts bekannt; s. zu Text Nr. 24 im Birken-Stubenberg-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 878; Kahlert, 1860, S. 95f. – 35 Keulisch (ebenso 49)] Deutsche Form von Calisius' Nachnamen. – 44 Mänaden] Orpheus (s. zu v. 26) wurde von Anhängerinnen des Dionysos – den Mänaden – in Stücke zerrissen; vgl. Ovid, Metamorphosen, 11, 1, v. 1-22. – 47f. La‹t den Mida# ~ mit ohren blüht.] Anspielung auf eine Sage um den phrygischen König Midas, der sich als Richter bei einem Wettstreit zwischen Pan und Apoll für den ersteren entschied und dessen Ohren von Apoll in lange Eselsohren verwandelt wurden; s. Ovid, Metamorphosen, 11, v. 153-193. – 53-56 Gott wird selb‰ Augu‰u# seyn ~ Himmel-ein.] Kaiser Augustus galt als der Inbegriff eines den Künsten, speziell den Dichtern günstig gesonnenen und sie fördernden Herrschers. Daß es gegenwärtig keine Mäcenaten mehr gebe, wird von
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Birken häufig beklagt. – 55 Maro] Das Cognomen Vergils. – 62-64 unsrer Pegni” ~ ihren S¡äfer Kloridan] Reflex der Bekanntschaft Calisius' mit Mitgliedern des Blumenordens und seines offenbar zuvor geäußerten Wunsches, in diesen unter dem Namen Kloridan aufgenommen zu werden.
Text 169: Uber Herrn Johanni# Era#mi Kinderman# Mu›calis¡e Werke. 127r/v T1 CLXIX.] CLXIX – T1-T2] dazwischen drei Titelzeilen gestrichen – T2 Herrn] H. (ebenso 1 Herr) – T2 Johanni#] Joh. – 1 genommen] genom en (ebenso 2 entkommen – 9 Stimm – 12 zusammen – 29 Cammergeigen – 35 Hebamm) – 2 der] Kürzel; ebenso 14 – 2 kaum] kau – 4 liebgewann] liebgewan – 5 und] u. (ebenso 12, 15, 20 (2x), 24, 28, 29, 30, 32 (4x), 36) – 15 wieder] mit der-Kürzel; ebenso 18 oder – 22 beyder – 25 wunder – 29 Kinder – 17 da#] Kürzel (2x); ebenso 25 – 32 Gun‰] Gu ‰ Mit diesem Gedicht gratuliert Birken dem Nürnberger Organisten und Komponisten Johann Erasmus Kindermann (1616-1655; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 125) zur bevorstehenden Publikation (v. 33-36) eines seiner Werke. Die quer zur Hauptbeschriftung rechts gegenüber der Gedichtnummer und der ersten gestrichenen Titelzeile angebrachte Notiz "gehört na¡ | CLX." deutet auf Entstehung des Gedichtes 1653. Das wird bestätigt durch die zwei offensichtlich zueinandergehörigen Texte LXXXII und LXXXIII der Sammlung BETULETUM (PBlO.B.3.1.4), 66r/v und 66v/67r, deren zweiter durch ein Chronogramm am Ende auf den Sonntag Laetare (20.3.) des Jahres 1653 datiert ist. Der erste der beiden Texte ist ein Epigramm, welches das Thema des Gedichtes Nr. 169 knapp zusammenfaßt: Jn Johannis Erasmi Kindermanni Opera Musica. Huic nupsisse novem de doctis una Camoenis creditur, hincque toro Musica Musa cubat. Prolem prela parant, parit ἔνθεα τέχνια τέχνη: Liberi erunt, Libri, Filaque Filiolae; et calamus thalamus, sobolis cunabula chartae. Hic, audit verè vir πολύτεχνος, olor. | Quem non Forte datum commendat amabile nomen,* Conjuge Terpsichore nomen et omen habet. * Jochanan et Εράσιµος. [Auf Johann Erasmus Kindermanns Musikalische Werke. Diesem, glaubt man, hat sich eine der gelehrten Camoenen verheiratet.
Gedicht 169, 1653/54
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Und seither liegt die Muse der Musik in seinem Bett. Kinder bereiten die Druckerpressen, gottbegeisterte Werke schafft die Kunst. Bücher werden Söhne sein, Töchter Saiten und die Feder das Ehebett, Papier die Wiege der Kinder. Mit Recht heißt er ein kunstreicher Mann, ein Schwan. Nicht von ungefähr empfiehlt ihn sein liebenswerter Name.* Von der Gattin Terpsichore hat er Namen und Ruhm.] (Der in der Anmerkung genannte Name Jochanan bedeutet 'Gott hat Gnade erwiesen'; s. Schmoldt, 1990, S. 126. Das Adjektiv ἐράσµιος (so korrekt!) ist gleichbedeutend mit amabilis.) Der BETULETUM-Text LXXXIII, in der Überschrift auf "Opera" im Gedichttitel bezogen, ist überschrieben: Eorundem Dedicatio, ad Senatum Hamburgensem. Schlage, 2000, S. 53, hat entdeckt, daß diese von Birken verfaßte Widmungsvorrede in diesem Werk Kindermanns gedruckt worden ist: CANZONI. | SONATAE. | Vnà, Duabus, Tribus, & Quatuor Violis | cum Basso Generali compositae. | A | Johanne Erasmo Kindermanno, | Norimbergensi, Organoedo apud | S. Aegidium. | PARS POSTERIRO. | NORIMBERGAE, | Typis & sumptibus Michaël: Endterianis. | ANNO | Mens DoCta Laetare In IstIs. Schlage vermutet wohl zu Recht, daß in einem der nicht erhaltenen Bestandteile dieses Werkes auch das Epigramm gedruckt worden war. Das Gedicht Nr. 169 könnte ebenfalls in einem der verlorenen Teile dieses Werkes gedruckt worden sein. Vielleicht bezieht sich auf dieses Werk die Ankündigung einer Publikation Kindermanns mit dem Titel "Neu verstimmte Violen-Lust mit drei Violen sampt dem Generalbaß" in den im Herbst 1652 erschienenen Messkatalogen Frankfurts und Leipzigs, die heute als verschollen gilt; s. Wiermann, 2005, S. 151f., 153. Das Gedicht spielt mit dem häufig bei Birken begegnenden Motiv der eheartigen Beziehung des Künstlers zu seiner Kunst und den daraus resultierenden 'Nachkommen'; s. Gedicht Nr. 40, v. 1; Nr. 96, v. 6 und öfter. 6 Helicon] Name des böotischen Musenbergs; s. zu Gedicht Nr. 168, v. 13. – 6 Cytheron# grüne Höhen] Auf dem zwischen Attika und Böotien gelegenen Kithairon-Gebirge wurden Zeus, Hera, Dionysos und die Musen verehrt; s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 222f. – 13f. Sie zogen hin, ~ zum Kun‰berg der Walonen.] Im Jahre 1634 erhielt Kindermann von der Stadt Nürnberg ein zweijähriges Stipendium, das ihm Studienaufenthalte in Venedig und Rom ermöglichte; s. NDB. Bd. 11 (1977), S. 617f (Just). Auch die Niederlande hat Kindermann offenbar besucht. – 17 Terp›¡ore] Die Muse des Chorgesangs und der Tanzkunst; s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 609f. – 24 nur Rabenfedern-Zier war ihre Lu‰ und Freud.] Bei dem mit weiblichen Attributen beschriebenen Instrument handelt es sich um ein Cembalo, bei dem der Klang durch Rabenfedern erzeugt wird, mit denen die Saiten angerissen werden; s. Riemann, 1919, S. 95, 591. – 29 Cammergeigen] Scherzhafte Bezeichnung für weinende Kinder in der Kammer der Eheleute; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 5 (1873), Sp. 119. – 35 Fama] Zu dieser Figur und ihrer Verwendung bei Birken s. zu Gedicht Nr. 1, v. 24.
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Apparate und Kommentare
Text 170: Wer da# Glü¿ hat, führt die Braut heim. Sonnet. 123v/124r 1 und] u. (ebenso 6, 8, 12, 14) – 1 gemahlt] durch Streichung aus gemahlet – 2 da#] Kürzel (2. und 3. Position); ebenso 3 – 4 Mann] Man – 5 bezahlt] t aus Semikolon überschrieben – 11 himmel] him el – 13 regiren] durch Streichung aus regieren Ob Birken dieses vermutlich 1654 entstandene Sonett im Auftrag oder in eigener Sache geschrieben hat, läßt sich aufgrund fehlender Anhaltspunkte nicht entscheiden. Ein Druck ist nicht bekannt. 1 Da# Glü¿ wird al# ein weib gebildet und gemahlt] Zur römischen Göttin Fortuna (s. Der Kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 597-600) und ihrer Darstellung in der Emblematik s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 1796-1806.
Text 171: Von dem Tabak-Mi#brau¡. Satyra oder Stra[gedi¡t. 128r-129v T1 CLXXI.] CLXXI – T2 Tabak] durch Streichung aus Taba¿ (ebenso 3, 52) – T3 oder] mit der-Kürzel; ebenso 2 ieder – 4, 56 Feder – 17 Brüder – 71 ander# – 2 und] u. (ebenso 7, 9, 11, 16, 19, 20, 26, 27, 29, 33, 44, 45, 47, 51, 56, 57 (verschmiert), 62, 64, 65, 71, 76, 78, 79) – 9 der] Kürzel; ebenso 10, 37, 43, 46, 49, 59, 60, 66, 67, 72 – 15 Fürwar] F aus f überschrieben – 15 hau#] # aus s überschrieben – 22 vor (2. Position)] r nachträglich verdeutlicht – 23 vielmehr diß] kein Wortabstand; dazwischen senkrechter Worttrennungsstrich; ebenso zwischen 23 Feldweg weit – 25 Stank] S aus s überschrieben – 31 dann] dan – 33 verbranten] durch Streichung aus verbrandten – 44 ‰umme] ‰um e (ebenso 58 Krammet# – 71 Zimmet) – 53 nit] oberhalb der Zeile; Einfügungsstrich – 53 we‰fäler] we‰ fäler – 57 Fa#- und] Fa#: u (u verschmiert) – 58 da#] Kürzel; ebenso 61, 72 – 64 lieber] mit -er-Schlaufe – 66 (der] Klammer aus Komma überschrieben – 67 Ulysses] überwiegend lateinische Schreibung; ebenso U1 desunt – 68 zehen] oberhalb eines gestrichenen Wortes oder Wortanfangs – 69 Und] U. – 69 er] durch Streichung, Überschreibung und Ergänzung aus so – 73 Säü!] Säü? – 73 Ge¿en] G aus g überschrieben – 79 qvär,] Komma unsicher; ev. gestrichenes Rufzeichen – 80 wie ~ woher?] nachträglich eingefügt Aufgrund des Manuskriptumfeldes ist davon auszugehen, daß dieses Gedicht, das durch die unterhalb der Verse angebrachte Notiz "Caetera desunt." als unvollständig ausgewiesen wird, zur Jahrgangsgruppe 1654 gehört. Birkens in Versform abgefaßte satirische Darstellung der Folgen des Tabakkonsums ist somit rund drei Jahre vor Jakob Baldes (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 43, v. 5f.) 1657 erstmals in Ingolstadt gedrucktem Werk SATYRA CONTRA ABVSVM TABACI entstanden. 1658 erschien Birkens deutsche Bearbeitung dieses Werkes: Die Tru¿ene Trunkenheit (s. zu Gedicht Nr. 43, v. 5f.). In diesem Werk ist das 1657/58 entstandene lateinische Gedicht In Petipotam Philocapnum, das in Birkens Sammlung lateinischer Gedichte und Briefe BETULETUM (PBLO.B.3.1.4, 81r) steht, zusammen mit der deutschen Erklärung des Kupfertitels gedruckt; s. Pörnbacher, 1967, S. [200]; s. Stauffer,
Gedicht 171, 1654
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2007, S. 266. Außerdem gibt es dort zwei längere Abschlußgedichte (s. ebd. S. 81-87 und S. 155-158) nicht aber das Gedicht Nr. 171. Der in Prosa abgefaßte, in sechsundsechzig Paragraphen gegliederte erste Teil dieses Werkes aber weist besonders in den ersten fünf Abschnitten deutliche Übereinstimmungen mit den entsprechenden Passagen des Gedichtes Nr. 171 auf; s. u. Vielleicht waren die Verse zunächst für ein früheres, aus unbekannten Gründen nicht zum Abschluß gebrachtes Projekt bestimmt gewesen, und Birken hat sie dann später in die argumentative Struktur seiner Balde-Bearbeitung einfließen lassen. Ähnlich verfuhr Birken mit dem für den Verlag Paul Fürsts (um 1605-1666) verfaßten Flugblattgedicht Lobspru¡ deß edlen/ ho¡berühmten Kraut# Petum oder | Taba¿/ von de‹en Ankun[t/ vnd gar löbli¡en Gebrau¡ bey man¡en teuts¡en Helden/ | sampt de‹elben waaren Kra[t vnd Wir¿ung. (Nürnberg 1652; s. zu Gedicht Nr. 93, v. 119; s. Harms. Bd. 1 (1985), S. 186f.; Paas, 1990, S. 22-25, 357; Stauffer, S. 167f. mit falscher Seitenangabe zu Harms), das in der Tru¿enen Trunkenheit die Überschrift Lobgesang de# Tabak# trägt und den Abschluß (s. Pörnbacher, S. 155-158) des Werkes bildet. Vielleicht hatte Birkens "rau¡eri¡t# Gedi¡t" (v. 5) ebenfalls als Erläuterung einer Flugblattillustration oder eines Bildes (s. u.) dienen sollen. Die Beschreibung der Rauchergesellschaft in v. 77-80 schließt aus, daß der Kupfertitel der Tru¿enen Trunkenheit (s. Pörnbacher, S. [201]) zugrunde gelegen haben könnte. Obwohl Balde sich im Herbst 1654 für kurze Zeit in Nürnberg aufgehalten hat (vgl. Pörnbacher, S. 214), ist es kaum wahrscheinlich, daß es zu einem Zusammentreffen zwischen ihm und Birken gekommen ist, der die Bekanntschaft mit dem berühmten Dichter sicherlich in seiner Autobiographie (Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14)) erwähnt hätte. Erst für das Jahr 1664 ist ein Kontakt beider Autoren nachweisbar: durch ein Briefkonzept Birkens (s. PBlO.B.5.0.28, 143r, 163r vom 15.10.1664) und Baldes – leider verloren gegangenes – Antwortschreiben vom 30.10.1664 (s. I.141; PBlO.B.2.1.4, 16v), das uns nur durch einen von Johann Herdegen mitgeteilten Auszug bekannt ist; s. Hi‰oris¡e Na¡ri¡t, 1744, S. 155. 1f. Da# weltbekandte Kraut ~ und do¡ ein ieder brau¡et] Birken war – ebenso wie Balde – selbst Raucher und wußte um das Spannungsverhältnis zwischen persönlicher Leidenschaft und gesellschaftlicher Ablehnung. In seinen Tagebüchern werden mehrfach Tabakkäufe oder -geschenke erwähnt; s. zu Gedicht Nr. 92, v. 409-416 im Gedichtbuch Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1), S. 591. – 1 da# aller enden rau¡et] 'das überall geraucht wird'. – 5-12 dar[ i¡ eü¡ wohl begrü‹en, ~ wann diß nit Feür getrunken hei‰?] Bei dieser Anrufung der Musen und des Wassers der Musenquelle ("Kun‰wa‹er" (v. 6); s. zu v. 16) spielt Birken mit der damals gebräuchlichen Bezeichnung des Rauchens als 'Trinken' von Tabak. – 9 Clio] Die Muse der Heldendichtung und Geschichtsschreibung; s. zu Gedicht Nr. 13, v. 39. – 10-12 ma¡t der Toba¿ Poeten? ~ wann diß nit Feür getrunken hei‰?] Die scheinbare Identität der berauschenden Wirkung des Tabaks mit der von Gott kommenden Inspiration wird ähnlich in §52 des Werkes Die Tru¿ene Trunkenheit (Pörnbacher, S. 64f.) ironisiert. In der Vor-Rede seiner Poetik Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰, ):( ):( iiijv, expliziert Birken den Zusammenhang zwischen "Glut und Gei‰" (v. 11) der
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Apparate und Kommentare
Dichter folgendermaßen: "E# i‰ aber ein andere# Wa‹er/ mit wel¡em die Di¡t-fähigkeit einießet/ nämli¡ die Feuer-Flut de# himmlis¡en Gei‰e# [...]. – 13-16 Do¡ weg mit dem Ges¡mäu¡! ~ s¡enkt bä‹ern Claro# au#.] Die positive Wirkung des Weines auf die dichterische Produktivität wird in der Vor-Rede der Rede-bind und Di¡t-Kun‰ [ ):( ):( vijr/v] bestätigt. Der Tabakkonsum wird hier nicht erwähnt. – 15f. da# Grüne hau#, | die Ei#grub, und der Baum] Wohl Namen von Wirtshäusern. Bei "die Ei#grub" ist vielleicht auch daran zu denken, daß Eisgruben oder -keller u. a. zur Kühlung von Getränken während der Sommermonate dienten; s. Krünitz. Bd. 10 (1777), S. 508-514. – 16 Claro#] Die als Quelle dichterischer Inspiration geltende Musenquelle; s. zu Gedicht Nr. 12, v. 71. – 21-41 Pfy, Wollu‰, die du ‰ink‰. ~ der zweyen Finger S¡ild.] Die Reihenfolge der Argumente und die Wortwahl weisen deutliche Übereinstimmungen mit §2 des Werkes Die Tru¿ene Trunkenheit (Pörnbacher, S. 10f.) auf. Die fruchtschädigende Wirkung des Tabaks auf Schwangere (v. 29-36) wird nochmals in §49 (Pörnbacher, S. 61) mit teils identischer Diktion angeführt. – 31 Purs¡] vgl. v. 80; s. zu Gedicht Nr. 104, 2, v. 5. – 41-47 Wa# fragen diese Pfei[er ~ und rasen in die Wett.] Dieser Passage entspricht der Anfang von §3 in dem Werk Die Tru¿ene Trunkenheit (Pörnbacher, S. 11). – 50-68 de# E‹en#, in dem S¡mau¡ ~ da# er na¡ zehen Jahren sah.] Die Nahrungsverweigerung der Raucher, die Aufzählung von Köstlichkeiten und der Vergleich mit Odysseus entspricht §3 in dem Werk Die Tru¿ene Trunkenheit (Pörnbacher, S. 11f.). – 54 die s¡warze Nießwurz] Helleborus, eine giftige Pflanze, deren Wurzel als Medizin angewandt wurde und Bestandteil von Schnupfpulvermischungen war; s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 1008); s. Zedler. Bd. 24 (1740), Sp. 849-852. – 63 se” Au‰ern von Ancon, die bä‰en, au¡ darbey:] Die bei der italienischen Hafenstadt Ancona geernteten Austern waren zwar wegen ihrer Größe, nicht jedoch wegen ihres Geschmacks bekannt; s. Krünitz. Bd. 98 (1805), S. 371. – 67 al# der Ulysses dort den Rau¡ von Jthaca] Anspielung auf Odyssee 1, v. 57-59: "Aber Odysseus | Sehnt sich, auch nur den Rauch von Ithakas heimischen Hügeln | Steigen zu sehn und dann zu sterben!" – 69-76 Und daß er sü‹er s¡me¿ ~ und Nußlaub füllen ein.] Der Beschreibung der Praxis des Mischens von Tabak mit allerlei Gewürzen und Ersatzstoffen entspricht der Darstellung in §4 des Werkes Die Tru¿ene Trunkenheit (Pörnbacher, S. 12f.). – 77-80 S¡au dorten, ~ wie ein ge‰o¡ner Bo¿.] Diese Beschreibung findet sich auch in §5 des Werkes Die Tru¿ene Trunkenheit (Pörnbacher, S. 13f.). Der dortige Zusatz, es handele sich dabei um "eine s¡öne Ge‰alt, und wohl eine# Pinsel# wehrt, der etwa# lä¡erli¡# bilden wolte!" (ebd., S. 13), suggeriert, es habe demnach eine solche malerische Darstellung noch nicht gegeben. Raucherdarstellungen finden sich jedoch in großer Zahl, etwa in den satirischen Genrebildern Adriaen Brouwers (um 1605-1638; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 106), Jan de Visschers (um 1636-nach 1692; s. Thieme / Becker. Bd. 34 (1940), S. 416) und weiterer niederländischer Künstler; s. Gaskell, 1987, S. 117-137. Birken hat sicher einige in Kupferstichreproduktionen gekannt. – 77 Pra¿en] 'nutzlose Kerle'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 2 (1860), Sp. 289.
Gedicht 172, 1655
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Text 172: Uber die Ovidis¡e Götter versammlung. 129v T1 CLXXII.] CLXXII – T3 versammlung] versam lung – 1 Saturn] überwiegend lateinische Schreibung; ebenso 2 Jupiter – 4 Venus – 4 Mercurius – 5 Mars – 5 Vulcan – 7 Apollo – 1 Kinder] mit der-Kürzel; ebenso 2 Sünder – 2 der] Kürzel (2x) – 3 do¡] d überschrieben – 4 Mercurius] mit -us-Kürzel – 4 Dieb] D überschrieben – 8 da#] Kürzel – 8 laß] ß überschrieben – 8 Götter] mit -er-Schlaufe Dieses Epigramm eröffnet einen vermutlich 1655 entstandenen zehnteiligen Gedichtzyklus, in dem Gestalten des römischen Mythos und menschliche Verhaltensweisen ironisch miteinander in Beziehung gesetzt werden. Die dabei vorherrschende Praxis der Abwertung der antiken Gottheiten und die Distanzierung der Sprechinstanz gegenüber deren moralischem Fehlverhalten orientiert sich an einer allegorisierenden Darstellungsmethode, die bereits von Georg Philipp Harsdörffer im fünften Teil seiner GESPRECHSPJELE (1645, Spiel Nr. 204 "Die Di¡tkun‰", S. 36f.) den christlichen Dichtern für die Verwendung "der Heidnis¡en Gö”en Namen" empfohlen worden war: Er [der Dichter] führet aber der Heyden Redarten ni¡t in der Kir¡en GOTTe#/ sondern auf | dem S¡aupla”/ ni¡t ihren Gö”en zu Ehren/ sondern zur Vera¡tung/ ni¡t die Wahrheit in der Chri‰en Her”en zu vern‰ern/ sondern die abs¡euli¡en La‰er und gro‹e Blindheit der Heidnis¡en Greul ihren Augen und Ohren vorzuweisen. Es ist möglich, daß Birkens Gedichtzyklus durch Daniel Wülfers (1617-1685; zu ihm s. ADB. Bd. 44 (1898), S. 562f. (Tschackert)) im Frühjahr 1656 veröffentlichtes Werk Da# vertheidigte Gotte#-ges¡i¿/ und verni¡tete Heyden-Glü¿. [...] inspiriert wurde, an dessen Entstehung er maßgeblichen Anteil hatte; s. Stauffer, 2007, S. 217-223; s. zu den Gedichten Nr. 182-184. Die in diesem Werk gegen die römischen Gottheiten angeführten Argumente Wülfers (s. ebd., S. 23-25) und insbesondere Birkens darin gedrucktes Erklärungsgedicht zum Titelkupfer des dritten Kapitels (s. ebd., S. 37f.) weisen Gemeinsamkeiten mit der in den Gedichten Nr. 172-181 artikulierten Grundhaltung der Sprechinstanz gegenüber den 'falschen' heidnischen Gottheiten auf: LAßt die Heyden auf da# Glü¿/ auf den blind-erdi¡ten Gö”en ihren eitlen Wohl‰and se”en! Chri‰en! laßt un# Chri‰en seyn/ an die wahre Gottheit glauben/ sie nit ihrer Ehr berauben! Wa# ges¡ehen/ wa# ges¡iht/ und wa# kün[tig wird ges¡ehen/ hat Gott alle# vorgesehen. Wie allerdings die in den Gedichten Nr. 173-175, Nr. 178 und Nr. 181 vorgenommene Instrumentalisierung der römischen Gottheiten zur Versprachlichung erotischer Inhalte zeigt, ist Birkens Umgang mit der antiken Mythenwelt damals noch vergleichsweise unbekümmert und weit entfernt von dem in einigen seiner späteren Werke zu beobachtenden Rigorismus. Dieser wurde durch seinen ab 1662/63 nachweisbaren Kontakt zu der österreichischen Dichterin Catharina Regina von Greiffenberg ausgelöst,
Apparate und Kommentare
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der eine stärkere religiöse Ausrichtung der Dichtung Birkens bewirkte. Ihr entspricht eine zunehmend ablehnende Haltung gegenüber dem antiken Mythos, die im Birken-Greiffenberg-Briefwechsel (WuK. Bd. 12) deutlich zutage tritt. In Birkens Poetik Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰ (1679; s. § 52-59, S. 64-73) erscheint schließlich selbst die allegorische Verwendung der antiken Götternamen als unzulässige Praxis; s. Laufhütte, 2007, S. 387-401. Im Zuge dieser Neuorientierung kam es bei Birken, der Horaz und Ovid übersetzt und sich zeitweise sogar mit einer Übersetzung der Vergilschen Aeneis (s. PBlO.B.2.3.8 und B.4.2.1; s. Laufhütte, 2012(2)) beschäftigt hatte, auch zu einer Relativierung der Vorbildfunktion bestimmter lateinischer Autoren. Statt der Erzählungen Ovids sollten christliche Poeten besser den reichhaltigen Fundus an lehrhaften Geschichten aus der Heiligen Schrift zur Grundlage ihrer Dichtungen machen. In einem in Birkens Poetik (§59, S. 71-73) gedruckten Gedicht, das ursprünglich 1676 für die Publikation eines Werkes des Dresdner Dichters und Komponisten Constantin Christian Dedekind (1628-1715; zu ihm s. NDB. Bd. 3 (1957), S. 550f. (Vetter); Dünnhaupt. Bd. 2 (1990), S. 1231-1255; Dedekind, ed. Thomas, 1991, S. 11*-20*; s. zu Gedicht Nr. 387) verfaßt worden war, wird dies so formuliert (S. 72): A¡! Gotte# Bu¡ da# wimmlet von Ges¡i¡ten/ davon man kan/ wa# nüzt und labet/ di¡ten/ ni¡t wa# erda¡t der Fabels¡mied Ovid. Zu welchem Anlaß Birken die Epigramme Nr. 172-181 verfaßt hat, läßt sich nicht ermitteln. Sie könnten für eine Kupferstichserie zu den Metamorphosen Ovids bestimmt gewesen sein, dessen Werke bereits ab 1484 in illustrierten Ausgaben gedruckt wurden; s. Huber-Rebenich / Lütkemeyer / Walter, 2013. Zu keinem der zehn Gedichte ist eine Druckfassung bekannt. T2f. Uber die Ovidis¡e Götter versammlung.] Der Gedichttitel läßt an das in Ovids Metamorphosen, 1, v. 163-208, von Jupiter einberufene Konzil der Götter denken, in dessen Darstellung freilich keine Namen genannt werden. Das Motiv der Götterversammlung kennt auch die Emblematik der Zeit; s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 1722. – 1f. Saturn ~ ermorden.] Mit dem Sturz des Saturnus durch Jupiter läßt Ovid das Silberne Zeitalter beginnen; s. Ovid, Metamorphosen 1, v. 113-115; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 1570-1572; s. zu Gedicht Nr. 176. Daß Saturnus / Kronos seine Kinder verschlingt, ist Bestandteil der Sage; s. Tripp, 2001, Artikel Kronos, S. 301. – 2f. Jupiter ~ hat s¡öne Mägdlein lieb.] Anspielung auf Jupiters zahlreiche Liebschaften, die etwa von Ovid, Metamorphosen 6, v. 103-114, erwähnt werden und auch in der Emblematik eine große Rolle spielen (s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 1727-1729; s. zu Gedicht Nr. 178. – 4 die Venus i‰ ein Hur] Die Bezeichnung der Liebesgöttin als "Huren-Göttin" verwendet Birken auch in v. 7 seines 1656/57 entstandenen Gedichtes Jesu# und Maria, das in seiner Sammlung geistlicher Gedichte S. v. B. Todten-Andenken und Himmel#-Gedanken. oder GOTTES- und Tode#-Gedanken (WuK. Bd. 5, S. 101f., 633f.) steht. Die entsprechende Strophe dieses Gedichtes ist in Birkens Poetik Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰ (§57, S. 70) enthalten. – 4 Mercurius ein
Gedichte 172, 173 und 174, 1655
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Dieb] Zugrunde liegt die in Ovid, Metamorphosen 2, v. 676-707, enthaltene Erzählung von dem Hirten Battus, der den Diebstahl der Rinderherde Apolls durch Merkur beobachtet hatte und von diesem für den Bruch seines Schweigeversprechens in einen Stein verwandelt wurde. Schon in der Antike galt Merkur / Hermes als Schutzpatron der Kaufleute, Diebe und Schelme; s. Tripp, 2001, S. 245. – 5f. Mars se”t Vulcan ~ dem Hanreih hörner auf] Zugrunde liegt die in Ovid, Metamorphosen 4, v. 167-189, sowie in Ars amatoria 2, v. 558-597, enthaltene Erzählung vom gehörnten Ehemann Vulkan; s. zu Gedicht Nr. 175. – 7f. Sie alle ~ Verblendt ein blinde# Kind.] In der Emblematik ist die Blindheit des Liebesgottes Cupido und seine weltbeherrschende Macht reich dokumentiert; s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 1758-1766. Sein selbst auf die höchsten Götter wirkender Einfluß wird beschrieben bei Ovid, Metamorphosen 5, v. 366-370; s. zu Gedicht Nr. 181. Auch in den Werken Birkens finden sich zahlreiche Belege für die Macht Cupidos, wie etwa dessen Sieg über den Kriegsgott Mars in der 1650 aufgeführten Szenenfolge Teuts¡er Krieg#Ab- und Frieden#Einzug, der in der Rede der 'Venus', S. 33, erwähnt wird.
Text 173: Perseu# und Andromeda. 130r 4 und] u. (ebenso 6, 8) – 5 Perseus] überwiegend lateinische Schreibung; mit -us-Kürzel – 6 der] Kürzel – 6 kommen] kom en Zweiter Bestandteil des Zyklus; s. zu Gedicht Nr. 172. Die Erzählung von der Königstochter Andromeda und von Perseus findet sich im vierten Buch der Metamorphosen (v. 663-739). 2 Prinz Perseus] Zu Perseus, dem Sohn des Zeus und der Danae, s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 651f. – 4 Andromedam] Zur Königstochter Andromeda s. ebd.. Bd. 1 (1964), Sp. 348. – 4 sein Lie¡t] 'seine Liebste'. – 5-8 Bi‰ du ein Perseus ~ mit o[nen Ra¡en.] In Birkens scherzhafter Allegorese des antiken Mythos treten Perseus und Andromeda als Repräsentanten des 'Liebeskrieges' auf, in dem die rollenspezifisch der Frau unterstellte Gegenwehr als durch den Liebhaber zu überwindender "Meerdra¡" (v. 6) dargestellt wird; zur Motivik des Liebeskrieges s. zu den Gedichten Nr. 3, v. 14-18; Nr. 76, v. 6-8; Nr. 118, v. 34-39, und öfter. – 8 biß er da ligt Todt und mit o[nen Ra¡en] In einigen Kupferstichen wird das von Perseus erlegte Seeungeheuer in eben dieser Weise abgebildet.
Text 174: Narci‹u#. 130r 1 wieder] mit der-Kürzel; ebenso 2, 5 – 2 wa#] Kürzel – 2 ni¡t] n – 5 gibet] et überschrieben; ev. gibt möglich – 6 der] Kürzel – 6 daß] Kürzel; ebenso 8 – 7 verkehrt] mit ver-Kürzel
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Dritter Bestandteil des Zyklus; s. zu Gedicht Nr. 172. Die Geschichte von Narzissus und der von diesem verschmähten Nymphe Echo steht im dritten Buch der Metamorphosen (v. 339-510). T2 Narci‹u#] Zum mythischen Hintergrund s. Der Kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 1572-1574. – 7 ein alter Eisenkram] Als Eisenkram bzw. Nürnberger Kram wurden kleinere aus Metall gefertigte Gebrauchsgegenstände wie Spiegel, Kämme, Uhren, aber auch (Blechblas-)Instrumente bezeichnet; s. Krünitz. Bd. 10 (1777), S. 678. Hier wird der Begriff abwertend auf eine alte Jungfer angewendet. – 7 Eisenkraut] Eisenkraut war als natürliches Heilmittel verbreitet, das u. a. bei Wechseljahrsbeschwerden und Geschlechtskrankheiten angewendet wurde; s. Zedler. Bd. 53 (1747), Sp. 193. – 7 verkehrt] 'verwandelt'.
Text 175: Vulcanu#, der S¡mied und Hanreih. 130r/v T2 und] u. (ebenso 1, 2) – 1 Unform] U aus u überschrieben – 2 Himmel#] Him el# (ebenso 2 krumme – 8 Hammer) – 3 Hanreih!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 4 der] Kürzel – 8 solt] solt. Vierter Bestandteil des Zyklus; s. zu Gedicht Nr. 172. Die bereits in Gedicht Nr. 172, v. 5f., erwähnte Geschichte des von seiner Frau Venus und deren Liebhaber, dem Kriegsgott Mars, betrogenen Schmiedegottes Vulkan steht im vierten Buch der Metamorphosen (v. 167-189); eine weitere Adaption des Mythos findet sich bei Ovid, Ars amatoria 2, v. 561-598. 1f. Unform und Stelzefuß ~ an Leib und Sinnen krumme] Von der verkrüppelten Gestalt des Hephaistos / Vulcanus berichtet Homer, Odyssee 8, v. 266-359 in der Phäaken-Episode; s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 1319f. – 8 imfall ~ s¡weben] Grobe sexuelle Anzüglichkeit.
Text 176: Saturnu# der Saurtopf. 130v T2 der] Kürzel; ebenso 3, 5, 8 – 1 Grimmbart] Grim bart (ebenso 3 krummer – 4, 5 himmel) – 1 wilder] mit der-Kürzel; ebenso 2 kinderfraß – 2 kinderfraß] ev. kinder fraß – 6 da] a undeutlich; ev. er – 8 Erd] Er überschrieben Fünfter Bestandteil des Zyklus; s. zu Gedicht Nr. 172. Die Begebenheit vom Sturz des Saturnus (s. zu Gedicht Nr. 172, v. 1f.), mit der Ovid das Silberne Zeitalter beginnen läßt, findet sich im ersten Buch der Metamorphosen (v. 113-115). T2-3 Saturnu# der Saurtopf. ~ der nur zannet!] Diese eigentümliche Charakterisierung Saturns, in der sich das antike Mythenmotiv vom kinderfressenden Gott mit der Darstellung eines weinerlichen alten Mannes überschneidet, beruht auf der Übertragung der Temperamente- und Humorallehre (s. zu Ge-
Gedichte 176 und 177, 1655
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dicht Nr. 145) auf die astrologische Planetenlehre, die sich in der Renaissance durchzusetzen begann. Es herrschte die Auffassung, daß die Melancholiker bzw. die 'Sauerseher' (vgl. v. 6) unter dem Einfluß des Planeten Saturn stünden; s. Klibanski / Panofsky / Saxl, 1990. – 5f. drüm wohne‰ du auf Erd, ~ Catonen zeug‰] Vergils Äneis (8, v. 319-323) zufolge soll Saturnus nach seiner Verbannung Zuflucht im mittelitalischen Latium gesucht haben. Zu dem römischen Senator und Autor Marcus Porcius Cato (234-149 v. Chr.) s. Der Kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 1086-1089. Hier steht sein pluralisch verwendeter Name, wie oft bei Birken, für humorlose und übellaunige Kritiker.
Text 177: Pluto der Gold- und Höllen-Gö”. 130v T2 und] u. – 1 der] Kürzel; ebenso 3, 7, 8 – 3 Himmel] Him el (ebenso 7 genommen – 8 kommen) – 7 Gotte#,] Komma überschrieben – 7 da#] Kürzel (2x) Sechster Bestandteil des Zyklus; s. zu Gedicht Nr. 172. Die Gestalt des Unterweltgottes Pluto spielt in mehreren Büchern der Metamorphosen eine Rolle. T2 Pluto der Gold- und Höllen-Gö”.] Das Gedicht spielt mit der Homonymie zweier Gottheiten, die ursprünglich voneinander unterschieden wurden: dem Unterweltsgott Pluton (s. Der Kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 955-957; s. zu Gedicht Nr. 43, v. 6f.) und Plutos (s. ebd., Sp. 957f.), dem Gott des Reichtums / der reichen Ernte. – 1 Du, Pluto ~ mag‰ du seyn.] Der Name Pluto wird bei Birken häufig als Bezeichnung für den Teufel verwendet, meist mit derselben Doppelbedeutung wie hier; vgl. das Lied Der Gei‰li¡e Krieg und Sieg, das Birken in seine Sammlung Psalterium Betulianum (PBlO.B.3.3.3, 70r72v) und in seine Autobiographie aufgenommen hat; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 10-14. Dort lautet die 19. Strophe (S. 12): Genügli¡keit, Herr, laß' mein Wer[Zeug seyn, zu treiben ab, daß zu mir ‰eig herein der Pluto ni¡t, Gold# Gott und au¡ der Hölle, vor de‹en Volk im Himmel keine Stelle. – 3f. J¡ theil mit ihm ~ die Höllenhütten.] Zur Zuständigkeit des Zeus / Jupiters für den Himmel und seiner Brüder Hades / Pluto für die Unterwelt, Poseidon / Neptun für das Meer, während alle drei für den Olymp und die Erde zuständig waren, s. Ilias 15, v. 187-193. Birken verwandelt die konträren Zuständigkeiten des Zeus und Plutos in die christlich gedeutete Opposition von Himmel und Hölle, die auf der Erde ausgetragen wird.
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Text 178: Jupiter der Buhler. 130v/131r T2 der] Kürzel; ebenso 1, 6 – 1 Himmel#gott] Him el#gott (ebenso 2 Himmel – 3 himmel) – 4 Thun] T aus t überschrieben – 5 Vor] V aus v überschrieben – 5 ›¡er] mit -er-Schlaufe – 6 ›e] rechts unterhalb eines gestrichenen Wortes – 8 Man] durch Streichung aus Mann – 8 da#] Kürzel – 8 an] oberhalb der Zeile – 8 andern] mit der-Kürzel Siebter Bestandteil des Zyklus; s. zu Gedicht Nr. 172. Einige der Liebschaften Jupiters, die bereits in Gedicht Nr. 172, v. 2f., getadelt wurden, werden im sechsten Buch der Metamorphosen (v. 103-114) behandelt. 1-7 Bi‰ du der Himmel#gott ~ einen Keil.] In dieser ironisierenden Darstellung wird der Blitzeschleudernde Jupiter tonans der Antike gegenüber dem Gott der Christen als promiskuitiver Schwächling hingestellt, der seiner Verfehlungen wegen selbst Strafe verdiene. Gegen die Bezeichnung Jupiters als 'Gott' richtet sich auch Birkens Argumentation in seiner Poetik Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰ (1679; s. §53, S. 65). Die Verspottung des 'Götzen' Jupiter ist besonders wirkungsvoll, weil die Sprechinstanz vorgibt, sich, wenn Jupiters Verhalten Göttlichkeit bewirke und straflos bleibe, selbst auch göttlich nennen zu können.
Text 179: Neptunu#, der MeerGö”. 131r 5 der] Kürzel – 5 wa#] Kürzel – 5 versunken] k aus g überschrieben – 8 Lügen Nahm] ev. Lügen-Nahm – 8 ligt] i verschmiert; ev. ie Achter Bestandteil des Zyklus; s. zu Gedicht Nr. 172. Der Meeresgott Neptun wird in den Metamorphosen mehrfach, u. a. in der Arachne-Erzählung (6, v. 115-120) erwähnt. T2 Neptunu#, der MeerGö”.] Zum kulturgeschichtlichen Hintergrund s. Der Kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 64-66. – 2 kein Gedi¡t] 'nicht erdichtet'. – 4 J¡ mö¡te seyn ~ Meere.] Spöttisch bedachter Rollentausch. – 5-7 Gold i‰ ~ wie du, Neptun.] Die Rede ist von den Schätzen in gesunkenen Schiffen. Auch daß er sie nicht nutzen kann, erweist die Irrealität des 'Meergötzen'.
Text 180: Juno, der Eh- und EhrGö”. 131r 1 dann] dan (ebenso 7 gewinne) – 5 der] Kürzel (ebenso 8) – 5 und] u. (ebenso 8) – 7 daß] Kürzel Neunter Bestandteil des Zyklus; s. zu Gedicht Nr. 172. In den Metamorphosen tritt Juno öfters als Rachegöttin in Erscheinung, die aus Eifersucht Vergeltung an den Geliebten ihres Gemahls Jupiter
Gedichte 180, 181 und 182, 1655, 1655 und 1655/56
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übt, z. B. an den Nymphen Io (s. Metamorphosen 1, v. 568-746) und Callisto (s. ebd. 2, v. 401-530), ebenso an Semele, der Nichte Europas (s. ebd. 3, v. 253-315). 1f. E# i‰ kein ~ Lügen-Juno du?] Vorabbetonung des bloßen Erdichtetseins dieser beiden wie aller heidnischen Gottheiten. – 5 du bi‰ der Frauen Bild.] Juno galt u. a. als Schutzgöttin der Frauen; s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 1563-1568. – 5 Ein ding ›nd Frau und Pfau:] Anspielung auf die IoErzählung (s. o.) in den Metamorphosen. Nachdem Merkur den hundertäugigen Argos getötet hatte, setzte Juno dessen Augen in das Gefieder des Pfaus ein; s. ebd. 1, v. 720-723. Der Pfau galt als Symbol von Stolz und Eitelkeit; beides wird hier den Frauen nachgesagt.
Text 181: Die Liebe# Gö”en. 131r 2 al#dann] ev. al# dann – 3 daß] Kürzel – 3 Sie] undeutlich – 5 und] u. (ebenso 6) – 8 der] Kürzel – 8 Pfeil] durch Streichung aus Pfeilen – 8 Äuglein] undeutlich; ev. Auglein – 8 verwunden] mit ver-Kürzel Zehnter Bestandteil des Zyklus; s. zu Gedicht Nr. 172. Die beiden Liebesgottheiten Venus und Cupido und ihre Macht über die Welt und die anderen Gottheiten werden in den Metamorphosen häufig, auch im fünften Buch (v. 366-370), erwähnt; s. zu Gedicht Nr. 172, 7f. 1f. Wann meine Venu# ~ daß eine Venu# sey.] Nur an die metaphorisch Venus genannte reale Geliebte, nicht an die Göttin, ist zu glauben. – 3 mit einem] Vorverweis auf "Cupid¡en" (v. 4), womit hier sowohl ein neugeborenes Kind als auch der 'Übeltäter' Cupido / Amor gemeint ist, der ja stets als Kind dargestellt wird. – 3f. Und, wann e# Zeit ~ ein Ges¡rey.] Amor / Cupido, der Sohn der Venus und des Mars (s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 361-363), erscheint in der Emblematik meist als mit Pfeil und Bogen ausgerüstetes Kind; s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 1758-1766. In Birkens Liebeslyrik und seinen Epithalamien ist der kleine Bogenschütze allgegenwärtig; s. besonders die Gedichte Nr. 114 und Nr. 115. – 5-8 J¡ bete keinen Pfeil ~ verwunden können.] Die Anbetungsverweigerung ist hier nicht christlich, sondern erotisch motiviert.
Text 182: Uber Herrn Wülfer# vornemen Theologi, Bildni#. 130v/131r T2 Herrn] H. – 3 und] u. (ebenso 6) – 6 der] Kürzel Ebenso wie die zwei folgenden Gedichte und ein lateinisches Portraitgedicht hat Birken dieses Epigramm für den Nürnberger Theologen Daniel Wülfer (1617-1685; zu ihm s. Will. Bd. 4 (1758), S. 296300; ADB. Bd. 44 (1898), S. 562f. (Tschackert); Simon, 1965, S. 257; s. zu Gedicht Nr. 185, v. 205-275 im Birken-Greiffenberg-Briefwechsel, WuK. Bd. 12, S. 926f.) verfaßt. Es ist gedruckt auf Seite )*( ijr in
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Wülfers Anfang Februar 1656 erschienenem Werk Da# vertheidigte | Gotte#-ges¡i¿/ | und verni¡tete Heyden-Glü¿. Da# i‰: | Gründli¡er Unterri¡t/ von | der Göttli¡en Vorseh-und Regie-|rung/ in dem Mens¡li¡en | Glü¿wesen | Auß | H. Göttli¡er S¡ri[t/ den Alten | Kir¡en-Vätern/ Gei‰- und Welt-|li¡en S¡ri[ten und Zeitges¡i¡ten | zusammen geri¡tet/ | Von | Daniel Wül[ern. | Mit s¡önen Sinnbildern/ Poetereyen | und Liedern gezieret/ au¡ mit dienli¡en | Anmerkungen vermehret. | Nürnberg/ | Gedru¿t dur¡ Chri‰o[ Gerhard/ | und zunden bey Paulu# Für‰en | Kun‰händlern daselb‰. | Anno cI Ic LVI. Zusätzlich zu den drei Gedichten stammen alle in dem Werk enthaltenen emblematischen Erfindungen, die zwölf dazugehörenden Erklärungsgedichte sowie zwölf geistliche Lieder von Birken; s. Stauffer, 2007, S. 217-223. Neben Birkens Beiträgen enthält der Druck u. a. ein Ehrengedicht Johann Rists, dem das im Namen Joachim Pipenburgs verfaßte Gedicht Nr. 183 voraufgeht, sowie einen lateinischen Brief und ein Ehrengedicht von Birkens Bruder Christian Betulius. Seiner Autobiographie zufolge hatte Birken bereits während seiner Gymnasialzeit (1642) die privaten Vorlesungen Wülfers besucht; s. Prosapia / Biographia, WuK. Bd. 14, S. 23, Z. 25, und ebd., S. 23m41. Von 1655 an belegen eine Reihe von Briefen und Briefkonzepten die literarische Zusammenarbeit Birkens und Wülfers, der vermutlich Ende 1654 / Anfang 1655 an Birken mit der Bitte um Mitwirkung an seinem Werk herangetreten war. Ende März 1655 hatte sich Birken für Wülfer über seinen Förderer Baron Gottlieb von Windischgrätz (1630-1695; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 97, v. 62-64) bei der Wiener Hofkanzlei nach den Konditionen für den Erwerb des Privilegium Impressorium – einer kaiserlichen Garantie gegen unautorisierte Nachdrucke – erkundigt; s. zu Konzept Nr. 37 und Brief Nr. 47 im Birken-Windischgrätz-Briefwechsel, WuK. Bd. 9, S. 1069f. und S. 1083f. Die in Birkens Autobiographie für den 2.4.1655 festgehaltene Zahlung Wülfers "Die 2. Aprilis Wülferus 2. Impe-|riales." (s. WuK. Bd. 14, S. 52m46f.) könnte eine Vorauszahlung für die zur Beschaffung dieser Informationen notwendigen finanziellen Auslagen gewesen sein. Wie aus Windischgrätz' Brief vom 19.8.1655 hervorgeht, hatte Birken, in der Hoffnung, die Angelegenheit zu befördern, wohl in einem früheren Schreiben die Erwägung vorgetragen, Wülfers Werk einer hochgestellten Persönlichkeit zu widmen und weiteren einflußreichen Personen am Wiener Hof zur Begutachtung zu übersenden; s. zu Brief Nr. 47, Z. 2-7, WuK. Bd. 9, S. 1084. Daß die Reaktionen der um eine Stellungnahme gebetenen Wiener Reichshofräte alles andere als günstig ausfielen, geht aus dem bitterem Resümee hervor, das Windischgrätz in seinem Schreiben vom 30.11.1655 〈 nc〉 zieht; s. Brief Nr. 58, Z. 17-28, WuK. Bd. 9, S. 360. Wahrscheinlich wurde das Buch des protestantischen Theologen Wülfer schon aufgrund seines Titels von den meisten Gutachtern für eine antikatholische Streitschrift gehalten; s. ebd. zu Brief Nr. 47, Z. 8-10, S. 1084; zur positiven Aufnahme des Werkes durch die – katholische – Fürstin Auersperg s. ebd. zu Brief Nr. 66, Z. 11-13, S. 1130. Ob das Werk schließlich ohne das begehrte Schutzprivileg erschien, weil es verweigert wurde, oder der hohen Kosten wegen, auf die Birken im Antwortbrief (PBlO.C.162.2) vom 4.5.1655 〈nc〉 des Hofkanzlisten Johann Kaeß hingewiesen worden war (s. zu Brief Nr. 41, Z. 26-28, WuK. Bd. 9, S. 1075f.), läßt sich nicht entscheiden. Noch nach dem
Gedicht 182, 1655/56
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Erscheinen der Erstausgabe hatten Birken und Wülfer offenbar ihre Ambitionen bezüglich des kaiserlichen Privilegs nicht gänzlich aufgegeben; s. ebd. zu Brief Nr. 63 vom 8.2.1656 〈nc〉, Z. 10-12 (WuK. Bd. 9, S. 1124). Der Plan, das vertheidigte Gotte#-ges¡i¿ einer hochgestellten Persönlichkeit am Wiener Hof zu widmen, war indessen bereits fallengelassen worden, wie die auf den protestantischen Grafen Joachim Ernst von Oettingen-Oettingen (1612-1659) und seine dritte Gattin Anna Sophia (1621-1675) lautende Widmung des Werkes belegt. Im Konzept eines an Daniel Wülfer gerichteten Briefes (s. PBlO.B.5.0.3, 71r vom 8.2.1656) bestätigt Birken den Erhalt der für ihn bestimmten Exemplare und lehnt – zumindest offiziell – eine Vergütung für seine lyrischen und emblematischen Beiträge ab, indem er seine Gelehrtenehre geltend macht und seine – tatsächlich nicht unerheblichen – Anstrengungen als literarische Spielerei deklariert, die er aus purem Vergnügen an der Sache geschrieben habe: "Inter literatos officia literaria non debent esse venalia. I¡ s¡riebe e# ludendo et alludendo." ("Unter Gelehrten dürfen literarische Dienstleistungen nicht käuflich sein.") Tatsächlich hatte sich an Birkens prekärer finanzieller Situation jedoch auch nach dem Empfang der Palatinatsurkunde (14.9.1655; s. WuK. Bd. 14, S. 53m26-29) kaum etwas geändert, und der neue soziale Status scheint teilweise sogar der Annahme von Geld im Wege gestanden zu haben; s. zu Brief Nr. 66 im Birken-WindischgrätzBriefwechsel, Z. 6f. (WuK. Bd. 9, S. 1130), Birkens in einem weiteren Konzept eines Briefes an Wülfer vom 12.4.1656 (PBlO.B.5.0.3, 78r) bekräftigte Aussage "Officia vendere, emere, haut decet ingenuos." ("Dienste zu ver- oder erkaufen geziemt sich für Männer von Ehre nicht.") sollte jedenfalls im Kontext der folgenden Passage aus dem Konzept eines an seinen Bruder Christian Betulius gerichteten Briefes vom 19.3.1656 (s. ebd., 76v) gelesen werden: "Regiert Gold die Welt, so regirt Gott da# Geld, und gibt# wem er will. J¡ bin in Herrn Wülfer# Bu¡ dur¡ alle capita da# exemplum regulare." Die Tagebücher Birkens enthalten bis in das Jahr 1676 zahlreiche Eintragungen zu persönlichen Zusammentreffen mit Wülfer in Nürnberg und mehrere Belege für redaktionelle Arbeiten an dessen Werken, insbesondere zur zweiten Auflage des Werkes Da# vertheidigte Gotte#-ges¡i¿ (21./22.7.1666; s. I. 243f.; PBlO.B.2.1.4, 43v), die Ende Juli 1666 gedruckt wurde; s. I.245; PBlO.B.2.1.4, 44r; s. Stauffer, 2007, S. 224f. Weitere Belege für Kontakte zu Wülfer stehen in Zusammenhang mit Birkens späterer erster Ehefrau, der zweifachen Witwe Margaretha Magdalena Mülegk, die im Frühjahr 1657 nach Nürnberg gekommen war, um Teile der juristischen Bibliothek ihres zweiten Ehemannes zu verkaufen. Aus einer Reihe von Briefen und Briefkonzepten aus den Jahren 1657-1659 geht hervor, daß Birken Wülfer gebeten hatte, sich um den Verkauf zu kümmern; s. zu Brief Nr. 50, Z. 32-35 im Birken-Uxor-Briefwechsel (WuK. Bd. 10), S. 511. Im Druck lautet die Überschrift zu Birkens deutschem Portraitgedicht Über beygefügte# Bildni# deß | Herrn Verfa‹er#. Rechts unter den Versen steht Birkens Namenskürzel S. v. B. Abgesehen von diesen Unterschieden sowie Abweichungen in Orthographie und Interpunktion, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 2 ni¡t] nit – 6 vom] von
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1f. So ›ht Herr Wülfer au#: ~ Blat.] Von Wülfers Kupferstichportrait existieren zwei Fassungen; s. Stauffer, S. 214 u. 216. Das in der ersten Auflage des Werkes Da# vertheidigte Gotte#-ges¡i¿ von 1656 zusammen mit lateinischen Versen Birkens (s. BETULETUM, PBlO.B.3.1.4, 75r) gedruckte Portrait stammt wahrscheinlich von dem Nürnberger Kupferstecher Peter Troschel (1615-1680; s. Thieme / Becker. Bd. 33 (1939), S. 431f.), dessen Signatur unter dem auf das Portrait folgenden Kupfertitel des Werkes steht. In der zweiten Auflage (1666) stehen Birkens lateinische Verse unter einem nahezu identischen Kupferstich, der laut Signatur nach Zeichnungen Georg Strauchs (1613-1675; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 32 (1938), S. 169f.) von dem ebenfalls in Nürnberg ansässigen Kupferstecher Andreas Khol (1624-1657; zu ihm s. ebd. Bd. 21 (1927), S. 199) angefertigt wurde. Wahrscheinlich handelt es sich bei dem Portraitstich Troschels um einen nach der Vorlage des 1657 verstorbenen Khol ausgeführten Nachstich. Weitere lateinische Epigramme für Wülfer hat Birken zu Kupferstichportraits Jacob von Sandrarts (s. Stauffer, S. 238f.) und Peter Troschels (s. Stauffer, S. 250f.; entgegen den Angaben dort abweichender Wortlaut gegenüber PBlO.B.3.1.4, 79v) verfaßt. Zu dem ebenfalls im BETULETUM (75r) enthaltenen lateinischen Portraitgedicht Jn Effigiem Danielis Wülferi Theologi Clarissimi gibt es keinen Drucknachweis; s. Stauffer, S. 215. In Birkens Konzeptheft der Jahre 1665-1671 (PBlO.5.0.26) ist in der Jahrgangsgruppe 1666 ein lateinisches Distichon enthalten (112(8)r), das aufgrund der Überschrift Jn Danielis Wülferi Librum De Fato wohl für die zweite Auflage des Werkes Da# vertheidigte Gotte#-ges¡i¿ vorgesehen war. Auch dieses Gedicht wurde nicht gedruckt; s. Stauffer, S. 215. – 1 kein Pinsel bildt die Sinnen.] 'Ein Portrait vermag nicht den Geist des Dargestellten abzubilden.' – 3 und wie er ›ht von innen] 'wie es in ihm aussieht / was er denkt'. – 5-8 Jn Bü¡er hat er ›¡ ~ mit na¡ruhm ziert.] Ein häufig bei Birken begegnendes Bild, das mit dem biblischen Motiv des Lebensbuches (vgl. Offb 20.12-15) und der humanistischen Vorstellung vom durch geistige Arbeit erreichbaren Ewigkeitsruhm spielt; s. zu Gedicht Nr. 100, v. 2f.
Text 183: Zu Herrn Daniel Wülfer# Prediger# und Professoris Publici in Nürnberg Vertheidigtem Gotte#Ges¡i¿. 131v/132r T2 Herrn] H. – T2 Daniel] Dan. – T2 Prediger#] Pred. – T3 Professoris] Prof. – T3 Publici] P. – 2 herrn] h und etc.-Kürzel mit Punkt – 2 etwa#] et oberhalb der Zeile; Einfügungsstrich – 3 und (2x)] u. (ebenso 10, 11, 13, 14, 20) – 4 himmel] him el (ebenso 13 kommt – 15 kommen – 16 willkommen – 16 Frommen) – 6 sein Ne‰.] unterhalb des Hauptteils des Verses, mit großem Einzug; davor versehentlich linksbündig angeordnetes sein Ne‰ gestrichen – 12 da#] Kürzel (ebenso 16, 20 daß) – 16 der] Kürzel; ebenso 18 – 19 Herr] H und etc.-Kürzel mit Punkt Ebenso wie das voraufgehende Epigramm ist dieses Gedicht, das Birken im Namen des Lüneburger Stadtrats und Gerichtsvorsitzenden Joachim Pipenburg (14.1.1596-16.4.1661; zu ihm s. Gedicht Nr.
Gedicht 183, 1656
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58) verfaßt hat, in Daniel Wülfers Werk Da# vertheidigte Gotte#-ges¡i¿/ und verni¡tete Heyden-Glü¿ enthalten. Es ist dort ([)*( xij]r- )*( )*( r) als vierter gezählter Beitrag des Ehrengedichte-Vorspanns gedruckt; s. Stauffer, 2007, S. 218f. Im Konzept eines lateinischen Briefes (PBlO.5.0.3, 76v), der aufgrund des Manuskriptumfeldes wohl Mitte März 1656 verfaßt worden ist, bittet Birken Wülfer um zehn für Pipenburg bestimmte Bücher, bei denen es sich wahrscheinlich um Exemplare dieses Werkes gehandelt hat: Aurum mitto, Chartam exspecto, Libros pro nummis, decem pro duobus, ut nuper inter nos conventum est, in usum communis Amici, Amplissimi Pipenburgii. [Ich sende Geld und erwarte Papier, Bücher für Münzen, zehn Stück für zwei, wie neulich zwischen uns vereinbart, für unseren gemeinsamen Freund, den hochansehnlichen Pipenburg.] Birken hatte sich vielleicht davon versprochen, durch Pipenburg den protestantischen Norden Deutschlands – nicht zuletzt für seine eigenen Publikationen – als Absatzmarkt zu gewinnen; s. das Briefkonzept vom 16.1.1656 (PBlO.B.5.0.3, 69v-70v); s. zu Brief Nr. 63, Z. 12-14 im Birken-Windischgrätz-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 1124f. Daß sich diese Hoffnung nicht erfüllte, geht aus dem Konzept eines ebenfalls an Pipenburg gerichteten Briefes vom 28.6.1656 (PBlO.B.5.0.3, 84v/85r), hervor. Zu dem Lünebruger Verleger Michael Cubach heißt es darin: Cuba¡ hat entweder kein ♡, oder kein Geld zum Verlegen. | Meine dru¿sa¡en und fortun, haben im Nord kein glü¿: werde mi¡ müßen na¡ O‰en wenden. Er mag# bey dem, wa# ges¡ehen, verbleiben laßen, und mi¡ nit weiter verkürzen. I‰ mir dur¡ meine Re¡nung ein Stri¡ gema¡t worden. Im Druck fehlt die Überschrift des Gedichtes, und rechts unterhalb der Verse steht "JOACHIMUS Pipenburg/ | Rath#-und Geri¡t#Herr | in Lüneburg." Abgesehen von diesen Unterschieden sowie Abweichungen der Orthographie und Interpunktion, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 6 bleib] bleibt – 11 J”t] Je”t – 14 und fors¡e bey der] hins¡i¿end auf die 5-11 Sein Fönix og zu un#: ~ i¡ la# und li# e# o[t.] Es handelt sich um Daniel Wül[er# | PHOENIX CHRISTIANUS. | oder | Chri‰li¡e Betra¡tung | deß Mens¡en Phönix Art/ | der/ so er einmal geborn/ nimmer-|mehr ‰erben kan/ und auß seinem | eigenen As¡en wider le-|bendig werden muß. | Deme beygefügt | Ein Vralte# Bü¡lein/ nit un-|glei¡en Jnnhalt#/ auß dem al-|ten/ in be‹er ver‰ändiger | Teuts¡ gese”t dur¡ | Obgeda¡ten. Gedru¿t in Nürnberg/ | Jn Verlegung Jacob Pillenhofer#. M. DC. L. Das Werk enthält eine von Birkens Bruder Christian Betulius in Gedichtform verfaßte Erklärung deß Kup[erbilde# ( ):( 2v/ ):( 3r; s. Jürgensen, 2006, S. 330) und könnte entweder über ihn oder Birken zu Pipenburg gelangt sein. Da in Birkens Archiv keiner von Pipenburgs Briefen erhalten ist, wissen wir nicht, wie sein Auftrag zu Birken gelangt ist.
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Apparate und Kommentare
Text 184: Erklärung de# Kupferbild#. 132r 1 da#] Kürzel (ebenso 2, 3 (1. Position), 5, 11) – 2 und] u. (ebenso 10, 11 (2x), 12 (2x)) – 3 wa# (2. Position)] Kürzel – 3 da# (2. Position)] # aus s überschrieben – 5 himmel] him el – 6 der (2x)] Kürzel; ebenso 8, 12 Ebenso wie die zwei voraufgehenden ist dieses Gedicht in Daniel Wülfers Werk Da# vertheidigte Gotte#ges¡i¿/ und verni¡tete Heyden-Glü¿ enthalten. Birkens auf der Rückseite des Titelblatts gedrucktes Erklärungsgedicht bezieht sich auf den Titelstich Peter Troschels (1615-1680; s. Thieme / Becker. Bd. 33 (1939), S. 431f.), der in dem Werk auf das Portrait Wülfers folgt; s. Stauffer, 2007, S. 218; s. zu Gedicht Nr. 182, v. 1f. Auf dem Stich ist in zentraler Position eine am Attribut des Füllhorns erkennbare Statue der römischen Glücksgöttin Fortuna (s. Der Kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 597-600; s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 1796-1806) zu sehen, die in der Mitte eines Tempels auf einem Altar stehend abgebildet ist. Sie und der Tempel werden durch aus dem Himmel kommende Blitze zerstört, deren Verursacher, Gott, durch die bekannten Symbole der Hand mit Herrscherstab und des Dreiecks mit Auge (v. 10) dargestellt ist. Im Hintergrund des Bildes sind im Halbkreis die Götterstatuen Jupiter, Neptun, Pluto und Mars angeordnet; s. zu den Gedichten Nr. 172-181. Am oberen und unteren Sockelrand des Altars steht ASAM FORTUNAI DIC. A. MARCIVS. [Den Altar der Fortuna stiftete A. Marcius.] Laut Plutarch, De Fortuna Romanorum, soll der Bau des ersten Fortuna-Tempels auf Ancus Marcius (um 675-616 v. Chr.), den vierten der sieben mythischen Könige Roms, zurückgehen. Im Druck lautet die Überschrift Erklärung | De# Titel-Kup[erbild#. Abgesehen von diesem Unterschied, typographischen Hervorhebungen sowie Abweichungen der Orthographie und Interpunktion, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 2 den da# di¡ter-volk] ihm Altar und Dien‰ – 4 den] dem – 12 eitel] lauter –. Birkens Verfasserschaft ist im Druck nicht deklariert. 7-9 wie dorten Daniel den Bel zu Babylon ~ hier zu Grab.] Dan 14.2-27 berichtet von der Zerstörung einer Statue und des Heiligtums des Gottes Baal im Reich des babylonischen Königs Cyrus.
Text 185: Zu Herrn Jacob Edel# und Jungfrau N. Prüferin Ho¡zeit. 132v-133v T2 Herrn] H. – T2 und] u. (ebenso 5, 12, 14, 29, 44, 60, 65, 71) – T2 Jungfrau] Jf. – 1 1.] 1 (ebenso bei Strophe 7) – 5 Freye] oberhalb eines gestrichenen Wortes – 8 der] Kürzel; ebenso 66 – 16 Seyt] t aus ‰ überschrieben – 18 da#] Kürzel 32, 70; ebenso 19, 24, 27 daß – 18 Brennholz] Bren holz (ebenso 23 brennen) – 22 beysammen] beysam en (ebenso 23 Flammen) – 25 Freünd,] Komma verschmiert, undeutlich – 27 wi‹et] durch Streichung aus wie‹et – 62 wa#] Kürzel Falls Birken dieses Lied zur Hochzeit des Kaufmannssohnes Jacob Edel (d. J.) mit Elisabeth Prüfer verfaßt hat, die vermutlich Ende 1654 / Anfang 1655 (vgl. v. 6-8; 10-13) in Nürnberg stattfand, irritiert
Gedichte 185 und 186, 1654/55 und 1655
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die Namensabkürzung in Z. T2. Der gleichnamige Vater des Bräutigams war bereits 1652 verstorben; s. die in der RSB Zwickau unter der Signatur 20.10.6.(12) aufbewahrte Leichpredigt. In der Leichpredigt der am 15.8.1656 verstorbenen Mutter des Bräutigams wird auch der Tod der zweiundzwanzig Jahre alten Elisabeth Prüfer (5.7.1656) und ihres Kindes erwähnt; s. das Exemplar der StB Nürnberg mit der Signatur 37 an Solg. 4. 426. Es ist möglich, daß Elisabeth mit der adligen österreichischen Exulantenfamilie Priefer verwandt war, deren Adelsstand in Nürnberg jedoch nicht anerkannt wurde, da sie ein Gewerbe ausübte; s. Schnabel, 1992, S. 237, 256. Auch Susanna Popp, die Jugendfreundin Catharina Regina Greiffenbergs (s. WuK. Bd. 12, S. 413f.), die in dessen zweiter Ehe den Nürnberger Weinhändler Georg Popp geheiratet hatte, war eine geborene Priefer (zu ihr s. Cerny, 1983, S. 38f.; Schnabel, 1992, S. 678; WuK. Bd. 1, S. 910; WuK. Bd. 5, S. 844). Kontakte Birkens zu Jacob Edel – ob zum älteren oder zum jüngeren, ist nicht zu klären – hat es gegeben. Zum 8.12.1650 hat Birken in seiner Autobiographie (WuK. Bd. 14, S. 46m31f.) notiert, daß Edel ihm ein Paar Handschuhe verehrt habe. Das war sicher ein Honorar für poetische Dienstleistungen. Eine Tagebuchnotiz zum 20.10.1676 (II.347; PBlO.B.2.1.10, 150(15)r), in der es um einen Kauf von Textilien geht, betrifft den jüngeren Edel. Ein Druck des Gedichtes ist nicht bekannt. 9-24 Ha! i¡ denke ~ einen friert daß Gott erbarm.] Die Gegenüberstellung von kalter Jahreszeit und wärmender sexueller Betätigung begegnet öfter in den zu Hochzeiten im Winter verfaßten Epithalamien Birkens; s. zu den Gedichten Nr. 4, Nr. 159. – 21 Leyla¡] 'Bettdecke'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 6 (1885), Sp. 694. – 25-32 Aber denket nun ~ zum theil vergaß.] Der junge Edel könnte zu Birkens Freundeskreis der frühen fünfziger Jahre gehört haben. Der Bräutigam wird an frühere Sprüche erinnert. – 36-40 Nein! ›e mö¡te ~ sage, Hus¡!] Der Junggeselle Edel muß erklärt haben, er werde seine künftige Frau nicht in seinem Bett schlafen lassen, um sich von ihr kein Ungeziefer einzufangen. Wenn er ihr beiwohnen wolle, komme er zu ihr. In Strophe 6 und 7 wird dem Großsprecher von damals spöttisch vor Augen gestellt, daß es anders kommen werde. – 54 Faden-na¿et] 'splitternackt'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 3 (1862), Sp. 1234. – 61-64 Eine# no¡: ~ au#zieht.] Zur Verwendung des Tabaks als Arznei s. zu Textgruppe Nr. 104, Gedicht Nr. 3, v. 7f. Hier wird auf die angeblich austrocknende Wirkung des Tabaks angespielt, die der Liebe nicht günstig sei. – 64 euer Bettgespann] 'eure Bettgenossin'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4 (1897), Abt. 1, Teil 2, Sp. 4135. – 66 zu der Kö‰e] 'zu der Hochzeitsbewirtung'. – 71 gut Gu¿e#] 'Trinksprüche', 'Glückwünsche'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4 (1958), Abt. 1, Teil 5, Sp. 225f.
Text 186: Auf eine Ho¡zeit. 133v 4 Chlori#] Chlolri#
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Ebenso wie das voraufgehende Gedicht wurde auch dieses Epigramm zu einer Hochzeit verfaßt, die dem Manuskriptumfeld nach vermutlich Anfang 1655 stattgefunden hat. Das genaue Datum und die Namen der Brautleute konnten nicht ermittelt werden. Ein Druck ist nicht bekannt. 4 die Chlori# eüre Nä¡t] Die Nymphe Chloris wird bei Ovid mit Flora, der römischen Göttin des Frühlings gleichgesetzt; s. Fasti 5, v. 195ff.; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 1151. Mit Chloris ist in bukolischer Manier die Braut bezeichnet. – 4 die Täge Clio hab] Clio ist die Muse der Heldendichtung und Geschichtsschreibung; s. zu Gedicht Nr. 13, v. 39. Das Epigramm, sicher Bestandteil eines Sammelgratulatoriums, dürfte der Hochzeit eines Gelehrten gegolten haben, der seine Tage mit geistiger, nach Dauer strebender Arbeit verbringt. Das Motiv dieser Aufteilung der Tage und Nächte begegnet öfter in Gedichten zur Hochzeit Gelehrter; s. etwa die Gedichte Nr. 113 und Nr. 157.
Text 187: An eine Edle Dorothee: Mit Sanctae Dorotheen Tode#ges¡i¡t. 133v/134r T3 Sanctae] S. – 5 heute] zweites e durch Streichung und Überschreibung aus t – 8 der] Kürzel; ebenso 14 – 9 2.] 2 – 9 Himmel#gaben] Him el#gaben (ebenso 11; ebenso 19 Himmel#) – 9 Himmel#gaben] ev. Himmel# gaben (ebenso 11) – 14 Blumenhaab:] Doppelpunkt verschmiert, undeutlich Dieses Lied hat Birken 1655 für eine adlige Dame verfaßt, die ihren Namenstag (v. 6, v. 13) am Tag der Heiligen Dorothea (6.2.; zum legendarischen Hintergrund s. Keller, 2001, S. 179f.; vgl. zu Gedicht Nr. 36, v. 1-3 in der Sammlung S. v. B. Todten-Andenken und Himmel#-Gedanken. oder GOTTES- und Tode#-Gedanken, WuK. Bd. 5, S. 608) beging, wahrscheinlich die Mutter seines Schülers, Dorothea Elisabeth Rieter von Kornburg. Zum selben Anlaß hatte Birken, der in der Zeit vom 7.5.1652 bis zum 4.12.1655 (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 48, ebd. S. 48m28; ebd. S. 54m9f.) als Hauslehrer in Diensten der Nürnberger Familie stand, ihr bereits im Vorjahr das Gedicht Nr. 41 der Sammlung Todten-Andenken und Himmel#-Gedanken. oder GOTTES- und Tode#-Gedanken (WuK. Bd. 5, S. 78f., 611f.) gewidmet, desgleichen schon früher das Epigramm Nr. 36 (ebd., S. 76, 607f.), das ebenfalls von der Märtyrerin handelt. Aus dem Gedicht Nr. 75 im Gedichtbuch Floridan# Amaranten-Garte (s. WuK. Bd. 1, S. 567f.) geht hervor, daß Dorothea Elisabeth Rieter von Kornburg ihren Namenstag am Tag der Heiligen Elisabeth (19.11.) beging. Dennoch spricht einiges dafür, daß sie die Adressatin des Gedichtes Nr. 187 ist. Zunächst ist dies die Nähe zum Gedicht Nr. 190, das – ebenso wie das Gedicht Nr. 156 und das in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte enthaltene Gedicht Nr. 77 (s. WuK. Bd. 1, S. 569f.) – für Maria Catharina Rieter von Kornburg verfaßt worden ist. Überschrift, äußere Form und Metrum deuten ebenfalls auf eine Zusammengehörigkeit der Gedichte Nr. 187 und Nr. 190 hin. Beiden Liedern, die jeweils drei Strophen zu je acht Verszeilen mit dreihebig jambischem Versmaß und alternierend zwei- und einsilbigen Kadenzen enthalten, muß eine Fassung der entsprechenden Heiligenle-
Gedichte 187 und 188, 1655 und 1655/56
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gende beigefügt gewesen sein. Warum Birken bei diesen Gedichten auf die sonst übliche vertraute Anrede Dorothea Elisabeths als 'Dorilis' bzw. Maria Catharinas als 'Silvia' verzichtet hat, läßt sich nicht ermitteln. Ein Druck des Gedichtes Nr. 187 ist nicht bekannt. 1 Eü¡, Edle Gotte#-Gabe] Der Name Dorothea setzt sich aus dem griechischen δῶρον und Θεός zusammen und bedeutet Gabe, Geschenk Gottes. – 2 eü¡ s¡enk i¡ die Ges¡i¡t] Zusammen mit dem Gedichttitel ist dies ein Hinweis darauf, daß die Dorotheen-Legende zusammen mit diesem Lied überreicht worden sein muß. – 7f. J¡ will ein Kränzlein winden | von Blümlein au# der höh.] Anspielung auf das zentrale Element der Dorotheen-Legende; vgl. v. 15f., 23f. – 13f. Glei¡wie er i”t den Lenzen | krönt mit der Blumenhaab:] Die Überreichung des Gedichtes und der Legende kann demnach nicht am Dorotheentag, sondern muß zu einem Zeitpunkt im Frühling erfolgt sein.
Text 188: Erklärung de# Kupfer Titelbilde# zum Kalloandro de# Unglü¿seeligen. Gesprä¡e zwis¡en Kalloandro und Cupido. 134r-136v T1 CLXXXVIII.] CLXXXVIII – T2-T5 Erklärung ~ Cupido.] teilweise lateinische Schreibung – T5 zwis¡en] zwis¡e – T5 Kalloandro] Kall. – T5 und] u. (ebenso 17, 23, 29, 35, 36, 47, 63, 110, 132) – 1 Blinder] mit der-Kürzel; ebenso 10 gelinder – 119 feinder – 134 widerfe¡ter – 2 Fakeln] vor k gestrichen c – 3 Flammenplan] Flam enplan (ebenso 26 Mämme – 84 entkommen – 115 S¡rammen – 116 Flammen – 130 Löwengrimmig – 138 nimmer) – 5 wa#] Kürzel; ebenso 11 – 10 Gott#verä¡ter] ev. Gott# verä¡ter – 17 au#saugen] ev. au# saugen – 19 der] Kürzel; ebenso 25, 41, 81, 91 (2x), 110 (2x), 135 – 45 daß] Kürzel; ebenso 56, 75, 87 da# – 51 Liebe# feuer] ev. Liebe#feuer – 64 Und] U. (ebenso 118) – 69 S¡ild] durch Streichung aus S¡ilde – 85 au#] redundante Ausführung des # – 93 Liebe#Kerz] ev. Liebe#-Kerz – 97 Seht] davor gestrichen K. – 105 gehönt] gehört – 129-131 diese ~ fa‹en] Reihenfolge im Manuskript: 130, 131, 129; Rangierung durch vorgesetzte Zahlen: 2, 3, 1 (vor v. 132 eine Zahl gestrichen) – 130 wird] überschrieben – 130 di¡] danach ein Wort gestrichen – 133 Lieb#verä¡ter] ev. Lieb# verä¡ter – 134 Widerfe¡ter] ev. Wider fe¡ter Dieses Gedicht hat Birken zu Johann Wilhelm von Stubenbergs (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 153) Kalloandro-Übersetzung verfaßt, die dieser Anfang 1651 begonnen hatte; s. zu Brief Nr. 5, Z. 22-36 im BirkenStubenberg-Briefwechsel, WuK. Bd. 9, S. 827. Der Titel des erst 1656 erschienenen Romans lautet De# weitberühmten Wels¡en | Di¡ter# | MARJNJ/ | Prin” Kal-|loandro. | Zu mehrer Au#übung und Au#-|s¡mükkung unserer ho¡deuts¡en | Spra¡e/ in selbiger au# dem Jta-|lianis¡em überse”t: | Dur¡ | Ein Mitglied der Hö¡‰l. Fru¡tbr. | Gesells¡a[t/ | Den Unglü¿seligen. | Nürnberg/ | Gedru¿t und verlegt von Mi¡ael Endter. | Jm Jahr/ 1656. (s. Stauffer, 2007, S. 235-237). Birkens Gedicht ist – ebenso wie in der zweiten Auflage von 1667 – im Ehrengedichte-Vorspann dem Werk vorangestellt: ):( vv-[):( viij]v; s. zu Brief Nr. 32,
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WuK. Bd. 9, S. 900-903. Der Dialogcharakter des Gedichtes wird dadurch besonders markiert, daß die als Wechselrede gestalteten Strophen (v. 1-96) paarweise dieselben Reime, meist auch dieselben Reimwörter benutzen (einzige Ausnahme: v. 73:79; 74:80). Die Entstehungszeit läßt sich nicht ermitteln. Da Birken im Konzept Nr. 31, Z. 7, mitteilt, zwei Bögen des Kalloandro seien bereits gedruckt, und das Konzept Nr. 34, Z. 1f., annehmen läßt, daß das Werk bei der Abfassung des von diesem Konzept repräsentierten Briefes ausgedruckt war, muß das Gedicht zwischen Mai 1655 und Mai 1656 entstanden sein. Ob Birken eine handschriftliche Version übermittelt hat – etwa als Beilage zu dem vom Konzept Nr. 31 des Birken-Stubenberg-Briefwechsels (WuK. Bd. 9, S. 198) vertretenen Brief – oder ob Stubenberg es erst nach der Fertigstellung des Druckes gesehen hat, ist nicht zu entscheiden. Das Konzept Nr. 34 des Birken-Stubenberg-Briefwechsels (s. WuK. Bd. 9, S. 201, Z. 1f.), und die gute Textkenntnis, die das Gedicht voraussetzt, lassen darauf schließen, daß Birken den Druck des Kalloandro betreut hat. Im Druck sind wie üblich die Kommata als Virgeln ausgeführt. Die Namen der Sprecher stehen ausgeschrieben über den Strophen; die Strophen sind durchgezählt. Die Zahlen stehen über den Strophen, bei den Strophen 1-16 vor den Sprechernamen. Die Verse 103-108 fehlen; sonst gibt es, von Unterschieden in Orthographie, Interpunktion und typographischer Hervorhebung abgesehen, die folgenden Abweichungen: T1 CLXXXVIII.] fehlt – T2-T4 Erklärung ~ Unglü¿seeligen.] Erklärung de# Kupferblat#. – 4 Sünder] Sünden – 8 einmahl wohl] mir no¡ wohl – 31 Beswerden] Bes¡werden – 55 Liebe# Gaben] Leibe#gaben – 60 i”t i‰ auf den S¡uß] i”und i‰ auf Krieg – 69 Spiegel-S¡ild] Spiegel-S¡ild: (dahinter * und am Ende des Textes die dazugehörige Anmerkung (s. zu v. 67-69)) – 91 S¡au, der] Dieser – 91 Spiegel] Spiegel/ (dahinter † und am Ende des Textes die dazugehörige Fußnote (s. zu v. 91-96)) – 101 J”t] Je”t – 102 nit] ni¡t (ebenso 121) – 103-108 Ja ~ Thor.] fehlt – 132 und zerzerren] undz erzerren – 138 nimmer mehr] la‹t eu¡ da# T2-T4 Erklärung de# Kupfer Titelbilde# zum Kalloandro de# Unglü¿seeligen.] Inwieweit Birken an der Erfindung des von Peter Troschel (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 182) gestochenen Titelkupfers beteiligt war, ist nicht zu ermitteln. Gezeigt wird ein stehender Ritter in Rüstung mit Lanze und bemaltem Schild (s. zu v. 61-66), der in einen von einem fliegenden Amor hochgehaltenen Spiegel schaut (s. zu v. 91-96). Dem bemalten Schild hält ein zweiter, mit Pfeil und Bogen bewaffneter Amor einen Hohlspiegel entgegen (s. zu v. 67-69) – 61-66 Ey de# Kriege# muß i¡ la¡en! ~ daß darauf gemahlte Bild.] Auf dem Titelkupfer ist auf dem Schild des Ritters Kalloandro eine entsprechende Szene abgebildet; s. Kalloandro, S. 84. Im Text kritisiert Kalloandro die Liebe anfangs mehrfach und betont seine Absicht, sein Leben allein den ritterlichen Taten zu widmen; s. etwa Kalloandro, S. 81f., 118. – 67-69 Ey de# S¡ilde# muß i¡ la¡en! ~ S¡au, diß hole Spiegel-S¡ild] Da die Umkehrung des auf dem Schild dargestellten Motivs – der Ritter tritt den Liebesgott (s. v. 61-66) – im Hohlspiegel des Amor auf dem Kupferstich nur schwer zu erkennen ist, hat Birken diese Verse im Druck mit einer erklärenden Fußnote versehen: "Jn einem eingebogenen holen Spiegel/ s¡einen alle Sa¡en ümgekehrt. Einen sol¡en hält Cupido de# Ritter# S¡ildgemähl entgegen/
Gedicht 188, 1655/56
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wel¡e# einen Ritter vor‰ellet/ der den Cupido mit Fü‹en tritt." – 76-84 Hält Krisanta mi¡ gefangen: ~ wann du nun entkommen bi‰.] Die Herzogin Krisanta setzt Kalloandro gefangen, um ihn zu zwingen, ihr Liebesdienste zu erweisen. Bei seiner Befreiung verliebt sich der Held dann in seine Retterin Leonilda; s. Kalloandro, S. 131ff. – 91-96 S¡au, der Spiegel i‰ der Kö¡er, ~ wie bend ›¡ nun dein Herz?] Der Leser soll annehmen, daß Cupido mit diesen Worten seine Macht demonstriert, mit den angekündigten Folgen für Kalloandro. Statt des üblichen Pfeilschusses, der für die Liebe zu einer anderen Person steht, ist es hier der aus dem Narziß-Mythos bekannte Blick auf das eigene Spiegelbild, der die Selbstliebe als Strafe für die Mißachtung des Liebesgottes versinnbildlicht. Das Titelkupfer gibt so eine zentrale Szene des Textes wieder (s. Kalloandro, S. 155f.), einen Traum, in dem Kalloandro die personifizierte Liebe auffordert, ihm zu zeigen, in wen er sich denn verlieben müsse. In dem Spiegel, der ihm daraufhin vorgehalten wird, glaubt er zunächst sich selbst zu sehen, es handelt sich aber um Leonilda, die eine erstaunliche Ähnlichkeit mit ihm aufweist, was im weiteren Verlauf der Handlung mehrfach zu Verwechslungen führt. Auch zu Kalloandros Blick in den Spiegel, den ihm der fliegende Amor entgegenhält, hat Birken im Druck zu v. 91 eine erklärende Fußnote angebracht: "Kalloandro hat ›¡ in ein Ange›¡t verliebet/ da# dem seinigen gantz glei¡ oder ähnli¡ war. Daher zeigt ihm die Liebe/ ihn selber im Spiegel." – 97 Seht] Hier wird das zuvor durchgeführte Prinzip des strophenweisen Wechsels der beiden Sprecher beendet; die nun beginnende und alle weiteren Strophen sind Rede des Cupido. – 97-102 Seht, wie er nun ‰eht entzü¿et, ~ daß du nit mehr tro”ig bi‰.] Zum Narziß-Mythos s. Ovid, Metamorphosen 3, v. 341-510; Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 1572-1574. Im Text wird das Narziß-Motiv nur kurz erwähnt; s. Kalloandro, S. 156. – 109-114 Du, du lieb‰ in heißem Triebe; ~ ungeliebt verliebet seyn.] Die unerwiderte, unglückliche Liebe ist die Strafe, die Cupido über Kalloandro verhängt, weil dieser seine Vorrangstellung gegenüber der Vernunft angezweifelt hat, was Cupido als Hochmut ("ho[art", Z. 112) bezeichnet. Der Kalloandro-Roman endet, ohne daß die Verliebten, Kalloandro und Leonilda, zueinanderfinden, erst in der Fortsetzung, dem Endimiro (s. zu Gedicht Nr. 189), gibt es ein glückliches Ende. – 117 deine Feindinn liebe‰ du:] Leonilda, in die Kalloandro sich verliebt, ist die Tochter der Erzfeindin von Kalloandros Vater. Sie wird im Text auch als "s¡öne Feindin" (z. B. S. 672) bezeichnet. – 121-126 Vormal# wolte‰ du nit lieben: ~ einer andern, mit begier.] Durch eine Verkettung äußerst konstruiert wirkender Umstände schwängert Kalloandro Spinalba; s. Kalloandro, S. 197ff. – 129-132 diese, die da Löwinn hei‰, ~ und zerzerren deinen Gei‰.] Birken leitet den Namen Leonilda von der lateinischen Bezeichnung für Löwe ('Leo') ab. – 133-138 Spiegelt eü¡, ihr Lieb#verä¡ter, ~ nimmer mehr gelü‰en ni¡t.] Cupido triumphiert über die Vernunft und warnt davor, seine Vormachtstellung anzuzweifeln. Letztlich hat er aber durch die 'Bestrafung', die er exemplarisch an Kalloandro durchgeführt hat, die Kritik, die dieser gegen die Liebe vorgebracht hatte, bestätigt; denn die unglückliche Liebe des Kalloandro hat ja allen Beteiligten nur Leid und Unglück gebracht. Das Gedicht führt also nur scheinbar den Sieg des Cupido vor, letztlich bleibt der Konflikt zwischen Leidenschaft und Vernunft unaufgelöst: Die Vernunft kann
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die Leidenschaft zwar nicht wirkungsvoll abwehren, ihre Kritik an ihr erweist sich aber als zutreffend. Diese Konstellation gilt für Birkens Gedicht und den Kalloandro-Roman, in der Fortsetzung, dem Endimiro, kommt es hingegen zu einem harmonischen Ende für alle Beteiligten.
Text 189: Erklärung de# KupferTitelbilde# zum Endimiro de# Unglü¿seeligen. 136v T1-T3 Erklärung ~ Unglü¿seeligen.] teilweise lateinische Schreibung – T1 Erklärung] Anfangsbuchstabe besonders groß ausgeführt – 1 Mummerey] Mum erey – 3 Vertumnu#] mit u#-Kürzel – 3 Nahm,] Versschluß in Zeilenmitte unterhalb; ebenso 5 Ritter#Leüt; – 7 verkleidt; – 9 betrug: – 10 Ge›¡t# genug. – 4 Kö¡er] mit er-Schlaufe – 5 Ritter# Leüt] durch Streichung und Ergänzung aus Ritter#Kne¡t (vor Schluß-t gestrichen d) – 6 damen] Verschluß rechts oberhalb der Zeile mit eröffnender Klammer davor; ebenso 8 Für-|‰in Nahmen. – 6 damen.] Punkt aus Komma überschrieben – 9 und] u. – 10 der] Kürzel – 10 Ge›¡t#] nach s gestrichen ¡ Birkens Gedicht ist auf der Rückseite des Titelblatts im zweiten Teil der Kalloandro-Übersetzung (s. zu Gedicht Nr. 188) Johann Wilhelm von Stubenbergs gedruckt, der wie der erste 1656 erschien: ENDJMJRO | Oder de# | Kalloandro/ | Zweyter Theil/ | Zu mehrer Au#übung und Au#-|s¡mü¿ung unsrer Ho¡deuts¡en | Spra¡e/ in selbige | au# | De# weitberühmten wels¡en Di¡ter# | MARJNJ/ | Jtaliänis¡em überse”t | Dur¡ | Ein Mitglied der Hö¡‰l. Fru¡t-|bringenden Gesells¡a[t/ | den | Unglü¿seligen. | Nürnberg/ | Gedru¿t und verlegt von Mi¡ael Endter. | Jm Jahr/ 1656. (s. Stauffer, 2007, S. 237f.). Das Werk wurde 1667 neu aufgelegt. Die Tatsache, daß das Gedicht in der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder direkt auf das Gedicht Nr. 188 folgt, läßt vermuten, daß beide kurz nacheinander entstanden sind. Für die Datierung des Gedichts Nr. 189 ergeben sich dieselben Probleme wie für diejenige des Gedichts Nr. 188. Ob der Druck des Endimiro wie der des Kalloandro auch bereits 1655 erfolgt ist, läßt sich nicht sagen; auch ist nicht zu klären, ob die Erwähnungen des Kalloandro-Manuskripts im bisherigen Briefwechsel nur den ersten Teil meinen oder den Endimiro bereits einbeziehen; es gibt überhaupt keine eigene Erwähnung des Endimiro. Titelkupfer und Erklärungsgedicht beziehen sich auf die Schlußszene des Werkes. Die außerordentlich komplizierte Handlung des Romans beruht vor allem darauf, daß die Protagonisten ständig, z. T. mehrfach, Namen, Geschlecht und Stand vortäuschen bzw. wechseln, so gründlich, daß sie einander nicht erkennen und aus Liebenden und Freunden Feinde werden und umgekehrt. Erst der Schluß löst alle Verwicklungen und Maskierungen im Zeichen der Liebe auf. Entsprechend zeigt das Titelkupfer links oben einen geflügelten Putto (Amor), der in der rechten Hand an einem Strick ein Bündel Masken hält, während sich im Bild-Mittelgrund die demaskierten Protagonisten gegenübersitzen bzw. -stehen. Birken hat das Gedicht Nr. 189 anonym in Stubenbergs Werk eingefügt, man darf aber wohl annehmen, daß Stubenberg über seine Verfasserschaft informiert war. Inwieweit Birken an der Druckbetreuung des Endimiro und der Erfindung des Kupfertitels beteiligt war, ist nicht zu ermit-
Gedichte 189 und 190, 1656
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teln (s. aber zu Konzept Nr. 34, Z. 1f. im Birken-Stubenberg-Briefwechsel, WuK. Bd. 9, S. 904-907). In der Druckfassung sind die Kommata als Virgeln ausgeführt; von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, gibt es nur unerhebliche Abweichungen: T1-T3 Erklärung ~ Unglü¿seeligen.] Erklärung de# Kupfer-|Blat#. – 4 die] der – 4 ihrer] seiner – 8 Slaven] Sklaven 3 Vertumnu# i‰ ihr Nahm] Vertumnus ist ursprünglich ein römischer Fruchtbarkeitsgott (s. Tripp, 2001, S. 540). Er galt als Gott des Wandels und Wechsels (s. Georges, 1959, Bd. 2, Sp. 3444). Horaz verwendet den Namen zur Bezeichnung eines unbeständigen Menschen (sat. 2.7, v. 14). Ovid, der ihn in erotische Zusammenhänge bringt, spricht ihm die proteische Gabe zu, sich in jede beliebige Gestalt zu verwandeln (Metamorphosen 14, v. 622ff.; s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 1220) wie der Grimmelshausensche Baldanders im 5. Kapitel der CONTINUATIO des Simplicissimus.
Text 190: An eine Edle Catharina. Mit Sanct Catharinen Marter Ges¡i¡te. 137r T3 Sanct] S. – 1 1.] 1 – 2 der] Kürzel – 4 Silber] S aus s überschrieben – 16 und] u. (ebenso 18) – 21 leg] g aus b überschrieben – 21 darneben:] Doppelpunkt unsicher; ev. Komma Ebenso wie das Gedicht Nr. 156 und das zum selben Anlaß entstandene Gedicht Nr. 77 in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (s. WuK. Bd. 1, S. 148-150, 569f.) hat Birken dieses Lied zum Namenstag (25.11.) Maria Catharina Rieters von Kornburg verfaßt. Die Überschrift legt nahe, daß zusätzlich eine Fassung – ob handschriftlich oder gedruckt, ist nicht zu entscheiden – der KatharinenLegende beigefügt gewesen ist; s. zu Gedicht Nr. 156, v. 1-6; vgl. zu Gedicht Nr. 187, v. 2. Dem Manuskriptumfeld nach ist Birkens Lied in zeitlicher Nähe zum Namenstags-Gedicht Nr. 187 entstanden, dessen Adressatin Dorothea Elisabeth Rieter von Kornburg ist; s. den Kommentar dort. Die Anzahl der Strophen und Verse sowie das Versmaß dieses Gedichtes sind dieselben wie beim Lied Nr. 190. Auch in diesem Fall ist kein Druck bekannt. 6 s¡le¡te] 'schlichte', 'einfache'. – 17-20 Wie ihr au¡ Lob errungen ~ vor dieser Zeit] Anspielung auf Birkens 1652 für Maria Catharina von Rieter verfaßtes Namenstagsgedicht Nr. 156. – 18 Reinhild] Aus dem Griechischen (καθαρός = rein) abgeleitete Variante des Namens Catharina; s. zu Gedicht Nr. 156, v. 7-12.
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Text 191: Auf Herrn Matthaei Sa‹enhagen# und Jungfrauen Susannen Margarethen von Linzen Ho¡zeit. 137r-138v T1 CXCI.] CXXI. – T2 Herrn] H. – T2 Sa‹enhagen#] Sa‹enhagen#. – T4 Jungfrauen] Jf. – T4 von] vo – T4 Linzen] Linze – 3 und] u. (ebenso 4, 8, 10 (2x), 25, 27, 33, 34 (2x), 35, 36, 43, 44, 45, 46 (1. Position), 47, 52, 62, 63, 64, 70, 73, 74, 75) – 6 da#] Kürzel; ebenso 11, 20, 24, 25, 35, 67; ebenso 24, 74 daß – 8 wieder] mit der-Kürzel; ebenso 12 ander – 28 widerführ – 55 wider – 11 iemand] durch Streichung aus iemandt – 14 der] Kürzel; ebenso 36, 40, 41, 65, 72, 74 – 15 wa#] Kürzel; ebenso 57 (2. Position), 67, 69, 70 – 16 unvollkommen] unvollkom en (ebenso 41 kommt# – 45 kömm‰ – 65 Himmel – 66 getümmel) – 20 Mann (2. Position)] Man – 22 hingetragen] ev. hin getragen – 32 dir] r überschrieben – 36 lebt] l überschrieben – 43 Staat#ges¡ä[ten] erstes a oberhalb der Zeile; t# überschrieben – 45 So] S aus s überschrieben – 51 da# (1. Position)] durch Überschreibung aus de# – 51 E‹en] durch Streichung aus E‹en# – 51 gar] oberhalb von gestrichenem wol – 53 Rei‹t] R überschrieben – 53 etwa#] mit wa#-Kürzel – 64 von] n überschrieben – 67 gedroht] d überschrieben – 76 mehr] e aus h überschrieben Ebenso wie das im Gedichtbuch Floridan# Amaranten-Garte enthaltene Lied Nr. 115 (WuK. Bd. 1, S. 230f., 619f.) hat Birken dieses Gedicht zur Hochzeit des befreundeten Lübecker Juristen Matthäus Sassenhagen (um 1630-1682; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 158) verfaßt. Der Abfassung beider Gedichte war ein Brief Sassenhagens vom 16.5.1656 (PBlO.C.295.1) voraufgegangen, in dem er Birken zu der für den 17.6.1656 festgelegten Hochzeitsfeier nach Lübeck eingeladen hatte. Aus Sassenhagens Schreiben geht hervor, daß die Braut, Susanna Margaretha von Lintzen, die Tochter eines einflußreichen Rechtsgelehrten war, der die Ämter eines Fürstlich Niedersächsischen Hofgerichts-Protonotars sowie eines Kanzlei- und Konsistorialsekretärs bekleidet hatte. Birkens Konzeptbuch (PBlO.B.5.0.3, 81v-82r) enthält Notizen zu einem auf den 31.5.1656 datierten Antwortschreiben. Wahrscheinlich hatte Birken diesem Brief beide Gedichte beigefügt. Während das Lied im Amaranten-Garte beiden Hochzeitsleuten gilt und Braut und Bräutigam in pastoraler Manier mit den Schäfernamen 'Lysis' und 'Rosibelle' angeredet werden, ist das Gedicht Nr. 191 ausschließlich an Sassenhagen gerichtet. Birkens mehrfache Bezugnahme auf Sassenhagens Brief und insbesondere die theatralische Kontrastierung von dessen zukünftigem Eheglück mit der eigenen Einsamkeit und prekären wirtschaftlichen Situation lassen darauf schließen, daß dieses Gedicht – anders als sein bukolisches Pendant – nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war. Ein Druck ist nicht bekannt. 12 selb-ander] 'zusammen', 'vereint'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 10, Abt. 1 (1905), Sp. 423-425. – 14-20 Der Adam e# bezeügt ~ da# bä‰e ›nd ein Paar.] Die in Gen 2.7, 20-23 beschriebene Erschaffung Evas aus einer "Riebe" (v. 17) Adams begegnet häufig in den Epithalamien Birkens; s. zu Gedicht Nr. 80, v. 7, Nr. 89, v. 5, u. ö. – 22 al# di¡ ~ in Sa‹en hingetragen] Die Familie der Braut lebte in Ratzeburg, das bis 1648 zum Herzogtum Sachsen-Lauenburg gehörte; s. Landesbibliothek Mecklenburg-
Gedichte 191 und 192, 1656
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Vorpommern Schwerin, Personalschriften, Signatur: v.lint 1. – 25 drey-beglü¿te Stunden] 'überaus glückliche Stunden'. Dreifach beglückt sind die Stunden wegen des Glücks der beiden Brautleute und des anteilnehmenden Gratulanten; s. v. 27-29. – 31 ab warten de# Beru[#] 'sein Amt versehen', 'seine Pflicht tun'. – 36 unbefreyet] 'unverheiratet'. – 44 so förder‰ du dein Thun, und freue‰ di¡ zuhau#.] 'So arbeitest du zügig und freust dich auf zuhaus'. – 56 wa# ma¡t e#? ~ gei¿t.] Auch diese anzügliche Doppeldeutigkeit (s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 3 (1862), Sp. 1776) unterstreicht den privaten Charakter des Gedichtes. – 57 Vor wa#, gehört ›¡ wa#!] 'Jeder Dienst muß belohnt werden!'. – 60 i¡ erwüns¡' e# ni¡t] 'Mein Wunsch geht nicht in Erfüllung'. – 61-63 E# s¡eint ~ und ho¡zeitfärtig sey.] Zum Motiv der Vermählung der Seele mit Gott als Metapher des Todes vgl. das Gedicht Nr. 91 in Birkens Sammlung geistlicher Gedichte S. v. B. Todten-Andenken und Himmel#-Gedanken. oder GOTTES- und Tode#Gedanken (WuK. Bd. 5, S. 155-158, 678f.). – 66f. in diesem welt getümmel, | da# härter nie gedroht] Wahrscheinlich Anspielung auf den damals tobenden schwedisch-polnischen Krieg. – 71 E# sey ~ an meiner ‰at.] Reaktion auf Sassenhagens Einladung zur Hochzeit. – 74-76 Und daß i¡ wolle ‰erben ~ wann i¡ nit mehr bin hier.] Mit "diß Papier" ist nicht das Gedicht Nr. 191 gemeint, sondern das von ihm zu Sassenhagen begleitete 'offizielle', das in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte enthalten ist; s. o.
Text 192: Wein#bergis¡e Weiber-Treu. 138v-140r 1 1.] 1 (ebenso Strophe 8) – 7 fromme] from e (ebenso 12, 64 frommen – 18 ergrimmten) – 8 und] u. (ebenso 15, 43, 54, 59, 91, 94) – 13 der] Kürzel; ebenso 20, 28, 39, 54, 64, 79, 94, 95 (2x) – 15 belägert] mit -erSchlaufe; t oberhalb der Zeile – 24 Gnade] danach ein Satzzeichen oder Wortanfang gestrichen – 24 theürer] erstes r oberhalb der Zeile – 26 allein?] Fragezeichen aus Komma überschrieben – 27 wegges¡lagen] ev. weg ges¡lagen – 29 Feinde# hau[en] ev. Feinde# hau[en – 33 5.] fehlt – 41 Weiber?] Weiber – 42 ni¡t] ni überschrieben – 47 Väter] V überschrieben – 47 Brüder] mit der-Kürzel; ebenso 57 Feder – 57 nieder – 72 Wunderwerk – 73 Wunder – 74 wunder – 88 oder – 52 sey.] Punkt aus Komma überschrieben – 56 billig] g überschrieben – 60 und] u – 68 zu loben] ev. zuloben – 72 Wunderwerk] ev. Wunder Werk Dieses Lied hat Birken zu einem illustrierten Flugblatt des Nürnberger Kunsthändlers und Verlegers Paul Fürst (um 1605-1666; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 93) verfaßt, für den er in den fünfziger Jahren häufiger tätig war; s. zu den Gedichten Nr. 127, Nr. 129, Nr. 131-137, Nr. 146-149, Nr. 154, Nr. 195, Nr. 197, Nr. 202. Aufgrund des Manuskriptumfeldes läßt sich der Zeitpunkt der Entstehung des Textes auf die Spanne zwischen dem 31.5.1656 und dem 14.7.1656 eingrenzen. Die Überschrift der zusammen mit einem Kupferstich Peter Troschels (1615-1680; s. Thieme / Becker. Bd. 33 (1939), S. 431f.) ohne Nennung der Autorschaft Birkens dreispaltig gedruckten Fassung des Liedes lautet Die Weiber-Treu | Der Frauen zu Wein#berg. | Zusingen na¡ der Weiße: Amarintha/ die i¡ ha‹e/ etc. Unterhalb der Verse steht die Verlagsangabe "zunden in Nürnberg/ bey Paulu# Für‰en/ Kun‰händlern." (s. Harms. Bd. 1 (1985), S.
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Apparate und Kommentare
308f.; Paas, 1990, S. 329-331, 388; Stauffer, 2007, S. 230). Unterhalb der dritten Textspalte steht die lateinische Anmerkung "*Laurentius Medices. Vid. Joh. Bodin.", der auf sie verweisende Asterisk steht am Ende von v. 76. Der erste Buchstabe von v. 1 ist als großer Zierbuchstabe ausgeführt und erzwingt die Einrückung der Verse 2-4. Die Strophenzahlen sind vorgesetzt. Von diesen Unterschieden, Abweichungen der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 10 da#] die – 16 thät] that – 27 ni¡t] nit – 45 den] dem (ebenso 77) – 53 wurd] ward – 55 löbli¡#] löbli¡ – 59 zwey] zween – 70 von] an – 88 Ru¿en] Rü¿en – 89 Ni¡t] Nit – 90 im] in 9-54 Wein#berg eine Burg in Bäyern ~ und der s¡önen Burg vers¡ont.] Als früheste Quelle berichtet die Kölner Königschronik (1175) von der Eroberung (1140) der bei Heilbronn gelegenen welfischen Burg Weinsberg durch den ersten Stauferkönig Konrad III. und der durch Frauenlist erreichten Verschonung sämtlicher Bewohner; s. Harms. Bd. 1, S. 308. – 13 Wel[, der Herzog] Herzog Welf VI. von Bayern (1115-1191) war ein Onkel Heinrichs des Löwen und Kaiser Friedrich Barbarossas. – 38 ›¡erli¡] 'in Sicherheit'. – 59-62 den Enea# und zwey Brüder ~ i‰ e# wahr] Zu beiden Fällen, der Rettung des Vaters Anchises durch seinen Sohn Aenaeas aus dem brennenden Troja und der Rettungstat zweier Brüder, die ihre Eltern bei einem Ausbruch des Aetna aus der Gefahrenzone trugen, s. Vergil, Aeneis 2, v. 707-804, und Seneca, De beneficiis 3.37. – 75-80 Al# die Sa¡ hiervon thät reißen ~ wa# die Arzeney nit kond.] Der Lektüre historiographischer Texte schrieb man seit dem Mittelalter wundertätige Wirkung zu. Die Anekdote über Lorenzo de' Medicis Heilung wird – ebenso wie das "weinen" (v. 52) König Konrads – in Jean Bodins (um 1529-1596) Werk 'Advocati Methodus ad facilem historiarum cognitionem' (Paris 1566) erwähnt, das Birken als Quelle gedient hat; s. Harms. Bd. 1, S. 308.
Text 193: Auf Herrn Doctoris Chri‰of Gottlieb Dilherrn# von Tummenberg JurisConsulti in Nürnberg und Jungfrau Felicita# Kleeweinin Ho¡zeit. Sonnet. 140r/v T2 Herrn] H. – T2 Doctoris] Dr. – T3 v.] von – T3 Tummenberg] Tum enberg – T3 JurisConsulti] JCti – T3 Nürnberg] Nürnb. – T4 Jungfrau] Jf. – T7 Sonnet] Son et (ebenso 4 Männer – 5 wann) – 1 saget] durch Überschreibung und Ergänzung aus sagt – 2 ‰udiret] durch Streichung aus ‰udieret – 4 daß] Kürzel; ebenso 8, 11; ebenso 6, 12, 14 da# – 4 Sinn.a] Sinn.a. – 5 allegiret] überwiegend lateinische Schreibung; ebenso 6 habilitiret – 7 unexaminiret – 11 creirt – 14 Corpus – 5 allegiret] durch Streichung aus allegieret – 6 Würden] W aus w überschrieben – 8 sonder] mit der-Kürzel – 11 Und] U. – 11 ni¡t] n – 12 der] Kürzel – 12 Aemter] durch Streichung aus Aempter – 13 und] u. – A1-A4] Anmerkungen im Manuskript in drei Zeilen hintereinander angeordnet – A1 per] Kürzel; überschrieben – A1 de (2x)] Kürzel; ebenso A2, A3 (2x) – A1 postulando.] postuland. – A2 Senatoribus.] Senator. – A2 dignitate.] dignit. –
Gedicht 193, 1656
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A3 Jure.] J. – A3 Fiscali] Fisc. – A4 e.] e – A4 contra] Kürzel – A4 muneribus] muner. – A4 honoribus] honor. – U Legulejus] mit -us-Kürzel Dieses und das folgende Sonett hat Birken zur Hochzeit des als Consulent des Rats der Reichsstadt Nürnberg tätigen Juristen Christoph Gottlieb Dilherr von Thumenberg (1625-1685; zu ihm s. Will. Bd. 1 (1755), S. 276f.) mit der Kaufmannstochter Felicitas Kleewein verfaßt, die am 14.7.1656 in Nürnberg stattfand. Die Gedichte dürften allerdings zu einem späteren Zeitpunkt, keinesfalls aber vor August 1656, entstanden sein; s. zu Gedicht Nr. 194, v. 7f. Bereits zu Dilherrs Promotion im Jahre 1650 hatte Birken ein Gratulationsgedicht verfaßt; s. Gedicht Nr. 84 und den zugehörigen Kommentar. Beide Gedichte sowie das in der Sammlung BETULETUM (PBlO.B.3.1.4, 75v/76r) enthaltene lateinische Gedicht Nuptijs Christophori Theophili Dilherri de Tummenberg JurisConsulti et Felicitatis Kleeweiniae sind gedruckt in dem Gratulatorium FELICITER! | Veteri Ritu, recenti Adfectu acclamatum, | Viro Nobilissimo, Amplissimo et Consultissimo | DN. | CHRISTOPHORO | THEOPHILO DILHERRO | de Thumenberg/ | U. J. Doctori & Reipubl. Patriae, aliorumque | Imperii Ordinum, Consiliario gravissimo; | Nec non | VIRGINI | Lectissimae, antiqui Sanguis et propriae Virtutis | Laudibus cumulatissimae | FELICITATI: | VIRORVM | Genere ac Virtute Spectatissimorum, | DN. MAGNI DILHERRI de Thumenberg/ | et | DN. HIERONYMI ISAIAE Kleewein/ | Ordini quondam Amplioris Senatûs Adjunctorum, | FILIIS: | d. 14. Iul: A. AE. XP. cI IC LVI, | NUPTIAS, | Auspicio laeto ac More solemni, celebrantibus: | à FAUTORIBUS & AMICIS. | NORIMBERGAE, Typis Christophori Gerhardi. (s. Stauffer, 2007, S. 232f.). Nach Beiträgen u. a. von Johann Michael Dilherr, Daniel Wülfer, Johann Leonhard Frisch, Johann Heinrich Omeis und Martin Beer folgt Birkens An die J. Ho¡zeiterinn überschriebenes Sonett dort (B3v-[B4]r) als dritter gezählter Beitrag der Rubrik Seriùs exhibita auf das ohne Überschrift gedruckte Gedicht aus dem BETULETUM. Der erste Buchstabe von v. 1 ist im Druck besonders groß ausgeführt, und die Eingangsverse der Quartette und Terzette sind ausgerückt. Ähnlich der Manuskriptfassung sind den Versen 4, 6, 12, 13 und 14 die Buchstaben a-e mit eröffnender Klammer nachgestellt; die fünf korrespondierenden Anmerkungen stehen unterhalb der Verse, darunter das Verfasserpseudonym "Quinctus Legulejus". Abgesehen von diesen Unterschieden, typographischen Hervorhebungen sowie Abweichungen der Orthographie und Interpunktion, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 1 ihr wolt] Sie woll – 2 ihr] Sie (ebenso 5, 7, 8) – 2 habt] hab – 3 Euer] Nein/ Jhr – 7 könd] kan – 8 dör[t] dar[ – 9 eü¡] Jhr – 10 mü‰ ihr] muß sie – 10 heüte gebt ihr] Heut gibt Sie den – 10 doctorsmau#] Doctor-Schmau# – 11 werdt ihr] wird Sie – 11 ihr ni¡t dör[t] ›e nit müß – 12 Aemter] Aempter – 12 eü¡] Sie (ebenso 14) – 13 Jhr mögt] Sie mag – 14 Eur] Jhr – A1 a. c.)] a) (die Anmerkung c ist in der Druckfassung eigens aufgeführt: arg. d. 1. 1. – A1 1 (2. Position)] 5 – A2 3] 13 – A3 (Druckfassung)] c) arg. d. l. 1. – U Sextus] Quinctus 5 ihr allegiret Leges] 'ihr beruft euch auf Gesetze'. – 8 daß ihr nehmen dör[t den gradum sonder Disputiren hin] 'daß ihr den Doktorgrad auch ohne vorherige Disputation erlangen könnt'. – 10 die Sumptus] 'die
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Kosten'. – 14 Eur Decanus ~ heißen tragen.] Anspielung auf die künftige Schwangerschaft. – A2-A4] Die Stellenverweise in den Fußnoten beziehen sich auf Abschnitte und Paragraphen des juristischen Standardwerks Corpus Iuris Civilis.
Text 194: Auf ihren Namen Sonnet. 140v/141r T2 Namen.] Namen – 1 da#] Kürzel; ebenso 4 – 1 der] Kürzel; ebenso 9, 14 – 3 wann] wan – 4 spaziren] durch Streichung aus spazieren – 5 Herr] H. – 5 braviren] durch Streichung aus bravieren – 7 und] u. (ebenso 10 (2x), 13, 14) – 13 s¡i¿:] Doppelpunkt überschrieben – 14 au¡] fehlt; aus der Druckfassung ergänzt Ebenso wie das voraufgehende hat Birken auch dieses Sonett zur Hochzeit Christoph Gottlieb Dilherrs von Thumenberg verfaßt. Die Zusammengehörigkeit beider Gedichte ist im Manuskript durch das Fehlen des sonst üblichen waagrechten Abgrenzungsstriches angezeigt. In dem zu diesem Anlaß gedruckten Gratulatorium folgt das Auf den Namen/ der J. Ho¡zeiterinn. überschriebene Gedicht auf Seite [B4]r als vierter und letzter Beitrag der Schlußgruppe auf das Sonett Nr. 193; s. Stauffer, 2007, S. 232f. In der Druckfassung sind die Eingangsverse der Quartette und Terzette ausgerückt. Von der anderslautenden Überschrift, typographischen Hervorhebungen, dem vollständigen Wortlaut in v. 14 sowie Abweichungen der Orthographie und Interpunktion abgesehen, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 2 Sprü¡wort#weiß] Spri¡wort#weiß – 7 Sved] S¡wed – 10 geht] wis¡t – 14 muß der Tod au¡ selb‰] müß au¡ gar der Tod 5 braviren] 'trotzen', 'stolz sein'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 2 (1860), Sp. 341. – 7f. Er fragt nit ob der Sved ~ werd wars¡au secondiren.] In der Schlacht bei Warschau (28.-30.7.1656) besiegten schwedisch-brandenburgische Truppen das zahlenmäßig überlegene polnisch-krimtatarische Heer; s. Theatrum Europaeum. Bd. 7 (1685), S. 964-967. Birkens Anspielung auf dieses militärische Ereignis kann als terminus post quem herangezogen werden. Das Sonett Nr. 194 und vermutlich auch die beiden anderen Epithalamien, können demnach nicht vor August 1656 entstanden sein.
Text 195: Joseph und Potiphar# Weib. 141r 1 frommer] from er (ebenso 4 kommt – 11 Stimme) – 2 der] Kürzel (3x); ebenso 4, 11 – 3 wieder] mit derKürzel; ebenso 6 ieder – 4 Nit] N aus n überschrieben – 8 Potiphara] h ev. überschrieben – 9 ni¡t] n Dieses Epigramm hat Birken anonym zu einem illustrierten Flugblatt des Nürnberger Kunsthändlers und Verlegers Paul Fürst (um 1605-1666; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 93) verfaßt, für den er in den fünfziger Jahren öfters tätig war; s. zu den Gedichten Nr. 127, Nr. 129, Nr. 131-137, Nr. 146-149, Nr. 154,
Gedicht 195, 1656/57
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Nr. 197, Nr. 202. Es ist dort ohne Verfasserangabe gedruckt. Aufgrund des Manuskriptumfeldes läßt sich der Zeitpunkt der Entstehung des Gedichts auf die Spanne zwischen Juli 1656 (s. zu Gedicht Nr. 193, v. 7f.) und Juli / August 1657 (s. zu Gedicht Nr. 196) eingrenzen. Von dem Flugblatt existieren zwei Versionen. Auf beiden ist eine Illustration der in Gen 39.12 beschriebenen versuchten Verführung Josephs durch die Gemahlin Potiphars zu sehen, die auf eine vermutlich von Matthäus Greuter (um 1564-1638; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 15 (1922, S. 7f.) geschaffene Vorlage zurückgeht, dessen Signatur "M.G.F" am unteren rechten Bildrand steht. Die bei Paas, 1990 (S. 33, 389) und Stauffer, 2007 (S. 230f.) verzeichnete Version des Flugblattes trägt am oberen Rand des Druckes die Überschrift "Joseph rettet sein Ehr, Deren nd man wenig mehr." Die im Archiv des Herzog Anton UlrichMuseums (MGreuter WB 3.1; nicht bei Paas und Stauffer) aufbewahrte Version weist eine etwas größere Bildfläche auf, da hier die Überschrift fehlt und stattdessen ein weiterer Teil des an dieser Stelle abgebildeten Baldachins zu sehen ist. In der rechten unteren Ecke des Blattes ist die Ziffer "4." angebracht, die den Stich als Teil einer Reihe ausweist. Die Anordnung und der Wortlaut der unter der Illustration zweispaltig gedruckten Verse sind in beiden Versionen identisch. Von der anderslautenden bzw. fehlenden Überschrift sowie Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 5 keüs¡e# Herz] zü¡tig# Thun – 5 30. pfennig gält] Drei‹ig Pfenning gelt 3 Steh ja nit wieder auf] 'Komm ja nicht noch einmal auf die Welt'. – 4 dort kommt der Träumer her!] Birken zitiert Gen 37.19. Aufgrund seiner Träume (s. Gen 37.5-11) hatte sich Joseph den Haß seiner Brüder zugezogen. – 4f. Nit mehr i”t in der Welt ~ die 30. pfennig gält.] Anspielung auf den Verkauf Josephs an die Ismaeliter um zwanzig (Gen 37.28) und an den mit dreißig Silberlingen bezahlten Verrat Judas Iskariots an Jesus (Mt 26.15). Gemeint ist, daß in der Gegenwart der Preis für eine derart gravierende moralische Verfehlung niedriger wäre. – 6f. Ein ieder gern sein Kleid ~ lä‹t ›¡ berauben ni¡t.] Bei der in Gen 39.12f. beschriebenen Flucht aus dem Gemach von Potiphars Frau läßt Joseph sein Gewand zurück. Die Behauptung, daß gegenwärtig jeder sein Gewand behalten will, unterstellt Bereitschaft, sich auf ein unmoralisches Angebot einzulassen; s. v. 7-10. – 10 Kein Kerker ~ zier':] Aus Rache für die Zurückweisung ihrer Liebe verleumdete Potiphars Frau Joseph, der daraufhin ins Gefängnis geworfen wurde; s. Gen 39.13-20. – 11 viel fängt er] "er" bezieht sich zurück auf "Kerker" (v. 10). Ehebruch war zu Birkens Zeit strafbar. – 11 S¡la[ bey mir!] Birken zitiert Gen 39.7 und 12. – 12 Utopien] Gemeint ist, daß ein keuscher Jüngling wie Joseph gegenwärtig an keinem Ort (griechisch οὔ τόπος) zu finden sei.
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Apparate und Kommentare
Text 196: Zu dem Samson de# Unglü¿seeligen. 141v T1 CXCVI] XCXVI – T2f. Unglü¿seeligen] Schluß-n aus n# überschrieben – 1 Der] D durch größere und kalligraphische Schreibung hervorgehoben – 2 anges¡aut] erstes a überschrieben – 3 der] Kürzel; ebenso 6, 7, 9, 13, 15, 20 – 3 Lewen] n überschrieben – 5 Krieger] mit -er-Kürzel – 6 und] u. (ebenso 9, 17, 18 (1. Position)) – 8 ni¡t] n – 11 diesem] se überschrieben – 14 nit] n überschrieben – 15 Weib#bild] ev. Weib# bild – 22 Weiber heer] ev. Weiberheer Dieses Gedicht wurde gedruckt in Johann Wilhelm von Stubenbergs Übersetzung Geteuts¡ter | Samson/ | De# | Fürtre[li¡‰en Jta-|liänis¡en S¡reiber-Lie¡-|te# unserer Zeiten/ | Herrn Ferrante | Pallavicini. | Dur¡ | Ein Mitglied der Ho¡löbli-|¡en Fru¡tbringenden Ge-|sells¡a[t | Den Unglü¿seligen. | Nürnberg/ gedru¿t und verlegt von | Mi¡ael Endter/ 1657. (s. zu Text Nr. 41 im Birken-Stubenberg-Briefwechsel (WuK. Bd. 9), S. 928f.; Stauffer, 2007, S. 251f.). Das in der Druckfassung mit Birkens Initialen S. v. B. unterschriebene Gedicht steht dort auf den Seiten [)(xj]r/v. Die Überschrift lautet im Druck Uber da# Titel-Kupfer. Rechts unter v. 24 steht "S. v. B." Weder im Manuskript noch im Druck ist Birkens Gedicht datiert, wohl aber Stubenbergs Zus¡ri[t dort: "Auf S¡allburg den 12. Häumonat# 1657. Jahr#." Die üblichen Laufzeiten vorausgesetzt, dürfte das Manuskript der Zus¡ri[t Mitte Juli in Nürnberg eingetroffen sein, so daß man vermuten kann, daß der Druck des Samson Ende Juli / Anfang August 1657 fertiggestellt war. Birkens Gedicht Nr. 196 wird auch um diese Zeit entstanden sein. Das Manuskriptumfeld in den Birken-Wäldern schließt eine Datierung auf den Sommer 1657 nicht aus: Das einige Seiten vorher eingetragene Gedicht Nr. 193 gilt einer Hochzeit, die am 14.7.1656 stattgefunden hat; das einige Seiten später eingetragene Gedicht Nr. 200 gilt der zweiten Heirat von Burkhardt Löffelholz von Colberg im Jahr 1657. Danach gilt erst wieder das Gedicht Nr. 203 einem exakt datierbaren Anlaß, der Geburt von Paul Albrecht Rieters Sohn am 14.12.1657. Wie das Schreiben Nr. 42, Z. 4 im Birken-Stubenberg-Briefwechsel (s. WuK. Bd. 9, S. 213) zeigt, hat Birken zwischen den Briefen Nr. 40 (s. ebd., S. 211f.) und Nr. 42, im Juli 1657, an Stubenberg geschrieben. Diesem Schreiben könnte das Gedicht Nr. 196 beigelegen haben; es ist aber auch möglich, daß Stubenberg es erst im Druck seines Werkes kennengelernt hat. Im Birken-Stubenberg-Briefwechsel ist der Samson nirgends erwähnt. Birken hat das Gedicht Nr. 196 daher kaum auf eine Bitte Stubenbergs hin verfaßt. Ob er auch Korrekturarbeiten für den Samson geleistet hat, läßt sich nicht sagen. Die Druckfassung zeigt, von der anderslautenden Überschrift, Unterschieden in Interpunktion, Orthographie und Zeilenbrechung sowie dem Fehlen von Verseinzügen abgesehen, nur geringe Abweichungen vom Manuskript: 3 LewenSinnen] Löwen-Sinnen – 4 vor] War – 5 einen] einem – 6 wir[et] rei‹et – 9 vollbra¡ten] vollbra¡tem – 15 ihn] den – 19 no¡] hier – 19 dem] vom – 22 nit] ni¡t 1 Der Titel zeiget dir hier eine Löwenhaut:] Das Titelkupfer zeigt in der Tat ein aufgespanntes Löwenfell. – 4 vor Samson, deßen Fau‰ au¡ Löwen zwingen können] Ri 14.5-6. – 5 der tausend Krieger s¡lägt mit einen
Gedichte 196 und 197, 1657
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kieferbein] Ri 15.15f. – 6 der Thore hebet au#, und Häuser wir[et ein] Ri 16.1-3. – 7 der Brandges¡wänzte Fü¡#' in Feinde#-Ae¿er s¡i¿et] Ri 15.4f. – 8 den Bande binden ni¡t, von Stri¿en unbe‰ri¿et] Ri 15.12-14; 16.6-12. – 9f. der au¡ im Tode ›egt ~ ein Grabmahl ri¡tet auf] Ri 16.20-30. – 12 Kein Roland ie erwarb ein sol¡e# Siege#zei¡en.] Zu Roland, dem legendären Paladin Karls des Großen, s. Frenzel, 1976, S. 654657. – 13-21 do¡, wann wir alle# re¡t ~ al# tausend Mann.] Zusammenfassung der Delila-Episode in der biblischen Simson-Erzählung: Ri 16.4-21.
Text 197: Der Nasen König. 142r-143v T1 CXCVII.] XCXVII. – 2 NasenKlump] l überschrieben – 2 der] Kürzel; ebenso 4, 12 (3x), 17, 63, 66, 75, 85, 89 – 3 und] u. (ebenso 8, 22, 28, 31, 52, 56, 68, 69, 79, 82, 84) – 3 mi#günn:] über dem Doppelpunkt ein funktionsloses Zeichen – 7 wann] wan (ebenso 66) – 13 ZündRuht] R überschrieben – 18 ni¡t] n (ebenso 28) – 24 wunderding] mit der-Kürzel; ebenso 33 Ruder – 34 minder – 37 wandert – 83 Feder – 92 wunder – 25 und] davor ein Buchstabe gestrichen – 26 groß] o überschrieben – 27 himmel#] him el# (ebenso 37 kommen – 38 vernommen – 67 Hammer – 68 S¡wamm) – 28 S¡ultern] t aus d überschrieben – 30 den] der-Kürzel (Korrektur nach der Druckfassung) – 31 Pumpe] P überschrieben – 31 dazu] ev. da zu – 33 wette] tt überschrieben – 36 au¡] au überschrieben – 37 Sie] S aus s überschrieben – 40 Kü‹en#] ‹ überschrieben – 41 legen] g überschrieben – 43 deß] e überschrieben – 43 wetterda¡] ev. wetter da¡ – 46 da#] Kürzel; ebenso 51, 81, 84, 86 – 47 nun] unn – 48 und] u – 49 zutrinken] ev. zu trinken – 51 wa#] Kürzel; ebenso 74, 79 – 51 dann] davor ein Wortanfang (d) gestrichen – 53 Und] U. (überschrieben) – 57 eine] zweites e oberhalb der Zeile – 61 wedel] Zeilenende; danach Füllstrich – 65 Portsell] e überschrieben – 67 S¡mitt;] Semikolon aus Doppelpunkt überschrieben – 71 Cloak,] Komma nachträglich eingefügt – 76 wäs¡pleü] p aus l überschrieben – 85 in] durch Streichung aus in# – 88 mi¡ wol] kein Wortabstand – 91 etwa#] mit wa#-Kürzel Dieses Gedicht hat Birken zu dem ohne Angabe des Verlages, Publikationsortes und -jahrs gedruckten illustrierten Flugblatt Der großmä¡tige/ di¿prä¡tige/ lang‰rekkende/ weits¡mekkende | Nasen Monar¡: | Mit seiner ho¡ansehenli¡en/ breitberühmten naseweisen/ vielnu”baren | Gro‹en Nasen. verfaßt; s. Harms. Bd. 1 (1985), S. 98f.; Paas, 1990, S. 321-324, 386; Stauffer, 2007, S. 231f. Birkens anonym publizierte Verse stehen dort unter der ohne Stechersignatur gedruckten Kupferstichillustration eines vor einer Hafenkulisse abgebildeten Edelmannes mit überdimensionierter und krankhaft veränderter Nase; zum motivgeschichtlichen Hintergrund dieser satirischen Darstellung s. Harms. Bd. 1, S. 98. Birkens detaillierte Beschreibung dieser Figur und der in ihrem Umfeld abgebildeten Gegenstände legt nahe, daß ihm die Illustration bei der Abfassung des vermutlich zwischen Juli / Mitte Dezember 1657 (s. zu Gedicht Nr. 196) entstandenen Gedichtes vorgelegen hat. Während der fünfziger Jahre hat Birken eine ganze Reihe ähnlicher Gedichte zu Flugblättern des Nürnberger Kunsthändlers und Verlegers Paul
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Apparate und Kommentare
Fürst (um 1605-1666; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 93) verfaßt; s. zu den Gedichten Nr. 127, Nr. 129, Nr. 131-137, Nr. 146-149, Nr. 154, Nr. 195, Nr. 202. Ein in Birkens Archiv erhaltenes Schreiben des seit 1656 in Nürnberg ansässigen Kupferstechers, Verlegers und Kunsthändlers Jacob Sandrart (16301708; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 29 (1935), S. 397; NDB 22 (2005), S. 427-428 (Hagen / Tacke)) vom 3.5.1660 (PBlO.C.292.1) läßt allerdings vermuten, daß Fürst in diesem Fall nicht an der Produktion beteiligt gewesen ist. Sandrart bezieht sich auf ein Schreiben Birkens vom 24.4., in welchem dieser um einige Drucke und Flugblätter gebeten hatte. Wie aus dem Postscriptum des Briefes PBlO.C.292.1 hervorgeht, befanden sich unter den laut Birkens Tagebucheintrag vom 5.5.1660 (I.6; PBlO.B.2.1.3, 2v) zusammen mit Sandrarts Brief in Bayreuth eingetroffenen Drucken auch "3 Exemplar vom Nasenkönig". Die Menge der Exemplare deutet auf eine Beteiligung Sandrarts – ob als Kupferstecher oder gar Verleger, ist nicht zu entscheiden – an diesem Flugblatt hin. Birkens Tagebuchnotiz vom 8.5.1660 (I.7; PBlO. B. 2.1.3, 3r: "Herr Gebhard mir zugespro¡en. Ipsi da# Nasenkupfer.") weist den Bayreuther Verleger Johann Gebhart (1628-1687; zu ihm s. zu Brief Nr. 36, Z. 76-80, im Briefwechsel Birkens mit seiner Frau, WuK. Bd. 10, S. 481 u. ö.) als einen der Empfänger des Flugblattes aus. Der Versumfang der Druckfassung ist gegenüber dem Manuskript um acht auf insgesamt hundert Verse erweitert. Der unter dem Bild gedruckte Gedichttext ist dreispaltig angeordnet. Der erste Buchstabe von v. 1 ist im Druck besonders groß ausgeführt und erzwingt die Einrückung der Verse 2f. Die Druckfassung weist, von diesen Unterschieden, der anderslautenden Überschrift sowie Unterschieden in Interpunktion und Orthographie abgesehen, folgende Abweichungen auf: 1 Nase] Nasen – 1 nit] ni¡t – 3 da#] daß – 7 man¡en] man¡em – 10 die einem ganzen Heer ein herz in# herze] Zur Mu›k/ giebet ›e/ den Zin¿en und die – 12 der der] deren – 18 üm] um – 20 Risel] Rü‹el – 28 S¡ultern] S¡ulter – 30 der] den – 31 dazu] darzu – 32 womit man au# dem Grund die Suppe s¡öpfen thu.] den An¿er/ der da# S¡i[ kan halten in der Ruh: – 43 deß] da# – 45 ihr] i‰ – 53 der treüen na‹en] die treue na‹e – 53 Und wer ›e] wer sie nur – 57 Sie trie], al# eine wolk.] danach (57-61) ein S¡lei[er könt sie se”en | an ‰att deß Tropfefaß/ sein Raad damit zune”en. | Sie geb ein Vogelne‰; die S¡walb könt ni‰en hier. | Sie mö¡t ein Haa¿en seyn/ der Gerber könt an ihr | aufhängen na‹e Häut. – 61 (65) diesen] diesem – 63 (67) könd] solt – 64 (68) im Stadel] in S¡euren – 64 (68)] danach 6973 Sie glei¡t dem Bienenkorb/ drum pegt um sie zusummsen | Da# tolle Wespenheer/ wie son‰ im Sommer brummsen | Die lei¡ten Jmmen au¡ um ihren Hönig‰okk. | Ein S¡wengel könt sie sein/ in eine gro‹e Glokk. – 65 (73) dem] da# – 65 (73) Portsell] zusamm – 66 (74) Heerden] Heerde – 69 (77) Mahlerey] Windelsa] – 70 (78) glei¡ der zu Hagenau. Wie s¡ön solt ›e do¡] Wie s¡ön könnt man mit ihr au¡ eine Stattmaur – 71 (79) ein doppelte Cloak, dort unser Barfuß-hau#] die s¡lüpfrig Doppelröhr geb ein hübs¡ Gakkehau# – 72 (80) Sie gäb au¡] Jnglei¡en – 73 (81) e#] sie – 77 (85) au¡ eine Mäuse-Fall] Ein Mau#fall. Daubens¡lag. – 84 (92) ein] ihr – 85 (93) in] in# – 86 (94) Stü¿e] Stu¿e – 91 (99) für] vor 9f. ›e taugt im Kriege zur Trompete ~ öte.] Auf der Illustration des Flugblattes sind auf der rechten Seite der in zentraler Position abgebildeten Hauptfigur eine Trompete und links eine Figur mit zwei anderen
Gedicht 197, 1657
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Blasinstrumenten zu sehen. zum Motiv vgl. auch Wander. Bd. 3 (1873), Sp. 963, Nr. 392. – 11f. So sah die Keule au# ~ der Feinde S¡aar.] Zu Füßen der Hauptfigur ist eine Holzkeule abgebildet. Die Keule gehört in der Emblematik fest zum Herakles-Bild; s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 1642-1653. – 14 befunkt i‰ ›e genug] Die Nase der abgebildeten Figur ist von Pusteln bedeckt und wird als feuerrot vorgestellt. – 16f. au¡ deine# ~ Europen ‰ahl‰.] Anspielung auf die Entführung Europas durch Zeus in Stiergestalt; s. Ovid, Metamorphosen 2, v. 833-875. – 17-19 Au¡ dein# dort ~ gekrönt.] Zu dem in den figürlichen Darstellungen und der Malerei der Antike mit überdimensioniertem Genital abgebildeten Fruchtbarkeitsgott Priapus s. Der kleine Pauly. Bd. 4, Sp. 1130f.; "da#" (v. 19) ist Objekt, "man¡e Frau" Subjekt. – 19f. Mi¡ neidt der Elefant ~ S¡and.] Links neben der Hauptfigur der Illustration ist ein Elefant abgebildet. – 21 der große Mann Coloß] Anspielung auf die zu den sieben Weltwundern (vgl. v. 24) gezählte Bronzestatue des 'Koloß von Rhodos', die um 295 v. Chr am Eingang des Hafens der Insel Rhodos zu Ehren des Gottes Helios errichtet worden war; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 1421. Auf der Illustration des Flugblattes ist in der rechten oberen Bildecke ein Gemälde der Statue zu sehen. – 26f. groß al# Atla# ~ der ein Stu¿ himmel# trägt] Der u. a. in der Perseussage erwähnte Riese soll auf seinen Schultern die Säule getragen haben, die den Himmel stützte; zu ihm s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 712f. – 29 Neptun ~ eine dreyspi”-Gabel.] Der Dreizack, eines der Attribute des Meeresgottes Neptun (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 179), ist auf der Illustration rechts neben der Hauptfigur abgebildet. – 30 Ja, meine Nase ~ S¡nabel] Die Kriegsschiffe der alten Griechen und Römer hatten am Bug eine mit Metall beschlagene Spitze, mit der der Gegner gerammt werden konnte; s. Zedler. Bd. 32 (1742), Sp. 1067f. Der Name ist als Bezeichnung für den Schiffsbug auch in späterer Zeit geläufig geblieben. Auf der Illustration ist auf der linken Seite der Hauptfigur im Bildhintergund eine Hafenszene mit zwei Schiffen zu sehen. – 31f. die Pumpe no¡ dazu ~ s¡öpfen thu] Die Lenzpumpe ist gemeint, mit der das in der Bilge der Schiffe sich sammelnde Wasser nach außen gepumpt wurde. – 34f. ni¡t minder zur Latern ~ vom alten Faro# her] Auf der Insel Pharos stand der nach seinem Standort benannte große Leuchtturm von Alexandria, der zu den sieben Weltwundern (vgl. v. 24) zählte; s. Der kleine Pauly. Bd. 4, Sp. 716. Auf der Illustration des Flugblattes ist auf der linken Seite der Hauptfigur ein Leuchtturm abgebildet. – 41f. Man sagt ~ vor den Regen:] Der antike Alexanderroman, die phantastische Erzählung des Alexanderzuges, kennt neben anderen Fabelwesen auch die Makropoden, von denen das hier Berichtete überliefert wird. Auch Plinius (s. Naturalis historia 9.62) weiß von ihnen. – 60 glei¡ einem Hunde# s¡wanz] Auf der linken Seite der Hauptfigur ist ein Hund abgebildet. – 61 der Fliegen kan i¡ ~ wehren.] Auf der Illustration sind auf der Höhe der Nase der Hauptfigur mehrere fliegende Insekten zu sehen. – 65 Portsell zublasen] Die Etymologie dieser in der Druckfassung durch "zusamm zublasen" (73) ersetzten Redensart konnte nicht ermittelt werden. – 66-68 der Filli# hirten‰ab ~ ein S¡wamm] Die hier aufgezählten Gegenstände sind rechts neben der Hauptfigur der Illustration abgebildet. – 69f. und Kinder ~ glei¡ der zu Hagenau] Zur Malerei in Hagenau – hier ist Kot bzw. der in der
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Druckfassung genannte "Windelsa]" (v. 77) gemeint – s. zu Gedicht Nr. 167, v. 36. – 71 ein doppelte Cloak, dort unser Barfuß-hau#] In der Nähe des ehemaligen Nürnberger Barfüßer-Klosters scheint es eine öffentliche Bedürfnisanstalt gegeben zu haben. In der Druckfassung ist die für Nicht-Nürnberger unverständliche Passage ersetzt und verdeutlicht. Vgl. Wander. Bd. 3 (1873), Sp. 949, Nr. 64. – 74 Ein Trog und S¡weine Kübel.] Auf der Illustration des Flugblattes sind auf der linken Seite zwei aus einem Trog fressende Schweine abgebildet. – 76f. ein Spühls¡a[ ~ au¡ eine Mäuse-Fall:] Diese Gegenstände sind auf der rechten Seite der Hauptfigur zu sehen. – 77 ein S¡or‰ein, auf den da¡e] Die Abbildung eines Hauses mit rauchendem Schornstein findet sich auf der linken Seite der Illustration. – 89 Naso] Ovid. – 90f. die weiber ~ etwa# gro‹e# deütt.] Ein uralter obszöner Vergleich; s. zu v. 17-19.
Text 198: Uber Herrn Georg Ebert# Burgermei‰er# zu Jsny Nonagenarij Bildni#. 144r T1 CXCVIII.] CXCVIII – T2 Herrn] H. – T2 Burgermei‰er#] Burgerm. – T3 Nonagenarij] überwiegend lateinische Schreibung Epigramm 1: 1 herr] h und etc-Kürzel mit Punkt – 2 und] u. – 3 nimmer] nim er Epigramm 2: 1 und (2x)] u. (ebenso 2, 3) – 4 ehrt] e überschrieben und verschmiert; r oberhalb der Zeile Epigramm 3: 1 Bürger] mit -er-Schlaufe – 1 treüe#] t aus T überschrieben – 3 herr] h und etc-Kürzel mit Punkt – 3 und] u. – 4 da#] Kürzel Epigramm 4: 1 der] Kürzel – 2 kann] kan (ebenso 2 innen) – 3 und] u. – 3 glaube] gläube – 4 fromme] from e Epigramm 5: 2 da#] Kürzel – 3 und] u. – 4 ander] mit der-Kürzel Epigramm 6: 1 nennt] nen t – 2 und] u. (ebenso 4) – 3 der] Kürzel – 3 herrn] h und etc-Kürzel mit Punkt und darübergesetztem n Diese Folge von Epigrammen hat Birken zu einem Kupferstich des am 22.7.1656 im Alter von einundneunzig Jahren verstorbenen Georg Ebertz (geboren am 28.8.1564) verfaßt, der von 1622-1650 Bürgermeister der württembergischen Stadt Isny war. Nur unter dem ersten hat Birken das Abgrenzungszeichen # angebracht. Die Epigramme 1, 3, 4, und 6 sind metrisch identisch. Im Archiv des Herzog Anton Ulrich-Museums (HAUM JvSandrart AB 3.33) ist ein nach Zeichnungen Georg Strauchs (16131675; zu ihm s. Thieme-Becker. Bd. 32 (1938), S. 169f.) von Jacob von Sandrart (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 93) angefertigtes Kupferstichportrait mit lateinischen Versen des Nürnberger Gelehrten Johann Christoph Beer (1638-1712; zu ihm s. Jöcher. Bd. 1 (1750), S. 909; Will. Bd. 1 (1755), S. 78-80) erhalten. Birken kann aber nicht dieses Bild vorgelegen haben, weil die im Epigramm 4 erwähnten Bildelemente Schlange und Taube fehlen. Es ist zu vermuten, daß es einen weiteren Portraitdruck mit Versen
Gedichtgruppe 198 und Gedicht 199, 1657
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Birkens gegeben hat. Ein Nachweis fehlt. Die Ebertz gewidmete Nachrufschrift Abrahamitis¡e# Alter/ Sterben | vnd Begräbnu#. | Da# i‰: | Chri‰li¡e Lei¡predigt/ | Auß dem I. Bu¡ Mose/ cap. 25. v. 7. biß 11. | Bey Vol¿rei¡er Lei¡begängnu#/ | Deß weyland Edlen/ Ve‰en/ Für›¡tigen | vnd Wohlweisen/ Herrn | Georg Eber”/ deß | ältern: Ho¡- vnd Wolverdien-|ten Zwey vnd Neun”ig Jährigen Herrn/ | Burgermei‰er#/ Regiment#vnd Statt-Vatter#/ in der/ | deß Heiligen Römis¡en Rei¡# Statt/ Yßni. [...] (Isny 1656; Exemplar der SuStB Augsburg, 4 Bio 700-260) enthält u. a. Epicedien Johann Michael Dilherrs und weiterer Nürnberger Gelehrter, jedoch keinen Beitrag Birkens. Epigramm 4: 13 So sah der wehrte Greiß] 'So sah der werte Greis aus'; entsprechend v. 2. – 16 ihn, dur¡ die kluge S¡lang; diß, dur¡ die fromme Taube] Rückbezogen auf "Sinn" und "Herz" (v. 3); Anspielung auf Mt 10.16. Epigramm 6: 1 Grau' haare, Gotte# wort, nennt eine Ehren Kron.] Anspielung auf Spr 16.31.
Text 199: Uber Herrn Daniel Wül[er# Bildni#. 144v T2 Herrn] H. – T2 Daniel] D. – T2 Wül[er#] W. – 1 thumme] thum e – 2 der] Kürzel – 2 und] u. (ebenso 6) – 2 einander] mit der-Kürzel – 3 Mund,] oberhalb des Kommas ein funktionsloser waagrechter Strich Dieses Gedicht ist die deutsche Fassung des lateinischen Epigramms Jn Effigiem Danielis Wülferi, | Theologi et Philosophi (BETULETUM, PBlO.3.1.4, 79v), das Birken im Juni 1657 für den Nürnberger Theologen Daniel Wülffer (1617-1685; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 182) verfaßt hat. Birkens lateinische Verse – nicht jedoch das Gedicht Nr. 199 –, wurden gedruckt in Wülffers Werk Der Gei‰li¡e | Krani¡/ | Da# i‰: | Chri‰li¡e | Wa¡samkeit/ | Der | Mens¡li¡en Himmel-|Liebenden Seelen/ | Jn etli¡en Predigten über | die Parabel von den klugen und | thöri¡ten Jungfrauen | Vorgezeigt | Von | Daniel Wül[ern. | Nürnberg/ | Gedru¿t dur¡ Chri‰off Gerhard/ | und zunden daselb‰. | An. cI I c LVII. Sie stehen dort unter einem von Peter Troschel (1615-1680; zu ihm s. s. Thieme-Becker. Bd. 33 (1939), S. 431f.) angefertigten Kupferstichportrait Wülffers, das dem Werk als Frontispiz vorgebunden ist; s. Stauffer, 2007, S. 250f. Auf den Seiten 1v/2r steht Birkens Erklärung deß Titelbild# (s. Stauffer, S. 252f.), deren Manuskriptfassung in der Sammlung geistlicher Gedichte S. v. B. Todten-Andenken und Himmel#-Gedanken. oder GOTTES- und Tode#-Gedanken (s. WuK. Bd. 5, S. 102f., 634-639) enthalten ist. Eine Anspielung auf Wülffers Buch, dessen zweite Auflage 1659 gedruckt wurde, findet sich in v. 269f. des von Catharina Regina von Greiffenberg 1663/64 verfaßten Lobgedichtes Einfälttige Lob# gedankken vber da# Löbli¡e Nürnbergeris¡e Statt- vnd khir¡en weßen Meiner lieb‰en Freündin auf dero befehl na¡ wien v¨ber s¡riben und zuegesendet (Text Nr. 185 im Birken-Greiffenberg-Briefwechsel, WuK. Bd. 12, S. 383-395; 919-931; s. dort S. 928). Die lateinische Fassung des Portraitgedichtes Nr. 199 im BETULETUM lautet:
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Jn Effigiem Danielis Wülferi, Theologi et Philosophi. Quid sine mente lepos? mens gnara quid absquè lepore? Judicio eloquium condecorare decet. Frontem ac ora vides Wülferi: crede sub illis ista latere: Liber caetera picta dabit. Facundum quicunquè audit, collaudat acumen: judicat et dignum, qui legit, elogio.
Text 200: Zu Herrn Burkhard Lö[elholzen# von Colberg Rei¡# S¡ultheißen und vörder‰en de# Rath# zu Nürnberg mit Frau Anna Maria Eßigin Ho¡zeit. 144v-146r T1 CC.] C. – T2 Herrn] H. – T4 Nürnberg] N. – T5 Frau] Fr und etc.-Kürzel mit Punkt – 5 wandert] mit der-Kürzel; ebenso 7, 13, 43, 56, 68, 90 wieder – 92 hernieder – 95 Lieder – 6 Himmel] Him el (ebenso 104 – 21, 72 immer – 42 Sommer – 42 kommen – 44 genommen – 93, 94 kommt) – 10 Wolkengaßen] ev. Wolken gaßen – 17 der] Kürzel; ebenso 22, 40, 41, 42, 43, 51, 55, 62, 63, 65, 66 (2x), 69, 78, 87 – 24 und] u. (ebenso 39, 58, 67, 72, 73, 77, 79, 82, 85, 86, 96, 100, 104) – 26 regnt'] reg t' – 30 Wänden] ä aus e überschrieben – 39 Traur] durch Überschreibung aus Trauer – 39 dannen] dan en – 46 wüns¡ten] t oberhalb der Zeile – 47 Lande#-Vater] ev. Lande# Vater (Bindestrich könnte gestrichen sein) – 50 herr] h und etc.Kürzel mit Punkt – 54 Ehgeselle] Ehe geselle – 61 ni¡t] durch Überschreibung aus nit – 65 so] oberhalb rechts auf dem Rand; Einfügungszeichen davor und in der Zeile " – 67 der] danach gestrichen da oder der – 71 Sa¡en] S aus s überschrieben – 75 den] d durch Streichung aus der-Kürzel – 79 da#] Kürzel – 94 Berg] durch Überschreibung aus Burg Dieses Gedicht hat Birken zur Hochzeit Burkhards II. von Löffelholtz (1599-1675; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCXXVIII) mit der dreifach verwitweten Anna Maria Essig (geb. Heigel; 16051664; zu ihr s. ebd.; Kruse, 2007, S. 197-199) verfaßt, die am 14.7.1657 in Nürnberg stattfand. Vinzenz Essig, schwedischer Oberstleutnant der Kavallerie und der dritte Ehemann der zweiundfünfzigjährigen Braut, war im Februar 1657 gestorben; s. ebd., S. 197. Auch der achtundfünfzigjährige Bräutigam, der in der Stadt und im Reich einflußreiche Ämter bekleidete (Vorderster Losunger, Mitglied des älteren Rates, Schultheiß des Heiligen Römischen Reiches, Pfleger des Heilig-Geist-Spitals und des Katharinenklosters), war Witwer. Seine erste Frau, Anna Susanna Löffelholz (geb. Schwab; 16231656), war am fünften Dezember des Vorjahres gestorben; s. Biedermann, Tab. CCCXXVIII. Zu diesem Anlaß hatte Birken anonym zwei Lieder verfaßt, die in der Anfang 1657 gedruckten Leichpredigt Johann Michael Dilherrs zusammen mit einer Vertonung des Nürnberger Komponisten Paul Hainlein
Gedicht 200, 1657
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stehen; s. Stauffer, 2007, S. 239f.; zu den Gedichten s. Birkens Sammlung geistlicher Lyrik S. v. B. Todten-Andenken und Himmel#-Gedanken. oder GOTTES- und Tode#-Gedanken (WuK. Bd. 5, S. 96-100, 631f.). Anna Maria Löffelholtz starb am 23.2.1664 (s. Biedermann, Tab. CCCXXVIII) und wurde laut Titelblatt der Leichpredigt am 28.2.1664 bestattet. Am 22.2. hatte Birken von ihrer tödlichen Erkrankung erfahren (I.105; PBlO.B.2.1.4, 5v): "Herr Endter zugespro¡en retulit de morbo Lethali ProCancellarii et Löffelholziae." Und zum 28.2.1664 heißt es :"Frau Lö[elhölzinn Lei¡ gesehen, in Göts¡en# Hau#." (I.107; PBlO.B.2.1.4, 6r). 1665 wurden die abermals von Dilherr gehaltene Leichpredigt (s. Stauffer, S. 527-529) sowie ein separat publizierter Bogen mit in Gedichtform gefaßten 'Wechselgesprächen' des Witwers mit der Verstorbenen (s. ebd., S. 529f.) gedruckt. Darin sind zwei von insgesamt drei Gedichten enthalten, von denen Birken laut Tagebuch wenigstens eines am 26.2.1665 verfaßt hat; "Epicedium Frau Lö[elhölzinn verfärtigt, 40 Verse." (I.167; PBlO.B.2.1.4, 22v). Die Manuskriptfassungen der drei Gedichte stehen in der Sammlung S. v. B. Todten-Andenken (WuK. Bd. 5, S. 237-240, 775778); das erste Gedicht umfaßt tatsächlich 40 Verse. Anläßlich des Todes von Burkhard II. Löffelholtz (16.6.1675) gab Birken eine Trauerschrift mit separat publizierter Vertonung heraus (s. Stauffer, S. 898-901), die u. a. Beiträge von Mitgliedern des Blumenordens sowie zwei von ihm verfaßte Lieder enthält; zu den Manuskriptfassungen s. WuK. Bd. 5, S. 395-399, 945-950. Zu vier Hochzeiten der insgesamt zehn Kinder Burkhard Löffelholzens und seiner ersten Ehefrau hat Birken in den Jahren 1656, 1659, 1661 und 1672 weitere Gedichte verfaßt, die in den zu diesen Anläßen herausgegebenen Publikationen gedruckt wurden; s. Stauffer, S. 228f., 274-276, 305f., 815f. Eine Druckfassung des Hochzeitsgedichtes Nr. 200 ist bislang nicht bekannt. 17-24 Wann der rau¡e Winter-Wind ~ und die S¡nar¡er s¡ließet ein.] Die Ehepartner der im Juli Vermählten waren im Winter gestorben; s. o. Die in dem Gedicht in verschiedenen metaphorischen Variationen dargestellte Abfolge von Tod / Trauer und Leben / neuem Eheglück wird hier durch den Wechsel von kalter und warmer Jahreszeit wiedergegeben, dem die Abfolge des als zeugungsfähig angesehenen Westwindes 'Zefyr' (v. 23; s. zu Gedicht Nr. 25, v. 28) auf den schneebringenden Nordwind ('Boreas'; s. zu Gedicht Nr. 138, v. 3) entspricht. – 21 s¡ellig] 'laut', 'wild'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 8 (1893), Sp. 2501. – 29 Eure Burg, da# Keyserhau#] Als 'Reichsschultheiß' war Burkhart Löffelholz für die Verwaltung der Nürnberger Burg zuständig und hatte dort wohl auch seinen Amtssitz. – 30 Kohlberg] Ein Berg, in dem Kohle abgebaut wurde; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 5 (1873), Sp. 1586. – 49-52 Wahr i‰ worden ~ alten Unmuth seyn begraben.] Anspielung auf die zwei Epicedien, die Birken anläßlich des Todes von Anna Susanna Löffelholz verfaßt hatte; s. o. – 89 Adlerburg] Die Nürnberger Kaiserburg ist gemeint; s. zu v. 29. – 92 Sternenburg] 'Himmel'.
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Apparate und Kommentare
Text 201: Mu›k-Lob. 146r-149v 2 der] Kürzel; ebenso 22, 31, 33, 44, 49, 54, 57, 59, 69, 71, 73, 78, 79, 83, 92, 103, 105, 109, 118, 123, 124, 127, 131, 153, 166, 167, 172 – 4 da#] Kürzel; ebenso 41, 51, 53, 85, 108, 119, 123, 131, 164 (2. Position), 176, 178; ebenso 103 daß – 4 Mu›ka] durch Überschreibung aus Mu›¿a (ebenso 21; ebenso 11, 51, 64, 84 Mu›k) – 6 und] u. (ebenso 7, 14, 18, 22, 23, 25, 26, 30, 36, 55, 56, 58, 60, 64 (2x), 65, 70, 72, 86, 89, 90, 92, 107, 111, 112, 113, 114, 115, 118, 120, 122, 125, 126, 130, 131, 132 (2x), 140, 151, 153, 155, 168, 172, 177, 179, 181, 186, 188) – 6 Mose] M und e überschrieben – 6 Gebrüder] mit der-Kürzel; ebenso 13 Kinder – 14 lindern – 14 mindern – 18, 23, 146 Lieder – 41, 100, 179 wieder – 42 nieder – 59 Bruder – 83, 174 wider – 91 Kindermann – 97 Alexander – 104 überwinder – 116 ieder – 132 herwider – 138 Wälder – 139 wunder – 160 munder – 7 war] a nachträglich verdeutlicht – 7 dieser] d verschmiert – 9 wann] wan (ebenso 58 spann – 91 Kindermann – 108 mannli¡ – 167 Feldmann) – 10 etwa#] mit wa#-Kürzel; ebenso 92 – 12 So] davor ungetilgt ohne Einzug gesetztes S – 13 Himmel#] Him el# (ebenso 33 – 15, 176, 191 himmlis¡ – 21, 22, 29, 182, 192 himmel – 21 kommen – 22 Frommen – 31 fromme – 37 kummerwenderinne – 47, 52, 54, 79, 190 Himmel – 49 Himmel‰hon – 86 vielge‰immten – 90 Hammers¡mied – 96 immermahl – 123 Kommt – 124 Frauenzimmer – 144 Stimm – 177 ‰umme – 181 Erdgetümmel – 187 ‰imme) – 24 Sternenkreiß.] Punkt durch Streichung aus Fragezeichen – 27 süße] s überschrieben – 30 eingezogen] ev. ein gezogen – 39 verzu¿er‰] mit ver-Kürzel; ebenso 40 verlaßen – 72 vergaß – 154 verlohr – 40 ni¡t] n (ebenso 124) – 42 nieder:] Doppelpunkt aus Komma überschrieben – 46 anzuhören] anzuhoren – 47 Erd] durch Streichung aus Erden – 54 ‰ahle] s nachträglich verdeutlicht – 58 därmern] ä überschrieben – 58 Säiten] S aus s überschrieben – 65 folgten] n überschrieben – 68 ihrer] Endungs-r nachträglich verdeutlicht – 72 vergaß] mit ver-Kürzel; ebenso 154 verlohr – 74 ihm] unterhalb der Zeile; Einfügungsbogen – 74 König#Trohne] ev. König# Trohne – 77 Psalmen] Ψalmen – 78 höret] durch Überschreibung, Streichung und Ergänzung aus hört – 86 vielge‰immten] ev. viel-ge‰immten – 87 au¡] a. (ebenso 96) – 94 ›¡] durch Überschreibung aus di¡ – 97 geklungen] kl oberhalb von gestrichenem s – 101 führen] f überschrieben – 102 dapfrer] Endungs-r aus # überschrieben – 103 zugewandt.] Punkt aus Komma überschrieben – 107 wa#] Kürzel; ebenso 112, 181 – 109 weite#] e# überschrieben – 109 Feder,] Komma undeutlich – 115 ers¡allen] durch Streichung aus ers¡allten – 130 hört] danach gestrichen hört – 130 E#] E überschrieben – 132 den] dem – 133 SilberBa¡] ev. Silber Ba¡ – 136 glaub'] Apostroph verschmiert – 142 Jungfrau] Jungfr und etc-Kürzel mit Punkt (ebenso 151) – 143 Jungfräulein] Jungfräulein. – 150 wolt] durch Überschreibung aus wollt – 161 dem (2. Position)] durch Überschreibung aus den mit -en-Schlaufe – 162 dur¡] durch Überschreibung und Ergänzung aus nur – 165 Du] D überschrieben – 171 zu mauren] dazwischen senkrechter Worttrennungsstrich (ebenso bei 178 zu ehren) – 173 sey] durch Streichung aus seyt oder seyd – 184 ›ngt] s und g überschrieben – 187 Böse] durch Streichung aus Bösen – 187 ‰imme] durch Überschreibung aus ‰immen – 190 dort] durch Überschreibung aus do¡ – 191 himmlis¡ i‰] dazwischen Worttrennungsstrich
Gedicht 201, 1657
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In diesem Lobgedicht, das aufgrund des Manuskriptumfeldes der zweiten Hälfte des Jahres 1657 zugeordnet werden kann, faßt Birken Überlegungen zu den künstlerischen Ausdrucksformen der Musik und Poesie zusammen, die bereits in früheren Gedichten (Nr. 7, Nr. 8, Nr. 22, Nr. 125 und Nr. 126) enthalten sind und eine wichtige Rolle in seiner Kunstauffassung spielen. Es gibt weitgehende Entsprechungen zur Zus¡ri] und der Vor-Rede in Birkens Poetik Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰ (1679). Ergänzt werden diese Erörterungen durch zahlreiche Beispiele aus dem antiken Mythos und dem Christentum, welche die wundertätige und heilende Wirkung der Musik unterstreichen sollen. Es ist kaum vorstellbar, daß dieses ambitionierte Gedicht nicht gedruckt worden sein sollte; doch gibt es bisher keinen Nachweis. 1-12 Auf, Edle Poesy! ~ dur¡ euren süßen Bund.] Der Gedanke von den einander ergänzenden künstlerischen Ausdrucksformen der Musik und Posie begegnet auch sonst häufig bei Birken; s. zu den Gedichten Nr. 7, v. 6-8 und Nr. 125, 1-5. Zur Verwandtschaft der beiden Künste vgl. den Prolog Die Vorrednerin i‰ die Mu›c oder Singekun‰ in Harsdörffers Opernlibretto Seelewig (GESPRAECHSPJELE. Bd. 4 (1644), S. 41-43, und die umrahmenden Gespräche). – 6 wie Dorten Aaron und Mose, die Gebrüder] Anspielung auf Ex 10-16. – 13 Jhr Himmel#-Kinder ihr] Die beiden Geschwister-Künste sind gemeint. – 1523 Jhr ma¡et himmlis¡-froh ~ zu Gotte# Ehr und Preiß.] Zur göttlichen Herkunft von Ton- und Dichtkunst, die der Verherrlichung Gottes dienen sollen, s. die Vor-Rede zu Birkens Poetik Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰ (1679, ):( ):( vr); s. zu Gedicht Nr. 7, v. 9-12. – 24 diß lehre‰ du au¡ thun die lie¡ten Sternenkreiß.] Wie v. 24f. Anspielung auf das alte Konzept der Sphärenharmonie, das schon in der Antike auch als musikalische Harmonie gedacht wurde; s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 306f. – 25 Pythagora#] Vgl. v. 158-160. Der aus Samos stammende Mathematiker und Philosoph gilt als Begründer der Harmonielehre; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 1264-1269. – 25 Plato] Platons Vorstellung von einem harmonisch geordneten Kosmos geht u. a. auf Ideen der Pythagoräer zurück; s. ebd., Bd. 4, Sp. 894-905, hier Sp. 898. – 26 Apolloniu#] Der im 1. Jahrhundert n. Chr. lebende, aus der Stadt Tyana in Kappadokien stammende Philosoph und Prediger war Anhänger der Lehren des Pythagoras; s. ebd., Bd. 1, S. 1964, S. 452f. Von seinem Dialog mit dem Flötenspieler Canus aus Rhodos (zu ihm s. ebd., Sp. 1041), berichtet Flavius Philostratos (zu ihm s. ebd., Bd. 4 (1979), Sp. 780-783) in dem Werk τὰ εἰς τὸν Τυανέα Ἀπολλώνιον 5, 21; s. Philostrate, ed. Seybold, 1776. Bd. 1, S. 279-281. – 41-46 Wa# Eva hat vers¡erzt, ~ anzuhören!] Anspielung auf Gen 3 und Lk 2.8-14. – 53 Prometheu#] Der Titan Prometheus soll gegen den Willen des Zeus den Menschen das Feuer gegeben haben; s. Der kleine Pauly. Bd. 4, Sp. 1174-1177. – 54-60 also der Jubal di¡ ~ und sungen ihrer Heerd zur grünen Tafelweid.] Jubal und sein Bruder Jabal waren Nachkommen Kains; zugrunde liegt Gen 4.21: "Vnd sein Bruder hies Jubal/ Von dem sind herkomen die Geiger vnd Pfeiffer." – 61f. Er, i‰ der Waldman Pan ~ ein Pfei[enspiel von Rohre.] Der Wald- und Hirtengott Pan mit seiner aus der verwandelten Nymphe Syrinx gefertigten Flöte (s. Ovid, Metamorphosen 1, v. 705-712) wurde u. a. von Harsdörffer als Sinnbild für den Gott des Chri-
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Apparate und Kommentare
stentums gedeutet; s. zu Gedicht Nr. 37, v. 38. In dieser Passage setzt ihn Birken mit dem biblischen Jubal gleich. – 65 Amon und Orfeu#] Die mythischen Sänger Orpheus (s. zu Gedicht Nr. 16, v. 9; Ovid, Metamorphosen 11, v. 1f.) und Amphion, der von Apoll bzw. den Musen im Leierspiel unterrichtet wurde (s. Der kleine Pauly. Bd. 1, Sp. 314), verzauberten die ganze Natur mit ihrer Kunst. – 66 Hämu#] Der Teil des Balkan-Gebirges, der Bulgarien von Rumänien – dem antiken Thrakien – trennt; s. zu Gedicht Nr. 16, v. 3. – 66 Helikon#] Helikon hieß der böotische Musenberg; s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 1172. – 66 beym Brunnen Aganippen] Name der Quelle am böotischen Helikon, deren Wasser dichterische Begeisterung verlieh; s. zu Gedicht Nr. 13, v. 34-36. – 69-78 Jhm folgte David au¡ ~ der Tempel Orgeln klingen.] König David galt als der Prototyp des frommen Sänger-Dichters. Der überwiegende Teil der Psalmen, die das Vorbild aller Sammlungen geistlicher Lieder waren, wird ihm zugeschrieben; s. zu Gedicht Nr. 126, v. 28. – 76 e# mu‰en ~ 4000 Sänger seyn.] Anspielung auf 1 Chr 23.5. – 79 tau¡t] Wohl Verschreibung; sinnvoll wäre "taugt"; vgl. aber Grimmsches Wörterbuch. Bd. 11. Abt. 1, Teil 2, Sp. 196. – 82-84 Un# hat den lei¡tern Weg ~ die fa‰ verlohren war.] Guido Aretino ( um 992-1050) war Benediktinermönch und Musiktheoretiker; s. Zedler. Bd. 2 (1732), Sp. 1321; Riemann, 1919, S. 442. – 86 Orland] Orlando di Lasso (1522-1594) war einer der bedeutendsten Komponisten der Renaissance. Im Jahre 1557 trat er in die Dienste von Herzog Albrecht V. von Bayern; s. ADB. Bd. 1 (1875), S. 234-237 (Riezler); Riemann, 1919, S. 653f.; MGG. Bd. 10 (2003), Sp. 1244-1306. – 86 Gabriel] Der Komponist Giovanni Gabrieli (1557-1612) hatte zunächst in Venedig bei seinem Onkel, dem Organisten Andrea Gabrieli, studiert und war später ein Schüler Orlando di Lassos in München; s. Zedler. Bd. 10 (1735), Sp. 27; Riemann, 1919, S. 362f.; MGG. Bd. 7 (2002), Sp. 329-364. – 89 S¡ein] Der Dichter und Komponist Johann Hermann Schein (1586-1630) war seit 1616 Thomaskantor in Leipzig; s. ADB. Bd. 30 (1890), S. 715-718 (Eitner); Riemann, 1919, S. 1043f.; MGG. Bd. 14 (2005), Sp. 1250-1263. – 89 S¡ü”e] Der aus Thüringen stammende Komponist Heinrich Schütz (15851672) war ein Schüler Giovanni Gabrielis und u. a. Hofkapellmeister des Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen; s. ADB. Bd. 14 (1881), S. 376-381 (Flathe); Riemann, 1919, S. 1085f.; MGG. Bd. 15 (2006), Sp. 358-409. – 90 S¡ulz] Johann Schultz (1582-1653) war Organist in Dannenberg; s. Zedler. Bd. 35 (1743), Sp. 1631; Riemann, 1919, S. 1076; MGG. Bd. 15 (2005), Sp. 232f. Birken könnte ihn während seiner Zeit dort kennengelernt haben. – 90 Hammers¡mied] Der zuletzt in Zittau tätige Organist und Komponist Andreas Hammerschmidt (1612-1675); s. ADB. Bd. 10 (1879), S. 488f. (Eitner); Riemann, 1919, S. 456f.; MGG. Bd. 8 (2002), Sp. 486-494. – 91 Ha#ler] Name einer aus Nürnberg stammenden Musikerfamilie, die aus den Brüdern Caspar (1562-1618), Hans Leo (1564-1612) und Jakob Haßler (1569-1621) bestand; s. ADB 11 (1888), S. 10-15 (Kade). Hier dürfte Hans Leo Haßler gemeint sein; zu ihm s. Riemann, 1919, S. 467f.; MGG. Bd. 8 (2002), Sp. 829-844. – 91 Ai¡inger] Der Komponist Gregor Aichinger (1564-1628) war in Augsburg und Ingolstadt tätig; s. ADB. Bd. 1 (1875), S. 165f. (v. Dommer); Riemann, 1919, S. 12; MGG. Bd. 1 (1999), Sp. 265-268. – 91 die Staden] Die
Gedicht 201, 1657
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Nürnberger Komponisten und Organisten Johann Staden (1581-1634) und sein Sohn Sigmund Theophil Staden (1607-1655); s. Will. Bd. 3 (1657), S. 759f., 760f.; ADB. Bd. 35 (1893), S. 366f., 367f.; Riemann, 1919, S. 1134; NDB. Bd. 24 (2010), S. 782f., 783f.; MGG. Bd. 15 (2006), Sp. 1261-1265. – 91 Kindermann] Der Nürnberger Organist und Komponist Johann Erasmus Kindermann (1616-1655; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 125) war ein Schüler Johann Stadens. – 94f. A¡ille# selb‰ ~ Cythar-spiel:] Im neunten Buch der Ilias, v. 180-194, empfängt Achilleus die Gesandtschaft Agamemnons mit Leierspiel und Gesang. Der Kentaur Chiron war sein Lehrmeister gewesen; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 46-50, hier Sp. 47. – 95 Linu#] Linos, ein Sohn des Apoll, soll u. a. Herkules im Leierspiel unterrichtet haben; s. ebd.. Bd. 3 (1969), Sp. 676. – 97-100 Hat Alexander ~ bald wieder von ›¡ legt'.] Der Dichter und Kitharöde Timotheos aus Milet (450 - ca. 360 v. Chr.; s. ebd.. Bd. 5 (1975), Sp. 850f.; Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 850) soll Alexander durch seine Musik in die unterschiedlichsten Gemütszustände versetzt haben; s. Zedler. Bd. 44 (1745), Sp. 243f. – 101-104 Tyrteu# kond nit nur ~ ›¡ überwunden fand.] Der vermutlich aus Sparta stammende Dichter Tyrtaios war Verfasser mehrerer Elegien, welche die Soldaten zum Aushalten im Kampf aufforderten; s. Der kleine Pauly. Bd. 5, Sp. 1030f. – 105-111 diß thäten, vor der Zeit ~ und Heldenthaten auf.] Unter ihrem Anführer Arminius (v. 107) errangen die Germanen in der Varussschlacht (9 n. Chr.) einen Sieg über die Truppen Roms. Diese 'Befreiungstat' und weitere Rückgriffe auf die germanische Vorgeschichte waren zu Birkens Zeiten häufig genutzte Analogien, um die 'Spracharbeit' zu propagieren, die u. a. eine Rückbesinnung auf die deutsche Sprache und deren Reinigung von fremdsprachigen Einflüssen erstrebte; s. zu Gedicht Nr. 44, v. 9. – 107 Mannu#] In Tacitus' Germania 2.2 wird Mannus als Sohn des Gottes Tuisto benannt, der der Stammvater verschiedener germanischer Stämme gewesen sein soll; s. § 24 der dritten Lobrede in Schottelius' Werk Au#führli¡e Arbeit von der Teuts¡en HaubtSpra¡e (1663), S. 36; s. Zedler. Bd. 19 (1739), Sp. 1025f. – 107 Teuto] Vgl. Gedicht Nr. 294, v. 33f. Vom Namen des Königs Teutanes / Teuto soll sich die Bezeichnung 'deutsch' herleiten; s. § 24 der dritten Lobrede in Schottelius' Werk Au#führli¡e Arbeit von der Teuts¡en HaubtSpra¡e (1663), S. 36; s. Zedler. Bd. 42 (1744), Sp. 1662. – 108-111 da# sungen ›e ~ in ein Gesang und Lied.] Zur Überlieferungslosigkeit der germanischen Kriegs- und Kulturleistungen s. § 15 der vierten Lobrede in Schottelius' Werk Au#führli¡e Arbeit von der Teuts¡en HaubtSpra¡e (1663), S. 56; s. den Anhang (Neudruck, S. 412-416) zu Klajs Lobrede der Teuts¡en Poeterey (1645); s. Zedler. Bd. 57 (1748), Sp. 1915f.; s. zu Gedicht Nr. 16, v. 21f. – 118-120 der Fried ~ brummen lä‹t.] s. v. 125-130. Eine der vielen Varianten der Lobpreisung des Landlebens bei Birken; sie sind meist wie hier kontrastiv zum Stadtleben oder gar zum Krieg konzipiert. – 118 tügt] 'taugt'. – 123f. da# Kü‹en sey der Krieg, da# Frauenzimmer, Feind:] Das häufig bei Birken und anderen Autoren begegnende Motiv des Liebeskrieges; s. zu Gedicht Nr. 76, T1. – 129-142 Die Heerd liegt üm ihn her ~ gewe‰ in ihren Tagen:] Das für die bukolische Dichtung typische, von Birken immer wieder variierte Motiv der sympathetisch reagierenden unbelebten und belebten Natur. – 132 E¡o] Zur Nymphe Echo s. Ovid,
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Apparate und Kommentare
Metamorphosen 3, v. 339-510; zum Echo-Motiv als literarisch-musikalischem Phänomen s. van Ingen, 2002. – 139 Sylvanu#] Der Gott des Waldes im römischen Mythos; s. Der kleine Pauly. Bd. 5, Sp. 197f. – 141f. von der die Alten sagen, ~ in ihren Tagen] Zum Philomele-Mythos s. zu Gedicht Nr. 25, Teil 1, v. 34. – 145-147 du kan‰ ›e Engel nennen. ~ un# kau[en ihre Gun‰.] Vgl. Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰ (1679), Vor-Rede, ):( ):( iiijr/v. – 149f. Man s¡reibt, ~ widerbring.] Wir haben keinen Parallelbeleg finden können. – 154 Clinia#] Der Pythagoreische Philosoph Kleinias von Tarent (5./4. Jh. v. Chr.; zu ihm s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 233) soll sein cholerisches Gemüt mit Musik beruhigt haben; s. Zedler. Bd. 6 (1733), Sp. 425f. – 155 Empedokle#] In der Philosophie des Empedokles von Agrigent (s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 258-260; s. Zedler. Bd. 8 (1734), Sp. 1021-1023) spielt der Gedanke von der 'Reinigung und Ernüchterung vom Verderben' eine wichtige Rolle; sie kann durch Riten der Reinigung und Meditation erreicht werden; s. Rappe, 1995, S. 187. Ob eine dieser Praktiken im Hören von Musik / harmonischen Klängen bestand, ist nicht klar. – 157 Hat David# Harpfe ni¡t ~ verjaget?] Anspielung auf 1 Sam 18.10f. – 162f. Xenocrate#, dur¡ di¡, ~ von einem Hunde#biß] Xenokrates (zu ihm s. Der kleine Pauly. Bd. 5, Sp. 1413-1416; s. Zedler. Bd. 60 (1749), Sp. 637-653) war ein Schüler Platons; über ihn sind zahlreiche Anekdoten überliefert. Zu diesen dürfte auch die von seiner Fähigkeit gehört haben, durch Musik von der Tollwut zu heilen. – 163 der Thale# au¡ die Pe‰] Nicht der Philosoph Thales von Milet ist gemeint, sondern der Dichter und Musiker Thaletas (zu ihm s. Der kleine Pauly. Bd. 5, Sp. 645), der um 670 v. Chr. Sparta durch seine Musik von der Pest befreit haben soll; s, Hoessly, 2001, S. 173. – 164 J#meniu# da# Weh ~ zum Ne‰] Vielleicht ist der aus Theben stammende Flötenspieler Ismenias gemeint; s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 1466. Bei den 'Düften' handelt es sich vielleicht um eine Anspielung auf die u. a. von dem griechischen Arzt Hippocrates (s. ebd., Sp. 1169-1172) vertretene Theorie von den 'Miasmen', derzufolge Krankheiten durch schädliche Ausdünstungen verursacht werden. – 165-168 Du Arbeit#trö‰erin! ~ bey Liedern und Gesang] Zu Arbeitsliedern verschiedener Art s. ebd.. Bd. 1 (1964), Sp. 494f. – 169 Ein Bild der Einigkeit, ›nd deine Seitenspiele.] Vgl. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 1297-1303. – 170f. E# s¡einet, daß ~ zu mauren seine Stadt:] Zur AmfionSage s. zu Gedicht Nr. 126, v. 38. – 173-176 J¡ la¡e deiner Hä‹er. ~ da# himmlis¡ i‰, ver‰eht.] Der Titanenabkömmling Prometheus soll die Menschen aus Erde geformt haben; s. Ovid Metamorphosen 1, v. 76-88; s. Der kleine Pauly. Bd. 4, Sp. 1174-1177. Hinter dieser Passage steht die öfters von Birken und seinen dichtenden Zeitgenossen geäußerte Kritik an einem nur auf Irdisches ausgerichteten Leben, die meist durch das Bildmotiv des 'Klebens an der Erde' verdeutlicht wird; s. zu Gedicht Nr. 1, v. 7-12. – 180 wann die Posaun ~ Sternenhau#] Anspielung auf Mt 24.31; Offb 8.9 und 11 und die Auferstehung der Toten am Tag der Wiederkunft Christi. Text 202: Uber Till Ulenspiegel# Bildni#. 149v/150r 3 und] u. – 4 Brüder] mit der-Kürzel – 4 treiben] durch Überschreibung aus trieben
Gedicht 202, 1657
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Dieses wahrscheinlich zwischen dem 14.7.1657 (s. zu Gedicht Nr. 200) und dem 14.12.1657 (s. zu Gedicht Nr. 203) entstandene Epigramm hat Birken zu einem illustrierten Flugblatt verfaßt, das von dem Nürnberger Kunsthändler und Kupferstecher Paul Fürst (um 1605-1666; s. zu den Gedichten Nr. 127, Nr. 129-137, Nr. 146-149, Nr. 154, Nr. 192, Nr. 195, Nr. 197) verlegt wurde; s. Paas, 1990, S. 313, 382; Stauffer, 2007, S. 253f. Die Überschrift des Flugblattes lautet Ulenspiegel. | Ligt Begraben zu Dam in Flandern, in der grosen Kir¡, | auf dem Grab i‰ er also Si”end abgebildet. Starb A°. 1301. Darunter befindet sich ein Kupferstichportrait, das laut der rechts unter den Versen angebrachten Signatur "P. Troschel sculpsit" von dem Nürnberger Kupferstecher Peter Troschel (1615-1680; s. Thieme / Becker. Bd. 33 (1939), S. 431f.) geschaffen wurde. Links gegenüber steht Fürsts Signatur "Paulus Fürst Excudit." Auf der Illustration des Flugblattes ist in sitzender Position ein wohlhabender Bürger in pelzbesetzter Kleidung mit einem aufgeschlagenen Buch dargestellt; nur durch die unter seiner Pelzmütze hervorlugende Schellenkappe ist er als Narr identifizierbar. Der Überschrift des Flugblattes zufolge orientiert sich diese Darstellung am Grabstein Eulenspiegels im flandrischen Damme, wo er im Jahre 1301 gestorben sein soll. Im ersten vollständig erhaltenen Druck der Eulenspiegel-Schwänke Ein kurtzweilig lesen von Dyl Vlenspiegel geboren vß dem land zu Brunßwi¿ (Straßburg 1515; s. Tenberg, 1996, S. 42f.) wurde Eulenspiegel als Sohn eines Bauern aus dem braunschweigischen Dorf Knetlingen bezeichnet, der im Jahre 1350 in Lüneburg gestorben sein soll. Die Braunschweiger Chronik des Zollschreibers und Chronisten Hermann Bote (um 1460 - 1520; zu ihm s. NDB. Bd. 2 (1955), S. 487 (Cordes)), der häufig als Autor der anonym gedruckten Schwänke genannt wird (s. Tenberg, S. 24-28), bestätigt dieses Todesdatum und führt aus, Eulenspiegel sei 1350 ein Opfer der Pestepidemie in Mölln geworden; s. Tenberg, S. 38f. Daß in der Überschrift des Flugblattes ein anderes Todesdatum genannt und als Begräbnisort die bei Brügge gelegene Stadt Damme angeführt wird, ist die Folge einer – bewußt oder unbewußt herbeigeführten – Verwechslung, deren Ursachen in der rapiden Verbreitung des Eulenspiegel-Stoffes liegen dürften. So erschienen bereits im Laufe des 16. Jahrhunderts zahlreiche Nachdrucke und Übersetzungen, u. a. ins Flämische (1575); s. Bollenbeck, 1985, S. 175; s. Lappenberg, 1854, S. 147-220. Kein Narr, sondern der Dichter und Zollschreiber Jacob van Maerlant (gestorben 1300; zu ihm s. ADB. Bd. 20 (1884), S. 41-46 (Martin); Bollenbeck, 1985, S. 277) liegt in Damme bei Brügge begraben, wie Hooksma, 2009, S. 135, ausführt: Auf seinem Grabrelief jedenfalls, das einen lesenden Mann darstellte, war eine Eule abgebildet, die Eule der Minerva eben, der Vogel der Weisheit – einem so gelehrten Menschen wohl zukömmlich und angemessen. Das aufgeschlagene Stein-Buch des Lesenden wiederum – es bekam durch den Abschliff der Jahrhunderte das Aussehen eines Spiegels. Und 1646 schrieb irgendein Spaßvogel auf die Grabplatte: Hier sei »Uilenspieghel« bestattet. Prompt setzten die Pilgerzüge ein. Daß Paul Fürsts Flugblatt an diese spezifische Eulenspiegel-Rezeption anknüpft, läßt vermuten, daß es sich – wie es öfters der Fall war (s. zu Gedicht Nr. 102) – um die Adaption eines niederländischen
Apparate und Kommentare
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Originals handelt, das mit neuer Überschrift und neuen Versen für den deutschen Markt aufbereitet wurde. Bereits um 1640 hatte Fürst die Popularität des Stoffes zum Druck eines 'EulenspiegelBrettwürfelspiels' genutzt; zu diesem s. Bollenbeck, 1985, S. 252 und 255. Im Druck gibt es für Birkens Gedicht keine Überschrift und keine Autornennung. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, weicht der Text an diesen Stellen ab: 2 thät‰ du, wann du selb‰ ihn sähe‰] würd‰ du thun, sieh‰ du jhn selber – 3 Tille] Thyle 4 viel Brüder er verließ.] 'Viele seinesgleichen ließ er zurück'. Text 203: Auf den Geburt#Tag Monsieur Paul Albre¡t Rieter# von Kornburg Er‰gebornen Söhnlein# Burkhard Albre¡t#. 150r-152v T2 Auf] versehentlich gestrichen – T2 Geburt#Tag] Geburt#Tag. – T3 Mr. ] Monsieur – T3 Paul] oberhalb der Zeile; vor T1 – T3 Albre¡t] Albr. (davor gestrichen Burkh.) – T3 von] v. – T4 Er‰gebornen] ev. Er‰ gebornen – T6 December] Decb. – 2 komm (2x)] kom (ebenso 4 Stimm – 8 ‰umme – 10 vernommen – 12 Komme – 12, 58 willkommen – 15, 25 Stamm – 27 Lamm – 37 himmel – 40 be‰immt – 60 genommen – 74 zusammen – 76 Flammen – 105 Himmel) – 2 komm (erste Position)] durch Streichung aus kom t – 3 Rieter] t überschrieben – 10 vernommen] durch Streichung aus vernohm en – 19 der] Kürzel; ebenso 35, 65, 66, 90, 119 – 22 ligen] durch Streichung aus liegen – 23 wa#] Kürzel – 34 und] u. (ebenso 39, 63, 78, 87, 91, 110, 111, 112, 114) – 38 wiedergeben] mit der-Kürzel; ebenso 75 ieder – 90 Feder – 41 Eltern!] Rufzeichen 2
1
aus Komma überschrieben – 41 au¡ Eü¡] Eü¡ au¡ – 44 Lieber#] r oberhalb der Zeile – 49 Alle] durch Überschreibung aus Alte – 60f. sey in diesen ~ sey gedrü¿t] Reihenfolge der Verse vertauscht; Rangierung durch vorgesetzte Zahlen
2 1
– 60 sey ~ genommen] versehentlich eingezogen; Rangierung durch
vorgesetzten waagrechten Strich – 62 da#] Kürzel; ebenso 71 – 65 9.] 9 – 68 zumahnen] durch Überschreibung und Ergänzung aus zuma¡en – 81 11. Jupiter!] Jupiter!, – 88 Blut] B aus M überschrieben; lut oberhalb von gestrichenem uht – 89 Merkur!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 94 vermäle] mit ver-Kürzel – 104 dein] durch Überschreibung aus sein – 116 man] m überschrieben Birkens letzter Privatschüler, Paul Albrecht Rieter von Kornburg (1635-1704; s. Biedermann, 1748(2), Tab. LXXVIII) zu ihm s. zu Gedicht Nr. 94), hatte am 15.4.1656 Anna Katharina Löffelholtz von Colberg (1634-1700; s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCXXIX) geheiratet; s. zu Gedicht Nr. 121 im Gedichtbuch Floridan# Amaranten-Garte, WuK. Bd. 1, S. 624-626. Zur Geburt des ersten Sohnes des Paares, Burkhard Albrecht (14.12.1657-1679; s. Biedermann, 1748(2), Tab. LXXVIII), über dessen kurzes Leben kaum etwas bekannt ist, verfaßte Birken dieses Lied. Im Stammbuch des Nürnberger Patriziers Ulrich Wilhelm Schlüsselfelder von Kirchensittenbach (1655-1682; s. Biedermann, 1748(1), DCXXIV B.), das in der Nürnberger Stadtbibliothek aufbewahrt wird (Will III 523 a Rar), findet sich, 243v, ein Eintrag Burkhard Albrechts vom 17.3.1678. Biedermanns Angabe, daß Burkhard Albrecht Rieter "zu
Gedichte 203 und 204, 1657 und 1658
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Pari#" gestorben sei, deutet darauf hin, daß er sich auf seiner Kavalierstour befunden hatte. Von Birkens Lied ist kein Druck bekannt. 1-4 Sänger Freulein, ~ daß i¡ deine Stimm entlehne.] Das Rietersche Wappen enthält drei Meerjungfrauen, die Birken bereits in einem der zur Geburt Paul Erdmann Christoph Rieters von Kornburg verfaßten Gedichte als Sirenen gedeutet hatte; s. zu Gedicht Nr. 95, v. 1-3. Zu deren Sangeskunst s. Homer, Od. 12, v. 39-54, 158-200; s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 79f. Auch das für Paul Albrecht Rieter gewählte Pseudonym "Sireno" (v. 13), das Birken bereits in seiner Hochzeitsekloge Floridan# | Verliebter und Geliebter | Sireno. | MDCLVI. (s. WuK. Bd. 1, S. 624-626; s. Stauffer, 2007, S. 228f.) verwendet hatte, dürfte darauf zurückgehen. – 14 Charitilli#] Anspielung auf das für Anna Catharina Löffelholtz von Colberg in Birkens Hochzeitsekloge von 1656 gewählte Schäferinnenpseudonym, das von den Chariten (s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 1135-1137) – den drei Grazien – abgeleitet ist. – 17f. Wei‰ du ~ den Cupido hergesendet?] Abermals eine Anspielung auf Birkens Hochzeitsekloge, in welcher es der leibhaft unter den Schäfern auftretende Cupido ist, der die Brautleute zueinanderführt. – 27 mit dem Lamm] Das Familienwappen der Löffelholtz von Colberg enthält vier Lämmer. – 29-33 du ha‰ wohl um diesen Sohn ~ Also folget Freud auf Leid] Offenbar war nicht nur die Mutter der Braut, Anna Susanna Löffelholz, gestorben (5.12.1656; s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCXXVIII), sondern auch ein männlicher Verwandter, der jedoch nicht ermittelt werden konnte. – 58 biß] 'sey'; altertümlicher, heute noch dialektal verbreiteter Imperativ. Text 204: Au# dem Owenu#. Vom Gesundheit-Trinken. 152r 2 gesundheit] gesundh. Dieses Epigramm eröffnet die Jahrgangsgruppe 1658. Das nächste eindeutig datierbare Gedicht, Nr. 213, hat Birken zu einer Hochzeit verfaßt, die am 25.10.1658 stattfand. Bei dem in der Überschrift des Epigramms genannten Autor "Owenu#" handelt es sich um den aus Wales stammenden Schriftsteller John Owen (um 1564-1622; zu ihm s. Zedler. Bd. 25 (1740), Sp. 2525f.; Jöcher. Bd. 3 (1751), Sp. 1157f.). Seine zuerst in drei Bänden publizierte Sammlung lateinischer Epigramme Ioannis Audoeni Epigrammatum libri III (London 1606) fand auch außerhalb Englands zahlreiche Bewunderer und Nachahmer. Bereits 1608 gab es eine in Amberg gedruckte Ausgabe (Bayerische Staatsbibliothek A.lat.a. 637 (Beibd. 1)). Die erste deutsche Übersetzung stammt von dem Arzt Valentin Löber (16201685; zu ihm s. ADB. Bd. 19 (1884), S. 45f.). Die ersten drei Bücher mit Löbers Übersetzungen wurden 1651 in Hamburg gedruckt, 1653 erschien die vollständige Ausgabe mit dem Titel Teuts¡redender | OWENUS.| Oder: | Eilf Bü¡er | der Lateinis¡en Vbers¡rif-|ten de# überau#-›nnrei¡en Eng-|lis¡en Di¡ter# Ovveni, in Teuts¡e | gebundene Spra¡e/ eben so kur”/ über-|se”et/ und mit etli¡en Anmer¿un-|gen erläutert/ | Dur¡ | VALENTINUM Löbern/ | der Ar”ney-Kun‰ Ergebenen. | Jn Verlegung Za¡ariae Hertel#. | Hamburg/ |
Apparate und Kommentare
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Gedru¿t bey George Papen/ | Jm Jahr 1653. Birkens Gedicht ist die komprimierte Adaption von Owens Epigramm Insana Sanitas, das als 42. Stück im zweiten Buch seiner Epigramme steht. Die lateinischen Verse Owens lauten: INSANA SANITAS Quo tibi potorum plus est in ventre salutum, Hoc minus e potis hisce, salutis habes. Contingant utinam tales tibi mille salutes, Non equidem invideo, nisi satis una salus. Una salus sanis nullam potare salutem: Non est in pota vera salute salus. [Ungesunde Gesundheit Je mehr Trünke 'zur Gesundheit' du im Leib hast, desto weniger Gesundheit hast du von diesem Zutrinken. Mögen dir tausend solcher 'Gesundheiten' zuteil werden: ich für mein Teil neide sie dir nicht; mir genügt eine Gesundheit. Die einzige Gesundheit besteht darin, keine Gesundheit zu trinken: Gesundheittrinken ist ungesund.]
Text 205: Von der Stadt Venedig. 152r 3 daß] Kürzel; ebenso 3, 9 da# – 5 der] Kürzel; ebenso 7, 10 – 9 wunder] mit der-Kürzel Ebenso wie das voraufgehende ist auch dieses Gedicht zwischen Anfang 1658 und dem 25.10.1658 (s. zu Gedicht Nr. 213) entstanden. Die Republik Venedig, die sich seit dem fünfzehnten Jahrhundert mit dem Osmanischen Reich in kriegerischen Auseinandersetzungen um die Vorherrschaft im östlichen Mittelmeer befand (vgl. Eickhoff, 2008), war zu Birkens Zeiten Gegenstand allgemeinen Interesses. Dies belegt etwa die 1657 erschienene Flugschrift S¡ri[tli¡er Beri¡t/ | Von | Au[nehmung der Wa[en/ vnnd erhaltenen | Victori, der Dur¡leu¡tig‰en Repu-|blicq zu Venedig/ | Vmb die Gegend der Ve‰ung Scio im Hohen Meer. | Vnder der Anordnung Jhrer Excellen” | vnd Gnaden/ Herrn | LAZARI MOCENIGO, | Generalen au[ dem Meer/ wider die | Barbaris¡e Völ¿er. Gedru¿t im Jahr/ 1657. Von Birken wissen wir, daß er – zumindest in späteren Jahren – von seinem Nachbarn Johann Staden Avisen u. a. aus Venedig bezog; s. Stadens Brief vom 6.4.1668 (PBlO.C.331.3). Ob Birken durch solch eine Nachricht oder aus einem anderen Grund zur Abfassung des Gedichtes Nr. 205 motiviert wurde, ist unbekannt. Ein Druck ist nicht nachgewiesen.
Gedichte 205, 206, 207 und 208, 1658
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1f. Jhr habet eure Stadt ~ ge‰ellet in die Wellen:] Zur Gründung Venedigs s. Zedler. Bd. 46 (1745), Sp. 1230. – 6 Kun‰ ma¡et Erd-Natur, au# deinen wa‹erzellen.] Anspielung auf die bei der Bebauung der Lagune angewendeten Methoden der künstlichen Landgewinnung; s. Mathieu, 2007, S. 185.
Text 206: Au# de# Cato LehrSprü¡en. Vom übel-Na¡reden. 152r Bei diesem und dem folgenden Epigramm, die zwischen Anfang 1658 und dem 25.10.1658 verfaßt wurden (s. zu Gedicht Nr. 213), handelt es sich um Übersetzungen lateinischer Distichen aus der spätantiken Sentenzensammlung Dicta Catonis; s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 1f. Die Überschrift gilt eigentlich für beide Epigramme. Das Gedicht Nr. 206 ist eine Übersetzung des dritten Distichons des dritten Buches. In der 1629 in Breslau von Martin Opitz herausgegebenen zweisprachigen Ausgabe dieser Sinnsprüche (s. zu Gedicht Nr. 162, v. 1-3) lautet es (S. 27): Qvum rectè vivas, ne cures verba malorum: Arbitrii non est nostri, quid quisque loquatur. Ein Druck ist nicht bekannt.
Text 207: Vom Lernen. 152r 1 ni¡t] n – 1 wa#] Kürzel Ebenso wie das voraufgehende ist auch dieses Epigramm eine Übersetzung eines lateinischen Distichons aus der Sammlung Dicta Catonis. Es handelt sich um das neunundzwanzigsten Distichon im vierten Buch. In Martin Opitzens Bearbeitung dieser lateinischen Sentenzen (s. zu Gedicht Nr. 162, v. 1-3) lautet es (S. 41): Ne pudeat, quae nescieris, te velle doceri: Scire aliquid laus est, culpa est nil discere velle. Ein Druck ist nicht bekannt.
Text 208: Au# dem Martialis. Auf eine Zahnlose Alte. 152v 2 die] durch Überschreibung aus dir Bei diesem und den beiden folgenden Gedichten handelt es sich um Übersetzungen von Epigrammen des römischen Dichters M. Valerius Martialis (ca. 40-103/104; zu ihm s. Der kleine Pauly. Bd. 3
Apparate und Kommentare
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(1969), Sp. 1052-1054). Birken hat sie zwischen Anfang 1658 und dem 25.10.1658 verfaßt; s. zu Gedicht Nr. 213. Die Zeile T2 gilt eigentlich der ganzen Gruppe. Das Gedicht Martials (I.19), lautet: Si memini, fuerant tibi quattuor, Aelia, dentes: expulit una duos tussis et una duos. Iam secura potes totis tussire diebus: nil istic quod agat tertia tussis habet. Ein Druck ist nicht bekannt.
Text 209: Vom Pätu# und der Arria. 152v T2 und] u. – 2 wann] wan – 3 s¡merzt] s ev. aus S überschrieben – 4 s¡merzet] durch Überschreibung aus s¡merzt Die zweite Martial-Übersetzung Birkens. Anders als bei den Gedichten Nr. 208 und Nr. 210 existiert eine Druckfassung: im ersten Kapitel des zweiten Teils des zweiten Hauptteils von Joachim von Sandrarts Werk L'Academia Todesca della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teuts¡e Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Kün‰e (1679); nicht bei Stauffer, 2007; Nachweis durch Laufhütte, 2013, S. 24, Anm. 122f. Eine Darstellung der Geschichte des Doppelselbstmordes des 42 n. Chr. wegen Beteiligung an einer Rebellion gegen Kaiser Claudius zum Tode verurteilten Caecina Paetus und seiner Gemahlin Aria steht im zweiten Buch des ersten Hauptteils dieses Werkes (1675; S. 39). Das darunter gedruckte Epigramm Martials (I.13) lautet: Casta suo gladium cum traderet Aria Paeto, quem de visceribus traxerat ipsa suis: Si qua fides, vulnus quod feci, non dolet, inquit; Sed quod Tu facies, hoc mihi, Paete, dolet. Der zweite Hauptteil der Academie enthält eingangs des ersten Kapitels des zweiten Teils eine mit dem Buchstaben c (nach S. 2) gekennzeichnete Kupferstichillustration mit der Überschrift PAETUS et ARIA, die der flämische Zeichner und Kupferstecher Richard Collin (1627 - ca. 1697; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 7 (1912), S. 230) im Jahre 1676 nach einer Vorlage Sandrarts angefertigt hat. Birkens Übersetzung steht in dem zu dieser Kupferstichtafel gehörenden Eintrag Paetus und Aria (S. 6) rechts neben dem Verweis der Marginalspalte "Epigramma von ihrer beeder Selb‰mord." Abgesehen von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Abweichungen, weist die Druckfassung folgende Variante auf: 2 wann e# ›nd wahre Sa¡en] wie Beyde ›¡ er‰a¡en
Gedichte 210 und 211, 1658
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Text 210: Vom Mutiu#. 152v 2 und] u. – 4 Flammen] Flam en – 8 Und] U. Die dritte Martial-Übersetzung Birkens. Das lateinische Epigramm (I.21) auf den frührömischen Helden Gaius Mucius Scaevola, der 507 v. Chr. den etruskischen König Porsenna töten wollte (s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 1442), lautet: Cum peteret regem, decepta satellite dextra ingessit sacris se peritura focis. Sed tam saeva pius miracula non tulit hostis et raptum flammis iussit abire virum: urere quam potuit contempto Mucius igne, hanc spectare manum Porsena non potuit. Maior deceptae fama est et gloria dextrae: si non errasset, fecerat illa minus. Zwar sind die Verse Martials zusammen mit einer Erläuterung im zweiten Teil des zweiten Hauptteils von Joachim von Sandrarts Teuts¡er Academie (1679; S. 54) gedruckt, doch lautet die ebenfalls dort enthaltene deutsche Übersetzung anders. 7f. E# i‰, weil ›e gefehlt, ~ die That wär s¡le¡t gewesen] Der Legende nach hatte Mucius aufgrund einer Verwechslung nicht den König, sondern dessen Schreiber getötet; s. Livius, Ab urbe condita 2.12; zu weiteren Quellenschriften sowie der Darstellung des Mucius-Stoffes in Bildprogrammen der Frühen Neuzeit s. Garen, 2003.
Text 211: Trunk-Lied¡en. wiederkehr. 152v/153r 2 da#] Kürzel; ebenso 7 – 2 nimmer] nim er – 3 und] u. (ebenso 4, 5 (2x; zweites u überschrieben), 8 (2x), 11, 12 (2x), 14, 15 (2x), 17, 18) – 7 zus¡mü¿en] ev. zu s¡mü¿en – 10 einander] mit der-Kürzel; ebenso 16 Bruder – 11 der] Kürzel – 18 ver›nken] mit ver-Kürzel Dieses Gedicht, das seiner Form gemäß in der Überschrift als "wiederkehr" (s. Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰ [...], 1679, S. 141f.) bezeichnet wird, hat Birken zwischen Anfang 1658 und dem 25.10.1658 (s. zu Gedicht Nr. 213) verfaßt. Es erinnert inhaltlich an das Ende 1644 nach Birkens Rückkehr von seinem Studium in Jena für die dort zurückgelassenen Kommilitonen verfaßte Lied Nr. 9 (vgl. dort v. 67-90) sowie an das Sonett Nr. 21, das in der ersten Jahreshälfte 1645 entstanden und an den als "Compagnie" bezeichneten Nürnberger Freundeskreis gerichtet ist. Hinsichtlich des 'Wiederkehr'-Effekts hat Birken sich einige Freiheiten erlaubt; s. v. 5:15, 8:12, 9:11. Ein Druck ist nicht bekannt.
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4f. Toba¿ au¡ und Pipen ~ s¡mäu¡en und trinken.] Im Gegensatz zum Gedicht Nr. 171 und zur BaldeBearbeitung Die Tru¿ene Trunkenheit (1658) verzichtet Birken, der selbst Raucher war, in diesem Gedicht auf jegliche Kritik des Tabakkonsums. – 6 la‹t klingen die Zinken] Als 'Zink' bzw. 'Zinke' wurde ein im 17. Jahrhundert verbreitetes Blasinstrument aus Holz bezeichnet, das Tonlöcher wie eine Flöte und ein Kesselmundstück wie eine Trompete besaß; s. Riemann, 1919, S. 211, 1349. – 9 Jung ma¡e di¡ färtig wir werden dir winken.] Seit Opitzens Lied "I¡ empnde fa‰ ein Grawen" (s. Opitz, 1975 (1644). Bd. 2, S. 349) gehörte die Aufforderung an den Wirt oder den Diener, Wein zu bringen, zum Repertoire vieler Gesellschafts- und Trinklieder. – 14 beblaset die irden- und gläsernen Zinken] Die Trinkgläser und die meist aus Ton hergestellten Tabakspfeifen (vgl. Die Tru¿ene Trunkenheit (1658; Neuausgabe 1967, S. 20, §12; S. 38, §29)) sind gemeint.
Text 212: Fridri¡ Taubman# Professoris Publici und Rectoris der Wittenbergis¡en HohS¡ul, Geburt#Tagau#s¡reiben Anno 1608. au# seinem Latein geteuts¡et. 153r-155r T2 Professoris] Prof. – T2 Publici] P. – T3 Rectoris] überwiegend lateinische Schreibung; ebenso – 59 Rector – T3 und] u. (ebenso 7, 12, 15, 16, 19, 26, 29, 30, 37, 39, 40, 43, 49 (2x), 50, 53, 60, 63, 78, 79 (2x), 82) – T3 Wittenbergis¡en] Wittenb. – T4 Anno] A. – 3 Gar] G überschrieben – 4 da#] Kürzel; ebenso 11, 30 – 7 al# dann] teilweise von der Durchstreichung und einem Tintenfleck überlagert; ebenso 8 sol¡e Sa¡en – 9 der] Kürzel; ebenso 10, 13, 20 (2x), 23 (2x), 30, 33, 34, 46, 48, 51, 55, 58, 60, 62, 71 – 11 krümmen] krüm en (ebenso 21, 32 kommet – 24 kommen – 25, 32 kommt – 28 frommen – 46 frommer – 57 komm' – 57 vernommen – 58 gekommen – 69 Fromme – 75 Kommt – 76 komme) – 14 ruten] t überschrieben – 20 süßen] ß überschrieben – 23 den] d und n überschrieben – 29 Mann] Man – 36 eine] ein – 38 liebgewonnen.] Punkt aus Komma überschrieben – 41 Chari#] Ch überschrieben, a oberhalb der Zeile – 42 Jahren] danach ein Wort gestrichen, ev. seiner – 48 eure] r überschrieben – 49 Seeldur‰] ev. Seel dur‰ – 49 Bruder] mit der-Kürzel; ebenso 50; ebenso 53 wälder – 63 wunderköpf¡en – 63 Kinder – 70 wider – 81 oder – 51 neben‰] ‰ in die -en-Schlaufe eingefügt – 53 alldort] ev. all dort – 57 Etwan] durch Streichung aus Etwann – 61 sey!] Rufzeichen nachträglich eingefügt – 61 Jnde‹en] I aus i überschrieben – 63 Friedri¡] durch Überschreibung aus Friederi¡ – 63 wunderköpf¡en!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 73 wählte] danach eröffnende Klammer gestrichen – 77 und] oberhalb der Zeile; Einfügungszeichen in der Zeile " – 79 wonseß] ß überschrieben Der im oberfränkischen Wonsees geborene Philologe und Dichter Friedrich Taubmann (1565-1613; zu ihm s. ADB. Bd. 37 (1894), S. 433-440 (Ludwig Fränkel); Pyritz. Bd. 1 (1991), S. 22 (Nr. 190); Bd. 2 (1985), S. 677 (Nr. 7595-7600); Dünnhaupt. Bd. 5 (1993), S. 4004-4028; Killy 2. Bd. 11 (2011), S. 438f. (Wiegand)) hatte seit 1595 die Professur für Poesie an der Universität Wittenberg inne. Als er im Jahre 1608 zum Rektor gewählt worden war, ließ er zu seinem Geburtstag am 15.5. eine in lateini-
Gedicht 212, 1658
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scher Sprache verfaßte Einladung drucken. Sie besteht aus 73 Hexametern mit 18 Anmerkungen und ist enthalten in der zuerst im Jahre 1610 publizierten Gedichtsammlung Frid. Taubmani | SCHEDIASMATA | POETICA | innovata. | Pro CAPTU Lectoris habent | sua fata Libelli. | Impensis Zachariae Schüreri. | ANNO M. DC. XIX. Dort (S. 350-355) trägt das Gedicht die Überschrift DIEM XVI. MAII, SIBI FORTE | NATALEM, | Ut semipaganus Poeta, celebrat VVittebergae, Anno cI. Ic. VIII. Am Ende steht dieses Nachwort: AD LECTOREM. Ple”/ Hunds¡iß/ Krögl‰ein/ Esl#kermb/ Schlö”/ Zwerni” & Huel-Huel Nomina sunt ipso paene timendo sono. Haec loca VVonsesios et lignea mœnia cingunt, Nascenti cunas quae posuere mihi. [Pletz/ Hundschiß/ Kröglstein/ Eslskermb/ Schlötz/ Zwernitz und Huel-Huel Das sind Namen von fast furchterweckendem Klang. Die so benannten Orte und hölzernen Mauern umschlossen die Wonseer. Innerhalb derselben stand meine Wiege.] Der Wortlaut von Birkens Übersetzung, die vermutlich zwischen Frühjahr 1658 (s. u.) und dem 25.10.1658 (s. zu Gedicht Nr. 213) entstanden ist, deutet darauf hin, daß ihm eine der kommentierten Ausgaben der SCHEDIASMATA Taubmanns vorgelegen hat. Der senkrechten Durchstreichung der Verse in Birkens Manuskript entsprechend, existiert eine Druckfassung des Gedichtes, die jedoch erst rund zwanzig Jahre später erschien. Die am rechten Rand neben den Zeilen T1-T3 angebrachte Notiz "Jn der S¡äferei | zur Ho¡zeit | Filadon#." bezieht sich auf die 1679 zur Hochzeit des Pegnitzschäfers Joachim Heinrich Hagen (1649-1693; 1669 von Birken als Filadon in den Blumenorden aufgenommen; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, S. 359f.; s. Jürgensen, 2006, S. 336-345) gedruckte Prosaekloge: Der | Wolbegattete | HagenStamm: | vor‰ellend | De# Fürtre[li¡en | Filadon# | und | Der Tugend-Edlen | Lucella | am 13 de# WunneMonat# A. 1679 | ange‰ellte | Ehe-Vermählung: | in dem Noris¡en Jrrgarten-Hag | belobet und beglü¿wüns¡et/ | von | De‹en MitS¡äfern | den Blumgenoß-Hirten | an der Pegni”. (s. Stauffer, 2007, S. 1022-1024). Dort ist Birkens Übersetzung auf den Seiten Cv-Cijv gedruckt. Aus den einleitenden Worten Floridans / Birkens geht hervor, daß das Gedicht nach seiner Übersiedlung in das nahe Wonsees gelegene Bayreuth entstanden sein muß, wo er seit Ende April 1658 (s. WuK. Bd. 10, S. XIX) lebte: I¡ habe vorde‹en/ al# da# edle Baireuth (wel¡e# ohne Zwei[el davon den Namen hat/ weil vor Zeiten die Bojen oder Bayren/ diese# damal# mit Holz überwa¡sene Gebirge beziehend/ da# Ge‰rüttig ihnen zur Wohnung au#gereutet) mi¡ zum Bewohner hatte/ ein Lateinis¡e# Programma oder HohS¡ul-au#s¡reiben/ da# dieser liebe Mann/ al# er Anno 1608. Hohs¡ulRegent war/ an seinem Geburt#tag hervorgegeben/ und darinn
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sein Vatterland und Ankun[t bes¡rieben/ in unser Teuts¡ überse”et/ da# dann meine# Behalt# diese Zeilen gewesen: Abgesehen von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion, weist diese um vier Verse gekürzte Fassung folgende Varianten auf: T1-T5] fehlt – 1 Kan i¡ s¡on diß nit] Ob i¡ s¡on ni¡t kan – 2 iedo¡] jedo¡ – 3 nit] ni¡t (ebenso 23, 50, 54, 59) – 7 dann] wie – 9 Czaederi”] Czederi” – 11 s¡lanke S¡langen] S¡langen s¡lingen – 12 klipper klappren] klipperklappern – 13 Wonseßer] Wonse‹e – 14 dar] dort – 14 vor] für (ebenso 80 (76)) – 17 i”t] jezt – 18 iezumal] jezumal – 18 Slingen‰ri¿en] S¡lingen-‰ri¿en – 22 Krögel‰ein] Kögel‰ein – 23 Menalu#] Mänalu# – 33 Zwar] Einzug – 33 trübem] trüben – 34 Prinz] Für‰ – 35 eürer] eüren – 41 ihm] ihn – 43 dort] deß – 44 Ampte] Amte – 45 seyt] sey – 45 Seyt au¡ ihr] Sey au¡ du – 46 ihr] du – 46 eüer] ha‰ dein – 48 der ihr zu Jsrael# Brunnen eure Gotte#-S¡äein lenkt] dur¡ den wird die Gotte#Heerde zu Jsrael# Brunn gelenkt – 49 ihren] der den – 49 ‰illt und kühlt] kühlt und ‰illt – 51 neben‰] neben – 58 i”und] je”und – 59 ümgeben] umgeben – 61-64 Nun e# sey! ~ eür gewöhnli¡# Bittges¡rey.] fehlt – 70 wider] 66 wieder – 72 selten gehet son‰en] 68 son‰en gehet selten – 73 wählte] 69 wehlte – 77 herüm] 73 herum – 78 i”t] 74 je”t – 79 Müli¡#] Müle¡# – 82 Bus¡] 78 Hag 7 Bauci#] Anspielung auf Ovid, Metamorphosen 8, v. 620-724; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 847. – 9 Czaederi”] Heute die Gemeinde Zedersitz. In einer Anmerkung zur Druckfassung von Taubmanns Gedicht heißt es: "3. Czederi”/ pagus VVonsesiis ad Aquilonem; si rectè situm memini. Nam per aetatem talium securus patriâ abii." [Czederitz, ein nördlich von Wonsees gelegenes Dorf, wenn ich mich recht erinnere. Denn es ist sehr lange her, daß ich, um solche Dinge unbekümmert, die Heimat verlassen habe.] – 12 wo zu Ple” und S¡lö” die Mühlen ~ Na¡t:] In einer Anmerkung zur Druckfassung von Taubmanns Gedicht steht: "4. Plä” & S¡lö” duae Moletrinae; illa cis VVonsesium, haec ultra." [Plätz und Schlötz sind zwei Mühlen. Die eine liegt diesseits von Wonsees, die andere jenseits.] – 13f. die Wonseßer Mauren, | die man dar au# ruten i¡t] Offenbar hatte Wonsees nur eine Palisadenbefestigung. – 14 halbe Bauren] Der Begriff ist abwertend gemeint: 'keine richtigen Stadtbewohner'. –– 16 dryaden] Baumnymphen des griechischen Mythos. Zu diesen und weiteren Figurationen s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 207-215. – 16 Belzer! Wäldlein, a¡ du ware‰ mein] In einer Anmerkung zur Druckfassung von Taubmanns Gedicht steht: "6. Der Bel”er/ frutectum, an nemus? infra pagum Czederi”/ clementer crescente jugo: delitium pueritiae meae; & haereditas etiam. Sed cujus nunc es, Taubmanni quando fuisti? [Der Beltzer ist ein unterhalb des Dorfes Czederitz gelegenes Gehölz oder Wäldchen auf einem sanft ansteigenden Berghang, ein Lieblingsort meiner Kindheit und auch mein Erbgut. Wem gehörst du heute, da du einst Taubmann gehörtest?] – 21 Oreaden] Bergnymphen des griechischen Mythos; s. zu v. 16. – 22 dort vom rauhen Krögel‰ein] In einer Anmerkung zur Druckfassung von Taubmanns Gedicht steht: "9. Krögel‰ain/ verè-aspera rupes: pagus ad Boream." [Der Krögelstein ist ein wahrlich rauher Fels, ein Ort im Norden.] – 23 Menalu#] τὸ µαίναλον ist der Name eines Berges in Arkadien, der dem Pan heilig war; s. Zedler. Bd. 19 (1739), Sp. 170; s. Georges, 1959, Bd. 2, Sp. 755.
Gedicht 212, 1658
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– 24 Hunds¡iß] In einer Anmerkung zur Druckfassung von Taubmanns Gedicht steht: "8. Hunds¡iß/ VVonsesio proximus. Etymon alius odoretur, cui sagax nasus est. Hundsrück quidem scio vocari, quicquid inter Navam, Rhenum & Mosellam interjacet: propter ingenium loci tum montosum, tum asperum. Sed unde nostrum Hunds¡iß? Odorare Lector, & venare etymon: mihi naris obesa est." [Der Hundschiß ist Wonsees am nächsten gelegen. Die Herkunft des Namens kann von einem anderen errochen werden, der eine feine Nase hat. Ich weiß sicher, daß das Gebirge zwischen der Nahe, dem Rhein und der Mosel aufgrund seiner bald gebirgigen, bald rauhen Beschaffenheit Hundsrück genannt wird. Woher aber kommt unser Hundschiß? Leser, errieche und erjage die Wortherkunft: meine Nase ist verstopft.] – 26 vom Klain- und groußen-Huel] In einer Anmerkung zur Druckfassung von Taubmanns Gedicht steht: "10 Klainhuel/ Grousenhuel/ duo pagi: quorum iste ad Ortum; hic Austrum spectat. Quos Nymphe salientis aquae nulla adspicit unquam." [Kleinhuel und Großenhuel sind zwei Orte, von denen der eine nach Westen und der andere nach Osten blickt. Diese hat noch nie ein Quellwassernymphe angeblickt.] – 27 Burkbrunn] In einer Anmerkung zur Druckfassung von Taubmanns Gedicht steht: "12. Bur¿brunn/ Fons ad Eurum: aquis uberrimus, limpidissimus, dulcissimus." [Burckbrunn, eine südöstlich gelegene Quelle: sehr wasserreich, klar und mit lieblichem Geschmack.] – 28 dem frommen S¡nabel] Vgl. v. 46-49. In einer Anmerkung zur Druckfassung von Taubmanns Gedicht steht: "13. M. Zach. S¡nabel/ Ecclesiastes VVonses. vir doctiss. & probiss & ὑδροπότης & invinius olim." [Magister Zacharias Schnabel, Prediger in Wonsees. Ein sehr gelehrter und rechtschaffener Mann, der einst Wassertrinker war und sich des Weines enthielt.] – 31-34 Zwerni”innen, aber ihr ~ mit dem Müli¡ eü¡ begnadet] In einer Anmerkung zur Druckfassung von Taubmanns Gedicht steht: "14. Zwerni”/ Pagus ad Ortum in editiori jugo; saxorum aspreto & Arcis dirutae ruderibus formidabilis. Ibi Praefectus toti Dioecesi jus dicit: qui me puero erat Valent. Hebeisen/ vir doctus, comis, & in omni officii genere diligendus. Ei successor datus Michael Muli¡/ gener: homo non Jus modo Civile, sed & Humanitatis litteras apprime doctus." [Zwernitz ist ein im Westen gelegenes Dorf auf dem Rücken eines Berges mit rauhen Felsen und einer aufgrund der zerrissenen Trümmer fürchterlich anzusehenden Burgruine. Dort befand sich der Sitz des Kastners des Amtsbezirks: In meiner Kindheit war dies Valentin Hebeisen, ein gelehrter und gütiger Mann und umsichtig in allen Belangen seines Amtes. Als sein Nachfolger wurde Michael Mülich eingesetzt, ein edler Mann, der nicht nur im Zivilrecht, sondern auch im gelehrten Schrifttum vorzügliche Kenntnisse besaß.] – 41 Themi#] Die Göttin der Gerechtigkeit; s. zu Gedicht Nr. 85, v. 24. – 41 Chari#] Zu den Chariten – den drei Grazien – s. zu Gedicht Nr. 37, v. 17. – 42 Clio] Die Muse der Heldendichtung und Geschichtsschreibung; s. zu Gedicht Nr. 13, v. 39. – 49-52 und du, Bruder ~ trauter Lu”e, sey gegrü‰!] In einer Anmerkung zur Druckfassung von Taubmanns Gedicht steht: "15. Paulus Lutz, Pastor in Krögel‰ain/ Poeta Laureat." – 59 Hielt mi¡ nit da# Rector-Purpur] In einer Anmerkung zur Druckfassung von Taubmanns Gedicht steht: "16. Quippe Calend. Maji nuperis RECTOR Academiae electus." [Weil ich ja unlängst am 1.5.1608 zum Hochschulrektor gewählt
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worden bin."] – 61-64 Jnde‹en du, ~ eür gewöhnli¡# Bittges¡rey.] Taubmann hatte zusammen mit seiner Frau Elisabeth drei Söhne und zwei Töchter, von denen jedoch nur der spätere Wittenberger Professor der Rechtswissenschaften Christian (gestorben 1651) und Elisabeth (gestorben 1632) den Vater überlebten; s. Oertel, 1831, S. 44f.
Text 213: Auf Herrn Doctor Mi¡aël Praun# der Rei¡#‰adt Lindau Consulenten und Jungfrau . . . . . . Heiderin Ho¡zeit. 155r T2 Herrn] H. – T2 Doctor] D. – T3 Rei¡#‰adt] Rei¡#t: – T3 Consulenten#] Consulent. – T4 und] u. (ebenso 4, 5, 11, 12 (2x)) – T4 Jungfrau] Jf. – 2 der] Kürzel; ebenso 9 – 3 Kinder] mit der-Kürzel; ebenso 6 – 5 Herr] H und etc-Kürzel mit Punkt – 5 habt] oberhalb der Zeile – 6 Kinder] oberhalb eines gestrichenen Wortes – 6 giebet] gie überschrieben – 7 begabt] durch Streichung und Überschreibung aus begabet – 11 gesund!] Rufzeichen aus Komma überschrieben Mit diesem Gedicht gratuliert Birken dem in Lindau als Consulent und Stadtsyndikus tätigen Doktor beider Rechte Michael Praun (1626-1696; zu ihm s. Will. Bd. 3 (1757), S.236) und seiner Braut Sabina Heyder zur Hochzeit am 25.10.1658. Praun, der in Altdorf studiert hatte und 1655 promoviert wurde, war zunächst als Anwalt in Nürnberg tätig, bevor er 1658 nach Lindau zog. Später amtierte er als Syndicus in Kempten. Unter dem Namen 'Der Vorstellende' ist er am 25.6.1674 in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen worden; s. Neumark, 1668, Nachdruck 1670, Anhang, S. XIV. Ein brieflicher Kontakt Birkens mit ihm ist durch zwei Schreiben Prauns vom 29.7.1662 (PBlO.C.266.1) und vom 7.3.1665 (PBlO.C.266.2) belegt. Nach Auskunft des Beginns des Briefes vom 7.3.1665 hat es einen Briefwechsel mit Birken gegeben; außer den beiden Schreiben Prauns gibt es aber keine Spuren davon in Birkens Archiv. Aus dem Anfangsteil von Prauns zweitem Brief geht hervor, daß beide sich im Jahre 1657 bei der von Birken durchgeführten Verleihung der Notariatswürde an den Nürnberger Juristen Ernst Glüer (s. PBlO.A.1, 29v) kennengelernt hatten. Zur Publikation von Prauns religions- und rechtsgeschichtlicher Abhandlung Na¡den¿li¡er Vortrag und Relation [...] (Kempten 1667; s. Stauffer, 2007, S. 628f.) verfaßte Birken auf Prauns Bitte hin (s. dessen Brief vom 7.3.1665; PBlO.C.266.2) am 28.4.1665 ein Beÿgedi¡t Zu D. Michaeli# Praun# Tractat von der Religion (I.179; PBlO.B.2.1.4, 27v), dessen Manuskripfasssung in der Sammlung geistlicher Gedichte S. v. B. Todten-Andenken und Himmel#-Gedanken. oder GOTTES- und Tode#-Gedanken (WuK. Bd. 5, S. 240f., 779f.) steht. Es wurde am 29.4.1665 versandt (I.180; PBlO.B.2.1.4, 25v): "S¡reiben an Herrn Doctor Praun 38, cum Carmine." Es konnten zwei Sammelgratulatorien zu Prauns Hochzeit nachgewiesen werden. Birkens Gedicht steht in keinem von beiden.
Gedicht 214, 1659
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Text 214: Zu Herrn Johann Elrod# Mittel Calender. 155r/v T2 Herrn] H. – 1 der] Kürzel; ebenso 3, 11, 13, 16, 21, 28, 29, 31 – 2 nimmer] nim er – 6 Die] D aus Z überschrieben – 6 und] u. (ebenso 7, 27) – 11 Selbregirer] durch Streichung aus Selbregierer – 13 Numa] N aus St überschrieben – 20 Regirung] durch Streichung aus Regierung – 21 Streitt#] Stritt# – 22 da#] Kürzel; ebenso 29 – 22 mit] danach ein Wortanfang gestrichen – 24 Gedanken] en aus ungetilgter enSchlaufe überschrieben – 24 gehn] e überschrieben – 26f. die neüe Zeit ~ und Segen] Reihenfolge der Verse vertauscht; Rangierung durch vorgesetzte Zahlen 21 – 28 dem] davor auf dem Rand gestrichen 3 – 31 Brennu#] Bren u# Der Empfänger dieses Widmungsgedichtes ist der von Birken fälschlicherweise mit dem Vornamen 'Johann' bezeichnete Geistliche und Mathematiker Jacob Ellrod (1601-1671; zu ihm s. Fikenscher. Bd. 2 (1801), S. 65-68), der seit 1655 in Gefrees bei Bayreuth als Ortspfarrer tätig war. Nachdem 1654 auf dem Reichstag in Regensburg die Einführung eines einheitlichen Kalenders beschlossen worden war, stellte Ellrod im Jahre 1659 auf dem Reichstag in Hof seinen Vorschlag zur Zusammenführung der konkurrierenden Julianischen und Gregorianischen Kalendersysteme vor. Im gleichen Jahr erschien seine gedruckte Abhandlung Calendarium | praeter Julianum & Gregorianum | TERTIUM | sive | Intermedium. | Da# i‰: | Mittel-Calender/ | Jn wel¡em einige/ jedo¡ unvergrei[li¡e | Mittel vorges¡lagen werden/ wie na¡ inhalt de# | jüng‰ Anno 1654. zu Regen#purg publicirten Rei¡#Abs¡ied#/ | die beeden wieder einander lau[ende Alt: und Neue Calender/ näher zu-|sammen gebra¡t/ verbe‹ert und ho[entli¡ gar vereinigt/ au¡ also die | bißherige/ in der Chri‰enheit ent‰andene hö¡‰s¡ädli¡e Zeit-|mißhelligkeit/ na¡ männigli¡# verlangen/ mit GOtt/ | Fried: und s¡iedli¡ beygeleget wer-|den können. | Jn 59. Fragen/ wel¡e die Nottur[t der | Partheyen/ und einen für jene beede/ so denn zu | diesen Calender/ gehörigen A¡tfä¡tigen O‰er-|Calculum in ›¡ halten. | Sambt denen dazu verfertigten Tabellen und einen | Summaris¡en Appendice disputirli¡er Calender-Sa¡en. | Umb der sehr nü”li¡en Zeit: und Fe‰-Einigkeit willen/ au[ | dreyerley Weg/ wolmeinend communicirt und au[ guta¡-|ten vornehmer Leute publiciret | Von | M. JACOBO ELLRODIO, Culmbacense | Franco, der Mathematis¡en Wi‹ens¡a] Liebhabern. | Anno Christi, in wel¡em diß | CaLenDarIVM III. | Jn der Für‰l. Brandeburg. Dru¿erey zum Ho[ bey Johann Al-|bre¡t Min”el# Wittib gedru¿et worden. | Mit Verlag de# Autoris. Birkens Gedicht ist nicht in dem Werk enthalten. Eine Druckfassung ist nicht bekannt. 5f. La‹t Prie‰er ~ müßen ri¡tig seyn.] Es waren konfessionelle Vorbehalte, welche die Einführung eines einheitlichen Kalenders damals und noch lange verhinderten. – 8f. ein Hölzlein hat ~ ein hölzern# Almana¡!] Von geringer Kenntnis zeugende Beschreibung der römischen Annalistik in Gestalt der Fasti. In der römischen Geschichtsschreibung wurden die Jahre nach den Namen und Amtszeiten der römischen Konsuln bezeichnet; s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 518f. – 10 alber] 'einfach', 'jung'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 1 (1854), Sp. 201f. – 11f. Bald kame Juliu# ~ de# doppeladler# Führer.] Der nach Caesar benannte Julianische Kalender trat 46 v. Chr. in Kraft; s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp.
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1300f. – 13f. Zehn Monden, ~ al#dann e# ri¡tig war.] Der vorcaesarische römische Kalender löste das älteste römische Jahr ('Jahr des Numa') mit nur zehn Monaten ab. Er hatte schon 12 Monate, begann das Jahr aber mit dem Monat März. Seit 153 v. Chr. begann das Jahr mit dem Monat Januar. Birken ist also nicht korrekt, wenn er in v. 14 die Hinzufügung von zwei Monaten Caesar zuschreibt. Zum römischen Kalender s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 62f. – 15-18 Ein mehrer# hat erfahren ~ dur¡ Rudol[, in dem Rei¡.] Im Jahr 1582 verkündete Papst Gregor XIII. die Kalenderreform, nach der auf den 4. Oktober unmittelbar der 15. Oktober folgen sollte; s. Grotefend, 1982, S. 26f. Rudolf II. (15521612) war von 1576 an Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Während seiner Regierungszeit führten die katholischen Territorien des Reiches den Gregorianischen Kalender ein. – 20f. do¡ mö¡te Leopold# Regirung ~ der Au#spru¡ diese# Streitt#.] Kaiser Leopold I. (1640-1705) war von 1658 an Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Ihm hatte Ellrod sein Werk gewidmet in der Hoffnung, daß es auf der Grundlage seiner Vorschläge zu einer Vereinheitlichung komme. – 25f. brIng I”o, LeopoLD, | die neüe Zeit, glei¡wie da# neVe ZeItengoLD] Das Chronogramm kann nicht sinnvoll aufgelöst werden. Es fehlen ein weiteres D und ein I, um in der Summe das Jahr 1659 abzubilden. Beide wären im Buchstabenbestand der beiden Verse vorhanden. – 30 diß werk, au¡ na¡ dem Tod, lang na¡ ihm leben muß.] Ein vergeblicher Wunsch. Ellrods Werk blieb unbeachtet und wirkungslos. Im evangelischen Deutschland erfolgte die Umstellung auf den Gregorianischen Kalender erst am 18.2./1.3.1700. Da man jedoch bis 1775 zur Bestimmung des Osterfestes nicht den von Aloisius Lilius erfundenen Epaktenzyklus, sondern astronomische Tafeln nutzte, feierten in den Jahren 1724 und 1744 Katholiken und Protestanten Ostern an unterschiedlichen Tagen; s. Grotefend, S. 26-28. – 31 Brennu# Landen] Brennus war der Name eines Heerführers der gallischen Senonen, der im 4. Jahrhundert v. Chr. Rom plünderte; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 942. Ein Brennus galt aber auch als Begründer der brandenburgischen Herrscherdynastie. Im Gedicht Nr. 45 der Sammlung S. v. B. Lorbeer-Wälder (PBlO.B.3.1.5), 39r, redet Birken den Markgrafen Christian-Ernst als "de# Brennu# Hause# Krone" an (v. 1). Im Gedicht Nr. 55 derselben Sammlung (42v-46r) ist (v. 97) vom "Brennis¡en Stammen und Land" die Rede, im Lied Nr. 111 (111r-113r) vom "Brennu#-Stamm" (v. 121). Die Beispiele lassen sich beliebig vermehren. Dieser Brennus ist hier gemeint. Ellrods Reformschrift ist in einem Brandenburgischen Territorium geschrieben und gedruckt worden.
Text 215: Auf Herrn Paul Albre¡t Rieter# von Kornburg Nurnbergis¡e Rath‰elle. 156r-157v T2 Herrn] H. – T4 Raht‰elle] ht überschrieben – 1 1.] 1 – 3 da#] # überschrieben – 4 geammt] geam t (ebenso 85 nimmt – 107 immer) – 4 und] u. (ebenso 39, 50, 55, 59, 63, 72, 77, 78, 82, 84, 87, 104, 117) – 7 Tugendliebe] ev. Tugend liebe – 9 Glut] Blut – 11 regt] r überschrieben – 17 der] Kürzel; ebenso 18, 56, 78, 81, 93, 94, 112 – 20 ni¡t] n – 21 den] dem – 21 Augen] u überschrieben – 22 kond] durch Über-
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schreibung aus kont – 24 Neide] N überschrieben – 24 weh] e überschrieben – 25 man] danach ein funktionsloses Zeichen oberhalb der Zeile – 27 sehen] se überschrieben – 34 daselb‰] ev. da selb‰ – 38 bes¡ritten] bes¡itten – 49 nun] oberhalb der Zeile – 51 habt'] danach gestrichen ihr – 57 Tugendpfeil] d oberhalb der Zeile – 66 verspro¡en] mit ver-Kürzel – 68 haben] h mit Ansatz zu einem zu weit links angesetzten Verseinzug – 68 ge‰o¡en:] danach ein getilgtes Zeichen oder verschmierter Tintenfleck – 73 Ander] mit der-Kürzel – 77 herrn] h und etc-Kürzel mit Punkt; ebenso 118 herr – 83 im] in – 88 vergrünt] durch Streichung aus vergrünet (zweites r überschrieben) – 91 Mö¡te] M aus m überschrieben – 105 14.] 4 überschrieben – 114 zusehen] ev. zu sehen Birkens letzter Privatschüler, Paul Albrecht Rieter von Kornburg (1635-1704; s. Biedermann, 1748(2), Tab. LXXVIII; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 94) hatte nach der Rückkehr von seiner Kavalierstour (8.10. 1653-9.7.1655; s. Prosapia / Biographia, WuK. Bd. 14, S. 51m22f., 53m13f.; s. WuK. Bd. 1, S. 580) am 15.4.1656 Anna Catharina Löffelholtz von Colberg (1634-1700; zu ihr s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCXXIX) geheiratet; s. zu Gedicht Nr. 203. Im Jahre 1657 wurde er Genannter des Größeren Rates, 1658 Beisitzer am Stadtgericht. Bei der Stelle, zu der ihm Birken mit seinem Gedicht gratuliert, handelt es sich um Rieters Aufnahme in den Kleineren Rat Anfang April 1659. Rieters weiterer Werdegang im Regiment der Reichsstadt Nürnberg führte über die Positionen als Rugherr (1667), Landpfleger (1670) und Kriegsherr (1671). Im Jahre 1676 wurde er älterer Bürgermeister und am 29.9.1694 Vorderster Losunger. Im Jahre 1696 trat er aufgrund eines Zerwürfnisses anläßlich der Neuverschuldungspolitik des Rates von seinen Ämtern zurück. Am 21.7.1696 wurden er und seine Familie vom Kaiser in den Freiherrenstand erhoben; s. dazu ausführlich Fleischmann. Bd. 2 (2008), S. 871-874. Von Gedicht Nr. 215 ist kein Druck bekannt. 1-24 J¡ gedenke ~ weh ges¡ah] Rückblick auf die Zeit des Zusammenlebens mit Paul Albrecht Rieter von Anfang Mai 1652 bis zum Beginn der Cavalierstour Rieters Anfang 1654; s. zu den Gedichten Nr. 87, Nr. 90, Nr. 91, Nr. 92 in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1), S. 580, 583f., 585, 586-592. – 33-41 Holland lud eü¡ er‰li¡ ein ~ Diß, wa# Leyden hat begunnt] Die erste Station auf Paul Albrecht Rieters Kavalierstour war Leyden, von wo aus er im Januar und April 1654 Briefe (PBlO.C.280.1f.) an Birken schrieb. Wie aus v. 35-38 hervorgeht, nahm Rieter dort Unterricht im Fechten, Tanzen und Reiten. Letzteres scheint er allerdings nach der Weiterreise nach Paris aus Kostengründen aufgegeben zu haben; s. PBlO.C.280.3, Z. 23-27. – 42-48 mu‰ Pari# an eü¡ vollenden ~ ein Franzman seyt.] Am 25.10.1654 erreichte Birken ein Brief Rieters aus Paris; s. PBlO.C.280.3 vom 8.10.1654. Birkens Lob der Französischkenntnisse (v. 43-46) Rieters bezieht sich auf dessen in französischer Sprache verfaßten Brief PBlO.C.280.4, der ebenfalls in Paris aufgegeben wurde und am 23.11.1654 bei Birken eintraf. – 53-55 do¡ hielt eü¡ no¡ ~ die Jll und Preüs¡e] Ill und Breusch sind Zuflüsse des Rheins bei Straßburg. Paul Albrecht Rieter war dort 1655 an der Universität als Student der Rechte immatrikuliert; s. Fleischmann. Bd. 2, S. 871. – 57-72 Jhr habt mit dem Tugendpfeil ~ ne”en
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eü¡, und eüre Zier.] Diese beiden Strophen gelten dem eigentlichen Anlaß des Gedichtes, der Aufnahme Rieters in den inneren Rat der Reichsstadt. – 78f. und ›e ›ht au¡ in der wiegen | eine junge To¡ter liegen.] Am 31.3.1659 war Anna Catharina Rieter geboren worden; zu ihr s. Biedermann, 1748(2), Tab. LXXVIII. – 77-88 ihr herr Vater und Gemahl ~ ihr vergrünt sein graue# Haar.] Paul Albrecht Rieters Schwiegervater war Burkhard II. Löffelholz von Colberg (1599-1675; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCXXVIII; s. zu Gedicht Nr. 200), der einflußreiche Ämter bekleidete (Vorderster Losunger, Mitglied des älteren Rates, Schultheiß des Heiligen Römischen Reiches, d. h. Verwalter der Reichsveste in Nürnberg, Pfleger des Heilig-Geist-Spitals und des Katharinenklosters). – 89-93 Und wa# mag ~ wa# der Vater nit erlebt] Paul Albrechts Mutter, Dorothea Elisabeth Rieter von Kornburg, geb. von Gottfart (zu ihr s. zu Gedicht Nr. 187; s. WuK. Bd. 5, S. 611f.), war mit Paul Albrecht Rieter von Kornburg verheiratet gewesen, der am 4.4.1636 gestorben war; zu ihm s. Biedermann, 1748(2), Tab. LXXVIII.; s. Fleischmann. Bd. 2, S. 871. – 89-96 Und wa# mag wohl au¡ i”und ~ i”t ihr Wittib-Leid begräbt.] Zu Dorothea Elisabeth Rieter hatte Birken über sein Ausscheiden aus dem Hause Rieter hinaus ein gutes Verhältnis, wie mehrere Gedichte aus der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1), z. B. Nr. 66, Nr. 134 und Tagebuchnotizen bekunden. Ihr Tod war ihm eine eigene Tagebuchotiz wert: 20.4. 1677 (II.387; PBlO.B.2.1.2, 169(18)v): "Frau Rieterin, die Edle Dorili#, meine alte Wolthäterin, seelig ge‰orben. Gott bezahle ihr im himmel da# Gute, so i¡ von ihr empfangen." – 111f. auf Elia# wagen | fahret na¡ der Sonnenbahn] Anspielung auf die Entrückung des Propheten Elia in den Himmel in 2 Kön 2.11. – 113115 J”t i¡ an den Pegni”‰rand ~ Ehren‰and.] Von Ende April 1658 bis August 1660 lebte Birken in Bayreuth; s. WuK. Bd. 10, S. XIX. Während dieser Zeit hat er Rieters Mutter besucht (s. zu Gedicht Nr. 158 in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1), S. 691-693; s. Birkens Tagebuchnotiz zum 9.9.1660 (I.39; PBlO.B.2.1.3, 14r/v): "Vor die Stadt spaziren gangen. | Jn Frau Rieterin Garten eingespro¡en. | [...] | Animus tristitiâ laboravit."). Ob er auch Paul Albrecht Rieter angetroffen hat, ist nicht zu erkennen.
Text 216: Zu Herrn Johannis Baptistae von Baum#dorf und Jungfrau Elisabeth Für‰enauin Ho¡zeit. Sonnet. 157v/158r T2 Herrn] H. – T2 Johannis] Joh. – T2 Baptistae] überwiegend lateinische Schreibung – T2 von] v. – T3 und] u. (ebenso 3 (2x), 4,7 (2x)) – T3 Jungfrau] Jf. – T3 Elisabeth] Elisabeth. – 1 da#] Kürzel; ebenso 10 – 3 s¡limme#] s¡lim e# (ebenso 6 kommet – 14 Sommer) – 4 gar] g überschrieben – 5 wolte] durch Streichung aus wolten – 12 der] Kürzel – 12 au¡] u überschrieben – 12 gewinne] gewin e Dieses Gedicht, mit dem die Jahrgangsgruppe 1659 in der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder eröffnet wird, und die zwei folgenden hat Birken zur Hochzeit des in Bayreuth lebenden Doktors beider Rechte Johann Baptist Baum von Baumsdorf (Lebensdaten unermittelt; zu ihm s. Biedermann, 1752, Tab.
Gedichte 216 und 217, 1659
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CCXXIV) mit der aus Herford in Westfalen stammenden Elisabeth Fürstenau verfaßt, die am 14.11. 1659 stattfand. Der Bräutigam muß zum Zeitpunkt der Hochzeit schon in vorgerücktem Alter gewesen sein. Bereits im Jahre 1599 war sein Adelstitel durch Kaiser Rudolph II. bestätigt worden. Im Jahr 1632 wurde eine beglaubigte Abschrift seiner durch Kaiser Ferdinand II. bestätigten Privilegien gedruckt (s. Stauffer, 2007, S. 277f.; dort irrtümlich als von Baum verfaßte Schrift über das Hofpfalzgrafenamt bezeichnet). Am 14.3.1603 hatte Baum in erster Ehe die Tochter des damaligen Münchberger Bürgermeisters, Apollonia Tungreau, geheiratet, mit der er zwei Kinder hatte. Zu Baums zweiter Hochzeit wurde dieses Gratulatorium gedruckt: NEUE BLUMEN-AU/ | bepan”et | In Vermählung | De# | Edlen und Ve‰en | H. Johann Bapti‰a | von Baum#dor[/ | Chur- und Für‰l. Brandenb. Vormunds¡a[tli¡ | wohlbedienten Geheimen Can”ley Regi‰ratorn#/ | Wittwer#/ | mit | Der Edlen Viel-Ehrentugendrei¡en | F. Elisabeth/ | De# Wol-Edlen und Ve‰en | H. Antonj Für‰enow/ | Röm. Käiserl. Maje‰. Krieg#-Commi‹arien# im | We‰phalis¡en Kreiß/ und Ober-Inspectors der Licen-|ten am Weser‰rom/ etc. Seelig hinterla‹e-|nen To¡ter/ | Ange‰ellt und besungen | in Bareuth/ den 14. Novemb. Anno 1659. | Gedru¿t | Bey Johann Gebhardt/ daselb‰. (s. Stauffer, 2007, S. 276f.). In dem Druck sind zwei deutsche und wenigstens ein lateinisches Epithalamium Birkens enthalten, nicht aber das Sonett Nr. 216. 3 s¡warz Brod] Das berüchtigte westfälische Pumpernickel könnte gemeint sein. – 9 Jhr s¡i¿t eü¡, wohl zu hau[.] 'Ihr beiden paßt gut zueinander'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4, Abt. 2 (1877), Sp. 588. – 9f. Jhr seit ~ da# Baumendorf.] Die in Birkens Epithalamien üblichen Spielereien mit den Namen der Brautleute; vgl. auch v. 13f. – 11 zum Meyen] 'mähen', 'ernten'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 6 (1885), Sp. 1475. – 12 der Baum au¡ neue# Laub gewinne!] Der Namenbildlichkeit gemäße Formulierung des Wunsches neuen Kindersegens.
Text 217: "E# ward ein Edler Baum vom Nordwind wurzel-au#". 158r T1 CCXVII.] CCVII. – 1 ward] ar oberhalb der gestrichenen Wortmitte – 4 der] Kürzel – 4 guter] mit-erSchlaufe – 5 daß] Kürzel – 6 und] u. (ebenso 8) – 6 seyn] e überschrieben Ebenso wie das voraufgehende Sonett hat Birken dieses Gedicht zur Hochzeit des Bayreuther Juristen Johann Baptist Baum von Baumsdorf verfaßt. In dem zu diesem Anlaß gedruckten Gratulatorium (s. zu Gedicht Nr. 216) steht das Gedicht zusammen mit einem aus vier Distichen bestehenden lateinischen Epigramm, von dem keine Manuskriptfassung existiert, als zweiter gezählter Beitrag auf den Seiten ):( iijr/v (s. Stauffer, 2007, S. 277). Rechts unter dem Gedicht Nr. 217 steht in der Druckfassung die Widmung "Faustiss: Congr: E. fa. | Adamus Schaffer D. Archiater | Brandenburgico-Baruthinus | sponsae Sororius." Birken hat zumindest das Gedicht Nr. 217 somit im Namen des markgräflichen Leibarztes und Bayreuther Stadtphysikus Adam Schaffer (gestorben 1675; zu ihm s. Andrick, 1999; s. zu Gedicht
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Nr. 219) verfaßt. Der aus Herford in Westfalen stammende Arzt war um 1655 nach Bayreuth gekommen und mit Regina Fürstenau, der Schwester der Braut, verheiratet. Wie bei dem lateinischen Gedicht ist der Anfangsbuchstabe so groß ausgeführt, daß die Verse 1-3 stark eingerückt und zweizeilig angeordnet sind. Die lateinischen Verse lauten: Technopaegnion Onomasticon NObilis arboreo mutans á rure Propago Hoc natale Solum, quod meditatur, habet In Pratum plantari alienum a Principe dictum, Res, Arbor, Pratum sunt nova, rara, bonum! Hoc aptum natum, dum se inseret illa, receptu, Sed mihi dic fructus qui novus inde cluet? Inserat: Ut fructus sic fiet Surculus Arbor, Et claudat, Pratum si bibit hocce satis. [Namenskunstspiel Ein edler Sproß, von seinem Baumland wechselnd, hat den Wurzelboden, nach dem er sucht, um in eine fremde Au, die nach einem Fürsten benannt ist, gepflanzt zu werden. Die Sache, der Baum und die gute Au sind frisch und vorzüglich. Diese ist zum Empfang geeignet und geschaffen, daß er sich einsenke. Sag mir aber, welche neue Frucht daraus zum Ruhm erwächst? Er soll sich einsenken, damit als Frucht das Zweiglein zum Baum wird. Und er soll abschließen, wenn diese Au genug trinkt.] Ob das lateinische Epigramm auch von Birken verfaßt worden ist, läßt sich nicht erweisen.Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, weist die Druckfassung des Gedichtes Nr. 217 folgende Varianten auf: 2 i”t] je”t – 2 eingesenket] eingepan”et – 5 panzt] panz – 6 ihr und ihm] Jhm und Jhr – 7 ümfangen] umfangen – 8 den] dem –. Als dritter gezählter Beitrag folgt auf das Gedicht Nr. 217 ein weiteres lateinisches Gedicht Birkens, das ohne Überschrift gedruckt wurde ( ):( iijr) und rechts unter den Versen mit "B. A. S." unterschrieben ist. Auch dies also ein in fremdem Namen verfaßtes Gedicht. Stauffer, 2007, S. 277, gibt zu bedenken, es "könnte sich bei diesem Monogramm auch um eine spielerische Umkehrung von Birkens Initialen 'S. a. B.' handeln". Die Manuskriptfassung dieses Gedichtes, die im Folgenden mitgeteilt wird, steht im BETULETUM, der Sammlung lateinischer Gedichte und Briefe Birkens (PBlO.B.3.1.4, 86r/v), und ist dort durch die Überschrift als Beitrag zur Hochzeit Baums ausgewiesen:
Gedicht 217, 1659
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Nuptiis Johannis Baptistae à Baum‰orf, et Elisabethae Fürstenaviae. Viderat in viduo tot noctes condere inertes, indignata toro, Cypria Baumiaden. Quid ruta Bojorum? dixit. quid littora Moeni Pinigenae? Sponsa haut hinc placitura venit? J procul, huc accerse, Puer, quae prata Cherusca Herciniumque nemus Nymfa venusta colit. Jt citus, et matris praedam hanc imponit eburno, essedo: onus nitidum bina columba trahit. Sic fato, praeter Votum, junguntur amores: longinqua in thalamum sic Jsabella venit. Euge bonis avibus! Prato sic, Jane, virescas! Arboris ac eadem praemia poma ferat! [Zur Hochzeit Johann Baptists von Baumsdorf und Elisabeth Fürstenau Unwillig hatte Venus gesehen, daß im leeren Ehebett der Baumsprössling so viele untätige Nächte verbrachte. Was ist mit den Gefilden der Bojer, sprach sie, was mit den fichtenreichen Maingestaden? Kommt keine Braut von dort, die Gefallen findet? Dann geh weit weg, Junge, und führe herbei, was die Cheruskische Au und der Hercynische Wald, die liebliche Nymphe dort, hegt. Eilig geht er, und den Stolz ihrer Mutter setzt er auf seinen Elfenbeinwagen; zwei Tauben ziehen die schöne Last. Auf jenen Spruch hin vereinigen sich über den Wunsch hinaus Liebe und Gegenliebe. So kommt aus der Ferne Isabella ins Ehebett. Heil den guten Vögeln! Auf dieser Au, Johann, sollst du grünen, Und sie soll als Lohn des Baumes Früchte tragen.] In v. 8 steht in Birkens Manuskript "columna", offensichtlich ein Versehen. Wir haben nach der Druckfassung korrigiert. 1-8 E# ward ein Edler Baum ~ Frü¡t und Zweige hangen.] Auch dieses Epigramm beruht auf der Bildlichkeit, die sich aus den Namen der Brautleute entwickeln läßt. – 1f. E# ward ~ wurzel-au# | gehoben] Der Bräutigam war verwitwet. In der Emblematik ist der vom Sturmwind gebrochene oder entwurzelte Baum ein einschlägiges Motiv zur Umschreibung des Todes; s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 150f., 252f.
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– 2 soll auf# neu i”t eingesenket werden] Zum Bild des umgepflanzten Baumes als Symbol einer neuen Heirat s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 162. Vgl. auch die Illustration IV in der Nachrufschrift Die betrübte Pegne›# und das zugehörige Erläuterungsgedicht (S. 74-77). – 7f. Panzt er ›¡ ~ Frü¡t und Zweige hangen.] Nachkommen aus Baums zweiter Ehe sind nicht bekannt. Text 218: Ho¡ZeitLied. 158r-159r T1 CCXVIII.] CCVIII. – 6 der] Kürzel; ebenso 28, 31, 33, 49, 63 – 8 verknüp]] ver knüp] – 8 Liebe#bande] ev. Liebe# bande – 10 und] u. (ebenso 11, 15, 26, 29, 34, 48, 51) – 11 baut] baut' – 11 immer] im er (ebenso 12 zusammen – 13 Liebe#ammen – 17 Himmel# – 33 nimmt – 37 Kummer – 38 kommt) – 13 Liebe#ammen] ev. Liebe# ammen – 14 Jo¡] ¡ überschrieben – 16 We¡selkunds¡a[t] ev. We¡sel kunds¡a[t – 25 herr] h und etc-Kürzel mit Punkt – 25 erfähret] Endungs-e oberhalb der Zeile – 33 widergeben] mit der-Kürzel – 35 Herr] H. – 35 Baum#dor[] # oberhalb der Zeile – 38 kommt] durch Streichung aus kommet – 49 den] der-Kürzel statt d – 56 Aepfel] A überschrieben – 57 ›¡] i überschrieben – 59 wahr] durch Überschreibung aus waar Das letzte der zur Hochzeit Johann Baptist Baumsdorfs verfaßten Gedichte Birkens. In dem zu diesem Anlaß erschienenen Gratulatorium (s. zu Gedicht Nr. 216) ist das Lied anonym und ohne Überschrift als vierter gezählter Beitrag auf den Seiten ):( iijv-[):( iv]v gedruckt. Wegen der großen Ausführung des ersten Buchstabens der ersten Strophe sind die Verse 2 und 3 eingezogen. Eingezogen sind in den folgenden Strophen nur die jeweils ersten Verse. Die Strophenzahlen stehen – von Str. 2 an – mit Punkt über den Strophen. Abgesehen von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie oberhalb, statt vor den Eingangsversen der Strophen plazierter Strophennummern, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 6 an] in – 25 Baum#dor[] ev. Baum# dor[ – 25 herr] H. (ebenso 35 Herr) – 25 Baum#dor[] Baum#tor[ (ebenso 35) – 42 ümpfangen] umfangen – 46 i”o] i”und – 63 Bäumen-Au] BaumenAu 3-8 Jacob, zum entfernten Frath ~ ward verknüp] in Liebe#bande.] Anspielung auf die Geschichte Jakobs Gen 28f., der in Mesopotamien Lea und Rahel ehelichte. Diesen Stoff hat Birken Ende 1672 in dem Schäferspiel von Jacob/ Lea und Rahel. ausgearbeitet, das im fünften Band von Herzog Anton Ulrichs Roman Die dur¡leu¡tige Syrerin Aramena (1673; Neudruck (ed. Spahr), 1975-1983; s. Stauffer, 2007, S. 834; s. Silber, 2000, S. 424-463) abgedruckt ist. – 14-16 Zwey ›¡ mü‹en ~ die nie We¡selkunds¡a[t hatten.] Das Brautpaar kannte sich somit nicht persönlich. Die Ehe wird – wie damals üblich – zwischen den Angehörigen der Braut und dem Bräutigam arrangiert worden sein, vielleicht über den Bayreuther Arzt Adam Schaffer, der mit einer Schwester der Braut verheiratet war; s. zu Gedicht Nr. 217.– 28-31 Gott ihn au# der Fremd beglü¿et, ~ Freüd ihm von der Weser kame] Elisabeth Baumsdorf, geb. Fürstenau, stammte aus Herford in Westfalen. – 35-38 wa# Herr Baum#dor[ ~ wie zuvor.] Hinweis auf
Gedichte 218 und 219, 1659 und 1660
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den Witwerstand des Bräutigams. – 41-64 Seht die Au ~ Bäümlein s¡wanger.] Das in Birkens Epithalamien übliche Spiel mit den Namen der Brautleute. – 49-64 Trinkt ein Baum ~ geht mit jungen Bäümlein s¡wanger.] Der in Hochzeitscarmina übliche Nachkommenwunsch mit recht direkten Anspielungen auf die eheliche Sexualität. Die Ehe – bei Biedermann, 1752, Tab. CCXXIV, wurde sie nicht erfaßt – scheint kinderlos geblieben zu sein.
Text 219: Auf den Gesundbrunn bey Weidenberg in obern Marggraftum. Sonnet. 159r/v 2 der] Kürzel; ebenso 6 – 4 wunder] mit der-Kürzel; ebenso 9 Wunder – 14 wunder‰rande – 4 Zeit!] Zeit? – 5 man] ma – 7 und] u. (ebenso 13, 14) – 10 kommt] kom t In mehreren Tagebuchnotizen Birkens wird die nahe Bayreuth gelegene Weidenberger Heilquelle erwähnt (30.7.1660 (I.31; PBlO.B.2.1.3, 11r); 3.8.1660 (I.32; PBlO.B.2.1.3, 11v); 10.8.1660 (I.33; PBlO.B. 2.1.3, 12r); s. auch den Kommentar zu dem Brief von Birkens erster Frau, Margaretha Magdalena, geb. Mülegk, vom 27.10.1662 (WuK. Bd. 10, Nr. 68, S. 566, Z. 3-5). Das Datum der ersten Tagebuch-Eintragung korrespondiert mit den zeitlichen Angaben der Ende August / Anfang September 1660 gedruckten wissenschaftlichen Abhandlung Adam Schaffers (1617-1675; zu ihm s. Andrick, 1999; s. die Briefe PBlO.C.296.1-5; s. zu den Gedichten Nr. 217f., Nr. 322), der seit 1656 als Bayreuther Stadt- und Hofarzt tätig war: Warha[ter Beri¡t | vom | Ursprung/ Kra] und Wür¿ung | de#/ | Dur¡ GOtte# Gnad/ ohnfern der Für‰li¡en | Brandenburgis¡en Residentz Bayreuth/ | erö[neten | Heil-und Wunder | Brunnen#/ | Und wie derselbe mit Nu”en zugebrau¡en: | auf Gnädig‰ anbefehlen | von | D. ADAM S¡a[er/ Chur und Für‰l. Brandenb. Vormund-|s¡a[t#- Hof- Regierung#- und Stadt-Medico daselb‰en | aufgese”et. | Bayreuth/ | Gedru¿t bey Johann Gebhardt/ Anno 1660. (s. Stauffer, 2007, S. 291-293). In dieser Untersuchung, zu der Schaffer zusammen mit weiteren Kulmbacher Ärzten am 22.8.1660 vom Markgrafen Georg Albrecht von Brandenburg Kulmbach (1619-1666) beauftragt worden war (s. Widmungsvorrede, ):(iij r/v), wurde die Entdeckung der heilenden Wirkung der Quelle einer Witwe aus Warmensteinach zugeschrieben, die zum Lichtmeßtag (2.2.1660) davon getrunken hatte und daraufhin von einem Schmerzleiden geheilt worden war (S. 2). Im Juni 1660 scheint sich die Geschichte schließlich so rasch verbreitet zu haben, daß es am 30.7. (s. o.) zu einer gerichtlichen Anhörung kam, in der die positiven Eigenschaften des Wassers durch die Witwe bestätigt wurden und in deren Folge sich die Zahl der Gesundheitspilger vervielfachte (S. 2f.). Zu den prominentesten Besuchern der Quelle gehörten das Markgrafenpaar Georg Albrecht und Marie Elisabeth (1628-1664), die sich dort zusammen mit dem Prinzen Christian von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg (1627-1698; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 221) zum ersten Mal am 9.7.1660 aufhielten, bevor der große Besucheransturm Ende Juli Zugangsbeschränkungen durch die Obrigkeit erforderlich machte. Auch Schaffers empirische Untersuchung, die sich neben einer Analyse der Zusammensetzung des Quellwassers auf eine Reihe zwischen
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Juli und August 1660 gesammelter Patientenaussagen stützt, ist nicht zuletzt als Versuch zu werten, diesem Massenphänomen durch wissenschaftliche Rationalität zu begegnen und auf diese Weise "dem gemeinen Ges¡rey" ( ):(iijv ) entgegenzuwirken. Birkens Sonett Nr. 219 steht als einziger Fremdbeitrag am Ende des Druckes (S. 20) und trägt dort die Überschrift Sonnet. | Vom ie”t lau[enden Wunder-Jahr | und | obbes¡riebenen Wunder-Brunnen. Rechts unter den Versen steht Birkens Unterschrift "S. v. B." (s. Stauffer, 2007, S. 291-293; s. zu Brief Nr. 57, Z. 27f., im Briefwechsel Birkens mit seiner ersten Frau, WuK. Bd. 10, S. 527f.). Zwei Eintragungen in Birkens Tagebuch liefern weitere Informationen zur Entstehung und zum Druck dieses sowie eines weiteren Gedichtes. Zum 5.9.1660 (I.39; PBlO.B.2.1.3, 14r) hatte Birken, der sich zur Vorbereitung des Umzugs dorthin in Nürnberg aufhielt, die Abfassung zweier Gedichte notiert: "Da# BrunnLied und Sonnet verfärtigt. Verse 70." Bei dem "BrunnLied" handelt es sich um das in der Sammlung Psalterium Betulianum (PBlO.B.3.3.3, 90v/91r) enthaltene DankLied: | Uber den Gesundbrunn | zu Weidenberg im Marggräi¡en | oberhalb Gebirg#. Auch von diesem geistlichen Lied Birkens existiert eine anonym und im selben Jahr erschienene Druckfassung: Dank-Lied | über | Den im Obern Für‰enthum | Burggrafthum# Nürnberg | neu-entsprungenen | Heil- und Wunder | Brunnen | Gedru¿t zu Bayreuth/ | Bey Johann Gebhard Anno 1660. (s. Stauffer, S. 292f.). Eine Woche nach der Abfassung der Lieder notierte Birken zum 14.9.1660 (I.40; PBlO.B.2.1.3, 14v) die Überreichung von Belegexemplaren durch den Drucker Johann Gebhardt (zu ihm s. die Briefe PBlO.C.96.1-6 und zahlreiche Tagebuchnotizen; s. zu Brief Nr. 36, Z. 76-80, im Briefwechsel Birkens mit seiner ersten Frau, WuK. Bd. 10, S. 481 u. ö.): "Herr Gebhart mit den Brunndru¿ ankommen. mir 3 Exemplare verehrt." Im Druck sind wegen der größeren Ausführung des ersten Buchstabens von v. 1 die Verse 2 und 3 eingezogen. Abgesehen von Unterschieden der Orthographie und der Interpunktion sowie der anderslautenden Überschrift und der hinzugekommenen Unterschrift, weist die Druckfassung des Sonetts Nr. 219 folgende Varianten auf: 4 i”t] jüng‰ – 13 viel gute#, und] dir Lande/ daß 1f. die ganze Chri‰enheit ~ die Cronen ›¡ vertragen.] Anspielung auf den am 3.5.1660 zwischen Kaiser Leopold I., Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, König Karl XI. von Schweden und König Johann II. Kasimir von Polen-Litauen unterzeichneten Friedensvertrag von Oliva sowie den am 27.5. / 6.6.1660 zwischen Schweden und Dänemark geschlossenen Frieden von Kopenhagen, der die seit Ende des 16. Jahrhunderts zwischen Polen-Litauen und Schweden und deren Verbündeten ausgetragenen kriegerischen Auseinandersetzungen um die Vorherrschaft im Baltikum beendete. – 3f. die Krone ~ ein König i”t erlangt'.] Anspielung auf die Restauration nach der Revolution in England, die zur Exekution Karls I. (30.1.1649) und zur Ausrufung des Commonwealth geführt hatte. Die Monarchie wurde am 29.5.1660 durch die Rückkehr Karls II. aus dem Exil wiederhergestellt. – 6-8 Nur daß der Türke tobt ~ ein böse# ihm, bereitt.] Die Ausbreitung des Osmanischen Reiches, das mit der Eroberung Konstantinopels (1453), das nun Istanbul ("Stambol", v. 7) hieß, das Ende des Oströmischen Kaiserreiches besiegelt hatte und sich u. a. mit der Republik Venedig in kriegerischen Auseinandersetzungen um die
Gedichte 219 und 220, 1660 und 1661
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Vorherrschaft im östlichen Mittelmeer befand (vgl. Eickhoff, 2008; s. zu Gedicht Nr. 205), wurde vom christlich geprägten Europa mit Angst und Sorge beobachtet. Reflexe dieser Ängste begegnen öfters in den Gedichten Birkens und seiner Zeitgenossen. – 10 die Edle Panacee ~ geronnen.] Als Panacee wurde ein bereits in der Antike bekanntes pflanzliches Heilmittel bezeichnet, das bei einer Vielzahl gesundheitlicher Beschwerden angewendet wurde; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 448. Hier ist das Wasser der neuentdeckten Heilquelle gemeint.
Text 220: Zu Monsieur Georg Burkhart Lö[elholz von Colberg und Jungfrauen Mariae Reginae Lö[elhölzin Ho¡zeit. 159v-160v T2 Monsieur] Mr. – T2f. Lö[el-|holz] Lö[el|holz – T3 Colberg] Colberg. – T4 und] u. (ebenso 5, 6, 44, 48) – T4 Jungfrauen] Jf. – 1 Himmel] Him el (ebenso 2, 9, 17, 25, 33, 41, 49; ebenso 19 Flammenrei¡e – 29 Stamm – 45 ‰ammt – 45, 47 zusammen – 46 ‰ammen – 48 Stammen) – 1 der] Kürzel; ebenso 14, 25, 32, 43, 44, 52 – 3 bittseelig] g überschrieben – 19 Flammenrei¡e] ev. Flammen rei¡e – 23 Lieben] L aus l überschrieben – 44 der] Kürzel; durch Überschreibung aus den – 44 Ahnen] am Wortende ein Buchstabe gestrichen – 44 graue#] e überschrieben – 45 ‰amt] durch Überschreibung und Ergänzung aus Stamm – 46 ein#] durch Streichung aus eine# – 45 beyden] b überschrieben Mit diesem Gedicht gratuliert Birken dem Nürnberger Patrizier Georg Burkhard von Löffelholz (16361714; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCXXIX) und Maria Regina Löffelholz (1638-1705), Tochter des Nürnberger Bürgermeisters und Kriegsrates Johann Friedrich Löffelholz d. Ä. (s. ebd., Tab. CCCX.B), zur Hochzeit. Zu diesem Anlaß wurden drei Werke mit Epithalamien gedruckt, die alle im Verlag Wolf Eberhard Felseckers in Nürnberg erschienen sind. Die bislang nicht in der BirkenForschung erfaßte Publikation Johann Christoph Arnschwangers (1625-1696; zu ihm s. Will. Bd. 1 (1755), S. 42-44; s. zu den Briefen Nr. 126, Nr. 127 u. ö. im Birken-Greiffenberg-Briefwechsel, WuK. Bd. 12, S. 763-768) nennt als einzige das Datum der Hochzeit: 29.4.1661. Der Titel des Exemplars der StB Nürnberg mit der Signatur Gen. L. 55,76 lautet: Ho¡zeitli¡er | Glü¿wüns¡ung#-Gesang | De# | Wohl-Edlen/ Ge‰rengen/ Für›¡tigen und | Ho¡weisen | H. Bur¿hard Lö[el-|hol” von Colberg/ Chur-Main”. und Ho¡-|Für‰l. Wür”burg. au¡ de# Eltern Geheimen Rath#/ | Vorder‰en Losunger#/ S¡ulthei‹en/ und de# H. Rei¡# Ve‰en | allhie in Nürnberg/ so dann de# N. Hospital# zum H. Gei‰ und | de# Klo‰er# zu S. Katharina/ Wolverordneten | Peger#/ etc. | Her”geliebte‰en Sohne/ | Dem Wohl-Edlen und Ge‰rengen | Herrn Georg Bur¿hard Lö[elhol” von | Colberg/ Chur-Main”. au¡ Ho¡für‰l. Wür”-|burgis¡en Ho[-Jun¿ern/ | al# | Ho¡zeitern/ | Und de# | Wohl-Edlen/ Ge‰rengen/ Für›¡tigen und | Ho¡weisen | Herrn Johann Frideri¡ Lö[elhol” von Colberg/ | de# Jnnern Rath# alhie Eheleibli¡en To¡ter/ | Der | Wohl-Edlen/ Viel-Ehrn-und Tugendrei¡en | Jungf. Maria Regina Lö[elhol”in/ | al# Ho¡zeiterinn/ | Zu dero Chri‰l. Eh- und Ehren-Fe‰/ gehalten den 29. April 1661. | au# mitfreuendem Gemüte au[gese”t/ von | J. C. Arns¡wangern. | und zur Mu›c einge-
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ri¡tet/ von Henrico S¡wemmern. | Gedru¿t bey Wol[ Eberhard Felße¿ern. Die am Ende des Titels erwähnte musikalische Bearbeitung durch den Nürnberger Musiker und Chorleiter Heinrich Schwemmer (1621-1696; zu ihm s. MGG. Bd. 15 (2006), Sp. 437f.) ist nicht darin enthalten. Ein weiteres anläßlich der Hochzeit gedrucktes Werk ist die anonym erschienene Ekloge mit dem Titel PEGNESJSCHE | Lämmer-Vereinbarung/ | Zwis¡en | Dem Hö¡‰preißwürdigen Hirten | LUZJDOR | und der unverglei¡li¡en Schäferinn | LUZJANA. | NÜRNBERG/ | Gedru¿t bey W. E. Felße¿ern/ | Jm Jahr 1661. (s. WuK. Bd. 1, S. 695). Das Gedicht Nr. 220 ist zusammen mit dem ebenfalls von Birken verfaßten Hirtengedi¡t. | von | dem Edlen | Lucidor/ und Galathee | seiner andern Venus. (Manuskriptfassung in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1, S. 341-344, 693-697)) enthalten in dem von ihm selbst herausgegebenen Druck: Myrten-Ges¡i¡t | und | Hirten-Gedi¡t | zu | deß Ho¡Edlen | LUCJDORS | und | der Edel‰en | GALATHEE | ho¡ansehnli¡em | Ehren-Trauung#-Fe‰. | Gedru¿t bey Wol[ Eberhard Felße¿er/ Jm Jahr 1661. (s. Garber, 1974, S. 319; Stauffer, 2007, S. 305f.) Die Überschrift des dort (A1v-A2v) an erster Stelle gedruckten Liedes Nr. 220 lautet Glü¿wuns¡/ | na¡ der Trauung. In Birkens Tagebuch finden sich zwei Einträge zur Entstehungsgeschichte beider Epithalamien. Birken, der sich – bedingt durch seine Arbeit an der Habsburgerchronik – seit Ende Oktober 1660 wieder in Nürnberg aufhielt (s. WuK. Bd. 10, XXf.), hatte zwei Tage nach der Rückkehr von einem Aufenthalt in Creußen den Auftrag zur Anfertigung der Gedichte erhalten: "Mit Herrn Rietern, auf Erfordern, in# Sloß gangen, Herr Lö[elholz und sein Sohn mir zugetrunken, ein paar Lieder abgeheis¡t zur Ho¡zeit." (8.4.1661; I.79; PBlO.B.2.1.3, 26v; von Stauffer, S. 306 irrtümlich als Tag der Hochzeit bezeichnet). Einen Tag später findet sich der Eintrag "2. Ho¡zeit#Lieder Monsieur Lö[elholz verfärtigt." (ebd.) In der Marginalspalte des Tagebucheintrags wird die Anzahl der Verse mit 160 angegeben, dies entspricht der Gesamtzahl der Verse beider Lieder. Die Druckfassung des Liedes Nr. 220 weist, abgesehen von der anderen Überschrift, Unterschieden der Orthographie und Interpunktion, typographischen Hervorhebungen sowie oberhalb, statt linksseitig der Eingangsverse angebrachten Strophennummern, folgende Varianten auf: 2 Himmel] Himmel# – 18 händ] Hand – 54 nit] ni¡t 27f. woll‰ üm ~ ihre würde iede# jahr.] Georg Burkhard von Löffelholz stand bis 1666 in Diensten des Kurfürsten von Mainz. Im Jahre 1668 wurde er Amtmann des Sebalder-, 1695 des Lorenzer Waldes. – 45 Zwey au# Einem ‰amt zusammen:] Braut und Bräutigam stammten aus zwei Zweigen derselben Familie. – 53 langsam] 'spät'. – 54 ‰erbend, soll ›e nit verderben.] Die männlichen Nachkommen der Brautleute starben ohne eigene Nachkommen; s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCXXIX.
Text 221: Zu Herrn Chri‰ian# von Ry‹el Für‰li¡ Hol‰einis¡en Hofmei‰er# Ari‰ippo. 160v/161r T2 Herrn] H. (ebenso 41 Herr) – T3 Für‰li¡] Für‰l. – T3 Hol‰einis¡en] Hol‰ein und etc-Kürzel mit Punkt – 1 der] Kürzel; ebenso 2, 7, 9, 10 (2x), 16, 32, 34, 39, 40 – 2 gliedern] mit der-Kürzel; ebenso 4 verbrüdern
Gedicht 221, 1661
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– 34 Länder – 39 wunder – 4 und] u. (ebenso 14, 17, 18 (2x), 20, 28, 29, 30, 32, 36) – 9 im (2.Position)] Wortanfang g gestrichen; m überschrieben – 9 Land] and unterhalb eines gestrichenen Wortes; L überschrieben – 10 da#] Kürzel – 11 Stand] Sta d – 16 ›nken] ›nke – 28 ihm] oberhalb der Zeile – 31 Nu”] N aus n überschrieben; am Wortende ein Buchstabe gestrichen – 34 die] e überschrieben – 44 Hofmann] Hofman Dieses Ehrengedicht schrieb Birken dem aus Leipzig stammenden Übersetzer und Bayreuther Kammerrat Christian von Ryssel (1621-1689; zu ihm s. Jöcher. Bd. 3 (1751), Sp. 2335) zur Publikation seines 1661 erschienenen Werkes ARISTIPPVS | oder | vom Hofe | in | ›eben Vnterredungen | dur¡ | Herrn von Balzac | in Franzö›s¡er Spraa¡e | bes¡rieben. | Bayreuth/ | Gedrukkt und Verlegt bey Johann | Gebhardt/ im Jahr 1661. (s. Stauffer, 2007, S. 314f.). Das Original von Jean Louis Guez de Balzac ((1597-1654); s. Jaumann, 2004, S. 62f.) war 1658 unter dem Titel L'Aristippe ou de la cour erschienen. In Ryssels ARISTIPPVS ist Birkens Gedicht im Anschluß an Johann Gebhardts auf den 14.5.1661 datierte und an Ernst Graf von Abensberg und Traun (1608-1668; zu ihm s. Zedler. Bd. 45 (1745), Sp. 225f.) gerichtete Zueignung#-Schri[t auf den Seiten ):( vv / [ ):( vir] gedruckt. In der Druckfassung lautet die Überschrift des Gedichtes Nr. 221 "Lobgedi¡t", die rechts unter den Versen gedruckte Widmung Birkens lautet: "Dem Edlen Herrn Vberse”er | zu dien‰l. Ehren ges¡rieben | dur¡ | Sigmund von Birken | C.P.C. unter den Fru¡t-|bringenden der Erwa¡sene." Die Abfassung des Gedichtes hat Birken zum 10.4.1661 (I.80; PBlO.B.2.1.3, 26v) in seinem Tagebuch notiert: "Carmen zum Aristippo Herrn von Ry‹el, und S¡reiben an Herrn Gebharten. | Verse 48." Ein Briefwechsel zwischen Birken und Ryssel ist erst für die Jahre 1662 und 1663 belegt (PBlO.C.291.1-8). Er dokumentiert vor allem die intensive Zusammenarbeit der beiden Literaten an dem zum Einzug des jungen Markgrafenpaares am 30.11.1662 in Bayreuth zur Aufführung gebrachten Ballett; s. hierzu den ausführlichen Kommentar zu Brief Nr. 50 im Birken-Volkmann-Briefwechsel, Wuk. Bd. 10, S. 816-825. Als einziges Indiz für einen bereits seit 1661 existierenden brieflichen Kontakt hat sich ein zwischen April und Ende Juli 1661 zu datierendes Konzept eines Briefes an Christian von Ryssel (PBlO.B.5.0.41, 29r) erhalten, der vermutlich in unmittelbarer Nähe zur Drucklegung des ARISTIPPVS geschrieben worden ist. Die einschlägige Passage des Konzepts lautet: die Ehre, daß mein arme# Lobgedi¡t dem Aristippus vorgefügt worden, i‰ nit de# Aristippus, nit Balsak#, ni¡t de# Herrn Uberse”er#, sondern mein eigen, al# der i¡, dur¡ sothane begleitung diese# re¡tEdlen S¡ri[twerk# selb‰ empfohlen worden etc. Wie aus Birkens Briefwechsel mit dem Sekretär der Fruchtbringenden Gesellschaft in Weimar, Georg Neumark (1621-1681; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 222), hervorgeht, war Ryssel vor seiner Stellung als Bayreuther Kammerrat (s. PBlO.C.291.5 vom 12.8.1662) Hofrat des Herzogs Philipp von HolsteinSonderburg-Glücksburg (1584-1663) und Hofmeister für dessen Sohn Christian (1627-1698) gewesen. Die Verbindung zu Bayreuth existierte durch die Schwester des Prinzen, Marie Elisabeth (1628-1664),
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die seit 1651 mit Georg Albrecht von Brandenburg Kulmbach (1619-1666) verheiratet war. Ryssel hatte den Prinzen Christian 1661 auf einer Reise nach Bayreuth begleitet und sein ARISTIPPVSManuskript dem Verleger Gebhardt zum Druck übergeben. Auf Birkens Empfehlung hin wurde Ryssel aufgrund seiner übersetzerischen Leistung im November 1661 als der 'Beschirmete' in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen; s. Neumark, 1668, Nr. 775 (S. 414); s. hierzu den ausführlichen Kommentar zu Brief Nr. 31 im Birken-Volkmann-Briefwechsel, WuK. Bd. 10, S. 763-770. Zur emblematischen Eintragung in das Gesellschaftsbuch des Palmenordens hat Birken das Gedicht Nr. 236 verfaßt. Abgesehen von Abweichungen der Orthographie und Interpunktion, der anderslautenden Überschrift und der hinzugekommenen Widmung, weist die Druckfassung des Gedichtes Nr. 221 folgende Varianten auf: 11 nit] ni¡t (ebenso 25, 26) – 12 erlangt] erlernt – 19 i‰ alle] i‰# mit der – 26 ni¡t an den] und nit am – 33 uberall] überall – 35 genug] gesagt – 39 gespüret] verspüret 1-10 De# Leib# Regent ~ der Unterthanen.] Zugrunde liegt die berühmte Fabel vom Magen und den Körpergliedern, die nach Livius 2.32,8-33.4 Agrippa Menenius Lanatus, Konsul 503 v. Chr., der auf den Mons Sacer ausgezogenen Plebs vortrug und sie so zur Rückkehr nach Rom veranlaßte; s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 1212f. – 11f do¡ erbt er nit ~ ›e wird erlangt, nit angebohrn von Ahnen.] Die Auffassung, daß Adel und damit verbundene Herrscherfunktionen nicht ererbt, sondern durch Leistung erworben werden müssen, begegnet häufig bei Birken; s. Gedichte Nr. 1, v. 1-6; Nr. 2, v. 9; Nr. 19, v. 35f.; Nr. 54, v. 93-96, u. ö. – 22 wie Argu# dort in Nason# Lehrgedi¡t] Anspielung auf die Geschichte der Nymphe Io im ersten Buch der Metamorphosen (v. 568-746), in welcher der hundertäugige Argos die Rolle des Wächters spielt. – 25-32 do¡ muß er ihm ~ der Für‰ folgt endli¡ na¡.] Die Warnung vor eigennützigen und schmeichlerischen Beratern ist ein Standardmotiv von Fürstenspiegeln der Zeit und auch bei Birken häufig zu finden. – 34 die i”t viel Unheil plagt] Die meisten Territorien des Reiches hatten durch den kaum mehr als ein Jahrzehnt zurückliegenden Krieg furchtbar gelitten, und nicht überall wurde dem Wiederaufbau die nötige Aufmerksamkeit gewidmet. – 46 bey dieser er‰en Tra¡t] 'mit diesem ersten Gericht'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 11, Abteilung 1, Teil 1, Sp. 984. Erkenntnis und Kunstgenuß werden von Birken und seinen Zeitgenossen häufig mit gastronomischer Bildlichkeit zur Sprache gebracht.
Text 222: Zu de# Spro‹enden Davidis¡er Ehren Kron. 161r-162r 1 Ho[mann] Ho[man (ebenso 12 nennt) – 3 Frommkeit] From keit (ebenso 16, 20 Himmel – 22 frommen – 36 Flammen – 41 kommt) – 4 wo] danach gestrichen ‰olze – 5 Unre¡t] U aus u überschrieben – 5 Re¡t] R aus r überschrieben – 8 der] Kürzel; ebenso 11, 12, 16, 27 (2x), 30, 37 (2x), 38, 40, 44 – 14 ihm] m aus r überschrieben – 17 da#] Kürzel, ebenso 39 – 17 Glieder] mit der-Kürzel; ebenso 18 ieder – 19 Herr] H. – 20 soll] ll verschmiert – 21 und] u. (ebenso 28, 31, 32, 36) – 23f. wie etwan ~ Untergang.] zweizeilig quer
Gedicht 222, 1661
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zur Hauptbeschriftung links auf dem Rand; darüber Einfügungszeichen ____ | – 23 sang] durch Streichung aus sange – 24 Untergang] durch Streichung aus Untergange – 26 gegenspiel] ev. gegen spiel – 27 no¡] oberhalb von gestrichenem so – 27 s¡ein] durch Streichung aus s¡eint – 39 da dur¡] kein Abstand; senkrechter Worttrennungsstrich – 48 Gartenhau#] ev. Garten hau# Dieses Gedicht hat Birken für Georg Neumark (1621-1681; zu ihm s. Ludscheidt, 2002) verfaßt, der seit 1653 als 'Der Sprossende' Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft (s. Neumark, 1668, Nr. 605, S. 391) und seit 1656 deren Sekretär in Weimar war. Neben Gedichten u. a. von Johann Wilhelm von Stubenberg, Johann Michael Dilherr und Caspar Stieler steht Birkens Gedicht als vorletzter Beitrag (b2v-b3r) im Ehrengedichte-Vorspann von Neumarks Werk Chri‰li¡er | Potentaten | Ehren-Krohne. | Jn derer er‰em Theile/ | Die viel-vermehrte | Davidis¡e Rede/ | Oder au#führli¡e Poetis¡e Gedanken/ | über den 101‰en Psalm. | Jn dem zweyten Theile aber | Der große Filaret/ | Oder der zuglei¡ | Weise und Tapfere | Regent | Jn einem S¡äfergesprä¡ | vorge‰ellet/ enthalten. | Mit Kupfer‰ükken geziehret/ und mit s¡ö-|nen au# denen vornehm‰en Staat#lehrern; Son-|derli¡ aber au# H. S¡ri]/ | au¡ andern berühmten | Bü¡ern/ gezogenen Lehrsprü¡en/ Glei¡-|nü‹en und Hi‰orien erläutert. | Den Chri‰li¡en Regenten zur heilsamen Lehre/ und | löbli¡en Na¡folge herau#gegeben von dem | Spro‹enden. | Weinmar. Drukkt# in Verlegung de# Autor# | Joh. Andrea# Müller/ F. S. Hof-Bu¡dr. | Zunden/ bey Mattheu# Birknern/ Bu¡h. in Jehna. | 1675. (s. Stauffer, 2007, S. 887f.). Zwischen der Abfassung und dem Druck des Gedichtes liegen rund dreizehn Jahre. Wie aus dem Briefwechsel Birkens und Neumarks hervorgeht, war das Gedicht einem Ende August (vermutlich 20.8.1661) verfaßten Brief Birkens an Neumark beigefügt, der noch weitere "Scarteken" – d. h. kleinere Schriften (s. Zedler. Bd. 34 (1742), Sp. 558f.) – aus Birkens Bayreuther Zeit (Ende April 1658 bis Oktober1660) enthielt; s. ThHSTA Weimar: Fl. Hausarchiv A 11818, Bl. 38r-39v; s. Burkhardt, 1897, S. 31f. Die Passage in Birkens Brief lautet: Von den meinen, kommen hierbey allein ein paar Bayreuther Scarteken, sogar unfru¡tbar war der Ort vor meine Musen. Hierbey au¡ etli¡e Kupfer, zum Oe‰err. Werk gehörig. Endli¡ i‰ au¡ ein s¡le¡te# Beygedi¡t zu de‹elben Davidis¡er EhrenCrone beyligend, contentus sis, rogo hoc Platone, so gut e# dißmahl ießen können etc. Neumark hat am 29.11.1661 (PBlO.C.241.3; Eingangsvermerk Birkens vom 17.12.1661) geantwortet und sich für das Gedicht bedankt: Vor daß übers¡ikkte s¡önen Carmen zue meiner Für‰li¡en Ehrenkrohne, bedanke i¡ mi¡ zum S¡ön‰en, soll auf begebende Fälle erwiedert werden [...]. Die große Zeitspanne zwischen der Abfassung von Birkens Gedicht und der Drucklegung der EhrenKrohne ist durchaus charakteristisch für die Arbeitsweise Neumarks, der häufiger das Erscheinen seiner Werke bereits ankündigte, obwohl deren Fertigstellung noch mehrere Jahre in Anspruch nehmen sollte; s. Ludscheidt, S. 280. In seinem Schreiben vom 28.2.1674 (PBLO.C.241.28) nimmt Neumark
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noch einmal Bezug auf Birkens Ehrengedicht und räumt diesem gegenüber ein, daß auch Motivationsprobleme für die Verzögerung verantwortlich waren: Herrn Hofmann habe eine Probe meiner Davidis¡en Ehrenkrone zugesendet, so alhir in der Drukkerey an S¡uld, darzu son‰ s¡wehr zu gelangen, gefertiget wird, | wird ›¡ auf 12 biß 15 Bogen er‰rekken, der ädle Erwa¡sene hat neben dem Seligen Herrn Dilherrn mir s¡on 1661 dar zu gratulirt, so i”o dar zu komen, da# Tractätlein i‰ in so langen Jahren in# Stekken gerahten, weil die lu‰ und Mühe zum Vers¡ma¡en, bißhero verdrießli¡ gewesen, habe e# aber, auf Anmahnen ein Par vornehmen Patronen vor die Hand genommen, und mit Gott e# au#geführet. Die Überschrift des Ehrengedichte-Vorspanns von Neumarks Ehren-Krohne greift die lange Wartezeit zwischen der Abfassung und Veröffentlichung einiger Beiträge zu diesem Werk ebenfalls auf. Er lautet: Glükkwüns¡ende | Ehren-Zeilen/ | Unters¡iedli¡er/ so wohl | vornehmer Gräf- und Freyherrli¡er | Stande#Personen/ al# au¡ anderer ho¡-|s¡ä”barer Patronen/ und resp. | wehrt-gehaltener Freunde/ | Wel¡e | Zu diesem Werklein/ | Theil# s¡on vor etli¡en Jahren/ | theil# ie”o eings¡ikket wor-|den. In der Druckfassung ist Birkens Gedicht ohne Überschrift gedruckt. Unter den Versen steht die Widmung "Zu dien‰fr. Andenken übersendete diese# Ge-|ringe/ dem ädlen Spro‹enden/ seinem ho¡-|geehrten Herrn Gesells¡a]er | Der Erwa¡sene." In der Druckfassung fehlt v. 3. Der erste Buchstabe von v. 1 ist im Druck besonders groß ausgeführt, und zusätzlich zu den eingezogenen Versen der Manuskriptfassung sind die Verse 8, 32 und 40 eingezogen. Abgesehen von diesen Unterschieden, der fehlenden Überschrift und der hinzugefügten Widmung sowie Abweichungen der Orthographie und Interpunktion, weist die Druckfassung diese Varianten auf: 3 wo Stolz ~ verla¡t] fehlt. – 8 ja] (7) selb‰ – 8 Hölle] (7) Höllen – 9 nit] (8) ni¡t – 10 er] (9) E# – 10 in] (9) an – 12 wann] (11) Wenn; ebenso 13 (12), 14 (13), 15 (14) – 18 wa#] (17) Wie – 24 am] (23) Vom – 27 no¡ s¡öner s¡ein] (26) so s¡ön ›eht au# – 28 Tugend s¡rein] (27) Tugendhau# – 32 auf] (31) s¡ön – 33 wolte] (32) solte – 36 euer Föb gie‰ Gei‰ und Flammen] (35) Gei‰ und Flamm nur Föbu# gießet – 41 kommt] (40) kömt – 47 die Garten Lu‰ herau#] (46) den Musenhayn hervor – 48 die dorten blüht n䡉 eurem Gartenhau#] (47) Und s¡winget Eu¡/ also an# Sternen-Chor 1 Da# Sprü¡wort ~ lang zu Hölle.] s. Wander. Bd. 2 (1870), Sp. 704. – 2-7 wo Neid hat seine Stelle ~ da i‰ de# Satan# Rei¡.] Diese Beschreibung des höfischen Umfelds als von üblen Eigenschaften und Machenschaften geprägte Welt begegnet häufig bei Birken und ist ein einschlägiges Motiv in Fürstenspiegeln der Zeit. – 9-18 do¡ dieser Spru¡ ~ ein ieder.] Das ideale Gegenbild zu dem zuvor gezeichneten Bild eines Hofes und zugleich ein Lob des Weimarer Hofes, an dem Neumark lebte. – 12 wann sein Pala‰ der Palla# Burg ›¡ nennt] Das Wortspiel preist den Weimarer Hof als einen Kunst und Wissenschaft pflegenden. – 15 wann die Canzley A‰räen Canzel i‰] Astrea war eine Tochter der Themis, der Göttin der Gerechtigkeit; s. zu Gedicht Nr. 12, v. 5. – 17 Und wie da# Haupt, so ›nd au¡ seine Glieder:] Diesem Bild eines an der Struktur des menschlichen Körpers orientierten Staatswesens liegt die bei Livius 2.32.8-12 mitgeteilte Fabel vom Magen und den Körpergliedern zugrunde; s. zu Gedicht Nr.
Gedicht 222, 1661
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221, v. 1-10. – 19 Mark] 'Markt'; von Birken meist verwendete Wortform; s. auch v. 34. – 23f. wie etwan dort ~ na¡ de‹en Untergang.] Der Prophet und Sänger Assaph wurde von König David zur Lobpreisung der Bundeslade bestellt und gilt als Verfasser mehrerer Psalmen (Nr. 50, Nr. 73-83); s. zu Gedicht Nr. 125, v. 17. Speziell Ps 78.65-72 dürfte hier gemeint sein. – 30 der Palmenbaum s¡ma¿ha[te Frü¡te bringet.] Anspielung auf den 'Schmackhaften' Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar (1598-1662), ein Gründungsmitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft (1617; s. Neumark, 1668, S. 11; Nr. 5 (S. 229); Conermann, 1985. Bd. 3, S. 10f.) und seit 1651 deren zweites Oberhaupt. – 34-40 an sol¡em ort, ~ Salana, deine Saal?] Die hier am Beispiel Weimars praktizierte Umschreibung von Orten der Gelehrsamkeit und Kunstproduktion mit Namen und Begriffen aus dem griechischen Mythos gehört zum gebräuchlichen Formelbestand in den Gedichten Birkens und seiner Zeitgenossen; s. zu Gedicht Nr. 5. – 35 die Clarien, den klaren Claro#-Wein] "Claro#" ist das inspirierende Wasser der Musenquelle; s. zu Gedicht Nr. 12, v. 71. Die "Clarien" sind die Musen. – 36f. wo euer Föb ~ der Musen-Für‰?] Der Sonnengott Föbus / Apollon galt auch als Musenführer; s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 1475-1479. Hier ist Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar in seiner Eigenschaft als Oberhaupt der Fruchtbringenden Gesellschaft und als Förderer von Kunst und Wissenschaft gemeint. – 37-44 wo in der näh ~ mi¡ mir selb‰ abgewann.] Das "Pindu#" (v. 39) genannte Gebirge zwischen Thessalien und Makedonien galt – ebenso wie der "Helicon" (v. 38) und der "Parnaß" (v. 44) – als Sitz des Apoll und der Musen; s. Zedler. Bd. 20 (1739), Sp. 1528; Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 863f. Dort soll sich auch die Musenquelle "Hippocrene" (v. 38) befunden haben; s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 1172. Im makedonischen "Pimpla" (v. 40) war den Musen ein Berg und eine Quelle geweiht; s. zu Gedicht Nr. 27, v. 15. Daß diese Namen für Lokalitäten in Deutschland – hier für Weimar / Jena verwendet werden –, ist Ausdruck des Selbstverständnisses der damaligen Dichter, die sich in der legitimen Nachfolge der Dichter der klassischen Antike sahen. Zur 'Translatio Musarum' s. Wilhelm Kühlmann, 2006, S. 93113. – 41-43 J¡ denk e# no¡ ~ au# diesem Brunn] Anspielung auf Birkens eigene Studienzeit im nahen Jena; s. zu den Gedichten Nr. 1, Nr. 5, Nr. 9-12. Außerdem ein Selbstzitat: Birkens Jena-Gedicht in der Fortse”ung der Pegni”-S¡äferey (1645) beginnt so (s. o.): "E# bleibet unentrükkt/ e# wallt ni¡t au# den Sinnen". – 46 Erato] Als eine der neun Musen war Erato für Gesang und Tanz zuständig; s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 1475-1479. – 47 gebt un# au¡ bald die Garten Lu‰ herau#] Anspielung auf das Werk G. Neumar¿# | Für‰l. Sä¡s. Weinmar. Secr. | Poetis¡-Hi‰oris¡er | Lu‰garten. | De‹en sonderbare Ge-|s¡i¡te/ hiebevor an unters¡ie-|denen Ohrten/ eyn”eln herau# kommen/ | nunmehro aber ei‹ig übersehen/ in vielen/ | sonderli¡ mit Anmerkungen vermehret/ | und mit s¡önen Kupfer‰ükken außgezieh-|ret/ dem Kun‰-und Teuts¡liebenden/ zu | weiterem Na¡ ›nnen/ wolmey-|nenderma‹en vorge-|‰ellet. Jn Verlegeung Thom. Matthiae Gö”en#/ | Bu¡händler# in Frankfurt. | M DC LXVI. (s. Stauffer, S. 575f.; s. zu Gedicht Nr. 257). Aus Neumarks Brief vom 16.12.1663 (PBlO.C.241.7) geht hervor, daß er bereits seit wenigstens zwei Jahren an diesem Werk gearbeitet hatte.
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Text 223: Zu Herrn Johann Chri‰of Fris¡en# Beyder Re¡ten Licentiaten# und Jungfrau . . . . Fi¡erin Ho¡zeit. 162r/v T1 CCXXIII.] CCXXIII – T2 Herrn] H und etc-Kürzel mit Punkt – T2 Fris¡en#] Fris¡e# – T4 und] u. (ebenso 7, 8, 18, 31) – T4 Jungfrau] Jf. – 1 der (2x)] Kürzel; ebenso 6, 8, 20, 21, 28, 32 – 6 erwehlt] er wehlt – 6 Oerter] Oe überschrieben – 8 grünt] durch Streichung aus grünet – 11 Herr] H. – 12 Sonne] Son e (ebenso 21 gebrennet) – 15 Ascra] sc überschrieben – 17 da mit] kein Abstand; Worttrennungsstrich – 18 ihrer] aus Streichung, Überschreibung und Ergänzung – 18 Kun‰] K aus G überschrieben – 19 ma¡t] rechts auf dem Rand; Einfügungszeichen davor und in der Zeile " – 21 ni¡t] n – 22 Cytheron] r überschrieben – 23 wei‰] durch Überschreibung aus wird – 24 krönet] e überschrieben – 24 Kranz] Kra z – 27 erse”t] s aus g überschrieben – 28 Chlori#] durch Überschreibung und Ergänzung aus Flora – 29 rei‰] s überschrieben – 29 holt] h und t überschrieben – 29 Beute] t überschrieben – 30 Gott] durch Überschreibung und Ergänzung aus G. – 32 kommt] kom t – 33 komt] durch Streichung aus kome‰ – 33 wieder] mit der-Kürzel; ebenso 34 Lu[tgeeder – 35 wird] oberhalb eines gestrichenen Wortes – 35 be‰ri¿t] b und k überschrieben; c oberhalb der Zeile – 36 beglü¿t] Wortmitte undeutlich Dieses Gedicht schrieb Birken zur Hochzeit des Lizentiaten der Rechte Johann Christoph Frisch (1631-1698; zu ihm s. Jöcher-Adelung. Bd. 2 (1787), Sp. 1259f.; Fischer, 1890, VII) mit Sabina Fecher, der Tochter eines Straßburger Goldschmieds. Das genaue Datum der Hochzeit konnte nicht ermittelt werden. Aufgrund des Manuskriptumfeldes und saisonaler Bezüge (s. zu v. 34f.) ist das Gedicht wahrscheinlich zwischen Ende August 1661 und Ende 1661 entstanden. Nach dem Studium in Basel war Frisch zunächst als Geheimer Sekretär und Steuereinnehmer in Sulzbach tätig. Danach übte er folgende Tätigkeiten aus: Geheimer Registrator in Nürnbergischen Diensten, BrandenburgischBayreuthischer Amtmann in Schnabelwaid, Stadtrichter in Wunsiedel und Anwalt in Neustadt a. d. Aisch. Bei Frischs Vater, dem Nürnberger Geistlichen Johann Leonhard Frisch (1604-1673; zu ihm s. Will. Bd. 1 (1755), S. 484-486; Simon, 1965, S. 66f.) hatte Birken vom 1.5.1649 bis zum 8.11.1650 in Kost und Logis gelebt; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 45f., 96f. Nachbarschaftliche Kontakte zu Frisch, der seit 1628 Dienststellungen in Nürnberg innehatte und zuletzt Pastor an St. Egidien war, gab es bereits seit Birkens Kindheit. Johann Christoph Frisch war der ältere Bruder Maria Catharina Stockfleths (verw. Heden; 1634-1692; zu ihr s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 337-340; Jürgensen, 2006, S. 287-299; Knothe, 2009, S. 56f.), die 1669 als 'Dorilis' in den Blumenorden aufgenommen wurde. Zum Oktober und November 1669 notierte Birken im Tagebuch gegenseitige Besuche (6.10.: I.502f., PBlO.B.2.1.5, 38r; 4.11.: I.508, PBlO.B.2.1.5, 39v; 18.11.: I.511, PBlO.B.2.1.5, 40v; 19.11.: I.512, ebd.) zwischen ihm und dem 'Licentiaten Frisch', bei dem es sich um Johann Christoph und nicht, wie in Krölls Namensregister angegeben (I.489), um dessen Vater Johann Leonhard Frisch handelt. Einen letzten Besuch Frischs hat Birken zum 18.2.1675 (II.269; PBlO.B.2.1.9, 4r) verzeichnet. Zum 29.10.1669 (I.507; PBlO.B.2.1.5, 39v) hat Birken die Abfassung eines Schreibens an Frisch no-
Gedicht 223, 1661
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tiert, von dem kein Konzept erhalten ist. Darüber hinaus konnten keine Spuren einer Korrespondenz ermittelt werden. Ein Druck des Gedichtes Nr. 223 ist nicht bekannt. 1-4 Dort wo der Rhein ~ mit Jura ›¡ verbindt:] Kunstvolle Beschreibung der Gegend des südlichen Oberrheins, in der sich Frisch während seiner Studienzeit aufgehalten hatte. – 2 die Rauracer] Die Rauraker (auch Rauriker) waren ein Keltenstamm, der in der Gegend um Basel, Jura und dem Elsaß lebte; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 1341. – 3 da# neue Aug‰, de# Alten Edle# Kind] Im Zuge der Eroberung des Alpenraumes durch die Römer entstand östlich von Basel die Siedlung Augusta Raurica, wo heute die Gemeinden Augst und Kaiseraugst liegen; s. ebd. – 4 da wo Voce” mit Jura ›¡ verbindt] Gemeint ist Straßburg, der Geburtsort von Frischs Braut. Der lange, Jura genannte Bergzug erstreckt sich in Deutschland (Schwaben, Franken), der Schweiz und Frankreich. Die Vogesen sind das südwestlichste der oberrheinischen Randgebirge. Beide Gebirgszüge nähern sich einander am stärksten südlich von Straßburg, bei Mühlhausen /Mulhouse und Basel. Die Quelle der Ill, die ein Zufluß links des Rheins ist und durch Straßburg fließt, entspringt dem Jura-Gebirge. Fast alle elsässischen Vogesenflüsse münden in die Ill. – 5-10 dort, glaüb i¡ ~ an die wolken spi”en.] Zur 'Translatio Musarum' s. Kühlmann, 2006. – 5 Apollo mit den Neunen] Der Sonnengott Föbus-Apoll galt auch als Anführer der neun Musen; zu diesen s. zu Gedicht Nr. 222, v. 36f. – 7 Claro# Brunn] Die als Quelle dichterischer Inspiration geltende Musenquelle; s. zu Gedicht Nr. 12, v. 71. – 8f. wo Pindu# grünt, ~ wo viel Parna‹en ›”en] Das zwischen Thessalien und Makedonien gelegene Gebirge Pindus und der Parnaß galten als Sitz des Apoll und der Musen; s. zu Gedicht Nr. 222, v. 37-44. – 10 Cere#] Die römische Göttin des Ackerbaus und Getreides; s. zu Gedicht Nr. 159, v. 5. – 14 die Clarien] Beiname der neun Musen; s. zu v. 5; s. zu Gedicht Nr. 222, v. 35. – 15 A‰ree] Der Name Astreas, einer Tochter der Themis (s. zu Gedicht Nr. 12, v. 5), wird häufig von Birken als Synonym für die Rechtswissenschaft verwendet. – 15 Ascra] Der Names des am Rande des Helikon gelegenen Heimatortes des Dichters Hesiod; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 648. – 22 Cytheron] Das zwischen Attika und Böotien gelegene KithaironGebirge, auf dem u. a. Zeus, Hera, Dionysos und die Musen verehrt wurden; s. Der kleine Pauly. Bd. 3, Sp. 222f. – 22 Cytherea] Beiname der Liebesgöttin Aphrodite, die bei der Insel Kythera aus dem Meeresschaum geboren und an Land gestiegen sein soll; s. Der kleine Pauly. Bd. 3, Sp. 422f. – 28 Clio] Die Muse der Heldendichtung und Geschichtsschreibung; s. zu Gedicht Nr. 13, v. 39. – 28 Chlori#] Eine Nymphe, die bei Ovid mit Flora, der römischen Göttin des Frühlings gleichgesetzt wird (s. Fasti 5, v. 195f.; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 1151). Hier wird mit diesem Namen die Braut bezeichnet. – 34f. al# man¡e# Lu[tgeeder ~ wird be‰ri¿t] Dieser Verweis auf die damals in allen Gesellschaftsschichten beliebte Praxis des Vogelfangs, dem immer im Spätsommer / Herbst nachgegangen wurde, ermöglicht zugleich eine ungefähre Datierung der Hochzeit. Von Birken wissen wir, daß er mit der Technik und Terminologie des Vogelfangs wohlvertraut war; s. zu Gedicht Nr. 186 im Gedichtbuch Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1), S. 781f. Dies wird auch durch den Antwortbrief vom 20.8.
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1672 (PBlO.C.343.1) des Nürnberger Apothekers und Ratsherrn Johann Leonhard Stöberlein (seit 1672 als Polyanthus Mitglied des Blumenordens; s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 412-417; Jürgensen, 2006, S. 427-431) bestätigt, der Birken zu einer Vogelfang-Aktion eingeladen hatte und auf dessen Teilnahme-Zusage reagierte. Als "Lo¿heerd" wurde der Fangplatz bezeichnet, "auf wel¡em der Vogel‰eller seine Ne”e au#breitet und Lo¿vögel ‰ellet, damit er, in der darneben erbaueten Hütte ›”end, die Vögel, so auf sol¡en Pla” fallen, mit dem Ne”e berü¿e und fange" (s. Zedler. Bd. 50 (1746), Sp. 213-218; hier Sp. 213). Text 224: Zu Herrn Johan Jacob Saaren# O‰Jndianis¡er Rei#bes¡reibung. Sonnet. 162v/163r T2 Herrn] H. (ebenso 14) – T3 Rei#bes¡reibung] ev. Rei# bes¡reibung – 1 der] Kürzel; ebenso 2, 4, 5, 8, 9 – 2 Länder] mit der-Kürzel; n nachträglich verdeutlicht – 4 Erfahren] f überschrieben – 6 und] u. (ebenso 12, 14) – 10 da#] Kürzel – 11 erzielet] t überschrieben – 12 Europa] durch Überschreibung aus Europen oder Europer Dieses Sonett hat Birken zu der Anfang 1662 gedruckten Reisebeschreibung des in Nürnberg geborenen Söldners und Handelsmanns Johann Jacob Saar (1625-1664; zu ihm s. Zedler. Bd. 33 (1742), Sp. 23-26; Will. Bd. 3 (1757), S. 447f.; NDB. Bd. 22 (2005), S. 317f. (Siebertz)) verfaßt: Johann Jacob Saar#/ | O‰-Jndianis¡e Funfzehen-Jährige | Krieg#-Dien‰/ | Und | Wahrhaftige Bes¡reibung/ wa# ›¡ | Zeit sol¡er funfzehnen Jahr/ von Anno Christi 1644. biß Anno | Christi 1659. zur See und zu Land/ in o[entli¡en Tre[en/ in Belägerun-|gen/ in Stürmen/ in Eroberungen/ Portugäsen und Heydnis¡er Plä”e und Städ-|ten/ in marchirn, in quartirn, mit ihm und andern seinen Camerades begeben | habe/ am allermein‰en auf der gro‹en/ und herrli¡en Jnsul | Ceilon. | Psal. XXIV. vers. 1. | Die Erde i‰ de# HERRN/ und alle# wa# darinnen i‰; der Erd-|boden/ und alle# wa# darauf wohnet. Denn Er hat ihn an | die Meer gegründet/ und an den Wa‹ern bereitet. | Nürnberg/ | Gedru¿t bey Wolf Eberhard Felße¿er/ und zu nden/ bey | Johann Tauber/ Bu¡händlern/ 1662. Birkens Gedicht ist darin anonym auf der Rückseite des Kupfertitels gedruckt und trägt die Überschrift Erklärung de# Kupfer-Titul#. (s. Paas, 1990, S. 78, 365; s. Stauffer, 2007, S. 331-333.). Das Titelkupfer zeigt in Heckansicht ein nach Steuerbord feuerndes dreimastiges Segelschiff. Rechts davon ist die Vorderhälfte eines Schiffes zu sehen, welches das Feuer erwidert, links ein sinkendes Schiff, dessen Mannschaft sich in ein Boot rettet, dahinter ein beschädigt fliehendes. Auf dem Heckspiegel des zentralen Schiffes ist zu lesen: "O‰-Indi-|anis¡e | Fünfzehen | jährige | Krieg#dien‰e." Den Bildhintergrund bildet ein Küsten- und Hafengelände. Unter dem Mars des Besanmastes, links und rechts davon und links und rechts des Schiffsrumpfes stehen insgesamt fünf Spruchbänder; zu diesen s. zu v. 5f. Die Datumsangabe (12.1.1662; )( )( v) unter Saars an den Nürnberger Bürgermeister und Rat gerichteter Dedikation seines Werkes sowie das Manuskriptumfeld lassen auf Entstehung des Gedichtes zwischen Ende 1661 und Januar 1662 schließen. Saars Schilderungen seiner im Dienst der niederländischen Ostindiengesellschaft unternommenen Fahrten nach Jakarta, Sri Lanka, Persien und Mauritius ist eine von dem Nürnberger Theologen Daniel Wülfer (1617-1685; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 182) verfaßte
Gedichte 224 und 225, 1661/62 und 1662
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Vorrede | Mit einem Discours über die Holländis¡e | Krieg#-Dien‰e: | Jn | O‰-Jndien (S. 6-50) vorangestellt. Die Bitte um einen Beitrag zu diesem Werk ist sicher durch Wülfer an Birken herangetragen worden, dessen literarische Zusammenarbeit mit dem Theologen von 1655 an durch eine Reihe von Briefen und Briefkonzepten belegt ist. In der um eine etymologische Anmerkung (s. u.) erweiterten Druckfassung des Gedichtes ist der erste Buchstabe von v. 1 besonders groß ausgeführt, und die Verse 5f., 8f. und 11 sind eingerückt. Die in Birkens Manuskript durch Unterstreichungen hervorgehobenen Wörter (v. 1, 4) sind im Druck nicht in Fettdruck wiedergegeben. Abgesehen von diesen Unterschieden, der anderslautenden Überschrift sowie Abweichungen der Orthographie und Interpunktion, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 10 da# wort Erfahrung ~ heißen.] dahinter * und am Ende des Textes die dazugehörige Anmerkung (s. zu v. 10) – 12 Europa] Europen – 14 liese] ›he – 14 Herrn] Herr 5f. Erfahrung, bringt die Fahrt. ~ und holet Wi‹ens¡a[t, von fernen Landen, her:] Birkens Darstellung der Fahrten Saars als von dem Verlangen nach Wissen und Erkenntnis motivierte Bildungsreisen unterscheidet sich deutlich von dem in der Titelillustration aus fünf separaten Spruchbändern gebildeten Epigramm, in dem klar die ökonomische Bedeutung solcher Unternehmungen in den Vordergrund gestellt wird: Wir sehen und su¡en weit. Dur¡ viel Gefährligkeit. Ni¡t ohne Krieg und Streit. Die abgelegene Leut. Und ihre rei¡e beut. Die Reihenfolge der Verse ist durch z. T. in den Spruchbändern, z. T. oberhalb derselben plazierte Zahlen angezeigt. – 10 da# wort Erfahrung, muß ihm von dem Fahren heißen.] Die in der Manuskriptfassung fehlende Anmerkung lautet: Erfahren/ experiri, i‰ der Metaphoris¡e Ver‰and de# Worte# | Erfahren/ vectando vel velificando adsequi: wird also/ da# Wort Erfahrenheit/ gar bedeutsam vom Fahren abgeleitet: weil/ | dur¡ Reisen zu Land und Wa‹er/ die Welt-Erfahrung erlanget | wird.
Text 225: Zu Herrn Johann Mi¡ael Dilherrn# etc. ProfetenS¡ul. 163r-164r T2 Herrn] H. – T2 Johann] Joh. – T2 Mi¡ael] Mi¡. – T2 etc.] Kürzel mit Punkt – 1 da#] Kürzel; ebenso 2 – 1 und] u. (ebenso 7, 11, 15, 17, 20, 22, 24, 27, 29, 33, 38, 39, 40, 46) – 3 der] Kürzel; ebenso 4, 9, 12, 18, 21, 28, 34, 37, 43, 53, 59 (2x) – 6 wiedergeben] mit der-Kürzel; ebenso 10 iedermann – 17 ander – 44 Feder – 7 au#s¡enken] ev. au# s¡enken – 11 immer] im er (ebenso 15 ammet – 22 Himmel# – 46 frommer) – 16 verrinnt] mit ver-Kürzel; ebenso 18 verge‹e – 45 zuvermählen – 21 kennet] ken et – 25 s¡wanger] mit -erSchlaufe; ebenso 35 wu¡er – 27 Und] U. – 28 Freud] durch Überschreibung aus Grund – 32 die] d über-
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Apparate und Kommentare
schrieben – 34 zuüben] ev. zu üben – 46 und Ohren] zweizeilig links auf dem Rand; darüber und oberhalb von in der Zeile gestrichenem die Anda¡t Einfügungszeichen −/ – 52 Gotte#lehrer] ev. Gotte# lehrer – 54 Nahmen#Lob] ev. Nahmen# Lob – 55 Mund] d überschrieben Dieses und weitere Gedichte schrieb Birken zu Johann Michael Dilherrs Anfang Januar 1662 gedrucktem Werk Propheten S¡ul. | Da# i‰/ | Chri‰li¡e Anweisung/ | zu | Gottseliger Betra¡tung | De# Leben# und der Lehre | Heiliger Propheten | Alte# Te‰ament#: | Derer Bildnußen/ in s¡önen Kupfer‰i¡en/ | mit ›nd beygefüget. | Allerlei Stand#-Personen erbauli¡ | zu lesen/ | fürge‰ellet | von | Johann Mi¡ael Dilherrn/ Predigern | in Nürnberg/ bei S. Sebald/ und | Profe‹orn. | Nürnberg/ | Jn Verlegung Paulu# Für‰en/ Kun‰händler#. | Gedru¿t daselb‰ dur¡ Christoph Gerharden. (s. Stauffer, 2007, S. 333-335). Bereits Ende Mai 1660 hatte Birken in seinem Tagebuch (I.13, PBlO.B.5.1.3, 5r; I.14, ebd.) die Abfassung von insgesamt sechs Andachtsgedichten für Dilherrs Propheten S¡ul notiert. Auch das von Dilherr unterzeichnete Zueignungsgedicht ( [ ):( ]v - ):( ):( r) für das Fürstenpaar Manfred von Württemberg-Weiltingen (16261662) und seine Gemahlin Juliane, die Tochter des Grafen Anton II. von Oldenburg zu Delmenhorst, stammt von Birken. Aufgrund der Datumsangabe beim Druck des Widmungsgedichtes (20.1.1662), dessen Manuskriptfassung in der Sammlung S. v. B. Poetis¡e Lorbeerwälder (PBlO. B.3.1.3, 37v-39r) steht, sowie des handschriftlichen Umfeldes in der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder ist davon auszugehen, daß auch das Gedicht Nr. 125 im Januar 1662 entstanden ist. In der Druckfassung lautet die Überschrift Lobspru¡ | über diese# Bu¡. Rechts unter den Versen steht "Auß s¡uldigem Ehren-Dien‰/ ges¡rieben | dur¡ | Sigmund von Bir¿en/ | C. P." Abgesehen von diesen Unterschieden, typographischen Hervorhebungen sowie Abweichungen der Orthographie und Interpunktion, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 6 wiedergeben] wider geben – 7 qvellen] quellend – 16 Körnlein] Stäublein – 17 ander] andrer – 20 an rohtem] am rothen – 29 andren] andern – 37 nit] ni¡t – 50 geführet] geleitet – 56 im] dem 1 Wa# soll ein Lie¡t, da# niemand leü¡t und s¡einet?] Anspielung auf Mt 5.15; Mk 4.21; Lk 11.33. – 2f. wa# nü”t da# Gold ~ vergraben ligt?] Ebenso wie in v. 35f. eine Anspielung auf das Gleichnis von den anvertrauten Talenten in Mt 25.14-30 und Lk 19.12-27. – 5-9 Ein Brunngefäß ~ der Qvellbrunn aller Gaben:] Der Mensch soll danach streben, die schöpferische Tätigkeit Gottes nachzuahmen. Zur Quellen-Bildlichkeit der Gottesdarstellungen in der geistlichen Lyrik der Frühen Neuzeit s. zu Gedicht Nr. 190, v. 53-56, in Birkens Sammlung geistlicher Gedichte S. v. B. Todten-Andenken und Himmel#Gedanken. oder GOTTES- und Tode#-Gedanken (WuK. Bd. 5), S. 786f. – 20 an rohtem Kohte] Häufig von Birken verwendete Metapher für Gold und Geld; s. zu Gedicht Nr. 136, v. 37, im Gedichtbuch Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1), S. 642. – 21 Ankun[t] 'Herkunft', 'Abstammung'; häufig bei Birken; s. auch Grimmsches Wörterbuch. Bd. 1 (1854), Sp. 388. – 23-28 die Arbeit selb‰ hält er vor seine Ruh ~ in der Seelen Freud.] Die humanistische Vorstellung vom Gelehrten, der durch seine Werke Unsterblichkeit erlangt, wird bei Birken häufig um das christliche Bild der unsterblichen Seele erweitert; s. zu Gedicht Nr. 86, v. 9-11. Dilherr verkörpert dieses Ideal in seiner Eigenschaft als geistlicher Schrift-
Gedichte 225 und 226, 1662
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steller, indem er "Kun‰ und Anda¡t" (v. 24) in sich vereint. – 35f. legt ‰ät# ~ eingethan] Zu dem zugrunde liegenden Gleichnis s. zu v. 2f. – 37-40 Jhm i‰ nit gnug ~ mit raht und that:] 'Dilherr beläßt es nicht bei der 'normalen' Tätigkeit des Geistlichen.' – 44 Die Feder ~ Claro#-Fluß.] Die Musenquelle Claros (s. zu Gedicht Nr. 12, v. 71) verwendet Birken häufig als Metapher für die Inspiration oder den Prozeß des Schreibens. – 49f. Na¡dem er un# ~ vom s¡nöden La‰erpla”e:] Anspielung auf Dilherrs 1659 gedrucktes Werk Tugends¡az/ | Und La‰erplaz. | Da# i‰: | Chri‰li¡e Anweisung | zu | Gottseliger Betra¡tung | De# Leben# und Wandel# der heiligen | Erzvätter/ dapferer Helden/ und | fürtrei¡er Königen | Alte# Te‰ament#: | Derer Bildnußen/ in s¡önen Kupfer‰i¡en/ | mit beigefüget ›nd. | Allerlei Stand#Personen erbauli¡ zulesen/ | fürge‰ellet | Von | Johann Mi¡ael Dilherrn/ Predigern | in Nürnberg bei S. Sebald/ und | Profe‹orn. | Jn Verlegung Paulu# Für‰en Kun‰händler#. | Gedru¿t zu Nürnberg/ Bey Chri‰o[ Gerhard. (s. Stauffer, 2007, S. 270f.; s. WuK. Bd. 5, S. 654f.). – 55 so man¡er Famen-Mund] Das im vierten Buch der Aeneis (v. 173195) entworfene Bild der vieläugigen und vielzüngigen Fama wird bei Birken stets im positiven Sinne verwendet; s. zu Gedicht Nr. 1, v. 24.
Text 226: Zu Herrn Jacob Klinkebeil# von Grünewald, Kayserli¡er Comitiv-Würde. 164r/v T2 Herrn] H. nachträglich oberhalb eingefügt – T2 Jacob] Jac. – T2 von] v. – T3 Kayserli¡er] Kayserl. – 1 und] u. (ebenso 8, 16, 19, 20, 26, 27) – 4 gewann] gewan (ebenso 6 geronnen) – 6 Strom] durch Streichung aus Strohm – 12 verliebet] mit ver-Kürzel – 15 der] Kürzel; ebenso 17, 25, 26, 28 – 21 habt] h überschrieben – 22 da#] Kürzel – 24 Feder] mit der-Kürzel; ebenso 25 Cedernwälder (beide Positionen) – 26 Felder – 28 wandert) – 28 himmel] him el Dieses 1662 entstandene Gedicht hat Birken anläßlich der Verleihung der Comitivwürde und des Adels an den Juristen und Dichter Jakob Klinkebeil von Grünewald (1627-1694; zu ihm s. ADB. Bd. 16 (1882), S. 184 (Jentsch); Jöcher. Bd. 2 (1750), Sp. 1213; s. zu Brief Nr. 1 im Birken-KempeBriefwechsel, WuK. Bd. 13.1, S. 431f.) verfaßt. Klinkebeil stand als Notar und Fürstlich Sächsischer Sekretär in Diensten des Markgraftums Niederlausitz. Das Manuskriptumfeld sowie die zum Geburtstag Kaiser Leopolds I. (9.6.) veröffentlichte Schrift Oe‰errei¡is¡e Freuden-Fahne [...] (Wien, 1662), auf deren Kupfertitel Klinkebeil als Hofpfalzgraf ausgewiesen ist, lassen auf eine Abfassung des Gedichtes Nr. 226 in der ersten Hälfte des Jahres 1662 schließen. Bereits im Jahre 1658 hatte Birken Klinkebeil zum gekrönten Poeten ernannt; s. den auf den 1.3.1658 datierten Entwurf der von Birken ausgestellten Coronatsurkunde PBlO.C.24.23.1 und die entsprechenden Eintragungen in Birkens Verzeichnis seiner Amtshandlungen als Comes Palatinus: PBlO.A.1, 29r/v, 30v. Dazu verfaßte Birken ein lateinisches Gedicht, das in der Sammlung BETULETUM (PBlO.B.3.1.4, 80v/81r) steht und als Beitrag in einem zu diesem Anlaß herausgegebenen Gratulatorium gedruckt wurde; s. Garber, 1997, S. 170; Stauffer, 2007, S. 283-285. Im Archiv des Blumenordens ist Klinkebeils zum Dank für die Coronation gedruck-
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tes Gedicht Dan¿-Altar/ [...]. (Jena 1659; PBlO.1 (37)) erhalten. Zum 15.6.1660 hat Birken in seinem Tagebuch (I.19; PBlO.2.1.3, 7r) notiert: "S¡reiben von Herrn Klinkbeil und Ingol‰etter, neben‰ seinen gratulatorijs Zur Laurea und Bildniß. Unter andern darinn enthalten diß Anagramma Siege#mund von Birken, Gib un# die Musenkrone." Ebenfalls im Archiv erhalten sind vier Briefe (PBlO.C.173.1-4) Klinkebeils und drei Konzepte von Briefen Birkens (PBlO.5.0.3, 118r/v; PBlO.B.5.0.41, 32v, 60v-61v). Ein Druck des Gedichtes Nr. 226 ist nicht bekannt. 1-3 dortmal# war i¡ ~ vom gro‹en Ocean.] Anspielung auf die von Birken 1658 vorgenommene Krönung Klinkebeils zum Dichter, die auch in v. 9-11 thematisiert wird. Die Fülle der vom Kaiser, als dessen Stellvertreter der Comes Palatinus agierte, gewährten Privilegien bezeichnet Birken häufig mit dem Bild des Meeres, aus dem einzelne Bäche abgezweigt werden. – 6f. Ein ganzer Strom ~ Bä¡lein gießen au#] Die durch Adel und Palatinat verliehene Ehre ist ungleich größer als die durch die Dichterkrönung verliehene und setzt Klinkebeil in den Stand, nun selbst stellvertretend Gnaden zu verteilen. – 911 Ein Lorbeerbaum, ~ mit s¡öner Di¡terey.] Im Vorfeld zu Klinkebeils Dichterkrönung, die erstmals im Konzept eines Antwortschreibens Birkens vom 24.12.1657 (PBlO.5.0.3, 118r/v) erwähnt wird, äußert Klinkebeil in seinem Brief vom Januar 1658 (PBlO.C.173.1) seine Vorstellungen zum Aussehen des für sein Portrait anzufertigenden Wappens, dessen endgültige Form in Birkens Entwurf der Coronatsurkunde (PBlO.C.24.23.1) als Zeichnung enthalten ist und mit diesen Worten beschrieben wird: Ein S¡ild, in die Quäre glei¡ zertheilet, de‹en obere Feldung gelb oder goldfarb, die untere roht oder Rubinfarb, Jm grund de‹elben und auf einem dreygebühelten Berglein, ‰ehet in die Höhe über›¡ ein Lorbeerbaum, Auf dem S¡ild ein vorwart#-gekehrter Bürgerli¡er Ste¡helm, zu beyden Seiten mit einer gelben Helmde¿e, deren Aufs¡läge roht, gezieret, Auf dem Helm, wel¡er mit einem Lorbeerkranz gekrönet, ‰ehen empor zween blaue, die Ellnbogen au#wart# kehrende, mit S¡ienen und Ble¡hands¡u¡en gewa[nete, Arme, deren ieder ein Streitbeil, die Stiele einwart# Creu”weiß über einander ges¡lagen, in der Hand hält. Am unteren Rand von Klinkebeils Kupferstichportrait, das im Anhang des Gratulatoriums zu seiner Dichterkrönung enthalten ist (s. Stauffer, S. 284; s. Portraitindex der Österreichischen Nationalbibliothek: onB7685405T7685410), ist dieses Wappen abgebildet. – 13-18 ›e will, dur¡ Eü¡, ~ die MusenSöhne ehren.] S. zu v. 6. Als Hofpfalzgraf durfte nun auch Klinkebeil Dichterkrönungen vornehmen. – 15 der Baum i‰ nun ein ganzer grüner Wald] Anspielung auf Klinkebeils Nobilitierung und seinen damit verbundenen Namenszusatz 'von Grünewald'. – 19f. So, wie ihr sagt ~ bey Gott und Keyser Huld.] Der im Kupferstichportrait Klinkebeils im ovalförmigen Rahmen des Wappens angebrachte Spruch lautet: "Dur¡ Ho[nung und Gedult. Erlang ich Gotte# Huld." In der linken unteren Ecke des Portraits ist als Symbol der constantia ein Anker mit einer Banderole abgebildet, auf der "Ho[nung" steht. Diesem gegenüber ist in der rechten Bildecke als Symbol der patientia ein Gotteslamm zu sehen, dessen Standarte ein Transparent mit der Aufschrift "Gedult" trägt.
Gedicht 227, 1662/63
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Text 227: Zu Herrn Jacob Sturmen# wäls¡en Amaranthen Garten. Sonnet. 164v T2 Herrn] H. (ebenso 2 Herr) – T3 wäls¡en] wäls¡e (ebenso T3 Amaranthen (Endung) – T3 Garten) – 3 Pegni”‰rande – 4 der] Kürzel; ebenso 8, 12, 13 – 7 Wäls¡land] durch Überschreibung aus Teüts¡land – 7 verpi¡t] mit ver-Kürzel – 8 und] u. – 9 Klimmt] Klim t (ebenso 9 immer – 11 komm – 13 nimmer) – 9 höher] mit -er-Schlaufe – 11 auf daß] ev. aufdaß – 12 Pindu#] mit -u#-Kürzel Dieses Sonett schrieb Birken zu dem Werk Jacob Sturm# | VntersChIeDener Stätte | VerMehrte# Lob/ | Deß tapffer-gezierten | Wels¡en | Amaranthen-|Garten#. [...] Gedrukt ANNO CHRISTI M. DC. LXIII. (s. Stauffer, 2007, S. 361f.) Bei dem Verfasser der Schrift, Jakob Sturm (zu ihm s. zu Brief Nr. 17, Z. 2023, im Birken-Schottelius-Briefwechsel, WuK. Bd. 9, S. 776), handelt es sich um einen um 1640 in Spremberg in der Lausitz geborenen und in Altdorf eingeschriebenen Studenten der Rechte, der Birken Ende 1661 von Johann Wilhelm von Stubenberg (1619-1663; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 153) empfohlen worden war; s. Briefe Nr. 55, Z. 11-15; Nr. 57, Z. 25-27; Nr. 58, Z. 18f.; Nr. 58a, im BirkenStubenberg-Briefwechsel, WuK. Bd. 9, S. 965, 970, 972, 973f. Am 18.3.1662 krönte Birken ihn zum Dichter, ernannte ihn zum Notar und erteilte ihm einen Wappenbrief; s. PBlO.A1, 29rb; 29va, b; 30ra. Birkens Konzeptbuch (PBlO.B.5.0.41) enthält zum Februar 1662 die Abschrift eines von Andreas Ingolstetter (zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 417-426; Jürgensen, 2006, S. 423-427) – möglicherweise auch von Birken in Ingolstetters Namen – verfaßten lateinischen Ehrengedichtes für Sturm (33v). Zum 24.5.1662 hat Birken dort (PBlO.B.5.0.41, 35r) den Auszug eines Briefes Stubenbergs eingetragen, in dem dieser Sturm zur Poetenkrönung gratuliert. Einem vermutlich Ende Februar 1664 in das Konzeptbuch (PBlO.B.5.0.41, 50r) eingetragenen Kommentar zu einem Schreiben Sturms nach zu urteilen, muß es Ende 1663 / Anfang 1664 zu einem Zerwürfnis zwischen Birken und seinem Schützling gekommen sein; s. auch die Eintragungen in Birkens Tagebuch zum 5. und 6.6.1664 (I.124; PBlO.B.2.1.4, 11r). Das Manuskriptumfeld des Gedichtes Nr. 227 legt Entstehung in der ersten Hälfte des Jahres 1662 nahe. Im Ehrengedichte-Vorspann von Sturms 'Amaranten-Garten', einer dichterischen Abbildung vornehm‰er Stätte | de# zweiten Erdis¡en Paradeise#/ ITALIA (a2r), der u. a. Beiträge Johann Gabriel Majers, Andreas Ingolstetters, Johann Wilhelm von Stubenbergs und seines Sohnes Rudolf Wilhelm enthält, ist Birkens Gedicht mit der Überschrift SONNET: gedruckt ([a3]r). Rechts unter den Versen steht Birkens Name in der Fruchtbringenden Gesellschaft, "Der Erwa¡sene." In der Druckfassung ist der erste Buchstabe von v. 1 besonders groß ausgeführt und bewirkt den Einzug von v. 2. Abgesehen von typographischen Hervorhebungen sowie Abweichungen der Orthographie und Interpunktion, weist die Druckfassung sonst folgende Varianten auf: 2 von] vom – 3 den] dem – 6 eurer] euer – 9 Klimmt] Stimmt – 11 geronnen] gerunnen 4f. der Tyberuß, ~ da# selb‰e Meer] Rom betrachtete das Mittelmeer als 'Mare Nostrum', weil es sämtliche an dieses Meer angrenzenden Territorien beherrschte. Die Anbetungs-Metapher in v. 4 leitet sich
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davon ab. Daß der Tiber am Pegnitzstrand 'rauscht', bezieht sich darauf, daß Sturm sein Werk in Nürnberg hatte drucken lassen. – 10-12 zum Musenberg, ~ der Pindu#] Das "Pindu#" (v. 12) genannte Gebirge zwischen Thessalien und Makedonien galt – neben Helikon und Parnaß – als Sitz des Apoll und der Musen; s. s. zu Gedicht Nr. 222, v. 37-44. Dort soll sich auch die hier als "Pferde-brunnen" (v. 10) bezeichnete Musenquelle Hippokrene befunden haben; s. ebd. zu v. 37-44. – 12f. von Amaranthen ~ der nimmer welket] Die Amarante (s. Zedler. Bd. 1 (1732), Sp. 1648-1651) war auch Birkens Blume im Pegnesischen Blumenorden.
Text 228: Glü¿wuns¡. Zu Herrn Carl# von Stein Für‰li¡ Brandenburgis¡en geheimen Raht# und Hofraht#directoris, au¡ Hofri¡ter#, betrettner Canzler Stelle. 164v-166r T2 Glü¿wuns¡] Glu¿wuns¡ – T3 Herrn] H. – T3 Für‰li¡] Für‰ und etc-Kürzel mit Punkt – T4 Brandenburgis¡en] Brb und etc-Kürzel mit Punkt – T4 und] u aus a überschrieben – T5 directoris] überwiegend lateinische Schreibung – T5 au¡] durch Überschreibung aus und – 1 Himmel] Him el (ebenso 51; ebenso 29 Flammen – 42 Himmelplan – 48 vernommen – 49 kommen – 56 ammt) – 4 der] Kürzel; ebenso 17, 20, 27, 46, 59, 62, 65 – 5 verlieren] durch Streichung aus verliehren – 6 und] u. (ebenso 15, 30, 39, 66, 68, 76, 77, 78, 79) – 6 die] d aus der-Kürzel überschrieben; ie unterhalb der Zeile – 19 au#ge‰i¿et] ev. au# ge‰i¿et – 26 zuwandern] mit der-Kürzel; ebenso 43 wiederbra¡t – 45, 49 wieder – 46 Brüder – 50 andern – 66 Ruder – 33 Prangen] Pra gen (Pr überschrieben) – 39 Sonnen] S überschrieben – 40 Na¡tverdruß] ev. Na¡t verdruß – 41 da mit] dazwischen Worttrennungsstrich – 41 neüer] erstes e überschrieben – 43 wiederbra¡t] ev. wieder bra¡t – 44 unser] undeutlich überschrieben aus unsren – 49 wieder kommen] ev. wieder¯ (mit ver-Kürzel; sc und öt ¯ überschrieben) – 66 da#] Kürzel – 67 regirn] kommen – 64 vers¡önt] vers¡öt durch Streichung aus regiern (n undeutlich aus en überschrieben) – 70 führn] n über gestrichener enSchlaufe – 72 theurer] theuere Dieses Glückwunschgedicht hat Birken im Auftrag und im Namen des Bayreuther Druckers Johann Gebhardt zum Dienstantritt des Juristen Carl von Stein (1626-1675; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 267 in der Sammlung S. v. B. Todten-Andenken und Himmel#-Gedanken. oder GOTTES- und Tode#-Gedanken (WuK. Bd. 5, S. 918f.)) als brandenburgisch-bayreuthischer Hofkanzler verfaßt. Es ist einziger Bestandteil des Gratulatoriums Glü¿-Zuru[ | zu | De# Ho¡wohlEdelgebohrnen/ Ge‰ren-|gen und Mannve‰en | Herrn | Carl# von Stein/ | auf Entman#berg/ Rupert#/ O‰- und | Nordheim/ | Für‰l. Brandenb. Fürtre[li¡en geheimen | Raht#/ HofRaht#-Directoris und | Hofri¡ter#/ | Ehr-Aufnahme/ | Al# | Jhr Ho¡Adel. Ge‰r. Magnifizentz | zur | ho¡ansehnli¡en | Can”ler-Stelle | den I. Nov. | Anno M DC LXI. | wohlgewürdigt und erhoben worden: | ange‰immet | von | Johann Gebhardt/ Bu¡dru¿ern | in | BAYREUTH. (s. Stauffer, 2007, S. 324f.). Von Stein, der seit 1653 in Diensten des Fürstentums stand, wurde Ende Juni 1656 der Entourage des jungen Markgrafen Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth (1644-1712; zu ihm s. ADB.
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Bd. 4 (1876), S. 159-162) als Reisebegleiter zugewiesen, in der sich auch der spätere Generalsuperintendent Caspar von Lilien (1632-1686; zu ihm s. Zedler. Bd. 17 (1738), Sp. 1206-1209; Simon, 1930/31, S. 190; Kröll, 1976) befand. Die während dieser Reise geführten Diarien bildeten später das Ausgangsmaterial für Birkens Werk Ho¡Für‰li¡er Brandenburgis¡er VLYSSES: [...] (Bayreuth 1668; s. Stauffer, S. 673-676). Als Christian Ernst nach seiner Rückkehr Ende Oktober 1661 die Regentschaft antrat, ernannte er von Stein zum Staatsrat und Kanzler. 1663-1668 war von Stein markgräflicher Gesandter beim Reichstag in Regensburg, 1669 folgte seine Erhebung in den Reichsfreiherrenstand. Birken war seit seiner Bayreuther Zeit (Ende April 1658 bis Ende Oktober1660) mit von Stein bekannt und stand in freundschaftlicher Beziehung zu ihm; s. den Brief des Bayreuther Gymnasialprofessors und Mitglieds des Pegnesischen Blumenordens Joachim Heinrich Hagen vom 23.12.1672 (PBlO.C. 118.16). Aus dem anläßlich des Todes des Kanzlers verfaßten Brief Hagens vom 5.10.1675 (PBlO. C.118.30) geht hervor, daß es einen – offenbar recht intensiven – Briefwechsel zwischen Birken und von Stein gegeben haben muß. In Birkens Archiv sind allerdings nur zwei kurze Schreiben von Steins vom 22.10.1668 (PBlO.C.336.1) und vom 3/13.7.1670 (PBlO.C.336.2) erhalten. Birken hat eine Reihe von Gedichten für Carl von Stein verfaßt. Zum Tod der ersten Frau von Steins schrieb er 1664 ein Trauergedicht (Gedicht Nr. 175 in Birkens Sammlung S. v. B. Todten-Andenken und Himmel#-Gedanken (WuK. Bd. 5, S. 223-226, 758-761; s. Stauffer, 2007, S. 462-464 (ohne Manuskriptnachweis)) sowie ein Portraitgedicht zu einem von Jacob von Sandrart angefertigten Bild der Toten; s. ebd. S, 485f.; s. zu Gedicht Nr. 255. Ein weiteres Trauergedicht im Auftrag von Steins, dessen Manuskriptfassung in der Sammlung S. v. B. Poetis¡e Lorbeerwälder (PBlO.B.3.1.3, 115r-118r) steht, verfaßte Birken 1668 zum Tod des Erzbischofs von Salzburg, Graf Guidobald von Thun; s. Stauffer, 2007, 653f. Ebenfalls in der Sammlung S. v. B. Poetis¡e Lorbeerwälder (113r-114v) steht ein Epithalamium, das Birken zur zweiten Hochzeit von Steins im Jahre 1668 geschrieben hat und das in dem zu diesem Anlaß gedruckten Gratulatorium enthalten ist; s. Stauffer, 2007, S. 654-656. Zum Tod von Steins im Jahre 1675 schrieb Birken ein Epicedium, das ebenfalls gedruckt wurde (s. ebd., S. 913-914) und dessen Manuskriptfassung in der Sammlung Todten-Andenken (Gedicht Nr. 267, WuK. Bd. 5, S. 364-366, 918f.) steht. Im Druck des Gedichtes Nr. 228 folgt auf die Titelseite keine weitere Überschrift. Unter dem letzten Vers steht "Ende". Der erste Buchstabe von v. 1 ist besonders groß ausgeführt und bewirkt größeren Einzug von v. 2. Abgesehen von diesen Unterschieden sowie Abweichungen der Orthographie und Interpunktion, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 6 die] de# – 13 ihrer] ihre – 14 Li¡te#] Lie¡te# – 33 Prangen] Wangen – 43 wiederbra¡t] widerbra¡t – 45 wieder] wider – 49 wieder kommen] widerkommen – 67 regirn] regieren – 70 führn] führen 1-50 Höfe, Himmel ›nd der Erden: ~ ein Lie¡t, von dem andern spri¡t.] Die Kosmosbildlichkeit wird – nicht nur von Birken – häufig für das Verhältnis des Fürsten zu seinen Räten und für ein der Ordnung Gottes gemäßes Regiment verwendet. Der Fürst wird als Zentralgestirn und Sonnengott "Phöbu#" (v. 6)
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dargestellt, der von den Gestirnen seines Hofstaates (v. 9) umgeben ist. – 11-20 Wann die Sonne geht zu Bette ~ Eben diß der Für‰e ma¡t.] Verbildlichung der Aufgaben der Räte in Zeiten, in denen der Fürst abwesend ist. – 21-30 Seine Sternen Jhn begleiten ~ und wei‰ seinen Feuer-Gei‰.] Verbildlichung der Stellung des wichtigsten der Räte, des Kanzlers. "Hesper" bzw. "Phosphor" sind Namen des Morgen- bzw. Abendsterns, des Planeten Venus, der als erster am Himmel erscheint und als letzter untergeht. – 3137 Dortmal#, eh zu Gott gegangen ~ Feili”s¡, de‹en Pho#phoru#.] Markgraf Christian (1581-1655) der Großvater Christian-Ernsts, war am 30.5.1655 gestorben (s. Bayreuther Markgrafenbüchlein, 1910, S. 36-45). Urban Caspar Freiherr von Feilitzsch (1586-1649; zu ihm s. NDB. Bd. 5 (1961), S. 57) war Geheimer Rat und Kanzler in Diensten des Markgrafen Christian. – 39f. Sonn' und Sonnen-Bot entwi¡en, | ließen un# in Na¡tverdruß.] Anspielung auf die Interimsphase nach dem Tod Christians. Da sein Sohn, Erbprinz Erdmann August, bereits 1651 gestorben und sein Enkel, Christian-Ernst, noch minderjährig war, führte bis zum Oktober 1661 Georg Albrecht (1619-1666; zu ihm s. NDB. Bd. 6 (1964), S. 206), der Onkel Christian-Ernsts, vormundschaftlich die Regierung des Fürstentums Bayreuth. – 4144 J”und, da mit neüer Sonne ~ unser andrer Chri‰ian:] Am 29.10.1661 hatte Markgraf Christian Ernst die Regierung angetreten. – 45-64 grü‰ mit Jhm un# Pho#phor wieder ~ den da# Wei#heit-Gold vers¡önt!] Das Verhältnis des neuen Kanzlers von Stein zu seinem jungen Fürsten und dessen Hofstaat wird mit derselben kosmischen Bildlichkeit beschrieben wie das seines Amtsvorgängers (s. zu v. 27) zu Markgraf Christian. – 61-68 Wehrte Kron de# Adel‰ande#! ~ seit Jhr Nord-Stein und Magnete] Spiel mit von Steins Namen, das dessen Bedeutung für das Fürstentum als Garant für Stabilität (v. 62), als landesweites Vorbild (v. 63) und als die Richtung der Staatsgeschäfte bestimmende Größe (v. 68) unterstreichen soll. – 65-70 Nun der Für‰ ›¡ fand zum Ma‰e, ~ hel[t die Wolfart portwärt# führn.] Abermals Anspielung auf die mit der Regentschaftsübernahme Christian-Ernsts eingetretene neue Situation. Die Beziehung zwischen Fürst und Kanzler erscheint nun in nautischer Metaphorik. Die Verbildlichung des Staatsapparates als Schiff ist recht verbreitet; s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 688f., 1454, 1474, 1479. In seiner Eigenschaft als "Nord-Stein und Magnete" (v. 68) ist Kanzler von Stein für die zuverlässige Ausrichtung der Räte und Beamten verantwortlich, was als Akt des 'Streichens' (v. 69), i. e. des Magnetisierens von Kompaßnadeln (s. Zedler. Bd. 6 (1733), Sp. 862) dargestellt wird. Auf diese Weise wird eine sichere Navigation des Staatsschiffes (v. 67) ermöglicht. Das Bild des Kompasses als Instrument der Ausrichtung auf den rechten Glauben ist ebenfalls Teil der emblematischen Tradition; s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 1472.
Text 229: Dru¿erey-Ubers¡ri]. 166r-167v Epigramm 1: 1 der] Kürzel – 1 komm] kom – 1 und] u. (ebenso 2) Epigramm 2: 1 Edelmann] Edelman – 1 der] Kürzel; ebenso 3
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Epigramm 4: 1 Wunder] mit der-Kürzel – 1 komme] kom e – 1 an:] vor dem Doppelpunkt Rufzeichen gestrichen Lied: 1 1.] 1 (ebenso 29 8.) – 1 kommt] kom t (ebenso 1 willkommen – 34 Pre##hammer – 50 bekommen – 54 Himmel) – 1 der] Kürzel; ebenso 9, 17, 24 (2x), 25, 32, 33, 34, 35, 36, 44, 45, 54, 56) – 4 und] u. (ebenso 16, 26, 31, 35, 53) – 9 ligt] durch Streichung aus liegt – 13 da#] Kürzel; ebenso 15, 30, 46, 51 (2x) – 13 man¡er] mit -er-Schlaufe; ebenso 24 Trager – 14 Maß] M aus m überschrieben – 20 aufges¡au[elt] erstes f überschrieben – 25 unters¡iebt] zweites e oberhalb der Zeile – 26 verübt] mit ver-Kürzel – 29 dann] d überschrieben – 31 Widerdru¿] mit der-Kürzel; ebenso 38 andern – 43 wieder – 32 Corrector] überwiegend lateinische Schreibung; ebenso 35 correct – 35 revidirt – 42 in#] # überschrieben – 43 wieder] aus wie der nachträglich verbunden – 45 au¡] a. – 47 muß] ß aus s überschrieben – 49 13.] 13 (nachträglich oberhalb vorgesetzt) – 50 soll] ev. sol – 51 Rhein] davor gestrichen Reihn Diese vier Epigramme und das aus vierzehn Strophen bestehende Lied sind 1662 ohne Angaben des Verlages und Verlagsortes anonym auf einem Flugblatt gedruckt worden; s. das Exemplar der Stadtbibliothek Nürnberg, Ebl. 20.033 (Nor. K. 6528); VD17 75:710638P; nicht bei Stauffer. Der Text zeigt viele Gemeinsamkeiten mit dem Gedicht Nr. 299 aus dem Jahr 1668. Das Flugblatt, das die Vorzüge der 'Edlen Druckerei' nicht nur verbal, sondern auch formal durch Verwendung unterschiedlicher Drucktypen, Formatierungen und Zierleisten zur Geltung bringt, weist inhaltlich wie formal Parallelen zu einem 1654 in Lüneburg zu Ehren Herzog August d. J. von Braunschweig Lüneburg (1579-1666) produzierten Druck auf, dessen Titel lautet: Labyrintis¡e Lob-Rede | Der Edlen/ zweihundert und vierzehenjährigen ho¡-nü”li¡en freyen Kun‰ | Bu¡dru¿erey: | Ani”o dur¡ der fürneme‰en gemelter löbli¡en Kun‰ Instrumenten und Wer¿zeug Eine#/ der wohl-au[tragenden Ballen/ dur¡ Labyrintis¡e Maeandre›rung; Beneben‰/ zu be‹erer Information | und Na¡ri¡tung in gemeinen S¡ri[ten fürgetragen/ und fein leserli¡ darge‰ellet: | Dem Dur¡leu¡tigen/ Ho¡gebornen Für‰en und Herrn/ | Herrn | AUGUSTO, | Her”ogen zu Brauns¡weig und Lüneburg/ etc. [...]. (Lüneburg 1654; s. Harms. Bd. 1 (1985), S. 150f.). Dieses Flugblatt, das u. a. die Nützlichkeit der Drucktechnik für kirchliche und weltliche Obrigkeiten hervorhebt, steht – ebenso wie Birkens Gedicht – in der bereits im 15. Jahrhundert einsetzenden Tradition von Lobgedichten auf die 'Kunst Mechanik', in denen der Buchdruckerkunst aufgrund ihrer revolutionären Bedeutung für die Vervielfältigung, Verbreitung und Konservierung von Wissensbeständen eine herausragende Rolle zugebilligt wird; s. Kühlmann, 1990. Es findet sich kaum ein namhafter Dichter der Zeit – sei es Fleming, Tscherning, Zesen, Rist oder Harsdörffer –, der nicht einen Lobgesang auf das Druckerhandwerk verfaßt hätte, wobei im zeitlichen Umfeld des zweihundertjährigen Jubiläums der Erfindung des Buchdrucks im Jahr 1640 eine deutliche Häufung solcher Texte festzustellen ist; s. Doms, 2011. Neben diesen Lobpreisungen der Druckerei in Gedichtform entwickelte sich zu Beginn des 17. Jahrhunderts mit den für angehende Buchdrucker und Korrektoren verfaßten Lehrbüchern und
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'Format-Büchlein' zugleich eine fachspezifische Textsorte, deren Schwerpunkt auf der Vermittlung der handwerklichen Fähigkeiten und des benötigten Fachvokabulars liegt. Birkens Gedichte Nr. 229 und Nr. 299 weisen Elemente beider Traditionen auf. So werden in beiden Gedichten die Aspekte der mühelosen Vervielfältigung und Haltbarmachung von Informationen genannt, das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der – mit einer Vielzahl an Termini technici versehenen – Auflistung der zur Herstellung eines Druckes erforderlichen Arbeitsschritte, mit der Birken seine eigene Kenntnis des Druckergewerbes belegt. Da Birken häufig redaktionelle Tätigkeiten an der Schnittstelle zwischen Autoren, Kupferstechern und Verlagen / Druckereien übernahm (s. Laufhütte, 2007, S. 139-152), hatte er ein ureigenes Interesse daran, sich dieses handwerkliche Wissen anzueignen, um Texte zum Druck vorzubereiten oder diesen zu überwachen. Neben dem direkten Kontakt zu den in Bayreuth und Nürnberg ansässigen Druckereien kommen auch die bereits erwähnten Fachpublikationen als Vermittlungsinstanzen solchen Fachwissens in Frage. Im Jahre 1634 erschien die deutsche und erweiterte Fassung eines zuerst 1608 von dem Arzt Hieronymus Hornschuch (1573-1616; zu ihm s. Zedler. Bd. 13 (1735), Sp. 894) in lateinischer Sprache verfaßten Lehrbuches: Ὀρθοτυπογραφία. | Da# i‰: | Ein kur”er Unterri¡t/ | für diejenigen/ die gedru¿te Wer¿ | corrigiren wollen; | Vnd | Eine erjnnerung für die/ wel¡e | ihre S¡ri[ten/ oder verfertigte Wer¿ | au#gehen la‹en/ | Nü”li¡ und nothwendig. [...] (Leipzig 1634). Insbesondere das im Anhang (S. 107-133) anonym gedruckte Lehrgedicht Der edle Grei[/ | Poetis¡/ vnd in kurtzen Rei-|men verfa‹et vnd für-|ge‰ellet. | Zu sonderli¡en Ehren | Der Lobwürdigen Ho¡berühmten | Kun‰ Bu¡dru¿erey. enthält eine Reihe dieser Fachbegriffe. Im vierten Teil der GESPRAECHSPJELE Georg Philipp Harsdörffers gibt es im 196. Spiel eine Bü¡er oder Bü¡sen überschriebene Passage (S. 407-417), in der ebenfalls die Fachsprache der Drucker (S. 412f.) verwendet wird und sogar nach Art der Ὀρθοτυπογραφία Muster der unterschiedlichen Drucktypen aufgeführt sind. Birkens Gedicht Nr. 229, das durch den intensiven Gebrauch von Fachvokabular noch konsequenter eine Synthese von fachsprachlicher und ästhetischer Kommunikation darstellt, wurde später selbst Bestandteil einschlägiger Publikationen. Im zweiten Teil des Lehrwerks Der | so nöthig al# nü”li¡en | Bu¡dru¿erkun‰ | und | S¡ri]gießerey [...] (Leipzig 1740) findet sich ein Rä”el auf die Bu¡dru¿erey (S. 213), das aus den Epigrammen 3 und 1 zusammengesetzt ist. Das Flugblatt mit dem Druck der vier Epigramme und des Gedichtes bietet einen architekturartigen Rahmen aus Zierelementen mit einem breiten flachen Sockel, einem in der Mitte geteilten nahezu quadratischen Mittelteil und darüber einer Kuppel, neben der links und rechts auf kleinen Podesten je ein Baum mit rhombischer Krone steht. Die beiden Hälften des Epigramms 3 sind in den rautenförmigen Zierrahmen – stilisierten Baumkronen – in der oberen linken bzw. rechten Ecke des Flugblattes angebracht. Dazwischen – in der Kuppel – sind in zentraler Position und typographisch stark hervorgehoben die Verse des Epigramms Nr. 1 gedruckt. Sie sind – ebenso wie die danebenstehenden – im Lapidarstil angeordnet. Auf der rechten und linken Seite des Epigramms Nr. 1 sind, ebenfalls innerhalb der Kuppel, die beiden Hälften des Epigramms Nr. 2 kreisförmig innerhalb blumenförmiger Zier-
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rosetten angeordnet. Darunter stehen im quadratischen Mittelteil zweispaltig und ohne Strophennummern die Verse des Liedes in breiten Zierrahmen (v. 1-28; 29-56). Die Strophen sind durch Spatien und Zierelemente voneinander abgegrenzt. Im Sockelbereich steht links: Diese Kun‰ der Dru¿erey/ soll er‰li¡ erfun-|den haben/ Johann Fau‰/ ein Burger zu | Mainz/ mit seinem Diener Peter S¡äfern | von Germer#heim. Die Stra#burger Chronik | s¡reibt diese Erndung zu ihrem Burger Johann | Mentelin/ und seinem Diener Johann Gänseeis¡. Im Sockelbereich steht rechts: Weil e# ihnen aber ni¡t von ‰atten gehen wollen/ | haben sie die Sa¡e einem rei¡en von Adel/ Johann | Guttenberg/ zu Mainz daselb‰/ entde¿et/ de‹en | Ver‰and vollend# da# Werk zum Stand gebra¡t. | I‰ ges¡ehen Anno 1440. eben in dem Jahr/ da | Frideri¡ der IV, zum Kaiser erwählet worden. Zwischen diesen beiden Texten steht "Gedru¿t nach Erndung der Dru¿erey/ | im 222. Jahr/ | Na¡ Chri‰i Geburt 1662." Von diesen Unterschieden, typographischen Hervorhebungen sowie Abweichungen der Orthographie und der Interpunktion abgesehen, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: Epigramm 3: 2 Edelmann] Edelmann. | 1440. – Lied: 3 Kun‰] Kün‰ – 7 einen] einem (ebenso 39) – 18 denkt] dru¿t – 19 den] dem – 26 Knarrn verübt] Knarren übt – 31 Widerdru¿] Wiederdru¿ – 32 na¡ den Fehlern] auf Errata – 39 ab] na¡ – 44 lie‰] legt – 47 da# muß herna¡ die Farb' au¡ trinken] und feu¡t e# an/ daß e# die Farb trink – 56 unsren] unsern Epigramm 2: 3f. Ein Mön¡, ~ erfunden hat die Stü¿e] Der Franziskanermönch Bertold Schwarz gilt als Erfinder des Schießpulvers; s. Zedler. Bd. 35 (1743), Sp. 1923. Lied: 9-48 Jn Kä‰en ligt ~ soll bey dem dru¿en seyn.] Die Erläuterung der Fachtermini erfolgt nach der Ὀρθοτυπογραφία [...] (Leipzig 1634; s. o.) und dem Versu¡ | eine# wohl eingeri¡teten | Wörterbu¡#, | Worinnen | die mei‰en Kun‰wörter, | Wel¡e | So wohl in den Bu¡dru¿ereyen, al# | au¡ bey andern Profeßionen, so mit den-|selben eine Verwandts¡a] haben, | gebräu¡li¡ ›nd, | Jn alphabetis¡er Ordnung angeführet, und | deutli¡ erkläret werden. Er steht auf den Seiten [161]-242 im ersten Teil des Lehrwerks: Die | so nöthig al# nü”li¡e | Bu¡dru¿erkun‰ | und | S¡ri]gießerey, | mit ihren S¡ri]en, Formaten | und allen dazu gehörigen Jn‰rumenten | abgebildet und klärli¡ bes¡rieben, | und neb‰ einer kurzgefaßten Erzählung | vom Ursprung und Fortgang der Bu¡dru¿erkun‰, überhaupt, | insonderheit von den vornehm‰en Bu¡dru¿ern in Leipzig | und andern Orten Teuts¡lande# | im 300 Jahre na¡ Erfindung derselben an# Li¡t ge‰ellet. | Mit einer Vorrede | Herrn Johann Erhard Kappen#, | Prof. Eloqu. Publ. in Leipzig und de# großen Für‰en-Collegii | Collegiaten# daselb‰. | Leipzig, bey Chri‰ian Friedri¡ Geßner 1740. [künftig: Geßner] – 11 da# Exemplar dort im Tenakel ‰eht] "Tena¿el, i‰ ein längli¡te# Hol”, wel¡e# unten einen Sta¡el hat, damit e# an die Se”kä‰en ge‰e¿et wird. Auf da‹elbige ‰e¿et der Se”er da# Exemplar, wel¡e# er se”en will, und befe‰iget sol¡e# mit dem Divisorio, wel¡e# wie ein Bu¡halter zwey Zan¿en hat." (Geßner, S. 231). – 12 worau# die Zeil zu Winkelha¿en geht] "Win¿elha¿en, i‰ ein eiserne#, ‰ählerne#, oder me‹inge# In‰rument vor die Se”er, wel¡e# gan” genau von innen und ausen, einen geraden Win¿el haben muß, damit die darein gese”ten Zeilen re¡t au#ges¡lo‹en werden
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können." (Ebd., S. 239). – 14f. wann, na¡ dem Maß, viel Zeilen einges¡i[t ~ auf da# Bret:] "S¡i[, heißt bey den Dru¿ereyen da#jenige In‰rument von Hol”, worinnen der Se”er die Columnen verfertiget, mit Bindfaden, oder sogenannten Columnens¡nur, au#bindet und sol¡e dur¡ Hülfe der in S¡i[ ›¡ bendli¡en S¡i[zunge auf# Bret bringet." (Ebd., S. 225). – 15 Column] "Columnen, heisen die Seiten der Blätter; Na¡dem nun ein Bogen in Octav, Quart, oder Folio gedru¿t wird; So hat er viel, oder wenig, Columnen." (Ebd., S. 178). – 16 bi# eine Form in Ram und S¡rauben ‰eht] Unter 'Formen' versteht man die "zum Dru¿en einer Seite de# gan”en Bogen# gehörige Columnen, wenn ›e in die Rahmen einges¡raubt ›nd, und in die Pre‹e gelegt werden können". (Ebd., S. 193). Der "Rahme, i‰ ordentli¡ Lei‰enwer¿, worein etwa# eingefa‹et, aufgespannet, oder damit umgeben wird. Bey Bu¡dru¿ereyen i‰ die Rahm von Eisen und viere¿igt gema¡t, in wel¡e die Columnen eingese”t und mit S¡rauben zusammen ges¡lo‹en werden." (Ebd., S. 222). – 18 zus¡i¿en auf die Meß] Gemeint sind die Buchmessen, die es seit dem 15. Jahrhundert in Frankfurt und Leipzig gab. – 19f. trägt auf, die Farb ~ aufges¡au[elt seyn] Zu den verschiedenen Methoden der Herstellung der Druckerschwärze s. ebd., S. 116-119. – 19 Pallen] "Ballen, ›nd mit gesottenen Pferdehaaren au#ge‰op]e lederne Kü‹en mit hölzernen Gri[en, womit die Farbe auf die Formen zum Abdru¿en aufgetragen wird." (Ebd., S. 166). – 19 Stein] Der "Farbetisch", auf dem die Druckerfarbe gleichmäßig ausgestrichen und von dem sie mit Ballen abgenommen wurde; s. Meyer's neues Konversations-Lexikon, zweite Auflage. Bd. 4 (1863), Artikel 'Buchdruckerkunst', S. 62-91, hier S. 67f. – 21f. Der Esel trägt ~ kein graue# Müller-thier.] "Esel, wird in der Dru¿erey ein gevierdte# Stü¿ Hol” genennet, wel¡e# vor der Pre‹e den Haufen Pappier trägt, damit der Dru¿er die ein”elnen Bogen de‰o bequemer anfa‹en kan." (Geßner, S. 191). – 23 de# De¿el#] "De¿el, i‰ ein viere¿igter Rahm von Hol” mit einer Pergament-Haut überzogen, worinnen no¡ ein anderer glei¡e# Namen#, von Maculatur liegt. E# wird selbiger über die Forme beym Abdru¿e ges¡lagen." (Ebd., S. 180). – 23 Rämlein] "Rähmgen, i‰ ebenfall# ein eiserner Rahm an dem De¿el mit zwey Gewinden angema¡t, wel¡e# die gedru¿ten Bogen fe‰ hält, damit selbige bey Niederlegung de# De¿el# ni¡t herau#fallen können. Da# Eisen wird mit Pappier umklei‰ert und na¡ der im Fundament liegenden Forme glei¡ au#ges¡nitten, damit da#jenige weiß bleibet, wo keine Littern, oder S¡ri], hinkommen soll." (Ebd., S. 222). – 24 Punctur] "Puncturen, ›nd zwey spi”ige Eisen an dem De¿el der Bu¡dru¿erpre‹e, an wel¡e der Bogen einge‰o¡en wird, damit er ›¡ ni¡t verrü¿en kan, wenn er über die Forme ges¡lagen wird." (Ebd., S. 222). – 24 der Galg muß Trager seyn.] "Kalgen, oder viellei¡t Galgen, heißt da#jenige Ge‰elle hinten am Laufbret, worauf der De¿el von der Pre‹e ruhet." (Ebd., S. 200). – 25 Der Tigel ›e der Spindel unters¡iebt] "In Bu¡dru¿ereyen aber i‰ der Tiegel da# andere Haupt‰ü¿ an der Pre‹e, wel¡e# mei‰entheil# von Meßing, oder Eisen, oder dann und wann au¡ von hartem Hol” bereitet wird. Die Figur davon i‰ ein längli¡te# Viere¿, an jedem E¿ aber i‰ ein Ha¿en, damit e# an die vier S¡rauben, so dur¡ die Bü¡se gehen, mit Cla]ers¡nur kan angebunden werden. Jn der Mitte de‹elbigen ist da# Pfänngen, worinnen die Spindel von der Preßs¡raube gehet." (Ebd., S. 231f.). – 26 auf dem Karrn] "Karn, i‰ ein viere¿igter Ka‰en, wel¡er ›¡ auf dem sogenannten Laufbret bendet, worinnen da# Fundament liegt." (Ebd., S. 200). – 27 die Korbel hier den Wagen windet ein.] "Gorbel, i‰ eine eiserne runde Stange, daran die Wal”e
Gedichtgruppe 229 und Gedicht 230, 1662
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bendli¡ i‰." (Ebd., S. 197). – 28 die Wagenleiß, de# Lau[bret# S¡ienen seyn.] "S¡ienen, ›nd von Eisen verfertiget, worauf da# Laufbret, vermöge der Wal”en, gehet. Man hat zweyerley Arten, nemli¡ hohle und erhabene. Die hohlen ›nd wohl die nü”li¡‰en, weil die Vers¡wendung de# Baumöl# ni¡t so groß i‰, al# bey den erhabenen." (Ebd., S. 225). – 28 de# Lau[bret#] "Laufbret, oder Karn, i‰ eine Ma¡ine bey der Pre‹e, an wel¡er ›¡ unten die Klammern benden. Man hat zweyerley Arten, nemli¡ zu hohlen und zu erhabnen S¡ienen. E# liegt sol¡e# auf den Unterbal¿en." (Ebd., S. 204). – 29 Pengel] "Bengel, i‰ ein Stab von Eisen, in der Spindel der Bu¡dru¿erpre‹e eingema¡t, womit die Pre‹e zugezogen wird. E# i‰ selbiger forne, wo ihn der Dru¿er anfaßt, mit Hol” überzogen und mit einem gego‹enen Knopf von Bley versehen." (Ebd., S. 167). – 31f. Er‰ er den S¡ön- und Widerdru¿ abzieht:] "S¡öndru¿, nennet man den Abdru¿ der ersten Forme, oder Seite, eine# gan”en Bogen#." (Ebd., S. 225); "Wiederdru¿, heißt der Abdru¿ von der andern Forme, oder Seite eine# Bogen#." (Ebd., S. 239). – 32 Corrector] Zu den Aufgaben des Korrektors s. Ὀρθοτυπογραφία. [...] (Leipzig 1634); s. Geßner, S. 119-129. – 33 S¡ließnagel] "S¡ließnagel, heißt da#jenige eiserne Jn‰rument, womit der Se”er und Dru¿er die an der Rahm bendli¡en S¡rauben anziehen kann." (Ebd., S. 225). – 34 Klopfholz] "Klopfhol”, i‰ ein längli¡t viere¿igte# Stü¿ Hol”, wel¡e# so wohl die Se”er, al# Dru¿er, brau¡en, auf die Formen zu legen, wenn ›e die Littern glei¡ s¡lagen wollen." (Ebd., S. 201). – 34 Pre##hammer] s. ebd., S. 197. – 35 revidirt] Neben orthographischen Unstimmigkeiten mußten die Drucke auch auf Fehler der Formatierung hin überprüft werden; s. ebd., S. 111f. – 41-44 Zule”t, wann nun die Form ~ der Se”er lie‰ ›e in die Kä‰en ein.] Nach dem Druck wurden die wiederverwendbaren Formen mit den darin befindlichen Lettern von den Rückständen der Druckerfarbe gereinigt (s. Geßner, S. 238) oder, wie offenbar hier gemeint, aufgelöst. Die einzelnen Lettern kamen in die Setzkästen zurück. – 46 man s¡i¿t voran zur Tränke da# Papier:] Um die Steifigkeit des Papiers zu reduzieren, die Saugfähigkeit zu erhöhen und ein gleichmäßiges Druckergebnis zu erzielen, wurden die Papierbögen angefeuchtet; s. ebd., S. 191, 216, 218. – 51f. da# Meer den Rhein | der Rhein den Mayn] Es ist gewiß kein Zufall, daß die beiden Flüsse genannt werden, an denen die Orte liegen, an denen die Buchdruckerkunst erfunden wurde. – 54 Föbu#] Der Sonnengott Föbus-Apoll galt zugleich als Musengott; s. zu Gedicht Nr. 9, v. 31-34.
Text 230: Auf Herrn Martin Reüsenleiter# und Jungfrau Dorothea Stadlerin Ho¡zeit. 168v T2 Herrn] H. – T4 Jungfrau] J. – 1 der] Kürzel; ebenso 21 – 3 herausen] s überschrieben – 6 wieder] mit der-Kürzel – 14 billig] g überschrieben – 16 und] u. (ebenso 23, 26) – 20 Fromme] From e (ebenso 30 Himmel) – 21 da#] Kürzel – 22f. Jhr werdt ~ gerne binden] quer zur Hauptbeschriftung rechts auf dem Rand gegenüber v. 11-26; davor und in der Zeile NB; dort nach v. 21 anderthalb Verszeilen gestrichen – 27 Pilger] P überschrieben Dieses Gedicht hat Birken zur Hochzeit des Nürnberger Notars Martin Reißenleutter verfaßt. Das Manuskriptumfeld legt Entstehung des Epithalamiums im Sommer / Herbst des Jahres 1662 nahe.
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Nach Ausweis des Verzeichnisses der Amtshandlungen Birkens als Hofpfalzgraf (PBlO.A.1, 29r-31r) hatte Birken Reißenleutter am 8.10.1658 zum Notar ernannt (ebd., 30v: "M. Notariatus M. Reisenleiter. 8. Oct. 1658."). Aus einem Brief Reißenleutters vom 2.9.1658 (PBlO.C.274.1) geht hervor, daß Birken die Ernennung noch vor seinem Umzug nach Bayreuth zugesagt, aufgrund einer Erkrankung seiner Frau jedoch die zum Vollzug der Amtshandlung nötige Reise nach Nürnberg mehrmals vertagt hatte; s. zu Brief Nr. 47 im Briefwechsel Birkens mit seiner ersten Frau, WuK. Bd. 10, S. 503f. Reißenleutter, der Sekretär am Nürnberger Forstgericht war, hat Birken laut Auskunft seiner Tagebücher gelegentlich Holzlieferungen zukommen lassen (s. I.430, PBlO.B.2.1.5, 5r; I.445, ebd., 11r). Einige weitere Kontakte zu ihm, meist im Zusammenhang mit der Creierung von Notaren, sind im Tagebuch bis 1676 verzeichnet. Ein Druck des Gedichtes Nr. 230 ist nicht bekannt. 1-6 Lip#, der Fönix Teüts¡er Weißen ~ wüns¡et, wieder frey zu seyn.] Gemeint ist sicher der niederländische Gelehrte Justus Lipsius (1547-1606; zu ihm s. Oestreich, 1989), schwerlich der damalige Rektor des Gymnasiums in Rothenburg ob der Tauber, Friedrich Lips (1638-1695; zu ihm s. Jöcher, Fortsetzung. Bd. 3 (1810), Sp. 1931). In welchem Werk des Lipsius das "bild-di¡ten" (v. 19) von der Ehe erfolgt, konnte nicht ermittelt werden. – 2-6 nennt den Eh‰and ~ wüns¡et, wieder frey zu seyn] Das auf die Ehe angewendete Bildmotiv des Fischfangs bzw. der Fischreuse, das hier zugleich ein Spiel mit dem Namen des Bräutigams ist, kennt auch die Emblematik der Zeit; s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 1450f. – 7 A”] 'Nahrung', 'Speise'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 1 (1854), Sp. 596. – 27 hier auf dieser Pilgerbahn] Die metaphorische Beschreibung des Lebens als Pilgerreise begegnet öfters bei Birken.
Text 231: Ehren Glü¿wuns¡. Herrn Doctor Caspar von Lilien, Für‰li¡ Brandenburg-Culmba¡is¡em General-Superintendenten und OberHofpredigern. 168r-169r T3-T6 Herrn ~ Hofpredigern] linksbündige Anordnung – T3 Herrn] H. – T3 Doctor] D. – T3 Für‰li¡] Für‰l und etc-Kürzel mit Punkt – T4 Culmba¡is¡en] Culmba¡ und etc-Kürzel mit Punkt – T5 und] u. (ebenso 6, 9, 13, 15, 16, 19, 20, 22, 26, 38, 47, 57, 63, 64, 73, 78, 79, 80) – 2 den] dem – 2 soll] undeutlich; ev. solt – 13 der] Kürzel; ebenso 27, 38, 44, 53, 58, 68 (2x) – 14 komm] kom (ebenso 45 fromme – 58 Frommen – 59 kommen) – 16 Sinnregirer] ev. Sinn regirer – 17 vonnöten] von öten – 18 Jhn] Jhm – 26 Eurer] Euer – 35 Euer] Eure – 35 und] ü. – 37 widerkun[t] mit der-Kürzel; ebenso 54, 59 wieder – 44 auf] verschmiert – 50 zu wenig] ev. zuwenig – 54 wohl] wolt – 63 Hohepri‰er] Hohe pri‰er – 77 unsre] unser Auch dieses Gedicht (s. zu Gedicht Nr. 228) hat Birken im Auftrag und im Namen des Bayreuther Druckers Johann Gebhardt zur Ernennung des Hofpredigers Caspar von Lilien (1632-1686; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 228) zum Generalsuperintendenten der Markgrafschaft Brandenburg-Bayreuth verfaßt. Es ist gedruckt in dem Gratulatorium Verdienter Ehren-Ru[ | und | Dien‰li¡er Glü¿#-Zuru[/ | al# von |
Gedicht 231, 1662
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Jhr. Für‰l. Dur¡l. | Unserm Gnädig‰en Lande#-Für‰en/ | dem | Ho¡-Ehrwürdigen/ Gro#-A¡tbarn | und Ho¡gelehrten | Herrn Casparo Lilio/ | der Heiligen S¡ri[t DOCTORI, | na¡ | glü¿li¡-abgelegter Reisebedienung | die GENERAL-SUPERINTENDENZ | über Dero Für‰enthumb# und Lande | Kir¡en und S¡ulen/ | neben der Hof-Praedicatur, | Gnädig‰ anbefohlen worden: | au# | s¡uldig‰er Ehr-Pfli¡t | ange‰immet | von | Johann Gebhardt/ Bu¡dru¿ern | in | BAYREUTH/ | Anno M DC LXII. (s. Stauffer, 2007, S. 354-356). In dem vier Seiten umfassenden Druck gibt es nach dem Titelblatt (s. o.) keine weitere Überschrift. Unter v. 80 steht "ENDE." Der Anfangsbuchstabe von v. 1 ist als große Initiale dargestellt. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, diese Abweichungen: 2 den] dem – 14 na¡hau#] zu Hau# – 28 la‹t] lä‹t – 29 Lehrbegi‹en] Lehrbegie‹en – 63 Hohepri‰er] Hoherpri‰er –. Von Lilien, mit dem Birken zwischen 1662 und 1679 korrespondierte (s. PBlO.C.203.1-113), war Ende Juni 1656 dem Markgrafen Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 228) als Inspektor zugewiesen worden und begleitete den Prinzen auf seiner Kavalierstour. Er und weitere Angehörige dieser Suite erhielten im Anschluß an Christian-Ernsts Übernahme der Regierung (29.10.1661) hohe Ämter im Markgraftum; s. Ho¡Für‰li¡er Brandenburgis¡er VLYSSES: [...] (Bayreuth 1668; s. Stauffer, S. 673-676) S. 216: Weil au¡ S. Ho¡für‰l. Dur¡l. der sonderbaren an H. Hofmeister Borke und H. Inspector Lilien auf dieser Reise verspürten Treue und dexteritet/ ›¡ dankbarli¡ erinnerten: al# lie‹en Sie/ sobald Sie au# der Kir¡e in da# S¡loß und dero Gema¡ zurü¿e gelanget/ Dieselben vor ›¡ kommen/ sagten Jhnen/ für die gute Erziehung und erwiesene treue Dien‰e/ mit vielen sehr angenehmen Worten/ Gnädig‰en Dank/ mit Ver›¡erung/ daß Sie sol¡e#/ Zeit Jhre# Leben#/ in keine Verge‹enheit ‰ellen/ und dieselben ni¡t nur in Jhrem Lande auf# bä‰e accomodiren/ sondern au¡ anderweit derge‰alt würkli¡ begnaden wolten/ daß Sie und männigli¡ Jhre Gnädig‰e Danknehmung und Erkentnu# sattsam darau# warnehmen und sehen solten. Wel¡e# dann na¡mal#/ zu Sr. Ho¡für‰l. Dur¡l. hohem und ewigwährenden Ruhm/ au¡ in der That erfolget: und i‰ hiern䡉/ zu Antrettung der Für‰li¡en Lande#Regirung/ fernere An‰alt vor die Hand genommen worden. 1-10 Treibt ein Bäumlein ›¡ empor, ~ seiner Zweige Tre[li¡keit.] Baum- und Garten- bzw. Gärtnermetaphorik verwenden Birken und die anderen Pegnitzschäfer häufig zur Verbildlichung menschlichen Heranwachsens und von Erziehungsprozessen. Ein besonders markantes Beispiel bietet Martin Limburgers Betrübte Pegnesis (1683); s. Abbildungen IV (nach S. 74) und VII (nach S. 98). Markgraf Christian Ernst hatte früh seine Eltern verloren und wuchs in der Obhut von Erziehern und Vormündern auf; s. zu Gedicht Nr. 228. – 11-20 Wann man Für‰en führet au#, ~ klügli¡ leite au# und ein.] Allgemeiner Hinweis auf die Rolle, die Caspar von Lilien als pädagogischer und geistlicher Betreuer während der Cavalierstour des Markgrafen Christian Ernst spielte. – 21-24 Herr! al# unser Chri‰ian ~ zu den Kün‰en Lu‰ gewann:] Die Entscheidung zur Aufnahme eines Studiums ging freilich auf die Vormünder Christian Ernsts, den Kurfürsten Friedrich Wilhelm und den Markgrafen Georg Albrecht zurück. Sie hatten bereits Ende 1655 / Anfang 1656 beschlossen, daß seine Ausbildung außerhalb Bayreuths erfol-
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Apparate und Kommentare
gen sollte; s. Ho¡Für‰licher Brandenburgis¡er ULYSSES, S. 20. – 31-34 Al# von Rheinis¡en Athen, ~ fremde Thronen zubesehn:] Am 8.8.1657 kam Christian Ernst in Straßburg an, wo er sich – mit Unterbrechungen – zwei Jahre lang zu Studienzwecken aufhielt; s. ebd., S. 32-45. Am 8.8.1659 brach er von dort zu seiner Kavalierstour auf, die ihn über die Schweiz nach Frankreich, Italien und in die Niederlande führte. – 38-40 Jhr und au¡ der Edle Borge ~ mit getreuer Ho¡vernun[t.] Neben Caspar von Lilien war 1657 der spätere Geheimrat, Hofmarschall und Kammerdirektor Ernst Heinrich von Bork (16291667), "ein Cavallier von gro‹em Ver‰and und vielen löbli¡en Tugenden" (ebd., S. 22), als Hofmeister bestellt worden. Im Jahre 1668 heiratete der 1662 zum brandenburgisch-bayreuthischen Hofkanzler ernannte Carl von Stein (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 228) Borks verwitwete Frau Margarethe, geb. Geyer. Zu der von Birken anläßlich der Hochzeit verfaßten Gelegenheitsschrift s. Stauffer, 2007, S. 654656. – 41-46 Rom denkt i”t mit Lu‰ daran, ~ kond au¡ Feinde freündli¡ ma¡en.] Der Aufenthalt Christian Ernsts in Rom bot seinen Erziehern die Gelegenheit zu leidenschaftlich geführten Diskussionen mit katholischen Geistlichen, die den Beteiligten ein hohes Maß an rhetorischem und diplomatischem Geschick abverlangten. Bei einem dieser Gespräche (14.2.1661) mit dem Beichtvater des Papstes, Pater Johannes Paul Oliva (v. 42), tat sich Lilien offenbar besonders hervor; s. Ho¡Für‰licher Brandenburgis¡er ULYSSES, S. 127f. – 51-54 J¡ will führen Jhn hinau#, ~ wieder bringen wohl zu hau#.] Ebenso wie in v. 57 liegt dieser Anspielung Tob 5.4-21 zugrunde. – 61 Josuen# Eleazar] Als Josua von Gott zu Moses' Nachfolger bestimmt wurde, war Eleasar der oberste Priester des jüdischen Volkes; s. Num 27.19-22. – 65f. David neben ›¡ ~ Eü¡ vor seinen Nathan s¡ä”et] Das Verhältnis des jungen Fürsten zu dem Hofprediger und Inspektor Caspar von Lilien wird hier mit dem des Königs David zu dem Propheten Nathan verglichen, der in 2 Sam 12.1-25 die Versöhnung Davids mit Gott einleitet. – 71 Unser# Core# Daniel] Der Prophet Daniel war der Vertraute des Perserkönigs Kyros (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 151). Nach Dan 14 hat er den König vom Baalkult abgebracht und zur Anerkennung des Gottes der Juden bewogen. – 72 Jhr Hi#kien# Jesaia] Der Prophet Jesaja sagte König Hiskia den Sieg über die Assyrer voraus (Jes 37.1-38) und heilte ihn von einer Krankheit; s. ebd. 38.1-22. – 73 und Jo›en# sein Hilkia] König Josia, der Sohn Amons, ordnete eine Reihe religiöser Reformen an, nachdem der Oberpriester Hilkia im Tempel eine alte Schrift mit Gesetzestexten entdeckt hatte; s. 2 Kön 22f. – 76 Jojaden# vermehrte Jahre] Jojada war während der Regierungszeit des Königs Joasch von Juda (um 840-801 v. Chr.) Oberpriester des Tempels in Jerusalem; s. 2 Kön 10 und 11.4-12. Den in 2 Sam 8.18 u. ö. genannten Jojada hielt Birken offenbar für dieselbe Person, die dann sehr lange gelebt haben müßte.
Text 232: Ehren-Lob, Herrn Adam Volkmann, Für‰li¡ Brandenburgis¡ Culmba¡is¡em geheimen HofRath und Lehen Prob‰en. 166r-167v
Gedicht 232, 1662
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T3 Herrn] H. – T3 Für‰li¡] Für‰l. – T3 Brandenburgis¡] Bra denburg (ebenso 64 prangen – T4 Lehen) – T3 Brandenburgis¡] Brandb und etc-Kürzel mit Punkt – T4 Culmba¡is¡em] Culmb. – T4 und] u. (ebenso 3, 26, 28, 35, 40, 43, 45, 49, 53, 65, 67, 70, 71) – 1 der] Kürzel; ebenso 10, 19, 24, 28, 34, 39, 42, 45, 52, 58, 62, 66 – 6 Himmelgei‰e#] Him elgei‰e# (ebenso 53 beysammen – 56 Stammen) – 8 derselbe] mit derKürzel; ebenso 40 wieder – 8 derselbe] ev. der selbe – 8 oben] o[en (Korrektur nach dem Druck) – 12 Sternenland] ev. Sternen land – 28 Eurer] Euer (Korrektur nach dem Druck) – 29 dru¿en] durch Überschreibung aus drü¿en – 46 lebendige#] # ev. überschrieben – 55 von ~ geziert:] versehentlich eingerückt – 65 alle Zeit] ev. allezeit – 68 verbannen] verban en – 70 Mäcäna#] ä (1. Position) überschrieben – 71 s¡le¡ten] e¡t aus Überschreibung Birken hat auch dieses Lied (s. zu Gedicht Nr. 231) laut Auskunft der Druckfassung (Text Nr. 40a im Birken-Volkmann-Briefwechsel: WuK. Bd. 10, S. 352-355, 793-795) im Auftrag und Namen des Bayreuther Druckers Johann Gebhard verfaßt. Widmungsanlaß war die Ernennung des Juristen Dr. Adam Volkmann (1616-1664; zu ihm s. Will. Bd. 4 (1758), S. 136f.) zum Geheimen Rat. Birken stand mit Volkmann seit seinem Umzug von Nürnberg nach Bayreuth im April 1658 in freundschaftlichem Kontakt; s. WuK. Bd. 10, XXXIf. und zu den Briefen Nr. 40, Z. 27-29 (WuK. Bd. 10, S. 352) und Nr. 41, Z. 40-44 (ebd., S. 356f.). Der Titel der Druckfassung lautet Ehren-Lob | und | Gesundheit-Wuns¡/ | Dem Edlen/ Fürtre[li¡- und | Ho¡gelehrten | H. ADAMO Vol¿mann | JCto, Für‰l. Dur¡l. zu Brandenburg ho¡-| ansehnli¡en und wolverdienten Geheim-|den-Hof-Raht und Lehen-Prob‰/ | al# seinem ho¡beförderli¡en Patron | und Großgönner/ | au# | s¡uldig‰er Dien‰-Pfli¡t und zur | Groß-Gun‰-Empfehlung/ | unterdien‰l. überrei¡t | von | Johann Gebhard/ Bu¡dru¿ern zu Bayreuth/ | Anno Chri‰i 1662. (s. Stauffer, 2007, S. 344-346). Kröll, 1970, hat das Gedicht in nicht fehlerfreier Wiedergabe nach dem Druck mitgeteilt: S. 299f.) Wann genau Birken das Lied geschrieben hat, läßt sich mangels Kontextes nicht ermitteln. Allerdings legen die ebenfalls im Auftrag Gebhards verfaßten Gratulationsgedichte zur Ernennung Carl von Steins zum Hofkanzler (Nr. 228) und Caspar von Liliens zum Generalsuperintendenten des Fürstentums (Nr. 231) auch im Falle der Aufnahme Volkmanns in den Kreis der Geheimen Hofräte, das engste Beraterkollegium des Markgrafen, einen Zusammenhang mit dem im Herbst 1661 erfolgten Herrschaftsantritt Christian Ernsts von Brandenburg-Bayreuth (1644-1712) nahe. Sowohl Stauffers (2007) Behauptung, Birkens Gedicht für Adam Volkmann sei "offenbar ohne bestimmten Anlaß" verfaßt worden (S. 345), als auch die Mitteilung, Caspar von Lilien sei am 10.10.1662 zum Generalsuperintendenten ernannt worden (S. 363), sind zu korrigieren. Wann und wie – bei einem seiner Besuche in Nürnberg oder schriftlich – Gebhard die Gedichte bei Birken bestellt hat, wissen wir nicht, auch nicht, wann die Ernennungen erfolgt sind. Daß Birken erst im Brief Nr. 41 (WuK Bd. 10, 355-357), also Ende Juli, Volkmann als Geheimen Hofrat anredet und danach, soweit Adressen vorhanden sind, immer, Mitte Juli in Brief Nr. 39 (ebd., S. 350f.) aber noch nicht, spricht dafür, daß zumindest die Ernennung Volkmanns erst Mitte 1662 erfolgt und das Gedicht Nr. 232 erst kurz vor dem Druck entstanden ist.
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Daß Volkmann schon das Manuskript vorgelegen haben sollte, ist unwahrscheinlich. In dem vier Seiten umfassenden Druck gibt es nach dem Titelblatt (s. o.) keine weitere Überschrift. Unter v. 72 steht "Ende". Der Anfangsbuchstabe von v. 1 ist als große Initiale vorgesetzt. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, diese Abweichungen: 25 davon] da von – 34 Themi#] Theim# – 68 S¡merz] Smerz 5 Titan] Name des Sonnengottes Helios, eines Titanensohnes; s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), S. 9991002; bes. 1001. – 13-16 die Sonn' erleü¡tet sein Ge›¡t ~ nit s¡eü, zu s¡auen in da# Lie¡t.] Das in der Emblematik geläufige (s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 764, 773-775, 778f.) Bild des Adlers, der durch den Blick in die Sonne seine Überlegenheit erweist oder gewinnt, erscheint bei Birken häufig für den Fürsten, Künstler und Gelehrten. – 17-20 Ver‰and, die Stü”e eine# Staat# ~ die wi”e eine# klugen Raht#.] Anspielung auf den Anlaß, zu dem das Gedicht geschrieben wurde. – 21- 24 Vor hohe Faro#-Fa¿el Thürne ~ au# der Latern dem Gei‰-Gehirne.] Der berühmte Leuchtturm auf der Insel Pharos vor Alexandria (s. zu Gedicht Nr. 179, v. 34f.) galt als eines der sieben Weltwunder. Hier bezeichnet der Turm den Fürsten, das Licht in seiner Laterne den weisen Berater. "dem Gei‰-Gehirne" ist Apposition zu "Latern". – 26 kan i¡ Eü¡ so und so verglei¡en] Rekurs auf das Adlerbild der zweiten, das Leuchtfeuerbild der dritten Strophe. – 29f. Mein dru¿en ~ mein Papier] Der Drucker Gebhard wird als Redeinstanz kenntlich. – 32 daß mi¡ mö¡t Zeuxi# Ruhm beglü¿en] Eine Inferioritätsformel, die den berühmten griechischen Maler Zeuxis (s.Thieme / Becker. Bd. 36 (1947), S. 472f.; Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 1527f.) als unerreichbares Vorbild setzt, um mit der Möglichkeit eines solchen Vergleichs aber trotzdem den eigenen Rang zur Geltung zu bringen. – 33-36 J¡ mü‰e bilden, am Altar ~ die Jhr bedient so man¡e# Jahr.] Ursprünglich eine Titanin und Erdgottheit, ist Themis die Göttin des altgeheiligten Rechts (s. zu Gedicht Nr. 85, v. 24). Hier erscheint sie als allegorische Personifikation des Rechtes in ihrem Tempel und der Jurist Volkmann als ihr Priester. – 37-40 Der Svada Bild ‰eht no¡ darneben: ~ muß Mund und Hand au¡ wieder geben.] Die Einführung einer zweiten Gottheit ins Tempelbild, der allegorischen Personifikation der Beredsamkeit, spielt auf die alte Einheit von Rhetorik und Staatskunst an und dient der Rühmung Volkmanns wegen seiner mündlichen und schriftlichen Beredsamkeit. – 41-48 Jhr Scävola, Papinian ~ bey Eü¡ o[t im Gedä¡tni# fande.] Die Rühmung der genauen Kenntnis der markgräflichen Archive findet sich auch im Lebensabriß in der Volkmann gewidmeten Nachrufschrift, Et dolor & moeror vita, | ADAMITA, tua est. | Aller Adam#-Kinder Leben | J‰/ in S¡merz- und Trauren s¡weben. [...]. (Bayreuth 1664; [E4]r; s. Stauffer, S. 464f.; s. zu Text Nr. 68 im Birken-VolkmannBriefwechsel, Wuk. Bd. 10, S. 868-871), und bei Will. Bd. 4 (1758), S. 137. – 41 Scävola] Gemeint ist entweder Publius Mucius Scaevola, Praetor 136 v. Chr., berühmt als Rechtsgelehrter und einer der Begründer des bürgerlichen Rechts (s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 1442f., 1445), oder Quintus Mucius Scaevola (ca. 170-87; zu ihm s. ebd. Sp. 1443f.), einer der Lehrer Ciceros, der ihn in mehreren seiner Schriften als Dialogpartner auftreten läßt. Es gibt noch andere Juristen der Gens Mucia, die
Gedicht 232 und Gedichtgruppe 233, 1662
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den Beinamen Scaevola führten. – 41 Papinian] Gemeint ist Aemilius Papinianus (140-212), berühmter Jurist, den Caracalla hinrichten ließ, weil er sich weigerte, einen Mord zu rechtfertigen. Seine 37 Bücher Quaestiones und 19 Bücher Responsa waren bis zur Zeit Justinians, dessen Rechtskodifizierung ihm viel verdankt, die zentralen Werke der Rechtswissenschaft; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 487f. Das Interesse an ihm unter Birkens Zeitgenossen bekundet Andreas Gryphius' PapinianDrama. – 47 na¡ ledigem gesu¡] 'auf bloße Anfrage hin'. – 49-56 Budäu# Jhr und Alciat! ~ ›e grünen s¡ön auf einem Stammen.] Volkmanns Rühmung als Freund und Förderer der Kunst erfolgt wegen seiner Hilfeleistung bei Birkens Arbeit am Spiegel der Ehren. – 49 Budäu#] Wilhelmus Budaeus / Guillaume Budé (1467-1540), Jurist, einer der bedeutendsten französischen Gelehrten seiner Zeit, u. a. königlicher Bibliothekar, hochverdient um die Förderung vor allem der historischen Wissenschaften; insofern zum Rühmungsanliegen sehr passend ins Spiel gebracht; zu ihm s. Zedler. Bd. 4 (1733), Sp. 17901792. – 49 Alciat] Andreas Alciatus / Andrea Alciato (1492-1550), berühmter Jurist (zu ihm s. Zedler. Bd. 1 (1732), Sp. 1059f.). Seine Emblemata (1531) waren von bahnbrechender Wirkung auf bildende Kunst und Literatur der Frühen Neuzeit. – 57-64 A¡, könden wir erwüns¡en Eü¡ ~ Gott laß Eü¡ mit Gesundheit prangen!] Deutliche Bezugnahme auf Volkmanns Krankheit.
Text 233: Jahr Zahl-Gedi¡te. Zu Herrn Johann David Göts¡en# Re¡enbu¡. 170v/171r T3 Herrn] H. – T3 Johann] Joh. Chronogramm 1: Additio] überwiegend lateinische Schreibung Chronogramm 2: 2 gefaLLen] davor gestrichen gef Chronogramm 3:1 8] obherhalb einer verschmierten Zahl Chronogramm 4: T2 Divisio] überwiegend lateinische Schreibung – 1 NeID] durch Überschreibung aus Neid – 1 DVMM] D aus d überschrieben – R3 1662.] Unterhalb von v. 2. Davor in dreizeiliger Anordnung die einzeln gestrichenen arabischen Zahlen 4/4/1/ | 1/1/6/3/4/ | 7/7/7/7/ und Abgrenzungszeichen Chronogramm 5: 1 zV] V überschrieben – 2 gepreI‰] geprI‰ Diese Gedichte hat Birken für den Nürnberger Schreib- und Rechenmeister Johann David Götsch (1634-1707; zu ihm s. Will. Bd. 4 (1758), S. 411) verfaßt. Götsch, der im Ämterbuch von 1657 als Notar geführt wurde (s. Heisinger, 1927, S. 69), ist durch ein zu seiner ersten Hochzeit (11.11.1661) mit Anna Regina Kees, Tochter des Nürnberger Notars und Prokurators Wolfgang Kees (s. Birkens Tagebucheintrag zum 2.3.1676 zur Creierung von Kees' Sohn Blasius zum Notar: II.315; PBlO.2.1.10, 5r), gedrucktes Gratulatorium als Schreib- und Rechenmeister ausgewiesen; s. das Exemplar der Stadtbibliothek Nürnberg, Gen. G. 44,1. Von ihm sind zwei Lehrwerke zum kaufmännischen Rechnen
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bekannt. Aus dem Jahr 1680 stammt sein Werk MERCATORIs¡er | Lu‰-Garten. | Darinnen | hervor wa¡sen | Allerhand | Species, Hau#- Kau[- Han-|del#- We¡sel- und mehr nü”-|li¡e Re¡nungen. | Samt | Einer kün‰li¡en S¡luß-|Frage. | Der lieben Jugend und al-|len Mercantis¡en Liebhaberen | zum be‰en gepan”et | von | Johann David Göts¡en/ Teut-|s¡en-S¡ul- S¡reib- und Re¡en-|Mei‰ern in Nürnberg. | Gedru¿t und verlegt daselb‰ bey Wolf-|gang Mori” Endter/ und Joh. Andreae | Endter# Seel: Söhnen. Birkens Ehrengedicht ist enthalten in dem Werk Mercatoris¡e | PRACTICA, | Oder | Fundamentalis¡e Anweisung/ | absonderli¡er/ nü”li¡er und übli¡er | Kau[- und Handel#-Re¡nungen/ | na¡ Italianis¡er Art zu solviren. | Samt einer aufgelö‰en Zugabe/ | so genannt/ | Die neu-vermehrte | S¡reib-Stuben/ | Wie man auf S¡reibStuben zure¡nen peget. | Der lieben Jugend/ so zum Kau[- und | Handel#-Stand soll erzogen werden/ bevorab | meinen lieben Discipulis, zu sondren Nu”en und | Dien‰en, auf Begehren in | Dru¿ verordnet/ | Dur¡ | Johann David Göts¡en/ S¡reib | und Re¡enmei‰ern in deß H. Röm. | Rei¡#-Stadt Nürnberg. | Jn Verlegung Paulu# Für‰en/ Kun‰- | und Bu¡händlern in Nürnberg. | Gedru¿t daselb‰ bey Christo[ Gerhard. (Exemplar des Deutschen Museums München, Abt. Libri Rari, 3000/1927A241; nicht bei Stauffer, 2007). Birkens Epigramme sind als erster ungezählter Beitrag ( )(vr ) des Ehrengedichte-Vorspanns dieses Werkes gedruckt, das der Datumsangabe (23.4.1664) unter Götschs Zus¡ri[t [ )(ivr ] zufolge erst fast anderthalb Jahre nach den dazu verfaßten Ehrengedichten (s. u.) erschienen ist. Die Überschrift des Gedichtes Nr. 233 lautet in der Druckfassung Lusus | Chrono-Arithmeticus. Anders als in der Manuskriptfassung sind die mit arabischen Ziffern gestalteten Rechenbeispiele der Chronogramme Nr. 1-5 im Druck hinter geschweiften Klammern rechts neben den Versen angeordnet. Die Überschriften der fünf Zweizeiler sind im Druck durch vorangestellte arabische Ziffern mit Punkt numeriert. Bei den Chronogrammen Nr. 4. und Nr. 5 ist im Druck die Reihenfolge der beiden Überschriftzeilen (Rechenarten und Adressaten) vertauscht. Oberhalb der Überschrift 1. Additio. des Chronogramms Nr. 1 steht in der Druckfassung die in der Manuskriptfassung dem Chronogramm Nr. 2 zugeordnete Überschrift Zum Leser. Die im Manuskript fehlende Bezeichnung der Rechenart des Chronogramms Nr. 2 wurde im Druck durch die Überschrift 2. Subtractio. ergänzt. Beim Chronogramm Nr. 3 wurde unter der Überschrift 3. Multiplicatio. die Adressierung An diß Bu¡. hinzugefügt. Im fünften Chronogramm weicht die schematische Darstellung des proportionalen Zahlenverhältnisses der Regula de Tri (s. u.) von derjenigen Manuskriptfassung ab. Sie ist unter der dritten Verszeile gedruckt und lautet: Schema ________ 67 554 ________ 201. ____ ____ 1662 3mal Rechts unter Birkens Versen steht im Druck "Also Arithmo-poëtisirte | S. v. B." Links unter den Versen steht "Ges¡rieben den 24. Novembr. | Anno 1662." Abgesehen von diesen Unterschieden sowie Abweichungen der Orthographie und Interpunktion, weist die Druckfassung noch diese Varianten auf: Chronogramm 4: T1 (T2) Zum] An den – 1 (2) DVMM] thVMM – Chronogramm 5: T1 (T2) Autor.] Herrn
Gedichtgruppe 233 und Gedicht 234, 1662
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Authorem. –. Obwohl auf Birkens Ehrengedicht für Götsch im Manuskript S. v. B. Birken-Wälder noch drei weitere Gedichte (Nr. 234-236) folgen, handelt es sich bei dem Gedicht Nr. 233 in chronologischer Hinsicht um den letzten Text der Jahrgangsgruppe 1662, da diese drei Gedichte zwischen dem 1.9.1662 und dem 22.10.1662 verfaßt worden sind und das Gedicht Nr. 237 der Hochzeit Caspar von Liliens (27.4.1663) gilt. Chronogramm 5: T1 Zum Momu#.] Die mythologische Gestalt des Momus galt als Personifizierung der Tadelsucht; s. zu Gedicht Nr. 10, v. 7f. – Chronogramm 4: Im Druck stehen hinter der geschweiften Klammer in drei Zeilen untereinander die einzeln gestrichenen Zahlen mitsamt den Streichungen, nach senkrechtem Strich dahinter folgt die Zahl 1662; die beiden anderen fehlen. – Chronogramm 5: T2 Regula de Tri.] Dieses auch als Dreisatz oder Regula Proportionum (s. Zedler. Bd. 30 (1741), Sp. 1906) bezeichnete mathematische Verfahren dient der Berechnung eines Wertes aus dem Verhältnis dreier gegebener Werte.
Text 234: Zu Herrn Cunrad Bauman# S¡ri]gießer# und Jungfrau Kunegund Hauerin Ho¡zeit. 171r T2 Herrn] H. – T3 und] u. (ebenso 7, 10, 11, 14 (2x), 15) – T3 Jungfrau] J. – 1 der] Kürzel; ebenso 3, 5, 6 – 2 Himmel] Him el (ebenso 8 Himmel – 15 Himmel#bau) – 4 an] oberhalb der Zeile; Einfügungsstrich – 6 Perlen] P verschmiert – 8 Himmel-ab] Bindestrich oberhalb der Zeile – 9 verhau] mit ver-Kürzel – 12 Baumann] Bauman Dieses Gedicht hat Birken zu Hochzeit des Nürnberger Schriftschneiders und Schriftgießers Konrad Baumann (gestorben vor 1678; zu ihm s. Nürnberger Künstlerlexikon. Bd. 1 (2007), S. 72) mit Kunigunde Hauer verfaßt, die am 1.9.1662 stattfand. Baumann arbeitete wahrscheinlich – ob ausschließlich oder gelegentlich, ist unklar – für die Endtersche Druckerei und erwarb – mit Unterstützung Michael Endters – am 1.4.1663 das Bürgerrecht. Im Jahre 1669 gab er ein Musterblatt einer von ihm entworfenen Frakturschrift heraus. Eine weitere undatierte Probe mit Schriftmustern in Fraktur und Antiqua wurde von seiner Witwe herausgegeben, die 1678 den Schriftgießer Constantin Hartwig geheiratet hatte. Baumanns Sohn, Johann Georg Baumann, war ebenfalls Schriftschneider. Von ihm sind Schriftproben aus dem Jahre 1699 und weitere undatierte Proben bekannt; s. Bauer, 1928, S. 157. Ein Druck des Gedichtes Nr. 234 ist nicht bekannt. 4 soviel man härlein ndt an einer Beerenklau] Die mit feinen Härchen bedeckte Pflanze ist gemeint; s. Zedler. Bd. 1 (1732), Sp. 251f. – 7 Quintlein] Maß- und Gewichtseinheit. Der vierte Teil von einem Lot; s. Zedler. Bd. 30 (1741), Sp. 359.
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Text 235: Uber Herrn Johann Carl#, Nürnbergis¡en Zeugmei‰er# Bildni#. 171v T2 Nürnbergis¡en] Nürnb. – 1 und] u. (ebenso 5, 6, 8) – 1 vor (2. Position)] verschmiert – 1 Altar] Alter – 1 der] Kürzel; ebenso 3, 7 – 2 Archimed] überwiegend lateinische Schreibung; ebenso 4 Hirams – 3 Himmel] Him el Dieses Epigramm hat Birken zu einem von dem Nürnberger Verleger Michael Endter veranlaßten Portraitdruck des Nürnberger Architekten und Zeugmeisters Hanns (Johann) Carl (1587-1655; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 5 (1911), S. 599f.; s. Imhoff, 1989, S. 175f.) verfaßt, welcher der Stechersignatur Jacob von Sandrarts zufolge im Jahre 1662 angefertigt worden ist; s. Stauffer, 2007, S. 358. Stauffers Bemerkung, daß das handschriftliche Umfeld "keine genauere Eingrenzung der Datierung" (ebd.) des Gedichtes zulasse, bedarf der Korrektur. Am Ende von Birkens Brief vom 22.10.1662 an Adam Volkmann (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 232; s. zu Brief Nr. 52, Z. 47, im Birken-Volkmann-Briefwechsel, WuK. Bd. 10, S. 374, 829) steht der Hinweis "Hierbey ein Bildni# unsre# Nürnbergis¡en Mulcibers." Birken hatte Volkmann also vermutlich ein Exemplar des Portraitdruckes mitgeschickt, da die Bezeichnung 'Mulciber' – ein Beiname des Schmiedegottes Vulkan – recht treffend Carls Tätigkeit als Zeugmeister umschreibt, dem die Betreuung des Nürnberger Artilleriearsenals oblag. Das Exemplar des Herzog Anton-Ulrich-Museums (JvSandrart AB 3.20) ist überschrieben: Johann Carl, Zeu¡mei‰er, und INGE-|nieur in Nürnberg, Ward Geborn A°. 1587.13. Januarj. Auf dem darunter abgebildeten Portraitstich ist Carl als Halbfigur abgebildet. In der rechten oberen Bildecke ist ein Gemälde der Regensburger Dreieinigkeitskirche zu sehen, das über dem Portal den Vermerk S. TRINITATIS | A°. MDCXXX | IN INCL RATISB. trägt und auf die Fertigstellung des 1627 unter Carls Leitung errichteten Sakralbaus verweist. Darunter ist ein Winkelmaß abgebildet, das ebenso wie der Reißzirkel und der Zollstock in Carls Händen die Bedeutung der Mathematik für die von ihm ausgeübten Tätigkeiten bekräftigt. Als gelernter Kannengießer verstand sich Carl zudem auf die Metallverarbeitung und fertigte die von ihm benötigten mathematischen Geräte selbst an. In der linken unteren Bildecke ist eine Miniaturkanone abgebildet. Sie steht für das Amt des Zeugmeisters, das Carl seit 1631 innehatte, und verweist zugleich auf eine durch ihn angelegte Modellsammlung von Miniatur-Kriegsgeräten. Diese als 'Kleines Zeughaus' bekannte Sammlung befindet sich seit 1864 im Besitz des Germanischen Nationalmuseums. Unter dem Portraitstich Carls sind Birkens Verse gedruckt. Darunter steht links in zweispaltiger Anordnung "Seinem Geehrten S¡wehrvattern, zu | Ehren überrei¡et dur¡ Mi¡ael Endter." Rechts, ebenfalls in zweispaltiger Anordnung ist Birkens Autorschaft deklariert: "Zu freunds¡uldigem Ehrendien‰ hinzu-|gethan dur¡ Sigmund von Bircken. C. P." Zwischen beiden Spalten steht die Stechersignatur "JSandrart sculp: | Anno 1662." Von diesen Unterschieden, typographischen Hervorhebungen sowie Abweichungen der Orthographie und Interpunktion abgesehen, weist die Druckfassung des Gedichtes Nr. 235 folgende Varianten auf: 1 vor] für – 2 erndet] erfündet
Gedichte 235 und 236, 1662
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2 dieser Teüts¡e Archimed] Der griechische Mathematiker, Physiker und Ingenieur Archimedes (um 287-212 v. Chr.; zu ihm s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 510-513) hatte ebenfalls Kriegsmaschinen konstruiert, die 212 bei der Verteidigung von Archimedes Geburtsstadt Syrakus gegen die Römer eingesetzt wurden. – 3 Wann der Anda¡t Feuerpfeil ~ zielen:] Der zum Himmel fliegende Feuerpfeil – bzw. die Rakete – begegnen in der Emblematik der Zeit zuweilen als Sinnbilder eines unbeirrbar auf Gott gerichteten Glaubens; s. Fähler, 1974, S. 23f. – 4 de# Teüts¡en Hirams] Hiram war der von König Salomo zum Bau des Tempels beauftragte Baumeister; s. 1 Kön 5.15-30. – 4 dort ein Bete Tempel ‰eht] Anspielung auf die im Portraitdruck abgebildete Regensburger Dreieinigkeitskirche. – 6 Jene Wi” Er ~ hat geholt:] Bevor Carl im Jahre 1615 zum Festungsbaumeister der Stadt Nürnberg bestellt wurde, hatte er sich in den Niederlanden aufgehalten, wo er in Militärdiensten des Prinzen Moritz von Oranien gestanden und das Artilleriewesen erlernt hatte. – 7 diese Er vom Vater erbte ~ leben wolt.] Peter Carl (1541-1617), Johanns Vater, war Zimmermann und Baumeister in Nürnberg; s. den biographischen Artikel im dritten Buch des zweiten Teils von Sandrarts Teuts¡er Academie (1675), S. 374. – 8 Fama] Die Gottheit des Gerüchts und des Ruhmes; s. zu Gedicht Nr. 1, v. 24. – 8 weil] 'solange'.
Text 236: Zu de# Bes¡irmten Gesells¡a]-Sinnbild. 171v 3 wider‰reben] mit der-Kürzel – 5 Beschirmeten] überwiegend lateinische Schreibung – 5 der (2. Position)] Kürzel – 7 und] u. Ebenso wie das Gedicht Nr. 221 hat Birken dieses Epigramm für den aus Leipzig stammenden Übersetzer und Bayreuther Kammerrat Christian von Ryssel (1621-1689) verfaßt. Im November 1661 wurde Ryssel – auf Empfehlung Birkens – als der 'Beschirmete' in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen; s. Neumark, 1668, Nr. 775 (S. 414); zum gesamten Aufnahmevorgang s. den Kommentar zu Brief Nr. 31 im Birken-Volkmann-Briefwechsel, WuK. Bd. 10, S. 763-770. Aufgrund von Ryssels Tätigkeit als Hofmeister des Prinzen von Holstein-Glücksburg und der damit verbundenen häufigen Ortswechsel konnten die Aufnahmeformalitäten allerdings erst Ende 1662 abgeschlossen werden. Diese sahen u. a. die Übersendung eines Wappenbildes und eines achtzeiligen Gedichtes für die Eintragung in das Gesellschaftsbuch vor. Erst auf eine von Georg Neumark angeregte schriftliche Anfrage Birkens vom 31.7.1662 hin fand Ryssel die Zeit zu einem Antwortschreiben (PBlO.C.291.5 vom 12.8.1662; s. WuK. Bd. 10, S. 768f.), dem er den noch ausstehenden Wappenentwurf beigefügt hat. Die Ausfertigung des Wappenbildes sollte Birken übernehmen, und auch die Abfassung des noch ausstehenden Emblemgedichtes erbat sich Ryssel von ihm: au¡ würde i¡ ihm großen dank wi‹en, so Er die mühe zu verfertigung de# Huictains meinethalben auf ›¡ nehmen wolte. Meine poe›e eu‰ mir zuweilen wa# s¡wer, sonderli¡ da bey ie”igen häu[igen Kammerverri¡tungen zum Für‰li¡en Beylager der kopf hin vnd her gezogen wird.
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Birken dürfte Ryssels Bitte umgehend entsprochen haben, doch erst nach einer weiteren Verzögerung wegen der farblichen Ausgestaltung des Wappenbildes (s. WuK. Bd. 10, S. 768) leitete er die Dokumente nach Weimar weiter; s. ThHSTA Weimar: Fl. Hausarchiv A 11818, S. 110r/v; mitgeteilt bei Burkhardt, 1897, S. 42; Auszug in FG. I. C [I], 1991, S. 32. Ein Druck des Gedichtes Nr. 236 ist nicht bekannt. 1 Da# Spanis¡' Eberkraut mit Sta¡eln i‰ ümgeben] Die auch als Silberdistel bekannte Pflanze (s. Zedler. Bd. 38 (1743), Sp. 1166) war die Ryssel in der Fruchtbringenden Gesellschaft zugewiesene Pflanze. – 2 von denen ›e ~ ‰ät# unangeta‰] Das bei Neumark, 1668, S. 414, zu Ryssels Ordensnamen mitgeteilte Kurzmotto lautet "Vor allem Anta‰en". – 4 e# ma¡t nur wa¡sen mehr, die Palme, dieser La‰.] S. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 192f.
Text 237: Zu Herrn Caspar Lilij der Heiligen S¡ri] Doctoris Für‰li¡ Brandenburgis¡en Raht# und GeneralSuperintendenten# mit Jungfrau Eva Catharina von Pühel Ho¡zeit. 172r-173v T2 Herrn] H. (ebenso T2 Heiligen) – T3 Doctoris] Doct. – T3 Für‰li¡] Für‰ und etc-Kürzel mit Punkt – T3 Brandenburgis¡en] Brand und etc-Kürzel mit Punkt – T4 und] u. (ebenso 10, 15, 21, 24, 46, 58, 59, 66, 67) – T5 Jungfrau] Jf. – T6 von] v. – 2 der] Kürzel; ebenso 8, 15 (2x), 16, 20, 25, 29, 32, 38, 45, 58, 68, 69, 86 (2x) – 2 Himmel] Him el (ebenso 25, 28; ebenso 33 fromme – 69 nimmt – 73 Himmel#wä¡tern) – 6 wann ~ dienen:] fehlt im Manuskript; Ergänzung nach dem Druck – 13 da#] Kürzel; ebenso 67; ebenso 14 daß – 18 einander] mit der-Kürzel; ebenso 39; ebenso 51 (2x) wunder – 65 Feder – 19 kühle] kühne – 20 liebe] l überschrieben – 23 ihn] in – 24 kü‹t] ku‹t – 34 mir] nur – 49 gesehen] gesehen? – 57 Castiglione] überwiegend lateinische Schreibung; ebenso 64 Valer – 62 Er] durch Überschreibung aus ihr – 63 fa‰] f überschrieben – 67 Land] La d – 86 soviel] davor ungestrichen E – 87 und] u (überschrieben) Dieses und das folgende Gedicht hat Birken zur Hochzeit des Generalsuperintendenten der Markgrafschaft Brandenburg-Bayreuth, Caspar von Lilien (zu ihm s. zu den Gedichten Nr. 228 und Nr. 231), mit Eva Catharina von Pühel verfaßt. Lilien hatte Birken in seinem Brief vom 9.4.1663 (PBlO.C.203.2) zu seiner Hochzeit (27.4.1663) eingeladen und in einem Postscriptum um die Abfassung eines Hochzeitsliedes gebeten: "Wolte Mein Ho¡geehreter Herr belieben, mir zu ehren, ein ho¡zeit Carmen unbes¡wert aufzuse”en, würde i¡ dardur¡ mi¡ zum hög‰en obligieret halten." Der Bitte des Formularbriefes, er möge "›¡ abent# vorhero alhie zu Bayreith einnden, und folgenden tage#, der ange‰elten Ho¡zeitli¡en Festivität mit einen Andä¡tigen gebeth beywohnen", hat Birken nicht entsprochen (s. auch Kröll, 1976, S. 124, Anm. 6), denn Birkens Responsionsvermerk (23.4.1663) auf dem am 18.4.1663 eingetroffenen Schreiben lautet: "Responsum die 23. Ejusdem samt 1 goldgulden und Epithalamio." Der Brief hat also ein Geldgeschenk und das von Lilien erbetene Hochzeitsgedicht enthalten. Im Manuskript hat Birken v. 6 bei der Über-
Gedicht 237, 1663
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tragung aus dem Arbeitsbuch in die Sammlung vergessen; er wurde nach der Druckfassung ergänzt. Das Gedicht wurde separat gedruckt, vermutlich von dem Bayreuther Drucker Johann Gebhard: Glü¿- und Ehren-|Zuru[ | Zu | De# Ho¡Ehrwürdigen/ Fürtre[li¡ | und Ho¡gelehrten | Herrn CASPARIS LILII, | der Ho¡heil. Gotte#S¡ri[ten DOCTORIS, | Ho¡Für‰l. Brandenburg. Raht#/ | General-Superintendenten#/ au¡ HofPrediger#/ |und de# Für‰l. Consistorii Assesoris Primarii, | mit | Der WohlEdeln/ Ho¡vielEhrntu-|gendrei¡en | F. Even Catharinen/ | De# WohlEdlen/ Ge‰rengen und | Ho¡gelehrten | H. Johann Chri‰of# von Pühel/ | auf Döhlau/ | vornehmen JCti, Com. Pal. Caes. Ho¡Für‰l | Brandenb. Geheimen und Hof-Raht#/ | au¡ deß Für‰l. Consistorii Praesidentens/ | Eheleibl. J. To¡ter/ | Jn Bayreuth Montag# den 27. April. Anno 1663. ange-|‰elltem Ho¡zeitlichem Ehren-Fe‰/ | ange‰immet. (s. Stauffer, 2007, S. 372374). In dem drei Seiten umfassenden Druck gibt es nach dem Titelblatt (s. o.) keine weitere Überschrift. In der Mitte oberhalb von v. 1 steht die Gottesanrufung, das Trinitätszeichen "m!" (s. Prosapia / Biographia, WuK. Bd. 14, S. 58f., Anmerkung zu Z. 5.3). Der Anfangsbuchstabe von v. 1 ist als große Initiale dargestellt und bewirkt Einrückung von v. 2. Unter v. 88 steht "Dien‰-ehrend übersande e# au# | Nürnberg den 23. April. | Sigmund von Birken." Sonst gibt es, vom Vorhandensein von v. 6, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, diese Abweichungen: 11 keinen] keinem – 17 s¡näbeln] s¡näblen – 19 kühle] kühne – 41 ges¡i¡t] ges¡ieht – 46 Paradei#] Paradi# – 79 nun] um 4 wann ~ prangt] Vgl. v. 32f. Caspar von Lilien war in Straßburg am 7.8.1659 ordiniert und zum Kirchenrat und Hofprediger ernannt worden; s. Ho¡Für‰li¡er Brandenburgis¡er ULYSSES, 1668, S. 46. – 5 wann ~ anges¡ienen] Hinweis auf die Reise, die Lilien als Inspector des jungen Markgrafen Christian Ernst absolviert hatte. – 9-24 Ein Mens¡, ein halber Mens¡! ~ herzt und kü‹t.] Die Geschichte des ersten Menschenpaares im Garten Eden und insbesondere die in Gen 2.7, 20-23 beschriebene Erschaffung Evas aus der Rippe Adams ist ein häufig in den Epithalamien Birkens verwendetes Motiv. – 33f. Da# Reinis¡e Athene | Argyrope] Gemeint ist die Universitätsstadt Straßburg, das alamannische Argentoratum (griechisch: Ἀργυρόπολις); s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 533. Christian Ernst hielt sich dort mit Unterbrechungen zwei Jahre lang zu Studienzwecken auf; s. zu Gedicht Nr. 231, v. 31-34. Lilien wurde am 1.10.1657 in der theologischen Fakultät der Universität Straßburg immatrikuliert und am 8.2.1658 promoviert; s. Simon, 1930/31, S. 190. – 40 E# sey ein Raphaël, hier dieser Engel-Gei‰.] Zugrunde liegt Tob 5.4-21; s. zu Gedicht Nr. 231, v. 51-54. – 41-43 Prinz Chri‰ian erwehlte ~ mit eurer, seine Wi”.] Neben Caspar Lilien war der Suite des Markgrafen Christian Ernst auch der Hofmeister Ernst Heinrich von Bork (1629-1667) zugeteilt; s. zu Gedicht Nr. 231, v. 38-40. – 43f. Er war, dem Salomon, | Benajah: Zado¿, Jhr.] Zugrunde liegt 1 Kön 1.30-35. – 47f. LVDVICVM sahet Jhr ~ in seinem Nahmen wei‰] Das aus den Buchstaben des Vornamens Ludwigs XIV. gebildete Chronogramm verweist auf das Jahr 1666. – 49-51 Dann habet Jhr gesehen ~ ein wunder unsrer Zeit.] Christian Ernst wohnte am 9.6.1660 der Vermählung Ludwigs XIV. mit der spanischen Infantin Maria Theresia in
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Saint-Jean-de-Luz bei, die den Frieden der seit 1635 im Krieg befindlichen Länder Spanien und Frankreich besiegelte. Im zeitlichen Umfeld dieses Ereignisses hatte Christian Ernst Audienzen bei den Königen Ludwig XIV. und Philip IV.; s. Ho¡Für‰li¡er Brandenburgis¡er ULYSSES, S. 64-88. – 51-53 Da# wunder aller Welt, ~ wurd eürer Augen Weide.] Im April 1661 verbrachte Christian Ernst mit seiner Suite zehn Tage in Venedig; s. ULYSSES, S. 168-170. – 52f. in Amtriten Feld, | Neptunu# Re›denz] Im griechischen Mythos war Amphitrite eine Meeresgottheit und die Gemahlin des Poseidon; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964) Sp. 317. – 54-62 Jedo¡ gab Eü¡ ~ meiden mü‹e.] Vom 29.11.1660 bis zum 9.3.1661 hielt sich die Reisegesellschaft in Rom auf (s. ULYSSES, S. 111-134), während der Rückreise abermals vom 24.3. bis zum 31.3.1661 (s. ebd., S. 152-157). – 57 S¡erer] Es könnte der jesuitische Mathematiker und Kartograph Heinrich Scherer (1628-1704; s. ADB. Bd. 53 (1907), S. 757-759 (Hatzsch)), S. 670-73) gemeint sein. Im ULYSSES wird der Name nicht erwähnt. – 57 Contius] Gemeint sein dürfte Carlo Conti, Kur-Trierischer Resident in Rom und Deutschordensritter, der den jungen Markgrafen am 4.2., 14.2. und am 6.3.1661 in Rom besucht hat; s. ULYSSES, S. 124, 129 und 133. – 57 Kir¡er] Am 7.2.1661 fand in Rom ein Treffen Christian Ernsts mit dem aus Fulda gebürtigen Jesuiten Athanasius Kircher (1602-1680; zu ihm s. ADB. Bd. 16 (1882), S. 1-4 (Erman); NDB. Bd. 11 (1977), S. 641-644 (Krafft)) statt; s. ULYSSES, S. 124. Es gab noch mehrere Begegnungen, auch beim zweiten Rom-Aufenthalt; s. ebd., S. 126, 130, 131, 157. – 57 Castiglione] Der "H. Abt Castiglione, de# Cardinal Nepote Secretarius" (ULYSSES, S. 122) war der Sekretär von Flavio Chigi (1631-1693; zu ihm s. Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. Bd. 1 (1990), Sp. 105f.; s. ULYSSES, S. 129), der 1657 von seinem Onkel, Papst Alexander VII., als Kardinalnepote eingesetzt worden war. Es gab zahlreiche Begegnungen mit ihm; s. ULYSSES, S. 122f., 125, 129, 131, 133f., 153f., 157. – 59-62 we# Weg Gott wohl gefällt, ~ üm daß Er forthin Eü¡ meiden mü‹e.] Giovanni Paolo Oliva (1600-1681; zu ihm s. Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. Bd. 16 (1999), Sp. 1177f.; s. zu Gedicht Nr. 231, v. 41-46) war Generalvikar der Societas Jesu und Beichtvater des Papstes. Nach einigen zwischen ihm und Lilien geführten theologischen Debatten (s. VLYSSES, S. 127f., 130) kam es gegen Ende von Christian Ernsts Rom-Aufenthalt zu einem von gegenseitigem Respekt geprägten versöhnlichen Abschied; s. ebd., S. 154f. – 64 die Argonauten-Rei#] Die Sage von den um Iason gescharten Helden und deren Fahrten weist Parallelen zur Odyssee auf (s. Der Kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 537-539). Die Nennung Iasons bzw. die des VLYSSES im Titel von Birkens 1668 erschienener Bearbeitung der Reiseaufzeichnungen dient jeweils der mythologisierenden Aufwertung der Kavalierstour Christian Ernsts zur heroischen Tat. – 64f. e# se”e ein Valer | hierzu die Feder an.] Wahrscheinlich ist nicht der römische Autor Valerius Maximus, der Verfasser der ursprünglich 10 Bücher Facta et dicta memorabilia gemeint, die seit dem Mittelalter eine weit verbreitete Schullektüre waren (s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 1117f.), sondern C. Valerius Flaccus Setinus Balbus, von dem das unvollendete – Abbruch im 8. Buch – Versepos Argonautica stammt; s. ebd., Sp. 1116f. – 69-
Gedichte 237 und 238, 1663
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71 Enea# nimmt A¡aten ~ glei¡wie Er drausen thät.] Der von Vergil, Aeneis 1, 120 u. ö. erwähnte Achates war der Gefährte und Waffenträger des trojanischen Helden Aeneas und steht sprichwörtlich für Treue; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 43.– 74-76 Er gibt Eü¡ ~ dem gro‹en CHRJSTJAN.] Die in Gen 41.45, 50 und Gen 46.20 erwähnte Ägypterin Asenat wurde Joseph vom Pharao zur Ehefrau gegeben. Birken erwähnt diese biblische Episode, da auch Liliens Ehe durch die Vermittlung seines Herrn, des Markgrafen Christian Ernst, zustande kam; s. PBlO.C.203.2. Text 238: die Lilie am Bühel. 173v-174v 5 der] Kürzel; ebenso 11, 25, 35 – 7 und] u. (ebenso 8, 15, 23, 28, 30, 39, 68, 69 (2x)) – 8 ‰engelt] ‰rengelt – 13 sie] e überschrieben – 18 und] ü. – 18 vergülden] vergulden – 27 Blumenspiel] ev. Blumen spiel – 39 zusamm] zusam (ebenso 40 himmlis¡e – 51 Himmel) – 39 gego‹en] geg überschrieben – 50 Bühl] Bühel – 61 da#] Kürzel Ebenso wie das voraufgehende Gedicht Nr. 237 hat Birken dieses Lied zur Hochzeit des Bayreuther Generalsuperintendenten Caspar Lilien mit Eva Catharina von Pühel verfaßt. Es wurde im Auftrag und Namen des Bayreuther Druckers Johann Gebhardt als Separatum gedruckt: Die Lilie am Bühl. | Ehren-S¡erz und Herzen-Wuns¡/ | Al# | Der Ho¡Ehrwürdige/ Fürtre[li¡e | und Ho¡gelehrte | Herr CASPARUS LILIUS | SS. THEOLOGIAE DOCTOR, Ho¡Für‰l. | Brandenb. Raht/ GENERAL-SUPERINTENDENS, | au¡ HofPrediger/ und de# Für‰l. Consistorii As-|sessor Primarius, | mit | Der WohlEdlen/ Ho¡vielEhrntu-|gendrei¡en | F. Eva Catharina/ | De# WohlEdlen/ Ge‰rengen und | Ho¡gelehr-ten | H. Johann Chri‰o[# von Pühel/ | auf Dölau/ | vornehmen JCti, Ho¡Für‰l. Brandenb. | Geheimen und HofRaht#/ au¡ de# Für‰l. | Consistorii Praesidenten# | Eheleibli¡en J. To¡ter/ | Jn Bayreuth Montag# den 27. April. | Anno 1663. | sein Ho¡zeitli¡e# Ehren-Fe‰ hielte/ | Zu Dien‰s¡uldig‰er Beehrung überrei¡et | von | Johann Gebhardt/ Bu¡dru¿ern daselb‰. (s. Stauffer, 2007, S. 374). In dem Druck gibt es nach dem Titelblatt (s. o.) keine weitere Überschrift. Die Verse mit zweisilbiger Kadenz sind eingezogen. Der erste Buchstabe von v. 1 ist als große Initiale ausgeführt und bewirkt eine weitere Einrückung von v. 2. Abgesehen von diesen Unterschieden sowie Abweichungen der Orthographie und Interpunktion, gibt es diese Varianten: 41 Herrligkeit] Herrli¡keit – 57 umson‰] ümson‰ 1-4 Eine Lilie ~ Sulamith, von Lieb entbrennet.] Zugrunde liegt Hld 7.1-3, die einzige Stelle, an welcher der Name Sulamiths erwähnt und ihre Schönheit mit einem 'mit Rosen umsteckten Weizenhaufen' verglichen wird. Der Name Salomos, der als Verfasser des Hoheliedes galt, wird in Hld 1.5; 3.7-11 und 8.11f. genannt. Eine – zumal eheliche – Verbindung zwischen ihm und Sulamith, wie sie Birken – in Anspielung auf die bedichtete Hochzeit – in v. 3 unterstellt, setzt der biblische Text nicht voraus. – 11f. ›e su¡t in der höhe Stand, | wo der Bühel aufwart# ‰eiget.] Wie in vielen Epithalamien spielt Birken auch in diesem Gedicht mit den Namen der Brautleute. Der Name der Braut inspirierte ihn zu der Assoziati-
Apparate und Kommentare
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on mit "Bühel" (12, u. ö.), einer Bezeichnung für einen 'Hügel', bzw. eine 'Anhöhe'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 2 (1860), Sp. 496f. – 41-44 Salomon# sein Herrligkeit ~ zuverglei¡en.] Anspielung auf Lk 12.27. – 53-72 Lauter Lilien-Weiße# ~ weil ›e Gotte# Lieben ›nd.] Die in Epithalamien üblichen Wünsche für das Brautpaar: zahlreiche Nachkommen und ein langes, erfolgreiches Leben ohne Unglücksfälle.
Text 239: Namen#-Glü¿wuns¡. Herrn Daniel Wülfern, Predigern und Professorn Jn Nürnberg. Nomine Filij. 175r T3 Herrn] H. – T4 und] u (ebenso 11, 16, 19, 20, 26) – T4 Professorn] überwiegend lateinische Schreibung – T4 Nürnberg] Nürnb. – T5 Nomine Filij.] nach rechts auf den Rand hinaus versetzt – 1 da#] Kürzel; ebenso 12, 15, 29 – 1 der] Kürzel; ebenso 10, 21, 24 – 4 und] u. – 10 Himmel] Him el (ebenso 19, 2
1
21) – 10 au¡ ma¡e] danach gestrichen zur – 18 habt mi¡] mi¡ habt – 25 sol¡e] durch Streichung aus sol¡er – 23 al#] oberhalb der Zeile – 27 gebihrt] ihr überschrieben Dieses Lied schrieb Birken im Frühjahr 1663 zum Namenstag Daniel Wülffers (1617-1685; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 182). Eine genaue chronologische Einordnung des Gedichtes ist nicht möglich. So legt zwar der Verweis auf den "Lenzen" (v. 9) die Vermutung nahe, daß Wülffers Namenspatron Daniel von Murano (gestorben 1411; zu ihm s. Vollständiges Heiligen-Lexikon. Bd. 1 (1858), S. 725) gewesen sein könnte, dessen am 31. März gedacht wurde. Da allerdings als "Blumen-Mond" (v. 8; s. Zedler. Bd. 4 (1733), Sp. 200) der Monat April bezeichnet wurde, kommt auch ein im oberitalienischen Lodi zur Zeit Karls des Großen als Märtyrer gestorbene Soldat (s. Vollständiges Heiligen-Lexikon. Bd. 1 (1858), S. 722) als Namenspatron in Frage, dessen Tag der 22.4. war. Als "Blumen-Mond" konnte schließlich auch der Monat Mai bezeichnet werden; s. zur Gedichtgruppe Nr. 104, Epigramm 5. Aus der Überschrift geht hervor, daß das Gedicht im Namen eines Sohnes des Theologen verfaßt worden ist. Wülffer war seit 1644 mit Maria Margarethe Hübner verheiratet. Aus der Ehe gingen elf Kinder hervor. Bei dem Auftraggeber könnte es sich um Wülffers Sohn Johann (1651-1724; zu ihm s. Will. Bd. 4 (1758), S. 300-306; Simon, 1965, S. 257f.) gehandelt haben, der von seinem Vater und einer Reihe von Lehrern zum Theologen ausgebildet wurde. Ein Druck des Liedes ist nicht bekannt.
Text 240: Zu Herrn Johann Georg Winkler# und Jungfrau Anna Maria Hagendornin Ho¡zeit. 175v-176v T2 Herrn] H. – T3 Jungfrau] J. – 2 Feder] mit der-Kürzel (ebenso 42, 44 wider – 50 sonder) – 4 und] u. (ebenso 32, 35, 40, 42, 47 (1. Position), 64, 65, 68 (2x), 71, 72) – 7 2.] 2 – 7 da#] Kürzel; ebenso 25, 26 – 8 Amor#] # überschrieben – 11 ver‰e¿t] durch Streichung aus verste¿et – 12 Flammen] Flam en (ebenso 27; ebenso 25 zusammen – 27 Himmel – 27 kommen – 34 Kommt – 46 kommt) – 13 fragt] a oberhalb der
Gedicht 240, 1663
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Zeile; Einfügungsstrich – 31 der] Kürzel; ebenso 33, 42, 56, 70, 71 – 56 Jhr] durch Überschreibung aus Jhm – A1 *.Vid. ~ p. 60.b.] auf dem Fuß von 176r, unter v. 57 – A2 *. Vid. ~ planta.] zweizeilig, unter A1 Dieses Lied schrieb Birken zur Hochzeit des Nürnberger Kaufmanns Johann Georg Winkler mit Anna Maria Hagedorn, die am 5.8.1663 in Nürnberg stattfand. Es wurde gedruckt als anonymes Separatum Ho¡zeitli¡er S¡er” | und | Her”li¡er Glü¿wuns¡/ | zu | De# Erbaren | Johann Georg Winkler# | Handel#mann#/ | De# au¡ Erbaren | Johann Georg Winkler# | Hande#mann# | Eheleibli¡en Sohn# | Und | Der Erbaren viel Ehrn-Tugendsamen | Jungfrauen | Anna Maria | De# Ehrnve‰en und Re¡t#gelehrten | H. Johann Joa¡im Hagendorn#/ | Eine# WohlEdel-Ge‰rengen/ Für›¡tig | und Ho¡weißen Rath# wohlverordneten | Rahts¡reiber#. | Eheleibli¡en her”lieben J. To¡ter/ | in Nürnberg den 5. Augu‰i Anno 1663. ange‰ellter | Ho¡zeitli¡er Ehren-Freude/ | abgesungen dur¡ | Einen Miterfreueten Befreundten. (s. Stauffer, 2007, S. 384f.). Der Gedichteingang und die Tatsache, daß das Gedicht nicht unterzeichnet ist, lassen vermuten, daß Birken das Gedicht im Auftrag eines Dritten verfaßt hat. In der Druckfassung gibt es keine weiteren Überschriften. Der erste Buchstabe von v. 1 ist als große Initiale vorgesetzt, deren Gesamthöhe nahezu jener der ersten Strophe entspricht. Anders als in der Manuskriptfassung befinden sich die Strophennummern nicht eingangs, sondern in der Mitte oberhalb der Strophen. Der jeweils zweite und vierte Vers ist eingezogen. Die beiden Anmerkungen stehen rechts unterhalb der Strophen 8 und 9. Abgesehen von diesen Unterschieden sowie Abweichungen der Orthographie und der Interpunktion, gibt es diese Variante: 6 von] vom 4 Flaccu#] Das Cognomen von Horaz. – 4 Catull] Der römische Dichter Gaius Valerius Catullus (um 84-47 v. Chr.; zu ihm s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 1089-1092). – 7-18 Hat dann ~ gebt beri¡t.] Zur Zeit der Entstehung des Gedichtes scheint regnerisches Wetter geherrscht zu haben. – 15f. ›e kan ~ geharnis¡t wär.] Zur Demonstration der Allgewalt der Liebe weist Birken gelegentlich auf die Fortpflanzung der Fische in ihrem unwirtlichen Lebensraum hin. – 23-30 Do¡ wa# geht un# Cupido an? ~ die Liebe Lieb.] Diese Relativierung der allegorischen Bedeutung der antiken Götterwelt und der Versuch ihrer Substitution durch der christlichen Religion entlehnte Motive ist Ausdruck der ab 1662/63 immer stärker hervortretenden religiösen Ausrichtung der Texte Birkens; s. zu Gedicht Nr. 172. – 31-42 Die Liebe, ›¡ der Rose glei¡et: ~ und wider ‰illt.] Eine der vielen Varianten der von Birken immer wieder vorgetragenen These, der Ehestand sei auch ein Wehestand. – 38 der, ihm wa# Liebe# gehend au#] Wohl ein vom Druck übernommenes Versehen Birkens; es müßte "sehend" heißen. – 39 Si¡ einem s¡arfen Dorn genähet] Beginn des Spiels mit dem Familiennamen der Braut, das die Strophen 8 und 9 beherrscht. – 41 Der Hagdorn i‰ de# Eh‰and# Bild:] Die Heckenrose eignet sich als Verbildlichung des Ehestands in Birkens Sinn, weil sie verletzt – mit ihren Dornen – und mit aus ihr bereiteten Medikamenten heilt; s. v. 42f. – 43f. Der Hagdorn zwar ~ zieht ›e wider au#.*] Die zu dieser Passage gehörende Anmerkung "Vid. Ad Lonic. Herbar. p. 60.b." bezieht sich auf eine Ausgabe des von dem Arzt Adam
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Lonitzer (1528-1586; zu ihm s. ADB. Bd. 19 (1884), S. 157f. (Stricker)) zuerst 1551 unter dem Titel NATVRALIS HI|STORIAE OPVS NOVVM [...]. publizierten naturkundlichen Werkes. Von 1657 an wurde das Buch, das zahlreiche Wiederauflagen und Erweiterungen erfahren sollte, unter diesem Titel verlegt: Herrn ADAMI LONICERI, | Der Ar”ney D. und weyland Ordinarii Primarii Physici zu Fran¿furt/ | Kräuter-Bu¡ | und Kün‰li¡e Conterfeyungen | der Bäumen/ Stauden/ He¿en/ | Kräutern/ Geträyde/ Gewür”en, etc. [...]. – 52f. An ihme man ~ wie Mens¡enhände, ›ht formirt.*] Die zu dieser Passage gehörende Anmerkung "Vid Ad. Lonic. ibidem et Trag. Herb. in dicta planta." bezieht sich ebenfalls auf das oben erwähnte Werk Adam Lonitzers. Zusätzlich wird – möglicherweise auf die lateinische Fassung (1552) – des folgenden, zuerst 1539 in Straßburg erschienenen botanischen Werkes des Arztes und Predigers Hieronymus Bock / Tragus (1498-1554; zu ihm s. NDB. Bd. 2 (1955), S. 343 (Ziegenspeck); Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. Bd. 25 (2005), Sp. 81-86) hingewiesen: Kreüter Bu¡. | Darin Vnders¡eidt/ Wür¿ung | vnd Namen der Kreüter so in Deuts¡en Lan-|den wa¡sen/ [...]. In der deutschen Fassung dieses Werkes heißt es in der Ausgabe Straßburg 1546 (xviijv): "Da# laub aber an disem dorn gewe¡# i‰ s¡ön grün/ ein jede# blat gemeinli¡ mit dreien ker[en zerspalten/ etli¡# mit fün[en oder mehr anzusehen al# ein händlin." – 55-66 Spre¡t ni¡t ~ Eure Fru¡tbarkeit!] Der in erotische Anspielungen gekleidete Wunsch, daß aus der Ehe zahlreiche Nachkommen hervorgehen sollen. – 58-65 denkt wie e# ~ ho¡ und breit:] Der zu den immergrünenden Gewächsen zählende Rosmarin galt u. a. als Eheprognostikum. Wenn ein vom Brautpaar nach der Hochzeit gepflanzter Rosmarinzweig Wurzeln austrieb, war eine glückliche und dauerhafte Ehe zu erwarten; s. Bächtold-Stäubli. Bd. 7 (1935/36), Sp. 788.
Text 241: Sieben Weiber raufen ›¡ um ein paar Mann#hosen. 176v 2 Rind'] unter d gestrichene en-Schlaufe – 2 und] u. – 4 chosen] überwiegend lateinische Schreibung – 7 da#] Kürzel – 7 Bett] links auf dem Rand; in der Zeile Einfügungszeichen + – 7 der] Kürzel Dieses Epigramm hat Birken vermutlich als Entwurf zu einem illustrierten Kupferstich oder Flugblatt verfaßt. Das Motiv der um eine Männerhose kämpfenden sieben Frauen geht auf Jes 4.1 zurück. Im Kontext der Darstellungstradition der Schelte auf die 'bösen Weiber' (s. zu Gedicht Nr. 133) und des Geschlechterkampfes ist es in der Druckgraphik seit Mitte des 15. Jahrhunderts nachweisbar; s. Metken, 1996, S. 96-115. Gegen Mitte des 17. Jahrhunderts erschien eine ganze Reihe von Kupferstichen, auf denen der Kampf um die Hose nicht als Streit um die Vorherrschaft im Haus, sondern als durch sexuelles Verlangen ausgelöster gewaltsamer Ausleseprozeß dargestellt wird, in dem die siegreiche Kämpferin den ersehnten Mann zu erhalten hofft; s. Harms. Bd. 1 (1985), S. 306f.; Metken, S. 105f. Daß dieses Überangebot an Verehrerinnen keineswegs nur Ausdruck männlicher Phantasien ist, zeigt ein dem Jahr 1631 zugeordnetes Flugblatt (s. Harms. Bd. 4 (1987), S. 42f.), in dem die im Titel genannte Bes¡reibung vnd Figur der zukün[tigen bösen vnd Mannthewren Zeit in enge Beziehung zum Dreißig-
Gedichte 241 und 242, 1663
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jährigen Krieg und den zu Witwen gewordenen Soldatenfrauen gestellt wird. Birkens Beschreibung des "mit tru¿en Fäu‰en" (v. 8) um den Einzug in das eheliche "Bett" (v. 7) geführten Kampfes legt nahe, daß ihm ein um 1635 entstandener französischer Kupferstich bekannt war. Auf der von Balthazar Moncornet (1600-1668; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 25 (1931), S. 57) gestochenen Illustration, die COMBAT DES FEMMES A QVI AVRA L'HAVT DE CHAVSSE überschrieben ist (s. das Exemplar der Bibliothèque nationale de France: RESERVE FOL QB-201(29)), sind in zentraler Position sieben Frauen unterschiedlichen Alters dargestellt, die sich zum Gaudium eines links vor einem offenen Kamin sitzenden Kavaliers um dessen Hose balgen. Im Bildhintergrund ist oberhalb des Mannes ein Bett zu sehen. Birkens Wortspiel "qvelq-chosen" (v. 4) könnte seine Kenntnis einer französischen Vorlage nahelegen. Daß Moncornets Kupferstich tatsächlich bis nach Nürnberg gelangt ist, scheint jedenfalls unstrittig. Bei der Kupferstichillustration eines auf das Jahr 1650 datierten Flugblattes (s. das Exemplar aus der graphischen Sammlung des Germanischen Nationalmuseums: HB 17704, Kapsel 1294) aus dem Verlag Paul Fürsts (um 1605-1666; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 202), handelt es sich eindeutig um die von einem unbekannten Künstler graphisch umgestaltete Adaption des Stiches Moncornets; s. Metken, S. 110. Die unter der Abbildung ohne Verfassernamen gedruckten deutschen Verse (Incipit: "Hier ›eben Weiber ‰ehn in sondrer Länder Tra¡ten") lauten allerdings vollkommen anders als die des Gedichtes Nr. 241, von dem keine Druckfassung bekannt ist. 2 Rind'] Die Brotrinde. – 2 Brosen] Die 'Brosamen', der innere weiche Teil des Brotes; s. Adelung. Bd. 1 (1793), Sp. 1204. Ebenso wie das Motiv der sieben Frauen geht auch die Brotmetapher, die Birken hier freilich scherzhaft auf das männliche Geschlecht anwendet, auf Jes 4.1 zurück. – 3f. Die Frauen raufen ›¡: ~ wann er wird ümgese”t.] Anspielung auf die anagrammatische Bildung des Verbs "raufen" aus dem Substantiv "Frauen".
Text 242: Auf den Nürnbergis¡en Kron Braut-S¡mu¿. 177r T1 CCXLII.] CCXLII – 3 der] Kürzel; ebenso 4, 7, 8 – 3 bemerkt den] teilweise unleserlich durch Wasserfleck; ebenso 4 Sieg, mit Perlen so gekrönet – 5 da#] Kürzel; ebenso 6, 7; ebenso 8 daß – 5 s¡önet] s¡önet. – 6 zeigt] zigt – 7 un#] u. – 8 Nürenberg] Nürnberg Dieses Epigramm sowie zwei weitere Texte, deren Manuskriptfassungen in den Sammlungen S. v. B. Poetis¡e Lorbeerwälder (PBlO.B.3.1.3, 28r-30r) und Floridan# Amaranten-Garte (s. WuK. Bd. 1, S. 358f., 714-716) stehen, hat Birken zur Hochzeit des Nürnberger Patriziers Johann Friedrich Kress von Kressenstein auf Krafftshof, Retzelsdorff und Dürren-Mungenau etc. (1635-1702) und Maria Sabina Fürer von Haimendorff (1644-1701) verfaßt, die nach Biedermann, 1748(1), Tab. CCLXXXVI, am 2.11.1663 stattfand. Sämtliche Beiträge Birkens sind enthalten in der von Martin Limburger / Myrtillus II. (1637-
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1692; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 158-168; Will. Bd. 2 (1756), S. 442-444; Jürgensen, 2006, S. 245-250) verfaßten Ekloge Pegne›s¡e# | S¡äfer-Gedi¡te/ | Jn den | BERJNORGJSCHEN GEFJLDEN/ | Verfa‹et vom | MJRTJLLO/ | Jn Unterredung | Floridan# und Palämon#. | Nürnberg/ | Gedru¿t bey Wolf Eberhard Felße¿er/ 1663. (S. Garber, 1974, S. 332; Stauffer, 2007, S. 387-389.) Das Gedicht Nr. 242 bildet den Abschluß dieser Publikation und ist dort ([Dv]v(korrekt: [Div]v) überschrieben ZUGAB. | Erklärung#-Wort/ über die Gold- und Tu-|gendbegabte Kron-Braut. Unter dieser Überschrift ist in zentraler Position ein Holzschnitt eines sich vor städtischer Silhouette gegenüberstehenden reich gekleideten Paares zu sehen. Durch ihren Kopfschmuck ist die rechts abgebildete Braut als dem Nürnberger Patriziat angehörende 'Kronbraut' (s. u.) zu erkennen. Beide Brautleute berühren mit ihren Händen ein zwischen ihnen schwebendes flammendes Herz, das von dem darunter mit Engelsflügeln und Pfeilköcher dargestellten Liebesgott mit Hilfe einer brennenden Fackel entzündet wird. Birkens Gedicht ist unter dieser Abbildung gedruckt. Unter den Versen steht "ENDE." Der erste Buchstabe von v. 1 ist als große Initiale ausgeführt, die sich zusammen mit der als Halbfigur abgebildeten Zeichnung einer Königin in einer achteckigen Kartusche befindet. Da der erste Vers zudem gegenüber den restlichen Verszeilen eine deutlich größere Schrifttype aufweist, ist er zweizeilig angeordnet. Abgesehen von diesen Unterschieden sowie Abweichungen der Orthographie und der Interpunktion, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 1 güldner] guldner – 2 s¡on] s¡ön – 5 deütt] deut – 7 weise] wei‹et – 8 daß] da# – 8 heise] hei‹et –. In der Sammlung einzelner Blätter aus aufgelösten Arbeitsbüchern PBlO.B.5.0.28 steht auf dem Blatt 159(19)r eine weitere handschriftliche Version des Epigramms Nr. 242, offenbar die Vorlage des Birken-Wälder-Textes. Links neben der Überschriftgruppe hat Birken notiert "Birken-|wälder.", rechts "CCXLI". Außer Unterschieden der Orthographie und Interpunktion gibt es eine Abweichung: 7 un#] und (offenbar ein Schreibversehen). Der Text ist in Seitenmitte senkrecht durchstrichen. 1-3 S¡au die gekrönte Braut ~ den alten Adel ‰and.] Das Tragen der Krone, des Schmuckes und der purpurfarbenen (v. 7) Tracht war den aus dem Nürnberger Patriziat stammenden Bräuten vorbehalten; s. Juri‰is¡e# Magazin | für die | deuts¡en Rei¡#‰ädte. Bd. 3 (1793), S. 81f.; s. Wagenseil, 1697, S. 275. – 8 daß Nürenberg mit re¡t die Kron der Städte heise] Anspielung auf die Bedeutung Nürnbergs im Reich (s. Endres, 1995), vielleicht auch darauf, daß die Krone des Heiligen Römischen Reiches und die Reichskleinodien von 1424 bis 1796 in Nürnberg aufbewahrt wurden; s. Zedler. Bd. 31 (1742), S. 77.
Text 243: Auf Monsieur Georg Chri‰of Kö”ler# Patricii Norici und Jungfrau Anna Regina Neidhartin von Ulm Ho¡zeit. 177r/v
Gedicht 243, 1663
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T1 CCXLIII.] CCXXLIII – T2 Monsieur] Mr. – T2 Patricii Norici] P. N. – T3 und] u. (ebenso 2, 3, 6, 14) – T3 Jungfrau] Jf. – 5 leider] mit der-Kürzel – 5 der] Kürzel; ebenso 10, 14 – 6 da#] Kürzel; ebenso 10 daß – 7-10 J¡ wüns¡ ~ bind zusammen.] Reihenfolge 7, 10, 8, 9; Rangierung durch vorgesetzte Zahlen: 1, 4, 2, 3 – 7 Paar!] Rufzeichen aus Komma überschrieben – 8 nimmer] nim er (ebenso 9 Flammen – 10 zusammen) – 8 nimmer mehr] dazwischen Worttrennungsstrich – 9 Lieben] L überschrieben – 12 mit] vor m ein Buchstabe gestrichen – 14 wa#] Kürzel (2x) Dieses Gedicht schrieb Birken zur Hochzeit des Nürnberger Patriziers Georg Christof Kötzler mit Anna Regina Neidhart. Obwohl die Namen der Brautleute bekannt sind, gibt es kaum Informationen zu ihnen und ihrem familiären Hintergrund; s. Zedler. Bd. 15 (1737), Sp. 1405; s. Will. Bd. 2 (1756), S. 342-344; s. Stadtlexikon Nürnberg, 2000, S. 554f. (mit falscher Jahreszahl zum Aussterben der Familie im Mannesstamm); s. http://www.herrensitze.com/reichelsdorf.html (Stand 29.8.2012). Der Bräutigam könnte ein Sohn des Wagamtmanns Christoph Hieronymus Kötzler (gestorben am 4.10.1695) gewesen sein und ist vermutlich ohne männliche Nachkommen vor seinem Vater gestorben. Dieser hatte in der Rolle des 'Mercurius' in Birkens Anfang Januar 1651 aufgeführtem Drama Jrenian (Margeni# oder Da# vergnügte, bekriegte und wiederbefriedigte Teuts¡land) mitgewirkt; s. Silber, 2000, S. 132; s. zu Gedicht Nr. 115, v. 34f.; s. auch Brief PBlO.C.160.1 (Präsentationsnotiz Birkens vom 15.4.1654) des Barons Helmhart Friedrich Jörger von Tollet (s. zu Gedicht Nr. 117), in dem u. a. Teile von Kötzlers Kostüm für ein eigenes Theaterprojekt erbeten werden. Die Braut stammte aus der Ulmer Kaufmanns- und Patrizierfamilie Neidthart (auch Neithart, Neidhart etc.); s. Reinhard, 1996. Die aufgrund mangelnder Rekonstruierbarkeit der Quellenarchive und Namensverwechslungen nur bedingt verläßliche Datenbank der Genealogical Society of Utah (http://familysearch.org; source film number: 1184829; batch number: M91504-7) nennt als Taufdatum der Braut den 11.10.1642. Derselben Quelle zufolge könnte die Hochzeit am 20.10.1663 in Ulm stattgefunden haben. Das Manuskriptumfeld sowie Anspielungen auf jüngste historische Ereignisse (s. u.) deuten ebenfalls auf Entstehung des Gedichtes Nr. 243 im September / Oktober 1663 hin. Ein Druck ist nicht bekannt. In der Sammlung einzelner Blätter aus aufgelösten Arbeitsbüchern PBlO.B.5.0.28 steht auf dem Blatt 159(19)r eine weitere handschriftliche Version des Gedichtes Nr. 243, offenbar die Vorlage des Birken-Wälder-Textes. Rechts neben der gestrichenen Überschrift Nuptijs G. Chr. Kö”ler# Patr. Nor. | & Annae Reginae Neidhart#. Ulm. steht die Zahl "CCXLII". Außer Unterschieden der Orthographie und Interpunktion gibt es nur eine Abweichung: 6 S¡werd] Swerd –. Der Text ist in Seitenmitte senkrecht durchstrichen. 1-4 E# ie‰ kein Freüd gedi¡t ~ weil alle# i‰ verblendt.] Es handelt sich um Reflexe der öfters von Birken (s. zu den Gedichten Nr. 205, Nr. 219) und seinen Zeitgenossen geäußerten Ängste vor der kriegerischen Expansion des Osmanischen Reiches. Bereits 1656/57 waren Lipka-Tataren und Krimtataren im Herzogtum Preußen eingefallen; s. Theatrum Europaeum. Bd. 7 (1685), S. 964-967. Weitere Überfälle der "Tartarn" (v. 3) ereigneten sich während der Zuspitzung des Konflikts zwischen den Osmanen und
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dem Reich in Siebenbürgens; s. Eickhoff, 2008, S. 184-198. Nachdem das Osmanische Heer bereits im August 1660 die Festung Großwardein in Siebenbürgen eingenommen hatte, kam es Anfang August 1663 zur Belagerung und Eroberung (26.9.1663) der Festung Neuhäusel unter dem Oberbefehl des Großwesirs Achmet Fazil Köprülü (1633-1676; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 249), was nicht nur unter den Bewohnern Wiens für Entsetzen sorgte; s. Theatrum Europaeum. Bd. 9 (1672), S. 948-956. Birken beschreibt die Ereignisse in seinem Werk Der Donau-Strand mit Allen seinen Ein-und Zuü‹en [...] (Nürnberg 1664), S. 56f. – 4 die niemand jagen mag, weil alle# i‰ verblendt] Die Bedrohung des Reiches durch seine Feinde, speziell die Türken, deutet Birken mehrfach als Folge von Uneinigkeit bzw. Verblendung der Herrschenden insgesamt; vgl. auch v. 11f. – 5f. Wir haben leider ja ~ ob unsren Köpfen s¡webet.] Die Erfahrungen des Dreißigjährigen Krieges und die auch nach seinem Ende immer wieder in Europa aufflammenden kriegerischen Auseinandersetzungen bestärkten die seit dem Mittelalter vorherrschende Meinung, man befinde sich in einem Weltzeitalter, in dem die Vollendung der Geschichte als Heilsgeschichte und somit das göttliche Gericht am Ende der Zeiten unmittelbar bevorstehe. – 12 so s¡rieb man ni¡t mit Blut de# O‰enland# Ges¡i¡t.] Der Türkenkrieg 1663/64 hatte Ungarn und Teile Österreichs zum Schauplatz.
Text 244: Auf eine Ho¡zeit. 177r T1 CCXLIV] CC verschmiert – 1 da#] Kürzel; aus der-Kürzel bei ungestrichener er-Schlaufe überschrieben – 2 Ein jeder] mit der-Kürzel; ev. Einjeder – 3 der] Kürzel; ebenso 4, 12 – 3 wol] wol, – 5 in] im – 6 da#] Kürzel – 6 bewährt] ä verschmiert – 6 und] u. (ebenso 8, 9) – 7 Herr] H und etc-Kürzel mit Punkt – 7 Bräutigam] Bräutgam – 9 zusammen] zusam en (ebenso 12 himmel) – 11 wa#] Kürzel Dieses Gedicht schrieb Birken zu einer Hochzeit, die aufgrund des Manuskriptumfeldes sowie der Anspielungen auf die Winterzeit gegen Ende des Jahres 1663 stattgefunden hat. Obwohl die Namen der Brautleute im Gedicht nicht erwähnt werden, könnte es sich bei dem Brautpaar um den in Öhringen bei Heilbronn lebenden Johann Jakob Ludwig und Anna Barbara Landbeck, Tochter des Ingelfinger Bürgermeisters, gehandelt haben. In Birkens Briefarchiv ist Ludwigs Einladungsschreiben (PBlO.C.213.1 vom 20.11.1663) zu seiner Hochzeit erhalten, die am 8.12.1663 stattfinden sollte. Ein Responsionsvermerk fehlt, doch ist davon auszugehen, daß Birken umgehend mit dem Epithalamium Nr. 244 geantwortet und damit der eigentlichen Intention von Ludwigs Schreiben entsprochen haben dürfte. Die Bitte um Birkens persönliche Anwesenheit bei den Feierlichkeiten wird man aufgrund der zu dieser Jahreszeit erwartbaren Reisestrapazen als konventionelle Höflichkeitsformel auffassen dürfen; sie fehlt in keinem dieser Formelbriefe. Die in der Unterschrift des Einladungsschreibens enthaltene Berufsangabe "Eurer Magnicenz | dien‰gei‹en‰er | Johann Jacob Ludwig, | Conrector." läßt keine Schlüsse auf frühere Verbindung mit Birken zu. Der in den Tagebüchern ab Anfang Februar 1665 und danach
Gedichte 244 und 245, 1663
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häufiger erwähnte "dot Hann# Ludwig" (I.162; PBlO.2.1.4, 21v), dem Birken im Verlagshaus Endter eine Anstellung als Korrektor vermittelt hat, ist – entgegen den Angaben Krölls (II.514) – nicht identisch mit dem Bräutigam und Verfasser des Briefes PBlO.C.213.1. Es handelt sich vielmehr um Johann Ludwig Buchka, der ein Patenkind von Birkens Frau war; s. zu Brief Nr. 73, Z. 31 im Briefwechsel Birkens mit seiner ersten Frau, WuK. Bd. 10, S. 585f. Ein Druck des Gedichtes Nr. 244 ist nicht bekannt. 2 Ein jeder tra¡t i”und na¡ einer warmen Mu”en.] Grobe sexuelle Anzüglichkeit. Hier ist mitnichten von einer Kopfbedeckung die Rede; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 6 (1885), Sp. 2838.
Text 245: Vors¡ri] eine# Stammbbu¡#. 177v/178r T2 Stammbbu¡#] Stam bbu¡# – 3 der] Kürzel – 5 und] u. – 10 da#] Kürzel Dieses Epigramm hat Birken als Eröffnungstext (s. u.) zu einem Stammbuch verfaßt. Mit der zunehmenden Verbreitung der im 16. Jahrhundert aufkommenden Stammbuchtradition wurden zu diesem Zweck fertige Bücher mit leeren Seiten angeboten, die den Einträgern Raum zur freien Gestaltung von Zitaten, Wahlsprüchen, Zeichnungen und zum Einkleben von eigens zu diesem Zweck hergestellten Gemälden oder Kupferstichen boten. Die Einträge in den Alben Birkens (P.Bl.O.5 (Hs 152818 und Hs 152818a)) weisen alle diese Elemente auf. Laut Schnabel, 2003, S. 130, wurden solche Einschreibebücher bzw. "Blankalben oft auch mit gedruckten Titelblättern versehen, gelegentlich mit Bordürenrahmen und mit zwischengeschalteten Illustrationen ausgeziert". In Birkens Briefarchiv ist unter der Sigle PBlO.C.279.1 ein gedrucktes Separatum des Gedichtes erhalten (nicht bei Stauffer, 2007), das nicht nur aufgrund des stammbuchtypischen Querformates und des rechteckigen Zierrahmens eine solche kommerzielle Verwendung nahelegt, denn auch eine Herstellerangabe ist enthalten. Unter den Versen der Druckfassung steht "Mi¡ael Ri¿e# von Wien au# Oe‰errei¡ 1663." Nach Reske, 2007, S. 978, war der aus Stettin stammende Michael Rickhes 1619 Buchdruckergeselle in Wien, wo er zwischen 1628 und 1635 als Drucker tätig war. Da Reske jedoch 1635/36 als Todesjahr Rickhes angibt, handelt es sich vermutlich um eine Weiterverwendung seines Namens durch seine Nachkommen. Sein Sohn, Matthäus Rickhes (1631-1661; s. ebd., S. 979), hatte 1641 den väterlichen Betrieb übernommen. Bis zu ihrem Tod (1669; s. ebd., S. 980) führte Matthäus Rickhes Witwe Susanna die Offizin. Über Beziehungen Rickhes zu Birken ist nichts bekannt. Vielleicht hat der Druck Birken zur Vorlage für die Eintragung des Gedichtes in die Sammlung gedient: Im Druck sind die Verse / Zeilen 6 und 7 eine Einheit; bei der Eintragung hat der Platz nicht gereicht. Dadurch wird die sonst korrekte Reimung gestört. Möglicherweise war das schon früher angefertigte Gedicht Birken erst Ende 1663 wieder zu Händen
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gekommen. Von der abweichenden Zeilenanordnung und Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, weist die Druckfassung diese Varianten auf: 8 ni¡t] nit 1-14 Steh, Freund! ~ Geh fort!] Diese lyrische Konsekrationsformel, welche die Erwartungshaltung des Stammbuchbesitzers gegenüber dem Eintragsverhalten der Inskribenten widerspiegelt, entspricht mit ihrer Betonung des Ideals der "Freünds¡a[t" (v. 3) und der Memorialfunktion der Einträge bei räumlicher Trennung der Freunde (v. 11-14) den seit Mitte des 16. Jahrhunderts typischen Elementen solcher Eröffnungstexte; s. Schnabel, S. 372-381. Sie folgt genau dem Muster von Epitaphien; s. Texte Nr. 141 im Birken-Windischgrätz-Briefwechsel (WuK. Bd. 9, S. 459-463; 1251-1253), Nr. 73 im BirkenVolkmann-Briefwechsel (WuK. Bd. 10, S. 407-409; 879-881).
Text 246: Zu Herrn Johann Mi¡ael Dilherrn# etc. Chri‰-Apo‰olis¡er Academie. 178r/v T2 Herrn] H. – T2 Johann Mi¡ael] Joh. Mi¡. – T2 etc.] Kürzel mit Punkt – 1 Feder] mit der-Kürzel; ebenso 8 – 6 der] Kürzel; ebenso 14, 16, 21, 25 – 8 da#] Kürzel; ebenso 21, 22 – 8 und] u. (ebenso 24, 25, 27 (2x), 28) – 8 Flamme] Flam e – 10 denkmal] da kmal – 11 eurer] rer überschrieben – 13 gelehret] erstes e verschmiert – 21 Nun] n überschrieben Dieses und ein weiteres Ehrengedicht sowie vermutlich einen Großteil der darin enthaltenen geistlichen Lieder schrieb Birken für Johann Michael Dilherrs (1604-1669; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 13) Werk Hohe S¡ul | de# Hö¡‰en Lehrer# und Seiner S¡üler. | Da# i‰: | Chri‰li¡e Anweisung/ | zu | Gottseeliger Betra¡tung | De# Leben#/ und der Lehre | Jesu Chri‰i/ und Seiner lieben | Apo‰el/ und Evangeli‰en: | Derer Bildni‹en/ in s¡önen Kupfer‰i¡en mit ›nd beigefügt. | Samt einem Anhang | Von den Siebenzig Jüngern/ und von dem | Glauben#-Bekenntni# Claudii, de# König# | in Mohrenland. | Allerlei Stand#-Personen erbauli¡ zu lesen: | Fürge‰ellet/ | von | Johann Mi¡ael Dilherrn/ Predigern in | Nürnberg/ bei S. Sebald/ und Professorn. | Nürnberg/ | Jn Verlegung Paulu# Für‰en/ Kun‰- und Bu¡händl. | Gedru¿t daselb‰/ bey Chri‰oph Gerhard. (s. Stauffer, 2007, S. 394-398). Die Datierung der einzelnen Beiträge erweist sich als schwierig, da aus dem mutmaßlichen Bearbeitungszeitraum (1662/63) keine Tagebuchaufzeichnungen Birkens erhalten sind und die Manuskriptfassungen der Gedichte auf drei verschiedene Sammelhandschriften verteilt sind. Insbesondere die in der nicht chronologisch sukzessiv angelegten Sammlung Psalterium Betulianum (PBlO.B.3.3.3) enthaltenen sieben geistlichen Lieder lassen ohne die Einbeziehung weiterer Dokumente keine Schlüsse auf den Zeitpunkt ihrer Entstehung zu. Als terminus ante quem sämtlicher Beiträge kann Dilherrs zum Thomastag (21.12.1663) unterzeichnete Zueignung#-Schri[t ( )( iijr- )( ivr ) herangezogen werden. Birkens Dedication | Der Chri‰-Apo‰olis¡en HohS¡ulen | Ho¡seeligen An Seiner Für‰li¡en Dur¡leu¡t | Herrn Herrn Manfredi Herzog# zu Wirten-|berg Junge Prinzen. überschriebene Manuskriptfassung seines an die Söhne des 1662 verstorbenen Herzogs Manfred von Württemberg-
Gedicht 246, 1663
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Weiltingen (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 225) gerichteten Widmungsgedichtes steht in der Sammlung S. v. B. Poetis¡e Lorbeerwälder (PBlO.3.1.3, 60r-61r) und wurde vermutlich zwischen August und Jahresende 1663 verfaßt. An einer früheren Position dieser Sammelhandschrift (PBlO.3.1.3, 54v/55r) steht Birkens für Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Lüneburg verfaßte Dedication | Der Chri‰-Apo‰olis¡en HohS¡ul | An | den Dur¡leu¡tigen Siegprangenden. Bei diesem Gedicht, von dem keine Druckfassung bekannt ist, wird es sich kaum um einen von Dilherr abgelehnten Widmungsvorschlag Birkens gehandelt haben. Es wird vielmehr als handschriftliches Separatum zusammen mit oder in einem Buchgeschenk an den Adressaten gelangt sein. Daß sich unter den an den Herzog verschickten Büchern auch solche Dilherrs befanden, geht aus dem Konzept eines zwischen August und der ersten Oktoberhälfte des Jahres 1663 verfaßten Briefes (PBlO.B.5.0.28, 147r/v) hervor, der ein Exemplar des Werkes Her”und Seelen-Speise/ Oder Emblematis¡e Hau#- und Rei#-Po‰ill: [...]. (Nürnberg, 1661; s. Stauffer, S. 306313) begleitet hat. Die gut rekonstruierbare Geschichte der Entstehung dieses Werkes (s. ebd., S. 309) ist aufschlußreich für Birkens Zusammenarbeit mit Dilherr und zeigt zugleich Parallelen zur Genese der Hohen S¡ul auf. Auf eine briefliche Bitte vom 3.3.1660 (PBlO.C.56.7) Dilherrs hin hatte Birken vier geistliche Lieder und fünfunddreißig emblematische Erfindungen für die Hau#- und Rei#-Po‰ill verfaßt. Von Dilherrs Bitte um Mitarbeit bis zur Überreichung des fertigen Druckes an Birken (Entsprechung im Tagebuch: I.81; PBlO.2.1.3, 27r zum 16.4.1661) vergingen dreizehn Monate. Ebenso verfuhr Dilherr im Falle der Hohen S¡ul. Es ist Stauffer entgangen, daß Dilherr auch hier zunächst Birken schriftlich um seine Mitarbeit ersucht hat. In einem von Haus zu Haus übermittelten Schreiben vom 27.11.1662 (PBlO.C.56.11) bat er Birken um die Abfassung einiger geistlicher Lieder für ein Werk, bei dem es sich – man beachte die ähnlichen Bezeichnungen in den Überschriften der beiden Widmungsgedichte (s. o.) – nur um die Hohe S¡ul gehandelt haben kann: Jmmanuel! Magnifice ac Nobilissime Vir, Domine et Amice, ac Adfinis honoratissime! J¡, grober Zimmermann, bedarf zu meiner, unter der Preß ligenden, Academia Christ-Apostolica, kün‰li¡e drexler# arbeit: nemli¡, ein kurze# lied, in einem bekannten ton von dem leben Chri‰i, Johanni# de# täu[er#, Petri, Andreae, und der andern Apo‰el: wel¡e i¡ von niemand bäßer erlangen kan, al# von meinem ho¡geehrten herrn S¡wagern. Könnte i¡ so bittseelig sein, daß i¡ da# lied, von dem Herrn Chri‰o, bald haben mögte: bliebe i¡, wie s¡on albereit zuvor, ho¡ obligiret. Deus vos jubeat felicissimè annare, ac perennare. Magnificae et Nobilissimae Dignitati Vestrae deditissimus JMD. 27 Novembris 1662. Birken kommt somit als Autor von wenigstens dreizehn der insgesamt achtzehn in dem Werk enthaltenen geistlichen Lieder in Frage. Dilherrs Mitteilung, daß das Werk sich bereits "unter der Preß" befinde, weist darauf, daß sich die Drucklegung über einen längeren Zeitraum erstreckt hat. Neben der er-
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wähnten, auf den 21.12.1663 datierten Zueignung#-S¡ri[t Dilherrs legen zwei Tagebuchnotizen Birkens die Vermutung nahe, daß der Druck des Werkes erst im Januar / Anfang Februar 1664 abgeschlossen war. Zum 11.2.1664 (I.102; PBlO.B.2.1.4, 5r) heißt es: "Herr Dilherr zugespro¡en der mir seine Hohe S¡ul [...] verehrt." Lektüre des Werkes hat Birken zum 21.2.1664 (I.105; PBlO.B.2.1.4, 5v) notiert. Das Gedicht Nr. 246 dürfte – entgegen den Angaben bei Stauffer, S. 396 – nicht "zwischen August und Oktober 1663", sondern zwischen Ende November und Ende Dezember dieses Jahres verfaßt worden sein. Der erste Buchstabe von v. 1 des ohne Überschrift auf Seite [)( ivv] gedruckten Gedichtes ist als große Initiale ausgeführt und bewirkt Einrückung der Verse 2-4. Rechts unter den Versen steht "Zu dien‰l. Beehrung angefüget | dur¡ | Sigmund von Bir¿en/ | Com. Pal. P. L." Abgesehen von diesen Unterschieden sowie Abweichungen der Orthographie und Interpunktion, weist die Druckfassung diese Varianten auf: 1 40] vierzig – 7 Li¡t] Lie¡t – 17 lernen Thun] Lerner sein – 22 Chri‰en] Chri‰um – 23 Chri‰um] Chri‰en – 24 zehlet] zählet – 25 fä‰er] ve‰er 1-3 No¡ feyrt ~ geogen dur¡ die Welt.] Der aus dem thüringischen Themar stammende Dilherr nahm 1623 an der Universität Leipzig das Studium der Theologie auf. Nach Studienaufenthalten in Weimar und Altdorf gelangte er 1629 nach Jena, wo er 1630 promoviert wurde. 1631 erhielt er die Professur für Beredsamkeit, 1634 die Professur für Geschichte und Poesie. Im Jahre 1640 wurde er zum außerordentlichen Professor für Theologie berufen; s. ADB. Bd. 5 (1877), S. 225 (Brückner); NDB. Bd. 3 (1957), S. 717f. (Elschenbroich). – 5f. Salana redet no¡ ~ einen Mehrer.] Beiname der Universität Jena; s. zu Gedicht Nr. 111, v. 4f. Im Jahre 1642 folgte Dilherr dem Ruf des Rates der Stadt Nürnberg, das Predigeramt in St. Lorenz zu übernehmen. – 9f. E# laufet in die Wett ~ mit eürer Jahre-Zahl] Demnach müssen 1663 über dreißig Publikationen Dilherrs vorgelegen haben. – 22f. Damit un# Chri‰en ni¡t ~ un# Chri‰um nehme gar.] Solche Verweise auf die von den Türken ausgehende Gefahr für die christliche Welt treten in den gegen Ende des Jahres 1663 verfaßten Gedichten Birkens gehäuft auf. Nach militärischen Erfolgen des osmanischen Heeres in Siebenbürgen und in Ungarn im August / September 1663 gab es große Angst vor einer türkischen Invasion; s. zu Gedicht Nr. 243, v. 1-4. Zu Birkens schriftstellerischer und redaktioneller Beteiligung an diversen Türken-Traktaten und Flugblättern s. zu Gedicht Nr. 249.
Text 247: Uber Herrn Johann Staden# Oration vom Selb‰-Erkentni#. 178v/179r T2 Herrn] H. – 3 der] Kürzel; ebenso 8, 11 – 4 und] u. (ebenso 12, 13, 21, 24, 27, 31, 32, 35) – 4 ieder] mit der-Kürzel; ebenso 7 jeder – 20 wieder – 6 daß] Kürzel; ebenso 15, 16, 22, 28 da# – 6 zusamm] zusam (ebenso 20 Flammen – 36 nimmt) – 12 innen] in en (ebenso 30 zunennen) – 15 mir in#] in# (Ergänzung nach dem Druck) – 25 Seel] Seell – 32 wa#] Kürzel – 34 wir] mir
Gedicht 247, 1663
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Dieses Gedicht schrieb Birken für den Studenten der Rechtswissenschaften Johann Staden (Lebensdaten unermittelt; zu ihm s. Will. Bd. 3 (1757), S. 761f.), einen Sohn des Nürnberger Registrators Adam Staden (1614-1659; zu ihm s. ebd., S. 761). Es wurde gedruckt im Ehrengedichte-Vorspann (C1v/2r) zu Stadens Schrift Sein-selb‰-Erkäntni#/ | wie der Mens¡ hierdur¡ zu wah-|rer Glükseeligkeit gelangen könne/ | Jn | Teuts¡-gebundner Rede | abverfa‹et | von | Johann Staden. | Altdor[/ | Bey Georg Hagen/ berühmter Hohen-|Schul Bu¡drukkern. (s. Stauffer, 2007, S. 389-391). Bei diesem Werk handelt es sich um eine Versübersetzung der von Staden laut Auskunft des Druckes am 21.11.1663 in lateinischer Sprache gehaltenen akademischen Rede DISSERTATIO, | QUA | HOMO | EX | COGNITIONE SUI | BEATUS | OSTENDITUR: | Habita in celeberrima Altdorffina | d. 21. Nov. A. R. S. cI. I. CLXIII. | à | JOHANNE Staden Norib. | ALTDORFI | Typis GEORGI HAGEN, Universitatis | Typographi. (s. Stauffer, 2007, S. 390). Johann Staden d. Ä. (1581-1634; zu ihm s. Will. Bd. 3 (1757), S. 759f.) hatte zwei Söhne: den Komponisten Sigmund Theophil Staden (1607-1655; s. ebd., S. 760f.; Riemann, 1919, S. 1134) und den Juristen Adam Staden (1614-1659; zu ihm s. Will. Bd. 3 (1757), S. 761). Ein Sohn Sigmund Theophil Stadens, Johann Staden der Mittlere, Händler in Nürnberg und Birkens Nachbar, muß spätestens im Sommer 1676 gestorben sein, denn seine Witwe heiratete im Oktober 1677 erneut; s. Stauffer, 2007, S. 979-981. Johann Staden der Jüngere, der Adressat des Gedichtes Nr. 247, war ein Sohn Adam Stadens (s. Will. Bd. 3 (1757), S. 761f.) und somit ein Neffe Sigmund Theophil Stadens und ein Vetter des Birkenschen Nachbarn. In der Sammlung einzelner Blätter aus aufgelösten Konzeptbüchern PBlO.B.5.0.28 steht auf Blatt 160(20)v eine weitere Manuskriptfassung des Gedichtes Nr. 247, offenbar die Vorlage der Birken-Wälder-Fassung. Die Überschrift lautet dort: Beygedi¡t zu de‹en GebändRede | Vom Selb‰-Erkentni#. Das erste Wort dieser Überschrift hat Birken gestrichen und die Zahl "CCXLVII" vorgesetzt. Der gesamte Text ist in Seitenmitte senkrecht durchstrichen. Er weist zahlreiche Korrekturen auf. Sie sind sämtlich in die Birken-Wälder-Fassung übernommen worden. Unterschiede gibt es lediglich hinsichtlich der Orthographie und Interpunktion. Auf dem Blatt 147(7)r derselben Sammlung steht der Anfang, auf dem Blatt 160(20)r der Rest des lateinischen Briefes an den in Altdorf studierenden Johann Staden den Jüngeren, mit dem Birken diesem das Gedicht Nr. 247 zugesandt hat. Darin heißt es nach einer ausführlichen Belobigung des Stadenschen Werkes zu dessen Thema ΓΝΩΘΙ ΣΕΑΥΤΟΝ: Faxit DEUS, ut nobilem hanc et utilissimam Gnomen numeris suis absolutissimis, multorum cordibus inscribas. Προσφώνησιν meam, quam expetisse libuit (tametsi Falernum Tuum hac hedera non opus habet) è regione vides, sed caecam et luce illa indignam: hasce enim lineas et festinatio et nox, dum ad oleum scribo, nec eas sine interpellatione peperit. Vale, properanter Eidibus Octobris 1663. [Gotte gebe, daß du diesen edlen und sehr nützlichen Sinnspruch mit Hilfe seiner vollkommenen Verse in die Herzen vieler Menschen einschreibst. Du siehst, daß das Vorgedicht, das du haben
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wolltest (obwohl dein Falernerstock dieses Efeus nicht bedarf) aus derselben Gegend stammt, aber blind und dieses Lichtes unwürdig ist. Eile nämlich und die Nacht haben diese Zeilen geboren, weil ich bei der Lampe schreibe und unterbrochen wurde.] Die zwei Blätter bzw. drei Seiten, auf welchen Brief und Gedicht stehen, gehörten ursprünglich zusammen: 147(7)r ist eine ursprüngliche Verso-Seite, an welche 160r/v anschloß. Dem entspricht das Verhältnis der beiden Texte zueinander: Antwortbrief und begleitendes Gedicht. Die Datierung des Briefes – 15.10.1663 – bereitet Probleme. Denn in Birkens Archiv ist auch das ebenfalls lateinische Schreiben vorhanden, PBlO.C.331.19 (fälschlich dem Bestand der Briefe Johann Stadens des Mittleren zugeordnet), mit dem Johann Staden der Jüngere Birken die Versübersetzung seiner Rede zur Begutachtung zugesandt und in dem er um ein Begleitgedicht für den geplanten Druck gebeten hat. Er schreibt u. a.: Quod si verò inter alia nec thus nec scombros metuentia carmina et meum hoc extare permittes, certiorem ejus me facias, ubi carmen quoddam addideris, quo ornatius prodire, et, si nulla rê, eo ipso Patronis ac Lectoribus gratissimum accidere poterit. [Wenn du aber zuläßt, daß auch diese meine Dichtung unter anderen bestehen kann, die weder Verehrung noch Ablehnung zu befürchten haben, so könntest du mich dessen vergewissern, indem du ein Gedicht hinzufügtest, mit dem sie ansehnlicher und, wenn schon nicht durch eigenen Wert, Gönnern und Lesern besonders willkommen hervortreten würde.] Birkens Schreiben reagiert ersichtlich auf diesen Brief Stadens und die in ihm enthaltene Bitte. Stadens in Altdorf ausgestellter Brief aber ist auf den 13.11.1663 datiert. Somit muß einer der beiden Schreiber einen falschen Monatsnamen fixiert haben, wer von beiden, ist mangels Paralleldokumentation nicht zu klären. Birkens Gedicht ist jedenfalls Mitte Oktober oder Mitte November 1663 geschrieben worden. Von Johann Staden dem Jüngeren gibt es nur einen weiteren Brief in Birkens Manuskriptnachlaß, PBlO.C.233.1, ebenfalls in lateinischer Sprache verfaßt und ebenfalls in Altdorf ausgestellt. Er ist auf den 6.11.1662 datiert und hat keinen Bezug zu Stadens Rede und Gedicht. Zur Identität Johann Stadens des Jüngeren ist, im Gegensatz zu den Behauptungen Stauffers, 2007, S. 391, Folgendes festzustellen: Es trifft nicht zu, daß in Birkens Tagebüchern "etliche Kontakte zum jüngeren Staden seit dem Jahresende 1663 belegt" seien. Alle Tagebuchnotizen, in denen der Name Staden begegnet, beziehen sich auf Birkens Nachbarn, Johann Staden den Mittleren, oder Mitglieder seiner Familie, mit einer einzigen Ausnahme. Zum 26.5.1671 hat Birken notiert (II.40; PBlO.B.2.1.6, 47v): "Mit Herrn Fabro auf die Wiese spaziren wollen, wegen Regen# bey Sexto eingetreten. Magister Seippeln und den jüngern Staden samt Eimmerten angetro[en. 2 Maß klein." Der erste Buchstabe von v. 1 des ohne Überschrift gedruckten Gedichtes Nr. 247 ist als große Initiale ausgeführt, was Einrückung der Verse 2 und 3 bewirkt. Unterschrieben ist das Gedicht so: "Jta laudatissimis | Eximii Dn. Oratoris | conatibus applaudit | SIGISMUNDUS à Birken/ dict. Betulius, | Com. Pal. P. Laur." Von diesen Unterschieden, typographischen
Gedichte 247 und 248, 1663
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Hervorhebungen sowie Abweichungen der Orthographie und Interpunktion abgesehen, weist die Druckfassung folgende Varianten auf: 6 daß er ›e weiß rein] er ›e weiß fein rein – 14 güldner] guldner – 20 ihn] Jhm – 33 Ca‹andren] La## andren 2 glei¡wie zur Zeit de# Ahab# von Profeten] Ahab war von etwa 871 bis 852 v. Chr. König Israels. Vor einem Kriegszug gegen die Aramäer soll er vierhundert Propheten befragt haben; s. 1 Kön 22.6. – 3f. der Pferdebrunn ~ und sein Parna‹' ein ieder Hügel i‰.] Die Musenquelle Hippokrene soll sich auf dem Berg Helikon befunden haben; s. zu den Gedichten Nr. 27, v. 15, und Nr. 222, v. 37-44. – 5f. Und man¡er Mäv ~ zusamm zuleimen] Maevius war ein Kritiker Vergils und wurde dafür von den Dichtern des Maecenaskreises verspottet; s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 1285. – 13-16 da i‰ kein Gei‰, ~ hei‰ da# gedi¡tt', wann Alltag#-rede ›ngt?] Bereits in seinem Werk Floridan# De# Pegni”s¡äfer# Niedersä¡›s¡e Le”e [...]. (Hamburg, 1648; ([Aiv]v-Br) kritisiert Birken die Häufung der Poetenkrönungen, weil von den Gekrönten nur wenige ihr Handwerk verstünden. Auch sonst werden die "Reimenleimer" häufig von ihm kritisiert; s. zu Gedicht Nr. 63, v. 20. – 17-19 Ni¡t also denkt, ihr Musen ~ ganz Feuerna##:] Im makedonischen Pimpla (v. 18) waren den Musen ein Berg und eine Quelle geweiht; s. zu Gedicht Nr. 27, v. 15. – 21-28 wa# zu Athen und Rom ~ au# einem Teüts¡en Mund.] Birken und die damaligen Dichter sahen sich in der legitimen Nachfolge der Autoren der klassischen Antike. Zur 'Translatio Musarum' s. Kühlmann, 2006, S. 93-113. – 33 Ca‹andren Raht!] Der Seherin Kassandra war von dem Gott Apoll die Gabe der Prophetie verliehen worden; er belegte sie jedoch aufgrund verschmähter Liebe mit dem Fluch, daß niemand ihren Vorhersagen drohenden Unheils Glauben schenken solle; s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 145. Hier resultiert der Hinweis auf sie aus der resignativen Einschätzung, die immer wieder geäußerte Kritik an der Vermischung der deutschen Sprache mit fremdsprachigen und insbesondere aus dem Französischen stammenden Ausdrücken (s. zu Gedicht Nr. 12, v. 37-61) werde wohl kaum die in v. 29-32 angemahnte Rückbesinnung auf ursprüngliche Werte bewirken. – 33 Waloni›ren] Von Birken und seinen literarischen Zeitgenossen oft verwendete Bezeichnung des getadelten Sprachverhaltens.
Text 248: Zu Herrn Johan Chri‰of Rents¡el# Für‰li¡ Brandenburgis¡en Cammer Rat# Psalterwerk. 179v T1 CCXLVIII.] CCXLVIII – T2 Herrn] H. – T3 Für‰li¡] Für‰l. – T3 Brandenburgis¡en] Brandenburg. – T3 Cammer] Cam er (ebenso 11 himmlis¡ – 11 Himmel) – T4 Psalterwerk] ev. Psalter werk – 1 da#] Kürzel – 3 kna¿en] c oberhalb der Zeile – 4 und] u. (ebenso 5 (2x), 6, 8, 10) – 6 der] Kürzel; ebenso 10, 11 Dieses Epigramm schrieb Birken für den Bayreuther Notar, Kammer- und Landschaftsrat Georg Christoph Renschel (1607-1666; zu ihm s. Kröll, 1970, S. 301-305). Von dem nach Auskunft der Tagebücher besonders in den Jahren 1664-1666 (am 4.8.1666 ist Renschel gestorben; s. Caspar von Liliens
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Brief an Birken vom 7.8.1666 (PBlO.C.203.30)) intensiven Briefwechsel zwischen Birken und Renschel ist fast nichts erhalten. Es gibt nicht eine Konzeptbuchnotiz, und von den drei Briefen Renschels in Birkens Archiv sind zwei Formularschreiben. Nur der letzte vom 5.2.1661 (PBlO.C.276.3), den Birken laut Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz (I.70; PBlO.B.2.1.3, 24r) am 7.2.1661 erhalten hat, handelt von Renschels Psalterwerk. Birken lag demnach der Anfang des Werkes wohl schon längere Zeit vor, und Renschel bittet, nicht zum ersten Mal, um Rücksendung und Stellungnahme, auch um Auskunft über Johann Michael Dilherrs Votum und darüber, ob der Verlag Endter zum Druck bereit sei. Der Brief ist, in nicht sehr sorgfältiger Wiedergabe, bei Kröll, 1970, S. 30f., gedruckt. Aus Birkens Brief an Adam Volkmann vom 17.1.1661 (s. zu Brief Nr. 5, Z. 48-50 im Birken-Volkmann-Briefwechsel, WuK. Bd. 10, S. 288f.; 692-694) geht allerdings hervor, daß es zum damaligen Zeitpunkt keine Möglichkeit gab, Renschels Werk zum Druck unterzubringen. Erst drei Jahre später scheinen die Umstände für eine Publikation günstiger geworden zu sein. Zum 25.2.1664 hat Birken in seinem Tagebuch notiert (I.107; PBlO.B.2.1.4, 6r): "S¡reiben 28 von Herrn Gebhard und 29 von Cammerraht Rents¡eln: Jener da# Carmen Natalitium, dieser seine gedru¿te Psalmen, beygesendet." Dabei kann es sich noch nicht um den ersten Teil des Werkes CITHAROEDUS MYSTICUS, Da# i‰/ Der Gei‰-volle Har[en-spielende DAVJD [...]. (Bayreuth 1665; s. Stauffer, 2007, S. 544-547; 579-581) gehandelt haben, zu dem Birken das Lied "J‰ s¡on David lang verweset" zur Erklärung des – vermutlich ebenfalls von ihm erfundenen – Titelkupfers verfaßt hat; zur Manuskriptfassung s. das Anda¡t-Lied. | zu Erklärung de# Zwölf‰ändi-|gen Psalter Titel-Sinnbilde#. in der Sammlung Todten-Andenken (PBlO. B.3.3.1, 143r-144r; WuK. Bd. 5, S. 246-251, 784-789). Das Epigramm Nr. 248 findet sich in der Sammlung einzelner Blätter aus aufgelösten Arbeitsbüchern PBlO.B.5.0.28, 162 (22)v (bei Stauffer, 2007, S. 545, fälschlich 162 (22)r). Die Überschrift lautet dort: Zu Herrn Johann Chri‰of Rents¡el# Für‰li¡ Brandenburgis¡en | Cammerraht# Psalterwerk. Links davon hat Birken die Zahl "CCXLIII" angebracht. Es handelt sich offenbar um die Vorlage der Birken-Wälder-Fassung. Der Text weist zahlreiche Korrekturen auf; sie sind alle im Gedicht Nr. 248 berücksichtigt. Auch dieser Text ist in Seitenmitte senkrecht durchstrichen. Abweichungen gibt es lediglich hinsichtlich der Orthographie und Interpunktion. Stauffer, ebd., der das Pendant des Gedichtes in der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder, das Gedicht Nr. 248, nicht erwähnt, hält den Text aus der 'Lose-Blätter-Sammlung' für "einen ersten Entwurf des vorliegenden Erklärungsgedichtes", des Liedes in der Sammlung Todten-Andenken. Daß es keinesfalls eine "Vorstufe" des Liedes sein kann, ergibt sich aus den Unterschieden des Umfangs, der Versarten, der Inhalte und der Datierungen. In beiden Varianten ist das Epigramm durch seine Umgebungen der zweiten Hälfte des Jahres 1663 zugeordnet. Es dürfte demnach für eine frühere Publikation Renschels geschrieben worden sein, bei der es sich um diesen, bei Kröll, I.107, Anm. 90, erwähnten Druck handeln könnte: "Hertz-erquickender geistlicher Vorschmack Davidischer Süssigkeit vermittelst deut- und klärlicher Erläuterung des Ersten und 79ten Psalms Davids, als einer ausdrück- und Augenscheinlichen Prob, nach welcher der gantze Psalter ...
Gedichte 248 und 249, 1663 und 1663/64
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ans Tageslicht gegeben werden soll. Bayreuth 1664 bei Johann Gebhard." Es ist uns nicht gelungen, ein Exemplar dieses Werkes nachzuweisen, auch Kröll hat offenbar keines vorgelegen. 5 da Türk und Tarter tobt] Ausdruck der in zahlreichen Texten des Zeitraums von Birken und seinen Zeitgenossen geäußerten Ängste vor einer Invasion des Abendlandes durch 'Türken und Tataren', die durch im Herbst 1663 erlangte militärische Erfolge des Osmanischen Heeres in Siebenbürgen und Ungarn ausgelöst worden waren; s. zu Gedicht Nr. 243, v. 1-4. – 12 Fama] Diese schon bei Horaz und Vergil (s. zu Gedicht Nr. 1, v. 24) begegnende Personifikation wird von Birken stets im positiven Sinne verwendet. In der allegorischen Szenenfolge Teuts¡er Krieg#Ab- vnd Frieden# Einzug sowie im Versepos Amal# tritt sie als Friedensbotin auf; s. Laufhütte, 2005, S. 443f., 2007, S. 178f. Hier dient sie der Verbildlichung des Ruhmes, den ein Dichter durch die Verbreitung seiner Schriften erlangen kann.
Text 249: Uber da# Bildni# de# Türkis¡en Groß Vezier#. 179v/180r 1 der] Kürzel; ebenso 8 – 2 Grimmgeführten] Grim geführten (ebenso 5 Glimmt) – 4 Buß] danach ein Wort oder Wortanfang gestrichen – 5 wieder] mit der-Kürzel; ebenso 6 – 5 Glimmt] durch Streichung aus Glimmet – 7 brennen] bren en Dieses Epigramm verfaßte Birken zu einem von Jacob von Sandrart (1630-1708; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 197) angefertigten Kupferstichportrait (s. Paas, 1990, S. 335, 396; ders., 1994. Bd. 38, S. 210, Nr. 203; s. Stauffer, 2007, S. 446f.) des osmanischen Großwesirs Köprülüzade Fazil Ahmed Pascha (16331676; zu ihm s. Bernath / Schroeder / Bartl. Bd. 2 (1976), S. 473). Stauffers Behauptung (S. 447), Birken habe das Gedicht "schon im Sommer 1663" verfaßt, bedarf der Korrektur; sie wird auch nicht durch das als Beleg angeführte chronologische Umfeld des Gedichtes im Manuskript gestützt, das eher auf eine Entstehung im Dezember 1663 / Januar 1664 hindeutet. Zwar verweist Stauffer, ebd., auf die "Türkenfeldzüge" der Jahre 1660-1664, übersieht dabei jedoch den durch das Gedicht selbst hergestellten Verweis auf ein historisches Ereignis der jüngeren Vergangenheit, das zugleich als terminus post quem herangezogen werden kann. Im September 1663 drang das von Fazil Ahmed Pascha angeführte türkische Heer in das Habsburgische "Hungarn" (v. 3) ein und eroberte am 13.9.1663 die Festung "Neuhäusel" (v. 2); s. Der Donau-Strand (1664), S. 56f.; Theatrum Europaeum. Bd. 9 (1672), S. 948-956. Reflexe dieses von Birken und seinen Zeitgenossen als traumatisch erlebten historischen Schlüsselereignisses, das nach fast sechzig Jahre währendem Frieden zwischen dem Römischen und dem Osmanischem Reich erneute Invasionsängste heraufbeschwor, lassen sich in der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder vom Gedicht Nr. 243 (s. ebd., v. 1-4) an nachweisen. Im Druck sind die Verse zweispaltig unter Sandrarts Illustration angeordnet. Die Überschrift lautet: MEHMET BASSA, TURCARUM TYRANNI ARCHISTRATEGUS. Unter den Versen steht "In Nurmberg zu finden bey Iacob
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Sandrart." Von Unterschieden der Orthographie und der Interpunktion abgesehen, weist die Druckfassung keine Varianten auf. 3-5 Gott ‰äupt un# dur¡ diese Hand. ~ Gott, wird wieder werden gut.] Die Annahme, die Feldzüge des osmanischen Heeres seien eine Manifestation des göttlichen Zornes über die der "Sünde" (v. 4) verfallene Christenheit und er könne durch "Buß" (ebd.) besänftigt werden, war damals weit verbreitet; s. zu den Gedichten Nr. 87, v. 64, Nr. 157, v. 10f., und Nr. 161 in Birkens Sammlung geistlicher Lyrik S. v. B. Todten-Andenken und Himmel#-Gedanken. oder GOTTES- und Tode#-Gedanken (WuK. Bd. 5, S. 672674, S. 736f., S. 740-743); s. auch Catharina Regina von Greiffenbergs Epos Siege#-Seule | der | Buße und Glauben#/ | wider den | Erbfeind Chri‰li¡e# Namen# (1675), das schon 1663 geschrieben worden ist. – 7 Ruten, endli¡ mü‹en brennen] Zu diesem öfter bei Birken begegnenden Motiv, dem u. a. Spr 13.24; Sir 30.1f. und 2 Kor 6.9f. zugrunde liegen, s. Birkens Ausführungen in seinem "12. Eheregeln" umfassenden Ermahnungsschreiben an seine erste Frau (Text Nr. 58 im Birken-Uxor-Briefwechsel, WuK. Bd. 10, S. 125f., Z. 212-216): "Gott will# also haben. Böße Buben ›nd seine Ruten, un# seine Kinder zu zü¡tigen, damit wir ni¡t mutwillig werden. Er wird au¡, wann ›e ›¡ ni¡t bekehren, die Ruten endli¡ in# Feuer wer[en. Gott ›het und ri¡tet: la‹t un# Jhn re¡ten, ri¡ten und rä¡en la‹en."
Text 250: Zu Herrn Magister Martin Limburger# Kre‹is¡en EhrenTempel. 180r/v T2 Herrn] H. – T2 Magister] M. – T2 Limburger#] mit -er-Schlaufe – 2 und] u. (ebenso 3, 5, 9) – 2 der] Kürzel; ebenso 3 (2x), 13, 18 – 4 da#] Kürzel; ebenso 14 – 6 hätt] hatt – 6 Bepreiser?] Frage- aus Rufzeichen überschrieben – 9 wa#] Kürzel – 10 einander] mit der-Kürzel – 12 ver‰ummt] ver‰um t – 13 beglü¿et] c oberhalb der Zeile – 15 Prei#] # aus ß überschrieben – 18 Tod] durch Streichung aus Todt Zwar steht dieses Gedicht in der Sammlung als letzter Text der Jahrgangsgruppe 1663; möglicherweise ist er aber erst am 26.1.1664 oder kurz vorher geschrieben worden (s. u.), und zwar für Martin Limburgers, seit 1662 des Pegnitzschäfers Myrtillus (1637-1692; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 158-168; Will. Bd. 2 (1756), S. 442-444; Will / Nopitsch. Bd. 6 (1805), S. 304f.; Simon, 1965, S. 128; Jürgensen, 2006, S. 245-250), große Prosa-Ekloge Kre‹is¡er Ehren-|Tempel: | Na¡ dem Seeligen Ableiben/ | De# Wol-Edlen/ Ge‰rengen/ Für›¡ti-|gen und Ho¡weißen | Herrn | Job‰ Chri‰of Kre‹en#/ | von Kre‹en‰ein/ auf Kra[t#hof/ Re”el#dorf | und Dürrenmungenau etc. De# Aeltern Geheimen | Rath#/ S¡ulherrn# und Zinßmei‰er#/ in de# H. Röm. | Rei¡#-Stadt Nürnberg; | (Wel¡er diese# Zeitli¡e den 7. de# Bra¡-|Monat# gesegnet) | erö[net/ | Und in einem Teuts¡en Gedi¡t Sinnbildwei# | gezeiget von | M. Martin Limburger/ Käis. Gekr. P. und d. z. Vicario | zu Kra[t#hof. | NURNBERG/ | Gedru¿t bey Wol[ Eberhard Felße¿er/ | MDC L XIII. (s. Stauffer, 2007, S. 391-394). Jobst Christoph Kress von Kressenstein (1597-1663; zu ihm s.
Gedicht 250, 1663/64
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Biedermann, 1748(1), Tab. CCLXXX) war einer der bedeutendsten Diplomaten der Reichsstadt und 1648 einer der Unterzeichner der Friedensdokumente. Limburgers Vorrede ist auf den 20.12.1663 datiert; in der Nähe dieses Datums könnte auch Birkens Gedicht entstanden sein. Sein Tagebuch des Jahres 1664 – eines für 1663 fehlt – enthält aber eine Reihe von Notizen, die Birkens Mitarbeit an der Endredaktion sowohl der Ekloge als auch der von Limburgers Vater, dem Kraftshofer Pfarrer Peter Limburger (1610-1664; zu ihm s. Will. Bd. 2 (1756), S. 441f.; Will / Nopitsch. Bd. 6 (1805), S. 304; Simon, 1965, S. 128 (dort Geburtsjahr 1601)) verfaßten Leichpredigt (Davidis¡e | Seelen-Befriedigung/ | au# dem 116. Psalm v. 7. 8. 9. | Bey | Ansehnli¡er/ und Vol¿rei¡er | Lei¡-Begängnu#/ | De# Wol-Edlen/ Ge‰rengen/ Für›¡tig und | Ho¡weisen Herrn | Job‰ Chri‰of Kre‹en#/ | von Kre‹en‰ein/ auf Kra]#ho[/ Re”el#dor[/ | und Dürrn-Mungenau/ etc. De# Aeltern Geheimen | Rath#/ Scholarchae und Zinßmei‰er#/ in de# H. Röm. | Rei¡#‰adt Nürnberg: Au¡ Ober‰en Vor‰eher# der Ge-|mein zu Kra[t#ho[. | Wel¡er den 7. Junii am Heil. Png‰fe‰/ frühmorgen#/ | umb 1. Uhr der Grö‹ern/ diese# 1663. Jahr#/ in Nürnberg/ auf | S. Egidii Hof/ san[t und seelig/ vers¡ieden/ und herna¡/ den 11. diese#/ in der | Kre‹is¡en Sti[t#-Kir¡en/ zu Kra[t#ho[/ mit Chri‰li¡en Ceremo-|nien/ in sein Ruhkämmerlein all da/ beygese”et | worden. | Erkläret und vorge‰ellet in einer Chri‰li¡en | Lei¡-Predigt | Von | PETRO Limburgern/ Pfarrern daselb‰. | Nürnberg/ | Gedru¿t bey Wolf Eberhard Felße¿er.; s. Stauffer, 2007, S. 393), dokumentieren und überdies erweisen, daß beide Drucke rückdatiert worden sind: 6.1.1664 (I.88; PBlO.B.2.1.4, 2v): "Herrn Limburgern einen Bogen corrigirt."; 13.1.1664 (I.91; PBlO.B.2.1.4, 3r): "Am Kre‹is¡en EhrenTempel 1 Bogen corrigirt."; 17.1.1664 (I.93f.; PBlO.B.2.1.4, 3v): "1. Bogen an Myrtilli oratione corrigirt." (das ist die ebenfalls gedruckte Lei¡abdankung#-Rede | verri¡tet/ von | Martin Limburgern/ K. G. P. und Vicario zu Kra[t#hof.); 18.1.1664 (I.94; ebd.): "Myrtillu# und Herr Magister Degen zugespro¡en."; 22.1.1664 (I.95; ebd.): "1. Bogen der Kre‹is¡en Lei¡Rede corrigirt."; 26.1.1664 (I.96; PBlO.B.2.1.4, 4r): "Fel#e¿ern die Zeitzei¡en, und Myrtillo da# Beygedi¡t." (Das könnte das Gedicht Nr. 250 gewesen sein; doch s. u.); 27.1.1664 (I.97; ebd.): "Fel#e¿er den le”ten Correctur Bogen gebra¡t."; 29.1.1664 (ebd.; ebd.): "den le”ten Bogen Myrtilli corrigirt." Zum 2. und 3.2.1664 hat Birken im Tagebuch den Empfang mehrerer Exemplare der Kressischen Leichpredigt notiert (I.98; PBlO.B.2.1.4, 4v); in den folgenden Tagen und Wochen hat Birken sie verschenkt und versandt. Ob auch die Ekloge dazugehörte, wie Stauffer, 2007, S. 394, stillschweigend voraussetzt, läßt sich nicht feststellen. Erwähnt wird sie im Tagebuch nicht mehr. Das Gedicht Nr. 250 ist nicht Birkens einziger Beitrag zu Limburgers Ekloge. Bei dem in der Tagebuchnotiz zum 26.1.1664 erwähnten "Beygedi¡t" könnte es sich auch um das gleich nach dem Gedicht Nr. 250 im unpaginierten Anhang der Ekloge zusammen mit einem Tonsatz gedruckte Lied "NOri#! laß an deinen Wangen" (s. Stauffer, 2007, S. 392) handeln, dessen Manuskriptversion in der Sammlung S. v. B. Todten-Andenken und Himmel#Gedanken oder Gotte#- und Tode#-Gedanken enthalten ist (WuK. Bd. 5, Nr. 155, S. 201f., 734f.). Das Gedicht Nr. 250 trägt im Druck die Überschrift Zuru[-Zeilen und ist unterzeichnet: "Also hat seinem wehrten Herrn und Freunde | hiebey zuru[en wollen | Sigmund von Birken | Com. Pal. C." Der Anfangsbuchstabe von
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v. 1 ist als große verzierte Initiale vorgesetzt. Auf den Schlußvers des Manuskripts folgen im Druck noch diese: Fahrt fort/ gebt un# mehr s¡öne# Wörter-wesen/ (ihr feyrt mit Sünd) voll sol¡e# Kern#/ zulesen. GOTT/ Leben#ruh/ Zeit/ Gei‰ und Mecänat geb eurem Fleiß mehr Jnhalt/ Lohn und Gnad. Sonst gibt es außer Unterschieden der Orthographie und Interpunktion diese Abweichungen: 2 dar] vor – 5 Mäcena#] Mecäna# (ebenso 18) – 12 reden] leben – 14 S¡i¿sal] S¡i¿sel – 17 Threnen] Thränen 3f. Stahl ~ Ewigkeit.] Eine der zahlreichen Variationen von Horaz, c. 3.30, in Birkens Gedichten. – 18 Mäcenen# Tod, der Nori# konde krönen] Der Relativsatz bezieht sich auf "Mäcenen#"; er spielt auf die hohen Verdienste des Verstorbenen um die Reichsstadt an.
Text 251: Auf Beati Laurentij Codoman#, Superintendenten# successive zu Eger und Bayreuth, meine# Eltervatter# Bildni#. 180v T2 Beati] B. – T3 successive] success. – T4 Bayreuth,] Bayr und etc.-Kürzel mit Punkt – T5 Eltervatter#] ev. Elter vatter# – 4 Himmel] Him el – 4 und] u. Die Epigramme Nr. 251-253 sind nach Auskunft entsprechender Tagebuchnotizen kurz nacheinander Anfang 1664 entstanden: 13.1.1664 (I.91; PBlO.B.2.1.4, 3r): "Johannes Fridericus Codomannus Patruelis Jconem Proavi nostri exhibuit. | […] Et Epigramma in Jconem Laurentii Codomanni." (Epigramm Nr. 251 samt lateinischer Entsprechung; s. u.); 14.1.1664 (I.92; ebd.): "Herrn Vetter Codmann die Verse gesendet"; 15.1.1664 (ebd.; ebd.): "Herr Vetter Codomann mir ein Silbern Ei¡el, mit dem BisemKnopf und 3. BalsamFä¡lein verehrt."; 19.1.1664 (I.94; PBlO.B.2.1.4, 3v): "Herr Vetter Codomann zugespro¡en, Gemähl und Kupfer bra¡t."; 29.1.1664 (I.97; PBlO.B.2.1.4, 4r): Epigramma in Jconem Salomonis Codomanni." (wohl Epigramm Nr. 252); 30.1.1664: "Herrn Codomanno da# Epigramma, Herrn Emmerten den Titl angeben"; 17.2.1664 (I.103; PBlO.B.2.1.4, 5v): "2 Epigrammata ad Styrzelium in natalem Filioli und in Jconem Salomonis Codomanni verfärtiget." (wohl Epigramm Nr. 253 samt der lateinischen Entsprechung). Auftraggeber zumindest für die beiden ersten Epigramme war der in Nürnberg lebende Kaufmann Johann Friedrich Codomann, mit dem Birken, wie sehr zahlreiche Tagebuchnotizen erweisen, bis zu Codomanns Tod am 28.8.1668 (I.393; PBlO.B.2.1.4, 90v: Bey herrn Vetter Codomann eingespro¡en. | Bey Eodem è lecto citatus eingespro¡en. | J‰ diesen Na¡mittag üm halb 2 Uhr seelig Tode# verfahren.") in intensivem freundschaftlichem Verkehr stand. In den Jahren 1667/68 hat Birken für Johann Friedrich Codomann den 'Ghostwriter' in einem Briefwechsel mit dessen Bruder Johann Salomon Codomann gemacht, der als "ho¡Für‰li¡ Würzburgis¡er Cent- au¡ Adelig E¡ters¡er
Gedichte 251 und 252, 1664
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VormundS¡reiber" 1662 von Birken zum Notar ernannt worden war (s. PBlO.A.1, 29v, 30v; sein Notariatssignet samt Devise "Jn noth vnd Tod Ho[ i¡ au[ Gott" ist auf einem Blatt in Birkens Nachlaß erhalten: PBlO.C.41.1) und der sich später zum katholischen Bekenntnis gewandt hatte. Zwei der von Birken verfaßten Schreiben Johann Friedrich Codomanns an den Bruder sind in Birkens Archiv erhalten (PBlO.C.24.5.1), freilich fälschlicherweise als Brief Birkens an seinen Bruder Christian Betulius deklariert. Anlaß für die Anfertigung der drei Epigramme könnte ein Todesfall in Codomanns Familie bzw. in der beiderseitigen Verwandtschaft im Spätjahr 1663 gewesen sein, von dem wir wegen des Fehlens eines Tagebuchs für dieses Jahr nichts wissen. Darauf könnten diese beiden Tagebuchnotizen weisen: 2.2.1664 (I.98; PBlO.B.2.1.4, 4v): "Mit Herrn Codomann und Herrn Mayrn zum Kun‰-Eisens¡neider Legleb spaziret."; 26.9.1664 (I.135; PBlO.B.2.1.4, 14v): "Herrn Vetter Codomann den Erbtheilung#Receß." Das Epigramm Nr. 251, in der Sammlung erster Bestandteil der Jahrgangsgruppe 1664, war für ein Kupferstichportrait eines der Urgroßväter väterlicherseits Birkens und Codomanns, des lutherischen Theologen Laurentius Codomann (1529-1590; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 1, 9; Die Betrübte Pegne›# (1683), S. 41; Simon, 1930/31, S. 40) bestimmt. Er stammte aus Hof, studierte in Wittenberg und erwarb den Magistergrad. 1551/52 war er Lehrer in Hof, 1561 Konrektor in Amberg, von wo er 1566 von den Calvinisten vertrieben wurde und als Rektor nach Hof zurückkehrte, wo er 1573 Spitalprediger wurde. 1575 wurde er Pfarrer und später Superintendent in Eger, 1580 in Germersheim, wo er abermals 1584 den Reformierten weichen mußte und 1585 als Pfarrer nach Scheinfeld ging. Ende 1585 wurde er Pfarrer und Superintendent in Bayreuth. Verheiratet war er seit 1577 mit einer Tochter des Hofer Bürgermeisters; er hatte zwei Söhne und eine Tochter, die Großmutter Birkens. Die – wie üblich – von Birken mitgelieferte lateinische Version des Epigramms steht in einem der Nachträge der Sammlung BETULETUM (PBlO.B.3.1.4), 103v: 151. In Effigiem Laurentii Codomanni Proavi mei: In terris Pastor Christi qui rexit Ovile, in coelis jam nunc est ovis ipse dei. Zweifellos (s. Tagebuchnotiz zum 19.1.1664) ist das Portraitkupfer mit Birkens deutschen oder / und lateinischen Versen gedruckt worden; es gibt aber keinen Nachweis.
Text 252: Auf Herrn Salomon Codomann# Senioris De¡ant# zu Ki”ingen Bildni#. 180v T2 Herrn] H. – T3 Senioris] Sen. – T3 Bildni#] Bildn. Zum Entstehungszeitpunkt s. zu Gedicht Nr. 251. Das Epigramm war wie seine lateinische Entsprechung für ein Kupferstichportrait des lutherischen Theologen Salomon Codomann (1560-1621; zu ihm s. Simon, 1930/31, S. 40; Simon, 1957, S. 68) bestimmt, eines Sohnes des Laurentius Codomann (s. zu
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Gedicht Nr. 251). Das geht zweifelsfrei aus der lateinischen Version des Gedichtes hervor, die, von Birken selbst dem Jahr 1664 zugewiesen, auf einem Blatt des Konvoluts loser Blätter aus aufgelösten Arbeitsbüchern mit der Signatur PBlO.B.5.0.28 erhalten ist: 145(5)v, ursprünglich einer Recto-Seite: Jn Jconem Salomonis Codomanni Laurentii Filii Pastoris et Decani Orthodoxae Ecclesiae Kittingensis. Vinea Te Domini fidum mihi vidit Achatem: qua simul excludit Cinglia utrumque cohors. Externa haec facies: sed tu mihi notior intra. Sors animo similis sit, Codomanne, precor. Jac. Schopper, D. et PP. Auf der Rückseite des Blattes, 145(5)r, der ehemaligen Verso-Seite, folgt unmittelbar, durch das Zeichen # statt des sonst üblichen waagrechten Striches abgegrenzt und somit als zugehörig bezeichnet, links oben mit dem Vermerk "CCLII | BW." ausgestattet, wodurch das Blatt als Bestandteil des aufgelösten Arbeitsbuches kenntlich wird, aus welchem das Gedicht in die Sammlung übertragen wurde, die deutschsprachige Version, ohne Über- und Unterschrift. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es nur diese Abweichung: 4 S¡öpper] S¡opper –. Daß die lateinische Fassung des Epigramms in die Sammlung BETULETUM (PBlO.B.3.1.4) aufgenommen werden sollte, geht aus dieser Notiz aus einem der Nachträge (103v) hervor: 152. In Effigiem Salomonis Codomanni Senioris. Vinea Te etc. 1664." Der im Epigramm Nr. 252 Bedichtete war in Hof geboren worden, hatte in Leipzig studiert, hatte in Winzelbach, Neuleiningen und Sausenheim bei Frankenthal amtiert und wurde von dort von den Reformierten vertrieben. 1589 vertrat er seinen Vater auf der Stelle des Stadtpredigers in Bayreuth, 1592 wurde er Prediger an St. Lorenz in Amberg, von wo er 1597 abermals den Reformierten weichen mußte. Seit 1598 war er Pfarrer und Dekan in Kitzingen. Aus seiner Ehe (seit 1586) mit einer Pfarrerstochter aus Hof gingen wenigstens zwei Söhne hervor. Einer davon war der vom Epigramm Nr. 253 Bedichtete. Als sich unterzeichnenden Sprecher läßt Birken in der lateinischen Fassung – in der deutschsprachigen implizit – einen ebenfalls längst Verstorbenen auftreten: den lutherischen Theologen Jacob Schopper (1545-1616; zu ihm, dem Sohn eines gleichnamigen Schülers Martin Luthers, s. Jöcher. Bd. 4 (1751), Sp. 334f.; Will. Bd. 3 (1757), S. 567-574; Simon, 1957, S. 449). Schopper stammte aus Biberach, studierte in Tübingen und erwarb schon als Sechzehnjähriger den Magistergrad. 1566 wurde er als Pastor in Biberach installiert, wurde aber 1675 auf Betreiben der Katholiken entlassen und übernahm eine theologische Professur am Gymnasium in Hornbach im Zweibrückischen. 1581 kam er an die Universität Heidelberg, wo er den Doktorgrad erwarb und Prediger an der Heiliggeistkirche wurde. 1584 wurde dort die reformierte Lehre eingeführt, was seine
Gedichte 252 und 253, 1664
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Entlassung zur Folge hatte. Schopper wurde dann Superintendent in Haydeck in der Jungen Pfalz und Hofprediger in Ansbach sowie Pastor und Dechant in der Ansbachischen Stadt Lehrberg. 1593 schließlich wurde er Stadtprediger, Antistes und Gymnasialprofessor in Amberg. Dort wird er mit dem jüngeren Kollegen Salomon Codomann zusammengetroffen sein. Gemeinsam mit ihm wurde er 1597 abgesetzt, was hinfort getrennte Wege erzwang; s. v. 2. 1598 erhielt er die vorderste theologische Professur an der Altdorfer Akademie. Zur Zeit seines Todes war er Rektor. Aus seiner ersten Ehe überlebten ihn drei Söhne und eine Tochter, aus der zweiten sechs Söhne und zwei Töchter. Ein Druck des Portraits und der Verse Birkens ist nicht nachgewiesen. 1 Jn Gotte# Weinberg] Zugrunde liegt Jes 5.7.
Text 253: Auf Herrn Salomon Codomann# Junioris De¡ant# zu Ki”ingen Bildni#. 180v T2 Herrn] H. – T2 Junioris] Jun. – 1 Gotte#Lehrer] ev. Gotte# Lehrer – 2 Kun‰-Gedi¡t] Bindestriche undeutlich; danach unüblich großer Abstand Dieses Epigramm gilt dem in Bayreuth geborenen gleichnamigen Sohn und Amtsnachfolger des im Epigramm Nr. 252 Bedichteten. Das geht aus der Unterschrift des Portraitdrucks (zu diesem s. Stauffer, 2007, S. 453-455) hervor, mit dem die lateinische Fassung, die Birken auch in diesem Gedicht geliefert hat, gedruckt worden ist: SALOMON CODOMANNUS, Salom. Fil. Laurent. Nep. Po. Laur. Caes. Orthodoxae Ecclesiae Kitting. Decanus & Ill. Consistorij Brandenb. Assessor. Nat. Ao. 1590. d. 10. Oct. Denat. A. 1637. d. 13. Jul. Praeco DEJ facunde, sacro divine Poëta Carmine, quod chartis publica Fama docet! Te mors praeripuit, dignum melioribus annis: Aetheris haec pensat nunc tibi damna, domus. In honor. posth. desider. D. N. Patruelis scrib. Sigism. à Birken Com. Pal. C. Daß auch dieses Epigramm in die Sammlung BETULETUM (PBlO.B.3.1.4) aufgenommen werden sollte, bezeugt diese Notiz in einem der Nachträge (103v): "153. In Effigiem Salomonis Codomanni Praeco dei etc." Das von dem Augsburger Philipp Kilian (1628-1693; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 20 (1927), S. 299-301) nach einer Zeichnung oder einem Gemälde des Pfalz-Neuburgischen, später Ansbacher Hofmalers Magnus Kilian (Lebensdaten unbekannt; zu ihm s. ebd., S. 305f.) gestochene Portrait Codomanns mit Birkens Versen ist in zwei Varianten bei Paas, 1988, S. 128-131, Nr. 64f., und
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Mortzfeld. Bd. 4 (1987), S. 389, abgebildet. Zu der lateinischen Fassung des Epigramms gibt es in Birkens Nachlaß kein Manuskript.
Text 254: Erklärung de# Titelbild# zur geteüts¡ten Clelia. 181r 1 Sinnen] Sin en – 4 der] Kürzel; ebenso 7, 9, 12, 13 – 6 zutheile] ev. zu theile – 7 zer‰öret] durch Überschreibung und Ergänzung aus zer‰ört – 8 da#] Kürzel; ebenso 18 – 10 und] u. (ebenso 14) – 10 ›¡] ›e (Korrektur nach der Druckfassung) – 20 Himmel] Him el – 21 wolt weisen] weisen (Korrektur nach der Druckfassung) Laut entsprechender Tagebuchnotiz ist das Gedicht am 29.1.1664 entstanden (I.97; PBlO.B.2.1.4, 4r): "Sinnbild und Erklärung, zur Clelia." Demnach stammt der Entwurf des von dem Gedicht erläuterten Titelkupfers ebenfalls von Birken. Bild und Gedicht gehören zu dem von Birken redigierten und betreuten Werk: CLELJA: | Eine Römis¡e Ges¡i¡te/ | Dur¡ Herrn von Scuderi, | Königl. Französ. Befehl-|habern zu unser Frauen de la | Garde, in Franzö›s¡er Spra-|¡e bes¡rieben; ani”t aber | in# Ho¡deuts¡e überse”et | Dur¡ | Ein Mitglied der ho¡löbl. Fru¡t-|bringenden Gesells¡a] | den Unglü¿seeligen. | Nürnberg/ in Verlegung Mi¡ael und | Joh. Friedr. Endtern/ 1664. Das Gedicht steht darin auf der Seite [bvij]v; s. Stauffer, 2007, S. 457-460. Die CLELJA ist das letzte der großen Übersetzungswerke Johann Wilhelm von Stubenbergs, der am 15.3.1663 nc in Wien gestorben war; s. Bircher, 1968, S. 254f. Über Birkens Betreuungsarbeit geben mehrere Texte des Birken-Stubenberg-Briefwechsels (WuK. Bd. 9, S. 139-257; 813996) Auskunft; s. vor allem die Kommentare zu den Texten Nr. 65a und Nr. 65c, S. 988-990, 992-994. Von Birken stammt das von Rudolf Wilhelm von Stubenberg unterzeichnete Widmungsgedicht, das als Ergänzung der Widmungszuschrift der CLELJA gedruckt wurde, Text Nr. 65a im Birken-StubenbergBriefwechsel (WuK. Bd. 9, S. 248f.). Birken hat das Gedicht Nr. 254 kurz vor dem Erscheinen der CLELJA geschrieben. Die letzte Tagebuchnotiz, die Arbeit an diesem Werk festhält, ist zum 20.2.1664 (I.104; PBlO.B.2.1.4, 5v): "Zur Clelia no¡ einen Bes¡luß gema¡t." Damit kann die S¡lußerinnerung an den wehrten Leser und / oder das daran anschließende Register der "vornehm‰en Lehr‰ü¿e de# ganzen Wer¿#" gemeint sein. Am 18.3.1664 hat Birken zwei Exemplare der CLELJA erhalten (I.111; PBlO. B.2.1.4, 7v): "Von Endtern 10 Türkenkriege, 2 Clelia und 2 Mausolea". Das Titelkupfer der CLELJA stellt ein Reiterinnen-Standbild auf einem von vier Pfeilern getragenen Podest dar, gemäß dem Schlußsatz der Cloelia-Erzählung bei Livius, II.13.11: pace redintegrata Romani novam in femina virtutem novo genere honoris, statua equestri, donavere: in summa Sacra via posita virgo insidens equo. [Nach Wiederherstellung des Friedens haben die Römer diese neuartige Tapferkeit einer Frau mit einer neuartigen Ehrung gewürdigt, mit einem Reiterinnenstandbild. An der höchsten Stelle der Via Sacra stand die berittene Jungfrau.]
Gedicht 254, 1664
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Die Argumentationsstrategie des Gedichtes ist der des im 17. Jahrhundert vielrezipierten und -variierten Carmen III.30 des Horaz verwandt: Plastische Monumente, gleich welchen Materials, fallen der Zeit anheim und verschwinden; papierene, weil dichterische, bestehen ewig und die bedichteten Gegenstände und die Autoren mit ihnen. Das Pferd des Titelkupfers ist daher – auch – der geflügelte Pegasus, das Gedicht selbst trotz der durchgehenden Anrede an die Titelheldin eine Hommage an den doppelt unsterblichen Johann Wilhelm Stubenberg. 1 Du s¡ön‰e# Bild, du wei‹er S¡wan von Sinnen] Hier steht der Schwan für Schönheit und Tugendhaftigkeit der Clelia (weißes Gefieder), in v. 19 dann für den Dichter (Schwanengesang). Diese beiden sinnbildlichen Ausdeutungen sind seit dem Altertum geläufig; s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 42f; s. zu Gedicht Nr. 16, v. 7. Ebenso wie mit dem Motiv der Ehrensäule (s. o.) kann Birken mit dem Sinnbild des Schwans sowohl die Titelheldin Clelia als auch den Verfasser Stubenberg preisen. – 3-5 dein Edle# Rom hat deine That geadelt ~ mit einer Ritter-Seule.] S. o.; s. dazu Clelia. Bd. V, S. 616f. – 6-8 diß Ehrenmahl, wie alle# ward zutheile ~ auch verzehret.] S. o. Diesem Motiv der Vergänglichkeit aller weltlichen Ehren kann man die im linken Bereich des Titelkupfers dargestellten, mit Büschen überwachsenen Ruinen zuordnen. – 9-14 J”t ‰eht der Dank ~ und grü‰ die Sternenbogen.] Das Werk Stubenbergs bildet die neue, diesmal durch die Dichtkunst errichtete Ehrensäule für Clelia. Deshalb erhält das Pferd des ursprünglichen römischen Reiterstandbildes jetzt Flügel und wird zum Pegasus. Durch das geflügelte Pferd, also die Dichtkunst bzw. die Stubenbergsche Übersetzung, erreicht Clelias Ruhm Deutschland und schließlich die ganze Welt. – 11 deinen Tyber Pferde] Während bei Livius II. 13. 11 nur von einem Reiterstandbild die Rede ist, für die Tiberüberquerung Cloelias aber kein Pferd erwähnt wird, findet die Protagonistin in Stubenbergs Übersetzung beim Durchschwimmen des Flusses ein Pferd und läßt sich von ihm ans Ufer tragen (s. Clelia. Bd. V, S. 607; s. auch den diese Szene wiedergebenden Kupferstich auf der Seite davor). – 15f. Von Stubenberg ~ zu diesen deinen Wegen.] Der Flug des Pegasus, s. zu v. 9-13, also die Ausbreitung von Clelias Ruhm, wird möglich durch den Dichter bzw. den Übersetzer, der hier namentlich genannt wird. – 17 Er enge an diß Thun, mit Eromenen] Stubenberg begann seine literarische Karriere 1650 mit dem ersten Teil der Eromena-Übersetzung; s. zu Text Nr. 1 im Birken-Stubenberg-Briefwechsel (WuK. Bd. 9, S. 815-818). – 19f. der theure S¡wan ~ wolt s¡wingen.] S. zu v. 1. Seit Plato (Phaidon 84 ef) ist die Meinung, der Schwan singe kurz vor seinem Tod, im ganzen Altertum geläufig, desgleichen die Verwendung des Schwanes als Sinnbild für den Dichter. Die CLELJA war Stubenbergs letzte große Übersetung; s. o. – 20 Er selb‰ ›¡ Himmel auf wolt s¡wingen] Hier meint das Motiv des Flugs zum Himmel nicht wie in v. 13f. die Ausbreitung von Clelias Ruhm, sondern die Aufnahme des verstorbenen Stubenberg in den Himmel. – 21f. du, Clelia, ~ Ehren Seul' au¡ heisen.] Das Werk wird schließlich zur Ehrensäule für den Dichter / Übersetzer selbst; s. o.
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Text 255: Auf der Für‰li¡ Brandenburgis¡ Culmba¡is¡en Canzlerin Frauen Marien Catharinen von Stein etc. Bildni#. 181r/v T2 der] Kürzel; ebenso 4 – T2 Für‰li¡] Für‰ und etc.-Kürzel mit Punkt – T2 Brandenburgis¡] Brandenb und etc.-Kürzel mit Punkt – T2 Culmba¡is¡en] Culmb. – T4 Frauen] Fr. – T4 Catharinen] Catharine – T4 von] v. – T4 etc.] Kürzel mit Punkt – 3 und] u. – 3 dann] dan Chronologisch korrekte Plazierung in der Sammlung vorausgesetzt, muß das Epigramm in der ersten Aprilhälfte, jedenfalls vor dem 23.4.1664 (s. zu Gedicht Nr. 256) entstanden sein. Die von Stauffer, 2007, S. 485f., vorgenommene chronologische Einordnung ist nicht sinnvoll. Maria Catharina vom Stein, geb. von Oeppe (1632-1664), die Gattin des Bayreuth-Culmbachischen Kanzlers Carl vom Stein (1626-1675), die sich als Begleiterin ihres Ehemannes, des Markgräflichen Gesandten beim Reichstag, in Regensburg aufhielt, war dort am 18.3.1664 gestorben und am 22.3. bestattet worden. Birken könnte am 24. oder am 31.3.1664 von dem Todesfall erfahren haben; zu beiden Terminen sind Empfang und sofortige Beantwortung von Briefen des Bayreuther Druckers Johann Gebhard in Birkens Tagebuch notiert (I.113f.; PBlO.B.2.1.4, 7v/8r). Sehr früh schon muß der Portraitdruck eine Rolle gespielt haben: Zum 7.4.1664 steht im Tagebuch (I.115; PBlO.B.2.1.4, 8v): "S¡reiben von Herrn Gebhard 54 mit der Frau Canzlerin Contrefait, und seinen 50 Gulden na¡ Frankfurt zuspediren." Auch diesen Brief hat Birken am selben Tag beantwortet. Gebhards Schreiben hat die Zeichnung des aus Bayreuth stammenden Malers und Radierers Michael Conrad Hirt (ca. 1615-1694; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 17 (1924), S. 145) nach Nürnberg gebracht, die dem von Jacob von Sandrart gestochenen Portrait Maria Catharina vom Steins, das mit Birkens Versen gedruckt wurde, zugrunde lag; s. Stauffer, 2007, S. 485f. Am 21.7.1664 hat Birken, auf einen an diesem Tag eingetroffenen Brief Gebhards antwortend, einen Probeabzug der Portraits nach Bayreuth gesandt (I.130; PBlO.B.2.1.4, 12v): "S¡reiben von Gebhard 107. Literas ad Eundem samt 2 Mausoleis, und der Canzlerin Kupferprobe." Gebhards am 26.7.1664 eingetroffener Brief muß Zustimmung angezeigt haben; denn zum 28.7.1664 hat Birken notiert (ebd.; ebd.): "S¡reiben von Herrn Gebhard 111. Literae ad Eundem samt 200 Kupferabdru¿en der Canzlerinn." Das Portrait war für die Nachrufschrift für Frau von Stein bestimmt, welche u. a. die von Caspar von Lilien gehaltene Leichpredigt enthält, aber auch ein Nachrufgedicht Birkens, Text Nr. 175 der Sammlung S. v. B. Todten-Andenken und Himmel#-Gedanken oder Gotte#- und Tode#-Gedanken (WuK. Bd. 5, S. 223-227, 758-761); s. Stauffer, 2007, S. 462-464: Der Kinder Gotte# | Wohlbewährte# Wund-Pa‰er/ | Bey | Ho¡Adeli¡er Lei¡begängnüß | der Rei¡#-Frey Ho¡Edelgebornen | Frauen | Maria Catharina | vom Stein/ geborner von Oeppe. | De# Rei¡#-Frey Ho¡Edelgebornen und Ge‰rengen | Herrn Carl# vom Stein/ | auf Rupper#/ Entmann#berg/ O‰- und Nordheim. | Sr. Ho¡F. Dur¡l. Zu BrandenburgCulmba¡ Geheimten Raht#/ | Can”ler#/ HofRi¡ter#/ au¡ de# Für‰enthum# Burggraf-|thum# Nürnberg Erb-Tru¡se‹en#/ i”o zum Rei¡#-|Tage Ho¡ansehnli¡en Abgesandten# | Ehelieb‰e/ S. G. | al# derselben verbli¡ener Cörper/ | Jn der Heiligen Rei¡# Stad Regen#purg/ | neben der Kir¡en zur Heiligen Dreyfaltigkeit/ | den 22‰en Märzen | de# iztlau[enden
Gedichte 255 und 256, 1664
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1664‰en Jahr#/ beygese”et wurde/ | Jn Ho¡ansehnli¡‰er Chur:Für‰- und Gräi¡er Abgesandten/ | au¡ Herren/ Ritter‰ande# und vieler anderer vorneh-|mer Leute Gegenwart | au# dem CXLVII Psalm. V. 3. 4. 5. 6. erkläret | dur¡ | Caspar Lilien/ der Heil. S¡ri[t Doctoren, Ho¡Für‰l. Brandenburg Culmba¡is¡en Kir¡enRath/ General-Superintendenten | und OberHofpredigern/ au¡ de# Con›‰. Zu Bayreuth | Assess. Primarium. | Gedru¿t zu Bayreuth bey Johann Gebhard. Zum 4.8.1664 bestätigt Birken den Empfang zweier Exemplare der Nachrufschrift (I.130; PBlO.B.2.1.4, 13r): "S¡reiben von Gebhard 112. Responsum. von Herrn Canzlern 2 Lei¡predigten." Ein Exemplar hat Birken später seinem Bruder Christian Betulius geschickt; s. Tagebuchnotiz zum 17.1.1665 (I.156; PBlO.B.2.1.4, 20r). Das Portraitkupfer mit Birkens Versen ist bei Paas, 1990, S. 368; 1994 (Contin.), S. 40 (Nr. 312) sowie bei Mortzfeld. Bd. 24 (1993), S. 23 (Nr. A 21019) reproduziert; Birkens Verse sind nach der Druckfassung bei Kröll (I.524) und bei Paas, 1990, S. 104, mitgeteilt. Der senkrecht ovale Rahmen des Portraits enthält diese Umschrift: "Maria Catharina vom Stein, gebohrne von Oeppe, gebohren den 3. Maij, Anno 1632. ge‰orben den 18. Martii Anno 1664." Das unter dem Portrait angeordnete Epigramm hat weder Über- noch Unterschrift. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es diese Abweichungen: 2 wiese] wieß die – 2 mein le”te#] da# le”te – 3 e#] mi¡ – 4 mi¡ in die] in seine – 4 Klu[t] Kru[t – 4 mein Freund] die Lieb
Text 256: Auf Herrn Georg Pauli JmHof Senatoris et Septemviri Norici Namen# Tag. 181v/182r T1 CCLVI.] CCLVI – T2 Herrn] H. – T3 Septemviri] überwiegend lateinische Schreibung – 1 s¡öne] 2 1
2
s¡öne – 2 liebe] 1 liebe – 8 de#] e# durch Überschreibung und Ergänzung aus en-Schlaufe – 12 ‰immen] ‰im en (ebenso 26 – 52 Himmel) – 16 der] Kürzel; ebenso 18, 19, 33, 36 – 19 Herr] H und etc.-Kürzel mit Punkt – 24 un#] durch Überschreibung und Ergänzung aus den – 25 wolten] l verschmiert – 31 deiner] d nachträglich verdeutlicht – 31 Seulen] danach ein Wortanfang gestrichen – 40 zugeben] ev. zu geben – 41 und] u. (ebenso 42, 48, 53) – 44 lieder] mit der-Kürzel; ebenso 54 widerkehre – 54 widerkehre] ev. wider kehre Zum Adressaten Georg Paul Imhof (1603-1689), Mitglied des Älteren Geheimen Rates, der Septemviri, Vorderstem Losunger und Reichsschultheiß s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCLXI. Sein Namenstag war der Georgentag, der 23.4.; s. v. 14. Eine Tagebuchnotiz zum 5.10.1664 (I.137; PBlO.B.2.1.4, 5r) läßt erkennen, daß Imhof zu denjenigen gehörte, die Birken mit Donau-Strand-Exemplaren belieferte. In der Sammlung einzelner Blätter aus aufgelösten Arbeitsbüchern PBlO.B.5.0.28 steht auf dem Blatt 166(26)v der Anfangsteil (v. 1-27) des Liedes Nr. 256, offenbar der Rest der Vorlage für den BirkenWälder-Text. Die Überschrift lautet dort Nominalia Georgij | Georgio Paulo Jmhof, Septemviro Noribergensi. Davor hat Birken notiert: "BW. | CCLVI". Die Strophenzahlen stehen oberhalb der Eingangsverse. Die Verse 2, 3, 5 und 6 jeder Strophe sind eingezogen. Der Text ist mehrfach senkrecht durchgestrichen. Er enthält zahlreiche Korrekturen, die fast alle in die Birken-Wälder-Fassung über-
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nommen worden sind. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es diese Abweichungen: 1 s¡öne] Liebe – 2 liebe] s¡öne – 27 euern] euren –. Der Gedichttext legt die Vermutung nahe, Birkens Lied könnte Bestandteil eines Gemeinschaftsgratulatoriums der Pegnitzschäfer gewesen sein. Ein Druck ist nicht nachgewiesen. 6 Do¿e] Puppe. – 11 die iegenden Poeten] Singvögel. – 13 Die Capellenmei‰erinne] Die Nachtigall. Sie steht als Objekt im Satz; Subjekt ist "Georgen Tag" (v. 14). – 15 s¡wegeln] 'flöten', 'pfeifen'; vgl. Schwegel (Flöte): s. Kluge / Mitzka, 1963, S. 691. – 16 Pierinne] Muse. – 35f. drüm ~ Sieben] S. o. – 43f. Pegni” ~ liederProb] S. o. – 53f. dieser Tag ~ widerkehre.] Dieser Wunsch ging in Erfüllung. Sonst aber hatte Imhof wenig Glück. Der einzige Sohn aus seiner Ehe (seit 1630) mit Helena Scheurl von Defersdorf, geb. Löffelholz (1610-1686), der das Kindheitsalter überlebte, Michael Imhof (1637-1677), starb vor ihm, dessen einziger Sohn, Georg Christoph Imhof (1673-1681) ebenfalls, womit dieser Zweig der Familie ausstarb. Zum Tod des Enkels hat Birken kurz vor dem Ende des eigenen Lebens eine Kondolenzschrift verfaßt und zum Druck gebracht, Gedichte Nr. 368 und 369 in der Sammlung S. v. B. Todten-Andenken und Himmel#-Gedanken oder Gotte#- und Tode#-Gedanken (WuK. Bd. 5, S. 520-522, 10581060).
Text 257: Auf den Hi‰oris¡en Lu‰garten de# Sproßenden. 182r/v 2 der] Kürzel; ebenso 5, 10, 11 – 2 von] vo – 3 ümrennt] ümren t – 3 und] u. (ebenso 13, 17) – 5 Himmel] Him el (ebenso 14 Himmel#) – 16 hundert] mit der-Kürzel Wenn dieses Ehrengedicht und das Epigramm Nr. 258 in der chronologisch angelegten Sammlung an der richtigen Stelle stehen, so müssen sie zwischen Mitte Mai (Gedicht Nr. 256) und Ende Oktober (Gedicht Nr. 259) 1664 geschrieben worden sein. Das Werk aber, für welches das Gedicht Nr. 257 der Überschrift nach bestimmt war und in dem es gedruckt wurde, erschien erst viel später: G. Neumar¿# | Für‰l. Sä¡s. Weinm. Secr. | Poetis¡-Hi‰oris¡er | Lu‰garten. | De‹en sonderbare Ge-|s¡i¡te/ hiebevor an unters¡ie-|denen Ohrten/ eyn”eln herau# kommen/ | nunmehro aber ei‹ig übersehen/ in vielen/ | sonderli¡ mit Anmerkungen vermehret/ | und mit s¡önen Kupfer‰ükken außgezieh-|ret/ dem Kun‰- und Teuts¡liebenden/ zu | weiterem Na¡›nnen/ wolmey-|nenderma‹en vorge-|‰ellet. | Jn Verlegung Thom. Matthiae Gö”en#/ | Bu¡händler# in Frankfurt. | M DC LXVI. (s. Stauffer, 2007, S. 575f.); s. u. Freilich hatte Neumark dieses Werk Birken gegenüber bereits in seinem Brief vom 16.12.1663 (PBlO.C.241.7), den Birken laut entsprechenden Vermerken am 23.12.1663 erhalten und am 26.12.1663 beantwortet hatte, angekündigt: Mein nun in# 3ି Jahr im Catalogo ge‰andener Historischer Lustgarten, wird mit Ne¡‰en, Wie mi¡ mein herr Verleger Herr Gö”e von Frankfurt beri¡tet, herau# komen, soll so dann mein Vielgeliebten herrn Gesells¡a]er au¡ ein Exemplar zu dien‰e sein.
Gedicht 257, 1664
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Birken muß aber schon früher von Neumarks Projekt gewußt haben; s. Gedicht Nr. 222, v. 47, und die zugehörige Kommentierung. In Neumarks Schreiben vom 26.2.1664 (PBlO.C.241.8), das Birken laut entsprechenden Vermerken, zum Empfang auch laut Tagebuchnotiz (I.110; PBlO.B.2.1.4, 7r) am 11.3.1664 erhalten und am 10.5.1664 beantwortet hat, wird der Lu‰garten nicht erwähnt. Für den 1.5.1664 aber verzeichnet Birkens Tagebuch den Empfang eines Schreibens von Neumark (I.119; PBlO.B.2.1.4, 9v): "S¡reiben vom Spro‹enden 67." Es ist in Birkens Archiv nicht erhalten und dürfte zusammen mit dem Schreiben vom 26.2.1664 beantwortet worden sein. Es könnte eine Bitte um ein Ehrengedicht für den Lu‰garten enthalten haben, dessen baldiges Erscheinen Neumark damals ja erwartete. Im Tagebuch Birkens ist für den 21.5.1664 das Auslaufen eines weiteren Schreibens an Neumark notiert (I.122; PBlO.B.2.1.4, 10r): "S¡reiben an Jhre dur¡leu¡t an den Spro‹enden, und an Herrn von Grei[enberg." Mit diesem Brief könnte Birkens Gedicht zu Neumark gelangt sein. Am 27.5.1664 war laut Tagebuchnotiz (I.122; PBlO.B.2.1.4, 10v: "S¡reiben vom Spro‹enden, 82.") der Brief PBlO.C. 241.9 vom 21.5.1664 bei Birken eingetroffen und am 28.5.1664 (ebd.; ebd.: "S¡reiben an den Spro‹enden.") beantwortet worden. Auch diese Antwort Birkens könnte das Gedicht Nr. 257 zu Neumark gebracht haben. Die letzte Gelegenheit zur Übermittlung des Gedichtes könnte die im Tagebuch zum 22.10.1664 verzeichnete Sendung geboten haben (I.140; PBlO.B.2.1.4, 16r): "S¡reiben und Pacquet an Herrn Kempen, darinn 3. Danubij, alter Neumarkio, alter Klinkbeilio mittendus." Es besteht demnach kein Anlaß, die korrekte Plazierung des Gedichtes Nr. 257 in der Sammlung zu bezweifeln. Als Neumark den Lu‰garten in einem der in Birkens Archiv erhaltenen Schreiben wieder erwähnte, im Brief vom 13.12.1665 (PBlO.C.241.10), den Birken laut entsprechenden Vermerken und Tagebuchnotizen am 25.12.1665 empfangen (I.214; PBlO.B.2.1.4, 35r: "S¡reiben […] Vom Spro‹enden samt seinem Lu‰garten.") und am 5.1.1666 beantwortet hat (I.218; PBlO.B.2.1.4, 36r: "ges¡rieben an den Spro‹enden cum Sandrart."), lag ihm Birkens Gedicht längst vor und bedurfte keiner Erwähnung mehr. Die einschlägige Passage lautet: Hierne¡‰ beri¡te, daß i¡ Vorhaben# meine Eclogen, und andere Gesprä¡spiele, mit Gotte# Hülfe, herau# zu geben, Worzu au¡ beykommender feiner Tittel, den ein guter Kün‰ler in Dan”ig gezei¡net, und herrn Sandrart Wolbekand, kommen soll […]. Bei diesem "Tittel" könnte es sich um die Zeichnung gehandelt haben, die dem Kupfertitel des 1666 erschienenen Werkes zugrunde lag. Bei dem in der Tagebuchnotiz vom 25.12.1665 erwähnten "Lu‰garten" handelt es sich um Neumarks 1657 erschienenes Werk Fortgepan”ter Mu›kalis¡-Poetis¡er Lu‰wald von 1657. In Neumarks Brief wird diese Beilage im Zusammenhang einer Entschuldigung wegen bisher nicht erbrachter Gegenleistungen für Sendungen Birkens so angekündigt: Al# habe bi#hero de# wegen zum theil ange‰anden, zum theil hat mi¡ meine tägli¡e mühselige Amt#-Arbeit, von s¡üldiger Bedienung abgehalten; habe aber da# freundli¡e Vertrauen, e# werde mein herr Gesells¡a]er mir dieser Verzögerung halber, großgün‰ig Verzeihen, und damit i¡ ni¡t gar lehr ers¡eine, inzwis¡en bey-
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kommende# s¡le¡te bu¡, wel¡e# derselbe, Wie mir der werthe herr Kempe gesagt, no¡ ni¡t bekommen haben mag, großgün‰ig annehmen, biß da# verspro¡ene Kun‰‰ükklein, neben andern, na¡folge. In seiner Antwort vom 5.1.1665, von der wir durch den entsprechenden Vermerk auf Neumarks Brief vom 13.12.1666 wissen, muß Birken den Empfang des Werkes bestätigt haben. Denn in seinem Schreiben vom 25.1.1666 (PBlO.C.241.11), das Birken laut Vermerken auf dem Brief und Tagebuchnotizen am 5.2.1666 erhalten (I.224; PBlO.B.2.1.4, 37v: "S¡reiben vom Spro‹enden 18") und am 9.2.1666 beantwortet hat (I.225; PBlO.B.2.1.4, 38r: "S¡reiben an den Spro‹enden 13.") reagiert Neumark so: De‹en beliebte# Vom 5ି diese#, i‰ mir den 15ି jüng‰ hie wol eingehändiget, darauß i¡ mit mehrerm Vernommen, wel¡erge‰alt ihm da# sehr geringe und unwürdige Lu‰wäldlein angenehm gewesen, erfreue mi¡ daß dieser s¡le¡te Vortrab lieb gewesen, soll mit ne¡‰em, wil# Gott etwa# be‹er# folgen. Der "Vortrab" war der Lu‰wald von 1657; die Ankündigung des Besseren dürfte sich auf den Lu‰garten beziehen. Dieser traf am 17.7.1666 bei Birken ein, als Beilage zu Neumarks Brief vom 12.7.1666 (PBlO.C.241.13). Die entsprechende Tagebuchnotiz lautet (I.243; PBlO.B.2.1.4, 43v): "S¡reiben vom Spro‹enden 84 […] Jlle mihi seinen Hi‰oris¡en Lu‰garten […] verehrt." Im Brief wird die Beilage so erwähnt: "beykommende# hi‰oris¡e# Lu‰gärtlein, wolle mein herr, al# ein denkmahl redli¡er Freunds¡a] annehmen". Stauffers, 2007, S. 576, Spekulationen über ein "Leseexemplar" des Neumarkschen Werkes, das Birken schon 1665 vorgelegen habe, sind abwegig. 1 Ein aufgewe¿ter Gei‰, i‰ ni¡t dem Feyren hold.] Vgl. Gedicht Nr. 225, v. 34f. – 2-6 er ahmt der Sonne na¡ ~ ihn iemal# s¡la[en legt.] Vgl. Gedichte Nr. 418, v. 1f.; Nr. 419, v. 1-4. – 7f. Legt ›¡ die Feder nieder, | eilt ihr Ges¡ä]en zu:] S. o. In mehreren seiner Briefe an Birken begründet und entschuldigt Neumark längere Antwortverzögerungen mit Amtslasten.
Text 258: Auf die drey Parcen. 182v 1 da#] Kürzel Zur Datierung s. zu Gedicht Nr. 257. In der Sammlung einzelner Blätter aus aufgelösten Arbeitsbüchern PBlO.B.5.0.28 steht auf Blatt 143(3)r eine zweite Manuskriptfassung des Epigramms Nr. 258, offenbar die Vorlage der Birken-Wälder-Fassung, darüber, durch das Zeichen # abgegrenzt, eine lateinische Version. Diese lautet: Quid vanos Lachesis votorum ducit in annos Stamina? Spes nostras Atropos atra metit. [Wieviel an Wunschfäden führt Lachesis in ungewisse Jahre Die schwarze Atropos mißt unsere Hoffnungen zu.]
Gedichte 258 und 259, 1664
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Das deutsche Epigramm ist in Seitenmitte senkrecht durchstrichen. Unterschiede gibt es nur hinsichtlich der Orthographie und Interpunktion. Der Witz des Epigramms besteht darin, daß trotz der Überschrift im Gedichttext nur zwei der Parzen namentlich genannt werden, Lachesis, die "Zuteilerin" der Lose, und Atropos, die den Lebensfaden kappt, während das sprechende Ich sich durch die Verbmetapher "wüns¡e-spinnen" selbst in die Nähe der Tätigkeit Klothos, der "Spinnerin", bringt. S. Tripp, 2001, S. 350f. Das Gelächter der Lachesis gilt der Unsicherheit menschlichen Planens.
Text 259: Auf einen Namen#Tag. 182v/183r 3 und] u. (ebenso 12, 26, 30, 35, 36) – 10 vom] m nachträglich verdeutlicht – 10 quillet] durch Überschreibung und Ergänzung aus quillt – 11 der] Kürzel; ebenso 14, 17, 24 – 12 da#] Kürzel; ebenso 22, 23, 25 daß – 16 hierinnen] hierin en – 20 Begei‰er] durch Überschreibung und Verbindung aus Ergie# der – 26 widerbringe] mit der-Kürzel; ev. wider bringe – 31 urBrunn] ev. ur Brunn Dieses Lied ist am 24.10.1664 geschrieben worden. Es ist das erste in einer langen Reihe von Namenstagsgedichten, die Birken für Simon Bornmeister (1632-1688) verfaßt hat und die alle den Namen des Adressaten mit seinem Beruf in Zusammenhang bringen; s. Gedichte Nr. 265 (1665), Nr. 280 (1666), Nr. 287 (1667), Nr. 303; Floridan# Amaranten-Garte, Nr. 181: WuK. Bd. 1, S. 374, 752-754 (1668), Nr. 316 (1669), Nr. 324 (1670). Bornmeister (zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 343345; Will. Bd. 1 (1755), S. 136-138; Jürgensen, 2006, S. 302-317) hatte 1654 in Altdorf den Magistergrad erworben und amtierte seit 1663 als Rektor der Schule beim Spital zum Heiligen Geist in Nürnberg. 1683 wurde er Rektor der Schule bei St. Sebald und 1687 Professor für Geschichte am Auditorium Egidianum. 1668 wurde er von Birken zum Dichter gekrönt und als Fontano II. in den Pegnesischen Blumenorden aufgenommen; s. zu Gedicht Nr. 303 und zu Gedicht Nr. 181 in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1, S. 752-754). Bornmeisters Namenstag war der 28.10. Die Lieder zu diesem Anlaß schrieb Birken offenbar meist oder immer im Auftrag der Kollegen Bornmeisters, die sie am Vorabend des Namenstages musikalisch zu Gehör brachten. Übermittler des Auftrags war meist oder immer der Lehrer an der Heilig-Geist-Schule Paulus Röse. Dessen erste Erwähnung in Birkens Tagebuch erfolgte zum 20.10.1664 (I.139; PBlO.B.2.1.4, 16r): "Herr Röse eingespro¡en." Zum 24.10.1664 heißt es dann (I.140; ebd.): "Herrn Röse und den S¡reibmei‰er poeti›rt." Das Gedicht Nr. 316 ist umrahmt von zwei in zeitlicher Nähe entstandenen auf einen Nürnberger Schreib- und Rechenmeister Ulrich Hofmann. Das dürfte der in der Tagebuchnotiz zum 24.10.1664 erwähnte sein. Für das Lied Nr. 259 gibt es einen zweiten Textzeugen: in dem Konvolut einzelner Blätter aus aufgelösten Arbeitsbüchern, das die Sigle PBlO.B.5.0.28 erhalten hat, auf dem Blatt 168(27)r. Es handelt sich offenbar um die Vorlage für die Birken-Wälder-Eintragung. Es gab ursprünglich eine dreizeilige Überschrift, die durch Streichung weitgehend unleserlich gemacht worden ist. In ihrer ersten Zeile waren
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Apparate und Kommentare
Vor- und Nachname des Adressaten genannt. Der ersten Überschriftzeile vor- und der dritten vor- und nachgesetzt sind die drei Wörter der neuen Überschrift: Auf einen Namen#Tag. Links auf dem Rand gegenüber der zweiten Überschriftzeile steht die Zahl CCLIX, welche die Stellung des Gedichtes in der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder anzeigt. Der gesamte Gedichttext ist in Seitenmitte dreifach senkrecht durchstrichen. Die Strophenzahlen sind vorgesetzt, v. 3 und v. 6 in jeder Strophe eingezogen. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, diese Abweichungen: 1 von] vom – 23 eüer] euer euer 1 Hippocrene] S. zu Gedicht Nr. 85. v. 20f. – 5 Apollo mit den dreymaldreyen] Apollo mit den neun Musen. – 7-12 Den Brunnen ~ Sinnen Hau#.] Variante der von Birken immer wieder angesprochenen translatio Heliconis; s. zu Gedicht Nr. 222, v. 37-44. – 18 den selb‰ Sophia hat geborn] 'den die Weisheit selbst geboren hat.' Vielleicht hatte sogar Bornmeisters Mutter Sophia geheißen. – 19 Clio] S. zu Gedicht Nr. 13, v. 39. – 24 der ›e selb‰ laben mag] Clio bzw. das Gedicht rühmt den, der die Dichtkunst lehrt. – 25 Wir] Die Gratulanten, die Kollegen- und Schülerschaft. – 26 Mond und Sonne] Das bis zum nächsten Namenstag verstreichende Jahr. – 31 Der hö¡‰e urBrunn aller Gaben] Auch die Erwähnung Gottes erfolgt in der vom Namen des Adressaten hergeleiteten Brunnen-Metaphorik.
Text 260: An Herrn Magi‰er Martin Kempen Antwort von meiner wiedergenesung. 183r-185r T2 Herrn] H. – T2 Magi‰er] M. – 1 1.] 1 – 2 gegens¡allen] ev. gegen s¡allen – 3 der] Kürzel; ebenso 12, 32, 51, 65, 66, 78, 88, 93, 98, 99, 103, 115 – 6 Lied] durch Überschreibung aus Leid – 7 da#] Kürzel; ebenso 59, 62 – 10 Bruder] mit der-Kürzel; ebenso 11, 109 wider – 47 derer – 54 iederzeit – 57 Feder – 12 bat'‰] erstes t nachträglich verdeutlicht; ebenso 105 i”und – 19 und] u. (ebenso 40, 53, 86) – 25 E#culapen#] E#culapeu# – 29 Dir] r nachträglich verdeutlicht – 47 bezeilt] bezeilt. – 49 Lorbekrönet] k aus e oder r bzw. ee überschrieben – 56 ›¡] davor ungestrichen versehentlich plazierte Strophenzahl 8 – 58 Anmut] n überschrieben – 78 Mammon#] Mam on# (ebenso 88 nimm – 116 Himmel#) – 87 un#] ev. un#, – 98 Feldmann] Feldman – 105 mi¡] danach ein Satzzeichen gestrichen Das Gedicht ist am 6.5.1665 mit einem Brief Birkens, von dem kein Konzept existiert, Martin Kempe zugesandt worden, wie eine Tagebuchnotiz zu diesem Datum erweist (I.182; PBlO.B.2.1.4, 26r): "lied von 120 Versen und S¡reiben ad Kempium 40." Entstanden ist es am 2.5.1665, wie aus Brief Nr. 9 im Birken-Kempe-Briefwechsel (WuK. Bd. 13.1, S. 30-32, 472-477), Z. 37f. hervorgeht. Im Begleitschreiben muß Birken eine Sendung Kempes bestätigt haben, deren Eintreffen sein Tagebuch zum 25.4.1665 festhält (I.179; PBlO.B.2.1.4, 25v): "S¡reiben und Pacquet von Herrn Kempio 54, per Studiosum Fleis¡b〈ergern〉." Inhaltliche Bezugnahmen und die Verwendung derselben Strophenform, in den Strophen 110 völlig, in den Strophen 11 und 12 weitgehend auch derselben Reimfügungen, vielfach sogar dersel-
Gedicht 260, 1665
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ben Reimwörter, erweisen das Lied als eine Parodie eines Gedichtes von Martin Kempe, des Gedichtes Nr. 6a im Birken-Kempe-Briefwechsel (WuK. Bd. 13.1, S. 17-19, 452-457: "KLIO sey mit mier erfreut"). Auf allen fünf Seiten des Manuskripts ist der Gedichttext in Seitenmitte senkrecht durchstrichen, was im Bereich der Strophen 12 und 13 zu leichten Leseproblemen führt. Mit der Streichung korrespondiert eine von Birken rechts neben den Überschriftzeilen angebrachte Notiz: "Jn der Poesy-|anweisung." Birken ist aber ein Irrtum unterlaufen: Nicht das Lied Nr. 260 ist dort (S. 275-279) gedruckt, sondern Kempes Lied. Die Sammlung loser Blätter aus aufgelösten Arbeitsbüchern, welche die Signatur PBlO.B.5.0.28 erhalten hat, weist auf der Verso-Seite des Blattes 163(23), das Eintragungen des Jahres 1664 enthält, ein Fragment einer Vorform dieses Liedes auf: Ode An Herrn Magi‰er Martinum Kempium, Poëtam Laureatum. 1. S¡on die zweymal zehnde Saat hat der Feldmann au#ge‰reuet; soviel mahl der S¡nitter hat Güldne Garben eingemeyet: seit Salanen Reben ga‹en mi¡ getränkt mit Claro#-Wein, von der Quell mir s¡enkten ein, die da na‹et von Parna‹en. Zwischen der Strophenzahl und dem ersten Vers sind zwei Zeilen – eine frühere Variante des Stropheneingangs – durch dicke waagrechte Streichungen weitgehend unleserlich gemacht. Die beiden Zeilen der Überschrift und alle acht Verse sind mit dünnen Strichen jeweils einzeln waagrecht, der ganze Block mehrfach kreuzweise diagonal gestrichen, wodurch die Lesbarkeit aber nicht eingeschränkt wurde. Diese ursprünglich erste Strophe erscheint im Lied Nr. 260 als Str. 13. Es ist dort die erste Strophe, die – von der Form abgesehen – nicht mehr zum parodierenden Teil des Liedes gehört. Das Lied Nr. 260 hat Kempe in diesem Werk veröffentlicht: Salanis¡e Musen-Lu‰/ | Da# i‰: | Zweyer glei¡ge›nnten Freunde/ | Johann Jacob Löwen# von Eisena¡/ | und | M. Martin Kempen#/ au# Preu‹en/ | Zu erfreuli¡em | S¡er” und zuläßiger Ehren-Ergö”li¡keit | dienende | LJEDER/ | Mit ›ngenden und klingenden Stimmen abgefa‹et. | JENA/ | Gedrukkt und verlegt dur¡ Johann Jacob Bauho[ern/ | ANNO M. DC. LXV. (s. FG. II. C. Bd. 1 (1997), S. 56-58, Nr. 5; Stauffer, 2007, S. 538f.) Das Gedicht steht dort als erstes von zwei Ehrengedichten – das zweite ist ein Sonett von Georg Neumark – auf den Seiten ):( 4r/v. Es hat dort keine eigene Überschrift, ist zweispaltig angeordnet und unterzeichnet: "Also ma¡te die Pegni”Felsen an der Saal widerhallen | seinem geehrten Herrn und fürwehrten Freunde zu Ehren | Sigmund von Birken/ | C. Com. Palatin." Die Strophenzahlen stehen über dem jeweils ersten Vers; die Verse 1, 3, 6 und 7 sind
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Apparate und Kommentare
jeweils eingezogen. Nur in Str. 1 ist das auch bei v. 2 der Fall, weil der – ausnahmsweise nicht eingezogene – besonders groß ausgeführte Anfangsbuchstabe von v. 1 so tief herunterreicht. Sonst gibt es, von einigen typographischen Hervorhebungen (Versabsatz) und Abweichungen der Orthogaphie und Interpunktion abgesehen, diese Varianten: 4 mir] Nur (ebenso 112) – 4 widerhallen] wiederhallen – 11 wider] wieder (ebenso 109) – 19 Nahm daran] Nahmen dran – 21 den] Dem – 23 länger#] lange# – 26 Arzneyen] Argneyen – 27 kond] könt – 32 in] im – 44 tru¿en] trunken – 48 ewig#] ewig – 49 Lorbekrönet grünt dein] Lorber kröhnt dein grünend – 52 ligen] liegen – 56 i”t s¡on] s¡on i”t – 59 nit] ni¡t (ebenso 60) – 63 gläuben] glauben – 67 gibt] giebt – 93 gibe] giebe – 95 töden] tödten – 101 Salana Rebenga‹en] Salanae Reben-Ga‹e – 103 s¡enkten] s¡enket' – 104 von Parna‹en] vom Parna‹e – 108 Gedä¡tni#] Gedä¡tnüß (ebenso 113) – 108 ‰ät#] di¡ – 118 an] am 2 meinem Freünd zu gegens¡allen!] Andeutende Vorwegcharakterisierung des Liedes Nr. 260 als parodierende Reaktion auf Kempes Gedicht; s. o. – 3f. der mein au#ge‰andne# Leid | mir ma¡t liebli¡ widerhallen] In Kempes Lied. – 7f. da# den Parcen bietet Fried, | rei‹t au# Libitinen Zähnen] Vgl. Kempes Lied, v. 8, 123; Konzept Nr. 5 im Birken-Kempe-Briefwechsel (WuK. Bd. 13.1), Z. 6f., 13, und die zugehörigen Kommentare. – 9 Kempe, du mein Podalir] Machaon und Podaleirios sind ein mythisches Brüderpaar, Söhne des Aeskulap / Asklepios, des berühmten Arztes und Zöglings des weisen Centauren Cheiron und selbst Ärzte; Homer nennt Podaleirios in der Ilias 2.729-733; 11.833; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 961f.; Tripp, 2001, S. 104f. – 10 Orfeu# Bruder] Überleitende Bezugnahme auf Kempes Lied, v. 11. – 12 bat'‰ vor mi¡ den Gott der Götter] Weder Kempes Lied noch die Briefe Nr. 1, 3, 4 und 6 im BirkenKempe-Briefwechsel enthalten Passagen, die zu einer solchen Reaktion Anlaß geben könnten. Vielleicht bezieht Birken sich auf das Schreiben Kempes, dessen Empfang das Tagebuch zum 25.4.1665 notiert; s. o. – 14-16 die mi¡ von dem Lethe-Fluß ~ weil ›e so bewegli¡ di¡tet] Im Brief Nr. 5, dem ersten Schreiben an Kempe nach seiner schweren Erkrankung, hatte Birken Kempes Palmzweig, ein poetologisches Werk, als Genesungsbeschleuniger gepriesen; s. Konzept Nr. 5 des Birken-Kempe-Briefwechsels (WuK. Bd. 13.1, S. 14f., 443-446), Z. 5-7. – 17-20 Freyli¡ war e# fa‰ gethan ~ Ehr-erwa¡sen sahe ‰ehen.] Reaktion auf Kempes Lied, v. 17-20, und die Dedikation seiner Armenien-Schrift (s. zu Text Nr. 7 im Birken-Kempe-Briefwechsel, WuK. Bd. 13.1, S. 462-465), in der Kempe aber nicht, wie Birkens Formulierung nahelegt, Birkens Mitgliedschaft in der Fruchtbringenden Gesellschaft erwähnt. – 21-24 den gedritten Spinnges¡wi‰er ~ mi¡ lös¡t au# den Sterb regi‰er] Reaktion auf Kempes Lied, v. 2124. – 25-32 E#culapen# S¡langen‰ab ~ ward in Blut der Gei‰ entrü¿et.] Umdeutende Reaktion auf Kempes Lied, v. 25-32. Zu den im v. 31f. genannten Krankheitssymptomen s. Konzept Nr. 5 im BirkenKempe-Briefwechsel (WuK. Bd. 13.1), S. 14f., Z. 2f. – 33 Clio!] Vgl. Kempes Lied, v. 1. – 33-40 Clio! einen Marmel ‰ein ~ und den Floridan genesen.] Kempes Kompliment erwidernde Reaktion auf dessen Lied, v. 33-40. – 41 Föbu#] Der Dichtergott und Musenführer Apollo; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 441-448. – 41 Zweyter Da¡] Kempe hatte Birken in seinem Lied, v. 63, "Anderer Virgil" genannt;
Gedicht 260, 1665
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Birken revanchiert sich mit der Ernennung des Jüngeren zum Nachfolger des großen Königsbergers, dessen er schon im Konzept Nr. 2 im Birken-Kempe-Briefwechsel (WuK. Bd. 13.1, S. 11, 435f.), Z. 10f., gedacht hatte. – 43 an den Huf-entqvollnen Ba¡] Die Quelle Hippokrene am Musenberg Helikon (s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1976), Sp. 1172) erscheint bei Birken immer wieder als Bild für die poetische Inspiration; s. Gedichte Nr. 85, v. 20f.; Nr. 222, u. 37-44, u. ö. – 45 drüm zween Kränze di¡ beläuben] Der Lorbeerkranz des gekrönten Dichters (s. auch v. 49-56) und das Zeichen der Magisterwürde. Daß Kempe den Magistergrad nicht, wie Jürgensen, 2006, S. 273, behauptet, erst 1666 in Königsberg, sondern schon 1664 in Jena erworben hat, erweisen Brief Nr. 4 im Birken-Kempe-Briefwechsel (WuK. Bd. 13.1, S. 13f., 440-443), Z. 22-24, und die Tatsache, daß er vom Brief Nr. 6 an den Magistertitel führt. – 51 Ein Mop#, der nur Pöbel-‰aubt] Mit dem in der antiken Bukolik unbelasteten Namen Mopsus – Vergil nennt einen der Sprecher der fünften Ekloge so – bezeichnet Birken immer ungeistige, grobe Gestalten. – 55f. drüm vers¡we‰ert ~ deiner Jugend.] Das von Birken oft variierte Motiv des Unsterblichkeitserwerbs durch dichterische Leistungen (s. Gedichte Nr. 2, v. 9; Nr. 19, v. 35f.; Nr. 54, v. 93-96; u. ö.) wird hier als Kompliment auf Kempe angewandt. – 57-72 Deine Feder mi¡ vergnügt, ~ mi¡ dur¡ Mäuler laßen tragen.] Mit der Rühmung des anmutigen Dichters wird die schon früher (s. Konzept Nr. 2 im Birken-Kempe-Briefwechsel, Z. 5f.; Nr. 5 ebd., Z. 9f.) geäußerte Kritik an zu dick aufgetragenem Lob in Kempes Briefen und Gedichten verbunden. – 59 tügt] 'taugt'; altertümliche Form des Präsens. – 70 dein Gedi¡t sey ein Gedi¡t] 'Dein Gedicht verbreite Lügen'. – 77-80 Mida# nur, s¡ilt unser Singen. ~ seine Esel-Kron erringen.] Eine von Birken oft geübte Kritiker-Schelte. Er verbindet zwei Züge des MidasMythos: die Bestrafung des inkompetenten Kunstkritikers mit Eselsohren und die Goldgier; s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 1287-1289; s. zu Gedicht Nr. 168, v. 47f. – 81-84 Der beliebte Bot, dein Kiel ~ wie du sol‰, nie lä‹e‰ s¡weigen.] Von Kempes Briefen ist die Rede; Birken spielt aber auch auf v. 89-93 des Kempeschen Liedes an. – 85 die Salanen] Die Nymphen und Musen an der Saale als Repräsentantinnen der Stadt und Universität Jena. – 93-96 Thu e#: di¡ der Fama gibe, ~ daß man un# ge‰orben liebe.] S. zu v. 55. – 97-104 S¡on die Zweymal-Zehnde Saat ~ die da na‹et von Parna‹en.] Birken hatte im Herbst 1644 sein Studium in Jena aufgeben müssen und war am 3.10.1644 wieder in Nürnberg eingetroffen; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 24. – 102 Claro#-Wein] Das Wasser der Musenquelle; hier metonymisch für die am Studienort, der als Parnaß bezeichnet wird (v. 104), zu gewinnende Erkenntnis. – 101 Salana] Jena. – 105 ›e] "Salana", d. h. Jena. – 110 dein belobter Pregel‰rand] Königsberg, das am Pregel liegt. – 114 da# du neuli¡ mir erneuet] Wohl Anspielung auf die Sendung Kempes, die Birken am 25.4.1665 erhalten hatte; s. o. – 120 Kleodor] Seinen Namen in Rists Elbschwanenorden hatte Kempe erstmals in seinem Lied, v. 126, verwendet.
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Apparate und Kommentare
Text 261: Über die XII. Monate. 185r/v Epigramm 1: T Januarius.] Jan. – 1 der] Kürzel; ebenso 2 – 1 da#] Kürzel Epigramm 2: T Februarius.] Feb. – 1 da#] Kürzel; ebenso 2; ebenso 1 daß – 2 der] Kürzel Epigramm 3: T Martius.] Mart. – 1 der] Kürzel – 2 und] u. Epigramm 4: T Aprilis.] Apr. – 2 da#] Kürzel Epigramm 5: 1 der] Kürzel; ebenso 2 Epigramm 6: T Junius] mit -us-Kürzel – 1 und] u. – 2 da#] Kürzel Epigramm 7: 2 da#] Kürzel Epigramm 8: T Augustus.] Aug. – 1 Sommer] Som er – 1 ähr] ahr – 1 der] Kürzel Epigramm 9: T September.] Sept. – 2 Reben‰o¿] ev. Reben ‰o¿ – 2 wieder] mit der-Kürzel; ebenso 2 Kinder Epigramm 10: T October.] Oct. – 2 und] u. Epigramm 11: T November.] Nov. – 2 trägt] Wortmitte verschmiert Epigramm 12: T December.] Dec. – 1 wa#] Kürzel – 2 daß] Kürzel; ebenso 2 da# Ihrer Stellung in der Sammlung nach muß diese Gedichtgruppe zwischen Anfang Mai (Gedicht Nr. 260) und Anfang Juni 1665 (Gedicht Nr. 262) entstanden sein. Dazu paßt Birkens Tagebuchnotiz zum 13.5.1665 (I.183; PBlO.B.2.1.4, 26v): "Eimmerten die 12. Monat bereimt und gebra¡t. 48 Verse." Freilich irritiert die hier genannte Zahl der Verse. Es könnte ein Versehen vorliegen; vielleicht wurden die Epigramme aber auch vierzeilig angeordnet. Die Tagebuchnotiz stellt sicher, daß sie zu Bildvorlagen gehörten, die von Georg Christoph Eimmart (1638-1705; zu ihm s. Sandrart, Academie, Hauptteil 1 (1675), Teil 2, Buch 3, S. 337; Will. Bd. 1 (1755), S. 333-337; ADB. Bd. 5 (1877), S. 758; Thieme / Becker. Bd. 10 (1914), S. 420f.) gestochen worden sein dürften. Kontakte Birkens zu Eimmart in zeitlicher Nähe zur Enstehung der Gedichtgruppe verzeichnet Birkens Tagebuch zum 12.4., 5.5., 19.5. und 22.5.1665 (I. 177, 181, 184; PBlO.B.2.1.4, 25r, 26r, 26v, 27r). Vgl. Gedichtgruppe Nr. 104. Vielleicht waren Bilder und Verse für einen Kalender bestimmt. Ein Druck ist nicht nachgewiesen. Epigramm 3: 2 den Bauren Zeüg] Die landwirtschaftlichen Geräte. Epigramm 11: 1f.: den dris¡el in die S¡eün | ein andrer dris¡el trägt] Spiel mit den beiden Teilkomponenten des Wortes 'Dreschflegel'. Epigramm 12: in den Rau¡] 'für das Räuchern'. – 2 daß man da# Hau# beraht] 'um das Haus mit Vorrat zu versehen'.
Gedicht 262, 1665
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Text 262: Auf Herrn Magistri Paul Martin Alberti und Frauen Barbarae Moroldin Ho¡zeit. 185v/186r T2 Herrn] H. – T2 Magistri] M. – T2 Alberti] Alberti. – T3 und] u. (ebenso 2, 6, 9, (2x), 28 (2x)) – T3 Frauen] Fr und etc.-Kürzel mit Punkt – T3 Barbarae] überwiegend lateinische Schreibung – T3 Ho¡zeit] Ho¡z. – 1 der] Kürzel; ebenso 6, 9, 13, 20, 23 – 9 Mann] Man – 9 ge‰ümmelt] ge‰üm elt; ebenso 14 ‰immen – 10 da#] Kürzel; ebenso 13, 14, 15; ebenso 11 daß – 15 Dort] t überschrieben – 16 dort] nach o ein Buchstabe gestrichen Das Gedicht gilt der Hochzeit des aus Nürnberg stammenden Theologen Paul Martin Alberti (16401705; zu ihm s. Bezzel, 1932; Simon, 1965, S. 7f.) mit der Witwe Barbara Morold, geb. Falkner, am 6.6.1665. Alberti war Sohn eines Lehrers, eines Exulanten aus Pfalz-Neuburg. Er hatte in Straßburg und Altdorf studiert und dort den Magistergrad erworben. 1662 war er Pfarradjunkt in Eismannsberg. 1664 wurde er vom Rat der Reichstadt Nürnberg als Feldprediger mit dem Kontingent des Fränkischen Kreises für das Reichsheer zum Einsatz in Ungarn bestellt. Die ihm vom Rat erteilte Instruktion vom 25.4.1664 ist bei Bezzel, S. 178-180, abgedruckt. Offenbar hat er am 1.8.1664 nc die für die Fränkische Infanterie verheerende Schlacht bei St. Gotthard an der Rab miterlebt. Nach der Heimkehr war Alberti Verweser der Pfarrstelle in Rückersdorf und Beringersdorf. Später amtierte er in Hilpoltstein, seit 1669 in Lauf, zunächst als Diakonus, dann als Pfarrer. Zuletzt, seit 1679, amtierte er in St. Lorenz. Am 17.6.1681 hat er die Leichpredigt für Birken gehalten; sie ist gedruckt in der Nachrufschrift Betrübte Pegne›# (1683), S. 309-329. Barbara Morold, Tochter des Stadtschreibers von Lauf, war seit 1658 in dessen zweiter Ehe mit dem Pfarrer von Lauf, Christoph Morold (1596-1665; zu ihm s. Simon, 1965, S. 149f.) verheiratet gewesen, der am 18.1.1665 gestorben war. Zwar sind weder der Anlaß noch die Abfassung des Gedichtes in Birkens Tagebuch verzeichnet; immerhin aber gibt es diese Notiz zum 27.5.1665 (I.186; PBlO.B.2.1.4, 27r): "Ho¡zeitS¡reiben von Herrn Alberti zu Rü¿er#dorf." Der Brief ist in Birkens Archiv vorhanden: PBlO.C.2.1. Er enthält diesen Nachtrag: Ne¡‰ diesen würde i¡ mi¡ sonderli¡ zu erfreuen haben, wann von Seiner Excellenz hö¡‰berühmten Feder einig Epithalamium meine Wenigkeit zu ho[en hette, glei¡wie i¡ nun au¡ darumb demütig‰ bitte, alß getrö‰e i¡ mi¡ au¡, seine Excellenz großgün‰iger Willfahrung, e# kan aber selbe# (wo e# verfertigt) ehi‰en# in der Univer›tät Altdor[ bu¡dru¿erej (allwo au¡ andere Vornehmer Patronen Glükzuru[ungen gesendet werden) seine Excellenz wolgeneigt übers¡ikken Kontakte zu Alberti verzeichnet Birkens Tagebuch auch zum 19.4.1664 (I.117; PBlO.B.2.1.4, 9r) – da wird Alberti sich zur Vorbereitung seines Einsatzes in Nürnberg aufgehalten haben – und zum 10.1.1665 (I.154; PBlO.B.2.1.4, 19v): "Sororem, quae me antea, conveni, ibi cum Alberto, dem Fränkis¡en Feldprediger, conferirt." Bei dieser Gelegenheit wird Birken die Fakten erfahren haben, auf die er im Gedicht anspielt. Das Fränkische Kontingent, zu welchem, auch das reichsstädtische gehörte, sammelte sich bei Nürnberg; s. Bezzel. Auch das hat Spuren in Birkens Tagebuch hinterlassen: 25.4.1664 (I.119; PBlO. B.2.1.4, 9r): "die hie›ge zum Türkenkrieg de‰inirte Reuterey, 100 Mann, aufziehen sehen.";
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28.4.1664 (ebd.; PBlO.B.2.1.4, 9v): "die Fränkis¡e Kreyß-Reuterey aufführen und abmar¡iren sehen"; 29.4.1664 (ebd.; ebd.): "die Fränkis¡e Kreiß-Infanterie aufführen und abmar¡ieren 〈sehen〉". Im DonauStrand teilt Birken in großer zeitlicher Nähe zu den Ereignissen mit (S. 54): Am Einuß der Laufni” in die Rab/ ligt da# Städlein S. Gotthard: Alda in diesem 1664 Jahr den 1 Augu‰. N. C. der Türkis¡e Großvezier in unsre HauptArmee über die Rab herüber einen ‰ar¿en Einfall gethan/ und zwar amfang# etli¡e Regimenter/ al# da# Fränkis¡e/ Kielmann#e¿is¡e/ Na‹auis¡e und S¡miedis¡e/ mehrerntheil ruinirt; Aber na¡mal# von den unsern mit äuser‰er Dapferkeit wieder abgetrieben worden/ da er dann/ neben vielen Ba‹en und andren vornehmen/ bey 8000 seiner bä‰en Janits¡aren und Spahi/ theil# auf der Wal‰adt/ theil# im Fluß/ mü‹en ligen la‹en. Anfang Oktober kehrten die Reste der Kreistruppen zurück; s. Bezzel, S. 180. Auch in Birkens Tagebuch haben die schweren Verluste der Fränkischen Infanterie eine Spur hinterlassen. Zum 9.10.1664 hat er notiert (I.137; PBlO.B.2.1.4, 15v): "Predigt bey S. Sebald, 13 Lei¡en anges¡rieben auf 6 Tafeln. Vermahnung." In Birkens Archiv befindet sich eine Abschrift dieses Verzeichnisses und eines weiteren vom 10.10.1664 von fremder Hand: PBlO.C.404.3.5. Der auf den 9.10.1664 datierte Hauptteil enthält 13 Namen im Feldzug von 1664 gefallener fränkischer bzw. Nürnberger Offiziere, darunter allein sieben, die bei St. Gotthard gefallen waren; an erster Stelle wird genannt "Der wohl Edel ge‰reng und Mannve‰ herr Johann Pleitner de# ho¡löbli¡en Fränkis¡en Craiße#, wie au¡ dißer de# heyligen rei¡ß Statt Nürnberg be‰elt gewe‰er ober‰er über ein Regiment zu Fu# in tre[en bey Sanct Gotthard vers¡ieden", der Befehlshaber des zehn Kompanien – davon drei Nürnberger – starken Fränkischen Regiments, der gleich zu Beginn des Treffens gefallen war; s. Bezzel, S. 180. Auch mehrere Kompanieführer waren unter den Toten. Birkens Gedicht ist gedruckt worden in diesem Gratulatorium: Der Pegni”-Hirten FreudenKlang/ | Herrn | M. Paul-Martin Alberti | Und | Frauen | Barbaren Morold# geb: Falknerinn | Myrten-Fe‰ | beglü¿wüns¡end. | Dien‰ag# den se¡‰en Bra¡mond#. | Gedru¿t im Jahr/ | M. DC. L X V. (s. Stauffer, 2007, S. 539-541). Birkens Gedicht steht auf der Rückseite des Titelblattes; auf den beiden folgenden Seiten steht eine kleine, von Martin Limburger verfaßte Ekloge. Die beiden Gedichte müssen in Abstimmung der Autoren verfaßt worden sein, denn beide verwenden dieselben Namen für die Brautleute. Der für den Bräutigam gewählte ist eine Kombination aus Bestandteilen beider Vornamen und des Familiennamens. Im Druck steht an Stelle der Überschrift das Trinitätszeichen "M!"; der Schlußvers ist unterhalb mit dieser Unterschrift fortgesetzt: "der S¡äfer | FLORIDAN." Die Anordnung der Verse in den vier Strophen ist so geregelt: Gegenüber den trochäischen Versen 6 und 7 sind v. 1, 3 und 5 sehr weit eingezogen, v. 2 etwas und v. 4 noch weniger weit. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, diese Abweichungen: 13 Bä‹er] Be‹er – 18 Ru¿er#dorf] Rü¿er#dorf – 21 wieder] wider – 24 den] dem – 25 nit] ni¡t – 27 seinen] seinem –. Vor dem Abmarsch ins Feld im Frühjahr muß der Feldprediger Alberti Birken um eine Eintragung in sein Album gebeten
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haben. Birken hat der Bitte entsprochen. Der stilo lapidario abgefaßte Text steht in der Sammlung einzelner Blätter aus aufgelösten Arbeitsbüchern PBlO.B.5.0.28 auf Blatt 146(6)v. Er lautet: In Album Pauli Martini Alberti Pastoris Exercitus Anti-Turcici Norici. Nil desperandum Christo duce et auspice Christo. Tibi sit in ore Christus, Reverende et Clarissime ALBERTE! ut in cordibus sit militum. Ubi Christus in ore et corde, victoria in manibus est. Supplicante Mose, triumphabit Josua. Tu Spartam hanc, quam nactus es, orna! ut olim apud Spartanos suos Tyrtaeus Poëta. Tu nunc eris alter ab illo! sed Christianum inter Christianos. Dominus vobiscum! Quis contra vos? [Ins Album Paul Martin Albertis, des Predigers der gegen die Türken ziehenden Nürnbergischen Truppen. Keine Verzweiflung ist angebracht, wo Christus führt und schützt. Christus sei in deinem Munde, Verehrungswürdiger und berühmter Alberti, damit er in den Herzen der Soldaten sei. Wo Christus im Mund und im Herzen wohnt, ist der Sieg in Händen. Weil Moses betet, wird Josua siegen. Nimm die Stelle, die du erhalten hast, so wahr wie einst bei seinen Spartanern der Dichter Tyrtaeus. Du wirst nach ihm ein zweiter sein, aber ein Christlicher unter Christen. Der Herr ist mit euch. Wer könnte gegen euch bestehen?] 1-3 DJe Rab ~ Grab] Der Schlachtort bei St. Gotthard war beiderseits der Rab, auf deren rechtem Ufer das Reichsherr, auf deren linkem das der Türken stand. Eine ausführliche Beschreibung des Kampfverlaufs liefert Eickhoff, 2008, S. 201-205. Mit "Räuber-Raben" sind die Türken gemeint, von denen im zweiten, für sie katastrophalen Teil der Schlacht viele im Fluß umgekommen sind; s. auch v. 7. – 13f. Be‹er klinget ~ ‰immen wil.] Vielleicht Anspielung auf Albertis Würde als kaiserlich gekrönter Poet. – 15 Dort war da# Hunger-Land.] Wohl nicht nur Anspielung auf Albertis geistlichen Heeresdienst
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in Ungarn, sondern auch darauf, daß für die im ersten, für die Infanterieregimenter der Reichstruppen verheerenden Teil der Schlacht Entkommenen tagelang große Versorgungsprobleme bestanden; s. Bezzel, S. 180; über das Fränkische Regiment: "Nur 2 Offiziere und gegen 300 Mann konnten in den nächsten Tagen noch gesammelt werden. Auch diese litten unter dem Mangel an Verpflegung derart, daß sie umfielen 'wie die Mücken'. 'Der Türke hat den ersten Ruin auf das Regiment gebracht mit dem Säbel, der Kommisär (Verpflegungsbeamte) den anderen mit dem, daß er es verlassen hat', berichtet der O.W.Mstr. Frh. von Stauffenberg am 15. September." – 16 dort man die Flu¡t na¡ Ra¿el#burg mu‰ geben.] Rackelsburg, heute Bad Radkersburg in der Steiermark, liegt südwestlich von St. Gotthard an der Mur. Alberti gehörte demnach zu dem Rest des Fränkischen Regiments, dem die Flucht gelang. – 19 na¡ diesem Lauf] Wohl nicht nur Anspielung auf die rettende Flucht, sondern auch darauf, daß die Hochzeit am Wohnort der Braut, in Lauf an der Pegnitz, gehalten wurde.
Text 263: Uber Herrn Wolfgang Viati# Bildni#. 186r/v T1 CCLXIII.] CCLXIII – T2 Herrn] H. – T2 Wolfgang] Wolfg. – 1 und] u. – 4 Himmel] Him el Dieses Epigramm ist zwischen Anfang Juni (Text Nr. 262) und Ende Oktober (Text Nr. 265) 1665 entstanden. Anlaß dürfte der Druck der Nachrufschrift / Leichpredigt für Wolfgang Viatis (1588-1665) gewesen sein. Viatis war ein Sohn des Bartholomäus Viatis (1538-1624) aus dessen zweiter Ehe (1586) mit Florentina Jäger. Bartholomäus Viatis d. Ä. war 1552 als Handlungsgehilfe aus Venedig nach Nürnberg gekommen und hatte dort zusammen mit verschiedenen Partnern ein bedeutendes Handelshaus aufgebaut, zuletzt zusammen mit seinem Schwiegersohn Martin Peller (1559-1629). Seit 1609 war sein Sohn Bartholomäus d. J. (1573-1644; zu ihm s. Roth, 1801, S. 107f.; Seibold, 1977, S. CXL) Mitgesellschafter; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 292. Die einzige zumindest indirekt auf dieses Gedicht weisende Spur in Birkens Tagebüchern ist diese Tagebuchnotiz zum 9.4.1665 (I.176; PBlO.B.2.1.4, 25r): "Predigt bei Sanct Sebald, Wolf Viati# Lei¡e." Wolfgang Viatis (1588-1665; zu ihm s. Seibold a. a. O., ferner S. 221f.) war am 5.4.1665 gestorben. Mit Mitgliedern der Familie Viatis unterhielt Birken beiderseits nützliche Kontakte; s. zu Gedicht Nr. 292; s. Tagebuchnotizen zum 1. und 2.4.1668 (I.357; PBlO.B.2.1.4, 78r/v). Seit Ende 1676 wohnte Birken gar in einem Haus am Sebalder Pfarrhof, das einem Herrn Viatis gehörte; s. Tagebuchnotizen zum 28.10., 1.11., 4.11. und 27.11.1676 (II.348, 349, 352; PBlO.B.2.1.10, 150(15)v, 151(16)v. Zwar existiert ein Portraitstich Wolfgang Viatis' nach einer Zeichnung oder einem Gemälde von Michael Herr (1591-1661; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 16 (1923), S. 533f.), gestochen von Cornelius Nicolaus Schurz (2. Hälfte des 17. Jahrhunderts; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 30 (1936), S. 344), reproduziert bei Mortzfeld. Bd. 37 (2004), A22774, S. 55f. Es ist aber nicht mit Birkens Epigramm ausgestattet; der mitgedruckte Vierzeiler, der den Münz- und Waffensammler Wolfgang Viatis rühmt, trägt die Unterschrift: "Patruo suo fieri curavit, | Johann An-
Gedichte 263 und 264, 1665
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dreas Viatis." Ein Druck des Epigramms Nr. 263 mit oder ohne Kupferstichportrait ist nicht nachgewiesen. 1 Kun‰lieb] Zur Kunstliebe des Bartholomäus Viatis d. J. s. zu Gedicht Nr. 292. Ob Wolfgang Viatis über seine auf Münzen und Waffen gerichtete Sammelleidenschaft hinaus noch andere Interessen verfolgt hat, wissen wir nicht.
Text 264: Uber Herrn Georg Julij Chri‰en# Für‰li¡ Brandenburgis¡en CammerRaht# Bildni#. 186v T2 Herrn] H. – T3 Für‰li¡] Für‰ und etc.-Kürzel mit Punkt – T3 Brandenburgis¡en] Brandenb. und etc.Kürzel mit Punkt – T3 CammerRaht#] Cam erRaht# (ebenso 4 ‰umme) – 1 und] u. – 2 Herr] H und etc.Kürzel mit Punkt Portraitkupfer und Epigramm sollten wohl zusammen mit der Nachrufschrift / Leichpredigt für Georg Julius Christ (1616-1664) veröffentlicht werden. Seiner Stellung in der Sammlung nach muß das Epigramm – wie das Gedicht Nr. 263 – zwischen Anfang Juni und Ende Oktober 1665 entstanden sein. Georg Julius Christ war am 2.5.1664 gestorben. Um die Anfertigung des Epigramms wurde Birken im Auftrag der Angehörigen von dem Bayreuther Drucker Johann Gebhardt gebeten. In seinem Brief an Birken vom 5.9.1665 (PBlO.C.962) – einem der wenigen erhaltenen –, den dieser laut Tagebuchnotiz (I.200; PBlO.B.2.1.4, 31v) am 7.9.1665 erhalten und beantwortet hat, schreibt Gebhardt: hiebey kombt au¡ herrn Chri‰en titl und nahmen um da# kupfer, | herr eis¡er und die witfrau la‹en au¡ meinen ho¡geehrten herrn s¡wagern gar dien‰freundli¡ grüßen und bitten, dem Seeligen zu Ehren etwa ein paar verß unter da# kupfer zu ma¡en, und ›e mö¡ten au¡ gern ehe e# ge‰o¡en wird einen abriß davon sehen […]. Damit schränkt sich der Entstehungszeitraum auf die Spanne vom 7.9. bis Ende Oktober 1665 ein. Die Passage läßt überdies erkennen, daß schon früher von der Sache geredet worden war. Zum 1.12.1665 hat Birken im Tagebuch notiert (I.210; PBlO.B.2.1.4, 34r): "Herrn Sandrarten die 12 Gulden vor Chri‰en# Conterfaict bezahlt." Zum 14.12.1665 ist eingetragen (I.212; PBlO.B.2.1.4, 34v): S¡reiben von Gebhard 164 samt einer Für‰li¡en Lei¡predigt, und 3 Gulden pro Herrn Sandrart vor die Abdrü¿e. S¡reiben an ihn, samt dem Conterfait Kupfer und Abdrü¿en Herrn Cammerraht# Chri‰en. 600. Herrn Sandrarten diese 3 Gulden gebra¡t […]. Die Tagebuchnotiz zum 4.1.1666 beginnt (II.217; PBlO.B.2.1.4, 35v): S¡reiben von Gebhard 2. der s¡i¿t mir no¡ eine Für‰li¡ Culmba¡is¡e Lei¡predigt 2 Chri‰is¡e Lei¡predigten, 5 Disputationes. Literae ad Eundem 1." Letzte Spur der Angelegenheit ist diese Tagebuchnotiz zum 5.2.1666 (I.224; PBlO.B.2.1.4, 37v): "die Chri‰is¡e Erben mir 2 Hasen gesendet." Birken wird Christ von seiner Zeit in Bayreuth her ge-
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kannt haben; aus dieser Zeit stammen die beiden folgenden Tagebuchnotizen: 30.5.1660 (I.14; PBlO. B.2.1.3, 5v): "Literae 59. Ho¡zeitbrief von herrn Cammerraht Chri‰en."; 5.6.1660 (I.16; PBlO. B.2.1.3, 6r): "Herr CammerRaht Chri‰ Ho¡zeit gehalten." Der Hochzeitsbrief ist in Birkens Archiv erhalten: PBlO. C.97.1. Christ hatte in zweiter Ehe Dorothea Walber, eine Tochter des Fürstlich Brandenburgischen Kastners Johann Walber, geheiratet. Birkens Epigramm ist unter dem von Jacob von Sandrart gestochenen Kupferportrait Christs gedruckt worden; s. Stauffer, 2007, S. 558f.; Reproduktion bei Paas, 1988, S. 94f., Nr. 47; 1994, S. 114, Nr. 76. Die in Gebhardts Brief erwähnte Umschrift um das oval gerahmte Portrait lautet: GEORGIUS IULIUS CHRJST CONSILIARIUS CAMERAE BRANDENBURGICUS, NAT. WONSID. XI. APR. A. MDCXVI. DENAT. BYRUTHI. II. MAII. A. MDCLXIV. Das unter dem Portrait ohne Überschrift angebrachte Epigramm ist unterzeichnet: "Zu dien‰freündl. Anden¿en | Se”te e# | Sigmund von Bir¿en. C. Com. Pal." Die Verse 2 und 4 sind eingezogen. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es diese Abweichungen: 1 treue] trewe – 1 Redli¡keit] Redligkeit – 2 lag] läg – 2 ni¡t] nit
Text 265: Auf einen Namen#Tag. 186v/187r T1 CCLXV.] CCLXVV (zweites V gestrichen) – T2 Namen#Tag] ev. Namen# Tag – 1 wieder] mit derKürzel; ebenso 3 Sternenbrüder – 2 der] Kürzel; ebenso 6, 17 (2x), 24, 26 – 5 vorgehet] ev. vor gehet – 7 Sinnen Wa¡t] ev. SinnenWa¡t – 10 und] u. (ebenso 27) – 29 Himmel] Him el (ebenso 35 Nimm) – 33 in] n aus dem Ansatz zu einem Buchstaben mit Oberlänge überschrieben Dieses Gratulationsgedicht für Simon Bornmeister zum Namenstag am 28.10.1665 (s. zu Gedicht Nr. 259) ist am oder kurz vor dem 25.10.1665 geschrieben worden. Zu diesem Datum hat Birken im Tagebuch notiert (I.206; PBlO.B.2.1.4, 33r): "Herrn Röse da# Nominale Rectoris. 35 Verse." Zum 4. und zum 17.10.1665 hat Birken im Tagebuch Besuche Röses festgehalten (I.203, 205; PBlO.B.2.1.4, 32r/v). Ein Druck ist nicht nachgewiesen. 1-5 Nun bringt un# ~ vorgehet] Das Lied wurde von Bornmeisters Kollegen und Schülern am Vorabend des Namenstages vorgetragen. Daß es als Verlautbarung einer Gruppe von Gratulanten gedacht war, zeigt sich auch an den Versen 6, 8, 11, 13, 19, 29, 32 und 35. – 8-11 Wa# wir wüns¡ten ~ no¡ unser i‰.] Rekurs auf Gedicht Nr. 259, bes. v. 25-27. – 15-21 Er lebt no¡ ~ mit wi‹en füllt.] Wie im Gedicht Nr. 259 Spiel mit dem Namen und der Amtsstellung des Adressaten. – 16 der mit Kün‰e Wa‹er qvillt] Abhängig von "Borne#" (v. 15); an die Hippokrene soll gedacht werden. – 18 mit dem er‰en Raus¡e] Die Schule beim Spital zum Heiligen Geist, der Bornmeister vorstand, war eine Lateinschule; in ihr wurden die Anfangsgründe der Künste und Wissenschaften gelegt. – 19 Unser Hospital] Die Schule beim Spital zum Heiligen Geist. – 21 wa‹er hier mit wi‹en füllt] Das Objekt, die Schüler, ist hier ausgespart. –
Gedichte 265 und 266, 1665
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22-25 Weißheit lä‹t viel Bä¡e ie‹en ~ geleitet sein.] Die Verbildlichung pädagogischer Arbeit durch ein sinnreich angelegtes Bewässerungssystem ist naheliegend bei der dominierenden Brunnenbildlichkeit. – 33f. Laß ihn ~ au¡ überleben] Die in der Schlußstrophe gestaltete Gebetsrede gilt der Zeit bis zum Namenstag des nächsten Jahres.
Text 266: Zu Herrn Johann Ri‰en# Comitis Palatini Caesarei vers¡mähter Eitelkeit und verlangter Ewigkeit. 187v-188v T1 CCLXVI.] CCLXVI – T2 Herrn] H. – T2 Johann] Joh. – T2 Comitis Palatini Caesarei] Com. Pal. C. (C überschrieben) – 2 Neünzehn] Neünzehen – 10 der] Kürzel; ebenso 14, 29, 44, 55, 56, 75, 77, 78, 83, 96 – 11 S¡la¡t] t verschmiert – 21 und] u. (ebenso 28, 30, 41, 45, 50, 53) – 27 daß] Kürzel; ebenso 34, 39; ebenso 64, 66, 91 da# – 33 5.] fehlt; ebenso 41 6. – 35 gibt] zwischen b und t klecksartiger Längsstrich, möglicherweise gestrichenes e – 57 8.] 8 – 69 unvollkommne] unvollkom ne (ebenso 83 Himmlis¡ – 84 immer – 84 Himmel-auf) – 92 Feder] mit der-Kürzel Das Gedicht wurde laut Tagebuchnotiz zu diesem Datum (I.212; PBlO.B.2.1.4, 34v: "Lied zu de# Rü‰igen Ewigkeit. 96 Verse.") am 16.12.1665 geschrieben und am 19.12.1665 zusammen mit dem Antwortbrief auf Rists Schreiben vom 24.11.1665 (Brief Nr. 15 im Birken-Rist-Briefwechsel (WuK. Bd. 9, S. 60f., 683-686)) an Rist gesandt. Es handelt sich um das von Rist erbetene Ehrengedicht zum Buch Der vers¡mäheten Eitelkeit | Und | Der verlangeten Ewigkeit | Ander Theil/ | Jn vier und zwan”ig erbauli¡en Seelengesprä¡en/ | Und eben so viel | Lehr-rei¡en Liedern/ | […] dem allerhöhe‰en | GOTT zu s¡uldig‰en Ehren/ Erbauung seiner | Kir¡en/ und wieder aufri¡tung de# leider! gahr | zerfallenen Chri‰enthume#/ ö[ent-|li¡ herfür gegeben | Von | Johann Ri‰. Fran¿furt am Mayn/ | Jn Verlegung Johann Georg S¡iele/ Bu¡h. | Jm Jahr Chri‰i/ 1668 (s. Birken-Rist-Briefwechsel (WuK. Bd. 9, S. 685). Obwohl Rist im Brief Nr. 17 (WuK. Bd. 64-67; 689-693) bestätigt, daß er das Gedicht erhalten habe, ist es in dem Werk nicht abgedruckt. Es enthält überhaupt keine Ehrengedichte. Über die Ursache läßt sich nur spekulieren. Rists Buch hatte ursprünglich im Verlag Stern in Lüneburg erscheinen sollen; s. Brief Nr. 15 im Birken-RistBriefwechsel (WuK. Bd. 9, S. 60f.), Z. 17-20. Das Fehlen von Ehrengedichten könnte im Zusammenhang mit dem nach dem Tod von Heinrich Stern erfolgten Verlagswechsel stehen (s. ebd.). Wahrscheinlich liegt es jedoch daran, daß Rist selbst vor der Publikation verstorben war. Der Verleger könnte danach den Druck von Ehrengedichten, die dem lebenden Autor galten, für unangemessen gehalten haben. Ein anderweitiger Druck ist nicht nachgewiesen. Zum Gedicht Nr. 266 s. Schuster, 2006. 1-8 J¡ gedenke no¡ daran: ~ mein Gehör kond nähern ›¡.] Rückblick auf Birkens Besuch in Wedel im November 1646, der zum Zeitpunkt der Abfassung des Gedichtes Nr. 266 tatsächlich ziemlich genau 19
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Jahre zurücklag (s. zu Gedicht Nr. 5a im Birken-Rist-Briefwechsel: WuK. Bd. 9, S. 660f.). – 10 Dafni# ô du Prei# der Hirten!] Birken zitiert – leicht abgewandelt – den Eingang seines eigenen Gedichtes Nr. 7 im Birken-Rist-Briefwechsel (WuK. Bd. 9, S. 49f., 667-670). – 11 bey de# Märten# Gänse S¡la¡t] In die Zeit von Birkens Besuch in Wedel vom 7.11. bis zum 14.11.1646 fiel der Martinstag (11.11.), an dem traditionell die Gänse geschlachtet wurden. Birken dürfte entsprechend beköstigt worden sein; s. zu Gedicht Nr. 20. – 16 Gott bewahre Floridan!] Zitat von Titel und Schlußvers des Gedichts Nr. 5b im Birken-Rist-Briefwechsel (WuK. Bd. 9, S. 45f., 661-664). – 25-29 Eilfmal ward da# Blumen Land ~ die ›¡ von der Pfalze nennt.] Birkens Palatinatsurkunde ist auf den 15.5.1654 datiert (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 53; s. zu Konzept Nr. 13 im Birken-Rist-Briefwechsel (WuK. Bd. 9, S. 679681), Z. 6f.), Rists Urkunde auf den 15.10.1653 (s. zu Text Nr. 21a ebd., S. 703-706). – 30-32 du ha‰ und i¡ hab ges¡rieben: ~ wer hat also un# getrennt?] Birken behauptet hier, daß nicht nur Briefe Rists – es könnten die in Brief Nr. 15 (WuK. Bd. 60f., 683-686) als wohl verloren deklarierten zwei Schreiben gemeint sein –, sondern auch eigene Schreiben nach Wedel verloren gegangen sind. Die Verse bestätigen, daß der Briefwechsel tatsächlich seit längerem eingeschlafen war (s. auch zu v. 37-40). – 37-40 Also fragt i¡ o] bey mir: ~ Ô du unsrer Zeiten Zier!] Der Brief Nr. 15 dürfte also den Neuanfang der Korrespondenz nach längerer Pause dokumentieren. – 41-48 Lebe‰ du und liebe‰ mi¡: ~ Ts¡erning, Klaju# Pipenburg.] Die Aufzählung bereits Verstorbener gilt gemeinsamen Freunden. – 46 Stubenberg mit hohem kiele] Johann Wilhelm von Stubenberg war am 15.3.1663 nc gestorben; s. Bircher, 1968, S. 254f. Er war ebenso wie Rist Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft. Daß man die literarische Produktion des anderen wahrgenommen hat, darf als selbstverständlich vorausgesetzt werden, ob die beiden allerdings auch brieflich miteinander Kontakt hatten, ist unermittelt. Immerhin hat Stubenberg ein Widmungsgedicht zu Rists Werk Sabbahtis¡e Seelenlu‰ beigesteuert, wohl durch die Vermittlung Harsdörffers (s. zu Gedicht Nr. 12 im Birken-Rist-Briefwechsel: WuK. Bd. 9, S. 679). – 47 Strefon mit dem Leyer Spiele] Georg Philipp Harsdörffer, der als Strephon den Pegnesischen Blumenorden bis zu seinem Tod geleitet hatte, war am 17.9.1658 gestorben; s. Bischoff, 1894, S. 39. Harsdörffer hatte sowohl Rist als auch Birken in den Blumenorden aufgenommen. Die Formulierung "mit dem Leyer Spiele" verweist auf seinen Namen in der Fruchtbringenden Gesellschaft: Der Spielende. – 48 Ts¡erning] Andreas Tscherning (1611-1659), seit 1644 Professor für Dichtkunst an der Universität Rostock, hat zu mehreren der Ristschen Werke Ehrengedichte beigesteuert (etwa zu den Himlis¡en Liedern, Lüneburg 1642 u. ö.; zum Poetis¡en S¡aupla”, Hamburg 1646; zur Allerunterthänig‰en Lobrede, Hamburg 1647; zu den Neuen Mu›kalis¡en Kate¡i#mu# Anda¡ten, Lüneburg 1656). Birken hatte ihn 1648 in Rostock besucht (s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 41f.). Zu Tscherning s. Dünnhaupt. Bd. 6 (1993), S. 41034134; Zedler. Bd. 45 (1745), Sp. 1371; ADB. Bd. 38 (1894), S. 714-716 (M. Hippe); zu einigen Konzepten von Briefen Birkens an ihn s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 91. – 48 Klaju#] Johann Klaj (1616-1656), Mitschäfer Rists und Birkens im Pegnesischen Blumenorden. Birken und Klaj kann-
Gedichte 266 und 267, 1665
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ten sich persönlich aus der Zeit der Gründungsphase des Pegnitzordens, als sie beide in Nürnberg lebten. Ob Rist mit Klaj in Korrespondenz stand, ist unermittelt. Zu Klaj s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 234-238; Zedler. Bd. 15 (1737), Sp. 858; ADB. Bd. 16 (1882), S. 50f. (Wilhelm Creizenach); Dünnhaupt. Bd. 4 (1991), S. 1351-1372; Wiedemann, 1966. – 48 Pipenburg] S. zu Brief Nr. 2 im Birken-Rist-Briefwechsel, Z. 12-14. – 49-88 J‰ e# hier nit Eitelkeit! ~ Ewig, hängt an diesem Nun.] Betrachtungen zum Thema des Werkes, dem das Gedicht gelten sollte. Sie finden sich ähnlich in vielen geistlichen Gedichten Birkens. – 90-92 S¡reibe fort, in deinem Wedel ~ deine Feder ma¡t e# Edel.] Zur Ansehenserhöhung des Wohnortes durch den Ruhm des dort lebenden Dichters s. Dammann, 1991, S. 61.
Text 267: Zu Herrn Magi‰er Martin Kempen# Erklärung der Neumärkis¡en Poetis¡en Tabellen. 188v T2 Herrn] H. – T2 Magi‰er] M. – T3 Neumärkis¡en] Neumärk und etc.-Kürzel mit Punkt; m überschrieben – 2 s¡öne#] durch Streichung aus s¡öner# – 3 wir‰, wo] durch Überschreibung aus wehrter K (Komma aus ursprünglichem Endungs-e und w aus Endungs-r, o aus K); Birken hat versehentlich zunächst den Beginn von v. 2 wiederholt – 4 daß] Kürzel – 6 der] Kürzel; ebenso 13 – 8 und] u. (ebenso 18) – 11 Feder] mit der-Kürzel; ebenso 11 nieder – 12 wieder – 12 Lob] am ehesten als Leb lesbar; ev. müßte zu Leib ergänzt werden – 18 immer] im er Eigentlich handelt es sich um ein Abschiedsgedicht. Die Überschrift betrifft nur einen Teilaspekt des Textes und könnte hinzugefügt worden sein, als feststand, daß und wo das Gedicht gedruckt werden sollte. Birken hat es entweder Kempe bei dessen Abreise aus Nürnberg mitgegeben oder dem nicht durch ein Konzept repräsentierten Schreiben vom 7.10.1665 beigefügt, mit dem er auch das Ordensband nach Jena geschickt hatte (s. I.204; PBlO.B.2.1.4, 32v: "S¡reiben an Damon samt den S¡äferband ko‰ 6 gros¡en."). Das Gedicht wurde gedruckt in Neumarks und Kempes Werk Georg Neumark#/ | Für‰li¡en Sä¡›s¡en Weinmaris¡en Secretarii, | Poetis¡e | TAFELN/ | Oder | Gründli¡e Anweisung zur Teuts¡en | Ver#kun‰ au# den vornehm‰en Authorn in fünf-|zehen Tafeln zusammen gefa‹et/ mit au#führli¡en | Anmerkungen | erklähret | und den Liebhabern Teuts¡er Spra¡e und derer | kun‰meßigen Reinigkeit zu sonderbahrem Gefallen | an den Tag gegeben/ | JENA/ | Drukkt# und verlegt# Johann Jacob Bauhofer/ | Jm 1667‰en Jahr. (Nachdruck hrsg. von Joachim Dyck, [Frankfurt a. M.] 1971; s. Stauffer, 2007, S. 605-607), als erster Bestandteil im vierseitigen unpaginierten Vorspann des Anmerkungen überschriebenen, von Kempe verfaßten Kommentarteils. Das Gedicht hat dort keine Überschrift. Am Ende steht: "Zu Dien‰fr. Andenken au# Nürnberg | übers¡rieben dur¡ | Sigmund von Birken." Sonst gibt es, von typographischen Hervorhebungen sowie von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, folgende Varianten: 7 Leer] Lez – 9 gie‰] geu‰ – 10 ie‰] eu‰ – 12 Lob] Leib – 15 ni¡t] nit – 15 Tur‰] Dur‰ – 15 mehret] wehret
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1-6 du lä‹e‰ un# allhier, ~ s¡reiben kan.] Kempe hatte offenbar Exemplare eigener Werke nach Nürnberg mitgebracht. Auch die bis zum Zeitpunkt seines Besuches in Nürnberg Birken zugesandten Arbeiten können gemeint sein. Kempe hatte außerdem den Anfang seines Kommentars zu Neumarks Tafel-Werk als Manuskript mitgebracht; s. im Birken-Kempe-Briefwechsel Briefe Nr. 9, Z. 34f., Nr. 16, Z. 81f. – 7 Hier i‰ die Leer.] 'Hier ist die Belehrung'. Zunächst wohl Anspielung auf den von Kempe in Nürnberg hinterlassenen Anfang seines Kommentars. – 7-10 wa# vormal# war entspro‹en ~ ein Pega# brünnlein ie‰.] Umschreibung des Verhältnisses der beiden Werkbestandteile: der Tafeln und der Erläuterungen Kempes. In v. 7 Anspielung auf Neumarks Namen in der Fruchtbringenden Gesellschaft. – 12 s¡eid mit dem Lob, Kehr mit dem Thone wieder.] Wohl Umschreibung der Situation des Abschieds von Nürnberg. Der Kontrast von Lob und Ton könnte den Unterschied zwischen dem privaten Lob meinen, das dem noch unvollendeten und unveröffentlichten Werk galt, und dem allgemeinen und öffentlichen nach Vollendung und Publikation. – 13f. Send un#, ~ von deinem Pregel her.] Ursprünglich war sicher die Situation der Abreise von Nürnberg bzw. vor der Heimkehr nach Königsberg angesprochen; s. auch v. 17.
Text 268: Zu Herrn Magi‰er Martin Sartorien# und Frauen Annen Marien Körberinn, gebornen Merklin Ho¡zeit. 188v-189v T1 CCLXVIII.] CCLXVIII – T2 Herrn] H. – T2 Magi‰er] M. – T4 Frauen] Fr. – T4 Annen] An en (ebenso 37 können) – T4 gebornen] geborn und etc.-Kürzel mit Punkt – 2 der] Kürzel; ebenso 9, 16, 28, 29, 33, 44, 47 – 3 fris¡] fr undeutlich überschrieben – 5 von] vo – 10 wa#] Kürzel; ebenso 48 – 10 da#] Kürzel; ebenso 15, 34; ebenso 34 daß – 17 ‰renger] er oberhalb der Zeile; darunter ungestrichen -en-Schlaufe – 18 Frauenzimmer] Frauenzim er (ebenso 19 immer) – 20 ›e] e überschrieben; ebenso bei 37 Sie – 23 wieder] mit der-Kürzel – 25 4.] 4 – 29 Jene] n nachträglich verdeutlicht – 30 Mund] M überschrieben – 33 5.] 5 – 37 Eü¡] durch Überschreibung und Streichung aus ni¡t – 37 nit] oberhalb der Zeile – 37 können] kö überschrieben – 37 körben] durch Überschreibung aus können – 41 6.] 6 – 41 Diese] es überschrieben – 43 eu¡] durch Überschreibung aus au¡ – 43 und] u. (ebenso 46) – 43 mit] durch Überschreibung und Streichung aus müh – 43 behagen] behagen. – 44 plan.] vor dem Punkt ein Zeichen gestrichen – 48 erndet] erstes e nachträglich vorgesetzt; r überschrieben Das Gedicht entstand am 31.12.1665 (s. u.) anläßlich der Hochzeit des damals in Ipsheim südwestlich von Neustadt an der Aisch wohnenden, zum Kirchendienst in der freien Reichsstadt Windsheim berufenen Theologen Martinus Sartorius (1636-1679; zu ihm s. Simon, 1930/31, S. 296f.) mit Anna Maria Körber, der Witwe des Pfarrers und Dekans Johannes Körber von Beyersdorf und Tochter des Bürgermeisters und Oberrichters von Windsheim, Georg Sigmund Merklin, am 9.1.1666. Sartorius stammte aus Crimmitschau an der Pleiße (nordwestlich von Zwickau, westlich von Glauchau), hatte in Leip-
Gedicht 268, 1665
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zig und Wittenberg studiert und in Wittenberg den Magistergrad erworben. Zu Sartorius' späteren Kontakten zu Sigmund von Birken und seinem unerfüllt gebliebenen Wunsch, in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen zu werden, s. zu Brief Nr. 6 im Birken-Kongehl-Briefwechsel (WuK. Bd. 13.1, S. 212-216). Seine bevorstehende Heirat hatte Sartorius Birken in seinem ersten in dessen Archiv erhaltenen, aus Ipsheim an ihn gerichteten Schreiben vom 3.11.1665 (PBlO.C.294.1) angekündigt. Birken hat es laut entsprechenden Vermerken auf dem Brief und Tagebuchnotizen am 5.11.1665 empfangen (I.207; PBlO.B.2.1.4, 33r: "S¡reiben von Herrn Magi‰er Sartorio, 149.") und am 7.1.1666 zusammen mit Sartorius' nächstem Brief beantwortet (I.218; PBlO.B.2.1.4, 36r: "Literas ad Magistrum Sartorium, samt den 200 Exemplaren."). In Sartorius' Brief, der wohl nicht der erste überhaupt war und dem laut Bezugnahme ein Schreiben Birkens mit Informationen über die Fruchtbringende Gesellschaft voraufgegangen sein muß, heißt es zu dem Heiratsprojekt: Vestrae forsitan Amplissimae Nobilitati per alios constat, quô respectû et fine Illustrissimus Princeps ac Dominus Dominus Christianus Ernestus Marchio Brandenburgicus etc. Princeps ac Dominus meus Clementissimus etc. Civitati liberae imperiali Windsheim | clementissimè recommendatum, qvoque votivô applausu Nobilis maximè ac Prudentissimus laudatae Civitatis Magistratus Ecclesiasticâ qvamprimum functione me exornandum habere voluerint, cui et accessit maximum, qvòd DEO optimo Maximo annuente, svasu merè amicô praecipuorum laudatissimi Magistratus membrorum, nec minu`s indultu ab utrâque parte consangvineorum B. C. D. matrimonii vadum tentare, atque sic saepiu`s ecitatô Magnificô Magistratus Consulis qvondam, seu qvondam emeriti directorisque supremi (ut vocant Oberri¡ter#) Viri Nobilissimi, Amplissimi, Prudentissimi ac Doctissimi Domini Georgii Sigismundi Mercklini Filiam olim charissimam, Annam Mariam, Viri PerReverendi atque Excellentissimi Domini Magistri Johannis Cörberi Decani Beyersdorfii Amplis` verò actui tam ` simi qvondam, viduam relictam ritè mihi despondere haud veritus sum. Qvum sacro publicè per solemnem sacerdotis benedictionem coronidem in pago Ypsheim, prope Windsheim sito, ob feudum et fundum nostrum imponere, diem XXVIII. Mensis Novembris praefixerim, ` (neu res tam ` honesta, et pro laboribus expecproindèque nil amplius fermè restare videatur, qvam tata merces, exteris amicorum obscura maneat et penitus incognita) gratulatoriô qvôdam Carmine elocetur. Etsi qvidem freqvens, ut persvasum habeo, desiderio meo copia amicorum mihi non deesset, tumultuariis tamen, qvae fortè advolatum iri, scrutorum ad-instar venalium, neutiqvam delector, atque adeò mecum perpendi hactenus, honestissimum fore, Vestram Nobilissimam Excellentiam hac de re | humilitate, qvâ par est, compellare literisque hisce audacis instar abietis accedentibus gratulatorium qvoddam de nuptiali nostrae gaudio officiosissimè efflagitare, idque vernaculâ nobis lingvâ stylo Betulianô hoc est prae omnibus elegantissimô ac gravissimô contextum. Annue igitur, Nobilissime Patrone, annue Seculi nostri Felicissime Vates, et qvi potentissimorum ` m ` nunc meam, si Heroum connubia hactenus decantâsti ingeniosissimè, animi gratia ruralem jamja
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ita liceat loqvi, paucissimis dignare felicitatem, qvò Vestri Nobilissimi Nominis famigeratissima gloria et in posteros meos redundare subindeque de progenie in progeniem nobis eiusdem memoria magnifica permanere qveat, et aeternis gratiis longè dignissima. [Euer Wohledlen ist vielleicht durch andere bekannt, aus welcher Rücksicht und zu welchem Zweck der Durchleuchtige Fürst und Herr, Herr Christian Ernst, Markgraf zu Brandenburg etc., mein gnädigster Fürst und Herr etc., mich allergnädigst der Freien Reichsstadt Windsheim empfohlen hat und daß auch der Wohledle und -weise Rat der genannten Stadt mit erwünschtem Beifall mich möglichst bald mit einem Kirchenamt ausstatten will. Es kam als das Beste noch hinzu, daß durch Fügung Gottes des Allmächtigen, auf freundschaftlichen Rat vornehmer Mitglieder des erwähnten Rates hin, desgleichen mit Bewilligung der beiderseits Verwandten ich es gewagt habe, B. C. D. den Weg der Ehe zu versuchen und mich mit der hinterlassenen liebsten Tochter des ehemaligen Bürgermeisters des mehrfach erwähnten hochansehnlichen Rates bzw. des ehemaligen verdienten obersten Direktors, des sogenannten Oberrichters, des Wohledlen, Hochvortrefflichen, Wohlweisen und Hochgelehrten Herrn Georg Sigmund Mercklins, Anna Maria, der hinterlassenen Witwe des Wohlerwürdigen und Hochansehnlichen Herrn Magister Johann Cörber, des hochberühmten ehemaligen Dekans von Beyersdorf, zu verloben. Weil ich aber diesem so heiligen Vorgang öffentlich durch die feierliche Einsegnung des Priesters in Ipsheim bei Windsheim, in meinem jetzigen Tätigkeits- und Wohnort, den Abschluß geben möchte und den 28. November dafür vorgesehen habe, mag daher fast nichts mehr auszustehen scheinen, als daß er – damit eine so ehrbare Sache und der für Mühen erhoffte Lohn den Auswärtigen unter den Freunden nicht verborgen und völlig unbekannt bleibe – durch ein Gratulationsgedicht bekannt gemacht werde. Zwar bin ich überzeugt, daß meinem Wunsch viele meiner Freunde entsprechen würden; an hastig Angefertigtem, das durch Zufall heranfliegen wird, käuflichem Krempel vergleichbar, habe ich aber keine Freude. Und so habe ich schließlich bei mir selbst erwogen, es werde am schicklichsten sein, Eure Wohledle Excellenz wegen dieser Sache mit der angemessenen Demut anzugehen und mit diesem Brief ein auf die Hinzutretenden wie eine stolze Tanne wirkendes Gratulatorium zu unserer Hochzeitsfreude so unterdienstlich wie inständig zu erbitten, und zwar eines in unserer Muttersprache und im Betulischen, das heißt vor allen elegantesten und erhabensten Stil verfaßt. Sage zu, wohledler Patron, sage zu, glückseligster Dichter unserer Zeit; und der du bisher die Hochzeiten der mächtigsten Helden auf das kunstsinnigste besungen hast, würdige nun zu meinem Vergnügen mein bevorstehendes ländliches Glück – wenn man so sagen darf – mit wenigen Versen, damit der weitausgebreitete Ruhm deines Wohledlen Namens auch auf meine Nachkommen überströmen und danach von Geschlecht zu Geschlecht uns seine glänzende und ewigen Dankes höchst würdige Erinnerung verbleiben kann.]
Gedicht 268, 1665
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Birken hat Sartorius' Wunsch laut entsprechender Tagebuchnotiz am 31.12.1665 entsprochen (I.215; PBlO.B.2.1.4, 35r): "da# Epithalamium Magistri Sartorii verfertigt. 48 Verse." Zum 3.1.1666 gibt es erneut eine Sartorius betreffende Tagebuchnotiz (I.217; PBlO.B.2.1.4, 35v): "Ho¡zeitbrief von Herrn Magistro Sartario 1. Vor Magi‰er Sartorn ein Gamelion 32 Verse." Der am 22.12.1665 in Ipsheim ausgestellte Hochzeitsbrief ist in Birkens Archiv erhalten; Empfangs- (3.1.1666) und Beantwortungsdatum (7.1.1666) sind auf ihm notiert, allerdings versehentlich mit der Jahreszahl 1665; er ist überdies als das erste Schreiben des neuen Jahres markiert. Es wiederholt in knapper Form – diesmal in deutscher Sprache – die Angaben des Briefes vom 3.11.1665 und nennt das endgültige Hochzeitsdatum, den 9.1.1666 (s. o.). Birkens zweites Gedicht zum Anlaß, von dem wir durch die Tagebuchnotiz wissen, ist in seinem Manuskriptnachlaß nicht vorhanden. Es gibt weitere Sartorius' Hochzeit betreffende Notizen in Birkens Tagebuch; 4.1.1666 (I.218; PBlO.B.2.1.4, 35v): "Herrn Magi‰er Sartorien# Epithalamium zum dru¿ befördert."; 6.1.1666 (ebd.; PBlO.B.2.1.4, 36r): "Vor 200 Exemplare der Sartoris¡en Epithalamien herrn Gerharden 2 Gulden 28 Kreuzer bezahlt und au#geleget." Das darf wohl so verstanden werden, daß beide Gedichte gemeinsam gedruckt worden sind. 7.1.1666 (ebd.; ebd.): "Literae ad Magistrum Sartorium, samt den 200 Exemplaren." Auf diese Sendung reagierte Sartorius mit einem Brief vom 9.2.1666 (PBlO.C.294.3), den Birken laut entsprechenden Vermerken auf dem Brief und Tagebuchnotizen am 13.2.1666 erhalten und beantwortet hat (I.225; PBlO.B.2.1.4, 38r): "Literae von Magistro Sartorio samt 2 Thalern und 1 ducaten. Antwort 14 ad Eundem samt den Rabbinen, jene retinui (davon T〈obia#〉 L〈indelma¡ern〉 12 Gulden) utrum remisi. […] | Antwort 14 ad Eundem samt den Rabbinen manuscripto." In Sartorius' Brief heißt es u. a.: Wie den au¡ gegen die andern großgün‰igen geehrten Herren (soferne nur dero werthen Nahme ernennet werden;) für die mit beygese”ten zierli¡en Glü¿wüns¡e zue re¡ter Zeit dankbarli¡ ges¡ehen soll […]. Das bedeutet, daß Birkens Gedichte in einem Sammelgratulatorium der Pegnitzschäfer gedruckt worden sind, die ihre Beiträge mit ihren Ordensnamen gezeichnet hatten. Zum Verständnis der Sartorius' Brief und Birkens Antwort betreffenden Tagebuchnotiz verhilft diese Briefpassage: S¡ließli¡en habe hierbey au¡ Seine Excellenz i¡ dien‰li¡ ersu¡en wollen, ob dieselbe | haud gravatim meine Elaborirte (adhuc etsi rudi Minervâ) so genandte Talmudis¡e Kur”weile, wel¡e deroselben dur¡ herrn Tobia# Lindelma¡ern in›nuirt, dur¡ diesen wieder 〈…〉 zueru¿ s¡ikken; und na¡ mittgetheilten darüber gehabten hohen judicio großgün‰ig beri¡ten wolten, ob sol¡e publicam lucem sehen oder in perpetuo silentio vergraben bleiben sollen […]. Demnach konnte die Namensabkürzung in der Tagebuchnotiz aufgelöst werden. Obwohl der Druck der Birkenschen Gedichte zu Sartorius' Hochzeit gut bezeugt ist, ist kein Exemplar nachgewiesen. 2f. der den s¡önen ~ hei‹e?] Anspielung auf Sartorius' Herkunft. Da im ganzen Gedicht nur Sartorius angeredet wird, kann "üm di¡" nur die Herkunftsumgebung meinen: 'um dich herum'. – 9-16 Wa# verdienet ~ wird aufgethan.] Birken hatte offenbar Kenntnis von Sartorius' beruflichem Werdegang, der
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besonders anstrengend gewesen zu sein scheint; vgl. v. 22-24, 25-28. Für uns wird lediglich kenntlich, daß Sartorius vor seiner Anstellung in der Freien Reichsstadt Windsheim in markgräflich-Bayreuthischen Diensten gestanden hatte, in die er später auch zurückkehrte: Die beiden 1673 und 1675 an Birken gerichteten Briefe (PBlO.C.305.1, 2) hat er als Dekan in Neustadt an der Aisch ausgestellt; s. zu Brief Nr. 6 im Birken-Kongehl-Briefwechsel, Z. 21-24 (WuK. Bd. 13.1, S. 912-916). – 14-16 Finden wird ~ wird aufgethan.] Mt 7.8. – 17f. Wer bedient ~ Frauenzimmer] Anspielung auf Sartorius' literarische Ambitionen, von denen im Brief vom 9.2.1666 (PBlO.C.294.3) die Rede ist (s. o.). Schon in diesem Brief geht es auch um Sartorius' Bestreben, Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft zu werden: S¡ließli¡en habe hierbey au¡ Seine Excellenz i¡ dien‰li¡ ersu¡en wollen, […] Au¡ ob mir copia kün[tig unter dero Hohe Zahl der Fru¡tbringendten zugelangen vergönnt werden mö¡te, na¡ wel¡em allen i¡, tamqvam ad cynosuram, mi¡ ri¡ten und reguliren werde. Daß Birken damals schon einen Aufnahmevorschlag gemacht hatte, ist unwahrscheinlich. – 29-32 Jene Spra¡, ~ au¡ ma¡en kund] Hinweis auf Sartorius' hebraistische Interessen. Ob das im Brief vom 9.2.1666 erwähnte Werk, das Sartorius Birken zur Prüfung vorgelegt hatte, gedruckt worden ist, konnte nicht festgestellt werden. Vier der fünf in Birkens Archiv erhaltenen Briefe hat Sartorius mit hebräischen Mottosprüchen eröffnet. – 37f. Sie hat ~ Körberinn.] Spiel mit dem Namen der Braut, wie in Birkens Epithalamien üblich. – 41-44 Diese Stu[e ~ Ehren plan.] Anspielung auf Sartorius' künftige Tätigkeit im Kirchendienst der Freien Reichsstadt Windsheim. Zu seinem weiteren beruflichen Avancement s. zu Brief Nr. 6 im Birken-Kongehl-Briefwechsel, Z. 21-24 (WuK. Bd. 13.1, S. 912-916). – 47f. Le”t der Herb‰ ~ die Liebe gibt.] Der obligatorische Abschluß eines Epithalamiums.
Text 269: Auf einen Be¡er dreyer vereinigter Zun]en. 189v T1 CCLXIX.] CCLXIX – 1 Granatzweig] Graa tzweig (zw überschrieben und verschmiert) – 1 3] 8 – 1 Apfeln.] vor dem Punkt ein Wort oder Wortanfang gestrichen – 4 2.] 2 – 6 da#] Kürzel; ebenso 12 – 6 der] Kürzel – 6 Einigkeit] durch Überschreibung aus Ewigkeit – 7 Jmmen] Jm en Ihrer Stellung in der Sammlung nach müßte diese Fixierung eines dreiständigen Emblems ebenfalls (s. zu Gedicht Nr. 268) am 31.12.1665 vorgenommen worden sein. Weder zu diesem Tag noch sonst im Dezember 1665 und im Januar 1666 gibt es allerdings eine Tagebuchnotiz Birkens, die sich mit dieser Erfindung in Zusammenhang bringen ließe. Es ist auch nicht zu erkennen, ob Birken für eine der Nürnberger Handwerkervereinigungen tätig geworden ist – 'Zünfte' gab es nicht in der Reichsstadt, wohl aber obrigkeitlich regulierte und kontrollierte 'Handwerke' (s. Lentze, 1967, S. 603-609), die sich Zünfte genannt haben mögen – oder für auswärtige, die wirklich Zünfte waren, auch nicht, um welche Zünfte oder Handwerke es sich gehandelt hat. Emblemerfindungen solcher Art gibt es viele in Birkens gedrucktem und ungedrucktem Werk; s. in dieser Sammlung die Texte Nr. 288 und 289. Eine besonders
Gedichte 269 und 270, 1665 und 1666
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sinnreiche, des Materials wegen nah verwandte ist die für C. R. von Greiffenbergs Deoglori-Kelch; s. im Birken-Greiffenberg-Briefwechsel (WuK. Bd. 12) Text Nr. 50 vom 25.5.1669, S. 114f., 545f. 1-3 Ein Granatzweig ~ ungezweyt] Der Granatapfel begegnet in der Emblematik als Sinnbild für das menschliche Leben; s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 233-235. – 4-6 Ein Büs¡el Pfeile ~ Einigkeit] Auch das Motiv der Unzerbrechlichkeit eines Pfeilbündels als Einigkeitssymbol kennt die Emblematik; s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 1512f. – 7-9 Ein Bien‰o¿ ~ gedeyt.] Zum Bienenstock als Symbol nutzbringender Eintracht s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 926f.
Text 270: Auf Monsieur Johann Chri‰of Tu¡er# Patricii Norici und Frauen Marien Sabinen Pühlerin gebornen Pömerin, Ho¡zeit. 189v-190v T1 CCLXX.] CCLXX – T2 Monsieur] M.r – T2 Johann] Joh. – T2 Patricii Norici] P. N. – T4 Frauen] Fr und etc.-Kürzel mit Punkt – T4 gebornen] geb und etc.-Kürzel mit Punkt – 1 1.] 1 – 1 und] u. (ebenso 3, 7, 9, 44) – 1 zusammen] zusam en (ebenso 2 ammen – 4 Himmel# – 18 kommet) – 7 Möhrin] durch Streichung aus Möhrinn – 17 der] Kürzel; ebenso 24, 37 – 21 hin?] hin,? (Fragezeichen aus Doppelpunkt überschrieben) – 24 Pömerinn] öm aus ül überschrieben – 25 den] dem – 28 Baumwoll] ev. Baum woll – 34 kramt] über m ein Zeichen gestrichen – 45 wa#] w überschrieben – 46 Bandaner] B aus g überschrieben – 49 S¡erzen] S aus s überschrieben – 51 Paar,] Paar. Das Gedicht Nr. 270, in der Sammlung das erste der Jahrgangsgruppe 1666, hat Birken laut entsprechender Tagebuchnotiz am 27.1.1666 geschrieben (I.222; PBlO.B.2.1.4, 37r): "Epithalamium Johanni Christophero Tuchero 54 Verse." Eine Tagebuchnotiz zum 23.1.1666 läßt vermuten, daß es an diesem Tag bestellt worden ist (I.221; ebd.): "Monsieur Tu¡er, und Herr Salu# von Creu” eingespro¡en. huic 3 libros." Die Hochzeit, der das Gedicht galt, fand am 29.1.1666 statt. Der Bräutigam, Johann Christoph Tucher III. (1627-1693; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. DXV; Fleischmann, [2008], S. 1030) war damals – seit 1654 – Schöffe bei den Nürnberger Gerichten. 1675 wurde er als Alter Genannter in den kleineren Rat aufgenommen, 1681 jüngerer Bürgermeister, 1689 älterer Bürgermeister, 1690 Scholarch und Vormundherr und 1692 als Siebter Älterer Herr Mitglied des Inneren Rates. Aus seiner 1651 geschlossenen ersten Ehe mit Maria Magdalena Gebhard (gest. 1664), geb. von Fürstenbach, einer Tochter des Münzwardeins im Schauamt (zu dieser Hochzeit s. Gedicht Nr. 116 und die zugehörige Kommentierung), hatte er neun Kinder, aus der im Januar 1666 geschlossenen zweiten mit der Witwe (seit 1664) Maria Sabina Bühler (1628-1691), geb. Pömer, stammten weitere drei; s. Biedermann, 1748(1), Tab. DLXXIX (mit z. T. falschen Daten); Fleischmann, a. a. O. Birkens Gedicht wurde gedruckt in diesem Sammelgratulatorium: VOTA CONNUBIALIA | Pro Secundis & Auspicatissimis Nuptiis | VIRI | Nobilissimi ac Praestrenui, | DN. JOHANNIS CHRI-|STOPHORI TUCHERI | à Sim-
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Apparate und Kommentare
mel#dor[ & Winter‰ein/ | Inclyti Dicasterii Norimberg. Adsessoris dignissimi, | SECUNDÙM SPONSI, | Cum | Nobilissima omniumq´ ue Virtutum ornamentis | Splendidissima, | MARIA SABINA, | NATA POEMERIA, | Viri Integerrimi atque Spectatissimi, | DN. JOHANNIS MICHAELIS BÜHLERI, | numerosioris Senatus ordini Addicti | RELICTA VIDUA, | SECUNDÙM SPON-SA, | Solenni Festivitate celebrandis | Die 29. Januarii, A. O. R. M DC LXVI. | SECUNDO OMINE | concinnata & oblata | à | FAUTORIBUS AC AMICIS. | Norimbergae Typis Christophori Gerhardi. (s. Stauffer, 2007, S. 566-568). Birkens Gedicht bildet zusammen mit dem Gedicht Nr. 271 und einem zwischen ihnen angeordneten, wohl pseudonym mit "Han# Graddur¡/ der Wittwen be‰ellter | Advocat von Hauß au#" unterzeichneten, in dem Sammelgratulatorium die Gruppe Na¡ges¡i¿te ([Civ]r-[Dij]v). Das Gedicht Nr. 270 ([Civ]r-Dr) trägt dort die Überschrift WohlAdeli¡e | Tu¡er-Pömeris¡e | Mohren-Vermählung/ | auf Beyder Verlobten | StammWappen absehend. Die Unterschrift lautet: "Dien‰freundl. S¡erz und Herzwuns¡ | alten guten Freund# | S. v. Birken/ K. Com. Pal." Die Strophen sind nicht gezählt. Str. 6 fehlt. Die Verse mit einsilbiger Kadenz sind eingezogen, wegen größerer Ausführung des Anfangsbuchstabens von v. 1 auch v. 2. Sonst gibt es außer Unterschieden der Orthographie und Interpunktion diese Abweichungen: 1 ja] dort – 10 in] im – 18 kommet] kömmet – 27 Le¿er Lu‰] Mohrenlu‰ – 28 wird] will – 31-35 Güldne ~ Helfenbein.] fehlt – 42 genug wird er] 37 gnug wird er/ au¡ –. Stauffers, 2007, S. 566, Behauptung, auch das zweite Gedicht des Nachtrags (s. o.), Der Wittwen Vorzug ("E# will prä¡tig ›¡ ho¡ s¡wingen" (Dr[Dij]v) stamme von Birken und sei im Auftrag des Nürnberger Juristen Christoph Ludwig Dietherr von Anwanden (1619-1687) verfaßt, läßt sich nicht bestätigen. Da Ehren- und Gratulationsgedichte stets streng nach dem Stand der Gratulanten angeordnet wurden, ist kaum vorstellbar, daß ein von einer Standesperson gezeichneter Beitrag hinter demjenigen Birkens plaziert worden wäre. Vor allem aber bezieht sich die Tagebuchnotiz zum 27.1.1666, die unmittelbar auf jene zur Entstehung des Gedichtes Nr. 270 folgt, "Doctor Dietherr eingespro¡en ein Gratulatorium begehrt.", nicht auf einen Beitrag zu der von Birken bedichteten Hochzeit, sondern auf den von Dietherr im Februar 1666 bearbeitet herausgegebenen THESAURUS PRACTICUS des Ingolstädter Juristen Christoph Besold (1577-1638); s. Stauffer, 2007, S. 569f., wo diese Möglichkeit immerhin erwogen wird. Birken hat das von Dietherr erbetene Gratulatorium geliefert. Es steht als erster Bestandteil der Jahrgangsgruppe 1666 in dem Konzeptbuch PBlO.B.5.0.26 (zu diesem s. zu Gedicht Nr. 1), 108(4)v: In Thesaurum Practicum adauctum | Besoldianum | Doctoris Christophori Ludovici Dietherri Patricii Norici. ("Aurum alij quaerunt, qui Thesaurum:"). Von wem das zweite Gedicht des Nachtrags im Sammelgratulatorium stammt, muß offen bleiben. Die Diktion und mancherlei Ungeschicklichkeiten schließen Birkens Autorschaft aus. 1-6 Mohr und Möhrin ~ al# jene s¡eint.] Die verschiedenen Zweige der patrizischen Familie Tucher führen alle den Kopf eines Mohren im Wappen; s. Friedrich, 1994, S. 184. Zum Wappen der Familie Pömer gehört die Halbfigur einer Mohrin mit silbernem bzw. weißem Kopftuch; s. Siebmacher, 1605, S. 206. Das Mohren- und Kolonial- bzw. Kolonialhandelsmotiv beherrscht, von den Wappen, den Na-
Gedichte 270 und 271, 1666
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men der beteiligten Familien und vom Beruf des ersten Ehemannes der Braut angeregt, das gesamte Gedicht. – 16 eine Möhrin auf dem Bühle] Anspielung auf den durch ihre erste Heirat erworbenen Familiennamen der Braut. – 19-21 Eilt er ~ an den Fis¡ba¡ hin?] Wahrscheinlich wohnte die Witwe Bühler in Fischbach südöstlich von Nürnberg. – 22-24 Will Pomona ~ Pömerinn?] Pomona war eine römische Vegetationsgottheit; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 1017; Tripp, 2001, S. 446; s. zu Gedicht Nr. 159, v. 5. Birken spielt mit dem Geburtsnamen der Braut, den er mit dem lateinischen Wort pomus (Apfel) in Verbindung bringt. – 25-36 Etwan na¡ den Zu¿errohren ~ Bilder¡en von Helfenbein.] Beschreibung des Liebeseinklangs zwischen den Brautleuten mit Hilfe von Waren des Mittelamerika- und Afrika-Handels, den das Handelshaus Pühler betrieb; vgl. auch v. 51-54; s. Peters, 1994, S. 185f., 346. – 37-48 Will der Mohr ~ die er liebt.] Spiel mit dem Familiennamen des Bräutigams und den Waren, die im Tauschhandel zu den Eingeborenen in Mittelamerika und Afrika gelangten: Stoffe und Metallgeräte. – 44 Patern] Schüsseln (von lat. patera). – 46 von Bandaner-Nüßen] Von Kokosnüssen, die von den zu den Molukken im Indischen Ozean gehörenden Banda-Inseln kamen bzw. hier nach ihnen benannt sind. Birken ist nicht korrekt informiert: Der berühmte Palmwein wurde nicht aus den Nüssen, sondern aus Fruchtständen und durch Anzapfen der Stämme gewonnen.
Text 271: "Der Himmel sey geneigt. E# paart zwo edle Seelen". 190v 1 Himmel] Him el (ebenso 8; ebenso 5 Tu¡er‰amm) – 2 und] u. – 2 da#] Kürzel – 5 der] Kürzel; ebenso 8 Dieses Epigramm zum selben Anlaß wie das Gedicht Nr. 270 hat Birken laut Tagebuchnotiz zu diesem Tag am 29.1.1666 verfaßt (I.222; PBlO.B.2.1.4, 37r): "Soror eingespro¡en. Epithalamium pro filio ejus in nuptias Tucheri 8 Versus." Es wurde im Namen des Neffen Birkens, des damals sechzehnjährigen Johann Michael Höschel (s. Prosapia / Biographia: WuK. Bd. 14, S. 2), des Sohnes der älteren Halbschwester Birkens (geb. 1613), Eva Maria Höschel, gedruckt. Anders als von Stauffer, 2007, S. 567, behauptet, läßt sich sehr wohl erkennen, weshalb die Familie Höschel im Kreis der Gratulanten vertreten sein wollte: Es werden Geschäftsbeziehungen zum Handelshaus Pühler bestanden haben, denen Rechnung zu tragen war. Ob es darüber hinaus auch Verpflichtungen dem Bräutigam oder seiner Familie gegenüber gegeben hat, ist freilich nicht zu erkennen. Das Epigramm ist in demselben Gratulatorium gedruckt worden wie das Gedicht Nr. 270, s. d., als letzter Bestandteil des Nachtrags ([Dij]v). Anstelle einer Überschrift steht die Zahl III., unterschrieben ist das Epigramm so: "Also wüns¡et beyden WohlEdel-Vermählten au# | unterdien‰l. wohlmeinendem Gemüte | Johanne# Mi¡ael Hös¡el." Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es diese Abweichungen: 2 ‰ät#] ‰et# – 2 mit] bey
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Apparate und Kommentare
Text 272: Zu Herrn Johann Trö‰er# Dacien. 191r-192r T2 Herrn] H. – 1 da#] Kürzel – 2 wieder] mit der-Kürzel; ebenso 15, 16, 51 – 3 Freüdenwein] ev. Freüden wein – 7 und] u. (ebenso 8 (2x), 14, 16, 17, 20, (2x), 21, 26, 35, 42, 43, 59, 61, 66) – 8 wi”e] it überschrieben – 9 Himmel] Him el (ebenso 12 kommet – 49 immerdar) – 12 Frieden#gold] ev. Frieden# gold – 14 wa#] Kürzel – 18 der] Kürzel; ebenso 22, 27, 36, 65 – 21 da#] Kürzel; ebenso 53; ebenso 22, 32 daß – 44 hierdur¡] ev. hier dur¡ – 52 würgen] würgen. Laut Tagebuchnotiz hat Birken dieses Gedicht irgendwann im Januar 1666 geschrieben (I.223; PBlO. B.2.1.4, 37r): "Add〈endum〉. zu Trö‰er# Dacien Beygedi¡t 62 Verse." Stauffers (2007, S. 573) Festlegung auf den 31.1.1666 ist problematisch. Birkens Notizen zu diesem Datum bzw. zum Monat Januar sind durch waagrechten Strich über die ganze Seitenbreite hin abgeschlossen; es folgen zwei undatierte Nachträge; der erste ist das obige Zitat. Dazu, daß das Gedichtmanuskript 66 Verse enthält, s. u. Der aus dem Siebenbürgischen Hermannstadt / Sibiu stammende Johann Tröster (gest. 1685 – nach Stanescu, 1983, S. 82, schon 1670 –; zu ihm s. Will. Bd. 4 (1758), S. 72f.; Fassel, 1978, S. 140f.; 1979) war 1658 zum Studium nach Altdorf gekommen und blieb dann in Nürnberg. Daß er Mitglied des Pegnesischen Blumenordens war, wie Fassel behauptet, trifft nicht zu. Im März 1667 ist er in seine Heimat zurückgekehrt (s. u.). Eine Folge von Tagebuchnotizen Birkens aus der Zeitspanne von Juni 1665 bis Januar 1666 läßt erkennen, daß Birken am Entstehen dieses Werkes von Tröster Anteil genommen hat: Da# Alt- und Neu-|Teuts¡e | DACIA. | Da# i‰: | Neue Bes¡reibung | de# Lande# | Siebenbürgen/ | Darinnen de‹en Alter/ und | je”iger Einwohner/ wahre# Her-|kommen/ Religion/ Spra¡en/ S¡ri[-|ten/ Kleider/ Gese”/ und Sitten/ na¡ Hi-|‰oris¡er Warheit von zweytausend Jahren her | erörtert: Die berühmte‰e Städt in Kupfer | eigentli¡ abgebildet; dabey viel Gothis¡e und | Römis¡e Antiquitäten und Anmahnun-|gen entde¿et werden. | Neben etli¡en andern Kupfern/ | und einer ges¡meidigen emendirten | Landkarten da# er‰e mahl | herau#gegeben | von | JOHANNE Trö‰er/ Cibinio-|Transsylv. SS. Th. & Philosoph. | Medicae Studioso. | Nürnberg/ | Jn Verlegung Johann Kramer#/ | Gedru¿t bey Chri‰oph Gerhard/ 1666. Die Tagebuchnotizen: 15.6.1665 (I.190; PBlO.B.2.1.4, 28r): "Herr Cramer und Herr Trö‰er, wegen de# Siebenbürgis¡en Werklein#, bey mir Leykauf gema¡t und getrunken."; 4.7.1665 (I.192; PBlO.B.2.1.4, 28v): "herren Kramer, Trö‰er, Faber, Hagen, Tro-s¡el eingespro¡en."; 10.7.1665 (I.193; PBlO.B.2.1.4, 29r): "Bey Herrn Kramern im Bu¡laden. Trö‰er bey mir."; 19.7.1665 (I.194; PBlO.B.2.1.4, 29v): Mit Herrn Trö‰ern an der Siebenbürgis¡en LandCharte."; 24.7.1665 (I.195; ebd.): "An der Siebenbürgis¡en Mappe mit Trö‰ern gema¡t."; 9.8.1665 (I.197; PBlO. B.2.1.4, 30r): Trö‰er und Auer fures temporis eingespro¡en."; 28.1.1666 (I.222; PBLO.B.2.1.4, 37r): "Herr Trö‰er mir den Na¡mittag zugespro¡en." Wie die eingangs notierte Tagebuchnotiz erweist, war Birkens Gedicht ursprünglich für das Dacien-Werk bestimmt. Gedruckt worden ist es aber in diesem: Polnis¡e# | Adler-Ne‰/ | Da# i‰ | Kur”gefaßte do¡ Auß-|führli¡e Ges¡i¡t-Bes¡rei-|bung de# Königrei¡# | Polen/ | Darinnen de‹en Städte/ S¡lö‹er/ | Flü‹e/ und Lande# Bes¡a[enheit eis-|›g bes¡rieben: Der Polnis¡en Nation | uralte# Herkommen Hi‰oris¡ erörtert: | und aller Polnis¡en Für‰en und Könige von | A.C. 550.
Gedicht 272, 1666
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her/ biß auf diese unsere Lebzeit 1666. | Leben#-läu[e und Ges¡i¡ten/ auß allen be-| wehrten Polnis¡en Scribenten kür”li¡ | do¡ treuei‹ig bes¡rieben | werden. | Neben einem Landkärtlein/ der | Polnis¡en Feldwappen Abbildungen/ | und etli¡en andern Kupfern her-|auß gegeben | von | JOHANNE Trö‰er/ Cibinio-Trans: | SS. Th. & Philos. Medicae St. | Nürnberg/ | Zunden bey Johann Ho[mann/ | Kun‰händlern/ 1666. (s. Stauffer, 2007, S. 572-574). Daß diese Umlagerung nicht in Birkens Sinn war, geht aus einer Tagebuchnotiz zum 8.2.1666 hervor (I.225; PBlO.B.2.1.4, 37v): PräcedenzStritt, wegen Arnold#, mit Trö‰ern." Tatsächlich enthält Trösters Dacien-Werk ein Ehrengedicht Christoph Arnolds. Mit Sicherheit sind die Verse 6366 des Gedichtes Nr. 272 erst nach der Umwidmung hinzugefügt worden. Allzu nachhaltig kann die Auseinandersetzung nicht gewesen sein, denn zum 4.3.1666 hat Birken im Tagebuch notiert (I.228; PBlO.B.2.1.4, 38v): "Trö‰er eingespro¡en." Zum 4.3.1667 heißt es dann (I.279; PBlO.B.2.1.4, 54v): In Herrn Trö‰er# Stammbu¡ ges¡rieben." Es kann sich nur um den stilo lapidario verfaßten Text handeln, den Birken in das wohl als Weiterführung des BETULETUM (PBlO.B.3.1.4.) konzipierte Buch PBlO. B.5.0.26, 112(8)v, eingetragen hat. Zwar erscheint er dort als letzter Bestandteil der Jahrgangsgruppe 1666; da aber der erste dem Jahr 1667 zugeordnete, In Lauream Sebastiano Seelmanno collatam (113r), sich auf einen Vorgang vom 29.3.1667 bezieht (s. Birkens Verzeichnis seiner Amtshandlungen als Comes Palatinus, PBlO.A.1, 30v; vgl. den Entwurf der Seelmann verliehenen Urkunde, PBlO.C.24.32.1), ist davon auszugehen, daß Birken bei der Eintragung des Textes in die Sammlung bzw. beim Anbringen der Jahreszahlen ein Versehen unterlaufen ist. Der Text lautet: Jn Album Johannis Trösteri Cibinio-Transsylvani. * Siccine abis, in Tuam è Germania nostra? Clarissime Tröstere, Fautor et Amice Honoratissime, Charissime! Imò Post varios casus, post tot discrimina rerum, post Tuum istud Ulysséum Decennium, Nunc redis in patriam, sedes ubi fata quietas ostendunt. Vade ergo, quò fatum revocat! Omnia Tibi precor ex voto cadant! Jn Daciam redis: Daciam nobis relinquis, et in hâc Te Scriptorem,
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illic Civis, Daciae: ergo simul absens eris et praesens. Jllic` verò, dum animorum simul et corporum medelam susceperis, fac nostri memor vivas, et omnem, non renum modo, sed et Romanum lapidem noveris, ut et tacitam hactenus Daciam loquentem facias. Nec immemor polliciti, Danubio meo fac Ostia sua, Istri cum nomine, reddas. Vale et vive feliciter! Sic ex animo vovet qui TUUS dum suus erit. [Ins Stammbuch Johann Trösters aus Hermannstadt in Siebenbürgen. * So gehst du also fort in dein aus unserem Deutschland, Berühmter Tröster, Gönner und Freund, Hochgeehrter und Liebster! wahrhaftig nach mancherlei Unglück und so vielen Gefahren und Nöten, nach deinem Odysseischen Jahrzehnt, kehrst du nun in die Heimat zurück, wo das Schicksal ruhige Sitze dir weist. Geh denn, wohin dein Geschick dich zurückruft! Von Herzen bete ich, daß dir alles nach Wunsch gerät. Nach Dacien kehrst du zurück; dein Dacien läßt du uns hier und mit ihm dich als Autor. So wirst Du dort als Bürger Daciens und zugleich hier abwesend zugegen sein. Dort aber, wenn du Heilung der Seelen und zugleich der Leiber vornimmst,
Gedicht 272, 1666
949 erinnere dich auch unser und studiere nicht nur jeden Nieren-, sondern auch jeden Römischen Stein, damit du auch das bis jetzt noch schweigende Dacien reden machst. Und erinnere dich an dein Versprechen, meinem Donaustrand seine Vollendung namens Ister zu geben. Leb wohl und glücklich! Dies wünscht von Herzen der, der Dein sein wird, so lange er lebt.]
Birkens Gedicht, das einzige Ehrengedicht in Trösters Polen-Werk, folgt unmittelbar auf Trösters auf den 22.3.1666 datierte Vorrede: [1.8]v-[2.3]r. Es gibt keine Überschrift; die Unterschrift lautet: "S¡riebe e# zu freundli¡em | Andenken/ | Sigmund von Birken/ | C. Comes Palat." Der erste Buchstabe von v. 1 ist als große verzierte Initiale ausgeführt. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es diese Abweichungen: 3 i”t] je”t – 39 wodur¡] wordur¡ – 41 hat] hatt' – 46 ewig] ewigt – 52 muß] müß – 54 ümfä‰en] umfä‰en – 58 hin] hin 1-3 So hebe nun ~ ein s¡enken.] Zugrunde liegen die Bestimmungen des Friedens von Vasvár (Eisenburg) von 1663 nach der Schlacht bei St. Gotthard (1.8.1663), nach denen Siebenbürgen von kaiserlichen und osmanischen Truppen geräumt werden mußte und unter der Herrschaft des türkischen Vasallen Michael Apafy (1632-1690) verblieb, bei freier Fürstenwahl für die Zukunft. Damit begann für Siebenbürgen nach den entsetzlichen Verwüstungen seit 1657 eine kurze Friedenszeit; s. Eickhoff, 2008, S. 184-195, 206. – 4 Cuczuk] unermittelt; wahrscheinlich ein Name, der hier für 'Türke' steht. – 5 Dein Für‰ ~ Mi¡ael seyn:] Michael Apafy war Fürst von Siebenbürgen seit 1661/62 als türkischer Vasall und mußte sich 1683 auch an der Belagerung Wiens beteiligen. Erst 1685 begab er sich unter den Schutz des Reiches und räumte 1687 im lothringischen Vertrag dem Kaiser die militärische Obergewalt in Siebenbürgen ein. Der Engel Michael ist in Dan 10.13 und 21 sowie 12.1 der Schutzengel des Volkes Gottes, in Jud 9 und Offb 12.7 der Widersacher Satans; s. Schmoldt, 1990, S. 163. – 7 di¡ unterm Feigen-Baum und Wein‰o¿ ma¡et ›”en] Zitatnahe Anspielung auf 1 Kö 5.5 und Mich 4.4; vgl. Gedicht Nr. 399, v. 33f. – 13f. Seither begrube di¡ ~ wa# war gegraben drein.] Die Unfreiheit Siebenbürgens begann dieser Darstellung nach mit der Herrschaft der Römer, die 105 n. Chr. unter Trajan einsetzte und fast bis zum Ende des 3. Jahrhunderts dauerte. – 17 werd Adler jung und neu.] Zur Verjüngungsfähigkeit des Adlers s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 777. – 18 Zwar ma¡t, der di¡ verjüngt, di¡ er‰ re¡t Alt darbey.] Die als Verjüngung interpretierte Befreiung Siebenbürgens von Besatzungen beider Kriegsgegner wird als Gelegenheit zur Besinnung des Landes auf seine uralte Geschichte dargestellt. – 19-25 Mein Opi” ma¡te mi¡ ~ wa# Rei¡tum ni¡t vermag.] Martin Opitz hatte sich während der Herr-
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schaft Bethlen Gabors (1580-1629; seit 1613 Fürst von Siebenbürgen), einer Glanzzeit des Landes, 1621 dorthin begeben, um eine Lehrerstelle am Akademischen Gymnasium von Weißenburg anzutreten; s. Kühlmann, 2001, S. 45. Seinem Aufenthalt dort (bis 1623) verdankt das berühmte Gedicht Zlatna / Oder von ruhe de# gemüthe# seine Entstehung. Darin heißt es (v. 85-91): do¡ hab i¡ nur da# Leben/ So bin au¡ J¡ geneigt eu¡ kün[tig da# zu geben Wa# Rei¡thumb ni¡t vermag. Die Namen so anje”t Au[ blo‹en Steinen ‰ehn/ vnd ›nd fa‰ abgenü”t Dur¡ Ro‰ der ‰illen zeit/ die will i¡ dahin s¡reiben/ Da ›e kein S¡nee/ kein Pli”/ kein Regen wird vertreiben. Vgl. Der Donau-Strand (1664), S. 87: Drey Meilen davon/ hinaufwart# gegen Clausenburg zu/ ligt da# Städtlein Zlatna: wel¡e# unser Teuts¡er Homeru#/ indem er/ sein herrli¡e# Gedi¡te von der Ruhe de# Gemüt#/ mit diesem Nahmen betitelt/ au¡ darinn den Ort und diese ganze Gegend gar s¡ön bes¡rieben/ in da# Erz der Ewigkeit einges¡rieben; und wäre zu wüns¡en/ daß/ da# von diesem theuren Mann un# verspro¡ene Alte Dacien/ ni¡t mit ihm wäre begraben worden. – 29f. Dein Trö‰er, Dacien! | Zahlt dir Opi”en# S¡uld] Trösters Dacien-Werk wird als Einlösung des Opitzschen Versprechens dargestellt. – 31-44 Du Edle# Land ~ sein herzgetreue# Lieben.] Referat des Buchinhalts. Zu den damals herrschenden unhistorischen Ansichten über die Ausbreitung der 'Deutschen' von Siebenbürgen aus s. Fassel, 1978, 1979; Stanescu, 1983. – 33f. du alte# Gothen-Hau#! ~ au# ihrem Grabe redt.] S. Zedler. Bd. 34 (1742), Sp. 115. Gemeint ist Sarmizegethusa, das alte Ulpia Trajana. – 34f. Di¡ hat da# RömerJo¡ | spat und ni¡t lang gedru¿t.] S. zu v. 13f. – 41 hat] 'hatte'; vgl. die Druckfassung. – 42 hier] In Deutschland. – 46 Er ewig] 'Er verewige'; vgl. die Druckfassung. – 52 Du Sieben Städte-Land!] Der Name Siebenbürgen rührt von den sieben Gerichtsstätten her, die im Land eingerichtet waren und die sich in den wichtigsten Orten befanden. – 52f. Kein Türke muß mehr würgen | die Bürger deine# Staat#.] S. zu v. 1-3, 4. – 55-57 Jhr aber ~ von unsrer Pegni” hin.] Aufforderung an Tröster, in der Heimat die Arbeit zur besseren Kenntnis des Landes und seiner Geschichte fortzusetzen. – 57 von Cibin] Entweder 'vom Zibin', dem für Sibiu / Hermannstadt namengebenden Fluß, oder 'von Cibinium', von Hermannstadt, woher Tröster stammte. – 58 wa# ihr ihm s¡i¿et i”t, von unsrer Pegni” hin] Tröster hat sein in Nürnberg gedrucktes Werk verschiedenen Honorationen von Hermannstadt sowie "Der gan”en Sä¡›s¡en Nation in Siebenbürgen seinem lieben Vatterland" gewidmet. – 59f. S¡reibt fort ~ unsren J‰er gehen] S. o. – 63-66 da# werk bezeugt e# s¡on. ~ na¡ sol¡em Zwe¿ und Preiß.] Der nachträglich hinzugefügte Schluß, der das Gedicht dem Polenwerk Trösters anpassen sollte.
Gedicht 273 und Gedichtgruppe 274, 1666
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Text 273: Jn ein Stambu¡. 192v 5 und] u. Wann und für wen Birken dieses Epigramm in der ersten Hälfte des Jahres 1666 geschrieben hat, ist nicht zu erkennen; es gibt keine entsprechende Tagebuchnotiz. Das Konzeptbuch PBlO.B.5.0.26 (zu diesem s. zu Gedicht Nr. 1) enthält aber in der Jahrgangsgruppe 1666 (110v) zwei Alben-Eintragungen, deren zweite dem Epigramm Nr. 273 inhaltlich nahesteht: Aliud. Qui se extollit, humiliabitur: et qui se humiliat, extolletur. Ergo humiliemur, in altum: ne extollemur, in profundum. [Ein anderes. Wer sich erhöht, wird erniedrigt werden, und wer sich erniedrigt, wird erhöht werden. Also wollen wir uns erniedrigen, für die Höhe, damit wir nicht erhöht werden, für die Tiefe.] Beide Texte variieren Mt 23.12 bzw. Lk 14.11; 18.14. Wahrscheinlich sind es Bestandteile einer Eintragung. Ein Druck ist nicht nachgewiesen.
Text 274: Zu de# Spro‹enden Bildni#. 192v Gedicht 2: 2 da#] Kürzel – 2 der] Kürzel – 4 und (2x)] u. (ebenso 6) Das erste dieser beiden Epigramme – wahrscheinlich aber beide und noch ein drittes – hat Birken auf Georg Neumarks Bitte hin geschrieben und ihm am 9.2.1666 zugesandt. Die Bitte ist in Neumarks Brief vom 25.1.1666 (PBlO.C.241.11), den Birken laut Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz am 5.2.1666 erhalten (I.224; PBlO.B.2.1.4, 37v: "S¡reiben vom Spro‹enden 18") und gemäß Vermerk am 9., laut Tagebuchnotiz am 10.2.1666 beantwortet hat (I.225; PBlO.B.2.1.4, 38r: "S¡reiben an den Spro‹enden 13."). In Neumarks Brief heißt es: mein ho¡geehrter herr Gesells¡a]er wolle no¡ ein wenig bemühet sein, und bemeldten herrn Sandrarten vor ›¡ erfordern, ihm da# Paketlein, worein neben dem Ri‹e 6 Ducaten verwahret, zu‰ellen, und, daß Er ja förderli¡‰ da# gebetene Duodec-Contrafait fertigen und bey der Po‰ na¡ Frankfurt an herrn Thoma# Matthia# Gö”en Bu¡händlern fortsende, soll zu meinem hi‰oris¡en Lu‰garten wel¡er numehro endli¡ fertig werden solle, kommen, Wo mein ho¡wehrter herr Gesells¡a]er, ›¡ seinen Erbieten na¡, so großgün‰ig erweisen wil, und berührte# Conterfait mit ein baar teuts¡en Vers¡lein au#ziehren, soll mi¡ e# hö¡li¡ erfreuen, Die Ums¡ri] kan diese sein, wie inliegend zu sehen. Daß Birkens Verse mit seiner Antwort vom 9.2.1666 zu Neumark gelangt sind, bestätigt dessen Schreiben vom 21.2.1666 (PBlO.C.241.12), das Birken laut Vermerk und Tagebuchnotiz am 26.2.1666 erhal-
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ten (I.227; PBlO.B.2.1.4, 38v: "S¡reiben vom Spro‹enden 28") und am 31.3.1666 beantwortet hat (I.230; PBlO.B.2.1.4, 39v: "Literas ad Neumarkium […] 25."). Neumark schreibt: De‹en beyde, derer er‰e# vom 20ି Januarii da# andere aber vom 9ି diese# jüng‰hin, neben der Ecloga und für‰li¡em Lei¡-Carmine, i‰ mir den 16 diese# wol zu handen kommen. Meinem ho¡geehrten herrn antworte i¡ auf beyde in Eyl, daß mir die zu meinem Contrafait ›nnrei¡-gema¡te 4ି Ver#lein, darvor i¡ mi¡ zum s¡ön‰en bedanke, sehr wohl gefallen, und sol¡e Mühwaltung mit allen er›nnli¡en gegendien‰en zu vers¡ulden, eißig beda¡t sein werde. Wir wissen nicht, ob Neumark so auf die Zusendung nur des ersten der beiden Portrait-Epigramme reagiert oder ob die Benennung der "4ି Ver#lein" das Ergebnis seiner Wahl bezeichnet. Wohl aber wissen wir, daß die Gedichte zwischen dem 5. und 9.2.1666 geschrieben worden sind und für das Portrait bestimmt waren, das dem Werk G. Neumar¿# | Für‰l. Sä¡s. Weinmar. Secr. | Poetis¡-Hi‰oris¡er | Lu‰garten (s. zu Gedicht Nr. 257) vorgesetzt werden sollte. Aber weder ist das in diesem Werk veröffentlichte Portrait Neumarks von Jacob Sandrart gestochen, noch stehen Verse Birkens darunter. Neumark erklärt das in seinem Brief vom 12.7.1666 (PBlO.C.241.13), mit dem der Lu‰garten zu Birken gelangte und den dieser laut Vermerk auf dem Brief und Tagebuchnotiz am 17.7.1666 erhalten (I.243; PBlO.B.2.1.4, 43v: "S¡reiben vom Spro‹enden 84") und laut Vermerk am 14., laut Tagebuchnotiz am 15.9.1666 beantwortet hat (I.250; PBlO.B.2.1.4, 46r: "S¡reiben an Spro‹enden. 77"), so: Meine# ho¡geehrten Herrn zierli¡ verfertigte Ehren Zeilen, unter mein Contrafait, ›nd etwa# zu spat ankommen, und hat der Kupfer‰e¡er zu Frankfurt mit unzeitiger Eile fortgefahren und, wie zu sehen die alten Vers¡e darunter gese”t […]. Die "alten Vers¡e" sind das sechsversige Epiramm von Johann Sebastian Jacobi, die mit dem Portraitstich in Neumarks Werk G. Neumark# | von Mühlhausen au# Thüringen | Fortgepan”ter Mu›kalis¡Poetis¡er | Lu‰wald/ | […] | JEHNA/ | Drukkt# und verlegt# Georg Sengen-|wald im 1657‰en Jahre. veröffentlicht worden waren. Birken hat auf diese Mitteilung gelassen reagiert. Im Konzept seiner Antwort vom 14.9.1666 (PBlO.B.5.0.41, 87v) schreibt er: "daß die ReimZeilen die Färtigung de# Conterfät# nit errei¡et, i‰ wohl verhängt: weil ihre Unzier de# Antli”e# nit wehrt gewesen." Die Verbindung der anderen Passagen des Birkenschen Konzepts zu der Nichtaufnahme der Birkenschen Verse, die Stauffer, 2007, S. 576 herstellt, ist abwegig; von einer ganz anderen Sache ist da die Rede. Der oben mitgeteilte Passus aus Neumarks Brief vom 12.7.1666 geht so weiter: Do aber herr Sandrart da# Contrafait in 4to fertigen wird, bitte i¡ daßelbe, mit mein# ho¡geehrten herrn s¡önen Lateinis¡en Vers¡en beziehren zu laßen. Das kann sich nur auf das folgende Epigramm beziehen, das Birken als Bestandteil der Jahrgangsgruppe 1666 im Konzeptbuch PBlO.B.5.0.26 (zu diesem s. zu Gedicht Nr. 1) aufgezeichnet hat (110r) und das Stauffer, 2007, S. 576, als einzige Reaktion Birkens auf Neumarks Bitte um ein deutsches Portrait-Epigramm anführt:
Gedichtgruppe 274 und Gedicht 275, 1666
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In Iconem Georgij Neumarkij. Orpheus in Silvis, inter Delphinos Arion: fila manu tangit, pangit et ore melos. Adde lyram et plectrum Neumarkio: vultus utrumquè exprimet. hunc noscent secula multa Virum. [Auf das Bild Georg Neumarks. Orpheus hat in Wäldern, Arion unter Delphinen gespielt und gesungen. Gib Neumark Lyra und Plektron, so wird er beide darstellen. Viele Jahrhunderte werden diesen Mann kennen.] Aus den im Brief vom 12.7.1666 folgenden Ausführungen Neumarks geht hervor, daß er dieses Epigramm mit einem von Sandrart zu stechenden Kupferportrait einer Ausgabe seiner Eklogen vorsetzen lassen wollte, über deren Herausgabe er mit Sandrart in Verhandlungen stand. Es kann nur mit Birkens Brief vom 9.2. oder vom 31.3.1666 zu Neumark gelangt sein. Von keinem der drei Epigramme ist ein Druck nachgewiesen. Gedicht 1: 1 ein angefeürter Gei‰] Vgl. Gedicht Nr. 257; vgl. Gedicht Nr. 8 im Birken-KongehlBriefwechsel (WuK. Bd. 13.1, S. 398f., v. 1). Gedicht 2: 1f. Jn Hämu# Ei¡enwald ~ zu ihm drange.] Haemus / Αἷµος ist der Name eines Gebirgszuges in Thrakien (s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 919f.; s. zu Gedicht Nr. 16, v. 3). Thrakien galt als Heimat des mythischen Sängers Orpheus, von dem berichtet wird: "Zu den Vögeln und Fischen, die O.' Gesang herbeiruft, kommen die Landtiere, zahme und wilde, die sich, von ihm bezaubert, in paradiesischem Friedenszustand um ihn versammeln, Bäume und ganze Wälder, Steine und ganze Gebirge kommen herbei. Die Flüsse hören bei O.' Gesang auf zu fließen, das wilde Meer beruhigt er, gebietet den Winden und bringt den Schnee auf den Bergen zum Schmelzen." (s. Der kleine Pauly. Bd. 4, Sp. 351-356; Zitat Sp. 352). Birken spricht wegen v. 3f. nur das Bäume-Wunder an. – 3f. Der Spro‹ende ~ und worte ie‹en.] Anspielung auf Neumarks Mitgliedschaft und Tätigkeit in der Fruchtbringenden Gesellschaft. – 4 lä‹t Thon und worte ie‹en] Anspielung auf Neumarks Doppelbegabung.
Text 275: Zu Herrn Gottfried Händel# Flü¡tigem Ni¡te#. 192v/193r T2 Herrn] H. – 2 Stimm] Stim – 2 und] u. (ebenso 3, 7, 10, 11) – 4 da#] Kürzel – 9 der] Kürzel; ebenso 12
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Eine längere – die gedruckte – Fassung dieses Gedichtes ist laut Tagebuchnotiz am 14.8.1666 entstanden (I.246; PBlO.B.2.1.4, 44v): "Acclamatio zu Magister Hendel# etc. 72 Verse." Schon kurze Zeit später war das Werk, dem es galt, gedruckt. Zum 5.9.1666 nämlich hat Birken im Tagebuch notiert (I.249; PBlO.B.2.1.4, 45v): "Herr Magister Händel, mir sein Ni¡t# gesendet." Am 8.9.1666 hat der Autor Birken besucht (I.250; ebd.): "Herr Magister Hendel eingespro¡en." Gedruckt worden ist das Gedicht in diesem Werk: Gute Na¡t | Eitelkeit! | Grüß di¡ GOTT | Herrligkeit! | Oder | Da# ü¡tige Ni¡t# | alle# Weltwesen#. | Da# i‰: | Etli¡e Gei‰li¡e Reden/ | erbauli¡e Lieder/ Chri‰li¡e Gebet/ | und anmuthige Gesprä¡/ in wel¡en/ | au# den Worten Salomonis von der Ei-|telkeit/ der Ni¡tigkeit alle# de‹en/ wa# | der Mens¡ zu seiner Lu‰ in der Welt su¡et/ und die | Herrligkeit de‹en/ wa# er zu seiner Freud im Him-|mel su¡en soll/ kür”li¡ vor Augen ge-|‰ellet wird | Von | M. Gottfried Händeln/ Für‰l. | Brandenb. Predigern in Clo‰er | Frauen-Aura¡. | Nürnberg/ Gedru¿t und zu nden/ bey | Wolf Eberhard Felße¿er/ 1667. (s. Stauffer, 2007, S. 599f.). Zu dem Autor, Magister, später Doktor Gottfried Händel (1644-1698), mit dem Birken laut Auskunft der Tagebücher seit 1666 in Kontakt stand und von dem seit 1668 Briefe in Birkens Archiv erhalten sind (PBlO.C.121.1-12), für den er auch später einige Male poetisch tätig war (s. Stauffer, 2007, S. 657f., 1011f.), der zur Zeit der Entstehung des Gedichtes Nr. 275 Prediger in Frauenaurach, 1673 im Kloster Heilsbronn war (s. Tagebuchnotiz zum 15.7.1673 (I.220; PBlO.B.2.1.8, 110(17)v) und 1679 als Generalsuperintendent und Brandenburg-Ansbachischer Hofprediger amtierte, s. ADB. Bd. 10 (1879), S. 500 (l. u.); Simon, 1930/31, S. 115. Daß die Vorrede des Caspar von Lilien gewidmeten Werkes auf den 1.9.1666 datiert ist, paßt zu Birkens Tagebuchnotiz vom 5.9.1666. Das Werk ist also nicht, wie von Stauffer, 2007, S. 599, angenommen, Anfang 1667, sondern schon Anfang September 1666 erschienen. Aus der Editionsgeschichte der Werke Grimmelshausens weiß man zur Genüge, daß der Verleger Felßecker häufig von ihm herausgebrachte Werke vordatierte. Was allerdings Birken dazu bewogen hat, in die Sammlung nur die Strophen 1, 8 und 9, also nur – legt man die Versanordnung des Druckes zugrunde – 24 der 72 Verse des gedruckten Gedichtes aufzunehmen, können wir nicht erklären. Vielleicht ist es eine vor dem 14.8.1666 entstandene frühere Fassung, die im Vorfeld der Drucklegung erweitert wurde. Die Druckfassung ist bei Paas, 1990, S. 154-156, Nr. 66, mitgeteilt. Im Originaldruck steht das Gedicht auf den Seiten [Av]r-[Avj]r. Die Strophen sind, anders als im Manuskript, achtzeilig angeordnet und wie im Manuskript gezählt. Nur bei Str. 1 steht die Zahl über dem ersten Vers. Es gibt keine Überschrift und keine Spatien zwischen den Strophen. Das Gedicht ist unterzeichnet: "Dien‰fr. zuru[end s¡riebe e# | Sigmund von Birken | C. Com. Pal." Die nur im Druck vorhandenen Strophen lauten: 2. Die kurze grüne Zier/ in dürre# Heu ›¡ endet: Also i‰ alle# hier der Eitelkeit verpfändet.
Gedicht 275, 1666
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Der Mens¡/ die kleine Welt/ und all sein gute# Leben/ i‰/ wie die Blum im Feld/ dem s¡nellen Tod ergeben. 3. Die windges¡winde Flu¡t/ ma¡t alle# bald vers¡winden. Diß/ wa# hier wird gesu¡t/ verliert ›¡ o] im nden. E# i‰/ wie Rau¡ und Du]: wer diesen will erlangen/ der grei] in leere Lu]/ hat ni¡t# al# Ni¡t# gefangen. | 4. Wa# i‰ die tolle Ehr/ die alle Welt ma¡t rasen? a¡ daß ›e bä‹er wär/ al# Wind in leeren Blasen! Wer ›¡ ma¡t groß und Krau#/ wer Etwa# s¡eint auf Erden: Der i‰ da# Ding/ darau# Gott Ni¡te# lä‹et werden. 5. Wa# i‰ da# Geld? der Koht un# diesen Koht gebieret. Er s¡ämt ›¡ billi¡ roth/ daß er die Welt regiret der Gei”/ diß Gö”enbild weit über Gott hinse”et. Dem Gold vor alle# gilt/ ein Ni¡te# den erge”et. 6. Wa# i‰ die s¡nöde Freud? Ein Traum/ deß der da wa¡et. Jhr Ende/ da# i‰ Leid/ wann ›e am mei‰en la¡et. Die Wollu‰ kommend ieht/ verführt und führt zum Bösen.
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Wie s¡öne ›e au#›ht: do¡ i‰ ›e Ni¡t# gewesen. 7. Gott/ i‰ da# re¡te Gut. Bey Gott/ i‰ Freudenfülle/ dort an der Leben#ut. Dort/ i‰ die Ehrenhülle. Da# be‰e Kronen Gold auf Den im Himmel wartet/ Der seinem GOtt i‰ hold/ Der himmlis¡ i‰ geartet. | Die Manuskript- und Druckfassung gemeinsamen Strophen weisen, von der unterschiedlichen Versanordnung, dem Fehlen einer Überschrift dort, der Unterschrift hier sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, nur eine Abweichung auf: 6 Salem#] 59 David –. Ein Druck der Manuskriptfassung ich nicht nachgewiesen. 1-4 Zu Jesaia dort ~ da# bald zu Heu muß werden] Zitatnahe Paraphrase von Jes 40.6-8. – 6 Amo# Sohn] Jesaja; s. Jes 1.1. – 8 auf Reu] 'um es nachträglich zu bereuen'. – 12 wa# dieser ~ bleiben.] Wie üblich bei Birken, wenn sich irgend die Möglichkeit dazu ergab, Einbeziehung des Namens des Adressaten / Bestellers in das Argumentations- oder Bildprogramm des Gedichtes.
Text 276: Zum Dorispillo. 193r/v 2 der] Kürzel; ebenso 7, 10, 13, 20, 22 – 8 wieder] mit der-Kürzel – 13 Himmel] Him el (ebenso 22) – 19 Limerien#] erstes e überschrieben – 25 verwandten] ver wandten – 31 und] u. Laut Tagebuchnotiz ist dieses Gedicht am 4.9.1666 geschrieben worden (I.249; PBlO.B.2.1.4, 45v): "Zum Dorispillo Lied. 32 Verse." Es gibt eine Vorgeschichte. Zum 1.3.1665 hat Birken im Tagebuch notiert (I.168; PBlO.B.2.1.4, 23r): "Herr von Stubenberg Georg Augu‰in Herr Kir¡mair Herr Wülfer eingespro¡en der Er‰e auf der Guts¡en ankommen, mir den Dorispillo recommendirt." Ob das ein Bearbeitungsoder Druckbetreuungsauftrag war, ist nicht zu erkennen, da sich außer den beiden Tagebuchnotizen keine weiteren Spuren einer Befassung mit diesem Werk in Birkens Nachlaß finden. Das Gedicht wurde für dieses Werk verfaßt: Dorispillo: | von Herrn | Silvio Aprile | Jn Wels¡er Spra¡e | bes¡rieben/ und au# der-|selben in die Teuts¡e | überse”et | von Capigliato Ancorano. | Nürnberg/ | Jn Verlegung Paulu# Für‰en/ | Kun‰- und Bu¡händlern. | Gedru¿t bey Chri‰oph Gerhard/ | Jm Jahr 1666. (s. Stauffer, 2007, S. 596f.). Das italienische Original Il Dorispillo von Silvio Aprile (Lebensdaten unbekannt; nicht bei Martino, 1994) war erstmals 1659 in Venedig erschienen. Zum Verfasser der Übersetzung hat Faber
Gedicht 276, 1666
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du Faur, 1958, plausible Vermutungen publiziert: "The two dedicatory poems, by Christoph Ludwig Dietherr, 'Patricius Noricus, U. J. D. & Advocatus' and Sigmund von Birken, serve perhaps as an indication of the author. Dietherr was of noble descent – see Michael Praun, No. 592a. In the same work on p. 47 mention is made of Christoph Oelhafen, whose nephew Tobias occupied high honorary positions and traveled widely (cf. Allgemeine Deutsche Biographie, 24, 298). […] Dietherr calls him 'seinen sehr grossen Patron', which would fit very well the highly placed Oelhafen; moreover, in the dedicatory poem he makes a rather strange play on the word oel, in a somewhat forced fashion. Oelhafen knew Italian and was proud of his extensive and choice library. The pseudonym chosen, 'the Hairy one, Lying at Anchor', may refer to a personal pecularity but clearly hints at an anchorage (Hafen)." Eine "korrekte Identifizierung" (so Stauffer, 2007, S. 596) ist das freilich nicht. Die 'Anspielungen' in Dietherrs Ehrengedicht, auf die Faber du Faur hinweist, sind in der zweiten Hälfte (v. 9-16) enthalten: Nun i‰ die kleine Flamm so tausendfa¡ vereinet/ und ‰eiget diese Brun‰ mehr al# der Pöfel meinet/ Nun s¡einet Euer Nahm bey der Gelehrten S¡aar mehr/ weil ihr in# Feur Oel gie‰/ und e# ma¡et wahr/ Da# Oel da# Feuer mehr/ da# Kun‰ den Adel ziere/ da# man bey dieser Haab da# wenig‰ ni¡t verliere/ So s¡eine diese Flamm hin zu der Ewigkeit/ bi# wir gelangen an zur frohen Seeligkeit. Wenn Tobias Oelhafen (1601-1666; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCXLVII) der Übersetzer bzw. der in der Überschrift des Dietherrschen Ehrengedichtes genannte "Uhrheber diese# Werk#" war, so könnte er dessen Erscheinen, anders als Faber du Faur und Stauffer annehmen, gerade noch erlebt haben: er starb am 27.10.1666. Allerdings könnte es durch den plötzlichen Tod des Verlegers auch Verzögerungen gegeben haben: Zum 10.9.1666 hat Birken im Tagebuch notiert (I.250; PBlO.B.2.1.4, 45v): "Paul Für‰ ›¡ vom Aerker zu todt ge‰ürzt." Der zum 13.9.1666 verzeichnete Besuch des Druckers Gerhard bei Birken (ebd.; PBlO.B.2.1.4, 46r) wird deswegen erfolgt sein. Birkens Gedicht steht auf den Seiten [)(iv]v / [)(v]r, ohne Überschrift und unterzeichnet "Sigmund von Birken/ | C. Com. Pal." Die Verse mit zweisilbiger Kadenz sind eingerückt. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie einer typographischen Hervorhebung abgesehen, gibt es diese Abweichungen: 12 andrer] ander – 27 ergö”ung#] Erge”ung# – 28 verwandten#-] Verwandten 1-24 Dorispillen Kindheit wird ~ da# hold-s¡öne König# Kind.] Referat des im Roman dargestellten Geschehens. – 27f. diese# sein ergö”ung#-spiel | den verwandten#-Tod will rä¡en.] Das ist sinnvoll nur auf den Tod eines literarisch tätigen Verwandten zu beziehen. Zur Autorschaft Oelhafens würde das passen: Es gab mehrfach eheliche Verbindungen zwischen Mitgliedern verschiedener Zweige der Familien
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Oelhafen und Harsdörffer. Der Tod Georg Philipp Harsdörffers acht Jahre vor der Entstehung des Gedichtes, am 22.9.1658, könnte gemeint sein. – 30-32 Diese Feder ~ sein Lob.] Der Wunsch gilt dem lebenden Autor; s. o.
Text 277: Zu Herrn David S¡irmer#, Churfür‰li¡ Sä¡›s¡en Bibliothecarij Kayser Ferdinandi III. TafelReden. 193v/194r T2 Herrn] H. – T3 Churfür‰li¡ Sä¡›s¡en] Churf. Sä¡s. – T4 Kayser] Kays. – T4 Ferdinandi] Ferd. (überwiegend lateinische Schreibung) – 1 daß] Kürzel; ebenso 11, 19, 24 da# – 2 und] u. (ebenso 8, 9, 10, 13, 14, 16, 19, 20, 22, 27) – 3 vorläng‰] ngs undeutlich überschrieben – 3 entbronnen] entbron en (ebenso 5 brunnen) – 4 Glut] lu überschrieben – 5 wir sahen] undeutlich überschrieben; dazwischen Worttrennungsstrich – 8 Flämming] Fläm ing – 9 Lund] danach Komma gestrichen – 12 ieder] mit der-Kürzel – 14 der] Kürzel; ebenso 19 – 16 wa#] Kürzel; ebenso 21 (2. Position) – 16 lie‰] davor gestrichen i‰ – 19 Spra¡e-zier] ev. Spra¡enzier – 26 ungebunden] g überschrieben – 28 Fahrt] r nachträglich verdeutlicht Birken hat das Gedicht laut Tagebuchnotiz am 16.9.1666 geschrieben (I.251; PBlO.B.2.1.4, 46r: "Acclamatio vor herrn S¡irmer, 28 Verse.") und am 17.9.1666 versandt (ebd.; ebd.): "S¡reiben an denselben 78." David Schirmer (1623-1686; zu ihm s. ADB. Bd. 31 (1890), S. 311f. (M. v. Waldberg); Dünnhaupt. Bd. 5 (1991), S. 3608-3638), seit 1655 Hofbibliothekar in Dresden, hatte es in seinem einzigen, auf den 9.8.1666 datierten Brief, der in Birkens Archiv erhalten ist, PBlO.C.302.1, erbeten. Birken hat diesen Brief laut Vermerken auf demselben und Tagebuchnotizen am 25.8.1666 empfangen (I.248; PBlO.B.2.1.4, 45r: "S¡reiben von Herrn David S¡irmern 99.") und am 17.9.1666 beantwortet (s. o.). Schirmers Schreiben lautet: WohlEdler, Vhe‰er und Ho¡benahmter, Ho¡geneigter Herr, sehr Werther Freund etc. Demselben jederzeit begierli¡‰ zu dienen, habe i¡ ni¡t unterlaßen sollen, Meinen Herrn Land#Mann, Herrn A¿ermannen, ohne Gruß von hier na¡er Nürnberg abs¡eiden zulaßen, Weilen mir sonderbar meine# Ho¡geehrten Herrn# Vornehme Leitseligkeit zumahl berühmet und no¡ mehr bekant i‰. Uberbringe demna¡ demselben i¡ meine s¡uldig‰e Aufwartung hierdur¡, und begehre dien‰li¡‰ ni¡t# mehr, al#da# in Seiner Guten und Freundli¡‰en Wohlwollenheit i¡ al# sein Vorläng‰ Wohlzugethaner diener Verbleiben möge. Maßen er mi¡ hö¡li¡‰ verbinden würde, wann i¡ mein Ziel, entweder dieselbe anzufangen oder wo ›e dur¡ ein kleine# Gerü¡te meiner Wenigkeit bereit angefangen wehre, de‰o liebli¡er fortzupan”en errei¡en würde. | Solte aber meine# Ho¡geehrten Herrn# Vermutli¡e Aufri¡tigkeit verlangen, womit mir einige Freunds¡a] ehe‰en# erwiesen werden künte, So wird mein Wer¿lein, da# unter den Titul Keyser# Ferdinanden# de# Er‰en, Tafelreden, so i¡ au# den Lateinis¡en Anmer¿ungen de# alten Weitberuhmten Doctor Nefen#, Keyserli¡er Maje‰ät und Churfür‰li¡er Dur¡lau¡t zu Sa¡sen weyland be‰alten Rath# und LeibMedici, in
Gedicht 277, 1666
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da# Teuts¡e überse”et, demselben einige Anlaßung verursa¡en, mi¡ mit einen (wie er allzeit peget) ho¡gelahrten Gedi¡te zu beseeligen, und dadur¡ meinen s¡le¡ten Ruhm, dur¡ sein albereit in der Welt weit au# gebreitete# Lob ihm zuvergesells¡a]en. Würde i¡ derglei¡en mit derglei¡en Wiederümb zur annehmli¡keit wieder erse”en können, so würde ›¡ meine Feder ni¡t s¡wer nden laßen. | Wolte Gott, wir hätten den Herrn Har#dörfer no¡ bey Leben, (wel¡er ehe‰en wohl meiner Wenigen Perßon in dem S¡reiben an meinen Herrn Brehmen abgegeben, ni¡t zum ungereimte‰en geda¡t), so würde i¡ mi¡ derglei¡en an denselben zu begehren erkühnet haben, aber er i‰ nun an denselbigen Stellen, von denen die himmlis¡e Poe›e zu un# auf die Erde geleitet wird. I¡ s¡ließe mi¡ in meine# ho¡geehrten Herrn# hohe Gun‰gewogenheit, diese# wenige S¡reiben aber in de# herrn Uberbringer# herrn A¿ermannen# Freundli¡e hand, wel¡e# er Jhm fris¡ und Gesund überbringen wolle. Verbleibe hierbey, wie begierig Vordeßen, also au¡, na¡mal# und hinfort in derjenigen Freunds¡a] zu seyn und zu ‰erben da# i¡ seyn mag Meine# ho¡geehrten herrn# Allzeit aufwartender und dien‰geißen‰er Freund David S¡irmer Churfür‰li¡ Sä¡›s¡er Bibliothecarius. Dreßden, den 9. Augusti 1666. Ob es schon früher Kontakte zwischen Birken und Schirmer gegeben hatte, ist nicht zu erkennen. Auch für die Zeit nach der Lieferung des Gedichtes Nr. 277 gibt es in Birkens Manuskripten keine Kontaktsignale. Einige Jahre später, am 7.2.1671, schreibt Johann Friedrich Hekelius aus Altenburg (PBlO. C.133.2; Birken hat den Brief laut Vermerk und Tagebuchnotiz am 24.2.1671 erhalten: II.20; PBlO. B.2.1.6, 40(8)r: "Literae 47 Hekel"): Clarissimus DOMINUS SCHIRMERUS, Apollo Dresdensis celeberrimus, utente quô cum non ita pridem Dresdae in convivio quôdam lautissimo de Persona TUA, toti Orbi litterato commendatissimâ, sum colloqvutus, Te per-amanter salutat, et scripta TUA eruditissima, summo cum desiderio expectat. Aliàs, qvòd viduus est, miserrimam hactenus vitam traxit. [Der hochberühmte Herr Schirmer, der gefeierte Dresdner Apoll, mit dem ich, der ich nie zuvor in Dresden gewesen war, dort bei einem ansehnlichen Gastmahl über deine in der ganzen literarischen Welt höchstangenehme Person gesprochen habe, grüßt dich sehr liebenswürdig und erwartet mit höchstem Verlangen deine geistreichen Schriften. Sonst lebt er, weil verwitwet, sehr unglücklich.] Gedruckt wurden Schirmers Werk und Birkens Gedicht darin erst 1673: De# Allerdur¡leu¡tig‰en Römi-| s¡en Keyser# | Ferdinand de# Er‰en/ | Den¿würdiger | Tafel-Reden/ | Wel¡e Er über der Mahlzeit/ mit seinen |
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Räthen und andern gelährten | Leuten gehalten/ | Und | Der Ho¡gelahrte alte Keyserl. und Chur. | Sä¡s. Rath und Leib-Medicus | D. JOHANN NAEVE/ | Jn 1654. Jahre selb‰ angehöret und au[-|gezei¡net hat/ | Er‰er Theil. | Nunmehr au# de#selben Lateinis¡er Hands¡ri] | in da# Teuts¡e überse”et und zum er‰en mah-|le herau# gegeben/ | von | David S¡irmern/ Chur. Sä¡s. | Bibliothecario. | DRESDEN/ | Gedru¿t und Verlegt/ dur¡ Mel¡ior Bergen#/ Chur. Sä¡s. | Hof-Bu¡dr. seel. na¡gela‹ene Witwe und Erben. | 1673. (s. Stauffer, 2007, S. 839f.). Schirmers Quelle, Aufzeichnungen Johann Naeves in lateinischer Sprache aus dem Jahr 1564, ist unbekannt. Birkens Gedicht ist als zweites von sechs Ehrengedichten auf S. [2]v mitgeteilt. Es gibt keine Überschrift. Wegen größerer Ausführung des Anfangsbuchstabens von v. 1 sind v. 2 und v. 3 eingezogen. Unterzeichnet ist das Gedicht so: "Zu dien‰fr. Anden¿en übersandte | e# au# Nürnb. | Sigmund von Bir¿en." Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es diese Abweichungen: 1 1000] tausend – 5 beraus¡t] beräus¡t – 5 brunnen] bronnen – 8 Opi”] Opie” – 12 Krapf] Krapß – 12 izt] i”t – 14 Spra¡e] Spra¡en – 16 ho¡gelehrt] ho¡geOhrt – 17 weisen] wei‹en – 18 heisen] hei‹en – 27 Reden] Rede T4 Ferdinandi III.] Birken ist ein Versehen unterlaufen; s. o. – 1-4 E# i‰ s¡on lang ~ in edlen Bruten wei‰.] Reaktion auf die Selbstverkleinerungsrhetorik in Schirmers Brief. Dessen publizistische Tätigkeit ist seit 1643 bezeugt; s. Dünnhaupt. Bd. 5 (1991), S. 3610-3638; vgl. v. 21. – 1 Fama] Genitiv; Subjekt ist "1000 Zungen". – 9 Lund] Zacharias Lund (1608-1667; zu ihm s. Dünnhaupt. Bd. 4 (1991), S. 26192623; Lohmeier, 2001, S. 15-25) hatte gleichzeitig mit Christian Brehme (1613-1667; zu ihm s. Dünnhaupt. Bd. 2 (1990), S. 787-794) bei Buchner in Wittenberg studiert und war seit 1646 Rektor der Schule im dänischen Herlufsholm. 1647 erwarb er in Kopenhagen den Magistergrad und wurde 1654 Bibliothekar im Kloster Ringstedt, 1657 Sekretär der Dänischen Kanzlei in Kopenhagen. – 5-11 Wir sahen eu¡ ~ da# ni¡te# thut al# reimt] Birken stellt Schirmer in eine Reihe anerkannter Dichter, z. T. aus dessen eigenen Umfeld, und kontrastiert diese Gruppe mit den von ihm immer wieder geschmähten 'Reimenleimern'. – 9f. euer Brehme] S. zu v. 9. Brehme stand seit 1632 in Leipzig mit dem Studentenkreis um Fleming, Finckelthaus und Olearius in Verbindung. 1639 wurde er Kämmerer, 1640 kurfürstlicher Bibliothekar in Dresden. Auf seine Empfehlung hin wurde Schirmer sein Nachfolger in diesem Amt. Seit 1642 gehörte Brehme dem Rat der Stadt Dresden an und amtierte mehrfach als regierender Bürgermeister. Birken betont die persönliche Verbindung zwischen Schirmer und Brehme. – 14 Bav und Mäv] Bavius und Maevius (s. zu Gedicht Nr. 247, v. 5f.) sind zwei von Vergil, ecl. 3, v. 90, und Horaz, ep. 10, v. 2, kritisierte Dichter; ihre Namen sind seither frei verfügbare Etikette für miserable Poeten, auch bei Birken häufig verwendet. – 15 wer ni¡t ein Mida# i‰] Zu König Midas törichter Handhabung des Kunstrichteramtes und den Folgen s. Ovid, Metamorphosen 11, v. 146-193. – 17 Marsya# mag die Satyrpfei[e weisen] Zum Schicksal des Satyrs Marsyas, der Apoll im musikalischen Wettstreit unterlag, s. Ovid, Metamorphosen 6, v. 382-400; s. zu Gedicht Nr. 168, v. 47f. – 18f. ihr werdet S¡irmer heisen | der Spra¡e-zier] Das bei Birken beliebte Spiel mit dem Namen des Adressaten. – 20 wie
Gedichte 277 und 278, 1666
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dort zu Rom, Flacc, Naso und Virgil] Birken vergleicht Schirmers Bedeutung für die Pflege der deutschen Sprache mit derjenigen der Dichter der Augusteischen Epoche für die lateinische. – 23 von einem Teüts¡en haubt] Von Kaiser Ferdinand I. – 25-27 Zu andrer Zeit ~ die Keyser-Reden na¡.] Von dieser Prosa-Übersetzung abgesehen, hat Schirmer ausschließlich Versdichtungen verfaßt.
Text 278: Auf Herrn Johan Kißling# Bildni#. 194r T1 CCLXXVIII.] CCLXXVIII – T2 Herrn] H. (ebenso 2 Herr) – T2 Johan] J überschrieben; Wortende undeutlich; ev. Johann – 1 da#] Kürzel Dieses Epigramm ist zwischen dem 16.9. (s zu Gedicht Nr. 277) und dem 29.9.1666 (s. zu Gedicht Nr. 279) entstanden, wahrscheinlich für ein Kupferportrait, das als Frontispiz einem Buch Kißlings vorgefügt werden sollte. Johann Kißling (1613-1674; zu ihm s. Will. Bd. 2 (1656), S. 291f.) stammte aus Weißenstadt nordwestlich von Wunsiedel, hatte 1639-1641 in Jena Theologie studiert und war von 1651 an bis zu seinem Tod in der Endterschen Offizin in Nürnberg als Korrektor tätig. Er war ein sehr produktiver Verfasser praktisch-geistlicher Werke. Von verschiedenen Erwähnungen des Namens Kißling in Birkens Tagebüchern – es gab auch eine Familie dieses Namens in Creußen – sind nur zwei, die aber denselben Vorgang betreffen, mit Sicherheit auf Johann Kißling bzw. auf eines seiner Werke zu beziehen: 22.1.1678 (II.436; PBlO.B.2.1.2, 198v): "Uxori Kißling# Bei¡tBü¡lein bey den WolfEndteris¡en."; vgl. II.437; PBlO.B.2.1.2, 199v. Es gibt meherere Kupferportraits Kißlings; s. Mortzfeld. Bd. 12 (1990), S. 301f., Nr. A 11004-11007; Bd. 32 (1999), S. 360f. Sie stammen aus den Jahren 16641672. Das älteste ist als Frontispiz in einem der Werke Kißlings nachgewiesen; in einem anderen Bild trägt die dargestellte Figur ein Buch in der Hand, dessen Titel dem eines der Werke Kißlings entspricht, so daß es sich abermals um ein Frontispiz handeln dürfte. Eines der Portraits, das Kißling im Alter von 52 Jahren zeigt und von dem Nürnberger Künstler Georg Strauch (1613-1675; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 32 (1938), S. 169f.) gestochen ist, stammt zwar von 1665, ist aber mit einem Epigramm des Nürnberger Predigers Justus Jacob Leibniz (1608-1683; zu ihm s. Will. Bd. 2 (1756), S. 419f.; Simon, 1965, S. 125f.) ausgestattet. Von den beiden 1666 erschienenen Werken Kißlings, die ein Portrait-Frontispiz mit Birkens Versen enthalten haben könnten – Neu | Zugeri¡tete# | Buß- Bei¡t- | und | Communion-Bü¡lein. | Wie ein jeder Chri‰/ seine Bu‹e | re¡t an‰ellen; | Vornemli¡ aber/ | Si¡ zur Bei¡t/ und ho¡-|würdigen Abendmal Würdi-|gli¡ bereiten/ und darbey so wol in#gemein/ al# sonderli¡ zu Hau#/ und in | der Kir¡en/ na¡ Gelegenheit und | Ordnung der Zeit/ gebührli¡ | verhalten soll. | Allen betrübten/ geäng‰igten | und bußfertigen Bei¡t-Kindern/ zu | heilsamer Lehr/ und krä[tigen Tro‰ ge-|‰ellet und verfertiget. | Dur¡ Gotte#/ und seine# Heil. Wort# | Liebhabern. | Gedru¿t im Jahr Chri‰i/ | 1666. – Nürnbergis¡ | Neu | Zugeri¡tete# | Hand-Bü¡lein/ | Jn Drei‹ig Tro‰- und Lehr-|rei¡e Tractätlein abgetheilet/ | wie sol¡e#/ mit mehrerm/ da# | n䡉 hierauf folgende Blät-|lein zeiget. | Dem dreyeinigen Gott zu Eh-|ren/ wie au¡ zu nu”li¡er
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Erbau-|ung einer jeden Chri‰glaubigen Seelen/ und dann | au¡ allen den jenigen/ so zu Wa‹er und Land | reisen/ zu gut/ und um be‹erer Bequem-|li¡keit bey ›¡ zu führen/ in diß kleine | Format gebra¡t. | Au# Heiliger Göttli¡er S¡ri[t/ | au¡ vieler Gei‰rei¡er Lehrer/ und | berühmter Männer Anda¡ten (derer | Namen in dem Regi‰er beyge-|fügt) verfertiget/ | Dur¡ | Johann Kißling. | Mit Churfür‰li¡er Sä¡›s¡er Freyheit. | Nürnberg/ | Jn Verlegung Chri‰oph Endter#/ | Bu¡händler#. | Jm Jahr 1666. –, ist kein Exemplar mit Frontispiz-Portrait nachgewiesen. Birkens Verse begegnen erst in einem 1672 in Wien erstellten Portraitstich Kißlings von Johann Martin Lerch (zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 23 (1929), S. 110), der von 1659 bis 1684 in Wien tätig war und schon 1670 einen Portraitstich Kißlings, ebenfalls aus Wien, mit einem Widmungstext versehen hatte, der Kißling als "Seinem lieb-Wehrte‰en Herrn Pegvatter" galt. In dem Portraitstich von 1672 (s. Stauffer, 2007, S. 824f.) stehen Birkens Verse in achtzeiliger Anordnung in einer waagrecht-ovalen Kartusche unterhalb des senkrecht-oval gerahmten Portraits. Oben auf dem PortraitOval halten zwei geflügelte Putten ein Spruchband, das in der Mitte zwischen ihnen den Namen des Abgebildeten zeigt und auf den links und rechts gewunden herunterhängenden Enden "von Weis-" | "sen‰adt." und "Et." | "59." Der Verstext ist so angeordnet, daß das Innere der Kartusche vorgewölbt erscheint. Es gibt keine Überschrift. Unterzeichnet ist das Epigramm so: "S. v. Birken." Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es diese korrigierende Abweichung: 4 in] Jn# –. Es ist anzunehmen, daß ein Kupferportrait mit Birkens Versen schon bald nach deren Entstehen gedruckt worden ist; doch ein Nachweis fehlt.
Text 279: Auf Herrn Seba‰ian Lö[elholz von Colberg Stadt Ri¡ter# Patricii Norici und Frau . . . . . Ebnerin gebornen . . . . . . Ho¡zeit. doppel-Sonnet. 194r/v T1 CCLXXIX.] CCLXXIX – T2 Herrn] H. – T3 Patricii Norici] P. N. – T5 Frau] Fr und etc.-Kürzel mit Punkt – T5 gebornen] geb und etc.-Kürzel mit Punkt – 2 der] Kürzel; ebenso 4, 8, 9, 10, 14 – 2 genommen] genom en (ebenso 3 kommen – 4 Nimmt – 9, 14 himmel) – 3 wider] mit der-Kürzel; ebenso 6 andern – 11 oder – 4 getrennte#] getren te# (ebenso 13 trennen) – 4 vermählen] mit ver-Kürzel – 10 und] u. (ebenso 11) – 12 da#] Kürzel – 13 Nun] n verschmiert Dieses Sonett, das eigentlich kein Doppelsonett sondern ein – auch – binnengereimtes Sonett ist, wurde laut Tagebuchnotiz am 29.9.1666 geschrieben (I.252; PBlO.B.2.1.4, 46v): "Epithalamium zu de# Stadtri¡ter# Ho¡zeit 28 Verse. doppelSonnet: pro Oelhafio 10 Lateinis¡e Verse." Die von Birken in eigenem und fremdem Namen bedichtete Hochzeit fand am 30.9.1666 statt. Die Brautleute waren Sebastian Löffelholz von Colberg auf Malmsbach (1612-1693) und Margaretha Ebner von Eschenbach, geb. Pfinzing von Henfenfeld (1629-1668); s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCXXXIII; CCCCXII. Der Bräutigam, damals Blut- und Bannrichter der Reichsstadt, war in erster Ehe seit 1642 mit Sibylla Fürer von Haimendorf verheiratet gewesen, die 1651 gestorben war. Die Braut war in erster Ehe (seit
Gedicht 279, 1666
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1660) mit Johann Clement Ebner von Eschenbach verheiratet gewesen und seit 1665 verwitwet; s. Biedermann, 1748(1), Tab. XXIX. Sie starb nach der Geburt des dritten Kindes aus der neuen Ehe; keines der drei Kinder ist am Leben geblieben. Das lateinische Epithalamium, das in der Tagebuchnotiz als im Auftrag verfaßt erwähnt wird, steht im Konzeptbuch PBlO.B.5.0.26 (zu diesem s. zu Gedicht Nr. 1), 112(8)r/v: In Nuptias Löffelholz-Ebnerias nomine Georgii Tobiae Oelhafii JurisConsulti. Ille ego, cui geminam, ah omnem! ah mea gaudia, prolem bina dies rapuit, sustulit una lues; | Ille ego, quem dolor hic depascitur impiger: atro laeta tibi in luctu, Deuteronymfe, canam? Nos Elegia decet, nos naenia: non Hymeneum tristi exultantem fingere corde licet. Pangere vota licet. Concordes vivite! lites componat Judex, pacis amicus, Amor. Vivite Felices! non misceat aspera gratis Sors melior, nec vos praeproperata secet. [Auf die Löffelholz-Ebnersche Hochzeit im Namen des Rechtsgelehrten Georg Tobias Ölhafen. Ich, dem seine beiden, ach alle seine Kinder, ach meine Freude zwei aufeinander folgende Tage geraubt haben, dieselbe Krankheit weggenommen hat, Ich, den dieser ständige Schmerz versehrt, soll in schwarzer Trauer dir, Neuverlobter, Fröhliches sagen? Elegien ziemen mir, Totenklagen, kein frohlockendes Hochzeitslied bei traurigem Herzen ist mir erlaubt. Doch Wünsche dichten darf ich. Lebt einträchtig! Streitigkeiten schlichte der Richter und Friedensfreund Amor. Lebt glücklich! Nicht mische Hartes unter das Willkommene ein günstigeres Los, und kein vorzeitiger Tod nehme euch dahin.] Georg Tobias Ölhafen von Schölnbach (1632-1685) war seit 1661 verheiratet mit Susanna Catharina Gumpelsheimer; s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCXLVIII. Birkens Gedicht nimmt Bezug darauf, daß am 6. und 8.8.1666 zwei Kinder des Ehepaares, die einzigen damals lebenden, Susanna Maria (geb. 15.2.1663) und Georg Tobias (geb. 22.12.1665) gestorben waren. Schon am 5.4.1662 war die Tochter Anna Catharina (geb. 4.3.1662) gestorben. Beide Gedichte sind gedruckt in diesem Sammelgratulatorium: GENIALI TORO | SACRATO, FELICI, | Quem, | auspicio | Virtutis & Pietatis | stratum, | se-
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cundùm ascendunt | VIR | Nobilissimus, Strenuissimus & Prudentissimus, | DN: SEBASTIANUS | Lö[elhol” â Kolberg in Malm#pa¡ et Gibi-|zenhof/ Dicasterii Imperialis, quod Noribergae est, | Praeses Gravissimus, | ET | MATRONA | tam generis splendore quàm omnigenâ propriarum | virtutum laude Nobilissima, | MARGARETA | sanguine Pfinzingiorum sata, | VIRI | Nobilissimi & Praestrenui | Dn. JOANNIS CLEMENTIS Ebner | ab Es¡enba¡ p. m. relicta vidua, | Solennem hunc ferunt honorem | FAUTORES ET AMICI, | Pridie Cal. Octobris A. R. S. 1666. | Norimbergae, Typis JOANNIS PHILIPPI | MILTENBERGERI. Das lateinische Gedicht steht auf S. C3r, das Gedicht Nr. 279 auf S. C3v. Das Gedicht Nr. 279 ist gedruckt bei Paas, 1990, S. 135; s. Stauffer, 2007, S. 586f. 1-8 Gibet Gott ~ eü¡ wieder geben.] Anspielung auf den beiderseitigen Witwerstand der Brautleute und die Wiederheirat; s. auch v. 4. – 3 ob e# langsam s¡on ges¡i¡t] Das trifft nur für den Bräutigam zu, der viele Jahre im Witwerstand gelebt hatte. – 10-12 Herr, ihr sollet Ri¡ter seyn, ~ die erfreuet ni¡t betrübt?] Anspielung auf die damalige Amtsstellung des Bräutigams.
Text 280: Namen#-Glü¿wuns¡. 194v-195v 7 Wüns¡et] W überschrieben – 8 Na¡t] t überschrieben und verschmiert – 15 und] u. (ebenso 20, 29, 36, 40) – 25 Himmel] Him el (ebenso 46) – 30 […] Korrespondenz zu v. 32 fehlt; entsprechungsloses ____ Einfügungszeichen | versehentlich unter v. 30 – 39 daß] Kürzel – 42 Bruder] mit der-Kürzel – 43 wohlregirer] wohl regirer nachträglich verbunden – 44 Thon] Thon. – 46 der] Kürzel Dieses ist außer demjenigen des Jahres 1670, für das es kein Tagebuch Birkens gibt, das einzige der zahlreichen Lieder, die Birken anläßlich des Namenstags Simon Bornmeisters am 28.10. gedichtet hat (s. Gedichte Nr. 259 (1664), Nr. 265 (1665), Nr. 287 (1667), Nr. 303 (1668), Nr. 316 (1669) sowie Nr. 324 (1670) und die zugehörigen Kommentare), das keine Spur in Birkens Tagebuch hinterlassen hat. Es wird wie die anderen wenige Tage vor dem Anlaß entstanden und am Vorabend des Namenstages (s. v. 1f., 11-16, 22) von Kollegen und Schülern Bornmeisters vorgetragen worden sein. Bei der Übertragung des Liedes aus dem Arbeitsbuch in die Sammlung ist Birken ein Versehen unterlaufen: v. 30 fehlt. Birken hat das selbst bemerkt und das übliche Einfügungszeichen angebracht, allerdings, abermals versehentlich, an der falschen Stelle, und hat überdies den als fehlend reklamierten Vers nachzutragen vergessen. Ein Druck des Liedes ist wie bei den meisten anderen Gratulationsliedern für Bornmeister nicht nachgewiesen. 1f. Guter Tag ~ na¡folgen wir‰] Vgl. v. 8, 47f. Zum wahrscheinlichen Vortrag am Abend des 27.10.1666 s. o. – 5 unsre Musen Wohne] 'Unsere Musen-Wohnstatt': die von Simon Bornmeister geleitete Schule. – 11 deinem Bruder] Der Sonne, die hier als der Sonnengott Sol vorgestellt ist. – 30 […] ] S. o. – 34f. daß er weißli¡ ~ Borne# Mei‰er] Das übliche Spiel mit Namen und Amtsstellung des Adressaten. – 37 al#
Gedichte 280 und 281, 1666 und 1667
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deine Röhre] Ein häufig verwendetes Bild für den Dichter oder Lehrer als Vermittler von Weisheit oder göttlicher und kaiserlicher Gnaden.
Text 281: Zu Herrn Johann Fridri¡ Köler# Für‰li¡ Brandenburgis¡en Secretarij und Jungfrauen Ro›nen Kunigunden Haßfurterin Ho¡zeit. 195v/196r T1 CCLXXXI.] CCLXXXI – T2 Herrn] H. – T2 Johann] Joh. – T2 Köler#] Köler#. – T3 Für‰li¡] Für‰ und etc.-Kürzel mit Punkt – T3 Brandenburgis¡en] Brandenb und etc.-Kürzel mit Punkt – T3 Secretarij] überwiegend lateinische Schreibung – T4 und] u. (ebenso 1, 7, 21) – T4 Jungfrauen] Jf. – T4 Ro›nen] Ro›n. – T4 Haßfurterin] u undeutlich – 1 wieder] mit der-Kürzel; ebenso 9; ebenso 2 nieder – 7 wiedergibet – 7 nimmt] nim t (ebenso 19 genommen – 20 kommen – 34 Himmel) – 16 Seele] zweites e verschmiert – 29 da#] Kürzel; ebenso 31 – 33 Rosenzu¿er] ev. Rosen zu¿er – 34 der] Kürzel – 35 zu¿ersü‹e] ev. zu¿er sü‹e Das erste Gedicht der Jahrgangsgruppe 1667 in der Sammlung gilt der Hochzeit des Kulmbacher Sekretärs in fürstlich Brandenburgischen Diensten Johann Friedrich Köhler und Rosina Kunigunde Haßfurter, einer Tochter des Bayreuther Hauskäufers und langjährigen Kontrahenten Birkens, Laurenz Haßfurters (s. Birkens Briefwechsel mit Adam Volkmann, Nr. 2-42, und die zugehörigen Kommentare: WuK. Bd. 10, S. XXXVf., 283-359; 681-801). Die Hochzeit fand am 22.1.1667 statt. Das Lied hat Birken laut Tagebuchnotiz am 10.1.1667 geschrieben (I.268; PBlO.B.2.1.4, 51v): "S¡reiben an Herrn Köhlern cum Ho¡zeit Lied 36 Verse und munere nuptiali 1 Imperiale." Zuvor war laut Tagebuchnotiz am 9.1.1667 der übliche Hochzeitsbrief eingetroffen (I.267; ebd.): "Ho¡zeitS¡reiben 6 von Secretario Kölern." Der Brief ist in Birkens Archiv erhalten, PBlO.C.174.1, und trägt Empfangs- und Beantwortungsvermerke, die den Tagebuchnotizen entsprechen. Als Postscript hat Köhler angefügt: Ob Meinen ho¡geehrten herrn umb ein klein ho¡zeit Carmen bitten dar[, wirdt derselbe ni¡t ander# dann die begierte sol¡e# zuerlangen u[nehmen, und glauben daß J¡, wie s¡uldig, e# mit aller dan¿barkeit erkennen werde, und mü‰e sonder bes¡werdt, anizo übersendet, da# e# neben‰ andern zum dru¿ bes¡leünigt werden möge. Köhler und Birken kannten einander von Birkens Bayreuther Zeit her, wie eine Tagebuchnotiz vom 1.10.1660 (I.43; PBlO.B.2.1.3, 16r) bezeugt. In den Jahren 1665 und 1666 standen sie wegen verschiedener literarischer Auftragsarbeiten in brieflichem Kontakt; s. Tagebuchnotizen zum 22.9.1665 (I.202; PBlO. B.2.1.4., 32r), 28.9.1665 (I.203; ebd.), 5.10.1665 (I.204; ebd.), 12.10.1665 (I.205; PBlO.B.2.1.4, 32v), 23.11.1665 (I.209; PBlO.B.2.1.4, 33v), 26.4.1666 (I.233; PBlO.B.2.1.4., 40v), 14.6.1666 (I.239; PBlO. B.2.1.4., 42r). Außer dem Hochzeitsbrief und einem Schreiben Köhlers vom 4.1.1670 (PBlO.C.174.2) ist keiner seiner Briefe in Birkens Archiv vorhanden. Die umgehend erfolgte Lieferung des Liedes wird Birken einige Überwindung gekostet haben. Im Konzept eines Briefes an den Kulmbacher Superintendenten Johann Laurenz Frobenius (1623-1682; zu ihm s. zu Gedicht Nr.
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188 in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1, S. 765)) schreibt Birken am 10.1.1667, demselben Tag, an dem er auch das Lied Nr. 281 versandte (PBlO.B.5.0.41, 91v): Der Ho¡zeitbrief führte mi¡ in Versu¡ung, weil Sponsus meine# dortmaligen Adversarij To¡ter heuratet. Aber i¡ erinnerte mi¡ der vorhergehenden VaterUnserbitte, Dimitte sicut et nos dimittimus, habe au¡ s¡on lang‰ vergeben. Irritierend wirkt angesichts dieser Äußerung die Tagebuchnotiz zum 1.6.1665 (I.187; PBlO.B.2.1.4, 27v): "Literae ad Lilium 44, Sueserum 45, Gebhardum 46 cum Danubio pro Haßf〈urtero〉 et ad Frobenium 47." Birkens Lied ist gedruckt in diesem Sammelgratulatorium: Freudiger Zuru[ | mit | Wel¡em | Dem WohlEhrenve‰en/ Großa¡tbarn | und Wohlgelahrten Herrn | Johann Friederi¡ | Köhlern/ | Für‰l. Brandenb. Secretario zu | Culmba¡/ | Al# derselbe | Mit der WohlErbarn/ Viel-Ehr- und Tu-|gendbegabten Jungfer | Ro›na Kunigunda/ | De# WohlEhrnve‰en/ Großa¡tbarn und | Vielgelahrten | Herrn Laurentii Haßfürter#/ | Not. Caes. Publ. Für‰l. Brandenb. Hof-Ritter-Lehen- und | Ehe-Geri¡t#-Secretarii | Eheleibli¡en To¡ter/ | Dien‰ag# den 22. Jan. diese# i”t-lau[enden Jahr# zu | Culmba¡/ sein Ehegelübt solenniter voll-|zoge/ | beglü¿en wolten | etli¡e | Vornehme Herren/ Gönner und | Gute Freund. | Gedru¿t bey Johann Gebharden/ 1667. (s. Stauffer, 2007, S. 604f.). Birkens Gedicht steht als erstes von acht – vom zweiten Beitrag an römisch gezählten – Gedichten ([)(]v / )(2r). Anstelle einer Überschrift erscheint das Trinitätszeichen "m!". Die Unterschrift lautet: "Zu freundl. Willfahrung | übers¡riebe e# | Sigmund von Birken." Die Strophen sind nicht gezählt; der jeweils erste Vers ist eingerückt. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, diese Abweichungen: 5 ni¡t] nit – 7 wiedergibet] wiedergiebet – 15 Jzt] Jezt – 20 izt] Jezt – 23 bangem] langem – 24 Jhn] Jhm 1-21 Gott s¡lägt ~ alte# Leid.] Köhler war demnach schon einmal verheiratet gewesen und verwitwet. – 22-36 Ein Rö#lein ~ in Rosen ein.] Vgl. v. 18. Anspielung auf den ersten Vornamen der Braut.
Text 282: Auf ein Ehe-paar. 196r 1 andern] mit der-Kürzel (n sowohl inner- als außerhalb der -er-Schlaufe des Kürzels) – 2 und] u. Dieses Epigramm muß, seiner Stellung in der Sammlung nach, zwischen Mitte Januar und Mitte März 1667 geschrieben worden sein. Anlaß und Zweckbestimmung sind nicht zu erkennen. Es bildet nach Auskunft zahlreicher Tagebuchnotizen recht gut auch den Birkenschen Ehealltag ab. Ein Druck ist nicht nachgewiesen.
Text 283: Auf Monsieur Gabriel Pömer# Patricii Norici und Jungfrau Maria Regina Beheimin Ho¡zeit. 196r-197r
Gedicht 283, 1667
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T2 Monsieur] M.r – T2 Patricii Norici] P. N. – T4 Jungfrau] Jf. – 1 der] Kürzel; ebenso 26 – 11 daß] Kürzel; ebenso 24, 50 da# – 14 und] u. (ebenso 33, 42) – 15 nun] oberhalb von gestrichenem zu – 23 wieder] mit der-Kürzel – 43 zusammen] zusam en (ebenso 46 ammen – 47 Himmel#) Weder in Birkens Briefarchiv noch im Tagebuch des Jahres 1667 gibt es Spuren, die auf dieses Gedicht und den Anlaß zu seiner Entstehung weisen. Die anlaßgebende Hochzeit fand am 18.3.1667 statt; kurz vorher wird das Gedicht entstanden sein. Die Brautleute waren Gabriel Pömer von Diepoldsdorf (1643-1684; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. DLXXIX) und Regina Maria Behaim von Schwarzbach (1646-1669; zu ihr s. Biedermann, 1748(1), Tab. XI, mit falschem Hochzeits- und Todesdatum). Pömer hat nach dem Tod seiner ersten Frau in deren zweitem Kindbett 1670 abermals geheiratet. Die zweite Frau, Helena Regina Viatis, überlebte ihren Mann; sie starb erst 1716. Das Gedicht Nr. 283 wurde gedruckt in dem Sammelgratulatorium EVpheMIae DVLCes VenIant! | Prout hodie mittuntur, nuptialem | ad festivitatem; | quam | Solenni Ritu celebrat | Nobilissimus, atq´ . Praestrenuus | Dn. GABRIEL POEMERUS | Viri itidem Nobilissimi, Praestrenui, atq´ ue | Amplissimi Domini | WOLFFGANGI JACOBI POEMERI | AErarij, Liberae, ac Imperialis Reipubl. Norimb. | quondam â Secretis Duumviralibus | FILIUS, SPONSUS. | Cum | Nobilissimâ, Virtutum splendore pariter ac formae | Venustate fulgentissima | VIRGINE | REGINA MARIA | Antiquâ generis Nobilitate, Amplissimâ dignitate | & longo Variarum rerum usu exercitatâ prudentiâ | verè Magnifici, & Praestrenui: | DN. GEORGII CHRISTOPHORI | BEHAIMI, Reipubl. Patriae Triumviri gra-|vissimi, Provincialis Primarij longe | meritissimi | FILIA SPONSA | â | FAUTORIBUS ET AMICIS. | d. 18. Martij. | E Typographia WOLFGANGI EBERHARDI FELSECKERI. (s. Stauffer, 2007, S. 607f.). In der Abteilung ΟΨΙΦΑΝΗ (Späteingesandte) ([Dij]v-[Eiv]v) steht das Gedicht Nr. 283 (Diijv/[Div]r) als – römisch gezählter – zweiter von elf Beiträgen. Es gibt keine Überschrift. Die Unterschrift lautet: "Wie wüns¡et | au# dien‰fr. Willen | B. C. P." Die Strophen sind nicht gezählt. Außer Unterschieden der Orthographie und Interpunktion gibt es diese Abweichungen: 15 wir nun] wir‰ du – 34 Enkeln] Enklen – 34 s¡uldig] s¡üldig –. Ob die Namensabkürzung "B. C. P." auf den Autor Birken weist – "Betulius Comes Palatinus" oder "Betulius Coronatus Poeta" – oder auf einen für uns nicht kenntlichen Gratulanten, etwa aus der Familie Pömer, muß offen bleiben. 1 Hesper] Der Morgen- und Abendstern, der Planet Venus, der vor dem Aufgang und nach dem Untergang der Sonne am Himmel erscheint und von allen Sternen am längsten sichtbar ist; vgl. v. 17-20. – 3 mit deinen Lunten-brüdern] 'mit den anderen Sternen'. – 14-16 Eine Venu# ~ ›¡ vermählen.] Zur Liebe der Göttin Venus zu Adonis s. Ovid, Metamorphosen 10, v. 520-559. – 31 Diese# Gro‹en Vatter# Kind] Der Vater der Braut war Georg Christoph Behaim (1599-1676; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. XI), der Mitglied des Älteren Geheimen Rats, Vorderer Losungsherr und Reichsschultheiß war. Regina Maria Pömer stammte aus seiner zweiten Ehe (1634) mit Maria Helena Gugel, die 1670 starb.
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Apparate und Kommentare
Text 284: Zu Herrn Magister Heinri¡ Arnold Sto¿et#, Für‰li¡ Brandenburgis¡em Ehrengedi¡te. 197r/v T1 CCLXXXIV.] CCLXXXIV – T2 Herrn] H. – T2 Magister] M. – T2 Arnold] Arn. – T3 Für‰li¡] Für‰l. – T3 Brandenburgis¡em] Brandenb. – 1 Himmel] Him el (ebenso 4; ebenso 11 S¡lamm – 12 Flamm – 15 thummer – 19 ‰immt – 21 Himmelwart# – 32 ammt) – 4 wieder] mit der-Kürzel – 10 und] u. (ebenso 14, 16, 18, 22, 28, 29, 31) – 15 der] Kürzel; ebenso 27, 32 – 19 tirelir] vor e ein Buchstabe gestrichen – 21 au¡] a. – 21 s¡wingen,] s¡wingen. – 30 Gnadenbli¿e] danach ein Zeichen gestrichen – 31 da#] Kürzel Höchstwahrscheinlich ist dieses Gedicht am 20.3.1667 geschrieben worden. Auf diesen Tag ist der Brief datiert, mit welchem Birken Stockfleth das Gedicht zugesandt hat und den Stockfleth zusammen mit dem Gedicht gedruckt hat. Wahrscheinlich reagierte Birken auf eine briefliche Bitte Stockfleths, die ihn am selben Tag erreicht hatte. Daß der Empfang des Briefes im Tagebuch Birkens erst zum 21.3.1667 verzeichnet ist (I.282; PBlO.B.2.1.4, 55v: "S¡reiben von Herrn Magister Sto¿eth 40.") könnte ein Versehen sein. Mit Heinrich Arnold Stockfleth (1643-1708; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 337-342; Will. Bd. 3 (1757), S. 779; Jürgensen, 2006, S. 288-299), der 1666 in Altdorf den Magistergrad erworben hatte und zur Zeit der Abfassung der Prosaekloge, für die Birkens Gedicht bestimmt war, sich um eine Anstellung bemühte, stand Birken laut Auskunft seines Tagebuchs seit Mitte Mai 1666 in Kontakt (Notiz zum 13.5.1666: I.236; PBlO.B.2.1.4, 41r). Nur einmal, zum 9.6.1666 (I.238; PBlO.B.2.1.4, 42r), ist vor der oben aufgeführten Notiz der Empfang eines Briefes von Stockfleth verzeichnet. In Birkens Archiv erhalten ist aus dieser frühen Zeit keiner. Als einziges Ehrengedicht gedruckt ist das Gedicht Nr. 284 in diesem Werk Stockfleths: Ho¡-Für‰li¡e# Kun‰-Prangen/ | und | Unterthänig‰e# Gnad-Verlangen/ | dem | Dur¡leu¡tig‰en Für‰en und Herrn- | HERRN | Chri‰ian-Ern‰en/ | Marg-Graven zu Brandenburg/ | Zu Magdeburg/ in Preu‹en/ zu Stettin/ Pommern/ der Ca‹uben | und Wenden/ au¡ in S¡le›en zu Cro‹en und Jägern-Dor[ | Her”ogen/ | Burg-Graven zu Nürnberg/ | Für‰en zu Halber‰adt/ Minden | und Camin; | An dero Ho¡-Für‰li¡en Nahmen#-Tag/ wel¡er/ na¡ | ordentli¡er Zeit-Re¡nung/ fällt auf den 3ten Tag | de# April-Monden/ | Jn unterthänig‰er Demut | entdekkt/ | Und zu seine# Ho¡-Für‰li¡en Nahmen#-Ehre | bes¡rieben/ | von | Dero Ho¡-Für‰li¡en Dur¡leu¡t | unterthänig‰-demütig‰em Clienten | M. Heinri¡ Arnold Stokkethen/ der H. S¡ri[t | und edlen Di¡t-Kun‰ Ergebenen. | Altdor[/ | Gedrukkt bey Georg Hagen/ der Löbli¡en Univer›tät Bu¡drukker | Sel. Wittib. | Jm Jahr 1667. (s. Stauffer, 2007, S. 609-611). Es steht dort auf der Seite Nijv, ohne Überschrift unter dem Trinitätszeichen "m!". Die Unterschrift lautet: "Sigmund von Birken | S. Caes. Maj. Com. Pal." Die größere Ausführung des Anfangsbuchstabens von v. 1 erzwingt Einrückung von v. 2 und v. 3. Zwischen v. 20 und v. 21 ist ein Spatium, v. 21 und v. 32 sind eingerückt. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, diese Abweichungen: 4 ihr] ihm – 13 ihren] ihrem – 17 ni¡t] nit – 20 erge”et] ergö”et – 21 s¡wingen] swingen –. Der vor dem Gedicht gedruckte Begleitbrief Birkens (Nijr) lautet:
Gedicht 284, 1667
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Nobili Amplissimo et Clarissimo DOMINO M. HEINRICO ARNOLDO Stokketh/ SS. Theol. & Ministerij nec non Divae Poëseos CANDIDATO DIGNISSIMO Domino, Fautori et Amico honoratissimo * * * Nobil. Amplissime et Clarissime Domine Fautor et Amice honoratissime! CArmen, quod poscis, mitto: sed eâ, quâ potui, nempe aridâ, non quâ volui, venâ haustum & effusum. Nimis enim parcè temporis usuram mihi concedit, his talibus, pistrinum illud meum, quod me scis versare. Contentus igitur eris hoc, non Marone, sed Maevio. Perplacet Tuum istud Meletema, quo venatu CLEMENTIAM SERENISSIMI PRINCIPIS retibus Tuis implicabis, spartam exambiturus; quod Deus ratum faustumque faxit. Plura addere non licet, cum aurem velliat et calamum crastinus tabellio. Ergo mihi multum valeas, multumque faveas Ampl. T. Clarit. Deditissimo S. à. B. Dab. alato calamo Norib. 13. Kal. Apr. M DC LXVII. [Dem Edlen, Weit- und Hochberühmten Herrn Magister Heinrich Arnold Stockfleth, der heiligsten Theologie und des Kirchendienstes sowie der göttlichen Poesie würdigstem Kandidaten, Meinem hochgeehrten Herrn, Gönner und Freund. Edler, weit- und hochberühmter Herr, höchstgeehrter Gönner und Freund! Das Gedicht, das du forderst, schicke ich hier. Es ist aber aus der Begabung geschöpft und ergossen, über die ich verfüge, nicht aus der, aus der ich es gern geschöpft hätte. Allzu knapp nämlich gestattet mir die Mühle, in der du mich rotieren weißt, den Gebrauch der Zeit. Du wirst also nicht
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mit Vergil, sondern mit Maevius zufrieden sein müssen. Dein Gedicht gefällt mir sehr. Mit ihm jagend wirst du in deinen Netzen die Gnade des erlauchten Fürsten einfangen und eine Anstellung erlangen, was Gott glückhaft fügen möge. Mehr kann ich jetzt nicht hinzufügen, weil der morgen abreisende Bote Ohr und Feder bedrängt. Also leb wohl und bleibe gewogen dem deiner Weit- und Hochberühmtheit Ergebensten S. v. B. Gegeben in Eile in Nürnberg am 20.3. 1667. 1-4 Die Edle Kun‰ ~ eine Straß.] Der himmlische Ursprung aller Kunst ist ein von Birken in vielen Variationen immer wieder verwendetes Motiv. – 5-10 Sie springt empor ~ Wärme geben.] Die Benennung von Regenten als Götter ist bei Birken stets dadurch legitimiert, daß er sie als Repräsentanten Gottes auf Erden sieht, die das von diesem gewollte Regiment führen; s. hier v. 7. – 8-10 die Föbu# leyr ~ Wärme geben] Mit der Leier / Kithara hatte Apollo Marsyas besiegt; s. Ovid, Metamorphosen 6, v. 392400; Fasti 6, v. 697ff.; die "Föben" sind die hier als Sonnengottheiten ins Bild gebrachten Fürsten. – 11-14 Die S¡natter Gäns' ~ spazieret] Bildliche Kontrastierung schlechter und guter Dichter, die der Nähe des Herrschers fähig und würdig sind. Zur angeblichen Fähigkeit des Adlers, in die Sonne zu blicken, s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 764, 773f., 775, 777, 779; vgl. Gedicht Nr. 232, v. 13-16. – 13 die unsren Tag auf ihren Wagen führet] Die mythische Vorstellung vom Sonnenwagen liegt zugrunde. – 14 in güldnen Stü¿] 'in goldenem Gewand'. – 17-20 Die Edle Ler¡ ~ von ihr.] Dieselbe Kontrastierung wie in v. 11-14 mit einem anderen Bildfeld. – 22 von Gott und Göttern ›ngen] S. zu v. 5-10. – 23-28 Eur Jnnhalt ~ Ruhme ziert.] Inhaltliche Charakterisierung des Stockflethschen Huldigungswerkes. – 29-32 wer Götter ehrt, ~ im n‰ern ni¡t.] Wie Birkens Begleitbrief macht dieser Gedichtschluß das Zentralanliegen der Ekloge Stockfleths kenntlich: sich dem Fürsten für eine Bestallung anzudienen, zu der es dann ja auch bald kam. Demnach ist die von Jürgensen, 2006, S. 288, und Stauffer, 2007, S. 610, getätigte bzw. vorausgesetzte Mitteilung zu korrigieren, Stockfleth sei zur Zeit des Beginns der Kontakte zu Birken schon im Besitz seiner ersten Stelle als Pfarrer gewesen. Dieser Gedichtschluß, Birkens Begleitbrief und der Gesamttenor der Ekloge sprechen dagegen.
Text 285: Zu Herrn Georg Chri‰of Rents¡el# Für‰li¡ Brandenburgis¡en CammerRath# Psalter Werk. 197v/198r
Gedicht 285, 1667
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T2 Herrn] H. – T3 Für‰li¡] Für‰ und etc.-Kürzel mit Punkt – T3 Brandenburgis¡en] Brandenb. – T3 CammerRath#] Cam erRath# (ebenso 14 Himmel) – T4 Werk] Werk# – 2 und] u. (ebenso 5, 6, 8, 9, 10, 14) – 2 da#] Kürzel; ebenso 15 – 12 der] Kürzel – 13 Rents¡el#] t oberhalb der Zeile Als dieses Gedicht irgendwann zwischen Ende März (s. Gedicht Nr. 284) und der zweiten Septemberhälfte 1667 (s. Text Nr. 286) zusammengestellt (s. u.) wurde, war das Werk, auf das es sich bezieht, längst erschienen und sein Verfasser, der mit Birkens erster Ehefrau weitläufig verwandte Bayreuther Regierungsbeamte Georg Christoph Rentschel (1607-1666; zu ihm s. WuK. Bd. 5, S. 795f.; Stauffer, 2007, S. 544, 578, schreibt ihm fälschlicherweise auch noch das Amt eines Bayreuther Gymnasialprofessors zu, das aber Johann Wolfgang Rentsch (1637-1690) innehatte) schon länger tot. Rentschels Vorrede ist auf den 27.7.1666 datiert, und wenig später könnte sein Werk erschienen sein. Am 7.8.1666 aber ist der Autor gestorben. An eben diesem Tag schrieb der Bayreuther Generalsuperintendent, Caspar von Lilien, Birken (PBlO.C.203.30): unser Herr Cammer-Rath Rens¡el hat mit dem ende seine# psalterwerk#, au¡ sein zeitli¡e# leben geendiget, und wie er in seinem leben, also hat er au¡ im ‰erben sehr geeylet, daß er kaum einen tag re¡t krank gewesen. Gott trö‰e die hinterlaßene Wittbe und freunde […]. Mit Rentschel stand Birken seit seiner Bayreuther Zeit in intensivem Kontakt, wie zahlreiche Notizen vom Beginn der erhaltenen Tagebuchjahrgänge an bekunden. Von dem diesen Notizen nach sehr umfangreichen Briefwechsel ist so gut wie nichts in Birkens Archiv erhalten geblieben: lediglich drei Briefe aus den Jahren 1658 und 1661: PBlO.C.276.1-3. Zunächst standen Anliegen Birkens im Vordergrund, z. B. der Streit mit dem Hauskäufer Haßfurter und Erbschafts- und Steuerquerelen der ersten Ehefrau. Nach dem Umzug Birkens nach Nürnberg kamen Anliegen Rentschels hinzu, vor allem solche im Zusammenhang der Arbeit an seinem Psalterwerk CITHAROEDUS MYSTICUS, | Da# i‰/ | Der Gei‰-volle Har[en-spielende | DAVJD/ | Wie Er | Jn seinen Wohlklingenden | Psalter-Liedern | De# Er‰en Theil#/ | Allen andä¡tigen Liebhabern GOtte#/ zur erbauli¡en | Lehre/ Allen angefo¡tenen Her”en und Gnaden-begierigen Gewi‹en | zum krä[tigen Tro‰/ Allen Sünd-liebenden Welt-Kindern zur ern‰-|li¡en Warnung/ au¡ re¡ts¡a[enen Buß und Be‹erung; | Vornehmli¡ aber/ allen Himmel-sehnenden Seelen | zum sü‹en Vors¡ma¿ de# ewigen | Leben#/ | Vermittel‰ Göttli¡en Finger#/ de# | werthen Heiligen Gei‰e#/ | Treü-meinend gezeiget worden | von | GEORGIO CHRISTOPHORO | Rens¡el/ | Für‰l. Brandenb. Cammer- und Land-| s¡a[t-Rath zu Bayreuth. | Gedru¿t daselb‰en dur¡ Johann Gebhardten/ | Anno M DC LXV. (s. Stauffer, 2007, S. 544-546). Dieses Werk, zu dem Birken ein Ehrengedicht beigesteuert hatte (s. WuK. Bd. 5, Nr. 190, S. 246-251, 784-789), lag Birken Anfang August 1665 vor; s. Tagebuchnotiz zum 3.8.1665 (I.196; PBlO.B.2.1.4, 30r): "S¡reiben […] an Herrn Ren”s¡eln (der mir sein Psalterwerk saubergebunden verehrt)". Zum 27.6.1666 hat Birken im Tagebuch notiert (I.241; PBlO.B.2.1.4, 42v): "Lied vor Rens¡el# Psalter verfertigt 48 Verse." Das galt dem zweiten Teil des Werkes: CYTHAROEDI MYSTICI SYMPHONIA, | Da# i‰/ | De# Gei‰-vollen Har[en-spielenden | DAVJDS/ | Mehr-wohlklingende | Psalter-Lieder/ | Oder | Der
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andere und leztere Theil/ | De# erläuterten Davidis¡en Psalter-Bü¡lein#/ | Allen andä¡tigen Liebhabern GOtte#/ zur erbauli¡en | Lehre/ allen angefo¡tenen Her”en und Gnaden-begierigen Gewi‹en zum | krä[tigen Tro‰/ allen Sünd-liebenden Welt-Kindern zur ern‰li¡en | Warnung/ au¡ re¡ts¡a[enen Buß und Be‹erung; | Vornehmli¡ aber/ allen Himmel-sehnenden Seelen | zum sü‹en Vors¡ma¿ de# ewigen | Leben#/ | Vermittel‰ de# Göttli¡en Finger#/ de# | werthen Heiligen Gei‰e#/ | Treü-meinend gezeiget | Vom | GEORGIO CHRISTOPHORO | Rens¡el/ | Für‰l. Brandenb. Cammer- und Land-|s¡a[t-Rath zu Bayreüth. | Gedru¿t daselb‰en dur¡ Johann Gebhardten/ | Anno MDCLXVI. (s. Stauffer, 2007, S. 579-581). Wie Birkens Beitrag zum ersten Teil steht auch der zum zweiten in der Sammlung S. v. B. Todten-Andenken und Himmel#-Gedanken oder Gotte#- und Tode#-Gedanken (WuK. Bd. 5, S. 260f.; 795-798), allerdings nur mit den Strophen 1-8 des gedruckten Textes, insgesamt 32 Verse. In dieser Gestalt hat Birken das Gedicht später als Beispiel für die Gedichtart "EhrenZuru[" in seine Poetik aufgenommen (Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰ (1679), S. 265f.). Tatsächlich umfaßt Birkens Beitrag für den zweiten Teil des Psalterwerkes 48 Verse. Er steht als erster in der langen Reihe der Ehrengedichte, [(3)3]v / [(3)4]r. Überschrieben ist er Erklärung de# Titel-Kup[erblat#. Die letzten vier Verse tragen eine eigene Überschrift: Teüts¡ung de# Epigrammatis | Uber de# H. Autoris Bildni#. Daß Birken das Ganze als Einheit betrachtete – Stauffers, 2007, S. 580, Ergänzung "Lied[er]" in der Tagebuchnotiz zum 27.6.1666 (s. o.) ist überflüssig –, zeigt sich daran, daß Birkens Widmungsunterschrift "Seinem ho¡geehrten H. S¡wager | sezte e# zu dien‰fr. Andenken | Sigmund von Bir¿en C. Com. Pal.", die natürlich das Ganze betrifft, unter dem Epigramm steht. Die Zusammengehörigkeit wird durch das Gedicht Nr. 285 bestätigt. Alle 48 Verse sind neu gedruckt bei Paas, 1990, S. 133f. Das Gedicht Nr. 285 besteht aus den drei Schlußstrophen des gedruckten Gedichtes und dem hier nicht mehr abgetrennten Epigramm. Daß dieser Teil des Ganzen in eine andere Sammlung eingetragen wurde als der erste, wird an seiner Konzentration auf den Autor liegen, während der Hauptteil des Gedichtes dem Werk galt. Doch muß offen bleiben, warum die Eintragung erst so spät erfolgte. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, weist die Druckfassung diese Abweichungen auf: 1 darau# er mit-regieren] 33 (wer will mit Ruhm regieren? – 2 und ~ führen;] 34 Der lerne au# der S¡ri[t/ deß Für‰en Zepter führen/) – 3 e#] 35 da# – 3 ihn] 35 in – 3 diß Bu¡ ihn au¡] 35 daß ihn au¡ so – 11 gei‰ige#] 43 gei‰li¡e# – 14 Anda¡t] 46 Anda¡t# – 15 wei‰] 47 zeigt – 16 unsrem] 48 unserm –. Das lateinische Epigramm Birkens, das der Übersetzung der Verse 13-16 (45-48) zugrunde liegt, ist mit dem von Jacob von Sandrart gestochenen Kupferportrait Rentschels dem Werk als Frontispiz vorgefügt; s. Stauffer, 2007, S. 578f. Ursprünglich war das Portrait vielleicht schon für den ersten Teil vorgesehen gewesen. Das legen die beiden folgenden Tagebuchnotizen nahe: 27.4.1665 (I.179; PBlO.B.2.1.4, 25v): "S¡reiben an Gebhard der Ges¡wey Annel mitgeben, samt dem gezei¡neten Conterfait an CammerRaht Rents¡el."; 5.6.1665 (I.187; PBlO.B.2.1.4, 27v): "S¡reiben von Herrn CammerRaht Ren”s¡eln 77. mit den Eins¡luß zu Herrn Sandrart# Conterfait angedingt." Entstanden ist das Epigramm – wie das gedruckte Gedicht – am 27.6.1666. Eine auf diesen Tag datierte
Gedichte 285 und 286, 1667
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Manuskriptversion enthält das Konzeptbuch PBlO.B.5.0.26, (dazu s. zu Gedicht Nr. 1), 110(6)v. Es trägt dort die Überschrift: In Effigiem Georgii Christophori Rentschelij. Birkens Verse müssen vor der Anfertigung des Portraitstichs entstanden sein. Sie stehen nämlich nicht über dem Brustbild-Portrait, sondern in einer liegend-ovalen Kartusche darunter. Das Blatt ist bei Paas, 1988, S. 727, reproduziert. Das lateinische Epigramm lautet: Renschelium vigilans jungit Prudentia Consis: Renschelium sanctus Numinis ardor agit. Jessaeum testatur Opus. Sic audit utrinq` ue, Principibus charus, gratus et ipse DEO. Excell. Autori DN: Affini honormo Honoris isthoc offic. exhib. Sigismundus à Birken C. Com. Pal. Die Manuskriptfassung weist, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, diese Abweichung auf: 4 charus (2x)] gratus (2x). 1 diß Bu¡] Akkusativ; der biblische Psalter ist gemeint. – 1 mit-regieren] Der oberste Regent ist Gott; s. v. 2. – 2 seinen Für‰en] Dativ. – 5 Sein Spru¡, Arbeit und Bet] Im Portraitstich ist oberhalb des senkrecht oval gerahmten Portraits in der Mitte das Wappen des Abgebildeten angebracht und daneben rechts und links ein Spruchband, auf dem links zu lesen ist "Symb. ORA ET" und rechts "LABORA. 1666." – 16 den Göttern hier auf Erd] Beide Teile des Psalterwerkes sind dem Bayreuther Fürstenpaar gewidmet.
Text 286: Reise-Wuns¡ für Franz-Joseph Bur¡i. 198r/v 3 daß] Kürzel – 3 hinder] mit der-Kürzel (Kürzel überschrieben); ebenso 5 oder – 6, 35 wieder – 18, 26 sondern – 7 und] u. (ebenso 17, 33) – 7 nirgend] rg überschrieben – 7 Mercurius] mit -us-Kürzel – 9 au#] # überschrieben – 10 ni¡te#:] danach ein Wort oder Wortanfang gestrichen – 11 bourle] ou überschrieben – 12 Goldgroßspre¡er] mit -er-Schlaufe; ebenso 12 Goldma¡er – 15 Gesundma¡er – Mau#fänger – 15 Gesundma¡er] durch Streichung aus Gesundtma¡er – 19 der (1. Position)] Kürzel; ebenso 23 – 21 de‹en] ‹ überschrieben – 23 Bur¡i] ¡i verschmiert – 23 entse¿eln] ense¿eln – 26 vertröper] f nachträglich eingefügt – 35 komme] kom e (ebenso 35 nimmer) Auf dieses stilo lapidario abgefaßte Gedicht dürfte sich Birkens Tagebuchnotiz vom 21.9.1667 beziehen (I.313; PBlO.B.2.1.4, 65r): "In Burrhum poeti›rt." Gegenstand ist der aus Mailand stammende Jesuitenzögling Giuseppe Francesco Burrhi / Josephus Franciscus Burrhus (ca. 1616-1695); zu ihm s. Zedler. Bd. 4 (1733), Sp. 768-770), Sektierer, Alchimist, Arzt und Hochstapler mit europaweitem Renommé. Seine bewegte Karriere begann am päpstlichen Hof, wo er früh in den Verdacht der Ketzerei
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geriet und zum Abschwören gezwungen wurde. Darauf soll er in Mailand Jünger um sich geschart, das nahe Weltende verkündet, sich als vom Erzengel Gabriel zum General der letzten Armee bestimmt ausgegeben, die Göttlichkeit der Mutter Jesu behauptet und eine abenteuerliche Christologie und Schöpfungslehre entwickelt haben. Nachdem die Inquisition einige seiner Anhänger festgenommen hatte, floh er aus Mailand. 1659 wurde in Rom ein Prozeß gegen ihn eröffnet und er Anfang 1661 in effigie zum Feuertod verurteilt. Burrhi hatte sich von Mailand aus zunächst über Innsbruck nach Straßburg gewandt, wo er sich 1659/60 aufhielt (s. Wentzcke, 1904, S. 91f.), und dann nach Amsterdam begeben, wo er als Alchimist und Mediziner großes Aufsehen erregte und mehrere Klienten um große Geldbeträge erleichterte. In Hamburg wußte er von der Königin Christina von Schweden und später in Kopenhagen von König Friedrich III. große Summen für die Gewinnung des Steins der Weisen, des Hauptmittels für die Goldherstellung, zu erlangen. Nach dem Tod des Königs wurde seine Stellung in Kopenhagen unhaltbar. Auf der Reise durch die österreichischen Erblande – angeblich mit dem Ziel Türkei – wurde er 1670 unter dem Verdacht, in die ungarische Magnatenverschwörung verwickelt zu sein, verhaftet und zunächst in Wien festgesetzt, später dann nach Rom ausgeliefert. Dort mußte er abermals abschwören und wurde zu ewigem Gefängnis verurteilt. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er als vielbesuchter Alchimist und Arzt auf der Engelsburg. Daß Birken Ende 1667 gegen Burrhi wetterte (s. auch Gedicht Nr. 293), dürfte durch aktuelle Nachrichten über Burrhi aus Hamburg oder Kopenhagen veranlaßt worden sein. Es mag aber auch eine Rolle gespielt haben, daß Birken damals an der Reisebeschreibung Ho¡Für‰li¡er Brandenburgis¡er ULYSSES arbeitete, wie zahlreiche Tagebuchnotizen bekunden. In der Beschreibung des ersten Aufenthaltes des jungen Markgrafen Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth und seiner Begleitung in Rom ist dort zum 2.1.1661 zu lesen (S. 118f.): Den 2 diß Na¡mittag/ wurde in der Kir¡e S. Maria Sopra la Minerva, wel¡e dem Orden der Dominicaner zustehet/ Franciscus Josephus Burri ein Milaneser/ weil er (wie man vorgabe/ glei¡wol darneben ihm vieler anderer Bo#heiten beschuldigte/) vor Christum ›¡ au#gegeben/ von der In-|quisition, mit gro‹er Sollenitet/ da die S¡ranken in der Kir¡e mit vielen geharnis¡ten S¡wei”ern bese”et/ inglei¡en die Kir¡e von ausen mit einer starken Wa¡t beleget war/ gegenwart# der Cardinäle( in Effigie zum Feuer/ au¡ seine Apo‰el und adhaerenten/ wel¡e theil# in Person vorge‰ellet/ zur ewigen Gefängniß/ und etli¡e auf 5 Jahre lang zur Galere, verpannet: Wel¡e Handlung ›e au¡ mit angesehen. Prinz Christian-Ernst ist mit Burrhi auch persönlich zusammengetroffen. Bei der Beschreibung seines Besuchs in Amsterdam heißt es zum 20.8.1661 (S. 200): Na¡mittag/ besu¡ten Sie obgeda¡ten Burri: wel¡er Jhnen seine habende Rariteten zeigete/ und ›e mit allerhand Discursen/ sonderli¡ von seiner zu Rom von der Inquisition erlittenen Condemnierung/ bi# gegen Abend unterhielte.
Gedicht 286, 1667
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Im Konzeptheft PBlO.5.0.26 (zu diesem s. zu Gedicht Nr. 1) steht (115(11)r) als erster Bestandteil der Jahrgangsgruppe 1668 diese etwas kürzere lateinische Version des Textes: In Franciscum Josephum Burrhum. Veritas, pedibus ambulat: Mendacium grallis; procedit ut procidat. Burrhus, pedibus caret, quia mentiri solet: Vel, si pedibus accedit, habet, ut recedat, Mercurius nullibi fixus, semper fugitivus. Ex nihilo omnia condere, DEI creatoris est: Burrus ex auro nihil condit, burras vendit. Chrysologus, non Chrysogonus. Aurum parturit, auram parit, vanissimus Agyrta. Nate expilandis Aularum, Burrhe, crumenis! Cur tibi non aurum, si potes, ipse paris? Non paris: at partum Te decoctore peribit. Siccine grassaris, tutus in Orbe Latro? Etiam Medicus est, hic Mendicus: cui impune licet, ut mentiri et praedari, ita occidere: Quasi in manu Jmpostoris vitae hominum eunt, cujus in mente nulla in DEUM Fides. Jtale, nobiscum quae res tibi perfide! Candor Callida Germanus non tua furta feret. Neve tuâ serpat pestis porrigine, Porce! Mox, longè, nequam, cede, recede, redi. Weder von der deutschen noch von der lateinischen Fassung ist ein Druck bekannt. Zur Form dieser Verwünschungsrede ist Birken wohl durch einen stilo lapidario verfaßten, auf den 1.1.1660 datierten, "F. R. C. R." unterzeichneten Text zu Ehren Burrhis veranlaßt worden, der sich als von einer fremden Hand verfaßtes Manuskript in Birkens Archiv befindet: FRANCISCO JOSEPHO | BURRO | Sacrum. (PBLO.C.404.4.64). Es ist eine Abschrift eines Werkes des Politikers und Publizisten Johannes Frischmann (ca. 1612-1680; zu ihm s. Wentzcke, 1904; ADB. Bd. 49 (1904), S. 153 (Wentzcke)). Der Druck der Frischmannschen Schrift lag uns in einem Exemplar der Forschungsbibliothek Gotha (Diss. jur. 8° 00183(20)) vor. Die Abschrift ist äußerst sorgfältig. Es gibt keine Abweichungen im Wortlaut und in der Zeilenanordnung sowie der Orthographie; selbst die Interpunktion ist fast immer exakt
Apparate und Kommentare
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übernommen. Durch Kursivdruck hervorgehobene Passagen sind im Manuskript bis auf wenige Ausnahmen durch Unterstreichungen markiert. Einige der wenigen Druckfehler sind in der Abschrift korrigiert, einige übernommen. Selbst die Verteilung des Textes auf die jeweils acht Heftseiten ist identisch: 1r: Titel, 1v: leer, 2r: 1-35, 2v: 36-75, 3r: 76-115, 3v: 116-155, 4r: 156-194, 4v: 195-217 und Unterschriftgruppe. Nur das im Druck abschließende "FINIS" fehlt im Manuskript. In der Staatsbibliothek München liegt ein äußerlich gleichartiger Druck des Textes (4 Diss. 2059(27)) mit hier und da leicht abweichendem Wortlaut, in dem 34 Zeilen des dem Manuskript zugrunde liegenden Druckes fehlen. Das Exemplar der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (Db 715(2)) haben wir nicht eingesehen. Der längere Text ist, allerdings in geänderter Zeilenanordnung und mit einigen kommentierenden Anmerkungen, auch in diesem anonym publizierten Werk gedruckt: NOVA | LIBRORVM | RARIORVM | CONLECTIO, | QVI | VEL INTEGRI | INSERVNTVR | VEL | ADCVRATE RECENSVNTVR. | FASCICVLVS PRIMVS. | HALIS MAGDEBVRG. | IN OFFICINA RENGERIANA. | A. O. R. CIICVIIII., S. 273-282. In einer der Anmerkungen nennt der Herausgeber Frischmann als Verfasser. Dessen Autorschaft behauptet er auch für die ebenfalls von ihm neugedruckte Schrift GENTIS | BVRRORVM, | NOTITIA (S. 243-272), in welcher für Burrhi die Abstammung aus einem altrömischen Rittergeschlecht konstruiert wird. Nach Wentzcke, S. 92, stammt dieser Text aber nicht von Frischmann. Dieser, der damals als Resident des französischen Königs in Straßburg amtierte und sowohl aufgrund seiner Amtsstellung als auch wegen seines Auftretens dort nicht sonderlich beliebt war – die Unterschriftsabkürzung "F. R. C. R." ist zu "Frischmannus Regis Christianissimi Residens" aufzulösen –, war ein Anhänger Burrhis und hatte während dessen Aufenthalts in Straßburg 1660/61 persönlichen Umgang mit ihm; s. Wentzcke, S. 91f. Der Text des Lobgedichtes wird hier nach der Manuskriptfassung wiedergegeben. Die wenigen kleinen Versehen, die er enthält, werden stillschweigend korrigiert. FRANCISCO JOSEPHO BURRO Sacrum | JLLVSTRISSME BURRE. Fatis factisq` ue tuis, et Stemmate talis: Nostri Phaenix Seculi, rara Europae progenies, Nobile Jtaliae depositum, ornamentum simul ac tormentum, 5
Novum Germaniae decus ac illustramentum, Exoptatum Argentinae Oculiferium, Astri Oenopontani desiderium: Extremum Naturae conamen, opus, miraculum:
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Potens Artifex, 10
Spiritum concipere Mundi, Plantas in cineres manente cujusvis figurâ, deducere, Earundem cineres, Suis cum cujusvis lineamentis Talismanicis ad eandem speciem deducere, Jgnis beneficio ritè suppositi balneo Mariae:
15
AEsculapius faelix, Vates sagax, Morbos quosvis ex vultu, vultum ex Aqua vaticinari, morbidos sospitare. vires cordis reparare auro, aurum parare hydrargyro; Jllo sapientum Argento vivo septies mundato, Jllâ Mercuriali aquâ, Metallorum materiâ,
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Jllâ dispositione perpetuâ, vitro illo perenni, Jllo incorrupto vitri oleo, primâ illa materiâ Quo simul liquore Nobilissimo, Fiunt Lampades perpetuò ardentes, Lucernae continuo fulgore lucentes,
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Calor innatus perpetuò vitalis. Amplius expertus, (Et in hoc praemines solus, nec habes parem in orbe) Talci duritiem liquefacere, admirando liquefacti oleo, Abigere
30
Manuum, pedum, membrorum, ne pungant amplius, punctiones; Abstergere eodem Corporis plagas, cicatrices, vultui naevos, maculas, cutis dedecora, Addere eôdem eidem Pulchrum habitum, novam formam, statam aetatem, constantem vigorem
35
Ad extremum usq` ue vitae terminum. | Novis ungentorum inventis, Ex intimis pretiosarum rerum potentiis Solerter compositorum, Calculos ex pituitâ serovè contractos extrahere,
40
Et è stirpe, ne recrescant, revellere, Putridas cujusvis visceris intentiones delere tabidi: Dare usum Surdis aurium, caecis oculorum, claudis pedum;
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Reddere sinciput insanis sanum, 45
Enecare et eradicare gangraenam, Redintegrare Corruptis venere, vino, labe, tabe, catharro, deliquio, febri, tussi, Sanguinem purum, temperatum, vegetum, salubrem, ambulatorium, vitalem, harmonicum, lenem
50
uno dicam verbo, Desperatis sanitatem, moribundis vitam, Sed diaetetico medentis imperio obsequiosis. Talis ipse tuis hîc cluis factis, ac potiorum consensu; Unde,
55
(citra cujusvis tamen medici obtrectationem: Neq` ue enim unius laudatio est alterius vituperatio: Neq` ue ista commendatio ex aliorum injuria orta, Neq` ue tibi odium ex invidia, sed amorem ex merito paritura est,) Praetereuntium digito monstraris, et diceris, hic est:
60
` medicae, Sol et Sal, Jlle artis, non professae quanquam, Chymicae lux et dux, Hippocraticae Rex et Lex, Galenicae nox et nex Admirandae Philosophiae de microcosmi Magnete apex, Succenturiatus Naturae Opifex, Plantarum, metallorum, lapidum, gemmarum, cinerum
65
Formator et reformator igneus, Vulcani socius, Jovis Nepos, Solis soboles, Mercurii dextra, Martis pugnus, Palladis caput, Lunae oculus, Argonautarum Signifer, Colchicae diphterae ductor et doctor; AEsculanus et Argentinus Deus;
70
Jnter Equites Philosophus et inter Philosophos Eques, Ex antiquissimo Equestrium Burrorum, ortus ordine, (Rarissimo inter nostri aevi Equestres exemplo, Quibus plerunque ejusmodi gloriosa videtur ingloria scientia) AEgrotorum votum, jubar, asylum, remedium,
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Colluctator morborum, mortis Antagonista, sanitatis custos, | Medicorum Medicus, Archiater, Pater medendi Propriâ medentium confessione, Qui citra aemulatum Tua in Te dona penitus norunt.
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Prorsus verò alius aliorum ore 80
Minorum fortè, Quibus semper major aemulandi cura, Quibusvè supra vulgi, tuae videntur operationes, rationes, Tuae medicinae Catholicae, diabolicae, ` sint Eudaemones, Cacodaemones; Quasi iis adsint, cum
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Ut ferè istis insolita imputantur, quia ignorantur. Pravè prorsus, Quia pravi non benè faciunt genij generi nostro; (Quamvis nonnunquam bona) Tu verò omnibus prodes, obes nemini;
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Plenâ ac pronâ manu das inopibus opes, Miseris solatia, aegrescentibus consilia, aegrotantibus remedia, Gratis prorsus, sed non ingratis. Redivivo hic tibi opus Naudaeo, talium defensore quondam vivido Quin et,
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Graviori tu notâ Papae, sacriq` ue Concilii calculo Nunc ejus quasi contemptor fori, Mox, Causâ quanquam nondum dictâ, lite nedum contestatâ, Quasi Haeresiarcha damnandus, igne comburendus;
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Ne non perpetuum ignis aurifabri fomentum, ignis fiat pabulum. O Dij Romani meliora pio, casto, bono, benefico, munifico Viro! Haec sunt diversorum de te judicia, ac vota hominum. (Malignorum rumores in Te et Me sparsos hactenus non moror. Stultitia est insectari quos laudant Principes.)
105
Jlla verò Reges, Principes, summi humanae sortis arbitri, judicent, Et apud Romanorum judicem intercedant, Ne tantis pro muneribus, morboso hominum generi datis, dandisq` ue perpetim, Tam immitis fiat retributio, dijudicatio; ` potius, verum
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Ut illa animo judicis fortè subreptitiè indita opinio, Jlla sacri Concilii emissa et iactata fulmina, Hactenus metuenda, et exequenda, Expungantur.
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Misericordiae opus severitate melius est. 115
Ubi nullum publicum maleficium, ibi nullum supplicium. | Mussitanda tamen cuncta haec censet Burri Patientia, Nullam ejus generositas inde recipit contumeliam, nec iram, Ne peccet iratus: Peccare verò nolle triumphus est innocentiae
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Dolor verecundi dolorum est acerrimus, Hunc tamen fortior vincit Burri modestia, Erumpentem comprimit, Suae quia Matri Romanae irasci honestè nequit, Nimiâ erga ipsum reverentiâ.
125
Hoc Burrus moderamine Patiens simul ac fortis se ipsum felicem facit Hunc quoque stilum moderatum, ac lenem. Caussa bona saepè corrumpitur malè agendo: Fit peior confidentiâ, flexu quodam melior.
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Unde causam hanc dicit aliam alius defensor, Ut reus citius absolvi queat; Quod fortè in hoc imitetur Diocletianum Jmperatorem Papa; Jlle, Ne arte Chymicâ ditati magis, populorum alioquin locupletissimi
135
Aegyptij Nimiis freti pecuniae opumq` ue copiis, Contra ipsum ac Romanos rebellarent, Veterum de auri argentiq` ue fusione scripta undique conquisita, Totam cremare jussit per Aegyptum:
140
Hic, Ne BURRUS Romam, sacrum Clericorcum ordinem labefaceret eâdem, Jpsum utriusq` ue fusorem ac fabricatorem BURRUM, Acriorem Divae Virginis amatorem Aut ejus duntaxat statuam,
145
Cremare minatur. Sed Papae, Presbyterorum res salva, ac Roma incolumis ipsa est; Jllibatus Sanctissimae Trinitatis honor. Hujus aurificis opera inopes sublevat, perdit neminem.
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Quadam eminentiori viâ operâ Dei suâ operâ ad Deum ducit opificem. 150
Ejus verò privata est de Diva virgine, Chimiae Praeside, Speculatio, Hactenus innoxia, intra, se fota , non sparsa in vulgus; Jpse verò Exemplar antiquae religionis, reverentissimus caeremoniarum cultor, Frequens sacrorum auditor et actor:
155
Caetera | Jnteger vitae, frontis, castitudinis, scelerisq` ue purus, Morum elegantiâ gratissimus, humanissimus; Jmitatus verba praeeuntis et salutantis Angeli, ` apprecativa, Quasi indicativa, quam
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Plus Presbyteris Divam Virginem diligit et altius effert, Tanquam inter Dei dilectos, praecipuam dilectam et delectam, Esset ut extraordinaria Dei mater et Martyr. Moses amico Dei colloquio fuit irradiatus; David ad ejusdem nutum spectatus, Daniel summè amatus, reliqui Praecones divinitus afflati,
165
Afflictissimi omnes: Haec verò, Deitate inumbrata, ut sanctum Sanctorum Schekinâ, Sancta Sancti facta genitrix, proxima à Deo Triuno, Gratiosa, gratiam Dei longè extraordinariam consecuta, inter mulieres benedicta,
170
supra omnes faeminas celebranda; Omnium afflictissimorum afflictissima, animam usq` ue vulnerata, Cujus in amore aut honore si quispiam errat nimio, Sibi, non aliis, errat, Erratq` ue affectu piae opinionis:
175
Qui error quando sit damnabilis, novit ille, Qui nos omnes est judicaturus. Sed idem BURRUS Fatum Campanellae et Gaffarelis in Philosophia habet. Jdem sentit incommodum, idem sentiat commodum,
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Jdem ex occasu oriens praesidium; Alter ille tormentis Neapolitanis, alter censuris Romanis conflictatus, Jlle illinc tandem ereptus, Galliae et Lilijs insertus; Hic iterum approbatus.
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Jdem, 185
Leni Liliorum succo delibutus, in Portu Galliae tutus erit. Quod unicum mali sui Remedium remediorum promicondo, Jllustrissimo BURRO, Jn hoc novi anni auspicio, ac frontispicio, Strenae loco,
190
Opto, voveo, obvium quoq` ue, quâ possim, do, Et ut dare velit, qui potest, apprecor; Felicitatis est, posse, magnitudinis, velle. Quid verò majus, quid optatius, quid tutius, Optari, dari, dedicari, fieri possit illi, |
195
Qui, Praeter securitatem ac Potentioris clientelam, Se penes habet omnes felicitatis fontes et fundos Probitatis, castitatis, civilitatis, largitatis, sanitatis, Scientiarum, divitiarum, gloriae, vitae;
200
Nisi fortè Tibi addicere libeat Jllam unicam tuam ac dilectam inter filias hominum, Tuam tuaeq` ue Chimiae Patronam, Jn medio maris balneo ardentem; Cujus geminam heîc imaginem, laboriosam, gloriosam,
205
Picturam veluti loquentem, Strenae additam meae, Eo, quo par est, animo more ac amore suscipere et suspicere, Me vero credere velis
210
` anni initio, sed medio ejus et extremo, Non hoc solum Pluribusq` ue superventuris, Quatenus mei in praesens ratio muneris, Et mei permittit servitium Domini, Jncorrupto status mei honore,
215
Tuis semper desideriis studiosissimum, Tuae solius virtutis, non adulationis, non commodi studio; Utriusq` ue quippe affectu intactum ac majorem. F. R. C. R.
Gedicht 286, 1667
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Calendis Januariis Anni cI ICLX. In der folgenden Übersetzung wird die Zeilenfolge des lateinischen Textes beibehalten, was hier und da zu Gezwungenheiten führt. [Franz Joseph Burri zu Ehren. Edler Burri, Durch dein Schicksal, deine Taten und deine Abstammung bist du dies: Der Phoenix unseres Zeitalters, ein einzigartiger Sohn Europas, ein edles Pfand Italiens, sein Schmuck und seine Marter zugleich, 5
neue Zierde und Erleuchtung Deutschlands, erwünschter Liebling Straßburgs, Ersehnter des Sterns von Insbruck äußerstes Wagnis, Werk und Wunder der Natur! Künstler du, der imstande ist,
10
den Weltgeist zu begreifen, Pflanzen in Asche zu überführen, wobei einer jeden Gestalt erhalten bleibt, und ihre Asche mit den Konturen und Merkmalen einer jeden zu ihrer je eigenen Erscheinung zurückzuführen mit Hilfe des sachgerecht dem Bad Mariens untergelegten Feuers:
15
glücklicher Äskulap, Seher, der es versteht, alle Krankheiten aus dem Gesichtsausdruck, diesen aus dem Wasser zu verkünden, Kranke zu retten, die Kräfte des Herzens wiederherzustellen mit Gold und Gold aus Quecksilber zu bereiten, aus jenem siebenmal geläuterten lebendigen Silber der Weisen, jenem merkurialischen Wasser, der Grundmaterie der Metalle,
20
jener allgemeingültigen Anordnung, jenem dauerhaften Glas jenem nicht verunreinigten Vitriol, jener ersten Materie. Aus jener edelsten Flüssigkeit entstehen zugleich beständig brennende Leuchten, in dauerndem Glanz strahlende Laternen,
25
eingeborene beständig lebendige Wärme. Darüber hinaus (bist du) erfahren (und darin ragst du allein hervor, hast nicht deinesgleichen in der Welt), die Härte des Talks zu verflüssigen und durch das bewundernswerte Öl des verflüssigten
Apparate und Kommentare
984
zu vertreiben 30
Schmerzen der Hände, Füße und Glieder, so daß sie nicht länger quälen, mit demselben Öl zu beseitigen Wunden des Körpers, Narben, Muttermale im Gesicht, Flecken, Hautunreinigkeiten, durch dasselbe Öl jedermann zu geben eine schöne Erscheinung, eine neue Gestalt, Aufhebung des Alterns, beständige Lebenskraft
35
bis zum letzten Ziel des Lebens. Mit neuerfundenen Salben, aus den innersten Kräften kostbarer Dinge kunstvoll komponiert, weißt du Steine, die sich aus Schleim und Körperflüssigkeit gebildet haben, herauszuziehen,
40
und vom Ursprung her zu vertilgen, damit sie nicht nachwachsen, krankhafte Anlagen eines jeden geschwächten inneren Organs zu zerstören, den Gebrauch zu ermöglichen ihrer Ohren den Tauben, ihrer Augen den Blinden, ihrer Füße den Lahmen, den Unsinnigen ein gesundes Hirn wiederzugeben,
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abzutöten und zu beseitigen den Knochenfraß, wiederherzustellen den von der Liebe, dem Wein, durch Trägheit, Seuche, Erkältung, Erschöpfung, Fieber, Husten Geschädigten reines, gemäßigtes, wohltemperiertes, lebhaftes, gesundes, leichtfließendes lebendiges, harmonisches, leichtes Blut,
50
um es mit einem Wort zu sagen: den Verzweifelten Gesundheit, den Todkranken Leben, doch nur, wenn sie dem diätetischen Befehl des Arztes gehorchen. So wirst du selbst hier ob dieser Taten und mit Zustimmung der Besseren genannt. Daher
55
(aber jenseits der Mißgunst gegenüber irgendeinem Arzt, denn des einen Lob bedeutet ja nicht die Schelte eines anderen, noch ist diese Empfehlung hier aus Ungerechtigkeit gegenüber anderen entstanden, und sie wird dir keinen Haß aus Neid, sondern Liebe aus Verdienst zuziehen) werden Vorübergehende mit dem Finger auf dich zeigen und sagen: Der ist es,
60
Jener, Sonne und Salz der medizinischen Kunst, wenn auch nicht der akademischen, Leuchte und Führer der chemischen Kunst, König und Gesetz der Hippokratischen, Nacht und Tod der Galenischen,
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Krone und Magnetstein der bewundernswerten Philosophie über den Mikrokosmos, Schöpfer in der Zenturie der Naturnachahmer, der Pflanzen, Metalle, Steine, Edelsteine und Aschen 65
feuriger Bildner und Neugestalter, Gefährte Vulcans, Enkel Jupiters, Sproß der Sonne, rechte Hand Merkurs, Faust des Mars, Haupt der Pallas, Auge Lunas, Bannerträger der Argonauten, des Kolchischen Vließes Führer und Lehrer, Innsbrucker und Straßburger Gott,
70
unter Rittern Philosoph und unter Philosophen Ritter, aus dem uralten Rittergeschlecht der Burroren entsprossen (als höchst seltenes Beispiel unter den Rittern unseres Zeitalters, denen meist eine so rühmliche Wissenschaft unrühmlich vorkommt), Verlangen, Sonne, Zuflucht und Arznei der Kranken,
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Bekämpfer der Krankheiten, Gegenspieler des Todes, Hüter der Gesundheit, Arzt der Ärzte, Erzarzt, Vater der Heilkunst nach eigenem Bekenntnis der Ärzte, die neidlos deine dir eigenen Gaben genau kennen. Völlig ein anderer aber (bist du) im Munde anderer,
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Geringerer freilich, denen immer Eifersucht ein größeres Anliegen war, und denen – jenseits der Ansicht der Allgemeinheit – deine Handlungen und die Grundlagen deiner katholischen Medizin diabolisch vorkommen, wie wenn ihnen Dämonen beistünden, da es doch gute Geister sind,
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so daß ihnen das Ungewohnte zum Vorwurf gemacht wird, weil man es nicht kennt, durchaus verwerflich, weil böse Geister unserem Geschlecht nicht wohltun (wenn sie auch manchmal Güter bringen). Du aber bist allen nützlich und schadest niemandem.
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Mit reich gefüllter und freundlicher Hand gewährst du Bedürftigen Beistand, Armen Trost, den Kränkelnden Rat, den Kranken Heilmittel, völlig unentgeltlich, aber nicht Undankbaren. Du bräuchtest hier einen wiedergeborenen Naudaeus, ehemals einen feurigen Verteidiger deinesgleichen. Ja (du giltst) sogar
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laut gewichtigen Schreiben des Papstes und Urteil des heiligen Konzils
Apparate und Kommentare
986
jetzt gleichsam als seines Gerichtes Verächter, bald, trotz noch nicht gefälltem Urteil, viel weniger anhängigem Prozeß gleichsam als zu verdammender Ketzer, der verbrannt werden muß. 100
Möge das Feuer, das beständige Hilfsmittel des Goldmachers, nicht Nahrung des Feuers werden! O ihr römischen Götter, gewährt Besseres dem frommen, keuschen, guten, wohltätigen, großzügigen Mann! Dies sind die Urteile und Wünsche verschiedener Menschen über und für dich. (Bei den Gerüchten Übelgesinnter, die über dich und mich verbreitet worden sind, halte ich mich hier nicht auf. Es ist Dummheit, diejenigen zu verfolgen, welche Fürsten loben.)
105
Darüber mögen Könige, Fürsten, die höchsten Beurteiler des menschlichen Schicksals urteilen und beim Richter der Römer Einspruch einlegen, damit für so große dem krankheitsanfälligen Menschengeschlecht erwiesene und fortwährend zu erweisende Geschenke nicht eine so harte Vergeltung und Verurteilung erfolge, sondern vielmehr jene dem Geist des Richters vielleicht heimlich eingeflößte Meinung,
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jene vom heiligen Konzil ausgesandten und geschleuderten Blitze, die jetzt zu fürchten sind und vollzogen werden sollen, aufgehoben werden. Das Werk des Erbarmens ist besser als Strenge.
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Wo kein die Öffentlichkeit betreffendes Verbrechen vorliegt, darf es keine Strafe geben. Dennoch will Burri in seiner Geduld das alles mit Stillschweigen übergehen. Sein Edelmut empfängt daraus keine Kränkung, empfindet keinen Haß, um nicht erzürnt zu sündigen: Nicht sündigen wollen ist aber der Triumph der Unschuld.
120
Der heftigste Schmerz ist der Schmerz des Sittsamen. Dennoch besiegt auch diesen Burris tapfere Bescheidenheit. und unterdrückt ihn, wenn er ausbricht, weil er seinem mütterlichen Rom aus Gründen der Ehre nicht zürnen kann. Allzu groß ist die ihr entgegengebrachte Ehrfurcht.
125
Mit dieser Selbstbeherrschung macht Burri, geduldig zugleich und tapfer, sich selbst glückselig. Auch diesen gemäßigten und sanften Stil pflegt er.
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Eine gute Sache wird oft durch übles Handeln verdorben: Sie wird schlechter durch Dreistigkeit, besser durch eine gewisse Beweglichkeit. 130
Daher benennt jeder Verteidiger diese Sache anders, auf daß der Angeklagte rascher freigesprochen werden könne, weil wohl in dieser Angelegenheit der Papst vielleicht den Kaiser Diocletian imitierte. Jener befahl, damit die durch chemische Kunst reicher Gewordenen, übrigens von allen Völkern die reichsten,
135
die Ägypter, in allzu stolzem Vertrauen auf die Menge ihres Geldes und ihrer Schätze, sich nicht gegen ihn und die Römer auflehnten, alle alten, von überallher gesammelten Schriften über das Erschmelzen von Gold und Silber in ganz Ägypten zu verbrennen.
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Dieser, damit Burri Rom und den geweihten Stand der Geistlichen nicht eben dadurch ins Wanken bringe, drohte damit, den Erschmelzer und Hersteller beider Metalle, Burri, den heftigen Liebhaber der Göttlichen Jungfrau, oder wenigstens sein Abbild
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zu verbrennen. Doch des Papstes und der Geistlichen Sache ist unbeschädigt und Rom selbst unschuldig, ungemindert die Ehre der allerheiligsten Trinität. Die Arbeit dieses Goldmachers unterstützt die Armen und macht niemand unglücklich. Auf einem glänzenden Weg führt Gottes Handeln den Künstler durch dessen Arbeit zu Gott.
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Dessen Nachdenken über die göttliche Jungfrau als Vorsteherin der chemischen Kunst ist aber privat und daher unschuldig, in ihm selbst erzeugt, nicht in die Öffentlichkeit verbreitet. Er selbst aber (ist) ein Beispiel altehrwürdiger Religiosität, großer Verehrer der Zeremonien, regelmäßiger Teilnehmer am Gottesdienst,
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im übrigen Tadellos in der Lebensführung, den Ansichten, der Moral, unbescholten von höchst angenehmen Umgangsformen und menschenfreundlich. Er ahmt die Worte des erscheinenden und grüßenden Engels nach, ankündigende gleichsam, nicht flehende.
160
Mehr als die Geistlichen liebt und erhöht er die göttliche Jungfrau, gleichsam als unter den von Gott Geliebten die vor allen Geliebte und Erwählte, damit sie die auserlesene Mutter Gottes und Märtyrerin sei.
Apparate und Kommentare
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Moses wurde im freundlichen Gespräch mit Gott erleuchtet, David auf Gottes Wink geprüft, Daniel aufs höchste geliebt, die übrigen Propheten waren vom göttlichen Hauch angeweht. 165
Alle waren sie aufs äußerste gequält. Diese aber, von der Gottheit überschattet wie das Heiligtum der heiligen Väter von der Feuersäule, die heilige geheiligte Mutter, die Nächste beim dreieinigen Gott, die Gnadenreiche, welche die bei weitem größte Gnade bei Gott erlangt hat, die Gesegnete unter den Frauen,
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die über alle Frauen zu Verherrlichende, die von allen Bedrängten die Bedrängteste, bis in die Seele Verwundete: Wenn in der Liebe und Verehrung für sie sich jemand allzu sehr verirrt, so irrt er für sich, nicht zu Lasten anderer. Und er irrt in der Leidenschaft frommer Gesinnung.
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Ob ein solcher Irrtum zu verurteilen ist, weiß jener, der uns alle richten wird. Aber Burri erleidet in der Philosophie dasselbe Schicksal wie Campanella und Gaffarel. Er erfährt dasselbe Unglück; möge er auch dasselbe Glück erfahren,
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dieselbe Erhebung, die aus dem Verderben erwächst. Jener eine wurde von der Neapolitanischen Folter gequält, jener andere von der römischen Zensur. Jener, von dort endlich errettet, wurde nach Frankreich und zu den Lilien verpflanzt, dieser wieder zugelassen. Derselbe,
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mit dem milden Saft der Lilien getränkt, wird im Hafen Frankreichs sicher sein. Dieses einzigartige Heilmittel für sein Unglück: dem ersten Bereiter von Heilmitteln, dem ausgezeichneten Burri wünsche ich zum Beginn und Eingangsschmuck des neuen Jahres anstelle eines Geschenks,
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weihe es ihm und bringe es ihm entgegen, soweit ich kann, und flehe jeden, der es vermag an, es auch tun zu wollen. Glückseligkeit ist es, gewähren zu können, Größe, es auch zu wollen. Was aber Größeres, Erwünschteres, Zuverlässigeres könnte für jenen erwünscht, gewährt, geweiht, zuerkannt werden und eintreten,
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der außer der Sicherheit und dem Gefolgschaftsschutz eines Mächtigen
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alle Quellen und Grundlagen der Glückseligkeit selbst besitzt, der Rechtschaffenheit, der Keuschheit, der Umgänglichkeit, der Freigebigkeit, der Gesundheit, der Wissenschaften, des Reichtums, des Ruhmes, des Lebens, wenn es mir nicht gefiele dir zu weihen
200
Jene, deine einzige und geliebte unter den Töchtern der Menschen, deine und deiner chemischen Kunst Beschützerin, die mitten im Bad des Meeres glüht, deren zwiefaches, arbeitsames und glorreiches, gleichsam redendes Bild
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du hier als Zugabe zu meinem Geschenk das ich auf die Art und mit der Liebe gebe, die meiner Gesinnung entspricht, aufnehmen und verehren, von mir aber glauben wollest, 210
daß ich nicht nur zu Beginn des Jahres, sondern auch in seiner Mitte und am Ende und in vielen noch künftigen, soweit es meine gegenwärtige Amtssituation und der Dienst für meinen Herrn gestattet, bei unbeflecktem Stand meiner Ehre
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zur Erfüllung deiner Wünsche höchst bemüht sein werde, im Eifer allein für deine Tugend, nicht schmeichlerisch, nicht um Vorteils willen, der ich ja in der Zuneigung zu beiden unversehrt und groß bin. F. R. C. R. Am 1. Januar des Jahres 1660.] 4 Bur¡i ~ lüget:] Variante des Spruches 'Lügen haben kurze Beine'; s. Wander. Bd. 3 (1873), Sp. 254, Nr. 39; Sp. 257, Nr. 117, 118, 125. – 7 der ü¡tige und nirgend ‰andfärtige Mercurius] Hier ist das Quecksilber gemeint, das in der Alchemie diesen Namen trägt; s. zu Gedicht Nr. 301, v. 2. Offenbar Anspielung auf die Tatsache, daß Burrhi sich stets aus dem Staub zu machen wußte, wenn der Boden für ihn zu heiß wurde. – 10f. Aber Burrhy ~ bourle] Wie im lateinischen Äquivalent – Burrhus ex auro nihil condit, burras vendit – geht es um das Wortspiel: "bourle" / "burras" bedeutet 'läppisches Zeug', 'Possen'. – 15 Pra¡er] 'Bettler'; s. Kluge / Mitzka 1963, S. 561f. – 31 Mau#fänger] Damals geläufiger Spottname für Italiener.
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Apparate und Kommentare
Text 287: Namen#Tag-Glü¿wuns¡. 198v-199v 3 Und] U. – 3 derselben] mit der-Kürzel; ebenso 6 wieder – 3 derselben] ev. der selben – 7 Gotte# kerze] dazwischen Worttrennungsstrich – 8 der] Kürzel; ebenso 21, 33 – 10 ammt] am t – 10 und] u. (ebenso 31, 34, 36) – 11 Auen,] Auen. – 12 da#] Kürzel; ebenso 21, 22, 34 – 15 regiren] durch Streichung aus regieren – 17 umsehet] ev. um sehet – 19 Mei‰er] mit -er-Schlaufe – 20 ie‰] durch Überschreibung und Streichung aus s¡ie‰ – 21 leitet] et oberhalb der Zeile – 22 s¡ie‰] durch Überschreibung aus ie‰ – 31 dann] dan – 35 wir] mir Dieses dritte Namenstagslied für Simon Bornmeister (vgl. die Gedichte Nr. 259 (1665), Nr. 280 (1666), Floridan# Amaranten-Garte, Nr. 181: WuK. Bd. 1, S. 374 (1668), Nr. 316 (1669), Nr. 324 (1670) und die zugehörigen Kommentare) ist laut Tagebuchnotiz am 19.10.1667 geschrieben worden (I.318; PBlO.B.2.1.4, 66v): "Namen#tag#wuns¡ Magi‰er Bornmei‰ern etc. 30 Verse." Ob es sich bei der abweichenden Verszahl um ein Versehen handelt oder das Lied zunächst eine Strophe weniger umfangreich war, läßt sich nicht sagen. Voraufgegangen war, wie meist dokumentiert, am 16.10.1667 ein Besuch eines Kollegen Bornmeisters, des Lehrers Paulus Röse, der das Lied bestellt haben wird (I.317; PBlO.B.2.1.4, 66r): "Herr Röse Abend# eingespro¡en." Auch dieses Lied wird am Vorabend des Namenstages, den Bornmeister am 28.10. feierte, von Kollegen und Schülern der von Bornmeister geleiteten Schule beim Spital zum Heiligen Geist vorgetragen worden sein. Wie in den anderen Bornmeister gewidmeten Gedichten arbeitet Birken mit der damals für Schulen und Lehrer üblichen Garten- und Gärtnermetaphorik und in Verbindung damit mit der von Bornmeisters Namen nahegelegten Brunnenund Meisterschaftsbildlichkeit sowie mit dem Namen der Schule. Ein Druck des Liedes ist nicht nachgewiesen. 1 Wa# ›nd S¡ulen? Gotte# Garten] Vgl. v. 11f. Eine richtig geführte Schule kommt nach Birkens Ansicht der Existenz der ersten Menschen im Paradies nahe. Des ersten Menschenpaares Verwalterrolle in dem ihnen von Gott anvertrauten Paradiesgarten ist die breit ausgestaltete Ausgangssituation in Birkens Drama Psy¡e. – 15 er] Der in v. 14 genannte heilige Geist. – 21-24 Jhr leitet fort ~ wird geno‹en.] Zugrunde liegt die von Birken oft formulierte Auffassung, daß künstlerische und wissenschaftliche Fähigkeit und Inspiration von Gott kommen. – 30 al# au# dem Trojer-Pferde ‰eigen] 'wie wenn er aus dem Trojanischen Pferde stiege'. – 35f. Bey Na¡t ~ und Wonne!] Wohl auch ein Reflex der Vortragssituation am Abend.
Text 288: Sinnbilder, auf einem Ho¡zeit-Be¡er für einen Bedienten. 199v T1 CCLXXXVIII.] CCLXXXVIII – 1 Gartengeländer] mit der-Kürzel; ebenso 9 andern – 11 wiederüm – 1 und] u. (ebenso 16) – 2 dem ~ geleist.] überwiegend lateinische Schreibung; ebenso 4 Der ~ weist. – 7
Gedicht 288 und Gedichtgruppe 289, 1667
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Ein ~ zufleust. – 9f. Cornucopiae – 16 mensa – 5 der (2x)] Kürzel; ebenso 9 (2x), 14 – 6 Be¡er] mit -erSchlaufe – 6 au#drü¿end] ev. au# drü¿end – 8 da#] Kürzel; ebenso 9 – 8 Lorbekrönt] ekr undeutlich aus eer überschrieben – 16 mensa] me sa Auf diese Erfindung könnte sich Birkens Tagebuchnotiz zum 28.10.1667 (I.319; PBlO.B.2.1.4,66v) beziehen: "Herrn Staden da# drey‰ändige Emblema zum Be¡er, der bey mir eingespro¡en." Näheres ist nicht zu erkennen. 1 gefexet] Mit Knospen versehen. – 5 mit der andern ~ au#drü¿end] Anklang an Gen 40.11. – 9f. Cornucopiae] Füllhorn.
Textgruppe 289: Andere Be¡er-Sinnbilder. 200r Text 1: 1 und] u. (ebenso 3) – 2 SOLE] E überschrieben – 4 PALO] O überschrieben Text 2: 1 Weinfaß] durch Überschreibung aus Wein‰o¿ – 1 der] Kürzel Text 3: 2 Im holze der Reben] überwiegend lateinische Schreibung; ebenso 4 Erzogen an Stäben – 6 mit Holze ümgeben – 8 gibt guldenes Leben – 4 Erzogen] Er zogen Die drei Textgruppen sind durch jeweils drei nebeneinanderstehende Asteriske voneinander abgegrenzt, die erste und zweite überdies durch einen über die ganze Seitenbreite geführten waagrechten Strich. Da sich nach der Tagebuchnotiz zur Entstehung des Entwurfs Nr. 288 keine weiteren Eintragungen zu Becher-Emblemen finden, darf als wahrscheinlich angesehen werden, daß es sich um Alternativen zu diesem Entwurf handelt. Zwar gibt es Tagebuchnotizen zu ähnlichen Erfindungen früher im Jahr: 27.3.1667 (I.283; PBlO.B.2.1.4, 55v): "da# drey‰ändige Gla# Emblema pro Donat Fendten vor Herzog Rudolf Augu‰en inventirt."; 28.3.1667 (I.284; ebd.): "Herrn Donat Fendten die Gla# invention qui ancillae 12 Kreuzer."; 1.4.1667 (I.285; PBlO.B.2.1.4, 56r): "Herrn Emmert die Gla#-Emblemata in›nuirt."; 3.8.1667 (I.305; PBlO.B.2.1.4, 62v): "die Emblemata zum Gla# Grafen Magni de la Garde und den Be¡er Herrn Staden# inventirt und entworfen."; 6.8.1667 (ebd.; ebd.): "Herrn Donat Fenden die Gla# Emblemata vor Herrn Grafen de la Garde gesendet." Zu den Emblem-Erfindungen für den Schwedischen Reichskanzler Graf Magnus de la Gardie (gest. 1686) gibt es in Birkens Archiv einen ausführlich erläuterten Entwurf mit Zeichnung, PBlO.E.404.4.16, insgesamt 4 Textseiten stark. Eine knappe Beschreibung, ebenfalls mit Zeichnung, steht, der Jahrgangsgruppe 1668 zugeordnet, in der Sammlung S. v. B. Lorbeer-Wälder (PBlO.B.3.1.3), 119r/v. Auf der sonst leeren Schlußseite des ausführlichen Entwurfs hat Birken notiert: "Will dien‰li¡ bitten, daß diß Concept, weil i¡ keine Abs¡ri] in der Eile davon behalten und nehmen können, mir wieder zurü¿ eingelangen mö¡te." Das legt die Vermutung nahe, es könnte sich um den am 6.8.1667 Donat Fendt zugesandten Text handeln.
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Text 290: Auf ein mir verehrte# Bu¡. Sonnet. 200r/v T1 CCXC.] CCXC – 2 der] Kürzel; ebenso 3 – 2 vornen] vorne – 3 Gotte#mann] Gotte#man (ebenso 5 Jnnhalt) – 4 mir] mi¡ – 8 und] u. Den Anlaß zur Entstehung dieses Sonetts hat Birken in einer Tagebuchnotiz zum 22.10.1667 festgehalten (I.318; PBlO.B.2.1.4, 66v): "S¡reiben am ⊙ von Herrn Jngol‰ettern 111. cum munere Doctor Müller# Epi‰elPo‰ill II Theil." Der Sonntag des Empfangs der Sendung war der 20.10. Tagebuchnotiz und Gedichtinhalt lassen im Zusammenspiel erkennen, welches Werk des Rostocker Professors Heinrich Müller (1631-1675; zu ihm s. ADB. Bd. 22 (1885), S. 555f. (Carsten); NDB. Bd. 18 (1997), S. 405f. (Helge Wieden)) der Nürnberger Kaufmann und Marktvorsteher Andreas Ingolstetter (1633-1711; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 417-426; Jürgensen, 2006, S. 423-427) Birken geschenkt hatte: Fe‰Epi‰olis¡e | S¡luß-Kette/ | Und | Kra[t-Kern/ | Oder | Gründli¡e Außlegung der gewön-|li¡en Fe‰tag#-Epi‰eln/ worinnen ni¡t allein der | Bu¡‰ab na¡ dem Sinn deß Gei‰e# erkläret/ sondern au¡ die | Glauben#‰är¿ung und Leben#be‹erung auß den Kra[twörtern | der Grundspra¡en heraußgezogen/ vorgetragen | wird/ | Jn ö[entli¡en Predigten vorge‰ellet/ nunmehr | aber au[ sehr vieler Gottliebenden Her”en ehentli¡e# | Anhalten zum Dru¿ befördert | Dur¡ | D. Heinri¡ Müllern/ der H. S¡ri[t Professorem, | und Pastorem zu S. Marien in Ro‰o¿. | Gedru¿t und verlegt | Dur¡ Balthasar-Chri‰oph Wu‰/ | in Fran¿furt am Mayn/ | Jm Jahr Chri‰i M. DC. LXVII. Das Werk ist Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Lüneburg und seiner Gemahlin gewidmet. Der erste Teil, König Friedrich III. von Dänemark und seiner Gemahlin gewidmet, war 1663 erschienen. Birkens Sonett wird bald nach dem Empfang von Brief und Buch entstanden und gewiß Andreas Ingolstetter zur Kenntnis gebracht worden sein. Ein Druck ist nicht nachgewiesen, auch wenig wahrscheinlich. 2 Mein Föbu#, der mi¡ wärmt] Herzog Anton Ulrich, der Birken für seine Arbeit an der Redaktion und Drucküberwachung seiner Werke fürstlich belohnte, wird hier als Sonnengott verbildlicht. – 3 Mein Müller] Mit dem promovierten Rostocker Theologen Heinrich Müller (1631-1675; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 244 in der Sammlung S. v. B. Todten-Andenken und Himmel#-Gedanken oder Gotte#- und Tode#-Gedanken (WuK. Bd. 5, S. 325-327, 870-874) war Birken nicht persönlich bekannt. Die in dieser Formulierung anklingende Zuneigung gilt dem Verfasser des Birken von Ingolstetter geschenkten Buches und anderer Andachtswerke Müllers, die Birken gekannt haben wird. Zu einem kleinen Briefwechsel kam es erst viel später: Im Juli 1672 hat Birken Müller die Nachrufschrift für seine 1670 verstorbene Ehefrau zugesandt und ihm wohl das Projekt vorgestellt, das damals ihn, einige andere Pegnitzschäfer und den Komponisten Johann Löhner (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 320) beschäftigte: Der | Gei‰li¡en Erqui¿-|‰unden | de# Fürtre[li¡en | Theologi | H. Doct. Heinri¡ Müller# | Past. und Profess. Publ. bey der | löbl. Univer›tät Ro‰o¿ | Poetis¡er Anda¡t-Klang: | von denen | Pegni”-Blumgeno‹en | verfa‹et; | und in Arien gese”et | dur¡ | Johann Löhner | Der Sing-di¡tkun‰ Bei‹enen. | Nürnberg/ | verlegt dur¡ Wolf Eberhard
Gedicht 290, 1667
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Fel#e¿ern. | Jm MDCLXXIII Chri‰-Jahr. (s. Stauffer, 2007, S. 858-860): 1.6.1672 (II.123; PBlO. B.2.1.7, 78(16)r: "Bindlohn für ein TodtenAndenken pro Doctore Müller. 18 Kreuzer."; 4.6.1672: (II.124; ebd.): "An Doctor Müllern ges¡rieben."; 5.6.1672 (ebd.; ebd): "An Doctorem Varenium, Doctorem Müllern, Herrn Licentiatum Pellicern und Herrn Licentiatum Paulini ges¡rieben den andern da# TodtenAndenken gebunden den er‰en ungebunden. Mit diesen Briefen bey Herrn Predigern Fabriciu# eingespro¡en sie seinem Sohn recommendirt. | S¡reiben 51. 52. 53. 54." Der Sohn des Nürnberger Predigers (zu ihm s. Will. Bd. 1 (1755), S. 380-384; Simon, 1965, S. 60), Georg Fabricius, der zum Studium nach Rostock reiste, sicher mit Empfehlungssschreiben auch an Müller, nahm diese Briefe mit; s. zu Text Nr. 6 im Birken-PellicerBriefwechsel: Wuk. Bd. 13.1, S. 748-752, hier S. 750f. Müller hat am 6.4.1673 geantwortet (PBlO. C.229.1). Birken hat dieses Schreiben laut darauf angebrachtem Empfangsvermerk am 18.4.1673, laut Tagebuchnotiz (II.199; PBlO.B.2.1.8, 104(11)v) am 19.4.1673 erhalten. Da es sich um den ersten Brief zu handeln scheint, den Müller an Birken gerichet hat, den einzigen von ihm, der in Birkens Nachlaß erhalten ist, und weil er von Stauffer, 2007, S. 860, falsch interpretiert wird, teilen wir ihn mit: ho¡Edler, ho¡a¡tbar und ho¡gelarter, sonder# ho¡ zuehrender herr, Wie angenehm mir vor einiger Zeit de‹en Handbrieflein, so verdrie#li¡ i‰ mir hinwiederumb gewesen, da# bi# auf diese Stunde keine bequäme Gelegenheit erbli¿en mögen da‹elbe der Gebür na¡ zu beantworten. Alß aber ge‰ern von meinem dome‰ico und commensaln herrn Magi‰er Büklern ver‰anden, da# er auf Nürnberg zu s¡reiben willen#, habe dieß wenige mit einzus¡lie‹en ni¡t verabsäumen wollen. Bedanke mi¡ zufoder‰ gegen Euer ho¡Edle Ge‰rengen, für die a[ection so dero Brieflein mir zu erkennen gegeben, wie au¡ für da# s¡öne, gei‰rei¡e Bu¡, da# zur ver›¡erung derselben, beygefüget worden. Wie mi¡ darin von her”en oft erlü‰ige, also verlange | derglei¡en S¡ri]en, darin der Finger Gotte# gemerket wird, vielmehr zu sehen. Meine geringe Arbeit meritieret ni¡t von einem so ›nnrei¡en Gei‰ beleü¡tet zu werden, wei# au¡ keine Gelegenheit einige davon hinüber zu vers¡a[en, son‰ würde mi¡ Hö¡‰-verobligirt halten Euren ho¡Edlen Ge‰rengen dieselbe wo ni¡t zum dur¡lesen, do¡ zum dur¡blättern zu übersenden. Jnde‹en werde de# Ho¡theüren Theologi herrn Fabricii mir commendirten liben Sohn, al# au¡ meinem währten Bei¡tkinde, mit allen mügli¡en dien‰en an die hand gehen, und mehrerer Gelegenheiten Euren ho¡Edlen Ge‰rengen zu gehorsamen erwarten, der i¡, n䡉 Anwüns¡ung beharli¡er Gnaden Gotte#, alzeit verbleibe Euer ho¡Edlen ho¡a¡tbaren Ge‰rengen Her”ergeben‰er Vorbitter und diener D. heinri¡ Müller. Jn Eyl Ro‰ok den 6. Aprilis anno 1673.
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Ob und – wenn ja – wie der im November 1673 erschienene Anda¡t-Klang zu Müller gelangt ist, läßt sich aus Birkens Tagebüchern und seiner sonstigen Korrespondenz nicht erkennen. Das könnte daran liegen, daß für das Jahr 1674 kein Tagebuch erhalten ist. – 4 Mein wehrt‰er Jngol‰att] Mit Andreas Ingolstetter, der freilich erst 1672 als Poliander in den Pegnesischen Blumenorden aufgenommen wurde, verband Birken nach Auskunft vieler Tagebuchnotizen ein enges Freundschaftsverhältnis; s. v. 8 – 12 Der Ma¡t ~ alten Spru¡.] Birkens Devise 'Er wirds wohl machen' (Ps 37.5) erscheint ständig zu Beginn von Werken und Aufzeichnungen Birkens. – 13 die Engel‰adt] Das Paradies; ethymologisierende Anspielung auf den Namen des Freundes.
Text 291: Auf eine Ga‰erey. 200v 1 der] Kürzel – 3 rei¡er] mit -er-Schlaufe – 4 Frauenzimmer] Frauenzim er (ev. Frauen zimmer) Ein bestimmter Anlaß für die Entstehung dieses Epigramms in der zweiten Hälfte des Jahres 1667 läßt sich nicht ermitteln. Gut passen würde allerdings die Tagebuchnotiz zum Sonntag, dem 8.9.1667 (I.311; PBlO.B.2.1.4, 64v): "Im Spital zur Frühpredigt. Mit Frau Bayrinn et Uxore in Herrn Kir¡mair# Garten auf der Peller# Kuts¡en zu Ga‰ geholet worden. 18 Kreuzer Trankgeld." Ein Druck ist nicht bekannt.
Text 292: Na¡redner de# S¡auspiel# Liebe# Sieg von Alexander Magno und Rossane: der Tag. 200v-202r T4 Alexander] überwiegend lateinische Schreibung; ebenso T4 Rossane – T4 Magno.] M. Gedicht: 2 Wei¡e ~ Ge›¡te.] in winziger Schrift auf dem Seitenfuß – 2 da#] Kürzel; ebenso 11, 24, 32, 36, 37; ebenso 28 daß – 4 der] Kürzel; ebenso 10, 13, 24, 26, 27, 29, 38, 49 – 7 und] u. (ebenso 8, 14, 19, 21, 33, 34, 42, 48) – 7 Zinken] k verschmiert – 9 man] durch Streichung aus mann – 11 S¡la[en.] Punkt durch Streichung aus Rufzeichen – 12f. du ma¡‰ ~ dein Hau#.] Reihenfolge der Verse vertauscht; Rangierung durch vor senkrechtem Strich links den Versen vorgesetzte Zahlen:
2. 1.
– 12 wa#] Kürzel –
14 darinnen] darin en (ebenso 18, 34 Sonne) – 19 beysammen] beysam en (ebenso 20 Flammen – 34 kommt – 49 Himmel) – 23 Freüden,] Komma überschrieben – 25 Ro‹anen] durch Streichung aus Ro‹annen – 26 ihr] ihn – 27 Alexandern] mit der-Kürzel; Endungs-n doppelt, oben in und unten hinter der -er-Schlaufe Prosateil: 2 daß] Kürzel – 2 der] Kürzel – 3 PurpurRoht] P überschrieben; ev. Purpur Roht – 3 und] u. (ebenso 4, 8) – 7 entweder] mit der-Kürzel; ebenso 7 oder – 7 Sonnblumme] Sonnblum e Zwei Tagebuchnotizen Birkens lassen sich mit diesem vorletzten Text der Jahrgangsgruppe 1667 in Verbindung bringen; sie erlauben eine recht genaue Datierung der Szene: 25.11.1667 (I.323; PBlO.B.2.1.4, 68r): "Herr Bartholomäu# Viati#, cum Vetter Cornelio eingespro¡en die Comoedie Liebe#Sieg recommendirt." 14.12.1667 (I.326; PBlO.B.2.1.4, 69r): "Monsieur Viati# die Comoedi wieder abgeholt." Zwischen den beiden Terminen wird Birkens "Na¡redner"-Szene entstanden sein. Es kann sich nur
Gedicht 292, 1667
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um dieses Stück gehandelt haben: Liebe#-Sieg | ALEXANDER | deß Gro‹en | und | ROSSANE | Verfa‹et in Wels¡er Spra¡ | von | Hiacintho Andrea Cicognini | Vnd anje”o/ au[ allergnedigi‰en Befel¡ der Römis¡-|Kayserl: Maye‰et/ in Teuts¡ verse”t. | Gedru¿t zu Wienn in Oe‰errei¡/ bey Mattheo Co#merovio/ | der Römis¡: Kayserl: May‰et: Ho[-Bu¡dru¿er. | Im Jahr/ 1665.; s. Seifert, 1985, S. 452. Es besteht aus einem Prolog ("Vor-rede"), drei Akten ("Eingängen") und zwei Teilen eines Zwischenspiels ("Zwis¡enStellung") und wurde am 10.2.1665 im kleinen Hoftheater in Wien mit Musik von Giovanni Giacomo Arrigoni (zu ihm s. Riemann, 1919, S. 43) aufgeführt; s. Seifert, 1985, S. 452. Zugrunde liegt eine italienische Oper von Giacinto Andrea Cicognini: Gli amori di Alessandro Magno, e di Rossane. Dramma musicale posthumo rappresentato in Venezia nel Teatro de' SS. Apostoli l'anno 1651. Venedig 1651. Die Musik stammte von Francesco Luccio. Es gibt einige spätere Ausgaben: Genua 1652, Modena 1654, Wien 1657 (mit Musik von Giovanni Giacomo Arrigoni), Wien 1665, Venedig 1667; s. Martino, 1994, S. 91f. Gegenstand der Oper wie des Schauspiels ist die Liebesverbindung zwischen Alexander und der sogdianischen Fürstentochter Rhoxane 328/27, die nach Alexanders Tod am 13.6.323 zusammen mit ihrem und Alexanders Sohn 309 von dem Diadochen Kassandros ermordet wurde; s. Berve. Bd. 3 (1960), S. 38-64. Die Tatsache, daß Birken zu dem Schauspiel einen Epilog verfaßt hat, der einen deutlichen Nürnberg-, ja Ratsbezug aufweist (v. 39-50), läßt an eine Aufführung des Stückes in Nürnberg denken. In den Ratsverlässen der Jahre 1667 und 1668 wird es freilich nicht genannt. Paul, 2002, S. 439, bringt die beiden Tagebuchnotizen Birkens in Zusammenhang damit, daß der Rat Anfang März 1668 "denen Handelsleuten und Consorten" die Vorstellung einer Komödie im soeben eröffneten städtischen Theatergebäude gestattete, "die sie zuvor bereits in einem Privathaus am sogenannten Roßmarkt dargeboten hatten". Dort standen damals die Häuser der Nürnberger Großkaufleute; und zwei Angehörige dieser Gruppe, Bartholomäus Viatis und Cornelius Betulius, hatten Birken das Stück vorgelegt und ihn wohl beauftragt. Wir können also von zumindest einer privaten, vielleicht auch (s. o.) einer öffentlichen Aufführung des Stückes mit Birkens Epilog in Nürnberg ausgehen. Ein Druck desselben mit dem Epilog oder des Epilogs allein ist nicht nachgewiesen. Der Wiener Druck des deutschsprachigen Stückes, der Birken vorgelegen hat, ist mit einem Exemplar der ehemaligen Kaiser- und Königlichen Hofbibliothek in der Österreichischen Nationalbibliothek Wien vorhanden: 4088-B. Es ist in Prosa ausgeführt. Die drei "Handlungen" mit 10, 16 und 26 "Eingängen" bieten dieses an einem einzigen Tag ablaufende Geschehen: 1. Akt: Seit sechs Jahren ist die Tochter des Satianischen (Sogdianischen) Königs Coortano, Oristilla, als Mann verkleidet unter dem Namen Flamiro von ihm unerkannt dem makedonischen General Cratero hinterhergezogen, der ihr bei einem Besuch in der väterlichen Residenz Sisimitre die Ehe versprochen hatte, dann aber abberufen worden war. Zu Hause hält man sie für tot. Alexanders Eroberungszug hat ihn und Cratero vor Coortanos Residenz geführt, am Vortag ist Oristilla / Flamiro von Crateros Leuten gefangengenommen worden. Da sie angegeben hat, früher dort als Page gedient zu haben, muß sie Cratero von ihrer jüngeren
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Schwester Rossane erzählen, in die Cratero sich auf den allgemeinen Ruf von ihrer Schönheit hin verliebt hat. Ein anderer Vertrauter Alexanders, Aminta, hatte sich verkleidet in die belagerte Stadt geschlichen und rät Alexander zu sofortiger Erstürmung. Auch Aminta ist von Rossanes Schönheit hingerissen. Im Schloß Coortanos hindert die alte Amme Aspasia Rossane daran, sich umzubringen; beider Gespräch vermittelt Anlaß und Vorgeschichte: Vor fünf Monaten war Rossane, auf der Jagd verirrt und von einem Unwetter überfallen, in einer Höhle, in der sie Schutz suchte, von einem Ritter zur Liebe genötigt worden, der ihr die Ehe versprochen, ihr einen Armreif als Pfand hinterlassen und sich ohne Namensnennung entfernt hatte. Ihre Schwangerschaft ängstigt sie nun. Weiteres verhindert der Bericht über die freundliche Übergabe der Stadt und ein zwischen Coortano und Alexander geschlossenes Freundschaftsbündnis. Sobald Alexander Rossane erblickt, verliebt auch er sich in sie, zum Schrecken Amintas. Da der als ganz junger Mann ein Verhältnis mit Aspasia unterhalten hatte, versucht er deren immer noch bestehende Liebe zu seinem Vorteil zu nutzen: Er erneuert lügnerisch sein Eheversprechen, damit Aspasia ihm ein Gespräch mit Rossane ermögliche. 2. Akt: Alexander äußert sich Aminta und Cratero gegenüber voller Bewunderung über Rossanes Schönheit; diese suchen sie zu verkleinern, um Alexanders Neigung zu dämpfen. Als der Rossane allein sieht, erklärt er ihr seine Liebe. Den wegen der Rossane erwiesenen Zärtlichkeiten erzürnten Coortano beschwichtigt Alexander mit einem Heiratsversprechen. Von Alexander über seine Pläne informiert, raten Aminta und Cratero ihm ab: Sein Volk werde eine unebenbürtige Königin nicht akzeptieren. Rossane will sich abermals den Tod geben, weil nach der Heirat ihre Schande offenbar werden müßte. Aspasia kommt der Ausführung ihrer Absicht zuvor durch Vermittlung des von Aminta gewünschten Gesprächs. Er erklärt Rossane seine Liebe und schlägt gemeinsame Flucht vor. Rossane sieht darin eine Möglichkeit, der Schande lebend zu entkommen: Aminta, geringer Herkunft, werde die Überraschung angesichts der Verbindung mit einer Königstochter akzeptieren. Sie fordert zwei Stunden Bedenkzeit. Aspasia, von Aminta in dem Glauben gelassen, er habe von Rossane die Einwilligung zur Hochzeit mit ihr selbst erbeten und erlangt, vertraut ihm ihre Schätze an und bestellt ihn auf die Nacht in ihr Haus. Cratero beauftragt Oristilla / Flamiro, Rossane einen Brief zuzustellen, in dem er ihr seine Liebe erklärt. Oristilla weigert sich und wirft ihm seine Unredlichkeit gegen Alexander vor, worauf Cratero den Gefangenen umbringen will. Alexanders Hinzutreten verhindert das. Oristilla / Flamiro rettet Cratero, indem sie behauptet, jener habe ihm selbst die Braut ausspannen wollen; an sie sei der Brief gerichtet. Akt 3: Cratero versucht nun, seinen Brief über Rossanes Zofe, die ihn liebt, an sein Ziel zu bringen. Rossane stimmt Amintas Plan zu, der die Flucht vorbereitet; sie soll in der Nacht stattfinden. Als die Zofe Crateros Brief übergibt, kommen Coortano, Alexander und Oristilla / Flamiro hinzu. Die Zofe gesteht, den Brief von Cratero erhalten zu haben. Der erzürnte Alexander will Cratero töten lassen. Wieder rettet Oristilla / Flamiro den immer noch Geliebten: der Brief sei an die in Wirklichkeit noch lebende Oristilla gerichtet; noch am Abend werde er, Flamiro, sie zum Beweis zum Hof bringen. Cra-
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teros Hinrichtung wird aufgeschoben. Im königlichen Garten abends zu ihrem Haus unterwegs, beobachtet und belauscht Aspasia Aminta, der sich mit dem Schiffer zur Flucht verabredet und auf Rossane wartet. Sie durchschaut, was vorgeht, und beschließt, den Untreuen zu verraten. Im Palast erscheint Oristilla in weiblicher Kleidung und offenbart sich. Cratero erbittet und erlangt Verzeihung. In die freudige Szene platzt Aspasia hinein. Aminta wird von Alexander und Coortano im nächtlichen Garten gestellt und ist überführt, als Rossane hinzukommt. Alexander beschließt Amintas Tod, Aspasia, einmal im Zug, verrät Rossanes Schwangerschaft, worauf Coortano die Tochter verstößt. Als Alexander Rossane wegen der Vorgeschichte befragt, muß er erkennen, daß er selbst jener Ritter in der Höhle war, und alles löst sich in Freude und Wohlgefallen auf. Das zweiteilige Zwischenspiel ist eine burleske Kontrafaktur der Dramenhandlung, eine vergebliche Suche nach Glück und Liebe. Durch die ihrerseits burleske Gestalt der Aspasia, die ebenso im Zwischenspiel begegnet wie eine Figur des Zwischenspiels in der Komödie, wird der Verweischarakter betont. Dem Ganzen vorangestellt ist ein von der allegorischen Gestalt der Nacht gesprochener, in gereimten Madrigalversen ausgeführter, 133 Verse umfassender Prolog, der auch drei Strophenlieder enthält: v. 24-47, 84-99, 112123. Die Nacht preist ihre Vorzüge vor dem, was der Tag zu leisten vermöge, und fordert ihn auf zu erscheinen, allgemein und (v. 100-111; [Aiv]v-B) mit dieser Charakterisierung der gesamten vom Morgen bis zum Abend dauernden Spielhandlung: Darumb au[ au[/ O Morgenröth/ Au[ au[/ zum ‰reite in die weth/ Au[ behend/ Ro‹ane su¡t den Todt/ Lindere die vrsa¡ dieser Noth/ Nimb zu hil[ der Sonnen-Lau[/ Nimb de# tage# Lie¡t; au[ au[. E# wird do¡ vmbsonsten seyn/ Alle S¡mer”en alle Peyn Wird man sehen mehr vermehret/ Biß mein dun¿le hieher kehret Vnd die Wunden heilet zue Mit vergnügter Glü¿e#-Rhue. Auch Birkens "Na¡redner", von weit geringerem Umfang als der Prolog, auf den er sich bezieht – das Birken vorgelegte Stück besaß keinen Epilog –, ist in gereimten Madrigalversen ausgeführt. Seine Bezugnahmen auf Elemente der Spielhandlung sind konkreter, die allgemeinen Konkurrenzbehauptungen – Tag gegen Nacht – sehr viel knapper. Der metrisch eigenständige Schlußteil (v. 39-50) setzt eine Aufführung des Stückes in Anwesenheit der angeredeten Stadtoberhäupter voraus. Der Tag ist in Bir-
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kens Text nicht nur als astronomisch-meteorologisches Phänomen gemeint, sondern auch – in der zweiten Gedichthälfte besonders deutlich – als Metapher für Erkenntnisklarheit. T6 (die vorrednerin war die Na¡t)] S. o. – 1 hat mir ~ dieser Na¡t?] Der Prolog des Stückes beginnt (v. 1-7; Aiijr): AU[ auf/ O Morgenröth/ Künd der Welt den Tage an/ J¡/ die S¡atten-holde Na¡t Hab da# meine s¡on gethan/ Gehe nun der Sterne Ma¡t Jn die Grü[te abzuführen/ Dir will je”t die Stell gebühren. Mit "dieser Na¡t" ist die abendliche Aufführungssituation gemeint. – 3 Cynthia! ~ Lie¡te.] Cynthia und Cynthius sind Beinamen der Artemis / Diana / Selene und des Apollo nach einem ihrer Kultorte und angeblichen Geburtsort, dem Berg Κύνθος auf der Insel Delos. Hier bezeichnen die Namen Mond und Sonne. – 7f. ihr mü‹et ~ ertrinken.] Analogiebildung: Wie abends die Sonne ins Meer taucht, so morgens die Sterne ins Meer des Sonnenlichts. – 13f. du bi‰ ~ darinnen au#.] Indirekter Hinweis auf die Höhlenszene, von der in der 4. Szene des 1. Aktes berichtet wird, und Beurteilung des Verhaltens Alexanders, das alle Verwirrungen und Leiden der folgenden Zeit verursacht hat. – 25f. J¡ Tag, ~ s¡warze Na¡t.] Hier ist – wie auch im Folgenden zumeist – deutlich, daß nicht die Tageszeit 'Tag' gemeint ist, sondern die Verstandeshelle; denn die Lösung aller Verwicklungen erfolgte ja durch Einsicht in die Zusammenhänge nachts; direkter Hinweis auf die Verführungsszene in der Höhle. – 27f. Al# die Na¡t der Triegerey ~ nit mu‰ verlieren.] Tatsächlich sollte Rossanes Entführung nachts stattfinden; "die Na¡t der Triegerey" aber ist trotzdem primär eine wertende Metapher, denn Cratero und Aminta versuchten ihre Intrigen tagsüber in Gang zu bringen. – 29f. Ori‰illa dem Cratero ~ wird darge‰ellt.] Hinweis auf die Offenbarungsszene im 19. Auftritt des Schlußaktes. – 39-50 Jhr Noris¡e Götter ~ So hat alle Na¡t ein Ende.] S. o. Die Anrede ist sinnvoll nur in einer öffentlichen Aufführung des Stückes in Anwesenheit von Mitgliedern des Stadtregiments. – 41 E# tagen eü¡ Tage] Optativ wie "wohne" (v. 43) und "geb" (v. 45).
Text 293: Auf den Burrhi. 202v T1 CCXCIII.] CCXCIII – 1 der] Kürzel; ebenso 2 – 1 Erd] durch Streichung aus Erden – 1 Satan#] Sata # – 1 und] u. – 2 entieht] ent undeutlich überschrieben – 3 vera¡t] mit ver-Kürzel – 4 Himmel#Ra¡e] Him el#Ra¡e (ev. Himmel# Ra¡e)
Gedichte 293 und 294, 1667 und 1668
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Dieses Epigramm ist die letzte Eintragung der Jahrgangsgruppe 1667. Eine weitere Manuskriptfassung enthält das Konzeptbuchblatt PBlO.B.5.0.24, 95(1)r unter einer gestrichenen zweizeiligen, nur teilweise lesbaren Überschrift, deren zweite Zeile lautet: "in Burrhum". Rechts auf dem Rand steht neben der Überschrift die Zahl "CCXCV". Es gibt nur orthographische und Interpunktionsabweichungen. Zum Gegenstand und möglichen Anlaß s. zu Gedicht Nr. 286. Ein Druck ist nicht bekannt. 2 zwar ~ entieht.] Dürfte sich auf Burrhis Flucht aus Mailand nach der Verhaftung seiner Anhänger beziehen; s. zu Gedicht Nr. 286.
Text 294: Zu de# Spro‹enden Fru¡tbringendem Palmbaum. 202r-203r T1 CCXCIV.] CCXCIV (drittes C aus X überschrieben) – T3 Fru¡tbringendem] Fru¡tbr und etc.-Kürzel mit Punkt – 1 der] Kürzel; ebenso 4, 11, 12, 16, 24, 29, 34, 35, 36, 43 – 2 oder] mit der-Kürzel; ebenso 15 andern - 40 wieder - 45 Spro‹ender – 4 immer] im er (ebenso 33 Himmel#) – 5 und] u. (ebenso 7, 10, 12, 13, 17, 19, 20, 22, 27, 43) – 8 auf] au¡ – 9 do¡] doc undeutlich überschrieben – 10 da#] Kürzel; ebenso 31, 33 (durch Überschreibung aus den), 36, 38, 39 – 12 liebt?] Fragezeichen aus Komma überschrieben – 17 Der] davor funktionsloses 1. – 17 Wälis¡mann] Wälis¡man – 18 Spra¡] pr oberhalb der Zeile; Einfügungsstrich – 18 voll‰and] voll‰a d – 23 Kne¡t] danach ein Zeichen gestrichen – 26 selber] mit -erSchlaufe – 26 grö‹er] grö‹er. – 31 Hau#] durch Überschreibung und Streichung aus Haubt – 39 un# nun] 2
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nun un# – 48 diese] durch Streichung aus diese# – 48 eü¡ selb‰] eü¡ (Korrektur nach dem Druck) Dieses Gedicht ist in der Sammlung der erste Text der Jahrgangsgruppe 1668. Laut Auskunft einer Tagebuchnotiz ist es am 18.2.1668 entstanden (I.347; PBlO.B.2.1.4, 75r): "Gratulatorium zum Fru¡tbringenden Palmbaum." Am 4.8.1667 hatte Neumark von der endlich erfolgten Wahl des dritten Oberhaupts der Fruchtbringenden Gesellschaft berichtet und den baldigen Beginn der Arbeit an seinem Werk zur Geschichte des Ordens angekündigt (PBlO.C.241.16): J”o werde i¡ die gründli¡e bes¡reibung de# Palmorden# vor die Hand nehmen, und zu jedermann# Na¡ri¡t, herau#kommen laßen, damit man¡em Spötter da# Maul ge‰opfet werde, wel¡e# meinem ho¡geehrten herrn in hö¡‰er Eyl zuberi¡ten, ni¡t umgehen sollen. Birken hat den Brief, der diese Nachricht enthielt, laut auf ihm angebrachten Vermerken und korrespondierenden Tagebuchnotizen am 22.8.1667 erhalten und am 24.8. beantwortet: I.308f.; PBlO. B.2.1.4, 63v. Am 29.1.1668 (PBlO.C.241.18) bat Neumark um ein Ehrengedicht zu seinem Werk; ein Angebot Birkens mag voraufgegangen sein: Wenn i¡ denn zu diesem Werke meine# ho¡wehrten herrn Gesells¡a]er# Ehrenzeilen, neb‰ anderen abermal# gern sehen mö¡te, Al# bitte zum s¡ön‰en, ein viertel | ‰ündlein von seinen son‰ wi¡tigern Ges¡ä]en, zu entziehen, und sol¡e# seinem diener dem Spro‹enden zu wiedmen, au¡ wo andere Gesells¡a]er de# ohrt# ange-
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se‹en, in meinem Nahmen drüm begrü‹en, werde sol¡e höi¡e und Gesells¡a]eris¡e bemühung, mit her”li¡er Danknehmung erwiedern. Der Brief mit dieser Bitte traf laut entsprechenden Vermerken am 3.2.1668 bei Birken ein und wurde am 9.2. beantwortet; zu beiden Daten gibt es Tagebuchnotizen: I.333, 335; PBlO. B.2.1.4, 71r/v. Da gut eine Woche später das Gedicht entstand, wird Birkens Antwort eine Bereitschaftserklärung enthalten haben. Neumarks nächstes Schreiben (PBlO.C.241.19) wohl von Ende Februar 1678 – die Datumszeile ist verloren gegangen –, das Birken laut entsprechenden Vermerken auf dem Brief und korrespondierenden Tagebuchnotizen am 5.3.1668 erhalten und am 14.3. beantwortet hat (I.351f.; PBlO.B.2.1.4, 76r/v), wiederholt die Bitte: "Ob i¡ etli¡e Ehrenzeilen erhalten werde, verlanget mi¡ zu wi‹en, bitte no¡mal# darüm." Da Neumarks Werk zwar in Nürnberg verlegt, aber in Weimar gedruckt wurde (s. u.) – nur die zugehörigen Kupferstiche wurden in Nürnberg angefertigt –, muß Birkens Gedicht nach Weimar geschickt worden sein. Da das Thema in späteren Briefen Neumarks keine Rolle mehr spielt, ist anzunehmen, daß das Gedicht Nr. 294 mit Birkens Antwort am 14.3.1668 zu Neumark gelangt ist. Freilich ist nicht auszuschließen, daß Birken es auch dem Verleger Hoffmann, mit dem Neumark ja auch in Verbindung stand, zur Weiterleitung übergeben haben könnte. Gedruckt worden ist es in Neumarks Werk Der | Neu-Spro‹ende | Teuts¡e Palmbaum | Oder | Au#führli¡er Beri¡t/ | Von der | Ho¡löbli¡en Fru¡tbringenden | Gesells¡a] | Anfang/ Absehn/ Sa”ungen/ Ei-|gens¡a]/ und deroselben Fortpan”ung/ mit | s¡önen Kupfern au#geziehret/ samt einem | vollkommenen Verzei¡nüß/ aller/ diese# | PalmenOrden# Mitglieder | Derer Nahmen/ Gewä¡sen und Worten/ | hervorgegeben | Von dem | Spro‹enden. | Zunden bey Joh. Ho[man Kun‰h. in Nürnb. | Drükkt#/ | Joa¡im-Heinri¡. S¡mid in Weinmar/ F. S. Hof-Bu¡dr. (s. Stauffer, 2007, S. 662-665). Es steht dort im Ehrengedichte-Vorspann (b3v-c4v) als achter von sechzehn römisch gezählten Beiträgen ([b6]r/v), ohne Überschrift und mit dieser Abschlußformel: "Seinem liebwehrte‰en und geehrte‰en Herrn | Gesells¡a]er/ se”te diese# | in Eyl zu Ehren. | Sigmund von Birken | Com. Palat. Caesar. | Der Erwa¡sene." Der erste Buchstabe von v. 1 ist im Druck so groß ausgeführt, daß v. 2 mit Einzug beginnt. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es diese Abweichungen: 1 Edle] ädle – 7 nit] ni¡t – 8 n䡉] ne¡‰ – 11 in] im – 17 Wälis¡mann] Wels¡eman – 17 geie‹en] gei‹en – 18 voll‰and] Woll‰and – 21 Pfy] Pfuy – 22 dir Gott] Gott dir – 27 Ehre] Ehren – 29 diß (1. Position)] Dieß (eingezogen bei Seitenbeginn); ebenso 35 – 29 diß (2. Position)] dieß – 33 Himmel#Teut] Himmel#thau – 34 unsrer] unser – 37 seither] zeither – 37 ges¡me¿et] ges¡mäkket – 39 ma¡t ›e un#] ma¡et ›e – 41 im] Jn – 44 eine] reine – 45 wa# ihr heiset] wie ihr speiset – 46 Nu”e] Nu”en – 46 speiset] heißet 1 Er ‰eht, ~ Orden.] Reaktion auf die Beendigung der mehrjährigen hauptlosen Zeit der Fruchtbringenden Gesellschaft. Das zweite Oberhaupt (seit 1651), Herzog Wilhelm von Sachsen-Weimar (15981662), der Schmackhafte (zu ihm s. Neumark, 1668, S. 229; Conermann, 1985. Bd. 3, S. 10f.), war am 17.5.1662 gestorben. Zur Wahl des Nachfolgers, des dritten und letzten Oberhaupts, Herzog Augusts von Sachsen-Weißenfels (1614-1680), des Wohlgeratenen (zu ihm s. Neumark, 1668, S. 278; Coner-
Gedicht 294, 1668
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mann, 1985. Bd. 3, S. 476-478), kam es erst im Juli 1667. – 9-12 Lern do¡ von Latien ~ der unsre Zunge liebt?] In Italien und Frankreich waren die Vorbilder angesiedelt, denen die Fruchtbringende Gesellschaft in Deutschland zu entsprechen suchte. Die Kritik an der Neigung der Deutschen, sich an fremden Vorbildern zu orientieren und vor allem deren Laster anzunehmen, findet sich immer wieder bei Birken und zahlreichen seiner Schriftstellerkollegen. – 15f. i‰ ›e von Babel ni¡t ~ der ält‰en eine hei‰.] Das Hebräische, Griechische und Deutsche galten Schottelius (s. Au#führli¡e Arbeit von der Teuts¡en HauptSpra¡e, 1663, S. 16-49) und vielen anderen, auch Neumark, 1668, S. 103-108, wie hier Birken als Ursprachen, von denen sich alle anderen herleiteten. – 17-19 Der Franz- und Wälis¡mann ~ verkrüpelte# Latein:] Obwohl das Französische und Italienische nur abgeleitete Sprachen seien, bemühten sich Franzosen und Italiener, anders als die Deutschen, um ihre Pflege. – 29f. diß thät bi#her ~ ge‰i]et worden.] S. dazu Neumark, 1668, S. 24-27, 80-142. – 31-34 A#cena# alte# Hau# ~ zum Namen ›¡ gegeben.] Die sächsischen Herzöge nannten sich Askanier, nach ihrer Burg Aschanien bei Aschersleben, dazu wurde der mythische Stammvater Ascenas erfunden. Zu dieser Stelle vgl. Neumark, 1668, S. 113: Wa# nun der Teuts¡en Spra¡e belanget/ davon die Ges¡i¡ts¡reiber/ insonderheit Corneliu# Tacitu# und Johanne# Aventinu# au#führli¡ ges¡rieben/ so hat dieselbe von unserm alten Teuts¡en Stammvater dem A#cena/ wel¡er son‰en Tuisco genant/ und ein Bewohner der A#canier Lande/ da# i‰/ de# Für‰enthum# Anhalt# gewesen/ ihren quellrei¡en Anfang/ zu Zeiten der Babylonis¡en Spra¡verwirrung/ wie vorhin s¡on erwehnet/ ho¡löbli¡ gewonnen. Birken geht in seiner Rühmung des ersten Oberhaupts (seit 1617) der Fruchtbringenden Gesellschaft, des Fürsten Ludwig von Anhalt-Köthen (1579-1650), des Nährenden (zu ihm s. Neumark, 1668, S. 228; Conermann, 1985. Bd. 3, S. 6-8), auf dessen Ordensnamen v. 33 anspielt, noch weiter, indem er den Namen der Deutschen mit demjenigen Gottes in Verbindung bringt. – 35f. diß mu‰e deuten an ~ da# rei¡e Meel hers¡oß.] Als erstes Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft wird der Fürstlich Sächsisch-Weimarische Hofmarschall Caspar von Teutleben (1576-1629), geführt, der Mehlreiche (zu ihm s. Neumark, 1668, S. 228; Conermann, 1985. Bd. 3, S. 5). Birken spielt darauf an, daß die Anregung zur Gründung der Fruchtbringenden Gesellschaft von Teutleben ausgegangen war (s. Neumark, 1668, S. 12-15, 153), indem er dessen Ordensnamen mit dem Zeichen des ersten Oberhaupts, dem Weizenbrot, in Verbindung bringt. Überdies bezieht er Teutlebens Namen zeichenhaft auf die Behauptung von v. 33 – 37f. Wie süß ~ erwe¿et.] Anspielung auf den Ordensnamen des zweiten Oberhaupts der Fruchtbringenden Gesellschaft (s. zu v. 1). – 39 da# dritte ~ wohlgeraten sehn] Anspielung auf den Ordensnamen des dritten Oberhaupts; s. zu v. 1. – 40 in Güte Tugendha]] Der Spruch des dritten Oberhaupts; s. Neumark, 1668, S. 278; Conermann, 1985. Bd. 3, S. 478. – 42 Jhr Föbu#] Das neue Oberhaupt. – 43f. Hier spro‹t ~ vorge‰ellt.] Bezugnahme auf Neumarks Werk, für welches das Gedicht bestimmt war, mit Anspielung auf seinen Ordensnamen Der Sprossende. – 46 Der Nu”e ~ mit Erge”en speiset.] Anspielung auf den Neumark in der Fruchtbringenden Gesellschaft zugewiesenen Spruch "Nü”li¡ und erge”li¡", der
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seinerseits den berühmten Vers des Horaz aus dem Gedicht De arte poetica, v. 333: "aut prodesse volunt aut delectare poetae" variiert. – 48 Jhr s¡reibt ~ in Cedern ein.] Prognose von Ewigkeitsruhm, mit einem alttradierten, von Birken häufig verwendeten Bild.
Text 295: Auf Herrn Gottfried Zamel# Rat#Herrn zu Elbingen mir übers¡riebene# Ringelgedi¡t. RingelAntwort. 203r/v T1 Herrn] H. – T1 Gottfried] Gottfried. – T3 Ringelgedi¡t.] es ist nicht mit Sicherheit zu entscheiden, ob Punkt, Komma oder klein ausgeführtes etc.-Kürzel gemeint ist – 3 da#] Kürzel – 3 theure#] t überschrieben – 3 DemantEi#] ev. Demant-Ei# – 5 MutterZung] ev. Mutter Zung – 11 milder] mit der-Kürzel – 12 de#] durch Überschreibung aus den – 12 de# Föbu#] kein Wortabstand – 14 und] u. Daß dieses Gedicht in Birkens Antwortschreiben vom 28./29.2.1668 auf Gottfried Zamehls ersten Gedichtbrief (Text Nr. 1 im Birken-Zamehl-Briefwechsel; WuK. Bd. 13.1, S. 161f.), der mit Martin Kempes Schreiben vom 20.8.1667 nc (Text Nr. 18 im Birken-Kempe-Briefwechsel; WuK. Bd. 13.1, S. 5153) zu Birken gelangt war, enthalten oder ihm beigefügt war, erweist Zamehls Reaktion im Brief Nr. 3 (ebd., S. 163f.), Z. 5f. Es ist am 28.2.1668 geschrieben worden; s. Tagebuchnotiz zu diesem Datum (I.348; PBlO.B.2.1.4, 75v: "Na¡ Preußen 2 Epigramme verfärtigt.") Daß eines davon das Gedicht Nr. 295 gewesen ist, bestätigen seine Plazierung an zweiter Stelle der Jahrgangsgruppe 1668 in der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder und die Tatsache, daß dort ein zweites Rondeau für einen Empfänger in Ostpreußen, Friedrich Hoffmann, Text Nr. 296, unmittelbar folgt. Beide Gedichte sind in Seitenmitte senkrecht durchstrichen, die übliche Kennzeichnung, daß Birken sie zum Druck gebracht hat. Rechts neben der ersten Zeile der Überschriftgruppe des Gedichts Nr. 295 hat er notiert: "Jn der Pegne›# | 1. Theil." Dort steht das Gedicht im unpaginierten Widmungsgedichte-Vorspann ([)(vi]r). Auf der voraufgehenden Verso-Seite hat Birken dem Gedicht ein kleines Rondeau vorgefügt: III. An Meleager. E# leb der Edle Gei‰! der in dem Palmenhayn der Ronde i‰ und hei‰/ und sol¡en Namen s¡ön im Rund-gedi¡ten* wei‰. Au# seinem Fleiße eu‰/ wa# unser Pferde-brunn in gro‹e Gei‰er geu‰. Der an dem Drausen-Strand der Raht‰and#-Ehr geneu‰/ in Preußen leb geprei‰! *Musae Cyclades.
Gedichte 295 und 296, 1668
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Im Pegne›#-Druck ist das Gedicht überschrieben Ringel-Gedi¡t | A. 1668. Die Beschreibung des dreifachen Emblems steht hier unter dem Gedichttext: Drey‰änd. Embl. (a) Ein DemantRing/ da# Wort Reim in einen Rund-Spiegel s¡reibend. (b) Ein Blumenkranz/ an einem Korb mit Blumen lehnend. (c) Ein Sonnekreiß-Cirkel/ Ecliptica Zodiaci. Nur die Verse 9 und 16 sind eingezogen. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie bei der typographischen Markierung einzelner Wörter abgesehen, diese Abweichungen: 1 Preiß] Preiß/ (a) – 6 Fleiß.] Fleiß. (b) – 7 üm] um – 10 geehrter] gelehrter – 11 vor] für – 13 Kreiß] Kreiß (c) – 15 nit] ni¡t –. In Birkens Poetik (1679) wurde das Gedicht abermals gedruckt (S. 143), als Beispiel für die Gedichtform Rondeau. Die Beschreibung des dreifachen Emblems ist diesmal in den Einführungstext integriert. Es lautet (S. 142): 111 Ein Rondeau oder Ringelgebände/ fähet mit einem kurzen Spru¡ an/ wiederholet denselben in der Mitte/ und endet ›¡ au¡ mit selbigem. Der Ronde/ unter den Blum-S¡äfern Meleager/ hat ein ganze# Bü¡lein/ unter dem Titel Musae Cyclades, hiervon herau# gegeben. Sie fallen wol/ wann ›e zuglei¡ ein drei‰ändige# Emblema oder Sinnbild vor‰ellen. Also ward/ mit einem Zuru[gedi¡te an selbigen vornehmen Elbingis¡en Rat#herrn/ verfahren: da da# er‰e Bild/ ein Demant Ring einen Reim in einen Spiegel s¡reibend; da# andere/ ein Kranz an einen Korb mit Blumen ›¡ lehnend; und da# dritte/ ein Sonnekrei#Cirkel oder Ecliptica Zodiaci ware/ mit dieser Erklärung: Das Gedicht hat hier weder Über- noch Unterschrift. Auch hier sind nur die Verse 9 und 16 eingezogen. Es gibt keine typographischen Markierungen. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es diese Abweichungen: 3 DemantEi#] Deman# Ei# – 7 üm] um – 10 geehrter] gelehrter – 11 vor] für – 15 nit] ni¡t –. Ersichtlich war der PEGNESJS-Druck die Vorlage. 5 MutterZung] 'Muttersprache'. – 5 bezüngen] 'mit Zungen versehen', 'zum Reden bringen'. – 10 Thalia] Nach der (späten) Festlegung der einzelnen Musen auf bestimmte Zuständigkeiten war Thalia die Muse des Lustspiels und der leichten Dichtung; s. zu Gedicht Nr. 12, v. 7. Hier steht der Name für Dichtung überhaupt. – 11 den huf Brunn] Die Musenquelle Hippokrene. – 12 Föbu#] Apollo, hier als Schutzgott der Künste gemeint.
Text 296: Auf Herrn Frideri¡ Hofman# Rectoris Gymnasii Elbingensis Ringelgedi¡t. 203r/v T1 Herrn] H. – T1 Frideri¡] teilweise lateinische Schreibung –T2 Rector Gymnasii Elbingensis] Rect. Gymn. Elbing. – 1 wieder] mit der-Kürzel; ebenso 14 wieder – 2 Drausen‰rand#,] Drausen links auf dem Rand, Einfügungszeichen
+
darüber und über dem gestrichenen ursprünglichen ersten Wortteil Elbing
in der Zeile; Komma unsicher, ev. Punkt – 4 der] Kürzel; ebenso 11 – 5 diese#] Schluß-# überschrieben
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Apparate und Kommentare
– 6 und] u. (ebenso 9, 10) – 6 immer] im er – 7 hier] davor Ansatz zu einem (Groß-?)Buchstaben gestrichen – 10 da#] Kürzel – 12 wo ~ Pegasu#] weiter eingezogen als v. 11 – 12 umreitet] undeutlich; ev. ümreitet – 13 Jhr] Jhhr – 13 Birken Ruten] ev. BirkenRuten – 14 Kehr ~ Gruß.] überwiegend lateinische Schreibung Dieses Gedicht ist Birkens Reaktion auf dasjenige Gedicht Hoffmanns, mit dem dieser, auf Anregung Martin Kempes hin, den Kontakt zu Birken eröffnet hatte, das Gedicht Nr. 1 im Birken-HoffmannBriefwechsel (WuK. Bd. 13.1, S. 191f.), von dem nicht sicher zu erkennen ist, wie und wann es in Birkens Hände gelangt ist; s. zu Gedicht Nr. 1 im Birken-Hoffmann-Briefwechsel (WuK. Bd. 13.1, S. 673f.). Zu seiner Entstehung Ende Februar 1668 s. zu Gedicht Nr. 295. Birken hat Hoffmann insofern überboten, als er nicht nur, wie jener, ein regelmäßiges Rondeau verfaßt hat, sondern zugleich auch ein besonders kunstvolles Sonett. Der Text ist auf beiden Seiten in der Mitte senkrecht durchstrichen. Dem entspricht sein Druck im ersten Teil der PEGNESJS (1673). Dort steht es im Widmungsvorspann ( )( ivv -[)( vij]r): Freunds¡a]-Ru[ der Pegni” | gegen dem Baltis¡en Meer/ | dur¡ | ihre anwohnende Blumgeno‹en | im Nori#-Gelde., [)( vjv]/[)( vij]r, mit der Überschrift Ringel-Gruß. | A. 1668. Außer v. 8 und v. 14, die zentriert stehen, sind im Druck alle Verse linksbündig angeordnet. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, diese Abweichungen von der Manuskriptfassung: 3 unsrem] unsren – 7 dem] den – 10 uten] Bruten – 12 umreitet] ümreitet – 13 sa]e] ha]e – 13 i”t] jezt 1f. Kehr wieder ~ Drausen‰rand#] Reaktion auf Gedicht Nr. 1, v. 1f. – 2 de# s¡önen Drausen‰rand#] Der Drausensee bei Elbing ist gemeint; s. zu Brief Nr. 18, Z. 30f., im Birken-Kempe-Briefwechsel. – 9 Sie s¡ü”e Pan und Teut] Der Name Pan war durch Harsdörffer als poetische Bezeichnung Gottes legitimiert; s. Laufhütte, 1997, S. 304-306; 2007, S. 397-399. Zu Teuto / Teut als allegorischer Personifikation der deutschen Sprache, des Deutschen überhaupt s. im Birken-Schottelius-Briefwechsel zu Text Nr. 12, v. 5 (WuK. Bd. 9, S. 758). – 11f. Froh sende ~ umreitet Pegasu#.] Zu diesem Motiv vgl. Gedicht Nr. 1, v. 18. Birken nutzt die Anspielung zur Einbeziehung Königsbergs als des eigentlichen östlichen Musensitzes in das an den Elbinger Hoffmann gerichtete Grußgedicht. – 13 Jhr wohl‰and sa]e dort, wie i”t die Birken Ruten] Verb und Zeitadverb entsprechen dem Entstehungszeitpunkt.
Text 297: An Herrn Samuel Frideri¡ mit dem Di¡ter-Kranze. 204r/v T1 Herrn] H. – 4 ehrt] e verschmiert oder überschrieben – 4 und] u. (ebenso 5, 6, 21, 28) – 5 da#] Kürzel; ebenso 11, 23 – 6 gie‹en,] gie‹en. – 7 der] Kürzel; ebenso 8, 9, 13, 25 (2x), 27, 31, 32 – 10 wunder] und der-Kürzel; ebenso 14 Liedern – 16 Söhnen] S überschrieben; erstes n nachträglich verdeutlicht – 27 verdient] verdiet – 30 Augu‰u# ~ Birke.] quer zur Hauptbeschriftung links auf dem Rand, gegenüber
Gedichte 297 und 298, 1668
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17-29; Einfügungszeichen + davor, ____ | zwischen 29 und 31 – 30 auf eine] kein Abstand; Worttrennungsstrich Dieses Gedicht dürfte, seiner Plazierung in der Sammlung gemäß, in unmittelbarer zeitlicher Nähe zum Text Nr. 2 des Birken-Friderici-Briefwechsels, des Entwurfs für das Coronatsdiplom für Samuel Friderici (Text Nr. 2 im Birken-Friderici-Briefwechsel; WuK. Bd. 13.1, S. 147-150), enstanden sein; es nimmt die Thematik des ersten Abschnitts des Coronatsdiploms auf. Es ist zusammen mit diesem Diplom versandt und durch Kempe ausgehändigt worden; s. zu Text Nr. 2 im Birken-Friderici-Briefwechsel (WuK. Bd. 13.1, S. 625-631); ebd. zu Brief Nr. 4, Z. 23-26 (S. 633); zu Brief Nr. 20 im BirkenKempe-Briefwechsel (WuK. Bd. 13.1, S. 502-513). Das Gedicht ist auch gedruckt worden, doch ist bisher kein Exemplar nachgewiesen; s. zu Brief Nr. 4, Z. 23-26, im Birken-Friderici-Briefwechsel. 1-9 E# i‰ ja do¡ ~ ihr folgen na¡.] Zur Ehr-Thematik s. o. – 11f. am grünen Haupt, ~ üm die er ›¡ betrübt] Anspielung auf den Daphne-Mythos (vgl. auch v. 15); s. zu Text Nr. 2, Z. 71. – 13 nur ~ Poeten] Anspielung auf die Poetenkrönung; vgl. v. 9f. – 14 die selb‰ den Tod mit ihren Liedern tödten] Eines der Birkenschen Standard-Motive: die ewigkeitsstiftende Macht der Poesie. – 17-19 Mein wehrter Freünd! ~ in die Wett.] Konzentration der Informationen der Texte Nr. 1a und Nr. 2 im Birken-Friderici-Briefwechsel, Z. 42-69. – 23 ›e rei¡t den Kranz] Zu den Coronatsinsignien, die Kempe in Birkens Auftrag Friderici aushändigte, gehörte ein Lorbeerkranz. Diesen anfertigen zu lassen, hatte Birken offenbar Kempe aufgefordert; s. im Birken-Kempe-Briefwechsel Schreiben Nr. 22, Z. 86. – 25 der gro‹en Quell der Ehren] Dem Kaiser. – 27 dur¡ mi¡, den Brunn] Zur Bildlichkeit vgl. v. 2. – 29f. den Lorbeerbaum ~ auf eine Birke.] Anspielung auf Birkens Palatinats- und Adelsdiplom; s. zu Text Nr. 2 im Birken-FridericiBriefwechsel.
Text 298: Auf Monsieur Hann# Sigmund Har#dörfer# Patricii Norici und Jungfrauen Marien Magdalenen Grundherrin Ho¡zeit. 204v-206r T1 CCXCVIII.] CCXCVIII – T2 Monsieur] M.r – T2 Sigmund] Sigm. – T3 Patricii Norici] P. N. – T4 Jungfrauen] Jf. – T4 Magdalenen] Magdal. – 2 und] u. (ebenso 15, 20, 23, 33, 38, 42, 49, 66, 69) – 3f. alle# ›¡ ~ la¡et.] Reihenfolge der Verse vertauscht. Rangierung durch senkrechtem Strich links vorgesetzte Zahlen: 21 – 3 verneut] ver neut – 5 da#] Kürzel; ebenso 22, 23, 36, 68 – 7 2.] 2 (ebenso 55 10.) – 7 der] Kürzel; ebenso 8, 18, 30, 41, 50 – 7 Himmel] Him el (ebenso 54, 68; ebenso 18 Himmel# – 42 brummt – 66 nimmet) – 16 erwarmen] durch Streichung aus erwärmen – 25 andern] mit der-Kürzel; ebenso 26 wälder – 26 wandern – 31 brennen] bren en – 57 Pegni”Hirten] H überschrieben – 58 Paare:] durch Überschreibung und Streichung aus Paare! – 70 Segnen] Segen
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Apparate und Kommentare
Diesem Gedicht gilt eine Tagebuchnotiz Birkens zum 25.5.1668 (I.369f.; PBlO.B.2.1.4, 82v): "zu Herrn Hann# Sigmund Har#dör[er# und Jungfrauen Marien Magdalenen Grundherrin Ho¡zeit auf morgen gratulatio. 72 Verse." Hans Sigmund Harsdörffer (1639-1699), ein Sohn Georg Philipp Harsdöffers (1607-1658; s. v. 56), des Gründers und ersten Präses des Pegnesischen Blumenordens, hatte am 26.5.1668 Maria Magdalena Grundherr von Altenthann (1646-1719) geheiratet; s. Biedermann, 1748(1), Tab. CLV.A. Birkens Gedicht ist gedruckt worden; die beiden nachgewiesenen Exemplare sind verloren bzw. verschollen; s. Stauffer, 2007, S. 652f. T7f. De# Früling# ~ im Mayen.] Zusammenfassende Formel der Frühlings- und Liebes- bzw. Hochzeitsthematik, die, anlaßgemäß, das gesamte Gedicht beherrscht. – 17 Zwilling-Sterne ›¡ ümarmen] Das Tierkreiszeichen Zwillinge herrscht vom 22.5. bis zum 21.6., also auch am Hochzeitstag. Die Hauptsterne des Sternbilds Zwilling am nördlichen Himmel sind Castor und Pollux. – 19 Flora ›¡ mit Zefyrn kü‹et] Vgl. v. 29f. Die römische Vegetationsgöttin Flora (s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 579f.) und Zephyros / Favonius, der im Frühling dominierende warme Westwind (s. ebd.. Bd. 5 (1975), Sp. 1513), verbildlichen die Jahreszeit der Hochzeit. – 40 au¡ Pa›phäen ihr Buhle] Zum Pasiphae- und Minotaurus-Mythos s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 540f. – 51 . . . . der Tag] Vielleicht kannte Birken zur Zeit der Abfassung des Gedichtes das genaue Datum der Hochzeit noch nicht. Daß es in der Tagebuchnotiz zum Anlaß als bekannt vorausgesetzt ist, schließt diese Erklärungsmöglichkeit nicht aus. Es gibt viele Hinweise darauf, daß solche Notizen erst mit großem zeitlichen Abstand zu den dokumentierten Sachverhalten fixiert wurden. – 55-60 Windt ~ die Seiten auf.] Zusammen mit den Hinweisen auf die familiäre Herkunft des Bräutigams wird der von seinem Vater begründete Pegnesische Blumenorden ins Spiel gebracht. – 61-63 La‹et ~ Magdali#.] Die Schmerzen der Braut resultierten aus der Tatsache, daß ihr Vater, Paulus Grundherr von Altenthann, geb. 1611, schon 1664 gestorben war; s. Biedermann, 1748(1), Tab. CXVII.
Text 299: Von der Bu¡dru¿erey Po‰ulat-Vortrag. 206r-207v 6 daß] Kürzel; ebenso 33 da# – 7 der] Kürzel; ebenso 11, 30, 31, 45, 58, 60 – 9 und] u. (ebenso 17, 22, 24, 26, 47, 48, 50, 61) – 15 Kindern] mit der-Kürzel; ebenso 35 wunder – 59 jeder – 18 Mens¡enWi”] ev. Mens¡en Wi” – 19 Walon] durch Überschreibung aus Wallon – 26 Bü¡er] mit -er-Schlaufe – 33 und] d nachträglich eingefügt; ev. überschrieben – 33 lebet] et überschrieben – 35 komme] kom e – 55 S¡äfer hat] dazwischen Worttrennungsstrich – 64 wa# (1. Position)] Kürzel Zu diesem Gedicht findet sich weder im Briefcorpus noch im Tagebuch des Jahres 1668 in der Zeitspanne, in welcher es entstanden sein muß (25.5.-21.8.1668), irgendein Referenzhinweis. Auch die Titelangabe Po‰ulat-Vortrag bleibt rätselhaft: Wir wissen nicht, welcher Drucker / Verleger von wem
Gedicht 299, 1668
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(s. v. 1) etwas forderte. Mit Sicherheit hat Birken das Gedicht im Auftrag und im Namen eines Drukkers / Verlegers verfaßt, mit dem er damals in Verbindung stand: der Endter oder Johann Hoffmanns in Nürnberg, Johann Gebhards in Bayreuth. Am ehesten ist an die in v. 63 genannten Endter zu denken. Daß das Gedicht ungedruckt geblieben sein sollte, ist kaum vorstellbar; doch ist ein Druck bislang nicht nachgewiesen. Die zu Beginn etablierte Redesituation (v. 1-4) macht wahrscheinlich, daß das Gedicht, wenn es gedruckt worden ist, nicht mit Angabe der Verfasserschaft Birkens herauskam. 3 Ankun]] 'Ursprung', 'Herkunft'. – 4 J¡ kan ~ ma¡en kan.] S. o. Als Sprechinstanz ist dem Gedicht ein Drucker bzw. Verleger, sicher der Besteller, eingeschrieben. – 5-8 E# mag seyn ~ eine S¡and.] Wir wissen nicht, welche Darstellung der Geschichte der Buchdruckerkunst Birkens Darstellung zugrunde gelegen hat. Zum Holzplattendruck in China s. Meyer's neues Konversations-Lexikon, 2. Aufl.. Bd. 4, Hildburghausen 1863, Artikel 'Buchdruckerkunst', S. 62-91: hier S. 73, 88. – 9 Holland und sein Harlem ~ diese Ehre:] Zu der Behauptung, Laurenz Jansson, genannt Coster (ca. 1405-1484), sei der Erfinder des Buchdrucks gewesen, und ein Gehilfe namens Johannes habe ihm Buchstaben und Geräte entwendet und in Köln, später in Mainz die Früchte seines Diebstahls genossen, s. ebd., S. 73f. – 10 Belgen ~ wäre.] Man zählte damals das Niederländische bzw. Flämische zu den deutschen Dialekten. – 11f. Lorenz Janson ~ dru¿erdinte geben kond.] S. zu v. 9. Janssons Schwiegersohn Thomas Peters soll eine bessere Druckertinte erfunden haben; s. ebd., S. 74. – 13-19 Jener hab ~ ›¡ deß rühmet.] Von Jansson (s. zu v. 9) ist überliefert, er habe die ersten Lettern aus Buchenrinde geschnitten. Später habe er schon statt der hölzernen Stäbe solche aus Blei und schließlich aus Zinn verwendet. – 19f. Au¡ der pralende Walon ~ davon.] Nach Paris kam die erste Druckerpresse auf Veranlassung von Deutschen durch deutschsprachige Schweizer; 1470 wurden die ersten Drucke geliefert; s. ebd., S. 84f. – 21-25 Unsrem Teuts¡land ~ dur¡ den Edlen Guttenberg.] Zur Bedeutung der Städte Straßburg und Mainz für die Anfänge der Buchdrukkerkunst und die Biographie Guttenbergs (ca. 1397-1468) s. ebd., S. 75-78. Jan Faust / Johann Fust war Guttenbergs Geldgeber und nach der Trennung von ihm und der gerichtlich verfügten Übernahme (ca. 1455) der Druckerpresse und aller Materialien zusammen mit Peter Schöffer / Schäfer, der während der Partnerschaft Fusts mit Guttenberg die Typen-Gußformen perfektioniert und abermals eine bessere Druckerschwärze entwickelt hatte, der Betreiber einer eigenen Druckerei; s. ebd., S. 75-78. – 25f. Bald ›nd au¡ hinzu getretten | Mäntelin und Gänseeis¡] Auch der Straßburger Johann Mentel / Mentelin wurde als Erfinder der Buchdruckerkunst benannt; s. ebd., S. 74. Birken reiht ihn in die Zahl der Nachfolger ein. Jakob Gensfleisch aus Sorgenloch bei Eltville war ein Vetter Guttenbergs, der selbst der Mainzer Aristokratenfamilie Gensfleisch angehört haben soll. Dem Schwiegervater dieses Vetters soll Guttenberg 1664 seine in Eltville gegründete Druckerei übergeben haben; s. ebd., S. 78. Birken hält Gensfleisch nicht, wie andere, für mit Guttenberg identisch. – 29-32 Vierzehnhuntert Vierzig Jahr' ~ wie e# tägli¡ ›¡ erwei‰.] Friedrich IV (1415-1493) war seit 1440 Kaiser (gewählt 1439, in Aachen gekrönt 1442); das Jahr 1440 gilt als das Jahr der Anfänge Guttenbergs in
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Straßburg; s. ebd., S. 75. – 37f. Die Poeten, ~ Dur¡ die Edle Poesy.] Das von Birken immer wieder verwendete Motiv der zeitüberdauernden Erinnerungsruhm stiftenden Macht der Poesie. – 45 Vatter der Philosofen, den Stagira hat gebohren!] Aristoteles stammte aus Stageira auf der Halbinsel Chalkidike; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 582-591, hier Sp. 582. – 47 Galenu# und sein Mei‰er] Gemeint sind der berühmte, aus Pergamon stammende, aber vor allem in Rom tätige Arzt und Schriftsteller Galenos (129-199; zu ihm s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 674f.) und Hippokrates aus Kos (460-370; zu ihm s. ebd. Sp. 1169-1172), der berühmteste Arzt der Antike, auf den Galen sich berief und den er kommentiert hat. – 49-51 Celsu#, Paulu# ~ nit erwe¿et.] Wahrscheinlich sind der platonische Philosoph Kelsos von Alexandria (zu ihm s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 179-181), der 178 in seiner Schrift ἀληθὴς λόγος Philosophie und Bildung des Hellenentums gegen das Christentum verteidigte, und der Apostel Paulus gemeint; eventuell aber auch der zur Zeit des Tiberius schreibende Enzyklopädist und Medizinschriftsteller Aulus Cornelius Celsus und der berühmte Lucius Aemilius Paullus (ca. 228-160), den Cicero rühmte. Zu beiden s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 1102, 92f. Von dem Juristen Domitius Ulpianus (von den Prätorianern 223 n. Chr. ermordet; zu ihm s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 1042f.) sind mehr Schriften überliefert als von allen anderen römischen Juristen. Mit "Scävola" könnten der Jurist Quintus Mucius Scaevola (ca. 170-87) oder Publius Mucius Scaevola gemeint sein: s. zu Gedicht Nr. 232, v. 41. – 51 Ambro›u#] Der berühmte Bischof von Mailand (ca. 339-397); zu ihm s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 296f.; Keller, 2001, S. 41f. – 55 Wa# gelehrte S¡äfer ›ngen] Anspielung auf die Dichtung des Pegnesischen Blumenordens. – 55 Peter S¡äfer] Hier des Namensanklangs wegen erwähnt: Peter Schöffer von Gernsheim ist gemeint; s. zu v. 21-25. – 56 die Form] Der fertig zusammengestellte und im Rahmen fixierte Letternsatz für einen Druckbogen; s. zu Gedichtgruppe 229, Lied v. 16. – 57 Guttenberg ~ nden.] Das von Birken häufig bemühte Motiv der Translatio des Musenberges; s. zu Gedicht Nr. 222, v. 37-44. – 58 wa# von Fau‰en# Fau‰ herkomt] Zu Johann Fust s. zu v. 21-25. – 60 der Dru¿erkarr] Der Karren ist in der Druckerpresse die zur Befestigung der Form dienende Vorrichtung; s. Meyer's Konversations-Lexikon. Bd. 2 (wie zu v. 5-8), S. 67; s. zu Gedichtgruppe Nr. 229, Lied, v. 26. – 61 Mayn! ~ Plei‹e!] Frankfurt am Main und Leipzig waren vom Einsetzen der Buchdruckerei an wichtige Druck- und Verlagsorte. – 62 Deine Sterne ~ Fleiße] Im Lüneburger Verlag von Johann und Heinrich Stern hat auch Birken in den späten vierziger und frühen fünfziger Jahren veröffentlicht; s. Stauffer, 2007, S. 37f., 121f., 160f. – 63 Nürnberg# Ruhm ~ au#gebreitt.] Die verschiedenen Verlage von Mitgliedern der Familie Endter (s. Oldenbourg, 1911; Reske, 2007, S. 718-723, 734f. 736f. 744f.) waren im 17. Jahrhundert die bedeutendsten in Nürnberg.
Gedicht 300, 1668
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Text 300: Kupferbild der Palla#, Zum Neu-Spro‹enden Palmbaum. 207v T4 und] u. (ebenso 1, 4) – 2 liebet] liebe Wann zwischen Ende Mai und Ende Juni 1668 dieses Epigramm (dazu ungenau Stauffer, 2007, S. 663) entstanden ist, läßt sich nicht bestimmen. Aus mehreren Briefen Neumarks an Birken aus dem Jahr 1668 geht hervor, daß dieser sich bereit erklärt hatte, die Anfertigung der für Neumarks Werk Der Neu-Spro‹ende Teuts¡e Palmbaum bestimmten Bildkupfer zu überwachen. Spätestens zur Zeit der Ausstellung seines Briefes an Birken vom 11.7.1668 (PBlO.C.241.22), den dieser laut entsprechenden Vermerken auf dem Brief und Tagebuchnotizen (I.378; 383; PBlO.B.2.1.4, 85r, 87r) am 22.7.1668 erhalten und am 25.7.1668 beantwortet hat, müssen Neumark alle Kupfer in Gestalt von Probeabdrukken und somit (s. u.) auch Birkens Epigramm vorgelegen haben. In vier der in das Werk eingefügten Kupfer erscheint die Gestalt der Pallas. Zu zweien dieser Kupfer hatte Neumark etwas zu monieren. Im Brief vom 11.7.1668 heißt es: "Jn der vierdten blatte sehe i¡ daß die Palla# so im portal ‰ehet alzu kleine beine und füße hat muß au¡ geändert werden". Das bezieht sich auf das vor S. 361 eingeklebte unsignierte Kupfer. Die angemahnte Änderung scheint nicht durchgeführt worden zu sein. Gleich danach ist zu lesen: Die Palla# so bey der Churfür‰li¡en Pyramiden unter dem Zedernbaume ›”et, hat keine re¡te hand, au¡ mangelt da# bild Aretea, und taug da# Churfür‰li¡e Contrefait gar ni¡t#, muß die oval etwa# längli¡er fallen, au¡ hat der Zedernbaum ni¡t sein re¡te# Laub, der unges¡ikkte Kupfer‰e¡er kan ja au# einem Herbario die Zedern na¡ contragiren. Dieses Monitum bezieht sich auf das vor S. 202 eingeklebte unsignierte Kupferblatt. Diesmal ist dem Monitum zumindest teilweise entsprochen worden. Unkritisiert blieben das als Vortitel eingefügte, auf S. 177 beschriebene Blatt und das vor S. 177 eingefügte, dasjenige, das Birkens Epigramm enthält. Es ist ebenfalls unsigniert. Das Bild zeigt vor einem Landschaftshintergrund mit einer Wasserfläche, Hügeln und Gebüsch eine vor einem fruchttragenden Palmbaum stehende geharnischte Pallas. In der rechten Hand trägt sie ein mit Palmzweigen bekränztes Buch, mit der linken hält sie einen solchen Kranz über ihren Helm. Links unten liegt ein Schild, auf dem eine Eule sitzt. Die Zweige des Baumes formieren im oberen Bildteil einen nach unten offenen Halbkreis, dem darunter ein nach oben geöffneter, entsprechend breiter weißer Halbkreis entspricht, der durch das Haupt der Pallas in zwei gleiche Hälften geteilt wird. In diesen halbkreisförmigen Raum sind Birkens Verse eingestochen, in Frakturbuchstaben, so, daß die ersten Vershälften untereinanderstehend den linken, die zweiten den rechten Viertelkreis füllen und der ganze Text als Rede der Pallas erscheint. Die Bildanordnung entspricht dem unteren Teil der Überschrift in Birkens Manuskript. Im Kupferdruck gibt es keine Überschrift. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es nur eine Abweichung: 2 Dafne] Jene
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1 Gräcien ~ nennt.] ἡ δάφνη heißt der Lorbeerbaum oder -zweig, ὁ bzw. ἡ φοῖνιξ die männliche und weibliche Dattelpalme. – 2 Wie Apollo ~ liebt.] Zum Apollo- und Dafne-Mythos s. Ovid, Metamorphosen 1, v. 452-567. Zur kultischen Rolle des Lorbeers und seiner Funktion als Siegespreis s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 736f. Eine entsprechende mythische Beziehung zwischen Pallas / Athene und der Palme gibt es nicht. Als Siegespreis wurde der Palmzweig erst in der römischen Kaiserzeit üblich; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 801.
Text 301: Zu Herrn . . . . . . . König# Apothe¿er# und Frau . . . . . . Hartmännin Ho¡zeit Sonnet. 207v/208r T4 Frau] Fr. – T4 Hartmännin] Hartmän in – 4 unverzollt] mit -ver-Kürzel – 5 und] u. (ebenso 12) – 8 daß] Kürzel – 11 zusamm] zusam – 14 der] Kürzel Dieses Sonett ist laut Tagebuchnotiz Birkens am 21.8.1668 entstanden (I.387; PBlO.B.2.1.4, 88v): "Sonnet zu herrn König# Apotheker# zu Her#bru¿ Ho¡zeit." Sie dürfte wenig später stattgefunden haben; s. u. Kontakte zu den Brautleuten Johann Georg König und Margarethe Hartmann, von denen er zur Zeit der Abfassung des Gedichtes nicht einmal die Vornamen kannte, hatte Birken sicher nicht. Er wird einer Anregung des Pegnitzschäfers Johann Ludwig Faber / Ferrando (1635-1678; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 284-287; Will. Bd. 1 (1755), S. 368f.; Jürgensen, 2006, S. 262-272) entsprochen haben, der aus Hersbruck stammte und von 1666 bis 1670 als Rektor der dortigen Stadtschule amtierte. Die von Stauffer, 2007, S. 666, geäußerte Vermutung, daß eine Verbindung Birkens zu König über Georg Volkamer / Helianthus geknüpft worden sei, ist abwegig. Birkens Sonett ist in einer von Johann Ludwig Faber verfaßten Gratulationsekloge gedruckt worden: Pegne›s¡e# Hirten-Gesprä¡ | zu dem | Ho¡zeitli¡en Lieb- und Freüden-Fe‰ | Deß Kun‰erfahrnen | BASJLJDORS. | Mit seiner Tugendbegabten | DURANDRA. | Von etli¡en Weid-Genos-sen abgehandelt | und so eilfertig al# einfältig verfa‹et | dur¡ die Hand de# Pegni”-S¡äfer# | Ferrando. | Jm Jahr MDCLXJJX. | ALTDORFF | Gedrukkt/ bey Johann Leonhard Winterberger/ der löbl. | Univer›tät be‰ellten Bu¡tr. (s. Stauffer, 2007, S. 665f.). Die in der Ekloge entwickelte Handlung ist ein Besuch der Pegnitzschäfer Ferrando (Johann Ludwig Faber), der auf Einladung hin nach Nürnberg gereist war, Rosidan (Johann Geuder), Alcidor (Johann Sechst) und Floridan (Birken) bei Myrtillus und seiner erst kürzlich (1668) in den Blumenorden aufgenommenen Ehefrau per Kutsche, die samt Pferd ein Freund des Ordens zur Verfügung gestellt hatte. Während des Aufenthalts bei Myrtillus kommt man im Gespräch auf die am 6.7.1668 vollzogene Verlobung des verwitweten Apothekers Johann Georg König mit der ebenfalls verwitweten Nürnbergerin Margareta Hartmann zu sprechen und bedichtet sie; es gibt Beiträge aller Teilnehmer am Hirtengespräch. Das erzählte Geschehen hat, wie so oft bei den Eklogen der Pegnitzschäfer, einen verifizierbaren realen Hintergrund. Zum 13.8.1668, gut eine Woche vor der Abfassung des Sonetts, hat Birken im Tagebuch festgehalten (I.386f.; PBlO.B.2.1.4, 88v): "Na¡ Herrn Myrtillo, mit Ferrando, Alcidor und Ro›dan gefahren.
Gedicht 301, 1668
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Herr Ammon Kuts¡en und Pferd hergegeben. Trankgeld 24 Kreuzer. den Kuts¡er 3 pa”en. Na¡t# in der widerkehr zu Herrn Peter Me”gern, 30 Kreuzer. heimkehr üm Mitterna¡t." Wahrscheinlich hat dieser gemeinsame Besuch in Kraftshof, der bei regnerischem Wetter stattgefunden haben muß, tatsächlich den Anlaß zur Anfertigung der Ekloge und damit auch des Birkenschen Sonetts geboten. In das Werkchen einbezogen ist – mit eigenem Titel – ein Gratulationsgedicht Ferrandos (Br-Bijr). In Birkens Exemplar der Ekloge, das im Bestand der Bibliothek Birkens erhalten ist, hat Birken handschriftliche Korrekturen und Ergänzungen angebracht, vor allem an Ferrandos Verlobungsgratulation. Birkens Sonett folgt im Hirtengespräch auf den Vortrag des Gedichtes, das Ferrando zur Verlobung der Brautleute verfaßt hatte, und ist so eingeleitet (Bijr): J¡ muß ge‰ehen (sagte Ferrando na¡ Ablesung de‹en) daß die Armuth dieser Reimsä”e meiner leibli¡en Dür[tigkeit glei¡e; Na¡dem i¡ aber sol¡e und andre meine Lieder na¡ Fähigkeit der Ohren/ denen e# Vorgesungen wird/ anzu‰immen gezwungen werde/ wird mi¡ niemand meiner hierinn übli¡en Einfalt halber verdenken können. Ferrando thut wohlbedä¡tli¡ (verse”te Floridan) und zu meine# darau# ges¡öp[ten Gefallen# Bezeugung/ will i¡ ni¡t ermangeln/ da# Meinige/ zu den verlangten Ho¡zeitwuns¡ beyzutragen. Verfügte ›¡ damit/ neben den andern/ in ne¡‰-s¡attige Sommerlaube/ und verfa‹te folgende# Kling-Gedi¡t: Birkens Sonett nimmt die Seite Bijv ein. Auf Biijr geht es so weiter: Jede Zeil verräthet ihren Mei‰er. (sagte Ro›dan) und i¡ wolte urtheilen (se”te Ferrando hinzu) daß diese# Sonnet eine güldene Kron/ die darein ge‰i¿te Wort Edel‰eine/ de‹elben Mei‰er aber aller Di¡ter König sey/ der Ruhm-rei¡thum (wiederspra¡ Floridan) mit wel¡em ihr mi¡ beleget/ i‰ zu überü‹ig. Wir wollen aber au¡ bes¡auen/ wa# Alcidor zu Papier gebra¡t […]. Vom Fehlen der Zeilen T1-T4, der Hinzufügung der Unterschrift "Floridan." und Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es diese Abweichungen: 7 üm] Um – 8 s¡ön] s¡on – 10 wiederüm] wiederum –11 Leibe#glut] Liebe#glut – 12 Selenen ~ wetts¡önet.] kein Einzug – 13 güldet] göldet 1 Dem König ~ Gold:] Einerseits Spiel mit dem Familiennamen des Bräutigams, andererseits mit einem Aspekt seines Berufs, der dem Apotheker König wichtig gewesen sein könnte: der Alchemie. Dieses Spiel beherrscht das ganze Gedicht. Sowohl König als auch Königin sind Bezeichnungen von den Alchimisten verwendeter bzw. hergestellter Substanzen. Die Herstellung von Gold oder die Umwandlung unedler Metalle in Gold war das Hauptziel der Bemühungen der Adepten. – 2 Herme#] Vgl. v. 6. Der Götterbote Hermes / Mercurius wird mit geflügelten Füßen dargestellt. In der Alchemie bezeichnet sein Name das Quecksilber, eine der wichtigsten vermittelnden Substanzen. – 12 Selenen ~ wetts¡önet.] In der Alchemie bezeichnet Selene, der Mond, das Silber, Sol, die Sonne, das Gold.
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Text 302: Uber Herrn Mel¡ior S¡mid# Nürnbergis¡en Lauteni‰en# Bildni#. 208r T1 CCCII.] CCCII – T2 Herrn] H. – T3 Nürnbergis¡en] Nürnb. – 1 Seinen] en oberhalb der Zeile – 3 kennet] t aus n überschrieben – 4 Lautenspiel] ev. Lauten spiel Wann zwischen Ende August und Mitte Oktober 1668 dieses Epigramm entstanden ist, läßt sich nicht bestimmen. Es gilt dem Nürnberger Lautenvirtuosen Melchior Schmi(e)d (1608-1682; s. Nachrufschrift PIA MEMORIA | Oder | Chri‰-gebührli¡e Wol-verdiente | Leid- Ehren- Le”- und Tro‰-Gedä¡tnü# | De# | Wohl-selig in GOtt ruhenden | Weiland Erbarn und Kun‰-rei¡-|Erfahrnen | H. Mel¡ior S¡mied#/ | Weit-berühmten und Rei¡#-Ruhm-bekann-|ten Fürtre[li¡en Lauten-Mu›ci/ etc. von Jacob Lang, Martin Albrecht Luntzdörffer und Joachim Müllner, 1682, aus der Stadtbibliothek Nürnberg: Will. II. 1084b.4°). Birken hatte sich von Schmid 1652 im Lautenspiel unterweisen lassen; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14, S. 48, 102). Auch später gab es laut einigen Tagebuchnotizen in den Jahrgängen 1668, 1671 und 1672 persönliche Kontakte. Gegen Ende der Jahrgangsgruppe 1668 enthält die Sammlung einzelner Blätter aus aufgelösten Arbeitsbüchern PBlO.B.5.0.26, 118(14)r dieses lateinische Äquivalent des Epigramms Nr. 302 (s. WuK. Bd. 14, S. 102; Stauffer, 1999, S. 155): In Effigiem Melchioris Schmied, Orphei Norici. Orphea quid Thraces jactant, Amphiona Thebae? Exprimit en uno Noris utrumque Viro! Auribus Hunc vidisse juvat! Pleno ore fatetur Melpomene: MEL sit Melchior arte CHORI. Es gibt zahlreiche Exemplare eines von dem Nürnberger Hans Jacob Schollenberger (zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 30 (1936), S. 244) gestochenen Kupferstichportraits des Lautenisten; auf dem Blatt sind unter dem Portrait mit der Überschrift MELCHIOR SCHMID, AMPHION NORICUS und der Unterschrift "Amicissima manus ac mens | Sigismundi à Birken Com. Pal. Caes." Birkens lateinische Verse gedruckt (s. Paas, 1988, Nr. 384, S. 768f.; Mortzfeld. Bd. 21 (1992), Nr. A 19346, S. 384; Stauffer, 1999, S. 155; 2007, S. 681f.). Es ist anzunehmen, daß es eine Version des Portraits mit dem deutschsprachigen Epigramm ebenfalls gegeben hat; doch ist bisher kein Exemplar nachgewiesen. Vorgelegen haben muß das Blatt in dieser oder jener Gestalt vor Ende Oktober 1668; denn zum 27.10.1668 hat Birken im Tagebuch (I.407f.; PBlO.B.2.1.4, 95r) die Ausfertigung eines Briefes an den Bruder Christian Betulius protokolliert, den eine ganze Serie von Beilagen begleitete, darunter "Mel¡ior S¡mied# Conterfait". Ob es diese oder jene Variante war, wissen wir nicht. 1 Seinen Orfeu# ~ preise:] Zu den Mythen um Orpheus und Amphion s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 351-356; Bd. 1 (1964), Sp. 314. – 4 in dem Chor] 'in den gestimmten Saiten'.
Gedicht 303, 1668
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Text 303: Auf einen Namen#tag. 208v/209r T1 CCCIII.] CCCIII – 2 und] u. (ebenso 12, 24, 30, 39) – 15 preiset] danach Komma gestrichen – 16 der] Kürzel; ebenso 20, 22, 46 – 17 Hirte] H überschrieben – 19 unsrem] r nachträglich verdeutlicht – 22 wei‹en Band] dazwischen Worttrennungsstrich – 27 mängt] durch Streichung aus mänget – 33 Lämmerheerden] Läm erheerden (ebenso 43 immergrün) – 36 heyden] durch Überschreibung aus heerden – 38 Blumenur] ev. Blumen ur – 47 geprei‰er] mit -er-Schlaufe – 48 Mei‰er] r nachträglich verdeutlicht Wie die Lieder Nr. 259 (1664), Nr. 265 (1665), Nr. 280 (1666) und Nr. 287 (1667) gilt auch dieses 1668 entstandene dem Namenstag des Rektors der Nürnberger Schule am Heilig-Geist-Spital, Simon Bornmeister, am 28.10., und wie jene und die noch folgenden nutzt es die Gestaltungsmöglichkeiten, die Name, Amtsstellung und Tätigkeitsort des zu Ehrenden boten: Brunnen- und Hirtenmetaphorik; diesmal fehlt das Heilig-Geist-Motiv. Wie alle anderen Namenstagsgedichte für Bornmeister ist auch dieses nicht als Gratulation Birkens verfaßt worden, sondern als solche der Kollegen und Schüler des zu Ehrenden, und wurde von diesen am Vorabend des Festtages vorgetragen. Wie fast alle anderen hat es Spuren in Birkens Tagebuch hinterlassen. Am 13.10.1668 ist es von Paulus Röse, einem der Kollegen Bornmeisters, bestellt worden (I.401; PBlO.B.2.1.4, 93r): "Herr Neubauer eingespro¡en, und Röse." Tags darauf, am 14.10.1668, hat Birken das Lied verfaßt (I.402; PBlO.B.2.1.4, 93v): "Vor Herrn Röse, Bornmeistero Nominale 48 Verse." Am 16.10.1668 wird es dem Besteller ausgehändigt worden sein (I.401; PBlO.B.2.1.4,93r): "Mit Herrn Röse üm die Stadt spaziert, mit ihm in meinem Muséo 1 Maß Wein getrunken." Das Lied ist zusammen mit Birkens Gratulationsgedicht zur Dichterkrönung Bornmeisters und zu seiner Aufnahme in den Pegnesischen Blumenorden, die beide anläßlich dieses Namenstags erfolgten, dem Gedicht Nr. 181 in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1, S. 374, 752754), gedruckt worden, in dem Heftchen Käyserli¡e Di¡ter-Kron/ | mit wel¡er | dur¡ den | Edelen/ Ve‰und Ho¡gelehrten | Herrn | Sigmund von Bir¿en/ | Käyserli¡en Comitem Palatinum | und Edel-bekrönten Poeten/ | Der | Ehrenve‰e/ A¡tbar und Wolgelehrte | Herr | M. Simon Bornmei‰er/ | Rector der S¡ul zum H. Gei‰/ | in Nürnberg/ | An. 1668 den 28. Octob. al# an seinem Namen#-Tag/ | au¡ hierüber mit einem bey einer Na¡t-Mu›k | abgesungenem Glü¿wuns¡-|Lied | von dem Collegio besagter S¡ul | beehret worden. Das von Paulus Röse bestellte Lied Nr. 303 steht ohne Verfasserangabe auf den Seiten 3 und 4 des Heftchens. Stauffer, 2007, S. 682, hat weder Birkens Autorschaft erkannt noch die Manuskriptfassung nachgewiesen. Im Druck trägt das Gedicht die Überschrift Glü¿wuns¡-Lied. Die arabischen Strophenzahlen mit Punkt stehen über den Strophen. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, diese Abweichungen: 1 unsren] unsern – 16 heiset] hei‹et – 17 Hirte] S¡äfer – 18 dem] den – 19 unsrem] unserm – 22 wei‹en] wei‹e# – 23 S¡äfer] Hirten – 25 Chlori#] Flora – 31 forthin in Lü]en] Geru¡ au#blase – 32 soll, wie Ro#marinen, dü]en] wie der Ro#marin im Grase – 35 die] der
Apparate und Kommentare
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1 La‹t un# unsren Brunnen krönen] Die Brunnenmetapher, die das ganze Gedicht beherrscht, liegt auch mehreren von Birken ausgestellten Coronatsdiplomen zugrunde, so auch dem für Simon Bornmeister ausgestellten, PBlO.C.24.7.1. Zum Motiv der Bekrönung der Brunnen beim Fontinalien-Fest s. zu Text Nr. 2 im Birken-Nerreter-Briefwechsel, auch einem Coronatsdiplom mit Brunnenmotivik, Z. 56-58 (WuK. Bd. 13.1, S. 314-317, 820-828). – 3-6 der nun wieder ~ kun‰gefüllet war] Rückblick auf die Namenstage Bornmeisters und die entsprechenden Ehrungen in den Vorjahren. Die Verbildlichung des Dichters als Brunnen, aus dem das inspirierende Kunstwasser fließt – s. auch v. 38-40 – ist ein Zentralmotiv vieler Gedichte und mehrerer Urkunden Birkens. – 9-16 Zwar er hat ~ gekrönter heiset.] S. o. Bornmeister hatte zum Namenstag in diesem Jahr das Dokument seiner Dichterkrönung und den Lorbeerkranz erhalten; s. zu Gedicht Nr. 181 in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1, S. 752-754). – 17-24 Er i‰ heüt au¡ ~ Fontano nennet.] S. o. Bornmeister hatte zum Namenstag in diesem Jahr auch das Dokument seiner Mitgliedschaft im Pegnesischen Blumenorden und das Schäferband mit der daraufgestickten Blume erhalten; s. ebd. – 20f. der der Musen S¡afe weidet, | wolle-kleidet] Wohl nicht, was eigentlich naheläge, auf "Orden" (v. 18), sondern auf "Er" (v. 17) zurückzubeziehen und als Hinweis auf Bornmeisters Lehr- und Leitungsamt zu lesen. – 22 trägt der Weißheit wei‹en Band] Das Ordensband ist gemeint. Die maskuline Form des Wortes 'Band' begegnet häufig bei Birken. – 25-32 Chlori# ~ dü]en.] Der Rosmarin war die Bornmeister als Ordensmitglied zugewiesene Blume; s. WuK. Bd. 1, S. 752-754. Die Vegetationsgöttin Chloris (s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 1151) repräsentiert hier die Natur. – 33-40 Er wird ~ Hippocrene werden.] S. zu v. 3-6. Hier ist wohl nicht wie in v. 20f. und in den anderen Gratulationsgedichten für Bornmeister seine Lehrtätigkeit gemeint, sondern sein durch Krönung und Ordensaufnahme gewürdigtes und zusätzlich stimuliertes dichterisches Vermögen, das für die Gratulierenden vorbildhaft werden wird. – 44f. wie die Blumen | au# Jdumen] Eine Bibelstelle, welche speziell die Landschaft Idumaea mit Blumen in Verbindung bringt, konnte bislang nicht ermittelt werden. Die von Birken benutzte Wendung begegnet aber häufiger; z. B. in Johann Klajs Redeoratorium Der Leidende Chri‰u# von 1645. Dort heißt es in der ersten Handlung (v. 176178): Man bringet auß Jdumen Zum Tempel bunte Blumen/ Bes¡mükt ihn üm und an. In Heinrich Arnold Stockfleths Gratulationsekloge zum Namenstag (3.4.) des Markgrafen Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth Ho¡-Für‰li¡e# Kun‰-Prangen/ und Unterthänig‰e# Gnad-Verlangen [...] aus dem Jahr 1667 (UB Erlangen 2° Rar A 201/78) begegnet in einem der eingelagerten Lieder der binnengereimte Vers (Dv): "Mer”en-Bluhmen au# Jdumen". Stockfleth hat Paul Fleming zitiert, der in seinem Gedicht Au[ deß Für‰l. Hol‰. Rath#/ und | Gesandten# an den Groß-Für‰en in der | Moßkow und König in Per›en/ etc. | seinen Geburt#-Tag, das als sechster Bestandteil des zweiten Buches Poetis¡e Wäl-
Gedichte 303, 304 und 305, 1668
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der in der Sammlung D. Paul | Fleming# | Teüts¡e | Poemata. | Lübe¿ | Jn Verlegung | Lauren” | Jau¡en Bu¡händler# (Nachdruck Hildesheim 1969) gedruckt worden war (S. 41-46), die Nymphe Melinde hatte singen lassen: Gebt un#/ wa# kömmt au# Jdumen/ Gebet un# junge Mer”en-Blumen; Daß Idumäa von den Dichtern der Augusteischen Klassik und Späteren geradezu als Synonym für Judäa gebraucht wurde, so daß die Wendung auf die 'Rosen von Jericho' anspielen könnte, bestätigt Baltrusch, 2012, S. 33.
Text 304: Uber Herrn Georg Welder# Nürnbergis¡en Musici Bildni#. 209r T2 Herrn] H. – T2 Nürnbergis¡en] Nürnb. – 1 und] u. (ebenso 2) Dieses Bildepigramm (s. Stauffer, 2007, S. 686f. mit unnötig weitläufiger Datierung) ist nach dem 14.10. und vor dem Jahresende 1668 entstanden. Es gilt dem Nürnberger Stadtmusicus Johann Welter (1614-1666; zu ihm s. Zedler. Bd. 54 (1747), Sp. 1814. Beziehungen Birkens zu ihm sind nicht nachweisbar und angesichts der Tatsache, daß Birken einen falschen Vornamen nennt, auch unwahrscheinlich. Das Gedicht ist ohne Verfasserangabe gedruckt zusammen mit einem von Johann Friedrich Leonard (1633-1680; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 23 (1929), S. 71f.) 1668 gezeichneten und gestochenen Portrait Welters; s. Paas, 1990, S. 167f. (Nr. 73), S. 377. Links neben dem Portraitierten hat der Kupferstecher ein aufgerolltes Blatt dargestellt, auf dem zu lesen ist: "Dieße# wenige | ma¡te zu freundl. | angeden¿en. | J. F. Leonart Anno 1668." Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es diese Abweichung: 4 Wälder] Wellter 1-4 Zuvor ~ zugerannt.] Das Epigramm beruht auf der Assonanz 'Welder' / 'Wälder'. Zum OrpheusMythos gehört, daß "Bäume und ganze Wälder, Steine, Felsen und ganze Gebirge" herbeikommen, um dem Sänger zuzuhören; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 351-356; Zitat Sp. 352.
Text 305: Emblema Auf einen faulen aber frefelmütigen Arbeiter, Rab genannt. 209v T1f. CCCV. | Emblema] in einer Zeile – T4 genannt] genan t – 1 und] u. – 2 der] Kürzel – 7 oder] mit derKürzel – 9 immer] im er Wann im November oder Dezember 1668 dieser Emblem-Entwurf entstanden ist und wofür er bestimmt war, ist nicht zu erkennen. Sicher war es eine Auftragsarbeit. Ein Druck ist nicht bekannt. In der Sammlung einzelner Blätter aus aufgelösten Arbeitsbüchern PBlO.B.5.0.28 steht das Gedicht auf S. 169(28)r. Dieses Manuskript war offenbar die Vorlage für die Birken-Wälder-Fassung. Das Gedicht
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Apparate und Kommentare
ist dort überschrieben Emblema. | Auf einen faulen, und do¡ frefelmütigen | Arbeiter, cujus nomen erat vom Raben. Rechts gegenüber der ersten Titelzeile steht die Zahl "CCCV". Der Text ist in Seitenmitte senkrecht durchstrichen. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es diese Abweichung: 2 um#] üm#
Text 306: Emblema. Auf die niderländis¡e Eintra¡t. 209v 1 der] Kürzel; ebenso 4 – 1 oder] mit der-Kürzel – 2 Rutenbündel] Ruteebündel – 2 und] u. – 2 Lemma] Lem a – 6 Vires prudentia nutrit] überwiegend lateinische Schreibung Dieser Ende 1668 entstandene Emblementwurf ist in Birkens Manuskriptnachlaß völlig kontextlos. Produktionsanlaß könnten der Friede von Breda vom 31.6.1667 zwischen den Generalstaaten und England oder – eher – das 'Ewige Edikt' vom Dezember 1668 gewesen sein, "demzufolge der Generalkapitän der See- und Landmacht nie wieder zugleich Statthalter sein sollte, welche Würden die Oranier in ihrer Person bisher vereinigt hatten." (Meyer's neues Konversations-Lexikon, zweite Auflage. Bd. 12, Hildburghausen 1866, S. 28). In der Sammlung einzelner Blätter aus aufgelösten Arbeitsbüchern PBlO.B.5.0.28 steht das Gedicht auf Blatt 169r; offenbar war dies die Vorlage für die BirkenWälder-Fassung. Die Überschrift lautet dort: Aliud. (mit Bezug auf die unmittelbar voraufgehende Version der Epigramme Nr. 305). Unter v. 4 hat Birken notiert: "J‰ da# absehen auf die Niderländis¡en Provinzen." Rechts neben der Überschrift steht die Zahl "CCCVI". Auch dieser Text ist senkrecht durchstrichen. Es gibt nur Unterschiede der Orthographie und Interpunktion. Ein Druck ist nicht nachgewiesen. 1 Bild der Eintra¡t, ~ Bien‰o¿.] S. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 1512f. Dem Stäbe- und Pfeil-Gleichnis liegt zugrunde Babrios (ca. 100 n. Chr.; s. Der kleine Pauly. Bd. 1, Sp. 795f.); s. Dithmar, 1978, S. 90. Zum Riemengleichnis s. Homer, Ilias 2, v. 84ff.; Henkel / Schöne, 1996, Sp. 926f. – 3 Ein gekrönter Löw, ~ geführet.] Vgl. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 387f.
Text 307: An Herrn Joa¡im Heinri¡ Hagen über seine weina¡t-S¡äferey. 209v/210r 1 und] u. – 2 von] v überschrieben oberhalb der Zeile – 4 der] Kürzel – 4 da#] Kürzel – 7 Sternethron] danach ursprünglicher Wortausgang gestrichen – 8 Kron] Kro Das Gedicht ist zwischen dem 15. und 21.1.1669 entstanden, wie aus dieser Tagebuchnotiz zum Januar 1669 hervorgeht (I.432; PBlO.B.2.1.5, 8r): "Hebdomada 3. […] Epigramma Herrn Hagen 8 Verse." Adressat ist der damals erst neunzehnjährige Bayreuther Joachim Heinrich Hagen (1649-1693); zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 359f.; Simon, 1930, S. 117, Nr. 885; Jürgensen, 2006, S. 336-
Gedicht 307, 1669
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345. Hagen ging 1669 zum Studium der Theologie nach Jena, wurde 1673 in Bayreuth Prinzenerzieher und Professer der Rhetorik und Poesie am kürzlich errichteten Gymnasium, 1690 Diakon und 1692 Professor der Theologie. Vor seinem Weggang zum Studium war Hagen 1669 von Caspar von Lilien zum Dichter gekrönt und von Birken als Filadon 1670 in den Pegnesischen Blumenorden aufgenommen worden. Das Epigramm galt Hagen als dem Verfasser dieser Versekloge: Weihna¡t-S¡äferey, | Zu Ehren | der Heil-Geburt | De# Welt-Heilande# | Jesu Chri‰i/ | Jn rein-teuts¡e Reimen | verfa‹et/ | und | Hirten-einfältig | abgehandelt | von | Joa¡im Heinri¡ Hagen. | Bareut/ Gedru¿t und verlegt dur¡ Johann Gebharden/ | im Jahr 1669. Der Notiz zur Abfassung des Epigramms in der dritten Januarwoche 1669 entspricht diese zum 17.1.1669 (I.425; PBlO.B.2.1.5, 4v), ebenfalls in dieser Woche: "Filadon# Weihna¡t#S¡äferei revidirt." Das Epigramm wird nach Abschluß dieser Revision, wenn die Wochenangabe wörtlich zu nehmen ist, zwischen dem 17. und 21.1.1669 entstanden sein. Wie das zu revidierende Exemplar der Ekloge zu Birken und wie es – sicher mit dem Epigramm – zu Hagen zurückgelangt ist, läßt sich nicht erkennen, auch nicht, ob Birken und Hagen einander damals schon persönlich kannten. Einige wenige frühere Nennungen des Namens Hagen in Birkens Tagebüchern sind zu unspezifisch, als daß sie sich plausibel auf Joachim Heinrich Hagen beziehen ließen. Der erste Brief Hagens in Birkens Archiv, PBlO.C.118.1, datiert vom 23.3.1669; der Tagebuchreflex zu seinem Empfang am 26.3.1669 (s. zu Gedicht Nr. 308) ist auch die erste Notiz zu Birkens Korrespondenz mit Hagen. Intensive Korrespondenzkontakte hatte Birken in der in Frage kommenden Zeit mit Caspar von Lilien, doch in dessen Briefen wird Hagens Name erstmals nach dessen Rückkehr vom Studium, Ende April 1673 (PBlO.C.203.84), erwähnt. Dichter Kontakt bestand damals auch zwischen Birken und dem Bayreuther Drucker und Verleger Johann Gebhard, der die Weihna¡t-S¡äferey herausgebracht hat. Durch ihn könnte Hagens Manuskript zu Birken gelangt und nach vollzogener Revision zu Hagen zurückgelangt sein. Leider aber entsprechen den vielen Kontaktnotizen in Birkens Tagebüchern nur wenige erhaltene Briefe Gebhards, gar keine aus der hier interessierenden Zeitspanne. Auch ein zweiter Weg ist denkbar: Zum 28.1.1669 hat Birken notiert (I.428; PBlO.B.2.1.5, 5v): "Sextu# und Hagen# Bruder eingespro¡en." Dieser Bruder wird auch später mehrfach erwähnt; auch über ihn könnten Sendung und Rücksendung gegangen sein. Ein Druck dieses Epigramms ist nicht nachgewiesen. 1 Herr Hagen ~ behagen:] Wie in vielen Gedichten spielt Birken bedeutungsvoll mit dem Familiennamen des Adressaten; vgl. Gedicht Nr. 308, v. 1f. – 2 Er soll ~ tragen.] Entweder kündigte Birken hier – und im Begleitbrief, den es gegeben haben dürfte –, seine Bereitschaft an, Hagen zum Dichter zu krönen, oder er wußte von Liliens Absicht. – 3f. Al# dann ~ da# wei‹e Band davon.] Andeutung der künftigen Aufnahme Hagens in den Pegnesischen Blumenorden. Als künftigen Ordensnamen (Filadon: 'Der / den Gott liebt') verwendet Birken den Namen des Protagonisten in der Handlung der Weihna¡t-S¡äferey. Die Christwurz wurde ihm wirklich als Ordensblume zugeteilt; s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 359;
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Jürgensen, 2006, S. 336. – 6f. Sein Kiel ~ der ihn ehrt.] "Jenen Namen verehrend" lautete der dem Ordensmitglied Hagen zugewiesene Spruch.
Text 308: "Wann man im Himmel fragt: wa# ›ngt der liebe Hagen?" 210r T1 CCCIIX.] CCCIIX – 1 Himmel] Him el (ebenso 8, 10; ebenso 11 ‰immt) – 3 und] u. (ebenso 5, 14, 16) – 11 da#] Kürzel – 13 wieder] mit der-Kürzel – 16 von] oberhalb eines gestrichenen Wortes oder Wortanfangs Auch zu diesem Gedicht gibt es einen Tagebuchreflex zum Februar 1669 (I.433; PBlO.B.2.1.5, 8r): "Hebdomada 1. […] Epigramma zu Herrn Hagen# Weihna¡tS¡äferei. Verse 16." Wieder (s. zu Gedicht Nr. 307) ist nicht zu erkennen, ob eine Bitte um ein Ehrengedicht zu Birken, auch nicht wie dieses Gedicht nach Bayreuth gelangt ist. Gedruckt wurde es als erstes von zwei Ehrengedichten – das andere stammt von Martin Limburger – auf S. [A1]v der zu Gedicht Nr. 307 aufgeführten Ekloge (s. Stauffer, 2007, S. 695f.). Es trägt dort als Überschrift das Trinitätszeichen "m!" und ist unterzeichnet: "Der Erwa¡sene." Alle Verse beginnen linksbündig. Die typographischen Hervorhebungen entsprechen teilweise Birkens Markierungen. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, diese Abweichungen: 8 wird] werd – 12, 16 von] vom –. Hagen hat Birken das fertige Werk geschickt. Der Begleitbrief, das erste Dokument der umfangreichen Korrespondenz Birkens mit Hagen, ist in Birkens Archiv erhalten: PBlO.C.118.1., ausgestellt am 23.3.1669. Den Empfang der Sendung am 26.3.1669 hat Birken auf dem Brief und im Tagebuch bestätigt (I.441; PBlO.B.2.1.5, 10v): "69. Von Filadon, samt der Weina¡tS¡äferei." Birkens Beantwortungsnotiz (29.3.1669) auf dem Brief hat keine Tagebuchentsprechung. Daß Stauffer, 2007, S. 696, verwundert feststellt, in seinem Schreiben vom 3.5.1669 (PBlO.B.5.0.26, 15r) sei Birken "nicht weiter auf die Weihnacht Schäferey eingegangen", liegt daran, daß er übersehen hat, daß jener Brief gar nicht die Antwort auf die Zusendung der Hagenschen Ekloge war. Hagens Begleitbrief lautet: VIR Nobilissime, Amplissime pariter ac Excellentissime, Patrone maxume Domine Venerande! Ultimus dignatione; pietatis verò cultu in Virtutem vestram atquè veneratione, secundus nemini, sacras Humanitatis aedes Vestrae ac Benevolentiae, sed advena, ingredior. Ne, precor, arceat, solam mentis devotionem ac obseqvium aris consecraturum. Benevolentiae in Te radij, Poetarum Phebe! huic ex remotô huc` usquè Horizonti largiu`s infusi meo, Solem accedendi pectus adurebant. Sin, qvod expeto, propiu`s me TIBI juncturus sis, flammas, qvaeso! Eruditionis admirandae ac negotiorum, circum scintillantes caput, pone. Phaetontis juventae Facem ac Parentis ultra-desiderium
Gedicht 308, 1669
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mecum adporto; non petita. Licet de Vestrô singulari in me Favore, tanta ejus documenta usq` ue huc` , ambigere vetent. Extantissimum ipse hic` ostendo. Carmen scilicet pastorale, ad cunas Christi nuper à me deductum, tali qvidem effusum venâ, ut infantiam autoris non leviter eloqvatur. Hoc, uti à Correctionis Vestrae calamô, et additô pariter Elogiô, (qvod, ut coelicum refert responsum, ita coelitu`s demissum excipiebam:) vires in publicum evolandi sibi sumserit: ita, qvae fata sentiet, (spero, non | sinistra, dum gratiâ stipatum Dei, in gloriam ejus gressum intendit,) omnia felicitati divae Poeseos Vestrae debebit. Mala, Sathanae insultibus, gloriae Dei reluctantis, imputabo. Si qvid polliceor, non ingratam Musa haec rusticana, Vobis se exhibebit. Ergò, qvam ore nunc gratiam habet humillimam, saepiu`s animô revolvet, donec in rem se qveat dimittere. Interea preces, pro integritate Excellentiae Vestrae ac salute solvit ardentissimas, in amplexus Favoris Vestri submissè se ingerens. Ubi et ego, sed indignus, qviescere gestiens, eidem me devotissimè recommendo. VIR Magne, valeas! Nobilissimae, Amplitudinis Vestrae atquè Excellentiae devotissimus Cultor dum spiro Joachim-Heinricus Hagen Barutinus. Baruti die 23. Martii 1669. [Wohledler, Hochgeehrter und Hochvortrefflicher, großer Gönner, zu ehrender Herr! Als der Letzte an Würde, an Schätzung und Verehrung Eurer Tugend aber hinter niemand zurückstehend, betrete ich, wenn auch als Fremdling, den heiligen Tempel Eurer Leutseligkeit und Eures Wohlwollens. Möge er bitte die reine Verehrung meines Geistes und meinen Gehorsam, der seinen Altären geweiht werden soll, nicht abweisen. Die Strahlen Eures Wohlwollens, Erster der Dichter, die aus der Ferne so reichlich bis jetzt auf mich gefallen sind, haben mein Herz angefeuert, sich der Sonne zu nähern. Wenn Du mich aber, was ich wünsche, Dir näher verbinden willst, so dämpfe bitte die Flammen deiner bewundernswerten Bildung und deiner Tätigkeiten, die dein Haupt umlohen. Phaetons Erstlingsfackel nur bringe ich unerbeten mit und des Vaters höchsten Wunsch. Allerdings lassen an Eurer einzigartigen Gunst mir gegenüber die bisheringen großen Zeugnisse keinen Zweifel zu. Den herausragendsten lege ich hier vor, mein Hirtengedicht, das ich neulich über die Geburt Christi ausgearbeitet habe, das freilich so dahingeflossen ist, daß es die Unbehol-
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fenheit des Verfassers deutlich zum Ausdruck brachte. Wie dieses Gedicht durch Eure Korrekturfeder und Euer hinzugefügtes Lobgedicht (das ich so, wie es eine himmlische Antwort bringt, als vom Himmel gesandt empfangen habe) sein Vermögen erhalten hat, in die Öffentlichkeit auszufliegen, so wird es, was es an Schicksal verspüren wird (ich hoffe, kein ungünstiges, wenn es, von Gottes Gnade umgeben, seinen Lauf zu dessen Ruhm beginnt), alles der Beglückung durch Eure göttliche Poesie verdanken. Übles werde ich dem Hohn Satans zurechnen, der dem Ruhm Gottes widerstrebt. Eines aber verspreche ich: Undankbar wird sich diese ländliche Muse Euch nicht erweisen. Daher wird sie den geringen Dank, den sie jetzt im Munde führt, immer wieder in ihrem Geist bewegen, bis sie sich wirklich loskaufen kann. Einstweilen zahlt sie mit glühenden Gebeten um Gesundheit und Wohlergehen Eurer Excellenz und bewirbt sich demütig um Eure Gunst. In dieser wünsche ich, wenn auch unwürdig, aufgehoben zu sein und empfehle mich ihr ergebenst. Leb wohl, großer Mann! Eurer Wohledlen und Hochgeehrten Excellenz Ergebenster Verehrer solange ich atme Joachim-Heinrich Hagen aus Bayreuth. Bayreuth, den 23. März 1669.] Birken hat diesen Brief laut auf demselben angebrachtem Vermerk am 29.3.1669 beantwortet. Es gibt weder eine entsprechende Tagebuchnotiz noch ein Konzept. 1f. Wann man ~ zur antwort sagen] S. zu Gedicht Nr. 307, v. 1. – 5 euer er‰e# Singen] Die Weihna¡tS¡äferey war demnach Hagens erstes poetisches Werk. – 6f. dort oben ~ am Brennis¡en Parnaß] Die Ortsangaben können sich sowohl geographisch auf das – von Nürnberg aus gesehen – 'oben' gelegene Bayreuth beziehen als auch auf die Widmung der Weihna¡t-S¡äferey an den Markgrafen Christian Ernst von Bayreuth und an den Reichsritter Heinrich Reuß. Von welchem Mitglied dieses weitverzweigten Geschlechts Hagen sich Protektion erhoffte, läßt sich nicht feststellen. – 7 die Er‰ling opfert ihr ~ no¡ dafür.] Würdigung der religiösen Ausrichtung dieses Erstlingswerkes; eine Anregung könnte eine Passage aus Hagens Widmungsvorrede geliefert haben ([A3]r): "Abraham mit seinen Söhnen und Söhne-Kindern/ nehrete ›¡ von der Viehzu¡t/ und ehrete GOtt von den Er‰lingen seiner Heerde." – 9f. Wie seelig i‰# ~ an den Himmel hängen!] Daß die höchste Würde der Musik auf Erden darin bestehe, sich dem ewigen Lobpreis Gottes durch die Engel anzunähern, spielt in vielen Äußerungen Birkens eine Rolle. Auch hierzu enthält Hagens Widmungsvorrede eine Entsprechung ([A3]v): "Die Er‰en Prediger der HeilLehre (Evangelii/) waren Hirten/ denen zuvor die Engel au# dem Himmel predigten." – 11f. Jhr ‰immt ~ gethan.]
Gedichte 308, 309 und 310, 1669
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Die Verkündigung der Geburt Christi durch die Engel als Auslöser und Vorbild poetischer Hirtenrede ist ein Zentralmotiv in Hagens Ekloge. – 14 auf Demut wegen] 'auf Wegen der Demut'. – 15f. Eü¡ wollen ~ von Sternen Gold.] Zur Poetenkrönung s. zu Gedicht Nr. 307.
Text 309: Uber Herrn Sigmund Gottlieb Staden# Nürnbergis¡en Organi‰en und Musici Bildni#. 210v T2 Herrn] H. – T4 und] u. – T4 Musici] überwiegend lateinische Schreibung – 1 da#] Kürzel – 1 mitgenommen] mitgenom en (ebenso 3 Himmel – 4 Frommen) – 4 der] Kürzel; ebenso 5 (2x), 6 Zu diesem Epigramm gibt es eine Tagebuchnotiz Birkens zum 26.2.1669 (I.441; PBlO.B.2.1.5, 10v): "51. Von Herrn Staden, üm Verse bittend unter seine# Vatter# Conterfait." Der Bittsteller war der Nürnberger Kaufmann Johann Staden (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 247), Birkens damaliger Nachbar, der Portraitierte und zu Bedichtende der berühmte Nürnberger Organist und Komponist Sigmund Theophil Staden (1607-1655; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 201, v. 91). In einem auf den 2.4.1669 datierten Brief, der in Birkens Archiv erhalten ist (PBlO.C.331.18) und den dieser laut Tagebuchnotiz am selben Tag erhalten hat (I.454; PBlO.B.2.1.5, 16r: "76. Von Herrn Johann Staden.") bedankt sich der Besteller für wunschgemäß eingerichtete Verse. Demnach ist das Epigramm Ende März oder am 1. oder 2.4.1669 entstanden. Gedruckt worden ist es (s. Stauffer, 2007, S. 694f.) mit einem nach einem Gemälde oder einer Zeichnung des Nürnberger Kupferstechers und Malers Michael Herr (1591-1661; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 16 (1923), S. 533f.) von Jacob von Sandrart gestochenen Portrait; s. Paas, 1988, Nr. 409, S. 818f.; Mortzfeld. Bd. 23 (1993), Nr. A. 20841, S. 312; Paas 1994, Nr. 307, S. 36. Das Blatt ist hinter der Stechersignatur auf 1669 datiert. Im Druck hat das Epigramm keine Überschrift; die dort angebrachte Unterschrift lautet: "Zu s¡üldigem Ehr-Andenken s¡riebe e# | Sigmund von Birken Com. Pal. C." Alle Verse stehen linksbündig. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es diese Abweichung: 5 spielet seinem] lobet seinen 4 der ~ Engel-Frommen] Relativsatz; Assaph ist nach 1 Chr 6.24-28 einer der von David bestellten Tempelsänger; die Nennung der 128 "Söhne A‹aph#" läßt vermuten, daß er der Stammvater einer Gilde von Tempelsängern war. Die Psalmen 50 und 73-83 tragen in den Überschriften seinen Namen; s. Schmoldt, 1990, S. 38; s. zu Gedicht Nr. 125, v. 17. – 5f. wohl dem ~ Ewigkeit.] S. zu Gedicht Nr. 308, v. 9f.
Text 310: Auf Herrn Johann Nicolau# Geuser# und Jungfrauen Annae Mariae Hartmännin Ho¡zeit. 210v/211r
Apparate und Kommentare
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T1 CCCX.] CCCX – T2 Herrn] H. – T2 Johann] Joh. – T2 Nicolau#] Nicol. – T3 und] u. (ebenso 8, 11, 12, 15, 16) – T3 Jungfrauen] Jf. – T3 Mariae] überwiegend lateinische Schreibung – 4 da#] Kürzel; ebenso 20 – 11 gebaut] durch Überschreibung aus gebauet – 13 nur] r nachträglich verdeutlicht – 13 wird] rechts auf dem Rand, hinter einem am Zeilenende gestrichenen Wort – 17 man] m überschrieben – 20 der] Kürzel Das Gedicht ist anhand einer Tagebuchnotiz Birkens exakt datierbar: 14.4.1669 (I.434; PBlO.B.2.1.5, 8v): "Hebdomada 2. Nubtiis Johann Nicolau# Geuser#. 20 Verse." Eine weitere Notiz zum 28.4.1669 (I.457; PBlO.B.2.1.5, 25v: "Herr Geiser, mir seine Ho¡zeitCarmina gebra¡t.") läßt vermuten, daß Birkens Gedicht zusammen mit anderen auch gedruckt worden ist; es gibt aber keinen Nachweis. Für den Hochzeiter, der möglicherweise in die Verwandtschaft des Hersbrucker Rektors Nicolaus Geuser gehört, für dessen gleichnamigen Sohn in der Stadtbibliothek Nürnberg eine Leichpredigt existiert (Will. II. 782.4°), und der laut Auskunft des Hofpfalzgrafenregisters (s. Kröll, I.427, Anm. 44) Rugamtssubstitut in Nürnberg war – Lebensdaten haben sich nicht ermitteln lassen –, war Birken schon früher tätig gewesen, was zu erheblich mehr Tagebuchnotizen geführt hat als seine Heirat. Sie sind infolge der komplizierten Systematik in der ersten Hälfte des Tagebuchjahrgangs 1669 sehr verwirrend angeordnet. Es beginnt mit dieser Notiz zum 24.1.1669 (I.427; PBlO.B.2.1.5, 5r): "Herr Reisenleiter mit Johann David Geusern und de‹en Brudern eingespro¡en vor diesen üm da# Notariat angesu¡et. Wein 12 Kreuzer." Birken muß sogleich seine Bereitschaft erklärt haben, dem Wunsch zu entsprechen; denn zum 26.1.1669 hat er notiert (I.428; PBlO.B.2.1.5, 5v): "Zur Notariat# Examination Vorbereitung." Danach ging es zügig weiter: 27.1.1669 (I.429; PBlO.B.2.1.5, 6r): "Herr Johann Nicolau# Geuser, üm da# Notariat ›¡ zur conferenz anmeldend, 6 Rei¡#taler obtulit." 27.1.1669 (I.428; PBlO.B.2.1.5, 5v): "Johann Nicolau# Geiser, pro Notariat# conferenz, 2 Maß Wein à 20 Kreuzer holen la‹en, i¡ no¡ eine, Herr Reisenleuter […] bi# halb 10 Uhr verblieben."; 28.1.1669 (ebd.; ebd.): "Mi¡ wegen crapulae übelauf befunden."; 1.2.1669 (I.442; PBlO.B.2.1.5,, 11r): "Herr Gerhard Hofmann und Geuser eingespro¡en."; erste Februarwoche 1669 (I.433; PBlO.B.2.1.5, 8r): "Hebdomada 1. […] NotariatJn‰rument vor Herrn Geusern concipirt."; 9.2.1669 (ebd.; ebd.): "Hebdomada 2. Actus Notariatûs mit Johann Nicolau# Geusern."; 9.2.1669 (I.443; PBlO.B.2.1.5, 11v): Actus Notariatus, mit Johann Nicolau# Geusern. in praesentia Doctorum Helden# und Walther#, au¡ Krauser# Losungs¡reiber# au¡ Herrn Reusenleiter# Walds¡reiber# al# rogatorum Notarij, und Sororis Candidati. praemium no¡ 6 Rei¡#taler. Krauser abijt. haben 8 Maß Wein au#getrunken beym Na¡barn geholt. Ancilla 15 Kreuzer Trankgeld bekommen, die ge‰ern einge‰anden Anna Elisabeth Läng von Coburg. der S¡we‰er Candidati reliquias mitgegeben. 9.2.1669 (I.430; PBlO.B.2.1.5, 6r): "Herr Johann Nicolau# Geuser, pro collato Notariatûs officio, mir no¡ 6 Jmperiales verehrt." Wohl auch noch in diesen Zusammenhang gehört eine Notiz zum 18.2.1669
Gedichte 310 und 311, 1669
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(ebd.; ebd.): "Herr Walds¡reiber Reusenleiter mir ein ‰arke# Fuder Ei¡inn Sparrenholz vor die Thür führen la‹en und verehret." Der Notariatsakt ist auch in Birkens Verzeichnis seiner Amtshandlungen als Comes Palatinus (PBlO.A.1, 29r-31v) aufgenommen worden (30r): "Rr. Notariatus, Johann Nicolau# Geusern. 9 Februarii 1669." 1 Sie ~ die Männin nennen:] Variation von Gen 2.23. Bestandteil des Spiels mit dem Familiennamen der Braut, das in diesem Gedicht durchgängig getrieben wird. – 6 sobald ›e dur¡ den Mann, an diese# WeltLie¡t kame] Höherwertung der Zeugungsleistung des Mannes gegenüber der Geburtsleistung der Frau, die sich in der Weitergabe des Vatersnamens ausdrückt, in Analogie zur Erschaffung Evas aus Adams Rippe; s. Gen 2.21f. – 8 Nun au¡ ~ sein Fleis¡ und Bein] Zitatnahe Anspielung auf Gen 2.23. – 11 Die er‰e Männin ~ gebaut] Zitatnahe Anspielung auf Gen 2.22. – 20 al# viel ~ da# Lenzen Jahr] Anspielung auf die Jahreszeit der Hochzeit.
Text 311: Auf Herrn Georg Hasen# und Jungfrauen Magdalenae Hagen# Ho¡zeit. 211r/v T2f. Auf ~ Ho¡zeit.] je zweizeilig links (Auf ~ und) und rechts (Jungfrauen ~ Ho¡zeit.) neben T1 angeordnet – T2 Herrn] H und etc.-Kürzel mit Punkt – T3 Jungfrauen] Jf. – 9 und] u. (ebenso 17) – 13 3.] 3 – 14 der] Kürzel; ebenso 20, 23 – 18 Hasen] H überschrieben – 19 4. Wie] Wie – 25 5. Nun] Nun – 28 Freund] Freu d – 30 da#] Kürzel Da der Name des Hochzeiters weder in Birkens Tagebüchern noch in seiner Korrespondenz begegnet, ist zu vermuten, daß Birken dieses Lied nicht zur Hochzeit eines ihm Bekannten, sondern im Auftrag eines anderen verfaßt hat. Vielleicht war der Bräutigam ein Verwandter des Musikers und Komponisten Georg Haß oder Hase, der 1602 und 1610 in Nürnberg Lieder und Instrumentalkompositionen veröffentlicht hat; s. Eitner. Bd. 5, 1901, S. 46. Er dürfte Buchdrucker gewesen sein; s. v. 25. Dafür spricht auch, daß die Braut wohl eine Tochter des Altdorfer Universitätsdruckers Georg Hagen (16201674) gewesen ist (zu diesem s. Reske, 2007, S. 7f.): In der Einladungsschrift zu Hagens Bestattung, die der Rektor der Universität Altdorf hat ausgehen lassen (die Stadtbibliothek Nürnberg besitzt ein Exemplar: Will. V. 953.4°), wird eine Magdalena als noch lebende ältere von zwei Töchtern erwähnt. Seiner Stellung im Gedichtbuch nach muß das Lied zwischen Mitte April und Ende August 1669 entstanden sein. Wenn es gedruckt worden ist, dann kaum unter Birkens Namen. Es gibt keinen Nachweis. 1 Jn dem Hage fängt man Hasen] Bestandteil des anzüglichen Spiels mit den Familiennamen der Brautleute, aus dem das gesamte Lied besteht. Auch die erotisch funktionalisierte Jagdmetaphorik ist häufig in Gedichten dieser Art zu finden. – 3 foppt ›e in die S¡lingen ein] 'Bringt sie mit List dazu, in die Schlingen zu gehen.' – 21 gefäng] Die Jagdbeute; vgl. Gedicht Nr. 329, v. 6. – 24 häseln] 'Sich närrisch gebärden'; s. O‰ländis¡er Lorbeerhäyn, S. 23: "Und wer will e# den Verliebten verargen/ wann ›e s¡on unter-
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Apparate und Kommentare
weilen ein wenig häseln."; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 4, Abt. 2 (1877), Sp. 533. – 25 zum B[a]u¡edrü¿en] S. o.; vgl. Gedicht Nr. 334, v. 41f. – 28f. Er, ihr Freund, ~ liebend fe¡ten.] Anbindung der in Gedichten solcher Art notorischen Liebeskrieg-Thematik an den Namen des Hochzeiters.
Text 312: Auf Monsieur Johann Paul Ebner# Patricii Norici und Jungfrauen Marien Magdalenen Voitin Ho¡zeit. 211v-213r T2 Monsieur] M.r – T3 Patricii Norici] P. N. – T3 und] u. (ebenso 11, 27, 31, 39, 47, 51) – T3 Jungfrauen] Jf. – T3 Magdalenen] Magdal. – 3 Jugend] durch Überschreibung aus tugend – 5 der] Kürzel – 6 himmel] him el (ebenso 8 Himmel – 28 Himmel# – 33 kommet) – 13 wieder] mit der-Kürzel; ebenso 16 nieder – 38 Länder – 68 einander – 27 waaren] zweites a oberhalb der Zeile; Einfügungsstrich – 36 begleitet] durch Überschreibung aus bekleibet – 40 brennen] bren en – 55 da#] Kürzel – 59 Lieb#bla#bälge] ev. Lieb# Bla#bälge – 71 Grab] Grab. Die Hochzeit, die den Anlaß für die Entstehung dieses Liedes bot, fand am 25.8.1669 statt. Anlaß und Lied haben Spuren in Birkens Tagebuch hinterlassen: 18.8.1669 (I.490; PBlO.B.2.1.5, 35r): "Monsieur Ebner mi¡ auf seine Ho¡zeit invitiren la‹en."; 25.8.1669 (I.492; PBlO.B.2.1.5, 35v): "Ho¡zeitgedi¡t Monsieur Ebnern. Verse 72 und nomine Myrtilli Verse 12." Zu den Brautleuten, Johann Paul Ebner von Eschenbach (1641-1691; zu ihm s. Will. Bd. 1 (1755), S. 318-320) und Maria Magdalena Voit von Wendelstein (gest. 1687) und zum Hochzeitsdatum s. Biedermann, 1748(1), Tab. XLIII. Birkens Lied und das von ihm in Martin Limburgers Namen verfaßte Epigramm sind gedruckt in diesem kleinen Sammelgratulatorium: Beglü¿wuns¡ung | De# Wohl-Edlen/ Ge‰rengen und Ve‰en | Herrn | Johann Paul Ebner#/ | De# au¡ | Wohl-Edlen/ Ge‰rengen und Ve‰en | Herrn Tobia# Ebner#/ | Eine# Wol-Edlen/ Ge‰rengen/ Für›¡tigen und Ho¡-|weisen Raht# Wohlverordneten Waag-Amtmann#/ | Herrn Sohn#/ | mit | Der WohlEdlen/ Viel Ehren- und Tugendrei¡en | Jfr. Maria Magdalenen | De# | Weiland Wohl-Edlen/ Ge‰rengen und Ve‰en | Herrn | Johann Philipp Voyten/ von | Wendel‰ein auf Erle‰egen/ | Seel. hinterla‹enen Jungfr. To¡ter | den 25. Augu‰i Anno 1669. | ange‰ellter | Wohl-Adeli¡en Ho¡zeit-Feyer/ | ange‰immet | von etli¡en Pegni”S¡äfern. (s. Stauffer, 2007, S. 717f.). Das Lied steht als erstes von drei Gratulationsgedichten auf den Seiten )(ijr-)(iijv. Als Überschrift steht im Druck das Trinitätszeichen "M!". Die Unterschrift lautet: "Zu dien‰freundli¡em Andenken | s¡riebe e# | Sigmund von Birken/ C. Com. Pal." Es gibt keine Strophenzählung und keine Spatien zwischen den Strophen. Anders als im Manuskript sind v. 2 und v. 4 jeder Strophe etwas eingezogen, in der ersten Strophe v. 2 sehr stark, weil der Eingangsbuchstabe von v. 1 als große Initiale ausgeführt ist. Das Gedicht ist den beiden anderen gegenüber durch größere Typen und reiche Verwendung verzierter Großbuchstaben im Inneren der Strophen hervorgehoben; s. dazu zu Gedicht Nr. 314. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es diese Abweichungen: 5 ni¡t] nit – 8 den] dem – 24 wird] ward – 40 Sonnen] Sonne – 59 Lieb#bla#bälge] Leib#-
Gedicht 312, 1669
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bla#bälge –. Zu dem von Birken in Martin Limburgers Namen verfaßten Gedicht gibt es keine Manuskriptüberlieferung (s. Stauffer, 2007, S. 718). Es lautet ()(iijv-[)(iv]r): HJelt meine Feder ni¡t die Unmuß iezt gefangen: J¡ p[ ein Ehren-Lied auf meinem Hirten-Ried; Zum Ohr de# Hö¡‰en solt mein langer Wuns¡ gelangen. Do¡ ob die Zeilen klein: die Kra] soll grö‹er seyn. Der ober‰' Himmel#-Vogt Eu¡ alle# Glü¿ ma¡ Eben! Soviel iezt grüne# Kraut auf Ebnen wird ges¡aut/ | soviel woll GOtte# Hand Eu¡ Freud und Ehren geben. Seit fru¡tbar/ Edle# Paar! wie iezt da# rei¡e Jahr. Wüns¡et so herzli¡ al# s¡uldig‰ der PS¡äfer Myrtillu#. r/v Der dritte Gedichtsbeitrag ([iv] ) stammt von Johann Sechst, der ebenfalls mit seinem Schäfernamen Alcidor zeichnet. 9-16 Ein S¡i[ ~ am Ufer nieder.] Eine der zahlreichen Varianten der Schiffahrt-Allegorik in Birkens Gedichten, für die auch die Emblematik viele Belege bietet; s. Henkel-Schöne, 1976, Sp. 1453-1470. – 12 da Eol s¡lie‰ der Norden Pfort':] Anspielung auf Vergil, Aeneis 1.65ff. – 21-24 wie Palla# ~ wird gebohren.] Rühmung der Geistesgaben des Bräutigams; Anspielung auf den Athene-Mythos bzw. die Geburt der Göttin aus der Stirn des Zeus; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 681-686, hier Sp. 681. – 25-32 J¡ sänge ~ alle# seyn gesungen.] Vgl. Will. Bd. 1 (1755), S. 318: Er hat zuer‰ zu Hause, dann in der Laurenzer-S¡ule vom Rector S¡röder, und in dem Auditorio Egid. von Dilherrn, Wülfern, Beeren und Arnolden protiret, de principio actionum humanarum disputiret und de Solone peroriret, ehe er na¡ Tübingen und Stra#burg gieng. Am le”ten Orte hielte er 1663 den 12 Febr. unter Rebhanen eine selb‰ verfertigte Disp. de iure senum senectutisque privilegiis, wobey lauter Profe‹ore# opponiret haben. – 33-40 Diß kommet un# ~ die unter andrer Sonnen brennen.] Will berichtet lediglich von "einer kleinen Reise" nach Abschluß des Studiums (S. 318) und einer späteren durch "Ungarn, Böhmen, und die übrigen Kaiserli¡en Erblande" (S. 319). – 41-48 E# lernte kennen eure Gaben ~ ›¡ Eure Wi” herfür gegeben.] S. Will, S. 318f.:
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Apparate und Kommentare
Na¡ geendigten Studien und einer kleinen Reise | kehrte er zwar na¡ Hause, gieng aber sofort na¡ Wien, wo er bei dem Hrn. Grafen Gottlieb von Windis¡grä”, na¡maligen Rei¡#-Vice-Kanzler, die Stelle eine# Hofmei‰er# bekam. Mit demselben al# Kaiserl. Gesandten gieng er an vers¡iedene Höfe in Jtalien, und bekam Gelegenheit bey der damaligen Streitigkeit zwis¡en dem Herzog von Mantua und Modena, wegen einer Lande#-Theilung seine in der Geometrie habende Ges¡i¿li¡keit zu zeigen […]. Zu Ebners Zeit in Wien und seiner Bedienstung bei Gottlieb von Windischgrätz s. auch die Texte Nr. 153-168 im Birken-Windischgrätz-Briefwechsel (WuK. Bd. 9, S. 486-519) aus den Jahren 1666-1668 und die zugehörigen Kommentare. – 52 Cypri#] Die Liebesgöttin Aphrodite, benannt nach ihrem Geburtsort, der Insel Kypros; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 425-431, hier Sp. 427. – 59f. Jhr seht ~ Herzen#-Helfenbein.] Vgl. Gedicht Nr. 41 in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte, v. 79f. (WuK. Bd. 1, S. 86).
Text 313: Über Herrn Johann Heinri¡ Hagen# Kun‰ Rede und Lorbeerkranz. 213r/v T2 Herrn] H. – T2 Johann Heinri¡] Joh. Heinr. – T3 und] u. (ebenso 15, 20, 30) – 15 da#] Kürzel – 18 Mutter] durch Überschreibung aus vatter – 23 wieder] mit der-Kürzel – 25 der] Kürzel; ebenso 26 – 31 Himmel] Him el Es handelt sich um Birkens Ehrengedicht zum Druck der Rede, einer ambitionierten Prosa-Ekloge, mit welcher sich Joachim Heinrich Hagen (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 307) vor seiner Abreise zum Studium an der Universität Jena vom Bayreuther Gymnasium verabschiedet hatte und die Ende 1669 in Bayreuth gedruckt worden ist: Ho¡für‰li¡e | Ehren-Burg | und daran gepanzter | PALMEN-HAYN: | Der | Stamm- und Vermählung-Verwandts¡a] | beyder Chur- und Ho¡für‰li¡en Häuser/ | Sa¡sen und Brandenburg/ | Zu unterthänig‰en Ehren gewiedmet/ | und | in einer Abs¡ied-Rede/ in dem Ho¡für‰li¡en Gymnasio, | CHRISTIAN-ERNESTINO einer Ho¡ansehn-|li¡en Versamlung/ au# dem Gedä¡tni#/ | vorgetragen. | Dur¡ | Joa¡im Heinri¡ Hagen/ | Kaiserl. gekrönten Poeten. | Bayreuth/ Gedru¿t bey Johann Gebhard/ | Jm Chri‰Jahr 1669. (s. Stauffer, 2007, S. 715-717). Birkens Gedicht, das seiner Plazierung in der Sammlung nach zwischen dem 25.8.1669 (Gedicht Nr. 312) und dem 27.9.1669 (Anlaß für das Gedicht Nr. 314) entstanden sein muß, kann frühestens Ende August geschrieben worden sein; s. u. Stauffers Zuordnung zum 1.8.1669 ist zu korrigieren. Birkens Befassung mit Hagens Schrift läßt sich lückenlos rekonstruieren: In einem Brief vom März 1669 (PBlO.C.118.2), den Birken allerdings laut Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz erst am 26.4.1669 erhalten hat (I.456; PBlO.B.2.1.5, 25 r: "Herr Rei¡elt eingespro¡en. Herrn Albini Bibel-Entwurf und 86 S¡reiben von Herrn Hagen gebra¡t."), teilt Hagen mit, Caspar von Lilien habe ihn auf die Bekanntgabe seines Entschlusses hin, sich nach Pfingsten auf eine Universität zu begeben, mit einer "Valet-Rede, in teüts¡er Spra¡e" beauftragt. Sie solle "eine Stamm-Verwandts¡a[t
Gedicht 313, 1669
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beyder Chur-häuser, Sachsen und Brandenburg, mit Erzehlung, wie eine# au# dem andern ›¡ erbauet, und wa# son‰en von Vermählungen und Bindnüse zwis¡en beyden ›¡ ereignet", vorstellen und entweder im Markgräflichen Schloß oder im Auditorium des Gymnasiums "in Anwesenheit aller für‰li¡en Personen" vorgetragen werden. Caspar von Lilien habe ihm geraten, sich in dieser Angelegenheit von Birken beraten zu lassen. So fragt er denn, ob e# be‹er wäre in einem Poetis¡en Gedi¡t (worinnen, Seiner WohlEhrwürden Herrn Magister Limburgers EhrenTempel, wel¡er zwar mir i”o ni¡t bey handen, eine Vors¡ri] seyn könte,) oder aber in einer gemeinen Teüts¡en Lobrede, na¡ art Herrn Claji Seeligen Lobrede der Teüts¡en Spra¡e, die do¡ mit Poetis¡en Sinn-Gri[en und ReimErndungen eingeo¡ten werden köndte, diese# aufzuführen. Zur Beförderung der erbetenen Hilfeleistung brachte Hagen eine Naturalleistung auf den Weg: Zum 3.5.1669 hat Birken im Tagebuch notiert (I.459; PBlO.B.2.1.5, 26r): "Herr Hagen von Bayreuth mir einen Capaun gesendet." Im nächsten Brief kommt Hagen darauf zurück. Das Geschenk hat freilich nur mäßiges Wohlgefallen ausgelöst. Zum Himmelfahrtstag, dem 20.5.1669, sah Birken Anlaß, im Tagebuch zu notieren (I.466; PBlO.B.2.1.5, 28r): "den Koppen braten la‹en, aber alt und hart gefunden." Doch gleich am Tag des Eintreffens des betagten Vogels, am 3.5.1669, hat Birken laut entsprechendem Vermerk auf Hagens Schreiben und Tagebuchnotiz (I.460; PBlO.B.2.1.5, 26r): "76 S¡reiben an Herrn Joa¡im Heinri¡ Hagen per Fratrem, samt einer Guel#, und Bertio de Rebus Germanicis au¡ dem Kre‹is¡en EhrenTempel Myrtilli, haec duo reddenda.") reagiert. Im Konzeptheft PBlO.B.5.0.26 (zu diesem s. zu Gedicht Nr. 1) ist ein datierter Auszug der Antwort enthalten: 119(15)r. In ihm versichert Birken Hagen seiner Freundschaft und lobt die Weina¡t-S¡äferey. Von den hier interessierenden Dingen enthält der Auszug nichts. Aus der Tagebuchnotiz ist aber zu erkennen, welches der beiden von Hagen genannten Werke Birken ihm als Vorbild empfohlen hat. Das eine der beiden Hagen ausgeliehenen Bücher, Commentaria Rerum Germanicarum, Amsterdam 1616, von Petrus Bertius / Pierre de Bert (15651629), hatte Birken selbst für seine Arbeit am Donau-Strand (1664) benutzt. Hagens nächster Brief vom 18.5.1669 (PBlO.C.118.3) erreichte Birken laut Empfangsvermerk am 20.5.1669, laut Tagebuchnotiz einen Tag später (I.466; PBlO.B.2.1.5, 28r): "111 S¡reiben von Herrn Hagen samt meinem Bertio." Der Brief war Bestandteil einer Sammelsendung, die u. a. auch Schreiben Caspar von Liliens und Johann Gebhards enthielt. Des ersteren Brief (PBlO.C.203.111) geht ohne Namensnennung auf Hagens Projekt ein und übermittelt einige Vorschläge. Hagen selbst dankt für ihm von Birken erteilte Ratschläge und die ausgeliehenen Bücher und teilt mit, ein Plan seiner Rede sei bereits fixiert. Zum 9.6.1669 hat Birken im Tagebuch notiert (I.473f.; PBlO.B.2.1.5, 30r): "123 S¡reiben von Herrn Hagen zu Bayreuth. 5 Kreuzer. de‹en oration zu revidiren empfangen." Auch dieser Brief Hagens ist in Birkens Archiv erhalten: PBlO.C.118.4. Er trägt kein Ausstellungsdatum. Hagen hat Birken das Konzept des Hauptteils seiner Rede, die Paragraphen 1-45 (S. 1-33) des späteren Drucks, zur kritischen Begutachtung beigefügt. Die Unvollständigkeit – nur den historisch-panegyrischen Teil der Ekloge hatte er
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schon fertiggestellt, der Abschiedsteil fehlte noch – und die angeblich flüchtige Ausarbeitung des Mitgesandten begründet Hagen damit, daß er in spätestens drei Wochen nach Jena abreisen, vorher aber noch seine Rede halten müsse, und zwar "memoriter". Den noch nicht mitgesandten Teil, die Paragraphen 46-57 (S. 33-40) des späteren Drucks, skizziert Hagen recht genau. Überdies teilt er mit, die GUELFJS habe er ausgiebig benutzt und zitiert, die Zitate und Anlehnungen aber kenntlich gemacht. Laut Tagebuch noch am 9.6.1669 (I.474; ebd.), laut Beantwortungsvermerk auf Hagens Brief am 10.6.1669, hat Birken geantwortet. Auch von dieser Antwort enthält das Konzeptbuch PBlO.B.5.0.26 einen auf den 10.6.1669 datierten Auszug: 120(16)r: Vidi Meletema Tuum, prorsus tale, quale à Te speraveram. Seriò, quamvis inter seria, perlegi, notanda notavi, ne studio meo tibi deessem. Tuum esto, relegere, seligere; retinere, demere: nam meae etiam caecutire mentis oculus poterit, quia festinans. Mea in margine allegari poterunt: sed modeste et sine fuco, quem aversor. Oratio haec, tam feliciter ore tibi fluat, ut calamo: applausu crepent subsellia. Prelum vero quod merent, citò subeant hae deliciae: id voveo, imò si licet jubeo, ne diu hisce careat palatum meum, plane Apitianum in hisce Opitianis. Tu hisce Tui memoriam in patrià relinques, olim charissimus redibis. Vale, DEo, famae et Tibi vive: me nusquam neque non sensurus Tui studiosissimum animum. [Dein Gedicht habe ich durchgesehen; es ist ganz so, wie ich es von dir erhofft hatte. Ernstlich, zwischen Ernstlichem, habe ich es durchmustert und Anzumerkendes bezeichnet, um dir mit meiner Bemühung nützlich zu sein. Nun ist es an dir, neu zu lesen, auszuwählen, beizubehalten, wegzunehmen; denn das Auge meines Geistes kann blind sein, weil in Eile. Was von mir übernommen ist, kann am Rand bezeichnet werden, aber ohne Schmeichelei, die ich verabscheue. Möge das Werk dir bei der Rede so glücklich vom Munde fließen wie aus der Feder: die Sitze sollen krachen beim Applaus. Da diese Köstlichkeiten den Druck verdienen, sollen sie ihn bald erfahren; ich wünsche, ja, wenn ich darf, befehle ich ihn, damit mein völlig Apicianischer Gaumen diese Opitzianischen Verse nicht lange entbehren muß. Du läßt mit ihnen die Erinnerung an dich in deinem Vaterland zurück, in das du einst vielgeliebt zurückkehren wirst. Leb wohl, Gott, deinem Ruhm und dir selbst, eingedenk überall und stets meiner, der dir höchst zugewandten Seele.] Hagens nächstes Schreiben, PBlO.C.118.5, am 21.6.1669 ausgestellt und laut Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz am 24.6.1669 eingetroffen (I.478; PBlO.B.2.1.5, 31v: "129 von Herrn Gebhard. 130 von Herrn Hagen.") enthält Dankesbekundungen für Birkens Mühewaltung und teilt mit, für die nächste
Gedicht 313, 1669
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Woche sei der Vortrag der Ekloge geplant; sie werde dann zu weiterer Ausarbeitung mit nach Jena gehen. Birkens Antwortvermerk (6.8.1669) hat keine Tagebuchentsprechung; es gibt auch kein Konzept. Aus einem der früheren Briefe Hagens kannte Birken Hagens Jenaer Adresse; seine Antwort wird dorthin ausgelaufen sein und sich mit Hagens erstem Schreiben von dort, PBlO.C.118.6, ausgestellt am 5.8.1669, gekreuzt haben. Birken hat es laut Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz am 26.8.1669 erhalten (I.492; PBlO.B.2.1.5, 35v): "153 S¡reiben von Herrn Gebhart, und 154 von Herrn Hagen au# Jena." Diese Notiz erklärt die lange Laufzeit: Der an Birken gerichtete Brief war einer Sendung Hagens nach Bayreuth beigeschlossen und wurde von dort aus weitergeleitet. Am Tag nach dem Vortrag seiner Ekloge vor drei Wochen, schreibt Hagen, habe Caspar von Lilien ihn mit der Verleihung des poetischen Lorbeers überrascht; tags darauf sei er selbst nach Jena abgereist. Seine erste Arbeit dort sei die Abfassung der "Zus¡ri]" seiner Rede gewesen, deren Druck verlangt worden sei. Hagen hat sein Werk dem markgräflichen Ehepaar gewidmet ()(1r-[)(4]r) und auf den 1.8.1669 datiert. Wahrscheinlich auf die Mitteilungen in diesem Brief hin hat Birken das Gedicht Nr. 313 verfaßt und direkt an den Verleger geschickt. Denn auf Hagens Brief gibt es keinen Antwortvermerk; auch das Tagebuch enthält keine passende Notiz. Und Hagens nächstes Schreiben, PBlO.C.118.7, am 6.2.1670 in Jena ausgestellt, laut entsprechendem Vermerk am 9.3.1670 bei Birken eingetroffen, ist kein Antwortbrief. Hagen nutzt vielmehr den Empfang des Drucks seiner Ekloge als Anlaß für einen überfälligen Brief und dankt überschwenglich für Birkens Beitrag, der ihm offenbar im Druck erstmals zu Gesicht gekommen ist. Für Stauffers (2007, S. 717) Behauptung, Hagen habe Birken mit diesem Brief ein Exemplar der in Bayreuth gedruckten Rede zugesandt, bietet der Brieftext keinen Anhaltspunkt: Birken war längst von Johann Gebhard beliefert worden: Zum 16.9.1669 nämlich hat Birken im Tagebuch notiert (I.496; PBlO.B.2.1.5, 36v): "166 S¡reiben von Herrn Gebhard, samt 2 Kun‰Reden". Im Druck steht an der Stelle der Überschrift das Trinitätszeichen "m!". Unterschrieben ist das auf der Seite [)(4v] abgedruckte Gedicht so: "Sigmund von Birken | Com. Pal. C." Die mit einsilbiger Kadenz endenden Verse sind eingezogen; zwischen den Strophen gibt es keine Spatien. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, diese Abweichungen: 18 entzü¿te] entzu¿te – 21 ni¡t] nit T2 Johann] Bei der Abkürzung des Vornamens ist Birken ein Versehen unterlaufen. – 1-4 Bin i¡ ni¡t ~ vereint?] Vgl. v. 21-24. Rekurs auf die Situation, aus welcher die Gedichte Nr. 307 und Nr. 308 hervorgegangen sind; vielleicht auch Erinnerung an Formulierungen des Briefes, mit welchem das Gedicht Nr. 307 zu Hagen gelangt war. – 5f. E# fand ~ seinen Prei#.] Bezugnahme auf Inhalt und Ausrichtung der Hagenschen Weihnachts-Ekloge. – 7f. J¡ spra¡ ~ erwiedern.] Vgl. Gedicht Nr. 307, v. 7, und Nr. 8, v. 13. – 9-12 Na¡ Gott soll man ~ ziert.] In Texten Birkens häufige Benennung für Regenten, die als Stellvertreter Gottes die Welt regieren sollen. Birken spielt auf die Widmungen der beiden Dichtungen Hagens an. – 12 wa# eure Lande#-Götter ziert] 'Was euren Regenten zum Schmuck gereicht'. – 13f. Jhr
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Apparate und Kommentare
habt ~ Rauten Zweig] Birken nennt Hauptbestandteile des brandenburgischen und des sächsischen Wappens. – 13 al# er dann i‰] Anspielung auf die eheliche Verbindung des brandenburgischen Markgrafen Christian-Ernst mit der kursächsischen Prinzessin Erdmuth Sophie. – 15 wie da# Werk i‰ euer Zeug] 'Wie euer Werk bezeugt'. – 18 den Föbu# eurer Mutter-Stadt] Caspar von Lilien in seiner Rolle als Rektor des Fürstlichen Gymnasiums. – 19f. daß seiner Dafne ~ gekrönet hat] Vgl. v. 25f. Anspielung auf die von Caspar von Lilien vollzogene Krönung Hagens zum Poeten; s. o. – 21-24 Und hab' i¡ nun ~ die Gott lieben?] S. zu v. 1-4. – 31f. der Himmel hat ~ eure Sa¡en.] Vgl. Gedicht Nr. 308, v. 15f.
Text 314: Auf Monsieur Ferdinand Sigmund Kreßen# von Kre‹en‰ein Patricii Norici und Jungfrauen Susannae Felicitatis Hallerin von Haller‰ein Ho¡zeit. 213v-214v T2 Monsieur] M.r – T2 Sigmund] Sigm. – T3 Patricii Norici] P. N. – T4 und] u. (ebenso 20, 29) – T4 Jungfrauen] Jf. – T4 Felicitatis] Felicit. – 1 Verliebet] V überschrieben – 6 der] Kürzel; ebenso 18, 23, 26 – 7 Garten-wesen] Bindestrich oberhalb der Zeile – 10 da#] # aus ß überschrieben – 15 Unsre] U überschrieben – 22 Ferranten#] # überschrieben – 27 herzen#] z überschrieben – 30 la¡t] l überschrieben – 33 Granaten] zweites a oberhalb der Zeile – 42 bringt] n oberhalb der Zeile – 46 himmel] him el Dieses Gedicht entstand anläßlich der Heirat des Nürnberger Patriziers Ferdinand Sigmund Kreß von Kressenstein (1641-1704) mit Susanna Felicitas Haller von Hallerstein (1649-1705) am 27.9.1669; zum Datum s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCLXXXIX. Es wurde gedruckt in dieser Gratulationsekloge: Herb‰-Gesprä¡/ | mit wel¡em | Da# Ehe- und Freuden-Fe‰ | Der Wol-Edlen/ Ho¡fürtre[li¡en | Verlobten/ | FERNANDO und SUSABELLE/ | ehrfeyret und beglü¿wüns¡et | der Blumen-S¡äfer Myrtillu#/ | mit Bey‰immung | Etli¡er seiner Weidgeno‹en. | NÜRNBERG/ | gedru¿t | bey Wolf Eberhard Felße¿ern/ | MDCLXJX. (s. Stauffer, 2007, S. 723-726). Auch zu Kressens erster Heirat mit Clara Sabina Oelhafen von Schöllenbach (1650-1668) am 13.5.1667 hatte Limburger, dessen Dienstort Kraftshof Kressischer Besitz war, eine Gratulationsekloge verfaßt; s. ebd., S. 614-616. Anläßlich des Todes der ersten Ehefrau Kressens am 27.4.1668 waren die Pegnitzschäfer ebenfalls poetisch tätig geworden; s. ebd., S. 645-647. Birkens Gedicht ist am 17.9.1669 entstanden, wie eine Tagebuchnotiz zu diesem Datum festhält (I.497; PBlO.B.2.1.5, 36v): "Epithalamium Monsieur Kre‹en et Halleriae Verse 48." Auch von den Vorabsprachen gibt es eine Spur (I.496; ebd.): "Herr Myrtillu# mi¡ und Ro›dan in sein Hau# holen la‹en, mit einen E‹en Vögel und Trunk wein tractirt cum Magdalide. Herr Ro›dan mit mir na¡ hau#, 1 Maß Wein 16 Kreuzer." Neben Myrtillus sind Floridan und Rosidan (Johann Geuder) die wichtigsten Teilnehmer am Hirtengespräch in Limburgers Ekloge. Birkens Anteil an Limburgers Werk beschränkt sich nicht auf das Gedicht Nr. 314. Zum 26.9.1669 hat er im Tagebuch notiert (I.500; PBlO.B.2.1.5, 37v): "Myrtilli S¡äferey mit 3 Seiten erse”t, 30 Verse." Wenigstens der zusätzliche Versbeitrag läßt sich identifizie-
Gedicht 314, 1669
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ren (vgl. dagegen WuK. Bd. 1, S. 761): Es ist das Abschlußlied, das exakt 30 Verse umfaßt, im einführenden Erzähltext aber Myrtillus zugewiesen ist (Ciijv / [Civ]r): Wein/ na¡ dem Weinen. Dort weinten/ beweinten an Stäben die Reben/ die Reben/ so Leben un# geben herfür/ der sü‹en Clari‹en jung-‰erbende# Leben; ›e threnten/ besehnten die s¡öne‰e Zier. Jhr damal#-Betrübter/ iezt wieder-Verliebter/ Jhr wehrter Geehrter! Eu¡ hielte seither da# bange Verlangen in Aeng‰en gefangen/ Eu¡ s¡o‹e und o‹e von Wangen ein Meer. Man liset und nie‹et nun Leben von Reben; die Trauben erlauben da# Rauben ie”und. Jn Gären die Beere nun beben und s¡weben/ begrü‹en/ ansü‹en und kü‹en den Mund. Sie feyren/ mit Freuen/ da# Treyen vom neuen; ›e ie‹en/ und gie‹en/ na¡ Weinen/ den Wein. Die Edele Zähren die Wonne vermehren/ ›e tränken/ und s¡enken da# Nectar-naß ein. Der Himmel ein‰imme/ dem La¡en zula¡e/ besönne/ beregne und segne die Eh Der Wein‰o¿ im Grünro¿ da# Sternda¡ bewa¡e/ ›¡ binde und winde/ und nde die Höh. E# mü‹en viel Reben am Stammen ›¡ heben! | So wird Susabelle um‰ellen da# Hau#. Der Himmel laß Beyde/ entfernet vom Leide/ in Freuden ›¡ weiden! da# Weinen i‰ AUS.
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Apparate und Kommentare
Im Auftrag eines Dritten hat Birken zum selben Anlaß am 25.9.1669 ein weiteres Lied verfaßt (I.500; PBlO.B.2.1.5, 37v): "die Pa‰orelle vor Monsieur Pnzing in Nuptias Kreßianas verfertigt. 88 Verse."; 26.9.1669 (ebd.; ebd.): "Monsieur Pnzing da# Lied abholen la‹en, munusculum 2 halbThaler." (s. Stauffer, 2007, S. 725). Es ist das Lied Nr. 186 in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1, S. 378-381, 760f.). Die in Limburgers Ekloge erzählte Handlung spielt in der Kraftshofer Gegend und ist motivisch stark von des Autors botanisch-gärtnerischen Neigungen geprägt. Demgemäß bildet ein reifer Granatapfel, "wel¡er/ wegen de# heiß-tro¿nen Herb‰e#/ an diesem Orte gezeitiget", Floridan Anlaß zu der folgenden, sein Lied einleitenden Betrachtung (Biijv): Diese# Eintra¡t-Sinnbild/ mit wel¡em der weise‰e König seiner Herzgeliebten Wangen verglei¡et/ * kan i¡/ na¡ Anleitung unsere# Vorhaben#/ niemand bä‹er widmen, al# der Tugend-edlen Susabelle; mit ‰arker Ho[nung/ ›e werde diese Hirten-Gabe so wol aufnemen/ al# wolgemeint ›e überrei¡et wird. Hierauf sange er/ in die Flöten seiner Weid-Brüder/ folgende Gese”e: Am Seitenfuß steht die Anmerkung "* Cant. c. 6. v. 6." Das Lied folgt Biijv-[Biv]v. Es gibt keine Strophenzählung. Die Eingangsverse der durch Spatien voneinander getrennten Strophen sind eingezogen. In den Strophen 2-5 und 7 sind dieselben verzierten Großbuchstaben verwendet wie für den Druck des Liedes Nr. 312. Die Anmerkungen stehen jeweils am Seitenfuß unter den Versen 28 und unter der auf den Gedichtschluß folgenden Prosa-Passage. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, diese Abweichungen: 20 üm] um – 22 Ferranten#] Fernanden# – 30m *Susanna, Rose] Susanna חוחוRose – 32 Canan#] Caanan# 1-4 Deine S¡öne ~ gibet.] Variierende Paraphrase von Hld 4.12-16; 8.13. – 2 Salomo zur Sulamith] Die Auffassung, das Hohelied sei eine Dichtung Salomos, war damals unbestritten; der Name Sulamith wird Hld 7.1 verwendet. – 5f. Jhn ~ der Apfel von Granat.] "Jhn" bezieht sich zurück auf "Garten" (v. 3); vgl. Hld 6.11. – 12 die Pöner-Fru¡t] 'Die Punier-Frucht'; Wiedergabe des Namens Punica granatum für den Granatapfelstrauch, seiner Beheimatung im vordern Orient wegen. – 18 der Kre‹en Ankun]-Prei#] 'Der glänzende Höhepunkt des Kressenhauses seit seinen Anfängen': der Bräutigam ist gemeint. – 19 den Körner-Apfel] 'Den Granatapfel'. – 20 ein güldne# Stü¿] 'Ein goldener Stoff', 'ein goldenes Gewand'; Anspielung auf die Farbe des Granatapfels. – 25 au# deinem Ri”e] Der Granatapfel wird in der Emblematik oft aufgeschnitten dargestellt; s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 233f. – 31-33 Der Zwölf Kunds¡a]Boten Reise ~ Granaten-Aepfel bra¡.] Vgl. Num 13.1-13. – 33m Eskol] Name eines traubenreichen Tals bei Hebron; s. Num 13.23f. – 42 al# viel ~ da# Jahr] Anspielung auf den Zeitpunkt der Hochzeit. – 43f. Salomon# ~ Apfel-Erz.] Vgl. 1 Kön 7.15-19.
Gedichtgruppe 315, 1669
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Text 315: Zu Herrn Ulri¡ Hofmann# Nürnbergis¡en S¡reib- und Re¡enmei‰er# Bildni#. 214v T2 Herrn] H. – T2 Ulri¡] i¡ verschmiert – T2 Hofmann#] Hofman # – T2 Nürnbergis¡en] Nürnb. – T3 S¡reib-] S¡reib ̷ – T3 und] u. Epigramm 1: 1 Hut] durch Streichung aus Hute – 3 Zierverwandt] mit ver-Kürzel Epigramm 2: 1 und] u. (ebenso 3) – 3 Himmel] Him el – 3 Ewigkeit] Ewig|keit Epigramm 3: 3 und] u. Die drei Epigramme gelten dem Nürnberger Schreib- und Rechenmeister Ulrich Hofmann (geb. 1610). Stauffers (2007, S. 722f.) ungefähre Datierung – "nach dem 26. September 1669" – läßt sich durch Birkens Tagebuch präzisieren: 21.10.1669 (I.505; PBlO.B.2.1.5, 39r): "Unter Hofman# Kupfer die Verse gema¡t." Am nächsten Tag könnten sie ausgehändigt worden sein: 22.10.1669 (I.506; ebd.): "Herr Hofman, Vetter Benedict und Herr Mayr eingespro¡en." Hofmann selbst war der Besteller und hat den Lieferanten bezahlt: 27.10.1669 (ebd.; ebd.): "Herr Hofman vor die Conterfait# Unters¡ri]en 1 Rei¡#taler." Die drei Epigramme sind auf einem Blatt mit dem Kupferportrait Hofmanns, das ohne Zeichner- und Stecherangabe in einem reich verzierten Rahmen steht, gedruckt worden; s. Stauffer, a. a. O.; Reproduktionen bei Mortzfeld. Bd. 11 (1989), S. 188, Nr. A. 9897; Paas, 1988, S. 418f.; Nr. 209. Der erste Vierzeiler steht direkt unter dem in Blattmitte angeordneten Portrait, das zweite am Seitenfuß, das dritte oben auf dem Blatt, je zur Hälfte auf den zwei Enden einer Banderole, die um zwei über dem Portrait angeordneten, von einem Lorbeerkranz umgebenen gekreuzten Schreibfedern geknotet dargestellt ist. Es darf als sicher angenommen werden, daß das Blatt mit Birkens Versen gleich nach deren Lieferung gedruckt worden ist. Denn Birkens erste Tagebuchnotiz setzt das Vorliegen des Portraits voraus, und Paas (a. a. O., S. 418), weist ein Exemplar des Blattes ohne die Verse im Besitz des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg nach. Im Druck hat die Rolle der Überschrift die Umschrift um das Portrait übernommen: ULRICUS HOFMANNUS, ARITHMETICUS, GEOMET: etc: AETAT: LIX. AN: MDCLIX. Das zweite Epigramm ist unterschrieben: "Sigmund von Birken C. P." Von geringen Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, gibt es diese Abweichungen: Epigramm 1: 1 Federn] Feder – Epigramm 2: 4 ⊙] Sonne – Epigramm 3: Ruhm' und Ehr] Ehr und Ruhm –. Zum Vorgang vgl. Gedicht Nr. 233. Epigramm 1: 1-4 Ein Hofmann ~ wunder thut.] Birken verbindet die Anspielung auf den Namen des Bedichteten bzw. seine Nennung mit der in vielen seiner Gedichte vorgetragenen Hochwertung der Gelehrten und Künstler im Vergleich mit bzw. gegenüber ungebildeten und unproduktiven Adligen. Zum Motiv vgl. Gedicht Nr. 12, v. 36.
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Apparate und Kommentare
Epigramm 2: 1 Wir me‹en ~ Zahlen.] Hatte das erste Epigramm dem einen Tätigkeitsbereich Hofmanns gegolten, so dieses dem zweiten, der auch die in der Portraitumschrift erwähnte Qualifikation Hofmanns als Geometer enthält.
Text 316: Auf einen Namen# Tag. 214v-215v 1 1.] II. – 1 wieder] mit der-Kürzel; ebenso 52 – 3 da#] Kürzel – 5 und] u. (ebenso 8, 18, 35, 38, 41) – 6 Mund] Munde – 7 Himmel] Him el (ebenso 48; ebenso 30 himmlis¡) – 9 2.] 2 – 32 vor] v verschmiert – 33 der] Kürzel; ebenso 48, 54 – 34 kan] verschmiert; unsicher Das Lied ist laut Tagebuchnotiz Birkens am 24.10.1669 entstanden (I.506; PBlO.B.2.1.5, 39r): "da# Lied für Herrn Röse verfaßt. 56 Verse." Zwei Tage vorher, am 22.10., hatte Paul Röse Birken besucht (ebd.; ebd.): "Herr Röse eingespro¡en bi# 5 Uhr in die Na¡t, mir einen Wa¡#‰o¿ verehrt, 1 Pfund s¡wer." Bei dieser Gelegenheit wird man sich auf die Melodie verständigt haben, welcher Birkens Text anzupassen war. Es muß eine sehr bekannte gewesen sein; denn zum Einüben hatte Röses Chor ja keine Zeit mehr. Zum Anlaß, dem Namenstag des Schulleiters und Pegnitzschäfers Simon Bornmeister, zu diesem und zum Besteller, Bornmeisters Kollegen Paul Röse, der an der Schule wohl für die Musik zuständig war, s. zu den Gedichten Nr. 259 (1664), Nr. 265 (1665), Nr. 280 (1666), Nr 287 (1667) und Nr. 303 (1668). Ein Druck ist nicht nachgewiesen. 17 Cauru#] Latinisierung von Χῶρος, Name eines rauhen Nordwestwindes; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 1093. Daß er hier ins Spiel gebracht wird, entspricht der Jahreszeit des Gedichtanlasses. – 23f. do¡, e# war ~ belaubt.] Rekurs auf Bornmeisters im Vorjahr vollzogene Dichterkrönung; s. zu Gedicht Nr. 303. – 29f. Rose, die du ~ hier auf Erd:] Anspielung auf das alte Kirchenlied "E# i‰ ein Ro#' entsprungen". – 51f. wann er ~ wieder hebet.] Vorankündigung, der dann das Lied Nr. 324 entsprach. – 55 Gotte# Born eü¡ mild bene”e!] Im Vergleich mit der Praxis in den früher für Bornmeister verfaßten Namenstagsgedichten eine ungewöhnlich diskrete Anspielung auf seinen Namen.
Text 317: Uber da# Bildni# eine# S¡reib- und Re¡enmei‰er#. 215v T2 S¡reib] ei überschrieben – T3 und] u. (ebenso 2) – 1 der] Kürzel; ebenso 4 – 1 den] der-Kürzel – 2 die] ie überschrieben Von diesem völlig kontextlosen Epigramm läßt sich weder sagen, wem es gilt bzw. zu welchem Portrait es gehört, noch, ob es noch 1669 oder schon 1670 verfaßt worden ist. Daß abermals Ulrich Hofmann (s. Gedicht Nr. 315 und die zugehörige Kommentierung) gemeint sein könnte, ist unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen. Es konnte kein Drucknachweis aufgefunden werden.
Gedichte 318 und 319, 1669/70
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Text 318: HEr-A#mu#. 215v T2 HEr-A#mu#.] davor genau über dem Beginn von v. 1 trotz Rasur erkennbar Wer w – T2 HEr] davor ein mit Z beginnendes Wort (oder ein entsprechender Wortanfang) gestrichen – 1 und] u. Mangels Kontextes ist nicht zu erkennen, wodurch diese Invektive veranlaßt worden ist. Sie richtet sich offenbar gegen – einen? – Kritiker und enthält eine Anspielung auf den Namen Erasmus. Im dritten Epigramm der Gedichtgruppe Nr. 408 erscheint Asmus als lärmender Fastnachtsnarr.
Text 319: Uber Herrn Conrad Fal¿ner# Bildni#. 216r T1 CCCXIX] CCCXX – T2 Herrn] H. – T4 Himmel#] Him el# Zu diesem Epigramm ist ebenfalls nicht zu erkennen, ob es noch 1669 oder schon 1670 – für dieses Jahr gibt es kein Tagebuch Birkens – enstanden ist. Auch der Druck, den Stauffer (2007, S. 729f.) als ersten Text der Jahrgangsgruppe 1670 zuweist, ermöglicht keine Zuordnung hier oder dort. Das Gedicht gilt dem Bügermeister und Inhaber weiterer Ämter in der Nürnbergischen Stadt Lauf, Johann Falckner (1606-1668), und wurde im Namen seines Sohnes, des in Lauf geborenen Juristen und Jenaer Professors Dr. Johann Christoph Falckner (1629-1681; zu ihm s. Will. Bd. 1 (1755), S. 394-396), verfaßt und gedruckt; im Manuskript hat Birken irrtümlich den Vornamen eines Bruders des Bestellers, des als Stadtsyndicus in Lauf amtierenden Conrad Falckner (gest. 1704; zu ihm s. Will, ebd., S. 396), der bis 1666 als Advokat in Nürnberg tätig gewesen war, in der Überschrift festgehalten. Über ihn könnte die Bestellung zu Birken gelangt sein. Man kannte einander. Johann Christoph Falckner hatte zu den jungen Leuten gehört, die Birken 1649 auf das Studium vorbereitete; s. zu Gedicht Nr. 74. Aus der Zeit seines Studiums in Jena sind zwei Briefe von ihm in Birkens Archiv erhalten: PBlO.C.74.1/2. Gedruckt wurde das Epigramm unter einem nach einem Gemälde oder einer Zeichnung des Nürnberger Malers und Radierers Michael Kestner (zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 20 (1927). S. 217) von Jacob von Sandrart gestochenen Portrait Johann Falckners; s. Mortzfeld. Bd. 7 (1988), S. 181, Nr. A. 6332. Auch der Druck ist nicht sicher datierbar. 3 von einem treüen Sohn] S. o. Zur Zeit der Bestellung des Gedichtes zum Portrait seines Vaters, das Birken in des Bestellers Namen verfaßt hat (s. U1) und das auch unter dessen Namen gedruckt worden ist, war Johann Christoph Falckner als Professor der Rechte an der Universität Jena tätig. – U1 J. C. F. D.] 'Johann Christoph Falckner Doktor'.
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1036 Text 320: Zu Herrn Johann Lehner# Gei‰li¡er Sing‰unde. Sonnet. 216r
T1 CCCXX] CCCXXI – T2 Herrn] H. – 2 Lieder] mit der -Kürzel – 2 und] u. (ebenso 3, 4 (2x), 7, 10) – 6 Himmel] Him el (ebenso 11 himmel) – 6 s¡weifen] w verschmiert – 7 der] Kürzel; ebenso 11 – 7 s¡öne] bis auf die Unterlänge von h und ne in einem Klecks verschwunden – 8 da#] Kürzel – 8 himlis¡er] er verschmiert oberhalb ungestrichener -en- Schlaufe – 9 von] undeutlich; ev. vor – 12 au¡] a. – 12 Favon] vo überschrieben – 14 herrn] h und etc.-Kürzel mit Punkt Birkens Sonett ist gedruckt am Ende der ebenfalls von ihm geschriebenen Vorrede zum Anda¡t-liebenden wehrten Leser in dem Werk Gei‰li¡e Sing-Stunde: | oder | XXX Anda¡tLieder/ | von unters¡iedli¡en hohen und vorneh-|men Gei‰rei¡en und Gott-ergebenen | Personen verfa‹et/ | anje”o | theil# mit einer Sing-Stimme/ theil#/ | neben 5 Violen und dem General-|Baß/ componiret | dur¡ Johann Löhnern/ | Musicae melopoeticae Studiosum. | Nürnberg/ | Verlegt von Wolf Eberhard Felße¿ern / | im Jahr Chri‰i 1670. (s. Stauffer, 2007, S. 748f.). Die sicher erst kurz vor dem Erscheinen des Buches verfaßte Widmung Löhners ist auf den 12.3.1670 datiert. Kaum wesentlich früher dürften Birkens Sonette Nr. 320 und 321 enstanden sein. Mit Johann Löhner (1645-1705; zu ihm s. ADB. Bd. 19 (1884), S. 131f. (l.u.); MGG. Bd. 11 (2004), Sp.418-420) stand Birken nach Ausweis vieler Tagebuchnotizen in freundschaftlichem Verkehr. In Birkens Briefarchiv sind mehrere Notensätze Löhners zu Gedichten Birkens vorhanden. Dem Gedicht Nr. 320 zeitlich nahe ist die in Löhners Brief aus Wien vom 18.7.1670 (PBlO.C.210.1) enthaltene Vertonung eines geistlichen Echo-Liedes, für dessen Text Löhner in diesem Brief dankt. Stauffer, 2007, S. 749, hat das mißverstanden als Bezugnahme auf die sechs Beiträge Birkens zu Löhners Liederbuch. Die zusammengehörigen Manuskripte PBlO. C.210.5 und C.210.6 enthalten Vertonungen zweier Lieder, die Birken zu seiner zweiten Heirat im Dezember 1673 geschrieben hat, des fünfstrophigen Liedes "Gott, du Sti]er keus¡er Flammen!" und des sechsstrophigen "Nun so komt wilkommen wieder", die beide in der Ekloge Ehr-Feyer | bey dem | ansehli¡en Myrten-Fe‰ | der Edlen und Fürtre[li¡en | Wolverlobten | FLORJDANS | und | FLORJNDEN | ange-‰ellet/ | von den Blum-geno‹en/ | an der Pegni”/ | d. 3 Chri‰monde#/ im 1673 HeilJahr. | Nürnberg/ bey Wolf Eberhard Felße¿ern und später (1679) im zweiten Teil der PEGNESJS gedruckt worden sind. Die ebenfalls zusammengehörigen Manuskripte PBlO.C.210.2, C.210.3 und C.210.4 enthalten nach dem für beide gültigen Titelblatt Glü¿wüns¡ung | dem Welt-berühmten Herrn | Sigi#mund von Birken, | bey wiederkommung seine# Namen#-tage#, | den 2 Maji 1672 gewidmet | von Johann Lehner zwei Vertonungen von Liedern eines nicht genannten Verfassers, vielleicht Löhners selbst: "Könt i¡ meiner Saiten Lu‰" (11 Strophen) und "Wolan so bri¡ herein" (6 Strophen). Da von Birkens Echo-Lied (PBlO.C.210.1) kein Druck bekannt ist, teilen wir hier den Text mit: Leiber, die ihr seit ge‰orben, a¡ wie liegt ihr nun verdorben. E¡o: unverdorben. ma¡t der Tod do¡ in der Erden
Gedichte 320 und 321, 1670
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eu¡ zu Staub und as¡en werden. E¡o: da s¡on werden. kan wa# tod i‰ no¡ genesen? wa# i‰ s¡öne# am verwesen. E¡o: Sam-verwesen. Die Druckfassung des Sonetts Nr. 320 steht ohne Überschrift auf S. †iijv. Es ist unterzeichnet: "Sigmund von Birken/ | Com. Pal. Caes." Die Anfangsverse der Quartette und Terzette sind nicht aus-, sondern eingerückt. Auch im Druck gibt es keine Spatien. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, gibt es nur diese Abweichung: 8 mit himlis¡er] die himlis¡e 2 da# die Lieder ›nd] Vorgezogener Relativsatz, bezogen auf "Pfei[en" (v. 2). – 4 Clavier] 'Klaviatur', Manual und Pedal der Orgel. – 9 begei‰et] 'mit Geist erfüllt'. – 10 den heilgen Png‰wind] Anspielung auf Apg 2. – 11 der sü‹e we‰] Der Frühlingswind, der die Vögel zum Singen bringt. – 12 Favon] Ebenfalls der laue Frühlingswind, hier in Verbindung mit der vielverwendeten Schiffahrtsmetapher.
Text 321: Sonnet. 216v T1 CCCXXI] CCCXXII – 1 klingen] durch Streichung aus kliengen – 2 der] Kürzel; ebenso 5 – 2 himmel] him el (ebenso 7 fromme) – 8 der] r verschmiert – 9 wieder] mit der-Kürzel – 10 O selig# ~ mehrt!] fehlt; Ergänzung nach dem Druck Die Zusammengehörigkeit dieses mit lediglich zwei Reimen besonders ambitioniert gestalteten Sonetts mit dem Gedicht Nr. 320 ist durch den Inhalt zweifelsfrei und durch das Fehlen des sonst üblichen Abgrenzungsstriches zusätzlich markiert. Es wird in größter zeitlicher Nähe entstanden sein. Gedruckt ist es (bei Stauffer, 2007, nicht verzeichnet) ebenfalls in Löhners Werk, und zwar als viertes der römisch gezählten Ehren-Gedi¡te (††ijr/v). Birken hatte es im Auftrag eines anderen verfaßt, wie die Unterschrift erweist: "Johannes Georgius Gaßmann/ Diener am | Wort Gotte# im Spital." Zu Gaßmann (1630-1705) s. Simon, 1965, S. 72. Gaßmann hat sich bei Birken bedankt. In dessen Nachlaß ist – als einziges Dokument von ihm – dieser undatierte Gedichtbrief (PBlO.C.94.1) erhalten: ob glei¡ üm Toden-zeit die To¡ter thut ers¡einen, So kombt ›e do¡ zur freud, vnd ni¡t zur klag vnd weinen, Sie bringt ein klein ges¡en¿ ges¡i¿t au# treuem her”en. GOTT wend von ihnen ab, wa# wir¿en mö¡te s¡mer”en. So bittet und so wünts¡et
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Eurer Excellen” Treu-Verbundener Gebet und dien‰-ergeben‰er Johannes Georgius Gaßmann. Gaßmann hat das Geschenk durch seine Tochter 'von Haus zu Haus' überbringen lassen. Mit der "Toden-Zeit" meint er die Trauerzeit, in der Birken sich damals nach dem Tod seiner Frau befand. Im Druck sind die Eingangsverse der Quartette und Terzette nicht aus-, sondern eingerückt; der im Manuskript fehlende Vers 10 ist hier vorhanden. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, diese Abweichungen: 2 wann] wenn (ebenso 3, 4) – 7 mehrt] nehrt 4 al# wann ~ Engel-thöner] 'Als wenn man auf Erden vorahnend den ewigen Lobgesang der Engel hörbar macht'. – 6 Zu Gott ~ kehrt] Vgl. v. 8. Löhner war zur Zeit der Veröffentlichung seines Werkes 24 oder 25 Jahre alt. – 13 Die Er‰ling-gab, die Ernde rei¡ beährt.] Vgl. Dtn 26.1-11. Offenbar war die Gei‰li¡e Sing-Stunde Löhners erste Veröffentlichung.
Text 322: Zu Herrn Doctor Johann Herman S¡a[er# beym Ho¡löbli¡en Cammergeri¡t zu Speyr Advocaten# und Jungfrau . . . . . Bremerin Ho¡zeit. 216v/217r T1 CCCXXII] CCCXXIII – T2 Herrn] H. – T2 Doctor] D. – T2 Herman] Herma – T3 Ho¡löbli¡en] Ho¡löbl. – T3f. Cammergeri¡t] Cam ergeri¡t (ebenso 6 ‰immen - 24, 25, 34 Himmel) – T5 und] u. (ebenso 6, 9, 19, 20 (2x), 26) – T5 Jungfrau] Jf. – 2 da#] Kürzel; ebenso 9, 12, 16 – 12 verlorn] mit ver-Kürzel – 13 der] Kürzel; ebenso 16, 34 – 13 Lieb] ie überschrieben – 17 Bette] B überschrieben – 26 S¡a”] undeutlich; ev. S¡az – 29 wonne] won e Das Gedicht ist der Hochzeit des Advocaten beim Reichskammergericht in Speyer – dort hatte das Gericht seinen Sitz bis 1689 – Johann Hermann Schaffer (Lebensdaten unermittelt), eines Sohnes des Bayreuther Stadt- und Hofarztes Dr. Adam Schaffer (1617-1675; zu ihm s. Andrick, 1999), und der jüngsten Tochter des damals schon verstorbenen Speyrer Advocaten Dr. Bremer, Sibylla Barbara Bremer, am 19.4.1670 gewidmet. Birkens Briefarchiv – ein Tagebuchjahrgang 1670 fehlt – macht eine längere Vorgeschichte kenntlich; s. WuK. Bd. 13.1, zu Text Nr. 2 im Birken-Bärholz-Briefwechsel, S. 278f., 788-792. Am 13.7.1669 hatte Johann Hermann Schaffer, damals erst Licentiat der Rechte, Birken, der mit seinem Vater während der Zeit in Bayreuth (Frühjahr 1658 - Herbst 1660) in freundschaftlichem Verkehr gestanden hatte, von Bayreuth aus brieflich (PBlO.C.297.1) gebeten, sich in Nürnberg für ihn zu verwenden. Dort lebte die Großmutter der beiden verwaisten Töchter des Bayreuther Geheimen Hofrats Dr. Adam Volkmann (zu dessen Kontakten zu Birken s. WuK. Bd. 10, S. 277-409, 677-881), Magdalena Drosendorf, geb. Mülegk. Schaffer hatte Birken gebeten, ihre Zustim-
Gedicht 322, 1670
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mung zu seiner Heirat mit der älteren der beiden Volkmann-Töchter, der damals achtzehnjährigen Anna Maria Volkmann, zu erwirken, womit seiner seit langem bestehenden Neigung und dem Wunsch beider Elternpaare entsprochen würde. Aber schon am 20.7.1669 (PBlO.C.297.2) hatte Schaffer Birken mitteilen müssen, die Sache habe sich erledigt, weil die junge Dame nicht wolle und die Großmutter sie auch für zu jung halte. Tatsächlich muß Birken in der Sache tätig geworden sein. Schaffers Brief vom 13.7.1669 hatte er laut Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz (I.483; PBlO.B.2.1.5, 33r) am 15.7.1669 erhalten. Für den 19.7.1669 steht im Tagebuch (I.484; PBlO.B.2.1.5, 33v): "Herr Hofmann, Frau Drosendorfin und Soror eingespro¡en." Bei den Besuchen beider Damen ging es um Heiratsangelegenheiten, wie die Tagebuchnotiz zum 21.7.1669 zeigt (ebd.; ebd.): "dem Pfarrherrn Herrn Fleis¡mann den Korb ertheilt wegen Basen Clara Barbara ge‰ern per Literas. pro Drosendorfin Herrn Licentiaten S¡a[ern." Zu dem erfolglosen Bewerber um eine Tocher der älteren Halbschwester Birkens s. Simon, 1965, S. 64 (Nr. 339). Die Nachricht an Schaffer erfolgte in Birkens Antwort auf Schaffers Brief vom 20.7.1669 am 22.7., wie eine Tagebuchnotiz festhält (ebd.; ebd.): "120 S¡reiben ad Eundem. Wirtin hat da# vor 8 tagen ni¡t be‰ellt." Birken hatte demnach auch schon auf Schaffers ersten Brief geantwortet; doch die Antwort war nicht versandt worden. Zu seinem Brief vom 22.7.1669 aber gibt es diese Konzeptbuchnotiz, in welcher Frau Drosendorfs Einstellung und das Verhalten der Volkmann-Tochter charakterisiert werden (PBlO.B.5.0.41, 146v/147r): J¡ habe mi¡ erfreut, daß Mein Herr hierinn, mir zu befehlen, anlaß genommen, und mir dadur¡, ihme zu dienen, gelegenheit widerfahren. Jhre praeconcepta opinio, wolte ›¡ dur¡ keinerley persuasion divertiren la‹en, daß videlicet junge Bräute nit alte hau#mütter würden, so ›e an ihren beyden Tö¡tern erfahren. | Ablesend, wa# zwis¡en ihnen beiden ambiendo, contrahendo et retractando vorgegangen, fielen mir bey die Verse Virgilij: Varium et mutabile etc. Scis ex s〈ermone〉 nostro, quod voluntas hominum sit ambulatoria: und s¡einet#, daß diese eigens¡a], vor allen Mens¡en, sonderli¡ den Mens¡innen beywohne. Am 25.8.1669 (PBlO.C.297.3) schließlich hatte der Abgewiesene, immer noch als Licentiat der Rechte und von Bayreuth aus, Birken mitgeteilt, die Erfolglosigkeit seiner Bemühungen sei das Ergebnis von Verleumdung gewesen. Bald danach muß er Bayreuth verlassen haben. Am 1.2.1670 wandte sich der Vater, Adam Schaffer, seines Sohnes wegen an Birken (PBlO.C.296.2). Er rekapitulierte zunächst das gescheiterte Heiratsprojekt im näheren Freundeskreis und teilte dann mit, der Sohn sei inzwischen in Speyer mit der jüngsten Tochter des verstorbenen dortigen Advocaten Dr. Christoph Bremer verlobt und habe, sobald er selbst den Doktorgrad werde erworben haben, dort die erfreulichsten Aussichten. Die Promotion des Sohnes zum Doktor beider Rechte solle am 8.2.1670, die Hochzeit am 19.4.1670 stattfinden. Am Ende des Briefes heißt es:
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Al# gelanget an meinen gro#gün‰ig ho¡geehrten herrn vnd zuverlä‹igen Herzen#freund diese dien‰ei›ge bitte, Ob er die hohe Ehre meinem Sohn ni¡t gönnen vnd zu seinen bevor‰ehenden doctorat und ehren‰and ein gratulatorium ma¡en wolte vnd vnbes¡wert anhero mit dem bohten vbers¡i¿en, dafern aber die Zeit zu kur” fallen mügte, ein sol¡e# sehr werthe# vnd ho¡verlangte# innerhalb 14. tagen auf Giesen zu meinen herrn Sohn bey herrn Magister Johann Wei# Moralium et Civilium professore ›¡ auf haltend, addressiren, wel¡e hohe Ehr vnd wollgewogenheit mit angenehmen dien‰en zuvers¡ulden, wollen wir vn# euser‰en vermögen na¡, wie wir s¡uldig, allemahlen gei‹en sein […]. Am 3.3.1670 – Birken hatte wegen des kurz nach dem Empfang des Briefes erfolgten Todes seiner Frau offenbar nicht geantwortet – wiederholte Adam Schaffer seine Bitte (PBlO.C.296.3). Die DoktorPromotion seines Sohnes war inzwischen erfolgt, die Hochzeit stand bevor. Am 29.3.1670 schließlich versandte er den Hochzeitsbrief (PBlO.C.296.4). In diesem Schreiben erscheint der Bräutigam als Doktor beider Rechte und Advokat am Reichskammergericht. Auch der Name der Braut und des Brautvaters werden in diesem Schreiben genannt. Birken hat diesen Brief laut entsprechenden Vermerken im Adressenfeld am 31.3.1670 empfangen und beantwortet, und zwar "Cum Dono 1 Imperiali und Gamelio." Das bestellte und mit Birkens Antwort versandte Gedicht muß damals schon fertig gewesen sein, weil der Raum für den Vornamen der Braut in der Überschrift noch ausgespart ist. Am 22.7.1670 hat Johann Hermann Schaffer sich bei Birken für das "Ho¡zeitCarmen" bedankt (PBlO.C. 297.4). Wahrscheinlich ist das Gedicht auch gedruckt worden, es gibt aber keinen Nachweis. 3f. die Feder ~ mit dem Hut] Johann Hermann Schaffers Erlangung der Doktorwürde ist gemeint (s. o.); schon zu ihr wäre ein Gratulationscarmen angebracht gewesen. Zu Themis als Göttin des Rechts s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 676; s. zu Gedicht Nr. 85, v. 24. – 8 Jezt mir da# Leid ein andern Thon abpre‹t.] Wegen des Todes Frau von Birkens am 14.2.1670. Der Satz leitet die Folge der Kontrastierungen ein, aus welchen der größte Teil des Gedichtes besteht. – 13 de# Tode#, Bogen] Vgl v. 36. Zum Motiv des in Konkurrenz mit Amor Pfeile schießenden Todes bzw. des Todes als Bogenschütze s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 1581f. – 26 den Doppel-S¡a”: die Ehr', und diese Freüd] Promotion und Heirat Johann Hermann Schaffers; s. o. – 27f. Mein Herr! ~ geprofezeyt.] Da von Birkens Briefen an Adam und Johann Hermann Schaffer keine Konzepte vorhanden sind, ist dieser Rückbezug auf frühere Äußerungen für uns nicht verifizierbar. – 32 er Meditrinen Preiß] 'Er, die Zierde der Heilkust': Adam Schaffer ist gemeint. Zur römischen Heilungsgöttin Meditrina s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 1133f.; s. zu Gedicht Nr. 138, v. 20.
Gedichte 323 und 324, 1670
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Text 323: Zu Herrn Mel¡ior Rau¿en# Gei‰li¡en Seelhirten# Jesu#-lu‰. 217r/v T1 CCCXXIII] CCCXXIV – T2 Herrn] H. – T2 Mel¡ior] Mel¡. – T2 Gei‰li¡en] G. – T2 Seelhirten#] en verschmiert – 2 und] u. (ebenso 6, 10, 14) – 8 Himmeldi¡ter#] Him eldi¡ter# – 9 der] Kürzel; ebenso 15, 16, 17, 18 – 11 holem] durch Streichung aus hohem – 14 wieder] mit der-Kürzel Wegen inhaltlicher Nähe zu dem Gedicht Nr. 189 der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1, S. 352, 769-777), dem dort ersten Gedicht der Jahrgangsgruppe 1670, ist anzunehmen, daß das Gedicht Nr. 133 in der ersten Hälfte des Jahres 1670 entstanden ist. Zum Adressaten, dem Theologen Melchior Rauck (1649-1674), dem Pegnitzschäfer (seit 1670) Meliböus, s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 358f.; Jürgensen, 2006, S. 345-347. Zu Raucks Kontakten mit Birken s. WuK. Bd. 1, S. 769777. Das Werk, zu dessen Ehren Birkens Gedicht geschrieben worden ist, nennt Rauck in seinem Schreiben vom 13.6.1670 (PBlO.C.271.5) "conciones meas passionales" und am 4.10.1670 (PBlO. C.271.6) "meine Pa‹ion-lu‰". Das Manuskript dieses Werkes hatte Birken schon länger zur Durchsicht vorgelegen; s. WuK. Bd. 1, S. 777. Spätestens mit Birkens "vor ohngefehr 2 Monaten", also im August 1670, empfangenen Antwortschreiben auf seinen Juni-Brief muß Rauck Birkens Gedicht erhalten haben. Er dankt in seinem Brief vom 4.10.1670 (PBlO.C.271.6) für damals "übers¡i¿te 3 gei‰- und Sinnrei¡e Beygedi¡te", von denen eines das Sonett Nr. 189 der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (s. o.) gewesen sein könnte, ein weiteres das Gedicht Nr. 323. Doch könnte es auch schon früher versandt worden sein. Angesichts der Tatsache, daß sich ein Werk Rauckens mit dem in der Gedichtüberschrift genannten oder einem ähnlichen Titel bisher nicht hat nachweisen lassen, ist mit der Möglichkeit zu rechnen, daß es nicht zum Druck gelangt ist. 1-4 O wol dem ~ Leiden#-Triebe.] Bezugnahme auf das Thema des Rauckschen Werkes. – 9-12 der ›¡ ~ Na¡tegalle seyn.] Die Gleichsetzung der Seitenwunde Jesu mit der Felsspalte, die der Taube Zuflucht gewährt (Hl 2.14), als Sicherheit und Rettung spendender Ort der Seele findet sich sehr häufig in Briefen und Gedichten C. R. v. Greiffenbergs und bei Birken. Daß hier nicht von einer Taube, sondern von einer Nachtigall die Rede ist, stellt eine Hommage an den geistlichen Sänger dar. – 16 diesem, der so gei‰ig s¡riebe] Dem Autor, Melchior Rauck.
Text 324: Auf einen Namen# Tag. 217v/218r T1 CCCXXIV] CCCXXV – 3 Flammen] Flam en (ebenso 11 Komm) – 11 Faß] a in der Zeile verschmiert; darüber wiederholt – 13 und] u. (ebenso 34) – 15 gießet] davor ein Wortanfang gestrichen; ie und Endungs-e überschrieben – 18 vormahle] ev. vermahle – 22 der] Kürzel; ebenso 39 – 22 gebiert] g aus G überschrieben – 29 deine] Endungs-e überschrieben – 36 o]] davor gestrichen no¡ – 39 viel] vie überschrieben – 39 Sternenbli¿e] ev. Sternen bli¿e – 40 Glü¿e] Bli¿e
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Wie die Lieder Nr. 259 (1664), Nr. 265 (1665), Nr. 280 (1666), Nr. 287 (1667), Nr. 303 (1668) und Nr. 316 (1669) ist auch dieses, dessen Besonderheit in dem variierenden Refrain besteht, zum Namenstag des Rektors der Schule zum heiligen Geist, Simon Bornmeister, dem 24.10.1670, verfaßt worden. Es wird, sicher wieder in Absprache mit Bornmeisters Kollegen Paul Röse, unmittelbar vor dem Anlaß, dem es galt, entstanden sein. Ein Druck ist nicht nachgewiesen. 1-8 S¡öner Huf Brunn ~ erhelle.] Die einleitende Anspielung auf den Familiennamen des zu Ehrenden (v. 1) wird verbunden mit dem in Birkens Gedichten öfter verwendeten Motiv der 'translatio Heliconis' aus Griechenland nach Deutschland bzw. an die Pegnitz; s. zu Gedicht Nr. 222, v. 37-44. – 2f. unser Sinn ~ Flammen Fluß.] Humoristische, entsprechend burschikose Inspirationsbitte. – 6 an Cythäron# Fuß] Κιθαιρών heißt ein Waldgebirge zwischen Megaris und Attica im Süden und Böotien im Norden; vielbesungener Schauplatz der bacchischen Orgien und zahlreicher Sagen der Antike; s. zu Gedicht Nr. 223, v. 15. Hier wird es als Ursprungsort der Musenquelle ins Spiel gebracht. – 8 erhelle] 'strahle', 'glänze'. – 10 Bromiu#] Einer der Namen des Dionysos; s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 77-85, hier: Sp. 81. Genannt wird er hier – der Jahreszeit gemäß – seiner besonderen Affinität zum Wein und zum Weinbau (s. ebd., Sp. 82f.) wegen. – 13f. laß ›¡ ~ diese Ko‰] Zum Zusammenhang von Wein und dichterischer Inspiration s. Teuts¡e Rede-bind und Di¡t-Kun‰ (1679), ):( ):( vjv - ):( ):( vijv; auch in vielen anderen Texten Birkens spielt das Motiv eine Rolle. – 17 Pomona] Zu dieser altitalischen Vegetationsgottheit, die hier, der Jahreszeit der Gedichtentstehung gemäß, als Repräsentantin der Obsternte genannt wird, s. zu Gedicht Nr. 159, v. 5. – 19 Evan ›e mit Trauben ziert.] "Εὐάν" lautet der Jubelruf der Bacchantinnen. Bei den Indern soll so der dem Bacchus heilige Epheu geheißen haben; s. Pape, 1974. Bd. 1, Sp. 1056. Hier wird eine Vegetationsgottheit gemeint sein. – 20-22 Flora ~ gebiert.] Zur altrömischen Vegetationsgottheit Flora s. zu Gedicht Nr. 4, v. 2. Zum kultischen Gebrauch des Rosmarins in der Antike s. ebd., Bd. 4 (1972), Sp. 1460; zu seiner Rolle im jüngeren Aberglauben s. Bächtold-Stäubli. Bd. 7 (1935/36), Sp. 787-790. Der immergrüne Rosmarin steht auch im späten Herbst noch zur Verfügung. – 25-29 Pegni” ~ heisen.] Das Motiv der zugefrorenen Pegnitz hat Birken öfter zu Kontrastbildern verwendet; s. in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte die Gedichte Nr. 1, v. 1-7; Nr. 90, v. 1-4. – 30 Unser Born, die Kun‰-Fontan] Anspielung auf Familien- und Ordensnamen des Adressaten. – 33f. Cynthiu# und du Cyllene ~ kröne] Cynthius ist einer der Namen Apollos nach seinem Geburtsort, dem Berg Κύνθος auf der Insel Delos; s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 402. Der Name Kyllene, der Name eines arkadischen Gebirges, das als Geburtsort dem Hermes heilig war (s. ebd., Sp. 395f.), an dieser Stelle ist nicht sinnvoll zu erklären; vielleicht steht er versehentlich für Selene, so daß Sonne und Mond den Geehrten noch lange beleuchten sollen. – 36-38 Fo#for ~ Hesper war.] Beide Bezeichnungen gelten dem Planeten Venus. Wahrscheinlich ist das Lied am Vorabend des Namenstags vorgetragen worden.
Gedichte 325 und 326, 1670 und 1671
Text 325: Auf Monsieur Ho¡zeit. 218r-219r
Gabriel Jm Hof und Jungfrau
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Kre‹in Patriciorum Noricorum
T1 CCCXXV] CCCXXVI – T2 Monsieur] M.r – T3 und] u. (ebenso 26, 27, 36) – T3 Jungfrau] Jf. – T4 Patriciorum Noricorum] P. P. Nor. – 4 da#] Kürzel; ebenso 37 – 9 der] Kürzel; ebenso 10, 42 – 12 immerdar] im erdar (ebenso 42 kommen) – 19 lindern] mit der-Kürzel – 26 ligen] durch Streichung aus liegen – 31 lebet] Endungs-e überschrieben – 34 erlebt] durch Streichung aus erlebet – 36 wend] w oberhalb der Zeile vorgesetzt – A1 * דודdod, Freünd.] am Seitenfuß unter v. 32 Dieses Gedicht ist Birkens Beitrag zur Heirat Gustav Gabriel Imhoffs (1642-1717; s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCLXVII (falsch bei Stauffer, 2007, S. 764: CCXXVII)) mit Susanna Maria Kreß von Kressenstein (1646-1721; s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCXCVI) am 5.12.1670. Gedruckt wurde es zusammen mit Beiträgen von Martin Limburger, Johann Geuder, Johann Sechst und Johann Ludwig Faber in dem Sammelgratulatorium Freudtönende Herb‰-Le”e/ | bey | De# Wohl-Edlen | Ba›lindo | und | Seiner Wohl-Edel-Vertrauten | Chry›lli# | Ho¡-Feyerli¡en Myrten-Fe‰ | abgesungen | von | Etli¡en Pegni”S¡äfern/ | dru¿t# Wolf-Eberhard Fel#e¿er. Die richtigen Namen der Brautleute und das Hochzeitsdatum nennt ein zum selben Anlaß gedrucktes Epithalamium, an welchem mit einem Beitrag Simon Bornmeister beteiligt war; s. Stauffer, 2007, S. 764. Birkens Gedicht entstand – wohl auf eine Anregung Martin Limburgers hin, der Kressischer Untertan war – sicher erst kurz vor dem Fälligkeitstermin. Im Druck zeichnen alle anderen Beiträger mit ihrem Ordensnamen. Birken mit einer anagrammatischen Verrätselung desselben: Falindor.
Text 326: Zu Herrn Johann Jacob Finken# und Jungfrauen Dorotheen Marien Endterin Ho¡zeit. Jm Namen der Bu¡dru¿erey-Verwandten. 219r/v T1 CCCXXVI] CCCXXVII – T2 Herrn] H. – T2 Jacob] Jac. – T3 und] u. (ebenso 12, 18, 19, 20, 21, 22, 24, 27, 30) – T3 Jungfrauen] Jf. – 2 der] Kürzel; ebenso 7, 18, 22 – 2 Almana¡] l überschrieben – 5 gäb] ä überschrieben – 5 Hiacynthen] i aus y überschrieben – 9 lieber#] durch Überschreibung und Ergänzung aus liebe# – 11 vers¡leu‰] mit -ver-Kürzel – 16 Adam] Ada – 18 J‰] J überschrieben – 23 Edel‰ein] E überschrieben – 27 Kummer] Kum er – 28 da#] Kürzel; ebenso 32 – 32 tausendfa¡] t aus T überschrieben Laut einer Tagebuchnotiz Birkens vom 6.2.1671 (II.16; PBlO.B.2.1.6, 39(7)r: "Vorge‰ern, zu Jungfrau Dorotheen Marien Endterin ho¡zeit, nomine der Gesellen, ein Gamelion verfa‹et. 28 Verse. | heute ein Brautna¡tLied ijsdem Nuptiis. 54 Verse.") ist dieses Gedicht am 4.2.1671 geschrieben worden. Das am 6.2.1671 entstandene Lied ist das Gedicht Nr. 191 der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1, S. 383f., 780-782). Die Hochzeit, der beide Lieder galten, dürfte am 6.2.1671 stattgefunden haben;
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s. zu v. 2, v. 17f., v. 28. Während von dem am 6.2.1671 entstandenen Lied ein Druck vorhanden ist, gibt es keinen Drucknachweis für das Gedicht Nr. 326, das aber sicher ebenfalls gedruckt worden ist. Daß die Verszahlangabe in der Tagebuchnotiz mit der Zahl der Verse des Gedichtes nicht übereinstimmt, dürfte mit der Sonderrolle der letzten vier Verse zusammenhängen, die vielleicht zunächst nicht dazugehörten oder ein selbständiges Überreichungsepigramm darstellten. 2 wann i‰ der Namen#Tag im Almana¡ zunden] Der Tag der Hochzeit war der Namenstag der Braut; s. v. 17f., v. 28. Almanach ist eine damals übliche Bezeichnung für die Schreibkalender, die auch in den Verlagshäusern Endter hergestellt wurden. – 7 dort au# Pactolu# Flut] Der Fluß Πακτωλός in Lydien, wahrscheinlich der heutige Sarabat, soll Goldsand geführt haben. Bei antiken Autoren, z. B. Horaz, epod. 15, v. 20, spielt der Name in sprichwörtlichen Redensarten von Reichtum eine Rolle; s. Georges, 1959, Bd. 2, Sp. 1431. – 7f. do¡ wu‰ der hö¡‰e ~ binden sol.] Anspielung auf Gen. 2.18; s. auch v. 13-16. – 17 al# eine Gotte# Gabe] Anspielung auf den Vornamen der Braut. – 29-32 wir wüns¡en ~ da# treüe Wüns¡en war.] Nur in diesen vier Versen werden die Besteller des Gedichtes kenntlich. Zur möglichen Sonderstellung des Vierzeilers s. o.
Text 327: Auf eine Ho¡zeit. 219v/220r T1 CCCXXVII] CCCXXVIII Epigramm 2: 3 zusammen] zusam en (ebenso 4 Flammen) – 4 und] u. Ihrer Stellung in der Sammlung nach sind die beiden Epigramme und das folgende, Nr. 328, zwischen Anfang Februar (Gedicht Nr. 326) und Mitte Oktober 1671 (Gedicht Nr. 329) geschrieben worden, doch in Wirklichkeit sind sie im Sommer 1671 entstanden, und zwar für die für diesen Zeitraum geplante Hochzeit des Nürnberger Kaufmanns Johann Leonhard Beil (1637- nach 1678: Der Brief Johann Christoph Eisens aus Hersbruck an Birken vom 8.12.1678 (PBlO.C.68.1) setzt ihn als Lebenden voraus; falsches Todesdatum bei Paas 1988, S. 54, und Jürgensen, 2006, S. 70) mit der ebenfalls aus Nürnberg stammenden Catharina Dorothea Buchner. Zur Heirat kam es jedoch erst am 21.6.1675; und in einem großformatigen Kupfer, das einem Gratulatorium zu diesem Anlaß vorgefügt ist, sind Birkens Epigramme gedruckt worden. Der Titel dieses Werkes: Ehrenverse | zu dem Ho¡zeit-Fe‰ | De# Erbarn und Wolfürnehmen | Herrn Johann Leon-|hard Beiln/ | und de‹en | Herzlieb‰en/ | Der Wol-Edlen VielEhren-Tugendrei¡en | Jungf. Catharina Do-|rothea Bu¡nerin/ | glükkwüns¡end übersendet | Jm Jahr Chri‰i 1675. Auf dem Kupferblatt mit Birkens Versen – daß es als Bestandteil zu der Schrift gehört, erweist das Gedan¿en | Uber da# Kupferblat überschriebene erste Gedicht – ist im unteren Bildviertel ein nach vorn offenes U-förmiges Architekturpodest dargestellt, dessen Öffnung mit einer reich verzierten, längsovalen Kartusche gefüllt ist. Die doppelt so hohe Bildmitte stellt eine hinten auf dem Podest er-
Gedicht 327, 1671
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richtete gegliederte Wand dar. Deren Mitte nimmt eine stehende ovale Kartusche ein. Links und rechts von ihr sind je zwei auf dem Podest stehende Personen dargestellt, die den Raum vor der Wand der Höhe nach ausfüllen; die Gruppen sind einander zugewandt. In der linken Gruppe steht am linken Rand Jesus mit einem Kelch in der linken Hand, über dem eine kleine Schlange schwebt, auf die er mit der Rechten zeigt. Die zweite Figur, rechts neben und hinter ihm, ist durch Mitra und Bischofsstab als St. Leonhard kenntlich, der Namenspatron des Bräutigams. Der Jesus-Gestalt entsprechend steht rechts die heilige Dorothea, die Namenspatronin der Braut. Sie hat die linke Hand am Griff eines mit der Spitze nach unten gerichteten Schwertes und hält aufrecht in der Rechten einen Palmzweig. Sie trägt eine kleine Krone. Links neben ihr steht, ebenfalls bekrönt, der durch Dorothea bekehrte Schreiber Theophilus, der in der linken Hand das mit der Spitze nach oben gerichtete Schwert trägt. Der untere Teil dieser Figur ist verdeckt durch einen geflügelten Putto, der eine Schale mit Früchten und einer aufgeblühten Rose trägt. Die Häupter aller vier großen Figuren sind nimbiert. Zur Ikonologie der beiden Legenden s. Keller, 2001, S. 179f., 378f. Im oberen Bildviertel sind über den beiden Figurenpaaren, auf der Wandbrüstung sitzend bzw. hinter ihr stehend, je drei geflügelte Putti dargestellt. Die beiden jeweils äußeren umarmen einander – passend zum Anlaß der Bildgestaltung, während die beiden inneren eine in Bildmitte angeordnete, rundovale Kartusche halten, von welcher sich zwei breite Spruchbänder nach links und rechts über die einander umarmenden Gruppen erstrecken. In dieser obersten Kartusche ist ein flammendes Herz abgebildet. Als Umschrift enthält sie das erste der beiden Birkenschen Epigramme. In der längsovalen untersten Kartusche steht das zweite. Auch die mittlere, zwischen den beiden Figurenpaaren angebrachte Kartusche ist beschriftet: "Der | LJEBE | Brun‰ | in | We¡sel-| Gun‰." Im linken der oben angebrachten Spruchbänder ist zu lesen: "Der Liebe süßem Brand | i‰ Ang‰ und S¡merz verwandt." Auf dem rechten Spruchband steht: "Do¡ sezt der Ehe Band | zulezt in FreudenStand." Noch ein zweites Kupferblatt ist dem Gratulatorium vorgeheftet. Es stellt in deutlicher Anspielung auf die Hochzeit von Kana (Joh 2) eine Gastmahlszene dar, bei welcher Jesus, durch den Nimbus kenntlich, als Gast zugegen ist. Es gibt, unterhalb des Blickfeldes, diese Unterschrift: "JESUS sey zum Fe‰ geladen Er bringt Gaben mit und Gnaden." Zur genaueren Situierung der Epigramme Nr. 327 müssen Informationen verschiedener Herkunft zusammengeführt werden. Bei einigen Tagebuchnotizen Birkens zu Kontakten mit einem Herrn Beil aus dem Jahr 1666 ist nicht zu entscheiden, ob der Heiratskandidat Johann Leonard Beil oder sein gleichnamiger, 1675 verstorbener Vater gemeint ist; sie bleiben hier unberücksichtigt. Zum 7.3.1671 aber hat Birken notiert (II.22; PBlO.B.2.1.6, 41(9r)): "Item der junge Beil ein Wappen begehrt." Da war Birken als Comes Palatinus die richtige Adresse, und er hat der Bitte entsprochen. Denn zum 17.4.1671 steht im Tagebuch (II.31; PBlO.B.2.1.6, 44(12)r): "Wappenbrief für Hernn Beil verfertigt." Zum 28.4.1671 heißt es dann (II.34; PBlO.B.2.1.6, 45(13)r): "Herrn Beil den Wappenbrief concipirt [ev. versehentlich für "communicirt"], der mir interim 6 Thaler erlegt." Am 8.7.1671 war diese Angelegenheit erledigt; zu diesem Termin hat Birken
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festgehalten (II.49; PBlO.B.2.1.6, 50(18)v): "Herrn Beiln den Wappenbrief au#gehändigt von ihm no¡ 2 Rei¡#taler empfangen." Dem entspricht die Eintragung in Birkens Verzeichnis seiner Amtshandlungen als Comes Palatinus (PBlO.A.1, 29r-31r, hier: 30v): "Insignia Leonhardo Beil. 24. Junii 1671 Eee". Keine dieser Notizen weist auf die Epigramme Nr. 327. Trotzdem muß damals auch von dem Heiratsprojekt gesprochen worden sein, das zur Anfertigung der Epigramme geführt hat. Es gibt Spuren. Zum 13.5.1671 hat Birken notiert (II.37; PBlO.B.2.1.6, 45(14)v): "Herr Beil eingespro¡en." Für sich allein sagt diese Notiz wenig; Beil könnte sich nach dem Stand der Dinge mit seinem Wappenbrief erkundigt haben. Es dürfte aber auch von anderem geredet worden sein. Denn zum 19.9.1671 steht in Birkens Tagebuch (II.62; PBlO.B.2.1.6, 55(23)r): "Herr Beil pro subscr〈iptionibus〉 1 Rei¡#taler." Subscriptio ist der geläufige Terminus für Bildepigramme. Beil kann nur die Epigramme Nr. 327 und 328 honoriert haben. Da das Epigramm Nr. 328 dieselbe Zentralthematik aufweist wie die Epigramme Nr. 327 und andere Bestandteile des Hochzeitsgratulatoriums, die Hochzeitsepigramme aber vor dem Gedicht Nr. 328 in die Sammlung eingetragen worden, also früher als jenes entstanden sind, ist davon auszugehen, daß sie aus gleichem Anlaß in großer zeitlicher Nähe im Sommer 1671 entstanden sind. Auch die lange Verzögerung der schon 1671 geplanten Heirat hat für uns erkennbare Reflexe hinterlassen. Der erste Beitrag des gedruckten Gratulatoriums, Gedan¿en | Uber da# Kupferblat., eine poetische Ausdeutung aller Epigramme des ersten Kupferstichs (s. o.), erwähnt, bezugnehmend auf den linken Spruchbandteil im oberen Bildteil, Schmerzen, die der Hochzeit voraufgegangen seien (v. 1-3): "WEhrte# Paar! ihr seyd beglü¿et/ | Alle# gün‰ig Eu¡ anbli¿et | von der Zeit an für und für." Später (v. 15f.) heißt es, in Anspielung auf das rechte obere Spruchband: "Da se”t dann der Ehe-Band | no¡ zule”t in Freuden-Stand." In v. 36f. heißt es schließlich: "Freuden-Wein er woll eins¡enken | Auf da# kummerha[te Kränken." Das geht doch über die Topik der Behandlung vorhochzeitlicher Sehnsucht hinaus. Noch deutlicher wird der Autor, der Student Joachim Müllner (zu ihm s. Will. Bd. 2 (1756), S. 678f.), in seiner Gratulationsekloge Ehren-anden¿ende# Lu‰-Wandeln | Jn da# edle Bu¡en-Wäldlein | Enthalten in einem Gesprä¡ etli¡er Weid Geno‹en | auf da# | Freud-s¡en¿ende Myrten-Fe‰ | Deß | Lieb- und Lob-würdigen Paar# | MUSOFJLUS | und | DORJMENA | Au# mit-erfreli¡tem Gemüth | abgemer¿et von | Sylenu#. Dort heißt es in der Darrei¡ung#-Rede (v. 15f.): "Jhr habet na¡ raumli¡en Harren der Jahren/ | viel Leiden und Streiten und Neiden erfahren." Aus dem Hirtengespräch der Ekloge geht zwar nicht hervor, was für Schwierigkeiten – der Tod des Vaters der Braut könnte dazugehört haben – die Hochzeit um vier Jahre verzögert haben; aber daß sie für den Sommer 1671 geplant gewesen war, steht außer Frage. Zur Autorschaft an den anderen Epigrammen auf den beiden Kupferblättern läßt sich mit Sicherheit nichts sagen, doch scheint die folgende Spekulation plausibel: Zwar enthält das Gratulatorium keine Angabe über Verlag und Druckort. Aber das umfangreichere der beiden Gedichte, aus denen es besteht ("HJer/ wo der Kin”iguß so viele tausend Tannen"; Aijr-[Aiv]v), das von dem Pegnitzschäfer Quirin Moscherosch (1623-1675; zu ihm s. WuK. Bd. 1, S. 824-828) stammt, ist zum Druckort eingesandt worden, wie aus
Gedicht 327, 1671
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der Nachbemerkung hervorgeht: "Beyden löbli¡ verlobten/ zu sonderbaren Ehren/ über-|s¡i¿te e#/ au# seiner Hirten-Hütte/ auf der Ober-|wiese unfern Sittewald/ kurz vor seinem seeli-|gen End/ der Blumen-Hirt | Filander." Demnach war der Druckort höchstwahrscheinlich Nürnberg. Das aber eröffnet die Möglichkeit, daß auch die anderen Epigramme der Kupfertitel von Birken stammen, desgleichen das Erläuterungsgedicht, das sie allesamt aufgreift. Es wird hier mitgeteilt: Gedan¿en Uber da# Kupferblat. 1. WEhrte# Paar! ihr seyd beglü¿et/ Alle# gün‰ig Eu¡ anbli¿et Von der Zeit an für und für. Eure Her”en ›¡ vereinen/ Nunmehr ni¡t mehr Zwey ers¡einen/ Zwey i‰ ein# in s¡ön‰er Zier/ Nun der Liebe süßem Brand J‰ ni¡t mehr der S¡mer” verwand. 2. Wo Huld-rei¡e Liebli¡keiten Zu der Lieb den Grund bereiten/ Wo ‰andha]er Löen-Muht Wider alle Feinde bli¿et/ Da ›¡ alle# trei¡ s¡i¿et/ Da ‰eht alle# preißli¡ gut/ Da se”t dann der Ehe-Band No¡ zule”t in Freuden-Stand. 3. Da alldann die Gotte#-Gaben Können Her” und Seele laben Rein von allen La‰er Tand/ Wie Jhr sol¡e# klar verspühret/ Daß GOTT alle# selb‰en führet Mit getreuer Allma¡t#-Hand/ Der ma¡t, daß der Liebe Brun‰ Wird geheegt in We¡sel-Gun‰. |
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4. Jhr zwo Seelen! Jhr ein Her”e Dur¡ die treue Liebe#-Ker”e/ Die mit holder Lu‰barkeit S¡melzet zwey in ein# zusammen/ GOtt heeg ferner eure Flammen/ Sey mit Seegen Eu¡ bereit/ Eine gan”e Engel-S¡aar Eu¡ von nun an ‰ät# bewahr. 5. Jesu#/ der zum Fe‰ geladen/ Bringe Gaben mit und Gnaden/ Wende allen Mangel ab; Freuden-Wein er woll eins¡en¿en Auf da# kummerha[te Krän¿en/ Wel¡er Eure Seele lab. Nun so mehret Eu¡ in Lu‰/ Die Verliebten i‰ bewu‰. So wüns¡et eilfärtig do¡ Her”-brün‰ig ein verbundener Freund. r Ob die Tagebuchnotiz zum 6.10.1673 (II.242; PBlO.B.2.1.8, 116(23) : "Herr Beil mir einen Rei¡#taler verehrt. Wein 16 Kreuzer.") eine Honorierung neuerlich erbrachter Dienstleistungen festhält, läßt sich nicht erweisen, ist aber wahrscheinlich; s. zu Gedicht Nr. 347.
Text 328: Auf Herrn Leonhard Beil# Bildni#. 220r T1 CCCXXVIII] CCCXXIX – T2 Herrn] H. – T2 Johann] Joh. – 1 und] u. (ebenso 4) – 2 der] Kürzel – 3 ihn] ih überschrieben Zur Entstehung dieses Epigramms im zeitlichen und sachlichen Zusammenhang der Bemühungen Johann Leonhard Beils um den Wappenbrief und seiner Heiratspläne im Sommer 1671 s. zu den Gedichten Nr. 327. Birkens Vierzeiler ist gedruckt unter einem Kupferstichportrait Beils (s. Mortzfeld. Bd. 2 (1987), S. 58, Nr. A 1269; Paas, 1988, S. 54f., Nr. 27; s. Stauffer, 2007, S. 780f.), das diesen in Dreiviertelfigur in feierlicher Tracht vor einer mit zwei Säulen verzierten Wand mit Bildschmuck und oben einer Vorhangdraperie zeigt. Rechts im Bild vor einem Fenster steht ein Tisch mit einem Totenschädel,
Gedichte 328 und 329, 1671
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den der dem Betrachter zugewandte Portraitierte mit der linken Hand berührt, einer geöffneten Taschenuhr, einer Vase mit Blumen und einem auf einem Podest stehenden Kruzifix. Durch das Fenster geht der Blick auf eine Park- und Architekturkulisse. Aus einer Wolke darüber erhebt sich die Halbfigur eines Engels, der mit beiden Händen ein nach unten sich entrollendes Spruchband hält. Dessen Beschriftung lautet – wie Birkens Epigramm anagrammatisch mit dem Namen Beil spielend – "Jesu# LIEB Be‰ändig". Rechts neben dem Kruzifix ist zu lesen: "Also hat | Gott die Welt | geliebet." Das nach einem Gemälde oder einer Zeichnung von Andreas Paul Multz (zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 25 (1931), S. 264) – "A. Multz: pinx:"–) von Cornelius Nicolaus Schurtz (zu ihm s. ebd., Bd. 30 (1936), S. 344) gestochene Portrait – "Honoris et Amoris, ergo, Sculp: | et d. d. Corn: Nico: Schurtz Ao. 69."–) war schon früher mit einem Epigramm eines anderen Autors gedruckt worden; s. Paas, 1988, S. 54 (Anm.); Stauffer, 2007, S. 780. In der Version mit Birkens ohne Überschrift mitgeteiltem Epigramm steht gleich unter dem Bildfeld: "Johann Leonhard Beil. | Der Jünger; gebohren in Nürnberg, ♄. den 9 Septemb. Jm Jahr 1637." Birkens Epigramm ist unterschrieben: "Zu freundl: Willfahrung s¡riebe e# | Sigmund von Bir¿en, | Kayserl: Ho[Pfal”graf in der Ho¡löbli¡en Fru¡tbringenden Gesell-|s¡a[t, Benahmt der Erwa¡sene." Sonst weist der Druck nur kleinere orthographische Abweichungen auf.
Text 329: Auf Monsieur Johann Fridri¡ Lö[elholz von Colberg und Jungfrau Maria Barbara S¡eurlin Ho¡zeit. 220r/v T1 CCCXXIX] CCCXXX – T2 Monsieur] M.r – T2 Johann] Joh. – T2 Fridri¡] Fridr. – T2 von] v. – T2 Colberg] Colb. – T3 und] u. (ebenso 7, 18, 24) – T3 Jungfrau] Jf. – 1 Lämmlein] Läm lein (ebenso 4, 14, 18, 24 Lamm – 10 kommen – 18 Lämmer – 20 zusammen – 21 ammen) – 3 der] Kürzel; ebenso 4 – 5 da#] Kürzel; ebenso 14 – 7 Rinder] mit der-Kürzel; ebenso 22 beyder – 10 will kommen] dazwischen senkrechter Worttrennungsstrich – 13 gerü¡t] h überschrieben und verschmiert; oberhalb der Zeile (vor der Oberlänge des ursprünglichen h) wiederholt; Einfügungsstrich – 14 Smuk] Smuh – 14 gezogen.] Punkt aus Komma überschrieben – 19 wolgepaart] olg überschrieben Das Lied entstand anläßlich der Hochzeit des Nürnberger Patriziers Johann Friedrich Löffelholz von Colberg (1642-1704; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCX.B.) mit Maria Barbara Scheurl von Defersbach (1640-1704; s. ebd. Tab. CCCCLV) am 23.10.1671 (falsches Datum in beiden Tabellen bei Biedermann). Weder zur Gedichtentstehung noch zum Anlaß gibt es einen Reflex in Birkens Tagebuch. Birkens Gedicht ist gedruckt in dem Sammelgratulatorium Glü¿-anwüns¡ender | Ehren-Zuru[ | zu | de# Wol-Edlen Herrn Ho¡zeiter# | M. Johann-Frideri¡ | Lö[elholz von Colberg/ | mit seiner Wol-Edlen Vertrautin | Jungf. Maria Barbara | S¡eurlin/ | den 23. WeinM. A. 1671. | ange‰elltem Ho¡zeit-Fe‰/ | ers¡allend | au# dem Pegni”-Wiesen-Thal | der Blum-Geno‹en. | Nürnberg/ | gedru¿t bey Wolf-Eberhard Fel#ekern. (s. Stauffer, 2007, S. 783f.). Birkens Gedicht ()(ijr) ist der erste von fünf Beiträgen; die anderen stammen von
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Rosidan / Johann Geuder, Alcidor / Johann Sechst, Ferrando / Johann Ludwig Faber und Palaemon / Johann Gabriel Majer. Statt einer Überschrift steht im Druck über dem Gedicht das Trinitätszeichen "m!"; das Gedicht ist so unterzeichnet: "Zu dien‰freundli¡em Andenken s¡riebe e# | Floridan." Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, diese Abweichungen: 14 Smuk,] Ru¡,* – 15 war] ward – 20 au¡] und – 20 süßer] hei‹er – 20 beprei‰e] geprei‰e –. Links auf dem Rand, gegenüber v. 14-18, steht diese Anmerkung: *panthera | fragrantis-|simo & gra-|to odore a-|nimalia ad praedam al-|licit." [Der Panther lockt mit seinem starken und angenehmen Geruch Tiere zur Beute.] 1f. Ein Panther ~ wegzutragen.] Spiel mit den Wappen der Familien des Bräutigams und der Braut bzw. der 'verkehrten' Verteilung der jeweiligen Zentralmotive: Bei der Familie Scheurl war das ein Panther (s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCCXLIV), bei der Familie Löffelholz ein Lamm (s. ebd., Tab. CCXCIX). – 2 Araxe#] In der Literatur der Antike werden verschiedene Flüsse in weit entlegenen Ländern mit diesem Namen bezeichnet: der Hauptfluß Armeniens, heute Aras, der Oxos, heute Amudarja, der wie der Aras ins Kaspische Meer mündet, und je ein Fluß in Persien und Obermesopotamien; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 490. Birken wird den am häufigsten genannten ersten gemeint haben – 6 Der Rauber bleibt am Raube hangen.] Vgl. Gedicht Nr. 311, v. 21. – 7-12 Gehn S¡af' ~ ›¡ gesellen.] Die Vorstellung des Gartens Eden vor dem Sündenfall der ersten Menschen setzt friedliches Miteinander aller Lebewesen voraus und diente zu einem der Zentralmotive vieler Friedensutopien.
Text 330: In da# Stambu¡ Herrn Ulri¡ Augen‰ein# ConRectoris Sebaldiani. 220v T1 CCCXXX] CCCXXXI – T3 Herrn] H. – T3 ConRectoris] ConR. – T3 Sebaldiani] Sebald. (überwiegend lateinische Schreibung) – 1 Man fragt] Kein Wortabstand – 1 und] u. – 1 der] Kürzel; ebenso 2, 3 (2. Position) – 2 da#] Kürzel Birken hat dieses Epigramm, das erste in der Folge der Gedichte, die er von einem Schreiber hat in die Sammlung eintragen lassen, laut entsprechender Tagebuchnotiz (II.86; PBlO.B.2.1.7, 65(3)v) am 9.1.1672 in Augensteins Album eingetragen: "In Augen‰ein# Johann Ulri¡ Album ein di‰i¡on und ein Teuts¡e# Epigramma von 4 Versen ges¡rieben und gema¡t." Beide Gedichte werden am selben Tag entstanden sein. Es ist kaum anzunehmen, daß sie gedruckt worden sind. Weder Will noch Simon (1965) verzeichnen den Theologen Johann Ulrich Augenstein, der es immerhin zum Conrektorat der Schule bei St. Sebald gebracht hat; es haben sich auch keine Lebensdaten ermitteln lassen. Da er 1648 als Beiträger zum Hochzeitsgratulatorium für Johann Klaj erscheint – damals noch als Collega der Schule bei St. Sebald (s. Jürgensen, 2007, S. 11) –, dürfte er zum Zeitpunkt seiner Bitte um einen Eintrag Birkens in sein Album schon recht bei Jahren gewesen sein. Das Distichon steht im Konzeptbuch
Gedichte 330 und 331, 1672
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PBlO.B.5.0.27, das sicher zur Weiterführung der Sammlung BETULETUM (PBlO.B.3.1.4) bestimmt war, 130(2)r: In Album Johannis Udalrici Augen‰ein ConRectoris ad Domum Sebaldi Noricam. In Petrâ figunt Fidei se lumina JESU. Hanc spectato Specum! respicit inde Salus. [Ins Album Johann Ulrich Augensteins, Conrektors an St. Sebald zu Nürnberg Auf den Felsen Jesu heften sich die Augen des Glaubens. Diese Höhle betrachte! Aus ihr blickt dein Heil.]
Text 331: Zu Herrn Georg Clement Krets¡man# Bildni#. 220v T1 CCCXXXI] CCCXXXII – T2 Herrn] H und etc.-Kürzel mit Punkt Das Epigramm wurde zu einem Portrait des Nürnberger Künstlers Georg Clement Kretschmann (Lebensdaten unbekannt; s. Thieme / Becker. Bd. 21 (1928), S. 505) geschrieben, für seinen Sohn – vielleicht in dessen Auftrag – Carl Clemens Kretschmann (geb. 1651; s. ebd.). Birkens Tagebuch verzeichnet für die Zeitspanne, in welcher das Epigramm seiner Stellung in der Sammlung nach entstanden sein muß, April 1672, intensiven Kontakt mit dem Maler Carl Clemens Kretschmann: 10.4.1672 (II.109; PBlO.B.2.1.7, 73(11)r): "Herr Creu”, Ziener, Sextu#, Krets¡mann, Prunner ob Notariatum eingespro¡en."; 12.4.1672 (II.110; PBlO.B.2.1.7, 73(11)v): "Herr Krets¡mann mein Conterfait angefangen."; 15.4.1672 (ebd.; ebd.): "dem Mahler 2 mal gese‹en."; 19.4.1672 (II.111; ebd.): "die Conterfaite bekommen, da# eine na¡ Bayreuth mit fortgesendet."; 22.4.1672 (II.112; PBlO.B.2.1.7, 74(12)r): "Sextu# und Krets¡mann# Jungfer eingespro¡en."; 23.4.1672 (ebd.; ebd.): "Herrn Krets¡mann pro 2 Conterfaite 5 Thaler." Eines dieser bis dahin unbekannten Portraits ist vor einiger Zeit überraschend aufgetaucht; s. Laufhütte in: Bircher, 1998, S. 59f. Auch die Anfertigung der beiden Bildträger – zwei ovale Silberplatten (84 x 65 mm) – ist im Tagebuch verzeichnet: 11.4.1672 (II.109; PBlO.B.2.1.7, 73(11)r): "Pro 2 Silberne Platten zu formen 6 Kreuzer." Da das folgende Gedicht Nr. 332 Ende Mai 1672 versandt worden sein muß (s. d.), wird Birkens Epigramm in zeitlicher Nähe zu Kretschmanns Anfertigung der beiden Birken-Portraits entstanden sein, vielleicht als Teil der Honorierung. Eine lateinische Variante des Epigramms enthält das Konzeptbuch PBlO.B.5.0.27 (zu diesem s. zu Gedicht Nr. 60), 130(2)r):
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In Jconem GeorgI Clementis Kretschman. Gloria Cultarum Karum quem fecerat Artium: Hunc meritò Gnatus Γνήσιος arte colit. [Auf das Bild Georg Clemens Kretschmanns. Wen der Ruhm der Kunstübung wert gemacht hat, den verehrt der edle Sohn verdientermaßen mit Kunst.] Ein Druck eines Portraits Georg Clement Kretschmanns und des Epigramms ist nicht nachgewiesen.
Text 332: Auf Herrn Quirin Kuhlmann# Poeten-Cron. 220v/221r T1 CCCXXXII] CCCXXXIII – T2 Herrn] H. – T2 Quirin] erstes i und r überschrieben – T2 Poeten] erstes e] überschrieben – 3 da# (2x)] Kürzel; ebenso 11 – 3 begonnen] bekom en – 4 der] dem – 4 geronnen] geron en – 8 ‰irbet] ‰irbt – 8 wider] mit der-Kürzel – 10 der] Kürzel; ebenso 11, 16 – 10 und] u. – 12 dann] dan – 12 seinem] seine – 13 MusenKron] ev. Musen Kron – 16 Himmel] Him el Adressat ist der Breslauer Sektierer und Dichter Quirinus Kuhlmann (1651-1689; zu ihm s. ADB. Bd. 17 (1883), S. 331f. (P. Tschackert), Dietze, 1963; Kühlmann, 1988; Dünnhaupt. Bd. 4 (1991), S. 24442462), der nach seinem Jura-Studium in Jena von 1673 an ein unstetes Wanderleben führte, mit Stationen in den Niederlanden, England, Frankreich. In Rom wollte er den Papst, in Konstantinopel den Sultan zu seiner Version der christlichen Lehre bekehren und ein neues Weltreich gründen. 1689 ging er mit dem Ziel der Gewinnung von Anhängern nach Rußland, wo er vom Pastor der lutherischen Gemeinde in Moskau denunziert, wegen 'Aufruhrversuchs' verhaftet, wochenlang gefoltert und schließlich am 4.10.1689 auf Befehl des Patriarchen verbrannt wurde. Birken hat offenbar nur von 1670 bis 1672 mit Kuhlmann, der damals in Jena studierte, Kontakt gehabt. Das Gedicht Nr. 332 hat er am 16.5.1672 in seiner Antwort auf den dritten der in seinem Archiv erhaltenen Briefe Kuhlmanns vom 10.4.1672 (PBlO.C.184.3), den er laut Empfangsvermerk auf dem Brief am 18., laut Tagebuchnotiz am 19.4.1672 erhalten hatte (II.111; PBlO.B.2.1.7, 74(12)r: "61 Literae à Kuhlmanno samt pacquet."), auf den Weg gebracht. Das wissen wir durch Birkens auf dem Brief angebrachten Beantwortungsvermerk, in welchem er zum Datum hinzugefügt hat: "cum Munere Coronato. pro dedicatione." Kuhlmann hatte Birken eines seiner Werke gewidmet; s. u. Eine dem Beantwortungsdatum entsprechende Tagebuchnotiz gibt es nicht, wohl diese zum 16.5.1672 (II.120; PBlO.B.2.1.7, 76(14)v): "47 S¡reiben an Filadon,
Gedicht 332, 1672
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na¡ Jena." Auch Joachim Heinrich Hagen, als Filadon Mitglied des Pegnesischen Blumenordens (zu ihm s. zu den Gedichten Nr. 307 und 308), studierte damals in Jena. Birkens Antwort für Kuhlmann und das Gedicht Nr. 332 sind also zusammen mit dem Brief an Hagen nach Jena gelangt. Wir wissen nicht, wie der Kontakt zwischen Birken und Kuhlmann zustande gekommen ist. Die früheste für uns faßbare Spur ist eine Initiative Birkens. Im ersten der drei in Birkens Archiv erhaltenen Schreiben Kuhlmanns, das am 10.1.1671 in Jena ausgestellt wurde (PBlO.C.184.1) und das Birken laut Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz am 22.1.1671 erhalten hat (II.12; PBlO.B.2.1.6, 37(5)v: "Herr Kuhlmann von Jena mir ges¡rieben."), ersichtlich Kuhlmanns erstem Brief an Birken überhaupt, bedankt er sich mit überschwenglichen Rühmungen für das ihm zugestellte Lieb- und Lob-Andenken (1670). Wer Birken auf Kuhlmann als geeigneten Empfänger aufmerksam gemacht hatte, wissen wir nicht, wohl aber, durch wen die Zustellung erfolgt ist. Denn am 6.1.1671 (PBlO.C.118.10) schreibt Joachim Heinrich Hagen aus Jena – Birken hat den Brief laut entsprechenden Vermerken auf dem Schreiben und Tagebuchnotizen am 21.1.1671 erhalten (II.11; PBlO.B.2.1.6, 37(3)v: "Ge‰ern S¡reiben von Jena." (Notiz zum 22.1.1671)) und am 24.12.1671 beantwortet (PBlO.B.2.1.6, 61(29)v): "Literae an Filadon 116") beantwortet – nach einem ausführlichen Dank für die Nachrufschrift: Die beeden miteingelangte Exemplarien habe i¡ an die beeden herren Studiosos, an wel¡e e# vers¡rieben war, gehorsam übergeben: wordur¡ i¡ mit beyden, besonder# 〈mit herrn〉 Kuhlmann, in eine annehmli¡e bekands¡a[t gelanget. Beede haben verspro¡en, ehi‰en an Eure ho¡Edle Excellenz zus¡reiben. Wer der zweite von Hagen belieferte Empfänger war, wissen wir nicht. Hagens Ankündigung entspricht Kuhlmanns zweiter Brief an Birken (PBlO.C.184.2). Er wurde am 25.2.1671 in Jena ausgestellt und laut Beantwortungsvermerk und Tagebuchnotiz am 27.2.1671 von Birken in Empfang genommen (II.20f.; PBlO.B.2.1.6, 40(8)v: "Herr Kuhlmann Sle›er mir seine Un‰erbli¡e Sterbli¡keit neben dem Sprossenden und Panzenden dedicirt und übersendet." Zum Empfangsvermerk auf dem Brief hat Birken hinzugefügt: "Dedicirt mir seine | Un‰erbli¡e Sterbli¡keit." Dieser Brief läßt erkennen, daß der erste einer Sendung Kuhlmanns an den Nürnberger Verleger Endter beigeschlossen gewesen und Birken von diesem zugestellt worden war, auch, daß Birken nicht geantwortet hatte. Das Birken, Neumark und Georg Wende gewidmete Werk Kuhlmanns war die zweite Auflage seiner Epigramme-Sammlung A. Z! | Qvirin Kuhlmann# | Un‰erbli¡e Sterbli¡keit | Oder | Hundert Spil-er›nnli¡e | Virzeilige | Grabe-s¡ri[ten/ | Zum zweitenmahl gedrukkt. | Zu JENA/ | Drukt# Samuel Adolph Müller | 1671. Die erste Ausgabe war 1668 in Lignitz erschienen (s. Dünnhaupt. Bd. 4 (1991), S. 2450). Außerdem schickte Kuhlmann vier Bogen seines damals in Arbeit befindlichen, 1672 gedruckten Werkes A. Z! | Qvirin Kuhlmann# | Breßlauer# | Lehrrei¡er | Ges¡i¡t-|Herold | Oder | Freudige und traurige | Begebenheiten Hoher und | Nidriger Personen: | Wel¡e | Theil# na¡ der neuvermehrten Wunderart de# | weltberu[enen Athana›u# Kir¡er# | vorgetragen; Theil# mit merkwürdigen Erzählungen | Kernsprü¡en/ Hofreden; alle# aber na¡ seiner Ei-|generndung aufgesä”et worden: | Au#gesendet | an einen | Ho¡ädlen Ge‰rengen Rath | der Kaiserl. und Königli¡en Haupt‰adt. |
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BRESLAW. | JENA/ Verlegt# Tobia# Steinmann/ 1672., von dem es 1673 eine zweite Auflage gab. Zu diesem Werk erbittet er ein "ungebundene# Send-s¡reiben" Birkens, das mitgedruckt werden sollte. Auch auf diesen Brief hat Birken nicht geantwortet; das Werk ist ohne einen Beitrag Birkens erschienen. Dem dritten Schreiben vom 10.4.1672 (s. o.) merkt man eine gewisse Irritation wegen des Ausbleibens von Reaktionen Birkens an. Kuhlmann bedankt sich abermals für die ihm 1670 zugestellte Nachrufschrift, entschuldigt sich für die angebliche Unzulänglichkeit seiner "Grabs¡ri]en" und deutet eine Befürchtung an: Bitte no¡mal# um Verzeihung, und wo etwa# darinnen versehen worden, nemli¡ in der Dedicatorischen Epi‰el der Grabs¡ri]en, so erinnere mein Ho¡ädler Herr da‹elbe kühnli¡, damit i¡ in der Neuen Auage, di in kur”en wider erfolgen wird, sol¡e# endern möge. Eine dritte Auflage ist nicht nachgewiesen. Einige neuerschienene Werke hat Kuhlmann seinem dritten Brief beigefügt. Kenntlich werden diese: A. Z! | Qvirin Kuhlmann# | Breßlauer# | Himmlis¡e Libe#-kü‹e/ | über di fürnem‰en Oerter | Der Ho¡geheiligten S¡ri[t/ | vornemli¡ | de# Salomonis¡en Hohenlide# | wi au¡ | Anderer derglei¡en Himmel-|s¡mekkende Theologis¡e | Bü¡er | Poetis¡ abgefa‹et. | Zu JEHNA | Drukkt Samuel Adolph Müller | Jm Jahr 1671. und A. Z! | Qvirin Kuhlmann# | Breßlauer# | Lehrrei¡e | WeißheitLehr- Hof- Tugend-|Sonnenblumen | Preißwürdig‰er Sprü¡e/ erge”-|li¡‰er Hofreden/ ›nnrei¡e‰er Glei¡-|nü‹e/ zirli¡er Andenkung#worte/ | und seltner Beispile; | mei‰entheil# au# den | Beru[ne‰en Alten und Neuen | Au#länd- und Einheimis¡en | Theologen/ Re¡t#gelahrten/ | Ar”neierfahrnen/ Weltklugen/ Sitten- und | Tugendlehrern/ Ti¡tern | Rednern/ Weiß- S¡eid- | und Goldkün‰lern/ Vernun[t- und S¡luß-|weisen/ Sternsehern/ Ges¡i¡t- Land- und | Rei#bes¡reibern | au#gesammlet und verfertiget | an | Jhr. Ruhm#w. Kaisermaj. Rath | H. George von S¡öbel und | Rosenfeld/ den Himmlis¡ge›nnt. | Zu JENA/ Drukkt# Samuel Adolph Müller. 1671. Im folgenden Jahr gab es eine zweite Auflage. Schließlich bat Kuhlmann im dritten Brief um ein Ehrengedicht zu seiner kürzlich erfolgten Dichterkrönung: Zu meinen Adli¡en lorberkran”e haben unters¡iedene vornehme Patronen und Gönner ihre glükkwüns¡ende Ehrenzeilen eingesendet, und solte mir e# sehr erfreuli¡ fallen, wann i¡ au¡ von meinen Ho¡ädlen Herrn einen Reim erhalten solte, indem i¡ sol¡e# vor ein kennzei¡en voriger unverdinter Wolgewogenheit a¡ten würde, do¡ ‰ehet hirinnen billi¡‰ in de‹en beli-|ben. Wi mir meine# Ho¡ädlen Herrn# leutseeligkeit albereit no¡ in Breßlaw insonderheit von Herrn Schelnekkern geprisen worden. Also kan i¡ ni¡t glauben, daß Mir alleine ein mi#gün‰ige# Glükke de‹en berauben solle, di i¡ do¡ er‰li¡ ganz unverdint geno‹en. Eine Sammlung von Glückwünschen zu Kuhlmanns Poetenkrönung ist gedruckt worden; in ihr wird das Datum der Krönung (4.3.1672) genannt: LAURUS | KUHLMANNIANA. | NOBILIS | Gratanter accepta, | à Patronis, Fautoribus, Amicis. | JENAE, | TYPIS MÜLLERI. Ein Beitrag Birkens ist nicht dabei. Auf die in seinem dritten Brief geäußerte Bitte Kuhlmanns hin erfolgte Birkens Antwort, zu welcher das Gedicht Nr. 332 gehörte. Ob und in welchem Rahmen das Gedicht gedruckt worden ist, wissen wir nicht. Aus Johann Heinrich Hagens Brief vom 29.6.1672 (PBlO.C.118.14), den Birken laut
Gedicht 332, 1672
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Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz am 11.7.1672 (II.132; PBlO.B.2.1.7, 81(19)r: "86. Literae von Herrn Hagen au# Jena.") erhalten und am 9.1.1673 laut Antwortvermerk, am 10.1.1673 laut Tagebuchnotiz (II.173; PBlO.B.2.1.7, 96(3)r: "5 S¡reiben an Filadon") beantwortet hat, geht hervor, daß Birken sich am 17.5.1672 (s. Tagebuchnotiz zum 16.5.1672: II.120; PBlO.B.2.1.7, 76(14)v: "47 S¡reiben an Filadon, na¡ Jena.") nach Kuhlmann erkundigt hatte. Hagen schreibt: Wa# Monsieur Kuhlmann (von dem Euer Magnizen# Na¡ri¡t verlanget) anlangt, hette i¡ ehde‹en wa# hiervon gemeldet, wo ni¡t die blödigkeit meine Feder zuru¿ gehalten. J¡ für¡tete, al# würden Euer Magnicenz mi¡ verdenken, al# der Monsieur Kuhlmann# Glü¿ und Famen mißgönn‰ig sey: worvon do¡ meine Natur so ferne, daß i¡ jedermann mir vorse”e, keinen geringer halte al# mi¡, de‹en Mängel i¡ am be‰en kenne. Monsieur Kuhlmann i‰ wieder›nne#. Er a¡tet Ni¡t# al# wa# unter Seinen Nahmen leu¡tet, und au# seiner Stirn entspro‹en. Hält niemand gelehrter, al# wa# sein wesen hat. daher besu¡t er weder publicè no¡ privatim Collegia. Er hat mi¡ vielfältig besu¡et; J¡ Jhn ebenfal#, sed rarius. Wann er di#currirt, zeigt er gro‹er Leute Fehler, und wie Er e# verbe‹ert. | Jtem wa# Er ges¡rieben, s¡reibe, und s¡reiben wolle. S¡i¿et Brie[e an die Vornehm‰en Leute, al# na¡ Rom, an den Pater Kircher, qvem coelotenus jam tollit, mox in profundum trahit; mox Dijs Deabusque Sapientiâ praeponit, rursus ceu Stultissimum infra pueros abjicit. Jnglei¡en in Engelland, und anderweit. Neuli¡ erwehnte Er, wie ein Unversu¡ter Vors¡lag Jhn äng‰e. Nemli¡, Er sey gesonnen, Seine Brie[e, und teuts¡e Send-s¡reiben, an gro‹e Personen, in etli¡en centurien (so ho¡ sollen Sie no¡ wa¡sen) der Welt dur¡ den dru¿ zu communiciren. Er wundere, worum e# Gelehrte Leute ni¡t lange s¡on angefangen, da wir do¡ im Latein so viel Vorgänger hetten. Ob ›e ihrem Stylo, oder Ver‰and mißgetraut, wäre Jhm zweii¡. beyde# wie‹e Er zu zeigen. Weil Schottelij opus in 4to unvollkommen, wolle Er in foliô eine# ediren, und den Grund der teuts¡en Spra¡e, ` legisse, mox supeauf eine Lullianis¡e art, heben. Lipsium ubiquè crepat, cujus vestigia se primum rasse, gloriatur. Seine Eitelkeiten, ›nd au# beyges¡lo‹ener Epi‰el, so Er unter den Nahmen eine# einfältigen Studiosi, ›¡ selb‰ zuges¡rieben, darinnen Er seine dotes erzehlet, abzumerken. diese Epi‰el hat gro‹e# Gelä¡ter Weigelio meo et familiae omni ejus, die ›¡ tumm und taub daran gelesen, und do¡ ni¡t# ver‰anden, wie vielen andern, verursa¡et. Summa: Man könde Jhn zu einem Sinnbild de# ganzen Weltbegri[#, ‰ellen, und Salomon# Symbolum dazus¡reiben: Vanitas Vanitatum. Er will nun da# teuts¡e etwa# ruhen la‹en, und Jura so äm›g ‰udiren, daß Er inner Jahre#-Fri‰ doctoriren könne. Sed satis nugarum! Eine# nur: E# hat Jhn ein wunderli¡er Comes Palatinus neuli¡ bekrönet, und zwar nobili Coronâ. derglei¡en nobilitatos Poetas giebt e# viel hier, daher darf i¡ ni¡t sagen, wer i¡ bin. nam etsi loqvar, vix tamen videbor neqvam. wa# mö¡te aber vor ein Unters¡eid seyn? 1-8 du thu‰ ja Re¡t, ~ ein andrer ‰imt ›e wider.] Lobpreisungen Schlesiens als Ursprungsort der erneuerten deutschen Dichtung begegnen mehrfach bei Birken. Ein besonders schönes Beispiel ist der Beginn des Liedes Nr. 168. – 4 der Bober S¡wan] Martin Opitz. – 5 die Pimpler Flut] Bei Birken häufige Dichtungs-Metapher. Hergeleitet ist sie vom Namen der Quelle Πίµπλεια am Ostfuß des Olymps, die den
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Apparate und Kommentare
Musen geweiht war. Das gleichnamige Dorf galt als Geburts- oder Aufenthaltsort des Orpheus; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 855; s. zu Gedicht Nr. 27, v. 15. – 11 rei] ~ der Jahre.] Kuhlmann war im Mai 1672 21 Jahre alt. – 13f. Der Edl-Aha#ver] Daß Kuhlmann von dem Rudolstädter Hof- und Justizrat (seit 1661) und späteren (seit 1681) Kanzler Ahasver Fritsch (1629-1701; zu ihm s. ADB. Bd. 8 (1878), S. 108f. (Anemüller), von dem auch Christian Franz Paullini sein Vice-Palatinat erhalten hatte (s. Briefe Nr. 3-6 im Birken-Paullini-Briefwechsel und die zugehörigen Kommentare: WuK. Bd. 13.1, S. 366-373, 876-886) gekrönt worden war, bestätigt Johann Heinrich Hagens Brief vom 18.1.1673 (PBlO.C.118.17), den Birken laut Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz (II.176; PBlO.B.2.1.8, 97(4)r) am 23.1.1673 empfangen und laut entsprechendem Vermerk am 21.3.1673 beantwortet hat: Von dem Ahasverô und seinen Creaturen, die Er zu Rittern ges¡lagen, wäre no¡ eine feine La¡-materie verhanden; allein Sie wird von nöhtigern materien au#gedränget allhier, und muß i”o zu hau# bleiben. Woher Birken zur Zeit der Anfertigung seines Gedichtes von diesem Coronator wußte, ist unermittelt.
Text 333: Antwort. Auf Herrn Chri‰ian# von Stö¿en Superintendenten# de# Sti[t# Lübek und Hof-Prediger# zu Eytin Ehrengedi¡t. 221r-222r T1 CCCXXXIII] CCCXXXIV – T3 Herrn] H. – T4 Superintendenten#] Supert. (mit per-Kürzel) – 1 kommet] kom et (ebenso 34 Himmel) – 7 schönen] überwiegend lateinische Schreibung; ebenso 29, 37, 52 Stöken – 23, 29 Rosen – 25 Herr von Stöcken – 29 kronen – 40, 46, 49 Steken – 50 Birken-Rute – 53 Birke – 15 nur] r nachträglich verdeutlicht; ebenso bei 19 zieret – 26 Birken] en überschrieben – 52 Herrn] H und etc.-Kürzel und r.n – 54 nah] na¡ Dieses Gedicht ist mit Birkens Antwort vom 30.5.1672 auf Johann Georg Pellicers Brief vom 9.3.1672 (Brief Nr. 7 im Birken-Pellicer-Briefwechsel, WuK. Bd. 13.1, S. 243f., 749-752) ausgelaufen und dürfte unmittelbar vorher Ende Mai 1672 entstanden sein. Birken reagiert mit weitgehender Übernahme von Bildlichkeit und Motiven auf ein Gedicht Christian von Stökkens (Text Nr. 7a im Birken-PellicerBriefwechsel, WuK. Bd. 13.1, S. 244f., 752f.), mit dem von Stökken sich bei jenem für die Ausleihe des Birkenschen Werkes Spiegel der Ehren bedankt hatte; Pellicer hatte Birken das Gedicht mit seinem Brief Nr. 7 zur Kenntnis gebracht. Christian von Stökken wiederum hat auf Birkens Gedicht parodierend reagiert, mit dem Text Nr. 10a des Birken-Pellicer-Briefwechsels; WuK. Bd. 13.1, S. 251-253, 761). Birken hat es mit Pellicers Schreiben vom 15.10.1673, dem Text Nr. 10 des Birken-PellicerBriefwechsels (ebd., S. 249-251, 757-760), am 26.10.1673 erhalten. Alle drei Gedichte, Nr. 7a, Nr. 8 und Nr. 10a im Birken-Pellicer-Briefwechsel, sind in einem von fremder Hand beschriebenen Heft (PBlO.C.24.36.1) zusammengeführt, das sich in Birkens Nachlaß befindet. Es ist die Textgrundlage für ihre Mitteilung in WuK. Bd. 13.1; s. zu Text Nr. 8 im Birken-Pellicer-Briefwechsel (ebd., S. 246f., 753-
Gedichte 333 und 334, 1672
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755). Dort trägt das Gedicht Nr. 333 diese Überschrift: Antwort | auf | Seiner ho¡Ehrwürden | Herrn Chri‰ian# von Stökken, | Fürtre[li¡en de# hohen | Sti[te# Lübek Su-|perintendenten und | Ho[Predigern | zu Eütien | Gruß-Verse. Die Strophen sind dort weder gezählt noch voneinander abgegrenzt. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, diese Abweichungen: – 21 Hirten] S¡äfer – 26 einer] seiner – 26 Birken] Birke – 26 kont] könt – 27 Kun‰] Gruß – 30 lie¡t] Li¡t – 41 Eutin#] Eütien – 54 na¡ (s. Apparat)] nah –. Ein Druck ist nicht nachgewiesen. 5 ihm] Reflexiv; Beziehungsnomen ist, wie auch für v. 6, "S¡öne#" (v. 1). – 10 S¡ienen] 'Stützen', 'Staketen'. – 12 Floren] Zur antiken Vegetationsgottheit Flora s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 579f.; s. zu Gedicht Nr. 4, v. 2. – 16 diß, im Lenzen, ›e beweinen] Im Frühjahr werden die Birken ihres Saftes wegen angezapft; s. Meyer's Neues Konversations-Lexikon. Bd. 3 (1862), S. 500. – 18 wo e# keine Palmen hat] 'Wo es keine Anerkennung gibt'; Palmen sind hier als Siegeszeichen gemeint. – 19-21 Eine#, diese# ~ Hirten-hauf.] Anspielung auf Birkens Rolle als Oberhaupt des Pegnesischen Blumenordens. – 25-27 S¡öne wonne ~ kun‰ gedi¡t.] Anspielung auf das Gedicht Nr. 7a im Birken-PellicerBriefwechsel; s. o. – 31-33 diesen Glanz ~ die Stöke hold.] Anspielung auf Johann Georg Pellicers Rolle als Kontaktvermittler; mit "›e" (v. 31) und "ihr" (v. 32, 33) ist die Birke gemeint. – 40-42 dieser großhirt ~ die Gotte#heerd.] Anspielung auf von Stökkens hohes Kirchenamt. – 46 dem Aaron#-Mandel Steken] Reaktion auf das Gedicht Nr. 7a im Birken-Pellicer-Briefwechsel, Z. 35f; Anspielung auf Num 17.16-26, bes. 23: Von den Stäben der Anführer der zwölf Stämme, die ins Offenbarungszelt gelegt worden waren, hatte derjenige Aarons, zum Zeichen seiner und seines Stammes Erwählung zum Priesteramt, Zweige getrieben, geblüht und Mandeln getragen. Auch von Stökken hatte an der erwähnten Stelle im Gedicht Nr. 7a des Birken-Pellicer-Briefwechsels wohl schon diese Bibelstelle im Sinn gehabt.
Text 334: Zu Herrn Chri‰of Dre¡#ler# Bu¡dru¿erey-verwandten# und Jungfrauen Annen Sabinen Mildenbergerin Ho¡zeit. 222r-223r ___ T1 CCCXXXIV] CCCXXXV – T2 Herrn] H. – T3 verwandten#] verwandten#. – T5 Jungfrauen] Jfr. – 2 Himmel] Him el (ebenso 20 Flamm – 34 genommen – 36 herkommen) – 9-12 i‰ e# ~ senget:] andere Versfolge: 11, 12, 9, 10; Rangierung durch rechts auf dem Rand hinter senkrechtem Strich untereinander angebrachte Zahlen: 3, 4, 1, 2 – 12 den] dem – 19 Venus] mit -us-Kürzel – 27 darinn] darin (ebenso 28 wann – 51 etwann) – 35 Miltenberg] überwiegend lateinische Schreibung Durch eine Tagebuchnotiz Birkens wissen wir, daß dieses Gedicht am 5.7.1672 entstanden ist (II.131; PBlO.B.2.1.7, 80(18)v): "Gamelion pro Mildenberger# Base." Zum Vortag ist notiert (ebd.; ebd.): "Mildenberger eingespro¡en." Birkens Besucher war der Nürnberger Drucker und Verleger Johann Philipp
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Miltenberger (gestorben wohl 1678; zu ihm s. Benzing, 1963, Nr. 76, S. 367f.; Reske, 2007, S. 735). Die Braut, Anna Sabina Miltenberger, war die Tochter eines Verwandten, vielleicht eines Bruders Johann Philipp Miltenbergers, des Schweinfurter Kaufmanns Balthasar Miltenberger. Der Bräutigam war der Nürnberger Johann Christoph Drechsler (geb. 1641 oder 1642; zu ihm s. Serke, 2007, S. 647f.). Die Hochzeit fand am 16.7.1672 in Schweinfurt statt. Drechsler begann 1682 in Neustadt an der Aisch zu drucken. Eine seiner ersten Produktionen war die von Johann Hofmann in Nürnberg verlegte zweite Auflage der Passions-Andachten Catharina Regina von Greiffenbergs. 1690 eröffnete er eine Offizin in Schweinfurt, die er zunächst von seinem späteren (1698) Schwiegersohn Hieronymus Morich leiten ließ. 1691 zog er selbst dorthin. 1-8 darf man ~ und brennt.] Anspielung auf die Jahreszeit des Hochzeitstermins und die astronomischastrologischen Konstellationen: der Sirius, der 'Hundsstern', dominiert die heiße Sommerzeit und geht mit der Sonne zugleich auf, wenn diese in das Zeichen des Löwen tritt. – 9-16 i‰ e# ni¡t ~ ni¡t vermeint.] Scherzhafte Anspielung auf die in v. 5f. angedeutete Konstellation. – 21-24 Bacchus ~ Ho¡zeit hält.] Mit "›e" ist nicht die Braut – die ja aus Schweinfurt stammt –, sondern, wie in v. 16 und v. 17, das Brautpaar gemeint. Die Stadt Schweinfurt liegt am Main. – 30 Cytherea] Aphrodite / Venus, benannt nach einem ihrer mythischen Geburtsorte, der Insel Kythera; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 425-431, hier Sp. 427. – 32 da# Cupido selber band] Unter den zahlreichen in erotischen Gedichten Cupido – nicht nur bei Birken – zugeschriebenen Rollen dürfte die des Böttchers Seltenheitswert besitzen. – 33-40 Und woher ~ s¡me¿et ihm allein.] Das bei Birken so beliebte anzügliche Spiel mit dem Familiennamen der Braut, hier besonders ergiebig, weil er zugleich der Name einer Stadt ist, die wie die anderen genannten Orte in einem Weinbaugebiet liegt. – 41-48 Und weil ~ gerne naß.] Anspielung auf den Beruf des Bräutigams und erotisch funktionalisierte Bildlichkeit aus dem Bereich der Druckerei und der Weinzubereitung. Zu v. 41f. vgl. Gedicht Nr. 311, v. 25f. – 53-55 Glü¿ da# mü‹e ~ da# Rädlein drehen:] Die allegorische Gestalt der Fortuna wird häufig mit einem Segel abgebildet; vgl. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 1801, 1810. Auch das Rad ist fester Bestandteil ihrer Ikonologie. – 55f. heut wird ~ Dre¡#lerin.] Spiel mit dem Namen des Bräutigams bzw. dem künftigen der Braut.
Text 335: Zu Monsieur Carl Seba‰ian Pnzing# etc. und Jungfrauen Mariae Helenae Pömerin Ho¡zeit. 223r-224r ___ T1 CCCXXXV] CCCXXXVI – T2 Monsieur] M.r – T2 etc.] Kürzel mit Punkt – T3 Jungfrauen] Jf. – T3 Pömerin] Pömerin- – 3 altadeli¡#] alt oberhalb der Zeile vorgesetzt; Einfügungszeichen in der Zeile ,, – 5 kommen] kom en (ebenso 7 Stamm – 8 immer – 12 immerfort – 31 Flammen – 32, 41 Stammen) – 21 und] u. – 22 S¡ild] l überschrieben – 22 fahnen,] Komma mit Endungs-n verbunden – 37 solt] solte
Gedicht 335, 1672
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Das Gedicht ist am 20.7.1672 geschrieben worden. Im Tagebuch ist zu diesem Termin notiert (II.134; PBlO.B.2.1.7, 81(19)v): "Ho¡zeitCarmen gema¡t." Gedruckt wurde es in der Gratulationsekloge Pegne›s¡e# | Lu‰-Gedi¡t/ | über | die Ho¡zeitli¡e Ehren-Begängni# | De# Wol-Edlen | CAROLJNO/ | mit | seiner glei¡-Wol-Edlen | HELJDORE: | gespielet | von etli¡en Weidgeno‹en der Blumgesells¡a] | und | zusammengetragen | dur¡ die Hand | Myrtillu#. | Nürnberg/ | gedru¿t bey Wolf Eberhard Fel#e¿ern/ Anno 1672. (s. Stauffer, 2007, S. 805f.). In Nürnberg sind noch zwei weitere Gratulatorien zum selben Anlaß gedruckt worden, die Ekloge Glü¿wüns¡ende# Hirten-Gedi¡t/ | über die | erwüns¡te Vermählung | de# WolEdlen | Carolino | mit der | Prei#würdig‰en | Helidore: | an der Donau verfa‹et | dur¡ | Thyr›# und Damon. | Gedru¿t bey Wolf Eberhard Fel#e¿ern/ | Jm M DC LXXII Jahr. (s. Stauffer, 2007, S. 806), und das Schäfergespräch Ho¡zeitli¡e# | S¡äfer-Gedi¡t/ | bey | ho¡ansehli¡er Trauung#-Begängni# | de# | Wohl-EdelVerlobten S¡äfer-Paar#/ | Locaro | und | Harimänela/ | von dem | so benanten und wohlbekanden S¡äfer | HJERON MU-t-WJL MEHL-MUS-LEFF: | von der s¡önen Au auf der Heiden-E¿ | eilfertig‰/ jedo¡ wohlmeinend ges¡rieben/ | im Jahr/ al# | IVnker PfInzIng IVngfer PöMerIn | DIe ehLIChe TreV gab. | Gedru¿t bey Wolf Eberhard Fel#e¿ern/ (s. Stauffer, 2007, S. 806). Die drei Gratulatorien gelten der Hochzeit des Nürnberger Patriziers Carl Sebastian Pfinzing von Henfenfeld (1647-1685; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCCIX) mit Maria Helena Pömer von Diepoldsdorf (1651-1712; s. ebd. Tab. DLXXXIV) am 22.7.1672. Die von Stauffer, S. 806, erwogene Möglichkeit, der in der zweiten Ekloge an erster Stelle im Titel genannte Autor und Interlocutor Thyrsis könne, "die Herkunft aus dem Kreis des Blumenordens vorausgesetzt", Johann Georg Pellicer (zu ihm s. den Birken-Pellicer-Briefwechsel und die zugehörigen Kommentare in WuK. Bd. 13.1) sein, der tatsächlich 1672 in Wien gewesen ist und den Magnus Daniel Omeis, der andere Teilnehmer am Hirtengespräch, der sich bis Oktober 1672 in Wien aufgehalten hat, gekannt haben könnte, ist kaum in Einklang zu bringen damit, daß sich jener Thyrsis wie Damon im Hirtengespräch mehrmals als Nürnberger zu erkennen gibt. Zeitweise gleichzeitig mit Omeis hielt sich in Wien der Komponist Johann Löhner auf (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 320). Daß er dort mit Omeis in Kontakt stand, erweisen mehrere Briefe des letzteren aus Wien in Birkens Archiv. Vielleicht ist er der Thyrsis der zweiten Ekloge. Trotzdem muß offen bleiben, wer als Mitverfasser fungiert und als möglich gelten, daß Omeis den zweiten Gesprächsteilnehmer erfunden hat. Das Schäfergespräch mit dem humoristisch verrätselten Verfassernamen könnte von Hieronymus Wilhelm Schlüsselfelder (1616-1672; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. DCXXIV.A) verfaßt worden sein. Die Ekloge mit dem Gedicht Nr. 335 ist von Myrtillus / Martin Limburger (zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 158-168; Will. Bd. 2 (1756), S. 442-444; Jürgensen, 2006, S. 245-250) verfaßt. In ihr wird erzählt, daß Floridan / Birken, Alcidor / Johann Sechst, Ferrando / Johann Ludwig Faber, Polyanthus / Johann Leonhard Stöberlein und Palämon / Johann Gabriel Majer einen Besuch bei Myrtillus machen. Einer ihrer Gesprächsgegenstände ist die bevorstehende Aristokratenhochzeit. Von jedem der fünf Besucher wird ein Gratulationsgedicht geliefert, ebenfalls eines von dem zuletzt noch hinzukom-
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menden Rosidan / Johann Geuder. Zuletzt finden sich alle sechs zu einem We¡sel-Lied zusammen, das Floridan eröffnet und der Gastgeber Myrtillus beschließt. Ob die eingelagerten Gedichte wie dasjenige Birkens wirklich von den Pegnitzschäfern verfaßt sind, als deren Beiträge sie im Hirtengespräch erscheinen, läßt sich nicht überprüfen. Das Zusammentreffen der Hirten in der Erzählung hat ein reales Äquivalent: Zum 3.7.1672 hat Birken im Tagebuch notiert (II.131; PBlO.B.2.1.7, 80(18)v): "Mit Herrn Stöberle, Faber, Sexto und Mayrn nach Kra]#hof gefahren, daselb‰ eine Lei¡predigt gehört. Expensa 36 Kreuzer. | Faber und Mayr mit mir na¡ hau#." Es ist wohl anzunehmen, daß bei dieser Gelegenheit die erste der Gratulationseklogen konzipiert worden ist. Sie muß rasch gedruckt worden sein. Denn nur sie kann Birken gemeint haben, als er zum 26.7.1672 im Tagebuch notierte (II.135; PBlO.B.2.1.7, 82(20)r): "Monsieur Pnzing mir die S¡äferey gesendet." Im Hirtengespräch der Ekloge ist das Gedicht Nr. 335 in einem längeren Gesprächsbeitrag Palaemons über den Bräutigam so eingeleitet (Biijr/v): J¡ habe (fuhr er fort) au# einigem Gesprä¡e/ womit mi¡ ein unverho]e Fügni# beglü¿et/ s¡lie‹en mü‹en: daß er/ au# seiner Adler-Stadt/ von der Pegni” zu der Radaune/ Seyne und andere au#ländis¡e Flü‹e/ al# ein Adler/ geogen/ weil seine/ auf unters¡iedenen hohen Lehr-S¡ulen der Kun‰-Sonne gewohnete Augen die Nidrigkeit der Eitelkeiten kaum angebli¿et/ die Geheimni‹e der Staat-Wesen aber nüzli¡ | dur¡ges¡auet: da hingegen viel andere/ al# Gänse/ hinwegattern/ in fremden La‰er-Pfü”en baden/ und mit eiteln S¡nattern und Tattern wiederkehren. E# i‰ kein Wunder/ (widerredete Floridan) daß unser ho¡bgabter Carolino die Zeit und Gelegenheit zu reisen nüzli¡er/ al# andere/ angewendet/ in Betra¡tung/ die Zweige ihrem Stamm na¡zuarten/ abie‹ende Bä¡e den Ges¡ma¿ ihrer Quellen gemeinigli¡ zu behalten/ und endli¡ (wie Myrtillu# bereit erwähnet) ho¡iegende Adler keine gemeine Tauben au#zubrüten pegen. Kra] sol¡er Meinung gedenke i¡/ beeder ho¡verlobten Stamm-Wa¡#tum dur¡ folgenden Glü¿wuns¡ zu erweitern. Im Druck hat das Gedicht keine Über- und Unterschrift. Die Strophen sind nicht gezählt, es gibt aber Spatien. Nur der jeweils erste Vers ist eingezogen. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, diese Abweichungen: 35 Stelle] Seele – 36 …] ‰ät# – 43 Jhre] Ehre 1-18 J¡ verglei¡e ~ hand zu hand.] Immerfort strömendes Wasser (Str. 1), sich stetig selbst erneuernder Wald (Str. 2), die stetige Weitergabe von Fackeln (Str. 3) bezeichnen mit je eigenen Bildfeldern das Fortdauern eines Geschlechtes in der Zeit. Str. 2 evoziert überdies das Bild des Stammbaums. – 25-30 Nori#! frag ~ ihre Treu.] Biedermann, 1748(1), schreibt zu Beginn von Tab. CCCXC, zu Beginn des Pfinzing-Kapitels: Pnzing i‰ eine# der älte‰- und berühmte‰en Ges¡le¡ter, wel¡e# außer etli¡ einzelen Personen und NebenLinien, jederzeit in und um Nürnberg gewohnet, daselb‰en s¡on in de‹en graue‰en Zeiten biß auf den heutigen Tag zu Rath gegangen, und die hö¡‰en Ehren-Stellen darinnen bekleidet hat.
Gedicht 335 und Gedichtgruppe 336, 1672
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Entsprechend umfaßt die Dokumentation Tab. CCCXC-CCCCXXIII. Den ersten Pfinzing verzeichnet Biedermann im 12. Jahrhundert, im 13. fungierte ein Pfinzing als Reichsvogt und Schultheiß. Die Dokumentation zur Familie der Braut (Tab. DLXXI-DXC.D.) wird so eröffnet: Die Herren Pömer ›nd ursprüngli¡ au# Pommern, wo ›e in de‹en älte‰en Zeiten ihren adeli¡en Stand geführet, gegen da# Ende de# zwöl]en Jahrhundert# aber ›¡ na¡ Fran¿en, und bald herna¡ in die Rei¡# Stadt Nürnberg gewendet haben, da ›e unter die alten Rath#fähig edlen Ges¡le¡ter aufgenommen, und theil# dur¡ ihre ansehnli¡en Sti[tungen, theil# dur¡ die erlangten hö¡‰en EhrenStellen sonderheitli¡ berühmt worden. Das erste Ratsmitglied verzeichnet Biedermann für den Übergang des 14. ins 15. Jahrhundert. – 35f. wie dann ~ in Ruhme kennt.] Der Großvater der Braut, Georg Abraham Pömer (1584-1655; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. DLXXXIII.B.), war 1608 Ratsmitglied und Kriegsherr, 1622 alter Bürgermeister, 1630 Septemvir, 1642 oberster Hauptmann, 1653 zweiter Losungsherr, 1654 erster Losungsherr und Reichsschultheiß. – 43 Jhre] Ein Schreibversehen; im Druck zu "Ehre" korrigiert. – 45 de‹en] wohl des Bräutigams. – 47f. und soviel man ~ in die Rei¡e S¡eun.] Erntemetaphorik begegnet häufig in Epithalamien; hier ist sie nahegelegt durch den Hochzeitstermin.
Textgruppe 336: Auf einen dreyfa¡en Ring. 224r T1 CCCXXXVI] CCCXXXVII Epigramm 1: 2 wie drey] kein Wortabstand Epigramm 2: 1 der] Kürzel – 1 und] u. – 3 daß] Kürzel Epigramm 3: 5 dann] dan Die drei Epigramme, deren gemeinsames Thema das Geheimnis der Trinität ist, sind am 30.7.1672 geschrieben worden. Zu diesem Datum steht im Tagebuch (II.136; PBlO.B.2.1.7, 82(20)v): "pro Gevatter S¡önern Verse übern Ring." Näheres zum Entstehungsanlaß ist mangels Kontextes nicht zu ermitteln. Dieser Gevatter war der Nürnberger Maler Daniel Schöner (zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 30 (1936), S. 225), zu dessen Lebensdaten sich lediglich hat ermitteln lassen, daß er 1654 ein Meisterprobstück, ein Gemälde 'Der blinde Tobias' geliefert hat, das Ende des 19. Jahrhunderts im Nürnberger Rathaus zu sehen war (s. Wallraff, 1891, S. 293), und daß er am 21.3.1655 in St. Lorenz geheiratet hat. Birkens Tagebücher weisen von 1661 bis 1677 freundschaftlichen Kontakt mit Schöner aus, dessen Vorname erstmals in der Notiz zum 16.6.1665 gennant (I.190; PBlO.B.2.1.4, 28r) und der zum 14.4.1667 (I.287; PBlO.B.2.1.4, 57r) als Maler bezeichnet wird. Besonders häufig traf man sich beim sonntäglichen Gottesdienst in St. Johannis. Verschiedentlich hat Schöner auch für Birken gearbeitet: 3.8.1665 (I.116; PBlO.B.2.1.4, 30r): "Herrn S¡önern vor den Stammbaum 1 Gulden bezahlt."; 6.11.1667 (I.321; PBlO.
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Apparate und Kommentare
B.2.1.4, 67v): "Herr S¡öner mir mein Bildni# 2mal gezei¡net. cui 1 David# HarpfenSpiel und Kleeblat."; 6.2.1668 (I.344; PBlO.B.2.1.4, 74v): "Herr S¡öner da# Orden#Kleinod de la Concorde bey mir abgezei¡net."; 26.6.1668 (I.380; PBlO.B.2.1.4, 86r): "Herr S¡önern da# Wappendiplom zumahlen gesendet, da# mir Herr Gulden gebra¡t."; 1.7.1668 (I.381; ebd.): "Herr S¡öner da# diplomWappen gemahlt gebra¡t."; 25.1.1669 (I.427; PBlO.B.2.1.5, 5r): "Bey S¡önern wegen Dori Wappen."; 26.1.1669 (I.428; PBlO. B.2.1.5, 5v): "Herr S¡öner mit dem Wappen eingespro¡en."; 4.2.1669 (I.442; PBlO.B.2.1.5, 11r): "Herrn S¡önern, und zusammen, mit S¡reibgeld und Capsel, 6 Gulden au#gelegt." Offenbar hatte Schöner auch die Zeichnung für das Epitaph am Grab Frau von Birkens (Abbildung in der Nachrufekloge von 1670, zwischen S. 284 und 285) angefertigt; denn zum 9.9.1671 steht in Birkens Tagebuch (II.60; PBlO. B.2.1.6, 54(22)v): "Mit Herrn S¡önern, wegen Epitaphii, den Glo¿engießer Herold zugespro¡en." Zum 12.9.1671 heißt es dann (ebd.; ebd): "die Größe vom Grab‰ein, mit herrn S¡önern, zum Epitaphio genommen." Literaturaustausch gab es auch. Zum 13.2.1672 steht in Birkens Tagebuch (II.95; PBlO.B.2.1.7, 68(6)v): "Herrn S¡önern sein Bü¡lein de Signaturis reddidi." Im Lauf des Jahres 1670, für das es kein Tagebuch gibt, muß Birken die Patenschaft für ein Kind Schöners übernommen haben, denn die erste Schöner betreffende Eintragung des Jahres 1671, zum 29.1., (II.14; PBlO.B.2.1.6, 38(6)r), nennt ihn wie die meisten der folgenden Notizen Gevatter. Das Kind ist nicht alt geworden; zum 30.3.1671 hat Birken notiert (II.27; PBlO.B.2.1.6, 42(10)v): "Mein liebe# dötlein Sigmund S¡öner seelig ge‰orben." Zum 2.4.1671 heißt es dann (II.27f.; PBlO.B.2.1.6, 43(11)r): "Mein Dötlein begraben worden, habe ihm Kranz, Namen, herz und Strauß für 2 Gulden 21 ma¡en, ein Lied (von 48 Versen) 150 Exemplare üm 1 Gulden dru¿en la‹en, 100 hinaufges¡i¿t, Jungfer Ba# 24 Kreuzer Trankgeld bekommen, drausen 18 Kreuzer Trankgeld und für 20 Kreuzer pfennige den Bettelleuten au#gegeben." Birkens Gedicht und ein weiteres zum selben Anlaß stehen als Texte Nr. 232 in der Sammlung S. v. B. Todten-Andenken und Himmel#-Gedanken (WuK. Bd. 5, S. 309-311; 848f.). Zu Birkens zweiter Heirat am 3.12.1673 hat Schöner ein Geschenk gemacht: 4.12.1673 (II.256; PBlO.B.2.1.8, 120(27)v): "Herr Gevatter S¡öner ein Gla# mit vergoldetem Fuß, 3 Gulden wehrt." Die letzte Schöner betreffende Tagebuchnotiz Birkens zum 19.10.1678 (II.453; PBlO.B.2.1.2, 207(56)v) gilt wohl einem Krankenbesuch Frau von Birkens. Ob die drei Epigramme Nr. 236 oder eines von ihnen gedruckt worden sind, wissen wir nicht. Sie sollten umplaziert werden. Rechts neben der gemeinsamen Überschrift und den beiden ersten Versen des ersten Epigramms hat Birken notiert: "Gehört zu den | Gotte#- und Tode#-|Gedanken."
Text 337: Auf eine Ho¡zeit. 224v T1 CCCXXXVII] CCCXXXVIII – 1 da#] Kürzel; ebenso 2 – 2 dünkt ›e] kein Wortabstand; ebenso bei 2 wär da# – 4 in seinem – 2 ni¡t] n – 3 wann] wan
Gedichte 337 und 338, 1672
1063
Dieses Epigramm ist zwischen dem 30.7. (Gedicht Nr. 336) und dem 30.9.1672 (Gedicht Nr. 340) geschrieben worden. Mangels Kontextes ist es nicht möglich, es einer bestimmten Hochzeit zuzuordnen. Es könnte eine Auftragsarbeit gewesen sein, denn zum 17.8.1672 steht in Birkens Tagebuch (II.139; PBlO.B.2.1.7, 83(21)v): "den Bös¡innen einen ho¡zeitver#." Selbst wenn dieser Vierzeiler gemeint sein sollte, ist nicht festzustellen, wer die Bestellerinnen waren, und auch nicht, welcher Hochzeit er galt. Das Epigramm Nr. 339 dürfte sich auf denselben Anlaß beziehen. Ein Druck ist nicht bekannt. 3 wann ~ Monden] Die auffällige Verwendung der Zahl drei könnte eine Anspielung auf den Familiennamen der angeredeten (v. 2) Braut oder des Bräutigams sein. – 4 Walzenbett] Die Wiege. Es gibt keinen lexikalischen Nachweis. Vielleicht liegt auch hier eine der in Birkens Epithalamien so beliebten Namensanspielungen vor. Text 338: Auf Herrn Georg Krompein#, Stadts¡reiber# zu Balingen Bildni#. 224v T1 CCCXXXVIII] CCCXXXIX – T2 Herrn] H. – 1 da# (2x)] Kürzel – 1 ni¡t] n. – 2 und] u. (ebenso 3) – 3 Himmel] Him el – 4 der] Kürzel – 4 Mann] Man Das Epigramm war für ein Kupferstichportrait des Stadtschreibers der württembergischen Stadt Balingen, Georg Krompein (1586-1664) bestimmt. Biographische Informationen über ihn und seine dritte Ehefrau, Sabina Krompein, geb. Welling (1595-1672) enthalten die von den Balinger Geistlichen Jacob Roth und Nicolaus Gebhard verfaßten, jeweils mit zahlreichen Kondolenzgedichten gedruckten Nachrufschriften für die beiden Eheleute, die in WuK. Bd. 5, S. 1126 und S. 1094, nachgewiesen sind. Die Nachrufschrift auf Frau Krompein enthält zwischen den Seiten 6 und 7 einen Portraitstich Georg Krompeins, zwischen S. 14 und 15 einen Sabina Krompeins, beide gestochen von Johann Jacob Schollenberger (zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 30 (1936) , S. 244) und mit Epigrammen versehen, für die David Welling, ein in Nürnberg lebender Verwandter Frau Krompeins, als Autor zeichnet. Was Birken im August oder September 1672 veranlaßt hat, das Epigramm Nr. 338 zu verfassen, ist nicht zu erkennen. Nach Kröll (II. 550) ist der an beiden Nachrufschriften beteiligte, auch in Birkens Tagebüchern zwischen 1666 und 1676 mehrfach erwähnte David Welling 1677 gestorben. Vielleicht besteht ein Zusammenhang. Eine der Erwähnungen Wellings in Birkens Tagebuch ermöglicht die Feststellung der Autorschaft Birkens für ein unter anderem Namen gedrucktes Gedicht. Zum 21.6.1668 hat er notiert (I.377; PBlO.B.2.1.4, 84v): "Epicedium pro Welling, der Frau Grumpeininn. 48 Verse." Dieses Gedicht, für das keine Manuskriptfassung existiert, vielleicht die Bearbeitung einer von der Witwe gelieferten Vorlage, steht auf S. 45-47 im Epicedien-Anhang der Nachrufschrift für Georg Krompein (Der in Chri‰o ‰erbender glaubigen | Seelige Ruhe/ und Gnaden-Belohnung. | Da# i‰ | Einfältige Lei¡predig/ | Auß der O[enbarung Johanni#/ Cap. 14 v. 13. | Bey Chri‰li¡er Begräbnuß/ und trauriger | Lei¡-Begängnuß. | Deß |
Apparate und Kommentare
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Weyland Wohl-Ehrn-Vö‰en/ Ho¡gea¡ten Herrn/ | Georg Kromppeinen/ | Wohlmeritirten Statt- und Ampt-| S¡reiber# zu Bahlingen/ nunmehr | Seeligen. | Wel¡er den 11. Maij/ im Jahr Chri‰i 1664. Mittwo¡# | Na¡Mittna¡t/ umb halb Ein Uhr/ in Chri‰o dem HErrn | seeligli¡ einges¡la[en/ und den darau[ gefolgten Freytag | o[entli¡ beklagt/ und Ehrli¡ zur Erden | be‰attet worden. | Gehalten/ und au[ begehren zusamen ges¡rieben/ | Dur¡ | M. JACOBUM Rothen/ Pfarrern/ und Special Superat-|tendenten daselb‰en. | Tübingen/ Gedru¿t bey Johann Heinri¡ Reisen/ | Jm Jahr Chri‰i 1664.), die demnach nicht, wie auf dem Titelblatt angegeben, in dessen Todesjahr 1664, sondern erst 1668 oder gar später gedruckt worden ist. Es lautet: XXIII. Klag Einer Betrübten Wittib/ wegen tödtli¡en Hintritt# jhre# lieb‰en Eheherrn#/ Jm Thon: Mein Wahlfarth j¡ vollendet hab/ etc. 1. ACh allerthewr‰er Jonathan
1. Sam. 18. v. 1.
Wo seyt Jhr do¡ hin kommen/
Cant. 2.
Mein Her” na¡ Eü¡ war umb und an/
Ibid.
Mit Lieb’ hier eingenommen.
Ibid.
Nun aber wandert a¡! Jhr fort
Psalm. 90. v. 3. 4.
Zu GOtt in# Himmel# Throne/
Ibid. 5. 6.
So daß i¡ weder hie no¡ dort Je”t zwar ni¡t bey Eü¡ wohne.
Hebr. 13. v. 14.
2. Dann i¡ selb‰ war au¡ in Gefahr
1. Sam. 20. v. 3. ult.
Deß Tode# eh gewesen
Esai. 38. v. 1.
No¡ ma¡t e# GOtt gan” wunderbahr/
Ibid. 4. 5.
Daß wider i¡ genesen. |
Ibid. 17. |
Jhr aber müßt Eü¡ geben drein
Ibid. 12. 13.
Auß dieser Welt zuwandern/
Phil. 3. v. 20.
Weil Jhr GOtt nembli¡ lieb köndt seyn/
Sap. 4. v. 10.
Nimbt Er Eü¡ weg vor andern.
Gen. 49 v. 33.
3. A¡ GOtt wie fridli¡ und getrew
Gen. 24 v. 67.
J‰ unser Ehe gewesen/
Gen. 25.
Gedicht 338, 1672
1065
Die Liebe war au¡ immer new/
1. Sam. 20. v. 42.
Be‰ändigli¡ im wesen/
1. Sam 3. v. 18.
Weil# aber Jhm gefallen hat/
Psalm. 126. v. 5.
Will i¡ mi¡ drein ergeben.
Ibid. 6.
GOtt zehle fort der Thränen Sath/
Ibid. 29.
Die i¡ no¡ ‰rew’ im Leben. 4. Gedultig in man¡ s¡werem Creü”/
Iob. 5. v. 17. 18. seq.
Gott#för¡tig au¡ darneben/
Iob 1. v. 1.
Dem N䡉en o[t gesprungen bey
1. Cor. 13. v. 4. 5.
Man¡ guthen Rath gegeben.
Ibid. 6. 7. 8.
So viel e# immer mögli¡ war
Syr. 5. v. 13.
Den Armen der da s¡reyet/
Syr. 4. v. 32. seq.
Errettet man¡mal auß Gefahr
Iob. 29. v. 12. seq.
Dur¡ Hül[ und Tro‰ erfrewet.
Ibid. 16. 19.
5. Nun ob i¡ mit betrübtem Sinn
1. Sam. 1. v. 10. 15.
Von Eü¡ forthin ges¡eiden
Syr. 38. v. 21. seq.
Ho[’ i¡ do¡ bald zu kommen hin/
Psalm. 16. v. 9.
Da ni¡t# dann lauter Freüden.
Ibid. 11.
Von S¡al¿heit Li‰ und Trug der Welt
Syr. 6. v. 6. 7.
Seyt Jhr ie”t weggenommen/
Sap. 6. v. 19. 20.
Wann GOtt mein Stündlein mir bereit
2. Sam. 12. v. 22.
So werd i¡ zu Eü¡ kommen.
Ibid.
6. Ade zu tausend guther Na¡t
Apoc. 14. v. 13.
Ruht ewig ohne Sorgen/
Syr. 38. v. 24.
Ruht von dem Hö¡‰en selb‰ bewa¡t
2. Petr. 3. v. 10.
Biß an den s¡önen Morgen/ |
Ibid. v. 11. |
Wann je” der Jüng‰e Tag bri¡t ein/
Ibid. v. 12
Da alle# muß verbrennen Vnd new der Erden Kreiß wird seyn/ Da kein fals¡ mehr zukennen.
Ibid. v. 13. S. Kr. W.
1066
Apparate und Kommentare
Die Nachrufschrift für Georg Krompein enthält demnach zwei in fremdem Namen von Birken verfaßte Gedichte, das in WuK. Bd. 5, S. 226f., 762, mit der Nummer 176 unter David Wellings Namen mitgeteilte Gedicht und dieses. Eine Bestätigung liefert das in WuK. Bd. 5 als Text 235 mitgeteilte Lied Über Frauen Sabinen Kromppeinin gebohrnen Wellingin tödli¡e# ableiben. Parodie ihre# Lied# auf ihre# EheHerrn Tod vor 4. Jahren. Birkens Datumsangabe in dieser Überschrift bezieht sich nicht auf Krompeins Todesjahr, sondern auf das Jahr der Entstehung des Gedichtes Nr. 338. Auch stimmt die Zahl der Verse überein, und in den Strophen 1-3 werden mit geringen Abweichungen dieselben Reime und Reimfolgen verwendet. Die Angabe in WuK. Bd. 5, S. 851, Vorlage für die Parodie sei das dortige Gedicht Nr. 176 gewesen, muß korrigiert werden. Ein Portraitstich Georg Krompeins mit Birkens Versen ist nicht nachgewiesen. Text 339: Auf eine Ho¡zeit S¡en¿. 224v T1 CCCXXXIX] CCCXXXX – 1 Man sagt] kein Wortabstand – 1 der] Kürzel – 3 daß] Kürzel Zum Enstehungszeitpunkt s. zu den Gedichten Nr. 337 und Nr. 340. Das auffällige Spiel mit der Zahl drei auch in diesem Epigramm legt die Vermutung nahe, es sei zum selben Anlaß verfaßt worden wie das Epigramm Nr. 337. Auch von diesem Epigramm ist kein Druck bekannt.
Text 340: Auf Herrn Johann Jacob Kohl# Losung-s¡reiber# und Jungfrauen Claren Reginen Endterin Ho¡zeit. 224v/225r T1 CCCXL] CCCXLI – T2 Herrn] H. – T3 Jungfrauen] Jfr und etc.-Kürzel mit Punkt – 2 der] Kürzel; ebenso 3 – 3 Zelt] durch Überschreibung aus feld – 3 Stamm] Stam (ebenso 4 Flamm – 26 Himmel) – 10 etwann] etwan – 10 ursa¡] r verschmiert – 10 sagen.] Punkt aus Komma überschrieben – 11 Jungfrau] ___ Jfr. (ebenso 17) – 12 Wuns¡] W überschrieben – 19 und] u. (ebenso 20) – 25 Sie] S überschrieben Dieses Gedicht wurde am 30.9.1672 anläßlich der Hochzeit des Nürnberger Losung-Schreibers Johann Jacob Kohl mit Clara Regina Endter, der Tochter des Verlegers Johann Friedrich Endter, am 2.10.1672 (s. Stauffer, 2007, S. 810-812) verfaßt. Es wurde auf Bestellung geschrieben. Zum 23.9.1672 steht in Birkens Tagebuch (II.146; PBlO.B.2.1.7, 86(24)r): "Herr Fridri¡ Herb‰ wegen Endteris¡er ho¡zeit." Dieser Herr Herbst, über den nichts Näheres ermittelt werden konnte, muß zu den Mitarbeitern des Verlagshauses bzw. des Druckereibetriebs gehört und eine Bestellung übermittelt haben. Zum 30.9.1672 hat Birken im Tagebuch festgehalten (II.148; PBlO.B.2.1.7, 86(24)v): "Ho¡zeitCarmen pro Johann Frideri¡ Endter# To¡ter." Das bezieht sich auf das Gedicht Nr. 340. Es ist – ohne Verfasserangabe – als Einblattdruck publiziert worden: Ho¡zeitli¡er Glü¿-Wuns¡: | Womit | Da# erfreuli¡e Trauung#Fe‰ | De# Erbarn und Wolgelehrten | Herrn Johann Jacob Kohlen#/ | wolverordneten Losung-S¡reiber#/ |
Gedichte 340 und 341, 1672
1067
De# Erbarn und Wolgelehrten | Herrn Johann Nicolai Kohlen#/ | wolverdienten Rug-S¡reiber# allhier/ | Eheleibli¡en Sohn#/ | mit | Der Erbarn und Ehrentugendrei¡en | Jungfr. Claren Reginen/ | De# Erbarn und Fürnehmen | Herrn Johann Frideri¡ Endter#/ | Berühmten Bu¡führe# in | Nürnberg | Eheleibli¡en Einigen lieben Jungfr. To¡ter/ | Den 2. Octbr. Anno MDCLXXII | s¡uldig‰ begehen wollen | Der Mi¡ael-Endteris¡en Dru¿erey sämtli¡e Kun‰verwandte. Es ist nicht Birkens einziger Beitrag zu diesem Anlaß. Darauf weist die Tagebuchnotiz zum 1.10.1672 (II.148; PBlO.B.2.1.7, 87(25)r): "da# EndtenLiedl zur Ho¡zeit verfertigt." Gemeint ist das Lied Nr. 206 der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1, S. 396-398; 810-812). Die Druckfassung des Liedes Nr. 340 weicht, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion und der Ausführung der ersten Buchstaben als Initiale, die Einzug der Verse 2-4 erzwingt, abgesehen, an diesen Stellen ab: T1-T4] fehlt – 1 zwanzig] zwän”ig – 4 iezt] je”t (ebenso 13, 27) – 4 ein] von – 11 Jungfrau] Jungfer – 12 nit] ni¡t – 20 Aepfel] Aepfeln – 27 haupter] haüpter 1-5 Man sahe ~ gab eine To¡ter au#.] Bezugnahme auf den Anlaß des Gedichtes Nr. 191 in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1, S. 383f.; 780-782), die Hochzeit Johann Friedrich Finks mit Dorothea Maria Endter, einer Tochter des Verlegers Michael Endter, am 6.2.1671; s. Stauffer, 2007, S. 767. Seither hatte es tatsächlich zwanzig Mondwechsel gegeben. – 5-9 Wie mag e# do¡ ~ zwey wa¡sen no¡ herna¡.] Offenbar gab es zur Zeit der Enstehung dieses Gedichtes von sechs männlichen Mitgliedern der Verlegerfamilie je eine Tochter. Von diesen heiratete nun die vierte; zwei waren noch nicht im heiratsfähigen Alter. – 11 wa# sagen aber wir] Die Gruppe der Endterschen 'Kunstverwandten' (s. o.) fungiert als Sprechinstanz; vgl. v. 12, 22. – 13-20 E# bringet zwar der Herb‰ ~ laben sol.] Anspielung auf die Jahreszeit des Hochzeitstermins und, wie in Birkens Epithalamien häufig, auf den Namen diesmal des Bräutigams, während in dem andern Lied zum Anlaß (s. o.) auch der Familienname der Braut in die Scherzrede einbezogen wurde. – 15 Jac¡u#] Beiname des Bacchus / Dionysos; s. Ovid, Metamorphosen 4, v. 15, u. ö. Hier ist er – der Jahreszeit der Hochzeit gemäß – als Gottheit des Weines und der Weinlese gemeint. – 15 Pomona] Vegetations- und Erntegottheit; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 1017. – 16 Pale#] Göttin der Weide, der Hirten und Herden; s. ebd., Sp. 423f. Hier ist sie in ihrer Zuständigkeit für Vegetabilien gemeint, die sich mit dem Familiennamen des Bräutigams in Verbindung bringen lassen. – 26 Sie krön’ al# Königin, der Himmel mit behagen.] Anspielung auf den zweiten Vornamen der Braut.
Text 341: Auf Monsieur Georg Chri‰of Lö[elholz Von Colberg und Jungfrau Anna Maria Heiglin Ho¡zeit. 225v/226r T1 CCCXXXI] CCCXXXII – T2 Monsieur] M.r – T2 Von] V. – T4 Jungfrau] Jf: – 2 und] u. – 3 Metellen#] durch Streichung aus Mettellen# – 4 hat,] Komma aus Punkt überschrieben – 8 der] Kürzel; ebenso
1068
Apparate und Kommentare
30 – 13 ihn] ihr – 16 der] die – 23 Himmel] Him el (ebenso 27 Stamm) – 26 der Tod] Tod – 27 erwa¡sen] wa¡sen – 30 Heurat] Heumat – 38 zehn] zehen – 38 mal ›eben] kein Wortabstand Das Gedicht entstand anläßlich der Hochzeit des Nürnberger Patriziers Georg Christoph Löffelholz von Colberg (1641-1685) mit Anna Maria Heigel (gest. 1705), die am 6.10.1672 stattfand; s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCXXIX, wo ein falsches Hochzeitsdatum genannt wird. Laut Tagebuchnotiz wurde es am 6.10.1672 geschrieben (II.149; PBlO.B.2.1.7, 87(25)r): "Lied pro Herrn Lö[elholz." Auch eine Notiz zum 8.10.1672 (II.150; PBlO.B.2.1.7, 87(25)v: Sextu# die S¡äfereyen gebra¡t.") dürfte im Zusammenhang mit diesem Lied stehen. Denn gedruckt wurde es in der Ekloge Pegne›s¡e# | HirtenGedi¡t | Zu | de# Edel‰en | Lysander# | und | der Tugend-Fürtre[lichen | Amarilli# | Ho¡ansehli¡en Trauung#Fe‰ | s¡uldig‰ verfa‹et | von dem Blumgesells¡a[ter | Damon/ | Mit Beyspra¡e etli¡er seiner Weidgeno‹en. | Nürnberg/ | gedru¿t bey Wolf Eberhard Felße¿ern. (s. Stauffer, 2007, S. 815f.). Im Widmungstext auf der Rückseite des Titelblattes, für den ebenfalls Damon / Magnus Daniel Omeis als Autor zeichnet, werden die richtigen Namen der Brautleute und das Hochzeitsdatum genannt. Im Druck trägt Birkens Lied die Überschrift Der Noris¡e Metellu#. Unterzeichnet ist es mit "S. v. B." Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, diese Abweichungen: 8f. den er, ~ führet;] umgekehrte Versfolge – 12 in] zu – 14 sah] ›ht – 16 lang‰] läng‰ – 21 zu Rahte] zu Raht au¡ – 27 sah seinen Stamm er fort erwa¡sen] Er seinen Stammen sah fortwa¡sen – 30 zum] zur – 33 ihn] Jhm – 33 iede#] jede# –. Teilnehmer am Hirtengespräch dieser Ekloge sind Floridan / Sigmund von Birken, Alcidor / Johann Sechst, Ferrando / Johann Ludwig Faber, Damon / Magnus Daniel Omeis und Polyanthus / Johann Leonhard Stöberlein. Daß auch Johann Geuder / Rosidan einen Beitrag zu dieser Ekloge hätte liefern sollen, aber zu spät kam, geht aus einem Dialog zwischen Damon und Rosidan in der größtenteils von Geuder verfaßten Ekloge zur Hochzeit Volckamer / Scheurl am 18.11.1672 (s. zu Text Nr. 343) hervor. Dort heißt es (Aijv/Aiijr): Ja/ gegenredete Damon/ du bi‰ au¡ unläng‰en bey der hohen Trauung#-Feyer de# Wol-Edlen Lysander# und Amarilli# zu spat gekommen. Leider! zu spat/ el die Gegen-Antwort; und ö[ter#/ wegen meiner Entfernung/ da de# jähen Alcidor# langkur”e Briefe bey den meinigen unteuts¡e Contumacien ma¡en mü‹en/ und mir gemeinigli¡ er‰/ na¡ dem Fe‰/ wie der Lateiner redet/ eingehändiget werden. J¡ habe aber glei¡wol meine S¡uldigkeit/ na¡ der Hand/ abgeleget. | Weil nun Damon sol¡e# gern hören wolte/ al# versu¡te Ro›dan sein Gedä¡tni#/ und bra¡t e# folgender Weise auf die Bahn: Es folgt Geuders Gedicht zur Hochzeit Löffelholz / Heigel. Daß die jedem von ihnen zugewiesenen Zweizeiler in dem von ihnen allen gemeinsam verfaßten Gratulationsgedicht (br/v) tatsächlich vom jeweils als Verfasser Genannten stammen, ist zu bezweifeln. Auch das zuletzt von allen gesungene Lied ("Vergönne un#/ Wol-Edle# Paar" ([b3]v-[b4]v) dürfte von Omeis stammen. Birkens Lied ist nicht sein einziger Beitrag zu diesem Anlaß. Es gibt zwei weitere gedruckte Gratulatorien (s. Stauffer, 2007, S. 816). Eines davon trägt den Titel DEO PRONUBO, | Fortunata Löffelholtziorum familia immortalita-
Gedicht 341, 1672
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tis nova | incrementa sperat, | dum […] DOMINUS GEORGIUS CHRISTOPHORUS | Löffelholtz à Kolberg/ | […] | sibi prudenti consilio elegit, | […] ANNAM MARIAM, | […] | DOMINI PAULI HEICHELI, | […] | FILIAM, | Quam | cum felici federe sibi jungeret ipsis Non. Octob. cI Ic LXXII. | subscribente coelo, | votis suis antiquum illud FELICITER adclamant | FAUTORES AC AMICI. | Noribergae, typis Wolfgangi Endteri Junioris. In dieser Sammlung steht als 24 Bestandteil, als Beitrag des Nürnberger Theologen Johann Georg Gaßmann (zu ihm s. Würfel, 1759, S. 131f.; Simon, 1965, S. 183f.) deklariert, das Sonett "So komt dann nun der Tag/ auf Gotte# Gnad-Geheiß". Da sich in Birkens Gedichtbüchern mehrere Texte finden, die in zeitlicher Nähe unter Gaßmanns Namen veröffentlicht worden sind, kann als sicher angenommen werden, daß sich die Tagebuchnotiz zum 4.10.1672 (II.149; PBlO.B.2.1.7, 87(25)r: "Ho¡zeitCarmen pro Herrn Gaßman.") auf dieses Sonett bezieht, für das es keine Manuskriptüberlieferung gibt (s. Laufhütte, 2012(1)). Im Hirtengespräch der Ekloge ist das Lied Nr. 341 so eingeleitet (b2r/v): J¡ erinnere mi¡ hierbey/ (ersezte Floridan) eine# Edlen Römer#/ de# Quintu# Metellu#/ * wel¡er sonder# glü¿ha] bes¡rieben wird: indem er nämli¡ Rom die Welt-Monar¡in zur Mutter gehabt/ au# einem alt-adeli¡en Römer-Stammen gebohren/ Römis¡er Burgermei‰er und Obri‰er Feldherr worden/ im Triumf eingezogen/ zu einer Zeit drei Söhne im Burgermei‰er-Raht/ einen davon regirenden Burgermei‰er/ zween im Triumf einziehend/ und den vierten im Stadt S¡ulthei#-Amt gesehen/ drey Tö¡ter an Edle Römer verheuratet/ und von allen diesen ›eben Kindern viel Enkel erlebet/ in hohem Alter vor ihrer aller Augen ge‰orben/ und von seinen vier Söhnen au¡ drey Eydamen zu Grab getragen worden. Diese# lä‹et ›¡ auf den theuren Vatter de# Ed-|len Lysander# ziehen/ wel¡e# ich/ zu Beehrung diese# Adeli¡en Trauung-Fe‰e#/ in diesem Lied vorge‰ellet […]. *Val. Max. l. 7. c. 1. Plin. l. 7. c. 44. Der römische Metellus, auf den hier angespielt wird, ist Quintus Caecilius Metellus Macedonius, 168 Überbringer der Siegesbotschaft von Pydna, 148 Praetor in Macedonien, 146 Triumphator, 143 Konsul, 142 Prokonsul in Hispania citerior, 136 Legat des Publius Furius Philo in Spanien, 140-115 Augur. Vier Söhne waren Konsuln (123, 117, 115 und 113; zwei Töchter heirateten in die Familien der Servilier und der Scipionen ein; s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 1263f. 1-3 Hat ni¡t ~ erfahren?] Birkens Gedicht ehrt den Vater des Bräutigams, Burkhard Löffelholz von Colberg (1599-1675; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCXXVIII). Er hatte in Altdorf und Heidelberg studiert und wurde nach Abschluß seiner Reisen in Nürnberg in den Rat gewählt. 1625 wurde er junger Bürgermeister, 1633 Landpfleger, Appellationsgerichtsassessor, "Deputatus der beyden Wälder" und Kriegsherr, 1640 Septemvir, 1653 Bau- und Zeughausherr, 1654 Waagherr und dritter Obrister Hauptmann, 1655 zweiter Losungsherr und Pfleger des St. Clara-Klosters, 1658 vorderster Losungsherr, Reichsschultheiß, Pfleger des Neuen Spitals zum Heiligen Geist und des Catharinenklosters. Bei der Belagerung Nürnbergs 1632 verhandelte er mit den Kriegsparteien und verschiedenen
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Apparate und Kommentare
Reichsständen sowie mit dem Kaiser. Er war kurmainzischer Rat. Verheiratet war er seit 1623 mit Anna Susanna Schwab von Bißlohe, die 1656 starb, in zweiter Ehe seit 1657 mit der Witwe Anna Maria Eßig, geb. Heigel, die ihn 1664 zum zweiten Mal zum Witwer machte. Er starb am 16.6.1675. Anläßlich seines Todes sind zwei Kondolenzschriften Birkens bzw. mit Beteiligung Birkens erschienen: Trauer-Fe‰/ | der Kaiserli¡en Rei¡#-Ve‰e | in Nürnberg: | auf | De# Wol-Edlen/ Ge‰rengen/ Für›¡tig- und | Ho¡weißen | Herrn Burkhart | Lö[elholzen# von Colberg etc. | Weiland Chur- und Ho¡für‰l. Mainz- und Würz-| burgis¡en/ au¡ de# Aeltern Geheimen Rath# allhier/ | vörder‰en Losunger#/ S¡ultheißen und Peger# der | Rei¡#-Ve‰en/ au¡ de# Neuen Hospital# zum H. Gei‰ und | Klo‰er# S. Catharinae/ etc. | Anno 1599. den 24. May zur Welt gebohrnen#/ A. 1675. | ☿ den 16. Junij in seinem 77. Leben#-Jahr erfolgten wol-|seeligen Tode#Hintritt/ vor‰ellig gema¡t | dur¡ | Sigmund von Birken C. Com. Pal. | Na¡ Wäls¡er Art stilo recitativo | componirt/ | und | Bey ho¡ansehnli¡er Lei¡begängni# Dien‰ag# den | 22. Ejusdem in der S. Johanne#-Kir¡e dur¡ eine | Vocal- und Instrumental-Mu›c abzu›ngen ange‰ellet | dur¡ | Paul Hainlein/ Organi‰en | bey S. Sebald. | Nürnberg/ Dru¿t# Wol[ Eberhard Felße¿er. (s. Stauffer, 2007, S. 898-900); Der | Noris¡e Metellu# | oder | Lö[elholzis¡e# | Ehrengedä¡tni#/ | De# | Glü¿ha]en | Vörder‰en Regenten# | der | Weltberühmten Nori#burg: | zu | wolverdientem Na¡ruhm | Diese# | WolEdlen | Stadt- und Land#-Vatter#/ | aufgeri¡tet | dur¡ | Die Blumgenoß-S¡äfere/ | an der Pegni”. | Nürnberg | Jm MDCLXXV Chri‰-Jahr. (s. Stauffer, 2007, S. 900f.) – 1 der Ne‰or unsrer Stadt] Nestor, Herrscher von Pylos, war der greise Berater der Achaier vor Troja; s. z. B. Ilias 2, v. 75-82; 7, v. 123-161, 171-183; 9, v. 51-77, 91-109, 156-167, 173175; 11, v. 590-836; 14, v. 1-63; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 79-91; s. zu Gedicht Nr. 54, v. 83. Nestor ist der Inbegriff eines altersweisen Ratgebers. – 3 Metellen# hohe# Glük] S. o. – 6 Faro#Kerze] Eine von Birken häufig zur ehrenden Benennung großer Männer verwendete Metapher; Anspielung auf den berühmten, im 3. Jahrhundert v. Chr. unter Ptolemaios II. von Sostratos aus Knidos errichteten Leuchtturm, der 1303 und 1326 durch Erdbeben zerstört wurde; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 716; Bd. 5 (1975), Sp. 288. – 7-9 Ein Edler Stam ~ Ursprung führet] Vgl. Der Noris¡e Metellu# (1675), cv: Der Alt-Adeli¡e Lö[elholz-Stamm (versezte Fontano) zehlet ein halbe# Jahre-tausend/ eher mehr al# weniger: ma‹en s¡on vor 495 Jahren/ al# man Kai#. Heinri¡en II Sti]ern de# Bi‰um# Bamberg/ in die Zahl der Himmel#Bürger auf Erden einges¡rieben/ ein Lö[elholz/ al# Mitzeuge seine# heiligen Wandel#/ in der Päp‰li¡en Bulle benennet worden. Diese Zeugs¡a] (unterfuhre Ro›dan) bezeuget/ sowol daß ›e dazumal s¡on in Adeli¡er Ho¡a¡tung gelebet/ weil man ›e zu so ho¡wi¡tiger Sa¡e gezogen; al# au¡/ daß der Lö[elholzStamm in Sa¡sen müße erwa¡sen seyn/ weil dieser Kaiser/ de‹en Leben ihnen so genau bekant worden/ ein gebohrner Sa¡se gewesen. Die gesprächsweise Erinnerung an die Geschichte des Geschlechtes und seine Bedeutung für die Reichsstadt Nürnberg erstreckt sich danach über mehrere Seiten. Biedermann, 1748(1), schreibt zu Beginn von Tab. CCXCIX:
Gedicht 341, 1672
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Da# uralt edle Hau# der Herren Lö[elholze von Colberg, au# wel¡em eine Branche in de# heiligen Römis¡en Rei¡# Freyherren Stand erhoben worden, i‰ ursprüngli¡ au# Sa¡sen, und an. 990 bereit# unter Regierung de# Römis¡en Kaiser# Ottonis III. im adeli¡en Stand bekannt gewesen. Zur Zeit Kayser# Henrici II Sancti zog e# au# Sa¡sen na¡ Franken, und liese ›¡ in der Gegend Holfeld nieder. Genaue Na¡ri¡ten geben zu erkennen, e# habe anfangli¡ den Nahmen Sa¡sen geführet, na¡gehend# aber wegen eine# im Be›” gehabten Stü¿ Holze# bey Holfeld, wel¡e# man den Lö[el genennet, vom gemeinen Mann den Nahmen der Lö[elhöl”er überkommen, wel¡en e# endli¡ selb‰en gebrau¡et und ›¡ Lö[elhol” ges¡rieben. S. auch zu Gedicht Nr. 329, v. 1f. – 8f. den er ~ führet;] Die Reihenfolge dieser beiden Verse ist sicher ein Schreiberversehen; in der Druckfassung ist es korrigiert. – 11f. Ein halb Jahrhuntert ~ ›ht gehen.] Burkhart Löffelholzens Ratszugehörigkeit muß 1624 oder 1625 begonnen haben; s. zu v. 1-3. – 13f. die Nori# ~ sah ›”en] Das Amt des Reichsschultheißen, das Burkhart Löffelholz innehatte, ist gemeint. Auch hier bietet die Druckfassung den besseren Text. – 15 mit Raht ~ nü”en] Burkhart Löffelholz war kurmainzischer Rat; s. zu v. 1-3. – 16-18 wie lang‰ ~ theilen!] Löffelholzens Würde als 'Vörderster Regent' ist gemeint. – 20f. ma¡t' ihn ~ zu Rahte gehen.] Vgl. Der Noris¡e Metellu# (1675), er: Von dem Römis¡en Metellu#/ (sagte Floridan) deme i¡ damal# unsren EhrenGreißen vergli¡en/ i‰ aufges¡rieben/ daß er vier Söhne zu Raht#- Amt#- und Triumf-genoßen gehabt/ drey Tö¡ter an Edle Römer au#ge‰attet/ und von diesen Sieben Kindern viel Enkelein in seine Arme empfangen. Könte au¡ ein Ey dem andern ähnli¡er seyn? verse”te Polyanthu#. Hat ni¡t/ unser Noris¡er Metellu#/ au¡ vier Tö¡ter (l) an WolAdeli¡e Rahtfähige Familien verheuratet? […] (l) 3 Fr. AnnaCatharina/ Herrn Paul Albre¡t Rieter# von Kornburg, de# Jnnern Geheimen und Krieg#Raht# EheGem. geb. 13 Kinder/ davon leben 3 Söhne und 3. Tö¡ter. 4 Fr. AnnaLucia/ Herrn Chri‰of Fürer# von Heimendorf de# Innern Raht# EheGem. geb. 9 Kinder/ davon leben 3 Söhne und 1 To¡ter. 2 Fr. AnnaHelena/ Herrn Johann Jacob Haller# von Haller‰ein de# Innern Raht# EheGem. geb. 10 Kinder/ davon leben 3 Söhne und 3 Tö¡ter. 1 Fr. SusannaMaria/ H. Johann Wilhelm Ebner# Peger# zu Velden Fr. Wittib. geb. 10 Kinder/ davon leben 3 Söhne und 3 Tö¡ter. Die vorgesetzten Zahlen zeigen die Altersreihenfolge der Töchter an, ihre Reihung den gesellschaftlichen Rang ihrer Ehemänner. Im Folgenden ihre Lebens- und Hochzeitsdaten nach Biedermann, 1748(1), Tab. CCCXXVIII und CCCXXIX, in der Reihenfolge der obigen Anmerkung: 1634-1700: 1656; 1643-1703: 1659; 1630-1703: 1648; 1627-1705: 1646. Eine 1639 geborene Tochter Catharina Rosina war 1641 gestorben. – 23f. der Himmel ~ Enkel s¡auen.] Allein von den Töchtern hatte es bis 1675, wie aus den obigen Anmerkungen ersichtlich, 42 Enkel gegeben, von denen 22 lebten. In der Ekloge werden ([d4]v) insgesamt 32 – von den Töchtern allein (was auf einem Additionsfehler beruhen
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dürfte) – 51 Enkel gezählt, von denen 29 lebten. – 25-27 Jn dreyen Söhnen ~ fort erwa¡sen] Vgl. Der Noris¡e Metellu# (1675), [d4]r/v: Dieser hohe LorbeerBaum triebe/ ›¡ selber zu krönen/ zehn herrli¡e Zweige/ beyderley Ges¡le¡te#: darunter dreye/ in der Kindheit abges¡nitten/ in da# ge‰irnte Paradei# verse”et/ einer s¡on-erwa¡sen verdorret/ (g) zweye zu großen Stamm-Ae‰en/ und viere/ al# Weibli¡/ in andere Stämme gepropfet/ worden. […] | […] Wie er dann au¡ (erwehnte Polyanthu#) alle Se¡# Erwa¡sene/ (der älte‰e H. Sohn i‰ vom Tod/ in Königli¡en Suedis¡en Dien‰en/ zu Sto¿holm abgehalmet/ und daselb‰ mit Adelmäßigem Traurgepränge beerdiget worden) wol-gerahten und wol-berahten/ und zwar den Aeltern von den zweyen no¡ übrigen WolAdeli¡en Stamm-Ae‰en/ mit dem ansehnli¡en WaldAmt (h) beEhren‰ellet/ den Andern/ (i) vor drey Jahren/ au¡ vermählet gesehen. (g) H. Wolf Jacob Lö[elholz von Colberg/ geb. d. 15. Febr. A. 1628. ‰arb in Sueden d. 30. Mart. A. 1652. | (h) H. Georg Burkhart Lö[elholz von Colberg/ Amtmann de# Sebalder-Wald#/ verm. mit Fr. Maria Regina geb. Lö[elhölzin von Colberg/ die gebahre 9 Kinder/ davon no¡ 3 Söhne und 4. Tö¡ter im Leben. (i) H. Georg Chri‰o[ Lö[elholz von Colberg/ verm. mit Fr. Anna Maria geb. Heiglin/ d. 10 WeinM. A. 1672. Die Lebens- und Hochzeitsdaten des an zweiter Stelle Genannten nennt Biedermann, 1748(1), Tab. CCCXXIX: 1638-1714: 1660. In Tab. CCCXXVIII sind auch die beiden kurz nach der Geburt verstorbenen Söhne aufgeführt: Burkhard (1625) und Burkhard Friedrich (1626). – 28-30 Er hat nun au¡ ~ au# der Frejheit s¡ritte.] Bezugnahme auf den Gedichtanlaß, die Heirat Georg Christoph Löffelholzens; vgl. v. 40f. – 31-34 Bei diesem Fe‰ ~ ihm einen s¡ik.] Vgl. Der Noris¡e Metellu# (1675), [div]v/er: Bey dem Vermählung#Fe‰ diese# WohlEdlen Sohne# (sagte Poliander) ware sehwürdig/ daß dem Großen | Vatter und GroßVatter/ die fünf ält‰e EnkelSöhne/ von iedem Kind einer/ in glei¡er Kleidung aufgewartet. – 35f. So eine Freud ~ au¡ erleben.] Dieser Wunsch ist nicht in Erfüllung gegangen. Die Ehe des jüngsten Sohnes blieb kinderlos. Der Bräutigam war offenbar ein kranker Mann. Vgl. Der Noris¡e Metellu# (1675), [div]v: Ein halbhuntert Enkele/ (bemerkte Fontano) i‰ ein ungemeine# Beyspiel de# EheSegen#: wel¡en wir nun au¡ Beyden WolAdeli¡en StammErben/ und insonderkeit hierzu dem Jüngern/ al# dem Benjamin unser# Noris¡en Jacob#/ eine glü¿ha]e Genesung von seinem s¡merzli¡en Gliederweh/ herz-innig‰ anwüns¡en. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCXXIX, berichtet: "Georg Chri‰oph Lö[elholz von Colberg/ geboren anno 1641 den 16 April ward na¡ vollbra¡ter Reise contract und ‰arb an. 1683 den 16 Jun. ohne Kinder.
Gedichte 342 und 343, 1672
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Text 342: Abgesegnung Herrn Hann# Jacob Haller# Peger# zu Heer#bruk, iezt Rath#-Herrn. 226r/v T1 CCCXXXXII] CCCXXXXIII – T2 Herrn] H. – 1 der] Kürzel – 3 beel,] beel. – 4 daß] Kürzel; ebenso 14; ebenso 4, 7, 13 da# – 4 leider] mit der-Kürzel – 7 sehn] sehr – 7 Sonnen] Son en (ebenso 8 Sinn – 10 dann) – 8 jedo¡ ni¡t] kein Wortabstand – 11 und] u. Das Gedicht ist, chronologische Eintragung der Texte vorausgesetzt, zwischen dem 6.10. (Gedicht Nr. 341) und dem 17.11.1672 (Gedicht Nr. 343) geschrieben worden. Es gilt der Verabschiedung Hans Jacob Hallers von Hallerstein (1623-1692; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. CXXII; dort gibt es eine exakte Auflistung seiner Ämter) aus seiner Stellung als Pfleger der Nürnbergischen Stadt Hersbruck an der Pegnitz infolge seiner Wahl in den Inneren Rat der Reichsstadt 1672. Sicher war dieses Gedicht, in welchem die Hersbrucker Bürger als Sprechinstanz fungieren, eine Auftragsarbeit. Vielleicht gilt ihm diese Tagebuchnotiz zum 12.10.1672 (II.151; PBlO.B.2.1.7, 87(25)v): "Pro Herrn Gaßmann Amico poeti›rt." Johann Georg Gaßmann (1630-1705; zu ihm s. Laufhütte, 2012(1)) war von 1658 bis 1666 Rektor in Hersbruck gewesen. Seine Stellung als Prediger am Neuen Spital zum Heiligen Geist in Nürnberg (seit 1669) hatte Burkhard Löffelholz, Hallers Schwiegervater, zu seinem Vorgesetzten gemacht; zur Hochzeit des jüngsten Sohnes desselben (s. zu Gedicht Nr. 341) hatte er sich an einem Sammelepithalamium beteiligt. Hans Jacob Haller war ein Schwiegersohn Burkhard Löffelholzens; s. zu Gedicht Nr. 341, Z. 20f. Es ist kaum vorstellbar, daß das Gedicht Nr. 342 nicht gedruckt worden sein sollte; es gibt aber keinen Nachweis. 1f. E# ›nd ja Siebenzehn ~ geno‹en.] Laut Biedermann, 1748(1), Tab. CXXII, hatte Hans Jacob Haller das Pflegeramt in Hersbruck seit 1655 inngehabt. – 10 Haller Stein] Echo werfender Stein. – 11f. so ziehet hin ~ seit deren Zier in Raht.] Hallers Wahl in den Inneren Rat 1672 folgten mehrere Ratsämter. Zuletzt, 1690, war er Septemvir und Zinsmeister.
Text 343: Zu Monsieur Gottlieb Volkamer# und Jungfrauen Philippinen S¡eurlin Ho¡zeit. 226v ___ T1 CCCXXXXIII] CCCXXXXIV – T2 Monsieur] M.r – T2 Jungfrauen] Jfr. – 1 und] u. – 2 etc. (2x)] Kürzel mit Punkt – 2 Verse] V/ Dieser Eintragung entspricht eine Tagebuchnotiz Birkens zum 17.11.1672 (II.158; PBlO.B.2.1.7, 90(28)r): "da# Ho¡zeitgedi¡t zur Volkamer S¡äferey verfertigt. Herr Omei# de#wegen 2mal eingespro¡en." Schon am Vortag, dem 16.11., hatte Birken notiert (ebd.; ebd.): "Omei# wegen der S¡äferey eingespro¡en." Auch diesmal (s. zu den Gedichten Nr. 301, 314, 335) hat es vielleicht ein Vorbereitungstreffen gegeben; zum 14.11.1672 hat Birken im Tagebuch notiert (II.158; PBlO.B.2.1.7, 90(28)r): "doctor P”er, Omei#, Geuder und Polyanthu# mi¡ zu herrn Ingel‰ettern abgeholt. Fel#e¿er. […] Bi# 7 Uhr gespei‰, getrunken poeti›rt. 9 Kreuzer." Es ging um Birkens Beitrag zu dieser Gratulationsekloge anläßlich der
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Hochzeit Gottlieb Volckamers von Kirchensittenbach (1648-1709; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. DXXXVIII) mit Catharina Philippina Scheurl von Defersdorf (1650-1722) am 18.11.1672: Da# allerälte‰e und edel‰e Bau-wesen/ | der Ehre | de# ho¡-fürtre[li¡en Adel-paare# | Theophilo | und | Philippine | am Tage | Jhre# ansehnli¡en Ehren-Fe‰e# | gewidmet und verabfa‹et/ | in Unterredung | seiner Weidgeno‹en/ | von | dem Blumen-S¡äfer | Ro›dan. | Nürnberg/ | Gedru¿t von Wolf Eberhard Fel#e¿ern. (s. Stauffer, 2007, S. 818-820). Auf der Rückseite des Titelblattes werden die richtigen Namen der Brautleute und das Hochzeitsdatum genannt (falsch bei Biedermann). Johann Geuder zeichnet ebenfalls mit seinem richtigen Namen als Verfasser. Birken hat bei der Eintragung in die Sammlung S. v. B. Birken-Wälder seinen Beitrag exakt bezeichnet; er wird in der Druckfassung so eingeleitet (Cijr-Ciijv): Eine belobte Fru¡t/ (sagte hierauf Floridan) i‰ ein gro‹e# Theil seiner Würde dem Baume s¡uldig/ an wel¡em ›e gewa¡sen. Unser Edler Theophilo/ (den wir de#wegen Eugenio nennen können) pranget au¡ mit seiner Ankun]/ al# von einem Wol-alt-Adeli¡en Stammen entspro‹en/ wel¡er/ al# einer von den RegentenBäumen der Weltberühmten Nori#burg/ alhier von mehr al# dreyhundert Jahren her/ ›¡ herrli¡ aufgegipfelt/ und in seinen Zweigen viele wolverdiente treu-theure Stadt- und Lande#-Vätter und Raht#-Glieder gezeuget. Der Ruhmseelig‰e unter denselben i‰ unser# Lieb-verlobten Theophilo Gro#-Herr-Vatter: wel¡er fa‰ ein halbe# Jahr-hundert im Raht‰and gelebet/ au¡ die Gotte#- und und Kun‰-Liebe/ Klugheit/ Gere¡tigkeit/ Redli¡keit/ Freund- und Leutseeligkeit ihm derma‹en verwandt/ und damit bey der Nori# und ihren Burgern so ›¡ beliebt gema¡t/ daß sein Tod von jederman/ al# eine# | Vatter#/ beweinet und beklaget worden. Er war/ de# ›egha]en König# in Sueden Gu‰av-Adolfen#/ au¡ vierer Churfür‰en zu Main” Raht/ und/ wegen seiner Gotte#-Liebe/ so glükseelig in allen Raths¡lägen und Verri¡tungen/ daß ihme/ wie dem Joseph und David/ alle# wol von ‰atten gegangen. Er war glei¡fall#/ ni¡t nur ein Vor‰eher und beförderli¡er S¡u”Freund/ sondern au¡ ein Gesells¡a[ter der Gott- und Kun‰liebenden; ma‹en er seinen Garten mit s¡önen Sinnbildern und Ubers¡ri[ten gezieret/ wovon unter andern diese +ber denselben verfa‹te/ reden mag: Hortule, noster amor! quoties tua germina reddis, surgere sic tumulo corpora nostra doces. Nam si quis putridas videat revirescere plantas, cur dubitet cineres surgere posse suos? Felix, in fragili qui discit talia flore! Qui verò in Christo, terque quaterque magis! J¡ erinnere mi¡/ (sagte Alcidor) diese tre[li¡e Anda¡t-Zeilen daselb‰ gelesen zu haben/ die i¡ au¡ ein#mal# auf sol¡e Weise geteuts¡et: So o] du zeige‰ di¡/ mein Garten! wieder grün: Du lehr‰ mi¡/ daß au¡ so mein Leib vom Grab er‰ehe: Wann i¡ die todte Pan”' hier neu-belebet sehe: Wie daß ob meiner As¡' i¡ no¡ im Zweifel bin?
Gedicht 343, 1672
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Wol dem/ der zu dem Gra# also zur Lehre gehet! O dreymal wol/ wer diß au# JEsu Mund ver‰ehet! Die Leutseeligkeit (sagte Myrtillu#) die je”und diesem wolseeligen Raht#-Für‰en na¡gerühmet worden/ i‰ seiner gan”en Familie angebohren/ wie vorzeiten in Rom den Publicolis: wel¡er Name au¡ mit diesem Stamm-Namen übereinkommet/ und kan der theure Sohn diese# gro‹en Vatter#/ den wir zuvor Demoforo/ genannt/ nun mit re¡t Demolo hei‹en. Und wegen dieser seiner Wol-Ankun]/ (se”te Ro›dan hinzu) widme i¡ dem Edlen Herrn Ho¡zeiter diese Zeilen: | Diß i‰ die theure Fru¡t vom alten Adel#-Stammen/ die edle Adler-Brut/ die keine Tauben hegt. Ein Baum von guter Art au¡ gute Frü¡te trägt. Raht/ wa# zu ho[en sey von diesen Liebe#-Flammen? Der Wol-Edle Demolo/ al# de‹en Herr Vatter/ (fuhre Floridan fort) zieret nun au¡ den Noris¡en Staat/ al# ein vornehme# Raht#-Mitglied/ zeiget an ›¡ die Vätterli¡e Tugenden/ und ma¡t ›¡ der Nori# notwendig dur¡ seine löbli¡‰e Bau-Kun‰-Kündigkeit ho¡ beliebt: ma‹en selbige au¡ de#wegen/ da# allhie›ge Bau-wesen/ seiner Sorgfalt/ An‰alt und Auf›¡t untergeben hat. Die Bau-Kun‰ (unterredete Ferrando) i‰ wol/ unter allen ihre# glei¡en/ die ält‰e und edel‰e. Sie i‰ die ält‰e/ weil ›e mit der Welt angefangen/ da deren Ers¡a[er/ al# der er‰e und grö‰e Baumei‰er/ diese# gro‹e Rund/ den Himmel seinen Stul/ die Erde da# Hau# seiner untern Ges¡öpfe/ dann au¡ den Mens¡en/ al# die kleine Welt/ und endli¡ au# de‹en Riebe da# Weib/ gebauet. Sie i‰ au¡ die edel‰e Kun‰/ weil ›e i‰ die nüzli¡‰e und notwendig‰e/ und alle andere Kün‰e zu ihrer Vollkommenheit dienen mü‹en: dann mit wa# Ungema¡ würden wir auf Erden leben/ wann ni¡t die Gebäude/ wider Regen/ S¡nee/ Hi”e/ Fro‰ und Winde un# s¡ü”eten? Daher haben na¡mal# die Mens¡en (verse”te Damon) dem hö¡‰en Bau-Mei‰er na¡geahmet/ und dur¡ viele so wol nü”- al# herrli¡e Gebäude/ ihren Namen verewigt/ ma‹en man ö[ter# die Werke na¡ ihren Mei‰ern benennet. Also werden in den Hi‰orien belobet die Mauren zu Babylon/ wel¡e 200. S¡ritte ho¡ und 50. breit gewesen; der Fa¿elThurn Faro#/ und die Pyramiden oder Spi”-Seulen in Egypten; der Colo‹u# oder da# Sonnen-Bild zu Rhodi#/ die Tempel der Diana zu Epheso mit 120. Seulen/ und de# König# Salamo zu Jerusalem; die Begräbni# de# K. Mausolu#; de# Dädalu# Labyrinth oder Irrgarten; de# Scauru# S¡aupla”/ wel¡er 70000. Personen fa‹en können; de# Cäsar# Rennplan; zu unsern Zeiten die Marx-Kir¡e zu Venedig/ da# nun-verbrennte Escurial in Hispanien/ der Thurn zu Straßburg/ und viel andere Kun‰gebäude: unter denen/ glei¡wie da# er‰e/ also au¡ wol da# vornem‰e und nüzli¡‰e gewesen/ der Noah-Ka‰en/ | al# in wel¡em der Same der zweyten Welt au# der Sündut errettet worden. Unser Noris¡er Vitruv und Ar¡imed/ (thäte Polyanthu# hinzu) hat au¡ seinen Baukun‰-Ver‰and/ in Au#ndung und Anordnung eine# S¡auspiel-Hause#/ Brauhause#/ etli¡er Brü¿en und anderer Gebäude/ fürtre[li¡ an den Tag ge‰ellet/ und dadur¡ allhier sein Lob-Gedä¡tni# verewiget.
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E# hat Ferrando (sagte Floridan) die Bau-Kun‰/ wel¡e mit Hol” und Steinen umgehet/ zuvor die allerält‰e und edel‰e Kun‰ genennet. J¡ benenne aber eine no¡ ältere und Edlere Bau-Kun‰/ die da Fleis¡ und Beine zur Materie hat/ und den Garten de# Mens¡li¡en Ges¡le¡t# fortpanzet: wie dann/ in H. S¡ri]/ der Eheund Hau#-Segen/ dur¡ die Red-art de# Häuser-bauen# angedeutet wird. Diese Bau-Kun‰ ‰ehet nun dem Edlen TECTOFJLO oder vielmehr TEKNOFJLO zu/ zu wel¡er i¡ ihm also glü¿wüns¡e: So bauet und s¡auet/ getrauete Beyde/ die s¡ön‰e Gebäude. Se”t Bilder und S¡ilder/ vergüldet mit Glü¿e/ vom guten Ges¡i¿e. Seul-Flammen zusammen am Stammen auf‰ellet/ zu Wolken gesellet. Fortleitet/ erweitet da# alte Geblüte und Edle Gemüte. Jhr werdet auf Erden den Himmel so mehren/ zu göttli¡en Ehren. Der wird Eu¡ hinwider hierniden au¡ bauen/ mit Segen ans¡auen. Am Ende/ na¡ matten/ do¡ spaten/ Glü¿-Jahren/ ihr werdet erfahren/ Wie GOtt für eu¡ Beyde gebaut und erhoben ein Wonhau# dort oben. Zweifellos hat Birken die mitgeteilte Passage insgesamt als von ihm selbst verfaßt reklamiert. Sie enthält aber nicht, wie in der Eintragung im Gedichtbuch angegeben, 22, sondern, wenn man das lateinische Epigramm nicht berücksichtigt, 26 Verse. Die Differenz kann daher rühren, daß Birkens Schreiber wie so oft eine Flüchtigkeit unterlaufen ist, daß Birken sich verzählt hat oder daß der Myrtillus im Hirtengespräch zugewiesene Vierzeiler tatsächlich von Martin Limburger stammt. Wäre dies Letztere der Fall, würde die Angabe stimmen. Daß die beiden Vierzeiler, die Biijv und Ciijv Floridan zugewiesen werden, tatsächlich von Birken stammen, wie Stauffer, 2007, S. 618f., angibt, läßt sich nicht erweisen. Großvater und Vater des Bräutigams, von denen nicht nur in dem zitierten Teil der Ekloge die Rede ist, waren Georg Volckamer (1560-1633; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. DXXXV) und Friedrich Volckamer (1619-1682; zu ihm s. ebd., Tab. DXXXVI). Seim Amt im Rat der Reichsstadt als 'Bau-Meister' bestimmt weitgehend die Bildlichkeit der Ekloge.
Gedicht 344, 1672
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Text 344: Zu Herrn Johann Winter# und Jungfrau Ursula Pezin Ho¡zeit. 227r ___ T1 CCCXXXXIV] CCCXXXXV – T2 Herrn] H. – T2 Jungfrau] Jfr. – 1 Ursetten] tt undeutlich; ev. Urseten – 1 incipit:] inc: – 2 etc. (2x)] Kürzel mit Punkt – 2 Columnam] Colum. – 2 Stimme] Stim e – 3 Verse] V/ Birkens in der Notiz im Gedichtbuch abermals (s. zu Text 343) exakt begrenzter Beitrag ist Bestandteil dieser Gratulationsekloge: Pe”en-Prei# | Und | Winter-Rei#/ | zu Ehren | de# Ruhmwürdigen | Brumano | und | seiner Tugend-belobte‰en | Ursette | al# Beyder Eheli¡-Vertrauten/ | bey ihrem Vermählung#-Fe‰ | im Winter-Monat | ange‰ellet | dur¡ | den Pegni”-S¡äfer | Polyanthu# | in Gesells¡a[t seiner Weidgeno‹en. | A. MDCLXXII. (s. Stauffer, 2007, S. 820-822). Die richtigen Namen der Brautleute und das Datum der Hochzeit nennt ein in Regensburg gedrucktes Gratulatorium; s. ebd., S. 821f.: Der Bräutigam war der Nürnberger Kaufmann Johann Winter, die Braut Ursula Petz von Lichtenhof (8.6.1649-1.4.1676), eine Angehörige des Nürnberger Stadtpatriziats. Die Hochzeit fand am 27.11.1672 statt; s. ebd. Über den Bräutigam hat sich nichts Näheres ermitteln lassen. In der Gratulationsekloge wird er als die Reitkunst souverän beherrschend beschrieben, was wie die Heirat auf einen gehobenen Stand schließen läßt. Auch diese Ekloge (s. zu Text Nr. 343) hat Spuren in Birkens Tagebuch hinterlassen: 23.11.1672 (II.159f.; PBlO.B.2.1.7, 90(28)v): "Ge‰ern zur Winters¡en S¡äferey 2 Blätter."; 24.11.1672 (II.160; ebd.): "Damon, Ferrando, Polyanthu# und Alcidor eingespro¡en. Au#gab pro 4 Maß Wein und Collation 1 Rei¡#taler."; 25.11.1672 (ebd.; ebd.): "Polyanthi S¡äferey eingeri¡tet." Der von Birken als von ihm verfaßt deklarierte Teil der Ekloge – jeder der acht am Gespräch Teilnehmenden soll sich zu einem ihm zugelosten Aspekt der Nutzbarkeit des Schafes, das in dieser Ekloge 'der Petze' genannt wird, dichterisch äußern – lautet so (Bijv-[Biv]r): Mir i‰ (sagte Floridan) der Pel”/ oder da# Leder vom S¡afe/ so da# Fleis¡ und die Kno¡en im Leben zusammenhält/ zu theil worden. J¡ nde eine Wort-Glei¡heit/ in den Namen Pe” (i) und Pel”: und s¡einet e#/ al# sey einer au# dem andren entsprungen. GOtt ma¡te/ dem er‰en Paar Mens¡en/ Rö¿e von Fellen : so wol da#jenige/ wa# keus¡e Augen ärgern kan/ zu ver‰e¿en/ al# au¡ die Blö‹e de# Mens¡li¡en Leibe#/ wider Fro‰/ Hi”e/ Regen/ Wind und Staub/ zu s¡irmen./ J‰ also diese# ein gro‹er Adel der Pel”e/ daß ›e da# er‰e Kleid der Mens¡en gewesen. Weil die S¡afe/ ( unterredte Myrtillu#) unter den zahmen Thieren/ die wärm‰e Bel”-Haut haben/ und man vermutli¡/ er‰ na¡ Erndung de# Eisen#/ die Wölfe/ Fü¡se und andre# Bel”Wild/ zu fangen und zu fällen angefangen, weil au¡ der eine Sohn de# er‰en Mens¡en/ ein S¡äfer gewesen/ und die S¡äferey oder S¡af-Zu¡t/ wie Jacob#/ Mose und David# Hi‰orien bezeugen/ au¡ der Für‰en Thun gewesen: al# i‰ kein zweifel/ diese er‰en Rö¿e werden von S¡af-Fellen gewesen seyn. E# hatte au¡/ diese# er‰e Kleid/ seine geheime Bedeutung/ (thäte Ro›dan hinzu) daß nämli¡ der Mens¡ von dem Lamme GOtte#/ wel¡e# der Welt Sünde träget/ da# Kleid der Gere¡tigkeit/ seine gei‰li¡e Blö‹e damit zu bede¿en/ empfangen würde: wovon die heilige | Er”-Vätter/ wann ›e GOtt ihre S¡afe und Lämmer geopfert/ werden gepredigt haben.
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So haben dann Myrtillu# und Ro›dan (versezte Floridan) meine Meinung be‰ätigt. E# i‰ aber na¡mal# die Welt bey den S¡af-Pelzen ni¡t geblieben/ da die Eiserne Zeit dem Wild na¡gejaget/ und ›¡ in deren Häute gekleidet: wie dann vom Herkule# gelesen wird/ daß er eine Löwenhaut (wie heut zutag die Sarmaten und Pannonen/ Tyger- und Panther-Häute) getragen; au¡ Elia#/ Johanne# und andere Gotte#-Heiligen/ in rauhen Häuten/ Pel”en und Ziegen-Fellen/ umher gegangen. Endli¡ i‰ man so klug worden/ au# der Wolle/ au¡ anderer Häute Haaren/ Fäden zu spinnen/ worau# man Zeuge zu Kleidern gewirket. Und die enthaarete Bel”e/ (se”te Ferrando hinzu) hat man zu Leder gegerbet/ und ›¡ darein gekleidet: und s¡einet e#/ al# wann die heutige Welt zu den Sitten der Alten wiederkehren/ und da# Ende dem Anfang glei¡en wolle/ da man jezt soviele ganz überledert ›het/ und ›e wohl Zweyhäuter nennen könte/ weil ›e/ über ihrer eignen Haut/ no¡ eine andre und fremde tragen. Von unsren alten Teuts¡en (sagte Damon/ na¡deme man über diesem S¡erz gela¡et/) wird au¡ ges¡rieben/ (k) daß ›e/ no¡ zu Jul. Caesar# Zeiten/ eine rauhe Haut über dem Leib getragen. Sie haben au¡ (ersezte Polyanthu#) auf und unter oder in sol¡en Häuten ges¡la[en/ sonderli¡ in Beeren-Häuten/ weil ›e die grö‰en seind: daher derjenige/ so ihm den S¡la[ zu lang belieben la‹en/ ein fauler Beernhäuter genannt worden. So wird au¡ (verlängerte Ro›dan) da# Wort Liderli¡ daher ent‰anden seyn/ wann etwan einer im s¡mu”igen Leder daher ges¡lumpet. Diese# Häut-S¡la[en/ (ware Damon# Zugabe) hatten ›e au¡ mit andern Völkern gemein/ und wird sonderli¡ beri¡tet/ daß der Alten ihre Lager von S¡af-Belzen oder WollenHäuten gewesen: (l) daher die Latiner da# S¡la[en von einem Grie¡is¡en Wort/ wel¡e# eine Haut hei‰/ benennt haben. (m) Und mit demselben Grie¡is¡en (erwiederte Floridan) ‰immet au¡ unser Teuts¡e# Wort Traum/ glei¡wie ni¡t weniger/ mit dem Lateinis¡en pellis, unsere Wörter Pelz/ Fell und Balg: von wel¡em da# Wort Balgen und Bellum mag herge‰ammet seyn/ weil man anfang# um diese Häute und Kleider ›¡ zerkämpfet/ und einer dem andern sol¡e abzunehmen getra¡tet. | J¡ vermeine aber (fuhre er fort) die Namen unserer wehrten Ho¡zeitere s¡i¿en ›¡ sonder# wol zusammen/ und verspre¡en eine glei¡mä‹ige Vereinigung ihrer Herzen: weil ja im Winter ni¡t# an‰ändiger# zu seyn peget/ al# der warme Pelz von einem Wollenrei¡en Pe”en. J¡ nehme au¡ (da# Leder den Bu¡bindern überla‹end) hiervon anlaß/ ihr Liebe#gelübde also zu beglü¿wüns¡en. Solt wol/ da# er‰e Kleid/ der Edle Pelz/ dem Winter ni¡t behagen? Jezt/ da man ihn ›ht dur¡ die Wälder jagen: Ein Fu¡#-Balg ihn erfreut; ein Fell vom Wolf mag er na¡ Hause bringen; ein Pe” i‰ seine Lu‰/ der wärmet Bau¡ und Bru‰/ wann Euru# Hau¡ will mit dem Leibe ringen. Brumano jezund au¡/
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lä‹t in dem Wald die Wölf' und Fü¡se laufen/ erwehlet ihm au# dem bewollten Haufen ein S¡äein glatt und rau¡/ vom Felle glatt und rau¡ von zarter Wolle: Da# er ihm au#ges¡aut/ bleibt sein mit Haar und Haut. Er denket ja/ daß e# ihn wärmen solle. Jhm fällt wol da# ni¡t ein/ daß er ihm woll die Woll' und Haut abnehmen. E# will ja ›¡ na¡ seinem Sinn bequemen/ sein Kammer-Pe”e seyn. Und/ i‰ e# kalt/ e# wird zu ihm ›¡ s¡miegen/ ›¡ s¡li¡ten an die Seit/ daß er/ wie vor der Zeit man thät/ mög san] auf diesem Pelze ligen. J¡ wüns¡e Vergnügen dem S¡miegen und Liegen/ dem Balgen und Kriegen/ dem Kriegen und Siegen/ zum Liegen und Wiegen. | Wa# s¡allt im Gehölz? Die Stimme: E# lebe Pe”/ Winter und Pelz! Teils auf den Seitenrändern, teils unter den Textkolumnen stehen diese Anmerkungen: (i) forsan à voce pecus. (k) (In dem von uns eingesehenen Exemplar der Ekloge (GNM: *4°P.Bl.O.60(39)) sind nur die Anfänge der drei Zeilen, aus welchem diese Randanmerkung bestehen sollte, gedruckt. Der Inhalt ist nicht rekonstruierbar.) (l) Casaub. in Athen. l 6. c. 8. Pro lecto erant pelles lanatae in cubiculo stratae. Virg. l. 7. AEn. Pellibus incubuit stratis, somnosque petivit (m) Dormio, à δέρµα pellis; veteres dixerunt dermio. Scalig. in Varr. l. 4. Die Zahl der Verse entspricht der Angabe im Text Nr. 344.
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Text 345: Zu Herrn Doctor Johann Nicolai P”er# Bu¡ von der Weiber Natur, gebre¡en und Krankheiten. 227r-229r T1 CCCXXXXV] CCCXXXXVI – T2 Herrn] H. – T2 Doctor] D. – T2 Johannis Nicolai] Joh. Nicol. – 1 Erkenn] Erken (ebenso 6 darinn – 8, 41, 48(2x), 50, 71 wann – 13 erkenn – 17 Manne# – 23 nennt – 25 UnMann – 26 donnerkeil – 29, 36, 45 Mann – 34, 36 Männern – 36 Tyrannen – 46 Sinnen – 57, 85 dann – 63 Sinn – 69 erkenne – 87 Erkenne) – 1 der] Kürzel; ebenso 9, 21, 29(2x), 38, 45, 49, 51, 65, 68, 76, 77, 79, 103 (1. Position) – 1 Heiden,] ev. Heiden. – 2 und] u. (ebenso 5, 18, 33(2x), 40, 48, 49, 54, 58, 59(2x), 61, 74(2x), 75, 77, 80(2x), 83, 84, 85, 87, 89, 93, 96, 101, 105, 106, 108, 111) – 2 neiden] meiden. (ebenso bei 31 Leib – 34 Sternen – 60 werd – 61 Flammen – 72 bi‰ – 107 rührt) – 3 ein,] ein. (ebenso bei 49 Wangen, – 50 ümfangen, – 58 besä]et, – 74 Blut, - 102 ‰ü”,) – 6 man] über a ein funktionsloser senkrechter Strich; ebenso bei 46 Sin en über dem ersten n – 12 ander#wo] mit der-Kürzel; ebenso 22 blinder – 41 vermodern – 51 Glieder – 54 Kinder – 82 Kleider – 98 minder – 12 wa#] Kürzel; ebenso 35, 53, 85 – 13 au#] # aus s überschrieben – 14 muß er] kein Wortabstand; ebenso bei 29 der Mann – 89 du pralen – 18 daß] Kürzel; ebenso 60; ebenso 24, 26, 30, 49, 56, 58, 64, 66, 83, 84, 86(2x), 99(2x), 104 da# – 18 ni¡t] n (ebenso 43) – 24 Gotte#Kind] ev. Gotte# Kind – 24 Gotte#Kind!] Rufzeichen aus Semikolon überschrieben; unterer Teil des ursprünglichen Zeichens ungetilgt – 28 bi‰] biß – 29 ErdKlump] durch Überschreibung aus ErdenKlump (unterer Teil der -en-Schlaufe ungetilgt) – 29 gekommen] gekom en (ebenso 30 genommen – 38, 88, 92 Himmel – 57, 62 zusammen – 59 himmel – 61, 108 Flammen – 68 Flamm – 75 Stammhau#) – 30 genommen,] Komma überlang durch die -en-Schlaufe geführt – 35 Lie¡t.] Punkt aus Komma überschrieben – 36 Neid] i überschrieben – 38 verlohren] mit ver-Kürzel; ebenso 41 vermodern – 43 vergiß – 64 vermehrt – 103 verwarlo‰ – 42 aufzuziehen] ev. aufzu ziehen – 55 beben] durch Überschreibung aus geben – 56 Liebe#] unter i eine funktionslose Unterlänge ungetilgt – 64 mißbrau¡en] ev. miß brau¡en – 64 vermehrt.] vermehrt, – 65 Lehre] Lehrer – 71 weit über] kein Wortabstand; ü durch Überschreibung der ursprünglichen Endung des ersten Wortes weiter – 74 Harn] Harm – 78 naket] a überschrieben – 78 Kleider,] Komma aus Punkt überschrieben; ebenso bei 106 falle, – 94 Lesen] Lehen – 103 der (2. Position)] r überschrieben – 109 Höllen‰ra[] ev. Höllen ‰ra[ – 110 der] den – 110 orcu#] oru# – 111 Herrn] Ham – 111 autor] o undeutlich überschrieben – 111 jeder] jeden Das Gedicht ist am 21.11.1672 geschrieben worden. In Birkens Tagebuch steht zu diesem Termin (II.159; PBlO.B.2.1.7, 90(28)v): "Da# Carmen pro Doctor P”ern verfertigt. 112 Verse." Zum 14.3.1673 hat Birken notiert (II.190; PBlO.B.2.1.8, 101(8)v): "Herr doctor P”er mir sein Bu¡ gebra¡t." Es handelt sich um dieses Werk: Zwey sonderbare Bü¡er/ | von der | Weiber Natur/ | wie au¡ | Deren Gebre¡en und | Kran¿heiten. | Au# den bewährte‰en/ sowol | alten/ al# neuern Natur- und | Ar”ney-Kun‰-Erfahrnen/ mit | Flei‹e zusammen verfa‹et/ | Sampt einem | Anhang/ | von den | Zufällen und Kran¿heiten | der Kinder. | Auf Begehren/ zum Dru¿ befördert/ | dur¡ | JOHANNEM NICOLAUM | PFIZERUM, MED. DOCT. | deß Heil. Röm. Rei¡# Stadt Nürnberg | PHYSICUM ORDINARIUM. | Nürnberg/ | Jn Verlegung Johann Andreae und
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Wolfgang | Endter# deß Jüngern Sel. Erben. | M. DC. LXXIII. (s. Stauffer, 2007, S. 826-828). Birkens Gedicht steht gleich nach dem Titel des zweiten Teil: Da# Andere Bu¡/ | von den Kran¿heiten und Gebre¡en | der Weib#personen. | Beneben# | Ri¡tiger Curirung sol¡er: | au# der | Berühmte‰en Medicorum S¡ri[ten | zusammen verfa‹et/ und mit den bewährte-|‰en Medicamenten dur¡ und dur¡ | versehen. | Zum Dru¿ befördert / | dur¡ | JOHANNEM NICOLAUM | PFIZERUM, MED. DOCT. | deß Heil. Röm. Rei¡# Stadt Nürnberg | Physicum Ordinarium. | Nürnberg/ | Jn Verlegung Johann Andreae/ und Wolf-|gang Endter deß Jüngern/ Seel. Erben. | M. DC. LXXIII., )(v-[)(iv]v. Das Werk wurde 1691 in Nürnberg in einer erweiterten Fassung abermals aufgelegt. Johann Nicolaus Pfitzer (1634-1674; zu ihm s. Will. Bd. 3 (1757), S. 159f.) war Nürnberger, hatte in Straßburg Medizin studiert und den Doktorgrad erworben und war 1660 zum ordentlichen Physicus der Reichsstadt bestellt worden. Seit 1665 gehörte er als Genannter dem Größeren Rat an. In Birkens Tagebüchern wird er erstmals zum 29.3.1672 erwähnt (II.106; PBlO.B.2.1.7, 72(10)r): "Herrn doctor P”er# Raht gebrau¡t." Danach verdichten sich die Kontaktnotizen und lassen einen freundschaftlich-geselligen Verkehr erkennen; s. Laufhütte, 2012(1). Pfitzer hat nicht nur medizinische Bücher veröffentlicht. Von ihm stammt die Bearbeitung des 1599 erschienenen Widmannschen Faustbuches, durch welche später Goethe mit der Faustsage in Berührung kam (s. ADB. Bd. 42 (1897), Artikel Widmann, S. 344-352 (L. Fränkel), hier S. 350): Da# ärgerli¡e Leben | und | s¡re¿li¡e Ende | deß viel-berü¡tigten | Er”-S¡war”kün‰ler# | D. JOHANNIS | FAUSTI, | Er‰li¡/ vor vielen Jahren/ ei‹ig bes¡rieben/ | von | Georg Rudolph Widmann; | Je”o/ auf# neue übersehen/ | und so wol | mit neuen Erinnerungen/ al# na¡den¿li¡en | Fragen und Ges¡i¡ten/ | der heutigen bösen Welt/ zur Warnung/ | vermehret/ | Dur¡ | JOH. NICOLAUM PFITZERUM, | MED. DOCT. | Neb‰ vorangefügtem Beri¡t/ | Conradi Wol[: Pla”ii/ | weiland der heiligen S¡ri[t Doctoren#/ | von der greuli¡en Zauberey-Sünde; | und einem Anhange/ | von den Lapponis¡en Wahrsager-Pau¿en/ | wie au¡ samt etli¡en zaubris¡en Ges¡i¡ten. | Nürnberg/ | Jn Verlegung Wolfgang Mori” Endter#/ und Johann | Andreae Endter# Sel. Erben. | M. DC. LXXIV. Birkens Gedicht, mit dem der Schreiber erhebliche Verständnis- und Entzifferungsprobleme hatte, trägt im Druck die Überschrift Ehren-Gedi¡te. Unterzeichnet ist es so: "Wie insonderheit/ zu dien‰freundl Anden¿en/ | hiemit wüns¡et | Sigmund von Birken | Com. Palat." Eine gewisse Abschnittbildung ist dadurch angedeutet, daß v. 13 mit Einzug, v. 45, 69 und 93 mit größeren Anfangsbuchstaben beginnen. Die Ausführung des Anfangsbuchstabens von v. 1 bewirkt Einzug von v. 2. Die Wirrnis, die Birkens Schreiber beim Übertragen der – wohl stark bearbeiteten – Vorlage im Bereich der Verse 99105 angerichtet hat, ist im Druck behoben. Die schon im Apparat verzeichneten Korrekturen werden in der hier folgenden Aufstellung nicht noch einmal aufgeführt. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, diese Abweichungen: 15 drüm] Drum – 18 ni¡t] nit (ebenso 105) – 26 la‰er] Lä‰er – 39 9.] neun – 45 labet] laber – 53 außen] ausen – 71 brün‰ig] brü‰ig – 74 Harn] Harm – 76 iezt] jezt (ebenso 79) – 76 nit] ni¡t – 80 Ne¡‰en] N䡉en – 84 wart] wartt – 84 do¡ no¡] danno¡ – 85 Pfuj] pfy – 85 Hofart] Ho¡fart – 86 senden] sen¿en – 92 den] dem – 93 Weib und Leib] Leib und
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Apparate und Kommentare
Weib – 99 giebet] gibt – 100 da#] und – 100 geübet] geübt – 101 rede] redet – 101 nü”] nü”e – 102 ‰ü”] ‰ü”e – 103 die Lei¡t verwarlo‰ i‰, der Fehler der da nimt] der Mutter und de# Kind#/ die lei¡t verwarlo‰ i‰. – 104 da# Leben Gott verdrie‰, der e# gegebn hat könt] Der Fehler/ der da nimt da# Leben/ GOtt verdrie‰ – 105 der Mutter und de# Kind#,] der e# gegeben hat. – 106 hierzu] hiezu – 110 der] Deß – 111 Herrn] Herr – 111 autor] Autorn – 111 hier wüns¡t] wüns¡' Heil – 112 zum] zu 1f. Erkenn di¡ selb‰ ~ s¡rieben ›e.] Vgl. v. 13. Γνῶθι σεαυτόν (Erkenne dich selbst) stand über dem Eingang des Apollo-Tempels in Delphi: ein Spruch des Thales oder des Cheilon. Für Sokrates war die Selbsterkenntnis die Vorbedingung aller Tugend; s. Schmidt / Schischkoff, 1957, S. 541f.; Windelband / Heimsoeth, 1957, S. 66f.; s. zu Gedicht Nr. 313 und die zugehörige Kommentierung. – 2-4 Ein Chri‰ ~ seelig seyn.] Birken betont die Bedeutung der Selbsterkenntnis und Gewissenserforschung in der christlichen Ethik. – 5-9 E# hat der S¡öpfer ~ der di¡ herab gesand.] Die Auffassung des Menschen als kleines Spiegelbild der Schöpfung ist vor allem dem Paracelsismus vertraut; auch in der Emblematik begegnet dieses Konzept; s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 953f. – 9-11 dein Wesen ~ nidrig seyn.] Die unterschiedliche Herkunft von Seele und Leib zu bedenken, ist der spezifisch christliche Teil der empfohlenen Selbsterkenntnis. – 11f. hier lerne ~ deine Würde sey.] Mit "hier" ist Pfitzers Buch gemeint, dem Birkens Gedicht gilt; über die "Würde" des Menschen belehren die Bibel und geistliche Schriften. – 13-17 Gott s¡u[ ~ ihre# Manne# Riebe:] Vgl. Gen 2.7 und 2.10-22. – 18-20 daß Er ~ ihm selber feind?] Vgl. v. 21-60. Zu Birkens Wertschätzung des weiblichen Geschlechts s. seine Ermahnungsschreiben an seine erste Ehefrau in WuK. Bd. 10, Texte Nr. 58 (S.119-137), Nr. 58a (S. 137-139), Nr. 59 (S. 139-141), Nr. 75 (S. 168-193), Nr. 76 (S. 194-200), Nr. 77 (S. 200-202), Nr. 79 (S. 206-243); s. ferner 'Die PegnitzSchäferinnen', ed. Schuster, 2009, S. 5-30. – 21-28 E# mag der Stagyrit ~ ein we¡selbalk.] Der "Stagyrit" ist Aristoteles, der aus Stageira auf der Chalkidike stammte. Die Ausführungen über die Rolle der Frau im ersten Buch der 'Politik' entsprechen weitgehend Birkens Ansichten. Dennoch können nur sie hier gemeint sein, z. B. die Passage Pol. 1254b13-15 ("Desgleichen ist das Verhältnis des Männlichen zum Weiblichen von Natur so, daß das eine besser, das andere geringer ist, und das eine regiert und das andere regiert wird."), 1260a11, wo die Inferiorität des weiblichen Geschlechts als naturgegeben behauptet wird, oder 1269b22-23 bzw. 1335a23-25, wo von moralischer Minderwertigkeit der Frau die Rede ist. Vgl. Lefkowitz, 1992, S. 316f. Zur Auffassung des Weiblichen bei Aristoteles s. vor allem: Sister Prudence Allen, R.S.M.: The Concept of Woman. Vol. II: The Early Humanist Reformation, 1250-1500. Grand Rapids, Michigan / Cambridge, U. K. 2002, vor allem die Kapitel 'Aristotle's Principles of Gender Polarity', S. 91-109, und 'Phases of Translations and Modifications of Aristotle's Voice', S. 109-179. – 23 Sein Bu¡ ~ die Mens¡enMütter ›nd] "Sein" bezieht sich zurück auf "Gott" (v. 22); Birken spielt an auf Gen 1.27. – 29-36 der Mann ~ der Mann-Tyrannen Neid.] Der Gedanke, daß Eva, weil nicht aus Lehm, wie jener, sondern aus Adams Rippe gebildet, der edlere Teil des Menschenpaares sei und daß dies für die Frauen überhaupt gelte, begegnet öfter bei Birken, desgleichen
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seine – durch Poetenkrönungen von Frauen und Aufnahme von Frauen in den Pegnesischen Blumenorden praktizierte, durch seinen langjährigen Umgang mit Catharina Regina von Greiffenberg (s. WuK. Bd. 12) begründete – Erfahrung und Überzeugung, daß Frauen in Kunst und Wissenschaft dieselbe Rolle spielen könnten wie Männer. Beides steht freilich in unvermittelbarem Gegensatz zu seiner ebenfalls durch die Bibel (z. B. Gen 3.16) begründeten Überzeugung von der gott- und naturgewollten Dominanz des Mannes und der dienenden Rolle der Frau (Gen 2.18) in Ehe und Gesellschaft. Vgl. Newman, 1995; Die Pegnitzschäferinnen, ed. Schuster, 2009, Einleitung, bes. S. 22-24. – 37f. Gott ehr mir ~ dur¡ Sünd verlohren.] Vgl. v. 24. Die höchste Würde des weiblichen Geschlechts beruht auf der Geburt Christi durch die demütige (Lk 1.26-38) Maria. – 56 und gibt den Liebe#-Tact, bebläset da# Clavier] Musikalische Harmonie als Verbildlichung des Liebeseinklangs. Zugrunde liegt die Vorstellung einer Orgel, deren Tastatur ("da# Clavier"; vgl. Gedicht Nr. 320, v. 4f.) durch den von der Liebe erzeugten Wind Harmonien hervorbringt. – 58-60 da# Mens¡en-akerfeld ~ (wie Gott befohlen hat)] Anspielung auf Gen 1.28. – 60-64 do¡ daß damit ~ so Gotte# Rei¡ vermehrt.] Verurteilung außerehelicher sexueller Betätigung. – 65f. die Stra[ der er‰en Welt ~ ewig s¡eiden.] Anspielung auf Gen 6f. In Birkens Manuskriptnachlaß gibt es eine umfangreiche, nicht zum Abschluß gebrachte und später zum Teil für anderes ausgeschlachtete Schrift mit dem Titel Die Sünd-erso[ene und Zorn-erzeu]e Er‰e Welt (PBlO.B.4.6.3). – 67f. A¡! werd nit Sodoma: ~ ma¡et roht.] Anspielung auf Gen 18f. – 70f. und ~ über di¡ hinauf] Der aus seiner Herrlichkeit gestürzte Engel Lucifer galt als Inbegriff von Hoffart und Selbstüberhebung. – 83f. Ein Kla]er ~ zu weit] Der Sarg. – 88 wer nidrig ~ im Himmel i‰.] Vgl. Mt 23.12; Lk 14.11; 18.14. Zugrunde liegt Ez 21.31. – 93f. diß Bu¡ ~ zeigt di¡ dir.] Rekurs auf v. 1-13; Beginn der direkt Pfitzers Buch betreffenden Rede. – 94f. E# wirbt nit ~ gi] darau#] Die Warnung vor mißbräuchlichvoyeuristischer Lektüre wird verbildlicht mit Hilfe der Spinne, von der man glaubte, daß sie – anders als die Biene – Gift aus Pflanzen und Insekten sauge; s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 302f. – 95-100 Ein Prie‰er der Natur ~ mit unver‰and geübet] Charakterisierung von Buchinhalt und -anliegen. – 101-107 daß man ~ die geburt S¡ul sey.] Nicht nur die Deutschsprachigkeit des Buches ist gemeint, sondern auch seine auf richtige Praxis zielende Deutlichkeit, zu der freilich auch die Sprache der Nichtgelehrten gehört; s. v. 105. – 107-110 wer nur au# Fürwi” ~ du mein geselle.] Vgl. v. 60-64, 93f. – 110 der orcu# bok] Zum Bock als Teufelstier oder Erscheinungsform des Teufels im Aberglauben s. Bächtold-Stäubli. Bd. 9 (1941), Sp. 917.
Text 346: An meinen Lieben Herrn Bruder Johann Salomon. 229v T1 CCCXXXXVI] CCCXXXXVII – T2 Herrn] H und etc.-Kürzel – T2 Johann] Johan Das Epigramm eröffnet im Gedichtebuch die Gruppe der Texte des Jahres 1673. Da es sich um einen Neujahrswunsch handelt, wird er mit dem Brief Birkens an den Bruder ausgelaufen sein, der im Tage-
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Apparate und Kommentare
buch zum 23.1.1673 mit dieser Notiz erscheint (II.176; PBlO.B.2.1.8, 96(3)v): "Da# S¡reiben an Herrn Bruder Johann Salomon verfaßt. Für 1 Du”et Mandelku¡en 12 pa”en, 1 Du”et kleinere 9 pa”en. 1 Du”et kleinere Pfe[erku¡en 3 pa”en. S¡a¡tel 4 Kreuzer." Abgeschickt worden ist die Sendung am 24.1.1673 (ebd.; PBlO.B.2.1.8, 97(4)r): "9 S¡reiben an Herrn Bruder Johann Salomon, samt einer S¡a¡tel, darinn die Lebku¡en und 1 Exemplar der Pa‹ion#-Anda¡ten, dur¡ Herrn Döbri¡." Birkens von der Paketsendung begleiteter Brief reagierte auf ein Schreiben des Bruders, das am 24.9.1672 eingetroffen war (II.147; PBlO.B.2.1.7, 86(24)v): "116 S¡reiben von Herrn Bruder Johann Salomo cum Epithalamio." Wessen Hochzeit diese Beilage gegolten hat, ist mangels Kontextes nicht zu ermitteln. Da der älteste Sohn des Bruders erst in den achtziger Jahren studierte, kann es sich nicht um die Heirat eines Familienmitglieds gehandelt haben. Das Epigramm Nr. 8 ist der letzte Text in Birkens Archiv, welcher der Korrespondenz der Brüder zugewiesen werden kann. Birkens Tagebücher erweisen aber, daß der Briefwechsel weiterging: 1.10.1673 (II.242; PBlO.B.2.1.8, 116(23)r): "115 S¡reiben von Bruder Johann Salomo au# Curland."; 14.2.1675 (II.269; PBlO.B.2.1.9, 124(3)v): "22 S¡reiben von Herrn Bruder Johann Salomon."; 18.2.1675 (ebd.; PBlO.B.2.1.9, 125(4)r): "23. […] S¡reiben vom Oronte#."; 21.2.1675 (II.270; PBlO.B.2.1.9, 125(4)r): "25 S¡reiben von Oronte#, samt 2 Exemplaren seine# Tractat# und Literis ad Fratrem Christianum."; 20.11.1675 (II.296; PBlO.B.2.1.9, 132(11)v): "57 Literae ad Poliandrum, zu recommendation eine# Pacquet# na¡ Lübek, darinn Briefe 58 ad Fratrem Johannem Salomonem samt Eins¡luß an Herrn Böhmen, 59 Ums¡lag an Herrn Superintendenten Fis¡er zu Riga, 60 an Hyla# mit Adoni#-Band, 61 an Hyla#, 62 an Thyr›# mit Corymbo Band." (S. zu Textgruppe Nr. 40 im Birken-Kempe-Briefwechsel, Brief Nr. 12 im Birken-Pellicer-Briefwechsel); 12.3.1676 (II.317; PBlO.B.2.1.10, 140(5)v): "18 S¡reiben ad Fratrem Johannem Salomonem per Johann Döbri¡, mit einer S¡a¡tel, 6 Kreuzer, darinn 1 Du”et Pfe[erku¡en à 3 Kreuzer, 2 Du”et Mandelku¡en à 3 und 2 Kreuzer. thut 24 pa”en."; 13.8.1677 (II.410; PBlO.B.2.1.2, 183(32)r): "68 an Herrn bruder Johann Salomon na¡ Curland, dur¡ Herrn Doctor Wurfbein."; 25.1.1678 (II.441; PBlO.B.2.1.2, 201(50)v): "11 S¡reiben von Fratre Johanne Salomone." Da für die Jahre 1674 und 1680/81 Tagebücher fehlen und die für 1678/79 kaum noch Briefnotizen enthalten, könnte die Zahl hin- und hergesandter Schreiben etwas höher gewesen sein als hier verzeichnet. Die in Birkens Archiv enthaltenen Bestandteile seiner Korrespondenz mit dem mittleren der drei Betulius-Brüder – Birken war der jüngste von ihnen –, der als Pfarrer in Grenzhof bei Mitau in Kurland amtierte, sind in WuK. Bd. 13.1, S. 199-212, 685-706, zusammengestellt.
Text 347: Über da# Beilis¡e Wappen. 229v T1 CCCXXXXVII] CCCXXXXVIII – 1 da#] Kürzel – 2 beide] beiden Welcher Anlaß Birken dazu motiviert hat, Anfang 1673 das Johann Leonhard Beil 1671 erteilte Wappen (s. zu den Gedichten Nr. 327 und 328) zu bedichten, ist nicht zu erkennen. Birkens Verse wurden
Gedichte 347 und 348, 1673
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zusammen mit einem aufwendigen Wappenkupfer gedruckt; s. Stauffer, 2007, S. 895f. Das Wappen, das in dem zum Gedicht Nr. 328 erwähnten Portrait unten links teilweise zu sehen ist, zeigt im Schild in der oberen Hälfte in Halbfigur einen aufgerichteten Löwen, der in beiden Tatzen je ein Beil trägt, in der unteren Hälfte drei Rosenblüten. Das Wappen steht auf einem Architekturpodest, dessen Hintergrund eine gegliederte Wand bildet. Links und rechts von dem Wappen stehen, an ihren Attributen kenntlich, die Gestalten des Mars und der Athene. Oberhalb derselben sitzen auf den Ecken des Podesthintergrundes zwei geflügelte Putti, von denen der eine einen Anker, der andere Kelch und Kreuzstab trägt. Es gibt weder eine Zeichner- noch eine Stechersignatur. Birkens Verse stehen ohne Überund Unterschrift unter dem Bildfeld. Es gibt nur Unterschiede der Orthographie und Interpunktion. 4 die zeigen, na¡ dem Leid, ein süße# Freuden-Ende.] S. zu Gedicht Nr. 327.
Text 348: Auf Herrn Jacob Drilits¡ Gei‰li¡en Seelhirten, und Jungfrau Helena Barbara Heldin Ho¡zeit. 229v-230v T1 CCCXXXXVIII] CCCXXXXIX – T2 Herrn] H und etc.-Kürzel mit Punkt; ebenso 31 Herr – T2 ___ Gei‰li¡en] Gei‰l und etc.-Kürzel mit Punkt – T3 Jungfrau] Jfr. – 1 brennen] bren en (ebenso 13; ebenso 10 kennt – 15 Rennen – 23 Glutpfann – 25 angebrannter – 39 dann – 45 wonne) – 4 Ethna] Ethan – 5 Vesuv] … – 5 geht] e aus Ansatz zu h überschrieben – 5 Flammen] Flam en (ebenso 22 Flamme – 39 zusammen – 43 Himmel#) – 5 Flammen-s¡wanger] vor dem Bindestrich oberhalb ein funktionsloser senkrechter Strich – 29 der] Kürzel – 38 Feur] Feuer – 38 gelös¡et] gelöset – 41 E#] durch Überschreibung aus Ey – 42 Creuze#hiz] C aus k überschrieben – 47 und] u. Der Schreiber, der dieses Gedicht in die Sammlung eintrug, hatte einige Entzifferungs- und Verständnisprobleme; s. o. (v. 4, 5, 38, 41). Das Lied entstand – wie das Gedicht Nr. 350 und vermutlich auch das Epigramm Nr. 349 – anläßlich der Hochzeit des Pfarrers von Cunreuth (zwischen Forchheim und Gräfenberg) in freiherrlich-Egloffsteinschem Dienst, Jacob Drilitsch (Lebensdaten waren nicht zu ermitteln), mit der Tochter des Nürnberger Advokaten und gräflich Pappenheimschen Rates Dr. Wolfgang Friedrich Held (geb. 1605; zu ihm s. Will. Bd. 2 (1756), S. 78; Will / Nopitsch. Bd. 6 (1805), S. 53), Barbara Helena Held. Die Hochzeit fand am 14.4.1673 statt. Es gibt keine Anlaß und Gedichte betreffende Notiz in Birkens Tagebuch, auch keinen Briefreflex. Die Gedichte dürften knapp vor dem Hochzeitstermin entstanden sein. Gedruckt sind die Gedichte Nr. 348 und Nr. 350 als einzige Bestandteile in der Reihenfolge Nr. 350, Nr. 348 in diesem Epithalamium: Hymenäis¡e | S¡er”-Gedi¡te/ | wel¡e dem | Wohl-Ehrwürdigen und Ho¡gelehrten | Herrn | Jacob Drilits¡/ | Ho¡-Adeli¡en Eglof‰einis¡en wohlver-|ordnetem Pfarrern zu Conraith/ | al# selbiger | mit der | Edlen/ Viel-Ehren-Tugendrei¡en | Jungfrauen | Barbara Helena Heldin/ | deß | Edlen/ Ve‰- und Ho¡gelehrten | Herrn | Wolfgang Frideri¡ Helden#/ | J. U. Dr. und
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Advocaten# zu Nürnberg | ehel. Jungfer To¡ter | sein Ho¡zeitli¡e# Ehren-Fe‰ | den 14. Aprilis | Freuden-voll begienge/ | kur”weilig/ iedo¡ wohlmeinend/ aufgese”et worden | von | zweyen nah-anverwandten treuen | Her”en#Freunden | im Jahr | M DC LXXIII. (s. Stauffer, 2007, S. 835f.). Das Lied Nr. 348 steht an zweiter Stelle ()(iijr-[)(iv]v) mit der Überschrift II. | Die | Liebe#-Hi”e. Die Strophen sind nicht gezählt. Zwischen den Strophen 6 und 7 sind vier weitere eingefügt, was Stauffer entgangen ist. Sie lauten: Die Heldin ließ ›¡ au¡ vernehmen/ den Cran” zu bringen in da# Grab; in# Clo‰er wollt ›e ›¡ bequemen/ und eine Nonne geben ab. Der Lieb hatt' ›e ›¡ widerse”et/ biß Jacob kam und ›e verle”et. Diß Tugendbild von Liebe#-Flammen entzündt und völlig angebrandt/ thät den gefa‹ten Sinn verdammen; weil ›e liebwürdiger befand den Jacob/ al# da# Clo‰er-Leben/ dem ›e zum S¡a” nun i‰ gegeben. Lang gab ›e ›¡ ni¡t überwunden/ al# eine Heldin ›e ›¡ zeigt'/ nun aber muß ›e ligen unden/ darzu ›e willig ‰ille s¡weigt/ und trö‰et ›¡ de# Jacob#-Stabe/ den ›e hält für ihr be‰e Gabe. Die Jungfer Braut dör[t wohl geden¿en/ wer i‰#? der mi¡ jen‰ s¡amroth ma¡t. Daß ›e werd' ihren Cran” vers¡en¿en/ hab i¡ ihr o[tmal# vorgebra¡t: | Die Kinder werden au¡ ni¡t fehlen/ so i¡ ihr wüns¡ von Grund der Seelen. Der Schlußvers (v. 48/72) ist als Unterschrift angeordnet: ein treue# | anverwandte# Her”e. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, diese Abweichungen: 2 da#] daß – 12 ümson‰ würd huntert] umson‰ wird hundert – 21 bränn] Brünn – 23 ›e] ›¡ – 31 iezt] je”t – 37 ia] 61 ja – 40 andren] 64 andern – 41 ‰ät#] 65 ‰et# –. Warum im Manuskript vier Strophen des Druckes fehlen, läßt sich nicht aufklären. Birkens Schreiber könnte ein Versehen
Gedichte 348 und 349, 1673
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unterlaufen sein. Birken könnte sie bei der Vorbereitung des Druckes hinzugefügt haben. Es könnte aber auch eine Hinzufügung eines Dritten sein, die der Auftraggeber veranlaßt hat. Dafür spricht ihre bescheidene Qualität. Das Titelblatt nennt zwei Verwandte als Gratulanten. Stauffer, 2007, S. 835, nennt das angesichts der nachweisbaren Verfasserschaft Birkens "eine Fiktion". Dennoch wird es sich um eine Auftragsarbeit für zwei ungenannte, den Brautleuten bekannte Verwandte gehandelt haben. Einer könnte der Vater der Braut gewesen sein, trotz der Spärlichkeit der dokumentierten Kontakte. Nur ein Brief Wolfgang Friedrich Helds findet sich in Birkens Archiv: PBlO.C.134.1: Im August 1660 erklärt Held Birken, ein ihm von Birkens Vorgänger als Ehemann, Johann Mülegk, gewährtes Darlehen, dessen Rückzahlung Birken im Auftrag seiner Frau angefordert hatte, sei längst erstattet. Mülegk habe damals den Schuldschein nicht finden können und ihm versprochen, ihn zu vernichten, was offenbar unterblieben sei. Den Eingang dieses Briefes hat Birken im Tagebuch zum 17.9.1660 bestätigt: I.41; PBlO.B.2.1.3, 15r. Sonst ist im Tagebuch nur festgehalten, daß Held bei zwei Amtsakten des Comes Palatinus Birken neben anderen als Zeuge fungiert habe: 25.7.1671 (II.52; PBlO.B.2.1.6, 51(19)v; 6.5.1672 (II.117; PBlO.B.2.1.7, 76(14)r). Engere Kontakte sind nicht zu erkennen. Held muß aber gar nicht zu den Bestellern gehört haben. Birken selbst war sicher nicht der Gratulant. 4 Hekla] Damals wie heute aktiver Vulkan auf Island. – 6 Neapel#] Damals übliche Namensform für Neapel. – 12 zös¡en] 'schleppen', 'schleifen'; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 16 (1954), Sp. 122. – 1315 Wie lie‰ man ~ über Meer weit Rennen.] Der mythologische Vergleich dient vor allem dazu, den zweiten Vor- und den Familiennamen der Braut beziehungsvoll anzubringen. – 16-18 dem Jacob au¡ ~ augen‰erne.] Anspielung auf Gen 29. Diesmal soll der Vorname des Bräutigams – sein Familienname eignete sich nicht zu solchen Spielen – eingebaut werden. – 28 jedo¡] 'trotzdem'. – 32 die ihm ma¡te heiß] Vorgezogener Relativsatz, abhängig von "die Lieb" (v. 33). – 34f. J‰ gut, ~ die Bärblein s¡et] Auch der erste Vorname der Braut sollte ins Spiel gebracht werden. Barben sind Flußfische. – 37f. die Liebe ~ gelös¡et seyn.] Verbildlichung von Liebe und Gegenliebe. – 48 ein treue# anverwandte# herze] S. o.
Text 349: Auf einen verehrten Pipphan. 230v T1 CCCIL] CCCL – 1 der] Kürzel; ebenso 3(2x) – 1 Feder] mit der-Kürzel – 2 da#] Kürzel; ebenso 3 – 2 und] u. – 3 preisen,] preisen. Die Plazierung dieses Epigrammes zwischen den beiden Gedichten Nr. 348 und Nr. 350 legt die Vermutung nahe, der geschenkte Truthahn könnte zusammen mit der Bitte um poetische Dienstleistung zu Birken gelangt sein. Das Gedicht Nr. 349 könnte Birken – vielleicht zusammen mit den beiden Gedichten Nr. 348 und Nr. 350 – als Dankesbekundung versandt haben. Daß es in größter zeitlicher Nähe zu diesen beiden Gedichten entstanden ist, zeigt seine Plazierung.
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T2 Pipphan] Truthahn; s. Zedler. Bd. 28 (1741), Sp. 84; s. WuK. Bd. 10, S. 460. – 1 der Cyprian] Jahre später, im Gedicht Nr. 397, v. 7, verwendet Birken das Wort "Cyprian" in Anspielung auf Johann Ludwig Fabers Übersetzung des Solatium Podagricorum Jacob Baldes als Bezeichnung für einen, der am Podagra leidet (s. Gedicht Nr. 397 und die zugehörige Kommentierung). Mangels Kontextes ist für uns nicht zu erkennen, was Birken veranlaßt hat, einen Podagristen als Truthahnreiter zu imaginieren. Es ist nicht einmal sicher, ob das Wort hier dieselbe Bedeutung hat. – 2 da# Roß] Den geschenkten Vogel. – 3f. der Fitti¡ ~ dem Edlen hau#.] Scherzhafte Weiterführung des Bewegungsmotivs in v. 1 als Einkleidung der Danksagung an den Spender, vermutlich den Besteller der Gedichte Nr. 348 und 350.
Text 350: Auf obige Ho¡zeit. 231r/v T1 CCCL] CCCLI – 6 da#] Kürzel – 9 und] u. – 12 der] Kürzel – 14 glei¡er] glei¡en – 15 beri¡t:] Doppelpunkt aus Komma überschrieben – 23 dieser] diesem – 24 wie] nein – 35 wie] durch Überschreibung aus wir – 38 Ehbett] Ehebett (be überschrieben) – 40 Himmel] Him el Zu Entstehungsanlaß und -zeitpunkt s. zu Gedicht Nr. 348. Im gemeinsamen Druck (s. Stauffer, 2007, S. 385f.) steht dieses Gedicht an erster Stelle: )(ijr-)(iijr. Anstelle der Überschrift steht die Zahl I. Die Strophen sind nicht gezählt. Es gibt eine Unterschrift: "Diese# wüns¡te wohlmeinend | ein zwar unbenannter/ do¡ | wohlbekannter Freund." Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, diese Abweichungen: 4 ‰ät#] ‰et# – 5 gab] gäb – 11 konte] könnte – 12 blieb] Bleib – 36 nit] ni¡t 1f. Hero solte ~ wandern] Vgl. die variierende Wiederholung in v. 37-39. Warum gerade der Hero- und Leander-Mythos (s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 1089) als Zentralmotiv für dieses 'Kammerliedlein' gewählt wurde, ist nicht zu erkennen: Hero, obwohl Aphrodite-Priesterin, hatte sich ja gerade nicht, wie offenbar die in den Gedichten Nr. 348 und 350 gefeierte Braut, gegen die Liebe gewehrt. – 23 dieser Tod] Der Verzicht auf den jungfräulichen Stand. – 31-36 Nun, wir wollen ~ do¡ nit satt!] Typische 'Kammer-Liedlein'-Anzüglichkeit.
Textgruppe 351: Auf Monsieur Johann Jacob Tezel# von Kir¡en›ttenba¡ und Artel#hofen Patricii Norici und Jungfrau Helena Catharina Stauferin Ho¡zeit. 231v-232v Titelgruppe: T1 CCCLI] CCCLII – T2 Monsieur] M.r – T2 Johann] Johan – T2f. Kir¡en›ttenba¡] ___ Kir¡en-|›ttenba¡ – T3 Patricii Norici] Pat: N. – T4 Jungfrau] Jfr. – T4 Helena] Hel: Gedicht 1: 1 Stamm] Stam (ebenso 4 s¡wamm) – 16 hat.] hat'. – 26 aller] allen – 29 wann] wan
Gedichtgruppe 351, 1673
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Gedicht 2: Nomine:] Nom. – 3 wann] wan – 9 er] r aus # überschrieben – 10 Himmel] Him el – 10 ›e] e überschrieben Die beiden Epigramme sind am 25.5.1673 geschrieben worden, wie eine Tagebuchnotiz zu diesem Tag festhält (II.208; PBlO.B.2.1.8, 107(14)r): "Pro Gaßmann Gamelion zu Monsieur Te”el# ho¡zeit." Birkens Auftraggeber war der Pfarrer am Neuen Spital beim Heiligen Geist in Nürnberg, Johann Georg Gaßmann (1630-1703; zu ihm s. Würfel, 1759, S. 131f.; Simon, 1965, S. 72), mit dem Birken laut Auskunft zahlreicher Tagebuchnotizen in den frühen siebziger Jahren freundschaftlichen Verkehr unterhielt und für den er mehrfach poetisch tätig gewesen ist; s. Laufhütte, 2012(1), S. 37-42. Gaßmanns Sohn Johann Jacob (1663-1683) war Patenkind Johann Jacob Tetzels; s. ebd., S. 40. Die Brautleute waren Johann Jacob Tetzel II. (1649-1688; bei Fleischmann, o. J. [2008] nur beiläufig (S. 997) erwähnt), der nach Biedermann, 1748(2), Tab. XCIX.A., Pfleger zu Engelthal war, und Helena Stauffer von Untrach, Tochter nicht, wie Stauffer, 2007, S. 838 behauptet, des Ehrenreich Stauffer von Untrach, sondern des Elias Stauffer von Untrach (geb. 1601; s. ebd.). Auch, daß die Exulantenfamilie Stauffer aus dem Bernischen stamme, behauptet Stauffer (s. ebd.) zu Unrecht. Biedermann schreibt zu Beginn von Tab. XCVII: Die Herren von Stau[ ›nd ursprüngli¡ Bayern, und von dar na¡ Oe‰errei¡, anno 1626. aber um der Religion willen wieder au# Oe‰errei¡ na¡ Fran¿en gekommen, wo ›e dermahlen da# beym löbli¡en Ort an der Altmühl incorporirte Rei¡#freye Ritter-Guth Adli”, eine Stunde von Erlangen gelegen, im Be›” haben. Man ndet viererley Herren von Stau[, wel¡e alle Bayern, und do¡ ni¡t einerley Ursprung# ›nd, wie ihre unters¡iedene Wappen zu erkennen geben, und de#halber ni¡t verwe¡selt werden dür[en. […] Unsere Herren von Stau[, wel¡e in Bayern da# S¡loß und Stamm Hauß Stau[, na¡gehend# aber da# in Oe‰errei¡ ob der Enß bendli¡e Ritter-Guth Utra¡ bese‹en, wovon ›¡ die Famille no¡ s¡reibet, führet einen quadrirten S¡ild […]. Alle diese Herren von Stau[ s¡rieben ›¡ son‰ nur Stau[er, und engen er‰ von ohngefähr 100 Jahren an, ›¡ von Stau[ zu nennen. Sie gehören alle zu den alten Turnier- und Rittermä›gen Adel. Der Ehe Johann Jacob und Helena Catharina Tetzels entstammte Felix Jacob Tetzel (1674-1736); s. Fleischmann, S. 1000. Beide Gedichte sind gedruckt in dem Gratulatorium Her”li¡er Glü¿wunts¡ | Zu der | Ho¡zeitli¡en Freuden-Feyer | Deß WohlEdeln und Ge‰rengen | H. Johann Jacob | Te”el# | Von Kir¡enSittenba¡/ | auf Artel#hofen | und | Der WohlEdlen/ viel-Ehren-Tugendrei¡en | Jf. Helena Catharina | Staufferin/ | Von Untera¡ | au# | verbunden‰er S¡uld-Pi¡t | dien‰-ehrend übergeben | Jn Nürnberg den 26. May | Gedru¿t bey Wolf Eberhard Fel#e¿er. | 1673. (s. Stauffer, 2007, S. 837-839). Im Druck hat keines der Gedichte eine Überschrift. Die Strophenzahlen stehen über dem jeweils ersten Vers, auch beim zweiten Gedicht. Durch die Ausführung der Anfangsbuchstaben des jeweils ersten Verses als Initialen sind im ersten Gedicht v. 2 und 3, im zweiten v. 2 eingezogen. Das erste Gedicht ist unterzeichnet: "Dem WolEdlen H. Ho¡zeiter | al# seinem ho¡-werthe‰en Jun¿er Gevattern | s¡rieb diese# mit her”li¡en Wunts¡ | Johannes Georgius Gaßmann | Diener am Wort Gotte# in Neuen Spittal." Die Unterschrift unter dem zwei-
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ten Gedicht lautet: "Mit diesen wolte seinem her”lieben Jun¿er | Doden seine demütig‰ treue Pi¡t | bezeugen | Johanne# Jacobu# Gaßmann." Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, diese Abweichungen: Gedicht 1: 1 ia] ja – 2 fä‰] fe‰ – 3 ‰ät#] Stet# – 7 tre[li¡en] tre[li¡e – 11 jezt] ie”t – 15 andre] ander – 17 nimt] nimbt – 18 vom] Von – 29 wann] wie – Gedicht 2: 8 müß im] muß in – 9 Titan#] Föbu# – 15 Wuns¡] Wunts¡ Gedicht 1: 1-8 Man ›ehet ~ ihr Eigenthum.] Zur Teilhabe des Geschlechts Tetzel am Regiment der Reichsstadt Nürnberg seit dem 14. Jahrhundert s. Fleischmann, o. J. [2008], S. 973-1002. – 9-16 Jn dem gerü¡t ~ den er hat.] Da Biedermann das Geschlecht Tetzel in keines seiner großen Tabellenwerke aufgenommen hat, konnte nicht geklärt werden, wer der 1673 verstorbene Großvater und der damals dem Rat angehörige Vater des Bräutigams waren. – 17 die angab] 'die Gabe', 'das Geschenk'. Gedicht 2: 9 von Titan# Wagen] Vom Wagen des Sonnengottes. In der lateinischen Dichtung wird Helios oft als Titan bezeichnet; s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 867f.
Textgruppe 352: über Monsieur Job‰ Wilhelm Ebner# Patricii Norici und Frau Maria Magdalena Jm Ho[, gebohrne Holzs¡uherin Ho¡zeit. 232v-234(korrekt 233)v Titelgruppe: T1 CCCLII] CCCLIII – T3 Monsieur] M.r –T3 Job‰ Wilhelm] kein Wortabstand – T3 Patricii Norici] P. N. – T4 Frau Maria Magdalena] Fr. M. Magd. Gedicht 1: 1 und] u. (ebenso 9, 11(2x), 12) – 1 verspri¡t] mit ver-Kürzel; ebenso 8 vers¡iebt – 2 deine#] erstes e überschrieben – 2 traubenfru¡t] a überschrieben – 2 ümbgeben,] ümbgeben. – 3 bes¡atten] a überschrieben – 6 Himmel] Him el (ebenso 10 Stammen – 11 Stamm) – 8 wa#] Kürzel Gedicht 2: 1 krümmet] krüm et (ebenso 2 krümmt – 7 genommen – 9 gekrümmet) – 2 der] Kürzel; ebenso 7 – 2 wieder] mit der-Kürzel; ebenso 7 wider – 3 wann] wan – 5 geri‹en] geri‹en. – 7 da#] Kürzel Die drei Epigramme sind am 5.9.1673 geschrieben worden, wie eine Tagebuchnotiz Birkens zu diesem Datum festhält (II.234; PBlO.B.2.1.8, 114(21)r): "Zu Ebner# ho¡zeit 3 Carmina pro Ferber Gaßmann 30 Verse." Die Brautleute waren Jobst Wilhelm Ebner von Eschenbach (1642-1707) und Maria Magdalena Im Hof, geb. Holzschuher von Neuenburg (1631-1689); s. Biedermann, 1748(1), Tab. XXXV. Die Braut war in erster Ehe mit Wolfgang Martin Im Hof verheiratet gewesen (s. ebd., Tab. CXCI) und seit März 1672 verwitwet. Nach ihrem Tod hat Ebner noch zweimal geheiratet. Das Gedicht 1 ist gedruckt in dem Sammelgratulatorium Σὺν τῷ Θεῷ Ζυγίῳ καὶ γαµηλίῳ, | Connubio junget stabili, propriamque dicabit | Nobilissimus ac Prae-strenuus | DN. JODOCUS VIL-|HELMUS Ebner/ | VIRI | Magnificâ Dignitate, Nobilitate, Strenuitate | & Prudentiâ fulgentissimi, | DN. JODOCI VILHELMI Ebner#/ | Inclutissimae Reip. Patriae Septem-Viri, Provincia-|rum Praefecti, nec non Do-
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decagerontodochii, ad omnium | Sanctorum, Praesidis gravissimi, longè meritissimi, &c. | FILIUS | Virtutum avitarum aemulus, | MATRONAM | Generis & Virtutis Nobilitate | ornatissimam | DN. MARIAM MAGDA-|LENAM, | Nobilissimi ac Praestrenui | DN. GUOLFGANGI | MARTINI | Jm Hof/ | Dicasterii quondam Assessoris meritissimi, | νῦν τοῦ Εν ἁγίοις, relictam | VIDUAM, | Omnibus egregiè laetis totâque catervâ | Acclamante suum faustum, FELICITER, omen, | NORIBERGAE, | VI. Iduum Septemb. A. O. R. cI Ic LXXIII. (s. Stauffer, 2007, S. 850f.). Das Gedicht steht dort ([Biv]v)als Beitrag IX. Unterzeichnet ist es so: "So wüns¡t wolmeinend | M. Fridericus Ferber/ | Diac. Laurent." Zu Friedrich Ferber (1621-1676) s. Simon, 1965, S. 62. Im Druck sind wegen besonders großer Ausführung des ersten Buchstabens von v. 1 die Verse 2 und 3 eingezogen. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, diese Abweichungen: 2 ümbgeben] ümgeben – 3 kan] soll – 6 iezt] ie”t – 9 ia] ja – 9 von (2. Position)] vom – 11 beth] Bett 1-3 dein Weib ~ bes¡atten kan.] Zitatnahe Anspielung auf Ps 128.3. Die Wahl gerade dieses Spruches erfolgte, weil sich das Wort 'Reben' und seine anagrammatische Versetzung zu 'Erben' in abermals anagrammatische Beziehung zum Namen Ebner bringen lassen. – 5-8 die Edle Frau ~ vers¡iebt] Die erste Ehe der Braut war kinderlos geblieben. Die zweite blieb es ebenfalls; s. Biedermann, 1748(1), Tab. XXXV. – 9 Sein Name ~ Reben:] S. zu v. 1-3. Das Gedicht 2 ist gedruckt in dem Sammelgratulatorium Ehren-Kranz von Glü¿wüns¡en | Dem WolEdlen/ Ge‰rengen und Ve‰en | Hr. Job‰Wilhelm Ebner/ | deß Wol-Edlen/ Ge‰rengen/ Für›¡tig- | und Ho¡weisen | Herrn Job‰ Wilhelm Ebner#/ | deß ältern geheimen Rath# und Land-|Peger#/ wie au¡ Vor‰eher# deß zwöl[ | Brüder-Sti[t# bey Allerheiligen/ | Ehleibli¡en Sohn/ | und Der | Wol-Edlen/ Viel-Ehren-Tugendrei¡en | Fr. Maria Magdalenen | deß Weiland | Wol-Edlen/ Ge‰rengen und Ve‰en | Hr. Wolfgang Martin Jm Hof/ | eine# Ehrlöbli¡en Stadt-Geri¡t# | Bey›”er#/ etc. | na¡gela‹enen Frau Wittib | gewunden von etli¡en Blumen-Geno‹en. | Nürnberg/ | gedru¿t bey Wolf Eberhard Felße¿ern/ 1673. (s. Stauffer, 2007, S. 849). Es steht dort an erster Stelle ([)(]v); ihm folgen Beiträge von Myrtillus / Martin Limburger, Alcidor / Johann Sechst, Palämon / Johann Gabriel Majer, Ferrando / Johann Ludwig Faber, Damon / Magnus Daniel Omeis und Polyanthus / Johann Leonhard Stöberlein. Birkens Beitrag ist mit "Floridan" unterschrieben. Nur derjenige Johann Sechsts trägt eine Überschrift. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, gibt es diese Abweichungen: 4 ia] ja – 9 wider] wieder 1f. Wer kan ~ der krümmt:] Zitatnahe Anspielung auf Koh 7.13; vgl. v. 9. Auch dieser biblische Spruch wurde gewählt, weil sich das Wort 'Eben' in anagrammatische Beziehung zum Namen Ebner bringen läßt. – 4-6 die Edle ~ mü‹en.] S. o. – 9 gekrümmet iezt,] Sinnwidrige Interpunktion; im Druck korrekt: "gekrümmet/ iezt".
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Apparate und Kommentare
Das Gedicht 3 ist in demselben Sammelgratulatorium gedruckt, in dem auch das Gedicht 1 steht. Es rangiert dort im Postmissa überschriebenen zweiten Teil (D3v-[E4]v) als Beitrag II. ([D4]v). Es trägt dort die Überschrift Madrigal. Unterzeichnet ist es so: "Mit diesen Wenigen wolte dem Wol-Edlen Herrn | Ho¡zeiter seine S¡uldigkeit bezeugen | Johannes Georgius Gaßmann/ Diener | am Wort Gotte# in Neuen Spital." Zu Gaßmann s. Gedicht Nr. 320. Gegenüber v. 3 steht rechts auf dem Rand der Nachweis "Esaiae 45. | v. 13." Die Regelung der Ein- und Ausrückungen ist gegenüber der Manuskriptvorlage normalisiert. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, diese Abweichungen: 4 grose] gro‹e – 5 wüns¡e] wünts¡e – 7 unsrem] unsern 1-4 J¡ will ~ gegeben.] Zitatnahe Anspielung auf Jes 45.13. Auch dieser biblische Spruch ist der anagrammatischen Beziehbarkeit des Wortes 'Eben' auf den Namen des Bräutigams wegen gewählt worden. – 2 Core#] Kyros; Cores heißt er in Luthers Übersetzung Jes 45.1 und in einer Anmerkung Luthers zu Jes 11.
Text 353: Zu Herrn David Caspar# von König#berg in Preußen Magi‰er-Würde. 234(korrekt 233)v/235 (korrekt 234)r T1 CCCLIII] CCCLIV – T2 Herrn] H. – T2 von] v. – 1 der] Kürzel – 2 immer] im er (ebenso 22 Himmel) – 7 Brunn] Brun (ebenso 24 gewann) – 9 verlaßen] mit ver-Kürzel – 9 verlaßen] verlaßen. (ebenso 21 gedenken) – 12 den Ehren] kein Wortabstand – 15 Ehr,] Ehr. (ebenso 23 kan,) – 16 eu¡!] eu¡? (ebenso 16 mehr!) – 17 wieder] mit der-Kürzel; ebenso 18 gebrüder – 19 wehrter] über w ein funktionsloser senkrechter Strich Das Gedicht ist am 15.9.1673 geschrieben worden, wie eine Tagebuchnotiz zu diesem Termin festhält (II.237; PBlO.B.2.1.8, 114(21)v): "Für Herrn David Caspar zur Magi‰erwürde Glü¿wuns¡. 24 Verse." Es gibt eine Vorgeschichte: Zum 30.7.1673 hat Birken notiert (II.224; PBlO.B.2.1.8, 111(18)v): "Herr David Caspari König#berger Preuß eingespro¡en." Zum 2.8.1673 steht im Tagebuch (II.226; PBlO.B.2.1.8, 112(19)r): "Herrn Caspari und Prutenio 2 Pegne›#." Aus dem Gedichtinhalt geht hervor, daß Caspari in Jena studiert hatte. Dort wird er den Magistergrad erlangt haben. Er wird von Jena aus Nürnberg und dort Birken besucht haben. Offenbar ist er von Nürnberg aus nicht nach Königsberg weitergereist, denn dann wäre er sicher als Übermittler von Briefen an die Königsberger Freunde erwähnt worden. Sein Name taucht in keiner der Korrespondenzen Birkens mit den Partnern im Ostseeraum auf; s. WuK. Bd. 13.1. Über David Caspari (1648-1702), erfährt man bei Arnoldt, Teil 1 (1746), der ihn als 48. in seinem Verzeichnis der Subinspektoren der Alumnen an der Universität Königsberg (S. 339-348) führt, S. 345f.:
Gedichte 353 und 354, 1673
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48. M. David Caspari, ein König#berger, ward 1676. Subinspector, hierauf na¡ Riga berufen, wo er anfang# Rector der S¡ulen, bald darauf aber Profeßor der Philosophie und Ar¡i-Diaconu# am Thum, na¡hero aber Superintendent, Bey›”er de# Con›‰orii und Profeßor Theologiä am Gymna›o | geworden, und 1702. den 28. Febr. im 54‰en Jahr ge‰orben. S. Grapii Riga literata B. I. In Teil 2 (1746), S. 448, nennt Arnoldt eine weitere Quelle für biographische und kritische Information über Caspari. Kurz nach der Abfassung des ihm gewidmeten Gedichtes muß Caspari aus Nürnberg abgereist sein; s. v. 19-22. Wahrscheinlich war es nicht für Casparis Album bestimmt; das wäre wohl erwähnt worden. Ein Druck des Gedichtes ist nicht nachgewiesen. 1f. J¡ preiße ja ~ speißen.] Birken stand seit März 1664 in Kontakt mit Martin Kempe, seit Oktober 1666 mit Samuel Friderici, seit September 1667 mit Gottfried Zamehl und Friedrich Hoffmann, seit Juli 1669 mit Johann Röling, seit Februar 1670 mit Daniel Bärholz, seit Januar 1672 mit Gertraut Möller, seit Mai 1673 mit Michael Kongehl; s. WuK. Bd. 13.1. – 3f. die … Lieb ~ herau#:] Birkens Schreiber hat vor einem zweisilbigen Wort der Vorlage kapituliert. Es könnte 'Weißheit', 'Künste' oder 'Tugend' geheißen haben. Tatsächlich erweisen die Biographien aller zu v. 1f. Genannten – von derjenigen Frau Möllers abgesehen –, daß sie wie auch Caspari auswärts studiert haben und gereist sind. – 6 Bellerofon# sein Pferd] Das Flügelroß Pegasus (s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 856-858; Bd. 4 (1972), Sp. 582), das den Musenquell Hippokrene aufscharrte. – 7 zu man¡en Hufe-Brunn] 'Zu mancher Hochschule'. – 10 Ottocar# Parna‹en] Die Bildungsstätten, vor allem die Universität von Königsberg. Die Stadt ist von dem Böhmenkönig Ottokar Przemysl 1254 gegründet worden. – 11 zu s¡auen hier no¡ man¡en Helikon] Caspari hatte demnach mehrere Universitäten im Reich besucht. – 12 einer] Die Universität Jena, an der Caspari die Magisterwürde erlangt hatte; s. o. – 13 die Camönen] Die Musen. Urspünglich war dies der Name römischer Quellgottheiten; seit Livius Andronicus (zu ihm s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 692-695) wurden sie mit den Musen identifiziert; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 1028f. – 19-22 Gott ma¡ eu¡ ~ dem Himmel s¡enken] Zu Casparis bevorstehender Abreise; s. o.
Text 354: Zu Herrn Magistri Andreae Hartmann# Für‰li¡ Wirtenbergis¡en Pastoris zu Ai¡‰eig und Jungfrauen Catharinen Betulin, meine# Bruder# To¡ter Ho¡zeit. 235(korrekt 234)r/v T1 CCCLIV] CCCLV – T2 Herrn] H. – T2 Magistri] M. – T2 Andreae] überwiegend lateinische Schreibung – T2 Für‰li¡] Für‰l und etc.-Kürzel mit Punkt – T3 Wirtenbergis¡en] Wirtenb: – T3 Pastoris] ___ Past: – T4 Jungfrauen] Jfr. – 1 Weib] Nimb – 1 Mann] Man (ebenso 8 wann – 13 dann – 22 Sinnen – 27 wonne) – 3 Himmel] Him el (ebenso 26 komme - 28 Himmel#) – 4 da#] Kürzel; ebenso 15 – 7 Rebeccen] cc undeutlich; am ehesten als r lesbar – 7 Brüder] mit der-Kürzel – 8 ni¡t] n – 12 Gott,] Komma aus Punkt
Apparate und Kommentare
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überschrieben – 13 der] Kürzel; ebenso 23 – 14 und] u. (ebenso 19) – 21 Stärk] Stäk – 22 hart] fart – 24 Ulmbaum] Ulmbrunn Dieses und ein weiteres lateinisches (s. u.) Gedicht Birkens zur Hochzeit seiner Nichte Catharina (1649-1675), der zweiten Tochter seines Bruders Christian Betulius (1619-1677), mit dem Pastor von Aichsteig, Andreas Hartmann, am 4.11.1673, sind am 18.10.1673 geschrieben worden, wie aus einer Tagebuchnotiz Birkens zu diesem Tag hervorgeht (II.244; PBlO.B.2.1.8, 116(23)v): "die Ho¡zeitCarmina na¡ dußlingen verfärtigt." Dußlingen war (seit 1668) der Amts- und Wohnsitz des Brautvaters; s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 351-358, bes. S. 352; Will. Bd. 1 (1755), S. 109f. Birkens Tagebücher lassen eine längere Vorgeschichte erkennen: 1.9.1671 (II.58; PBlO.B.2.1.6, 54(22)r): "Herr Bruder mir seiner 2. To¡ter Jungfrauen Catharinen, Verlöbni# mit Herrn Magi‰er Hartmann beri¡tet." Im Konzept eines Briefes an den Bruder, der am 12.9.1671 verfaßt und am 16.9. abgeschickt worden ist (II.60f.; PBlO.B.2.1.6, 54(22)v/55(23)r), hat Birken auf die Mitteilung reagiert (PBlO.B.5.0.41, 185v-187r); die entsprechende Passage 185v/186r, 186v lautet: Deine Vatterfreude, i‰ meine herzli¡e VetterFreud, daß eine# deiner Birkenpänzlein in einen fremden Fru¡tgarten verse”t worden. J¡ sage, mit den Bruder der Rebecca, ad Sponsum: diß komt vom herrn, darüm kan i¡ ni¡t# darwider reden. da i‰ meine liebe Jungfrau Base Catharina! Er nehme ›e, und ziehe hin, wo ihn Gott wird hin beru[en, daß ›e sein Weib sey. Gott hat ihr diesen, der na¡ ihr ge‰rebet, wie der Sara den Tobia#, gesendet. Komt e# dan vom Herrn: vom guten Gott komt ni¡t# böse#. J¡ sage mit Raphael: diese deine To¡ter, lieber herr Bruder, i‰ Herrn Magi‰er Hartmann bes¡eret zum | Weibe, darüm hat ›e keinem andern werden mögen, darüm hat Gott ihn au¡ la‹en zu dir kommen. Gott gebe, daß deine und deiner Ehelieb‰in augen mögen diese deine liebe To¡ter in allem Wol‰and, und von ihr liebe Kinder, sehen. Herrn Sponso ertheile i¡ hinwiederüm einen freundli¡en dien‰gruß, bedanke mi¡ für die zu meiner lieben Jungfrau Basen gesezte Ehren-affection und bey meiner Familie gesu¡te Freunds¡a], die i¡ erfreut annehme und ehre, au¡ gelegenheit verlange, ihme meinen freunddien‰li¡en Willen zu bezeugen: mit herzli¡em Wuns¡, daß er bald, mit einer angenemen Beru[‰elle versehen, seine erwehlte Lieb‰e heimführen, und mit ihr, viel liebe Jahre, in aller Vergnügung leben möge. Der lieben Jungfrau Basen wüns¡e i¡ herzinnig‰, zu diesem Brautgelübde, allen kün]igen Wol‰and, mit völliger Zufriedenheit: Sie zuglei¡, al# ein herzgetreuer Freund und Vetter, ersu¡end und vermahnend, daß ›e von Gott und ihren wehrten Eltern diesen kün]gen EheS¡a” mit dank annemen, Gott um Segen und Gedeyen demütig anru[en, seinen heiligen Gei‰ und Bey‰and zu ›¡ erbitten, und ihr Gemüte also vorbereiten wolle, daß der Herr Ehelieb‰e an ihr demut, Gehorsam, Liebe, Freundli¡keit, Häu#li¡keit und andere s¡öne Tugenden, die einer Ehefreundin wol an‰ehen, ersehen, und hiervon die lieben Eltern ihre Freude, der herr
Gedicht 354, 1673
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Lieb‰e aber neben seinen lieben Eltern und Jederman, ›e zu lieben und zu loben, und na¡ ihrem Verhältni# von ihren S¡we‰ern da# bä‰e zu urtheilen und zu ho[en, ursa¡ s¡öpfen mögen. […] J¡ meine# theil# halte, da# heuraten belangend, vor da# bä‰e, auf eine Vocation warten, und al#dann in loco domicilij heuraten. So sah man es offenbar in Dußlingen auch. In den zahlreichen Tagebuchnotizen, in denen Birken danach den Empfang und die Beantwortung von Briefen des Bruders registriert hat, wird einige Male auch der Bräutigam erwähnt: 12.1.1672 (II.87; PBlO.B.2.1.7, 66(4)r): "Literae 5 et 6 à Fratre Christiano et Magistro Hartmanno."; 9.7.1672 (II.132; PBlO.B.2.1.7, 81(19)r): "59. 60 S¡reiben ad Fratrem Christianum et Magistrum Hartmannum."; 29.7.1672 (II.135; PBlO.B.2.1.7, 82(20)r): "94. 95. Literae von Herrn Bruder Chri‰ian und Magi‰er Hartmann." Ende 1672 muß Hartmann der Berufung auf die Pfarrerstelle in Aistaig sicher gewesen sein; denn zum 10.10.1672 hat Birken notiert (II.243; PBlO.B.2.1.8, 116(23)r): "120 Literae Ho¡zeitbrief von Herrn Bruder Chri‰ian." Birken war offenbar um Weiterleitung des – sicher, wie üblich, gedruckten – Hochzeitsbriefes gebeten worden, denn zum 16.10.1672 steht im Tagebuch (II.244; PBlO.B.2.1.8, 116(23)v): "99 S¡reiben an Herrn S¡wager Frobenium, samt Herrn bruder Chri‰ian# Ho¡zeitbrief." Die beiden am 18.10.1673 entstandenen und weitere Gratulationsgedichte (s. o.) hat Birken am 19.10.1673 versandt (II.245; ebd.): "die Ho¡zeitgedi¡te na¡ dußlingen gesendet." Die Nichte hat sich ihres Ehestandes – die Hochzeit fand am 4.11.1673 statt – nicht lange freuen können. Zum 29.1.1675 hat Birken ins Tagebuch eingetragen (II.266; PBlO.B.2.1.9, 124(3)r): "17 S¡reiben von Herrn Bruder Chri‰ian, mit dem Beri¡t, daß seine liebe To¡ter, Frau Base Hartmännin, ge‰orben." Die Sammlung S. v. B. Todten-Andenken und Himmel#-Gedanken (WuK. Bd. 5) enthält ein Nachrufgedicht, Text 291, S. 399-401, 950f. Aus diesem Gedicht (v. 37) geht hervor, daß Catharina Hartmann am 23.11.1674 gestorben ist. Das Gedicht Nr. 354 ist gedruckt in dem Sammelgratulatorium CORTICES BETULAEI, | Nominibus SPONSORUM, | VIRI REVERENDI, | DN. M. ANDREAE | HARTMANNI, | Pastoris in Ai¡‰eig/ | ET VIRGINIS | KATHARINAE | BETLAEAE, | MENTIS AC CORPORIS DOTIBUS | DECORATISSIMAE, | VOTIVO STILO INSCRIPTI, | et ipso Connubiali die, IV. Novembrium, | gratanter & solenniùs oblati, | à | SODALITATIS FLORIGERAE | Consortibus ad Pegnesum. | TUBINGAE, EX OFFICINA HEINIANA. | Anno cI Ic LXXIII. (s. Stauffer, 2007, S. 854f.). Birkens Gedicht folgt dort einem lateinischen unter der gemeinsamen Nummer I. (Av/Aijr); die anderen Beiträge stammen von Myrtillus / Martin Limburger, Periander / Carl Friedrich Lochner, Rosidan / Johann Geuder, Alcidor / Johann Sechst, Ferrando / Johann Ludwig Faber, Damon / Magnus Daniel Omeis, Polyanthus / Johann Leonhard Stöberlein, Poliander / Andreas Ingolstetter, Palaemon / Johann Gabriel Majer und Christian Betulius / Macaristo. Im Druck hat das Gedicht keine Überschrift; unterzeichnet ist es "Floridan". Die Strophen sind nicht gezählt und nur durch Einzug der jeweils ersten Verse voneinander abgegrenzt. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion
Apparate und Kommentare
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abgesehen, gibt es diese Abweichungen: 2 iedem] Jedem – 8 solt] wolt – 26 ergezt] ergö”t –. An erster Stelle unter der Nummer I. steht im Druck das zweite der in der Tagebuchnotiz zum 18.10.1673 (s. o.) erwähnten Gedichte Birkens: SPonso dum Catharis visa, rubentibus ostro nante labris & niveis genis, tum cervicis ebur, collaq´ ue lactea, & frontis radians luminibus decus, pulcrae mentis opes, puraq´ ue castitas: Anné (a) ardes? animo cogitat & rogat. Incensum regerit cor simul: Ardeo! urit, quae Charis est, ipsaq´ ue Charitas. (b) Hic se fassus amor, quam cupit, obtinet: nec dixisse nocet. Qui ferus ustulat, fons restinguat & incendia pectoris! his rectum trutinat talio legibus. Et sic semper uterque urat & ardeat! Amborum caleat pectore charitas! Sponso Sponsa suo chara sit & charis! Non durum CATHARIS Betula sentiat ANDREAM, χάρισιν seq´ ue dicans Viro! Junguntur bene sic Robora Betulis. Ita ὁλοκαρδίως vovens Neonymphis optima quaeque auguratur SIGISMUNDUS à Birken/ dict. Betulius, Com. Palat. Caes. Sponsae Patruus. (a) ANDREAS | per anagr. (b) CATHARIS | per anagr. Die beiden Anmerkungen stehen rechts neben den Versen, auf die sie sich beziehen. Eine Manuskriptversion des lateinischen Gedichtes steht mit der Überschrift Nuptijs | Magistri Andreae Hartmanni Theologi et Catharinae | Betuliae Neptis ex Fratre. als Bestandteil der Jahrgangsgruppe 1673 im Konzeptbuch PBlO.B.5.0.27 (zu diesem s. zu Gedicht Nr. 60), 133(5)v. Vom Fehlen der Unterschriftgruppe abgesehen, gibt es nur Abweichungen der Orthographie und Interpunktion. [Da Catharis dem Verlobten zu Gesicht gekommen ist mit ihren wie Meerschneckenblut roten Lippen und schneeweißen Wangen, das Elfenbein ihres Nackens, der schneeweiße Hals,
Gedichte 354 und 355, 1673
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die strahlende Schönheit ihrer Stirnlichter, der Reichtum ihres schönen Geistes, ihre reine Keuschheit, da denkt er im Herzen und fragt sich: Bist du etwa verliebt? Zugleich erwidert das entflammte Herz: Ich brenne! Es entzündet ihn eine Charis, die Liebe selbst. So hat sich die Liebe verraten. Was sie begehrt, erlangt sie. Es ist gut, sie zu bekennen. Denn der ungestüme Quell, der verbrennt, muß selbst den Brand der Herzen wieder löschen! Nach diesen Gesetzen wägt die Vergeltung das Rechte ab. Und mögen immer beide entbrannt und entflammt sein! In beider Herzen möge die Liebe glühen! Ihrem Bräutigam sei die Braut lieb und anmutig! Nicht als hart empfinde die Birke Catharis ihren Andreas, anmutig soll sie sich ihrem Mann bezeichnen. So werden den Birken Kernholzkräfte verbunden. So von ganzem Herzen gratulierend wünscht den Brautleuten alles erdenkliche Gute Sigmund von Birken, genannt Betulius, Kaiserlicher Hofpfalzgraf und Onkel der Braut.] 1 der hat ~ gebaut:] Anspielung auf Gen 2.21-23. – 7f. wie hört man ~ ni¡t behagen?] Zitatnahe Anspielung auf Gen 24.50f. – 17f. Zieht na¡mal# hin ~ beglüken sol.] Die Hochzeit fand im Wohnort Christian Betulius', in Dußlingen, statt; Dienst- und Wohnort Andreas Hartmanns war Aistaig; s. o. Birken verwendet, wie schon in T3, eine etymologisierende Form des Ortsnamens. – 21-24 wei‰ au¡, in Stärk, ~ dem Ulmbaum glei¡e] Eiche und Ulme kommen ins Spiel, weil ihr Holz besonders hart ist; der Kontrast zur zarten Birke spielt auf die Familiennamen der Brautleute an; die Ulme erscheint schon in der antiken Dichtung als Stützpflanze für die Weinrebe; s. z. B. Vergil, Bucolica 2, v. 70; Georgica 1, v. 2; 2, v. 221, 360f., u. ö.; vgl. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 1041.
Text 355: Auf Herrn Magistri Elisaei Girberti, Pfarrer# zu Erlangen mit Jungfrau Barbara Vöglin ho¡zeit. 235(korrekt 234)v-236(korrekt 235)v T1 CCCLV] CCCLVI – T2 Herrn] H und etc.-Kürzel und n. – T2 Magistri] M. – T2 Elisaei Girberti] überwiegend lateinische Schreibung; ebenso 24 Erlangen – T3 Pfarrer#] # nachträglich angefügt – T3 ___ Jungfrau] Jfr. – 6 denn] undeutlich; ev. dem – 29 komm] kom (ebenso 36 Himmel)
Apparate und Kommentare
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Eine Tagebuchnotiz Birkens zum 28.10.1673 bekundet, daß dieses Gedicht an diesem Tag geschrieben worden ist (II.246; PBlO.B.2.1.8, 117(24)r): "Ho¡zeitlied pro Herrn Magi‰er Girbert." Girbert (16481718) stammte aus Bayreuth. In welcher Beziehung Birken zu ihm stand, ist mangels Kontextes nicht zu erkennen. Vielleicht kannte er ihn oder seine Familie aus der in Bayreuth verbrachten Zeit (Frühjahr 1658 bis Herbst 1660); vielleicht ist die Bekanntschaft über Heinrich Arnold Stockfleth zustande gekommen. Schon 1670 hatte Birken sich an einem Sammelgratulatorium zu Girberts Magisterpromotion beteiligt: DONUM APOLLINEUM | Quo | DAPHNEAM CORONAM | RECTORE MAGNIFICO | VIRO | Nobilissimo, Experientissimo, Excellentissimo | DN. MICHAELE SENNERTO, | Philos. & Medicinae Doctore & Prof. Publ. | longè celeberrimo, | à | DECANO SPECTABILI, | VIRO | Maximè Reverendo, Amplissimo atq´ ue Excellentissimo | DN. MICHAELE WENDLERO, | Philos. & Theol. Doctore famigeratissimo, Facultatis | Theologicae Assessore, Theol. P. P. Extraordinario, | & Moralis Phil. Ordinario longè meritissimo, | IN ALMA LEUCOREA | Pereximio, Praestantissimo atque eleganter Docto | DN. ELISAEO GIRBERTO, | Baruthino Franco, | ANNO M. DC. LXX. Die XIIX. April. | Publicè splendideque impositam | Epiniciis solennibus | condecorarunt | Patronus, Fautores atq´ ue Amici. | WITTEBERGAE, | Typis MICHAELIS Wendt. (s. Stauffer, 2007, S. 751). Als "Patronus" ist offenbar Birken gemeint; sein Beitrag steht an erster Stelle ()(2r): Poscit Musa decus meritis, Albina ministrat: Hinc Tua nunc Sophiae tempora cingit honor. Sectandum restat coelis insigne brabeum; Theulogiae tubam Te pia castra citant. Et Christi carpens vestigia tuta Magistri, Nomine sic posthac req´ ue, Magister eris. συνχαῖρων acclam. Sigismundus à Birken/ Com. Pal. Caes. [Auszeichnung fordert die Muse für Verdienste; weiße Festgewänder reicht sie dar: Daher umschlingt nun deine Schläfen das Ehrenzeichen der Weisheit. Zu erjagen bleibt noch der für den Himmel auszeichnende Kampfpreis; Das fromme Feldlager der Theologie ruft dich, seine Posaune. Und indem du den zuverlässigen Spuren des Lehrers Christus folgst, wirst du künftig dem Namen und der Sache nach Magister sein. voll Mitfreude ruft dir dies zu Sigmund von Birken, kaiserlicher Hofpfalzgraf.]
Gedicht 355, 1673
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Die weiteren Beiträge stammen von Martin Limburger, Simon Bornmeister, Johann Sechst, Johann Gabriel Majer und Joachim Heinrich Hagen; des Letzteren Gedicht ist das einzige in deutscher Sprache verfaßte. Nach der das Gedicht Nr. 355 betreffenden Notiz erscheint Girbert noch einmal in Birkens Tagebuch, in Aufzeichnungen zu einem der wenigen größeren Ausflüge, die Birken nach seiner Seßhaftwerdung zu Nürnberg Ende 1660 unternommen hat. Die Reise zog sich über mehrere Tage hin: 4.7.1676 (II.331; PBlO.B.2.1.10, 144(9)v): Cum Uxore et Ancilla na¡ Erlangen gefahren, Herrn S¡wager Stadts¡reiber besu¡t. Donum 1 Rei¡#taler. 9 Kreuzer Ancillae. Doru# eben dahin gekommen, mi¡ zum Pfarrer hinauf und mit denselben na¡ Bayr#dorf geführet, i¡ unterm Regen von Feilott# Cales¡e gefallen. Der Pfarrer war Girbert, wie die Tagebuchnotiz zum 5.7.1676 (II.332; ebd.) zu erkennen gibt: die erneuerte Kir¡e daselb‰ bes¡auet. den zweyen 12 Kreuzer. de# Feillote# Cales¡kne¡t 15 Kreuzer. kü¡engeld 15 Kreuzer. Mit Herrn Girbert, auf Dori Carrette, na¡ Erlangen wiederkehrt, bei ihm überna¡tet, kü¡engeld 9 Kreuzer de# Stadts¡reiber# Kindern 5 Pfe[erku¡en. 15 Kreuzer. Mit Pfeifen und andrer Mu›k bedient worden, gedanzet, Gei‰li¡e Lieder gesungen. Trankgeld 30 Kreuzer. Zum 6.7.1676 schließlich heißt es (ebd; PBlO.B.2.1.10, 145(10)r): Mit der Frau Pfarrerin beyde wieder herein gefahren: den Kuts¡er S¡reiner 1 Gulden. Sie beide ga‰irt, Dori Kindern 6 Mandelku¡en 18 Kreuzer und ihm den Ulyssem, samt Metello und Pegni” S¡äferey. diese herrn Girberten. An diesen und folgenden Tag eine ‰arke Güße den Erlangern großen S¡aden gethan. Das Gedicht Nr. 355 ist gedruckt in diesem Sammelgratulatorium: Glü¿wuns¡ Gesäng/ | zu dem | verliebten Herb‰-Gefäng | de# Wol-Ehrwürdigen/ Großa¡tbarn | und Fürgelehrten | Hn. M. Elisaei Girbert# | Für‰l. Brandenb. Culmba¡. wolver-|ordneten Stadt-Pfarrer# zu | Erlangen/ | de# Erbarn und Vor-A¡tbarn | Johann Girbert# | Für‰l. Brandenb. Hof-S¡neider# zu | Bayreuth eheli¡en Sohn# | und | der Erbarn-Viel-Ehren Tugendsamen | Jungf. Barbarae | de# Ehrnve‰e/ Großa¡tbarn und Fürgelehrten | H. Johann Vogel# | wolverdienten Rectoris der S¡ul bey S. Sebald | in Nürnberg seel. | hinterla‹enen To¡ter/ | bey dero in Erlangen den 4. Winter-M. ange‰ellter | Ho¡zeit-Feyer | gespielet | von | Etli¡en Blumgenoß-Hirten | an der Pegni”. | ANNO CHRISTI MDCLXXIII. (s. Stauffer, 2007, S. 855f.). Außer Birken haben Beiträge geliefert Dorus / Heinrich Arnold Stockfleth, Myrtillus / Martin Limburger, Periander / Carl Friedrich Lochner, Alcidor / Johann Heinrich Sechst, Ferrando / Johann Ludwig Faber, Damon / Magnus Daniel Omeis, Polyanthus / Johann Leonhard Stöberlein, Poliander / Andreas Ingolstetter, Palaemon / Johann Gabriel Majer und ein als "der Le”te" zeichnender Ungenannter, vielleicht, wie im Magister-Gratulatorium, Johann Heinrich Hagen. Birkens Gedicht, das wie üblich voller Anspielungen auf den Vor-
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Apparate und Kommentare
und Nachnamen der Braut und die Jahreszeit der Hochzeit steckt, steht an erster Stelle auf der Rückseite des Titelblatts (Av) in zweispaltiger Anordnung und mit dem Trinitätszeichen "m!" als Überschrift. Unterzeichnet ist es: "Also spielte und herz-wüns¡te | der Blum S¡äfer | Floridan." Die Strophen sind nicht gezählt, aber durch Spatien voneinander abgesetzt. Alle Verse beginnen linksbündig. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, gibt es diese Abweichungen: 6 denn] dem – 7 nit] ni¡t – 18 ng] eng – 25 Busen] Busem – 26 Bäume] Baume 1-6 Man zuket ~ ru[t.] S. o. Vgl. Gedicht Nr. 191 in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1, S. 383f., 780-782). – 7-12 Man rei‹et ~ Wu¡er-›nn.] Anspielung auf Apfelernte und Winteraussaat, der Jahreszeit des Hochzeitstermins gemäß; zugleich erotische Motive. – 13 Hirt Ly›#] Für die Namenwahl mag eine Rolle gespielt haben, daß Birken zwei Tage vor der Abfassung des Gedichtes vom Tod Matthias Pellicers erfahren hatte, der als Mitglied des Pegnesischen Blumenordens diesen Namen getragen hatte; s. die Tagebuchnotiz zum 26.10.1673 (II.246; PBlO.B.2.1.8, 117(24)r): "129 Literae von Thyr›#, von Ly›# Tod#fall."; s. Brief Nr. 10 im Birken-Pellicer-Briefwechsel (WuK. Bd. 13.1, S. 249251, 757-760). – 16 Ein Vogel ward gefangen] Anspielung auf den Familiennamen der Braut. – 17f. do¡ blieb er ~ ng] Vgl. Gedicht Nr. 311, v. 21; Nr. 329, v. 3-6. – 24 Erlangen] Anspielung auf den Dienstort des Bräutigams; ebenso v. 32. – 25-30 Er sah ~ da# Jahr.] Eine weitere Komponente der erotisch aufgeladenen Herbst- und Ernte-Metaphorik des Gedichtes; s. o. – 33f. und ‰reut ~ zu meyen] Jahreszeitgemäß eingekleidet der übliche Wunsch reichen Kindersegens.
Text 356: Zu Herrn Joa¡im# von Sandrart auf Stokau Ho¡Für‰li¡ Pfalz-Neuburgis¡en Rathe# und Jungfrau E‰her Barbara Blomartin Ho¡zeit. 236(korrekt 235)v-238(korrekt 237)r T1 CCCLVI] CCCLVII – T2 Herrn] H und etc.-Kürzel und n. – T2 Sandrart] zweites r oberhalb der Zeile – T3 Ho¡Für‰li¡] Ho¡Für‰l und etc.-Kürzel mit Punkt – T3 Neuburgis¡en] Neub und etc.-Kürzel mit ___ Punkt – T4 Jungfrau] Jfr: – 16 gewann] gewan – 39 der] e aus i überschrieben – 45 dur¡] dure¡ – 47 gebe] g aus G überschrieben – 67 Himmel] Him el – 71 wu‰] wü‰ – A1-3 *Sternkraut ~ Bau¡kraut] links auf dem Rand gegenüber v. 69f. – A2 alias] al. Das Gedicht ist laut Tagebuchnotiz Birkens zu diesem Tag am 4.11.1673 geschrieben worden (II.247; PBlO.B.2.1.8, 117(24)v): "Gamelion pro Herrn Joa¡im von Sandrart." Am 5.11.1673 war die Hochzeit. Beide Parteien zeigten sich erkenntlich; es ist im Tagebuch vermerkt: 7.11.1673 (II.248; ebd.): "Herr Blomart von der Sandrartis¡en vorge‰rigen ho¡zeit mir kalt gebraten# und einen Trunk Wein gesendet."; 14.11.1673 (II.250; PBlO.B.2.1.8, 118(25)r): "135 Literae von Herrn Joa¡im von Sandrart mit 6. Rei¡#talern, al# eben Sponsa eingekehret." Daß der Brief, vom 14.11.1673, der in Birkens Archiv erhalten ist 24.
Gedicht 356, 1673
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(PBlO.C.293.3), das Honorar für das Gedicht enthielt, zeigt sein Wortlaut. Das Gedicht ist gedruckt in diesem Sammelgratulatorium: Blumen-Bus¡: | zum | Ehren-Geru¡/ | Dem Wohl-Edlen und Ge‰rengen | Herrn | Joa¡im von Sandrart | auf Sto¿au/ | Ho¡Für‰l. Pfalz-Neuburgis¡em Raht/ | und | Der Edlen/ VielEhr- und Tugendrei¡en | Jungfr. | E‰her Barbara/ | De# Ehrnve‰en und Wol-Fürnehmen | H. Wilhelm Blommart#/ | Genannten de# Größern Raht# in Nürnberg | lieben Jungf. To¡ter/ | Bey dero den 5. WinterM. ange‰ellten Ho¡zeit-Fe‰/ | gewunden und gebunden | von | Etli¡en Blumgeno‹en an der Pegni” | au¡ andern Glü¿wüns¡enden | Jm M DC LXXIII Chri‰-Jahr. (s. Stauffer, 2007, S. 856-858). Birkens Gedicht steht, zweispaltig angeordnet, an erster Stelle (Aijr). Es trägt keine Überschrift. Die Strophen sind nicht gezählt; sie sind durch Spatien voneinander abgegrenzt. Der jeweils erste Vers ist eingezogen, alle anderen stehen linksbündig. Der Anfangsbuchstabe der ersten Strophe ist als sehr große, in ein quadratisches Bild eingelagerte Initiale ausgeführt, was zur Folge hat, daß die Verse 1-4 jeweils zweizeilig angeordnet sind. Die Anmerkung zu v. 69 steht in zweizeiliger Anordnung unter der ersten Kolumne (unter v. 42). Unterzeichnet ist das Gedicht so: "Also s¡erz-di¡tete/ mit Anwüns¡ung selb‰-erwüns¡baren | Ehe-Wolwesen#/ de# Fürtre[li¡en H. Ho¡zeiter# | Dien‰Ergebener | Sigmund von Birken/ | Com. Pal. Caes." Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, diese Abweichungen: 1 Herr von Sandrart wolte] E# wolt ›¡ der Venus – 2 ›¡ der Venu#] Herr von Sandrart – 6 ng] eng (ebenso 13) – 20 ›¡] zu – 24 daß] da# – 25 dießmal] dißmal – 26 unsren] unsern – 30 Ehr- au¡ Ehe-Göttin] Eh- au¡ Ehren-Göttin – 35 Großen] Hohen – 37 Teuts¡e] Teuts¡er – 50 ihn] di¡ – 57 S¡üz] S¡ü” – 60 spazirte] spa”irte – 63 üm] um – 69 drüm] drum – 74 guldnen] güldnen – 79 sol¡en] sol¡em – 87 in] bey – 88 bei] in T2-T5 Zu Herrn Joa¡im# von Sandrart ~ Ho¡zeit.] Zu dem berühmten Maler, Kunsttheoretiker und -historiker (1606-1688) s. Klemm, 1986. Biographische und bibliographische Information auch in: FG. II. C. Bd. 2, S. 243-302. Seine erste Ehefrau, Johanna, geb. von Milkau, war 1672 in Augsburg gestorben; die zweite, Esther Barbara Blomart (1651-1733) hat ihn lange überlebt. Beide Ehen Sandrarts blieben kinderlos. – 1-6 Herr von Sandrart ~ an zu bauen:] Vgl. den korrespondierenden Einsatz von Str. 11. Seit 1668 sind in Birkens Tagebüchern Spuren seiner Kenntnis des Sandrartschen Academie-Projekts und bald auch seiner Zuarbeit zu finden. Sie verdichten sich in der zweiten Hälfte des Jahres 1672 und sind besonders zahlreich im Jahr 1673. Es läßt sich deutlich dokumentieren, daß die sprachliche Gestalt der 1675 erschienenen Teile des Werkes Birken zu verdanken ist. – 3 Palla#] Beiname der Göttin Athene. Sie ist hier als Göttin der Weisheit bzw. der Wissenschaften und Künste gemeint; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 685; Tripp, 2001, S. 116; s. zu Gedicht Nr. 12, v. 4. – 5 der Bild-Kün‰e Hohe S¡ul] Sandrarts damals in Arbeit befindliches Werk L'Academia Todesca della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teuts¡e Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Kün‰e: […] Frankfurt / Nürnberg 1675, 1679 und 1680. Nachdruck, hrsg. von Christian Klemm, 1994f. – 9-16 Diese# konte dulten ni¡t ~ de‹en, wa# i¡ dort gewann.] Beginn der Kontrafaktur des von der Zwietracht-
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Apparate und Kommentare
gottheit Eris angeregten Wettstreits der Göttinnen Hera, Athene und Aphrodite, den Paris zugunsten der letzteren entschied, was zum Auslöser des Trojanischen Krieges wurde; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 514-516. – 10 Cypri#, die er son‰ geehret] Cypris war einer der Beinamen der Aphrodite / Venus nach ihrem mythischen Wohnsitz, der Insel Cypern, auf der es mehrere Kultorte gab; s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 427f. Der Relativsatz spielt auf die Tatsache an, daß Sandrart schon einmal verheiratet gewesen war; s. o. – 11-18 J‰ nun ni¡t ~ hört' ankünden.] S. zu v. 9-16. Das Motiv des Paris-Urteils und des Zankapfels der Eris hat Birken mehrfach verwendet, z. B. im dritten Teil der Szenenfolge Teuts¡er Krieg#-Ab und Frieden#Einzug, die 1650 beim Nürnberger Friedensfest aufgeführt wurde; s. Laufhütte, 1998(2), S. 347-357; erneut 2007, S. 153-169. – 19f. wo Erfahrenheit | und Ver‰and vereint ›¡ nden] Beide Qualitäten werden hier beiden beteiligten Partnern bzw. Familien zugesprochen. – 21 diß Edle Paar] Das Brautpaar. – 25-32 Juno sagte ~ verliebet seyn.] Juno / Hera verhält sich, anders als zunächst die beiden anderen Göttinnen, nicht rollenkonform konkurrierend, sondern, ihrer Rolle als Schutzgöttin der Frauen und der Ehe sowie als oberste der Göttinnen gemäß harmonisierend, indem sie die einander widerstreitenden Reklamationen der beiden anderen zusammenführt. Das Gelingen dieses Unternehmens bekunden die Verse 41f. – 33-36 un# Göttern zu verehr ~ Tempel und Palä‰e zierte] Das von Klemm, 1986, S. 57-318, erstellte Verzeichnis der Werke Sandrarts liefert für beide hier angedeuteten Arten von Gemälden zahlreiche Belege. – 37 dieser Teuts¡e Phidia#] Mit dem berühmten griechischen Bildhauer Phidias (ca. 500-432 v. Chr.; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 26 (1932), S. 541546; Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 722-724), den Sandrart im 1. Buch des 2. Teils (1675) der Academie einer ausführlichen Behandlung würdigt (S. 15-17), wird Sandrart hier gleichgesetzt, damit der schon in v. 21-24, später dann in v. 46-48 und v. 87-88 präsente, in Epithalamien übliche Kindersegen-Wunsch (v. 38f) metiergemäß eingekleidet werden kann. – 44 Palla# mag ihn lehren s¡reiben.] Die Arbeit an der Academie ist gemeint. – 46-48 Er, der andre ~ wie Pygmalion.] S. zu v. 37. Den PygmalionMythos erzählt Ovid im 10. Buch der Metamorphosen, v. 243-297; vgl. auch Academie, Teil 2 (1675), 1. Buch, S. 3; Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 1246. – 53-55 wo der Frieden# Götter-Saal ~ zus¡auen:] Anspielung auf das berühmte Gemälde Sandrarts, welches das Festbankett der Schwedischen Verhandlungsdelegation anläßlich des Interimsrezesses am 25.9. / 5.10.1649 im großen Nürnberger Rathaussaal darstellt. – 58 den die Flora fand] Die Vegetationsgöttin Flora (s. zu Gedicht Nr. 4, v. 2) wird eingeführt wegen der vom ersten Vornamen und dem Familiennamen der Braut abgeleiteten Blumenund Gartenbilder, die von Str. 6 an das Gedicht beherrschen. – 61 dieser Teuts¡er Fabiu#] Sandrarts Bezeichnung mit diesem Namen spielt auf Quintus Fabius Pictor an, der nach Cicero, Tusc. 1.4 im Jahr 304 v. Chr. den Tempel der Salus auf dem Quirinal mit Gemälden ausschmückte, was ihm das Cognomen Pictor eintrug. S. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 494. In der Academie, Teil II (1675), Buch 1, S. 3, heißt es:
Gedichte 356 und 357, 1673
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Die Mahl-Kun‰ wurde au¡ von den Grie¡en und Römern ho¡ geehret/ daß man¡e Kün‰lere mit ganzen Städten bes¡enket worden/ und der gro‹e Römer Fabius zum ö]ern in seinen Handbriefen/ an ‰att seine# Adeli¡en Namen# und Stammen# zu erwehnen/ ›¡ ni¡t ander‰/ al# Fabius Pictor, oder der Kun‰-Mahler/ unters¡rieben. Ja e# wurde/ dur¡ ein o[entli¡e# Edict, verbotten/ daß kein Leibeigener in Rom sol¡e Kun‰ üben dör]e: und wann ja einige deren wol-kündig/ wurden ›e der Dien‰barkeit erla‹en/ zu Bürgern oder MitGliedern der Gemeine angenommen/ und rei¡li¡ bes¡enket/ e# wurde au¡ alle#/ wa# seltsam und kö‰li¡e# in S¡la¡ten erobert worden/ na¡ Befehl Fabii, unter diese Kün‰lere au#getheilet. – 62 Napeen] napeae nymphae sind die Nymphen der Bergtäler, in denen Herden weiden; s. Georges, 1959, Bd. 2, Sp. 1089; Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 209f. – 65 Er fragt, ob ihm ni¡t beliebt'] Mit "Er" ist Amor (v. 62), mit "ihm" und "dieser" (v. 69) Sandrart gemeint. – 66 eine von den Blumen-arten] Anspielung auf den Familiennamen der Braut, vielleicht auch ein Hinweis darauf, daß es im Hause Blomart mehrere Schwestern gab. – 67-70 glei¡ dem Himmel ~ kan beleben] Das Himmelsbild beruht auf einer etymologisierenden Ausdeutung des Namens Esther; die zugehörige Anmerkung weist abermals (s. zu v. 37) auf zu erwartenden Nachwuchs hin. – 85-88 daß bei tag ~ werd au#gema¡t] Solche Zeitaufteilungsvorschläge begegnen in Birkens Epithalamien mehrfach; z. B. in den Gedichten Nr. 113, v. 58; Nr. 117, v. 37-40; Nr. 157, v. 8-14; Nr. 167, v. 43-48.
Text 357: Auf de# Ho¡Edel gebohrnen und | Ge‰rengen Herrn Johann S¡a[en#, Ho¡Für‰li¡ Brandenburgis¡en au¡ de# Ho¡Löbli¡en Fränkis¡en Craise# respective Geheimen und Krieg#-Rath#, General-wa¡tmei‰er#, hauptman# zu Culmba¡ und Commendanten# der Ve‰ung Pla‹enburg 〈Todt#fall〉. 238(korrekt 237)r, 240r-241r T1 CCCLVII] CCCLVIII (L nachträglich eingefügt) – T3 Herrn] H und etc.-Kürzel und n. – T3 Johann] Joh. – T3 S¡a[en#] n undeutlich überschrieben; ev. r – T3 Ho¡Für‰li¡] Ho¡Für‰ und etc.-Kürzel mit Punkt – T4 Brandenburgis¡en] Brandenb. – T4 de#] der – T4 Ho¡Löbli¡en] Ho¡Löb und etc.-Kürzel mit Punkt – T4 Fränkis¡en] Fränk und etc.-Kürzel mit Punkt – T5 resprective] resp: – T6 General] überwiegend lateinische Schreibung – T7 und] u. (ebenso 16, 31, 45, 50, 51(2x), 53) – T7f. Commendanten#] Com endanten# (ebenso 6 Stamme# – 6 Flammen – 48 jammern – 53 frommer – 67 Himmel) – T8 Pla‹enburg 〈Todt#fall〉.] Pla‹enb: – 2 Feind!] Feind? – 3 der] den – 3 Mann] Man (ebenso 4 wann – 4 entbrann – 13 brennte – 14 nennte – 15 donnerkeil – 22 donner – 27 dünn – 39 Musulmann – 42 Wann) – 4 großer] mit -erSchlaufe; ebenso 39 junger – 41 aber – 9 der] Kürzel; ebenso 13, 22(2x), 33, 34, 38, 47, 48, 54(2x), 58, 63, 66, 68, 69 – 12 Trofee] Trofer – 14 e# wolte] wolte – 14 andern] anderen – 14 andern] mit der-Kürzel; ebenso 23 dur¡einanders¡neit – 70 wieder – 17 da#] Kürzel; ebenso 19, 24 – 21 wa#] Kürzel; ebenso 41 Wa# – 24 au#speit] ev. au# speit – 27 die Fau‰] du … (Korrektur und Ergänzung nach dem Druck) – 27 dir] r undeutlich; ev. die – 33 mu‰en] treu‰en (erstes e überschrieben; Korrektur nach dem Druck) – 35
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drum ‰ig‰] kein Wortabstand – 37 Jahre] Jahr – 38 ware] war – 42 vnd] v. (ebenso 44) – 42 getragen?] Fragezeichen aus Komma überschrieben – 43 den] dem – 44 seinen] seinem – 48 lie‰] durch Streichung und Überschreibung aus lid‰ – 57 Tag#] Teg# – 60 di¡] do¡ – 63-65 Diß i‰ sein alter Neid. ~ Gedult halt nun die Prob!] fehlt; Ergänzung nach dem Druck – 69 Leb] Lob – 72 krönen] können Von diesem Gedicht, bei dessen Übertragung aus dem Arbeitsbuch in die Sammlung Birkens Schreiber erhebliche Entzifferungs- und Verständnisprobleme hatte (s. Apparat), ist zunächst nur die – unvollständige – Überschriftgruppe eingetragen und mit Abgrenzungsstrichen oben und unten versehen worden: 238(korrekt 237)r. Auf den fünf folgenden Seiten, 230(korrekt 237)v-240(korrekt 239)v, stehen die Gedichte Nr. 358 und Nr. 359. Unten rechts hinter der letzten Zeile der isolierten Überschriftgruppe steht, von Birken selbst angebracht, der Hinweis "Vid. f. 240.a." Über dem Textbeginn 240r hat er, in Zeilenmitte, diesen Hinweis angebracht: "ad pag. 238a." Auch die Blattbezeichnung oben rechts, "240", erstmals wieder korrekt, hat Birken selbst angebracht. Geschrieben wurde das Gedicht laut Tagebuchnotiz am 7.11.1673 (II.248; PBlO.B.2.1.8, 117(24)v): "Epicedium zu Herrn Obri‰en S¡afen# Lei¡predigt." Zum 6.11.1673 hat Birken notiert (ebd.; ebd.): "Obri‰en S¡afen# Leben#lauf revidirt." Das Gedicht wurde für den Druck zusammen mit der Leichpredigt auf Johann Schaff von Habelsee (1605-1672) geschrieben. Schaff, der seit 1621 in verschiedenen Chargen, zuletzt als GeneralWachtmeister (seit dem 3.8.1669; s. Ehren-Gedä¡tni#, Lijr) und Inhaber des Kavallerieregiments, das Jan van Weerdt gehört hatte, in kaiserlichem Dienst gestanden hatte, stand zur Zeit seines Todes am 17.10.1672 infolge eines am 15.10. geschehenen Reitunfalls als Geheimer Kriegsrat und Kommandant der Festung Plassenburg bei Kulmbach im Dienst des Markgrafen Christian Ernst von BrandenburgBayreuth und Kriegsrat des Fränkischen Kreises, dessen ausschreibender Fürst der Markgraf war. Gedruckt wurde Birkens Gedicht zusammen mit der Leichpredigt des Kulmbacher Predigers Johann Pertzsch (1603-1673): Heroicum Heroum fideliter & constan-|ter militantium Stipendium, | Da# i‰: | Helden/ die da bleiben treü/ | biß da# Ende kommt herbey/ | Gott und ihrer Obrigkeit/ | i‰ die Leben#-Kron bereit. | Au# der O[enbarung S. Johanni# am | 2. v. 10. | Bey ansehli¡en und Vol¿rei¡en Exequien | Deß Weiland Ho¡Edelgebohrnen/ Ge‰reng- und | Groß Mann-Ve‰en Herren/ | HERREN | Johann S¡a[en#/ | Von Habelsee/ etc. | Ho¡Für‰l. Brandenburg. wie au¡ deß Ho¡löbl. | Frän¿. Craise#/ respectivè gewesenen Geheimbtenund Krie-|ge#rath#/ General-Wa¡tmei‰er#/ Haupt-Mann# zu Culm-|ba¡/ und Commendantens der Ve‰ung | Pla‹enburg etc. | Wel¡er den 4. May, Annô 1605. in diese Welt gebohren/ und | in Chri‰o Jesu sein Leben seeligli¡ vollendet den 17. Octobris, Annô | 1672. au¡ am 3. Decembris, in St. Peter# Kir¡en alhier zu | Culmba¡ mit Stande#mä‹igen Ceremonien zur Erden | be‰attet worden/ | Einfältig erkläret und au#geführet | Von | Johann Per”s¡en/ de‹en eine kur”e Zeit gewese-|nen Bei¡tvatter und eine# löbli¡en Ministerij daselb‰ | Mit-Collegen. | BAYREUTH/ | Gedru¿t bey Johann Gebhard. (s. Stauffer, 2007, S. 822-824). Der Leichpredigt (Aijr-Jijr) folgen eine stilo lapidario verfaßte Grabs¡ri[t (Jijv) und das Ehren-Gedä¡tni# | und | Löbli¡er Leben#-Lauf | De# | WolEdelgebohrnen Ge‰rengen und | Groß MannVe‰en | HERNN | Johann
Gedicht 357, 1673
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S¡a[en#/ | von Habelsee etc. | Weiland Dero Röm. Kayserl. Maje‰ät General-| Wa¡tmei‰er zu Roß und Fuß au¡ be‰allter | Obri‰er über ein Regiment | Küra›ere/ | Herna¡ Ho¡Für‰l. Brandenb. wie au¡ deß | Ho¡löbl. Fränk. Craise# respectivè Geheimen- und Krieg#-|Raht#/ General-Wa¡tmei‰er#/ Amte# Haubtmann# | zu Culmba¡ und Commendanten# der | Ve‰ung Pla‹enburg. ([K]r-Nv); an seinem Ende (Mijv-Nv) steht Birkens Gedicht. Darauf folgen noch eine Abdan¿ung#-Rede des Kulmbacher Schulrektors Magister Heinrich Ambrosius Otto und ein Anhang EPICEDIA mit 21 Gedichtbeiträgen, u. a. von Caspar von Lilien, Johann Friedrich Schweser, Hermann Hoffmann, Heinrich Arnold Stockfleth, Johann Leonhard Schöpf, Johann Wolfgang Rentsch, Johann Laurenz Frobenius, Johann Pertzsch und Johann Geuder. Die Tagebuchnotiz zum 6.10.1673 läßt erkennen, daß Birken das Ehren-Gedä¡tni# zumindest überarbeitet hat; das Gedicht kann nicht ohne Vorliegen des im Ehren-Gedä¡tni# enthaltenen Lebenslaufs entstanden sein. Es gibt keinen Hinweis darauf, daß Birken Schaff persönlich gekannt hat oder mit ihm in Kontakt stand. Auch ist nicht zu erkennen, von wem er mit der Anfertigung des Gedichtes beauftragt worden ist. Am ehesten ist an Johann Gebhard zu denken. Ein von Jacob Sandrart gestochenes Portrait Schaffs ist einigen Exemplaren der Nachrufschrift als erstes Frontispiz vorgebunden; s. Paas, 1994, Bd. 2, S. 209, Nr. 609. Im Druck trägt das Gedicht die Überschrift Ehren-Lob und Anspra¡-Le”e. Unterzeichnet ist es: "Zu dien‰l. Ehr-Andenken | widmete diese# | Sigmund von Birken Com. Pal. C." Infolge der Ausführung des ersten Buchstabens von v. 1 ist v. 2 eingezogen. Eingezogen sind auch v. 13, v. 41 und v. 55. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, diese Abweichungen: 2 deinen] Deinem – 2 liege‰] lige‰ – 10 Cheru#ker] Cheru#cen – 20 alten] altem – 25 ges¡wänket] ges¡wenket – 30 war] ward – 33 andren] andern – 33 unerwähnt] unerwehnt – 35 ‰ig‰] ‰ieg‰ – 37 hundert] Huntert – 42 Wüt] Wut – 43 befeind] befeindt – 49 den] dem – 55 mü‰] mu‰ – 60 Todte#] Tode# – 69 lieget] liget – 71 vor läng‰] vorlang‰ – 72 umb] um –. Die Druckfassung des Gedichtes ist bei Paas, 1990, S. 213f., Nr. 95, mitgeteilt. T8 der Ve‰ung Pla‹enburg] Zu dieser Festung, der ehemaligen Residenz der später in Bayreuth residierenden Markgrafen, s. Burger, 2000; Dippold / Zeitler, 2008. – 5f. Ein Held ~ ‰eiget] Vgl. EhrenGedä¡tni#, Kijr: Sein Herr Vatter i‰ gewesen/ Der WolEdle und Ge‰renge Herr Johann S¡a[/ Leutenant zu Pferd unter den Für‰l. Lüneb. Völ¿ern: wel¡er/ im vorigen Seculo, vers¡idene Züge in Ungarn/ wieder den Erbfeind Chri‰li¡e# Namen# den Türken/ gethan/ und na¡ erfolgtem Frieden/ zu bemeldtem Lyr#heim ›¡ häu#li¡ niedergela‹en. – 7f. Jn Eisen ~ Helden-lauf] Vgl. Ehren-Gedä¡tni#, ebd.: Ma‹en Er/ im funfzehenden Jahr seine# Alter#/ Si¡ zu Krieg begeben/ anfang# bey Einem Für‰l. Braun#weigis¡en Rittmei‰er/ Chri‰ian von Mün‰er/ Si¡ aufgehalten/ na¡gehend# aber/ unter der Kayserl. Armee, Anno 1621 al# ein Reuter ›¡ unterhalten la‹en.
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Apparate und Kommentare
– 9-12 du dapfre# Sa¡sen-Blut! ~ geziert.] Vgl. Ehren-Gedä¡tni#, ebd.: "DEr WolEdelgebohrne/ Ge‰renge und Groß Mannve‰e Herr JOHANN SCHAFF von Habelsee etc. […] i‰ in diese Welt gebohren den 4 May An. 1605 zu Lyr#heim bey Hanover im Herzogtum Lüneburg." Birken erinnert an den Sieg des Arminius im Teutoburger Wald und führt die Existenz des Adlers im Reichswappen auf diesen Sieg zurück. – 13 Caesar# glü¿] Nicht C. Julius Caesar ist gemeint, sondern – ohne spezifische Zielrichtung – der Kaiser. – 15-17 Ein Keyser ~ gedienet dreien] Im Ehren-Gedä¡tni# wird die zentrale Passage (Kijr-Lv)so eingeleitet: Von der Zeit an/ hat Er vieren | auf einander gefolgten Römis¡en Käyßern und Königen/ unau#se”li¡ und effectivè über 50 Jahre lang gedienet/ au¡ in währender sol¡er Zeit/ eine ungemeine Treu und Dapferkeit von ›¡ s¡einen la‹en. Hiervon will/ Die hinterla‹ene Freunds¡a]/ lieber da# Hö¡‰rühmli¡-Käyserli¡e Diploma, dißfall# reden la‹en/ al# bey denjenigen/ die den seeligen Herrn General-Wa¡tmei‰ern etwan ni¡t gekennet/ einer Selb‰-berühmung ›¡ verdä¡tig ma¡en. Ma‹en dann da#/ am 19 Novembr. Anno 1655 von dem Römis¡en Kayser Ferdinando III Hö¡‰glorwürdigen Angeden¿en#/ ertheilte Kayserli¡e Testimonium, per Extractum hiervon also redet. Es dürfte sich um das Diplom über den Schaff erteilten Adel handeln. Auch das Ende der Zitatpassage ist exakt bezeichnet (Lv): "Bißhieher da# hö¡‰ansehnli¡e Kayserl. Testmonium." Birken hat die Mitteilung des Lebensberichts, Schaff habe vier Kaisern und Königen gedient, nicht ins Gedicht übernommen. Sie würde nur stimmen, wenn man den 1654 verstorbenen König Ferdinand IV. mitzählte. Der hatte aber noch keine Gelegenheit gehabt, sich militärisch zu betätigen. – 19 Bellerofon] Zum Mythos des Bellerophontes, der große Taten vollbrachte und das Flügelroß Pegasos ritt, s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 856-858. – 25-28 da ha‰ du ~ von Purpur an.] Mehr oder weniger selbständige Kommandos hatte Schaff nach der Schlacht bei Wittstock (1636) erhalten; s. Ehren-Gedä¡tni#, Testimonium, Kijv / Lr. – 29-33 dir selber ~ der andren unerwähnt] Vgl. Ehren-Gedä¡tni#, Testimonium, Lr/v: und son‰en die gan”e Zeit dur¡/ seiner wehrender Krieg#-dien‰e/ an allen Plä”en und Oertern/ sein Devoir jede#mahl/ wieder Unsere und de# Rei¡# Feinde/ mit empfangenen A¡tzehen Tödli¡en Sti¡- und S¡üßen dur¡ sein Haubt/ Halß/ Bau¡/ Arm und Bein […] so dap[er | und unverzagt contestirt/ daß sol¡e# zu seinem Jmmerwährenden Lob und Ruhm/ au¡ allen Ritterli¡en Siegliebenden Soldaten zu einem Exempel der Na¡folge/ billi¡ vorgese”t werden kan. – 34f. wie daß du könt‰ ~ der Teuts¡en Herkule#] Woher Birken und seinen Zeitgenossen die Rolandsage bekannt war, wissen wir nicht. Daß seine Quelle das Gedicht des Pfaffen Konrad (s. De Boor. Bd. 1, 1957, S. 240-247) oder die Bearbeitung des Strickers (s. De Boor. Bd. 2, 1957, S. 193) oder gar das 'Karlmeinet' betitelte Epos (s. De Boor. Bd. 3.1, 1964, S. 123-126) gewesen sein könnte, ist unwahrscheinlich. – 36 Ni¡t s¡obe ~ dein Valor.] Vgl. Ehren-Gedä¡tni#, Testimonium, Kijv: daß Er nunmehr über die Drey und Drey‹ig Jahre/ und zwar Er‰li¡ Anno Se¡zehenhundert zwey und zwan”ig unter Unser# Freundli¡en geliebten Herrn Vatter# und Vorfahrer# Kayser# Ferdinandi de# Andern
Gedicht 357, 1673
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Hö¡‰seelig‰er Gedä¡tnu# gewesenem General-Leutenant#/ Johann Ts¡erclae# Grafen von Tylli/ Commando, von dem unter‰en Grad eine# gemeinen Reuter# an/ biß zu iezt-obhabender Obri‰en-Carico, ohne einigen Favor und bloß dur¡ sein eigene Tugend und Für›¡tigkeit/ von einem Befel¡ zum andern begleitet/ und zu seinem Un‰erbli¡en Lob und Ruhm befördert worden. – 37 ein halbe# hundert Jahre.] Vgl. Ehren-Gedä¡tni#, Kijr/v: "Von der Zeit an/ hat Er vieren | auf einander gefolgten Römis¡en Käyßern und Königen/ unau#se”li¡ und effectivè über 50 Jahre lang gedienet". – 38f. au¡, al# ~ zu Feld.] Vgl. Ehren-Gedä¡tni#, Lv: So i‰ au¡ ferner/ zu s¡ri]würdigem Na¡ruhm/ ni¡t zu vers¡weigen/ wie Anno 1664. da der Erbfeind Chri‰li¡en Nahmen# der Tür¿ im Königrei¡ Ungarn eingefallen/ der Seelige Herr General Wa¡tmei‰er/ wiewol Er damahln kein wür¿li¡e# Commando mehr geführet/ sonder zwey Jahre zuvor/ wegen obgehabter großen Kran¿heit/ mit Kayserl. May. allergnädig‰er permission, sein Regiment seinem Chri‰-Leutenant Chri‰oph von Zei‹en überla‹en gehabt/ au¡ mit dem Kayserl. Jährli¡en Gnadengeld der 1000 Gulden gar wohl zu Hau# auf seinen Gütern ›¡ aufhalten und in der Ruhe bleiben können/ danno¡ na¡ wieder-erholten Leibe#-Krä[ten/ seine# Herrn Brod/ der Anleitung Ritterli¡en Beru[# und Stande# zu folg/ ni¡t umson‰ e‹en/ no¡ hinter dem Ofen ›”en bleiben wollen. Ma‹en er propriô motû und anfang# ohne Kayserl. Special-Erforderung/ von seinem Hau#wesen zu Habelsee Si¡ erhoben/ na¡ Wien begeben/ und bey dem Hö¡‰löbli¡‰en Kayserl. Geheimmen Krieg#-Raht um Ordre, we‹en Er Si¡ verhalten solte/ Si¡ aller unterthänig‰ angemeldet: Wel¡e# dann/ sowohl Jhre Kayserl. May. al# dero Ho¡preißli¡e Genera〈li〉tät/ mit respectivè Kayserl. Gnaden und sonderbarem Wohlgefallen aufgenommen/ Jhn mit zu Feld ges¡i¿et/ und auf Seine allerunterthänig‰-getreue Rahts¡läge und Dien‰e ›¡ allerding# fe‰igli¡ verla‹en. – 39f. Ein junger Musulmann ~ Siegen kan.] Vgl. Ehren-Gedä¡tni#, Lv/Lijr: Wie er dann/ ni¡t allein bey der Generalität ›¡ treuei‹ig aufgehalten/ mit Raht und That/ bevorab in dem Haubttre[en vor St. Gotthardt/ ›¡ allerunterthänig‰ bezeuget; sondern au¡ vorher/ ehe da# Haubt-Tre[en erfolget/ und al# Er in einer Cavalcade mit commendiret gewesen/ ohne einigen Secun〈dan〉ten/ mit einem vornehmen Tür¿en angebunden/ denselben/ in conspectu vieler | Freund- und Feinde#-Völ¿er/ dur¡ zween S¡uß und einen Stoß/ Ritterli¡ erleget/ hingegen von ihme/ na¡ einem FehlS¡uß/ dur¡ de‹en geführten Ballas¡/ zween Hiebe/ einen auf die A¡sel/ den andern in die Seite/ au#ge‰anden und empfangen/ da der er‰e Hieb zwar no¡ erträgli¡/ der ander aber an der Seite sehr gefährli¡ angese”et; au¡ von diesem seinem Feind/ der ein exercirter/ Streitbarer/ Junger ‰ar¿er Mann gewesen/ ni¡t abgela‹en/ biß Er Jhn überwunden/ und Todt vor ›¡ auf der Erden gesehen/ und also dißmahl die lezte Felds¡la¡t/ dur¡ Gotte# sonderbare Gnade/ über‰ritten. – 53 du frommer Josua!] Josua ist im Num und Jos als die dominierende Gestalt der israelitischen Landnahme dargestellt (s. Schmoldt, 1990, S. 133). Da hier von 'Wundern' die Rede ist, soll wohl an den Fall der Mauern von Jericho (Jos 6) und an das Sonnen- und Mondwunder beim Krieg gegen die Ka-
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naaniterkönige (Jos 10) erinnert werden. – 55-60 Wa# soll man sagen mehr? ~ auf den Weg der Todte# na¡t gebra¡t.] Vgl. Ehren-Gedä¡tni#, Mr/v: Wa# nun le”li¡ seine Kran¿heit und Leben#-Ende betri[t/ so hat der Seelige Herr General Wa¡tmei‰er/ am 15 Octobr. n䡉hin/ auf empfangenen Gnädig‰en Special-Befehl/ in angelegenen Verri¡tungen/ ›¡ eilfärtig na¡ Bayreuth verfügen sollen: wel¡em Gehorsam‰ na¡zukommen/ Er um 4. Uhr aufzuseyn ›¡ re-| solviret. Und ob s¡on de‹en Ehelieb‰e Jhn von sol¡er allzufrühen Reise abhalten wollen/ und/ weil e# ‰o¿n‰er war/ au¡ die Na¡t ni¡t Jederman# Freund i‰/ sol¡e biß zu anbre¡endem Tag zuvers¡ieben/ sehr ehentli¡ gebetten/ hat Sie do¡ ni¡t# au#zuri¡ten vermo¡t: sondern von dem Seeligen Herrn/ wiedaß Er glei¡ wie Seinen Allergnädig‰en Kaysern Er treuli¡ gedienet/ und Deren allergnädig‰e Befehle gehorsamli¡‰ zuvollziehen/ leben#lang begierig gewesen/ also au¡ Seiner Ho¡-Für‰l. Dur¡l. sol¡en s¡uldig‰en Gehorsam erweisen wolte/ zur Antwort erhalten. Wie Er nun na¡ seiner Chri‰löbli¡en Gewohnheit/ zu Hau# ei‹ig gebetet/ au¡ GOtt und dem S¡u” der Heil. Engel Si¡ befohlen/ hat Er Si¡ gegen 5. Uhr auf die Reise gema¡t/ und so bald Er/ mit bey Si¡ gehabten Leuten/ au# dem Thor gekommen/ die zwey Morgenlieder/ J¡ dank dir lieber Herre/ und/ Au# meine# Her”en# Grunde/ von Anfang biß zu Ende gesungen. Mitlerweil war e# no¡ immer Fin‰er/ und der Weg zu Reiten sehr s¡mal: daher Er/ dur¡ einen Fall in dem holen Weg/ leider! so verunglü¿et/ daß man sehr viel Wunden und S¡äden/ am Kopf und Hal#/ ohne wa# etwan im Leibe verquets¡et gewesen/ verbinden/ und Er demna¡/ wie lei¡t zu erme‹en/ unüberwindli¡en S¡mer”en leiden mü‹en. Und obwohl diese Wunden und S¡äden fa‰ alle tödli¡/ so ›nd do¡ die Wege de# Herrn so gesegnet gewesen/ daß dur¡ de‹en sonderbare Barmher”igkeit/ der Seelige Herr General-Wa¡tmei‰er wieder lebendig na¡ Hau# gebra¡t worden/ und bey gutem Ver‰and verblieben. Die Erzählung des offenbar qualvollen Sterbens erstreckt sich, höchsterbaulich gedeutet, über anderthalb Seiten (Mv/Mijr). – 58f. dem großen Chri‰ian ~ dur¡ Helden muth begint] Markgraf Christian Ernst war seit 1664 Oberst des fränkischen Kreises. 1672 unterstützte er als einziger Reichsfürst den Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg gegen die Franzosen und beteiligte sich 1673 am Feldzug der Reichstruppen; s. ADB. Bd. 4 (1876), S. 159-162 (Th. Hirsch), hier S. 160.
Text 358: Auf Herrn Obri‰en S¡a[# Wappen. 238(korrekt 237)v T2 Herrn] H. – T2 Obri‰en] Obr: – 1 der (2. Position)] Kürzel – 4 Lobru[] ev. Lob ru[ Dieses Epigramm ist zum selben Anlaß entstanden wie das Gedicht Nr. 357. Gedruckt wurde es als Bestandteil eines großformatigen, wohl von Jacob Sandrart gestochenen Kupferblattes, das einigen Exemplaren der Nachrufschrift für Johann Schaff von Habelsee (zu diesem s. zu Gedicht Nr. 357) als zweites Frontispiz vorgebunden ist; s. Stauffer, 2007, S. 822-824; Abbildung bei Paas, 1994, Bd. 2, S. 209, Nr. 610. Das Blatt enthält eine reich verzierte Darstellung des Schaffschen Wappens. Es steht, auf zwei Kugeln an einen Obelisken gelehnt, auf einem gestuften Architekturpodest. Der Obelisk ist an der
Gedichte 358 und 359, 1673 und 1674
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Spitze mit einem Lorbeerkranz gekrönt, der von zwei unterhalb gekreuzten Palmzweigen flankiert wird; unter diesen sind zwei gekreuzte Trompeten angebracht. Links und rechts neben dem Wappen ist jeweils eine Pflanzenranke zu sehen; darüber erhebt sich rechts die Halbfigur des Kriegsgottes Mars mit aufgerichtetem Schwert in der Rechten und links die der ebenfalls behelmten Göttin Pallas mit einer Siegesfahne. Das in vier Felder eingeteilte Wappen zeigt, einander zugewandt, links oben und rechts unten einen aufgerichteten Löwen, rechts oben und links unten, ebenfalls spiegelbildlich angeordnet, einen gepanzerten Arm mit Schwert. Löwe und Schwertarm erscheinen in größererAusführung oberhalb zweier Helme, die an den oberen Ecken des Wappenschildes angebracht sind. Links und rechts auf den unteren Stufen des Podests sind Kriegsgeräte angedeutet. Das Blatt dürfte Birken vorgelegen haben, als er das Epigramm verfaßte. Das Epigramm steht in einem weißen Feld auf dem Podestsockel, ohne Über- und Unterschrift. Es gibt auch keinen Stechervermerk. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es diese Abweichungen: 2 den (2. Position)] dem – 3 nit] ni¡t 1 Der ‰renge Ritter-Arm, der dapfre Löwenmuht] S. o. – 3 Solt ~ bekronen] Hinweis auf den Schaff 1655 verliehenen Adel – 4] Red, Palla#!] Ankündigung der preisenden Bestandteile der Nachrufschrift oder speziell des Gedichtes Nr. 357.
Text 359: An Herrn Daniel von Neuberg etc. Ehren gedi¡t. 238(korrekt 237)v-240(korrekt 239)v T2 etc.] Kürzel mit Punkt – 2 quell] quelle – 4 brunn] brun (ebenso 6, 31, 57, 68 wann – 27 nennte – 56(2x), 71 Sinn – 76 entbrann – 101 bronnen – 102 geronnen) – 5 den] der – 13 ihr] ihn (ebenso 102, 103) – 14 geleert] gelernt – 16 au#ge‰reut,] au#ge‰reut. (ebenso 30 Reimen, – 97 verbunden, –102 geronnen,) – 24 Sommer] Som er – 36 Stirn] durch Überschreibung und Ergänzung aus Hirn – 51 vor] von – 70 Linken] Linden – 75 da#] Kürzel – 80 geno‹in] geno‹en – 86 gerahten] gerahten. – 87 Cepheu#] Cepseu# – 87 blünkt] blu¨ kt – 90 Teuts¡er] Teuts¡en – 95 Mom] Nom – 98 Mecäna#] Mecäne# – 106 au#] # überschrieben – 108 hieset] durch Überschreibung aus hieher – 109 Themi#] Theri# – 124 dank!] k und Rufzeichen verschmiert; undeutlich – 128 seine] seiner Das Gedicht eröffnet die Jahrgangsgruppe 1674 des Gedichte-Buches. Die Jahreszeit-Anspielungen, die es enthält, lassen an Entstehung im Januar 1674 denken. Mit dem Adressaten, dem zu Lebzeiten berühmten, in Sandrarts Academie (Teil II (1675), Buch 3, S. 350f.) ausführlich vorgestellten und sehr gelobten Wachsbossierer Daniel Neuberger (ca. 1620-1674 oder später; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 25 (1931), S. 420f.), der als Ingeniander Mitglied in Johann Rists Elbschwanenorden war, stand Birken laut Tagebuchnotizen und in seinem Archiv erhaltenen Briefen Neubergers von Ende 1667 bis Anfang 1674 in Kontakt. Neuberger war damals in Regensburg wohnhaft. Sein erstes in Birkens Ar-
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chiv erhaltenes Schreiben vom 4.12.1667 (PBlO.C.239.1), das Birken laut Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz (I.325; PBlO.B.2.1.4, 68v) am 6.12.1667 erhalten hat, ist ein Antwortbrief. Es ging um ein von Birken bestelltes Portrait-Medaillon. Am 7.3.1668 erhielt Birken dann laut Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz (I.351; PBlO.B.2.1.4, 76r) ein Schreiben Neubergers vom 6.3.1668 (PBlO.C.329.2), in dem jener um Beratung in einer Rechtssache bat. Birken hat laut Beantwortungsvermerk auf dem Brief und Tagebuchnotiz (I.352; PBlO.B.2.1.4, 76v) am selben Tag geantwortet. In seinem Schreiben vom 2.4.1668 (PBlO.C.239.3), das Birken laut Empfangsvermerk am 5.4.1668 erhalten hat, reagiert Neuberger auf Birkens letztes Schreiben (s. o.) und geht auf die bisher behandelten Gegenstände ein, berichtet aber vor allem über seine achtzehnjährige Tätigkeit am Kaiserhof in Wien. Außerdem erkundigt er sich nach der Nachfolge des im August 1667 verstorbenen Johann Rist im Präsidium des Elbschwanenordens. In seinem Schreiben vom 2.3.1670 (PBlO.C.239.5), das Birken laut Empfangsvermerk am 5.3.1670 erhalten hat – ein Tagebuch für das Jahr 1670 fehlt – setzt Neuberger voraus, Birken wisse von Sebastian Seelmann, der als Silvius II. dem Pegnesischen Blumenorden angehörte (s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 345f.; Jürgensen, 2006, S. 318-325), ebenfalls in Regensburg lebte und mit Neuberger in freundschaftlichem Verkehr stand, von seiner sechsmonatigen Abwesenheit aus Regensburg. Er schickt eine "von permus¡el ges¡nüttne Theti#, oder Wa‹erGöttin" mit. Birken hat laut entsprechendem Vermerk auf dem Brief am 19.3.1670 geantwortet. Er hat bei dieser Gelegenheit Neuberger vom Tod seiner Frau im Februar 1670 benachrichtigt, wie die Konzeptbuchnotiz zu Birkens Schreiben (PBlO.B.5.0.41, 157v) erkennen läßt. Aus Neubergers nächstem Brief vom 14.4.1670 (PBlO.C.239.9), auf dem Birken keinen Empfangsvermerk angebracht hat, geht hervor, daß Birken seinem Antwortschreiben vom 19.3.1670 ein ungebundenes Exemplar des Ehrenspiegels beigefügt hatte. Ein Heft hatte gefehlt; Neuberger bittet um Nachlieferung. Ein in Gold und Jaspis gefaßtes Selbstportrait wird als Briefbeilage genannt. Vier Tage später, am 18.4.1670, hat Neuberger abermals geschrieben: 28. PBlO.C.239.10. Wegen seines Kondolenzgedichtes für Birken, das er Seelmann zur Überprüfung vorgelegt und das dieser gegen Neubergers Intention verändern wollte, war es zum Streit gekommen, der so eskaliert war, daß Seelmann sich weigerte, das im letzten Brief erwähnte Geschenk zu befördern. Neuberger erkundigt sich, ob es, anders versandt, eingetroffen sei. Sein Klaggedi¡t (PBlO.C.156.3) hat er beigefügt: Mütleiden. Alß jener mahler solt mit leben# farben mahlen den Vattern, der Sein sohn zum Todt hinziehen sah, Spra¡ er mit halber Stimm dem todte selb‰en nah: Vnmögli¡ i‰ mir, daß mein pinsel möge ‰rahlen! Drumb ‰ellt er traurig für au[ seinem mahler blatt, ein bloß gemahlte# tu¡, daß keine bildung hatt,
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verhült deß Vatter# haupt: zu zaigen seine quahlen: a¡! Waß Soll i¡ dann nun, ô Wehrter her”en# freindt, für bildnu# ma¡en dir? mein selb‰e# her”e Weint, daß threnen Wangen-ab zahlt ohne zahl der zahlen. ô Grimmer mens¡en feindt! Wie ha‰ du di¡ Verme‹en, Soltu, ô Würger, ni¡t Vers¡onen diesen Mann, zu Rauben Jhm sein her”, so nimmer zu Verge‹en? Kein Farb, no¡ ‰ein no¡ Wa¡# den S¡mer” auß bilden kan! Au# Mitleidendem gemüth klagt diß D. N. Jngeniander. Dieses etwas irreguläre Sonett ist mit leichten Veränderungen des Wortlauts – nicht der Reimfolge – als sechster Bestandteil (S. 395) des Anhangs Beyleid-Stimme | und | Tro‰-Zuru[/ | Vornehmer Patronen | und | wehrter Freunde in der Nachrufschrift für Frau von Birken 1670 gedruckt worden. In dem Brief vom 18.4.1670 legt Neuberger – nach Andeutungen schon im letzten – Birken nahe, Carel von Man28. ders S¡ilder-Boek zu übersetzen. In seinem Schreiben vom 16.6.1670 (PBlO.C.239.4) kommt er abermals darauf zu sprechen und zählt die Potentaten auf, für die er gearbeitet habe und die zum Teil seine Schüler gewesen seien. Birken hat auf alle diese Briefe offenbar nicht geantwortet. Am 14.9.1670 (PBlO.C.239.6) erinnert Neuberger an seinen Brief vom 16.6., der unbeantwortet geblieben war, und an seinen Carel von Manders Werk betreffenden Vorschlag. Nicht ohne Stolz berichtet er von seinen Kontakten zu verschiedenen Höfen. Für den 19.5.1671 verzeichnet das Tagebuch Birkens den Empfang eines Schreibens von Neuberger "cum munusculo" (II.39; PBlO.B.2.1.6, 46(15)r). Es ist der Brief PBlO.C.239.11. vom 15.5.1671. Neuberger kündigt an, er müsse wieder nach Wien reisen, erwähnt die 25 von Birken verzeichnete Beilage, konkretisiert sie aber nicht. Zum 29.7.1671 hat Birken im Tagebuch notiert (II.53; PBlO.B.2.1.6, 51(19)v): "Herrn Ingeniander 1 Exemplar etc. gesendet." Hauptbestandteil der Sendung dürfte die Nachrufschrift gewesen sein. Im zugehörigen Schreiben scheint Birken auf Neubergers Briefe aus dem Jahr 1670 eingegangen zu sein; denn in seinem Schreiben vom 31.7.1671, für dessen Eintreffen keine Tagebuchnotiz existiert (PBlO.C.239.12), dankt Neuberger nicht nur für das kürzlich bei ihm eingetroffene Werk, sondern reagiert auch auf Birkens Bericht über Joachim von Sandrarts Academie-Projekt, der seinen Carel von Manders betreffenden Vorschlag gegenstandslos machte. Zu diesem Brief könnte das inhaltlich nicht sicher zuzuordnende, auf Juli 1671 datierte Blatt PBlO.C.156.1 als Beilage gehört haben. Zum 12.8.1671 enthält Birkens Tagebuch eine Notiz zu einem Schreiben an Neuberger (II.55; PBlO.B.2.1.6, 52(20)v), sicher zu der Antwort Birkens auf den Julibrief. Im Oktober 1673 kam es zu einer persönlichen Begegnung. Zum 7.10. hat Birken im Tagebuch
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notiert (II.243; PBlO.B.2.1.8, 116(23)r): "Herr Jngeniander eingespro¡en cum Fratre." Der Begleiter wird Ferdinand Neuberger gewesen sein, der als Wachsbossierer im Dienst des Markgrafen Johann Friedrich von Brandenburg-Ansbach stand; s. Thieme / Becker. Bd. 25 (1931), S. 403. Mit diesem Bruder ist Birken im August 1677 noch einmal zusammen getroffen, wie eine Tagebuchnotiz zum 2.4.1677 bekundet (II.394; PBlO.B.2.1.2, 174(23)r): "Herr von Neuberger, Für‰li¡er Abgesandter von Bayreuth und Herr Regi‰rator S¡aumann eingespro¡en." Während Neubergers Aufenthalt in Nürnberg 1673 kam es zu einer zweiten Begegnung. Zum 9.10.1673 steht im Tagebuch (II.243; PBlO.B.2.1.8, 116(23)r): "Bey Herrn von Neuberg eingespro¡en. von ihme mit einer Palla# und no¡ einen Stü¿ regulirt worden." Im Brief vom 13.11.1673 (PBlO.C.239.7), den Birken laut entsprechender Tagebuchnotiz am 15.11.1673 erhalten hat (PBlO.B.2.1.8, 118(25)r), dankt Neuberger für ein ihm verehrtes Buch; in dem Schreiben klingt Todessehnsucht an. Zum 22.11.1673 hat Birken die Versendung eines Schreibens an Neuberger notiert, das von der kürzlich erschienenen PEGNESJS und dem Liederbuch Poetis¡er Anda¡t-Klang begleitet war (II.252; PBlO.B.2.1.8, 118(25)v). Der Brief wird Birkens bevorstehende zweite Heirat angekündigt haben. Der letzte dokumentierte Kontakt ist Neubergers Brief vom 27.11.1673 (PBlO. C.238.8), dessen Empfang Birken im Tagebuch für den 29.11. notiert hat (PBlO.B.2.1.8, 119(26)v): "147 Literae von Ingeniander, samt einen s¡önges¡nittenen S¡wan zum Ho¡zeit#ges¡enk." Diese Notiz läßt erkennen, daß das Blatt PBlO.C.156.2 als Beilage zu dem Brief vom 27.11.1673 gehört hat: Neuberger hat es als Rede des Schwans eingerichtet: Auf der Recto-Seite steht der Göttin venus befehl dur¡ Jhren S¡wahnen an Floridan. Auf der Verso-Seite folgt dieses Epigramm: I¡ brünge Floridan die po‰ von meiner Frawen, Wie gerne Sie Vernimb daß er Si¡ la‹e trawen, Sie Selb‰ hatt dise# Spil mit ei## also ges¡ikt Der himmel Saget Ja; daß alle# wohl beglikt. Jngeniander In seinem Brief kündigt Neuberger einen neuerlichen Besuch im Frühjahr an. Ob es dazu gekommen ist, wissen wir nicht, auch nicht, zu welchem Anlaß Anfang 1674 das Gedicht Nr. 359 geschrieben worden und ob es gedruckt worden ist. 1 Clio] Κλειώ, ursprünglich eine Quellnymphe, seit Pindar und Bakchylides Sangesgottheit, gilt seit der späthellenistischen Festlegung der neun Musen auf je spezifische Zuständigkeiten als Muse des
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Heldenlieds, der Rhetorik und der Geschichtsschreibung; s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 233. Wenn Birken sich auf eine der Musen namentlich beruft, ist es meist diese. – 4 Pferde brunn] Die Musenquelle Hippokrene. – 6-8 wann mir ~ mit den Guß.] Daß der Winter eine für Poeten ungünstige Zeit sei (vgl. v. 33-40, 49-56), begegnet in mehreren Gedichten Birkens; vgl. Gedichte Nr. 12, v. 71f.; Nr. 160, v. 17-32, 41-48. Hier wird das Fließen der Musenquelle mit krankheitsbedingten 'Flüssen' kontrastiert. – 9-32 Eh da# rauhe Kind ~ an der klaren Silberut.] Mit der winterlichen Schreibsituation kontrastierende Beschwörung des idyllischen Urplatzes der Nürnberger Hirtendichtung: der von der Pegnitz vor der Stadt gebildeten Halbinsel mit ihrem Baumbestand. Schon im Schäfergedicht von 1644 und vollends in der Fortse”ung der Pegni”-S¡äfery von 1645 hatte sie eine Rolle gespielt, danach in zahlreichen Gedichten Birkens. – 13-16 eh no¡ Jovi# weib ~ au#ge‰reut] Juno / Hera in der Funktion der Frau Holle. – 21-24 dorten pegt i¡ ~ Sommer Bad] S. Gedichte Nr. 70 und Nr. 92 in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1, S. 137-139, 173-187; 563f., 586-592). – 25-32 damal# amten meine Gei‰er ~ an der klaren Silberut.] Rückblick wohl nicht auf das Frühjahr und den Sommer 1673, wie nach Str. 2 zu erwarten wäre, sondern auf die glückliche Zeit der Silvia-Gedichte der frühen fünfziger Jahre, s. Gedichte Nr. 65-92 in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1, S. 132-187; 558-592). – 33-40 Jezund i‰ mein Gei‰ erfrohren ~ zwis¡en Wänden ie‰ kein Reim.] S. zu v. 6-8. – 47 Floge nur] Ev. Textverderbnis. – 57-64 Do¡, wann Claro# i‰ gefrohren ~ wärmet un# da# Kelter-blut.] Das inspirationsfördernde Vermögen des Weines spielt in vielen Gedichten Birkens, in einigen seiner Coronatsurkunden-Entwürfe und in seiner Poetik eine Rolle; Nachweise erübrigen sich. – 65-72 Jung! wa# ‰eh‰ du, ~ nimet iezt die Nä‹e hin.] Die Strophe gehört in die riesige Rezeptionsgeschichte des Opitzschen Liedes "J¡ empnde fa‰ ein grawen"; s. zu Gedicht Nr. 160, v. 57f. – 84f. wie o] eure kün‰lerhand | pegt zu laben die Magnaten] Vgl. Academie, Teil II (1675), Buch 3, S. 351: Wegen wel¡er großen Gaben dann ihme Ferdinandus der dritte/ Römis¡er in Gott ho¡seelig‰ gesegneter Käyser/ viel Gnaden erwiesen/ und au¡ hö¡li¡ denselben remuneriret/ von seinen Werken aber sonderbare Kleinodien in seiner herrli¡en S¡a” kammer aufbehalten […]/ so er fa‰ von allen hohen Potentaten unser# Teuts¡land#/ (so ihne/ wegen seiner raren Wißens¡a] und au¡ sonderbaren Höi¡- und Annehmli¡keit/ sehr geliebt/ und außer seine# Thun# zu viel andern Ges¡ä]en gebrau¡t) überkommen/ gnugsame Zeugnu# geben kunnen. Son‰en aber i‰ er in kleinen von Wa¡# gebildeten Hi‰orien/ sehr gut gewesen/ weßwegen au¡ Jhro Käyserli¡e Maje‰ät/ wie au¡ andere Churfür‰en und Potentaten mehr/ diese Wißens¡a] zu begrei[en/ seine Lehrlinge und S¡olaren worden ›nd. Die Art, in der an dieser Stelle von Neuberger die Rede ist, läßt darauf schließen, daß er spätestens Anfang 1675 gestorben sein muß. – 87f. an da# ort ~ Sebel inkt] Der Himmel bzw. die Ewigkeit ist durch Nennung der beiden Sternbilder gemeint. – 87 Cepheu#] König in Äthiopien, Gemahl der Cassiope, Vater der Andromeda, Schwiegervater des Perseus; mit diesen unter die Gestirne des nördlichen
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Himmels versetzt; s. Ovid, Metamorphosen 4, v. 738; Georges, 1959, Bd. 1, Sp. 1082. – 89-91 Unsren Caesar s¡on den Zweyten ~ können leiten] Wenn Neuberger 1673 nach Wien geladen wurde (s. o.), so geschah das während der Herrschaft Leopolds I. – 93f. Cur- und andre ~ kün‰e-keyser] S. o.; s. zu v. 84f. – 95 Mom] Gemeint ist die unter dem Namen Μῶµος personifizierte Tadelsucht; s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 1404; s. zu Gedicht Nr. 10, v. 7. – 98-104 weil ihr ihr Mecäna# seit ~ redli¡ meint] Offenbar hatte sich Neuberger auch als Förderer der Künste und Wissenschaften profiliert. – 109-112 Themi# ~ augen füllt.] S. o. – 113-116 Jüng‰hin ~ Floridan.] S. o. – 120 Eurer Venu#] Offenbar war Neuberger verheiratet. – 125 kehre mit dem Frühling wieder] Reaktion auf Neubergers Besuchsankündigung in seinem Brief vom 27.11.1673.
Text 360: Zu Herrn Severin Heinri¡# Papierma¡er# in Preußen Bildni#. 141v T1 CCCLX.] CCCLX – T2 Herrn] H. (ebenso 1) – T2 Severin] verschmiert; ev. Sevrin – T2f. Papierma-| ¡er#] verschmiert – T3 Preußen] Preuß und etc.-Kürzel – T3 Bildni#] verschmiert – 1 Sevrin] durch Streichung aus S¡ewerin – 1 Heinri¡# Bild:] quer zur Hauptbeschriftung links auf dem Rand; Einfügungszeichen davor und in der Zeile + – 3 berathen] berath und etc.-Kürzel Die Überschrift gilt auch für die Epigramme Nr. 361 und 362, die eigentlich keine eigene Stückzählung haben sollten; vgl. die Gedichtgruppen Nr. 336 und Nr. 352. Die drei Epigramme gelten dem ostpreußischen Papiermacher Severin Heinrich (1600-1673). In Auftrag gegeben waren sie sicher von dessen gleichnamigem Sohn, ebenfalls Papiermacher, dessen Lebensdaten unbekannt sind. Severin Heinrich der Jüngere war im Oktober 1668 nach Nürnberg gekommen, um dort die Witwe des am 20.4.1668 verstorbenen Papiermachers Paul Mörl zu heiraten; s. Brief Nr. 23, Z. 3-6, im BirkenKempe-Briefwechsel (WuK. Bd. 13.1, S. 66), und die zugehörige Kommentierung (ebd., S. 521f.). Durch diese Eheschließung übernahm Heinrich die Papiermühlen zu Röthenbach an der Pegnitz und in Mögeldorf sowie die Weidenmühle bei Nürnberg. Die beiden ersten mußte er später wegen hoher Schulden verkaufen. 1683 wurde auch die Weidenmühle versteigert; s. Sporhan-Krempel, 1967, S. 732 und 736f. Daß Birken mit Severin Heinrich dem Jüngeren in Kontakt stand, belegen verschiedene Notizen in den Tagebuchjahrgängen 1673 und 1676 (s. zu den Gedichten Nr. 220 und Nr. 237 (v. 15) in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1, S. 833, 873; s. auch zu den Texten Nr. 3 und Nr. 5 (Briefteil, Z. 2-4) im Birken-Kongehl-Briefwechsel (WuK. Bd. 13.1, S. 906f., 911). Wohl in großer zeitlicher Nähe zu den drei Epigrammen, ebenfalls Anfang 1674, hat Birken ein längeres Nachrufgedicht auf Severin Heinrich den Älteren verfaßt. Es steht in der Sammlung Todten-Andenken (WuK. Bd. 5) als Text Nr. 282, S. 387-389; 938f.). Sicher lag auch hier ein Auftrag des Sohnes zugrunde. Den älteren Severin Heinrich hat Birken schwerlich persönlich kennen gelernt. Ein Portraitdruck mit dem Epigramm Nr. 360 ist nicht nachgewiesen.
Gedichte 360, 361, 362 und 363, 1674
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4 Jn Verse, die er liebt] Severin Heinrich der Ältere scheint ein Liebhaber der Poesie gewesen zu sein; s. zu Gedicht Nr. 361, v. 2, Nr. 362, v. 2.
Text 361: "Ein redli¡-teuts¡e# Herz, ein Preise#-wehrter Preuß". 141v T1 CCCLXI.] CCCLXI – 1 Preise#] Endungs-# ursprünglichem Wortausgang überschrieben, dessen Rest ungetilgt – 1 wehrter] mit -er-Schlaufe; ebenso 2 di¡ter – 2 verlebter – 2 Grei#] Geiß – 3 Herrn] H.n – 3 zeigen.] zeigen_ – 4 sein] fein – 4 ni¡t] n (n überschrieben) S. zu Gedicht Nr. 360. Ein Portraitdruck mit diesem Epigramm ist nicht nachgewiesen. 2 ein treuer di¡ter freund] S. zu Gedicht Nr. 360, v. 4.
Text 362: "Wa# wär Kun‰, ohn Papier? diß gab unß diese hand." 141v T1 CCCLXII.] CCCLXII – 1 wär] über r Umlautzeichen gestrichen – 2 Stirn] durch Streichung aus Stiern – 2 au¡] a. – 2 ver‰and] mit -er-Schlaufe – 3 da#] Kürzel – 4 Herr] H. S. zu Gedicht Nr. 360. Dieses Epigramm ist unter zwei Varianten eines von Jacob von Sandrart gestochenen Portraitdruck sowie einem von Jacob Christoph Böcklin nachgestochenen gedruckt; s. Stauffer, 2007, S. 861-864 (mit falscher Datierung: "zwischen dem 7. und 11. November" 1673); zu Böcklin s. Thieme / Becker. Bd. 4 (1910), S. 186. Die zweite Sandrartsche Variante unterscheidet sich von der ersten nur dadurch, daß oben rechts im Bildfeld Geburts- und Todesjahr Severin Heinrichs angegeben sind. In Böcklins Nachstich stehen die Daten links oben. Die beiden Sandrartschen Varianten sind als Einzelblätter überliefert, die Böcklinsche auch in Michael Kongehls Sammlung Immergrünender Cypre‹en-Hayn von 1694, nach S. 238. Alle drei Varianten sind bei Paas, 1988, S. 391, 393 und 395 (Nr. 195, 196 und 197) wiedergegeben. Der in allen drei Drucken identische Gedichttext ist unterzeichnet: "Zu wolverdientem EhrenRuhm s¡riebe e# | Sigmund von Birken Com: Pal: Caes:" Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, gibt es diese Abweichung: 2 die du hier ›h‰] die man hier ›ht 2 au¡ hatte Kun‰-ver‰and] S. zu Gedicht Nr. 360, v. 4.
Text 363: Zu Herrn Magi‰er Johann Jacob Seypel# Gei‰li¡en Seelhirten# vnd Jungfrau Dorothea Barbara Omei›n Ho¡zeit. 141v-142v
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Apparate und Kommentare
T1 CCCLXIII.] CCCLXIII – T2 Herrn] H. – T2 Magi‰er] M. – T2 Johann] Joh. – T2 Gei‰li¡en] Gei‰ und etc-Kürzel mit Punkt – T3 Seelhirten#] Seelhirten#. (r überschrieben) – T3 vnd] v. – T3 Jungfrau] Jf. – T3 Dorothea] Doroth. – 1 Omeißhaufen] beide Wortteile nachträglich verbunden; ebenso bei 3 Sie¡tum – 11 al#dan – 2 da#] Kürzel; ebenso 18 daß – 3 Sie¡tum] e oberhalb der Zeile – 7 Wann] Wan – 7 Ehr,] Ehr,. (E überschrieben) – 9 Sommer#] Som er# (ebenso 23 Sommer) – 15 dem] m überschrieben – 15 gefället] f überschrieben – 26 da¡t] d überschrieben – 27 Sü‹e] durch Überschreibung aus Seim – 27 ‰e¿et] durch Streichung aus ge‰e¿et – 29 ihr] davor ein Buchstabe gestrichen – 32 Aiacu#] i überschrieben; c am ehesten als l lesbar – 33 Land] L überschrieben – 36 wa#] # überschrieben – 41 daß] aus da#-Kürzel; a überschrieben – A1 *Prov. 31.15.] rechts unter v. 6 Das Gedicht entstand anläßlich der Hochzeit des Nürnberger Theologen Johann Jacob Seypel (16411705; zu ihm s. Will. Bd. 3 (1757), S. 697-699; Simon, 1965, S. 216f.) mit Dorothea Barbara Omeis, einer Tochter des Diakons Johann Heinrich Omeis (1610-1663; zu ihm s. Will. Bd. 3 (1757), S. 77f.; Simon, 1965, S. 162) und Schwester des Pegnitzschäfers Magnus Daniel Omeis, am 15.7.1674. Seypel war Sohn eines Nürnberger Barbiers und Wundarztes, hatte in Altdorf, Jena, Wittenberg und Helmstedt studiert und war nach einigen Vicariaten 1674 ordiniert und zum Diakon an der Heiliggeistkirche bestellt worden. 1678 wurde er Diakon an St. Lorenz und 1697 Schaffer ebendort. Dorothea Barbara Omeis starb 1694; die Ehe war kinderlos geblieben. Seypel hat nach dem Tod seiner ersten Frau noch zweimal geheiratet; eine Tochter hat ihn überlebt. Birkens Gedicht wird kurz vor dem Hochzeitstermin entstanden sein. Gedruckt wurde es in diesem Sammelgratulatorium: Myrtenkränze/ | Dem Preißwürdigen | Peleu# | und der Tugendzierli¡‰en | Dorili#/ | an dero erfreuli¡em | Trauung#fe‰ | gewunden | von | Etli¡en Mitgliedern der Löbl. Blum-|genoßs¡a[t an der Pegni”. | Gedru¿t im 1674. Heyl-Jahr (s. Stauffer, 2007, S. 879f.). Birkens Gedicht steht an erster Stelle (Aijr/v), trägt keine Überschrift und ist mit "Floridan." unterzeichnet. Die folgenden Beiträge stammen von Myrtillus / Martin Limburger, Periander / Carl Friedrich Lochner, Palaemon / Johann Gabriel Majer, Ferrando / Johann Ludwig Faber, Filemon / David Nerreter, Polyanthus / Johann Leonhard Stöberlein, Poliander / Andreas Ingolstetter, Damon / Magnus Daniel Omeis, und Rosidan / Johann Geuder. Im Druck sind die Strophen nicht gezählt und nicht durch Spatien voneinander abgegrenzt. Nur die Anfangsverse sind jeweils eingezogen. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, diese Abweichungen: 2-4 da# Gehirn ~ du bi‰ klein:] Wegen der Ausführung des ersten Buchstabens von v. 1 sind v. 2-4 stark eingezogen – 5 weisen] Wei‹en – 6 der] dem – 6 heißen.] rechts gegenüber auf dem Rand: Prov. 31.25. – 8 den] die – 13 ‰ellet] rechts gegenüber auf dem Rand Prov. 6. 6 – 32 Aiacu#] Aeacu# – 32f. Aiacu#] rechts gegenüber auf dem Rand "Ovid. Me-|tam. I. 7. | fab. 26." – 39 viel] wil 1-3 Jüng‰ i¡ gieng ~ Sie¡tum-laufen.] Andeutung eines kontemplativen Besuchs, bei dem die Betrachtung des Verhaltens der Ameisen den Kopf freimachen sollte. Vielleicht hatte Birken aber auch die me-
Gedichte 363 und 364, 1674
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dizinische Praxis des 'Ameisenbades' im Sinn; s. Meyer's neues Konversations-Lexikon, zweite Auflage. Bd. 1 (1861), S. 613. Zur Zubereitung und zur Anwendung bzw. Wirkung von Ameisenöl und Ameisenwasser s. Zedler. Bd. 25 (1740), Sp. 651; Bd. 53 (1747), Sp. 125. – 4-6 Völklein ~ heißen.*] Zitatnahe Anspielung auf Spr 30.24f. – 7-10 Wann der Ae¿er Ehr ~ der braunen Filli# warm:] Anspielung auf die Jahreszeit der Hochzeit; vgl. auch v. 23f. – 11f. al#dan ~ am Eise] Spiel mit dem Familiennamen der Braut; Erinnerung an die Fabel von der Grille und der Ameise; vgl. auch v. 17f. – 13-18 Billig Salomo ~ habe morgen.] S. zu v. 4-6; vgl. Spr 6.6; 10.5. – 20 Callicrat] Die Lakedämonier Kallikrates und Myrmekides waren berühmt wegen ihrer Kleinplastiken; die Zeit ihrer Tätigkeit ist unsicher; s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 72. – 27 Peleu#] Von seinem Familiennamen abgeleitete Benennung des Bräutigams in diesem Gedicht wie im Titel des Sammelgratulatoriums. – 28 ô Seim] Anagrammatische Versetzung des Familiennamens der Braut. – 31 Dorili#] Vom ersten Vornamen der Braut abgeleitete Benennung für diese in diesem Gedicht und im Titel des Sammelgratulatoriums. – 32-35 Peleu# Vattern ~ zu rennen:] 'Dem Vater des Peleus, Aiacus, mußte, als sein Land ausgestorben war, vom Ameisenhaufen her eine neue Welt zurennen.' Da Aiakos einsam auf einer Insel lebte, die von einer Seuche entvölkert worden war, schuf Zeus auf seine Bitte hin Ameisen, µύρµηκες, zu Menschen um, die Aiakos und die Späteren Myrmidonen nannten; s. Ovid, Metamorphosen 7, v. 520-632; vgl. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 152. – 37 Myrmidonen] S. zu v. 32-35. – 39 Pan] Von Birken in bukolisch geprägten Gedichten häufig verwendete Benennung Gottes. Zu deren Legitimierung s. Berns, 1991; Laufhütte, 1997, S. 304-306; abermals 2007, S. 397-399.
Text 364: Auf Herrn Johann Georg Frideri¡ Ba¡mair# zu Giengen mit Jungfrau Anna Chri‰ina Zats¡in ho¡zeit. 142v/143r T1 CCCLXIV.] CCCLXIV – T2 Herrn] H. – T2 Johann] Joh. – T2 Ba¡mair#] Ba¡mari# – T3 Jungfrau] Jf. – 2 nimmer] nim er (ebenso 7 Sommer) – 3 wo] o überschrieben – 9 höht] ö überschrieben – 15 Eur] r überschrieben – 17 s¡enket] über dem ersten e ein funktionsloser senkrechter Strich – 17 Wuns¡] durch Streichung aus Wunts¡ – 17 in# hau#] kein Wortabstand – 18 au#.] au#? – 20 sehn] durch undeutliche Überschreibung aus sehen – 23 Reben] b aus h oder g überschrieben – 24 Kleeblat] Klebblat Birken hat dieses Gedicht sicher in Reaktion auf die Einladung (vom 15.10.1674) des Giengener Apothekers Johann Georg Friedrich Bachmaier zur Hochzeit mit Anna Christina Zorsch, einer Tochter des damals schon verstorbenen Krämers und Beisitzers am Stadtgericht zu Nördlingen, Ruland Zorsch, verfaßt. Er hat den Hochzeitsbrief (PBlO.C.11.5) laut entsprechenden Vermerken am 17.10.1674 erhalten und am 24.10.1674 beantwortet. Die Hochzeit sollte am 3.11.1674 stattfinden. Ursprünglich hatte es geheißen "uf Martini den 11 Novembris"; dann wurde "11" gestrichen und dahinter "3" eingesetzt; "uf Martini" sieht eher unter- als gestrichen aus. Birkens Gedicht könnte mit seiner Antwort vom
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24.10.1674 nach Giengen gelangt sein. Mit Birkens Antwort wurden auch Exemplare des 1674 erschienenen Werkes Himmlis¡e# Kleeblat und der 1673 erschienenen PEGNESJS versandt; Martin Leger hatte in einem Postscriptum zu Bachmaiers Brief um jene und um Gratulatorien zu Birkens Hochzeit gebeten. Bachmaier hatte schon länger in Kontakt mit Birken gestanden. Begonnen hatte es mit einer über den Nürnberger Notar Johann Scheele an Birken gerichteten Anfrage, wie aus einer Tagebuchnotiz zum 8.12.1672 hervorgeht (II.162; PBlO.B.2.1.7, 91(29)r): "Herr S¡eele wegen Wappenbrief Ba¡maier# eingespro¡en." Die Anregung zu dieser Aktion könnte von dem ehemals Heidenheimer, dann Gienger Präzeptor Martin Leger ausgegangen sein, der mit Bachmaier befreundet war und dem Birken im November 1671 einen Wappenbrief ausgestellt hatte; s. PBlO.A.1, 30v. Einige Briefe Legers an Birken sind in dessen Archiv erhalten: PBlO.C.197.1-5. Der Notar Scheele muß Birken auch schon Unterlagen zur Verfügung gestellt haben; denn zum 11.2.1673 hat Birken im Tagebuch notiert (II.182; PBlO.B.2.1.8, 98(5)v): "Für Herrn Ba¡mairn Wappenbrief concipirt." Am 15.2.1673 heißt es dann (II.183; PBlO.B.2.1.8, 99(6)r): "Memorial zum Wappenbrief na¡ Giengen, so Herr S¡eele heut fortgesendet." Auf die Vorlage des Wappenbriefentwurfs reagierte Bachmaier mit einem Dankesbrief und einem Geldgeschenk, wie eine Tagebuchnotiz Birkens zum 26.3.1673 ausweist (II.193; PBlO.B.2.1.8, 102(9)r): "45 Literae von Herrn Ba¡maiern cum 10 Talern pro Insignibus." Auch dieser Brief ist erhalten: PBlO. C.11.1. Zum 7.6.1673 verzeichnet Birken im Tagebuch abermals den Empfang eines Schreibens von Bachmaier mit einem Geldgeschenk (II.211; PBlO.B.2.1.8, 107(14)v): "78 Literae von Herrn Ba¡mairn samt 1 Rei¡#taler.": PBlO.C.11.2. Bachmaier bedankt sich für die inzwischen ihm zugesandte endgültige Ausfertigung des Dokuments, das in Birkens Verzeichnis seiner Amtshandlungen als Comes Palatinus (PBlO.A.1, 30v) auf den 17.2.1673 datiert ist. Am 17.11.1673 hat Bachmaier abermals geschrieben: PBlO.C.11.3. Birkens Empfangsvermerk und eine Tagebuchnotiz bestätigen den Empfang am 21.11.1673 (II.252; PBlO.B.2.1.8, 118(25)v): "139 Literae von Herrn Ba¡mair, samt Silbern Lö[el." Das war ein Gegengeschenk für das Todten-Andenken, das Birken mit seinem letzten Brief mitgeschickt hatte. Bachmaier sandte mit diesem Schreiben das Buch zurück und bat um eine Signierung. Birken reagierte laut Beantwortungsvermerk und Tagebuchnotiz gleich am nächsten Tag (ebd.; ebd.): "119 an Herrn Ba¡mair samt 3 Pegne›# und 3 Anda¡tklang: 2 vor Herrn Legern." Dem Hochzeitsbrief PBlO.C.11.5 (s. o.) war auch noch Bachmaiers Schreiben vom 16.8.1674 voraufgegangen, das Birken laut entsprechendem Vermerk am 28.8.1674 erhalten hatte: PBlO.C.11.4. In ihm entschuldigt Bachmaier sich für sein langes Schweigen, das durch den Tod mehrerer Kinder und seiner Frau bewirkt worden sei, und bedankt sich, "Weiln Ewer Excellenz großgün‰ig beliebig gewesen, gegen so geringen Mi¡, so sonderbahr; Wegen Meiner Ehelieb‰en Seeligen vnders¡iedli¡e Rhythmos zu hohen Ehren andenken bewürdiget, vnd dur¡ Herrn Legern vbersandt hat". Bachmaier meint das Gedicht Nr. 284 in der Sammlung S. v. B. TodtenAndenken und Himmel#-Gedanken (WuK. Bd. 5, S. 391-393, 941f.), das zusammen mit der Leichpredigt auf Sabina Bachmaier, geb. Schmid (1632-1674) – sie war am 18.6.1674 gestorben – gedruckt worden
Gedichte 364 und 365, 1674 und 1675
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ist; s. Stauffer, 2007, S. 877-879. Auch mit diesem Schreiben hatte Bachmaier ein Präsent mitgeschickt: "Vnd Weilen Ewer Excellenz alß Mein hö¡‰ geEhrter herr, Alt- S¡wa¡- vnd bawfällig werden, Alß Vbersende hiebey ein geringe# S¡ä¡telin, mit Stär¿enden Haupt- und Magen Strübzlen auß guter wohlMeinender affection". Mit dem Hochzeitsbrief und Birkens Reaktion darauf brach der Kontakt nicht ab. Zum 30.5.1675 hat Birken im Tagebuch festgehalten (II.282; PBlO.B.2.1.9, 128(7)r): "49 Brief von Herrn Ba¡mair, samt den Lei¡- und Ho¡zeitCarmen und KrübenS¡a¡tel." Das ist der Brief PBlO.C.11.6, in dem allerdings nur die Leichpredigt als Beilage erwähnt wird und die "KrübenS¡a¡tel" als "ein gering S¡ä¡telein mit haupt- und Magen Stär¿henden Morsellen" erscheint. Die noch folgenden Tagebuchnotizen aus den Jahren 1677 und 1678, in denen Bachmaier genannt wird, und die beiden noch in Birkens Archiv erhaltenen Briefe, PBlO.C.11.7 und 11.8, lassen erkennen, daß Ende April 1677 eine Tochter Catharina Barbara geboren worden war, für die Birken zum Taufpaten erbeten wurde, und daß er der Bitte entsprochen hat, daß Bachmaier weiterhin mit Büchern beliefert wurde und Birken im Gegenzug 'stärkende' Süßigkeiten erhielt. Von dem in der Tagebuchnotiz zum 30.5.1675 erwähnten Gratulatorium mit Birkens Gedicht hat sich in seinem Nachlaß kein Exemplar erhalten; auch sonst ist keines nachgewiesen. Birkens Schreiber ist in der Gedichtüberschrift beim Familiennamen der Braut ein Lesefehler unterlaufen. 1-4 Den grünen Klee ~ graue# Rei[en.] Vgl. v. 14; Anspielung auf die Jahreszeit der Hochzeit. – 5-8 Ein Kleeblat no¡ ~ herrli¡ thronet.] Diese Bildrede gilt der verstorbenen ersten Frau Bachmaiers. – 20 Ein Kleeblat ~ in dreyen.] Der in Epithalamien übliche Wunsch baldigen Kindersegens.
Text 365: Zu Herrn Johann Chri‰of Lobherrn S¡ul-Collegae und Jungfrauen Magdalenae Vrsulae Vöglin Ho¡zeit. Madrigal. 143r/v T1 CCCLXV.] CCCLXV – T2 Zu] nachträglich oberhalb vorgefügt – T2 Herrn] H. (ebenso 1) – T2 Johann] Joh. – T2 und] u. – T3 Jungfrauen] Jf. – T3 Magdalenae] Magd. – T3 Vrsulae] Vrsurlae – T3 Ho¡zeit.] Ho¡zeit – 3 soll] s aus S überschrieben – 3 Filomel] F überschrieben – 6 Kammer] Kam er (ebenso 9, 13 Sommer) – 10 laben] a überschrieben – 11 dann] dan (ebenso 15 Wann) – 15 da#] Kürzel – 19 vnd] v . Abermals ein unter fremdem Namen veröffentlichtes Gedicht. Daß die Manuskriptfassung in der Sammlung die Jahrgangsgruppe 1675 eröffnet, dürfte sich dem Zeitpunkt seiner Entstehung – Anfang 1675 – verdanken. Der Anlaß, auf den es sich bezieht, war jedoch eine Hochzeit am 16.11.1674. Der Bräutigam, der Nürnberger Schulmann Johann Christoph Lobherr (1643-1688; zu ihm s. Will. Bd. 2 (1756), S. 476f.), war Sohn eines gleichnamigen, schon 1652 verstorbenen Pfarrers; s. Simon, 1965, S. 1667. Er hatte nach dem Besuch des Gymnasiums und des Auditoriums in Nürnberg vier Jahre lang in
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Altdorf studiert und hielt sich danach zwei weitere Jahre als Privatinformator einer Standesperson dort und abermals zwei Jahre an der Universität Straßburg auf. Nach der Heimkehr fungierte er einige Zeit als Vikar eines kränklichen Predigers. 1674 schließlich wurde er zum Lehrer an der Lorenzer Schule bestellt, woraufhin er heiratete. Seit 1680 war er Conrector an dieser Schule. Ein Sohn namens Johann Conrad war später ebenfalls Lehrer an der Lorenzer Schule. Im Tagebuch des Jahres 1672 hat Birken zwei Begegnungen mit einem Herrn Lobherr verzeichnet: 17.8.1672 (II.139; PBlO.B.2.1.7, 83(21)v): "Fel#e¿er und Lobherr eingespro¡en."; 21.8.1672 (II.140; PBlO.B.2.1.7, 84(22)r): "Jn Stöberlein# Garten mit Fel#e¿er, Omei#, Sexto, Lobherrn und Lehnern gekegelt 3 Kreuzer." Man darf vermuten, daß diese Notizen Johann Christoph Lobherr betreffen. Ganz abwegig ist Stauffers, 2007, S. 886f., Behauptung, bei der Hochzeit am 16.11.1674 habe es sich um Lobherrs zweite Heirat gehandelt; seine erste Frau Rosina sei sieben Jahre zuvor gestorben. Johann Gabriel Majers Kondolenzschrift, auf die Stauffer sich bezieht, galt der Mutter Johann Christoph Lobherrs, Clara Rosina, geb. Mastel, die am 10.5.1667 gestorben war; s. Simon, 1965, S. 131. Birkens Gedicht ist als Beitrag des Pegnitzschäfers Polyanthus / Johann Leonhard Stöberlein in einem Sammelgratulatorium gedruckt worden: HYMENAEO | Clarissimi et Doctissimi VIRI, | DN. IOH. CHRI-|STOPHORI LOBHERRI, | Scholae Laurentianae Col-|legae dignissimi, | & | Lectissimae Virgini〈s〉, | MAGDALENAE | URSVLAE, | Integerrimi Viri | THOMAE VOGELII, | Civis Noribergensis, & fili aurei | aequè ac argentei artificis | 16. Novembr. solemniter celebrato, | fausti ominis ergò | applaudebant | NORIBERGAE. | ANNO cI Ic LXXIV. (s. Stauffer, 2007, S. 886f.). In dem aus zwei Doppelblättern (acht Seiten) bestehenden Heft steht es als sechster gezählter Beitrag auf S. [6]f. Die Zeilen T1-3 des Manuskripts fehlen. Über der Überschrift steht das Trinitätszeichen m! Unterzeichnet ist das Gedicht so: "So wünds¡et und be›nget diesen | Fang | Polyanthu#." Außer v. 2, der wegen größerer Ausführung des Anfangsbuchstabens von v. 1 eingezogen ist, stehen im Druck alle Verse linksbündig. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, diese Abweichungen: 8 an] am – 10 ihn, ie”t im winter, laben] Jhm/ au¡ im Winter leben – 15 da# Lü[te-Psalter Chor dur¡gehe] den Lu[t Poeten-Ehr dur¡geh' –. In eigenem Namen hat Birken ebenfalls einen Beitrag geliefert. Er steht im Druck wie in allen Casualia, an welchen er als Ordenspräses beteiligt war, an erster Stelle, auf S. [2]. Eine Manuskriptfassung enthält, als vorletzten Bestandteil der Jahrgangsgruppe 1674, das Konzeptheft PBlO.B.5.0.27 (zu diesem s. zu Gedicht Nr. 60), 134(6)v. Sie wird hier wiedergegeben: Johanni Christophoro Lobherro Scholae Laurentianae apud Noricos Collegae et Margaretae Ursulae Vogeliae Novis Nuptis. Tristia vix laetis respondent. Carmen ab aegra nequicquam poscis, Sponse Lobherre, manu. Fontes haut fas est Clarios miscere Catarrhis,
Gedicht 365, 1675
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Udâ dum cerebri Spiritus arce natat. Sed tamen ardet amor, vestrosquè complexus amores, Votum, Felices vivite, corde fovet. [Johann Christoph Lobherr, Lehrer an der Lorenzer Schule in Nürnberg, und Margareta Ursula Vogel, den Neuvermählten. Trauriges paßt nicht zu Fröhlichen. Von einer kranken Hand forderst du, Bräutigam Lobherr, ein Lied vergeblich. Die Clarosquellen darf man nicht mit Krankheitsflüssen mischen, wenn der Geist in der feuchten Burg des Gehirns schwimmt. Trotzdem aber brennt die Liebe; eure Liebe hat sie ins Herz geschlossen. Dort hegt sie den Wunsch: Lebt glücklich.] Im Druck steht auch dieser Text, mit einer leichten Varianz in v. 5 – ridet statt ardet – ohne andere Überschrift unter dem Trinitätszeichen m! und ist so unterzeichnet: "Ita | Clariss. DN. Sponso | acclam. SIGISMUNDUS à Bir¿en/ C. P." Weitere Beiträger zu diesem Sammelgratulatorium sind: Myrtillus / Martin Limburger, Ferrando / Johann Ludwig Faber, Palaemon / Johann Gabriel Majer, Filemon / David Nerreter, und in der Abteilung SERIUS-MISSA Magister Wolfgang Wilhelm Bühel und Georg Fabricius. 1 Herr Bräutigam einen Vogel hat gefangen] Die das Gedicht durchziehende Vogelbildlichkeit ist natürlich vom Familiennamen der Braut angeregt. – 3f. soll Filomel' ~ Bogen‰all?] Die Geschichte der beiden Töchter des attischen Königs Pandion, Philomela und Progne, die zu Nachtigall und Schwalbe verwandelt wurden, erzählt Ovid, Metamorphosen 6, v. 424-674; vgl. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 768f.; s. zu den Gedichten Nr. 4, v. 11-14; Nr. 25, v. 34. Philomela war von ihrem Schwager, dem Thraker Tereus, eingesperrt, vergewaltigt und der Zunge beraubt worden. Die beiden Schwestern rächten sich dadurch, daß Progne ihren und Tereus Sohn Itys tötete und Tereus zum Mahl versetzte. Vor seiner Rache schützte die Schwestern ihre Verwandlung. Das Käfigmotiv dürfte an Philomelas Gefangenschaft erinnern. – 7 J‰# Progne, Filomelen S¡we‰er?] S. zu v. 3f. – 10 Die, soll ihn ~ laben.] Anspielung auf die Jahreszeit der Hochzeit. – 11f. J‰# dann Halcyone? ~ auf dem Eise dort:] Die Geschichte der um ihren toten Gatten Keyx trauernden und klagenden Alkyone, die in einen Eisvogel verwandelt wird, erzählt Ovid, Metamorphosen 11, v. 410-747; vgl. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 273. Schon am Ende der Ovidschen Erzählung wird behauptet, der Eisvogel niste und brüte auf treibenden Eisschollen. – 16 die ler¡e ›ngend iegt] Gesang und Himmelsnähe lassen die Lerche als zur Verbildlichung der Bereitschaft der Braut zum beständigen Gotteslob geeignet erscheinen. – 17 da#
Apparate und Kommentare
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Lob de# Herrn kan ihre Kehle regen.] Zugleich Frömmigkeitslob und Spiel mit dem neuen Namen der Braut.
Text 366: Zu Herrn Gu‰av Philipp Te”el# Senatoris Norici und Frau Maria Helena Hallerin, gebohrnen Böheimin wittibin, Ho¡zeit. 243v-244v T1 CCCLXVI.] CCCLXVI – T2 Herrn] H. – T3 Frau] Fr und etc-Kürzel mit Punkt – T4 gebohrnen] geb. – T4 Böheimin] ö überschrieben – 1 gewein:] am Zeilenende oberhalb von Birkens Hand, vor dort gestrichenem ursprünglichem Wortschluß; beide Male Einfügungsstrich; Doppelpunkt oberhalb vor der Streichung – 2 Holen‰ein] erstes n überschrieben – 4 helenen] letztes e überschrieben – 4 Stein] i überschrieben – 4 prangt] r aus s überschrieben – 5 ru[t] t oberhalb der Zeile – 6 wiederkehrt] mit der-Kürzel; ebenso 7, 10, 15 wieder – 8 wiedergeben – 19 wunder – 31 wiederkehre – 6 vnd] v . (ebenso 11, 25, 29) – 6 komt] durch Streichung aus kombt oder komet – 7 de#] # aus s überschrieben – 7 Himmel#] Him el# (ebenso 15 Stimme – 28 zusammen – 29 himmel) – 8 wann] wan – 9 wittwer] we überschrieben – 9 s¡rein] r oberhalb der Zeile – 12 ein] am ehesten als m lesbar – 14 hall er‰ ein] kein Wortabstand; senkrechte Tren2
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nungsstriche – 15 kehren wieder] wieder kehren – 16 ihn] i überschrieben – 16 da#] Kürzel – 17 zum] m nachträglich angefügt – 21 der] Kürzel; ebenso 25 – 21 Haller‰ein] nach ll und ‰ versehentlich gesetzte Worttrennungsstriche getilgt – 22 Beheim#] B undeutlich aus b überschrieben – 23 beheimet;] Semikolon überschrieben – 24 Sie] S aus s überschrieben – 26 ingemein] ev. in gemein – 30 den] dem – 30 dir] r überschrieben – 31 Hall] danach ein Wortanfang gestrichen – 32 Echo:] E. Das Gedicht entstand anläßlich der Hochzeit des Nürnberger Patriziers Gustav Philipp Tetzel von Kirchensittenbach (1632-1696; zu ihm s. Fleischmann, S. 995f.) und Maria Helena Haller von Hallerstein (1639-1676), einer geborenen Behaim, am 26.4.1675 (s. Biedermann, 1748(1), Tab. XI). Tetzel war in erster Ehe (seit 1657, s. Fleischmann, [2008], S. 995) mit Helena Catharina Baumgartner von Holenstein verheiratet gewesen, die am 10.2.1674 bestattet worden war. Birkens Sammlung TodtenAndenken enthält ein Nachrufgedicht (WuK. Bd. 5, Text Nr. 262, S. 356-358; 908f.; s. Stauffer, 2007, S. 872f.). Maria Helena Tetzel starb schon am 9.11.1676 (s. Biedermann, 1748(1), Tab. XI; s. Stauffer, 2007, S. 895). Am April 1678 hat Tetzel ein drittes Mal geheiratet; auch dazu hat Birken ein Epithalamium geliefert; es steht, der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte zugeordnet, in seinem Arbeitsbuch S. v. B. Di¡tery-Sa¡en (WuK. Bd. 1, Text Nr. 241, S. 432f., 879-881; s. Stauffer, 2007, S. 993f.). Birkens Gedicht zur Hochzeit Tetzel / Haller ist gedruckt in der Prosaekloge Feyerli¡e# Vermählung#Fe‰ | Deß | WohlEdel-Fürtre[li¡en | DAFNJS | und seiner | an Geblüt und Gemüth | glei¡Edlen | DAFNE | Begangen und Besungen | Von | dem Pegniz-Blum-Hirten | Ferrando. (s. Stauffer, 2007, S. 894f.). Auf der Rückseite des Titelblatts sind die vollen Namen der Adressaten und des Autors, Johann Ludwig Fabers, genannt, nicht aber das Hochzeitsdatum. Birkens Gedicht ist in die in der Ekloge dargestellte
Gedicht 366, 1675
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Handlung so eingebettet: Der Schäfer Ferrando beobachtet in der Nähe eines Schlosses ein Liebespaar, das ihm die obligatorische Nymphe als Standespersonen vorstellt: die Adressaten der Ekloge. Er schickt darauf seine beiden Schäferknaben mit ländlichen Geschenken, um sich den von ihm zunächst Verkannten zu empfehlen. Während ihrer Abwesenheit belehrt ihn die Nymphe über die Verdienste der Familien beider Brautleute um die Reichsstadt. Danach heißt es (Biijr): Jnzwis¡en waren beyde Knaben wieder zuru¿ gelangt/ wel¡e neben Erwähnung deß an denen Ho¡verliebten verspürten Wohlgefallen#/ und der Genehmhaltung deß gewiesenen Dien‰-willen#/ dem Hirten eine Brie[Rolle/ im Namen de# Wohl-Edel-gemeldten Herrn Dafni#/ mit Vermeldung/ daß sol¡e von der Pegne›s¡en Blum-Geno#s¡a[t Jhm zuges¡i¿t/ und Er/ al# ein Mit-Glied/ um fernerer Unterred-pegung seinen AdelSi”/ und da# Wohn-S¡loß ni¡t unbegrü‹t vorbey gehen sollte/ überrei¡ten. Der Hirt so wohl/ al# die Nymfe/ (derer die Blum-geno‹en ni¡t mehr unbekand waren/) au# Begierde/ den Jnhalt zuerlernen/ theilten behend/ die ent›egelte Blätter/ und bekam Ferrando eine#/ folgenden Laut#/ zu lesen: Es folgt (Biijr/v) das Gedicht Nr. 366. Danach geht es so weiter (Biijv): Jammer! (ä¡zete hierau[ der Hirt gegen die Nymfe) wie s¡amberöthet mi¡ diese# s¡war”-blei¡e! J¡ vermeinte mit meinen hö¡‰-s¡uldigen Unter-dien‰en Andern bey Dafni# vorzukommen/ nun nd i¡ mi¡ ni¡t allein an Behendigkeit überlo[en/ sondern au¡ an Kun‰-fündigkeit derge‰alt übertro[en/ daß i¡ gegen er‰ abgelesnen/ ni¡t# gültige# werde er›nnen können. Floridan/ de‹en Gei‰ ni¡t# gemeine# gebähret/ treibt sein Sinn-Lu‰-Spiel mit Holen- und Haller‰ein/ in wel¡er Hölen beyde Helenen E¡o ›nd. Im Druck gibt es keine Überschrift. Unterzeichnet ist das Gedicht mit "Floridan." Die Strophen sind weder gezählt noch durch Spatien voneinander abgegrenzt. Von Str. 2 an sind die jeweils ersten Verse eingezogen. Infolge der größeren Ausführung des ersten Buchstabens von v. 1 ist v. 2 stark eingezogen. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, diese Abweichungen: 8 wiedergeben] Widergeben – 9 ging] gieng – 25 s¡wieg] s¡weig – 28 zusammenfallen] zusammen hallen –. Das Gedicht spielt mit den Assoziationsmöglichkeiten, welche die Namensbestandteile Holenstein und Hallerstein bieten, und dem beliebten Echomotiv. 1-4 Dort rief ~ Edlen Ga‰e.] Tetzels erste Ehefrau war Anfang Februar 1674, im Winter also, gestorben; s. o. Der Namensbestandteil Holenstein wird hier als Benennung des Grabes genutzt. – 5-8 Je”t ru[t ~ wiedergeben.] Die neue Hochzeit fand im Frühjahr statt; s. o. Die Identität der Vornamen der beiden Frauen ermöglicht spielerische Verwendung des Auferstehungsmotivs. Der Namensbestandteil Hallerstein wird im Kontrast zur Grabesassoziation zur Vorbereitung der Echomotivik in den folgenden Strophen genutzt. – 14 trä[ mir der hall er‰ ein] Spiel mit dem Namensbestandteil Hallerstein. – 1720 Ein P›tti¡ saße dort ~ zum habi¡t werden sahe.] Anspielung auf den Namensbestandteil Baumgartner der ersten Ehefrau Tetzels. Ein Sittich war Bestandteil des Wappens der Familie Baumgartner; s. Fleischmann, [2008], S. 757. Der Sinn des Verwandlungsmotivs ist unbekannt. – 22 da# Edle s¡öne Kind de# gro‹en Beheim#] Helena Catharina Tetzel war eine Tochter Georg Christoph Behaims (1599-1676),
Apparate und Kommentare
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aus dessen zweiter Ehe mit Maria Helena Gugel, geb. Hermann. Behaim gehörte dem älteren geheimen Rat an, war vorderster Losunger und Reichsschultheiß; s. Biedermann, 1748(1), Tab. XI. – 26-28 do¡, wa# von diesem ‰ammt ~ zusammenfallen] Offenbar gab es aus Tetzels erster Ehe noch unmündige Kinder.
Text 367: Vber de# Teuts¡en Apelle# Herrn Joa¡im von Sandrart Bildni#. 244v T1 CCCLXVII.] CCCLXVII – T2 Teuts¡en] T. – T2 Apelle#] durch Streichung aus Appelle# – T3 Herrn] H. – T3 von] v. – T3 Sandrart] durch Überschreibung aus Sandrarten (-en-Schlaufe nur teilweise getilgt; dahinter ein Zeichen, ev. Punkt, gestrichen) – 1 HoheS¡ul] S überschrieben – 2 der] Kürzel – 2 Pala‰] durch Streichung aus Palla‰ – 2 hier aufgebauet] hier auf oberhalb der Zeile; Einfügungsstrich – 3 vnd] v . – 3 Rom] R überschrieben, wodurch das davorstehende Komma berührt wurde; es wurde unterhalb neu gesetzt – 4 ehret.] Punkt aus Komma überschrieben Seiner Stellung im Gedichtbuch nach ist dieses Epigramm in der ersten Hälfte des Jahres 1675 entstanden. Gedruckt worden ist es wie ein stilo lapidario verfaßter Text, in 17 Zeilen zerlegt und allein auf einer Seite angeordnet, vor dem großformatigen Kupferstich-Portrait Joachim von Sandrarts im ersten Hauptteil der Academie (1675), gleich nach Vortitel, Titelkupfer, Haupttitel, Widmungstext und dem ebenfalls von Birken – diesmal wirklich stilo lapidario – verfaßten Widmungsgedicht; s. Stauffer, 2007, S. 907. Im Druck fehlen Überschrift und Verfasserangabe. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es diese Abweichungen: 1 De#] Die – 6 ieder] jeder –. Schon 1668 hatte Birken ein Epigramm zu einem Portrait Joachim von Sandrarts verfaßt, wie aus einer Tagebuchnotiz zum 1.2.1668 hervorgeht (I.344; PBlO.B.2.1.4, 74v): "Herrn Sandrart ein lateinis¡e# Epigramma unter da# Conterfaict seine# Vettern gesendet. 6. Verse." Es steht im Konzeptbuch PBlO.B.5.0.26 (zu diesem s. zu Gedicht Nr. 1), 116(12)r/v: In Effigiem Joachimi à Sandrart. hereditarii in Stockau seculi Apellis. Serenissimi Principis Comitis Palatinensis Neoburgensis Consiliarii. Atria qui Superûm, Regumquè palatia doctâ ornavit, multo clarus in orbe, manu; | Qui Linguas callet, morum quem gratia et oris ornat, quiquè catae mentis acumen habet: Hunc merito summis charum Magnatibus, ipsa, quam genuit, Natum diva Minerva vocat.
Gedichte 367 und 368, 1675
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[Auf das Portrait Joachim von Sandrarts, Erbherrn auf Stockau, den Apelles dieses Jahrhunderts, Rat des erlauchten Fürsten, des Grafen von Pfalz-Neuburg. Wer Kirchen und Königspaläste mit kundiger Hand, berühmt in der ganzen Welt, geschmückt hat, Wer Sprachen versteht, wen Anmut von Sitten und Rede ziert, und wer über Klugheit und Scharfsinn verfügt, Ihn, den die höchsten Herrschaften lieben, nennt die Göttin Minerva selbst, die er gemalt hat, mit Recht ihren Sohn.] Das Epigramm ist gedruckt unter einem von Jacob von Sandrart gestochenen Portraitkupfer; s. Stauffer, 2007, S. 634f.; s. Paas, 1988, Nr. 379, S. 758f. Stauffers Behauptung, Birken habe in der Manuskriptfassung in der Überschrift "versehentlich den Vornamen des Stechers Jacob von Sandrart" notiert (S. 635), beruht auf einem Lesefehler: Stauffer hat die Abkürzung "Joach." als "Jacobi" verlesen. Mit Recht weist Stauffer darauf hin (ebd.), daß das Epigramm von 1668 später im Briefgespräch zwischen Birken und Daniel Neuberger ( zu ihm s. zu Gedicht Nr. 359) eine Rolle gespielt hat. 1 De# Apelle# HoheS¡ul] Die Academie bzw. ihre Leserschaft, die bildungsbeflissenen Künstler – 1 al# den Apollo] 'wie Apoll'. Sandrart erscheint hier wie jener als Schutzherr der Musen und der Künste. – 2 den, dur¡ den ~ aufgebauet] Die Palast-Metapher steht für die Academie; Pallas, einer der Beinamen der Athene, ist hier als Schutzgottheit aller Künste und Wissenschaften gemeint. – 3 de‹en hand ~ dein Marmor-altertum] Der 1675 erschienene erste Hauptteil der Academie enthält im ersten Buch des ersten Teils eine große Anzahl von Darstellungen römischer Bauten, im dritten Kapitel von antiken Statuen, die Sandrart allesamt in Rom gesehen hatte.
Text 368: Auf de‹en BauKun‰ Lehre. 244v/245r T1 CCCLXVIII.] CCCLXVIII Dieses Epigramm wird zeitnah zum Gedicht Nr. 367 entstanden sein. Gedruckt wurde es als Abschluß des ersten Buches des ersten Teils der Academie (1675), auf eigener Seite (S. 26), auf neun Zeilen aufgeteilt wie ein stilo lapidario verfaßter Text; s. Stauffer, 2007, S. 907. Es gibt Unterschiede der Orthographie und Interpunktion sowie typographische Hervorhebungen, aber keine Abweichungen des Wortlauts.
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Apparate und Kommentare
Text 369: Glü¿wuns¡ Zu Herrn Gotfried Stein# Bayreuthis¡en Stadt-Physici Doctorat. 245r-246v T1 CCCLXIX.] CCCLXIX – T3 Herrn] H. – T3 Bayreuthis¡en] Bayr und etc-Kürzel mit Punkt – T4 Physici] überwiegend lateinische Schreibung – 3 Er thut] darüber ein großer Tintenfleck – 4 vnd] v . – 5 heilet] nach i ein Buchstabe gestrichen – 7 Wan] davor ungestrichen Ansatz zu einem Zeilenbeginn ohne Einzug – 7 und] u . (ebenso 10) – 7 Paradei#] Paradei#. – 8 der] Kürzel – 10 in] durch Streichung aus im – 11 gekrönt] ge krönt – 11 ver‰eht] v überschrieben – 16 creirt] c und e überschrieben – 18 Crös'] nach C ein Buchstabe oder Zeichen gestrichen – 18 und] u: (ebenso 19, 20, 21) – 19 wir‰] ir überschrieben – 20 Mu›k] durch Streichung aus Mu›ek – 21 wird] r überschrieben; d durch Streichung aus der-Kürzel – 22 Morbona] Morbora – 22 ‰reuen] ‰reuen. – 23 Saat] Saut – 23 i‰,] Komma aus Punkt überschrieben – 24 Arzt] z aus ” überschrieben; ebenso 28 – 25 Gott selb‰] kein Abstand; senkrechter Worttrennungsstrich – 25 nennen.] Punkt unsicher – 26 ihn] i überschrieben – 28 thun] n überschrieben – 28 wa#] Kürzel – 28 Jüden] J überschrieben – 28 lehrt.] Punkt durch Streichung aus ? – 34 darinn] darin – 36 und] u. (ebenso 41) – 36 und] davor ein Wort gestrichen – 37 immer] in er – 37 bes¡reiben] ei überschrieben – 38 treiben] durch Streichung und Überschreibung aus s¡reiben – 39 dißort#] or undeutlich überschrieben – 40 i¡,] durch Streichung und Überschreibung aus i‰ (Komma nachträglich verdeutlicht) – 41 jung] j aus g überschrieben – 41 und] danach oberhalb ein Zeichen gestrichen – 43 Huld.] ev. Huld, – 43 Mäin] vor i ein Buchstabe gestrichen – 44 krönt] kränt Das Gedicht dürfte in der Zeitspanne von Anfang Juli bis Anfang September 1675 entstanden sein; s. zu Gedicht Nr. 370. Schreibanlaß war die Doktorpromotion des aus Hornburg bei Wolfenbüttel stammenden, in Bayreuth als Physicus bestellten Gottfried Stein (Lebensdaten unermittelt) an der Universität Altdorf am 29.6. Von Beziehungen Birkens zu dem Adressaten ist weder in Birkens Briefarchiv noch in seinen Tagebüchern etwas zu erkennen. Wir wissen auch nicht, wer Birken zur Anfertigung des Gedichtes veranlaßt hat. Gedruckt ist es als Separatum auf einem Doppelbogen (vier Seiten) mit diesem die erste Seite füllenden Titel: Ehren-Zuru[ | al# | Der Edle/ Ve‰e und Ho¡gelehrte | Herr Gottfried Stein/ | wolbe‰ellter | Physicus in der Ho¡für‰l. Brandenburg. | Re›denz-Stadt Bayreuth/ | Auf der Löbl. Universitet Altdorf | Medicinae Doctor | creirt worden | Am Fe‰ag Petri und Pauli | Den 29. Jun. A. M. DC. LXXV. | ALTDORFF | Gedru¿t bey Johann Heinri¡ S¡önner‰ädt. (s. Stauffer, 2007, S. 903, mit falscher Angabe der Verszahl; zum Drucker s. Reske, 2007, S. 8f.). Unterzeichnet ist das Gedicht so: "Dien‰freundli¡ glü¿wüns¡end | sezte e# | Sigmund von Birken | Com. Palat. Caes." Im Druck stehen alle Verse linksbündig, nur v. 1 und v. 2 sind wegen initialenartiger Ausführung des Anfangsbuchstabens von v. 1, die auch zweizeilige Anordnung von v. 1-3 erzwingt, stark eingezogen. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, diese Abweichungen: 1 Der] EJn – 2 billig] billi¡ (ebenso 46) – 5 in] au# – 6 Ar”eney] Arzeney – 16 Mei‰er] Doctor – 21 Au¡] die – 22 dir] die – 24 er›eh‰] er›h‰ – 33 lie‰] li‰ – 37 Reim] Ver# – 38 Sto[e] Stro[e – 39 dißort#] die#seit# – 46 andren] andern
Gedichte 369 und 370, 1675
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1 Der Arzt ~ geadelt.] Wohl Anspielung auf die in den vier Evangelien erzählten Heilungswunder Jesu. – 2 wer hei‰ ~ ungetadelt.] Anspielung auf den Vornamen des Adressaten. – 3 Er spri¡t: i¡ bin dein arzt] Kein direktes Zitat, aber Anspielung auf Äußerungen wie Mt 11.28. – 7f. diß thät im Paradei# ~ diese# Rei#.] Vgl. Gen 3. – 18 so rei¡, al# Crös'] Zu dem letzten König von Lydien, seinem sagenhaften Reichtum und den ihn betreffenden Erzählungen Herodots und Xenophons s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 352f. – 19 Du wir‰ do¡ Hekale und armer Jru# seyn,] Hekale ist eine Gestalt aus dem TheseusMythos: Theseus, unterwegs zu seinem Abenteuer mit dem Marathonischen Stier, kehrt eines Gewitters wegen bei der armen, aber gastfreundlichen Hekale ein. Auf dem Rückweg findet er sie tot und stiftet ihr zu Ehren einen Kult; s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 976. Irus ist der unverschämte Bettler, den der heimgekehrte, noch unerkannte Odysseus bestrafte; s. Odyssee 18, v. 1-106; Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 1453. – 22 Morbona] Personifizierung der Krankheit; im klassischen Latein nicht belegt. In Birkens Gedichten erscheint sie öfters. – 28 der Jüden Plato] Wahrscheinlich ist der jüdische Arzt und Philosoph Maimonides, eigentlich Moses Maimon ben Joseph (1135-1204) gemeint, zu ihm s. Schmidt / Schischkoff, 1957, S. 370. – 29f. Man ›ht au¡ ~ in würden ‰ehen.] Birken spielt auf die Leibärzte von Fürsten an. – 33 Er lie‰ in diesem bu¡] Zugrunde liegt die Vorstellung vom 'Buch der Natur', das für den Kundigen wie bzw. als eine zweite Offenbarung zu lesen ist. – 35-37 Er mänget au¡ Beru[ ~ Wirkt immer gute werk.] Entsprechung zu Mt 22.39 (Gebot der Nächstenliebe) und Lk 10.25-37 (Gleichnis vom barmherzigen Samariter). – 41 Meditrin'] S. zu Gedicht Nr. 138, v. 20. Bei Birken wird der Name häufig für den Gesamtbereich der Medizin bzw. für medizinisches Wissen verwendet. – 43 der wei‹e Mäin] Bayreuth ist gemeint, das aber nicht am weißen, sondern am roten Main liegt. – 44 Paläcome] Altdorf bzw. die Universität Altdorf. – 44 Ma¡aon] Thessalischer Heilgott, Bruder des Podaleirios, Sohn des Asklepios. Zu seinem Mythos s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 852f. – 45 Glü¿ sey der Tugend Magd] Vgl. Gedicht Nr. 375.
Text 370: Auf die Statue der Natur. 246v T1 CCCLXX.] CCCLXX – T2 Statue] e überschrieben – 1 dir] i unausgeführt – 4 Lern] r überschrieben – 4 werken] durch Streichung aus wer¿en – 4 kennen] k aus Ansatz zu einem Buchstaben mit Unterlänge überschrieben – 6 au¡] oberhalb der Zeile; Einfügungsstrich Das Gedicht dürfte wie die elf folgenden (Nr. 371-381) in der Zeitspanne von Juli bis Anfang September 1675 geschrieben worden sein; denn am 16.9.1675 hat Birken laut entsprechender Tagebuchnotiz die ersten Exemplare des ersten Teils der Sandrartschen Academie erhalten (II.291; PBlO.B.2.1.9, 131(10)r: "Herr von Sandrart dur¡ seinen Vettern 2 Exemplare der Academie, samt 12 Thalern."), in welchem außer diesem Epigramm auch die Gedichte Nr. 371, Nr. 376, Nr. 377 und Nr. 379 gedruckt sind. Wahrscheinlich ist die ganze Gruppe schon im Juli 1675 entstanden; s. zu Gedicht Nr. 378. Das Epi-
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Apparate und Kommentare
gramm Nr. 370 steht dort auf dem Titelblatt des zweiten Teils, das in der unteren Hälfte eine Statue der Natur mit vielen ihr zugehörigen Attributen zeigt. Die Verse sind zu jeweils dreien links und rechts neben dem Oberteil der Statue angeordnet. Es gibt keine Überschrift. Bei v. 1 ist der erste Buchstabe vorgezogen, sonst stehen alle Verse linksbündig. Abweichungen vom Manuskript gibt es nur hinsichtlich der Orthographie und der Interpunktion. Bild und Epigramm erscheinen abermals als Abschluß der Vorrede des dritten Teils (S. 10) des zweiten Hauptteils der Academie (1679), von derselben Platte gedruckt; s. Klemm, 1995, S. 303; Stauffer, 2007, S. 1050, wo es fälschlicherweise heißt: "Das Gedicht ist 1675 zum ersten Teil des Werkes entstanden, für diesen aber nicht verwendet worden." 4 Lern ihn, auß seinen großen werken kennen] S. zu Gedicht Nr. 369, v. 33.
Text 371: Auf einen Antiken Leu¡ter. 247r T1 CCCLXXI.] CCCLXXI – T2 Antiken] durch Streichung aus Antieken oder Anti¿en – T2 Antiken Leu¡ter] kein Abstand – 6 die] i unausgeführt – 7 Wann] durch Streichung des Schluß-n aus Wan n (W überschrieben) – 8 aufgehen] ev. auf gehen – 9 und] u. Zur Datierung s. zu Gedicht Nr. 370. Gedruckt ist das Gedicht am Ende (S. 65) des dritten Kapitels im dritten Buch des ersten Teils im ersten Hauptteil (1675) der Sandrartschen Academie (s. Klemm, 1995, S. 303; Stauffer, 2007, S. 907), im Bildfeld eines Kupferdrucks, der einen reich verzierten Leuchter darstellt. Jeweils sechs Verse sind links und rechts neben dem oberen Teil des Leuchters angeordnet. Es gibt keine Überschrift und keine Spatien zwischen den Strophen. Die Regelung der Ein- und Ausrückungen entspricht der des Manuskripts. Außer solchen der Orthographie und Interpunktion gibt es keine Abweichungen. 1 Hier Jugend, geh zur S¡ule] Hinweis auf den Lehrbuchcharakter der Academie. – 4-6 Wa# neue# ~ so erkennt.] Poetische Formel für das poetologische Prinzip der aemulatio, die das künstlerische Schaffen der Epoche beherrschte.
Text 372: Auf derer von Sandrart wappen. 247r T1 CCCLXXII.] CCCLXXII – T2 derer] undeutlich; ev. deren – 1 der(2x)] Kürzel – 1 und] u. (ebenso 2) – 3 Gott] nicht eingezogen – 3 fromme] from e – 4 dur¡] ¡ oberhalb der Zeile Zur Datierung s. zu Gedicht Nr. 370. Gedruckt ist dieses Epigramm, das erste der Dreiergruppe Nr. 372-374, über der Abschlußvignette, einer reich verzierten Darstellung des Wappens, des siebten Kapitels des dritten Teils (S. 22) im zweiten Hauptteil (1679) der Sandrartschen Academie; s. Klemm,
Gedichte 372, 373 und 374, 1675
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1995, S. 303, wo fälschlicherweise von einer "Strophe" die Rede ist, auch mit Bezug auf die Gedichte Nr. 373 und Nr. 374, die aber – Nr. 373 ist auch metrisch verschieden – als eigenständige Epigramme anzusehen sind; s. Stauffer, 2007, S. 907, der die Manuskriptversion als "alternativen, nicht verwendeten Entwurf" bezeichnet, was ja nur für den ersten Hauptteil (1675) der Academie gilt. Auf S. 1050 verzeichnet Stauffer das Epigramm ohne Bezugnahme auf die frühere Erwähnung korrekt. Im Druck ist der Text zweispaltig angeordnet; die Verse sind in je zwei Hälften zerlegt und zweizeilig angeordnet, die jeweils zweite Vershälfte ist eingezogen. Es gibt keine Überschrift. Außer solchen der Orthographie und Interpunktion gibt es keine Abweichungen. 1 der Pelican] Zur christlichen Pelikan-Allegorese s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 811f. – 1 der Traube] Vgl. v. 3; bildliche Bezeichnung Jesu.
Text 373: "Ein Gei‰ Gott-änli¡ i‰, der Lieb und glauben heget." 247r/v T1 CCCLXXIII] 373 (nachträglich eingefügt, letzte Ziffer aus ursprünglichem Abgrenzungszeichen überschrieben) – 1 und] u. (ebenso 4) – 2 gie‰] nach i ein Buchstabe gestrichen; e‰ überschrieben – 2 de#] # aus s überschrieben – 2 leget] zweites e oberhalb der Zeile – 3 wa#] Kürzel – 4 ie‰] f undeutlich überschrieben; s nachträglich eingefügt Zur Datierung s. zu Gedicht Nr. 370. Das Epigramm, inhaltlich eine Alternative zum Gedicht Nr. 372, metrisch andersartig, ist in der Academie nicht gedruckt worden; s. Klemm, 1995, S. 303 (wo fälschlicherweise von einer 'Strophe' die Rede ist; s. zu Gedicht Nr. 372). Es ist auch kein anderweitiger Druck nachgewiesen.
Text 374: "Der i‰ ein edler Gei‰, der Gott und Kün‰e liebt." 247v T1 CCCLXXIV] 374 (nachträglich eingefügt; letzte Ziffer aus ursprünglichem Abgrenzungszeichen überschrieben) – 1 der] Kürzel – 1 und] u. – 2 gibt] b aus einem Buchstaben mit Unterlänge überschrieben Zur Datierung s. zu Gedicht Nr. 370. Auch dieses Epigramm ist inhaltlich eine Alternative zum Gedicht Nr. 372. Es ist ebenfalls in der Academie nicht gedruckt worden; s. Klemm, 1995, S. 303; s. zu Gedicht Nr. 373. Ein anderweitiger Druck ist nicht nachgewiesen.
Apparate und Kommentare
1130 Text 375: Da# Glü¿, der Tugend Magd. 247v
T1 CCCLXXV.] CCCLXXV (V durch Überschreibung aus II) – 1 die] durch Überschreibung aus der – 1 und] u. – 2 die] i unausgeführt – 3 Uberuß] ev. Uber uß (U aus u überschrieben) – 4 EhrenKron] ev. Ehren Kron Zur Datierung s. zu Gedicht Nr. 370. Das Epigramm ist in der Academie nicht gedruckt worden; s. Klemm, 1995, S. 303. Auch ein anderweitiger Druck ist nicht nachgewiesen. T2 Da# Glü¿, der Tugend Magd.] Vgl. Gedicht Nr. 369, v. 45.
Text 376: Zu der Bildkun‰. 247v T1 CCCLXXVI.] CCCLXXVI (V aus II überschrieben) – 1 unsre] durch Überschreibung aus unser – 1 gedä¡tni#] durch Streichung aus gedä¡tnu# Zur Datierung s. zu Gedicht Nr. 370. Das Epigramm wurde erstmals gedruckt auf der Schlußseite des Textteils des zweiten Buches (S. 52) im ersten Teil des ersten Hauptteils (1675) über dem Abschlußkupfer, abermals über dem Abschlußkupfer des ersten Kapitels des zweiten Teils (S. 19) im zweiten Hauptteil (1679) der Academie; s. Klemm, 1995, S. 303; Stauffer, 2007, S. 907, 1050. Beide Male gibt es keine Überschrift. In der Druckfassung von 1675 gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, diese Abweichung: 2 gar bald zu ihm] zu ihme bald –; in der von 1679 lautet v. 2 so: Dem wird die Bild-Kun‰ au¡ ›¡ lei¡tli¡ beygesellen.
Text 377: Der Redner, Poet und Mahler. 248r T1 CCCLXXVII.] CCCLXXVII (V aus II überschrieben) – T2 und] u: – 1 und] u. (ebenso 3, 4, 5, 6, 8) – 4 da#] Kürzel – 5 au¡] a. – 7 verwandt] mit ver-Kürzel – 8 Red] durch Streichung aus Redner Zur Datierung s. zu Gedicht Nr. 370. Das Epigramm ist gedruckt als Abschluß des neunten Kapitels im dritten Buch (S. 78) des ersten Teils im ersten Hauptteil (1675) der Academie; s. Klemm, 1995, S. 304; Stauffer, 2007, S. 907. Es ist dort so eingeleitet: Die Mahler-Kun‰/ hat au¡ dißfall# eine Verwands¡a]/ mit der Red- und Di¡t-Kun‰: weil/ na¡ der Au#sage Tullii, au¡ ihnen/ wie den Oratoren und Poeten obliget/ zuglei¡ zu unterweisen/ zu belü‰igen und zu bewegen. Jhre Pi¡t bringet mit ›¡/ (sagt er) daß ›e un# sollen unterweisen/ ihre S¡uldigkeit i‰/ zu Vermehrung ihrer Ehre/ daß ›e un# sollen belü‰igen; die Nottur] ihre# Beru[# erfordert/ daß ›e unsere Herzen bewegen sollen. Je fürtre[li¡er und höher aber eine Kun‰ oder ein Ding i‰/ je taugli¡er i‰ ›e/ un# zu bewegen.
Gedichte 377 und 378, 1675
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Auf welche der rhetorischen Schriften Ciceros Sandrart / Birken sich an dieser Stelle beruft, ist unermittelt. Im Druck hat das Gedicht keine Überschrift. Die Regelung der Aus- und Einrückungen entspricht derjenigen des Manuskripts. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, diese Abweichungen: 1 ia] ja – 4 ein] im – 6 Nu”ung] Nü”ung – 8 Di¡t- Red- und Mahlerey] Mahl- Redner- Di¡terey 6 Na¡ Nu”ung ~ ringen.] Vgl. Horaz, De arte poetica, v. 333: "aut prodesse volunt aut delectare poetae".
Text 378: Uber Monsieur Pa#quin. 248r T1 CCCLXXVIII.] CCCLXXVIII – T2 Monsieur] M. – 1 wohnt'] n überschrieben – 3 ni¡t] n – 3 ab zu] kein Abstand Zur Datierung s. zu Gedicht Nr. 370. Dieses Epigramm ist in der Academie nicht gedruckt worden; s. Klemm, 1995, S. 304. Gelegenheit dazu wäre im vierten Kapitel des zweiten Buches (S. 37f.) im ersten Teil des ersten Hauptteils (1675) gewesen, zumal im Bildervorspann dieses Kapitels ein ganzseitiger Kupferstich (i) die bedichtete Figur abbildet. Der ihr gewidmete Passus in der Academie lautet: Am E¿e de# Pala‰# Ursini, ‰ehet die Marmorne Statua, wel¡e läng‰her ingemein Pasquinus genennet wird/ und unter sol¡em Namen Welt-berühmt i‰. Man hält ›e für da# Bild eine# Ringer#/ wo ni¡t Martis selb‰en/ oder eine# andern Soldaten: dann ›e i‰ ge‰altet/ al# einer/ der ringen wolte/ und hat unter ›¡ ein zer‰ümmelte# Marmorne# Stü¿ oder Tronco eine# Mens¡en/ al# eine# seiner Feinde/ mit dem er ‰reiten wolte. E# wird au¡ von vielen dafür gehalten/ diese Statua sey Alexandri Magni, König# in Macedonien/ wie er nämli¡ den von ihme im Zorn umgebra¡ten Clytum im Arm halte/ und betaure: worzu dann der Helm und die action großen Glauben gibet. Daß er aber Pasquinus genennet worden/ davon i‰ für wahr zu glauben/ diese der alten Römer Au#sage. E# hat/ bey diesem E¿ de# Pala‰e# Ursini, ein S¡uhi¿er seinen Laden gehabt/ wel¡er Pasquino gehei‹en/ bey deme ›¡ allerley mü‹ige Zeitungträger und ander unnü”e# Volk aufgehalten: da dann Pasquino jedem eine Satyris¡e Spott-Rede anzuhenken wu‰e/ darinn er so wundersinnrei¡ und arg gewesen/ daß sein Name dadur¡ Welt-berühmt worden. Na¡ seinem Tod/ ›nd alle S¡ma¡- und Spott-S¡ri]en an diesem Ort/ gegen diese Statue, heimli¡ angehe[tet worden/ davon ›e den Namen Pasquino bekommen. Wie lang e# aber sey/ daß diese# Zei¡en ge‰anden/ i‰ ni¡t genugsam klar und bekandt. Wann man aber der Mutmaßung glaubet/ so s¡einet e#/ daß ›e bey 200 Jahren/ seit daß dieser Pala‰ vom Francisco Ursino erbauet worden/ wie an dem Portal zu ersehen/ | ge‰anden sey. Man peget aber die Pa#quillen/ die von verdä¡tig- und bösen Leuten pegen erda¡t zu werden/ dieser Statue darum anzuhe[ten/ weil ›e mitten in der Stadt ‰ehet/ und also dieselben von den vorbeygehenden de‰o mehr kan gelesen werden. E# i‰ aber wol zu verwundern/ daß diese Statue so viel Jahre alda ge‰anden/ und niemand/ so wol
Apparate und Kommentare
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von Gemeinen al# Vornehmen/ au# Chri‰li¡em Eifer oder Gotte#fur¡t/ ›¡ unter‰anden/ dieselbe abzuthun/ damit die Gelegenheit zu derglei¡en S¡mäh-S¡ri]en oder Pa#quillen aufgehoben w+rde. Man saget/ daß ein Vornehmer ein‰ ›¡ unterfangen/ diese Statue in die Tyber zu wer[en; deme aber/ von einem seiner Bekanten/ widerspro¡en worden: Er solte ›¡ hüten/ diese hinweg zu thun/ damit ›e ni¡t etwan mehr unter dem Wa‹er/ al# auf der Erden/ wider die Vornehmen redend würde. Also i‰ diese Statua, bi# auf heutigen Tag/ ‰ehend geblieben. Das Konzeptbuch PBlO.B.5.0.27 (zu diesem s. zu Gedicht Nr. 60) enthält 137(9)v zwei sicher zeitnah oder gar gleichzeitig mit dem Gedicht Nr. 378 entstandene lateinische, stilo lapidario verfaßte, unmittelbar hintereinander angeordnete Epigramme zum selben Gegenstand: Jn Pasquini Statuâ. Pasquinus eram: nunc Lapis. Forsan apis: quia pungo. ˆ Dii tibi culeum: si spernis aculeum. Etiam mellibus ungo: veritas favos fovet. Et felle purgo: si sapis. ` lividum. Audi lapidem: magis lepidum, quam Fruere salibus, insulse: ut benè sapias. Calcibus calceos olim aptavi: nunc rectos pedibus gressûs inculco. Abi in lapidicinam: si spernis lapidicinium. Alia Lapidis hujus Inscriptio. Lapis loquitur: forsan lapides increpat. Romae olim, quot homines, tot Statuae: hodie tot Lapides, quot homines. Nisi tu faceres, quae loquor, mutus ego lapis essem. Lapis latrat; canis est: forsan fures videt. Video te, et rideo: Odia non audio. Forsan tu adapas Lapidi? Non laesurus laederis, impinges; non punges. Ego neminem laedo, nisi malum: accede, si bonus es. Audi me loquentum, et vitam corrige: ne vitia tua omnes loquantur.
Gedicht 378, 1675
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Si me conteris: in plures lapides lapis abibit; etiam Lapilli loquuntur. Mense Julio [Auf der Statue Pasquins Pasquino war ich; jetzt bin ich ein Stein, vielleicht eine Biene, weil ich steche. Die Götter mögen dir den Ledersack geben, wenn du meinen Stachel mißachtest. Auch mit Honig salbe ich; die Wahrheit schätzt Honig. Und mit Galle reinige ich, wenn du verstehst. Höre auf den Stein, er ist mehr witzig als gehässig. Nütze mein Salz, Dummkopf, damit du klug wirst. Einst habe ich Füßen Schuhe angepaßt, Jetzt präge ich den Füßen die richtigen Schritte ein. Verschwinde in die Steinbrüche, wenn du die Steinsprüche verschmähst. Eine andere Aufschrift dieses Steins Ein Stein spricht; mag sein, er tadelt Steine. In Rom gab es einst so viele Standbilder wie Menschen. Heute sind es so viele Steine wie Menschen. Tätest du nicht, wovon ich rede, wäre ich ein stummer Stein. Der Stein bellt; er ist ein Wachhund. Vielleicht sieht er einen Dieb. Ich sehe dich und lache. Haß nehme ich nicht wahr. Willst du etwa einen Stein ohrfeigen? Den kannst du nicht verletzen, verletzt aber dich selbst. Du schlägst, aber verletzt nicht. Ich verletze nur den Schlechten. Tritt herzu, wenn du gut bist. Höre micht reden und verbessere deine Lebensführung, damit nicht alle über deine Fehler reden. Zerstückelst du mich, verwandelt der Stein sich in Steine. Auch die Steinchen reden. Im Monat Juli.] Von keinem der drei Pasquino-Epigramme Birkens ist ein Druck nachgewiesen.
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Apparate und Kommentare
Text 379: Auf den Sandrart-Wappen. 248r T1 CCCLXXIX.] CCCLXXIX (letztes X überschrieben) – 2 Brut] B undeutlich überschrieben – 3 Hier] Hie überschrieben – 3 himmel] him el – 3 und] u. – 3 der] Kürzel Zur Datierung s. zu Gedicht Nr. 370; zum Gegenstand und seiner Behandlung vgl. Gedichte Nr. 372374. Das Epigramm ist gedruckt als Bestandteil der Abschlußvignette, einer reich verzierten Darstellung des Wappens, des dreizehnten Kapitels des dritten Buches (S. 85) im ersten Teil des ersten Hauptteils (1675) der Academie; s. Klemm, 1995, S. 304; Stauffer, 2007, S. 907. Die Verse stehen innerhalb des Kupfers links und rechts vom obersten Bestandteil des Bildes so, daß v. 1 und v. 3 jeweils zweizeilig angeordnet und die zweiten Hälften eingezogen sind, während v. 3 und v. 4 linksbündig stehen. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es diese Abweichungen: 1 der] die – 1 s¡wi”et] swi”et
Text 380: Musa vetat mori. 248v T1 CCCLXXX.] CCCLXXX (nach dem letzten X ein Zeichen gestrichen) – 1 S¡arrt] arr oberhalb einer gestrichenen Buchstabenfolge – 2 dem] m überschrieben – 2 ver‰and.] Punkt verschmiert – 3 von] v überschrieben – 4 umkrei‰] k überschrieben Zur Datierung s. zu Gedicht Nr. 370. Das Epigramm ist in der Academie nicht gedruckt worden; s. Klemm, 1995, S. 304. Es ist auch kein anderweitiger Druck nachgewiesen. T2 Musa vetat mori.] Die Muse verbietet zu sterben. / Kunst macht unsterblich.
Text 381: Optimus quisq` ue operatur. 248v T1 CCCLXXXI.] CCCLXXXI (nach I ein Zeichen gestrichen) – T2 quisq` ue] mit qui- und -que-Kürzel – 2 und] u. (ebenso 3) – 2 Jmmer] Jm er (ebenso 4 Nimmer) – 3 die] i unausgeführt – 3 Feur] durch Streichung aus Feuer – 3 Flut] F nachträglich verdeutlicht – 4 Nimmer] N überschrieben – 5 ›¡] h nachträglich verdeutlicht – 6 ho¡ geohret] ev. ho¡geohret – 6 geohret] geohrt – 6 gar ni¡t#] ev. garni¡t# Zur Datierung s. zu Gedicht Nr. 370. Das Epigramm ist in der Academie nicht gedruckt worden; s. Klemm, 1995, S. 304. Es ist auch kein anderweitiger Druck bekannt. T2 Optimus quisq` ue operatur.] 'Jeder Tüchtige schafft.'
Gedicht 382, 1675 und 1676
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Text 382: Vber Herrn Mi¡ael Frankenberger#, mit der Eisenblüh, Jn allerhand Ge‰alten, in der Frü¡tbringenden Gesells¡a] Ers¡einenden, Einnahme, unter da# Gemähle. 248v/249r T1 CCCLXXXII.] CCCLXXXII (vor dem letzten X gestrichen I) – T2 Herrn] H. – T3 Eisenblüh] ü überschrieben – T4 Frü¡tbringenden] Frü¡tbr. – T4f. Gesells¡a]] Gesells¡. – T6 da#] Kürzel – 1 und] u. (ebenso 2, 3, 6) – 1 die] i unausgeführt; ebenso 6, 7; ebenso 4 diese – 3 Wa#] Kürzel – 3 in] davor ein Wort oder Wortanfang gestrichen – 4 bes¡rankt] bes¡ra¿t – 4 daurha]] daürha] – 5 der] Kürzel – 5 au¡] a. Dieses Epigramm, dessen Überschrift Birkens Schreiber bei der Übertragung aus dem Arbeitsbuch ziemlich entstellt hat, muß nach seiner Entstehung im Herbst 1675 – entsprechend ist es in der Sammlung plaziert – Anfang 1676 überarbeitet worden sein. Es gilt der Aufnahme des Steiermärkers Michael Frankenberger (Lebensdaten unbekannt; zu ihm s. Bircher / Herz in: FG. II. C. Bd. 2 (1997), S. 129141), von dem offenbar nur ein größeres Werk im Druck erschienen ist. Eine der beiden leicht voneinander abweichenden Titelvarianten lautet: Cedri anicianae Habsburgo-|Austriae Prodromus. | Vors¡uß | Deß gro‹en Oe‰errei¡is¡en | CederBaum#. | Auß den vnverglei¡li¡en Tugenden | vnd glü¿#fällen der Dur¡l: Kays: vnd Königl: | Er”her”ogen von Oe‰errei¡/ Grafen von | Hab#burg au[geri¡tet. | Darbey au¡ auß Göttli¡er H. S¡ri[t/ auß | der Sybillen/ vnd anderer Verkündigungen er-|wisen/ vnd gründli¡ dargethan wird/ daß wir | Teuts¡e/ die einige/ re¡tmä‹ige Jnnhaber/ vnd | Be›”er der vierdten Monar¡ie/ vnd Oberbe-|herrs¡ung der Welt seynd/ daß wir biß an da# | Ende/ e# wüten vnd toben darwider andere/ wie | ›e wollen/ be‰ändig darbey verbleiben werden: | daß auß vn#/ vnd auß keiner andern Völ¿er-|s¡a[t/ der jenige gro‹e Held kün[tig werde | hervor tretten/ wel¡er da# Ambt deß Chri‰li-|¡en Cyri verri¡ten/ Jerusalem wider au[-|bauen/ die Gefängnu‹en zerbre¡en/ dem GOtt | deß Himmel# vnd der Erden eine Wohnung | aufführen werde. | Alle# den großmütigen/ vnbezwingli¡en/ tap-|fern Teuts¡en/ vnd dem Königl: Er”hauß von | Oe‰errei¡/ zu Ehren/ vnd vn‰erbli¡em | Lobe verfa‹et. | Von Mi¡ael Fran¿enberger/ | Anno 1674. Dieses Werk sollte nur die Vorstufe eines weit umfangreicheren, ungedruckt gebliebenen und verschollenen sein. Außer ihm gibt es von Frankenberger nur eine gedruckte Beschreibung des Einzugs Kaiser Leopolds I. in Graz zur Hochzeit mit der Erzherzogin Claudia Felicitas von Österreich (1653-1676), die 1673 in Graz erschienen ist. Seit Ende 1673 stand Frankenberger in Kontakt mit Birken, den er ersuchte, ihn zur Aufnahme in die Fruchtbringende Gesellschaft vorzuschlagen. Alle seine an Birken gerichteten Briefe sind über Hans Rudolf und Catharina Regina von Greiffenberg zu Birken gelangt, meist mit großer Verzögerung. Die meisten und einige Briefbeilagen sind erhalten: PBlO.C.84.1-4; C.404.5.2-4, alle aus den Jahren 1674 und 1675. Birkens Aktion war erfolgreich: Frankenberger wurde im Mai 1675 als Der Erscheinende in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen. Seine Blume war, wie von ihm selbst vorgeschlagen, die Eisenblüh, ein Mineral, sein Spruch: In allerhand Gestalten. Auf mehreren Zeichnungen, die Frankenberger als Briefbeilagen an Birken mitgeschickt hat, ist die Eisenblüh abgebildet: PBlO.C.404.5.2-4. Am 29.5.1675 hat Birken Frankenberger das Aufnahme-
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Apparate und Kommentare
diplom zugesandt, wie eine Tagebuchnotiz zu diesem Termin festhält (II.281f.; PBlO.B.2.1.9, 128(7)r): "Literae 34 an Herrn Frankenberger, samt den Einnahm-diplomate." Birken hatte es tags zuvor mit einem Schreiben David Elias Heidenreichs erhalten (II.281; ebd.): "48 Brief vom Willigen au# Hall." Lange hat Frankenberger sich seiner Würde nicht freuen können. Zum 14.1.1676 hat Birken im Tagebuch notiert (II.308; PBlO.B.2.1.10, 138(3)r): "4 Literae von Jllustri Urania, samt Munere 12 Gulden. Frau Poppin Swe‰er mir überbra¡t. | Beri¡t von Ab‰erben de# Ers¡einenden." Der Brief Frau von Greiffenbergs ist erhalten: Text Nr. 124 im Birken-Greiffenberg-Briefwechsel (WuK. Bd. 12, S. 274-276; 756-759. Darin heißt es: Mein lieb‰er Gemahl so jezo in Land ‰eyr i‰, lä‰ Jhn Neben Fre+ndli¡em gruß Erindern daß Herr Frankenberger zu gräz, Au¡ Neuli¡‰ ge‰orben i‰, der Er‰ Ers¡ienene i‰ bald Vers¡wunden. Mir i‰ re¡t Leid um Jhn, Er i‰ do¡ Ein Feiner Gei‰ gewesen, und s¡ad um Seine S¡öne werke, So Er zum theyl in der Feder theyl# unter der Pre‹e gehabt. Frau von Greiffenberg hatte die Nachricht von Frankenbergers Tod aus der Steiermark erhalten und sie von ihrem Wohnort Seisenegg aus nach Nürnberg übermittelt. Das ging, erst recht im Winter, nicht innerhalb weniger Tage vonstatten. Selbst wenn man die Kalenderdifferenz in Rechnung stellt, ist anzunehmen, daß Frankenberger eher Ende 1675 als Anfang 1676 gestorben ist. Ein Druck des Epigramms Nr. 382 ist nicht nachgewiesen; auch bei Bircher / Herz erscheint es nicht. Die von Frankenberger erst spät eingelieferten Zeichnungen für das Gesellschaftsbuch, PBlO.C.404.5.2-4, sind von Birken nicht mehr weitergeleitet worden. Auf eine Nachfrage Birkens hin schrieb Frau von Greiffenberg am 12./2.3.1676 (Text Nr. 125 im Birken-Greiffenberg-Briefwechsel (WuK. Bd. 12, S. 47f.)): "de# Frankenberger# Seeligen hinterbliebnen Abriß wolle Er nur behalten." 2 Jn allerhand Ge‰alten] Der Frankenberger zugewiesene Spruch. – 7f. Er blühet ~ Leben ru[t.] Frankenbergers Tod ist vorausgesetzt; die beiden Verse können frühestens Anfang 1676 entstanden sein; s. o.
Text 383: Sonnet Von den Franzosen au# dem Franzö›s¡en. 249r/v T1 CCCLXXXIII.] CCCLXXXIII – T3 Franzosen] z aus ” überschrieben; ebenso 8 iezt – T4 au# dem Franzö›s¡en.] in kleinerer Schrift von Birken selbst nachträglich eingefügt – 1 vexirn] teilweise lateinische Schreibung; ebenso 13 vexirt – 4 Ge¿?] Fragezeichen aus Rufzeichen überschrieben, dahinter ungetilgt Komma – 4 Almann] durch Streichung aus Allmann – 4 Almann] Alman (ebenso 4 mann) – 6 und] u. (ebenso 10, 11, 13) – 6 teuts¡er] teuts¡e# – 9 sonder] mit der-Kürzel – 10 die] i unausgeführt; ebenso 13 – 12 nehmet] n überschrieben – 14 Löwen] L aus l überschrieben; ö überschrieben Seiner Stellung im Gedichtbuch nach ist dieses Sonett im Herbst 1675 entstanden. Anlaß und Zweckbestimmung sind unbekannt. Wenn es sich tatsächlich um eine Übersetzung handelt, wie Birkens Nach-
Gedichte 383 und 384, 1675
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trag zur Titelgruppe behauptet, so kann die Vorlage nicht von einem Vertreter einer franzosenfreundlichen Haltung stammen. Das Gedicht spiegelt eine Situation im Herbst 1675 im HolländischFranzösischen Krieg von 1672 bis 1679 wieder, in der die spät in den Krieg eingreifenden Reichstruppen gewisse temporäre Vorteile gegen die Franzosen hatten gewinnen können; s. Gebhardt. Bd. 2 (1955), S. 226-233. Ein Druck des Gedichtes ist bisher nicht nachgewiesen. 8 Rhein, Elsa#, Trier, diß ie”t bezeugen kan.] Anfang Oktober 1674 war es den Reichstruppen gelungen, über die wiederhergestellte Rheinbrücke bei Straßburg ins Elsaß einzudringen und einen Angriff Turennes abzuwehren. Und im August 1675 war das von den Franzosen besetzte Trier eingenommen worden. Die Nachricht davon dürfte der Anlaß zur Anfertigung des Gedichtes gewesen sein. Die französische Vorlage ist unermittelt.
Text 384: Zu de# Wenig‰en Gesells¡a]-Gemähl, dem AlmenKlee. 249v T1 CCCLXXXIV.] CCCLXXXIV – T2f. Gesells¡a]-Gemähl] Gesells¡a]|-Gemähl – T3 AlmenKlee] vorletztes e überschrieben – 1 Alpenklee] ev. Alpen klee – 2 und] u. – 2 bä‰e] b überschrieben – 3 da#] Kürzel – 4 man¡ gehörnten] man¡|-gehörnten – 6 die] i unausgeführt – 6 Feder] Föder – 7 Namen] N aus n überschrieben – 8 Fru¡t] r überschrieben – 8 zugezehlet] ev. zu gezehlet Das Epigramm gilt der Aufnahme des katholischen Augsburger Kanonikus Hieronymus Ambrosius Langenmantel (1641-1718; zu ihm s. Bircher / Herz in: FG. II. C. Bd. 2, S. 143-175) in die Fruchtbringende Gesellschaft am 6.10.1675. Seiner Stellung in der Sammlung nach muß das Gedicht kurz vor dem 22.11.1675 (s. zu Gedicht Nr. 385) entstanden sein, kann dann also nicht als Beilage zu Langenmantels Aufnahmegesuch vom 11.8.1675 nc (s. u.) nach Halle gelangt, sondern muß später hinzugefügt worden sein; s. u. Wie Birken mit Langenmantel in Kontakt gekommen ist, läßt sich, da für das Jahr 1674 kein Tagebuch existiert, nicht erkennen; in diesem Jahr aber muß dieser Kontakt begonnen haben. Die früheste dokumentierte Spur ist eine Tagebuchnotiz zum 30.5.1675 (II.282; PBlO.B.2.1.9, 128(7)r): "35. Literae an Herrn Langenmantel." Den Eingang dieses Briefes bestätigt Langenmantel im ersten seiner in Birkens Archiv erhaltenen Schreiben vom 28.6.1675 nc (PBlO.C.193.1), das Birken laut Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz am 21.6.1675 erhalten (II.283; PBlO.B.2.1.9, 128(7)v: "58 Brief von dem Wenig‰en.") und ebenfalls laut Antwortvermerk und Tagebuchnotiz am 23.7.1675 beantwortet hat (II.286; PBlO. B.2.1.9, 129(8)v): "40 Literae ad Langenmantel." Aus dessen Brief geht hervor, daß Birken ihn am 30.5.1675 – Langenmantel hatte Birkens Schreiben am 10.6.1675 nc erhalten – von der Bewilligung seiner Aufnahme in die Fruchtbringende Gesellschaft informiert hatte, auch darüber, daß er selbst ein "Memorial" an das Oberhaupt der Gesellschaft zu richten habe. Dieses für ihn anzufertigen bittet er Birken. Der muß Langenmantel auch den Ordensnamen Der Wenigste vorge-
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Apparate und Kommentare
schlagen haben; jener erklärt sich sehr zufrieden mit dieser Wahl. Man darf vermuten, daß Birkens Schreiben auch Vorschläge für die zu wählende Blume und den Spruch enthalten hatte. Im nächsten Brief vom 10.8.1675 nc, PBlO.C.193.2, den Birken laut Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz am 3.8.1675 erhalten (II.287; PBlO.B.2.1.9, 130(9)r: "71 Brief von Herrn Langenmantel") und laut Antwortvermerk am 18.11.1675 beantwortet hat, bedankt sich Langenmantel für den ihm zugesandten Entwurf des "Anhaltung#S¡reiben" genannten Aufnahmegesuchs. Er hat es unverzüglich nach Halle weitergesandt, mit Datum 11.8.1675 nc; es ist mitgeteilt von Bircher in FG. I. C., S. 139f. In seinem letzten in Birkens Archiv erhaltenen Schreiben vom 3.12.1675 nc (PBlO.C.193.3), das Birken laut Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz am 27.11.1675 erhalten hat (II.298; PBlO.B.2.1.9, 133(12)r: "110 Brief von dem Wenig‰en.") bekundet Langenmantel die Hoffnung auf baldigen Erhalt des Aufnahmediploms und bittet, das Gemälde für das Gesellschaftsstammbuch in Nürnberg anfertigen zu lassen. Birken war in der Sache schon tätig geworden, denn zum 13.11.1675 gibt es diese Tagebuchnotiz (II.295; PBlO.B.2.1.9, 132(11)v): "Herrn Eimmert wegen Wenig‰en no¡ 1 Thaler." Damals wird auch das Gedicht Nr. 384 entstanden sein. Ob es zu Langenmantel gelangt ist, läßt sich nicht erkennen, ebensowenig, wie es zu Heidenreich gekommen ist. Schwerlich kann es als Beilage zu Langenmantels Aufnahmegesuch vom 11.8.1675 nc nach Halle gelangt sein, mit dem zusammen ein Manuskript von Birkens Hand dort aufbewahrt wird (s. FG.II.C. Bd. 2, S. 151). Am 28.1.1676 (II.310; PBlO.B.2.1.10, 138(3)v) hat Birken die von Langenmantel so heiß ersehnte Aufnahmeurkunde an ihn abgesandt: "7 Brief mit den Gesells¡a] Einnahm decret an den Wenig‰en." Am 24.1.1676 hatte Birken sie mit einem Schreiben David Elias Heidenreichs aus Halle erhalten (ebd.; ebd.): "6 Literae vom Willigen, samt dem Singspiel von Rahel und de# Hällis¡en Prinzen Lei¡Sa¡en." Zwar nicht in der Tagebuchnotiz, wohl aber im erhaltenen Brief Heidenreichs, PBlO.C.132.4, wird vor den beiden in der Notiz genannten Beilagen auch die Urkunde für Langenmantel erwähnt: Damit i¡ derein‰ die S¡uld wegen de# fürtre[li¡en Wenig‰en ri¡tig ma¡e, so i‰ hiebey deßelben Einnahm-brie[ verwahrt zu empfangen. Wil ho[en er werde ohne S¡aden überkommen. die am Ende angemerkte Zeit seiner Au#fertigung wird dar‰ellen, daß i¡ allbereit# die abgewi¡ene Mi¡ae¨li#Meße getra¡tet und fürgesorget, deßfall# ri¡tigkeit zu tre[en; J¡ wurde aber an der völligen Au#übung damal# dur¡ Leibe#S¡wa¡heit und andere zufällige dinge abgehalten und habe mit unwillen uhrsa¡e gegeben, daß mein ho¡geehrter herr ›¡ Ungelegenheit dur¡ wiederholte# anerinnern zuziehen müßen. Bitte, wann die Sa¡e vollend# na¡ Aug#purg überma¡et wird, Seiner Ho¡würden meine unbekante begrüßung und bereitwillig‰e Geißenheit anzudeuten und darneben de# übers¡i¿ten Ehren-Ges¡en¿# halber dan¿ zu er‰atten. In der Urkunde ist Langenmantel als Pflanze der kleine Sonnentau und der Spruch "Würkt viel Ersprießen" zugeteilt worden. Das entsprach nicht dem zuvor Vereinbarten. Auf der freien dritten Seite von Heidenreichs Brief hat Birken, wohl für die Antwort, die laut entsprechendem Vermerk auf dem Brief
Gedichte 384 und 385, 1675
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und Tagebuchnotiz (II.318; PBlO.B.2.1.10, 140(5)v) am 23.3.1676 ausgelaufen ist, diese Notiz angebracht: NB. der wenig‰e wird im Diplomate genennt: der Ehrwürdige Unser lieber besonder Herr Hieronymu# Ambro›u# Langenmantel. J‰ aber darinn ein Jrrtum, daß ihm da# Gewä¡se kleiner Sonnenthau und da# Wort Wirkt viel Ersprießen zugeeignet worden, da auf der S¡ilderey und im übersendten Gemähl zum Gesells¡a]-Bu¡ ‰ehet. Steyris¡er AlpenKlee.
Aber viel-Nu”end.
Langenmantel hat sich am 10.8.1676 bei Birken bedankt, wohl über die Nürnburger Verleger Endter, die in den drei erhaltenen Briefen als Kontaktpersonen genannt wurden (II.397; PBlO.B.2.1.10, 146(12)v): "der Wenig‰e mir 2 S¡augros¡en Aug#burgis¡e verehren la‹en, wägen 3 Thaler." Die letzte Langenmantel betreffende Tagebuchnotiz verzeichnet die Versendung eines Briefes an ihn am 9.3.1677 (II.376; PBlO.B.2.1.2, 164r). Birkens Gedicht Nr. 384 ist in FG. I. C, S. 141, und in FG. II. C. Bd. 2, S. 151, mitgeteilt, beide Male nach Birkens in Halle aufbewahrtem Manuskript. Ein zeitgenössischer Druck ist nicht bekannt. 1 der Steyris¡ Alpenklee] Diese Pflanze wird – von Langenmantel selbst oder Birken – vorgeschlagen worden sein, weil die Familie ursprünglich aus Krain und der Steiermark stammte. – 6 der welt zu nu”en viel] Anspielung auf den ursprünglich für Langenmantel vorgesehenen Spruch.
Text 385: Ehren Lied Glükwuns¡ Herrn Georg Sigmund Fürern. Kir¡en Pegern bey Endung de# Kir¡en Jahr#. 250r-251r T1 CCCLXXXV.] CCCLXXXV – T3 Herrn] H. – T3 Sigmund] Sigm. – 1 himmel] him el (ebenso 39; ebenso 3 gewimmel – 25 Himmelgarten) – 2 die] i unausgeführt; ebenso 6, 10, 18, 23; ebenso 30 wie – 4 da#] Kürzel – 7 keinem] durch Streichung des l aus kleinern (rn unkorrigiert) – 7 Sieben] S aus s überschrieben – 8 ‰ärken] durch Überschreibung aus ‰ärket – 9 erfreuen] er freuen – 12 der] Kürzel – 15 glükli¡ ‰eigen] kein Abstand – 16 Erdge‰irne] ev. Erd ge‰irne – 17 verlangen.] vor dem Punkt ein Satzzeichen gestrichen – 18 und] u. (ebenso 36) – 24 Erbarmen] Erbaren – 26 Sternen] er überschrieben – 34 den] n nachträglich verdeutlicht – 34 ver‰and] ver|‰and – 37 in] überschrieben Dieses und das Gedicht Nr. 386 sind laut entsprechender Tagebuchnotiz Birkens am 22.11.1675, fünf Tage vor dem Anlaß für die Abfassung des Gedichtes Nr. 385, dem Tag vor dem ersten Advent, mit
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dem das neue Kirchenjahr beginnt, geschrieben worden (II.297; PBlO.B.2.1.9, 133(12)r): "2 Lieder Herrn Kir¡enpegern und Sponso Wittig." Adressat war Georg Sigmund Fürer von Haimendorf (16121677; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCLXXXV). Fürer war seit 1658 Scholarch, oberster Vormundherr und Oberalmospfleger, seit 1666 Kirchenpfleger. Ein Separatdruck des Gedichtes, den es wahrscheinlich gegeben hat, ist nicht nachgewiesen. Später wurde es gedruckt in der Prosaekloge Winter-S¡äferSpiel/ | dem Ehren-Ruhme | de# Noris¡en | FOEBUS | bey Eintritt de# Neuen Chri‰-|Jahr#/ | im JESUS/ | Monat gewidmet/ | dur¡ die | Blumgeno‹en an der Pegni”. | Nürnberg/ | Gedru¿t bey Andrea# Knor”en. | ANNO M DC LXXVII., S. 23f. (s. Stauffer, 2007, S. 941-943). Mit verändertem Titel – Der | Noris¡e | Föbu#: | beim Eintritte | De# M DC LXXVII | Neuen Chri‰-Jahr#/ | beehret | von den | Blumgenoßen an der Pegni”. – wurde die Ekloge 1679 in Birkens Poetik Teuts¡e | Rede-bind und Di¡t-Kun‰/ | oder | Kurze Anweisung zur | Teuts¡en Poesy/ | […] aufgenommen (S. 341-388). Dort steht das Lied auf S. 383f. Zu beiden Drucken der Ekloge s. Stauffer, 2007, S. 942f., 1037. Auf S. 942 wird das Gedicht Nr. 385 zwar als von Birken verfaßt aufgeführt, die Manuskriptfassung aber wird nicht nachgewiesen. Im Manuskript ist der Gedichttext auf allen drei Seiten in Seitenmitte senkrecht durchstrichen. Rechts auf dem Rand, gegenüber T2, hat Birken notiert: "Jm Noris¡en | Föbu#." In der Ekloge ist das Gedicht so ins Hirtengespräch eingeführt (S. 23): E# muß hiermit no¡ ni¡t ges¡lo‹en seyn! (sagte Ferrando) und kan i¡ ni¡t unterla‹en/ hieher zu wiederholen ein Lied/ womit/ in verwi¡ener Zeit/ dieser unser Föbu#/ na¡ Zuru¿legung seine# Siebenden Stu[enJahr#/ mit Ein‰immung einer herrli¡en Mu›k/ beglü¿wüns¡et worden. Das steht als §36 (S. 383) gleichlautend in der Poetik-Fassung der Ekloge. Im Druck von 1677 gibt es keine Überschrift. Die erste Strophe ist in die Zählung einbezogen. Durch die Unterzeichnung "Flor." ist das Lied als von Birken verfaßt gekennzeichnet. Der verzierte erste Buchstabe von v. 1 ist vorgesetzt. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, diese Abweichungen: 10 vollen] vollem – 13 ‰iege diese#] ‰ieg im alten – 25 Himmelgarten] Himmel#-Garten – 35 unsren] unsern –. Im Poetik-Druck von 1679 fehlt ebenfalls eine Überschrift und steht die Unterzeichnung "Flor." am Ende. Es gibt weder Strophenzählung noch Spatien zwischen den Strophen. Nur die Anfangsverse der Strophen sind eingezogen. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion und wenigen typographischen Hervorhebungen abgesehen, diese Abweichungen: 10 vollen] vollem – 13 ‰iege diese#] ‰ieg im alten – 35 unsren] unsern – 35 Fürer] FURER (ebenso 40) 1f. Er lebt, ~ Kir¡en haubt.] Anspielung auf Fürers Amtsstellung als Kirchenpfleger; s. o. – 3-6 Jhm hat ~ ‰renge Tod#gefahr:] Das "gro‹e Stu[en-Jahr", das 63. Lebensjahr (s. v. 7) hatte Fürer am 9.10.1675 vollendet. Unmittelbar vorher muß er gefährlich krank gewesen sein. – 9f. Mit ihrem Föbu# ~ die Musen] Vgl. v. 18-20. Anspielung auf das Amt des Scholarchen, das Fürer seit 1658 innehatte. – 13-15 Der höher ‰iege ~ glükli¡ ‰eigen] Im Jahr 1675 hatte Fürer noch das Amt des Waagherrn erhalten; schon
Gedichte 385 und 386, 1675
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1666 war er Septemvir geworden. 1676 wurde er noch dritter oberster Hauptmann und Pfleger der Stiftung St. Marthae; s. Biedermann, a. a. O. – 21-24 die Witwen ~ Erbarmen.] Anspielung auf Fürers Amt als oberster Vormundschaftherr und Oberalmospfleger; s. o. – 23 Mit ehen su¡en au¡ die Armen] Adressat ist nicht Fürer, sondern Gott. Wie alle von seinen Amtstätigkeiten Betroffenen bitten auch die Armen Gott um langes Leben für ihren Wohltäter. – 25-27 Da# Paradei# ~ warten.] Vgl. v. 37f. Fürer starb am 14.1.1677 (s. Biedermann, a. a. O.); nur einen Tag vorher noch versandte er Exemplare der Ekloge, in welcher das Gedicht Nr. 385 gedruckt ist, wie aus einer Tagebuchnotiz Birkens zum 13.1.1677 (II.375; PBlO.B.2.1.2, 163(12)v) hervorgeht: "Herr Kir¡enpeger mir 4 Exemplare de# Pa‰orell# gesendet, und dur¡ Segern no¡ 12 Stü¿e: davon eine# Herrn Jngel‰ettern gesendet, und no¡ ein# Herrn Bruder Christiano mitgesendt." Auch Fürers Tod hat einen Tagebuchreflex. Zum 14.1.1677 heißt es (II.370; PBlO.B.2.1.2, 160(9)r): "Herr Kir¡enpeger Georg Sigmund Fürer ge‰orben." Die Himmelsgarten-Metapher (v. 25) hat Birken im Titel der großen Nachrufekloge aufgegriffen, die er dem Andenken des Verstorbenen widmete: Der | Noris¡e Parnaß | und | Jrdis¡e HimmelGarten: | wel¡en der | Noris¡e Föbu#/ | al# deren Be›”er/ | verwe¡#let mit dem | Himmelis¡en Sion | und | Ewigem Paradei#: | bewandlet und behandlet von | Floridan/ | in geleits¡a] seiner Weidgenoßen. | Nürnberg/ gedrukt bey Chri‰of Gerhard/ im 1677 Chri‰geburt-Jahr. (s. Stauffer, 2007, S. 945-947). – 29 dem Adler glei¡, verjüngt ›¡ sehn] In seinen Nachkommen; vgl. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 771, 773f. – 30 wie seine Lilje] Die Lilie war Bestandteil des Wappens der Familie Fürer von Haimendorf; s. zu Gedicht Nr. 269 in der Sammlung Floridan# AmarantenGarte (WuK. Bd. 1, S. 454, 934-936.) – 31f. ô Glük! ~ belade.] Zum Rad der Fortuna s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 1806-1809.
Text 386: Auf Herrn Johann Adam Witti¡# und Jungfrauen Sophien Catharinae Pei¡lin Ho¡zeit. 251r-252r T1 CCCLXXXVI.] 386 – T2 Herrn] H. – T2 Johann] Joh. – T2 und] u. – T3 Jungfrauen] Jf. – 1 der] dir – 3 de#] # aus s überschrieben – 4 un#] undeutlich; ev. unß – 6 die] i unausgeführt; ebenso 10, 22, 24, 32; ebenso 7, 17 wie – 7 Seel'ge] g überschrieben – 14 frommen] from en (ebenso 27 himmel) – 19f. Ni¡t nur ~ lieben dritten;] Reihenfolge der Verse vertauscht; Rangierung durch senkrechtem Strich links vorgesetzte Zahlen: 12|| – 19 versorgt] ver sorgt – 22 ihr] durch Überschreibung aus ihm oder ihn – 22 To¡ter] oberhalb von gestrichenem S¡wieger – 26 Namen#Tag] erstes a verschmiert; ev. Namen# Tag – 29 voll] v überschrieben – 31 dann] dan – 33 Gotte# Huld] ev. Gotte#Huld (H aus h überschrieben) – 36 bald ein] kein Abstand – 36 Bäu¡lein] B aus b überschrieben Zur Entstehung des Liedes am 22.11.1675 s. zu Gedicht Nr. 385. Anlaß war die Hochzeit des aus Nürnberg stammenden, aber in Regensburg tätigen Apothekers Johann Adam Wittig mit der Nürnbergerin Sophia Catharina Peuchel, der Tochter eines Grazer Glaubensexulanten, am 23.11.1675. Zur offenbar weitläufigen Familie des Bräutigams stand Birken nicht nur als Bezieher von Medikamenten,
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sondern auch freund- und verwandtschaftlich in Kontakt; das belegen zahlreiche Tagebuchnotizen Birkens für die Jahre von 1664 bis 1679. Trotz der großen Zahl dieser Notizen läßt der Bräutigam sich nicht sicher zuordnen. In einer Notiz zum 27.3.1668 (I.341; PBlO.B.2.1.4, 73v) wird ein Apotheker Georg Basilius Wittich genannt; er taucht in einer Notiz zum 4.3.1676 nochmals auf (II.316; PBlO.B.2.1.10, 140(5)r). Manche der Notizen Birkens, in denen lediglich ein Herr Wittich erwähnt ist, mögen ihn betreffen. Erstmals zum 10.11.1668 wird ein Caspar Wittich erwähnt (I.400; PBlO.B.2.1.4, 92v), der von da an immer wieder als Briefpartner und Besucher Birkens erscheint, von dem auch ein Brief in Birkens Archiv vorhanden ist (PBlO.C.390.1; ausgestellt in Nürnberg am 8.12.1670). Dem Inhalt dieses Briefes nach und laut Auskunft mehrerer Tagebuchnotizen war auch dieser Wittich Apotheker. Eine Tagebuchnotiz vom 27.11.1668 (I.406; PBlO.B.2.1.4, 94v) nennt Caspar Wittich erstmals als Schwager. Schon vorher, in einer Notiz zum 15.10.1668, war von "Herrn S¡wager Witti¡" die Rede (I.401; PBlO.B.2.1.4, 93r); damit wird Caspar Wittich gemeint sein wie bei den zahlreichen weiteren Nennungen dieser Art. Wenn, ebenfalls zum 15.10.1668, der Empfang eines Schreibens "Von Herrn S¡wager Witti¡ Seniori" notiert wird (I.399; PBlO.B.2.1.4, 92v), wird des anderen Vater gemeint sein. Der Ältere könnte ein Bruder Georg Basilius Wittichs gewesen sein. Die Schwägerschaft muß von Birkens erster Ehefrau herrühren. Eine Tagebuchnotiz Birkens zum 1.2.1675 (II.267; PBlO.B.2.1.9, 124(3)v) erweist einen Herrn Wittich als Schuldner: "Einnahm Herrn Witti¡# Zin# 15 Gulden." Mehrere entsprechende Notizen folgen, bis vom 11.8.1676 an "Frau Witti¡in" und vom 4.2.1677 an "Frau S¡wägerin Witti¡in" die Zins- und Tilgungszahlungen entrichtet werden (II.337, 382; PBlO.B.2.1.10, 146(11)v; B.2.1.2, 167r). Da war der Schuldner, der ältere Schwager, wohl gestorben. Wenn zum 23.6.1676 im Tagebuch ein Besuch "Bey Frau Gevatterin Witti¡in" verzeichnet ist (II.330; PBlO. B.2.1.10, 144(9)v), so hat er nicht der Braut des Gedichtes Nr. 386 gegolten, die ja auch nicht in Nürnberg lebte. Überdies ist zum 13.1.1677 notiert (II.370; PBlO.B.2.1.2, 160(9)r): "Frau S¡wägerin und Gevatterin Witti¡in" sei nach längerer Krankheit gestorben. Eine Base Magdalena Wittichin, wohl eine Tochter der Verstorbenen und Patin der ersten Frau von Birken, zog am 6.2.1677 bei Birken als Untermieterin ein (II.381; PBlO.B.2.1.2, 166v). Mehrfach ist nach der Notiz vom Tod Frau Wittichs von "den Witti¡# Jungfern", hinterlassenen Töchtern der Verstorbenen, die Rede. Sie und die "Dot Witti¡in", eine von ihnen, werden nach dem Tod der zweiten Frau von Birken (16.5.1679) am 14.6.1679 mit Legaten bedacht (II.461; PBlO.B.2.1.2, 211r). Es spricht einiges dafür, daß der Bräutigam, der jüngste von fünf Brüdern, wie aus einem der Gedichte des Gratulatoriums hervorgeht (s. u.), ein Bruder des jüngeren Schwagers, Caspar Wittichs, und der "Witti¡# Jungfern" war. Birkens Lied und sein Anlaß haben nicht nur die zum Gedicht Nr. 385 zitierte Spur in Birkens Tagebuch hinterlassen. Zum Hochzeitstermin, dem 23.11.1675, hat Birken notiert (II.297; PBlO.B.2.1.2, 133(12)r): "Uxor zu Herrn Wittig# ho¡zeit, darzu i¡ 1 Gulden. Hospita ihr den S¡mu¿ angelegt." Zum folgenden Tag heißt es dann (ebd.; ebd.): "Uxor novis Nuptis 1 Ducatum." Nur in den Tagebuchnotizen zum 22. und zum
Gedicht 386, 1675
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23.11.1675 verwendet Birken die korrekte Namensform Wittig, deren sich auch Caspar Wittig in dem erwähnten Brief bedient; sonst schreibt er stets Wittich. Birkens Lied wurde gedruckt in diesem drei Gedichte enthaltenden Gratulatorium: Da# | Lieb-rei¡e Ehband | Deß Erbarn/ Fürnehmen und Kun‰-wol-| erfahrnen | Hn. Johann Adam | Wittig#/ | Angehenden Apotheker# in de# H. Röm. | Rei¡# freyen Stadt Regen#purg; | Und | Der Edlen und Viel-Ehren-Tugend rei¡en | Jungfr. | Sophia Catharina/ | Deß weiland Edlen und Ve‰en | Herrn Hieronymi Peu¡el# | Von Grä” au# der Steyermark Seel. ehli¡-|na¡gela‹enen To¡ter: | Am 23. Novemb. diese# zu End-lau[enden | 1675ten Jahr# | glü¿-wün-s¡end geherzet und | bes¡erzet | Jn Nürnberg/ (s. Stauffer, 2007, S. 915). Birkens Lied ist der erste der drei römisch gezählten Beiträge ([)(]v)(ijv); es folgen ein weiterer, der mit "R. L. W.", wohl von einem Verwandten des Bräutigams, gezeichnet ist, und einer von Johann Ludwig Faber. Im Druck steht an Stelle der Überschrift das Trinitätszeichen "m!". Das Gedicht ist unterzeichnet: "Also glü¿wüns¡-s¡erzte | Sigmund von Birken | C. Com. P." Die Strophen sind nicht gezählt. Nur die jeweils ersten Verse sind eingezogen, in Str. 1 infolge der initialenartigen Ausführung des ersten Buchstabens von v. 1 auch die Verse 2 und 3. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, diese Abweichungen: 2 Witti¡#] Wittig# – 4 töden] tödten – 6 iezt] jezt (ebenso 15) – 11 Witti¡] Wittig – 16 ›eht] ›ht – 18 iede] jede – 22 ihr] Jhm – 22 To¡ter] S¡wieger – 36 Pei¡lin] Peu¡lin 1-6 So i‰ nun ~ Rei¡#-Stadt hin.] Offenbar hatten außer Johann Adam Wittig noch zwei andere Brüder den Beruf des 1675 verstorbenen Vaters ergriffen; einer davon dürfte der im Tagebuch oft genannte Caspar sein, der in Nürnberg lebte. Die zweite Reichsstadt, in der sich der zweite als Apotheker niedergelassen hatte, war entweder Ulm oder Augsburg; die dritte würde künftig Regensburg sein. In Fabers Epithalamium lautet die zweite Strophe: Unsre Mutter Pegni”/ kü‹et hier den ält‰en ihrer Söhn/ Le¡ und Blaue nehren zween. Mayn spri¡t: Einer Mein i‰/ wi‹et! Die den Fün]en aufgenommen/ au¡ die Donau/ thönt: wilkommen! nun dem Bruder/ der/ verliebt/ Jhre To¡ter wieder giebt. Demnach muß der in Nürnberg lebende Caspar Wittig der älteste der fünf Brüder gewesen sein. Zwei Brüder, wenigstens einer davon ebenfalls ein Apotheker, lebten in Augsburg und Ulm, einer in einer Stadt am Main, der Jüngste, Johann Adam, künftig mit seiner aus dem Donauland Österreich stammenden Frau in Regensburg. Vor seiner zweiten Heirat hat Birken am 22.11.1673 einen Hochzeitsbrief auch an "Herrn Witti¡ na¡ Ulm" geschickt (II.252; PBlO.B.2.1.8, 119(26)r); vielleicht war von dort sogar Besuch gekommen; denn zum 4.12.1673 steht im Tagebuch (II.255; PBlO.B.2.1.9, 120(27)r):
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"den Witti¡#leuten zum Abs¡ied 1 Thaler." – 3 de# Vatter# Meditrinen-Kron] Zur Heilungs-Gottheit Meditrina s. zu Gedicht Nr. 369, v. 41. – 4 wa# un# ‰erbet] 'was uns sterben macht'. – 5 Podaliren# o[icin] Thessalischer Heilgott, Bruder des Machaon, Sohn des Asklepios; zu seinem Mythos s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 961; vgl. zu Gedicht Nr. 369, v. 44. – 6 die dritte Rei¡#-Stadt] S. o.; s. zu v. 16. – 7f. wie solt ~ seine# glei¡en?] S. o. Der Vater der fünf Wittig-Brüder war erst kürzlich gestorben; s. o. – 11 Morta] Ursprünglich Entsprechung zu Μοῖρα; s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 1431. Bei Birken häufig als Personalisierung von Tod oder Sterblichkeit verwendet. – 13f. Diß Fe‰ ~ krönen:] Bei der Mutter dürfte es sich um die am 13.1.1677 verstorbene "Frau S¡wägerin und Gevatterin Witti¡in" handeln; s. o. – 15 verwandt] 'zugewandt'. – 23 Auroren Fuhr] Das Rossegespann der Göttin Eos, der Morgenröte; s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 279f. – 24 S¡nur] Schwiegertochter. – 26 kur” vor dem Namen#Tag] Demnach feierte die Braut ihren Namenstag am Tag der Heiligen Katharina von Alexandrien, dem 25.11.; s. Keller, 2001, S. 353f. – 31f. Zieht hin dann ~ den Regen.] Reisewunsch mit Andeutung des künftigen Wohn- und Wirkungsortes Regensburg. – 35f. Wan Mörser-‰ampfen ~ Bäu¡lein bringt.] Die in Epithalamien übliche Anzüglichkeit; wie häufig bei Birken verbunden mit einem Spiel mit dem Familiennamen der Braut.
Text 387: Über Herrn Chri‰ian Con‰antin Dedekind Gei‰li¡e Singspiele. 252r-253v ¨ ber – T2 Herrn] H. (ebenso 67 Herr) – T1 CCCLXXXVII] 387 (7 aus 6 überschrieben) – T2 Über] ev. V T2 Chri‰ian Con‰antin] Chri‰. Con‰. – T3 Gei‰li¡e] Gei‰l. – 2 die] i unausgeführt; ebenso 13, 16, 18, 21(2x), 24, 38; ebenso 6, 7, 18 wie – 4 nur] r überschrieben – 4 grober] groben – 5 Zev#] v überschrieben – 5 Teuton#] en undeutlich überschrieben – 6 werden] werden. – 8 wa¡sen so] kein Abstand; ebenso bei 19 Gott ein – 11 und] u. (ebenso 16(2x), 26, 42, 52, 55, 56, 59) – 11 himmel] him el (ebenso 37; ebenso 25 wimmelt – 45 Frommen – 46 Himmel – 46 weggenommen – 65 glimmet – 68 komm) – 12 sehn] durch Streichung aus sehen – 12 wa#] Kürzel; ebenso 26, 49, 60, 67 – 12 wa#] über dem zweiten Teil des Kürzels ein waagrechter Strich – 12 no¡] n undeutlich – 13 Dedekind] dedekind (ebenso 51, 67) – 17 Gö”en] am ehesten als Gä”en lesbar – 19 da#] Kürzel; ebenso 25, 28 – 19 der] Kürzel; ebenso 22, 29 – 21 da#] # aus s überschrieben – 27 Ovid] ovid – 33 die] durch Überschreibung aus der-Kürzel; e unterhalb der Zeile – 33 Siloha] h aus s überschrieben – 35 ward] word – 37 himmel] durch Streichung aus him el# – 40 Feind] e und n überschrieben – 42 Sonn] Son (ebenso 43 Wundermann – 50 bekannt) – 43 Wundermann] mit der-Kürzel – 46 weggenommen] ev. weg genommen – 48 Biß] B aus b überschrieben – 50 bekannt] durch Streichung aus bekan dt – 51 Herr] H und etc-Kürzel mit Punkt – 52 zuglei¡] ev. zu glei¡ – 52 verliebt] mit ver-Kürzel – 54 erklingen] er|klingen – 56 wäls¡] ä und s¡ überschrieben – 56 Franzen] Frazen – 58 etwa#] mit wa#-Kürzel – 61 bleib] durch Streichung aus bleibt – 66 seye] danach Komma gestrichen
Gedicht 387, 1675
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Das Gedicht ist am 21.12.1675 geschrieben worden. Das erweist eine Tagebuchnotiz Birkens zu diesem Datum (II.301; PBlO.B.2.1.9, 134(13)v): "70.71 S¡reiben an den Panzenden und Dedekind. diesem ein Carmen gratulatorium verfärtigt." Birken reagierte auf eine Bitte, die Dedekind ihm in seinem Brief vom 30.11.1675 (PBlO.C.50.5) vorgetragen und den Birken laut Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz am 15.12.1675 erhalten hatte (II.300; PBlO.B.2.1.9, 134(13)r: "117 Brief von Herrn dedekind."): Wann i¡ dann dafür halte, daß Eurer Herrli¡keit guhte recommendation, diese theatralis¡e Arbeit de‰o ahngenehmer ma¡en würde: So bitte i¡ ganz unterdien‰li¡, wofern deroselben die niederträ¡tigkeit meiner geringen Feder ni¡t zu vers¡mähli¡, Sie wollen ho¡gün‰ig gelieben, diese Au#fertigung mit einigen dero so ho¡gehaltenen al# wohlbeliebten Ehren Zeilen, glükkha[tig zuma¡en. Wel¡e# mit s¡uldig‰em Danke zuerkännen, i¡ unau#gesezt und geie‹en‰ verbleibe. Mit dem Dichter und Komponisten Constantin Christian Dedekind (1628-1715; zu ihm s. zu Gedicht Nr. 120) stand Birken damals schon länger in Kontakt. Begonnen hat es offenbar mit einer Sendung des Nürnberger Verlegers Johann Hofmann, der Birken laut einer Tagebuchnotiz zum 2.11.1672 (II.155; PBlO.B.2.1.7, 89(27)r): "Hofmann mir dedekind# Munus Comoediarum gesendt." Es dürfte sich um Dedekinds erste Sammlung geistlicher Libretti Neue | gei‰li¡e | SCHAU-SPIELE/ | bekwehmet | zur | Music | und | herau#gegeben | 1670. gehandelt haben. Das nächste Kontaktzeugnis in Birkens Nachlaß ist die Tagebuchnotiz zum 25.9.1673 (II.240; PBlO. B.2.1.115(22)r): "92. 93. 94 S¡reiben an Herrn Neumark und Herrn Heidenrei¡ samt 2 Pegne›#, an Herrn Profe‹or Wende, samt 3 Pegne›# pro ipso, Celinden (cum Carmine) und Leucofron. | Herr Hofmann na¡ Leipzig mitgenommen samt 1 Pegne›# pro herrn dedekind." Danach schweigt Birkens Tagebuch für längere Zeit. Wie eine recht ambitionierte mehrteilige Dichtung Dedekinds zu Birkens zweiter Heirat (PBlO. C.404.2.15) nach Nürnberg gelangt ist, muß offen bleiben. Von dem Ereignis könnte Dedekind durch Johann Löhner erfahren haben, mit dem er in Verbindung stand. Für das Jahr 1674 existiert kein Tagebuch Birkens. In diesem Jahr aber hat der Briefwechsel zwischen Dedekind und Birken eingesetzt. Der erste in Birkens Archiv erhaltene Brief Dedekinds vom 30.9.1674 (PBlO.C.50.2), den Birken am 5.10. erhalten und am 16.12.1674 beantwortet hat, ist ein Antwortschreiben. Er reagiert auf einen Brief Birkens, dem ein in dessen Archiv nicht erhaltenes Schreiben Dedekinds voraufgegangen war. Dedekind muß darin Birken gebeten haben, dem Dresdner Magister Christian Messerschmidt die Poetenkrönung zu gewähren. Da ein entsprechender Bittbrief Messerschmidts vom 8.5.1674 erhalten ist (PBlO.C.220.1), der von Dichtungen des Bittstellers begleitet war – Birken hat ihn am 30.5.1674 empfangen –, ist davon auszugehen, daß der verlorene Brief Dedekinds zusammen mit jenem bei Birken eingetroffen ist. Birken muß Dedekind gegenüber zustimmend reagiert und einen Entwurf des Coronatsdiploms mitgeschickt haben. Messerschmidt hat ihn selbst in eine Urkunde verwandelt oder verwandeln lassen, und mit Dedekinds Brief vom 30.9.1674 kam diese, begleitet von einem Dankschreiben Messerschmidts (PBlO.C.220.2), ebenfalls vom 30.9.1674, zur Unterschrift zu Birken zurück. Seltsamerweise fehlt der Vorgang in Birkens Verzeichnis
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seiner Amtshandlungen als Comes Palatinus, PBlO.A.1, 30v/31r. In seiner Antwort vom 16.12.1674 muß Birken Dedekind mitgeteilt haben, er habe ihn zur Aufnahme in die Fruchtbringende Gesellschaft vorgeschlagen. Davon ist in dessen nächstem in Birkens Archiv erhaltenen Schreiben vom 12.1.1675 die Rede, dessen Empfang am 20.1.1675 Birken auch im Tagebuch verzeichnet hat (II.265; PBlO.B.2.1.9, 124(3)r: "12 S¡reiben von Herrn Dedekind."). Dedekind kündigt auch ein Dankschreiben Messerschmidts an. Dieses, am 15.1.1675 ausgestellt (PBlO.C.220.3), traf zusammen mit Dedekinds Brief vom 12.2.1675 (PBlO.C.50.4) am 26.2.1675 bei Birken ein, was ebenfalls auch im Tagebuch verzeichnet ist (II.270; PBlO.B.2.1.9, 125(4)r): "26.27 S¡reiben von Herrn Dedekind und Magi‰er Me‹ers¡mied." Beantwortet hat Birken Dedekinds Schreiben erst zusammen mit dem vom 30.11.1675, das die Bitte um das Ehrengedicht enthielt, wie aus den gleichlautenden Beantwortungsvermerken hervorgeht, am 21.12.1675. Weitere Tagebuchnotizen und drei weitere Briefe Dedekinds in Birkens Archiv lassen Weiterbestehen des Kontaktes bis Ende Mai 1677 erkennen. Der letzte im Tagebuch erwähnte Brief Dedekinds, der am 30.5.1677 bei Birken eingetroffen ist (II.403; PBlO.B.2.1.2, 178v: "59 von Herrn Dedekind, samt einen Bu¡, da# i¡ Herrn Lehner verehrt."), fehlt in Birkens Archiv. Krölls Vermutung (II.403, Anm. 144), bei diesem Buch habe es sich um das Werk gehandelt, in welchem Birkens Ehrengedicht gedruckt worden ist, könnte zutreffen. Es handelt sich um dieses: C. Chr. D. | heilige | Arbeit | über | Freud und Leid | Der | alten und neuen | Zeit/ | in | Music-bekwehmen | S¡au-Spielen/ | ahngewendet. | dur¡ | Andräen Lö[ler# Verlag/ | gedrukkt zu Dreßden/ | 1676. (s. Stauffer, 2007, S. 920f.). Das Werk ist dem Oberhaupt der Fruchtbringenden Gesellschaft, Herzog August von Sachsen, gewidmet und enthält, wie im Brief vom 30.12.1675 angekündigt, je zwei Stücke aus der ersten und zwei aus der neuen Welt, über Sündenfall und Begnadigung Adams und Evas, über den ersten Märtyrer Abel, über den gehorsamen Isaac und den gläubigen Abraham sowie über Samsons Rache, eine VondelÜbersetzung, schließlich, über die Ankündigung des Briefes hinaus, einen theatralisch-poetischen Anhang. Birkens Gedicht ist als einziges Ehrengedicht vorgedruckt (bv-[bij]v). Es hat keine Überschrift und ist so unterzeichnet: "Sigmund von Birken | C. Com. P." In einer Vorbemerkung (br) wird Birken als Veranlasser der Zuschreibung bezeichnet. Die Verse 13, 17, 25 und 53 sind im Druck eingezogen, wegen großer Ausführung des Anfangsbuchstabens von v. 1 auch v. 2 und v. 3. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, diese Abweichungen: 1 dann] denn – 1 Walonen] Wallonen – 3 Teuts¡e] Deuts¡e – 6 naß] wa# – 7 wie] al# – 7 freunden] Frömden – 9 wird] werd' – 10 geb seine] au¡ geb die – 12 Teuts¡er] Deuts¡er – 13 gibt un# die Prob zus¡auen] lä‹t un# die Probe s¡auen – 14 Teuts¡land] Deuts¡land (ebenso 56) – 15 ia] ja – 15 fremde] frömde – 16 Kun‰-] Kün‰- – 17 nit] ni¡t – 22 warum] warüm – 22 fremden] Frömden (ebenso 64) – 25 wimmlet] wimmelt – 27 Fabels¡mid] Fabel-S¡mied – 33 die] der – 36 von] Vom (ebenso 43, 45, 46) – 42 Mond und Sonn] Sonn und Mond – 44 nun] nur – 47 vom] Von – 47 Vattern] Vatern – 47 andern] andren – 50 diß] Dieß – 50 wolt] wil – 51 gibt] giebt – 53 Teuts¡] Deuts¡ – 53 fremde] Frömden – 54 Teuts¡e#]
Gedicht 387, 1675
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Deuts¡e# – 55 dan] denn – 57 hönen] hören – 57 wan] wänn – 59 sol¡em] sol¡en – 65 glimmet no¡ von alter Teuts¡er] glümmt von alter teurer Deuts¡en – 67 werk] Tuhn – 67 wa#] wä# –. Im Manuskript ist der Text auf drei der vier Seiten, die er einnimmt, in Seitenmitte senkrecht durchstrichen, bis v. 50. Der Durchstreichung entspricht rechts auf dem Rand gegenüber T2 die Notiz: "Jn der Poesy-|anweisung." In Birkens Poetik steht das Gedicht am Ende des Kapitels VI Von Gebändzeil-Fehlern. De Vitiis Versuum (S. 51-73), S. 71-73, und ist so eingeleitet (S. 71): 59 E# ers¡einet au¡ hierau#/ wa# von S¡au- und Danz-Spielen zu halten sey/ da Heidnis¡e Götter redend oder ›ngend eingeführet werden: wovon hier/ um kürze willen/ nur no¡ diese ehmal# hierüber verfa‹te Verse reden: Es gibt weder Über- noch Unterschrift, aber von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, diese Abweichungen: 5 Zev#] Haubt – 5 Teuton#-] Teuts¡en – 7 freunden] Fremden – 8 soll] solt – 9 wird] wurd – 10 der einem Pegasu# geb seine] der gäb also dem Pegasu# die – 11 laß] ließ – 13-16 Herr Dedekind ~ Chri‰li¡, bringt.] fehlt – 17 Er ‰ellt nit] 13 Man ‰ell ni¡t – 18 nur mit dem erge”en] 14 zu Papier nur se”en – 22 warum] 18 worum – 23 alte] 29 er‰e – 24 man so au# der Höll] 20 au# der Höll man so – 26 nuzt] 22 nüzt – 27 Fabels¡mid] 23 Fabels¡mied – 28 s¡öner] 24 bäßer – 32 von] 28 vom – 33 die den Siloha gießet] 29 wovon Siloha ießet – 34 den] 30 der – 34 ießet] 30 s¡ießet – 42 Mond und Sonn] 38 Son u. Mond – 44 nun] 40 nur – 47 vom] 43 von – 51-68 Herr Dedekind ~ den Maro ndt.] fehlt. Zu den Kürzungen dieser Druckfassung s. Stauffer, 2007, S. 921. 1-4 Sind ›e ~ grober Zwirn?] Zum Programm aller Sprachgesellschaften gehörte die Selbstbehauptung der deutschen Sprache und Dichtung gegenüber Frankreich und Italien. Beide Nationen dürften hier gemeint sein. – 5-7 Ein Zev# ~ Gnaden-Gold] Wohl ein Appell an den Widmungsempfänger; vgl. auch v. 68. Zum Danae-Mythos s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 1378f. – 5 der Teuton#-Erden] Schottelius führt in der HaubtSpra¡e (1663) die Bezeichnung 'Deutsch' auf den Gottesnamen Teut zurück (S. 35f.); in beiden Druckfassungen wird die gelehrte Reminiszenz beseitigt. – 7 den freunden] Wahrscheinlich ist die Lesart der beiden Druckfassungen, "den Fremden", intentionsgemäß; die Wendung könnte der Vorliebe für italienisches Theater im kaiserlichen Hof gelten. – 8-12 J¡ wett' ~ ein Teuts¡er kan.] Birken kombiniert den Perseus-Mythos (s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 651f.) mit dem des Bellerophon bzw. Pegasus (s. ebd., Bd. 1 (1964), Sp. 856-858). – 13-16 Herr Dedekind ~ Chri‰li¡, bringt.] Charakterisierung des mit diesem Gedicht geehrten Dedekindschen Werkes. – 17-22 Er ‰ellt nit auf ~ der fremden hand vergüldet.] Charakterisierung der von Dedekind verfaßten Schauspiele; zur Kritik dieser Passage s. zu v. 7. Zur Gleichsetzung der antiken Götter mit Teufeln vgl. Rede-bind und Di¡t-Kun‰ (1679), [):(x]r/v: 6 Ein huntert Jahre na¡ der Zeit Mose/ thäte ›¡ au¡ in Grie¡enland die Poesy herfür/ und zwar er‰li¡ in Bäotien zu Dodona und Del: da die Gö”en oder vielmehr Teufel/ Jupiter und na¡mal# Apollo/ so in seiner Jugend au¡/ wie Mose/ ein S¡äfer gewesen/ au# Hölen (au# der Hölle) und zwar allemal in Versen/ ge-
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redet/ und den Leuten/ die um kün]ige Dinge gefragt/ Antwort gegeben/ daher ›e Oracula genennt | worden: und soll zu Delphi da# er‰e Weib/ dur¡ wel¡e der Gei‰ geredet/ namen# Phemonoe/ die Verse-art/ so bey den Grie¡en und Latinern Hexametri heißen/ erfunden haben. E# i‰ aber ohnezweifel Fabelwerk/ wie alle der Grie¡en er‰e Ges¡i¡ten/ und hat der Höllen Für‰/ al# jederzeit Gotte# A[e/ sol¡e# von dem Profeten Mose und der Miriam abgesehen/ und na¡gedi¡tet. Auf welche neueren ausländischen Dichtungen mit mythologischen Stoffen sich Birken in v. 21f. bezieht, ist nicht zu erkennen; s. aber zu v. 7. – 23 Die alte Kir¡ hat ni¡t# hiervon gewu‰.] Gemeint ist wohl, daß das Interesse an den Mythen der griechischen und römischen Antike durch den RenaissanceHumanismus aufkam. – 25-27 A¡! Gotte# Bu¡ ~ der Fabels¡mid Ovid.] Die Metamorphosen waren die Hauptquelle für die Kenntnis der antiken Mythen. In der Vorrede seiner Rede-bind und Di¡t-Kun‰ führt Birken alle antiken Mythen auf biblische Vorbilder zurück und liefert zahlreiche Beispiele. – 31 Vom Salomo, dem Föbu# seiner Zeit] Vgl. Rede-bind und Di¡t-Kun‰, ):( ):(r: Von seinem Sohn und Rei¡#-Na¡folger/ dem König Salomo/ s¡reibt da# Biblis¡e Bu¡ der König#Ges¡i¡ten/ daß er über tausend Lieder gedi¡tet: unter denen aber allein da# so-genannte Hohe Lied no¡ vorhanden i‰, wel¡e# ein S¡äferGedi¡te i‰/ und unter dem Namen Salomo und Sulamith/ den Sohn Gotte# mit seiner Braut/ dem Mens¡li¡en Ges¡le¡te/ verliebt redend einführet. In einer Fußnote verweist Birken auf 1 Kön 4.32 (nach neuer Zählung 5.12). – 32-39 von David ~ der Je‹e-Sohn] Vgl. Rede-bind und Di¡t-Kun‰, [):(xij]r-):( ):(r: 8 Endli¡ um da# Jahr der Welt | 2680 sezte die Poesy ›¡ er‰li¡ auf den König#thron/ und zwar im Volke Gotte#. David der Sohn Jsai/ weidete damal# bei vor-erwehntem Bethlehem und Thurn Eder/ wo Jacob seine Hütten gehabt/ seine# Vatter# S¡afe/ war ein kün‰li¡er Har[enspieler/ enge an Psalmen zu di¡ten/ und ward also zuglei¡ ein S¡äfer und Poet/ und zwar ein Gei‰li¡er Poet/ und Himmel#-Di¡ter. […] Seine ewige Ehre i‰/ auf Erden und im Himmel/ wa# Sira¡ ihm na¡rühmet: Für eine jede Wolthat/ dankte er dem HErrn/ mit einem s¡önen Lied. Wie er dann derer/ im Psalter oder Ebreis¡en Liederbu¡/ eine große Anzahl hinterla‹en: und er›het man au# selbigem Bu¡/ und den Obs¡ri]en der Psalmen/ daß damal# und herna¡ viel Poeten in Jsrael gewesen. – 33-35 die den Siloha gießet ~ Jesu Bad;] Birken hält den von dem Bach Gihon gespeisten Teich Siloah in Jerusalem offenbar für eine Quelle. Gemäß seiner Darstellungstendenz, nach welcher antike Überlieferungen Nachahmungen altbiblischer sind, ist diese Quelle des primären Musensitzes Sion die eigentliche Dichterquelle, nicht die griechische Hippokrene. Zu Jesu Taufe im Jordan s. Mt 3.13-17; Mk 1.9-11; Lk 3.21f. – 37 bey Eder# Thurn] Vgl. Gen 35.21; Rede-bind und Di¡t-Kun‰, [):(jx]r, zu Jacob: Er wohnte na¡mal# bei dem Thurn Eder/ nahe bei Bethlehem/ wel¡er Ort ohnezweifel von ihm und seiner S¡afe Tri]/ diesen Namen (Heerde) bekommen: und wird er daselb‰ seinem GOtte/ der ihn bes¡irmet und gesegnet/ man¡e# DankLied gesungen haben.
Gedichte 387 und 388, 1675 und 1676
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– 37f. wo himmel-Brod gefallen | in Bethlehem] Der Name bedeutet nach damals üblicher Auffassung 'Haus des Brotes'; s. Zedler. Bd. 3 (1733), Sp. 1533f. – 38f. wo ließ die Psalmen s¡allen | der Je‹e-Sohn] David stammte aus Bethlehem; s. 1 Sam 16.1-13. – 39 von Jsaac# Opfer-gang] Gen 22.1-19. – 40f. Von Simson ~ i‰ Hercule#] Ri 16.23-31. – 41f. von Josua ~ kont anmelden] Jos 10.12-14. – 43f. von Mose au¡ ~ gethan] Von den zahlreichen Wundern Moses' wird in den Büchern Exodus und Numeri erzählt. – 46 von Heno¡, den der Himmel weggenommen] Gen 5.18-24. Vgl. Rede-bind und Di¡t-Kun‰ [):(viij]v: Na¡mal#/ wann diese heil. Vätter im Grünen lagen/ hatten ›e ihre Gedanken zu Gott/ s¡webten damit im Himmel/ den ›e über und vor ›¡ sahen/ betra¡teten in den Ges¡öpfen den S¡öpfer/ au¡ an der Sternenburg den Ursprung ihrer Seelen/ und/ an ‰at der eitlen jrdis¡en Liebe raum zu geben/ di¡teten ›e Lieder zur Ehre GOtte#/ und sungen sol¡e bei Verri¡tung de# Gotte#dien‰e#/ oder ließen son‰ Gesänge voll Tugendlehren erklingen. Diß ges¡ahe/ wie zu vermuhten i‰/ in der er‰en Welt vor der Sündut: da man ja ni¡t in der Beehrung GOtte# wird gefeiret haben/ sonderli¡ in de# Heno¡# S¡ule/ der ein Göttli¡e# Leben geführet. – 47 vom Noah, Vattern dieser andern welt] Die andere, für Birken noch gegenwärtige Menschenwelt ist die von Noah nach der Sündflut neu begründete. – 53-59 Er ›nget Teuts¡ ~ reisen au#.] S. zu v. 1-12. – 60-64 Mit torheit holt man ~ die ihr verehret no¡.] Ähnliche Bedenken äußert Birken auch gegenüber den damals üblichen Cavaliersreisen, vor allem solchen, die in katholische Regionen führten. – 68 Mecäna# komm! hier er den Maro ndt.] Vgl. zu v. 5-7. Auch diese Schlußwendung dürfte vor allem an den Widmungsempfänger gerichtet gewesen sein.
Text 388: Zu Herrn Johann Zieger# Bu¡händler# und Jungfrauen Susannen Hofmännin ho¡zeit. 253v/254r T1 CCCLXXXVIII.] CCCLXXXVIII – T2 Herrn] H. – T2f. Bu¡händler#] Bu¡ | händ und etc.-Kürzel mit Punkt – T3 und] u. – T3 Jungfrauen] Jf. – T3 Susannen] e überschrieben – 2 und] u. (ebenso 4, 7 (1. Position), 11, 16, 26, 28) – 2 wann] wan (ebenso 14) – 6 treuem] durch Überschreibung aus treuer – 8 die] i unausgeführt – 9 der] Kürzel – 9 erkennet] er | kennet – 12 da#] Kürzel – 14 wa#] Kürzel – 16 hauß] ß aus s überschrieben – 19 Bü¡er] am Wortende ein Buchstabe gestrichen – 21 muß] durch Überschreibung aus mu‰ – 24 da#] d aus E überschrieben – 25 ihr] ihn – 26 Gott] danach ein Wortanfang (er) gestrichen – 27f. s¡a[t immer ~ ewig, rei¡.] Reihenfolge der Verse vertauscht; Rangierung durch links vor senkrechtem Strich vorgesetzte Zahlen: 21|| – 28 immer] im er (ebenso 28 himmel) Dieses Gedicht gilt wie das folgende der Hochzeit des Nürnberger Buchhändlers Johann Zieger, über den sich nichts Näheres hat in Erfahrung bringen lassen, mit Susanna Hofmann, wohl einer Tochter des Nürnberger Buch- und Kunsthändlers und Verlegers Johann Hofmann, mit dem Birken in nicht immer ganz störungsfreiem Kontakt wegen der verlegerischen Betreuung der Werke des Herzogs Anton Ulrich und Catharina Regina von Greiffenbergs stand. Daß die Hochzeit am 31.1.1676 stattgefunden hat, wissen wir durch eine Tagebuchnotiz Birkens zu diesem Datum (II.311; PBlO.B.2.1.2,
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138(3)v): "Uxor zu Herrn Zieger# Ho¡zeit gegangen." Und zum 1.2.1676 – dem Tag der "Nachhochzeit" – hat Birken notiert (ebd.; ebd.): "Herrn Ziegern 1 Ducaten zur Ho¡zeit verehrt." Daß das Gedicht in zeitlicher Nähe zum Hochzeitstermin entstanden ist, zeigt auch, daß es in der Sammlung die Jahrgangsgruppe 1676 eröffnet. Der Bräutigam stand, wie mehrere Tagebuchnotizen der Jahre 1676 und 1677 erkennen lassen, in einem gewissen Verkehr mit Birken; gelegentlich übermittelte er Sendungen Hoffmanns. Die erste Tagebuchnotiz, die ihm gilt, hält einen Besuch Birkens im Buchladen – wohl dem Hoffmannschen am 22.1.1676 – fest (ebd.; ebd.): "Bey Herrn Ziegern im Bu¡laden zugespro¡en." Es ist kaum vorstellbar, daß dieses Gratulatorium nicht gedruckt worden ist; doch ist kein Druck nachgewiesen. 5-8 Herr Ziegern ~ triebe fort.] Offenbar hatte Johann Zieger als Angestellter Johann Hofmanns zumindest einen Teil der üblichen Buchhändler-Reisen zu Messen und Märkten zusammen mit seinem Prinzipal oder für ihn absolviert; vgl. v. 19. – 10 von seinem herrn] Von Johann Hofmann. – 17f. Ein gute# Bu¡ ~ sein geblieben] In der durch den Status des Bräutigams vorgegebenen Bildlichkeit ist hier die Braut gemeint. – 19 na¡dem ~ Bü¡er-waar] S. zu v. 5-8; Anspielung auf die zweimal sieben Jahre, die Jacob um Rahel diente (Gen 29). – 21-23 So muß ~ Kind und Rind.] Anspielung auf Gen 29f. – 23f. diß wende ~ Rahel Grab.] Anspielung auf Gen 35.20. – 25 Wir ~ Leben.] Inwieweit dieser auf Gen 29.31-35 anspielende Wunsch in Erfüllung gegangen ist, läßt sich mangels Kontextes nicht sagen. Immerhin gibt es diese Tagebuchnotiz Birkens zum 2.1.1677 (II.369; PBlO.B.2.1.2, 159(8)v): "An den Bü¡ern ordinirt, interim Uxor zu Frau Ziegerin in# Kindbett. 15 Kreuzer."
Text 389: Kammerliedlein. 254v-256v T1 CCCLXXXIX.] CCCLXXXIX – T2 Kammerliedlein] Kam erliedlein (ebenso 13 beysammen) – 2 die] i unausgeführt; ebenso 14, 24, 31, 54 – 4 Seht] versehentlich eingezogen; Rangierung durch vorgesetzten waagrechten Strich; ebenso bei 10 Jungefrauen – 16 Sehet – 22 Sprü”en (der waagrechte Strich geht durch das ursprünglich korrekt gesetzte S) – 28 Lieb‰er – 34 Auf – 4 da#] Kürzel; ebenso 12 – 4 Färblein] F überschrieben – 13 beysammen] ev. bey sammen – 25 Vormal#] ev. Vor mal# – 25 nur] am ehesten als nun lesbar – 27 Superlativus] v überschrieben – 38 biß] b überschrieben – 51 und] u. – 54 wie] w überschrieben – 56 wann] wan Zu Anlaß, Adressaten und Datierung s. zu Gedicht Nr. 388. Das Lied ist ohne Verfasserangabe gedruckt als vierseitiges Separatum (s. Stauffer, 2007, S. 921f.) mit der Titelseite Morgen-Gruß | an | die neue | JungEfrau Ziegerin. Danach, auf der zweiten der vier Seiten, lautet die Überschrift: Na¡ dem Lied: | Filli# saß in einem Böt¡en. (s. zu den Gedichten Nr. 191, Nr. 206 und Nr. 277 in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1, S. 780-782, 810-812, 946f.); es handelte sich offenbar um eine
Gedichte 389 und 390, 1676
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populäre, für 'Kammerlieder' besonders geeignete Melodie). Die auch im Druck oberhalb der Strophen angebrachten Zahlen stehen ohne Punkte. Die initialenartige Ausführung des Anfangsbuchstabens von v. 1 führt zum Einzug von v. 2. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, diese Abweichungen: 5 drüm] drum – 5 nit] ni¡t – 15 herzen-Brand] Herzen#brand – 22 lös¡en] Les¡en – 23 verzös¡en] verzes¡en – 26 ie”und] Je”und – 60 Frühling] Sommer 7-12 Jungfern ~ spra¡t.] Zu erraten ist der Buchstabe e, der fünfte im Alphabet; auf der Titelseite des Druckes ist er besonders hervorgehoben. – 8 Be”el] Haube; s. Grimmsches Wörterbuch. Bd. 1 (1854), Sp. 1741. – 12 wa# da# Namen bü¡lein spra¡t] Unerklärt. Die Verbform 'sprachen' begegnet gelegentlich bei Birken in der Bedeutung 'sich unterhalten'. – 23 verzös¡en] 'verzetteln', 'verlieren'; s. Reinwald, 1793, Sp. 184. – 32 mit der doppel-leder ha¿en] 'mit dem Bart'. – 35 doppel-Da[et] Doppeltaft ist ein besonders dicht gewebter Seidenstoff; s. Meyer's neues Konversations-Lexikon, 2. Aufl., Bd. 14 (1867), S. 1062; der Bart des männlichen Kußpartners ist gemeint; vgl. in der Sammlung Floridan# AmarantenGarte Gedicht Nr. 39, v. 53f., und die zugehörige Kommentierung: WuK. Bd. 1, S. 80, 524. – 38 buß¡en] Küßchen. – 43-54 Jungfer ~ vergi‹t.] Die in 'Kammerliedern' obligatorische erotische Anzüglichkeit. – 56 wenn man ‰i¡t in Gänse-röhren] Um die Martinszeit. – 65f. daß er ~ abnahm] Johann Zieger hatte wohl schon eine frühere, kinderlos gebliebene Ehe hinter sich.
Text 390: Zu de# Edlen Gemeinnu”igen Herrn Joa¡im# von Sandrart auf Sto¿au etc. Gewä¡se, die Rohte Tanne. Spru¡: Raget weit hervor. 256r/v T1 CCCLXXXX.] CCCLXXXX – T3 Herrn ~ etc.] nach und unterhalb von hervor. (davor und hinter Gemeinnu”igen Einfügungszeichen +); der Nachtrag vor dem Einfügungszeichen und vor dem Schlußpunkt durch senkrechte Striche abgegrenzt – T3 Herrn] H. – T3 von] v. – T3 etc.] Kürzel – T3f. Ge-| wä¡se] Ge-|wä¡se – T4 die] i unausgeführt; ebenso 8 – T4 Tanne] e überschrieben – T4 Spru¡:] Spr. – T5 weit] w aus e überschrieben – 2 und] u. (ebenso 4) – 2 da#] Kürzel; ebenso 4 – 3 raget] a überschrieben – 4 Geeder] mit der-Kürzel – 5 an‰immet] an‰im et – 7 der] Kürzel – 8 den weißheit] kein Abstand – 8 weißheit] ß überschrieben Joachim von Sandrart wurde im April 1676 als Der Gemeinnützige in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen; s. Bircher / Herz in FG. II. C. Bd. 2, S. 261. Als Gewächs wurde ihm die Rote Tanne mit der Devise 'Ragt weit hervor' zugewiesen. Sein von Birken verfaßtes (s. Tagebuchnotiz zum 23.3.1676 (II.318; PBlO.B.2.1.10, 140(5)v) Aufnahmegesuch ist von Bircher in FG. I. C. Bd. 1, S. 149f. abgedruckt. Am 5.5.1676 hat Birken das Aufnahmediplom aus Halle erhalten und es am nächsten Tag Sandrart ausgehändigt (II.324f.; PBlO.B.2.1.10, 142(7)v): 5.5.1676: "41 Literae vom Willigen, cum
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Diplomate für Herrn von Sandrart."; 6.5.1676: "Herrn von Sandrart da# Diploma gebra¡t." In zeitlicher Nähe, wohl Anfang Mai 1676, wird das Epigramm Nr. 390 entstanden sein. Es ist abgedruckt bei Klemm 1995, S. 304, und in FG. II. C. Bd. 2, S. 296. Ein zeitgenössischer Druck ist nicht nachgewiesen. 8 Drey Kün‰en ~ weißheit-Si”.] Anspielung auf den deutschen Titel der 'Academie'.
Text 391: Zu Herrn Andrea# Georg Baumgärtner# TriumViri et polemarchi Norici und Frauen Marien Magdalenen im Hof gebornen Pellerin Ho¡zeit. 256v T1 CCCLXXXXI.] CCCLXXXXI – T3 Herrn] H. – T3f. Baumgärtner#] Baum|gärtner# – T4 TriumViri] ev. Trium Viri – T4 et] & – T5 polemarchi] l überschrieben – T5 Norici] Nor. – T6 und] u. – T7 Frauen] Fr. (durch Überschreibung aus Jfr.) – T7 Marien] Mar. – T7 gebornen] geb. – 2 ganze#] z aus ” überschrieben Anlaß für Birkens von seinem ungeschickten Schreiber nicht eben deutlich bezeichnete Dichtung war die Hochzeit des Nürnberger Patriziers Andreas Georg Baumgartner von Holenstein (1613-1686) mit der Witwe Maria Magdalena Imhoff, geb. Peller von Schoppershof (1635-1687) am 20.6.1676. Baumgartner war Mitglied des inneren Geheimen Rats und zweiter Losungsherr der Reichsstadt sowie Kriegsrat des Fränkischen Kreises und Fürstlich Pfalz-Sulzbachischer Geheimrat. Die Braut war – seit 1652 – mit Johann Baptista Imhoff (1629-1668) in erster Ehe verheiratet gewesen. Zu allen Daten s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCCXXVIII. Die lakonische Eintragung Nr. 391 (vgl. Text Nr. 343 und Nr. 344) bezieht sich auf Birkens Anteil an diesem Gratulatorium der Pegnitzschäfer: Noris¡er | BaumGarten: | Dem | Großen | Polemar¡u#/ | bey | Diese# Ho¡-Edlen Staat-Vatter# | am 20 Bra¡m. de# 1676 Jahr# | in der Nori#burg | ange‰elltem | ho¡ansehnli¡em | Trauung-Fe‰/ | zu Ehren | bepanzet und gewidmet/ | dur¡ | die Blumgenoß-Hirten | an der Pegni”. | Nürnberg/ | gedru¿t bey Wolf Eberhard Fel#e¿ern. (s. Stauffer, 2007, S. 923-925). Die Widmung auf der Rückseite des Titelblatts nennt den Bräutigam auch als reichsstädtischen Kriegsrat, dritten Obristen und Kriegs-Hauptmann, Zeugherrn, Pfleger des PilgerHospitals bei St. Martha und der Zwölf-Brüder-Stiftung. In Birkens Tagebuch hat die Ekloge diese Notiz zum 20.6.1676 veranlaßt (II.330; PBlO.B.2.1.10, 144(9)r): "Vergangene Wo¡e mit der Baumgärtneris¡en S¡äferey vers¡wendet." Da die Notiz zu einem Dienstag erfolgte, ist die Rede von der Woche vom 11.-17.6.1676; in dieser Zeitspanne gibt es allerdings keine Tagebuchnotiz, die auf Beschäftigung Birkens mit der Baumgartner-Ekloge zu beziehen wäre. Offenbar war die Initiative zu dieser Ekloge nicht von Birken ausgegangen, und er mußte seinen Beitrag einem nicht von ihm erdachten Konzept einfügen. Hauptredner im Hirtengespräch dieser Ekloge ist Myrtillus / Martin Limburger. Das Ende seines Beitrags hat Birken klar bezeichnet: Es liegt "auf der 7. Colum", d. h. der siebten Seite des Text-
Gedicht 391, 1676
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teils (Cr). Die Vermutung liegt nicht fern, daß Birkens Schreiber die Wendung "vom le”ten §" aus "vom se¡‰en §" verlesen hat. Der Druck hat keine Kapitel-Zählung. Auf der sechsten Seite (Bv) aber – vielleicht auch mit Beginn eines sechsten Kapitels – beginnt eine größere Redepartie Floridans, der auf der vierten Textseite (Bv) in die erzählte Handlung eingeführt worden war. Die gesamte Passage von Bv bis Cr lautet nach einem Redebeitrag des Myrtillus (einige am Rand angebrachte Nachweise bleiben fort): Er hätte mehr hinzu gesezt/ wann ni¡t de# wehrte‰en Floridan#/ al# ihre# Ober-hirten#/ Näherung/ der/ in Begleitung Palämon#/ Ferrando, Ro›dan# und Filemon#/ einem Lu‰-garten zu gienge/ die sämtli¡e Orden#gesellen zu freudiger und freundli¡er We¡sel-Empfahung und Umfahung ermahnet hätte: Wel¡e au¡/ na¡ dem ›e von Floridan/ in eine Gesells¡a] ›¡ zu sammlen/ erinnert worden/ | ihme gerade# Fuße# in den besagten Lu‰-Pla” folgeten. Na¡ dem ›e nun anfängli¡ die Menge der so wol einheimis¡en al# au#ländis¡en Kräuter-gewä¡se/ Bäume und Stauden betra¡tet und bewundert/ erö[nete Periander dem Floridan ihre heutige Morgen-Fügnise und geführte Gesprä¡e: Deme au¡ zuglei¡ Poliander und Myrtillu# bittli¡ anlagen/ ihren gewe¡selten S¡erz-Zwi‰ zu ents¡eiden: wel¡e# ›e/ weil au¡ die übrige anwesende Blum-geno‹en ihn hierum ersu¡ten/ endli¡ erhielten. Na¡dem ›e ›¡/ unter einem Laub-gema¡ten Lu‰ gewölbe/ zusammen nidergela‹en/ enge er also an zu reden: E# i‰/ lieb‰e Mit-hirten/ leider eine betagte Klage/ daß der Wa[enKlang den Mund der Gere¡tigkeit ‰umm/ und ihr S¡werd ‰umpf/ ma¡e. Und sol¡e# hat die traurige Erfahrung ö]er# bewähret: indem zu Krieg#-zeiten/ ni¡t nur die S¡alt- sondern au¡ die Natur-gese”e/ bey vielen/ ges¡la[en. Dann die jenige/ bey wel¡en Rauben/ Morden/ Brennen/ S¡änden keine Sünde war/ die les¡ten au¡/ dur¡ ihre Unmens¡li¡keit/ da# in ihrem Herzen von der Natur anges¡riebene Gese”e au#: Wa# du nit wil‰/ da# man dir thue da# thue du andern ni¡t. Wie nun diese# von unre¡tmäßigen Kriegen (von wel¡en sonder zweifel Myrtillu# geredet) gar gewiß kan gesaget: also mu# e# von re¡tmäßigen/ (die Poliander billiget) au¡ ni¡t gesagt werden. Dann diese werden na¡ GOtte# willen/ der ›¡ selb‰ einen Herrn der Heers¡aaren nennet/ dur¡ seine irdis¡e Ebenbilder/ die ordentli¡e Obrigkeiten/ zu Erhaltung aller guten Gese”e/ angefangen/ gemittelt und vollendet. Jhr Anfang gründet ›¡ auf die gere¡te Sa¡e/ da# Mittel be‰ehet in s¡arfer Zu¡t/ und da# Ende gebieret den Anfang de# Frieden#. Die gere¡te Sa¡ i‰ glei¡sam da# Haubt der guten Ho[nung/ wel¡e dem Kriege#-S¡i[ den Weg na¡ dem glü¿seeligen Triumf#-Eyland zeiget. Die Zu¡t erlaubet den Kriegenden ni¡t alle# zu thun/ wa# man kan/ sondern: wa# ›¡ ziemet/ und ma¡et ›e also zu zweymal-Siegern: indem ›e ni¡t nur dur¡ Dapferkeit die Feinde/ sondern au¡ dur¡ Mäßigkeit und Bes¡eidenheit ihre Begierden/ überwinden. Der Friede aber krönet endli¡ Siegere und Be›egte/ mit seinen milden Oliven/ und unteri¡t jenen die un‰erbli¡e Palmen- und Lorbeer-zweige. Sind demna¡ Myrtillu# und Poliander heut keine Gegnere gewesen: weil dieser/ mit seinen Pfeilen/ auf da# tyrannis¡e Raub-Bild gezielet; jener aber/ mit seinem S¡ild/ die von GOtt gewa[nete S¡u”-helden bes¡irmen wollen. Und diesem (sagte Poliander) ›nd sonderli¡ die S¡äfere/ wie der Maro seinem Augu‰u#/ ihre Ruhm-Opfer s¡uldig.
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Da# alte Rom/ (enge Floridan wider an) rühmte ›¡ seiner Scipionen/ Fabricien/ Fabien und Camillen: unsre Nori# aber ma¡t ›¡ au¡ billig groß/ mit ihrem Gro‹en Polemar¡u# oder vörder‰em Krieg-Staat#Haupt: wel¡er/ neben andern seinen fürtre[li¡en Raht#- und Amt#-geno‹en/ diesen Staat#-Leib bißher in guter Ruhe erhalten/ und diese# für seine Angelegenheit a¡tet/ dur¡ Handhabung de# Frieden# dem Kriege vorzubeugen/ oder dur¡ mit-verri¡tung der Noris¡en Wa[en um den Frieden ›¡ zu bemühen. Und weil iezund/ dieser hohen Staat#Ceder/ die huldrei¡e Venu# einen Myrten baum/ dur¡ Anvermählung der TugendEdel‰en Bellinde/ beypanzet: al# ‰ehet un# Pegniz-Hirten zu/ diesen wieder-Eh-grünenden Baum-Garten mit Bäumen unsrer Ehr-bezeugungen und Herz-Wüns¡e zu bepanzen/ und ihn damit in einen Ehren-Häin zu verwandeln. Der Vorgang/ (sagte Ro›dan/ im Namen der andern) wird un# zur Na¡folge rei”en. J¡ werde/ (begunte Floridan) mit Vor-bezeugung/ daß i¡ lieber Fu#‰apfen annehmen al# geben mö¡te/ ein Bild unser# Verlobten Großen auf‰ellen wann i¡ den Palmbaum/ der zuvor s¡on den Helden gewidmet worden/ in diesem seinem Baum-Garten die er‰e Stelle gibe. Unser Fürtre[li¡er Staat#-Dritter kan ja/ in dem Ehren-Stande/ zu wel¡em er in der Nori#burg erwa¡sen/ mit re¡t sagen: J¡ bin ho¡ gewa¡sen/ wie ein Palmbaum. Von wel¡em ges¡rieben wird/ | (ersezte Periander) daß er fünfzig S¡uhe ho¡ in die Lu] ‰rau¡e. Und diese# i‰ zu bewundern/ (thäte Myrtillu# hinzu) weil er ni¡t tief in die Erde wurzelt/ au¡ ‰ark zu ober‰ zweiget und fru¡tet/ wovon er lei¡tli¡ s¡wanken und fallen mö¡te. Ja er hanget glei¡sam an dem Himmel: (erlängerte Palämon) ma‹en seine Land#leute in Jndien von ihm sagen/ er ziehe seine Nahrung/ ni¡t au# der Erde mit den Wurzeln/ sondern au# der Lu] mit dem Gipfel. Diß thun große Gei‰er: sagte Floridan. Sie krie¡en ni¡t mit dem Pöbel/ an und in der Erde. Sie s¡wingen ›¡ empor/ und bena¡baren ›¡ mit ihrem Himmel. Diß thut au¡ unser Großer: Er ‰ehet/ und be‰ehet. Er lohet/ wie Feuer/ in da# Hohe. Er krie¡et ni¡t: er ieget. Diß i‰ e#/ (war Filemon# Zugabe) wa# jener von diesem Bäume-Prinzen s¡reibet: daß ihme nämli¡ etwa# sonderbare# einges¡a[en sey/ wel¡e# mit dem Gemüte dapferer Leute ein‰immet. Dann/ er wider‰ehet der La‰/ die man ihm aufleget/ und wä¡set nur um soviel mehr na¡ der Höhe: wel¡e# dreye der alten Weisen von ihm bezeugen. Er gabe zweifel#frey um de# willen/ (ein‰immete Ferrando) vor uralter# und no¡ vor dem Lorbeer-baum/ die Kränze/ womit die Kampf-Sieger gekrönet worden/ und den Zierdank zu allen Kampf-Spielen. Daher ent‰unde (ersezte Filemon) da# Sprü¡wort/ Den Palmzweig tragen: wel¡e# in den alten S¡ri[ten soviel heißet/ al# den Sieg erlanget haben. E# i‰ dieser Baum/ (sagte Floridan ferner) wegen seiner Fru¡t- und Nuzbarkeit/ ganz unverglei¡li¡. Die alten Egypter/ ma¡ten ihn zum Sinnbild de# Jahr#: weil er monatli¡ einen neuen Zweig treibet/ und so viel Nu”en bringet/ al# Tage im Jahr ›nd. J¡ erinnere mi¡/ (be‰ätigte A‰erio) gelesen zu haben/ daß der Palmbaum den Anwohnern/ ni¡t allein da# Holz zu Häusern und S¡i[en/ sondern au¡ fa‰ zu allem Hau#- und S¡i[-Gerähte den Sto[/ und überda# Speise/ Trank und Arzeney/ Kleider und De¿en/ gebe. We#wegen au¡ (sezte Myrtillu# hinzu) die hö¡‰löbli¡e Fru¡tbringende Gesells¡a] ihn zum Sinnbild erwehlet/ und ihm diese Obs¡ri] gewidmet: Alle# zu Nu”en.
Gedicht 391, 1676
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Ein herrli¡e# Fürbild eine# Regenten! sagte Floridan. Er i‰ darum über andere erhaben/ daß er vielen und viel-nu”e. Er ‰ehet in der Höhe: um dem Hö¡‰en in Güte na¡ zu ahmen. GOtt und Erd-Götter/ müßen einerley Eigens¡a] haben. Der i‰/ wie GOtt/ der Be‰e/ der vielen nu”et. Die Grö‰en/ sollen au¡ seyn die Be‰en: alle# ihr Thun/ soll allen nu”en und fru¡tbringen. Jhr Hau#/ Gehör und Herze/ muß allen o[en ‰ehen/ seiner Frü¡te zu genießen: Glei¡wie am Stamm de# Palmbaum# (unterredte Periander) ›¡ Wül‰e benden/ an denen man hinauf zu den Frü¡ten ‰eigen kan. J¡ widme dann (bes¡lo‹e Floridan) unsrem WolEdlen Polemar¡u# diesen Baum/ darüber und darunter diese Zeilen s¡reibend:
Alle# in einem. Und erkläre da# Emblema/ mit diesen Vierlingen: Cunctis qui palmam πολύκαρπος praeripit unus, Palma sit & nostrâ perstet in Urbe diu! Hanc Deus, Hunc nobis, Hoc omnia servet in Uno! Viribus & semper Palma sit ille virens. Der vielen nu”et viel/ und ‰ehet ho¡ empor/ müß lang/ al# eine PALM'/ in unsrem Staat be‰ehen. Un# laß der Himmel Jhn/ in Einem Alle#/ sehen/ daß er/ den Palmen glei¡/ an Krä]en grün' hervor. Diese lezte Zeile (thäte Ferrando hinzu) zielet auf den Psalm-Spru¡ de# Himmel-di¡teten Gold-gekrönten Poeten: wie dann au¡ von dem Palmbaum bekant i‰/ daß er immer grüne und ein ganze# Jahr-huntert daure. Auf den dreieinhalb vorhergehenden Textseiten wird Floridan gar nicht erwähnt; auf den elfeinhalb noch folgenden tritt er nur sechsmal mit kurzen Redebeiträgen hervor; das ist die geringste Präsenz aller Teilnehmer am Hirtengespräch. Beim zehnstrophigen Schlußgesang, bei dem jedem der Gesprächsteilnehmer eine Strophe zugewiesen ist, gehört ihm die erste. Daraus Autorschaft Birkens abzuleiten, erscheint gewagt. Für den zitierten Teiltext aber darf sie als gesichert gelten.
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Text 392: Auf die Stü¿-Stelle am Neuen Thor zu Nürnberg. Ex Latino meo. 256v T1 CCCLXXXXII.] CCCLXXXXII – T4 meo] o verschmiert – 1 da#] Kürzel – 1 Gebet] zweites e verschmiert – 1 der] Kürzel – 1 Stü¿e] Räder – 2 diese] i unausgeführt; ebenso bei 2 die Seiner Stellung in der Sammlung nach muß dieses Epigramm zwischen Mitte Juni (s. Text Nr. 391) und Anfang August (s. Text Nr. 393) 1676 entstanden sein, möglicherweise im Zusammenhang mit der Arbeit Birkens an der Ekloge Noris¡er Baum-Garten (Text Nr. 391). Das liegt vom Thema her nahe, aber auch deswegen, weil die Ekloge eine Anzahl lateinischer Epigramme enthält, denen jeweils das deutschsprachige Äquivalent folgt. Die lateinische Entsprechung zu dem Epigramm Nr. 392 ist in Birkens Manuskriptnachlaß nicht vorhanden. Auch ist kein Druck des Epigramms bekannt. T2 Stü¿-Stelle] Geschütz-Standort. – 1 der Räder donner-röhre] Die Benennung eines Geschützes von seinen Rädern her ist wenig sinnvoll. Vielleicht liegt Textverderbnis durch Birkens Schreiber vor, und es hätte "die Räder-donner-röhre" heißen sollen. – 2 Mein al#] 'Ich meine, wie'. – 2 jene] Eigentlich müßte es "jene#" heißen; vielleicht hatte Birken aber auch die Vielzahl der Gebete im Sinn.
Text 393: Auf den der doten Clara Catharina Burgerin ges¡enkten halben S¡li¿enthaler. 257r T1 CCCLXXXXIII.] CCCLXXXXIII – 2 und] u (undeutlich überschrieben) – 2 himmelPrinze] ev. himmel Prinze – 2 himmelPrinze] him elPrinze (P überschrieben) Dieses Epigramm ist, wie aus einer Tagebuchnotiz Birkens zum 7.8.1676 zu entnehmen ist, höchstwahrscheinlich an diesem Tag geschrieben worden (II.336; PBlO.B.2.1.10, 146(11)v): "Uxor in# kindbett zur Frau Gevatterin Burgerin, Die Natali Asterij, i¡ ihr gefolget, halben S¡li¿enthaler den Kind auf die Wiege 15 Kreuzer, Philemon und Polyanthu# au¡ dahin." Der Vater des Kindes war der Pegnitzschäfer (seit 1675; s. zu Gedicht Nr. 229 in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1, S. 416f., 854)) Asterio, der Nürnberger Georg Arnold Burger (1649-1712); zu ihm s. Amarantes / Herdegen (1744), S. 467-470; Will. Bd. 1 (1755), S. 154f.; Jürgensen, 2006, S. 457-460. Burger hatte in Altdorf und Jena studiert und 1670 den Magistergrad erworben. Er war Mathematiker und seit 1675 in der Registratur der Nürnberger Rats tätig. Er brachte es 1693 bis zum ersten Ratsschreiber. Seit August 1674 war er mit Helena Susanna Sechst, einer Tochter des Pegnitzschäfers Alcidor, Johann Sechst, verheiratet. Die erste ihn betreffende Tagebuchnotiz Birkens erfolgte zum 12.12.1672 (II.163; PBlO.C.2.1.7, 91(29)v): "Sextu# und Magi‰er Burger zugespro¡en. Illi pro libro 12 Kreuzer." Zahlreiche weitere Tagebuchnotizen lassen intensiven und freundschaftlichen Kontakt erkennen; einmal freilich gab es eine heftige Störung. Nach einer Folge von Notizen, die festhalten, daß Burger Bücher Birkens ausgeliehen hatte, heißt es zum 28.4.1677 (II.398f.; PBlO.B.2.1.2, 176(25)r):
Gedicht 393, 1676
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Herr Magi‰er Burger, mein salvo honore Gevatter und Gesells¡a]er, ließe mir ge‰ern sagen er hätte meinen 147 Tomum in Quarto ni¡t mehr, und wieder, al# i¡ heut sol¡en abfordern ließe: endli¡, auf verspürten meinen Ern‰ und wiederholte# Bes¡i¿en, kame e# hervor, und hat er e# mir, auf gut Studentis¡, promoviren wollen. da# hei‰ gedanket, für soviel erwiesen# Gute#. Die Verärgerung wirkte nach. Zum 5.5.1677 hat Birken notiert (II.400; PBlO.B.2.1.2, 177(26)r): "der grobe Gevatter Burger dur¡ sein no¡ gröber# weib mir von der Omei›s¡enS¡äferei antwort sagen la‹en." Spätere Notizen spiegeln denselben vertraut-freundschaftlichen Umgang wider, der vor der Irritation geherrscht hatte. Der Anlaß, der den Zweizeiler Nr. 393 entstehen ließ, hat außer der oben zitierten mehrere Spuren in Birkens Tagebuch hinterlassen: 18.7.1676 (II.333; PBlO.B.2.1.10, 145(10)v): "Meine Lieb‰e von Herrn Magi‰er Burgern zur Gevatterin erbetten worden, habe 1 ducaten und etli¡# Geld darzu hergegeben." Dem entspricht die folgende – von Birken vorgenommene – Eintragung im Patenbuch seiner Frau (PBlO.A.2, 9r): Anno 1676 den 18 Julij ☿ i‰ gebohren worden meine liebe Dot Clara Catharina, de# Erbarn, A¡tbaren und Wolgelehrten herrn Magistri Georgii Arnoldi Burger#, vornehmen Literati und hie›ger Canzley Registratoris, und seiner Ehewirtin Frauen Susanna Helena, einer gebohrnen Sextu›n, Eheli¡e To¡ter. Ward von mir Clara Catharina von Birken an selbigem Tag au# der heiligen Taufe gehoben. Gott der hö¡‰e Vatter la‹e ›e zu seinen Ehren, in Zu¡t und Tugend aufwa¡sen, und wolle ›e hier zeitli¡ segnen, dort ewig seelig ma¡en. Um Jesu Chri‰i willen Amen. Clara Catharina Burger war das zwölfte und vorletzte Patenkind Frau von Birkens. Ihre ersten Patenschaften hatte sie 1631 und 1634 noch unverheiratet übernommen; nur die drei letzten aus den Jahren 1675, 1676 und 1677 übernahm sie als Frau von Birken. Der Tagebuchnotiz zum 18.7.1676 folgt diese zum 21.7.1676 (II.334; ebd.: "Uxor der Frau Gevatterin 2 Koppen à 45 Kreuzer und 112 Maß Wein pro 36 Kreuzer gesendet."), dieser die eingangs zitierte zum 7.8.1676. Eine weitere einschlägige Tagebuchnotiz ist die zum 31.8.1676 (II.340; PBlO.B.2.1.10, 147(12)v): "Uxor zu Frau Magi‰er Burgerin al# Gevatterin gefahren, da# Be‰e¿ und Gürtel den dötlein verehrt, wiegt da# Silber daran 1312 Loth à 17 pa”en 14 Gulden 18 〈Kreuzer〉 da# Be‰e¿ 1 Gulden, Wiegengeld 45 Kreuzer. den Nürnberger Kuts¡er 24 Kreuzer. Soror mitgefahren, 1 Gulden verehrt, nobiscum coenam." Die letzte Notiz in dieser Angelegenheit ist die zum 17.4.1677 (II.396; PBlO.B.2.1.2, 174(23)v): "Herr Gevatter Magi‰er Burger eingespro¡en. | Vorge‰ern am O‰erTag Uxor seinen Kind 1 Thaler do¿e, Lebku¡en Marcipan al# ihrem dötlein." Mit Sicherheit ist Birkens Epigramm ungedruckt geblieben. T3 S¡li¿enthaler] Ein Schlickentaler oder Joachimstaler war eine seit 1492 oder 1518 im Sächsischen Joachimstal geprägte Münze, die ihren von Birken verwendeten Namen von dem Grafen Stephan von Schlick erhalten hat, der die ersten geprägt haben soll; s. Zedler. Bd. 35 (1743), Sp. 177; Bd. 43 (1745), Sp. 358.
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Text 394: Auf der I›# Namen. 257r T1 CCCXCIV.] CCCXCIV – R1 ad] ab – R1 Annum] An u – A1 Susanna] Susan a (rechts neben 1; überwiegend lateinische Schreibung) Dieses Distichon ist nicht wie die umgebenden Gedichte von Birkens Schreiber, sondern von ihm selbst eingetragen worden. Da es nicht an der chronologisch richtigen Stelle steht, hat Birken den Randverweis auf das Entstehungsjahr angebracht. Laut Tagebuch ist das Epigramm am 7.1.1672 entstanden (II.85; PBlO.B.2.1.7, 65(3)v): "Ein Sonnet, pro Jside, Antwort auf Uranien ihre#, samt disticho an Jsidem verfaßt." Das Sonett Frau von Greiffenbergs, auf das Birken parodierend reagiert, kennen wir nicht. Es war mit einer Sendung Frau von Greiffenbergs vom 2.1.1672 nc, zu welcher auch der Brief Nr. 84 im Birken-Greiffenberg-Briefwechsel (WuK. Bd. 12, S. 200-202, 645-649) gehörte, in dem für Susanna Popp bestimmten Teil am 5.1.1672 mit Neujahrsgeschenken nach Nürnberg gelangt (II.84; PBlO. B.2.1.7, 65(3)r): "2 Literae ab Jllustri Uraniâ, samt 5 ducaten und der 8. 9. 10. Pa‹ion#-Anda¡t. J›# ein güldin Balsambü¡#lein bekommen." Susanna Popp, geb. Priefer, die Jugendfreundin Frau von Greiffenbergs, die, mit dem Weinhändler Georg Popp verheiratet, in Nürnberg lebte und eine der 'Innigstfreundinnen' Frau von Greiffenbergs war, wurde von dieser und Birken mit dem lateinischen Namen – Isis – des heimatlischen Flusses, der Ybbs, benannt. Birken hat am 8.1.1672 geantwortet, Text Nr. 85 im Birken-Greiffenberg-Briefwechsel (WuK. Bd. 12, S. 202-204, 649-651; II.86; PBlO. B.2.1.7, 65(3)v): "3 S¡reiben ad Illustrem Uraniam, so aber ni¡t fortges¡i¿t worden. Von 5 Seiten." Es waren wohl noch nicht alle Beilagen vorhanden. Zum 9.1.1672 steht im Tagebuch (ebd.; ebd.): "Von der Weißen Gabe Uranien, den Golde, Epigramma von 6 Versen an Isidem.", und zum 10.1.1672 schließlich (II.87; ebd.): "An J›# Epigramma 4 Verse. | Jhr die Briefe an Uranien gesendet." Frau Popp hat Birkens Schreiben samt Beilagen einer eigenen Sendung an Frau von Greiffenberg nach Seisenegg beigefügt. Das am 7.1.1672 verfaßte Sonett und die beiden am 9. und 10.1. entstandenen Epigramme sind als Textgruppe Nr. 85a im Birken-Greiffenberg-Briefwechsel mitgeteilt: WuK. Bd. 12, S. 205f., 652f. Das Distichon Nr. 394 wird Birkens Sendung für Frau von Greiffenberg zu Susanna Popp begleitet haben. Einen Druck hat es schwerlich gegeben. T2 J›#] S. o. Diese alte Benennung der Ybbs nennt Birken in seiner Schrift Der Donau-Strand (1664), S. 40. – A1 Susanna] Nach Schmoldt, 1990, S. 230, bezeichnet das hebräische Wort "schoschanna" nicht die Rose, sondern die Lilie. Vgl. aber Gedicht Nr. 304, wo (m30) der Name Susanna ebenfalls mit der Bedeutung 'Rose' erscheint.
Gedicht 395, 1676
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Text 395: Zu Herrn Johann A¡a” Les¡er# Chri‰geburt-Gedi¡t. 257r/v T1 CCCXCV.] CCCXCV – T2 Zu] Zur – T2 Herrn] H. – T2 Johann] Joh. – T2 A¡a”] A¡a”, – 2 Kun‰Welt] die zunächst getrennten Wortteile nachträglich verbunden; ebenso bei 2 himmel#Trank – 7 HerzChri‰ – 2 himmel#Trank] him el#Trank (T überschrieben) – 4 da#] Kürzel; ebenso 5 – 7 Chri‰u#] mit -u#-Kürzel (dieses überschrieben) – 8 windet] n überschrieben – 8 und] u. Die von Birkens Schreiber auf dem Rand angebrachte Jahreszahl 1674 ist irreführend: Das Gedicht ist am 22.12.1676 geschrieben worden. Zu diesem Datum steht in Birkens Tagebuch (II.363; PBlO. B.2.1.2, 157(6)r): "4 S¡reiben von Johann A¡atiu# Les¡en. carmen petit et obtinet. Responsum cum Epigrammate Eodem 〈die〉." Zu dem aus Heilsbronn stammenden Johann Achatius Lösch (16561736), der zur Zeit der Entstehung des Epigramms Nr. 395 als Alumne die Schule des Stifts Heilsbronn besuchte, später in Jena studierte und während seiner Zeit dort von Birken als Polydor in den Pegnesischen Blumenorden aufgenommen wurde, s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 479-484; Jürgensen, 2006, S. 503-506; s. zu Gedicht Nr. 258 in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1, S. 902-907). Das älteste Dokument des Kontaktes Löschs zu Birken ist ein Gedichtbrief vom 1.6.1676 (PBlO. C.211.1), den Birken laut Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz am 2.6.1676 empfangen hat (II.328; PBlO.B.2.1.10, 143(8)v): "51 Dedication Literae Johannis Achatii Lös¡en#." Lösch hat Birken seine Disputation De visu gewidmet als Dank für eine Eintragung in sein Diarium und für die Überlassung des Dramas Margenis zum Zweck einer Aufführung in Heilsbronn. Der Brief, mit dem Lösch Birken um ein Ehrengedicht gebeten hat, ist in dessen Archiv nicht erhalten. Aus einer Tagebuchnotiz zum 20.12.1676 erfahren wir, für welches Werk Lösch es erbeten hat (II.361; PBlO.B.2.1.2, 155(4)v): "Herr Les¡ von Heil#bronn mir sein Chri‰geburtgedi¡t zu cen›ren gegeben. J¡ ihm verehrt da# TodtenAndenken, da# Frieden#Ballet und Metellum Noricum." Lösch hatte Birken diese Schrift zur Prüfung vorgelegt: Weihna¡t#-Op[er | Der | Heilbringenden Chri‰-Geburt | deß theuer‰en | Jesulein#. | Geweyhet | von Johann A¡atiu# Lös¡en/ | Brandenburg. Onolzba¡is¡en Alumno | auf dem Ho¡-Für‰li¡en Gymnasio zu | Hail#bronn. | Onolzba¡/ | Gedru¿t bey Jeremia# Krets¡mann. | ANNO M. DC. LXXVI. (s. Stauffer, 2007, S. 939f.). Das Werkchen des Gymnasiasten ist dem Markgrafen Johann Friedrich von BrandenburgAnsbach und seiner Gemahlin Johanna Elisabeth, einer geborenen Markgräfin von Baden-Durlach, gewidmet. Am 8.1.1677 (PBlO.C.211.2) hat Lösch sich bei Birken bedankt, sowohl für die geleistete Korrekturarbeit als auch für das Ehrengedicht. Auch daß das "werklein in Gnaden aufgenommen" und ihm "deßwegen ein Gnädige# Recompens, und Decretum au[ ein Stipendium Academicum milde‰ gedyen" sei, schreibt er Birken zu. Ein Exemplar seines Werkes hat er mitgeschickt. Es ist in Birkens Archiv vorhanden: PBlO.C.211.11. Birkens Gedicht steht allein auf der vierten Seite ([Aij]v), gleich nach der Widmungsvorrede. Anstelle einer Überschrift steht das Trinitätszeichen "m!" Unterzeichnet ist das Gedicht so: "Sigmund von Bir¿en. | C. Com: Pala:"; v. 2 ist versehentlich ausgerückt. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, diese Abweichungen: 4 ihn] ihm – 5 eu¡
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les¡en au¡] au¡ les¡en Eu¡ – 6 üglen] ügeln – 6 euren] euern –. Zur weiteren Entwicklung des Kontaktes zwischen Lösch und Birken und zu seiner Dichterkrönung zu Beginn und der Aufnahme in den Pegnesischen Blumenorden im Herbst 1679 s. WuK. Bd. 1, S. 902-907. 1 Jhr brennet, und beginnt zu les¡en und zu‰illen] Vgl. v. 5: Das bei Birken so beliebte Spiel mit dem Namen des Adressaten bzw. zu Ehrenden. – 8 Er windet hier und dort für eu¡ die Lorbeer Kron.] Vorankündigung des 1679 vollzogenen Coronatsaktes.
Text 396: An Herrn Gabriel Nü”el von Sünder#bühl, Senatorem Noricum al# der obri‰e S¡ul- und Kir¡en herr Sonnet. 257v/258r T1 CCCXCVI.] CCCXCVI – T2 Herrn] H und etc-Kürzel mit Punkt – T3 Sünder#bühl] ev. Sünder# bühl – T3 Senatorem Noricum] Senat. Nor. – T4 obri‰e] obr. – T4 und] u. (ebenso 2, 4, 9, 11(2x)) – 1 Namen#] Na-|men# (nach a einige Buchstaben gestrichen; Trennungsstriche darunter) – 3 Stamm] Stam (ebenso 5 immer) – 3 die] d überschrieben – 4 ni¡t] n – 5 da#] Kürzel – 6 grauem] m undeutlich; ev. n – 9 Herr] H. – 11 de#] durch Streichung aus diese# – 14 WappenS¡ild] die beiden zunächst getrennten Wortteile nachträglich verbunden Laut entsprechender Tagebuchnotiz ist dieses Sonett am 5.2.1677 geschrieben worden (II.380; PBlO. B.2.1.2, 166(15)r): "Ein Lateinis¡e# Epigramma und ein Sonnet Herrn Nü”eln zur gratulation verfertigt." Zum 1.2.1677 heißt es (II.381; PBlO.B.2.1.2, 166(15)v): " Herr Nü”el Kir¡enpeger worden." Und zum 6.2.1677 hat Birken notiert (II.234; PBlO.B.2.1.2, 168(17)r): "Herrn Kir¡enpegern Nü”eln meine Gratulation gesendet." Adressat der beiden in diesen Tagebuchnotizen erwähnten Gedichte war Gabriel VI. Nützel von Sündersbühl (1624-1687; zu ihm s. Fleischmann, [2008], S. 749. Er wurde 1651 Mitglied des Größeren Rates, gelangte 1653 als Alter Genannter in den Kleineren Rat, wurde 1654 Jüngerer Bürgermeister, 1661 Scholarch und Vormundherr, 1666 Älterer Bürgermeister, 1676 Älterer Herr, 1677 Kirchenpfleger, 1679 dritter Oberster Hauptmann und 1686 Zweiter Losunger. Erstmals in Birkens Tagebüchern wird er zum 5.10.1664 erwähnt (I.137; PBlO.B.2.1.4, 15r) als einer der ersten Empfänger des damals neu erschienenen Werkes Der Donau-Strand, abermals zum 13.11.1668 als Empfänger des Uly‹e# (I.410; PBlO.B.2.1.4, 95v). Alle anderen Tagebuchnotizen, die einen Herrn Nützel nennen, betreffen einen Sohn Gabriel Nützels. Zweifellos handelt es sich bei dem in den Tagebuchnotizen erwähnten Sonett um das Gedicht Nr. 396. Das lateinische Epigramm ist in Birkens Manuskriptnachlaß nicht erhalten. Ein Druck der beiden Gedichte oder eines von ihnen ist nicht nachgewiesen. 1f. Er i‰ ~ Nü”el war.] Zur Teilhabe von Mitgliedern des Geschlechtes am Regiment der Reichsstadt s. Fleischmann, [2008], S. 733-756. – 5 Ophir-Gold] Das sagenhafte Land Ophir im südlichen Arabien (1 Kön 9.28 u. ö.; Plinius, Nat. hist. 36.193) galt als goldreich. – 6f. Er tritt den Alten zu ~ im grünen Ju-
Gedichte 396 und 397, 1677
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gend-Jahr.] Älterer Herr war Nützel mit 52, Alter Genannter schon mit 29 Jahren geworden. – 9 so ru[en Kir¡ und S¡ul] S. o. – 12f. der friede ~ ruhig ›”e.] Seit 1672 befand sich das Reich – hier durch den Adler angedeutet – im Krieg mit Frankreich, das durch die Lilie bezeichnet ist. Er endete erst 1678/79 mit dem Frieden von Nymwegen. – 14 Herr! euer WappenS¡ild un# diß fürbilden kan.] Das Wappen der Familie Nützel enthielt in vier Feldern zwei Adler und zwei in Lilien endende Dreiecke; s. Fleischmann, S. 733.
Text 397: Auf Solatium Podagricum Jacobi Balde Societatis Jesu, von Johann Ludwig Faber verteuts¡t. 258r/v T1 CCCXCVII.] CCCXCVII – T2 Podagricum] überwiegend lateinische Schreibung; ebenso T3 Jesu – T2 Jacobi] Jac. – T3 Societatis Jesu] oberhalb der Zeile – T3 Societatis] Soc. – T3 Johann] Joh. – T3 Ludwig] Ludw. – 4 Fünden] ü und erstes n überschrieben – 6 die (2x)] i unausgeführt; ebenso 8, 15, 20, 22; ebenso 10 wie – 13 Wie – 6 Trunknen] zweites n überschrieben – 7 Cyprian] an überschrieben – 10 mäin'] durch Streichung und Ergänzung aus mäine – 11 wann] wan – 12 reden] Endungs-n überschrieben – 18 bekommen] bekom en (ebenso 20 genommen) – 21 gesundem] m undeutlich; ev. gesundern – 22 Me‹e] M überschrieben – 23 Lauf,] Komma überschrieben – 24 verge‹e] mit -er-Schlaufe – A1 pedes metrici.] zweispaltig links auf dem Rand gegenüber 14; Einfügungszeichen davor und nach 14 Füße+ Das Gedicht eröffnet die kleine Jahrgangsgruppe 1677 in der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder. Es gilt Johann Ludwig Fabers Übersetzung der Verssatire Jacob Baldes (1604-1668) Solatium Podagricorum von 1661: Die | Gesunde Krankheit/ | oder | Tro‰ der Podagris¡en/ | Au# de# Sinnrei¡en Jesui-|ten Jacob Balde Lateinis¡em/ mit | Einwilligung de# Autoris, löbli¡en An-|denken#/ in unsere Teuts¡e Mut-|terspra¡ gese”et/ | von | Einem Mitglied de# ge-|krönten Blum-Orden# an | der Pegni”. | Nürnberg/ | Verlegt# Joh. Daniel Tauber. | Jm Jahr Chri‰i 1677. (s. Stauffer, 2007, S. 964.) Die Widmungsvorrede, die Faber mit seinem Schäfernamen Ferrando unterzeichnet hat, ist auf den 15.3.1677 datiert. Etwa zu dieser Zeit wird auch Birkens Gedicht entstanden sein. Johann Ludwig Faber (1635-1678; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 284-287; Will. Bd. 1 (1755), S. 368f.; Jürgensen, 2006, S. 262-272) war als Sohn des dortigen Pfarrers in der Nürnbergischen Stadt Hersbruck geboren worden. Nach Schulbesuch dort und in Nürnberg hatte er in Altdorf, Tübingen und Heidelberg studiert und 1657 eine Stelle als Lehrer in Oettingen angetreten, wo er 1664 Rektor der Lateinschule wurde. Wohl nicht schon 1664, wie Herdegen schreibt, sondern 1665 oder 1666 hat Birken ihn in den Pegnesischen Blumenorden aufgenommen. In einer von Birken handschriftlich, offenbar chronologisch geführten Liste erscheint Faber als sechstes Mitglied, gleich hinter Martin Kempe und vor Johann Geuder, der 1668 als Rosidan aufgenommen wurde. 1669 wurde Faber, der 1666 Rektor der Stadtschule in Hersbruck geworden war, von Birken zum Dichter gekrönt; zum 19.2.1669 steht im Tagebuch (I.433; PBlO.B.2.1.5, 8r): "Coronation-
Apparate und Kommentare
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diploma pro Fabro concipirt." Der Entwurf der auf den 1.3.1669 datierten Urkunde ist in Birkens Archiv erhalten: PBlO.B.24.14.1. Auch in Birkens Verzeichnis seiner Amtshandlungen als Comes Palatinus (PBlO.A.1, 29r-31r) erscheint der Vorgang, in der Rubrik Laurea Poetica, 29r: "10. Herrn Johanni Ludovico Fabro, Rectori Hersbrucensi. 1669 Tt"; in der Rubrik Ordo Actuum, 30v: "Tt. Laurea, Johanni Ludovico Fabro, 1 Martij, 1669". Von 1668 an schon weisen Tagebuchnotizen Birkens Faber als häufigen Besucher und als Teilnehmer an gemeinsamen Veranstaltungen aus, vollends, nachdem er 1670 Lehrer am Nürnberger Egidiengymnasium geworden war. Ein hübsches Dokument der Zugehörigkeit Fabers zum engeren Freundeskreis ist sein – undatierter – Brief, den Birken laut Empfangsvermerk und Tagebuchnotiz am 21.4.1672 empfangen hat (II.112; PBlO.B.2.1.74(12)r: "66 Literae von Ferrando invitatio ad Musicam."), PBlO.C.72.5: Ho¡geEhrter etc. Eben je”o s¡i¿t herr Doctor Würfel seine Laute, herr Gaßmann sein Jn‰rument, und herr Stöberlein seine Violadihambe, samt einer Di#cant-Violin zu mir, zu ver‰ehen gebende, daß Sie auf eine Mu›k bey mir einkehren wollten. Wann i¡ nun zuförder‰ die Ehre zu haben wüns¡te, Eure Excellenz bey solieber und vertrauli¡er gesells¡a[t zu sehen, absonderli¡ au¡ darum, damit unser vermeinter Polyanthu# mögte bekand werden, al# habe üm sol¡e demüthig hiemit an zu halten, ni¡t umgehen können, einen großen theil meiner zeitli¡en glü¿seligkeit s¡ä”end, wo deßen ansehnli¡e gegenwart zugeniesen mir vergönnet, und dardur¡ ein verlangte# Heil meinen Hauß willfahrt würde. Gott getreüli¡‰ empfohlen. Ferrando Eine Einladung zu einem gemeinsamen Ausflug erhielt Birken am 31.8.1674 (PBlO.C.72.6): WohlEdler, Ve‰ und Ho¡gelehrter etc. Myrtillu#, unser' Ehr, verlangt, bey seinen Herden, wann morgen spürt die Brun[t der Hirs¡, geehrt zu werden. Zwar wüns¡t Er Floridan und Frau Florind' allein, do¡ su¡t Ferrando au¡ ein Reiß-Gefehrd zu seyn, Und Polyanthu# will ›¡, samt der Vorspann, geben. Hirt Poliander wolt', Er kan nur ni¡t, mit-Leben: So ‰eht der S¡luß-Au#spru¡ dann nur bey Floridan, Mit Jhm komt Glü¿ und Ehr, wo Er nur kommen kan. Ferrando Ausflüge mehrerer Mitglieder zu Limburger nach Kraftshof in Stöberleins Kutsche sind in Birkens Tagebüchern mehrmals bezeugt. Undatiert ist eine weitere Einladung Fabers zu einer musikalischen Veranstaltung, PBlO.C.72.8:
Gedicht 397, 1677
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m! Der Musen Mu›c-Chor will einen kranz mir binden, und wüns¡t dabey zu nden die Blume Floramor. Weßwegen dien‰eißig‰ bittet Ferrando. Für ein sehr vertrautes persönliches Verhältnis spricht auch, daß Faber unter den Gästen der Birkenschen Nachhochzeit am 4.12.1673 genannt wird (II.257; PBlO.B.2.1.8, 120(27)v). Die Schrift, zu welcher Birken das Gedicht Nr. 397 beigesteuert hat, war nicht Fabers erste Balde-Bearbeitung. Schon 1667 war dieses Werk erschienen: Jesu de# gecreu”igten Erhöhung, und Juda# seine# Verräther# Vers¡mähung au# Jac. Balde# Poetis¡en Wäldern in teuts¡e Verse gebra¡t. (s. Kröll, I.395, Anm. 184). In der Vorrede der Podagra-Schrift erklärt Faber die im Werktitel enthaltene Feststellung, seine Bearbeitung des Solatium Podagricorum erfolge mit Baldes Zustimmung ([)(ij]v-[)(iiij]r): Der Anfang ges¡ah damahl#/ al# zur Prob von dem jenigen S¡erz/ wel¡er zwis¡en einem Podagris¡en/ und einer zum Hal#-Geri¡t auf gesunden | Fü‹en forttrabenden Person fürgelo[en/ und am 37. Blat diese# Bü¡lein# angeführet wird. Dur¡ Vors¡ub einer meiner Wolgönner/ damahl# Ho¡für‰l. Neuburg. Secretarii, kam sol¡er er‰er Aufsa” in die Hände de# Urs¡reiber# von diesem Kranken-Tro‰/ de# Fürtre[li¡‰en Herrn Jacob Balde/ wel¡er ihm ni¡t allein mein Beginnen wolgefallen/ sondern mi¡ au¡ no¡ s¡ri[tli¡/ mit Ubersendung seine#/ damahl# auf die S¡aubühne ge‰ellten Jephte/ zum er‰en | Freunds¡a]-Gruß/ da# angefangene zuvollziehen/ anspornen ließ/ neben Erinnerung/ daß e# mehr Liebhaber gewinnen dör]e/ wann i¡ diese Satyris¡e Dolmets¡ung/ ni¡t/ na¡ seinem Grundriß/ in gebundener Rede/ sondern auf die belobte Weise/ wel¡e der ho¡berühmte Herr von Birken in Uberse”ung seiner Satyr vom Taba¿/ der so benamten Tru¿nen Trunkenheit/ zugebrau¡en ihm gefallen la‹en/ ungebunden/ und mit überla‹ener Freyheit/ bißweilen von meinem | etwa# beyzuthun/ au¡/ na¡ Gefallen/ je zu zeiten S¡erz-Reimen unterzumengen/ einri¡tete. Der hier erwähnte erste Übersetzungsversuch, der Balde vorgelegt worden war, steht in Fabers Werk auf S. 34-36. Das Gedicht Nr. 397 folgt als einziges Ehrengedicht unmittelbar auf die Widmungszuschrift, [)(vij]v. Überschrieben ist es S¡er”-Zuru[., und unterzeichnet "S. v. B." Anders als im Manuskript sind im Druck die Verse mit einsilbiger Kadenz ein-, die mit zweisilbiger ausgerückt. Die große Ausführung des Anfangsbuchstabens von v. 1 führt zum Einzug von v. 2. Die Anmerkung steht einzeilig am Ende von v. 14. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, diese Abweichungen: 3 ni¡t] nit – 6 Trunkne] Trunknen – 7 Cyprian] Ziprian 1 na¡ seinem Tod] Jacob Balde war am 9.8.1668 gestorben; s. Oswald, 2006, S. 347. – 2 wa# lebend er von un# verlanget] S. o. Auf die Zusendung seines Büchleins Der Donau-Strand von 1664 hatte Birken am 30.10.1664 von Balde u. a. dies zur Antwort erhalten (zitiert nach Herdegen, 1744, S. 155):
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Apparate und Kommentare
Accepi cum literis humanitatis et elegantiae plenis amoenam descriptionem Danubii tractus, abundantius per Ungariam sparsi. Lectione eius fructor et delector. Quod reponam, non habeo, nisi duas scriptiunculas, recens editas, quas mitto. Laudas Uraniam meam, utinam pro felicitate ingenii tui doceres illam Germanice loqui sermone soluto, quo uertebas Satyram meam de abusu Tabaci etc. [Mit deinem Brief voll feiner Bildung und Sinn für das Schöne erhielt ich die anmutige Beschreibung des Donaulaufs, der sich wasserreich durch Ungarn erstreckt. Ihre Lektüre genieße ich sehr und ergötze mich daran. Als Gegengabe habe ich nichts außer zwei kleinen, jüngst erschienenen Schriften. Diese schicke ich. Du rühmst meine Urania. Wenn du sie doch, deinem fruchtbaren und glücklichen Talent gemäß, deutsch sprechen lehrtest, so wie du meine Satire über den Mißbrauch des Tabaks übersetzt hast.] Zu Birkens Kontakten mit Jacob Balde s. Laufhütte, 2006, S. 128f.; abermals 2007, S. 253f. Ganz entsprechend muß Balde sich Faber gegenüber geäußert haben; s. o. – 5f. Wa# i¡ ~ kna‰ert:] Anspielung auf Die Tru¿ene Trunkenheit. – 7 Cyprian] Diesen Namen verwendet Faber (S. 35) in der Geschichte, von der in der Widmungsvorrede behauptet wird, sie sei der Anlaß gewesen, der Balde dazu bewogen habe, ihm die Prosaübersetzung der gesamten Satire zu empfehlen, für einen, der am Podagra, am Zipperlein, leidet. Birken verwendet ihn als Bezeichnung für Fabers Gedicht. – 9 Pegasu#, du Brunnquell-Fu#] Das geflügelte Roß des Bellerophon soll mit seinem Huf die Musenquelle Hippokrene aufgescharrt haben; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), S. 582. – 13-16 Wie komt ~ erkohren?] Baldes Rat gemäß (s. o.) hatte Faber wie zuvor Birken eine Prosa-Bearbeitung der Baldeschen Verssatire geliefert. – 17 Teuts¡inne] Die ins Deutsche transferierte (s. Kühlmann, 2006) Muse der Dichtkunst; Birken verwendet den Namen öfters.
Text 398: Auf Herrn Georg Frideri¡ Beheim# Septem viri Norici Namen# Tag. Jm Namen zweyer Kinder. 258v/259r T1 CCCXCVIII.] CCCXCVIII (viertes C aus L überschrieben) – T2 Herrn] H. – 3 spiel] e überschrieben – 5 bekrönen] bekronen – 7 2.] 2 (ebenso bei Str. 3 und 5) – 7 und] u. (ebenso 9) – 8 A‹aph] A‹apf – 11 Jhm] Jm – 15 den] den Er – 16 ihn] ihm – 16 erfreuen] er freuen – 17 verneuen] verneuren – 21 diesem] i unausgeführt; ebenso 24 diesen – 27 die – 22 Alten] Alcen – 30 spat] t überschrieben Dieses letzte in die Sammlung S. v. B. Birken-Wälder eingetragene Gedicht ist sicher im Auftrag geschrieben worden, anläßlich des Namenstags des Nürnberger Patriziers Georg Friedrich Behaim von Schwarzbach (1616-1681; zu ihm s. Biedermann, 1748(1), Tab. X). Als Septemvir gehörte er dem Inneren Rat an; als Curator der Universität Altdorf war er für das gesamte Schulwesen der Reichsstadt zuständig. Da aus seiner ersten und zweiten Ehe – 1642 mit Maria Salome Tucher (1623-1653), 1657
Gedichte 398 und 399, 1677
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mit Barbara Helena Praun (gest. 1705) – von zehn Kindern kein männliches die ersten Kindheitsjahre erreichte, "ma¡te er, glei¡ wie au¡ seine zweyte Frau EheGemahlin, theil# der Familie, theil# au¡ der Armuth zum Be‰en eine beträ¡tli¡e Sti]ung, mit Au#se”ung de# bewohnten AltBehaimis¡en Hause# und eine# grosen Theil# von beyderseitigen ansehnli¡en Vermögen". Die beiden in der Gedichtüberschrift erwähnten Kinder können solche aus einem anderen Zweig der Familie, aber auch aus einer der von Behaim von Amts wegen betreuten Institutionen sein. Da das erste der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder im Arbeitsbuch Di¡terey-Sa¡en zugewiesene Gedicht, Nr. 399, auf den 30.7.1677 datiert ist, läßt sich nicht feststellen, wann zwischen Mitte März und Ende August das Gedicht Nr. 398 entstanden ist; denn wir wissen nicht, welcher seiner beiden Vornamen Behaim Anlaß zur Feier seines Namenstags bot: der erste, Georg (23.4.), oder der zweite, Friedrich (18.7.). Ein Druck des Liedes ist nicht nachgewiesen. 8 daß wir Kinder A‹aph wären] Assaph ist der Ahnherr der bedeutendsten Tempelsängergilde im nachexilischen Jerusalem (1 Chr 6.24-28), der "Söhne Assaphs". Sein Name erscheint in den Überschriften von Ps 50, 73-83; s. Schmoldt, 1990, S. 38. – 10 unsren Edlen David] Behaim ist gemeint. Er wird seiner musikalischen Interessen und Fähigkeiten wegen (s. v. 1-3) mit dem Namen des biblischen SängerKönigs bezeichnet. – 19-21 Gott laß ~ Ne‰or-haubt.] Zur Vorstellung des sich verjüngenden Adlers s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 777. Nestor ist der mythische Herrscher von Pylos und greise Berater der Achaier vor Troja; s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 79-81. Der Name steht seit je redensartlich für Alter und Weisheit.
Text 399: Zu Herrn Johann Georg Zierl# Handel#Mann# und Jungfrau Martha Elisabeth Hebererin von Weißenburg Ho¡zeit, S. 1f. T3 Herrn] H. – T3 Handel#Mann#] Handel#M. – T5 Jungfrau] Jf. – T5 von] v. – T5 Weißenburg] W. – 1 der] r überschrieben – 3 und] u. – 6 ma¡t] davor gestrichen i”t – 6 ma¡t] durch Streichung aus ma¡et – 6 wieder] oberhalb der Zeile – 9 unverfehlt] unver oberhalb von gestrichenem ni¡t ge – 11 nun] undeutlich; ev. nur – 12 Mann] Ma (ebenso 25 Sinn (n überschrieben) – 32 wann) – 16 zusammen] zusam en (ebenso 43 kommen – 46 vernommen) – 22 bä‰en] oberhalb des Wortendes ein Klecks; ev. eine Streichung – 27 an] a überschrieben – 30 ›¡ ‰ät#] gestrichen; Streichung durch Unterpunktierung aufgehoben – 30 weißen] w aus h sowie n aus t überschrieben; oberhalb des Wortes gestrichen allzeit – 33 könt] danach gestrichen Eu¡ – 33 bey] durch Streichung aus beym – 33 dem] oberhalb der Zeile – 39 Beyder] B aus b überschrieben – 41 Wehrten] W aus w überschrieben – 48 bi#] danach gestrichen eu¡ – U1 Anno] A. – U1 den] d. (unsicher; ev. d und -en-Schlaufe) – U2 a. Hebererin, dur¡ Bu¡‰abWe¡sl] zweizeilig rechts auf dem Rand gegenüber 10 – U2 dur¡] d. – U3 b. Nürnberg und Weißenburg.] zweizeilig rechts auf dem Rand gegenüber 16 – U4 c.d. Bu¡‰abWe¡sl.] links auf dem Rand gegenüber 26 (d. oberhalb der Zeile)
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Apparate und Kommentare
Das laut Birkens eigener Datierung am 30.8.1677 entstandene Gedicht, das in der Kopfrubrik der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder zugewiesen ist, gilt der Hochzeit des Nürnberger Kaufmanns Johann Georg Zierl, von dem Lebensdaten nicht bekannt sind, mit Martha Elisabeth Heberer, der Tochter eines Juristen aus Weißenburg, am 3.9.1677. Die Braut stammte aus der lutherischen Reichsstadt Weißenburg im Nordgau (zu ihr s. Zedler. Bd. 54 (1748), Sp. 1303-1320), in der die Heberer zu den alten ehrbaren Familien gehörten; s. ebd., Sp. 1310. Zur Person des Brautvaters hat sich nichts ermitteln lassen. Kontakte Birkens zu einem Nürnberger namens Zierl sind für das Jahr 1677 im Tagebuch dokumentiert: 15.3.1677 (II.396; PBlO.B.2.1.2, 171v) "Herr Stengel, bei Zierln, pro dispensatione Barbarae Beyerin zu Pappenheim, mir 9 Gulden gezahlet:"; 19.4.1677 (II. 396; PBlO.B.2.1.2, 174v): "Herr Lehner mi¡ zu Herrn Zierl# Mu›kkranz in den Garten bei der Carthausen geholt, da viel Personen."; 13.9.1677 (II.419; PBlO.B.2.1.2., 187v): "Auf Einladung, zu Herrn Zierl# Kranze mit Herrn Fabern gegangen." Unsere Vermutung, daß der Musikliebhaber der Bräutigam war, wird dadurch bestätigt, daß Johann Ludwig Faber ein zweites Gedicht zu dem Gratulationsdruck beigesteuert hat (s. Stauffer, 2007, S. 971f.), in welchem Birkens Lied veröffentlicht wurde. Anlaß und Anfertigung des Liedes haben in Birkens Tagebuch keine Spur hinterlassen. Das Gratulatorium, in dem es gedruckt wurde, trägt den Titel Glü¿-Zuru[/ | zu dem | Zierl-Hebererischen | ansehnli¡en | im | Nordgauis¡en Wei‹enburg | den 3 Herb‰m. An. 1677. | ange‰ellten | Ho¡zeit-Fe‰: | ange‰immet | dur¡ | zween Blumgenoßen | an der Pegni”. Das Lied steht als erster der beiden Bestandteile auf den Seiten ):(ijr- [):(iij]r. Im Druck trägt es keine Überschrift. Unterzeichnet ist es so: "Honori Excellentmi Soceri | et Ampliss. Sponsi | scrib. | Sigismundus à Birken | C. Com. Pal." [Zu Ehren des HochEdlen Schwiegervaters und des weitberühmten Bräutigams schrieb dies Sigmund von Birken, kaiserlicher Pfalzgraf.] Im Manuskript stehen die Anmerkungen a und b jeweils zweispaltig rechts auf dem Rand neben den Bezugsstellen im Text, die Anmerkung c einzeilig links. Der Buchstabe d ist oberhalb von c nachgetragen. Im Druck stehen alle vier Anmerkungen (a dreizeilig, b vierzeilig, c und d gleichlautend einzeilig) rechts neben den Bezugsstellen. Sonst gibt es, abgesehen von typographischen Hervorhebungen sowie Unterschieden der Orthographie und Interpunktion, diese Abweichungen: 5 wieder] fröli¡ – 30 ‰ät#] ‰et# – 45 Wilden Hau#] Wild#burg-Hau# 1f. Nahme dort ~ Winterin] Der Hochzeiter war demnach verwitwet. Die frühere Ehefrau, eine geborene Winter, war im Winter – wohl 1676/77 – gestorben. – 10 Ehren-Rieb] Anagrammatische Spielerei mit dem Familiennamen der Braut; ebenso 26 Erheberin und 37 Jhre Reben. Der Ausdruck "Ehren-Rieb" spielt überdies auf Evas Erschaffung aus Adams Rippe an (Gen 2.21f.). Die Bezeichnung begegnet häufig bei Birken. – 13 Weißenburg# Papinian] Ehrende Benennung des Brautvaters. Den berühmten römischen Juristen Aemilius Papinianus (zu ihm s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 487f.) hatte Kaiser Caracalla 212 hinrichten lassen, weil er sich weigerte, ein Verbrechen zu legalisieren. S. Andreas Gryphius’ Drama Großmüttiger Re¡t#-Gelehrter/ Oder Sterbender AEMILIUS PAULUS PAPINIANUS von 1659. – 14 al# Eidam] 'als Schwiegersohn'. – 16 Berg und Burg] Wortspiel mit den
Gedichte 399 und 400, 1677
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Endbestandteilen der beiden Ortsnamen Nürnberg und Weißenburg. – 17 Je”und ~ da# Ob‰] Anspielung auf den Zeitpunkt der Hochzeit. – 18 al# Pomonen Boden-Prob‰] Der Herbst wird als Gartenverwalter der Vegetations- und Fruchtbarkeitsgöttin Pomona (zu ihr s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 1017) dargestellt. – 20-24 Ihr su¡t ~ la‹t ihr gehn.] Ein fruchttragender Baum als Metapher für die Braut; eine deutliche erotische Anspielung. Der Schlußvers bezieht sich auf die verstorbene Vorgängerin. – 28-30 Ihrer süßen ~ wird weißen.] Spiel mit der Metapher 'Augenweide': 'Die süßen Blicke ihrer Augen werden sich stets als Freude und Beglückung Eurer Augen erweisen.' – 31f. Reiset ihr: ~ na¡ Hau#.] Der Beruf des Hochzeiters machte offenbar häufiges Reisen nötig. – 33-35 Ihr könt ~ mit ihr ›”en.] Anspielung auf 1 Kö 5.5 und Mich 4.4. – 42f. Gott geb Fried ~ ma¡ ihn kommen:] Erst 1678 endete mit dem Frieden von Nimwegen der 1672 begonnene französisch-niederländische Krieg, in den auch Brandenburg, Spanien und schließlich das Reich verwickelt waren. – 44f. daß ni¡t ~ vernommen.] Scherzhafte Beschwörung der Kriegsgefahr, die, wenn Brandenburg Krieg führte, für die Nürnberg benachbarte Markgrafschaft prinzipiell ja auch bestand. – 44f. vom Purlepau#] Purlepaus war der Name eines der riesigen Geschütze, mit welchen Kaiser Maximilian I. 1504 die Tiroler Festung Kufstein sturmreif schießen ließ; s. Spiegel der Ehren, 1668, S. 1133. Hier steht der Name metonymisch für kriegerischen Geschützdonner. – 45 dorten auf dem Wilden Hau#] Gemeint ist, wie die Druckfassung besser erkennen läßt, die nahe bei der Reichsstadt Weißenburg gelegene starke Ansbachische Festung Wiltzberg oder Wildenburg (s. Zedler. Bd. 57 (1748), Sp. 362-364), die Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach (1539-1603; zu ihm s. ADB. Bd. 8 (1878), S. 614-619 (Isaacsohn)) aus einem ehemaligen Benediktinerkloster erbaut hatte und die im Dreißigjährigen Krieg eine Rolle spielte.
Text 400: Zu Monsieur . . . . . . . . . . . Fürer# Patricii Norici und Jungfrauen Marien Helenen Hallerin Ho¡zeit. S. 6 T2 Monsieur] Mr. (Punkt verschmiert) – T2 Patricii Norici] Patr. Nor – T4 Jungfrauen] Jf. – T4 Marien] rie überschrieben – 2 ieder] mit der-Kürzel – 5 kennt] ken t (ebenso 5 nennt) – 7 Amor] m überschrieben – 8 zu (2. Position)] durch Streichung aus zum – 12 Mor#!] vor dem Rufzeichen Komma gestrichen – 12 Jhrer] durch Überschreibung und Ergänzung aus ihre – 12 Jhrer] davor abzukürzen gestrichen, danach Freud – 13 Greiß] G überschrieben – 14 au¡] oberhalb eines gestrichenen Wortes – U1 Herb‰Monat#] Herb‰M. Das laut Birkens eigener Datierung am 19.9.1677 entstandene Sonett, das in der Kopfrubrik der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder zugewiesen ist, gilt der Hochzeit des jungen Nürnberger Patriziers Johann Moritz Fürer von Haimendorf (1648-1706) mit Maria Helena Haller von Hallerstein (16511719) am 25.9.1677; s. Biedermann, 1748(1), Tab. CXXII und CCCLXXXVIII. Die Entstehung des Gedichtes ist im Tagebuch dokumentiert: 19.9.1677 (II. 419; PBlO. B. 2.1.2, 187 v): "Epicedium Füre-
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Apparate und Kommentare
rianum pro Polyantho, und Epithalamium Fürero et Halleriae." Das am selben Tag wie das Sonett Nr. 400 entstandene Epicedium gilt dem am 14.1.1677 verstorbenen Georg Sigmund Fürer von Haimendorf (1612-1677); s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCLXXXV. Es ist das Gedicht Auf Herrn Georg Sigmund Führer# Nürnbergis¡en Raht#Dritten, Kir¡- und S¡ulherrn Ab‰erben. ("Der Tod, a¡! der i‰ wohl der allergrö‰e Führer."). Es steht in der Sammlung S. v. B. Di¡terey-Sa¡en unmittelbar vor dem Sonett Nr. 400 (S. 5) und ist der Sammlung S. v. B. Todten-Andenken und Himmel#-Gedanken oder GOTTES- und Tode#-Gedanken zugeordnet; s. WuK. Bd. 5, S. 423, 970f. Anders als im dortigen Kommentar angegeben, ist das Epicedium gedruckt worden, in der Sammlung Verba | Doloris & Honoris, | aeterno Nomini | VIRI | Generosi & Magnifici | Dn. | GEORGII SIGISMUNDI | FURERI, | ab & in Heimendorf/ Steinbühl ac | Himmelgarten/ | Illustris Reip. Noribergensis Trium-|viri & Senatoris Prudentissimi, Ecclesiarum, Univer-|sitatis Altorfinae, Scholarum, Rei Tutelaris & Eleemo-|synariae Protarchi Gravissimi, | ex instinctu | etiam post mortem vividae Observantiae | dicata | à | Florigerâ, | quae Pegnesum accolit, | Societate. | Noribergae, Typis Christophori Gerhardi, | A. M DC LXXVII.; s. Stauffer, 2007, S. 944f. Das Gedicht steht dort als sechster von sieben römisch gezählten Beiträgen (B2v/B3r) und ist, der Tagebuchnotiz entsprechend, als von Polyanthus / Johann Leonhard Stöberlein verfaßt deklariert. Von Birken ist keines der sieben Gedichte unterzeichnet. Warum er für Stöberlein tätig geworden ist, läßt sich nicht erkennen. Birkens eigener Beitrag zum Anlaß ist die große Prosaekloge Der | Noris¡e Parnaß | und | Irdis¡e HimmelGarten: | wel¡en der | Noris¡e Föbu#/ | al# deren Be›”er/ | verwe¡#let mit dem | Himmelis¡en Sion | und | Ewigem Paradei#: | bewandlet und behandlet von | Floridan/ | in geleits¡a] seiner Weidgenoßen. | Nürnberg/ gedrukt bey Chri‰of Gerhard/ im 1677 Chri‰geburt-Jahr.; s. Stauffer, 2007, S. 945-947. Birken hat diese Ekloge 1679 in den zweiten Teil der PEGNESJS aufgenommen, S. 1-68. Das Sonett Nr. 400 ist gedruckt in der Prosaekloge Freuden-Feyerli¡e# | Vermählung#-Fe‰ | De# WolEdlen | Noris¡en S¡äfer# | Filodor#/ | Mit | der au¡ WolEdlen | an S¡önheit de# Leib# und Gemüt# | fürtre[li¡‰en S¡äferin/ | Marilene: | besungen und beklungen | von | dem Pegne›s¡en Blum-Hirten | Ferrando/ | In Ein‰immung etli¡er seiner Weidgeno‹en | Am 25. Herb‰monat# A. 1677.; s. Stauffer, 2007, S. 977-979. Das Sonett steht auf S. 19f. Auf den Anlaß und die Ekloge bezieht sich eine Tagebuchnotiz Birkens: 25.9.1677 (II.414; PBlO. B.2.1.2, 184v): "die Fürer-halleris¡e ho¡zeit, Ferranden# S¡äferey." Die Ekloge ist demnach von Johann Ludwig Faber verfaßt. Das bestätigt die von derjenigen Birkens abweichende Diktion der Prosa-Passagen. Im Druck trägt das Gedicht Nr. 400 die Überschrift Sonett. Unterzeichnet ist es "Floridan". Die Eingangsverse der Quartette und Terzette sind nicht aus-, sondern eingerückt. Abgesehen von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion gibt es diese Abweichungen: 13 worden] werden – 14 lig] lieg 4 Mar# ~ rennt.] Anspielung auf den französisch-niederländischen Krieg; s. zu Gedicht Nr. 399, v. 42f. – 5 diese# Jahr ~ kont au#merzen.] Die drei vor dem 19.9.1677 verstorbenen Nürnberger Ratsherren: Georg Sigmund Fürer von Haimendorf (s. o.), Heinrich Grundherr von Altenthann (15.11.1628-13.3.
Gedichte 400 und 401, 1677
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1677; s. Biedermann, 1748(1), Tab. LXIX) und Jobst Wilhelm Ebner von Eschenbach (4.9.1609-10.9. 1677; s. ebd., Tab. XXXIV.B.). Zu allen drei Todesfällen hat Birken Epicedien verfaßt; s. Stauffer, 2007, S. 944-947, 965f., 972f. – 9 Mor# nahm einen Fürer hin.] S. o.
Text 401: Zu Herrn Gotfried Händel# für‰li¡ Brandenburgis¡ Onold#ba¡is¡en General-Superintendenten# etc. Doctorat. S. 7f. T2 Herrn] Hn. – T2 Gotfried] e nachträglich verdeutlicht – T2 für‰li¡] für‰l. – T2 Brandenburgis¡] Brb und etc-Kürzel mit Punkt – T3 Onold#ba¡is¡en] Onold#ba¡ und etc-Kürzel mit Punkt – T3 Superintendenten#] Superindten# – T3 etc.] Kürzel mit Punkt – 4 Himmlis¡] Him lis¡ – 19 zeigen,] vor dem Komma ein Satzzeichen gestrichen – 20 Ver‰and] davor gestrichen da# Aug – 23 Bahn] B aus b überschrieben – 30 ni‰et] oberhalb von gestrichenem se”et – 34 Oberhirt.] Vor dem Punkt ein Satzzeichen gestrichen – 37 Welt] l überschrieben – 38 Teuts¡e] oberhalb eines gestrichenen Wortes – 39 End] d überschrieben – U1 Septembris] Sept. Der Adressat dieses Liedes, das in der Kopfrubrik der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder zugewiesen ist, der Theologe Gottfried Händel (1644-1698), der nach ADB. Bd. 10 (1879), S. 500 (l. n.) aus Bayreuth, laut seiner 1677 in Wittenberg gedruckten Doktorats-Disputation DE SACRAMENTO EVCHARISTIAE aus Plauen im Vogtland stammte, war 1664 Pfarrer in Thuisbrunn, 1666 in Hetzelsdorf. Die frühesten seiner in Birkens Archiv erhaltenen Briefe (PBlO.C.120.1-6; 1668-1670) wurden in Frauenaurach ausgestellt. Im September 1670 zeichnete Händel als "bej der Kir¡en und Ho¡Für‰li¡em Brandenburgis¡en Gymnasio im Klo‰er Heil#bronn, Prediger, der heiligen S¡ri] und Ebräis¡en Spra¡ Professor Publicus und Inspector (PBlO.C.120.7 und 12). Im Dezember 1674 wurde er als Consistorialrat, Hof- und Stiftsprediger nach Ansbach berufen. Im Titel der Doktoratsdisputation wird er u. a. als "Ecclesiarum in Inferiori Principatu Brandenburgico Superintendens Generalis" bezeichnet. 1695 trat er von diesem Amt zurück und war bis zu seinem Tod Stadtpfarrer in Ansbach. Von ihm stammen zahlreiche Andachtsschriften und geistliche Lieder. Händel betreffende Tagebuchnotizen Birkens gibt es erst seit Oktober 1668; mehrmals sind persönliche Begegnungen in Nürnberg verzeichnet. Zu Birkens Nachrufschrift für seine 1670 verstorbene erste Ehefrau hat Händel ein Kondolenzgedicht beigesteuert (S. 400f.): "JMmer hin / zum s¡önen Himmel!" Von der gedruckten Fassung ist ein Manuskript vorhanden (PBlO.C.120.12), desgleichen eine von Händel selbst verworfene erste Version (PBlO. C.120.6). In seinem Brief vom 10.10.1678, den Birken am 17.10. erhalten und beantwortet hat (PBlO.C.120.10) schreibt Händel: Nur eine# bitte i¡ din‰li¡‰en Fleiße# mir ebenmäßig zugewehren. J¡ werde von vielen, ia! Hohen Personen Selb‰en, getrieben, meinen Iconismum einem Bu¡, so i¡, dur¡ Gotte# Gnade, ges¡rieben, vorsezzen zulaßen; wel¡em aber sehr viel mangeln würde: wann von unserm ho¡berühmten Herrn von Birken etc. ni¡t ein
Apparate und Kommentare
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Epigramma dabej seyn sollte. Bitte demna¡ din‰gehorsamli¡ derglei¡en mir ni¡t zuversagen. J¡ vers¡ulde e# na¡ Mögli¡keit. Welches seiner Werke Händel mit seinem Portrait-Stich schmücken wollte, wissen wir nicht, wohl, daß Birken der Bitte entsprochen hat. Das Portrait, das Händel im Alter von 35 Jahren darstellt, ist u. a. bei Paas, 1988, S. 338f. abgebildet und kommentiert; s. Stauffer, 2007, S. 1011f. Birkens Epigramm lautet: Optimus ipse sui pictor, dulcedine Linguae, HÄNDELJVS: Calamo pictor et ipse sui. Ora frequens pandit Pietas, quae pectore fervet: Jugiter et Cultum pensat Honore DEUS. Fulgebit sine fine, polus ceu stellifer, illic: Hic Magnum decorant Munia magna Virum. Quem levibus hisce Numeris observ. prosequitur Sigmundus à Birken. Com. Pal. C. [Der beste Maler seiner selbst ist durch die Süße seiner Rede Herr Händel selbst, auch durch seine Feder. Die Frömmigkeit, die in seinem Herzen brennt, zeichnet sein Antlitz Stets wolle Gott sie ihm mit Ehre vergelten. Dort wird er einst wie der gestirnte Himmel ewig strahlen: Hier schmücken hohe Ehrenstillen den großen Mann, den mit diesen flüchtigen Versen dienstlich beschenkt Sigmund von Birken, kaiserlicher Pfalzgraf.] Von Birkens Briefen an Händel sind außer Tagebuchnotizen nur zwei Konzepte vorhanden: PBlO. B.5.0.41, 115r (16.10.1668; Notiz zur Antwort auf Händels Brief vom 18.8.1668 (PBlO. C. 120.1), den Birken am 22.8. 1668 erhalten hatte); PBlO. B. 5.0.41, 150r/v.(4.12.1669; Notiz zur Antwort auf Händels Brief vom 3.11.1669 (PBlO.C.120.3), den Birken laut Präsentationsvermerk am selben Tag erhalten hatte. Zwar hat er auf dem Schreiben den 27.11.1669 als Beantwortungsdatum eingetragen; der Inhalt des Konzepts macht die Beziehung aber zweifelsfrei. Wie Händels Kontakt zu Birken zustande gekommen ist, läßt sich nicht mit Sicherheit erkennen. Wahrscheinlich war Birkens Nachbar Johann Staden der Vermittler, der mit Händel verwandt war. In Händels Briefen wird Birken mehrmals um Verwendung zu seinen und anderer Personen Gunsten bei Caspar von Lilien und dem Präsidenten Christoph von Pühel ersucht. Caspar von Liliens Brief an Birken vom 15.9.1668 (PBlO. C. 203.55) zeigt, daß Birken tatsächlich ein Anliegen Händels übermittelt hatte. Birkens Datierung des Gedichtes Nr. 401 hat zwei Tagebuchentsprechungen: 26.9.1677 (II.420; PBlO. B. 2.1.2, 188r): "Gratulatorium herrn doctor Hendeln von 40 Versen verfärtigt."; 26.9.1677 (II.421; PBlO. B. 2.1.2, 188v): "79 an Herrn
Gedichte 401 und 402, 1677
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Doctor Händeln, cum Gratulatione, dur¡ Herrn Spenglern." Daß Händel sich bereits am 12.4.1677 (PBlO.C.120.9) für eine "Glü¿wüns¡ung" bedankt, darf nicht irritieren: Birken muß auf die Nachricht von Händels Ernennung zum Superintendenten reagiert haben. Eine briefliche Antwort Händels auf die Zustellung des Gedichtes Nr. 401 hin gibt es nicht. Es ist kaum vorstellbar, daß es nicht gedruckt worden sein sollte, doch ist es bisher nicht gelungen, einen Druck nachzuweisen. 5-8 hieran kan man ~ pflegt zu nennen.] Zur Vorstellung der Sonnennähe des Adlers s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 773-776, 779; s. zu Gedicht Nr. 414, v. 7. – 15 aufbört] 'aufhebt', 'erhebt'. – 20-22 na¡ AdlerAugen-brau¡ ~ vertragen kan:] Zur Sonnenprobe des Adlers s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 773f. – 23f. Son‰ ~ zer‰röhen.] Zur Kontrastierung der Sonnennähe des Adlers und Icarus' Sturz s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 775. – 27f. zu den Hügeln, | wo Ehre krönt mit Purpur-Zier] Die Erlangung des Doktorgrades ist verbildlicht als Krönung auf dem Musenberg; dieses Bild wird immer wieder für die Universitäten verwendet. – 33f. Seit froh und lange | der Gotte#-Heerden OberHirt.] Bezugnahme auf Händels hohes Kirchenamt. – 40 da wollen wir wie Sternen pra¡ten.] Vgl. das letzte Distichon in Birkens PortraitEpigramm für Händel.
Text 402: Zu Herrn Doctor Johann Frideri¡ S¡ober# der ho¡löbli¡en fränkis¡en Ritters¡a] Consiliarii und frau Anna Barbara Stadin Ho¡zeit. S. 13-16 T2 Herrn] H. – T2 Doctor] D. – T3 ho¡löbli¡en] ho¡löb und etc-Kürzel mit Punkt – T3 fränkis¡en] fränk. – T3 Ritters¡a]] Ritters¡. – T3 Consiliarii] Consili und etc-Kürzel mit Punkt – T5 frau] fr. – 17 Glü¿] danach gestrichen ,da# i‰ – 19 gern] davor gestrichen e# – 24 gewüns¡t] durch Streichung aus gewüns¡et – 24 nun] oberhalb der Zeile – 26 Rheine!] vor dem Rufzeichen ein Satzzeichen gestrichen – 28 fünfmal] durch Streichung aus fünfmahl – 32 Pindu#] davor ein Wortanfang gestrichen – 43 Nü”er] links auf dem Rand vor gestrichenem Verseingang Bä‹er hieß – 43 hat] oberhalb von gestrichenem Bä‹er hieß – 51 Mann] Man (ebenso 73 Sinn) – 55 seine] oberhalb von gestrichenem sol¡e – 63 gibet?] vor dem Fragezeichen ein Satzzeichen gestrichen – 66 de#] durch Überschreibung aus die – 66 Himmel#] oberhalb von gestrichenem werte – 67 die ~ hebt:] anstelle einer am Seitenfuß gestrichenen Verszeile: die ›¡ Eu¡, die 2
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ihr Eu¡ gebt – 69 ›e] danach gestrichen Eu¡ – 69 ni¡t erge”en] erge”en ni¡t – 69 erge”en] durch Überschreibung aus erge”et – 70 Wehrt‰er] ‰ nachträglich eingefügt – 74 Tugend] ug überschrieben – 81 liebt] durch Streichung aus liebet – 85 laß eu¡ werden grau und] oberhalb des gestrichenen ursprünglichen Wortlauts – 85 alt,] nachträglich hinter dem gestrichenen ursprünglichen Verstext angebracht – 87 bi#] danach der Rest des ursprünglichen Verstextes gestrichen, ebenso der Anfang und der größte Teil eines neuen Versuchs in der Zeile darunter – 87 eu¡ se”] oberhalb der zweiten gestrichenen Verszeile; davor gestrichen bi# – 87 da#] oberhalb der zweiten gestrichenen Verszeile; davor ein Wort ge-
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Apparate und Kommentare
strichen – 87 SternenZimmer] SternenZim er (am Ende der zweiten gestrichenen Verszeile) – U1 Octobris] Oct. Das Lied Nr. 402, das in der Kopfrubrik der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder zugewiesen ist, entstand am Vortag der Eheschließung des Juristen Johann Friedrich Schober (1648-1731) mit der Witwe Anna Barbara Staden, geborenen Denck, aus Nürnberg. Birkens Nachbar Johann Staden, ein Sohn des berühmten Komponisten Sigmund Theophil Staden, war im August 1676 gestorben, wie wir durch ein gedrucktes Epicedium Johann Ludwig Fabers wissen, das zur Bibliothek des Pegnesischen Blumenordens gehört und im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg aufbewahrt wird (P. Bl. O. 61a (14)). Schober (zu ihm s. Will. Bd. 3 (1757), S. 552-554) stammte aus Mainbernheim in Franken und war ein Sohn des dortigen Ratssyndicus. Er besuchte das Gymnasium in Schweinfurt und studierte seit 1664 an der Universität Straßburg, an der er sich fünf Jahre aufhielt und das Licentiat der Rechte erwarb. Eine Reise durch Deutschland endete in Wien, wo er sich 1670/71 aufhielt, um "die Praxin bey dem hö¡‰en Rei¡#geri¡te zu sehen und zu treiben" (Will, a.a.O., S. 553), nämlich beim Reichshofrat. Vier der Briefe Schobers in Birkens Archiv (PBlO.C.306, 2, 3, 4, 7) sind in Wien ausgestellt. Eine weitere Reise, die u. a. nach Italien führen sollte, wurde durch Schobers Bestellung zum Sekretär der fränkischen Reichsritterschaft der Region Steigerwald verhindert. Nach einiger Zeit avancierte er zum Syndicus. Aus der Zeit dieser Amtsstellungen stammen seine übrigen Briefe in Birkens Archiv (PBlO.C.306, 8, 5, 6, 9); sie wurden in der Zeit von 1671 bis 1676 im Kloster Heilsbronn und in Obersteinbach ausgestellt. 1677 erlangte Schober an der Universität Tübingen den juristischen Doktorgrad. Auf dem Titelblatt des Hochzeitsgratulatoriums, in welchem das Gedicht Nr. 402 gedruckt wurde, wird er als Syndicus der Reichsritterschaft des Steigerwaldes und als Consulent der gesamten fränkischen Reichsritterschaft bezeichnet; in dieser letzteren Funktion erscheint er auch auf dem Titelblatt der 1677 in Tübingen gedruckten Doctordisputation ∆ΙΑΤÝΠΩΣΙΣ DE MAGIS DILECTO, von der die Bayerische Staatsbibliothek mehrere Exemplare besitzt. Da Schober 1677 seinen Wohnsitz in Nürnberg nahm, gibt es keine weiteren Briefe von ihm in Birkens Archiv, Tagebuchnotizen Birkens dokumentieren jedoch zahlreiche Kontakte. Das Konzeptbuch PBlO.B.5.0.41 enthält eine umfangreiche Notiz Birkens zu einem Brief an Schober vom 19.8.1671 (183r/v), die verspätete, wohl schon nach Heilsbronn gerichtete Antwort auf Schobers Schreiben aus Wien vom 15.1. und vom 19.2.1671 (PBlO.C.304.4 und 7). Am 10.8.1670, vor seiner Abreise nach Wien, in Nürnberg, hatte Schober Birken ein Kondolenzgedicht anläßlich des Todes der ersten Ehefrau Birkens zugestellt (PBlO.C.306.1): "Wa#, läng‰ vor un#, an Hebrus ‰rengen üßen". Es wurde in der Nachrufschrift gedruckt (S. 415-417). Wie Schober mit Birken in Kontakt gelangt ist, wissen wir nicht. Johann Staden und Gottfried Händel könnten Vermittler gewesen sein. Der Anlaß seiner Entstehung und das Gedicht Nr. 402 haben Spuren in Birkens Tagebuch hinterlassen: 21.10.1677 (II. 426; PBlO.B.2.1.2, 191v): "Uxor zur S¡ober-Stadis¡en Ho¡zeit, zu wel¡er i¡ ein Epithalamium von 88 Versen gema¡t." Frau von Birken wird das an eben diesem Tag geschriebe-
Gedicht 402, 1677
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ne Lied mitgebracht haben. 22.10.1677 (II. 424; PBlO.B.2.1.2, 190v): "Herr doctor S¡ober mit Frau Stadin ho¡zeit gema¡t." 23.10.1677 (II. 423; PBlO.B.2.1.2, 189v): "Herrn doctor S¡obern und Frau Stadin zur ho¡zeit verehrt 1 Ducaten." Birkens Lied ist als erster Bestandteil ( )( 2r - )( 3v) gedruckt worden: Ehr- und Freuden-Zuruff/ | bey dem | Ho¡zeitli¡en Ehren-Fe‰ | De# WolEdlen/ Ve‰- und Ho¡gelehrten | Herrn Johann Frideri¡ | S¡ober#/ | Beyder Re¡ten Doctoris, | Gesamter de# H. Röm. Rei¡# Freyen Ritters¡a[t in | Franken Consulenten#/ au¡ de# löbl. Ort# | Steygerwald Syndici, | Und | Der Erbarn/ VielEhrenTugendrei¡en | Frauen Annae Barbarae/ | De# Erbarn und Wolfürnehmen | Herrn Johann Staden#/ | Seel. hinterla‹enen Fr. Witwen: | ange‰immet | von | Zweyen Blumengenoß-Hirten | an der Pegni”. | Nürnberg/ | Jm Jahr Chri‰i 1677 den 22 Octobr. (s. Stauffer, 2007, S. 979-981). Der zweite Beiträger ist Johann Ludwig Faber. Auch im Druck gibt es keine Strophenzählung. In der ersten Strophe ist der erste Buchstabe als große Initiale vorgesetzt, in allen anderen ist nur der jeweils erste Vers eingezogen. Statt einer Überschrift steht das Trinitätszeichen "m!". Es gibt eine Abschlußformel: "Also glü¿wüns¡te seinem altwehrte‰en | Freund und Patron/ und de‹en wol-|erwehlter Tugend-Hau#Ehre/ | Sigmund von Birken/ C.C.P." Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, diese Abweichungen: 1 in] im – 13 Gotte#Lieb] Gotte# Lieb – 22 jene] jene# – 33 dar] dir – 43 den] dem – 49 Seht do¡] Sehet – 60 muß] soll – U 21 Octobris] fehlt –. Weitere gedruckte Gratulatorien von Johann Wolfgang Schmied, Fürstlich Brandenburgischem Kastner in Dachsbach, und von Gottfried Händel (s. zu Gedicht Nr. 401) sind im Besitz der Stadtbibliothek Nürnberg. 1-6 Wehrt‰er ~ erklingen.] Höfliche Bezugnahme auf Schobers Kondolenzgedicht von 1670. Der Vergleich des Dichters Schober mit Horaz würdigt die in der Tat bemerkenswerte Qualität jenes Liedes. – 14f. Tugend ~ krönen!] "Tugend, Kun‰ und Gotte#Lieb" ist Objekt zu dem Infinitiv "zu krönen". – 22 jene] Vielleicht hat Birken bei "Glü¿" (v. 21) an 'Fortuna' gedacht. Die Lesart "jene#" im Druck ist besser. – 25 Argyrope] Die Universität Straßburg. – 27-32 Fünfmal ~ blühn.] Zum fünfjährigen Studienaufenthalt Schobers in Straßburg s. o. – 32 in deinem Pindu#] S. zu Gedicht Nr. 401, v. 27f. – 35f. zoge ~ erfahren.] Zu Schobers Deutschlandreise s. o. – 37-40 Wien ~ gewe‰.] Erinnerung an Schobers Aufenthalt in Wien 1670/71; s. o. – 41-48 Jhn hat nun ~ nur La‰er ein.] Zur Verhinderung der geplanten zweiten Reise s. o. Anspielung auf die Seelengefahren, die einem jungen Menschen in Territorien anderen als des lutherischen Bekenntnisses angeblich drohten. – 49-56 Seht do¡ ~ ieder hat.] Hinweis auf Schobers Funktionen als Syndicus und Consulent; s. o. – 49 Papinian] S. zu Gedicht Nr. 399, v. 13. - 57-64 Ey so soll ~ paaren ›¡.] Das Motiv der Fürsorge zweier Gottheiten für einen Hochzeiter verwendet Birken öfter in Gratulatorien; s. Gedichte Nr. 101, Nr. 110, Nr. 113, Nr. 115, Nr. 157, Nr. 223, Nr. 312, Nr. 334, Nr. 356, Nr. 400, Nr. 402. – 57-60 Ey so soll ~ Würde sagen.] Hinweis auf Schobers Promotion zum Doctor Juris. – 59 A‰rea] Die Göttin Astraea (zu ihr s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 660) galt als Schutzherrin der Gerechtigkeit und des Rechts. – 62 Dione] Einer der Namen der Aphrodite; s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 62. – 67 die eu¡ in den Glü¿-S¡oß hebt] Vgl. Ilias 20, v. 435; Lk 16.23.
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Apparate und Kommentare
– 70f. die den Namen ~ hat gezieret] Schobers Mutter hatte ebenfalls Anna Barbara geheißen; s. Will, a. a. O., S. 552. – 77f. ihr süßer Mund, | der so Englis¡ kan erklingen] Offenbar war die Braut als gute Sängerin bekannt. – 85 laß eu¡ werden grau und alt] Dieser Wunsch ist nur für Schober in Erfüllung gegangen. Schon 1683 hat er zum zweiten Mal geheiratet, wie wir durch ein in Altdorf gedrucktes Gratulatorium Magnus Daniel Omeisens wissen, das sich im Besitz der Stadtbibliothek Nürnberg befindet, zum dritten Mal 1697; s. Will, a. a. O., S. 554.
Text 403: Zu Herrn Johann Leonhard Rosen# S¡önheit-Quelle. S. 17 T2 Herrn] H. – T2 Johann] Joh. – 1 BrunnKry‰all] Brun Kry‰al – 3 Sie] irrtümlich eingerückt, davor Plazierungsstrich – 5 kommen] kom en (ebenso 6, 14 Himmel – 6 flammt – 6 zusammen) – 9 Von] durch Überschreibung aus von – 9 Von] davor gestrichen E# w䡉 – 9 erw䡉] oberhalb der Zeile; Einfügungsstrich – 9 Ros'] durch Streichung und Ergänzung aus Rosen – 9 und wol bekleibt,] rechts auf dem Rand; Einfügungszeichen in der Zeile † (oberhalb der Zeile nach dem Einfügunszeichen unfunktionales und sowie zwei oder drei gestrichene Wörter) – 9 und] u. – 10 und denkt mit Dank daran, wie ›e ward] dreizeilig rechts auf dem Rand; keine Plazierungskennzeichnung – 10 Huld-bes¡ienen:] nach dem Einfügungszeichen in v. 9 – 15 Lob,] oberhalb von gestrichenem Ruhm (Komma vermutlich in die Streichung einbezogen) – 15 wa¿rer] Wortmitte verschmiert; ev. wakrer – 17 die] durch Streichung und Überschreibung aus den – 17 Götter] durch Streichung aus Göttern – 18 E#] davor gestrichen Da# Glü¿ und frome – U1 Octobris] Oct. Johann Leonhard Rose, für den Birken dieses in der Kopfrubrik der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder zugewiesene Gedicht geschrieben hat, war ein Sohn des Bayreuther Diakons und Konsistorialassessors Johann Rose (1615-1670; zu ihm s. Stauffer, 2007, S. 757f.), den Birken aus seiner in Bayreuth verbrachten Zeit kannte, wie ein Brief des Bayreuther Theologen Johann Matthias Stumpf an Birken vom 15.11.1670 (PBlO.C.350.5) bezeugt. Lebensdaten des Sohnes sind unbekannt; er wird 1660 oder kurz danach geboren worden sein. Er selbst und sein Gedicht, dem Birkens Beitrag gilt, haben einige Spuren in des letzteren Korrespondenz und Tagebuch hinterlassen. Die früheste enthält ein Brief des Rektors des Heilsbronner Gymnasiums, Magister Johann Friedrich Krebs, vom 28.10.1677, dessen Empfang Birken irrtümlich für den 27.10. (im Tagebuch korrekt für den 29.10. (II.422; PBlO.B.2.1.2, 189r)) bestätigt hat. In diesem Brief (PBlO.C.180.1) heißt es: E# hat ein hie›ger Gymnasiast, Johann Leonhard Rose, eine teüts¡e gebundene Rede verfertiget, die er gerne zum dru¿ befördert wißen mögte. Weiln i¡ aber alle, so unter meiner inspection alhier ‰udiren und in der Poesy ›¡ üben wollen, Eurer Excellenz S¡ri[ten, al# wel¡en Sie ›¡er na¡ahmen könnten, recommendire; alß verlanget nun berührter Rose zu dem Apollo selb‰ ›¡ zuverfügen, und Eurer Excellenz censur und geneigten urtheil, wa# er verfa‹et hat, zu untergeben, au¡ deßwegen um diese# empfehlung#-S¡reiben mi¡ er-
Gedicht 403, 1677
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su¡et. Jn wel¡em begehren i¡ | bemelten Rose de‰o lieber willfahre, weiln er von der gütigen natur mit einem guten ingenio wol gezieret i‰, dur¡ eiß und tugend ›¡ zu qvalificiren tra¡tet, deme au¡ sein frommer und seeliger herr Vatter den Göttli¡en Seegen wird erbetten haben. Ersu¡e demna¡ Eure Excellenz, daß Sie ohnbes¡wert anhören wollen, wa# benahmter Rose an dieselbe wird gelangen laßen, au¡ na¡ bes¡a[enheit der sa¡en mit gutem rath und nötiger instruction zu seinem Vorhaben Si¡ Jhme förderli¡ erzeigen. Rosa hat Birken am 29.10.1677 in Nürnberg besucht, wie in Birkens Tagebuch zu diesem Datum, welches auch das Manuskript des Gedichtes Nr. 403 trägt, festgehalten ist (II.427; PBlO.B.2.1.2, 191v): "Unmüßiger Tag, Zuspra¡e von: Störn et Uxore, von Sororis filio, filiâ, von Stenzmann, von den jungen Rosa, S¡eurer, Mahler Mayrn, Knorzen. | de# Rosa er‰en Bogen dur¡sehen." Daß Rosas Besuch bei Birken erfolgreich gewesen war, erweist das Schreiben des Heilsbronner Rektors vom 10.11.1677 (PBlO.C. 180.2), das Birken laut entsprechendem Vermerk und Tagebuchnotiz (II.429; PBlO.B.2.1.2, 193v) am 14.11.1677 empfangen und am 10.2.1678 beantwortet hat. In diesem Brief steht u. a.: Eurer Excellenz geneigte# S¡reiben ni¡t nur, sondern au¡ der belobte Rose hat ver›¡ert, daß Sie mit sonderbarer gewogenheit, wa# an dieselbe i¡ habe gelangen laßen, angenommen, maßen dann die erwiesene Willfährigkeit deßen eine genügsame Zeugin. Zwei weitere Tagebuchnotizen Birkens betreffen Johann Leonhard Rose: 22.11.1677 (II.429; PBlO. B.2.1.2, 193v): "122. 123. von Herrn Rose und von Herrn Notar S¡mieden." August 1678 (II.452; PBlO. B.2.1.2, 207r): "15 an Herrn Krebsen Rectorn und 16 an Johann Leonhard Rose zu Heil#bronn." Weitere Auskünfte gewähren die drei Briefe Rosas, die in Birkens Archiv erhalten sind: PBlO.C.286.1-3 (C. 286.4 ist eine Fehlzuweisung). Der erste dieser Briefe ist am 15.11.1677 im Kloster Heilsbronn ausgestellt worden. Birkens Empfangsnotiz auf diesem Brief erweist ihn als denjenigen, dem Birkens Tagebuchnotiz vom 22.11.1677 gilt. Birken hat ihn laut entsprechender Notiz am 29.1.1678 beantwortet. In diesem Brief wird kenntlich, was es mit Rosas Dichtung und seinem Anliegen bei Birken auf sich hatte. Rose hatte anläßlich ihres Geburtstags ein Huldigungsgedicht auf die Ansbacher Markgräfin Johanna Elisabeth (1651-1680), eine Tochter des Markgrafen Friedrich VI. von Baden, die erste Gattin (seit 1672) des Markgrafen Johann Friedrich von Brandenburg-Ansbach (1654-1686) verfaßt, hatte es, von Krebs, dessen Brief er mitgebracht hatte, empfohlen, Birken zur kritischen Lektüre vorgelegt und ein Begleitgedicht erbeten und erhalten, das Gedicht Nr. 403. Im Brief bedankt er sich bei Birken für die sechsstündige Audienz, die ihm "vor etli¡en Wo¡en" gewährt worden war, die Revision seines Gedichtes, dessen Druck Birken auch noch vermittelt hatte, und die "Gratial-Zeilen", das Gedicht Nr. 403. Er berichtet ferner, sein Opus sei von der Adressatin wunschgemäß aufgenommen worden und habe ihm "ein gnädige# Recompen#" eingebracht. Diesem Dankesbrief hatte Rose nur einige Exemplare des Werkleins beigefügt, weil Birken ja beim – Nürnberger – Drucker leicht weitere erhalten könne. Rose hat auch weiterhin auf Birkens Hilfsbereitschaft vertraut. Dem im Tagebuch verzeichneten, nach Heilsbronn gerichteten Schreiben Birkens vom August 1678 könnte ein zweiter Besuch des Gymnasia-
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Apparate und Kommentare
sten in Nürnberg voraufgegangen sein. Darauf läßt der Inhalt des zweiten an Birken gerichteten Schreibens schließen, das Rose am 21.5.1679 in Wittenberg ausgestellt hat (PBlO.C.286.2), wo er sich seit Anfang des Jahres aufhielt. Der lange, in demütigem Ton abgefaßte Brief enthält eine Fülle interessanter Informationen; hier geht es nur um einen Gegenstandsbereich: Rose erinnert Birken daran, bei der letzten Zusammenkunft – wohl Anfang Januar 1678, auf der Durchreise nach Wittenberg – habe er von seinem Vorhaben berichtet, der Markgräfin zu ihrem Geburtstag, dem 6.11., diesmal mit einer größeren Dichtung aufzuwarten, durch welche er ein ihm in Aussicht gestelltes Stipendium zu erlangen hoffe und für die er abermals Begleitverse Birkens erbeten habe. Diese Erinnerung dient zur Vorbereitung einer Bitte: Die Belastungen durch das Studium seien so groß, seine Möglichkeiten, sich in der Poesie zu üben, so begrenzt, schreibt Rose, daß er sich nicht imstande sehe, das für sein Fortkommen so wichtige Werk zustande zu bringen. Birken wird gebeten, es für ihn zu verfassen und auch einen geeigneten Kupfertitel zu entwerfen, in eigenem Namen auch noch ein Begleitgedicht hinzuzufügen. Rose hatte recht genaue Vorstellungen, wie die verehrte Excellenz tätig werden sollte: "da# Gedi¡t kan Sie na¡ ihren Selb-Gefallen, etwann auf Vier Bögen einri¡ten, und entweder in gebunden- oder Vermis¡ter Rede s¡reiben." Drucken lassen will Rose das Werk aus Kostengründen in Wittenberg; der Kupfertitel aber soll in Nürnberg angefertigt werden. Bis Anfang September möchte er alles in Händen haben, damit das Werk am Geburtstag der Fürstin überreicht werden könne. Möglichst bald aber möge Birken ihn durch seinen in Nürnberg lebenden Bruder wissen lassen, was der Gegenstand des Huldigungswerkes sein werde, damit er selbst – immerhin – die Dedikationsadresse entwerfen könne. Bei einem der Gespräche in Nürnberg oder brieflich muß Birken von seiner Arbeit an der Poetik berichtet haben. Sollte sie fertig sein, bittet Rose um ein Exemplar und deutet an, in etwa zwei Jahren hoffe er von Birken den poetischen Lorbeer zu empfangen. Birken, dem am 15.5.1679 die Frau gestorben war, hat weder geliefert noch – vermutlich – geantwortet. Denn Roses drittes und letztes Schreiben, am 16.9.1679 in Wittenberg ausgestellt (PBlO.C.286.3), reagiert nicht auf eine Nachricht Birkens, sondern des Nürnberger Bruders. Von diesem hatte Rose von dem Todesfall erfahren und auch, daß Birken nicht liefern konnte oder wollte, und sah nun Anlaß, sich für sein letztes Schreiben zu entschuldigen. Er berichtet, angesichts des Ausbleibens der erbetenen Hilfeleistung habe er selbst "nur ein Carmen" in der Art von "Academis¡en Verehr-Gedi¡ten" in Arbeit, mit dem er nun sein Ziel, ein Stipendium, zu erreichen hoffe. Birken wird um ein Empfehlungsschreiben an den Markgrafen gebeten. Ob Birken dieser neuerlichen Bitte entsprochen und ob Rose sein Ziel erreicht hat, wissen wir nicht. Immerhin muß er 1682 den Magistergrad erlangt haben. Denn in diesem Jahr hat er aus Mitteln des Klosters Heilsbronn die üblichen zehn Gulden zur Bestreitung der dabei anfallenden Kosten erhalten; s. Layriz, 1804, S. 56f., Anm. n. Weiteres über Johann Leonhard Rose hat sich bisher nicht ermitteln lassen. Ein Exemplar des Gratulationswerkes von 1677 besitzt die Universitätsbibliothek Bayreuth (45/NS 5930 R 796). Das Titelblatt ist leicht beschädigt. Der Titel lautet: Tugend-qwellender | S¡önheit-Brunn/ | und |
Gedicht 403, 1677
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S¡önheit-qwellender | Tugend-Brunn: | Der Dur¡leu¡tig‰en Für‰in und Frauen/ | FRAUEN | Johanna Elisabetha/ | Marggrän zu Brandenburg/ zu Magdeburg/ | in Preußen/ zu Stettin in Pommern/ der Ca##uben und | Wenden/ au¡ in S¡le›en/ zu Croßen und Jägerndor[/ Herzogin/ | Burggrän zu Nürnberg/ Für‰in zu Halber‰adt/ Minden und | Cammin/ etc. Geborner Marggrän zu Baden und Ho¡berg/ | Landgrän zu Saußenberg/ Grän zu Sponheim und | […]/ Frauen zu Rötteln/ Badenweiler/ | Lohr und Mahlberg/ etc. | Al# Dero Abbildung/ | [Zu Jhr.] Ho¡Für‰l. Dur¡l. allerglorwürdig‰em | Geburt#-Fe‰/ | Wel¡e# der gütige Himmel den 6. Novembr. de# jezt-laufenden | 1677. Heil-Jahr# wieder glü¿li¡ ers¡einen ließe/ | Au# unterthänig‰-demütig‰er Pi¡t gehorsam‰ gewidmet/ | von Johann Leonhard Rose. | Nürnberg/ | Gedru¿t bei Andrea Knorzen. Das Büchlein im Quartformat besteht aus 5 Heften (A-E) zu je 4 Blättern, also insgesamt 40 gezählten Seiten. Auf Titel (S. [1]) und Widmungsvorrede (S. 2-5) folgt Roses Huldigungsgedicht – keine Ekloge – im Umfang von 1116 Versen (S. 7-37). Der Haupttext besteht aus 820 achthebigen Trochäen in Paarreimfügung mit abwechselnd zwei- und einsilbiger Kadenz sowie 12 Alexandrinern (zur Einführung der Binnengedichte 2-7). Die eingefügten Gedichte, 5 Strophenlieder, ein Figurengedicht und ein seinerseits sechsteiliges Pindarisches Lied haben zusammen einen Umfang von 284 Versen. Dem gewaltigen Gelehrsamkeitsaufwand, den Rose getrieben hat, entspricht ein NOTAE überschriebener in lateinischer, deutscher und französischer Sprache verfaßter Anmerkungsapparat (S. 37-40). Birkens Gedicht ist als einziges Ehrengedicht allein auf S. 6 gedruckt (kein Nachweis bei Stauffer, 2007). Als Überschrift steht das Trinitätszeichen "m!" und als Abschlußformel: "Also glü¿wüns¡te | Sigmund von Birken." Außer geringen Unterschieden der Orthographie und Interpunktion gibt es diese Abweichung vom Manuskript: 16 a¿t] spielt T3 S¡önheit-Quelle.] Titel oder Bestandteil des Titels des 1677 gedruckten Gedichtes von Johann Leonhard Rosa. – 1-4 Wa# quillt ~ Struten.] Ebenso wie vermutlich Roses Gedicht spielt Birken mit der Quellen-Metaphorik (s. Laufhütte, 2009), deren er sich auch sonst häufig bedient; auch die Verbindung dieses Motivs mit dem der Hippokrene (s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 1172) begegnet häufig. – 5 Den Göttern ~ auf die Erd:] Die übliche Preismetaphorik für Regenten; Birken sucht Roses Anliegen zu befördern. – 7 den Onold#ba¡] Gemeint ist die ursprünglich für Ansbach namengebende Olze, später Holzbach genannt, die in Ansbach in die fränkische Rezat mündet. – 8 die ~ helle Flammen] Durch den Vergleich mit Phoebus wird die Markgräfin mit Artemis / Diana gleichgesetzt. – 9-11 Von dieser ~ auf alle Blätter s¡reibt.] Vorwegnahme des mit Roses Gedicht bezweckten Erfolgs, wohl in Anknüpfung an voraufgegangenen Bericht über Bekundungen fürstlichen Wohlwollens; ebenso v. 17f. – 15 gibt Göttern Ehr und Lob] Noch von der Nebensatzeinleitung "weil" (v. 14) abhängig. – 15f. de# Vatter# ~ wieget.] Bezugnahme auf Johann Rose (s. o.).
Apparate und Kommentare
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Textgruppe 404: Epigrammata. S. 27 2. Epigramm: 2 dann] dan 3. Epigramm: 1 Nimm] Nim 5. Epigramm: 2 I‰] I aus i überschrieben – 2 Spinnweb] Spin web 3
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5
1
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6. Epigramm: 1 Zur Maur die Spinnweb wird] Zur Spinnweb wird die Maur 7. Epigramm: 1 Spinn] Spin (S überschrieben) Diese in der Kopfrubrik der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder zugewiesenen Epigramme sind ihrer Stellung zwischen von Birken datierten Texten nach zwischen dem 21.11. und dem 6.12.1677 eingetragen worden. Zu welchem Anlaß – für welchen oder welche Auftraggeber – sie geschrieben worden sind, ist nicht zu erkennen. Auch ist bisher kein Druck der Gruppe oder von Bestandteilen derselben aufgefunden worden. Rechts gegenüber v. 1 des ersten Epigramms hat Birken, wohl als Ergänzung zur Überschrift, die freilich nur für die drei ersten Zweizeiler gelten würde, notiert: "Erotica." Die Epigramme 4-7 variieren denselben Spruch. Epigramm 1: Zum Seidenwurm-Thema s. Gedicht Nr. 64 und die zugehörige Kommentierung. Epigramm 2: Für Birken – nicht erst seit 1662 – ganz untypische Obszönität. Entsprechendes begegnet sonst nur in – stets in lateinischer Sprache fixierten – Notizen über erotische Träume in den Tagebüchern. Epigramme 4-7: Das Gedicht 5 ist eine exakte Übersetzung; die Gedichte 6 und 7 variieren unbeträchtlich; besonders knapp und gelungen ist das letzte Epigramm.
Text 405: Zu Herrn . . . . . . . Praetorij und Jungfrau . . . . . . . Rosenthalerin Ho¡zeit-Fe‰. S. 33 T2 Herrn] H. – T2 und] u. – T2 Jungfrau] Jf. – T3 Rosenthalerin] R überschrieben – 1 fart?] vor dem Fragezeichen Komma gestrichen – 3 zum Herb‰ der Sommer ward,] weit nach rechts auf den Rand vorgezogen; davor vier Wörter und über dem zweiten ein weiteres gestrichen – 3 der] Kürzel – 4 und] oberhalb der Zeile, hinter gestrichenem da – 4 der] durch Überschreibung aus die – 4 Juno] oberhalb von gestrichenem s¡warzen Wolken – 4 Brü‰e] rechts auf dem Rand; Einfügungszeichen+ davor und oberhalb vom gestrichenem Wolken – 6 s¡luge?] vor dem Fragezeichen ein Satzzeichen oder Endungsbuchstabe gestrichen – 8 Losaling] o unsicher – 11 Titan] oberhalb vom gestrichenem Föbu# – 19 Hummeln] Hum eln – 19 voll] erstes l nachträglich verdeutlicht – 21 Wa#] # überschrieben – 25-U1 Clio ~ X. Y. Z.] Strophe und Unterschriftsabkürzungen stehen quer zur Hauptbeschriftung rechts auf dem Rand
Gedicht 405, 1678
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gegenüber 5-18 – 25 mir] davor gestrichen mi¡ – 30 La‹t ›e] dem gestrichenen ursprünglichen Versbeginn (zwei oder drei Wörter) vorgesetzt – 30 dann] dan – U2 Februarii.] Febr. Birkens Datierung dieses humoristischen Epithalamiums, das in der Kopfrubrik der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder zugewiesen ist, entspricht eine Tagebuchnotiz zum 16.2.1678 (II.445; PBlO.B.2.1.2, 203v): "Epithalamion der Rosenthaler To¡ter." Auch die durch schlechtes Wetter und die Abwesenheit vorgesehener Gastgeber beeinträchtigte Exkursion, an welche in den beiden ersten Strophen erinnert wird, wird in Birkens Tagebuch in einer Notiz zum 23.4.1677 kenntlich (II.396f.; PBlO.B.2.1.2, 174v/175r): Mit Uxore Herrn Vetter Seeling, Frau Rosenthalerin und ihren 2 Tö¡tern, über Mögeldorf (alda Bratwur‰ und ge-|ba¿ene Fis¡e) nach Ro¿enbrunn gefahren, Junker Lö[elholz von Altdorf herzu geritten, haben daselb‰en He¡te und Karpf-s¡e, S¡weinbraten, neben mitgebra¡tem S¡inken, und Spargen, gezehret. Wind. Regen. da# Vorpferd den Patricio seinen degen entzweiges¡lagen. Ru¿kehr über Leimburg (ibi Herrn Pfarrer gespro¡en) Dieper#dorf Heimendorf (da# Sloß besehen mit 2 Wa‹ergräben) Himmelgarten, zu Laufenholz (alda Herr Prediger Ungelenk, Magi‰er Leibni” und Matthe# abgefahren) ohne Bett und Stroh pernoctirt, folgenden Morgen malad üm 7 Uhr wieder zu hau# gelanget. Herr Vetter Seeling alle# bezahlt, au¡ mitgenommene 6 Maß Wein à 20 Kreuzer und den S¡inken darzu gegeben. Weder Birkens Tagebücher noch sein Korrespondenzarchiv bieten Anhaltspunkte für eine Identifizierung des Bräutigams, der offenbar kein Mitglied der Exkursion im April 1677 gewesen ist. Die Braut war eine der beiden bei dem Ausflug anwesenden Rosenthaler-Töchter. Für Birken und seine Frau hatte die Ausflugsunternehmung ein unangenehmes Nachspiel: 24.4.1677 (II.391; PBlO.B.2.1.2, 172r): "Uxor wegen vorheriger s¡la[loser Na¡t sehr erkranket, und i¡ au¡ sehr malad gewesen." Ähnliche Notizen gibt es zu mehreren folgenden Tagen. Kontakte Birkens mit einem Herrn Rosenthaler erweisen einzelne Tagebuchnotizen 1672, Umgang mit einer Frau Rosenthalerin, sicher der an dem Ausflug beteiligten, zwei Notizen zum 29.11.1675 und zum 18.11.1676 (II.298, 351; PBlO.B.2.1.9, 133(12) r; PBlO.B.2.1.10, 151(16)r). Ob Birken das scherzhafte Gedicht – die Hochzeit wird um den 20.2.1678 stattgefunden haben – in eigenem Namen oder im Auftrag eines an der Exkursion Beteiligten verfaßt hat, ist nicht zu erkennen. Ein Druck des Liedes ist nicht nachgewiesen. 1 Denkt man an die Ro¿en-fart?] Hier ist nicht, wie man zunächst meinen könnte, auf Vorhochzeitliches – Rockenstube u. ä. – angespielt, sondern auf den Ausflug nach Rockenbrunn östlich von Nürnberg am 23.4.1677, an welchem die Braut und der mit "X. Y. Z." zeichnende Sprecher dieses Gedichtes teilgenommen hatten; s. o. – 3f. da zum Herb‰ ~ runnen?] Die Nennung der beiden Jahreszeiten dient zur Charakterisierung des Witterungsumschwungs während des Ende April unternommenen Ausflugs: Offenbar hatte zu Beginn besonders schönes Wetter geherrscht. Juno als oberste weibliche Gottheit dürfte hier für den Himmel stehen, aus dem unerwartet Regen fiel. – 5f. da Bellerofon# ~ s¡luge?] Zum Bellerophon- und Pegasus-Mythos s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 856-858. Humoristische Anspie-
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lung auf den Unfall, der den Studenten Löffelholz, der aus Altdorf zu den Nürnberger Ausflüglern gestoßen war (s. o.), "sein ding", den Degen, kostete. – 7f. da au¡ ~ unser Losaling] Der Teilnehmer "Vetter Seeling" (s. o.; mit großer Wahrscheinlichkeit Leonhard Samuel Seeling; zu ihm s. WuK. Bd. 1, S. 890) dürfte mit dieser Namensverballhornung, die wohl auf ein unterwegs veranstaltetes Losspiel hinweist, gemeint sein. Was für ein "Orakel" er mit sich führte, ist nicht zu erkennen. – 9-16 No¡ i‰ ja ~ in dem au#ge‰orbnen Ort?] Anspielung auf das improvisierte Nachtlager in "Laufenholz", heute dem östlichen Nürnberger Stadtteil Laufamholz, wo alle in Frage kommenden Gastgeber abwesend waren (s. o.). – 11f. al# der Titan ~ taufen?] Ein von Birken immer wieder in verschiedenen Varianten verwendetes Bild für den Sonnenuntergang. – 13f. Wie auf einmal ~ auf dem Tis¡e] Die "Se¡# paar S¡inken" sind die provisorisch "ohne Bett und Stroh" gelagerten Beine der sechs Reisenden (Birken und seine Frau, Frau Rosenthaler mit zwei Töchtern, Vetter Seeling; der Student Löffelholz hatte sich nach Altdorf absentiert). – 21 Wa# will man? ein Ho¡zeit-Lied.] In der Tat hat das Gedicht dieses – bestellte – Thema bislang nicht berührt. – 23 J‰ da# Rößlein au¡ bes¡lagen?] War in v. 5 das "Vorpferd", das dem jungen Herrn Löffelholz den Degen ruiniert hatte, mit dem Namen des mythischen Dichterrosses benannt worden, ist mit dem trivialisierenden Ausdruck "Rößlein" eben dieses bzw. die als bescheiden inszenierte eigene poetische Kompetenz gemeint. – 24 heimzieht] 'gewinnt'. – 25-31 Clio ~ Beyden!] Scherzhaftgrobianische Demonstration poetischen Unvermögens in Gestalt der Rede eines tölpelhaften PseudoPoeten durch Einbau grammatischer Fehler und Verweigerung naheliegender Reimkorrespondenzen. – 25 Clio] Sie galt seit Pindar und Bakchylides als Sangesgöttin, in der späthellenistischen Musensystematik als zuständig für Heldenlied, Rhetorik und Gedichtsschreibung; s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 233. – 26 ungebrüht] 'ungenarrt', 'unbespottet'. – 28 Nun so panzet Köpf' und Fersen.] Grobianische Variante des in Epithalamien üblichen Wunsches für reichen Kindersegen. – 29 Mopsu#] Seit Theokrit und Vergil in Eklogen verwendeter Name eines Hirtensängers; bei Birken meist Bezeichnung eines bäurischen Tölpels; s. WuK. Bd. 1, Gedichte Nr. 41, v. 52; Nr. 92, v. 397-400; Nr. 98; Nr. 178, v. 44-48, und die zugehörigen Kommentare.
Text 406: Zur Ho¡zeit Herrn Balthasar-Joa¡im Endter# und Jungfrauen Magdalenen Rahel Nöttel#. S. 34 T2 Herrn] H. – T3 und] u. (ebenso 2 (1. Position), 5) – T3 Jungfrauen] Jf. – 1 Stimm] Stim (ebenso 2 immer – 10 Stammen – 22 Sommer – 24 Stamm) – 2 s¡a[t, und] links auf dem Rand; Einfügungszeichen
davor und in der Zeile l- – 2 wirkt] durch Streichung aus wirket – 2 und (2. Position)] davor ein Wort oder Wortanfang gestrichen – 3 nicht:] Doppelpunkt oberhalb von gestrichenem Komma – 3 ›e s¡lä[t 2
1
im Winter nur und ruht] ›e ruht im Winter nur und s¡lä[t – 5] dann] dan – 7 Rei# (1. Position)] R überschrieben – 7 da#] Kürzel – 12 e#] davor gestrichen Wann – 12 gepaaret] zweites a oberhalb der Zeile –
Gedichte 406 und 407, 1678
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16 die] e überschrieben – 24 der] Kürzel – 24 au¡] a. (oberhalb der Zeile) – 24 voll] danach gestrichen der – U1 Februarii] Febr. Das in der Kopfrubrik der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder zugewiesene Gedicht gilt der Hochzeit des Nürnberger Verlegers Balthasar-Joachim Endter (1649-1719; zu ihm s. Oldenbourg, 1911, S. 16f. u. ö.) und Magdalena Rahel Nöttels Ende Februar 1678. Demselben Anlaß gelten zwei weitere Gedichte aus dem Arbeitsbuch S. v. B. Di¡tery-Sa¡en, das Gedicht Nr. 407 hier und das Lied Nr. 240 in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1, S. 430f., 878f.). Zur Familie des Bräutigams stand Birken seit vielen Jahren in geschäftlichem, mit derjenigen der Braut laut Tagebuchnotizen in den Jahrgängen 1667, 1668, 1672, 1673, 1675 und 1677 in nachbarschaftlich-freundschaftlichem Verkehr. Zweimal, zum 7.4.1673 (II.195; PBlO.B.2.1.8, 103(10)v) und zum 25.2.1675 (II.270; PBlO. B.2.1.9, 125(4)r), ist eine Tochter erwähnt, bei der es sich um die Braut gehandelt haben könnte. Wie für die beiden anderen Gedichte zum Anlaß und zu diesem selbst gibt es keinen Reflex in Birkens Tagebuch. Wir wissen nicht, ob Birken das Gedicht in eigenem Namen oder für eine andere Person verfaßt hat. Daß es nicht gedruckt worden sein sollte, ist höchst unwahrscheinlich; es gibt aber bislang keinen Drucknachweis; s. Stauffer, 2007, S. 989. 1 die Gotte#-Stimm, E# werde!] Anspielung auf Gen 1.3. – 5f. Die Bäume ~ zeugen] Das Naturbild soll die Vorstellung des Stammbaumes aufrufen; s. v. 7f., 10, 24. – 13-16 Wa# angenehmer# ~ saur-erworbner S¡wei#] Balthasar-Joachim Endter war ein Sohn Michael Endters (1613-1682) und Urenkel des Verlagsgründers Georg Endters des Älteren (1562-1630). Er leitete den Verlag seines Vaters zusammen mit dem jüngeren Bruder Martin Endter (1653-1741); sein Sohn Johann Daniel Endter (1681-1731) wurde sein Nachfolger. Für die Familie der Braut fehlen entsprechende Informationen. – 20 die von eu¡ man heis¡et, diese Gab] Kindersegen. – 21 le”et ›¡] 'verabschiedet sich'. – 21 Flora] Personifikation des Frühlings.
Text 407: Auf Ebendieselbe. S. 37f. T2 Ebendieselbe] ev. Eben dieselbe – 1 weißen] rechts auf dem Rand; Einfügungszeichen davor und in der Zeile + – 3 Da#] D überschrieben – 4 weißen.] Punkt durch eine Oberlänge des nächsten Verses überlagert – 7 Welt] davor ein Wort gestrichen – 7 der] Kürzel; ebenso 10, 42 – 7 neuen,] vor dem Komma ein Fragzeichen gestrichen – 8 Semirami#] S überschrieben – 8 must] müst – 12 wer] und (davor ein Wort gestrichen – 15 Stärksten] # aus s überschrieben – 16 Klüg‰en] danach ein Satzzeichen gestrichen – 17 dur¡ ~ ab] darüber eine Verszeile gestrichen – 19 ndt] i überschrieben – 19 gute] davor ein Wort oder Wortanfang gestrichen – 21 mehr] danach ein Satzzeichen gestrichen – 22 lob gesungen] ev. lobgesungen – 23 Wie heiß] rechts auf dem Rand; danach gestrichen kont (Einfügungszeichen in der Zeile und
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vor einem gestrichenen Wort unterhalb von Wie heiß in der Randspalte + – 23 kont] oberhalb eines gestrichenen Wortes – 23 beten] davor gestrichen heiße# – 23 beten!] b und n überschrieben; Rufzeichen aus Fragezeichen überschrieben – 24 Wie zeigte au¡, Ver‰and,] zweizeilig rechts auf dem Rand (Wie _ oberhalb eines gestrichenen Wortes); Einfügungszeichen o vor au¡ – 24 Nöten!] vor dem Rufzeichen ein Satzzeichen getrichen – 25 Wa#] davor ca. vier Wörter gestrichen – 25 Maria ma¡te gut.] rechts auf dem Rand nachgetragen – 27 oder] mit der-Kürzel; ebenso 32 Rinder – 28 da#] Kürzel; ebenso 44 – 29 Sie ~ Lu‰.] ab hier keine Einrückung der Verse mit einsilbiger Kadenz mehr – 31 Kinder:] vor dem Doppelpunkt ein Satzzeichen gestrichen – 32 und] u. – 42 Wann] Wan (ebenso 45 nennt) – 42 s¡wimmt] s¡wim t – U1 Februarii] Febr. Zum Anlaß s. zu Gedicht Nr. 406. Gedruckt wurde das Gedicht, das in der Kopfrubrik der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder zugewiesen ist, in dem Gratulatorium Herrn | Balthasar Joa¡im | Endter#/ | und | Magdalena Rahel | Nöttlin | Ehe-Bund/ | Von zweyen Pegni”-Hirten | beglü¿wüns¡et | A. C. M DC LXXVIII. (s. Stauffer, 2007, S. 989). Birkens Gedicht steht an erster Stelle S. [3f.]. Es folgen, S. [5f.], ein strophisches Gedicht von Johann Ludwig Faber ("ES i‰ ihm freyli¡ so: ein Weib") und, ohne Verfasserangabe, S. [7], ein Madrigal ("SCha[ Kinder mir/ wo ni¡t/ so glaub/ i¡ ‰erbe!"). Birkens Gedicht hat in der Druckfassung keine Überschrift; unterschrieben ist es dort so: "Zu FreundS¡wägerl. Beglü¿wüns¡ung | sezte e# Sigmund von Birken." (In welcher verwandtschaftlicher Beziehung Birken bzw. eher eine seiner beiden Ehefrauen zu der Familie Nöttel stand, ist unermittelt.) Im Druck ist der erste Buchstabe als große, verzierte Initiale ausgeführt, was zu einem Einzug von v. 2 führt. Sonst sind alle Verse linksbündig angeordnet. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es darüber hinaus diese Abweichungen: T1f. 9.| Auf Ebendieselbe.] fehlt – 4 weißen] weisen – 9 treten] trtreten – 10 bringt] wirkt – 12 wolt] kan – 13 heilig‰'] heilig›' – 15 die] ein – 15f. den fröm‰en ~ Bathseba.] fehlt – 26 heilger] hei‹er – 27 s¡mähen] s¡mahen – 34 freundli¡en] freundli¡em – 38 ein Biß¡en o]] man¡ guten Biß – 42 ni¡t# gute#] ni¡t kö‰li¡ – 46 soll] müß – U1 22 Februarii] fehlt –. Das ohne Verfasserangabe gedruckte Madrigal, das immerhin von Birken stammen könnte, lautet: Madrigal SCha[ Kinder mir/ wo ni¡t/ so glaub/ i¡ ‰erbe! So spra¡/ zu Jacob/ Rahel dort. Und führt fa‰ jede# Weib da# Wort/ Damit ja da# Ges¡le¡t der Mens¡en ni¡t verderbe. Sie wi‹en/ wie dem er‰en Par/ Von GOtt/ Befehl gegeben war/ Si¡ und die Welt zu mehren. Drum su¡et Jede Theil an sol¡en Eh‰and#-Ehren.
Gedicht 407 und Gedichtgruppe 408, 1678
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Herr Endter Eure Rahel au¡/ bedün¿t mi¡/ will derglei¡en treiben/ son‰ würde Sie allein wol bleiben: Thut al# ein Mann/ thut na¡ Gebrau¡! GOtt wolle/ wa# Ihr su¡t gewähren: Dem Mann gebührt sein Amt/ den Weibern da# Gebähren. 1-3 Kein Weib i‰ gut! ~ ein Nötig# Ubel heißen.] Vgl. Gedicht Nr. 345, v. 21f. Zur Minderwertung der Frau in den antiken Gesellschaften s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 608-610. – 4-6 Sie konten ~ eine Göttin seyn.] Anspielung auf Gen 3.4-6 und das Konzept der Erbsünde. – 7-9 Wa# thät Semirami#? ~ den Thron ihr treten ab.] Zur Semiramis-Legende s. Der kleine Pauly. Bd. 5 (1975), Sp. 94f. – 7 der zweiten Welt, der neuen] Der Welt nach der Sintflut. – 13 der heilig‰' Adam ~ dur¡ die Frau.] Interpretation von Gen 3.6. – 14 den keus¡en Josef ~ Frau Sau.] Vgl. Gen 39.7-12. – 15 den Stärk‰en ‰ürzt die Hur.] Anspielung auf Samsons Katastrophe in Ri 16.4-22. – 15f. den fröm‰en David fället | die Na¿'te Bathseba.] Interpretation von 2 Sam 11. – 16f. Zum Klüg‰en ›¡ gesellet, | dur¡ Frauen, Gö”endien‰.] Anspielung auf 1 Kön 11f. – 17f. dem Grö‰en danzet ab ~ und fördert ihn zu Grab.] Anspielung auf die Erzählung vom Tod des Johannes in Mt 14.3-12; Mk 6.17-29. – 20 Ein Fürbild Sara ließ von dem Gehorsam s¡auen.] Wohl Anspielung auf Gen 18.1-15. – 21 Rebecca kennte mehr, al# Isaac, Gotte# Raht.] Anspielung auf den Betrug an Esau in Gen 27.5-28.5. – 22 Mirjam und Debora, Gott lob gesungen hat.] Vgl. Ex 15.20f. und Ri 5. – 23 Rut, Mi¡al, zeigten Treu] Vgl. Rut und 1 Sam 11-17. – 24 Wie zeigte au¡ Ver‰and, Abigail in Nöten!] Anspielung auf 1 Sam 2-42. – 26 Wie brennte Magdali# in heilger Jesu#-glut!] Vgl. Mt 27.56, 61; 28.1; Mk 15.40, 47; 16.1-10; Lk 8.2; 24.10; Joh 19.25; 20.1f., 11-18; vielleicht ist auch Lk 7.36-50 gemeint. – 40 Herrn Endtern] Den Bräutigam, Balthasar Joachim Endter. – 43 die Rahel] Die Braut, Magdalena Rahel Nöttel. – 46 und kein Benoni soll zertrennen eure Zeit.] Anspielung auf Gen 35.16-20.
Textgruppe 408: Epigrammata zu den EndStö¿en der Sandrartis¡en Academie Andern Theil#. S. 45f. T2 Epigrammata] Epigram ata Gedicht 1: 1 Da# ~ Gibel] darüber eine ganze und eine halbe Verszeile sowie oberhalb der ganzen Zeile mehrere Wörter gestrichen – 4 Tribel] durch Streichung aus Triebel Gedicht 2: T und] u. (ebenso 3 (2. Position), 4(2x)) – T1 Thiere.] Thiere – 1 der] Kürzel – 2 kra”t] danach mehrere Wörter in und oberhalb der Zeile gestrichen – 2 ein (1. Position)] oberhalb der gestrichenen Passage – 2 ein (2. Position)] durch Streichung aus eine – 2 Dra¡ ~ wei‰,] unterhalb der ersten Vershälfte – 2 Dra¡] danach gestrichen aufsperrt – 2 den] überschrieben – 2 Ra¡en] ¡ überschrieben – 3 der] danach ein Wort gestrichen – 3 Hund#kopf] #kopf oberhalb der Zeile – 4 WildSäue,] danach ein
Apparate und Kommentare
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Wort- oder Wortanfang und darüber eine Korrektur gestrichen – 4 Lew] ursprüngliche Endung gestrichen – 4 und Beer] oberhalb eines oder zweier gestrichener Wörter und vor einem gestrichenen Wort oberhalb der Zeile – 4 der] oberhalb eines gestrichenen Wortes – 4 Tyger] T aus t überschrieben; davor ungestrichen funktionsloser Bindestrich Gedicht 3: T Pelecan.] Pelecan – 1 Fa‰na¡t#Purs¡] ev. Fa‰na¡t#-Purs¡ – 5f. Er ~ reiten.] Reihenfolge der Verse vertauscht; Rangierung durch hinter senkrechtem Strich am Versende angebrachte Zahlen: 2 1
3
1
2
– 6 Auf Eseln lä‹t] lä‹t Auf Eseln (davor gestrichen Er) – 6 Auf] durch Überschreibung aus auf – 6 er]
oberhalb der Zeile Gei‰ ] Muht Gedicht 4: 1 Stärk (1. Position)] S aus s überschrieben – 1 Stärk?] oberhalb der Zeile – 2 Muht auf der Schreiblinie – 2 da#] Kürzel Den 1675 erschienenen ersten Hauptteil des kunsttheoretischen und -historischen Monumentalwerks L'Academia Todesca | della Architectura, Scultura & Pittura: |Oder | Teuts¡e Academie | der Edlen | Bau- Bild- und Mah-|lerey-Kün‰e: | […] Joachim von Sandrarts und den ebenfalls 1675 gedruckten, von Jacob von Sandrart verfaßten Tractat Leben#Lauf und Kun‰-Werke | De# | WolEdlen und Ge‰rengen | Herrn | Joa¡im# von Sandrart/ | […] hat Sigmund von Birken redaktionell überarbeitet und teilweise neu geschrieben; s. zu den Gedichten Nr. 367, Nr. 368, Nr. 370-372, Nr. 376, Nr. 377, Nr. 379. Zum zweiten Hauptteil, der 1679 erschienen ist, und den 1679 und 1680 gedruckten Nebentexten hat er, wie schon für den ersten Hauptteil meist anonym, 'nur' Gedichte beigesteuert. Ob nur diejenigen Gedichte, zu welchen sich in der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder und im Arbeitsbuch Di¡terey-Sa¡en Manuskriptfassungen finden, aus Birkens Feder stammen, wissen wir nicht. Die Bestandteile der Gedichtgruppe Nr. 408 sind in den Kopfrubriken beider Seiten des Arbeitsbuches der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder zugewiesen. Die Gruppe ist nicht eigens datiert. Das auf S. 44 unmittelbar voraufgehende Gedicht trägt das Datum des 13.4.1678, der Gruppe folgt auf S. 46 ein ebenfalls undatiertes, diesem auf S. 47 ein dem 16.6.1678 zugeordnetes. Demnach dürften die Epigramme zwischen Mitte April und Mitte Juni 1678 entstanden sein. Titelgruppe: T3 zu den EndStö¿en] Als Endstöcke bezeichnet Birken die großen, über zwei Spalten hinwegreichenden bildlichen Abschlußvignetten von Büchern oder Kapiteln. Gedicht 1: Es ist ungedruckt geblieben. 1 ‰e¿t Mayen auf den Gibel] Das noch heute übliche Zeichen des Richtfestes. – 2 Prei#] 'Ruhm', 'Anerkennung'. – 2f. Geh mit der Tugend ~ na¡ hau#.] Zugrunde liegt die Vorstellung vom Leben als einer Wanderung, die zu einem guten oder bösen Ziel führen kann. – 4 Tribel] Ein Werkzeug des Böttchers; s. Krünitz. Bd. 188 (1846), S. 50.
Gedichtgruppe 408 und Gedicht 409, 1678
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Gedicht 2: Es steht im zweiten Hauptteil der Academie (1679), unten auf der Schlußseite des ersten Teils (S. 96) in zweispaltiger Anordnung über der bildlichen, über beide Spalten sich erstreckenden Abschlußvignette (s. Stauffer, 2007, S. 1050), die es beschreibt und deutet. Alle Verse (1-3: Sp. a, 4-6: Sp. b) sind linksbündig angeordnet. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es diese Abweichungen der Druckfassung: T Auf ~ Thiere.] fehlt – 3 murrt] marrt – 4 WildSäue] Wild Säue – 4 Stiere] Stier 6 Drum ~ a¡t.] Im 10. Gesang der Odyssee wird erzählt, wie die Zauberin Kirke auf der Insel Aiaia einen Teil der Gefährten des Odysseus in Schweine verwandelt habe (v. 229-243); s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 220f. Zur moralisierenden Ausdeutung s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 1694-1696. Gedicht 3: Es steht unten auf der Schlußseite (S. 168) des 15. Buches des 1679 gedruckten Folgewerkes P. OVIDII NAS. | METAMORPHOSIS, | Oder | De# verblümeten Sinn# | der Ovidianis¡en Wandlung#-|Gedi¡te gründli¡e | Au#legung: | Au# dem Niederländis¡en | Carl# von Mander/ | […], mittig unter der über beide Spalten sich erstreckenden bildlichen, die beschriebene Szene darstellenden Abschlußvignette; s. Stauffer, 2007, S. 1052. Alle Verse sind linksbündig angeordnet. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es diese Abweichungen der Druckfassung: T Uber ~ Pelecan.] fehlt. – 1 Fa‰na¡t#Purs¡] Faßna¡t-Purs¡ – 4 spri”et] sprü”et – 4 Pelecan] Pelican T Pelecan] Sandrarts Wappen zeigt im Schild drei Trauben und in der Krone des Helms einen Pelikan im Nest mit seinen Jungen, die er mit seinem Blut nährt. Das letztere Motiv – mit einem über dem auf dem Boden stehenden Nest schwebenden Pelikan – steht im Zentrum des vom Epigramm 3 beschriebenen und erklärten Bildes. Zum Pelikan-Mythos s. Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 599; Henkel / Schöne, 1996, Sp. 811-813. – 2 Porciu#] Der Schweinereiter links im Bild dürfte gemeint sein. – 2 A#mu#] Bezeichnung für einen einfältigen Menschen; s. Wander. Bd. 1 (1867), S. 156; hier wohl in der Bedeutung 'Dummkopf', 'Tölpel'. Vgl. Gedicht Nr. 318. – 5 Er s¡winget ›¡ und s¡webt empor] Das zentrale Bildmotiv, s. zu T. – 6 Auf Eseln ~ reiten.] Dem Schweinereiter links korrespondiert im Bild ein Eselreiter rechts. Gedicht 4: Das Epigramm steht im zweiten Teil des zweiten Hauptteils der Academie (1679) auf der Schlußseite (S. 70) mittig über dem unten über beide Spalten hin angeordneten Bild eines Löwen vor einer Felslandschaft; s. Stauffer, 2007, S. 1050. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es im Druck diese Abweichungen: T Uber einen Lewen] Der Löw. – 2 denkt] de¿t – 2 Gei‰ ] Gei‰ – 2 sezt] se”t der] Mein – 2 mein] der – 2 Muht
Text 409: Zu Herrn Johann Fridri¡ Spengler# Diaconi Crailsheimensis mit Jungfrau Sibylla Bauerin in Onold#ba¡ To¡ter Ho¡zeit. S. 55
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Apparate und Kommentare
T2 Herrn] Hn. – T2 Diaconi] Diac. – T2 Crailsheimensis] Crailsh und etc-Kürzel mit Punkt – T3 Jungfrau] Jf. – T3 To¡ter] To¡t. – T3 Ho¡zeit] Ho¡z. – 7 die] durch Überschreibung aus der – 7 Glut] oberhalb von gestrichenem Gei‰ – 8 ligt] oberhalb von wann – 8 S¡leim] davor gestrichen dem – 9 mi¡] davor gestrichen freue – 13 Gott:] vor dem Doppelpunkt ein Satzzeichen gestrichen; ebenso bei 16 Raht*: – 13 die] davor gestrichen und nehmt – 13 Mann] Man – 16 au#] davor ein Wortanfang gestrichen – 17 so ein] oberhalb von gestrichenem dieser – 20 eure] durch Überschreibung aus euer – 20 Wa¡t] davor gestrichen Stab – 20 Weide:] ev. Weide; – 25 s¡wimmt] s¡wim t – 25 in] oberhalb der Zeile vor in der Zeile gestrichenem au# – U1 Augusti.] Aug. – U2f. Σίος ~ Sibylla.] rechts auf dem Rand gegenüber 16 Johann Friedrich Spengler (1651-1717; zu ihm s. Amarantes / Herdegen, 1744, S. 465-467; Jürgensen, 2006, S. 489-503), zu dessen Hochzeit am 20.8.1678 Birken das Gedicht Nr. 409 verfaßt hat, hatte wie Johann Leonhard Rose (s. zu Gedicht Nr. 403) das Gymnasium im Kloster Heilsbronn besucht und danach an der Universität Wittenberg studiert. Nach kurzer Zeit im Schuldienst in Ansbach wurde er 1678 als Diakon nach Crailsheim berufen, wo er 1681 als Archidiakon amtierte, seit 1702 als Stadtpfarrer und Dekan. Sein umfangreiches literarisches Oeuvre harrt der Erschließung. Die früheste Spur seines Kontaktes mit Birken enthält dessen Tagebuch zum 24.8.1677 (II.420; PBlO.B.2.1.2, 188r): "Herr Profe‹or Kir¡mair, Frau Lo¡nerin cum filiâ, Frau Gevatterin Stöerin, Jungfrau Base Clara Barbara Seeling jüng‰e, cum primo filio, et Spengler, eingespro¡en." Ein zweiter Kontakt ist für den 26.9.1677 verzeichnet (II.421; PBlO.B.2.1.2, 188v): "79 an Herrn Doctor Händeln, cum Gratulatorio, dur¡ Herrn Spenglern." (s. zu Gedicht Nr. 401). Zum 24.12.1677 schließlich steht im Tagebuch (II.429; PBlO.B. 2.1.2, 193v): "136. von Herrn Spenglern au# Onold#ba¡". Dieser Brief ist in Birkens Archiv nicht erhalten. Auf ihn bezieht Spengler sich aber im ersten der drei erhaltenen Schreiben, dem vom 8.4.1678 (PBlO.C.328.1), das noch in Ansbach ausgestellt wurde. Spengler berichtet, er sei auf die erledigte Diakonsstelle in Crailsheim berufen worden, was er vor allem dem Votum des Generalsuperintendenten Gottfried Händel und Birkens Fürsprache verdanke. Was Jürgensen bewogen hat, mit Berufung auf diesen Brief und Birkens Tagebuchnotiz zum 24.12.1677 zu behaupten, Spengler habe um Aufnahme in den Pegnesischen Blumenorden gebeten, ist unerfindlich. Vom 2.8.1678 datiert der schon in Crailsheim ausgestellte zweite Brief (PBlO.C.328.2), in dem Spengler, einem früher geäußerten Wunsch Birkens entsprechend, diesen und seine Frau zur Hochzeit einlädt. Überdies bittet er bescheiden um ein Gratulationsgedicht, das gedruckt werden und deshalb nicht zu spät zugesandt werden soll. Am Ende entschuldigt Spengler sich für sein "allzuwilde# und fa‰ grobe# ge›nnen" so: "Wenn i¡ da# glükk hätte, ein blumgenoß zu seyn, dör]e i¡ weniger bedenken getragen haben." Das mag die Andeutung einer Aufnahmebitte gewesen sein. Vielleicht hatte Birken ihm die Möglichkeit einer Aufnahme auch früher gesprächsweise angedeutet. Auf diesen Brief hin, der am 10.8.1678 bei ihm eingetroffen war, hat Birken am 16.8.1678 das Gedicht Nr. 409 verfaßt und es sicher mit seiner Antwort vom 18.8.1678, von
Gedicht 409, 1678
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der wir durch Birkens Notiz auf Spenglers Brief wissen, nach Crailsheim versandt. Der dritte und letzte Brief Spenglers in Birkens Archiv (PBlO.C.328.3) wurde unmittelbar nach der Hochzeit, am 24.8.1678, in Ansbach ausgestellt, woher die Braut stammte und wo die Trauung erfolgt war, und traf am 4.9.1678 in Nürnberg ein. Eine Beantwortungsnotiz hat Birken nicht angebracht. Spengler reagiert auf Birkens Schreiben vom 18.8. 1678, in welchem dieser seine Nichtteilnahme an der Hochzeitsfeier angekündigt und dies sowie die späte Lieferung seines als kümmerlich dargestellten Gedichtes mit Krankheit begründet haben muß. Spengler schreibt: Da# beyges¡lo‹ene i‰ ni¡t zu spat kommen, und kommet mit gehorsam‰er danksagung hirmit wieder zurükk. Die unpä##li¡keit i‰ mir sehr leid, hätte aber sol¡e au# den versen ni¡t abnehmen können. Unser Herr Gott erhalte diesen Atlantem Linguae Germanicae no¡ lange, lange Jahre. da# gün‰ige anerbieten in die ho¡löbli¡e Blumgeno##¡a] i‰ hohen dank# wehrt; Allein i¡ wolte mi¡ lieber mit einem namen benennen, und mit einer blume von dem würdig‰en oberhaupte verehren la‹en, und dann meine gehörige Bitte, wie Sie etwa an die hand gegeben wird, darna¡ einri¡ten und gehorsam‰ eins¡ikken. Der Eingang dieser Passage ist entweder so zu verstehen, daß Spengler ein gedrucktes Exemplar – oder mehrere – des Gedichtes Nr. 409 seinem Brief beigefügt hatte, oder so, daß er das Manuskript zurücksandte, weil es in Nürnberg gedruckt werden sollte. Und er reagiert auf ein Angebot Birkens, in den Blumenorden einzutreten und selbst Namen und Blume zu wählen. Spengler aber möchte beides von Birken zugeteilt haben und daraufhin in aller Form um Aufnahme bitten. Ob nun eine Antwort Birkens ihr Ziel nicht erreicht oder er die Sache aus den Augen verloren hat, ist nicht zu erkennen. Jedenfalls aber ist die Angelegenheit ins Stocken geraten. Spengler selbst hat sich wohl nicht nachzufragen getraut. Am 4.5.1681 schrieb schließlich der Crailsheimer Stadtphysicus Rosinus Lentilius im einzigen Brief von ihm, der in Birkens Archiv erhalten ist (PBlO.C.199.1), im Rückblick auf eine Zusammenkunft mit Birken in Nürnberg u. a.: Jnsonder# aber s¡webet mir no¡ in unverrukktem andenken, wa# ge‰alt bey meiner anwesenheit von Meinem ho¡gewogenen Gönner, meine# ho¡werthen Freunde#, Herrn Spengler#, allhie›gen Archidiaconi gün‰ig erwähnet worden, ob wäre Mein ho¡gewogener Gönner deß geneigten Vorhaben#, wolgeda¡ten Herrn Spengler# auf die Teuts¡e Ver#kun‰ gewendeten ruhmwürdigen eiß mit aufnehmung in löbli¡‰-geda¡ten orden zu belohnen. Maßen, wo i¡ von meiner gedä¡tni# ni¡t hintergangen werde, da# gebräu¡li¡e orden#band jene#mahl s¡on verfärtiget gewesen, i¡ aber mit der genommenen abrede wegges¡ieden, daß erwähnte# band mir dur¡ Herrn Heu¡elein überantwortet, von meiner hand aber an behörigen ort solte geliefert werden. kan mir aber lei¡t einbilden, daß die überhäu[te ges¡ä]e an würkli¡er voll‰rekkung deß damahl# gefaßten ents¡luße# hinterli¡ gefallen ›nd. Weil nun i¡ mehr wohlgeda¡tem Herrn Spenglern | (wel¡er diese# ort# mein bäßter Freund, die wir man¡e ‰und in nüzzli¡en unterredungen von der Teuts¡en so un- alß gebundenen redkun‰ verzehren) deßwegen einige Vertrö‰ung gethan, Er darauf mit Verlangen gewartet, und i¡ von herzen wüns¡e, daß selbiger mit sothaniger ehre seiner würdigkeit na¡ angesehen werden mögte; Al# ‰elle i¡ zu
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Apparate und Kommentare
Meine# ho¡gewogenen Gönner# selb‰eigenem belieben, ob derselbe besagte# band beneben‰ einem s¡reiben, meinem guten Freund Herrn Joseph Körnern botens¡a]ern, sammt einem ums¡lag an mi¡, zu‰ellen wolle, mit wel¡em angenehmen Pfandt i¡ Meinen liebwerthen Freund, Herrn Spenglern unversehen# zu erfreuen gewillet bin, wel¡er na¡ deßen entfahung au¡ seine# ort# die obligende s¡uldgebühr ina¡tzunehmen, unvergeßen sein wird. Birken hat Lentilius' Schreiben am 13.5.1681 erhalten. Am 12.6.1681 ist er nach längerer Unpäßlichkeit gestorben. Er ist wohl nicht mehr dazu gekommen, Lentilius' Vorschlag zu entsprechen. Amarantes / Herdegen, 1744, schreibt in seinem Charicles / Spengler-Artikel (S. 465f.): Ao. 1678. ward er Diaconu# zu Crail#heim, und in eben diesem Jahr kam er au¡ in die löbli¡e BlumenGesells¡a], do¡ ohne sein Wi‹en, dann der selige Floridan hatte ihn bereit# dem Namen-Regi‰er der Gesells¡a]ere auf de‹en Ansu¡en einverleibet; aber verge‹en, ihm s¡ri[tli¡ davon Na¡ri¡t zu geben. Da# Band war damal# s¡on verfertigt. Charicle# hatte ›¡ weiter au¡ ni¡t gemeldet, und Floridan ‰arb darüber, bi# endli¡ Ao. 1686. Charicle# dur¡ einen guten Freund bey unserm Damon erinnern lie#, wie er ehemalen bey Floridan wegen der Aufnahm Ansu¡ung gethan, der ›¡ au¡ mündli¡ gegen demselben herau#gela‹en, hierzu beförderli¡ zu seyn, aber von der Zeit an keine Antwort erhalten, da ihm dann beri¡tet worden, daß er s¡on vor 8. Jahren in da# Gesells¡a]#-Regi‰er, mit dem Namen Charicle# eingezei¡net worden. Ob der 'gute Freund', der sich, wenn Herdegens Bericht in diesem Punkt zuverlässig ist, an Magnus Daniel Omeis gewandt hat, wieder Lentilius war, wissen wir nicht, auch nicht, warum die Intervention, die dann zum verspäteten Erfolg führte, nicht beim damaligen Ordenspräses, Martin Limburger, unternommen wurde. Er, nicht, wie Jürgensen, 2006, S. 489, behauptet, Omeis, muß Spengler die Mitgliedschaft bestätigt und die Aufnahmeurkunde zugesandt haben. In Birkens Nachlaß ist kein Exemplar des gedruckten Gedichtes vorhanden; auch anderswo ist keines nachgewiesen. T3 Onold#ba¡ To¡ter] Dazwischen dürfte die Nennung des Brautvaters vergessen worden sein. – 5-8 nur da# Vermögen fehlt. ~ versunken.] Vgl. v. 23-35. Auch im Begleitbrief hatte Birken über arbeitsbehindernde und qualitätsmindernde Krankheitszustände geklagt; s. o. – 10 und denk zurü¿, wie süß da# Freyen sey] In Wirklichkeit hatte Birken dabei keineswegs nur Annehmlichkeiten erlebt; s. WuK. Bd. 10, Texte Nr. 1, Nr. 10, Nr. 10a, Nr. 19, Nr. 42, ferner WuK. Bd. 1, Gedicht Nr. 188, und die zugehörigen Kommentare. – 13f. die Männin ~ von ihm an.] Anspielung auf Gen 2.18-23. – 15f. Jhr Name ~ Gotte# Raht:] Vgl. U2f. Eine der bei Birken beliebten Namensausdeutungen. – 16 Vor›¡t] 'Vorsehung'. – 19-21 Er s¡i¿et Eu¡ ~ die s¡öne Rahel zu.] Anspielung auf Gen 27.41-29.30 und auf Spenglers Amt als Seelenhirt. – 22 Agat] Achat. Mit diesem schönfarbigen Halbedelstein werden in Schönheitsbeschreibungen häufig die Augen verglichen.
Gedichtgruppe 410, 1678
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Textgruppe 410. S. 56 Gedicht 1: T2 Jn ~ Graecis.] zweizeilig links auf dem Rand gegenüber T2 – T2 et] & – T2 finibus] mit -us-Kürzel – T2 Graecis.] Graec. – 2 verla‹en hieß und Meiden] über den vier Wörtern die Zahlen 4, 2, 3, 1 gestrichen – 3 er ~ s¡eiden:] oberhalb von gestrichenem ihm würd ein Grab be‰ellt, – 4 Umson‰!] oberhalb von gestrichenem Vergeben# hat (zwischen beiden Wörtern ein Wortanfang gestrichen) – 4 da#] Kürzel Gedicht 2: T da#] Kürzel; ebenso 4 – 3 da#] # überschrieben Gedicht 3: 2 gesehn] sehn oberhalb von gestrichenem hört Die drei Epigramme, durch die Kopfrubrik der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder zugewiesen, sind nicht datiert. Unmittelbar vorauf geht aber (S. 55) das auf den 16.8.1678 datierte Gedicht Nr. 409. Der Gedichtgruppe Nr. 410 folgen (S. 56) zwei weitere undatierte Epigramme (s. WuK. Bd. 1, zu den Texten Nr. 243 und Nr. 244, S. 883-885) und (S. 57) das auf den 28.8.1678 datierte Gedicht Nr. 411. Demnach sind die drei Epigramme Nr. 410 in der zweiten Augusthälfte 1678 entstanden. Gedruckt sind sie in derselben Reihenfolge wie im Manuskript auf der Rückseite des Titelblatts der Übersetzung des Metamorphosenkommentars Karel von Manders (s. zu Gedichtgruppe Nr. 408, Epigramm 3). Gedicht 1: Im Druck geht ihm eine lateinische Version vorauf, bei der nur die Überschriftgruppe von Birken stammt: Tumulus Ovidii, Poetae, in finibus Graecae et Valachiae, Fatum Necessitatis Lex. Hic situs est vates, quem divi Caesaris irae Augusti, Patriâ cedere jussit humo. Saepe miser voluit Patriis occumbere terris, Sed frustra: hunc illi fata dedere locum. Dem deutschen Epigramm folgt im Druck, etwas nach rechts eingezogen, diese Nachschrift: NB. Der Ort dieser Begräbni# wird von andern nahe an Sabaria verlegt/ so S. Martini Vatterland. J‰ aber ni¡t viel davon zu halten/ weil in Römis¡en S¡ri[ten ni¡t zu nden/ daß Ovidiu# na¡ Rom zurü¿ beru[en worden/ der ohne zweifel zu Tomis im Geten-Land begraben worden. Das lateinische Epigramm hatte Birken schon 1664 in sein Werk Der Donau-Strand (s. Stauffer, 2007, S. 494-511) aufgenommen, S. 53f. Folgende Prosapassage geht vorauf (S. 53): Am Zusammenuß der Günz und Re¡ni”/ ligt die uralte Stadt Sabaria/ S. Martini Vaterland/ heut zu tag Stein am Anger und auf Hungaris¡ Szombata hely genannt. Allhier soll der Poet Ovidiu#/ al# er/ von Key#. Augu‰o au# dem Exilio wieder anheim beru[en/ vom S¡warzen Meer herauf gegen Rom reisete/ un-
Apparate und Kommentare
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terweg# ge‰orben seyn: Wie man dann A. 1508. sein Grab daselb‰/ und oben über diese# (viellei¡t von ihm selb‰ aufgese”te) Epitaphium oder Grabs¡ri]/ gefunden: Gegenüber T2 links auf dem Rand hat Birken notiert: "In Wala¡ia & | finibus Graec." In der Druckfassung ist das – bei fehlerhafter Auflösung der Abkürzung "Graec." – zum Bestandteil der Überschrift gemacht worden. In der Druckfassung gibt es keine Verseinzüge. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es nur diese Abweichung: 1 liget] lige 1f. den, der erzürnte Held ~ und Meiden] Zu Ovids (43v.-18n. Chr.) Verbannung nach Tomis am Schwarzen Meer (heute Constanza in Rumänien) im Jahr 8 n. Chr. s. Büchner, 1957, S: 372f.; Bieler. Bd. 2 (1961), S. 66-68; Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 384. Gedicht 2: Im Druck geht ihm eine lateinische Version vorauf, die wohl ebenfalls nicht von Birken stammt: Euripidis Epitavium Siste, quid ipse velim, rogito, cognosce, viator: Euripides, tragico carmine clarus homo Hic jaceo. Istud erat, quod te cognosse volebam: Ergo diu felix chare viator abi. Dem deutschen Epigramm folgt im Druck, etwas nach rechts eingezogen, diese Nachschrift: NB. Da# elende Latein und Gefüge dieser Inscription zeuget/ daß e# ni¡t# alte#/ sondern ein neue# Fa”engedi¡t von einem Speyvogel sey. Dann Euripidi# i‰ ein Grie¡e gewesen/ und von Hunden zerri‹en worden/ und hat von seinen Land#leuten diß zur Grabs¡ri] bekommen: Οὔ ποτέ σοῦ µνῆµα ὀλετό που, Nulla aetate tua monumenta peribunt. Zu Euripides (485/84~406) und seiner Bestattung in Pella oder Arethusa und seinem Epitaph in Athen s. Der kleine Pauly. Bd. 2 (1967), Sp. 440-446, bes. Sp. 440. Die Herkunft des lateinischen Epigramms und der griechischen Zeile ist unermittelt. In der Druckfassung gibt es keine Verseinzüge. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es nur diese Abweichung: 2 ligt] liegt Gedicht 3: Im Druck geht dem Epigramm diese lateinische Überschrift vorauf: C. Plinii Veronensis Historiarum N. L. Omnium Memoriam dedit nec non TC. N. MXXXV. CONS. II MACERSP. In ripa Benaci lacus. Dem deutschen Epigramm folgt im Druck, etwas nach rechts eingerückt, diese Nachschrift: NB. Au¡ diese verkrüppelte Lateinis¡e Inscription ›ehet ni¡t au# und lautet ni¡t/ wie die Antichen. Zu C. Plinius Secundus (23/24-79) und seinem Tod beim Vesuvausbruch 79 s. Büchner, 1957, S. 458; Bieler. Bd. 2 (1961), S. 79f.; Der kleine Pauly. Bd. 4 (1972), Sp. 928-937, bes. Sp. 929f. Die Herkunft
Gedichte 410 und 411, 1678
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der lateinischen Passage ist unermittelt. In der Druckfassung gibt es keine Verseinzüge. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es nur diese Abweichung: T Plinii Senioris.] Grabs¡ri] Plinii Senioris. 3 Wer will ~ ein Gedi¡t:] Die wissenschaftliche Unzuverlässigkeit vieler Mitteilungen in Plinius' Hauptwerk Naturalis historiae libri XXXVII war bekannt. – 4 gefähret] 'in Gefahr gebracht', 'gefährdet'.
Text 411: Auf Herrn Magister David Nerreter# Für‰li¡ Oettingis¡en HofPrediger# Poetae Laureati Caesarei und Jungfrau Dorothea Felicita# Bo¿in Ho¡zeit. S. 57 T2 Herrn] H. – T2 Magister] M. (oberhalb der Zeile) – T2 David] Wortmitte verschmiert – T2 Für‰li¡] Für‰l. – T2 Oettingis¡en] Oetting und etc.-Kürzel mit Punkt – T2 HofPrediger#] HofPred und etc.-Kürzel mit Punkt – T3 Poetae Laureati Caesarei] P. L. C. – T3 Jungfrau] Jf. – T3 Dorothea] Doroth und etc.Kürzel mit Punkt – 1 Nori#] davor ein Wortanfang (Pe) gestrichen – 1 Leben:] danach ursprüngliches Satzzeichen gestrichen – 2 Und Altorf] Und dem gestrichenen ursprünglichen Versbeginn (die Pegni”,) vorgesetzt, Altorf oberhalb der Streichung – 3 da# Leben im Ver‰and] darüber eine Verszeile gestrichen – 4 die] d nachträglich verdeutlicht – 6 da#] Kürzel; ebenso 16 – 7 Der] D nachträglich verdeutlicht – 7 Eu¡] oberhalb von gestrichenem dir – 12 langverlangten] ev. lang verlangten – 14 Werni”] t nachträglich verdeutlicht – 14 eu¡] davor ursprünglicher Verseingang (zu) gestrichen – 16 Gott] danach zwei oder drei Wörter gestrichen – 19 der diese# gab, wird geben,] darüber eine Verszeile (Jhr führt da# Glü¿ zu hause.) gestrichen – 23 will] oberhalb der Zeile, vor in der Zeile gestrichenem soll – 24 will] oberhalb von gestrichenem au¡ – 27 beglü¿e iederman.] hinter der gestrichenen ursprünglichen Verszeile – 30 diß] oberhalb vom gestrichenen So – 31 MitHirt] M aus m überschrieben – U1 Augusti] Aug. Birken reagiert mit diesem in der Kopfrubrik des Arbeitsbuches Di¡terey-Sa¡en der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder zugewiesenem Gedicht auf eine von David Nerreter im Brief Nr. 15 vom 22.7.1678, Z. 31-34 (s. WuK. Bd. 13.1, S. 335f., 846f.), vorgetragene Bitte, soweit sie ihn selbst betraf. Anlaß war die Hochzeit David Nerreters mit einer Tochter des Öttingischen Generalsuperintendenten Benedikt Bock (1621-1703; zu ihm s. Will. Bd. 1 (1755), S. 123-125), für den Birken während seiner Studienzeit in Jena schon einmal, nämlich mit einem Gratulationsgedicht zur Erlangung des Magistergrades, poetisch tätig geworden war; s. Gedicht Nr. 2. Auch zu Bocks Hochzeit 1650 hat Birken zwei Gedichte verfaßt; eines davon ist das Gedicht Nr. 103; s. Stauffer, 2007, S. 94f. Das Gedicht Nr. 411 wurde gedruckt in dem ohne Verlagsangabe publizierten, aus zwei Doppelblättern (acht ungezählten Seiten) bestehenden Heft FILEMON und DORILIS/ | bey ihrem ange‰ellten | Myrten-Fe‰ | Den 10. de# Herb‰monden/ | im Heil-Jahr 1678/ | besungen und beglü¿wüns¡et | von Etli¡en ihren getreuen | Weidgeno‹en |
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Apparate und Kommentare
de# gekrönten Blumen-Orden# | an der Pegni”. (s. Stauffer, 2007, S. 998f.). Birkens Gedicht steht an erster Stelle (S. [2]f.) Es folgen Beiträge von Martin Limburger, Johann Gabriel Majer (in lateinischer Sprache) und Johann Leonhard Stöberlein. Birkens Gedicht hat im Druck keine Überschrift. Nur die Eingangsverse der Strophen sind eingezogen. Auch in der Druckfassung ist der Schlußvers zweiteilig angeordnet; die Datumsangabe fehlt. Hinter "GOtt gibt" (v. 16) ist ein Asterisk angebracht, dem gegenüber rechts diese Randanmerkung entspricht: "*allus. | ad Nom | Sponsae," ['Anspielung auf den Namen der Braut']. Sonst gibt es, von typographischen Hervorhebungen und Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, diese Abweichungen des Drucks vom Manuskript: 5 Wehrter] WEHRSTER – 6 S¡äfer-BlumenBand] treue S¡äfer-Band – 21 Glü¿] GLUCK 1-12 Die Nori# ~ zur langverlangten Ruh] Rekapitulation der Biographie Nerreters bis zur Berufung auf die Predigerstelle in Öttingen 1677; erwähnt sind der Geburtsort, die Studienorte, die Aufnahme in den Pegnesischen Blumenorden 1670, das Königsberger Magisterium 1672, die erste Konsolidierung in Öttingen. – 9f. Die Narva ~ in der Ferne] Anspielung auf Nerreters Reise; s. Brief Nr. 14 vom 1.8.1673 im Birken-Nerreter-Briefwechsel und die zugehörige Kommentierung (WuK. Bd. 13.1, S. 334f., 843-845). – 16 Gott gibt] Anspielung auf den Namen Dorothea. – 17 Glü¿e] Anspielung auf den Namen Felicitas. – 26 Gott un# den Frieden s¡i¿e] Birken hatte wohl die Auseinandersetzungen mit Frankreich im Sinn, die 1678/79 mit dem mehrere Friedensverträge umfassenden Frieden von Nimwegen zu einem vorläufigen Ende kamen. Am 10.8.1678 hatte der erste dieser Friedensverträge den Krieg zwischen Frankreich und den Niederlanden beendet.
Text 412: Zur Ho¡zeit Herrn Licentiati Heinri¡ Marten# und Jungfrau Felicita# Vierzigmännin. Jn eine# andern Namen. S. 61f. T2 Herrn] Hn. – T2 Licentiati] Lic. – T3 Jungfrau] Jf – 10 da#] Kürzel; ebenso 11 – 24 Sinn] Sin – U2 diem] d. – U2 Octobris.] Octobr Das in der Kopfrubrik der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder zugewiesene Gedicht wurde für einen anderen geschrieben, unter dessen Namen es auch gedruckt worden sein dürfte; doch ist kein Druck nachgewiesen. Ob der in der auf Initialen verkürzten Namensangabe als Magister bezeichnete Auftraggeber – falls die Buchstaben richtig gelesen worden sind – der Ansbacher Geheimrat und Consistorial-Präsident Johann Jacob Bentz (1623-1699) war, muß offen bleiben, denn er war 1651 in Straßburg zum Doktor der Rechte promoviert worden (s. Vocke. Bd. 1 (1796); VD 17-Dokument 14: 054427D). Das unter dem Gedicht genannte Datum ist dasjenige der in Nürnberg begangenen Hochzeit, nicht, wie sonst, das der Anfertigung des Gedichtes. Da die nächste Eintragung im Arbeitsbuch (S. 63f.) auf den 4.10.1678 datiert ist, muß das Gedicht spätestens an diesem Tag geschrieben worden
Gedichte 412 und 413, 1678
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sein. Ob es sich bei dem aus Hamburg stammenden Hochzeiter um den bei Jöcher. Bd. 3 (1751), Sp. 219, und Schröder. Bd. 5 (1870), Nr. 2446, aufgeführten, in den vierziger Jahren geborenen Heinrich Martens handelt, der in Altdorf und Straßburg studiert hatte und in Eßlingen als Syndicus amtierte, muß ebenfalls offen bleiben, denn er war 1670 in Straßburg zum Doktor der Rechte promoviert worden, während der Bräutigam in der Gedichtüberschrift als Licentiat bezeichnet wird. Auch die Braut, eine Nürnbergerin, wird für uns nicht kenntlich. Ihr Familienname begegnet in Birkens Tagebüchern nur einmal, zum 26.7.1677 (II.414; PBlO.B.2.1.2, 184v): "Herrn Vierzigmann# Sohn von eine# Rittmei‰er# Jungen forte ers¡o‹en worden." Ob der Vater des Erschossenen der Nürnberger Weinhändler Johann Vierzigmann war, dessen Tochter Magdalena Barbara im Januar 1684 gestorben ist (s. VD-17Dokumente 75:681235U und 75:681241V), von der damals noch vier Geschwister lebten, und ob die Braut von 1678 eines davon war, wissen wir nicht. 2 die Gro߉adt an der Elbe] Hamburg, die Heimatstadt des Bräutigams; vgl. v. 10; s. o. – 11f. da# mi¡ hat ~ in seinem S¡oß getragen] Demnach hat sich der als Redeinstanz fungierende Auftraggeber, selbst kein Hamburger (vgl. v. 13-15), länger dort aufgehalten. – 19 Er] Zurückbezogen auf "Himmel#s¡luß" (v. 18). – 21 Wehrt‰e] Hamburg ist angeredet, ebenfalls in v. 33, 35-37. – 23 die Königin der Franken] Die Reichsstadt Nürnberg. – 34 die s¡ön‰e Pegni”inne] Die aus Nürnberg stammende Braut. Text 413: Zur Ho¡zeit Herrn Johann Jacob Peller# und Jungfrauen Sophiae Ursulae Hallerin von Haller‰ein der glü¿seelige Vatter. S. 67f. T2 Herrn] H und etc-Kürzel mit Punkt und hochgesetztem n – T2 Johann] Joh. (ebenso A18, A19; ebenso A4 Johannis) – T2 und] u. – T2 Jungfrauen] Jfr. – T3 von] v. (ebenso A7) – 1 Mann] Man (ebenso 2 gewann – A7 Anna) – 3 theuren] oberhalb von gestrichenem ädlen – 4 au¡] davor gestrichen fa‰ – 5 Waldka”] Wald oberhalb des gestrichenen ursprünglichen ersten Wortteils – 7 Und ~ Stammen] darüber drei Verszeilen gestrichen – 7 Stammen] Stam en (ebenso 8 Flammen – 10, 35 Stamm – 22, 34 Lamm – 23 Flamm) – 9 edle] oberhalb von gestrichenem wehrte – 10 au#.] vor dem Punkt ein Satzzeichen gestrichen; ebenso bei 12 ges¡iht. – 11 S¡on ~ Pferden,] darüber eine Verszeile gestrichen – 12 werden,] vor dem Komma ein Zeichen gestrichen – 14 von dem der] oberhalb zweier oder dreier gestrichener Wörter; zwischen von und dem ein Wort gestrichen – 14 Ba›lisk] danach ein hochgesetzter Anmerkungsbuchstabe gestrichen; ebenso nach 14 Papegey – 15 Vogel] V überschrieben – 17 zweyte] davor ein Wort oder Wortanfang gestrichen – 24 ein] oberhalb einer gestrichenen Passage von zwei oder drei Wörtern – 24 edle# Kind] durch Überschreibung und Ergänzung aus edle und – 25 Löwin] durch Überschreibung aus Leuin – 30 ›¡,] danach zwei oder drei Wörter gestrichen – 31 so viel] kein Abstand; dazwischen Worttrennungsstrich – 31 ho¡-erfreut,] davor gestrichen und mit Freud – 32 so die andren] oberhalb von gestrichenem zween Söhne wohl – 32 so] danach zwei Wörter gestrichen – 34 da#] danach oberhalb ein Zeichen gestrichen – U1 den] d. (ebenso A7 der) – U1 Octobris.] Octobr. (ebenso
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A19) – A1 a) Aventinus ~ Bojorum.] zweizeilig rechts auf dem Rand gegenüber 2 – A1 Aventinus] Avent. – A1 libro] l. – A1 Annalium Bojorum] Annal. Boj. – A2f. bb) de# ~ abgesehen.] achtzeilig rechts auf dem Rand gegenüber 5f. – A2 Herrn] H. (ebenso A2, A16 Herr) – A2 Vatter] davor ein Wortanfang gestrichen – A2 Frau] Fr. (ebenso A4, A7, A9, A11, A14, A16(2x)) – A2 Frau] danach gestrichen Magda – A2 Magdalena] Magdal. – A2 Senatoris] Senatis – A4-A6 c) Frau ~ Ehelieb‰e.] elfzeilig rechts auf dem Rand gegenüber 9-17 – A4 Beati] Bi. (unsicher; davor ein Anmerkungsbuchstabe mit schließender Klammer gestrichen) – A4 von] oberhalb der Zeile; ebenso A16 Chri‰of – A18 an – A20 Tit. – A4 herna¡] in der Randzeile vorgesetzt; ebenso A5 von (2. Position) – A4 Tit.] oberhalb von herna¡ – A5 herrn] aus h und etc.-Kürzel überschrieben; davor ein Anmerkungsbuchstabe mit schließender Klammer gestrichen – A5 Duumviri] danach zwei Wörter gestrichen – A5 Anno] A. (ebenso A8, A9, A12, A17, A19) – A6 Junii] Jun. (ebenso A17) – A6 Ehelieb‰e] Ehenlieb‰e – A7f. d) Frau ~ 1660.] sechszeilig rechts auf dem Rand – A7 Monsieur] Mr. (ebenso A11, A14) – A7 Sigmund] Sigm. – A7 Jacob] Jac. – A8 1660.] danach zwei Zeichen unerkennbarer Funktion – A9f. e) Frau ~ Augusti.] zweizeilig eingerückt unter 19 – A9 Tit.] it überschrieben – A10 Augusti] Aug. – A11-A13 f) Frau ~ 1677] zweizeilig eingerückt oberhalb von 22 und vierzeilig links auf dem Rand – A11f. Tit. ~ Sohn,] vierzeilig links auf dem Rand; Einfügungszeichen in der Zeile
†
– A12 Rei¡#S¡ultheißen] davor ein Wortanfang gestri-
chen – A12 Ehelieb‰e] über dem Endungs-e ein Zeichen gestrichen – A13 Novembris] Nov. (ebenso A15) – A14f. g) Frau ~ Novembris.] zweizeilig eingerückt unterhalb von 24 – A14 Senatoris Filii] links auf dem Rand; Einfügungszeichen davor und in der Zeile + – A14 Senatoris] Senat. (ebenso A17, A20) – A15 Anno] A – A16f. h) Herr ~ Junii.] vierzeilig eingerückt unterhalb von A14f. – A16 Job‰] davor gestrichen Johann – A16 geborener] geb. (davor gestrichen Huberin) – A17 Barbara] Barb. – A17 Augustani] August. – A18-A21 i) Jungfrau ~ ge‰orben.] sechszeilig eingerückt unterhalb von 26 – A18 Jungfrau] Jf. (ebenso A19) – A18 Tit.] T. (oberhalb der Zeile) – A18 Herrn] Hn. – A19 vermählt] oberhalb von ä ein undeutliches Zeichen – A19 verspro¡en] spro¡en oberhalb von gestrichenem lobt – A20 et] & – A20 der] Kürzel – A21 ho¡zeit] ho¡z. – A21 ge‰orben] or verschmiert Birkens in der Kopfrubrik der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder zugewiesenes Gedicht gilt der Hochzeit Johann Jacob Pellers von Schoppershof (1645-1712) mit Sophia Ursula Haller von Hallerstein (1661-1688) am 21.10.1678; s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCCXXXII (mit falschem Hochzeitsdatum: 29.10.1678). Es wurde gedruckt in dem Sammelgratulatorium Da# | Wol-Edel-|Ho¡-ansehnli¡Freuden-feyerli¡- | Peller-Halleris¡e | Myrten-Fe‰/ | den 21. Wein-Monat#/ deß 1678. Heil-Jahr#/ | Dien‰s¡uldig-Glü¿-wüns¡end/ | bespielet und besungen/ | von | etli¡en Mit-Gliedern/ | der | Blumen-S¡äfere/ | an der Pegni”. | Gedru¿t bey Wolfgang Mori” Endter. (s. Stauffer, 2007, S. 1002f.). Birkens Gedicht steht darin an erster Stelle ( ):(ijr-[):(iij]r). Die anderen Beiträge stammen von Filanthu# / Johann Lang, Periander / Carl Friedrich Lochner und Palaemon / Johann Gabriel Majer. Im Druck trägt das Gedicht diese Überschrift: m! | Der glü¿ha]e Vatter. Es ist unterschrieben: "Also wüns¡te und spielte | der S¡äfer | Flori-
Gedicht 413, 1678
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dan." Nach v. 17 ist im Druck der im Manuskript fehlende Korrespondenzvers eingefügt (mit dem Sie no¡ in Ehren prangen kan.), nach v. 21 ein Verspaar: da ihre Klag für Ohren un# gekommen: | der Tod hat meinen Herrn mir weggenommen. Anders als im Manuskript sind alle Anmerkungen, etwas nach rechts eingerückt und in kleinerem Druck, zwischen die Verse gestellt: Anm. a) unter v. 3, Anm. bb) dreizeilig unter v. 6, Anm. c) vierzeilig unter v. 15, Anm. d) und e) drei- und zweizeilig untereinander unter v. 20(19), Anm. f, g und h vier-, zwei- und dreizeilig untereinander unter v. 27(24), Anm. i) fünfzeilig unter v. 30(27). Im Gedichttext sind die Anmerkungsziffern teilweise anders plaziert als im Gedicht: a hinter Babo (v. 1), c hinter Die Er‰e (v. 12), e hinter Mohrenkopf (v. 19(18)), h hinter Stetten (v. 27(24)), i hinter Tod. (v. 29(26)). Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, diese Abweichungen: 9 da#] diß – 13 hievon] hiervon – 15 Vogel] Vögel – 16 den Gott] GOtt Jhn – 17 Holzs¡uh] Holzs¡u¡ (ebenso 26(29), 34(37)) – 19 Vattern] 20 Vättern – 27 vor] 30 für – 32 andren] 35 andern – 37 wüns¡bar] wuns¡bar – U1 den 19 Octobris.] fehlt. – A2 de# Herrn] Herrn – A2 Vatter] Eltern/ – A3 wird auf] wird/ wie au¡ im folgenden – A3 beyder] die – A4 Beati] Herrn – A4 ImHof#] Im Hof/ Peger# zu Grefenberg – A4 1652.] Anno 1652 – A4 31] den 31 – A5 Duumviri] Raht#-Duumviri, – A6 20] den 20. – A6 Ehelieb‰e] EhrenLieb‰e – A7 Monsieur] Herrn – A7 Holzs¡uher#] Holzs¡uer# – A8 Anno 1660.] von Anno 1660 den 7. Maji. – A9 Tu¡er#] Tu¡er# von Simmel#dorf/ – A9 Anno] von Anno – A9f. 2 Augusti.] den 29 Augu‰i – A11 Monsieur Mi¡ael#] ward vermählt an Herrn Mi¡ael – A12 Losunger#] Duumviri – A12 Vörder‰en] Elti‰en – A12 Ehelieb‰e, von Anno] Anno – A12 14] den 14 – A13 ward Witwe 1677] der ‰arb Anno 1677. – A14 Monsieur] ward an Herrn – A14 Lö[elholze#] Lö[elholz – A14f. Filii Ehelieb‰e] filium, vermählt – A15 11] den 11. – A17 13] den 13 – A18 Jungfrau] Herr Johann Jacob Peller/ vermählt ›¡ mit – A18 Haller‰ein] Haller‰ein/ Senatoris – A18f. an Herrn Johann Jacob Peller vermählt Anno] Anno – A19 21] den 21 – A19 verspro¡en] verlobet – A20 et] und – A20 die] so – A21 ge‰orben] ver‰orben 1-3 Wa# Babo ~ theuren Frauen:] Vgl. Aventinus, 1566, CCCLXXXVIr: VNder Keiser Heinri¡en dem heyligen hat gelebt Babo/ ein Gra[ zu Aben#perg vnd Ror/ von dem man no¡ sagt vnd ›ngt/ vorauß in meinem Heymat Aben#perg/ der hat bey zwey eheli¡en Weibern drei‹ig Sön/ oder (wie man gläubli¡ no¡ ›ngt/ vnd da# gemein ges¡rey i‰) zwen vnd drei‹ig Sön/ vnd a¡t Tö¡ter/ die er alle lebendig bey einander gehabt vnd erzogen hat/ Sind die Sön all na¡ seinem ableiben no¡ im leben gewesen/ wie denn sol¡e# no¡ au[ges¡riben/ vnd zu Weltenburg im Klo‰er/ au¡ zu Salzburg/ in jren Chroni¿en vnnd TodtenRegi‰ern vorhanden i‰. Genannter Gra[ Babo i‰ gewesen ein Son deß Landgra[ Baben von S¡eiren/ vnd ein Bruder Ottoni# deß er‰en Pfal”gra[en von S¡eiren. Er i‰ au¡ zu Regen#purg Burggra[/ vnd Sanct Künigund der Keiserin Hofmei‰er/ gewesen/ ein berümpter Herr im gan”en Römis¡en Rei¡. 5f. Der Steinbo¿ ~ kam.] S. Anm. bb). Christoph Peller (1607-1681) hatte 1633 Maria Magdalena Tetzel (1617-1690) geheiratet; aus dieser Ehe gingen 13 Kinder hervor; s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCCXXXVIII. – 7f. und wie au¡ ~ Tugend-Flammen:] Vgl. Aventinus, 1566, CCCLXXXVIr/v. Von Babos Söhnen heißt es:
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Apparate und Kommentare
Mit der zeyt versahe der Keiser einen na¡ dem andern/ s¡en¿et jnen S¡lö‹er vnd Fle¿en/ Lehen deß Rei¡#/ also daß ›e all Herren‰andt führen kundten. | Von wel¡en no¡ au[ disen tag der mei‰ Stammen von Graffen vnd Freyherren in Beyern/ au[ dem Nor¿auw/ Kernten/ Fran¿en/ vnd am Rhein/ jr herkommen haben/ wie denn etli¡e Authore# gründtli¡ s¡reiben. – 11f.S¡on a¡tzehn Züg ~ seit diß ges¡iht.] Sollten mit den Zügen Jahre gemeint sein, so hätte Birken bei der Hochzeit der zweiten Tochter zu zählen begonnen. – 12-15 die er‰e, ~ geerbet.] S. Anm. c). Maria Magdalena Peller (1635-1687) hatte 1652 Johann Baptista Im Hof (1629-1668) geheiratet und 1676 Andreas Georg Baumgartner (1613-1686); s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCCXXVIII. – 17 die zweyte ~ Holzs¡uh an.] S. Anm. d). Anna Maria Peller (1639-1709) heiratete 1660 Sigmund Jacob Holzschuher von Neuenburg (1634-1701); s. Biedermann, 1748(1), Tab. CXCI. – 18f. die dritte ~ zählte.] S. Anm. e). Maria Eleonora Peller (1644-1681) heiratete 1664 den verwitweten Philipp Jacob Tucher von Simmelsdorf (1624-1690); s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCCXXVIII. Tucher war offenbar erst kürzlich in den inneren geheimen Rat gewählt worden. Seine erste Ehefrau war Hedwig Im Hof gewesen. – 20f. die vierte ~ harten Strei¡.] S. Anm. f). Maria Christina Peller (1647-1716) heiratete 1670 Michael Im Hof (1637-1677) und 1695 Carl Sigmund Grundherr von Altenthann und Wepperhaus (1646-1705), der vorher mit Maria Magdalena Haller verheiratet gewesen war; s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCCXXVIII. – 22 die fün]e ~ dem Lamm:] S. Anm. g). Maria Juliana Peller (1649-1696) heiratete 1672 Hans Carl Löffelholz von Colberg (1644-1714); s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCCXXVIII. – 23f. da au¡ der Sohn ~ von Stetten.] S. Anm. h). Jobst Christoph Peller (1638-1709) hatte 1663 die Augsburgerin Anna Maria Huber (1639-1671) geheiratet; seine zweite Ehefrau (seit 1672) war Magdalena von Stetten aus Augsburg, eine geborene Welser (1650-1715); s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCCXXIX. – 25f. Je”und ~ der Tod.] S. Anm. i). Johann Jacob Peller hatte sich 1677 mit Maria Barbara Holzschuher von Neuenburg verlobt, die noch im selben Jahr starb. Zu seiner Hochzeit mit Sophia Ursula Haller s. o. In zweiter Ehe (1690) war er mit Regina Geuder von Heroldsberg (16691739) verheiratet; s. Biedermann, 1748(1), Tab. CCCCXXVIII und CCCCXXXII. Anläßlich seiner ersten Heirat ist das Gedicht Nr. 413 geschrieben worden. – 28f. Wie solte ni¡t ~ kan weißen?] Der Vater des Bräutigams (s. zu v. 5) lebte noch. – 32 und ho[t ~ zu begatten] Es müssen demnach 1678 noch weitere Kinder Christoph Pellers gelebt haben und noch unverheiratet gewesen sein. – 34f. den P›tti¡ ~ Steinbo¿-Stamm] Die Wappenmotive der an den sieben aufgelisteten Ehen beteiligten Familien.
Text 414: der Palla# Rede zur Kun‰liebenden Jugend, in der Teuts¡en Academie zweytem Theil. S. 71f. T2 der] Kürzel; ebenso T3, 5, 15, 17 (2. Position), 25, 35 – T2 Kun‰liebenden] ev. Kun‰ liebenden – T3 Jugend,] Komma unsicher – T3 Teuts¡en] T. – 8 Dürer] dürer – 10 vergnügen] mit ver-Kürzel – 11 immer] im er (ebenso 13 Vollkommenheit) – 12 ni¡t.] n . (Punkt unsicher; ebenso bei 28 thut) – 21 da#] Kürzel
Gedichte 414, 1678
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(ebenso 36) – 25 slaue?] Fragezeichen überschrieben – 28 E#] E überschrieben – 28 wa#] Kürzel; ebenso 36, 37 – 32 und] u. – 35 wann] wan (ebenso 37 Sinn) – 40 Sternen-Steg.] in Zeilenmitte unterhalb des Vershauptteils Dem in der Kopfrubrik der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder zugewiesenen Gedicht geht im Arbeitsbuch ein auf den 23.10.1678 datiertes unmittelbar (S. 69f.) vorauf; es folgt, ebenfalls unmittelbar (S. 73f.), das auf November 1678 datierte Gedicht Nr. 415. Der Zusammengehörigkeit beider wegen ist anzunehmen, daß auch das Gedicht Nr. 414 im November 1678 entstanden ist. Die von Plutarch erzählte, von ihm auf Aesop zurückgeführte (s. Bieber, 1906, S. 28) Fabel vom listigen Zaunkönig steht im Dienst der adhortatio, der Ermutigung zu der für alle Künste geltenden aemulatio, der verehrungsvollen Überbietung der eifrig studierten Meister. Gedruckt ist das Gedicht als Abschluß der Vorrede und als Erklärung des Titelkupfers des dritten Teils des zweiten Hauptteils der Sandrartschen Academie (1679), S. 9f. (s. Stauffer, 2007, S. 1050), und ist als einziges Gedicht im gesamten Werk durch die Unterschrift "Der Erwa¡sene." als von Birken verfaßt gekennzeichnet (eine Sonderrolle spielen die Gedichtgruppen Nr. 104 und Nr. 105). Es trägt dort die Überschrift Die Kun‰vor‰eherin | Palla# | redet/ vom KupferTitelblat | diese# Dritten Theil#/ | Zur Kun‰liebenden Jugend. Der erste Buchstabe von v. 1 ist als große verzierte Initiale ausgeführt, was Einrückung der Verse 2-5 zur Folge hat. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, diese Abweichungen: 8 wir‰] mu‰ – 16 deine] ihre – 23 den] der – 24 würd] wird – 24 im windges¡winden] in wind-ges¡windem – 25 slaue] s¡laue – 30 er s¡wung] ers¡wung – 31 ho¡] no¡ – 32 Fitti¡] Fittig – 34 betriegen] Betrügen – 35 wann] wa# T2 Palla#] Ihre Statue ist als ganzseitiger Kupferstich dem Titelblatt vorangestellt. Sie ist hier als Athene / Minerva, die Schutzgottheit der Wissenschaften und Künste gemeint; s. v. 2; s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1969), Sp. 1317-1320. – 1 die du träg‰ ~ den Sinnen] Ein von Birken sehr häufig verwendetes Bild für die künstlerische oder wissenschaftliche Inspiration und das Streben nach ihr; s. z. B. Gedicht Nr. 419 oder WuK. Bd. 1, Gedicht Nr. 237. – 3 in diesen Kun‰-Pala‰] Vgl. v. 12f., 15; das von dem Gedicht Nr. 414 eingeleitete Buch ist gemeint. – 6f. Reit, wie Bellerofon ~ den Sternen zu] 'Strebe nach Ewigkeitsruhm'. Zum Bellerophon- und Pegasus-Mythos s. zu Gedicht Nr. 405, Z. 5f. – 7 se” Adler-augen ein] Die auf Aristoteles zurückgehende (s. Der kleine Pauly. Bd. 1 (1964), Sp. 66f.) Behauptung, der Adler könne als einziges Lebewesen in die Sonne blicken, liegt zugrunde, die auch in der Emblematik eine bedeutende Rolle spielt; s. Henkel / Schöne, 1996, Sp. 770, 773-775. – 8 Dürer] Ihm gilt im zweiten Teil des ersten Hauptteils der Academie (1675) das dritte Kapitel, S. 222-229. – 16f. die dreygedritte Zahl ~ S¡ule] Die neun Musen; vgl. v. 19. – 21-32 Man sagt ~ hei‰ und i‰.] Nacherzählung der Fabel. – 33-40 O Jüngling! ~ Sternen-Steg.] Adhortative Ausdeutung der Fabel. – 33 den Adler] Den vorbildlichen Künstler und Autor Joachim von Sandrart, von dem es zu lernen, den es zu übertreffen gilt. – 37 diese Kün‰e-Regeln] Das vom Gedicht eingeleitete Buch. – 40 der Sternen-Steg.] Bild für den anzustrebenden Ewigkeitsruhm.
Apparate und Kommentare
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Text 415: Architectura oder die BauKun‰, redet au# ebenselbigem Bu¡. S. 73f. T2 BauKun‰] ev. Bau Kun‰ – 1 da#] Kürzel; ebenso 25, 35 (2x), 45 –7 theilen?] Fragezeichen überschrieben – 9 der] Kürzel; ebenso 39 (1. Position) – 11 Wan] W überschrieben – 11 nennt] nen t (ebenso 23 Sinn – 23, 47 Wann – 29 kennt – 45 wann) – 13 Gönnt] Gonnt – 17 ›nd] d überschrieben – 31 und (2x)] u. (ebenso 35, 37, 41, 43) – 31 verspotte] mit ver-Kürzel – 35 wird] w überschrieben – 35 thronen] thr überschrieben – 37 Bau (2. Position)] B aus b überschrieben – 38 Himmel#] Him el# – 41 laben.] Punkt unsicher – 43 sol¡er] mit -er-Schlaufe; danach ein hochgesetztes Zeichen gestrichen – 47 au#gee¿et] ee verschmiert – U1 Mense Novembri] M. Nov. Das in der Kopfrubrik der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder zugewiesene Gedicht ist als Abschluß des ersten Teils im zweiten Hauptteil der Sandrartschen Academie, S. 100, rechte Spalte, gedruckt worden; s. Stauffer, 2007, S. 1050. Es trägt dort diese Überschrift: S¡luß-Reimen | über die Bau-Kun‰. Wegen der initialenartigen Ausführung des ersten Buchstabens von v. 1 ist v. 2 etwas weiter eingerückt als die anderen geradzahligen Verse. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, diese Abweichungen: 1 da#] im – 5 wie] Sie – 12 Gemerk] bemerkt – 16 bewohnbar'] Bewohnbau' – 43 sol¡er] sol¡e – U1 Mense Novembri] fehlt T2f. Architectura ~ redet] Vgl. die Redesituation im Gedicht Nr. 414. Hier ist sie offenbar angeregt durch Spr 8. – 4 Sie sagt von einem Fund] "Sie" bezieht sich zurück auf "Weißheit" (v. 2); "Fund" meint 'Entdeckung', 'Erkenntnis'. – 5 wie ›e ~ ›eben Seulen] Anspielung auf Spr 9.1-12: DJE WEISHEIT BAWETE JR HAUS/ VND HIEB sieben Seulen. 2Schlachtet jr Vieh/ vnd trug jren Wein auff/ vnd bereitet jren Tisch. 3Vnd sandte jre Dirne aus/ zu laden oben auff die Pallast der stad/ 4Wer Alber ist/ der mache sich hie her. Vnd zum Narren sprach sie/ 5Kompt zehret von meinem Brot/ vnd trincket des Weins/ den ich schencke. 6Verlasset das alber wesen/ So werdet jr leben/ vnd gehet auff dem wege des verstandes. 7WEr
den Spötter züchtiget/ der mus schande auff sich nemen/ Vnd wer den Gottlosen strafft/
der mus gehönet werden. 8Straffe den Spötter nicht/ er hasset dich/ Straffe den Weisen/ der wird dich lieben. 9Gib dem Weisen/ so wird er noch weiser werden/ Lere den Gerechten/ so wird er in der lere zunemen. 10DER
ist.
WEISHEIT ANFANG IST DES HERRN FURCHT/ Vnd der verstand leret was Heilig
11Denn
durch mich wird deiner tage viel werden/ Vnd werden dir der jar des Lebens mehr
werden. 12Bistu Weise/ so bistu dir weise/ Bistu ein Spötter/ so wirstu es allein tragen. Mit den sieben Säulen könnten die sieben Ermahnungen (Spr 9.6-12) gemeint sein. – 9f. Gott selb‰ ~ alle Werk'.] Antwort auf die in v. 6f. gestellten Fragen; sie setzt die in v. 2 genannte Weisheit mit der Wahrnehmung Gottes als des Schöpfers gleich. Anspielung zugleich auf Gen 1-2.4a mit dem Bericht über die ersten sieben Tage. "theilen" (v. 7) meint 'einteilen', 'zum Rundbau mit sieben Säulen fügen'. –
Gedichte 415 und 416, 1678
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11f. Wan man ~ aller Kun‰ Gemerk.] Diese allegorische Personifikation der Weisheit erhebt sie zum Prinzip göttlichen wie menschlichen Schaffens. – 17-32 E# ›nd ja ~ in Gotte# Rei¡.] Die menschliche Baukunst findet ihre Vollendung erst in der göttlichen, in welche sie in der Ewigkeit einmündet; erst dort, im himmlischen Jerusalem, steht die siebte Säule. – 31f. Ob meine Kun‰ ~ in Gotte# Rei¡.] Gerade die Dauerhaftigkeit der Gegenstände der Baukunst demonstriert ihre Vollendung bei Gott. – 33-36 Da werden wir ~ redli¡ spri¡t.] Der Vollendungszustand, zu dem alles menschliche Handeln und Bauen hinführen soll. – 39-41 Indeß bleibt ~ Augen laben.] Der Lehrmeister Joachim von Sandrart ist gemeint. – 42 Er werde Adler-alt] "aquilae senectus", ein rüstiges hohes Alter, wünschte man sich, weil man glaubte, daß der Adler auch im hohen Alter kräftig bleibe; s. Georges, 1959, Bd. 1, Sp. 527. – 47 au#gee¿et] 'aus dem Stein herausgeschlagen'.
Text 416: Jungfrau Susanna von Sandrart. S. 85 T2 Jungfrau] Jf. – 1 der ~ Mund] darüber zwei Verszeilen gestrichen: Su¡ einen s¡önen Ga‰ in diesem s¡önen Hau#: | e# ›ht ein s¡öner Gei‰ zum s¡önen fen‰er au#. (oberhalb von Ga‰ gestrichen Wirt) – 1 Augen] A aus a überschrieben – 1 holder Bli¿] oberhalb eines in der Zeile gestrichenen Wortes; zwischen beiden Wörtern oberhalb der Zeile ein oder zwei Wörter gestrichen – 1 da#] durch Überschreibung aus der – 1 S¡ne¿enblut] davor gestrichen Lippen – 1 am Mund] nachträglich an das gestrichene ursprüngliche Versende angefügt; ebenso 2 ihre S¡önheit kund – 9 führen ein – 2 ma¡t] oberhalb einer gestrichenen Folge von zwei oder drei Wörtern – 3 frommer] oberhalb von gestrichenem edler – 3 frommer] from er (ebenso 9 Sommer) – 6 den] links auf dem Rand oberhalb vorgefügt; ebenso 10 Ja, – 6 Gei‰] oberhalb eines gestrichenen Wortes – 6 Sinnrei¡tum] S aus s überschrieben (tum oberhalb der Zeile angefügt) – 6 füllt] oberhalb von gestrichenem i‰ ihr Gehirn – 7 Solt] oberhalb von gestrichenem Und – 7 weiden] oberhalb von gestrichenem ri¡ten – 9 in] davor ein Wort oder Wortanfang gestrichen – 9 wird der Sommer] oberhalb einer gestrichenen Folge von vier oder fünf Wörtern – 9 Sommer] davor oberhalb der Zeile ein Wort oder Wortanfang gestrichen – 10 Jungfer] oberhalb von gestrichenem Bald Jungfer Susanna – U1 Decembris] Dec. Susanna Maria von Sandrart (1658-1716; zu ihr s. Thieme / Becker. Bd. 29 (1935), S. 398f.) war eine Tochter des Nürnberger Kupferstechers Jacob von Sandrart und eine Großnichte Joachim von Sandrarts. Birkens Gedicht ist in der Kopfrubrik der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder zugewiesen. In etwas verkürzter Gestalt ist es im dritten Teil des zweiten Hauptteils (1679) der Sandrartschen Academie gedruckt, S. 82 (s. Stauffer, 2007, S. 1050). Es ist dort so eingeführt: SUsanna von Sandrart/ eine Jungfrau von 20. Jahren/ Jacob# von Sandrart To¡ter/ gebohren in Nürnberg/ al# im Vatterlande der Kun‰liebenden/ neben deme, daß ›e von Hau#haltung-Ges¡ä[ten gute experien” gema¡t/ hat der Zei¡en-Kun‰ Vollkommenheit wol begri[en und folgend# von selb‰en ›¡ bei‹en/ in
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Kupfer zu radiren: mit wel¡er Profession ›e na¡ und na¡ bey wenig Jahren so ver‰andfertig und vollkommen worden/ daß ›e ohne Versaumnu# der Hau#ges¡ä[te/ Gebäude/ Lands¡a[ten und andere Zierli¡keiten/ au¡ s¡öne Hi‰orien/ in re¡ter Ges¡windigkeit/ wol und kun‰gemäß weiß au#zubilden. J¡ trage Beden¿en/ wegen Verwands¡a[t/ von ihr ein mehrer# zu sagen/ um ni¡t suspect zu werden/ und la‹e von ihrem Gei‰ reden/ die von ihr verfärtigte Figuren Alte# und Neue# Te‰ament#/ die Fontaine und andere in dieser Academie von ihrer Hand bendli¡e Stu¿e/ da# Bü¡lein der Friesen und Ornamenten na¡ der modernen Art/ da# Bü¡lein der Römis¡en Ornamenten/ die Se¡# von den Jtaliänis¡en Garten und Grotten springende Wa‹erwer¿e/ da# Bü¡lein von den antichen Vasen oder Ges¡irren/ samt deren Ornamenten/ da# Bü¡lein von den Modernen Vasen/ samt deren Zierli¡keiten/ und da# Bü¡lein von erhabenen/ a¡en und gewölb#wei# geführten Laubwer¿en/ Fe‰inen und Zieraten/ zu Berei¡erung der eingefa‰en Hi‰orien. Der Kun‰ver‰ändige Leser mag hierau# urtheilen/ wa# von dieser Person bey mehrern Jahren für Fru¡t zu ho[en sey/ deren Jugend un# so s¡öne Blüten zeiget. Die Druckfassung hat keine Überschrift. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es diese Abweichungen: 5f. Jn Wirts¡a] ~ zarte Hand.] fehlt – 10 Ja,] Die – 10 Te‹el] Te‹el# – U1 9. Decembris.] fehlt 1 da# S¡ne¿enblut am Mund] Preziöse Verbildlichung des Lippenrots. – 7f. Solt Pari# ~ Apfel Jhr.] Schönheitslob durch Anspielung auf das Paris-Urteil (s. Der kleine Pauly. Bd. 3 (1972), Sp. 514-516), wobei natürlich keine Rolle spielt, daß dieses Urteil zum Auslöser des Trojanischen Krieges wurde. Bei anderen Verwendungen dieses Motivs hat Birken diese Verbindung meist hergestellt. – 9f. wa# wird ~ Römer# seyn.] Dieses Heiratsprojekt ist nicht verwirklicht worden. Über den Verlobten hat sich nichts ermitteln lassen. Susanna von Sandrart heiratete 1683 den Nürnberger Maler Johann Paul Auer (1638-1687; zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 2 (1908), S. 243) und 1695 Wolfgang Moritz Endter.
Text 417: Danzbelu‰igung der Virtuosen Jugend. S. 85 T2 Danzbelu‰igung] Danzbelu‰igu g – T2 der] Kürzel; ebenso 6 – 6 E#] davor zwei Wörter gestrichen – 6 zur] z überschrieben – 8 da#] Kürzel – 12 S¡ma¡] davor gestrichen Spott – 12 Danze führen.] in Zeilenmitte unterhalb – U1 Ejusdem] Ej. Das Gedicht steht, durch waagerechten Strich abgegrenzt und ohne eigene Zuweisung auf derselben Seite des Arbeitsbuches wie das Gedicht Nr. 416; seine Bestimmung für die Sammlung S. v. B. Birken-Wälder darf als sicher gelten. Gedruckt ist es ebenfalls im dritten Teil des zweiten Hauptteils der Sandrartschen Academie, auf der letzten Textseite des vorletzten Kapitels (S. 86; s. Stauffer, 2007, S. 1050), oberhalb der über die ganze Seitenbreite hin angeordneten Schlußvignette, die eine Tanzszene mit harfespielendem Apoll darstellt, in zweispaltiger Anordnung (v. 1-6, 7-12). Im Druck gibt es keine
Gedichte 417 und 418, 1678
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Überschrift. Von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es diese Abweichungen: 1 bä‰en] be‰en – 1 Danz] Tan” – 2 im] in – 4 danzt] tanzt – 12 zu Danze führen] zum Tan” eführen – U1 14 Ejusdem.] fehlt –. Das Epigramm ist eine ausdeutende Beschreibung der Bildszene. 2 Merkur] Die links in Rückenansicht dargestellte männliche Figur der Tanzszene ist durch Flügelhelm und -stab als Merkur / Hermes gekennzeichnet. Daß er den Kunstschülern als Vorbild empfohlen wird, mag damit zu tun haben, daß er als Erfinder der Leier und des Leierspiels und – u. a. – als Schutzgottheit der Reisenden, d. h. der einem Ziel Zustrebenden galt; s. Tripp, 2001, S. 242-246. – 3 die Aem›gkeit] Diese Bezeichnung meint die erste der vier Tänzerinnen, die in Vorderansicht dargestellt ist, keinerlei Schmuck trägt und vom Tänzer an der Hand gehalten wird. – 4f. die Glori ~ Sinne de¿t.] Die rechts in Seitenansicht dargestellte Tänzerin, die einen Lorbeerkranz trägt, wird gemeint sein. – 6 E# wird ~ ›¡ gesellen:] Die im hinteren Teil des Halbkreises in Rückenansicht abgebildete Tänzerin, die außer dem Lorbeerkranz eine lange Goldkette trägt. – 8 da# Glü¿] Die letzte Tänzerin im hinteren Halbkreis, in Vorderansicht dargestellt, dem Tänzer am nächsten, doch ohne ihn zu berühren; sie trägt eine Krone. – 9 diese# doppel-paar] Die vier Tänzerinnen namens "Aem›gkeit" (v. 3), "Glori" oder "Ehre" (v. 4, 6), "Rei¡tum" (v. 6) und "Glü¿" (v. 8). – 11f. Wem lei¡te# Kinderspiel ~ zu Danze führen.] Mit dieser Kontrastalternative dürfte die links im Bild dargestellte Gruppe dreier Kinder gemeint sein, von denen zweie tanzen und das dritte schlafend – wie die mitabgebildeten Gegenstände andeuten, betrunken – am Boden liegt.
Text 418: Nulla dies sine lineâ. S. 86 3 und] u. – 3 ›eh] ›e – 4 Gei‰] danach zwei oder drei Wörter gestrichen – 5 diß ma¡t] oberhalb eines gestrichenen Wortes (¡ bis auf die Schreiblinie heruntergezogen) Das Epigramm ist in der Kopfrubrik der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder zugewiesen. Selbst ist es nicht datiert. Unmittelbar vorauf (S. 85) geht aber das auf den 14.12.1678 datierte Gedicht Nr. 417; es folgt auf derselben Seite wie das Epigramm Nr. 418 ein weiteres undatiertes Gedicht, diesem (S. 87f.) ein am 19.12.1678 entstandenes. Also wird das Epigramm Nr. 418 in zeitlicher Nähe zum Gedicht Nr. 417 entstanden sein. Gedruckt ist es in dem 1680 erschienenen letzten Zusatzband zur Sandrartschen Academie, der ICONOLOGIA DEORUM | Oder | Abbildung der Götter/ Wel¡e von den Alten verehret | worden […] (s. Stauffer, 2007, S. 1074), auf S. 212 als letzter Textbestandteil vor dem unpaginierten Register, in zweispaltiger Anordnung (v. 1-3, 4-6; Überschrift in der Mitte) oberhalb der über die ganze Seitenbreite sich erstreckenden Abschlußvignette, einer reich verzierten Abbildung des Sandrartschen Wappens. Von geringen Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, gibt es nur diese Abweichung: 1 ‰ät#] ‰et#
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T Nulla dies sine lineâ.] Plinius (Naturalis historia, 35.84) schreibt diesen Spruch dem griechischen Maler Apelles zu. S. dazu im Apelles-Kapitel im ersten Buch des zweiten Teils im ersten Hauptteil (1675) der Academie, S. 32: Neben diesem s¡liese i¡ au¡/ daß der bekandte Lehr-Spru¡ de# Apelles: Nulla dies sine linea: Apelles hat allzeit vor einen Riß gema¡t/ Eh um die Abend#-Zeit den Tag vertrieb die Na¡t. ni¡t von einfa¡en Stri¡en oder Linien/ sondern vollkommnern Umrißen und Gemälden zu ver‰ehen sey. E# erhellet aber darau# seine große Liebe zu der Kun‰/ und beharrli¡er Fleiß/ indem er ni¡t einen Tag/ ohne nuzli¡e und kun‰rei¡e Arbeit/ hat wollen vorbey gehen la‹en/ wie viel und groß au¡ seine andere Ges¡ä]e waren. – 5 diß ma¡t Kun‰-dreybelehrt] 'dreifach belehrt', nämlich durch Feuer, Wasser und die Gestirne.
Text 419: An den Ho¡würdigen und Ho¡Edelgebohrnen Herrn Caspar von Lilien auf Warendorf ho¡Für‰li¡ Brandenburgis¡en Geheimen Raht, de# Consistorij Prae›denten und GeneralSuperintendenten al# er Geheimer Raht worden. S. 91-93 T2 den ~ Ho¡Edelgebohrnen] zweizeilig rechts auf dem Rand; Einfügungszeichen davor und in der Zeile + – T2 den] de# – T2 und] u. – T3 ho¡Für‰li¡] ho¡Für‰ und etc-Kürzel mit Punkt – T3 Brandenburgis¡en] Brandenb und etc-Kürzel mit Punkt – T3 Geheimen] Geh und etc-Kürzel mit Punkt – T3 Raht] davor ein Wotteil gestrichen, ev. kir¡en – T4 GeneralSuperintendenten] GeneralSupert und etc-Kürzel; mit per-Kürzel – 1 Da# Feuer] kein Wortabstand – 2 an,] vor dem Komma ein Zeichen gestrichen – 3 zur] davor ein Wort oder Wortanfang gestrichen – 7 ewig] danach ein Zeichen gestrichen – 10 au#] oberhalb von gestrichenem von – 13 hin] danach ein Wortteil gestrichen – 14 in] davor gestrichen kleiden – 14 Metall] davor ein Wort gestrichen; ev. Sonn – 20 wann] wan (ebenso 34 Mann – 51,61 dann) – 22 da# ~ glüht.] rechts auf dem Rand an den gestrichenen ursprünglichen Hauptteil des Verses (ca. vier Wörter) angehängt – 32 Grö‰en] G aus g überschrieben – 37 kont nun] oberhalb von gestrichenem hat so – 37 Jhn] oberhalb der Zeile; davor in der Zeile ein Wort oder Wortanfang gestrichen – 38 ihm] oberhalb eines gestrichenen Wortes – 38 seyn.] oberhalb des Punktes ein Zeichen gestrichen – 44 Joseph#] danach gestrichen Weißheit – 45 der] r aus n überschrieben – 46 wolt] oberhalb eines gestrichenen Wortes – 46 so, die] oberhalb der Zeile, vor und über einem in der Zeile gestrichenen Wort – 46 Spra¡,] davor gestrichen na¡ – 48 Lieben.] rechts darunter gestrichen M. Jan. – 49 Lilie] durch Streichung aus Lilien – 49 wolt ja] oberhalb von gestrichenem hat – 49 zus¡reiben] durch Streichung und Überschreibung aus zuges¡rieben – 52 vom] davor gestrichen und prangen – 53 Jhr selb‰] links auf dem Rand vorgefügt – 53 Selb‰] S aus s überschrieben – 53 ›e i”und] oberhalb von gestrichenem gibt ihme
Gedicht 419, 1679
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dur¡ Verdien‰ hier – 54 we#] # überschrieben – 57 So müße] danach gestrichen, offenbar in zwei verschiedenen Arbeitsphasen, dann herrn und au¡ diese Magd – 57 dienen na¡ Verlangen,] na¡ Verlangen dienen, (oberhalb des gestrichenen Versteils) – 58 , Herr] oberhalb der Zeile – 58 no¡ ferner] danach gestrichen na¡ Verlangen und ein weiteres Wort; oberhalb der gestrichenen Passage ebenfalls ein Wort gestrichen – 59f. der soll ~ sagt:] Reihenfolge der Verse vertauscht; Rangierung durch hinter senkrechtem Strich am Versende angebrachte Zahlen: 21 (ebenso 70f. ›ht in ~ be‰ ver‰ehen:) – 60 alten] Wortausgang undeutlich; eigentlich alter – 61f. So seyt ~ Pfad.] ohne Begrenzungsmarkierung nachträglich zwischen 59 und 63 eingeschoben; 62 rechts auf dem Rand – 61 seyt (1.Position)] undeutlich; e überschrieben – 61 gnaden] undeutlich – 63 Raht:] Doppelpunkt undeutlich – 64 dem Neid ~ s¡aden.] oberhalb des Endes der letzten von drei gestrichenen Verszeilen und rechts auf dem Rand – 64 dem] undeutlich – 68 trett] oberhalb von gestrichenem nehmt – 68 die] d überschrieben – 69 Man] M überschrieben – 69 nimt] m überschrieben – 70 ›ht] danach gestrichen zu – 72 de#] unsicher; ev. der – U1 Januarii.] Jan. Das Gedicht ist in der Kopfrubrik der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder zugewiesen und als erste Eintragung der Jahrgangsgruppe 1679 gekennzeichnet. Anlaß für seine Entstehung ist die Ernennung Caspar von Liliens (1632-1686; zu ihm s. Zedler. Bd. 17 (1738), Sp. 1206-1213; Kröll, 1976) zum Geheimen Rat, d. h. zum Mitglied der Regierung der Markgrafschaft am 23.12.1678. Zweifellos ist das Gedicht Lilien zugestellt worden. Zum Anlaß gratuliert hatte Birken schon am 23.1.1678, wie aus dem drittletzten in Birkens Archiv erhaltenem Schreiben Liliens vom 4.2.1679 (PBlO.C.203.; Kröll 1976, S. 212f., mit falscher Kommentierung der einschlägigen Passage) hervorgeht. Liliens letzter Brief vom 14.10.1679 (PBlO.B.203.) enthält nichts, was auf das Gedicht weisen könnte. Briefkonzepte Birkens aus den Jahren nach 1672 gibt es ebensowenig wie ein Tagebuch des Jahres 1680: Das Gedicht Nr. 419 bleibt kontextlos. Daß Birken es erst so lange nach dem Anlaß geschrieben hat, spricht dafür, daß es für einen Druck in größerem Zusammenhang bestimmt war; es gibt aber bislang keinen Nachweis. Das Gedicht nimmt Bezug auf mehrere Stationen in Liliens Biographie, daher vorweg einige Hinweise: Seiner Herkunft aus einem alten, zur Zeit seiner Geburt aber offenbar verarmten Brandenburgischen Adelsgeschlecht verdankte der in Berlin Geborene nach Schulbesuch dort und in Danzig und Studium in Königsberg wohl den Kontakt zu dem Brandenburgischen Geheimen Hofrat Joachim Friedrich von Blumenthal, dessen ältesten Sohn er als Hofmeister betreute und mit dem er an die Universität Wittenberg, wo der den Magistergrad erwarb, und später an die Universität Leipzig ging. Den Vater Blumenthal begleitete er auf einer Gesandtschaftsreise nach Wien. 1653 nahm ihn Kurfürst Friedrich Wilhelm in Dienst. Im Gefolge des Kurfürsten war er 1653 bei der Wahl Ferdinands IV. zum Römischen König in Augsburg und bei seiner Krönung in Regensburg. Der vom Kurfürsten verfügten Berufung auf eine theologische Professur in Königsberg konnte Lilien wegen der damaligen Kriegsunruhen nicht entsprechen. 1656 übernahm der Kurfürst die Obervormundschaft für den verwaisten Markgra-
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fen Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth und bestellte Johann Friedrich von Blumenthal zum Direktor, wenig später Caspar von Lilien zum Inspector des Ausbildungsprogramms. In dieser Eigenschaft begleitete Lilien seinen fürstlichen Schützling 1657 an die Universität Straßburg, wo er den theologischen Doktorgrad erwarb, und von 1659 bis 1661 auf der später von Birken aufgrund der Reisediarien beschriebenen Europareise. Nach des Markgrafen Regierungsantritt 1661 und Heirat 1662 avancierte Lilien zum geheimen Kirchenrat, zum Vizepräsidenten des Konsistoriums und des Ehegerichts und schließlich zum Generalsuperintendenten der Markgrafschaft, 1675 zum Präsidenten des Konsistoriums und Ende 1678, was das Gedicht Nr. 419 veranlaßte, zum Geheimen Rat. 1-8 Da# Feuer ~ Mei‰er.] Ein von Birken immer wieder variiertes Motiv; vgl. z. B. Gedicht Nr. 414, v. 1; Nr. 418, v. 1-4; WuK. Bd. 1, Gedicht Nr. 237, S. 423-425, 872f. Zu einer in Rom verfaßten Abhandlung des jungen Markgrafen de Statu Urbis ejusdemque variâ fortunâ schreibt Birken im Reisebericht Ho¡Für‰li¡er Brandenburgis¡er Uly‹e# […], 1668 (s. Stauffer, 2007, S. 673-679), S. 120f.: Diese# S¡reiben s¡riebe Jhn in die Zahl der jenigen gro‹en Gei‰er/ deren Feuer ›e nit feyren lä‹et/ sondern mit nü”li¡en Betra¡tungen ›¡ nehrt wann e# nit | äuserli¡/ dur¡ Augen und Ohren/ mit Vor‰ellungen und Anspra¡en unterhalten wird. Ewige von überirdis¡em Feuer entzündete Ampel-Lie¡ter/ tragen ihre Speise und Nahrung in ›¡/ und haben keine# Oel# vonnöten. – 11 zeitli¡] 'beizeiten', 'früh'. – 17-20 Ein Phosphor ~ zu Ruh.] Phosphor ist der Morgen- und Abendstern, der bei Sonnenauf- und Untergang zu sehen ist und sich daher als Bild für den treuen Begleiter eignet. Phoebus ist der Sonnengott, sein Name steht hier für die Sonne. Sternenbildlichkeit diente noch lange nach Birkens Epoche zur Bezeichnung des Verhältnisses von Herrschern und ihnen Zugeordneten; s. Schillers Ballade Der Graf von Hab#burg. – 25-32 Wer gegen ihr ~ zu den Grö‰en.] Verbildlichung der Ämterlaufbahn Caspar von Liliens; s. o. – 34 der Franken Föbu#] Der Markgraf Christian Ernst. – 35 den Raphael auf seinen Reisen] Anspielung auf Tob 5-12 und auf Liliens Rolle bei den Ausflügen während der Straßburger Zeit und der Europareise des jungen Markgrafen. – 41f. So löbli¡ ~ Mardo¡ee] Anspielung auf Est 1.1m-r; 8. – 43f. So zeigte Farao ~ Sinnen-S¡nee.] Anspielung auf Gen 41.37-45. – 49f. Der Lilie ~ die Herrli¡keit.] Anspielung auf Mt 6.28f.; Lk 12.27. – 53f. Jhr selb‰ ~ gewohnt.] Vielleicht so zu verstehen, daß Caspar von Lilien durch eigenes Verdienst eine Stellung erlangt habe, die früherem Glanz (s. v. 60) seiner Familie entsprach. – 58 diese Magd] Das der Tugend (v. 56) dienstbare Glück (v. 55). – 63 Seit Jojada, ni¡t Joa# Raht:] Der Priester Jojada (2 Kön 11.4-19; 12.3, 8, 10; 2 Chr 22.11; 23.1-24.17) wird dargestellt als redlicher und tatkräftiger Beschützer und Berater des Joas, den er zum König ausruft. Nach Jojadas Tod geriet König Joas auf Abwege und wurde schließlich von seinen eigenen Leuten umgebracht. Der Vers ist wohl so zu lesen: 'Seid ein Jojada bei einem Fürsten der gottlob kein Joas ist.' – 65f. J‰ Staat#man ~ zu Milan?] Ambrosius von Mailand (ca. 339397) war 373 von Kaiser Valentinian zum Statthalter Oberitaliens ernannt worden. Als er 374 den Streit der arianischen und athanasischen Parteien über die Bischofswahl zu schlichten suchte, wurde
Gedichte 419 und 420, 1679
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er, obwohl noch ungetauft, selbst zum Bischof gewählt; s. Keller, 2001, S. 41. – 69-71 Man nimt ~ ver‰ehn:] Anspielung auf zwei der Amtstellungen Liliens und auf die Tatsache, daß auf sein Bestreben hin das Gymnasium Illustre Christian-Ernestinum in Bayreuth gegründet wurde. – 71 die ~ ver‰ehn] Relativsatz.
Text 420: Zur Ho¡zeit Herrn David Funken#, und Jungfrauen Magdalenen von Sandrart. Sonnet. S. 101 T2 Herrn] Hn. – T3 und] u. – T3 Jungfrauen] Jfr. – T3 von] vo – 3 iezt] rechts auf dem Rand; Einfügungszeichen davor und in der Zeile + – 6 e#] danach ein Wort gestrichen – 9 au#zusprü”en] ev au# zu sprü”en – 11 ZunderLand] ev. Zunder Land (mit der-Kürzel; L überschrieben) – 12 dann] dan – 12 ‰et#] oberhalb von gestrichenem bald – 12 Flammen] Flam en – 12 s¡wi”en] davor gestrichen ›”en – 14 Sie] S aus s überschrieben – U1 Februarii.] Febr. (auf der Höhe von 14) Das Sonett ist in der Kopfrubrik der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder zugewiesen. Aus Birkens Tagebuch kennen wir das Datum der Hochzeit, zu welcher das Gedicht geschrieben worden ist: Zum 19.2.1679 hat Birken notiert (II.458; PBlO.B.2.1.2, 209v): "Jungfrau Sandrartin ho¡zeit. Er mir Wein und Koppen. J¡ munus 1 Goldgulden." Das Gedicht gilt ebenso wie das am 16.2.1679 entstandene Lied Nr. 254 in der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1, S. 444-446) der Hochzeit des Nürnberger Kunst- und Buchhändlers und Verlegers David Funck (1642-1709; zu ihm s. Benzing, 1977, Sp. 1139; Paisey, 1988, S. 71) mit Magdalena Christina von Sandrart, einer Tochter des Nürnberger Kupferstechers, Zeichners und Verlegers Jacob von Sandrart (1630-1708; zu ihm s. Zedler. Bd. 33 (1742), Sp. 1981; Thieme / Becker. Bd. 29 (1935), Sp. 397; Portrait bei Mortzfeld. Bd. 21 (1992), A 18673). Da von Blutsverwandtschaft des im Gedicht Sprechenden mit einem Teil des Brautpaares die Rede ist (v. 8), ist davon auszugehen, daß Birken es für den Brautvater geschrieben hat, der auch der Absender des Wein- und Fleischgeschenks gewesen sein dürfte. Wie bei dem zum selben Anlaß entstandenen Lied ist höchst unwahrscheinlich, daß das Sonett nicht gedruckt worden sein sollte, doch ist kein Druck nachgewiesen. 1-4 Jmfall ~ Gei‰] Abermals eine Variante der Feuermetaphorik zur Verbildlichung der poetischen Inspiration (s. zu Gedicht Nr. 419, v. 1-8), diesmal vom Namen des Bräutigams ausgelöst und kontrastiert mit der Feuerbildlichkeit in v. 9-12. – 2 wie David i‰ gewesen] David als Dichter des Psalters. – 3 die bösen] 'die schlechten'. – 7 Laß ~ genesen] Eine Bitte um Wohlergehen, nicht um Wiederherstellung der Gesundheit. – 8 von denen ~ hei‰.] S. o. – 9f. Sand-Kiesel ~ in den Sand.] Spiel mit den Familiennamen der Brautleute. – 14 So leben Sie] Optativ.
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Text 421: Jn Herrn Georg Chri‰o[ Hohmann# Nürnbergis¡en Kriegs¡reiber# StammBu¡. S. 109 T2 Herrn] Hn. – T2 Nürnbergis¡en] Nürnb und etc-Kürzel mit Punkt – T3 StammBu¡] ev. Stamm Bu¡ – T3 StammBu¡] Stam Bu¡ (ebenso 22 beisammen – 23 Flammen) – 3 gedenk] gedek – 8 hinzu¿end] davor gestrichen wegneh – 9 al#] danach gestrichen die liebe Saal mi¡ und zwei weitere Wörter – 9 die liebe Saal] zweizeilig an die weit nach rechts auf den Rand reichende gestrichene Passage angehängt – 10 mi¡ ~ reisen,] darüber eine Verszeile gestrichen: mi¡ der Nori# s¡i¿te wieder – 10 mi¡] oberhalb von gestrichenem hieß – 10 hause] s überschrieben – 10 hieße] oberhalb von gestrichenem wieder – 11 und] davor gestrichen al# – 11 Linden] oberhalb von gestrichenem Pegni” – 14 den] durch Überschreibung aus die – 14 S¡äfereyen] davor gestrichen Feldereyen – 19 Sinn] Sin – 21 hier] danach ein Zeichen gestrichen – 31f. Wehrt‰er! ~ verEint.] Rechts auf dem Rand gegenüber 29f.; Plazierungsstrich Dem in der Kopfrubrik der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder zugewiesenen, selbst undatierten Gedicht geht im Arbeitsbuch ein auf den 20.3.1679 datiertes unmittelbar (S. 108) vorauf; es folgt, ebenfalls unmittelbar (S. 110) eines vom 5.5.1679. Von dem Adressaten des Gedichtes stammt der älteste an Birken gerichtete Brief in dessen Manuskriptnachlaß (PBlO.C.150.1). Er wurde am 29.11.1642 in Frankfurt am Main ausgestellt. Der Empfänger war damals 16 Jahre alt, der Absender sicherlich kaum älter; s. v. 24. Zu diesem Brief s. Laufhütte, 1998(3), S. 311-313; 2007, S. 126f.; Abdruck des Briefes dort S. 312 bzw. S. 126f. Der Briefinhalt läßt erkennen, daß es vor Hohmanns Abreise recht vertraut-familiären Umgang gegeben hatte und daß Hohmann vor dem Tod des Vaters Daniel Betulius (23.5.1642) abgereist war, vermutlich der Ausbildung wegen, wovon freilich in dem Brief nichts zu erkennen ist. Aus späterer Zeit stammt eine Tagebuchnotiz Birkens zum 10.3.1668 (I.353; PBlO. B.2.1.4, 77r): "Herrn Hohmann ZollVerwaltern de# Für‰en, zu Sa¡sen Lauenburg, einige meine dru¿sa¡en dur¡ Papium übersendet." Diesem Vorgang müssen Kontakte voraufgegangen sein; sie sind im uns zugänglichen Quellenbestand nicht zu erkennen. Das Gedicht wird kurz nach Hohmanns Rückkehr nach Nürnberg entstanden sein. Da es für Hohmanns Stammbuch geschrieben worden ist, wird es ungedruckt geblieben sein. 3-8 J¡ gedenk no¡ ~ mi¡ betrübt.] Rückblick auf gemeinsam in Nürnberg verbrachten Jugendjahre, die mit Hohmanns Weggang nach Frankfurt endeten; s. o. – 9-16 Na¡mal#, al# die liebe Saal ~ Und wa# konte süßer seyn?] Birken war nach dem Abbruch seines Jura-Studiums in Jena im Sommer 1644 nach Nürnberg zurückgekehrt und Anfang Dezember 1645 nach Wolfenbüttel aufgebrochen; s. Prosapia / Biographia (WuK. Bd. 14), S. 24f., 30. In diese Zeit fallen seine ersten Kontakte mit dem und seine Aufnahme in den Pegnesischen Blumenorden; s. ebd., S. 24-27. – 11 hier im Linden-Thal] Die PegnitzHalbinsel vor der Stadt, der erste Treffpunkt der Pegnitzschäfer und Schauplatz der Handlungen in zahlreichen bukolischen Gedichten und Eklogen der früheren Jahre. Wie weitgehend Hohmann in Birkens frühe poetische Bestrebungen involviert war, ist nicht zu erkennen. – 17-20 J¡ zog na¡ der Elbe
Gedichte 421 und 422, 1679
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hin: ~ an dem Maine nun au¡ ware.] Birken verließ Nürnberg Richtung Elbe im Dezember 1645 (s. zu v. 9-16), Hohmann offenbar erst 1658 oder etwas später, als Birken nach Bayreuth gezogen war, wo er bis zum Spätherbst 1660 lebte. – 21f. Je”und ~ beisammen] Rückblick auf die beiden früher in Nürnberg verlebten Zeiträume: bis 1642 und 1644/45. Hohmann wird erst kurz vor der Entstehung des für sein Stammbuch bestimmten Gedichtes wieder nach Nürnberg gekommen sein. – 24 ›nd au¡ glei¡ an Jahren s¡ier] S. o.
Text 422: Zu Herrn Johann Gottlieb Witti¡# und Jungfrau Maria Regina Heiglin Ho¡zeit. S. 111 Unter der Überschrift, die über die ganze Seitenbreite geführt ist, zweispaltige Textanordnung: 1-24 (a), 25-50 (b), 51-54 (zentriert) – T2 Herrn] H. – T2 Johann] Joh. – T2 Jungfrau] Jf. – 1 Himmel#] Him el# (ebenso 17 Flammen – 19, 36, 38 Himmel – 41 frommer – 45 Lö[elZimmer – 46 immer) – 10 wann] wan – (ebenso 19, 38 gönnt – 47 dann) – 18 ›e] oberhalb der Zeile – 35 Eu¡] E überschrieben; darüber ein Zeichen ohne erkennbare Funktion – 35 und] u. – 39 in] davor gestrichen auf – 53 dem] undeutlich; ev. den – 54 Eure Magd] mit größerem Abstand in derselben Zeile wie die erste Vershälfte – 41f. M. W. | 9 Maij.] in derselben Zeile wie 54 Dieses von Birken nicht in eigenem Namen verfaßte und, wenn es, wie anzunehmen, gedruckt worden ist, nicht unter seinem Namen gedruckte Lied ist in der Kopfrubrik der Sammlung S. v. B. BirkenWälder zugwiesen. Zwar gibt es in Birkens Tagebüchern von 1664 bis 1679 zahlreiche Notizen zu Kontakten zu den Nürnberger Apothekern Caspar und Georg Basilius Wittich und Mitgliedern ihrer Familien sowie zu einer Frau Wittich, die seit 1675 als Schuldnerin Frau von Birkens erscheint, zwar wird seit 1668 Caspar Wittich mehrfach "S¡wager" genannt, was auf verwandtschaftliche Beziehungen zu Birkens erster Ehefrau deutet, zwar hat es den Tagebuchnotizen nach auch einen intensiven Schriftverkehr zwischen Birken und einem der Apotheker oder gar beiden gegeben, von dem freilich in Birkens Archiv nichts erhalten ist, zwar ist nach dem Tod einer "Frau S¡wägerin und Gevatterin Witti¡in" am 13.1.1677 (II.370; PBlO.B.2.1.2, 160r) lebhafter Verkehr mit mehreren Jungfrauen Wittich dokumentiert, von denen eine, "Jungfrau Base Magdalena Witti¡in", wohl ein Patenkind Frau von Birkens, bei Birkens einzog (II.381; PBlO.B.2.1.2, 166v; zum 6.2.1677); keine der zahlreichen Notizen enthält aber den geringsten Hinweis darauf, ob der im Gedicht Nr. 422 angeredete Bräutigam, offenbar ein Theologe (s. v. 39f.), ein Mitglied oder ein Verwandter der Apothekerfamilie war. Der Familienname der Braut begegnet in den Manuskripten des Birken-Nachlasses überhaupt nicht. Wir wissen auch nicht, wo im Mai 1679 die Hochzeit der beiden in der Überschrift Genannten stattgefunden hat und wer die weibliche Gratulantin war, die den Bräutigam mit "Herr Vetter" (v. 20) anredet und mit deren Namensabkürzung "M. W." Birken das Gedicht beschließt. Ein Druck ist nicht bekannt.
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20-27 Sieben ›nd ~ voll Gaben:] Offenbar war die Braut erst nach vierzehnjähriger Kinderlosigkeit ihrer Eltern geboren worden. – 31-35 der Vatter ~ Nam und Kind.] Der verstorbene Vater der Braut war Pate des Bräutigams. Dieser hatte, wie üblich, dessen Vornamen erhalten. – 39f. Er lernt' ~ weiden.] Anspielung auf das – wohl theologische – Studium des Bräutigams; s. o. – 41f. Ein Jacob ~ iezt heimführt.] Anspielung auf Gen 29. – 43-45 Jhr habt ihn ~ Lö[elZimmer.] Scherzhafte Erinnerung an die spärlichen Zusammenkünfte der Brautleute während der Verlobungszeit.
Text 423: Ubers¡ri]en an ein Botenhau#. S. 122 T2 Botenhau#] ev. Boten hau# Gedicht 1: Avisen] überwiegend lateinische Schreibung Gedicht 3: wann] wan Diese Gruppe von Epigrammen ist in der Kopfrubrik der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder zugewiesen. Selbst ist sie undatiert. Unmittelbar vorauf (S. 121) gehen einige ebenfalls undatierte Epigramme, diesen (S. 120) ein im Monat Oktober 1679 entstandenes Gedicht. Der Gruppe Nr. 423 folgt auf derselben Seite (S. 122) ein auf den 3.11.1679 datiertes Epigramm, das an dieser Stelle aber nur steht, weil der Platz gerade ausreichte; denn das darauf folgende (S. 123) Gedicht trägt das Datum des 1.11.1679. Demnach sind die Epigramme Nr. 423 im Oktober 1679 entstanden, zu welchem Zweck und Anlaß, ist nicht zu erkennen, s. aber zu T2. Ein Druck ist nicht bekannt. T2 Botenhau#] Das Botenamt, vom Magistrat der Städte oder von Landsherrschaften unterhalten und in der Reichsstadt Nürnberg lange gegen die Monopolisierungsbestrebungen der Reichspost verteidigt, diente nicht nur dem 'Dienstverkehr' der Behörden mit eigenen Nebenstellen und mit anderen politischen Instanzen, sondern auch – gegen Entgelt – der Beförderung von Briefen und anderen Sendungen Privater. Birken hat sich der Dienstleistungen von Boten sowohl bei seinen Reisen als auch später für Briefe und andere Sendungen ebenso wie seine Partner häufig bedient, wie in seiner Autobiographie wie in mehreren seiner Korrespondenzen kenntlich wird. Birkens Epigramme könnten einem neuen Amtssitz des Nürnberger Botenmeisters gegolten haben. Gedicht 1: Avisen] Damals übliche Bezeichnung für 'Zeitungen'; hier wohl eher allgemein für 'Neuigkeiten': Die Boten kamen viel herum und brachten neueste Nachrichten mit. Gedicht 3: übers¡riebne Bögen] Briefe, Gedrucktes. Gedicht 7: von diesen] Den Epigrammen 1-6.
Gedicht 424, 1679
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Text 424: Auf Herrn S¡wager Johann Adam Rubinger# Für‰li¡ Brandenburgis¡en und Culmba¡is¡en Medici Bildni#. Ex Latino meo. S. 122 T2 Herrn] H. – T2 S¡wager] S¡w und etc-Kürzel mit Punkt – T2 Johann] Joh. – T2 Für‰li¡] Für‰l. – T2f. Brandenburgis¡en] Brandenb und etc-Kürzel mit Punkt – T3 und] u. – T3 Culmba¡is¡en] Culmb und etc-Kürzel mit Punkt – 3 Herrn] H mit etc-Kürzel und n – 5 da#] Kürzel – U1 Novembris.] Nov. Dieses Portrait-Epigramm hat Birken zweimal in sein Arbeitsbuch eingetragen, zuerst ohne eigene Zuweisung, aber unter den Versen datiert ("3 Nov."), auf S. 122, wo gerade noch hinreichend Platz war, dann, ohne Datum, aber mit Zuweisung zur Sammlung S. v. B. Birken-Wälder in der Kopfrubrik, auf S. 132, in einer Umgebung, in welcher der 22.11.1679 als nächstes folgendes (S. 134) der 10.11.1679 als letztes voraufgehendes Datum genannt wird. Vor der ersten Eintragung des Gedichtes Nr. 424 steht, auf derselben Seite und durch einen waagerechten Strich über die ganze Seitenbreite hin abgegrenzt, die Gedichtgruppe Nr. 423. Wir geben den Text der ersten Eintragung wieder und gehen von der Korrektheit ihrer Datierung aus. Stauffer, 2007, S. 1026, hat nicht erkannt, daß es sich bei den beiden Eintragungen um dasselbe Epigramm handelt, auch nicht, daß das mit dem Portrait Rubingers (reproduziert bei Paas, 1988, Nr. 376 (S. 753); Mortzfeld. Bd. 20 (1992), Nr. A 18111 (S. 262)) gedruckte lateinische Epigramm die in der Überschrift des Gedichtes Nr. 424 von Birken erwähnte Vorlage ist: Haut quisquam praestat quidquam sine Numine: nomen Mendici MEDICUS sic feret, absque DEO. Sic Noster Coae Pietatem junxerat Arti: ME DUCIS, dixit, me, DEUS, axe regis. Candorem venerare, Manus quas aeger egenus senserat, ac humilem Pectore: Talis erat. Conjunctiss. & desideratissimo DN. Adfini Elogium hoc datque dicatque Sigismundus à Bir¿en C. Com. P. Von dem lateinischen Epigramm gibt es keine Manuskriptversion. Die zweite Manuskriptfassung des deutschen Epigramms unterscheidet sich, von leichten Abweichungen der Orthographie und Interpunktion abgesehen, von der ersten nur in der Überschrift: T2f. Für‰li¡ ~ Culmba¡is¡en] fehlt –. Ein Druck der deutschsprachigen Fassung ist nicht nachgewiesen. T2f. Auf Herrn S¡wager ~ Bildni#.] Der aus Eger gebürtige, in Kulmbach als Hofmedicus und Stadtphysicus tätige Johann Adam Rubinger (1623-1679; zu ihm und seinen verwandtschaftlichen Beziehungen zur Familie Birkens s. Stauffer, 2007, S. 1027) war am 25.8.1679 gestorben. S. dazu den bei Stauffer, S. 1027f., ausgewerteten Brief des damaligen Kulmbacher Diakons Johann Laurenz Frobeni-
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Apparate und Kommentare
us vom 1.9.1679 (PBlO.C.87.2), in dem von der Absicht der Witwe die Rede ist, die Leichpredigt drucken zu lassen, und ihre Bitte übermittelt wird, Birken möge mitteilen, was die Anfertigung eines Portraitkupfers koste. Dadurch, daß ein solches mit dem lateinischen Epigramm der gedruckten Leichpredigt vorgebunden ist, ist dieses, Birkens Angabe in der Überschrift des Gedichtes Nr. 424 entsprechend, als die ältere Fassung bestätigt. In der Nachrufpublikation für Rubinger ist auch ein weiteres Gedicht aus dem Arbeitsbuch gedruckt: Wuk. Bd. 5, Gedicht Nr. 346, S. 484-486, 1029-1031.
Text 425: Uber Herrn Prediger# Andreae Ungelenk# Bildni#. S. 132 T2 Herrn] H. –T2 Prediger#] Pred. – T2 Andreae] Andr. – 2 Brunn] Brun – 3 frommen] from en Dieses Portrait-Epigramm steht als zweites von drei Gedichten dieser Art – das erste ist die zweite Eintragung des Epigrammes Nr. 424 – auf S. 132 im Arbeitsbuch, die in der Kopfrubrik die sicher für alle drei Texte geltende Zuweisung zu der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder aufweist. Das Gedicht ist nicht datiert. Es dürfte ebenfalls im November 1679 entstanden sein. Geschrieben hat Birken es zu einem Portrait-Kupfer des Nürnberger Philologen und Theologen Andreas Unglenk (1632-1697) das einem Werk desselben vorgefügt werden sollte. Zu Andreas Unglenk, der damals Prediger an St. Jacob in Nürnberg war, s. Will. Bd. 4 (1758), S. 104-109; Simon, 1965, S. 234; Stauffer, S. 1055. Seit 1666 – von 1666 bis 1674 war Unglenk Diakon an St. Lorenz, danach an St. Sebald, seit 1676 Prediger an St. Jacob – wird er öfter in Birkens Tagebüchern erwähnt, meist als offenbar beliebter Vesperprediger (was von Stauffer, S. 1055 kulinarisch mißverstanden wird); auch C. R. v. Greiffenberg scheint ihn als solchen geschätzt zu haben; s. Texte Nr. 185, v. 345f. (1663/64) und Nr. 47a (15.5.1669) im BirkenGreiffenberg-Briefwechsel (WuK. Bd. 12, S. 393 und 930, 101 und 533). Birkens Epigramm war für dieses Werk Unglenks bestimmt: Himmlis¡e Wirdigkeit und Hoheit | Der | Göttli¡en Bund#-Kinds¡a]. | Da# i‰: | Himmel#-Po‰ill | der Kinder GOtte#: | Darinnen | alle und jede Evangelia/ auf alle und jede | Sonnund hohe Fe‰-Täge/ | ja au¡ | der Heiligen Apo‰el- und Feyer-Täge/ | Dur¡# ganze Jahr dur¡/ von Wort zu Wort erkläret ›nd; | Darbey au¡/ an ‰att der Haupt-Lehre/ jede#mal# | ein Stü¿ von unserer | Gnaden-Kinds¡a] bei GOtt/ | mit angeführet wird: | Denen widergebornen Kindern GOtte#/ zur Seelen-|erbauli¡en Lehre/ Widerlegung/ Vermahnung/ | Warnung/ und Tro‰; | Samt einem dreifa¡en Regi‰er. | Auf Begehren zum Dru¿ übergeben/ | vom | Andrea# Unglenk/ Prediger bei St. Jacob. | Nürnberg/ | Dru¿t# und verlegt# Andrea# Knorz. | Jm Jahr Chri‰i 1680 (s. Stauffer, 2007, S. 1055-1057). Vor dem aufwendig gestalteten Kupfertitel enthält der umfangreiche Band Unglenks Portrait mit Birkens Versen. Außer dem 1680 veröffentlichten Stich mit Birkens Versen gibt es zwei weitere von 1687 mit anderem Bildhintergrund, die ebenfalls Birkens Verse enthalten. Alle drei sind von Wolfgang Philipp Kilian (zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 20 (1927), S. 305) gestochen; alle drei sind bei Paas, 1988, Bd. 2, Nr. 427-429 (S. 854-859), sie und einige weitere bei Mortzfeld. Bd. 25 (1993), Nr. A 22502-22504 (S. 344), Nr. 22505-22508 (S.345), Nr. 22509-
Gedichte 425, 426 und 427, 1679, 1679 und 1680
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22511 (S. 346), Nr. 22512 (S. 347) wiedergegeben. Stauffer, S. 1055-1057, weist nur die drei Versionen des Portraitdrucks nach, nicht das Werk, für welches der erste bestimmt war. Im Druck von 1680 trägt das Epigramm keine Überschrift, die Verse sind ohne Einzüge angeordnet, es gibt diese Unterschrift: "Also Ehrn-zuru[ete dem Fürtre[l: Herrn Prediger | Sigmund von Birken C. Com. P." Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion abgesehen, diese Abweichungen: 2 Dein Gehör von ihme trink,] Trinket dein Gehör von Jhm: – 2 Brunn] Born –. In den beiden Drucken von 1687, die für die zweite Ausgabe des Unglenkschen Werkes bestimmt waren, die ebenfalls bei Knorz in Nürnberg erschien, gibt es hinsichtlich des Textes und seiner Anordnung keine Änderung.
Text 426: An den Wehrten Polyanthu#. S. 132 T1 Wehrten] W. Drittes Epigramm auf S. 132 des Arbeitsbuches (s. zu Gedicht Nr 425), undatiert und nicht eigens der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder zugewiesen. Es wird ebenfalls im November 1679 entstanden sein. Gerichtet ist es an den nach Ausweis vieler Tagebuchnotizen befreundeten Apotheker Johann Leonhard Stöberlein (1636-1696), den Birken 1672 als Polyanthus in den Pegnesischen Blumenorden aufgenommen hatte (s. WuK. Bd. 1, Gedicht Nr. 205, S. 396, 806-810; Amarantes / Herdegen, 1744, S. 412-417; Will. Bd. 3 (1757), S. 779f.; Jürgensen, 2006, S. 427-431). Es dürfte sich um die scherzhafte Bestellung eines Medikaments gegen Gallenbeschwerden handeln. Gedruckt worden ist das Gedicht sicher nicht. 1 Der Rhein die Wut der Gallen] Birken dürfte sich hier auf die im Frieden von Nimwegen 1678 den Franzosen bestätigten Eroberungen im Elsaß beziehen. – 1 der Gallen] 'der Franzosen'.
Text 427: Zu Herrn . . . . . Kramer# JurisConsulti und Jungfrau . . . . S¡u‰erin Ho¡zeit. S. 151 T2 Herrn] H und etc-Kürzel mit Punkt und n – T2 . . . . . (2x)] ein undeutlicher Großbuchstabe (J oder L) und danach Raum für einen Vornamen in der Zeile – T2 JurisConsulti] JCti – T2 Jungfrau] Jf. – 3 großer] davor ein Wort oder Wortanfang gestrichen – U1 den] d. – U1 Septembris] Sept. Anlaß für die Anfertigung dieses Gedichtes, das Birken in der Kopfrubrik der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder zugewiesen hat, war die Hochzeit des Juristen Zacharias Kramer, der u. a. in kurfürstlich-Brandenburgischen Diensten stand, und Esther Susanna Schusters am 13.9.1680 in Nürnberg. Es gibt zwei zu diesem Anlaß gedruckte Gratulatorien; ihnen verdanken wir die Kenntnis des Hochzeitsdatums und der Vornamen der Brautleute. Das erste: Myrten-Feyer | De# | WohlEdlen Ve‰ und Ho¡gelehrten | Herrn | Za¡aria# Kramer# | beyder Re¡ten Doctoris | Seiner Churfür‰l. Dur¡l. zu Branden-|burg/ wie
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au¡ vers¡iedener Stände de# Löbl. | Frän¿is¡en Crayse# wür¿li¡ be‰alten | Raht# und Advocati, | Mit der | WohlEdlen viel Ehr- und Tugendrei¡en | Jungfer | E‰her Susanna | Weiland | De# WohlEdlen Ve‰ und Ho¡gelehrten | Herrn Johann Georg S¡u‰er#/ | beyder Re¡ten Doctoris, Seiner Churfür‰l. | Dur¡l. zu Pfal” be‰alten Raht#/ und Eine# Ho¡-|löbl. Heidelb. Ho[geri¡t# Assessoris | hinterla‹enen Eheleibli¡en Jungfer | To¡ter/ | Wel¡e dem 13. Septemb. de# 1680ten Jahr# in Nürnberg | Feyerli¡ gefeyret worden beglü¿wünts¡et | von | Wehrten Gönnern und Freunden. | Gedru¿t bey Wolf Eberhard Fel#e¿ern. Das zweite: Je mehr Neid/ | Je mehr Freud/ | au¡ der be‰e Tugend-Adel | leidet böser Zungen Tadel. | Au[ dem | Krahmer-S¡u‰ers¡en | Jn Nürnberg den 13. Sept. zu celebrirenden | Ho¡zeit-Fe‰ | zum | Na¡-Confect | Au[ zu tis¡en per posta au# Cölln an der Spree | eilfertig‰ übersandt | von | dem Gutmeinenden Unverfäls¡ten. Wir wissen nicht, ob der Gratulant Laurenz du Bois, genannt Challiau, gewesen ist, der mit dem Namen Der Unverfälschte 1659 als 699. Mitglied in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen worden ist; s. Neumark, 1668, S. 404. Beide Epithalamien sind in der Stadtbibliothek Nürnberg vorhanden: Gen.K. 114.1. Schon daß Birken, als er das wenige Tage vor der Hochzeit entstandene Gedicht in sein Arbeitsbuch eintrug, die Vornamen der Brautleute nicht kannte, legte die Vermutung nahe, er habe es nicht in eigenem Namen verfaßt. Tatsächlich ist es in dem ersten der beiden Gratulatorien als Beitrag Johann Leonhard Stöberleins (zu ihm s. zu Gedicht Nr. 426) gedruckt worden; s. Jürgensen, 2006, S. 430 (ohne Wahrnehmung der Autorschaft Birkens); nicht bei Stauffer. Auf Birkens Freundschaftsdienst reagierte Stöberlein mit einem Brief (PBlO.C.343.7), dessen Empfang Birken für den 27.9.1680 bestätigt hat: Ho¡ Edler Floridan ho¡geEhrte‰er Herr Gesells¡a[ter. hiermit kommen ne¡‰ s¡uldverbundnem dan¿, die zierli¡ verfa‰e Reim Zeilen zwar von meiner hand, aber ni¡t von meinem gei‰ wieder zuru¿, al# wel¡er unfähig, zumahlen bey jeziger Unruhe, derglei¡en zu gebähren. Wel¡e mi¡ au¡ dieser obhandnen verlöbniße gänzli¡ verge‹end gema¡t. hierbey folget au¡ ein roth Zahn Pulver, wormit de# tag# 1 in 2 mahl die Zehne zureiben, oder vielmehr da# Zahn eis¡, so ho[entli¡ ni¡t vnre¡t thun wird. in zwis¡en aber, bi# zu Persohnli¡er aufwartung, ha[te i¡ ja er‰erbe De# Ho¡Edlen Floridan# hoh‰ Verbundener S¡uldiger Kne¡t Polyanthu#. Das Gedicht steht als vorletzter von sechs römisch gezählten Beiträgen in dem acht Seiten umfassenden Heft. Es hat dort keine Überschrift und ist so unterzeichnet: "Mit diesen eil-Zeilen wolte seiner obliegen-|heit na¡ aufwartig seyn | Johann Leonhard Stöberlein/ | Apothe¿er." Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, diese Abweichungen: 7 Jzt] Je”t – 7 Re¡te-Prie‰er] Re¡ten Prie‰er – 18 Wuns¡] Wunds¡ – 18 hier] hin – 22 ernehre] ernähre – U1 den 9 Septembris.] fehlt
Gedicht 427, 1680
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T2f. Zu Herrn ~ Ho¡zeit.] s.o. – 1-6 War er ni¡t ~ seind.] Gemeint ist der Vater der Braut, Johann Georg Schuster aus Lauf bei Nürnberg (1634-1672; zu ihm s. Will. Bd. 3 (1657), S. 617f.; Stauffer, 2007, S. 804f.). Er hatte seit 1647 in Altdorf, Jena und Tübingen studiert und 1656 in Altdorf das juristische Licentiat erworben, worauf er 1657 in Nürnberg als Advokat zugelassen wurde. Nach der Erlangung des Doktorgrades in Altdorf 1658 heiratete er 1660; zwei Töchter und zwei Söhne überlebten ihn. 1660 wurde er Genannter in Nürnberg, 1666 Rat des Grafen Wolf Philipp von Pappenheim. 1669 vertrat er Interessen des Pfalzgrafen Christian August bei Rhein beim Reichstag in Regensburg. 1671 schließlich wurde er als Rat und Hofgerichtsassessor vom Pfälzischen Kurfürsten nach Heidelberg berufen, starb aber schon im Januar des folgenden Jahres. Zum 25.6.1672 hat Birken im Tagebuch notiert (II.129; PBlO.B.2.1.7, 80(18)r): "Doctor S¡u‰er# Lei¡Predigt empfangen." Verfasser war der Heidelberger Diakon Philipp Martin Kieffer; s. Stauffer, 2007, S. 804. Mit einem Kupferportrait Schusters, das nach dessen Tod Georg Christoph Eimmart (zu ihm s. Thieme / Becker. Bd. 10 (1914), S. 420f.) gestochen hat (s. Paas, 1988, Nr. 392, S. 784f.; Mortzfeld. Bd. 22 (1993), Nr. A 19817 (S. 164), Nr. A 19818 (S. 165)), ist ein Epigramm Birkens gedruckt worden: Quem sibi tutorem Leges, prudentia Suadam, Os simul Elector, Celsumq´ ue ac Nestora Celsi legerunt, Astraea suum quem senserat astrum; Hunc Aulis tantum fata ostendêre, veloci stamine; sed Nomen feret annos, obside Famâ. Jta Viri Magni B. Manes veneratur Sigismundus à Birken. C. Com. Pal. [Den sich die Gesetze zum Hüter, die Klugheit zum Redner, der Kurfürst zu seinem Sprecher, die Großen zu ihrem würdigen Berater erwählt haben, den Astraea als ihren Leitstern empfunden hatte, den hat das Schicksal den Höfen nur gezeigt, mit seinem rasch ablaufenden Lebensfaden. Doch sein Name wird dauern; sein Ruf bezeugt es. So ehrte das Gedächtnis des großen Seligen Sigmund von Birken, kaiserlicher Hofpfalzgraf.] Dem lebenden Johann Georg Schuster gilt nur eine einzige Tagebuchnotiz Birkens. Zum 20.12.1668 ist eingetragen (I.414; PBlO.B.2.1.4, 97r), jener habe in Stellvertretung eine Patenschaft bei der Taufe eines Amsterdamer Juden in der Nürnberger Augustinerkirche wahrgenommen. – 3 war er ni¡t mein großer Freund?] Die von Birken inszenierte Ich-Instanz des Gedichtes ist Johann Leonhard Stöberlein (1636-1696), der mit Johann Georg Schuster fast gleichaltrig und offenbar eng befreundet gewesen war. – 4-6 Pegni” ~ seind.] Offenbar hatte Schuster die meisten seiner Tätigkeiten in Nürnberg ausüben können. Erst die letzte, die nur noch sehr kurze Bedienstung beim pfälzischen Kurfürsten, hatte ihn
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Apparate und Kommentare
nach Heidelberg geführt. – 7-12 Jzt ein Glei¡er ~ Eidam ndt.] Über Schusters Schwiegersohn Zacharias Kramer hat sich über das Datum seiner Hochzeit und die Angaben über seinen akademischen Grad und beruflichen Status hinaus, welche das erste der beiden Epithalamien enthält, nichts ermitteln lassen. – 13-15 Etwan au¡ ~ der mi¡ liebt.] Birken läßt den Ich-Sprecher des Gedichtes auf die Möglichkeit anspielen, mit dem Bräutigam in ein ähnliches Freundschaftsverhältnis zu treten, wie es zwischen Stöberlein und dem Vater der Braut bestanden hatte. – 19 ›e] Zurückbezogen auf "hand" (v. 18).
Textgruppe 428: Jn Herrn Borken# StammBu¡. S. 166f. T2 Herrn] H. – T2 StammBu¡] Stam Bu¡ Die drei lateinischen Sätze sind Bestandteile eines Emblems, das links neben dem ersten Epigramm angebracht ist: ein Kreis, um den herum je halbkreisförmig rechts der erste, links der zweite Satz angebracht sind, während der dritte, seinerseits kreisförmig angeordnet, innerhalb des gezeichneten Kreises steht. Spruch 3: est] eି Gedicht 1: 1 Himmel] Him el – 5 Stunde:] ev. Stunde; – U1 E.] Funktion unbekannt Das erste Epigramm ist unten auf der Seite eingetragen und links auf dem Rand der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder zugewiesen. Das zweite steht quer zur Hauptbeschriftung rechts auf dem Rand der folgenden Seite; sein Inhalt erweist es zweifelsfrei als Ergänzung oder Alternative zu dem ersten gehörig. Das erste Epigramm ist die letzte Eintragung der Jahrgangsgruppe 1680 im Arbeitsbuch. Unmittelbar vorauf geht ein auf den Monat November datiertes Gedicht. Die Abkürzung "E." unter dem ersten Epigramm ist sicher zu "Eodem mense" zu ergänzen. Mit der Seite 167 beginnen die Eintragungen des Jahres 1681. Es ist nicht auszuschließen, daß das ohne eigene Zuweisung und ohne Datierungsnotiz, sicher nach dem Abschluß der Hauptbeschriftung dieser Seite eingetragene zweite Epigramm auch erst im neuen Jahr entstanden ist. Wer der Besitzer des Stammbuchs war, in das Birken eines der beiden Epigramme oder beide eingetragen hat, konnte bisher nicht ermittelt werden. Der Inhalt beider Gedichte legt die Vermutung nahe, daß es ein Mathematiker oder Geometer gewesen sein dürfte. Gedruckt worden sind die beiden Gedichte sicher nicht. T2 Herrn Borken#] S. o. – T3-5 Jnfinitum ~ cruciat.] Die beiden Epigramme sind rätselauflösende Subscriptiones eines Emblems. Imago und drei Motti, ein Kreis mit Punkt in der Mitte und drei Sprüchen, stehen links neben dem ersten Epigramm. Außen um den Kreis herum sind rechts, in der Mitte oben ansetzend der erste, links etwas tiefer beginnend, der zweite Spruch angebracht. Der dritte ist im Kreisinnern um den zentralen Punkt herumgeführt. – T3 Jnfinitum quod delectat.] 'Unendlich ist das, was erfreut.' – T4 Optimum elige, si sapis.] 'Wähle das Beste, wenn du weise bist.' – T5 punctum est, quod cruciat] 'Nur ein Punkt ist, was quält.'
Gedichte 429 und 430, 1681
1215
Text 429: Jungfrau Hofmännin dankt ihrem Gei‰li¡en Lehrer für die Jnformation. Sonnet. S. 168 T2 Jungfrau] Jf. – 2 und] u. – 6 Winzer] n nachträglich verdeutlicht – 7 kleben:] Doppelpunkt vor einem gestrichenen Satzzeichen – 14 wann] wan Das Sonett ist oberhalb der Überschrift der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder zugewiesen. Wie die beiden auf derselben und der nächsten Seite folgenden Gedichte ist es undatiert. Das unmittelbar voraufgehende aber ist auf Februar 1681, das drittnächste (S. 169) auf den 17.3.1681 datiert. Demnach wird das Sonett Nr. 31 im Februar oder in der ersten Märzhälfte 1681 entstanden sein. Für welches Mädchen Birken dieses formal ungewöhnliche Sonett geschrieben hat und wer der mit der Sprecherin verwandte (s. v. 9) geistliche Lehrer gewesen ist, ist mangels Kontextes nicht zu ermitteln. Die Sprecherin könnte eine Verwandte des Verlegers Hoffmann gewesen sein. Anlaß für die Danksagung war vielleicht die Vorbereitung auf die Konfirmation. Ein Druck des Gedichtes ist nicht nachgewiesen. 2 diß i¡ empeng, und jene# soll i¡ geben.] "diß" bezieht sich chiastisch auf "Lehr" (v. 1), "jene#" auf "Dank" (v. 1). – 11f. der ihr ~ lehrtet rennen.] Zugrunde liegt 1 Kor 9.24-26.
Text 430: Auf etc. Herrn Paul Albre¡t Rieter# von Kornburg auf Harrla¡ etc. Senatoris et Polemarchi Norici Namen#-Tag. S. [177] Unter der Überschrift, die über die ganze Seitenbreite geführt ist, zweispaltige Textanordnung: 1-30 (a), 31-50 (b) – T2 etc.] Kürzel mit Punkt; ebenso T3 – T2 Herrn] H. – T3 et] & – T3 Norici] Norici. – 2 Gelde.] vor dem Punkt ein Satzzeichen gestrichen – 6 Himmel] Him el – 15 nden,] vor dem Komma ein Satzzeichen gestrichen – 20 seine#] davor gestrichen Jhn zu – 22 wann] wan – 41 5] 5. – 44 Wa¡‰um] davor gestrichen Wol‰ – 45 Enkeln] davor gestrichen edlen – 47f. der ~ Rieter] darüber gestrichen Ni¡t berühr der Mens¡en-Wüter | unsren Rieter – U1 Den] D. – U1 Aprilis.] Apr. Das Gedicht, das viertletzte im Arbeitsbuch und eines der letzten zu Lebzeiten Birkens zum Druck gelangten, ist in der Kopfrubrik der Sammlung S. v. B. Birken-Wälder zugewiesen. Anlaß für seine Entstehung war der Namenstag Paul Albrecht Rieters von Kornburg (1635-1704; zu ihm s. Zedler. Bd. 31 (1747), Sp. 1582; s. zu Gedicht Nr. 94; Portraitkupfer bei Mortzfeld. Bd. 20 (1992), S. 72, Nr. A 17689, A 17690), des ehemaligen Schülers, mit dem und in dessen Familie Birken nach Auskunft einer Anzahl von Gedichten der Sammlung Floridan# Amaranten-Garte (WuK. Bd. 1) und des Berichts in seiner Autobiographie (WuK. Bd. 14, S. 48-54) überwiegend glückliche Jahre verbracht hatte; auch später sind in zahlreichen Tagebuchnotizen weiterbestehende freundschaftliche Kontakte dokumentiert. Rieter feierte seinen Namenstag am Tag des heiligen Adalbert, am 24. April. Birkens Gedicht ist ohne Autornennung gedruckt worden: Erfreuli¡er | Glü¿-Wuns¡/ | So | Dem WolEdlen/ Ge‰rengen/ Für›¡tigen | und Ho¡weisen | HERRN | Paul Albre¡t Rietern | von Kornburg auf Harrla¡ etc. | de# Jnnern Gehei-
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Apparate und Kommentare
men Raht#/ | vorder‰en Krieg#-Hauptmann und ZeugHerrn/ u. a. m. | wegen | glü¿li¡ erlebten Namen#-Tag# | den XXIV April diese# M DC LXXXI Jahr# | bey einer Abend-Mu›k | abge‰attet worden | von | etli¡en De‹en wehrten Namen# | s¡uldigen Verehrern. | Nürnberg/ | Gedru¿t bey Wolfgang Mori” Endter/ und Johann | Andreae Endter# Seel. Söhnen. (s. Stauffer, 2007, S. 1079f.). Das Gedicht steht auf der dritten und vierten von vier Seiten. An der Stelle der Überschrift steht das Trinitätszeichen "m!". Die Strophenzahlen stehen mit Punkt. Der Anfangsbuchstabe ist als verzierte Initiale ausgeführt, was Einrückung der Verse 2, 4 und 5 zur Folge hat. Sonst gibt es, von Unterschieden der Orthographie und Interpunktion sowie typographischen Hervorhebungen abgesehen, nur diese Abweichungen: 25 de#] der – U1 Den 19 Aprilis.] fehlt 2-4 Föbu# guldet ~ zu ‰i¿en.] Anspielung auf die Jahreszeit des Gratulationsanlasses. – 10 Zefyr] Der im Frühling dominierende Westwind. – 13 Edel re¡t und Allen Wehrt] Anspielung auf Rieters zweiten Vornamen. – 31-33 Ma¡ ihn ~ bi#her gethan.] Tatsächlich ging Rieters Ämterlaufbahn in den folgenden Jahren noch weiter, bis er, inzwischen in den Freiherrenstand erhoben, 1695 alle seine Ämter niederlegte; s. Müller, 1959, S. 126; Stauffer, 2007, S. 229. – 34f. Nori# ~ oben gehen:] Mitglieder der Familie sind seit der Mitte des 15. Jahrhunderts im Nürnberger Rat bezeugt; s. Zedler (wie oben), Sp. 1580.
GEDICHTFORMEN Jede Gedichtform wird gesondert aufgeführt. Aus Raumgründen werden keine vollständigen Skansionsmodelle erstellt; die in einer Liedstrophe oder in einem nicht strophischen Gedicht verwendeten Verse werden je einmal abgebildet. X steht für eine betonte, x für eine unbetonte Silbe. Die Reim- und Binnenreimpositionen sind jeweils unterstrichen. Hinter den Versabbildungen stehen (in Klammern) die Positionszahlen der abgebildeten Verse, bei strophischen Gedichten die der jeweils ersten Strophe. Darunter ist, wie üblich mit Buchstaben bezeichnet, das jeweilige Reimungsschema angegeben. Die letzte Zeile jeder Formgruppe nennt die Nummern derjenigen Gedichte, welche die beschriebene Form aufweisen. Auf die Nummer eines Gedichtes folgt hier (in Klammern) die Zahl der Strophen (Str.), bei nicht strophischen Gedichten die Zahl der Verse. Weist ein strophisches Gedicht eine Refrainstruktur auf, ist in der Buchstabenreihe, welche die Reihenfolge bezeichnet, hinter dem betreffenden Versbuchstaben der Vermerk (R) angebracht. Binnenreimung wird dadurch bezeichnet, daß die betreffenden Buchstaben übereinander stehen. Als längere unstrophische Gedicht gelten solche, die wenigstens 14 Verse aufweisen; alle mit geringeren Verszahlen erscheinen in der Gruppe 'Epigrammatische Gedichte'. Bei Gedichtformen, die in mehreren der in diesem Register gebildeten Gruppen begegnen, ist unter der Zeile, in welcher die je zugehörigen Gedichtnummern erscheinen, das Zeichen → angebracht. Darauf folgt die Nummer der Gedichtform in der anderen Gruppe. 1. Strophische Gedichte 1.1. Trochäische 1. XxXxXxX (1-4) aabb Nr. 83 (15 Str.) 2. XxXxXxX (1, 4, 5) XxXxXxXx (2, 3, 6) abbaab Nr. 144 (3 Str.) 3. XxXxXxX (1, 3, 5, 8) XxXxXxXx (2, 4, 6, 7) ababcddc Nr. 260 (15 Str.), 117 (6 Str.), 185 (9 Str.), 200 (13 Str.), 203 (15 Str.), 215 (15 Str.), 238 (9 Str.), 266 (12 Str.), 267 (4 Str.), 334 (7 Str.), 356 (11 Str.), 402 (11 Str.), 405 (4 Str.), 421 (4 Str.) → 127
1218 4. XxXxXxX (1, 3, 6, 8) XxXxXxXx (2, 4, 5, 7) ababcdcd Nr. 316 (7 Str.) 5. XxXxXxX (1, 3, 6, 7) XxXxXxXx (2, 4, 5, 8) ababcddc Nr. 260 (15 Str.) 6. XxXxXxX (1, 4, 6, 8) XxXxXxXx (2, 3, 5, 7) abbacdcd Nr. 268 (6 Str.) 7. XxXxXxX (1, 4, 7, 10) XxXxXxXx (2, 3, 5, 6, 8, 9) abbaccdeed Nr. 231 (8 Str.) 8. XxXxXxX (1, 2, 4, 5, 7, 10) XxXxXxXx (3, 6, 8, 9) aabccbdeed Nr. 116 (3 Str.) 9. XxXxXxX (1, 2, 4, 5, 7, 8, 10, 11) XxXxXxXx (3, 6, 9, 12) aabccbddeffe Nr. 138 (3 Str.) 10. XxXxXxX (1, 4) XxX (2, 5) XxXxXxXx (3, 6) aabccb Nr. 3 (8 Str.) 11. XxXxXxX (1, 2) XxXxXxXx (3, 6) XxXx (4, 5) aabccb Nr. 27 (4 Str.) 12. XxXxXxX (1, 4, 7, 10) XxX (2, 5) XxXxXxXx (3, 6, 8, 9) aabccbdeed Nr. 25 (6 Str.) 13. XxXxXxX (1, 4, 7, 10) XxX (2, 5) XxXxXxXx (3, 6) XxXx (8, 9) aabccbdeed Nr. 283 (5 Str.)
Gedichtformen
1219
14. XxXxXxXx (1, 3) XxXxXxX (2, 4-6) ababcc Nr. 4 (7 Str.) 15. XxXxXxXx (1, 3, 5, 6) XxXxXxX (2, 4) ababcc Nr. 9 (15 Str.), 25.1 (13 Str.), 55 (9 Str.), 74 (4 Str.), 166 (7 Str.), 363 (7 Str.) 16. XxXxXxXx (1, 3, 5, 6) XxXxXxX (2, 4) ababcc Nr. 87 (15 Str.) 17. XxXxXxXx (1, 2, 4, 5) XxXxXxX (3, 6) aabccb Nr. 122 (11 Str.), 131 (24 Str.), 139 (6 Str.), 156 (15 Str.), 158 (10 Str.), 164 (5 Str.),188 (23 Str.), 230 (5 Str.), 270 (9 Str.), 298 (12 Str.), 311 (5 Str.), 325 (7 Str.), 333 (9 Str.), 335 (8 Str.), 350 (7 Str.), 351.2 (3 Str.), 371 (2 Str.), 389 (11 Str.), 398 (5 Str.), 427 (5 Str.) → 132 18. XxXxXxXx (1, 4) XxXxXxX (2, 3, 5, 6) abbacc Nr. 314 (8 Str.), 323 (3 Str.) 19. XxXxXxXx (1, 4, 5, 6) XxXxXxX (2, 3) abbacc Nr. 256 (9 Str.) 20. XxXxXxXx (1, 3, 5, 6) XxXxXxX (2, 4, 7) ababccb Nr. 265 (5 Str.) 21. XxXxXxXx (1, 3, 5, 6) XxXxXxX (2, 4, 7, 8) ababccdd Nr. 15 (4 Str.), 160 (16 Str.), 167 (6 Str.), 168 (8 Str.), 359 (16 Str.) → 130 22. XxXxXxXx (1, 3, 7, 8) XxXxXxX (2, 4, 5, 6) ababccdd Nr. 53 (5 Str.) 23. XxXxXxXx (1, 2, 3, 5, 6, 7) XxXxXxX (4, 8) aaabcccb Nr. 69 (8 Str.)
1220 24. XxXxXxXx (1, 2, 4, 5, 7, 8) XxXxXxX (3, 6) aabccbdd Nr. 324 (5 Str.) → 132 25. XxXxXxXx (1, 3, 5, 7) XxXxXxX (2, 4, 6, 8) ababcdcd Nr. 280 (6 Str.) 26. XxXxXxXx (1, 2, 4, 5, 7, 9) XxXxXxX (3, 6, 8, 10) aabccbdede Nr. 109 (9 Str.) 27. XxXxXxXx (1, 3, 5, 6, 8, 9) XxXxXxX (2, 4, 7, 10) ababccdeed Nr. 228 (8 Str.) 28. XxXxXxXx (1-8, 10, 12) XxXxXxX (9, 11) aabccbddefef Nr. 115 (3 Str.) 29. XxXxXxXx (1, 4, 7, 8) XxXx (2, 5) XxXxXxX (3, 6) aabccbdd Nr. 218 (8 Str.), 303 (6 Str.) 30. XxXxXxXx (1, 4, 7, 9) XxXx (2, 5, 8) XxXxXxX (3, 6) aabccbddd Nr. 120 (9 Str.) 31. XxXxXxXx (1, 2, 4, 5, 7) XxXxXxX (3, 6, 9, 10) XxXx (8) aabccbdd(R)ee Nr. 430 (5 Str.) 1.2. Trochäisch-jambische 32. XxXxXxX (1, 2, 4, 5, 7, 8) xXxXx (3, 6) aabccbdd Nr. 399 (6 Str.) 33. XxXxXxX XxXxXxXx (1, 3, 5, 8, 12, 15, 17, 19) XxXxXxXx (2, 4, 6, 7, 13, 14, 16, 18) xXxXxXxX (9, 10, 11) a(1-8)bbb(a8-1) Nr. 33.2 (3 Str.)
Gedichtformen 1.3. Trochäisch-daktylische 34. XxXxXxXx (1, 3, 5, 6) XxXxXxX (2, 4) xXxxXxX (7, 8) ababccdd Nr. 220 (7 Str.) 1.4. Jambische 35. xXxXxX (1, 2, 5, 6) xXxXxXx (3, 4) aabbcc Nr. 422 (9 Str.) 36. xXxXxX (1, 4, 6, 8) xXxXxXx (2, 3, 5, 7) abbacdcd Nr. 351.1 (4 Str.) 37. xXxXxX (1, 3, 5, 8) xXxXxXx (2, 4, 6, 7) ababcddc Nr. 412 (6 Str.) 38. xXxXxXx (1, 2, 4, 5) xXxXxX (3, 6) aabccb Nr. 18 (12 Str.), 33 (14 Str.), 162 (6 Str.), 281 (6 Str.), 355 (6 Str.), 411 (5 Str.) 39. xXxXxXx (1, 3, 5, 7) xXxXxX (2, 4, 6, 8) ababcdcd Nr. 187 (3 Str.), 190 (3 Str.), 192 (12 Str.) 40. xXxXxXxX (1, 4) xXxXxXxXx (2, 3, 5, 6) abbacc Nr. 329 (4 Str.), 341 (7 Str.) → 153 41. xXxXxXxX (1, 3, 5, 6) xXxXxXxXx (2, 4) ababcc Nr. 386 (6 Str.) 42. xXxXxXxX (1, 4, 6, 7) xXxXxXxXx (2, 3, 5, 8) abbacddc Nr. 232 (9 Str.) 43. xXxXxXxX (1, 3) xXxXxX (2, 4-9) ababbccdd Nr. 35 (7 Str.)
1221
1222 44. xXxXxXxXx (1, 2, 4, 5) xXxXxXxX (3, 6) aabccb Nr. 239 (5 Str.), 259 (6 Str.) → 157 45. xXxXxXxXx (1, 3) xXxXxXxX ababcc Nr. 240 (12 Str.) 46. xXxXxXxXx (1, 3, 5, 6) xXxXxXxX (2, 4) ababcc Nr. 287 (6 Str.), 348 (4 Str.) 47. xXxXxXxXx (1, 3, 5, 8) xXxXxXxX (2, 4, 6, 7) ababcddc Nr. 313 (4 Str.), 401 (5 Str.), 419 (9 Str.) 48. xXxXxXxXx (1, 3, 7, 8) xXxXxXxX (2, 4-6) ababccdd Nr. 385 (5 Str.) 49. xXxXxXxXx (1, 3, 5, 8) xXxXxXxX (2, 4) xXxX (6, 7) ababcddc Nr. 312 (9 Str.) 50. xXxXxXxXxX (1-4) aabb Nr. 229.5 (14 Str.) 51. xXxXxXxXxX (1, 2) xXxXxXxXxXx (3, 4) aabb Nr. 354 (7 Str.), 364 (6 Str.) 52. xXxXxXxXxX (1, 2, 5, 6) xXxXxXxXxXx (3, 4, 7, 8) aabbccdd Nr. 332 (2 Str.) 53. xXxXxXxXxX (1, 2, 4) xXxXxXxX (3) aabb Nr. 24 (9 Str.) 54. xXxXxXxXxXxX (1, 2) xXxXxXxXxXxXx (3, 4) aabb Nr. 145 (4 Str.), 366 (8 Str.) → 193
Gedichtformen 55. xXxXxXxXxXxX (1, 2, 5, 6) xXxXxXxXxXxXx (3, 4, 7, 8) aabbccdd Nr. 104 (12 Str.), 105 (2 Str.) 56. xXxXxXxXxXxXx (1-4) aabb Nr. 275 (3 Str.) 1.5. Jambisch-trochäische 57. xXxXxX (1, 3) xXxXxXxXxXx (2) xXxXxXxXxXxXx (4) xXxXxXx (5) XxXxXxXxXxXxXxX (6, 7) ababbcc Nr. 262 (4 Str.) 58. xXxXxXxXxXx (1, 2) xXxXxXxXxX (3) XxXxXxXx (4, 8) XxXxXxX (5, 6, 7) aabcdbdc Nr. 38 (4 Str.) 1.6 Daktylische 59. XxxXxxXxxXx (1, 2, 4, 5) XxxXxxXxxX (3, 6) aabccb Nr. 1 (5 Str.) 60. xXxxXxxXxxXx (1, 2) xXxxX (3, 4) aabb Nr. 140 (10 Str.) 61. xXxxXxxXxxXx (1, 3, 10) xXxxXxxXxxX (2, 4) xXxxXx (5, 6, 8) xXxxX (7, 9) ababccdeed Nr. 82 (6 Str.) 62. XxXxxXxxXx (1, 3) xXxxXxxXxxXx (2, 4) Xxx… aabbx Nr. 20 (12 Str.; gewisse Varianz der Senkungsfüllungen und der Längen in v. 5) 63.
XxxXxxXxxXxxXx (1) xXxxXxxXxxXxxXx (2) xXxxXxxXxxX (3) xxXxxX (4) Nr. 80 (4 Str.)
1223
1224 1.7. Daktylisch-trochäische 64. xXxxXxxXxxXx (1, 2) XxXxXxXxXxXxXxX (3, 4) aabb Nr. 36 (5 Str.) 65. xXxxXxxXxxXx (1, 2) XxXxXxXx (3, 6) XxXx (4, 7) XxXxXxX (5, 8) aabbcddc Nr. 37 (8 Str.) 66. xXxxXxxXxXxX (1) xXxxX (2) xXxXxXxXxxXxxXx (3, 4) XxXxXxX (5, 7) XxXxXxXx (6) aabbcxc Nr. 39 (8 Str.) 1.8. Daktylisch-jambische 67. XxxXxXxxXxxXx (1, 2) xXxXxXxX (3, 4) xXxXxXx (5, 6) xXxXxXxxXxxX (7, 8) aabbccdd Nr. 16 (4 Str.) 2. Sonette 2.1. Trochäische 68. XxXxXxXx (1, 4, 5, 8, 11, 14) XxXxXxX (2, 3, 6, 7, 9, 10, 12, 13) abba:||ccdeed Nr. 142, 143 69. XxXxXxXxXxXxXxX (1, 4, 5, 8, 10, 12) XxXxXxX XxXxXxXx (2, 3, 6, 7, 9, 11, 13, 14) abba:||cdcdee Nr. 193, 400 70. XxXxXxX XxXxXxXx (1, 4, 5, 8, 10, 11, 13, 14) XxXxXxXx XxXxXxX (2, 3, 6, 7, 9, 12) accaaffahffhaa bddbeggeikkill Nr. 279 2.2. Jambische 71. xXxXxXxXxX (1-14) abba:||ccdeed Nr. 383
Gedichtformen 72. xXxXxXxXxX (1, 4, 5, 8, 11, 13) xXxXxXxXxXx (2, 3, 6, 7, 9, 10, 12, 14) abba:||ccdede Nr. 157, 290, 320 73. xXxXxXxXxX (1, 4, 5, 8, 10, 11, 13, 14) xXxXxXxXxXx (2, 3, 6, 7, 9, 12) abba:||cddcee Nr. 420 74. xXxXxXxXxXx (1, 4, 5, 8, 11, 14) xXxXxXxXxX (2, 3, 6, 7, 9, 10, 12, 13) abba:||ccdeed Nr. 41, 47, 52 75. xXxXxXxXxXx (1, 4, 5, 8, 11, 14) xXxXxXxXxX (2, 3, 6, 7, 9, 10, 12, 13) abba:||bbabba Nr. 321 76. xXxXxXxXxXx (1, 4, 5, 8, 11, 13) xXxXxXxXxX (2, 3, 6, 7, 9, 10, 12, 14) abba:||ccdede Nr. 396 77. xXxXxXxXxXx (1, 4, 5, 8, 9, 10, 13, 14) xXxXxXxXxX (2, 3, 6, 7, 11, 12) abba:||ccddee Nr. 43 78. xXxXxXxXxXxX (1, 4, 5, 8, 9, 12) xXxXxXxXxXxXx (2, 3, 6, 7, 10, 11, 13, 14) abba:||cddcee Nr. 77, 114, 170, 227 79. xXxXxXxXxXxX (1, 4, 5, 8, 10, 11) xXxXxXxXxXxXx (2, 3, 6, 7, 9, 12, 13, 14) abba:||cddcee Nr. 216 80. xXxXxXxXxXxX (1, 4, 5, 8, 11, 13) xXxXxXxXxXxXx (2, 3, 6, 7, 9, 10, 12, 14) abba:||ccdede Nr. 219 81. xXxXxXxXxXxX (1, 4, 5, 8, 10, 11, 13, 14) xXxXxXxXxXxXx (2, 3, 6, 7, 9, 12) abba:||cddcee Nr. 8, 11, 21, 46, 103 82. xXxXxXxXxXxX (1, 4, 5, 8, 9, 11, 13, 14) xXxXxXxXxXxXx (2, 3, 6, 7, 10, 12) abba:||cdcdee Nr. 22 83. xXxXxXxXxXxX (1, 2, 5, 6, 9, 10, 12, 13) xXxXxXxXxXxXx (3, 4, 7, 8, 11, 14) aabb:||ccdeed Nr. 26, 48
1225
1226 84. xXxXxXxXxXxX (1, 4, 5, 8, 9, 10, 13, 14) xXxXxXxXxXxXx (2, 3, 6, 7, 11, 12) abba:||ccddee Nr. 91 85. xXxXxXxXxXxX (1, 4, 5, 8, 10, 11, 13, 14) xXxXxXxXxXxXx (2, 3, 6, 7, 9, 12) abba:||bccbdd Nr. 301 86. xXxXxXxXxXxX (1, 3, 5, 6, 8, 9, 11, 13) xXxXxXxXxXxXx (2, 4, 7, 10, 12, 14) ababccdeedabab Nr. 224 87. xXxXxXxXxXxXx (1, 4, 5, 8, 9, 12) xXxXxXxXxXxX (2, 3, 6, 7, 10, 11, 13, 14) abba:||cddcee Nr. 5, 42 88. xXxXxXxXxXxXx (1, 4, 5, 8, 10, 11) xXxXxXxXxXxX (2, 3, 6, 7, 9, 12-14) abba:||cddece Nr. 7 89. xXxXxXxXxXxXx (1, 4, 5, 8, 10, 12) xXxXxXxXxXxX (2, 3, 6, 7, 9, 11, 13, 14) abba:||cdcdee Nr. 40, 44, 86 90. xXxXxXxXxXxXx (1, 4, 5, 8, 11, 14) xXxXxXxXxXxX (2, 3, 6, 7, 9, 10, 12, 13) abba:||ccdeed Nr. 194 91. xXxXxXxXxXxXx (1, 4, 5, 8, 11, 13) xXxXxXxXxXxX (2, 3, 6, 7, 10, 12, 14) abba:||ccdede Nr. 396 92. xXxXxXxXxXxXx (1, 4, 5, 8, 9, 10, 12, 14) xXxXxXxXxXxX (2, 3, 6, 7, 11, 13) abba:||ccdede Nr. 6 93. xXxXxXxXxXxXx (1, 4, 5, 8, 10, 11, 13, 14) xXxXxXxXxXxX (2, 3, 6, 7, 9, 12) abba:||cddcee Nr. 10, 94 94. xXxXxXxXxXxXx (1, 4, 5, 8, 9, 10, 12, 13) xXxXxXxXxXxX (2, 3, 6, 7, 11, 14) abba:||ccdccd Nr. 34 95. xXxXxXxXxXxXx (1, 4, 5, 8, 10, 12, 13, 14) xXxXxXxXxXxX (2, 3, 6, 7, 9, 11) abba:||cdcdee Nr. 56
Gedichtformen
1227
96. xXxXxXxXxXxXx (1, 4, 5, 8, 9, 11, 13, 14) xXxXxXxXxXxX (2, 3, 6, 7, 10, 12) abba:||cdcdee Nr. 73 97. xXxXxXxXxXxXx (1, 4, 6, 7, 9, 11, 13, 14) xXxXxXxXxXxX (2, 3, 5, 8, 10, 12) abbacddcefefgg Nr. 153 2.3. Jambisch-trochäische 98. xXxXxXxXxX (1, 4, 5, 8) xXxXxXxXxXx (2, 3, 6, 7) XxXxXxX (9, 11, 14) XxXxXxXx (10, 12, 13) abba:||cdcddc Nr. 429 3. Unstrophische Gedichte größeren Umfangs 3.1. Trochäische 99. XxXxXxX (10, 12, 15, 17, 18, 20, 23, 25, 27, 29, 31, 33, 34, 36, 39, 41, 43, 45, 47, 49, 51, 53) XxXxXxXx (11, 13, 14, 16, 19, 21, 22, 24, 26, 28, 30, 32, 35, 37, 38, 40, 42, 44, 46, 48, 50, 52) ababcdcdefefghghikiklmlmnonopmpmqrqrbsbstutu Nr. 141.2a (44v.), 141.2b (44v.) 100. XxXxXxXx (1, 2, 4, 6-14) XxXxXxX (3, 5) aabcbcddeffegg Nr. 108.1 (14v.) 101. XxXxXxX XxXxXxXx (1, 2, 5, 6, 9, 10, 13, 14, 17, 18) XxXxXxXxXxXxXxX (3, 4, 7, 8, 11, 12, 15, 16, 19, 20) aabbcc… Nr. 79 (20v.), 299 (64v.) → Nr. 139 3.2. Trochäisch-jambische 102. XxXxXxX (15, 20, 23, 28, 31, 34, 37, 40) XxXx (16, 24) XxXxXxXx (17, 19, 22, 25, 27, 30, 32, 33, 38, 39) XxX (18, 21, 26, 29) xXxXxXxXxXxXx (35, 36, 41, 42, 45, 46) xXxXxXx (43, 44) xXxXxXxXxXxX (47-50) abbacddceffeghhgikkillmnnmooppqqrrmm Nr. 108.2 (36v.)
1228 103. XxXxXxXxXxXxXxX (1, 2, 5, 7, 11, 13, 17: 22, 23, 26, 27, 30, 31…) xXxXxXxXxXx (3, 9, 15) XxXxXxX XxXxXxXx (4, 8, 10, 14, 16, 18, 19: 20, 21, 24, 25, 28, 29…) xXxXxXxXxXxX (6, 12) aabbxccxddxeexffghh:hhggiikk… Nr. 17 (341v.) 3.3. Trochäisch-daktylische 104. XxXxXxXxXxXxXxX (1, 4, 29, 30) XxXxXxX XxXxXxXx (2, 3, 27, 28) xXxxXx (5, 6, 33, 34, 39-48) xXxxXxxXxxXx (7, 8) XxXxXxX (9, 10, 21, 22, 31, 32, 35, 38) xXxXxXxXxXxXx (11, 12) xXxXxXxXxXxX (13, 14, 25, 26) XxXxXxXx (15, 16, 19, 20, 23, 24, 36, 37, 49, 50) XxXxXxXxXx (17, 18) xXxXxXxX (31, 32) abbaccddaaeeffgghhiikkllaammnnooppqqallarrssttuuvvww Nr. 292(50v.) 3.3. Jambische 105. xX (1, 14) xXxX (2, 7, 9, 11, 13) xXxXxX (3, 4, 5, 8, 12) xXxXxXxX (6, 10) abcdaxdcefbfed Nr. 245 (14v.) 106. xXxXxXxX (1, 3, 5…) xXxXxXxXx (2, 4, 6…) ababcdcd… Nr. 397 (24v.) 107. xXxXxXxXxX (1, 3, 5…) xXxXxXxXxXx (2, 4, 6…) ababcdcd… Nr. 221 (48v.) → 161 108. xXxXxXxXxX (1, 2, 5, 6…) xXxXxXxXxXx (3, 4, 7, 8…) aabbcc… Nr. 267 (18v.), 409 (26v.), 413 (38v.) 109. xXxXxXxXxXx (1-22) aabbcc… Nr. 254 (22v.) → 164 110. xXxXxXxXxXx (1, 3, 5…) xXxXxXx (2, 4, 6…) ababcdcd… Nr. 322 (36v.) → 165
Gedichtformen
1229
111. xXxXxXxXxXx (1, 2, 5, 6…) xXxXxXxXxX (3, 4, 7, 8…) aabbcc… Nr. 85 (28v.), 165 (28v.), 222 (48v.), 223 (36v.), 225 (60v.), 226 (28v.), 247 (36v.), 250 (20v.), 277 (28v.), 284 (32v.), 285 (16v.), 297 (32v.), 353 (24v.), 387 (68v.), 388 (28v.) → Nr. 168 112. xXxXxXxXxXx (1, 2, 5, 6, 7, 11, 12, 13, 15) xXxXxXxXxX (3, 4, 8, 10, 14) xXxX (9, 16) aabbaaabbbaaabab Nr. 295 (16v.) 113. xXxXxXxXxXx (1, 4, 5, 7, 9, 10, 13) xXxXxXxXxX (2, 3, 6, 11, 12) xXxXxX (8, 14) abbaababaabbab Nr. 296 (14v.) 114. xXxXxXxXxXx (1, 8, 13, 15, 17) xXxXxX (2, 4, 11, 16) xXxXxXxXxX (3, 5, 12, 18) xXxXxXxXx (6, 7, 10) xXxXxXxX (9) xXxX (14) xXxXxXxXxXxX (19) ababcdxaedxefgxhfgh Nr. 365 (19v.) 115. xXxXxXxXxXxX (1-15) a Nr. 234(15v.) 116. xXxXxXxXxXxX (1, 2, 5, 6…) xXxXxXxXxXxXx (3, 4, 7, 8…) aabbcc… Nr. 12 (110v.), 71 (122v.), 126 (38v.), 129 (138v.), 135 (66v.), 155 (52v.), 183 (20v.), 196 (24v.), 214 (32v.), 257 (18v.), 272 (66v.) → 193 117. xXxXxXxXxXxX (1, 4, 6, 7, 9, 12, 14, 15, 17, 20) xXxXxXxXxXxXx (2, 3, 5, 8, 10, 11, 13, 16, 18, 19) abbacddc… Nr. 125 (20v.) 118. xXxXxXxXxXxX (1, 3, 5, 7, 9, 11, 13, 15, 17, 18) xXxXxXxXxXxXx (2, 4, 6, 8, 10, 12, 14, 16) ababcdcdefefghghii Nr. 403 (18v.) 119. xXxXxXxXxXxXx (1-14) a Nr. 31 (14v.) 120. xXxXxXxXxXxXx (1, 3, 5, 7…) xXxXxX (2, 4, 6, 8…) ababcdcd… Nr. 415 (48v.)
1230 121. xXxXxXxXxXxXx (1, 2, 5, 6…) xXxXxXxXxXxX (3, 4, 7, 8…) aabbccdd… Nr. 2 (24v.), 13.1 (80v.), 14 (96v.), 54 (108v.), 58 (20v.), 59 (36v.), 60 (116v.), 63 (136v.), 75 (16v.), 93 (156v.), 96 (64v.), 97 (96v.), 100 (108v.), 102 (22v.), 110 (14v.), 118 (72v.), 119 (32v.), 128 (36v.), 132 (68v.), 133 (132v.), 134 (88v.), 141.1+3 (16v.), 159 (20v.), 163 (100v.), 169 (36v.), 171 (82v.), 191 (76v.), 197 (92v.), 201 (192v.), 237 (88v.), 243 (14v.), 246 (28v.), 294 (48v.), 308 (16v.), 310 (16v.), 326 (32v.), 340 (28v.), 342 (16v.), 345 (112v.), 357 (70v.), 369 (46v.), 406 (24v.), 414 (40v.) → 211 3.4. Daktylische 122. XxxXxxXxxXxx (1, 2, 7, 8, 12, 13, 16) XxxXxxXxX (3, 4, 14, 15) XxxXxxXxxXxX (5, 10) XxxXxX (6, 9) XxxXxxXxx (11) aabbccddeeffghhg Nr. 70 (16v.) 123. XxXxXxxXxxXxXx (1, 2, 3, 4, 5, 7, 8, 9, 10, 12, 13, 14) XxXxXxxXxxXxxXx (6, 11) aabbccddeeffgg Nr. 25.2 (14v.) 124. xXxxXxxXxxXx (1ff.) a Nr. 211 (19v.), 101 (22v.) 4. Epigrammatische Gedichte 4.1. Trochäische 125. XxXxXxX (1-2) a Nr. 161.3.4.7.8.12.13.18.21.22.25.26.28.29.32.33.36, 423.1 (je 2v.) 126. XxXxXxX (1-3) a Nr. 269 (3v.) 127. XxXxXxX (1, 3, 5, 8) XxXxXxXx (2, 4, 6, 7) ababcddc Nr. 273 (8v.) →3 128. XxXxXxX (1, 4, 7, 8…) XxXxXxXx (2, 3, 5, 6…) abbacddc… Nr. 19.1 (12v.), 19.2 (12v.), 84 (4v.), 346 (4v.) 129. XxXxXxXx (1, 2) a Nr. 161.2.5.6.9.10.11.14.15.16.17.19.20.23.24.27.30.31.34.35 (je 2v.)
Gedichtformen 130. XxXxXxXx (1, 3, 5, 6) XxXxXxX (2, 4, 7, 8) ababccdd Nr. 68 (8v.) → 21 131. XxXxXxXx (1, 4, 5, 6, 9, 11) XxXxXxX (2, 3, 7, 8, 10, 12) abbaccddefef Nr. 19.4 (12v.), 19.5 (12v.) 132. XxXxXxXx (1, 2, 4, 5, 7, 8) XxXxXxX (3, 6) aabccbdd Nr. 76 (8v.), 136.1 (6v.) → 17 133. XxXxXxXxXx (1, 2) a Nr. 423.2 (2v.) 134. XxXxXxXxXxXxXxX (1, 2) a Nr. 204 (2v.), 229.3 (2v.), 229.4 (2v.) 135. XxXxXxXxXxXxXxX (1-4) abba Nr. 300 (4v.) 136. XxXxXxXxXxXxXxX (1, 2, 5, 6) XxXxXxX XxXxXxXx (3, 4, 7, 8) aabbccdd Nr. 66 (8v.), 253 (4v.) 137. XxXxXxX XxXxXxX (1, 2) a 392 (2v.) 138. XxXxXxX XxXxXxXx (1, 3) XxXxXxXxXxXxX (2, 4) abab Nr. 30 (4v.), 293 (4v.) 139. XxXxXxX XxXxXxXx (1, 2, 5, 6) XxXxXxXxXxXxXx (3, 4, 7, 8) aabbccdd Nr. 212 (4v.), 249 (8v.) → 79 140. XxXxXxX XxXxXxXx (1, 3, 5, 8) XxXxXxXxXxXxXxX (2, 4, 6, 7) ababcddc Nr. 235 (8v.) 141. XxXxXxX XxXxXxXx (1, 4) XxXxXxXxXxXxXxX (2, 3) abba Nr. 302 (4v.)
1231
1232 142. XxXxXxX XxXxXxXx (1, 2, 4, 5) XxXxXxXxXxXxXxX (3, 6) aabccb Nr. 367 (6v.) 4.2. Trochäisch-jambische 143. XxX (1, 3, 5) xXxX (2, 4, 6) abbcca Nr. 67 (6v.) 144. XxXxXxX XxXxXxXx (1-4) xXxXxXxXxXxX (5, 6) aaaabb Nr. 123 (6v.) 4.3. Jambische 145. xXxX (1-3) a Nr. 288.2 (3v.), 327.1 (2v.) 146. xXxXxX (1-3) a Nr. 288.1 (3v.), 305 (3v.), 315.3 (2v.), 336.1 (3v.) 147. xXxXxX (1, 7, 10) xXxXxXxXx (2) xXxXxXxX (3) xXxXxXxXxXxXx (4, 12) xXxXxXx (5, 6, 11) xXxXxXxXxXx (8, 9) ababccdeedff Nr. 19.3 (12v.), 19.6 (12v.) 148. xXxXxXx (1-10) a Nr. 124 (10v.) 149. xXxXxXxX (1-3) a Nr. 33.1 (3v.), 233.1 (3v.), 404.7 (2v.), 423.5 (2v.), 423.7 (2v.) 150. xXxXxXxX (1-4) aabb Nr. 62.2 (4v.), 327.2 (4v.) 151. xXxXxXxX (1, 3) xXxXxXx (2, 4) abab Nr. 423.6 (4v.) 152. xXxXxXxX (1, 4) xXxXxXxXx (2, 3) abba Nr. 378 (4v.)
Gedichtformen 153. xXxXxXxX (1, 4) xXxXxXxXx (2, 3, 5, 6) abbacc Nr. 428.1 (6v.) → Nr. 40 154. xXxXxXxX (1-4) xXxXxXxXx (5, 6) ababcc Nr. 336.3 (6v.) 155. xXxXxXxXx (1, 2) a 423.3 (2v.), 423.4 (2v.) 156. xXxXxXxXx (1, 2) xXxXxXxX (3, 4) aabb Nr. 251 (4v.) 157. xXxXxXxXx (1, 2, 4, 5) xXxXxXxX (3, 6) aabccb Nr. 381 (6v.) → Nr. 44 158. xXxXxXxXxX (1, 2) a Nr. 62.8 (2v.), 62.15 (2v.) 159. xXxXxXxXxX (1-4) abba Nr. 315.1 (4v.) 160. xXxXxXxXxX (1-4) aabb Nr. 380 (4v.), 274.1 (4v.) 161. xXxXxXxXxX (1, 3…) xXxXxXxXxXx (2, 4…) ababcdcd Nr. 278 (4v.), 395 (8v.) → Nr. 107 162. xXxXxXxXxX (1, 2, 5, 6) xXxXxXxXxXx (3, 4, 7-10) aabbccddee Nr. 113 (10v.) 163. xXxXxXxXxXx (1, 2) a Nr. 62.5 (2v.), 62.18 (2v.), 229.1 (2v.) 164. xXxXxXxXxXx (1-4) aabb Nr. 62.10 (4v.) → Nr. 109
1233
1234 165. xXxXxXxXxXx (1, 3) xXxXxXx (2, 4) abab Nr. 229.2 (4v.) → Nr. 110 166. xXxXxXxXxXx (1, 2) xXxXxXxX (3, 4) aabb Nr. 62.3 (4v.), 62.6 (4v.), 62.7 (4v.), 62.9 (4v.), 62.12 (4v.), 62.14 (4v.), 62.19 (4v.) 167. xXxXxXxXxXx (1, 2) xXxXxXxXx (3, 4) aabb Nr. 62.11 (4v.), 62.13 (4v.), 62.16 (4v.) 168. xXxXxXxXxXx (1, 2) xXxXxXxXxX (3, 4) aabbccddeeff Nr. 62.4 (4v.), 62.11 (4v.), 213 (12v.) → Nr. 111 169. xXxXxXxXxXx (1, 2, 4, 6) xXxXxXxXxX (3, 5) aabcbc Nr. 370 (6v.) 170. xXxXxXxXxXx (1, 2, 4, 5, 7, 8, 10, 11) xXxXxXxXxX (3, 6, 9, 12) aabccbddeffe Nr. 106 (12v.), 136.2 (12v.), 195 (12v.) 171. xXxXxXxXxXxX (1, 2…) a Nr. 19.7 (2v.), 207 (2v.), 233.2 (2v.), 233.4 (2v.), 261.1-12 (je 2v.), 318 (2v.), 336.2 (3v.), 404.2 (4v.), 404.3 (2v.), 404.5 (2v.), 404.6 (2v.), 408.4 (2v.) 172. xXxXxXxXxXxX (1-4) abab Nr. 198.2 (4v.) 173. xXxXxXxXxXxX (1-4…) aabbccddee Nr. 282 (4v.), 337 (4v.), 338 (4v.), 416 (10v.) 174. xXxXxXxXxXxX (1, 3) xXxXxX (2, 3) Nr. 379 (4v.) 175. xXxXxXxXxXxX (1) xXxXxXxX (2) a Nr. 233.3 (2v.) 176. xXxXxXxXxXxX (1, 2) xXxXxXxX (3, 4) aabb Nr. 375 (4v.)
Gedichtformen
1235
177. xXxXxXxXxXxX (1, 2) xXxXxXxXxX (3) a Nr. 233.5 (3v.) 178. xXxXxXxXxXxX (1, 3…) xXxXxXxXxXxXx (2, 4…) ababccddeeff Nr. 137.1-4 (je 4v.), 150.2 (4v.), 150.3 (4v.), 152.3 (4v.), 152.4 (4v.), 209 (4v.), 248 (12v.), 264 (4v.), 291 (4v.), 347 (4v.), 417 (12v.) 179. xXxXxXxXxXxX (1, 3, 5, 6) xXxXxXxXxXxXx (2, 4) ababcc Nr. 309 (6v.) 180. xXxXxXxXxXxX (1, 3, 5, 7, 8) xXxXxXxXxXxXx (2, 4, 6) abababcc Nr. 382 (8v.) 181. xXxXxXxXxXxX (1, 3, 5, 7, 9) xXxXxXxXxXxXx (2, 4, 6, 8) ababababa Nr. 241 (9v.) 182. xXxXxXxXxXxX (1, 3, 5, 7, 9, 10) xXxXxXxXxXxXx (2, 4, 6, 8) ababababcc Nr. 205 (10v.) 183. xXxXxXxXxXxX (1, 3, 5, 6) xXxXxXxXxXxXx (2, 4, 7, 8) ababccdd Nr. 177 (8v.), 180 (8v.), 217 (8v.) 184. xXxXxXxXxXxX (1, 3, 6, 7) xXxXxXxXxXxXx (2, 4, 5, 8) ababcddc Nr. 61 (8v.) 185. xXxXxXxXxXxX (1, 3, 5, 7, 9, 10) xXxXxXxXxXxXx (2, 4, 6, 8) ababcdcdee Nr. 189 (10v.) 186. xXxXxXxXxXxX (1, 4) xXxXxXxXxXxXx (2, 3) abba Nr. 107 (4v.), 360 (4v.), 410.1 (4v.), 410.2 (4v.) 187. xXxXxXxXxXxX (1, 4) xXxXxXxXxXxXx (2, 3, 5, 6) abbacc Nr. 408.3 (6v.), 425 (6v.)
1236 188. xXxXxXxXxXxX (1, 4, 5, 6) xXxXxXxXxXxXx (2, 3, 7, 8) abbaccbb Nr. 173 (8v.) 189. xXxXxXxXxXxX (1, 4, 6, 7) xXxXxXxXxXxXx (2, 3, 5, 8) abbacddc Nr. 174 (8v.) 190. xXxXxXxXxXxX (1, 4, 5, 7) xXxXxXxXxXxXx (2, 3, 6, 8) abbacdcd Nr. 175 (8v.) 191. xXxXxXxXxXxX (1, 4, 6, 7, 9, 12) xXxXxXxXxXxXx (2, 3, 5, 8, 10, 11) abbacddceffe Nr. 244 (12v.) 192. xXxXxXxXxXxX (1, 3, 4, 6) xXxXxXxXxXxXx (2, 5) abccba Nr. 199 (6v.) 193. xXxXxXxXxXxX (1, 2, 5, 6, 9, 10) xXxXxXxXxXxXx (3, 4, 7, 8) aabb(ccdd) Nr. 72 (10v.), 81 (4v.), 127.1-4 (je 4v.), 150.4 (4v.), 151.1 (4v.), 176 (8v.), 198.1 (4v.), 198.3 (4v.), 198.4 (4v.), 198.6 (4v.), 255 (4v.), 317 (4v.), 328 (4v.), 330 (4v.), 337 (4v.), 339 (4v.), 358 (4v.), 361 (4v.), 362 (4v.), 372 (4v.), 374 (4v.) → 116 194. xXxXxXxXxXxX (1, 2, 3, 4) xXxXxXxXxXxXx (5, 6) aabbcc Nr. 89 (6v.) 195. xXxXxXxXxXxX (1, 2, 6, 7) xXxXxXxXxXxXx (3, 4, 5, 8) aabbcddc Nr. 179 (8v.) 196. xXxXxXxXxXxX (1, 2, 4, 5) xXxXxXxXxXxXx (3, 6) aabccb Nr. 50 (6v.), 146 (6v.), 148 (6v.), 202 (6v.) 197. xXxXxXxXxXxX (1, 2, 4, 6, 8) xXxXxXxXxXxXx (3, 5, 7) aabcbcbc Nr. 99 (8v.), 112 (8v.) 198. xXxXxXxXxXxX (1, 2, 4, 5, 7, 8) xXxXxXxXxXxXx (3, 6) aabccbdd Nr. 377 (8v.)
Gedichtformen
1237
199. xXxXxXxXxXxX (1, 2, 4, 5, 7, 9, 11, 12) xXxXxXxXxXxXx (3, 6, 8, 10) aabccbdedeff Nr. 154 (12v.) 200. xXxXxXxXxXxXx (1, 2 ...) a Nr. 62.1 (2v.), 62.17 (2v.), 206 (2v.), 258 (2v.), 331 (2v.), 368 (2v.), 376 (2v.), 393 (2v.), 394 (2v.), 404.1 (2v.), 426 (6v.) 201. xXxXxXxXxXxXx (1) xXxXxXxX (2, 5) xXxXxX (3, 6, 8) xXxXxXxXxXx (4, 9) xXxXxXxXx (7) abcacbdxd Nr. 352.3 (9v.) 202. xXxXxXxXxXxXx (1, 3, 5, 7) xXxXxXxXxXxX (2, 4, 6, 8) abab(cdcd) Nr. 45 (4v.), 151.2 (4v.), 252 (4v.), 263 (4v.), 271 (8v.), 315.2 (4v.), 349 (4v.) 203. xXxXxXxXxXxXx (1, 3, 7, 8) xXxXxXxXxXxX (2, 4-6) ababccdd Nr. 65 (8v.) 204. xXxXxXxXxXxXx (1, 3, 5, 8) xXxXxXxXxXxX (2, 4, 6, 7) ababcddc Nr. 178 (8v.) 205. xXxXxXxXxXxXx (1, 3, 6, 7) xXxXxXxXxXxX (2, 4, 5, 8) ababcddc Nr. 181 (8v.) 206. xXxXxXxXxXxXx (1, 3, 5, 6) xXxXxXxXxXxX (2, 4, 7, 8) ababccdd Nr. 182 (8v.) 207. xXxXxXxXxXxXx (1, 3, 5, 7, 8) xXxXxXxXxXxX (2, 4, 6) abababcc Nr. 210 (8v.), 236 (8v.), 384 (8v.), 390 (8v.) 208. xXxXxXxXxXxXx (1, 4) xXxXxXxXxXxX (2, 3) abba Nr. 57 (4v.), 78 (4v.), 150.1 (4v.), 151.3 (4v.), 151.4 (4v.), 152.1 (4v.), 408.1 (4v.), 410.3 (4v.), 428.2 (4v.) 209. xXxXxXxXxXxXx (1, 4) xXxXxXxXxXxX (2, 3, 5, 6) abbacc Nr. 408.2 (6v.), 418 (6v.), 424 (6v.)
1238 210. xXxXxXxXxXxXx (1, 4, 5, 8) xXxXxXxXxXxX (2, 3, 6, 7) xXxXxX (9) abbaabbac c c Nr. 29 (9v.) 211. xXxXxXxXxXxXx (1, 2, 5, 6, 9, 10) xXxXxXxXxXxX (3, 4, 7, 8, 11, 12) aabb(ccddeeff) Nr. 28 (4v.), 49 (6v.), 51 (4v.), 64 (10v.), 88 (6v.), 90 (6v.), 111 (10v.), 121 (12v.), 152.2 (4v.), 172 (8v.), 184 (12v.), 186 (4v.), 198.5 (4v.), 208 (4v.), 304 (4v.), 307 (8v.), 319 (4v.), 352.1 (12v.), 352.2 (10v.), 373 (4v.) → 121 212. xXxXxXxXxXxXx (1, 2, 4, 5) xXxXxXxXxXxX (3, 6) aabccb Nr. 92 (6v.), 147 (6v.), 149 (6v.), 274.2 (6v.) 213. xXxXxXxXxXxXx (1, 2, 4, 6, 8) xXxXxXxXxXxX (3, 5, 7) aabcdcdc Nr. 98 (8v.) 214. xXxXxXxXxXxXx (1, 2, 4, 5, 7, 8) xXxXxXxXxXxX (3, 6) aabccbdd Nr. 242 (8v.) 215. xXxXxXxXxXxXx (1, 2, 5, 8, 9) xXxXxXxXxXxX (3, 4, 6, 7) aabbcddcc Nr. 32 (9v.) 216. xXxXxXxXxXxXx (1, 4, 7, 8) xXxXxXxXxXxX (2, 3, 5, 6, 9, 10) abcdcbadee Nr. 64 (10v.) 4.4 Daktylische 217. xXxxXx (1-4) a Nr. 289 (4v.) 218. XxxXxxX (1) xXxXxxXx (2) xx Nr. 306 (2v.) 219. xXxxXxxXxxXx (1, 2, 4, 5, 7, 8) xXxxXxxXxxX (3, 6, 9, 10) aabccbddee Nr. 13.1 (10v.)
VERZEICHNIS DER GEDICHTÜBERSCHRIFTEN UND DER EINGANGSVERSE Abdankung der S¡wermut. Horatii Libri 1. Ode XXVI. .......................................... Abend Gedanken. Wiederkehr. .................................................................................. Abgesegnung Herrn Hann# Jacob Haller# Peger# zu Heer#bruk, iezt Rath#-Herrn. ....... Abs¡ied Lied ........................................................................................................... Additio. ................................................................................................................. Africa. .................................................................................................................... Alexander Magnus. ............................................................................................... Aliud. .................................................................................................................... Aliud. .................................................................................................................... "Allhier i‰ etwa# Neue# pa‹iret" ............................................................................... "Al# Antio¡ia, die s¡öne Syrer ‰adt" ....................................................................... "Al# Arria da# S¡werd dem Pätu# übergab" ............................................................. Al# Herr Augu‰u# Vareniu# Profeßor zu Ro‰o¿, Theologiae Licentiatus wurde ........ Al# Monsieur Zersen von Bündnisen disputirte. .......................................................... "Also müßen Füße, Pferd und Wagen" ....................................................................... "Also wird Tugend mit Ehre belohnet." ....................................................................... "Alter Ge¿! wil‰ du nit s¡weigen" ............................................................................ America. ................................................................................................................. An den Autor. Regula de Tri. .................................................................................. An den Ho¡würdigen und Ho¡Edelgebohrnen Herrn Caspar von Lilien auf Warendorf ho¡Für‰li¡ Brandenburgis¡en Geheimen Raht, de# Consistorij Prae›denten und GeneralSuperintendenten al# er Geheimer Raht worden. ................................ An den Wehrten Polyanthu#. ................................................................................... An die Compagnie Sonnet ........................................................................................ An die Ehrwürdige und Edle Domina de# Adeli¡en Klo‰er# Lühne, Jungfrau Catharina Margaretha von Eßdorf. .................................................................... An die Mu›canten Sonnet. ....................................................................................... An die zu Jena hinterla‹ene Freunde. ......................................................................... An Ebenselbigen von seiner Lieb‰en Spinnerinn. ......................................................... An ein wehrte# Ehepaar: Bewirtung#-Dank. .............................................................. An eine Edle Catharina. Mit Sanct Catharinen Marter Ges¡i¡te. .............................. An eine Edle Dorothee: Mit Sanctae Dorotheen Tode#ges¡i¡t. .................................. An eine WohlAdelige Jungfrau. Maria Catharina Rieterin von Kornburg Auf ihren Namen#Tag. .................................................................................................... An einen vornehmen krieg# Ca‹irer. ........................................................................... An einen vornehmen Patron. ..................................................................................... An Herrn Daniel von Neuberg etc. Ehren gedi¡t. ........................................................ An Herrn Gabriel Nü”el von Sünder#bühl, Senatorem Noricum al# der obri‰e S¡ul- und Kir¡en herr Sonnet ......................................................................... An Herrn Heinri¡ Graßen. ....................................................................................... An Herrn Heinri¡ Graßen. General-Auditorn bey kayserli¡er Armee. .......................... An Herrn Joa¡im Heinri¡ Hagen über seine weina¡t-S¡äferey .................................
XXVII. CXXIV. CCCXXXXII. XXIII. CCXXXIII. CXXXVII. CLI. CCCLII. CCCLII. CXXX. CXXVI. CCIX. LX. XII. 423. I. CXXXVI. CXXXVII. CCXXXIII. 419. 426. XXI. LIII. XXII. IX. XCVIII. LXIII. CXC. CLXXXVII. CLVI. LXXXVII. CLX. CCCLIX. CCCXCVI. CII. XCVII. CCCVII.
1240 An Herrn Johann Era#mu# Kinderman, berühmten Componisten ............................... An Herrn Johann Fiene Gei‰li¡en Seelen Hirten zu Dannenberg. Johann Fiene dur¡ LetterWe¡sel Ein fein Noah. ............................................................................. An Herrn Johann Graßen Römis¡ Kayserli¡er Maje‰ät GeneralAuditor-Leutenant, und Rei¡#HofRath#-Agenten. ........................................................................... An Herrn Johann Heinri¡ Cali›u#. ........................................................................... An Herrn Johann Ri‰en. .......................................................................................... An Herrn Magi‰er Martin Kempen Antwort von meiner wiedergenesung. ...................... An Herrn Samuel Frideri¡ mit dem Di¡ter-Kranze .................................................... An meinen Lieben Herrn Bruder Christianum Betulium Gei‰li¡en Seelhirten auf die geburt seine# er‰en Söhnlein# Benedicti. ...................................................... An meinen Lieben Herrn Bruder Johann Salomon. .................................................... An Monsieur Elia# Oelhafen von S¡ölnba¡: von seiner Abreise. ............................... An Monsieur Hann# Heinri¡ Rietesel. Sonnet. ........................................................ An Monsieur Herman Heinri¡ von Zerßen Sonnet. ................................................... Andere Be¡er-Sinnbilder. ....................................................................................... Antwort. Auf Herrn Chri‰ian# von Stö¿en Superintendenten# de# Sti[t# Lübek und Hof-Prediger# zu Eytin Ehrengedi¡t. ................................................................. April. ...................................................................................................................... Aprilis. .................................................................................................................. Architectura oder die BauKun‰, redet au# ebenselbigem Bu¡. ................................... A›a. ....................................................................................................................... Auf Beati Laurentij Codoman#, Superintendenten# successive zu Eger und Bayreuth, meine# Eltervatter# Bildni#. ............................................................. Auf den Burrhi. ....................................................................................................... Auf den der doten Clara Catharina Burgerin ges¡enkten halben S¡li¿enthaler. ............ Auf den Geburt#Tag Monsieur Paul Albre¡t Rieter# von Kornburg Er‰gebornen Söhnlein# Burkhard Albre¡t#. 14. Decembris 1657. ........................................ Auf den Gesundbrunn bey Weidenberg in obern Marggraftum Sonnet. ......................... Auf den Hi‰oris¡en Lu‰garten de# Sproßenden. ......................................................... Auf den Nürnbergis¡en Kron Braut-S¡mu¿. ........................................................... Auf den Sandrart-Wappen. ...................................................................................... Auf der Für‰li¡ Brandenburgis¡ Culmba¡is¡en Canzlerin Frauen Marien Catharinen von Stein etc. Bildni#. ..................................................................... Auf der J›# Namen. ................................................................................................ Auf derer von Sandrart wappen. ................................................................................ Auf de# Ho¡Edel gebohrnen und Ge‰rengen Herrn Johann S¡a[en#, Ho¡Für‰li¡ Brandenburgis¡en au¡ de# Ho¡Löbli¡en Fränkis¡en Craise# respective Geheimen und Krieg#-Rath#, General-wa¡tmei‰er#, hauptman# zu Culmba¡ und Commendanten# der Ve‰ung Pla‹enburg 〈Todt#fall〉. .......................................... Auf de‹en BauKun‰ Lehre. ...................................................................................... Auf die drey Parcen. ................................................................................................. Auf die Geburt Paul Erdmann Chri‰o[ Rieter# von Kornburg. Sonnet. ........................ Auf die rei‹ende und beißende Thiere. ......................................................................... Auf die Statue der Natur. ......................................................................................... Auf die Stü¿-Stelle am Neuen Thor zu Nürnberg Ex Latino meo ............................. Auf Ebendieselbe. ..................................................................................................... Auf Ebendieselbe: Unter seinem Namen. ...................................................................... "Auf, Edle Poesy! Laß deinen Kiel ›¡ s¡wingen" ....................................................... Auf ein Ehe-paar. .................................................................................................... Auf ein mir verehrte# Bu¡. Sonnet. .......................................................................... Auf eine andere. ....................................................................................................... Auf eine andre. ........................................................................................................
CXXV. LXI. CLXIII. CLXVIII. LIV. CCLX. CCXCVII. CIX. CCCXXXXVI. LXXI. XI. X. CCLXXXIX. CCCXXXIII. CIV. CCLXI. 415. CXXXVII. CCLI. CCXCIII. CCCLXXXXIII. CCIII. CCXIX. CCLVII. CCXLII. CCCLXXIX. CCLV. CCCXCIV. CCCLXXII.
CCCLVII. CCCLXVIII. CCLVIII. XCIV. 408. CCCLXX. CCCLXXXXII. 407. CLXVI. CCI. CCLXXXII. CCXC. CXII. CXI.
Überschriften und Eingangsverse Auf eine andre. ........................................................................................................ Auf eine Bräunis¡e Ho¡zeit in Nürnberg. .................................................................. Auf eine Ga‰erey ..................................................................................................... Auf eine Ho¡zeit. ..................................................................................................... Auf eine Ho¡zeit. ..................................................................................................... Auf eine Ho¡zeit. ..................................................................................................... Auf eine Ho¡zeit. ..................................................................................................... Auf eine Ho¡zeit. ..................................................................................................... Auf eine Ho¡zeit. ..................................................................................................... Auf eine Ho¡zeit. ..................................................................................................... Auf eine Ho¡zeit. Ehe‰and, ein Stand der gei¿ten Hosen. Sonnet. ............................ Auf eine Ho¡zeit S¡en¿. ........................................................................................ Auf eine Kre‹is¡e Ho¡zeit. Nomine Pueri. .............................................................. Auf eine Selb‰mörderin. ........................................................................................... Auf einen Antiken Leu¡ter. ....................................................................................... Auf einen Be¡er dreyer vereinigter Zun]en ................................................................. Auf einen dreyfa¡en Ring. ....................................................................................... Auf einen Namen# Tag. ............................................................................................ Auf einen Namen# Tag. ............................................................................................ Auf einen Namen#Tag. ............................................................................................. Auf einen Namen#Tag. ............................................................................................. Auf einen Namen#tag. .............................................................................................. Auf einen Verehrten Pipphan. ................................................................................... Auf etc. Herrn Paul Albre¡t Rieter# von Kornburg auf Harrla¡ etc. Senatoris et Polemarchi Norici Namen#-Tag. ..................................................................... Auf Herrn Chri‰of Willi¡# und Jungfrauen Annen Sa‹enhagen# Ho¡zeit. An ihren Bruder, Herrn Matthaeu# Sa‹enhagen. ............................................................. Auf Herrn Daniel Preußler# Kun‰Maler# und Jungfrauen Margarethen Brandmair# Ho¡zeit. ........................................................................................................... Auf Herrn Doctor Mi¡aël Praun# der Rei¡#‰adt Lindau Consulenten# und Jungfrau . . . . . . Heiderin Ho¡zeit. .......................................................................... Auf Herrn Doctoris Chri‰of Gottlieb Dilherrn# von Tummenberg JurisConsulti in Nürnberg und Jungfrau Felicita# Kleeweinin Ho¡zeit. Sonnet. ............................. Auf Herrn Frideri¡ Hofman# Rectoris Gymnasii Elbingensis Ringelgedi¡t. ............. Auf Herrn Georg Frideri¡ Beheim# Septem viri Norici Namen# Tag. Jm Namen zweyer Kinder ................................................................................................... Auf Herrn Georg Hasen# und Jungfrauen Magdalenae Hagen# Ho¡zeit. .................... Auf Herrn Georg Krompein#, Stadts¡reiber# zu Balingen Bildni#. ............................. Auf Herrn Georg Pauli JmHof Senatoris et Septemviri Norici Namen# Tag. ........... Auf Herrn Gottfried Zamel# Rat#Herrn zu Elbingen mir übers¡riebene# Ringelgedi¡t. Ringel-Antwort: mit diesem drey‰ändigen Sinnbild. ............................................. Auf Herrn Jacob Drilits¡ Gei‰li¡en Seelhirten, und Jungfrau Helena Barbara Heldin Ho¡zeit. ................................................................................................ Auf Herrn Johan Kißling# Bildni#. ........................................................................... Auf Herrn Johann Adam Witti¡# und Jungfrauen Sophien Catharinae Pei¡lin Ho¡zeit. ........................................................................................................... Auf Herrn Johann Georg Frideri¡ Ba¡mair# zu Giengen mit Jungfrau Anna Chri‰ina Zats¡in ho¡zeit. ................................................................................. Auf Herrn Johann Jacob Kohl# Losung-s¡reiber# und Jungfrauen Claren Reginen Endterin Ho¡zeit. ............................................................................................. Auf Herrn Johann Leonhard Beil# Bildni#. ............................................................... Auf Herrn Johann Nicolau# Geuser# und Jungfrauen Annae Mariae Hartmännin Ho¡zeit. ...........................................................................................................
1241 CXIII. CXVIII. CCXCI. CX. CXIX. CLIX. CLXXXVI. CCXLIV. CCCXXVII. CCCXXXVII. XCI. CCCXXXIX. CXXIII. LXV. CCCLXXI. CCLXIX. CCCXXXVI. CCCXVI. CCCXXIV. CCLIX. CCLXV. CCCIII. CCCIL. 430. CLXV. CLXVII. CCXIII. CXCIII. CCXCVI. CCCXCVIII. CCCXI. CCCXXXVIII. CCLVI. CCXCV. CCCXXXXVIII. CCLXXVIII. CCCLXXXVI. CCCLXIV. CCCXL. CCCXXVIII. CCCX.
1242 Auf Herrn Magister David Nerreter# Für‰li¡ Oettingis¡en HofPrediger# Poetae Laureati Caesarei und Jungfrau Dorothea Felicita# Bo¿in Ho¡zeit. .................. Auf Herrn Magistri Elisaei Girberti, Pfarrer# zu Erlangen mit JungFrau Barbara Vöglin ho¡zeit. ................................................................................................ Auf Herrn Magistri Paul Martin Alberti und Frauen Barbarae Moroldin Ho¡zeit. ...... Auf Herrn Martin Reüsenleiter# und Jungfrau Dorothea Stadlerin Ho¡zeit. ................. Auf Herrn Matthaei Sa‹enhagen# und Jungfrauen Susannen Margarethen von Linzen Ho¡zeit. ................................................................................................ Auf Herrn Obri‰en S¡a[# Wappen. ........................................................................ Auf Herrn Paul Albre¡t Rieter# von Kornburg Nurnbergis¡e Raht‰elle. ...................... Auf Herrn Quirin Kuhlman# Poeten-Cron. ................................................................. Auf Herrn Salomon Codoman# Junioris De¡ant# zu Ki”ingen Bildni#. ...................... Auf Herrn Salomon Codoman# Senioris De¡ant# zu Ki”ingen Bildni#. ..................... Auf Herrn S¡wager Johann Adam Rubinger# Für‰li¡ Brandenburgis¡en und Culmba¡is¡en Medici Bildni#. Ex Latino meo. ............................................ Auf Herrn Seba‰ian Lö[elholz von Colberg Stadt Ri¡ter# Patricii Norici und Frau . . . . . Ebnerin gebornen . . . . . . Ho¡zeit. doppel-Sonnet. ........................... Auf Herrn Wilhelm Rösel# mit Jungfrau Catharina Jeßlinin Ho¡zeit. ......................... Auf ihren Namen Sonnet. ......................................................................................... Auf Monsieur Chri‰of Sigmund# von Till mit Jungfrau Maria Clara Mu[lin, Ho¡zeit Sonnet. Der Liebe wundkraut. .............................................................. Auf Monsieur Ferdinand Sigmund Kreßen# von Kre‹en‰ein Patricii Norici und Jungfrauen Susannae Felicitatis Hallerin von Haller‰ein Ho¡zeit. ...................... Auf Monsieur Gabriel Jm Hof und Jungfrau Kre‹in Patriciorum Noricorum Ho¡zeit. ........................................................................................................... Auf Monsieur Gabriel Pömer# Patricii Norici und Jungfrau Maria Regina Beheimin Ho¡zeit. ........................................................................................... Auf Monsieur Georg Chri‰of Kö”ler# Patricii Norici und Jungfrau Anna Regina Neidhartin von Ulm Ho¡zeit. ............................................................................. Auf Monsieur Georg Chri‰of Lö[elholz Von Colberg und Jungfrau Anna Maria Heiglin Ho¡zeit. ............................................................................................... Auf Monsieur Hann# Sigmund Har#dörfer# Patricii Norici und Jungfrauen Marien Magdalenen Grundherrin Ho¡zeit. ..................................................................... Auf Monsieur Jacob Wilhelm Lö[elholzen# von Colberg mit Jungfrau Regina Catharina S¡eurlin Ho¡zeit. Cupido Lö[el-Pfeil. ........................................................ Auf Monsieur Johann Chri‰of Tu¡er# mit Jungfrau Maria Magdalena Gebhartin Ho¡zeit. Unter eine# andern Namen. ................................................................... Auf Monsieur Johann Chri‰of Tu¡er# Patricii Norici und Frauen Marien Sabinen Pühlerin gebornen Pömerin, Ho¡zeit. ................................................................. Auf Monsieur Johann Fridri¡ Lö[elholz von Colberg und Jungfrau Maria Barbara S¡eurlin Ho¡zeit. ............................................................................................ Auf Monsieur Johann Jacob Tezel# von Kir¡en›ttenba¡ und Artel#hofen Patricii Norici und Jungfrau Helena Catharina Stauferin Ho¡zeit. ................................. Auf Monsieur Johann Paul Ebner# Patricii Norici und Jungfrauen Marien Magdalenen Voitin Ho¡zeit. ........................................................................................ Auf Monsieur Johanni# Bapti‰ae Jm Hof mit Jungfrau Maria Magdalena Pellerin Ho¡zeit. Der erfrorne Cupido. ............................................................................ Auf Monsieur Johanni# Hieronymi Jm Hof mit Jungfrau Regina Clara Jm Hof, Ho¡zeit. ........................................................................................................... Auf obige Ho¡zeit. ................................................................................................... Auf Solatium Podagricum Jacobi Balde Societatis Jesu, von Johann Ludwig Faber verteuts¡t. ............................................................................................... Au[ eine Ho¡zeit. ....................................................................................................
411. CCCLV. CCLXII. CCXXX. CXCI. CCCLVIII. CCXV. CCCXXXII. CCLIII. CCLII. 424. CCLXXIX. CXX. CXCIV. CXIV. CCCXIV. CCCXXV. CCLXXXIII. CCXLIII. CCCXXXXI. CCXCVIII. CXV. CXVI. CCLXX. CCCXXIX. CCCLI. CCCXII. CXXII. CXVII. CCCL. CCCXCVII. XXVIII.
Überschriften und Eingangsverse
1243
Au[ Herrn Wolfgang A¡az Gutbrod# und Jungfrauen Helenen Kö¡inn, Ho¡zeit. ........ Augu‰. ................................................................................................................... Augustus. .............................................................................................................. Au# de# Cato LehrSprü¡en. Vom übel-Na¡reden. .................................................... Au# dem Martiali#. Auf eine Zahnlose Alte. ............................................................... Au# dem Owenu#. Vom Gesundheit-Trinken. ............................................................. Au#s¡ri]. Wegen etli¡er verlornen Gedi¡te. .............................................................
LXVIII. CIV. CCLXI. CCVI. CCVIII. CCIV. XCVI.
"Bä‹er thönet da# Gebet, al# der Räder donner-röhre:" ............................................... "Behalt ›e, mir wüns¡' i¡ die na‹e Gottheit ni¡t" .................................................... "Bild der Eintra¡t, mit dem Pfeil- oder Rutenbündel und einen Bien‰o¿. Lemma." .... "Bin i¡ ni¡t ein Profet gewesen" .............................................................................. "Bi#her i‰ Dor[ und Stadt dem Brunnen zugelau[en" ............................................... "Bi‰ du der Himmel#gott: so müßen s¡öne Frauen" .................................................... Blinder Gott, ein Gott der Blinden!" ......................................................................... "Blut sprizt de# Vogel# Bru‰, der Traube s¡wi”et Blut" ............................................ Böser Weiber Recept. .............................................................................................. "Bruder! ja, i¡ bin zu s¡elten" .................................................................................. "Burrhu#, eine Bürd der Erd, seine# Satan# Roß und Wagen" ...................................
CCCLXXXXII. CLXXIX. CCCVI. CCCXIII. LVI. CLXXVIII. CLXXXVIII. CCCLXXIX. CXXXIII. LV. CCXCIII.
"Catharinen, rein von Sinnen" .................................................................................. Chri‰Monat. ........................................................................................................... "Clio! sag soll mi¡ ni¡t nezen" .................................................................................. "Cupido jüng‰ hin kam dort auf die Allerwies'" ........................................................... Cyrus. ....................................................................................................................
CLVI. CIV. CCCLIX. CXIV. CLI.
"Dank, für die Lehr, erheis¡et meine Pi¡t:" ............................................................. Danzbelu‰igung der Virtuosen Jugend ....................................................................... "Darf man ›¡ heut la‹en sehen?" .............................................................................. "darf man, wann der Siriu#" ..................................................................................... "Da# Bohtenbrod wird seyn, vor diese# Zeitung-bringen" ............................................. Da# Brand-verwü‰ete Ulzen. .................................................................................... "Da# Dorf lud mi¡ zu Dorf, die Feldlu‰ in die Felder" ............................................... "Da# Ei#, der Flü‹e Band, s¡milzt von der Sonnenhi”." ........................................... "Da# Ende, krönt den Bau, ‰e¿t Mayen auf den Gibel." ........................................... "Da# Feuer feyret ni¡t, e# ‰eiget" ............................................................................. "da# Feuer feyret ni¡t. die Flut ‰ät# fürter führet" ....................................................... "Da# Früling# erfreuen" ........................................................................................... Da# Glü¿, der Tugend Magd. ................................................................................. "Da# Glü¿, die Slävin wahrer Tugend" ................................................................... "Da# Glü¿ kan, wa# e# gibt, dir lei¡tli¡ nehmen wieder" .......................................... "Da# Glü¿ wird al# ein weib gebildet und gemahlt" .................................................... "Da# Gold hab i¡ von thun; den Brief lieb' i¡ vor Gold." .......................................... da# Grab Euripidis. ................................................................................................ da# Grab Ovidij. Jn Valachia et finibus Graecis da# S¡i¿sel i‰ ein Noht-Gese”e. .. "Da# Gute komt von Gott. die Glut, da# Gatten-Leben" ............................................. da# Hohe Alter. ....................................................................................................... "Da# junge Freyervolk unlang‰ zusammen kahm" ....................................................... "da# Kupfer bildet nur den Leib, ni¡t da# gemüt." ....................................................... "Da# laß mir Götter seyn. Saturn will seine Kinder" ................................................... da# Mittel-alter. ...................................................................................................... "Da# Rei¡ war viel zu klein, da# mir mein Vater ließe" .............................................. "Da# Spanis¡' Eberkraut mit Sta¡eln i‰ ümgeben" .................................................. "Da# Sprü¡wort spri¡t: Lang Ho[mann, lang zu Hölle." ........................................... "Da# Teuts¡e Spra¡- und TugendLie¡t" .................................................................
429. 417. CCCLXXXIX. CCCXXXIV. LVII. XLIX. CXLI. CIV. 408. 419. 418. CCXCVIII. CCCLXXV. CCCXII. CXLIX. CLXX. L. 410. 410. XXXII. CL. XCIX. CCCXXXVIII. CLXXII. CL. CLI. CCXXXVI. CCXXII. XXXIII.
1244 Da# Weiber-A.B.C. ............................................................................................... "Da# weltbekandte Kraut, da# aller enden rau¡et" ...................................................... "Da# Zeitli¡ i‰ zu lei¡t: da# Ewig släget über." ......................................................... "Daß dieser Ehleüt kein# vom andern Freüd genie‰:" ................................................... December. ............................................................................................................. "Dein weib i‰ Cerberu#, bellt mit dem Hunde#ra¡en" .................................................. "Deine S¡öne, (spra¡ Verliebet" ............................................................................. "dem dienst mit Treu geleist." ............................................................................... "Dem König eine Kron, zur Kron gehöret Gold:" ......................................................... "Den grünen Klee, da# süße wiesen kind" .................................................................... "Denkt man an die Ro¿en-fart?" ............................................................................... "Der, al# ein treuer Hirt, auf Erden" .......................................................................... "Der Alte belzt ›¡ an. der Knab geht auf da# Ei#." .................................................... "Der Arzt, ein Edler Nam: ihn hat Gott selb‰ geadelt." ............................................... "der Augen holder Bli¿, da# S¡ne¿enblut am Mund" ............................................... Der Bier- und Wein-bruder. ..................................................................................... "Der Bürger treüe# Herz, ihr wi”ig# Haupt im Raht" ................................................. "Der dur¡ die Lieb zur Kun‰ ›¡ hat geehrt bewähret" ................................................. "Der Eh‰and wird genennt ein Stand gei¿ter Hosen" ................................................ Der Früling. ............................................................................................................ Der gelehrte Lang-Prediger. Sonnet. ......................................................................... Der Gold-Brief. ...................................................................................................... "Der graue Winter zeigt, da# Jahr sey worden alt." .................................................... "Der Ha# im hohen Gra# ›¡ de¿et und ver‰e¿t." ...................................................... "der hat da# Weib dem er‰en Mann gebaut:" ............................................................. Der Herb‰. .............................................................................................................. "Der Himmel sey geneigt. E# paart zwo edle Seelen" .................................................. "Der i‰ ein edler Gei‰, der Gott und Kün‰e liebt." ...................................................... Der Karren mit dem Geld. ........................................................................................ Der Ka”en- und Mäuse-Krieg. .................................................................................. "Der Kün‰ler bildet hier dein Antli” in dem Erze:" ...................................................... "Der langvers¡lo‹ne Nord, rei‹t Thor' und Riegel au#" .............................................. "Der Lenz la¡t in die Welt. der winter le”et ›¡" ........................................................ "Der Lenzenjahre Blüt hei‰ mi¡ der Wollu‰ pegen." ................................................ "Der Mund der na‹et ‰ät#. der Leib zerie‰ in S¡weiß." ........................................... Der Nasen König. .................................................................................................... der Palla# Rede zur Kun‰liebenden Jugend, in der Teuts¡en Academie Zweytem Theil. ............................................................................................................... "Der Pug nun geht in# Feld. der Feldman kreü¡t herfür." .......................................... Der Redner, Poet und Mahler .................................................................................. "Der reife Herb‰ ›¡ nun un# s¡üttet in den S¡oß." ................................................... "Der Same fället nun, auf wu¡er in die Erd." ............................................................ Der Sommer. .......................................................................................................... "der Steyris¡ Alpenklee, w䡉 auf der Tauren Böden" .............................................. "Der ‰renge Ritter-arm, der dapfre Löwenmuht" ......................................................... "Der Tacitu#, von Teüts¡land römis¡ redt:" ............................................................... "Der Titel zeiget dir hier eine Löwenhaut:" .................................................................. Der unbes¡eidene Herbergier. Sonnet. ....................................................................... Der von hoher Hand verehrte Ring. Sonnet. .............................................................. Der Winter. ............................................................................................................ "Der Winter fraget nun, wa# man gewonnen hat." ...................................................... "De# Alter# Sommerzeit, mahnt mi¡ zur Arbeit an" ................................................... "De# Apelle# HoheS¡ul hier, al# den Apollo, s¡auet" ................................................
CXLI. CLXXI. XC. CCLXXXII. CCLXI. LII. CCCXIV. CCLXXXVIII. CCCI. CCCLXIV. 405. CCLI. CCLXI. CCCLXIX. 416. CLIV. CXCVIII. CCCXXXI. XCII. CLII. XXVI. L. CIV. CCLXI. CCCLIV. CLII. CCLXXI. CCCLXXIV. CXXXIV. XCIII. CCCXIX. CIV. CIV. CL. CXLV.2. CXCVII. 414. CCLXI. CCCLXXVII. CCLXI. CCLXI. CLII. CCCLXXXIV. CCCLVIII. CCXXVII. CXCVI. LII. XXXIV. CLII. CCLXI. CL. CCCLXVII.
Überschriften und Eingangsverse "De# Leib# Regent i‰ oben der Ver‰and" ................................................................... "Die Ader ‰arrt von Blut, der Leib i‰ roht und weiß" .................................................. "Die Aemter legt man ab, wann man zu grabe geht." ................................................... "Die Axt ›ht in da# Holz, daß man mög feuren ein." ................................................... die Cholerische. .................................................................................................... "Die Edle Kun‰, so Himmel-ab ›¡ gie‹et" ................................................................ "die Erde s¡a[t" ...................................................................................................... "Die Freud wird wieder jung, verneüt ›¡ mit dem Jahre" ............................................ "Die Gall fühlt Floridan, der Rhein die Wut der Gallen:" ........................................... "Die gelbe Sommer-ähr nun vor der Si¡el fällt." ....................................................... "Die goldgegilbte Saat, will einges¡nitten seyn." ........................................................ "Die güldne Stralen fuhr, der müde Himmelwagen" .................................................... "Die Hand, al# wie der Mund ma¡t reden den Ver‰and" ............................................ "Die Hand, so mit dem Stoß, na¡ jenem König zielte" ................................................ "Die Haut, i‰ s¡warz und geel, da# Haar von Jahren greiß." ....................................... Die Hennreuterin ..................................................................................................... "Die Himmel# wage wägt den Tag und au¡ die Na¡t" ............................................... die Jugend. .............................................................................................................. "DIe IVngfraw ware IVng‰ eIn kLare# SonnenhaV#" ............................................... "Die Kun‰ hier de‹en Bild und Antlitz billig ehrt" ...................................................... "Die Leber i‰ geko¡t, und ni¡t gebraten." ................................................................. "Die Leber i‰ vom han, liegt auf den deller." ............................................................... "Die Leber i‰ vom han, ni¡t von der hennen." ............................................................ "Die Leber i‰ vom He¡t, und komt von Feuer." .......................................................... "Die Leber i‰ vom He¡t, und wei¡." ......................................................................... "Die Leber i‰ vom He¡t und wohlgesotten." ............................................................... "Die Leber i‰ vom He¡t, vom Bau¡, und ni¡t vom Rü¿en." ..................................... "die Leber i‰ vom Hun, und ‰eigt zu magen" ............................................................... "Die Leber i‰ vom hun, und vor die Gä‰e." ................................................................ "Die Leber i‰ von han und s¡me¿et süß:" .................................................................. "Die Leber i‰ von He¡t, ligt in der mitten." ................................................................ "Die Leber i‰ von hun, und kommet auß der kü¡en." ................................................... "Die Leber i‰ von hun, und liegt an herzen." ............................................................... "Die Leber i‰ von hun, und wohl zu e‹en." ................................................................. "Die Leber komt vom He¡t, der He¡t vom wa‹er." .................................................... "Die Leber komt vom He¡t, do¡ ni¡t vom Haubt." .................................................... "Die Leber komt vom He¡t, do¡ ni¡t vom S¡wanz." ................................................ "Die Leber komt vom Hun, da# hun vom Ey." ............................................................ "Die Leber le¡zt vor dur‰. der Leib i‰ braun und heiß." ............................................... "Die Leber von der Bru‰ kömt, ni¡t vom Flügel." ...................................................... Die Liebe# Gö”en. ................................................................................................... die Lilie am Bühel. .................................................................................................. die Manns¡a[t. ....................................................................................................... die Melancholische. .............................................................................................. "Die Murris¡en Winde mehr Winter andräuen" ........................................................ "die Nase meinen Mund hält von dem deinen ab." ....................................................... "Die Nori#, gab da# Leben:" ..................................................................................... die Phlegmatische. ................................................................................................ "Die Rab, der große Rab" ........................................................................................ Die Ro¿en Stube. .................................................................................................. "Die rohte Tanne gern ›¡ gipfelt ho¡empor" .............................................................. die Sanguinische. .................................................................................................. "Die Sense gehet nun, mit ihrem Re¡en au#." ...........................................................
1245 CCXXI. CXLV.1. CCCIX. CCLXI CXLV.3. CCLXXXIV. CCLXXXVIII. XCVII. 426. CCLXI. CIV. CII. CCCXVII. CCX. CXLV.4. CXXXVI. CIV. CL. LXXXI. CCCXXVIII. LXII.4. LXII.13. LXII.12. LXII.5. LXII.2. LXII.3. LXII.1. LXII.19. LXII.11. LXII.15. LXII.7. LXII.17. LXII.18. LXII.14. LXII.10. LXII.8. LXII.4. LXII.16. CXLV.3. LXII.6. CLXXXI. CCXXXVIII. CL. CXLV.4. CI. 404. 411. CXLV.2. CCLXII. CXXXII. CCCLXXXX. CXLV.1. CCLXI.
1246 "Die Sonne Sommer ma¡t. der heiße Hund#‰ern brennt." .......................................... Die Trappelir-Karte. ................................................................................................ "Die Traube wird gepre‹t, und weinet sü‹en wein." ..................................................... "Die Trauergedanken, de# Her”en# kummerla‰" ......................................................... Die Vier Complexiones oder Natur-Arten. ........................................................... Die vier ErzMonar¡en. ............................................................................................ Die Vier Jahr-Zeiten. .............................................................................................. Die Vier Mens¡-Alter. ............................................................................................ Die Vier WeltTheile. .............................................................................................. "Die warheit, geht auf Fü‹en" .................................................................................. "Die wa‹er bieten selb‰ der Lieb den Rü¿en dar." ...................................................... "Die wilde Barbarey" .............................................................................................. Die wölfe-Fur¡t. ..................................................................................................... "Die wölfe s¡re¿en di¡. laß mi¡ dir näher kommen." ................................................. "Diese rei¡e Jahre# Zeit" ......................................................................................... "Diese# i‰ der Groß-Vezier, die gerü‰e Chri‰en Geisel:" ............................................. "diese# und no¡ man¡e# Jahr" ................................................................................. "Diß hat eü¡ no¡ gefehlt bey soviel s¡önen gaben" ..................................................... "Diß i‰ ein Wunder Jahr. die ganze Chri‰enheit" ....................................................... "Dorispillen Kindheit wird" ....................................................................................... "Dort führt der Majensohn die Psy¡e himmelan." ....................................................... "Dort gie‰ der Pelican, und hier der Traube, Blut." .................................................... "Dort in Cypru# Rosenwäldern" ................................................................................ "Dort rief die treue Lieb, im winter, mit gewein:" ......................................................... "Dort, wo anderthalb paar Linden" ............................................................................ "Dort wo der Pegni”‰rand ein grüne# ufer le¿et" ........................................................ "Dort wo der Rhein, der Ströme Vater, grü‹et" ......................................................... "Drey in Treue ungezweyt" ....................................................................................... "Drey Ringe Du in Einem ›h‰" ............................................................................... Dru¿erey-Ubers¡ri]. ............................................................................................... "Du alter Grimmbart du, du wilder Jsengrim" ............................................................ "Du Arme, wolte‰ du di¡ in den Himmel ‰ürzen?" ...................................................... "Du bi‰, berühmte Stadt, erhoben zu den Sternen." .................................................... "Du dreymal-liebe# Bu¡! du zeige‰ mir drei Lieben." ................................................. "Du edler Musen›”, vor andern ho¡ gepriesen" ........................................................... "Du edle# Fräulein. Geld, um di¡ wirbt iederman." .................................................... "Du frommer Joseph du, den Ruhm ha‰ du allein" ...................................................... "Du hatte‰, i‰ mir re¡t, nur no¡ vier alte Zähne." ..................................................... "Du Laute, meine lu‰, du Her”enwenderinn." ............................................................. "Du, Pluto, bi‰ kein Gott: der Teü[el mag‰ du seyn." ................................................. "Du s¡öner Jüngling du, de# s¡önen Tage# Tag" ...................................................... "Du s¡ön‰e# Bild, du weißer S¡wan von Sinnen" ................................................... "du thu‰ ja Re¡t, du edle# Sle›en!" ......................................................................... "Du über-lieber Ring, mit Gold und Kun‰ gezieret!" ...................................................
CIV. CLXI. CIV. XXXIX. CXLV. CLI. CLII. CL. CXXXVII. CCLXXXVI. CIV. XIX. LI. LI. CVIII. CCXLIX. CCCXXXXVI. C. CCXIX. CCLXXVI. CXLVIII. CCCLXXII. CXX. CCCLXVI. CLVIII. CXIX. CCXXIII. CCLXIX. CCCXXXVI. CCXXIX. CLXXVI. LXV. XLI. CCXC. V. CXXXV. CXCV. CCVIII. VIII. CLXXVII. CV. CCLIV. CCCXXXII. XXXIV.
"Edler Unverdro‹ener! E# lä‹t eure Hand ergla‰en" .................................................... "Eh da# rauhe Kind von Norden" .............................................................................. "Eh Gott ersaufen ließ die Sünd-erso[ne Welt" .......................................................... Ehren Glü¿wuns¡. Herrn Doctor Caspar von Lilien, Für‰li¡ Brandenburg-Culmba¡is¡em General-Superintendenten und OberHofpredigern. ................................... Ehren Lied Glükwuns¡ Herrn Georg Sigmund Fürern. Kir¡en Pegern bey Endung de# Kir¡en Jahr#. ............................................................................................ Ehren-Lob, Herrn Adam Volkmann, Für‰li¡ Brandenburgis¡ Culmba¡is¡em geheimen HofRaht und Lehen Prob‰en. ..............................................................
XXXIII. CLX. LXI. CCXXXI. CCCLXXXV. CCXXXII.
Überschriften und Eingangsverse "Ein aufgewe¿ter Gei‰, i‰ ni¡t dem Feyren hold." ..................................................... "Ein Edelmann, der son‰ ›¡ trägt mit Wa[en" .......................................................... "Ein Gei‰ Gott-änli¡ i‰, der Lieb und glauben heget." ................................................ "Ein Hirt, wann ihm der S¡la[ die Augen zu will drü¿en" ......................................... "Ein Hofman trägt die Federn auf dem Hut:" .............................................................. "Ein iede zeit de# Jahr# hat ihre Lu‰ und Freüde." ...................................................... "Ein Lehrer, deß ver‰and in Gotte# rathau# bli¿t" ...................................................... "Ein niedrer Pöbel›nn, der an der Erden klebet" .......................................................... "Ein Panther wol ein Lämmlein pegt" ...................................................................... "Ein redli¡-teuts¡e# Herz, ein Preise# wehrter Preuß" ................................................. "Ein Sänger und Poet ›nd ein verwandte# Paar" ....................................................... "Ein S¡u‰er wohnt' an diesem Stein" ...................................................................... "Ein seelig# Bu¡ i‰, da# Gott ehret." ........................................................................ "Ein treüe# Herz, ein angefeürter Gei‰" ...................................................................... "Eine Lilie in dem Thal" ........................................................................................... Emblema. Auf die niderländis¡e Eintra¡t. ............................................................... Emblema Auf einen faulen aber frefelmütigen Arbeiter, Rab genannt. .......................... Epigrammata. ........................................................................................................ Epigrammata zu den EndStö¿en der Sandrartis¡en Academie Andern Theil#. ............ "Er i‰ der Er‰e ni¡t: o] diese# Namen# einer" ........................................................... "Er lebt, und hebt mit Lob gen himmel" ...................................................................... Er saget seiner S¡wermut ab. ................................................................................... "Er ‰eht, er grünt ja no¡, der Edle Palmen Orden." ................................................... "Erkenn di¡ selb‰, ô Mens¡! diß i‰ ein Spru¡ der Heiden" ........................................ Erklärung de# Kupfer Titelbilde# zum Kalloandro de# Unglü¿seeligen. Gesprä¡e zwis¡en Kalloandro und Cupido. ........................................................................ Erklärung de# Kupferbild#. ........................................................................................ Erklärung de# KupferTitelbilde# zum Endimiro de# Unglü¿seeligen. .............................. Erklärung de# KupferTitel# zum Demetriu#, de# Theuren Unglü¿seeligen. Sonnet. ........ Erklärung de# Titelbild# zur geteüts¡ten Clelia. .......................................................... Erklärung. DreySä”ige Reim Wiederkehr. ................................................................ "E# di¡ten ia zu glei¡ der Mahler und Poet" ............................................................. "E# ie‰ kein Freüd gedi¡t, bey so betrübten Zeiten" ................................................... "E# hat da# klare Gla# der Wogen" .......................................................................... "E# herrs¡en in der Welt zween Götter, Glü¿ und Liebe." .......................................... "E# i‰ der Reimen Zahl, womit i¡ wüns¡e, Sieben." ................................................. "E# i‰ ein alte# wort: kein Adler he¿et Tauben" .......................................................... "E# i‰ ein gro‹e# von der Erd" .................................................................................. "E# i‰ ja do¡ ein Edle# Gut, die Ehre:" .................................................................... "E# i‰ kein Jupiter. wo bi‰ dann du, sein Weib" ......................................................... "E# i‰ s¡on lang, daß Fama 1000 Zungen" .............................................................. "E# la¡et La¡e›#. Wa# hil] da# wüns¡e-spinnen" .................................................... "E# s¡winden die Tage, der S¡atten wird länger" ...................................................... "E# segne eVren FLeIß, zV gro‹en nV” Ihn kehr" ..................................................... "E# ›nd ja Siebenzehn der Jahre nun vero‹en" ......................................................... "E# war ein Junggesell, dem kam in Sinn zu freyen" ................................................... "E# war nunmehr der Krieg au# Teuts¡land weggezogen" ............................................ "E# war s¡on der Teuts¡e Ruhm gar au# Teuts¡land weggezogen" .............................. "E# ward ein Edler Baum vom Nordwind wurzel-au#" ................................................ "E# wimmelt ja i”t alle# von Poeten" ......................................................................... "E# wird die Leber hier von Zähnen gan” zerbi‹en:" .................................................... "E# wollen s¡ier falben und fallen die Blätter." .......................................................... "E# wolte Gott und Gei‰, der Quellbrun aller Sa¡en" ...............................................
1247 CCLVII. CCXXIX. CCCLXXIII. LXXIII. CCCXV. CLIX. XXVI. LX. CCCXXIX. CCCLXI. CXXV. CCCLXXVIII. CCLXXVIII. CCLXXIV. CCXXXVIII. CCCVI. CCCV. 404. 408. CCCXCVI. CCCLXXXV. XXIV. CCXCIV. CCCXXXXV. CLXXXVIII. CLXXXIV. CLXXXIX. CLIII. CCLIV. XXXIII. CCCLXXVII. CCXLIII. CCXXXIX. CLIII. XXXI. CXVIII. CCXXXII. CCXCVII. CLXXX. CCLXXVII. CCLVIII. LXXXII. CCXXXIII. CCCXXXXII. CXXXIII. XCIII. XXXIII. CCXVII. CCXLVII. LXII.20. CXL. XIII.
1248 "Eü¡, Edle Catharine" ............................................................................................. "Eü¡, Edle Gotte#-Gabe" ........................................................................................ Europa. ................................................................................................................... "Europa ma¡te mi¡ der Welt, Gott mir, bekannt." ..................................................... "Europa nennet mi¡ die S¡ul der Höi¡keit" ............................................................ Europæ Vier HauptLänder. ..................................................................................... "Ey so ›nd wir do¡ gero¡en!" ...................................................................................
CXC. CLXXXVII. CXXXVII. CXXXVII. CXXVII. CXXVII. XIX.
Februarius. ............................................................................................................ "Fi¡t s¡on die Fa‰na¡t#Purs¡ den treuen Vogel an" ................................................ Finis Coronat Opus. .............................................................................................. "Fleugt Jcaru# zuho¡, so fällt er tief hernider:" ............................................................ "Frag‰ du, warüm so alt herr Ebert# worden sey?" ....................................................... "Frau Braut, ›e nehme so den guten willen an" ........................................................... Fridri¡ Taubman# Professoris Publici und Rectoris der Wittenbergis¡en HohS¡ul, Geburt#Tag-au#s¡reiben Anno 1608. au# seinem Latein geteuts¡et. .................... "Fris¡ auf! der Flu¡ enteu¡t, der fre¡e Frevelkrieg" ................................................. Früling#-Freüdenwe¿er. Horatii Libri I. Ode IV. .....................................................
CCLXI. 408. 408. CXLVII. CXCVIII. LXXVII.
Gallia. .................................................................................................................... "Ganz Ulzen i‰ zuviel: ein Theil, wär zu verge‹en." ..................................................... "Gebt, unser Heiland spri¡t, so wird eü¡ au¡ gegeben." .............................................. GeburtLied. ............................................................................................................. Geld, Regirt die Welt. ............................................................................................. Germania. .............................................................................................................. "Gibet Gott, so nimt der Tod: er zers¡neidt vereinte Seelen." ....................................... "Glaub O Leser! daß vor Edel unsre Kun‰ be‰ehen kan." ............................................. "Glü¿, i‰ die Magd der Kun‰ und Tugend, wie man sagt." ......................................... Glü¿wuns¡. ........................................................................................................... Glü¿wuns¡. ........................................................................................................... Glü¿wuns¡. Zu Herrn Carl# von Stein Für‰li¡ Brandenburgis¡en geheimen Raht# und Hofraht#- directoris, au¡ Hofri¡ter#, betrettner Canzler Stelle. ..................... Glü¿wuns¡ Zu Herrn Gotfried Stein# Bayreuthis¡en Stadt-Physici Doctorat .......... "Gott hat mit mir getheilt da# Kaysertum der Welt:" ................................................... "Gott s¡lägt, und heilet wieder" ................................................................................ GrabS¡ri[t einer Mäise. ......................................................................................... "Gräcien den Lorbaum Dafne, und die Palme Fönix, nennt." ........................................ "Grau' haare, Gotte# wort, nennt eine Ehren Kron." ................................................... "Guter Tag, der du am Morgen" ...............................................................................
CXXVII. XLIX. LXXVIII. XCV. CXXXV. CXXVII. CCLXXIX. CCXXIX. CCCLXXV. LXX. LXXX.
"Hat man ie, von einem Kriegen" ............................................................................... "Hat mir ni¡t die Na¡t geru[en in dem Anfang dieser Na¡t?" ..................................... "Hat ni¡t der Ne‰or unsrer Stadt" ............................................................................ Hemd- Belz- und Bett-Gravamina. Von dem Weiber- und Flöhe-Krieg. ..................... HEr-A#mu#. ........................................................................................................... Herb‰Monat. ........................................................................................................... "Hero solte, mit Leandern" ......................................................................................... "Herr Bräutgam einen Vogel hat gefangen." .............................................................. "Herr Hagen s¡reibt, wa# Gott und Mens¡en kan behagen:" ....................................... "Herr Opi”, i‰ er todt, der Herzog Teüts¡er lieder" ...................................................... "Herr Rents¡el ehrt diß Bu¡: darau# er mit-regieren" ................................................. "Herr vatter, kan i¡ s¡on eü¡ no¡ kein Bindlied s¡reiben" ........................................ "Herr von Sandrart wolte nun" ................................................................................. Herrn Bartholmee Bohten# Bes¡reibung De# Lühnis¡en Gesundbrunne# Sonnet. ........ Herrn Benedict Bo¿en#, Magi‰er-Würde. ................................................................
CXXXI. CCXCII. CCCXXXXI. CXXXI. CCCXVIII. CIV. CCCL. CCCLXV. CCCVII. XLIV. CCLXXXV. CVIII. CCCLVI. LVI. II.
CCXII. LXXII. XXXVII.
CCXXVIII. CCCLXIX. CXXXVII. CCLXXXI. LXVI. CCC. CXCVIII. CCLXXX.
Überschriften und Eingangsverse Herrn Doctor Johann Kreüselmann# und Jungfrauen Reginen Sophien Pfaudtin Ho¡zeit. ........................................................................................................... Herrn Doctor Ju‰ Georg S¡ottel# Ho¡zeit. Wiederkehr. .......................................... Herrn Georg Otten# Magi‰er-Würde. ....................................................................... Herrn Johann-Ern‰# Gerhard#, Magi‰er-Würde. ...................................................... Herrn Johann Mi¡aël Dilherrn# Professoris Publici zu Nürnberg und Frauen Marien Des¡auerin Ho¡zeit. ............................................................................. Herrn Loren” Geiger# und Jungfrauen Anna Margarethen Betulin Ho¡zeit .................. Herrn Magi‰er Chri‰ian Betulien# Namen#Tag. ....................................................... Herrn Magi‰er Chri‰ian Betulien# und Jungfrauen Anna-Marien Rubingerinn Ho¡Zeit. .......................................................................................................... Herrn Simon Trandorf# Gei‰li¡en Seelhirten# und Jungfrauen Elisabethae Gerhardin Ho¡zeitFe‰. ..................................................................................................... Herrn Wilhelm Capell# mit Jungfrau Helena Susanna Jahn# Ho¡zeit. ........................ "Hesper, der du in der Na¡t" ..................................................................................... "Hieher, zum bä‰en Danz! Apollo spielet auf." ............................................................ "Hier dieser Ring dir wei‰" ....................................................................................... "Hier Jugend, geh zur S¡ule" .................................................................................. "Hier liget der Poet, den, der erzürnte Held" ................................................................ "Hier lig‰ du braune# weib, du Arbeit-trö‰erinn." ........................................................ "Hier ›h‰ du, wa# man sah' an diesen wehrten Greißen" .............................................. "Hier ‰ehet auf Papier Herrn Sevrin-heinri¡# Bild:" ................................................. "Himmel! hör den wuns¡ der Erden" .......................................................................... "Himmlis¡er wille der mü‹e ›e ehli¡en" .................................................................... Hispania. ............................................................................................................... "Ho¡gelehrter Gotte#Lehrer, Gottbegei‰eter Poet!" ..................................................... Ho¡zeit-Emblema. ................................................................................................. Ho¡ZeitLied. ........................................................................................................... "Höfe, Himmel ›nd der Erden:" ................................................................................. "Höi¡keit und kluge Sinnen" .................................................................................. "Hört, wa# Herr Kinderman ihm für ein Weib genommen." .......................................... "Hört Wunder an: hier ›het man" .............................................................................. Hornung. ................................................................................................................. "J¡ bilde mir diß werk al# eine Orgel für:" ................................................................. "J¡ bin e# der den S¡oß der Erden ma¡t gebähren" .................................................. "J¡ bin Europen Fur¡t, und tro”e ihren Tru”." .......................................................... "J¡ bin Europen# Aug, der Venu# König rei¡" ......................................................... "J¡ bin i”t ni¡t bey eü¡, wie i¡ vor diesem ware" ..................................................... "J¡ da¡te ja mi¡ Eurer Freud zu freuen" .................................................................. "J¡ denk der lieben Zeiten" ....................................................................................... "J¡ der Musen Lieber Freünd" .................................................................................. "J¡ folgte, meinem Herrn: der Tod, mir folgte na¡." ................................................... "J¡ gedenke no¡ daran:" ......................................................................................... "J¡ gedenke no¡ mit Lu‰" ....................................................................................... "J¡ hab' ein werk von Reimen aufgeführet" ............................................................... "J¡ hab in so man¡en Stunden" .............................................................................. "J¡ hab mi¡ müd geda¡t. hinweg ihr Traurgedanken!" .............................................. "J¡ kame jüng‰ dahin, e# hat ›¡ so ges¡i¿et" .......................................................... "J¡ lobe, wehrter Freünd! wa# du mir ha‰ ges¡rieben" ............................................... "J¡ ma¡ die Erde jung, die Blumen-wiesen la¡en" ................................................... "J¡ muß bekennen ja: au# deinen Kun‰gedi¡ten" ....................................................... "J¡ muß bekennen ja. Der Tag der un# dort s¡ied" .................................................... "J¡ muß der wunderung nit wenig zinßbar werden" .....................................................
1249
XVIII. XXXI. CXXVIII. I. XIII. XIV. LV. XXV. III. LXXIX. CCLXXXIII. 417. CCCXXXVI. CCCLXXI. 410. CV. CXCVIII. CCCLX. CCXX. LXX. CXXVII. CCLIII. CXLIV. CCXVIII. CCXXVIII. LXXXVII. CLXIX. 423. CIV. CCCXX. CLII. CXXXVII. CXXVII. CXXVIII. CCCXXII. XVIII. XXVII. CCLV. CCLXVI. CCXV. XXXVIII. CVIII. XXIX. CLXIII. CXCI. CLII. XLVIII. XI. XIV.
1250 "J¡ muß mi¡ mit Denken laben" .............................................................................. "J¡ preiße ja den Sinn der wehrten Preußen:" ............................................................ "J¡ s¡erze im Gedi¡t, und di¡te in dem S¡erzen." ................................................... "J¡ s¡rieb von der Natur viel ding#, da# i¡ gehöret:" ................................................. "J¡ solt' und wolte zwar von euren Tugendgaben" ....................................................... "J¡ verglei¡e mit den Flü‹en" ................................................................................. "J¡ war auf Gotte# Fur¡t und Kun‰lieb hier geie‹en." ............................................. "J¡ war e# der zuer‰ ›¡ unter‰anden hat" ................................................................. "J¡ weiß ni¡t, Edler Herr, wie man forthin wird mü‹en" ............................................ "J¡ werde, bi# i¡ selb‰ gebähre, zwier gebohren." ....................................................... "J¡ will all seine weg' auf Erden ma¡en Eben:" ........................................................ "J¡ wolt, imfall i¡ viel mit wenig könde sagen" ......................................................... "J¡ Zeughau# aller welt, wa# hab i¡ ni¡t erda¡t?" ................................................... "J¡ zwar, i¡ bin iezt nit dorten" ................................................................................ "Jhr brennet, und beginnt zu les¡en und zu‰illen" ........................................................ "Jhr edel‰e# Ges¡öpf, ihr Herze dieser welt" ............................................................... "Jhr edler Teüts¡er S¡wan!" ................................................................................... "Jhr habet eure Stadt, ihr habet euren Staat" ............................................................ "Jhr himmel, la¡t herab! Jhr Sternen, seit geneiget" ................................................... "Jhr Lie¡t der klugen Welt, ihr kinder hoher Sinnen" ................................................. "Jhr Männer! sehet hier den harten WeiberSpan" ....................................................... "Jhr Napeen, Oreaden" ............................................................................................ "Jhr RINGT na¡ Preiß mit eurem RingelSingen" ................................................... "Jhr S¡äfer habt die Lu[t bi#her mit Klag erfüllet" .................................................... "Jm fall i¡ solt Poeti›ren" ........................................................................................ "Jm holze der Reben" ............................................................................................ "Jmfall i¡ wär, al# wie Herr Bräutgam hei‰" ............................................................ "Jmfall i¡, wa# der Heid nennt Götter, darf benennen" ............................................... Jn da# Stambu¡ Herrn Johann Ulri¡ Augen‰ein# ConRectoris Sebaldiani. ............. "Jn dem Hage fängt man Hasen" ............................................................................... Jn ein Stambu¡. .................................................................................................... "Jn Gotte# Weinberg du mein treuer Mitarbeiter!" ...................................................... "Jn Hämnu# Ei¡enwald saß Orfeu# dort und sange" ................................................... Jn Herrn Borken# StammBu¡ ............................................................................... Jn Herrn Georg Chri‰o[ Hohmann# Nürnbergis¡en Kriegs¡reiber# StammBu¡. ........ Jn Herrn Johann Chri‰of Falkner# Stammbu¡. ........................................................ Jn Herrn Johann Martin Brendel# Medicinae Studiosi StammBu¡. ...................... Jn Monsieur Chri‰of Führer# von Haimendorf StammBu¡. Die Pegni” redet. .......... Jn Monsieur Hieronymu# Lö[elholzen# von Colberg Stammbu¡. ............................... "Jndem du, edler Freünd, die feder se”e‰ an" ............................................................... "Jndem i¡ über Rom zum Herren mi¡ gema¡et" ....................................................... Innitum quod delectat. ........................................................................................ "Jn# herze man¡er haß geht dur¡ die ohren ein." ........................................................ "J‰ Chri‰u# da, so webt die Spinne Mauer‰ein':" ...................................................... "J‰ dan diese# ni¡t die s¡öne" .................................................................................. "J‰ dann diese# der Magnet" .................................................................................... "J‰ diß da# Neue Jahr? e# mö¡t wohl heißen alt" ...................................................... "J‰ in der S¡äferei Theophilo und Filippinen zunden" ............................................... "J‰ zunden in der S¡äferej Brumano und Ursetten" ................................................. "J‰ zu Lesen in den gedru¿ten Noris¡en Polemar¡u#" ................................................ Jtalia. ..................................................................................................................... "J”t bendt i¡, wahr zu seyn" ................................................................................... "J”t, da die Himmel#wag wägt Tag und Na¡t glei¡ ab" ............................................
IX. CCCLIII. CXXI. 410. LXIII. CCCXXXV. CCLXIII. CLI. LIV. LXIV. CCCLII. CXI. CXXVII. CLXVI. CCCXCV. CLV. XIX. CCV. XCIV. XL. CCXLI. LXIX. CCXCV. LXXV. CCXL. CCLXXXIX. 420. CX. CCCXXX. CCCXI. CCLXXIII. CCLII. CCLXXIV. 248. 421. LXXIV. CXXXVIII. CXXXIX. LXXV. XII. CLI. 428. LXXXIX. 404. CCLVI. CCLXVIII. CIV. CCCXXXXIII. CCCXXXXIV. CCCLXXXXI. CXXVII. CXVII. CLII.
Überschriften und Eingangsverse
1251
"J”t gilt e# deinen Belz, du krause# S¡äfelein:" ......................................................... "J”t la¡t die s¡öne Welt, der Gärten Augenweid." .................................................... "J”und die Kelterpreß un# bräut October Bier" ........................................................... "J”und kömmt die Zeit heran" ................................................................................... "J”und ›het man im Mayen" ....................................................................................
CIV. CCLXI. CCLXI. LXXXIII. CCXCVIII.
Jäner. ..................................................................................................................... Jahr Zahl-Gedi¡te. Zu Herrn Johann David Göts¡en# Re¡enbu¡. ........................... Januarius. .............................................................................................................. "Jezt, da Flora in dem Land" .................................................................................... Johanne# Ri‰ dur¡ Letterwe¡sel: Hier ›nt Naso. ....................................................... Joseph und Potiphar# Weib. ..................................................................................... "Jüng‰ i¡ gieng, zum Omeißhaufen" ......................................................................... Juli. ....................................................................................................................... Julius. .................................................................................................................... Julius Caesar. ........................................................................................................ "Jungfer! i¡ will Rosen bre¡en:" .............................................................................. Jungfrau Hofmännin dankt ihrem Gei‰li¡en Lehrer für die Jnformation. Sonnet. ......... Jungfrau Susanna von Sandrart. ............................................................................. Juni. ...................................................................................................................... Junius. ................................................................................................................... Juno, der Eh- und EhrGö”. ...................................................................................... Jupiter der Buhler. .................................................................................................. Ju‰u# Georg S¡öttell dur¡ Letterwe¡sel. So gute# lös¡t ihre Glut. ...........................
CIV. CCXXXIII. CCLXI. CXXXVIII. XIX. CXCV. CCCLXIII. CIV. CCLXI. CLI. CLXI. 429. 416. CIV. CCLXI. CLXXX. CLXXVIII. XXXII.
Kammer Liedlein. ..................................................................................................... Kammerliedlein. ....................................................................................................... "Kan man in den Tode#-Singen" ............................................................................... "Kehr wieder, lieb‰er Preuß! hin zu den Silberuten" ................................................... "Kein Narr i‰ klug, er werde dann ges¡lagen." ........................................................... "Kein Weib i‰ gut! diß war der weißen Heiden Red:" .................................................. "Kenn' i¡ ni¡t die Reben hügel" ............................................................................... "Keus¡er Spiegel der Jungfrauen." ........................................................................... Kinder-Anbindwüns¡e. ............................................................................................. "Kleine Mäis', auf deren S¡nabel Honig au# dem Claro# oß" .................................... "Kom, Jugend, die du träg‰ da# Feuer in den Sinnen" ................................................ "Komme mit mir, meine S¡öne!" .............................................................................. "Kommt la‰ unsere Mägen ›¡ mä‰en!" ..................................................................... "Können di¡ au¡ ohne Threnen" ............................................................................... Kun‰ und Wi” la‹en ni¡t ‰erben. ............................................................................ Kupferbild der Palla#, Zum Neu-Spro‹enden Palmbaum. ...........................................
LXXXIII. CCCLXXXIX. CCCXXV. CCXCVI. CVI. 407. LXXIV. LIII. CVIII. LXVI. 414. CLXIV. XX. CXXXIX. CXLVIII. CCC.
"La¡t ni¡t, daß i¡ so braun: weil mir die Sonne fährt" ............................................... "La‹et un# ein Liedlein ›ngen" .................................................................................. "La‹t, ihr S¡we‰ern! in den Brunnen" ..................................................................... "La‹t un# unsren Brunnen krönen" ............................................................................ "Leb, Clara Cathari#, werd Alt, wie diese Münze." ...................................................... "Leb ehrbar, kehr di¡ nit an loser Leute s¡wä”en" ....................................................... Leber-Reimen. ......................................................................................................... "Lebet wohl, ihr Lieben, und labet eü¡ forthin immer" .................................................. Lehr-Reimen. .......................................................................................................... "Lew und Sonne ›¡ vermählen." .............................................................................. "Lip#, der Fönix Teüts¡er Weißen" ...........................................................................
CXXXVII. CXCII. XXV. CCCIII. CCCLXXXXIII. CCVI. LXII. XXV. XC. CXLIII. CCXXX.
Märten#-Gan# ........................................................................................................ XX.
1252 März. ..................................................................................................................... Majus. ................................................................................................................... "Man fragt: wie Reimen ›¡ die Augen und der Stein?" .............................................. "Man peget, die man ehrt, na¡ altem Brau¡ zubinden" ............................................ "Man sagt ja: e# ›nd gern der guten dinge drey." ........................................................ "Man sagt von Bergen, die da brennen" ..................................................................... "Man sagt von Brunnen Hippocrene" ......................................................................... "Man sahe zwanzig mal den Mond, die Na¡t Lucerne" ................................................ "Man s¡erze, von dem S¡erz, von eüren neuen Leben." ............................................... "Man ›ehet ia den Stamm" ...................................................................................... "Man wehl ein paar von diesen au#" .......................................................................... "Man zuket iezt die Garne" ....................................................................................... "Man¡e# Jahr war i¡ üm di¡" ................................................................................ "Mann hat, seither der Fried in Teüts¡land wiederkommen" ......................................... "Mann sagt von Parcen viel, daß die un# Leben spinnen" .............................................. "Marie¡en, Marie¡en, du geile Thörinne!" ................................................................ "Mar# und Mor# und Amor führen, in der Welt, da# Regiment." ................................. Martinu# Go#ke. dur¡ Bu¡‰abwe¡sel J‰ groß an Smuke. ....................................... Martius. ................................................................................................................. May. ...................................................................................................................... "Mein Ahnherr da¡te mi¡ zu tödten in der Wiegen" ................................................... "Mein gab, da# i‰ ein Wuns¡, mein wuns¡ i‰ eine gab." ............................................ "Mein Herr und Freünd! dortmal# war i¡ die Röhre" .................................................. "Mein langer Zepter rei¡t hin in die andre welt" .......................................................... "Mens¡en unerleidli¡# Leiden leidet der gemens¡te Gott" ........................................... "Mi¡ dünkt i¡ hör e# hier, wie ihr eü¡ dort erge”et" .................................................. "Mit Gott, die Spinn webt Mauer‰ein':" ................................................................... Mit Tod#-gefahr gesu¡te Leben#mittel. ...................................................................... Mittel‰raß die bä‰e. ................................................................................................. "Mö¡t i¡ den Maulbeerbaum de# Seidenwurme# kü‹en" ........................................... "Mögt i¡ einen Thon erklingen" ................................................................................ "Mohr und Möhrinn ja zusammen" ............................................................................ Monsieur Johann Jacob Pömer# mit Frauen Marien Jahn# Ho¡zeit. Sonnet. ............ Monsieur Matthaeu# Tu¡er# mit Jungfrau Catharina Har#dörferin Ho¡zeit. .............. Multiplicatio. ......................................................................................................... Musa vetat mori .................................................................................................... Mu›k-Lob. .............................................................................................................. "Mu›k-S¡u”freund und der Musen" .........................................................................
CIV. CCLXI. CCCXXX. CCCXXVI. CCCXXXIX. CCCXXXXVIII. CCLIX. CCCXL. CLXXXVI. CCCLI. 423. CCCLV. CXVI. CXXXIV. XCVIII. XXXVI. 400. XXX. CCLXI. CIV. CLI. CCCXXXVII. CCXXVI. CXXVII. XVII. X. 404. CXLVI. CXLVII. 404. XV. CCLXX. LXXVII. LXXXII. CCXXXIII. CCCLXXX. CCI. CCCXCVIII.
"Na¡dem der Bobers¡wan un# gabe gute Na¡t" ....................................................... Na¡redner de# S¡auspiel# Liebe# Sieg von Alexander Magno und Rossane: der Tag (die vorrednerin war die Na¡t) .................................................................... "Nahme dort der Winter hin" .................................................................................... Namen#-Glü¿wuns¡. .............................................................................................. Namen#-Glü¿wuns¡. Herrn Daniel Wülfern, Predigern und Professorn Jn Nürnberg. Nomine Filij. .................................................................................. Namen#Tag-Glü¿wuns¡. ........................................................................................ Narci‹u#. ................................................................................................................ "Narcißus will, die ihn liebt, wieder lieben nit" ........................................................... "Neid andre ni¡t um# Heu." ..................................................................................... "NeIDhVMMeL, MoM VVIe brVMM‰, Da DV seLb‰ StIMM-DVMM bI‰?" .. Neptunu#, der MeerGö”. .......................................................................................... Neue Zeitung hiervon: Ges¡rieben auß dem Städtlein Mäidling. .................................. Neuer Raths¡luß der Dien‰-Mägde. .........................................................................
XLVI. CCXCII. 399. CCLXXX. CCXXXIX. CCLXXXVII. CLXXIV. CLXXIV. CCCV. CCXXXIII. CLXXIX. CXXX. CXXIX.
Überschriften und Eingangsverse
1253
"Ni¡t so mein Herz! bleib unverwandt" ....................................................................... "Nimm hin da# Band, womit i¡ heut anbinde di¡:" ................................................... Ninus. .................................................................................................................... "No¡ feyrt die Feder ni¡t: die fa‰ vor 40 jahren" ....................................................... Nomine Filioli, al# Taufdoten#. .............................................................................. "Nori#! deinen S¡leyr heut gülde." ........................................................................... November. ............................................................................................................. Nulla dies sine lineâ. ............................................................................................. "Nun bringt un# die Sonne wieder" ............................................................................ "Nun, da# i‰ wohl getaus¡t. We‰falen ma¡et müd" ................................................... "Nun, denno¡ soll die Spra¡e ni¡t erliegen" ............................................................. "Nun der winter wind gewi¡en" ................................................................................ "Nun de# Kriege# donnerthon und die Stimme der Cartaunen" ..................................... "Nun ernd' i¡, in den Herb‰, der bä‰en Jahre Fru¡t." ................................................ "Nun e# lebt wa# Ho[nung no¡" ............................................................................... "Nun fort, ‰rei¡t eine# auf, ihr Geber meiner lu‰!" ..................................................... "Nun geht mein Winter an, die Haare werden greiß" ................................................... "Nun gute Na¡t, verzagte Blödigkeit" ....................................................................... "Nun nu”t die Fis¡erey. den dris¡el in die S¡eün" ..................................................... "Nun so gebet a¡t, und s¡aut" .................................................................................. "Nun wei¡et der winter, e# s¡melzen die Bande" ........................................................ "Nunmehr i‰ der Winter kommen" ............................................................................. "Nur diese# fehlte no¡, Eü¡ völlig zubeglü¿en" ..........................................................
XXXV. 404. CLI. CCXLVI. CCCLI. 430. CCLXI. 418. CCLXV. CCXVI. LXXXV. LXVIII. LXXIX. CL. XIX. XXII. CL. XXIV. CCLXI. III. XXXVII. IV. CCXXXVII.
"O wol dem, der Jesu Liebe" ..................................................................................... "Ob Mar# den degen zu¿t, mit Brand und Eisen raset" ............................................... "ob mir da# wandel glük mit Löwen Klauen droht" ...................................................... October. ................................................................................................................ "Ohn Gott kein Mens¡e wird auf Erden etwa# können:" ............................................. Optimus quisq` ue operatur. ....................................................................................
CCCXXIII. LIX. CCCXXXXVII. CCLXI. 424. CCCLXXXI.
Perseu# und Andromeda. ........................................................................................... CLXXIII. Plinii Senioris. ....................................................................................................... 410. Pluto der Gold- und Höllen-Gö”. .............................................................................. CLXXVII. Rätsel: der Seidenwurm. .......................................................................................... LXIV. Reise-Wuns¡ für Franz-Joseph Bur¡i. ..................................................................... CCLXXXVI. Ruhm ho[nung von der Poësy. .................................................................................. XXXVIII. "Sänger Freulein, Jungfer-Bild" .............................................................................. "Sag mir, wo zwey" ................................................................................................. "Sag: wann die Kö¡inn freyt den Hafner, wa# ›e paaret?" .......................................... Saturnu# der Saurtopf. ............................................................................................ "S¡arrt s¡on der Tod in Sand die Kün‰ler hand:" ..................................................... "S¡au an: wa# kan die Lieb dur¡ eine S¡önheit ni¡t." ............................................. "S¡au die gekrönte Braut, behängt mit güldner Zierde!" ............................................. "S¡au die Stirn, voll Gotte#-Fluten: und ihr Brun, i‰ dieser Mund" ........................... "S¡au diese# bild, da# die Natur dir zeiget" ............................................................... "S¡au hier da# Thun der Welt, der Mens¡-geformten Thiere." ................................... "S¡au hier der Gottheit Bild; i‰ Eine#, und do¡ drey:" ............................................. "S¡au Ulenspiegeln hier! da# Bildni# ma¡t di¡ la¡en:" ............................................ "S¡au, wie den Spe¿bau¡ hat sein Fleis¡ und Spe¿ gemä‰!" .................................. "S¡aut! ein Beyspiel kan un# Laben" ....................................................................... "S¡midgott und Götter-S¡mid, Unform und Stelzefuß" ............................................ "S¡öne Jungfer Braut, man saget, ihr wolt werden Doctorinn" ...................................
CCIII. CCCXXVII. XXVIII. CLXXVI. CCCLXXX. CLXXIII. CCXLII. 425. CCCLXX. 408. CCCXXXVI. CCII. CIV. XIX. CLXXV. CXCIII.
1254 "S¡öner Huf Brunn, unser Ho[en!" .......................................................................... "S¡öne# kommet ja von S¡önen" ............................................................................ "S¡on alle# i‰ zu bette." .......................................................................................... "S¡reibt diesen Tag in ährne Tafeln ein" ................................................................... S¡wermut-Aufmunderung. Horatii Libri II. Ode III ................................................ "Seht an, wie neue Ehr kan ändern alte Sitten." ........................................................ "Seht eine Mummerey! seht einen Larvenkram!" ......................................................... "Seht ihr mi¡ wol für einen Teuts¡en an?" ................................................................ "Seht meine Nase an! Zwar nit nur eine Nase" ........................................................... "Seinen Orfeu# Thracien, Thebe den Amon preise:" ................................................... "Seit lu‰ig, ihr Brüder nun la‹et un# trinken" ........................................................... September. ............................................................................................................ "Se” Gon‰ zV KVn‰, kehr froM hereIn." ................................................................. "Sey gön‰ig, Himmel#-Gold" ................................................................................... "Sicubi Christus adest, tunc et aranea Murus." ................................................... "Sie, meine liebe Rieb, wird man die Männin nennen:" ............................................... Sieben Weiber raufen ›¡ um ein paar Mann#hosen. ................................................... "Sind diese# Mens¡en ‰imm und Finger die berü¿en" ................................................ "Sind ›e e# dann alleine, die Walonen" ..................................................................... Sinnbilder, auf einen Ho¡zeit-Be¡er für einen Bedienten. .......................................... "Sle›en, du Si” der Musen" .................................................................................... "So, da# i‰ re¡t! hervor, mit David#Harfenspiel!" ...................................................... "So geht e# re¡t. du lä‹e‰ un# allhier" ..................................................................... "So geht e# re¡t, wann Gun‰ Verdien‰en lohnet" ...................................................... "So hebe nun empor, da# langgesenkte Haupt" ............................................................ "So i‰ nun diß der dritte Sohn" ................................................................................ "So kan Süd, O‰, mit Nord, We‰ handeln" ............................................................. "So langt zusammen, wa# entlegen" ........................................................................... "So lig‰ du nun, ô Held, der du so o] ge‰anden" ........................................................ "So muß i¡ dann nun forte" ..................................................................................... "So panzt die Welt ›¡ fort. die Gotte#-Stimm, E# werde!" ...................................... "So re¡t, mein Freünd! ihr bauet Ehren-Tempel" ....................................................... "So sah der wehrte Greiß, Mehr war zubilden nit." ..................................................... "So ›ht Herr Wülfer au#: kein Pinsel bildt die Sinnen." ............................................. "So spielt man wol! wa# kan do¡ klingen s¡öner" ...................................................... "So ‰rebt ihr nun von mir, dur¡ die i¡ leben wolte" .................................................... "So thun wir no¡, na¡ seinem Tod" ......................................................................... "Sobald mi¡ mein Ges¡i¿ in diese Stadt getragen" ................................................... "Sol¡e Müh bringt sol¡en Lohn" ............................................................................. "Soll Kun‰ und Opi” dann zuglei¡ seyn eingegraben?" ............................................... "Soll mit La¡en oder weinen" ................................................................................... "Solt eine Rose ni¡t die edle J›# heißen?" ................................................................. "Solt wol, der Cyprian, auf Feder-Riesen Reisen?" .................................................... Sonnet. ................................................................................................................... Sonnet. ................................................................................................................... Sonnet. ................................................................................................................... Sonnet. ................................................................................................................... Sonnet. ................................................................................................................... Sonnet. ................................................................................................................... Sonnet Von den Franzosen au# dem Franzö›s¡en. ...................................................... "Soviel Flü‹e diese# Rund in die feu¡ten Arme s¡lie‹en" ........................................... "Soviel man Grä#lein zehlt, dort in der grünen Au" ..................................................... "Steh, Freund!" .......................................................................................................
CCCXXIV. CCCXXXIII. CXXIV. CLVII. XXXV. CIII. CLXXXIX. CCCLXXXIII. CXCVII. CCCII. CCXI. CCLXI. CCXXXIII. 422. 404. CCCX. CCXLI. VII. CCCLXXXVII. CCLXXXVIII. CLXVIII. CCXLVIII. CCLXVII. CCCLXXXVIII. CCLXXII. CCCLXXXVI. 423. 423. CCCLVII. XXIII. 406. CCL. CXCVIII. CLXXXII. CCCXXI. XCVI. CCCXCVII. XLII. LXXXIV. XLV. CIX. CCCXCIV. CCCIL. XLII. XLIII. XLVII. XLVIII. CXLIII. CCCXXI. CCCLXXXIII. CXXIII. CCXXXIV. CCXLV.
Überschriften und Eingangsverse
1255
"Steh, Wandrer, hör zuvor, wa# i¡ dir sagen mag." ................................................... 410. "Stille, wa# hör' i¡? Stein-wald-beseelende Lieder!" ................................................... XVI. "Treibt ein Bäumlein ›¡ empor" ............................................................................... CCXXXI. "Treu[let und häü[let auf diese treuliebende Beyde" .................................................... LXXX. Trunk-Lied¡en. wiederkehr. ...................................................................................... CCXI. Uber da# Bildni# de# Türkis¡en Groß Vezier#. .......................................................... Uber da# Bildni# eine# S¡reib- und Re¡enmei‰er# .................................................... Uber den befo¡tenen Pelecan. .................................................................................... Vber de# Teuts¡en Apelle# Herrn Joa¡im von Sandrart Bildni#. ............................... Uber De‹elben Tag und Na¡t. ................................................................................. Uber die Ovidis¡e Götter versammlung. ..................................................................... Uber die zwöl[ Monate Herrn Joa¡im Sandrart#. ...................................................... Uber eine Handel Stadt. Sonnet. .............................................................................. Uber eine Mu›k, Sonnet. ......................................................................................... Uber einen Bu¡laden Sonnet. .................................................................................. Uber einen Lewen. .................................................................................................... Uber Herrn Conrad Fal¿ner# Bildni#. ....................................................................... Uber Herrn Daniel Wül[er# Bildni#. ........................................................................ Uber Herrn Doctor Paul Fläming# Ableiben. Sonnet. ................................................ Uber Herrn Georg Ebert# Burgermei‰er# zu Jsny Nonagenarij Bildni#. ...................... Uber Herrn Georg Julij Chri‰en# Für‰li¡ Brandenburgis¡en CammerRaht# Bildni#. .. Uber Herrn Georg Welder# Nürnbergis¡en Musici Bildni#. ....................................... Uber Herrn Johann Carl#, Nürnbergis¡en Zeugmei‰er# Bildni# ................................... Uber Herrn Johann Heinri¡ Hagen# Kun‰ Rede und Lorbeerkranz. .............................. Uber Herrn Johann Staden# Oration vom Selb‰-Erkentni#. ....................................... Uber Herrn Johanni# Era#mi Kinderman# Mu›calis¡e Werke. .................................... Uber Herrn Martin Opi”en# Ableiben Sonnet. ............................................................ Uber Herrn Mel¡ior S¡mid# Nürnbergis¡en Lauteni‰en# Bildni#. ............................. Vber Herrn Mi¡ael Frankenberger#, mit der Eisenblüh, Jn allerhand Ge‰alten, in der Frü¡tbringenden Gesells¡a] Ers¡einenden, Ein nahme, unter da# Gemähle. ......... Uber Herrn Prediger# Andreae Ungelenk# Bildni#. .................................................... Uber Herrn Sigmund Gottlieb Staden# Nürnbergis¡en Organi‰en und Musici Bildni#. ........................................................................................................... Uber Herrn Wolfgang Viati# Bildni#. ....................................................................... Uber Herrn Wülfer# vornemen Theologi, Bildni#. ..................................................... Uber Jena, da# Thüringis¡e Athen: Sonnet. .............................................................. Uber Monsieur Pa#quin .......................................................................................... Uber seine Trauer gedanken Rondeau. ........................................................................ Uber Till Ulenspiegel# Bildni#. .................................................................................. Ubers¡ri]en an ein Botenhau#. ................................................................................. Über da# Beilis¡e Wappen. ...................................................................................... Über die XII. Monate. .............................................................................................. Über eine Laute. Sonnet. .......................................................................................... Über eine Pulvermühl, Sonnet. .................................................................................. Über einen Baueregel. ............................................................................................. Über Herrn Chri‰ian Con‰antin Dedekind Gei‰li¡e Singspiele. .................................. Über Herrn Peter Carl Böheim# Bildni#. ................................................................... über Monsieur Job‰ Wilhelm Ebner# Patricii Norici und Frau Maria Magdalena Jm Ho[, gebohrne Holzs¡uherin Ho¡zeit. ........................................................... "Und du zieh‰ au¡ von mir, ô du mein ander J¡!" ...................................................... "Und solt i¡ ni¡t den dien‰ Eu¡ s¡uldig seyn" .......................................................... "Unio firmat opes." ...............................................................................................
CCXLIX. CCCXVII. 408. CCCLXVII. CV. CLXXII. CIV. XLI. VII. XL. 408. CCCXIX. CXCIX. XLVI. CXCVIII. CCLXIV. CCCIV. CCXXXV. CCCXIII. CCXLVII. CLXIX. XLIV. CCCII. CCCLXXXII. 425. CCCIX. CCLXIII. CLXXXII. V. CCCLXXVIII. XXIX. CCII. 423. CCCXXXXVII. CCLXI. VIII. VI. CVI. CCCLXXXVII. CVII. CCCLII. LXXI. 409. CCCVI.
1256 "Unlang‰, al# der winter bliese" ................................................................................. CXXII. Unverderbli¡e Güter. ................................................................................................ CXLIX. "VerLeVMDVng, NeID VnD Ha##, voM Lesen sVbtrahIr:" ................................... "Verzeih mir, Jungfer Mäid, wann dir diß nit behag." ................................................. "Viel gesundheit i¡ dir wüns¡e, auf gesundheit trink i¡ ni¡t" ...................................... "VIeLfäLtIg eIL zV nV”, DIß gVte BVChLeIn feIn." ........................................... "Vogel, halt!" .......................................................................................................... Vom EheLeben. ....................................................................................................... Vom Frieden. .......................................................................................................... "Vom grauen Eisen krau# und weiß die Blüt ers¡eint" ................................................ "Vom himmel gie‹et Ei# und S¡nee der wa‹erknab." ................................................ Vom Lernen. ........................................................................................................... Vom Mutiu#. .......................................................................................................... Vom Pätu# und der Arria. ........................................................................................ Vom Teuts¡en FriedS¡luß. ..................................................................................... Von dem Tabak-Mi#brau¡. Satyra oder Stra[gedi¡t ............................................... Von der Bu¡dru¿erey Po‰ulat-Vortrag. .................................................................. Von der Stadt Venedig. .......................................................................................... Von einer geilen Ho]hörin. Horatii Libri I. Ode VIII. .............................................. Vors¡ri] eine# Stammbbu¡#. .................................................................................. Vulcanu#, der S¡mied und Hanreih. .........................................................................
CCXXXIII. CXXIX. CCIV. CCXXXIII. LXVII. LXXXIX. LXXII. CCCLXXXII. CLII. CCVII. CCX. CCIX. LXXXVIII. CLXXI. CCXCIX. CCV. XXXVI. CCXLV. CLXXV.
"Wäre der Sirenen Mund" ....................................................................................... "Wann die Sonn tritt in den Lewen" ......................................................................... "Wann du die Redli¡keit wil‰ sehen, s¡au diß Bild" ................................................. "Wann Gotte#fur¡t, Ver‰and, und treue Redli¡keit" ................................................. "Wann i¡ denk an meinen Namen:" .......................................................................... "Wann man im Himmel fragt: wa# ›ngt der liebe Hagen?" .......................................... "Wann meine Venu# i¡ in meinen Armen habe" ........................................................ "Wann ›¡ die Poesy, die Edle Kun‰ von himmel" ...................................................... "Wann vor Heerd und vor Altar soll der Erden-donner spielen" ..................................... "War er ni¡t, der Edle S¡u‰er" .............................................................................. "Wa# Babo dort, der Edle Mann, gethan" ................................................................ "Wa# Cato hat ges¡rieben" ...................................................................................... "Wa# Gott bindet, muß ›¡ paaren" .......................................................................... "Wa# hier wird zugekörnt, i‰, wa# der Krieger brau¡et" .............................................. "Wa# i‰ da# Glü¿? ein Gö”, den man zur Göttinn ma¡te" ......................................... "Wa# i‰ der Erden Thun? wa# i‰ do¡ unser Leben?" ................................................... "Wa# i] diß Leben, sonder ‰eigen?" ........................................................................... "Wa# i‰ e# dann, daß man ›¡ so verwa¡t" ............................................................... "Wa# lang unmögli¡ s¡ien, i‰ nunmehr mögli¡ worden." ........................................... "Wa# les' i¡? lebt Opi” in diesen S¡ri[ten wieder?" ................................................... "Wa# mi‹t man viel die Erd? J¡ will den Himmel me‹en" ......................................... "Wa# nü”et, thumme Wi”? wa# nü”t au¡ thumme Red?" ........................................... "Wa# nu” Meerfahren bringt, i‰ zwar der welt s¡on kund:" ......................................... "Wa# nu”et Stärk ohn Muht? wa# nu”et Muht ohn Stärk?" ...................................... "Wa# quillt, wa# rinnet hier, wa# bildt der BrunnKry‰all?" ........................................ "Wa# redet ohne Mund, sag an?" .............................................................................. "Wa# sagt da# Vatterland" ...................................................................................... "Wa# s¡enk i¡ diesen Paar? wann wüns¡en geben i‰" ............................................... "Wa# ›nd die S¡ulen? Gotte# Garten" .................................................................... "Wa# soll ein Lie¡t, da# niemand leü¡t und s¡einet?" ................................................ "Wa# thut der tolle Mens¡? er dar[ ›¡ und sein glü¿" ...............................................
XCV. CXLII. CVII. CCLXIV. CCCLI. CCCIIX. CLXXXI. LXXXVI. CCXXXV. 427. 413. CLXII. CCXVIII. VI. CLXXXIV. II. 401. CXIII. LXXXVIII. XLVII. 428. CXCIX. CCXXIV. 408. 403. 423. 412. CXII. CCLXXXVII. CCXXV. CXLVI.
Überschriften und Eingangsverse
1257
"Wa# wär Kun‰, ohn Papier? diß gab unß diese hand." ............................................... "Weg ihr ha‹e#-volle Kriege!" .................................................................................. "Wehrte Herren, liebe Freund! ob i¡ kein Poet gebohren" ............................................ "Wehrter! ihr habt wieder heut" ................................................................................. "Wehrt‰er! da mi¡ dort in Leid" ............................................................................... "Wein leert die Se¿el au#, und wird zu le”t ein W." .................................................. WeinMonat. ........................................................................................................... Wein#bergis¡e Weiber-Treu. .................................................................................... "Wen die Doctor-Mü”e drü¿t, und die Lorbeerblätter kü‹en" ....................................... Wer da# Glü¿ hat, führt die Braut heim. Sonnet. ..................................................... "Wer diese BauKun‰-Lehr mag lesen und bes¡auen" .................................................. "Wer hat da# Glü¿, der dar[ die Braut zuhause führen:" ............................................ "Wer Himmel, Gott und Ewigkeit" ........................................................................... "Wer kan, wa# krümmet Gott, auf Erden ma¡en Eben." ............................................ "Wer kommt zu un#, der soll willkommen seyn." .......................................................... "Wer liebet Kun‰, der komm und tret herbey" ............................................................. "Wer selb‰ oben an ›¡ se”t" ..................................................................................... "Wer ›¡ in Eh‰and gibt, derselbig' in den Stand" ..................................................... "Wer Stadt und Land mit Treü und mit ver‰and regirt" .............................................. "wer unsre bilder hier wird in# gedä¡tni# ‰ellen" ......................................................... "Wer will wi‹en von der Welt." ............................................................................... "Wer wühlt im Koht, ma¡t ›¡ zur S¡mer- und Rü‹el-Saw." ................................... "Wert‰er! dreymal s¡on ›ht un#" .............................................................................. "Wie bunt die Häüser ›nd; no¡ wohnen leute drinnen" ................................................ "Wie e# i‰, so mu‰ e# seyn:" ..................................................................................... "Wie gerne do¡ mö¡t' i¡ eu¡ la‹en wi‹en" ............................................................. "Wie, mein Freund? so wollet ihr" .............................................................................. "Wie nun drüm da# Vaterland einer Barbarey bezü¡ten" ............................................ "Wie redet dort, da# Bu¡ de# König# aller Weißen" .................................................. "Wie s¡öne ›nt und ›ngt hierinnen unser Ri‰!" .......................................................... "Wie spri¡t Gott, und verspri¡t: dein Weib wird seyn ein Reben" ................................ "Wie? wa# ›nd da# für Gedanken?" .......................................................................... "Wie wohl verbrüdern ›¡ ein Gla# und ein Poët!" ...................................................... Wiederkehr. ............................................................................................................ WinterMonat. ......................................................................................................... "Wir, die wir leben hier, wir leben in der Zeit." ........................................................... "Wir ›nd e# wohl gewohnt, wir hier am Teuts¡en Meer" ............................................ "Wird s¡on da# wetter kalt: do¡ ma¡t die Liebe heiß." ............................................... "Wo Armut i‰ der Wirt, lädt Chri‰u# un# zu Ga‰." .................................................. "Wohl-alt-hergespro‹ne# Paar!" ............................................................................... "Wolt mi¡ etwann iemand fragen" ............................................................................ "Wüns¡et gute#, diesem Tag. Kan i¡ s¡on diß nit erweißen" .......................................
CCCLXII. LXXVI. CCXCIX. CCCXVI. 402. CLIV. CIV. CXCII. XXX. CLXX. CCCLXVIII. CXCIV. 428. CCCLII. CCXXIX. CCXXIX. CCLXXIII. XCI. CXCVIII. CCCLXXVI. 423. CCCXVIII. 421. XLIII. CC. CLXV. CLXXXV. XXXIII. 415. XIX. CCCLII. CLXVII. XXI. CI. CIV. CCXIV. CLXXXIII. CCXLIV. CCXCI. CXLIV. CXV. CCXII.
"Zeit! vergönne mir die Freüd" ................................................................................... Zeitweiser. ............................................................................................................... Zu dem Samson de# Unglü¿seeligen. ......................................................................... Zu der Bildkun‰. ..................................................................................................... Zu de# Bes¡irmten Gesells¡a]-Sinnbild. .................................................................. Zu De# Edlen Gemeinnu”igen Herrn Joa¡im# von Sandrart auf Sto¿au etc. Gewä¡se, die Rohte Tanne.Spru¡: Raget weit hervor. ....................................... Zu De# Edlen Spielenden Lezten Theil Der Frauenzimmer Gesprä¡Spiele. .................. Zu, de# Ents¡eidenden, Seltsamen Geri¡t#händeln. ................................................... Zu de# Spro‹enden Bildni#. ..................................................................................... Zu de# Spro‹enden Davidis¡er Ehren Kron. ..............................................................
CCLX. LXXXI. CXCVI. CCCLXXVI. CCXXXVI. CCCLXXXX. LIX. CLXII. CCLXXIV. CCXXII.
1258 Zu de# Spro‹enden Fru¡tbringendem Palmbaum. ...................................................... Zu de# Unglü¿seeligen Frauenzimmer-belu‰igung. An da# lieblöbli¡e Frauenzimmer. ..... Zu, de# Unverdro‹enen Fru¡tbringendem Palmbaum. Drey‰ändige# Sinnbild. ............. Zu de# Wenig‰en Gesells¡a]-Gemähl, dem AlmenKlee .............................................. Zu de‹elben Leidendem Jesu# .................................................................................... Zu Herrn Andrea# Georg Baumgärtner# TriumViri et polemarchi Norici und Frauen Marien Magdalenen im Hof gebornen Pellerin Ho¡zeit ............................. Zu Herrn Benedict Bo¿en# Gräi¡ Oettingis¡en GeneralSuperintendenten# mit Jungfrau Anna Dorothea S¡warzin Ho¡zeit. Sonnet. ........................................ Zu Herrn Burkhard Lö[elholzen# von Colberg Rei¡# S¡ultheißen und vörder‰en de# Rath# zu Nürnberg mit Frau Anna Maria Eßigin Ho¡zeit. .................................. Zu Herrn Caspar Lilij der Heiligen S¡ri] Doctoris Für‰li¡ Brandenburgis¡en Raht# und General-Superintendenten# mit Jungfrau Eva Catharina von Pühel Ho¡zeit. ........................................................................................................... Zu Herrn Chri‰ian# von Ry‹el Für‰li¡ Hol‰einis¡en Hofmei‰er# Ari‰ippo. ................. Zu Herrn Chri‰of Dre¡#ler# Bu¡drukerey-verwandten# und Jungfrauen Annen Sabinen Mildenbergerin Ho¡zeit. .............................................................................. Zu Herrn Chri‰of Gottlieb Dilherrn Doctorat Beyder Re¡te. ...................................... Zu Herrn Conrad Hedeni Gei‰li¡en Seelhirten# und Jungfrauen Marien Catharinen Fris¡in Ho¡zeit. ............................................................................................... Zu Herrn Conrad Rosentaler# und Jungfrau Martha Juliana Ring#gwandin Ho¡zeit. Gesprä¡e beyder Verliebten. .............................................................................. Zu Herrn Cunrad Bauman# S¡ri]gießer# und Jungfrau Kunegund Hauerin Ho¡zeit. ... Zu Herrn Daniel Wülfer# Prediger# und Professoris Publici in Nürnberg Vertheidigtem Gotte#Ges¡i¿. ...................................................................................... Zu Herrn David Caspar# von König#berg in Preußen Magi‰er-Würde. ........................ Zu Herrn David S¡irmer#, Churfür‰li¡ Sä¡›s¡en Bibliothecarij Kayser Ferdinandi III. TafelReden. ...................................................................................... Zu Herrn Doctor Chri‰of Ludwig Dietherrn#. Patricii Norici und Jungfrauen Ro›nen Catharinen Jm hof Ho¡zeit Sonnet. ...................................................... Zu Herrn Doctor Johann Frideri¡ S¡ober# der ho¡löbli¡en fränkis¡en Ritters¡a] Consiliarii und frau Anna Barbara Stadin Ho¡zeit ........................................... Zu Herrn Doctor Johann Herman S¡affer# beym Ho¡löbli¡en Cammergeri¡t zu Speyr Advocaten# und Jungfrau . . . . . Bremerin Ho¡zeit. ................................. Zu Herrn Doctor Johann Nicolai P”er# Bu¡ von der Weiber Natur, gebre¡en und Krankheiten. ..................................................................................................... Zu Herrn Doctoris Joa¡im Chri‰ian Neuen# Für‰li¡ würtenbergis¡en Raht# mit Jungfrau Helena Murrin, Ho¡Zeit. .................................................................... Zu Herrn Doctoris Nicolai Ritter#husij Juris Consulti und Professoris Publici zu Altdorf mit Frauen Reginen Catharinen Mülegg# Ho¡zeit. Nürnberg- und Altdörs¡er Nymfen Streit. ............................................................................... Zu Herrn Georg Chri‰of Rents¡el# Für‰li¡ Brandenburgis¡en CammerRath# Psalter Werk. .............................................................................................................. Zu Herrn Georg Clement Krets¡man# Bildni# ........................................................... Zu Herrn Gotfried Händel# für‰li¡ Brandenburgis¡ Onold#ba¡is¡en General-Superintendenten# etc. Doctorat. ................................................................................. Zu Herrn Gottfried Händel# Flü¡tigem Ni¡te#. ......................................................... Zu Herrn Gu‰av Philipp Te”el# Senatoris Norici mit Frau Maria Helena Hallerin, gebohrnen Böheimin wittibin, Ho¡zeit. ............................................................... Zu Herrn Jacob Edel# und Jungfrau N. Prüferin Ho¡zeit. .......................................... Zu Herrn Jacob Klinkebeil# von Grünewald, Kayserli¡er Comitiv-Würde. .................. Zu Herrn Jacob Sturmen# wäls¡en Amaranthen Garten. Sonnet. ...............................
CCXCIV. CLV. XXXIII. CCCLXXXIV. XVII. CCCLXXXXI. CIII. CC. CCXXXVII. CCXXI. CCCXXXIV. LXXXIV. CLVIII. CLXIV. CCXXXIV. CLXXXIII. CCCLIII. CCLXXVII. CLVII. 402. CCCXXII. CCCXXXXV. C. LXIX. CCLXXXV. CCCXXXI. 401. CCLXXV. CCCLXVI. CLXXXV. CCXXVI. CCXXVII.
Überschriften und Eingangsverse Zu Herrn Joa¡im# von Sandrart auf Stokau Ho¡Für‰li¡ Pfalz-Neuburgis¡en Rathe# und Jungfrau E‰her Barbara Blomartin Ho¡zeit. ................................... Zu Herrn Johan Chri‰of Rents¡el# Für‰li¡ Brandenburgis¡en Cammer Rat# Psalterwerk. ..................................................................................................... Zu Herrn Johan Jacob Saaren# O‰Jndianis¡er Rei#bes¡reibung. Sonnet. .................. Zu Herrn Johann A¡a” Les¡er# Chri‰geburt-Gedi¡t. ................................................ Zu Herrn Johann Chri‰of Fris¡en# Beyder Re¡ten Licentiaten# und Jungfrau . . . . Fi¡erin Ho¡zeit. .............................................................................................. Zu Herrn Johann Chri‰of Lobherrn S¡ul-Collegae und Jungfrauen Magdalenae Vrsulae Vöglin Ho¡zeit. Madrigal. ................................................................... Zu Herrn Johann Elrod# Mittel Calender. .................................................................. Zu Herrn Johann Fridri¡ Köler# Für‰li¡ Brandenburgis¡en Secretarij und Jungfrauen Ro›nen Kunigunden Haßfurterin Ho¡zeit. ................................................. Zu Herrn Johann Fridri¡ Spengler# Diaconi Crailsheimensis mit Jungfrau Sibylla Bauerin in Onold#ba¡ To¡ter Ho¡zeit. ............................................................. Zu Herrn Johann Georg Winkler# und Jungfrau Anna Maria Hagendornin Ho¡zeit. ... Zu Herrn Johann Georg Zierl# Handel#Mann# und Jungfrau Martha Elisabeth Hebererin von Weißenburg Ho¡zeit. ................................................................... Zu Herrn Johann Gottlieb Witti¡# und Jungfrau Maria Regina Heiglin Ho¡zeit. ....... Zu Herrn Johann Jacob Crüger# mit Jungfrauen Reginen Mei¡#nerin Ho¡zeit. Der Liebe#krieg. ...................................................................................................... Zu Herrn Johann Jacob Finken# und Jungfrauen Dorotheen Marien Endterin Ho¡zeit. Jm Namen der Bu¡dru¿erey-Verwandten. ........................................................ Zu Herrn Johann Klaju#, Herode#-Kindermord. .......................................................... Zu Herrn Johann Lehner# Gei‰li¡er Sing‰unde. Sonnet. ........................................... Zu Herrn Johann Leonhard Rosen# S¡önheit-Quelle. ................................................ Zu Herrn Johann Mi¡ael Dilherrn# etc. Chri‰-Apo‰olis¡er Academie. ........................ Zu Herrn Johann Mi¡ael Dilherrn# etc. ProfetenS¡ul. ............................................. Zu Herrn Johann Ri‰en# Comitis Palatini Caesarei vers¡mähter Eitelkeit und verlangter Ewigkeit. .............................................................................................. Zu Herrn Johann Ri‰en# Heiligen Pa‹ion-anda¡ten. ................................................. Zu Herrn Johann Ri‰en# Hol‰einis¡en Prediger# zu wedel Poëtis¡em S¡aupla”. Pindaris¡e# Lied. ............................................................................................. Zu Herrn Johann Ri‰en# kayserli¡er LobRede ........................................................... Zu Herrn Johann Trö‰er# Dacien. ............................................................................. Zu Herrn Johann Ver#man# Lateinis¡em werklein von den Rat#Personen. Sonnet. ....... Zu Herrn Johann Winter# und Jungfrau Ursula Pezin Ho¡zeit. ................................... Zu Herrn Johann Zieger# Bu¡ händler# und Jungfrauen Susannen Hofmännin ho¡zeit. ........................................................................................................... Zu Herrn Johannis Baptistae von Baum#dorf und Jungfrau Elisabeth Für‰enauin Ho¡zeit. Sonnet. .............................................................................................. Zu Herrn . . . . . . . König# Apothe¿er# und Frau . . . . . . . Hartmännin Ho¡zeit Sonnet. ........................................................................................................... Zu Herrn . . . . . Kramer# Juris Consulti und Jungfrau . . . . S¡u‰erin Ho¡zeit. ........ Zu Herrn Magi‰er Chri‰of Arnold# Kun‰ Spiegel Teuts¡er Spra¡e. .......................... Zu Herrn Magi‰er Johann Jacob Seypel# Gei‰li¡en Seelhirten# vnd Jungfrau Dorothea Barbara Omei›n Ho¡zeit ................................................................... Zu Herrn Magister Heinri¡ Arnold Sto¿et#, Für‰li¡ Brandenburgis¡em Ehrengedi¡te. ........................................................................................................... Zu Herrn Magi‰er Martin Kempen# Erklärung der Neumärkis¡en Poetis¡en Tabellen. .......................................................................................................... Zu Herrn Magister Martin Limburger# Kre‹is¡en EhrenTempel. ................................
1259
CCCLVI. CCXLVIII. CCXXIV. CCCXCV. CCXXIII. CCCLXV. CCXIV. CCLXXXI. 409. CCXL. 399. 422. LXXVI. CCCXXVI. XVI. CCCXX. 403. CCXLVI. CCXXV. CCLXVI. LVIII. XIX. XXXIX. CCLXXII. LXXIII. CCCXXXXIV. CCCLXXXVIII. CCXVI. CCCI. 427. LXXXV. CCCLXIII. CCLXXXIV. CCLXVII. CCL.
1260 Zu Herrn Magi‰er Martin Sartorien# und Frauen Annen Marien Körberinn, gebornen Merklin Ho¡zeit. .............................................................................................. Zu Herrn Magistri Andreae Hartman# Für‰li¡ Wirtenbergis¡en Pastoris zu Ai¡‰eig und JungFrauen Catharinen Betulin, meine# Bruder# To¡ter Ho¡zeit. ... Zu Herrn Mel¡ior Rau¿en# Gei‰li¡en Seelhirten# Jesu#-lu‰. ................................... Zu Herrn Paul Wilhelm Berthen# Jahr gedä¡tnuß Jesu. Sonnet. ............................... Zu Herrn . . . . . . . Praetorij und Jungfrau . . . . . . . . . . Rosenthalerin Ho¡zeit-Fe‰. .. Zu Herrn Severin Heinri¡# Papierma¡er# in Preußen Bildni#. ................................... Zu Herrn Ulri¡ Hofmann# Nürnbergis¡en S¡reib- und Re¡enmei‰er# Bildni#. ........... "Zu hofe ›het man in# FrauenZimmer kommen" .......................................................... "Zu Jesaia dort dem trei¡en Profeten" ...................................................................... "Zu lernen s¡äm di¡ ni¡t, wa# dir no¡ unbekandt." ................................................... Zu Monsieur Carl Seba‰ian Pnzing# etc. und Jungfrauen Mariae Helenae Pömerin Ho¡zeit. ............................................................................................. Zu Monsieur .. . . .. . ... . Fürer# Patricii Norici und Jungfrauen Marien Helenen Hallerin Ho¡zeit. ................................................................................. Zu Monsieur Georg Burkhart Lö[elholz von Colberg und Jungfrauen Mariae Reginae Lö[elhölzin Ho¡zeit. ................................................................................... Zu Monsieur Gottlieb Volkamer# und Jungfrauen Philippinen S¡eurlin Ho¡zeit. ....... Zum Dorispillo. ........................................................................................................ Zum Leser. ............................................................................................................... Zum Momu#. Divisio ............................................................................................ "Zum S¡a[en i‰ der Mens¡ ers¡a[en" .................................................................... Zur Ho¡zeit Herr Johann Jacob Peller# und Jungfrauen Sophiae Ursulae Hallerin von Haller‰ein der glü¿seelige Vatter. ................................................................ Zur Ho¡zeit Herrn Balthasar-Joa¡im Endter# und Jungfrauen Magdalenen Rahel Nöttel#. ............................................................................................................ Zur Ho¡zeit Herrn David Funken#, und Jungfrauen Magdalenen von Sandrart. .......... Zur Ho¡zeit Herrn Heinri¡ Krolowen#. Consulenten# in Lüneburg und Jungfrauen Magdalenen Wulkowin. Sonnet. ....................................................................... Zur Ho¡zeit Herrn Licentiati Heinri¡ Marten# und Jungfrau Felicita# Vierzigmännin. Jn eine# andern Namen ........................................................................ "Zur Maur die Spinnweb wird, wo wohnet Jesu# Chri‰:" ............................................ "Zuvor besang herr Ri‰ der Helden dapfre Thaten" ...................................................... "Zuvor war i¡ ein Holz, und hörte Orfeu# Lieder:" ...................................................... "Zwey Damen ›nd: die eine, heiset Tugend" ............................................................... "Zwo Seelen ›nd, do¡ nur ein Herze:" .......................................................................
CCLXVIII. CCCLIV. CCCXXIII. LXXXVI. 405. CCCLX. CCCXV. CXXXII. CCLXXV. CCVII. CCCXXXV. 400. CCXX. CCCXXXXIII. CCLXXVI. CCXXXIII. CCXXXIII. CCCLXXXI. 413. 406. 420. CXLII. 412. 404. LVIII. CCCIV. CCXIII. CCCXXVII.
LITERATUR In der Einleitung und den Kommentaren vollständig nachgewiesene Titel erscheinen hier in den Abteilungen 2a und 2b und in starker Verkürzung (Verfassername, Titelandeutung, Erscheinungsjahr, Kurzcharakterisierung, ev. Anlaß). Bei Werken mehrerer Verfasser, z. B. Sammelgratulatorien, unterbleibt der Hinweis auf die Verfasserschaft. Stets aber wird die Stelle der vollständigen Nennung bezeichnet, mit dem Buchstaben E für die Einleitung, der Nummer für die Kommentare. Sind mehrere Werke eines Autors aufgeführt, erfolgt die Reihung – auch in den Abteilungen 2a und 2b – chronologisch. Auf die Wiedergabe originaler Schriftarten und typographischer Hervorhebungen wird verzichtet. 1. Literarische Texte und andere Quellenwerke 1a. Werke Sigmund von Birkens Fortsetzung Der Pegnitz-Schäferey/ behandlend/ unter vielen andern rein-neuen freymuhtigen LustGedichten und Reimarten derer von Anfang des Teutschen Krieges verstorbenen Tugendberümtesten Helden Lob-Gedächtnisse; abgefasset und besungen durch Floridan/ den Pegnitz Schäfer. mit Beystimmung seiner andern Weidgenossen. Nürnberg/ Jn Verlegung Wolffgang Endters. Jm Jahr M. DC.XXXXV. [Nachdruck in: Georg Philipp Harsdörffer. Sigmund von Birken. Johann Klaj. Pegnesisches Schäfergedicht 1644-1645. Hrsg. von Klaus Garber. Tübingen 1966 (Deutsche Neudrucke. Reihe Barock. Bd. 8)]. Dannebergische Helden-Beut […] 1648. Nr. 64 Ehren-Zuruff an […] Herrn Augustus Varenius […] 1648 (zum theologischen Licentiat). Nr. 60 Floridans Des Pegnitzschäfers Niedersächsische Letze […] 1648. Nr. 63 Krieges- und Friedensbildung […] 1649. Nr. 51 Armbrust-Schiessen […] 1650 (Flugblatt). Nr. 114 Teutscher Kriegs Ab- vnd Friedens Einzug/ jn etlichen Auffzügen/ Bey allhier gehaltenem hochansehnlichen Fürstlichen Amalfischen Freudenmahl/ Schauspielweiß vorgestellt Durch S. B. P. L. C. Gedruckt Jm M. DC. L. Heiljahr. Teutschlands Krieges-Beschluß/ und FriedensKuß/ beklungen und besungen Jn den Pegnitzgefilden von dem Schäfer Floridan. [Nürnberg 1650]. "Das Glück kan/ was es gibt […]" [1652] (Flugblatt). Nr. 149
1262
Den Hanenreitern ich zur Schmach […] [1652] (Flugblatt). Nr. 136 Die Fried-erfreuete TEVTONIE. Eine Geschichtschrift von dem Teutschen Friedensvergleich/ was bey Abhandlung dessen/ in des H. Röm. Reichs Stadt Nürnberg/ nachdem selbiger von Osnabrügg dahin gereiset/ denkwürdiges vorgelauffen; mit allerhand Staats- und Lebenslehren/ Dichtereyen auch darein gehörigen Kupffern gezieret/ in vier Bücher abgetheilet/ ausgefertiget von SIGISMUNDO BETULIO, J. Cult. Caes. P. Nürnberg. Jn Verlegung Jeremiä Dümlers im 1652. Christjahr. "Dort führt der Majensohn […]" [1652] (Flugblatt). Nr. 148 "Europa machte mich […]" [1652] (Flugblatt). Nr. 137 "Fleugt Jkarus zuhoch […]" [1652] (Flugblatt). Nr. 147 Geistlicher Weihrauchkörner oder Andachtslieder I. Dutzet […] 1652. Nr. 63 Geld/ regirt die Welt. 1652 (Flugblatt). Nr. 135 "Gott hat mit mir getheilt […]" [1652] (Flugblatt). Nr. 137 "Jch bin Europen Furcht […]" [1652] (Flugblatt). Nr. 137 Kurtzweilige Beschreibung des Baurn-volcks […] [1652] (Flugblatt). Nr. 131 "Lacht nit, Daß ich so Braun […]" [1652] (Flugblatt). Nr. 137 Neue Zeitung. Ein Rahtschluß der DienstMägde. […] [1652] (Flugblatt). Nr. 130 Neuer Rahtschluß der Dienstmägde […] 1652 (Flugblatt). Nr. 129 Offt Probiertes und Bewährtes Recept […] [1652] (Flugblatt). Nr. 133 "Was thut der tolle Mensch? […]" [1652] (Flugblatt). Nr. 146 "Wein leert die Seckel aus. […]" [1652] (Flugblatt). Nr. 154 Schäfer Floridans/ Poetischer Liebes-Blumen I. Sträußlein/ gepflücket und gebunden an der Pegnitz. 1653. Nürnberg/ Bey Jacob Pillenhofer zufinden. Da kommet der Karren mit dem Geld: […] [1656] (Flugblatt). Nr. 134 Die Weiber-Treu Der Frauen zu Weinsberg. […] [1656] (Flugblatt). Nr. 192 Hemd- Beltz- und Bett-Gravamina. […] [1656] (Flugblatt). Nr. 131 "Joseph rettet seine Ehr […]" [1656] (Flugblatt). Nr. 195 Der großmächtige/ dickprächtige […] Nasen Monarch: […] [1657] (Flugblatt). Nr. 197 Ostländischer Lorbeerhäyn/ Ein Ehrengedicht/ Von Dem höchstlöbl. Erzhaus Oesterreich: Einen Fürsten-Spiegel/ in XII. Sinnbildern/ und eben sovielen Keyser- und Tugend-Bildnissen/ Neben Dem Oesterreichischen Stamm- und Zeit-Register/ Kürzlich vorstellend: Samt Einem Anhang von Ehrengedichten/ an Fürsten/ Grafen und Herren. Durch SIGISMUNDUM à Birken/ dict. Betulium, C. Com. Pal. N. Nürnberg/ Bey Michael Endter: Jm Jahr des Heils MDCLVII. Ulenspiegel. […]. [1657] (Flugblatt). Nr. 202 Die Truckene Trunkenheit […] 1658. Nr. 171 Feld-Gedicht […] 1659 (Hochzeit C. Fürer / A. L. Löffelholz). Nr. 139
Literaturverzeichnis
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Dank-Lied über den […] Heil- und Wunder Brunnen […] 1660. Nr. 219 Glükk-Zuruff […] 1661 (Ernennung Carl von Steins zum Kanzler). Nr. 228 Myrten-Geschicht und Hirten-Gedicht […] 1661 (Hochzeit G. B. Löffelholz / M. R. Löffelholz). Nr. 220 Ehren-Lob und Gesundheit-Wunsch […] 1662 (A. Volkmanns Ernennung zum Hofrat und Lehenprobst). Nr. 232 Johann Carl, Zeuchmeister […] 1662 (Portraitdruck). Nr. 235 Verdienter Ehren-Ruff und Dienstlicher Glücks-Zuruff […] 1662 (J. M. Dilherrs Ernennung zum Generalsuperintendenten und Hofprediger). Nr. 231 "Wer liebet Kunst/ der komm und tret herbey" [1662] (Flugblatt). Nr. 229 Die Lilie am Bühl. […] 1663 (Hochzeit C. v. Lilien / E. C. v. Pühel). Nr. 238 Glück- und Ehren-Zuruff […] 1663 (Hochzeit C. v. Lilien / E. C. v. Pühel). Nr. 237 Hochzeitlicher Schertz und Hertzlicher Glückwunsch […] 1663 (Hochzeit J. G. Winkler / A. M. Hagendorn). Nr. 240 Mehmet Bassa, Turcarum Tyranni Archistrategus. [1663/64] (Portraitdruck). Nr. 249 Der Donau-Strand mit Allen seinen Ein- und Zuflüssen/ angelegenen Königreichen/ Provinzen/ Herrschaften und Städten/ auch dererselben Alten und Neuen Nahmen/ vom Ursprung bis zum Ausflusse: in Dreyfacher LandMappe vorgestellet auch samt kurtzer Verfassung einer Hungar- u. Türkischen Chronik und Heutigen Türken-Kriegs, beschrieben durch Sigmund von Birken C. Com. Pal. Nebenst XXXIII. Figuren der vornehmsten Hungarischen Städte und Vestungen in Kupfer hervorgegeben von Jacob Sandrart/ Kupferstecher und Kunsthändler in Nürnberg. Anno Christi MDCLXIV. Georgius Iulius Christ […] [1666] (Portraitdruck). Nr. 264 HochFürstlicher Brandenburgischer ULYSSES: oder Verlauf der LänderReise/ Welche Der Durchleuchtigste Fürst und Herr Herr Christian Ernst/ Marggraf zu Brandenburg/ zu Magdeburg/ in Preussen/ zu Stettin/ Pommern/ der Cassuben und Wenden/ auch in Slesien zu Crossen und Jägerndorf Herzog/ Burggraf zu Nürnberg/ Fürst zu Halberstadt/ Minden und Cammin/ Durch Teutschland/ Frankreich/ Jtalien und die Niderlande/ Auch nach den Spanischen Frontieren/ hochlöblichst verrichtet: Aus Denen mit Fleiß gehaltenen Reis-Diariis zusammengetragen und beschrieben durch Sigmund von Birken C. Com. Pal. Gedruckt zu Bayreuth bey Johann Gebhard/ Jm 1668sten Jahr. Spiegel der Ehren des Höchstlöblichsten Kayser- und Königlichen Erzhauses Oesterreich [...]. Erstlich vor mehr als C Jahren verfasset [...]; Nunmehr aber auf Röm. Kays. Maj. Allergnädigsten Befehl/ aus dem Original neu-üblicher ümgesetzet/ und in richtige Zeit-rechnung geordnet/ aus alten und neuen Geschichtschriften erweitert [...] und in Sechs Bücher eingetheilet/ Durch Sigmund von Bir-
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ken/ Röm. Kays. Maj. Comitem Palatinum, in der Hochlöbl. Fruchtbringenden Gesellschaft den Erwachsenen. Nürnberg. [...] ANNO CHRISTI MDCLXVIII. GUELFJS oder NiderSächsischer Lorbeerhayn: Dem HochFürstlichen uralten Haus Braunsweig und Lüneburg gewidmet/ auch mit Dessen Alten und Neuen Stamm-Tafeln bepflanzet: durch Sigmund von Birken/ in der Hochlöbl. Fruchtbring. Gesellschaft den Erwachsenen. Nürnberg/ Zu finden bey Johann Hofmann. Gedruckt bey Christof Gerhard. A. C. MDCLXIX. Ulricus Hofmannus, Arithmeticus […] [1669] (Portraitdruck). Nr. 315 Floridans Lieb- und Lob-Andenken seiner Seelig-entseelten Margaris im Pegnitz-Gefilde/ bey frölicher Frülingszeit/ traurig angestimmet. [Nürnberg 1670]. Sigmund von Birken Com. Pal. Caes. Todes-Gedanken und Todten-Andenken: vorstellend eine Tägliche Sterb-bereitschaft und Zweyer Christl. Matronen Seelige SterbReise. Nürnberg/ Zu finden bey Johann Kramern. Gedruckt in Bayreuth/ durch Johann Gebhard. A.C. 1670. Hymenäische Schertz-Gedichte […] 1673 (Hochzeit J. Drilitsch / H. B. Held). Nr. 348 PEGNESJS: oder der Pegnitz Blumgenoß-Schäfere FeldGedichte in Neun Tagzeiten: meist verfasset/ und hervorgegeben/ durch Floridan. Nürnberg/ Gedruckt und verlegt von Wolf Eberhard Felsekkern. A. MDCLXXIII. Ehren-Zuruff […] 1675 (Doktorat Gottfried Stein). Nr. 369 Trauer-Fest/ der Kaiserlichen Reichs-Veste in Nürnberg: […] [1675] (Tod B. Löffelholz). Nr. 341 Der Norische Parnaß und Jrdische HimmelGarten […] 1677 (Tod G. S. Fürer). Nr. 385 Margenis oder Das vergnügte bekriegte und wiederbefriedigte Teutschland. Sigmunds von Birken. Nürnberg in Verlegung Georg Scheürers Kunsthändlers. A.o 1679. Teutsche Rede-bind und Dicht-Kunst/ oder Kurze Anweisung zur Teutschen Poesy/ mit Geistlichen Exempeln: verfasset durch Ein Mitglied der höchstlöblichen Fruchtbringenden Gesellschaft Den Erwachsenen. Samt dem Schauspiel Psyche und Einem Hirten-Gedichte. Nürnberg [...] A.C. MDCLXXIX. Nachdruck Hildesheim / New York 1973. PEGNESJS Zweyter Theil: begreifend Acht Feldgedichte der Blumgenoß-Hirten an der Pegnitz/ Geistliches Jnhalts […]. Nürnberg 1679 Emblematisches Ehebette […] 1680 (Hochzeit J. W. Haller / A. C. Rieter). Nr. 119 Carl August Hugo Burkhardt (Hrsg.): Aus dem Briefwechsel Sigmund von Birkens und Georg Neumarks 1656-1669. In: Euphorion. Ergänzungsheft 3 (1897), S. 12-55. [Burkhardt, 1897(2)] Die Tagebücher des Sigmund von Birken. Bearbeitet von Joachim Kröll. 2 Bde. Würzburg 1971 und 1974 (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte. Reihe VIII: Quellen und Darstellungen zur fränkischen Kunstgeschichte. Bde. 5/6).
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Christoph Arnold: Val. Catonis Grammatici Dirae […] 1652. Nr. 85 [Christoph Arndold]: Augerii Gislenii von Busbeck Vier Sendschreiben […] 1664. Nr. 85 Johann Christoph Arnschwanger: Hochzeitlicher Glückwünschungs-Gesang […] 1661 (Hochzeit G. B. Löffelholz / M. R. Löffelholz). Nr. 220 Ioannis Audoeni Epigrammatum libri III. London 1606. Nr. 204 Johannis Aventini Des Hochgelerten weitberümbten Beyerischen Geschichtschreibers Chronica […]. Anfenglich durch den Authorem in Latein verfertigt/ hernachmals aber den Teutschen zu gutem von jm selber mit höchstem fleiß in gut gemein hoch Teutsch gebracht/ gemehrt vnd gebessert/ zuvor nie in druck außgangen. Jtzund aber dem Gemeinen nutz zum besten/ der Teutschen Nation zu ruhm/ vnd dem löblichen Hauß Pfaltz vnd Beyern zu preiß vnd ehr publiciert vmd an den tag gegeben. Mit Keys. Mt. Freyheit in zehen jaren nit nachzudrucken. Getruckt zu Franckfurt am Mayn/ im jar deß Herrn/ M. D. LXVI. (Nachdruck Passau 1998). Satyra contra abusum Tabacci, ad Aemilium Aloysium Guevarram. Autore Jacobo Balde, E Societate Iesu. Ingolstadii, typis Ederianis excudebat suis sumptibus Joannes Ostermayr. Anno 1657. Beglückwünschung […] 1669 (Hochzeit J. P. Ebner / M. M. Voit). Nr. 312 Benevoli Affectus & Amores […] 1653 (Hochzeit C. Heden / M. C. Frisch). Nr. 158 Paul Wilhelm Bert: JahrGedächtnis Jesu […] 1650. Nr. 86 Christian Betulius: Magnificis, Nobilissimis, Amplissimis et Prvdentissimis Viris […] 1647 (Neujahrsgratulation für L. F. Behaim u. a.). Nr. 66 Blumen-Busch: zum Ehren-Geruch […] 1673 (Hochzeit J. v. Sandrart / E. B. Blommart). Nr. 356 Stephan Böner: Et dolor & moeror vita […] 1664 (Nachrufschrift A. Volkmann). Nr. 232 Bona Verba in Festivitatem nuptialem […] 1650 (Hochzeit J. C. Neu / H. Murr). Nr. 100 Bona Verba Pro felici sucessu auspicatissimarum Nuptiarum […] 1649 (Hochzeit M. Tucher / C. Harsdörffer). Nr. 82 Bartholomäus Bothe: Gute Bohtschafft Von dem Gungels Brunn […] 1647. Nr. 56 Pieter Bruegel the Elder. Compiled by Nadine M. Orenstein; edited by Manfred Sellink. Amsterdam 2006. Carl August Hugo Burkhardt (Hrsg.): Aus dem Briefwechsel Georg Philipp Harsdörffers zur Geschichte der Fruchtbringenden Gesellschaft 1647-1658. In: Altes und Neues aus dem Pegnesischen Blumenorden. Bd. III. Nürnberg 1897, S. 23-140. [Burkhardt, 1897(1)] Johann Heinrich Calisius: Kloridans von Wohlau […] Blauer Kornblumen […] Dreifaches Bündlein. […] 1655. Nr. 168 C. Valerius Catullus. Hrsg. und erklärt von Wilhelm Kroll. 3. durch neue Zusätze vermehrte Aufl. Stuttgart 1959.
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Ehrenmahl und Glückwunsch […] 1654 (Hochzeit D. Preußler / M. Brandmair). Nr. 167 Ehren-Port […] 1643 (Magister-Promotion J. E. Gerhard). Nr. 1 Ehrenverse zu dem Hochzeit-Fest […] 1675 (Hochzeit L. Beil / C. D. Buchner). Nr. 327 Ehr-Feyer by dem ansehlichen Myrten-Fest […] 1673 (Hochzeit S. v. Birken / C. C. Bosch). Nr. 320 Ehr- und Freuden-Zuruff bey dem Hochzeitlichen Ehren-Fest […] 1677 (Hochzeit J. F. Schober / A. B. Staden). Nr. 402 Jacob Ellrod: Calendarium praeter Julianum & Gregorianum Tertium sive Intermedium. […] 1659. Nr. 214 Epithalamia in Nuptias solenni ritu celebratas […] 1651 (Hochzeit C. S. v. Till / M. C. Muffel). Nr. 114 Erfreulicher Glück-Wunsch […] 1681 (Namenstag P. A. Rieter). Nr. 430 EVpheMIae DVLCes VenIant! Prout hodie mittuntur, nuptialem ad festivitatem […] 1667 (Hochzeit G. Pömer / M. R. Behaim). Nr. 283 Johann Ludwig Faber: Pegnesisches Hirten-Gespräch […] 1668 (Hochzeit J. G. König / M. Hartmann). Nr. 301 Johann Ludwig Faber: Feyerliches Vermählungs-Fest […] [1675] (Hochzeit G. P. Tetzel / M. H. Haller). Nr. 366 Johann Ludwig Faber: Die Gesunde Krankheit oder Trost der Podagrischen […] 1677. Nr. 397 Feliciter! Veteri Ritu, recenti Adfectu acclamatum […] 1656 (Hochzeit C. G. Dilherr / F. Kleewein). Nr. 193 Festo Nuptiali […] 1646 (Hochzeit J. G. Schottelius / M. Cleve). Nr. 31 Filemon und Dorilis/ bey ihrem angestellten Myrten-Fest […] 1678 (Hochzeit D. Nerreter / D. F. Bock). Nr. 411 A. Persii Flacci Satyrarum Liber. Ex Recensione Caroli Friderici Hermanni. Leipzig 1900. Paul Flemings Gedichte. Hrsg. von J. M. Lappenberg. Teil I. Stuttgart 1865 (Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart. Bd. LXXXII). Paul Fleming. Teutsche Poemata. Reprographischer Nachdruck der Ausgabe Lübeck [1642]. Hildesheim 1969. Flores Nuptiales […] 1652 (Hochzeit J. B. Imhof / M. M. Peller). Nr. 122 Deutsche Illustrierte Flugblätter des 16. und 17. Jahrhunderts. hrsg. von Wolfgang Harms. Bd. II. Die Sammlung der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel. Bd. 2: Historica. Hrsg. von Wolfgang Harms zusammen mit Michael Schilling und Andreas Wang. 2., ergänzte Auflage Tübingen 1997. Michael Frankenberger: Cedri anicianae Habsburgs-Austriae Prodromus. […] 1674. Nr. 382 Freuden-Feyerliches Vermählungs-Fest […] 1677 (Hochzeit J. M. Fürer / M. H. Haller). Nr. 400 Freudiger Zuruff […] 1667 (Hochzeit J. F. Köhler / R. K. Haßfurter). Nr. 281
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mit einem Bericht von den Sinnbildern wie auch hundert Exempeln derselben als einer neuen Zugabe/ auß den berühmsten Autoribus, durch ein Mitglied der Hochlöblichen Fruchtbringenden Gesellschafft. Zum dritten mahl gedruckt. Hamburgk/ Bey Johann Naumann Buchhändl. Im Jahr M. DC. LVI. [Frühere Ausgaben waren 1650 und 1651 erschienen.] Georg Philipp Harsdörffer. Frauenzimmer Gesprächspiele. Hrsg. von Irmgard Böttcher. 8 Bde. Tübingen 1968/69. Nachdruck der Ausgabe Nürnberg 1644-1649 (Deutsche Neudrucke. Reihe Barock. Bde. 13-20). [Georg Philipp Harsdörffer]. Poetischer Trichter [Teil 1: 1650, Teil 2: 1648, Teil 3: 1653]. Nachdruck Darmstadt 1969. Daniel Heinsius: Lavs Asini […] 1629. Nr. 100 Johann Hellwigs "Die Nymphe Noris" (1650). A critical Edition. Edited by Max Reinhard. Camden House 1994. [Johannes Herdegen]: Historische Nachricht von deß löblichen Hirten- und Blumen-Ordens an der Pegnitz Anfang und Fortgang/ biß auf das durch Göttl. Güte erreichte Hunderste Jahr/ mit Kupfern gezieret, und verfasset von dem Mitglied dieser Gesellschafft Amarantes. Nürnberg 1744. Herodot. 9 Bücher zur Geschichte [Nachdruck der Übersetzung von Chr. Bähr. Berlin 1898] Wiesbaden 2004. Herrn Balthasar Joachim Endters und Magdalena Rahel Nöttlin Ehe-Bund […] 1678. Nr. 407 Hertzlicher Glückwuntsch zu der Hochzeitlichen Freuden-Feyer […] 1673 (Hochzeit J. J. Tetzel / H. C. Stauffer). Nr. 351 Carl Gustav von Hille: Der Teutsche Palmbaum […] 1647. Nr. 33 Hirten Freude Der Pegnitz-Schäfere […] 1666 (Hochzeit C. Frank / C. Clausen). Nr. 120 Hochzeitlicher Glück-Wunsch […] 1672 (Hochzeit J. J. Kohl / C. R. Endter). Nr. 340 Hochzeitliches Schäfer-Gedicht bey hochansehlicher Trauungs-Begängnis […] 1672 (Hochzeit C. S. Pfinzing / M. H. Pömer). Nr. 335 Homer. Ilias. Deutsch von Friedrich Leopold Graf zu Stolberg. Vorwort von Eckart Peterich. München / Zürich 1960. Homer. Odysee. Deutsch von Johann Heinrich Voss. Vorwort von Eckart Peterich. München / Zürich 1961. Q. Horati Flacci opera. Itervm recognovit Fridericvs Klingner. Lipsiae MCML. Q, Horatius Flaccus. Oden und Epoden. Erklärt von Adolf Kiessling. 9. Auflage. Besorgt von Richard Heinze. Mit einem Nachwort und bibliographischen Nachträgen von Erich Burck. Berlin 1958. Horaz: Sämtliche Werke. Lateinisch und deutsch. Teil I: Carmina, Oden und Epoden. Nach Kayser, Nordenflycht und Burger herausgegeben von Hans Färber. Teil II: Sermones et Epistulae. Über-
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setzt und zusammen mit Hans Färber bearbeitet von Wilhelm Schöne. München. 8. Aufl. 1979 [zuerst 1957]. Hieronymus Hornschuch: Ὀρθοτυπογραφία. […] 1634 (Lehrbuch der Buchdruckerkunst). Nr. 229 Hymenaeo Clarissimi et Doctissimi Viri […] 1674 (Hochzeit J. C. Lobherr / M. U. Vogel). Nr. 365 Je mehr Neid/ Je mehr Freud […] [1680] (Hochzeit Z. Kramer / E. S. Schuster). Nr. 427 Käyserliche Dichter-Kron […] 1668 (Poetenkrönung S. Bornmeister). Nr. 303 Martin Kempe: Salanische Musen-Lust […] 1665. Nr. 260 Erasmus Kindermann: Erster Theil / Herrn J. M. Dilherrns […] Evangelischer Schlußreimen […] 1652. Nr. 125 Johann Kißling: Neu Zugerichtetes Hand-Büchlein […] 1666. Nr. 278 Johann Kißling: Neu Zugerichtetes Buß- Beicht- und Communion-Büchlein […] 1666. Nr. 278 Johann Klaj: Der Leidende Christus […] 1645. Nr. 17 Johann Klaj: Herodes der Kindermörder […] 1645. Nr. 16 Johann Klaj: Geburtstag Deß Friedens […] 1650. Nr. 88 Johann Klaj. Redeoratorien und 'Lobrede der Teutschen Poeterey'. Hrsg. von Conrad Wiedemann. Tübingen 1965 (Deutsche Neudrucke. Reihe Barock). Johann Klaj. Friedensdichtungen und kleinere poetische Schriften. Hrsg. von Conrad Wiedemann. Tübingen 1968 (Deutsche Neudrucke. Reihe Barock. Bd. 10). A. Z! Qvirin Kuhlmanns Breßlauers Himmlische Libes-küsse […] 1671. Nr. 332 A. Z! Qvirin Kuhlmanns Breßlauers Lehrreiche Weißheit- Lehr- Hof- Tugend-Sonnenblumen […] 1671. Nr. 332 A. Z! Qvirin Kuhlmanns Unsterbliche Sterblichkeit […] 1671. Nr. 332 A. Z! Qvirin Kuhlmanns Breßlauers Lehrreicher Geschicht-Herold […] 1672. Nr. 332 Labyrinthische Lob-Rede […] 1654 (Flugblatt zum Lob der Buchdruckerkunst). Nr. 229 Friedrich Leseberg: Christliches Grabmahl/ Auß Gottes Wort […] 1634 (Nachrufschrift Dorothea von Meding). Nr. 53 Caspar von Lilien: Der Kinder Gottes Wohlbewährtes Wund-Pflaster […] 1664 (Nachrufschrift M. C. vom Stein). Nr. 255 Martin Limburger: Kressischer Ehren-Tempel […] 1663 (Nachrufschrift J. C. Kress). Nr. 250 Martin Limburger: Pegnesisches Schäfer-Gedichte/ In den Berinorgischen Gefilden […]. 1663 (Hochzeit J. F. Kress / M. S. Fürer). Nr. 242 Martin Limburger: Herbst-Gespräch […] 1669 (Hochzeit F. S. Kress / S. F. Haller). Nr. 314 [Martin Limburger]. Die Betrübte Pegnesis/ Den Leben/ Kunst- und Tugend-Wandel Des Seelig-Edlen Floridans/ H. Sigm. von Birken/ Com. Pal. Caes. Durch 24 Sinn-bilder/ in Kupfern Zur schuldigen
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Wuhrmann, ausgewählt von Manfred Fuhrmann. Mit einer Einführung und Erläuterungen von Konrat Ziegler. Darmstadt 1994. Poetische Aufzüge zu Hochzeitlichen Ehren […] 1649 (Hochzeit W. A. Gutbrod / H. Koch). Nr. 68 Sex. Propertii Elegiarum Libri IV. Edidit Mavritivs Schvster. Editionem Alteram cvravit Franz Dornseiff. Lipsiae in Aedibus B. G. Tevbneri MCMLVIII. Quod felix faustumque sit! […] 1650 (Doctorat C. G. Dilherrs). Nr. 84 Georg Christoph Rentschel: Citharoedus Mysticus […] 1665. Nr. 285 Georg Christoph Rentschel: Cytharoedi Mystici Symphonia […] 1666. Nr. 285 Johann Risten Poetischer Schauplatz […] 1646. Nr. 19 Johann Risten Allerunterthänigste Lobrede […] [1647]. Nr. 39 Johann Rist: Der zu seinem allerheiligsten Leiden und Sterben hingeführter […] Christus Jesus […] 1648. Nr. 58 Neue Musikalische Katechismus Andachten/ Bestehende Jn Lehr- Trost- Vermanung- und Warnungsreichen Liederen über den gantzen heiligen Katechismus/ oder die Gottselige Kinder-Lehre/ welchen zugleich zwölf Erbauliche Gesänge über die Christliche Haustaffel/ sind beigefüget/ die den Alle so wol auf bekante/ und in unseren Evangelischen Kirchen gebräuchliche; als auch auf gantz Neüe/ von Herrn Andreas Hammerschmid/ fürtreflichem Musico, und bei der löblichen Statt Zittau weitberühmtem Organisten/ sehr fleissig und wolgesetzte Melodien können gespielet und gesungen werden. Dem Grossen Gott zu allerschuldigsten Ehren/ Frommen Christlichen Hertzen aber zu nohtwendiger und fruchtbahrer Erbauung abgefasset/ und zum Drukke übergeben von Johann Rist. Lüneburg/ Gedruckt und verlegt durch die Sternen/ 1656. [Spätere Auflagen 1666 und 1676.] Johann Rist: Der verschmäheten Eitelkeit Und Der verlangten Ewigkeit Ander Theil […] 1668. Nr. 266 Dichtungen von Johann Rist. Hrsg. von Karl Goedeke und Edmund Goetze. Leipzig 1885. Johann Rist: Sämtliche Werke. Unter Mitwirkung von Helga Mannack und Klaus Reichelt hrsg. von Eberhard Mannack. 6 Bde. Berlin u. a. 1967-1982. Jacob Roth: Der in Christo sterbender glaubigen Seelige Ruhe/ und Gnaden-Belohnung. […] 1664 (Nachrufschrift Georg Kromppein). Nr. 338 Christian von Ryssel: Aristippvs oder vom Hofe […] 1661. Nr. 221 Johann Jacob Saars/ Ost-Indianische Funfzehen-Jährige Kriegs-Dienst […] 1662. Nr. 224 Sacra Socialia […] 1650 (Hochzeit B. Bock / A. D. Schwartz). Nr. 103 Sallust. Das Jahrhundert der Revolution. Übersetzt und eingeleitet von Heinrich Weinstock. Stuttgart 1955 (Kröners Taschenausgabe. Bd. 161). C. Sallvsti Crispi. Catilina. Ivgvrtha. Fragmenta ampliora. Post A. W. Ahlberg edidit Alphonsvs Kvrfess. Editio tertia stereotypica. Leipzig 1957.
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den Unglückseligen. 4 Bde. Nürnberg 1650-1652. Nachdruck der ersten drei Bände hrsg. von Martin Bircher. Bern u. a. 1989 (Nachdrucke Deutscher Literatur des 17. Jahrhunderts. Bd. 63.1-3). [Johann Wilhelm von Stubenberg]. Frauenzimmer Belustigung. Ein so wol zu Geistlicher Sittenlehre als zierlicher Wolredenheit nutz- und ergötzliches Wercklein. Ursprünglich in Frantzösischer Sprache durch Herrn von Grenaille auf Chatounieres/ beschrieben/ und der Königin in Groß-Brittanien zugeeignet/ Anjetzo aber in Hochdeutsch übersetzt Durch Ein Mitglied der hochlöblichen Fruchtbringenden Gesellschafft den UNGLÜKKSELJGEN. Gedruckt zu Nürnberg in Verlegung Michael Endter/ 1653. [Johann Wilhelm von Stubenberg]. König Demetrius. Eine warhaffte/ Aber mit vielen Sinnreichen/ zur Wolredenheit/ Lesens-anmutigheit/ auch nutzlicher Sittenlehre/ dienlichen Beygedichten vermehrte und geschmükkte Geschicht; von Herrn Lukas Assarinen in Wälscher Sprache ohnvergleichlichschön beschrieben/ anjetzo aber bestem Vermögen nach gehochdeutschet durch ein Mitglied der Hochlöblichen/ Fruchtbringenden Gesellschafft/ den Unglükkseeligen. Nürnberg/ bey Michael Endter. 1653. Johann Wilhelm von Stubenberg: Des weitberühmten Welschen Dichters Marini Printz Kalloandro. […] 1656. Nr. 188 Johann Wilhelm von Stubenberg: Endimiro Oder des Kalloandro Zweyter Theil […] 1656. Nr. 189 Johann Wilhelm von Stubenberg: Geteutschter Samson […] 1657. Nr. 196 Johann Wilhelm von Stubenberg: Clelia: Eine Römische Geschichte […] 1664. Nr. 254 Jacob Sturm: VntersChIeDener Stätte VerMehrtes Lob. […] 1663. Nr. 227 C. Svetoni Tranquilli praeter Caesarvm libros reliqvias edidit Avgvstvs Reifferscheid. Inest Vita Terenti a Friderico Ritschelio emendata atqve enarrata. Lipsiae svmtibvs et formis B. G. Tevbneri MDCCCLX. C. Svetoni Tranquilli Opera. Vol. 1. De vita Caesarvm Libri VIII. Recensit Maximilianvs Ihm. Editio minor. Edition Stereotypica editionis prioris (MCMVIII). Stuttgart 1961. Suetonius with an English Translation by J. C. Rolfe. In two Volumes. Cambridge, Mass. 1979 (The Loeb Classical Library. Vol. 31 and 38). Σὺν τῷ Θεῷ Ζυγίῳ γαµηλίῳ […] 1673 (Hochzeit J. W. Ebner / M. M. Im Hof). Nr. 352 Frid. Taubmanni Schediasmata Poetica innovata. […] 1619. Nr. 212 Testimonia und Attesta […] 1653 (Dokumente zur Laufbahn von J. Graaß). Nr. 163 Thalassi Festivitati Nuptiali […] 1649 (Hochzeit Gutbrod / Koch). Nr. 68 THEATRI EUROPAEI Fünffter Theil: Das ist/ AUßführliche BEschreibung aller denckwürdigen Geschichten/ die sich in Europa [...] vom Jahr 1643. biß in gegenwärtiges 1647. Jahr/ allerseits begeben vnd verlauffen: Auß glaubhafften Documentis, vnd trewlich communicirten Berichten zusammen getragen vnd beschrieben Durch J P. OTICHIUM. [...]. Frankfurt a. M. 1651.
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THEATRI EUROPAEI Sechster und letzter Theil/ Das ist/ Außführliche Beschreibung der Denckwürdigsten Geschichten/ so sich hin und wieder durch Europam [...] vom Jahr Christi 1647. biß 1651. allerseits begeben und zugetragen. Auß unzehlich vielen glaubhaften Documentis, und trewlich communicirten Berichten zusammen getragen und beschrieben/ Durch Johannem Georgium Schlederum, Ratisponâ-Bavarum. [...]. Frankfurt a. M. 1663. IRENICO-POLEMOGRAPHIAE CONTINUATIO II. Das ist: Der Historisch-fortgeführten Friedensund Kriegs- Beschreibung Dritte- Oder deß THEATRI EUROPAEI Neundter Theil/ Von den denckwürdigsten Geschichten/ so sich hie und da in Europa/ [...] von dem 1660. Jahre anzufangen/ biß in das 1665. Jahr denck- und schreibwürdig vorgegangen. Welches alles [...] also zusammengetragen und beschrieben Martin Meyer/ vom Hayn in Schlesien. [...]. Frankfurt a. M. 1672. IRENICO-POLEMOGRAPHIA, Sive THEATRI EUROPAEI CONTINUATI SEPTENNIUM: Das ist/ Sieben-Jährige Historisch-außgeführte Friedens- und Kriegs-Beschreibung/ [...] vom Jahr Christi 1651. biß an bevorstehende Wahl/ und respectivè Regierung [...] LEOPOLDEN dieses Namens deß Ersten/ [...] So/ Auß vielen glaubhafften Scripturen/ Documenten/ und treulich mitgetheilten Briefflichen Urkunden zusammen getragen/ und unpartheyisch beschrieben JOHANNES GEORGIUS SCHLEDERUS [...]. Frankfurt a. M. 1685. Theokrits Gedichte. Erklärt von Hermann Fritzsche. 3. Auf. besorgt von Eduard Hiller. Leipzig 1881. Theocritus qviqve fervntur bvcolici Graeci. Carolvs Gallavotti recensvit. Romae Typis officinae Polygraphicae M D CCCC XXXXVI (Scriptores Graeci et Latini Consilio Academiae Lynceorvm editi). Theocritus edited with a translation and commentary by A. S. F. Gow M. A., F. B. A. Fellow of Trinity College, Cambridge. Volume I. Introduction, Text and Translation. Cambridge University Press 1973 (zuerst 1950). Johann Tröster: Das Alt- und Neu-Teutsche Dacia. […] 1666. Nr. 272 Johann Tröster: Polnisches Adler-Nest […] 1666. Nr. 272 Andreas Unglenk: Himmlische Wirdigkeit und Hoheit Der Göttlichen Bunds-Kindschaft […] 1680. Nr. 425 Unverwelkliches Myrtenkränzlein […] 1644 (Hochzeit J. M. Dilherr / M. Deschauer). Nr. 13 Verba Doloris & Honoris […] 1677 (Tod G. S. Fürer). Nr. 400 P. Vergili Maronis Opera. Recognovit brevique adnotatione critica instrvxit Fredericvs Artvrvs Hirtzel Collegii Aenei Nasi Socivs. Oxonii 1956 [zuerst 1900]. Vergil. Aeneis. Unter Verwendung der Übertragung Ludwig Neufers übersetzt und hrsg. von Wilhelm Plankl unter Mitwirkung von Karl Vretzka. Stuttgart 1959 (RUB 221-224). Vergil. Landleben. Bucolica. Georgica. Catalepton. Lateinisch und deutsch. Hrsg. von Johannes Götte. 4. Aufl. München 1960 (Tusculum-Bücherei).
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Literaturverzeichnis
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Bibliographie zur deutschen Literaturgeschichte des Barockzeitalters. Begründet von Hans Pyritz. Fortgeführt und hrsg. von Ilse Pyritz. Bern 1985 (Teil II. Bearb, von Ilse Pyritz), 1991 (Teil I. Bearb. von Reiner Bölhoff), München u. a. 1994 (Gesamtregister. Bearb. von Reiner Bölhoff). Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. 3 Bde. Berlin / New York 1997-2003. Wolfgang Reinhard (Hrsg.): Augsburger Eliten. Prosopographie wirtschaftlicher und politischer Führungsgruppen 1500-1620. Bearbeitet von Mark Häblerlein. Berlin 1996. Hennebergisches Idiotikon, oder Sammlung der in der gefürsteten Grafschaft Henneberg gebräuchlichen Idiotismen, mit etymologischen Anmerkungen und Vergleichung anderer alten und neuen Germanischen Dialekte; von W. F. H. Reinwald, Herzogl. Sächs. Rath und Bibliothekar in Meiningen. Berlin und Stettin 1793. Christoph Reske: Die Buchdrucker des 16. und 17. Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet. Auf der Grundlage des gleichnamigen Werkes von Josef Benzing. Wiesbaden 2007 (Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen. Bd. 51). Hugo Riemanns Musik-Lexikon. Neunte, vom Verfasser noch vollständig umgearbeitete Auflage, nach seinem Tode (10. Juli 1919) fertiggestellt von Alfred Einstein. Berlin 1919. Philosophisches Wörterbuch. Begründet von Heinrich Schmidt. Vierzehnte Auflage, durchgesehen, ergänzt und herausgegeben von Georgi Schischkoff. Stuttgart 1957 (Kröners Taschenausgabe. Bd. 13). Hans Schmoldt: Kleines Lexikon der biblischen Eigennamen. Stuttgart 1990. Matthias Simon: Bayreuthisches Pfarrerbuch. Die Evangelisch-Lutherische Geistlichkeit des Fürstentums Kulmbach-Bayreuth (1528/29-1810). München 1930/31 (Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns. Bd. 12). Matthias Simon: Ansbachisches Pfarrerbuch. Die Evangelisch-Lutherische Geistlichkeit des Fürstentums Brandenburg-Ansbach 1528-1806. Nürnberg 1957 (Einzelarbeiten zur Kirchengeschichte. Bd. 28). Matthias Simon: Nürnbergisches Pfarrerbuch. Die evangelisch-lutherische Geistlichkeit der Reichsstadt Nürnberg und ihres Gebietes 1524-1806. Nürnberg 1965 (Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns. Bd. 41). Vollständiges Heiligen-Lexikon oder Lebensgeschichten aller Heiligen, Seligen etc. aller Orte und aller Jahrhunderte, deren Andenken in der katholischen Kirche gefeiert oder sonst geehrt wird, unter Bezugnahme auf das damit in Verbindung stehende Kritische, Alterthümliche, Liturgische und Symbolische, in alphabetischer Ordnung. 5 Bde. Hrsg. von Johann Evangelist Stadler, Franz Joseph Heim und J. N. Ginal. Augsburg 1858-1882. Hermann Stauffer: Sigmund von Birken (1626-1681). Morphologie seines Werkes. 2 Bde. Tübingen 2007.
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Theologische Realenzyklopädie. 36 Bde, 1 Bd. Abkürzungsverzeichnis und 2 Bde. Register. Berlin 1977ff. Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. 37 Bde. Leipzig 1907-1950 (Nachdruck 1999). Edward Tripp: Reclams Lexikon der antiken Mythologie. Übers. von Rainer Rauthe. 7. Aufl. Stuttgart 2001. Johann Gottfrieds Biedermann's Geschlechtsregister des Patriciats der vormaligen Reichsstadt Nürnberg bis zum Jahre 1854 fortgesetzt und herausgegeben von Christoph Friedrich Wilhelm von Volckamer. Nürnberg 1854. Karl Friedrich Wilhelm Wander: Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Ein Hausschatz für das deutsche Volk. 5 Bde. Leipzig 1867-1880. Neudruck Aalen 1963. Egerländer Biographisches Lexikon mit ausgewählten Personen aus dem ehemaligen Reg.-Bez. Eger. Hrsg. von Josef Weinmann. 2 Bde. Bayreuth 1985 und 1987. [Georg Andreas Will]: Geschlechtsregister der Nürnbergischen adelichen Familien der Herren von Praun, von Wölckern und der ausgestorbenen Herren Schlaudersbach, aus den besten Urkunden, Denkmahlen und Nachrichten zusammengetragen und als ein Beytrag zu den Biedermännischen Tabellen des Hochadelichen Patriciats zu Nürnberg herausgegeben. Altdorf 1772. Georg Andreas Will: Nürnbergisches Gelehrten-Lexicon oder Beschreibung aller Nürnbergischen Gelehrten beyderlei Geschlechts nach Jhrem Leben/ Verdiensten und Schrifften zur Erweiterung der gelehrten Geschichtskunde und Verbesserung vieler darinnen vorgefallenen Fehler aus den besten Quellen in alphabetischer Ordnung [...]. 4 Bde. Nürnberg 1755-1758. Fortsetzung und Ergänzung durch Christian Conrad Nopitsch. 4 Bde. Nürnberg und Altdorf 1802-1808. Gero von Wilpert: Sachwörterbuch der Literatur. 8. verbesserte und erweiterte Aufl. Stuttgart 2001. Andreas Würfel: DIPTYCHA ECCLESIAE AD SPIRITUM SANCTUM das ist Verzeichnüß und Lebensbeschreibungen der Herren Prediger, Herren Diaconorum u. Herren Suden-Prediger, welche seit der geseegneten Reformation biß hieher, an der Neuen Spital-Kirche zum Heil. Geist in Nürnberg und bey der Kranken-Stube in der Suden gedienet haben, nebst einer Bescheibung der Kirche gefertiget von Andreas Würfel, Pfarrer in Offenhaussen, der Herzoglich-Helmstädtischen und Altendorfisch-Teutschen Gesellschaft Mitglied. Nürnberg, Verlegts Christoph Melchior und Matthäus Roth, Gebrüdere. Kunsthändlere und Kupferstechere, 1759. Johann Heinrich Zedler: Großes vollständiges Universal-Lexikon aller Wissenschaften und Künste [...]. 64 Bde. und 4 Suppl. Bde. Halle / Leipzig 1732-54. Nachdruck Graz 1961.
PERSONENREGISTER Aufgeführt sind historische, mythologische, allegorische und fiktionale Personen. Nicht verzeichnet sind Erwähnungen S. v. Birkens und die Namen der Verfasser oder Herausgeber von Nachschlagewerken, die sehr häufig verwendet wurden, z. B. Jöcher, Stauffer, Zedler. Römische Zahlen bezeichnen die Seiten der Einleitung des Textbandes. Die geraden Zahlen verweisen auf Gedichtnummer und Zeile im Textband, die kursiven auf Gedichtnummer und Kommentar zu bestimmten Zeilen im Kommentarband. Der Vermerk "allg." hinter der Briefnummer verweist auf die nicht zeilenbezogenen Eingangsteile der Kommentare. Aaron (bibl.) 201.6; 333.46 | 201.6; 333.46 Abel (bibl.) 141.34af.; 387.allg. Abele von Lilienberg, Matthias (auch Der Entscheidende) 162.T2 | 162.allg., 25-36 Abensberg und Traun, Ernst, Graf von 221.allg. Abigail (bibl.) 407.24 | 407.24 Abraham (bibl.) 387.45 | 221.allg.; 308.7; 387.allg. Achates (myth.) 116.7; 237.69 | 116.7f.; 237.69-71; 252.allg. Achilles-Syndram, Katrin 118.allg., 10-13, 57f. Achilleus (myth.; auch Achill, Achilles) 201.94; 250.16 | 36.17f.; 60.5; 167.6; 201.94f. Ackermann, Herr 277.allg. Actaeon (myth.) 62.56 | 62.56 Adalbert (Heiliger) 430.allg. Adam (bibl.) 13.2; 191.14, 58; 201.31; 218.9, 19, 23, 77, 84; 287.12; 310.2, 8; 326.15, 16; 335.15; 354.1; 387.48; 407.13; 409.14 | 13.allg., 68f.; 80.7; 89.2; 95.41; 112.7; 191.12, 14-20; 232.41-48; 237.924; 287.1; 310.6; 344.allg.; 345.29-36; 387.allg.; 399.10; 407.13 Adelung, Johann Christoph 241.2 Adonis (myth.) 120.9; 283.16 | 120.9; 283.1416 Aëdon (myth.) 82.13f. Aelia (lit. Gestalt) 208.allg. Aemsigkeit 417.3, 9 Aeneas (myth.; auch Eneas) 192.59; 237.69 | 116.7f.; 192.59-62; 237.69-71 Aeolus (myth.; auch Aiolos, Eol, Eolus)
312.12 | 152.allg., 1 Aesculap (auch Asklepios, Esculap) 260.25 | 138.30f.; 260.9, 25-32; 286.allg.; 369.44; 386.5 Africa 137(3).allg. Agamemnon (myth.) 201.94f. Aganippe (myth.) 60.57 Ahab (bibl.) 247.2 | 247.2 Ahlborn, Helmut 93.allg. Aiacus (myth.; auch Aiacos) 363.32 | 363.3235 Aichinger, Gregor 201.91 | 201.91 Albert, Heinrich 2.9 Alberti, Paul Martin (auch Palmerio) 262.T2, 4, 14, 20, 27; 266.10 | 266.allg., 13f., 15, 16 Albinus, Herr 313.allg. Albrecht V., Herzog von Bayern 201. 86 Alcaeus (auch Alcäus) 38.24 | 38.23f. Alciatus, Andreas (auch Alciato, Andrea) 232.49 | 232.49 Alcidor (s. Sechst, Johann) Alexander Magnus 151(2).T; 201.97; 292.T4, 27 | 151(2).allg., 1; 197.41f.; 201.97-100; 292.allg., 13f.; 378.allg. AlexanderVII. (Papst) 237.57f. Alkyone (myth.; auch Halcyone) 365.11 | 365.11f. Allen, Prudence, Sister 345.21-28 Alpheus (myth.) 97.13f.; 168.4 Amalfi (s. Piccolomini, Ottavio) Amalfis (lit. Gestalt) 102.30, 66; 163.60 | 102.allg., 67 Amaltheia (myth.; auch Amalthee) 109.85 | 109.85f.; 127(2).1
1302 Amarantes (s. Herdegen, Johann) Amarillis (s. Heigel, Anna Maria) Amarintha (lit. Gestalt) 192.allg. Ambrosius (Bischof von Mailand) 299.51; 419.66 | 299.51; 419.65f. America 137(4).allg. Amfion (s. Amphion) Amfitrite (s. Amphitrite) Aminta (lit. Gestalt) 292.allg., 29f. Amintas (s. Lochner, Jacob Hieronymus) Ammon, Herr 301.allg. Amon (bibl.) 231.73 Amor (myth.; auch Bogenkind, Cupido, Cupidchen, Venusknab) XXXV; 25.25; 76.7, 17; 79.3, 11; 96.29; 114.1, 12; 115.T7, 3; 120.4f., 28; 122.T6, 4, 51; 132.12; 153.2, 7; 159.11; 160.117; 161.27, 49; 181.4; 188.T5, 7, 19, 31, 43, 55, 67, 79, 91; 203.18; 240.8, 18, 23; 262.22; 283.20; 334.32; 356.57, 62, 73, 80; 389.21 | 76.6-8; 79.3; 96.25-29; 114.allg., 1f.; 115.allg.; 116.allg.; 120.39-45; 122.allg., 32-34; 132.10-12; 135.allg.; 148.1; 150(1).allg.; 152(1).allg.; 153.1-3, 7f.; 163.92; 172.7f.; 181.allg., 3, 3f.; 188.T2-T4, 67-69, 91-96, 109-114, 133138; 189.allg.; 203.17f.; 240.23-30; 279.allg.; 334.32; 356.65 Amos (bibl.) 275.6 | 275.6 Amphion (myth.; auch Amfion) 126.38; 201.65, 170; 302.1 | 47.7-9; 126.38, 170f.; 201.65; 302.allg., 1 Amphitrite (myth.; auch Amfitrite) 100.94; 237.52 | 100.93-95; 237.52 Amyntas (s. Lochner, Jacob Hieronymus; Osthofen, Georg Conrad) Anchises (myth.) 192.59-62 Ancorano, Capigliato 276.25 | 276.allg. Ancus Marcius (myth.) 184.allg. Anders, Stefan XXVI Andrick, Jessica 217.allg.; 219.allg. Andromeda (myth.) 173.T2, 4, 5 | 173.T, 4, 58; 359.87 Anemüller (ADB) 332.13f. Annel, Geschwey 285.allg. Annken (lit. Gestalt) 132.38 Antiope (myth.) 47.7-9; 126.38 Anton Ulrich, Herzog von BraunschweigLüneburg (auch Der Siegprangende) 290.2, 6, 8 | 14.16f.; 31.allg.; 151.allg.; 151(1).allg.; 151(2).allg.; 198.allg.; 218.3-8; 235.allg.; 246.allg.; 388.allg. Anton II., Graf von Oldenburg zu Delmenhorst
225.allg. Antonius, Marcus 27.allg. Aoniden (s. Musen) Aoninnen (s. Musen) Apafy, Michael, Fürst von Siebenbürgen 272.5 | 272.1-3, 5 Apella (Jude) 104(12).allg. Apelles 367.T1, 1 | 367.allg., 1; 418.T Aphrodite (s. Venus) Apicius, Caelius 313.allg. Apollo (myth.; auch Cyntius, Delius , Föbe, Föbus, Phoebus, Phöbus) 2.20; 9.31; 13.28; 14,38; 20.56; 33.46; 39.10; 60.7, 19, 45, 107; 82.9; 84.19; 96.17; 101.8, 15; 102.2, 11, 41, 76; 109.57; 113.3; 116.9; 124.7; 127(2).4; 138.30; 156.49; 160.102; 161.47; 212.38; 222.36; 223.5; 228.6, 35, 37, 38, 45, 49; 231.32; 238.17; 257.17; 259.5; 260.41; 280.7; 283.40; 284.8; 290.2; 292.3, 45; 294.42; 295.12; 297.11, 15, 19; 300.2; 313.18; 324.33; 334.17; 367.1; 385.9; 387.31; 398.2; 413.11; 417.1; 419.19, 34; 430.2 | 9.31-34; 13.allg., 2, 6, 28, 35f.; 14.38-40; 16.2, 7; 20.56-59; 33.46; 47.7-9; 50.51-54; 53.16; 60.1f., 17-28, 45, 107; 82.9f.; 86.7; 96.1721, 24; 101.8; 102.allg., 33, 41, 61-64, 65; 104(1).allg.; 104(6).allg.; 104(9).allg.; 109.57-60; 113.3f.; 116.9f.; 123.allg.; 127(2).allg., 4; 138.30f.; 160.92, 102; 161.47; 168.7, 8, 47f.; 172.4; 201.65, 95; 222.36f., 37-44; 223.5; 227.10-12; 228.1-50; 247.33; 259.5; 260.41; 277.17; 284.8-10; 290.allg., 2; 292.3; 294.40; 295.12; 300.2; 313.18; 324.33f.; 335.allg., 9f., 25-27; 345.1f.; 355.allg.; 367.1; 385.allg., 9f., 25-27; 387.17-22, 31; 400.allg.; 403.8; 413.8; 417.allg.; 419.17-20; 430.2-4 Apollonius von Tyana 201.26 | 201.26 Aprile, Silvio 276.allg. Apuleius 148.1 Aqarius (myth.) 104(1).allg. Arachne (myth.) 179.allg. Archimedes (auch Archimed) 235.2 | 235.2; 343.allg. Architectura 415.T2 | 415.T2f. Arcturus (auch Arctur, Arturus) 60.4 | 60.4 Aretea (myth.) 300.allg. Arethusa (myth.) 168.4 | 97.13f., 15; 168.4 Aretino, Guido (auch Aretinus) 201.83 | 201.82-84 Arges (s. Pyracmon)
Personenregister Argonauten (myth.) 237.64 | 237.64; 286.allg. Argos (myth. ; auch Argus) 221.22 | 180.5; 221.22 Arion (myth.) 274.allg. Aristoteles (auch Stagyrit) 299.45; 345.21 | 73.allg.; 100.17-21; 299.45; 345.21-28; 414.7 Arminius (auch Armin) 201.107; 357.10 | 44.9; 201.105-111; 357.9-12 Arnold , Christoph (auch Lerian) 85.T2 | 13.allg.; 85.allg.; 99.allg.; 123.allg.; 272.allg.; 312.25-32 Arnoldt, Daniel Heinrich 353.allg. Arnschwanger, Johann Christoph 117.allg.; 123.allg.; 157.allg.; 220.allg. Arnstruther, Robert (auch Der Fleißige) 59.5 Arria (Gattin des Paetus) 209.T2, 1 | 209.allg. Arrigoni, Giovanni Giacomo 292.allg. Artaxerxes 419.41 Artemis (s. Diana) Arturus (s. Arcturus) Asaria (bibl.) 231.53 Ascenas (myth.; auch Aschenas) 294.31 | 13.allg.; 294.31-34 Asenat (bibl.) 237.74-76 Asia 137(2).allg. Asklepios (s. Aesculap) Asmus (Satirengestalt) 318.T2; 408(3).2 | 318.allg.; 408(3).2 Aspasia 292.allg. Assaph (bibl.) 125.17; 222.23; 248.9; 309.4; 398.8 | 125.17; 222.23f.; 309.4; 398.8 Assarino, Luca 153.allg. Asterio (s. Burger, Georg Arnold) Asteris (s. Blommart, Esther Barbara) Astraea (myth.; auch Asträa; Astrea; Astree) 12.5; 100.77; 157.8; 163.45; 222.15; 223.15; 402.30, 59 | 12.5; 157.7; 163.45; 222.15; 223.15; 402.59; 427.T2f. Astyages (myth.) 151(3).1 | 151(3).1f. Athene (myth.; s. Pallas) Atlas (myth.) 197.26 | 148.allg.; 197.26f. Atropos (myth.) 258.2 | 258.allg. Aubry, Abraham 104.allg.; 104(1).allg. Aubry, Peter 151.allg. Auer, Johann Paul 272.allg.; 416.9f. Auersperg, Fürstin 182.allg. Augenstein, Johann Ulrich 330.T3 | 330.allg. August d. J., Herzog von BraunschweigLüneburg (auch Der Befreiende) 30.allg.; 31.allg.; 33.38; 34.allg., 7f.; 56.allg.; 59.9.; 151(3).allg.; 151(4).allg.; 229.allg.; 286.allg.
1303 August, Herzog von Sachsen-Weißenfels (auch Der Wohlgeratene) 294.39 | 294.allg., 1; 387.allg. Augustinus, Aurelius (Heiliger) 299.51 Augustus (römischer und deutsche Kaiser) 63.27; 168.53; 250.5; 297.30; 410(1).1 | 12.5; 35.allg.; 44.2-5; 63.27f., 73f.; 65.35; 85.17f.; 168.53-56; 277.20; 303.44f.; 410(1).allg. Aurora (myth.; auch Eos) 20.59; 386.23 | 20.56-59; 386.23 Außfeldt, Christoph 74.23f. Aventinus (s. Turmair, Johannes) Baal (myth.; auch Bel) 184.7-9; 231.71 Babo, Graf zu Abensberg 413.1, 7 | 413.1-3 Babrios 306.1 Bacchantinnen (myth.) 324.19 Bacchus (myth.; auch Jacchus) 20.4; 60.50, 55; 100.46; 127(1).3; 159.5; 334.21; 405.22 | 16.15; 60.45-55; 100.46; 104(10).5f.; 127(1).allg., 3; 152(3).allg.; 324.19; 334.allg.; 340.15 Bachmaier (auch Bachmair) Bachmaier, Catharina Barbara 364.allg. Bachmaier, Georg Friedrich 364.T2 | 364.allg. Bachmaier, Sabina 364.allg., 5-8 Bächtold-Stäubli, Hanns 119.26f.; 240.58-65; 324.20-22; 345.110 Bärbel (lit. Gestalt) 132.58 Bärholz, Daniel 322.allg.; 346.allg.; 353.1f. Bakchylides 359.1; 405.25 Baldanders 189.3 Balde, Jacob 97.38; 397.T2f., 4, 12 | 43.5f.; 97.38; 104(3).7f.; 130.10; 171.allg., 1f.; 211.4f.; 349.1; 397.allg., 2, 13-16 Baltrusch, Ernst 303.44f. Balzac (auch Balsac), Jean Louis Guez, de 221.39 | 221.allg. Barbarillis (s. Morold, Anna Barbara) Barker, Thomas M. 97.allg. Barlaeus, Caspar 104.allg.; 104(12).7; 105.allg. Barth, Caspar, von 63.73f.; 162.1-3 Bartl, Gerda 249.allg. Basilene (s. Fürer von Haimendorf, Maria Sabina) Basilidor (s. König, Johann Georg) Basilindo (s. Imhof, Gustav Gabriel) Bathseba (bibl.) 195.T2, 8; 407.16 | 407.15f. Battus (myth.) 172.4 Baucis (myth.) 217.7 | 217.7 Bauer, Friedrich 234.allg.
1304 Bauer, Sibylla 409.T3 Bauhoffer (auch Bauhofer), Johann Jacob 260.allg.; 267.allg. Baumann, Cunrad (auch Konrad) 234.T2, 12 | 234.allg. Baumann, Drucker 162.1-3 Baumann, Johann Georg 234.allg. Baumgartner (auch Baumgärtner; s. Paumgartner) Baumsdorf (auch Baumstorf) Baumsdorf, Elisabeth, Baum von 218.28-31 Baumsdorf, Johann Baptista, Baum von 216.T2, 25, 35 | 216.allg.; 217.allg.; 218.allg. Bavius, Marcus (auch Bav) 277.14 | 277.14 Bayer, Frau 291.allg. Becker, Felix 56.allg.; 104.allg.; 106.allg.; 127.allg.; 132.allg.; 134.allg.; 137.allg.; 145.allg.; 146.allg.; 147.allg.; 148.allg.; 149.allg.; 150.allg.; 151.allg.; 152.allg.; 167.allg.; 171.77-80; 182.1f.; 184.allg.; 192.allg.; 195.allg.; 197.allg.; 198.allg.; 199.allg.; 202.allg.; 209.allg.; 232.32; 235.allg.; 241.allg.; 253.allg.; 255.allg.; 261.allg.; 263.allg.; 278.allg.; 302.allg.; 304.allg.; 309.allg.; 319.allg.; 328.allg.; 331.allg.; 336.allg.; 356.37; 359.allg.; 362.allg.; 416.allg., 9f.; 420.allg.; 425.allg.; 427.T2f. Beckmann, Catharina XXXVI Beer, Johann Christoph 198.allg. Beer, Martin 193.allg. Beer, Universitätsdozent 312.25-32 Befreiender (s. August d. J., Herzog von Braunschweig-Lüneburg) Behaim (auch Beheim, Böheim) Behaim von Schwarzbach, Familie 66.3 | 66.1; 398.allg. Behaim von Schwarzbach, Georg Christoph 283.allg., 31; 366.22 Behaim von Schwarzbach, Georg Friedrich 398.T2f., 28 | 398.allg., 10 Behaim von Schwarzbach, Helena Catharina 366.allg., 22 Behaim von Schwarzbach, Lukas Friedrich 66.1 Behaim von Schwarzbach, Maria Helena 366.T3f. Behaim von Schwarzbach, Maria Regina 283.T4, 31 | 283.allg. Behaim von Schwarzbach, Peter Carl 107.T2 | 107.allg. Beham, Barthel 132.allg.
Beil, Johann Leonhard (auch Musofilus) 328.T2; 347.T2 | 327.allg.; 328.allg.; 347.allg. Bel (s. Baal) Bellerophon (myth.; auch Bellerofon) 353.6; 357.19; 405.5; 414.6 | 77.allg.; 353.6; 357.19; 387.8-12; 397.9; 405.5f.; 414.6f. Bellinde (s. Peller von Schoppershof, Maria Magdalena) Bellona (myth.) 33.15 | 33.15 Benaja (bibl.) 237.44 | 237.43f. Benedict, Friedrich 69.5 Benoni (bibl.) 407.46 | 407.46 Benz (auch Bentz), Johann Jacob 412.U. | 412.allg. Benzing, Josef 334.allg.; 420.allg. Berchtold, Erzbischof von Mainz 71.34 Berg, Melchior 277.allg. Bergau (ADB) 127.2 Bernath, Mathias 249.allg. Berns, Jörg Jochen 37.38f. Bertels, Ursula XXXVII Berth (auch Bert), Paul Wilhelm 86.T2, 12 | 72.allg.; 77.allg.; 78.allg.; 86.allg.; 100.82f.; 101.allg. Bertheau (ADB) 60.110 Bertius, Petrus 313.allg. Berve, Helmut 292.allg. Beschirmeter (s. Ryssel, Christian, von) Besold, Christoph 157.allg.; 270.allg. Bethlen, Gabor, Fürst von Siebenbürgen 272.19-25 Betulia, Anna Margaretha 14.T4f. | 14.allg., 1-12; 15.allg.; 25.11f. Betulia (auch Betulin), Catharina (auch Catharis) 354.T4 | 25.allg.; 109.41-50; 354.allg. Betulia, Margaretha Magdalena 60.allg. Betulia, Susanna Maria 55.allg.; 109.41-50 Betulia, Veronica 63.41f. Betulius, Benedict 109.T6, 84 | 109.allg., 36, 81-83; 315.allg. Betulius, Cornelius XXIX; 292.allg. Betulius, Christian (auch Macaristo) XXX; XXXIV; 25.T2, 63; 55.T2; 109.T3; 354.T4 | 2.allg.; 5. allg.; 13.allg.; 25.allg., 11f., 13-18, 19-27, 49-60; 55.allg., 4-6, 79; 66.allg., 1; 77.allg.; 82.allg.; 86.allg.; 103.allg.; 109.allg., 4-6, 36, 41-50, 81-93; 116.allg.; 158.39-42; 182.allg.; 183.5-11; 251.allg.; 255.allg.; 302.allg.; 346.allg.; 354.allg., 17f.; 385.25-27 Betulius, Daniel 25.allg.; 63.41f.; 139.13-18;
Personenregister 421.allg. Betulius, Familie 23.13-18; 25.allg.; 63.54f.; 158.1-6 Betulius, Johannes 109.allg. Betulius, Johann Salomon (auch Orontes) XXX; XXXIV; 346.T2f. | 2.allg.; 5.allg.; 25.11f.; 346.allg. Betulius, Paulus 109.allg. Beyer, Barbara 399.allg. Bezzel 262.allg., 15 Bias von Priene 149.allg. Bieberstein, Georg Job, Marschall (auch Der Mehrende) 59.11 Biedermann, Johann Gottfried 66.1; 71.allg., 33, 35f.; 75.allg.; 77.allg.; 82.allg.; 94.allg.; 100.allg.; 114.allg.; 115.allg.; 116.allg.; 117.allg., 25-30; 118.allg.; 119.allg.; 122.allg.; 123.allg.; 138.allg.; 139.allg., 13-18, 19; 140.allg., 1; 157.allg.; 200.allg.; 203.allg., 29-33; 215.allg., 78f., 77-88, 89-93; 216.allg.; 218.49-64; 220.54; 242.allg.; 250.allg.; 270.allg.; 276.allg.; 279.allg.; 283.allg., 31; 298.allg.; 312.allg.; 325.allg.; 329.allg., 1f.; 335.allg., 1-18, 25-30, 35f.; 341.allg., 1-3, 7-9, 20f., 25-27, 35f.; 342.allg., 1; 343.allg.; 351.allg., 9-16; 352.allg.; 352(1).1-3; 366.allg., 22; 385.13-15, 25-27; 391.allg.; 398.allg.; 400.allg., 5; 413.allg., 5f., 12-15, 17, 18f., 20f., 22, 23f., 25f. Bieler, Ludwig 16.25f.; 410(1).1f.; 410(3).allg. Bierther (NDB) 97.allg. Biondi, Giovanni Francesco 153.allg. Bircher, Martin XXVI; 97.allg.; 153.allg.; 162.25-36; 168.allg.; 254.allg.; 266.46; 331.allg.; 382.allg.; 384.allg.; 390.allg. Birken, Clara Catharina, von (auch Florinda) 359.115 | 109.allg.; 278.allg.; 320.allg.; 336.allg.; 355.allg.; 388.25; 393.allg.; 397.allg.; 403.allg.; 405.allg., 13f.; 407.allg. Birken, Margaretha Magdalena, von (auch Margaris) 402.2 | 14.75-84; 18.25-30; 126.1-16; 129.23f.; 133.allg.; 134.52; 157.allg.; 182.allg.; 219.allg.; 230.allg.; 244.allg.; 249.3-5; 285.allg.; 290.3; 291.allg.; 321.allg.; 322.8; 336.allg.; 345.18-20; 348.allg.; 359.allg.; 386.allg.; 401.allg.; 402.allg.; 407.allg.; 422.allg. Birkenmeyer 122.allg. Birkner-Brüder 66.3 | 66.1
1305 Birkner, Mattheus 222.allg. Bischoff, Theodor 266.47 Bismark, Johannes 31.allg. Bitzel, Alexander 1.allg. Blom, Frans 85.allg. Blommart (auch Blomart) Blommart, Esther Barbara (auch Asteris) 356.allg., T2-T5, 67-70, 69 Blommart (Familie) 356.66 Blommart, Wilhelm 356.allg. Blühender (s. Rautenberg, Barthold, von) Blumenthal, Joachim Friedrich, von 419.allg. Bock, Benedict XXXII; 2.T2; 103.T2 | 2.allg.; 3.allg.; 103.allg., 4, 9; 411.allg. Bock, Dorothea Felicitas (auch Dorilis) 411.T3 | 411.T3, 16 Bock, Hieronymus 240.52f. Bodin, Johannes 192.allg., 75-80 Boeckell, Heinrich Julius 31.allg. Böcklin, Jacob Christoph 362.allg. Böheim (s. Behaim) Böhm oder Böhme, Herr 346.allg. Böschinnen 337.allg. Bogenkind (s. Amor) Bohte, Bartholomaeus (auch Bartholomee) 56.T2, 10, 12, 13; 57.2 | 49.allg.; 56.allg., 3-8, 9f. Bois, Laurenz, du, genannt Challiau (auch Der Unverfälschte) 427.allg. Bollenbeck, Georg 202.allg. Boor, Helmut, de 257.34f. Bopp, Monika 168.allg. Borcherdt, Hans Heinrich 60.28 Boreas (myth.) 138.3; 324.26 | 138.3; 152(4).allg.; 160.1; 200.17-24 Bork oder Borke, Herr 428.T2 | 428.T2 Borke (auch Borge, Bork), Ernst Heinrich, von 231.38; 237.42 | 231.allg., 38-40; 237.4143 Bornmeister, Simon (auch Fontano) XXIX; XXXV; 265.15, 32; 280.36; 287.19; 303.24, 44, 48; 316.42; 324.8, 16, 24, 30, 32, 40 | 259.allg., 18; 265.allg., 1-5, 18; 280.allg., 5; 287.allg.; 303.allg., 1, 9-16, 17-24, 20f., 25-32, 33-40; 316.allg., 23f., 55; 324.allg., 30; 335.allg.; 341.35f.; 355.allg. Bosch, Clara Catharina 25.allg.; 356.allg. Bote, Hermann 202.allg. Brandes, Hermann 62.allg. Brandt, Dieter 54.69 Brandtmeyer (auch Brandmair), Margaretha 167.T4 | 167.allg.
1306 Braun (s. Praun) Braun, Rudolf (s. Brun, Rudolf) Braun, Schwager 213.allg. Brehme, Christian 277.9 | 17.allg.; 277.9, 9f. Bremer, Christoph 322.allg. Bremer, Sibylla Barbara 322.T5 | 322.allg. Brendel, Johann Martin (auch Origanion; Der Wohlgemuthe) 138.T2; 167.16 | 115.allg.; 117.allg.; 138.allg.; 160.23; 167.14-16 Brennus (myth.) 214.31; 308.7 | 214.31; 308.6f. Bromius (s. Dionysos) Brontes (myth.) 37.26 | 37.26 Brouwer, Adriaen 106.allg.; 171.77-80 Brückner (ADB) 13.allg.; 16.25f.; 246.1-3 Bruegel, Pieter, d. Ä. 147.allg.; 148.allg. Brumano (s. Winter, Johann) Brun, Familie 118.10-13 Brun, Franz 104.allg. Brun, Rudolf 118.20 | 118.1-7, 19f. Brunett, Nadine XXXVI Brunner-Traut, Emma 93.allg. Brzetislaw (s. Mislick, Freiherr von Hirschhoff, Johan Brzetislaw) Buchka, Johann Ludwig 244.allg. Buchner, Augustus (auch Der Genossene) 59.8 Buchner, Catharina Dorothea (auch Dorimena) 327.allg. Budäus (auch Budaeus), Wilhelmus 232.49 | 232.49-56, 49 Büchner, Karl 16.25f.; 410(1).1f.; 410(3).allg. Bühel, Wolfgang Wilhelm 365.allg. Bühler (s. Pühler) Bükler, Magister 290.3 Burger, Clara Catharina (auch Catharis) 393.T3, 1 | 393.allg. Burger, Georg Arnold (auch Asterio) 75.allg.; 392.allg.; 393.allg. Burger, Helena Susanna 393.allg. Burger, Daniel 357.T8 Burkard, Thorsten 43.5f.; 97.38 Burkhardt, Carl August Hugo 236.allg. Burmeister, Anton (auch Filanthon) 38.allg.; 63.allg. Burrhi (auch Burchi, Burri, Burrhus, Burrhy), Giuseppe Francesco 286.T3, 4, 10, 23; 293.T2, 1 | 286.allg., 4, 7, 10f.; 293.allg., 2 Caesar (Augustus) 410allg. Caesar, Caius Julius (auch C. Julius; Julius)
12.18; 151(4).T; 214.11; 369.18 | 151.allg.; 151(4).allg., 1f.; 214.11f.; 343.allg.; 344.allg.; 357.13 Calisius (auch Keulisch), Adam 168.allg. Calisius (auch Keulisch), Johann Heinrich (auch Kloridan) 168.T2, 35, 49 | 168.allg., 33-64 Callicrat (s. Kallikrat) Calliope (s. Kalliope) Callisto (myth.) 180.allg. Camilla (myth.) 77.allg. Camillen 391.allg. Camman, Johannes 31.allg. Camoenen (s. Musen) Campanella, Tommaso 286.allg. Canus aus Rhodos 201.26 Capell, Wilhelm 79.T2 | 79.allg.; 80.allg.; 81.allg.; 141.allg. Caracalla, Kaiser 232.41; 399.13 Carl (auch Karl) Gustav, Pfalzgraf von Zweibrücken (auch der Erhabene) 54.10; 71.allg. Carl, Johann 235.T2 | 235.allg., 6 Carl, Peter 237.57 Carolino (s. Pfinzing von Henfenfeld, Carl Sebastian) Carsten (ADB) 290.allg. Casaubonus, Isaac 344.allg. Caspari (auch Caspar), David 353.T2 | 353.allg., 3f., 12, 19-22 Cassandra (myth.; auch Kassandra) 247.33 | 247.33 Cassiope (myth.) 359.87 Castell, Friedrich Magnus, Graf von 168.allg. Castell, Wolfgang Georg I., Graf von 168allg. Castiglione, Abt 237.57 | 237.57 Castor (myth.) 298.17 Catan, Brüder von 192.60 | 192.59-62 Catharina (Heilige auch Reinhild) 156.1, 7, 15, 75; 190.T3, 24 | 156.1-6; 190.allg.; 341.1-3 Catharinen 156.16 Catharis (s. Betulia, Catharina ; Clausen, Catharina; Burger, Clara Catharina; Gumpelsheimer, Susanna Catharina; Mülegk, Regina Catharina) Catilina, Lucius Sergius 1.7-12 Cato Grammaticus XXIX; 85.28; 206.T2 | 85.28; 162.1-3; 206.allg.; 207.allg. Cato, Marcus Porcius Censorius 104(2),6; 162.1 | 104(2).5; 162.1-3; 176.5f. Catonen 176.6 | 123.allg.; 176.5f. Catullus, Caius Valerius (auch Catull) 240.4 |
Personenregister 66.allg.; 240.4 Caurus (myth.) 316.17 | 316.17 Celinde (s. Senitz, Elisabeth, von) Celsus (s. Kelsos von Alexandrien) Celsus, Aulus Cornelius 299.49-51 Cepheus (myth.) 359.87 | 359.87 Ceberus (myth.; auch Kerberos) 37.54; 52.1 | 37.54 Ceres (myth.) 159.4; 223.10 | 104(8).allg.; 3; 145(3).allg.; 150(3).1; 152(2).allg.; 159.allg.; 223.10 Cerny, Heimo 162.25-36; 185.allg. Chaon (myth.) 138.32f. Chaonsbrüder 138.33 | 138.32f. Charikles (s. Spengler, Johann Friedrich) Charis (myth.) 212.41 | 123.allg.: 354.allg. Chariten (s. Grazien) Charitillis (s. Löffelholz von Colberg, Anna Catharina) Charles I., König von England 219.3f. Charles II., König von England 219.4 Charon (myth.) 35.62; 37.37; 97.68 | 35.41; 97.68f. Cheilon (s. Chilon) Cheiron (s. Chiron) Chigi, Fabio 237.57 Chilon (auch Cheilon; einer der sieben Weisen) 345.1f. Chiron (myth.; auch Cheiron) 201.94f.; 260.9 Chiron (myth.) 104(11).allg. Chloris (myth.) 104(5).7; 186.4; 223.28; 303.25 | 104(9).allg.; 186.allg.; 223.28; 303.25-32 Christ, Familie 264.allg. Christ, Georg Julius 264.T2 | 264.allg. Christ, Witwe 264.allg. Christian, Markgraf von BrandenburgBayreuth 228.32 | 228.37, 39f., 45-64; 231.21-24 Christian IV., König von Dänemark (auch Cimberkönig) 54.64, 63.111 | 54.69; 63.111 Christian, Herzog von Holstein-SonderburgGlücksburg 219.allg.; 221.allg.; 236.allg. Christian August, Pfalzgraf bei Rhein 427.T2f. Christian Ernst, Markgraf von BrandenburgBayreuth 228.44, 72; 231.21; 237.38, 41, 66, 69, 76; 284.23, 30; 357.58; 419.34 | 214.31; 228.allg., 39f., 41-44, 45-64, 6570; 231.allg., 1-10, 11-20, 31-34, 41-46, 65f.; 232.allg.; 237.5, 33f., 41-43, 49-51, 51-53, 57, 59-62, 64, 74-76, 268.allg.; 284.allg.; 286.allg.; 303.44f.; 308.6f.;
1307 313.allg., 13; 357.allg., 58f., 419.allg., 18, 34, 35 Christiani, Christian 20.allg. Christina, Königin von Schweden 286.allg. Christus (s. Jesus) Chrysillis (s. Kress von Kressenstein, Susanna Maria) Chytraeus (auch Chyträus), David 60.109 | 60.109, 110 Cicero, Marcus Tullius (auch Tullius) 27.allg.; 149.allg.; 232.41; 377.allg. Cicognini, Hiacinto Andrea 299.allg. Cimberkönig (s. Christian IV., König von Dänemark) Circe (myth.; auch Kirke) 408.(2).6 | 408(2).6 Clajus (s. Klaj, Johann) Clarien (s. Musen) Clarissa (s. Kress von Kressenstein, Clara Sabina; Oelhafen, Clara Sabina) Claudia Felicitas, Erzherzogin von Österreich 382.allg. Claudius, Caesar Augustus Germanicus, Kaiser 209.allg. Claudius, König in Morgenland (myth.) 246.allg. Claus (Satirengestalt) 132.22 Clausen, Catharina (auch Catharis) 120.allg. Clelia (myth.; auch Cloelia) 254.T3, 5 | 254.1, 9-14, 11, 15f, 19f., 20, 21f. Cleve, Johannes 31.allg. Cleve, Margaretha (auch Margaris) 31.allg. Clinias (s. Klinias von Tarent) Clio (myth.; auch Klio, Κλειώ) 13.39; 16.32; 100.73; 160.29; 44, 71, 86, 89, 171.9; 186.4; 212.42; 223.28; 257.17; 259.19; 260.33; 280.42; 332.6; 359.1, 37, 52, 79, 121, 405.25 | 13.allg., 39; 16.32; 100.73; 160.29, 89f; 171.9; 186.allg.; 212.42; 223.28; 259.19, 24; 260.33; 359.1; 405.25-31, 25 Cloelia (s. Clelia) Clytus 378.allg. Coartano (Dramengestalt) 292.allg. Codomann (auch Codomannus) Codomann, Familie 251.allg. Codomann, Herr 251allg. Codomann, Johann Friedrich XXIX; 251.allg. Codomann, Johann Salomon 251 allg. Codomann, Laurentius d. Ä. 251.T2 | 251.allg.; 252.allg.; 253.allg. Codomann, Salomon d. Ä. 252.T2 | 251.allg.; 252.allg.; 253.allg. Codomann Salomon d. J. 253.T2 | 253.allg.
1308 Codomann, Vetter 251.allg. Cölerus, Henningius 73.allg. Cörber, Anna Maria (s. Körber, Anna Maria) Colerus, Christoph 168.allg. Collaert, Adriaen 137.allg.; 137(1).allg.; 137(2).allg.; 137(3).allg.; 137(4).allg.; 151.allg.; 152.allg.; 152.(1).allg.; 152(2). allg.; 152(3). allg.; 152(4). allg., 1 Collin, Richard 209.allg. Conermann, Klaus 19(1).51; 33.allg., 36, 38; 54.32f.; 59.allg., 3f., 5, 29f.; 153.allg.; 168.13-16; 222.30; 294.1, 31-34, 35f., 40 Conrad (s. Konrad III., Kaiser) Conti (auch Contius), Carlo 237.57 | 237.57 Cordes (NDB) 209.allg. Cores (s. Kyros II.) Cort, Cornelius 146.allg.; 149.allg. Corydon (auch Coridon, Koridon) 4.19; 104(4). 4,7; 132.17, 63; 201.127 | 4.19-24; 104(4).4; 104(8).allg.: 132.17-19 Corymbo (s. Lebermann, Hermann) Cosmerovius, Matthaeus 292.allg. Coster (s. Janson, Lorenz) Costus, König von Cypern (myth.) 156.1-6 Cramer, Johann (s. Kramer, Johann) Cranach, Lukas d. Ä. 120.39-45 Cratero (Dramengestalt) 292.29 | 292.allg., 271, 29f. Creizenach, Wilhelm 266.48 Cress a Cressenstein (s. Kress von Kressenstein) Creutz von Salomon, Hieronymus 331.allg. Crösus (auch Crös, Krösus) 35.52; 369.18 | 35.52; 369.18 Crügerus (s. Krüger) Cubach, Michael 183.allg. Cupidchen (s. Amor) Cupido (s. Amor) Cyllene (myth.) 60.3; 324.33 | 60.3; 234.33f. Cynthia (s. Diana) Cynthius (s. Apollo) Cypria (s. Venus) Cyprian 349.1; 397.7 | 349.1; 397.7 Cypris (s. Venus) Cyrus (auch Cyros; s. Kyros II.) Cytherea (s. Venus) Cytherens Göttin (s. Venus) Dach, Simon XXVIf.; 260.41 | 2.9; 260.41 Dädalus (myth.; auch Daedalus) 276.32 | 147.allg.; 148.allg.; 343.allg. Dändliker (ADB) 118.19f. Dafne (myth.; auch Daphne) 39.39; 297.12;
300.1, 2; 313.19 | 39.39; 297.11f.; 300.allg., 2; 313.19 Dafne (s. Tetzel von Kirchensittenbach, Maria Helena) Dafnis (s. Tetzel von Kirchensittenbach, Gustav Philipp) Dafnis aus Cimbrien (s. Rist, Johann) Dalilah (bibl.; auch Dalila, Delila) 196.16 | 196.13-21; 407.15f. Damman, Anna Magdalena 53.allg. Damman, Christian 53.allg. Damman, Elisabeth (auch Ilse) 53.allg.; 56.allg. Damman, Günter 266.90-92 Damman, Ilse (s. Damman, Elisabeth) Damman, Johann Heinrich 53.allg. Damman, Thomas 53.allg.; 56.allg. Damon (s. Kempe, Martin; Oelhafen, Georg Tobias; Omeis, Magnus Daniel) Danae (myth.) 135.40; 387.6 | 135.39f.; 173.2; 387.5-7 Danckwers, Theodor 56.allg. Daniel (bibl.) 183.7; 231.71 | 184.7-9; 231.71; 286.allg. Daniel (Märtyrer) 239.allg. Daniel von Murano (Heiliger) 239.allg. Daphne (s. Dafne) Daphnis (myth.) 104(4).allg. Daphnis aus Cimbrien (s. Rist, Johann) David (bibl.) 125.18; 126.28, 31; 201.69, 157; 222.T2, 21, 23; 231.65; 248.1, 2, 6, 9; 266.94; 285.8, 10; 387.32, 39; 398.10; 407.15; 420.2 | 8.5f.; 58.6; 125.17f.; 126.28; 201.69-78, 157; 222.allg., 23f.; 231.65f.; 248.allg.; 250.allg.; 285.allg.; 286.allg.; 309.4; 336.allg.; 344.allg.; 387.32-39, 38f.; 398.10; 407.15f.; 420.2 Debora (bibl.) 407.22 | 407.22 Dedekind, Christian Constantin XXIX; 387.T2, 13, 51, 67 | 120.allg.; 172.allg.; 387.allg., 13-16, 17-22 Degen, Magister 250.allg. Dehnhard (NDB) 97.40 Delila (s. Dalilah) Delius (s. Apollo) Dellius, Quintus 35.allg. Demandt, Alexander 151(2).1 Demetrius 153.3, 9 | 153.7f. Demoforo (s. Volkamer, Gottlieb) Demofilo (s. Volkamer, Gottlieb) Denk, Anna Barbara 402.allg. Dennecke, Dietrich 63.37-40 Deschauer, Maria 13.T5 | 13.allg.
Personenregister Diana (myth.; auch Artemis; Cynthia; Selene) 37.18; 53.16; 60.46; 292.3; 301.12 | 37.18; 53.16; 60.46; 62.56; 105(1).6; 292.3; 301.12; 324.33f.; 343.allg.; 355.allg.; 403.8 Diffenbacher (NDB) 118.allg., 10-13 Dieselhorst, Jürgen 65.allg. Dietherr von Anwanden, Christoph Ludwig 157.T2 | 117.allg.; 122.allg.; 157.allg., 36; 270.allg.; 276.allg. Dietherr von Anwanden, Familie 157.allg., 36 Dietherr von Anwanden, Ludwig 157.allg. Dietherr von Anwanden, Peter Engelhard 157.allg. Dietze, Walter 332.allg. Dilherr, Johann Michael XXIX; XXXV; 13.T2, 44, 69; 17.40; 125.17; 126.34; 225.T2; 246.T2 | 1.allg.; 2.allg.; 5.2-4; 12.37-61; 13.allg., 26, 28, 41f., 68f.; 17.40; 25.allg.; 68.allg.; 77.allg.; 79.allg.; 82.allg.; 84.allg.; 85.allg.; 86.allg.; 99.allg.; 100.allg.; 103.allg.; 114.allg.; 115.allg.; 116.allg.; 117.allg.; 122.allg.; 125.allg., 17f.; 126.allg.; 193.allg.; 198.allg.; 200.allg.; 222.allg.; 225.allg., 23-28, 37-40, 49f.; 246.allg., 13, 5f., 9f.; 312.25-32 Dilherr, Magnus 193.allg. Dilherr von Thumenberg (auch Thummenberg), Christoph Gottlieb 84.T2; 193.T2f.; 194.5 | 77.allg.; 84.allg., 13-24; 131.allg.; 134.allg.; 193.allg.; 194.allg. Diocletian (Kaiser) 286.allg. Diogenes 63.71 Dione (s. Venus) Dionysos (myth; auch Bromius) 324.10 | 16.9, 15; 100.46; 168.44; 169.6; 223.22; 324.10; 340.15 Dippold, Günter 357.T8 Dithmar, Reinhard 306.1 Döbrich, Johann 346.allg. Dommer, von (ADB) 201.91 Doms, Misia Sophia 229.allg. Dorilis (s. Bock, Dorothea Felicitas; Omeis, Dorothea Barbara; Rieter von Kornburg, Dorothea Elisabeth; Stockfleth, Maria Catharina) Dorimena (s. Buchner, Catharina Dorothea) Doris 104(5).allg. Dorispillo (lit. Gestalt) 276.T2, 1, 18, 26 | 276.1-24 Dorothea (Heilige) 187.6, 21; 326.28 |
1309 187.allg., 2, 7f.; 327.allg. Dorothee (s. Rieter von Kornburg, Dorothea Elisabeth) Dorus (s. Stockfleth, Heinrich Arnold) Drechsler, Christoph 334.T2 | 334.allg. Drilitsch, Jacob (auch Leander) 348.T2; 350.1, 25, 37 | 348.allg. Drosendorf, Magdalena 322.allg. Dryaden (myth.) 212.16, 21 | 212.16 Dümler, Jeremias 63.allg.; 69.allg.; 82.allg.; 85.allg.; 86.allg.; 120.allg. Dümler, Verlag 76.allg. Dümmler (ADB) 93.82f. Dünnhaupt, Gerhard 54.69; 153.allg.; 168.allg.; 172.allg.; 266.48; 277.allg., 14, 9; 332.allg. Dürer, Albrecht 414.8 | 120.39-45; 414.8 Dürr, Renate 129.108-110 Dütschen, Ol (Satirengestalt) 132.34 | 132.34f. Durandra (s. Hartmann, Margaretha; König, Margaretha) Dyck, Joachim 2.1-4; 267.allg. E. 428.U Eber (bibl.) 60.72 | 60.71-73 Eberts (auch Ebertz), Georg 198.T2; 198(1).1; 198(2).3; 198(6).3 | 198.allg. Ebner von Eschenbach, allg. 352(1).1-3; 352(2).1f.; 352(3).allg. Ebner von Eschenbach, Johann Clement 279.allg. Ebner von Eschenbach, Johann Paul 312.T2 | 312.allg., 41-48 Ebner von Eschenbach, Jobst (auch Jodocus) Wilhelm 352.T3; 352(1).7; 352(2).8, 10; 352(3).7 | 352.allg.; 352(1).allg.; 352(2).allg.; 400.5 Ebner von Eschenbach, Margaretha 279.T5 | 279.allg. Ebner von Eschenbach, Maria Magdalena 352.allg.; 352(1).allg.; 352(2).allg. Ebner von Eschenbach, Susanna Maria 341.20f. Ebner von Eschenbach, Tobias 312.allg. Ebner von Eschenbach, Wilhelm 341.20f. Echo 69.52; 74.8; 129.76; 201.132; 308.4; 366.32 | 174.allg.; 201.132; 320.allg.; 366.allg. Eckstein (ADB) 63.73f. Edel, Jacob 185.T2 | 185.allg., 25-32, 36-40 Egloffstein, freiherrlische Familie 348.allg. Ehre 417.9 Eickhoff, Ekkehard 205.allg.; 219.6-8; 243.1-
1310 4; 262.1-3; 272.1-3 Eimmart (auch Eimmert), Georg Christoph 247.allg.; 261.allg.; 384.allg.; 427.T2f. Eisen, Johann Christoph 327.allg. Eisenhart (ADB) 71.allg., 33 Eitner (ADB) 201.89, 90; 311.allg. Eleazar (bibl.) 231.61 | 231.61 Eler, Johann 56.allg. Elias (bibl.) 215.111 | 215.111f.; 344.allg. Elisa (myth.: Dido) 77.allg. Elisabeth (Heilige) 187.allg. Elisabeth Sophie, Herzogin von Braunschweig-Lüneburg 34.7 | 34.allg., 7f. Ellinger, Georg 97.40 Elrod (auch Ellrod), Johann Jacob 241.T2, 28 | 214.allg., 20f., 30, 31 Els (Satirengestalt) 132.57 Elschenbroich, Adalbert 13.41f.; 246.1-3 Elzevir (Verleger) 100.29f. Emmert, Herr 289.allg. Empedokles 201.155 | 145(1).2; 201.155 Endres, Rudolf XXVII; 23.7f.; 242.8 Endter, Andreas 233.allg. Endter, Balthasar Joachim 406.T2; 407.40 | 406.allg., 13-16; 407.allg., 40 Endter, Christoph 278.allg. Endter, Clara Regina 340.T3f., 25 | 340.allg. Endter, Dorothea Maria 326.T3, 3 | 326.allg.; 340.1-5 Endter, Druckerei und Verlag 299.63 | 18.allg.; 68.allg.; 79.allg.; 84.allg.; 103.allg.; 153.allg.; 234.allg.; 248.allg.; 278.allg.; 299.allg., 63; 326.2; 332.allg.; 340.allg., 11; 384.allg. Endter, Familie 406.24 Endter, Georg d. Ä. 406.13-16 Endter, Herr 200.allg. Endter, Johann Andreas 119.allg.; 345.allg.; 430.allg. Endter, Johann Daniel 406.13-16 Endter, Johann Friedrich 340.allg. Endter, Martin 406.13-16 Endter, Michael 43.5f.; 153.allg.; 157.allg.; 162.allg.; 169.allg.; 188.allg.; 189.allg.; 196.allg.; 234.allg.; 235.allg.; 340.1-5; 406.13-16 Endter, Moritz 119.allg. Endter, Wolfgang (auch Wolffgang) 16.allg.; 17.allg.; 33.allg.; 51.allg.; 66.1; 72.allg.; 77.allg.; 100.allg.; 114.allg.; 116.allg.; 117.allg.; 122.allg.; 123.allg.; 125.allg. Endter, Wolfgang d. J. 341.allg.; 345.allg. Endter, Wolfgang Moritz 233.allg.; 345.allg.;
413.allg.; 416.9f.; 430.allg. Eneas (s. Aeneas) Entscheidender (s. Abele von Lilienberg, Matthias) Eoban (s. Hessus, Helius Eobanus) Eol (s. Aelous) Eolus (s. Aelous) Eos (s. Aurora) Erasmus 318.allg. Erato (myth.) 222.46 | 222.41-43 Erdmann August, Markgraf von BrandenburgBayreuth 228.39f. Erdmut Sophie, Markgräfin von BrandenburgBayreuth 313.13 Erfüllter (s. Graß, Johann) Ergänzender (s. Geuder, Hans Philipp) Erhabener (s. Carl Gustav, Pfalzgraf von Zweibrücken; später König von Schweden) Erinyen (myth.) 52.3 Eris (myth.) 356.9-16, 11-18 Erkohrener (s. Kempe, Martin) Erman (ADB) 237.57 Erscheinender (s. Frankenberger, Michael) Erskein, Alexander (auch Der Fürsichtige) 71.allg.; 77.allg. Erwerbender (s. Jörger von Tollet, Johann Quintin, Graf) Esculap (s. Aesculap) Eßdorf (auch Estorff), Catharina Margaretha 53.T4 | 53.allg., 9; 56.allg. Eßdorf, Esther Dorothea 53.allg.; 56.allg. Essig, Vinzenz 200.allg. Eßig (auch Essig), Anna Maria 200.T5 | 200.allg.; 341.1-3 Estorff (s. Eßdorf) Eugenio (s. Volkamer, Gottlieb) Eulenspiegel (s. Ulenspiegel, Till) Eunomie 100.74 | 100.74 Euripides (auch Evripides) 299.43; 410(2).T, 2 | 410(2).allg. Europa 137(1).allg.; 137(2).allg., 1; 137(4).1 Europa (myth.) 197.17 | 197.allg. Eurus (auch Euros) 152(4).1; 344.allg. Eva (bibl.; auch Heva) 131.7; 191.17; 201.41; 218.9; 237.20, 23, 27, 84; 310.2; 326.15, 17; 354.1; 407.5, 13, 25 | 13.allg.; 80.7; 89.2; 112.7; 141.24fa; 191.14-20; 201.4146; 237.9-24; 287.1; 310.6; 344.allg.; 345.29-36; 387.allg.; 399.10 Evan (myth.) 324.19 | 324.19 Faber, Johann Ludwig (auch Ferrando)
Personenregister 397.T3 | 75.allg.; 247.allg.; 272.allg.; 301.allg.; 325.allg.; 329.allg.; 335.allg.; 341.allg.; 343.allg.; 344.allg.; 349.1; 352(2).allg.; 355.allg.; 363.allg.; 365.allg.; 366.allg.; 386.allg.; 391.allg.; 397.allg., 13-16; 399.allg.; 400.allg.; 402.allg.; 407.allg. Faber du Faur, Curt 276.allg. Fabien 391.allg. Fabius (s. Sandrart, Joachim, von) Fabius Pictor, Quintus 356.61 | 356.61 Fabricien 391.allg. Fabricius, Georg 290.3; 365.allg. Fabricius, Johann 103.allg.; 117.allg.; 123.allg. Fabricius, Johann Georg 157.allg.; 290.3 Fähler, Ernst 235.3 Faeton (s. Phaeton) Falckner, Cunrad (auch Conrad) 319.T2 | 319.allg. Falckner, Johann 319.allg., 3 Falckner, Johann Christoph (s. Falkner, Johann Christoph) Falindor (Pseudonym Sigmund von Birkens) 325.allg. Falkner, Barbara 262.allg. Falkner (auch Falckner), Johann Christoph 74.T2 | 74.allg., 23f.; 319.allg., 3 Fama (myth.) 1.24; 13.31; 156.34; 160.85; 163.13, 57; 169.35; 221.42; 225.55; 246.2; 248.12; 250.11; 260.93; 272.60; 287.32; 313.28; 335.36; 357.18 | 1.24; 114.allg.; 163.allg., 13; 169.35; 225.55; 235.8; 248.12; 260.93-96; 277.1; 332.allg. Farao (s. Pharao) Fassel, Horst 272.allg., 31-34 Faune (myth.) 69.53; 212.26 Faunus (myth.) 402.28 | 37.38f. Faust (auch Fust), Jan (auch Faust, Johann) 299.23, 58 | 299.allg., 21-25, 58 Faust, Johannes (Schwarzkünstler) 345.allg. Favon (myth.) 320.12 | 320.12 Fecher (auch Ficher), Sabina 223.4 | 223.4, 28 Fechner (NDB) 97.40 Feilitzsch, Urban Caspar, von 228.37 | 228.37 Feilott (Fuhrmann) 355.allg. Felicitas (myth.) 149.allg. Felin (lit. Gestalt) 93.125 Felsecker (auch Felßecker), Wolf (auch Wolfgang) Eberhard 122.allg.; 139.allg.; 220.allg.; 224.allg.; 242.allg.; 250.allg.; 275.allg.; 283.allg.; 290.3; 314.allg.;
1311 320.allg.; 325.allg.; 329.allg.; 335.allg.; 341.allg.; 345.allg.; 351.allg.; 352(2).allg.; 365.allg.; 391.allg.; 427.allg. Fendt, Donat XXIX; 289.allg. Fentzel, Gregor 137.allg.; 151.allg. Ferber, Friedrich XXIX; 352.allg.; 352(1).allg. Ferdinand I. (Kaiser) 85.allg.; 277.allg., 23 Ferdinand II. (Kaiser) 168.12; 216.allg.; 357.34f. Ferdinand III. (Kaiser; auch Augustus; Caesar) 39.19, 29, 33, 55; 54.53, 61, 64; 163.56; 266.27; 277.T4; 297.30; 357.13, 15; 358.3; 359.89 | 39.allg., 19, 29, 51f.; 54.13-16; 97.allg., 39, 51f., 62-64, 65-73; 117.allg.; 166.allg.; 277.T4; 357.15-17; 352.84f. Ferdinand IV. (König) 166.allg.; 357.15-17; 419.allg. Ferdinand Albrecht, Herzog von Braunschweig-Lüneburg 31.allg.; 32.allg. Ferdinand Maria, Herzog von Bayern 104.allg. Fernando (s. Kress von Kressenstein, Ferdinand Sigmund) Ferrando (s. Faber, Johann Ludwig) Fersius (auch Ferse), Johannes 168.33 | 168.33 Fester (s. Kalchheim, gen. Lohausen, Wilhelm, von) Ficher, Sabine (s. Fecher, Sabina) Fidias (s. Phidias) Fiene (auch Finius), Johann 61.T2, T4, 6 | 61.allg. Fikenscher, Georg Wolfgang August 214.allg. Filadon (s. Hagen, Joachim Heinrich) Filander (s. Moscherosch, Quirin) Filanthon (s. Burmeister, Anton) Filanthus (s. Lang, Johann) Filaret (lit. Gestalt) 222.allg. Filemon (s. Nerreter, David) Filidor (s. Fürer von Haimendorf, Johann Moritz; Kress von Kressenstein, Johann Friedrich) Filisille (auch Filisilla; Philisilla) 11.7 | 11.7 Fillirose 276.9, 23 Fillis 4.22; 64.10; 104(4).6; 197.66; 201.127; 363.10 | 122.allg.; 123.allg.; 131.allg.; 197.66-68; 363.7-10; 389.allg. Fillokles 51.allg.; 72.allg.; 75.1; 97.allg.; 100.82f. Filomela (myth.; auch Filomele; Philomele)
1312 25.34; 201.142; 365.3, 7 | 25.34; 82.13f.; 201.141f.; 365.3f., 7 Finckelthaus, Gottfried 20.allg., 26; 277.9f. Finius, Johann (s. Fiene, Johann) Fink, Johann Friedrich 340.1-5 Fink, Johann Jacob 326.T2 Firens, Pierre 127.allg. Fischart, Johann 131.allg. Fischer, Carl 66.6 Fischer, L. H. 223.allg. Fischer, Superintendent in Riga 346.allg. Flacc, Flaccus, Flackus (s. Horatius Flaccus) Fläming, Paul (s. Fleming, Paul) Flämming (s. Fleming, Paul) Flamiro (Dramengestalt) 292.allg. Flathe (ADB) 201.82 Flavian von Antiochia 126.1-16 Flavius Philostratus 201.26 Fleischberger, Student 260.allg. Fleischer, Herr 264.allg. Fleischmann, Peter 215.allg., 89-93; 270.allg.; 351.allg.; 351(1).1-8; 366.allg.; 396.allg., 14 Fleißiger (s. Arnstruther, Robert) Fleming (auch Fläming, Flämming), Paul XXIVf.; XXVII; XXXV; 46.T2, 7, 10, 14; 47.5, 6, 12; 48.2; 277.8 | 45.allg.; 46.allg., 6f., 10; 47.allg., 6, 9f.; 48.allg., 5f., 11-13, 12; 229.allg.; 277.9f.; 303.44f. Flemming, Theodor 31.allg. Flemming, Willi 20.allg.; 46.6f. Flood, John L. 158.allg. Flora (myth.) 4.2; 68.13; 97.18; 138.1; 159.2; 160.4; 256.3; 298.19, 29; 324.20; 356.58, 63, 80; 359.110; 402.7; 406.21; 430.3 | 4.2; 138.1; 186.allg.; 223.28; 298.19; 324.20-22; 333.12; 356.58; 406.21 Florinda (s. Birken, Clara Catharina, von) Föbe, Föbus (s. Apollo) Föben 160.92; 284.9; 292.45; 359.100 | 160.92; 284.8-10 Föbus, Norischer (s. Fürer von Haimendorf, Georg Sigmund) Fönix (auch Phoenix) 60.112; 183.5; 230.1; 300.1, 2 | 183.5-11; 286.allg. Fontano (s. Bornmeister, Simon; s. Schottelius, Justus Georgius) Fortuna (myth.; auch Glück) 153.1, 8; 170.1; 184.1; 203.109 | 153.1-3, 7f.; 170.1; 184.allg.; 334.53-55; 385.31f.; 402.22; 417.8, 9; 419.58 Forstenheuser, Georg 34.7f. Fosfor (s. Phosphor)
Fränkel, Ludwig 212.allg. Franciscus, Herr 97.allg. Frank, Christoph (auch Sylvius) 120.allg. Frankenberger, Michael (auch Der Erscheinende) 382.T2, T5, 5 | 382.allg., 2, 7f. Freder, Johannes 60.110 Fremder (s. Klaj, Johann) Frenzel, H. A. und E 196.12 Freudl., Ursula 64.allg. Friderici (auch Friderich), Samuel 297.T2 | 297.allg., 17-19, 23, 29f.; 353.1f. Friederich (s. Friedrich III., König von Dänemark) Friedrich, Anne 27.allg. Friedrich I. Barbarossa (Kaiser) 167.36; 192.13 Friedrich III. (Kaiser) 71.33 Friedrich IV. (Kaiser) 299.30 | 225.allg.; 299.29-32 Friedrich III. (auch Friederich), König von Dänemark 60.105 | 60.104f.; 286.allg.; 290.allg. Friedrich, Erzbischof von Bremen (später Friedrich IV., König von Dänemark) 54.71f. | 54.71f. Friedrich, Günther 114.1f.; 117.6-8; 119.1f.; 270.1-6 Friedrich, Herzog von Holstein-Gottorp 46.6f. Friedrich VI., Markgraf von Baden 403.allg. Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg 219.1f.; 231.21-24; 357.58f.; 419.allg. Frisch, Johann Khristoph 223.T2, 11 | 223.allg., 1-4 Frisch, Johann Leonhard 158.allg., 1-6; 193.allg.; 223.allg. Frisch, Maria Catharina 158.T4, 20, 37 | 158.allg., 19-24; 223.allg. Frischmann, Johannes 286.allg. Fritsch, Ahasver 332.13 | 332.13f. Frobenius, Johann Laurenz 281.allg.; 354.allg.; 357.allg.; 424.T2f. Fromm (ADB) 60.109 Fuchs, Eduard 136.allg. Fürer von Haimendorf (auch Führer von Haimendorf) Fürer von Haimendorf, Anna Lucia 341.20f. Fürer von Haimendorf, Anna Sophia 123.allg. Fürer von Haimendorf, Christoph V. 139.17 Fürer von Haimendorf, Christoph VI. (auch Lucidan) 139.T2 | 114.allg.; 123.allg.; 139.allg., 7, 13-18, 19, 20f.; 341.20f. Fürer von Haimendorf, Carl Gottlieb 138.allg.
Personenregister Fürer von Haimendorf, Familie 385.30 Fürer von Haimendorf, Georg Sigmund (auch Norischer Föbus) 385.T3, 35, 40; 400.9 | 385.allg., 1f., 3-6, 9f., 13-15, 23, 25-27; 400.allg., 5, 9 Fürer von Haimendorf, Johann Moritz (auch Filidor) 400.T2, 10 | 400.allg. Fürer von Haimendorf, Maria 77.allg. Fürer von Haimendorf, Maria Sabina 242.allg. Fürer von Haimendorf, Sibylla 279.allg. Fürsichtiger (s. Erskein, Alexander) Fürst, Paul 93.allg., 119f., 14; 127.allg.; 129.allg.; 130.allg.; 131.allg.; 132.allg.; 133.allg.; 134.allg.; 135.allg.; 136.allg.; 137.allg.; 145.allg.; 146.allg.; 147.allg.; 148.allg.; 149.allg.; 150.allg.; 151.allg.; 154.allg.; 171.allg.; 182.allg.; 192.allg.; 195.allg.; 197.allg.; 202.allg.; 225.allg., 49f.; 233.allg.; 241.allg.; 246.allg.; 276.allg. Fürstenau (auch Fürstenow), Antonius 216.allg. Fürstenau, Elisabeth (auch Isabella) 216.T3f. | 216.allg.; 218.28-31 Fürstenau, Regina 217.allg. Fürstenbach, Maria Magdalena, von 270.allg. Füssel, Marian 12.35f. Fugger, Johann Jacob 84.allg.; 118.19f. Funk (auch Funck), David 420.T2, 1, 10 | 420.allg. Fust, Jan (s. Faust, Jan) Gabriel (bibl.) 286.allg. Gabrieli, Giovanni 201.86 | 201.86, 89 Gänsefleisch, Jacob (s. Gensfleisch, Jacob) Gaffard, Jacques 286.allg. Gaia (myth.) 163.29 Galathee (s. Löffelholz von Colberg, Maria Regina) Galenus (auch Galenos) 299.47 | 145(1).2; 286.allg.; 299.47 Gammersfelder, J. C. (auch Hylas) 21.allg. Ganymed (myth.) 160.101 | 160.99-101 Garber, Klaus XXVf.; XXXVII; 16.7; 97.61; 102.47; 120.allg.; 168.allg., 12; 200.allg.; 226.allg.; 242.allg. Gardie (auch Garde), Magnus, de la, Graf 289.allg. Garen, Andrea 210.7f. Gaskell, Ivan 171.77-80 Gaßmann, Johannes Georgius XXIX; 321.allg.; 341.allg.; 342.allg.; 351.allg.; 352.allg.; 352(3).allg.; 397.allg.
1313 Gaßmann, Johann Jacob 351.allg. Gaßmann, Tochter 321.allg. Gebhard, Bruno 383.allg. Gebhard, Johann XXIX; 3.allg.; 5.2-4; 197.allg.; 216.allg.; 219.allg.; 221.allg.; 228.allg.; 231.allg.; 232.allg., 29f.; 237.allg.; 238.allg.; 248.allg.; 255.allg.; 264.allg.; 281.allg.; 285.allg.; 289.allg.; 307.allg.; 313.allg.; 357.allg. Gebhard, Nicolaus 338.allg. Gebhardt, Georg 116.allg. Gebhart, Maria Magdalena 116.T4 | 116.allg.; 270.allg. Geck (auch Göch, Gochäus), Michael 3.allg. Geiger (ADB) 97.40 Geiger, Lorentz 14.T2, 9, 85 | 14.allg., 1-12, 21-36, 33f., 37f.; 15.allg., 64 Geiser (s. Geuser) Gekrönter (s. Opitz, Martin) Geller, Rudolph Carl 16.allg.; 17.allg. Gelzer, Matthias 151(4).1f. Gemeinnütziger (s. Sandrart, Joachim, von) Gemert, Guillaume, van 85.allg. Genossener (s. Buchner, Augustus) Gensfleisch (Familie) 299.25f. Gensfleisch (auch Gänsefleisch), Jacob 299.26, 28 | 229.allg.; 299.25f. Georg (Heiliger) 256.14, 17 | 256.allg., 13 Georg Albrecht, Markgraf von BrandenburgAnsbach 228.39f. Georg Albrecht, Markgraf von BrandenburgKulmbach 219.allg.; 221.allg.; 231.21-24 Georg Friedrich, Markgraf von BrandenburgAnsbach 399.45 Georges, Karl Ernst 13.36; 212.23; 189.3; 326.7; 356.62; 359.87; 415.42 Gerhard, Christoph 117.allg.; 158.allg.; 182.allg.; 193.allg.; 199.allg.; 225.allg., 49f.; 233.allg.; 246.allg.; 268.allg.; 270.allg.; 272.allg.; 276.allg.; 385.25-27; 400.allg. Gerhard, Elisabeth 3.T5 | 3.allg. Gerhard, Johann-Ernst XXXII; 1.T2 | 1.allg.; 3.allg. Germania 127(1).allg., 3, 4 Geßner, Friedrich 229(5).9-48, 11, 19, 21f. Geuder, Johann (auch Rosidan) 301.allg.; 314.allg.; 325.allg.; 329.allg.; 341.allg., 7-9; 343.allg.; 344.allg.; 354.allg.; 357.allg.; 363.allg.; 391.allg.; 397.allg. Geuder (auch Geuter), Hans Philipp (auch Der Ergänzende) 59.9 Geuder von Heroldsberg, Sophia 413.25f.
1314 Geuser (auch Geiser), Johann David 310.allg. Geuser (auch Geiser), Johann Nicolaus 310.T2 | 310.allg. Geuser (auch Geiser), Nicolaus 310.allg. Geuser (auch Geiser), Schwester 310.allg. Geuter (s. Geuder) Geyer, Margarethe 231.38-40 Ghislain de Busbecq, Ogier (auch Gislenius de Busbeck, Augerius) 85.allg. Girbert, Eliseus (auch Lysis) 355.T2, 13 | 355.allg. Girbert, Johannes 355.allg. Gislenius von Busbeck, Augerius (s. Ghislain de Busbecq, Ogier) Gläser, Enoch 168.32 | 168.allg., 32 Glasenapp, Joachim, von 31.allg. Glori 417.4f. Glück (s. Fortuna) Glüer, Ernst 213.allg. Gochäus (s. Geck) Göch (s. Geck) Goedecke, Karl 54.26f., 32f., 75f. Görne, Thomas, von (auch der Wachsende) 59.7 Goetsch, Johann David 233.T3; 233(5).T1 | 200.allg.; 233.allg. Götz, Thomas Matthias 222.47; 257.allg., 274.allg. Goetze, Edmund 54.26f., 32f., 75f. Gonzaga, Eleonara Magdalena, Herzogin von Mantua 97.62-64 Gonzaga, Karl II., Herzog von Mantua 97.6264 Gosky, Martin 30.T1.4 | 30.allg., 1, 31.allg. Gotsche (s. Schoff, Gottsche II.) Gottfried von Viterbo 167.36 Graddurch, Klaus (Pseudonym) 270.allg. Gradivus (s. Mars) Graesse, Johann Georg Theodor 69.5 Graß, Hanna (auch Ruffer, Hanna; Spinnerin) 98.T3, 4 | 98.allg. Graß, Heinrich 97.T2; 98.T2; 102.T2; 163.54 | 97.allg., 51f., 62-64, 65-73, 73-77, 89; 98.allg.; 102.allg., 43-46, 54-56, 61-64, 67, 73; 103.allg., 17-19, 49-54, 60f. Graß, Johann (auch Der Erfüllte) 97.T2; 98.T2; 163.T2, 6, 63, 99, A | 97.allg.; 102.allg.; 163.allg., 13-15, 17-19, 30-40, 39-46, 49-54, 60f., 81, 83 Grazien (myth.; auch Chariten, Gratien) 37.17 | 37.17; 123.allg.; 203.14; 212.41 Gregor VIII. (Papst) 214.16 | 214.15-18 Greiffenberg, Catharina Regina, von (auch
Uranie) 38.allg.; 117.allg.; 162.25-36; 172.allg.; 182.allg.; 185.allg.; 199.allg.; 220.allg.; 249.3-5; 269.allg.; 323.9-14; 334.allg.; 345.29-36; 382.allg.; 388.allg.; 394.allg.; 425.allg. Greiffenberg, Hans Rudolph, von 257.allg.; 382.allg. Gret (Satirengestalt) 134.35 Gretl (Satirengestalt) 130.72 Greuter, Matthäus 195.allg. Grijp, Louis Peter 131.allg. Grimmelshausen, Christoffel, von 41.11; 132.1-5, 34f.; 133.93f.; 134.15; 162.1321; 189.3; 275.allg. Groß, Conrad 158.7 | 158.7-12 Grotefend, Hermann 214.15-18 Grumpein, Sabina (s. Krompein, Sabina) Grundherr von Altenthann, Carl Sigmund 413.20f. Grundherr von Altenthann, Heinrich 400.5 Grundherr von Altenthann, Maria Magdalena (auch Magdalis) 298.5, 63 | 298.allg. Grundherr von Altenthann, Paulus 298.61-63 Grundherr von Altenthann, Susanna Maria 77.allg. Gryphius, Andreas 168.32 | 12.45f.; 168.32; 232.41; 399.13 Guevara, Aloysius 43.5f. Gugel von Diepoldsdorf, Maria Helena 283.31; 366.22 Gulden, Herr 336.allg. Gumpelsheimer, Susanna Catharina (auch Catharis) 71.allg.; 279.allg. Gustav II. Adolf, König von Schweden 343.allg. Gutbrod Laurentius 68.allg. Gutbrod, Wolfgang Achatz 68.T2 | 68allg. Guttenberg (auch Gutenberg), Johannes 229(2).1; 229(3).2; 299.25, 57 | 127(1), 2; 229.allg.; 299.21-25, 25f., 29-32, 57 Gutzen, Dieter 132.allg. Hackius, Franciscus 85.28 Hades (s. Pluto) Händel (auch Hendel), Gottfried XXIX; 275.T2, 10; 401.T2, 33 | 275.allg.; 401.allg., 33f., 40; 402.allg.; 409.allg.; 429.allg. Hänschen (s. Hans) Hännschen (s. Hans) Hagen, von (NDB) 167.allg.; 197.allg. Hagen, Bruder Joachim Heinrich Hagens 307.allg.; 313.allg.
Personenregister Hagen, Georg 249.allg.; 284.allg.; 311.allg. Hagen, Joachim Heinrich (auch Filadon) 307.T2, 1, 3; 308.1; 313.T2 | 212.allg.; 228.allg.; 272.allg.; 307.allg., 1, 2, 3f., 6f.; 308.allg., 1f., 6f., 7, 11f.; 313.allg., 14, 5f., 9-12; 332. allg., 13f.; 355.allg. Hagen, Magdalena (auch Magdalis) 311.T3, 26 | 311.allg. Hagendorn, Anna Maria 240.T3, 17 | 240.allg. Hagendorn, Johann Joachim 240.allg. Hainlein (auch Heinlein), Paul 200.allg. Halcyone (s. Alkyone) Haller von Hallerstein, Anna Helena 341.20f. Haller von Hallerstein, Familie 413.25 | 114.1f.; 119.allg. Haller von Hallerstein, Hanns Jacob 342.T2 | 342.allg., 1f., 11f. Haller von Hallerstein, Johann Jacob 341.20f.; 342.allg., 1f., 10 Haller von Hallerstein, Jacob Wilibald (auch Silvano) 119.allg. Haller von Hallerstein, Johann Wilibald 413.A18 | 119.allg. Haller von Hallerstein, Maria Helena (auch Marilene) 366.T3, 2, 4, 6, 10, 12, 23, 400T4, 10, 14 | 366.allg.; 400.allg. Haller von Hallerstein, Maria Magdalena 413.20f. Haller von Hallerstein, Susanna Felicitas (auch Susabelle) 314.4 | 314.allg. Haller von Hallerstein, Sophia Ursula 413.T3, A.18 | 119.allg.; 122.allg.; 413.allg., 25f. Hallwich (ADB) 97.allg. Halm (ADB) 100.29 Hammerschmied (auch Hammerschmidt), Andreas 201.90 | 201.90 Hanna (bibl.) 407.23 Hans (auch Hänschen, Hännschen; Satirengestalt) 132.37, 49; 389.62 Hans, Herzog von Schleswig-Holstein, Bischof von Lübeck (auch der Nützliche) 59.11 Hans von Aachen 127.allg. Harimänela (s. Pömer, Maria Helena) Harms, Wolfgang 129.allg.; 130.allg.; 132.allg.; 133.allg., 104-112; 134.allg., 57; 135.allg.; 171.allg.; 192.9-54; 229.allg.; 241.allg. Harpagos 151(3).1f. Harpokrat (auch Harpokrates) 13.31 | 13.31f. Harsdörffer, Catharina 82.T4 | 82.allg. Harsdörffer, Familie 276.27f. Harsdörffer, Gabriel 82.allg.
1315 Harsdörffer, Georg Phillip (auch Harsdorf; Der Kunstspielende, Der Spielende; Strefon) XXIX; 17.41; 59.T2, 29; 266.47; 298.56 | 6.allg.; 13.allg., 31f.; 16.allg., 21f.; 17.39, 40, 41; 18.allg., 24; 19.allg.; 19(1).22; 22.allg.; 24.allg.; 25.allg.; 27.allg.; 29.allg.; 33.allg.; 34.7f.; 37.38f.; 50.allg.; 53.allg.; 55.7-9; 59.allg., 12, 13, 17-19, 19f., 21f., 26-28, 31; 69.12; 85.allg.; 99.allg.; 115.allg.; 117.allg.; 120.allg.; 123.allg.; 125.1-4; 138.allg.; 153.allg.; 155.allg.; 157.allg.; 162.allg.; 168.allg.; 172.allg.; 201.1-12, 61f., 229.allg.; 266.46, 47; 276.27f.; 277.allg.; 296.9; 298.allg. Harsdörffer, Hanns Sigmund 298.T2f. | 298.allg. Harsdorf (s. Harsdörffer, Georg Philipp) Hartmann, Andreas 354.T2 | 354.allg., 17f. Hartmann, Anna Maria 310.T3, 13, 17 | 310.1 Hartmann, Catharina 354allg. Hartmann, Margaretha (auch Durandra; auch König, Margaretha) 301.T4 | 301.allg. Hartwig, Constantin 234.allg. Hase, Georg 311.T2 | 311.allg. Hasler, Hans Leo (s. Haßler, Hans Leo) Haßfurter, Laurentius 281.allg.; 285.allg. Haßfurter, Regina Kunigunda 281.T4 | 281.allg. Haßler, Caspar 201.91 Haßler (auch Hasler), Hans Leo 201.91 | 201.91 Haßler, Jacob 201.91 Hatto (Name zweier Mainzer Bischöfe) 93.82 | 93.82f. Hatzsch (ADB) 237.57 Hauer, Kunegund 234.T3, 11 | 234.allg. Hebeisen, Valentin 212.31-34 Heberer, Familie 399.allg. Heberer, Martha Elisabeth 399.T5, A1 | 399.allg. Heden, Maria Catharina 223.allg. Hedenus (auch Heden), Johann Conrad 158.T2 | 158.allg., T2 Heichel, Paul (s. Heigel, Paul) Heidenreich, David Elias (auch Der Willige) 382.allg.; 384.allg.; 387.allg.; 390.allg. Heider, Sabina (s. Heyder, Sabina) Heigel, Anna Maria (auch Amarillis) 341.T4 | 200.allg.; 341.allg., 1-3 Heigel, Maria Regina 422.T2f., 37 | 422.allg. Heigel, Paul 341.allg. Heimpel, August 97.39
1316 Heimsoeth, Heinz 345.1f. Heinlein, Paul (s. Hainlein, Paul) Heinrich der Löwe, Herzog von Sachsen 192.13 Heinrich V., Herzog von Mecklenburg 60.90f. Heinrich, Kaiser 413.1-3,5f. Heinrich II., Kaiser 341,7-9 Heinrich, Severin d. Ä. und d. J. 360.T2, 1; 361.3; 362.4 | 360.allg., 4; 362 Heinricus (s. Krolow, Heinrich) Heinsius, David (auch Heins) 100.29 | 100.29 Heinze, Richard 35.allg.; 36.allg.; 37.allg.; 38.allg. Heisinger, Hans 233.allg. Hekale (myth.) 369.13 | 369.19 Hekelius, Johann Friedrich 277.allg. Held, Helena Barbara (auch Hero) 348.T3f.; 350.1, 25, 37 | 348.allg. Held, Doctor 310. allg. Held, Wolfgang Friedrich 348.allg. Helena (myth.) 348.14 | 100.101-103, 104; 101.13 Helenos (myth.) 138.32f. Helianthus (s. Volkamer, Johann Georg) Heliconinnen (s. Musen) Helidora (s. Pömer von Diepoldsdorf, Maria Helena) Helios (myth.) 197.21; 232.5; 351(2).9 Hellwig, Johannes (auch Montano) 23.allg.; 68.allg.; 69.12; 99allg. Hendel, Christoph XXXVII Hendel, Gottfried (s. Händel, Gottfried) Henkel, Arthur 16.7; 120.39-45; 133.53; 153.1-3: 170.1; 172.T2f., 2f., 5f.; 181.3f.; 184.allg.; 197.11f.; 201.169; 217.1f., 2; 228.65-70; 230.2-6; 232.13-16; 236.4; 269.1-3; 272.17; 284.8-10; 306.1, 3; 312.9-16; 314.25; 322.13; 334.53-55; 345.5-9, 94f.; 372.1; 385.29, 31f.; 398.1921; 401.5-8, 20-22, 23f.; 408(2).6; 408(3).T; 414.7 Henlein, Peter 127.2 Henoch (bibl.) 387.46 | 387.46 Hentrich, Luise XXXVI Hephaistos (s. Vulkan) Hera (myth.) 169.6; 223.22; 356.9-16, 25-32; 359.13-16 Heracles (s. Hercules) Herbst, Friedrich XXIX; 340.allg. Hercules (auch Heracles, Herkules) 132.3; 357.35; 387.41 | 1.16f.; 14.37f.; 132.3-5; 133.34f.; 197.11f.; 201.25; 344.allg.; 357.34f.; 387.40f.
Herde (NDB) 93.82f. Herdegen, Johann (auch Amarantes) 9.allg.; 25.allg.; 38.allg.; 60.allg.; 85.allg.; 97.allg.; 99.allg.: 102.allg.; 109.allg.; 115.allg.; 120.allg.; 158.allg.; 163.allg., 60f.; 171.allg.; 212.allg.; 223.allg., 34f.; 227.allg.; 242.allg.; 250.allg.; 259.allg.; 266.48; 284.allg.; 290.allg.; 301.allg.; 307.allg., 3f.; 323.allg.; 327.allg.; 335.allg.; 354.allg.; 359.allg.; 393.allg.; 395.allg.; 397.allg., 2; 409.allg.; 426.allg. Herkules (s. Hercules) Hermann, Erzbischof von Köln 71.34 Hermann, Maria Helena 366.22 Hermes (s. Merkur) Hero (s. Held, Helena Barbara) Herodes 16.T3 | 16.allg. Herodias (bibl.) 407.18 Herodot 93.76-80; 151(3).1f., 2; 369.18 Herold, Glockengießer 236.allg. Herr, Michael 263.allg.; 309.allg. Hertel, Zacharias 204.allg. Herz, Andreas 382.allg.; 384.allg.; 390.allg. Hesiod 96.26; 100.17-21; 223.15 Hesperus (auch Hesper) 60.6; 228.27, 283.1; 324.38 | 60.6f.; 283.1; 324.36-38 Hess, Günter 43.5f.; 97.38 Hessus, Helius Eobanus (auch Eoban; Hesse) 97.40 | 97.40 Heuchelein, Herr 409.allg. Heumann, Johann 9allg. Heuvel, Gerd, van den 51.allg. Heva (s. Eva) Heyder (auch Heider), Sabina 213.T4 | 213.allg. Hilkia (bibl.) 321.73 | 231.73 Hille, Carl Gustav, von (auch Der Unverdrossene) 33.T2, 39 | 33.allg.; 59.6 Hippander 36.2 | 36.allg. Hippe (ADB) 60.28; 168.32; 266.48 Hippokrates 299.47 | 145(1).2; 201.164; 286.allg.; 299.47 Hiram (bibl.) 235.4 | 235.4 Hirkano (s. Krolow, Heinrich) Hirsch, Th. (ADB) 357.58f. Hirschmann, Philipp 97.40 Hirt, Michael Conrad 255.allg. Hiskia (bibl.) 231.72 | 231.72 Hochstetter 87.65. Hoefnagel, Joris 146.allg.; 147.allg.; 148.allg.; 149.allg. Höschel, Eva Maria 262.allg.; 271.allg.; 393.allg.
Personenregister Höschel, Familie 271.allg. Höschel, Johann Michael 271.allg.; 403.allg. Höschel, Tochter 403.allg. Hoessly, Fortunat 201.163 Hoffmann 87.65 Hoffmann (auch Hofmann) Friedrich 295.allg.; 296.allg., 11; 353.1f. Hoffmann, Hermann 397.allg. Hoffmann (auch Hofmann), Johann 272.allg.; 294.allg.; 299.allg.; 334.allg.; 387.allg.; 388.allg., 5-8, 10 Hofmann, Gerhard 310.allg. Hofmann, Herr 222.allg. Hofmann, Jungfrau 429.T2 Hofmann Susanna 388.T3 | 388.allg. Hofmann, Ulrich 259.allg.; 315.allg.; 315(1).1-4; 315(2).1; 317allg. Hohenlohe-Waldenburg, Philipp Gottfried, Graf von 71.allg. Hohmann, Georg Christoph XXX; 421.T2, 1 | 421.allg., 3-8, 11, 17-20, 21f. Holle, Frau (myth.) 359.13-16 Holzschuher von Neuenburg, Anna Maria 413.A7 Holzschuher von Neuenburg, Barbara 413.25f. Holzschuher von Neuenburg, Familie 413.17, 26 Holzschuher von Neuenburg, Georg 413.A20 Holzschuher von Neuenburg, Maria Barbara 413.A20 Holzschuher von Neuenburg, Maria Magdalena 352.T4f. | 352.allg.; 352(1).allg.; 352(2).allg. Holzschuher von Neuenburg, Sigmund Jacob 413.A7 | 413.17 Homer (auch Homerus) 97.81; 102.58; 250.16; 299.41 | 5.2-4, 3; 8.5f.; 22.4; 93.allg.; 95.1-3, 81-83, 83f.; 102.57f.; 131.allg.; 175.1f.; 203.1-4; 260.9; 306.1 Hooksma, Piet 202.allg. Horatius Flaccus, Quintus (auch Horaz, Flacc, Flaccus, Flackus) XXIX; 27.T3; 35.T3; 36.T3; 37.T3; 44.4; 97.38; 240.4; 277.20; 402.6; | 17.32; 23.allg.; 27.allg., 16; 35.allg; 36.allg, 11, 13-16, 17f.; 37.allg., 16, 25-32, 38f.; 38.allg., 15, 17-25, 23f.; 44.2-5; 63.27f.; 97.38; 100.17-21; 123.allg.; 163.allg.; 172.allg.; 240.4; 248.12; 250.3f.; 254.allg.; 277.14, 20; 294.40; 326.7; 377.6 Hornschuch, Hieronymus 229.allg. Huber, Anna Maria 413.A17 | 413.23f.
1317 Huber-Rebenich, Gerlinde 172.allg. Hübner, Maria Margaretha 239.allg. Hübner, Tobias (auch der Nutzbare) 59.11 Hund, Samuel 17.allg. Hupfaufs, Clas (Satirengestalt) 132.21 Hygieia (myth.; auch Hygiea) 138.21 | 138.21 Hylas (myth.) 141.8, 10 | 141.7f., 46a Hylas (s. Gammersfelder, J.C.) Hymen (myth.) 55.26; 76.12 | 55.26; 76.12 Hypnos (myth.) 102.5-8. Icarus (auch Ikarus) 147.1; 401.24 | 147.allg., 1; 148.allg.; 401.23f. Illg, Thomas XXXVI Imhof (auch Im Hof, Imhoff) Imhof, Albert 157.allg. Imhof, Familie 117.32 | 117.allg.; 122.22f. Imhof, Gabriel 325.T2 Imhof, Georg (auch Georgius) 117.25f. | 66.1; 114.allg.; 115.34f.; 117.allg., 25-30 Imhof, Georg Andreas 114.allg.; 115.34f. Imhof, Georg Christoph 256.43f. Imhof, Georg Paul 256.T2; 413.A11 | 256.allg., 43f. Imhof, Gustav Gabriel (auch Basilindo) 325.allg. Imhof, Hedwig 413.18f. Imhof, Johannes Baptista 122.T2; 413.A4 | 122.allg.; 391.allg.; 413.12-15 Imhof, Johannes Hieronymus 117.T2, 25f., 33 | 138.allg. Imhof, Martin 352.allg.; 352(1).allg. Imhof, Maria Christina 413.A11 Imhof, Maria Magdalena 352.T4; 352(1).5; 352(2).4; 391.T7; 413.A4 | 352.allg.; 391.allg. Imhof, Michael 256.43f.; 413.20f. Imhof, Paulus 122.allg. Imhof, Regina Clara 117.T4, 41 | 117.allg.; 138.allg. Imhof, Rosina Catharina 157.T4 | 157.allg. Imhoff, Christoph, von 34.7f.; 118.allg., 1-7, 10-13; 127(1).2; 235.allg. Immanuel (s. Jesus) Ingen, Ferdinand, van XXVf.; 5.6f.; 37.38f.; 201.132 Ingeniander (s. Neuberger, Daniel) Ingolstetter (auch Ingelstetter), Andreas (auch Poliander) 290.4, 6, 8 | 109.allg.; 134.allg.; 226.allg.; 227.allg.; 290.allg., 3, 4, 13; 341.31-34; 343.allg.; 346.allg.; 354.allg.; 355.allg.; 363.allg.; 385.25-27; 391.allg.; 397.allg.
1318 Io (myth.) 180.allg., 5; 221.22 Irus (auch Iros) 35.52; 369.19 | 35.52; 369.19 Isaac (bibl.) 387.39; 407.21 | 387.allg., 39; 407.21 Isaacsohn (ADB) 399.45 Isabella (s. Fürstenau, Elisabeth) Isai (s. Jesse) Ismaeliter (bibl.) 195.5 Ismenius (auch Ismenias) 201.164 | 201.164 Isis (s. Popp, Susanna; Prüfer, Susanna) Itys (myth.) 365.3f. Jabal (bibl.) 201.59 | 201.54-60 Jacchus (s. Bacchus) Jacob (bibl.) 14.17; 218.3; 348.16; 387.36; 388.21, 22; 409.19; 422.41 | 14.16f.; 53.allg.; 218.3-8; 344.allg.; 348.16-18; 387.32-39, 33-35; 388.19; 407.allg.; 422.allg. Jacobi, Johann Sebastian 274.allg. Jäger, Florentina 263.allg. Jahn, Helena Susanna 79.T4 | 77.2-4; 78.allg.; 80.allg.; 81.allg.; 140.allg. Jahn, Maria 77.T4 | 77allg., 2-4; 78.allg.; 79.allg.; 140.allg. Jahn, Martin 77allg.; 79.allg. Janson (auch Jansson; Johannsson), Lorenz (auch Laurenz); auch Coster 299.11 | 299.allg., 11f., 13-19 Janus (myth.) 97.54 | 97.54; 104(1).5f.; 160.58 Jason (myth.) 237.64 Jauchen, Laurenz 303.44f. Jaumann, Herbert 221.allg. Jephte (bibl.) 397.allg. Jesaia (bibl.) 231.72; 275.1 | 231.72; 275.1-4 Jesse (bibl.; auch Isai) 387.39 | 121.allg.; 285.allg.; 387.32-39, 38f. Jeßlin, Catharina 120.T3, 66 | 120.allg.; 121.allg. Jeßlin, Johann Phillip 120.allg.; 121.allg. Jesus (auch Christus; Immanuel) 17.T3, 1; 58.6-8; 86.T3; 126.23; 137(2).2; 141.25; 156.8; 183.7; 201.42; 230.29: 240.35; 243.13; 246.14, 23; 249.8; 251.2; 290.7; 291.1, 2; 307.6, 8; 312.6; 313.22, 23; 316.33; 323.T1, 1, 3, 13, 14, 17; 330.2, 4; 336(1).3; 346.4; 372.3; 373.2; 387.29; 395.3, 7; 404(4).1, 2; 404(5).1, 2; 404(6).1, 2; 419.50; 421.30 | 16.23f., 32; 17.allg., 25-27; 42.6-9; 58.allg., 6, 7-12; 86.allg., 7; 121.allg.; 126.23; 137(2).2; 141.25b; 172.4; 201.180; 246.allg.;
262.allg.; 286.allg.; 307.allg.; 308.allg., 11f., 323.9-12; 327.allg.; 328.allg.; 330.allg.; 343.allg., 345.37f.; 355.allg.; 369.1; 387.33-35; 393.allg.; 395.allg.; 397.allg. Joas (bibl.; auch Joasch) 419.63 | 231.76; 419.63 Jöns, Dietrich XXVI; 54.34-38; 64.allg.; 83.17-20 Jörger von Tollet, Anna Potentiana 117.allg. Jörger von Tollet, Helmhard Friedrich 117.allg.; 243.allg. Jörger von Tollet, Johann Quintin, Graf (auch Der Erwerbende) 117.allg. Jörger von Tollet, Johann Septimus 117.allg. Jörger von Tollet, Marianna Johanna 117.allg. Jörger von Tollet, Regina 117.allg. Johann II. Casimir, König von Polen 219.1f. Johann Friedrich, Markgraf von BrandenburgAnsbach 359.allg.; 395.allg.; 403.allg. Johann Georg I., Kurfürst von Sachsen 201.89 Johanna Elisabeth, Markgräfin von BadenDürlach 395.allg. Johanna Elisabeth, Markgräfin von Brandenburg-Ansbach 395.allg.; 403.allg., 8 Johannes (bibl.) 108.31 | 81.allg.; 341.1-3; 344.allg.; 407.17f. Johannes, Druckergehilfe 299.allg. Johansson, Laurenz, gen. Coster (s. Janson) Jojada (bibl.) 231.76; 419.63 | 231.76; 419.63 Jonathan (bibl.) 338.allg. Josef (bibl. auch Joseph) 195.T2, 1, 10, 12; 237.75; 407.14; 419.44 | 195.allg., 4, 5, 6f., 10, 12; 237.74-76; 407.14 Josias (bibl. auch Josia) 231.73 | 231.73 Josua (bibl.) 231.61; 357.53; 387.41 | 231.61; 262.allg.; 357.53; 387.41f. Jubal (bibl.) 201.54 | 201.54-60, 61f. Judas (bibl.) 195.5; 397.allg. Jüd 104(12).7 Jürgensen, Renate 9.allg.; 17.40; 25.allg.; 38.allg.; 60.allg; 85.allg.; 109.allg.; 115.allg.; 120.allg.; 158.allg.; 183.5-11; 212.allg.; 223.allg., 34f.; 242.allg.; 250.allg.; 259.allg.; 260.45; 284.allg., 2932; 301.allg.; 307.3f.; 323.allg.; 327.allg.; 330.allg.; 335.allg.; 359.allg.; 393.allg.; 395.allg.; 397.allg.; 409.allg. Jürgensmeier, Friedhelm 160.allg. Jugurtha, König von Numidien 1.7-12 Juliane, Herzogin von WürttembergWeiltingen 225.allg. Julius (s. Caesar)
Personenregister Julius Heinrich, Herzog von SachsenLauenburg 97.allg. Junior, Johannes 62.allg. Juno (myth.) 97.63; 129.130; 150(3).2; 160.5; 180.T2, 2; 356.25; 359.13; 405.4 | 20.1619; 77.allg.; 129.130f.; 150(3).allg.; 160.5-8; 180.allg., 1f., 5; 356.25-32; 359.13-16; 405.3f. Jupiter (myth.) 12.105; 97.64; 129.10; 135.39; 160.5; 172.2; 176.7; 178.T2; 180.1, 7; 197.16; 200.9; 203.81; 312.24; 359.13 | 12.101-105; 37.25-32; 39.30; 96.17-21; 129.10; 130f.; 135.39f.; 160.5-8; 172.T2f., 1f., 2f.; 177.3f.; 178.allg., 1-7; 180.allg.; 184.allg.; 286.allg.; 290.allg.; 387.17-22; 426.allg.; 427.allg. Justinian, Kaiser 232.41 Juturna (myth.) 13.allg. Kade (ADB) 201.91 Kaeß, Johann 182.allg. Kahl, Andreas 134.allg. Kahlert, August 168.34 Kain (bibl.) 141.34af.; 201.54-60 Kalchheim, gen. Lohausen, Wilhelm, von (auch der Feste; Lohausen) 59.5 Kallikrat (auch Callikrat; Kallikrates) 363.20 | 363.20 Kallimachos 13.35f. Kalliope (auch Calliope) 46.4; 103.36 | 13.35f.; 16.2; 46.4; 163.36 Kalloandro (lit. Gestalt) 188.T3, T5, 1, 13, 25, 37, 49, 61, 73, 85 | 188.61-66, 76-84, 9196, 109-114, 117, 121-126, 133-138 Kapp, Johann Erhard 229(2).9-48 Karl der Große, Kaiser 151(4).4f.; 196.12; 239.allg. Karl V., Kaiser 71.33 Karl Gustav, Pfalzgraf von Zweibrücken (s. Carl X. Gustav, König von Schweden) Karl X. Gustav, König von Schweden 71.allg. Kassandra (s. Cassandra) Kassandros 292.allg. Katharina von Alexandrien 386.26 Kaurus (myth.) 168.allg. Kees, Anna Regina 233.allg. Kees, Blasius 233.allg. Kees, Wolfgang 233.allg. Keller, Hiltgart 187.allg.; 299.51; 327.allg.; 386.26; 419.65f. Kelsos von Alexandrien (auch Celsus) 299.49 | 299.49-51 Kempe, Martin (auch Damon, Der Erkohrene,
1319 Kleodor) XXX; 260.T2, 9, 35, 37, 89, 120; 266.T2, 2 | 17.39; 257.allg.; 260.allg., 2, 3, 7f., 9, 10, 12, 14-16, 17-20, 21-24, 25-32, 33, 33-40, 41, 45, 55f., 5772, 81-84, 114, 120; 267.allg., 1-6, 7-10; 295.allg.; 296.2; 297.allg., 23; 346.allg.; 353.1f.; 360.allg.; 397.allg. Kerberos (s. Cerberus) Kestner, Michael 319.allg. Keulisch, Adam (s. Calisius, Adam) Keulisch, Johann Heinrich (s. Calisius, Johann Heinrich) Keyx (myth.) 365.11f. Khol, Andreas 182.1f. Kieffer, Philipp Martin 427.T2f. Kielmann von Kielmannseck, Heinrich 97.allg. Kiessling, Adolf 35.allg.; 36.allg.; 37.allg.; 38.allg. Kilian, Magnus 253.allg. Kilian, Philipp 253.allg. Kilian, Wolfgang Philipp 425.allg. Killy, Walter 33.allg.; 43.5f.; 168.allg., 32; 212.allg. Kindermann, Johann Erasmus 125.T2, 6; 126.38; 169.T2, 1, 18, 28; 201.91 | 125.allg.; 126.allg.; 167.allg.; 169.allg., 13f.; 201.91 Kippes, Daria XXXVI Kircher, Athanasius 237.57 | 237.57; 332.allg. Kirchmair, Herr 276.allg.; 291.allg. Kirchmair, Professor 409.allg. Kirchner, Christoph 168.34 | 168.allg., 34 Kirke (myth.; s. Circe) Kißling, Familie 278.allg. Kißling, Johann 278.T2, 2 | 278.allg. Klaj (auch Clajus, Klajus), Johann (auch Der Fremde) 16.T2, 15, 18, 32; 17.20, 27, 36; 266.48 | 6.allg.; 12.37-61; 13.allg.; 16.allg., 15, 21f., 23f., 32; 17.allg., 22f., 24, 25-27, 35, 39, 40, 42; 18.allg.; 23.allg.; 25.allg.; 48.10; 69.allg.; 77.allg.; 79.allg.; 86.allg., 2; 87.3; 99.allg.; 100.allg., 82f.; 114.2; 168.allg.; 201.108-111; 266.41-48, 48; 303.44f.; 313.allg.; 330.allg. Kleewein, Felicitas 193.T5, 1; 194.T2 | 84.allg.; 131.allg.; 134.allg.; 193.allg.; 194.allg. Kleewein, Hieronymus Isaias 193.allg. Klemm, Christian 104.allg.; 105.allg.; 356.allg., 5, 33-36; 370.allg.; 371.allg.; 372.allg.; 373.allg.; 374.allg.; 375.allg.;
1320 376.allg.; 377.allg.; 379.allg.; 380.allg.; 381.allg.; 390.allg. Kleodor (s. Kempe, Martin) Klibanski, Raymond 176.T2-3 Klinias von Tarent (auch Clinias) 201.154 | 201.154 Klinkebeil von Grünwald, Jacob (auch Kloridan) 168.64; 226.T2, 1 | 226.allg., 1-3, 6f., 9-11, 13-18; 257.allg. Kloridan (s. Calisius, Johann Heinrich; Klinkebeil von Grünwald, Jacob) Klotho (myth.) 258.allg. Kluge, Friedrich 109.73; 256.15; 286.15 Knoche, Ulrich 16.25f. Knöpfichter (s. Rietesel, Johann Heinrich) Knortz (auch Knorz), Andreas 385.allg.; 403.allg.; 425.allg. Knothe, Klaus 223.allg. Koch, Helene 68.T3 | 68.allg. Koch, Jacob 68.allg. Köhler, Johann Friedrich XXIX; 281.T2, 13 | 281.allg., 1-21 König, Johann Georg (auch Basilidor) 301.T2, 1, 14 | 301.allg., 1 König, Margaretha (s. Hartmann, Margaretha) Königsberg, Marianna Johanna, von 117.allg.; 123.allg. Köprülü, Ahmed Fazil 249.T3, 1 | 243.1-4; 249.allg. Körber (auch Cörber), Anna Maria 268.4, 38 | 268.allg., 37f. Körber, Johannes 268.allg. Körner, Joseph 409.allg. Kötzler, Christoph Hieronymus 243.allg. Kötzler, Familie 243.allg. Kötzler, Georg Christoph 243.T2 | 243.allg. Kohl, Johann Jacob 340.T2 | 340.allg. Kohl, Johann Nicolaus 340.allg. Kolde (ADB) 20.allg.; 71.35f. Kongehl, Michael (auch Prutenio) 268.allg., 13-16, 41-44; 274(1).1; 353.allg.; 360.allg.; 362.allg. Konrad III, Kaiser (auch Conrad) 192.18, 22, 37, 49 | 192.9-54, 75-80 Konrad, der Pfaffe 357.34f. Korachiter (bibl.; Tempelsängergilde) 125.9 Korah (auch Korach; bibl.; Tempelsängergilde) 125.20 | 125.20 Koridon (auch Korydon; s. Corydon) Koslofsky, Craig 41.8 Krabbe, Otto 60.104f. Kramer (auch Cramer), Johann 272.allg. Kramer, Zacharias 427.T2 | 427.allg., 7-12
Krause (ADB) 60.82f., 90f. Krebs, Johann Friedrich 403.allg. Kress von Kressenstein, Clara Sabina (auch Clarissa) 123.allg. Kress von Kressenstein, Familie 250.allg.; 313.allg.; 314.18; 325.allg. Kress von Kressenstein, Ferdinand Sigmund (auch Fernando) 314.T2f. | 123.allg.; 314.allg. Kress von Kressenstein, Jobst (auch Justus) Christoph 250.T3, 13 | 66.1; 116.allg.; 123.allg.; 250.allg. Kress von Kressenstein, Johann Friedrich (auch Filidor) 123.allg.; 242.allg. Kress von Kressenstein, Marcus Christoph 123.allg. Kress von Kressenstein, Susanna Maria (auch Chrysillis) 325.T3 | 325.allg. Kretschmann, Carl Clemens 331.allg. Kretschmann, Georg Clement 331.T2 | 331.allg. Kretschmann, Jeremias 395.allg. Kreuselmann, Johann 18.T2 | 18.allg. Krisanta (lit. Gestalt) 188.76, 123 | 188.76-84 Kröll, Joachim XXVIII; 71.allg.; 223.allg.; 228.allg.; 237.allg.; 244.allg.; 248.allg.; 255.allg.; 310.allg.; 338.allg.; 387.allg.; 397.allg.; 419.allg. Krösus (s. Crösus) Kroll, Wilhelm 66.allg. Krolow, Familie 142.allg. Krolow, Heinrich (auch Krolovius, Heinricus; Hirkano) 99.3, 6; 142.T3 | 98.allg.; 99.allg., 2; 142.allg.; 143.allg.; 144.allg. Krompein, Georg 338.T2 | 338.allg. Krompein (auch Grumpein), Sabina 338.allg. Krones (ADB) 117.allg.; 153.allg. Kronos (s. Saturnus) Krüger (auch Crüger, Crügerus), Johann Jacob 76.T2, 73 | 76.allg. Krüger (auch Crügerus), Nicolaus 76.allg. Krünitz, Johann Georg 100.47f.; 129.46; 171.15f., 63; 147.7 Krummacher, Hans-Henrik XXVI Kruse, Britta-Juliane 200.allg. Kühlmann, Wilhelm 5.9; 16.7; 43.5f.; 97.38; 102.47; 168.allg., 12; 222.37-44; 223.510; 229.allg.; 332.allg.; 247.21-28; 397.13-16 Kühn, Balthasar 168.allg. Künstinnen (s. Musen) Kufner, Johannes 163.allg. Kuhlmann, Quirin 332.T2, 9 | 332.allg., 11
Personenregister Kunigund (auch Künigund), Kaiserin 413.1-3 Kunstspielender (s. Harsdörffer, Georg Philipp) Kyros II. (auch Cyrus; Cores) 151(3).T; 231.71; 352(3).2 | 151.allg.; 151(3).allg., 1f., 2; 184.allg.; 231.71; 352(3).2; 382.allg. Laber, Johann Christof 94.allg.; 126.allg.; 128.allg. Lachesis (myth.) 258.1 | 258.allg. Läng, Anna Elisabeth 310.allg. Läppisch, Utz (Satirengestalt) 132.56 Lamia, Lucius Aelius 27.allg., 16f. Lamprecht, Martin 56.allg. Landbeck, Anna Barbara 244.allg. Lang, Jacob 302.allg. Lang, Johann (auch Filanthus) 413.allg. Langenmantel, Hieronymus Ambrosius (auch Der Wenigste) 384.T2.5 | 384.allg., 1, 6 Langnam, Fortunato Felicitatianus (Pseudonym) 194.U Lappenberg, Johann Martin 202.allg. Lasso, Orlando, di 201.86 | 201.86 Laufhütte, Hartmut XXV; XXXV; XXXVII; 1.24; 9.73; 17.39; 25.allg.; 37.allg., 38f.; 38.allg.; 43.5f.; 61.1; 64.allg; 71.allg.; 75.allg.; 94.allg.; 97.allg., 62-64; 102.allg.; 104.allg.; 105(1).6; 139.allg.; 156.allg.; 160.62; 163.allg., 17-19; 172.allg.; 229.allg.; 296.9; 313.allg.; 331.allg.; 341.allg.; 342.allg.; 345.allg.; 351.allg.; 356.11-18; 363.39; 367.allg.; 397.2; 403.1-4; 421.allg. Layriz, Friedrich Wilhelm Anton 403.allg. Lea (bibl.) 388.25 | 218.3-8 Leander (myth.) 350.1f. Leander (s. Drilitsch Jacob) Lebermann, Hermann (auch Corymbo) 346.allg. Lebethrinnen 13.allg. Leeflang, Huigen 146.allg.; 147.allg.; 148.allg.; 149.allg. Lefkowitz, Mary R. 345.21-28 Leger, Martin 364.allg. Legleb; Kumtschmied 251.allg. Legulejus, Sextus (Pseudonym) 193.U Lehner, Johann (s. Löhner, Johann) Leibnitz, Justus Jacob 77.allg.; 103.allg.; 117.allg.; 123.allg.; 278.allg. Lentilis, Rosinus 409.allg. Lentze, Hans 269.allg. Leonhard (Heiliger) 327.allg.
1321 Leonhard, Johann Friedrich 304.allg. Leonilda (lit. Gestalt) 188.76-84, 91-96, 109114, 117 Leopold I., Kaiser 214.20, 25; 312.44; 357.46; 359.89 | 117.allg; 214.20f.; 215.allg.; 219.1f.; 226.allg.; 359.89-91; 382.allg. Lerch, Johann Martin 278.allg. Lerian (s. Arnold, Christoph) Lesbia 104(5).allg. Lescher, Johann Achatz (s. Lösch, Johann Achatz) Lesebergius, Fridericus 53.allg. Leucofron (s. Nieblich, Caspar) Libitina (myth.) 38.11; 150(4).4 | 38.9-16; 150(4).allg., 4; 260.7f. Lilidor (lit. Gestalt) 119.allg. Lilidor (s. Fürer von Haimendorf, Christoph VII.) Lilien, Caspar, von (auch Lilius) XXIX; XXXV; 231.T3, 42, 77; 237.T2, 76; 313.18; 419.T2f. | 228.allg.; 231.allg., 1120, 38-40, 41-46, 65f.; 232.allg.; 237.allg., 4, 5, 41-43, 59-62, 74-76; 238.allg.; 248.allg; 255.allg.; 275.allg.; 281.allg.; 285.allg.; 307.allg.; 313.allg.; 18, 19f.; 357.allg.; 401.allg.; 419.allg.; 25-32, 35, 53f., 69-71 Lilius, Aloisius 214.30 Limburger, Martin (auch Myrtillus II.) 250.T1 | 9.allg.; 18.allg., 13-18; 75.allg.; 97.allg.; 123.allg.; 163.60f.; 231.1-10; 242.allg.; 250.allg.; 262.allg.; 301.allg.; 308.allg.; 312.allg.; 313.allg.; 314.allg.; 325.allg.; 335.allg.; 343.allg.; 344.allg.; 352(2).allg.; 354.allg.; 355.allg.; 363.allg.; 365.allg.; 391.allg.; 409.allg.; 411.allg. Limburger, Peter 250.allg. Limburger, Regina Magdalena (auch Magdalis) 301.allg. Limerio (lit. Gestalt) 276.19 Lindelmacher, Tobias 268.allg. Lindenspür, Georg Friedrich 160.T2, 33, 65, 127 | 160.allg., 74f., 89f., 92, 113-120 Lindner, Helena 100.allg. Lintzen, Susanna Margaretha, von (auch Rosibelle) 191.T4 | 191.allg. Linus (auch Linos) 201.95 | 201.95 Lips, Friedrich 230.1-6 Lipsius, Justus (auch Lips) 230.1, 19 | 63.63f., 75f., 80; 230.1-6; 332.allg. Lisbeth (Satirengestalt) 132.61 | 132.61-63 Livius Andronicus 353.13
1322 Livius, Titus 20.16-19; 210.7f.; 221.1-10; 222.17; 254.allg., 11 Lobherr, Clara Rosina 365.allg. Lobherr, Johann Christoph 365.T2 | 365.allg. Lobherr, Johann Conrad 365.allg. Lobkowitz, Anna Magdalena, von 97.allg. Locaro (s. Pfinzing von Henfenfeld, Carl Sebastian) Lochner (ADB) 158.7-12 Lochner, Carl Friedrich (auch Periander II.) 354.allg.; 355.allg.; 363.allg.; 391.allg.; 413.allg. Lochner, Frau 409.allg. Lochner, Friedrich (auch Periander I.) 23.allg.; 79.allg.; 114.allg.; 116.allg.; 120.allg. Lochner, Jacob Hieronymus (auch Amintas / Amyntas) 60.allg.; 86.allg.; 115.allg. Lochner, Michael Friedrich 162.allg. Lochner, Tochter 409.allg. Löber, Valentin 204.allg. Löffelholz von Colberg, Anna Catharina (auch Charitillis) 203.14; 215.73 | 203.14; 215.allg.; 341.20f. Löffelholz von Colberg, Anna Helena 341.20f. Löffelholz von Colberg, Anna Lucia (auch Luciane) 139.allg.; 341.20f. Löffelholz von Colberg, Anna Susanna 200.allg., 49-52; 203.29-33 Löffelholz von Colberg, Burkhard XXIX; 200.T2f.; 215.81; 220.T2f. | 196.allg.; 200.allg., 29; 215.77-88; 220.allg.; 341.allg., 1-3, 11f., 15, 16-18, 342.allg. Löffelholz von Colberg, Burkhard d.J. 341.25-27 Löffelholz von Colberg, Burkhard Friedrich 341.25-27 Löffelholz von Colberg, Familie 413.22 | 68.allg.; 75.allg.; 203.27; 329.1f.; 341.allg., 7-9 Löffelholz von Colberg, Georg Burkhard (auch Luzidor) XXIX; 220.allg., 27; 341.25-27 Löffelholz von Colberg, Georg Christoph (auch Lysander; auch Metellus Noricus) 341.T2, 29 | 341.allg., 6, 16-18, 25-27, 2830, 31-34, 35f. Löffelholz von Colberg, Helena 256.53f. Löffelholz von Colberg, Hieronymus 75.T2 Löffelholz von Colberg, Hans Carl 413.22 Löffelholz von Colberg, Jacob Wilhelm 115.T2f. | 75.allg.; 115.allg.; 138.allg.
Löffelholz von Colberg, Johann Friedrich 329.T2; 413.A14 | 220.allg.; 329.allg. Löffelholz von Colberg, Johann Hieronymus 75.allg.; 114.allg.; 115.allg.; 117.allg. Löffelholz von Colberg, Johann Joachim 68.allg.; 82.allg.; 86.allg. Löffelholz von Colberg, Johann Wilhelm 115.allg. Löffelholz von Colberg, Junker 405.allg., 5f., 13f. Löffelholz von Colberg, Maria Juliana 413.A14 Löffelholz von Colberg, Maria Regina (auch Galathee; Luziana) 220.T4 | 220.allg. Löffelholz von Colberg, Sebastian 279.T2f. | 279.allg., 3, 10-12 Löffelholz von Colberg, Susanna Maria 341.20f. Löffelholz von Colberg, Wolf Jacob 341.2527 Löffler, Andreas 387.allg. Löhner (auch Lehner), Johann 320.T2, 14; 321.5 | 290.3; 320.allg.; 321.allg., 8, 13,; 335.allg.; 365.allg.; 387.allg.; 399.allg. Löhninnen 115.allg. Lösch (auch Lescher), Johann Achatz / Achatius (auch Polydor) XXIX; 395.T2 | 395.allg. Löwe, Jacob 260.allg. Lohausen (s. Kalchheim, gen. Lohausen, Wilhelm, von) Lohmeier, Dieter 46.6f; 54.69; 277.9 Lonitzer (auch Lonicerus), Adam 240.A1, A2 | 240.43f., 52f. Losaling (s. Seeling, Leonhard Samuel) Lotichius, Johann Peter (auch Lotich) 97.39 | 97.39-41 Loysius, Georgius 63.119f. l. u. (ADB) 109.allg.; 401.allg. Luccio, Francesco 292.allg. Lucella (s. Rentsch, Magdalena Martha) Luciane (s. Löffelholz von Colberg, Anna Lucia) Lucidan (s. Fürer von Haimendorf, Christoph VI.) Lucifer 131.13; 345.70 | 345.70f. Ludscheid, Michael 222.allg. Ludwell, Wilhelm 66.1 Ludwig I., Herzog von Anhalt-Köthen (auch Der Nährende; Der Nehrende) 33.36; 222.36f.; 294.35 | 33.36, 38; 54.4-6; 294.31-34 Ludwig XIV, König 237.47 | 237.47f., 49-51
Personenregister Ludwig, Johann Jacob 244.allg. Lütkemeyer, Sabine 172.allg. Lullus, Raimundus 332.allg. Luna (myth.) 280.11 | 286.allg. Lund, Zacharias 277.9 | 277.9 Luntzdörffer, Jacob Albrecht 302.allg. Luther, Martin 60.90f.; 74.5f.; 104(2).7; 252.allg.; 352(3).2 Lutz (auch Lutze), Paulus 212.52, 79 | 212.4952 Luziana (s. Löffelholz von Colberg, Maria Regina) Luzidor (s. Löffelholz von Colberg, Georg Burkhard) Lysander (s. Löffelholz von Colberg, Georg Christoph) Lysis (s. Girbert, Eliseus; Pellicer, Matthias; Sassenhagen, Matthäus) Macaristo (s. Betulius, Christian) Machaon (myth.) 369.44 | 260.9; 369.44; 386.5 Maecenas, Caius Cilnius (auch Mecänas) 85.18; 160.90; 232.70; 250.5, 18; 359.98; 387.68 | 85.17f.; 102.allg.; 247.5f.; 250.18; 359.98-104; 387.68 Maecenaten 168.53-56 Mänaden 16.9; 168.44 | 16.9; 27.19; 168.44 Mäntelin, Johann (s. Mentelin, Johann) Maerlant, Jacob, von 202.allg. Märten (s. Martin, Heiliger) Maevius (auch Maev) 247.5; 277.14 | 247.5f.; 277.14; 284.allg. Magdalis (s. Grundherr von Altenthann, Maria Magdalena; Hagen, Magdalena; Limburger, Regina Magdalena; Nöttel, Magdalena Rahel; Wulkow, Magdalena) Magog (bibl.) 60.34 | 60.34f. Maimonides (Moses Maimon ben Joseph) 369.28 | 369.28 Maja (myth.) 41.10; 148.1 Majensohn (s. Merkur) Majer, Johann Gabriel (auch Palaemon / Palämon) 75.allg.; 227.allg.; 329.allg.; 335.allg.; 352(2).allg.; 354.allg.; 363.allg.; 365.allg.; 391.allg.; 411.allg.; 413.allg. Majerus, Balthasar (s. Mayr, Balthasar) Makropoden (myth.) 197.41f. | 197.41f. Mandane 151.1f. Manders, Carel, van 359.allg.; 408(3).allg.; 410.allg. Manfred, Herzog von Württemberg-
1323 Weiltingen 225.allg.; 246.allg. Manilius 63.73f. Mannack, Eberhard 168.32 Mannus (myth.) 201.107 | 201.107 Mantua und Modena, Herzog von 312.41-48 Marcia 63.73f. Marconnet, Abraham 31.allg. Marcus (bibl.) 167.7 Mardochee (bibl.) 419.42 | 419.41f. Margaris 8.8; 11.8 | 8.allg., 5f.; 11.8 Margaris (s. Birken, Margaretha Magdalena; Cleve, Margaretha, von) Margret (Satirengestalt) 132.41 Maria (bibl.) 201.41; 407.25 | 172.4; 286.allg.; 345.37f. Maria Theresia, Infantin von Spanien 237.4951 Marie Elisabeth, Herzogin von HolsteinSonderburg-Glücksburg, Markgräfin von Brandenburg-Kulmbach 219.allg. Mariechen 36.1 Marifillo (lit. Gestalt) 276.16 Marilene (s. Haller von Hallerstein, Maria Helena) Marini, Giambattista 188.allg.; 189.allg. Maro (s. Vergilius Maro, Publius) Mars (auch Marspiter; Gradivus) 39.23; 59.1, 15; 76.6; 110.3, 11; 127(1).3; 172.5; 175.4; 201.114; 203.85; 357.47; 358.3; 400.1, 4, 7, 11, 13 | 13.allg.; 33.15; 39.19; 59.1-3; 76.6-8; 79.3; 87.3; 104(3).allg.; 110.1-11; 114.allg.; 127(4).3f.; 139.allg.; 145(3).allg.; 163.92; 172.5f.; 175.allg.; 181.3f.; 184.allg.; 286.allg.; 347.allg.; 358.allg.; 378.allg.; 400.4 Marsyas (myth.) 277.17 | 277.17; 284.8-10 Martens, Heinrich 412.T2 | 412.allg. Martha (bibl.) 385.21-24 Martialis, Marcus Valerius XXIX; 208.T2 | 208.allg.; 209.allg.; 210.allg. Martin (Heiliger; auch Märten) 20.T2, 2, 7, 8, 19, 46; 82.15; 104(11).5; 266.11 | 20.allg.; 62.allg.; 82.15; 130.allg.; 266.11; 410(1).allg. Martin (ADB) 104.allg.; 168.allg.; 202.allg. Martino, Alberto 292.allg. Mastel, Clara Rosina 365.allg. Matham, Theodor 104.allg. Mathieu, Christian 205.6 Mauderode, Otto, von 84.allg. Mauser, Lutz (Satirengestalt) 132.41 Mausolus (myth.) 343.allg. Maxentius, Kaiser 156.1-6
1324 Maximilian I., Kaiser 77.33; 399.44f. Maximilian I., Herzog von Bayern und Kurfürst 104.allg.; 104(11).6; 105.allg. Mayr (auch Majerus), Balthasar 109.allg. Mayr, Herr 251.allg.; 315.allg. Mayr, Maler 403.allg. Mecänas (s. Maecenas) Medices, Laurentius (s. Medici, Lorenzo) Medici, Lorenzo, de 192.76 | 192.allg., 75-80 Medick, Hans 129.116-119; 132.allg. Meding, Dorothea, von 53.allg. Meditrin (myth.) 138.20; 322.32; 369.41; 386.3 | 138.20; 322.32; 369.41; 386.3 Medusa (myth.) 84.12 | 84.12 Mehl-Mus-Leff, Hieron Mu-t-Wjl 335.allg. Mehlreicher, (s. Teutleben, Caspar, von) Mehrender (s. Bierberstein, Georg Job, Marschall von) Meichsner, Regina 76.T4 | 76.allg. Meichsnerus, Paulus 76.allg. Meleager (s. Zamehl, Gottfried) Meliboeus 37.48; 104(5).allg. Meliböus (s. Rauck, Melchior) Melinde (Nymphe) 303.44f. Meliß (s. Schede, Paulus Melissus) Melpomene (myth.) 38.27 | 38.27; 302.allg. Menenius Agrippa 221.allg. Mentelin, Johann 299.26 | 229.allg.; 299.25f. Mercator, Gerhard 127.allg. Mercur / Mercurius (s. Merkur) Merian, Matthäus d.Ä. 151.allg. Merklin, Anna Maria 268.4, 38 Merklin, Georg Sigmund 268.36 | 268.allg. Merkur (auch Hermes; Majensohn; Mercur; Mercurius 41.10; 127(3).3; 148.1; 172.4; 203.89; 286.7; 301.2, 6; 9, 12; 417.2 | 41.10; 127(3).allg., 1, 3; 147.allg.; 148.allg., 1; 172.4; 180.5; 197.allg.; 243.allg.; 286.allg., 7; 301.2; 324.33f.;417.2 Merlo, Johann Jacob 104.allg. Merode, General 134.15 Messerschmidt, Christian 387.allg. Metellus Noricus (s. Löffelholz von Colberg, Georg Christoph) Metellus, Quintus Caecilius Macedonius 341.allg., 3 Metken, Sigrid 241.allg. Metzger, Peter 301.allg. Meyer, Eduard 151(4).1f. Michael (bibl.) 272.5 Michael (s. Apafy, Michael, Fürst von Siebenbürgen)
Michal (bibl.) 407.23 | 407.23 Midas (myth.) 168.47; 260.77; 277.15 | 168.47f.; 260.77-80; 277.15 Mildenberger (s. Miltenberger) Milkam, Johanna, von 356.T2-T5 Miltenberger (auch Mildenberger), Anna Sabina 334.T5 | 334.allg. Miltenberger, Balthasar 334.allg. Miltenberger, Johann Philipp 279.allg.; 334.allg. Minerva (myth.) 123.allg.; 202.allg.; 268.allg.; 367.allg. Minotaurus (myth.) 298.40 Mintzel, Johann Albrecht 214.allg. Mirjam (bibl.; auch Miriam) 407.22 | 387.1722; 407.22 Mirmidonen (myth.) 363.37 Mislich von Hirschhoff, Johann Brzetislav 54.77 | 54.77f. Mitradates 151(3).1f. Mitzka, Walter 109.73; 256.15; 286.15 Mnemosyne (myth.) 163.29 | 38.17; 163.29 Mocenigo, Lazarus 205.allg. Möller, Gertraut 353.1f., 3f. Mörl, Paul 360.allg. Mörl, Witwe 360.allg. Momus 19(2).T3, 2; 44.5; 48.7; 233(4).T1; 359.95 | 10.7f.; 19(1), 50; 54.47; 233(5).T1; 359.95 Monath (NDB) 168.32 Moncornet, Balthazar 241.allg. Montano (s. Hellwig, Johannes) Mopsus 260.51; 405.29 | 260.51; 405.29 Morbona 12.84; 150(4).3; 359.8; 369.22 | 12.84; 150(4).3; 369.22 Morfeus (myth.; auch Morpheus) 102.5 | 102.5-8 Morich, Hieronymus 334.allg. Moritz von Oranien 235.6 Morold, Barbara (auch Barbarillis) 262.T3, 6, 14, 21, 23 | 262.allg. Morold, Christoph 262.allg. Morpheus (s. Morfeus) Mors 400.1, 4, 5, 7, 9, 12 | 400.9 Morta (myth.) 132.20; 386.11 | 386.11 Mortzfeld, Peter 77.allg.; 255.allg.; 263.allg.; 278.allg.; 302.allg.; 309.allg.; 315.allg.; 319.allg.; 328.allg.; 420.allg.; 424.allg.; 425.allg.; 427.T2f.; 430.allg. Mose (bibl.) 201.6; 387.43 | 201.6; 231.61; 262.allg.; 286.allg.; 344.allg.; 387.17-22, 43f. Moscherosch, Johann Michael (auch der
Personenregister Träumende) 59.10 Moscherosch, Quirin (auch Filander) 327.allg. Mros, Beate XXXVII Mucius (s. Scaevola, Gaius Mucius) Mücke, Cunz (Satirengestalt) 132.20 Mülegg (s. Mülegk) Mülegk, Johann 182.allg.; 348.allg. Mülegk, Magdalena 322.allg. Mülegk, Margaretha Magdalena 71.allg.; 182.allg.; 219.allg. Mülegk, Regina Catharina (auch Catharis) 69.T6, 4, 12, 13, 17, 46, 60 | 69.allg., 4 Mülich (auch Mulich), Michael 212.34, 38, 44, 45, 79 | 212.31-34 Müller, Andreas 222.allg. Müller, Arnd 430.31-33 Müller, Carl Jochen 132.allg. Müller, Heinrich 290.3, 8 | 290.allg., 3 Müller, Joachim 302.allg. Müller, Samuel Adolph 332.allg. Müllner, Joachim (auch Sylenus) 327.allg. Münster, Christian, von 357.7f. Muffel von Eschenau, Christophorus Jacobus 114.allg. Muffel von Eschenau, Maria Clara 114.4 | 114.allg. Mulich, Michael (s. Mülich, Michael) Mulciber (s. Vulkan) Mullerus, David 162.1-3 Multz, Andreas Paul 328.allg. Murr, Helena 100.5, 101; 101.13 | 100.allg.; 101.allg. Murr, Johann Hieronymus 100.allg. Musen (auch Aoniden; Aoninnen; Camoenen / Camönen; Clarien; Heliconinnen; Künstinnen; Pierinnen, Poetinnen) 2.19; 12.8; 13.26, 87; 17.18; 25.1; 27.1, 13; 39.10, 11; 40.8; 46.2, 5; 47.5; 59.14; 60.24, 97; 63.11; 69.26, 42; 84.13; 96.5; 97.10; 100.14; 102.31; 128.9, 20; 157.4; 160.96; 161.45; 163.14, 17, 31; 168.19; 171.6; 200.93; 203.2(Sg.); 212.38, 60; 222.35; 223.5, 14, 16(Sg.), 20; 226.18, 26; 227.10; 229(4).2; 232.52; 247.17; 254.11; 256.16(Sg.); 259.5; 260.30, 85; 266.9; 267.18; 295.4; 297.10; 303.20; 333.37; 335.45; 353.13; 359.104; 371.2(Sg.), 385.10; 387.34; 414.2, 17; 419.72 | 13.allg., 34, 36, 39, 43; 16.31; 25(1).1-6, 8; 27.15, 16(Sg.); 30.allg.; 39.10, 11; 46.2f., 4, 12; 47.3, 7-9; 59.14f.; 60.17-28, 34f., 96f.; 63.11f.; 69.12, 42; 84.13; 96.24; 97.13f., 117.34; 160.allg.(Sg.), 92;
1325 163.17-19; 169.6; 171.5-12, 16; 201.66; 222.35, 36f., 37-44; 223.5, 14, 22; 227.1012; 247.17-19; 256.16(Sg.); 259.5; 280.5; 308.allg.(Sg.); 324.6; 353.13; 355.allg.(Sg.); 359.1; 380.allg.(Sg.); 385.9f.; 401.27f.; 414.16f. Musika 201.4, 21, 37, 113, 122, 152, 165, 173, 183 Musofilus (s. Beil, Johann Leonhard) Mutius (s. Scaevola, Gaius Mucius) Myrtillus (s. Limburger, Martin) Myrmekides 363.20 Myrmidonen (myth.) 363.37 Nacht 105.T2; 292.T6 | 292.allg., T6, 25f. Nährender (auch Nehrender; s. Ludwig I., Herzog von Anhalt-Köthen) Naeve (auch Nefe), Johann 277.allg. Najaden (myth.) 37.23; 69.2; 102.5 | 37.22f.; 69.1-3; 102.1-5 Napeen (myth.) 37.22; 69.1; 356.62, 72 | 37.22f.; 69.1-3; 356.62 Narcissus (myth.; auch Narciß; Narcißus) 62.55; 174.T2, 1, 4, 8; 188.99 | 62.55; 174.T2; 188.91-96, 97-102 Naso (s. Ovidius Naso, Publius) Nassau-Katzenellenbogen, Ludwig Günther, Graf von 93.129 Nathan (bibl.) 231.66 | 231.65f. Natur 370.allg. Naudaeus 286.allg. Naumann, Johann 58.allg. Nauwach, Johann 7.6-8 Nefe, Johann (s. Naeve, Johann) Nehrender (s. Ludwig I., Herzog von AnhaltKöthen) Nehrlich, Henricus 73.allg. Neidhart, Anna Regina 243.T3 | 243.allg. Neidhart, Familie 243.allg. Neptun (auch Neptunus) 179.T2, 7; 197.29; 237.53; | 177.3f; 179.allg., T2, 5-7; 184.allg.; 197.29; 237.52f. Nereinnen (myth.) 69.9 | 69.9f. Nerender (s. Ludwig I., Herzog von AnhaltKöthen) Nero, Kaiser 16.25f.; 69.11; 139.9 Neroninnen 69.11 | 69.6, 11 Nerreter, David (auch Filemon; Philemon) XXIX; XXXV; 411.T2, 30 | 2.allg.; 9.7783; 303.allg.; 363.allg.; 365.allg.; 391.allg.; 411.allg., 1-12, 9f. Nestor (myth.) 54.83; 139.21; 341.1; 398.21 | 54.83; 139.20f.; 341.1; 398.19-21
1326 Neu (auch New), Joachim Christian 100.T2, 93; 101.12 | 100.allg.; 101.allg. Neubauer, Herr 303.allg. Neuberg, Daniel, von (s. Neuberger, Daniel) Neuberger, Daniel (auch Ingeniader; Neuberg, Daniel, von) 359.T2, 41, 73, 122 | 359.allg., 89-91, 98-104, 120, 125; 367.allg. Neuberger, Ferdinand 359.allg. Neumark, Georg (auch Der Sprossende) XXIX; 222.T2, 19; 257.T3; 266.T3; 274(1).T2; 274(2).3; 294.T2, 45; 300.T3 | 9.allg.; 19(1).allg., 51; 33.allg., 22, 36, 38; 54.40f.; 53.3f.; 117.allg.; 155.allg.; 162.allg.; 168.allg.; 213.allg.; 221.allg.; 222.allg., 9-18, 30, 47; 236.allg., 2; 257.allg.; 260.allg.; 267.allg., 1-6; 274.allg.; 274(2).3f., 4; 294.allg., 1, 15f., 29f., 31-34, 35f., 40, 46; 300.allg.; 332.allg.; 387.allg. New, Joachim Christian (s. Neu, Joachim Christian) Newman, Jane O. 345.29-36 Nieblich, Caspar (auch Leucofron) 387.allg. Ninus (myth.) 151(1).T; 407.8 | 151(1).allg., 1f. Nisa 104(4).allg. Niska, Laurentius 9.allg. Noah (bibl.) 61.T6, 2, 6; 387.47 | 61.2; 343.allg.; 387.47 Noe, Alfred XXVI Nöttel, Familie 407.allg. Nöttel, Magdalena Rahel (auch Magdalis; Rahel) 406.T3, 43; 407.26 | 406.allg.; 407.allg., 43 Nopitsch, Christian Conrad 250.allg.; 348.allg. Noridinnen 69.7 | 69.6 Noris 69.1, 12, 17, 33, 45, 49, 57; 139.7; 335.25; 341.13; 356.54; 398.4; 411.1; 430.1, 34 | 22.allg.; 69.12, 64; 70.allg.; 139.7; 391.allg.; 411.1-12; 430. 34f. Notos (myth.; auch Notus) 152(4).1 Novellanus, Simon 146.allg.; 149.allg. Nützel von Sündersbühl, Familie 396.2 | 396.1f., 14 Nützel von Sündersbühl, Gabriel VI. 396.2f., 9 | 396.allg., 6f. Nützel von Sündersbühl, Sohn 396.allg. Nützlicher (s. Hans, Herzog von SchleswigHolstein) Numa Pompilius 214.13 | 214.13f. Nutzbarer (Hübner, Tobias)
Odysseus (auch Ulysses) 171.67 | 22.4; 35.52; 135.5; 152(4).allg., 1; 171.50-68, 67; 272.allg.; 369.19; 408(2).6 Oedipus (auch Oidipus) 64.9 | 64.9f. Oelhafen von Schölnbach, Christoph 276.allg. Oelhafen von Schölnbach, Clara Sabina (auch Clarissa) 123.allg.; 314.allg. Oelhafen von Schölnbach, Elias 71.T2 | 71.allg., 21-23, 35f., 41, 115-117 Oelhafen von Schölnbach, Familie 71.allg.; 77.allg.; 276.27f. Oelhafen von Schölnbach, Georg Tobias (auch Damon) 71.allg., 35f.; 229.allg. Oelhafen von Schölnbach, Hanns (auch Johann) Christoph 71.36 | 71.35f. Oelhafen von Schölnbach, Maria Salome 77.allg.; 78.allg. Oelhafen von Schölnbach, Susanna Maria 279.allg. Oelhafen von Schölnbach, Sixtus 71.33 | 71.33, 34, 41 Oelhafen von Schölnbach, Tobias 77.allg.; 276.allg., 27f. Oeppe, Maria Catharina, von 255.allg. Oertel, Professor 212.61-64 Oestreich, Gerhard 230.1-6 Oettingen-Oettingen, Anna-Sophia, Gräfin von 182.allg. Oettingen-Oettingen, Joachim Ernst, Graf von 182.allg. Oiagros (myth.) 16.2 Oidipus (s.Oedipus) Oldenbourg, Friedrich 299.63; 406.allg. Olearius, Adam 46.6f.; 277.9f. Oliva, Giovanni Paolo (auch Johannes Paul) 231.42; 237.61 | 231.41-46; 237.59-62 Omeis, Dorothea Barbara (auch Dorilis) 363.31 | 363.allg., 31 Omeis, Heinrich 363.allg. Omeis, Johann Heinrich 193.allg. Omeis, Magnus Daniel (auch Damon) XXIX; 335.allg.; 341.allg.; 343.allg.; 344.allg.; 352(2).allg.; 354.allg.; 355.allg.; 363.allg.; 365.allg.; 393.allg.; 402.85; 409.allg. Omfale (myth.; auch Omphale) 132.4 | 132.3, 5; 133.34f. Opitz, Martin (auch Der Gekrönte) XXIIIXXV; XXXV; 16.7, 10, 18; 44.T2, 1; 45.1, 3; 46.1; 47.1, 2, 11, 13; 48.5; 97.31; 102.47; 168.12, 30; 272.19, 30; 277.8; 332.4 | 5.9; 6.allg.; 7.6-8; 9.allg., 77-83; 16.7, 10, 18; 20.6; 37.25-32; 44.allg., 1,
Personenregister 2-5, 9, 10, 14; 45.allg., 3; 47.allg., 1, 9f.; 48.allg.; 59.10; 97.61; 100.29f.; 102.47; 160.57f.; 162.1-3; 168.allg., 1-4, 12, 1316, 26; 206.allg.; 207.allg.; 211.9; 272.19-25, 29f.; 313.allg.; 332.4; 359.6572 Opitzinnen 45.3; 60.35 Orcus / Orkus (s. Pluto) Oreaden (myth.) 37.22; 69.1; 212.21 | 37.22f.; 69.1-3; 212.21 Orenstein, Nadine 146.allg.; 147.allg.; 148.allg.; 149.allg. Orest (auch Orestes) 116.U | 71.48; 116.allg., 30-U1 Orfeus (auch Orpheus) 16.2, 9, 17; 54.30; 94.4; 125.13; 126.10, 35; 168.26; 201.65; 260.10; 266.8; 274(2).1, 4; 302.1; 304.1, 2, 4 | 8.5f.; 16.2, 9, 17; 22.7; 27.19; 47.79; 125.13f.; 126.35; 168.26, 44; 201.65; 260.10; 274.allg.; 274(2).1f.; 302.allg., 1; 304.1-4; 332.5 Origanion (s. Brendel, Johann Martin) Orion 60.5; 82.4; 359.88 | 13.allg.; 60.5f.; 82.3f. Oristilla 292.29 | 262.allg., 29f. Orkus (auch Orcus; s. Pluto) Orontes (s. Betulius, Johann Salomon) Orpheus (s. Orfeus) Orsini, Francesco (auch Ursino, Francisco) 378.allg. Ortelius, Abraham 127.allg. Osthofen, Georg Conrad (auch Amyntas) 115.allg. Oswald, Julius 43.5f.; 97.38; 397.1 Otte, Wolf-Dieter 34.7 Otto, Georg 128.T2, 18 | 128.allg.; 129.allg. Otto, Heinrich Ambrosius 357.allg. Otto III., Kaiser 353.10 Otto, Pfalzgraf von Scheiern 413.1-3 Ottokar Przemysl, König von Böhmen 353.10 Overadt, Peter 127.allg. Ovidius Naso, Publius (auch Ovid) XXXIV; 19(2).T3, 2; 44.5; 48.7; 97.37; 172.T2; 197.89; 221.22; 277.20; 387.27; 410(1).T1, 1 | 1.19-24; 4.11; 8.5f.; 12.5; 14.56; 16.9, 17; 19(2).allg., 3; 25.34; 29.5-7; 39.39; 44.2-5; 47.7-9; 48.7; 60.23f.; 62.56; 63.27f.; 93.126f.; 96.12; 97.13f. ; 100.93-95; 110.1-11; 120.9; 125.13f.; 126.35; 135.39f.; 147.1; 167.6; 168.4, 44, 47f.; 172.allg., T2f., 1f., 2f., 4, 5f., 175.allg.; 176.allg.; 186.allg., 97-102; 189.allg.; 197.16f.; 201.61f., 65, 132,
1327 141f., 173-176; 212.7; 221.22; 223.28; 277.15, 17, 20; 283.14-16; 284.8-10; 300.2; 340.15; 356.46-48; 359.87; 365.3f., 11f.; 387.25-27; 408(3).allg.; 410(1).allg., 1 Owenus, Johannes (auch Owen, John) 204.T2 | 63.80; 204.allg. Paas, John Roger 93.119f.; 104.allg.; 105.allg.; 129.allg.; 131.allg.; 132.allg.; 133.allg.; 134.allg.; 135.allg.; 136.allg.; 137.allg.; 151.allg.; 167.allg.; 171.allg.; 195.allg.; 224.allg.; 249.allg.; 253.allg.; 328.allg.; 357.allg.; 358.allg.; 362.allg.; 401.allg.; 424.allg.; 425.allg.; 427.T2f. Pätus (auch Paetus), Caecina 209.T2, 1 | 209.allg. Palaecome 69.5, 9, 25, 41, 57 | 69.5; 70.allg. Palaemon (auch Palämon; s. Majer, Johann Gabriel) Pales (myth.) 340.16 | 340.16 Pallavicini, Ferrante 196.allg. Pallas (myth.; auch Athene) 12.4, 14; 39.43; 103.4; 127(3).4; 150(2).2; 163.2; 212.71; 222.12; 257.10; 280.42; 300.T2, 2; 306.3; 312.21; 356.3, 17, 44, 49; 358.4; 359.109; 367.2; 414.T1, 3 | 12.4; 39.40-42, 43; 77.allg.; 103.4; 104(8).allg.; 127(3).1, 3; 150(2).allg., 1; 163.2f.; 286.allg.; 300.allg., 2; 312.21-24; 347.allg.; 356.3, 9-16, 44; 358.allg., 4; 359.allg.; 367.2; 414.allg., T2 Palmerio (s. Alberti, Paul Martin) Pan (myth.) 16.28; 37.38; 60.27; 69.56; 201.61; 212.23; 296.9; 359.118; 363.39 | 37.38f.; 60.23f.; 168.47f.; 201.61f.; 212.23; 296.9; 363.39 Pandion (myth.) 4.11; 365.T3f. Panofsky, Erwin 176. T2-3 Pape, George 204.allg. Papinianus, Aemilius (auch Papinian) 232.41; 399.13; 402.49 | 232.41; 399.13; 402.49 Papius 421.allg. Pappenheim, Grafen von 348.allg. Pappenheim, Wolf Philipp, Graf von 427.T2f. Paracelsus 54.33 | 54.32f.; 345.5-9 Paris (myth.) 100.102; 348.13; 356.14; 416.7 | 100.101-103, 104; 356.9-16, 11-18; 416.7f. Parzen (auch Parcen) 69.59; 98.1, 3, 6; 258.T2; 260.7, 21; 316.13; 333.35; 398.16 | 35.34-36; 98.allg., 1f.; 258.allg.; 260.7f., 21-24
1328 Pasiphae (myth.) 298.40 | 298.40 Pasquin (auch Pasquino, Pasquinus) 378.T2, 4 | 378.allg. Paul, Marcus 292.allg. Pauli, G. 132.allg. Paullini, Christian Franz 290.3; 332.13f. Paullus, Lucius Aemillius 299.49-51 Paulus (bibl.) 1.18; 299.49 | 1.18; 299.49-51 Paumgartner von Holenstein, Andreas Georg (auch Polemarchus) 391.T3f., 1; 413.A5 | 122.allg.; 391.allg.; 413.12-15 Paumgartner von Holenstein, Familie 366.20 Paumgartner von Holenstein, Georg Gabriel 82.allg. Paumgartner von Holenstein, Helena Catharina 366.allg., 17 Paumgartner von Holenstein, Maria Magdalena 413.A4f. Pax 114.allg. Pegasus (myth.) 254.13; 277.5; 296.12; 324.7; 353.6; 387.10; 397.9; 405.6; 414.6 | 85.20f.; 96.23; 144.allg.; 254.allg., 9-14, 15f.; 296.11f.; 253.6; 357.19; 387.8-12; 397.9; 405.5f.; 414.8f. Pegnitz 139.T4 | 139.7 Pegnitzinne (Vierzigmann, Felicitas) Pegnitzinnen 69.6; 97.50; 333.37; 412.34 (Sg.) | 69.6; 115.allg.; 412.34 (Sg.) Pegnitz-Najaden 69.1 Pegnitzschäfer 23.allg.; 69.12; 75.allg.; 99.allg.; 115.allg.; 122.allg.; 123.allg.; 163.17-19; 168.allg.; 200.allg.; 212.allg.; 231.1-10; 256.allg.; 262.allg.; 268.allg.; 290.3; 301.allg.; 312.allg.; 314.allg.; 320.allg.; 325.allg., 329.allg.; 335.allg.; 343.allg.; 344.allg.; 354.allg.; 355.allg.; 356.allg.; 363.allg.; 366.allg.; 385.allg.; 391.allg.; 399.allg.; 400.allg.; 402.allg.; 407.allg.; 411.allg.; 413.allg. Peichel (auch Peuchel), Hieronymus 386.allg. Peichel (auch Peuchel), Sophia Catharina 386.T3, 36 | 386.allg. Peleus (myth.) 363.27, 32 | 363.32-35 Peleus (s. Seypel, Johann Jacob) Peller von Schoppershof, Anna Barbara 413.A16f. Peller von Schoppershof, Anna Maria 413.A16 | 413.17 Peller von Schoppershof, Christoph 413.T4, A2 | 122.allg.; 413.5f. Peller von Schoppershof, Familie 413.9 | 122.22f. Peller von Schopershof, Herr 291.allg.
Peller von Schoppershof, Jobst Christoph 413.A16 | 413.23f., 32 Peller von Schoppershof, Johann Jacob 413.T2, A19 | 119.allg.; 122.allg.; 413.allg., 25f. Peller von Schoppershof, Martin 263.allg. Peller von Schoppershof, Maria Christina 413.20f. Peller von Schoppershof, Maria Eleonora 413.18f. Peller von Schoppershof, Maria Juliana 413.22 Peller von Schoppershof, Maria Magdalena (auch Bellinde) 122.T4, 43; 391.T7f. | 122.allg.; 391.allg.; 413.12-15 Pellicer, Johann Georg (auch Thyrsis) 333.32 | 290.3; 333.allg., 25-27, 31-33, 46, 335.allg.; 346.allg.; 355.13 Pellicer, Matthias (auch Lysis) 355.13 Penelope (myth.) 135.5 | 135.5 Penthesilea (myth.) 77.allg. Pentz (auch Penz), Christian, Graf von 54.75 | 54.75f.; 58.1-3 Periander II. (s. Lochner, Carl Friedrich) Periander I. (s. Lochner, Friedrich) Perseus (myth.) 173.T2, 2, 5; 387.9 | 60.3; 173.allg., T, 2, 5-8; 197.26f.; 359.87; 387.8-12 Persijn, Reinier, van 104.allg.; 105.allg. Persius, Aules Flaccus 16.25, 27 | 16.25f. Pertzsch, Johann 347.allg. Peters, Lambert F. 270.25-36 Peters, Thomas 299.12 Petrarca, Francesco XXIII Petronius, Cajus (auch Petron) 168.allg. Peuchel, Hieronymus (s. Peichel, Hieronymus) Peuchel, Sophia Catharina (s. Peichel, Sophia Catharina) Pez von Lichtenhof (auch Petz), Ursula (auch Ursette) 344.T3 | 344.allg. Pfalz-Neuburg, Graf von 367.allg. Pfaudt, Lucas 18.allg. Pfaudt, Regina Sophia 18.T2 | 18.allg. Pfeiffer, Michael 99.allg. Pfinzing von Henfenfeld, Anna 71.34, 41 Pfinzing von Henfenfeld, Carl Sebastian (auch Carolino; Locaro) 335.T2 | 335.allg. Pfinzing von Henfenfeld, Catharina 118.allg. Pfinzing von Henfenfeld, Familie 118.67; 350.25-30 Pfinzing von Henfenfeld, Helena 100.allg. Pfinzing von Henfenfeld, Margaretha 279.allg.
Personenregister Pfinzing von Henfenfeld, Monsieur 314.allg. Pfinzing von Henfenfeld, Paulus 118.allg. Pfitzer, Johann Nicolaus 345.T2, 112 | 343.allg.; 345.allg., 11f., 93f. Pflanzender (s. Wende, Georg) Phaeton (myth.; auch Faeton) 96.20 | 96.1721; 147.1; 308.allg. Pharao (bibl.; auch Farao) 237.74-76; 419.43f. Phemonoe (myth.) 387.17-22 Phidias (auch Fidius) 356.37; 359.50 | 356.37 Philemon (s. Nerreter, David) Philipp, Herzog von Holstein-SonderburgGlücksburg 221.allg. Philipp II., König von Makedonien 151(2).1 | 151(2).1 Philipp III., König von Spanien 73.allg. Philipp IV., König von Spanien 237.49-51 Philisilla (s. Filisille) Philo, Publius Furius 341.allg. Philostratus 126.38 Phöbus / Phoebus (s. Apollo) Phönix (s. Fönix) Phosphor (auch Fosfor) 228.45; 324.36; 419.17 | 228.45-64; 324.26-38; 419.17-20 Piccolomini, Ottavio (auch Amalfi) 27.allg., 45, 45-48, 73-77; 100.6-12; 102.allg., 49; 163.allg., 60f.; 165.5-12 Pickelhering 41.8 | 41.8 Pierinnen (s. Musen) Pierus (myth.) 40.8 Pillenhofer, Heinrich 69.allg.; 93.allg.; 115.allg. Pillenhofer, Jacob 183.5-11 Pillenhofer, Verleger 68.allg. Pindar 19.T5, 359.1; 405.25 Pipenburg, Familie 63.33-52 Pipenburg, Joachim 59.U; 183.U; 266.48 | 34.allg.; 53.allg.; 56.allg.; 58.allg.; 59.allg., 31; 98.allg.; 99.allg.; 142.allg.; 182.allg.; 183.allg., 5-11; 266.41-48, 48 Pipius, Leonhard 163.allg. Pirithous (myth.) 11.allg., 7; 116.2 Plato 100.54; 201.25; 369.28 | 100.17-21, 5355; 201-25, 162.f.; 254.19f.; 369.28 Plato, der Jüden (s. Maimonides) Platzius, Conradus Wolffgangus 345.allg. Plautus, Titus Maccius 212.78; 299.43 Plechl, Helmut 69.5 Pleitner, Johann 262.allg. Plinius Secundus, Caius 410(3).T | 93.74f.; 85f.; 326.5; 410(3).allg., 3; 418.T Plutarch 7.9-12, 184.allg.; 414.allg. Pluto (myth.; auch Hades; Orcus; Orkus)
1329 14.48; 35.54; 37.22; 43.6; 66.6; 69.1; 178.T2, 1; 212.21; 345.11 | 14.48; 35.41, 54; 37.22f., 26; 43.6f.; 66.6; 69.1-3; 116.2; 177.allg., T2, 1, 3f.; 184.allg.; 212.21 Plutoninnen 43.8 | 43.7f. Plutos (myth.) 177.allg., 3f. Podalir (myth.; auch Podaleirios) 260.9; 386.5 | 260.9; 369.44; 386.5 Pömer von Diepoldsdorf, Albert 66.1 Pömer von Diepoldsdorf, Familie 77.allg.; 283.allg.; 335.25-30 Pömer von Diepoldsdorf, Gabriel 283.T2 | 283.allg. Pömer von Diepoldsdorf, Georg Abraham 77.allg.; 335.35f. Pömer von Diepoldsdorf, Georg Jacob 77.allg.; 378.allg. Pömer von Diepoldsdorf, Helena Rosina 77.allg.; 84.allg. Pömer von Diepoldsdorf, Johann Christoph 77.allg.; 82.allg.; 140.allg. Pömer von Diepoldsdorf, Jacob 77.allg. Pömer von Diepoldsdorf, Johann Jacob 77.T2, 8 | 77.allg.; 78.allg.; 79.allg.; 140.allg. Pömer von Diepoldsdorf, Maria 77.allg.; 123.allg.; 157.allg. Pömer von Diepoldsdorf, Maria Helena (auch Helidora; Harimänela) 335.T3, 31 | 335.allg. Pömer von Diepoldsdorf, Maria Regina 283.31 Pömer von Diepoldsdorf, Maria Sabina 116.allg.; 270.allg., 22-24 Pömer von Diepoldsdorf, Wolfgang Jacob 77.allg.; 283.allg. Pörnbacher, Karl 43.5f.; 171.allg., 10-12, 2124, 50-68, 69-76, 77-80; 130.10 Poesy 210.1, 17 Poetinnen (s. Musen) Polemarchus (s. Paumgartner von Holenstein, Andreas Georg) Poliander (s. Ingolstetter, Andreas) Pollio, Konsul 12.5 Pollux (myth.) 298.17 Polyanthus (s. Stöberlein, Johann Leonhard) Polybios 63.73f. Polydor (s. Lösch, Johann Achatz) Pomona (myth.) 159.5; 270.22; 324.17; 340.15; 399.18 | 159.allg.; 270.22-24; 324.17; 340.15; 399.15 Pompejus (auch Pompeius), Magnus, Cnaeus 151(4).1f.
1330 Popp, Georg 185.allg.; 394.allg. Popp, Susanna (auch Isis) 394.T2, 1 | 185.allg.; 394.allg. Porcius 408(3).2 | 408(3).2 Porsenna 210.1, 6 | 210.allg. Poseidon (myth.) 37.26; 100.93-95; 177.3f.; 237.52f. Potiphar (bibl.) 195.T2; 407.14 | 195.allg., 6f., 10 Potiphara (bibl.) 195.8 Praetorius, Bernd 168.32 Praetorius, Herr 405.T1 | 405.allg. Praun (auch Braun), Barbara Helena 398.allg. Praun (auch Braun), Familie 118.allg., 1-7, 10-13, 13-17, 57f. Praun (auch Braun), Michael (auch Der Vorstellende) 213.T2, 5 | 213.allg.; 276.allg. Praun (auch Braun), Paulus III. 118.33, 50 | 118.allg., 50-53, 57f. Praun (auch Braun), Paulus II. 118.allg., 57f. Pressel (ADB) 168.allg. Preißler (s. Preußler) Preußler (auch Preißler), Daniel 167.T2, 9 | 167.allg., 1-7, 14-16 Priamos (myth.) 138.32f. Priapus (myth.) 132.10; 197.18 | 132.10-12; 197.17-19 Priefer (s. Prüfer) Progne (myth.) 4.11; 365.7 | 4.11; 25.34; 365.3f., 7 Prometheus (myth.) 201.53 | 201.53, 173-176 Propertius Sextus (auch Properz) 13.35f.; 63.27f. Proserpina (myth.) 116.2 Proteus (myth.) 16.19 Prüfer (auch Priefer), Elisabeth 185.T3, 42 | 185.allg. Prüfer (auch Priefer), Familie 185.allg. Prüfer (auch Priefer), Susanna (auch Isis) 394.allg. Prunner, Herr 331.allg. Prutenio (s. Kongehl, Michael) Psyche 148.1 | 96.29-36; 147.allg.; 148.allg., 1 Ptolemaios II. 341.6 Publicoli (römische Familie) 343.allg. Pühel, Eva Catharina 237.T5f.; 78, 79; 238.49 | 237.allg.; 238.allg. Pühel, Christoph 237.allg.; 238.allg.; 401.allg. Pühler, Handelshaus 270.25-36; 271.allg. Pühler, Herr 109.allg. Pühler, Johannes Michael 270.allg.
Pühler, Maria Sabina 270.T4 | 270.allg., 16, 19-21 Pumpe, Max (Satirenfigur) 132.28 Pygmalion (myth.) 356.48 | 356.46-48 Pylades (myth.) 71.48, 85; 116.30 | 71.48; 116.30-U1 Pyracmon (myth.; auch Arges) 37.26 | 37.26 Pyritz, Hans 60.28; 97.40; 100.29f. Pythagoras 93.126f.; 201.25, 26 Pytheas 13.79 Pythia 160.105-107 Quirinus, Sestius 37.allg. Quistorp, Johann 60.82, 84 | 60.82f. Rachel (bibl.; auch Rahel) 14.16; 218.7; 348.18; 388.21, 24; 407.43; 409.21; 422.42 | 14.16f.; 218.3-8; 384.allg.; 388.19, 23f.; 407.allg.; 409.19-24 Räcknitz, Familie, von 72.allg.; 100.82f. Räcknitz, Gall III., von 100.82f. Rahel (bibl.; s. Rachel) Rahel (s. Nöttel, Magdalena Rahel) Rahn, Heinrich 163.allg. Raphael (bibl.) 231.57; 237.40; 419.35 | 237.40; 354.allg.; 419.35 Rappe, Guido 201.155 Rauck, Melchior (auch Meliböus) 323.T2 | 323.allg., 1-4, 6 Rautenberg, Barthold, von (auch Der Blühende) 59.9 Rebecca (bibl.) 354.8; 407.21 | 354.allg.; 407.21 Rebenlein, Jakob 58.allg. Rebhan, Straßburger Universitätslehrer 312.25-32 Reichelt, Herr 313.allg. Reichold, Caspar 1.allg. Reinhard, Wolfgang 243.allg. Reinhild (s. Catharina, Heilige; Rieter von Kornburg, Maria Catharina) Reinwald, W. F. H. 389.23 Reisen, Johann Heinrich 338.allg. Reißenleutter, Martin (s. Reüsenleiter, Martin) Renger, Druckerei 286.allg. Renschel (auch Rentschel; Rentzschel), Georg Christoph 248.T2; 285.T2, 1, 13 | 248.allg.; 285.allg., 5 Rentsch, Johann Wolfgang 285.allg.; 357.allg. Rentsch, Magdalena Martha (auch Lucella) 212.allg. Reske, Christoph 245.allg.; 299.63; 311.allg.;
Personenregister 334.allg.; 369.allg. Reumann, Joachim 120.allg. Reusenleiter (auch Reüsenleiter; Reißenleutter), Martin 230.T2 | 230.allg.; 310.allg. Reuß, Reichsritter, von 308.6f. Rhoxane (s. Rossane) Richel, Johann 60.allg. Richter, Georg 85.allg. Rickhes (auch Rickes), Matthäus 245.allg. Rickhes (auch Rickes), Michael 245.allg. Rickhes, Susanna 245.allg. Riechender (s. Schneuber, Johann Matthias) Riedesel, Hanns Heinrich (s. Rietesel, Johann Heinrich) Riemann, Hugo 7.6-8; 120.allg.; 125.allg.; 169.24; 201.82-84, 86, 89, 90, 91; 211.6; 247.allg.; 292.allg. Rieter von Kornburg, Anna Catharina (auch Sirene) 215.73, 79 | 119.allg.; 215.78f.; 341.20f. Rieter von Kornburg, Burkhard Albrecht 203.T5, 52, 57, 82, 110, 113, 119 | 196.allg.; 203.allg. Rieter von Kornburg, Dorothea Elisabeth (auch Dorilis; Dorothee) 187.T2, 1, 22; 215.90 | 187.allg.; 190.allg.; 215.89-96, 113-115 Rieter von Kornburg, Familie 94.allg.; 95.13; 96.allg.; 119.allg.; 126.allg.; 156.allg.; 158.13-18; 168.allg.; 203.allg.; 430.allg., 34f. Rieter von Kornburg, Herr 220.allg. Rieter von Kornburg, Maria Catharina (auch Reinhild; Silvia) 156.T3, 21, 67, 85; 190.T2, 1, 18 | 94.allg.; 155.allg.; 156.allg., 1-6, 18f., 25-66; 158.39-42; 187.allg.; 190.allg., 17-20 Rieter von Kornburg, Paul Albrecht (auch Sireno) 203.T3, 13; 215.T2f., 93, 101, 118; 430.T2, 7, 18, 27, 37, 48 | 49.allg.; 126.allg.; 156.allg.; 187.allg.; 203.allg., 1-4; 215.allg., 1-24, 33-41, 42-48, 53-55, 57-72, 89-93, 113-115; 220.allg.; 341.20f.; 430.allg., 31 Rieter von Kornburg, Paul Erdmann Christoph 94.3f.; 95.41, 51 | 94.allg., 9f., 12-14; 95.allg., 11-20, 41; 203.1-4 Rieter von Kornburg, Philippina Jacobina 94.allg., 9f., 11f.; 95.43; 359.25-32 Rieter von Kornburg, Paul Sigmund 94.allg., 9f.; 95.43 Rietesel, Johann Heinrich (auch Riedesel, Hanns Heinrich; Der Knöpfichte) 9.26;
1331 11.T2, 10 | 3.allg.; 9.allg., 73; 10.allg.; 11.allg., 7, 13f.; 12.allg.; 74.allg. Riezler (ADB) 201.86 Ringsgwand, Martha Juliana 164.3 | 164.allg. Rist, Johann (auch Dafnis aus Cimbrien, Der Rüstige) XXV-XXVII; XXIX,; XXXV; 19.T2, 51, 61, 72; 19(2).T1; 39.T2, 6, 13, 15, 20, 27, 32, 36, 41, 48, 52, 55; 54.T2, 9, 15, 33, 64, 66, 68, 77, 97, 107, 108; 58.T3, 1, 5, 17; 266.T2, 6, 10, 21, 33, 81 | 19.allg.; 19(1).5, 5-8, 21-24, 49-60; 19(2).allg.; 20.allg.; 33.3; 34.allg.; 39.allg., 41, 47f., 51f.; 50.allg.; 52.allg.; 54.allg., 4-6, 13-16, 19f., 21f., 26f., 31, 32f., 69, 75f., 85-87, 87f., 91f., 93-96; 55.allg.; 56.allg.; 58.allg., 1-3; 59.allg., 6; 85.allg.; 97.61; 118.13-17; 182.allg.; 229.allg.; 260.120; 266.allg., 1-8, 10, 16, 25-29, 30-32, 46, 48; 359.allg.; 407.23 Rittershausen (auch Rittershusius), Nicolaus 69.T3 | 69.allg.; 70.allg. Rochus (Heiliger) 157.allg. Röling, Johann 353.1f. Römer, Tessel 416.10 | 416.9f. Röse, Paulus XXIX; 259.allg.; 265.allg.; 287.allg.; 303.allg.; 316.allg.; 324.allg. Rösel, H. 109.allg. Rösel, Wilhelm 120.T2 | 120.allg.; 121.allg. Rösel, Wolfgang 120.allg. Roland (myth.) 196.12; 357.34 | 196.12; 357.34f. Rompler von Löwenhalt, Jesaias 168.allg. Ronder (s. Zamehl, Gottfried) Rose, Bruder 403.allg. Rose, Johann 403.allg., 15 Rose (auch Rosa), Johann Leonhard XXIX; 403.T2 | 403.allg., T3, 1-4, 5, 9-11; 409.allg. Rosenthaler, Conrad 164.T2 | 164.allg. Rosenthaler, Frau 405.allg., 13f. Rosenthaler, Jungfrau 405.T3, 32 | 405.allg. Rosenthaler, Herr 405.allg. Rosenthaler, Töchter 405.allg. Rosibelle 11.9 | 11.9 Rosibelle (s. Lintzen, Susanna Margaretha, von) Rosidan (s. Geuder, Johann) Rossane (auch Rhoxane, Roxane) 292.T4, 25 | 292.allg., 27f. Roth, Johann Ferdinand 263.allg. Roth, Gunhild 61.8 Roth, Jacob 338.allg. Rubinger, Anna Maria 25.T4; 109.3 | 25.allg;
1332 55.allg., 28; 109.allg., 4-6 Rubinger, Clara Catharina 25.allg. Rubinger, Familie 25.allg.; 63.54f. Rubinger, Johann 109.4 | 25.allg.; 109.allg., 4-6, 26 Rubinger, Johann Adam 424.T2, 3 | 25.allg.; 103.allg.; 424.T2f. Rubinger, Witwe 424.T2f. Rudolf II., Kaiser 214.18 | 214.15-18; 216.allg. Rudolf August, Herzog von BraunschweigLüneburg 289.allg. Rüstiger (s. Rist, Johann) Rüther, Hanno 99.2 Ruffer, Hanna (s. Graß, Hanna) Rumpf, Marianne 161.allg. Rupprich (ADB) 97.40 Rusam, Hermann 122.27f. Rut (bibl.) 407.23 | 407.23 Ryssel, Christian, von (auch Der Beschirmete) XXIX; 221.T2, 41; 236.T2, 5 | 221.allg.; 236.allg., 1, 2 Saar, Johann Jacob 224.T2, 14 | 224.allg., 5f. Sach (ADB) 60.104f. Sachs, Hans 2.11; 133.68-84, 104-112 Sadeler, Johann 127.allg.; 127(1).allg.; 127(2).allg.; 127(3).allg.; 127(4).allg. Sadeler, Raphael 127.allg.; 127(1).allg.; 127(2).allg.; 127(3).allg.; 127(4).allg.; 145.allg.; 150.allg. Sagittarius, Johann Christoph 12.allg. Salana 260.allg., 101, 105 Salanen 260.85 Sallustius Crispus, Caius 1.7-12 Salomo (bibl.) 18.11; 119.20; 237.43; 238.3, 41; 275.6; 314.2, 43; 363.13; 387.31; 415.1 | 13.allg.; 18.10; 119.20; 235.4; 237.43f.; 238.1-4, 41-44; 275.allg.; 314.14, 43f.; 332.allg.; 343.allg.; 363.13-18; 387.31 Salomon von Creutz, Herr 270.allg. Salus (myth.) 356.61 Samson (bibl.; auch Simson) 196.T2, 4, 14; 387.40 | 196.4, 13-21; 387.allg., 40f.; 407.15 Sandrart, Familie 372.T2; 379.T2 Sandrart, Jacob, von XXXV; 167.allg.; 182.1f.; 197.allg.; 198.allg.; 228.allg.; 235.allg.; 249.allg.; 255.allg.; 257.allg.; 264.allg.; 274.allg.; 285.allg.; 309.allg.; 319.allg.; 357.allg.; 358.allg.; 362.allg.; 367.allg.; 370.allg.; 416.allg.
Sandrart, Joachim, von (auch Fabius; Der Gemeinnützige) XXIX; XXXV; 104.T3; 356.T2f., 1, 27, 37, 61, 81; 367.T3; 390.T2, T4, 3; 408.T3 | 104.allg.; 104(3).allg.; 104(11).6; 105.allg.; 152.allg.; 209.allg.; 210.allg.; 235.7; 261.allg.; 356.allg., T2-T5, 1-6, 5, 10, 3336, 37, 53-55, 61, 65; 359.allg.; 367.allg., 1, 3; 370.allg.; 371.allg.; 372.allg.; 377.allg.; 390.allg.; 408.allg; 408(3).T; 414.allg., 33; 415.allg., 39-41; 416.allg.; 417.allg.; 418.allg.; 420.allg. Sandrart, Magdalena Christina, von 420.T3 | 420.allg. Sandrart, Susanna Maria 416.T2, 10 | 416.allg., 9f. Sanherib (bibl.; auch Senaherib) 93.80 | 93.76-80 Sara (bibl.) 407.20 | 129.23f.; 354.allg.; 407.20 Sartorius, Drucker 66.1 Sartorius, Friedrich 13.allg.; 25.allg. Sartorius, Martinus XXIX; 268.T2 | 268.allg., 2f., 9-16, 14-16, 17f., 29-32, 41-44 Sassenhagen, Anna 165.T3; 166.14 | 165.allg. Sassenhagen, Matthäus (auch Lysis) 165.T6; 166.T3; 191.T2, 1, 21 | 158.allg.; 165.allg., 5-12, 17-19; 166.allg.; 191.allg., 71, 74-76 Satan (bibl.) 222.1; 272.5; 308.allg. Saturnus (myth.; auch Kronos, Saturn) 176.T2 | 172.1f.; 176.allg., T2-3, 5f. Sauffaus, Cort (Satirengestalt) 132.43 Saul (bibl.) 201.157; 222.24 Saxl, Fritz 176.T2-3 Scävola (auch Scaevola), Publius Mucius 232.41; 299.50 | 232.41; 299.49-51 Scävola (auch Scaevola), Quintus Mucius 232.41; 299.50 | 232.41; 299.49-51 Scaevola, Caius Mucius (auch Mucius, Mutius) 210.allg., 7f. Scaliger, Joseph Justus 63.73f.; 162.1-3 Scaurus, Marcus Aemilius 343.allg. Schäfer (auch Schöffer), Peter 299.24, 55 | 299.allg., 21-25, 55 Schaevius, Heinrich 62.allg. Schaff von Habelsee, Johann XXX; 357.T3; 358.T2 | 357.allg., 9-12, 25-28; 358.allg., 3 Schaff Johann (sen.) 357.T8 Schaffer, Adam XXIX; 322.29 | 217.allg.; 218.14-16; 219.allg.; 322.allg., 27f., 32 Schaffer, Johann Hermann 322.T2f. |
Personenregister 322.allg., 3f., 26, 27f. Schaffgotsch, Familie, von 168.13-16 Schaffgotsch, Johann Ulrich, von 168.13-16 Schaumann (Registrator) 359.allg. Schede, Paulus Melissus (auch Meliß; Melissus, Paulus; Schedius) 97.40 | 97.40 Scheele, Johann 247.allg.; 364.allg. Schein, Hermann 201.89 | 201.89 Schelnekker, Herr 332.allg. Scherer, Heinrich 237.57 | 237.57 Scherer (NDB) 104.allg. Scheurl von Defersdorf, Catharina Philippina (auch Philippine) 343.T3, 1 | 341.allg.; 343.allg. Scheurl von Defersdorf, Familie 329.1f. Scheurl von Defersdorf, Heinrich Julius 84.allg. Scheurl von Defersdorf, Helena 256.53f. Scheurl von Defersdorf, Hieronymus 115.34f. Scheurl von Defersdorf, Maria Barbara 329.T3 | 329.allg. Scheurl von Defersdorf, Philippine (s. Scheurl von Defersdorf, Catharina Philippina) Scheurl von Defersdorf, Regina Catharina 115.T5 | 115.allg.; 138.allg. Schiele, Georg 266.allg. Schiller, Friedrich, von 419.17-20 Schilling, Michael 41.12-14; 168.allg. Schirmer, David XXIX; 277.T2, 18 | 277.allg., 1-4, 5-11, 9f., 18f., 25-27 Schischkoff, Georgi 345.1f.; 369.28 Schlage, Thomas 125.allg.; 169.allg. Schlick, Stephan, Graf von 393.allg. Schlüsselfelder von Kirchensittenbach, Hieronymus Wilhelm 335.allg. Schlüsselfelder von Kirchensittenbach, Ulrich Wilhelm 203.allg. Schlüter, Joachim 60.90 | 60.90f. Schmackhafter (s. Wilhelm IV., Herzog zu Sachsen-Weimar) Schmale (NDB) 167.36 Schmid, Joachim Heinrich 294.allg. Schmid (auch Schmied), Melchior 302.T2 | 302.allg. Schmid (NDB) 7.6-8 Schmid, Sabina 364.allg. Schmied (Notar) 403.allg. Schmied, Wolfgang 402.allg. Schmidt (ADB) 97.40; 104.allg.; 106.allg.; 131.allg. Schmidt, Heinrich 345.1f.; 369.28 Schmoldt, Hans 125.20; 272.5; 309.4; 357.53; 394.A1; 398.8
1333 Schnabel, Werner Wilhelm 3.allg.; 100.82f.; 117.allg.; 185.allg.; 245.allg., 1-14 Schnabel, Zacharias 212.28, 46, 79 | 212.28 Schneuber, Johann Matthias (auch Der Riechende) 168.allg. Schnitzer, Veit 132.38 Schober, Anna Barbara 402.70f. Schober, Johann Friderich 402.T2 | 402.allg., 1-6, 27-32, 37-40, 49-56, 57-60, 70f., 85 Schöbel von Rosenfeld, Georg 332.allg. Schöffer, Peter (s. Schäfer, Peter) Schöne, Albrecht 16.7; 120.39-45; 131.allg.,133.53; 159.1-3; 170.1; 172.T2f., 2f., 5f.; 181.3f.; 184.allg.; 197.11f.; 201.169; 217.1f., 2; 228.65-70; 230.2-6; 232.13-16; 236.4; 269.1-3; 272.17; 284.8-10; 306.1, 3; 312.9-16; 314.25; 322.13; 334.53-55; 345.5-9, 94f.; 372.1; 385.29, 31f.; 398.19-21; 401.5-8, 20-22, 23f.; 408(2).6; 408(3).T; 414.7 Schöner, Daniel 336.allg. Schöner, Sigmund 336.allg. Schönhaintz, Petrus 84.allg. Schönnerstädt, Johann Heinrich 365.allg. Schöpf, Johann Leonhard 357.allg. Schöpper, Jacob (s. Schopper, Jacob) Schöttell, Justus Georgius (s. Schottelius, Justus Georgius) Schötthell, Justus Georgius (s. Schottelius, Justus Georgius) Schoff, Gottsche II. (auch Gottsche) 168.15 | 168.13-16 Schollenberger, Hans Jacob 302.allg. Schopper (auch Schöpper), Jacob 252.4 | 252.allg. Schottelius, Justus Georgius (auch Fontano; Schöttell; Schötthell; Suchender) 31.T2; 32.T2 | 13.allg.; 19(1).22; 31.allg.; 32.allg.; 33.3; 39.1; 48.10; 59.allg., 5, 8; 85.27; 118.13-17; 201.107, 108-111; 294.15f.; 296.9; 332.allg.; 387.5 Schrämchen, Lex (Satirengestalt) 132.53 | 132.23 Schroeder, Felix, von 249.allg. Schröder, Johann (s. Schrödter, Johann) Schröder, Otto 94.allg. Schröder, Rector 312.25-32 Schrödter, Adolph Friedrich 63.allg. Schrödter, Familie 63.40f. Schrödter (auch Schröder), Johann 61.allg.; 63.allg., 101-104, 110, 111; 201.90 Schürerus, Zacharias 212.allg. Schütz, Heinrich 201.89 | 201.89
1334 Schulte, Susanne 60.28 Schulz (auch Schultz), Johann 201.90 | 201.90 Schulze-Altenappenberg, Hein. Th. 147.allg.; 148.allg. Schurz (auch Schurtz), Cornelius Nicolaus 263.allg.; 328.allg. Schuster, Esther Susanna 427.T3 | 427.allg. Schuster, Johann Georg 132.53 | 427.allg., T2f., 3, 4-6, 7-12 Schuster, Ralf XXV; XXXVI; 129.23f.; 345.18-20, 29-36 Schwab von Bißlohe, Anna Susanna 200.allg.; 341.1-3 Schwan, Wilhelm 56.allg. Schwarz (auch Schwartz), Anna Dorothea 103.T5 | 103.allg. Schwarz, Berthold 229(2).3 | 229(2).3f. Schwarzenbach, Stina Rahel 153.allg. Schwegler, Michaela 63.110 Schwemmer, Henricus 220.allg. Schweser, Johann Friedrich 357.allg. Schweser, Herr (s. Sueser, Herr) Scipionen 391.allg. Scuderi, Herr, von 254.allg. Sdzuj, Reimund B. 168.allg. Sechst, Helena Susanna 393.allg. Sechst, Johann (auch Alcidor) 13.allg.; 23.allg.; 25.allg.; 99.allg.; 247.allg; 301.allg.; 307.allg.; 312.allg.; 325.allg.; 329.allg.; 331.allg.; 335.allg.; 341.allg.; 343.allg.; 344.allg.; 352(2).allg.; 354.allg.; 355.allg.; 365.allg.; 393.allg. Seeling, Clara Barbara 409.allg. Seeling, Daniel 405.8 Seeling, Leonhard Samuel (auch Losaling) 405.allg., 13f. Seelmann, Sebastian (auch Silvius II.) 272.allg.; 359.allg. Segebrecht, Wulf 3.3 Seibold, Gerhard 263.allg. Seifert, Herbert 292.allg. Seippel, Johann Jacob (s. Seyppel, Johann Jacob) Selene (s. Diana) Sellink, Manfred 146.allg.; 147.allg.; 148.allg.; 149.allg. Semele (myth.) 180.allg. Semiramis (myth.) 151(1).3; 407.8 | 151(1).3f.; 407.7-9 Senaherib (s. Sanherib) Seneca, Lucius Annaeus 63.60f., 65, 67f., 71, 73f., 80; 192.59-62 Sengenwald, Georg 274.allg.
Senitz, Elisabeth, von (auch Celinde) 387.allg. Sennert, Michael 355.allg. Serafin 308.11 Seypel, Johann Jacob (auch Seippel; Peleus) 363.T2 | 363.allg., 27 Sibyllen (myth.) 382.allg. Siebertz (NDB) 224.allg. Siebmacher, Johann 270.1-6 Siegprangender (s. Anton Ulrich, Herzog von Braunschweig-Lüneburg) Silber, Karl-Bernhard 1.16f.; 8.5f.; 75.allg.; 97.62-64; 115.allg.; 117.allg.; 243.allg. Silen (myth.) 104(10).5; 359.110 | 104(10).allg., 5f. Silvander (auch Sylvandre) 141.7, 10 | 141.7f. Silvano (s. Haller von Hallerstein, Jacob Willibald) Silvia (s. Rieter von Kornburg, Maria Catharina) Silvius (s. Frank Christoph; Seelmann, Sebastian) Simon, Matthias 118.allg.; 128.allg.; 158.allg., T2; 182.allg.; 228.allg.; 239.allg.; 250.allg.; 251.allg.; 252.allg.; 262.allg.; 268.allg.; 275.allg.; 278.allg.; 290.3; 307.allg.; 321.allg.; 330.allg.; 341.allg.; 351.allg.; 363.allg.; 365.allg. Simson (s. Samson) Sirach, Jesus (s. Syrach) Sirene (myth.) 203.27 Sirene (s. Rieter von Kornburg, Anna Catharina) Sirenen (myth.) 95.1-3 Sireno (s. Rieter von Kornburg, Paul Albrecht) Sirius (myth.) 334.1 | 104(7).allg., 1; 120.allg. Sol (myth.) 301.12 | 280.11; 286.allg.; 301.12 Sommer, Johann 62.allg. Sønderholm, Erik 54.69 Sophia 259.18 | 259.18 Sophia Elisabeth, Herzogin von Braunschweig-Lüneburg 33.allg.; 34.allg., 7f. Sophokles 64.9f. Sostratos aus Knidos 341.6; 345.1f. Sozommenos, Hermeios Salaminos 126.1-16 Spahr, Blake Lee 97.allg.; 218.3-8 Spengler, Johann Friedrich (auch Charikles) XXIX; 409.T2 | 401.allg.; 409.allg., 19-21 Sperl, August 168.allg. Spielender (s. Harsdörffer, Georg Philipp) Spinalba (lit. Gestalt) 188.121-126 Spinnerin (s. Graß, Hanna; Ruffer, Hanna) Sporhan-Krempel, Lore 34.7f.; 360.allg.
Personenregister Sprossender (s. Neumark, Georg) Staden, Adam 247.allg. Staden, Anna Barbara 402.T5 | 247.allg.; 402.allg. Staden, Familie 247.allg. Staden, Johann (Komponist) 201.91 Staden, Johann (Kaufmann) XXIX; 205.allg.; 247.allg.; 288.allg.; 309.allg.; 401.allg.; 402.allg. Staden, Johann, d. J. XXIX; 247.T2, 17 | 247.allg. Staden, Sigmund Theophil (auch Gottlieb) 201.91; 309.T2f., 2 | 125.1-4; 201.91; 247.allg.; 309.allg.; 402.allg. Stadler, Dorothea 230.T4, 15, 24 Stagyrit (s. Aristoteles) Stahl, Daniel 128.allg. Stahlschmidt, Michael 62.allg. Stanescu, Heinz 272.allg., 31-44 Starck, Elisabeth 2.9 Statius, Publius Papinius 13.36 Stauffenberg, Freiherr von 262.15 Stauffer (auch Stauff) von Untrach, Familie 351.allg. Stauffer von Untrach, Ehrenreich 351.allg. Stauffer von Untrach, Elias 351.allg. Stauffer von Untrach, Helena Catharina 351(1).T4, 20 | 351.allg. Steiger, Johann Anselm XXVf.; XXXVI; 56.allg. Stein, Carl, von 228.T3, 52 | 228.allg., 45-64, 65-70; 231.38-40; 232.allg.; 255.allg. Stein, Gottfried (auch Gotfried) 369.T2 | 369.allg. Stein, Margarethe, von 228.allg.; 231.38-40 Stein, Maria Catharina, von 255.T2 | 255.allg. Steinmann, Ernst 1.allg. Steinmann, Tobias 332.allg. Stekelenburg, Dick, van 85.allg. Stelling, Catharina 53.allg. Stemplinger, Eduard 97.40 Stengel, Herr 399.allg. Stenzmann 403.allg. Stern, Heinrich 30.allg.; 53.allg.; 266.allg.; 292.62 Stern, Johann 30.allg.; 53.allg.; 292.62 Sterne, Verleger 299.62 | 266.allg. Steropes (myth.) 37.26 | 37.26 Stetten, Anna Barbara, von 413.A16f. Stetten, Christoph, von 413.A17 Stetten, Familie, von 413.24 Stetten, Magdalena, von 413.23f. Stieler, Caspar 222.allg.
1335 Still, Brigitta 63.allg. Stockfleth, Heinrich Arnold (auch Dorus) XXIX; 284.T2f. | 284.allg., 23-28, 29-32; 303.44f.; 336.allg.; 355.allg.; 357.allg. Stockfleth, Maria Catharina (auch Dorilis) 158.allg.; 223.allg. Stöberlein, Johann Leonhard (auch Polyanthus) 426.T2, 3 | 223.34f.; 335.allg.; 341.allg., 25-27; 343.allg.; 344.allg.; 352(2).allg.; 354.allg.; 355.allg.; 363.allg.; 365.allg.; 397.allg.; 400.allg.; 411.allg.; 426.allg.; 427.allg., 3, 13-15 Stöcken (auch Stökken), Christian, von 333.T3, 25, 37, 52 | 333.allg., 40-42, 46 Stör (Besucher Birkens) 403.allg. Stör (auch Stoer), Frau 403.allg.; 409.allg. Strauch, Georg 182.1f.; 198.allg.; 278.allg. Strauß, Burchard 49.allg. Strefon (s. Harsdörffer, Georg Philipp) Streitberger, W. R. 127.allg. Stricker (ADB) 97.39; 240.43f. Stricker, Der 357.34f. Strohmaier-Wiederanders, Gerlinde 104(1).5f. Stubenberg, Georg Augustin 276.allg. Stubenberg, Johann Wilhelm, von (auch Der Unglückseelige) 153.T4; 155.T2; 188.T4; 189.T4; 196.T2; 254.15; 266.46 | 54.40f.; 123.allg.; 153.allg.; 155.allg., 23-25; 162.25-36; 168.allg., 33; 188.allg., T2T4; 189.allg.; 196.allg.; 222.allg.; 227.allg.; 254.allg., 1, 9-14, 11, 15f., 17, 19f., 20; 266.46 Stubenberg, Rudolf Wilhelm, von 168.allg.; 227.allg.; 254.allg. Stumpf, Johann Matthias 403.allg. Sturm, Jacob 227.T2, 2 | 227.allg. Styrzelius, Johann Georg 251.allg. Styrzelius, filiolus 251.allg. Suada (auch Svada) 156.25; 232.37 | 123.allg.; 156.25-66, 25; 232.37-40 Suchender (s. Schottelius, Justus Georgius) Sueser (auch Schweser), Herr 281.allg. Sulamith (bibl.) 238.4; 314.2 | 238.1-4; 314.14; 387.31 Susabelle (s. Haller von Hallerstein, Susanna Felicitas) Suyderhoef, Jonas 104.allg.; 105.allg. Sylenus (s. Müllner, Joachim) Sylvanus (myth.) 201.139 | 201.139 Sylvius (s. Frank, Christoph) Syrach (bibl.; auch Sirach) 119.20 | 119.20; 387.32-39 Syrenen (myth.) 155.13
1336 Syrinx (myth.) 60.23f.; 201.61f. Tacitus, Cornelius 227.1 | 201.107; 294.31-34 Tacke (NDB) 167.allg.; 197.allg. Tag 105.T1; 105(1).1; 263.17; 292.T5 | 292.allg., 25f. Tannhäuser (myth.) 99.2 Tarantino, Marco Yari XXXVI Tarvas, Mari 46.6f. Tauber, Daniel 397.allg. Tauber, Johann 224.allg. Tauber, Walter 2.11 Taubmann, Christian 212.62 | 212.61-64 Taubmann, Elisabeth 212.61-64 Taubmann, Friedrich (auch Fridrich) XXIX; 97.40; 212.T2, 17 | 97.40; 212.allg., 9, 12, 16, 22, 24, 26, 27, 28, 31-34, 49-52, 59, 61-64 Taubmann, Jan-Friedrich 212.63 Teknofilo (s. Volkamer, Gottlieb) Tellus (myth.) 14.35; 96.43; 334.8 | 14.35; 96.43 Tenberg, Reinhard 202.allg. Ter Borch, Gerard 106.allg. Terentius Afer, Publius (auch Terenz) 12.42 Tereus (myth.) 365.3f. Terpsichore (myth.) 169.17 | 169.17 Terra Mater 14.35 Tetzel (auch Tezel) von Kirchensittenbach, Familie 351(1).2 | 351(1).1-8 Tetzel von Kirchensittenbach, Felix Jacob 351.allg. Tetzel von Kirchensittenbach, Gustav Philipp (auch Dafnis) 366.T2 | 366.allg., 26-28 Tetzel von Kirchensittenbach, Helena Catharina 351.allg. Tetzel von Kirchensittenbach, Johann Jacob 351(1).T2f. | 351.allg. Tetzel von Kirchensittenbach, Maria Helena (auch Dafne) 366.allg., 22 Tetzel von Kirchensittenbach, Maria Magdalena 413.A2 | 413.5f. Teut (myth.; auch Teuto) 201.107; 294.33; 296.9; 387.5 | 201.107; 296.9; 387.5 Teutleben, Caspar, von (auch Der Mehlreiche) 59.3f.; 294.35f. Teuto (s. Teut) Teutschinnen 60.35; 295.4; 397.17(Sg.) | 60.35; 397.13-16(Sg.) Thales von Milet 201.163 | 201.163; 345.1f. Thaletas 201.163 Thalia (myth.) 12.7; 13.77; 39.9; 85.19; 97.43; 128.27; 280.41; 295.10 | 12.7; 39.9;
85.19; 97.43; 295.10 Thanatos (myth.) 102.5-8 Theagenes (Dramengestalt) 96.29-36 Themis (myth.) 85.24; 100.42, 62, 66, 67, 69; 157.5; 212.41; 232.34; 322.4; 359.109 | 12.5; 85.24; 100.62, 74; 157.5, 7; 212.41; 222.15; 223.15; 232.33-36; 322.3f.; 359.109-112 Theocrit (s. Theokrit) Theodosius, Kaiser 126.2, 10, 12 | 126.1-16 Theokrit (auch Theocrit) 97.15 | 97.15; 120.39-45; 141.3f.; 405.29 Theophilo (s. Volkamer, Gottlieb) Theophilus (Legendengestalt) 327.allg. Theseus (myth.) 116.2 | 116.2; 369.19 Thetis (myth.; auch Thetys) 60.5; 102.2; 113.4; 167.6; 405.12 | 36.17f.; 60.4f., 5; 102.1-5; 113.3f.; 167.6; 352.allg. Thieme, Ulrich 56.allg.; 104.allg.; 106.allg.; 127.allg.; 132.allg.; 134.allg.; 137.allg.; 145.allg.; 146.allg.; 147.allg.; 148.allg.; 149.allg.; 150.allg.; 151.allg.; 152.allg.; 167.allg.; 171.77-80; 182.1f.; 184.allg.; 192.allg.; 195.allg.; 197.allg.; 198.allg.; 199.allg.; 202.allg.; 209.allg.; 232.32; 235.allg.; 241.allg.; 253.allg.; 255.allg.; 261.allg.; 263.allg.; 278.allg.; 302.allg.; 304.allg.; 305.allg.; 319.allg.; 328.allg.; 331.allg.; 336.allg.; 356.37; 359.allg.; 362.allg.; 416.allg., 9f.; 420.allg.; 425.allg.; 427.T2 Thill zu Thungfeld (auch Till), Christoph Sigmund 114.T1 | 114.allg. Thimann, Michael 147.allg.; 148.allg. Thimotheus 201.97-100 Thöne, F. 132.allg. Thomas, Gary C. 172.allg. Thraso 12.42 | 12.42 Thun, Guidobald, Grav von 228.allg. Thyrsis (s. Pellicer. Johann Georg) Tiberius, Kaiser 299.49-51 Till, Christoph Sigmund, von (s. Thill zu Thungfeld, Christoph Sigmund) Tilly, Tserclaes, Graf von 357.34f. Timotheus von Milet 201.99 | 201.99 Tisifone (myth.) 52.2 | 52.2 Titan (myth.) 201.175; 232.5; 351(2).9; 405.11 | 104(7).allg.; 232.5; 351(2).9; 405.11f. Tobias (bibl.) 231.52 | 354.allg. Torstensson, Lennart, Graf zu Ortala 27.12 Träumender (s. Moscherosch, Johann Michael) Trajan, Kaiser 272.13f
Personenregister Trandorf, Simon XXXII; 3.T2 | 3.allg.; 140.allg. Tripp, Edward 113.3f.; 172.1f., 4; 189.3; 258.allg.; 270.22-24; 356.3; 417.2 Trippius, Wolfgang 61.allg. Triptolemos (myth.) 104(8).allg. Triton (myth.) 14.56 | 14.56 Tritonia (myth.) 127(3).allg. Tröster, Johann 272.T2, 29, 43 | 272.allg., 29f., 55-57, 58, 63-66 Troschel, Peter 132.allg.; 182.1f.; 184.allg.; 188.T2-T4; 192.allg.; 199.allg.; 202.allg.; 272.allg. Truckenbrot, Michael 100.104 Trzinski, Elke 127.allg. Tschackert (ADB) 172.allg.; 182.allg.; 332.allg. Tschernin, Herman, Graf 39.allg. Tscherning, Andreas 60.28; 168.32; 266.48; 277.9 | 60.28; 168.26; 229.allg.; 266.4148, 48 Tucher von Simmelsdorf, Berthold 82.allg. Tucher von Simmelsdorf, Familie 413.18 | 116.allg.; 270.1-6 Tucher von Simmelsdorf, Johann Christoph 116.T2; 270.T2 | 116.allg.; 123.allg.; 157.allg.; 270.allg. Tucher von Simmelsdorf, Maria Eleonora 413.A9 Tucher von Simmelsdorf, Maria Salome 398. allg. Tucher von Simmelsdorf, Matthäus 82.T2 | 82.allg. Tucher von Simmelsdorf, Philipp Jacob 413.A9 | 413.18f. Tucher von Simmelsdorf, Tobias 116.allg. Tuckermann, Peter 26.allg. Tuisco (myth.; auch Tuisto) 201.107; 294.3134 Tullius (s. Cicero, Marcus Tullius) Tungreau, Apollonia 216.allg. Turmair, Johannes (auch Aventinus) 413.A1 | 294.31-34; 413.1-3, 5f. Tyrtaios (auch Tyrteus) 201.101-104; 262.allg. Ulenspiegel (auch Eulenspiegel), Till 202.T2, 1, 3 | 202.allg. Ulpianus, Domitius (auch Ulpian) 299.50 | 299.49-51 Ulysses (myth.; s. Odysseus) Ungelenk (auch Unglenk), Andreas 425.T2 | 425.allg.
1337 Ungepauer, Erasmus 128.allg. Unglenk, Andreas (s. Ungelenk, Andreas) Unglückseeliger (s. Stubenberg, Johann Wilhelm, von) Unverdrossener (s. Hille, Carl Gustav, von) Unverfälschter (s. Bois, Laurenz, du) Unsicker, Karin 54.69 Uranie (s. Greiffenberg, Catharina Regina, von) Uranos (myth.) 163.29 Urfé, Honore, de 140.7f. Ursino, Francisco (s. Orsini, Francesco) Ursette (s. Pez von Lichtenhof, Ursula) Valentinianus, Kaiser 419.65f. Valerius Maximus (auch Valer) 237.64 | 237.64f. Varenius, Augustus XXIX; 60.T2, 13, 20, 29, 43, 76, 80, 92, 94 | 60.allg., 36, 58, 62f., 63-70, 80, 81-113, 93-95, 105; 290.3 Varenius, Charitas 60.allg. Varenius, Justine 60.allg. Varnauinnen 60.26 Varus, Publius Quinctilius 201.105-111 Velder, Johannes 21.allg. Venus (auch Aphrodite; Cypria; Cypris; Cytherea; Cytherens Göttin; Dione) XXXV; 25.51; 37.17, 59; 91.8; 96.26, 59; 99.4, 8; 100.5; 101.12, 15; 103.4; 110.4, 7, 11; 111.6; 113.8; 118.35; 120.4, 19, 43, 51, 57; 127(2).1; 150(1).3; 157.8; 159.11; 163.81, 91, 95; 172.4; 175.3, 6; 181.1, 2, 5; 203.97; 223.12, 20, 22; 283.8, 14; 312.52; 334.19, 30; 356.2, 10, 41, 80; 359.114, 120; 402.62 | 25.49-60; 37.17; 76.6-8; 77.allg.; 91.8-10; 96.26; 110.111; 111.6; 114.allg.; 116.allg.; 120.allg., 1-3, 9; 127(2).1; 152(1).allg.; 157.7; 163.92; 172.4, 5f.; 175.allg.; 181.allg., 1f., 3f.; 217.allg.; 220.allg.; 223.22; 283.1, 14-16; 312.52; 324.36-38; 334.30; 350.1f.; 356.9-16, 10; 359.allg., 120; 391.allg.; 402.62 Venusknab (s. Amor) Vergilius Maro, Publius (auch Maro; Vergil, Virgil, Virgilius) 44.2; 97.37; 168.55; 212.78; 277.20; 299.42 | 1.24; 5.3; 12.5; 13.44; 14.56; 27.allg.; 37.26, 48; 44.2-5; 63.27f., 117; 96.16; 97.26-30, 27; 97.6264; 114.allg.; 132.17-19; 141.3f.; 163.allg.; 168.55; 172.allg.; 176.5f.; 192.59-62; 237.69-71; 247.5f.; 248.12; 260.41, 51; 277.14, 20; 284.allg.; 312.9-
1338 16; 354.21-24; 387.68; 405.29 Versmann, Johann 73.T2, 12 | 73.allg., 13f. Vertumnus (myth.) 189.3 | 189.3 Vetter (NDB) 120.allg.; 172.allg. Viatis, Bartholomäus, d. Ä. 263.allg. Viatis, Bartholomäus, d. J. XXIX; 263.allg.; 292.allg. Viatis, Familie 263.allg. Viatis, Helena Regina 283.allg. Viatis, Herr 263.allg. Viatis, Johann Andreas 263.allg. Viatis, Wolfgang 263.T2 | 263.allg., 1 Vielgekörnter (s. Werder, Diederich, von dem) Vierzigmann, Felicitas (auch Pegnitzinne) 412.T3 | 412.34 Vierzigmann, Herr 412.allg. Vierzigmann, Johann 412.allg. Vierzigmann, Magdalena Barbara 412.allg. Virgil / Virgilius (s. Vergilius Maro, Publius) Visscher, Jan, de 171.77-80 Vitruvius Vaccus, Marcus (auch Vitruv) 343.allg. Vogel, Barbara 355.T3f. | 355.allg. Vogel, Johann 355.allg. Vogel, Magdalena Ursula 365.T3 | 365.allg. Vogel, Thomas 365.allg. Voigtländer, Gabriel 131.allg. Voit (auch Voyt) von Wendelstein, Johann Philipp 312.allg. Voit (auch Voyt) von Wendelstein, Maria Magdalena 312.T3f. | 312.allg. Volcanus (s. Vulkan) Volckamer, Christoph Friedrich Wilhelm, von 100.allg. Volkamer, Friedrich 343.allg. Volkamer, Georg 343.allg. Volkamer, Gottlieb (Demofilo; Demoforo; Eugenio; Teknofilo) 343.T2, 1 | 341.allg.; 343.allg. Volkamer, Johann Georg (auch Helianthus) 79.allg.; 86.allg.; 301.allg. Volkmann, Adam 232.T3, 25 | 85.allg.; 221.allg., 2; 232.allg., 33-36, 37-40, 4956, 57-64; 235.allg.; 236.allg.; 245.1-14; 248.allg.; 281.allg.; 322.allg. Volkmann, Anna Maria 322.allg. Volkmann, Ilse 53.allg. Vondel, Joost, van den 104.allg.; 105.allg.; 387.allg. Vorstellender (s. Praun, Michael) Vos, Marten, de 137.allg.; 145.allg.; 150.allg.; 151.allg.; 152.allg. Vulkan (auch Hephaistos, Mulciber, Volcanus,
Vulcanus) 37.25; 49.2; 172.5; 175.T2, 5; 197.67 | 37.25-32; 49.2; 110.1-11; 172.5f.; 175.allg., 1f.; 235.allg.; 286.allg. W. M. 422.U. W. R. L. 386.allg. Wachsender (s. Görne, Thomas) Wäscher, Hermann 136.allg. Wagemann (ADB) 1.allg.; 3.allg. Wagenseil, Johann Christof 242.1-3 Walber, Dorothea 264.allg. Walber, Johann 264.allg. Waldberg, von (ADB) 168.allg.; 277.allg. Walddryaden 69.3, 9 | 69.1-3 Wallraff, Heinrich 336.allg. Walonen 212.39 Walter, Axel E. XXVI Walther, Doctor 310.allg. Walther, Hermann 172.allg. Wander, Karl Friedrich Wilhelm 12.48-50; 129.107f.; 132.66; 136.15; 197.9f., 71; 222.1; 286.4; 408(3).2 Weberus, Paulus 118.allg. Weckherlin, Rodolph XXIII Weerdt, Jan, van 357.allg. Weidner, Verleger 128.allg. Weigelius, Gastgeber Joachim Heinrich Hagens in Jena 332.allg. Weis, Johann 322.allg. Weisheit 414.allg., 11f. Welder, Georg 304.T2, 3 Welf VI. (auch Welff), Herzog von Bayern 192.13, 20, 53 | 192.13 Welling, David 338.allg. Welling, Sabina 338.allg. Welser von Neunhof, Carl 82.allg.; 114.allg. Welser von Neunhof, Magdalena, von 413.23f. Welslau, Erich 104(12).5 Welter, Johann 304.allg., 1-4 Wende, Georg (auch Der Pflanzende) 332.allg.; 387.allg. Wendler, Michael 355.allg. Wendt, Michael 355.allg. Wenigster (s. Langenmantel, Hieronymus Ambrosius) Wentzke, Paul 286.allg. Wentzlaff-Eggbert, Friedrich Wilhelm 43.5f.; 63.73f. Werder, Diedrich, von dem (auch der Vielgekörnte) 59.7 Wessely (ADB) 104.allg. Westermayer (ADB) 43.5f.
Personenregister Widmann, Georg 114.allg. Widmann, Georg Rudolph 345.allg. Wiedemann, Conrad 16.allg., 21f.; 17.22f., 40; 168.allg.; 266.48 Wieden, Helge 290.allg. Wiegand, Hermann 212.allg. Wieland, Konrad 1.19-24; 23.31-35 Wiermann, Barbara 169.allg. Wilhelm IV., Herzog von Sachsen-Weimar (auch Der Schmackhafte) 294.38 | 162.25-36; 292.30, 36f.; 294.1 Will, Georg Andreas 2.allg.; 9.allg.; 16.allg.; 18.allg.; 25.allg.; 60.allg.; 74.allg.; 75.allg.; 84.allg.; 85.allg.; 100.allg.; 109.allg.; 114.allg.; 115.allg.; 117.allg.; 118.allg., 10-13; 120.allg.; 123.allg.; 157.allg.; 158.allg.; 182.allg.; 193.allg.; 198.allg.; 201.91; 213.allg.; 220.allg.; 223.allg.; 224.allg.; 232.allg.; 233.allg.; 239.allg.; 242.allg.; 243.allg.; 247.allg.; 250.allg.; 252.allg.; 259.allg.; 272.allg.; 278.allg.; 284.allg.; 290.3; 301.allg.; 302.allg.; 310.allg.; 311.allg.; 312.allg., 25-32, 33-40, 41-48; 327.allg.; 330.allg.; 335.allg.; 345.allg.; 348.allg.; 354.allg.; 363.allg.; 365.allg.; 393.allg.; 397.allg.; 402.allg., 70f., 85; 411.allg.; 426.allg.; 427.T2f. Williger (s. Heidenreich, David Elias) Willich, Christoph 165.T2 Wilpert, Gero, von 62.allg. Windelband, Wilhelm 345.1f. Windischgrätz, Gottlieb, Graf von 312.42 | 39.29; 84.allg.; 97.62-64; 116.11-16; 117.allg.; 158.allg., 39-42; 160.allg.; 166.allg.; 182.allg.; 183.allg.; 245.1-14; 312.41-48 Winkler, Johann Georg 240.T2 | 240.allg. Winkler, Paul 168.allg. Winter, Frau 399.2 | 399.1f., 20-24 Winter, Johann (auch Brumano) 344.T2, 1 | 344.allg. Winterberger, Johann Leonhard 301.allg. Wirth, Heinrich 163.allg. Witte, Henning 85.allg. Wittich (auch Wittig) Wittich-Brüder 386.7f. Wittich, Caspar 386.allg., 1-6; 422.allg. Wittich, Familie 386.2, 11 Wittich, Frau 386.allg., 13f.; 422.allg. Wittich, Georg Basilius 386.allg.; 422.allg. Wittich, Herr 386.allg., 1-6 Wittich (auch Wittig Sponsus), Johann Adam
1339 386.T2 | 385.allg.; 386.1-6 Wittich, Johann Gottlieb 422.T2, 20, 54 | 422.allg. Wittich, Jungfern 386.allg.; 422.allg. Wittich, Magdalena 386.allg.; 422.allg. Wittich, Senior 386.allg. Wittich, Sponsus (s. Wittich, Johann Adam) Wittod / Wittoden (myth.) 16.21f., 28 | 16.21f. Wochendölpel, Franz (Satirengestalt) 132.58 Wohlgemuther (s. Brendel, Johann Martin) Wohlgeratener (s. August, Herzog von Sachsen-Weißenfels) Wülfer, Daniel XXXV; 182.T2, 1; 183.T2, 2, 19; 199.T2; 239.T3, 7 | 77.allg.; 82.allg.; 86.allg.; 100.allg.; 103.allg.; 117.allg.; 123.allg.; 172.allg.; 182.allg., 1f.; 183.allg.; 184.allg.; 193.allg.; 199.allg.; 224.allg.; 239.allg.; 276.allg.; 312.25-32 Wülfer, Johann 239.T5 | 239.allg. Wülfer, Wolfgang 239.allg. Würfel, Andreas 14.allg.; 351.allg. Würfel, Doctor 397.allg. Wulkow, Familie 142.allg. Wulkow, Magdalena (auch Magdalis; Wulkovia) 142.T6 | 98.allg.; 99.allg.; 142.allg.; 143.allg.; 144.allg. Wulkow, Wilhelm 99.allg.; 142.allg. Wurfbain (auch Wurfbein), Johann Hieronymus 157.allg.; 346.allg. Wurm, Heinrich 117.allg. Wust, Balthasar-Christoph 290.allg. Xenocrates (auch Xenokrates) 201.162 | 201.162f. Xenophon 369.18 X.Y.Z. 405.U1 | 405.1 Zadok (bibl.) 237.44 | 237.43f. Zamehl, Gottfried (auch Meleager; Der Ronde) 295.T2 | 295.allg.; 353.1f. Zanner, Adam 103.allg. Zanner, Michael 21.allg. Zatsch, Anna Christina (s. Zorsch, Anna Christina) Zefyr (myth.; auch Zefir; Zephyr; Zephyros) 25.28; 138.5; 200.23; 256.4; 298.19, 29; 334.18; 352.12; 430.10 | 25.28; 37.3; 138.5; 152(4).1; 200.17-24; 298.19; 430.10 Zeissen, Christoph, von 357.38f. Zeitler, Peter 357.T8 Zenker, Jonathan Carl 84.12 Zerßen (auch Zerssen), Hermann Heinrich,
1340 von 9.28, 72; 10.T2f.; 11.10; 12.T2, 62 | 9.allg.; 10.allg.; 12.allg., 5, 11, 101-105 Zesen, Philipp, von 17.39; 45.3; 60.35; 229.allg. Zethus (myth.) 82.13f. Zeus (myth.) 177.3; 387.5 | 12.4; 38.27; 47.79; 100.74; 126.38; 152(4).1; 160.99-101; 169.6; 173.2; 177.3f.; 197.16f.; 201.53; 223.22; 312.21-24; 387.5-7 Zeuxis 232.32 | 232.32 Zevallos, Hieronymus, de 73.allg. Ziegenspeck (NDB) 240.52f. Zieger, Johann 388.T2; 389.50 | 388.allg., 5-8, 65f. Zieger, Susanna 388.25; 389.allg.
Ziener, Herr 331.allg. Zierl, Johann Georg 399.T3, 9 | 399.allg. Ziesemer, Walther 2.9 Zimmermann (ADB) 26.allg. Zimmermann, Julia 127(4).allg. Zincgref, Julius Wilhelm XXIII; 168.allg. Zirnbauer, Heinz 66.1 Zorsch (auch Zatsch), Anna Chistina 364.T3f. | 364.allg. Zorsch, Ruland 364.allg. Zotz, Thomas 167.36 Zuber (auch Zuberus), Matthaeus 97.40 | 97.40 Zwernitzinnen 212.31, 32 | 212.31-34