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German Pages 336 [344] Year 1989
Hamburger Klopstock-Ausgabe
FRIEDRICH GOTTLIEB
KLOPSTOCK
W E R K E UND BRIEFE HISTORISCH-KRITISCHE
AUSGABE
Begründet von Adolf Beck, Karl Ludwig Schneider und Hermann Tiemann Herausgegeben von Horst Gronemeyer, Elisabeth Höpker-Herberg, Klaus Hurlebusch und Rose-Maria Hurlebusch Verlag Walter de Gruyter in Berlin und New York
Abteilung Briefe: V ι
Friedrich Gottlieb Klopstock Briefe 17 67 — 1772 Herausgegeben von Klaus Hurlebusch Band 1: Text Walter de Gruyter Berlin, New York 1989
W DE G
Nr ι I. AN D E N I S ,
K O P E N H A G E N , 6., 9. J A N U A R
6., 9. J a n u a r 1 7 6 7
I
1767
Koppenhagen, den 6ten Jän. 1767. Ihr Brief traf mich beym Messias an. Ich war eben ein wenig von der Arbeit ermüdet, und er wurde mir eine sehr angenehme Erhohlung. Ich bin jetzt in dem gleichen Falle, nämlich eine Erhohlung nöthig zu haben. Der Schluß Ihres Briefs war mir mehr als angenehm; er rührte mich. Bethlehems göttlicher Knabe sey auch mit Ihnen! Ich erinnerte mich dabey, (ich erzähle die kleinen Umstände, die mich angehn, nur selten; und wenn ich es thue, so ist es allezeit ein Beweis meiner Freundschaft) wie sehr ich einst auf meiner Reise nach der Schweiz auf fast ähnliche Art gerührt wurde. Wir waren an einem schönen Tage ausgestiegen und gingen. Ich war ein wenig von der Gesellschaft zurück geblieben. Einige gute Schwaben begegneten mir, und jeder von ihnen sagte zu mir: »Gelobet sey Jesus Christus!« Ich wußte noch nicht, daß dieß ein Gruß war, und eben so wenig konnte ich wieder grüßen. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie sehr mich dieser Gruß rührte. Der Gegengruß, den ich hernach erfuhr, kam mir so natürlich vor, daß es mich wunderte, daß ich nicht darauf gefallen war, damit zu antworten. Weil ich auf dem Wege nach der Schweiz bin, wo ich gerne in Gedanken wieder hinreise; so will ich Ihnen noch etwas von dort, das mich betrifft, erzählen. Sie würden mich verkennen, (ich kann dieß nicht weglassen, weil ich Ihnen nicht bekannt genug dazu bin) wenn Sie glaubten, daß ich Ihnen dieß nur erzählte, um Ihnen etwas zu sagen, das ein Protestant von mir mit weniger Vergnügen hören würde. — Der Probst Fährli zwischen Zürch und Baden hatte mich zu sich eingeladen. Ich reiste hin, ob ich gleich nicht wußte, daß er mir so viel Vergnügen machen würde, als er wirklich that. Ich habe fast niemals wieder eine so vortrefliche Musik gehört, als er mir durch sechzehn Nonnen aufführen ließ. Er hatte mich bitten lassen, Fragmente aus dem Messias mitzubringen; aber ich wußte nicht, daß auch die Nonnen meine Zuhörerinnen seyn sollten. Unterdeß war ich Ihnen vielmehr Dank schuldig geworden, als der war, der so sehr mit meinem eignen Vergnügen verbunden war. Sie standen dicht um mich herum. Ich las, und ich sähe nicht wenig Thränen. Ich las fast den ganzen fünften Gesang. Sie verstünden alles, alles, sägten sie; vorher hätten sie nicht alles verstanden. Über die Musik und über das Lesen war es so spät geworden, daß es nicht mehr Zeit zur Abendbetstunde war. Der Probst
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so
ss
weil ich immer noch zu gerührt dazcu war.> Und was soll ich Ihnen heut schreiben? Ja, w ich mich meinem Herzen überlassen dürfte, wie viel hätt ich Ihnen dann nicht zu schreiben. Diese ungerechte Vorwürfe, die Sie sich machen. Wie weit sind wir hier in unsrer Denkart aus einander. Sie machen Sich Vorwürfe wegen einer Sache, durch die Sie mir so liebenswürdig geworden sind. Aber diese Vorwürfe sind mir
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Nr 12
z6. September
1767
durchs Herz gegangen, weil Sie dabey so sehr gerührt waren. Wie oft hab ich Ihren Brief schon gelesen. Ο wenn ich bey Ihnen wäre. Aber dann würde mir es ja noch weniger möglich seyn so zu handeln, wie ich muß. Sie weinten, süsses, süsses Mädchen. Sie nnten darüber nicht fortschreiben. Wenn ich Sie so sähe. Nein, ich habe ausser Meta kein Mädchen gekannt, das mein Herz so nah anginge Mit Z bin ich gleichwohl sehr zufrieden, unrecht hat, mit mir nicht geochen zu haben. Vielleicht kann er sich rechtfertigen wir wollen ihn doch erst hören. — Die beyden ersten Briefe sollen unsrer Freundschaft nicht schaden, sagen Sie. Und die beyden lezten sollen es auch wohl bleiben lassen, sag ich.
Ganz ohne Beziehung auf unsre
Freundschaft, u auf u n s r e Liebe rath ich Ihnen, daß Sie sich ja nicht so unglükl. machen, u sich in die Notwendigkeit sezen, sich gegen einen Mann, den Sie nicht lieben, verstellen zu müssen. Sie sind unglükl. wenn Sie dieß aushalten können (u Sie können es nicht) und unglükl., wenn Sie es nicht mehr aushalten können. Allein was ist denn das überhaupt für ein falscher Saz, daß Sie sich eben jezt gleich verheurathen sollen u müssen?
Vielleicht bekomm ich heut einen Brief von Ihnen Fast
fürcht ich, daß keiner da ist. Denn die Post ist gestern schon gekommen. Und wenn keiner da ist, wie unruhig werd ich da seyn. Dann haben Sie meine Briefe gewiß nicht völlig genommen, als ich sie gemeint habe. Und ich Sie, obgleich unschuldig, betrübt gemachct haben?> Und wie traurig wird mich diese Vorstellung wenigstens so lange machen, als dieser Brief noch nicht bey Ihnen angekommen seyn wird. Und der kömmt erst, so viel ich weis, auf den Mondtag Abend an. Jezt will ich ein wenig aufhören. Und wie wissen Sie es denn, ob ich nicht, wenn ich mich nun hingesezt habe, u an Sie denke, ob ich Sie nicht in dieser Vorstellung sanft wie Meta an mein Herz drücke? Es hat gar nicht lange gewährt, u ich habe Ihren Brief bekommen. Ich muß es Ihnen nur gestehn, ich hatte Sie vor des Briefs Ankunft in Gedanken an mein Herz gedrükt, u wissen Sie wohl, daß Sie Schläge kriegen, wenn Sie nicht gleich von Selbst errathen, daß es nach der Ankunft des Briefs wieder geschehn sey. . . . Ich habe Ihnen heut vor 8 Tagen von hier geschrieben, u diesen Brief haben Sie also nicht bekommen. Dieß Ding ist nicht in der Ordnung. Diesen Brief hat Jemand in Besiz genommen, dem er nichts (Textverlust). Indem ich es las, daß Sie meinen Brief nicht bekommen so nahm ich mir gleich vor, unter couverte
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2.6.
September
1767
von Boie an Sie zu schreiben, u es war mir lieb Ihren Vorschlag, es zu thun, zu finden Nachmittags Ich habe die Sache mit dem Briefe ein wenig untersucht, u herausgebracht, es sey mögl., daß er erst Dienstags, statts Sonnabends fortgekommen. Dieß beruhigt mich ein wenig. Sie nehmen Sich sehr viel Freyheiten heraus, daß Sie sich unterstehen gegen Ihre Briefe, die ich so lieb habe solche verwegne Sachen zu sagen. Zur Strafe für diese Kühnheit sollten Sie es billig nicht erfahren, daß sie, so bald ich in die Stadt komme, (das heist wenn wir vom Lande hineingehn denn eher geschieht es nicht) zu Meta's Briefen (ich habe nachdem ich alle verbrannt zu haben glaubte, doch ein kleines Paquet wieder gefunden) gelegt werden sollen. Ob sie nun gleich d a liegen sollen, so werd ich doch ein Verräther an Ihnen werden, u sie ehestens Jemanden zeigen, dem ich in a l l e m traun kann, u der sich in Sie verlieben wird, wenn er die Briefe sieht. Verräther hin, Verräther her, nichts kann, nichts wird mich davon abhalten, als die jalousie. Denn ich mag das nicht haben, daß man sich in Sie verliebt. Ich will mich heut meiner Freude ganz überlassen, u nichts von dem schreiben, was uns traurig machen kann, aber das muß ich Ihnen doch sagen, daß damals, d ich das Mädchen liebte, die Ihnen nicht gefällt (Sie hat sich nachher verheyrathet und ist in Ihren (Textverlust)ten Wochen gestorben), ich noch nicht wußte, d meiner Meta Freundinn mich liebte; u daß sie gleichwohl die Ursache nicht ist, warum ich fürchte, das süsse Mädchen, daß nach den Schiffen sieht die von Koppeh. zu besizen. Nun darüber weg! Ich habe gelernt, daß man bisweilen das Herz haben muß, sich mitten in der Traurigkeit zu freuen. Und das Herz hab ich jezt. Nun also fein hübsch näher her. Warum wollen Sie denn nicht? fürchten Sie etwa, daß ich Sie unsanft an mein Herz drücken werde? Sanft und unsanft, ich stehe weder für das eine noch für das andre. Nun, wenn ich denn notwendig etwas versprechen muß so versprech ich hiermit, und halte es so gut als ich kann, ich will Sie denn nicht an mein Herz drücken; aber allerhand Fragen will ich Ihnen thün. Die erste muß eine Vorrede haben. Vorrede für ite Frage: Ich bin ein grosser Zweifler, wenn ich liebe. Folget die Frage selbst. F r a g e : Lieben Sie mich denn wirkl.? Jezt ärgerts mich, daß ich Ihren Vornamen nicht weis. Heissen Sie et Cäcilia: Denn (Textverlust) eissen. Gesezt also, Sie heissen so (das ist so sch nicht, nun
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2.6. S e p t e m b e r
1767
kann ich die Frage noch Einmal thun) Lieben Sie mich, Cilie Wie wenig fehlt, so heißt es Cidli. Und wer wehrt mir denn, daß ich das wenige hinzuseze und Cidli sage? u das unter andern auch deßwegen weil Meta in meinen Oden an sie Cidli heißt. Z w e y t e F r a g e : Wollen Sie mich denn immer lieben? Nun, Mädchen.
Sonnabend Sonntag,
Mondtag. D. M . D. F. dann erst kömmt Ihre Antwort an, u Sonnabend bekomme ich sie erst. Aber ich werde dafür sorgen, daß ich sie Freytags bekomme. Denn ich werde deßwegen Fr. in die Stadt reisen. D r i t t e F r a g e : Wollen Sie mich auch noch lieben, wenn Sie sehen, daß ich unmögl. ganz ernsthaft dabey bleiben kann, wenn ich etwas comisches sage? Denn man hat mir erzählt, daß Sie bey diesen Gelegenheiten ernsthaft bleiben Ich ziehe dieß zwar auch vor, aber ich nicht. V i e r t e F r a g e : Wollen Sie mir ür Ihre Briefe zu
fürchten, so schlagen Sie (Textverlust) (Textverlust)
M . Resewiz Pasteur a l'Eglise
a C. D ist auch ein Mann, der (Textverlust)
P. Boie
gefällt (Textverlust) Nicht einzuordnender Zusatz auf der letzten Seite: Sie ware (Textverlust). Aber viele andre Ursachen dieser (Textverlust) hinzugekommen.
Nr 13 23. AN ANNA C Ä C I L I E A M B R O S I U S , 3. O K T O B E R
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BERNSTORFF,
1767
Bernst. den 3ten oct. 1767. Den vorlezten Posttag, am Mondtag, hab ich keinen Brief von Ihnen, u heut auch nicht, obgleich die Post gestern früh gekommen ist, u ich also die Briefe schon haben könnte. Ich habe Ihnen heut vor 8 Tagen geschrieben, u den Brief an Hr Boie eingeschlossen, u mache das heute wieder so. Wenn Sie nur nicht krank sind. Denn ich will doch nicht fürchten, daß man Ihnen die Briefe unterschlägt. Ich hatte darauf gerechnet, Ihnen diesen Nachmittag zu schreiben, aber unvermeidliche Hindernisse haben mich davon abgehalten. Ich würde Ihnen dieser Tage einen geschrieben haben, aber ich habe diese ganze Woche gearbeitet. Die Zeiten kommen selten, daß ich so hinter einander arbeiten kann, u ich lasse sie nie ungebraucht vergehn. Wie oft denke ich an Sie, u wie lieb ich Sie. Doch das wissen Sie schon. Wenn ich nur erst wieder Briefe von Ihnen hätte. Denn ich bin so unruhig darüber, daß ich keine habe.. Ich suchte in meinem lezten Briefe es zu vergessen, daß ich so viel Hinderungen vor mir sehe, glükl. zu werden; denn wie sehr würd ichs durch Sie werden; aber jezt kann ich es nicht so vergessen. Und ich würde Ihnen daher doch auch nur wenig schreiben, wenn mir auch der nahe Abgang der Post Zeit dazu Hesse. Das ist unterdeß gewiß, niemals, niemals werd ich aufhören Sie zu lieben. Aber schreiben Sie mir ja, daß Sie es auch so machen wollen. Wenn ich nur erst wieder Briefe von Ihnen hätte.
Ihr Kl.
24. AN A N N A C Ä C I L I E A M B R O S I U S , ZWISCHEN
KOPENHAGEN
D E M 5. U N D D E M 1 7 . O K T O B E R
(?),
1767
Als Bruchstück überliefert kennen würde. Wir haben auch noch sonst, (L. u ich) allerhand Ursachen mit ihm unzufrieden zu seyn. Es ist (auch Alles Übrige bey Seite gesezt) sehr gut gewesen, daß Sie mich gefragt haben.
)
Ach meine sehr geliebte A. Aber ich sehe wohl, daß Sie es noch nicht wissen wie sehr Sie geliebt werden. Und in dem höchsten Grade dieser
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Nr 25
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° · Oktober 1767
Unwissenheit schrieben Sie Ihren vorlezten Brief. — Siegeln Sie hübsch auf ein andermal Ihre Briefe so, daß man nichts davon wegreissen muß, wenn man das couvert abnimmt.
2.5. A N A N N A C Ä C I L I E A M B R O S I U S , 20. OKTOBER
KOPENHAGEN,
1767
Koppenh. den zoten oct. 1767. Ich hätte Ihnen so viel zu schreiben — aber ich bin mitten in Arbeiten, (ich hab es selten erlebt, daß ich in so kurzer Zeit so oft habe arbeiten können, u ich darf mich hierinn nicht stören;) u Sie werden daher heut nur einen kurzen Brief bekommen. Künftige Post will ich Ihnen den Ihrigen umständl. beantworten. . . . Waren die beyden Briefe, die Sie an Einem Posttage bekommen haben, in einem couvert, u so mit des Geh. R. B Petschaft versiegelt? oder war es jeder besonders? Ich weis noch nicht, wie es zusammenhängen kann; ich werd es aber, wenn es mögl. ist herauszubringen suchen. Ich werde künftig meine Briefe nicht franquiren machen Sie es auch so. Es ist manchmal recht unangenehm, wenn man bekannter als andre ist. Ζ . E. Meine Meta war eine von den besten Haushälterinnen, die ich jemals gekannt habe; u doch hat man Ihnen solche Sachen erzählt Schreiben Sie mir doch ein wenig umständl. was T.strat. von meiner Munterkeit zu wissen glaubt. Ich bin so daran gewöhnt, daß man falsche Nachrichten von mir hat, daß es mir ganz gleichgültig geworden ist. Aber so bald man Ihnen etwas von mir erzählt; so ist mirs nicht gleichgültig. Meta war mit der Philosophie nicht unbekannt, u sehr bekannt mit den schönen Wissenschaften«^ sie verstand: französisch, italienisch u englisch sehr gut; aber was man ein gelehrtes Frauenzimmer nennt, war sie gar nicht. Wie wohl auch selbst die Gelehrsamkeit sie nicht anders gemacht haben würde, als sie war. — Weil ich abbrechen will, so hab ich Ihnen nur noch ein Paar Worte zu sagen. Wenn ich Sie hätte noch mehr lieben können, als ich Sie schon liebe, so würd es seit Ihrem gestrigen Briefe geschehen seyn. Süsses, süsses Mädchen — (ich würde noch etwas hinzusezen, wenn Sie meine Art mich auszudrücken die ich nur gegen Meta hatte, schon kennten) Doch soll ich immer einen solchen Ausdruk wagen nun, Mädchen, soll ich? . . . — süsses, dummes Ding, als wenn ich zu der Zeit, da ich gern allein bin, auch ohne Sie seyn möchte? (ohne Sie ach,
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30. oder 3 1 . Oktober 1 7 6 7
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wenn näml., wenn — ) Was das für ein Gemisch von Traurigkeit u Freude bey mir ist. —
Doch ich muß mich davon losreissen. Künftige Post
einen langen Brief. Aber an mein Herz muß ich Sie doch drücken, eh ich siegle. Was meinen Sie, wenn Sie künftig ein wenig leserlicher schrieben, als ich?
Ζ6. AN A N N A C Ä C I L I E A M B R O S I U S , 30. O D E R 3 1 . O K T O B E R
KOPENHAGEN,
1767
Als Bruchstück überliefert völlig verschwiegen seyn, weil es vielen zu sonderbar scheinen könnte sich zu lieben, ohne sich gesehn zu haben. Ich habe Ihren Brief wieder gelesen, u gefunden, daß es heißt: munterer ja in Absicht auf die Aussprache recht viel thun wollen; so halten Sie ein klein wenig länger als Sie in Prosa thun würden auf den langen Sylben. Wenn Sie ein gutes Kind seyn, u singen lernen wollen; so sollen Sie auch bald die Composition von einigen Stellen des Trges. haben. Componirt ist davon: Von Anfang bis: »o entflohn sind wir dem Abgrund, dann die Strophe: Wo ertönte so sanft Reihntanz trat . . . Ertönet sein Lob . . . Selbständiger stürz hin, Seufzer
Todt erwacht, die Posaun hallt
Vor dem Geh unter,
Wehklagen u bange
(Von dieser Strophe will ich Ihnen das Sylbenmaaß zeichnen.
Ich bemerke die langen Sylben) »Begleit ihn zum Thron auf« ist dreymal componirt, unter anderen auch von dem alten Telemann. — Mißt nicht mit Maaß Endlichkeit . . . Ich will Ihnen eine Hauptschwierigkeit sagen die der Mess, vom Xlten Gesänge an bis zu Ende vor den ersten X Gesängen hat. Sie ist diese: Es ist viel schwerer die Freude als den Schmerz auszudrücken. Fünf neue Gesänge werden nun bald herauskommen. Der X V I ist auch angefangen. Und schon vor einigen Jahren ist ein grosses Stük, einer Episode vom Weltgerichte fertig gewesen. Z u dem Tr.ges. den ich Ihnen jezt schicke sind auch noch zieml. grosse Stellen hinzugekommen.
Das hat man Ihnen auch von mir erzählt,
daß ich eben nicht viel von meinen Arbeiten spreche. Dieses ist so wahr, daß ich so gar mit Ihnen nur bisweilen von selbst, u nur dann öfter
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30. oder 3 1 . Oktober
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sprechen werde, wenn Sie es ausdrükl. haben wollen. Wie ich das zu machen pflege können Sie aus folgender kleinen Geschichte sehn. 1753 im Sommer machte ich den Tod Adams 54 verheyrathete ich mich. 55. den ersten Winter, den wir hier zubrachten, bin ich des Abends einmal aus, u Meta bleibt zu Hause. Sie sucht etwas, u kömmt über einen Coffer worinn allerhand Sachen liegen, u findet das M.S. von Tod Adams. Ich war gewohnt Sie des Abends im Bette anzutreffen, wenn ich nach Hause kam. Sie kam mir aber jezt entgegen gelaufen, u freute sich über Ihren Fund u machte mich aus, daß ich ihr nichts davon gesagt hätte. Ob ich meine Keife verdiente, das ist jezt die Frage nicht. Immer mach ich es gleichwohl nicht so. Und den Adam hatte ich wirkl. theils vergessen, theils wenn ich daran gedacht hatte, mir vorgenommen, ich wollte ihn erst wieder durchsehn, u dann Meta zeigen. Denn ich bin immer sehr dafür gewesen, unvollendete Sachen nicht zu zeigen. Und ich nenne unvollendet, wenn noch die geringste Politur fehlt. Nur erst vor wenig Tagen hat Cramer alle meine Oden gesehn. Mich deucht, daß ich Ihnen geschrieben habe, daß ich sie herausgeben will Wissen Sie wohl, daß ich am Mondtage keinen Brief von Ihnen hatte, u daß Sie mehr von mir haben als ich von Ihnen? Das Sie mir ja fein alle die Nachrichten geben, um die ich Sie in meinem lezten gebeten habe. Die Historie mit den Kleksen u den Rosen muß ich auch wissen. Denken Sie denn etwa, daß Sie sich allein auf die Ankunft der Post freuen? Nun Sie wissen schon, was Sie sind. Denn ich dächte doch, daß Sie schon wüsten, daß mir alles Freude macht, was Ihnen Freude macht. — Wie konnten Sie sich einfallen lassen, daß es Ihnen nachtheilig bey mir gewesen wäre, von dem Do/m\ geschrieben zu haben. Unterdeß da diese Sorge Sie veranlaßt hat, mir zu sagen, warum Sie davon geschrieben haben, so will ich wider den Einfall weiter nichts haben Ich habe meine Briefe zurük bekommen, u sie verbrant, sonst sollten Sie sie freylich sehn — Hören Sie, Kleine, Sie müssen mir in Ihrem nächsten Briefe eine genaue Beschreibung von der Stube machen, wo Sie wohnen von dem Tische woran Sie sizen, u so gar von dem Stuhle worauf Sie sizen. Wo Ihre Bücher stehn wo Ihre Nähsachen liegen, wo Sie meine Briefe hinlegen, wo Ihr Ciavier steht (Singen Sie auch? oder mögen Sie singen lernen?) u von vielen anderen Sachen, die ich nicht frage, u die ich alle gefragt habe, wenn Sie mir sie beantworten. Ζ . E. noch, was Sie für musikalische Stücke haben, die Sie spielen. Im vorbeygehn, oder vielmehr nicht im Vorbeygehn, ich bin ein
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sehr verliebter Liebhaber der Musik, u ob ich gleich selbst weder spiele noch singe, so habe ich doch einen Flügel u Ciavier auf meiner Stube. Ich singe wohl bisweilen ein wenig mit, wenn es leicht ist, was gesungen wird Gerstenberg u seine Frau singen gut u sehr nach meinem Geschmak (a propos ich habe einen Brief von der Gerstenberg an Sie schon vor langer Zeit verbrannt) Wir haben eine delicieuse kleine Sammlung von Musiken. Wir lesen Melodien aus, die uns vorzügl. gefallen. Wir machen Texte dazu wenn sie noch keine haben, wir ändern andre Texte, oder wir nehmen auch irgend einer Melodie, die uns nicht gefällt, einen Text, der uns gefällt, u bringen ihn unter eine andre Melodie. Wenn Sie ein hübsch artig Kind seyn u singen lernen wollen, so sollen Sie schon Musiken haben, die Ihnen gefallen. Ich wette fast darauf, daß Sie stabat mater nicht kennen. Dieß ist ein lateinischer catholischer Text zu einer ausserordentlich schönen Composition. Ich habe einen deutschen Text dazu gemacht. Dieser Text ist sehr ernsthaft. Wir singen aber auch viele scherzhafte Sachen ζ. E. die Gerstenberg muß mir so gar griechisch singen. Und da ist Sie selbst Schuld dran. Denn ein gewisser Scherz veranlaßte Sie es von mir absolut haben zu wollen. Und ich thats denn endl. Dafür muß Sie ihn nun auch singen. Kennen Sie Gleims Baum? Dazu ist diese griechische Strophe die Einleitung. Ob Sie mich gleich nicht nach dem Inhalte der Strophe (Sie merken doch, daß ich mit Ihnen schmolle, daß Sie mich nicht nach dem fragen, was ich arbeite) gefragt haben, so will ich sie Ihnen doch sagen: »Ich will zu Gleims Leyer singen, ich selbst süsser durch meinen Gesang. Ich verstehe nicht, was ich singe, denn ich bin eine Deutsche. Du lachst, mein Mann, ach! ach!«
Recht
in Ernste, meine liebe kleine, Sie werden mir eine grosse Freude machen, wenn Sie singen lernen. Ich meine eben nicht Arien. Und nun, u nun, Mädchen — ja freylich möchte ich lieber mündl. mit Ihnen plaudern, u nun, nun was meinen Sie dazu? — Nun, wozu denn?. — Wozu? Was das für ein klein dumm Ding ist, daß es nicht merkt, daß ich es küssen möchte. Wurden Sie etwa roth, daß ich Sie geküßt habe? — Paperlepä! Sie sollen mich nun doch wieder küssen, u singen sollen Sie auch lernen. — Nun gute Nacht, Kleine. Denn der Brief muß fort, sonst bin ich heute so plauderhaft, daß ich noch ein Blatt nähme.
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KOPENHAGEN,
1767
Kopenh. den 24 Nov. 1767. Ich freue mich, daß Ihre Krankheit, nach der Beschreibung die Sie mir davon machen, nur ein starker Fluß ist, u ich hoffe daß es bald besonders die Augenschmerzen, an denen ich vornämlich Antheil nehme, weil ich sie so gut aus der Erfahrung kenne, vorüberseyn soll. Der Ihnen die Nachricht von Gleim gebracht hat, mein liebster Herr Boie, der hat Ihnen die Wahrheit gesagt. Gleim ist mein alter Freund, u ich kenne den Saal sehr gut, worinn er seine abwesenden Freunde versammelt hat. Dicht vor diesem Saale war es wo mein sei. Vater u meine Mutter meine Meta zuerst sahn. Gleim hatte uns einen Kerl zu Pferde über eine Meile entgegen geschikt, um zu sehn, ob wir wirkl. kämen Der Kerl sollte sich nicht zu erkennen geben, ich erkannte aber ihn u das Pferd. Unterdeß ließ ich ihm das Vergnügen zu glauben, daß er ein glüklicher Spion wäre. - Sehn Sie, mein liebster Boie zu solchen weitläuftigen Erzählungen von Kleinigkeiten verführen Sie mich, weil Sie immer so viel von mir wissen wollen. Von dem Porträt muß ich Ihnen nur noch sagen, daß es (ich besinne mich nicht recht) wenn nicht eine Copie einer Copie doch dieses von einem Porträt ist, das in der Schweiz von mir, u zwar recht gut gemacht wurde. Von Gl Tragödie, die alle Mädchen verjagen soll, weis ich gar nichts. Ich erinnere mich aber sehr wohl, daß ich von H e r m a n n s S c h l a c h t wie ich neulich in Hamburg war sehr laut zu den Mädchen gesagt habe, daß ich ihnen nicht eher erlaubte hineinzukommen, als bis Thusnelde erschiene. Gleichwohl als ich einmal den Herrn, vorlas, waren die Mädchen von Anfange dabey u es schien mir, daß sie dazu gehörten. Ich arbeite jezt (Ihnen will ich es sagen, ob es gleich noch ein Geheimniß ist) H e r m a n n u I n g o m a r . Ich vermute fast, daß Sie im Tacitus nicht so belesen sind als ich, ich rathe Ihnen also dort die Schlacht der Deutschen mit Cäcina nachzusehen, wenn Sie sich einigen vorläufigen Begriff von dem Bardiet, (denn ich nenne es weder Tragödie noch Trauerspiel) machen wollen. Bardiet heißt in unsrer ältesten Sprache ein Bardengedicht. Die Personen sind Hermann, Ingomar, u noch fünf andre deutsche Fürsten ausser diesen Flavus, H. Bruder. Italicus dieses Sohn. Theude H. junger Sohn (Thusnelde ist abwesend u in Rom gefangen) Zwey Oberdruiden. Ein Führer des Bardenchors. Barden. Bercenis Hermanns Mutter. Römer. Istäwona, u Herminone,
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Fürstinnen der Katten. Viele von diesen Pers. sind schon in H. S. da gewesen. Diese Begebenheit ist etwa sieben Jahre nach der ersten. Sehen Sie, wie ich mit Ihrer Neugierde umgehe, fast wie mit der Neugierde eines Frauenzimmers. Doch wissen Sie eigentl. doch nichts von dem Stücke. Denn errathen werden Sie es doch nicht etwa wollen, welchen Ton ich für jene alten Zeiten gewählt habe. Wenn Sie unterdeß ein wenig im Tacitus die Geschichte Herrn, u dann von den Sitten unsrer Vorfahren nachläsen, u ich Ihnen die Anmerkung machte, daß ich der Geschichte viel genauer folge, als sonst von Dichtern gefodert wird, u daß diese u jene von den Sitten unsrer Väter mit vorkömmt (z.E. Ich sehe jezt auf H. Schlacht u H. u I. zugleich das Looswerfen, der Schwur beym Schwerte, das Lanzenspiel, der Zweykampf zwischen einem Deutschen u einem Feinde, jeder mit den Waffen seiner Nation, als eine Vorbedeutung des Siegs . . . ) so wird . . . ja so wird Ihnen doch noch vieles unerwartet kommen. Als wenn ich gegen die Leute etwas hätte die nicht französisch sprechen Das hätten Sie gar nicht einmal vermuten sollen, daß, wenn man mir etwas gegen Sie sagte, ich es glauben würde. Als wenn ich die Welt nicht kennte u als wenn ich Sie nicht sehr offenherzig fragen würde, wenn je etwas vorkäme, daß mich aufmerksam genug machte um Sie zu fragen. Sie können sich hierauf u auf vieles verlassen, was Ihnen etwa noch künftig durch Ihre Besorglichkeit einfallen kann, ich meine, daß ich so dabey verfahren werde, daß Sie mit mir zufrieden seyn werden. Sie haben doch neulich vor allen Dingen Mad. Torstraten von mir gegrüßte.> Sie liest den la Bruyere u kann die Sevignee beynah auswendig. Ach es ist Schade, daß sie verheurathet ist, ich würde Sie sonst bitten Ihr eine Liebeserklärung von mir zu machen.
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Halberstadt den Z9ten Nov: 1767. Alle Menschen klagen über meinen theuren Klopstock! Vom Meßias hört man nichts mehr; Mutter und Freund bekommen keine Briefe mehr von ihm, er ist lebendig todt! Ich war vor 14 Tagen zu Quedlinb. und hörte die bittersten Klagen. Bachmann war ehegestern bey mir und führte die bittersten Klagen, ich selbst, was kont ich anders, als mit ihnen mich beklagen?
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Kurz, mein liebster Freund, es ist einmahl Zeit, daß Sie, aus ihrer Lethargie erwachen, und einmahl wieder an ihre ersten Freunde gedencken. Bachmann wartet mit gröster Ungeduld auf die Handschriften, die Sie der Typographischen Gesellsch. überließen. Auf die künftige Meße muß nothwendig etwas geliefert werden, und er hat noch nichts beträchtliches in der Druckerey. Für 1500 Rthlr. holländisch Papier hat er bekommen; wenn wir ihm nicht beystehen, so geht der schöne Plan, nicht ohne beträchtlichen Schaden verlohren. Hingegen ist nichts leichters, als, ihn aus zu führen, wenn wir es ernstlich meinen; das W i r gehet hier, auf alle die, welche an dem schönen Plane Theil nehmen solten, auf die Klopstocke, die Cramer, die Gerstenberge die Resewitze! Ihnen den Plan bekant zu machen, sagt Bachmann, das gehet ohnmöglich an; Klopstock selbst muß sich gedulden, bis wir ihn mündlich, außer dem, was er schon weiß, davon näher unterrichten können. Es sind noch viele Schwürigkeiten aus dem Wege zu räumen, ehe man so ganz damit hervorzutreten rathsam finden kan. Er kennt mich, er kennt Gleimen, das wird vorerst, ihm genug seyn. Senden sie ihm doch also ja so bald als immer möglich, die Mscpte; ich bitte in Bachmanns Nahmen recht sehr darum! Mißfiel meinem Klopstock der versificierte Tod Adams denn so sehr, daß er sich nicht überwinden kan, mir, nur eine Zeile darüber zu sagen? Er muß es ganz vergeßen haben, daß er mich dazu auffoderte! Ich weiß nicht, ob ich ihm sagte, daß er hier aufgeführet ward, mit so großem Beyfalle, daß es den sonst sehr mittelmäßigen Comedianten so wohl, als unsern Zuschauern zur grösten Ehre gereichte. Dreymahl must er hinter einander aufgeführet werden, genug für eine Stadt, wie die unsrige ist, und allemahl war eine recht tragische Stille. Adam spielte seine Rolle, die so schwer ist, nach meiner Einsicht ganz fürtreflich! Wären die andern Spieler so gut gewesen, so hätte man's nicht ausgehalten. Vor sechs Wochen ohngefehr schrieb ich an den Herrn Grafen von Moltcke, an den, welchen der seel. Meinhart in Italien geführet hat. Um Nachrichten zu seines Mentors Lebensbeschreibung bat ich ihn. Seyn sie doch mein wehrter Freund, so gütig, und bitten ihn, daß er sie mir, so bald als immer möglich, mittheilen mögte. Herr Riedel, der Verfaßer von der Theorie der schönen Künste, will das Meinhartische Leben beschreiben oder vielmehr, er ist bis auf die Nachrichten, wozu ich ihm Hoffnung gemacht habe, schon damit fertig. Alles, was der Herr Graf
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Z w i s c h e n dem 9. und dem 30. November 1 7 6 7
ihm mittheilen kan, wird ihm angenehm seyn, auch die kleinsten Umstände, vornehmlich die mit ihm gethane Reisen betreffend. Werden Sie ihre Frau Mutter nicht noch einmahl besuchen? Sie wird recht alt, die fürtrefliche Frau! Neulich war ich, mit meiner Nichte, recht vergnügt bey ihr! Bey dem ersten guten Wetter werd ich sie auf 8 Tage zu mir holen laßen. Sie hat versprochen, so lange bey mir zu seyn. Große Erwartungen haben wir in Deutschland von dem Herrn von Gerstenberg, den man mit der Benennung des deutschen Alciphrons mehr beleidigt, als geehret hat. Man sagt, er werde nächstens mit etlichen Tragedien erscheinen. Sagen sie von ihrem Coppenhageschen Parnaß doch recht viel Neues Ihrem ganz getreuen Gleim. Am linken Rand, quer neben dem Text von Zeile 4—15 ("ihm bis ihmj: Empfehlen sie mich allen Ihren Freunden, Cramern Gerstenberg, u unsern Resewiz sagen sie, daß ich nächstens ihm schreiben würde. Er ist doch vergnügt? Am linken Rand, quer neben dem Text von Zeile 15-26 ("nicht bis bald,): Bachmann bittet noch, durch die, bisher von der Typograph. Gesellsch. gedruckten Wercke, sich wieder die Gesellsch. nicht einnehmen zu laßen, er sagt, es sey der Anfang damit gemacht, izt sey schon beßer für alles gesorget Am linken Rand, quer neben dem Text von Zeile 38—51 (Vor bis seynj: Diesen Punct bitt ich so geschwind als möglich zu besorgen. H. Riedel wartet mit Schmerzen darauf.
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DEM
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den (Leerraum) Nov. 1767. Ich habe Ihnen heut einen langen Brief versprochen, u doch werd ich Ihnen nur einen kurzen schreiben, weil ich mitten in meinen Arbeiten size, u mich sehr aufgelegt dazu fühle. Ich muß Ihnen überhaupt sagen, daß es noch niemals einen Perioden in meinem Leben gegeben hat, wo
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Z w i s c h e n dem 9. und dem 3 0 . N o v e m b e r 1 7 6 7
ich so anhaltend hinter einander hätte arbeiten können, als ich seit dem September gethan habe. Ich würde es selbst kaum begreifen, daß ich es könnte, wenn meine Arbeiten nicht so abwechselnd wären, als sie sind. Ein Theil davon ist Erhohlung von den vorigen, nicht allein dadurch, daß sie mit anderen abwechseln, sondern auch wegen ihrer Leichtigkeit an sich selbst. Ich habe fast Lust mit Ihnen zu zanken (wie derjenige zanken kann der ausser Ihnen gewiß Niemanden sonst heut schreiben würde) zu zanken also, daß Sie von meinen Arbeiten, von denen ich Ihnen geschrieben habe, nichts mehr wissen mögen. Dieß würden Sie unrecht verstehn, wenn Sie es so erklärten, als wenn ich wünschte, daß Sie nun ja in einem Ihrer nächsten Briefe davon redeten. So meine ichs gar nicht, ich meine es nur so, daß es mir angenehm gewesen seyn würde, wenn es Ihnen eingefallen wäre, es zu thun. Ich bin sonst gar derjenige nicht, der viel von seinen Sachen spricht; aber doch mag ich wohl mit denen, die ich vorzügl. liebe bisweilen davon sprechen. Ich möchte wohl, daß Sie mir hübsch einige unwissende Fragen thäten, u daß ich Sie bey der Beantwortung fein auslachen könnte, so auslachen versteht sich, daß Sie eben so gern mitlachten Aber (ich habe heut keinen Brief von Ihnen) Sie sind doch wieder besser? Und Sorgen wegen des Briefes machen Sie sich doch nun gewiß nicht mehr? Wie wünscht ich Sie gestern bey mir, als mir der sächsische Gesandte (einer meiner Componisten) einige Strophen aus dem Triumphgesange spielte u sang. Ich muß Ihnen sagen, daß er den Inhalt sehr auszudrücken weis, ohne etwas zu übertreiben stark oder sanft. Der Cantor, den Sie mir beschrieben haben, kann Sie freyl. nicht reizen, singen zu lernen; aber die Noten zu treffen, wozu Sie ohne das schon die Hülfe des Spielens haben, das können Sie doch von ihm lernen. Und was das eigentliche Singen, nämlich den Ausdruk der Empfindung anlangt, das kann ohnedieß kein Sänger auch der Beste nicht lehren. Das müsten Sie sich selbst lehren, u ich vermute von Ihrem Herzen, daß es ein guter Lehrer seyn wird. Pflegen Sie wohl vorzulesen? Lesen Sie mir einmal gleich die Strophe vor: Wo ertönte so sanft, ach, wo lispelte sie etc. Ich lese bisweilen recht gut vor, wenn meine Stimme dem was ich empfinde, gehorsam genug ist. — Seyn Sie mir ja gesund, süsse Kleine Gute Nacht.
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30. VON A L B E R T I , H A M B U R G , 4. D E Z E M B E R
A/s Bruchstück und als Auszug
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1767
überliefert
Hamburg den 4 X br 1767. Ehe werde ich meine 4 Evangelisten bis auf das kleinste Jota mit einander vereinigen können, als Ihre Versicherung, daß Sie recht gesund sind, m. liebster Kl. mit d andern Berichten, welche besagen, daß Sie recht hartnäckig hypochondrisch wären, kaum von Ihrem Zimmer kämen, u daselbst lauter Oden u. Halsweh brüteten u.s.w. Das hat neulich zwischen mir u. Gevatter Bernhard zu einigen sehr ernsthaften u. comischen Unterredungen Anlaß gegeben, zwischen welchen wir das Glaß mit einander anstießen u. des Stubenlauners in Copenhagen Gesundheit trunken. Gevatter Bernh. pflegte dann gewöhnl. mit dem Ausrufe zu schließen: Der KI. ist doch ein sonderbarer Mensch! Mit recht unbeschreibl. Vergnügen höre ich, daß der Meßias nächstens soll gedruckt werden. Ich schrieb es dem lieben Ebert, mit dem Zusätze, daß ich es gleichwol nicht eher glaubte, bis ich es schwarz auf weiß vor mir sähe. Er antwortete: Er sey nicht so ungläubig, u. verdienete deswegen Eins der Ersten Exemplare, welches er sich nun mit nächster Post vermuthete. Holla! Ihre Schuld an d Gevatter, welche sich auf 100 Thaler beläuft, ist berichtigt. Er hat sich dafür auf so viel jährlich in die Hannoversche Witwen Casse eingekauft. Die andern 100 Rthlr. kann ich aber noch nicht schicken. Als ich Ihnen damals schrieb, hatte ich Hoffnung, die Executores des Stilichischen Testaments würden mir das Legate auszahlen, weil sich auf die Edictal Citation niemand gemeldet hatte, der das Testament umstoßen wollte. Es ist aber solches nicht geschehn, und nach d Rechte kann ich es nicht eher als nach völligem Ablauf des Jahres fodern, das ist im künftigen Monat März. Die Schuld liegt also nicht an mir, daß ich mein Versprechen noch nicht halte. Based, wird Ihnen nächstens eine völlige Quitung überschicken. Von Procenten wollen wir nicht brummen. Ich haße das Wort u noch mehr die Sache. Sonst hätte ich längst mit aller Bequemlichkeit ein großer Capitalist seyn können Ihr H. Bruder wird es Ihnen schon gemeldet haben, daß meine Frau ein Mädchen gebohren hat u. mir also die Freude Sie zum Gevatter zu haben, diesmal benommen ist, daß ich in großer Gefahr gewesen bin, sie gar zu verlieren, aber daß Gott innerhalb 8 Tagen diese Gefahr gnädig abgewand habe Was ich ausgestanden habe, können Sie denken. Das
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liebe Weib grüßet Sie herzlich, u sagt: J a nun, um Klopstockswillen muß ich doch nun wol noch einmal. So wissen die guten Weiber immer einen Vorwand zu finden. H. Rev habe ich noch nicht gesprochen. Er kam am Dienstage Ich schickte ihm gleich Ihren Brief zu, u erwartete um soviel mehr s. Besuch, weil ich hörete, er würde noch eine ganze Woche u vielleicht länger bey uns bleiben. Aber nein Er ist gestern in m. Hause gewesen, fand mich aber nicht zu Hause. Diesen Nachmittag wird er weiter reisen Ich gehe also nun gleich zu ihm, um zu sehn ob ich ihn in s. Logis finde, u dann schreibe ich weiter Eben komme ich wieder Ich habe ihn % Stunde gesprochen u kann Ihnen sagen daß er gesund u mit s Schicksal vergnügt ist. Wenn er Verstand u Herz genug hat, das Elend des Hoflebens einzusehen u zu empfinden, so ist er recht glücklich zu schätzen. Mich kömmt ein wirkl. Ekel an, wenn ich nur an das Hofleben denke, u wenn alle Ihre Commission an Lessing habe ich noch nicht ausgerichtet, weil ich ihn beynahe in 3 Monaten nicht gesehen habe. Er ist nun auf die entfernte Neustadt gezogen u. nun sehen wir uns noch weniger, doch will ich es nächstens bestellen. Mich deucht s. Urtheil über die Abhandlung von Sylbenmaassen recht seltsame.. .> Hier ist nun an Telemanns Stelle Bach in Berlin erwählet. Man weiss aber nicht, ob ihn der König entlassen wird.c.. .> J.G.A.
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Koppenh. den i^ten Dec. 1767 Liebster Gleim Der Freund u der Dichter danken Ihnen für den versificirten Adam ja wohl, daß Sie ein wenig kricklich sind, u daß man sich daher kau Ihnen ein viertel-Wort zu sagen. Denken Sie nicht etwa, daß ich ein ha zu sagen habe. Mein Viertelwort ist, daß Sie an ein Paar Stell den Gedanken ein wenig ausgedehnt haben, u ich hatt ihn doch just so, nicht kürzer, u nicht länger, haben wollen. Aber, vergeßlicher Mann, Sie erinnern sich also nicht, daß ich Sie in Ihrem Durchgangscabinet, da wo die weichen
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Canapees u die sanften Bücher sind, vielleicht zu ernsthaft bat, den Adam nicht zu versificiren, denn Sie antworteten mir ja: Nun fahren Sie mich nur nicht so an, es ist ja ohne das zu schwer Doch kein Wort mehr davon. Ich erkenne gewiß Ihre Freundschaft, die Sie dadurch gegen mich gezeigt haben, u danke Ihnen auch dafür, daß Sie ihn haben aufführen lassen Wie haben Sie das gemacht, daß Sie Spieler nach Halberstadt, wo man erst seit ehegestern angefangen hat, sie zu kennen, hingezaubert haben? Das wird wohl Tante-Nichte befohlen haben. Meinen gar schönen freundschaftlichen Gruß an Sie! — Literarnachrichten von uns wollen Sie haben. Fürs erste müssen Sie wissen, daß wir hier weder Schule sind, noch seyn wollen. Kein Lehrling! kein Schulmeister, oder Herr Schulhalter, wenn etwa Schulmeister ein wenig zu stark ist. Wir leben hier so in der alten Künstlerunschuld weg, u haben so unsre Schlafrocksmeinungen, die wir aber eben nicht drucken lassen, sondern sie nur manchmal, wenns uns etwa einfällt an einen Freund wie Gleim oder Alberti sind, schreiben. Ζ . E. daß es mit dem Formen der Gestalten eine ganz andre Bewandniß habe, als mit der Regelgebung von der Gestalt überhaupt. Manchmal fallen unter uns auch wohl ein Paar Worte von diesem u jenem Umrisse dieser oder jener Gestalt vor; aber bis zu der Erhabenheit des Alkgemeinen schwingen wir u>ns nicht. Wollte man uns etwa Schuld geben, das wären (Textverlust) für uns, so werden wir auch hierzu stillschweigen, u den Ein aufgeben, den Vorwurf dadurch zu widerlegen, daß man allens noch ein wenig höher hinaufginge, als gegangen worden istch das war viel zu viel hiervon. Gerstenberg hat einen Ugolino emacht, der vortreflich, u mich deucht noch nicht zu schreklich ist. Ich habe das kleine Verdienst dabey, ihn aufgemuntert zu haben. Der Ugol. ist schon nach Lessing zum Drucke abgegangen. »Hermanns Schlacht, ein Bardiet für die Schaubühne« liegt auch zum Drucke fertig. Weil ich mit Ihnen eben so schwaze, so kann ich Ihnen wohl davon sagen, daß ich sie ein wenig lieb habe, u daß sie sehr vaterländisch ist, u weil mirs mit diesem Vaterländischen sehr von Herzen gegangen ist, u ich mich dabey weder auf einen kritischen Dreyfuß noch Vierfuß hingesezt, u, nach Herausbringung des viellehrenden Sazes: Ein Nationalgedicht interessirt die Nation, die es angeht! geschrieben habe; so denke ich, daß jenes vaterländische wieder zu Herzen gehn soll. Hermanns Schlacht wird auch bald eine Zwillingsschwester haben: Hermann u Ingomar (unsre Schlacht mit Cäcina Tac) Ich kann nicht sagen, daß Kopf u Arme schon da sind;
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19· Dezember
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denn ich arbeite nach meiner, wie ich glaube, löblichen Gewohnheit, sehr stükweise; aber zwey Dritthel sind fertig. — Und meine Oden, die Sie sonst ein wenig lieb zu haben pflegten, werden auch bald entweder im M. S. oder gedrukt zu Ihnen kommen. Wo Mythologie vorkommt, da ist es celtische, oder die Mythologie auch unsrer Vorfahren. Die lange Ode an meine Freunde ist daher, was die Ausbildung anbetrift, jezt ganz anders. Sie heißt jezt Wingolf (ist der Tempel der Freundschaft. Sie haben doch Mallets Auszug aus der Edda gelesen?) Die jüngern Schwestern (ich glaube es sind ihrer über 12) machen hiermit einen tiefen Knicks vor Gleim, u bitten sich von ihm ein hübsches frisches hellgrünes Eichenblatt aus. Denn Lorberen mögen diese deutschen dummen Dinger nicht. G heißt ihr? Ich (daß sie ein Knicks macht, versteht sich ja) ich u der Hain. G l Und was hast du denn statt der λυρη in der Ha Die celtische, oder altdeutsche, oder auch wenn Sie mir das erlauben wollen, neudeutsche Telyn. G l Und dein Name? . . . Der Bach Ich heisse Braga! Ich: Die Kunst Tialfs. Ich: Teone Ich: Unsre Für Und Ich: Unsre Sprache. Wir u Sie, heiß ich. (Glosse des Briefschreiber Sie: die Engländer.) Ich: Herman! — Aber nun merk ich erst, daß die Mädchens antworten, ohne das sie gefragt werden. Nun mein lieber Cherusker, denn Sie sind reines Cheruskerblut, wie ich (ich denke doch daß Sie es wissen, daß die Cherusker es eigentlich u vornämlich sind, die durch Varus Schlacht unter anderen verursacht haben, daß wir jezt nicht halbrömisch wie die Franzosen reden?) ja mich deucht, daß ich das Eichenblatt von Ihnen fodern wollte, da ich den Perioden anfing. Ich muß Ihnen doch noch einen Übeln Streich sagen, den ich mir in dem Bardiet von Hermann gespielt habe, freylich ganz verstekt, u nur für einen, der dicht an dem hohen Cheruskawald wohnet, kenntlich, aber gespielt hab ich ihn mir doch. Ich habe nämlich Hermann auf eben dem Felsen gebohren werden lassen, auf dem Heinrich der Vogler begraben liegt. Es versteht sich, daß dieß ganz unter uns bleibt. Es kann nur von mir u Ihnen recht geschmekt werden, u soll auch gewiß unter uns bleiben, wenn Sie mir es etwa mit der Zeit sagen können, u wollen, was Ramler, der bisher immer so still von mir geschwiegen, oder auch wohl dieß u jenes gesagt hat, von meinen Oden urtheilen wird, wenn Sie nun heraus sind. (Textverlust) wissen daß Lessing (den ich jezt recht lieb habe) u Bode ein rausgeben wollen. Bode versicherte mich mehr
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als einmal gs Namen, daß Bachmann seine Idee vom Verlage unsrer (Textverlust) Schriften aufgegeben hätte. Auf diese Nachricht hin hab ich mich mit L. u B. eingelassen. Ich kann auch nicht anders denken, als daß Bachmann diesen Entschluß gefaßt gehabt hat, u ihn nur jezt wieder geändert. Ich habe gleich nach Ankunft Ihres Briefs nach Hamburg geschrieben. Ich habe noch keine Antwort. L. u B. werden u können nichts da gegen haben, daß meine frühere Verbindung mit Bachmann gilt. Den Hermann will ich spätstens heut über 14 Tage nach Hamburg an Alberti schicken. Von dem sollen Sie ihn bekommen. Meine Bedingungen mit Bachmann sind: die Hälfte des Profits oder Verlustes (ohne Subscription fürchte ich diesen) u zweytens bin ich nur auf eine gewisse Zeit engagirt. Lassen Sie uns diese Zeit festsezen. Was den ersten Punkt anbetrift, so geh ich gleich davon ab, so bald Bachmann will, u bin mit wenigeren zufrieden. Um eine Sache bitte ich Sie vornäml. mein liebster Gleim, daß Sie darauf sehen, daß mein Bruder in Wien auf irgend eine Art dabey beschäftigt werde. Wenn ich mehr mit ihm zufrieden wäre, als ich seyn kann (ich meine besonders in Absicht auf die Ausführung der Sachen, die er sich auszuführen vornimmt) so würde ich ja weder mit Bachmann noch Lessing in diese Verbindung gekommen seyn.. Lassen Sie sich nicht von mir verführen ein so unfleissiger Correspondent zu seyn, als ich bin Böse Exempel verderben freyl. gute Sitten; aber ich hoffe von den Ihrigen das Beste. P.S. Ich habe eben, da ich diesen vollendet hatte, einen Brief von Boden bekommen. Er wünscht, nebst L nke ich mit in die typ. Ges. zu treten. Er hat schon deßwegen an B. geschrieben. Ich bitte tragen Sie bey was Sie können.
32.. A N A N N A C Ä C I L I E A M B R O S I U S , 19. D E Z E M B E R
KOPENHAGEN,
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den 19ten Dec. 1767. Liebes süsses Mädchen, das ich sehr, sehr liebe, wie ich bin Ihr gehorsamer Diener! das ich hasse — Nu weßwegen denn aber, mein Herr? Deßwegen denn aber, weil Sie sich immer falsche Vorstellungen machen. Da kömmt eben die neue bey mir an (die Post ist heut sehr spät gekommen) daß ich nur deßwegen hinauskommen würde, weil die B hinauskäme, u daß ich also sonst nicht kommen würde Mit einem Wort (ich weis nicht ob Sie das edle Wort kennen?) das ist Päperlepä u verdient eigentl. Schläge oder Küsse oder vielmehr beydes zugleich. Das geht mir nicht wenig nah, daß Sie Ihr Bruder verlassen muß. u fürs Zweyte auch, daß er zu diesem nordischen Salomo kömmt, wie ihn einer der dortigen Pröbste in einer Predigt genannt haben soll — Hier haben Sie einen Brief, den Sie lesen mögen, wenn Sie Lust dazu haben. Das der kleine Boie mit den Oden so rar thut, das gefällt mir zwar an ihm, aber ich möchte doch gleichwohl, daß Sie sie hätten. Ich weis nicht einmal welche es sind. Will er sie Ihnen denn auch nicht einmal vorlesen? So bald der Hermann bey Ihnen ankömmt müssen Sie mit dem lesen desselben gleich die Anstalt so machen, daß Sie ihn mit der nächsten fahrenden Post nach Hamburg schicken können. Daphnis u Daphne ist von.. — demjenigen, der Sie haßt. siehe oben. Sie wird künftig Selmar, u Selma heißen. Von den Oden an die Schmidt kommen allein in meine Sammlung: Wenn ich einst todt bin . . . u: Diesen fröhlichen Lenz ward ich . . . Zanken Sie nicht mit mir, meine süsse Kleine, daß ich ein Paarmal nicht an Sie geschrieben habe. Sie würden mir gewiß leicht verzeihen, wenn Sie wüsten, was ich für ein Nicht-Schreiber bin, u wie viele Briefe (ich halte mir da eben keine Lobrede) unbeantwortet liegen, u manchmal hab ich auch wirkl. recht gute Entschuldigungen ζ. E. heute hab ich den ganzen Morgen am Hermann u Ingomar gearbeitet. Nach Tische hab ich diesen Brief an Gl geschrieben, der aus mehr als einer Betrachtung endlich geschrieben werden muste, u nun bin ich müde, u ich würde heut an keinen Menschen in der Welt mehr geschrieben haben, als an Sie. Wie ist das nun zu erklären? Nach Ihrer Art so: wenn er mich lieb hätte, so kehrte er sich daran nicht, daß er müde ist, sondern er schriebe mir einen viel längeren Brief als dieser ist. Und das erklär ich denn wieder nach meiner Art so, daß es Päperlepä ist, u Küsse, u das andre verdient. — Nun warum denn aber Küsse? — Weil es von dem süssen Mädchen herkömmt Ich denke in diesem Augenblik wieder daran, daß Sie künftig ohne Ihren Bruder seyn werden .. Schreiben Sie mir nächsten einmal was Sie gelesen haben. Das ist nicht Neugierde, ob ich gleich glaube, daß Sie gegen diese Neugierde nichts haben würden, wenn es Neugierde wäre; ich will nur wissen, was ich Ihnen noch zum Lesen vorschlagen kann. Lieben Sie die Geschichte? Sie können leicht denken, daß ich nicht solche Geschichtbücher meine, die viel mehr Abhandlungen als jenes sind.
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· J a n u a r 1768
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N u n gute Nacht, Kleine. Denn ich will siegeln und ausruhn. Gleims adresse ist: Secretaire a la Catedrale et Chanoine a Halberstadt.
33. AN ANNA C Ä C I L I E A M B R O S I U S , Z. J A N U A R
KOPENHAGEN,
1768
Als Bruchstück
überliefert
Koppenh. den 2.ten J a n . 1768. Das schöne Eis ist zwar Schuld, daß ich keinen Brief von Ihnen habe, aber gleichwohl wünscht ich, daß eine so gute Sache eine s o l c h e Schuld nicht hätte. Ich habe Ihnen den lezten Posttag nicht geschrieben, weil ich wegen des anhaltenden schönen Wetters, in Lingbye blieb. Wie hab ich Sie bey mir gewünscht. Es liegt da an der Lingbyersee, ganz dicht am Ufer, ein kleines Gartenhaus, in dem würden Sie dann v i e l l e i c h t gewesen seyn, u wenn ich denn zu Ihnen unter das Fenster gekommen wäre, so hätten Sie mir bisweilen eine Tasse C o f f e e gegeben u mir anvertraut, daß Sie mich haßten, u ich wäre dann in diesen Anvertrauungen, so groß Sie auch thun! weiter gegangen, als Sie; aber fortgelaufen wäre ich gleichwohl wieder von Zeit zu Zeit, doch wiedergekommen wäre ich auch oft, u hätte Sie vieles gefragt, u manchmal auch das: ob Sie nicht hierinn ein holländisches
Mädchen, u meine Schülerinn auf
dem Eise werden wollten. N u n , wie beantworten Sie das? Was meinen Sie, wie würde es damit gehn, wenn ich jezt bey Ihnen wäre? Ihr H a f e n scheint vortreflich dazu zu seyn. . . . Ich weis nicht, wie es mit dem Hermann gegangen, u ob er schon bey Ihnen ist.
Vielleicht ist es
schwer gewesen, mit den Eisboten so bald über zu kommen. Ich denke, daß ich Ihnen geschrieben habe, daß Sie ihn mit der nächsten Post fortschicken möchten. - N u n gehn zwey weg von meiner Gesellschaft. Denn es hat bisher immer um mich herum geschwärmt. — Ich sehe mich jezt ziemlich nah am Ende meiner Arbeiten.
Auf den Mondtag über
acht Tage lasse ich anfangen am Mess, zu drucken.
Daß Sie mein
süsses geliebtes Mädchen sind, das wissen Sie - u vielleicht wissen Sie, oder denken Sie Ä f f Sie in diesem Augenblicke nicht, daß ich Ihnen dieß
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Nr 34
1 9 . J a n u a r 1768
jezt viel lieber sagen als schreiben möchte. Wenn solche Wünsche recht lebhaft werden so ist das Schreiben was recht unangenehmes. Und diese unangenehmen
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1768
Als Auszug überliefert Koppenh. den i9ten Jan. 1768 Fast möchte ich mit Ihnen zanken, Bode, daß Sie mir sogar schriftliche Beweise Ihrer Unschuld herbeybringen, deßwegen mit Ihnen zanken, weil das mir Schuld geben heißt, ich hätte daran gezweifelt. Und ich bin doch völlig so unschuldig, als Sie. Nun meine Herren Oberverleger, Domini Doctores Faustii secundi, denen alles was Drucker u. Verleger heißt, Mönch seyn wird, und die es endl. dem Publico nicht allein wirkl. Schwarz auf wirkliches Weiß geben, sondern es auch anders geformt erscheinen lassen wollen, ein Paar Worte von einem Ihrer Clienten, die sie in den Tempel der Unsterblichkeit, oder auch in das Luftschloß derselben, alles, nach dem es die Zeitungsschreiber entscheiden, zu schicken gedenken — würde es (ich schreibe Ihnen meine Einfalle hin, wie sie mir kamen) nicht gut seyn, wenn Sie gewisse Formate zur Poesie u. zur Prosa festsetzten bey denen Sie blieben, so daß einmal ein Kritiker der künftigen Zeit mit Wahrheit sagen könnte: Nein, mein Herr, Sie irren sich gar sehr. Dieses ist keine Ausgabe der Plantinianisch-Faustischen Druckerey, denn diese hat dieß Format nie gehabt fürs erste niemals 4. Aber was denn? Groß 8, nicht in der Länge sondern nur in der Breite groß für die Poesie, von ungefähr wie Lamprechts Leben von Leibniz, u. klein 8 für die Prosa. Sie sehen, daß ich die Breite wünsche, damit die Verse so selten als nur mögl. ist, gebrochen werden denn das Brechen der V. dadurch vermeiden wollen, daß man die Wörter dichter zusammenrückte, wäre sehr unfaustisch gedacht. Und welche Weite der Zeilen von einander? Ja, wenn Sie mir einige gedruckte Zeilen zuschicken wollten, so könnte ich Ihnen mit meiner Unmaaßgeblich- u. Ohnzielsezlichkeit aufwarten. Und welche Letterngrösse? Keine kleine Frage, u. die in das Feld der ersten Grundsätze des Schönen dieser Art gehört. Wenn Sie mein Auge fragen wollten, so würde ich mit meiner /Ohnsezlichkeit'v aufwarten. Ich glaube nicht, daß Sie jemals einen Anfangsbuchstaben mit dem Unwesen eines Holzschnittes werden mangeln wollen. Aber
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diesen u. jenen leeren Raum auszufüllen? Freylich simple Holzschnitte. Vielleicht bring ich Preislern zu Zeichnungen. Aber er hat jezt so viel zu thun. Er sticht das schönste Pferd das jemals gezeichnet worden ist. Vignette? Gute näml. aber die sind zu theuer für unsere an die Maculaturpreise gewöhnten Käufer. Und überdieß scheinen mir die recht schönen Vignetten in neuen Zeiten ein Übels omen zu seyn. Siehe mit mehrern einige neuere Schriften der Franzosen, die ihr Leben, so vignettirt sie auch sind, doch eben nicht hoch bringen werden Sie wissen, Bode, daß ich eben kein grosser Eiler bin, wenn es auf das Drucken lassen ankommt. Die ersten meiner Oden sind von 47. Unterdeß möchte ich sie nun endl. auch gern bald gedruckt haben. Ich werde also auf die neuen Lettern nicht warten (Sie bekommen mit künftiger Sonnabendspost die Zeichnungen gewiß). Vielleicht machen Sie einmal ein zweyte Ausgabe. Da können Sie die neuen Lettern brauchen. Die jetzige möchte ich gern in dem genannten groß 8 Formate haben. Und was halten Sie von den Lettern womit der Phädon gedruckt ist? Wenn Sie andere vorziehen, so schicken Sie mir einige gedruckte Zeilen, u. zwar mit den Zeichen der langen Sylben darunter. Aber wissen Sie auch schon aus der Erfahrung, was das heißt, Obercorrektor zu seyn? Und daß das eine sehr mechanische Beschäftigung ist? Ich wollte gern, daß nur anderthalb Druckfehler hinein kämen, ein falscher Buchstabe, u. ein falsches Comma. Das M. S. ist zwar dadurch ein sehr wunderlich Ding, daß es von vielen Händen in kleinem u. grösserm Format geschrieben ist; aber was die Genauigkeit anlangt so ist es für ein Correktorauge ganz delicieux. Wenn Sie beym Anblicke desselben nicht ein gleiches sagen: so müssen Sie erst bey Lessing in die Schule gehn, ein solches Auge zu bekommen. Denn ich traue seinem Selbstlobe.
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KOPENHAGEN,
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den 30ten Jan. 1768 Diesen Morgen eh ich aufstand, schrieb ich Ihnen ein langen Brief in Gedanken, u der nach meinem Vorsaze noch vor Tische fertig seyn sollte. Wie ich aber aufstand, da war so schön Wetter, u ich war so lange nicht
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auf dem Eise gewesen, u ich hatte auch die Bewegung wieder nötig, daß ich, statt zu schreiben, ausging, bis zu Tische auf dem Eise blieb, u nach Tische wieder hinausging, u eben erst jezt, es ist nach 6 Uhr, den schönen Mond, Orion, u das Eis verlassen habe, nicht, daß ich nicht gern noch geblieben wäre, allein ich wollte Ihnen schreiben, u das ging doch draussen nicht an. Aber den langen Brief werden Sie nun nicht bekommen. sollte?
Wissen
Sie
auch
was
er
unter
deren
enthalten
Ein Supplement zu den vielen Liebesgeschichten, die Ihnen der
brave Mann, den Sie mir nicht nennen, von mir zu erzählen weis. J a , Sie Ä f f , u viel zu gütige Zuhörerinn, sie haben Sie künftig a l l e m i t e i n a n d e r noch zum Besten Unter anderen die in Pyrmont, da ich mich 1760 in ein Mädchen von 1 1 Jahren 5 Monaten 3 Tagen, u, als unsre Liebe anfing, 3 Stunden u 2. Minuten, dermassen verliebte, daß wir nicht allein untrennbar wurden, sondern daß auch allerhand tragische Thränen vergossen wurden — Für dießmal mag dieser kleine Anfang genug seyn - Ich könnte Ihnen viel, viel über eine gewisse Stelle Ihres Briefs sagen, allein ich will lieber nicht. Ich habe Sie unter anderen deßwegen viel zu lieb dazu, weil Sie auf dem Eise gewesen sind. D a s werde ich Ihnen nebst vielen anderen ähnlichen Sachen niemals vergessen. Denn auch ohne
die viele Erfahrung, die mir der erzählende Mann
Schuld giebt, würde ich ein grosser Kenner von Sachen dieser Art seyn; u das nicht allein, weil ich Talente zu solchen Kenntnissen habe, sondern auch weil ich allzeit der Vertraute von allen Liebesgeschichten aller meiner Freunde bin.
In Parenthese, sage ich, weil mirs eben einfällt,
u damit ichs nicht vergesse, daß Sie mir noch nichts weiter von den Briefen gesagt haben, die Gleim besizen soll.
Wenn Sie Ihre Erzähler
manchmal auf einer kleinen Unrichtigkeit ertappen sollten; so werden Sie, denke ich, wohl die Anmerkung machen, daß sich vielleicht auch sonst noch Unrichtigkeiten mit eingeschlichen haben möchten.
Es
ist mir lieb, daß in dem Triumphgesange nicht viel neues für sie ist. Das zeigt mir, daß Sie mit dem Mess, sehr bekannt sind. Z w a r ich wüste das ohne dieß schon. Für Leser, wie Sie, soll auch nicht viel neues darinn seyn. Was die vorzügliche Begeistrung in Absicht auf die verglichne Ode anbetrift; so möte ich Ihnen wohl die Triumphgesänge u auch die Ode vorlesen, u Sie dann fragen: ob Sie noch von Ihrer Meinung wären? Übrigens ist es eine Dispüte, die lange währt, u die mündlich am besten vorgenommen wird, wenn man Gedichte von so allgemeinen Seiten, als Begeistrung u s.w. sind vergleicht. Ich ζ. E. ziehe die wenigen Strophen:
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1 3 . Februar 1768
Geh unter, stürz hin . . . der ganzen Ode vor.
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Ich lese eben
Ihren Brief wieder, u da finde ich, daß mein so genannter einziger Fehler von meiner grossen L u s t i g k e i t herrühre. Vermutlich hat Ihr Historicus Sie auch hier mit Nachrichten versehen. Ich hoffe auch in diesem Punkte Supplemente geben zu können, die ihm fehlen. Ζ . E. ich spiele bisweilen, besonders wenn ich in Hamburg bin, Sprüchwörter. Sprüchwörter spielen heißt irgend eins, das ein wenig unbekannt ist, pantomimisch, ohne ein Wort dabey zu sagen, so deutlich u so verstekt vorstellen, daß es eine andre Parthie Spieler rathen kann, u doch nicht leicht räth. Wenn diese dreymal falsch gerathen hat; so muß sie spielen, u so lange wir ihr Sprüchwort rathen, so muß sie immer fort spielen. Unterdeß kommt die Hauptsache doch nicht so wohl auf die richtige u doch verstekte, sondern vornämlich auf die burlesque Vorstellung. Und an dieser pfleg ich denn, so wohl was den Plan des Dings als was die Ausführung betrift, immer einigen Antheil zu haben. Die Mädchen u auch wohl ehrwürdige Matronen haben mich wohl eher wegen meines kleinen Antheils gelobt. Deßwegen bin ich gleichwohl, besonders auch bey den Mädchen, oft wieder sehr ernsthaft. Und dann loben sie mich auch wohl wieder, u sagen unter anderen dabey, daß ich zwar ernsthaft, aber ganz u gar nicht feyerlich wäre, u mich zu einer anderen Zeit auch wieder auf das Lachen recht gut verstünde. Sehen Sie, so wird man verführt, u so kömmt man in die M ä u l e r der Geschichtschreiber, die oft eine halbsehende Halbgotheit haben. »Den Schluß mache« hieß bey mir nur: vermuten, oder so etwas. Ich hätte Sie nicht mit meinen Freunden zugleich nennen sollen. Aber mein Herz hat das nicht so gemeint, als Sie es erklärt haben, u haben erklären können . . . Die Ode der M o n d , die 1 2 Strophen haben soll, kenne ich gar nicht. Vielleicht ist es: die Zukunft. Ich will Ihnen diese u noch eine aufsuchen, in der im Anfange vom Monde die Rede ist. Ich lasse diese weg, u schicke an ihrer Statt Sione.
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KOPENHAGEN,
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den 1 3 . Feb. 1768 Gespräch Warum erzählen Sie mir denn so viel von der Princessinn, u so wenig von dem schönern Eise? . . . Bin ich denn eine Holländerinn, daß ich
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ewig vom Eise u nur wenig von einer Prinzessinn sprechen soll, die mich so oft gestört hat? . . . Mädchen, sind Sie denn nicht allenfalls ein wenig zu stolz dazu, um es so oft anzuführen, daß die Prinzessinn bey Ihnen gewesen ist? . . . Je nun, das ist mir noch neu, daß Prinzessinnen zu mir kommen. So was sollte Ihnen gleich alt seyn. . . . Aber die Princessinnen haben beyde Verdienste, die eine viel schönen Charakter, u die andre, die Störerinn, viel Wiz. . . . Also vermutl. nicht weil es Prinzessinnen sind, sondern weil sie so viel Charakter u Wiz haben. Aber das Ding mit den Prinzessinnen soll Ihnen gleichwohl nicht so hingehn, weil ihr Brief darüber so kurz geworden ist. . . Nun was soll ich denn für Strafe dafür h a b e n ? . . . Das sollen Sie gleich hören. Aber eh wir dazu kommen; warum schreiben Sie mir denn so selten, u warum messen Sie es jezt so genau ab? Ja nicht eher geschrieben, als ich geschrieben habe .. u dann warum erzählen Sie mir denn nichts neues von den vielen Liebesgeschichten, die ich gehabt habe, u die Sie durch allerhand Erzählungen wissen. (Es ist Gesellschaft zu mir gekommen, aber ich nehme mir gleichwohl die Freyheit fortzufahren) Also was nun diese vielen Liebesgeschichten anlangt; so werd ich freylich nicht eher damit aufwarten, als bis Sie mir sagen, daß Sie sie wohl hören wollen, wobey es sich denn zutragen könnte, daß Sie in Absicht auf Ihre Nachrichten, ein wenig irre würden. Jezt zu Ihrer Bestrafung wegen der Prinzessinn, nämlich daß ich Ihnen nun auch etwas erzählen will, daß in diese Sphäre gehört. - Vor einigen Wochen bittet sich Herr Klopstock die Erlaubniß bey dem Könige aus Ihn Seine Tragödie, Zaire, spielen zu sehen . . . Das ist mir sehr lieb, daß er das will. Er verstehts, u er soll mir seine Meinung darüber sagen. Irgend Jemand, der bey Könige war: Aber wo soll er hingehn. Im Amphitheater sind die Etatsräthe die lezten. . . . Leute, wie er sind von jedem Range. Ich höre, daß er nicht gut in die Ferne sieht (ob ich nun gleich dieß thue, so bestätigte es doch einer, der gegenwärtig war) so muß er also wohl ein Billet für das Parterre haben. . . . Der Jemand: Aber da sind die Minister vom Conseil u überhaupt die Herren von der ersten Classe . . . Mais (denn man sprach französisch) son esprit est de la premiere classe. . . . Nun schwieg der Jemand endl. still, u Herr Klopstock bekam ein Billet für das Parterre; aber er nahm sich gleichwohl die Freyheit nicht dahin, sondern ins Amphitheater zu gehn, ferner die zweyte Freyheit, dem Könige nichts von der Vorstellung des Stücks zu sagen, welches er leicht durch einen Dritten oder selbst hätte thun können; u er hat ohne dieß sich noch vorbehalten, dem Könige zu sagen,
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Vor dem oder am 1 6 . Februar 1768
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daß, ob Er gleich schön spielte, doch lieber nicht spielen möchte. Nun, Mädchen, das war also hiermit die Strafe. Ich habe gegen die Strafe eben nichts. Ja wenn es Ihnen keine Strafe ist; so muß ich eine andre aussinnen; doch jezt gleich fällt mir keine bey, weil ich eben nicht sehr daran gewöhnt bin zu strafen. Und denn muß ich auch wohl aufhören, weil mein Besuch sonst verdrießlich wird. Nun ein bischen verdrießl. mag er werden. — Also süsses Mädchen, was machen Sie denn jezt, u wo schweifen Sie denn noch ferner herum? Dieser Brief kömmt vermutl. nach Schleßwig zu Ihnen. . . Binnemann würde mir sagen, daß Sie ein gutes Mädchen sind. Binnemann kenne ich zwar nur wenig, aber es ist ein recht hübscher Mensch aber fragen will ich gleichwohl Niemanden als Ihre Briefe, ob Sie ein gutes Mädchen sind? Wenn ich künftigen Posttag keinen Brief von Ihnen bekomme; so schmäle ich, u erzähle Ihnen unter anderen eine Historie folgendes Inhalts: daß ich nun schon seit meiner, lezten Abreise von Hamburg darüber negocire, ob die schönste Stimme die ich jemals gehört habe, den ersten Brief an mich schreiben soll, oder ich an Sie, näml. ich will, daß Sie den ersten schreiben soll, u sie will nicht; und wir sind noch zieml. weit auseinander. Wenn Ihre Geschichtschreiber in Hamburg gewesen wären; so wüsten sie hübsch, daß ich mich dort ein wenig in die Doctorinn Grundt verliebt habe; u daß Sie mir auch ein bischen gut ist. Die Geschichte ist länger als dieß — also auf ein andermal mehr davon.
37. AN L A V A T E R , K O P E N H A G E N , V O R D E M O D E R 16.
AM
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+ den Gedanken. unter dem Worte, den Ausdruck über dem Worte, den Klang. I) Knäb, Marsch, Küräß, + wagt's zu fliehn. II) Tyrannenzahn es knallt Finsterniß stets gefällt + von Freyheit warm, steht auf mit Fall III) Menschen doch Patriotenklee felsigte Natur Tyrannie tüchtig IV Heerde klein Siegschnaubend eingethanen funfzen Victoria V) zollt urplözlich Das ist schön VI Mut + sich sehn tausend schlägt ohne Schaur Infanterie, Cavallerie jeden Fried brummelt Augenlicht toll der Feind. Wetter Wetter Menschenherz, Tod u Schmerz VII Helvetier trinkt Blut wichtige Streitlust Hand Phäläx Sahst, noch nicht Augen hat schwillt
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Nr 38
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auf, zerfließ immerdar VIII nur eilfmal IX Morgenbrod, zerfezt siegen mag Delfin X bey meiner Ehr. X Donnerte — schlug zu XII. Herzog toll Artillerie Feldposaunenhall XIII. keine + schöne That gereut. XIV. sich erschüttre spät + u frühe X V Wilkomm' XVI. an Himmel stößt Schelten XVIII. Fürsten Köpfen nicht fein pudrirte X I X mit Fabrik liqueurs Feldebaun zu Edlen (zu adlichen zu freyen) X X spät +u früh Gift im Leibe + seyn X X I I Aug u Stirne Feür XXIII. wanken möchte X X V . Lachst+du noch? — Da haben Sie ein Paar Anmerkungen mein lieber Hr Lavater,. Was meinen Sie, wenn Sie diese Lieder, die ich mit dem Herzen eines Schweizers gelesen zu haben, mich rühmen kann, hier u da auch in der Absicht noch ein wenig umbildeten, daß sie weniger Nachahmung von Gleims Liedern, über deren Inhalt der ihrige ist, zu haben schienen? — Giebts viele Zürcherinnen die das Mädchenlied, ohne roth zu werden, singen können? Allen, die daß können, bekandten u unbekandten empfehlen Sie mich mit aller der Verehrung die man nur den schäzbarsten Frauenzimmern schuldig seyn kann. Ehestens denk ich Ihnen ein mal einen langen Brief zu schreiben. Denn ich hab Ihnen vielerley zu schreiben Der Ihrige Klopstock
38. AN A N N A C Ä C I L I E A M B R O S I U S , 20. F E B R U A R
KOPENHAGEN,
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Koppenh. den 2.oten Feb. 1768 Sie scheinen meinen lezten Brief nicht bekommen zu haben, in dem ich Ihnen allerhand von der Prinzessinn sagte. Wenn sich meine kleine manchmal ein wenig an meine Stelle sezte; (denn ganz kann sie das nicht) so würde sie auch etwas davon wissen, was das für ein beklommner Zustand wäre, wenn man ein Mädchen wirkl. so sehr liebt, als ich Sie liebe; u doch, durch seinen Gesundheitszustand veranlaßt, so zweifelhaft ist, was man zu thun, u nicht zu thun hat. Wenn Sie unsre Situation nicht in diesem Gesichtspunkt ansehn; so erinnern Sie sich meiner vorigen Briefe gar nicht, u sind dicht dabey, mir sehr Unrecht zu thun. Und das wollen Sie doch gewiß nicht. Briefe, wie Ihr lezter war,
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(ich habe ihn eben bekommen) greifen mich ordentlich an. Als wenn ich nicht wüste, wie liebenswürdig Sie wären; u als wenn ich es nicht fühlte, wie sehr Sie es mir sind. Da haben Sie in dem Schieß wig herum trisettet; u dann schreiben Sie mir endl. auch einmal, u machen mir Vorwürfe, süsse Vorwürfe zwar, aber doch immer Vorwürfe. Nicht ohne Anlasse mit dem Könige nach Norwegen zu reisen, überdieß bey allerhand guten Ursachen es zu thun, reise ich gleichwohl nicht mit; u was wollen Sie denn nun . . . f f . . .nGesicht? Wenn Sie nur Ihre Briefe hübsch leserlich schrieben (es läßt mir zwar eben nicht, diese Bitte zu thun, weil ich selbst noch unleserlicher schreibe) so könnte ich sie auch fein bald lesen. Wissen Sie denn gar nicht, wie es einem geht, wenn man Briefe von seinem süssen Mädchen bekömmt? Man will die Briefe auf einmal aufschmausen; u man würde sie kaum gleich recht lesen können, wenn sie gleich von einem Schreibmeister geschrieben wären. Nun, klein dumm Ding, werden Sie doch von ungefähr errathen können, wie es einem geht, wenn Sie die Schreibmeisterinn sind. Ich bekomme eben Besuch — fortschreiben will ich freylich, aber ob ich Ihren Brief noch einmal werde lesen können, um ihn ganz herauszubringen, das weis ich nicht, ich meine zur Beantwortung lesen. Denn sonst lese ich ihn gewiß diesen Abend noch einmal, u Morgen früh wieder. Denn mein ganzes Herz liebt das Mädchen, das ihn geschrieben hat. — Von Wegner hab ich immer geglaubt, daß es ein Mann von Urtheil wäre; er ist mir aber auch immer ein wenig stolz vorgekommen, u so was laß ich zwar auf eine ganz höfliche Art passiren, bekümmre mich aber auch nicht viel um die Leute, welche die angeführte Eigenschaft oder eine ähnliche haben. Und dieß ist mein Fall mit W. Warum spotten Sie denn manchmal über dieß u das, das unter ihrer Satyre ist? Glauben Sie ja nicht etwa, süsse Kleine, daß dieß ein Vorwurf seyn soll. Als ich noch in Ihren Jahren war, hielt ich auch mehr der Satyre würdig, als jezt... Mit Z glaube ich ist es nur Scherz, wenn er Ihnen gesagt hat, daß er eine andre liebt, u diese andre diejenige ist, die ich meine; ich bekam mit Ihrem Briefe auch einen von ihm, der ganz kritisch über gewisse Anmerkungen zum Hermann war. - Nun fällt mir wieder dieß u jenes ein, was Sie mir über den Triumphgesang in Vergleichung mit der Ode an meine Freunde gesagt haben, u was ich Ihnen darauf geantwortet habe - Aber wenn ich denn geantwortet habe, so schweigt die kleine Liebenswürdige Eisgängerinn, näml. just alsdann wenn nun die Sache zu der Reife der Ausmachung gekommen ist. Und überhaupt allerhand solche Sachen
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z6. M ä r z 1768
thut sie. Z . E . noch, wenn Sie mir aus allerhand Geschichtschreiber Munde Schuld gegeben hat, daß ich vielerley Liebeshistorien gehabt hätte, u ich dann ganz ernsthaft darauf antworte; so schweigt das flüchtige Mädchen, das nicht lange über Einer Sache seyn mag, hernach mausestill. Auf ein ander mal von dieser u anderen Sachen u besonders auch Ihren lezten Brief mehr.
3 9 . A N A N N A C Ä C I L I E A M B R O S I U S , K O P E N H A G E N , 2.6. M Ä R Z
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den 2.6ten März 1768 Ich kann Ihnen nun sagen, daß ich entweder in den lezten Tagen des Aprils oder in den ersten des Mays mit der Geh. Räthinn B verreisen werde, wenige Tage näml. vor dem Könige, denn es ist noch nicht ausgemacht, wenn der König verreisen wird. Aber dann kann ich Sie gleichwohl fürs erste nur kurze Zeit sehn. Denn ich muß die Geh.R bis Borstel begleiten. Wir bleiben vermutl. wie gewöhnl. die Nacht bey dem Amtmann in Appenrade, u dann wechseln wir in Flensburg nur Postpferde. Aber das ist mir zu kurze Zeit. Was halten Sie also von folgendem Vorschlage. Hat P B keinen Bekandten in Appenrade zu dem er mit Ihnen reisen kann? So sah ich Sie den Abend in App. u führe mit Ihnen nach Flensburg, u bliebe da solange bey Ihnen, bis unser Postilion das drittelmaal bliese. Aber der gute Freund in Appenrade müste ein Mann seyn, der nicht für nötig fände mich deßwegen mit vielen Gesprächen zu unterhalten, weil ich mit der Geh.R. reiste; denn andre Ursachen der Unterhaltung wird wohl eben kein Appenrader haben. Herr B. muß dann so freundschaftl. gegen uns seyn, u mit dem Manne recht viel schwazen und wenn er Jungfer Töchter hat, die gar höflich sind, u viel Knikse machen, so will ich die Mädchen schon kriegen, ich will ihnen allerhand Liebeserklärungen machen, die freylich nicht sie, sondern nur eine gewisse Zuhörerinn angehn, u das Ding will ich so lange fortsezen, bis sie endl. dem Hr. Papa u B. zuhören. — Wenn Sie so lange getanzt haben, so müssen Sie sich fein hinlegen u schlafen, u weder plaudern noch Briefe schreiben, so angenehm diese Briefe auch gewissen Leuten seyn könnten. Merken Sie sich das! Ich fürchte, daß, wenn dieser Brief bey Ihnen ankömmt, Sie noch von den Glüksburger Schwärmereyen ausschlafen werden. — Was wekt ihr mich denn? Laßt
Nr 40
j . April 1768
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mich schlafen. Wenn ich diesen Nachmittag um 3 Uhr frühstücke, so erinnert mich dran, daß ein Brief da ist. .. Mädchen! Mädchen!
40. VON G L E I M , H A L B E R S T A D T , 3. A P R I L
Nicht
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abgeschickt(?)
Halberstadt den 3ten Ap (Textverlust) So einen Brief wie den, vom i