194 8 44MB
German Pages 309 [316] Year 1972
Kaufringer Werke I
Heinrich Kaufringer WERKE Herausgegeben von Paul Sappler I. Text
Max Niemeyer Verlag Tübingen 1972
Meiner
ISBN ISBN
Frau
3-484-10161-x geb. Ausgabe 3-484-10162-8 kart. Ausgabe
© Max Niemeyer Verlag Tübingen 1972 Alle Redite vorbehalten. Printed in Germany.
INHALT
Einleitung
VII
Text 1 D e r Einsiedler und der Engel 2 D e r bekehrte Jude 3 D e r verklagte Bauer 4 Bürgermeister und Königssohn
1 14 22 41
5 D e r zurückgegebene Minnelohn 6 D e r feige Ehemann 7 D e r M ö n c h als L i e b e s b o t e B 8 Die S u c h e nach dem glücklichen E h e p a a r . 9 10 11 12
53 73 . . .
81 92
C h o r h e r r und Schusterin Die zurückgelassene Hose Drei listige Frauen B D e r Zehnte von der Minne
105 112 116 131
13 Die R a c h e des E h e m a n n e s 14 Die unschuldige Mörderin 1 5 D e r Schlafpelz
140 154 174
16 17 18 19
177 198 207 213
Die drei Nachstellungen des Teufels Die fromme Müllerin D e r Teufel und der fahrende Schüler A b k e h r von der W e l t
2 0 D e r bezahlte Anwalt
218
21 Die halbe D e c k e 22 Die guten W e r k e
224 228
23 Die uneinigen Kaufleute 24 Die weltgewandten B ö s e w i c h t e r
231 237
25 Die sieben Hauptsünden
240
26 Das zeitliche Leiden
247
27 Die vier T ö c h t e r G o t t e s
252
Anhang 28 Disputation mit einem Juden über die Eucharistie
257
29 Streit über Liebe und S c h ö n h e i t
263
3 0 Neue Modetorheiten
270
31 Die Ratsherren in den Städten 32 Zwölf K r ä f t e des Weins
275 278
Anmerkungen
287
V
EINLEITUNG
H a n n s Fischer hat die literarische L a n d s c h a f t d e r spätmittelalterlichen kleinen R e i m p a a r d i c h t u n g e n neu vermessen 1 und so dazu b e i g e t r a g e n , d a ß viele dieser W e r k e , bes o n d e r s u n t e r den M ä r e n , mit n e u e n A u g e n g e s e h e n w e r d e n k ö n n e n , g e w i s s e r m a ß e n aus g r ö ß e r e r N ä h e , nicht nur im w e i t r ä u m i g e n Vergleich, d e r g e r a d e nur einige krasse Z ü g e h e r v o r t r e t e n läßt. Bei Heinrich K a u f r i n g e r , den Fischer unter die vier g r o ß e n M ä r e n d i c h t e r zählt, läßt die g e n a u e r e Fixierung hinter d e m Eindruck s t a r k e r Traditionsbedingtheit, wie er sich bei zu kleinem M a ß s t a b leicht einstellt, die Umrisse einer eigentümlichen literarischen Leistung e r k e n n b a r w e r d e n . Hier sei nur a n d e u t u n g s w e i s e seine Fähigkeit herv o r g e h o b e n , in einigen seiner Erzählungen die für das literarische G e n r e typischen Situationen und H a n d l u n g s a b l ä u f e zu variieren, das ständische P e r s o n a l in u n e r w a r t e t e n Rollen zu zeigen, ja m a n c h e Fabel wohl selbst erst zu erfinden. Die moralistische Blickrichtung, die m e h r e r e n d e r von ihm gep f l e g t e n G a t t u n g e n eigen ist, wird bei ihm d u r c h eine bes o n d e r e sozialkritische Seite e r g ä n z t . Es m a g uns so vorkommen, als würden viele S t ü c k e d u r c h die damit v e r b u n d e n e g e n a u e r e Benennung r e c h t l i c h e r und sozialer Beziehungen mit Wirklichkeit a n g e r e i c h e r t , a m stärksten wohl da, w o städtische, vielleicht r e i c h s s t ä d t i s c h e Verhältnisse angesprochen sind. Diese N e i g u n g K a u f r i n g e r s ist es, die man allenfalls als »realistisch« b e z e i c h n e n könnte. S t ä r k e r ins A u g e fällt j e d o c h seine Vorliebe f ü r das M a k a b r e und G r e l l e von b e s o n d e r e n Situationen. Bei alldem ist er ein Erzähler, d e r sein H a n d w e r k v e r s t e h t ; er w e i ß eine H a n d l u n g g e d i e g e n zu inszenieren und seine P e r s o n e n gut zu c h a r a k t e r i s i e r e n . Im Z e n t r u m von K a u f r i n g e r s Œ u v r e s t e h e n seine dreizehn M ä r e n (Nr. 3-15); sie bilden a u c h d e n K e r n d e s wichtigsten Ü b e r l i e f e r u n g s c o r p u s , d e s s e n A n o r d n u n g vielleicht auf ihn selbst zurückgeht. 2 An sie schließen sich m e h r e r e geistliche
1 2
S t u d i e n z u r d e u t s c h e n M ä r e n d i c h t u n g . T ü b i n g e n 1968. A r e n d M i h m , Ü b e r l i e f e r u n g u n d V e r b r e i t u n g d e r M ä r e n d i c h t u n g im S p ä t m i t t e l a l t e r . H e i d e l b e r g 1967. S. 25f.; F i s c h e r , S t u d i e n S . 9 1 .
VII
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• hat begjrde\ß Verse], der selbständig auch in der Straßburger Handschrift vorkommt [10 Verse, abgedruckt von E. G. Graff, Diutiska 1. 1826. S. 322f.]). Die beiden Redaktionen sind bei Tilo Brandis, Mittelhochdeutsche, mittelniederdeutsche und mittelniederländische Minnereden. München 1969. MTU 25 unter Nr. 411 und 412 aufgeführt. Wegen des Alters der Straßburger Handschrift kann Kaufringer nicht als Autor der Ausgangsfassung gelten, aber auch als Redaktor der mit manchen Schwächen behafteten Fassung im Mgf 564 kommt er nicht so recht in Betracht; diese scheint zudem weniger sekundäre Züge zu tragen als der andere Zweig. Die Zechrede Nr. 32, und dies ist sogar dem Liedersaalkenner Niewöhner entgangen, hat eine nicht sehr gut überlieferte Parallele in der Liedersaalhandschrift, Cod. 104 der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek Donaueschingen (um 1433). Abgedruckt ist sie bei Joseph von Laßberg, Lieder-Saal. Bd. 3.1825. Nachdruck Darmstadt 1968. Nr. 217 und diplomatisch unter dem Text von Nr. 32 (abweichend von der Handschrift Großbuchstaben nur da, wo Initialen geplant waren). Die ersten zehn Verse des Stückes finden sich auch auf der Rückseite einer vermutlich im Zweiten Weltkrieg verlorengegangenen Urkunde aus dem Aktenfaszikel A VII 29 (Ambraser Memorabilien) des Landesregierungsarchivs Innsbruck (Abdruck: S. M. Prem, Tirolische Findlinge. Beiträge 37. 1912. S. 563f.; unter dem Text nach Prem).
XI
von der Überlieferung entfernt. Zweierlei Eingriffe k o m m e n vor: Eine Besserung wird da versucht, w o im Verlauf d e r Texttradition etwas unverständlich g e w o r d e n oder w o eine entschiedene sprachliche 1 9 o d e r formale 2 0 Störung eingetreten ist. Alle derartigen Fälle werden nachgewiesen, sei es im Apparat, 2 1 sei es - bei bloßer Ergänzung des Überlieferten - durch Kursivdruck eines Zusatzes im Text. 2 2 Ohne Nachweis hingegen bleibt die zweite G r u p p e von Eingriffen, die Orthographisches und Äußerliches betreffen: a) Abkürzungen werden aufgelöst, b) die Verwendung von G r o ß - und Kleinbuchstaben wird geregelt, c) eine der nhd. nahestehende, d o c h etwas s p a r s a m e r e Interpunktion und eine Absatzgliederung 2 3 werden eingeführt, d) die W o r t t r e n n u n g wird geregelt (Zusammenschreibung von Komposita, adverbialen Partikeln mit Verben [ a u ß e r
her, hin und mehrgliedrigen], Adverbialausdrücken wie "
20
21
22
23
W o der Gebrauch übergeschriebener Zeichen ungleichmäßig ist, indem z. B. gut neben gilt und dort neben dort vorkommt, stellt sich die Frage, wie Schreibfehler von graphischen und sprachlichen Doppelformen zu scheiden sind. Es wird hier angenommen, die Variierung sei bei den alten oberdeutschen Diphthongen eher fehlerhaft (ohne daß jedoch geläufige Graphien ausgemerzt würden), könnte jedoch bei den Umlauten eher auf ein Schwanken im Sprachgebrauch oder die Vermischung verschiedener Schreibtraditionen weisen (Ausnahme: immer wärt für präsentisches wurt = wird). Gestörte Reime werden hergestellt, jedoch unter Beibehaltung leichter graphischer Unreinheit; allein aus metrischen Gründen wird nicht eingegriffen. Auch Schreiberkorrekturen werden im Apparat vermerkt, da sie manchmal Aufschluß über das Verständnis des Schreibers und die Genauigkeit seiner Abschrift geben. Von den früheren Herausgebern stammen die folgenden Emendationen (die selbstverständlichen sind nicht aufgeführt): Euling: 1,68. 102. 157. 171. 274.360; 2, 114; 3. 14.21.82.652; 4, 195.346. 370; 5,556; 6,62.78. 180; 7, 190; 8,31f. 130.370; 9,79; 10, 114; 11,302. 309; 13,262.419.476; 14,536.685f.; 15,96f.; 16,10.25.75.711; 17,74. 144. 268, dazu die meisten der mit v.j. H. bezeichneten. Schmidt-Wartenberg: 18,113; 19, 53; 20, 22. 23.113. 147; 23, 119; 26, 96. 118. Niewöhner: 28,173; 29,99.105; 30,10.112.124.128; 32,33.73.80. 85. 130. Die Besserung von 12,218 und 281 findet sich bei Hanns Fischer, Schwankerzählungen des deutschen Mittelalters. München 1967. S. 232f. (darin Übersetzungen von Kaufringers Mären Nr. 6, 9 und 12). Gliedernde Initialen und Alineazeichen der Handschriften werden im Apparat angegeben.
XII
dieweil, zehant, überat), e) i - j und u - v werden ausgeglichen, f) y wird durch i oder j ersetzt. g) Drei Arten übergeschriebener Zeichen sind in den Handschriften im allgemeinen deutlich unterschieden. Zwei von ihnen, o und v, dienen der Kennzeichnung von Diphthongen; in der Ausgabe erscheint uo für ß; au für k Ein drittes Zeichen, zwei Pünktchen bzw. e oder auch nur ein einziger Punkt, bezeichnet zunächst den Umlaut (in der Ausgabe wird ä, ö, ¿/geschrieben, für eüaber immer eu), hsl. ü steht aber auch für iie. Da u und uo dem handschriftlichen Gebrauch entsprechend unterschieden werden, erschien es konsequent, in der Ausgabe auch ü und üezu trennen; dies konnte nur näherungsweise nach sprachlichen Gesichtspunkten geschehen. Sprachliche Erwägungen sind auch für die Einordnung einiger Varianten (besonders einer Schlangenlinie, gewöhnlich statt v über o, sowie eines waagrechten Striches) und der vielen Übergangsformen zwischen den drei Zeichen maßgebend. h) Geminaten (außer ss/ß, ngg [glingge, gunggel usw.]; dazu tz, ck) werden im Silbenanlaut, nach mhd. Länge, in unbetonter Silbe und bei Konsonantenhäufung vereinfacht, wenn sie nicht durch Synkope Zustandekommen oder Systemzwang innerhalb des Paradigmas für Beibehaltung spricht. Immer wird geschrieben: k für gk (außer in vaig-kait usw.), -sam für -samm, bischofiür bischoff, in für inn, mit für mitt, nit für nitt, hat für hatt (präs.). Die überlieferte Schreibung bleibt erhalten bei het(t)/hät(t) und tet(t)/tät(t). Die Anmerkungen enthalten neben textkritischen Hinweisen in der Hauptsache einige sprachliche 24 und damit verbunden auch sachliche Erläuterungen, die als Hilfe für die Lektüre gedacht sind. Das Ziel und die Grundsätze der Ausgabe stammen weitgehend von Hanns Fischer. Im Rahmen seiner editorischen Beschäftigung mit kleineren Reimpaardichtungen des 13. bis 15. Jahrhunderts hatte er den Plan gefaßt, die beiden einander ergänzenden alten Ausgaben der Kaufringergedichte von Euling und Schmidt-Wartenberg, die beide nicht ganz zu2i
Soweit Lexer nicht ohne weiteres Aufschluß gibt.
XIII
verlässig und konsequent gearbeitet sind, durch eine neue G e s a m t a u s g a b e zu ersetzen, und dabei erwogen, auch die im A n h a n g stehenden Stücke beizugeben. Er ließ eine Textabschrift als Arbeitsgrundlage herstellen, sprachliche Sammlungen durchführen und skizzierte Regeln, nach denen der Text versuchsweise orthographisch eingerichtet wurde.25 Nach seinem allzu frühen Tod wurde mir, der ich schon als sein Assistent b e g o n n e n hatte, den Text durchzuarbeiten, die weitere Herstellung übertragen. Als das Manuskript in der Rohform fertig war, hat mir Wilhelm Ott die A n r e g u n g gegeben, für die Revision des Textes und die Ausarbeitung eines Wortindex, der bald nachfolgen soll,26 das Hilfsmittel der elektronischen Datenverarbeitung einzusetzen. Stets hilfsbereit hat er mich dabei nicht nur vielfach beraten und unterstützt, sondern vor allem ein sehr leistungsfähiges Programm für den Lichtsatz dieses Bandes entwickelt. Dank schulde ich auch Burghart Wachinger, der eine g r ö ß e r e Zahl schwieriger Textstellen mit mir besprochen hat.
25
26
Frl. Gabriele Bauer und H e r r M a n f r e d Bornschein haben in diesem Stadium mitgewirkt. In vorläufiger Form stand er mir als V e r s k o n k o r d a n z schon bei d e r Arbeit am Text zur Verfügung. Zu den Vorteilen, welche die gleichzeitige Herstellung von Text und W o r t i n d e x bietet, vgl. ein d e m n ä c h s t e r s c h e i n e n d e s Referat auf dem Symposion ü b e r P r o b l e m e d e r maschinellen V e r a r b e i t u n g mittelhochdeutscher Texte. Mannheim, 11.-12. )uni 1971. - Für die Durchführung des Projekts k o n n t e die Anlage des Z e n t r u m s für Datenverarbeitung der Universität Tübingen b e n ü t z t w e r d e n .
XIV
1
5
10
15
20
25
DER EINSIEDLER UND DER ENGEL
G o t e s wunder ist als vil, das sein ieman waiß kain zil, als die geschrift sagt gewis: »mirabilis deus in sanctis suis.« das spricht: »got ist wunderlich in den haiigen sein manigfaltlich.« der menschlich sin mag greifen nicht das wunder, das von got beschicht, und mag sein niemand ze ende komen, als ich von ainem haun v e r n o m e n ; der was ain salig pruoder zwar und hett got dienet zwelf jar in ainem walt mit grossem fleis, das im got sandt die himelspeis. Von dem die red ist angefangen, den selben pruoder ward belangen nach den wundern, die got tuot. er nam im für in seinem muot, er wölt ir komen an ain end, und huob sich auf gar behend und wolt all die weit durchgan. ain engel schön und wolgetan kom zuo im in ains wallers weis, er sprach: »got g r ü e ß dich, pruoder greis! sag mir nun, wau wilt du hin?« der pruoder sprach: »aller mein sin ist darzuo genaiget zwar,
234r
234v
wie ich die wunder gotz erfar, die nun beschehen überal; 30 der ist vil und o u n e zal. der will ich an ain end komen, 1 2 6 12 19 23
als] So B Nimant B Manigfaltigkleich B gedinet B vor an gestrichenes gar behend A wallers] pillgran B
1 Der Einsiedler und der Enget 1
35
40
45
so
55
60
65
33 38 43 48 57 61
2
als ich mir haun fürgenomen.« der engel sprach: »so pitt ich dich, das du des gewerest mich und mich dein geverten lassest sein; daran tuost du den willen mein.« der bruoder sprach: »wiltu dann mir guot gesellschaft laisten als ich dir, so will ich dein geverte sein.« si gelopten ainander oune pein ganz gesellschaft oune rew, ze halten baid prüederliche trew. Si giengen, bis die sunn sich naigt und der aubent sich erzaigt, und komen in ain statt gegangen, da wurden si vil schon empfangen von ainem burger frumm und reich, der sprach zuo in diemüeticleich: »wölt ir durch got guot herberg han, so süllt ir hie bei mir bestan. ich will ew schaffen sänftlich ruo die nacht bis an den morgen fruo.« der rede wurden si vil fro und giengen in die herberg do. da hetten si gemaches gnuog. der wirt in frölich her truog kost und guoten wein mit rat, das si wurden baide satt und vergassen irer swär. nun hett der selbig burger gar ain erber schönes weib; die was seins herzen laidvertreib. den hett got geben ain schönes kind, der wirt, die fraw, das ingesind legten all ir sinn genzlich auf das selb kind mineclich; Engen B geschelschft B ging B jm B vnd wein mit gutem Rat B erberg B
235r
70
75
und anders geschäftes si nicht pflag, grossen fleis nach f u n d e tag legt si auf das kind fürwar. da sprach der wirt g a r o f f e n b a r : »ir gest, wenn ir wölt Schlaufen gaun, das süllent ir mich wissen laun. was ir alhie verzeret habt, das sei ew durch got begabt.« si dankten im der rede ser und Voigten auch der seinen ler und giengen ze pett mit der fart. die gest die waren wol bewart
so
85
90
95
IOO
baide an leib und an guot, als ain frumm wirt pillich tuot, der sein gest sol besorgen.
235v
Da nun der Hechte morgen was kommen und aufgegangen, si saumpten sich nit langen, si beraitten sich auf die fart. die kellerin hett das kindlin zart des morgens in die Stuben tragen, für war will ich das s a g e n : es lüchtet als der Hechte moun und was schön und wolgetaun. es schlief in der wiegen leis. die kellerin was in der weis von dem kind g e g a n g e n auß und schuof ettwas in dem haus, das darin notdürftig was. der engel zuo dem kind sas. er sprach zuo dem pruoder sein: »sich an das schön kindelein; das ist zierlich und auch clar.« er nam das küssin offenbar und legtz dem kind für den mund; er sas darauf zestund
69 79 86 99 102
fürwar] zbar B vn B chinde B auch fehlt B Es
A 1 Der Einsiedler und der Engel
3
105
110
115
120
125
130
und ersteckt das kindelein. das was dem pruoder ain grosse pein; der mocht es g e w e n d e n nicht. er sprach: »du r e c h t e r bößwicht, w a r u m b hastu das mord getan an dem kindlin lobesan und an dem f r o m e n vater sein, der uns hat geben kost und wein und uns güetlich hat g e t a u n ? du hast ain böse letz gelaun. ich briefe wol an diser frist, das guottat an dir verlorn ist. wer übel wider guot tuot, das ist ain tieflischer muot. du macht wol sein des tiefels kind, dem all bößwicht gehorsam sind.« der engel sprach: »nun sweig still! ich haun erzaigt recht muotwill, wann ich pin also komen her, das ich nichtz gib umb iemantz 1er.« der pruoder g e d a c h t : »wie kom ich hinnen, e das man des mords werd innen, das an dem kind geschehen ist?« er gieng gar oun argen list aus dem haus und von der statt, der engel im spechlich nachtrat; er wolt nur mit im wallen. das was dem bruoder g r o ß mißfallen,
doch mocht er des nit widerstaun, er muost in mit im laussen gaun. Si komen des aubentz gegangen in ain stat weit und langen 135 in ains frummen mannes haus, da lebten si oun allen graus. der wirt was tugenthaft und reich.
107
110 117 122 123 124
4
g e t a n a u s g e t a u n korrigiert kot B w o l d e s d e t tieffT B i c h c z g i b als v m b B t a c h t , v ö hinn B wurd B
A
236r
23t>v
er hett ain köpf, was maisterleich mit gold und silber beslagen. HO für w a r wil ich das sagen: der was wol zwelf mark wert, darmit er die gest ert; den satzt er für si auf den tisch, er g a b in wildpret und visch 145 und aller Wirtschaft genuog, das man sein vil von in truog. er g a b in gar guot nachtsält und raitet si umb claines gelt. Da nun der tag her gieng, 150 der engel aber ain w u n d e r anfieng, als ich ew nun will sagen, den guoten köpf, beslagen mit silber und golt werkleich, den stal der engel taugenleich 155 des morgens, da er schied von dan. sein pruoder, der sälig man, lag dieweil an seim gepet, da der engel die diebstal det. da si auf den weg nun komen, ibo der engel sprach: »ich haun g e n o m m e n dem wirt den guoten köpf verholn; den haun ich hiut f r u o gestoln.« er zoch in aus seinem sack, der bruoder sprach: »du böser track, 165 du pist aller untrew vol.
uir
der wirt hat uns e r b o t e n wol, und hast im das sein abgetragen, für war will ich dir nun sagen, das ich dein gevert nimer pin; 170 ich kan mit dir nit k o m e n hin. sol ich bei dir nun sein unlange/7, so müg wir w e r d e n baid erhangen, darnach ich nie gerungen han.« der engel sprach: »du d o r o t man,
157 162 171
s e i n e m B, sein A frie B Nun sein pey dir v n l a n g e B
I Der Einsiedler und der Engel
5
175
wiltu die weit
durchspechen,
du möchst noch grösser wunder
sehen
d a n n d a s w u n d e r , d a s ich tuon. wir süllen h a b e n g u o t e n u n d süllen g a u n 180
suon
fürebas.
für w a r soltu wissen das.« d e r p r u o d e r satzt sich
nider.
er wolt w e d e r hin n o c h
wider
mit d e m e n g e l nit m e r
gaun.
d e r e n g e l w o l t in n i e v e r l a u n ; 185
e r w o l t ie b e i i m
237v
beleiben,
d e n k r i e g b e g u n d e n si t r e i b e n , bis d a s es w a r d g a r
spat.
Si s a h e n a i n s c h ö n e
stat
v o r in l i g e n ü b e r a i n m e i l . 190
d a h i n k e r t e n si m i t e i l und w e m gern k o m e n
hinein,
d a m u o s t e n si h i e v o r n e n w a n n in d e s t a g e s d a si f u n d e n v o r d e r s t a t t 195
ain haus mit b ö s e m
sein,
zeran. stan
obedach;
d e n g e s t e n lutzel lieb g e s c h a c h . d a w o n t ain h e g g w i r t b ö s u n d
ring;
d e r n a m g e r n vil p f e n n i n g u n d h e t t lützel d a r u m b fail. 200
mangem widerfuor da n u n w a s es w o r d e n
unhail.
nacht,
die prüeder horten luten in d e m h a u s 205
pracht
überal
von rüffianpuoben oune
zal;
die hetten da mangerlai
spil
m i t s c h o l d e r u n d a n d e r u n f u o r vil. si g i e n g e n in d a s h a u s
ungehiur;
darin was guoter g e m a c h
i76
grossere B
187
d a s fehlt, es nachträglich
191 192 201 202 207
geren mit kernen B hin voren B ward B da lautn B ging B
6
tiur.
übergeschrieben
B
si w ä r e n g e r n 210
gesessen.
d a w a r e n die p e n k
gemessen
m i t vil p u o b e n u n d l e b e r s c h ü l l
238r
von Ungern, Bechern und von die darauf lagen und
Püll,
sassen.
die prüeder w e d e r trunken noch 215
u n d l e b t e n g a r in
assen
ungemach,
bis d a s d e r Hechte t a g h e r d a w o l t e n si d a n n e n s e i n
prach. geschaiden.
d e r w i r t s p r a c h z u o in b a i d e n : »ir sült hie laun d a s s c h l a u f g e l t , 220
e ir k o m e n t a u f d a s v e l t , u n d w a s ir h i e h a p t
verzert,
o d e r ich w e n d e w c h e w e r
vert.«
der pruoder sprach: »nun haben
wir
g e e s s e n n o c h t r u n k e n mit dir, 225
wann uns das niemant raichen auch g e b wir dir unpillich u m b die herten
wolt.
solt
legerstat,
w a n n die g a r hert v e d e r n
hat.«
der engel sprach: »nicht, lieber 230
w i r s e i e n h i e in k a i n e m
d e r w i r t ist g a r a i n f r o m m e r d e n b e s l a g e n köpf sol er
man.
han
v o n u n s z e letz auf d i e t r e w e e r z o c h in a u s d e m s a c k 235
pruoder!
luoder.
mein.«
sein
u n d p o t in d e m w i r t d a r . der pruoder der ward
plaichvar
von diser wunderlich
geschieht;
er gedorst d a w i d e r r e d e n nicht.
238v
d e r w i r t d e r d a n k e t in s e r . 240
v o n d a n n e n w a s d a ir k e r . D a si n u n k o m e n a u f d e n
weg,
der bruoder sprach: »die hohen
209 214 222 223 226 235 239
steg,
vor gesessen gestrichenes gerne A ässen A eurer B Die brieder sprachen B gebn B in oder ine (undeutlich korrigiert) A, inen B der 2 fehlt B\ jm B
1 Der Einsiedler und der Engel
7
die ich gaun, und die h e r t e n tritt, da will ich g o t t e s w u n d e r mit 245
e r f a r n ; so ist mir b e s c h e r t von dem tiefei ain b ö s gefert. der des tiefels d i e n e r ist, des wunder er würkt z e aller frist. ich w ä r pillich dahaim beliben
250
und hett mein zeit in g o t vertriben, als ich haun taun vil manig j a r , e das ich also e r f a r die wunder des b ö s e n valand, der dich g e s e n t t hat in das land.«
255
der engel s p r a c h : »du pist nit weis; nun pistu doch alt und greis, wann wer nun wider dich tuot, so solt du allweg sein als guot und solt dem ü b e r s e h e n ;
260
durch g o t t e s willen sol das g e s c h e h e n , kain h o h e red du im mittail, so m e r e t sich dein hail.« der bruoder s p r a c h : »ich b e w ä r e das, das du pist an frümkait las
265
und mit dem tiefei pist bestrickt, wann w e r dich fraintlich anplickt und dir das sein tailet mit, so haust du hinwider den sit, das du im das mit b o ß h a i t
270
giltest und mit herzenlait. ainem erwürgst das kinde sein, dem andern sein t r i n k g e s c h ü r r fein nimpst du verholn zuo dir und geist es aim, der dir und mir
275
und aller weit nie guot gedet. das ist und haist des tiefels b e t . « D a die red also g e s c h a c h ,
251
vil fehlt
256
d o c h fehlt
258
als] so B
260
weschechn B
B
266
wer] der B
274
m i r vnd dir
8
B
AB
23»r
280
285
290
295
300
305
310
300 304 314
da waren si komen ze ainem pach; das was ain wasser schiffreich. darüber gieng ain prugg geleich hin gerichtz zuo ainer stat. der bruoder an die prugg trat und mit im der engel zwar, si wolten in die statt fürwar. da anbeissen, das was in not, wann ins der heggwirt nit wol bot, als ir das vor habt vernomen. und da si auf die prugg nun komen enmitten auf des wassers fluot, da kert sich umb der engel guot. er sach ainen nach in her eilen vast und lafen ser. der engel sprach: »was enbrist dem m a n ? wir süllen peiten und still stan, bis wir erfaren gar eben, wie getaun sei seinem leben.« da er zuo in baiden kam, der engel in bei dem arm nam und stieß in ab der prugg zestund in des tiefen wassers grund, das er in des wassers not kiesen muost den pittern tot. der pruoder schrai lut: »wafen, wie ist gott so entschlafen, das er an dir nit rechen wil die boßhait, der du tuost so vil. zwar ich will mit dir nicht mer fürbas gaun w e d e r hin noch her.« der engel sprach: »nun haustu mir gesellschaft globt und ich auch dir; wiltu dann nimer mein gevert sein, so sag mich ledig der t r e w e mein.« der pruoder sprach: »dein trew ist ciain; der bis ledig und gang hain,
grund] grott (mit nachgetragenem entschlauffen A gang hain] gehyn B
239v
r) B
I Der Einsiedler und der Enge!
9
315
das ich mein vart vollend.
240r
ich will g a u n a n d e r w e i t e n d . « der engel sprach: »nun merk mich eben, ich will dir d o c h z e r k e n n e n
geben,
w e r ich pin und w i e ich h e r 320
z u o d i r s e i k o m e n z e a i n e r 1er: ich pin ain e n g e l v o n g o t g e s a n d t . « Z e h a n d die m e n s c h a i t d a v e r s w a n t und sach d e r p r u o d e r v o r im staun den engel schön und
325
wolgetaun
in d e r g ö t l i c h e n c l a r h a i t . d e m p r u o d e r w a r d v o n h e r z e n lait, d a s e r in h e t a l s s c h m ä c h l i c h mit red gehandelt
stäticlich.
e r viel n i d e r auf d i e k n i e . 330
er s p r a c h : » g e n a d mich, herre, hie! du solt m i c h nit e n g e l t e n laun, d a s ich d i c h ü b e l g e h a n d e l t mit Worten
haun
unbeschaidenlich;
d e s pitt ich, l i e b e r h e r r e , d i c h . « 335
d e r e n g e l in d e r w a r h a i t »die wunder und den
sprach:
ungemach,
die du von mir hast g e s e h e n , d a s ist a l s d u r c h d i c h
geschehen.«
der p r u o d e r sprach: »nun tuo mir schein, 340
du g o t z pot, mit d e n g n a d e n dein, w a r u m b tötest du d a s kind, des v a t e r und sein ingesind uns erputten wird und
er?«
d e s a n t w u r t im d e r e n g e l h e r : 345
» d e r selb wirt u n d die f r a w e sein hetten grossen k u m m e r u n d pein, d a s si n i t e r b e n
heten.
g o t w a r t v o n in g e p e t t e n nacht und tag stäteclich, 350
d a s e r in a i n k i n d v e r l i e h , a l l e s , d a s ir h e r z b e g e r t , d e s w u r d e n si v o n g o t
gewert,
in w a r t g e r i n g e n all ir s w ä r .
327
10
also B
240v
355
360
365
370
375
380
385
360 368 369 371 378 379
wie doch die f r a w unberhaft wär, dannocht ward si berhaft wider der natur aigenschaft, alspald in got das kinde gab, da stalten si vester nach hab, dann si vor ie hetten getaun. nichtz liebers w a s in irem waun dann das kindelein verwassen. gotes genzlich si vergassen und wären ewiclich verlorn, hett ich nicht den meinen zorn über das selbig kind verhengt und mit dem scharpfen tod gesprengt, sunst kommen si nun zuo got, wann si nun halten sein gepot.« Der pruoder sprach: »nun sag mir mer, du hailiger gottes engel her, warumb stält du das drinkgschirr guot dem wirt, der uns hett wol behuot und der uns gar umb claines gelt het geben guote nachtselt? du gebt das selb trinkfas dem wirt, der lützel frumm was und der uns übel getaun het. des beschaid mich an diser stet!« des antwurt im der engel clar: »ich sag dir das für war,
24ir
der selb man frumm und auch guot, der den köpf hett in seinr huot, der hett all sein hab mit recht aun arge list gewunnen schlecht dann allain den köpf beslagen. der ward im in sein hus getragen und ward im ze ratschatz geben, damit er von dem ewigen leben
jren A nun aus num korrigiert nun] du B das fehlt AB dister B des] da B
A
1 Der Einsiedler
und der Engei
11
genzlich wär 390
vertriben,
w ä r im d e r köpf
beliben.
sunst hat er nun mit got
gemain,
w a n n all s e i n h a b ist g u o t u n d a b e r der, d e m ich d e n köpf
rain.
gab,
d e r h e t t lützel r a i n e r h a b ; 395
es w ä r k r u m o d e r
24iv
schlecht,
d a s w a s im alles s a m p t
gerecht,
u n d h e t t w i d e r g o t als sein
guot
g e w u n n e n , als n u n m e n g e r
tuot.
d e r n i m p t im n u n ain f r ä u d d a r a b , 400
d a s ich im das t r i n k g s c h i r u n d hat nun hie m e r wann er dort m u o ß
ewicleich
verdampnet und verlorn i m m e r leiden j a m e r s 405
gab,
himelreich, sein,
pein.«
D e r b r u o d e r s p r a c h : » n u n s a g mir, wie stond da deins herzen da du den menschen
gir,
guot
s t i e s t in d e s t i e f e n w a s s e r s f l u o t , der darin verdorben 410
d e s a n t w u r t im d e r e n g e l
do:
»des selben leben stuond
also:
er w a s ain wilder 415
ist?
d a s b e w e i s m i c h z e diser frist.«
Schacher
u n d h e t t g e p r a c h t in g r o s s e
swär
mengen menschen gar oun
schuld,
der wolt da nun gottes
huld
e r w o r b e n h a u n vi! p a l d e . rewiger von dem
walde
b e g u n d er vast her 420
gachen.
beicht und buos wolt er e m p f a c h e n v o n d e m p r i e s t e r in d e r
391 394 398 400 405 416 12
statt,
da er nun gen mir her
trat,
d a e r k a n t ich w o l u n d
eben,
nun] nach B hat ß; rainer] gutter B nun] noch B im fehlt B vor sprach gestrichenes mein A wolt fehlt B
242r
das e r bei dem rainen leben 425
nicht lang m o c h t b e l e i b e n ; e r wurd sein b o ß h a i t m e r treiben, so w ä r e r in Sünden verfarn. da w o l t ich sein sei b e w a r n , da e r in g u o t e m fürsatz was.
430
ich stieß in gar oun allen has a b d e r prugg in das w a s s e r gros, damit e r sein leben verlos, sein sei ist nun in g o t t e s reich, darin si wonet e w i c l e i c h .
435
darumb, vil lieber p r u o d e r mein, k e r wider in die clusen dein, wann all die wunder, die g o t tuot, die b e s c h e h e n nur durch guot. darmit b e k ü m e r dich nit m e r
440
und volg also m e i n e r ler, so pist behalten ewiclich.« Mit der red der e n g e l sich huob zuo g o t und v e r s c h w a n d , der pruoder wider g i e n g ze land.
445
zuo seiner clusen e r da kert und det, als in d e r e n g e l lert.
242v
er v e r z e r t in g o t sein leben gar und b e s a ß der engel s c h a r .
428 429 439 446
jch aus sich korrigiert A\ waren B gutten B wekumer B, bekümern A als] das B
/ Der Einsiedler Lind der Engel
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2
5
10
15
20
25
30
35
14
D E R BEKEHRTE J U D E
Da kristengelaub anfieng und jüdisch gelaub vast zergieng und sich die kristenhait ward meren, da begunden sich bekeren gar vil ungelaubiger diet, den ir herz das allen riet, das si bei Krist wolten bestaun und den ungelauben laun.
243r
Ain jud da bei den zeiten was; der was der kristenhait gehas. den mocht niemant überkomen, das er an sich hett genomen kristenlichen glauben zwar, darumb ward er offenbar von iederman gehasset ser, das er nicht volget rechter 1er. si begunden in vertreiben, mit frid mocht er nicht beleiben in aller piet, wau er hin kert. des was er iederman unwert, das er nicht wolt ain kristen sein; er laid darumb vil manig pein. Er kam in ain statt begangen; dahin ward in ser belangen. da hett er guoter fraind genuog, den er holdes herze truog; die hetten sich all bekert und kristengelauben gelert. da si das wurden gewar, das er ain jud was offenbar und verschmacht die kristenhait, die herberg die ward im versait, das in niemant behalten wolt. die im vormals waren holt, die wolten in nit sehen mer. er gieng baide hin und her an allen gassen in der statt.
243v
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73
wau er umb die herberg bat, da wolt in niemant lassen ein. er muost da über nacht sein in der juden tempelhaus, da si vormals ein und aus mit irer wonung hetten pflicht. das selb haus was gar entwicht worden, seit die ganze statt cristenglauben enpfangen hat; des tempels achtet niemant mer. der was vor in grosser er von den juden komen dar; ir sinagog was es fürwar. darein gieng der betrüebte gast, er wolt die nacht da haben rast. Da er lag in dem öden haus, da kam im für ain vorchtlich grauß, das er nachet verzaget was. er gedacht im genzlich das, wie die kristenhait vil guot wär besorgt und wol behuot vor allem ungelücke gar mit dem zaichen des krüzes zwar; damit er sich vil gern hätt gesegnot. da was er so stät an dem ungelauben sein, das er von vorcht laid grosse pein, e das er sich hett gezogen in des hailigen crüzes pogen. Da es nun schier ward mitternacht, da hört er gar ain luten pracht und gar ain fraißsamlichs gedös. Lucifer, der tiefei bös, und mit im drei vinster schar seiner diener komen dar gar vorchtlich mit wildem graus in des selbig tempelhaus. er hett auf dem haubet sein ain kröne guot und auch fein vor mit gestrichenes w mit
244r
Abstrich
2 Der bekehrte Jude
15
und an d e m a r m k r ö n e n drei, sein d i e n e r s t u o n d e n a u c h d a b e i v o r im getailt in d r e i s c h a r . so
244v
auf a i n e m h o h e n s t u o l e z w a r sas e r g a r g e w a l t i c l i c h . vil s c h n e l l e v o r d e r t e r für sich d e n h a u b t m a n aus d e r e r s t e n s c h a r ; d e r k n i e g t da für in n i d e r dar.
85
L u c i f e r da z u o im s p r a c h : » w ö l h e r l a i k r i e g und u n g e m a c h hastu v o l b r a c h t mit d e m h ö r dein d e r w e i t z e laide und z e p e i n ? « d e s a n t w u r t im d e r tiefei d o :
90
» h e r r , ich hauns g e s c h i c k t a l s o mit m e i n e r s c h a r in k u r z e r zeit, das z w e n h e r r e n g r o s s e n neit und v e i n t s c h a f t g e n a i n a n d e r h a b e n , das s e c h s t a u s s e n t sind b e g r a b e n ,
95
die i e t z o sind e r s l a g e n all. das m o r t haun ich mit r e i c h e m schall g e s t i f t e t und m e i n u n d e r t a u n . « » d e s solt du i m m e r d a n k h a u n « , sprach da Lucifer zehand;
IOO
»du solt mir a u c h t u o n b e k a n t , w i e lang hast du mit d e i n e m r a t a n g e p r a w e n die m a i n t a t , bis si v o l l e n d e t ist a l s o ? « d e s a n t w u r t im d e r tiefei d o :
105
»in z w a i n z i g w o c h e n und nit m e r haun ich und a u c h m e i n g s e l l e n h e r dise s a c h v o l l e n d e t s c h o n . « L u c i f e r satzt im z e Ion auf sein haubt ain k r ö n vil g u o t ;
no
d e s w a r d d e r tiefei h o c h g e m u o t . Darnach vordert Lucifer d e n h a u p t m a n aus d e m a n d e r n h e r ; d e r k o m pald und k n i e g t a u c h nider. L u c i f e r s p r a c h z u o im h e r w i d e r :
89
114
16
do undeutlich aus da korrigiert sprach sprach
245r
ii5
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ijo
135
HO
145
»wie hast du gedienet mir mit deiner schar? das will ich dir hie wol Ionen ze der stund; das soltu mir machen kunt. haustu ieman geweist von got, der nun behaltet unser g e p o t ? « der tiefei sprach: »ja, lieber herr. ain ainsidel sitzet ferr in ainem grossen walt vil eben, der hat gar ain raines leben an im gehabt vil manig zeit, dem pin ich mit grossem neit geslichen nach vil manig jar. ich und hie die ganzen schar haben in gepracht darzuo, wann wir im nit liessen ruo, das er ain schönes weib hat beslafen schon nach unserm rat und unküsch mit ir hat getriben. leib und sei ist uns beliben an dem selben guoten man. got hat in nun gar verlan.« der red was fro her Lucifer. er nam ab seinem arm her ain krön und satzt ims auf das haubt. er sprach: »seit du nun hast beraubt den bruoder des ewigen leben, so will ich dir ze Ion geben, das du ain künig nun solt sein über die gesellen dein.« der diefe! ducht sich des gemait.
Nun was der haubtman auch berait aus der tritten schar zehant. der ward von Lucifer ermant, das er im ze wissen tätt, 150 wie er im gedienet hett. der kniegt auch nider unde sprach: »ich haun grossen u n g e m a c h mit dem paubst g e h e p t fürwar ietzo wol auf siben j a r ; 155 den haun ich doch d a r z u o pracht, 2 Der bekehrte Jude
17
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lso
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190
176 184
18
das er im des hat erdacht, das er unkeusch treiben wil. ich haun ims geraten vil. er hat es gefangen an mit ainer frawen wolgetan. die hat er küsset an den munt. er graif ir auch ze der stunt an ir prüst gefarlich zwar, es sol nit sten ain halbes jar, ich und die gesellen mein süllen im beholfen sein, das er muos trüten iren leib, und wesen muos sein eeweib.« Lucifer ward der rede fro. ab dem arm nam er do ain krön mit hohem muot. er satzt ims auf sein haubet guot und dankt im seiner dienst vast. er sprach: »du solt nit haben rast, bis der paubst von dir gefall mit unkeusch und der minne schall; so will ich dir dann geben ze Ion ab meinem haubt die g u o t e n krön, so pistu gekrönet zwir. mein gewalt gib ich auch dir, wenn du das vollendet hast.« Der jud, der vil eilend gast, lag dort in dem tempelhaus in sorgen und in g r o s s e m graus. er sach und hört dise geschieht und manig vorchtlich gesicht. doch ward nun sein vorcht als gros, das er seinen leib beslos mit dem zaichen der kristenhait. das hailig erüz er für sich prait und gesegnot sich damit, das im die tiefei m o c h t e n nit geschaden sam ain claines har. niemant sol s o r g e n u m b e mich.
370
mein zerung und g r o s gelt haun ich hie aus iedem haus besunder. niemant sol des n e m e n wunder, das ich hie als kostlich leb, seit mir ieglich hausfraw g e b
375
von der w o c h e n ain halb pfunt. die diern geit mir auch zestunt fünf Schilling z e ieder wochen.< die red haun ich z w a r g e s p r o c h e n in ü b e r m u o t und nicht für war.
380
nun will ich ew s a g e n z w a r in g u o t e r fraintschaft unde son, das ich vormals nit wolt ton, w e r ich pin von g e s i e c h t , ich will euch auch s a g e n recht,
385
wau ich das gelt g e n o m e n haun, das ich haun in der statt vertaun. es sol e w c h nicht wundern ser, wann ich haun guot, wird und e r von g o t t e s g e n a d e n s i c h e r l e i c h :
390
ich pin der kunk von F r a n k r e i c h , mein v a t e r hat mich in das lant durch zucht und tuget h e r gesant.« D a d e r wirt v e r n a m die red, e r was fro, das e r nicht het
363
50
gefrägt
270r
395
vergachet an dem fürsten sich. er stuond auf beschaidenlich und naig dem fürsten hochgeporn. allen unmuot und auch zorn ließ er gar aus seinem muot. 400 do sprach der edel künig guot: »lieber wirt und frainde mein, ir sült von mir g e f ü r d e r t sein ewiclich in meinem lant, wann mir ist von ew bekant, 405 das ir suocht ewr leipnar in meines vaters lande gar mit aller ewer koufmanschaft. nun seit ir als tugenthaft hie gewesen gegen mir, 410 wärlich des geniessent ir. ich will ew mein brief geben, mein vater sol euch das auch eben bestäten mit dem briefe sein, wenn ir kompt in das land mein, 415 so sol ewer leib und guot
270v
vor schaden wesen wol behuot. wau ir vart durch holz und velt, so gebt umb das gelait kain gelt, ewr guot sol d a r z u o zolfrei sein. 420 das hapt von den g e n a d e n mein.« Des danket im der wirte do. si wurden mit ainander fro. was sich da verhandelt hett baide werk und auch red, 425 das kam ze ganzer fraintschaft. das weib belaib ungestraft von dem mann, wann der was weis, er hett die sach still und leis gehandelt, das sein ingesind 430 darumb nichtz wist noch kain sein kind. der küng in fraintschaft schied von dan. er gab auch dem weisen man ain guoten brief ze der stunt. auch dett er dem vater kunt, 435 wie er den man gefreiet hiet 4 Bürgermeister
und Königssohn
27ir
51
überal in seiner gepiet; dabei solt er in laun beleiben, auch begund er verschreiben seinem vater gar behend 440 von anfank bis an das end diser aubentür geschieht, der burger sich darnach rieht gar mit aller seiner kraft, das er grosse koufmanschaft 445 bracht von Frankreich aus dem lant. er nam zuo sa zehant an eren und an reichtum gros, seiner tuget er genos und darzuo seiner weißhait, 450 das er dem fürsten det kain lait; damit kom er zuo grosser hab. Es ist ain grosse gottesgab, der güetig ist und hüetet sich vor zorn; das ist weislich. 455 gächer man sol esel reiten, darzuo sol er auch beiten, bis im der zorn sein vergat; so tuot er nimer missitat und behalt damit das sein. 460 sunst möcht er komen in pein. wann hett der erber burger dem küng getaun grosse schwär, er wär sein leicht verdorben, sunst hat er umb in e r w o r b e n 465 gros guot, das er hie sitzet eben, got geb uns das ewig leben!
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27iv
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5
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25
D E R ZURÜCKGEGEBENE
MINNELOHN
Es ist gar ain sälig man, dem got sölich eren gan, das im von got beschaffen ist ain f r o m m e s weib on argen list, die in mit ganzen trewen maint und sich zuo im so veraint, das alles, sein er und guot, besorget ist und wol behuot. davon haun ich f ü r g e n o m m e n ain aubentür pin ich ankörnen, die vor zeiten beschehen ist; die will ich sagen ze diser frist. Ain junger ritter h o c h g e m u o t saß auf ainer veste guot. der was edel und tugenthaft, wolgetaun an leibes kraft und hett des guotes nicht zevil. für war ich das sprechen wil: sein v o r d e m hetten das verzert. nun was er aller eren wert und hett gern ritterschaft gesuocht nach seines leibes kraft, da enbrast im des guotes, das er truriges muotes und auch ser b e t r ü e b e t was. nicht ferr von im dabei sas
ain alter ritter f r u m m und milt; der hett oft sper und schilt z e r p r o c h e n und durchritten 30 nach ritterlichem sitten in seinen jungen tagen, in begund ser betragen, das der jung ritter guot mit so gar manlichem muot 35 sich also verligen muost 27
vor m i l t gestrichenes
2?2v
273r
gut
5 Der zurückgegebene Minnelohn
53
u n d er sein sünd also mit armuot und
buost
notikait.
d a s w a s d e m a l t e n r i t t e r lait. d e r w a s milt u n d d a r z u o 40
er dett d e m auch wol
reich.
geleich,
s a m er sein g u o t e r fraind u n d r i n g e r t i m all s e i n er sant nach im ze der
stunt
u n d d e t t im dise r e d e 45
wär,
swär. kunt:
»lieber fraind und gselle m i r ist l a i d d e r k u m e r das du dich also
mein,
dein,
verligst
u n d nit d e r r i t t e r s c h e f t e pfligst, als dein v o r d e m h a u n d 50
getan.
nun pistu d o c h ain j u n g e r
man,
stark und darzuo muotes
frei;
z u c h t u n d adel w o n t dir bei, das du gehörst d a r z u o wol. w a s ich nun d a r u m b t u o n 55
273v
sol,
d a m i t ich k o m ze hilfe dir, das soltu nun s a g e n
mir.«
der junge ritter w a r d des fro. er g a b im ze a n t w u r t
do
und sprach z u o im aus freiem 60
»ich haun laider nicht das d a s ich d a s m ü g
Volbringen,
darnach mein sinne
ringen.«
d e r alt ritter z ü c h t l i c h »ich w e n d dir d e i n e n 65
sprach: ungemach.
i c h will dir l e i h e n g e l t z
genuog,
ist e s n u r d e i n will u n d
fuog,
das du aubentür suochen
wilt.
zwen guot maiden, spieß und und w e s du bedürfent 70
d a s kouf ich dir z e d i s e r frist. u n d bis v o n mir
macht,
ungeswacht,
w a n n ich sein w o l g e r a t e n a u c h für w a r ich dir d a s o b d i r v o n g o t ist d a s dir gelück
54
schilt
pist,
d a s gilt m i r w i d e r , s o d u
75
muot:
guot,
beschert,
widerfert,
mag.
sag:
so
85
90
95
IOO
105
no
115
s o wirt mir vergolten wol. get es anders, dann es sol, da g o t vor behüete dich, s o soltu fürbas sicherlich des geltes alles ledig sein von mir und den erben mein.« D e s dankt im ser der j u n g e man. der alt ritter lobesan hett d a r u m b nicht g r o s s e n rat, er kouft im zwen maiden trat umb sechzig guldin o d e r mer; d a r z u o harnasch, schilt und s p e r und w a s ain ritter haben sol, damit ward er v e r s o r g e t wol, der zuo schimpf und ernst reit, er g a b im auch oun alle peit ze zerung in die hende sein sechzig berait guidein. ain f r o m m e n knecht schickt er im d a r ; der w a s trew oun all g e v a r .
274r
D a der herr nun w a s berait, der alt ritter im d a sait, wie man in der selben zeit in ainer statt ferr und weit ainen hof berüefet hiet; da k ä m hin aus aller piet g a r ain g r o s s e ritterschaft, die mit ires leibes kraft wolten wesen da berait, durch frawen zart und g e m a i t frölichen da ze hofieren mit stechen und turnieren. er hies in dahin reiten, Er wolt nit lenger beiten und nam urlaub sa zehant. er rait über b e r g und lant und wolt sich richten g e n der statt, ains aubents ward es im ze spat, d a s si die vinster nacht begraif.
274v
85 rät 5 Der zurückgegebene
Minnelohn
55
ze veld sich d a n i d e r schwaif d e r h e r r und a u c h sein k n e c h t
darzuo.
u n d e r a i n e m b o u m w a s ir r u o . der herr sprach z u o d e m k n e c h t sein: 120
»beleih hie bei d e n r o s s e n
mein
u n d p f l i g d e r w o l , s o will ich g a n , a u b e n t ü r s u o c h e n in d e m
tan.«
e r g i e n g w o l auf ain h a l b e meil. er k o m zuo ainem dornzeil, 125
d a r b e i ain h o c h e r z ä u n w a s . e r g i e n g h i n u m b ie l e n g e r ie b a s . e r - s a c h ain liecht s c h e i n e n
do
durch den zäun; des w a s er fro. d a r n a c h sach er aber m e r 130
2751
ain s c h ö n e vest g u o t und her; d a r a u s lucht das liecht zetal. u n d e r a i n e m türlin s c h m a l o b e n in d e r v e s t e g u o t stond der herr wol behuot,
135
des die selbig veste was. f ü r w a r will ich s p r e c h e n
das:
d e r h e t t d a s l i e c h t in s e i n e r h a n t . sein w e i b g i e n g u n d e n auf d e m in a i n e m b o u m g a r t e n 140
land
schön.
gar clägelich g e p ä r d und dön h e t t si a n d e n z e n e n d o . d e r h e r r l ü c h t e t ir a l s o d o r t o b e n aus d e m türlein, o b ir d i e w e i l m ö c h t k u r z g e s e i n .
145
er sprach: »liebe f r a w e mein, ist n i t g e r i n g e n d i r d e i n p e i n hie u n d e n bei d e m z ä u n e ? « die f r a w e schön: »mein sich m e r e t an d e n z ä n e n
150
sprach
ungemach mein.
d e s leid ich hie j a m e r s p e i n . « D e r r i t t e r j u n g d i e r e d all h ö r t hie u n d e n bei d e s z a u n e s ort. er gieng aber bas h i n u m b ainen weg scharpf und krumö,
:55
bis er zelest ain türlin v a n d ; das stuond offen sa z e h a n d .
56
275v
i6o
i65
170
175
i8o
da gieng er ze dem türlin ein. da vand er die frawen fein staun in dem b o m g a r t e n ; darin begund si warten irs lieben puolen ze der stunt. der frawen ward vil pald kunt, das der ritter hinein was; si tratt gen im hinzuo bas. si wount, es wär der rechte, und sprach oun gros g e p r e c h t e : »kompstu, lieber puole mein?« er sprach: »ja, traut fräwelein!« nicht mer sprach der ritter zwar. er vorcht, die fraw-wurd es gewar, das er nicht der r e c h t e was. er legt si nider in das gras, sein will ward erfüllt an ir gar nach seines herzen gir. die fraw sich schier des versan, das er nicht was ir lieber man, des si da hett gepitten lang, j a m e r s not si da bezwang, si sprach: »owe mir armen weib! du haust getrütet meinen leib,
und kan nit wissen, wer du pist. sag mir doch ze diser frist, ob du seiest von guoter art! ain ritter edel und auch zart 185 solt mich hie haun beslafen. ach w e e und immer wafen! so ist es dir alhie beschert.« des antwurt ir der ritter w e r t : »liebe fraw, habt guoten muot! 190 ich pin auch ain ritter guot. ich haun gesuocht aubentüre ie; die haun ich auch gefunden hie. ritterschaft hat mich außpracht; auch haun ich mir des gedacht, 195 verzeren meinen werden leib 175
276.
die] Sein
5 Der zurückgegebene
Minnelohn
57
ze dienst d u r c h alle r a i n e weib.« si s p r a c h : » d a s i m n u r a l s o w ä r , so wurd geringert mein swär. s i n d ir n u n a i n s o l i c h m a n , 200
s o s ü l t ir m i r e t t w a s l a n hie z e letz; d a brief ich bei, d a s z u c h t u n d a d e l m i t e w sei.« er sprach: »ich h a u n werlich nicht i e t z o in a l l e r m e i n e r p f l i c h t
205
dann nur sechzig guidein. d a s sol a u c h m e i n z e r u n g sein.« si s p r a c h z e h a n t : » d i e g e b t m i r h e r ! ich v e r g i ß e w e r n i m m e r
276v
mer.«
e r g a b ir d a s g e l t z e h a n t . 210
e r s p r a c h : » f r a w , n u n seit e r m a n t , ir s ü l t m i r a u c h e t t w a s
geben;
d a r b e i g e d e n k ich e w e r e b e n . « ain rotguldin
vingerlein
g a b im die edel f r a w e vein. 215
es w a s guot und kostleich,
doch was der Wechsel ungeleich; es was bei acht guldin wert. Von d a n n e n da d e r ritter kert. dannocht stuond der guot 220
man
und lüchtet mit d e m liecht h e r d a n oben under dem
türlein
d e n w o r t e n , d a s d e r f r a w e n sein die weil dester k ü r z e r wär. e r w o n d , si l i t t e g r o s s e s w ä r 225
an iren b ö s e n
zänen.
d a b e g u n d si s i c h v a s t s ä n e n nach ainem andern m a n n e do. e r s p r a c h z u o ir a b e r s o : » f r a w , ist d i r i c h t r i n g e r w o r n ? « 230
z e h a n t a n t w u r t si d e m
torn:
» m i r ist g e r i n g e r t w o l m e i n p e i n . « si g i e n g in d i e v e s t h i n e i n . d i e r e d will ich n u n l a s s e n s t a n . D e r jung ritter lobesan 235
g i e n g w i d e r z u o s e i n e m k n e c h t hin u n d e r d e n p a u m , d a e r in
58
mx
240
245
bei den pfärden gelassen hett. der herr im da ze wissen tett, wie es im ergangen was. er sagt im auch genzlich das, das er die sechzig guidein gegeben hett der frawen vein, daran si im herwider bot ain vingerlein von golde rot. das zaigt er dem knecht do.
255
des ward der knecht von herzen fro. er sprach: »lieber herre mein, ir süllt hohes muotes sein, lat ewch die guldin rewen nicht! got hat uns in seiner pflicht; er beratt uns der zerung wol. für war ich das nun sprechen sol: die aubentür ist pesser vil, die also mit der minne spil ainem werden ritter zuogat,
260
dann als sein guot und was er hat.« Nach der red si namen rast und sliefen, bis des tages glast und die liechte sunn aufdrang. der knecht erwacht und aufsprang,
265
erwischt die ros und sattelt die. darnach er über den herren gie und wackt in auf vil leise, der herr mit seiner weise tät, aissam er trurig wär.
250
275
des gewan der knecht gros swär. er sprach zuo dem herren do: »herr, mich dunkt, ir seit unfro. was wirt ew? das tuot mir kunt!« des antwurt im der herr zestunt: »ich pin ain gast unerkant. wie mag ich hie durch das lant aun zerung komen hin und h e r ? das betrüebt mich werlich ser.« der knecht was guotes trostes vol.
254
m i n ( n ) e ] l i e b e v. j. H.
270
5 Der zurückgegebene
mi
Minnelohn
59
280
285
290
295
300
305
310
»got sol uns besorgen wol«, sprach er zuo d e m herren sein; »ich haun in der täschen mein geltz genuog auf disen tag. got darnach das füegen mag, das wir komen fürbas hin. last von dem verzagten sin!« Mit der red si komen palt gar durch ainen dicken walt; der was vier meil lang und weit, nun was es w o r d e n essens zeit. jenhalb des walds si sahen ain schönes dorf vil nahen, da ritten si zum wirt ein; der hies si willikomen sein, er beraitt in do Wirtschaft, da kam zehand zuogetrafft der herre, des das dorf was, hinder dem auch der wirt sas. der was ain alter ritter guot. er hett auch des genzlich muot, auf den hof ze reiten hin, da des jungen ritters sin suochen wolt die ritterschaft. der alt ritter tugenthaft zuo dem wirt auch einrait. ich sag ew für ain warhait, das es der selbe ritter was, der des selbes nachtes sas in der guoten veste sein oben under dem türlein und lüchtet seiner frawen zuo, die an den zänen hett unruo in dem garten hin undan, bis si der ritter wolgetan da beslief gar still und leis in irs lieben puolen weis.
Die herren wasser namen. si sassen baid zesamen 315 ze tisch mit tugentlicher pflicht. ietweder kant den andern nicht.
60
2?8r
278v
der alt herr den jungen fragt, er sprach: »lieber herr, nun sagt mir durch ewer tuget guot, 320 wauhin hapt ir ze reiten muot? das wißt ich gern hie von ew.« der jung ritter frumm und trew sprach zuo im in tugentkraft: »herr, ich suoch ritterschaft 325 und aubentür oun allen graus; darumb pin ich kommen auß. zuo dem hof ich reiten wil in die statt; dahin kompt vil ritterschaft und manig helt.« 330 »seit ir dahin reiten weit«, sprach der alt ritter do, »des pin ich von herzen fro; so will ich ewr geferte wesen, bei ewch sterben und genesen.« 335 das was des jungen fuog wol. für war ich das sprechen sol: si lobten da die gesellschaft baid; was ir ainem beschähe laid, das solt in baiden geschehen sein. 340 fuoter, kost und auch den wein
345
350
355
und was si hetten da verzert, das galt der alt ritter wert ze ainer bestätigung. von dannen schied der ritter jung und mit im der alte man. frölich schieden si von dan.
279r
Da si komen zuo der statt, der alt herr den jungen batt, das er mit im ritte ein in die herberge sein. des wart er von im gewert, ir baider fraintschaft ward gemert. der jung ritter auserwelt was seines leibes gar ain helt und darzuo gar tugentleich. der alt ritter fromm und reich im darumb gar günstig was. 5 Der zurückgegebene Minnelohn
61
e r f u o g t im z u o alles d a s von ziug und h a r n a s c h 360
d e s e r in d e m
allerlai,
turnai
und zuo d e m schimpf m u o s t e haun. ain g u o t s t e c h r o s
wolgetaun
ward d e m ritter da berait; darauf sas der herr gemait. 365
d e r alt ritter mit im d a n rait g a r frölich auf den plan. da was ritterschaft genuog.
2?9v
g e n im naigt ain ritter c l u o g sein s p e r ; d e n s t a c h e r n i d e r palt. 370
d e s w a s f r o d e r r i t t e r alt, das sein gesell den ersten stich h e t t ain g e l e g e t für sich n i d e r auf d e n plan als s c h i e r , d a r n a c h l ä r t e'r s ä t e l v i e r
375
in a i n e r c l a i n e n
weile,
d e r alt ritter mit eile zämpt den j u n g e n ritter guot. si w a r e n b a i d
hochgemuot.
w a s sol ich nun s a g e n 380
mer?
e r r a n t b a i d e hin u n d h e r durch die mengin
überal.
e r läret sättel o u n e zal. e r d e t t o b in a l l e n d a s p e s t , das do niemant m e r zelest 385
g e n im w o l t n a i g e n sein s p e r . das traib als lang d e r ritter her, dieweil der hof also wert, das er von niemant ward
versert
nur als u m b ain claines har. 390
e r d e t t a u c h in d e m t u r n a i z w a r d a s p e s t o b in a l l e n , das begund wol gefallen m a n g e m werden stolzen weib. e r w a s ir a l l e r l a i d v e r t r e i b .
395
im w a r d die er g e g e b e n vor den andern
zwar
offenbar,
z u c h t u n d t u g e t w a r d i m vil e r b o t e n d a o u n e n d e s zil
62
280r
von grossen herren und frawen fein; 400 die giengen an die h e r b e r g sein und erputen im eren vil. da ward mänig fraudenspil von tanzen und von springen, härpfen, geigen, singen 405 durch seinen willen ward erdacht und frölich vor im da volbracht.
410
415
420
425
430
435
431
Da der hof e r g a n g e n was, ains nachtz der j u n g e ritter sas nach tisch bi dem gesellen sein. si trunken da den claren wein und waren guotes muotes vol. für war ich das sprechen sol: aubentür ward vil gesait von der wirtin gemait und von dem wirt, irem man. der alt ritter huob auch an ze sagen manig tagalt. der jung ritter wolgestalt von dem alten g e p e t e n ward, das er sich nicht lenger spart; er sölt in auch e t t w a s sagen, er sprach: »bei allen meinen tagen ist mir nie aubentür bekant, dann da ich ietzo durch das lant her wolt reiten in die statt. da ward mir aines mauls ze spat, das ich auf dem veld belaib, under ainem boum die nacht vertraib. mich ducht die nacht ze lange sein. ich gieng von dem knecht mein; bei den pfärden ich in ließ, guot aubentür mich anstieß, ich kom zuo ainer veste guot; die was schön und wol behuot. darunder lag ain boumgart. darin hört ich ain f r a w e n zart; die tobt an iren zänen ser. vor l i e ß gestrichenes
280v
lie ( ? )
5 Der zurückgegebene Minnelohn
6 3
d a k o m in d e r v e s t d o r t h e r ir m a n und lücht d e r f r a w e n sein 440
o b e n in a i n e m t ü r e l e i n , das ir die weil d e s t k ü r z e r w ä r . si h e t t a b e r lützel s w ä r an iren z ä n e n s i c h e r l i c h , n a c h i r e m p u o l e n s ä n t si s i c h ;
445
d e m h e t t si g e z i l e t d a r . m i r w a r d die f r a w z e t a i l e g a r . d a ich in d e n g a r t e n k a m
28ir
und si m e i n d a w a r g e n a m , ich g i e n g z u o ir vil leise 450
r e c h t in aller d e r w e i s e , s a m o b ich w ä r d e r r e c h t e , si s p r a c h oun lut g e p r ä c h t e : >lieber puol, k o m p s t du da?< ich s p r a c h z u o ir vil p a l d : >ja.
wer p i s t u ? wie h a s t u m i c h
460
b e t r o g e n also lasterlich! ich w o u n t , du w e r s t d e r p u o l e m e i n ; d e r ist ain r i t t e r s t o l z und vein. d e s haun ich lang g e w a r t e t hie.< si w o l t mir das g e l a u b e n nie,
465
das ich a u c h w ä r v o n g u o t e r art, bis das ich d e r f r a w e n z a r t g a b s e c h z i g b e r a i t guldin. ain rotguldin v i n g e r l i n z o c h si palt a b i r e r h a n t ;
470
das g a b si mir d a r g e n z e p f a n t . ich s c h i e d v o n d a n in h o c h e m m u o t . d a n n o c h t zunt d e r h e r r e g u o t d e r f r a w e n mit d e m l i e c h t e zuo, o b si m ö c h t g e w i n e n ruo.«
475
D a die red a l s o g e s c h a c h , d e r r i t t e r alt g r o s u n g e m a c h
470
64
vor ze gestrichenes zp
28iv
480
485
490
495
500
gewan an dem herzen sein, er sprach: »zaigt uns das vingerlein, so mügen wir gelauben das.« der jung ritter was nicht las, das vingerlein bot er im dar. er kant es wol und eben zwar, das es was der frawen sein, haimlich laid er d a r u m b pein. Zemorgens, da es tage wart, lenger ward es nicht gespart, der burgermaister von der stat und mit im der ganze rat komen da gegangen dar. si wurden des wol gewar, das es an dem aufpruch was. für war will ich sprechen das: der junge ritter frumm und wert ward da wol von in geert und auch der geselle sein, fuoter, häw, kost und wein bezalt die statt für si schon, das gaben si im ze Ion, das er bejaget hett den preis. sein gesell, der ritter greis,
muost sein auch da geniessen. nicht lenger si da Hessen, si beraitten sich zehant und kerten frölich haim ze land. 505 Da si nun komen also nahen, das 'si die vest ansahen, die des alten ritter was, züchticlichen sprach er das zuo dem werden gesellen sein: 510 »secht, herr, das ist die veste mein, ir sült heint wesen mein gast, ich will ew schaffen guot rast, des bitt ich ew mit ganzer gir, das ir beleibt die nacht bei mir.« 515 der herr g e w e r t in des zehant. ain knecht ward da fürgesant; dem empfalch der herre sein: 5 Der zurückgegebene
282r
Minnelohn
65
» s a g der lieben frawen mein, das si das hawse wol b e w a r . 520
ich k o m m und pring mit mir dar ainen edlen ritter g e m a i t ; das si anleg ir s c h ö n e clait und den e n p f a c h vil schon, wann er dret d e r e r e n krön.«
525
D e r k n e c h t da des nicht enließ, er dett, als in der h e r r e hies. die fraw was auch des berait.
282v
alles, das ir der k n e c h t sait, das o r d n e t si s c h o n und wol. 530
seit ich die warhait sagen sol: der j u n g ritter vest und g u o t b e t r ü e b e t ward in s e i n e m muot, da e r die vest r e c h t a n e s a c h . zuo seinem k n e c h t e r da s p r a c h :
535
» m i c h dunket werlich hiebei, wie das die v e s t e sei, da mir widerfaren ist mein aubentür in k u r z e r frist. dort o b e n ist das türenlein,
540
da d e r herr der f r a w e n sein mit dem liecht g e l ü c h t e t hat. dort unden der b o u m g a r t stat, d e r h o c h z a u n und d e r dornzeil, darbei ich ain lange weil
545
gieng, e e ich mich rieht darauß. das sich ich hie bei disem haus, nun haun ich im g e s a g e t g a r die aubentür g a r o f f e n b a r , rat, wie sol ich tuon d a r z u o !
550
ich furcht gar g r o s s e unruo, die uns der wirt w e r d t r a g e n an.« »ist er dann ain p i d e r m a n « , s p r a c h der k n e c h t da zehant, » e r tuot uns w e d e r laid n o c h schant,
555
dieweil wir seien in s e i n e m haus, wann wir dann k o m m e n daraus,
556
66
können (4 Schäfte)
283r
will er uns dann schedlich sein, er muoß v o n uns auch leiden p e i n . « Si w a r e n an d i e p r u g g e k o m m e n . 560
die f r a w hett das w o l v e r n o m m e n ; herauß si in e n g e g e n g i e n g . f r ö l i c h si den gast e n p f i e n g mit gar h o f e l i c h e m sitt und auch iren w i r t damit.
565
si nam den gast bei d e r hand. si fuort in, da e r schiere v a n d ain kamer g u o t und kostlich; da muost er e n p f e t e n sich, g r o s Wirtschaft w a r d da beraitt.
570
der wirt und sein f r a w g e m a i t erputten d e m gast g r o s er. si hiessen f r ö l i c h t r a g e n her wein und kost und allen rat. D a es nun w a s w o r d e n spat,
575
das man z e pett solte gan, da muost der gast w o l g e t a n d e m wirt und d e r f r a w e n fein v e r s p r e c h e n bei d e n t r e w e n sein, das er nicht d a n n e n reiten solt
580
283v
des m o r g e n s fruo, w a n n so w o l t d e r wirt früe aufsein und j a g e n , er begund im auch sagen, er sölt beiten des inbis, wann er w o l t p r i n g e n dann g e w i s
585
in die kuchin g u o t willprät. damit w a r d d e r gast bestätt, das er des m o r g e n s lang belaib und die nacht mit ruob vertraib. E es b e g u n d e tagen,
590
d e r wirt was g e r i t t e n j a g e n mit seinen j ä g e r n in den walt. si v i e n g e n ainen hirssen palt; der was mächtig und auch g r o s , d e r kurzweil si nicht v e r d r o ß .
557
vor s c h e d l i c h gestrichenes
563
nach
sitt gestrichenes
ledig
vnd
5 Der zurückgegebene
Minnelohn
67
595
D a e s nun w a s w o r d e n tag, der gast nicht lenger schlaufens pflag. e r s t u o n d auf u n d s p r a c h sein g e p e t . d a er das v o l b r a c h t het, da k o m die f r a w mit g u o t e r pflicht.
6oo
si s p r a c h : » l a t e w c h v e r d r i e s s e n n i c h t , bis d a s d e r w i r t h e r w i d e r k u m m . « d e s a n t w u r t ir d e r h e l d e f r u m m : » i c h t u o n , w a s ir g e p i e t e n t m i r . « die f r a w e sprach: »so süllen wir
605
mit d e m pretspil k ü r z w e i l haun.«
284r
d a s w a r t d a vil p a l d g e t a u n . si s a s s e n z e s a m e n d o u n d s p i l t e n in d e m p r e t a l s o , nun hett d e r h e r r d a s v i n g e r l e i n 6io
g e s t o s s e n an die h a n d e sein, da die f r a w des w a r t g e w a r , si e r s c h r a c k d e s s e r u n d g a r . si w a r d v o n h e r z e n w a i n e n . si s p r a c h : » d u r c h g o t , d e n r a i n e n ,
6i5
s a g t mir, lieber h e r r e mein, wannen kompt e w c h das vingerlein?« e r s p r a c h : » d a s w i ß t ir w o l u n d e b e n , s e l b e r h a p t ir m i r s g e g e b e n u m b sechzig berait guidein.«
620
d e s a n t w u r t im d a s f r ä w e l e i n : »lieber herre f r u m m und trew, hat es aber mein m a n bei e w ie g e s e h e n ? d a s s a g e n t m i r ! « e r s p r a c h f r a i n t l i c h d a z u o ir:
625
»er hat es laider o f t g e s e h e n . d a s ist m i r o u n g e f ä r d
beschehen,
w a n n ich e w baide nicht erkant.« da sprach die f r a w
zehant:
» w e e mir diser g r o s s e n not! 630
so m u o s ich hie k i e s e n d e n tot.« D a si in d e m k u m m e r w a r e n , da k o m e n die j a g e r
gevaren
mit a i n e m hirsen g r o s . 622
68
vor bei gestrichenes mit
284v
die bürg man in aufschlos. 635
der herr kom auch g e r i t t e n ein. der gast und die f r a w e vein waren betrüebt vil sere. si gedorsten da nicht m e r e in gehaim z e s a m e n g a u n .
640
da gieng der wirt w o l g e t a u n zuo dem werden gast mit eil. e r s p r a c h : »ist ew dise weil nicht lang hie in d e m h a w s e m e i n ? « e r hies her tragen kost und wein.
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das wiltprät ward da pald beraitt. z e tisch saß der h e r r g e m a i t . d e r wirt und auch die f r a w e zart hetten sich da nit g e s p a r t , si sassen mit im ze tisch.
650
baide wiltprät und guot visch ward in schier dar g e t r a g e n , was sol ich nun m e r s a g e n ? es wart dem g a s t e r p o t t e n wol. die köpf waren allweg vol,
655
daraus si trunken den wein. D a nun der k o c h k o m hinein und man die tisch m a c h e t lär,
285r
da sas die fraw in g r o s s e r swär; wann der gast nun wolt von dan, 660
si b e s o r g e t iren man, wie ir der t ä t t e u n g e m a c h . d e r gast vil wol das an ir sach. im ward darumb b e s w ä r t der muot. der wirt edel und a u c h g u o t
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s p r a c h da zuo der frawen sein: »nun sag mir auf die t r e w e dein, ist dir der gast icht b e k a n t ? « des antwurt si im z e h a n t : » w e s fraugt ir, lieber herre, m i c h ?
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für w a r ich das nun s p r i c h : ich waiß nit z e diser frist, w a n n e n o d e r w e r e r ist.«
657
lar
5 Der zurückgegebene
Minnelohn
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der wirt sprach aber do: »wie gedarstu reden so, 675 das du nit habest kunne sein? wau sind die sechzig guldem, die er dir geben h a t ? gang hin und pring mir die trat!« die fraw erschrack der rede ser. 680 si sprach: »ich kan nit pringen her, des ich nit gehaben mag. ich haun den gast all mein tag
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nie gesehen dann allhie. er hat mir auch gegeben nie kain gelt auf die t r e w e mein.« er sprach: »wau ist das vingerlein, damit ich dich gemähelt han?« Er wolt si des nit erlan, er pot ir bei leib und leben, das si müest herfür geben die sechzig guldin guot. die truog si mit trurigem muot für die herren baide sant. der wirt sich da underwant, auf den tisch legt er si do. zuo in baiden sprach er so: »es ist recht ob allem spil, wer die würfel legen wil, der hat seinen tail da zwar. wer das pret dann leihet dar, seinen tail der haben sol. wer dann darzuo lüchtet wol, dem sol man in das liecht geben.« er geleichet die guldin eben in drei tail mit r e c h t e r zal. iegliches häufen überal was zwainzig guldin und nicht mer. er bot den ainen tail her
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dem gast, er sprach: »nun n e m e n t hin 710 in die würfel den gewin, die ir gesprengt habt in das pret.« 693
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vor s a n t gestrichenes
ze sampt, e
von
baide
nachträglich
eingefügt
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den andern tail der wirt het der frawen auch gepotten dar. er sprach zuo ir: »fraw, nimm war, se nimm hin das rote gold! das sol auch wesen dein sold von deinem guoten spilpret, das du im hast dar gelet, darin er kurzweil hat getriben. der tritte häuf ist mir beliben in das liecht davon ze Ion, damit ich haun gelüchtet schon.« Da der tail also geschach, der gast da züchticlichen sprach: »lieber herr, habt guoten muot! lat die sach nun wesen guot und ergebt mir auch den zorn! die fraw hat ewer huld verlorn; ich komm nicht von hinnen zwar, ir lassent dann die frawen gar darumb komen ze huld umb die inzücht und schuld. des bitt ich, lieber herre, hie durch all gesellschaft, die wir ie gehabt haben baid zesamen.« der wirt sprach: »bi gottes namen! ir habt gar hoch ermanet mich, ich gedar ew sicherlich des nicht wol verzeihen zwar.« er verhies im das fürwar bei den ganzen trewen sein, er wolt der frawen kain pein darumb fürbas nimer tuon. ganze fraintschaft und auch suon machet der gast zwischen in do; des wart die fraw von herzen fro. der gast versprach dem wirt das, er wolt im darumb fürbas ewiclich mit ganzer kraft laisten guot gesellschaft
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und im darzuo dienstper wesen, mit im sterben und genesen. 5 Der zurückgegebene
Minnelohn
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Der gast frumm und wolgetan in guoter fraintschaft schied von dan. er rait haim ze lande do; des waren sein fraind vil fro. er ward erkant ferr unde weit und nam auf in kurzer zeit an eren und an guot, als noch mänig ritter tuot, der seinen leib wol brauchen kan. auch galt er dem frommen man, der zuo im fraintschaft het erdacht und in des ersten auspracht; dem galt er wider trewlich. hiemit die rede endet sich.
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D E R FEIGE
EHEMANN
Ain schädlin wärlich pesser ist dann ain schad ze aller frist. under zwaien Übeltat ist das allweg wol mein rat, ob man aintweders müeste han, das merer übel sol man lan und sol das minder übel haben, e das ainer wurd begraben, e solt er hend und f ü e ß Verliesen. ainer sol auch lieber kiesen, ob ain statt verprinen wolt, und das er niderwerfen solt sein haus und auch erzerren gar, das das fewr nicht fürbas far, e das die statt wurd gar verprant. ain ieglich dieb tuot auch das kant, der Verliesen muos das leben und dem galgen wirt gegeben, der pitt durch d e r eren schein, das man im näm das haubet sein, ain aubentür beschehen ist vor zeiten, als man davon list, die triffet dise red an zwar etwie vil und d o c h nit gar; die will ich ew ze diser stunt
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sagen und auch m a c h e n kunt. Ze Straßpurg sas ain reicher man; der hett ain f r a w e n wolgetan. die was das allerschönste weib, 30 die ie kom zuo manes leib, an frümkait was si wol bewart, d a r z u o hett die f r a w e zart zucht und grosser tuget vil. für war ich das sprechen wil: 35 niemant von ir hören macht, damit ir ere wurd geswacht. in den landen überal 6 Der feige
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Ehemann
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die red gemainclich da erhal, das man niendert vinden künde 40 under allen roten münde in der weiten weit gemain ain weib als frumm, schön und rain, die zucht und grosse tuget hat, als ze Straßpurg in d e r statt. 45 Ain stolzer ritter hört die mär; der was ain rechter lantfarer. er pruchet seinen werden leib oft und vil durch schöne weib, den er dienet f r u o und spat. 50 er kom geritten in die statt
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und was da wol ain halbes jar. wau er der frawen w a r t gewar, so gieng er ir pald ze plick. zuo ir redt er auch oun schrick und darzuo in r e c h t e m schimpf, als er wol kund mit gelimpf, manig wort in schalkait. das was der rainen f r a w e n lait, wann si wol erkante das, das es wider ir ere was, des er an si begert; des wart ir herz gar versert. des wolt si im gestatten nicht, das traib er mit so stäter pflicht, das si des nimer leiden macht, si vorcht, ir ere wurd geswacht von der bösen lüte red. irem mann si das ze wissen det und clagt im grossen überlast, den si hette von dem gast, er sprach: »liebe f r a w e mein, ich will dir wenden dise pein. wenn er mit dir redet mer, so haiß in pald k o m m e n her zuo dir in dein k a m e r guot, so will ich in stiller huot ir] in
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mich enthalten auch darin. ich sol im Ionen seiner minn, das er fürbas ewiclich mit guotem frid m u o ß lassen dich.« Darnach an d e m tritten tag, als der ritter täglich pflag ze kirchen zuo d e r messe gan, da kom die fraw wolgetan im engegen oun argen list. er gruost si zuo der selben frist gar lieplich und vil schone, er sprach: »das ew got lone! liebe fraw, nun tuet mir kunt ietzo hie zuo diser stunt, wau ich zuo ew komen sol, wann ich grossen k u m m e r dol von euch allain und auch vil müe, das ich ew das ze wissen tüe; das mag niemant wenden mir in aller weit als wol sam ir.« des antwurt im die f r a w e rain: »ir sült zuo mir k o m m e n hain nach essens in das hause mein; darin will ich allaine sein.
289r
ich will es schicken hiut darzuo, das uns niemant tuot unruo.« der herre ward der red vil fro. von ir gieng er zehand do; 105 er was hohes muotes vol. für war ich das sprechen sol: enzündet ward das herze sein, der minne straul ward auch darein geschossen ze der selben stunt, no das er ward vil sere wunt. im wart die zeit gar ze lang, dieweil der priester messe sang.
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Da nun kom die rechten zeit, er gieng hin oun alle peit 78 108
l o n e n e n ; m i n ( n ) ] l i e b i n v.j. m i n ( n ) e ] l i e b e v.j.
H.
H.
6 Der feige Ehemann
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zuo dem haus und clopfet an. da kam die fraw wolgetan in tugentlicher weise, si lies in ein vil leise, in die kamer fuort si in zuo ainer schönen sideln hin; darauf sassen si zesamen. der wirt hett sich da mit namen, als die fraw wol weste das, haimlich hinder ain grosses vas gesetzet in der kamer sein.
er hett ain panzer stark und vein angelegt und was berait, dem ritter füegen grosses lait. nun was der ritter komen dar BO in ainem underrocke zwar; der was guot von rotem golt. er gieng geleich, sam er wolt zuo frawen an den tanze gan. kainen harnasch hett er an. 135 ainen tegen guot und vein hett er an der seiten sein, zuo im sprach die f r a w gemait: »es ist ain grosse torhait an ewch, lieber herre mein, HO das ir also gaund herein
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one harnasch und oun swert. ir möchtent werden versert von meinen frainden und magen. ich sich ew hie antragen ainen rock, ist guot und glänz, sam ir wölt an ainen tanz, ir habt auch hie ain messer z w a r ; das w ä r ewch unhilflich gar, ob ewch iemant tätte lait.« die f r a w die red darumb sait in lutem pracht mit gefär, das ir man dest k ä c k e r wär. da sprach der ritter wolgetan: gän
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»fraw, ich pin ain sollich man, d a s ich niemant fürchte zwar, auch s a g ich ew d a s für war, d a s ich pin als stark dabei und auch muotes also frei, das mir niemant ist geleich mit aller phendikait sicherleich. ich haun hie ain m e s s e r guot, d a r v o r kain harnasch ist behuot.« ain platten in d e r k a m e r hieng. der ritter die vil pald e m p f i e n g in sein hand; er legt si dar für die frawen o f f e n b a r , die was stark und hett s e c h s fach, zuo der frawen er d a s p r a c h : »fraw, nun secht die Sterke mein!« auß zuckt er den tegen sein, in ainem stich er g a r d u r c h s t a c h die guoten platten sechsflach, er s p r a c h : »mein tegen ist vil guöt.«
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Der man lag d o r t in stiller huot. er erschrack der r e d e ser. er g e d o r s t da nimer mer hinder dem vaß herfür kommen, als er im hett f ü r g e n o m m e n . er g e d a c h t im in d e m sinn sein: »ich muos leiden j a m e r s pein, villeicht er mein wirt hie g e w a r . « auch vorcht er die Sterke gar, die an d e m werden ritter lag. »niemant mich gefristen m a g vor d e m m e s s e r ; d a s ist g u o t « , g e d a c h t er im in seinem muot. » d a s panzer hilfet wenig mich, seit d a s er in ainem stich durchstochen hat die platen guot. ich will verhalten in der huot; mir mocht von im g e s c h e h e n we, wie es halt dem weib e r g e . «
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leiden] laider
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Der ritter wider nidersas. zuo der frawen ruckt er bas. lieplichen er si umbefie. si sprach lut: » w a s maint ir hie? ich gestatt ew kainer minn. mein man ist in dem haus hinn. wirt er gewar diser geschieht, er lat es ungerochen nicht.« was sol ich nun sagen m e r ? der ritter nam die frawen her; er truog si auf das pete hin wider ir gunst und iren sin. si schrai vil ser und auch vast. der ritter was ir überlast, ir kom niemant ze hilfe do; des ward die erber fraw unfro. der ir ze hilf solt sein berait, der lies si staun in herzenlait. mit seiner sterk er si da zwang, das er si da überrang, das sein will da ward volbracht. es was vorher nit erdacht von dem weib und irem man, das es also sölt ergan. Da dem weib der ungemach von dem ritter so geschach, si wainet gar von herzen ser, wann si verlorn hett ir er als schämlich g a r oun argen list. der ritter wolt si ze der frist mit süesser red getröstet haun; das was ir zuo dem tod getaun. si mocht gen im nit fraintlich tuon und gab im weder frid noch suon. si redt mit im g a r scharpflich, das er von dannen machet sich gar mit trurigem muot zwar. er wisset das nicht fürwar, wie er es geschaffet hett, min(n)] liebin
v.j.H.
291 v
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w o l o d e r übel, an d e r stet. D a die f r a w des w a r t g e w a r , das d e r edel ritter g a r 235
auß d e m haus g e g a n g e n was, si g i e n g vil pald z u o d e m vas. si v a n d den küenen w e i g a n t ; d e r hett sein s w e r t in der hant, das p a n z e r an d e m halse sein.
240
si sprach z u o im mit j a m e r s pein: » w i e leistu hie, du b ö s e r hunt! w i e hastu z u o diser stunt mich gelassen in g r o s s e r n o t ! mir w ä r W ä g e r vil d e r tot,
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wann ich erlös w o r d e n pin. wau hastu nur g e d a c h t hin, das du nit w o l t e s t helfen m i r ? « er sprach güetlich da z u o ir: » s c h w e i g still, liebe f r a w e mein,
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und lauß die sach auch g u o t sein, die g e s c h e h e n ist an dir. du solt das gelauben mir, ich will z e arg nimer m e r g e d e n k e n deiner w i r d und e r ;
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und sag auch nicht v o n mir das,
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das ich g e w e s e n pin so las. das ich also verhalten haun, das haun ich darumb g e t a u n : ain schädlin ist d o c h pesser z w a r 260
dann ain schad, das w i ß f ü r w a r ! wann hett ich im icht laid getan, er hett mich auch des nit erlan mit seiner Sterke, die e r hat, er hett mich durchstochen trat
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in m e i n e m p a n z e r vil guot. das ist nicht so w o l behuot, als die platten g e w e s e n ist. so w ä r ich z e diser frist des t o d e s aigen g e w e s e n g a r ;
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das w ä r ain g r o s s e r schade z w a r , sunst hast du gelitten pein. das haist und ist ain schädlein;
6 Der feige Ehemann
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des machtu genesen wol.« Für war ich nun sprechen sol: er hat war und doch nit gar. wann wär er palde komen dar, e der frawen laid geschach, und hett kainen ungemach dem ritter gefüeget do, so wär es nicht ergen also und war auch da kain schädelein an der lieben frawen sein noch kain schad an im volbracht. da er aber das gedacht, das er also verhalten wolt, darumb im pillich wirt ze solt, das er muos schand und laster han. er ist ain böser wartman, der es also sieht und hört, das man sein guot fraind betört, und den nit hilft aus der not. ich wünsch im bis an seinen tot als ungelück ze leipgeding. got geb, das im nicht geling, was er immer greifet an! nit bösers ich im wünschen kan.
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s von seinen aus m
korrigiert
293r
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D E R M Ö N C H ALS L I E B E S B O T E
B
W e r buolschaft g e r t und s u o c h e n wil,
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der bedarf der sinne vil; damit e r sich b e d e n k g a r wol, wie e r darzuo tuon sol, 5
das im das z e h a n d e n g e e , d a r n a c h im dann sein wille ste. nun waiß ich n i e m a n t z e d e r frist, der vinden künd als guot list auf puolschaft-sam die f r a w e n cluog.
10
die pringent zuo mit gefuog, darauf ir will g e n a i g e t ist, mit gscheidkait und mit c l u o g e m list. des sich niemant hett e r d a c h t , das wirt von in vil s c h i e r v o l b r a c h t .
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die red haun ich z e r k e n n e n g e b e n , ain aubentür g e l e i c h t ir e b e n ; darauf haun ich die red g e t a n , die will ich nun vahen an. Z e Augspurg was ain h ü p s c h e r knab.
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der gieng täglich auf und a b fruo und spat, oft und dick seinem lieben puolen z e plick an der gassen, da si sas und mit haus z e h e r b e r g was,
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als n o c h ain ieglich m i n n e r tuot. er was hüpsch und h o c h g e m u o t . nu was ain fraw n a c h e n t d a r b e i
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g e s e s s e n ; die was m u o t e s frei, der gefiel der k n a b vil wol, 30
seit ich die w a r h a i t s a g e n sol. ir sendes herz ward verwunt mit der minne straul zestunt; der ward g e s c h o s s e n darein, des g e w a n si j a m e r s pein
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min(n)er tuot] l i e b h a b e r thut
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m i n ( n ) e ] liebe v.j.
v.j.H.
H.
7 Der Mönch als Licbesboie B
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n a c h dem k n a b e n fruo und spat, si g i e n g mit ir selbs z e rat, wie si darzuo tuon m ä c h t , das si es mit glimpf p r ä c h t an den knaben in stiller weis.
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Ain f r u m m e r münich was alt und greis und was gar ain g ö t l i c h man. sein alter was also g e t a n : e r w a s wol bei a c h t z i g j a r e n . die fraw und auch d e r münich w a r e n
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mit ainander z e d e r frist in g u o t e r gehaim oun a r g e list. si gieng zuo d e m münich guot, sam si hett trurigen muot, und s p r a c h : »ich pitt ew, herr, durch got,
so
das ir mir w e n d e n t laid und spot, des ich täglich w a r t e n t pin, und v e r n e m e n t m e i n e n sin, wann ich n i e m a n t g e t r a w als wol, seit ich die warhait s a g e n sol,
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als ew, vil lieber h e r r e mein.« e r s p r a c h : »ich w e n d e dir dein pein, als ferr ich dann g e t u o n mag.« si s p r a c h : »für w a r ich e w das s a g : es ist ain k n a b hie in der stat,
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der täglich auf und nider g a t für mein haus in üppikait. herr, das ist mir w e r l i c h lait, wann e r mein z e puolen gert, damit mein e r ist g a r v e r s e r t .
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das ist mir nit füeklich zwar, wann wirt des mein man g e w a r und ander mein fraind darzuo, so gewinn ich g r o s unruo. ich pitt ew, lieber herr, zestunt,
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das irs dem k n a b e n tüeent kunt, das e r mich laß mit g e m a c h und mir mein e r nit so v e r s w a c h . « si n e n n e t im den k n a b e n do. der münich s p r a c h z u o ir also:
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»ich erkenn den k n a b e n wol.
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so
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ich wil in strafen, als ich sol. er ist allweg gefölgig mir; ich pring in darzuo, das er dir nicht Übels füegen sol noch mag.« Darnach an dem tritten tag der münich zuo dem knaben sprach, da er in ze kirchen sach: »nun merk mich, lieber sune mein, du solt dein geschäft laussen sein an der gassen ze der frist, da die frau gesessen ist. die hat mir geclaget ser, du gangest täglich hin und her; davon hat si vil rede zwar. wurden das ir fraind gewar, die tätten ir darumb pein.« der knab sprach: »lieber herre mein, ich haun kain geschäft mit ir mit gepärd noch mit der gir; des nement hin die trewe mein! si sol von mir erlassen sein alles, das ir schedlich ist. ich haun mir auch arger list gen ir nie gedacht fürwar mit worten noch mit werken zwar.« des genuogt den münich wol. für war ich das sprechen sol: si waren baid oun gefär und westen nicht die rechten mär, wie der frawen mainung was.
295v
296r
ir ietweder erkennet das. mit urlaub schied der knab von dan. Der selbig knab wolgetan gieng wider zuo dem puolen sein in der gassen aus und ein, als ain minner tuon sol. die fraw sach das alles wol, die bei dem münich gewesen was. vor h von hat Ansatz zu einem anderen min(n)er] liebhab1 v.j. H.
Buchstaben
7 Der Mönch ¿)l\ Liebesbote
B
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si l u o g t h e r a u s z u m v e n s t e r b a s 115
mit irem lieplichen gesicht. d e r k n a b w o l t ir a c h t e n n i c h t als w e n i g s a m a i n c l a i n e s h a r ; e r w a s d u r c h si nit k o m e n d a r . das b e t r u o b t die f r a w e n ser.
120
ir k u m m e r w u o c h s u n d w a r d vil m e r , d a n n sein w a s g e w e s e n v o r . si g i e n g auf d a s alt s p o r w i d e r z u o d e m m ü n i c h hin. si s p r a c h : » h e r r , e w e r sin
125
und e w e r s t r a u f hilft l a i d e r n i c h t , e r g a t mir nun z u o g e s i c h t m e r dann vor gar offenbar, die lüt sind w o r d e n d e s g e w a r ; die r e d e n t d a r z u o vil u n d v a s t .
130
ich f u r c h t g r o s s e n ü b e r l a s t und d a r z u o m e i n e s l e b e n s g a r , villeicht mein m a n des wirt g e w a r . « der münich s p r a c h da mit z o r n : »nun hat e r mir g e s w o r n
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und g l o b e t b e i d e n t r e w e n s e i n , e r sei g a r u n s c h u l d i g d e i n mit w o r t e n und m i t w e r k e n z w a r ; e r hat a u c h d e s k a i n sin f ü r w a r , d a s e r dein z e p u o l e n b e g e r .
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i c h will in a b e r s t r a f e n m e r . er m u o ß dich sein g a r erlaun o d e r m e i n huld v e r l o r n h a u n . « D a r n a c h ü b e r ain t a g z e h a n t der münich da d e n k n a b e n vand
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b e i d e m c l o s t e r s t a u n vil n a h e n , z u o im b e g u n d e r d a g a h e n . e r s p r a c h aus z o r n i g e m m u o t : » d u bist nit f r u m m n o c h g u o t , d a s du m i r d a s a l s p a l d p r i c h s t ,
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d a s du b e i d e i n e r t r e w v e r s p r i c h s t ze halten schon und eben, du p r i n g s t d a s w e i b u m b ir l e b e n mit deiner g r o s s e n üppikait. d i e g a ß alle v o n dir s a i t
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2%v
155 und die nachpauren gemain, davon das weib f r u m m und rain ir ere gar verlorn hat. du solt noch volgen meinem rat und laß das weib mit frid bestaun. i6o si will dich nit ze puolen haun.« der knab da mit züchten sprach: »werlich, herr, ewr u n g e m a c h ist mir laid und auch ewr zorn. ich haun ew vor das gesworn, 165 das ich des weibs unschuldig sei mit red, sin und werk darbei. ich kan ew nit mer sagen zwar, ich gang die gassen hin und dar, das ich nimer an si gedenk; 170 ir ere ich damit nit krenk. ich acht des weibs als wenig zwar, sam ir tuet; das glaubt für war.« damit laß wir die rede stan. Der knab wolt des nicht erlan, 175 er gieng zuo seinem puolen wider die gassen baide auf und nider bei tag und auch bei nacht gar vil und traib da der minne spil. doch ward er des wol gewar, i8o das die fraw gar o f f e n b a r gen im heraus vi! plicke tet, die in gern münich verclaget het. die plick det si in fraintschaft guot. da was das des knaben muot,
297r
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185 si tätt es mit argem list. er gieng dannen ze der frist und wolt si nit recht sehen an. dem münich wolt er das w a r lan, als er im versprochen hett. iso gar schmachlich er aber tet; er wand ab ir den halse sein.
178
m i n ( n ) e ] liebe v.j. H.
183
nach plick gestrichener
190
ab er
Buchstabe (e ?)
7 Der Mönch
als Liebesbote
B
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d a s w a s d a d e r f r a w e n fein g e n z l i c h z u o d e m tot g e m a i n t ; d a r u m b si pitterlichen waint. si g e d a c h t : » w i e f ü e g ich das, d a s ich mein dink s c h l i e f e bas, d a n n ich haun g e t a u n b i s h e r ? ich m u o s s u o c h e n ain a n d e r 1er. d e s münichs red die hilfet nicht. ich s u o c h ain a n d e r z u o v e r s i c h t , d a s ich d e m lieben p u o l e n mein den sin meins h e r z e n m a c h e schein.« ain vingerlin b e r a i t e n hies die f r a w zehant und nicht enlies, si hies ir g r a b e n d a r e i n mit p u o c h s t a b e n g u o t und vein disen spruch, d e r a l s o w a s : » m e r k , wie du v e r s t a n d e s t d a s ! «
2io
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D a d a s vingerlin w a r d berait, zehant da gieng die fraw gemait z u o d e m münich, d a si in fant. si wainet ser und s p r a c h z e h a n t : » h e r r , ich will e w w i s s e n laun, w a s mir der b ö ß w i c h t hat g e t a u n , der e w vor v e r s p r o c h e n hat, er wöll mir kain missitat f ü r b a s f ü e g e n ewiclich. d e r hat ser ü b e r f a r e n mich, als ich e w sag, lieber herr. ain d o r n z a u n d e r stat nicht f e r r hinder m e i n e m g a r t e n z w a r , nun ist er n ä c h t i g k o m e n d a r , da es gar was w o r d e n nacht, er Staig darauf o u n luten p r a c h t . d a r n a c h die rinkmur er b e g r a i f ; d a r a u f er sich vil p a l d e s w a i f und g i e n g o b m e i n e m g a r t e n hin. d a v a n d er vil s c h i e r d e n sin, wie er k a m hinein z e h a n t ; ainen k r i e c h p a u m er d a v a n d , d a r a n er pald in a b e c l a m . d a er in den g a r t e n k a m ,
298r
da gieng er zuo d e m haus hinan, die tür die vand e r offen stan; 235
der hett die m a g t v e r g e s s e n do, das sis nit beslos. also k o m e r in das haus hinein. offen stuond die k a m e r mein.
298v
darein gieng er vil leise. 240
mit seiner t o r o t h e n weise legt e r sich an das pett zuo mir. ich sprach lut: >wer seient ir?< e r patt mich sweigen stille, das was a b e r nicht mein wille.
245
ich m a c h t den p r a c h t lut und gros, das es in dem haus erdos. ich sprang auf mit u n g e m a c h ; hart ich mich da von im b r a c h , und das die magt nit k o m e n wär,
250
er hett mir getaun g r o s s e s w ä r ; die half mir aus g r o s s e r not. sein weißhait im d o g e p o t , das e r aus dem haus muost gaun. wölt er des in laugen staun,
255
herr, so secht das vingerlein. das zaigt im für die äugen sein, das hett er mir vil g e r n g e b e n , ich wolt sein nit; e r legt es e b e n für mich in ain v e n s t e r zwar.«
260
si b o t s dem münich vil pald dar. er nam es in die hand sein, e r s p r a c h : »liebes fräwelein, es ist mir von h e r z e n lait. er hat mir v o r als vil gesait
265
und darfür g e l a u g n e t ser,
299r
ich gelaub im n i m m e r mer. darbei ich es d o c h nit enlaß, ich will in z w a r strafen bas.« die fraw in des mit fleisse p a t t : 270
» h e r r , besent in zuo e u c h drat ietzo her zuo diser frist. nit lenger mir ze peiten ist. e r m ö c h t mir fürpas füegen pein. 7 Der Mönch als Liebesbote
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der tot möcht mir vil wäger sein.« mit der red schied sich von dan die fraw von dem gaistlichen man. Der münich den knaben da besantt. der kom zuo im sa zehant. der münich in zorn zuo im sprach: »du tuost mir grossen ungemach und der armen frawen auch, zwar du pist ain rechter gauch. was du versprichest vor mir, das wirt geprochen als von dir.« von wort ze wort er im vorlas und sagt im genzlich alles das, das im die fraw zerkennen det, wie er des nachtz gefaren hett, wie er von dem zäune guot geclumen war in stiller huot auf die rinkmur gar hoch und wie er darnach zuo im zoch den kriechpaum gescheidiclich, daran er hinab liesse sich in den garten sa zehant, und die haußtür offen fant und wie er in die kamer käm und die frawen für sich näm, die er wölt gelestert han, bis die diern wolgetan der frawen det ir hilf bekant. das sagt er im alles sant. er sagt auch dem knaben mer: »die fraw will fürbas sölich ser nicht mer von dir wartent sein, si wolt es, auf die trewe mein, iren frainden claget haun. das will si underwegen laun; des haun ich si erbeten zwar gar hart; das sag ich dir für war.« der knab vast darwider sprach: »ich tuon kainen ungemach der frawen, auf die trewe mein, ich will des gar unschuldig sein,
2«.
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das ir mir hapt gesagt alhie.« der münich da des nicht enlie, er gab im das vingerlein. er sprach: »das ist gewesen dein; das haustu in dem haus gelaun. si will es nit von dir haun. si hat dir es bei mir gesant. das wortzaichen tuot mir bekant, das es ist ain warhait alles, das die f r a w e sait, und dein red ist gar entwicht, als es mein herz erkent und sieht.« nun hett der knab das vingerlein g e n o m e n in die hende sein, er sach es vil eben an; er vand daran geschriben stan: »merk, wie du verstandest das!« da er es nun also las, er gedacht im des zehant: »mich hat das weib als vil ermant, und haun das nie verstanden eben.« »ich will ew des mein trew geben«, sprach er zuo dem münich do, »ich will die sach nun handien so, das nun fürbas ewiclich die f r a w nit claget über mich vor ew und iren frainden zwar; das sült ir mir gelauben gar.« des genuogt den münich do. der knab schied von im also. Da es a u b e n t w o r d e n was,
3oor
der knab da nit enliesse das, er gieng zuo dem haus dar und nam des g a r t e n eben war und des dornzauns daneben. 350 er nam ein die kuntschaft eben, wie er des nachtes kam hinein zuo dem cluogen puolen sein, da es nun was w o r d e n nacht, er gieng hinzuo oun luten pracht, 355 da er den dornzaun vand; 7 Der Mönch
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darauf Staig e r da z e h a n t . auf die rinkmur e r da kam. vil schier e r des w a r nam, wie im der k r i e c h p a u m nit verzig, 360
das e r daran hinab stig in den garten hin zetal. e r c l a m hinab o u n e val und oun allen u n g e m a c h . die haußtür er offen s a c h ;
365
da gieng er vil pald hinein, e r kam in ir k ä m e r l e i n ; das was vor im nicht v e r s p e r t . da vand er die f r a w e n w e r t ligen an dem pett. vil leis
370
e r legt sich zuo ir in der weis, sam e r ir lieber buol w a r ; das ist w a r und nit ain mär. e r was ir gar ain w e r d e r gast, er was nicht ir überlast,
375
als der münich f r u m m und guot g e d a c h t in ainfaltigem muot. die frawe sich des s c h i e r versan, das es w ä r ir lieber man, d e m si holdes h e r z e truog.
380
die frawe hüpsch und a u c h c l u o g g a r lieplich da mit im lebt, ir baider herz in fräuden swebt. alles das sein h e r z b e g e r t , des ward er von ir g e w e r t .
385
was sol ich nun s a g e n m e r ? die n a c h t hett der k n a b vil her sein ding mit d e m w e i b also g e s c h a f f e t , das si kaine d r o n o c h kain übel von im rett,
390
als si v o r getaun het g e n d e m münich mit irer sag. si k o m im nimer m e r z e clag. Mit der red ich das nun preis, das die frawen sind so weis
385
90
nach
n u n Ansatz
zu weiterem
Schaft
3oir
395
u n d d e r c l u o g e n list a l s v o l , si k ü n n e n e s g e s c h i k e n d a s ir s a c h a n t r a g e n
wol,
wert,
w e n n si n u n a i n e n m i i n i c h l e r t mit iren listen c l u o g und fein, 400
301 v
d a s e r ir t ä d i n g e r m u o ß s e i n , d a m i t si t r e i b t ir b u o l s c h a f t , w u r d d e r m ü n i c h nit pillich g e s t r a f t von dem apt und maister
sein?
d o c h litt e r u n p i l l i c h p e i n , 405
wann er dett es oun
gevär.
hiemit da endet sich das mär.
7 Der Mönch
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8
D I E S U C H E NACH D E M G L Ü C K L I C H E N
Es ist ain altes S p r i c h w o r t ;
EHEPAAR
302r
das haun ich vil oft g e h ö r t : ain man und auch sein e w e i b zwuo sei und ainen leib 5
süllen mit ainander haun. was ir ainem wirt getaun, es seie guot o d e r pein, das sol in baiden g s c h e h e n sein, si süllen also sein veraint,
10
was ir ains mit willen maint und im ain wolgefallen ist, so sol das ander z e der frist auch sein gunst d a r z u o g e b e n , das haist wol ain raines leben
t5
und ist ain r e c h t e e e zwar. Ich will ew s a g e n das für w a r : es was ain r e i c h e r b u r g e r ; der hett gros wird und er. er was milt und h o c h g e m u o t
20
und was von g e s l ä c h t g a r guot. er was frumm und tugentlich und darzuo g a r e r e n t r i c h . in d e m haus e r kostlich lebt, sein herz in g r o s s e n fräuden swebt,
25
wenn die guoten gesellen sein k o m e n in sein haus hinein. die hett er bei im vil g e r n ; gesellschaft m o c h t e r nit e n b e r n . e r hett g a r ain säligs w e i b ;
30
die was im lieb sam sein leib, e r und frumkait hett si vil und tugent oun endes zil. si was wol in d e m willen sein, d o c h muost der m a n g a r vil pein
35
leiden von der f r a w e n guot,
31
und 32 in umgekehrter
92
Reihenfolge
302v
d a r u m b das er
hochgemuot
u n d in d e m h a u s g e s e l l i g d a r u m b w a s si i m
was;
gehas,
w a n n si v i l k a r k h a i t a n i r h e t . 40
w e n n ir d e r m a n z e w i s s e n das er wolt haben
tet,
Wirtschaft,
s o w a r d e r v o n ir g e s t r a f t , d a s b e t r u o b t d e n m a n vil s e r . e r z o c h h i n , s o z o c h si h e r . 45
si w a s z e k a r g , e r w a s z e
milt.
d a s w e i b ich d o c h d a r u m b nit schilt, w a n n in a n d e r n s a c h e n
zwar
w a s si i m g e f ö l g i g g a r . A i n s tags d e r m a n allaine sas. 50
er gedacht mit im selber
das:
»wie mag das nur müglich
sein,
das nun hie die f r a w e mein
303r
g e m a i n c l i c h in d e r g a n z e n von iederman gros lobe 55
stat
hat,
d a s si h a b o u n e n d e s zil tugent, er und frümkait
vil?
m a n s a g t v o n ir a u c h f ü r w a r , si s e i o u n a l l e n w a n d e l
gar.
das dunkt mich ain torhait so
w a n n si t u o t m i r l a i d u n d mit irer bösen
sein, pein
karkhait.
die statt gemainclich w ä n t und si s e i g a r in m e i n e m so tuot.si mir 65
widerpillen
mer, dann iemant waiß
fürwar.
d a s h a u n ich g a r h a i m l i c h gelitten manig zeit und wir seien nicht also
zwar
tag,
d a s ichs nit l e n g e r leiden 70
mag.
veraint,
als m a n v o n uns s p r i c h t u n d z w a r n u n will ich nit
vinden
gemain
zwai wirtlüt f r u m m und auch die also seien
maint.
erwinden,
ich will s u o c h e n u n d a u c h in a l l e r d e r w e i t 75
sait,
willen;
rain,
veraint,
w a s ir a i n s will u n d
maint,
8 Die Suche
nach dem glücklichen
Ehepaar
93
das es sei des andern will t_oun krieg und oun widerpill. des will ich an ain ende komen, so als ich mir haun fürgenomen.« Der herr beraitt sich da zehant. er wolt reiten in die lant. zuo im nam er zerung vil, wann er hett guotz oun endes zil. 85 er sprach, er wölte koufmanschaft suochen mit gelückes kraft, der herre frumm und wolgetan rait mit ainem knecht von dan. si komen in manig statt guot. 90 nun was der herr also gemuot, wenn er kom in ain stat gros, das in dann des nicht verdros, das er ettwie lang belaib und sein zeit also vertraib, 95 das er gern gefunden hiet, als ferr er kom in alle piet, zwai wirtlüt mit veraintem sin, die nicht hetten zwischen in kain irrung, krieg noch widerpart. IOO er rait als ferr die selben vart, das er grosses guot verzert, das im das nicht w a s beschert, das er niendert vinden kunt bei ainander ze der stund 105 söllich wirtlüt guot und rain. doch wolt er nicht wider hain; er wolt sich ee verzeren gar.
Iis
Das traib er mer dann vier jar. in dem fünften j a r kom er geritten in ain statt vil her; die was gros und wolgetan. er wolt seiner zerung lan auch ettwie vil darinne zwar, er was da wol ain halbes jar daz ainem reichen burger;
103
niendert] niemant
iio
94
303v
304r
der was trew und gar gewär. der hett ain weib tugentreich. si zugen baide gar geleich mit worten, werken und mit sin. 120 niemant sach, das zwischen in kainerlai krieg noch zwaiung was. für war will ich sprechen das: des was der w e r d e gast fro. zuo seinem knecht sprach er also: 125 »ich haun hie gefunden zwar, das ich gesuocht haun manig jar. wir süllen reiten haim ze lant.«
130
135
HO
145
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Da der wirt nun das erkant, das der gast wolt reiten dan, da sprach der wirt wolgetan gar haimlich zuo dem gast sein: »ich pitt ew, lieber herre mein, und nempt das auf von mir für guot, das ir mir ze wissen tuot, was ewer g e s c h ä h e hie sei. kain koufmanschaft vindt ir hiebei, die ewrem land sei fuoklich. in meinem sinn so dunket mich, wie ir hie aubentüre suocht. mein herz das ser von ew g e m o c h t ze wissen hie an diser frist in fräintschaft und oun argen list.« des antwurt im der gast zehant: »in gehaim tuon ich ew bekant, wie mein läf sind gestalt. ich haun dahaim in meinr gewalt ain e r b e r weib f r u m m und guot. all mein hab ist wol behuot und versorget mit ir gar. si ist in meinem willen zwar, dann ain geprest der ist an ir: das ist ain missfallen mir, das si ain wenig ze karg ist.
130
wirt] gast
146
r in m e i n r
304v
undeutlich
8 Die Suche nach dem glücklichen
Ehepaar
95
si straufet mich ze aller frist, 155 das ich pin so erentreich. daran ist si mir ungeleich. das hat mich dahaim ausbracht, wann ich haun mir des gedacht, das ich nimmer haim kumm, i6o bis das ich vind zwai wirtlüt frumm, die geleich ainmüetig sein, die mocht ich auf die t r e w e mein ietzo an dem fünften j a r an ainer statt vinden als gar 165 als an ew und ewrm weib. d a r u m b ich lenger nicht beleib. ich will mich schiken haim ze land.« zuo im sprach der wirt zehand: »ir sült hiut hie beleiben, i/o den tag bei mir vertreiben, so will ich ew wissen lan, wie unser leben sei getan zwischen mir und meinem weib.« da sprach der gast: »ich beleib 175 vil gern, lieber herre mein.« Der wirt sandt nach den frainden sein und hett mit in Wirtschaft groß, niemant da die weil verdros. da was manig saitenspil i8o und auch schöner f r a w e n vil. da was manig süeß gedön, darnach die frawen tanzten schön, die wirtin was gar wolgemuot. ir herz in frauden tobt und wuot. i85 das gefiel dem gast vil wol. für war ich das sprechen sol: das triben si den tag bis nacht, da das alles ward volbracht und iederman ze hause gieng, 190 der wirt die red da anefieng mit dem werden gast sein, er sprach: »ir habt die frawen mein hiut gesehen in der gepär, sam si guotes muotes wär, 96
305r
305v
195 als si auch gewesen ist. nun will ich ew ze diser frist die rechten ursach wissen lan, darumb ich ew behept han und Wirtschaft mit der f r a w e n mein. 200 es gat oft nach fräuden pein und nach wunne herzenclag. also ist hewt disen tag mein weib gewesen in fräudenspil; der hat si gehept g a r vil. 205 nun müest ir ietz zestund sehen und auch aigenlichen spehen, das die fräud nit helfen mag, darnach muoß volgen j a m e r s clag dem weib, als si verschuldet hat.« 210 zuo der frawen sprach er trat: »trag pald her das trinkschürr dein! so will ich dir schenken ein sant Johanns minn, die ich hie haun. darnach süll wir slaufen gaun.« 215 das weib erschrack der red vil ser. »das trinkschirr trag ich nimmer her«, sprach si, »auf die trewe mein! ich leid ee des todes pein. was begindst du heint mit mir? 220 lauß mich es doch trinken von dir vor dem pett, mein lieber man, als ich vormals haun getan.« der wirt da des nicht enlie, selb er nach dem trinkschirr gie.
306r
225 er satzt es für die f r a w e n cluog. das was nicht gar wol ir fuog. si schampt sich sere v o r dem gast; der was da ir überlast, es was ains menschen hirenschal. 230 darein schankt der wirt oun wal den claren wein, er sprach zuo ir: »se nim hin und trink von mir sant Johannes minn alhie.« die fraw da des nicht enlie, 235 si gedorst darwider nicht sein, 8 Die Suchc
nach dem glücklichen
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si trank darauß mit jamers pein. der wirt da zuo dem gast sprach: »herr, das ist mein ungemach, den ich all nacht muoß sehen an. wenn ich des nachtz will schlafen gan, so muoß die fraw oun alle wal trinken aus der hirenschal; die haun ich zuckt und beraubt ainem pfaffen aus seinem haubt. den vand ich ligen bi dem weib; der hett getrütet iren leib, dem nam ich das leben sein, ich gruob in auch haimlich ein, das niemant waiß, wau er hin kam. die hirnschal ich ze pfand nam; darauß das weib trinken muoß. wol fünf jar hat si die buoß bisher volbracht alle nacht, ich haun mir auch das erdacht, das ich si des nicht erlaun, si muoß in der buos bestaun bis an ir end oun underlaß. niemant mag ir wenden das.« Da der gast die red vernam, zuo seinem knecht er da kam. er sprach: »wir wollen nicht peiten, wir süllen von hinnen reiten, es ist die zeit noch nit kommen, als ich das haun vernommen, das wir reiten haim ze land.« er nam urlaub sa zehand. si ritten aber fürbas. fürwar süllt ir wissen das: so der man ie ferrer kam, so er ie minder vernam, des sein herz begeret ser. er rait also hin und her, bis er wol tausent guidein verzert aus der täschen sein, das er ain claines gelt behuob. Er gewan da aber ruob
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307r
in ainer statt weit und gros, darin e r ainen wirt e r k o s ; d e r was m ä c h t i g und auch reich. 280
in daucht das leben g a r g e l e i c h von dem wirt und seinem weib. zwuo sei und ainen leib wolt e r da gefunden han an d e m weib und irem man.
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im geviel gar wol ir leben.
307v
e r markt darauf vil und eben, das er anders nicht erkant, e r wölt sich s c h i c k e n haim ze lant, wann e r da gefunden hett 290
zwai wirtlewt, die g a r stet mit ainander w a r e n veraint. ir ieglichs das a n d e r maint mit g a n z e n trewen oun gevar. D a der wirt des w a r t g e w a r ,
295
das der gast von d a n n e n wolt, e r s p r a c h : » h e r gast, ich pin ew holt, e w r wandel ist hüpsch und geheur. mich dunkt, ir s u o c h e n t a u b e n t e u r ; das süllt ir mich wissen lan.
300
ich pin hie ain söllich man an geburt und mit gewalt, das ich ew m a g helfen palt in diser statt und d e r gepiet. o b ir ichtz ze s c h a f f e n hiet,
305
in g u o t e r gehaim s a g t mir das; es sol nicht k o m e n fürebas.« der gast sprach mit z ü c h t e n d o : »ich sag ewch mein g e h a i m also: ich suoch sältzam aubentür.
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ich haun dahaim ain w e i b gehiur; die ist in dem willen mein.
308r
es dunkt uns baide guot sein, was unser aintweders tuot; das ist des andern sin und muot. 315
dann ain g e p r e s t ist an ir zwar, das si ist ze k a r g fürwar. damit tuot si mir unmuot vil. 8 Die Suche nach dem glücklichen
Ehepaar
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für war ich ew das sagen wil: ich pin dahaim ain mächtig man und pin geritten von dan gar ferr in das land herein, ich haun wol tausent guidein verzert, das ich nit vinden kan ain weib und iren eeman, die mit ainander veraint sein, und vind nur zanggen und grein, als weit und ich geritten pin. ains ziucht her, das ander hin. ich haun mir das fürgenomen, ich wöll nicht ze land komen, bis ich zwai wirtlüt vind, an den ich des enpfind, das kain zwaiung bei in ist. das haun ich ze diser frist gesuochet mer dann sechs jar. nun pin ich worden erst gewar, das ich haun gefunden die an ew und ewrm weib alhie, wann ich nicht erkennen mag, dann das ir baide nacht und tag fraintlich gen ainander tuot. des pin ich fro und wolgemuot. d a r u m b will ich beraiten mich hain ze land sicherlich zuo meinem weib und meinem haus, wann ich pin lang gewesen aus.« Der wirt da zuo dem gast sprach: »ir habt clainen u n g e m a c h von e w r m weib, als ir da sait. ich will ew mein herzenlait in guoter gehaim nun sagen, wölt ir darzuo still tagen, das ir es niemant tüeent kunt. das versprecht mir hie zestunt, wann ich es niemant wissen laß.« zehand der gast gelupt im das, das er niemant sagt die mär, wann er was t r e w und on gefär.
josv
der wirt nam da den gast sein. 360
e r fuort in in das haus hinein durch ainen k e l e r tief und weit; darbei in ainer abseit
309r
da was ain stainin k a m e r gros, die e r dem gast da aufslos. 365
darin gieng ain g r o s s e r baur, d e r was fraisam, stark und saur, an ainer ketten stark und g u o t ; damit da was d e r baur behuot, das er nit m o c h t e k o m e n auß.
370
e r stuond, sam im ain windspraus hett zerrüttet als sein har; das stroblet im unhaimlich zwar, da der gast den b a u r e n sach, zuo dem wirt e r da s p r a c h :
375
»das sind sältzan aubentür. was betütt der ungehür baur, der hie g e f a n g e n ist?« D a sprach d e r wirt z e der frist: » h e r gast, ich will e w wissen laun,
380
wie m e i n e m leben ist getaun. das süllt ir m e r k e n g a r recht, ich pin von g u o t e m g e s c h l ä c h t g e p o r n und die f r a w e mein, wir mügen wol die p e s t e n sein
385
hie in der statt, das wißt fürwar, an gepurt und an r e i c h t u m zwar, nun tuot mein w e i b nicht, als si sol,
309v
wann si ist aller unkeusch vol; die hat si getriben ser 390
in der statt hin und h e r und hat ir g e s c h l ä c h t g e s c h a n t . mein e r ward mir a u c h e n t r a n t , das ich ir boßhait s e r engalt. mich hetten baide j u n g und alt
395
durch iren willen g a r z e s w a c h . da ich den g e p r e s t e n sach, das si den nit lassen wolt,
370
i m ] in
8 Die Suche noch dem glücklichen
Ehepaar
101
ich det, als a i n e r t u o n
solt,
der gern wird und ere 400
hiet.
ich rait in ain f r e m d e d a w a s ich g a r
piet;
unerkant.
den starken p a u r e n ich da m i t g e w a l t f u o r t ich in
vand.
dan
mit meinen frainden unde 405
in s t i l l e r w e i s d a s
man.
geschach,
das niemand hört und auch w a u h i n e r ie g e k o m e n
i c h p r a c h t in h e r o u n a l l e g a r h a i m l i c h in d a s h a u s 410
sach,
wär.
da m u o ß er g e f a n g e n
swär mein.
sein,
dieweil das weib lebent
ist.
die g a t z u o im z e aller frist, wann
415
a l s vil, d a s si g e n ü e g e t
spil
wol
und nichtz fürbas fraugen nun want iederman
sol.
fürwar,
si h a b e s i c h g e p e s s e r t
zwar,
u n d h a t m a n si n u n s c h o n u n d 420
s o ist m e i n e r e v a s t gar haimlich und gar
leise,
guoten wein und die
speise,
die t r a g ich d e m
pin,
pauren
altag selb zuo d e m
hin
tische
sein,
ich pflig sein, auf d i e t r e w e vil b a s d a n n m e i n s e l b e r s
430
weib,
hab
u n d nit s u o c h d e r m i n n e a l s si v o r m a l s h a t
mein,
leib,
das er getrüten m ü g das d a s si a i n g e n ü e g e n
lab,
getan,
d e s m u o ß ich s c h a n d u n d laster ich sag e w a u c h d a s f ü r
war:
das leiden haun ich z e h e n 435
mit d e m b a u r e n hie
414 430
min(n)e] liebe v.j. H. min(n)e] liebe v.j. H.
102
wert.
versert
d e r ich täglich niessent
425
sior
si i r b o ß h a i t t r e i b e n w i l .
e r t r e i b t m i t ir d e r m i n n e
jar
getriben;
han.
440
445
450
455
460
465
470
das weib ist dieweil beliben oun all ander m a n n e gar. her gast, nempt meiner kind war, die ich haun in meiner pflicht! iederman sich des versieht, das si seien alle mein, das ist mir ain grosse pein, wann si des pauren alle sind, was ir hie secht meiner kind.« Da der gast die red vernam, vil ser er davon erkam. des wirtes leiden det im we. der wirt sprach da zuo im me: »ich rat ew auf die t r e w e mein, ir sült nit lenger aus sein von ewrm weib f r u m m und guot. gar übel ir zwar an ir tuot. si verschult es nicht an ew, wann si hat kain untrew. ir karkait ist ze schelten nicht, wölt ir lenger haben pflicht, in dem land hieumb ze raisen, so mügt ir ewer guot zerzaisen und verzeren genzlich gar, ee ir vindet, das ist war, des ir ew habt f ü r g e n o m m e n , niemant ist als gar volkomen. der tiefei säet den samen sein zwischen der wirtlüt geren ein, das es selten mag bestaun, si müessen oft ain zwaiung haun.« Der gast volgt d e m wirt zehant. er wolt reiten haim ze lant, als im sein trewer wirt riet. fraintlich er da von im schiet. er hett gar betrüebten sin. das ain ros gab er hin umb die zerung sa zehant,
441
a l l e durch
460
j r aus e r
ein
nachgetragenes
1 von
anderer
3iov
31 ir
Hand
zu a l l e i
verändert
korrigiert
8 Die Suche nach dem glücklichen
Ehepaar
103
475
480
485
490
495
500
505
104
das er damit käm ze lant. der kriecht muost ze fuossen gan; da rait der herr wolgetan. si komen mit ainander hain. die frawe erber und auch rain was des mannes kunft vil fro. er lies ir iren willen do mit der karkhait, die si het. er gedacht oft an die stett, da er vor gewesen was, an das jämerlich trinkfas und auch an den pauren groß, den die ketten da beslos. wenn er des gedacht vil eben, so maint er, ir baider leben, das er hett und das weib sein, das wär weder schand noch pein. er lies es alles wesen guot; ob si gen im wart ungemuot, das er truog der milte krön, das übersach er ir vil schon. Darumb rat ich das fürwar: ain ieglich fromer man sol zwar seinem weib das übersehen, ob er anders nicht mag spehen an ir, dann das si kark sei. da muoß frümkait wonen bei. er sol ir das laun guot sein und sol ir darumb kain pein tuon und füegen zuo der frist, wann es der mindst geprest ist, den ain weib gehaben mag. nit mer ich ew fürbas sag.
31 iv
9
CHORHERR UND
SCHUSTERIN
Ich will ew hie zuo diser stunt
312v
ain aubentür machen kunt, die kurzlich sich ergangen hat ze Augspurg in der werden stat. 5
da wont ain hüpsche schuosterin; die hett ain puolen in irem sinn, dem si holdes herze truog. das was ain korherre cluog. der trütet iren werden leib.
10
Ains tages hett das selbig weib den herren nach irs herzen gir haim ze haus geladet zuo ir. das geschach in dem maien. ain päd ward da den zwaien
15
beraitt in ainen zuber gros, darein sas der herre plos und mit im die frawe zart, der zuber schon bedecket wart mit ainem golter seidein,
20
das niemant sehen mocht hinein, nun hett die fraw wolgetan gar ain ainfältigen man. v o r dem si sich besorget ciain. der was die selben weil dahain.
25
in seiner Werkstatt er da sas.
313r
seins hantwerks er emsig was; mit guoter pflicht er das worcht. die fraw den man lützel vorcht, wann er was oun all gevar. 30
der zuber stond offenbar bedecket vor der kamer guot. darin sas mit hohem muot der herre bei der frawen vein. Der wirt tratt aus der werchstat sein.
35
in die kamer wolt er gan; daraus wolt er tragen dan mer leders in die Werkstatt sein. 9 Chorherr
und
Schustcrin
105
da das vernam die f r a w e vein, si luoget zuo dem zuber aus 40 und sprach zuo im on allen graus: »gang herzuo, mein lieber man! hie sitzt ain korherr wolgetan bei mir in dem zuber gros; der ist nacket unde plos. 45 komm her und geschaw in eben! ich will dir des mein trewe geben, das es ain rechte warhait ist.« da sprach der schuoster ze der frist zuo seinem weib gar güetlich: 50 »deines spotz soltu erlassen mich, wann ich waiß das wol fürwar, das niemand bei dir w o n e t zwar, ich haun wol anders ze schaffen, dann hinein zuo dir ze gaffen 55 in den verdeckten zuber hie.« die fraw do des nicht enlie, si schwuor bei iren trewen do, das den Sachen wär also, als si hett gesprochen vor. 60 zuo dem zuber gieng der tor und wolt hinein gesehen han. da sas der korherr lobesan in dem päd in grosser swär. von sorgen ward er fräudenlär. 65 da nun der wirt hinzuo kam,
313v
die fraw ain hantvoll wassers nam. si sprutzt in under die äugen sein, das im vergieng des Hechtes schein, das er ain weil nit ensach. 70 er begund lachen und sprach: »zwar mir was das vor bekant, das du mich hie deiner schant und deins gelaichs erliessest nicht, das du treibst mit stater pflicht. 75 doch haun ich nun den gewin, das ich dir entrunen pin. wann hettest du begriffen mich, mein gewand wär sicherlich 106
3i4r
so
85
alles von dir worden nas. sunst laß ich es gar oun has, wann ich nicht schadhaft worden bin. du hast verlust und ich gewin.« da das weib vernam die red, den geleichen si da det, sam si wölt begreifen in. er floch ferr von ir dahin, er lies in baiden guot gemach.
Der korherr zuo der frawen sprach: »ich haun gehept ain swaißpad hie, 90 das ich bei meinen zeiten nie ze päd geswitzet haun als ser. und wär der reiber komen her und hette mich allhie ersehen, als dann nahet was geschehen, 95 so hätte er mich ausgeriben, das ich mit marter wär beliben. mir wäre misselungen zwar, er hett sein kunst erzaiget gar hie an mir vil senden man. IOO wann er auch wol scheren kan, er hett mir gschorn ungenetzt. wie möcht ich werden sein ergetzt von dir, liebe frawe mein? mich dunkt das ain warhait sein, 105 deins pads hett ich nit vil genossen, du hest mir nachet ze haiß angössen, das ich wolt verschmolzen sein.« des lachet ser das frawelein. no
Iis
79
3i4v
Der korherr von der frawen schiet. in seinem sinn er sich beriet, wie er dem weib fuogte zuo söllich sorg und auch unruo, als si im da hett getan, er was gar ain cluoger man. er nam im für oun alle peit, das Widergeltlingen leit bei Dürkain nicht gar ferre. nas] was
9 Chorherr
und Schusterin
107
120
125
130
135
140
145
150
vil schier der selb k o r h e r r e dem weib das swaißpad vergalt. Si kom hain in sein gewalt ains morgens fruo mitsampt dem tag, wann si stäticlichen pflag von irem mann f r u o aufstaun, ze der mettin wolt si gaun. si gieng zum k o r h e r r e n ein; der lag an dem pett sein. si legt sich fraintlich zuo im dar. da der herr des ward gewar, er ruoft pald dem Schreiber sein und raunet dem haimlich ein, das er den schuoster komen hies und das er des nicht enlies, er solt mit im pringen dar gefüeger laist drew par. der Schreiber gieng da zehand, da er den schuoster vand. er warb, als im sein h e r r e sait. der schuoster ward schier berait. er saumpt sich nicht gar langen, er kom palt eingegangen in des korherren haus, der ruoft ze der k a m e r heraus und pat den schuoster gaun hinein und hies in willikomen sein. er dackt oben schon das weib und enplösset iren leib unden bei den füessen zwar, den ainen fuoß pot er dar dem schuoster und sprach zuo im: »suoch her ain laist, der dir gezim, der zuo dem fuos g e r e c h t müg sein, und mach dem veinen töchterlein darnach zwen schuoch vil schon.
darumb gib ich dir meinen Ion.« 155 der schuoster zuo dem herren sprach, da er die füeß eben sach: 136
108
ü in s c h ü s t e r aus r e
korrigiert
jis.
3i5v
i60
165
170
175
»ich haun der laist hie d r e w par; die sind disen füessen z w a r allze gros und ungeleich. ich haun dahaim sicherleich zwen laist gefüeg und wolgetan, darnach ich meinem weib han all ir schuoch g e m a c h e t eben, ich sprich das bei meinem leben: die tochter hat zwen füesse zwar sam mein weib, das wißt fürwar. das ich mein weib als wol nicht kant, ich gedachte mir zehant, wie das waren ire pain. so waiß ich wol, si ist dahain und schafft mir ietzo ze der frist, das mir wol nutzlicher ist, dann das si bei euch hie wär; das wären mir gar böse mär. darumb, lieber herre mein, ich will disem töchteriein beraiten schier zwen schuoch vil guot.« der korherr sprach aus hohem muot:
jier
»das tuo, lieber fraind mein!« er ruoft da dem Schreiber sein; der kom pald gelaufen her. er sprach: »fier hin den schuoster zuo meinem guoten keler ein. gib im ze trinken claren wein.« i85 Si giengen aus der k a m e r baid. die fraw lag dort in herzenlaid bei dem herren an d e m pett. es was umb si w o r d e n wett: das swaißpad ward vergolten do 190 mit cluoger weis oun alle dro. dieweil der man im keller was, der korherr fuogt vil eben das, das die fraw kam aus d e m haus, si gahet hain oun allen graus, 195 sam si von der kirchen gieng. die gunggel si vil schon empfieng in ir hend; si sas und span. i8o
9 Chorherr
und
Schusterin
109
darnach kom der guot man z e d e r t ü r g e g a n g e n ein. 200
er s p r a c h : »liebe f r a w e mein, i c h h e t t d i c h z w a r in a r k w a u n . seit i c h d i c h h i e g e f u n d e n h a u n , s o ist m e i n t u m m e r sin e n t w i c h t . «
3i6v
er sagt d e m weib ditz geschieht 205
von d e m anfank an das end, w i e e r o u n alle m i s s e w e n d d o r t in d e s k o r h e r r e n g e p i e t ain t ö c h t e r l e i n g e f u n d e n hiet, d i e b e i im a n d e m p e t t e lag.
210
z w e n s c h u o c h e r ir z e m e s s e n p f l a g . er sprach: »die t o c h t e r pot mir her z w e n s c h n e w e i ß f ü e ß o u n alle w e r a u ß d e m p e t t in m e i n e h a n d . d a r b e i ich a n d e r s n i c h t e r k a n t ,
215
dann das das selb töchterlein hett z w e n f ü e ß s c h m a l u n d vein. die selben w a r e n sicherleich deinen füessen gar geleich; si w a r e n h ü p s c h u n d a u c h c i a i n .
220
h e t t ich d i c h nit g e w i ß t d a h a i n , ich h e t t mich g e n z l i c h d e s v e r s t e n , du wärest zuo d e m pfaffen gen.« da das weib die red v e r n a m , d e m m a n w a r d si v o n h e r z e n g r a m .
225
z u o im s p r a c h si d o m i t z o r n : »du m a c h t dein sinn h a u n verlorn, d a s du mich siehst d e r ä u g e n an.« das weib ser w a i n e n began. si s p r a c h : » d u k r e n k e s t m i r vil s e r
230
g a r o u n alle schuld m e i n er. das tuot mir ewiclichen we. z w a r ich v e r g i ß d i r s n i m e r m e . « d e r m a n e r s c h r a c k an d e r stet, das er das weib b e t r ü e b e t het.
235
e r p a t t si g u o t e s m u o t e s sein, er s p r a c h : »auf die t r e w e mein, ich h a u n d i e r e d o u n ü b e l t a u n . ich w a i ß w o l , d a s ich a n d i r h a u n
110
3i7r
240
245
250
255
260
ain f r o m m e s weib on argen list. ich,pitt dich ser zuo diser frist, das du mich k o m m e n last ze huld. ich will dir pessern dise schuld auf dein genad, wie du wild, wann ich der pillichen engilt. ich haun dich mit red versert.« die fraw in des hart gewert, das er da ir huld gewan. Man vindt noch mengen guoten man, der o f t unrecht haben muos und seinem weib stet in buos, die si selber pillich trüeg. ob der man ir boßhait rüeg, so vindt si pald den fuog mit iren listen also cluog, das er dann muos unrecht han. also wirt nun manig man von seinem weib gelaichet wol. seit ich die warhait sagen sol: es wirt in diser weit gepiet oft und vil der m a n n e diet von den weiben ser betrogen, das ist war und nit gelogen, die mann sind recht martrer. hiemit endet sich das mär.
9 Chorherr
und Schusterin
3i7v
111
10
5
10
15
20
25
30
D I E ZURÜCKGELASSENE
HOSE
Ain stolzes weib das het geladen haim ze haus in ir gaden ainen jungeling, der was cluog, dem si holdes herze truog. an dem pett er bei ir lag; hüpscher ding er mit ir pflag, das dann zuo der minn gehört, ir fräud ward da schier zerstört von dem hauswirt, irem man. der kam in das haus gegan. der kamer begund er nahen, der gesell muost ser gahen. er viel ze der kamer aus über ain laden von d e m haus. da er da vil kom entran, sein bruoch muost er ligen lan vor dem pett auf ainem schrein. der wirt gieng ze der kamer ein. die bruoch er da vil schier vand. er nam si pald in die hand. er sprach: »wer hat dich her p r a c h t ? « die fraw vil schier hett erdacht, wie si im verantwurt das. si was behend und nit las. si begraif in bei dem goller und zerrüttet im hin und her gar krefticlichen seinen leib. zuo im sprach ernstlich das weib: »sprich pald: >bruoch, bruochbruoch, bruoch< sprichest nicht.« si lies nit ab, si zuckt in bas: »sprich: >bruoch, bruochwer hie hab sein gewand an, der sol von mir nit weichen dan. wer nacket sei, der gang sein Straß! zwar ich von mir nicht enlaß weichen meinen lieben man, 80 den ich hie umbfangen han.< « si truckt in zuo ir also vast als lang, bis das der werde gast aun all not ze der tür ausgie. darnach si iren man verlie 85 ledig gaun oun alle swär. wie aber disen sachen wär, das kund er lützel da verstaun, zuo ir sprach er oun argen waun: »du hast mich ser betäubt, so zertrucket mir das haubt. zwar es ist ain ungelimpf, das du mit mir sollichen schimpf beginnest gar oun alle not.« zestund si im ir mundlin rot 95 gar lieplichen pote dar. da ward es siecht ganz und gar. diser kam von dan oun swär. hiemit da endet sich das mär.
96
176
ganz und] vnd gantz
366r
16
D I E DREI N A C H S T E L L U N G E N D E S T E U F E L S
Ich rat mit g a n z e n t r e w e n das,
36?r
seit der tewfel g r o s s e n has tret gen aller weit g e m a i n , das sich baide grosse, ciain 5
hüeten v o r sünd und missitat. der tewfel söllich veintschaft hat zuo dem m e n s c h e n offenlich, das er b e t r a c h t e t s t ä t e c l i c h , wie er den m e n s c h e n pring darzuo,
10 das wider g o t e s huld e r t u o ; darauf setzt e r seinen vleis. e r d r a c h t e t w e d e r umb gwand n o c h speis, weder umb ditz n o c h u m b das, dann wie er uns ie m e r und bas 15
mit den sünden müg g e v a h e n , das wir zuo der helle nahen, söllichen grossen neid und has hat e r zuo uns nur umb das: Sölten wir sein g e n o s s e n sein
20
in der ewigen hellepein, darumb wölt e r hundertstund m e r leiden pein und hellisch ser, dann e r v o r ie hat gelitten, gar hälich und mit stillem sitten
25
ratt e r und giußt d e m m e n s c h e n ein, zuo den sünden g e n a i g t z e sein, das in niemant sieht n o c h hört.
367v
wann hört o d e r s ä c h d e r m e n s c h b e t ö r t die valschen diefenlischen schar, 30
er lies die sünd b e l e i b e n zwar, das die nimer wurd v o l b r a c h t . also ist der leib g e p a c h t mit des valschen tiefels rat. a b e r kain gewalt e r hat
22
vor ser gestrichenes
pein
16 Die drei Nachstellungen des Teufels
177
35
ü b e r die sei, das wist fürwar. w a n n solt d e r b ö s e n tiefei s c h a r ü b e r die sei g e w a l t i g w e s e n , sie Hessen n i e m a n t hie g e n e s e n , g o t ist d e r sei g e w a l t i g ain.
40
d e r hat mit s e i n e n g e n a d e n rain uns v e r l i h e n sin und m u o t , das wir v e r s t e n übel und g u o t , d a m i t wir m ü g e n w i d e r s t a u n d e s tiefels rat und a r g e n w a u n ,
45
d a s wir d e r e w i g e n m a r t e r slag, der da niemant g e w o n e n mag, w o l m ü g e n ü b e r t r a g e n sein; ich main die g r i m m e n h e l l e p e i n . der mag g e w o n e n niemant zwar.
50
ist a i n r da h u n d e r t d a u s e n t j a r , im t u o t die m a r t e r n o c h als w e sam des ersten tages ee. d a r u m b süll wir g u o t sinn e m p f a h e n ,
368r
d e s t e w f e l s rat v o n uns s t a c h e n 55
und süllen t ö t l i c h sünde fliehen und uns zuo d e n t u g e n d e n z i e h e n , d e s b e d ü r f wir w e r l i c h wol. S e i t ich die w a r h a i t s a g e n sol, so sind d e r hailigen k r i s t e n h a i t
60
g a r drei s c h a r p f h u o t g e l a i t v o n d e n tieflen g e m a i n c l e i c h . n i e m a n t ist so a r m , so r e i c h , n o c h s o j u n g , n o c h so alt, n o c h so g r o s an d e m g e w a l t ,
65
n o c h s o g e l e r t , n o c h s o weis, si h a l t e n t auf in d a vil leis in i e d e r huot mit g r o s s e r lag b a i d e n a c h t und a u c h d e n tag. w a n n d a r a u f s t a u t ir m u o t und sin,
70
w i e si uns all f ü e r e n hin zuo der ewigen hellepein.
Vor
65
der
67
laug
69
staut] stätt
178
gestrichene
Vers:
Si
haltent
auff
in
da
vil
leis
(66)
Das das sei war, das tuot uns schein der richter puoch. da list man das: ain grosse statt gehaissen was G a b a ; die wart bekümert ser, beslossen von aim grossen her. das volk legt sich in veintschaft weis für die selben stat vil leis,
368v
das si niemant mocht gesehen, si hetten in stiller huot ir spehen, wie si die lüt gemaincleich, baide arm und auch reich, die da in der statt wärn, möchten an leib und guot beswärn, wann si truogen in gros has. si hetten all gesworn das, was si ir möchten komen an, die muosten ir leben verlorn han. die in der statt komen heraus gar küenlich oun allen graus und stritten mit den veinden sider und komen all oun schaden wider in die statt hinein geritten, nicht ward lang darnach gepitten; die in der stat gesessen warn, die wolten sich nit lenger sparn, da in was wol gelungen vor: aufgeslossen wurden die tor; si riten die veind aber an und komen wider oun schaden dan in die statt mit fräuden gerant. d a r n a c h gemainclich ward erkant von den, die vor der statt da warn, si wölten sich nit lenger sparn, si wölten iren veinden tuon unruo oun allen frid und suon und wölten si verderben all.
Gaba] Saba Vor 97 die gestrichenen ten,) vor r i t e n gestrichenes
Verse
105-108
(Abweichung:
369r
105. 107
wöl-
rei
16 Die drei Nachstellungen
des Teufels
179
115
d a r n a c h die in d e r s t a t t mit schall w a r e n h o h e s m u o t e s vol, da in w a s zwir g e l u n g e n wo.l. si ritten a b e r schnell h e r a u s g a r f r a i ß a m c l i c h o u n allen g r a u s und w o l t e n a b e r b e j a g e n er. ir w a s z w e l f d a u s e n t o d e r m e r . die w u r d e n all d a e r s l a g e n
120
v o n den, die v o r d e r s t a t lagen, in w a r d söllich lag g e t a n , d a s da nur s e c h s h u n d e r t m a n e n t r u n n e n in die s t a t t h i n w i d e r . die a n d e r n lagen all d a r n i d e r .
no
125
130
135
140
145
180
sant Pauls, d e r hailig g o t e s k n e c h t . w a r d g e b o r n v o n d e r ains g e s c h l ä c h t . D a b e i uns nun ze m e r k e n ist drei h u o t und laug, d i e uns mit list die tiefei t u o n d hie in d e r zeit, dise h a b e n t so vil neit z u o d e r statt g e w u n n e n nie, die tiefe! h a b e n z u o u n s hie huntertfälticlich m e r has, w a n n si b e t r a c h t e n t s t ä t i g das, wie si uns alle m ü g e n v a h e n , des ewigen todes niderslahen. es sol ain ieglich c r i s t e n g u o t wissen u m b die e r s t e n huot, die in die tiefei h a u n d b e r a i t auf die a r m e n k r i s t e n h a i t . d a s ist, als ich h a u n v e r n o m e n , so wir in die w e i t k o m e n und allererst v a r e n d a r e i n . die a n d e r n h u o t t u o n ich e w s c h e i n : so wir d u r c h die w e i t f a r n . die tritten h u o t will ich nit s p a r n , die sol a u c h w e r d e n hie g e m e l t : so wir f a r e n aus d e r weit. N u n will ich e w ze d i s e r s t u n t die e r s t e n h u o t m a c h e n kunt. d a s ist, als ich g e s p r o c h e n han, so wir erst in d i e w e i t g a n ,
150
155
160
165
170
so habent uns die tiefei faig zwuo laug gelegt, als ich erzaig. die ersten laug ist vor dem tauf, die diefel ratent all darauf, das das kind oun tauf verfar. so wissent si dann wol fürwar, das es gotz anplick nimer me gesehen mag, das si auch ee mit der hoffart haund verworcht. ettlich vveib hat söllich vorcht vor der weit mit argem list, so si des kinds genesen ist, so plaßt ir dann der tiefei zuo, si süll dem kind nicht lassen ruo, si süll es von dem leben keren; damit beleihe si bei eren. die töchtern sind darbei bekant, die mit der ee nicht sind gewand. von den geschieht oft laider das, das ir ettlich dem tiefei gehas volget schier seins valschen rat, das si ir gepurd vil trat
370r
dem haiigen tauf e n p f r e m d e n tuot und ertött ir aigen pluot. der tiufel des auch nit enbirt, oft ee das kind dann lebent wirt, 175 so kert er all sein fleis dar, wie die muoter u n g e w a r sich halten süll mit irem leib, er ratet oft dem t o r o t h e n weib, das si hupf, danz o d e r ring, i8o ungewär trett o d e r spring
i85
370v
oder sich über ain kisten naig, oder das der man in zorn vaig das weib übel handel und slach. das ratet als der tiefei swach, ob er das kind v e r d e r b e n müg. wann dann kompt recht zeit und züg,
149
vor f a i g gestrichenes
166
vor n i c h t gestrichenes
w mit einem
weiteren
kurzen
Schaft
da s
16 Die drei Nachstellungen
des Teufels
181
d a s d a s k i n d g e p o r n ist, s o k e r t d e r t i e f e i all s e i n list darauf, das das kind verderb 190
u n d o u n d e n hailigen tauf stärb. er ratt, d a s er auf ettlich zeit mit d e m tauf d e r g e v ä t t e r n beit u n d d a s m a n vil g e f ä t e r n h a b . g a t d a n n d e r n u n a i n e r ab,
195
den m a n gern z u o gevatter hat, wie pald d e r tiefei darauf rat, das m a n bait z w e n tag o d e r drei, d a s d e r t a u f d e s t t r ä g e r sei, o b das kind dieweil verfar.
200
wann dann kompt der priester dar ü b e r d e n t a u f , s o s e c h t ir w o l , d a s d e r m i t v l e i ß list, a l s e r s o l . d a s t u o t e r a l s in s ö l l i c h e m sit, d a s er d e n tiefei b e s w e r damit,
205
d a s er d e n tauf n i c h t irren tuo. d a n n o c h t plaßt d e r tiefei zuo, so m a n das kind taufen wirt, ob iemant da müg werden
verirrt,
das m a n nicht recht sprech die wort, 210
d a s d e r tauf a u c h w e r d
zerstört,
das den das kind nicht recht e m p f a u c h . d a s ist d i e a i n l a u g u n d f a u c h , die uns vor d e m taufe tuot d e r t i e f e i in d e r e r s t e n h u o t . 2i5
In d e r s e l b e n h u o t d i e a n d e r l a g ist n a c h d e m t a u f , a l s i c h e w s a g . alspald d a s kind d e n tauf hat, s o w e r f e n t d i e t i e f e i a u s in t r a t a i n e n tiefei, d e r i m m e r
220
mere
b e i m kind beleih, es weis u n d lere, das es stätes grein und wain, flüech darzuo Scheltwort unrain, das es des g e w o n beizeit. w a n n s ö l l i c h f a i k a i t a n i m leit,
203
vor sit gestrichenes
212
fauch] p i c h
182
list
37i r
225 das es schalklich kan gebarn so gar fruo in kintlichen jarn, das gefeilt dann v a t e r und m u o t e r wol, das es ist der gescheidkait vol und auf boßhait ist genaigt. 230 der tiefei da sein 1er erzaigt. das kind ain gewonhait begreift, die gar hart von im entschleift, das es die boshait nimer lat. wann wes man in der juget hat 235 gewont, das hangt im alter an; das mag man dann hart verlan. das sölt vater und muoter wenden und Sölten das kind an allen enden ziehen auf eer und frümkait. 240 es sölt in hart wesen lait, wann von dem kind ain schalklich wort vor den lüten wurd gehört, mit ainem clainen gertlein sol man strafen das kindelein; 245 davon mag es nit werden lam. die gewonhait bös und fraissam, die es von dem tiefei hab, sol man im also ziehen ab. es sind aber gemain Sachen, 250 das vatter und m u o t e r gern lachen, wenn das kind so schalklich tuot. es ist aber ze nichten guot. es gewont das kind damit, das es gewinnet bösen sitt, 255 wann im das hart abgepirt, wenn es vil gescheider wirt, von tag ze tag ie mer ie bas. got lat nit u n g e r o c h e n das an dem vater und m u o t e r sein; 260 si müessen d a r u m b leiden pein und für das kind ze puosse stan. wann hetten si im nit gelan
265
3?w
372r
seinen aigen willen als gar, si hetten an im e r z o g e n zwar als saunft tuget und frumkait. 16 Die
drei
Nachstellungen
des
Teufels
183
darumb wirt in die pein berait. si werden gestraufet an der hüt, als ain abt für sein closterlüt und als der bischof wirt gestraft 270 pillich für sein priesterschaft und für sein pfarrlüt der pfarrer. man sol den pater noster und den glauben das kinde lern, von schalkait zuo den tugenden kern; 275 so gewont es der werke guot
280
285
290
295
300
291
184
und schatt im nicht der tiefei huot. Nun sei wir all gewachsen lüt komen, als ich ew betüt, durch die ersten huot und laug. nun ligen wir erst auf der waug, so wir durch die weit varn. uns ist erst not, das wir bewarn uns vor der andern huot vil recht, die uns die bösen hellisch knecht in stiller weis haund gesteckt und auch mit zwain laugen bedeckt, die erst laug unrecht vorcht ist; die ander laug, als man list, ist unrecht lieb, als ich ew künd. an den zwain hangen alle sünd. An unrechter vorcht, die ersten lag, hangent vil sünde, als ich sag, damit die tiefei zuckent pald lüt oun zal in ir gewald. menger sündet tötlich ser, das er fürchtet michels mer den weltlichen gewalt dann got. so fürchtet dann ainer spot, ainer armuot, ainer dro. so ratt der herr d e m knecht also, das tötlich sünd ist genannt; dem volget dann d e r knecht zehant. vor vorcht tuot er genzlich das, das im der herr nicht werd gehas. läg
372»
305 so fürcht ain fraw oft iren man, ob er si ettwas muotet an, das unzimlich ist und swach. o b si im des volget nach, das ist alles unrecht vorcht 310 und ist wider got geworcht. man vindet mengen cluogen man, der guoten rat wol geben kan, der das recht ee will verkiesen, e er die lüt wöll Verliesen. 3i5 das ist alles wider got. ich sprich das zwar oun allen spot: es sol ain ieglicher weiser muot e Verliesen leib und guot, e das er durch der vorchte z w a n g 320 dehainerlai tötlich sünd begang, wenn es ist doch pesser zwar, du verlierest leib und guot gar, dann das dich die tiefei schnüeren und dich zuo der helle füeren. 325 die ungetrewen hellhund wolten in diser laug zestund sant Peter hin g e f ü e r e t han, das er unrecht vorcht gewan, da er Cristus verlaugnot sider. 330 da half im die rew herwider, das er der behalten ist. Die ander laug mit argem list, die uns in der andern huot der valsch tiefei schalklich tuot, 335 das ist unrechte lieb genant, die selben laug tuon ich bekant. die ist triflach, als man list. lieb des flaisch die erst ist, die ander unrecht lieb der ern. 340 zuo der tritten sieht man kern vil nahet all die weit gemain; das ist die lieb des guotz unrain, damit der armen seien vil 319
vor
e r gestrichenes
373r
d
16 Die
drei Nachstellungen
des Teufels
185
345
350
355
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370
375
380
358
186
verlorn werden oun endes zil. Als ich haun gesprochen vor, lieb des flaisch ist ain tor, das da gat zuo hellischer gluot. in der selben laug und huot hetten die tiefei durch gewin her Davit nach gefüeret hin,
3?3v
dann das er grosse rew empfieng; damit entran er und engieng der unküstigen tiefei kraft, das er belaib unschadhaft. her Salomon, der mit weißhait was über all man beclaitt, der ward an den sinnen plöd von unrechter lieb des flaisch schnöd, das er tötlich sünd begie. ob er das hab gepüesset hie, davon red ich nicht zestund. uns tuot auch die bibel kund, das Sampson, den starken man, lieb des flaisch pracht daran, das er all sein sterk verlos, da in das weib machet plos des hars, darin sein Sterke lag. darumb sült ir nacht und tag ew selb in guoter huot haben, das ir nit werdent gelaben mit der lieb schedlich und bös, ich main das flaisch und leibes krös, damit vil sei gefangen sind und worden sind der helle kind, und lassent ewch nit wesen gach, das ir hengt dem flaisch nach; volgt im seines willes nicht, ir süllt haben gar kain pflicht mit übriger unmässikait. ewr notdurft wirt ewch nicht versait baide an trinken und an essen, auch sol ewr herz nit sein besessen des] das
374r
mit eprechen, der sünde swach. das sind als r e c h t ursach 385
des flaisch unrechte liebe zwar, darauf ew ratt die untrew s c h a r der tiefei, das ir w e r d e n t ir maug. U n r e c h t e r lieb die ander laug, das ist unrecht lieb der ern.
390
wer sich darauf maint z e kern, das er an sich ziechen wil fraind und darzuo lantlüt vil mit red und andern sachen mer, das man in für menklich er,
395
zwar der wirt begriffen trat, das sein nimer m e r wirt rat. ir tiefei, ir habt vil mengen man in der laug gefüert von dan, der nun muos ewig pein schawen.
400
.174»
doch allermaist sind ettlich frawen bekümert mit der lieb vil bös. auf ir haubt setzt si ain krös, das mer hat dann zwainzig vach, damit si sich dann hoch mach,
405
das man si dester bas hab, wau si pranget auf und ab; so ist es nur ain tiechlein mit gelben enden g e w o r c h t darein, gelaubt mir das oun allen has,
4io
damit gefeilt si niemant bas dann dem tiefei sicherleich. ir verliest damit das himelreich nur umb das ciain erlein, das wissent auf die t r e w e mein.
415
Die tritt laug in der andern huot, das ist unrecht lieb auf guot. das ist ain grülich laug fürwar. iederman hat genzlich g a r unrecht lieb auf zeitlich guot.
420
ainer das mit diebstal tuot, der mit rauben, der mit zucken,
410
sy aus j r
korrigiert 16 Die drei Nachstellungen des Teufels
187
425
430
435
440
445
450
455
der mit mangerlai hand stucken sein guot wider got gewinnt; ainr sein hantwerk ser beginnt würken zemal gevarleich, das er werd des guotes reich; der mit triegen, der mit kouf, der mit ainem andern lauf; ainr sich wüechern annimpt, dem andern das vil wol zimpt, das er Satzung verpfenden tuot aun absleg seiner hauptguot. das sind alles unrecht sach, damit das guot unrain und swach dem menschen lieber ist wann got. das ist wider das erst gepot, das wir got mit ganzer kraft lieb süllen haun für all geschaft. es hat gemainclich alle weit unrecht lieb zuo guot und gelt, die von der tiefei argem list mit der laug bestricket ist. der tiefei valsch und auch verfluocht hat got selb damit versuocht. da Crist auf ainem berge was, da gedacht der tiufel das: »ja ist er allzeit girig zwar, wie er der sei ain ganze schar zesamenpring in allen kraißen. ich will im guotz vil gehaissen, so gedenkt er das vil schnei: >ich gewinn damit vil sel.< « got wolt er betrogen haun. der tiefei sprach mit argem waun zuo got: »sich dort in alle reich! zwar die sind mein all geleich, die gib ich dir hie all ze aigen, ob du dich wild gen mir naigen und wild mich hie oun allen spot
427 449
188
triegen] trincken 11 in allen undeutlich aus in korrigiert
375r
3?5v
460
anpeten für dein herren und got.« da sprach unser h e r r e Crist ze dem tiefei an der frist: »far hin, du böser Sattanas! du pist an aller tuget las. 465 niemant sol dich peten an. wie gedarst du haun den wan, das du versuochst den herren dein? man sol anpeten den vater mein.« nun fürcht ich laider hie in zeit, 470 wann grosse liebe an guot leit, es werd manig geizig man in diser huot g e f ü e r t von dan, der an got verzweifelt hat. e er das unrecht guot lat, 475 e tritt er auf der helle pfaud und verwigt sich gots genaud und auch seinr e r b a r m u n g gar. o ir tiefelischen schar, ir verliessent nicht ewr lag 480 an den, die da nacht und tag setzent iren sin und muot,
485
490
495
500
wie si nur gewinen guot wider got und wider er. si müessen d a r u m b immer m e r umb das ciain und schnöd guot sitzen auf der helle gluot, si und ire kind all geleich und die das erbent wissentleich. Also haun ich die z w u o huot außgelegt, die uns hie tuot der tiefei, als ir hapt v e r n o m e n : die erst, so wir seien komen nach der gepurd in die weit, die ander huot haun ich gemelt, so wir durch die weit faren. müg wir uns nun so bewaren, das wir durch die huot baid komen seien, das uns nicht laid von den tiefein sei geschehen, dannocht haben si ir spechen 16 Die drei
Nachstellungen
376r
des
Teufels
189
auf uns gar in stiller weis: si haben uns g e s t e c k t vil leis die tritten huot mit g r o s s e r gevar, d a v o r uns got der milt bewar! 505
das ist, so uns wirt verzigen das leben und an d e m tod ligen und aus der weit faren hin, uns wirt erst not, das wir v o r in behüet werden ze d e r zeit.
5io
37t>v
si habent uns z w u o laug mit neit dar gelegt, die tiefei verfluocht. si habent got d o c h selb versuocht in der huot, die helleknaben, ob si in m ö c h t e n gefangen haben.
5i5
das weste unser h e r r e wol. er sprach ze nacht mit j a m e r s dol zuo den lieben jungern sein, da er wolt leiden des todes pein: »der fürst von hell k o m p t m o r g e n zwar
520
zuo mir, das sag ich ew für w a r ; der maint dann v e r s u o c h e n mich, er schafft aber nicht sicherlich, wann er vindet nichtz an mir.« der tiefei kom n a c h seinr begir
525
des morgens am karfreitag zuo got selber, da e r lag an des krüzes ast g e s t r e c k t , da die gothait w a s b e d e c k t mit der kranken menschait vel,
5io
und versuocht, o b im die sei zetail möcht w e r d e n ze der frist. seit den Sachen nun so ist, das got nit selb m o c h t übrig sein, er muost an des t o d e s pein
535
von dem tiefei v e r s u o c h e t werden, wie süll wir a r m e hie auf erden v o r im dann haben frid und suon und an unserm ende tuon, das wir von in nit w e r d e n verlaitt?
540
Die tiefei mit ir kündikait mainent uns ze gewinen an
190
377r
zwuo tuget, die wir von g o t han. si fleissent sich mit allen sinnen, wie si uns die a b g e w i n n e n , 545
so wir ligen an d e m tot. das uns dann wöll b e s c h i r m e n g o t und das wir allen iren huoten e n g e n , so sült ir cristen das v e r s t e n bei der ersten tugent rain;
550
das ist c r i s t e n g e l a u b allain. den n e m e n uns die tiefei gern, so wir von diser w e i t hin kern, o ir tiefei all b e t ä u b t , wie gern ir den m e n s c h e n b e r a u b t
555
an den letzsten zügen sein der tugent rain, edel und vein, das cristenlicher g e l a u b ist. das tuet ir nun auf disen list: ir wißt all wol, ir hellisch morn,
560
das ir habt all e w r e r verlorn von d e m kristengelauben rain. wann in der alten e e g e m a i n
377v
hat man ew o p f e r s vil g e p r a c h t und g r o s s e e r mit e w e r d a c h t . 565
das alles was v o r g o t ain tant. c r i s t e n g e l a u b hat e w g e s c h a n t t ; d e r hat ew all e w r e r g e n o m e n . will ain mensch nun sein v o l k o m e n an kristenlichem g e l a u b e n gar,
570
das er darin also verfar, der sol g a r fest d a r a n b e l e i b e n und sol sich nicht lassen s c h r e i b e n zuo der ungelaubigen diet. wiem sein sin das sait und riet,
575
das er mit zweifei umbgat, w a r a n der r e c h t g e l a u b stat, o b den die juden o d e r k e t z ä r o d e r die haiden h a b e n g e w ä r , und enwaiß, was r e c h t e r g e l a u b ist,
542
vor t u g e t gestrichenes
562
in aus i r
tig
korrigiert
16 Die drei Nachstellungen
des Teufels
191
580
d e n h a t vil s c h i e r m i t i r e m die valsch tieflisch schar
list
gepacht
und von rechtem gelauben e w e r g e l a u b sol vest als ain stain, 585
pracht.
wesen
auserlesen
ze ainer gruntvest stark und wer darauf hat ze p a w e n
guot.
muot
ain haus, d a s stat und w e r e t
lank
vor winden und vor regens zwank. wer das zimert auf den 590
sein h a u s d a s h a t nit g u o t e n w a n n d i e g r u n t f e s t ist s o
swank
zemal,
d a s e s m u o ß vallen hin 595
zetal.
bei d e r g r u n t v e s t auf d e m sei e w d e r k ä t z e r g l a u b
sant
bekant.
d i e w i n d , d a s ist d e r tiefei die r e g e n g ü ß der
als lieb e w sei d a s
geleich,
himelreich,
ir s ü l t n i t v o n d e m o b e w die ketzer
list,
Entenkrist.
d a r u m b , ir c r i s t e n a l l 6oo
bestand,
krank,
der regen und des windes undergrabent das
glauben
weichen,
zuoschleichen
mit unrechtes g e l a u b e n
list;
der gruntfest krank gepawen 605
auf d e n sand o u n g r o s s e s lat e w d i e nit
untergraben,
o b ir d a n n w u r d e n t
ich m a i n d a s tieflisch s o s ü l t ir w e s e n
winde,
hellgesinde,
stät und
vest.
ob dann der Endkrist k a m s a m die regengüß mit
gestalt,
so gevestnet und behuot, d a s ir e e w e i t l e i b u n d
378v
guot
von seinen handen verlorn
192
zelest
gwalt,
e w r gruntfest sei d a n n s o
620
stät.
angewät
mit z u o p l a s e n v o n d e m
615
ist
haben,
v o l g t in n i c h t u n d b e l e i b t vil
6io
378r
sand,
haun,
e von rechtem glauben
staun,
ob dann aus jener weit
hernider
ewr vater und muoter k ä m
herwider
625
630
und wölten ew v o m g l a u b e n keren, ir sült nit volgen iren leren. Ir sült die gruntvest stät m a c h e n vor d e m tod, das si nit k r a c h e n an d e m end, in söllicher m a ß : ain ieglich m e n s c h oun underlas sol zuo dem mindsten alltag zwir den glauben s p r e c h e n mit begir, des morgens, so es aufstat, und z e n a c h t z nidergat,
d a r u m b das ewr g e l a u b aun end bestätet werd oun missiwend. w ä n t ir, das ditz gesank sei ain g e s t ü p p und ain laichnei, 635 das vor vil zeiten ist e r d a c h t und das also a n f a c h t : »nun pitten wir den haiigen gaist u m b den rechten glauben allermaist, das er uns behüet an u n s e r m end, 640 so wir faren aus d e m eilend.«? das süllt ir singen täglich mit luter stim andächticlich, das ew der tiufel des r e c h t e n glauben an d e m end nit m ü g b e r a u b e n . 645 nun secht ir wol ze diser frist, das in ettlichen clöstern ist die gewonhait hie in zeit, w a n n ains an d e m tod leit, so laufent zuo alle die, 650 die in d e m closter w o n e n t hie, und s p r e c h e n t im den glauben vor, das in d e r tiefei a b d e m s p o r des rechten glaubens nicht pringen müg. d a r u m b ist es oun all lüg: 655 d e r r e c h t e m glauben volget nach, d e r töt damit d e n tiefei swach, das er im nicht m a g s c h a d e n tuon. vor im hat er frid und suon.
379r
Die a n d e r tuget, die wir haben, 631
hat d e r m e n s c h so v e s t e n muot, got will sein m a r t e r und sein pluot enmitten auf die w a u g legen und den tiefein w i d e r w e g e n 755 die übeltät g a n z und gar, die si g e p r a c h t h a b e n d a r wider den m e n s c h e n u n g e s p a r t ; w a n n got hat uns e r a r n e t hart, der behalt uns allzeit gern, 760 wollen wir von Sünden kern, also sol sich i e d e r m a n , dieweil im got d a s leben gan, in tugent ü e b e n f r u o und spat, w a n n d e r tiefei n i e m a n t lat 765 u n v e r s u o c h t o u n missiwend, so wir ligen an d e m end. der hailig herr s a n t M a r t e i n m o c h t des nit v e r t r a g e n sein, d e m lauget auch d e r tiefei ser, 770 da er lag an d e m lesten ker. er s p r a c h zuo im: »du pluotigs tier, z w a r du vindest n i c h t z an mier. es ist alles s a m p t g e p ü e s s e t . « Nun sol Maria werden gegrüesset 775 von ewr ieglichem besunder da mit ainem ave Maria, das si der kristenhait gemain erwerben wöll, die maget rain, umb iren sun Jhesum Crist, 780 der aller geschöpft herr ist. 196
38iv
785
790
der ir doch nichtz verzeihen mag, das er uns vor der tewfel lag allenthalb geruoch bewarn, so wir durch die weit hie farn und aus der weit schaiden hin, das uns der tewfel list und sin, wau si dann ligen in der huot, das si zuo uns haben muot mit den laugen mit unkust, das das alles sei umbsust, unserm leib und sei unschadber. also sprach Hainrich Kaufringer.
783
bewaren
16 Die drei Nachstellungen des Teufels
197
17
5
10
15
20
25
30
35
198
DIE
FROMME
MÜLLERIN
Ain müllerin vor Zeiten was; von der vind ich geschriben das, das si mit tugent was behaft. si hett got lieb mit ganzer kraft, mit luterm herzen oun gevar. zwen priester wurden des gewar, die waren predigerordens baid, wie die fraw oun underschaid got minnet ser von herzen grund und von got süesslich reden kund, die herren hetten in fürgenomen, wie si dahin m ö c h t e n komen, das si fünden das weibe rain. si wurden des baid überain, ze suochen oun all widerker die frawen guot durch göttlich 1er. Nun fuogt sich das in kurzen stunden, das si ain armes mülhaus funden. der frawen haimwesen es was, die si suochten oun underlaß. vor dem haus sassen zwai kind. die herren baid oun underpind giengen zuo dem haus vil leis. die kind hetten in kintlicher weis ir ieglichs gemacht ain hüslin do. ir ains sprach zuo d e m andern also güetlichen oun als gevär: »nun gelt ain pater noster, es sei hie das hüßlein mein sterker vil dann das dein.« das ander kind hinwider sprach: »zwar du tuost mir u n g e m a c h mit deiner red und unruo; nun gelt ain ave Maria darzuo, mein hüslin m ü e ß das sterker sein.« herwider sprach jens kindelein beschaidenlich mit g u o t e m fuog:
382v
383r
40
45
50
55
60
65
70
75
74
»zwar du dunkst dich hüpsch und cluog und an der weißhait nicht las. w e d e r wär dir lieber das, das got der herre w a r in dir, oder wär das dein begir, das du selber wärst in got?« des antwurt im ditz kind on spot. es sprach: »ach got, wes fraugstu mich mit deiner red so torlich! wär got in mir, der höchste hört, mit ainem üppigen wort möcht ich in vil pald Verliesen. sölt ich das nicht lieber kiesen, das ich in got, dem herren mein, w ä r ? so möcht es müelich sein,
383v
das er von mir tätt sein ker. ich verlur in nimmer mer.« da sprach das ain kind zestund: »vast du noch? das tuo mir kund.« da antwurt ditz mit g u o t e m gewissen: »nain ich; zwar ich haun enpissen.« diß sprach: »was hast dan gessen d u ? das solt du mir sagen nu.« es sprach: »das tuon ich dir bekant. ich haun gesehen ins priesters hand den haiigen leichnam Jhesu Crist, der ain speis der sei ist zuo dem ewigen leben zwar. der speißt mein sei als ganz und gar, sam den leichnam tuot das prot für des pittern hungers not.« Die priester stuonden baid daneben und horten der kinder wort vil eben, si sprachen under ainander do: »sind das die est, wie mag dann so der stamm so gar volkommen sein!« si giengen zuo den kindelein und fraugten, wau ir muoter wär. ' die kind sprachen oun gevär: den] dem
17 Die fromme
Müllerin
199
»si leit a n i r e m g e p e t g e w ä r u n d spricht ain p a t e r
u n d ist m i t irs g e p e t t e s so
pflicht
a n ir t ä g l i c h p r o t n o c h k o m e n wenn
si k o m p t
a n ir t ä g l i c h
s o g a t si d a n n h e r f ü r
unser morgenprot darnach gat das a n ir g e p e t
zeit
o u n alle
peit.
fräwelein
hinwider
ein.«
Die herren giengen ze den in d a s h a u s , d a r i n si
an irem gepett ligen
rain,
allain.
si w a r t g e g r ü e s s e t z e d e r von
in b a i d e n o u n
argen
frist list.
si s p r a c h e n : » l i e b e s w e s t e r , d e i n h a u s leit h i e in d e m 95
ferr von der kirchen wenn
sag,
gehag
und den
beginnet dir ze
lüten;
tüten
der pfarrer dein das oder wann
stunden
funden
die müllerin, das w e i b e 90
nicht,
prot,
genot
und geit uns ze der selben
85
384r
noster
gotzwort
hastu predig
gehört
o d e r w a n n duostu ain peichte IOO
war?«
si s p r a c h : » i r h e r r e n , i c h h a u n d i t z g e h ö r t nun ain predig von
meinem
jar
gewär
herren dem
pfarrer;
die haun ich n o c h g a n z und g a r in m e i n e m 105
herzen, das wißt
daraus haun ich alle
tag
ler g e n o m e n , als ich e w noch
haun ich k a u m
der selben wort ausbesunnen iio
sag.
halben
ich peichte
ir süllt w i s s e n vil
das mein man, der
200
gaun.
gewär,
müller,
d a r z u o in d e r m ü l l d e r
vor o d e r gestrichenes
mich;
gelaun
d a n n alle tag z e p e i c h t e n
99
hail
sicherlich,
e s ist p e s s e r d i e s ü n d
Iis
tail
mainung und
s o s p r e c h t ir, w e n n
wann
3»4v
fürwar.
V n d (ö
sack,
unvollständig)
den ich oft auf m e i n e m
nack
m u o ß t r a g e n , r u c k e n hin und n e b e n , die irrent mich ains götlichen
leben.«
D i e h e r r e n s a s s e n z u o ir n i d e r 120
u n d v e r a i n t e n s i c h m i t ir s i d e r in g ö t l i c h e r l i e b u n d a u c h
minn
und fraugten da die müllerin zuo dem ersten mal der mär, w a s ain a n f a n k g o t l i c h s l e b e n s w ä r . 125
si s p r a c h : » d a s w i l l i c h e w n u n s a g e n , w i e n m a n h i e in z e i t s i e h t t r a g e n getultige diemüetikait u n d d a r z u o ist b e c l a i t t mit williger a r m u o t oun s c h e r z e n
130
und g o t hat lieb v o n g a n z e m
385r
herzen,
z w a r d a s ist a u n a l l e n w a n k ains götlichen lebens
anfank.«
si f r a u g t e n si d a r n a c h d e r m ä r , o b nun ain söllich m e n s c h 135
wär,
das g o t hett lieb mit h e r z e n
vol,
o b der anfächt und k u m e r s dol v o n g ö t l i c h e r lieb b a s leiden
mächt
o d e r ain m e n s c h , d a s sollich
anfächt
v o n aigenschaft d e r nattur hiet, HO
d a s si d i e h e r r e n d e r f r a u g b e s c h i e t . si s p r a c h : » e s m a g v i l l e i c h t a n g a n die n a t u r ain söllich leiden, d a v a n der plöde mensch b e w e g e t
wurd,
das er v e r z a g t mit d e r selbe/7 purd. 145
w a u a b e r g ö t l i c h l i e b e ist, d a will d e r m e n s c h z e a l l e r frist all a n f ä c h t u n g u n d k u m m e r
gemain
durch g o t s c h ä t z e n ring und ciain. e r will e e v o n d e m l e b e n s t a n 150
d a n n g ö t l i c h lieb v o n h e r z e n lan.« si f r a u g t e n d a d a s f r ä w e l e i n , was götlich liebe m ö c h t
gesein.
si s p r a c h : » e w s e i f ü r w a r g e s a i t , g ö t l i c h l i e b ist a i n c l u o k h a i t
131
vor
zwar
gestrichenes
l-lcrczen 17 Die fromme
Müllerin
201
155
der verstantnuß sicherlich.
385v
auch götlich lieb ist, als ich sprich, ain gotteslon, das wissent eben, wann g o t nicht a n d e r s Ion will g e b e n dann nach der lieb oun allen spot. i6o
ie g r ö s s e r ist die lieb zuo got, ie h ö h e r wirt der Ion beraitt von g o t dort in d e r ewikait.« si fraugten d a r n a c h a b e r m e r : »was will got, der milt und her,
i65
ze Ion hie nach disem leben seinen liebsten frainden g e b e n ? « si s p r a c h : »das sol ich ew beschaiden. g o t will sein liebste fraind claiden mit dem ewigen l e b e n zwar.
170
sein anplick wunicleich und c l a r s c h a w e n t si dort e w i c l e i c h mit den engein z e himelreich.« si fraugten, was ain engel wär. da sprach die fraw oun g e v ä r :
175
»ain engel ist ain edler gaist und ain bot, von g o t geraist umb unser hail und glück hernider, und ain pot zuo g o t hinwider und ist ain Hecht, das sich v o r g o t
i8o
selb entzünt oun allen spot.« d a r n a c h fraugten si der mär, was g o t der herr selb wär. da sprach die fraw z e der frist: » g o t der herr ain g a u b ist,
185
die sich selber m u o ß g e b e n , auch ist er ain fraug daneben, die sich selb v e r a n t w u r t e n muoß. e r ist ain liecht aun allen ruoß, das sich selber m u o ß entzünden.
190
darbei will ich e w a u c h künden, das e r ist ain liecht vil clar, das prinnet und a u c h lüchtet g a r in den haiigen all gemain, darzuo in den e n g l e n rain
195
202
und auch in dem e w i g e n leben.
386r
g r o s fräud wirt in davon g e g e b e n , d e r niemant ze end k o m e n mag.« d a r n a c h detten si die frag, w a r z u o g o t in ewikait 200
allermaist w ä r berait z e würkent stätz oun underlaß. hinwider s p r a c h die f r a w e das: » g o t tuot zwai w e r k oun underpind: e r h ö c h t und nidert d e r weite kind.
205
w e r sich hie h ö c h t mit hoffart, den m a c h e t g o t ciain ungespart, und w e r sich hie nidern tuot
386v
mit ainer r e c h t e n diemuot, den will g o t dort h ö h e n zwar, 210
setzen an der engel schar.« si fragten da zum lesten mal: » w e s lebent in d e m himlischen sal die hailigen und die e n g e l all; was niessent si da mit schall
215
o d e r was trinkent si all g e m a i n ? « da sprach die frau an tugent rain: »si niessent da g o t z s c h o n h a i t und sind ze trinken da berait sein göttlich min luter und c l a r ;
220
d e r hat e r nicht dest minder zwar.« D a r n a c h s p r a c h die fraw mit sitten: »lieben herren, ich will ew pitten, das ir mir auch e w r 1er wölt g e b e n , die will ich z w a r b e h a l t e n eben.«
225
si fraugt: »was sol ain m e n s c h tuon, das e r müg wirdig w e r d e n nuon, z e niessen die c l a r e n g o t h a i t ? « der frawen w a r d d a r u m b gesait von den zwain gaistlichen k n a b e n :
230
» e r sol die stuck an im h a b e n : gern b e t e n a n d ä c h t i c l i c h und oft p e i c h t e n luterlich, lützel reden b e s c h a i d e n l i c h und frölich sein g e h o r s a m c l i c h ,
212
387r
lebens
/ / Die fromme
Müllerin
203
235
arm sein willicleichen, ainfältig sein g ü e t l e i c h e n . er sol auch genzlich keusch sein, frid sei dem h e r z e n g e g o s s e n ein. das herz sei sänft, mit tuget behuot,
240
diemüetig oun z e r g e n k l i c h guot. sein herz sol auch z e aller frist mit der m a r t e r J h e s u Crist in ainfalt b e k ü m e r t sein; wann es spricht u n s e r t r ä c h t e i n :
245
>wer oft die m a r t e r mein g e t e n k t und die in sein h e r z e s c h r e n k t , in d e m plüe ich in stiller huot, als der edel b o u m im maien tuot.< w e r nun ain üppig w o r t meidet,
250
davon d o c h n i e m a n t s c h a d e n leidet, und es durch g o t v e r s c h w e i g e t gar, das ist vor got g r ö s s e r zwar, dann das e r in d e m himelreich mit den englen g e m a i n k l e i c h
255
jubiliert ain g a n z e n tag. w e r ain stund mit s e i n e r sag durch g o t z willen ain s w e i g e n tätt und d o c h gern g e r e d e t hett, der v e r s c h w e n d t mit diser pein
260
etwie vil des aigen pluotz sein. der m a g wol s p r e c h e n fröleich zuo C r i s t o g o t in h i m e l r e i c h : >herr, du v e r g o ß t dein pluot durch m i c h ; so haun ich m e i n e s pluotz durch dich
265
ettwie vil v e r s w e n d e t hie, da ich mein s p r a c h d u r c h dich verliex w e r ain stund ist in leidens pein und widermuot mit willen sein o d e r der sich e n t h a l t e n kan
270
seins übermuotz, das e r daran w e d e r mit werk, begird n o c h w o r t
257 263 268
204
tatt vor vergoßt gestrichenes verf Wider müter vnd den willen sein
i87v
nicht tuot wider den m e n s c h e n dort, d e r im hat g e f ü e g e t lait, d e r söllich getult an im trait, 275
d e m ist ain stund p e s s e r vil, dann das er im fürnäm das zil, das e r mit fleiß zwainzigstund b e t e n wölt von h e r z e n grund. es pringt im auch g e n a d e n mer,
¿so
dann das e r sich oun w i d e r k e r zwainzigstund gaiselt und slüeg, das im das pluot ü b e r die büeg von dem ruggen rünn zetal. wann gedult in leidens mal
285
ist ain tugentlicher hört
388r
und pringt vor g o t vil lones dort.« D a die fraw die red v e r n a m von den priestern l o b e s a m , si danket in von h e r z e n ser. 290
si s p r a c h : »ir habt mir g e b e n ler, d e r ich nimer v e r g e s s e n kan; auch habt ir mir z e wissen g e t a n mit e w e r ler und w o r t e n guot von leiden und von widermuot.
295
z w a r darumb ist mir wol kunt; das vicht mich an z e diser stund von m e i n e m man, d e m müller. d e r k o m p t ietzo vil g e w ä r mit d e m esel g e t r i b e n ein.
300
dem m u o ß ich dann beholfen sein mit d e m sack h e r a b z e heben, ich m u o ß ew nun urlaub g e b e n ; ich m u o ß von diser r e d e laun. in meim g e p e t will ich ew haun
305
fürbas stätz on w i d e r k e r u m b e w e r tugent und weise ler. damit müeß g o t e w e r pflegen!« si e m p f a l c h in g o t t e s s e g e n g a r trewlichen die z w e n man.
310
388v
damit schieden si von dan. Vor 3 0 3 gestrichen:
In m e i m g e p e t will ich e w
(304)
17 Die fromme Müllerin
205
es mochten wol zwen engel sein, von got gesant in menschen schein zuo der müllerin oun gevär. also sprach Hainrich Kaufringer.
Nach
206
314
die
Subscriptio
des cgm
270: 1464
(et)
sie
est
finis
18
D E R T E U F E L UND DER FAHRENDE S C H Ü L E R
Ainer fraget mich der mär, das ich im sagt oun all gevär, was in diser weite schein allerfaigest möcht gesein, dem niemant müg gesigen an. ich sprach zuo dem selben man: ich waiß auf erd nichtz lebendig, daran als vil faigkait lig als an alten Übeln weiben. niemant mag volsagen noch -schreiben von der faigkait, die sie haben. nimpt ir aine ain jungen knaben, der muoss ir undertänig wesen, oder sie laßt in nicht genäsen. sie pringt das zuo mit unmuot, den sie im stetiklichen thuot mit irer vaikhait, wie sie mag, das er muoss sterben ee seiner tag. werent sein sechs oder siben, die müessen all werden vertriben von des weibes fraidigkait. ich sprich von rechter warhait, das ain übel altes weib den bösen tiefei pald vertreib und in niendert beleiben lat, wenn sie ir vaigkait angat, als ich das nun beweisen will. Ain altes weib hett pfenning vil; die was unmassen pöß und faig. ain junggesell sich zuo ir naig;
i64v
der was cluog und auch gerad. er nam auf des tods genad das selb faig weib zuo der ee. im geschach unmassen w e e
i65r
Überschrift (Bl. 164r): Ain b6ß alts Übels w e i b ü b e r f a y g t den tüffel (im Register Bl. 4r: A y n böß alts ubels w e i b uberuaigt den teüffel,)
18 Der
Teufel
und der fahrende
Schüler
207
35
von des weibes widerkallen, das e r schier was gevallen von unmuot in s i e c h t u m g r o ß , das e r sein leben d o verlos, den tüfel ward e r p a r m e n das.
40
dem weib truog e r g r o s s e n haß, das sie den j u n g e n man g e m a i t mit irer bösen vaigkait also schier g e t ö t e t hett. nun merkt, was d e r teufel tätt:
45
e r ward zuo ainem j u n g e n man und fieng es g e s c h e i d c l i c h an, als e r das wol füegen kunt. er patt das übel w e i b zuo stunt, das sie in zuo der e e näm.
50
das was dem w e i b nicht widerzäm. sie nam in zuo d e r e e do. des ward der übel teufel fro. e r wollt do den j u n g e n m a n an d e m weib g e r o c h e n han.
55
e r tätt ir vil u n g e m a c h . do das weib das e r s a c h , das er ir als unweg was, vil schier sie im v e r g a l t das mit irer grossen faigkait.
60
sie frumpt im auch manig laid mit vil w o r t e n s c h a r p f und hert. oft sie im den ruggen pert und in bei dem har u m b z o c h , biß er zuoletst von ir floch.
65
sein fraidigkait w a r d g e n a i g t ; das weib hett in überfaigt. er schied von ir still und leis in ains j u n g e n m a n n e s weis, von d e m weib w a s im vil g a c h .
70
e r forcht, sie lüff im hinden nach. D o er nun auf das feld kam, vil schier er des w a r nam,
71
208
kim
i65v
d a s a i n e r g i e n g p a l d n a c h im her. d a s w a s ain v a r e n d e r s c h u o l e r . 75
d o sie nun k o m e n z u o s a m e n , sie w u r d e n ü b e r a i n mit n a m e n , sie w o l l t e n auf g e l ü c k e s k r a f t laisten g u o t g e s e l l s c h a f t . der teufel sagt d e m schuoler,
so
w i e e r ain b ö s e r g a i s t w ä r und w i e a u c h d a s übel w e i b s e i n e n j u n g e n s t o l z e n leib als p ö ß l i c h u b e r f a i g e t hiet, d a s er m ü e ß t w e i c h e n a u ß d e r piet
ss
v o n d e s w e i b e s k r i e g und s c h a n t . d e r s c h u o l e r z u o im s p r a c h z u o h a n t : »seit du nun d e r t e u f e l pist, s o will ich dich z u o d i s e r frist g e r e n z u o g e s e l l e n han.«
90
der teufel sprach: »wir wollen g a n b a i d e s a m p t in die statt d o r t v o r n , d a ist ain k ü n i g h o c h g e p o r n ;
ibbr
d e r hat ain t o c h t e r z a r t und fein, d a will ich nun f a r e n ein. 95
ir sinn m u o s s sie V e r l i e s e n gar. du sollt dann s p r e c h e n o f f e n p a r , ir leib sei b ö s e r g a i s t v o l ; du m ü g e s t i r . g e h e l f e n w o l . s o w ü r t dir g r o s s e s g u o t g e g e b e n ;
IOO
d a s sollt du mit mir tailen e b e n , d a s g e l o b e du hie nun mir, so will ich v e r h a i s s e n dir a u c h hie bei m e i n e n t r e u w e n z w a r , d a s ich s c h i e r w i d e r a u ß f a r
105
v o n d e r j u n g f r a w e n s c h o n und z a r t . « sie g e l ü b t e n mit d e r fart, b a i d e a i n a n d e r z e h a l t e n das. d e r t e u f e l in d e m f u r s a t z w a s , w i e e r bei d e r j u n g f r a w e n fein
no
92
107
w o l l t e w i k l i c h o n e n d e sein
hoch geporen
ze über der Zeile nachgetragen 18 Der Teufel
und der fahrende
Schüler
209
115
120
125
130
135
HO
145
den worten, das er sicher wär vor seines alten weibes schwär, der schuoler nicht erkannt den sin. Der teufel fuor do vil pald hin in das schön weiplich pilt. die jungfraw ward unmassen wild, ir schön gepärd verlos sie gar. die mär wurdent o f f e n p a r gesaget in der grossen statt. der schuoler kom zuo hofe drat. do er die j u n g f r a w e n ansach, zuo dem kunig er do sprach, sie wer mit dem teufel behaft; den wollt er mit der gottes kraft und mit seiner kunst außhetzen. sein haupt wollt er d a r u m b setzen, das es da zuo pfant belibe, ob er den teufel nicht vertribe. des ward der künig wolgemuot. er gehiess im grosses guot zuo geben von der tochter sein, das er ir hülf von diser pein. Ain kamer ward da aufgespart, der schuoler fuort die f r a w e n zart zuohant mit im allain darein, das volk muoßt alls davorn sein, der schuoler patt mit g a n z e m fleiss seinen gesellen in stiller weiß, das er außfiier von disem faß, als er im hett v e r s p r o c h e n das. des wollt der teufel nicht entuon. er gedacht: »ich hon nun suon und frid von meinem weib faig.« der schuoler sich zuo im do naig und sprach zuo d e m gesellen sein: »nun laist mir hie die t r e w e dein und var auß zuo diser stunt,
113 der] Den
142
210
ü vonsfin undeutlich
ib6v
150
155
160
165
170
175
i8o
o d e r mir würt g r o ß arbait kunt, wann ich mein haupt verloren han, ob du mich also willt verlan.« er mant in seiner gesellschaft. was der schuoler redt und clafft baide in früntschaft und in zoren, das was alles sampt verloren. der teufel wollt das vaß besitzen. von sorgen ward der schuoler switzen, wann das tätt im wärlich not. sein weiser sin im riet und pot (den teufel betrog er damit): herauss er für die k a m m e r tritt, da er das volk alles fant. er sprach: »ir süllent sa zehant mit geschell und stürmen grossen an die c a m m e r t ü r hie stossen. so waiß ich darnach dann vil wol, wie ich den feint vertreiben soll.« Er gieng in die k a m m e r wider, er sass zuo der j u n g f r a w nider und wollt den teufel pitten mer. nun was das volk komen her an die tür mit stürmen groß, das es in der vest erdoß. mit ainem geschrai das geschach. der teufel zuo dem schuoler sprach mit grosser forcht und mit graus: »was ist davorn in d e m haus?« des antwurtt im der farent man: »für war ich dir das sagen kan und schwer dir des bei meinem leib, hie kompt mit schall dein altes weib. die ist fro, das sie dich hat g e f u n d e n hie an diser statt.
i67r
sie will dich mit ir haim füeren, d a r z u o pinden und auch schnüeren, 185 das du ir nicht entrinnest mer.« des erschrack der teufel ser. 148
i67v
wurtt
18 Der
Teufel und der fahrende
Schüler
211
190
er wollt d e s w e i b e s e r p e i t e n nicht, e r f u o r a u ß mit j a m e r s pflicht z u o d e r tiefen helle hin. d a n n o c h t h e t t e r in d e m sin,
wie er zuo hell nicht m ö c h t b e l e i b e n mit frid v o r d e m b ö s e n w e i b e . D a v o n sprich ich d a s f ü r w a r : nichtz ist in diser w e i t e z w a r 195 als vaig sam ain alt übel weib, die mit irem f r a i d i g e n leib und mit irem v a l s c h e n k ö s ü b e r f a i g t den teufel b ö ß . " d e r pillich d e r p ö ß t w e r g e n a n n t , 200 d e m tuot sie vil laid u n d s c h w a n t und pringt in z u o g r o s s e r s c h w ä r , also s p r a c h H a i n r i c h K a u f r i n g e r .
Nach 189
212
Alineazeichen
19
A B K E H R VON DER
WELT
Ich rat auf die t r e u w e mein:
mr
w e r nicht well h a b e n hellisch pein, d e r soll sich von d e r weit ziehen und die mit allen s a c h e n fliehen, 5
wann darin ist b ö ß h a i t vil, s c h a n t und manig f a l s c h e s spil, u n t r e w und vil a r g e r list. das kint wider den v a t t e r ist, der pruoder wider den p r u o d e r sein.
10
wa ich luog in die weit hinein, da sich ich nichts dann schalkhait. a i n e r füegt dem andern lait mit b ö s e r ret, da ers nicht hört, davon sein erAvürt zerstört,
15
und redt im under äugen wol. die weit ist aller trüebsal vol. der w e i ß s a g Isaias spricht in seinen p u o c h e n das: »ir süllt außgaun von Babilon,
20
wollt ir die sei b e h a l t e n schon.« damit maint e r die unrain weit, wann die geit gar b ö s e n gelt,
273v
damit die sei k o m p t in s c h w ä r . J o h a n n e s spricht auch g a r g e w ä r : 25
» d e r mensch in g r o s s e m unfrid swebt, d e r in der weite willen lebt.« w e r sich von der w e i t e zeucht, z u o g o t t mit rainem leben fleucht, d e r findet frid on allen spott.
30
w a frid ist, da ist a u c h gott. sant Augustein die r e d e m e l t : » o ir liebhaber d e r weit, ir s u o c h t das leben in d e m lant,
13 20 24
Überschrift hortt schön geuär
(ebenso
im Register
Bl. 6v): Das m a n die w e l l t fliehen soll
19 Abkehr von der Welt
21 3
d a s d e s t o d e s ist 35
genannt;
d a f i n d t ir w e r l i c h n i e n d e r t w e n n ir n u n seit g e n a i g t d a s ir h a b t s o l i e b d a s
ruo.«
darzuo,
leben,
d a r i n ir m ü e s s e n t in a r b a i t s o w ä r vil m ü g l i c h e r 40
sweben,
das,
euch geviel das leben
baß,
darin kain s c h m e r z n o c h trauren
ist,
n e w r w u n n u n d f r o u d z u o aller frist. w ä r sein h a u ß vast p r i n n e n im w ä r d a r a u ß ze fliehen 45
das er da nicht w ü r d
säch,
gäch,
schadehaft.
so prinnt der mensch mit steter mit d e m feur der d i e b e g i r in s e r
so
verlaitt,
das er davon nicht fliehen
mag;
d a s ist d e r sei a i n g r o s s e r
schlag
zuo dem Man
ewigen
Verliesen.
m a g der weit unhail auch kiesen
in d e n n a t ü r l i c h e n
Sachen,
wenn der wein beginnet 55
das sein kraft im v a ß
gezimpt,
s a m d a s e r in a i n a n d e r gezogen werd oun
swachen,
abnimpt,
nichts im d a n n als w o l
vaß
underlaß,
ee das er gar verließ sein 60
a l s o ist d e r m e n s c h
kraft.
behaft
mit reichtum und mit g r o ß e m mit w e l t l i c h e m lust
und die tugent von im d a s e r d i e sei v e r d e r b e t
das er von der weite
schleicht
weicht,
es sei d a n n , d a s er sich
gar, bewar,
fliech
u n d in ain a n d e r v a ß s i c h
ziech,
darin die unrain heff nicht 70
die d e n tugenden
d a s ist, in a i n g a i s t l i c h
53
214
naturtürlichen
lig,
angesig.
soll e r s e i n e n willen
gwalt,
manigfalt,
d a m i t d i e b o ß h a i t a u f in
65
kraft
unkeuschait.
leben
geben.
iur
75
so
85
90
95
IOO
los
no
da beleibt er fürbaß wol aun geprechen und kumbers dol. W e r lieb hat die weit gevär, der hat lieb seinen töter. sant Augustein spricht das: »hab lieb die weit oun allen haß, so verschlintt sie dich zestunt, das du kumpst in der helle grünt.« do der ungetreuwe Judas zuo den juden komen was und tätt in das mit worten schein: »den ich küß an den munt sein, den sullt ir von euch nicht enlan und füert in sicherlichen dan, das er euch entrinne nicht«, also spricht mit steter pflicht die unrain weit den tiefein zuo: »wen ich hie nun küssen tuo mit gelücke und wirdigkait, das sei euch für w a r gesait, der ist der recht, den greifent an; ir süllt in nimmer von euch lan und füert in mit euch sicherleich. schafft, das im gelück nicht weich, so würt er euch zuotail g a r und besitzt der helle schar.«
274v
Die weit ich auch geleichen will zuo dem schachzabelspil. darin sind kunig, ritter und vent. wenn das spil kompt an ain ent, dannocht weret es vil lang mit des künigs und ritters gang; die haltent auf des spils gewin, ob die vent sind gezucket hin. wenn dann das spil ain end hat, so würt ir aller geleich rat: der künig, die ritter und die vend werdent gelegt an ain ent in ainen sack on underschait; der künig und auch die ritter baid vallent in des sackes grünt 19 Abkehr
275r
von der
Welt
215
von irer Schwann zuo der stunt, und die vent geligen oben in des selben sackes cloben. also ist der weite zil nicht anders dann schachzabelspil. darin sind künig, ritter und knecht, 120 gross und klain, krum und gerecht, edel und paurn, arm und reich, die lebent darin ungeleich. ainer hat da mer gewalt dann tausent neben im gezalt. 125 die spilent da mit follem rat,
u5
biß das es würt schach und matt, so endet sich dann das spil; das ist, wenn des todes zil kompt, das sie v e r p o r g e n werden 130 in den tiefen sack der erden, so leit der ritter als der paur. ist dann der künig gewesen saur hie auf erde an tugenden guot, er muoss auf der helle gluot 135 und kompt ze niderst in den sack von seiner schwarin, der er pflagk, das er was der boßhait vol und an guoten w e r k e n hol. Seit die weit also zergat 140 und ir der mensch nicht nutz hat, der ir dient mit steter pflicht, so hat er zwar der sinne nicht, der ir ze dienst berait ist. es ist der sele ungenist ms allen diser weite knaben, was sie gelustes darin haben, wer der weit ze dienst will leben, dem würt ain solich Ion gegeben, als der geigen würt ze Ion. 150 die singt süeßlich und auch schon den ganzen tag biß hin gen nacht, wenn sie darumb das gelt empfacht, so nimpt man es der geigen hin, und würt dann der selb gewin 216
2?5v
155
in ainen alten sack gelait. also würt der mensch geclait mit ainem alten leilach, so er stirbt; das volgt im nach von diser weit in sein grab. i6o von aller ander seiner hab und aller seiner arbait volgt im nichtz mer dann das clait; auch seine werk im volgent mit, so e r auss diser weit tritt. i65 sint die guot alhie gewesen, so ist die sei vor gott genäsen, wären dann die werk nicht guot, so muoss sie auf der helle gluot ewiklichen leiden schwer. 170 also sprach Hainrich Kaufringer.
156
wurtt
160
ander'
19 Abkehr von der Well
21 7
20
D E R BEZAHLTE
ANWALT
Ain b ö s e r sitt ist a u f g e s t a n d e n
276r
in Pairen und in andern landen, das man die v o r s p r e c h e n mieten sol; das gevellt mir nit g a r wol. 5
in welichen Stetten das g e s c h i e h t , da werdent die r e c h t g a r e n t w i c h t von den selben claffern, wenn sie die leut s e r b e s c h w ä r n mit irem Ion g r o ß und scharf,
10
da man ir ze reden bedarf. nun vindt man o f t ain t u m m e n man, der sich nimpt z e reden an das wort und will ain v o r s p r e c h sein und nimpt die miet d a r u m b ein,
15
der d o c h nicht vil reden kan und ist aller weißhait an. der verredt dann a i n e m drat hauß und ä c k e r und was e r hat. der ist z e teur u m b seinen Ion.
20
so kan maniger reden schon, die zungen k e r e n , wie man will, der im newr geit pfenning vil. er kan mit seiner zungen s w a c h e n , das r e c h t zuo a i n e m u n r e c h t m a c h e n .
25
o b man im dann die hant schmirbt, wie palt e r daz h e r w i d e r wirbt, das das unrecht würt g e r e c h t , also m a c h t er das k r u m m s c h l e c h t und das s c h l e c h t m u o ß w e r d e n k r u m b
30
mit seiner zungen valsch und tumb.
276v
das tuot er alles u m b die g a b . o b dann ainer z e s c h a f f e n hab
16 19 22
218
Überschrift: V o n d e n V o r s p r e c h e n S o m e r c k (im Register den v o r s p r e c h e n ) än lön pfemTg
Bl. 6v: V o n
35
40
45
so
55
und im zerkennen geit sein sach, o b die gevärlich ist und schwach, das er nicht hat vil rechtz daran, so geit im doch der untrew man darin guoten trost und recht, biß das er den selben knecht mit seiner red d a r z u o pringt, das er zuohant mit im dingt und im sein hab verspricht zuo geben, so kompt zuo im villeicht daneben des selben mannes widertail; der versuocht dann auch sein hail und hat des v o r s p r e c h e n rat. welicher mer ze geben hat, dem tuot er dann sein hilf bekannt, kompt darnach der ander gerannt und geit im mer dann diser man, er vacht es mit gescheitkait an, das er den ersten gar verlat, und doch sein g a u b empfangen hat, und hilft dem andern auß der not, der im die merern gaub bot. Ich han das g e h ö r t für war: ains mals kriegten o f f e n p a r mit ainander zwen n a c h g e p a u r
umb ain trauf, das uff ain maur stätiklich viel mit gevär. 60 das ain was ain schuochster, der ander ain kursner hiess. der schuochster des nicht enließ, er gieng zuo ainem vorsprech weis; dem öffnet er do vil leis 65 den geprechen, den er hett und den im der k ü r ß n e r tätt stätiklichen mit gevar. der schuochster b r a c h t do mit im dar zwen guot stifel pückein.
46 67 69
hätt geuär über dem e von styfel ein
27?r
Oberlängenansatz
20 Der bezahlte
Anwalt
219
70 »lieber herr, die n e m e n t ein und sprecht mir vor gericht daz wort.« do der vorsprech das erhört, er sprach, er wollt im hilflich sein, und nam die gab von im ein. 75 er kom mit im für gericht. er redt das wort mit weisem ticht dem schuoster da ze f r u m m e n gar. do der kursner ward gewar, das im der schuoster waz ze swär so mit seinem vorsprechen gewär, des erschrack er d o vil ser. sein frunt komen do nun her und redten darein ungespart, das das recht geschoben w a r t 85 mit ir baider willen do. des ward der kurßner vil fro, wann im nahent mißlungen was. er gedacht: »wie füeg ich das, das mir der vorsprech werd zetail, 90 o d e r ich gewinn g r o ß unhail?« er beraitet do zuohant von guotem zeug ain veins g e w a n t ; das was ain fuchßen pelz zart, den truog er do mit der vart 95 dem vorsprechen ze hauß hain. er sprach: »herr, nempt die g a b vil ciain und laßt euch nicht verschmähen das und seit mir nimmer als gehaß, sam ir mir seit gewesen vor.« IOO der vorsprech was nicht ain tor; er nam die miet vil gern ein. »ich will dir zwar unschädlich sein«, sprach er do zuo dem kürsner, »gang newr haim und hab kain swär.« 105 Do nun waz aber komen der tag, das man des gerichtes pflag, do kom der schuchster für das recht, er wont, sein sach wär gar schlecht; 83
220
dar ein mit gestrichenem
j vor dem e
m^
d o was sie worden b ö ß und krumm, 110 wann sein vorsprech der was tumm von des kursners gab worden, er begund den schuchster m o r d e n mit seiner red va&ch und böß. es was anders nicht sein kös 115 d a n n auf des armen schuchsters schad, auf sein verlust und ungenad und auf des kürsners gewin. der zoch da mit dem rechten hin und behuob dem schuochster ab, 120 das er sein kom umb g r o ß hab. der schuochster ward b e t r ü e b t sider; er gieng zuo dem vorsprech wider hin haim in die herberg sein, er sprach: »lieber herre mein, 125 ir habt mich vor vertrost ze vil. für w a r ich das sprechen will: mich dunkt, ir habt mich nit bewart, mein guot hon ich nicht gespart; das hon ich euch g e g e b e n schon. 130 ir habt mir geben pösen Ion. ich hett das recht gewunnen vor; heut seit ir gewesen ain tor und habt mir das wider verlorn.« do sprach der vorsprech in zorn: 135 »gang palt wider haim dein Straß! der fuchs der hat den bock gaß.« also ward der schuochster b e t r o g e n ser mit gevär. die pückin stival hülfen nicht; 140 die macht der füchßin pelz entwicht. Es sind böß vorsprechen zwar, die also lebent mit gevar, das ainer Ions d a r u m b begert, das er das recht zuo u n r e c h t kert. 145 wer ain f r o m m e r vorsprech ist, der b e t r a c h t zuo aller frist, 118 130
du über der Zeile lön
2?8r
2?8v
nachgetragen
20 Der bezahlte Anwalt
221
150
155
i6o
165
i/o
so er ainem spricht das wort, ob er das newr von im hört, das er füert gerechte sach, er lat ims niemant machen swach; ob er aber unrecht hat, davon weiset er in drat, und gefuogt im das auch nicht, das haissent rechte gericht, der vorsprech ist frumm und guot. ob er das durch gott nun tuot und umb kainen alevanz, dem lonet gott gar und ganz über alles weltlich guot. man hat das gericht in guoter huot in ettlichen reichstetten zwar: die besten müessent über jar berait sein ze aller frist, das wort ze redent aun arglist, wer des dann an sie begert; sie nement darumb kainen wert und tüend es lauterlich durch gott. sie sind darumb niemantz spott als in den landen, da das wort beclaffet würt umb geltes hört, ob sich daselb ain piderman des Wortes näm ze reden an durch gott und gar umb kainen Ion, man hätt in fürbaß nicht als schon,
175 sam man in vor hett gehabt, aber da man niemant begabt und die gewonhait also stat, das die besten auß dem rat das wort durch gott sprechent gern, i8o die hat man in grossen ern. das ist zwar ain guoter sitt. da ist solich untrew nit, als da die falschen schnatterzungen
174 176 180
222
schön begäbt eren
279r
betriegent die alten und die jungen 185 mit irem Ion gar gevär. also sprach Hainrich Kaufringer.
20 Der bezahlte Anwalt
223
21
5
10
15
20
D I E HALBE
DECKE
Die hailig geschrift d a s lert: wer vatter und m u o t e r ert, d e m fristet g o t sein lankleben, auch will im g o t t z u o Ion g e b e n , d a s er besitzet der engel schar, doch hon ich oft g e n o m e n war, als man sein laider vil sieht, d a s es in der weit geschieht, d a s d a s kint d e m vatter sein tuot manig s c h m ä c h und auch pein: so d a s alter auf im ligt, der suon dann clainer t r e w e pfligt, er tuot dem vatter un'gemach, als z u o ainem mal g e s c h a c h . d o w a s g a r ain reicher man, der seinen vatter hett verlan, d o er sich nichts v e r m o c h t mer. der hett von frost m a n i g ser; hunger und durst tätt im wee, die reifen und der kalte schnee, und als ungelück d a n e b e n hett den alten mann u m b g e b e n . wie vil er hett k u m m e r und s m e r z e n , d a s g i e n g d e m suon nicht z e herzen.
25
Nu hett der selb reiche man ainen suon, was w o l g e t a n ; zuo d e m hett er trewe vil und g r o s s lieb oun e n d e s zil. der w a s wol zehen j a r alt.
30
d o nun kom der winter kalt und sein enen, d e r alt man, hett g a r lutzel claider an, d o gieng das kint oft und dick
19 26
224
2?9v
Überschrift:Man Soll v a t t e r vnd m ü t t e r j n n eren hon So hör v n d mercke. (im Register Bl. 6v: M a n s o l l . . . hon,) vnd über der Zeile nachgetragen wolgetän
s e i n e m e n e n z u o plick 35
und s a c h d o s e i n e n u n g e m a c h . d e r alt m a n z u o d e m e n k l e i n s p r a c h : »ich bitt dich, l i e b e s kind mein, das du pittest den v a t t e r dein, d e r dir nichts v e r z e i h e n kan,
40
das e r s ä c h mein t r ü e b s a l an und m i r helf auss d i s e r not. von f r o s t m u o s s ich ligen t o t . haiss mir ain s c h n ö d e w a t a n g e b e n , das dir g o t t fristen m ü e ß dein l e b e n . «
45
D a s kint d o z u o d e m v a t t e r g i e n g .
280r
l i e b l i c h e n es in u m b e f i e n g und s p r a c h f r ü n t l i c h e n z u o im: » l i e b e r vatter, nun v e r n i m m mein red und b e t t z u o d e r zeit, so
mein ä n e n in t r ü e b s a l leit und in g r o s s e m u n g e m a c h . d o ich in nu n e c h s t e n s a c h , da w a s e r nicht g a r w o l b e c l a i d t . von frost leidet e r a r b a i t .
55
das e r p a r m e t vil s e r e m i c h , ich bitt, lieber v a t t e r , dich, das du durch den willen mein mit im tailest die t r e w e dein und b e c l a i t im s e i n e n leib,
60
d a m i t e r den f r o s t v e r t r e i b . « die red geviel d e m v a t t e r wol. seid ich die w a r h a i t s a g e n soll: er truog seinem vatter haß; d e m kint tätt e r z u o l i e b e d a s :
65
e r k a u f e t ainen k o t z e n palt, d a m i t e r den w i n t e r kalt s e i n e n v a t t e r b e s c h l ä u f t do. d e s w a r d der a r m m a n vil fro. D o das kint den k o t z e n s a c h ,
70
z u o s e i n e m v a t t e r es d o s p r a c h : » z w a r ich will d e s n i c h t e n b e r e n , du m u o s t mich d i s e r b e t t g e w e r e n :
52
jn aus jm korrigier: 21 Die halbe Dcckc
225
75
so
85
90
95
IOO
105
iio 81 99
226
des kotzen muoß ich haben drat als vil, sam des mein änen hat.« der vatter sprach: »nicht, liebes kint! claider schön, guot und auch lint, der will ich dir geben genuog. die sind wärlich baß dein fuog dann diser kotz rauch und hert, damit dein leib wurd versert.« das kint wollt davon nicht laun, im müeßt werden undertaun des kotzen als vil daneben, als seinem enen was gegeben. do das kint den kotzen hett, dem vatter es zuo wissen tätt, was sein mainung damit wär. es sprach: »disen kotzen schwär will ich selber nützen nicht. ich will den in meiner pflicht vil schon und wol behalten, biss du beginnest alten, das du auch krank worden bist, als mein änen zuo der frist, so will ich mit dem kotzen hert beclaiden für des frostes gevert deinen kranken leib vil schon, also will ich dir geben Ion, also du meinem enen hast getan; nicht besser claider ich dir gan.«
280v
Des erschrack der man vil ser. er bedacht sich hin und her, wie er nicht früntlich hett getan seinem vatter, dem kranken man. das ward in do reu wen ser. von seines kindes red und 1er ward er auf den sin geweiset, das er seinen vatter speiset biss an sein ende furbass zwar mit kost und guotem wein clar Ion 1 00 g e t ä n : g ä n
28ir
115
120
113
und h e t t e in s c h o n in s e i n e r pflicht, d a s er h e t t g e p r e c h e n nicht, e r h e t t in in g r o s s e n ern. D a r b e i süll wir all n u n lern: d a s wir nicht v e r d i e n e n unhail, o b wir d e n k i n d e n w e r d e n zetail, d a v o n sullen wir h a b e n s c h o n v a t t e r und m u o t e r u m b d e n Ion, d e n uns g o t t d a r u m b will g e b e n , d a s wir hie h a b e n l a n k l e b e n und d o r t das e w i g reich g e w ä r . also s p r a c h H a i n r i c h K a u f r i n g e r .
eren
2! Die halbe
Decke
227
22
D I E GUTEN W E R K E
Ainer fragt mich der mär, so der mensch in sünden w e r und hett den fursatz und den waun, e r m ö c h t nicht von den sunden laun, 5
die wollt e r d a n n o c h mern stet und e r d o c h g u o t e w e r k tätt mit a n d ä c h t i g e m b e t t d a n e b e n , mit vasten und almuosen g e b e n , das ich im tätt mit w o r t e n schein,
10
was im die guoten w e r k sein nutz und frum m ö c h t e n tragen. Ich s p r a c h : das will ich dir sagen, die geschrift sagt das g e w ä r : gott e r h ö r t nicht den sünder,
i5
2su
o b im zuo sünden stet der muot und er dann g u o t e w e r k tuot; die sind im zwar nicht nützleich zuo dem ewigen himelreich. dem tüfel ist die sei b e s c h e r t ,
20
o b er oun reuw also verfert. d o c h stat g e s c h r i b e n an ainer statt, das gott nicht unvergolten lat, was g u o t e r w e r k v o l b r a c h t werden durch seinen willen hie auf erden.
25
D a r u m b sprich ich das g e w ä r : die guoten w e r k d e m sünder sint zuo dreien s a c h e n guot. o b er besitzt der helle gluot, so würt g e r i n g e n im die pein
30
umbe die guoten w e r k sein, als ich das g e s c h r i b e n fint, das in der tiefen helle sint leiden und wonung manigvalt
Überschrift: Was nutz die glitten werck dem menschen pringen die weil er jnn Sunden leytt. S o merck gar eben (im Register Bl. 6v: Was . . . die weyl er in sünden ist,)
228
(da sind baide j u n g und alt), 35
das ainer da muoss leiden pein m e r dann tausent n e b e n sein, wann ieglicher leiden hat, d a r n a c h und dann sein schuld stat. Die a n d e r sach ist, die g o t t tuot
40
d e m sünder umb sein w e r k guot, das im würt in disem leben hie auf erd von g o t t g e g e b e n r e i c h t u m b und ge|ückes solt, das im die weit muoss w e s e n holt;
45
darin besitzt er wird und er.
282r
das füegt im gott alles her umb sein g u o t e w e r k z e Ion, das in die leut h a b e n t s c h o n g a r in g r o s s e r wirdigkait. so
D e r dritt Ion sei e u c h g e s a i t : o b im der würt, d e r ist der best, das in g o t t b e s t e t t und vest und im hie fristet sein leben, biß er beginnet w i d e r s t r e b e n
55
den Sünden und zuo g o t t sich kert, das er sein leben dann v e r z e r t in g o t t e s willen völliklich. mit g a n z e r rew b e w a r t e r sich, das g a r vertilget würt sein schult
bo
und k o m p t auch zuo g o t t e s hult. all sein guote w e r k v o r j a r n , die von den Sünden tot warn, k o m e n t im dann zuo g u o t e r statt, d a r u m b das er den willen hat
65
von den sünden k e r e n sich, all fruchtpär und nützlich w e r d e n t die werk und lebentig. W e r nu in den sünden lig und ir m a c h e t täglich m e r
70
in dem sinn oun w i d e r k e r und g u o t e werk würkt d a n e b e n , d e m würt der d r e i e r Ion g e g e b e n
46
fugt
22 Die guten
Werke
229
z u m minnsten ainer o d e r mer. d o c h f ü r w a r ist sälig der, 75
d e m d e r letst Ion w ü r t zuotail; d e r besitzet d a s e w i g hail. a b e r die a n d e r n z w e n d a n e b e n b e r a u b e n t des e w i g e n leben aun z w e i f e i g a r d e n sünder.
so
230
also sprach Hainrich Kaufringer.
282v
23
D I E UNEINIGEN
KAUFLEUTE
Ich w a i ß kain d i n g als s c h ä d l i c h ,
285v
w a ich in die w e i t hin sich, in s t e t t , in m ä r k t , in alle lant, d a v o n d e n l e u t e n s c h a d und s c h a n t und m e r Unglücks w i d e r f a r , als w a m a n d e s w ü r t g e w a r , das m a n n i c h t g e m a i n s a m ist. d a v o n die leut in u n g e n i s t k o m m e n t und in j a m e r s c l a g , das d e s Unglückes s c h l a g auf sie k o m p t mit g r o s s e m z o r n , das leib und g u o t o f t wirt v e r l o r n und m a n i g e r w ü r t d e r e r e n lär.
286r
wenn man wol überain w ä r und m a n g i e n g auf r e c h t e m pfat, davon geschäch niemant schat. m a n sieht in vil Stetten g u o t manigen ungeleichen muot. a i n e r z e u c h t her, d e r a n d e r hin. g r o s s neid und h a ß ist u n d e r in. a i n e r t r u c k t d e n a n d e r n ser. die n i c h t h a b e n t v o r s p r e c h e r , die m ü e s ß e n t o f t u n d a n ligen. man sieht manigen da gesigen, d e r mit s e i n e r w i t z und k u n s t und mit s e i n e r f r ü n d e g u n s t das u n r e c h t k a n m a c h e n z u o r e c h t , und das k r u m m u o s s w e s e n s c h l e c h t , und d a s s c h l e c h t m a c h t e r d a n n k r u m b mit s e i n e r z u n g e n v a l s c h und t u m b . d a m i t z e u c h t e r s c h i e r an sich, w a s fraidig ist und g e m ä l i c h ; d e n g e s t a t e r a l l e z e i t bei, Überschrift: W a ain v o l c k v n g e m a i n s a m ist D a s pringt G r o s s e n S c h a den S o m e r c k (im Register Bl. 6v: W a . . . v n g e m a i n s a m ist d a z pringt g r o s s e n schadend v e r s p r e c h e r eher als v o r s p r e c h e r
23 Die
uneinigen
Kaufleute
2 3 1
das sein rott dest sterker 35
sei,
damit die f r u m m e n w e r d e n t
druckt,
lr l e g l i c h s c h w e i g t u n d s i c h und müessent
schmückt
leiden schmachait
für w a r ich das nu s p r e c h e n darauß würt ungemainsam 40
le a i n e r will d a s e i n e n
d a ist vil W i d e r p a r t e s
gar.
zwar,
ainer wigt den andern
d a sind d a n n gälf u n d 45
die tuond ainander
man
nimmer
findt solich
e s ist ir g r o s s e s wann 50
widertail.
sollt die statt d a n n
lederman
will h e r r e
wesen. lesen,
und
das es geschieht ze m a n i g e r
sigelos
v o n irer u n g e m a i n s a m
hofgesint
stät aun
underpint,
so möcht noch wa
in n i e m a n t
mitnichten
man
davon
groß,
sie als d a s
uberain
zeit,
niderleit
u n d w ü r t in s t r e i t e n
b5
sein,
wir hören oft sagen
wären
obgeligen
angesigen.
n i c h t w o l ist
überain,
geschieht mort und
als ich e u c h d e s w e i s e n
main,
will.
Ains mals waren gesellen auf d e m
velt
vil
zuosammenkommen,
als ich d a s n u n h o n
vernommen;
der warent wol dreißig oder 70
die wollten da on irer k a u f m a n s c h a f t g r o ß g u o t w a s in
39
232
wurtt
han,
wein,
d e r will n i c h t g e h o r s a m
das das stettvolk
bo
krieg
ergan,
ist d a n n a i n e r v o l l e r
55
guot.
behuot,
unhail.
e s k ü n d ir n i c h t w o l wann
z e ring.
gibling;
d i e s t a t t ist n i c h t g a r w o l wa
gross.
genos
vertreiben und vertilgen
wann
vil.
will:
widerker nachgaun. undertaun
mer.
28t>v
und vil geltes sunderbar. des wurdent sechs rauber g e w a r . 75 die hieltent dort in d e m g e h a g und legten in da g r o s s e lag mit iren ungetrewen räten, wie sie darzuo nuo täten mit irem rauben und zucken, s o das sie die kaufleut m ö c h t e n trucken und in nemen alles ir guot. ir zwen ritten auß der huot palt zuo den kaufleuten hin. sie sprachent: » m e r k e n t unsern sin! 85 wir sagen euch d a s unverholen: hie sind vier des g r a v e n gescholen. der halt dort in d e m g e h a g und begert an euch der frag, o b ir die wellt auß euch g e b e n 90 aun krieg und o n e widerstreben, sie habent im vil laides g e t a n ; das will er in nicht faren lan. wollt ir des g e v ö l g i g wesen, s o mügen die andern wol genesen. 95 wollt ir des aber nicht entuon, s o habt ir weder frid noch suon. euch würt g e n o m e n leib und guot.« nun hielten dort in der huot die andern vier gesellen leis IOO und Hessen sich sehen in der weis g a r kuppenlichen mit gevär, s a m es ain g r o s s e r häuf wär.
105
no
287r
D e s wurdent die kaufleut unfro. sie giengent alle ze rat do, wie sie verantwurtten das. g a r ain weiser under in was. der sprach: »bei den trewen mein, wir süllen alle d a r w i d e r sein und süllent niemant auß uns geben, als verr uns raicht leib und leben; wir süllen ee alle verderben, mit ainander g e n ä s e n und sterben.« die red geviel den allen wol, 23 Die
287v
uneinigen
Knufieute
233
die d a w a r e n t r e u w e n vol Iis
und mit eren u m b g e b e n . so w a r e n t ettlich d a n e b e n , d i e h e t t e n a i n e n a n d e r n sin. d a w a s a i n e r u n d e r in, z u o in a l l e n d e r d o s p r a c h :
120
» i c h will k a i n e n
ungemach
d u r c h i e m a n t z willen leiden hie. ich w a i ß d a s wol, d a s ich nie wider den graven han getan, w e l i c h e r s c h u l d i g sei d a r a n , 125
d e r s o l l s i c h h a b e n in g u o t e r p f l i c h t . i c h will s e i n z w a r e n g e l t e n n i c h t . « die r e d w a s ain w o l g e f a l l e n d e n a n d e r n k a u f l e u t e n allen, die sich nicht v e r s u n n e n
130
recht,
was das künftig schaden prächt. also w a r d ain z w a i u n g g r o s s u n d e r in a l l e n u n d a i n s t o s s . d o c h w a s d a s d e r m e r e r tail, das die k u m b e r u n d unhail
135
von d e m graven sollten haun, d i e w i d e r in h e t t e n g e t a u n . d i e w o l l t e n s i e n u a u ß in g e b e n . Die zwen k n a p p e n hielten d a n e b e n ; den ward zuo antwurt geben schier:
140
» n e m p t hin n u n e w e r g e s c h o l e n v i e r und füerent die mit euch dan; die a n d e r n süllen frid han.« die z w e n z u c k e r sa z e h a n t koment daher gerant
145
u n d n a m e n t d e r vil e b e n w a r , d i e in d e r k a u f l e u t e s c h a r allerwerlichest w a r e n t gestalt. d e r z u c k t e n sie v i e r h e r a u ß p a l t u n d b e r a u b t e n sie irer w e r
150
u n d p u n d e n in ir h e n d e s e r ,
119 123
aller getän
Nach 132
234
Alineazeichen
288r
155
160
165
170
175
180
185
das in nicht schad von in geschäch, und fuorten sie von dannen gäch zuo iren gesellen in die huot und namen in alles ir guot, das bei in begriffen wart. nicht lenger ward es do gespart, die zwen ritten wider dan zuo den kaufleuten auß dem tan und sprachen zuo in mit zorn: »ir ist noch acht, die hont verlorn des graven gnad und sein hult. zwar die müessen im die schult püessen hie auf disem lant, oder er kumpt palt her gerannt und nimpt euch allen leib und guot. secht, er halt dort in der huot mit sechzig spiessen oder mer!« des erschraken do vil ser die kaufleut all gemainlich. auf die knie sie naigten sich, der genad sie do begerten. die zwen sich daran nicht kerten. ächt mann sie pald auß in namen; den punden sie die hent zuosammen, als man dann den dieben tuot. d a r n a c h komen auß der huot die andern gesellen her g e r a n n t mit iren scharpfen sper und schluogen und stachen auf sie vast und liessent in lützel rast, biß die ungemainsam schar bezwungen ward genzlich und gar, das sie all ze schaden komen. in wart als ir guot genomen, das man do nu bei in fant.
288v
ist das nicht ain grosse s c h a n t ? d a s tätten newr die sechs mann. Also mag es den ergan, die nicht wol sint überain, 190 reich und arm, gross und ciain, edel und unedel, jung und alt, 23 Die
uneinigen
Kaufleute
235
o d e r wie die seien gestalt, die so lebent ze aller frist, das ainer wider den andern ist; 195
wann darauss volget manig schwär, also sprach Hainrich Kaufringer.
236
289r
24
DIE
WELTGEWANDTEN
BÖSEWICHTER
Die Schelk und auch die l ä c k e r sint v o r Zeiten g a r u n m ä r der weit g e w e s e n und widerzäm. nun sind sie w o r d e n g a r g e n ä m , das man sie hat lieb und wert, wann ir nam der ist v e r k e r t von dem bösen in das guot. wa nu ainer b o ß h a i t tuot, als e t t w e n n Schelk und l e c k e r taten, der kumpt für und würt b e r a t e n von den fursten und h e r r e n gross, das im all sein g e n o ß müessen wesen undertaun und in grossen e r e n haun. das k o m p t von seinem n a m e n dar. nun sullent ir des n e m e n war, wie sich der nam hat verwandt. sie sind nun also g e n a n n t : läufig, cluog und g e s c h e i t ; also haißt mans zuo d e r zeit in aller diser w e i t e kraissen. die ettwann schelk sint gehaissen und sich nerten mit l e c k e r h a i t , die habent nu den n a m e n g e m a i t
289v
hie b e h a b t aun widerstreit; sie haissent läufig und g e s c h e i t . das v e r s t e t man zeitlich w o l ; man maint, sie seient weißhait vol, so sind sie uberladen ser mit untreuw und f a l s c h e r 1er.
Oberschrift:D\e
m a n e t t w a n S c h ä l c k v n d l e c k e r H i e s s die h a y s s e n t nun
l a ü f f i g v n d g e s c h e y d e . S o m e r c k v n d h ö r tlFf (im Register ettwan
schelck
vnd
lecker
hiess
die
hayssent
nun
Bl. 6 v ; D i e m a n läuffig
vnd
ge-
scheydt,) tättn wurt
24 Die weltgewandten Bösewichter
237
das trifft die weißhait nichts an. die weißhait will bei g o t t bestan, darbei kain untreuw w e s e n hat, w e d e r arglist n o c h v a l s c h e r rat. 35
die ietzo läufig sind gezalt, der leben ist also gestalt, das sie vast sint uberladen mit untreuw auf d e r leute schaden. S i e liebent sich den h e r r e n zuo.
40
o b ain man icht übel tuo und verschult mit c l a i n e r sach, das m a c h e n t z v o r d e m h e r r e n s c h w a c h mit irem rat und v a l s c h e r ler, das m a n i g e r k o m p t u m b guot und er.
45
der n e w r z e r t r e t t e n hat ain huon, der muoss die schult widertuon hundertvältiklichen zwar, »herr, ich sag euch das für w a r : e r hat es an d e m guot wol,
so
das er die schuld a b l e g e n sol. ir sullt nicht sein als lind und süess. schafft, das man e u c h fürchten müess.« also geit er v a l s c h e n rat. O b dann ainer z e s c h a f f e n hat
55
und seiner hilf will b e g e r e n , den will e r rats nicht g e w e r e n , biß im da gevellt sein s c h a n z ; ich main den b ö s e n alevanz. darauf setzt e r alle sein sinn.
60
e r schafft, das im sein s p i e ß nit prinn. wann e r es wol f ü e g e n kan, das e r newr muoss gewin han, so kan e r wol gelimpfig sein und sich erzaigen in g u o t e s schein
65
gen allen leuten g e m a i n , baide gross und a u c h klain, das e r manigen l a c h e t an, d e m e r nicht vil g u o t e s gan. o b im dann iemant hass tret
70
und in betrüebt mit klainer red, d e m kan e r ü b e r s e h e n schon.
238
290r
d o c h geit er im z e l e t s t den Ion; o b im Sträuchen würt d e r fuoss, das er den angel d a u h e n muoss, 75
er stoßt in voll auf die nas. also rieht er den alten h a ß in stiller weis mit g e v a r , das j e n e r n i m m e r wirt g e w a r , das er im hat die prend geschürt,
so
wann niemant Übels an im spürt, darumb das er gelimpflich ist g e n iederman z e aller frist. W e l i c h solich c l u o k h a i t treiben, von den kan ich nicht anders s c h r e i b e n ,
85
dann das sie in allen kraissen
290v
ietzo nicht anders sind gehaissen dann leufig leut und g e s c h e i t , man findet ietzo in d e r zeit kainerlai volk auf diser erd, 90
das man hab als s c h o n und werd, als man hat die s e l b e n kint, die leufig und g e s c h e i t sint. das muoss gott e r p a r m e n ser, das die nun h a b e n t wird und er,
95
die man vor zeiten h e t t für nicht, der weit lauf h a b e n t sich g e r i c h t auf ainen gank g ä m e l i c h . als der krebs g a t hinder sich, also gaut das hinder herfür,
IOO
s o ich das in d e r weit spür, das man die b ö s t e n lieb hat und ir leben in wirden stat, ich main die schelk und lecker, also s p r a c h Hainrich K a u f r i n g e r .
72
lön
79
geschurtt
87
liuffig
101
besten
24 Die weltgewandten
Bösewichter
239
25
5
10
15
20
25
30
D I E SIEBEN
HAUPTSÜNDEN
Siben geprechen ungesunt sint dem leib ain swarer pund. welicher mensch der ainen hat, es mag im nicht wol w e r d e n rat. ob er stirbet nicht daran, so kompt er doch gar hart darvan. zuo geleicher weis sint süecht siben der armen sei zuogeschriben. welich sele begriffen ist hie in diser zeit und frist mit ainer der selben suocht. hert, ob die darin also verfert, die muoss leiden ewig pein, aun end damit v e r d a m p n e t sein. Do das der himelisch vatter sach, das der mensch was krank und swach, von den genaden gots vertriben und von dem paradeis verschriben mit der swären sünde punt, davon die sei was ungesunt, er wollt vertreiben der sucht mail. darumb sant er d e r sei zuo hail den hailigen gaist ze tröster, das er der sele arzat wer mit den siben gauben sein; die vertreiben der sei ir pein, die süecht und alle ir schwärn pünt, ich main die siben totsünt, damit die sei gepunden ist und leit in ewiger ungenist.
292v
293.
Nun will ich sagen vil g e w ä r von des leibes g e p r e c h e n schwär
27
240
Dberschrift:Von d e n S y b e n t o d S ü n d e n v n d d e n S i b e n g a u b e n d e s hailigs (im Register Bl. 6v: V o n d e n S i b e n t o d t S ü n d e n vnd d e n S i b e n gäben d e s hailign gaists,) Alineazeichen vor Vers 15, 31 und 221 pundt
j5
40
45
so
55
60
65
und von den siben süechten gross, die in tüent der gesunthait ploß. die erst suocht ist also getaun: vil oft sieht man den menschen haun postem und pläen an seinem leib, davon ich also Iis und schreib, das es geschwillt unmassen ser. der mensch hat davon schmerzens mer, dann ich iemant gesagen kan. schwirt es von dem menschen dan, so ist das versichlich zwar, es werd der mensch des siechtumbs par und sei an der suocht genäsen, prist es in in, als wir lesen, so ist der mensch des tods aigen. bei der selben sucht vaigen süllen wir die hochfart verstan. die geschwillt und plät den man und würft im oft das herz enpor. die er hat wol erkennet vor, die will er nicht erkennen mer. damit der schön Lucifer von dem himlischen troun viel in der tiefen helle giel. die selb suocht ist der sele ain schlag, der ir zuo schaden komen mag. ob die also in sich isst und von der armen sei nicht prist und so ververt auß disem leben, dem ewigen tot würt sie gegeben, ob sich die sucht so schicket an, das sie swirt und prist herdan, so ist die sei zestunt genesen.
der hailig gaist der will dann wesen ain arzat guot der sei vein. er geit ir dann ain pflästerlein; das ist die gaub der gottlichen vorcht, 70 die allezeit hat also geworcht, 37
p o s t e m ] Postett
59
ysset
25 Die sieben Hauptsünden
293v
294r
241
das sie die gswulst des ü b e r m u o t von dem herzen v e r t r e i b e n tuot. V o n der andern s u o c h t ich schreib, die ser b e s c h w ä r t m e n s c h l i c h e n leib: 75
das ist die unrain außsetzigkait. w e r nu damit ist beclaidt, der soll gar kain w o n u n g han w e d e r bei frawen n o c h bei man, wann e r mit dem a u t e m sein
so
vergiftig m a c h t des luftes schein, von der selben s u c h t e s c h l a g der luft die gesunden h e c k e n mag, das sie kumpt der g e p r e c h auch an. darbei Süllen wir verstan
85
neid und haß, der sele schaden, wer damit ist überladen, der soll auch kain g e m a i n s a m han w e d e r mit frawen n o c h mit man; wann e r mit seinem a r g e n list
90
so g a r unrain vergiftet ist, das e r mit red, mit sin und muot h e c k e t , sam die s c h l ä n g e tuot, damit die leut w e r d e n t versert. der hailig gaist geit guoten w e r t
95
darwider der sei z u o erznei, da kain vergift w o n e t b e i : die g a b der güet und milte sein, die sei würt davon c l a r und fein, wann die g a b v e r t r e i b t g a r schnell
IOO
den hass und das vergiftig feil, das die sei der gift würt hol, darzuo aller rainigkait vol. S o pringt der dritt siechtum dem leib clainen nutz n o c h frumm.
105
der ist frenesis g e n a n t . das wort tuon ich z e teutsch b e k a n n t : w e r damit begriffen ist, der wüett und tobt zuo aller frist
82 84
242
gesänden verstän
294v
und hat nicht w o l die sinne sein, no
darbei tuon ich den z o r n s c h e i n ; d e r ist der sei ain s c h w a r e r punt. e r tobt und wüett z e aller stunt und hat gar ain unsinnigs leben, d e r mit zorn ist u m b g e b e n .
115
darwider k o m p t d e r hailig gaist zuo d e r sei vil o f t g e r a i s t mit der gaub g ö t t l i c h e r kunst. die kan des s c h a r p f e n zorns dunst senften und v e r t r e i b e n wol,
120
das der m e n s c h würt zorns hol. wann w e r hat g ö t t l i c h kunst e r k o r n , der kan nicht h a b e n b ö s e n zorn. D e r viert g e p r ä c h fröudenlär, der den leib oft pringt in s c h w ä r ,
125
der ist genant paralisis. das ist ain s i e c h e r pettris, mit w e m der selb g e p r e c h ringt; die gelider er z e s a m m e n z w i n g t , das e r kain w e r k Volbringen mag.
no
e r leit g e f a n g e n n a c h t und tag. sein selbs hilf ist im also tewr, e r müeßt verprinnen in d e m fewr, e e das e r k r i e c h e n m ö c h t darvan.
295r
die trackait süllen wir verstan 135
bei d e m selben s i e c h t u m schwär, die ist der sei g a r s c h a d p ä r , wann sie die v e r s e r t und s c h w ä c h t und den m e n s c h e n v e r d r o s s e n m a c h t zuo allen s a c h e n gaistlich,
140
das e r davon z e u h e t sich, d e r hailig gaist d a r w i d e r geit d e r sei zuo erznei in der zeit die rainen g a b d e r s t e r k e sein, w e m die würt b e g o s s e n ein,
H5
d e r würt so stark in s e i n e m muot, das e r sich fleisset d e r w e r k e guot emssig sein ze aller frist,
134
verstän
25 Die sieben Hauptsünöen
243
damit trackait vertriben ist. Die fünft sucht haißt idropisis; 150
die ist dem leib ain s c h w a r e s piß. darbei sind die leut bekannt, die wassersüechtig sind g e n a n n t , wer den selben g e p r e c h e n hat, den dürstet baide fruo und spat.
155
darbei die geitikait würt kunt. der geitig ist zuo aller stunt durstig ser in seinem muot, wie er müg g e w i n n e n guot und gefüllen den seckel sein,
i6o
das er hab die vollen schrein mit dem w u o c h e r , der sei s c h l a g ; das b e t r a c h t er n a c h t und tag. darwider geit d e r t r ö s t ä r der sei zuo erznei vil g e w ä r
ib5
2t,v
des gottlichen rats die rainen g a b ; die ist der sei ain g u o t e lab. wann die ratt dem m e n s c h e n eben, das e r dem n ä c h s t e n sein d a n e b e n , den er sieht stan in armuot,
170
mittailen soll und g e b e n sein guot. Zum sechsten mal zuo m e r k e n ist des leibs g e p r e c h und ungenist: der ist den herren ain s c h w ä r e sucht; zuo den hat er sein zuoflucht.
175
es ist der wolf gehaissen zwar, w e r des an im würt gewar, es frißt das aigen flaisch sein, will er fürkomen die selben pein, mit guotem flaisch g e p r a t e n wol,
i8o
sam es ain herr essen sol, beraitet mit g e w u r z e rain, das muoss er legen über das pain, darin im der g e p r e c h leit.
150 I6J 170 173 176
244
Schluß-s von schwares aus Unleserlichem tröstar vor sein gestrichenes sol sucht wurtt
korrigiert
dieweil er im die speiße geit, so hat er ain genüegen daran, sein aigen flaisch lat er bestan dieweil mit ruo und unversert. wenn die speis dann würt verzert, so frißt er wider das flaisch sein. 190 darbei ist uns die fraßhait schein, wer sich zuo fraßhait hat ve'rpflicht, der schetzet alles das entwicht, das er vormals hat verzert. 185
195
200
205
210
215
seinen pauch er füllt und nert täglich mit wein und kost guot, biß er sein vätterlich erb vertuot. darnach muoss er des pettels leben, so im dann niemant mer will geben, so muoss er leiden gross pein. er frißt den aigen leichnam sein, das er von hunger wurt verzert und jämerliches tods ververt, darwider würt dem menschen schnell zuo erznei geben seiner sei von des hailigen gaists einfluss die gab der gottlichen verstantnuss. wann die verstantnüss gottes allain macht das herz lauter und rain, das es gott erkennt und sieht. wer sein verstantnüß d a r z u o rieht, das er mit trunkenhait ist umbgeben, der erkennt nicht gott daneben, wann im sein herz e m p f r e m d e t ist, als man von dem weißsagen list Osee, der hat geschriben vor:
2%r
»vinum et ebrietates auferunt cor.« das spricht: »der wein und trunkenhait nement dem herzen seine clait.« das sint die werk tugenthaft; 220 die vertreibt des weines kraft. Die sibent pein und das bezwank, 203
wurtt
206
verstantnüss
25 Die sieben Hauptsünden
245
225
230
235
240
245
250
255
das oft versert den leib krank, das ist der Schüttler und der ritt, der hat ainen pösen sitt: er macht den menschen also vol,
den dunket scharpf zuo aller frist käuschikait und raines leben, die unrain s c h m e c k e n t sünd daneben, ich main der bösen unkeusch clait, ist im ain lust und süessigkait. der boßhait ist er also vol, das ers nicht mag verdäwen wol. im helfe dann der sucht ab der hailig gaist mit seiner gab, mit der göttlichen weißhait sein, die den räch des herzen dein zuo aller zeit rainigen tuot, das sich dann verkert dein muot von dem lust leiplicher begir; den schlechst du auß dann ferr von dir. die göttlich weißhait weiset dich, das dein gemüet stätiklich dich kert zuo werken guot und rain. damit würt der mensch enain. in tugenden er also beleibt, sein zeit darin mit lust vertreibt, das er wurt aller boßhait lär. also sprach Hainrich Kaufringer.
246
296v
das er nicht mag verdöwen wol. sein räch ist im also versert, das er newr damit begert, was im schädlich ist und schwach; das dunkt in guot und wolgesmach. und was im dann nützlichen wer, das dunkt in guots gesmaches lär und ist im widerzäm gar. darbei nim der unkeusch war. wer damit bestricket ist,
29?r
26
D A S ZEITLICHE
LEIDEN
Ich han g e d a c h t in m e i n e m m u o t ,
327v
s o ich besinn ü b e l und g u o t , s o g o t t n i c h t z h a b s o lieb, so w e r d hie in diser z e i t auf e r d s a m den m e n s c h e n , d e r leiden hat und mit gedult darin s t a t . das sind die r e c h t e n s t r a s s und s t e g und die a l l e r n e c h s t e n w e g , die z u o d e r h i m e l p o r t e n g e n t . w e l i c h e m e n s c h e n in leiden Stent und sich frölich darin h a l t e n , d e r will g o t t hie und d o r t w a l t e n , w a n n sie d e r e r w e i t e n sint. G o t t ist a l s o milt und lint, w e n n e r sieht hie in d i s e m l e b e n sein frünt in w e l t l i c h e m lust s w e b e n , s o v e r d ü r n e t e r in die s t r a s und b e s t e c k e t in aun m a s s alle l u c k e n mit w i d e r w e r t i k a i t , e s sei in lieb o d e r lait, das sie im e n t r i n n e n nicht, mit s e i n e r v ä t t e r l i c h e n pflicht b e s t r ä w t e r all ir w e g mit leiden, d a s sie n i e n d e r t m ü g e n g e r e i d e n d e n fuoss irs h e r z e n n a c h g e l u s t d e n n n a c h d e r g ö t t l i c h e n m i n n e durst. a l s o v a c h t g o t t die f r ü n d e sein mit m a n i g e r l a i leiden pein, d i e g o t t sust e m p f r e m d e t w ü r d e n , leiden ist hie ain s c h w ä r e p ü r d e n und s c h a f f e t e w i g e n g e m a c h d o r t .
3281
leiden ist ain s o l i c h e r h ö r t , d e n n i e m a n t g o t t v e r g e l t e n kan, Überschrift (Bl. 327r): V o n vnmässigem A d e l zeyttliches leydens S o merck vnd gyn auff (im Register Bl. 7r: V o n vnmässigem adel zeytlichs leydes,) dörtt
26 Das zeitliche
Leiden
2 4 7
das umb ain leiden bat ain mann 35
g o t t mit a n d a c h t hundert j a r , e r w ä r d a n n o c h t nicht wirdig zwar, das in gott g e w e r e n sollt, leiden fürtrifft das r o t e golt. w e r r e c h t e n nutz des leidens erkannt,
40
der sollt es g e r e n von g o t t e s hant e m p f a h e n für ain a n d r e gab. leiden ist der sele lab. es behüett die sele in diemüetikait und lernet sie gedultigkait.
45
es ist der rainikait ain hüeterin und ewiger säligkait ain pringerin. nichts ist peinlicher sicherleich dann leiden gägenwürtikleich. so m a g nicht frölichers gesein
so
dann gelitten h a b e n pein. leiden ist ain kurzes lait und ain längs lieb, als ich beschait. w e r hie hat leiden vierzig j a r (das ist ain kurze frist z w a r
55
g e m e s s e n gen d e m ewigen leben), dem würt darumb zuo Ion g e b e n g a r langes lieb, das ewig ist. w e r nun wollt diser zeit frist zuo der ewigkait g e w e g e n ,
60
der sollt ee hundert j a r pflegen in ainem feurin o f e n z e ligen, dann das e r wollte sein verzigen des mirinsten Ions in ewigkait, der im da nu w e r b e r a i t t
65
u m b e sein minnstes leiden hie, wann j e n s hat end, so w e r e t das ie. Leiden tst v o r der weit ain v e r w o r f e n h a i t und v o r gott ain unmässig wirdikait, g o t t e s zorn ain e r l e s c h e r i n
70
und seiner hult ain e r w ä r b e r i n .
41 43 66
gäb diemutikait wertt mit e über rt
248
328v
w e r l e i d e n h a t , d e r ist v e r l a s s e n
75
v o n seinen f r ü n d e n auf allen
strassen.
e r g a t a b e r auf d e m r e c h t e n
pfatt,
d a s im w ü r t g e m e r e t g o t t e s
gnad.
leiden d e m m e n s c h e n das gepirt, d a s er sich selb e r k e n n e n
wirt
und seinem nechsten würt
gelauben.
leiden beginnet den m e n s c h e n seiner missetat so
rauben
ungehewr.
leiden mindert das fegfeur. leiden b e k o r u n g
vertreibt
u n d v e r s c h w e n d e t g e p r e s t e n , als m a n leiden ernewet auch den
und pringt war zuoversicht 85
allermaist.
leiden pringt lauter gewissen leiden pringt steten h o h e n l e i d e n ist ain g e s u n d e s
guot.
muot.
trank
u n d ain h a i l s a m k r a u t o n allen o b allen kreutern d e s 90
schreibt,
gaist
wank
paradeis;
l e i d e n ist a i n s t r a f e n d e s r e i s :
mr
es kestigt d e n leib hie mit p u o s s , der doch darnach faulen
muoss,
und speiset die edeln sele wol, d i e e w i k l i c h b e l e i b e n sol. 95
die sei w ü r t g r u o n e n v o n teidens als d i e s c h ö n r o s v o m t a u w d e s leiden m a c h e t ainen weisen
haien maien.
muot
und ainen geüebten menschen
guot.
ain m e n s c h , d e r nicht leidens pfligt, IOO
w a i ß nicht, w a s n u t z a n l e i d e n ligt. l e i d e n ist a i n
minneruot,
ain vatterlich schlag d e r rainen und der ausserwelten sunder
guot,
spott.
leiden zeucht und zwingt zuo gott 105
d e n m e n s c h e n , es sei im lieb o d e r
laid.
w e r sein leiden frölich trait,
83 95 96
ernwet mit e über nw Nach 94 Alineazeichen wurlt mayden Nach 101 Alineazeichen 26 Das zeitliche Leiden
249
110
dem dienet lieb und laid geswint, frünt und veint oun underpint. gott schuof ee leiden auß nichten zwar, ee er sein fründ Hess leidens par, wann in leiden all tugent wiert bewärt und der mensch geziert, der nächst gepessert, gott lob gesait.
In leiden die gedultikait ist ain lebendes o p f e r zam, ain süesser schmack des edeln baisam vor dem göttlichen anplick besunder. es ist ain aufdringencfe wunder vor allem himelischen haussgenoß. 120 es ward kain kapfen nie so gross auf ainen wol turnierenden ritter umbe sein manhait scharpf und pitter, sam alles himelisch her gemain kapft auf ainen menschen rain, 125 der vil gelitten hat in zeit, eia, wie gross fröud der geit allen den, die zuo himel sint! das kompt von seinem leiden geschwint. wann die selben himelknaben uo vil leidens vor versuocht haben; darumb sie in empfahent schon, im würt geben der martrer Ion, wann er von leiden hie erkos, das er ist der martrer genos. 135 gedultigkait in leiden ist grösser vil, als man da list, dann toten haissen aufstaun oder ander solich zaichen taun. leiden füert das lob balt. HO leiden füert hin mit gewalt den sig wider alle veint. 115
121 122 131 132 138
250
ob überdemu lich manhafft schön martteV tön
von turnierenden ein Umlautzeichen
329v
steht, ist nicht deut-
wer hie mit leiden wirt gepeint, des stimm in ewigkait erclingt. ainen neuwen raien er vorsingt 145 in süessem don mit freiem muot, das gemainlichen all engel guot solich liede nicht singen künden, wann sie leidens nie empfunden. Es ist pillichen, das man ere 150 das hailig creuz edel und here, wann gott daran erstorben ist. michels mer aun argen list soll man leiden loben und eren und darzuo williklichen keren 155 und mit fleiß d a r u m b bitten, wann gott selber hat gelitten hie in zeit, das ist war, ettwie vil mer dann dreissig jar, das er gewann nie guoten tag; i6o aber do er sterbens pflag an dem creuz, das nam ain ent in ainem halben tag behent. d a r u m b ist leiden hailig und werd, wann Crist hat hie auf diser erd 165 seiner zeit verzert in leiden mer dann an dem hailigen creuz her. des leidens hat gott nicht bevilt uns zuo ainem ebenpilt. d a r u m b ist er ain p r u o d e r Crist, 170 der in leiden gedultig ist.
330r
Die leidenden menschen sind gehaissen hie in diser weite kraissen die armen, die v e r w o r f e n gar. aber vor gott sint sie f ü r w a r 175 genant die säligen himelkint, wann sie der erweiten sint zuo dem ewigen reich gewär. also sprach Hainrich Kaufringer.
147
kündn
26 Das zeitliche Leiden
251
27
D I E VIER T Ö C H T E R
GOTTES
G o t t der vatter in ewigkait
330v
hat solich lieb zuo der menschait, die grundlos ist oun endes zil, das e r das nicht maint n o c h wil, 5
das der m e n s c h in sünden s t e r b und des ewigen tods verderb. er geit dem sünder zeit und frist, o b e r sich von d e m unrainen mist der missetat wöll erledigen g a r
10
mit peicht und p u o ß und rüwe war. Nun hat gott hie in diser weit vierlai g e s c h l e c h t , als ich nu melt, die alle cristen sint g e n a n n t ; die tuon ich euch hie bekannt.
15
das erst g e s c h l e c h t sind alle die, die reich sind und gewaltig hie. so ist die ander s c h a r mit namen die plinden, k r u m b e n und die lammen und prestenhaft leut d a n e b e n
20
und die mit armuot sind u m b g e b e n , darzuo alle der weit kint, die in leiden und in trüebsal sint. so ist das drit g e s c h l ä c h t unrain: das sint alle die leut gemain,
25
die da lebent wider gott und nicht b e h a l t e n t sein g e p o t t und die n e w r früe und spat wurkent nach des tüfels rat und lebent ane g o t t e s f o r c h t gar.
30
so ist das die vierte s c h a r : alle, die hie in disem leben
33ir
mit ganzen fügenden sind u m b g e b e n
Überschrift
jn jnn jr
13 30
den über der Zeile nachgetragen we in n e w e korrigiert
270
in d e r s c h a i d h a b e n t s i ß v e r p u n d e n . w o l l t e r s e i n m e s s e r in n ö t e n h a n , die gurtel wollt d a m i t g a n 35
i45v
u n d wollt d e m m e s s e r g e b e n ain gelait. d a s m ö c h t d e m h e r r e n w e r d e n lait. t r ü e g e r s n a c h d e m a l t e n sitt, so gieng die gürtel nicht darmit, und m ö c h t b a ß werlich stan,
40
sollt e r a n d e r s g e l ü c k han. d a s soll alles h ü b s c h sein, g r o ß leiden h a b e n t die käppiein: sie p i e g e n t z hin u n d k r ü m m e n t s her. d a r a n t ü e n t sie m a n i g e n
45
ker;
sie k e r e n t d a s u n d e r ü b e r sich, d a r u m b d a s e s sei g ä m e l i c h , u n d für sich d a s hinder. sie g a n g e n t als d i e r i n d e r mit iren kappen, die selben toren.
so
d a r a n sie m a c h e n t o f t z w a i die ragent wunderlich
hören;
hindan.
d a s d u n k t sie alles w o l s t a n . ainen d u n k t ain a n d e r s g u o t : er m a c h t sein k a p p e n z u o a i n e m 55
huot.
der ander zeucht die k a p p e n für; e r m a c h t ain f ü r s c h ü p f u n d ain tür. d a s soll alles d e s g u o t e n sein, h i n d e n darauf setzt e r ain hüetlein; d a s ist p r a i t u n d h a t r a i f vil.
60
v o n d e m h ü e t l e i n ich s a g e n will ( d a r z u o bedarf ich u r l a u b s wol, o b ich v o n d e m h ü e t l e i n s a g e n sol): es g n a p p e t h i n d a n auf d e m h a u p t g e n o t u n d c l e b e t d a als ain r i n d e r k o t .
65
t r ü e g e n t sis r e c h t , d a s w ä r w o l w e g e r .
i46r
d i e w e i t h a t i e t z vil m a n i g e n j ä g e r , a l s m a n ir vil s i e h t h o r n
tragen,
u n d d o c h nicht alle k ü n n e n j a g e n .
51 52 55
tragent stän ie in die korrigiert 30 Neue Modetorheiten
271
70
75
so
85
90
sie wöllent die frawen zuo ainem luoder haun und jägerlichen vor in gaun. weilent sach man die newr horn tragen, die in den wälden kundent jagen hirschen und auch die hinden. nun lassent sie sich geren finden bei den wilden auf dem pan, die da tragent mäntel an und tragent schlair auf dem haupt. das wild ist in ietzo erlaubt, zuo dem wild habent sie alte hunt, die laufent nicht laut zuo aller stunt: es sint alte minnespil, davon ich euch sagen will, und laufent nicht laut auf der pann und jaget manns d o c h an die hegg hinan. noch mer tuend sie, der weit diener: am hals tragent sie ketten schwer, als man die hunt legt ettwan an, also sieht man sie in panden gan. man behalt noch ettwan also dieb; also gangent sie der weit zuo lieb.
hieß ins sein peichtiger tuon durch gott, er spräch: »ich würd der weit spott. der puoß sullt ir mich erlan! soll ich am hals ain ketten han, 95 man spricht, ich sei des galgen kint, als dieb und Übeltäter sint.« es ist ain schämlicher sitt. der teufel spottet ir damit. Die frawen tuend ins alles nauch. IOO der weit zuo dienen lust sie auch, üppigkait hat sie besessen, frawen zucht habent sie vergessen, reitmäntelin wöllent sie auch haun und darin als die puoben gaun. 105 am gewant habentz ermel als die mann, mit strichen, läppen vil daran von maniger färb geschnitzet schon, man geit in auch der weit Ion. weliche man solich claider sieht tragen, 272
i46v
HO
man spricht, sie ließ sich auch an die hegg jagen, ir arm sint voller gevider, als wölltentz fliegen hoch oder nider. Ain newen tanz habent sie gevangen an der weit zuo lieb, ir dienstman. 115 da muoss man allezeit g n a p p e n an, baide frawen und man. hettentz die pauren ettwan getan, her Neithart hett nicht gelan, er hätt mer davon gesait 120 und seinen spott an sie gelait. ob noch auf erd ain solicher wär, ain gesell oder ain tichter, der möcht wol davon sagen mer. der tanz haißt wol »der gnapper«. 125 die frawen g n a p p e n t als fast als die mann baide oben und undan. sie gnappent fast hin und herwider. sie regent den ars und alle glider. also sieht man sie gnappen gaun no und auf den füessen krumbs staun, als oft ain maiden getaun hat/t, der mit dem haupt g n a p p e n t gaut und auf den füessen krumbs stat, so er vil p r e m m e n an im hat. 135 Noch vil sieht man sie Wunders treiben, es mag niemant gar geschreiben baide von weiben und von mann, davon will ichs beleiben lan. durch gott möchts niemant gar getaun, HO das sie tuont u m b der weit laun. davon sint sie gesehent plint und an der witz als die kint, und sie wol sehent zuo aller zeit den bösen Ion, den die weit geit. 145 die weit ir diener cläglich lat, wenn es an ain schaiden gat.
117 128 144
i47r
getin ärs en in Den korrigiert 30 Neue Modetorheiten
273
sie schickt sie von ir in s c h n ö d e m schein und nimpt von in die k e t t e n fein und was sie zierlichs m ö c h t e n g e h a n , 150
und legt in b ö ß e röcklein an o d e r ain altes leilache; man luogt vast, o b es sei s c h w a c h e , das die weit nicht s c h a d h a f t werd d a r a n , also lat die weit iren dienstman.
155
also sieht man in allen taun. das ist zuoletst d e r weit laun. so sich die weit nu von in schaitt, so vacht dann an des tiefels gelait; habent sie der weit g e d i e n e t schoun,
i6o
der geit in erst den r e c h t e n loun. er pringt in feurin kettin vil; da müessent sie an w o r g e n aun e n d e s zil, wann es also g e s c h r i b e n s t a t : »wamit der m e n s c h g e s ü n d e t hat,
165
damit püesset e r die missetat.« D a v o n ist ains mein rat: das wir die weit süllen laun und allezeit g o t t lieb haun. der kan uns wol b e s s e r n Ion g e b e n ;
170
das ist gehaissen ewigs leben, da sind n o c h kurzer tausent j a r dann in der weit ain tag furwar, da ewigs wesen ist on alle s c h w ä r , also sprach der T e i c h n ä r .
149 155
274
sie über der Zeile nachgetragen tän aus tön korrigiert
M?V
31
D I E R A T S H E R R E N IN DEN S T Ä D T E N
Ain raut in Stetten r a t e n sol
i29v
d a s best, d a s g e v i e l mir wol. d a s tüend sie laider selten, d e s m u o s s die s t a t e n g e l t e n an wirden und an eren. es w o l l e sich d a n n v e r k e r e n , s o dunkt es mich nicht g u o t . sie spilentz u n d e r d e m huot. w a n n die herren auf d e m lant tüent in wider r e c h t und schant, und wenn sie k o m e n t in die statt her, s o e r p e u t t m a n in g r o ß er und süllen w i l l e k o m e n sein, d a r z u o s c h e n k t m a n in g u o t e n wein, d a s gevellt mir nicht wol, d a s m a n es n e w r r e d e n sol. sie sollten raten, d a s w ä r mein 1er, d e r statt g e m a i n c l i c h nütz und er. d a r a n sind sie vil laß. in g e v e l l t ain a n d e r s b a ß : d a s sie ratent n a c h t und t a g i e d e r m a n in seinen s a c k , a u c h m a c h e n t sie sich z e s c h w a c h , w a n n e t t w a n n u m b ain ciain s a c h , die ir ainer z e s c h a f f e n hat, b e s e n d e n t sie d e n alten rat ( d a s ist d e n leuten g a r z u o s c h w ä r , die nicht h a b e n t v o r s p r e c h e r ) und ziehent auß witz und kunst. d o c h ertailentz o f t n a c h g u n s t und als in ist g e n d e m m a n . ainen d e r vil r e d e n kan
130r
Überschrift: Von den Ratten jnn den Stetten, (im Register Bl. 3v: Von den rätten jnn den Stettn,) versprecher
31 Die
Ratsherren
in den Städten
2 7 5
und kain übel nie den 35
getätt,
strafentz u m b
ain ciain
underweilent an d e m darnach
und sie sind
gemuot.
p u o ß w i r d i g leut und laßt man gaun
und
pößwicht t u o t in
die wirser sint d a n n 40
es i m m e r körn
das man
andern zuo
tuo,
andern
wöll verließen,
e e wöllent sie d a s r e c h t 45
ich main den clainen an den der g e w a l t
verkiesen;
rat.
stat,
d e r ist n i c h t vil m e r d a n n die andern
sitzent sunst
und sind an d e n so
und wol halbe wann
witzen
sie k ü n d e n
drat. stan
und hebent ain a n d e r s rat wol
d i e will m a n n i c h t
an,
zemmen,
verneinen,
ettlich gebent guoten 60
geben;
eben, rat,
sie
das laßt m a n dann
und die d e m
plint
lützel rat
iemant w i d e r sie
das widerredten 55
drei, darbei
kint,
d a n n das sie m e r k e n t ob
das würt aber zuo
rat;
spat,
d a s sie d e r volg nicht m ü g e n und auch ettlich die sitzent auch
gehaben,
knaben dabei,
das der volg dester m e r 65
ettlich schweigent
sei.
still;
die fragt man: »iß e w e r wenn der ainer reden
will?«
soll,
so spricht er: »ja, es gevellt mir und dunket mich 70
alles das mein
55
stän
276
lieb,
darzuo,
im ain solichs
ee das ainer den
nicht,
dieb.
das ratt dann ainer d e m ob
red
guot,
ain g u o t
wol
rat,
herr gesprochen
hat.«
nov
das ist war und nicht ain mär. also sprach der Teichnär.
31 Die Ratsherren
in den Städten
277
32
Z W Ö L F K R Ä F T E DES
WEINS
Man sagt, gestain, würz und wort die habent reicher tugent hört, als auch die maister habent geschriben. die sind der kunst frei beliben, 5 was wunders mit dem wein fert, der in unzädenlich verzert. er wundert allem wunder vor. er hebt mich auß unmuot empor, recht als ich sei ain gevider. 10 von seiner kraft ist mir nicht wider,
i isr
Überschrift (Bl. H7v): Von dem wunder Das der Weyn begatt an den truncken leülten. So merck vnd hör gar eben auff (im Register Bl. 3r: Von . . . weyn begätt... leütten,)
Alineazeichen nach den Versen 6, 9, 15, 16, 18, 24, 25, 26, 28, 30, 94, 97, 99, 100, 102, 104, 106, 107, 108, 110, 111, 113, 114, 116, 117, 119, 120, 121 und 132, Initialen zu Beginn der Verse 12, 19, 23, 29, 39, 47, 56, 81, 95, 105, 115 und 127
Donaueschingen
5
10
Cod. 104
Man sait gesten wirt dü wo'i allenthalb sinricher tuget host das ez dem wol gezimet der sich dez an nimet als die maister hant geschribn vn der kunst fry beliben waz wunders mit dem win fert der jn vn massenlichn zert er wündert allem wünder vor vnd nimpt mich dick enbor recht als ich sy gefider von siner kraft ist mir nit wider Innsbruck A
VII29
Man sagt gestain wertz von wört haben reicher tugende hört Als uns die maister hand geschriben Die sind der chunst vrey beliben Wes wunders mit dem weine vert Der in vngadenlich[e] zert Er widert allem wnder vör Er nimt mich aus vngemuet enbor Recht als ich sei ain gevider Von seiner chrefft ist mir nicht (bricht ab)
278
220va
220vb
15
20
25
30
er muoß mir w a r t e n über dank. Den ersten, den ich nächtin trank, des kraft was für den durst guot. ich sprach auß frölichem muot oune alle mißetat: »sälig sei die statt, da der hailant g e w a c h ß e n ist!« mein bitt gab nicht lenger frist. Mein ander trunk hett ander kraft. trawn, dem gab ich die maisterschaft vor aller süessen ob dem moras. ich sprach: »raich her sein aber baß!« Der dritt trunk ward mir gepotten dar. des ward die zäch wol gewar, wes wunders der an mir begie. der allerschönsten f r a w e n nie wart soliche rotenhait verjehen, in der man mich d o muoßt sehen. Hort, was der vierde an mir schuof: er warb mir gar den ruof; der pracht gar mein ains wart. von jüngeling on part
15
miße
28
d o über
15
20
25
30
IISV
tätt
der Zeile
nachgetragen
dez müß ich warten sunder wanck der erst trunck den ich necht tranck der was mir helfig für den durst j c h sprach selig sy dü hurst da der hailant gewachsen ist min byt gab nit lange frist j c h brüft mins and s n trunckes craft dem gab ich die maisterschaft an süssi für den moras j c h sprach rech (oder reicht her sin aber baß Der dritt wart mir gebn dar dez wart die zech wol gewar was wunders der an mir begie das kunt ich gesagen nie do wart sölich torhait geschechn yeder mä mocht do wol iechn hört was der win an mir geschüff der erwarb mir so den rüff daz ich kam j n die art daz nie kain jungling ane bart
32 Zwölf
Kräfte
des Weins
279
35
40
45
so
wart solich witz nie g e h ö r t , er lert mich w e i ß und w o r t . w a s F r a w e n l o b und E s c h e n p a c h und maister G o t t f r i d ie g e s p r a c h , das w a s g e n m e i n e r kunst e n w i c h t und m o c h t im auch g e l e i c h e n nicht. D e r fünft trunk w a s k r e f t e n r e i c h . er w u n d e r t an mir b e s u n d e r l e i c h . er lert mich o n e laugen fürwar alle taugen, als ich w ä r ain g e s c h w o r n rat. w a s d e r kaiser z u o s c h a f f e n hat, baide d e r baubst und kunig Soldan, das h u o b ich z u o c l a f f e n an. D e r s e c h s t trunk w u n d e r t aber mer. ich w o n t , ich w e r erst k o m e n her auss M o r e n l a n t über s e e über d a s mer v o n G a l l i l e e ; Jherusalem w a s mir w o l erkannt, hei w e s ich f r e m d e r liste fant,
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nie] nu
nie wart so wiß als ich mit gantzem fliß sölich wißhait wart nie g e h ö r t jch kond baidi wiß vn w o r t waz f r o w e n lob vn eschibach ald maister götfrid ie g e s p r a c h das was gen min' kunst ain wicht wie mä mich hüt and's sieht Der fierd was och f r ö d e n r i c h der w u n d e r t an mir sunderlich für w a r vnd one (oder a n e ) logen die sach was nit togen mich tunckt der kaiser geschaffen als er w e r ain äffen vnd ich w e r sin g e s w o r n rat der babst vnd sin legat waren mir frömd man alsus vieng ich min witz an min f ü n f t e r trunck tett mir zorn er schuff ich hett g e s w o r n jch w e r erst ze v e s p e r e erbaitzt vn komen über jerüsalem was mir bekant ey was ich f r ö m d e r list vant
221 ra
die ich zuo K r i e c h e n hett g e l e r t ; wie größlich mich d e r kaiser ert 55
mit ritterschaft, do ich von im schied! Mein sibender drunk mir das g e r i e t : ich suocht ainen u n m ü g l e i c h e n val. ich s p r a c h : »ist ditzs d e r held s a l ? wollauf, will i e m a n t ringen,
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laufen oder s p r i n g e n ? und w e ß t ich, die sein b e g e r t e n , ich wollt mit s c h a r p f e n s c h w e r t e n
nsi
hie mit in allen streiten, man sach bei seinen zeiten 65
w e d e r S a m p s o n n o c h Asiel noch so stark n o c h s o schnell, man säch mich als b e h e n d e n . « ich sprang von want zuo wenden recht als ain h a u p t l o s e r han.
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da sprach mein wirt, ain pidermann: »herr, laßt e w e r n zorn schleifen! w e r mag euch g e l e i c h e n ?
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o in n o c h aus a korrigiert w in wirt korrigiert
die ich ze kirchfl was g e l e r t wie g r o ß l i c h mich d e r ert mit richait d o ich von j m s c h i e t t min s e c h s t e r trunck mir d a z riet Jch solt nitt l e n g e r sitzen min v o l g e gie von witzen j c h sticht ain j u n g l i n g e n val j c h s p r a c h ist diß d e r holden sal wol vff wil iemä ringen vnd die lengi springen wislich die sin g e r t e n ich wölt mit blossen s w e r t e n mit j n allen stritten by allen minen zitten wart samson noch josael so s t a r c k n o c h (oder nach,) s o snell m a n s e c h mich als b e h e n d j c h s p r a n g von wend z e w e n d als ain h o p t l o s e r han d a s p r a c h min wirt ey früm s man h ö r n t lant uwern z o r n w i c h n w e r m ö c h t uch hie gelichn
32 Zwölf
Kräfte des Weins
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aller helt kraft ist gen euch entwicht, als man nu an euch ersieht. 75 nun raicht her den edeln saft, ich main des guoten weines kraft, und laßt den gast trinken baß!« fürwar süllt ir wissen das: er daucht mich nider auf den pank. so er pot mir aber und ich trank. Den achtenden trunk, den ich trank do, do antwurtt ich dem wirt also: »sagt an, her wirt, wen nennt ir gast? ir seit gen mir, recht als das bast ss gegen der seiden wesen soll, ir sprecht mit guoten eren wol gegen mir >herr< und nicht >her gaste ich bin die seiden, ir seit das bast; das dunket mich wärlich recht. 90 wie ir mich nennt (ir seit mein knecht), und weßts mein maug von Engellant, würd es auch meinem neff bekannt von Frankreich, der zwaier kunig haß 73 85
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nsv
krefft der] den
wir sint alle gen uch kint aller held craft ist g a r ain wind gen uwer ellenthafter kraft er sprach raich her den edeln saft La baid vns trincken v n den gast sitzen nider vnd e n p h a c h n disen last der trunckt mich nider vff den banck er bott mir aber vn ich tranck den achten trunck ich d o begie de wirt antwürt ich nü me'cket wie saget wirt wen nempt jr gast nü ist kainer hie er gestant mir fast v n d sy min halb ich hab recht wie ir mich nempt jr sint m y knecht jr hant mich nit so recht bekant diß lant dient miner hant mir dient disent mers das mer jeh bin uwer aller her daz waiß min neff v o n engel lant wird ez min lieber frunt ermant v o n franckrich dez k o n i g e s haß
221 rb
baide sampt wurd rechen das.« Der newnt trunk wundert aber mer. aischt ich sein nicht, doch trank ich ser, das es mir auß den äugen ran. recht als ain kint und nicht ain mann wainet ich f r e m d e schulde. 100 ich wont bei gottes hulde, mir wer mein lieber pruoder tot. mein rewig klag und mein not muoßt man auß halben worten erkennen, die sie horten. 105 Der zehent trunk hett die g r ö ß t e n kraft, als die göttlich maisterschaft kan übermuot püessen, an henden und an füessen ward ich von weines kraft erlembt. no mein källige zung ward gezempt, das ich als ain stumm saß, wann sie ward hinken ie lenger ie baß, das mich niemant mocht verstan. also muoßt ich mein claffen lan. 115 Der ailft trunk mich von kreften schied. 95
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Sie wurden baidsampt
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hulden
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er müst ez aber r e c h n b a ß D e r n u n d hat die craft recht als die g ö t l i c h maist'schaft k a n ü b e r müt g e b ü t z e n an h a n d e n v n füssen w a r t ich v o n siner craft g e s e n t m i n källige z u n g w a r t e r l e m p t d a z v o n jr n i e m ä w a r t ertobt der b r a c h t w a r t m i r w o l erlobt der z e c h e n t w u n d e r t aber m e r j c h tichet j n n v n d t r a n c k s o s e r d a z ez m i r v z d e n o g e n r a n recht als a i m kint v n nit eim mä w ä n d ich v o n s c h u l d e n v n d by g o t e s h u l d e n mir w e r m i n lieber b r u d e r tot min t u m b e r e w m i n c l a g e n t not m ü s s e n v o n halben w o r t e n e r k e n n e n die sy h o r t e n D e r ailft m i c h v o n f r ö d e n s c h i e d
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32 Zwölf KrUftc des Weins
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baide weis und auch lied koment an ir alte statt, die spähen sprüng, die ich ee tratt, die sach man mich do meiden. die künden auch da muosten leiden, das ich ward des wirtes gast, also der kreft mir geprast, ich mocht nicht sein dawider, mich hett ain amaiß danider gestossen mit ¡rem fuoss. das gab mir der selb trunk ze puoss. Der zwölft sant Johanns segen hat mein wunderlich gepflegen, dann das der wirt und sein diet mich truogen, da ich mich schlafens niet. sie gaben mir sänfklich ruo biß an den andern morgen fruo. Davon preiß ich des weines kraft gaun für der wort maisterschaft. die würz und das gestain die wegent gen im klain. will mir des iemant abgestaun,
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schlaffen miet
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baidü dü wisen wort dü lied kament an j r alten stat die sprüng die ich vor tat sach man mich miden die konig och müsen liden daz ich wart dez wirtes gast so gar der creft mir gebrast jch möcht nit wesen da wider ain anmaiß (oder aümaiß) hett mich gestossen nider daz gab er mir ze büß daz ich min fröd miden muß Der zwolfft bracht mir sant johans sege vnd hat min wunderlich pflegen wan das der wirt mit siner diet mich trüg da ich mich slafens niet da von brüft ich dez wines craft für der weit maisterschaft die wurtzen vn das gestain wegent gen jm ciain wol jm dez iempt ab gestan
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i20r
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der soll als ich gezüget houn, mit worten mich beweisen, 140 so hilf ich im es preisen, ob im die maiste volg war. also sprach der Teichnär.
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der sol als ichs e r z ö g e t han vns siner wunder bewisen so hilff ich jm sy brissen o b jm die maist mengi gicht man hört mich furbas kriegen nicht
32 Zwölf
Kräfte
des Weins
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ANMERKUNGEN
Nr. 1 D e r Einsiedler und der Engel 4 Psalm 67, 36. 9 2 - 9 4 in der weis... und >zu d e m Z w e c k , daß