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German Pages [373] Year 2023
Translation Landscapes – Internationale Schriften zur Übersetzungswissenschaft
Band 7
Herausgegeben von Artur Dariusz Kubacki und Piotr Sulikowski
Die Bände dieser Reihe sind peer-reviewed.
Artur Dariusz Kubacki / Piotr Sulikowski (Hg.)
Von der Fachübersetzung zur literarischen Übersetzung
Mit 48 Abbildungen
V&R unipress
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar. Diese Publikation wurde von der Pädagogischen Universität Kraków und der Universität Szczecin finanziert. Das Buch ist das Ergebnis der wissenschaftlichen Zusammenarbeit im Bereich der Forschungen zur Translationswissenschaft zwischen dem Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft der Pädagogischen Universität Kraków und dem Institut für Sprachwissenschaft der Universität Szczecin. Gutachter:innen: Dr. habil. Marcin Walczyn´ski (Universität Wrocław) und Univ.-Prof. Dr. habil. Iwona Wowro (Schlesische Universität Katowice) © 2023 Brill | V&R unipress, Robert-Bosch-Breite 10, D-37079 Göttingen, ein Imprint der Brill-Gruppe (Koninklijke Brill NV, Leiden, Niederlande; Brill USA Inc., Boston MA, USA; Brill Asia Pte Ltd, Singapore; Brill Deutschland GmbH, Paderborn, Deutschland; Brill Österreich GmbH, Wien, Österreich) Koninklijke Brill NV umfasst die Imprints Brill, Brill Nijhoff, Brill Hotei, Brill Schöningh, Brill Fink, Brill mentis, Vandenhoeck & Ruprecht, Böhlau, V&R unipress und Wageningen Academic. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISSN 2747-4496 ISBN 978-3-7370-1585-1
Inhalt
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Dolmetschen – Übersetzen – Sprachmitteln – Translationstechnologie Bolesław Cies´lik / Boz˙ena Iwanowska White Russia or Belarus? German problems with the name of a certain state . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Renata Czaplikowska Zum Stellenwert der Übersetzung und der Muttersprache im kommunikationsorientierten DaF-Unterricht . . . . . . . . . . . . . . . .
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Guntars Dreijers Identification and Inclusion of Metalpoint Art Terms from English into Latvian . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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ˇ uricová / Eva Molnárová Alena D Die multilinguale Datenbank im Rahmen des APVV-Projekts Language in the City . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Agnieszka Gicala HOMELAND, MOTHERLAND, FATHERLAND or simply HOME? The concept’s (un)translatability from a cognitive-ethnolinguistic perspective . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Marek Gładysz Zur Vorbearbeitung der Texte bei der maschinellen Übersetzung . . . . .
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Inhalt
Jan Gos´cin´ski Polish notariusz and Anglo-Saxon notaries public from a translator’s perspective . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Łukasz Karpin´ski Evolution of the structure of the lexicographical compendia and the development of the World Wide Web, text corpora and machine translators . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 Artur Dariusz Kubacki / Karin Ritthaler-Praefcke Staatliche Prüfung für Dolmetschende und Übersetzende in Polen und Deutschland. Gemeinsamkeiten und Unterschiede . . . . . . . . . . . . . 125 Jana Lauková / Jana Sˇtefanˇáková Geschlechtergerechte Sprache in deutschen und slowakischen EU-Dokumenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 Magdalena Łomzik Aktuelle Studien- und Weiterbildungsangebote für MedizinübersetzerInnen im Sprachpaar Polnisch-Deutsch . . . . . . . . . 159 Małgorzata Osiewicz-Maternowska Ein Korpus an rechtswissenschaftlichen Standardsätzen für das Sprachpaar Deutsch-Polnisch – ein Hirngespinst oder die berufliche Realität des Übersetzers? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 Beata Podlaska Zur Übersetzungskompetenz der Kandidaten für beeidigte Dolmetscher und Übersetzer in der Online-Ausbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 Justyna Sekuła Stellenangebote für deutschsprachige Kundenbetreuer aus translatorischer Sicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199
Literarisches Übersetzen Jarosław Dumanowski / Aleksandra Matulewska / Kyong-geun Oh A Case Study of the Translation of Culinary Terminology in Adam Mickiewicz’s epic poem “Master Thaddeus, or the Last Foray in Lithuania: A Tale of the Gentry in Years 1811–1812, in Twelve Books of Verse” into Korean with References to Two English Translations . . . . . 211
Inhalt
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Ulrike Jekutsch Sarbiewski in zwei deutschen Übersetzungen des späten 18. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231 Emil Daniel Lesner Zu ausgewählten sprachlichen und kulturellen Schwierigkeiten bei der Wiedergabe des Dramas Der Bonker von Walter Moers ins Polnische . . . 249 Rafał Krzysztof Matusiak / Anna Szkonter-Bochniak The case of Pagli by Ananda Devi: a self-translation or a new original novel rewritten in English? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267 Piotr Plichta Polish reception of Damon Runyon’s short stories and the translation of proper names of his petty criminal characters . . . . . . . . . . . . . . . . 281 Brigitte Schultze / Beata Weinhagen Multimodale Bedeutungsbildung in polnischen Literaturcomics: Profesor Andrews (2015) und Lisica i wilk (Füchsin und Wolf, 2014)
. . . 293
Piotr Sulikowski Anwendung des I-Faktorenmodells für die literarische Übersetzung
. . . 335
Joanna Warmuzin´ska-Rogóz˙ The female element in translation. Feminine forms based on Quebec . . . 351 Zu den Autorinnen und Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 365
Vorwort
Es ist uns eine große Ehre, alle Leserinnen und Leser, die reges Interesse an der Übersetzungswissenschaft bekunden, zu einer neuen Schriftenreihe Translation Landscapes – Internationale Schriften zur Übersetzungswissenschaft einladen zu dürfen. Die Reihe wurde im Januar 2023 von den Reihenherausgebern Artur Dariusz Kubacki und Piotr Sulikowski beim Verlag V&R unipress gegründet. Der Name der Reihe kommt nicht von ungefähr, denn unter diesem Titel sind von 2017 bis 2023 sechs Bände im Verlag Dr. Kovacˇ erschienen, und die neue Reihe stellt deren Fortsetzung dar. Alle Bände sind das Ergebnis der durch die Universität Szczecin seit 2016 in Pobierowo organisierten internationalen übersetzungswissenschaftlichen Konferenzen, die sich, wie es im Vorwort zum ersten Band heißt, „an alle Interessierten am Problem der allgemeinen, literarischen und Fachübersetzung/Fachsprachen“ richten und „die Erschaffung einer Plattform für die Verständigung und den Erfahrungsaustausch sowohl für die Theoretiker als auch für die Praktiker der Übersetzungswissenschaft“ ermöglichen. Aus der wissenschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Prof. Piotr Sulikowski vom Institut für Sprachwissenschaft an der Universität Szczecin und Prof. Artur D. Kubacki, dem Leiter des Lehrstuhls für Deutsche Sprachwissenschaft an der Pädagogischen Universität Kraków, wurde im Jahr 2020 die formale Vereinbarung getroffen, dass die Pädagogische Universität Kraków zur festen Mitveranstalterin der übersetzungswissenschaftlichen Konferenzen wird. Beschlossen wurde zudem, dass die Konferenz jährlich stattfinden wird: einmal in Pobierowo und einmal in Małopolska (Kleinpolen). Die sechste Internationale Übersetzungswissenschaftliche Konferenz Translation Landscapes VI fand daher vom 13. bis zum 15. Oktober 2022 in Szaflary bei Zakopane (Kleinpolen) statt. Mehr als 50 Teilnehmende konnten wir vor Ort persönlich begrüßen, darunter 36 Referentinnen und Referenten aus Polen, Deutschland, Lettland und der Slowakei. Der vorliegende Band, versehen mit der Nummer sieben, trägt den Titel Von der Fachübersetzung zur literarischen Übersetzung und stellt das Ergebnis der auf
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Vorwort
der Konferenz in Szaflary vorgetragenen Studien aus Themenbereichen wie literarisches Übersetzen, Fachübersetzen, Sprachmitteln und Translationstechnologien dar. Der Konferenzband enthält 22 Beiträge in deutscher und englischer Sprache, die wir der Übersichtlichkeit halber folgenden zwei Themengruppen zugeordnet haben: literarisches Übersetzen und Fachübersetzen (Dolmetschen – Übersetzen – Sprachmitteln – Translationstechnologie). Der Band schließt mit Kurzvita zu den einzelnen Autorinnen und Autoren ab. Wir danken sehr der Pädagogischen Universität Kraków und der Universität Szczecin für die großzügige Finanzierung dieser Publikation. Ebenfalls bedanken wir uns herzlichst bei den Gutachtern des Bandes, Univ.-Prof. Dr. habil. Iwona Wowro von der Schlesischen Universität Katowice sowie Dr. habil. Marcin Walczyn´ski von der Universität Wrocław, für ihre konstruktive Kritik an den Beiträgen und die wertvollen sprachlichen Hinweise. Artur Dariusz Kubacki und Piotr Sulikowski
Dolmetschen – Übersetzen – Sprachmitteln – Translationstechnologie
Bolesław Cies´lik (Uniwersytet Pedagogiczny im. KEN w Krakowie, Kraków) / Boz˙ena Iwanowska (Akademia EkonomicznoHumanistyczna w Warszawie, Warszawa)
White Russia or Belarus? German problems with the name of a certain state
Abstract A common name in the German language for the country situated between Poland and Russia is Weißrussland, i. e. White Russia. This name evokes associations as to the dependence of Belarus on Russia, or even that it is part of the larger neighbour. The article discusses the processes taking place in Germany leading to the replacement of the former term with an alternative one, namely Belarus. The practice of German authorities in this respect is shown, as well as the efforts of journalists trying to make Germans aware of the separateness of the Belarusian nation from the Russians. The article falls within the current of toponymic research, or more precisely choronymy, i. e. the science of names of states and countries. The authors, drawing on the work of linguists, try to prove that the names of countries, contrary to popular opinion, not only identify places, but also contain and convey cultural content, which has an impact on social consciousness. Keywords: Belarus, toponyms, onomastics, German
Following the rigged presidential elections 2020 in Belarus, the country was of interest to international press. When intensive riots broke out for several weeks, it remained in the headlines all over the world, enjoying public support particularly in the West. After the beginning of the war in the Ukraine, Belarus, instead of receiving compassion, is being condemned for its support of Russian forces in the war in Ukraine or even it is conceived as a part of Russia. This is the case particularly in Germany where the name of the country itself suggests its connection to the bigger eastern neighbour. The most popularly name used for Belarus in the German language is Weißrussland (that means White Russia). The main goal of the article is to show efforts undertaken by some journalists and public administration in Germany as well aiming at awaking the awareness of national distinctiveness of Belarus from Russia. A few words of introduction about the study of names and, in particular, of country names are needed to understand the linguistic ramification of the subject. The field of linguistics dealing with the study of proper names is onomastics. It began to develop
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in the first half of the 19th century at the interface of several scientific disciplines (philology, history, geography, topography and ethnography) and gained the status of an independent discipline within linguistics. Onomastics can, in a sense, be contrasted with lexicology – a science of vocabulary dealing mainly with common words. (Czerny 2011: 14)1
With regard to the object of the research, onomastics includes two traditional sub-disciplines: anthroponomastics and toponymics, and the newer one – chrematonymy. The former deals with personal names – individual names (i. e. first names, nicknames, pseudonyms), as well as collective names (surnames, names of nationalities and inhabitants). The latter deals with toponyms (Greek: topos ‘place’ + ónyma ‘name’), i. e. local or geographical names (Czerny 2011: 15). In contrast, the third examines the proper names of cultural objects (man-made objects, artefacts) (Greek chremata ‘things, goods’) (cf. Czerny 2011: 16). Among toponyms, a distinction is made between oeconyms (names of human settlements) and hydronyms (water names), oronyms (mountain names), urbanonyms (names associated with urban areas) and others (cf. Czerny 2011: 15). Another division of toponyms is the distinction between macrotoponyms and microtoponyms. The former are the names of large known geographical areas, such as cities, rivers or mountain ranges, while the latter are the names of smaller units, e. g. villages, city districts, streets, settlements (cf. Nübling / Fahlbusch / Heuser 2015: 206–207). This article remains in the research area of yet another sub-field of toponymy – choronymy or choronymics, i. e. the field of linguistics that studies the names of geographical regions of countries, states and administrative units. It will discuss the contemporary use of the name of the country between Poland and Russia in the German language. Although there is no room here to consider its etymology, it is worth mentioning that the dispute over the origin of the name Belarus has been going on for about two hundred years, and hypotheses about the Slavic, Tatar or even Irish origin of the use of colours to denote nations have been put forward by both linguists and historians. Problems and disagreements also relate to the geographical location of Belarus and date back to the Middle Ages. An example is the view of some authors writing in Latin at the time that the area of interest is called Belarus – Alba Ruscia in Latin – on the grounds that it is part of Rus, which was once Albania (cf. Łatuszonek 2006: 23). Returning to the German language, the authors underline that in contrast to its economic and political importance to Germany, Belarus has quite a number of terms in this language: Weißrussland, Belarus, Belorus, Belarußland (that is in the former GDR), Byelorussland, Weißruthenien. Here it has to be clarified, that 1 Unless otherwise stated, all translations of sources were prepared by the authors of the article.
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Ruthenien is the common name for the territories that now constitute Russia, Belarus and Ukraine. There is another German equivalent of Rus: Reußen, but it does not have the compound *Weißreußen: instead, there are Rotreußen (Red Ruthenia) and Schwarzreußen (Black Ruthenia). In the Grimms’ dictionary of the German language (19th century), another word for Rus – Reusze can be found, also without the compound *Weißreusze. While considering how the name Belarus functions in German, we will look first at the language used by official bodies of the German state, and then at less official language, especially press publications. Names of states as well as commonly used terms for wholly or partly sovereign entities that form a political-administrative unit are standardised in international law. When defining states, one can use either a full name or an abbreviated name. Full names are the official names that appear in international trade, e. g. the Federal Republic of Germany (Bundesrepublik Deutschland). Abbreviated names are usually identical to those commonly used in everyday linguistic communication, e. g. Germany (Deutschland) (cf. Nübling / Fahlbusch / Heuser 2015: 209). The names of states should be distinguished here from those of countries. The latter are homogeneous territories distinguished on the basis of physical geography or even anthropogeography, and may be part of several states as was the case with Poland divided between the partitioners in the 19th century, or one state may encompass several countries, e. g. the United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland (cf. Nübling / Fahlbusch / Heuser 2015: 209). Who decides which name is correct? In principle, especially with regard to the names of countries, it is decided by tradition and historically evolving natural language. However, with the emergence of states and especially international organisations, the need arose to establish a universally valid form for certain names. In the case of geographical names, the authors can refer to this as the standardisation of geographical names. According to the Glossary of Terms Used in the Standardisation of Geographical Names, it is “the prescription by a names authority of one or more particular names, together with their precise written form, for application to a specific geographical feature, as well as the conditions for their use” (Kadmon 2002: 24). These bodies determine the valid names of both countries and states (as well as other geographical units). Internationally, the work to unify the naming of countries is carried out by the United Nations Economic and Social Council, and within it by the Expert Group on Country Names. It has published a List of State Names in the six official UN languages: English, French, Spanish, Russian, Chinese and Arabic. German is not among these languages, so the official name of Belarus in this language has to be found in other publications.
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Most countries have bodies or organisations whose purpose is to establish official geographical names, e. g. In Poland there are two standardisation commissions. The standardisation of geographical names in Poland is dealt with by the Commission for the Establishment of Place Names of Physiographic Objects, an agency of the Ministry of Internal Affairs and Administration. The second naming body is the Commission for the Standardisation of Geographical Names beyond the Polish Borders, supervised by the Chief Surveyor of Poland. (Wolnicz-Pawłowska 2006: 80)
For the current study the findings of the latter Commission are relevant. The Commission for the Standardisation of Geographical Names beyond the Borders of the Republic of Poland was established by the Regulation of the Minister of Internal Affairs and Administration of 24 March 2000 on the procedure and scope of activities of the State Geodetic and Cartographic Council and the Commission for the Standardisation of Geographical Names beyond the Borders of the Republic of Poland and the principles of remuneration of their members. Its tasks include, inter alia, elaboration of official lists of Polish names of countries, dependent territories, administrative units, localities, physiographic objects and other geographical objects located beyond the borders of the Republic of Poland. The Commission has published the Official List of Polish Geographical Names of the World (the current edition is from 2019, the first edition is from 2013). According to this list, the official abbreviated name of Poland’s eastern neighbour is Białorus´ (Belarus) and the full name is Republika Białorusi (Republic of Belarus). In the Federal Republic of Germany the analogous body is the Standing Commission for Geographical Names (Ständiger Ausschuss für geographische Namen), which comprises experts from Germany, Austria, Switzerland and the German-speaking community in Belgium. The Commission publishes the List of State and Derivative Names in German. Unlike the Polish list, this compilation is not legally binding. The lists issued by the respective foreign ministries in the individual German-speaking countries, which however follow the recommendations of the Standing Commission, have binding force. – In the case of the Federal Republic of – Germany, this is the List of names of countries for official use in the Federal Republic of Germany (Länderverzeichnis für den amtlichen Gebrauch in der Bundesrepublik Deutschland) issued by the German Foreign Ministry (Auswärtiges Amt); – in the case of Austria, the List of State names and their derivatives in the forms used by the Federal Ministry for Europe, Integration and Foreign Affairs (Liste der Staatennamen und deren Ableitungen in den vom Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres verwendeten Formen);
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– and, in the case of Switzerland, the List of State designations issued by the Department of Foreign Affairs (Liste der Staatenbezeichnungen: Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten). Returning to the name of Belarus, until recently there was a dualism in the Federal Republic of Germany. In international relations, the name Belarus was used in diplomacy. By contrast, in official writings for internal use, the name Weißrussland was used. It was not until the official List of State Names issued in 2021 that it was recommended to use only the term Belarus. This is the situation from an official point of view. However, as the authors have mentioned above, the colloquial language and the written language used by journalists and writers are shaped differently. Here, until very recently, the name Weißrussland reigned supreme. It belongs to the popular categories of German country names that end in -land, such as Deutschland, Finnland and, of course, Russland. The term Weißrussland evokes associations with Russia, after all, the second part of the term is Russia in German. This was met with criticism by those emphasising the separateness of Belarus from its eastern neighbour. In fact, diplomatic representations of Belarus in German-speaking countries consistently use the name Belarus. The first signal and call for a change in the nomenclature adopted in Germany was an article by the German journalist and historian Felix Ackermann, who now lives in Poland and works for the German Historical Institute in Warsaw. He published an article in the Swiss daily Neue Zürcher Zeitung on 20 January 2020 under the title Belarus ist mehr als Weißrussland (Belarus is more than White Russia). In addition to presenting the social and political situation in Belarus at the time, the author called for the term Weißrussland to be dropped and replaced by the name Belarus. In doing so, he referred to previous examples of renaming countries, such as the abandonment of the name Burma in favour of Mianmar, the acceptance of the name North Macedonia and the specifically German change from Tschechei to Tschechien. The author also mentioned the example of Sweden, which in 2019 made a change analogous to the proposed one, abandoning the name Vitryssland. The main argument in favour of the name change is that in the original language the noun Belarus has no reference to Russia (Russland) but to Kievan Rus (Kiewer Rus). As Ackermann writes “The falsely used toponym Weißrussland is inscribed with a semiotic affiliation to Russia” (Ackermann 2020: 20). Although, as he explains, Rus is Ruthenien in German and until the Second World War the name Weissruthenien functioned in German, for historical reasons this name should not be used nowadays, as it is associated with the conquest and colonisation policy of the First World War and the Second World War.
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Ackermann is aware that such a change is caused by political circumstances. However, a distinctive name is an important expression of political independence. And while no one in Germany doubts the independence of Ukraine (Ackermann’s article was written in 2020), the awareness of the distinctiveness of the Belarusian nation is not at all widespread. Ackerman’s most linguistically controversial proposal is to change the spelling of the adjective Belarusian from bielarussisch to bielarusisch (with one ‘s’ instead of double ‘ss’), which would unintentionally change the pronunciation as well. The article provoked a considerable response, especially when Belarusian affairs came to the forefront of the world press after the presidential election on 9 August 2020 and the violent social unrest in Belarus that followed. On the pages the German daily newspaper Die Welt, Polish-born political scientist Jerzy Mac´ków, who works scientifically in Germany, spoke out in favour of the widespread use of the name Belarus in a commentary. He noted that “Most people in this country probably only realise as of 2020 that the state whose real name is ‘Belarus’, located only a few hundred kilometres from Germany’s eastern border, is not part of Russia”2. A number of newspapers, magazines, online portals (e. g. Westdeutsche Allgemeine Zeitung of 19 August 2020, RND Redaktionsnetzwerk Deutschland of 1 September 2020, the form Belarus is used by public radio and television stations, the DPA news agency) spoke in a similar vein. In July 2020, a recommendation analogous to the one postulated by Felix Ackermann was made by the Belarus-German Historical Commission. The commission was established on the initiative of the presidents of the two countries at the beginning of 2020 and comprises historians from the Belarusian Academy of Sciences and the German Society for Eastern Studies. It is financially supported by the German Foreign Ministry. Felix Ackermann himself was its member until July 2021. The committee cited similar arguments to those described above, adding a clarification as to the pronunciation of the adjective belarusisch. The letter ‘s’ is to be pronounced like ‘ß’, although the rules of German pronunciation would rather require a voiced ‘s’ (z) here. Similarly, according to the Commission, the name of a resident of Belarus should be written with a single ‘s’ – Belaruse, Belarusin. In keeping with the times in 2021 the German Foreign Ministry abandoned its recommendation to use the name Weißrussland in domestic official correspondence in favour of a complete change to Belarus. However, contrary to the recommendation of the Historical Commission, the adjectival form belarussisch 2 Mac´ków, Jerzy (2021): Warum Deutsche nicht von ‘Weißrussland’ sprechen sollten. https:// www.welt.de/debatte/kommentare/article231512241/Belarus-oder-Weissrussland-Warum-Sp rache-historisch-sensibel-sein-muss.html [28. 11. 2022].
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(double – ‘ss’) was left in place as a suggested form, just as the name of a resident of Belarus is to be written with double ‘s’ (‘ss’), i. e. Belarusse, i. e. white Russian rather than Rusyn. Similar adjectival forms and names of inhabitants of Belarus are recommended by the Austrian Federal Ministry for Europe, Integration and Foreign Affairs and the Swiss Department of Foreign Affairs (the latter lacks the term for inhabitants of the country). It should be noted, however, that the proposals for change do not necessarily find understanding among Germans. The ratings for the views expressed in the aforementioned article by Jerzy Mac´ków are as follows: 60 in favour and 306 against. Some German linguists also consistently continue to use the name Weißrussland. An example is Professor Ernst Kausen, the author of the work Die indogermanischen Sprachen (The Indo-Germanic Languages). In a note to his article “Putin’s linguist’s big lie” published in Die Welt on 11 March 2022 he stated that he intends to use the form Weißrussland in the future. Similarly, as Ackermann stated in an interview for the Polish magazine Przegla˛d Bałtycki: “the Springer publishing house and the Swiss Neue Zürcher Zeitung do not adhere to our proposal”3, and many journalists could not be persuaded to “belarusisch” with only one ‘s’. It is therefore worth considering whether changing the name used in Germany will really make any difference or whether the whole discussion is purely academic. According to the generally accepted view, “the most typical (geographical) names, such as Wisła (Vistula) and Warszawa (Warsaw) are semantically opaque to users – they are referred to as ‘meaningless labels’ and, in the view of most linguists, have no lexical meaning” (Czerny 2011: 245). This view derives from John Stuart Mill, who argued that “proper names have no connotation (i. e. lexical meaning), but only denote (i. e. denote a single object)” (cf. Włoskowicz 2015: 57–58). Zofia Kaleta takes a similar view in Polish science. She states that a proper name “does not contain linguistic content. There is a direct relationship (not through linguistic content) between the proper name and the individual object called by it” (Kaleta 1998: 34). However, “every geographical name, including choronyms, has two basic functions, not devoid of interdependence. The primary (primordial) function is the identification of a place” (Cies´lar 2014: 60). They can also be For some names, the secondary function has become equivalent or even dominant; examples are the names Wawel and Grunwald – which are carriers of historical memory and national symbols for Poles […] Names contain and convey certain cultural con-
3 Otocki, Tomasz (2020): Felix Ackermann, Niemcy nie mówcie o białej Rosji, mówcie o Białorusi. https://przegladbaltycki.pl/16418,felix-ackermann-niemcy-nie-mowcie-o-bialej-rosji-mowcie -o-bialorusi.html [10. 10. 2022].
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tent – the meaning associated with the naming and the meaning they acquired secondarily. (Czerny 2011: 245)
Can such a secondary function be performed by the names of foreign countries and can the morphological structure of the name influence this function? It seems so, and this is the case with the German term Weißrussland. It connotes the proximity or perhaps partial identity of Belarus with Russia. In the example in question, we deal with an overlap of social awareness, or perhaps rather a lack of awareness of the ethnic, political and linguistic separateness of Belarus from Russia. The secondary function suggested by the name Weißrussland conveys Belarus’ dependence on Russia and, conversely, Russia’s power over Belarus. The situation when geographical names are used for political purposes is not new or unique. The element of power and conflict has always been inscribed in the naming and use of proper names. The political use of toponymy is particularly evident in the case of oeconyms and choronyms created or propagated to justify annexation (e. g. Austrian Königreich Galizien und Lodomerien) or to erase traces of previous independent statehood in occupied territories (e. g. Russian Привислинский край). (Włoskowicz 2016: 25)
It should be recalled that similar linguistic procedures were used in the 19th and early 20th centuries by Germany to refer to Poland. The popular name for the part of Poland that remained under Russian annexation was Russisch-Polen (Russian Poland). In this case, it was Poland that was the defined segment and Russia the defining one, while in the case of Weißrussland it is the other way around – it is the weiß-secondary part that defines the main part, i. e. Russia. When describing the name Weißrussland, one can use the term ‘claiming choronym’, introduced by Wojciech Włoskowicz (2016: 25). It shows Russia’s claim to the whole of this country, as well as Germany’s complete unanimity with Russia in this respect, at least on a linguistic level. The abandonment of the name Weißrussland in favour of Belarus may, in the long term at least, go some way to breaking the mental link between Russia and Belarus that exists in the minds of many native speakers of German. The newly proposed name Belarus does not contain Germanic morphemes, so it is, as Roman Lewicki would say, a carrier of foreignness (cf. Lewicki 2000: 45). And it is precisely this foreignness that can help to popularise in the German consciousness the subjectivity of Belarus independent of Russia.
White Russia or Belarus? German problems with the name of a certain state
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Renata Czaplikowska (Uniwersytet Pedagogiczny im. KEN w Krakowie, Kraków)
Zum Stellenwert der Übersetzung und der Muttersprache im kommunikationsorientierten DaF-Unterricht
Abstract On the importance of translation and the mother tongue in communication-oriented teaching of German as a foreign language In communication-oriented language teaching, most teachers avoid the mother tongue because they believe that it cannot contribute in any way to students’ progress. In particular, the so-called lesson language that regulates and organizes students’ interaction with the teacher is a problematic area. Ministerial guidelines recommend keeping mother tongue to a minimum and teaching lessons as monolingually as possible. However, a growing body of research, as well as examples from teaching practice, provides evidence of how valuable, helpful and even necessary the use of translation and the mother tongue can be. This article provides a brief overview of the history of mother tongue use and makes the case – based on both research and teaching practice – for a turn towards bilingualism and a reassessment of the importance of the mother tongue so that it is recognized as a learner asset and finds its place in classroom discourse. Keywords: communication-oriented language teaching, mother tongue, monolingualism, bilingualism, translation Schlüsselwörter: kommunikationsorientierter Fremdsprachenunterricht, Muttersprache, Einsprachigkeitsprinzip, Zweisprachigkeit, Übersetzung
Einleitung Im kommunikationsorientierten Fremdsprachenunterricht vermeiden die meisten Lehrenden die Muttersprache, weil sie glauben, dass sie in keiner Weise zum Fortschritt der Lerner in den wesentlichen Kompetenzbereichen beitragen kann. Wortschatzarbeit, Grammatikvermittlung, Erteilung von Hausaufgaben erfolgen ausschließlich in der Zielsprache. Auch die sogenannte Unterrichtssprache, die die Interaktion der Lerner mit dem Lehrenden organisiert und regelt, ist konsequent die Zielsprache, was besonders problematisch sein kann. Dieses Verhaltensmuster ist keinesfalls zufällig. Die Lehrer halten sich an ministerielle Richtlinien, die ausdrücklich empfehlen, die Muttersprache auf ein Minimum zu beschränken und den Unterricht so zielsprachig wie möglich zu gestalten. Eine
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wachsende Anzahl von Forschungen (vgl. Butzkamm 2003: 174–192, Butzkamm / Schmid-Schönbein 2008: 6–8, Graf 1997: 23, Polleti 1995: 399, Rößel 1994: 109, Wowro 2011: 249–251) sowie Erkenntnisse aus der Unterrichtspraxis zeigen jedoch, wie wertvoll, hilfreich und in vielerlei Hinsicht sogar notwendig der Gebrauch der Muttersprache und der gezielte, punktuelle Einsatz von Übersetzungen sein kann. Der folgende Artikel setzt sich zum Ziel, einerseits einen groben Überblick über die Geschichte des Muttersprachengebrauchs und der Übersetzung im Fremdsprachenunterricht zu geben, andererseits – gestützt auf Forschungsergebnisse und Erfahrungen aus der Unterrichtspraxis – Argumente für eine stärkere Hinwendung zur Zweisprachigkeit und eine Neubewertung der Bedeutung der Muttersprache zu präsentieren, damit sie mehr als Bereicherung für die Lernenden und weniger als Hindernis anerkannt wird und ihren Platz im Unterrichtsgeschehen wiederfindet.
Stellenwert der Muttersprache und der Übersetzung im Fremdsprachenunterricht Bevor konkrete Argumente angeführt und diskutiert werden, kann es bereichernd sein, kurz in die Vergangenheit zu schauen und ausgewählte konventionelle Sprachlernmethoden überblicksartig in Bezug auf die Rolle der Muttersprache und der Übersetzung vorzustellen. Im achtzehnten und mittleren neunzehnten Jahrhundert wurden die modernen Sprachen in die Lehrpläne der europäischen Schulen aufgenommen und nach dem Vorbild des Lateinischen gelehrt. Lerner sollten hauptsächlich Sätze übersetzen und deduktiv eingeführte grammatische Strukturen und Regeln anwenden. Das Hauptlehrziel war die Beherrschung der Fremdsprache als ein formales System, das in der Muttersprache erklärt wird. Im 19. Jahrhundert kam die Grammatik-Übersetzungs-Methode in Gymnasien zur Entfaltung (vgl. Neuner / Hunfeld 1993: 19). Als Zweck galt es, klassische Texte der Antike in der Originalsprache zu lesen, nachzuvollziehen und zu übersetzen (vgl. Roche 2005: 12). Es ging also nicht vorrangig um die praktische Beherrschung der Sprache; geschult wurden in erster Linie das Leseverstehen und die Übersetzungskompetenz. Alle für diese Methode charakteristischen Übungen wie die Bildung korrekter Sätze durch Regelanwendung, Satzumformung nach formalen Grammatikregeln, Hin- und Rückübersetzung, bezogen sehr intensiv die Muttersprache mit ein. Die Grammatik und die Wortbedeutung wurden ebenfalls in der Muttersprache erklärt. In der Grammatik-Übersetzungs-Methode betrachtete man die Muttersprache auch als Unterrichtssprache. Dadurch ähnelte der
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Sprachunterricht anderen Schulfächern, in denen der Unterrichtsgegenstand von der Unterrichtssprache, in der er vermittelt wird, getrennt ist. Viele Gelehrte lehnten die Grammatik-Übersetzungs-Methode wegen des Mangels an Sprech- und Hörübungen ab, wollten diesen Ansatz ändern und neue Methoden für den Sprachlernprozess anwenden.1 Ihre Erkenntnisse für einen neuen Sprachlernansatz begründeten sie anhand von Beobachtungen, wie Kinder Sprache verwenden. Eine historische Zäsur bildete das Manifest Der Sprachunterricht muss umkehren! Ein Beitrag zur Überbürdungsfrage des deutschen Sprachlehrers Wilhelm Viëtor, der im Jahre 1886 veröffentlicht wurde. In seinem Text legte Viëtor die Schwächen der Grammatik-Übersetzungs-Methode dar und schlägt eine moderne Methode vor, um sie zu ersetzen. In seinen Überlegungen zur Verwendung der Fremdsprache und der Muttersprache unterstrich er explizit, dass es sich von selbst versteht, dass im Unterricht immer die Fremdsprache gesprochen werden soll. Das Prinzip der neuen sogenannten direkten Methode bestand darin, den Gebrauch der Muttersprache aus dem Lehrund Lernprozess zu verbannen. Die Kommunikation und die Interaktion sollten nun vollständig in der Zielsprache stattfinden, grammatikalische Strukturen auf induktive Weise vermittelt und der Lernstoff vorwiegend mündlich vorgetragen werden. Konkreter Wortschatz wurde mithilfe von realen Objekten, Demonstrationstechniken und Bildern semantisiert. Bei abstrakten Wörtern wurden zur Bedeutungserklärung Assoziationen, Synonyme und Antonyme verwendet sowie Definitionen und Umschreibungen in der Zielsprache eingesetzt. Der Schwerpunkt lag eindeutig auf dem Sprechen und dem Hörverstehen, da diese Sprachfertigkeiten für die mündliche Kommunikationsfähigkeit ausschlaggebend sind. Auch Anweisungen wurden nur in der Zielsprache erteilt, um den sprachlichen Input zu maximieren. Viele Ähnlichkeiten mit der direkten Methode weist die audiolinguale Unterrichtsmethode auf, die ihren Ursprung im Zweiten Weltkrieg hat, und als Armeemethode bekannt wurde. Sie basierte auf der strukturellen Sicht der Sprache und der behavioristischen Theorie des Sprachenlernens und verstand das Erlernen einer Fremdsprache im Grunde als einen Prozess der mechanischen Gewohnheitsbildung. Als Reaktion auf die Unzulänglichkeiten der GrammatikÜbersetzungs-Methode lehnte die audiolinguale Unterrichtsmethode den Gebrauch der Muttersprache ab und betonte, dass Sprech- und Hörkompetenzen den Lese- und Schreibkompetenzen vorausgehen sollten. Das Hauptlehrziel der audiolingualen Methode war die Beherrschung einer korrekten Aussprache und die Entwicklung der Fähigkeit, in Alltagssituationen schnell und präzise zu 1 Der Reformbewegung werden in der einschlägigen Literatur unter anderem Claude Marcel (1793–1876), Thomas Prendergast (1806–1886) und François Gouin (1831–1896) zugerechnet (vgl. Richards / Rodgers 2001: 5).
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reagieren. Grammatik wird kontextuell und induktiv gelehrt. Zu den wichtigsten Aktivitäten gehörten das Vorlesen von Dialogen und Wiederholen von Modellsätzen (vgl. Komorowska 2002: 22). In den 1960er Jahren änderte sich die Bildungspolitik in vielen europäischen Ländern, was unter anderem dazu führte, dass Englisch als Fremdsprache für jegliche Schulzweige als Pflichtfach eingeführt wurde. In den Lehrplänen wurde der Fokus verstärkt auf die Befähigung zur Kommunikation in all ihren Facetten gerichtet. Die aktuell geltende kommunikativ-pragmatische Didaktik unterscheidet sich vom Unterricht der vorherigen Methoden hauptsächlich darin, dass Übungssequenzen so vorbereitet, aufgebaut, strukturiert oder simuliert werden, dass sie Kommunikationsakte bilden (vgl. Neuner 1981: 15). Um die kommunikative Kompetenz zu entwickeln, schafft der Lehrer möglichst viele realitätsnahe Situationen. Charakteristisch für den kommunikativen Ansatz sind Aufgaben, deren Ziel die Verarbeitung und Weitergabe von Informationen ist, und nicht die absolute sprachliche Korrektheit. Die Muttersprache wird auf ein Minimum reduziert und nur in Ausnahmefällen benutzt (vgl. Werbin´ska 2000: 50– 51).
Umgang mit der Muttersprache in der Unterrichtspraxis Aus der jahrelangen Erfahrung mit Unterrichtspraktika, die die Autorin mit ihren Studierenden regelmäßig besucht, lassen sich generell zwei Einstellungen und daraus resultierend zwei gegensätzliche Lehrerverhaltensweisen beim Umgang mit der Muttersprache beobachten. Für eine Gruppe von Lehrenden ist grammatikorientiertes und stark auf Bewusstmachung abzielendes Unterrichten charakteristisch, bei dem grammatische Phänomene in der Muttersprache erläutert werden. Der Unterricht wird sowohl inhaltlich als auch organisatorisch überwiegend in der Muttersprache abgehalten. Oft zu beobachten ist dabei, dass der Rückgriff auf die Muttersprache vorzeitig und unnötig erfolgt. Die andere Gruppe von Lehrenden hält den Unterricht, wie bereits in der Einleitung angedeutet, fast ausschließlich zielsprachig ab und gibt sich sichtlich Mühe, die Muttersprache weitestgehend zu vermeiden. Äußerst selten und zögerlich wird sie für mitteilungsorientierte Tätigkeiten wie die Organisation des Unterrichtsalltags, die Erläuterung von Aufgaben, die Erteilung von Hausaufgaben, die Rückmeldung zu Tests usw. eingesetzt. Die Lehrenden bemühen sich um kleinteilige Aufgliederung der Arbeitsanweisungen, um sie für die Lernenden verständlich zu machen, bedienen sich einer verständlichen Aussprache, setzen nonverbale Mittel wie Mimik, Gestik oder Visualisierungen in Form von Wortoder Bildkarten ein. Auch positionieren sie sich und die Lernmaterialien so, dass sie für die Lerner gut sichtbar sind. Der fast gänzliche Ausschluss der Mutter-
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sprache hat jedoch oft zur Folge, dass die Arbeitsanweisungen nicht präzise genug sind und zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Es wird oft beobachtet, dass die Lerner bei einsprachiger Semantisierung nach einem entsprechenden muttersprachlichen Wort suchen. Spezifische und komplexere landesund kulturkundliche Informationen werden unterhalb des intellektuellen Niveaus der Lernenden vermittelt, weil der Gebrauch der Muttersprache konsequent vermieden wird. Was den Lehrenden beider Gruppen und Studierenden in dieser Rolle allerdings sehr selten gelingt, ist eine gute dynamische Balance zwischen den oben skizzierten Gegenpolen zu finden, und die Muttersprache systematisch, flexibel, selektiv, aber gleichzeitig sorgfältig dosiert und weise platziert zu gebrauchen. Ein eindeutig signalisierter2 und zeitlich begrenzter Gebrauch der Muttersprache bei Ausspracheübungen, bei der Vermittlung landes- und kulturkundlicher Informationen, bei der Fehlerkorrektur und der Besprechung von Hausaufgaben sowie bei der Wörterbucharbeit und beim Lernstrategietraining würde erlauben, wertvolle Unterrichtzeit einzusparen und sie für kommunikative Aufgaben in der Zielsprache zu verwenden.
Das Prinzip der aufgeklärten Einsprachigkeit als viable Alternative Wolfgang Butzkamm, pensionierter Professor für Sprachunterricht in Aachen, vertritt bereits seit Jahrzehnten konsequent die Auffassung, dass die Erstsprache der Lernenden ein wertvolles Werkzeug, eine unverzichtbare Bezugsbasis und das größte Kapital ist, das ihnen den schnellsten, sichersten, präzisesten und vollständigsten Zugang zu einer Fremdsprache ermöglicht. Das Prinzip der Einsprachigkeit ist lediglich in Situationen, in denen der Lehrende die Muttersprache seiner Lerner nicht kennt, gerechtfertigt. Dies ist aber eher die Ausnahme als der Regelfall. In den am häufigsten vorkommenden Unterrichtskontexten steht dem Lehrer nichts im Wege, die Muttersprache verstärkt einzusetzen, denn bei allen Versuchen, die Kommunikation in seiner Klasse möglichst authentisch zu gestalten, unterscheidet sie sich doch im Wesentlichen von authentischen Kommunikationssituationen, auf die der Unterricht die Lerner vorbereiten soll. In einer typischen Unterrichtsklasse sprechen alle Lerner eine gemeinsame Sprache, ihre Muttersprache. Dieses Potenzial gilt es didaktisch zu nutzen. In seinen zahlreichen Publikationen3 postuliert daher Butzkamm, der Mutter2 Durch ein mit den Lernern vereinbartes Zeichen, wie etwa eine Geste, eine an der Tafel befestigte Karte o.Ä. 3 Besonders zu empfehlen sind folgende drei Publikationen: Aufgeklärte Einsprachigkeit. Zur Entdogmatisierung der Methode im Fremdsprachenunterricht. (Enlightened monolingualism.
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sprache den ihr gebührenden Platz als wichtigster Verbündeter einer Fremdsprache zurückzugeben. Das von ihm konzipierte Modell der aufgeklärten Einsprachigkeit will die Fremdsprache als Verkehrssprache des Unterrichts durchsetzen, zugleich aber den Einsatz der Muttersprache als unverzichtbar anerkennen, denn viele immer wiederkehrende Unterrichtsituationen sind ohne den Einsatz der Muttersprache kaum zu bewältigen. Dazu zählen die Sprechhandlungen der Klassenführung, die im Unterricht laut Untersuchungen (vgl. Mettler u. a. 2011: 30–31, Erk 2017: 96–99) mehr als 50 % aller Sprechhandlungen ausmachen. In der Muttersprache können Lehrende schneller reagieren, besonders wenn es um konflikt- und emotionsgeladene Sprechhandlungen geht, wie zum Beispiel disziplinbezogene Anweisungen. Die Vermittlung von Lernstrategien und Lerntechniken hat bereits einen festen Platz in den meisten modernen DaF-Lehrwerken gefunden. Durch muttersprachliche Erläuterungen haben Lehrende die Gewissheit, dass die Lerner diese wertvollen Lernhinweise und -tipps tatsächlich verstehen können und in der Lage sind, sie in den eigenen Lernprozess einzuflechten. Unter den Semantisierungsverfahren wird in der Fachliteratur zwar auch die Übersetzung (vgl. Bohn 2000: 26, Müller 1999: 61, Storch 1999: 58) genannt, jedoch dominieren in der alltäglichen Schulpraxis fremdsprachige und nonverbale Techniken der Bedeutungserklärung. Besonders in Anfängergruppen, in denen die Lerner über keinerlei oder lediglich geringes fremdsprachliches Wissen verfügen, könnte es sichtbar ein Vorzug sein, die Fremdwörter (besonders Abstrakta) in der Muttersprache zu erklären, damit sie ihre Bedeutung nicht nur andeutungsweise, sondern möglichst vollständig verstehen. Die Zuhilfenahme der Muttersprache durch Übersetzungen hilft auch bei der Vernetzung mit bereits im mentalen Lexikon gespeicherten Wörtern, fördert die metasprachliche Reflexion und erleichtert den positiven Transfer (vgl. Apeltauer 1997: 83, Tammenga-Helmantel / Heinemann / van Eisden, 2017: 211–215). Besonders zu empfehlen ist hier die sogenannte Sandwich-Technik. Dabei fügt der Lehrer eine Übersetzung zwischen die Wiederholungen eines unbekannten Satzes oder einer unbekannten Phrase ein, fast als Nebenbemerkung oder mit einer leichten Unterbrechung des Redeflusses. Bei der Vermittlung von Grammatik erleichtert die Muttersprache die Verständnissicherung und -kontrolle. Die meisten DaF-Lehrwerke neueren Datums gestalten bereits den grammatikalischen Teil eines jeden Kapitels größtenteils in der Muttersprache. Regeln und Regelmäßigkeiten, die die Lerner auf induktivem Taking the dogma out of foreign language methodology) 1973, Heidelberg; Code-Switching in a Bilingual History Lesson: The Mother Tongue as a Conversational Lubricant. In: International Journal of Bilingual Education and Bilingualism 1:2, 1983: 81–99 und We only learn language once: The role of the mother tongue in FL classrooms – death of a dogma. In: Language Learning Journal, 28/2003: 29–39.
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Wege entdeckt haben, sollen dann im Lehrwerk ebenfalls vom Lerner selbstständig in der Muttersprache formuliert und schriftlich festgehalten werden. Bei dieser sichtlichen Dominanz der Muttersprache ist es nicht nachvollziehbar, wenn Lehrende wider den Vorgaben im Lehrwerk auf den Gebrauch der Fremdsprache bestehen. In dieser wichtigen Phase einer jeden Unterrichtsstunde ruft der Gebrauch der Muttersprache auch den in der Fachliteratur bereits beschriebenen reziproken Effekt hervor (vgl. Duff / Polio 1994: 320, Wei 2018: 23). Das heißt, dass die Lerner eher bereit sind, Fragen zu stellen und ihre Wissenslücken zu verbalisieren, wenn sie wissen, dass sie dies in ihrer Muttersprache tun dürfen. Mit zunehmender Beherrschung der Fremdsprache, wird die Verwendung der Muttersprache weitgehend überflüssig, und es findet ein natürlicher Rückgang der Unterstützung durch die Muttersprache statt. Für die Lehrenden besteht die Kunst also darin, den Einsatz der Muttersprache als einen dynamischen Prozess aufzufassen, bei dem sie sich fortgehend an die aktuelle Situation und den Kenntnisstand ihrer Lerner anpassen, die Muttersprache nicht sparsam und wahllos einsetzen, sondern reichlich und gezielt.
Schlussfolgerungen Erkenntnisse aus der Forschung und Beobachtungen aus der Unterrichtpraxis liefern starke Argumente dafür, dass das von der kommunikativen Unterrichtsmethode geforderte monolinguale Prinzip eher ein Hindernis für einen effektiven Sprachunterricht darstellt. Wie ein Pendel, so schwingen auch zahlreiche Sprachlehrmethoden in den ihnen zugrundeliegenden theoretischen Annahmen hin und her. Ein Paradebeispiel stellt in dieser Hinsicht der Einsatz der Muttersprache und der Übersetzung dar. Bei gezieltem Einsatz der Muttersprache können Fremdsprachen anders und besser als bisher unterrichtet werden. Ein kommunikationsorientierter Fremdsprachenunterricht sollte daher in der Fremdsprache gehalten werden, muttersprachliches Erläutern und genaue Übersetzungen in die Muttersprache jedoch nicht nur eine legitime, sondern auch äußerst effiziente und erwünschte Hilfe darstellen.
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Guntars Dreijers (Ventspils University of Applied Sciences, Ventspils)
Identification and Inclusion of Metalpoint Art Terms from English into Latvian
Abstract The language of drawing techniques has numerous terminological lacunae in Latvian. Therefore, descriptions of ancient drawing techniques are poorly represented in the reviews of art history and lexicographical sources. The study of metalpoint art terms indicates the problem of lacunae because metalpoint art terms in Latvian are absent due to the lack of written texts. The following objectives were implemented: terms of metalpoint art in English texts were identified; existent or absent terms (i. e., lacunae) were aligned with the ones already used in graphic art in Latvian; terms uniquely pertaining to metalpoint art were established; potential term creation problems in Latvian were identified; metalpoint art terms were divided in various thematic groups – materials, medium, priming, and techniques. Examples of metalpoint art terms can be useful for translators of art history texts. Keywords: metalpoint, art terms, term creation, thematic groups, translation
Introduction The Latvian language for special purposes has been developing its terminology intra- and interlinguistically through textual adaptations and translations. Professionals from various fields cooperate with linguists to fill the terminological lacunae through term creation and translations of specialised texts that allow the on-going increase in the vocabulary for special purposes. However, the lack of adequate terminology is still a problem that needs to be regularly addressed. The terminological coverage of language for special purposes differs considerably across various fields, and also languages. The English language is one of the major donor languages of the conceptual systems nowadays, and it has contributed to the appearance of new terms and concepts in the Latvian language. Despite the fact, that art terminology in Latvian has several bibliographical and encyclopaedic sources, including the ones available online, some specific issues, such as metalpoint art and its techniques (broadly described in such languages as Italian since the Renaissance, and nowadays mainly in English) have not been
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practically studied and included in specialised arts texts in Latvian. Therefore, the aim of the study is to analyse the terminology of an underrepresented domain of graphic art, namely, metalpoint art terms from translational, lexicographic, and semantic perspectives. The objectives include the description of metalpoint art and its terminology, the selection and inclusion of metalpoint art terms in the glossary, the identification of translation difficulties of metalpoint art terms into Latvian, and the division of metalpoint art terms into thematic groups with core and periphery terms of the domain. Currently, the most copious resources on metalpoint art are available in English; besides, most metalpoint artists nowadays create their metalpoint drawings in English speaking countries. However, Latvian artists would expect an additional explanation and clarification of the domain. For this purpose, mono- and bilingual terminology aspects in tentative English – Latvian translations are needed. Any study and discussion of a new domain in the target language begin with the description and identification of a language for special purposes.
Description, Evolution and Definition of Metalpoint Art Metalpoint art can be described as a creative interaction among drawing, chemical properties of metal deposits from sharpened or rounded wire tips used for drawing, and also artistry, creativity and specifically prepared grounds that blur the line between drawing and painting. Metalpoint artworks include drawings and sketches executed with a metal wire in styli or mechanical pencil holders. Typically, metalpoint artists use styli or pencil holders containing metal wires to draw. Interestingly, the Windau Art Studio in Ventspils is currently one of the rare places in Latvia where such a technique is applied. Usually, graphic artists use pencils with graphite to draw and sketch because such drawings can be easily corrected, and additional deeper tonal values can be added. Drawing with metalpoint styli and pencils requires precision. Tonal values are practically absent, and drawings and sketches cannot be corrected easily. The result of such drawings and sketches depends aesthetically on prepared grounds. White grounds will result in monotypes with little tonal variation, whereas coloured grounds will bring out the luster of the metal used. For the latter reason, silver, and gold metalpoint styli are the most popular materials with silver resulting in tarnishing after some time, but a gold metalpoint does not tarnish. The antiquated look of silverpoint drawings is the result of oxidizing as the picture begins to look brownish. Oxidizing occurs when silver is applied to the drawing surface because the air that contains sulphur starts the oxidization process. Depending on the environment and the place, oxidization effects can be noticed after several
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months – in Ventspils, it takes 5–6 months to see the antiquated appearance of silverpoint. Metalpoint and metal styli have been used since the antiquity. In medieval times and during the Renaissance, metalpoints were also used as writing instruments to keep household records and register calculations of income and expenditure due to the archival properties of metal. Texts written in metalpoint do not disappear from the surface of the paper, and metalpoint styli do not smear surfaces unlike graphite or ink drawings may do today. One of the most prominent metalpoint artists in the Renaissance was Leonardo da Vinci1, who learned metalpoint drawing from his master, Andrea del Verrocchio – the leading artist and a son of a goldsmith from Florence in those days. In her seminal study of Verrocchio’s diverse talents and the application of multiple media, Neilson describes a detailed preparation of the ground for metalpoint drawing, mentioning basic aspects of how metalpoint art was created during the Renaissance.2 The quote in the footnote provides an insight into terminology of metalpoint art – gesso, lead white, stylus of silver, tonal range etc. Other prominent artists continued to use metalpoint styli for sketches and drawings after Verrocchio and Da Vinci – Van Eyck, Raphael, Albrecht Dürer, Hendrick Goltzius, Otto Dix (who produced about 200 metalpoint drawings), John Ruskin, Marcel Duchamp. Dürer was also a son of a goldsmith who “fashioned with a silver-stylus on treated paper” (Ankele / Ankele 2014: 25); namely, drew in silverpoint technique. Studies of ancient masters shed a light on the evolution of the technique and have contributed to the glossary of metalpoint art terms discussed in the chapters on Glossary of Metalpoint Art Terms, and Core and Periphery Metalpoint Art Terms. Today metalpoint artists promote their art via social media, e. g., Facebook, Instagram; their homepage metalpointartists.org promotes “the artistic medium, provide educational information, to connect with metalpoint artists worldwide, to offer online presence” (Lintelmann, Jennifer). Among famous contemporary 1 Da Vinci’s metalpoint drawing of a bear was sold for $12.2M at Christie’s London. (Cascone, Sarah 2021) 2 Verrocchio’s silverpoint drawing “Head of a woman” – “[…] a silverpoint drawing on orange prepared paper that appears to be an early example of a drawing intended as a finished work of art. The artist would have begun by brushing the blank surface of his paper with finely ground chalk, some gesso, or lead white tinted with pigment and bound with gelatine and hide glue (four or five layers of coating were recommended). When the paper had dried, it was burnished to produce a smooth and even surface. On this Verrocchio drew a thin, pointed stylus of silver. As the point was applied, particles of silver were embedded in the paper’s grainy surface. Over time, the silver in Verrocchio’s drawing tarnished and the lines have become darker. As the technique of silverpoint was so limited in terms of tonal range, Verrocchio added areas of highlighting with black and gray ink and white lead applied with a brush.” (Neilson 2019: 634– 645)
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20th / 21st century artists are Victor Koulbak, Joseph Stella, Marsden Hartley, August Mosca, John Storrs, Dennis James Martin, Harvey Dinnerstein, Paul Cadmus, Marjorie Williams-Smith, John Wild, Lori Field, Lauren Amalia Redding, Aaron Board, Koo Schadler, Roy Eastland, Charles Schmidt, Nancy Lawton, Dennis Angel, Paula Gerard, Sal Hunter et al. Many artists either have their homepage featuring metalpoint artworks or their works have a global renown that online arts forums and blogs continue praising their achievements. One of the most famous metalpoint artists Gordon Hanley from Brisbane, Australia has been awarded the status of the Living Master by the US Art Renewal Centre. (Hanley, Gordon 2022) Creative and cultural heritage is, thus, immense, but it has practically no references in Latvian art history books and lexicographic sources. If earlier silverpoint and metalpoint artists were mostly from Italy, the Netherlands, and Germany, today metalpoint art is very popular in the USA, UK, Australia. Artists from English speaking countries share their work and describe the technique in English; thus, English is, to a considerable extent, a donor language of contemporary metalpoint art terms that can be a conceptual and terminological starting point for an English and Latvian bilingual glossary to fill the terminological lacunae in Latvian.
Core and Periphery Metalpoint Art Terms The nature of terminology is inherently interdisciplinary, which can be seen in the linguistic approaches to term creation and selection, and the field that the terminology should represented. In the case of metalpoint drawing, several domains can be identified – art theory, materials science, chemistry, and colour theory of tones and values. Both historical and contemporary references were studied, and terms were extracted and divided into core and periphery ones. Thus, in the commentary on Hans Holbein’s drawings, the author mentions that Learning to draw from precise observation, with perfect tones, textures and perspectives in different media would have filled many hours of the Holbein boys’ time. They eventually mastered the silverpoint pen [emphasis added], which allowed for almost no correction. (Rublack 2016: 101)
In this example, the reference is to the drawing tool and the material of the drawing tool – silverpoint pen, silverpoint. The former is an encasement for the metalpoint, whereas the latter is the material – silverpoint made from silver wire. The basic term in metalpoint art has other similar derivatives – brasspoint, bronzepoint, platinumpoint, palladiumpoint. The same group includes a term blind stylus to refer to an encasement with a sharpened tip and without a met-
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alpoint wire for outlining or contouring, i. e., making a colourless incision in the ground where silverpoint or any other metalpoint particles are deposited in the incised grooves. The core group of terms also include specially prepared grounds because silverpoint cannot be applied to ordinary paper; it has to be covered using special recipes. Historical references reveal past craftsmanship, for example, a passing reference to Holbein’s drawings reveals that the artist used a specially prepared paper with a pink pigment referred to as ground in metalpoint art. (Holbein 1985: 41) More extensive and detailed historical references to the technique, material and ground preparation are reflected in an Italian painter Cennini’s book “Il Libro Dell’Arte” (The Craftsman’s Handbook) at the turn of the 15th century. The handbook is also linguacultural evidence to the age of the artist. The book was translated in English in the mid-20th century, and the language used in the translation by the translator Daniel V. Thompson has slight differences from contemporary English. Thus, instead of stylus, the translator used the term style; instead of the compound metalpoint, the composite term metal point was used. However, the major value is the description of the ancient technique, particularly in the discussion about the preparation of the ground – “The thigh bone of a gelded lamb is good, too, and the shoulder, calcinated in the way described” (Cennini 1960: 391); secondly, the medium itself is described – “And then take a style of silver, or brass, or anything else, provided the ends be of silver, fairly slender, smooth and handsome” (Ibid.); thirdly, the drawing technique is described: Then, using a model, start to copy the easiest possible subjects […] and run the style over the little panel so lightly that you can hardly make out what you first start to do; strengthening your strokes little by little, going back many times to produce shadows. (Ibid.)
The first point on the calcination of the bone to prepare the surface of the ground is an old Renaissance method replaced today by industrially synthetic methods and substances, for example, the application of liquid acrylic primer. The second and third points on using a sharpened metal wire for drawing and shadowing is still used today, and the drawing technique has not changed. However, Thompson’s vocabulary in translation, e. g., metal point, style of silver has been superseded by such terms as metalpoint, silverpoint and silver stylus. The spelling of the mid-20th century terms has been discouraged by the Philadelphia Museum of Art publishing guidelines “Descriptive Terminology for Works of Art on Paper” – Use the generic term metalpoint (one word, unhyphenated) if the type of metal has not been determined. Use a more specific term (e. g., silverpoint, goldpoint) if the metal has been identified through analysis […]. (Wolcott 2014: 47)
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Also, Eurotermbank provides the term as a compound – silverpoint (EN), Silberstift (DE). (Eurotermbank).
Glossary of Metalpoint Art Terms Translators in Latvia and worldwide value glossaries. Latvian terminologists regularly publish term lists on official terminology websites such as the Latvian National Terminology Portal. There are also unofficial, although copious and illustrative glossaries prepared by field specialists, for example, art terms are represented on the website “Illustrated Dictionary” artermini.lv where term equivalents in English and Russian have been provided. However, the available terminological sources in Latvian have no references to metalpoint art terms. The technique in Latvia is practically unknown and not practised. In Europe, the technique was popular in Italy, the Netherlands, Germany during the Renaissance, almost forgotten in the 16th–17th centuries, and the revival was in the 19th century United Kingdom. The first step in overcoming terminological lacunarity is to compile terms from various sources. The glossary compiled as part of the study for the current publication includes 116 terms and 100 explanations of the terms. The sources of the terms and explanations have been indicated; term variants have been included. Intra-glossary references facilitate the navigation of the glossary in the Word format docx. The purpose of the glossary is different from the term list because glossaries, where terms have explanations, may further facilitate term creation in Latvian. The list of terms, therefore, without explanations would be insufficient as it may rarely highlight linguacultural information fully along with technical descriptions. The preliminary glossary created by the author of the study allows substantial additions, for example, illustrations, and inclusion of dated terms. The table below is a selective illustration of the glossary. The table contains explanations or parts of explanations as quotes in quotation marks from various sources. Whereas original sources contain different grammatical and typographical means to explain the term, consistency has been applied to defining each word class with a corresponding word or phrase with a grammatical match, e. g., [term] noun – [explanation] noun; [term] adjective – [explanation] adjective or attribute. Terms in the glossary have been included provided they have been used in specialised literature regularly, and thus also contextualised. For instance, abrasion is defined or explained in twenty contexts and textual segments of Susan Schwalb and Tom Mazzullo’s pioneering book “Silverpoint and Metalpoint Drawing. A Complete Guide to the Medium”.
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Table 1: Selected Metalpoint Art Terms No. Term 1 Abrasion (verb abrade)
Explanation A type of mechanical damage done to the grounded surface due to “improper storage, handling, shuffling metalpoint artworks”. (Antoine 2007: 12)
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Curvilinear
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Fine silverpoint
(Of a drawing style) reminiscent of “Dürer’s drawing precision”. (Panofsky 1955: 17, 65, 147) “A metalpoint containing 99.9% silver; softer than sterling silverpoint.” (O’Hanlon 2013)
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Metalpoint
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Zinc white
“A metal-rod stylus” (Patron / Elias et al. 2021: 100); “metalpencil” (Kremer Pigmente); “a linear dry drawing technique” (Van Camp 2016: 2); “a technique characterized by fine lines and relatively light strokes, not suited to the continuous tonal gradations that can be achieved with graphite” (Wolcott 2014); “descendent of the stylus, a sharpened metal rod used for drawing precise compositions on paper or parchment” (Britannica 2016). “A preferred metalpoint ground for “warming up” gold and other metals in the application of zinc white gouache […]” (Schwalb / Mazzullo 2019: 25, 42).
Source: compiled by the author
The drawing medium and technique explains the scope of terminology from other areas, such as graphic art and colour theory. If a term is used in two or more areas of art and it has a stable and recurrent meaning explaining metalpoint art in-depth, it has been selected for the inclusion in the glossary. For example, zinc white is a pigment that is popular in preparing the ground for metalpoint drawing due to the pigment’s ability to bring out the reflection of deposited silverpoint particles. The adjectives curvilinear and gestural refer to hatching techniques that help describe Dürer’s and Rembrandt’s metalpoint sketches; however, a small number of non-nominal terms appear in the glossary, e. g., additively (adverb) – ‘drawing from light to dark’ and to age (verb) – ‘tarnish differently due to metal properties’. All the terms in the glossary can be divided into five groups – 1) surface materials, e. g., Baryta paper, clay-coated paper, etc.; 2) drawing tools, e. g., brasspoint, goldpoint, bronze wool, file, etc.; 3) chemical processes, e. g., foxing, burnishing, flaking, hygroscopic, etc.; 4) artistic effects, e. g., cast, luster, luminous sepia tone, etc.; 5) drawing techniques, e. g., cascading cross-hatching, underdrawing, tarnishing, etc. Each area may have potential thematic subfields. The part of the drawing tools includes shapes and forms of metalpoint, e. g., bevel and cone; surface materials include pigments specifically applied to the ground – zinc white, Chinese white, white lead, titanium white. Age related and technical defects of surface materials include indentation, light burn, abrasion, etc. More than 90% of terms and term groups are nominal because nominal groups have a strong “syntactic valence or combinatory value”. (Benítez 2009: 120)
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The utility of the first draft of the glossary was established through the generation of the report on uniqueness and rarity of the vocabulary by Grammarly software. Grammarly identifies words in the file as unique (those used once throughout the document) and rare (those that are not among 5000 most frequent words in English). The results from the report show that the glossary contains 34% of unique words, and 47% – rare words. Interestingly, past and contemporary metalpoint art is also referred to as a rare art form. Thus, presumably, term selection and the vocabulary in the explanatory part are adequate. The glossary helps to review term selection at the initial stage. Further, terms should be aligned with those in Latvian; in cases of target language lacunarity, the glossary may facilitate term creation in Latvian. Besides, in terminology and translation studies, “the glossary is a tool that helps […] mitigate the consistency problem”. (Lionbridge 2013: 2) The current draft of the glossary containing 116 terms has several features of design – the terms are numbered and explained; references from sources have been indicated; headwords are in the bold print; meta-information such as word class, borrowing, historical and contemporary usage have been provided, e. g., to score (transitive verb) “to fold, crease paper to produce light effects of a metalpoint drawing in the Netherlands during the Renaissance” (Rodstein 2015), ricordi – an Italian borrowing in English metalpoint art terminology designates records of complete composition, the Old Master’s pencil – figurative usage of the composite word group designates the actual silverpoint. Some entries have been supplemented with pictures to illustrate various tips of metalpoint wire – bevel, round, long taper. Currently, the glossary in translation is being approbated by DeepL translation software before the author of the glossary and the current article publishes it online for general inspection and reference. There are still some limitations in the glossary – it should be assumed that more terms will be included in the glossary in the future; explanations may be added; more illustrations would help to visualise the written information; more sources of the terms and their explanations should supplement the information in the glossary; the consistency between explanation and definition should be ensured – glossaries typically contain either explanations or definitions, the latter structures hierarchical relationships among concepts according to the established rules of simplicity, non-circularity (i. e., avoiding unnecessary repetitions for the emphasis), affirmativeness, whereas the former is a statement or account of the term content. (Pavel/Nolet 2001: 26) Some terms have variants, e. g., silverpoint, silver point, silverpoint stylus, style of silver, silverpoint pencil, silverpoint pen, silverpoint dual styles; however, the modern prescribed spelling is to use a compound – silverpoint.
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Alignment and Translation of Metalpoint Art Terms Some of the well-established art terms in the glossary have adequate translations when machine translation (MT) tools are applied, e. g., abrasion – abra¯zija, additively – aditı¯vi, bone ash – kaulu pelni. DeepL software ensures grammatical adequacy of distinguishing word classes in declinations and conjugations in English–Latvian translations; however, the most serious translation issues that require editing are terminological inconsistency and lacunae despite the software’s claim of capturing detailed nuances and the reproduction of the textual material in the most acceptable translation. As such, the end product of the text on metalpoint art is practically useless in Latvian. The alignment of the entries in English and Latvian glossaries has resulted in incorrect translations on the contextual level. The content and stylistic equivalence of the LSP text have been misrepresented; blind stylus (a drawing tool that leaves a colourless incision in the ground by depositing metal particles) is translated as slepenais zı¯mulis. The word group in Latvian is an unacceptable translation because the back translation is the *secret pencil. In cases of lacunarity, term creation is necessary to ensure the adequacy of the target text; for example, blind stylus might be tuksˇs irbulis or kontu¯rirbulis. The Latvian language has various methods of term creation – both terminological word groups and compound terms are among the most frequent term creation methods. The latter example in Latvian expresses the concept of the term more appropriately than the former example of the word group that might be a descriptive, literal, or calqued version. Another online machine translation with neural learning possibilities and popular among Latvian users is Tilde (translate.tilde.com). The translation of metalpoint art text resulted in zero translation, for example, silverpoint (EN) – *silverpoint (LV). Data from the National Library of Latvia confirm that currently there is no term for silverpoint / metalpoint in Latvian (NLL 2016); however, the catalogue’s list of drawing concepts suggests that currently such designations as meta¯la grifele or meta¯la irbulis could be used. The DeepL platform exhibited a larger degree of grammatical inconsistency, e. g., metalpoint tip shapes: fine taper, bevel, round – *metalpoint tip formas: smalks kontu¯rs, slı¯ps griezums, apal¸ˇs (LV). A part of the segment resulted in zero translation; grammatical agreement between listed items after the colon and the head word is incorrect. It can be assumed that not all text types would have adequate and correct segmental or textual alignment at present. Entries in the glossaries are concise; every entry is independent of other entries and do not depend semantically on each other. Neural learning of modern machine translation is still in its initial algorithmic stage albeit with a potential of rapid development in the future. For this reason, generic, creative, and stylistic models of aligning certain texts await their technological advancement in machine translation platforms. Domain specific texts in machine translation cur-
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rently provide text segments in the target language with varying degrees of incorrectly translated segments, potentially correct segments, and alternatively acceptable segments. Among typical errors, the most frequent ones are term inconsistency, and a lack of terminological accuracy, distortion of the factual material, no cohesion between the term and its referents in the explanatory part. Wrong collocations in the translation do not reflect the domain specifics, for example, stroke – *triepieni is an incorrect match because metalpoint art has no connection with brush strokes in paintings and should be translated as svı¯trojums, or svı¯tra. False friends are a challenge in English – Latvian machine translations, for example, technique is often translated as tehnika, which is a Latvian word for equipment. Indeed, equipment available for precision drawing, but it has no connection to the domain of metalpoint art. Contronyms (i. e., words which have two contradictory meanings and concepts) are also misidentified in machine translations, for example, burnish that can apply to a technique of bringing out the lustre in drawing or in gold leafing whereas in metalpoint art it means a type of damage to the surface because the human skin can soil the surface. Both the technique and an incidental damage are two contrary meanings of the word. Among adequate translations in Latvian, common vocabulary, participial clauses, and Latinate foreign words were established. Highly specialised domain texts in translation often result in calquing and hybridization due to a lack of parallel and precedent texts in the target language – “calquing occurs when no attempt at adapting the source text norms to target text norms has been made and the rendition produces an unnatural distortion” (Bennett 2011: 496), i. e., translationese. Such hybrid or as-if translations may seem unusual for the receiving culture; nevertheless, a hybrid text may also attain the reader and translator’s goal of providing quick (although unreliable) reference for, at least, a short period of time. The Latvian market is quite saturated with technical translations that fill lacunarity hastily at the expense of readability. Niche translations, however, are the result of a lengthier process where cooperation takes place among translators, domain specialists, and terminologists. It could also be hypothesized that cooperation between CAT / MT developers and translators, and terminologists should be more active and productive, for example, by offering translators-terminologists free or partially sponsored platform software services – unfortunately at present the input is welcome and expected, but the returns to the translators are minimal. The popular and often erroneous assumption that comprehension at the expense of correctness can be ensured through neural machine learning translation tools has no validation in the context of translating texts on metalpoint art into Latvian. For instance, the tools do not distinguish the nuances of the meaning for term ground that is translated as zeme ‘land’ in the coherent and cohesive text, but it may have an adequate translation as grunts in the glossary entry.
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Table 2: Comparison between DeepL and Tilde Translations Source text Ground – a coating that is abrasive enough to grab particles of metal from the drawing tools. (Schwalb / Mazzullo 2019: 41)
DeepL translation *Slı¯pe¯ts – pa¯rkla¯jums, kas ir pietiekami abrazı¯vs, lai *satvertu meta¯la dal¸in¸as no *vilksˇanas *rı¯kiem.
Tilde translation Grunts – pa¯rkla¯jums, kas ir pietiekami abrazı¯vs, lai no *vilksˇanas *rı¯kiem *satvertu meta¯la dal¸in¸as.
Source: compiled by the authors
The asterisk indicates a mistranslation. The italics indicate the literal translation of syntactic and stylistic subordination; namely, superfluous subordination does not always ensure readability of texts in Latvian. A possible translation of the entry would be “grunts – pietiekami abrazı¯vs pa¯rkla¯jums, uz kura paliek meta¯la dal¸in¸u nospiedums no zı¯me¯ˇsanas rı¯kiem”.
Conclusions Terminology of metalpoint art and translations of texts on metalpoint art are scarce in Latvian. Potential parallel texts would include texts written in English. The first tentative terms and fragments in Latvian translation have appeared through practical cooperation with the Windau Art studio in Ventspils, Latvia. The monolingual glossary of terms and explanations has been created; however, the Latvian version is currently undergoing an editing phase. The creation of the glossary for translation purposes promotes both the drawing technique, and bridges the linguistic and cultural gap in Latvian, and ensures that the language for special purposes will result in more accurate descriptions of various techniques of graphic art. The lack of the domain language would also mean the absence of terms and concepts, therefore pre-translation always begins with a close study of the text, context, and micro-linguistic units, namely, words, phrases, expressions, textual segments. The current glossary for terminology and translation purposes features interdisciplinary approaches to the technique with core and periphery terms identified. The core terms are uniquely characteristic to metalpoint art, e. g., silverpoint, goldpoint, leadpoint, brasspoint, palladiumpoint, platinumpoint, Rublev traditional silverpoint ground; close periphery terms acquire an additional meaning and designate a concept that defines metalpoint art in-depth, e. g., to age, taper, bevel, round tip; distant periphery terms share common concepts between metalpoint art and graphic art in general, e. g., hotpressed paper, underdrawing, teeth, tine, titanium white, reflective sheen, etc. Not all potential metalpoint art terms have been covered in the glossary, for example, argentium silver has not been included due to the absence of the fact that it could
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have been used in metalpoint drawings. The term diamond point has been deliberately left out of the glossary because it is a tool used for glass cutting and engraving. The nature and scope of the glossary is often at the author’s discretion and competence, for example, the bigger the linguacultural information, the higher the number of periphery terms such as historicisms, zero translations in the target text, and borrowings – disegno (Italian) ‘formerly: formulation of the design for metalpoint drawing’, Mein Büchlein ‘historical (German): Albrecht Dürer’s sketchbook on pinkish grounded paper for metalpoint sketches’, Papier Pointe d’Argent Furioso (French): ‘specially prepared acid-free pure cellulose paper for metalpoint drawings’. The awareness of lacunae in the target language, terminological imprecisions, and variations in designating concepts should be gradually substituted with a clear and purposeful focus on domain specific terms for translation objectives. Currently, overreliance on computer assisted and machine translations should be viewed with caution; nevertheless, the ultimate purpose of the linguacultural glossary on metalpoint art terms for terminologists, field specialists and translators should meet linguistic, cultural, terminological, translational, and informative requirements. Digitalised glossaries for translation purposes expand possibilities of the evolution of drawing techniques and facilitate the translation of such texts in the end.
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ˇ uricová (Univerzita Mateja Bela, Banská Bystrica) / Alena D Eva Molnárová (Univerzita Mateja Bela, Banská Bystrica)
Die multilinguale Datenbank im Rahmen des APVV-Projekts Language in the City1
Abstract Multilingual database of project APVV Language in the City The main aim of this study is the harmonisation of terms and notions used in the research project Language in the City. The project concerns the quantitative and qualitative documentation and systematic analysis of the multimodal semiosphere of the linguistic landscapes of selected urban spaces in Slovakia (Bratislava, Banská Bystrica, Banská Sˇtiavnica, Komárno) constrasting them with two such spaces in Germany (Munich, Erlangen) and Hungary (Komárom, Békéscsaba). The project database is created primarily in German and English, but partial research results are also published in Slovak and Hungarian. Keywords: project, linguistic landscape, database, codebook, sign Schlüsselwörter: Projekt, Sprachlandschaft, Datenbank, Codierbuch, Sign
Einleitung Linguistic Landscape (dt. Sprachlandschaft, linguistische Landschaft) ist ein relativ junges Forschungsgebiet. Der Begriff selbst ist erst 1997 geprägt und erst 2006 im Fachdiskurs populär geworden. Die Linguistic Landscape wurde im Jahre 1997 von Landry und Bourhis folgendermaßen definiert: The language of public road signs, advertising billboards, street names, place names, commercial shop signs, and public signs on government buildings combines to form the linguistic landscape of a given territory, region, or urban agglomeration. (Landry / Bourhis 1997: 25)
1 Der Beitrag wird im Rahmen des Projekts APVV-18-0115 Jazyk v meste – dokumentovanie multimodálnej semiosféry jazykovej krajiny na Slovensku a z komparatívnej perspektívy (Language in the City – Documenting the Multimodal Semiosphere of Linguistic Landscapes in Slovakia and in a Comparative Perspective) mit Unterstützung der Agentur für Forschungsund Entwicklungsförderung veröffentlicht.
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Ausgehend von dieser Definition widmeten sich zahlreiche Studien der Sprachlandschaft aus den verschiedensten thematischen Perspektiven. Zu den Zentralthemen gehören z. B. die Beziehungen zwischen Mehrheits- und Minderheitensprachen (Cenoz / Gorter 2006), die soziale und ethnische Vielfalt, der sozioökonomische und soziohistorische Kontext, in dem das sprachliche Zeichen entstanden ist (Leemann / Modan 2010; Sloboda 2009), die Sprachpolitik (Blackwood 2011, 2013; Ben-Rafael 2009; Laihonen 2015), die Analyse der Sprachfunktionen, die Verteilung der Sprachen im städtischen Raum (Ferencˇik 2012; Satinská 2014) usw. Die Untersuchungsobjekte der Sprachlandschaft sind also die sprachlichen Zeichen (Signs) des öffentlichen Raums eines bestimmten Gebietes, einer Region, eines Viertels oder einer Straße, die sowohl über den Produzenten als auch über den Rezipienten des Signs Auskunft geben (vgl. Lauková 2021: 29). Die neuesten LL-Studien bieten eine Erweiterung der Forschungsperspektive hin zu einer deutlicher, semiotisch geprägten Ausrichtung (Semiotic Landscape). Auch viele Projektstudien berücksichtigen stärker die konkrete Form von Schrift und Sign im Hinblick auf Formen, Farben, Größen etc., weil in der Semiotic Landscape ferner andere symbolische Verfahren in die Interpretation der Signs einbezogen werden (z. B. graphische oder bildliche Darstellungen), die ebenfalls im Kontext der Gesamtaussage des Signs interpretiert werden können. Im Bezug auf solche Interpretation spielt die Usualisierung des terminologischen Apparats eine wichtige Rolle. Ziel unseres Beitrags ist einige Aspekte (Beispiele) der Terminologiearbeit im Rahmen des APVVProjekts zu erläutern, die zur Erstellung einer viersprachigen terminologischen Datenbank beitrugen.
APVV-Projekt Sprache in der Stadt – Dokumentierung der multimodalen Semiosphäre der Sprachlandschaft in der Slowakei und aus der komparativen Perspektive ist der Titel des Forschungsprojekts, das seit 2019 von der slowakischen Agentur für Forschungs- und Entwicklungsförderung (APVV) unterstützt wird. Wir gehören zum Forschungsteam, das aus sieben Lehrkräften und wissenschaflichen Mitarbeitern des Lehrstuhls für Germanistik, des Lehrstuhls für Anglistik und Amerikanistik und des Lehrstuhls für Slowakische Sprache und Kommunikation der Matej-Bel-Universität in Banská Bystrica besteht. An dem Projekt nehmen als Projektpartner auch Forscher der Fakultät für Angewandte Sprachen der Ökonomischen Universität in Bratislava, der Pädagogischen Fakultät der JánosSelye-Universität in Komárno und Experten aus der Ludwig-Maximilians-Universität München teil.
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Das Projekt befasst sich mit der Dokumentation und der systematischen quantitativen und qualitativen Analyse der multimodalen Semiosphäre der Sprachlandschaften ausgewählter städtischer Räume in der Slowakei (Bratislava, Banská Bystrica, Banská Sˇtiavnica, Komárno), die mit zwei entsprechenden intraurbanen Räumen in Deutschland (München, Erlangen) und Ungarn (Komárom, Békéscsaba) verglichen werden. Es handelt sich also um öffentliche städtische Kommunikation, wobei die sprachlich markierten öffentlichen Signs (Straßenschilder, Werbetafeln, Straßennamen, Ortsnamen, Schilder von Geschäften, öffentliche Schilder an Regierungsgebäuden usw.) als Informationseinheiten betrachtet werden, die in ihrer Gesamtheit als öffentliche „Texte“ verstanden werden können, mit denen die Passanten in Kontakt kommen. Das Projekt zielt darauf ab, die Sprachlandschaften der oben genannten intraurbanen Erhebungsräume umfassend zu dokumentieren, wobei die Signs als multimodale Supertexte (vgl. Fix 1996) verstanden werden, die ein breiteres Spektrum von sprachlichen und nicht-sprachlichen semiotischen Einheiten beinhalten können. Die kontrastive Perspektive, die die parallele Dokumentation zweier ausgewählter Sprachlandschaften in Deutschland (München, Erlangen) und Ungarn (Komárom, Békéscsaba) einschließt, zielt darauf ab, sowohl lokale Besonderheiten als auch Gemeinsamkeiten aufzudecken, die von der Globalisierung beeinflusst sowie auf gemeinsame räumliche und historische Muster zurückgeführt werden können. Darüber hinaus werden, soweit möglich, Dokumente früherer Sprachlandschaften, die in historischen Fotografien und anderen Quellen überliefert sind, herangezogen, um diachrone Aspekte der betreffenden Sprachlandschaften aufzuzeigen. Die quantitativen und qualitativen Analysen werden nicht nur der multimodalen und mehrsprachigen Charakteristik (zusammen mit ihrer Semantik aus systematischer, funktionaler und historischer Sicht) gewidmet, sondern es wird auch eine breite Palette von Co-Daten berücksichtigt, wie z. B. der Grad der Kommerzialisierung der Sprache, Fremdenverkehr, wirtschaftliche, kulturelle, soziodemographische, touristische und rechtliche Rahmenbedingungen, die den Charakter der untersuchten Sprachlandschaften beeinflussen können. Das Projekt geht von der Hypothese aus, dass eine innerstädtische Sprachlandschaft eine semiotische Welt (Semiosphäre) darstellt, die durch ein hohes Maß an Multimodalität gekennzeichnet ist und sowohl traditionelle als auch kreative Aspekte der öffentlichen Kommunikation umfasst.2
2 Dieser Text wurde gemäß 1.1 Grundlegende Zielsetzungen und Hypothese des Projektantrags APVV-18-0115 Language in the City – Documenting the multimodal semiosphere of linguistic landscapes in Slovakia and in a comparative perspective konzipiert. Autor des Projektantrags war der ehemalige Projektleiter Prof. Wolfgang Schulze.
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Ein wichtiges charakteristisches Merkmal des Projekts ist also seine interdisziplinäre Ausrichtung, wobei die allgemeinen Forschungsparadigmen der Linguistik, Kulturlinguistik, Soziolinguistik, multimodalen Linguistik und der Kultursemiotik als Ausgangspunkt dienen. Deswegen entstehen bei den Untersuchungen zahlreiche Fragen – nicht nur methodologischen, sondern auch terminologischen Charakters. Als Ausgangspunkt gelten für das Forschungsteam die Forschungsergebnisse, der Fachwortschatz und die Terminologie der auf Englisch schreibenden Autoren. Im folgenden Teil unseres Beitrags werden wir uns näher mit den augewählten Termini beschäftigen, die zwar zum grundlegenden terminologischen Apparat des Projekts gehören, aber nicht in allen Projektsprachen usualisiert wurden und somit über ein translatologisches Potenzial verfügen.
Die grundlegenden Projekttermini Als Projektsprachen werden Deutsch, Englisch, Slowakisch und Ungarisch verwendet. Alle Dateneinträge und sonstige Kommunikation werden vor allem zweisprachig gehalten, und zwar auf Deutsch und auf Englisch. In diesen beiden Sprachen werden auch die Hauptdokumente wie der sog. Leitfaden, das Codierbuch und die Datenbank erstellt. Außerdem halten wir Slowakisch und Ungarisch für Kommunikations- und wissenschaftliche Sprachen, in denen Forschungsergebnisse präsentiert werden sollen. In diesen Sprachen werden allmählich auch Termini aus dem Codierbuch und der Datenbank ergänzt. Die grundlegenden Daten von Linguistic Landscape Studien sind Signs, die laut Backhaus (2007: 66) als „any piece of written text within a spatially definable frame“ definiert werden. Damit keine unterschiedlichen Zuschnitte der grundlegenden Einheit möglich sind, wurde für das Projekt die Definition von Sign folgendermaßen ergänzt: Ein Sign besteht grundsätzlich nur aus einer einzelnen Einheit. Das Zusammentreffen mehrerer Signs in einem gemeinsamen Kontext wird als Cluster bezeichnet. (Schulze 2019: 5)
Es war von Bedeutung, die Verwendung von sprachlandschaftlichen Haupttermini zu besprechen und zu vereinbaren. Der englische Terminus sign im Sinne der grundlegenden Forschungseinheit wird in allen Projektsprachen behalten. Laut Schnell-Hornby (1998) und Schreiber (1999: 152) geht es also um eine lexikalische Entlehnung, d. h. „um die Übernahme einer lexikalischen Einheit“. Da es sich um den in den wissenschaftlichen Studien meistverwendeten Terminus handelt, kommt es allmählich in allen Projektsprachen in der Flexion und Schreibung zur Anpassung an den Sprachgebrauch der jeweiligen Sprache. Im
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Deutschen wird der Terminus Sign mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben, in der Pluralform mit der Endung -s, was der Pluralform von Fremdwörtern entspricht. Im Ungarischen verwenden die Projektforscher die Transliteration szájn und im Slowakischen werden Diskussionen zu den slowakischen Flexionsmerkmalen (Plural- und Kasusbildung) geführt. In den meisten veröffentlichten Studien wird der Terminus sign mit der englischen Pluralform -s verwendet. Die neu empfohlene Endung sign-y entspricht den slowakischen Deklinationsregeln. In der Linguistic Landscape Forschung werden grundsätzlich zwei Typen von Signs unterschieden: top-down signs oder public signs (siehe Abbildungen 1–6)3 und bottom-up signs oder private signs (siehe Abbildungen 7–11): dt.: öffentliche und private / nicht öffentliche Signs slow.: verejné a súkromné / privátne signs ung.: állami és magánszektorbeli szájn (magánszektorbeli = Privatsektor) Die wörtliche Übersetzung des ungarischen magánszektorbeli szájn bedeutet Signs im Privatsektor. Im Deutschen wie im Slowakischen werden zwei äquivalente Termini verwendet (dt. private oder nicht öffentliche Signs; slow. súkromné oder privátne signs). Top-down signs:
Abb. 1: „Bratislava“
3 Alle verwendeten Fotos sind Bestandteil der APVV-Forschungsprojekt-Datenbank.
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Abb. 2: „Bratislava“
Abb. 4: „Erlangen“
Abb. 6: „Bratislava“
Abb. 3: „Erlangen“
Abb. 5: „Bratislava“
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Bottom-up signs:
Abb. 7: „Bratislava“
Abb. 8: „Banská Sˇtiavnica“
Abb. 9: „Komárno“
Abb. 10: „Erlangen“
Abb. 11: „Erlangen“
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Außer der Unterteilung von Signs nach ihren Produzenten wird für die Projektdatenbearbeitung auch das Unterscheidungskriterium sign type bedeutend. Für die Benennung dieser Kategorie in anderen Projektsprachen wurden die Mehrdeutigkeit des englischen Terminus sign als problematisch bewertet und durch folgende präzisere Entsprechungen in der betreffenden Sprache ersetzt: dt.: Schildtyp / slow.: typ nosicˇa / ung.: táblatípus. In der Kategorie sign type werden 16 verschiedene Schildtypen unterschieden, von denen für die Zwecke dieses Beitrags nur folgende Beispiele ausgewählt wurden:
a)
tag – Etikette – etiketa – levonó
Dem Typ Etikette (siehe Abbildungen 12–16) werden zugeordnet: Schilder, die über dem Eingang und/oder Schaufenster von Läden, gastronomischen Betrieben etc. angebracht sind. Hierzu zählen auch solche Signs, die kein Schild im klassischen Sinne sind, sondern nur aus dreidimensionalen Buchstaben bestehen.4 (Schulze 2019: 8)
Abb. 12: „Banská Bystrica“
Abb. 13: „Erlangen“
4 Alle Definitionen wurden dem Leitfaden I des APVV-Projekts entnommen (Schulze 2019) https://www.ff.umb.sk/katedry/katedra-germanistiky/apvv-18-0115-jazyk-v-meste-dokumen tovanie-multimodalnej-semiosfery-jazykovej-krajiny-na-slovensku-a-z-komparativnej-persp ektivy-10475/manualy-leitfaden-manuals.html [Zugriff am 10. 10. 2022].
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Abb. 14: „Erlangen“
Abb. 15: „Komárom“
b)
Abb. 16: „Komárno“
wall bracket – Nasenschild – výstrcˇka – cégér
Zu den Nasenschildern (siehe Abbildungen 17–23) zählen in den Raum ragende Schilder von Geschäften und gastronomischen Betrieben. Auf ihnen ist in der Regel der Firmenname zu finden, evtl. mit grafischer Unterstützung. (Schulze 2019: 8)
Wall bracket im Englischen und Nasenschild im Deutschen sind festgelegte Termini, während im Slowakischen das Wort výstrcˇka den Neologismen zugeordnet werden muss, weil es nur im Bereich der Werbung verwendet wird und noch nicht eindeutig definiert ist. Deswegen muss dieser Terminus in wissenschaftlichen Arbeiten immer um die zusätzliche Beschreibung „vývesný sˇtít upevnený kolmo na stenu budovy“ (dt. ein senkrecht an der Gebäudefassade befestigtes Schild) ergänzt werden.
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Abb. 17: „Erlangen“
Abb. 19: „Bratislava“
Abb. 18: „Erlangen“
Abb. 20: „Banská Sˇtiavnica“
Abb. 21: „Banská Bystrica“ Abb. 22: „Banská Bystrica“
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Abb. 23: „Komárom“
c)
a-board – A-Schild/Aufsteller – stojanový/ácˇkový nosicˇ/A stojan/a-board – megállítótábla
Der Typ A-Schild/Aufsteller (siehe Abbildungen 24–28) umfasst Aufsteller, die entweder beschrieben oder mit Plakaten bestückt sein können. Sie befinden sich in der Regel in unmittelbarer Nähe des zugehörigen Geschäfts / gastronomischen Betriebs und werden in den Laufweg der Passanten gestellt. (Schulze 2019: 8)
Hier finden wir wieder eine problematische einheitliche Benennung in der slowakischen Sprache. In der Fachkommunikation wird das Lehnwort a-board verwendet. Nach Newmarks Klassifikation des Übersetzungsverfahrens (Newmark 1988) handelt es sich also um transference – eine direkte lexikalische Entlehnung. Von Modulation können wir bei der Benennung A stojan (wörtlich übersetzt: A-Ständer) sprechen, die auf einem Wechsel der Perspektive und einer Änderung der Denkweise beruht, ebenso wie bei stojanový nosicˇ (wörtlich übersetzt: Standträger – Ständerträger). Die Benennung ácˇkový nosicˇ wird eher zu den Professionalismen oder Fachjargonismen gezählt. Der ungarische Terminus megállítótábla (wörtlich übersetzt: Tafel/Schild zum Anhalten) zeigt eine ähnliche Wortbildungsmotivation wie das deutsche Gemeinwort Kundenstopper.
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Abb. 24: „Erlangen“
Abb. 26: „Komárno“
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Abb. 25: „Banská Sˇtiavnica“
Abb. 27: „Banská Bystrica“
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Abb. 28: „Bratislava“
Beim Codieren der Projektdaten werden natürlich mehrere Variablen festgelegt. Im ersten Teil des Codierbuches und der Datenbank Metadaten wird außer den schon erwähnten Variablen z. B. sign shape (eng.) / Schildform (dt.) / tvar nosicˇa (slow.) / táblaforma (ung.) codiert. In der Spalte multimodality (eng.) / Multimodalität (dt.) / multimodalita (slow.) / multimodalitás (ung.) wird angegeben, ob es sich beim Sign um einen reinen Text, um eine Grafik oder eine Kombination aus beiden handelt. Dabei werden die Kategorien text (eng.) / Text (dt.) / text (slow.) / szöveg (ung.); graphic (eng.) / Grafik (dt.) / grafika – grafický prvok (slow.) / grafika (ung.); kommunikat (eng.) / Kommunikat (dt.) / komunikát (slow.) / komunikátum (ung.); logo (eng.) / Logo (dt.) / logo (slow.) / logó (ung.) unterschieden. Im Bereich Sprache erfolgt die Codierung der linguistischen Merkmale eines Eintrags. Diese beginnt bei solchen Variablen wie der Angaben von Token und Lemma und geht bis zur Angabe von Wortart, Semantik und der Beschreibung von Formen der Multilingualität. Mehrsprachige Texte (siehe Abbildung 29) werden nach Reh (2004) kategorisiert. Diese Klassifikation musste wieder in alle Sprachen übersetzt werden:
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eng.: repeating multilingualism / fragmentary multilingualism / overlapping multilingualism dt.: wiederholende Mehrsprachigkeit / fragmentarische Mehrsprachigkeit / überlappende Mehrsprachigkeit slow.: duplicitná viacjazycˇnostˇ / fragmentárna viacjazycˇnostˇ / prelínajúca sa viacjazycˇnostˇ ung.: ismétlo˝do˝ többnyelvu˝ség / hiányos többnyelvu˝ség / átfedést mutató többnyelvu˝ség
Abb. 29: „Banská Sˇtiavnica (mehrsprachige Signs)“
Im dritten Teil des Codierbuches und der Datenbank werden alle möglichen Aspekte der Multimodalität erfasst. Diese reichen von der Angabe, ob grafische Elemente vorhanden sind über skripturale Aspekte bis hin zur Beschreibung von Beziehungen zwischen Text und Bild. Die folgende Fotografie (siehe Abbildung 30) aus dem Erhebungsraum Banská Sˇtiavnica (Slowakei) ist ein Beispiel von mehreren nebeneinander existierenden Signs, multimodale und mehrsprachige Signs inbegriffen, wobei die Schildtypen Etikette, Nasenschild, Tafel, ASchild und Plakat unterschieden werden können.
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Abb. 30: „Banská Sˇtiavnica (mehrere Schildtypen, Schildformen, multimodale Signs)“
Schlussfolgerungen Die interdisziplinäre Ausrichtung des APVV-Projekts und die Mehrsprachigkeit des Forschungsteams (Deutsch, Englisch, Slowakisch, Ungarisch) bringen viele methodologische, terminologische und sprachliche Herausforderungen mit sich. Ziel unseres Beitrags war vor allem einige Aspekte der Terminologiearbeit zu erläutern, die zur Erstellung einer multilingualen terminologischen Datenbank beitrugen. Diese wurden mit ganz konkreten Beispielen und mehreren Fotos aus untersuchten innerstädtischen Erhebungsräumen in der Slowakei (Bratislava, Banská Bystrica, Banská Sˇtiavnica, Komárno), Ungarn (Komárom) und Deutschland (Erlangen) belegt. Außer dem Terminus Sign war für uns von Bedeutung, die Verwendung von sprachlandschaftlichen Haupttermini, die in deutlicher semiotisch geprägten Studien (Semiotic Landscape) verwendet werden (z. B. Schildtyp, Träger, Kommunikat) zur offenen Fachdiskusion zu stellen. Da der Umfang dieser Studie begrenzt ist, wurde der terminologische Apparat des Projekts natürlich nicht vollständig behandelt.
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Agnieszka Gicala (Uniwersytet Pedagogiczny im. KEN w Krakowie, Kraków)
HOMELAND, MOTHERLAND, FATHERLAND or simply HOME? The concept’s (un)translatability from a cognitive-ethnolinguistic perspective
Abstract The paper aims to analyse the English names of the concept of HOMELAND, a value that keeps appearing now – in the context of the current conflict in Ukraine – in English and Polish media texts, official speeches and statements of various state and lower-level institutions and authorities – and in their translations. The broader assumption behind this study is that, in the present situation, certain core human values, such as HOMELAND, come to the fore in people’s worldviews – but that their linguistic labels, such as the English words homeland, motherland, fatherland or home, do differ in their connotations that are present in the minds of native speakers of English. Consequently, these value-names may be at least partly untranslatable. The data considered are dictionary definitions as a constituent of the study of linguistic worldviews from an ethnolinguistic perspective. Keywords: linguistic worldview, ethnolinguistics, HOMELAND, MOTHERLAND, FATHERLAND
Introduction When viewed from the ultimate global perspective, discussed by the eminent British historian Norman Davies1, the concept of HOMELAND2 can be questioned as one that may be overused for some nationalistic purposes. Davies points out that in fact “Every modern nation travelled to where it now is from someplace else. There’s no such thing as true homeland” (Z˙abicki 2018, no page numbers, emphasis present in the original). By no means is the above view undermined by the natural human need to feel at home at some place in the 1 The author of books most of which are on the history of Poland and Europe, including, among others, God’s Playground (translated to Polish as Boz˙e igrzysko), Europe. A History (Europa. Rozprawa historyka z historia˛), Heart of Europe. A Short History of Poland (Serce Europy. Krótka historia Polski), The Isles (Wyspy). A broader perspective is offered in his book Beneath Another Sky. A Global Journey into History. 2 This paper follows the convention of cognitive linguistics and ethnolinguistics (which make a distinction between concepts as mental constructs and words as the expressions, or instantiations, of concepts), where names of concepts are spelled with capital letters.
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world, i. e. to have one’s own home-land. The right to live peacefully in one’s own land, that one calls their home, is undeniable. How important the idea of a homeland has been to people can be testified to by numerous wars waged throughout human history until this very moment, when the world is witnessing the cruel conflict in Ukraine. This prompts the need to take a closer look at the various meanings and connotations of the linguistic “representatives” of the concept of HOMELAND, such as the English-language words homeland, motherland, fatherland, and to consider home as a possible alternative. Considering the fact that various political figures, some of whom are not native speakers of English, have been speaking about the conflict in Ukraine not only in their own native languages but also in English (including President Volodymyr Zelensky himself), such a linguistic analysis indeed appears to be a topical issue. The data considered in this paper are dictionary definitions of the above words. The analysis performed below is rooted in a cognitive-ethnolinguistic perspective and the related concept of linguistic worldview. Above all, as a non-native speaker of English and a translator, I would like to find out whether there exists an ideal English-language candidate to name the concept of HOMELAND. Does the noun homeland qualify as the one?
Existing linguistic research on the concepts of HOME and HOMELAND Before the analysis proper, it must be noted that the concept of HOMELAND has already been investigated within the domains of cross-cultural linguistics and ethnolinguistics as part of a much broader enterprise of studying linguacultures by analysing and comparing cultural-linguistic concepts, represented by words in various languages. First of all, in her seminal book entitled Understanding Cultures through their Key Words (1997), Anna Wierzbicka devotes an entire chapter, entitled Lexicon as a Key to History, Nation and Society: “Homeland” and “Fatherland” in German, Polish and Russian to the different ways of understanding of the concept in question in the three languages. She warns the reader that, despite being seemingly universal, each is differently “laden with historical and cultural significance” (Wierzbicka 1997: 156), and concludes that “[…] dictionaries and translators readily equate Vaterland, ojczyzna, and rodina. Matching words which are superficially similar but in fact profoundly different is a procedure which may seem at times unavoidable but which is nonetheless deeply misleading” (Wierzbicka 1997: 195).
HOMELAND, MOTHERLAND, FATHERLAND or simply HOME?
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Secondly, much research into the concept under present analysis has been carried out by scholars in the milieu of Polish and international ethnolinguistics as part of projects led by Jerzy Bartmin´ski, including the publication series Leksykon aksjologiczny Słowian i ich sa˛siadów [The Axiological Lexicon of Slavs and their Neighbours]. While in the very first lexicon volume entitled DOM [HOME] (2015), the co-authors’ chapters on names for homes and houses in selected languages mention their extensions: homelands, another volume, entirely devoted to the concept of HOMELAND in selected Slavic and other languages, is in an initial stage of preparation now. Moreover, HOMELAND and PATRIOTISM as value-concepts instantiated, respectively, by Polish ojczyzna and patriotyzm are discussed by Barmin´ski in his book Polskie wartos´ci w europejskiej aksjosferze [Polish values in the European axiosphere] (2014). Lastly, in the spirit similar to Wierzbicka’s, the question of the equivalence, and thus the translatability, of the concepts of HOME and HOMELAND was raised by James Underhill in a conference paper How do we sing about homes and homelands? in 2019 and a little earlier in an article Translating Home and Homeland. From Poetics to Politics published in Polish translation (Tłumacza˛c HOME I HOMELAND. Od poetyki do polityki) in the journal Ethnolingwistyka (2014), where he notes: When the Czechs sang in their National Anthem ‘Kde domov muj?’ (Where is my Homeland), they were referring to a home similar to the one the Polish refer to as ‘Ojczyzna’: the ‘pays’ the French refer to in ‘mal de pays’ (feeling homesick) is of a similar kind. In such instances, the Germans would speak of Heimat, and the Americans would speak of ‘homeland’. […] ‘Homeland’ refers to domestic policy, internal affairs, thereby mixing up the private and the political. […] Patrie and Fatherland are more or less equivalents to ‘homeland’. But in translating from one to another, we efface the problems involved in understanding what each term means for a given culture. In fact, homeland means little to the English, though Americans use the term widely, while the most French people feel uncomfortable about patrie, and German-speakers avoid Vaterland (see Wierzbicka 1997). Nowadays, many inhabitants of European countries tend to think of the hatred nationalism inspires, and this leads them to abandon patriotism and the love of homeland, as though the real enemy now lies within, in the hatred of the foreign. (Underhill, unpublished manuscript, no date, no page numbers3)
3 Quoted here by kind permission of the author.
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The present research methodology Speakers of English have at their disposal as many as three nouns which refer directly to the concept of HOMELAND: homeland, fatherland and motherland (synonymously with the phrase mother country); therefore it is these three that the analysis undertaken in this study takes into consideration. Apart from them, one’s country/land can be referred to in English as country, native country/native land, country of origin, old country, and metaphorically: cradle and home. The analysis will be performed in accordance with the research methodology developed by the Lublin School of Ethnolinguistics for the study of concepts and linguistic worldviews, following the format applied in the Axiological Lexicon of Slavs and their Neighbours. The methodology is aimed at achieving a complete description of a given concept in the form of the cognitive definition, i. e. an extended description of the name(s) of that concept in a given language, including all possible data, such as, first of all, all of the meanings and usage, followed by synonyms, antonyms, collocations, as well as idioms and proverbs containing that word, the diachronic aspect, etc. The data necessary to construct such a complete “story” of a given word as an instantiation of a concept in a given language must be based on comprehensive research into the language system itself, a representative selection of texts in which the word in question appears, and surveys conducted among the native speakers, and asking the basic question how they understand the word (which may be accompanied e. g. by questions concerning a person’s connotations). Additionally, the cognitive definition has a cultural component, described as the co–linguistic data, i. e. the relevant culturespecific material that supports the understanding of the word in question. Thus composed, the cognitive definition grants the researcher an insight into that particular fragment of the linguistic worldview4 shared by the community of native speakers of a given language which is centred around the concept under analysis. Accordingly, in order to obtain a complete picture of how native speakers of English conceptualise HOMELAND, i. e. what HOMELAND means to them, one should study the definitions of homeland and the related lexemes and phrases (along with other linguistic data mentioned above) listed in dictionaries, take into consideration some key texts on the topic of homeland written in English, ask native speakers what homeland and the related words mean to them, and 4 The concept of linguistic worldview, understood as a view (or interpretation) of the world by speakers of a given language, and thus varying across languages, has evolved mainly out of the thought of Wilhelm von Humboldt, Edward Sapir and Benjamin Whorf. It is nowadays developed primarily in the Slavic countries, where the Lublin School of Ethnolinguistics stands out as an important centre, attracting increasing interest of international scholars (cf. e. g. Gicala 2021).
HOMELAND, MOTHERLAND, FATHERLAND or simply HOME?
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finally take into account the relevant culture-specific material, for example works of art and other objects or monuments devoted to HOMELAND. As such an extensive analysis is beyond the scope of this paper, the analysis presented below focuses on the first and most stable component of the cognitive definition of the concept of HOMELAND in English, namely the data provided by some of the best known dictionaries of the English language.
The lexemes homeland, fatherland and motherland in dictionaries The definitions considered below are retrieved from the following dictionaries: Online Etymology Dictionary (henceforth abbreviated as OED), two large modern dictionaries of British-English: Longman Dictionary of English Language and Culture (LDELC) and Oxford Advanced Learner’s Dictionary of Current English (OALDCE), the British- and American-English Collins English Dictionary (CED), which contains more concise data, and the American-English Merriam-Webster Dictionary (MWD). In an analysis of words one should begin by searching for their origins. Online Etymology Dictionary provides the approximate date of a word’s first appearance, its original meaning and its later developments. According to OED, the noun homeland (the compound of home and land) has been used since the 1660s; its Old English ancestor hamland had the meaning of “enclosed pasture”. It became widely used in the USA only after 20015 (the American Century Dictionary, published in 1910, had not included this noun at all). The compound motherland (alternatively spelled mother-land), first recorded in 1711, is described simply as the land of a person’s or a people’s origin. In contrast, the compound fatherland has a longer description: first noted in the 1620s, is explained as “one’s native country” with the following explanation: “In modern use often a loan-translation of German Vaterland, itself a loan-translation of Latin patria (terra), literally ‘father’s land.’ Similar formation in Dutch vaderland, Danish fædreland, Swedish fädernesland. Late Old English/Middle English fæderland (c. 1100) meant ‘parental land, inheritance’.” Both of the leading dictionaries of modern British English, LDELC and OALD, define homeland in the first place neutrally as “the country where a person was born” but, as the second meaning of this noun, mention connotations with the system of apartheid that used to be in force in South Africa. The areas designated 5 The noun homeland began to be widely used after the terrorist attacks on the World Trade Center in Manhattan, New York on 11th September 2001 (cf. e. g. https://www.911memorial.org /911-faqs), followed by the Homeland Security Act of 2002 and the establishment of the Department of Homeland Security as the USA’s response to that tragedy.
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by the white government for the black African population to separate them from white people were called homelands, or Bantustans. This makes homeland a rather doubtful candidate for a word to express the concept of HOMELAND in English. Additionally, next to homeland, OALD lists the entry Homeland Security, meaning “the activities and organisations whose aim is to prevent TERRORIST attacks in the US”, by which the lexeme in question additionally reveals associations with the context of terrorism. In the case of the noun motherland (and its synonym mother country) these two dictionaries do differ. In LDELC, the noun’s first meaning is the same as that of homeland, while secondly the word refers to the country of origin of settlers who have travelled to another part of the world, for which the following example is provided in the dictionary: Some Australians still regard Britain as the/their mother country. OALD emphasizes the emotional aspect of both motherland and mother country as the country where a person or their family were born and “which you feel a strong emotional connection with”. Additionally, in OALD mother country carries negative overtones as “the country which controls or used to control the government of another country”. In both dictionaries, the distinguishing aspect of the definition of fatherland is that the word is usually used in reference to Germany as the country in which a person or their family were born, to which OALD adds “especially when they feel very loyal towards it” as well as provides the word’s classification as “old-fashioned”. Thus all of the abovementioned additional aspects of the basic meanings of both motherland (mother country) and fatherland disqualify them as potential instantiations of the concept of HOMELAND in the English language. As opposed to the above two dictionaries of modern English, Collins English Dictionary (CED), based on corpora which cover both British and American usage, defines all three lexemes: homeland, motherland, fatherland in a very brief and identical way as “a person’s native country”. Compared with the above data, Merriam-Webster Dictionary (MWD), which is a dictionary of American English, distributes connotations and their positive and negative valuation slightly differently, and makes the colonial context clearly visible. Homeland, defined as “native land”, has fatherland as its synonym (listed as part of its first meaning); the second meaning of homeland does refer to Bantustans under apartheid but not only: it may be any area “set aside to be a state for a people of a particular national, cultural, or racial origin”. Mother country has three meanings: (1) the country of a person’s ancestors (but not the person himself or herself), and there is a cross-reference to fatherland; (2) the country of origin of the inhabitants of a colony; the third meaning is metonymic: “a country that is the origin of something”. Motherland means the same as mother country in (1) and (3). Interestingly, as defined by MWD, fatherland has
HOMELAND, MOTHERLAND, FATHERLAND or simply HOME?
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no connotations with Germany. Its two meanings are quite neutral: “the native land or country of one’s father or ancestors” and “one’s native land or country”.
Why HOMELAND? Some final thoughts Despite all non-neutral overtones attached to some of the meanings of each of the three English lexemes discussed above, the noun homeland seems to be the most successful one. It does appear in numerous contexts, especially the recent political and medial ones (present in the news), where it is used more frequently than either motherland (mother country) or fatherland. One might risk the hypothesis that this must be due to connotations of the latter two, awakened especially now by current events in Europe. Testing this hypothesis is a task that deserves a more extensive study, which would above all require resorting to another component of the ethnolinguistic methodology of constructing cognitive definitions of concepts, namely surveys (interviews, questionnaires) among selected groups of native speakers. Meanwhile, let us consider two such nativespeaker voices: the linguist James Underhill, researcher of HOMES and HOMELANDS, and an anonymous respondent. When concluding his paper with the final section significantly entitled “An Unhappy Ending”, James Underhill notes: Homes are, ideally, where we belong and where we feel at home. When we find ourselves cut off, the pain we feel makes the ideal home all the more real. […] These terms evoke deep primary impulses and our craving for security. But however primary and however deeply-rooted such terms are within the young child’s emotional world, these words are never innocent. Homes and homelands are recuperated in the discourse strategies of political parties or interest groups. Propaganda and manipulation involve reaching deeply into our imaginations and playing with our deepest desires. […] (Underhill, unpublished manuscript, no date, no page numbers)
and asks the crucial question “How would these terms translate into other languages, and could they ultimately have the same meaning within another worldview?” (Underhill, unpublished manuscript, no date, no page numbers). The above scholarly reflections are confirmed by the response provided by a native speaker of British English, whom I asked whether she would use any of the words in question to refer to her own country. While a single survey cannot be treated as sufficient to incorporate it into the cognitive definition of the English concept of HOMELAND, it does offer an intuitive insight that is valuable as it aptly complements both the scholarly considerations and the stable dictionary data:
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As to your question… I wouldn’t actually use any of those terms… We tend to say ‘my home is’ or ‘I come from/was born in/live in or simply ‘I am English/British… We certainly would not use motherland or fatherland as this sounds nationalist and we think of it in relation to Nazi Germany and the Soviet Union/Russia. Homeland would be the only possibility, but it doesn’t roll off an English tongue! […] I personally wouldn’t use the term ‘homeland’, but it doesn’t have negative connotations… Completely neutral and I wonder if younger generations might view it differently… The same with ‘motherland’ and ‘fatherland’ – apart from the Nazi/Soviet links, these also I would view simply as a way citizens might talk about their own country. It’s really only when the terms are politicised that there is a problem. (anonymous respondent, personal communication archived by me)
In view of the above data, indeed none of the three lexemes appear to be “innocent” enough to be used without the risk of negative overtones, political and others, especially in sensitive contexts, such as war and other conflicts or forced migration – both present and past, painfully connected with people’s memory and emotionality. The problem is a topical one not only in single-language contexts, when English is used by its native speakers, but also (perhaps especially) in translations to English, which definitely involve underlying differences in people’s native worldviews. Would it be a good solution to resort to a concept (and a word) even less specific and more universal in human experience than the three lexemes discussed? In search for that neutrality and universality, following the anonymous respondent’s answer, perhaps one should opt for the concept of HOME, and the lexeme home as its English-language exponent, in the hope that it might prove to be a less disturbing choice in some contexts. The present study hopes to be an invitation for further research in this respect, and a stimulus to conduct such research in the vein of ethnolinguistics, taking into account linguistic worldviews hidden (sometimes dangerously) behind the different words as apparent equivalents in translation.
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Marek Gładysz (Uniwersytet Pedagogiczny im. KEN w Krakowie, Kraków)
Zur Vorbearbeitung der Texte bei der maschinellen Übersetzung
Abstract Remarks on pre-editing of texts for machine translation Since the rapid development of machine translation has transformed the role of the human translator almost exclusively into that of a text editor, this article attempts to address not only the generally considered necessary post-editing of the target-language text, but primarily the often neglected or overlooked possibilities of pre-editing the source-language text. Taking into account pre-editing of the text at various linguistic levels; punctuation, spelling, word order, structural or lexical transformation, among others, will be considered before demonstrating the advantages of complex pre-editing in two text examples, with German and Polish as source languages and English, German and Polish as target languages. Keywords: pre-editing, post-editing, transformation, machine translation Schlüsselwörter: Vorbearbeitung, Nachbearbeitung, Transformation, maschinelle Übersetzung
Einleitung Technologische Fortschritte haben dazu geführt, dass die maschinelle Übersetzung (MÜ), die in den 1950er Jahren entwickelt wurde, um den Übersetzungsprozess ohne menschliches Zutun zu automatisieren, immer häufiger eingesetzt wird. Ursprünglich bestand sie darin, Wörter und Phrasen in einer Sprache durch ihre Entsprechungen in der anderen zu ersetzen. Da sie jedoch auf der Grundlage von Eingaben arbeitete, fehlte ihr lange Zeit das kontextuelle und idiomatische Wissen, um es mit menschlichen Übersetzern aufnehmen zu können. Dies hat sich in den letzten Jahren durch den Einsatz der künstlichen Intelligenz (KI) grundlegend geändert. Der Mensch ist zwar immer noch für den Übersetzungsprozess notwendig, aber der Einsatz der MÜ bietet einige Vorteile und wird heutzutage von vielen Sprachdienstleistern immer häufiger eingesetzt, da sie zum einen den Übersetzungsprozess beschleunigt, so dass die Inhalte den Kunden schneller erreichen,
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Marek Gładysz
und zum anderen wesentlich kostengünstiger ist als menschliche Übersetzer (vgl. Marczak 2021: 220–222).
Nachbearbeitung Sobald die MÜ abgeschlossen ist, erfolgt eine Nachbearbeitung (post-editing). Unter Nachbearbeitung wird die Bearbeitung einer automatisch (maschinell) erstellten Übersetzung verstanden. Die Qualität von maschinell übersetzten und nachbearbeiteten Texten ist abhängig von mehreren Faktoren wie gegebenem Sprachpaar bei der Übersetzung oder der diesbezüglichen Entscheidung des Kunden, deshalb kann sie von Fall zu Fall variieren. Die gewünschte Qualität muss demzufolge festgelegt und erreicht werden. Dies kann mit einer von zwei Nachbearbeitungsstufen erfolgen, einer leichten (light) oder vollständigen (full) Nachbearbeitung (vgl. Rico / Torrejón 2012: 168–169). Bei der leichten Nachbearbeitung wird der automatisch übersetzte Rohtext so wenig wie möglich verändert. Dabei wird sichergestellt, dass die Übersetzung inhaltlich zutreffend und ihre Grammatik korrekt ist. Dieser Prozess umfasst in der Regel die Korrektur von Tippfehlern, Grammatikfehlern, die teilweise oder vollständige Neuformulierung komplexer Sätze, die Beseitigung maschinell erzeugter Fehler, das Streichen unnötiger oder redundanter maschinell erstellter Übersetzungsoptionen und das Erreichen der terminologischen Monosemie. Ein menschlicher Übersetzer/Editor ist erforderlich, um sicherzustellen, dass der MÜ-Text die Ideen und Konzepte des Ausgangstextes korrekt wiedergibt. Der Zieltext muss jedoch nicht vollständig mit dem Ausgangstext übereinstimmen; durch die Übersetzung müssen lediglich die ursprünglichen Konzepte vermittelt werden. Eine leichte Nachbearbeitung ist in der Regel schneller; es werden nur die wichtigsten und kritischen Fehler korrigiert, um sicherzustellen, dass der Leser den Text richtig verstehen und ihm folgen kann. Dabei wird kein stilistischer Feinschliff vorgenommen. Der Zieltext kann etwas roboterhaft klingen oder in Bezug auf den Stil nicht ganz richtig sein; der Text sollte jedoch flüssig und leicht zu verstehen sein. Eine vollständige Nachbearbeitung ist in der Regel langsamer, teurer und gründlicher als eine leichte Nachbearbeitung. Die fertige Übersetzung muss völlig korrekt und stilistisch einwandfrei sein, mit der richtigen Terminologie und dem richtigen Stil. Der Zieltext sollte auch grammatisch korrekt sein. Darüber hinaus sollte er sich so natürlich lesen, als wäre er ursprünglich in der Zielsprache geschrieben worden. Bei der vollständigen Nachbearbeitung werden demzufolge alle grammatischen Fehler (Tippfehler, Zeichensetzung, Rechtschreibung usw.) korrigiert, eine
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korrekte Formatierung vorgenommen sowie alle kulturellen Bezüge angepasst, einschließlich Redewendungen, Beispiele usw. Darüber hinaus sollte der Ausgangstext konsistent und fließend sein. Die Terminologie ist anhand genehmigter terminologischer Ressourcen zu überprüfen, um sicherzustellen, dass sie einheitlich und angemessen ist. Die endgültige Version des übersetzten Textes muss in jeder Hinsicht so sein, als wäre er von einem Menschen übersetzt worden. Der Inhalt muss alle vom Kunden definierten Qualitätsanforderungen erfüllen. Da die Nachbearbeitung maschineller Übersetzungen auf zunehmendes Interesse stößt, haben sich bereits viele Übersetzer darauf spezialisiert, diese Dienstleistung anzubieten. Die von den Post-Editoren vorgenommenen Korrekturen dienen auch dazu, die maschinellen Übersetzungssysteme neu zu trainieren und so die maschinelle Übersetzungsleistung kontinuierlich zu verbessern (vgl. Rayner / Bouillon / Haddow 2012: 5; Łoboda 2021: 253–254). Die Nachbearbeitung ist jedoch nicht die einzige Möglichkeit, die Qualität der maschinellen Übersetzung zu verbessern. Die andere Möglichkeit ist die Vorbearbeitung (pre-editing).
Vorbearbeitung Wenn ein Übersetzer einen Text in der Originalsprache (den Ausgangstext) erhält, muss er die Bedeutung des Textes entschlüsseln und in einer anderen Sprache (als Zieltext) wiedergeben. Das klingt zwar einfach, aber ein professioneller, erfahrener Übersetzer geht an diese Aufgabe auf eine ganz bestimmte Weise heran. Er verfügt über fundierte Kenntnisse der Grammatik, der Semantik, der Syntax und der Redewendungen beider Sprachen und ist bereit, sich auf alle Besonderheiten des Textes, einschließlich kultureller und regionaler Nuancen, einzustellen. Unter Berücksichtigung dessen kann sich ihm die Notwendigkeit einer Vorbearbeitung erschließen (vgl. Kubacki 2020: 131). Die Vorbearbeitung erfolgt vor der MÜ eines bestimmten Dokuments. Im Englischen wird sie neben „Pre-Editing“ auch „Global Readiness“ oder „Global Readiness Editing“ genannt. Sie kann – ähnlich der Nachbearbeitung – Aufgaben von unterschiedlicher Komplexität umfassen und wird idealerweise von einem erfahrenen Editor durchgeführt, der in der Lage ist, den Ausgangstext aus der Perspektive einer MÜ-Engine zu analysieren. Wird die Vorbearbeitung richtig durchgeführt, kann sie die Notwendigkeit einer Nachbearbeitung drastisch reduzieren oder in bestimmten Fällen sogar überflüssig machen (vgl. Gerlach 2013: 46). Bei der Vorbearbeitung antizipiert der Editor potenzielle Fehler, die bei der maschinellen Übersetzung auftreten könnten, und modifiziert den Ausgangs-
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text, um die Übersetzung für die Engine zu erleichtern. Dieser Prozess umfasst beispielsweise die Korrektur von Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehlern, die Vereinheitlichung der Terminologie, wenn diese im Text uneinheitlich ist, die Umwandlung grammatikalischer Strukturen und die Beseitigung lexikalischer Mehrdeutigkeiten. Darüber hinaus verwendet der Editor oft automatische Rechtschreib- und Grammatikprüfungswerkzeuge als Teil des Prozesses. In einigen Fällen handelt es sich dabei nicht nur um eine Fehlerkorrektur, sondern auch um die Umwandlung und Anpassung eines fehlerfreien Ausgangstextes, damit er besser zu der Textsorte passt, mit der die MÜ-Engine trainiert worden ist. Sowohl die Nachbearbeitung als auch die Vorbearbeitung können mit unterschiedlicher Intensität durchgeführt werden, weshalb es wichtig ist, die Erwartungen an den Zieltext im Voraus festzulegen. Es gibt eine Reihe von Gründen dafür, einen Text vor der Übersetzung vorzubearbeiten. In erster Linie kann dadurch sichergestellt werden, dass die maschinelle Übersetzung von guter Qualität ist, ohne dass eine zeitaufwendige Nachbearbeitung benötigt wird. Besonders wenn der Ausgangstext nicht gut geschrieben ist und/oder in mehrere Sprachen übersetzt werden soll, sind die Produktivitätssprünge deutlich zu spüren. Je mehr Zielsprachen es gibt, desto mehr Zeit wird dank der Vorbearbeitung eingespart. Das oben Festgestellte steht auch in direktem Zusammenhang mit Kosteneinsparungen, etwas, was sowohl Sprachdienstleister als auch Kunden immer als Teil ihrer Geschäftsstrategie anstreben Darüber hinaus kann die Vorbearbeitung bestimmte Frustrationen der Linguisten lindern, da dadurch vermieden werden kann, einige der sich wiederholenden Fehler korrigieren zu müssen, die bei der maschinellen Übersetzung regelmäßig auftreten. Schließlich ist es auch für die Endbenutzererfahrung von Vorteil: Besser lokalisierte Inhalte bedeuten ein besseres Kundenerlebnis. Bei großen Projekten mit mehreren Zielsprachen kann es sich lohnen, über eine Vorbearbeitung nachzudenken, da sich die Zeit- und Kostenersparnis effektiv mit der Anzahl der Sprachen multipliziert. Es ist jedoch auch ratsam, sich daran zu erinnern, dass die Vorbearbeitung keine absolute Lösung für alle maschinellen Übersetzungsfehler ist. Es wird Fälle geben, in denen die Übernahme dieses Ansatzes nicht unbedingt erforderlich ist oder einfach keine gute Rendite bietet. Wenn der Ausgangstext bereits von guter Qualität ist und die MÜ-Maschinen auf die domänenspezifischen Ressourcen trainiert wurden, bringt die Vorbearbeitung möglicherweise keine wesentliche Verbesserung, und die für die Vorbearbeitung aufgewendete Zeit wird nicht durch eine kürzere Nachbearbeitung ausgeglichen.
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Sprachebenen bei der Vorbearbeitung 1.
Lexik (Homonyme, Redundanzen, Phraseologismen, Kollokationen)
Die Mehrdeutigkeit, Unklarheit oder mangelnde Sachlichkeit lexikalischer Einheiten – genau das, was die Sprache lebendig macht – kann eine potenzielle Fehlerquelle bei der MÜ darstellen. Dies kann sowohl Einzelwörter (z. B. Homonyme oder polyseme Wörter) als auch auf komplexe mehr oder weniger fest geprägte lexikalische Einheiten wie Kollokationen oder Phraseologismen betreffen. Ein sachkundiger Übersetzer ist sich dessen bewusst, dass sie von einer Maschine nicht richtig erkannt und wiedergegeben werden können. Was die Maschine nicht verstehen kann, sollte ersetzt oder manchmal (etwa bei sprachlichen Redundanzen) ganz gelöscht werden. Im Folgenden werden Beispiele für die Vorbearbeitung im Bereich der Lexik genannt und analysiert1. Tab. 1: Homonymie Beispiel 1 Vor einem Tor steht ein Tor.
deepL There is a gate in front of a gate.
GoogleT There is a gate in front of a gate.
Przed brama˛ znajduje sie˛ brama deepL
Przed brama˛ znajduje sie˛ brama. GoogleT
There is a gate fool in front Vor einem Tor steht ein Tor of a gate. Dummkopf. Przed brama˛ znajduje sie˛ brama stoi głupiec. Quelle: eigene Darstellung
There is a gate A fool stands in front of a gate. Przed brama˛ znajduje sie˛ brama stoi głupiec.
Bei Beispiel 1 handelt es sich um das Homonym Tor, das entweder „eine Öffnung in einer Mauer, in einem Zaun o.Ä.; breiter Eingang, breite Einfahrt“2 oder „eine männliche Person, die töricht, unklug handelt“3, bedeuten kann. Die beiden Online-Translatoren (OT) erkennen diese Homonymie nicht, was eine fehlerhafte Übersetzung nach sich zieht. Die Vorbearbeitung, die darin besteht, das
1 Beispiele für die Übersetzung durch die Übersetzungsengines: deepL, https://www.deepl.com /pl/translator [Zugriff am 30. 11. 2022], GoogleT, https://translate.google.pl [Zugriff am 10. 11. 2022]. Die Ausgangssprachen in der vorliegenden Analyse sind abwechselnd Deutsch und Polnisch, und die Zielsprachen entsprechend Deutsch, Englisch und Polnisch. 2 Definition nach Duden. Wörterbuch der deutschen Sprache; www.duden.de [Zugriff am 30. 11. 2022]. 3 Definition nach Duden. Wörterbuch der deutschen Sprache; www.duden.de [Zugriff am 30. 11. 2022].
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Wort Tor in einer Bedeutung durch ein Synonym zu ersetzen, führt zu fehlerfreien Übersetzungen des eingegebenen Satzes. Tab. 2: Phraseologie Beispiel 2
deepL I was lying in bed, I must have been in different circIch lag im Bett, war wohl in umstances. anderen Umständen. Lez˙ałam w łóz˙ku, musiałam byc´ w innych okolicznos´ciach. deepL I was lying in bed, I must have been in different circumstances probably preIch lag im Bett, war wohl in gnant. anderen Umständen Lez˙ałam w łóz˙ku, musiałam schwanger. byc´ w innych okolicznos´ciach prawdopodobnie w cia˛z˙y. Quelle: eigene Darstellung
GoogleT I lay in bed, probably in different circumstances. Lez˙ałem w łóz˙ku, prawdopodobnie w innych okolicznos´ciach. GoogleT I laz was lying in bed, probably in different circumstances pregnant. Lez˙ałem Lez˙ałam w łóz˙ku, prawdopodobnie w innych okolicznos´ciach w cia˛z˙y.
In oben angeführtem Beispiel 2 wurde in die beiden OTs ein Satz mit der Phrase in anderen Umständen sein eingegeben, bei der es sich um einen Phraseologismus mit der Bedeutung „schwanger sein“4 handelt. Sowohl der deepL-OT als auch der GoogleT-OT erkannten die idiomatische Bedeutung nicht und übersetzten die Phrase wortwörtlich. Nach der Substitution des Phraseologismus durch die nicht-phraseologische Entsprechung erfolgte die richtige Übersetzung durch die beiden OTs. Dabei muss betont werden, dass Phraseologismen die Expressivität des Textes zu steigern vermögen. Dementsprechend führt deren Ersetzen durch nicht-idiomatische Paraphrasen zu einem gewissen Verlust an Ausdruckskraft.
2.
Zeichensetzung und Rechtsschreibung
Die Vorbearbeitung im Bereich der Zeichensetzung und Rechtschreibung kann mithilfe einer entsprechenden Software erfolgen. Manchmal kann hier auf eine Vorbearbeitung ganz verzichtet werden, da die OTs die Fehler im Laufe der Übersetzung korrigieren. Die Vorbearbeitung der Zeichensetzung scheint notwendiger zu sein, falls in diesem Bereich wesentliche Unterschiede in den Regeln 4 Bedeutung nach www.redensarten-index.de [Zugriff am 30. 11. 2022].
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der Ausgangssprache und der Zielsprache bestehen, wie etwa bei den Sprachpaaren Deutsch-Englisch und Polnisch-Englisch. Tab. 3: Zeichensetzung Beispiel 3 Relaksuje˛ sie˛ pija˛c kawe˛ i czytaja˛c ksia˛z˙ke˛.
Relaksuje˛ sie˛, pija˛c kawe˛ i czytaja˛c ksia˛z˙ke˛.
deepL I relax by drinking coffee and reading a book.
GoogleT I relax while drinking coffee and reading a book.
Ich entspanne mich, indem ich Kaffee trinke und ein Buch lese. deepL
Ich entspanne mich, während ich Kaffee trinke und ein Buch lese. GoogleT
I relax by drinking coffee and reading a book. Ich entspanne mich, indem ich Kaffee trinke und ein Buch lese.
I relax while by drinking coffee and reading a book. Ich entspanne mich, während indem ich Kaffee trinke und ein Buch lese.
Quelle: eigene Darstellung
In Beispiel 3 wird die Partizipialkonstruktion im Ausgangstext nicht durch ein Komma getrennt, was einen Interpunktionsfehler darstellt. Während die Korrektur dieses Fehlers keinen Einfluss auf die Korrektheit der Übersetzung durch den deepL-OT hat, wird bei der Übersetzung durch den GoogleT-OT die modale Bedeutung der Partizipialkonstruktion erkannt und in (den) beiden Zielsprachen durch inhaltlich entsprechende Strukturen (eingeleitete Partizipialkonstruktion im Englischen und Nebensatz im Deutschen) wiedergegeben. Tab. 4: Rechtschreibung Beispiel 4
deepL GoogleT Perhaps it is wide and deep. Maybe it’s wide and deep.
Moz˙e jest szerokie i głe˛bokie. Vielleicht ist sie breit und tief. deepL Moz˙e Morze jest szerokie i głe˛bokie.
Perhaps it The sea is wide and deep. Vielleicht Das Meer ist sie breit weit und tief.
Vielleicht ist es breit und tief. GoogleT Maybe it’s The sea is wide and deep. Vielleicht Das Meer ist es breit und tief.
Quelle: eigene Darstellung
Rechtschreibfehler bedürfen ebenso wie Zeichensetzungsfehler nicht immer einer Korrektur. In Beispiel 3 haben wir es jedoch mit einem Homograf zu tun. In diesem Fall ist der Fehler zu korrigieren, da die Maschine sonst die Bedeutung nicht erkennt und den Satz falsch übersetzt.
82 3.
Marek Gładysz
Wortstellung
Die Notwendigkeit, einige Satzelemente zu permutieren, scheint insbesondere bei der Vorbearbeitung von Ausgangstexten mit verschachtelten Sätzen gegeben zu sein, zumal sich bestimmte Sprachpaare wie Deutsch und Englisch sowie Deutsch und Polnisch in ihren Wortstellungsregeln deutlich voneinander abheben. Tab. 5: Wortstellung Beispiel 5
deepL He stayed late at home today because of the bad Er blieb heute wegen des schlechten Wetters lange zu weather. Hause. Z powodu złej pogody został dzis´ w domu do póz´na. deepL
GoogleT He stayed home late today because of the bad weather.
He Because of the bad weather, he stayed late at home Er Wegen des schlechten for a long time today becaWetters blieb er heute wegen use of the bad weather. des schlechten Wetters lange Z powodu złej pogody został zu Hause. dzis´ długo w domu do póz´na. Quelle: eigene Darstellung
He stayed home late today because of the bad weather.
Został dzisiaj w domu póz´no z powodu złej pogody. GoogleT
Został dzisiaj w domu póz´no do póz´na w domu z powodu złej pogody.
In Beispiel 5 wurde die Adverbialbestimmung in Form der Präpositionalphrase wegen des schlechten Wetters aus dem Mittelfeld ins Vorfeld verschoben, was eine ähnliche Veränderung in der Wortstellung des durch den deepL-OT übersetzten Textes nach sich zog. Demgegenüber blieb die Wortstellung bei der Übersetzung durch den GoogleT-OT davon unberührt.
4.
Strukturtransformationen
Kontrastive Untersuchungen zeigen, dass in zwei zu vergleichenden Sprachen ähnliche oder unterschiedliche Strukturen verwendet werden, um bestimmte Inhalte auszudrücken, wobei die Verwendung unterschiedlicher Strukturen darauf zurückzuführen ist, dass es in der jeweils anderen Sprache entweder gar nicht möglich ist, eine bestimmte Struktur zu verwenden, um einen bestimmten Inhalt auszudrücken, oder die Struktur einen anderen stilistischen Wert hat. (vgl. Gładysz 2014: 96)
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Zur Vorbearbeitung der Texte bei der maschinellen Übersetzung
Tab. 6: Strukturtransformation Beispiel 6
deepL In the sunshine we go to the Bei Sonnenschein gehen wir beach. an den Strand. W promieniach słon´ca idziemy na plaz˙e˛.
GoogleT When the sun is shining we go to the beach. Gdy ´swieci słon´ce, idziemy na plaz˙e˛.
deepL In the sunshine When the Bei Sonnenschein Wenn die sun is shining, we go to the Sonne scheint, gehen wir an beach. den Strand. Kiedy ´swieci słon´ce, idziemy na plaz˙e˛. Quelle: eigene Darstellung
GoogleT When the sun is shining shines, we go to the beach. Gdy ´swieci słon´ce, idziemy na plaz˙e˛.
In Bespiel 6 wird die als temporale Adverbialbestimmung gebrauchte Präpositionalphrase in einen Nebensatz umgeformt. Dies führt dazu, dass die Ambiguität der Präpositionalphrase (temporale, konditionale oder modale Bedeutung) aufgehoben wird und die OTs die richtige, nämlich temporale Bedeutung erkennen können.
5.
Addition, Deletion und Expansion
Bei der Vorbearbeitung werden bestimmte Phrasen oder Teile von Phrasen hinzugefügt oder erweitert, während andere weggelassen werden. Dies ist unvermeidlich, da einerseits abgekürzte Nominationseinheiten in verschiedenen Sprachen unterschiedlichen Größen zugeschrieben werden, und zum anderen Redundanzen im Zieltext vermieden werden sollen. Tab. 7: Addition Beispiel 7
deepL
The Union has introduced Unia wprowadziła nowe re- new regulations. gulacje. Die Union hat neue Vorschriften eingeführt.
Unia Europejska wprowadziła nowe regulacje. Quelle: eigene Darstellung
deepL The European Union has introduced new regulations. Die Europäische Union hat neue Vorschriften eingeführt..
GoogleT The Union introduced new regulations. Die Union hat neue Vorschriften eingeführt. GoogleT The European Union introduced new regulations. Die Europäische Union hat neue Vorschriften eingeführt.
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Marek Gładysz
Die verkürzte Nominationseinheit Unia ist im Ausgangstext deswegen zu erweitern, weil sich die verkürzte Nominationseinheit Union im Deutschen nicht auf die Europäische Union, sondern eher auf die Partei CDU oder die Koalition aus CDU/CSU bezieht, und union im Englischen eher auf eine Gewerkschaft verweist. Tab. 8: Expansion Beispiel 8 Der Patient ist mit einem DK versorgt.
deepL GoogleT The patient is provided with The patient is supplied with a DK. a DK. Pacjent jest zaopatrzony w DK. deepL
The patient is provided fitted with a DK an indwelling catheter. Der Patient ist mit einem DK Dauerkatheter versorgt. Pacjent jest zaopatrzony w DK. Pacjentowi zakłada sie˛ cewnik indwellingowy. Quelle: eigene Darstellung
Pacjent otrzymuje DK. GoogleT The patient is supplied with a DK a permanent catheter. Pacjent otrzymuje DK cewnik stały.
Auch Abkürzungen in Ausgangstexten müssen in der Regel auf ihre vollständige Form zurückgeführt werden – wie in Beispiel 8 zu sehen ist – es sei denn, es handelt sich um Internationalismen.
6.
Grammatik / Lexik
Die kontrastive Sprachanalyse kann aufzeigen, dass bestimmte Inhalte, die in der einen Sprache mit grammatikalischen Mitteln ausgedrückt werden, in der anderen Sprache nur lexikalisch wiedergegeben werden können. Daher muss bei der Übersetzung aus der Sprache, in der weniger durch die Grammatik ausgedrückt werden kann, im gegebenen Fall eine Erweiterung vorgenommen werden. Das werden-Passiv im Deutschen drückt nicht aus, ob es sich um eine abgeschlossene Tätigkeit handelt, oder um eine Tätigkeit, die sich im Verlauf befindet oder befand. Eine lexikalische Erweiterung trägt zur Präzisierung dieses Inhalts bei. In Beispiel 9 wird durch die Hinzufügung der Temporalangabe lange in der Ausgangssprache das Perfektiv in das Imperfektiv in den Zielsprachen umgewandelt. Der Satz im Polnischen als Ausgangsprache kann sich auf die Gegenwart oder die Vergangenheit beziehen. Nach der Übersetzung durch die beiden OTs beziehen sich die Sätze in den Zielsprachen auf die Gegenwart. Die Vorbearbeitung besteht darin, dass ein zusätzliches Hilfsverb den ausgangsprachlichen Satz in
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Zur Vorbearbeitung der Texte bei der maschinellen Übersetzung
Tab. 9: Lexikalische Erweiterung Beispiel 9 Das Haus wurde gebaut.
Das Haus wurde lange gebaut.
deepL The house was built.
GoogleT The house was built.
Dom został wybudowany. deepL
Dom został wybudowany. GoogleT
The house was built a long time ago. Dom został wybudowany dawno temu.
The house was built for a long time. Dom został wybudowany był budowany przez długi czas.
Quelle: eigene Darstellung Tab. 10: Grammatische Erweiterung Beispiel 10 Powinien zostac´ w domu.
Powinien był zostac´ w domu
deepL
GoogleT
He should stay at home. Er sollte zu Hause bleiben.
He should stay home. Er soll zu Hause bleiben.
deepL He should stay have stayed at home.
GoogleT He should stay have stayed at home.
Er sollte hätte zu Hause bleiben sollen.
Er soll hätte zu Hause bleiben sollen.
Quelle: eigene Darstellung
der Vergangenheit situiert, was eine dementsprechende Übersetzung nach sich zieht.
Vorbearbeitung bei der maschinellen Übersetzung am Beispiel ausgewählter Textfragmente Nachfolgend wird ein Beispiel für eine komplexe Analyse des Ausgangstextes anhand zweier Textfragmente (Absätze) erörtert, die aus Urteilsbegründungen aus den 1940er Jahren stammen. Bei dem deutschen Ausgangstext handelt es sich um ein Urteil aus der Zeit des Dritten Reiches und bei der polnischen Vorlage um ein Urteil aus der stalinistischen Zeit5, so dass die Sprache stilistisch und inhaltlich analog ist. Die komplexe Vorbearbeitung umfasst Änderungen im Bereich der Zeichensetzung, grammatikalische Korrekturen (z. B. Tempus- oder Valenzwechsel), strukturelle Umformungen, die Beseitigung von Redundanzen, die inhaltliche Klärung durch den Einsatz bestimmter Lexeme sowie gramma5 https://www.saos.org.pl/judgments/394491 [Zugriff am 30. 11. 2022].
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tisch-stilistische Korrekturen. Dabei werden entweder sprachliche Fehler aus der Sicht der gegenwärtigen deutschen und polnischen Sprache korrigiert oder korrekte Ausdrücke zur Erleichterung der MÜ vorbearbeitet. T1a Die Anklage legte dem Angeklagten zur Last, im Jahre 1943 sich […] In Beispiel T1 wurde das Komma vor der Infinitivkonstruktion eingefügt. Auch wenn dies in diesem Fall keine Änderung der Ausgangstexte zur Folge hatte, sollte immer ein Komma vor uneingeleiteten Infinitivkonstruktionen gesetzt werden, um deutlich zu machen, ob bestimmte Sätze zum Hauptsatz oder zur Infinitivkonstruktion gehören. Im obigen Ausgangstext steht die Temporalangabe im Jahre 1943 am Anfang der Infinitivkonstruktion und da ihr das Reflexivpronomen folgt, könnte sie eventuell als ausgeklammertes Satzglied im Hauptsatz gelten. T1b […] des von der Polizei gesuchten flüchtigen Polen Kabata, der von der Polizei gesucht wurde, […] Das erweiterte Attribut wird in einen Attributsatz umgewandelt. Diese Strukturtransformation wurde vorgenommen, weil im Ausgangstext in dieser Phrase mehrere Attribute vor dem Bezugswort stehen. Die Permutation des komplexen Attributs dahinter und dessen Markierung durch Kommata hebt die grammatische Funktion hervor. T1c […] dass sie diesem in ihrer Wohnung wissentlich […] Bei T1c wird die Valenz um eine obligatorische Dativergänzung erweitert (vgl. Gładysz 2014, 96–97), was die Behebung eines grammatischen Fehlers darstellt. Es sei darauf hingewiesen, dass die deepL-Engine diesen Fehler bei der Übersetzung in die beiden Zielsprachen korrigierte, was auf entsprechend vorhandene Ergänzungen im übergeordneten und untergeordneten Satz des in Frage kommenden Satzes zurückzuführen ist. T1d um ihn der Bestrafung zu entziehen damit er der Bestrafung entzogen wird. T1d besteht in der Rückführung der eingeleiteten Infinitivkonstruktion auf einen vollständigen passivischen Nebensatz. Somit wird die Valenz um die Nominativergänzung (Subjekt) erweitert und dadurch inhaltlich präzisiert, auf wen sich die Aussage bezieht, was auch an den Translaten in den beiden Zielsprachen zu sehen ist, wo die entsprechenden Strukturen (Infinitivkonstruktion / Präpositionalphrase) ebenfalls transformiert werden:
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Tab. 11: Komplexe Vorbearbeitung 1 deepL The prosecution charged the accused with having aided and abetted Kabata, a PoDie Anklage legte dem An- lish fugitive wanted by the geklagten zur Last im Jahre police, in 1943 by knowingly 1943 sich der Begünstigung giving him shelter in their des von der Polizei gesuch- flat in order to avoid puten flüchtigen Polen Kabata nishment. dadurch schuldig gemacht Prokuratura zarzuciła oszu haben, dass sie in ihrer karz˙onym, z˙e w 1943 r. poWohnung wissentlich Her- magali Kabacie, polskiemu berge und Unterschlupf ge- zbiegowi poszukiwanemu währt haben, um ihn der przez policje˛, ´swiadomie Bestrafung zu entziehen. udzielaja˛c mu schronienia w swoim mieszkaniu w celu uniknie˛cia kary. T1
deepL
The prosecution charged accused the accused with of having aided and abetted Kabata a Polish the fugitive Pole Kabata, who was wanDie Anklage legte dem An- ted by the police, in 1943 by geklagten zur Last, im Jahre knowingly giving him shel1943 sich der Begünstigung ter in their flat in order to des von der Polizei gesuch- avoid so that he would esten flüchtigen Polen Kabata, cape punishment. der von der Polizei gesucht wurde, dadurch schuldig Prokuratura zarzuciła osgemacht zu haben, dass sie karz˙onym, z˙e w 1943 r. podiesem in ihrer Wohnung magali Kabacie, polskiemu wissentlich Herberge und zbiegowi poszukiwanemu Unterschlupf gewährt haben roku podz˙egali do uciekigewährten, um ihn der Be- niera Polaka Kabate˛, posstrafung zu entziehen damit zukiwanego przez policje˛, er der Bestrafung entzogen ´swiadomie udzielaja˛c mu wird. schronienia w swoim mieszkaniu w celu uniknie˛cia, aby mógł unikna˛c´ kary.
GoogleT The prosecution charged that in 1943 the defendant was guilty of favoring the fugitive Pole Kabata wanted by the police by knowingly providing lodging and shelter in their apartment in order to avoid punishment. Prokuratura postawiła zarzut, z˙e oskarz˙ony w 1943 r. był winny faworyzowania poszukiwanego przez policje˛ zbiega Polaka Kabaty poprzez ´swiadome zapewnienie zakwaterowania i schronienia w ich mieszkaniu w celu uniknie˛cia kary. GoogleT The prosecution charged that in 1943 the defendant was with being guilty of favoring in 1943 the fugitive Pole Kabata, who was wanted by the police, by knowingly providing lodging and shelter harboring him in their apartment in order to avoid so that he might evade punishment. Prokuratura postawiła zarzut oskarz˙yła oskarz˙onego o to, z˙e oskarz˙ony w 1943 r. był winny faworyzowania faworyzował poszukiwanego przez policje˛ zbiega Polaka Kabaty poprzez ´swiadome zapewnienie zakwaterowania i schronienia Kabate˛, ´swiadomie ukrywaja˛c go w ich swoim mieszkaniu w celu uniknie˛cia, aby mógł unikna˛c´ kary.
Quelle: eigene Darstellung
[…] in order to avoid so that he would escape/ might evade punishment. […] w celu uniknie˛cia, aby mógł unikna˛c´ kary.
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Tab. 12: Komplexe Vorbearbeitung 2
Ludzie co w ten lub inny sposób, wzgle˛dnie z tych lub innych pobudek zeszli do roli wyrzutków społeczen´stwa na których lud pracuja˛cy patrzy i be˛dzie patrzał z pełna˛ pogarda˛, gdyz˙ kieruja˛c sie˛ najniz˙szymi pobudkami osobistymi, a to che˛cia˛ zysku, nie wahali sie˛ wycia˛gna˛c´ swej zachłannej re˛ki po tak waz˙ny w naszym odbudowuja˛cym sie˛ przemys´le surowiec jakim jest cyna – sabotuja˛c i uniemoz˙liwiaja˛c tym samym prawidłowa˛ prace˛ naszych zakładów przemysłowych.
deepL People who, in one way or another, or for one reason or another, have descended into the role of social outcasts, who are and will be looked upon with utter contempt by the working people because, driven by the lowest personal motives, namely profit, they did not hesitate to reach out their greedy hand for the tin, which is such an important raw material for our recovering industry – thus sabotaging and preventing our industrial plants from working properly. Menschen, die auf die eine oder andere Weise oder aus dem einen oder anderen Grund zu gesellschaftlichen Außenseitern geworden sind, die von der arbeitenden Bevölkerung mit äußerster Verachtung betrachtet werden und werden, weil sie, getrieben von den niedrigsten persönlichen Motiven, nämlich dem Profit, nicht gezögert haben, ihre gierige Hand nach dem Zinn auszustrecken, das ein so wichtiger Rohstoff für unsere sich erholende Industrie ist, und damit den ordnungsgemäßen Betrieb unserer Industrieanlagen sabotieren und verhindern.
GoogleT People who, in one way or another, or for some reason or another, fell to the role of outcasts of society at whom the working people look and will look with full contempt, because guided by the lowest personal motives, and this is the desire for profit, did not hesitate to extend their greedy hand to such an important raw material in our rebuilding industry as tin – sabotaging and thus preventing the proper operation of our industrial plants. Menschen, die auf die eine oder andere Weise oder aus irgendeinem Grund zu Ausgestoßenen der Gesellschaft geworden sind, auf die die arbeitenden Menschen mit voller Verachtung blicken und blicken werden, weil sie von den niedrigsten persönlichen Motiven geleitet werden, und das ist Profitgier, zögerten nicht, ihre gierige Hand gegen einen so wichtigen Rohstoff in unserer Wiederaufbauindustrie wie Zinn auszustrecken – Sabotage und verhinderten damit den ordnungsgemäßen Betrieb unserer Industrieanlagen.
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T2
Ludzie co, którzy w ten lub inny sposób, wzgle˛dnie z tych lub innych pobudek zeszli do roli wyrzutków społeczen´stwa, na których lud pracuja˛cy obecnie patrzy i w przyszłos´ci be˛dzie patrzał patrzył z pełna˛ pogarda˛, gdyz˙ kieruja˛c sie˛ najniz˙szymi pobudkami osobistymi, a to che˛cia˛ zysku, nie wahali sie˛ wycia˛gna˛c´ swej zachłannej re˛ki po tak waz˙ny w naszym odbudowuja˛cym sie˛ przemys´le surowiec, jakim jest cyna – , tym samym sabotuja˛c tym samym i uniemoz˙liwiaja˛c prawidłowa˛ prace˛ naszych zakładów przemysłowych.
Quelle: eigene Darstellung
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deepL People who, in one way or another, or for one reason or another, have descended into the role of social outcasts, who are whom the working people now look upon and will be looked in future look upon with utter contempt by the working people, because, driven by the lowest personal motives, namely profit, they did not hesitate to reach out their greedy hand for the tin, which is such an important raw material for our recovering industry – , thus thereby sabotaging and preventing the proper working of our industrial plants from working properly.
GoogleT People who, in one way or another, or for some reason or another, fell to have fallen into the role of outcasts of society, whom the working people now look at and will look to in the future with full contempt, because guided by the lowest personal motives, and this is the desire for profit, did not hesitate to extend their greedy hand to such an important raw material that is so important in our rebuilding reconstructing industry as tin– , thereby sabotaging and thus preventing the proper operation of our industrial plants.
Menschen, die auf die eine oder andere Weise oder aus dem einen oder anderen Grund zu gesellschaftlichen Außenseitern geworden herabgestiegen sind, auf die von der arbeitenden Bevölkerung das arbeitende Volk heute und in Zukunft mit äußerster Verachtung betrachtet werden und werden blickt, weil sie, getrieben von den niedrigsten persönlichen Motiven, nämlich dem Profit, nicht gezögert haben, ihre gierige Hand nach dem Zinn auszustrecken, das ein so wichtiger Rohstoff für unsere sich erholende Industrie ist, und damit den ordnungsgemäßen Betrieb unserer Industrieanlagen zu sabotieren und zu verhindern
Menschen, die auf die eine oder andere Weise oder aus irgendeinem Grund zu in die Rolle von Ausgestoßenen der Gesellschaft geworden heruntergekommen sind, auf die die arbeitenden Menschen arbeitende Bevölkerung jetzt und in Zukunft mit voller Verachtung blicken und blicken werden wird, weil sie von den niedrigsten persönlichen Motiven geleitet werden, und das ist Profitgier, zögerten nicht, ihre gierige Hand gegen einen so wichtigen Rohstoff in unserer Wiederaufbauindustrie wie Zinn auszustrecken –, Sabotage und verhinderten damit den ordnungsgemäßen Betrieb unserer Industrieanlagen wodurch der ordnungsgemäße Betrieb unserer Industrieanlagen sabotiert und verhindert wird.
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T2a Ludzie co, którzy w ten […] Bei T2a wird das Relativpronomen co durch którzy ersetzt, was eine grammatisch-stilistische Korrektur darstellt, sowie das Komma vor dem Relativsatz ergänzt. Es stellte sich heraus, dass diese Berichtigungen des Ausganstextes keine Veränderungen in den Zieltexten nach sich zogen. T2b […] których lud pracuja˛cy obecnie patrzy i w przyszłos´ci be˛dzie patrzał patrzył z pełna˛ pogarda˛ […] Bei T2b wird der Ausgangstext um Temporalangaben erweitert, da davon auszugehen ist, dass der Gebrauch der Tempora Präsens und Futur nebeneinander in demselben Satz nicht ausreichend ist. Tatsächlich wurden dadurch die Inhalte der Ausgangstexte verdeutlicht, z. B. …auf die von der arbeitenden Bevölkerung das arbeitende Volk heute und in Zukunft mit äußerster Verachtung betrachtet werden und werden blickt… T2c materiał, jakim jest cyna – , sabotuja˛c […] Auch im Bereich der Interpunktion scheinen manche Korrekturen notwendig. Im Polnischen fehlen beispielsweise Kommata vor Nebensätzen, und der Gedankenstrich wird viel häufiger und zu anderen Zwecken (nicht nur bei Einschüben) verwendet, während in den hier verglichenen Sprachen an diesen Stellen andere Interpunktionszeichen (Doppelpunkt, Semikolon oder Komma) eingesetzt werden. T2d materiał, jakim jest cyna – , tym samym sabotuja˛c tym samym i uniemoz˙liwiaja˛c prawidłowa˛ prace˛ naszych zakładów przemysłowych […] Bei T2d wird eine Korrektur im Bereich der Wortstellung vorgenommen, sodass die durch die Konjunktion i verbundenen Prädikate der Partizipialkonstruktionen nicht noch durch das Textkohäsionsmittel tym samym getrennt sind. Diese Vorbearbeitung führte zu einer grammatisch und inhaltlich richtigen Übersetzung: Sabotage und verhinderten damit den ordnungsgemäßen Betrieb unserer Industrieanlagen wodurch der ordnungsgemäße Betrieb unserer Industrieanlagen sabotiert und verhindert wird.
Zur Vorbearbeitung der Texte bei der maschinellen Übersetzung
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Schlussbemerkungen und Ausblick Die MÜ kann zwei Hauptaufgaben erfüllen: Erstens als eigenständiges Werkzeug für Massenübersetzungen und zweitens als Hilfsmittel für menschliche Übersetzer, das deren Produktivität und täglichen Output steigert und ihnen hilft, knappe Fristen einzuhalten. Es ist davon auszugehen, dass die MÜ- und die KI-Übersetzung in naher Zukunft eine effizientere Interaktion zwischen Kunden und Linguisten ermöglichen wird, sodass die begrenzte Zeit und die begrenzten Ressourcen eines qualifizierten menschlichen Übersetzers optimal genutzt werden können. Die in diesem Beitrag diskutierte Vorbearbeitung von Ausgangstexten ist ein geeignetes Mittel, um dies zu erreichen. Jede neue Technologie stößt jedoch auch an ihre Grenzen. So eignet sich die MÜ- und die KI-gestützte Übersetzung am besten für große Mengen von Inhalten, die nur zur Vermittlung von Informationen benötigt werden. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass sie jemals mit einem menschlichen Übersetzer konkurrieren kann, wenn es darum geht, emotionale, wirkungsvolle und überzeugende Texte zu übersetzen, z. B. die Art von Texten, die in Marketing, Werbung oder anspruchsvoller Kommunikation benötigt werden. Die Diskussion um die (Notwendigkeit einer) Vorbearbeitung wirft die Frage auf, ob sich Verfasser von Originaltexten darüber im Klaren sein sollten, dass ihre Texte irgendwann in der Zukunft übersetzt oder sogar maschinell übersetzt werden könnten, und ob sie ihre Texte entsprechend anpassen sollten. Auf der einen Seite könnte dies bedeuten, dass weniger Vorabkorrekturen erforderlich sind und die Übersetzungsergebnisse wesentlich besser und zeitsparender ausfallen. Andererseits könnte es die kreative Ausdrucksfähigkeit der Autoren einschränken und für die Zielleser eine weniger angenehme Erfahrung mit dem Text in der Originalsprache bedeuten.
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Jan Gos´cin´ski (Uniwersytet Pedagogiczny im. KEN w Krakowie, Kraków)
Polish notariusz and Anglo-Saxon notaries public from a translator’s perspective
Abstract The article deals with two legal terms – the English term notary public and the Polish term notariusz. Its aim is to check if the formal similarity of the terms is accompanied by the similarity of meaning. Therefore, the author examines the place and role of notariusz in the Polish legal system and of notaries public in the selected Anglo-Saxon legal systems (England and Wales, Scotland, Ireland, and the USA). This comparative analysis allows him to determine the level of similarity between the professions in question and propose appropriate translation solutions. Keywords: legal translation, notary public, equivalence, comparative law
Comparative law in the service of translation One of the distinctive features of legal systems is that they create a specific language, that is a specialist language used in this area of human activity. Although it shares a lot of common characteristics with language for general purposes, on the basis of which it is formed, it also has its specific features, clearly distinguishing it from the latter. One of such features is the numerous presence of legal terms, that is words or phrases closely connected with the law. However – as Susan Sˇarcˇevic´ notes (1997: 232) – the boundaries between the meanings of terms in various legal systems quite frequently do not overlap, which results from the fact that the historical, cultural, and social development of the law in different communities was not the same. Consequently, juxtaposing terms belonging to different legal systems requires prudence because their conceptual content is quite often divergent. As Susan Sˇarcˇevic´ points out (ibid.), even etymologically convergent terms relating to the same object, for instance English contract and French contrat, may not be identical at the conceptual level. The English contract is much broader than the French term. The scholar reiterates the fact (ibid.) that the same term within the same language may refer to differing concepts in various legal systems. In this context, she mentions the term domicile, whose meaning in English law differs from its meanings in various subsystems of
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Jan Gos´cin´ski
American law. She observes that the contrary situation may also occur: the same concept can be expressed by different terms in various legal systems using the same language. Moreover, in all legal systems, there is a certain number of terms for which it is not possible to find equivalents in other legal systems because of the unique character of those terms, that is because of the fact that they are connected with only one legal system (Sˇarcˇevic´ 1997: 233). The intersystemic conceptual divergences between legal terms impose special obligations on translators. Susan Sˇarcˇevic´ (1997: 235–236) precisely describes the path they have to follow. Seeking equivalents in the target legal system should resemble solving a legal problem by a judge when s/he deals with an element from a foreign legal system. The translator first needs to establish what kind of issue they have to address, and then they must look at how this issue is resolved in the target legal system. This procedure should lead the translator to terms describing analogous concepts in this system. Susan Sˇarcˇevic´ provides an example of searching for an equivalent for the French term hypothèque in English law. The translator’s task in this case is to examine in what way the repayment of a loan taken out to purchase a property is secured in English law. The examination leads to the term mortgage, which allows the translator to decide that hypothèque and mortgage are functional equivalents, so those terms refer to concepts performing analogous functions in the juxtaposed legal systems. However, Susan Sˇarcˇevic´ (1997: 236–237) warns against using functional equivalents in the translation without measuring the level of their equivalence first. Its measurement consists in comparing the essential and accidental characteristics of concepts. The essential characteristics are indispensable ones, while the accidental characteristics are additional ones, not absolutely necessary. Relying on this differentiation, the scholar (1997: 238–239) distinguishes three levels of equivalence: near equivalence, partial equivalence, and non-equivalence. Additionally, she introduces a division into intersection and inclusion with regard to them. However, since Susan Sˇarcˇevic´ herself observes that making such a division, although useful for translators, is extremely difficult in the case of legal concepts, we will resign from it, also because this division is not necessary for our further analysis, similarly to additional, more detailed differentiations proposed by the scholar. The following definitions given by Susan Sˇarcˇevic´, which have been simplified by us, are quite sufficient for later discussions and conclusions. Near equivalence, which provides the optimal level of equivalence, refers to a situation when concepts A and B are identical as to all their essential characteristics and the majority of their accidental ones. Partial equivalence, which is the most typical phenomenon, consists in the identity of concepts A and B as to the majority of their essential characteristics and as to some of their accidental ones. Finally, non-equivalence arises when concepts A and B are identical in the case of only a few essential characteristics or when there is no identity in this regard. The above definitions
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converge with the definitions proposed by lawyers comparing various legal systems at the Berlin-based institution Internationales Institut für Rechts- und Verwaltungssprache (Sˇarcˇevic´ 1997: 237–238). Susan Sˇarcˇevic´ (1997: 241) additionally points out that the translator, having come to the conclusion that they deal with partial equivalence, have to decide whether it is sufficient in a given context or whether near equivalence is required. According to the scholar, because near equivalents are always acceptable, and non-equivalents are never acceptable, the issue of determining their acceptability does not need to be considered. This issue only arises with regard to partial equivalence.1 Comparing legal systems and the content of legal concepts appearing in them is for Susan Sˇarcˇevic´ an obvious obligation of the translator: failure to fulfil it precludes the possibility of making informed terminological translation choices. Obviously, she is not alone in such an approach to the translator’s role. GérardRené de Groot is also of the opinion that translating legal texts requires more than just linguistic skills. The translator must be able to compare the legal content of terms in one legal system with the legal content of terms in another legal system, which in practice means that comparative law constitutes a basis for translating legal texts (de Groot 1987: 797). The scholar explains that a given language has as many legal languages as there are legal systems it serves. Therefore, if a language serves more than one legal system, the translator must focus on one of those systems, taking into account possible recipients of the translation (2006: 423). This is so because legal translation consists in translating from a legal system into a legal system, and not from a language into a language (de Groot 1996: 378). Gérard-René de Groot states that if a source term and a target term proposed as an equivalent do not have identical conceptual content, the context and the translation goal determine the application of such a target term. This means that equivalence between terms is not absolute: the same target term in one context for a certain goal may be acceptable with regard to a given source term and may not be acceptable in another context (2006: 424–425). Gérard-René de Groot proposes three solutions if there are no acceptable equivalents in the target legal system: (1) borrowing with an explanation or without it, (2) paraphrasing the source term, and (3) using a terminological neologism, that is coining a term in the target language legal system, possibly with an explanation. Also Sylvie Monjean-Decaudin and Joëlle Popineau (2019: 115–129) believe that comparative law plays a central role in legal translation. They propose a three-step approach to the translation of legal terms. The first step – semasiological one – consists in a thorough understanding of the term against the 1 A more detailed discussion of Susan Sˇarcˇevic´’s approach to legal translation can be found in the 2019 monograph by Jan Gos´cin´ski.
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Jan Gos´cin´ski
background of the whole legal system in which it appears. The second step – comparative one – requires finding a possible equivalent in the target legal system, analysing its meaning in a detailed manner, and deciding whether the equivalent is able to convey the meaning of the source term to the recipient of the translation. Finally, the third step – onomasiological one – is the selection of a specific translation solution. Aleksandra Matulewska emphasises the fact that if one wants to translate legal texts, one must be willing to acquire knowledge about what makes the legal realities between which one will linguistically mediate different and similar. It might be even said – she concludes – that the knowledge of the legal translator must be wider than the knowledge of a lawyer: this is so because the latter operates within only one legal system, whereas the former within at least two (2007: 307–308). She remarks that the process of establishing sufficient equivalence between terms takes place in the mind of the translator and that it is frequently subconscious. However, the more the translator knows about the differences between legal systems, the more chances they have to find suitable equivalents for a given translation situation (Matulewska 2013: 237). According to Jan Engberg, comparative law and legal translation are linked by an interest in similarities and differences between legal systems at the level of legal concepts. What makes them different is the research aim: comparative law specialists want to know how various legal systems are organized. On the other hand, legal translators need comparative knowledge in order to make a translation decision so that intersystemic legal communication is possible (2020: part 5). Jan Engberg explains (2020: part 4) that the quality of legal translation depends on the amount of comparative knowledge acquired by the translator in order to complete a specific communicative task. Generating this knowledge should – in his opinion – take into consideration many comparative perspectives, thanks to which legal translators will be able to build a structured knowledge base using a plethora of sources. The above conceptions of the essence of legal translation clearly show that such translation is not possible without comparing legal systems by translators. Only a multidimensional comparative analysis of terms belonging to the examined legal systems allows translators to make a well-grounded decision whether those terms may be used as each other’s equivalents in a given translation situation. Referring to the theoretical conceptions presented in this chapter, we will carry out such an analysis of the term notary public in selected legal systems and the Polish legal term notariusz in order to establish the level of their conceptual convergence for translation purposes.
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USA2 According to the definition offered by the American Society of Notaries on its website, “a notary public is an appointed officer who acts as an impartial witness to certain transactions.”3 As noted by the aforementioned Society, although an average American citizen usually thinks that a notary public only certifies signatures, the duties of notaries public are in fact more serious and not limited to this one act. A notary public not only has to follow state law, but also needs to make an individual assessment of the following issues: does the mental state of the signer allow her/him to sign the document, does the signer understand the act that is taking place, and that no fraud or coercion to sign is involved. Therefore, a notary public on the one hand confirms that certain acts have been performed and on the other hand guarantees that the circumstances of their performance make it possible to treat them as binding in law. The rights of notaries public arise from the fact that notaries public are appointed by the state authorities, usually by the governor, lieutenant governor, secretary of state, or treasurer. Each state has its own regulations governing the work of notaries public. As a result, what a notary public can do in one state may be forbidden for notaries public in another state. There is no federal law governing the profession of notary public. Having in mind that the entitlements of notaries public are regulated by the legislation of particular states, one can, however, list some typical duties of notaries public: – administer oaths and affirmations (odbieranie przysia˛g i zapewnien´4); – certify that a signature has been put; – make a photocopy of the original document or confirm being present when a photocopy of the original document was being made (guarantee of the authenticity of a photocopy); – take and certify the acknowledgment of a document (odebranie i pos´wiadczenie wyraz˙enia zgody na zwia˛zanie sie˛ tres´cia˛ dokumentu); – take and certify an affidavit (odebranie i pos´wiadczenie złoz˙enia przysie˛gi lub zapewnienia, z˙e informacje zawarte w pisemnym os´wiadczeniu sa˛prawdziwe);
2 The information contained in the chapter has been extracted from the following websites: https://www.asnnotary.org/, https://www.notarypublicstamps.com/, https://www.sos.ca.gov/ notary/qualifications, and https://sos.nd.gov/notaries-public/how-become-notary-public [11. 11. 2022]. 3 American Society of Notaries. https://www.asnnotary.org/?form=whatisnotary [11. 11. 2022]. 4 The Polish translations are provided as a suggestion on how to render certain more complicated concepts.
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– take and certify a deposition (odebranie i pos´wiadczenie złoz˙enia przysie˛gi lub zapewnienia, z˙e zeznania, które ´swiadek ma złoz˙yc´ poza sa˛dem w sprawie cywilnej ba˛dz´ karnej w oparciu o pytania prawnika, be˛da˛ zawierac´ prawde˛); – be a witness to the opening of safe deposit boxes and certify what was inside; – solemnize civil marriages. Notaries public may be suspended or their rights may be revoked as a result of disciplinary proceedings. They are not allowed to perform notarial acts outside the period of commission, whose length depends on the state, but it usually lasts four years. The obligation to use a notarial seal and its form are regulated by state law. In the majority of states, a notary public must have an official seal: either an ink or embossed one. In states where it is not required, notaries public usually use it nevertheless because it is a convenient way of adding necessary information to a document. In all states, notaries public are authorized to administer oaths and affirmations and to take and certify the acknowledgment of a document. The latter act (acknowledgement), strictly speaking, consists in making an oral statement before a notary public by the signer of a document to the effect that the signer understands the content and the goal of the document and that it was signed personally and willingly, that is without any coercion. Contracts and powers of attorney are typical documents requiring the acknowledgment. Generally speaking, these are documents containing the provisions to which the signer agrees. An oath or an affirmation is administered when a person swears or affirms before a notary public under penalty of perjury that the content of a document is true. An oath differs from an affirmation because the former contains an invocation to a Supreme Being, whereas the latter does not contain it. In both cases, however, the legal effect is the same. Swearing an oath or making an affirmation usually relates to documents containing a set of facts. A notary public asks the signer to sign a document in the notary public’s presence and then answer the question whether the information contained in the document is true. If the answer is “yes”, the notary public prepares a jurat (pos´wiadczenie odebrania przysie˛gi lub zapewnienia co do prawdziwos´ci informacji zawartych w dokumencie i złoz˙enia na nim podpisu w obecnos´ci notariusza amerykan´skiego w podanym dniu). A jurat, apart from giving the place of its preparation (state and county) and the forename and surname of the person who took an oath or made an affirmation, first and foremost contains the statement that the document was signed before the notary public and that it was sworn or affirmed before the notary on the date stated that the information in it is true. Although each state has its own regulations as to the appointment of notaries public, their entitlements, and requirements applied to them, one can, however,
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indicate the most typical conditions that must be fulfilled to become a notary public. In general, a candidate has to be at least 18 years old and a legal resident of the state where s/he wants to be appointed. Not infrequently is it necessary to complete a notarial course, and sometimes passing a relevant examination is required, either after an obligatory course or irrespective of the course. There are, however, states where neither completing a notarial course nor passing a notarial examination is required. In the majority of states, a notary public has to purchase a notary bond (gwarancja zapłaty za szkody poniesione przez korzystaja˛cych z usług notariusza w wyniku popełnionego przezen´ błe˛du). This bond protects only a notary public’s clients. If a client suffers a loss as a consequence of a notary public’s error, the bonding company will cover the loss, but then, in all likelihood, it will request that the notary public repay the cost to it. In all states, a notary public has to take an oath before assuming office (oath of office). Many states require that a notary public keep a recordbook or notary journal (repertorium), in which all notarial acts are recorded. The above information clearly shows that a notary public needs neither to be a lawyer nor to have a degree. Some states require taking a notarial course, but it is just short training, as evidenced by the example below. It is true that in some states there is an obligatory examination, but it cannot be too complicated, since it is possible to pass it after a course lasting a few hours (for instance in the state of Oregon). Let us look at how notaries public are appointed in two states: California and North Dakota. In order to become a notary public in California, it is necessary to fulfil all of the below conditions. One needs to: – be at least 18 years old, – legally reside in California, – complete a six-hour course approved by the secretary of state, – pass a written examination prepared by the secretary of state. The last condition is that generally one cannot have a criminal record. In order to become a notary public in North Dakota, it is necessary to: – be at least 18 years old, – be a citizen of the USA or legally reside permanently in the USA, – reside in North Dakota (there are exceptions to this rule), – be able to read and write in English.
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England and Wales5 A notary public is a qualified lawyer. In order to become a notary public, one needs to obtain a faculty (akt mianowania) from the Faculty Office of the Archbishop of Canterbury (alternative name: the Court of Faculties of the Archbishop of Canterbury) (Urza˛d/Sa˛d Arcybiskupa Canterbury ds. Zezwolen´ i Mianowan´). The Master of the Faculties (se˛dzia przewodnicza˛cy Urze˛du Arcybiskupa Canterbury ds. Zezwolen´ i Mianowan´) regulates the profession. Notaries public have to follow the rules of professional practice, and they have to renew their practising certificate (prawo wykonywania zawodu) every year, which is possible only on condition that they have not infringed the above-mentioned rules. Registrar of the Faculty Office (sekretarz Urze˛du Arcybiskupa Canterbury ds. Zezwolen´ i Mianowan´) supervises the training of notaries public and the acquisition of qualifications by them. The Registrar is also responsible for issuing faculties and annual practising certificates. Although a notarial faculty is issued in the name of the Archbishop, a notary public is a secular lawyer. Notaries public first and foremost deal with documents that are to be used abroad by companies or natural persons. The most characteristic task of a notary public is to certify documents and acts so that they can be legally effective outside England and Wales. A notary public may certify the fact of signing or correctly drawing up any document to be used abroad and may certify if necessary that it is binding under English law. After confirming the identity of a given person and that a certain fact is true, a notary public may issue a certificate stating that the fact is true. Such confirmation may turn out to be useful with regard to, for instance, the current marital status. The most frequent notarial acts are as follows: – certifying signatures on documents intended to be used abroad, – preparing and certifying powers of attorney to be used abroad, – providing legal services in connection with the purchase or sale of a property abroad, – certifying documents necessary to get married or be employed abroad, for instance documents confirming professional qualifications or the level of education or stating that there are no impediments to marriage, – certifying medical experts’ opinions and police reports in connection with accidents abroad, – certifying letters of consent to a minor going abroad,
5 The information contained in the chapter has been extracted from the following websites: https://www.thenotariessociety.org.uk/, https://www.facultyoffice.org.uk/, and https://farnfie lds.com/notary-publics/ [11. 11. 2022].
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– certifying company documents or certificates of a company’s status or of a company’s directors to be used abroad. Additionally, notaries public as a rule take oaths and may certify almost all acts, events, or documents. They are also authorized to provide all kinds of legal services, excluding contentious issues and court representation. In England and Wales, there are approximately 800 notaries public: all of them, apart from circa 150, are both solicitors and notaries public. Some of them practise both as a notary public and as a solicitor. Some of those who have notarial qualifications work only as notaries public. In this capacity, they may also conduct commercial cases, ownership cases (including conveyancing), and family cases (including probate). Each notary public has their own official seal, frequently featuring a personal symbol, which additionally makes it unique. A notary public appends their seal and signature to documents, and in such form, they are generally recognized, which means that they are also recognized abroad (unlike transactions carried out by solicitors). In order to become a notary public, one has to go through three stages: the academic stage, the professional education stage, and the admission stage. The academic stage involves receiving appropriate education with regard to eight areas of the law, for instance the law of contract, the law of property, the law of conveyancing, and company and partnership law. The professional education stage is a two-year notarial practice course in the form of distance learning. The first year is devoted to Roman law and private international law. The second year to practical matters, such as preparation of notarial documents for natural persons and businesses. After successful completion of a notarial practice course, one needs to complete a one-day office practice course. The last stage is to obtain a faculty. It is an administrative stage and is connected – among other things – with providing a reference stating that the candidate has necessary character traits, such as, for instance, honesty, reliability, and diligence, guaranteeing the proper performance of a notary public’s duties. Such a reference may be given by a relevant professional organization.
Scotland6 In Scotland, all notaries public are solicitors, but not all solicitors are notaries public. If somebody is a solicitor and is not a notary public, it is enough to request this position. In the case of newly appointed solicitors, an appointment as a 6 The information contained in the chapter, unless stated otherwise, has been extracted from
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notary public is automatic unless one resigns from it. Thus, unlike in England and Wales, there is no separate training for notaries public in Scotland. In order to practise as a notary public, it is necessary to hold a solicitor’s practising certificate. The Council of the Law Society of Scotland (samorza˛d zawodowy szkockich solicytorów) provides administrative services connected with admitting notaries public to the profession and keeping a register of them. The Court of Session (Najwyz˙szy Sa˛d Cywilny7) grants permission to be admitted to the profession. The law firm Weir Law Solicitors8 provides a list of situations when using notarial services may turn out to be necessary. This might happen, for instance, in the case of – running a business abroad, – getting married outside the United Kingdom, – purchasing a property abroad, – being the executor of a will which includes properties abroad, – being in need of documents necessary to open a bank account abroad. Moreover, as explained by the firm of solicitors and estate agents Grigor & Young LLP, oaths are usually taken and affirmations are usually made before a notary public. A notary public also certifies the signing of powers of attorney for use abroad as well as is authorized to check the authenticity of documents and make their certified copies.9 In Scotland, a notary public does not need to use a seal but often has it. Especially in the case of documents to be used abroad, it is recommended that a seal be affixed next to a notary public’s signature because the document is then given a more official character.
Ireland10 An Irish notary public is an official whose role is to provide services relating to non-contentious matters. A notary public’s services are usually necessary only with regard to documents that are to be used abroad because notarial acts are
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the following websites: https://www.lawscot.org.uk/, https://www.inputyouth.co.uk/jobguid es/job-notarypublic.html, https://quilllegal.co.uk/notary-public/, and https://ukinf.org.uk/ [11. 11. 2022]. Cf. Gos´cin´ski 2018: 486. https://www.weirlaw.co.uk/notarty-and-countersigning-services [17. 09. 2022]. https://grigor-young.co.uk/services/notary-public/ [17. 09. 2022]. The information contained in the chapter, unless stated otherwise, has been extracted from the following websites: https://www.notarypublic.ie/, https://www.thomaswenright.ie/notar
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recognized all over the world. If documents are to be used in Ireland, it is often enough to use the services of, for instance, a solicitor. Typical notarial acts include, among others, verifying the identity of a person and certifying that they have appended their signature or a stamp to a document in the presence of a notary public, certifying the authenticity of a document, and certifying a document as a true copy of the original. It is the responsibility of a client to understand the document that they intend to sign and to understand the legal consequences resulting from signing it because a notary public is not a client’s legal adviser. A document that is to be signed by a client may be drawn up in a foreign language. In order to remove all the doubts, a notary public sometimes adds a remark that the notarial act is limited to the verification of the identity of the signer and their legal capacity as well as to the certification of their signature unless expressly stated otherwise. A notary public may also demand that a client provide a written statement to the effect that they understand the document being signed by them and that they do not rely on any advice from the notary public as to its meaning and aim. The route to the profession of notary public in Ireland covers three stages, whose most important features are described below. At least five-year general legal practice as a solicitor or barrister is the first stage. The second stage requires completing the Notarial Professional Course combined with obtaining the postgraduate Diploma in Notarial Law and Practice. This stage covers one academic year and ends with a notarial examination. Training is provided by the Institute of Notarial Studies (Instytut Studiów Notarialnych), a division of the Faculty of Notaries Public in Ireland (samorza˛d zawodowy notariuszy irlandzkich). All Irish notaries public are members of the Faculty. However, the successful completion of the second stage does not guarantee becoming a notary public. The third stage involves filing a petition to the Chief Justice of Ireland (naczelny se˛dzia Irlandii) for appointment, but the petition does not have to be granted. As part of the petition, it is necessary, inter alia, to submit a certificate of being able to fulfil the functions of a notary public signed by at least six solicitors practising in the area that is to be covered by the appointment and a corresponding certificate signed by at least six persons representing businesses from the same area. A notary public is appointed for a designated area. It is usually a county together with surrounding counties. The appointment, unlike in the case of American notaries public, is not limited in time. Therefore, a notary public frequently adds a remark to the document that they are commissioned for life, y-public.html, https://carmodymoran.ie/notary-public/, https://www.ukinf.org.uk/, https:// www.poconsol.ie/poc/notary-public-mayo-sligo-roscommon-galway/, and https://notaryla w.ie/notary-public/ [17. 09. 2022].
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although they can be dismissed by the Chief Justice of Ireland for misconduct (CEPEJ 2020: 92). Eamonn G. Hall in his submission (2018: 2) states that there are approximately 300 notaries public in Ireland, and almost all of them are solicitors.
Poland11 Notariusz draws up notarial documents, that is documents confirming that a person or persons performed a specific legal transaction. According to Polish law, drawing up a notarial document is sometimes necessary, while its preparation at other times arises from the will of the parties. A notarial document is an official one. Notariusz is obliged to take into account the interests of all parties to a legal transaction, and not only the interests of one of them. Notariusz is responsible for making legal transactions reliable and secure so that they do not give rise to litigation afterwards. Notariusz will not carry out a notarial act if the act is illegal and also if s/he has doubts whether a party to a notarial act has legal capacity or is able to make a decision and express their will freely. Notariusz is, among other things, authorized to: – certify coming into an inheritance, – draw up reports on accepting or rejecting an inheritance, – draw up marital property agreements, – provide conveyancing services, – certify signatures, – certify that a document as a true copy of the original, – draw up articles of association, – draw up the minutes of shareholders’ meetings. The standard route to the profession of notariusz is as follows: the starting point is to obtain a master’s degree in law. Then, one must undergo three-and-a-halfyear notarial training, whose aim is to practically prepare the candidate to practise the profession. One can start the training only after passing an entrance examination in general legal knowledge. The training takes place in a notarial firm. Having completed the training, the candidate sits the notarial examination, which comprises three solely practical parts and consists in, inter alia, preparing drafts of notarial documents. After passing the examination, the Minister of 11 The information contained in the chapter, unless stated otherwise, has been extracted from the following websites: https://www.notariusznawoli.com/blog/jakie-sa-uprawnienia-notari usza-wobec-organow-administracji-publicznej, https://krn.org.pl/notariusz-1, https://notari usz-strazecka.pl/zakres-czynnosci/, and https://notariusz-wola.pl/jak-zostac-notariuszem/ [17. 09. 2022].
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Justice at the request of the candidate appoints them as notariusz and decides where their notarial firm should be located. There is also another route to the profession of notariusz. For instance, those who passed an examination to become a judge do not have to undergo notarial training but may at once sit the notarial examination and those who practised as attorneys-at-law for at least three years or held the post of judge or public prosecutor are exempt both from the training and from the examination. Nevertheless, whatever the route, in order to become notariusz, it is always necessary to hold a master’s degree in law and to have thorough legal knowledge. In 2021 in Poland, there were approximately 4000 people who practised as notariusz.
A comparison between notaries public and notariusz with conclusions for translators What most distinctly makes a notary public in the USA different from the other described notaries public and notariusz is the fact that in the USA a notary public does not have to be a lawyer, whereas the remaining notaries public and notariusz must be lawyers. As a result, a notary public in the USA cannot carry out complicated legal transactions, especially in comparison with a notary public in England and Wales and notariusz in Poland. One may even say that an American notary public is a very reduced version of the profession in comparison with its remaining representatives. The second essential issue is connected with the fact that a notary public in the USA and notariusz in Poland do not operate within the legal system first and foremost in order to certify documents to be used abroad, whereas notaries public in England and Wales, Scotland, and Ireland operate mainly for that purpose. A foreign component is the most characteristic distinguishing factor of a notary public in those jurisdictions. Documents prepared by or with the participation of an American notary public and Polish notariusz are used abroad after they have been translated, but the primary function of both professions is to operate on the domestic market. The above remarks lead to the conclusion that between a notary public in the USA and notariusz in Poland, the equivalence measured according to Susan Sˇarcˇevic´’s three-level scale does not exist (non-equivalence) because of insufficient convergence of essential characteristics: no necessity of being a lawyer in the case of an American notary public and an incomparably lower calibre of matters they deal with. Consequently, when translating an American notary public, one cannot use the term notariusz, and when translating notariusz for American jurisdictions, one cannot use the term notary public. Using such
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equivalents would result in a significant limitation of the rights of notariusz rendered as notary public and in their equally significant extension in the case of translating an American notary public as notariusz. Between a notary public in England and Wales, Scotland, and Ireland and notariusz in Poland, there is – in accordance with Susan Sˇarcˇevic´’s categorization – partial equivalence: the majority of essential characteristics are convergent, but there is a marked distinction between those professions, namely their roles in the legal systems are defined differently. Therefore, with regard to English, Welsh, Scottish, and Irish jurisdictions, notariusz may be rendered as notary public, and an English, Welsh, Scottish, and Irish notary public may be rendered as notariusz for the Polish recipient, although this solution is not optimal, but only acceptable due to the crucial systemic difference indicated above. How, then, should one translate the term notariusz into English for the American recipient, and what would a more optimal solution for the English, Welsh, Scottish, and Irish recipient be? It seems that one might use the term civillaw notary, which is known in the English-speaking world. Its meaning allows us to acknowledge that there is – according to Susan Sˇarcˇevic´’s typology – near equivalence between the Polish term notariusz and the term civil-law notary. The Encyclopaedia Britannica defines this English term in the following manner: “The civil-law notary may be roughly described as a lawyer who specializes in the law relating to real estate, sales, mortgages, and the settlement of estates but who is not allowed to appear in court.”12 In the case of translating from English into Polish, one can propose a solution resembling de Groot’s neologism, that is one can use a term not belonging to the terminology of the Polish legal system, for instance notariusz amerykan´ski, notariusz angielski, notariusz szkocki, notariusz irlandzki (literal translations respectively: American notary, English notary, Scottish notary, Irish notary). Such a neologism may, as Gérard-René de Groot states, be accompanied, and in this instance even should be, by a short explanation pointing to the key difference or the key differences between Polish notariusz and the respective notary public. However, even lack of any explanation makes this solution valuable because the added adjective implies the difference, although its character is not specified. The proposed translation solutions give the recipient a general insight into the specificity of the notarial profession in the source language country or at least suggest the profession’s otherness to the recipient in relation to the target language country.
12 https://www.britannica.com/topic/notary [6. 11. 2022].
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Łukasz Karpin´ski (Uniwersytet Warszawski, Warszawa)
Evolution of the structure of the lexicographical compendia and the development of the World Wide Web, text corpora and machine translators
Abstract This article focuses on the methodology of creating contemporary dictionaries using information technology, including text corpora. The author also presents the evolution and perspectives of lexicography in relation to the development of the World Wide Web. He also introduces the concept of the compendium as a contemporary lexicographical form and places it in the context of the previously known macro- and micro-structure of the dictionary, the medio-structure, and defines the other elements of this evolution: mezostructure, meta-structure, neuro-structure and nano-structure. Further on, the article outlines the requirements for text corpora created for the compendium and comments on the dangers of inadequate preparation of text corpora and cursory verification of terminological sources. The article concludes with a summary on the cognitive value of text corpora and the prospects for the development of modern lexicography. Keywords: compendium structure, contemporary dictionaries, lexicographic praxeology, lexicographic engineering, text corpus
The 21st century has been declared the century of information society which inhabits the network of arrangements and connections. The development of such society is influenced by the development of IT tools meant for recording, processing and saving the information that appears in the communication space. Language barriers are being broken down, mass media are developing, people are communicating ever faster and over greater distances. With the ever-increasing amount of information, there appears also information noise and interference, generating communication errors. The role of various types of compendia, understood as collections recording the current lexical resources of existing language varieties, especially those used by professionals, is therefore increasing. Collection and archiving techniques may include, among other things, designing a database, assembling an integrated textual corpus, developing software to generate electronic access to, or generation of, content structured according to lexicographic rules.
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Of all the texts generated for a given lexicographical work, the ones selected shall meet certain criteria of representativeness, quality and thematic focus. In this way, a specialised textual corpus is created as a source of information about the language, the changes in it, and allowing the links among meaning, concept and designator to be explored in human mind. The compiled data, either in descriptive or symbolic form, are then entered into the database. Their selection is determined by usage criteria, the available source texts and the capacity of the database and the assumed human effort. Data collected in this way can be presented in dictionaries of varying complexity and size, or serve as a basis for the construction of machine translators or machines that independently analyse and generate texts of increasing complexity. The first step in planning the process of actually creating the compendium is to confront the idea (concept) of the planned work with the actual division of disciplines and the preparation of the theoretical scope. These elements should be overlaid with the available data recording tools and the skills of human resources, forming, by definition, a structure, i. e., a set of specific relations occurring between the elements of the system (cf. Pszczółkowski 1978: 233). Further on, one can proceed with data collection and systematisation, which in traditional lexicography is associated with macro-structure planning. The concept of the dictionary’s macro-structure is based on the formulation of its general idea, the establishment of the profile of the recipient-user, the definition of the conceptual base and the broad harmonisation of data (cf. Michałowski 2004: 194). The initial development of the database concept is an economic operation. From it, the entire detailed timetable and breakdown of further work on language data is derived. Estimation of the number of headword units and the type of vocabularies potentially represented (translational, etymological, minimal, frequentist, etc.). and the way in which the individual elements of the headword description are recorded (cf. dictionary micro-structure) determines the size of the database and the scope of the information collected. In contrast, micro-structure in the traditional approach is associated with the structure of a keyword item, in which, depending on the type of expertise being described, the individual elements of the structure may have a different form, adapted to the nature of that expertise (Michałowski 2004: 194). In accepting the primacy of the database over the final lexicographic work, one must be aware that the amount of data collected in the database can be much greater than the content presented in the headword item of a specific dictionary (printed or electronic) based on that database. The above breakdown comprehensively covered dictionary-making processes by traditional methods, however, the digitisation of works and the management of increasingly large databases and collections (corpora) of texts have led to the
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evolution of typologies and the separation of medio-structures. As W. Szemin´ska writes, the concept of dictionary medio-structure is applied to dictionaries in modular order; it denotes the relationship between the structure of a headword item and the structure of a single module. (…) According to some researchers, the concept of medio-structure encompasses the system of links between the headword items and possible other parts of the dictionary. Such links can be achieved by means of an index or cross-references, with cross-references being divided into cross-references between individual keyword items and cross-references within items. (Szemin´ska 2014: 48–49)
Based on the type of information to which a link directs, we can distinguish: – onomasic cross-references (intended to describe meaning); – encyclopaedic cross-references (directing to information on the designation); – phraseological cross-references (in the case of multi-word terms); – relational cross-references (to synonyms, antonyms, hyperonyms, etc.); – associative cross-references (to a metaphor); – variant cross-references (to information about a field of knowledge and use, for example in specific text genres); – documentary cross-references (to sources) (Roelcke 2005: 132–138; Szemin´ska 2014: 49). Differences in the construction of dictionary entries in terminological lexicons in the context of the micro-structure theory were addressed by H.E. Wiegand (2004) while discussing intra-entry and inter-entry (inter-element) reference addresses, taking the potential reader to ever broader and more accurate information about the term being searched for. The macro/micro-structural division presented above was sufficient to account for the internal semantic relationships and referencing grid. However, contemporary developments in lexicographic activity have led to the opening up of opportunities to use textual data in very different ways. Records in databases can be sorted and filtered according to multi-threaded queries, examples of use drawn from integrally created thematic text corpora, the inclusion of multimedia files and the creation of various semantic networks. One conclusion flows from this; namely medio-structure goes beyond the dictionary’s internal cross-reference system, evolves and refers to the possible links within a given compendium, without excluding integration with other databases and the Internet space. In this context, any modern language compendium must have a medio-structural network. Below, Table 1 summarises the functioning and previously cited ranges of meanings for micro-, medio- and macro-structure and their scope in relation to the traditional lexicographic (termographic) dictionary and the compendium:
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micro-structure
medio-structure
macro-structure
Table 1: Ranges of meanings for micro-, medio- and macro-structure Dictionary (traditional) A general concept (idea), resulting from the application of specific termographic principles to terminological material. At the same time, it is a set of rules and constraints that define the construction of the dictionary.
Compendium The overall concept (idea) of the database and the originally planned dictionary, emerged from the application of certain termographic principles and constraints to the construction of the compendium and in relation to the terminological material, expressed in terms of the relationship between the assumed objective and the planned resources.
1. A system of links between headword items and possible other parts of the dictionary. 2. Relationship between the structure of a keyword item and the structure of a single module; a module may be a thematic unit of a specialised lexicon or another element of a communicative system contextually related to the vocabulary collection under development.
Assumed and performed relationships between the structure (paradigm) of the keyword item, and source data resources, consistent with the model and type of the compendium in question, and the work involved in tagging the data included in these relationships. The division into thematic modules (lexical classification) is one type of relational system for vocabulary verification. Construction of the keyword section. Construction of the keyword section. Depending on the type of expertise being Depending on the relationship between described and the type of vocabulary, the the type of expertise described and the individual elements of the micro-com- type of compendium, the individual elposition may take different forms, ements of the micro-composition may adapted to the nature of that expertise. take different forms, adapted to the nature of that expertise.
Source: compiled by the author
However, this is not the end of the digital evolution of the compendium. As noted in the work Lexical-Communicative Systems (Karpin´ski 2017a: 41), at each stage of the evolution of knowledge, a certain starting point can be identified, containing certain established paradigms of scientific meaning. This leads to considering the system under study as if it were part of a larger whole, evolving not only from the level of the core discipline, but also from other fields of knowledge. This approach assumes that no model is definitive but represents a smaller or larger stage in the process of cognition. The increasingly accurate representation of the structure of language in digital form is, on the one hand, driven by developments in linguistics itself and related sciences, and, on the other hand, increasing and integrating possibilities for automated data analysis. The development of lexicography is integrated into the study of language and the nature of communication, and current discourse research even assumes that the entire process of linguistic production is covered by a single stream of research together with any extralinguistic components of the act of communication
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and shall consider its function in a broad social and cultural context (cf. GrzmilTylutki 2010: 10). Discourse is a linguistic creation considered as an intentional social action, as part of the interaction of people in their cognitive processes. The ability to produce and receive textual events depends on participation in a given linguistic and cultural socium. It is the social and cultural patterns of a community that are the most significant factor determining the types of communicative acts. The prerequisite for discursivity is adaptation to the situation (selection of a prototype adequate to the prototype of the situation), taking into account the mental capacity of the recipient, their professional specialisation, and social status. (Lukszyn 2005: 27)
The emphasis of the new research is placed on two aspects. Firstly, the assumption that there is a larger linguistic form than the sentence (i. e., the text, both written and spoken) gains further arguments, which, in addition to corpusbased research, can be considered for and with interdisciplinary methods. Secondly, a processual, dynamic view of the communicative act, taking place in real time with all its proximate and distant contexts, socio-cultural background, available and modified rules of formal composition, is clearly beginning to prevail. In turn, the development of automated data analysis processes, in addition to strictly technical matters (the development of computer processing power and increasingly sophisticated programming languages) is closely linked to the development of databases and their integration into larger networks. The transition of lexicographic work from analogue to digital methodology, from the process of collecting linguistic material through to quality control and analysis, up to the final dictionary (the compendium), brings together further interdisciplinary strands, even going beyond the medio-structure. According to the author, the increase in the ability to process lexicographic resources through local and web agents is nowadays directly linked to the concept of the development of the World Wide Web (WWW). This is evidenced both by the degrees of evolution of language databases and by methodological processes suggesting the use of unified data processing and presentation methods to optimise and reduce the costs of information circulation: 1. It is possible then to advance the thesis that originally dictionary resources were created out of a desire to describe individual words (expressions) and to match them with specified meanings, and thus the foundations of the microstructure of the headword item were extracted first. The development of printing and the increase in the number of people with access to studies of a dictionary nature led to the development of lexicography. Similarly, of course with a time lag of many centuries, the basic and experimental concept of linking computer resources developed by T. Berners-Lee (1994) (referred to as Web 0.0) was made
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public in 1993, which triggered its further development. It should be noted here that the World Wide Web is not synonymous with the Internet, but is the most important part of it, as it was envisaged as a medium to foster human cognition, communication and collaboration by enabling publication and access to online resources. Such a network can be defined as a technical-social system in which people interact based on technological networks (after King 2020: 34–35). 2. Closely linked to the micro-structure, the methodology developed in terms of the macro-structure of lexicographic works. Individual authors began to create certain thematic cycles, expand the typology of dictionaries and create rules and constraints that define the construction of particular types of dictionaries. The traditional division of lexicographical work into macro- and micro-structure can also function today when it comes to the creation of small-scale local dictionary resources. In terms of information processing, Web 1.0 was a one-way information channel, creating a system of interlinked hypertext documents accessible via the Internet. Network 1.0 was focused on connecting computers and making them more efficient. Web 1.0 sites were static and lacked interactivity (after Berners-Lee et al. 1994: 77). 3. Developments in information technology resulted in the transfer of dictionary work to computer programmes, with paper cards being replaced by digital documentation, and for the purpose of collecting lexical material for dictionaries, text corpora began to be created. It became possible to quickly transfer data between dictionaries and to remotely modify the underlying content that forms the basis of the dictionaries. The dictionary entry ceased to be a closed unit and was linked by hyperlinks not only to other entries but also to the source material. i. e., the text corpus, tagged to denote different semantic features. Such links form the basis of the medio-structure. In the case of web development, version 2.0: is the network as platform, spanning all connected devices. Web 2.0 applications are those that make the most of the intrinsic advantages of that platform: delivering software as a continually-updated service that gets better the more people use it, consuming and remixing data from multiple sources, while providing their own data and services in a form that allows remixing by others, creating network effects through an “architecture of participation,” and going beyond the page metaphor of Web 1.0 to deliver rich user experiences. (Król 2020: 37)
Technological developments have given rise to a variety of websites and social networks that have changed the way content is managed and users communicate and interact; and these media have, in turn, become a complementary source of linguistic material of varying content, style and, most importantly, quality, presenting different ways of treating textual communication. At this stage, lex-
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icographic processes have equalled their impact on information processing for the compendium with technologies being developed for the WWW. 4. A further element in the methodological process of creating the compendium is the transformation of the collected data into multi-threaded edited databases, which also results in increased accessibility of the content for multiple applications. Today, publishers with rich database resources use them to publish different types of dictionaries, often creating them based on the traditional classification of dictionaries and placing the micro-structure elements expected by users, while also offering interfaces to handle these collections. Therefore, processes to increase the efficiency of compendia by saving them as databases, analysing user needs, tracking changes in terminological systems and analysing language trends form the basis of the mezo-structure of the compendium. It is a set of lexicographic work involving identifying and forecasting potential language developments, analysing user needs, tracking changes in terminological systems and defining these phenomena for the purpose of extending the functionality of the database (building internal relationships in the compendium), applied to the selection of appropriate textual sources once the overall concept and functionality of the compendium has been defined. At this stage, digital definitions of terms should appear in lexicography (cf. Karpin´ski 2017a: 249–253; 2017b), enabling the expansion of databases and allowing for a more efficient selection of linguistic material for compendia. However, this is not yet the stage for intelligent data personalisation. On the ground of web development, transformation of data into databases, use of artificial intelligence, neural networks, linking agents into systems, acquisition, analysis and processing capacity of the data generated by the users of the network are combined with the Web 3.0 generation, which is becoming the leading trend on the Internet at the present time, with portals also operating in older standards, depending on their purpose. However, from observing the lexicographical techniques in use today, the conclusion is that IT capabilities will gain a methodological advantage at this stage in the creation and conversion of databases. A quick response to changes in the structure of language or the search preferences of the users of the compendium will also determine its attractiveness. For example, topics of discourse in recent years have included: – in 2017 – smog, reform and gimnazjum (grammar school) and a projected Brexit; – in 2018, in connection with the GDPR directive, personal data terms were searched more frequently; the term nowiczok also appeared in the language (Russian: новичок), denoting the name of a toxic warfare substance used by Russian special services; – In 2019, on the back of the activities of G. Thunberg popularised the term climate strike; Brexit and its derivatives were also of renewed interest;
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– in 2020, dictionaries in virology, pulmonology and related medical fields were searched more frequently for terminology related to Covid-19, e. g., coronavirus, respiratory distress, infected, carrier, quarantine, coronavirus vaccine; – In 2021, in Poland, in addition to the pandemic, the terms state of emergency (emigration crisis on the border with Belarus) and the Pandora Papers and related concepts and procedures were frequently repeated in the world; – in 2022, on the day of Russia’s attack on Ukraine, epidemic themes disappeared and terms related to warfare appeared, including: special military operation, Russian warship (a phrase as a symbol from a cult speech by a Ukrainian soldier, suggesting the ship was taking a “specific” course), Bayraktars, demilitarization, denazification, biolaboratories, dirty bomb and many borrowings from Russian and Ukrainian media propaganda wars: banderovtsy, khokhs, orki, watniki, concert Kobzona1 or Lada Granta2. 5. One of the elements influencing the replacement of the term dictionary or lexicographical work with the word compendium was the need to cover a variety of lexicographical forms functioning on computer operating systems as well as those available on mobile devices. Mobile phones, PDAs, tablets, etc., due to their different screen sizes and layouts compared to desktop computers, require additional IT measures in order for a specific compendium to fulfil its purpose correctly. In turn, the popularity of mobile devices allows potential access to a very large group of users to whom different types of lexicographical content can be offered to support communication. Taking this a step further, such support will be effective if it is linked to the agents that are developed, monitoring network activity (assumed to be with “users” consent) and the most frequently performed tasks. Behavioural profiling for consumer lexicographic activities and, no less attractive, receiving (again – in theory – anonymous) user profile data on the linguistic constructions used in communication can provide valuable material for further specialised processing for the compendium database. Thus, a set of lexicographic work involving an analogue or automated process of analysing and recording linguistic behaviour and parametric profiling of words (expressions) by extending the parameters describing the text corpora dedicated to a given compendium and defining the relationship between the data and the lexico1 The Ukrainian-born Soviet and Russian stage singer Josif Kobzon, who died in 2018, was known for his support for the “Donetsk and Lugansk People’s Republics”. In the Ukrainian media, it means that Russian soldiers are to go to Kobzon’s concert after death. Source: belsat.eu/pl/news. 2 A car that the parents of one of the slain Russian soldiers bought themselves for the compensation they received after his death. It was a symbolic and ironic statement of the value of the Russian soldier to the state and his family. The Lada Granta is one of the cheapest models on the market. Source: belsat.eu/pl/news.
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graphic agent managing the flow of information is precisely contained in the notion of compendium meta-structure. The personalisation of data and the linking of different types of devices to provide real-time data are attributed to Web 4.0 technology. An example of Web 4.0 technology is sites that identify users and are therefore able to personalise the information provided. One of the most important developments of Web 4.0 is the migration of online functionality to the physical world. (Patel 2013: 416)
To what extent lexicography and terminology will exist in the digital world of information agents, however, remains an open question, whereas capturing the structures outlined above in an extended description of the compendium construction process seems a perfectly feasible task (on the anthropotechnical integration of human-machine communication, see Karpin´ski 2017a: 129–147). 6. The question of how linguistic databases function outside of intelligent robotic systems is currently somewhat undefinable, as it depends on many interdisciplinary factors; human communication (also with machines) is one issue, while the analysis of individual speech, personalisation and identification of a person according to linguistic metrics for the needs of sales agents is the subject of research in many scientific disciplines. Certainly, with the development of a symbiotic Web based on human-machine interaction, there will have to be one or more leading standards for writing and describing language units in databases. Lexicography will thus come to the point of resolving (literally) definitively and definitionally certain linguistic inconsistencies. In the field of specialised languages, this will be an overwhelmingly welcome development, whereas, on the ground of general language, a linguistic agent will have to leave a certain margin of meaning covering potential and theoretical meanings that can be activated at any time by the creator of the text. Otherwise, there may be a “stylistic shallowness” of languages, especially if too few biometric and emotional indicators of the concepts in question are recorded in elaborate digital definitions. These will be further analysed and reproduced by artificial intelligence and re-directed to humans, some of whom may remember and reproduce the texts received from the machines. The issue of precision of language remains unresolved for the time being, as in communication for sales purposes some conceptual inaccuracies may be acceptable, whereas, when it comes to interpreting legislation, precision of expression must be of the highest quality (which, in turn, may not necessarily be of interest to certain groups interested in various interpretations of legislative gaps). At the level of symbiotic communication, lexicography (and terminography) should be one of the pillars, creating parametric definitions for intelligent semantic networks linking linguistic databases. Real-time, automated lexicographic activities that record personalised data on the linguistic preferences of the current compendium user in the broad definition of a given word (ex-
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pression), used further by the lexicographic agent when managing the flow of information within the presentation of the headword item and its connotations, also extra-linguistic will be developed within the neuro-structure. On the IT side, a network that allows to interpret selected biometric indicators and read users’ emotions, based on human-machine interaction, is labelled 5.0 (cf. Patel 2013: 416; King 2020: 41). 7. According to expert forecasts (Benito-Osorio et al. 2013; Patel 2013; Fleerackers / Meyvis, 2019; King 2020) in perspective, an object (or set of objects) autonomous from the human being with the characteristics of autonomous, independent intelligence is still under consideration: “Web 6.0 could take the form of ‘other intelligence’ or a separate entity that would function in an online ecosystem, depending on the presence of electrical impulses, without the need to be ‘anchored’ to a persistent storage medium” (King 2020: 42). As to how such an entity would evolve is still under discussion, while its multilingual layer, however, written in a specific form in the form of distributed network links or databases would fall under the concept of a (multi) compendium nano-structure. This would be a set of relationships within and between databases, created partially or completely without human intervention for the purpose of combining data from different sources by an autonomous agent managing the flow of information. In doing so, the level of sophistication of the nano-structured lexicography relations depends on the computational power, the number of available compendia and the accuracy of the agent’s decision matrix. The degree of detail of such a base remains, for the time being, at the stage of estimated simulations, nevertheless it seems logical to take into account both all the parameters described above, as well as extending the scope of description with further levels of detail taking into account, for example, phono-semantics or intertextual and cultural relationships the compendium’s resources will continue to fall within the broad field of lexicography. The methodological layout of the compendium’s construction, with reference to the World Wide Web nomenclature adopted, is presented in the figure below. The construction of the schema follows the classical methodology of dictionary construction (see Karpin´ski 2008), in which a central dictionary is surrounded by three stages of creation: design – construction – operation. A final aspect resulting from the extended and forward-looking model of the evolution of the structure of the compendium is the demonstration of the relationship between the elements of the structure and praxeological or engineering work carried out for the purpose the creation of the compendium. Lexicographic praxeology is an activity that is superior and primary to lexicographic engineering and refers to the author’s organisation of the conceptual base, i. e., developing criteria for the selection of content for the planned compendium, selecting and associating (semantic) data and determining the pre-
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Figure 1: The prospective evolution of the compendium structure
sentation of data in the keyword item. Original and creative input is also necessary in the selection of different types of lexical sources (texts) for the compendium concept, the analysis of subjective language changes and language trends and their attribution to a specific type of data (in the form of verbal and digital definitions). Engineering, on the other hand, is a set of practical restorative activities of an orderly nature. This will include entering the data into the database and tagging it (in part this can be an automated process), as well as creating relevant hyperlinks within the compendium for the presentation of the data in the keyword. Also, for the most part, meta-structuring activities can also be automated. In the concept presented here, the term compendium is an interchangeable one, encompassing in its meaning both the (projected) dictionary and the database in which the necessary textual data are collected. The second assumption is to treat the dictionary (in the physical sense) as a secondary product to the database, and its type and degree of accuracy or intended use only determine the calling of the individual database elements.
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Although the division between macro- and micro-structure is still valid for small-scale proprietary projects, the model extended to include medio-structure is currently the most prevalent. In contrast, the forward-looking model, linked to the development of information networks, assumes the transformation of a dictionary or compendium into a universal neuro-thesaurus, “feeding” autonomous agents that process and generate information. When working with mezo-structure and meta-structure, it is impossible not to mention the recommended collaboration with specialists in the field. An important element affecting the quality of terminographic work is the consideration of teamwork. Alternatively, selected sections of the database can be made available for editing by selected individuals (specialists) or all users. The Wikipedia encyclopaedia model in this case exemplifies the good and bad practices encountered by user-contributors. Safeguarding the appropriate level of competence can be achieved by selecting specialists and giving editing rights to socalled super-users, i. e., specialists with some linguistic knowledge in addition to their expertise, and verifying the data they enter into the database. This model is closer to the way the digital encyclopaedia Britannica works. The efficient processing of linguistic information is directly dependent on the content of the (dedicated) text corpora. When selecting specific texts for the creation of the compendium, there are two main techniques for populating the various elements of the database, forming the so-called data record in the future and, consequently, a dictionary entry: – acquisition of texts and compilation of a dedicated text corpus → acquisition of terminology (or other desired type of lexis) → planned dictionary entries; – acquisition of terminology (or other desired type of lexis) → planning of dictionary entries → acquisition and verification of content using web corpora and/or expanding own language corpora. The two techniques indicated can intertwine and complement each other, and the analyses can result in answers to a wide variety of often unexpected questions about language use. Corpora therefore allow us to go beyond the limited linguistic intuition of native speakers. Techniques for compiling corpora are already described in many ways and their analysis is material for a separate study; however, finally, and especially in the context of terminology acquisition, it is worth noting a group of corpora that may also be the result of translation work, exported from a software for assisting the process of translation (CAT tools, e. g., Trados or MemoQ). The undoubted advantage of such corpora is that they are very well thematically focused and documented. However, they are conditioned by the expertise of the translator, who has verified the meaning and translation of
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the lexis in the field. Therefore, the role of super-users was mentioned above and the need to verify this type of text collection is signalled. In the case of specialised terminology, it is sometimes possible to miss small differences at first glance and overlook an element that may affect the lower quality of the compendium in the future. Some examples from translation work: 1. When translating texts on a single topic dating back several years, nomenclatural differences can be encountered: – English: auxiliary power unit (APU), Russian: вспомогательная силовая установка (ВСУ) in Polish it appears as an auxiliary power unit, but various abbreviations may function for it e. g. APU/BSU/VSU; – English: aircraft flight manual (AFM) or flight manual; Russian: руководство по лётной эксплуатации (РЛЭ) or interchangeably Лётное руководство (ЛР): Polish: instrukcja uz˙ytkowania w locie (RLE); – switches, on/off switches, buttons, handles, knobs and similar elements may be described differently over the years; 2. Within the same or similar fields, one may encounter terms that can mislead the translator: – grain mill (separator) and blaster (mill) – the first is used for wind/gravity cleaning of cereal grains; in Russian, it is сепаратор очистки зерна or зерноочистительный сепаратор; and the other is a device that grinds grain into smaller crumbs (not flour!) and, in Russian it is зернодробилка, зерноизмельчитель or дробилка для зерна, with the former term being more commonly found in the Belarusian variety of Russian due to the name used by the manufacturer back in the Soviet times; – the term car in Russian is машина, while it is more common in the Ukrainian variety of Russian to find the word авто; – chipper / shredder (for wood, for branches) in Russian is сечка/ дробилка/ измельчитель or splitter, in Russian is рубительная машина – the former device is used to grind felled branches, while the latter is used to prepare firewood from logs; in addition, the Glosbe online context dictionary also gives another Russian equivalent for the word shredder – морцеллятор, which most commonly refers to the tissue removal tool used in laparoscopy; – Polish term cia˛gnik siodłowy (eng. semitrailer tractor) may cause confusion with traktor which is considered to be a synonym for the word cia˛gnik, even though it refers to a lorry with a semi-trailer with wheels (commonly known as a TIR), and in Russian inadequate verification of terms седельный тягач, тягач с прицепом, тягач с седлом, грузовой автопоезд can refer successively to a semi-trailer tractor, a tractor with a trailer, a military vehicle with an attached rocket launcher, for example, and a road train.
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On the other hand, in terms of general lexis, the problem of lexical diversity draws attention. Text corpora, generating a variety of examples of collocations and concordances, must be composed on the basis of all available texts on a given topic, without omitting (let us hope not deliberately) certain textual resources. In the case of journalism or selected corpus projects, the use of non-diverse sources is notable, e. g., texts from several publishing houses, authors (disproportionately low number in relation to the number of texts produced on a given subject) or periodicals from only one publishing group. If this is superimposed on the selection of sources in terms of worldview, social or political principles, it is a fast track towards accusations of premeditated behaviour, and, to avoid this, clear information about the corpus sources is sufficient, without suggesting to users the authors’ desired interpretation of this content. It is therefore up to the data acquisitors to assess the quality of the texts and to verify and establish potential business, worldview or ownership links among the various actors, as well as the symptoms of infodemia (if not investigated per se). An additional aspect of this work is the problem of capturing product name placement in journalistic and blogger texts, dictated by individual marketing arrangements with the authors of the texts. Texts extracted for corpora may furthermore contain other types of artefacts, e. g., English “keywords”, tag clouds, tracking files – cookies, advertisements, text from headers and footers of copied items and other non-core content. Also, the inclusion of external references or bibliographies in text corpora should not be practised, as they may contain redundant content independent of the main text. It does not seem possible to provide a single solution in this respect, but an analysis of the national and specialised language corpora that have already been created allows appropriate conclusions to be drawn for the future. The functionality and availability of text corpora have increased noticeably in recent years, as has the awareness of such solutions. The cognitive value of corpora, combined with increasingly accurate digital description, accounts for the growing advantage of corpora over uncontrolled web resources, but comments to the compilation of text corpora remain valid. Awareness of the situations described below will enable the creation of corpora, databases and compendia of adequate quality (cf. Kuratczyk 2006: 72–73): 1. Commonly available language corpora are limited in size, hence the absence of a word or expression in a corpus does not necessarily prove its absence from the language. The vocabulary contained in the corpus is derived from the assumptions made by its creators, while the vocabulary on the web is not limited in any way. 2. A linguistic corpus is itself a product of the choices made by its creators, and the texts collected in it may not correspond to the ratio between literary and spoken language, fiction and colloquial speech or technical language.
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3. The relatively high complexity of the search and low popularity make corpora an insider’s tool. 4. The process of creating a language corpus takes time, as a result of which the picture of language presented in it may be somewhat late compared to the current one. In summary, the further evolution of the compendium’s structure, including its neuro- and nano-structure, depends directly on the implementation of further innovations in digital information processing and the deployment of new analytical capabilities. It certainly brings with it a number of benefits, related to quick analytical access to dedicated content, but on the other hand, it allows for the introduction into the communication system and profiling of content which only depicts a fragment and not the whole of a given language. However, despite the heavy involvement of bots, agents and artificial intelligence, it is still up to humans to decide what lexicography at Level 6.0 will be.
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Artur Dariusz Kubacki (Uniwersytet Pedagogiczny im. KEN w Krakowie, Kraków) / Karin Ritthaler-Praefcke (Universität Greifswald, Greifswald)
Staatliche Prüfung für Dolmetschende und Übersetzende in Polen und Deutschland. Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Abstract The state examination for translators and interpreters in Germany and Poland. Similarities and differences The paper is devoted to a comparison of the examination procedures for candidates for state-certified translators and interpreters in Germany and Poland. On the basis of the Framework Agreement on the Administration and Recognition of Examinations for Translators and Interpreters in Mecklenburg-Vorpommern and a uniform procedure for the appointment of sworn translators and interpreters in Poland, we will point out similarities and differences between the appointment of state-certified language intermediaries. In particular, we will turn our attention to the currently applicable examination requirements, the content of the examination, its assessment criteria, and the pass rate statistics. Keywords: sworn translator, sworn interpreter, state examination for translators and interpreters Schlüsselwörter: beeidigter Übersetzer, beeidigter Dolmetscher, staatliche Prüfung für Dolmetschende und Übersetzende
Einleitung Gegenstand des Essays ist ein Vergleich der Prüfungsverordnungen für staatlich geprüfte Sprachmittler1 in Deutschland und Polen. Am Beispiel der Rahmenvereinbarung zur Durchführung und Anerkennung von Prüfungen für Übersetzer und Dolmetscher im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern und des für ganz Polen einheitlichen Zertifizierungsverfahrens zur Bestellung beeidigter Übersetzer und Dolmetscher werden Parallelen und Unterschiede der Prüfungen aufgezeigt. Erörtert werden hauptsächlich die derzeit geltenden Zulassungsverfahren, Prüfungsanforderungen, ihr thematischer Umfang und die Bewertungskriterien sowie die Statistiken über die Bestehensquote. 1 Die personenbezogene Bezeichnung in männlicher Form bezieht sich auf alle Geschlechter gleichermaßen.
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Übersetzerprüfung in Deutschland am Beispiel von Mecklenburg-Vorpommern Um einen Sprachmittler vom Deutschen ins Polnische oder vom Polnischen ins Deutsche zu finden, kann der Suchende in Deutschland entweder die im Internet vorhandene Dolmetscher- und Übersetzerdatenbank aufrufen, welche vom Bundesministerium der Justiz geführt wird und ein Gesamtverzeichnis aller in Deutschland beeidigten Übersetzer und Dolmetscher beinhaltet,2 oder sich unmittelbar an die Land- oder Oberlandesgerichte der jeweiligen Bundesländer wenden. Zum 31. 08. 2022 gibt es laut der Dolmetscher- und Übersetzerdatenbank insgesamt 1560 Übersetzer und 989 Dolmetscher für Polnisch. Insgesamt sind damit derzeit in Deutschland 2549 Sprachmittler vom Deutschen ins Polnische und vom Polnischen ins Deutsche eingetragen. Die Bezeichnung Sprachmittler wird hier bewusst gewählt, da die Bezeichnung des Berufstandes sich in Deutschland, Luxemburg und Liechtenstein von anderen europäischen Ländern unterscheidet. In Deutschland lautet der Beruf entweder „Öffentlich bestellter und allgemein beeidigter Übersetzer für Polnisch“ oder „Öffentlich bestellter und allgemein beeidigter Übersetzer und Dolmetscher für Polnisch“. Nur ab und an gibt es noch die Bezeichnung „Öffentlich bestellter und allgemein beeidigter Dolmetscher für Polnisch“. Diese Bezeichnung bezieht sich auf die sogenannten „Altfälle“, die den Berufsabschluss schon vor dem politischen Umbruch im Jahr 1990 erworben haben. Diese Personen durften die Bezeichnung behalten. Damit der Beruf ausgeübt werden darf, muss er zunächst von einer Institution zugelassen werden. In der Bundesrepublik gibt es dafür diverse Zulassungsinstitutionen, welche für den zukünftigen Sprachmittler gelten, abhängig vom Ort, in dem er ansässig ist. Genaue Regelungen für die Zulassung sind im Gerichtsdolmetschergesetz des Bundes (= GDolmG) festgelegt.3 In Mecklenburg-Vorpommern ist die Zulassungsstelle das Oberlandesgericht Rostock. Hier kommt in der nächsten Zeit ein ergänzendes und überarbeitetes Übersetzergesetz heraus.
2 Vgl. www.justiz-dolmetscher.de/Recherche/de/Suchen [Zugriff am 04. 10. 2022]. 3 § 2 GDolmG: Zuständigkeit für die allgemeine Beeidigung; Verordnungsermächtigung: (1) Für die allgemeine Beeidigung von gerichtlichen Dolmetschern ist zuständig: 1. das Oberlandesgericht, in dessen Bezirk der Dolmetscher seinen Wohnsitz oder in Ermangelung eines solchen seine berufliche Niederlassung hat; bei einem Wohnsitz oder einer beruflichen Niederlassung in Berlin das Kammergericht Berlin, 2. im Übrigen das Kammergericht Berlin. (2) Die Landesregierungen werden ermächtigt, die Zuständigkeit nach Absatz 1 durch Rechtsverordnung abweichend zu regeln. Die Landesregierungen können die Ermächtigungen auf die Landesjustizverwaltungen übertragen.
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Die Vergütung der Sprachmittler ist in der Bundesrepublik im Justizvergütungs- und entschädigungsgesetz (= JVEG) vom 01. 07. 2004 geregelt. Der Abschnitt 3 des JVEGs beinhaltet die „Vergütung von Sachverständigen, Dolmetschern und Übersetzern“. In § 9 Absatz 5 und Absatz 6 ist die Vergütung von Dolmetschern festgehalten. In § 11 ist das Honorar für Übersetzer genau definiert. Interessanterweise hält der darauffolgende § 14 über die „Vereinbarung der Vergütung“ fest, dass die Höhe der vereinbarten Vergütung die Höhe, die in § 11 festgeschrieben wurde, nicht überschritten werden darf.4 Diese Festlegung geht auf ein Vorgängergesetz (Gesetz über die Entschädigung von Zeugen und Sachverständigen, in Kraft getreten am 01. 10. 1879) (sic!) zurück. Es beinhaltet, dass das Honorar nach unten korrigiert werden kann, aber nicht nach oben. Damit ist die Höchstgrenze des Honorars festgelegt. Dies gilt natürlich nur, wenn der Dolmetscher oder Übersetzer Verträge mit der öffentlichen Hand (wie Gerichten, Staatsanwaltschaften, Polizei) abschließt. Dann sind die Honorarvereinbarungen an das JVEG bindend. Werden Verträge mit sonstigen Institutionen (wie Firmen und Privatkunden) abgeschlossen, dann gelten das Privatrecht und die Vertragsfreiheit. Das oberste Kontrollorgan, welchem die Übersetzer und Dolmetscher unterliegen, sind die einzelnen Landgerichte und Oberlandesgerichte. Diese entscheiden über die Befristung der allgemeinen Beeidigung, deren Verlängerung oder den Verzicht auf den Sprachmittler.5 Darüber hinaus ist die Arbeit der Sprachmittler (wie z. B. der Gebrauch von Stempeln und Siegeln, formale und inhaltliche Hinweise zur Anfertigung von beglaubigten Übersetzungen) in unterschiedlichen Merkblättern festgehalten. Hinweise hierfür findet man u. a. in den Empfehlungen für die Anfertigung bestätigter/beglaubigter Übersetzungen6 des Deutschen Verbandes der freien Übersetzer und Dolmetscher e.V. (= DVÜD) oder im Merkblatt für die Anfertigung von beglaubigten Übersetzungen7 der Behörde für Inneres der Freien und Hansestadt Hamburg. Sehr hilfreich ist auch der 1955 gegründete und in Berlin ansässige Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e.V. (= BDÜ), der fortlaufend Informationen und Beratungen für 4 Vgl. § 14 JVEG: Vereinbarung der Vergütung: Mit Sachverständigen, Dolmetschern und Übersetzern, die häufiger herangezogen werden, kann die oberste Landesbehörde, für die Gerichte und Behörden des Bundes die oberste Bundesbehörde, oder eine von diesen bestimmte Stelle eine Vereinbarung über die zu gewährende Vergütung treffen, deren Höhe die nach diesem Gesetz vorgesehene Vergütung nicht überschreiten darf. (Unterstreichung von K.R-P. und A.D.K.). 5 Vgl. § 7 GDomG: Befristung der allgemeinen Beeidigung; Verlängerung; Verzicht; Widerruf. 6 Erstellt von Tanja Bauer in Zusammenarbeit mit dem DVDÜ, vgl. https://dvud.de/wpconten t/uploads/2013/06/DVUD_Empfehlungen_best%C3%A4tigte%C3%9Cbersetzungen_V1.0.pdf [Zugriff am 05. 10. 2022]. 7 https://epub.sub.uni-hamburg.de/epub/volltexte/2014/30914/pdf/merkblatt_2006_06.pdf [Zugriff am 05. 10. 2022].
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Sprachmittler herausgibt. Die beiden letztgenannten Institutionen bilden die Hauptberufsverbände für Sprachmittler in der Bundesrepublik. Darüber hinaus haben sich auch Vertreter der Wissenschaft wie z. B. Radegundis Stole (2014) mit Problemen der beglaubigten Übersetzung aus der Perspektive der relevanten Übersetzungstheorien und ihren eigenen praktischen Erfahrungen befasst.
Wie erlangt man den Beruf des „Übersetzers“ bzw. „Dolmetschers“? Geregelt ist dies in der Rahmenvereinbarung der Kultusministerkonferenz (= KMK), die zuletzt am 09. 06. 2022 neu verfasst wurde. Die Rahmenvereinbarung trägt den Titel Rahmenvereinbarung zur Durchführung und Anerkennung von Prüfungen für Übersetzer und Übersetzerinnen, Dolmetscher und Dolmetscherinnen und Dolmetscher für Deutsche Gebärdensprache und Dolmetscherinnen für Deutsche Gebärdensprache.8 Unter Nr. 3.3. der KMK-Rahmenverordnung sind die Zulassungsvoraussetzungen zur Prüfung festgelegt. Somit werden zur staatlichen Prüfung für Dolmetscher und Dolmetscherinnen nur Personen zugelassen, die mindestens einen mittleren Schulabschluss oder einen als gleichwertig anerkannten Bildungsabschluss, in der zu prüfenden Sprache und eine mindestens zweijährige Ausbildung als Dolmetscher beziehungsweise Dolmetscherin oder ein abgeschlossenes einschlägiges Dolmetscherstudium mit einer Regelstudienzeit von mindestens sechs Semestern oder ein abgeschlossenes philologisches Hochschulstudium (Master- oder Diplomabschluss, Erste Staatsprüfung) oder eine mindestens dreijährige Berufspraxis (in Vollzeit oder in einem äquivalenten Zeitraum in Teilzeit) als Dolmetscher bzw. Dolmetscherin und – bei einer anderen Muttersprache als Deutsch – Deutschkenntnisse auf dem Niveau C2 des GER nachweisen können. In der Bundesrepublik bestehen diverse Prüfungsverfahren je nach Bundesland. In Mecklenburg-Vorpommern können für gerichtliche und behördliche Zwecke abgelegt werden: (1) die Prüfung zum Übersetzer (d. h. zur schriftlichen Sprachübertragung), (2) die Prüfung zum Dolmetscher einschließlich des Übersetzers (d. h. zur mündlichen und schriftlichen Sprachübertragung), (3) eine Teilprüfung für Dolmetscher nach bestandener Übersetzerprüfung sowie (4) lt. DolmPrüfVO M-V § 2 (1) Nr. 4: „weitere Teilprüfungen, sofern dies für die Feststellung der Gleichwertigkeit von Prüfungen [gemäß § 19 Abs.1] erforderlich ist“. Der Veranstalter der Prüfung ist das Prüfungsamt für Dolmetscher und Übersetzer im Lehrerprüfungsamt, das in das Institut für Qualitätsprüfung im 8 Vgl. https://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2020/2020_12_17-RVPruefungen_Uebersetzer-Dolmetscher.pdf [Zugriff am 05. 10. 2022].
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Ministerium für Bildung und Kindertagesförderung Mecklenburg-Vorpommern eingebunden ist. Der Ort und die Zeit der Prüfung wird auch vom Leiter des Prüfungsamtes festgelegt, und dieser teilt den Prüflingen den Prüfungsbeginn vier Wochen im Voraus schriftlich mit. Die Gebühren der Prüfung bestehen zurzeit aus 400 EUR für die Übersetzerprüfung, 490 EUR für die Übersetzer- und Dolmetscherprüfung und 292 EUR für die Teilprüfung. Um die Prüfung abzunehmen, wird eine Prüfungskommission gebildet, die sich aus mindestens drei Personen zusammensetzt. Dabei ist der Vorsitzende der Kommission ein Vertreter des Prüfungsamtes. Die Kommission hat noch mindestens zwei weitere vom Prüfungsamt einberufene Mitglieder, von denen eines ein öffentlich bestellter und allgemein beeidigter Übersetzer und Dolmetscher sein muss. In Mecklenburg-Vorpommern hat der Kandidat die Möglichkeit sich für einen zu prüfenden Fachbereich zu entscheiden. Er hat die Wahl zwischen den Fachgebieten Wirtschaft, Rechtswesen, Technik, Naturwissenschaften einschließlich Medizin, Geisteswissenschaften oder Sozialwissenschaften. Egal für welchen Fachbereich sich der Kandidat entschieden hat, er muss sowohl eine schriftliche als auch eine mündliche Prüfung ablegen. Wer eine „Prüfung als Übersetzer“ ablegen möchte, muss sich zunächst einer schriftlichen Prüfung unterziehen. Die schriftliche Prüfung besteht aus sechs Teilen, wobei nach jedem Teil Pausen eingehalten werden. Die reine Prüfungszeit beträgt insgesamt 540 Minuten (neun Stunden) und ist auf zwei Tage verteilt. Wenn der schriftliche Teil bestanden ist, wird der Prüfling zu einer mündlichen Prüfung geladen, die sich auf einen Tag beschränkt. Sie besteht aus vier Teilen, wobei nach jedem Teil eine Pause gemacht wird. Wer eine „schriftliche Prüfung als Dolmetscher und Übersetzer“ ablegen möchte, muss sich ebenfalls (wie der Übersetzer) einer schriftlichen Prüfung unterziehen. Die schriftlichen Prüfungsteile der Dolmetscherprüfung entsprechen dem schriftlichen Teil der Übersetzerprüfung. Nach bestandener schriftlicher Prüfung wird der Prüfling zur mündlichen Prüfung eingeladen. Die Prüfung wird auf einen Tag festgelegt und besteht aus sechs Teilen. Die schriftlichen Prüfungen für „Übersetzer“ und „Dolmetscher und Übersetzer“ sind dem Inhalt nach gleich. Sie beinhalten einen Aufsatz, zwei Übersetzungen allgemeiner Art, zwei Übersetzungen aus dem gewählten Fachgebiet und eine Aufgabe aus der deutschen Gerichts- und Behördenterminologie.9 Der Aufsatz wird in der Fremdsprache, die geprüft wird, geschrieben. Ist die zu prüfende Sprache die Muttersprache des Kandidaten, so muss der Aufsatz in der deutschen Sprache verfasst werden. Der Aufsatz ist über ein landeskundliches Thema des Sprachraumes der zu prüfenden Sprache zu schreiben. Der Kandidat 9 Vgl. DolmPrüfVO M-V vom 26. 02. 2007, § 11 Absatz 1, 12, 14 und 15.
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hat die Wahl zwischen drei Themengebieten, die einen aktuellen Aspekt des Landes der gewählten Fremdsprache beinhalten. Die Themen beziehen sich auf allgemeines landeskundliches Wissen, wie Geschichte, Geographie, Wirtschaft oder Kultur. Der Aufsatz bietet damit dem Prüfungsteilnehmer die Möglichkeit, sein landeskundliches Wissen einzubringen und sein Verständnis für Sachzusammenhänge (nicht die Kenntnis vieler Einzelheiten) zu beweisen. Die „Übersetzungstexte allgemeiner Art“ sind anspruchsvoll und werden sowohl aus der Fremdsprache ins Deutsche als auch aus dem Deutschen in die Fremdsprache übertragen. Die „Übersetzungstexte, die dem Fachgebiet“ entnommen sind, sind ebenfalls anspruchsvolle Texte, die sowohl aus der deutschen in die polnische, als auch aus der polnischen in die deutsche Sprache übertragen werden. Bei diesem Teil ist ein durch den Prüfling mitgebrachtes zweisprachiges Wörterbuch zugelassen. Die Aufgaben zur „deutschen Gerichts- und Behördenterminologie“ sind meistens in der Form des Multiple-Choice-Verfahrens abzulegen, wobei diese Aufgabe für Kandidaten mit dem Fachgebiet Rechtswesen entfällt. Die „mündliche Prüfung für Übersetzer“ besteht im 1. Teil aus einem zur Hälfte auf Deutsch und zur Hälfte auf Polnisch geführten Gespräch über allgemeine landeskundliche Themen beider Länder. Im 2. Teil hat der Prüfling den Nachweis seiner fachkundlichen Kenntnisse zu erbringen. Es wird festgestellt, ob er umfassende Grundkenntnisse in verschiedenen Sachzusammenhängen des gewählten Fachgebiets nachweisen kann. Dieser Teil wird sowohl in der Fremdals auch in der Muttersprache geführt. Der 3. und 4. Teil der Prüfung besteht aus einer Stegreifübersetzung eines Textes, der jeweils dem gewählten Fachgebiet entnommen ist. Die „mündliche Prüfung für Dolmetscher und Übersetzer“ besteht aus sechs Teilen. Der 1. und 2. Teil entspricht der mündlichen Prüfung für Übersetzer. Im 3. Teil handelt es sich um das Verhandlungsdolmetschen. Hier findet das gewählte Fachgebiet erneut Berücksichtigung. Die Verhandlung wird möglichst realitätsnah geführt. Dabei sprechen und reagieren die Prüfer, als ob sie jeweils nur die eine Sprache beherrschen würden. Gibt der Prüfling etwas falsch wieder, wird er nicht verbessert, sondern über den Prüfling zurückgefragt, oder das Gespräch wird in der falschen Richtung fortgeführt. Im 4. und 5. Teil wird das Vortragsdolmetschen geprüft. Die Vorträge sind ebenfalls dem gewählten Fachgebiet entnommen und werden auf Deutsch und Polnisch gehalten. Der Prüfling wählt, welchen der beiden Vorträge er simultan (Flüsterdolmetschen), und welchen er konsekutiv dolmetschen möchte. In diesem Prüfungsteil wird auch die Präsentation der Übersetzung wie Auftreten, Körperhaltung, Blickkontakt, Stimmführung und Sprechweise berücksichtigt. Beim 6. Teil der Prüfung handelt es sich um eine Stegreifübersetzung. Hier werden für den Prüfling je ein deutscher und ein polnischer Text zur Übersetzung bereitgehalten. Einer der
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beiden Texte ist dem gewählten Fachgebiet entnommen und einer ist allgemeinen Inhalts. Bei der Bewertung der sprachlichen Darbietung werden neben dem Inhalt die Flüssigkeit des Sprechens, die Gewandtheit im Ausdruck, die grammatische Korrektheit sowie die richtige Aussprache und Intonation berücksichtigt. Die Prüfung ist bestanden, wenn in keinem Prüfungsteil die Note „ungenügend“ und in nicht mehr als einem schriftlichen oder mündlichen Prüfungsteil die Note „mangelhalt“ erteilt wurde. Dabei werden nur volle Noten in der Notenskala von „sehr gut“ (1) bis „ungenügend“ (6) vergeben. In den Teilprüfungen muss mindestens die Note „ausreichend“ (4) erzielt werden.10 Die Erfolgsquote, d. h. ob eine Prüfung bestanden oder nicht bestanden wurde, fällt in Mecklenburg-Vorpommern sehr unterschiedlich aus. In der vom Prüfungsamt geführten Statistik der Jahre 2010 bis 2022 haben 50 % der Kandidaten die Prüfung bestanden. Es ist sehr auffällig, dass die Verteilung in den einzelnen Jahren sehr unterschiedlich ausfällt. In manchen Jahren hat kein Prüfling bestanden, in anderen Jahren alle. Die Gründe für den Misserfolg sind hauptsächlich allgemeiner Art. Meist fehlt es an der Allgemeinbildung der Kandidaten. Sehr oft ist ein fehlendes allgemeines Wissen über beide Länder auszumachen. Es gibt Wissenslücken zu den derzeitigen wirtschaftlichen oder politischen Verhältnissen bzw. Wissenslücken bei Fragen zur Geschichte, die zur Klärung der heutigen Verhältnisse notwendig sind und in einen entsprechenden Zusammenhang gestellt werden sollten. Weitere Punkte für einen Misserfolg sind die fehlenden Techniken des Übersetzens und/oder Dolmetschens und ein ungenaues Übertragen. Darüber hinaus ist eine fehlende Flexibilität auszumachen, sich auf unbekannte Übertragungssituationen einzustellen sowie manchmal einfach unzureichende Sprachkenntnisse.
Übersetzerprüfung in Polen In Polen ist die Anzahl der Sprachmittler in einem offiziellen Verzeichnis des Justizministeriums zu finden.11 Die Anzahl der beeidigten Sprachmittler für Deutsch beträgt hiernach zum 31. 08. 2022 insgesamt 3682 Personen. Dabei wird keine Unterscheidung zwischen der Berufsbezeichnung Übersetzer und Dolmetscher getroffen. In Polen, so wie u. a. in Österreich, gibt es diese Trennung nicht. Die Bezeichnung des Berufs heißt in Polen „beeidigter Übersetzer und
10 § 12 Nr. 1 bis 3 und § 15 Nr. 1 bis 4 DolmPrüfVO M–V. 11 https://arch-bip.ms.gov.pl/pl/rejestry-i-ewidencje/tlumacze-przysiegli/lista-tlumaczy-przy sieglych/search.html [Zugriff am 08. 10. 2022].
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Dolmetscher für Deutsch“ (= tłumacz przysie˛gły je˛zyka niemieckiego).12 Die Rechtsstellung der Sprachmittler ist im Gesetz über den Beruf eines vereidigten Übersetzers und Dolmetschers vom 25. November 2004 (= Ustawa z dnia 25 listopada 2004 r. o zawodzie tłumacza przysie˛głego) bestimmt. Die Zulassungsinstitution für diesen Beruf ist das Justizministerium (= Ministerstwo Sprawiedliwos´ci) in Warschau. Das Justizministerium führt auch als Bestellorgan die institutionelle Kontrolle über die Arbeit der Sprachmittler. Zur Kontrolle seiner Arbeit ist ebenfalls ein für den Sitz des Übersetzers zuständiger Woiwode zuständig. Im Falle des fehlerhaften Übersetzens oder Dolmetschens unterliegt der Sprachmittler der beruflichen Verantwortung und kann durch eine Disziplinarkommission beim Justizministerium in Warschau bestraft werden (vgl. Kubacki 2010: 278). Die Vergütung der Arbeit des Übersetzers ist in der Verordnung des Justizministers über die Vergütung des beeidigten Dolmetschers und Übersetzers vom 24. Januar 2005 (= Rozporza˛dzenie Ministra Sprawiedliwos´ci z dnia 24 stycznia 2005 r. w sprawie wynagrodzenia za czynnos´ci tłumacza przysie˛głego13) geregelt. In anderen Fällen wird die Vergütung vom Übersetzer mit dem Auftraggeber nach den Regeln des freien Marktes festgelegt. Das oberste Kontrollorgan ist zwar das Justizministerium, doch überdies werden die einzelnen Regelungen, wie z. B. der Gebrauch von Stempeln und Siegeln, formale und inhaltliche Hinweise zur Anfertigung von beglaubigten Übersetzungen oder Tipps für Verdolmetschungen in Berufskodizes festgehalten. Der Berufsverband TEPIS (= Polskie Towarzystwo Tłumaczy Przysie˛głych i Specjalistycznych), der ins Deutsche übertragen „Gesellschaft der beeidigten Übersetzer und Fachübersetzer“ heißt, wurde im Jahr 1990 gegründet und ist ebenso wie die STP (= Stowarzyszenie Tłumaczy Polskich, dt. Gesellschaft Polnischer Übersetzer und Dolmetscher), die bereits 1981 gegründet wurde, ein Zusammenschluss aller Übersetzer und Dolmetscher in Polen. Die STP hat im Jahre 1985 unter der Leitung von Danuta Kierzkowska einen Wegweiser für beeidigte Sprachmittler unter dem Titel Vademecum tłumacza przysie˛głego (dt. Vademecum eines beeidigten Übersetzers und Dolmetschers) erarbeitet. Dieser Ratgeber wurde anschließend von der TEPIS mehrmals ergänzt und nachbearbeitet. Die letzte Ausgabe von 2019 heißt Kodeks zawodowy tłumacza przysie˛głego (dt. Berufskodex für beeidigte Übersetzer und Dolmetscher) und wurde anlässlich des 29. Jubiläums des TEPIS herausgegeben. Im Jahre 2017 wurde ebenfalls die ZZTP (= Zwia˛zek Zawodowy Tłumaczy Przysie˛głych, dt. Gewerkschaft der Beeidigten Übersetzer und Dolmetscher) ins Leben gerufen. 12 Im polnischen Sprachsystem selbst wird zwischen einem Übersetzer (= tłumacz pisemny) und einem Dolmetscher (= tłumacz ustny) nicht differenziert, daher muss immer das Nomen tłumacz um die entsprechenden adjektivischen Angaben ergänzt werden (vgl. Kubacki 2021: 5). 13 Zuletzt geändert durch die Änderung der Verordnung des Justizministers vom 08. 10. 2019.
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Wie erlangt man die Berufsbezeichnung „tłumacz przysie˛gły“? Es besteht zwar keine Zulassungsvoraussetzung zur Ablegung der Prüfung, aber bei Bestellung eines staatlich zertifizierten Sprachmittlers wird überprüft, ob der Kandidat den Hochschulabschluss Bachelor (B.A. oder B.Sc.) bzw. einen gleichwertigen akademischen Grad (Ing.) besitzt. Es müssen auch andere formale Voraussetzungen vorliegen wie (1) Besitz der polnischen Staatsangehörigkeit14, (2) Beherrschung der polnischen Sprache in Wort und Schrift, (3) uneingeschränkte Geschäftsfähigkeit sowie (4) keine Vorstrafe wegen einer vorsätzlichen, steuerrechtlichen oder fahrlässigen Straftat gegen die Sicherheit im Wirtschaftsverkehr (vgl. Cies´lik u. a. 2018: 31–34, Kubacki 2017: 2015). Das Prüfungsverfahren ist einheitlich und besteht sowohl aus einem schriftlichen als auch einem mündlichen Teil. Der Veranstalter der Prüfung ist der Staatliche Prüfungsausschuss des Justizministeriums in Warschau. Die Kosten der Prüfung betragen 800 PLN. Die Prüfung wird von einer Kommission abgenommen, deren Mitgliederanzahl zwischen drei und fünf Personen beträgt. Dazu gehören ein Vertreter des Staatlichen Prüfungsausschusses und zwei bis vier Sprachexperten. Der Zeitraum der Prüfung wird vom Vorsitzenden der Prüfungskommission festgelegt und den Prüflingen drei Wochen vor Beginn der Prüfung schriftlich mitgeteilt. Der Prüfungsort ist dabei immer eine Räumlichkeit im Justizministerium in Warschau. Der Kandidat hat in Polen keine Möglichkeit, sich in einem Fachgebiet prüfen zu lassen. Die Prüfungen sind allgemein gehalten und nicht auf die Personen zugeschnitten, doch sie thematisieren diverse Gebiete, wobei Themen aus dem Rechtsgebiet immer dabei sind. Die Prüfung setzt sich aus dem Übersetzen und der mündlichen Übertragung zusammen. Die Dauer des Übersetzens beträgt 240 Minuten, das Verdolmetschen dauert 45 Minuten. Die mündliche Prüfung wird an einem anderen Tag von denjenigen abgelegt, die die schriftliche Prüfung bestanden haben. Während der schriftlichen Prüfung sind eigene Wörterbücher und Glossare zugelassen. In der Prüfung werden vier Texte übersetzt und vier Texte verdolmetscht: zwei Texte aus dem Polnischen ins Deutsche, zwei Texte aus dem Deutschen ins Polnische. Zwei Texte, davon je einer in der Muttersprache und einer in der Fremdsprache, stellen gerichtliche bzw. amtliche Schreiben dar. Die anderen beiden Texte können beliebige Themen enthalten. Beim Verdolmetschen wird ein Text aus dem Stegreif vom Deutschen ins Polnische übersetzt. Der andere Text beim Verdolmetschen wird vom Polnischen ins Deutsche konsekutiv übertragen. Im mündlichen Prüfungsteil sind keine Hilfsmittel gestattet. Beim 14 In Frage kommt auch die Staatsangehörigkeit eines EU-Mitgliedstaates, eines EFTA-Staates, der Schweizerischen Eidgenossenschaft oder die Staatsangehörigkeit eines anderen Staates, wenn dem Gegenseitigkeitsprinzip Genüge getan wird (vgl. Cies´lik u. a. 2022: 12).
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Konsekutivdolmetschen ist die Erstellung von Notizen zugelassen und durchaus wünschenswert. Bewertet werden sowohl die Übersetzer- als auch die Sprachfertigkeiten des Kandidaten. Hinsichtlich der Übersetzerfertigkeit wird dabei zum einen auf die inhaltliche Wiedergabe, zum anderen auf die formale Wiedergabe der Übersetzung geschaut. Bei der inhaltlichen Wiedergabe ist die Übereinstimmung des im Translat vermittelten Inhalts mit dem Inhalt des Originals wichtig sowie die korrekte Übertragung der Terminologie (insbesondere hinsichtlich der fachsprachlichen Terminologie) und der Phraseologie erwünscht. Bei der formalen Wiedergabe wird insbesondere auf Kenntnisse der Praxis geschaut, wie z. B. auf die formalen Grundsätze zur Anfertigung beglaubigter Übersetzungen. Hinsichtlich der Sprachfertigkeit – diese ist bei der Noten- bzw. Punktevergabe zur Beurteilung der Übersetzerfertigkeit gleichgewichtig – wird auf die korrekte Zeichensetzung, Rechtschreibung, Grammatik, nicht-fachsprachliche Lexik und Stilistik geachtet. Beim Verdolmetschen gelten die gleichen Bewertungskriterien wie beim Übersetzen (ausgenommen wird hier natürlich die formale Wiedergabe). In der mündlichen Prüfung werden die Sprachkenntnisse hinsichtlich der grammatikalischen, lexikalischen und stilistischen Richtigkeit bewertet. Auch die phonetische und intonatorische Korrektheit, die Diktion und der flüssige Ausdruck bleiben nicht unberücksichtigt. Die Prüfung gilt als bestanden, wenn mindestens 75 % der Anforderungen, also 150 Punkte erreicht worden sind. Pro Text wird die Höchstpunktzahl von jeweils 50 Punkten vergeben. Jeder Prüfungsteil umfasst 200 Punkte (zusammen mit dem Verdolmetschen sind es insgesamt 400 Punkte). Das Prüfungsergebnis wird durch den Vermerk „bestanden“ oder „nicht bestanden“ festgehalten. In den Jahren 2005 bis 2010 haben nur 25 % der Kandidaten die Übersetzerprüfung bestanden. Das Durchschnittsergebnis des schriftlichen Prüfungsteils betrug ca. 120–130 Punkte, d. h. 60–65 % der Gesamtpunktzahl. Das Durchschnittsergebnis des mündlichen Prüfungsteils betrug ca. 110–120 Punkte, d. h. weniger als 60 % der Gesamtpunktzahl. Dieses schlechte Ergebnis konnte im Jahre 2014 verbessert werden. Hier lag die Erfolgsquote bei 35 %. Die Bestehensquote beträgt zurzeit nicht einmal 20 %. Der Grund für eine so hohe Durchfallquote liegt in der sehr schwachen Vorbereitung der Kandidaten auf die Prüfung. Grundlegende Defizite sind nach Meinung der Mitglieder des Staatlichen Prüfungsausschusses auf Folgendes zurückzuführen (Kierzkowska / Rybin´ska 2009: 112): (1) eine unzureichende grammatikalische Kompetenz in der Gemeinsprache, was sowohl das Polnische als auch das Deutsche anbelangt, (2) Mangel an grundlegenden Wortbildungs- und syntaktischen Strukturen in den einzelnen Fachtextsorten (gerichtliche und amtliche Schriftsätze, Wirtschaftskorrespondenz, Verträge und andere Fachtexte), was wiederum die pol-
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nische und deutsche Sprache anbelangt, (3) Mangel an Grundwissen in der juristischen Terminologie sowohl in der Mutter- als auch in der Fremdsprache, (4) Mangel an translatorischem Grundwissen (geeignete Translationsstrategien/ -verfahren, Translationstheorie, Wahl der Fachausdrücke) und (5) Fehlen an selbst erarbeiteten Dolmetschtechniken, besonders im Bereich des Konsekutivdolmetschens (Erstellen von Notizen, Transfer des Ausgangstextsinns, Antizipation).
Resümee Die Prüfungen zu einem staatlich beeidigten Sprachmittler unterscheiden sich in Deutschland (am Beispiel von Mecklenburg-Vorpommern) und Polen wesentlich. Zu sehen ist dies schon in der Berufsbezeichnung, die in Deutschland eine Unterscheidung zwischen einem schriftlichen und einem mündlichen Sprachmittler macht, und in Polen es diese Unterscheidung nicht gibt. Ebenfalls unterscheidet sich die Zahl der beeidigten Sprachmittler zum Stand vom 31. 08. 2022 in den jeweiligen Ländern deutlich voneinander: Sind es in Deutschland nur insgesamt 2549 staatlich geprüfte Sprachmittler für Polnisch, so gibt es in Polen über ein Drittel mehr, nämlich insgesamt 3682 staatlich geprüfte Sprachmittler für die deutsche Sprache. Auch die Zuständigkeitsbereiche und Kontrollinstitutionen sind in beiden Ländern unterschiedlich. Sind in der Bundesrepublik Deutschland die einzelnen Oberlandesgerichte und Landgerichte der jeweiligen Bundesländer die obersten Kontrollinstanzen, so ist dies in Polen zentral geregelt. Das Justizministerium in Warschau ist die oberste Instanz für die Sprachmittler und die zusätzliche Kontrolle wird von dem für den Sitz des Übersetzers zuständigen Woiwoden ausgeübt. Trotz dieser Unterschiede ist eine Gemeinsamkeit hervorzuheben: In beiden Ländern gibt es Berufsverbände, denen alle Übersetzer und Dolmetscher angehören können, und die praktische Hinweise und Auskünfte für alle Sprachmittler bereithalten und Zusammenkünfte organisieren. Die Hauptverbände in Deutschland sind der BDÜ und der DVÜD, in Polen hingegen die STP, die TEPIS und die ZZTP. Trotz dieser Gemeinsamkeit sind weitere Unterschiede hinsichtlich der Erlangung der Berufsbezeichnung „Übersetzer und Dolmetscher“ auszumachen. In Polen gibt es nur eine offizielle Berufsbezeichnung für die Sprachmittler für Deutsch, nämlich „tłumacz przysie˛gły je˛zyka niemieckiego“. In Deutschland verweist schon die offizielle Berufsbezeichnung darauf, dass es eine Trennung zwischen dem „Öffentlich bestellten und allgemein beeidigten Übersetzer und Dolmetscher für Polnisch“ und dem „Öffentlich bestellten und allgemein beei-
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digten Übersetzer für Polnisch“ gemacht wird. Damit kann von zwei Berufen bzw. Berufszweigen gesprochen werden, denn der eine ist nur für das schriftliche Übersetzen zuständig, der andere für das schriftliche und das mündliche Übertragen. Dementsprechend ist auch die Prüfungsabnahme in beiden europäischen Ländern unterschiedlich. Gibt es in Polen ein einheitliches Prüfungsverfahren, das an zwei Tagen durchlaufen wird und aus dem Übertragen und Verdolmetschen besteht, so ist in der Bundesrepublik das Prüfungsverfahren in den einzelnen Bundesländern nicht einheitlich. Am Beispiel von Mecklenburg-Vorpommern ist zu sehen, welche Unterschiede auch in der Prüfung zum „Dolmetscher“ und „Übersetzer“ gemacht werden. Die Prüfung zur Erlangung der Berufsbezeichnung ist in den beiden Ländern sehr unterschiedlich. Das Prüfungsniveau ist in beiden Ländern sehr hoch. Die Kandidaten müssen eine umfassende Allgemeinbildung nachweisen, ihr Sprachniveau muss auf dem höchsten Sprachniveau des Europäischen Referenzrahmens liegen, und ihr persönliches Auftreten muss sicher und gewandt sein. Die Erfolgsquote bei der Prüfung liegt bei bis hin zu 50 %. Dabei sind die Erfolge unterschiedlich in den einzelnen Jahren. Die Gründe für den Misserfolg sind unterschiedlich. Oft ist es die Selbstüberschätzung des Sprachniveaus, ungenaues Übertragen, fehlende Kenntnisse von Techniken des Übersetzens und/ oder des Dolmetschens. Sehr oft fehlt es an der Allgemeinbildung und dem Wissen über beide Länder, insbesondere im Erkennen von entsprechenden Zusammenhängen – was eine Grundvoraussetzung für die richtige Übertragung ist und das Hauptkapital eines jeden Dolmetschers und Übersetzers bildet. Aus ähnlichen Gründen wird auch in Polen die Prüfung nicht bestanden, wobei die Erfolgsquote noch einmal um 25 % niedriger ist als in Mecklenburg-Vorpommern.
Literaturverzeichnis Bauer, Tanja in Zusammenarbeit mit dem DVÜD (2014): Empfehlungen für die Anfertigung bestätigter/beglaubigter Übersetzungen. Berlin. Cies´lik, Bolesław / Kierzkowska, Danuta / Michalska, Anna / Staniszewska-Kowalak, Dorota / Zielin´ski, Jacek (2018): Tłumacz przysie˛gły. Status prawny i zawodowy. Warszawa: Wydawnictwo Translegis. Cies´lik, Bolesław / Laska, Liwiusz / Rojewski, Michał (2022): Egzamin na tłumacza przysie˛głego. Komentarz, teksty egzaminacyjne, dokumenty. Warszawa: C.H.Beck. Gesetz über die allgemeine Beeidigung von gerichtlichen Dolmetschern (GDolmG). https:// www.buzer.de/Gerichtsdolmetschergesetz.htm [Zugriff am 8. 10. 2022]. Justizvergütungs- und -entschädigungsgesetz (JVEG). https://www.jveg.de/jveg/jveg.pdf [Zugriff am 8. 10. 2022].
Staatliche Prüfung für Dolmetschende und Übersetzende in Polen und Deutschland
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Jana Lauková (Univerzita Mateja Bela, Banská Bystrica) / Jana Sˇtefanˇáková (Univerzita Mateja Bela, Banská Bystrica)
Geschlechtergerechte Sprache in deutschen und slowakischen EU-Dokumenten1
Abstract Gender-balanced language in German and Slovak documents of the European Union The paper examines the use of gender-inclusive language in German and Slovak translations of legal texts and documents of the EU institutions against the background of European language and gender policy. It highlights gender equality policy in the EU and the use of gender-inclusive language in European political organizations, the Germanspeaking environment and in Slovakia. The focus of the paper is a corpus analysis of selected German and Slovak versions of EU documents with an emphasis on the use of gender-inclusive language. Keywords: gender-balanced language, EU documents, German, Slovak, corpus analysis Schlüsselwörter: geschlechtergerechte Sprache, Dokumente der EU, Deutsch, Slowakisch, Korpusanalyse
Einleitung Sprache reflektiert, wer gesellschaftlich anerkannt wird, und wer nicht. Die Frage geschlechtergerechter Sprache und Schreibung ist in den letzten Jahren zu einem aktuellen Thema geworden. Der Grundsatz der Geschlechtergleichstellung und das Verbot der Diskriminierung aufgrund des Geschlechts sind fest in den Verträgen und in der Charta der Grundrechte der Europäischen Union verankert. Seit den 1980er Jahren gibt es Bemühungen, zu einem geschlechterneutralen, geschlechtergerechten und sexismusfreien Sprachgebrauch anzuregen. Im Rahmen dieser Bemühungen wurden im vergangenen Jahrzehnt auf internationaler und nationaler Ebene zahlreiche Leitlinien ausgearbeitet und umgesetzt. Internationale Institutionen (z. B. die Vereinten Nationen, die Weltgesundheitsorganisation, die Internationale Arbeitsorganisation) und die Organe der EU (z. B. 1 Der Beitrag wird im Rahmen des Projekts KEGA – 022UMB-4/2021 Vyuzˇitie informacˇných technológií ako inovatívny faktor interdisciplinárnej edukácie budúcich prekladatelˇov a právnikov (The Use of Information Technologies as an Innovative Factor in the Interdisciplinary Education of Future Translators and Lawyers) veröffentlicht.
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das Europäische Parlament und die Europäische Kommission), Berufsverbände, Universitäten und Hochschulen, große Nachrichtenagenturen und Verlage haben Leitlinien für einen sexismusfreien Sprachgebrauch herausgegeben, sei es als eigenständige Dokumente oder als besondere Empfehlungen in den hauseigenen Stilrichtlinien. Auch in vielen Mitgliedstaaten der Europäischen Union wurden Leitlinien für den Sprachgebrauch erörtert und auf verschiedenen Ebenen bereitgestellt. Heute geht es aber beim geschlechtergerechten Sprachgebrauch nicht mehr nur um die sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern, sondern ebenso um die Sichtbarmachung anderer Geschlechtsidentitäten, die sich in einer dichotomen Geschlechterordnung nicht wiederfinden können oder wollen. Die sprachliche und schriftliche Bezeichnung von Intersexualität wurde auch in deutschsprachigen Ländern in den Fokus der allgemeinen Öffentlichkeit gebracht, und zwar in der Bundesrepublik Deutschland durch die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 17. 10. 20172 und in Österreich durch das Urteil des Verfassungsgerichtshofs vom 29. 06. 20183. Die EU unterstützt die Mehrsprachigkeit in ihren Programmen und im Rahmen der Arbeit ihrer Institutionen. Seit 2013 gehören 24 Staaten der EU an, deren Recht es ist, alle Rechtstexte in ihrer Sprache zu lesen. Daher sind alle Dokumente und Rechtsvorschriften in jeder der EU-Amtssprachen verfasst. Im Fokus des vorliegenden Beitrags steht die Verwendung der geschlechtergerechten Sprache in deutschen und slowakischen Fassungen von EU-Dokumenten vor dem Hintergrund der europäischen Sprachen- und Gleichstellungspolitik. Unsere Aufmerksamkeit wird auf die sprachlichen Richtlinien zum geschlechtergerechten Sprachgebrauch in europäischen Institutionen mit dem Akzent auf die deutsche und slowakische Sprache gelenkt, und anschließend wird auf die Verwendung der geschlechtergerechten Sprache in ausgewählten EU-Dokumenten in deutscher und slowakischer Sprache hingewiesen.
2 Das allgemeine Persönlichkeitsrecht (Art. 2 Abs. 1 i. V. m. Art. 1 Abs. 1 GG) schützt die geschlechtliche Identität. Es schützt auch die geschlechtliche Identität derjenigen, die sich dauerhaft weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnen lassen. 3 Vgl. dazu die Presseinformation zum Urteil des Verfassungsgerichtshofs vom 29. 06. 2018: Intersexuelle Personen haben Recht auf adäquate Bezeichnung im Personenstandsregister.
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Sprachliche Gleichbehandlung der Geschlechter in EU-Richtlinien und Leitlinien zum geschlechtergerechten Sprachgebrauch in den EU-Institutionen Die Politik der Europäischen Gemeinschaft zur Gleichstellung von Frauen und Männern begann bereits 1957 mit dem Vertrag von Rom. Mit dem Vertrag von Amsterdam (1997) wurde der Gleichstellung von Frauen und Männern verstärkte Bedeutung zugemessen. Seit ihrer Gründung nahm die Gemeinschaft acht Richtlinien4 über die Gleichbehandlung und Chancengleichheit von Frau und Mann an. Im Allgemeinen wurden von den Organen und Organisationen der EU, UNESCO und UN in den vergangenen Jahren Maßnahmen getroffen, die die Gleichstellung der Frau in der sprachlich-sozialen Realität bewirken sollen, darunter zum Beispiel Empfehlungen und Richtlinien zur Beseitigung der Diskriminierung von Frauen durch eine sexistische Sprachverwendung. Diese haben europaweite Gültigkeit, und gelten als länderübergreifende gemeinsame Stellungnahmen der Mitgliedstaaten sowie der Beitrittsländer. Die sprachlichen Richtlinien verfügen über den gleichen Rechtsstatus wie alle anderen Richtlinien der EU, d. h. sie sind von der EU beschossene „Gesetze“, die in die nationale Gesetzgebung der Mitgliedstaaten verbindlich integriert werden müssen. Ihre Realisierung erfolgt in EU-Aktionsplänen, in nationalen Aktionsplänen, Parteiprogrammen und institutionellen Grundsatzprogrammen (vgl. Kegyesné Szekeres 2005: 31). Im Jahre 1987 wurde die Forderung nach einem nicht-sexistischen Sprachgebrauch auf der 24. UNESCO-Generalkonferenz erhoben. Hier wurde eine Resolution5 zur Umsetzung dieser politischen Forderung angenommen, die zum Beispiel auch für die Verwendung entsprechender femininer Formen eintritt. Es hieß, dass in allen Arbeitsdokumenten der Organisation sprachliche Formen zu vermieden seien, die nur auf ein Geschlecht Bezug nehmen. Auch der Europarat formulierte im Jahre 1990 eine einheitliche Empfehlung6 über die Beseitigung von Sexismen aus der Sprache. In Rechtstexten und in öffentlichen Reden soll eine nicht-sexistische Sprache verwendet werden, weiterhin soll eine nicht-sexistische Sprachverwendung in den Medien im Vordergrund stehen (vgl. Grabrucker 1993: 19). Diese Kodifikation der Europäischen Gemeinschaft, die sich in erster Linie auf die geschlechtergerechte Formulierung von Gesetzestexten und Arbeitsanzeigen
4 Von besonderem Belang sind die folgenden Dokumente: 76=207/EWG vom 9. Februar 1976, 85/C166/01 vom 3. Januar 1985, 84/635/EWG vom 13. Dezember 1984. 5 Resolution 24 C/14 2(1). 6 Empfehlung R [90] 4 des Ministerkomitees an die Mitgliedstaaten, vorläufige Fassung vom 21. Februar vom Ministerkomitee des Europarates angenommen, endgültige Fassung veröffentlicht am 6. Juni 1990, Straßburg.
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bezog, hatte positive Auswirkungen auf die Verwaltungssprache in vielen Ländern der EU. Im Juni 1995 kam es zur Deklaration von Schlaining gegen Rassismus, Gewalt und Diskriminierung, die später eine gesamteuropäische Deklaration der Nichtregierungsorganisationen (NGO) der EU (1997) bewirken konnte. Auch in diesem Dokument wurde der nicht-sexistische Sprachgebrauch explizit gefördert, samt dem Kriterium zur Eliminierung von sexistischen und gewaltfördernden bildlichen und sprachlichen Elementen aus Schulbüchern. Im Jahre 1995 wurde auf der 4. Weltfrauenkonferenz in Peking Gender Mainstreaming als Strategie der europäischen Gleichstellungspolitik eingeführt. Am 1. Mai 1999 trat der Amsterdamer Vertrag in Kraft, der die Strategie Gender Mainstreaming auf EU-Ebene rechtsverbindlich festschrieb (vgl. Pietruchová, Magurová, 2011). Im Januar 2003 wurde im Europäischen Parlament eine Stellungnahme des Ausschusses für die Rechte der Frau und Chancengleichheit verabschiedet, in der in insgesamt 13 Punkten die gendergerechte Sprachpolitik der EU reflektiert wurde. Es wurde betont, dass alle Informationsmaterialien der EU-Kampagnen in nicht-sexistischem Sprachstil formuliert werden sollen. In der Stellungnahme wurde auch eine intensivere Einbeziehung einer geschlechtlich nicht-diskriminierenden Sprache in die Rechtstexte und in die Verwaltungssprache der EU gefordert (vgl. Kegyesné Szekeres 2005). Im Jahr 2008 beschloss das Europäische Parlament als eine der ersten internationalen Organisationen eigene Leitlinien zum Geschlechterneutralen Sprachgebrauch im Europäischen Parlament7, die im Jahr 2018 in aktualisierter Fassung in allen Amtssprachen veröffentlicht wurden. In jeder sprachlichen Fassung werden am Anfang der allgemeine Kontext des geschlechterneutralen Sprachgebrauchs im europäischen Parlament und Probleme, die sich in den meisten Sprachen stellen, erörtert. Anschließend werden spezifische Leitlinien für die Texte in der jeweiligen Sprache dargelegt. Mit diesen Leitlinien soll so weit wie möglich sichergestellt werden, dass auch in den Schriftstücken und mündlichen Verlautbarungen des Parlaments in allen Amtssprachen geschlechterinklusive Sprache gebraucht wird. Sie dienen nur als Empfehlungen zur Anwendung der geschlechtersensiblen Sprache beim Schreiben, Übersetzen und Dolmetschen. Die Texte sollen bei der Übersetzung getreu und genau in die Zielsprache übertragen werden. Werden im Original absichtlich geschlechtsspezifische Formen verwendet, so muss die Übersetzung dieser Intention folgen (vgl. Sˇtefanˇáková 2021: 61). In der Grammatik der meisten europäischen Sprachen gilt die Konvention, dass im Fall von Personengruppen, in denen beide Geschlechter vertreten sind, das Maskulinum als die „einschließende“ bzw. „generische“ Form verwendet 7 Vgl. Geschlechterneutraler Sprachgebrauch im Europäischen Parlament: https://www.europ arl.europa.eu/cmsdata/187092/GNL_Guidelines_DE-original.pdf [Zugriff am 18. 10. 2022].
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wird. Diese generische oder „neutralisierende“ Verwendung des Maskulinums wird in diesen Leitlinien zunehmend als diskriminierend gegenüber dem weiblichen Geschlecht empfunden, deshalb sollte das generische Maskulinum in Rechtsakten so weit wie möglich vermieden werden. Viele Gesetzgebungsorgane in den Mitgliedstaaten haben bereits diesbezügliche Empfehlungen erlassen. In den meisten Sprachen mit grammatischem Geschlecht wurden eigene Strategien zur Vermeidung der generischen Verwendung des Maskulinums entwickelt. Der immer häufiger verwendete Ansatz ist die Feminisierung (die Verwendung der femininen Entsprechung maskuliner Begriffe oder die Verwendung beider Begriffe – Doppelnennungen). Lösungen, mit denen sich die Lesbarkeit verschlechtert, etwa kombinierte Formen (er/sie, on/ona) sollten vermieden werden. Im Januar 2018 hat auch der Rat der Europäischen Union den Leitfaden Inklusive Kommunikation im Generalsekretariat des Rates8, der in allen Amtssprachen der EU verfasst wurde, veröffentlicht. Da sich Grammatik, Syntax und Stil von Sprache zu Sprache unterscheiden, ist der Inhalt aber sprachspezifisch (vgl. Sˇtefanˇáková 2020: 86). Im Abschnitt Empfehlungen zur Verwaltungssprache werden die Strategien für den geschlechtergerechten Sprachgebrauch erörtert. Die wichtigsten Anforderungen an den Text sind Klarheit und Verständlichkeit. Im Leitfaden zur „inklusiven Kommunikation“ werden zum geschlechtergerechten Sprachgebrauch die Strategien Doppelnennung, geschlechtsneutrale Formulierungen sowie kreative Umformulierungen empfohlen. Nachstehend werden die Empfehlungen für den geschtergerechten Sprachgebrauch für deutsche und slowakische Texte erörtert, die im Fokus dieses Artikels stehen.
Empfehlungen zum geschlechtergerechten Sprachgebrauch im Deutschen und Slowakischen Da im Mittelpunkt dieses Artikels die Verwendung der geschlechtergerechten Sprache in deutschen und slowakischen Übersetzungen von EU-Dokumenten steht, werden im Weiteren die Strategien dargelegt, die zum geschlechergerechten Sprachgebrauch im Deutschen und Slowakischen empfohlen werden. Dabei wird auf allgemeine Empfehlungen sowie auf die Leitlinien der EU-Institutionen hingewiesen. Die Leitlinien zum geschlechtergerechten bzw. geschlechtereneutralen Sprachgebrauch in deutschen Texten der EU-Institutionen gehen von Leitfäden, Richtlinien und Empfehlungen zu geschlechtergerechter Schreibung für den allgemeinen Schreibgebrauch im Deutschen aus (vgl. Trömel-Plötz 8 Vgl. Inklusive Kommunikation im Generalsekretariat des Rates: https://www.consilium.euro pa.eu/media/35444/de_brochure-inclusive-communication-in-the-gsc.pdf [Zugriff am 18. 10. 2022].
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et al. 1980). Im deutschsprachigen Raum haben die Regierungsbehörden ab 1980 viele Gesetze, Verwaltungsvorschriften und Erlasse herausgegeben, die vor allem für die juristische Fachsprache („Amtsdeutsch“) die Verwendung einer geschlechtergerechten Sprache empfehlen oder normativ vorschreiben. Vorrangig betrifft das die sprachliche Gleichbehandlung der Geschlechter unter Vermeidung generischer maskuliner Formen. Im Jahr 2018 gab der Rat für deutsche Rechtschreibung (RdR) einen Beschluss mit Empfehlungen zur geschlechtergerechten Schreibung heraus. Geschlechtergerechte Texte sollen nach Empfehlungen des RdR sachlich korrekt, verständlich und lesbar sein, Rechtssicherheit und Eindeutigkeit gewährleisten, übertragbar sein im Hinblick auf deutschsprachige Länder mit mehreren Amts- und Minderheitensprachen. Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat auf der Basis von Korpusanalysen verschiedener Textsorten aus professioneller und informeller Schriftlichkeit orthografisch-typografisch relevante, stilistische und grammatisch-syntaktische Strategien für eine geschlechtergerechte Schreibung empfohlen. Die empfohlenen orthografisch-typografisch relevanten Strategien für geschlechtergerechte Schreibung sind: (1) Verkürzungen: (a) Schrägstrichvarianten (Lehrer/in), (aa) mit Bindestrich (Lehrer/-in), (b) Binnen-I (LehrerIn), (c) Klammer (Lehrer(in)); (2) Gender-Gap zur Berücksichtigung mehrerer Geschlechter (Bürger_innen); (3) Asterisk (Lehrer*innen); (4) der Gender* oder Trans* für alle diejenigen, die sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren können; (5) x-Form zur Aufhebung binärer Personenvorstellungen (inter* oder trans* – Dix Studierx) und (6) Kurzwörter (Azubi). Zu den stilistischen Strategien gehören vollständige Paarform (Schülerinnen und Schüler), Ersatzformen (Studierende, Lehrkräfte) und die Vermeidung des generischen Maskulinums. Zu den grammatisch-syntaktischen Strategien zählen z. B. Passiv, Infinitivformulierungen, Passivsatz statt „man“, Adjektiv anstelle eines männlichen oder weiblichen Nomens, Plural statt Singular, weibliche Bezeichnungen bei Titeln und Anreden. In der deutschen Fassung der Leitlinien des Europäischen Parlaments und im Leitfaden des Rates der EU werden im zweiten Teil die Empfehlungen zum geschlechtergerechten Sprachgebrauch in deutschen Texten dargelegt. In der Amtssprache wird im Allgemeinen empfohlen das generische Maskulinum auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Nach den Leitlinien des Europäischen Parlaments ist es aber trotzdem zulässig, aus Gründen der Lesbarkeit auf das generische Maskulinum im Plural zurückzugreifen, und beim Übersetzen ins Deutsche empfiehlt es sich, Pluralformen auch dort zu verwenden, wo im Original ein Singular steht (z. B. das Verhalten der EU-Verbraucher, Professoren, Dozenten). Es sollte jedoch immer versucht werden, geeignete Alternativen zum Gebrauch des generischen Maskulinums zu finden, was sich am besten durch neutrale Formulierungen erreichen lässt. Für die Texte der EU werden folgende neutrale Formulierungen empfohlen: neutrale Substantive (Person, Mitglied, Lehr- oder
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Fachkraft, Flüchtling, Opfer), neutrale Pronomina (alle, diejenigen), Bildung neutraler Plural-Bezeichnungen von Verben oder Adjektiven (die Beschäftigten, die Lehrenden, Angestellte), Umformulierung mithilfe von Adjektiven (ärztlicher Rat statt Rat der Ärztin//des Arztes), Sachbezeichnung statt Personenbezeichnung (die Geschäftsleitung, die Fachschaft), Kollektivbezeichnungen (die Delegation statt der Delegierte/die Delegierte), Relativsätze (wer einen Antrag stellt statt der Antragsteller), Passivkonstruktionen (Bei der Antragstellung ist nachzuweisen, dass […] statt Der Antragsteller/die Antragstellerin müssen nachweisen, dass […]) und Imperativsätze (statt Der Kandidat hat seinen Lebenslauf an […] zu schicken besser Schicken Sie Ihren Lebenslauf an […]).9 Beim geschlechterneutralen Sprachgebrauch sollte darauf geachtet werden, dass der Text lesbar bleibt, wobei die Verwendung geschlechtergerechter Wendungen nicht auf Kosten der Verständlichkeit oder der Klarheit gehen darf. Dies gilt insbesondere für Legislativtexte, die präzise und insbesondere klar, leicht verständlich und eindeutig sein müssen. Sie müssen so formuliert sein, dass sie laut vorgelesen und gleichzeitig als kontinuierlicher Redefluss verstanden werden können. Doppelnennungen (sog. Paarformen) werden für Rechtstexte nicht empfohlen (mit der Ausnahme der persönlichen Anrede). Insbesondere abzulehnen sind verkürzte Paarformen (z. B. Antragsteller/in oder AntragstellerIn), weil so die Sätze schwer zu lesen sein können. Bei Berufs- und Amtsbezeichnungen ist grundsätzlich zwischen der Bezeichnung einer bestimmten Person und der Berufs- und Amtsbezeichnung zu unterscheiden (Der Posten des Generalbundesanwalts ist neu besetzt worden, Monika Harms ist die neue Generalbundesanwältin). Bei einer Reihe von Wörtern, die traditionell nur die Variante mit -mann haben, bieten sich entweder geschlechtsneutrale Bezeichnungen (Ersatzperson) oder weibliche Formen an (Fachfrau), bei der Bezeichnung von Berufskategorien sollten ebenfalls neutrale Formulierungen verwendet werden (Mitglied, Flugpersonal usw.). Im Leitfaden des Rates der EU werden zum geschlechtergerechen Sprachgebrauch im Allgemeinen vor allem geschlechtsneutrale Formulierungen und kreative Umformulierungen empfohlen. Im Vergleich zum deutschem Sprachraum, wo schon zahlreiche Richtlinien und Leitlinien zum geschlechtergerechten Sprachgebrauch existieren, kann man im slowakischen Sprachraum von einer spezifischen Situation sprechen. Für den geschlechtergerechten Sprachgebrauch haben zwar in den letzten Jahren unter dem Einfluss der feministischen und europäischen Sprachpolitik verschiedene Interessengruppen plädiert, bis jetzt gibt es jedoch keine Richtlinien oder Leitlinien zum geschlechtergerechten Sprachgebrauch, die von staatlichen bzw. öffentlichen Institutionen herausgegeben worden wären. In der Slowakei kann 9 Vgl. Geschlechterneutraler Sprachgebrauch im Europäischen Parlament: https://www.europ arl.europa.eu/cmsdata/187092/GNL_Guidelines_DE-original.pdf [Zugriff am 18. 10. 2022].
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man deshalb nur von Initiativen einzelner Interessengruppen sprechen, die sich im Rahmen verschiedener Projekte mit der Problematik der sprachlichen Gleichbehandlung auseinandergesetzt haben. Aufgrund der Initiative einer Arbeitsgrupe, die an einem nationalen Projekt des Instituts für Gleichbehandlung arbeitete, enstanden im Jahre 2014 eine Publikation mit dem Titel Analýza významu a mozˇností pouzˇívania rodovo vyvázˇeného jazyka [Analyse der Bedeutung und Anwendungsmöglichkeiten der geschlechtergerechten Sprache] (Cviková 2014a) und ein Manual zum Gebrauch der geschlechtersensiblen Sprache Ako pouzˇívatˇ rodovo vyvázˇený jazyk. Mozˇnosti, otázky, príklady [Wie man geschlechtergerechte Sprache verwendet. Möglichkeiten, Fragen, Beispiele] (Cviková 2014b), in der vom Autorenkollektiv folgende Strategien zum geschlechtergerechten Sprachgebrauch empfohlen wurden: Sichtbarmachen von Männern und Frauen durch Beidnennung, und zwar mittels vollständiger Paarform: (spolupracovníci a spolupracovnícˇky, spolupracovníci a spolupracovnícˇky / Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter) oder Verkürzungen: Schrägstrichvarianten ohne oder mit Bindestrich (ucˇitelˇ/ka / Lehrer/in; ucˇitelˇ/-ka / Lehrer/-in), mit Klammer (ucˇitelˇ(ka) / Lehrer(in)); geschlechterneutrale Formulierungen durch Verwendung von genderneutralen Personenbezeichnungen (osoba / die Person, cˇlovek / der Mensch, ˇludia / die Menschen, rodicˇia / die Eltern, ˇstudujúci / Studierende) oder substantivierten Partizipien (vyucˇujúci / Lehrende statt der Lehrer) und weitere kreative Lösungen. In der slowakischen Fassung der Leitlinien zum geschlechterneutralen Sprachgebrauch im Europäischen Parlament und des Leitfadens Inklusive Kommunikation im Generalsekretariat des Rates werden dieselben Strategien zum geschlechtergerechten Sprachgebrauch empfohlen. Im Gegensatz zur deutschen Fassung der Leitlinien wird jedoch darauf hingewiesen, dass man in den Rechtstexten aus Gründen der Lesbarkeit und Verständlickeit auf das generische Maskulinum zurückzugreifen kann. Laut diesem Leitfaden kann man bei ausgeprägt förmlichen Texten im Slowakischen (Rechtsakten, Geschäftsordnungen) nicht vermeiden, das generische Maskulinum zu verwenden. Die Form des grammatischen Geschlechts gewinnen im Slowakischen nämlich auch alle Adjektive und attributiv verwendeten Partizipien oder Pronomen, so dass bei vollständigen Paarformen in jedem Geschlecht auch alle grammatischen Formen von Adjektiven, Partizipien und Verben wiederholt werden müssten, wodurch die Verständlichkeit der Texte stark beeinträchtigt würde. Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass bei der Bezeichnung von Funktionen oder Berufen von Frauen und Männern explizit die Sprachformen für Maskulina und Feminina verwendet werden müssen (z. B. doktorka / die Ärztin, doktor / der Arzt).
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Geschlechtergerechter Sprachgebrauch in slowakischen und deutschen Übersetzungen von EU-Dokumenten In den vorangegangenen Kapiteln haben wir gezeigt, dass auf europäischer Ebene in den letzten Jahrzehnten viele Gesetze, Verwaltungsvorschriften und Erlasse herausgegeben wurden, die für die juristische Fachsprache („Amtsdeutsch“) eine Verwendung von geschlechtergerechter Sprache empfehlen oder normativ vorschreiben. Vor diesem Hintergrund ist das Ziel unseres Beitrags aufzuzeigen, inwiefern die geschlechtergerechte Sprache in EU-Dokumenten verwendet wird. Wir gehen von der derzeitigen Praxis in EU-Institutionen aus, in denen es schon interinstitutionelle Standards für Veröffentlichungen und Regeln zum geschlechtergerechten Sprachgebrauch gibt. Unsere Hypothese war, dass in deutschen und slowakischen Fassungen von EU-Dokumenten laut den Empfehlungen das generische Maskulinum auf ein Mindestmaß reduziert wird und Alternativen bzw. neutrale Formulierungen bevorzugt werden. Zur Analyse haben wir folgendes Korpus ausgewählter EU-Dokumente in slowakischer und deutscher Fassung gewählt, die auf der offiziellen Webseite der EU EUR-Lex zugänglich sind, über die die EU-Rechtsvorschriften und andere als öffentlich eingestufte Dokumente in allen Amtssprachen der EU veröffentlicht werden: (Dokument Nr. 1) Beschluss (EU) 2022/1164 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Juni 2022 über die Inanspruchnahme des Europäischen Fonds für die Anpassung an die Globalisierung zugunsten entlassener Arbeitnehmer – Antrag Frankreichs (EGF/2022/001 FR/Air France) / Rozhodnutie Európskeho parlamentu a Rady (EÚ) 2022/1164 z 23. júna 2022 o mobilizácii Európskeho fondu na prispôsobenie sa globalizácii na pomoc pracovníkom, ktorí prisˇli o zamestnanie, na základe zˇiadosti Francúzska (EGF/2022/001 FR/Air France).10 (Dokument Nr. 2) Beschluss des Präsidiums des Europäischen Parlaments vom 17. Oktober 2022 zur Änderung der Durchführungsbestimmungen zum Abgeordnetenstatut des Europäischen Parlaments (2022/C 452/01) / Rozhodnutie predsedníctva Európskeho parlamentu zo 17. októbra 2022, ktorým sa menia vykonávacie pravidlá k ˇstatútu poslancov Európskeho parlamentu (2022/C 452/ 01).11 (Dokument Nr. 3) Bericht der Kommission an das Europäische Parlament und Rat über die Bewertung der mit grenzüberschreitenden Tätigkeiten im Zusammenhang der stehenden Risiken der Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung für den Binnenmarkt (Brusel, 24. 7. 2019) / Správa Európskemu parlamentu a Rade o 10 https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX:52022PC0201 [Zugriff am 19. 10. 2022]. 11 https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX:32022D1129(01)&qid=166983 4626646 [Zugriff am 25. 10. 2022].
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hodnotení rizika prania ˇspinavých penˇazí a financovania terorizmu, ktoré má vplyv na vnútorný trh a súvisí s cezhranicˇnou ˇcinnostˇou (Brusel, 24. 7. 2019).12 (Dokument Nr. 4) Beschluss (EU, Euratom) 2022/521 des Europäischen Parlaments, des Rates und der Kommision vom 28. März 2022 zur Ernennung der Mitglieder des Überwachungsausschusses des Europäischen Amtes für Betrugsbekämpfung (OLAF) / Rozhodnutie Európskeho parlamentu, Rady a Komisie (EÚ, Euratom) 2022/521 z 28. marca 2022, ktorým sa vymenúvajú ˇclenovia dozorného výboru Európskeho úradu pre boj proti podvodom (OLAF).13 Wir haben uns für vier Dokumente in slowakischer und vier in deutscher Sprache entschieden, die wir als Paralelltexte in Bezug auf die Verwendung der empfohlenen Strategien zum geschlechtergerechten Sprachgebrauch komparativ analysiert haben. Bei der Analyse haben wir uns vor allem darauf konzentriert, wie in slowakischen und deutschen Texten Personen oder Personengruppen bezeichnet werden, also ob im Einklang mit den Empfehlungen alternative bzw. neutrale Formulierungen bevorzugt werden, oder ob maskuline Formen vorherrschen. Anhand der qualitativen Korpusanalyse von drei Beschlüssen und einem Bericht, die von Institutionen der EU erlassen wurden, konnten wir feststellen, dass in deutschen und slowakischen EU-Dokumenten immer noch das generische Maskulinum vorherrscht, und die empfohlenen Sprachformen zum geschlechterneutralen Sprachgebrauch nur selten geltend gemacht werden. Davon zeugen zahlreiche maskuline Formen (generische Maskulina), die wir in allen vier Texten in slowakischer und deutscher Fassung gefunden und in den Tabellen mit Dokumenten 1–4 angeführt haben. Wie in den Leitlinien des Europäischen Parlaments empfohlen wird, greifen die Übersetzerinnen und Übersetzer bei Personenbezeichnungen vor allem auf das generische Maskulinum im Plural zurück, z. B.: Dokument 1: Entlassene Arbeitnehmer / pracovníci, ktorí prisˇli o zamestnanie Im Rahmen des Gesamthaushaltsplans der Union für das Haushaltsjahr 2022 wird der Europäische Fonds für die Anpassung an die Globalisierung zugunsten entlassener Arbeitnehmer in Anspruch genommen, damit der Betrag von 17 742 607 EUR an Mitteln für Verpflichtungen und Zahlungen bereitgestellt werden kann. / V rámci vsˇeobecného rozpocˇtu Únie na rozpocˇtový rok 2022 sa mobilizuje Európsky fond na prispôsobenie sa globalizácii na pomoc pracovníkom, ktorí prisˇli o
12 https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX:52019DC0370 [Zugriff am 20. 10. 2022]. 13 https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX:32022D0521 [Zugriff am 18. 10. 2022].
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zamestnanie, s cielˇom poskytnútˇ sumu 17 742 607 EUR vo forme viazaných a platobných rozpocˇtových prostriedkov. Dokument 1: die Quästoren / kvestori In der Genehmigung der Quästoren werden die Modalitäten der Unterstützung und die Gültigkeitsdauer der Genehmigung genau festgelegt. / Súhlas kvestorov urcˇí podmienky poskytnutia asistencie a dobu, pocˇas ktorej sa má poskytnútˇ. Dokument 2: die Assistenten / asistenti […] akkreditierte parlamentarische Assistenten im Sinne von Artikel 5a […] / […] sluzˇby akreditovaných asistentov poslancov uvedených v cˇlánku 5a […]). Dokument 2: die Praktikanten / stázˇisti, die Dienstleister / poskytovatelia sluzˇieb Diese Assistenten, Praktikanten oder Dienstleister können zum Schutz ihrer Sicherheit in hinreichend begründeten Fällen schriftlich beantragen, dass ihre Namen oder Firmenbezeichnungen nicht auf der Website des Europäischen Parlaments veröffentlicht werden. / Títo asistenti, stázˇisti, poskytovatelia sluzˇieb môzˇu z nálezˇite opodstatneného dôvodu ochrany vlastnej bezpecˇnosti písomne pozˇiadatˇ, aby ich meno alebo obchodné meno nebolo uverejnené na webovom sídle Parlamentu. Dokument 3: die Straftäter / páchatelia trestnej cˇinnosti Straftäter könnten absichtlich falsche Angaben oder Dokumente verwenden, um ihre Identität zu verbergen. / Páchatelia trestnej cˇinnosti môzˇu úmyselne pouzˇívatˇ falosˇné informácie alebo dokumentáciu s cielˇom utajitˇ svoju totozˇnostˇ; Straftäter, die Barerlöse anhäufen, versuchen, diese an Orte zu bewegen, an denen sie sich leichter in die legale Wirtschaft integrieren lassen, d. h. an jene Orte, an denen vorwiegend Bargeld zum Einsatz kommt / Páchatelia trestnej cˇinnosti, ktorí hromadia hotovostˇ, sa ju snazˇia presúvatˇ na miesta, na ktorých sa dá ˇlahsˇie zacˇlenitˇ do legálnej ekonomiky, t.j. na miesta, ktoré sa vyznacˇujú prevazˇujúcim pouzˇívaním hotovosti) Dokument 3: die Hersteller / výrobcovia, die Händler / distribútori Hersteller, Händler, Angehörige von rechtsberatenden Berufen und sonstige Institute außerhalb des Finanzsektors finden bei potenziellen Geldwäschern immer stärker Beachtung. / Pozornostˇ osôb, ktoré majú v úmysle vypratˇ ˇspinavé peniaze, cˇoraz cˇastejsˇie pritˇahujú výrobcovia, distribútori, osoby vykonávajúce právnické povolania a d’alsˇie nefinancˇné insˇtitúcie. Dokument 3: die Steuerberater / danˇoví poradcovia, entlassene Arbeitnehmer / pracovníci, ktorí prisˇli o zamestnanie, die Abschlussprüfer / audítori, externe
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Buchprüfer / externí úcˇtovníci, die Notare / notári, die Immobilienmakler / realitní agenti; Die Mitgliedstaaten können zudem Selbstverwaltungseinrichtungen für die Überwachung von Steuerberatern, Abschlussprüfern, externen Buchprüfern, Notaren und anderen selbstständigen Angehörigen von rechtsberatenden Berufen ˇ lenské ˇstáty môzˇu poveritˇ dohlˇadom nad sowie Immobilienmakler benennen. / C ˇ danovými poradcami, audítormi, externými úcˇtovníkmi, notármi a d’alsˇími nezávislými osobami vykonávajúcimi právnické povolania a realitnými agentmi aj samoregulacˇné orgány. Dokument 3: die Betreiber / prevádzkovatelia Nach der Fünften Geldwäscherichtlinie werden Betreiber von Freihäfen und sonstige Akteure auf dem Kunstmarkt zu Verpflichteten und müssen daher Sorgfaltspflichten gegenüber Kunden erfüllen. / Prevádzkovatelia slobodných prístavov a d’alsˇie subjekty na trhu s umeleckými dielami sa na základe piatej smernice o boji proti praniu ˇspinavých penˇazí stávajú povinnými subjektmi, a preto sa na ne vztˇahujú pozˇiadavky na povinnú starostlivostˇ vo vztˇahu ku klientovi. Dokument 3: wirtschaftliche Eigentümer / konecˇní uzˇívatelia výhod Die meisten Mitgliedstaaten haben ein zentrales Register oder eine zentrale Datenbank eingerichtet, um die Angaben über die wirtschaftlichen Eigentümer zu erfassen. / Väcˇˇsina ˇclenských ˇstátov zaviedla centrálny register alebo databázu na zbieranie informácií o konecˇných uzˇívatelˇoch výhod. Manchmal wird das generische Maskulinum auch im Singular gebraucht, z. B.: Dokument 2: der Abgeordnete / poslanec Der Abgeordnete unterrichtet die Zahlstelle und den zuständigen Dienst unverzüglich über jede Änderung der Vertragsbeziehungen. / Poslanec bezodkladne oznámi osobe poverenej výkonom platieb a príslusˇnému oddeleniu akékolˇvek zmeny súvisiace s jeho zmluvnými vztˇahmi.; Ein Abgeordneter, der während einer offiziellen Reise gemäß Artikel 10 Absatz 1 Buchstabe a sowie Artikel 10 Absätze 2 und 2a schwer erkrankt […] / Poslanec, ktorý pocˇas sluzˇobnej cesty uvedenej v cˇlánku 10 ods. 1 písm. a) a v ˇclánku 10 ods. 2 a 2a vázˇne ochorie […] Dokument 2: der Vertreter / zástupca Der Abgeordnete oder gegebenenfalls sein Vertreter kann die Rückführung an einen der Arbeitsorte des Parlaments oder an seinen Wohnort verlangen. / Po-
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slanec alebo v prípade potreby jeho zástupca môzˇe pozˇiadatˇ o repatriáciu na jedno z pracovných miest Parlamentu alebo do miesta svojho bydliska. Dokument 2: der Generalsekretär / generálny tajomník, Amtsarzt / lekár Parlamentu Die Quästoren können auf Vorschlag des Generalsekretärs und nach Stellungnahme des Amtsarztes des Parlaments die Genehmigung dafür erteilen […] / Na návrh generálneho tajomníka a na základe stanoviska lekára Parlamentu môzˇu kvestori povolitˇ […]. Wir haben festgestellt, dass die Empfehlung, das generische Maskulinum in Pluralformen auch dort zu verwenden, wo im Original ein Singular steht, in slowakischen Übersetzungen nicht immer beachtet wird, z. B.: Dokument 3: die wirschaftlichen Eigentümer (Pl.) / konecˇný uzˇívatelˇ (Sg.), die Kunden (Pl.) / klient (Sg.) Die Nichtfeststellung der wirtschaftlichen Eigentümer der Kunden scheint in diesem Sektor die größte Schwachstelle zu sein. / Zdá sa, zˇe najväcˇˇsím nedostatkom tohto sektora je neschopnostˇ urcˇitˇ konecˇného uzˇívatelˇa výhod klienta.; Angemessene Erfüllung der Sorgfaltspflichten gegenüber den Kunden bei gelegentlichen Transaktionen. / Primeraná úrovenˇ povinnej starostlivosti vo vztˇahu ku klientovi v prípade prílezˇitostných transakcií. In folgenden Wendungen oder Sätzen werden geschlechtsneutrale Formulierungen verwendet, z. B.: Dokument 1: Selbständige / samostatne zárobkovo cˇinná osoba Selbstständige, die ihre Erwerbstätigkeit aufgegeben haben / samostatne zárobkovo cˇinným osobám, ktorých cˇinnostˇ bola ukoncˇená Dokument 1: natürliche Personen / fyzické osoby natürliche Personen, die sie in dem Mitgliedstaat, in dem sie gewählt wurden, unterstützen / sluzˇby fyzických osôb, ktoré im pomáhajú v cˇlenskom ˇstáte, v ktorom boli zvolení; Dokument 2: die Zahlstellen / osoby poverené výkonom platieb die Namen und die Firmenbezeichnungen der Dienstleister und der Zahlstellen werden für die Dauer ihres Vertrags / mená alebo obchodné mená poskytovatelˇov sluzˇieb a osôb poverených výkonom platieb sa pocˇas trvania ich zmlúv
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Dokument 3: Angehörige von rechtsberatenden Berufen / osoby vykonávajúce právnické povolanie, die Verpflichteten / povinné subjekty Der Zugang zu Informationen der Verpflichteten oder zuständigen Behörden wurde verbessert / Zlepsˇil sa prístup k informáciám v drzˇbe povinných subjektov alebo príslusˇných orgánov Es kommt auch vor, dass anstelle der geschlechtsneutralen Formulierung im deutschen Satz das generische Maskulinum im Slowakischen gebraucht wird, z. B.: Dokument 2: Antrag auf Übernahme der Kosten für parlamentarische Assistenz / Zˇiadostˇ o úhradu výdavkov na asistentov poslancov Dokument 3: auf Inanspruchnahme des EGF infolge von Entlassungen / s pracovníkmi, ktorí prisˇli o zamestnanie Als geschlechtsneutral werden in den Leitlinien der EU-Institutionen auch die Personenbezeichnungen der Mitglied, die Mitglieder / ˇclen, ˇclenovia sowie die Person, die Personen, die Persönlichkeit, die Persönlichkeiten / osoba, osoby betrachtet, die im Dokument 4 in beiden Sprachversionen mehrmals parallel erscheinen, z. B.: Der Beschluss zur Ernennung der Mitglieder des Überwachungsausschusses enthält für den Fall des Rücktritts, des Todes oder der dauerhaften Amtsunfähigkeit eines oder mehrerer dieser Mitglieder auch eine Reserveliste potenzieller Nachfolger für die jeweils verbleibende Amtszeit. / Rozhodnutie o vymenovaní cˇlenov dozorného výboru obsahuje aj rezervný zoznam potenciálnych cˇlenov, ktorí majú nahraditˇ cˇlenov dozorného výboru na zvysˇok funkcˇného obdobia v prípade odstúpenia, úmrtia alebo trvalej neschopnosti niektorého z týchto cˇlenov vykonávatˇ svoju funkciu. Nach Artikel 15 Absatz 3 der Verordnung (EU, Euratom) Nr. 883/2013 beträgt die Amtszeit der Mitglieder des Überwachungsausschusses fünf Jahre; eine Wiederernennung ist nicht zulässig. Damit die Sachkenntnis innerhalb des Ausschusses erhalten bleibt, werden abwechselnd drei beziehungsweise zwei Mitglieder ersetzt. / Podlˇa cˇlánku 15 ods. 3 nariadenia (EÚ, Euratom) cˇ. 883/2013 trvá funkcˇné obdobie cˇlenov dozorného výboru pätˇ rokov a je neobnovitelˇné. Na udrzˇanie odbornej spôsobilosti dozorného výboru sa striedavo nahrádzajú traja a dvaja cˇlenovia. Falls eine der oben genannten Persönlichkeiten aus dem Überwachungsausschuss zurücktritt, stirbt oder dauerhaft arbeitsunfähig wird, wird sie unverzüglich für die verbleibende Amtszeit durch die auf nachfolgender Liste an erster
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Stelle geführte Persönlichkeit ersetzt, die ihrerseits noch nicht die Nachfolge eines Mitglieds des Überwachungsausschusses angetreten hat. / V prípade, zˇe niektorá z uvedených osôb odstúpi z dozorného úradu, zomrie alebo trvalo nebude schopná vykonávatˇ svoju funkciu, na zvysˇok funkcˇného obdobia sa bezodkladne nahradí prvou osobou uvedenou v tomto zozname, ktorá doteraz nenahradila cˇlena dozorného výboru. In allen analysierten Dokumenten werden bei Personen geschlechtsspezifische Berufs- und Amtsbezeichnungen angeführt, und zwar – bei Unterschriften, z. B.: Dokument 2: Im Namen des Europäischen Parlaments die Präsidentin R. METSOLA / Za Európsky parlament predsednícˇka R. METSOLA; Dokument 1: Im Namen des Rates der Präsident F. RIESTER / Za Radu predseda F. RIESTER – bei anderen Personenbezeichnungen, z. B.: im Anschluss an die Ankündigung der Präsidentin vom 4. April 2022 / v nadväznosti na oznámenie predsednícˇky zo 4. apríla 2022, was im Kontext der europäischen Gleichstellungspolitik als positiv betrachtet wird.
Schlussfolgerungen Im Fokus des vorliegenden Beitrags stand die Verwendung der geschlechtergerechten Sprache in deutschen und slowakischen Übersetzungen von EU-Dokumenten vor dem Hintergrund der europäischen Sprachen- und Gleichstellungspolitik. Unser Ziel war es exemplarisch aufzuzeigen, inwiefern die geschlechtergerechte Sprache in EU-Dokumenten tatsächlich verwendet wird. Anhand der Analyse des ausgewählten Korpus haben wir festgestellt, dass die Empfehlungen der EU-Organisationen in EU-Dokumenten nur teilweise geltend gemacht werden, wobei das generische Maskulinum nicht auf ein Mindestmaß reduziert wird, wie es in den Leitlinien empfohlen wird, sondern umgekehrt als Sprachform bei der Bezeichnung von Personen und Personengruppen bevorzugt wird. Die Verfasserinnen und Verfasser sowie die Übersetzerinnen und Übersetzer von EU-Dokumenten greifen aus Günden der leichteren Verständlichkeit und Klarheit der Texte oft auf das generische Maskulinum zurück. Dabei werden meistens die Pluralformen vor den Singularformen gewählt. Unsere Analyse hat gezeigt, dass Doppelnennungen (sog. Paarformen) und verkürzte Paarformen, die für die Rechtstexte nicht empfohlen werden, in slowakischen und deutschen Übersetzungen vollkommen vermieden werden. Als Alternativen zum Gebrauch
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des generischen Maskulinums in deutschen und slowakischen Texten werden am häufigsten neutrale Formulierungen, neutrale Substantive (z. B. Mitglied, Mitglieder / cˇlen, cˇlenovia; Person, Personen, Persönlichkeit, Persönlichkeiten / osoba, osoby) und neutrale Pluralbezeichnungen von Verben oder Adjektiven (die Abgeordneten / poslanci, Selbstständige / samostatne zárobkovo cˇinné osoby) verwendet. Wie in anderen Fachtexten sind auch in EU-Dokumenten Relativsätze und Passivkonstruktionen präsent, durch die das generische Maskulinum ersetzt werden kann. Obwohl es heute zahlreiche Richtlinien und Leitfäden zum geschlechterneutralen Sprachgebrauch in internationalen Institutionen gibt, sollte man bei Rechtstexten, zu denen auch EU-Dokumente gehören, darauf achten, dass sie lesbar bleiben und die Verwendung geschlechtergerechter Wendungen nicht auf Kosten der Verständlichkeit oder Klarheit geht.
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Anhang Tab. 1: Dokument Nr. 1 Dokument Nr. 1 / DE […] zugunsten entlassener Arbeitnehmer […]
Dokument Nr. 1 / SK […] na pomoc pracovníkom, ktorí prisˇli o zamestnanie
[…] Die Ziele des Europäischen Fonds für die Anpassung an die Globalisierung zugunsten entlassener Arbeitnehmer (EGF) bestehen darin, Solidarität zu bekunden und menschenwürdige und nachhaltige Beschäftigung in der Union zu fördern, indem bei größeren Umstrukturierungs-
[…] Cielˇom Európskeho fondu na prispôsobenie sa globalizácii na pomoc pracovníkom, ktorí prisˇli o zamestnanie (EGF), je preukázatˇ solidaritu a podporovatˇ dôstojné a udrzˇatelˇné zamestnanie v Únii poskytovaním podpory pracovníkom, ktorí prisˇli o zamestnanie, a samostatne zárobk-
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(Fortsetzung) Dokument Nr. 1 / DE Dokument Nr. 1 / SK maßnahmen entlassene Arbeitnehmer und ovo ˇcinným osobám, ktorých cˇinnostˇ bola Selbstständige, die ihre Erwerbstätigkeit ukoncˇená, […] aufgegeben haben, […] […] Am 21. Januar 2022 übermittelte Frankreich einen Antrag auf Inanspruchnahme des EGF infolge von Entlassungen bei Air France in Frankreich.
[…] Francúzsko 21. januára 2022 predlozˇilo zˇiadostˇ o mobilizáciu EGF v súvislosti s pracovníkmi, ktorí prisˇli o zamestnanie v spolocˇnosti Air France vo Francúzsku.
Unterschrift: Im Namen des Europäischen Parlaments die Präsidentin R. METSOLA Im Namen des Rates der Präsident F. RIESTER
Podpis: Za Európsky parlament predsednícˇka R. METSOLA Za Radu predseda F. RIESTER
Quelle: eigene Darstellung Tab. 2: Dokument Nr. 2 Dokument Nr. 2 / DE […] Ein Abgeordneter, der während einer offiziellen Reise […]
Dokument Nr. 2 / SK […] Poslanec, ktorý pocˇas sluzˇobnej cesty uvedenej […]
[…] im Anschluss an die Ankündigung der […] V nadväznosti na oznámenie prePräsidentin […] dsednícˇky […] […] Der Abgeordnete oder gegebenenfalls sein Vertreter kann die Rückführung an einen der Arbeitsorte des Parlaments oder an seinen Wohnort verlangen. …
[…] Poslanec alebo v prípade potreby jeho zástupca môzˇe pozˇiadatˇ o repatriáciu na jedno z pracovných miest Parlamentu alebo do miesta svojho bydliska. …
[…] Verstirbt ein Abgeordneter im Verlauf […] V prípade úmrtia poslanca v priebehu einer solchen offiziellen Reise takejto sluzˇobnej cesty … […] Die Quästoren können auf Vorschlag […] Na návrh generálneho tajomníka a na des Generalsekretärs und nach Stellungzáklade stanoviska lekára Parlamentu nahme des Amtsarztes des Parlaments die môzˇu kvestori povolitˇ, aby … Genehmigung dafür erteilen, … […] Die Namen der Assistenten und der Praktikanten sowie die Namen und die Firmenbezeichnungen der Dienstleister und der Zahlstellen werden für die Dauer ihres Vertrags, zusammen mit dem Namen des/der Abgeordneten, für den/die sie tätig sind, auf der Website des Europäischen Parlaments veröffentlicht.
[…] Mená asistentov a stázˇistov, ako aj mená alebo obchodné mená poskytovatelˇov sluzˇieb a osôb poverených výkonom platieb sa pocˇas trvania ich zmlúv uverejnia spolu s menom poslanca cˇi menami poslancov, pre ktorých pracujú, na webovom sídle Parlamentu.
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(Fortsetzung) Dokument Nr. 2 / DE […] Diese Assistenten, Praktikanten oder Dienstleister können zum Schutz ihrer Sicherheit in hinreichend begründeten Fällen schriftlich beantragen, dass ihre Namen oder Firmenbezeichnungen nicht auf der Website des Europäischen Parlaments veröffentlicht werden. Der Generalsekretär entscheidet, ob einem solchen Antrag stattgegeben wird.
Dokument Nr. 2 / SK […] Títo asistenti, stázˇisti, poskytovatelia sluzˇieb a osoby poverené výkonom platieb môzˇu z nálezˇite opodstatneného dôvodu ochrany vlastnej bezpecˇnosti písomne pozˇiadatˇ, aby ich meno alebo obchodné meno nebolo uverejnené na webovom sídle Parlamentu. Generálny tajomník rozhodne o tom, cˇi sa tejto zˇiadosti vyhovie.
[…] Hat der Präsident nach einem internen Verfahren bei Belästigung, in dem beide Seiten angehört wurden, einen Fall von Mobbing oder sexueller Belästigung von Seiten eines Abgeordneten gegenüber einem akkreditierten Assistenten festgestellt, …
[…] Ak predseda v nadväznosti na interný postup vo veciach obtˇazˇovania, v ktorom boli vypocˇuté obe strany, dospeje k záveru, zˇe zo strany poslanca dosˇlo k psychickému alebo sexuálnemu obtˇazˇovaniu akreditovaného asistenta, …
[…] Die Zahlstelle sorgt für die ordnungsgemäße Anwendung des nationalen Rechts …
[…] Osoba poverená výkonom platieb zabezpecˇuje riadne uplatnˇovanie vnútrosˇtátneho práva …
Quelle: eigene Darstellung Tab. 3: Dokument Nr. 3 Dokument Nr. 3 / DE […] Hersteller, Händler, Angehörige von rechtsberatenden Berufen und sonstige Institute außerhalb des Finanzsektors finden bei potenziellen Geldwäschern immer stärker Beachtung.
Dokument Nr. 3 / SK […] Pozornostˇ osôb, ktoré majú v úmysle vypratˇ ˇspinavé peniaze, cˇoraz cˇastejsˇie pritˇahujú výrobcovia, distribútori, osoby vykonávajúce právnické povolania a dˇalsˇie nefinancˇné insˇtitúcie.
[…] Die Nichtfeststellung der wirtschaftlichen Eigentümer der Kunden scheint in diesem Sektor die größte Schwachstelle zu sein.
[…] Zdá sa, zˇe najväcˇsˇím nedostatkom tohto sektora je neschopnostˇ urcˇitˇ konecˇného uzˇívatelˇa výhod klienta.
[…] Die Mitgliedstaaten können zudem Selbstverwaltungseinrichtungen für die Überwachung von Steuerberatern, Abschlussprüfern, externen Buchprüfern, Notaren und anderen selbstständigen Angehörigen von rechtsberatenden Berufen sowie Immobilienmakler benennen.
ˇ lenské sˇtáty môzˇu poveritˇ dohlˇadom […] C nad danˇovými poradcami, audítormi, externými úcˇtovníkmi, notármi a d’alsˇími nezávislými osobami vykonávajúcimi právnické povolania a realitnými agentmi aj samoregulacˇné orgány.
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(Fortsetzung) Dokument Nr. 3 / DE […] Angemessene Erfüllung der Sorgfaltspflichten gegenüber den Kunden bei gelegentlichen Transaktionen. Quelle: eigene Darstellung
Dokument Nr. 3 / SK […] Primeraná úrovenˇ povinnej starostlivosti vo vztˇahu ku klientovi v prípade prílezˇitostných transakcií.
Tab. 4: Dokument Nr. 4 Dokument Nr. 4 / DE […] Nach Artikel 15 Absatz 3 der Verordnung (EU, Euratom) Nr. 883/2013 beträgt die Amtszeit der Mitglieder des Überwachungsausschusses fünf Jahre; eine Wiederernennung ist nicht zulässig.
Dokument Nr. 4 / SK […] Podlˇa cˇlánku 15 ods. 3 nariadenia (EÚ, Euratom) cˇ. 883/2013 trvá funkcˇné obdobie cˇlenov dozorného výboru pätˇ rokov a je neobnovitelˇné.
[…] Nach Artikel 10 Absatz 5 … unterliegen die Mitglieder des Überwachungsausschusses bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben der beruflichen Schweigepflicht, die auch nach Ablauf ihrer Amtszeit für sie besteht.
[…] Podlˇa cˇlánku 10 ods. 5 sú ˇclenovia dozorného výboru pri vykonávaní svojich funkcií viazaní povinnostˇou dodrzˇiavania sluzˇobného tajomstva a touto povinnostˇou sú viazaní aj po ukoncˇení svojho mandátu.
Quelle: eigene Darstellung
Magdalena Łomzik (Uniwersytet Pedagogiczny im. KEN w Krakowie, Kraków)
Aktuelle Studien- und Weiterbildungsangebote für MedizinübersetzerInnen im Sprachpaar Polnisch-Deutsch
Abstract Current study offers and training courses for medical translators in the Polish-German language pair Medical translation is perceived as one of the most difficult types of specialist translation, not only because of the characteristics of medical language, but also the implications of possible translation errors. In the light of the above, translators are required to have extensive medical knowledge. The purpose of this article is to present the possibilities of training and further education for medical translators in the Polish-German language pair with special emphasis on types of medical texts. Special attention will be paid to the possibilities of acquiring specialized knowledge and medical terminology related to specific types of medical texts, as well as to the teaching of the solutions of the language-pair related translation problems. Keywords: medical translation, medical translator, professional development, translator training Schlüsselwörter: medizinische Übersetzungen, Medizinübersetzer, Weiterbildungsangebote, Übersetzerbildung
Einleitung Die medizinischen Übersetzungen zählen zu den anspruchsvollen Fachübersetzungen, vor allem wegen eventueller Folgen möglicher Übersetzungsfehler. Beim Übersetzen medizinischer Texte sind zum einen die zahlreichen Kompetenzen, wie beispielsweise die Fachsprachenkenntnisse an sich, das benötigte Wissen im Medizinbereich, die Fähigkeit, sich Wissen anzueignen sowie nach notwendigen Informationen zu suchen und gegebenenfalls diese zu überprüfen, notwendig. Des Weiteren werden die Kenntnis von Übersetzungsnormen und -standards, das Wissen über die jeweiligen Übersetzungsstrategien sowie die Fähigkeit, diese anzuwenden, benötigt. Kenntnisse der Arten medizinischer Texte sowie bestimmte Charaktereigenschaften und Fähigkeiten, welche wiederum beim Übersetzen relevant sind, werden ebenfalls beansprucht (Karwacka 2012b: 178–
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Magdalena Łomzik
180).1 Es ist hierbei erwähnenswert, dass das Fachwissen und die mit ihr verbundene medizinische Fachsprache sehr viele Übersetzungsprobleme verursachen können (vgl. Turan 2014 / Keller 2011). Außerdem stellen auch die Anzahl verschiedener medizinischer Texte und ihre Vielfalt eine große Herausforderung für Medizinübersetzer2 dar. In Abhängigkeit von der Zielgruppe kann man folgende drei Arten medizinischer Texte unterscheiden: – Texte mit der fachsprachlichen Terminologie, die in erster Linie an Wissenschaftler und Ärzte gerichtet sind, wie beispielsweise medizinische Fachbücher, Studien, Atteste, Arztbriefe sowie Fachartikel; – Texte mit der fachsprachlichen Terminologie, die auch an Patienten und Laien gerichtet sind, wie unter anderem Packungsbeilagen; – Texte mit gemeinsprachlichen Bezeichnungen und/oder häufigen Erläuterungen medizinischer Fachsprache, die direkt an Laien gerichtet sind, wie z. B. Artikel über die Gesundheit und die Medizin in Zeitschriften, Zeitungen sowie im Internet (Turan 2014: 238–239). Ewa Kos´ciałkowska-Okon´ska (2017: 189–190) gliedert medizinische Texte dagegen je nach ihrer Funktion in folgende drei Textsorten ein: amtliche Dokumentation (beispielsweise klinische Studienprotokolle und -berichte, Einverständniserklärungen der Patienten), Lehr- und Informationstexte (unter anderem Präsentationen von Forschungsergebnissen auf medizinischen Konferenzen, Artikel für medizinische Fachzeitschriften oder auch Materialien für die medizinische Ausbildung) sowie die medizinische Dokumentation, die den Gesundheitszustand des jeweiligen Patienten betrifft (z. B. Entlassbriefe, Epikrisen und Befunde).3 Die Identifizierung der Textsorte ist eine sehr wichtige Aufgabe des Übersetzers, denn jede Textsorte zeichnet sich durch einen spezifischen Aufbau sowie eine spezifische 1 Zu den Kompetenzen der Medizinübersetzer siehe auch Karwacka (2012a), Kos´ciałkowskaOkon´ska (2015; 2017). 2 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde in diesem Aufsatz auf die gleichzeitige Verwendung der Berufsbezeichnung in männlicher und weiblicher Form verzichtet. Sämtliche Berufsbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter. 3 Die oben genannten Typologien der medizinischen Texte enthalten nur ausgewählte Beispiele für medizinische Texte. Die Ergebnisse der Umfrage unter den Medizinübersetzern zeigen, dass die Übersetzer in Wirklichkeit viele verschiedene Texte, welche die Medizinsprache enthalten, übersetzen. Zu diesen gehören Lehrbücher, Handbücher, Aufsätze, zertifizierte Fortbildungseinheiten, Tagungsberichte, Arztbriefe, Krankengeschichten, Artikel, Abstracts, Public-Relations-Texte, Beipackzettel, Patienteninformationen, wissenschaftliche Publikationen, Fallberichte, Originalarbeiten, Übersichtsarbeiten, SPC (Merkmale von Arzneimitteln), Stellenanzeigen medizinischer Berufe, OP-Berichte, Gebrauchsanweisungen, Webseiten, Broschüren, Vorträge, Schulungsmaterial, diverse Presse- und Marketingtexte, Unterlagen zu klinischen Studien, Lebensläufe, Zeugnisse, Approbationen, medizinische Software, Korrespondenz mit Ethikkommissionen und Behörden, Untertitel für Lehrfilme, Gesetze und Patente (Hüging 2011: 87).
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Sprache aus. Textsorten unterscheiden sich durch feste Konventionen, welche beispielsweise die Struktur, die Länge, den Inhalt, den Stil, die Terminologie sowie die Kollokationen festlegen (Turan 2014: 238). Aus diesem Grund können beim Übersetzen von einzelnen medizinischen Texten unterschiedliche Probleme auftreten.4 Die (angehenden) Medizinübersetzer müssen aus diesem Grund mit einem umfangreichen Lernstoff rechnen. Trotz des hohen Schwierigkeitsgrads des Übersetzens medizinischer Texte gibt es eine gesonderte Ausbildung, geschweige spezielle Prüfungen, nicht. Wer Medizinübersetzer werden möchte, legt im Verlaufe seiner Übersetzerausbildung den Schwerpunkt auf dieses Fachgebiet. Die meisten Ausbildungen – sowohl an Universitäten oder an Akademien – bieten Medizin als Ergänzungs- und Vertiefungsfach an.5
Es stellt sich jedoch die Frage, ob das Ausbildungsangebot tatsächlich so groß ist und ob die Übersetzer ihre translatorischen Kompetenzen im Bereich des medizinischen Übersetzens wirklich im Rahmen verschiedener Ausbildungsformen oder eher durch Weiterbildung erwerben können. Das Ziel dieses Artikels ist es, die Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten für die Medizinübersetzer im Sprachpaar Polnisch-Deutsch mit besonderer Berücksichtigung von einzelnen medizinischen Textsorten darzustellen. Zu diesem Zweck wurden Studiengänge an polnischen, deutschen, österreichischen und schweizerischen Hochschulen für das Studienjahr 2021/2022 sowie andere Lernmöglichkeiten, welche im Zeitraum von Mai bis Dezember 2022 in Polen und in den deutschsprachigen Ländern angeboten wurden, analysiert. Im Rahmen der Analyse wird ein besonderes Augenmerk auf die Möglichkeiten des Erwerbs von Fachwissen und medizinischer Terminologie in Bezug auf bestimmte medizinische Textsorten sowie auf die Vermittlung der Lösungen der sprachpaarbezogenen Übersetzungsprobleme gelegt.
Studienangebote für Medizinübersetzer im Sprachpaar Polnisch-Deutsch Die durchgeführte Analyse der Studienangebote ergab, dass es zum Zeitpunkt der Datenerhebung in Polen und in den deutschsprachigen Ländern keine Studiengänge, die den Übersetzern eine umfangreiche Ausbildung im Bereich des 4 Zu den Merkmalen medizinischer Dokumentation siehe z. B. Górnicz (2000; 2011), Kos´ciałkowska-Okon´ska (2015; 2017) und Łomzik (2022), zu den medizinischen Fachartikeln z. B. Drozd (2021), zu den Zeitungsartikeln z. B. Dombrowski (2018), zu klinischen Studien z. B. Hüging (2011) und Penn (2016), zu Packungsbeilagen z. B. Ba˛czkowska (2020) und Neubach (2009). 5 https://uebersetzer.jetzt/info/auftraggeber/medizinuebersetzer/ [Zugriff am 28. 11. 2022].
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medizinischen Übersetzens im Sprachpaar Polnisch-Deutsch ermöglichen würden, gab. In Polen bieten die Universitäten und Hochschulen den angehenden Germanisten Studiengänge vorwiegend mit dem Schwerpunkt Wirtschaftsdeutsch, Wirtschaftskommunikation, Wirtschaftslinguistik oder Fachübersetzung an, um dem aktuellen großen Marktbedarf an deutschsprachigen Arbeitnehmern gerecht zu werden (vgl. Buda / Głoska / Łomzik 2023). Die universitäre Ausbildung der Medizinübersetzer beschränkt sich nur auf die einzelnen Lehrveranstaltungen im Studienplan des Magisterstudiums, wie beispielsweise Deutsche Fachsprache – Technik/Medizin (30 Stunden) an der Adam-MickiewiczUniversität Poznan´6 oder Kommunikation im medizinischen Umfeld (30 Stunden) an der Universität Wrocław7. Das Übersetzen von medizinischen Texten kann auch im Rahmen von Fächern wie Fachübersetzung oder Fachsprache vermittelt werden, wie das im Falle der Lehrveranstaltung Übersetzen von Fachtexten 3 für die Studenten der deutschen Philologie an der Pädagogischen Universität Kraków vorgesehen ist.8 Erst der Beschreibung der Inhalte der jeweiligen Kurse kann man entnehmen, dass im Rahmen dieser Lehrveranstaltung medizinische Texte übersetzt werden. Laut dem Leitfaden der DVÜD, der die Aus- und Weiterbildung für Dolmetscher und Übersetzer9 betrifft, gibt es nur zwei Universitäten in Deutschland, die Lehrveranstaltungen im Bereich des medizinischen Übersetzens anbieten: die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und die Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Jedoch kann Polnisch als eine Arbeitssprache nur an der zweitgenannten Universität gewählt werden. Sowohl im Rahmen des Bachelorstudiums (Studiengang: Sprache, Kultur, Translation)10 als auch im Rahmen des Masterstudiums (Studiengang: Fachübersetzen)11 stehen den Studenten folgende Schwerpunkte zur Wahl: Informatik, Medizin, Recht, Technik und Wirtschaft. In Bezug auf die Medizin umfasst der Studienplan Vorlesungen im Bereich der Medizin (vier Teile mit einem Arbeitsaufwand von insgesamt 360 Stunden, davon 84 Stunden Kontaktzeit), welche einen Überblick über die wichtigsten Themen und Methoden der Medizin vermitteln. Das Modul Fachübersetzen Medizin mit den Lehrveranstaltungen Translatori-
6 http://germanistyka.amu.edu.pl/pl/images/rekrutacja/2022-23/02_stac_mgr/22_23_plan_st ud_JNwKiB_ma_stac.pdf [Zugriff am 28. 11. 2022]. 7 http://www.ifg.uni.wroc.pl/dydaktyka/studia-stacjonarne-ii-stopnia/plany-studiow-2/ [Zugriff am 28. 11. 2022]. 8 www.fg.up.krakow.pl/karty-kursow [Zugriff am 28. 11. 2022]. 9 https://dvud.de/wp-content/uploads/2020/07/2020-Leitfaden-Aus-und-Weiterbildung.pdf [Zugriff am 28. 11. 2022]. 10 https://studium.fb06.uni-mainz.de/files/2018/09/Modulbeschreibungen-BASKT.pdf [Zugriff am 28. 11. 2022]. 11 https://studium.fb06.uni-mainz.de/files/2018/09/Modulbeschreibungen-MAT.pdf [Zugriff am 28. 11. 2022].
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sche Fachkompetenz und Fachsprachliches Übersetzen Medizin richtet sich nur an Übersetzer im Sprachpaar Deutsch-Englisch. Es ist hierbei zu erwähnen, dass auch die Studienpläne für polnische Aufbaustudiengänge die Fächer Medizinisches Übersetzen oder Medizinische Fachsprache nur in einem sehr kleinen Ausmaß umfassen, zum Beispiel 30 Stunden an der Adam-Mickiewicz-Universität Poznan´12, 20 Stunden an der JagiellonenUniversität Kraków13 oder sogar nur 15 Stunden an der Pädagogischen Universität Kraków14. Im Rahmen einer so geringen Anzahl der Stunden kann nur eine Einführung in die medizinische Übersetzung dargestellt werden. Interessant ist hingegen, dass es anders im Falle der (angehenden) Übersetzer im Sprachpaar Polnisch-Englisch ist. An der Universität Wrocław15 wird das Aufbaustudium Englische Fachsprache – Medizinsprache und an der Universität Gdan´sk16 hingegen Translationswissenschaft – Medizinübersetzungen angeboten. Im Rahmen beider Studiengänge erwerben die Studenten Kompetenzen im Bereich des Übersetzens anhand verschiedener medizinischer Texte sowie im Bereich des Medizindolmetschens. Laut der Beschreibung des Studiengangs Englische Fachsprache – Medizinsprache werden die Studenten auf das Übersetzen von wissenschaftlichen Artikeln, Protokollen klinischer Studien und medizinischer Dokumentation vorbereitet. Dagegen konzentrieren sich die Studenten des Studiengangs Übersetzungswissenschaft – Medizinübersetzungen vor allem auf das Übersetzen von wissenschaftlichen Artikeln, klinischen Studien, medizinischer Dokumentation, pharmazeutischen und biotechnologischen Texten sowie von veterinärmedizinischen Texten.
Weiterbildungsangebote in den deutschsprachigen Ländern Zum Zeitpunkt meiner Forschung waren keine Weiterbildungsmöglichkeiten im Angebot von österreichischen und schweizerischen Berufsverbänden zu finden. Nur der deutsche Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ) offerierte zahlreiche Weiterbildungsveranstaltungen im Fachbereich Medizin. Es waren Online-Seminare, deren Aufzeichnungen im Nachhinein angeschaut 12 https://wn.amu.edu.pl/_data/assets/pdf_file/0020/334802/TPiM-Program-studiow.pdf [Zugriff am 28. 11. 2022]. 13 https://przeklad.filg.uj.edu.pl/rekrutacja/program-studiow-specjalistyczne, https://przekla d.filg.uj.edu.pl/program-studiow-poswiadczone2 [Zugriff am 28. 11. 2022]. 14 https://wn.amu.edu.pl/_data/assets/pdf_file/0020/334802/TPiM-Program-studiow.pdf [Zugriff am 28. 11. 2022]. 15 www.ifa.uni.wroc.pl/spajs/index.php/program-2/jezyk-medyczny [Zugriff am 28. 11. 2022]. 16 www.old.ug.edu.pl/oferta_ksztalcenia/studia_podyplomowe/33609/sp_translatoryka_-_prz eklad_medyczny [Zugriff am 28. 11. 2022].
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werden konnten. Die nachstehende Tabelle 1 stellt Seminare, die im Zeitraum von Mai bis Dezember 2022 angeboten wurden und für Übersetzer mit den Arbeitssprachen Deutsch und Polnisch geeignet waren, dar.17 Tab. 1: Seminare für Medizinübersetzer, angeboten vom BDÜ Pos. Titel 1. Medizinisches Übersetzen, direkt vom Mediziner – orthopädische Befunde 2. Medizinisches Übersetzen, direkt vom Mediziner – histologische Befunde 3. 4.
Medizinisches Übersetzen, direkt vom Mediziner – radiologische Befunde Medizinische Übersetzer – Adipositas: eine chronische Erkrankung und ein unterschätzter Risikofaktor
5. 6.
Medizinische Übersetzer – Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises Medizinische Übersetzer – Grundlagen der Dermatologie
7.
Medizinische Übersetzer – Genetik Spezial – genetische Sequenzierung und ihre Einsatzgebiete Medizinische Übersetzer – Übersetzen von Packungsbeilagen und Fachinformationen
8. 9. 10.
Medizinische Übersetzer – Das medizinischen Wörterbuch MedDRA: Aufbau und praktischer Einsatz Medizinische Übersetzer – Endokrinologie – Überblick über das Hormonsystem 1
11. 12.
Medizinische Übersetzer – Das Arzneimittel- und Heilmittelwerbegesetz Medizinische Übersetzer – Spezial – Onkologie / Endokrinologie
13. 14.
Medizinische Übersetzer – Arzneimittelwechselwirkungen Medizinische Übersetzer – Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises
15. 16.
Medizinische Übersetzer – medizinische Statistik Forensische Psychologie – Autismus-Spektrum-Störung. Teil 1: Frühkindlicher Autismus
17.
Forensische Psychologie – Autismus-Spektrum-Störung. Teil 2: Asperger-Syndrom Forensische Psychologie – Psychopathie
18. 19. 20.
Blutdruck – die komplexe Zusammenarbeit von Herz, Gefäßen, Nervensystem, Nieren und Hormonen für Medizinübersetzer Zytologie / Genetik / Vererbungslehre für Medizinübersetzer/innen
Quelle: Webseite vom BDÜ18
Die meisten Weiterbildungsveranstaltungen richten sich an Übersetzer mit sehr guten Deutschkenntnissen und einer beliebigen zweiten Arbeitssprache. Die
17 Das BDÜ-Weiterbildungsangebot für das Jahr 2022 umfasste mitunter auch ein OnlineSeminar für Dolmetscher mit deutschen und russischen Sprachkenntnissen (Dolmetschen RU DE bei der medizinisch-psychologischen Untersuchung). 18 www.seminare.bdue.de [Zugriff am 28. 11. 2022].
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Seminare werden auf Deutsch gehalten und ermöglichen den Erwerb des Fachwissens sowie der deutschen medizinischen Terminologie. Nur im Rahmen des Seminars Übersetzen von Packungsbeilagen wird außer den Informationen über die Geschichte von Packungsbeilagen und ihrer Merkmale auch ein konkretes Beispiel einer Packungsbeilage im Sprachpaar Deutsch-Englisch besprochen. Dagegen gibt das Seminar Das medizinische Wörterbuch MedDRA: Aufbau und praktischer Einsatz einen Überblick über die Inhalte und Nutzungsmöglichkeiten des Medizinischen Wörterbuchs für Aktivitäten im Rahmen der Arzneimittelzulassung. Bedauerlicherweise ist dieses Wörterbuch aktuell noch nicht in der polnischen Sprachversion vorhanden. Aus diesem Grund ist es als ein Hilfsmittel für den Erwerb des Fachwissens auf Deutsch nützlich, aber es liefert keine polnischen Entsprechungen. Im Rahmen der BDÜ-Seminare vermitteln Fachleute (Fachärzte, Biologen, Psychologen, Pharmazeuten, Dozenten) das Fachwissen aus dem jeweiligen medizinischen Fachbereich, wie Onkologie, Endokrinologie, Dermatologie, Genetik, Zytologie sowie in Bezug auf: – einzelne Krankheiten wie Blutdruck, Adipositas, rheumatische Erkrankungen, – ausgewählte (Entwicklungs-)Störungen wie Autismus, Asperger-Syndrom, Psychopathie, – einzelne Textsorten wie Packungsbeilagen, Befunde, klinische Studien, – Hilfsmittel für Übersetzer wie das Medizinische Wörterbuch MedDRA, – Rechtsvorschriften wie das Arzneimittel- und Heilmittelwerbegesetz, – Arzneimittelwechselwirkungen. Im Falle der Seminarreihe Medizinisches Übersetzen, direkt vom Mediziner handelt es sich dagegen um Workshops zum praktischen Übersetzen in ausgewählten Themenbereichen wie orthopädische, histologische und radiologische Befunde. Die jeweiligen Seminare leitet Marianthi Krikeli, Fachärztin und staatlich geprüfte Übersetzerin für Neugriechisch sowie öffentlich bestellte und beeidigte Urkundenübersetzerin für die griechische Sprache. Dank der Erfahrung der Referentin als praktizierende Medizinerin sowie als Übersetzerin können die Teilnehmer nicht nur Grundlagen des medizinischen Fachwissens erwerben, sondern auch medizinische Texte aus der Perspektive der Übersetzer betrachten. Im ersten Teil des Seminars wird Fachwissen vermittelt, im zweiten Teil werden Übersetzungen ins Deutsche (aus verschiedenen Sprachen), die vorab von den Teilnehmern übersandt werden, anschließend besprochen, analysiert und näher erläutert. Aus der Sichtweise des Medizinübersetzers im Sprachpaar Polnisch-Deutsch ist es zu bedauern, dass ausschließlich Übersetzungen ins Deutsche und nicht auch ins Polnische Gegenstand des Seminars sind.
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Zusammenfassend lässt sich anmerken, dass das im Rahmen der BDÜ-Seminare vermittelte Fachwissen beim Übersetzen vieler medizinischer Texte nützlich sein kann. In Bezug auf die Terminologie sowie Übersetzungsprobleme, welche beim Übersetzen von einzelnen medizinischen Textsorten vorkommen (können), muss darauf hingewiesen werden, dass im BDÜ-Weiterbildungsangebot stärker Seminare für Übersetzer der medizinischen Dokumentation vertreten sind, vereinzelt werden dagegen Seminare für Übersetzer der klinischen Studien und Informationstexte offeriert.
Weiterbildungsangebote in Polen Auch die polnischen Berufsverbände für Übersetzer und Dolmetscher boten zum Zeitpunkt meiner Forschung keine Weiterbildungsmöglichkeiten für Medizinübersetzer an. Zahlreiche Kurse für Übersetzer im Bereich der Medizin konnte man jedoch im Angebot des polnischen Übersetzungsbüros Linguini19 finden. Die nachstehende Tabelle 2 stellt Videokurse, welche für Übersetzer im Sprachpaar Polnisch-Deutsch von Linguini vorbereitet wurden, dar.20 Tab. 2: Kurse für Medizinübersetzer, angeboten von Linguini Pos. Titel 1. Einführung in die Übersetzung von Entlassbriefen 2. Medizinische Übersetzung kurz und bündig – Deutsch 3. 4.
Einführung in die Übersetzung anhand medizinischer Dokumentation und Elemente der Familienmedizin für Medizinübersetzer für die deutsche Sprache Orthopädie für Medizinübersetzer für die deutsche Sprache
5. 6.
Kardiologie und Pulmonologie für Medizinübersetzer für die deutsche Sprache Neurologie und Psychiatrie für Medizinübersetzer für die deutsche Sprache
7. 8.
Onkologie für Medizinübersetzer für die deutsche Sprache Bildgebungsverfahren für Medizinübersetzer für die deutsche Sprache
Quelle: Webseite von Linguini21
Alle angebotenen Kurse konzentrieren sich auf das Übersetzen von medizinischen Dokumenten wie Entlassbriefen und Befunden. Die Referenten sind erfahrene Übersetzer. Die in der Tabelle 2 aufgeführten Kurse unterscheiden sich voneinander nicht nur durch den Themenbereich und den Referenten, sondern 19 www.linguini.pl [Zugriff am 28. 11. 2022]. 20 Im Angebot sind auch Seminare für Medizinübersetzer, welche im Sprachpaar PolnischEnglisch, Polnisch-Russisch, Polnisch-Französisch und Polnisch-Ukrainisch übersetzen, erhältlich. 21 www.online.linguini.pl [Zugriff am 28. 11. 2022].
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auch durch ihre Dauer. Die Kurse unter den Positionen 3 bis 8 mit einer Dauer von je sechs Stunden sind umfangreicher und können als Einzelkurse oder als ein Kurspaket bestellt werden. Die Kurse Einführung in die Übersetzung von Entlassbriefen und Medizinische Übersetzung kurz und bündig – Deutsch werden von Agnieszka Skrzypulec geleitet. Der Gegenstand des ersten Kurses ist der Entlassbrief, der zweite Kurs umfasst fünf Module (Einführung in die medizinischen Übersetzungen, die Onkologie, die Kardiologie, die körperliche Untersuchung sowie das bildgebende Verfahren). Beide Kurse vermitteln sowohl das Fachwissen, das den Aufbau des Entlassbriefes und die Arten der diagnostischen Untersuchungen betrifft sowie die entsprechende Terminologie auf Deutsch und Polnisch. Des Weiteren haben die Teilnehmer die Möglichkeit, die Entlassbriefe selbstständig zu übersetzen und anschließend eigene Übersetzungen mit der von der Referentin präsentierten Übersetzung zu vergleichen. Außerdem werden im Rahmen des Kurses die häufigsten Übersetzungsprobleme und -schwierigkeiten besprochen. Die Videokurse unter den Positionen 3 bis 8 wurden von Konrad Łyjak vorbereitet und haben einen praktischen Charakter.22 Sie widmen sich der medizinischen Terminologie in polnischer und deutscher Sprache unter Berücksichtigung der Grundlagen der Anatomie aus dem jeweiligen Fachbereich, der Diagnose, der Untersuchungen und gegebenen Krankheiten. Der praktische Teil umfasst lexikalische Übungen, das Übersetzen von authentischen Texten und die Erstellung eines eigenen Glossars. Die Teilnehmer lernen die gebräuchlichsten Abkürzungen und Akronyme kennen, die in Texten des jeweiligen Fachgebiets vorkommen, sowie Begriffe, die beim Übersetzen problematisch sind. Dabei werden sie mit nützlichen Hilfsmitteln und Übersetzungsstrategien beim Übersetzen von medizinischen Dokumenten vertraut gemacht. Ein großer Vorteil aller von Linguini angebotenen Kurse ist es, dass in deren Rahmen zwar das grundlegende Medizinwissen vorwiegend auf Polnisch erworben wird, aber die Terminologie sowohl auf Polnisch als auch auf Deutsch präsentiert und die Übersetzung von authentischen Texten in beiden Sprachen besprochen wird. Obwohl das Medizinwissen nur ansatzweise vermittelt wird, ist es besonders vorteilhaft, dass die Seminare von praktizierenden Übersetzern geleitet werden. Aus diesem Grund werden tatsächliche Übersetzungsprobleme im Sprachpaar Polnisch-Deutsch sowie Wörter bzw. Ausdrücke, welche in den verfügbaren Hilfsmitteln nicht zu finden sind, näher erläutert.
22 Noch im Jahr 2021 wurden die Kurse von Konrad Łyjak in Form eines Online-Seminars mit einem zusätzlichen späteren Zugang zu den Video-Aufnahmen durchgeführt. Während des Online-Seminars hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, Fragen zu stellen, mit anderen Teilnehmern über einzelne Übersetzungsprobleme zu diskutieren und eigene Übersetzungen von besprochenen Texten zu präsentieren.
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Fazit Die Medizinübersetzer im Sprachpaar Polnisch-Deutsch können aktuell ihre Kompetenzen im Bereich des medizinischen Übersetzens anhand der Teilnahme an Weiterbildungsangeboten erwerben bzw. weiterentwickeln. In den Lehrplänen der grundständigen und postgradualen Studiengänge an polnischen und deutschen Hochschulen sind nur vereinzelte Lehrveranstaltungen enthalten. Es ist hierbei erwähnenswert, dass diese wegen einer stark reduzierten Anzahl der Unterrichtsstunden lediglich als eine Einführung ins medizinische Übersetzen betrachtet werden können. Nur die Videokurse von Linguini bieten die Möglichkeit an, die medizinische Terminologie sowohl auf Polnisch als auch auf Deutsch zu erlernen. Des Weiteren können translatorische Kompetenzen beim Übersetzen der medizinischen Texte ins Deutsche und ins Polnische erworben bzw. weiterentwickelt werden. Allerdings beschränkt sich das Angebot von Linguini ausschließlich auf das Übersetzen der medizinischen Dokumentation und keiner anderen medizinischen Textsorte. Auch im BDÜ-Weiterbildungsangebot überwiegen Seminare im Bereich des Übersetzens der medizinischen Dokumentation, es enthält jedoch auch ein paar Seminare für Übersetzer von klinischen Studien und Informationstexten. Dank der Teilnahme an BDÜ-Seminaren kann man fundiertes medizinisches Fachwissen aus einzelnen Fachbereichen auf Deutsch erwerben, es wird aber nicht auf die sprachpaarbezogenen Übersetzungsprobleme eingegangen. Die durchgeführte Analyse zeigte, dass das aktuelle Weiterbildungsangebot um sprachpaarbezogene Seminare, die andere medizinische Textsorten als die medizinische Dokumentation betreffen, ergänzt werden sollte. Es fehlen auch solche Seminare, im Rahmen derer das umfangreiche Medizinwissen aus verschiedenen Bereichen auf Polnisch von Ärzten als Fachleuten vermittelt wird. Dabei ist es wichtig zu betonen, dass die beschriebenen Seminare und Kurse es nicht ermöglichen, einen Überblick über die gesamte Anatomie des Menschen, die eigentlich das medizinische Grundwissen darstellt und für angehende Medizinübersetzer ein guter Ausgangspunkt sein kann, zu gewinnen. Grund hierfür kann sein, dass das Weiterbildungsangebot von Jahr zu Jahr variiert, um den Bedürfnissen der sich kontinuierlich weiterbildenden Medizinübersetzer gerecht zu werden. Die Themen richten sich selbstverständlich auch nach dem Fachgebiet der potenziellen Referenten. Laut Informationen der Inhaberin des Übersetzungsbüros Linguini ist die Nachfrage nach Kursen für Medizinübersetzer geringer, als man von der Anzahl der als Medizinübersetzer tätigen Personen erwarten könnte. Hierbei kann davon ausgegangen werden, dass entweder viele Medizinübersetzer bereits hochqualifiziert sind und keine Weiterbildungsangebote mehr brauchen oder einfach kein Interesse an solch einer Weiterbildungsform besteht. Gründe dafür können auch die relativ hohen Weiterbil-
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dungskosten sein. Der Preis für einzelne Seminare ist zwar nicht allzu hoch (ungefähr 100 EUR), aber die Teilnahme an Weiterbildungsangeboten ist mit einem höheren Kostenaufwand als im Falle der Teilnahme an einem Aufbaustudium verbunden, wenn man den Preis im Verhältnis zur Anzahl der Stunden und zum Umfang des angebotenen Lernstoffs vergleicht.
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Małgorzata Osiewicz-Maternowska (Uniwersytet Szczecin´ski, Szczecin)
Ein Korpus an rechtswissenschaftlichen Standardsätzen für das Sprachpaar Deutsch-Polnisch – ein Hirngespinst oder die berufliche Realität des Übersetzers?
Abstract A corpus of standardized legal-language sentences for the language pair German-Polish – flight of fancy or translator’s professional reality? The paper contains considerations as to whether it is possible to compile a collection of standardized sentences for translation of legal texts and text concerning law for the language pair German-Polish. Excerpts of legal acts and contracts in the area of employment law shall be analysed with the view to check to what extent texts of this sort are formalized. Differences between German and Polish legal systems are to be pointed out and it is to be discussed whether these can influence the standardization of sentences. Eventually, a thesis shall be formulated as to what sorts of legal texts and to what extent standardized sentences can be applied. The presentation closes with remarks concerning the question: would it really be beneficial to have a collection of standardized sentences in translation work? Keywords: standardized sentences, legal language, sorts of legal texts, translation of legal texts Schlüsselwörter: Standardsätze, Rechtssprache, rechtswissenschaftliche Textsorten, Übersetzung von Rechtstexten
In ihrem Buch Die Fachübersetzung. Eine Einführung postulierte Stolze eine kontrastive Sammlung der Standardsätze aus Verträgen, Urkunden, Urteilen und anderen Texten dieser Art anzulegen, weil sie meinte, dass diese nicht nur in ihrer Gesamtstruktur formal, sondern auch in einzelnen Sätzen standardisiert sind (vgl. Stolze 1999: 138). Die Überlegungen des vorliegenden Beitrags gehen von dieser These aus und stellen in ihren Fokus die Frage, ob sich ein Korpus an formalisierten Standardsätzen zur Übersetzung rechtswissenschaftlicher Texte in Bezug auf das Sprachpaar Deutsch-Polnisch erschaffen lässt. Im ersten Teil des Beitrags wird die Rechtssprache als Fachsprache definiert. Es wird auf die Dichotomie Jura- und Juristensprache hingewiesen. Im Anschluss daran wird überlegt, ob die genannte Einteilung sowohl auf das Polnische als auch auf das Deutsche zutrifft, und ob sie nur die verwendete Sprache und ihre besonderen Eigenschaften oder vielleicht auch rechtswissenschaftliche Texte, in
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Małgorzata Osiewicz-Maternowska
denen die beiden Arten der Rechtssprache realisiert werden, anbetrifft. Anhand einiger Beispiele von ausgewählten, häufig auftretenden Rechtstexten wird die These aufgestellt, dass die dichotomische Einteilung auch in Bezug auf sie gilt, was zur Unterscheidung zwischen Jura- und Juristentexten führen soll. Den beiden postulierten Untergruppen werden einzelne Textsorten zugeordnet. Die weiteren Überlegungen sind der Frage gewidmet, ob es möglich ist, Standardsätze für sie auszusondern. Es wird geprüft, ob alle von ihnen der Standardisierung in gleichem Ausmaß unterliegen, und ob der Grad an Formalisierung mit der einzelnen Textsorte zusammenhängt. Schließlich werden ausgewählte Textbeispiele präsentiert, in denen sich bestimmte standardisierte Formeln wiederholen. Als Untersuchungsmaterial dienen v. a. Ausschnitte aus Gesetzestexten wie auch aus arbeits- und zivilrechtlichen Verträgen in beiden Sprachen. Zusammenfassend wird die Schlussfolgerung formuliert, in Bezug auf welche Sorten rechtswissenschaftlicher Texte und in welchem Ausmaß von Standardsätzen (oder vielleicht auch von Standardtexten) gesprochen werden kann.
Rechtssprache als Fachsprache. Einteilung in die Jura- und Juristensprache Die Rechtsprache wird als Fachsprache verstanden, d. h. als Sprache, die sich im Wortschatz durch Fachausdrücke von der Gemeinsprache unterscheidet (vgl. Duden 1996: 477), bzw. als Berufs- oder Wissenschaftssprache, die historisch gewachsen und tradiert ist und zu den natürlichen Sprachen zählt (vgl. Homberger 2000: 142). Trotz mehrerer Definitionen des Terminus herrscht jedoch Einigkeit darüber, dass sie aus der fachsprachlichen, nur für sie charakteristischen Terminologie und aus dem grammatischen Teil (Syntax, Semantik, Stilistik und Textaufbau), dessen Strukturen in der jeweiligen Standardsprache fußen, besteht. Obwohl die Rechtssprache die standardsprachliche Syntax nutzt, richtet sie sich zugleich nach ihren eigenen Regeln, da sie nur bestimmte, ausgewählte Elemente der Standardsyntax verwendet, wobei sie andere ganz außer Acht lässt. Sander betont, dass sie auch eine individuelle Semantik hat und sich natürliche Begriffe der Gemeinsprache aneignet, um sie zu präzisieren sowie ökonomisch und treffend zu benutzen. Sie setzt juristisches Vorwissen voraus und baut darauf auf (vgl. Sander 2004: 1–2). Durch die Anwendung ausgewählter und sich wiederholender Strukturen erscheint sie ihren Benutzern schematisch und formal, was die Frage impliziert, wie weit diese Schematisierung bzw. Formalisierung geht. Die Rechtssprache realisiert sich in mehreren Textsorten. Der Terminus der Textsorte wird allgemein als überindividueller Sprech- oder Schreibakttyp ver-
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standen, der an wiederkehrende Kommunikationshandlungen gebunden ist und bei dem sich aufgrund seines wiederholten Auftretens charakteristische Sprachverwendungs- und Textgestaltungsmuster herausgebildet haben (vgl. Reiss / Vermeer 1984: 177), wobei sich der vorliegende Beitrag v. a. auf schriftliche Akte konzentriert. Die genannte Definition verweist auch auf sich wiederholende Elemente in allen Texten einer bestimmten Sorte. Interessant erscheint daher die Frage, welche das in Bezug auf einzelne rechtswissenschaftliche Schreibakttypen sind. Bevor man sich einen Überblick über rechtswissenschaftliche Textsorten verschafft, muss auf die Dichotomie von Jura- und Juristensprache hingewiesen werden, die auch im Hinblick auf die Klassifizierung der Texte wichtig sein sollte. Die Zweiteilung der Rechtssprache wurde zum ersten Mal von Wróblewski im Jahre 1941 eingeführt (vgl. Wróblewski 1948: 54). Obwohl sie die Wirklichkeit des polnischen Rechtssystems betraf, lässt sich jedoch vermuten, dass sie auch, wenn nicht in Bezug auf ganze Fachsprachen in anderen Sprachsystemen, dann mindestens auf einige Sorten rechtswissenschaftlicher Texte anzuwenden ist. Um diese These zu bestätigen bzw. zu widerlegen, müssen die beiden oben genannten Arten der Rechtssprache definiert werden. Wróblewski (vgl. 1948: 54) unterschied zwischen der Sprache der Rechtsakte bzw. Rechtsvorschriften, die er als Jurasprache bezeichnete, und der Juristensprache, also jene Sprache, der sich Juristen im Kontakt mit dem Recht bedienen. Seiner Meinung nach stellen Rechtsvorschriften die Hauptquelle der Jurasprache dar. Wie oben angedeutet, trifft die genannte Einteilung zweifelsohne auf das Polnische zu. In Bezug auf das Deutsche kann hier die Feststellung von Sander zitiert werden, in der er zwei Ebenen der Rechtssprache unterscheidet: „die Ebene des terminologischen Wortschatzes und die Ebene der Gesetzessprache“ (Sander 2004: 2). Es wird zwar nicht explizit zwischen der Jura- und Juristensprache unterschieden, jedoch wird die Sprache der Gesetze im Vergleich zur Sprache, die die rechtswissenschaftliche Terminologie anwendet, hervorgehoben. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass auch die deutsche Rechtssprache nicht einheitlich ist, sondern aus Bereichen besteht, die mehr oder weniger fachsprachlich geprägt sind. Auch polnische rechtswissenschaftliche Texte unterliegen der Formalisierung in unterschiedlichem Grad. Die Einteilung in (1) die Jurasprache, d. h. die Sprache der Gesetze, und (2) die Juristensprache, d. h. die Sprache, mit deren Hilfe Juristen rechtliche Zusammenhänge beschreiben, also einer Art von Metasprache, gibt den Ansporn zur Überlegung, ob die Anwendung jeder von ihnen mit bestimmten Textsorten verbunden ist. Es kann angenommen werden, dass diese Dichotomie sich auch in rechtswissenschaftlichen Texten widerspiegelt, was impliziert, dass Juratexte von Juristentexten unterschieden werden können.
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Die erste Gruppe von Texten lässt sich als die beschreiben, die das Recht u. a. in Form von Rechtsvorschriften festlegt. Das sind v. a. Gesetzestexte, die die rechtliche Lage eines Einzelnen konstituieren. Dazu könnten auch Urkunden, Bescheinigungen, Zeugnisse, Patentschriften, Verträge oder Gerichtsentscheidungen aller Art gezählt werden, als Textsorten, die etwas normieren. Eine ähnliche Rolle erfüllen im Rechtsverkehr Verwaltungsentscheidungen aller Art oder formelle und offizielle Schriften, die der Bürger von einer Staats- oder Selbstverwaltungsbehörde bekommt (z. B. Steuerzumessung oder Festlegung einer bestimmten Gebühr). Sie scheinen relativ stark formalisiert zu sein, was sich darin widerspiegelt, dass sie sich an bestimmte Schemata halten, feste Formulare und gewisse Klauseln nutzen, die einmal konstruiert, von allen Nutzern als Muster verwendet werden können und das Verstehen der Texte erleichtern sollen. Diese Wiederholbarkeit sorgt für eine größere Ordnung und Durchsichtigkeit des Rechts. Die zweite Gruppe von Texten besteht aus jenen, die die rechtliche Lage eines Anderen nicht bestimmen, sondern sie nur darstellen bzw. beschreiben, oder jenen, in denen z. B. über Rechtsinstitute bzw. -fälle diskutiert oder berichtet wird. Sie können juristischen Texten zugerechnet werden, d. h. Textsorten, in denen sich Juristen zu verschiedenen Rechtsfällen äußern. Daraus ergibt sich, dass die Dichotomie nicht nur die Rechtssprache als Fachsprache charakterisiert, sondern auch in rechtswissenschaftlichen Texten, die in der jeweiligen Sprachunterart verfasst werden, zum Vorschein kommt. Es kann somit postuliert werden, dass sich nicht nur die Fachsprache selbst, sondern auch einzelne Textsorten einer der Untergruppen, nämlich Jura- oder Juristentexten, zuordnen lassen. Zu ersteren könnten die gezählt werden, in denen das Recht bestimmt, begründet, bestätigt oder geändert wird und zu letzteren jene, in denen über das Recht bzw. über einzelne Rechtsfälle berichtet oder diskutiert wird.
Jura- und Juristentexte in Bezug auf ihre Standardisierung Wie im vorhergehenden Abschnitt vorgeschlagen, lassen sich rechtswissenschaftliche Texte in zwei große Gruppen einteilen, je nachdem, zu welcher Unterart der Rechtssprache sie tendieren – zur Jura- oder zur Juristensprache, d. h. ob sie die rechtliche Lage bestimmen oder sie nur beschreiben. Demzufolge könnten einzelne rechtswissenschaftliche Texte einer der Untergruppen zugeordnet werden. Die Einteilung könnte somit wie folgt aussehen: – Juratexte: Gesetze (Normen und Vorschriften), Gerichtsentscheidungen, Entscheidungen jeglicher Behörden, Urkunden, Verträge, Patentschriften, Zeugnisse und Bescheinigungen,
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– Juristentexte: juristische Meinungen, Diskussionen über die Rechtsprechung und Gerichtsentscheidungen, rechtswissenschaftliche Lehrbücher, in denen Rechtsinstitute und Rechtsfälle dargestellt werden sowie Pressetexte verschiedener Art, die über Themen aus dem Bereich des Rechts handeln. Die vorgeschlagene Einteilung verläuft nicht genau dort, wo die Grenze zwischen der Jura- und Juristensprache gezogen wurde (vgl. Zielin´ski 1999: 50–70), jedoch kann sie damit gerechtfertigt werden, dass sie besser den Grad der Standardisierung zeigt. Die beiden oben dargestellten Kataloge der Textsorten sind keineswegs vollständig, denn die Rechtssprache wird in vielen Lebensbereichen verwendet, in denen unterschiedliche Texte zu generieren sind. Sie umfassen jedoch v. a. jene von ihnen, die sowohl von Fachleuten als auch von Laien mit der Rechtssprache assoziiert werden. Nach einer detaillierten Analyse eines breiteren Sprachmaterials könnte das Verzeichnis um weitere Formen erweitert und ergänzt werden. Die Gruppe der ausschließlich auf der juristischen Sprache basierenden Texte scheint weniger formalisiert zu sein als die andere. Juristische Meinungen, Diskussionen und Presseartikel über das Recht können unterschiedliche Formen annehmen, die häufig relativ frei gestaltet werden wie Feuilletons, Meinungen oder Nachrichten. Sie variieren in Form und Struktur, was u. a. vom jeweiligen Autor und seinem Vorwissen bzw. seinen Vorlieben abhängt. Sie werden auch unterschiedlich formuliert, je nachdem, an wen sie sich richten, welche Funktion sie ausüben sollen, oder wo sie veröffentlicht werden. In vielen Fällen entscheidet die Wahl des Empfängerkreises über die Form und die Sprache des Textes. Einen Beweis dafür, dass populärwissenschaftliche, aber auch fachliche Texte in der Juristensprache wenig Formalisierung aufweisen, liefern die zwei nachfolgenden Textausschnitte auf Deutsch und auf Polnisch. (1) Sie können das Einkaufsvertrag Muster auf unserer Seite herunterladen und ganz einfach nach Ihren Anforderungen modifizieren. Der Mustervertrag für einen Einkaufsvertrag kann ohne weiteres und ohne großen Aufwand an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden. Auch kann eine individuelle Anpassung an besondere Formen von Einkaufsverträgen, wie etwa Rahmen-, Abruf- und/oder Sukkzessivlieferverträge vorgenommen werden.1
Der Text entstammt einer deutschen Internetseite mit juristischen Angaben. Dort sind Definitionen rechtswissenschaftlicher Termini zu finden, aber auch Beschreibungen einzelner Rechtsinstitute unter Anwendung fachsprachlichen Wortschatzes und einer für Laien verständlicher Satz- und Textstruktur. Der Text
1 https://www.juraforum.de/muster-vorlagen/einkaufsvertrag [Zugriff am 11.10.22].
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ist nicht stark formalisiert, und es lassen sich daraus keine Standardsätze abstrahieren. Das polnische Beispiel ist ein Ausschnitt aus einem Lehrbuch für angehende Juristen. Die Autoren erklären, wie das Konzept des Rechts verstanden werden kann: (2) Na istote˛ prawa moz˙na patrzec´ z dwóch punktów widzenia: historycznego oraz współczesnego. W pierwszym przypadku skupiamy sie˛ na róz˙norodnos´ci przyjmowanych wizji prawa, a jednoczes´nie eksponujemy ewolucje˛ pogla˛dów na jego temat. W drugim przypadku – gdy przyjmujemy perspektywe˛ współczesna˛ – dostrzegamy przede wszystkim, z˙e nasze rozumienie tego, czym jest prawo, a w konsekwencji formułowana przez nas koncepcja prawa, ma istotny wpływ na szczegółowe rozwia˛zania: na zasady tworzenia prawa, sposoby jego interpretacji, orzekanie w sa˛dach i stosowanie w róz˙nych dziedzinach z˙ycia społecznego przez organy administracji publicznej. (Chauvin / Stawecki / Winczorek 2019: 3)
Die beiden Beispieltexte weisen keine standardisierten Formen auf. Das Einzige, was sie mit anderen Texten der Art gemeinsam haben könnten, sind rechtssprachliche Fachtermini, die sie beinhalten und erklären. Daher lässt sich hier lediglich von standardisierten Ausdrücken sprechen, aber nicht von Standardsätzen. Viel interessanter in Bezug auf das Thema des Beitrags erscheint die andere Gruppe der Texte. Sie umfasst die Textsorten, die u. a. wegen ihrer Funktion im Rechtsverkehr stärker formalisiert werden müssen. Aufzuzählen sind Gesetzestexte, darunter die Verfassung, alle ihr untergeordneten Gesetze, Verordnungen, Beschlüsse, Anordnungen, aber auch Urkunden und Verträge. Sie haben gemeinsam, dass sie die rechtliche Lage eines Einzelnen bestimmen und zu Beweiszwecken verwendet werden können. Nachfolgend werden zwei ihrer Textsorten, d. h. Vertrag und Gesetz, hinsichtlich ihrer Standardisierung analysiert.
Standardisierung in Verträgen Eine relativ umfangreiche Gruppe unter Rechtstexten, sowohl im Deutschen als auch im Polnischen, bilden Verträge aller Art. Der Text des Vertrags wird als Vertragsgrundlage von dem anzuwendenden Recht bestimmt (vgl. Stolze 1999: 167), was bedeutet, dass er jedes Mal nach denselben Regeln, oder genauer gesagt Vorschriften, aufgebaut werden muss. Stolze betont, dass die jeweilige Rechtsordnung sog. Formulare zur Verfügung stellt, was impliziert, dass sich ein Teil der Elemente dieses mehrseitigen Rechtsgeschäfts wiederholen muss. Unter dem Begriff versteht sie Klauseln, die für ein Rechtsgebiet typisch sind, und einzelsprachlich normierte Muster- bzw. Typenverträge (vgl. ebd.: 167).
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Nach der Analyse und dem Vergleich deutscher und polnischer Verträge aus dem Bereich des Zivilrechts und des Arbeitsrechts (vgl. Osiewicz-Maternowska 2018, 20201, 20202) lassen sich für jede der untersuchten Sprachen mehrere Strukturen abstrahieren, die sich in der genannten Textsorte wiederholen. Es sei hier auf einige von ihnen hingewiesen. Sie werden nachfolgend für das Deutsche und das Polnische zusammengestellt präsentiert. Tab. 1: Beispiel 3 Deutsch Polnisch Vertrag geschlossen am […] in […] zwi- Umowa zawarta w dniu […] w […] mie˛dzy schen […] (Parteien) weiter / im Weiteren / […] (strony) dalej zwanym / zwana˛ […]. des Weiteren / nachfolgend / im Nachfolgenden […] genannt. Quelle: eigene Darstellung
Das Beispiel (3) enthält die Präambel, die jeder Vertrag in beiden Sprachen beinhalten muss, denn darin befinden sich das Datum und der Ort des Vertragsabschlusses und die Angaben zu den Parteien des Vertrags sowie ihre Bezeichnung, die im weiteren Teil des Vertrags verwendet wird, z. B. nachfolgend Käufer genannt / dalej zwany Kupuja˛cym. Dieser Teil des Vertrags gehört zu seinen sog. essentialia negotii, d. h. zu seinen unabdingbaren Elementen. Tab. 2: Beispiel 4 Deutsch Polnisch Der Arbeitnehmer wird als […] eingestellt. Pracodawca zatrudnia pracownika na stanowisku / jako […]. Quelle: eigene Darstellung
Das Beispiel (4) wurde Arbeitsverträgen entnommen. In Bezug auf die Semantik und Syntax bilden die Sätze auf Deutsch und Polnisch keine Eins-zu-EinsÄquivalente, jedoch in Bezug auf den Inhalt und die Verwendung im Rahmen des Arbeitsrechts können sie als parallele Strukturen angesehen werden. Einen ähnlichen Fall stellt das nachfolgende Beispiel dar: Tab. 3: Beispiel 5 Deutsch Der Arbeitnehmer erhält eine monatliche Bruttovergütung von […] Euro.
Polnisch W trakcie trwania umowy Pracownik be˛dzie otrzymywał wynagrodzenie w wysokos´ci […] PLN.
Quelle: eigene Darstellung
Diese Sätze entstammen wieder den Arbeitsverträgen und vermitteln fast die gleichen Inhalte (bis auf die Formulierung monatlich, die das polnische Beispiel
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nicht enthält), jedoch in einer anderen grammatischen Form. Sie können als Standardsätze für jede der Sprachen betrachtet werden und bei der Übersetzung als Parallelausdrücke dienen. Das nachfolgende Beispiel (6) stellt Sätze dar, die in mehreren Vertragstexten in beiden Sprachen zu finden sind: Tab. 4: Beispiel 6 Deutsch Der Vertrag wird auf unbestimmte / bestimmte Zeit geschlossen.
Polnisch Umowa zostaje zawarta na czas nieokres´lony / okres´lony.
Quelle: eigene Darstellung
Sie treten u. a. in Arbeits-, Miet- oder Pachtverträgen auf. Die Befristung der Verträge ist v. a. für das Arbeitsrecht und für das Zivilrecht im Bereich der Dienstleistungen charakteristisch. Einige Musterverträge bieten beide Formen bestimmt / unbestimmt zur Wahl an. Die grammatische Struktur des Satzes ist in beiden Sprachen ähnlich: Es werden jeweils passivische Konstruktionen benutzt. Die drei nachfolgenden Beispiele enthalten standardisierte Formulierungen, die Schlussbestimmungen mehrerer Verträge entnommen wurden. Tab. 5: Beispiel 7 Deutsch Polnisch Änderungen dieses Vertrages bedürfen der Zmiany umowy wymagaja˛ dla swej waz˙Schriftform. nos´ci formy pisemnej. Quelle: eigene Darstellung
Die polnische Formel regelt die Lage präziser, die deutsche scheint allgemeiner zu sein. Das deutsche Verb bedürfen wird als erfordern verstanden, stellt also eine kategorische Bedingung dar. Im Polnischen dagegen wird die Verbindung zwischen der Geltung des Vertrags und der schriftlichen Form seiner Änderungen durch den Ausdruck dla swej waz˙nos´ci / zu ihrer Gültigkeit unterstrichen. Beide Sätze betonen die Unabdingbarkeit der schriftlichen Form und treten häufig z. B. in notariellen Urkunden auf. Tab. 6: Beispiel 8 Deutsch Im Übrigen gelten die Vorschriften des BGB. Quelle: eigene Darstellung
Polnisch W sprawach nieuregulowanych niniejsza˛ umowa˛ zastosowanie maja˛ odpowiednie przepisy Kodeksu cywilnego.
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Das Beispiel (8) weist auf den Fall hin, in dem gesetzliche Vorschriften die Bestimmungen eines Vertrags ergänzen sollen. Den Namen BGB bzw. Kodeks cywilny lässt sich mit dem Namen eines anderen Gesetzes bzw. einer anderen Kodifizierung ersetzen, je nachdem, welchen Rechtsbereich der Vertrag betrifft, und in anderen Verträgen wieder verwenden. Tab. 7: Beispiel 9 Deutsch Polnisch Der Vertrag wurde in […] gleich lautenden Umowe˛ sporza˛dzono w […] jedKopien / Ausfertigungen erstellt / angenobrzmia˛cych egzemplarzach. fertigt. Quelle: eigene Darstellung
Das letzte Beispiel aus Vertragstexten bezieht sich auch auf ihre finalen Elemente, die das Technische betreffen. Sie sind nicht in jedem Vertrag zu finden, aber wenn sie berücksichtigt werden, dann haben sie immer die oben angegebene Form. Die Beispiele (3) und (6)–(9) gelten für alle Arten der Verträge in beiden Sprachen, die Beispiele (4) und (5) sind dagegen nur für Arbeitsverträge charakteristisch. Sie können jedoch alle als Standardsätze bezeichnet werden. Die sich wiederholenden Elemente des Vertrags (vgl. Jopek-Bosiacka 2006: 91– 103) sind standardisiert, d. h. sie lassen sich aus mehreren Vertragstexten abstrahieren und klassifizieren, z. B. in Bezug darauf, in welchem Teil des Vertrags sie auftreten, ob es sich um die Präambel, den Hauptteil, die Vertragsklausel oder finale Elemente handelt, und erneut anwenden. Es darf nicht vergessen werden, dass die Struktur dieser Textsorte mindestens in ihren Grundzügen durch Vorschriften beider Rechtssysteme festgelegt wird (vgl. Osiewicz-Maternowska 2018: 7–9). Die wesentlichen Bestandteile, d. h. die bereits vorgenannten essentialia negotii, müssen sich in jedem Vertrag zur Vermeidung seiner Nichtigkeit befinden. Sie werden oft, wovon die Beispiele (3)–(9) zeugen, in einer standardisierten Form verfasst. Andere Elemente der Verträge variieren auf unterschiedliche Art und Weise und lassen sich nur allgemein klassifizieren. Dies erlaubt auch der Grundsatz der Vertragsfreiheit, der sowohl für das polnische als auch für das deutsche Rechtsystem gilt (vgl. Burda / Dickel / Olpin´ska 2008: 13; Duden Recht A-Z2).
2 http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/recht-a-z/23161/vertragsfreiheit [Zugriff am 20. 09. 2022].
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Standardisierung in Gesetzen Die zweite Gruppe von Rechtstexten, die der Analyse unterzogen wurden, sind Gesetztestexte. Bei ihrer Analyse wird sichtbar, dass spezifische syntaktische und semantische Strukturen für bestimmte Rechtszweige charakteristisch sind. Es gibt besondere Merkmale in Bezug auf die drei großen Rechtszweige (Zivil-, Verwaltungs- und Strafrecht) und auch solche, die alle Normierungen gemeinsam haben. Im Beispiel (10) werden Ausschnitte aus dem polnischen Zivilgesetzbuch und dem deutschen Bürgerlichen Gesetzbuch zusammengestellt. Tab. 8: Beispiel 10 Deutsch Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) § 1 Beginn der Rechtsfähigkeit Die Rechtsfähigkeit des Menschen beginnt mit der Vollendung der Geburt.
Polnisch Kodeks cywilny (KC) Rozdział I. Zdolnos´c´ prawna i zdolnos´c´ do czynnos´ci prawnych Art. 8. Poje˛cie zdolnos´ci prawnej § 1. Kaz˙dy człowiek od chwili urodzenia ma zdolnos´c´ prawna˛.
Quelle: eigene Darstellung
Beide Vorschriften enthalten die Definition der Rechtsfähigkeit, jedoch konzentriert sich im deutschen Recht der Gesetzgeber auf ihren Beginn und in der polnischen Vorschrift steht der Mensch, dem sie zugeschrieben wird, an erster Stelle im Satz. Die syntaktischen Strukturen in beiden Sprachen sind jeweils charakteristisch. Das Rechtinstitut ist dasselbe, jedoch wird es auf eine andere Art und Weise beschrieben. Die syntaktische Struktur der Formulierungen ist jedoch sehr wichtig, denn sie stellt auch eine Art formalisierten Konstrukts dar. Der Vergleich beider Vorschriften gibt dem Übersetzer den Hinweis darauf, wie gesetzliche Definitionen in beiden Sprachen formuliert werden müssen. Das nachfolgende Beispiel entstammt dem deutschen und dem polnischen Strafrecht und beinhaltet die gesetzliche Definition der Notwehr. Tab. 9: Beispiel 11 Deutsch Strafgesetzbuch (StGB) § 32 Notwehr (1) Wer eine Tat begeht, die durch Notwehr geboten ist, handelt nicht rechtswidrig. Quelle: eigene Darstellung
Polnisch Kodeks karny (KK) Art. 25. Obrona konieczna § 1. Nie popełnia przeste˛pstwa, kto w obronie koniecznej odpiera bezpos´redni, bezprawny zamach na jakiekolwiek dobro chronione prawem.
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Die Satzstruktur ist charakteristisch für die jeweilige Sprache. Bemerkenswert ist, dass die deutsche Definition mit der Konstruktion wer… der… eingeführt wird, während der polnische Gesetzestext mit der Negation anfängt: Begeht kein Verbrechen, wer… Tab. 10: Beispiel 12 Deutsch § 105 HGB Auf die offene Handelsgesellschaft finden, soweit nicht in diesem Abschnitt ein anderes vorgeschrieben ist, die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs über die Gesellschaft Anwendung.
Polnisch Art. 89 KSH W sprawach nieuregulowanych w niniejszym dziale do spółki partnerskiej stosuje sie˛ odpowiednio przepisy o spółce jawnej, chyba z˙e ustawa stanowi inaczej.
Quelle: eigene Darstellung
Das Beispiel (12) enthält die Zusammenstellung der Vorschriften aus dem Handelsrecht. Sie regeln zwar die Lage zwei verschiedener Gesellschaften: im deutschen Beispiel der offenen Handelsgesellschaft und im polnischen der Partnerschaftsgesellschaft, aber in beiden Fällen wird allerdings die Formulierung verwendet, die die gleiche Bedeutung hat und in der standardisierten Form in Rechtsregelungen auftritt. Gemeint wird der Ausdruck soweit nicht in diesem Abschnitt ein anderes vorgeschrieben ist, finden auf […] die Vorschriften […] über […] Anwendung / do […] stosuje sie˛ odpowiednio przepisy o […], chyba z˙e ustawa stanowi inaczej. Er tritt in beiden untersuchten Sprachen als standardisierte Form auf, die dann verwendet wird, wenn als Ergänzung der vorliegenden Regelung Vorschriften eines anderen Gesetzes gelten sollen. Die Struktur der Formulierung in Bezug auf Lexik, Grammatik und Syntax ändert sich nicht. Es werden nur die Namen der Rechtsinstitute bzw. Gesetze entsprechend ergänzt. Das nachfolgende Beispiel zeigt keine Standardsätze, sondern Standardphrasen bzw. Standardausdrücke, die in Gesetzestexten verschiedener Art zu finden sind. Tab. 11: Beispiel 13 Deutsch bleiben […] unberührt
Polnisch pozostaja˛ bez zmian
Quelle: eigene Darstellung
Einen ähnlichen Fall bietet das Beispiel (14) an. Der Ausdruck wird in Bezug auf rechtliche Regelungen aller Art verwendet: Gesetze, Vertragsbestimmungen u. a.
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Tab. 12: Beispiel 14 Deutsch […] ist unwirksam
Polnisch […] jest bezskuteczna
Quelle: eigene Darstellung
Seine grammatische Struktur ändert sich nicht wie auch die ihm zugeschriebene rechtswissenschaftliche Bedeutung. Tab. 13: Beispiel 15 Deutsch […] ist nichtig
Polnisch […] jest niewaz˙na
Quelle: eigene Darstellung
Die standardisierte Formulierung aus dem Beispiel (15) kann sich u. a. auf Willenserklärungen oder Rechtsgeschäfte beziehen. Sie wird in beiden Sprachen v. a. im zivilrechtlichen Bereich verwendet. Beide Formen gelten als Eins-zu-EinsÄquivalente füreinander. Das Beispiel (16) enthält einen Ausdruck, der u. a. in polnischen Vorschriften wie Art. 48 KC oder Art. 805 § 2 KC und in dem deutschen § 2 des Gesetzes über Urheberrecht und verwandte Schutzrechte zu finden ist. Tab. 14: Beispiel 16 Deutsch insbesondere
Polnisch w szczególnos´ci
Quelle: eigene Darstellung
Er wird in beiden Sprachen bei nicht abschließenden Aufzählungen verwendet und kann auch als standardisierte Form betrachtet werden, der eine bestimmte Bedeutung zugeschrieben wird. Die Standardisierung in Gesetzestexten bezieht sich seltener auf ganze Sätze, denn es gibt darin zu viele Variablen je nachdem Rechtsgebiet, die die Vorschriften regeln. Sie betrifft eher standardisierte Formulierungen wie die in den Beispielen (13)–(16). Bestimmte Formel werden im Rahmen einzelner Rechtszweige oder Rechtsgebiete verwendet. Im Rahmen der Vorschriften des Strafoder des Zivilrechts sind standardisierte Formulierungen anzuwenden, die für die Kohärenz des jeweiligen Rechtsgebietes sorgen. Die Regeln zur Erschaffung und Formulierung neuer Vorschriften werden auch in beiden Rechtssystemen festgelegt: Für das Polnische in der Verordnung des Ministerpräsidenten vom 20. Juni 2002 über die Regeln der gesetzgebenden Technik (vgl. Rozporza˛dzenie Prezesa Rady Ministrów w sprawie ‚Zasad techniki prawodawczej‘ 2016) und für
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das Deutsche im Handbuch der Rechtsförmlichkeit (2008), dass vom Bundesministerium für Justiz herausgegeben wird.
Fazit Aus den oben genannten Beispielen resultiert, dass es sowohl in Verträgen als auch in Gesetzen in beiden analysierten Sprachen standardisierte Elemente gibt. Die erste der Textsorten scheint im höheren Grad formalisiert zu sein. Dies zeigt sich u. a. auch darin, dass viele Verträge, die sich im Umlauf befinden, in Form von Mustertexten im Internet oder als Sammlungen in der Druckform funktionieren (vgl. Schulz 2022, Schloßer 2020, Kienzler 2015 oder Zdziennicka-Kaczocha 2013). Dies bestätigt auch die am Anfang des Beitrags gestellte These, dass es möglich ist, eine Sammlung an standardisierten Sätzen für deutsche und polnische Verträge anzulegen. Viele Übersetzer erschaffen eigene Korpora an Übersetzungsvarianten für sich wiederholende Klauseln und Formeln, die manchmal eine Phrase und manchmal ganze Sätze umfassen. Bei den Gesetzen nimmt die Standardisierung eine andere Gestalt an. Die einzelnen Sätze wiederholen sich nicht so oft wie im Fall von Verträgen, jedoch unterliegen sie strengen Regeln in Bezug auf ihre Struktur und lassen häufig keine Formulierungsfreiheit zu. Andere unter Absatz 2 aufgelistete Textsorten bedürfen noch einer Untersuchung. Vermutlich würden sich viele Standardsätze bzw. Standardphrasen in Patentschriften oder Zeugnissen finden, jedoch scheinen auch einige von den genannten Texten wie juristische Meinungen oder Texte der Rechtslehre viel variabler zu sein, was ihre Standardisierung einschränkt. Die obige Analyse bestätigt einen relativ hohen Grad an Formalisierung in Bezug auf rechtswissenschaftliche Texte. Es wird jedoch sichtbar, dass nicht alle dargestellten Textsorten in gleichem Maße formalisiert sind. Texte, die sich der Jurasprache bedienen wie Vorschriften, Verträge, Zeugnisse oder Urkunden scheinen stärker formalisiert zu sein, d. h. sie enthalten im Vergleich zu anderen rechtswissenschaftlichen Textsorten viel häufiger unterschiedliche Standardformeln.
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Schlussfolgerungen Nach Stolze stellen die standardisierten Formeln ein spezielles Problem bei juristischen Übersetzungen dar: Sie dienen zur Vereinfachung interner Informationen, weil sie durch den Rückgriff auf bereits vorliegende Formulierungen und Präjudizen Gleichbleibendes indizieren. […] Juristische Formeln unterstützen das Wiedererkennen bestimmter gerichtlicher Verfahrensaspekte, die meist auch außersprachlich vergleichbar sind. Deswegen hat der Übersetzer hier keine Formulierungsfreiheit. Wenn zielsprachlich vergleichbare Verfahrensschritte vorliegen, dann sollen die entsprechenden Formulierungen verwendet werden, auch wenn diese grammatisch oft völlig anders aufgebaut sind. Fachsprachliche Forschungsergebnisse, wie z. B. ein systematischer Parallelvergleich von Standardformeln in einzelnen Sprachen, wären hier hilfreich. (Stolze 1999: 176)
Aus der Analyse der Beispiele geht auch hervor, dass es möglich ist, einen Korpus an Standardformeln oder Standardsätzen für das Sprachpaar Deutsch-Polnisch im Rahmen der Rechtssprache zu erschaffen. Eine Reihe an den im Umlauf zugänglichen Veröffentlichungen mit rechtswissenschaftlichen Textmustern bestätigt nun, dass sie benötigt werden. Sie nutzen auch den Übersetzern, die mithilfe Sammlungen dieser Art auf Paralleltexte kommen, deren Kenntnis es ihnen ermöglicht, mehrere Fehler bei der Übersetzung zu vermeiden. Die Voraussetzung zur Erschaffung einer Sammlung an Standardformeln ist jedoch, dass sie nicht zu breit angelegt werden darf. Bei ihrer Vorbereitung sollten mindestens zwei Bedingungen erfüllt werden: 1. Der Korpus darf sich jeweils nur auf eine bestimmte rechtswissenschaftliche Textsorte, z. B. Gesetz, Vertrag oder Zeugnis beziehen, denn sie richtet sich in ihrem Rahmen nach festgelegten Regeln auf der strukturellen, syntaktischen, semantischen und lexikalischen Ebene. 2. Es wäre sinnvoll in Bezug auf die jeweilige Textsorte weitere nach Inhalten abstrahierte Untergruppen wie Arbeitsverträge oder Schulzeugnisse getrennt zu betrachten. Zum Ausdruck spezieller Inhalte dienen häufig präzis konstruierte Formeln, die die Freiheit der Formulierung ausschließen und die Anwendung bestimmter standardisierter Phrasen erfordern. Im Laufe der Untersuchung erwies sich, dass die These von der Standardisierung nicht alle Textsorten im Rahmen der Rechtssprache anbetrifft: Stärker formalisiert sind Texte, die in der Jurasprache formuliert werden wie Verträge, Zeugnisse, Urkunden u. Ä. als jene, die die Juristensprache zum Ausdruck der Inhalte nutzen. Es könnte hier die Feststellung gewagt werden, dass v. a. die Rechtstexte formalisiert sind, die die rechtliche Lage eines Einzelnen bestimmen.
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Beata Podlaska (Uniwersytet Pedagogiczny im. KEN w Krakowie, Kraków)
Zur Übersetzungskompetenz der Kandidaten für beeidigte Dolmetscher und Übersetzer in der Online-Ausbildung
Abstract On the translation competence of candidates for Sworn Interpreters and Translators in Online Education The purpose of this article is to explore the development of translation competence in certified translator candidates preparing for the state exam by taking an online course. The first part of the article deals with the very definition of translation competence, which is a topic addressed by many translation scholars. By analyzing the translations of selected legal texts made by the candidates, an attempt is made to answer the question of what difficulties, if any, are faced by students of the profession, and to formulate conclusions regarding the necessity of training and developing translation competence. Keywords: translation competence, sworn translator, online course, legal text Schlüsselwörter: Übersetzungskompetenz, beeidigter Übersetzer, Online-Kurs, juristischer Text
Einleitung Der Zweck des vorliegenden Beitrags besteht darin, die Entwicklung der Übersetzungskompetenz von Kandidaten1 für beeidigte Übersetzer2 zu untersuchen, die sich in einem Online-Kurs auf die staatliche Prüfung vorbereiten. Im ersten Teil wird auf zwei Definitionen der Übersetzungskompetenz eingegangen. Im zweiten Teil wird versucht, durch die Analyse der von den Kandidaten begangenen Fehler in der Übersetzung ausgewählter Rechtstexte, die Frage zu beantworten, ob die Kandidaten bereits über eine ausreichende Übersetzungskompetenz verfügen, bzw. ob die Notwendigkeit besteht, diese Übersetzungskompetenz den Kandidaten für beeidigte Übersetzer zu vermitteln bzw. bei ihnen zu entwickeln. 1 Der Begriff vereidigter Übersetzer umfasst im gesamten Artikel ebenfalls das Dolmetschen. 2 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im ganzen Artikel auf die gleichzeitige Verwendung weiblicher und männlicher Sprachformen verzichtet und das generische Maskulinum verwendet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beide Geschlechter.
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Übersetzungskompetenz – Definition Bei dem Begriff Kompetenz handelt es sich laut Wielki słownik je˛zyka polskiego3 [Großes Wörterbuch der polnischen Sprache] um die Fähigkeit, bestimmte Tätigkeiten auf der Grundlage von Wissen und Erfahrung auszuführen. Nach Duden (2001: 930) wird Kompetenz als: 1. Sachverstand; Fähigkeiten; b) (Rechtssprache) Zuständigkeit; 2. (Sprachwissenschaft) Summe aller sprachlichen Fähigkeiten, die ein Muttersprachler besitzt, verstanden. Scheller-Boltz vertritt die Meinung, dass dieser Begriff keiner einheitlichen Definition unterliegt. Er stellt fest: Die Kompetenz setzt sich aus verschiedenen Fähigkeiten und Fertigkeiten zusammen, die ein situatives Handeln ermöglichen. Kompetenz ist damit vorhandenes Wissen. (Scheller-Boltz 2010: 216)
Die Frage der Übersetzungskompetenz ist ein Thema, mit dem sich Sprachwissenschaftler seit einigen Jahren befassen. Die Forschung zu den Komponenten der Übersetzungskompetenz wurde unter anderem von Kautz (2002: 19–26), Hejwowski (2006: 153–160), der PACTE-Gruppe (2007: 327–342), Göpferich (2008: 151–157) oder Małgorzewicz (2010: 141–148) durchgeführt. In der Literatur sind verschiedene Modelle der Übersetzungskompetenz zu finden. Nachstehend werden zwei davon näher erläutert. Der erste Ansatz ist das Konzept der Übersetzerkompetenz, das vom renommierten polnischen Sprachwissenschaftler Krzysztof Hejwowski stammt. Nach Hejwowski (2006: 153–160) ist es notwendig, die Übersetzungskompetenz zu definieren, um Übersetzer effektiv auszubilden. Er ist der Meinung, dass es sich dabei um eine Reihe von Veranlagungen, Fähigkeiten und ein umfangreiches Allgemeinwissen sowie eine genaue Kenntnis der mit den betreffenden Sprachen verbundenen Kulturen im Besonderen handelt. Die Übersetzungskompetenz setzt sich aus acht Elementen zusammen: – Kenntnisse der Ausgangs- und Zielsprache, – Fähigkeit, verschiedene Strukturen auf der Grundlage ihrer relativen Ähnlichkeit zuzuordnen, – Kenntnis der Kultur der Länder, in denen die Ausgangs- und die Zielsprache gesprochen werden, – Allgemeinwissen und Fachkenntnisse, – kommunikative Fähigkeiten, – Tiefgründigkeit beim „Streben nach Sinn“, – Kenntnis der Übersetzungstheorie, – Veranlagungen und Charaktereigenschaften.
3 https://wsjp.pl/haslo/do_druku/6956/kompetencja [Zugriff am 15. 11. 2022].
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Eine detaillierte Analyse dieser Fähigkeiten würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, aber einige wichtige Punkte sind es wert, genauer betrachtet zu werden. Gute Sprachkenntnisse sind nicht gleichbedeutend mit kommunikativen Fähigkeiten. Es ist möglich, ohne gute Sprachkenntnisse kommunikativ zu sein und umgekehrt. Der Übersetzer muss jedoch über gute Kenntnisse der Grammatik der Ausgangssprache verfügen, da er sonst Übersetzungsfehler begeht oder die Strukturen der Ausgangssprache gedankenlos in die Zielsprache kopiert. Das zweite Element des zu erörternden Konzepts bezieht sich in erster Linie auf die Gleichwertigkeit. Der Übersetzer lernt ständig, die unterschiedlichen Strukturen der beiden Sprachen aufeinander abzustimmen. Der Übersetzer muss sich für Geschichte, Geographie, Politik und Organisation des Lebens usw. des betreffenden Landes interessieren und seine Kenntnisse ständig erweitern sowie über ein breites Wissen über die Welt verfügen. In den meisten Bereichen wird dieses Wissen nur oberflächlich sein, denn niemand kann sich auf alle damit verbundenen Bereiche spezialisieren. Es ist Hejwowski zuzustimmen, der sagt, dass es viel einfacher ist, einen professionellen Übersetzer darauf vorzubereiten, in einem bestimmten Bereich zu übersetzen, als einen Spezialisten in einem bestimmten Bereich die Übersetzungstechniken zu lehren. Bei der Überzeugungsarbeit geht es vor allem darum, sich in den potenziellen Empfänger einzufühlen und den Übersetzungstext dementsprechend anzupassen. Bei der Tiefgründigkeit, dem „Streben nach Sinn“, ist es wichtig, den zu übersetzenden Text eingehend zu analysieren und sich zu vergewissern, dass der Text vom Übersetzer verstanden wird. Wie Hejwowski (2006: 159) zu Recht argumentiert, muss der Übersetzer kein Übersetzungstheoretiker sein, aber er muss bestimmte Übersetzungstechniken kennen und anwenden können. Die letzten Komponenten der Übersetzungskompetenz sind Veranlagung und Charaktereigenschaften. Dies ist leider ein wenig erforschtes Thema. Eines ist jedoch sicher: Es gibt kein einheitliches Persönlichkeitsprofil für einen guten Übersetzer. Die zweite Definition, auf die in diesem Artikel eingegangen wird, kommt von der PACTE-Gruppe. Die interessanten und bahnbrechenden Forschungsarbeiten begannen mit der Gründung der PACTE-Gruppe im Jahre 1997 (vgl. Szafraniec 2020: 409). 1998 wurde zum ersten Mal das holistische Modell der Übersetzungskompetenz vorgestellt, und auf Grund der im Jahre 2000 durchgeführten Vorstudie gewonnenen Daten weiterentwickelt. In diesem Modell wird davon ausgegangen, dass die Übersetzungskompetenz ein für die Übersetzung notwendiges, primär operatives, aber auch deklaratives Fachwissen definiert, das sich aus sechs Subkompetenzen zusammensetzt: – zweisprachige Kompetenz, – außersprachliche Kompetenz, – Übersetzungskonzeption, – instrumentelle Kompetenz,
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– strategische Kompetenz, – sowie die sogenannte psychophysiologische Komponente. Die einzelnen Subkompetenzen werden im Folgenden kurz erläutert. Die zweisprachige Kompetenz besteht in erster Linie aus dem für die zweisprachige Kommunikation erforderlichen operativen Wissen (pragmatisches, soziolinguistisches, textlinguistisches und lexikalisch-grammatikalisches Wissen). Die außersprachliche Kompetenz besteht in erster Linie aus deklarativem Wissen über die Welt im Allgemeinen und über spezifische Themen, sie ist bikulturell und enzyklopädisch. Die Kompetenz Übersetzungskonzeption umfasst grundlegende deklarative Kenntnisse der Übersetzungsregeln (einschließlich der Übersetzungseinheit, der verwendeten Prozesse, Methoden und Verfahren) und fachliche Aspekte (einschließlich der Auftragsarten, Ziellesertypen). Die instrumentelle Kompetenz ist ein operatives Wissen, das aus der Kenntnis der verfügbaren Übersetzungswerkzeuge besteht. Die strategische Kompetenz besteht aus operativem Wissen, das die Übersetzungseffizienz sichern soll. Die Forscher der PACTE-Gruppe halten diese Subkompetenz für die wichtigste, weil sie den Übersetzungsprozess steuert. Sie ist für die Planung des Übersetzungsprozesses, die Gestaltung des Übersetzungsprojekts (Auswahl der geeigneten Methode), die Auswertung des Übersetzungsprozesses, die Aktivierung einzelner Teilkompetenzen und den Ausgleich von Defiziten sowie die Identifizierung von Übersetzungsproblemen und die Anwendung geeigneter Problemlösungsverfahren verantwortlich. Zu den psychophysiologischen Komponenten, die den Übersetzungsprozess beeinträchtigen, gehören kognitive Komponenten wie Gedächtnis, Wahrnehmung und Aufmerksamkeit sowie Persönlichkeitsmerkmale wie Wissensdurst, Genauigkeit, Kontaktfreudigkeit, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, Realitätssinn bei der Einschätzung der eigenen Fähigkeiten, Motivation usw. (vgl. PACTE 2007: 330–332). Die fünf genannten Subkompetenzen bilden zusammen die Übersetzungskompetenz und sind integraler Bestandteil eines jeden Übersetzungsprozesses. Das Zusammenspiel der einzelnen Subkompetenzen hängt von der Übersetzungsrichtung (in die Muttersprache oder eine Fremdsprache), dem Sprachpaar, dem Fachgebiet (Recht, Literatur, Technik usw.), dem Erfahrungsstand des Übersetzers und dem Übersetzungskontext (Auftrag, Zeit usw.) ab. Die Definition der PACTE-Gruppe scheint die umfassendste und vollständigste zu sein. Der größte Wert liegt darin, dass die verschiedenen Arten von Subkompetenzen unterschieden und detailliert beschrieben wurden.
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Übersetzungskompetenz des Kandidaten für den beeidigten Übersetzer – Analyse ausgewählter Fehler Im empirischen Teil des Beitrags wird das Ziel verfolgt, die Übersetzungskompetenz der Kandidaten für beeidigte Übersetzer zu untersuchen, die sich in einem Online-Kurs auf die staatliche Prüfung vorbereiten. Aus Platzgründen wird lediglich auf den schriftlichen Teil der Prüfung eingegangen. Die Prüfungsanforderungen werden hier nicht näher erläutert. Die staatliche Prüfung zum beeidigten Übersetzer in Polen wurde bereits ausführlich in der Literatur darstellt (siehe z. B. Gos´cin´ski / Kubacki 2021; Kubacki 2010, Podlaska 2022). Es ist jedoch darauf hinzuweisen, dass bei der staatlichen Prüfung von Kandidaten vier Texte übersetzt werden müssen, wobei es sich bei zwei Texten um juristische Texte handelt. Anhand der Fehler, die in juristischen Texten begangen werden, wird versucht zu zeigen, mit welchen Problemen die Kandidaten bei den Übersetzungen konfrontiert werden, und wie weit sie mit der Übersetzungskompetenz vertraut sind, bzw. ob diese in der frühen Phase der Vorbereitung auf die staatliche Prüfung überhaupt vorhanden ist. Zu Beginn der Überlegungen wird kurz auf das Problem der Übersetzung von juristischen Texten eingegangen. Wie Kubacki zu Recht feststellt, gehören juristische Texte zu den schwierigeren Textsorten, mit denen sich ein Übersetzer auseinandersetzen muss. Diese Schwierigkeiten hängen sowohl mit den inhaltlichen als auch den sprachlichen Ebenen dieser Texte zusammen. Zu den grundsätzlichen Schwierigkeiten bei der Übersetzung von Rechtstexten gehören unter anderem: Probleme bei der Übersetzung von Fachbegriffen und der spezifischen Phraseologie der Rechtssprache, Schwierigkeiten bei der Entschlüsselung und korrekten Übersetzung von Abkürzungen und Akronymen oder auch die Berücksichtigung pragmatischer Unterschiede, die sich aus der Struktur juristischer Dokumente ergeben, und deren Einfluss auf die Korrektheit der Übersetzung (vgl. Kubacki 2020: 132). Nach Meinung von Biel (2021: 2) gelten juristische Übersetzungen in der Branche als hoch spezialisiert und anspruchsvoll. Sie werden im Premium-Segment angesiedelt, weil sie hohe Anforderungen an die Qualifikationen und Kompetenzen des Übersetzers stellen. Darüber hinaus zeichnen sich Rechtstexte sowohl durch eine hohe Sättigung mit Fachterminologie und Phraseologie als auch lange Sätze aus, die eine komplexe innere Struktur in Form von Satzverbindungen und Satzgefügen aufweisen. Juristische Texte stellen auch für die Kandidaten zum beeidigten Übersetzer, die sich in einem Online-Kurs auf die staatliche Prüfung vorbereiten, eine wahre Herausforderung dar. Im Kurs wird hauptsächlich dieser Textsorte Aufmerksamkeit geschenkt, da erstens in der staatlichen Prüfung juristische Texte vorkommen, und zweitens, weil die Übersetzung dieser Art von Texten den Kandidaten die größten Schwierigkeiten bereitet. Bei einem Online-
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Kurs gelten eigentlich keine Mindestanforderungen, d. h. jeder kann sich anmelden. Da der Kurs Kenntnisse sowohl in der Muttersprache als auch in der Fremdsprache voraussetzt, wird von den Kursleitenden nicht geprüft, ob die Kursteilnehmer die Sprache, insbesondere die Fremdsprache, tatsächlich beherrschen. Die Kursleitenden wollen aber das Sprachniveau der Kursteilnehmer durch die Anfertigung einer Probeübersetzung überprüfen, um den Schwierigkeitsgrad der im Kurs zu übersetzenden Texte entsprechend anzupassen. Die Praxis hat aber gezeigt, dass keine reale Prüfungsmöglichkeit besteht, da die Übersetzungen sehr oft maschinell anfertigt werden (Google Translator, Deepl etc.). Es könnte daran liegen, dass die Kandidaten der Meinung sind, nicht angenommen zu werden, falls die Übersetzung fehlerhaft ist. Durch die Anfertigung der Übersetzung mithilfe eines solchen Übersetzungsprogramms erhoffen sie sich die bestmögliche Übersetzung. Diese maschinellen Übersetzungsprogramme stellen aber eine gefährliche Falle für die Kandidaten dar, weil sie selten in der Lage sind, Fehler in der maschinellen Übersetzung zu erkennen. Den Kursleitenden geht es vor allem darum, durch diese Probeübersetzung herauszufinden, über welche Fähigkeiten die Kandidaten verfügen bzw. nicht verfügen, um dann im Kurs mit den Kandidaten entsprechend zu arbeiten. Zur Analyse wurden juristische Texte4 ausgesucht, und zwar: – deutscher Scheidungsbeschluss (Zivilrecht), – polnisches Scheidungsurteil des Amtsgerichts Gliwice (Zivilrecht), – ein Gesellschaftsvertrag einer GmbH (Gesellschaftsrecht), – Antrag auf Erteilung des Erbscheins, Testament (Erbrecht). Es wurden rund 30 Übersetzungen analysiert. Die Kandidaten hatten die Aufgabe, ausgewählte Ausschnitte der Texte zu übersetzen. Vor Beginn des Übersetzungsprozesses hatten sie allerdings die Möglichkeit, sich mit der jeweiligen Textsorte vertraut zu machen, da ihnen die gesamten Texte zur Einsicht zur Verfügung gestellt wurden. Bei der Übersetzung durften sie sowohl OnlineQuellen als auch Wörterbücher, Lexika und andere Hilfsmittel verwenden. Nachstehend werden die Ergebnisse der Analyse je nach Text in den Tabellen 1–3 zusammengefasst:
4 Die Texte stammen aus der Textdatenbank des Online-Kurses.
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Tab. 1: Deutscher Scheidungsbeschluss des Amtsgerichts Weißwasser Ausgangstext DE Fehlerhafte Übersetzung Dieser Beschluss ist rechts- Ta decyzja jest prawokräftig. mocna. Der Versorgungsausgleich Dostosowanie uprawnien´ findet nicht statt. rentowych nie zajmuje miejsca.
Übersetzungsvorschlag Postanowienie jest prawomocne.
durch die Richterin am Amtsgericht
Przez se˛dzine˛ sa˛du okre˛gowego
Nie dojdzie do wyrównania ekspektatyw z tytułu ubezpieczenia emerytalnorentowego. W osobie se˛dzi Sa˛du Rejonowego
Im Namen des Volkes
W imieniu ludu
W imieniu narodu
Quelle: eigene Darstellung Tab. 2: Polnisches Scheidungsurteil des Bezirksgerichts Gliwice Ausgangstext PL Pełnomocnik powoda Pełnomocnik powoda / pełnomocnik pozwanej
Koszty poste˛powania znosi sie˛ wzajemnie.
Fehlerhafte Übersetzung Der Bevollmächtigte des Angeklagten Der Bevollmächtigte des Antragstellers / der Bevollmächtigte der Beklagten
Die Kosten des Verfahrens werden gegenseitig erhoben.
Übersetzungsvorschlag Der Bevollmächtigte des Klägers Der Bevollmächtigte des Antragstellers / der Bevollmächtigte der Antragsgegnerin oder Der Bevollmächtigte des Klägers / der Bevollmächtigte der Beklagten Die Kosten des Verfahrens werden gegeneinander aufgehoben.
Quelle: eigene Darstellung Tab. 3: Antrag auf Erteilung eines Erbscheins / notarielles Testament Ausgangstext PL Wniosek o stwierdzenie nabycia spadku Wypisy moz˙na wydawac´ w dowolnej ilos´ci Stawaja˛cym.
Fehlerhafte Übersetzung Antrag auf Erteilung einer Erbschaft Die Auszüge dürfen in beliebiger Zahl an die Erschienenen ausgestellt werden.
W takiej sytuacji stwierdze- In dieser Situation erfolgt nie nabycia spadku moz˙e der Erbschein ausschließnasta˛pic´ jedynie na drodze lich auf dem Rechtweg. sa˛dowej. Quelle: eigene Darstellung
Übersetzungsvorschlag Antrag auf Erteilung eines Erbscheins Die Abschriften dürfen in beliebiger Anzahl an die Erschienenen ausgehändigt werden. In diesem Fall kann die Feststellung des Nachlasserwerbs nur im gerichtlichem Verfahren erfolgen.
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Tab. 4: Notarieller Gesellschaftsvertrag einer GmbH Ausgangstext PL Przed notariuszem Maria˛ Wagner…
Fehlerhafte Übersetzung Übersetzungsvorschlag Vor dem Notar Maria Wag- vor der Notarin Maria ner… Wagner…
Es wurde eine Gebühr i. H. v. Tytułem wynagrodzenia als Notargehalt erhoben. notarialnego pobrano opłate˛ w wysokos´ci X. Zarza˛d reprezentuje spółke˛. Die Gesellschaft wird vom Vorstand vertreten.
Es wurde eine Notargebühr in Höhe von X erhoben.
Zamieszkały w Berlinie, Se- Wohnhaft in Berlin, Sesamstr. 5, Niemcy. samstr. 5, Deutsche Demokratische Republik.
Wohnhaft in Berlin, Sesamstr. 5, Bundesrepublik Deutschland.
Die Gesellschaft wird von der Geschäftsführung vertreten.
Quelle: eigene Darstellung
Der angeführte Fehlerkatalog zeugt definitiv von einer mangelnden Übersetzungskompetenz der Kandidaten. Bei der Übersetzung von Scheidungsbeschlüssen bzw. Urteilen (Tabelle 1 und 2) ist es vor allem die Terminologie, die die größten Probleme bereitet. Es kann daran liegen, dass die Kandidaten über unzureichende Rechtskenntnisse verfügen und sich der Inkompatibilität der Rechtssysteme nicht bewusst sind. Im deutschen Rechtssystem wird die Scheidung in einem nichtstreitigen Verfahren ausgesprochen im Gegensatz zum polnischen Rechtsystem, in dem diese nur im streitigen Verfahren möglich ist. Dementsprechend wird in Deutschland ein Beschluss erlassen und in Polen ein Urteil verkündet. Es gilt auch zu bemerken, dass der Scheidungsbeschluss nach deutschem Recht vom Amtsgericht erlassen wird; im polnischen Recht dagegen wird das Scheidungsurteil vom Bezirksgericht verkündet. Der Begriff Versorgungsausgleich hat den Kandidaten auch gewisse Probleme bereitet. Er ist im polnischen Rechtssystem nicht präsent. Der Übersetzer muss dann in der Lage sein, entweder ein funktionales Äquivalent, eine Beschreibung bzw. im Zweifelsfall eine wortwörtliche Übersetzung verwenden zu können. Die Eingangsformel Im Namen des Volkes erwies sich ebenso als problematisch. Im deutschen Rechtssystem versinnbildlicht diese Formel, dass die Rechtsprechung – wie alle Staatsgewalt in der Bundesrepublik Deutschland – vom Volke ausgeht. Im Namen des Volkes ergehen nach deutschem Prozessrecht Urteile und Beschlüsse des Bundesverfassungsgerichts sowie die Urteile (grundsätzlich nicht aber die Beschlüsse) aller ordentlichen Gerichte und Fachgerichte. Seit Inkrafttreten des Gesetzes über das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit (2009) ist es umstritten, ob in Familiensachen auch die Beschlüsse im Namen des Volkes zu ergehen haben. In der Praxis werden diese urteilsersetzenden Beschlüsse (z. B. Scheidungsbeschluss statt früher Scheidungsurteil) meistens nicht mit der Eingangsformel versehen. Der Schei-
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dungsbeschluss, der aus der Textdatenbank des Online-Kurses stammt, ist wohl ein Beispiel dafür, dass diese Eingangsformel weiterhin auch bei Beschlüssen in Familiensachen verwendet wird. Ein weiterer wichtiger Aspekt, auf den ebenfalls hinzuweisen ist, ist die Vermischung der Übersetzungsstrategien. Auf die Definition der beiden Strategien wird hier zwar nicht näher eingegangen, aber das Problem soll kurz geschildert werden. Vor der Übersetzung muss sich der Übersetzer für die Wahl der Übersetzungsstrategie entscheiden und diese dann durchgehend verfolgen, d. h. wenn er die Verfremdung auswählt, muss er in der Übersetzung die für die Ausgangskultur charakteristischen Merkmale beibehalten. Bei der Einbürgerung muss der Übersetzer dagegen die der Zielkultur fremden Merkmale so weit wie möglich ausschließen (vgl. Bogucki u. a. 2019: 123). Der grundlegende Fehler, der von den Kandidaten begangen wird, besteht darin, beide Strategien innerhalb einer Übersetzung zu vermischen, was zur Folge hat, dass der Text vom Empfänger nicht verstanden wird. Ein gutes Beispiel dafür liefert die Tabelle 2: pełnomocnik powoda / pełnomocnik pozwanej wird von den Kandidaten folgendermaßen übersetzt: Der Bevollmächtigte des Antragstellers/ der Bevollmächtigte der Beklagten. Die korrekte Übersetzung sollte lauten: Der Bevollmächtigte des Antragsstellers / der Bevollmächtigte der Antragsgegnerin (Einbürgerung); Der Bevollmächtigte des Klägers / Der Bevollmächtigte der Klägerin (Verfremdung). Mit einem Sprachfehler haben wir es beim Äquivalent Richterin zu tun, das von fast allen Kandidaten als se˛dzina übersetzt wurde. Dies ist auf die mangelnde Kenntnis der eigenen Muttersprache zurückzuführen. Nach Meinung des polnischen Sprachwissenschaftlers Markowski5 ist se˛dzina im Hochpolnischen die Frau eines Richters, während eine Frau, die den Beruf eines Richters ausübt, se˛dzia genannt werden sollte. Umgangssprachlich wird eine Richterin auch als se˛dzina bezeichnet. Dies sollte jedoch nicht in gepflegtem oder offiziellem Polnisch geschehen. Die Tabelle 3 enthält frequente Fehler, die von den angehenden Übersetzern bei der Übersetzung von Dokumenten aus dem Bereich Erbrecht begangen werden: Als Beispiel kann hier der Auszug [wypis] dienen, der ständig mit der Abschrift verwechselt wird. Der Auszug ist ein Dokument, das die wichtigsten Informationen aus dem Original enthält. In dem von den Kandidaten übersetzten Text ging es definitiv um eine Abschrift, d. h. eine Kopie der notariellen Urkunde, also eine wortgetreue Wiedergabe des Originals, ohne jegliche Korrekturen. Die Beispiele in der Tabelle 4 zeugen unter anderem davon, dass die Kandidaten die terminologischen Unterschiede zwischen den einzelnen Gesellschaftsformen nicht erkennen. Im Falle der Gesellschaft mit beschränkter Haftung heißt das richtige Äquivalent für zarza˛d – die Geschäftsführung und nicht Vorstand. Das hängt unmittelbar mit dem Gesellschaftsrecht zusammen. Das Führungsorgan wird bei einer Gesellschaft mit beschränkter 5 https://rjp.pan.pl/porady-jezykowe-main/1010-sdzia-sdzina [Zugriff am 15. 11. 2022].
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Haftung Geschäftsführung und bei einer Aktiengesellschaft Vorstand genannt. Die Tabelle 4 enthält außerdem einen erstaunlichen Fehler. Der Name des Landes Niemcy wird als Deutsche Demokratische Republik übersetzt. Solch eine Übersetzung zeugt von der völligen Unkenntnis der historischen Ereignisse. Die Deutsche Demokratische Republik bestand bis zur Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990.
Schlussfolgerungen Die durchgeführte Analyse zeugt von einer mangelnden Übersetzungskompetenz der Kandidaten. Die angehenden Übersetzer verfügen über unzureichende Kenntnisse der Fremd- und Muttersprache, über mangelndes Allgemein- und Fachwissen, was besonders im Bereich des Rechts deutlich wird, sowie über Unkenntnis der Übersetzungsregeln und geeigneter Übersetzungsstrategien. Es besteht kein Zweifel, dass die Übersetzungskompetenz mit all ihrer Subkompetenzen bei den Kandidaten aktiv entwickelt werden sollte. Andererseits lässt sich feststellen, dass im Prozess der Übersetzung viele Aspekte berücksichtigt werden müssen, die diese Kompetenz ausmachen. Die Entwicklung der Übersetzungskompetenz bei Kandidaten, die sich auf die staatliche Prüfung vorbereiten und sich auf unterschiedlichem Sprachniveau befinden, stellt eine große Herausforderung für die Lehrkräfte von Online-Kursen dar. Der derzeitige Aufbau des Online-Kurses erlaubt es leider nicht, die Übersetzungskompetenz samt aller Subkompetenzen entsprechend zu entfalten. Daher sollte dringend die Struktur des Kurses überdacht werden, damit die Übersetzungskompetenz bei den Kandidaten ausführlich entwickelt werden kann. Zunächst sollten die Voraussetzungen für die Kursanmeldung erheblich geändert werden, und zwar noch vor Beginn des Kurses. Derzeit werden Personen zum Kurs zugelassen, die, wie bereits erwähnt, sich auf unterschiedlichem Sprachniveau befinden. Es gibt Kandidaten mit einer sehr gut ausgeprägten Übersetzungskompetenz und solche, die diese noch ausbauen müssen. Es wäre ratsam, die Kandidaten in mindestens zwei Gruppen aufzuteilen und Vorträge vorzubereiten, die ihren Kenntnissen entsprechen, z. B. in Form von Audio- und/oder Videoaufzeichnungen, um theoretisches Wissen zu präsentieren (vor allem in der weniger fortgeschrittenen Gruppe), um die Kandidaten mit dem Konzept der Übersetzungskompetenz und ihren Teilkompetenzen vertraut zu machen und ihnen bewusst zu machen, dass es sich beim Übersetzen nicht nur um die Kenntnisse der Ausgangs- und Zielsprache handelt (auch nicht bei perfekten Kenntnissen) und dass der Übersetzer seine Übersetzungskompetenz trainieren muss, um sie in seinen Übersetzungen anwenden zu können. Im Anschluss an die Vorlesungen ist zwingend ein Test durchzuführen, um das erworbene Wissen zu überprüfen.
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In der derzeitigen Kursstruktur übersetzen die Kandidaten den Text selbst, der dann von der Lehrkraft korrigiert wird. In der Praxis ist es mehr oder weniger so, dass die von den Kandidaten begangenen Fehler in späteren Übersetzungen wiederholt werden, da die Kandidaten nicht in der Lage sind, die Entstehung dieser Fehler zu verstehen. Für Lernende könnten regelmäßige Live-Workshops, die der Selbstübersetzung eines Textes vorausgehen, wertvoll sein. Dabei wird ein Beispieltext von der Gruppe unter Beteiligung der Lehrkraft übersetzt, der die Aufgabe hat, die Kandidaten auf bestimmte Subkompetenzen hinzuweisen. Andernfalls werden sich die Fehler der Kandidaten wiederholen, da ihnen das notwendige theoretische Wissen sowohl über die genannten Kompetenzen als auch über den Übersetzungsprozess selbst fehlt. Das Ziel solcher Workshops sollte es sein, bei den Kandidaten vor allem gute Übersetzungspraktiken, wirksame Übersetzungsstrategien und die Fähigkeit zu entwickeln, die erforderlichen Informationen aus den verfügbaren Quellen zu beschaffen und ihr Wissen zu erweitern. Bei derzeitiger Kursstruktur sind die Teilnehmer weitgehend auf sich allein gestellt und können Übersetzungsprobleme oft nicht selbst lösen, da der Kontakt mit der Lehrkraft stark eingeschränkt ist. Es wäre ratsam, regelmäßige Sprechstunden mit der Lehrkraft einzuführen (z. B. ein- oder zweimal pro Woche), damit jeder Kandidat die Möglichkeit hat, Fragen zu stellen und seine Zweifel auszuräumen. Der Online-Kurs ist natürlich zeitlich begrenzt und dauert lediglich zwölf Monate, wovon nur sechs Monate der schriftlichen Übersetzung gewidmet sind. Daher ist es die Aufgabe der Lehrkraft, auf den Weg, die Art und Weise sowie die Werkzeuge hinzuweisen, mit denen die Kandidaten ihre Übersetzungskompetenz entwickeln und gestalten können.
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Internetquellen https://wsjp.pl/haslo/do_druku/6956/kompetencja [Zugriff am 15. 11. 2022]. https://rjp.pan.pl/porady-jezykowe-main/1010-sdzia-sdzina [Zugriff am 15. 11. 2022].
Justyna Sekuła (Uniwersytet Pedagogiczny im. KEN w Krakowie, Kraków)
Stellenangebote für deutschsprachige Kundenbetreuer aus translatorischer Sicht
Abstract German and Polish job offers for German Speaking Account Managers as a translation subject The paper aims to point out the differences between the German and Polish job offers for German Speaking Account Managers. Furthermore, these differences will be considered as translation problems. The author focuses on specialized vocabularies and sentences, which are representative for German and Polish job offers, and tries to find appropriate translation solutions based on comparison of corresponding texts in both source languages mentioned above. Keywords: job offers, German Speaking Account Managers, translation problems, specialized vocabularies and sentences Schlüsselwörter: Stellenangebote, deutschsprachige Kundenbetreuer, Übersetzungsprobleme, Fachwortschatz und Fachwendungen
Einleitung Polen und Deutschland sind seit Jahren wegen ihrer engen wirtschaftlichen Zusammenarbeit miteinander verbunden. Insbesondere nach den Corona-Zeiten kann bemerkt werden, dass der Mitarbeiterverkehr zwischen den beiden Ländern immer größer wird. Während der Corona-Pandemie waren Arbeitgeber dazu verpflichtet, die Arbeit ihrer Firmen ganz anders zu gestalten, weil die stationäre Arbeit ihrer Mitarbeiter (wegen steigender Infektionszahlen und aus Gesundheitsgründen) nicht mehr möglich war. Die meisten Arbeitnehmer haben folglich im Homeoffice gearbeitet. Nach der Pandemie ist dieser Trend bei vielen Firmen bestehen geblieben, weil die Mitarbeiter sehr viele Vorteile des Homeoffice bemerkt haben. Die Firmen mussten sich von der stationären Arbeit auf das Homeoffice oder auf die Arbeit im Hybridmodus umstellen, um ihre Mitarbeiter zu halten. Dieser Mentalitätswechsel bei den Arbeitnehmern und die Änderung der Arbeitsweise haben dazu beigetragen, dass man von Zuhause aus für verschiedene Firmen auf der ganzen Welt arbeiten kann. Das Interesse an der
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Arbeit im Homeoffice ist stark gestiegen. Darüber hinaus hat der Krieg in der Ukraine, mit dem die immer steigende Inflation verbunden ist, viele Menschen zum Arbeitswechsel gezwungen, weil Lebenskosten und Kreditkosten rasch gewachsen sind. In Bezug auf beide wirtschaftlich-gesellschaftlichen Veränderungen, die einen großen Einfluss auf den heutigen Arbeitsmarkt haben, ist das Thema des Übersetzens von Stellenangeboten im Sprachpaar Deutsch-Polnisch sehr aktuell. Die Arbeitgeber suchen jetzt nicht nur solche Mitarbeiter, die imstande wären, ins Ausland umzuziehen, sondern auch solche, die am Wohnort, im Homeoffice für sie arbeiten könnten. Ferner ist das Übersetzen von Stellenangeboten ins Polnische von Bedeutung, weil viele Firmen die Mitarbeiter auf unterschiedlichem Sprachniveau suchen, die anschließend während der Einarbeitungszeit sprachlich geschult werden. Es ist dann nur wichtig, ein passendes Stellenangebot zu finden und sich bei einer Firma zu melden. Um jedoch als Arbeitgeber auf dem Arbeitsmarkt als kompetent und vertrauenswürdig angesehen zu werden, müssen die Stellenangebote entsprechend sprachlichen Konventionen für solche Texte in der Zielsprache formuliert werden. Dasselbe betrifft Arbeitsagenturen, die Mitarbeiter für den deutschen Markt suchen und auf ihren Internetseiten Stellenangebote veröffentlichen. Im Fokus dieses Beitrags stehen deswegen die sprachlichen Unterschiede (im Hinblick auf den Fachwortschatz und die Fachwendungen), die zwischen deutschen und polnischen Stellenangeboten auftreten und gewisse Herausforderungen und Übersetzungsprobleme beim Übersetzen der Stellenangebote aus dem Deutschen ins Polnische bereiten können. Um diese Unterschiede aufzuzeigen, wurden von der Autorin dieses Artikels insgesamt 30 (15 deutsche und 15 polnische) Stellenangebote für deutschsprachige Kundenbetreuer (IT-Branche) analysiert, die auf ausgewählten Online-Jobbörsen1 gefunden wurden.
1 https://www.stepstone.de/jobs/it-kundenbetreuer-in?q=IT-Kundenbetreuer%2Fin [Zugriff am 1. 12. 2022]. https://de.indeed.com/IT-Kundenbetreuer-Jobs?vjk=3d199cdecb66fe77 [Zugriff am 1. 12. 2022]. https://www.xn-jobbrse-stellenangebote-blc.de/jobs-it-kundenbetreuer/ [Zugriff am 1. 12. 2022]. https://www.jobworld.de/it-kundenbetreuer-jobs [Zugriff am 1. 12. 2022]. https://www.kimeta.de/stellenangebote-it-kundenbetreuer [Zugriff am 1. 12. 2022]. https://www.praca.pl/doradca-klienta-biznesowego-w-branzy-it_2565322.html [Zugriff am 1. 12. 2022]. https://www.pracuj.pl/praca/doradca%20klienta%20it;kw [Zugriff am 1. 12. 2022]. https://www.infopraca.pl/praca?q=j%C4%99zyk+niemiecki+zdalna [Zugriff am 1. 12. 2022]. https://pl.jooble.org/praca-doradca-klienta-it [Zugriff am 1. 12. 2022].
Stellenangebote für deutschsprachige Kundenbetreuer aus translatorischer Sicht
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Unterschiede zwischen zwei Stellenbezeichnungen Kundenberater und Kundenbetreuer Im Polnischen und im Deutschen gibt es zwei ähnliche Stellenbezeichnungen, die aber nicht gleichzusetzen sind, nämlich opiekun klienta / doradca klienta und Kundenbetreuer / Kundenberater2. Laut Informationen zu diesen Stellen und den Aufgabenbereichen von Kundenbetreuern und Kundenberatern, die auf thematischen Internetseiten gefunden werden können, kann man folgende Unterschiede zwischen beiden Stellen feststellen: Die Kundenberater befassen sich v. a. mit kurzfristigen Kundenanfragen zum Unternehmen, zu einem Produkt oder einer Dienstleistung. Die Kundenbetreuer kümmern sich u. a. um die Kundenbindung, sie antworten auf hochspezifische Fragen von Bestands- und Firmenkunden, die an ein Unternehmen herantreten. Unter Aufgaben der Kundenbetreuer können die folgenden genannt werden: Annahme und Bearbeitung der Reklamationen, Beschwerdemanagement, Beratung bei Kundenanfragen, Einholen von Kundenfeedback, Pflege von Kundenstammdaten, Koordination der Service- und Wartungsleistungen, Kundenbeziehungsmanagement, Überwachung und Verbesserung der Kundenbetreuung, Leistungsabrechnung und Bilanzerstellung usw. (vgl. salesjob online, onpulson online).3 Aus den oben präsentierten Informationen geht hervor, dass die Kundenbetreuer eher kompetente, hochqualifizierte und erfahrene Mitarbeiter als Kundenberater sind. Beim Übersetzen der deutschen Stellenbezeichnung ins Polnische ist es deshalb wichtig, die entsprechende Berufsbezeichnung im Polnischen zu verwenden, d. h. opiekun klienta, weil hier eine Person mit hochspezifischem Wissen und ebensolchen Kenntnissen gemeint ist, die mit einem bestimmten Firmenkunden langfristig zusammenarbeitet. Doradca klienta kann hier nicht als Synonym verwendet werden, weil mit dieser Berufsbezeichnung eine Person gemeint ist, die nur kurzfristige Fragen beantwortet und nicht so hochqualifiziert wie ein Kundenbetreuer ist.
2 Siehe Kundenberater und Kundenbetreuer im Großwörterbuch Deutsch-Polnisch (Fra˛czek / Wiktorowicz 2010: 142, 156). 3 https://www.salesjob.de/blog/salestipps/kundenbetreuer-aufgaben-gehalt/#Definition [Zugriff am 1. 12. 2022]. https://www.onpulson.de/lexikon/kundenbetreuer/ [Zugriff am 1. 12. 2022].
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Geschlechtsgerechte und geschlechtsspezifische Berufsbezeichnungen Cieszkowski (2015: 36) hat eine Untersuchung durchgeführt und insgesamt 200 (100 deutsche und 100 polnische) Stellenausschreibungen unter Berücksichtigung geschlechtsorientierter Formulierungen analysiert. Aus seinem polnischen Teilkorpus geht hervor, dass 68 % der Stellenausschreibungen geschlechtsspezifisch sind (in denen man sich formal gesehen nur an Männer wendet). Im deutschen Teilkorpus überwiegen geschlechtsgerechte Stellenausschreibungen (71 %), die gleichzeitig Frauen und Männer ansprechen (vgl. Cieszkowski 2005: 39). Im Deutschen ist diese Gleichbehandlung bei der Formulierung der Berufsbezeichnung auf das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz4 vom 14. August 2006 zurückzuführen. Seit dem Inkrafttreten dieses Gesetzes muss jede Stellenausschreibung geschlechtergerecht formuliert werden, d. h. dass sie so zu formulieren ist, dass sie beide Geschlechter in gleichem Maße anspricht und keine der beiden bevorzugt (vgl. Cieszkowski 2005: 29). Im Polnischen gibt es noch keine rechtlichen Entscheidungen, die diese Fragen regeln würden. Im Deutschen wird die Stellenbezeichnung Kundenbetreuer (IT-Branche) in Stellenangeboten folgendermaßen geschlechtsgerecht formuliert: a) IT-KUNDENBETREUER(IN) – die maskuline Berufsbezeichnung und die feminine Berufsbezeichnung mit der Endung -in in runden Klammern oder b) IT-KUNDENBETREUER (m/w/d) – die maskuline Berufsbezeichnung plus Geschlechtsangaben in runden Klammern, in Form von geschlechtsorientierten Abkürzungen – männlich, weiblich, divers, getrennt durch einen Schrägstrich. Wie Rytel-Schwarz (2022: 217–218) angibt, werden auf ähnliche Weise die Stellenausschreibungen an der Universität Leipzig formuliert: An der Universität Leipzig wird in Ausschreibungen das Muster maskuline Form plus Geschlechtsangabe (m/w/d)5 bevorzugt, zum Beispiel: Rektor (m/w/d), Wissenschaftlicher Mitarbeiter (m/w/d), Leiter (m/w/d) des Sachgebietes Betriebstechnik, Mitarbeiter Studienbüro und Sekretariat (m/w/d), Fachinformatiker (m/w/d). Ausschreibungen von Professuren erfolgen ohne Geschlechtsangabe6: Juniorprofessur für Klima-Attribution […]. Rytel-Schwarz (2022: 217–218)
Im Polnischen wird die Stellenbezeichnung Kundenbetreuer (IT-Branche) in Stellenangeboten geschlechtsspezifisch formuliert, indem man sich in diesen 4 https://www.gesetze-im-internet.de/agg/BJNR189710006.html#BJNR189710006BJNG0001000 00 [Zugriff am 1. 12. 2022]. 5 „m/w/d“ steht für männlich/weiblich/divers. 6 Die Bezeichnung Professur ist geschlechtsunspezifisch.
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Texten – sprachlich gesehen – überwiegend an Männer und nicht an Frauen wendet. Es gibt gleichzeitig die maskuline und die feminine Berufsbezeichnung, die mithilfe des polnischen Nomens – opiekun (das für beide Geschlechter steht) 7 formuliert wird. Im Polnischen heißt die Stellenbezeichnung: – opiekun klienta niemieckoje˛zycznego w branz˙y IT, – opiekun klienta z je˛zykiem niemieckim – branz˙a IT, – opiekun ds. obsługi klienta z je˛zykiem niemieckim (obszar IT). Die feminine Form des Nomens opiekun ist im Polnischen opiekunka. Das Feminativum8 kann hier nicht verwendet werden, weil es statusniedrigere Konnotationen als die maskuline Berufsbezeichnung opiekun hervorruft (dazu siehe auch Kamas 2007: 36–37). Es wird v. a. mit Kinderbetreuerin oder Altenbetreuerin assoziiert. Wie Cieszkowski in der Zusammenfassung seines Artikels betont, bedeutet die Tatsache, dass es im Polnischen deutlich mehr geschlechtsspezifische Stellenausschreibungen gibt, aber nicht, „dass es im Polnischen keine geschlechtsgerechten StAen gibt, sondern dass feminine Berufsbezeichnungen sich in dieser Sphäre der Kommunikation (Online-Arbeitssuche) noch nicht durchgesetzt haben […]“ (Cieszkowski 2015: 39). Wie der Wissenschaftler weiterhin feststellt: In die Debatte über die Verwendung neuer femininer Formen hat sich zwar in letzter Zeit auch der polnische Sprachrat eingeschaltet, aber seine Interessen betreffen formalsemantische Unsicherheiten bzw. kulturgeprägte Hindernisse, mit denen man beim Gebrauch neuer femininer Derivate konfrontiert wird (maskuline Berufsbezeichnungen werden z. B. als prestigereicher und statushöher, feminine Bildungen dagegen als herabwürdigend, kampffeministisch und künstlich angesehen); weder sprachpolitische Entscheidungen werden getroffen noch praktische Hinweise für die Allgemeinnutzung femininer Formen im offiziellen Sprachgebrauch unterbreitet […]. (Cieszkowski 2015: 29)
Um die deutschen Stellenausschreibungen geschlechtsgerecht zu formulieren, werden bei ihnen die geschlechtsorientierten Abkürzungen angegeben, nämlich: männlich, weiblich, divers. In polnischen Stellenangeboten tritt die letzte Abkürzung divers sehr selten auf. Wie im Falle der geschlechtsspezifischen Stellenausschreibungen im Polnischen bedeutet diese Tatsache auch nicht, dass sich die polnischen Stellenangebote nur an Frauen oder Männer (im Sinne des biologischen Geschlechts) richten (dazu siehe auch Miemietz 1993). Wenn man die genannten Unterschiede zwischen der Formulierung der Stellenbezeichnung im Deutschen und im Polnischen berücksichtigt, so ist diese 7 Im Polnischen ist das rzeczownik dwurodzajowy. Siehe auch Malinowski (2018). 8 Zur Bildung femininer Berufsbezeichnungen siehe auch: Łazin´ski / Czachur (2020: 89–90), Ba˛k (2010: 365–366), Dargiewicz (2021: 193–194).
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als Übersetzungsproblem zu sehen. Im Deutschen ist die sprachliche Gleichbehandlung bei der Formulierung der Stellenangebote rechtlich geregelt, im Polnischen gibt es keine Vorschriften oder Richtlinien, die diese Sphäre der Kommunikation regeln würden. Wie Ba˛k betont: in der heutigen, sich wandelnden Welt besteht ein Bedarf an Ausdrücken, die die Gleichberechtigung von Menschen auch hinsichtlich ihres Geschlechts fördern. Der soziokulturell determinierte Bedarf an entsprechenden Ausdrucksformen ist oft in verschiedenen Kulturkreisen anders, was soziale Faktoren, Weltanschauung, unterschiedliche Traditionen und Sensibilität bedingen. (Ba˛k 2022: 38)
Die Stellenbezeichnungen in Stellenangeboten sollten ins Polnische mit Berücksichtigung der geschlechtsgerechten Sprache formuliert werden. Wenn man ein deutsches Stellenangebot ins Polnische übersetzt, dann sollten bei der maskulinen Berufsbezeichnung auch die geschlechtsgerechten Abkürzungen beibehalten werden, z. B. opiekun klienta niemieckoje˛zycznego w branz˙y IT (k/m/x). K steht hier für eine Frau, m steht für einen Mann und x steht für ein anderes Geschlecht. Alle Abkürzungen sind durch einen Schrägstrich getrennt. Die letzte Abkürzung kann in einem Artikel auf der Internetseite der polnischen Rechtszeitung Gazeta Prawna9 gefunden werden, der der europäischen Verordnung über die Anfertigung von Personalausweisen gewidmet ist. Wenn man ein polnisches Stellenangebot ins Deutsche übersetzt, dann ist die Stellenbezeichnung auch geschlechtsgerecht zu formulieren, was man einfach mithilfe der maskulinen Berufsbezeichnung plus Geschlechtsangaben machen kann. In der offiziellen Kommunikation in Polen gibt es jedoch keine entsprechenden Vorschriften, die diese Frage regeln würden.
Mögliche Übersetzungsprobleme beim Übersetzen von deutschen Stellenangeboten für IT-Kundenbetreuer(innen) Wie eingangs erwähnt, habe ich insgesamt 30 Stellenangebote in Online-Versionen analysiert, um andere Unterschiede zwischen deutschen und polnischen Stellenangeboten für deutschsprachige Kundenbetreuer (IT-Branche) zu finden. Zur Analyse habe ich deutsche geschlechtsgerechte Stellenangebote und polnische geschlechtsspezifische Stellenangebote gewählt, weil sie in beiden Sprachen die am häufigsten vorkommenden Arten von Stellenangeboten sind. Bei der Suche nach Unterschieden und den mit ihnen verbundenen potenziellen Übersetzungsproblemen habe ich mich nicht so stark auf die formal-sprachlichen 9 https://www.gazetaprawna.pl/wiadomosci/kraj/artykuly/8150291,trzecia-plec-dowod-osobist y-unia-europejska-rozporzadzenie.html [Zugriff am 1. 12. 2022].
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Geschlechts-Unterschiede konzentriert. Im weiteren Teil dieses Beitrags möchte ich auf die Unterschiede hinweisen, die beim Übersetzen der deutschen Stellenangebote ins Polnische problematisch sein können. Sie betreffen v. a. den Fachwortschatz und die Fachwendungen, die in diesen Texten vorkommen. Bei einigen Beispielen wurde in Klammern der Kontext angegeben, in dem dieses Beispiel auftrat, z. B. Aufgaben eines neuen Mitarbeiters. a) Ansprechpartner für eingehende Anfragen (Aufgaben) – obsługiwanie biez˙a˛cych zapytan´ Das Nomen Ansprechpartner könnte hier als osoba kontaktowa übersetzt werden. Das Partizip eingehende als wpływaja˛ce. Wenn man aber den Kontext berücksichtigt, dann ist in polnischen Stellenangeboten bei den Aufgaben eines Mitarbeiters die Rede von obsługiwanie biez˙a˛cych zapytan´. Derselbe Sinn wird dann im Polnischen mithilfe anderer sprachlicher Konstruktionen ausgedrückt, die für polnische Stellenangebote usuell sind. b) unter Einhaltung von definierten Prozessen (Aufgaben) – przestrzegaja˛c okres´lonych procesów Bei diesem Beispiel könnte man unter Einhaltung als z zachowaniem und definierte Prozesse als zdefiniowane procesy übersetzen. Diese Aufgabe eines Mitarbeiters ist auch in polnischen Stellenangeboten zu finden, wo aber die Rede von przestrzegaja˛c okres´lonych procesów ist. c) zum nächstmöglichen Zeitpunkt – w najszybszym moz˙liwym terminie Diese Wendung könnte man als w naste˛pnym moz˙liwym terminie übersetzen. Es geht hier um den schnellsten Termin, mit dem ein Mitarbeiter eine neue Stelle antreten kann. In polnischen Stellenangeboten wird diese Wendung am häufigsten als w najszybszym moz˙liwym terminie übersetzt. d) schnell in den Workflow kommen (Aufgaben) – sprawnie zapoznac´ sie˛ z workflow Beim Übersetzen dieser Wendung ins Polnische ist es wichtig, das englische Wort workflow richtig zu verstehen. Es geht hier z. B. um die Organisation der Arbeitsprozesse oder um den Datenfluss. Das englische Wort workflow ist auch in der polnischen Wendung enthalten, nämlich sprawnie zapoznac´ sie˛ z workflow. e) kundenorientiertes Auftreten am Telefon (Aufgaben) – obsługa telefoniczna zorientowana na klienta Problematisch kann hier das Nomen Auftreten sein, welches eigentlich im Polnischen wyste˛powanie bedeutet. Beim Übersetzen ins Polnische sollte man eher das Nomen obsługa und nicht wyste˛powanie verwenden.
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f) die IT-Affinität – pozytywne nastawienie do technologii Das Nomen die Affinität bedeutet im Polnischen pokrewien´stwo oder powinowactwo. Es geht hier aber um die positive Einstellung eines neuen IT-Mitarbeiters zu neuen Technologien, was beide angegebenen polnischen Nomina nicht ausdrücken. Es sollte folglich als pozytywne nastawienie do technologii übersetzt werden. g) 1st level support – 1 linia wsparcia Das englische Wort level bedeutet auf Polnisch poziom. Im Kontext der Stellenangebote spricht man aber nicht von pierwszy poziom wsparcia, sondern von pierwsza linia wsparcia. h) der Quereinsteiger – osoba chca˛ca sie˛ przebranz˙owic´ oder osoba bez do´swiadczenia (w danej branz˙y) Der Quereinsteiger hat im Polnischen mindestens zwei Bedeutungen, nämlich osoba chca˛ca sie˛ przebranz˙owic´ oder osoba bez dos´wiadczenia (w danej branz˙y). Der zweite Übersetzungsvorschlag ist im Kontext der Stellenangebote besser geeignet, weil er als Hyperonym betrachtet werden kann. Menschen ohne Erfahrung in einer bestimmten Branche sind gleichzeitig solche, die ihren Berufsweg in einer anderen Branche anfangen möchten.
Zusammenfassung Die Übersetzungen von deutschen Stellenangeboten ins Polnische sollten professionell und nach sprachlichen Konventionen der Zielsprache angefertigt werden. Die Verwendung usuellen Fachwortschatzes und usueller Fachwendungen des Polnischen, die für eine bestimmte Branche charakteristisch sind, hat einen bedeutenden Einfluss darauf, wie potenzielle Arbeitgeber und Arbeitsagenturen von Arbeitssuchenden wahrgenommen werden. Jede Firma will auf dem Arbeitsmarkt professionell auftreten, was auch auf der sprachlichen Ebene, z. B. in ihren Stellenangeboten, zum Ausdruck kommen sollte. Nach den CoronaZeiten gibt es immer mehr Mitarbeiter, die im Homeoffice für ausländische Firmen arbeiten möchten, aber nicht so gute Deutschkenntnisse besitzen, um ein Stellenangebot in deutscher Sprache zu verstehen. Für diese Arbeitssuchenden ist es dementsprechend wichtig, die deutschen Stellenangebote ins Polnische zu übersetzen, sodass sie diese verstehen und bereit sind, sich um eine Stelle zu bewerben. Zu dieser Gruppe gehören auch ukrainische Flüchtlinge, die zumindest basale Sprachkompetenzen im Polnischen besitzen, weil sie seit dem Kriegsausbruch in Polen leben. In naher Zukunft möchten sie vielleicht auch im Homeoffice arbeiten und im Laufe der Zeit ihre Deutschkenntnisse verbessern.
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Beim Übersetzen von deutschen Stellenangeboten für deutschsprachige ITKundenbetreuer(innen) ins Polnische ist v. a. der Unterschied zwischen zwei Berufsbezeichnungen, nämlich opiekun klienta und doradca klienta von großer Wichtigkeit. Die Stellenbezeichnung Kundenbetreuer sollte ins Polnische ausschließlich als opiekun klienta übersetzt werden, weil es sich hier um einen Mitarbeiter handelt, dessen Aufgabenbereich und Fachkompetenzen größer als jene von doradca klienta sind. Die Beibehaltung der geschlechtsorientierten Abkürzungen oder femininer Endungen bei den deutschen Stellenbezeichnungen ist beim Übersetzen ins Polnische erforderlich. Obwohl diese Abkürzungen in den polnischen Stellenangeboten nur selten vorkommen, bedeutet dies nicht, dass sie in den Übersetzungen ins Polnische weggelassen werden dürfen. Die Nennung dieser sprachlichen Zeichen in den Übersetzungen von Stellenangeboten gibt sowohl Männern als auch Frauen, Menschen mit Behinderung usw. ein Gefühl der Sicherheit, dass sie sich um diese Stelle bewerben können, von Arbeitgebern und Mitarbeitern gleichbehandelt werden, weil ihre Fachkompetenzen am wichtigsten sind. Die sprachliche Seite der Stellenangebote beeinflusst die Wahrnehmung der Arbeitgeber von künftigen Mitarbeitern. Da die Firmen sich eines guten Rufes auf dem Arbeitsmarkt erfreuen möchten, legen sie auch auf diese Art der Kommunikation großen Wert. Deshalb ist es wichtig, die Stellenangebote sprachlich höchst korrekt und mit Berücksichtigung des für die Zielsprache usuellen Fachwortschatzes und der usuellen Fachwendungen zu formulieren. Dabei muss man jedoch mit Vergleichstexten arbeiten, um sprachliche Besonderheiten im Fachwortschatz und in Fachwendungen beider Sprachen zu entdecken und die in der Zielsprache am häufigsten vorkommenden Formulierungen auszuwählen.
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Literarisches Übersetzen
Jarosław Dumanowski (Uniwersytet Mikołaja Kopernika w Toruniu, Torun´) / Aleksandra Matulewska (Uniwersytet im. Adama Mickiewicza w Poznaniu, Poznan´) / Kyong-geun Oh (Uniwersytet im. Adama Mickiewicza w Poznaniu, Poznan´)
A Case Study of the Translation of Culinary Terminology in Adam Mickiewicz’s epic poem “Master Thaddeus, or the Last Foray in Lithuania: A Tale of the Gentry in Years 1811–1812, in Twelve Books of Verse” into Korean with References to Two English Translations Abstract The purpose of the paper is to show the challenges of translating terminology belonging to languages for special purposes in literature. The research material is one of the most famous Polish poems by Adam Mickiewicz titled “Master Thaddeus” and its translations into English by Biggs (1885) and MacKenzie (1990) and into Korean by Cheong et al. (2005). The authors first discuss cuisine, deeply embedded in history, culture and wealth of societies as an element of national heritage. Next, five examples of culture-bound terms used by Mickiewicz in Book 12 of the alexandrine are presented in order to illustrate translation problems and to prove that in fact conveying the meanings of such culture-bound terminology is demanding and requires profound diachronic and synchronic knowledge of a given domain and resorting to appropriate techniques of providing equivalents for nonequivalent or partially equivalent terminology. Keywords: culinary terminology, translation of culinary language, culture-bound translation, national heritage of cuisine, Mickiewicz
Introduction Cuisine and culinary art reflect the culture and history of every nation. Learning about the ingredients used for preparation of dishes, we may discover whether the nation was wealthy (and the abundance of food was available) or poor (and every single nutritious plant or part of an animal was consumed and nothing could be wasted). If we analyse recipes of the noblemen, burgers and farmers, we can clearly see class differences existing in a given society. Therefore, it can be said that cuisine mirrors the identity of the nation and relations between social classes, and consequently social hierarchy. At the same time, we can learn about the nature, environment in which our ancestors lived, because they would derive pleasure from consuming nature gifts. Recipes also enable us to reconstruct customs, traditions and various ceremonies starting with family ones (birthdays,
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betrothals, marriages and funeral ceremonies) and ending with events of national importance such as king crowning, visits of heads of other states, or even intrigues (e. g. Claudius was poisoned – according to historians (cf. Grimm-Samuel 1991) he ate his favourite mushroom dish which was sprinkled with poison by his wife Agrippina). Therefore, we can even reconstruct customs and traditions by analysing recipes, paying attention to the ingredients, mode of preparation and their combination. We cannot forget that the impact of religion can also be observed in cuisine. Additionally, religion has always tended to adjust to nature. People would fast during early spring, when the provisions gathered during summer and autumn would nearly end, and they would celebrate and cheer eating and drinking together at times when the food was in abundance (e. g. they would organize harvest festivals). For all the reasons listed above, culinary terminology is also considered culture-bound from the perspective of translation studies. Culture-bound terms are usually terms denoting objects of reality typical of a given region, nation or even community. Such terminology is problematic when it comes to translation as the loss of some meaning is usually inevitable (cf. Kubacki 2012, Matulewska 2007 and 2013, Newmark 1988, Nida 1964, Sˇarcˇevic´ 1997, Veermer 2001) at least at the stage of making translation recipients acquainted with the new dish. The purpose of the paper is to discuss how culinary terminology, skilfully used by a renown Polish poet, Adam Mickiewicz (1834), in his alexandrine titled “Master Thaddeus, or the Last Foray in Lithuania: A Tale of the Gentry in Years 1811–1812, in Twelve Books of Verse”, has been translated into English and Korean. The alexandrine and its translations constitute the research material. What is especially interesting from the translators’ perspective is the task of conveying the terminology belonging to the language for special purposes, viz the culinary language, and the problem of deciphering the meanings of terms in question. Adam Mickiewicz (1834) used terminology which, at the time of writing the poem, was (i) in use or (ii) obsolete, even archaic. Furthermore, he referred to recipes from a cookbook by Czerniecki (1682) dated back to the end of the 17th century. The culinary terminology must therefore be analysed from diachronic and synchronic perspectives as the meanings of some names of dishes evolved significantly and the time factor is crucial for determining the correct meaning of analysed terminology. The translations of the masterpiece into European languages have been discussed for some time (cf. Budrewicz 2018) but not strictly with reference to particular languages for special purposes). The research methods applied encompass the following: (i) the comparison of parallel texts that is the Polish original poem (Mickiewicz 1834), its translation into English rendered by Biggs (1885) and MacKenzie (1990) and its translation into Korean rendered by Byung-kwon Cheong
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(Book 1, 2, 3), Kyong-geun Oh (Book 4, 5, 6), Jiwon Lee (Book 7, 8, 9), Seongeun Choi (Book 10, 11, 12) (Cheong et al. 2005); (ii) the analysis of the cookbook by Czerniecki (1682) and other sources of Polish culinary history; (iii) the analysis of techniques of providing equivalents for culture-bound terminology applied by translators (cf. Kubacki 2012, Matulewska 2007 and 2013, Newmark 1988, Nida 1964, Sˇarcˇevic´ 1997, Veermer 2001); and finally (iv) the translation mistakes and errors’ typology, including translation problems resulting from the necessity of accounting for the hierarchy of meanings and invariants in translation (Matulewska 2014). The analysis is limited to one scene from Book 12 of the alexandrine (Mickiewicz 1834), namely the banquet during which very sophisticated food is served. The authors do not analyse the intralingual meanings important in poetry translation. The focus is placed on the referential and pragmatic meanings of the culinary terminology and the purpose is to show the challenges which the translators must face when translating terms from languages for special purposes that are intentionally used to convey those two types of meanings.
The plot of “Master Thaddeus, or the Last Foray in Lithuania: A Tale of the Gentry in Years 1811–1812, in Twelve Books of Verse” in a Nutshell The poem tells a story of two families: the Soplicas and the Horeszkos. The alexandrine is a tale of the gentry, as the title suggests, deeply rooted in the historical events and reality of the period described. Mickiewicz (1834) refers to the law (private and public), customs (hunting and culinary traditions) as well as living conditions of the gentry at the beginning of the 19th century and their fight for the independence of Poland. There are four main plots: (i) two love affairs of the characters, (ii) the Polish fight for independence, (iii) the history of the argument between the two families, and finally (iv) the dispute concerning the rights to the castle. One of the main plots evolves around the main protagonist, Tadeusz, and his love affairs ending with a betrothal with a beautiful girl called Zosia. The majority of culinary terminology may be found in Book 12 where Mickiewicz describes their betrothal banquet. As already mentioned, some names of dishes served were taken directly from one of the oldest cookbooks by Stanisław Czerniecki published in Polish in 1682.
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Translation of Culture-Bound Culinary Terminology – Theory and Practice In general, when dealing with such culture-bound terminology, translators have to resort to the so-called techniques of providing equivalents. Nida (1964) distinguishes formal and dynamic equivalence. Newmark (1988) provides a list of seventeen such techniques: transference, naturalization, cultural equivalent, functional equivalent, descriptive equivalent, synonymy, through-translation, transposition, modulation, recognized translation, translation label, compensation, componential analysis, reduction and expansion, paraphrase, couplets, and notes, addition, and glosses. For the purpose of this paper, the following techniques have been identified: (i) direct unassimilated borrowings (also called exotics or foreignization); (ii) direct assimilated borrowings (loanwords adapted phonetically); (iii) loanblends; (iv) descriptive equivalents, also in the form of definitions or circumvent translations; (v) borrowings with explanatory descriptions; (vi) dynamic equivalents, also known as domestication; (vii) modified dynamic equivalents; (viii) internationalisms (cf. Kubacki 2012, Matulewska 2007 and 2013, Newmark 1988, Nida 1964, Sˇarcˇevic´ 1997 Veermer 2001). Translation of poems is very demanding due to the linguistic features of the genre. Not only may the referential meaning be important but also the pragmatic and intralingual ones. The alexandrine is a type of poems where the aesthetics of the metric line is equally important as the plot of the story. Mickiewicz (1834) additionally skilfully exploited pragmatic meanings, resorting to metaphors, allusions, ambiguity and polysemy. All in all, the hierarchy of meanings for translation purposes must be reconsidered by the translator now and again for each verse of the masterpiece. The loss of some meanings is unavoidable. Thus, the purpose of the paper is not to criticize translators but to show the challenge of such a translation enterprise which starts with the correct decoding of the meanings and ends with the choice of a communicatively successful equivalent. Culinary motifs in “Master Thaddeus” (Mickiewicz 1834) refer to: 1. Archaization, creating an image of a passing world; they refer to dishes listed in “Compendium ferculorum” (Czerniecki 1682). Mickiewicz (1834) used the title of another cookbook: “Kucharz doskonały” [The Perfect Cook] by Wiela˛dko (1783). The latter title sounds better but Mickiewicz might not have had access to Czerniecki’s book. Wiela˛dko’s cookbook (1783) was in fact a
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translation of the French “Cuisiniere bourgeoise” (Menon 1775) and motifs from it were not suitable for archaization and creating an image of familiarity. Thus, beyond doubt, the author actually enumerated dishes from Czerniecki’s cookbook (1682); 2. Contemporary culinary motifs and reality, known to us from cookbooks of the 1830s – the epoch when Mickiewicz lived, especially from cookery books published in Vilnius containing gradually more and more regional, traditional, folk and nature-worship related recipes (also containing romantic elements, quoting e. g. Rousseau). The first motif is particularly difficult linguistically. Mickiewicz deliberately chose the names of dishes from Czerniecki’s cookbook (1682) that were already incomprehensible in his time and that sounded surprising. Five names of dishes, which are described in more detail below, have been selected for the analysis from that group. The dishes are served during the betrothal banquet. As MacKenzie explains in a footnote: In the sixteenth, and at the beginning of the seventeenth century, at the time when the arts flourished, even banquets were directed by artists, and were full of symbols and of theatrical scenes. At a famous banquet given in Rome for Leo X, there was a centrepiece that represented the four seasons of the year in turn, and that evidently served as a model for Radziwill’s. Table customs altered in Europe about the middle of the eighteenth century, but remained unchanged longest in Poland. (MacKenzie 1990: 534)
Such festive, grand and lavish banquets were organized by rich, noble families. The cooks were artists, creating edible pieces of art. The fragments of the poem under scrutiny and their translations are juxtaposed in Tables 1 and 2 below. Table 1: Dishes no. 1 and 2 Polish Ksie˛ga XII (Mickiewicz 1834)
English English Korean Book 12 (Biggs 1885, Book 12 (MacKenzie 책 12 (Cheong vol. II: 226–227) 1990: 532–534) Byung-kwon et. al 2005: 383) The Seneschal had 여기서 보이스키가 Tu Wojski skon´czył The Wojski ended 이야기를 마치고 지 opis, i laska˛ znak his description here, ended; at his sign The servants entered 팡이로 신호를 보내 daje. I wnet zacze˛li And gave a signal 자 wchodzic´ parami with his wand. And two by two in line, And brought the 하인들이 짝을 지어 lokaje Roznosza˛cy soon 들어오기 시작했 potrawy: barszcz, With dishes lackeys dishes round: the królewskim zwany, I entered, two and soup of beet, Called 다. [yeogiseo boiskirosół staropolski two; royal, and Polish ga iyagireul machigo broth prepared from jipangiro sinhoreul sztucznie gotowany, The soups, the barszcz, called royal, meat, In which the bonaeja haindeuri Do którego pan Seneschal to all un- jjageul jieo deurWojski z dziwnemi and the rosol
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(Continued) Polish sekrety Wrzucił kilka perełek i sztuke˛ monety (Taki rosół krew czys´ci i pokrzepia zdrowie).
English Of ancient Poland, artfully prepared; Thereto the Wojski had with wondrous secrets Cast in some small pearls, and a piece of money. Such rosol purifies the blood, and health Doth fortify.
English known A piece of money and some pearls had thrown; It purifies the blood and guards the health;
Korean eoogi sijaketta] 그들이 나르는 음식 은 궁중식 바르시치 [1], 옛날 폴란드식으로 조리된 로수우 [2] 였다. [geudeuri nareuneun eumsigeun gungjungsik barsichi, yennal Poland-sigeuro joridoen rosuu-yeotta] 보이스키는 이 로수 우에 특수한 비법을 사용했으니 보석과 금화를 그 안에 넣고 끓였다. [boiski-neun i rosuu-e teuksuhan bipeobeul sayonghaesseuni boseokwa geumhwareul geu ane neoko kkeuryeotta] 이런 로수우는 피를 맑게 하고, 건강을 증진시켜 준다. [ireon rosuu-neun pireul malke hago, geongangeul jeungjinsikyeo junda] Footnote [1] 순무를 넣어 끓인 달짝지근 한 폴란드 전통 수 프. [sunmureul neoheo kkeurin daljjakjigeunhan poland jeontong sup] Footnote [2] 고기와 뼈를 삶아 우려낸 국물이 맑은 수프. [gogiwa ppyeoreul salma uryeonaen gungmuri malgeun sup]
Source: compiled by the authors
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Dish no 1. Barszcz królewski “Royal borsch” is a recipe from Czerniecki’s cookbook (1682). The name is ambiguous. Today, and even since the end of the 18th century, borsch has been associated with a beetroot soup, made initially from pickled beetroot. In the 16th century, the name borsch referred to a plant known under the Latin name Heracleum sphondylium L. (in English commonly known: hogweed, common hogweed or cow parsnip), which is a celery plant. After pickling it, the plant was used to make a borsch soup. In the 17th century, borsch more often referred to the sour rye soup (soup made of fermented rye or other flour), also known in Polish under the name z˙urek. Today the sour rye soup is a popular, nutritious soup, a whole meal with eggs, sausage, potatoes. It is also a symbolic Easter dish (known as z˙ur), one of the most popular Polish soups, known in some neighbouring countries as the Polish sour rye soup. Czerniecki (1682), to whom Mickiewicz evidently referred, described the classic, old variety of borsch (i. e. sour soup), i. e. the fasting version, with fish, mushrooms and groats (which could not contain meat or dairy products). Czerniecki’s recipe was particularly highlighted as it opens the third chapter on flour and milk dishes: First and Foremost – Royal Borsch: Take of simple, thin, rye bran borsch. Take of dry fish, that is pike or zarte, dry salmon, Danube carp, smoked or fresh beluga, dry sturgeon, a whole onion to be discarded before serving, soaked herring, both of the Danube and of the sea, dried mushrooms, fine duckwheat groats and cumin. Boil all ingredients together, keep tasting while cooking, and having seasoned it with salt to taste, pour onto the bowl, it will be fine. (Czerniecki 2014: 141)
The English translators associated the name of the soup barszcz królewski with the Polish dish barszcz czerwony (meaning literally: ‘red borsch’) made of red beetroots. Biggs (1885: 227) provided a loanblend composed of the exotic (unassimilated direct borrowing) and the adjective ‘royal’. Additionally, she explained in a footnote that it was ‘A soup made chiefly of beetroot and cream. Consommé.’ MacKenzie (1990) used the term ‘the soup of beet’. Therefore, the equivalents used in the English versions are both denoting a well-known Polish beetroot soup. The English version is thus not equivalent to the Polish original. However, some modern readers of the alexandrine are likely to identify the soup in exactly the same way as both translators did, while others may associate it with the sour rye soup. The recipient receives one piece of information present in the Polish version, namely that the soup is royal. The adjective królewski ‘royal’ conveys the information that the recipe is elaborate and prepared for special occasions. However, the real character of the soup is lost due to using in English the term referring to the soup known in the 20th century. The referential meaning
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of the Polish dish is completely lost in both English translation versions. Furthermore, MacKenzie (1990) used the beetroot soup with reference to other names of soups: chołodziec litewski, chołodziec and chłodnik. He translated the names into English as cold beet soup, which may give the readers the impression that the same soup is served over and over again, sometimes cold and sometimes maybe hot. The question may be posed here why MacKenzie (1990) did not use the term borscht or borsch which are both direct assimilated borrowings from Russian, frequently used in English translations of Russian tales for kids and cookbooks. Of course, one needs to take into account that MacKenzie (1990) translated the alexandrine before the age of the ubiquitous Internet and had no access to modern information sources such as e. g. Online Etymology Dictionary, where we can find the following definition of the term in question: borscht (n.) ‘Russian soup made with beets and cabbage’, 1884, from Russian borshch ‘cow parsnip’, which was an original recipe ingredient. Borscht belt ‘region of predominantly Jewish resorts in and around the Catskill Mountains of New York’ (also known as the Yiddish Alps) is by 1938. (Etymonline Dictionary, https://www.etymonl ine.com/search?q=borscht&ref=searchbar_searchhint) [20. 10. 2021]
Though the dictionary is pretty modern, it is based on various sources. A quick search into two random, monolingual dictionaries of English gives us some insight into the term meaning. The Longman Dictionary of Contemporary English (Summers 1978: 113) provides the following definition: “borscht, borshcht, also borsch 1. a beetroot soup (of East European origin) usu[ally] served cold, often with sour cream; 2. A thick cabbage soup (of East European origin) served hot.” Whereas the Oxford Illustrated Dictionary (Coulson et al. 1963: 85), in turn, informs: “borsch – soup of beetroot, cabbage, mushroom, etc., made especially in Russia and Poland”. All spelling variants of the name of the soup are direct borrowings assimilated phonetically from Slavic languages. The same translation technique was applied by Zheleznova who translated a few fairy tales from Russian into English published under the title “Vasilisa the Beautiful. Russian Fairy Tales” (first printing in 1966, and third printing in 1983:10). MacKenzie (1990) probably had access to the Polish-English Dictionary by Stanisławski (1969), where we can find some helpful suggestions how to translate Polish culinary terminology into English. Stanisławski (1969) suggested two English equivalents: borsch and beetroot soup. The equivalent beetroot soup is self-explanatory as far as the dish known as barszcz czerwony is concerned. It does not sound as exotic as borsch (or its other spelling variants). Nevertheless, is referentially incorrect for reasons explained above. The term barszcz królewski was translated into Korean as 궁중식 바르시치 [gungjungsik barsichi]. The Korean equivalent is composed of the adjective 궁중
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식 [gungjungsik] ‘royal’ + Romanised Polish name 바르시치 [barsichi] ‘barshch’. Additionally, the Korean translator provided a footnote explanation: 순무를 넣어 끓인 달짝지근한 폴란드 전통 수프 [sunmureul neo-eo kkeurin daljjakjigeunhan poland jeontong sup] which may be literally translated into English in the following manner: ‘A sweetish traditional Polish soup that is boiled with turnips’. The explanation is misleading like the English equivalent, suggesting that the soup was made of red beetroot, which is associated with the soup nowadays called in Polish barszcz czerwony. Additionally, it should be stressed that the soup called barszcz is not made of turnip, as the Korean translator explained. Thus, the Korean translation conveys neither the old Polish meaning of the term nor its modern meaning. The translator decided to inform about the taste of the soup: 달짝지근한 [daljjakjigeunhan] ‘sweetish’. Therefore, the solution adopted by the Korean translator is incorrect. There is no information about the real soup ingredients (i. e. fermented rye flour). Consequently, as already mentioned, the readership only gets misleading information that it is the traditional, sweetish Polish soup made of turnip. It should be stressed that without a profound knowledge of the history of cuisine and culinary terminology (including its evolution throughout the ages), the English and Korean translators had to face a monumental translation challenge. It should also be remembered that many modern Polish readers associate the dish erroneously, sometimes with barszcz czerwony ‘beetroot soup’ rather than barszcz biały ‘sour rye soup’. Not many Poles are aware that in the past centuries the soup was prepared of Heracleum sphondylium L. Nevertheless, from the perspective of translation studies, the English and Korean translators made terminological errors, changing the meaning of the text significantly.
Dish no 2. Rosół sztucznie gotowany The second soup, mentioned in the fragment under scrutiny, is called in Polish rosół ‘broth’. That type of soup is pretty popular in numerous countries worldwide, though the mode of preparation may differ in detail. It is worth noting that the broth in the poem is to be sztucznie gotowany ‘artificially cooked’, i. e. cooked in a refined, sophisticated and thoughtful way, in line with the art of cooking. The adverb sztucznie ‘artificially’ and adjective sztuczny ‘artificial’ had had positive associations for a long time but with the lapse of time the terms have gained more and more pejorative meaning (already present in the 18th century) and have had that negative connotations in many fields ever since. Mickiewicz again used the dish from the cookbook of Czerniecki (1682). The healing nature of the broth was emphasized in both the alexandrine and Czerniecki’s recipe. The recipe in
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Czerniecki’s book was distinguished as one of three special recipes (the chef ’s secrets, which were located at the end of each chapter): The Third Secret: This particular secret is very good and especially beneficial to the sick who feel so ill and weakened that they believe any hope of returning to health must be but a vain one. Take a hind quarter of a ram, a capon, plucked but not rinsed, four partridges, plucked but not rinsed, a fresh, meaty joint of deer, likewise not rinsed, and a fresh mid-sized joint of beef, not rinsed just like the rest. Do not salt these at all, skewer your meet onto spits and roast slowly over an open fire, foregoing the basting. Being almost done, transfer the meat into bowls and prick with a knife or cut quickly to let out the juices, which you then squeeze out and pour into a glass container without a stopper. Put in a string of pearls and a red zloty1, seal very tightly with a bladder folded several times over, wrap it in a cloth, put in a kettle filled with cold water, then boil hard the space of four hours. Next, take it out, unwrap the cloth and take it to a fasting sick person and unseal it in his presence. Give him a spoon and a half of your concoction, and let him drink it warm when still fasting, then cover him well and let him sweat. The pearls and the red zloty you hide away. The above secret should not be taken more than once in a single bout of illness and, by the grace of God, the sick person, if only he sweats enough, will notice an improvement in his condition. (Czerniecki 2014: 167)
Biggs (1885) translated the name of the dish in the following manner: rosol of ancient Poland artfully prepared. The equivalent is a loanblend of a direct assimilated borrowing with a calque. The Polish adjective sztucznie is properly translated into artfully. MacKenzie (1990) translated the term rosół staropolski sztucznie gotowany into ‘Polish broth prepared from meat’. The term broth is a functional equivalent supplemented with descriptive elements referring to the geographical area i. e. Polish and ingredients prepared from meat. The average referential meaning is conveyed, though some parts of the meaning are lost. The first information lost is that this is a soup prepared in accordance with the staropolski ‘old Polish’ recipe. The adjective staropolski ‘old Polish’ contains information that the soup was made in accordance with a traditional recipe. The second piece of information is conveyed in Polish by the already discussed adverb sztucznie ‘artificially’ meaning here ‘in a sophisticated manner’. In that particular case, some parts of the referential and pragmatic meanings are lost but the majority of the meanings are preserved. As already stated the translator also paid attention to intralingual meanings, which may have affected the decision to omit ‘old’ before ‘Polish’. The term ‘rosół staropolski sztucznie gotowany’ was translated into Korean as 옛날 폴란드식으로 조리된 로수우 [yennal poland-sigeuro joridoen rosuu], which means literally: ‘rosuu cooked in the old Polish style’. It is a combination of 1 Red złoty (Polish: czerwony złoty) refers to circulating gold coins minted in the Kingdom of Poland (later, the Polish-Lithuanian Commonwealth) from 1526 to 1831.
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the adjective 옛날 [yennal] ‘old’ + nominal phrase 폴란드식으로 [poland-sigeuro] ‘Polish style’ + 조리된’ [ joridoen] ‘cooked’ + and Romanised Polish name 로수우 [rosuu]. The adjective 옛날 [yennal] ‘old’, was used to translate literally the term ‘staropolski’, but it does not convey the real meaning of the term, that the soup was made in accordance with a traditional recipe. In order to convey that piece of information, the translator should have used the adjective 전통 [ jeontong] ‘traditional’. The translator completely ignored the adverb sztucznie in that particular context meaning ‘in a sophisticated manner’. The Korean translator probably did not understand the old meaning of the adverb in this context and associated it with the modern meaning ‘artificially’. The literal translation of the modern meaning of the adverb sztucznie into Korean which is 인위적으로 [inwijeogeuro] ‘artficially’ does not match the context and sounds awkward. If the Korean translator had known the real meaning of the phrase ‘sztucznie gotowany’ (i. e. cooked in a refined, sophiscated and thoughtful way, in line with the art of cooking), the translation would be different. The meaning may be conveyed using the adverb 예술적으로 [yesuljeogeuro] ‘artistically, artfully’. The translation of the dish name could be the following: 예술적으로 조리된 폴 란드 전통 로수우 [yesuljeogeuro joridoen poland jeontong rosuu] ‘traditional Polish rosuu artistically cooked’, rather than 옛날 폴란드식으로 조리된 로수우 [yennal poland-sigeuro joridoen rosuu] ‘rosuu cooked in the old Polish style/ way’. The Korean translator also provided the following explanatory footnote for the Romanised dish name – 고기와 뼈를 삶아 우려낸 국물이 맑은 수프 [gogiwa ppyeoreul salma uryeonaen gungmuri malgeun sup] ‘a clear soup made from boiled meat and bones’. The footnote is pretty exhaustive and correctly conveys the meaning. It is even more detailed than the English one (‘Polish broth prepared from meat’) as it is prepared from not only고기 [gogi] ‘meat’ but also 뼈 [ppyeo] ‘bones’. Table 2: Dishes no. 3, 4 and 5 Polish Ksie˛ga XII (wersy 136ff) (Mickiewicz 1834) Dalej inne potrawy, a któz˙ je wypowie! Kto zrozumie nieznane juz˙ za naszych czasów Te półmiski kontuzów, arkasów, blemasów, […] Gos´cie ani pytali nazwiska potrawy,
English English Korean Book 12 (Biggs 1885, Book 12 (MacKenzie 책 12 (Cheong vol. II: 227–228) 1990: 532–534) Byung-kwon et. al 2005: 383–384) Then followed other Then other dishes— 계속해서 또 다른 who could tell their 요리들, 누가 설명 dishes; – But who shall tell their names wealth! And who 할 수 있으리오! ? who understand today would under- [gyesokeseo tto These, in our times stand their names, dareun yorideul, already quite unThose famous nuga seolmyeonghal known? – dishes koniuz, arkas, su isseurio!] […] blemas 1 […] 이미 우리 시대에는 알려지지 않은 것들 The guests Nor They did not ask 이기에, [imi uri
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(Continued) Polish Ani ich zastanowił ów sekret ciekawy, Wszystko pre˛dko z z˙ołnierskim jedli apetytem, Kieliszki napełniaja˛c we˛grzynem obfitym.
English asked the names of all these dishes, nor That wondrous secret stayed them; quick they ate All things with soldiers’ appetite, and filled Their goblets up with wine of Hungary
English these dishes’ history Nor stop to probe that fishy mistery, But eat like soldiers with a gusto fine, And filled their glasses with Hungarian wine.
Korean sidae-eneun alnyeojiji aneun geotteuligie] 접시에 담긴 콘투즈 [1]와 아르카스 [2], 블레마스 [3], 양념 을 곁들인 포무헬과 피가텔레, 사향, 드 라간티, 피넬레, 브 루넬라와 같은 향신 료들, 그리고 생선 들! [ jeopsie damgin kontuz-wa, arkas, blemas, yangnyeomeul gyeotrin pomuhel-gwa pigatele, sahyang, draganti, pinele, brunela-wa gateun hyangsinnyodeul, geurigo saengseondeul!] … 손님들은 요리 이름 에 대해 아무도 묻 지 않는다. [sonnimdeureun yori ireume daehae amudo mujji anneunda] 요리의 비 밀에 대해서도 흥미 를 보이지 않았으 며, 군인들 특유의 식욕으로 모든 것을 먹어치웠다. [yoriui bimire daehaeseodo hengmireul boiji anasseumyeo, gunindeul teugyu-ui sigyogeuro moden geoseul meogeochiwotta] 술잔은 헝가리산 포 도주로 그윽하게 채워졌다. [suljaneun heonggarisan podojuro geueukage chaewojeotta]
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(Continued) Polish
English
English
Korean Footnote [1] 대대로 전해 내려오는 요리 법에 의해 만든 전 통 요리 가운데 하 나. 훈제품의 한 종 류로 알려져 있기도 하고, 또는 송아지 고기나 닭고기를 얇 게 저며 국물을 우 려낸 맑은 장국의 하나라고 하기도 함. [daedaero jeonhae naeryeo-oneun yoripeobe uihae mandeun jeontong yori gaundae hana. Hunjaepumui han jongnyuro alnyejeo ikkido hago, ttoneun song-aji gogina takkogireul yalkke jeomyeo gungmureul uyeonaen malgeun jangkugui hanarago hagido ham] Footnote [2] 후식의 한 종류로 달콤한 우유, 혹은 생크림 을 레몬과 함께 곁 들여 먹음. [husigui han jongnyuro dalkomhan uyu, hogeun sangkeurimeul lemongwa hamkke gyeottryeo meogeum.] Footnote [3] 크림과 설탕을 넣어 먹는 젤리의 한 종류. [keurimgwa seoltang-eul neo-heo meokneun jeli-ui han jongnyu]
Source: compiled by the authors
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Dish no 3. Kontuz Kontuzy (in singular kontuza or kontuz) was a type of soup made of boiled and mashed meat served in broth, considered to be a nourishing and strengthening dish. Some authors refer to the very beginning of the definition from the dictionary included in the cookbook by Wiela˛dko (1783), according to which kontuza was the juice of meat grated in a mortar. The term derives from Latin contusus, meaning battered, beaten, mashed. Biggs (1885) omitted the whole verse in her translation, applying the strategy of translation by omission. MacKenzie (1990: 534) used the direct unassimilated borrowing kontuz as an equivalent, which is a technique of foreignization supplemented with an explanatory remark in the footnote which states as follows: ‘Kontuz was a sort of sausage’. The explanatory remark, though aiming at explaining the meaning of the exotic dish, is not accurate. It informs that the dish is a sausage rather than a sort of meat soup. Thus, the referential meaning is lost in translation. That definition of the term kontuz may be found in the Vilnius Dictionary (1861: 522), where we read that the term refers to two types of dishes. One of them is a sort of sausage, brawn and the other is made of veal and it is squeezed juice from cooked veal meat. The term kontuz was translated into Korean as a phonetic direct borrowing 콘 투즈 [kontuz] the meaning of which is explained in the footnote: 대대로 전해 내 려오는 요리법에 의해 만든 전통 요리 가운데 하나. 훈제품의 한 종류로 알려 져 있기도 하고, 또는 송아지 고기나 닭고기를 얇게 저며 국물을 우려낸 맑은 장국의 하나라고 하기도 함, having the following literal meaning: ‘One of the traditional dishes made with recipes handed down from generation to generation’. It is known as a type of smoked product. It is also said to be a clear soup made from thinly sliced veal or chicken in a broth. The Korean translation corresponds to the definition provided in the Vilnius Dictionary (1861:522). The mode of preparation is not fully adequately described as it informs about slicing the meat thinly, and among the ingredients we may find chicken. The Korean translator did not know whether Mickiewicz used the name of the soup or the sausage and therefore the footnote provides the explanation referring to both types of dishes.
Dish no 4. Arkas The next dish served at the banquet was called in Polish arkas. It was a sort of milk jelly prepared by adding lemon juice or wine vinegar to boiling sweetened milk, served with various flavours and aromas. It is known even today in the region of Podlasie, where it is associated with Armenian influences. The etymology of the
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term is ambiguous. Aleksander Brückner (1926) claims that the term derives from the Polish noun arkusz ‘sheet’, which is not very plausible. It is much more probable that the term arkas derives from the Greek Arcadia or, to be more exact, the name of its first ruler named Arkas (a son of Zeus). Arcadia, though a real region located in central Peloponnesus, had in Poland a symbolic meaning. The land denoted the ideal place of eternal happiness, a sort of earthly paradise. The dish, considered tasty and made of milk, may have been associated with the delicacies that must have been eaten by the inhabitants of Arcadia. However, it should be stressed that it is just a speculative hypothesis which has not been verified. Arkas: Take of sweet milk as much as you will, put it on the fire in a fine vessel, add sugar and when it begins to boil squeeze in a lemon, or else add a spoonful of wine vinegar. And being boiled pour it into the little baskets made ready for this very purpose, so that the thicker substance be left and the thinner drained, then, [take] a plate being first drizzled with some rose vodka, transfer your arkas from the little basket onto the said plate and serve forth sprinkled with sugar. You can also add saffron to the milk, if you wish. (Czerniecki 2014: 160)
As already mentioned, Biggs (1885) omitted the whole verse in her translation. The second English translator (MacKenzie 1990) resorted to the technique of unassimilated direct borrowing (the so-called exotic), viz: arkas. MacKenzie (1990: 534), like in the case of kontuz, provided an explanatory remark in the footnote stating as follows: ‘arkas was a cold dish of milk, cream, and yolks of eggs’. That explanatory remark is in fact a literal translation of the entry from the Vilnus Dictionary (1861:30). The footnote enables the readers to understand the general meaning of the term. The foreignizing equivalent, in turn, makes the passage tinted with Polishness, which is a typical feature of the foreignizing techniques. The term arkas is also translated into Korean as a phonetically assimilated borrowing from Polish 아르카스 [arkas] and explained in the footnote in the following manner: 후식의 한 종류로 달콤한 우유, 혹은 생크림을 레몬과 함께 곁들여 먹음 [husigui han jongnyuro dalkomhan uyu, hogeun saengkeurimeul lemongwa hamkke], meaning literally: ‘A type of dessert served with sweet milk or fresh cream with lemon’. That explanatory remark is foggy. Though, arkas was made of milk boiled with lemon juice or vinegar until it jellified and served with some additives, Korean readers get the impression that it is a drink made of milk or cream flavoured with lemon.
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Dish no 5. Blemas Blemas, also present in Polish literature with variative spellings: blamas, blamanz˙, blamasz, blamaz˙ derives from the French blanc manger, literally meaning: ‘white food’. The Polish calque białodanie (literally: ‘white dish’, ‘white food’) was introduced in the 19th century but the efforts to make it commonly used turned out to be unsuccessful (Les´niewska 1856). It was a dessert prepared by squeezing the sweetened almond soup through a thick cloth and thickening it by cooking for a long time or adding fish broth. Lemons, wine, cinnamon, cloves, and musk were used for flavour. Another term used in Poland for the dish was bianka – an assimilated direct borrowing from the Italian term: bianco mangiare (meaning literally: ‘white food’), a dish of rice or rice flour with sugar and rose vodka, sometimes milk, almonds and broth or natural gelling substances. Bianka was served after having it solidified in iron molds. It was considered a dietary, strengthening dish, suitable for the sick, and at the same time refined and festive. At the royal courts of Sigismund III and Wladyslaw IV, it was prepared with smoked animal tongues and served at Easter. Below there are two recipes from the cookbook of Czerniecki (1682), who uses a few forms of the dish name (for instance blamas, bianka, etc.). The translator of the book used the French name of the dish as it is recognized in the culinary language. Blancmange To make blancmange take some pottage, some blanched almonds well pounded in a mortar and mashed in a mixing bowl, dilute the resulting almond paste with your pottage, previously strained through a thick cloth, then you will pour it into a bowl through a sack. Before you run it, season it to your liking, with fresh lemons, wine, cinnamon [stick], cloves, and musk. Set it all a boiling and then use it to dilute your almonds. Blancmange for Lent Take of platter pike and of tench, cleanse them finely, soak them, then place on the fire in a fine pot of water. Being salted sparingly, boil all well under cover, until the meat has fallen off the bone, and being boiled, pour the stock separately through a thick cloth into a fair vessel to let it settle. Add some wine, squeeze in a few lemons to taste, add some sugar according to your need, cinnamon stick, cloves, and musk. Set all these ingredients a boiling and being boiled, take of some well-pounded and mashed almonds, dilute them with your pottage, then strain through a thick cloth. Pour it all in a very fine pot. Let it boil on embers the space of a quarter of an hour, then pour into a bowl, and put it out in the cold. You can add some musk before you bring it to the boil, it is even better recommended since this way it will not lose its scent. (Czerniecki 2014:159)
The English language borrowed the term from French in the late 14th century from the form blancmengier. The terms used in English are: blomange and
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blancmange. MacKenzie (1990: 534) used an unassimilated direct borrowing – the term blemas and provided an explanatory remark in the footnote stating as follows: ‘blemas (the same word as blancmange) was almond jelly’. Again, the technique applied is foreignization (an unassimilated borrowing from Polish). The short explanatory remark in a footnote is accurate, though pretty general and deprived of details. At present, the term used in the English version of the poem sounds equally exotic (technique of foreignization is used) as in the Polish version. The term blemas was also translated into Korean as a direct phonetic borrowing: 블레마스 [blemas] accompanied with an explanatory footnote: 크림과 설탕을 넣어 먹는 젤리의 한 종류 literally meaning: ‘A type of jelly eaten with cream and sugar’. The explanation, however, is very vague and not really informative for Korean readers. The translation strategy of English and Korean translators may also have been affected by the final verses informing that guests were preoccupied with eating and they were not interested in dishes’ names.
Conclusion To sum up, the translation of culinary terminology is a demanding task. First of all traditional dishes are deeply rooted in culture of a given nation, its customs and festivities. What is more, culinary culture continuously evolves. The access to ingredients, dietary requirements, disease and many other factors affect culinary habits of human beings. On the one hand, globalisation makes numerous dishes from all over the world more accessible to inhabitants of more urbanised areas of the world. However, on the other hand, the knowledge of historical dishes is blurred and not always accessible even to native citizens. The task of finding out the real meaning of obsolete or archaic names of dishes is problematic from the perspective of translators. On numerous occasions, it may turn out to be impossible to find appropriate meanings of terms, especially if a few dishes were called in a similar way in the same country or when it is difficult to find out the recipes. In such instances, the translation skopos (cf. Vermeer 2001) is important. When dealing with the translation of poetry, one also needs to take into account the genre and aesthetics. The footnotes are unavoidable if one really wants to convey the multitude of culture bound meanings. The only factor ensuring a high-quality translation in such instances is the access to consultants having professional knowledge. Regrettably, it should be stressed that publishing houses less and less frequently are willing to cover the costs of such consultations without which the translator may mistranslate the text even when exercising due diligence.
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Jarosław Dumanowski / Aleksandra Matulewska / Kyong-geun Oh
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Ulrike Jekutsch (Universität Greifswald, Greifswald)
Sarbiewski in zwei deutschen Übersetzungen des späten 18. Jahrhunderts
Abstract On Two German Translations of some of Sarbiewski’s Odes in the late 18th Century In the 17th century, M. C. Sarbievius was known to the educated people of Europe as „poeta laureatus“ and „Horatius christianus“, as an author of excellent Latin odes written in the literary tradition of Horace. His poems were then widely read and translated in several modern languages. In the following century his fame decreased, but he was still prominent and translated – now apostrophized as „Horatius Sarmaticus“ or „Horatius Polonus“. In the last third of the 18th century, J.M. Götz, a then famous German poet of anacreontic verses, and J.G. Herder turned to Sarbiewski’s poetry and translated several odes into German. The paper will compare the translations of four of Sarbiewski’s odes by both German authors. Keywords: ode, translation, Maciej Kazimierz Sarbiewski, Horace, Johann Nicolaus Götz, Johann Gottfried Herder Schlüsselwörter: Ode, Übersetzung, Maciej Kazimierz Sarbiewski, Horace, Johann Nicolaus Götz, Johann Gottfried Herder
Einleitende Bemerkungen Die neulateinische Poesie der Frühen Neuzeit ist seit Beginn des 19. Jahrhunderts kaum noch bekannt – allenfalls weiß man, dass es sie gegeben hat, und kennt vielleicht ein oder zwei Autorennamen. Für dieses Versinken in das Vergessen können im wesentlichen zwei Gründe angeführt werden: 1) der Bedeutungsverlust des Lateinischen, das im Laufe des 18. Jahrhunderts seine Funktion als europäische Wissenschaftssprache – und damit auch als Sprache europäischer gelehrter Poesie – an die einzelnen Nationalsprachen abgeben musste; 2) der damit einhergehende Bedeutungsverlust der neulateinischen Poesie, die nun als bloße Nachahmung der antiken lateinischen Poesie wahrgenommen wurde und damit das Stigma des Epigonalen erhielt. Denn die Nachahmung, die bis zur Wende zum 19. Jahrhundert ihren festen Platz als Stilübung für Schüler und junge, angehende Dichter hatte und zugleich als eine Form des Wettstreits mit
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anerkannt hochrangigen Vorbildern, als aemulatio, von Dichtern aller Altersstufen geschätzt war1, wurde mit dem Aufkommen der Autonomieästhetik und ihrer Konzepte des Originalgenies und der Originalität zu einem Negativbegriff. Der Ansehensverlust der Nachahmung betraf auch die Übersetzung, die bis zum Ende des 18. Jahrhunderts als eigenständiges Werk des Übersetzers gegolten hatte, der sich nicht nur bemühte, ein Werk aus einer Sprache in eine andere zu übertragen, sondern auch bestrebt war, den treffendsten Ausdruck für die im Ausgangstext geäußerten Gedanken in der Zielsprache zu finden – und damit auch den Ausgangstext eventuell zu ‚verbessern‘, ihn klarer, verständlicher, aktueller oder auch poetischer zu machen. Der Begriff „Treue der Übersetzung“ spielte zwar bereits eine Rolle, doch während er heute vor allem als Wortgenauigkeit, als größtmögliche Nähe zum Ausgangstext aufgefasst wird, interpretierte man in der Frühen Neuzeit „Treue der Übersetzung“ als Erfassung und Wiedergabe der geäußerten Gedanken.2 Deren Ausdruck konnte man beliebig erweitern oder kürzen und ihre Argumentation, wenn man sie nicht für genügend aussagekräftig hielt, verändern. Auch der Übersetzer trat somit in einen Wettstreit mit dem von ihm übersetzten Autor. Im Folgenden sollen Übersetzungen einiger Gedichte des neulateinisch schreibenden polnischen Barock-Dichters Mathias Casimirus Sarbievius bzw. Maciej Kazimierz Sarbiewski ins Deutsche durch die Autoren Johann Nicolaus Götz und Johann Gottfried Herder im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts vergleichend untersucht und im Kontext der oben angedeuteten kulturellen Wende zur Moderne betrachtet werden.3 In diesem Rahmen wird eingangs sowohl auf die Bedeutung Sarbiewskis wie auf die des Horaz für die europäische Literatur der Frühen Neuzeit einzugehen sein.
1 Dies äußerte sich im z. T. offenen Bekenntnis zur Nachahmung bereits in der Titelgebung, die mit dem Wort „Nachahmung“ und der Nennung des Autornamens beginnen oder enden konnte oder sich in Werkausgaben eines Autors in einer eigenen Abteilung mit der Überschrift „Nachahmungen“ oder „Übersetzungen“ abbildete. Vgl. z. B. in Bezug auf Naruszewicz: Platt 1992: 312, 329; in Bezug auf Kniaz´nin: Guzek 1992: 584. 2 S. dazu die Ausführungen T. Hubers zur Theorie des Übersetzens im 18. Jh., die vom Übersetzer z. B. nach Gottsched u. a. 1) sehr gute Kenntnisse der Ausgangs- wie der Zielsprache und 2) die Wiedergabe nicht des Wortlauts, sondern des „rechten Sinns“ eines Satzes bzw. Textes forderte (Huber 1968: 17). Vgl. auch den von Stanisław Baran´czak als „Grundsatz des Übersetzens im 18. Jh.“ angeführten Satz: „Przeczytaj oryginał, zamknij ksia˛z˙ke˛ i napisz rzecz z pamie˛ci we własnym je˛zyku“ (Baran´czak 2004: 65). 3 Zu diesen Übersetzungen vgl. auch Drews 1996: 134–136, Drews 2006: 276–278; Oehmichen 2017: 143–152.
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Zur Rezeption Sarbiewskis und ihrer Kontexte im 18. Jahrhundert Der Jesuit M.K. Sarbiewski (1595–1640) war im 17. Jahrhundert als poeta laureatus des Papstes europaweit bekannt und als Horatius Christianus in der gebildeten Elite gerühmt und gefeiert worden; seinen Rang als einer der bedeutendsten neulateinischen Dichter hat er bis heute behalten bzw. wieder erlangt (Gruchała 1998: 177). Im 17. Jahrhundert wurden die meisten seiner Werke durch niederländische Druckereien in Antwerpen und Löwen, dem damaligen Zentrum des europäischen Buchdrucks, verlegt; ein kleinerer Teil erschien auch in Polen (Wichary 1975: 143). Nach einer Editionspause zu Beginn des 18. Jahrhunderts begann ab 1740 eine neue Phase der Bemühung um das Erbe Sarbiewskis, in der sich zugleich der Schwerpunkt der Editionstätigkeit nach Polen verlagerte, wo nun bis zum Ende dieses Jahrhunderts in den Druckereien der Jesuiten mehr als die Hälfte aller Editionen erschien. An die erste Phase der Sammlung und Neuedition der originalsprachlichen Werke Sarbiewskis4 schloss sich eine zweite, von der Bemühung um die Übersetzung einzelner Texte in die Volkssprache geprägte Phase an, die weitgehend mit der Regierungszeit Stanisław Augusts zusammenfällt. Mit den Übertragungen verfolgte man das Ziel, das (neu-)lateinische literarische Erbe einem breiteren Leserkreis zugänglich zu machen. Die Aufklärer des Königslagers, die die literarische Richtung des Klassizismus vertraten, betrachteten Sarbiewski als einen ihrer literarischen Vorläufer und seine Oden als Vorbild für ihr eigenes Odenschaffen. Sie haben insbesondere die moralisch-philosophischen und paränetischen Gedichte Sarbiewskis übersetzt, die als Belehrungen und Ermahnungen im Rahmen einer aufklärerischen Erziehung einsetzbar waren.5 Mit der Übersetzung gerade dieser Oden durch Autoren wie Adam Naruszewicz, Franciszek Bohomolec oder Józef E. Minasowicz wurde Sarbiewski in Polen für die primär auf die didaktische und aufklärerische Funktion der Literatur ausgerichtete Strömung des Klassizismus vereinnahmt (Wichary 1975: 148).
4 Diese Phase verfolgte im Wesentlichen zwei Ziele: 1) die aus europäischer Perspektive rückständige polnische Kultur und Wissenschaft an den aktuellen europäischen Stand anzugleichen und 2) damit die nationale Bedeutung Polens in Europa anzuheben. Diese Zielsetzung verband sich mit einer Ablehnung der barocken Stilformation und einer Hinwendung zum Klassizismus, mit der Forderung nach einer einfachen, klaren Sprache und durchschaubaren, übersichtlichen Textstrukturen sowie nach dem Vorhaben der Sammlung und Edition gelehrter und poetischer Werke polnischer Autoren. 5 So sind z. B. die von Adam Naruszewicz ins Polnische übersetzten und in „Zabawy przyjemne i poz˙yteczne“ oder „Monitor“ veröffentlichten neunzehn Oden Sarbiewskis ausnahmslos paränetische Gedichte, wobei elf philosophisch-moralischen Reflexionen über Tugend und Vernunft in stoischer Ausprägung gewidmet sind (Wichary 1975: 150), während die übrigen acht als panegyrisch-paränetische Texte beschrieben werden können.
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Das Interesse nicht nur der polnischen Aufklärer an Sarbiewski ist dabei im Kontext der Position und Reflexion der europäischen neuzeitlichen Ode und der damit verbundenen gesamteuropäischen Horaz-Rezeption zu betrachten.6 Der Gattungsname „Ode“ wurde in dieser Zeit weitgehend als Synonym für ein lyrisches Gedicht im hohen oder auch mittleren Stil und mit vorwiegend appellativer Ausrichtung verwendet.7 Ihr Aufstieg zur Leitgattung des 18. Jahrhunderts, insbesondere des Klassizismus, begann mit der Hinwendung zur Tradition der lateinischen Ode und den vier Büchern der „Carmina“8 des Horaz, die in gewisser Opposition zu der ebenfalls wirkmächtigen pindarischen Ode stehen. Während die pindarische panegyrische Ode durch die Festlegung auf eine Strophenform und den hohen Stil, durch die Ausrichtung auf die Lobpreisung eines Helden, Siegers oder hochstehender Persönlichkeiten und die Haltung des „furor poeticus“ gekennzeichnet ist, erscheint die meist als „reflexiv“ beschriebene horazische Ode als eine kürzere und vielfältigere Gattungsvariante in verschiedenen – sapphischen, alkäischen u. a. – Strophenformen und Metren. Sie kann durchaus auch die panegyrische Funktion übernehmen, doch ist sie gemäßigter und verhaltener in ihrem Lob und kann verschiedene motivisch-thematische (Freundschaft, Liebe, Landschaft, menschliche Werte und Schwächen usw.) und funktionale Ausprägungen (mit Horaz gesprochen: „aut prodesse […] aut delectare“) erhalten. Die Ode wurde zum Inbegriff eines lyrischen Textes, wie schon der Titel der vier Bücher der Oden Sarbiewskis anzeigt: „Lyricorum libri IV“. Die Oden des Horaz wurden wegen ihrer klaren Sprache und durchsichtigen Struktur sowie ihrer häufig erörternden und ermahnend-moralischen Funktion als vollkommenstes Vorbild für die lyrische Produktion geschätzt. Man bewunderte ihre vollkommene Sprache und Anmut. Zu der Beliebtheit der horazischen Dichtung im Jahrhundert der Aufklärung trug die stoizistische Position des ,weisen Horaz‘ bei, die zu einer ruhigen, das rechte Maß in allen Dingen einhaltenden Lebensweise anhalten wollte und die als antike Entsprechung zu einer christlichen Lebensführung betrachtet wurde. Dem so verstandenen Vor6 Das 18. Jahrhundert kann, wie der klassische Philologe Ernst A. Schmidt hervorhob, geradezu als „aetas Horatiana“ bezeichnet werden, als eine der Hochphasen der inzwischen über 2000jährigen Rezeption des römischen Dichters (Schmidt 1996: 258; Schmidt 2002: 24). 7 Wie Kostkiewiczowa (1996: 58–59) darlegt, haben die pindarische und die horazische Ode die Kommunikationssituation gemeinsam, die durch einen an einen Adressaten gerichteten, z. T. dialogisch angelegten Monolog des Sprechers bestimmt ist, der einhergeht mit starker Exponierung des Adressaten, der Ausrichtung auf die appellative Funktion („apelatywnos´c´ i apostroficznos´c´ pies´ni“) des Sprechens in eindringlicher Rede. 8 Horaz hatte seine Oden und Odenbücher mit „Carmina“ überschrieben, dem lateinischen Äquivalent zur griechischen „ode“. Sarbiewski gab seine Oden unter dem Titel „Lyricorum libri IV“ heraus. Alle drei Begriffe (Ode, carmen, lyricum) funktionierten als Universalbezeichnung (Lied) und als spezifischer Gattungsname „Ode“.
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bild war auch Sarbiewski gefolgt, der dementsprechend, wie bereits gesagt, von seinen Zeitgenossen als „Horatius Christianus“ und späteren Generationen meist als „Horatius Sarmaticus“ oder „Horatius Polonus“ bezeichnet wurde. Der damals geltenden christlichen Selbstsicht zufolge war der Christ aufgrund seines Glaubens an den einen Gott und seiner Sittlichkeit den Nichtchristen bzw. „Heiden“ (nicht nur) der Antike von vornherein überlegen, ein Rückgriff auf antike Vorbilder daher immer eine „aemulatio“, eine wetteifernde, das Vorbild zu übertreffen suchende Nachahmung. Sarbiewski selbst hat diese Überzeugung in seinem Traktat „De perfecta poesi…“ zum Ausdruck gebracht (Buszewicz 2006: 16f.). Zu den Bewunderern des Dichters in Deutschland zählte neben Johann Nicolaus Götz auch Johann Gottfried Herder, der Horaz 1803 in seinen neun „Briefen über das Lesen des Horaz an einen jungen Freund“ den „verständigen, klugen, sittsamen, Kunst- und Lehrreichen Liebling der Grazie“ nannte, der seit „fast 200 Jahren“ seine Leser „ergötz[e] und […] leite“ (Herder, Bd. 24: 198f.).9 Zur Rezeption und Wertschätzung der horazischen Ode in der Frühen Neuzeit hatte er bereits 1793 in den „Briefen zur Beförderung der Humanität“ geschrieben: In der horazischen Form erhob sich die Ode, selbst zu einer Zeit, da die Nationalsprachen der europäischen Völker ungebildet dalagen. In allen Ländern schlossen sich die Geister des Gesanges dem Venusinischen Schwan an und drückten zuerst in der geliehenen lateinischen Sprache Gesinnungen aus, die sie in der Nationalsprache noch nicht auszudrücken vermochten. Wie niedrig ist’s, was Balde u.A. deutsch sangen! wie edler, wo sie das von Horaz geheiligte Werkzeug der Sprache anwenden konnten! Ohne ihn hätten wir keinen Sarbievius, dessen Oden, von Götz u.A. wiederum in unsere Sprache übertragen, immer noch den römisch-griechischen Geist athmen. […] Horaz ist Sänger der Humanität gleichsam vorzugsweise, die Form seiner Gedanken ist das erwählte Lieblingsmaaß der lyrischen Muse worden.10
9 Die „Briefe über das Leben des Horaz“ erschienen 1803 im 5. Band der von Herder herausgegebenen Zeitschrift „Adrastea“, zitiert werden sie hier nach der von Bernhard Suphan herausgegebenen Ausgabe: Herders Sämmtliche Werke, Bd. 24: 198–222. Nach dieser Ausgabe wird im Folgenden mit der Angabe „Herder, Bandzahl: Seitenzahl“ zitiert. Hingewiesen sei hier auch darauf, dass in dieser Zeitschrift weitere Gedichte Sarbiewskis angeführt werden, so im 3. Band der „Adrastea“ im 2. Gespräch zwischen „Hermes und Poemander“ eine Übersetzung der Ode „Lyricorum libri“ I/19 (Urit me patriae decor), zu der in einer Fußnote dieselbe Ode in Götzens Übersetzung angeführt wird (Herder, Bd. 23: 532f.). 10 Herder, Bd. 17: 173f. Hier, in der 3. Sammlung der „Briefe…“, in Stück 35, ist auch eine der Oden Sarbiewskis in Götzens Übersetzung abgedruckt mit der Ankündigung: „Hier eine von Sarbiev’s unschätzbaren Oden“. Es handelt sich Ode um die Ode „Ad sapientiam“ (An die Weisheit; Lyricorum libri IV/28).
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Zur übersetzerischen Rezeption Sarbiewskis durch Götz und Herder In den deutschen Ländern wurden in der zweiten Hälfte des 18. ausgewählte Gedichte aus den „Lyrica“ Sarbiewskis in die Nationalsprache übersetzt.11 Sie wurden meist zuerst in Zeitschriften veröffentlicht, so u. a. in den Jahren 1774 bis 1776 im Taschenbuch für Dichter und Dichterfreunde. Dort veröffentlichte auch Johann Nicolaus Götz seine Übersetzungen einzelner Oden Sarbiewskis. Dieser heute auch in Deutschland fast ganz vergessene Autor soll hier zunächst kurz vorgestellt werden. Johann Nicolaus Götz (1721–1781) hatte in seinen Studienjahren der Theologie an der Universität Halle zusammen mit J.W.L. Gleim und J.P. Uz den nur wenige Jahre bestehenden sog. „zweiten Hallischen Dichterkreis“ gegründet. Halle war damals noch ein Zentrum des bereits ausklingenden Pietismus und zugleich der säkulären Aufklärung, die beide ihren Einfluss auf Götz ausübten.12 In Halle ansässige Dichter wie J.I. Pyra und S.G. Lange schrieben eine sich an der Anakreontik orientierende Odendichtung, die sich vom Klassizismus Gottschedscher Prägung abwandte und die Herausbildung einer an der Empfindsamkeit orientierten Literatur initiierte. Bekannt wurde Götz als Übersetzer der Oden Anakreons aus dem Griechischen ins Deutsche, die er zuerst 1746 und dann 1760 in einer zweiten, von ihm im Geiste der Empfindsamkeit überarbeiteten Fassung herausgab. Diese zweite Version galt bis zum Ende des Jahrhunderts als maßgebliches Vorbild für Übersetzer Anakreons. Anakreontische Gedichte stellen auch einen Schwerpunkt der eigenen Lyrikproduktion von Götz dar, der zu seiner Zeit in ganz Deutschland als ein Dichter empfindsamer, mit großer Anmut und Grazie geschriebener intimer Lyrik berühmt war, die viel und gern gelesen wurde.13 Götz übertrug kürzere moralisch-philosophische und 11 Peter Drews weist auf die Bedeutung der sich in dieser Zeit intensivierenden polnischsächsischen Kulturbeziehungen und der verbesserten Kontakte zwischen polnischen und deutschen Intellektuellen hin, die die Lyrik Sarbiewskis als einen Teil des gesamteuropäischen lateinischen Erbes und den Autor als eine „Deutsche und Polen gleichsam verbindende“ Persönlichkeit betrachteten (Drews 2006: 272). 12 Götz besuchte neben Vorlesungen der Theologen und Orientalisten Christian und David Michaelis auch die Veranstaltungen der Philosophen Alexander G. Baumgarten und des Leibniz-Schülers Christian Wolff (Oehmichen 2017: 92). 13 Die in der Frühen Neuzeit und insbesondere im 18. Jh. sehr beliebten Bagatellen, d. h. kleine Gedichtgattungen wie Lieder und Epigramme bevorzugende, eine eigene Variante der Ode entwickelnde und Prosagattungen wie die Schäferidylle, das Singspiel und die Verserzählung pflegende anakreontische Dichtung hat seit dem Ende des 18. Jh.s ihre frühere Bedeutung vollständig verloren und nicht wiedererlangt. Sie wurde seitdem als bloße Nachahmung der antiken Anakreontik aufgefasst, als eine flache und schablonenhafte Dichtung, die Kant zufolge „gemeiniglich sehr nahe beim Läppischen“ (so Kant in „Betrachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen“, hier zit. nach: Oehmichen 2017: 86) angesiedelt war. Seit den 1960er Jahren erfährt sie eine gewisse Neubewertung als historische Formation, als
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poetologische Gedichte aus den „Lyrica“ Sarbiewskis. Dreizehn davon sind im 18. Jahrhundert, in der posthum von Karl Ramler herausgegebenen dreibändigen Ausgabe der Werke Götzens 1785 publiziert worden. Götzens Übersetzungen waren in den 1790er Jahren ein Vorbild für Johann Gottfried Herder, der einige davon in seinen Werken nachdruckte14 und auch in seine eigenen Texte einbaute. Beide, Götz wie Herder, haben nur einzelne Gedichte Sarbiewskis übersetzt, Götz doppelt so viel wie Herder, der sieben Gedichte Sarbiewskis ins Deutsche übertrug.15 Götzens in den 1770er und Herders in den 1790er Jahre erwachtes Interesse an Sarbiewski könnte als Reaktion auf die erste, zweite und dritte Teilung Polens gedeutet werden, doch die Übersetzungen selbst geben, wie unten gezeigt werden soll, keinen Hinweis auf eventuelle politische Kontexte. Vier Gedichte Sarbiewskis sind von beiden Autoren übersetzt worden; diese sollen im Folgenden miteinander vergleichen werden.
Vergleich der Übersetzungen Götzens und Herders Von beiden Autoren wurden die zweite und dritte Ode aus dem zweiten Buch und die Oden 23 und 36 aus dem vierten Buch der „Lyricorum libri IV“ Sarbiewskis übersetzt.16 Die Ode II/2 „Ad Publium Memmium. Vitae humanae brevitatem benefactis extendendam esse“ (An Publius Memmius. Die Kürze des menschlichen Lebens ist durch Wohltaten zu verlängern) kann als paränetische Ode, die Ode IV/36 „Ad equites Polonos et Lithuanos. Amphion, seu civitas bene ordinata“ (An die polnischen und litauischen Adligen. Amphion, oder die wohlgeordnete Bürgerschaft) als ein an den polnischen Adel gerichteter politischSammelbezeichnung für eine Poesie des Privaten und Intimen, die eine Darstellung der Erkenntnismöglichkeiten durch Sinnesempfindungen gegenüber derjenigen kognitiver Erkenntnisse bevorzugt. Die Hinwendung zur Empfindsamkeit erfolgte im Kontext der Rezeption des englischen Sensualismus und des zeitgleichen Aufkommens medizinischer Diskurse, die auf eine Annahme möglicher therapeutischer Funktionen einer Heiterkeit und maßvollem Lebensgenuss feiernden Poesie schließen ließen (Mauser 1988, Oehmichen 2017: 88–97). Der maßvolle Genuss körperlich-sinnlicher Empfindungen – und dazu gehört auch das Wohlgefallen an der Natur und der Poesie – übt dieser Annahme zufolge eine positive Wirkung auf Geist und Seele aus. 14 So übernahm Herder Götzens Übersetzungen der Oden IV/28 und II/7 in Briefe zur Beförderung der Humanität 1793 (Nr. 35) und 1797 (Nr. 49). Vgl. Drews 1996: 396; Drews 2006: 284. 15 Vier Übersetzungen (darunter IV/23 und IV/36) wurden 1795 in „Neue Deutsche Monatsschrift“ veröffentlicht. Die Übertragung der Ode II/3 erschien im von Friedrich Schiller herausgegebenen „Musenalmanach für das Jahr 1796“, die der Ode I/19 in „Adrastea 3“ (1802), die der Ode II/2 wurde posthum 1805 veröffentlicht (Drews 2006: 285). 16 Zitiert werden sie nach den Ausgaben: Herder, Bd. 27: 313–316. Götzens Übersetzungen der Oden sind auf die drei Bände der Ausgabe Götz 1785 verteilt: 2 Gedichte (IV/23 und II/2) in: Bd. 1: 57–59; II/3 in: Bd. 2: 16–17; IV/36 in: Teil 3: 155–158.
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paränetischer Verstext über die Gestaltung der politischen Ordnung einer Stadt bzw. eines Landes bezeichnet werden. Die Oden II/3 „Ad suam testudinem“ (An seine Laute/Lyra) und IV/23 „Ad Cicadam“ (An die Zikade) sind dem Gesang und der Dichtkunst gewidmet. Beide Übersetzer übertragen die Gedichte vollständig unter Beibehaltung der Strophenformen. Eine Ausnahme in Bezug auf die Vollständigkeit stellt Herders Übersetzung der Ode IV/36 „Ad equites Polonos et Lithuanos“ dar, aus dessen elf Strophen bei ihm zehn geworden sind, indem die drei Strophen 9–11 in zwei Strophen zusammengefasst wurden. In seinen Übersetzungen bewahrte Götz weitgehend – wie auch Herder – die strophischen und metrischen Gegebenheiten des jeweiligen Ausgangstextes (Drews 2006: 276), während er in Bezug auf inhaltliche Aspekte unterschiedlich, zum Teil sehr frei, zum Teil aber auch sehr genau verfuhr.17 Herder ging in dieser Hinsicht freier als Götz vor. Im Folgenden sollen die Gedichte mit ihren Übersetzungen einzeln vorgestellt werden.
„Ad Publium Memmium“ Die Ode II/2 „Ad Publium Memmium“ wird mit einem Rat zum Umgang eines Mannes mit seinen ergrauenden Haaren, mit dem Altern eröffnet – über Publius Memmius, einen Zeitgenossen des Horaz, ist wenig bekannt (Gömöri 2011: 814) – vielleicht ist das auch der Grund, warum beide Übersetzer diesen Namen aus ihren Fassungen tilgen. Die fünf an den Adressaten gerichteten sapphischen Strophen setzen ein mit einer Beschreibung des sich ständig erneuernden, zyklischen Wechsels der Jahreszeiten, vom Schnee des Winters wieder zur Frühlingssonne, dem die Nichtwiederholbarkeit der jeweils einmaligen Lebensaltersstufen des Menschen gegenübergestellt wird. Der Sprecher weist den Adressaten darauf hin, dass er seine ursprüngliche Haarfarbe weder durch Salböl noch durch neue Ehrenkränze wiedergewinnen werde. Er rät ihm, sein Leben durch ein anderes Mittel, durch die Erlangung von Ruhm durch Wohltaten (benefacta) zu verlängern, mit denen allein er dafür sorgen könne, nach seinem Tod in der Erinnerung seiner Mitbürger weiterzuleben. Der im ersten Teil des Titels der Ode II/2 „Ad Publium Memmium. Vitae humanae brevitatem extendendam esse“ namentlich genannte Adressat ist von beiden Übersetzern ebenso getilgt wie der zweite, die paränetische Funktion des Gedichts vorwegnehmende Teil des Titels. Beide Übersetzer haben den zweiteiligen Titel des Ausgangstextes durch einen einteiligen ersetzt, durch die Angabe der von Sarbiewski hier dargestellten Lebensphase, einmal in direkter, einmal in 17 Vgl. Oehmichen (2017: 151), der die Ansicht vertritt, Götz sei in Bezug auf Originaltreue der Übersetzung „seiner Zeit voraus“ gewesen.
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metaphorischer Benennung: von Götz mit „Das Alter“, von Herder mit „Des Lebens Winter“. Beide Übersetzer tilgen also auch den Hinweis auf Lebensverlängerung durch Wohltaten aus dem Titel, sie erhalten aber die Kommunikationsstruktur bzw. verstärken die Gesprächssituation des Textes. Götz spricht einen namentlich nicht genannten älteren Mann mit grauen Haaren nicht wie Sarbiewski auch einmal mit dem Vokativ „Publi“, sondern ausschließlich mit dem Personalpronomen „du“ und seinen deklinierten Formen an. Herder redet den Adressaten dreimal an, zuerst mit „Freund“, dann mit „o Geliebter“ und schließlich mit „o Jüngling“. Er verjüngt damit das Lebensalter des Adressaten und verstärkt zugleich die bei Sarbiewski nur angedeutete Emotionalität der Beziehung zwischen Sprecher und Adressat. Die Aussage des Ausgangstextes bleibt in beiden Übertragungen weitgehend erhalten, wird aber jeweils empfindsam aufgeladen (s. dazu auch Drews 2006: 278f.). So werden attributlose Substantive des Ausgangstextes von beiden Übersetzern mit Empfindungen anzeigenden Attributen versehen: Aus den „tempora Veris“ (Frühlingszeiten) werden bei Götz „alle Freuden des Frühlings“, „parum gratum […] colorem“ (die wenig willkommene Farbe) wird zu „die verhasste Farbe“, „juventus“(Jugend) zu „schöne Jugend“, „senectus“ (das Alter) zu „ein neidisch Alter“, „saecula“(hier in der Bedeutung: Menschenalter) zu „dieß kurze Leben“, „Fama“ (Ruhm) zu „gutem Ruhm“. Herder übernimmt diese Strategie, indem er „Aestas“ (der Sommer) zu „des schönen Jahres Sommer“ ergänzt. „Entflohn“ ist bei ihm nicht nur „Ver“ (der Frühling), sondern entflohn sind „des Frühlings lachende Stunden“. Herder verstärkt die Naturmetaphorik, indem er „color“ (Farbe) durch „Frühling [des Haupthaares]“ wiedergibt. Und er vermehrt im Ausgangstext sparsamer angeführte Parallelismen: Das metaphorisch als „Schneewinter“ bezeichnete Alter bestreut das Haupt nicht nur mit „spätem Reif“ (seris pruinis), sondern mit „Schnee und Reifen“, das Verb „geminare“ (verdoppeln) wird zu „eins verlängert, eins verewigt“ gesteigert. Wenn Götz am Ende mit der Forderung nach „gutem Ruhm“ den durch die Veränderung des Gedichttitels gelöschten Rat des Ausgangstextes zu einer Verlängerung des Lebens im Gedächtnis der Bürger durch „benefacta“ noch andeutet, so sind diese bei Herder ganz verschwunden: An ihre Stelle treten „rühmliche Taten“ und „Ruhm“, die auch durch Kriegshandlungen erworben werden könnten. Erwähnt werden sollen noch zwei weitere Änderungen im Bereich der Wiedergabe mythischer bzw. mythisch konnotierter Lexik: Götz ersetzt das Wort „sol“ (Sonne) durch den Sonnengott „Phoebus“ und den Namen der „Lunae“ (der Mond- bzw. Monatsgöttinnen) durch den der dem Rezipienten wohl bekannteren „Horen“, der Verkörperungen des Wachsens und Reifens in der Folge der Jahreszeiten und Monate. Herder übernimmt die „Horen“.
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„Ad suam testudinem“ Das aus drei vierzeiligen Strophen bestehende Gedicht Sarbiewskis II/3 „Ad suam testudinem“ wirft mit dem nicht eindeutig zu übersetzenden Wort „testudo“ einige Fragen auf. Das Wort „testudo“18 bezeichnet u. a. den an der Form des Schildkrötenpanzers orientierten Schallkörper eines Saiteninstruments. Im vorliegenden Fall geht es um das Instrument des Sängers, das von diesem angesprochen und an eine Pappel gehängt wird. Dort soll Eurus, der Ostwind, über seine Saiten streichen und sie leise erklingen lassen, während sich der Sänger am Rand eines Baches, an eine Pappel gelehnt, zur Ruhe niedergelegt hat.19 In diesen locus amoenus bricht plötzlich – zu Beginn der dritten Strophe angekündigt mit „Eheu“ (O weh!) – Unwetter herein: Nebelschwaden bedecken den Himmel, der Klang von Regen ertönt. Der Sänger wechselt mit „surgamus“ (brechen wir auf) in den Plural und beklagt, wieder eingeleitet mit diesmal „heu“ (O weh!), die Flüchtigkeit und Vergänglichkeit der Freuden. Während Strophe 1 und 2 jeweils aus einer Satzperiode bestehen, setzt sich die dritte Strophe aus einer Folge von fünf Ausrufen und Ausrufesätzen zusammen. In diesem Fall wählen die beiden Übersetzer verschiedene Verfahren bei der Übersetzung des Titels: „Ad suam testudinem“ (An seine Laute bzw. Lyra) überträgt Götz mit „An seine Theorbe“: Das Wort „Theorbe“ bezeichnet eine im Barock verbreitete eigene Form der Laute, d. h. Götz wählt anstelle der im Lateinischen nicht eindeutigen Bezeichnung „testudo“ einen das Musikinstrument eindeutig identifizierenden Namen, der zudem auf das Barock und damit auf die Epoche Sarbiewskis verweist. Herder ersetzt „Ad suam testudinem“ durch „Die flüchtige Freude“ und tilgt damit das zugleich den Gesang und die Dichtkunst implizierende Musikinstrument zugunsten der Bezeichnung der Vergänglichkeit einer Empfindung; er verfährt hier nach dem schon bei dem ersten betrachteten Text angewandten Verfahren. Götz verwendet ferner „Theorbe“, das als „testudo“ im Ausgangstext nur im Titel steht, auch in der ersten Strophe als Anrede, mit dem Zusatz „gesprächige Theorbe“, die er, anders als der Ausgangstext, zu schweigen bittet. Während der Klangkörper im Ausgangstext vom Wind gespielt wird und ihrer beider Töne die Rast des Sängers begleiten, wird die Theorbe bei Götz ausdrücklich zum Schweigen gebracht, solange der Sänger „wie [der vom Übersetzer ergänzte] Tityrus“20 am gekrümmten Ufer schläft. Der Ostwind des 18 Georges 2003 (Bd. 2: 3902) gibt nach den Grundbedeutungen „Schildkröte“, „Schild“ der Schildkröte und „Schildplatt“ die Bedeutung „jedes gewölbte Saiteninstrument, die Lyra, Laute, Cythara“ an. 19 Denkbar wäre es im Falle des Ausgangstextes auch, dass die Pappel selbst mit ihren Zweigen den angesprochenen Klangkörper „testudo“ bildet und ein sanftes Rauschen hören läßt. 20 Götz spielt hier wohl auf die gleichnamige Figur in Vergils erster Ekloge an, die sich ebenfalls im Schatten eines Baumes, hier einer Buche, ausruht und die Hirtenflöte spielen kann;
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Ausgangstextes, „Eurus“ wird zu „Favon“, dem Westwind,21 der durch das Instrument streichen wird, solange der Sänger nicht einfach „den Nacken zurückgelehnt“ („collum reclinasse“), sondern „schnarchend sein Schläfchen geschlafen“ habe – die Ruhe des Sängers zum windbewegten Klang des Instruments wird zu einer hausväterlichen Szene. Das doppelte „o weh“ des Ausgangstextes verwendet Götz nur einmal zu Beginn der dritten Strophe. Die Szene wird nun dramatisiert: Anstelle der Nebelschwaden, die bei Sarbiewski den Himmel bedecken, „schwärzen“ hier Wolken den „westlichen Olymp“ und „schütten“ Regen wie aus „Flaschen“ herab. Die eher bedächtige Aufforderung „surgamus“ (erheben wir uns) ist durch das drängende, unpersönliche „Auf,/ auf vom Boden“ ersetzt und die hier „flüchtigen“ Freuden sind nicht nur vergangen, sondern „fliehen geschwind vorüber“. Götz lokalisiert den bei Sarbiewski ungenannten Ort des Geschehens mit der Ergänzung „westlicher Olymp“ und dem Vergleich „wie Tityrus“ im antiken Griechenland und dramatisiert die Veränderung der Situation durch die Beschreibung des Ausgangszustands als einen des Schweigens sowie durch die Verstärkung der Anzeichen des Wetterwechsels. Herders Übersetzung dagegen, die den Titel als „Die flüchtige Freude“ wiedergibt und damit die Vergänglichkeit irdischen Glücks als Thema des Gedichts22 fokussiert, hält sich in diesem Fall enger an die im Ausgangstext geschildert Situation. Dabei spricht er im Unterschied zum Ausgangstext das Instrument „testudo“, das er als „Leier“ wiedergibt, zweimal direkt an: jeweils in der ersten Zeile der ersten beiden Strophen, zuerst mit „hallende Leier“ und dann metonymisch mit „liebliches Saitenspiel“. Wie bei Götz, lehnt sich auch bei ihm der Sprecher nicht einfach am Baum zurück, sondern schläft bzw. „entschlummer[t] in des Baumes/ Wehendem Wallen zum Traum“ – Herder bedient sich hier wie Götz der Alliteration. In der dritten Strophe ersetzt er das zweimalige „o weh!“ („Eheu!“ und „heu!“) in der ersten Zeile durch die Frage „Wo bin ich?“ und in der dritten Zeile durch „Ach“, spricht ähnlich wie Götz von „dunklen Wolken“ und wendet sich in der dritten Strophe mit „Komm,/ meine Leier“ noch einmal explizit an das Instrument. Während bei Sarbiewski und Götz offen bleibt, wen s. Vergil, Ecloga 1, zugänglich unter: http://www.gottwein.de/Lat/verg/ecl01.php (Zugriff am 29. 07. 2022). 21 Oehmichen (2017: 148) erklärt dies mit einer generellen Bevorzugung des Favonius durch die Anakreontiker der Frühen Neuzeit. 22 Elwira Buszewicz weist auf mehrere Schichten der Bedeutung in diesem Gedicht hin, unter denen die der Wechselhaftigkeit irdischen Glücks nur die am deutlichsten auf der Oberfläche liegende sei. Als weitere Schichten nennt sie u. a. die Opposition von Kunst und Natur (das Instrument als aus Holz gefertigtes Produkt der Kunst, Instrument und Sänger als Künstler, die Suspendierung der Kunst zugunsten der Rekreation in der und durch die Natur) und das Prinzip der für Natur und Kunst gleich bedeutsamen concordia discors, die sich auch in der Wahl der Pappel zeige, der populus alba, deren Blätter auf der einen Seite weiß erscheinen und auf der anderen grün sind. S. Buszewicz 2006: 122–127.
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oder was der Sänger zum Aufstehen auffordert, verdeutlicht Herder, dass mit dem Nom. Pl. „surgamus“ das Instrument angesprochen wird. Und zuletzt: Sarbiewskis „gaudia“ werden bei Herder zu „jede[r] kleinste[n] der Freuden“.
„Ad Cicadam“ Der Titel der Ode IV/23 „Ad Cikadam“ wird von beiden Übersetzern wörtlich mit „An die Cikade“ bzw. „An die Cicada“ wiedergegeben. Sarbiewskis aus drei alkäischen Strophen bestehendes Gedicht IV/23: „Ad Cicadam“ spricht in der ersten Strophe die „im höchsten Laub der Pappel“ (populea summa coma) sitzende, „von denTränen des tautragenden Himmels trunkene“ (caeli roriferis ebria lacrymis) Zikade an, die den Sommer über ihre Lieder ertönen lässt. Die zweite Strophe fordert sie auf, die bereits nach länger Winterkälte dahineilenden Sommertage zu jagen, sie „mit trägem Streit abzufangen“ (lento […] excipe jurgio). Die letzte Strophe zieht eine allgemeine, auf den Menschen bezogene Schlussfolgerung aus dem beschriebenen Bild, die als Vergleich eines Naturbilds mit einer Empfindungsbeschreibung aufgebaut ist: Der „beste Tag“ (dies optima) komme unbemerkt herbei und vergehe ebenso schnell, wie er gekommen sei; die empfundene Kürze des „besten Tages“ wird dann mit dem stets schnellen Verschwinden von Freude parallelisiert und der oft langwährenden Dauer des Schmerzes gegenübergestellt. Das Gedicht modelliert mit Sommertag und Zikade nicht nur ein Naturbild, sondern ein Konzept dichterischen Schaffens: Elwira Buszewicz hat auf das Bild der nach antiker und frühneuzeitlicher Vorstellung allein von Tau lebenden Zikade als Topos für den seine Kunst lebenden und vom Himmel göttliche Inspiration empfangenden Dichter verwiesen.23 Der Allgemeinplatz von der kurzen Dauer des Glücks und der langen Dauer des Unglücks wird hier mit der Kürze des Sommers und der Seltenheit dichterischer Inspiration gleichgesetzt. Götz erhält die jeweilige syntaktische Struktur der drei Strophen, verändert jedoch z. T. die Lexik: Sarbiewskis „höchstes Laub der Pappel“ wird zu „des Jasmins oberste Locke“, ein Austausch der Pflanzen, der die Distanz zwischen der Zikade und dem am Boden sitzenden Sprecher verringert und sein Erkennen des kleinen Insekts plausibler erscheinen lässt (Buszewicz 2006: 132). Die Zikade ist nicht trunken von den „Tränen des Himmels“, sondern von „Thränen der 23 S. Buszewicz 2006: 127–132. Sie geht dort auf die Übernahme dieses antiken Topos in christliches Schrifttum und Dichtung und auf das Zusammenfliessen dieser paganen und christlichen Tradition bei Sarbiewski ein. Wie Buszewicz nimmt auch Stefanie Grewe einen marianischen Kontext an. Sie stellt überdies mit Verweis auf die Psalmen und das KitharaZikaden-Emblem bei Alciatus eine Verbindung der Ode „Ad Cicadam“ zu „Ad suam testudinem“ her (Grewe 2006: 203–207).
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Nacht“, womit der Bezug auf den Dichter verringert wird. Und die Zikade „belebt“ mit ihrer „Stimme“ nicht den „stummen“ (voce […] mutum recreas nemus), sondern „vergnügt“ mit „Liedern“ den „horchenden“ Hain; hier ist der Hain für den Gesang empfänglich. Die zweite Strophe fordert die Zikade nicht auf, die „eilenden Sommertage mit trägem Streit aufzuhalten“ („festinos […] lento/ Soles excipe jurgio“), sondern sie „mit Gekeife“ zu „empfangen“.24 In der dritten Strophe wird der „beste“ zum „glücklichsten Tag“ und der Schmerz dauert nicht „öfter lang“ („longus saepius est dolor“), sondern „allzeit zu lang“. Herder verändert dann die syntaktische Struktur der Strophen zu einem Frage-Antwort-Spiel. Die erste Strophe besteht bei ihm nicht aus einer einzigen als Apostrophe gestalteten Satzperiode, sondern beginnt mit dem Fragesatz „Höre ich deinen Gesang wieder, o Sängerin?“ und antwortet mit der Apostrophe „ich höre,/ freudetrunkene Cicada, dich“. Sarbiewskis von den „Tränen des Himmels trunkene“ Zikade wird hier von „Freude“ trunken. Die zweite Strophe umfasst bei Herder eine kurze Apostrophe an die Zikade mit der Bitte, „unablässig“ zu singen, und zwei Aussagesätze, die das Fliehen der Sommertage und die Dauer des „traurigen Winters“ benennen. Die dritte Strophe beginnt wieder mit der als Frage formulierten Anrede „Schweigst du, Sängerin?“ und fordert sie auf, ihr „Tröpfchen Thau,/ eh’s vertrocknet“ zu trinken. Das Bild des vertrocknenden Tautropfens wird dann zur Grundlage des Bezugs zum Menschenleben: „Auch uns trocknet im Augenblick/ Unser Tröpfchen der Freude;/ Nur der traurige Schmerz, er bleibt.“ Herder überführt die bei Sarbiewski nicht vorhandene und bei Götz angedeutete Kommunikation zwischen Hain und Zikade in ein Gespräch zwischen Sprecher und Adressat. Wenn er die Zikade als „Sängerin“ anredet, so wird der Bezug zum Dichter gestärkt. Doch zugleich wird mit der Reduktion des Tautropfens auf sein winziges Maß und schnelles Trocknen, mit der Einführung der Freude anstelle der Tränen der Bezug zur Inspiration gemindert. Beide Übersetzer fokussieren anstelle der indirekten Gleichsetzung der Kürze eines Sommertags mit der kurzen Dauer der Inspiration den Aspekt der Vergänglichkeit aller Freuden.
„Ad equites Polonos et Lithuanos. Amphion, seu civitas bene ordinata“ Sarbiewskis aus elf sapphischen Strophen bestehende Ode IV/36 „Ad equites Polonos et Lithuanos. Amphion, seu civitas bene ordinata“ (An die polnischen und litauischen Adligen. Amphion, oder die wohl geordnete Bürgerschaft) greift 24 Auch das ist eine mögliche Übersetzung der Zeile Sarbiewskis: „excipere“ ist ein Verb mit vielen Bedeutungen, zu denen sowohl „aufhalten“ wie „empfangen“ gehört (Georges 2003, Bd. 1: 2522–2524).
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auf den thebanischen Sagenkreis, auf die Sage von der Entstehung der berühmten siebentorigen Mauer Thebens zurück. Amphion tritt dort als eine Variante der Orpheusfigur auf: Sein Gesang und Kitharaspiel lösen Felsen und Steine aus der Umgebung der Stadt, so dass sie herbeispringen und sich zur Mauer um Theben zusammenfügen. Die Ode gibt in den ersten acht Strophen das Lied Amphions an die Bürger der Stadt Theben als gesungenen Monolog wieder, der Regeln und Normen für die politische und soziale Ordnung der Stadt nennt. Nur in der ersten Strophe werden hier die „Thebani“ direkt angesprochen und zur Verbannung fremder Sitten und Einhaltung der von den Vorfahren überlieferten Gesetze aufgefordert. Die folgenden Ratschläge Amphions zur Einhaltung religiöser Riten, zur Verbannung und strengen Bestrafung jeden Verbrechens – von Betrug über das Machtstreben einzelner bis zu Gier nach Reichtum und sexueller Befriedigung – werden neutral, unpersönlich hortativ formuliert: Das öffentliche Vermögen sei zuungunsten desjenigen einzelner Bürger zu vermehren, es soll für eine ausreichende Bewaffnung gesorgt, Soldaten gut bezahlt werden. Über allem steht die Forderung nach sozialem Zusammenhalt der Gemeinschaft und gemeinsamen Entscheidungen und Handlungen der Männer in Krieg und Frieden. Gewarnt wird vor der Schädlichkeit verborgenen Zwists unter reichen, mächtigen Männern der Stadt. In der neunten Strophe tritt der Sprecher auf und nennt Amphion als den sich auf der Kithara begleitenden Sänger der ersten acht Strophen. Wie er erzählt, wird Amphion unterstützt durch ein dreifaches Aufbrausen des Flüsschens Dirke und dem ebenfalls dreimaligen Beben des Gebirgszugs Kithairon, die Felsen, Klippen und Steine herbeispringen und sich bei Amphions Verstummen zur siebentorigen Mauer um Theben zusammenfügen lassen. Mit dem Titel „Ad equites Polonos et Lithuanos“ bezieht Sarbiewski die Sage um die Erbauung Thebens und die von Amphion dargelegten Ratschläge für die soziale Ordnung der Stadt und seine Ermahnung zur Eintracht unter ihren mächtigen Bürgern auf den zeitgenössischen polnischen Staat und die szlachta – dieser Bezug ist, wie bereits gesagt, von beiden Übersetzern getilgt worden. Übrig bleibt nur die Nacherzählung des antiken Mythos, wobei die von Amphion vorgeschlagenen Regeln und Grundsätze der sozialen Ordnung eines Gemeinwesens im Vordergrund stehen. Der Dreifachtitel der Ode „Ad equites Polonos et Lithuanos. Amphion, seu civitas bene ordinata“ verliert bei beiden Übersetzern den ersten und letzten Teil: Er wird bei Götz zu „Amphion“ reduziert, bei Herder zu „Amphion an die Thebaner bei Erbauung der Stadt“ variiert. Mit dem ersten Teil des Titels tilgen beide Übersetzer den bei Sarbiewski vorhandenen Bezug zur polnischen Rzeczpospolita, Götz mit derjenigen des letzten Teils auch den Hinweis auf politische Bezüge zur Ordnung einer Bürgerschaft bzw. eines Staates. Ähnlich verfährt Herder, der anstelle der polnischen szlachta die Einwohner Thebens als Adressaten wählt und anstatt der politischen Ordnung die Erbauung einer Stadt nennt.
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Mit diesen Änderungen versetzen beide Übersetzer den Text vollständig in die Antike und vermindern deutlich sein aktuelles politisches Potential. Die Präsenz des antiken Mythos wird bei Götz verstärkt, indem er in der dritten Strophe die Figur der Ate, der Strafgerechtigkeit, einführt, die unerbittlich alle Schuldigen verfolge – ihr Name wird – wie auch derjenige des Flusses Dirke – in einer kurzen Fußnote erläutert. Die elfte Strophe, die bei Sarbiewski in apersonaler Erzählweise kurz über das Zusammenfügen der Felsen und die Vollendung der Mauer mit ihren sieben Toren berichtet, endet bei Götz mit einer die Pracht Thebens lobenden Apostrophe: „Prächtig, o Thebe! standst du da, mit sieben/ Ehernen Toren.“ Herder vermehrt in seiner Übersetzung die Zahl der bei Sarbiewski kaum anzutreffenden Apostrophen deutlich, indem Amphion bereits in der ersten Strophe seine Adressaten direkt mit „euch,/ Ihr Thebaner“ und in der sechsten Strophe mit „ihr Bürger“ anspricht und in anderen Strophen die Personalpronomina „ihr/euch“ sowie die Possessivpronomina „unser/euer“ einfügt. Und in der vierten Strophe wählt er statt „verbannt sei“ („exulet“) den eindringlichen Appell „sei euch nimmer,/ Nimmer geliebet“. Er personalisiert auf diese Weise die bei Sarbiewskis sachlich-unpersönlich gehaltene Redeweise Amphions, deren Lexik er zudem öfter in moralisierender Weise verändert: So fordert er nicht „veritas“ (Wahrheit, Aufrichtigkeit, Unparteilichkeit), sondern „Tugend“ und statt der Verbannung „jedes Verbrechens“ diejenige von „Laster und Unglück“. Der Rat, den Wohlstand der Stadt zuungunsten des Reichtums einzelner Bürger zu verdoppeln, wird zu „Armut stähle den Mann“, die Forderung nach ausreichender Bewaffnung mit „Eisen kämpfe“ zur Aufforderung zum Krieg. Nicht „hohe“ wie bei Sarbiewski und Götz, sondern „ewige“ Tempel stehen auf hundert Säulen besser und nicht das durch Felsen irrende Schiff wird durch die Beachtung der Sterne sicherer geleitet, sondern der „weise Steuermann“ befragt „viele Sterne“. Durch langwährenden Zusammenhalt wird nicht die „Stärke“ eines Gemeinwesens befördert, vielmehr fasst Herder diesen Prozess in Naturbilder: „Bürgermacht, die ein ewiger Bund begründet, wächst mit jedem Triebe“. Die letzten drei Strophen fasst Herder zu zwei zusammen und verändert dabei die Darstellung des Mauerbaus. Bei ihm unterstützen Fluss und Gebirge den Sänger nicht aktiv durch Überschwemmung und Beben, sondern bleiben weitgehend passiv: Dirke „lauschte“ und „Cytharons Hain bewegte seine Zweige“. Das Gebirge Kithairon ist zum Hain geworden, und der Zusammenschluss der herbeigesprungenen Felsen zur Mauer ereignet sich bei Sarbiewski und Götz nach dem Verstummen Amphions, bei Herder während des Gesangs: Die Felsen „kommen“ und schließen sich zur „ehernen, siebenpfortigen Thebe“ zusammen. Beide Übersetzer verstärken die Kommunikationsstrukturen zwischen Amphion und den Thebanern und entpolitisieren den Text; Herder dynamisiert und moralisiert ihn zudem, wobei er auch martialische Töne anschlägt.
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Zusammenfassung Wie im Laufe der Untersuchung deutlich wurde, ist Herder in seinen Übersetzungen offensichtlich denjenigen seines Vorgängers Götz verpflichtet. Die Übernahmen bewegen sich weniger im Bereich der Lexik als vielmehr in der nochmaligen Verstärkung der bereits von Götz, von ihm jedoch wesentlich zurückhaltender vorgenommenen Vermehrung kommunikativer Strukturen. Dafür spricht die bei Herder zu beobachtende Verstärkung persönlicher, empfindsam konnotierter Kommunikation zwischen Sprecher und Adressat. So wird z. B. das in der Zikade aufgerufene Bild des Dichters empfindsam eingefärbt: Die Zikade singt nicht wie bei Sarbiewski allein, ohne Zuhörer, sondern sie wird bei Götz vom Hain wahrgenommen und bei Herder von der sie befragenden Sprecherfigur; sie wird in eine Situation versetzt, die Kommunikation mit dem Sprecher impliziert. In beiden poetologischen Gedichten verstärken die Übersetzer zudem den Aspekt der Kurzlebigkeit und Vergänglichkeit aller Freuden. In den paränetischen Gedichten tilgen beide Übersetzer politische, auf das soziale Zusammenleben in der Bürgerschaft einer Stadt bzw. Staates bezogene Postulate und reduzieren die Ausrichtung der Texte auf moralische, stärker das Individuum selbst betreffende Aspekte: Der Rat Sarbiewskis im Gedicht „Ad Publium Memmium“, das befristete Leben zu verlängern durch Wohltaten für die Bürger – die die Erinnerung an den Wohltäter nach seinem Tode bewahren werden – wird bei beiden Übersetzern durch den Rat zur individuellen Einsicht in die Unwiederbringlichkeit der Jugend und die Akzeptanz der Körperzeichen des Alterns ersetzt. Anstelle der „benefacta“ als Mittel für das erwünschte Nachleben in der Erinnerung der Nachkommen nennt Götz persönlichen „Ruhm“, bei Herder könnte der nicht näher bestimmte Ruhm auch militärisch sein. Amphions bei Sarbiewski in der Ode „Ad equites Polonos et Lithuanos“ auf das Verhalten der szlachta im Rahmen der Rzeczpospolita bezogenen Ratschläge für die Einrichtung der staatlichen Ordnung und den Erhalt der Eintracht verlieren bei beiden Übersetzern ihre konkreten politischen Implikationen und werden durch Hinzufügungen zu empfindsam und moralisch eingefärbten Darstellungen der Macht des Wortes. Herder bringt zudem – u. a. durch die Ersetzung des gesellschaftlich ausgerichteten Postulats Sarbiewskis nach Verringerung des Reichtums Einzelner zugunsten des Vermögens der Stadt durch die Forderung „Armut stähle den Mann“ – martialische Töne hinein, die der zeitgenössischen Rhetorik der napoleonischen Kriege geschuldet sein mögen. Während die polnische übersetzerische Rezeption des 18. Jahrhunderts Sarbiewski in den Kontext des gesellschaftlich und politisch engagierten Klassizismus überführt, übertragen die beiden hier betrachteten deutschen Übersetzer Götz und Herder – auch bedingt durch ihre zeitliche Verspätung gegenüber ihren polnischen Kollegen – die Oden Sarbiewskis in die Poetik der Empfindsamkeit.
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Herder bedient sich dabei auch der auf die Frühromantik verweisenden, für sein Kulturkonzept merkmalhaften pflanzlichen Metaphorik des Wachsens, Blühens, Reifens und Welkens. Das Interesse beider Übersetzer an Sarbiewski hat offensichtlich kaum etwas mit den zeitgenössischen historischen, Europa grundlegend verändernden, Ereignissen in Polen zu tun. Es ist vielmehr im Kontext der Sarbiewski als „Horatius Polonus“ einbeziehenden Horaz-Begeisterung des 18. Jahrhunderts und der literarischen Strömung der Empfindsamkeit sowie im Falle Herders auch der Frühromantik anzusiedeln.
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Emil Daniel Lesner (Uniwersytet Szczecin´ski, Szczecin)
Zu ausgewählten sprachlichen und kulturellen Schwierigkeiten bei der Wiedergabe des Dramas Der Bonker von Walter Moers ins Polnische
Abstract On selected linguistic and cultural difficulties in translating the drama Der Bonker von Walter Moers into Polish In this article the author focuses on discussing selected linguistic and cultural problems that a translator may encounter when working on Walter Moers’ into Polish untranslated drama Der Bonker. The following translation problems are described in the article: translation of word puns, vulgarisms and culturally charged specialized vocabulary. Significant for building the quality of the translate was the reference to a common etymology in the case of translating the word puns, the use of equivalents of similar expressive intensity in the case of translating vulgarisms and the use of culturally acceptable recognized equivalents in the case of translating culturally marked lexis. Keywords: literary translation, Walter Moers, linguistic and cultural problems Schlüsselwörter: literarische Übersetzung, Walter Moers, sprachliche und kulturelle Probleme
Einleitung Das Thema des vorliegenden Beitrags sind die potenziellen Probleme, auf die der Übersetzer bei der Übersetzung des Dramas Der Bonker stoßen kann. Das erwähnte Werk wurde von Walter Moers im Jahre 2006 geschrieben und gilt als ein Bestandteil des Comicbuches „Adolf total“ (vgl. Moers 2006). Es beschreibt die letzten Tage des Naziführers Adolf Hitler, der vereinsamt in seinem Geheimbunker das Ende des Krieges erlebt. Sein einziger Geselle ist zwar zurzeit nur sein Schäferhund Blondi, aber schon bald wird der Protagonist gezwungen, unerwartete Gäste zu empfangen. Das Stück wurde ins Polnische nicht übertragen und generiert als Ausgangstext eine Reihe von sprachlichen sowie kulturellen Übersetzungsproblemen. Der Grund dafür liefert vor allem sowohl das aufgegriffene Thema der ganzen Geschichte, das als ein Tabubruch in den deutschpolnischen Relationen angesehen werden kann, als auch die obszöne (manchmal sogar vulgäre), kreative Sprachstilistik, die u. a. die Verwendung von Sprach-
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spielen umfasst. Im vorliegenden Beitrag werden somit einige sprachliche und kulturelle Schwierigkeiten besprochen, mit denen sich der Übersetzer des Dramas von Walter Moers auseinandersetzen muss. Der Beitrag ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil werden ausgewählte sprachliche und kulturelle Übersetzungsprobleme dargestellt. Das Augenmerk wird dabei auf die Übersetzung von Wortspielen, Vulgarismen und kulturellen Schwierigkeiten gerichtet. Im praktischen Teil wird versucht an ausgewählten Beispielen darzustellen, welches Instrumentarium der Übersetzer hat, um eine adäquate Übersetzung solch eines tabubrechenden Dramas zu verfassen. Es werden ebenso potenzielle Übersetzungsmöglichkeiten besprochen, die als eine Lösung während der Übersetzung von Wortspielen und der vulgären sowie der kulturgefärbten Lexik angesehen und angewendet werden können.
Wortspiel und Wortschatz als ein Übersetzungsproblem Der Begriff des Wortspiels wird in der Übersetzungstheorie als ein in manchen Fällen unüberwindbares Hindernis angesehen. Solch eine Auffassung des Wortspielbegriffes präsentieren einige Übersetzungstheoretiker wie z. B. Maria Krysztofiak (1999), die während der Beschreibung der sog. formal-ästhetischen Unübersetzbarkeit der Meinung ist, dass die wortspielerische Dichtung nicht übersetzbar sei, oder Edward Balcerzan (2009: 91), der in seiner Monografie die Unübersetzbarkeit des Spracheingriffs1 beschreibt. Unabhängig von den oben erwähnten Problemen, die Wortspiele während des Übersetzungsprozesses bilden, wird der Begriff in der Sprachwissenschaft als „die objektsprachliche Fassung einer metasprachlichen Information bestimmten Typs“ aufgefasst, die „vom Sprecher/Schreiber absichtlich und zumeist als Manifestation der Sprachkomik zu einem rhetorischen Zweck kreiert wird“, wobei „die Sprecherabsicht (…) durch bewusste Abweichungen von einer sprachlichen Gebrauchsnorm signalisiert“ wird (vgl. Te˛cza 1997: 18). Die oben dargestellte Definition präsentiert vor allem die Unterhaltungsfunktion der Wortspiele und betont ihren sprachästhetischen Charakter. Die auf folgende Weise verstandenen Wortspiele lassen sich in drei Gruppen unterteilen: homonymische, homophonische und paronymische Wortspiele. Die erste Gruppe umfasst lexikalische Einheiten, die auf einer formellen Identität und unterschiedlichen Bedeutungen ihrer Bestandteile basieren (vgl. ebd.: 31). Dazu 1 Im Originaltext heißt sie nieprzekładalnos´c´ chwytu je˛zykowego und basiert vor allem auf der Verwendung der Polysemie oder der Sprachspiele, die Tempus oder Genus als Bestandteile umfassen. Der polnische Übersetzungstheoretiker betont dabei, dass die daraus entstandenen Übersetzungsprobleme nicht zur totalen Unübersetzbarkeit führen und nur gewisse Mängel im Zieltext andeuten (vgl. Balcerzan 2009: 91).
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gehören vorwiegend Beispiele, die auf der polysemantischen Verwendung der Lexeme in demselben Kontext beruhen. Der Interpretationskontext, in den die Übersetzungseinheit eingebettet wird, erlaubt ein mehrdeutiges Verständnis von Wortspielbestandteilen, wie bei der Abkürzung2 TUMAN (pl. Telechroniczny Układ Mimos´rodkowej Automatyki Nawoz˙enia), die zugleich den Textrezipienten auf die Bedeutung des bestimmten Gattungsnamens verweist (vgl. [SZYM]: „Dummkopf, Trottel“3). Homophonische Wortspiele sind Übersetzungseinheiten, die nur aus den orthographischen Unterschieden bestehen. Für einen Lesenden sind sie somit besser zu dekodieren (vgl. ebd.: 55). Ein gutes Beispiel dafür ist das Substantiv kalambur, das außer seiner standardmäßigen Wörterbuchbedeutung (vgl. [SZYM]: „ein scherzhaftes Wortspiel, das auf Doppeldeutigkeit und Lautidentität seiner Bestandteile basiert“4) auch eine syntagmatische Verbindung kalam bór (dt. Ich beschmutze den Wald) konnotiert (vgl. ebd.: 145). Die dritte Gruppe umfasst Beispiele, die auf der Substitution einzelner Phoneme im Bereich einer bestimmten lexikalischen Einheit basieren. Als Beispiel dafür kann man den Satz Es spricht Professor mit dem Lehnstuhl an der HumboldtUniversität nennen, wo es zum Phonemersatz [r] durch [n] gekommen ist, so dass aus dem Substantiv Lehrstuhl das Nomen Lehnstuhl gebildet wird (vgl. ebd.: 62–66). Te˛cza listet darüber hinaus gewisse Übersetzungstechniken auf, die man für eine adäquate Wiedergabe der oben genannten Wortspiele anwenden kann. Dazu gehören die sog. Transplantation, Adaptation, Imitation, Kreation und Dislokation. Diese fünf erwähnten Übersetzungstechniken wurden der Arbeit von Frank Heibert (1993) entnommen. Als Transplantation bezeichnet Te˛cza die Übernahme des Wortspiels in der unveränderten Form und seine Verwendung in der Zielsprache.5 Sie wird dementsprechend vor allem in der Übersetzung der Wortspiele angewendet, die auf der Basis von Fremdwörtern gebildet werden. Adaptation bedeutet die wörtliche Übersetzung eines bestimmten Wortspiels, das nur aufgrund gewisser etymologischer Ähnlichkeiten zwischen einer Übersetzungseinheit und ihrer potenziellen Entsprechung möglich ist.6 Imitation umfasst alle Versuche, das Wortspielbildungsmuster in der Zielsprache nachzuahmen. Kreation bedeutet die Bildung eines neuen Wortspiels in der Über-
2 Das entsprechende Beispiel wurde der Arbeit von Te˛cza (1997: 139) entnommen. 3 Vgl. [SZYM]: „człowiek te˛py, cie˛z˙ko mys´la˛cy; matoł“. 4 Vgl. [SZYM]: „z˙artobliwa, dowcipna gra słów oparta na dwuznacznos´ci wyrazów i identycznos´ci lub podobien´stwie ich brzmienia; moz˙e byc´ forma˛ dowcipu je˛zykowego, stanowi takz˙e jeden z bardziej charakterystycznych chwytów semantyki poetyckiej.“ 5 Die besprochene Übersetzungstechnik ist dementsprechend mit dem sog. emprunt aus der Typologie von stilistique comparee gleichzusetzen (vgl. Sulikowski / Lesner 2019: 31f.). 6 Es ist somit derselbe Begriff wie calque im Sinne von stilistique comparee.
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setzung, und Dislokation umfasst die Einfügung eines Wortspiels in einen anderen Kontext des Zieltextes.7 Ähnlich wie im Falle der oben besprochenen Wortspiele können mehrere übersetzerische Probleme im Bereich der Wortschatzwiedergabe auftreten. Dorothea Müller-Ott (2002) ist der Meinung, dass es gewisse Kulturbarrieren gibt, die den Übersetzungsprozess, sogar zwischen den Nachbarländern, erschweren können. Dazu gehören u. a. die Benennung unterschiedlicher historischer Erscheinungen sowie die Bezeichnung von verschiedenen Sitten, Bräuchen und Traditionen der fremdsprachigen Länder. Emil Lesner und Piotr Sulikowski (2013) erweitern diese Gruppe um weitere Beispiele, darunter Eigennamen (insbesondere Toponyme und Chrematonyme), regionale Bezeichnungen und literarische Anspielungen. Die erwähnten Lexeme bilden im Zieltext gewisse Lücken. Besonders sichtbar ist dies am Beispiel der Übersetzung geschichtlicher Fachtermini zu sehen, die nach dem Translationsprozess in der zielsprachlichen Kultur unterschiedliche Konnotationen vermitteln können. Als ein gutes Beispiel kann man die Substantivgruppe Kampania Wrzes´niowa nennen, deren wörtliche Entsprechung im Deutschen Polenfeldzug die für Polen fremde Angriffsperspektive darstellt. Solche Probleme notiert man relativ häufig während der Übersetzung fachsprachlicher historischer Lexik. Den Grund für die beschriebenen Schwierigkeiten liefert der idio- und polylektale Charakter des Fachwortschatzes, der als untrennbare biologisch bedingte und durch Kultur geformte Gehirneigenschaften entsprechender Fachwissenschaftler verstanden wird. Man soll jedoch nicht vergessen, dass die auf diese Weise erschaffenen Idiolekte wegen derselben Herkunft oder Zugehörigkeit zu einer ähnlichen Forschungsschule viele Anhaltspunkte und Ähnlichkeiten aufweisen können, so dass wir innerhalb einer Sprachkultur auf ein fachsprachliches Polylekt stoßen können, das z. B. durch eine ähnliche (national bedingte) Betrachtung der Geschichte determiniert wird (mehr dazu vgl. Grucza 2013, Bajerowska 2014). Die Wiedergabe der beschriebenen Lexeme in der Zielsprache verlangt somit große übersetzerische Genauigkeit und enorme fachsprachliche Kompetenz des Übersetzers. Eine freie Übersetzung bzw. eine beliebige Wahl des Übersetzungsäquivalents führen dementsprechend häufig zur Verfremdung des Zieltextes. Auf der Wortschatzebene des Ausgangstextes erweisen sich als problematisch auch Vulgarismen, deren Übersetzung sehr häufig gemildert wird, was die Übersetzungspraxis bestätigt. Die besprochenen Übersetzungseinheiten werden in der theoretischen Literatur als Lexeme dargestellt, die infolge der Anwendung eines ordinären, groben, anspruchslosen und obszönen Stils gebraucht werden 7 Sie ähnelt somit der Übersetzungstechnik Kompensation (pl. kompensacja), die u. a. durch Krzysztof Lipin´ski (2002) vorgeschlagen wurde.
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(vgl. Kopalin´ski 2002: 542). Auf der textuellen Ebene erfüllen sie unterschiedliche Funktionen und sind vor allem als Emotionsträger des Sprechenden im Kontakt mit seinen Gesprächspartnern oder in Bezug auf unterschiedliche Gegenstände zu betrachten (vgl. Garcarz 2006: 161; Ha˛dzlik-Białek 2018: 93). Die Verwendung von Vulgarismen wird in unterschiedlichen Sprachgemeinschaften oft tabuisiert und gilt, wie oben geschildert, als ein Ausdruck eines niedrigeren Sprachstils. Es gibt jedoch auch Sprachgemeinschaften, in denen die Verwendung von Vulgarismen exponiert wird. Als Beispiel kann hier die serbische Sprache gelten, wo Vulgarismen laut Justyna Fudala (2019) als ein Teil des kulturellen Codes der serbischen Sprachgemeinschaft fungieren. Die erwähnten lexikalischen Einheiten können somit unterschiedlich betrachtet werden: Einerseits systematisch, wenn die Lexeme nur aufgrund ihrer formellen Eigenschaften klassifiziert werden, und andererseits unter Beachtung ihrer sittlich-referenziellen Merkmale, wenn die Bedeutung einer lexikalischen Einheit und ihre Denotation berücksichtigt werden (vgl. Garcarz 2006: 162). Sie erfüllen auch unterschiedliche Funktionen in der Sprache, was u. a. durch ihre expressive, impressive, persuasive, phatische sowie Unterhaltungsrolle in der Kommunikation bestätigt wird. Die expressive Funktion ist als eine Verbalisierung der Gefühle eines Sprechers zu betrachten. Als Beispiel kann hier der polnische Satz: Wygrałem, kurwa, wygrałem! gelten. Die impressive Funktion betont die Wichtigkeit einer bestimmten Äußerung wie im Beispiel Słyszałes´, kurwa, co do ciebie mówie˛? Durch die persuasive Funktion wird der Gesprächspartner vom Standpunkt des Sprechers überzeugt. Ein gutes Beispiel dafür ist der Satz Otwórz, kurwa, to okno! Die phatische Funktion ist für den Kontakt mit dem Gesprächspartner (wie im Beispiel: Ej, kurwa!) verantwortlich, und die Unterhaltungsfunktion hat die Aufgabe, den Gesprächspartner zu belustigen (vgl. Biernacka-Lige˛za 2001: 106– 108), wie im Falle der zitierten Reimsequenz Co? Chujów sto! Vulgarismen lassen sich darüber hinaus auf zweierlei Weisen unterteilen. Die erste Unterteilung umfasst die sog. Flüche (d. h. Vulgarismen ohne Adressatenbezug) und Schimpfwörter (d. h. Vulgarismen mit Adressatenbezug). Die andere Unterteilung konzentriert sich auf verbale (die früher genannten Flüche und Schimpfwörter) und nonverbale Vulgarismen (hier sind u. a. das Verhalten oder die Bekleidung zu erwähnen, mehr dazu bei Grochowski 2001). Die häufige Tabuisierung der Vulgarismen in unterschiedlichen Kulturen führt dazu, dass diese lexikalischen Einheiten ein schwieriges Problem für den Übersetzer bilden. Den Übersetzungsproblemen liegen verschiedene Ursachen zugrunde, und zwar u. a. die unterschiedliche stilistische Prägung der Übersetzungseinheiten und ihrer Entsprechungen, der gesellschaftliche Druck, solche Lexeme zu mildern, manchmal auch die Gesetzgebung oder kulturelle Umgebung der Zielsprache. Als ein beispielhaftes Modell der stilistischen Unangemessenheit ist die durch Artur Sandauer verfasste Übersetzung von Goethes
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Faust zu betrachten. Der Übersetzer verwendet dort Vulgarismen, um das Werk zu modernisieren, aber seine Entscheidungen verursachen eine pragmatische Inadäquatheit des Zieltextes im Vergleich zum Originalwerk, weil stilistisch stärkere Entsprechungen verwendet worden sind, die von Goethes Gestalten niemals artikuliert würden. Das deutsche Substantiv Hure wurde als kurwa übertragen, was die Charakteristik der Gestalt, die dieses Wort im Zieltext äußert, grundsätzlich verändert. Wenn man bedenkt, dass solch ein Schimpfwort von Margarete geäußert wird, lässt sich daraus schlussfolgern, dass es eine Verfäl´ wiklak 1999: 168ff.). Es soll schung des Originaltextes sein muss (mehr dazu bei C dabei angemerkt werden, dass das deutsche Lexem erst seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts als ein Schimpfwort betrachtet wird. In Goethes Zeiten hatte es zwar bereits eine leichte stilistische Färbung, bezeichnete aber eine Prostituierte noch im neutralen Sinne. Der Übersetzer hat dementsprechend auch eine Gruppe von stilistisch passenden Entsprechungen, die er im Kontext des Zieltextes anwenden kann, wie z. B. ladacznica oder kokota. Ein anderes Problem ist die häufige stilistische Milderung der Äquivalente im Falle der Übersetzung von Vulgarismen. Das beschriebene Übersetzungsverfahren ist besonders im Falle der audiovisuellen Übersetzung anzutreffen, wo der Übersetzer zusätzliche Regeln beachten muss, die durch die Gesetzgebung vorgeschlagen werden (vgl. Garcarz 2006: 163). In Polen sind dies insbesondere das Gesetz über Rundfunk und Fernsehen vom 29. Dezember 1992, das besagt, dass die Sender in ihren Programmen die Korrektheit der polnischen Sprache pflegen und gegen die Vulgarisierung der Muttersprache vorgehen sollen.8 Ein anderes Gesetz, das solche Probleme betont, ist das Gesetz über die polnische Sprache vom 7. Oktober 1999, das betont, dass die Muttersprache vor der bestehenden Bedrohung der Vulgarisierung geschützt werden muss.9 Man muss auch betonen, dass die meisten unüberwindbaren Probleme bei der Übersetzung der Vulgarismen einen kulturellen Hintergrund haben. Rachel Weissbrod hat im Jahre 2008 interessante Untersuchungen zum Thema der Wiedergabe von Wortspielen, sexuellen Konnotationen sowie Sprachwitzen, die sich der Heiligkeit als Thema bedienen, durchgeführt. Die besprochenen Untersuchungen haben bestätigt, dass alle sexuellen Konnotationen und Sprachwitze über Gott während der Übersetzung ins Arabische neutralisiert werden. Die wichtigste Ursache dafür war nach der Meinung von Weissbrod (2008: 58) die Tabuisierung bestimmter Verhaltensweisen, die unzureichenden Respekt für Religionsgefühle und einen tugend8 Vgl. Ustawa z dnia 29 grudnia 1992 r. o radiofonii i telewizji, Art. 18 Nr. 7, Dz.U von 2022 Pos. 1722. https://isap.sejm.gov.pl/isap.nsf/download.xsp/WDU19930070034/U/D19930034Lj. pdf [Zugriff am 25. 10. 2022]. 9 Vgl. Ustawa z dnia 7 paz´dziernika 1999 r. o je˛zyku polskim, Art. 3 Nr. 1 und 2, Dz.U von 2021 Pos. 672, http://isap.sejm.gov.pl/isap.nsf/download.xsp/WDU19990900999/U/D19990999Lj. pdf [Zugriff am 25. 10. 2022].
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haften Lebensstil aufweisen. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass bei größeren Unterschieden zwischen einem Ausgangs- und Zieltext der kulturelle Sprachusus in einer Übersetzungssituation als übergeordnet betrachtet wird, was die stilistische Milderung der Vulgarismen im Translat beeinflussen kann.
Zu ausgewählten sprachlichen und kulturellen Problemen bei der Übersetzung des Dramas von Walter Moers Der Bonker Das ausgangssprachliche Werk Der Bonker wurde ursprünglich im Jahre 2006 als ein Stück veröffentlicht, das aus drei Akten besteht. Es beschreibt die Geschichte des einsamen Nazi-Führers Adolf Hitler, der im Jahre 1945 in seinem geheimen Bunker in Berlin sitzt und das Kriegsende erwartet. Wegen seiner satirischen Funktion hat sich das Stück als sehr kontrovers erwiesen, ist auf eine kritische Rezeption gestoßen und hat dem deutschen Verfasser den Ruhm einer Persona non grata gegeben, was dazu beigetragen hat, dass Walter Moers bis heute seine eigene Anonymität besonders pflegt. Das Stück gilt als besonders schwierig für die Übersetzer, weil es eine emotional gefärbte, kreative Sprache enthält (Umgangssprache, Wortspiele, Vulgarismen) und ein kulturell heikles Thema aufnimmt, das bis heute als ein Streitpunkt in den deutsch-polnischen, polnischdeutschen Beziehungen gilt. Gerade aus diesem Grund wurde das Werk bis heute ins Polnische nicht übertragen. Im Folgenden werden einige ausgewählte sprachliche und kulturelle Probleme besprochen, die den polnischen Übersetzern die Arbeit erschweren könnten. Zu solchen Problemen gehören u. a. einige Wortspiele sowie die vulgäre und kulturgefärbte Lexik. Das Ziel vorliegender Untersuchung ist die Festlegung bestimmter Übersetzungsprioritäten bei der Auseinandersetzung mit den oben genannten Übersetzungsschwierigkeiten, die Darstellung der potenziellen Übersetzungsmöglichkeiten und eine kurze Besprechung der Konsequenzen, die die Anwendung der dargestellten Übersetzungsmöglichkeiten für den Zieltext eröffnen würden. Für die vorliegende Untersuchung wurden mono- bzw. bilinguale Wörterbücher der polnischen und deutschen Sprache verwendet.
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Zur Übersetzung der Wortspiele Tab. 1: Übersetzung der Wortspiele Ausgangstext Ja… Rächtig… Der Föhrer… Genau… Was? … Ein Änterview? … Jätzt? … Na schön… Ja, äch bän bereit… Was? … Äh, Jahrgang 1889… In Braunau am Inn… Das äst in Österreich – sagen Sie mal, haben sie säch öberhaupt vorbereitet? … Chrmm… Was? … Äh, zuärst Könstler, dann Politiker… Was? … Äh, äher rächts… Hm? … Lieblingsfarbe? Ääh, pfff… da moß äch nachdenken… Gälb? – Nein, Blödsinn! Äh – Natürlich – braun! Haha!… Was?… Äh… (murmelnd zu sich selbst) Lieblingsblome … Lieblingsblome… Tople! Halt nein! Nazisse!… Was?… Na-zis-se! Äch bochstabiere: N-A-Z-I… genau… mät zwei S! SS!.. Jawohl… Was? Lieblingsschauspieler? Poh… das äst eine gote Frage… Robert DeNiro? Aber nor in Filmen von Scorcäse! Sonst, Heinz Röhmann, besonders als Peter Braun, haha… (Moers 2006: 158)
Zieltext Tak… zgadza sie˛… Führer… Tak jest… Co? … Wywiad? … Teraz? … Dobrze… Jestem gotowy… Co? … Ach… Rocznik 1889… W Branau am Inn… To w Austrii – przygotował sie˛ pan w ogóle do tej rozmowy? … Hmm… Co? Ach, tak, najpierw artysta˛, a potem politykiem… Co? … Ech, raczej prawicowe… Hm? … Ulubiony kolor? Och, hmm… musiałbym sie˛ zastanowic´… Z˙ółty? – Nie, bzdura! Ech, oczywis´cie z˙e bra˛zowy! Haha! Co? … Ech… (mamrocza˛c do siebie) Ulubiony kwiat… ulubiony kwiat… Tulipan! Stop, nie! – Narcyzek! … Co? Nar-cy-zek! Przeliteruje˛ panu: N-A-Z-I… oj, co ja mówie˛… N-A-R… dokładnie… przez dwa S! SS! … Tak jest… Co? Ulubiony aktor? Uch… Dobre pytanie… Robert DeNiro! Ale tylko w filmach u Scorsese! Oprócz niego Heinz Rühmann w roli Petera Brauna, haha… (übers. E.D.L.)
Quelle: eigene Darstellung
Das vorliegende Segment des Zieltextes stellt ein Interview mit einem unbekannten Journalisten dar, der plötzlich den Protagonisten anruft und ihm einige Fragen stellt. Ein Übersetzungsproblem könnte hier die Wiedergabe des Wortspiels bereiten. Der Journalist fragt nach der Lieblingsfarbe und bekommt die Antwort braun. Der aufmerksame Leser entschlüsselt sofort versteckte Anspielung auf Eva Braun, die Partnerin des Führers, bzw. auf die sog. Braunhemden (Teil der Nazi-Uniform), die im Kontext des Ausgangstextes als Motivierung für die oben genannte Wahl gelten. Eine andere Motivierung wird sichtbar, wenn der Journalist den Protagonisten nach seiner Lieblingsblume fragt. Die Antwort Nazisse weist somit auf die ideologischen Gründe hin und betont auf der symbolischen Ebene des Ausgangstextes die dominierenden Charakterzüge des Führers. Das Wortspiel verweist den Leser auf den Blumennamen Narzisse, in dessen Form auf das Phonem [r] verzichtet wurde. Solch eine Vorgehensweise hat dem Schriftsteller ermöglicht, in der veränderten Blumenbezeichnung das Lexem Nazi[s] zu verstecken. Die ideologische Vorliebe des Sprechenden betont im beschriebenen Wortspiel noch der präsente Verweis auf die Rechtschreibung. Der Protagonist sagt zusätzlich, dass der Blumenname mit einem Doppel-S geschrieben werden soll, was als eine direkte Anspielung auf den Namen des na-
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zistischen Schutzkommandos (dt. Schutzstaffel, Abk. SS) interpretiert werden kann. Das vorhandene Wortspiel könnte sich besonders schwierig für den Übersetzer erweisen, weil die beiden Spracheingriffe auf der Verwendung von Onymen basieren, die im Kontext der Ausgangs- und der Zielsprache invariant behandelt werden müssen. Im ersten Fall sind die homonymischen Eigenschaften des Adjektivs braun und des Antroponyms Eva Braun wortspielkonstituierend. Wenn man zusätzlich bedenkt, dass der Übersetzer für eine adäquate Übersetzung einen Eigennamen finden sollte, dessen Namensträger bzw. Namensträgerin dem Protagonisten besonders lieb erscheinen muss, dann wird einem auch bewusst, dass nur eine geringe Anzahl an Übersetzungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Eine etwas leichtere übersetzerische Aufgabe stellt das nächste Wortspiel dar. Hier zeigen die Übersetzungseinheit Narzisse und ihre wörtliche Entsprechung narcyz als Wortspielbasis eine formelle Ähnlichkeit, was die Arbeit des Übersetzers auf eine gewisse Weise erleichtern sollte. Die beiden Wortspiele wurden wörtlich übertragen, sodass im ersten Beispiel der Übersetzer die Übersetzungseinheit Äh – Natürlich – braun! mithilfe des Äquivalents Ech, oczywis´cie z˙e bra˛zowy! substituiert. Die Farbbezeichnung wurde dabei ebenso wörtlich übersetzt, was entsprechende Konsequenzen für den Zieltext hat. Vom Leser wird somit das entsprechende sprachliche Wissen erwartet, mithilfe dessen er die zielsprachliche Farbbezeichnung bra˛zowy (vgl. [SZYM]: „braun, braune Farbe“10) sowohl mit dem Eigennamen und der Gestalt von Eva Braun als auch mit einer bestimmten historischen Kenntnis verbinden muss. Die Grundlage für die Übersetzung des zweiten Wortspiels bildet dagegen das Substantiv narcyz (die wörtliche Entsprechung der lexikalischen Einheit Narzisse, vgl. [SZYM]: „Narcissus, die Pflanze aus der Amaryllisfamilie, die weiße oder gelbe Blumen mit einer Blumenkrone, sie blüht in Europa und Mittelmeerländern und gilt als eine Schmuckblume11)“, von dem mithilfe der Stimmlosigkeit z zu s und des Wortbildungsmorphems -ek die diminutive Form narcysek gebildet wird. Das entsprechende Deminutivum gilt dann als der Ausgangspunkt für das Sichversprechen des Protagonisten, der den ausgesprochenen Blumennamen als N-A-Z-I buchstabiert. Hier ist zu bemerken, dass, im Gegensatz zum Ausgangstext, wo man nur auf das Phonem [r] verzichten soll, um die ideologischen Konnotationen auf der Basis des Substantivs zu bilden, der Übersetzer mehrere Veränderungen vornehmen muss, um ein ähnliches Wortspiel zu kreieren. Im Falle des Substantivs narcysek muss man mindestens auf das Phonem [r] verzichten und das Morphem -cy- durch -zi- substituieren. Die wörtliche Überset10 Vgl. [SZYM]: „maja˛cy kolor bra˛zu; brunatny“. 11 Vgl. [SZYM]: „Narcissus, ros´lina cebulkowa z rodziny amarylkowatych, o kwiatach białych lub z˙ółtych z przykoronkiem; kwitnie na wiosne˛, ros´nie w Europie i w krajach s´ródziemnomorskich w wielu gatunkach; uprawiana jako ros´lina ozdobna“.
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zung der lexikalischen Einheit mät zwei S! SS! mithilfe des Äquivalents przez dwa S! SS! basiert dabei auf der oben beschriebenen Stimmlosigkeit. Solch ein Übersetzungsversuch führt jedoch dazu, dass das erwähnte Wortspiel in der Zielsprache pragmatisch nicht so intensiv dargestellt wird, wie es im Originalwerk der Fall ist.
Zur Übersetzung der Vulgarismen Tab. 2: Übersetzung der Vulgarismen, ausgewählte Beispiele Ausgangstext Adolf: Hallo! Churchill? Do Drecksau! Do fättes, verfressenes, schwanzlotchendes… Oh!… Do bäst es!… Nein. Do bäst nicht fätt! (Moers 2006: 159)
Zieltext Adolf: Halo? Churchill? Ty łajdaku! Ty tłusty, nienaz˙arty lachocia˛gu… Och, Ewusia? … To ty! Och, nie. Nie jestes´ tłusta!
Gandhi: Das waren typisch indische Metaphern. Das Reiskorn ist eine Metapher für den Frieden, während die Distel […] Adolf: Das reicht, Do Bettlaken! (Moers 2006: 166)
Gandhi: To tylko typowe indyjskie metafory. Ziarno ryz˙u symbolizuje pokój, z kolei plewy […] Adolf: Wystarczy, obiboku! (übers. E.D.L.)
Adolf: Chrrr… Churchill!! Do Drecksack! (Moers 2006: 170)
Adolf: Grrr… Churchill! Ty łajzo! (übers. E.D.L.)
Adolf: Moooomänt! Eva ist hier – das kann also nor Churchill sein! Na warte. Freundchen… Do dräckige Sau! Do Arschsack! Do pissesaufender, schwanzlotschender… Was?… Oh… Der Papst? (Moers 2006: 180)
Adolf: Chwilunia… Ewa jest ze mna˛ – to moz˙e byc´ Churchill – poczekaj, kolez˙ko… Ty byku niedojony! Ty luju! Ty z˙łopia˛cy szczochy lachocia˛gu… Co?… Och… Papiez˙…? (übers. E.D.L.)
(übers. E.D.L.)
Quelle: eigene Darstellung
Die oben aufgelisteten Vulgarismen besitzen im Zieltext eine Unterhaltungsfunktion und betonen den großen Ärger des Protagonisten, der ständig Anrufe von Winston Churchill bekommt. Zu den Übersetzungsproblemen gehören dabei sowohl die unterschiedliche Intensität der für diese Analyse ausgewählten Übersetzungseinheiten und ihrer Entsprechungen im Ausgangs- und Zieltext als auch gewisse Unterschiede in der Bildhaftigkeit der ausgangssprachlichen Lexeme und ihrer Äquivalente sowie in den angeprangerten Eigenschaften. Der Ausgangstext betont durch die Verwendung von Vulgarismen folgende Eigenschaften der Namensträger:
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Tab. 3: Angeprangerte Eigenschaften Eigenschaften der Namensträger Sexualität der Namensträger
Ausgangssprachliche Lexeme Do pissesaufender, schwanzlotschender…
hygienische Mängel Maßlosigkeit
Do Drecksau, Do Drecksack, Do dreckige Sau Do Bettlaken
Sexualität der Namensträger + Maßlosigkeit Mangel an Verstand
Do fättes, verfressenes, schwanzlotschendes… Do Arschsack
Quelle: eigene Darstellung
Wegen der Betonung von unterschiedlichen sexuellen Aktivitäten, die sowohl in Polen als auch in Deutschland im öffentlichen Bereich stark tabuisiert sind, werden die zwei dargestellten Schimpfwörter emotional intensiver und vulgärer betrachtet, wobei die übrigen Beispiele derb emotional und abwertend interpretiert werden können (vgl. die stilistische Beschreibung von Zusammensetzungen mit den Wortbildungsmorphemen dreck- sowie arsch- in [DUD]). Die Übersetzungseinheit Bettlaken wurde dagegen im Kontext des Ausgangstextes auf die Gestalt von Gandhi bezogen, der nach Frieden strebt und durch den Hauptprotagonisten als ein Faulenzer betrachtet wird, der nur liegen statt handeln will. Gerade aus diesem Grund betont das deutsche Schimpfwort Bettlaken den maßlosen Wirkungsmangel der Figur. Die beschriebenen Lexeme wurden auf folgende Weise übertragen: Tab. 4: Übersetzung der Vulgarismen Pos. 1. 2.
Ausgangstext Drecksau Do fättes, verfressenes, schwanzlotschendes […]
Zieltext Łajdak Ty tłusty, nienaz˙arty lachocia˛gu […]
3. 4.
Bettlaken Drecksack
Obibok Łajza
5. 6.
Do dreckige Sau Do Arschsack
7.
Do pissesaufender, schwanzlotschender…
Ty byku niedojony Ty durniu Ty z˙łopia˛cy szczochy lachocia˛gu
Quelle: eigene Darstellung
Wenn man die emotionale Intensität der Übersetzungseinheiten und ihrer Entsprechungen vergleicht, kommt man zur Schlussfolgerung, dass vier Beispiele (Nr. 2, 3, 6 und 7) stilistisch adäquat sind. Im Falle des Beispiels Nr. 2 und 7 wurden die Adjektive fätt, verfressen und pissesaufend wörtlich als tłusty, nie-
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naz˙arty und z˙łopia˛cy szczochy übersetzt, wobei das Adjektiv schwanzlotschend kreativ mithilfe des Äquivalents lachocia˛g substantivisiert worden ist. Das erwähnte Substantiv gilt als eine vulgäre, wörtliche Entsprechung für die deutsche Übersetzungseinheit schwanzlotschend (in der Standardsprache: schwanzlutschend, im Ausgangstext werden alle Textpassagen Adolfs sprachlich stilisiert, um den Hauptprotagonisten zu verspotten), das im Gegensatz zum Ausgangstext die Substantivgruppe völlig widerspiegelt (vgl. dazu die unvollständigen Aussagen im Ausgangstext). Das Substantiv Arschsack im Beispiel Nr. 6 wurde ins Polnische als duren´ übersetzt. [DUD] betont dabei, dass das erwähnte Nomen in Verbindung mit einem Substantiv einen Dummkopf bezeichnet. Die stilistische Färbung der Übersetzungseinheit ist derb und emotional. Die polnische Entsprechung duren´ wird in [SZYM] als „der dumme Mensch, Dummkopf“12 verzeichnet, was ein Ausdruck der stilistischen, pragmatischen und referenziellen Übereinstimmung der Übersetzungseinheit mit ihrer Entsprechung ist. Das Nomen Bettlaken wurde dagegen mihilfe des Substantivs obibok übertragen. [SZYM] listet das polnische Lexem als „ein fauler Mensch, der sich vor der Arbeit weigert“13, auf. Das vorgeschlagene Schimpfwort betont somit dieselben Eigenschaften wie die deutsche Übersetzungseinheit im Ausgangstext. Es kommt dementsprechend zu einer stilistischen, pragmatischen und referenziellen Übereinstimmung des Originalwerkes und Translats. Die übrigen Beispiele do Drecksau, Do Drecksack, Do dreckige Sau wurden mithilfe der polnischen Schimpfwörter łajdak, łajza, Ty byku niedojony übersetzt. Im übersetzerischen Verfahren ist eine konsequente Anwendung einer bestimmten Übersetzungstechnik zu sehen. Die deutschen Schimpfwörter wurden vor allem durch die Verwendung des Wortbildungsmorphems dreck- (vgl. [DUD]: „(derb emotional abwertend): drückt in Bildungen mit Substantiven aus, dass jmd. als verabscheuenswert oder etw. als ärgerlich, verabscheuenswürdig angesehen wird“) gebildet. In der beschriebenen Situation kann der Übersetzer versuchen, sich auf die Charakteristik des Namensträgers zu konzentrieren und alle Übersetzungseinheiten wörtlich zu übertragen, sodass man im polnischen Zieltext folgende Entsprechungen findet: brudas, niechluj, fleja, tchórz. Um einen ähnlichen, ästhetischen Effekt zu erzeugen, verwendet der Übersetzer die Wortbildungsmorpheme ła[ j]-, ła[ch]-, die im Polnischen in bestimmten Kontexten den Namensträgern eine pejorative Bedeutung verleihen (vgl. dabei Substantive wie: łajdak, łajza, łaze˛ga, łachudra, łachmaniarz, łach u. a.). Mit der Verwendung des erwähnten Wortbildungsmorphems wurden Übersetzungseinheiten wie Drecksau und Drecksack wiedergegeben. Die eingefügten Entsprechungen vermitteln im Zieltext zusätzliche Informationen, die im Origi12 Vgl. [SZYM]: „człowiek głupi; głupiec, bałwan“. 13 Vgl. [SZYM]: „człowiek leniwy, wymiguja˛cy sie˛ od pracy; wałkon´“.
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nalwerk nicht vorhanden sind und die Namensträger auf eine gewisse Weise charakterisieren. Das Substantiv łajdak beschreibt den Namensträger als eine unwürdige, verachtenswerte Figur und das Nomen łajza betont die Bummelvorliebe (vgl. [SZYM]). Eine andere Technik wurde im Falle der Übersetzungseinheit Do dreckige Sau angewendet. [DUD] listet das Substantiv Sau als „jmd., der schmutzig u. ungepflegt ist, der keinen Wert auf Sauberkeit legt, dessen Verhalten als anstößig, abstoßend od. ekelerregend empfunden wird, jmd., dessen Verhalten man als gemein empfindet, über den man wütend ist, sich ärgert, den man hasst“ auf. Sprachlich gesehen besitzt das deutsche Nomen einen weiblichen Artikel und im Kontext des Ausgangstextes wird es auf die Person des angeblichen Papstes bezogen. Das Schimpfwort wurde dementsprechend in der Übersetzung durch das funktionale Schimpfwort mit einem Nomen byk als Bestandteil ersetzt. Das polnische Substantiv nimmt Bezug auf ein unkastriertes, männliches Stück des Hausviehs (vgl. [SZYM]) und wird im Polnischen auch als ein Teil von vulgären Kollokationen angesehen. Zu diesen gehört u. a. die Aussage ty byku niedojony, das jedoch heutzutage schon veraltet ist (vgl. neun Einträge in [Google]).
Zur Übersetzung der kulturellen Lexik Tab. 5: Übersetzung der kulturellen Lexik Ausgangstext […] Prince: That was your second wish! You have one wish left! Adolf: Damn! Friedensnobelpreis? Dauerfreikarte für Bayreuth? Anerkennöng als Könstler? (Moers 2006: 152) Krivvieek… Ond hören Sie jätzt in Got aufgelegt mit DJ Adolf den onsterblichen Evergreen Der Walkörenritt von Richard Claydermann… haha… nor ein kleiner Schärz – natürlich von Richard Wagner… (Moers 2006: 161)
Zieltext […] Prince: That was your second wish! You have one wish left! Adolf: Damn! Pokojowa nagroda nobla? Doz˙ywotni wste˛p wolny do Teatru Operowego na Zielonym Wzgórzu? Uznanie jako artysta? (übers. E.D.L.) Bzzzzt… A teraz nies´miertelny szlagier Cwał Walkirii w wykonaniu Richarda Claydermana… hahaha… taki mały z˙arcik – miałem na mys´li, oczywis´cie, Richarda Wagnera. Przypominam, z˙e słuchacie audycji DJ Adolf poleca… (übers. E.D.L.)
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(Fortsetzung) Ausgangstext Göring: Da stehen Flugzeuge bereit, die uns nach Südamerika bringen! Adolf – Asuncion! 340 Sonnentage im Jahr! Völlig korrupte Regierung! Da wächst das Kokain auf den Bäumen! Wir könnten völlig von vorne anfangen. Adolf: Ach ja – ond womät? Göring: Ich habe das Bernsteinzimmer in Einzelteile zerlegen und verpacken lassen – das wäre ein Anfang. Adolf: Warte nor, bis meine Värgeltongswaffe V-3 färtig äst! Die fliegt ohne Sprit ond fonktioniert mit Geheimstrahlen! Damit bomben wir Allierten än die Steinzeit zoröck. (Moers 2006: 186)
Zieltext Göring: Mamy samoloty gotowe zabrac´ nas do Ameryki Południowej! Do Asuncion, Adolfie! 340 słonecznych dni w roku! W pełni skorumpowany rza˛d! Kokaina na drzewach! Moglibys´my tam zacza˛c´ od nowa! Adolf: Doprawdy? Ciekawe jak? Göring: Rozmontowałem juz˙ na cze˛s´ci bursztynowa˛ komnate˛ i poleciłem przygotowac´ ja˛ do transportu. To byłby nasz nowy pocza˛tek! Adolf: Poczekaj tylko na moja˛ nowa˛ bron´ odwetowa˛ V-3! Lataja˛ bez wachy i wywołuja˛ tajne promieniowanie! Z jej pomoca˛ wysadzimy aliantów z powrotem do ery kamienia łupanego. (übers. E.D.L.)
Quelle: eigene Darstellung
Im ersten Beispiel bekommt der Leser zur Auslegung zwei kulturgefärbte Lexeme. Das deutsche Toponym Bayreuth verweist den Leser auf eine bestimmte Stadt in Bayern, wo sich das Richard-Wagner-Festspielhaus auf dem Grünen Hügel befindet. Im erwähnten Festspielhaus organisiert man die sog. Wagner-Festspiele. Das deutsche Toponym Bayreuth muss somit konkretisiert werden. Der Grund dafür ist die Tatsache, dass die deutsche Stadt durch einen typischen, polnischen Rezipienten mit dem Richard-Wagner-Festspielhaus auf dem Grünen Hügel nicht assoziiert wird. In solch einer Situation muss das Translat um bestimmte, passende kulturelle Inhalte erweitert werden, was es dem Übersetzer erlaubt, eine deskriptive Entsprechung doz˙ywotni wste˛p wolny do Teatru Operowego na Zielonym Wzgórzu ins Translat einzufügen. Die Übersetzungseinheit Friedensnobelpreis bereitet wegen der großen globalen Erkennbarkeit des Denotats keine übersetzerischen Probleme, was die Verwendung der lexikalischen Einheit pokojowa nagroda Nobla als einen adäquaten Übersetzungsvorschlag zur Folge hat. Im zweiten Beispiel drückt die Übersetzungseinheit Got aufgelegt mit DJ Adolf (in der Standardsprache: Gut aufgelegt mit DJ Adolf) eine typische Methode der Betitelung von Musikveranstaltungen, bei denen die Wahl der Lieder durch einen Discjokey bestimmt wird. Das beschriebene Beispiel ist wegen der Unterschiede bei der Betitelung von musikalischen Veranstaltungen in Polen und Deutschland besonders schwierig. In Polen werden sie im Radio vor allem von den Nachnamen der DJs abgeleitet. Es sind dabei die Sendungen wie Ostry Dyz˙ur (vom Namen des DJs Aleksander Ostrowski) oder Kasprologia (abgeleitet vom Nach-
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namen Tomasz Kasprzyks) zu nennen. Hier könnte man als eine Entsprechung das Substantiv Hitlerofonia (die Zusammensetzung aus dem Nachnamen des Protagonisten und dem Substantivs fonia, dt. Phonie) verwenden. Eine andere Möglichkeit wäre, sich für einen neutralen Titel solcher Radiosendungen wie DJ Adolf poleca oder Lista przebojów DJ Adolfa zu entscheiden, was der Übersetzer in diesem Fall gemacht hat. Die Folge solch eines Übersetzungsverfahrens wäre eine pragmatisch adäquate Übersetzung. Die Übersetzungseinheit der Walkürenritt gilt als eine direkte Anspielung auf den Titel des dritten Aktes der Wagner’schen Oper „Die Walküre“. In diesem Fall verwendet der Übersetzer eine in der zielsprachlichen Kultur bekannte Entsprechung Cwał Walkirii, was zu einer pragmatischen Übereinstimmung zwischen Ausgangs- und Zieltext führt. Im dritten Beispiel wurden drei kulturgefärbte Lexeme beschrieben. Das Toponym Asuncion nimmt Bezug auf die Hauptstadt von Paraguay und lässt sich ins Translat direkt entlehnen. Die nächste Übersetzungseinheit das Bernsteinzimmer nimmt Bezug auf den mythischen Raum, der auf Antrag des Kaisers Friedrich I. entworfen wurde und durch Danziger Künstler gefertigt worden ist, um später nach Berlin in das Schloss Charlottenburg transportiert zu werden. Der Raum wurde durch Friedrich Wilhelm dem Zar Peter I. als ein Freundschaftsgeschenk übergeben. Im Jahre 1941 haben es die Nazis geraubt und in das Schloss der polnischen Stadt Królewiec transportiert, wo es verschwunden ist (mehr davon bei Adamczewski 1993). Das Substantiv Värgeltongswaffe V-3 (in der Standardsprache: Vergeltungswaffe V-3) nimmt Bezug auf eine der innovativen Nazi-Waffen, die dank der Antriebsmechanismen im Geschützrohr der Waffe eine zusätzliche Geschossbeschleunigung garantiert hat (mehr dazu bei Laskowski 2003). Die erwähnten lexikalischen Einheiten sind als Fachausdrücke zu betrachten. Um sie pragmatisch adäquat zu übertragen, muss der Übersetzer in den Zieltext entsprechend richtige, anerkannte Äquivalente einfügen. Die zieltextuelle Einfügung einer anderen Entsprechung wird immer einen Verfremdungseffekt in der zielsprachlichen Kultur verursachen, was dazu beiträgt, dass der Übersetzer bei der Übersetzung solcher Lexeme auf eine besonders präzise Weise vorgehen muss. Das Toponym Asuncion lässt sich als Asuncion hingegen direkt entlehnen. Das passende Äquivalent des Substantivs Bernsteinzimmer lautet komnata bursztynowa und das Nomen Värgeltongswaffe V-3 sollte als bron´ odwetowa V-3 übersetzt werden. Aus der Wahl der vorliegenden Übersetzungsäquivalente folgt schließlich die Entstehung eines pragmatisch adäquaten Translats.
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Schlussbemerkungen Im vorliegenden Beitrag wurde die Übersetzung der Wortspiele, Vulgarismen und kulturellen Lexik beschrieben. Die beschriebenen Wortspiele basieren vor allem auf der Verwendung von Eigennamen. Diese Situation hat zur Folge, dass sie besonders problematisch für die Übersetzungsversuche waren. Hilfe für den Übersetzer hat dabei die Bezugnahme auf dieselbe Etymologie (vgl. lat. narcissus) oder auf einige internationale Eigenschaften von Übersetzungseinheiten und ihren Entsprechungen (vgl. die Benennung der braunen Farbe in unterschiedlichen Sprachen z. B. dt. braun, eng. brown, franz. brun, pol. bra˛zowy) geleistet. Aus der Gruppe der sieben beschriebenen Vulgarismen wurden vier (Do fättes, verfressenes, schwanzlotschendes…, Bettlaken, Arschsack und Do pissesaufender, schwanzlotschender…) pragmatisch adäquat übersetzt. Die Entsprechungen widerspiegeln die emotionale Intensität der dargestellten Übersetzungseinheiten und prangern dieselben negativen Merkmale der Namensträger an. Die übrigen Beispiele wurden kreativ durch die Verwendung von Lexemen mit unterschiedlicher Semantik übertragen, was den Namensträgern im Zieltext eine zusätzliche Charakteristik verliehen hat (vgl. die Übersetzung solcher Lexeme wie: Drecksack, Drecksau, dreckige Sau als łajdak, łajza, byk niedojony). Die emotionale Intensität der Übersetzungseinheiten wurde dabei in gewissem Sinne gemildert. Der grundliegende Zweck im Falle der Übersetzung der kulturgefärbten Lexik war die Berücksichtigung der Fachterminologie und des Wissens von potenziellen Rezipienten des Zieltexts. Am häufigsten hat der Übersetzer während seiner Übersetzung anerkannte Entsprechungen verwendet (drei Beispiele: Bernsteinzimmer, Värgeltongswaffe V-3, Der Walkürenritt). Die globale Erkennbarkeit solcher Namensträger wie Friedensnobelpreis hat es erlaubt, eine wörtliche Übersetzung ohne Schaden für die Widerspiegelung der pragmatischen Ebene des Ausgangstextes im Translat anzuwenden. Die Toponyme wurden entweder mithilfe einer direkten Entlehnung (Asuncion) übersetzt oder (falls es gewisse Kulturunterschiede gab) durch die Anwendung eines deskriptiven Äquivalents (Bayreuth) übertragen. In anderen Situationen (Der Walkürenritt, Gott aufgelegt mit DJ Adolf) wurden funktionelle Entsprechungen angewendet. Dies war bei der Übersetzung solch eines satirischen Ausgangstextes besonders wichtig, weil das Erzeugen einer ähnlichen Reaktion auf das Übersetzungsprodukt in der Zielsprache zu einer der wichtigsten Übersetzungsaufgaben bei der Arbeit mit solchen Texten gehört.
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Rafał Krzysztof Matusiak (Politechnika S´la˛ska, Gliwice) / Anna Szkonter-Bochniak (Politechnika S´la˛ska, Gliwice)
The case of Pagli by Ananda Devi: a self-translation or a new original novel rewritten in English?
Abstract This article examines the problem of self-translation based on the novel Pagli by Ananda Devi. In the theoretical part, an outline of research on the phenomenon of self-translation is presented. In the following section, the literary career of the writer is presented and the analyzed work is discussed. The analysis was both qualitative and quantitative in nature. The qualitative research includes an analysis of the interview conducted with Ananda Devi by the authors of the article. The quantitative analysis was performed on a sample of students to estimate the level of equivalence between the source version (the original in French) and the target version (the self-translation into English). The results of the study indicate that the differences between the two versions of the novel are not significant enough to consider the English Pagli as an autonomous literary work. Keywords: Ananda Devi, Pagli, self-translation, Mauritian literature
Research on self-translation The phenomenon of self-translation was known even in ancient times. In modern times, many writers have decided to translate their own texts. Rainier Grutman calculated that among the authors awarded the Nobel Prize, about 10% of writers have made self-translations (2013: 30–44). At the present time, self-translation takes place relatively often, both in the zone of postcolonial countries and in countries such as Spain, where some writers translate from Catalan, Galician or Basque into Spanish. Translation scholars turned their attention to this phenomenon in the late 1990s, and the first publications on the subject appeared in the Routledge Encyclopedia of Translation Studies in 1998. Self-translation is recognized as a specific type of translation, which is related to the multilingualism and interculturality of authors. Anton Popovicˇ was the first to define self-translation. He claims that it is the process of translating an original work by the author of the text (1976: 19). Rainier Grutman clarified this definition and pointed out that, on the one hand, self-translation is about the process of translating one’s own text,
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and on the other hand, it is the result of this process (2007: 17). Further, Ana Gut¸u made a distinction between scientific and literary self-translation (2012: 46–47). Lucı˘a Aranda formulated a thesis, according to which self-translation should be perceived as better and more prestigious in relation to the one made by the translator who is not the author of the text (2007: 7). A similar position was taken by Brian Fitch. In his opinion, self-translation should be rated more highly, because the translator / author knows their work very well, and therefore they do not make a subjective interpretation of the work, which is the case with a “foreign” translator. In consequence, such a translation is faithful and consistent with the creator’s original intentions (1988: 125). Helena Tanqueiro decided to examine whether self-translation meets the criteria for the so-called “ordinary translation”. She confirmed that self-translation, like other forms of translation, assumes translation from one language to another, with the transfer of cultural elements made on the basis of the original work. The process consists of three stages: reading the text, choosing a strategy and writing the text in another language. This is affected by various external factors, such as translation deadlines and other requirements specified by the client. The translator must also determine the type of recipient to whom their text is addressed. Helena Tanqueiro concludes: “All these data allow us to conclude that a self-translation is a translation, however, made by a translator whom we call a privileged translator” (1999: 19–27).1 The researcher notes that the longestablished term an “exemplary translation” (traduction exemplaire) refers to a translation usually made by a recognized and eminent translator, rather than the one who is the author of the work, while the term “privileged translation”, which she uses, refers to a self-translation. It should be noted that a translation of a given text can be commissioned to a translator and personally supervised by the author of the text. Costin Popescu calls this type of self-translation “delegated” (autotraduction déléguée). There is also another type of self-translation called “collaborative self-translation” (Popescu 2007: 29), which involves the cooperative work between the author and the translator. Xosé Manuel Dasilva, discussing the status of self-translation, divided it into two groups: “transparent” (transparente) and “non-transparent” (opaque), otherwise known as “declared” and “non-declared” (autotraduction déclarée / non déclarée). The transparent translation indicates a self-translation annotated by the author / publisher to inform the reader that they deal with a translation. The non-transparent translation is not provided with any paratext and, in the eyes of the reader may be considered a “new original” (Dasilva 2016: 104). Mi1 “Toutes ces données nous permettent d’affirmer que l’autotraduction est une traduction, réalisée toutefois par un traducteur que nous appelons un traducteur privilégié” – all translations from French are ours.
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chael Oustinoff believes that one should not specifically determine which of the two works is the original, because the original in the case of a self-translation is a combination of the original text and the one translated by the author. As the researcher accentuates, the target text is present in both the original and in the translated text (Oustinoff 2001: 244). Nancy Huston, a writer with extensive experience in self-translation, seems to agree with him, pointing out: “The original does not exist. The original is like heaven: lost by definition” (1996: 106).2 According to Gérard Genette’s theory of palimpsests, the source and target texts can also be perceived as: hypotext and hypertext (Genette 1982: 14). The original is usually considered superior to the translated text. When analyzing self-translation, one should also pay attention to the type of source and target language. Pascale Casanova, taking into account the culture that is transmitted by a given language, divides languages into “dominated” languages with low cultural capital and “dominant” languages with high capital and prestigious culture (2002: 7–20). As Rainier Grutman suggests, self-translation is “horizontal” / “symmetrical” (horizontale / symétrique) when two languages enjoy the same prestige. When the languages have different prestige, self-translation is “vertical” / “asymmetrical” (verticale / asymétrique) (Grutman 2015: 14– 16). The researcher also points out that Francophone writers usually translate their works into French, rather than from French into other languages (Ibid.). Self-translation can take place “in parallel” / “simultaneously” (autotraduction simultanée), when the A and B versions of a text are produced simultaneously in both languages. If the self-translation occurs relatively soon after the publication of the original work, it is a “consecutive” self-translation (autotraduction consécutive), which is the most common form. The relationship that occurs between the two texts is linear. By contrast, when the self-translation takes place many years after the publication of the original work, it is a self-translation “distant in time” (autotraduction différée / décalée) (Grutman 2016: 120). When considering self-translation, the question arises as to why writers decide to undertake such a task. Olga Anokhina believes that the process of self-translation provides the writer with an opportunity to delay the completion of their work (2019: 7). The process of self-translation and the time that has elapsed since the publication of the original permit the writer to gain distance from the original text, allow them to make corrections and improve the version as it is translated into another language. Anokhina points out that sometimes, although relatively rarely, self-translation and changes made to the translated text stimulate the author to return to the original work and make corrections to it, thus the relationship between the texts is spiral in nature (2019: 8).
2 “L’original n’existe pas. L’original est comme le paradis: perdu par définition.”
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Ananda Devi and the novel Pagli While the theoretical discussion in the present paper revolves around selftranslation, the nucleus of the analytical part centers on the novel Pagli, which was self-translated by Ananda Devi (born Ananda Anenden). She is considered the most renowned contemporary writer from Mauritius, a small island with a complex colonial past, located in the Indian Ocean.3 Ananda Devi holds a doctorate in social anthropology and worked in Switzerland as a translator of specialized texts. At the same time, the writing career of the author, who writes mainly in French, developed and over the 30 years she has been awarded many important international literary prizes. Devi has written over a dozen novels, autobiographical works, and several collections of poems and stories for children, which are published mainly in France. Her narrative can be classified as the genre of postcolonial feminist literature. With due regard to the post-colonial context, it is not surprising that Ananda Devi is plurilingual, describing herself as a trilingual person (Mauritian Creole, French and English). Like the majority of other writers from the island, Ananda Devi chose French as her linguistic mode of artistic expression. She stresses that the sphere of the subconscious, poeticism, and melodicism are of great import in her literary vision, and that all these qualities can be found in French (Devi 2011: 277). As Rainier Grutman suggests, writers / translators from post-colonial countries can be divided into “migrants” (migrateurs) and “settled” writers / translators (sédentaires). The “migrants” have changed their country of residence and learned a new language, and hence their bilingualism / multilingualism is deemed exogenous. The second group of writers / translators includes those who were born and brought up in a multilingual environment, therefore their bilingualism is consequently endogenous (Grutman 2015: 10–11). While most authors in the Francophone zone translate their writings into French, this is not the case with Ananda Devi, who does not create her work in Creole from the title to the last
3 The literary work of Ananda Devi has been the subject of many scholarly studies, several doctoral dissertations, and numerous academic articles published all over the world. In France, her texts have been published by the most prestigious literary publishing house Gallimard in their exclusive Collection Blanche series, which can be regarded as a consecration of the writer. Ananda Devi has been honored with important literary awards, including le Prix des Cinq Continents de la Francophonie et le Prix RFO (for Ève de ses décombres), le Prix Guilloux (for Le Sari vert), le Prix France Télévision (for Indian Tango), le Prix Mokanda, le Prix du Rayonnement de la langue française for lifetime achievement, and le Prix des Étonnants Voyageurs for Manger l’autre. Her novels have been translated into many languages. The writer was appointed a Chevalier (2010) by the French government and an Officer of the Order of Arts and Letters (2021). In 2015, the author was invited to the PEN World Voices festival held in New York. In 2022, Ananda Devi received an honorary doctorate from the University of Silesia.
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word, but writes her literary works mainly in French. Moreover, she occasionally translates her texts into English, as is the case with the novel Pagli. The novel Pagli (2001) is Ananda Devi’s fifth novel and the first published by the prestigious French publisher Gallimard. The title character is a young IndoMauritian woman from a conservative Indian family who rebels against the patriarchal system. Pagli is a special work in the writer’s literary output, written in a very poetic language, described as poetic prose. The author sprinkles Mauritian Creole words and phrases into the text, which is especially true of parts of the dialog and the chapter titles. Creole words are not explained for readers from outside the island.
Goals, research questions, method and participants The research aims to assess the equivalence of the original French and the selftranslated English versions of the novel, by comparing selected excerpts from the source text and the target text, and hence to scrutinize to what extent the English Pagli is a translation, and to determine whether Pagli can be perceived as a work that has been written anew. The authors posed two research questions: RQ 1: What is the novelist’s attitude toward her self-translation of Pagli? RQ 2: To what extent can the English Pagli be perceived as an independent work in the opinion of the respondents to the questionnaire? Two tools were applied in this study. The first one was an interview with Ananda Devi conducted by the authors (the qualitative method), and the second one was a survey questionnaire answered by students from two universities in Poland (the quantitative method). There were seven open-ended questions included in the interview. These were sent to Ananda Devi via email on September 5, 2022. The author of the novel replied on the same day. The wording of the questions, originally asked in French, is provided below: 1. What was the first text you self-translated? 2. For what reasons did you decide to translate Pagli into English? 3. Have you translated other authors besides yourself ? 4. What was your main problem and difficulty when self-translating Pagli? 5. Regarding Pagli, what was the most difficult thing to translate into English? 6. What was your goal: to be faithful to the original text, or to make it easier for the target audience to understand the text? 7. In your experience, what are the positive and negative aspects of the selftranslation process, both in a textual and practical sense?
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The interview was aimed at broadening the research field by focusing on the sender of a message in the form of a literary work. In the self-translation model, one person performs the dual role of author and translator. The answer to the question whether the author of Pagli was successful in both these functions was obtained by means of a survey questionnaire. The focus was shifted to the readers of the self-translated and original works, in order to investigate to what extent the English version can be regarded as mirroring the source text, or whether the translation is merely an imperfect and unattainable Doppelgänger, or perhaps only its shadow (an inspired work). Subsequently, the survey questionnaire compiled twenty excerpts taken randomly from the French (2001) and English (2007) versions of Pagli. The French version, which is the original, was used as a starting point. For the more objective selection of material, a standardized procedure was used to select passages for analysis. The compilation in the questionnaire begins with the first sentence of the first paragraph of the first chapter of the novel. Thereafter, the first sentence of a new paragraph was drawn from every seven pages. A requirement introduced for inclusion as a quotation was that it should be at least eight words long. If the first sentence was shorter, then the next sentence was included in the analyzed passage. If the seventh page fell on a blank or title page, then the first paragraph of the following page was taken for scrutiny. In order to maintain cohesion and symmetry between the passages selected from both versions of Pagli, slight deviations from the described pattern of the selection of research material were made in several cases: Citation (6): the English translation (p. 52 – all pages numbers refer to the original or translated version of Pagli) had been truncated by the initial sentence compared to the original (p. 49), and as a result the context of the French passage became wider; Citation (8): the first full sentence on page was included as an alternative, as the first new paragraph on that page was too laconic and limited to the platitude: Je t’aime (p. 63); Citation (16): the first two sentences of the French paragraph (p. 126) were omitted in the translation into English (p. 125), as a consequence the following sentence was compared instead; Citation (19): the name Zil, used as a vocative at the beginning of the paragraph, was omitted intentionally, because the appearance of one and the same onym in French (p. 149) and English fragments (p. 147) could be too suggestive for the respondents to consider them translational equivalents; Citation (20): the last page of the novel was the sixth page counting from quotation (19), thus the material was supplemented with the first sentence of the second paragraph of the novel (p. 13), as a part of the first paragraph had already been included in this research material, see citation (1).
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The sample was restricted in number to 56, since some indispensable prerequisites on the selection of respondents had to be placed (the monographic method). To be included the participants of the study had (prerequisite 1) to declare their knowledge of both French and English at least at an intermediate level, (at least B1 on the Common European Framework of Reference for Languages (CEFR) scale); and (prerequisite 2) to have completed a course in translation theory and practice. As a result, the sample consists of students of the second and higher years of the study of the following linguistic specializations: applied linguistics: English with French, applied languages: French and English, and French with specialized and computer-assisted translation programs. 56 respondents participated in the survey. Such a sample size is subject to statistical error (= 11%) and probability (= 0.9), so the results of this survey are only preliminary, since they were limited to the students of the University of Silesia in Katowice and the Silesian University of Technology in Gliwice. Detailed calculations with explanations of symbols provided given below: n ≥ zα2 / 4·d2 = (1.64)2 / 4·(0.11)2 2.6896 / 0.0484 = 55.57 ≈ 56 where n – the sample size z – the inverse of the normal cumulative distribution for the given probability value (α) d – the statistical error rate expressed in decimal form The research was carried out throughout October 2022. The students completed the closed questionnaires during classes under the supervision of the lecturer. The questionnaire sheets were distributed in paper form. The participants were allowed to use dictionaries during the study. The time to accomplish the assignment was limited to two classes (90 minutes). The students’ task was to decide whether each of twenty pairs of excerpts were translation equivalents from French to English or vice versa (column A), or whether they were rather fragments of two different pieces of writing (column B), see Table 1 below. The respondents made their choices by placing an X in the appropriate box (A or B). The students were not instructed that all quotations were taken from the novel(s) Pagli, and hence that they were dealing with the French original version and its English translation. The analytical part of the questionnaire was preceded by a preliminary section in which the participants were asked to provide the field of study and specialization, their year of study and to declare their level of proficiency in French and English according to the CEFR scale. In consequence, out of 62 questionnaires, the qualifying requirement as to the knowledge of both languages at the level of at least B1 was met by 56 respondents.
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A qualitative analysis of the interview with the writer and the results of quantitative research based on the questionnaires are presented in the following sections of the article.
Qualitative analysis of the interview: Ananda Devi as a (self )-translator For the purposes of this article, Ananda Devi agreed to answer a few questions about her self-translation of Pagli and about translation in general. When asked (1) what texts of hers, besides Pagli, she has translated into English, the writer confessed that this only includes her first novel Rue la Poudrière (1988), whose English translation has not been published yet. In addition, the author wrote her poetry collection Ceux du large (2017) in three languages, the first version in English, followed by versions in French and Creole of the Mauritian variety. The author mentions (question 2) that one of the reasons for deciding to translate Pagli into English was her inability to part with the text. The writer emphasizes that she did not have a reader in mind when doing the translation; she did it for herself. […] when I finished writing my novel, Pagli, in 2000, I realised I didn’t want to leave the book. I almost immediately started writing it in English, partly because I didn’t want to feel the wrench one feels when a book is finished, but mostly because I couldn’t detach myself from these characters: they were too close to my heart […] I began to write the English version of Pagli, not for any external reader, but for myself. The novel slipped from French into English without my intentions being changed, at least ostensibly.4
One reason for taking the decision to self-translate Pagli was the concern about whether another translator could produce a faithful translation of such a lyrical narrative (question 4). Notwithstanding, the translation of Pagli was abandoned by the writer when she began writing her next novel Soupir (2002). Nevertheless, when Ananda Devi visited India in 2007, she was offered the opportunity to translate one of her texts into English, and that was the impetus to continue translating Pagli. In accordance with the hypothesis of Olga Anokhina (2019), Ananda Devi stated that the distance of time, as well as the process of translation which involved reading the novel carefully, resulted in discovering unpolished passages in the French original. In consequence, the writer made slight corrections in the English version, and hence discovered an unachievable desire to 4 The quote comes from the transcription of an unpublished speech delivered by Ananda Devi at a conference on self-translation organized by the University of California and held in Los Angeles in 2013. The speech manuscript in English was sent by the writer to the authors of this article along with answers to the interview questions.
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return to the French edition with the intent of touching up weak lines. When asked (question 3) whether she had done literary translations of texts by other writers, the author replied that she had translated The Counting House by the Guyanese writer David Dabydeen from English into French. Ananda Devi also has experience of what could be considered inter-semiotic translation according to Roman Jakobson’s classification (1959: 233–234), as she wrote the screenplay and took part in the cinematographic production of such of her oeuvres as the novels: La cathédrale, E˙ve de ses décombres and Le voile de Draupadi5. The novelist’s experience in translating her texts into English made her aware of how she perceived these languages in different ways: English is for her the language of intellect, while French is the language of emotions. What is always important in her prose, i. e. the melody of the language, the rhythm of the sentence, and the poeticism of the text, all of which play a pivotal role in her prose, proved to be onerous to translate into English. Ananda Devi revealed that a considerable challenge in Pagli was the chapter “Zil”, which seemed to the author too melodramatic after she had translated it into English, and as a result she had to alter it slightly in this language version (question 5). The changes she decided to make in the English text resulted from her belief that French is too lyrical and the sentence structure is sometimes too heavy to be rendered faithfully in English. In consequence, the writer shortened a few sentences and deleted some adjectives. In the main, she believes that the two language versions do not differ markedly from each other (question 6). Ananda Devi is full of admiration for the translation efforts of other writers. She expresses the view that an author who self-translates their literary oeuvres is able to interpret them best, because they have access to the elusive, non-verbal part of the text that does not exist objectively beyond their own imagination and understanding (question 7).
An analysis of the qualitative data: translation or different works The results of the survey questionnaire will be presented in tabular form. Column A comprises the number of respondents (along with the percentage share of the sample) who treated the citations (1–20) as a dyad consisting of the original text and its translation. In contrast, column B contains quantitative data on respondents for whom the given quotations were a pair of randomly juxtaposed fragments of two autonomous literary writings.
5 La cathédrale (2006), Les enfants de Troumaron (2012) and Le Voile de Draupadi (2022), directed by Harrikrisna Anenden and Sharvan Anenden (La production de Cine Qua Non Ltd.).
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Table 1: Quantitative data on respondents’ assessment of the equivalence of the English self-translation of the novel Pagli.
1
2
3 4 5 6
7
8
9
English ⇆ French A B This is a night where songs creep Ce chant qui me vient du bleu des 10.7% 89.3% ombres, je ne sais si tu l’enout of the shadows like worms (n=6) (n=50) tendras. from rotten wood. I go inside. The floor is of cool cement under my feet. The smell À présent, c’est moi qui entre. Le 41.1% 58.9% of shadows follows me in, creep- sol est ciment frais, la maison (23) (33) ing into the corners where it curls sent l’ombre et la verdure. up and sleeps like a pet cat. The earth groans under the Les soirs tombent en guillotine 33.9% 66.1% weightless body of the night. sur la maison de sucre glace. (19) (37) Two men appeared behind the sound of feet on the gravel.
Deux hommes sont apparus 98.2% derrière ce bruit de pieds. (55) Ce soir-là, elles m’ont réveillée au 50% They shook me into wakefulness. milieu de ma nuit sans rêve. (28)
1.8% (1) 50% (28)
I am not afraid of him. He is a Je ne l’écoute même pas. Je n’ai 32.1% 67.9% blotch of grey at the corner of my pas peur de lui. Je lui tourne le (18) (38) eye. dos dans mon lit. She brought me back to a no Elle m’a ramenée vers une sorte man’s land where I no longer de lieu anonyme où je ne vacteetered before the void, where I illais plus au bord du vide, mais 89.3% 10.7% could continue living a cotton- où je pouvais continuer dans une (50) (6) wool life with no other thought existence ouatée et sans pensée than that of one day calling my aucune, sauf celle, un jour, de debts. faire payer les dettes. I will come to you in your sandy bed and mix my remains with yours until nothing is left but disintegrated particles, until we both disappear in our slow, common, silent, joyful death, until we’ve both been absorbed by the breath of the sea and become part of its sap and its amnesia and its miracle and its final restfulness – until we’ve met the end of all ends. You have been to all these islands. You know them all.
Et je te rejoindrai sur ton lit de sable pour mêler ma pourriture à la tienne et ainsi faire partie de toi jusque dans nos particules désintégrées, jusque dans notre lente disparition en fragments 91.1% d’absence et de chair morte, jus- (51) que dans notre absorption dans les jus de la terre, dans l’oubli et le miracle de ce repos définitif, jusque… dans la finalité de toutes les fins. Tu as parcouru toutes les îles. Tu 98.2% les connais toutes. (55)
8.9% (5)
1.8% (1)
Look at these folds you will never Regarde ces endroits que tu ne 39.3% 60.7% push apart. visiteras jamais. (22) (34) You look at me with the fullness Tu me regardes jusqu’au bout de 67.9% 32.1% 11 of your need. l’envie. (38) (18) 10
12
I had to help her the way she wanted.
Et puis je l’ai aidée. Il le fallait.
39.3% 60.7% (22) (34)
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(Continued) English ⇆ French A B Cela court dans tout le village. It runs free in the village. Un petit animal apparemment 98.2% 1.8% 13 A small, seemingly quite ordi(55) (1) ordinaire, qui ne menace pernary animal, threatening no one. sonne. Tired of standing as on trial, I lie Je m’allonge sur le plancher et je down on the mirror floor and 71.4% 28.6% 14 regarde une fourmi rouge se look at a red ant running on my (40) (16) promener sur mon reflet. reflection. Only the injustice around you makes you close your fists in anger. But even then, the memory of life fills you still. You remember the perfume of camphor leaves crushed between your 15 fingers and spices left out to dry to a rust colour in the sun, and the nodding heads of the sugar cane flowers and the sugarveined canes themselves, glistening violet amidst all that green. I no longer know if I’ve only dreamt you and I’ve been shut in 16 this cage for years, thinking I was free.
Et, lorsque les injustices réveillent ta rage et que tes poings se referment, tu laisses le souvenir de la vie refluer en toi et tu la respires profondément, tu te 83.9% 16.1% souviens de l’odeur du camphre (47) (9) et des épices mises à sécher au soleil, tu revois dans ta tête les fleurs de cannes ruisselées de pluie et les tiges de cannes veinées de sucre et le clame entre toi. J’ai mal de toi. J’ai mal à toi. Je ne sais plus si je t’ai rêvé et si je suis 83.9% 16.1% enfermée depuis des années dans (47) (9) cette cage, me croyant libre.
Back-page story. A woman died Fait divers. Prise dans les éclatein the middle of a burning ments et les émeutes, une femme 66.1% 33.9% 17 building, her two children held est morte en tenant ses enfants (37) (19) tight in her arms. dans ses bras. De vraies larmes coulent sur mes My tears are no longer filled with 60.7% 39.3% 18 lèvres. Elles ne contiennent plus anger or rage. (34) (22) ni colère ni rage. […] This last blue dream that the 19 island wove just for us, we must now open our hands and let it go. Only the deep blue shadowsongs 20 remain, and the rain, weaving a living wall of mud around us. Source: compiled by the authors
[…] Ce rêve si beau qui nous a été permis et que l’île a tissé de ses doigts de dentellière, il faut maintenant ouvrir nos mains pour le laisser partir.
80.4% 19.4% (45) (11)
La pluie a tissé autour de nous son mirage de boue.
32.1% 67.9% (18) (38)
Citation 1 should be considered the most distant from the original, as only 10.7% of the respondents felt that the text was translated. This should be followed by quotations 6 and 20, which were recognized as fragments of two independent works by 67.9% of the participants. However, excerpts 4, 9 and 13 should be
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deemed the most faithfully self-translated by the novelist, as they were identified as a translation by nearly all respondents (55/56). On the basis of the total number of responses, the fragments from the French and English editions of Pagli in 63.39% of the excerpts were regarded as pairs – an original work and its translation. However, 36.61% of the extracts from Ananda Devi’s novels were perceived as being from different literary oeuvres.
Concluding remarks According to the classification proposed by Rainier Grutman, Ananda Devi is a Francophone novelist who is, at the same time, both a “migrating” and a “settled” writer (migratrice / sédentaire) (2015: 10–11), as she settled permanently in France after having previously studied in England, and having spent time in Africa. In addition, she was born and raised in the multicultural and multilingual environment of Mauritius. In her case, it should be mentioned that she worked professionally for many years as a translator of specialized texts, which means that she became well acquainted with the procedures of the translation process, and acted as a professional when translating her belles-lettres. The qualitative analysis of the interview conducted with Ananda Devi was a complement to the quantitative research, thus supplementing the readers’ assessment of the self-translation with the perspective of the sender (an author and translator in one person). On the one hand, as an aesthetic creator (an artist of the word), over time Devi noticed pentimenti in the French original, which she decided to repaint verbally when translating the novel into English. As the novelist emphasizes, the textual changes affected mainly the artistic layer of the work. Thus, self-translation involves continuing creative work (licentia poetica) by the writer. On the other hand, the author of Pagli, being an experienced translator (a craftswoman with word), did not abuse the writer’s licentia translationica and tried to maintain a high level of equivalence between both language versions of the novel, which was confirmed by the quantitative research; only 36.61% of the pairs of quotations were deemed to be non-equivalent by the respondents. It seems that the author has a privileged position when self-translating their work, as they do not have to interpret the text being translated. Therefore, the translation process in the case of self-rendering is shortened from: author → interpreter / translator → reader to: author / translator → reader. It can be concluded that when the external interpreter / translator is removed from the translation process, the risk of misinterpretation is minimized. Further, the reader finds the opportunity to become acquainted with the work in the original,
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that is, in the form (re)created by the author by means of a different language code.
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Piotr Plichta (Uniwersytet Pedagogiczny im. KEN w Krakowie, Kraków)
Polish reception of Damon Runyon’s short stories and the translation of proper names of his petty criminal characters
Abstract The article is an attempt to analyze the reasons for the weak reception of Damon Runyon’s short stories in Poland. On the one hand, it puts under scrutiny the alleged similarity between Runyon’s works and the stories by Stefan Wiechecki, an excellent Polish humorist being among the most important chroniclers of lower-class Warsaw and portraitists of local Jewish life before the Second World War. Apart from that, the study concerns the existing translations of Runyon’s stories into Polish and, to a lesser extent, German. The translatological analysis focuses on the issue of the translation of the nicknames of petty criminals embedded in the wider context of the particular stories and based on the American slang of the early 20th century. Keywords: Damon Runyon, Stefan Wiechecki, slang translation, proper name translation
Introduction Damon Runyon (1880–1946) belongs to the writers who exerted lasting influence on the development of various facets of culture in the United States. One of the greatest journalists of his time, he is particularly known for the short stories depicting Broadway of the 1920s from the perspective of its lower-class inhabitants often being petty criminals. These stories, written in a specific and partially artificial dialect of English, brought substantial contribution to the Hollywood cinematography since the 1930s and thus have served as a crucial source of artistic and thematic inspiration all around the world. Apart from the film adaptations, the first translations of Runyon’s short stories into such languages as French, German, Russian and modern Hebrew appeared around 1950. In Poland, however, the reception of Runyon has been very weak, to this day remaining a story of one misconception and one poor translation. First of all, in 1966, Marek Hłasko, a writer sometimes labeled as a Polish James Dean, published his grotesque book titled Pie˛kni dwudziestoletni.1 1 Its English translation appeared in 2013 under the title Beautiful Twentysomethings.
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It included a brief yet influential passage in which the author mentioned the popularity of Runyon’s characters in the freshly independent Israel and compared his pieces to the short stories by Stefan Wiechecki (1896–1979), an excellent Polish humorist and explorer of lower-class Warsaw (cf. Hłasko 2013: 132). Not immediately followed by any translations or critical study of Runyon’s prose, Hłasko’s remark became a widely accepted cliché in Poland although it tells little about Runyon’s stylistics and issues he addressed. The only critic who questioned its validity, still hardly providing a sufficient explanation of the reason for such an opinion, was Waldemar Brzezin´ski who put such a statement in his much later press article on Runyon in pop-culture magazine Machina (1999: 83–84). This article played the role of a pioneering attempt to bring the American author out of obscurity in Poland and was accompanied with Brzezin´ski’s full translation of the story titled Romance at Roaring Forties, being the first Polish rendition of Runyon’s work (Runyon 1999: 85–86). Three years later, in 2002, Brzezin´ski published the only Polish collection of translations of fifteen Runyon’s stories titled 15 opowiadan´ nowojorskich. However, he produced an excessively literal rendition devoid of nearly all linguistic humor and refinement of the original. As a result, his best efforts proved fruitless and, in the Polish reception, Damon Runyon still remains almost unknown. In this study, I will first attempt to verify Marek Hłasko’s conjecture by providing a detailed comparison between Runyon and Wiechecki focused on the similarity of their general approach towards literature and radical differences between their cultural and biographical contexts and manners of writing. Then, I will analyze the characteristic nicknames of Runyon’s criminal characters comparing their existing translations into Polish and German and providing my own proposals of how to improve them whenever necessary.
Damon Runyon and Stefan Wiechecki Runyon and Wiechecki belong to those writers whose original work grew out of the sensational journalism of the early twentieth century. They both showed the life of the lower classes of that era but were hardly interested in describing social realities, however rich and surprising they could be. Instead, they recorded and transformed into literature the shards of unruly linguistic genius of the urban proletariat living in the relatively confined location and at the intersection of many different languages.2
2 They can be juxtaposed with Roberto Arlt (1900–1940), an important Argentine writer who penetrated the social bottom of Buenos Aires and their unusual slang called lunfardo.
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Runyon wrote mainly about Broadway residents of the 1920s and 1930s. Hence, the characters of his stories often have Jewish roots and are first- or second-generation descendants of immigrants. This explains why for most of them English was not a native language and they could use it more or less offhandedly (and also why Runyon’s works caused a certain resonance in Israel soon after the country gained independence). Stefan Wiechecki, more known in Poland under his pen name Wiech3, gave literary testimony of even more confusing linguistic conglomerate as Poles and Jews of the interwar era Warsaw he described merged Yiddish, German, Russian and several local dialects of Polish into powerful but real Tower of Babel.4 To reflect such uncouth richness of speech, Wiech and Runyon consciously adopted the role of a living filter who does much more then recording the language of the people he listens to: he creatively processes that language. Therefore, it is hard to decide what was directly quoted or noted in their texts, and what is a sophisticated authorial creation. A good example of this is the trademark of Runyon’s stories, namely the absence of the past tense, which is sometimes explained by the fact that it looks quite complicated in English and as such may have fallen out of use among the expatriate communities of New York.5 However, determining the extent to which the writer sharpened and processed this feature of the living language is impossible. This is even more evident in the case of proper names of characters in both writers’ stories, but I will deal with this aspect in more detail in the second, analytical part of the article. The fundamental difference between Runyon and Wiech concerns their writing technique which was shaped by interesting circumstances of a bio-
3 Wiech wrote several thousand short stories. Very few of them were translated into foreign languages such as German (Wiechecki 1981: 54–58, cf. Kuczyn´ski 2011) and Russian (Wiechecki 1966). About three thousand of these stories were published before the outbreak of the Second World War. They are funnier and more important than the ones Wiech wrote after 1945 because in the interwar period he could draw inspiration from the sessions of Warsaw courts for petty cases. At that time, these courts did not have an oppressive character as after the war; they did not even have their own seat and resided in rented apartments. Wiech regularly attended their hearings as a spectator and based the plot and language of his stories on the testimonies heard there. On that occasion, he recorded multiple facets of Jewish life and language – largely annihilated in the Holocaust in the years 1939–1945 (Stiller 2019a: 295). 4 An examination of Wiech and Runyon’s attitudes toward the characters of Jewish origin they portrayed deserves a separate study but it is beyond the scope of this article. What can be said here is that Wiech no doubt belongs to the most important portraitists of Jewish life in Polish literature, despite his personal lack of Jewish roots, and is much warmer and less distanced in his attitude towards Jews than Runyon. 5 Brzezin´ski (2002: 9; 1999: 84) argues that this is a feature resulting both from grammar and ontology, as the immigrants, freshly settled in the foreign megalopolis, live entirely in the present – compelled to focus not on the past but on forging their future every day.
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graphical nature and in many respects became a mirror reflecting the radical difference of the cultural context in which they were immersed. Although Wiech’s and Runyon’s stories first appeared in the daily or weekly press, those created by the former are ten times shorter, and the most important part of them is invariably a dialog sparkling with linguistic wit and not narration. Wiech was a man of the theater, a brilliant continuator of the tradition of itinerant comedians, especially the Jewish ones. In his youth, he had acting ambitions and even ran his own stage in Warsaw for a short time. This enterprise bore all the hallmarks of the wildest cabaret for low-class people, both in terms of the repertoire, the applied means of stage expression (for example, riding in on a live horse during the performance), and organizational matters, including the presence of true mobsters in the audience who did not bother to buy tickets but threw trouble-making spectators out the door if necessary. Having abandoned this business due to a wage conflict with actors, the writer moved on to sensational dailies, and to this ground he brilliantly transplanted the linguistic humor native to plebeian vaudeville; he also earned money reading the texts of his stories in a manner resembling live performance (Stiller 2019a: 292–294). More importantly, Wiech began to draw material for his texts from the sessions of lowestlevel Warsaw courts of law from where he borrowed the atmosphere of petty neighborly drama, and the view of human affairs which, if to take a closer look, is hardly humorous. Runyon, on the other hand, is not dialogical in terms of his writing technique being close to what in Russian literary tradition is called skaz: a form of narrative monolog delivered from the perspective of a plebeian protagonist, in which twisted linguistic humor and use of dialect plays an important role. Thus, he can be placed among such Russian satirists as Mikhail Zoshchenko (1894–1958) and Yuz Aleshkovsky (1929–2022) – the latter is worth citing in the context of Runyon because of the criminal roots of his characters, especially in the brilliant novel Kangaroo. Runyon’s monolog is, nevertheless, underpinned with very American individualism. Identifying his works with warm comedy about lame criminals and with Wiech’s localism, Marek Hłasko missed the darker current present in Runyon’s most important stories. It is worth noticing that his characters are ontologically lonely, and even if they meet, cooperate or are married, each moves and manages to achieve their goals completely independently. Reading such masterpieces as Little Pinks or That ever loving Wife of Hymie’s one can see how important for Runyon is the idea of solitary struggle against all odds and seemingly against reason. Perhaps the very aspect of overcoming personal and social barriers by force and by risk stood behind his fascination with the characters of bandits and gamblers. The literary form of Runyon’s short stories stemmed from peculiar biographical circumstances. Runyon was the son of an itinerant publisher of local
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newspapers and followed in his footsteps by choosing a journalist career. In 1910, he moved to New York to work for the Hearst media empire as a reporter, war correspondent and columnist. This involved a series of key life decisions, by far the most important of which was to give up alcohol. Runyon inherited his father’s alcoholic disease and it took him three years to achieve complete abstinence. To maintain his state of sobriety, he developed a series of compensatory behaviors having all the features of monomania. These consisted of strolling around the Broadway area all night long and sitting for hours at local nightclubs, movie theaters, speakeasies and restaurants. He transformed all of these personal habits as well as the stories he heard on occasion, into the substance of literature and his characters became largely the author’s porte-parole (Schwarz 2003: 7–8). It included the fact Runyon became well-acquainted with the American criminal underworld and his personal ties to prominent bandits like Al Capone or Arnold Rothstein alias The Brain were quite intimate6 (Schwarz 2003: 36–37). From a purely literary point of view, however, the most important was his passion for cinema. It is curious that Runyon’s short stories did not come out until 19297. We know that for years the writer could not get permission from Hearst’s editors to do so, even though the concern published dozens of newspapers and he was its leading columnist. Paradoxically, this gave Runyon time to refine the form of his stories and make them more like a movie script, which can be seen both in their carefully planned plot twists and the construction of many scenes, not to mention the application of such devices as slapstick humor imitating silent movies, frame narrative or even melodramatic and all too predictable endings (as in the story whose main character has a nickname Earthquake and, of course, dies in an earthquake). Perhaps because of Runyon’s acute sense of the evolution of modern mass media and commercial value of literature8, his stories immediately after publication turned out to be a huge and lasting 6 Brzezin´ski (1999: 84) notices that early in the 1930s the character of organized crime in New York changed. With the general replacement of Jewish or Irish gangsters by the Italians at the top of the local criminal underworld, it did not remain less violent but became much more hermetic and secretive. Runyon’s largely affirmative view of petty bandits is anachronistic as he describes the “nice & old fashioned” situation before that transition when it was far easier and more common for the inhabitants of Broadway (including journalists) to repeatedly cross the invisible line between the legal and criminal worlds. 7 Wiech’s short stories began to be published around the same time, most probably starting in 1930 (Stiller 2019a: 289–290). Given the age difference separating the two writers, however, it is clear that the psychological sense of fulfillment must have been different in both of them: while Wiech was in his thirties and and could see it as a pivotal moment in literary career, Runyon was reaching his fifties and most likely saw it as a well-deserved culmination of three decades dedicated to professional journalism. 8 Most of Runyon’s stories appeared in Collier’s weekly. It is noteworthy how they were divided into parts within each issue of the magazine and placed among the advertisements aggressively promoting consumerist lifestyle.
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success; when filmed, they brought the author even more popularity and quite a large fortune.9 Their quasi-cinematic and mercantile character shows that the convergences between Runyon and Wiech, however striking they are, fail to conceal the radical difference of the cultural contexts separating both authors which partly reflect the dissimilarity in manifold facets of social, mental and economic development between Poland and the United States.
Proper names of Runyon’s characters and their translation In the Polish reception of Runyon’s works, Waldemar Brzezin´ski has played an ambivalent role.10 On the one hand, his undoubted merit is to bring the author out of obscurity in Poland. On the other hand, his translation of 2002 must be considered a failure and it did not win Runyon many dedicated readers in Poland. The reason for this seems simple: Brzezin´ski provided a classic example of literal rendition with all its weaknesses and pitfalls. Slavishly stuck to the letter of the original text (up to the point of word-by-word translation of some idiomatic slang terms such as jug i. e. bank), he made many mistakes being the clear result of overlooking how refined is Runyon playing with the layers of unconventional English at the level of word and at the level of putting that word in the literary context. To make things worse, Brzezin´ski did not take into consideration that colloquial Polish and English have very different stylistic means of expression and therefore Runyon’s repetitive use of certain phrases, such as famous more than somewhat and in fact, cannot be mechanically calqued into the former language without disastrous consequences. To put it briefly, his rendition at first glance happens to look smooth, but its analysis constantly reveals literary and factual inaccuracy. Nothing shows these issues more clearly than the matter of translating proper names of the characters in the author’s stories. As I have already said, it is often impossible to tell what Runyon explicitly quotes and what is the result of his complex transformation of the heard or overheard information. His characters 9 In this respect, Wiech’s case is more complicated. His stories were very popular among ordinary readers and inspired many prominent Polish writers (for instance, Julian Tuwim). On the other hand, their plebeian character triggered negative reaction from elite circles of literary critics and disastrous neglect by publishers, which contributed to the loss or distortion of the content of many of them. It is also likely that these phenomena disrupting the reception of Wiech’s original works in Poland had anti-Semitic background (see Stiller 2019a, Stiller 2019c). 10 In the following analysis, I will refer to Brzezin´ski’s translation (Runyon 2002) and to the German translations by Georg Albrecht von Ihering first published in the early 1950s (Runyon 1999b; Runyon 2018). I will also provide my personal attempts to translate the analyzed names and passages every time specifying which solutions and passages are mine.
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belong to the American underworld and thus wear very characteristic pseudonyms such as Nicely-Nicely Jones or Big Nig.11 While the opinion is that these nicknames belonged to the Runyon’s living interlocutors, and in some cases we have evidence that this was indeed the case, more often it seems that Runyon created them himself, as purely literary – sometimes very complicated – concepts. Such nicknames are based on ingenious allusions to more or less known slang expressions and are inseparably woven into the very precise macro and micro context of a given story. Moreover, one can observe that the more episodic Runyon’s characters are the more often their name resembles a play on words related to the content of the entire story or its narrower fragment. It may be a clever device provided in anticipation of future film adaptations or psychologically sophisticated phenomenon: not a real name but a reflection of the plebeian narrator’s mind processing the encountered fragment of reality and translating it into the body of language to instantly find a phrase explaining the situation according to his specific linguistic worldview. Such a case almost certainly occurs in the story Blood Pressure. There, the main protagonist goes to play craps. Since it is illegal and the location of a gambling den must change every night to avoid the police raid, there is a dedicated criminal showing its current one to potential gamblers. The name of this secondary character, Jack the Beefer, was translated by Brzezin´ski as Krzepki Dz˙ek (Strong Jack) as it was an allusion to the man’s beefy posture (Runyon 2002: 183). However, this is a mistake because Green’s Dictionary of Slang (later GDS) defines beef as “an act of betrayal to the authorities” and exactly this sense of denunciation, twisted because desirable, must prevail in the given context. Moreover, one should make it a clear indication of a function and not the pseudonym of a flesh and bone man. This was done by the German translator, Georg Albrecht von Ihering, aptly rendering the phrase as Petzer-Jack (Runyon 2018:160) – petzer is the exact equivalent of English tell-tale-tit or nark, a person disclosing sensitive information about one’s private affairs or behavior. In my attempt to find the Polish equivalent of the phrase I found the colloquial word kabel (literally: a wire) having a very similar meaning. At first, I attached it to the name Jasio, the diminutive of John that in Polish frequently appears in primitive jokes and colloquial idioms, but then I decided to imitate rhyming slang in this case and change the entire phrase into, slightly Jewish, Abel Kabel. A more sophisticated form of the same phenomenon can be found in Runyon’s masterpiece Little Pinks, where the nightclub owner is originally named Joe 11 A very similar problem occurs in Wiech’s stories, except that the author provides not pseudonyms but the names of Polish Jews. Although they sometimes sound absurd and funny, it is very likely that they were not the author’s invention but the real ones resulting from poor translation into Polish from Yiddish or German (see Stiller 2019b).
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Gloze. Brzezin´ski left it in unaltered form (Runyon 2002: 111). Unfortunately, gloze is a variant of the verb to gloss, which has the meaning of veiling or concealing unpleasant things under a fair appearance. The same verb is also part of a series of idioms related to transience or vanity and its sad consequences such as to lose one’s gloss. These two ideas perfectly fit the beginning of the analyzed story, where the vain beauty called Her Majesty is thrown down the stairs by an angry customer and breaks her back. Then, Joe Gloze makes sure to cover up the whole accident and she becomes a disabled woman with no means of subsistence. The name Joe Gloze is, therefore, very subtle and should not be omitted or directly borrowed in translation. My idea how to properly render it into Polish covers only the first aspect of keeping up appearances. Since hushing up unpleasant matter is frequently expressed with the idiom zamies´c´ cos´ pod dywan, which is a direct equivalent of English to sweep something under the carpet, I would translate it as Joe Poddywansky (Joe Underthecarpeter). Such a spelling in Polish would clearly suggest Americanization of the name (its purely Polish variant should be Poddywan´ski) and it would turn the character into an immigrant of Slavic roots or into a brief recollection of a Slavic language by the anonymous narrator of the story. However, given the fact that Runyon’s Broadway was an ethnic melting pot, this would be a plausible solution. The above examples require the translator to guess the correct equivalent based on an analysis of the more or less veiled linguistic and narrative context. However, sometimes the anonymous narrator of Runyon’s stories openly explains the origin of the given nickname, which does not make the translator’s task any easier, as one then has to make the soubriquet fully consistent with the explanation. In the story titled “Gentlemen, the king!” there is a criminal called Izzy Cheesecake who “is called Izzy Cheesecake because he is all the time eating cheesecake around delicatessen joints, although of course this is nothing against him, as cheesecake is very popular in some circles, and goes very good with java” (Runyon 2008: 178). Brzezin´ski translated this excerpt almost word-by-word and rendered the character’s name as Izzy Sernik i. e. Izzy the Cheesecake (2002: 198). Doing so, he did not notice that the phrase “nothing against him” suggests something immoral or suspicious. However, if he had checked the slang meanings of the word cheesecake, he would have seen that already in the seventeenth century it was a slimy term for a prostitute and, more generally, for a young woman treated as a sexual object (equally old chick sounds quite similar). This, of course, makes Izzy a homophone of easy strengthening the sexual associations and compels one to render the name and entire passage preserving the slightly veiled impression of skirt-chasing; the main issue is that the equivalent of cheesecake must be a dessert matching with coffee. Unfortunately, in Polish sernik has no underlying sexual meanings and the most frequent slimy yet not vulgar equivalents of English cheesecake are the names of some birds which
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makes them an unsuitable addition to coffee (the most popular is perhaps sikorka i. e. English tit although Polish word has no trace of coarse wordplay on female breast). Also the hypernym ciastko or ciacho (a cake) would be improper since it is a colloquial sexual term in modern Polish, but used only by women to describe a handsome and muscular guy. Therefore, I would render the character’s name as Hubert Szarlotka. St. Hubert is a patron saint of hunters which may suggests sexual chase. Szarlotka literally means apple pie in Polish and I chose this particular dessert because it allowed me to render the entire passage as: Mie˛dzy tymi moimi przyjaciółmi z Delfii jest Hubert Szarlotka, którego nazywaja˛ Hubert Szarlotka, bo nic nie robi, tylko cia˛gle przesiaduje w barach i tam rwie jabłuszka. Rzecz najjas´niejsza, rwanie jabłuszek nie jest niczym złym i wielu ludzi uwielbia to robic´, zwłaszcza z˙e jabłuszko do jabłuszka daje szarlotke˛, a szarlotka idzie w parze z panna˛ Arabessa˛. Back translation: Among these my friends from Philly there is Hubert the Apple Pie who is called Hubert the Apple Pie because he does nothing but plucks apples. Of very course, plucking apples is nothing bad and many people like it all the more so that apple plus apple makes apple pie which is perfect with Miss Arabessa.
The proposed passage hinges on the phrase plucking apples which is the cultural allusion to the very well-known Polish song Bal u weteranów where these words appear in the chorus as an obvious invitation to sexual intercourse with a woman. Another example of how the translation of pseudonyms of Runyon’s characters require a careful analysis of their wider context and nuancing at the level of the target text is the name of the main protagonist of the famous story Butch Minds the Baby i. e. Big Butch. The German translator left it unaltered (Runyon 2018: 7), perhaps feeling how difficult it is to render, but Brzezin´ski, and before him – Marek Hłasko, had no such scruples. GDS shows that at least since the nineteenth century Butch has been a colloquial term for a big, tough man or macho and it clearly resulted from clipping the word butcher. Marek Hłasko first made its unrefined and literal translation as Wielki Rzez´nik (Big Butcher). Then, Brzezin´ski adopted clipping and translated it as Wielka Rzez´ (Big Slaughter). The main difference between the above Polish and English terms consists in the fact that, for the speakers of English, the word butcher remains etymologically obscure. In Polish, however, the word openly associates with the noun rzez´ i. e. slaughter in its crudest, bloodiest and messiest form. As a result, the title of the entire story provided by Brzezin´ski, Rzez´ przy dziecku (Runyon 2002: 77), can be translated as Slaughter at the baby’s side. Paradoxically, this may be a good reference to the content of the story, namely to the mess happening when the main protagonist goes for a burglary with his infant. However, Runyon’s Big Butch is a character made by the juxtaposition of two contrasting qualities: a mean-looking man of considerable size (the first and more obvious association
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carried by his stereotypical name) who turns out to specialize in very precise, delicate and silent work of cracking safes without the use of explosives (the surprising feature). Needless to say, it is difficult to find a Polish equivalent for such a criminal nickname combining brutality and subtlety. The solution I provided would be the use of word masarz. This is an outdated term for a butcher specializing in the production of cold cuts and sausages. What makes it particularly suitable in the given context is the fact that it seems to contain the stem masa (mass), which in colloquial Polish suggests a tough and unintelligent guy devoted to body-building; it is one of the more popular pseudonyms of hardly refined criminals in Poland. Moreover, it is a homophone of the word masaz˙ (massage) which would make a smart allusion to Butch’s surprising delicacy in his illegal profession of safe opener. Perhaps the most difficult proper names in Runyon’s stories belong to animals. They are not only based on sophisticated wordplays but also linked to the immediate and wider context in such a way that makes the translation a really narrow pass. I will now analyze the name of a race horse from the story titled That ever-loving Wife of Hymie’s which was not included in Brzezin´ski’s collection, but is among the German translations by Albrecht von Ihering (Runyon 1999b: 151– 172). The horse is called Mahogany and von Ihering translated it literally as Mahagony. Yet, this name is not an obvious reference to dark coat. Instead, Runyon made it a refined allusion to at least two idiomatic expressions which directly refer to the main contextual facets of the story. First of all, many times he mentions that Mahogany is old and excessively skinny since Hymie cannot afford the sufficient amount of fodder for him, which may allude to the idiom mahogany horse i. e. dried beef. Besides, according to GDS to decorate the mahogany means to lay down money for gambling, which is one of the key issues in the plot because the main character cannot find money to bet on Mahogany he trains to start in the race and finally bets his own wife on Mahogany’s victory. One should add that at the very beginning of the story, narrator mentions that “Mahogany is really not much horse” most probably alluding to the several slang meanings of the word horse connected with betting. The German translator rendered it simply as “Mahagony ist als Pferd wirklich nicht viel wert” (is not worth much as a horse). In Polish, however, one can creatively exploit the phrase and link it to the horse’s name in a slightly Runyonesque manner. My solution to this problem consists in the fact that to express that something is ridiculously unsuitable for a specified activity, as Mahogany for racing, one may use the colloquial idiom to jakis´ nies´mieszny z˙art. Literally, it means it is an unfunny joke but the hidden benefit of this is the fact that outdated and unfunny joke in Polish is often called suchar i. e. rusk biscuit. That name would perfectly fit the withered and bony appearance of the horse through its etymological bond with the adjective suchy
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(dry) although, of course, it does not refer to gambling. This therefore shows a certain limitation and price of creative translation techniques.
Conclusions The examples analyzed above are only a tiny facet of the problems posed to translators by Damon Runyon’s texts. However, they should serve as a guideline for future translators, whose task will be to positively change the reception of this excellent but still hardly recognizable writer in Poland. Although Marek Hłasko’s early association of Runyon’s work with Wiechecki’s short stories proves superficial, studying the latter’s pieces and their foreign translations may be instructive, showing how Runyon’s pieces require creative translation and excellent knowledge of the target language in all its registers – in which Wiech was no doubt a master.
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Brigitte Schultze (Universität Mainz, Göttingen) / Beata Weinhagen (Hannover)
Multimodale Bedeutungsbildung in polnischen Literaturcomics: Profesor Andrews (2015) und Lisica i wilk (Füchsin und Wolf, 2014)
Abstract Multimodal Meaning Making in Polish Adaptations of Literary Works: Profesor Andrews (2015) and Lisica i wilk (The vixen and the wolf, 2014) This research project concerns one of the recent topics of the Polish media landscape: adaptations of Polish and non-Polish literature in comic-form. Not having participated in the international boom of classics adaptations of the last decades (Tabachnick 2017: 2), Poland only in the 21st century started creating comics (graphic novels) based on literature (Kupczyn´ska / Makarska 2021: 11). So far, the years around 2015 have been especially productive. Different from a number of studies devoted to longer narrative texts (SchmitzEmans 2012, Blank 2015, Trabert et al. 2015), this project explores comics based on shorter prose fiction: Profesor Andrews going back to Olga Tokarczuk’s story Profesor Andrews w Warszawie and Lisica i wilk, a comic in two parts, consisting of an adaptation of the famous Russian fairy tale and a piece of traumatic historical memory of the Bolshevist Revolution. The first comic was created by the team Grzegorz Pawlak / Dominik Szczes´niak, the second by the then very young artist Agnieszka S´wie˛tek. While the first example is a traditional adaptation of literature, the second example uses the textual material as starting point for a new multimodal narrative. There are, however, similar resources of multimodal meaning making adding up to ambitious verbal-pictorial-acoustic sense (offers of sense making, resp.). As fairly systematic and coherent studies on short literature-based comics, so it seems, are still missing, this paper tries to explore the sets of resources used in both graphic narratives. The resources are: the basic structural elements of comics – pages, panels, trails, speech-balloons etc. –, onomatopoeia, the different items of mode (cf. Szawerna 2017: 20), script, colour, posture, bodily orientation, gesture, facial expression, headgear and others, cultural artefacts, artistic devices of other media (film, poster, photography) and, to a smaller extent, reference to other works (Trabert et al. 2015: 13), i. e. reference to concrete works of film history. While the comic Profesor Andrews – leaving out the professor’s personal recollections and some of the ironic subtext – expones main meaning making in Tokarczuk’s fictional text, S´wie˛tek’s comic, strengthening the contrast between the vixen and the wolf, offers highly complex multimodal meaning making full of political allusion and insight. Keywords: Comics, adaptation of prose fiction in Poland, multimodality, resources of multimodal meaning making, onomatopoiea, humour in adapted fictional prose
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Schlüsselwörter: Comics, Adaption von literarischer Prosa in Polen, Multimodalität, Ressourcen multimodaler Bedeutungsbildung, Onomatopöien, Humor in adaptierter Literatur
Einleitung: Polnische Literaturcomics im internationalen Kulturtransfer Die hier vorzustellende Forschung gilt einem bislang begrenzten, jedoch erkennbar zunehmenden Transfergeschehen der polnischen Medienlandschaft: Adaptionen polnischer und nichtpolnischer Literatur im Medium von Comic bzw. Graphic Novel. An den mehr als zwanzig Jahre währenden internationalen Boom von Klassikeradaptionen (Tabachnick 2017: 2) ist Polen kaum angeschlossen. Kalina Kupczyn´ska und Renata Makarska geben in der Einleitung ihres 2021 erschienenen Handbuch Polnische Comickulturen nach 1989 (ebd.: 11) diese Situationsbeschreibung: Eine Neuheit im polnischen Comic des 21. Jahrhunderts stellen Comicadaptionen literarischer Werke dar; Meisterwerke der (zuerst polnischen) Literatur werden allmählich, dem internationalen Trend folgend, als relevante Stoffe für Comicnarrationen entdeckt.1
Unter den Beispielen „zuerst polnischer“ Adaptionen sind mehrere Romane von Henryk Sienkiewicz (ebd.: 20, 52, 202–206 passim), ebenso Romane des polnischen Schriftstellers und neueren Klassikers der Weltliteratur Stanisław Lem (ebd.: 11, 142, 145 passim). Zu den polnischen Literaturadaptionen gehören nicht nur Weiterverarbeitungen von längeren narrativen Texten, sondern auch von kürzerer Prosa und lyrischen Werken (ebd.: 205–206). Statt Romanadaptionen, die in der Forschung – neben anderen Genres und Formen, auch Bühnenwerken – besonderes Interesse gefunden haben (Blank 2015; Schmitz-Emans 2015), werden hier zwei kürzere, 16 bzw. 8 Seiten umfassende Adaptionen als multimodales Deutungsangebot erschlossen. Beide Beispiele gehören in eine besonders fruchtbare Phase polnischer Literaturadaptionen, das zweite Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts (vgl. Lachman 2021: 205–206). Aus dem Jahre 2015 stammt die von dem Texter Dominik Szczes´niak und dem Zeichner Grzegorz Pawlak geschaffene graphische Erzählung Profesor Andrews. 1 In einem dem Handbuch vorausgegangenen Sammelband mit Kongressbeiträgen, Comic in Polen. Polen im Comic (2016: 15) suchen Kupczyn´ska und Makarska nach möglichen Gründen für das verzögerte Transfergeschehen: „In Polen sind Comicadaptionen literarischer Werke rar, was angesichts der Anzahl der Verfilmungen etwa des schulischen Lesekanons überraschen kann. Die Kluft zwischen dem ‚populären‘ Medium und der als ‚hohe Kunst‘ wahrgenommenen Literatur scheint noch viel zu groß zu sein, um Autoren auf der einen Seite und Verleger auf der anderen Seite für solche Projekte zu gewinnen.“
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Der Prätext ist, insbesondere in Polen, ein moderner Klassiker: Olga Tokarczuks 2001 erstmals in einem Sammelband erschienene Erzählung Profesor Andrews w Warszawie. Zu der schwarz-weiß gehaltenen, 16 ungezählte Seiten umfassenden Adaption gibt es einige Besprechungen ohne methodischen Anspruch (Droz˙dz˙ewski 2015; Lachman 2021). In das Jahr 2014 gehört ein aus einem russischen Volksmärchen hervorgegangener polnischer Literaturcomic: Lisa i volk. Lisica i wilk. Der Prätext lautet in Afanas’evs Märchensammlung Lisicˇka-sestricˇka i volk (Das Füchslein-Schwesterchen und der Wolf). Auf die Märchenadaption folgt eine Darstellung historischer Erinnerung, zu der es keine Textvorlage gibt. Der von Agnieszka S´wie˛tek in den Farben Schwarz, Grau, Weiß und Rot geschaffene Comic umfasst – einschließlich des inhaltsrelevanten Paratexts – 10 Seiten. In Anlehnung an Forschungsarbeiten von Monika Schmitz-Emans (2012) sowie Florian Trabert und Mara Stuhlfauth-Trabert (2015: 9) wird für das vorliegende Analysevorhaben der Terminus Literaturcomic gewählt, der sowohl auf die Vorlage als auch auf das Ergebnis des Transfervorgangs hinweist. Mit Comic ist ein weithin, auch in Polen, bevorzugter Dachbegriff für graphisches Erzählen (vgl. die Publikationen von Kupczyn´ska / Makarska, Schultze / Weinhagen 2021: 367, Anm. 8) genannt. Das multimodale Deutungsangebot, zu dem neben den dominanten verbalen und piktoralen auch akustische Signalsetzungen (Onomatopöien, Musik) gehören, soll in seiner Vielfalt methodengestützt erschlossen werden. Angesichts der medialen Komplexität von Literaturcomics – man denke an die synergetischen Verstärkungen durch filmische Verfahren wie Zooming und Close-up Shot, genretypische Bezüge zu Werken der Literatur, bildender Kunst usw. (Stuhlfauth-Trabert / Trabert 2015: 13) – kann es offensichtlich kein alle Analysegegenstände übergreifendes Theorieangebot geben. Neben dem bisherigen Forschungsertrag zu Comics wie auch spezifischen Genrevarianten graphischen Erzählens werden Arbeiten der Soziolinguistik, Filmwissenschaft und weiterer Disziplinen herangezogen. Für das breite Spektrum von Analysegegenständen des Comic – Grundkomponenten wie Panel, Ventil, Textfeld usw., Bezügen zu anderen Medien – eignet sich Ressource als neutraler, hinlänglich breiter Begriff.2 Im folgenden Abschnitt (2) wird zunächst das in beiden Texten dargestellte Geschehen skizziert. Dabei interessieren die Eignung und spezifische Bedingungen für den multimodalen Transfer. Sodann (Abschnitt 3) werden die zur analytischen Erschließung beider Literaturcomics benötigten Ressourcen der Bedeutungsbildung vorgestellt. In zwei weiteren Abschnitten (3 und 4) sind die 2 Der Begriff „Ressource“ (engl. resource) wurde z. B. auf einer von der Universität Wrocław veranstalteten, medientheoretisch und linguistisch orientierten Online-Konferenz, „Theoretical and Analytical Multimodality Studies“ (9.–10. 12. 2021) verwendet.
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Brigitte Schultze / Beata Weinhagen
Analysebefunde, darunter erkenntnisrelevante Unterschiede zu den literarischen Vorlagen und innovative Verfahren multimodaler Bedeutungsbildung, aufgezeigt. Kurze abschließende Überlegungen (5) gelten Möglichkeiten und Grenzen der Erschließung von Literaturcomics im Kontext der internationalen Übersetzungslandschaft.
Das dargestellte Geschehen. Bedingungen der Erzähltexte für multimodalen Transfer Die narrative Textur von Olga Tokarczuks 16 Seiten umfassenden Prosawerk Profesor Andrews w Warszawie (2020: 254–269) folgt der Tradition personalen Erzählens (vgl. Jezierska-Haładyj): Die für acht Tage (von Sonnabend bis zum Sonntag der Folgewoche) geplante, jedoch vorzeitig beendete Vortrags- und Kontaktreise des Londoner Professors, des Vertreters einer international angesehenen Richtung der Psychoanalyse, ist konsequent in freier indirekter Rede (erlebter Rede) gehalten. In dieser Mischform zwischen Erzähler- und Figurenrede kann der eine Pol der Erzählsituation, die Position des Narrators, u. a. durch eine rhetorisch markierte Syntax, der andere Pol, die Position der erlebenden Figur, durch emotional eingefärbte Lexik, auch durch rudimentäre Direktzitate aus dem Bewusstsein, signalisiert sein. Es gibt einen kurzen Monolog in IchForm. Das Gerüst des dargestellten Vorgangs sieht so aus: Mit einem Koffer sowie einer Bücher und warme Wäsche enthaltenden Tasche fliegt der Professor an einem Dezembertag von London nach Warschau. Am Flughafen erwarten den des Polnischen Unkundigen die englischkundige Betreuerin Gosha (d. h. Gos´ka, vgl. S. [9]) und deren Verlobter. Während der Autofahrt zu einem Restaurant nennt die Begleiterin die zeitlich eng geplante Programmfolge: ein Treffen mit Studenten (Sonntag), eine Stadtbesichtigung (Montag), eine fachliche Zusammenkunft im Institut (Dienstag), die Fahrt zur Universität Krakau (Mittwoch), eine Fahrt nach Auschwitz (Donnerstag), Fachgespräche in Warschau (Freitag, Sonnabend) und schließlich den Heimflug (Sonntag). Das zu spät bemerkte Fehlen der Tasche erfordert eine Rückkehr zum Flughafen. Die Tasche ist unauffindbar. Nach dem Abendessen wird der Professor in eine Gästewohnung im letzten Stockwerk eines hohen Plattenbaus gebracht. Die Verabredung für den Folgetag wird nicht mehr realisiert, ebenso wenig das übrige Programm. Die Begleiterin Gosha meldet sich nicht mehr. Da alle Telefonleitungen, einschließlich der Auslandsverbindungen, gekappt sind, muss sich der bislang sowohl durch seine Sprache, das Englische, als auch durch das Denkgebäude seines Faches, die Psychologie, sicher orientierende Professor ohne sprachliche Kommunikation in einer ihm gänzlich fremden Welt zurechtfinden: mit „Stimmengewirr im Treppenhaus“ (Tokarczuk 2020: 257) und einem „Panzer auf der Straße“ (ebd.: 258). Seine wiederholten Wege durch die Warschauer Vorstadt mit gleichförmigen Plattenbauten, verschlossen-grimmig dreinblickenden Menschen, sind vor allem mit Versuchen ver-
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bunden, in den wenigen geöffneten Läden und Speiselokalen Lebensmittel bzw. eine Mahlzeit zu bekommen. So reiht er sich z. B. für eine Weile in eine Warteschlange ein, die zu Weihnachtskarpfen führt – je nach Kundenwunsch lebenden oder bereits geköpften Fischen (ebd.: 264–265). Den Aktivitäten der Warschauer folgend, kauft der Professor ein Weihnachtsbäumchen, trägt es in seine Gästewohnung. Am Folgetag (wahrscheinlich Mittwoch) verlässt er, um seiner Notsituation ein Ende zu machen, die Wohnung mit gepacktem Koffer, entschlossen, in seiner Botschaft Hilfe zu suchen. Ein polnischer Anwohner nimmt – ohne die wortreichen Erklärungen des Hilflosen verstehen zu können – den Professor mit in sein enges Heim. Üppig bewirtet, sieht sich der betrunkene Professor danach im Badezimmer mit einem in der Wanne schwimmenden Karpfen konfrontiert. Der Gastgeber, der mit nur einer englischen Vokabel, „War“ (ebd.: 267), von der Ausrufung des Kriegsrechts Kenntnis gegeben hat, bestellt ein Taxi, mit dem er den Hilflosen zur britischen Botschaft bringt.
Durch die Beschränkung auf eine einzige wahrnehmende Figur, die begrenzte, weitgehend fortlaufend erzählte Zeit,3 Angaben zu räumlichen Gegebenheiten aus der persönlichen Perspektive des Professors,4 Hinweise auf Aktionen des Professors sowie auf Gestalten, die in sein Blickfeld geraten, ist die Textvorlage in mancher Hinsicht durchaus adaptionsgeeignet. Da jedoch das innere Erleben des Protagonisten in Gesten, Körperhaltung u. a.m. dargestellt werden muss, ist das Künstlerteam in diesem Bereich besonders gefordert. Die zwischen Erzähler- und Figurenrede oszillierende freie indirekte Rede steht der Tendenz graphischer Erzählungen zu knapper, syntaktisch transparenter verbaler Mitteilung (vgl. Schultze / Weinhagen 2022: 233) geradezu entgegen. Der Umgang mit diesem Transferproblem sei vorab skizziert: Eine insgesamt begrenzte Menge von Sprechblasen mit Monologen bzw. Dialogbeiträgen bringt eine Auswahl der vielen mitgeteilten Inhalte in die Adaption ein. Hinzukommen einige Denkblasen mit rudimentären inneren Monologen – ohne Nennung des „Ichs“ der erlebenden Figur; einmal nennt sich das „Ich“. Acht Seiten des Literaturcomics (Pawlak / Szczes´niak 2015: [7–11, 15, 17–18]) kommen ohne verbale Komponenten aus, machen ausschließlich ein piktorales Deutungsangebot. Die multimodale Weiterverarbeitung von Tokarczuks informationsdichtem Text führt also zu einer dezidiert bilddominanten graphischen Erzählung (vgl. Schultze 2020). Während bei Profesor Andrews das Verhältnis zwischen Textvorlage und Adaption bemerkenswert transparent ist (vgl. Droz˙dz˙ewski 2015), gibt es bei dem 3 Darstellungsprobleme bei Erinnerungen, die in Zeiträumen vor Erzählbeginn zurückreichen, etwa Kindheitserlebnisse mit Bibelverkäufern (Tokarczuk 2020: 254) und Gedanken an den heimischen Kamin (ebd.: 265), entfallen, weil in der Adaption alle Rückblicke (auch solche auf aktuelles Erleben) ausgelassen sind. So gibt es keine – im Ausgangstext spurenhaft angelegte – Möglichkeiten für filmtypische Flashback-Darstellungen (Beaver 2009: 51, 109–110). 4 Mit Warschau vertraute Rezipienten dürften die Lokalitäten weitgehend identifizieren (vgl. Jezierska-Haładyj).
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zweiten Beispiel Vorlagenprobleme, die sich nicht völlig klären lassen. Die offene Transferkonstellation, die Rezipienten in besonderer Weise an der Bedeutungsbildung beteiligt, dürfte beabsichtigt sein. Anders als Profesor Andrews, ist das zweite Beispiel keine selbständige Publikation, sondern Teil eines Sammelbandes. Den hier betrachteten Literaturcomic nennend, bereitet der Bandtitel auf eine lockere Verbindung zwischen Vorlage(n) und Adaption vor: Lisica i wilk. Komiksy inspirowane literatura˛ rosyjska˛ (Die Füchsin und der Wolf. Von der russischen Literatur inspirierte Comics). Die von Agnieszka S´wie˛tek geschaffene graphische Erzählung besteht aus zwei Teilen. Der erste (2014: 8–10) geht auf den Märcheneingang und die erste, fraglos zentrale Sequenz eines in mehreren Varianten erzählten sogenannten „Alltagsmärchens“ (nicht „Zaubermärchens“) zurück.5 Für den zweiten Teil (ebd.: 10–15) gibt es offensichtlich keine Textvorlage. Das bekannte Märchen und die Praxis des Märchenerzählens geben den Anstoß für ein politisches, nicht geleistete Erinnerungsarbeit betreffendes Thema: das Schicksal von elternlosen Kindern nach der Bolschewistischen Revolution. Als Vorlage für den ersten Teil könnte diese Märchenvariante (Narodnye russkie skazki 1: 3) gedient haben: Ein „Alter“ (ded) bricht zum Angeln von Fischen auf, die er mit seiner Frau (baba) verspeisen will. Auf der Heimfahrt mit der Fuhre (mitzudenken ist sicher ein Schlitten) voller Fische sieht der Alte ein eingerollt am Weg liegendes Füchslein. Als „Geschenk“ für seine Frau hebt er das Füchslein auf seine Fuhre. Nachdem das Füchslein einen Fisch nach dem anderen auf den Weg geworfen hat, eilt es davon. Heimgekehrt kündigt der Alte seiner Frau einen Pelzkragen und Fische an. Das Füchslein trägt die Fische auf einen Haufen zusammen und beginnt zu essen. Dem hinzugekommenen Wolf wird das erbetene Fischlein verweigert. Er solle „an den Fluss gehen und den Schwanz in ein Eisloch hängen“, der „Fisch [werde] sich selbst an den Schwanz anheften“.6 Nachdem der Wolf eine Nacht an dem Eisloch verbracht hat, ist der Schwanz festgefroren. Er kann sich nicht mehr fortbewegen.
Die Adaption nutzt das Märchen bis zu diesem für den Wolf heiklen Moment (S´wie˛tek 2014: 10). In der hier identifizierten Variante des Märchens entdecken Wasser holende Frauen den wehrlosen Wolf und verprügeln ihn (Narodnye russkie skazki 1: 3).7
5 Die hier verwendete Afanas’ev-Sammlung stellt sieben Varianten vor. 6 Damit ist das märchentypische bzw. märchenidentifizierende Motiv genannt: „Der Fuchs lehrt den Wolf Fisch zu fangen“ (Narodnye russkie skazki 3: 543, vgl. den Eintrag volk: 528). 7 Neben dem russischen Ausgangstext hat Agnieszka S´wie˛tek wahrscheinlich eine sehr freie, von der ökonomischen Textur russischer Alltagsmärchen abweichende polnische Übersetzung von Aleksander Barszczewski verwendet: Lisiczka siostrzyczka i wilk (Warszawa 1983). Eine Reihe von Zaubersprüchen, die während des Angelns aufgesagt werden müssen (ebd.: 16–17), auch weitere Details, deuten darauf hin, dass in die polnische bearbeitende Übersetzung Textmaterial aus weiteren russischen Varianten (vgl. Afanas’ev 1958.1: 6, 8) eingegangen ist.
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Bemerkenswert adaptionsgeeignet ist nicht nur der einsträngige Erzählvorgang und das begrenzte Personal. Anders als die lexikalisch und syntaktisch dichte freie indirekte Rede des Tokarczuk-Textes, kommt die sprachliche Textur des Märchens, d. h. die Tendenz zu syntaktischer und lexikalischer Einfachheit, der Adaption geradezu entgegen: Ein Teil der Erzählerrede kann direkt in Textfelder eingebracht werden; die Dialogbeiträge lassen sich, ggf. gekürzt, in Sprechblasen verwandeln. Da das Märchengeschehen abwechselnd durch Erzähler- und Figurenrede vorangetrieben wird, kann der Literaturcomic etwas von diesem strukturellen Grundmerkmal – man denke an die Selbstdarstellung der Figuren in ihren Redebeiträgen – beibehalten. Einer Weiterverarbeitung des Märchens in eine graphische Erzählung kommen auch die anthropomorphisierten tierischen Kontrahenten entgegen. Beide sind gemäß ihren tradierten Eigenschaften dargestellt: der Fuchs mit seiner „rötlichen Fellfarbe“ (Biedermann 2000: 154) steht für „Arglist“, „bleibt“ „immer der verschlagene Ratgeber“ (Daemmrich 1987: 310), der graue bzw. schwarze Wolf repräsentiert „Gier und Dummheit“ (ebd.). Für mehrfarbige Adaptionen sind somit auch kontrastierende Farben vorgegeben. Vorausgreifend sei gesagt, dass der erste Teil des Literaturcomics, die Grundstruktur des Märchens nutzend, ein verbal-piktoral dichtes, integriertes Deutungsangebot macht, bei dem die Frage nach Dominanzen unangemessen wäre. Der zweite Teil, bei dem historische Wirklichkeit den Vorwurf abgibt, ist hingegen in besonderem Maße bildgestützt. Auf zwei Seiten (S´wie˛tek 2014: 12, 15) wird ausschließlich in Bildern erzählt, auf einer weiteren Seite (ebd.: 14) gibt es eine einzige verbale Mitteilung. Der Übergang von dem im Eis festgefrorenen Wolf des Märchens zum zweiten Teil des Literaturcomics ist mit comictypischen Komponenten gegeben, einem zur Sprechblase erweiterten Ventil, das den Ausgang der zentralen Märchensequenz benennt: „Und so hat das Füchslein den Wolf überlistet“ (ebd.: 10). Das Ventil weist auf einen Jungen als Erzähler des vorangehenden Märchens. In Wir-Form (zu ihm gehören zwei Schwestern) wird vom Schicksal dreier elternloser Kinder nach der Revolution berichtet. Zunächst bestreiten die zu Straßenkindern gewordenen Geschwister ihren Lebensunterhalt mit Märchenerzählen und Mundraub. Als der Junge sich Soldaten, die die Mädchen festnehmen wollen, mit Steinwürfen widersetzt, wird er erschossen. Die Mädchen bleiben allein zurück. Dem Schlussbild (ebd.: 15) folgt anonymer Paratext mit dieser Verständnishilfe: Nach der Bolschewistischen Revolution gerieten viele Menschen in Lager. Ihre verwaisten Kinder irrten ohne Essen und Dach über dem Kopf durch die Straßen. An Märchen glaubte schon niemand mehr.
Historische Wirklichkeit hat somit – im Wortsinn – ein für die russische Kultur typisches Genre (mündliche und schriftliche Tradierung) ausgelöscht. Für diesen
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zweiten Teil des Literaturcomics ist ohne Frage extrem grausame, traumatisierende historische Wirklichkeit als Vorwurf gewählt (vgl. Cybulski 2014).
Comictypische und weitere Ressourcen der Bedeutungsbildung Eine knappe Vorstellung wesentlicher bedeutungsbildender Ressourcen in beiden Literaturcomics soll die Lektüre der Hauptabschnitte erleichtern. Es werden nur Instrumentarien angesprochen, die in den Fallbeispielen vorkommen. Da graphisches Erzählen im 21. Jahrhundert erkennbar im Zeichen kreativer Entfaltung steht (Tabachnick 2017: 1–2), ist immer davon auszugehen, dass neben einem traditionsgemäßen (unauffälligen) Gebrauch einzelner Ressourcen innovative gestalterische Lösungen vorkommen. Es wird vor allem um diese Instrumentarien und Signalsetzungen gehen: grundlegende Komponenten des Comics, von Panels bis zu Onomatopöien, kulturelle Artefakte, Verfahren weiterer Medien, insbesondere Film und Fotografie, ferner ein breites Spektrum von Bedeutungsträgern (modes), die zur dinglichen Welt und zu den Figuren gehören, etwa Schrift, Farbe, Körperhaltung, Gesichtsausdruck. Als eher für längere Literaturcomics kennzeichnend kommen, sehr begrenzt, „Verweise auf andere Werke“ (Stuhlfauth-Trabert / Trabert 2015: 13) hinzu, d. h. Verweise auf Werke der Literatur, Filmkunst. Unter den Komponenten des Comics sind weiterhin Panels zu nennen. Rinnsteine (gutters) kommen sporadisch vor. Während Cartoon-Serien, serielle Comics und viele als Graphic Novels ausgewiesene Werke der 1990er Jahre die orientierende Funktion der Panels optisch bestätigen, ist in Literaturcomics des 21. Jahrhunderts diese Position nicht ähnlich evident. Als wesentliche Größen der narrativen Anlage lassen sich oft einzelne Druckseiten, auch Doppelseiten, identifizieren (vgl. Jankowski 2016: 47–52 passim).8 Mit Blick auf die Rezeptionslenkung verdienen somit Textseiten besondere Aufmerksamkeit. Selbstverständlich machen Panelrahmungen (frames) – von dicken Balken, die an der Umrandung der Buchseite enden, bis zu fadenförmigen Begrenzungen auf der Textseite eingelagerter kleinerer Panels – ggf. ein spezifisches Deutungsangebot. Ähnliches gilt für unvollständige Panelrahmungen, z. B. das Fehlen seitlicher Begrenzungen. Ein besonderer Fall liegt vor, wenn alle Umrandungen fehlen, die
8 Es ist nachvollziehbar, dass in Michał Szawernas vor allem auf Cartoon-Serien und serielle Comics – teilweise der Mitte des 20. Jahrhunderts – gestützte Studie umfassend von Panels, auch von der „Ontologie des Panels“ (2017: 117–121) die Rede ist, ein Registereintrag zu „Seite“ (page) jedoch fehlt. Nicht wenige neuere Literaturcomics, z. B. die 2007 erschienene Traven-Biographie des Zeichners Golo (Schmitz-Emans 2012: 369–384) sind, begründet durch den Darbietungsgegenstand, von vornherein von Bildseiten her gedacht.
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Anordnung des Bild- und Textmaterials jedoch eine Panelgliederung mitdenken lässt.9 Zu den seltener bedeutungsbildend eingesetzten Komponenten gehören die auf Sprechinstanzen hinweisenden Ventile (trails). Zur Veranschaulichung sei vorausgreifend das zweite Beispiel dieses Beitrags, Lisica i wilk (S´wie˛tek 2014: 10), herangezogen. Wenn, wie erwähnt, ein zum Textfeld bzw. zur Sprechblase erweitertes Ventil den Abschluss des Märchens – „und so überlistete das Füchslein den Wolf“ – formuliert, erhält das Ventil neben seiner verweisenden eine narrativ-informierende Funktion. Ökonomisch Textfeld und Ventil miteinander verbindend, leitet diese Conclusio zum zweiten Teil des Literaturcomics über. In der Regel sind die verbalen Komponenten, Textfelder (captions) sowie Sprech- und Denkblasen (speech-bubbles [-balloons], thought-bubbles [-ballons]) dennoch traditionskonform angelegt. Extreme Ballungen dieser Komponenten auf einzelnen Textseiten oder Doppelseiten sind ggf. als Deutungsangebot zu lesen (vgl. Schultze / Weinhagen 2021: 381–382). Ähnliches gilt für die zu Wortketten (strings) verbundenen Redebeiträge einzelner Figuren.10 Wortketten bilden z. B. das Sprechverhalten von Figuren ab, die keine weiteren Sprecher bzw. Kommunikationsbeiträge zulassen. Dadurch, dass Onomatopöien (Havlik 1991; vgl. Schultze 2018) visuelle und akustische Informationen miteinander verbinden, stellen sie die Medialität von graphischen Erzählungen besonders heraus. Während die von Figuren artikulierten Onomatopöien nicht selten in der Vorlage angelegt sind, (z. B. als Interjektionen), gehören in der Dingwelt erzeugte Onomatopöien oft ausschließlich zur Adaption, bereichern den Literaturcomic durch ein akustisches Profil. Die weiteren Ressourcen gehören gleichfalls von jeher zum bedeutungsbildenden Potential von Literaturcomics. In der Textvorlage unterschiedlich dargebotene kulturelle Artefakte (cultural artefacts), Wandbilder, Bücher, Plakate usw. sind in Literaturcomics teilweise völlig ausgelassen, manchmal illustrativ übernommen oder auch exponiert, ggf. mit geänderter Bedeutung versehen. Die oftmals zusätzlich in Literaturcomics eingebrachten kulturellen Artefakte verstärken teilweise den kulturellen Kontext, dienen bisweilen auch einer weitergehenden Erschließung und Interpretation der literarischen Vorlage. Verfahren weiterer Medien, z. B. filmtypische Verfahren wie „Flashback“ (Beaver 2009: 51, 109–116), „Close-up shot“/„Close-up view“ (ebd.: 49, 69, 75) und „Zoom shot“ (ebd.: 37), traditionell mit dem Theater verbundene „Off noises“, d. h. Geräusche außerhalb des Bühnenraums, Fotografie mit Bilderse9 Die von Jankowski (2016: 63–64) genannte Charakterisierung „abstrakte Rahmung“ lässt erkennen, wie schwer manche graphische Innovationen terminologisch zu fassen sind. 10 Einen festen Terminus gibt es offensichtlich nicht. Szawerna (2017: 332) spricht u. a. von „strings of speech balloons“ und „interconnected speech ballons“, auch von „string-like or chain-like structures“ (ebd.: 423; vgl. Ba˛k 2016: 85).
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rien, Panoramadarstellungen, Passfotos (vgl. Schultze / Weinhagen 2021: 437– 438) sind in Literaturcomics häufig unmarkiert, gleichsam selbstverständlich verwendet. Ein Angebot zur Bedeutungsbildung ist z. B. durch vergrößerte Ventile bei Geräuschen aus dem Off (Schultze / Weinhagen 2022: 276, Anm. 59), durch ein längliches Gesicht in einem ansonsten leeren waagerechten Panel (vgl. Schultze / Weinhagen 2021: 426) signalisiert. Ein besonders breites, heterogenes Spektrum von Ressourcen sind die sogenannten modes (Jewitt 2017: 264; Stöckl 2017: 275–276; vgl. Szawerna 2017: 20, Anm. 5). Zu ihnen zählen visuell, sensorisch, kulturell und anders informierende Indikatoren wie Farbe (van Leeuwen 2017), Gestik (Kress 2017; Jewitt 2017: 458), Körperhaltung (Jewitt 2017: 457), Schrift (Stöckl 2017: 276–277). Übergroße Schriftzeichen bringen ggf. die akustische Seite eines Ausdrucks in den Blick (vgl. Szawerna 2017: 289, 326, 421 passim). Von Verweisen auf andere Werke, wie sie für Adaptionen umfangreicherer Erzählliteratur, vor allem Romane, kennzeichnend sind (vgl. Schultze / Weinhagen 2021, 2022), ist in den hier erschlossenen kurzen Texten kaum Gebrauch gemacht. Es geht um andere Leserkompetenzen als bei den Adaptionen von Klassikern der Weltliteratur. Rezipienten wird dennoch Erfahrung mit sorgfältiger Erschließung graphischer Erzählungen abverlangt.
Profesor Andrews: Orientierungsprobleme, Orientierungsverlust – sichtbar gemacht, exponiert, in der literarischen Vorlage geblieben Die Reduktion der in extrem dichter freier indirekter Rede gebotenen Erzählung auf ein Minimum verbaler Mitteilungen führt dazu, dass eine wesentliche Komponente der Bedeutungsbildung teilweise ungenutzt in der literarischen Vorlage zurückbleibt: die Darstellung, auch narrative Herausstellung, der Daseinsorientierung des Professors an einer von ihm mit entwickelten neuen Richtung der Psychologie. Die Erzählung enthält neun Stellen, an denen die Rolle der psychologischen Schule zum Ausdruck kommt.11 Zwei der Textstellen sind als verbal-piktorales Deutungsangebot in den Literaturcomic eingebracht; in einem Fall kann der Rezipient versuchen, in Gestik und Gesichtsausdruck herausgestellte Orientierungssuche des Professors zu deuten. Sechsmal bleiben markante Aussagen zur „Daseinshilfe“ der psychologischen Schule ein Privileg für Rezipienten des literarischen Textes. Bereits am Eingang von Tokarczuks Erzählung dargestellt, soll zunächst die psychologische Schule, vor allem die Form ihrer Einarbeitung in den Litera-
11 Tokarczuk 2020: 254–255, 259–261, 263–264, 266–267.
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turcomic, interessieren. Die Orientierungshilfe reicht von wissenschaftlicher Methodik bis zu „Kindererziehung“: „opracowała własna˛ metode˛, własna˛ teorie˛, własna˛ historie˛, styl z˙ycia, s´nienia i wychowywania dzieci“ (‚sie hat eine eigene Methode, eigene Theorie, eigene Geschichte, einen Stil des Lebens, Träumens, der Erziehung von Kindern erarbeitet‘ (Tokarczuk 2020: 254). Leser dürften die rhetorische Markierung, die auch in weiteren Aufzählungen gegeben ist, als Ironie der Erzählinstanz aufnehmen. Die erste Seite des Literaturcomics (s. Abb. 1) beginnt mit vier ventillosen Sprechblasen, in denen die ambivalente Mitteilung freier indirekter Rede in eindeutiges dialogisches Sprechen übertragen ist: In dem ersten Bild in der Abflughalle des Londoner Flughafens wird paraphrasierend, anonym, über den Professor informiert. Eine Vorhersage lautet: „Be˛dzie o nim głos´no za jakis´ czas“ (‚In Kürze wird er in aller Munde sein‘, Pawlak / Szczes´niak 2015: [1]). Die Vorlage mit ihrem ironisierenden Unterton ist damit in eine eindeutige Aussage überführt. Um die Orientierung gebende Rolle der Schule geht es auch, wenn der Professor sein geträumtes Spiel mit einer Krähe in der Nacht vor der Reise als gutes Omen deutet (Tokarczuk 2020: 255). Über diesen Traum informiert, berichtet die Begleiterin Gos´ka während der Taxifahrt zum Restaurant: „W systemie znaczen´ onirycznych jego szkoły, wrona reprezentuje cos´ nowego, dobrego“ (Pawlak / Szczes´niak 2015: [2], ‚Im System onirischer Bedeutungen seiner Schule repräsentiert die Krähe etwas Neues, Gutes‘). Neben Bildern zur Taxifahrt gibt es – ohne Vorgabe in Tokarczuks Erzählung – ein Panel mit sechs oder mehr Krähen im Schneetreiben [4]; einige Vögel durchschneiden den Panelrand. Das zunächst nur besprochene Orakeltier ist Teil der dargestellten Wirklichkeit. Das „System onirischer Bedeutungen“ versagt bzw. wird mit gegenteiliger Bedeutung ausgestattet, als der Professor am ersten Morgen in Warschau, von seiner Hochhauswohnung auf die Straße herabblickend, neben einem Panzer (Tokarczuk 2020: 258) fünf auf einem Baum sitzende Krähen erblickt [8]. Die Zusammenstellung von Panzer und Krähen in einem waagerechten Panel am oberen Bildrand geht auf den Künstler Pawlak zurück. Der Deutung des Orakeltiers „Krähe“ durch die psychologische Schule wird bildlich eine Absage erteilt. Ohne Vorgabe in der Erzählung, sind im letzten Panel des Literaturcomics [24] nochmals mehrere herumfliegende Krähen gezeigt, große Tiere, für die die Panelrahmung offenbar nicht gilt. Da für den Professor das Erreichen der britischen Botschaft einer Rettung gleichkommt, schließt sich gleichsam der Kreis zu dem Traum des Professors.12 12 Mit Bildsymbolik vertraute Rezipienten dürften – unabhängig von der Traumdeutung der psychologischen Schule, die – wie gezeigt – an der Wirklichkeit scheitert, beide Seiten der verwandten Orakeltiere, Krähe und Rabe, die Ambiguität der Bedeutungszuschreibungen (Heiligkeit, Klugheit vs. Sündhaftigkeit, Ankündigung negativer Vorkommnisse), mitbedenken.
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Abb. 1: Pawlak / Szczes´niak 2015: [1]
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Ohne verbale Komponenten ist eine Situation psychologischer Selbstbeobachtung in den Literaturcomic eingebracht. Diese Situation ist in Tokarczuks Erzählung dadurch markiert, dass die freie indirekte Rede in inneren Monolog übergeht. Nach mühseligen Einkäufen in seine Gästewohnung zurückgekehrt, stellt der Professor fest, dass er statt eines alkoholischen Getränks Essig gekauft hat: „Mój Boz˙e […] Mam epizod psychotyczny. Cos´ mi sie˛ stało niedobrego“ (Tokarczuk 2020: 266, ‚Mein Gott […] Ich habe eine psychotische Episode. Mit mir ist etwas Ungutes geschehen‘). Die analytische Rekonstruktion der ‚Kippsituation‘ endet bei den Sandwiches im Flugzeug, d. h. einem der Rückblicke innerhalb der erzählten Zeit, die im Literaturcomic übergangen sind. Die Krisensituation ist in einer piktoralen Darstellung reproduziert. Buchstäblich eingezwängt in ein längliches Panel (die schwarzen Ärmel gehen in den schwarzen Rand der Seite über), fasst sich der Professor mit beiden Händen an den Kopf. Sein Blick ist nach innen gewandt. Wie die Gestik und der Gesichtsausdruck zur Bedeutungsbildung genutzt werden, bleibt dem Rezipienten überlassen. Sechs Stellen in Tokarczuks Erzählung, in denen die Orientierung des Professors an seiner psychologischen Schule angesprochen ist, sind nicht in den Literaturcomic eingearbeitet (Tokarczuk 2020: 255, 259–261, 263–264, 267). Hierher gehört z. B. die Aussage, dass die „Wirklichkeit übrigens nur eine Projektion der Psyche [ist]“ („która jest zreszta˛ tylko projekcja˛ psyche“, ebd.: 260). Die vergleichende Analyse bringt sowohl die Eigenständigkeit medialer Formen als auch die gleichermaßen einschränkende wie auch öffnende Leistung medialen Transfers in den Blick. Im Weiteren soll vor allem die multimodale Präsentation der vielfältigen Orientierungsprobleme des Professors in der erlebten Wirklichkeit interessieren: die weitgehende Unmöglichkeit interpersonaler Kommunikation angesichts fehlender Sprachkenntnisse, Orientierungsprobleme in architektonisch gleichförmigen Bereichen der fremden Stadt, die verstörende Präsenz von Militär und Polizei u. a.m.13 Da das Deutungsangebot zumeist über ein Zusammenwirken mehrerer Ressourcen geschaffen wird, wäre eine systematische Betrachtung einzelner Ressourcen unangebracht. Bei einigen wenigen Bedeutungsträgern, z. B. Onomatopöien, ist durch die graphische Erzählung selbst eine systematische Analyse und Evaluierung geboten. Der Anblick eines Panzers vor dem Eingang des Plattenbaus ist fraglos als fundamentales Erlebnis der Irritation und des Orientierungsverlusts zu sehen. Der knappe Bericht in Tokarczuks Erzählung – „Na ulicy stał czołg“ (ebd.: 258, ‚Auf der Straße stand ein Panzer‘) –, dem ein Gefühl der Unruhe und Zweifel an der Wirkung des Kaffees folgen (ebd.), ist auf zwei Seiten des Literaturcomics 13 Die Verhängung des Kriegsrechts am 13. Dezember 1981 wird weder in Tokarczuks Erzählung noch in dem Literaturcomic mitgeteilt.
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ausschließlich piktoral umgesetzt. Als Ressourcen der Bedeutungsbildung sind Bildseiten bzw. der Seitenumbruch, Panels, Körperhaltung, Gesichtsausdruck, filmische Verfahren (vgl. Lachman 2021: 210) wie die Nahaufnahme („Close-up shot“) u. a.m. verwendet. In gleichmäßigen gerahmten Panels stellt die erste der beiden Seiten den Professor vom Aufwachen bis zum Morgenkaffee dar. Mit einem Kaffeebecher in der Hand (zwei Panels mit Bücherregalen signalisieren eine Gästewohnung für einen Intellektuellen) blickt die schlanke, gepflegte Gestalt im letzten Panel der Serie aus dem Fenster. Ohne Panelrahmen folgt auf dem letzten (größeren) Drittel der Seite eine Nahaufnahme des entsetzten Gesichts des Professors: mit leicht geöffneten Lippen, hinter der Brille auf ein Außenbild fixierten Pupillen, einem gleichsam an der Hand vergessenen Kaffeebecher. Abgesehen von fadenartigen schwarzen Linien, die Gardinen im Wind andeuten, ist die Umgebung von der Wahrnehmung ausgeblendet.
Abb. 2: Pawlak / Szczes´niak 2015: [7]
Auf den spannungssteigernd vorbereiteten Seitenumbruch folgt eine Seite [8], die mit zwei gerahmten und zwei ungerahmten waagerechten Bildelementen gefüllt ist. Auf den beiden mittleren Darstellungen sind die Nahaufnahme des erschrockenen Gesichts, diesmal mit Kaffeebecher am Mund, und die nach außen blickende Figur wiederholt; am oberen und unteren Bildrand sind Aufsichten auf den Panzer, zunächst kleinformatig, danach in mehrfacher Vergrößerung, gezeigt. Entgegen einer wirklichkeitsnahen Perspektive aus dem 11. Stock ist der Panzer im Zoom-Verfahren herangeholt.
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Abb. 3: Pawlak / Szczes´niak 2015: [8]
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Auf dem Panel mit dem nach draußen blickenden Professor ist die Situation der Desorientierung graphisch an den Rezipienten weitergegeben: Am rechten Panelrand folgt auf die helle Gardine eine tiefschwarze Fläche.14 In nachfolgenden gleichmäßig gerahmten Panels [9], ein Hinweis auf strukturiertes Vorgehen, versucht der Professor dann, über Telefonkontakte Einblick in das Geschehen zu erlangen. Zur Ironie der für ihn nicht einsehbaren Situation gehört, dass in der gleichförmigen Stadtlandschaft aus grauen Plattenbauten dann der Panzer vor der Tür zur Orientierungshilfe wird (Tokarczuk 2020: 259; vgl. Pawlak / Szczes´niak 2015: [11]). Die Orientierungsprobleme in der Vorstadtgeographie Warschaus (Tokarczuk 2020: 257) werden im Literaturcomic auf acht Seiten (Pawlak / Szczes´niak 2015: [4–6, 8–19, 12, 15]) in veritablen Hochhauslandschaften gezeigt. Ein stummes Bild, das zum einen die ganze Figur, zum anderen die Augenpartie des Professors in den Blick bringt, stellt das Erleben der Ohnmacht besonders heraus [10]. Im ansonsten menschenleeren Eingangsbereich eines riesigen Plattenbaus (hier wie auf anderen Darstellungen markiert das Fehlen von Bevölkerung die Situation des Kriegsrechts) ist neben einem Schneemann die winzige Figur des Professors erkennbar. Im Zoom-Verfahren ist in zwei fast identischen Miniaturpanels der suchende Blick des Professors herangeholt. Verschiedene Darbietungsformen der identischen Fensterfassaden unterstreichen völlige Orientierungslosigkeit: eine ausgeführte hohe Hausfront, deren Fortsetzung hinter der Faltung der Seite zu denken ist, eine in den Hintergrund versetzte, angedeutete Häuserfront, eine undurchschaubare schwarze Fläche, schließlich durch bloße Linien gegebene Konturen weiterer Gebäude.15 Die Figur des Professors – in gerader Haltung, mit den Händen in den Manteltaschen (auf der Seite 10 ist der Anblick dreimal wiederholt) – macht auf die Körperhaltung (eng. „posture“, „bodily orientation“, Jewitt 2017: 457) als wesentliche Ressource der Bedeutungsbildung aufmerksam. Stehend, in Rückenoder Frontalansicht, ist der Professor wiederholt als bewegungslose Gestalt gezeigt (Pawlak / Szczes´niak 2015: [8–10, 12, 15–16]). Auf einigen Seiten ist seine Ziellosigkeit mit den zielgerichteten Bewegungen der einheimischen Bevölkerung konfrontiert.16
14 Zu der als undurchschaubar markierten Situation gehören im Weiteren Auftritte von Milizionären, zu denen die Bevölkerung, wie der Professor wahrnimmt [15–16], Distanz hält. 15 Die von Pawlak mit seinem Logo gekennzeichnete Seite verdiente, wie viele andere Seiten, eine umfassendere Evaluierung. 16 Z. B. ebd.: [14–15]. Komikgenerierend ist dann ein quadratisches Panel, das den Professor in Bewegung zeigt, einen kleinen Weihnachtsbaum forttragend [17]; ohne Panelumrandung gegeben, trägt am unteren Rand der gleichen Seite ein Einheimischer einen Weihnachtsbaum in entgegengesetzter Richtung fort.
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Abb. 4: Pawlak / Szczes´niak 2015: [10]
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Das fassungslose Gesicht beim Anblick des Panzers und die Augen, die die gleichförmige Plattenbaufassade absuchen, gehören zu der zentralen deutunggebenden Ressource – dem Gesichtsausdruck. In mehr als 40 piktoralen Komponenten ist der Gesichtsausdruck – teilweise in Nahaufnahme oder als Fotoserie – gezeigt: als Hinweis auf momentane Befindlichkeit oder aktuelles Erleben. Im Gegensatz dazu sind die Gesichter der städtischen Bevölkerung ausdruckslos: Gleichsam Statisten, sind sie Teil der unzugänglichen Welt. Neben den dominanten piktoralen Ressourcen17 sind immer wieder akustische Signalsetzungen Bestandteil der Multimodalität. Vom Kauf des Weihnachtsbaums inspiriert, beginnt der Professor ein Lied zu pfeifen („Pogwizdywał“, Tokarczuk 2020: 265; Pawlak / Szczes´niak 2015: [17]). In einer runden Blase mit Ventil gegebene Notenzeichen ergänzen eine Nahaufnahme des in sich hineinhorchenden Protagonisten. Die mit dem Fehlen zwischenmenschlicher Kommunikation verbundenen Orientierungsprobleme – der Professor stellt fest, dass er seit zwei Tagen fast „keinen vernünftigen Satz“ („z˙adnego sensownego zdania“, Tokarczuk 2020: 264) gesprochen hat – finden auf dem Hintergrund anfänglicher intensiver Kommunikation, vor allem exzessiver Information statt: Das von der Begleiterin Gosha heruntergespulte Reiseprogramm (ebd.: 255–256) ist in dicht beschrifteten Sprechblasen in den Literaturcomic übernommen (Pawlak / Szczes´niak 2015: [4]); die Unterhaltung zur Rote-Beete-Suppe und zur Aussprache des Stadtnamens Łódz´ ist nicht nur aus der Innenperspektive des Restaurants, sondern auch als aus dem Restaurant herausdringendes „Off noise“ gezeigt; eine ovale Sprechblase mit Ventil signalisiert das theatertypische Verfahren (ebd.: [5]). Der Eifer, mit dem Gos´ka, stehend und gestikulierend, die Wiederbeschaffung des Koffers verspricht, ist in der Form von Wortketten („strings“), drei miteinander verbundenen Sprechblasen (ebd.: [3]), verdeutlicht. Die größte Steigerung verketteter Redebeiträge in dicht beschrifteten Sprechblasen gibt es allerdings gegen Ende des Literaturcomics, als der Professor – in einem Ausbruch der Verzweiflung – dem Schnee schaufelnden Anwohner die Geschichte seiner nicht realisierten Reise vorträgt (ebd.: [19]; Tokarczuk 2020: 267). Wie in anderen graphischen Erzählungen, stellen die Wortketten monologisches Sprechen, d. h. das Fehlen interpersoneller Kommunikation, heraus (vgl. Schultze / Weinhagen 2021: 413, vgl. 420). In Verbindung mit dem Fehlen zwischenmenschlicher Kommunikation wird ein als kennzeichnend für Literaturadaptionen geltendes Merkmal deutlich: eine 17 Auch die Kopfbedeckung, die russische Wintermütze mit Ohrenklappen, ließe sich als Ressource evaluieren. Auf 15 Seiten in den Blick gebracht, ist sie nicht allein Wärmeschutz; sie betont die Andersartigkeit des Professors, dient bisweilen als Schutz vor den Blicken Anderer, verstärkt komische Bedeutungsbildung.
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Verstärkung von Komisierung gegenüber der Textvorlage (vgl. Schultze / Weinhagen 2021: 379, 391, Anm. 35, 420). Bei dem Versuch, in dem als „BAR“ ausgewiesenen Lokal eine Mahlzeit zu erhalten (Tokarczuk 2020: 261), sucht sich der Professor mit einer Geste auf seinen Mund und den Worten „Eat, eat, food“ (Pawlak / Szczes´niak 2015: [15]) verständlich zu machen. Der Vorgang ist in sieben Panels auf der unteren Bildseite dargestellt. In der oberen Reihe rahmen zwei identische, an Passfotos erinnernde Frontalansichten (4,7 x 3,8 cm) einer verständnislos dreinblickenden Verkäuferin das Panel mit der gestisch unterstrichenen Frage ein. In der unteren Panelreihe treten dem in Rückenansicht gezeigten Professor zwei cartoonartig gezeichnete Frauen (mit identischen Blusen und schwarzen Schürzen, gleicher kundenzugewandter Haltung, jedoch unterschieden durch Brille und Haartracht) entgegen. Derartige punktuelle Referenzen zur Tradition minimalistisch gestalteter Cartoons finden sich in vielen Literaturcomics. Das Fehlen zwischenmenschlicher Kommunikation wird, zumindest indirekt, durch in der gegenständlichen Welt erzeugte Onomatopöien verdeutlicht. Diese Ressource ist nahezu ausnahmslos18 ein Deutungsangebot des Literaturcomics. Das im Polnischen auch in Substantiven und in Interjektionen gegebene Wortmaterial macht dieses optisch-akustische Deutungsangebot: „KLIK/KLIK“ [9], „DING“ [9, 12, 18], „STUK/STUK“ [12], „TRACH“ [16], „TRZASK“ [18], „PUK/ PUK“ [22], „CMOK/CMOK“ [24]. Von den in genormter, kleiner schwarzer Schrift gebotenen Redebeiträgen in Sprechblasen unterscheiden sich die Onomatopöien durch größere „tanzende“ Lettern ohne Rahmung. Sie sind teilweise schwarz auf weißem, teilweise weiß auf schwarzem Grund ausgebracht. Zwei Beispiele mögen das veranschaulichen. In beiden Fällen ist die Druckseite orientierunggebend für das auf Onomatopöien gestützte Deutungsangebot. Die Geste des Wählens und Hantierens mit dem Telefonhörer („KLIK/KLIK“) sowie das Öffnen der unteren Fahrstuhltür („DING“) als einzige Laute in der Stille machen das Getrenntsein des Professors von zwischenmenschlicher Kommunikation besonders deutlich. Das geordnete Vorgehen einzelner Aktionen am ersten Morgen nach der Ankunft in Warschau ist in acht gleichförmigen Panels (2015: [9]) in den Blick bzw. zu Gehör gebracht. Mit der für Literaturcomics kennzeichnenden Ökonomie sind Wiederholungen des Vorgangs nurmehr ausschnitthaft, in auf ein Drittel verkleinerten Panels ([12, vgl. 15]) gezeigt.
18 In Tokarczuks Erzählung (2020: 268) kommt einmal das in Comics als Onomatopöie verwendete Substantiv „trzask“ (‚Krach‘, ‚Knall‘) vor. Von Professor Andrews wahrgenommene kulturelle Fremdheit anzeigend, sind die letzten Onomatopöien des Literaturcomics von der Vorlage inspiriert: Dass der polnische Gastgeber zum Abschied beide „unrasierten“ Wangen des Professors küsst, ist als Mikroinszenierung, „CMOK“ (Pawlak / Szczes´niak 2015: [24]), schwarz auf weißem Grund, gezeigt.
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Als „religiöses Ritual“ (Tokarczuk 2020: 265) wahrgenommen, besteht das Töten des Karpfens aus zwei kontrastiven akustischen Komponenten (Pawlak / Szczes´niak 2015: [16]): Auf vier Panels ist die Frage an jeden Kunden – „Z˙ywa˛czy na miejscu?“ (‚Lebend oder an Ort und Stelle?‘) –, vom Professor als „Melodie von Kirchengesang“ („kantyczka“) empfunden, in identischen Sprechblasen wiederholt. Das Geräusch des Karpfentötens, „TRACH“, ist zunächst am oberen Bildrand neben dem Kopf des Karpfens unter einem Messer in dicken schwarzen Lettern geboten. Ein weiteres Panel zeigt nichts als die Onomatopöie – weiß auf schwarzem Grund. Die Lettern sind um ein Dreifaches vergrößert.
Abb. 5: Pawlak / Szczes´niak 2015: [16]
In einer dritten Darstellung am unteren Seitenrand erscheint die Onomatopöie, nochmals um die Hälfte vergrößert, schwarz auf weißem Hintergrund hinter dem Professor, der mit gesenktem Kopf und geschlossenen Augen in einer Gruppe von geradezu betäubten Käufern steht. Das akustische Erleben, mit dem zugleich auf die Situation politischer Gewalt hingewiesen wird, ist also im Zoom-Verfahren, filmisch, exponiert.
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Filmisch exponiert ist dann auch der stumme lebende Karpfen in der Badewanne des freundlichen Gastgebers (ebd.: [21–23]). Das Zusammentreffen des betrunkenen Professors mit dem Karpfen ist im Ausgangstext in etwa 20 Zeilen (2020: 268) genau dargestellt. Das betrifft sowohl das Verhalten des Vertreters der animalischen Welt („ryba“)19 als auch das Erleben des Professors. Mensch und Tier begegnen sich gewissermaßen auf gleicher Augenhöhe: „Patrzyli sobie w oczy z ta˛ ryba˛“ (‚Er und der Fisch blickten einander in die Augen‘); das Auge des Karpfens fixiert ihn: „Czuł sie˛ uwie˛ziony jej wzrokiem“ (‚Er fühlte sich durch ihren Blick [des Fisches, „ryba“, fem.] gefangengesetzt‘). Der stumme ‚Erfahrungsaustausch‘ zwischen dem Protagonisten und dem Karpfen, ohne Frage ein Schlüsselmoment des Ausgangstextes wie auch der Adaption, ist auf gut zwei Seiten geboten. Die bilddominierte Komponente enthält ein Minimum verbaler bzw. akustischer Information: eine Onomatopöie (das Klopfgeräusch an der Badezimmertür, „PUK“/„PUK“), zweimaliges Off-noise (kurze Rückfragen des Gastgebers, z. B. „Wszystko w porza˛dku, kolego?“ – ‚Alles in Ordnung, Kollege?‘) und eine knappe paralinguistische Äußerung des Professors, gleichsam eine Kontaktaufnahme mit dem Karpfen: „SZZS/SZSZ…“. Außer dem großflächigen Blick in das Badezimmer und die Badewanne mit zwei Darstellungen des Karpfens als großem, schwarzen Fisch gibt es 13 quadratische oder rechteckige Panels mit Detailbildern, etwa dem mit geschlossenen Augen an der Wand lehnenden Professor, einer Gesamtaufnahme des Fisches außerhalb des Wassers, seines ihn schützenden Elements (mit einem aufgerissen Maul, einem angsterfüllten Auge). Die bedeutungsbildende Nutzung von Panels ist besonders greifbar, wenn auf drei nahezu gleichförmigen, kleinen Panels allein das Auge des Karpfens ([21–23]) sowie auf einem Paar gleichförmiger Panels ([22]) der Blickkontakt von Mensch und Tier fokussiert ist. In genauer bildlicher Umsetzung der literarischen Vorlage sieht der Professor seine prekäre Lage gespiegelt – „voller Sinn und zugleich absurd“ („pełne sensu i jednoczes´nie absurdalne“): das Fehlen von Kommunikationsmöglichkeiten, das Ausgeliefert-Sein an eine undurchschaubare Situation, Unwissen hinsichtlich kommender Ereignisse. Die Ressourcen „Panel“ und „Close-up shot“ sowie weitere filmische Verfahren ergänzen einander, bilden punktuell multimodalen Metatext. Verglichen mit diesem konzentrierten, sogar potenzierten Einsatz von Ressourcen sind die kulturellen Artefakte erkennbar nachgeordnet.20
19 Die Begegnung zwischen Mensch und Tier (Karpfen) ist Thema einer zuvor (1979) entstandenen Erzählung der Autorin, S´wia˛teczne zabijanie ryby (vgl. Tokarczuk 2013: 335). 20 Einige kulturelle Artefakte – Wandbilder ohne Darstellung, Bücher, Vasen, ein Christuskreuz über der Tür der Gästewohnung (Pawlak / Szczes´niak 2015: [6–7, 8, 11, 15, 18]), von denen nur die Bücher in Tokarczuks Erzählung erwähnt sind (Tokarczuk 2020: 258), werden erkennbar nur illustrativ verwendet.
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Abb. 6: Pawlak / Szczes´niak 2015: [22]
Eine offensichtlich von vielen Rezipienten spontan identifizierte Ressource ist die Referenz zur filmischen Saga Star wars – mit ihrem charakteristischen, jede Episode einleitenden, breiter werdenden Lauftext – im ersten Panel der Eingangsseite [1] des Comics. Ohne Kopfbedeckung, noch mit Köfferchen und Tasche ausgestattet, ist der Protagonist in Rückenansicht gezeigt. Von seinen Schuhen ausgehend, verkündet ein breiter werdender schwarzer Schlagschatten den berühmten Namen „Profesor Andrews“. In seinem Trenchcoat ist der Professor ein mustergültig gekleideter, sich vorbildlich haltender Dienstreisender. Auf dieses Eingangsbild rekurriert ein schmales Panel [19] gegen Ende des Comics. Es zeigt den Professor ohne seine Tasche und ohne den Schlagschatten, in einem erkennbar zerknitterten Mantel und ausgebeulten Hosen beim Verlassen des Hochhauses. „Körperhaltung“ und „Kleidung“ inspirieren zum Vergleich. Der Literaturcomic nach/zu Olga Tokarczuks Erzählung Profesor Andrews w Warszawie schließt insgesamt bemerkenswert dicht an die literarische Vorlage an. Durch einen sparsamen, erkennbar funktionalen Transfer von freier indi-
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rekter Rede (Dialog, Monolog) und die umfassende Transposition von literarischem Text in visuelles Deutungsangebot ist ein dominant piktoraler Literaturcomic entstanden. Der Einsatz der Ressourcen multimodaler Bedeutungsbildung – von Panels, Körperhaltung und Gesichtsausdruck bis zu Onomatopöien – dient der Exponierung wesentlichen Deutungsangebots.21 Der Transfer schafft jedoch auch differente Sinnbildung. Durch die weitgehende Auslassung der Textspur zu Professor Andrews Orientierung an seiner psychologischen Schule geht u. a. ein Element der Erzählerironie, d. h. Podtekst der literarischen Vorlage, verloren: Im Ausgangstext wird das allzu umfassend gedachte Selbstverständnis der „Schule“ in Frage gestellt. Ohne dass dies in der Erzählung direkt benannt würde, erfährt der Professor den Warschau-Aufenthalt mit Blick auf seine Schule als extrem desillusionierend. Neben der piktoralen Verdeutlichung der Erfahrung von fundamentaler Desorientierung und Vereinsamung erhält die Adaption ein zusätzliches akustisches Profil, bei dem die Isoliertheit des Protagonisten besonders deutlich hervortritt. In der medienübergreifenden Transferlandschaft des 21. Jahrhunderts ist der aus dem Literaturklassiker (Jezierska-Haładyj) gewonnene Literaturcomic ohne Frage kultureller Zugewinn.
Narrativer Text und historische Erinnerung in multimodaler Transformation Bei Agnieszka S´wie˛teks Literaturcomic ist außer den beiden Teilen, der Märchenadaption und der bilddominierten Darstellung historischer Erinnerung, auch ein paratextuelles Element zu erschließen: das dem Bandumschlag (Zie˛bin´ska 2014) ähnliche Deckblatt (S´wie˛tek 2014: 7). Der vorangestellte Paratext enthält piktorale Hinweise auf die Überlegenheit des Fuchses, greift somit indirekt auf das Ende des Märchenteils voraus. Der auf die Literaturadaption bezogene Paratext enthält sowohl dekorative als auch sinnstiftende Komponenten. Zur bäuerlichen Tradition Russlands gehörend (damit dem Kontext des Märchenerzählens nahe), schmückt eine rote Kreuzstichbordüre, ein kulturelles Artefakt also, den oberen und unteren Bildrand. Möglicherweise ähnlich der Bordüre mit einer Schablone hergestellt,22
21 Der aus dem vorderen und hinteren Buchdeckel und Entwurfskizzen (Pawlak / Szczes´niak 2015: [25–30]) bestehende Paratext affirmiert die Nichtdurchschaubarkeit des dargestellten Geschehens ([25]), die komische Bedeutungsbildung zum „Karpfen“ [25–27], die zentrale Stelle von Haltung ([27–30]) und Gesichtsausdruck ([28–30]) im Deutungsangebot. 22 Oliwia Zie˛bin´ska (2014) schickt der Textausgabe erläuternd voraus, S´wie˛teks „Erzählung“ sei eine „Zusammenfügung von Illustration, Comics, Graphik unter Nutzung der russischen Symbolik und Farbgebung der Plakatkunst des Sozrealismus“. Die Beziehung zum verbal-
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verstärken rote und schwarze Zweige das dekorative Material des Titelblattes. Das Zentrum der Seite bilden, in schwarzen und roten Großbuchstaben und Blocksatz, der kyrillisch geschriebene russische und der lateinisch geschriebene polnische Titel des Märchens – „LISA I VOLK“ / „LISICA I WILK“. Die durch Alphabete und Farben unterschiedenen Märchentitel gleichsam einrahmend, sitzen ein schwarzer, in seiner Körperform derjenigen eines Bären angenäherter Wolf und ein roter Fuchs einander gegenüber. Mit einem dicken langen Schwanz, nahezu in Körperlänge, ausgestattet, ist der rechts sitzende Fuchs nur wenig kleiner als der Wolf. Die Überlegenheit des Fuchses ist durch weitere bildliche Details angekündigt. Abweichend von biologischen Gegebenheiten, auch von Darstellungen des Wolfs in illustrierten Kinderbüchern, ist der Schwanz extrem kurz gezeichnet, umfasst etwa die Hälfte des Fuchsschwanzes: Die Voraussetzungen für den Fischfang sind von vornherein ungünstig. Während der Fuchs, gleichfalls von seinen biologischen Eigenschaften abweichend, vor allem durch zwei auf den Boden gestellte gerade Vorderpfoten festen Halt hat, verfügt der Wolf, dessen Vorderpfoten wie winzige Ärmchen mit Krallen in der Luft hängen (eine Signalsetzung der Gier?), nur im Rückensitz, wie später an dem Eisloch, über Stabilität; ein etwas weiter geöffnetes Maul des Fuchses könnte dessen Rolle als Wortführer andeuten. Im unteren Drittel der Seite ist die Konfrontation von Wolf und Fuchs in zwei mit den Köpfen zueinander gewandten Fischen wiederholt, wobei auf der Seite des Wolfes nur eine Fischgräte, auf derjenigen des Fuchses jedoch ein ganzer Fisch gezeigt ist. Die Gegenüberstellung der Fische, vor allem aber die Abweichungen in der Darstellung von Wolf und Fuchs, bestätigen die für Literaturcomics charakteristische Verstärkung komischer Bedeutungsbildung gegenüber dem literarischen Prätext. Bei der graphischen Gestaltung der wesentlichen Komponenten des Comics unterscheidet sich S´wie˛teks Märchenadaption signifikant von Pawlaks Vorgehen. Statt graphisch klarer Panelrahmungen bzw. Teilrahmungen gibt es weitgehend weiche, getuschte Bildränder, auch weiße Zwischenränder ohne feste Konturen (8). Es wird nurmehr an Panels und Rinnsteine erinnert.23 Daneben gibt es (das gilt auch für den zweiten Teil) Varianten von „splash pages“, bei denen der Rezipient – orientiert an verbalen und piktoralen Komponenten – einen plausiblen Lektüreprozess finden muss. Der Übergang zwischen der leicht getönten Bildseite und einzelnen piktoralen Elementen ist teilweise, etwa durch den Pinselstrich, gleichfalls weich gestaltet. Der zweite Teil mit seinem Wirk-
piktoralen Medium „Plakatkunst“ ist vor allem im zweiten, auf die russische Geschichte bezogenen Teil des Literaturcomics deutlich. 23 Statt von „abstrakten Panels“ (vgl. oben) ist eher von „angedeuteten Panels“, entsprechend auch von „angedeuteten Rinnsteinen“ zu sprechen.
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Abb. 7: S´wie˛tek 2014: 7
lichkeitsbezug bietet dagegen teilweise klare, sogar scharfe Grenzen zwischen dem Untergrund bzw. Hintergrund und einzelnen Bildelementen.
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Beim Erzählertext des Märchens sind außer der Schrift (Schriftduktus und -größe) auch Farben als Deutungsangebot genutzt. Der rahmenlose, meistens ein- oder zweizeilige Text ist in kohärenter Groß- und Kleinschreibung handschriftlich geboten – vorwiegend schwarz auf hellerem, aber auch weiß auf schwarzen Grund oder in roter Farbe. Vom Erzählertext unterschieden, zeigt die in Sprechblasen enthaltene Figurenrede handgeschriebene Druckbuchstaben. Die Sprechblasen sind als weiche Gebilde unterschiedlicher Form und Größe gestaltet. In einem Fall (9) müssen Redebeiträge in Kettenform („strings“) zur Sicherstellung einer plausiblen Lesestrategie identifiziert werden. Die Funktionalität der genannten und weiterer markanter verbal-piktoraler Optionen24 sei zunächst im Kontext des Märchencomics erschlossen. Die als mögliche Vorlage identifizierte Märchenvariante ist weitgehend paraphrasierend wiedergegeben. Auslassungen und Hinzufügungen gehen miteinander her. Einige Komponenten der Erzählerrede sind ausschließlich piktoral übertragen. Dass angesichts des Verzichts auf traditionskonforme Panels die Druckseite wesentliche Orientierungsfunktion für den Erzählprozess übernimmt, ist plausibel. Während auf der ersten Seite (8) der Erzählerbericht dominiert, ist auf der zweiten Seite (9) – im Sinne einer Steigerung und Zuspitzung – der Redewechsel zwischen Fuchs und Wolf in Szene gesetzt. Das Schlussbild mit dem Wolf am Eisloch kommt ohne verbale Elemente aus. Die multimodale Transformation führt dazu, dass die Poetik des Alltagsmärchens mit dem relativ raschen Wechsel zwischen Erzählerbericht und Dialog aufgehoben ist. Der Verzicht auf regelmäßige gerahmte Textfelder ist erkennbar zweifach begründet: dadurch, dass sowohl der Duktus mündlichen Erzählens, d. h. der Wechsel längerer und teilweise sehr kurzer Sprecheinheiten, als auch die jeweils erzählte Situation ins Schriftbild übertragen bzw. im Schriftbild veranschaulicht ist. Die „Fuhre“ des Alten auf einen von drei schnellen Pferden gezogenen Schlitten festlegend, führt z. B. am Erzähleingang eine leicht gewellte Schrift, weiß auf schwarzem Hintergrund, in das Märchengeschehen ein: „Wracał raz dziadek z miasta“ (‚Eins kam der Alte aus der Stadt zurück‘). In einer sowohl den Duktus mündlichen Erzählens als auch die Schlittenfahrt über unebenes Gelände andeutenden Langzeile ist mitgeteilt, dass der „Alte die Pferde antrieb“, um „vor der Dämmerung“ heimzukommen. Die Waagerechte betonend, korrespondieren die Handschrift und der gleichfalls weiße, von links nach rechts fahrende Pferdeschlitten miteinander. Nochmals, auch bis zum Ende der Seite, die Waagerechte betonend, folgen drei bildliche Darstellungen, bei denen sich eine Panelgliederung mitdenken lässt. Die erste Komponente zeigt den eingerollten roten Fuchs, 24 Ohne konkrete Befunde zu innovativen gestalterischen Lösungen in S´wie˛teks Literaturcomic zu nennen, artikuliert Zie˛bin´ska in ihrer Rezension (2014) die „Hoffnung“, diese Künstlerin werde künftig eine „Lücke“ im „polnischen Frauencomic“ füllen.
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auf grauem, die Rundung wiederholenden Untergrund. Der Rundung des Fuchses (vom Rücken bis zum Hinterkopf) folgend, teilt der Erzählerbericht mit: „Nagle patrzy – a tu lisica lez˙y“ (‚Plötzlich sieht er – hier liegt ja eine Füchsin‘). An dieser Stelle ist ein einziges Element direkter Rede des Alten in den Erzähltext eingeschaltet: „Be˛dzie na kołnierz dla mojej baby!“ (‚Das wird für einen Kragen für meine Alte sein!‘). Durch Druckbuchstaben von dem Erzählertext unterschieden, bringt die direkte Rede akustische Differenz in die Adaption ein. Während die rote Füchsin auch zu einer traditionellen Märchenillustration gehören könnte, gehört die graphische Gestaltung des Alten eher zu den Darstellungsverfahren des Comics. Der Körper des Alten ist durch zwei schwarze Balken mit weichen Konturen dargestellt; vom Kopf des Sprechers ist nur ein bärtiges Kinn gezeigt; von dem zum Sprechen geöffneten Mund geht ein sich zur Sprechblase erweiterndes Ventil aus. Das Verfahren vorgangsbezogener, ökonomischer Bildlichkeit ist wiederholt, wenn in der nächsten Komponente, unter Fortlassung von Kopf und Oberkörper, allein die Geste, mit welcher der Fuchs auf den Schlitten gehoben wird und die stabilen Beine des Alten gezeigt sind. Der zweizeilige Erzählerbericht hätte in ein traditionelles Textfeld gepasst: „i zabrał ja˛ na wóz/mie˛dzy pakunki z jedzeniem“ (‚und er nahm sie auf das Gefährt/zu den Päckchen mit den Nahrungsmitteln‘).
Abb. 8: S´wie˛tek 2014: 8
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Betont offen, auch zu den Seitenrändern hin, an denen schwarz-weiß gezeichnete Fische in beiden Richtungen fortschwimmen, ist die nächste hellgrundige Komponente gestaltet. Der piktorale Blickfang ist eine aus drei Köpfen bestehende Porträtserie der Füchsin. In der roten Farbe des Fuchses ist – unterhalb der Porträtserie und von Fischen begleitet – in Wellenlinien, mit Abständen zwischen den Wörtern (bedächtige Artikulation imitierend), ein Erzählerkommentar geboten, den es offensichtlich in keiner der Märchenvarianten gibt: „Wszystko potoczyło sie˛ tak, jak chciała lisica“ (‚Alles fügte sich so, wie die Füchsin es wollte‘). An die Eingangssituation anknüpfend, jagt der Alte auf seinem Schlitten aus dem Bild fort. Die hier anthropomorphistisch dargestellte Füchsin, die sich „mit einem Sprung in den Schnee“ aus dem Schlitten gerettet hat, eilt – mit einem Sack über der Schulter – in die entgegengesetzte Richtung davon. Ein fülliger, gewölbter Schwanz, ein entspanntes Fuchsgesicht und eine Zeile von unten nach oben verlaufenden Erzählertextes signalisieren ihren Triumph. Auf der Folgeseite (9) verheißt ein letztes, kurzes Element des Erzählertextes am linken oberen Seitenrand einen signifikanten Umbruch: „az˙ tu nagle…“ (‚als hier plötzlich…‘). Die unerwartete Begegnung mit dem Wolf ist als raumfüllendes und akustisches Erleben dargestellt: Das obere Drittel der Seite zeigt – einem Film ähnlich – drei Augenblicke der Begegnung der Füchsin mit dem Wolf, zunächst einem großen, dunklen Tier. Anfangs noch triumphierend stößt die Füchsin dann gegen den dunklen Körper. Eine Onomatopöie auf der Mitte der Bildfolge (BUM!) macht ihren Schrecken sichtbar bzw. hörbar. Vor dem statischen Wolfskörper ist die Füchsin also dreifach, in einer abwärts verlaufenden Linie gezeigt. Am rechten Bildrand ist von ihr nurmehr ein Stück des Kopfes und des weißen Sacks zu sehen. Der fragmentarischen Darstellung entspricht, dass die Füchsin kleinlaut geworden ist. Auf die Frage des Wolfs „Witaj kumo. Co tam niesiesz?“ (‚Grüß dich, Gevatterin. Was trägst du da?‘) entgegnet sie: „Nic takiego“ (‚Nichts Besonderes‘). Auf diesen sichtbar gemachten Verlust an Selbstsicherheit folgt ein großes mittleres Bild, auf dem die Füchsin ihre Selbstsicherheit zurückgewonnen hat. Vom rechten bis zum linken Bildrand reichend, ist der Wolf nunmehr ein großes, bärenähnliches Tier mit Tatzen. Neun über das Blatt verteilte, teilweise randlose Sprechblasen bieten einen Wortwechsel zwischen den Kontrahenten. Die Schmeicheleien des Wolfs ignorierend – dreimal wird sie als „kuma“ (‚Gevatterin‘) angesprochen,25 hält die Füchsin Distanz. Sich der eigenen Stärke bewusst, nennt sie den Wolf einen „Faulpelz“ („len´“). Neben der vom Ausgangstext abweichenden sprachlichen Komisierung gibt es noch deutlichere komische Abweichung im Bild. Die knappe Mitteilung des Erzählers, „sela i est sebe“ (‚setzte sich hin und aß [schön]‘) ist in ein Bild 25 Im russischen Märchen wird der Anrede des Wolfs, „kumusˇka“ (‚Frau Gevatterin‘) zweimal mit „kumanek“ (d. h. „kumanëk“, ‚Herr Gevatter‘), entsprochen.
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übertragen: Mit einem Fisch in der Pfote und einem rot umrandeten Taschentuch mit vier weiteren Fischen genießt die Füchsin eine ‚gepflegte‘ Mahlzeit.
Abb. 9: S´wie˛tek 2014: 9
Von dem Wolf bedrängt, verrät sie in mehreren verketteten Redebeiträgen ihre „Art“ („sposób“) zu angeln: Der Wolf solle zum See gehen, seinen Schwanz in ein Eisloch stecken und unter Aufsagen eines „Zauberspruchs“ („zakle˛cie“) Fische angeln. Schließlich sagt die Füchsin den Spruch vor: „pod ksie˛z˙ycem w nocy, ogon mój sie˛ moczy […]“ (‚unter dem Mond in der Nacht, wird mein Schwanz nass […]‘).26 Der Zauberspruch ist in einer kohärenten, zarten weißen Handschrift, der Schwanzlinie folgend, auf dem schwarzen Schwanz des Wolfes zu 26 Hier dürfte sich die Künstlerin an der polnischen Fassung des Märchens orientiert haben, in der drei Zaubersprüche vorkommen (vgl. oben).
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lesen. Die nochmals veränderte Funktion der Ressource „Schrift“ ist somit deutlich markiert. Da der Zauberspruch ein Element direkter Rede ist, ergibt sich eine innovative Realisierung der Sprechblase. Der gleichsam vom Fuchs belehrte Wolf ist an dieser Stelle physisch geschrumpft, kratzt sich mit der Tatze an der Nase: ist der dumme Wolf der Tradition. Der Seitenumbruch, zugleich der Schluss der Märchenadaption (10), ist durch eine Serie aus drei Darstellungen des angelnden Wolfs – in senkrechter Haltung mit erhobenem Kopf, nach vorn gebeugt mit einer den Kopf stützenden Pfote und schließlich als massiger Körper mit eingezogenem Kopf geboten; schemenhaft ist der Schwanz im Eisloch angedeutet. Die Bilderfolge zeigt den Wolf schläfriger werdend und frierend. Dieses Erlebnis ist auch an den Bäumen im Wald abgebildet: zunächst senkrecht, bekommen sie zunehmend mehr Knicke, umgeben den Wolfskörper schließlich als Zickzacklinien. Die auf dem Deckblatt angedeutete Unterlegenheit des Wolfs findet, comictypisch, eine witzige bildliche Bestätigung. Der Übergang vom ersten zum zweiten Teil des Comics ist, wie erwähnt (Abschnitt 2), durch ein zur Sprechblase erweitertes Ventil angezeigt, in dem ein Junge mit erhobenem Zeigefinger das Ende der Geschichte verkündet: „Und so überlistete die Füchsin den Wolf!“ („I tak lisica przechytrzyła wilka!“). Erst an dieser Stelle wird deutlich, dass das traditionell anonym tradierte Märchen hier von konkreten Figuren, einem Jungen und der älteren von zwei Schwestern, dargeboten wird. Da der Junge später (13) von Rotarmisten erschossen wird, ist davon auszugehen, dass seine ältere Schwester die historische Erinnerung vorträgt. Zunächst eine Art bebildertes Tagebuch mit zarten, kohärent geschriebenen Textelementen, zumeist weiß auf schwarzem Hintergrund, wird der Erinnerungsbericht, wo Worte versagen, zu einer Serie Grausamkeit anzeigender Bilder. Traditionelle Ventile sind nicht weiter als Ressourcen der Bedeutungsbildung verwendet. Das mag als Hinweis darauf gedeutet werden, dass hinlänglich gelungene interpersonelle Kommunikation keinen Platz mehr hat. Deutungsangebot bündelnd und öffnend, zugleich den Verlust an geordneten Verhältnissen signalisierend, ist das Verfahren der splash page genutzt. Neben einzelnen angedeuteten Panels und Rinnsteinen nehmen Schrift, Farben, Gestik, Gesichtsausdruck, Kleidung und Kopfbedeckung besonderen Raum ein. Bezüge zu anderen Medien betreffen Plakatkunst und Film. Als kulturelles Artefakt ist zweimal (10, 16) die Matrësˇka, die russische Puppe in der Puppe, ins Bild gebracht. Als eine Art Rahmung um das dargestellte Geschehen angelegt, stellt dieses Artefakt dem Rezipienten individuelle Deutungen frei. Mit der roten Bordüre auf dem Deckblatt, auch mit dem „Roten Oktober“ korrespondierend, erfolgt die verbalpiktorale Darstellung des Artefakts in roter Farbe. Eine Serie kleiner werdender Matrësˇki am unteren Seitenrand ist von handschriftlichem Text begleitet, der
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– Tradition und Traditionsbruch ansprechend – in einer Aussage zu fehlender Erinnerung gipfelt. In Wellenlinien, den runden Köpfen der Puppen folgend, heißt es: „Bas´nie zna kaz˙dy, bo przekazywane sa˛ z pokolenia na pokolenie“ (‚Märchen kennt jeder, denn sie werden von Generation zu Generation weitergegeben‘). Unterhalb der Puppen erfolgt in gerader Linie diese apodiktische Aussage: „ale nie kaz˙dy o nich pamie˛ta“ (‚aber nicht jeder erinnert sich an sie‘). Dieser apodiktische Satz legt den Finger auf die mangelnde Bereitschaft zur Aufarbeitung von Geschichte. Dem abschließenden Paratext (vgl. oben) ist eine umgestürzte, geöffnete Matrësˇka vorangestellt.
Abb. 10: S´wie˛tek 2014: 10
Da die weitgehend nur andeutend gestaltete historische Rückbesinnung auf jeder der sechs Seiten anders aussieht, vor allem die deutunggebenden Ressourcen unterschiedlich realisiert sind, sei für jede Seite eine Auswahl von Befunden vorgestellt.
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Zunächst geht es um ein zwischen den Märchenschluss und die Matrësˇki eingeschaltetes Element verbal-piktoraler Erinnerung. Der auf das Märchenende hinweisende Junge gehört zur Gruppe von drei Geschwistern auf der Bildmitte – „Jak co dzien´ stalis´my na naszej ulicy“ (‚Wie jeden Tag standen wir auf unserer Straße‘). Die Kinder befinden sich in einer schwarzen, geschlossenen Umgebung: in einem Umfeld aus fragmentarischen, an Seiten und Oberkörpern abgeschnittenen, Gewalt und Gefahr andeutenden dunklen Figuren. Die Gestalten verhüllende Umhänge sowie schwarze Beine, die teilweise eine Verbindung zu dem Wolf herstellen, lassen an Geheimpolizei und Militär mit besonderem Auftrag denken. In das dunkle Umfeld eingelassen, gibt es zwei den Kindern zugewandte weibliche Gesichter, vielleicht von Zuhörerinnen der Märchenvorträge, von Helferinnen anderer Art. Am linken oberen Rand der Folgeseite (11) zeigt das Signalwort „lecz“ (‚jedoch‘) zugleich mit dem Seitenumbruch eine radikale Veränderung der Situation an. Die Aussage zum Bewahren und Vergessen von Märchen aufnehmend, wird – in Einzelwörtern und Wortgruppen über die Seite verteilt – berichtet, die Kinder („wir“) hätten „die Märchen an einem grauenvollen Wintertag auch vergessen müssen“. Eine veränderte graphische Gestaltung und eine veränderte Form der Schrift unterstreichen den Umbruch: Die Bezugnahme auf die Plakatkunst der frühen Sowjetzeit, u. a. auf die Ästhetik des Konstruktivismus mit seinen klaren Formen (geraden Linien, Kreis, Dreieck usw.) und Farben, ebenso der Einsatz der Schrift, d. h. von übergroßen Druckbuchstaben, als akustisches und dekoratives Element, sind greifbar. Für die Mitteilung der Umbruchsituation ist an die Stelle der – persönliche Mitteilung und Privatheit signalisierenden – feinen Handschrift eine gröbere, weniger ausgeschriebene Handschrift, vielleicht auf einem Notizzettel, getreten. Die entscheidende Aussage mit größeren Lettern, „my takz˙e musielis´my o nich zapomniec´“, ist in großen gedruckten Buchstaben, als für jedermann sichtbare Plakatschrift geboten. Tatsächlich sind die Kinder ins Visier der Behörden geraten. Auf der Seitenmitte sind sie als kleine schwarze Figuren im Rund eines grellen Scheinwerfers zu sehen. Am oberen Rand des Scheinwerferlichts steht, die fragmentarischen dunklen Figuren, einschließlich der Beine, ergänzend, die vermummte Gestalt eines Milizionärs mit einem roten Stern an der Haube. Am rechten unteren Rand der Seite ist, gleichsam als ZoomShot, der Oberkörper dieser Gestalt herangeholt. Unter der helmartigen Kopfbedeckung mit einem vergrößerten roten Stern sind ein Gegenüber fixierende Augen angedeutet. Die Erfahrung lähmenden Schreckens ist bei den älteren Geschwistern im oberen Drittel der Seite in Körperhaltung und Gesichtsausdruck in den Blick gebracht: Bruder und Schwester stehen so dicht beieinander, dass aus zwei Oberkörpern oberhalb des Scheinwerferrunds ein Körper wird; während der Bruder, mit einem minimalistisch durch einen schmalen kurzen Strich ange-
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deuteten Mund, völlig verstummt, scheint die Schwester, durch eine kurze gebogene Linie angezeigt, über eine nahende Gefahr erschrocken zu sein. Die insgesamt reduzierte Farbpalette ist dadurch sparsam erweitert, dass die rote Farbe an Wangen, Nase, Gelenken usw. durch eine zarte blassgelbe Teilumrandung betont wird. Mithilfe der Ressource „Farbe“ – ungebrochenem Schwarz bei den Vertretern staatlicher Macht einerseits und Weiß, Rot, Grau und Gelb bei den Kindern andererseits – ist ein Kontrast angelegt, der in weiteren piktoralen Darstellungen nochmals verstärkt wird. Die erste der beiden textlosen Seiten (12) führt den Einsatz der Farbe Schwarz in der Weise fort, dass vom oberen Bildrand und vom rechten Seitenrand her, ebenso am unteren Bildrand, vier schwarze Arme mit Fingern, teilweise Tatzen, nach einem der Mädchen bzw. deren Beutel für milde Gaben greifen. Vertreter der Staatsmacht, insbesondere eine am unteren Seitenrand mit Helm und Sowjetstern gezeigte dunkle Figur, versuchen offensichtlich, die Kinder voneinander zu trennen und fortzubringen. Da weder das verzweifelte Schreien der Kleinen noch verbaler Protest der älteren Schwester helfen, versucht der Bruder, den Soldaten, der die Kleine gepackt hat, mit Steinwürfen abzulenken. Am Bild des gleichsam zweiköpfigen Soldaten, dessen Gesicht nach links der Kleinen, nach rechts dem Jungen zugewandt ist, lässt sich dieses ‚Sekundengeschehen‘ ablesen: Ein auf die Kopfbedeckung des Soldaten gezielter Stein trifft derartig heftig, dass der rote Stern aus dem Gewebe herausgeworfen wird. Zeigt das linke Gesicht den unerbittlichen Vertreter der Sowjetmacht, betont das rechte eine monströse Fratze. Auf der Folgeseite reagiert der Soldat auf die Kränkung.
Abb. 11: S´wie˛tek 2014: 12
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In Dramatik und Grausamkeit nochmals gesteigert, zeigt die Folgeseite (13) an, dass es dem Bruder gelungen ist, seine kleine Schwester aus dem Griff des Soldaten zu befreien. Vor schwarzem Untergrund dargestellt, mit einem runden Schulter- und Armbogen bis zu einem Stein in der rechten Wurfhand, ruft der Junge seinen Schwestern zu: „Lauft fort!“ („Uciekajcie!“). In der Form eines Lautsprechers vergrößern sich rote Druckbuchstaben auf hellem Grund zum linken Bildrand hin. Als visuell-akustisches Echo geschwisterlicher Sorge ist, nochmals einen Lautsprecher abbildend, eine Warnung der Schwester herausgestellt: „Aloszka/pass auf/hinter/dir!“ („Aloszka/uwaz˙aj/za/toba˛!“). Das Rund des Scheinwerfers wiederholend (vgl. S. 11), ist der als Close-up shot vergrößerte Kopf der älteren Schwester auf rotem Untergrund gezeigt. Wie bei der Integration von Ventil und Sprechblase, sind hier die Ressourcen Ventil, Sprechblase und ein als Onomatopöie gestalteter Ausruf zusammengebracht. Durch Druckbuchstaben unterschiedlicher Größe sowie Farbwechsel – Rot auf schwarzem Grund, Weiß auf rotem Grund –, ebenso eine weiß-schwarz-rote Rahmung der zweiten Warnung, ist die Gefahrensituation auf kaum zu steigernde Weise sichtbar und hörbar gemacht. Gemäß ästhetischen Verfahren von Konstruktivismus und Plakatkunst transformiert, wirken die Ressourcen des Comics überdies expressionistisch gesteigert. Im letzten Drittel der Seite (s. Abb. 12) ist die Bestrafung des Jungen, die Hinrichtung mit einem Kopfschuss – Panels, Rinnsteine sowie eine Filmszene in Zeitlupe in Erinnerung bringend – dargestellt. Das Gesicht ist in fünf schwarzgründigen Panels (Filmschnitten) gezeigt: zunächst, wie bei dem Warnruf und geplanten Steinwurf, nach links schauend, dann sich langsam nach rechts wendend. Auf dem letzten Bild am rechten unteren Rand sind die Farben aus dem Gesicht verschwunden, ist das Gesicht fast weiß. Vom Seitenrand her hält eine rote Hand eine Pistole an den Kopf des Jungen. Die Seite endet mit einer handschriftlichen Notiz des Mädchens: „und dann stand die Zeit gleichsam still“ („a wtedy czas jakby sie˛ zatrzymał“). Die Hinrichtung eines Kindes stellt die Möglichkeit einer Fortsetzung der Erzählung in Frage. Auf der Folgeseite (14) ist eine Spielart der splash page zur verbal-piktoralen Zusammenführung beider Teile des Comics genutzt. Das einzige verbale Element sind drei konkav geschwungene handschriftliche Zeilen: „und zugleich mit meinem Bruder – Aloszka gingen alle Füchsinnen, Wölfe, und andere nichterzählte Geschichten fort“ („a wraz z moim bratem – Aloszka˛ odeszły wszystkie lisiczki, wilki, i inne nieopowiedziane historie“). Oberhalb des Schriftbogens sind auf hellem Grund der Unterkörper und die Wurfhand des niedergestürzten Jungen gezeigt, auch einige Blutstropfen am rechten Bein, dem der rote Stiefel fehlt. Gegenüber den piktoral dicht gefüllten Seiten 11–13 bringen die Schriftzeilen und der schmale Körper im weißen Raum die Leere in den Blick, die dieser Tod hinterlässt. Die Verbindung zum ersten Teil des Comics, dem Märchen, ist
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zum einen durch feine, den Erzählduktus zitierende Linien, zum anderen durch drei Bildelemente geschaffen: aus dem verlorenen roten Stiefel des Jungen schlüpft – komikgenerierend – ein grauer Fisch; auf der unteren Bildfläche springt, das Programm des Deckblatts ändernd, von links ein roter Fuchs ins Bild, der ein Huhn gepackt hat; vom oberen rechten Bildrand her ist der Wolf mit Krallen und Schwanzansatz zu sehen. Aktive Rezipienten erhalten Impulse, ihre Erinnerung zu überprüfen und weiterzudenken. Impulse zum Weiterdenken bietet auch eine großflächige Darstellung auf der rechten unteren Hälfte der Seite: Auf grauem Untergrund – man denke an erinnerte Vorgeschichte als flashback (Beaver 2009: 51, 109–118) – sind das Huhn in den Fängen des Fuchses und vier Pferde in spielender Bewegung gezeigt, Pferde, die sich weder russischen Zauber- noch Alltagsmärchen zuordnen lassen.27 Auf der letzten Seite wird nochmal an das Schicksal der beiden Schwestern angeknüpft. In zwei von drei Darstellungen am oberen Textrand ist das für die Schwestern, auch in jeder Diktatur, geltende Verbot freien Sprechens durch die Geste der auf den Mund gelegten Hand hervorgehoben. Ein letztes großes Bild zeigt – völlige Verlassenheit und Schicksalsungewissheit signalisierend – die Schwestern als winzige aneinandergeschmiegte Gruppe vor einem endlosen schwarzen Himmel.
27 Ähnlich wie bei Pawlaks Logo könnte ein Hinweis auf S´wie˛teks eigenes Künstlertum vorliegen: In späteren Arbeiten (Kupczyn´ska 2021: 330) hat S´wie˛tek Pferdeillustrationen geschaffen.
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Fallbeispiele zur analytischen Erschließung kurzer Literaturcomics: Forschungsertrag und Möglichkeiten weitergehender Vorhaben Dieser Versuch einer Erschließung des multimodalen Deutungsangebots in zwei polnischen Literaturcomics ist aus Beobachtungen zu Forschungsdefiziten entstanden. Während Adaptionen von Klassikern der Weltliteratur und anderen umfangreicheren narrativen Texten in umsichtigen Studien besprochen werden (Blank 2015; Schmitz-Emans 2012; Stuhlfauth-Trabert / Trabert 2015), haben, soweit erkennbar, auf kürzere Erzählwerke gestützte Adaptionen seltener das Interesse der Forschung gefunden.28 Dabei eignen sich gerade aus kürzeren narrativen Texten entstandene Adaptionen wie auch Kurzfassungen umfangreicher literarischer Texte (vgl. Schultze / Weinhagen 2022) für eine exemplarische Erschließung des Zusammenwirkens der verschiedenen Ressourcen multimodaler Gestaltung. Nicht selten werden, wie gezeigt, bereits die „formalen Merkmale eines Comics“ (Lachman 2021: 219) verändert und zur Bedeutungsbildung genutzt. Die gewählten Comics stammen aus einer besonders fruchtbaren Phase polnischer Literaturadaptionen, dem zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts. Beide narrativen Vorlagen sind auf ihre Art Klassiker: Olga Tokarczuks Profesor Andrews w Warszawie ist ein polnischer Anthologietext und Schullektüre, zugleich ein in viele Sprachen übersetztes Werk der Nobelpreisträgerin; das russische Märchen Lisicˇka-sestricˇka i volk ist transkulturell gleichermaßen als Märchenübersetzung und intermediale Weiterverarbeitung verbreitet. In beiden Comics ist die Nutzung eines „Satzes“ deutunggebender Ressourcen evident. Dabei weicht S´wie˛teks Lisica i wilk bemerkenswert weit von einer traditionskonformen Verwendung einzelner Gestaltungsmittel ab. In Profesor Andrews sind Seiten, Panels, die modes Gesichtsausdruck und Körperhaltung sowie Onomatopöien tragende Ressourcen der Bedeutungsbildung. Die Druckseite ist als Gliederungselement und Lesehilfe markiert, wenn eine Episode im Erleben des Professors (der Blick auf den Panzer, der herangezoomte Panzer, die Mahlzeit in der „BAR“, der Kauf des Weihnachtsbaums usw.) eine Druckseite einnimmt. Vielfältig und erkennbar funktional ist der Einsatz gerahmter oder auch ungerahmter Panels: in Fotoserien (in der Gästewohnung, in Begegnungen mit der Warschauer Bevölkerung, in Gesichtsdarstellungen mit identisch geformten Rahmungen), in kleinformatigen Darstel-
28 Methodengestützte Untersuchungen sind selten. Viele Besprechungen von Literaturcomics, und das gilt auch für Rezensionen von adaptierten Klassikern der Weltliteratur (vgl. Schultze / Weinhagen 2022: 234, Anm. 6), sind vor allem am piktoralen Transfer der Erzählwerke interessiert.
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lungen eines Details (der Onomatopöie „KRACH“, des Karpfenauges [21–23]) usw. „Panel“ und „Farbe“ kooperieren, wenn das tiefschwarze Textfeld eines Panels eine für den Professor nicht einsehbare Situation anzeigt.29 Als deutunggebende modes treten Körperhaltung und Gesichtsausdruck besonders hervor.30 Als Wiederholungsvorgang bringen Vorder- und Rückenansichten, auch Halbfiguren, Ziel- und Orientierungslosigkeit, Einsamkeit und weitere Aspekte prekärer persönlicher Befindlichkeit in den Blick. Darstellungen des Gesichts lassen Nachdenklichkeit, In-sich-Hineinhorchen, Verdrossenheit, Entsetzen und vieles mehr erkennen. Hier ist der Transferprozess von der Textvorlage zur Adaption besonders greifbar. Eine akustische Verdeutlichung gegenüber Tokarczuks Erzählung sind die Onomatopöien, die u. a. die Isolation und Abgeschnittenheit von zwischenmenschlicher Kommunikation unterstreichen. Ein multimodales Kabinettstück aus piktoralen, aber auch verbalen und akustischen Elementen ist die Szene mit dem Karpfen im Badezimmer. Wesentliche Komponenten der Erzählung werden exponiert, oft als strukturbildendes Wiederholungsmuster verdeutlicht. Manche deutungsrelevante Signalsetzungen dürften sich erst bei Relektüren erschließen lassen. Angesichts der Tatsache, dass in Tokarczuks Erzählung an die Stelle einer programmgefüllten Woche mit vielen Ortswechseln das persönliche Erleben von Programmlosigkeit, Orientierungslosigkeit, Kommunikationslosigkeit und einer undurchschaubaren politisch-gesellschaftlichen Situation tritt, ist es selbstverständlich, dass Teilmengen des Erzähltextes vom multimodalen Transfer ausgeschlossen bleiben. Hierher gehören wesentliche mit Erzählerironie unterlegte Aussagen zur Daseinsorientierung des Professors mithilfe seiner psychologischen Schule und zum Versagen der Schule angesichts der Krisensituation in Warschau, ebenso Rückerinnerungen, teilweise an Situationen und Erlebnisse vor der erzählten Zeit, auch Augenblicke der Selbstbeobachtung, die nicht zum Wahrnehmungshorizont der „Schule“ gehören. Einander teilweise überschneidend, machen die Erzählung und der Literaturcomic erkennbar eigenständige Deutungsangebote. Agnieszka S´wie˛teks zur Hälfte auf eine literarische Vorlage und zur Hälfte auf kollektive historische Erinnerung zurückgehender Comic zeichnet sich durch eine hohe Zahl multimodaler Ressourcen aus. Der kreative Umgang mit den „formalen Merkmalen des Comics“ ist markant. Am Deutungsangebot sind neben Seiten, Panels, Ventilen und Sprechblasen die modes Schrift, Farbe, Hal29 Der Gebrauch von Schwarz, Weiß und Grautönen durch den Graphiker Pawlak wäre eine eingehendere Untersuchung wert. 30 Auch Gesten, z. B. hängende Arme und Hände in den Manteltaschen [10–14], sind als Ressource exponiert.
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tung, Gestik, Kleidung und Kopfbedeckung beteiligt; hinzu kommen kulturelle Artefakte und Bezüge zu anderen Medien, Film- und Plakatkunst, schließlich Referenzen zum Epochenstil der russischen Avantgarde der Revolutionsjahre, dem Konstruktivismus.31 Ein Abweichen vom konventionellen Gebrauch von Panels liegt z. B. darin, dass Panelgrenzen lediglich durch weich konturierte bildliche Darstellungen und helle Zwischenräume angedeutet sind. Die verbreitete Verbindung von Sprechblasen und Ventilen ist verändert, wenn Ventile und Sprechblasen ineinanderfließen. In die auf Farben gestützte Bedeutungsbildung ist neben dem bildlichen Inventar auch der Unter- bzw. Hintergrund einbezogen (außer der leicht getönten Leinwand z. B. das Grau des Waldes). Überdurchschnittlich ausdifferenziert und Deutungsimpulse gebend ist die Ressource „Schrift“ verwendet: mit der Gegenüberstellung lateinischer und kyrillischer Lettern, der Verwendung unterschiedlicher Formen lateinischer Handschrift, Druckbuchstaben verschiedener Größe und Farben. Hinzukommt das durch den unterschiedlichen Verlauf von Schriftzeilen bereitgestellte Deutungsangebot: mit leicht gewellten Zeilen, die den Duktus mündlichen Erzählens andeuten, der nach oben führenden Zeile beim Triumph der Füchsin, dem geraden Duktus zu einer knappen, apodiktischen Aussage. Spezifische Deutungsimpulse sind durch die Einarbeitung politisch gerichteter Anspielungen in die Märchenadaption sowie direkte Informationen zur Wirklichkeit der russischen Revolution geschaffen. Die Unterlegung der Märchenadaption mit politisch gerichteten Signalsetzungen besteht in piktoralen Abweichungen von Illustrationen der anthropomorphisierten Tiere und in minimalen Auslassungen und Ergänzungen verbaler Elemente. Der Wolf ist u. a. durch einen veränderten Körperbau und Tatzen einem Bären angenähert; der Fuchs schafft verbale Distanz zum Wolf, indem er die Anredeformel „Gevatter“ („Herr Gevatter“) nicht übernimmt, den Wolf verspottet, als „Faulpelz“ bezeichnet.32 Dass der Fuchs den Wolf überlisten kann, gehört zum Kontext des Märchens. Indem das durch die politische Wirklichkeit herbeigeführte Ende von Märchen herausgestellt wird, ist der für Literaturcomics kennzeichnende metatextuelle Kommentar geschaffen (Schultze / Weinhagen 2021: 385). Wie das Nachwort (15) mitteilt, geht der zweite Teil des Comics auf Geschehen „nach der Bolschewistischen Revolution“ zurück. Die Wirklichkeitsbruchstücke, die durch bildliche Details mit der Märchenadaption verbunden sind, dürften – abhängig von Alter und Erfahrungshorizont – von jedem Rezipienten unterschiedlich, individuell, aufgenommen werden.33 31 Experten dürften auch Bezüge zum Suprematismus erkennen. 32 Der Vokativ „leniu“, ‚Faulpelz‘ ist durch Druckschrift und Fettdruck akustisch in Szene gesetzt (S´wie˛tek 2014: 9). 33 Das hier vorgelegte Forschungsprojekt ist, einschließlich der Textauswahl, vor dem 24. 02. 2022 konzipiert worden.
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Es mag deutlich geworden sein, dass eine methodengestützte, hinlänglich systematische Erschließung der multimodalen Ressourcen in Literaturcomics entschieden mehr über die deutunggebende Leistung einer Adaption sagen kann als deskriptiv vorgehende summarische Besprechungen. Angesichts des Arbeitsund Zeitaufwands solcher Erschließungsvorhaben kann es jedoch nur eine begrenzte Menge solcher Projekte geben. Es dürfte sinnvoll sein, nach dominanten Gestaltungsmitteln zu fragen und diese bevorzugt in der gesamten graphischen Erzählung zu beobachten.
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Piotr Sulikowski (Uniwersytet Szczecin´ski, Szczecin)
Anwendung des I-Faktorenmodells für die literarische Übersetzung
Abstract Application of the I-factors model for literary translation This article presents the application of the I-factors model for literary translation, the first version of which was already created in 2016 for the analysis of Zbigniew Herbert’s poetry (Sulikowski 2016). First, the main concepts central to the concept are examined, the text model in the medial age, the text layers, the I-factors and finally the I-factors translation model. This is followed by the analysis of the example under study, which is a melic rap text by a Polish singer and composer Wojciech Alszer alias Focus. With the help of the proposed translation model, the individual translations of the text including I-factors are produced to finally arrive at a complete English version of the song. Keywords: literary translation, translation model, intertextuality, popculture, i-factors Schlüsselwörter: literarische Übersetzung, Übersetzungsmodell, Intertextualität, Popkultur, I-Faktoren
Einleitung Im vorliegenden Beitrag wird die Anwendung des Interfaktoren-Modells [im Weiteren I-F-Modell] für die literarische Übersetzung präsentiert, welches in der ersten Fassung bereits im Jahre 2016 für die Analyse der Lyrik von Zbigniew Herbert entstand und effektiv angewandt wurde (Sulikowski 2016). Zunächst werden die Hauptbegriffe untersucht, die für das Konzept zentral sind: das Textmodell im medialen Zeitalter, die Textschichten, die I-Faktoren und schließlich das I-Faktoren-Übersetzungsmodell. Danach folgt die Analyse des zu untersuchenden Beispiels, eines melischen Raptextes des polnischen Sängers und Komponisten Wojciech Alszer alias Fokus. Mithilfe des vorgeschlagenen Übersetzungsmodells werden die einzelnen Übersetzungsphasen des Textes samt I-Faktoren hergestellt, um schließlich zu einer kompletten englischen Fassung des Liedes zu kommen. Es wurde die englische Sprache gewählt, damit die Ergebnisse dem Weltpublikum einen universellen Überblick über die Übersetzungsmöglichkeiten verschaffen, zumal die
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englische Sprache zu den sogenannten großen Weltsprachen gehört und als lingua franca verwendet wird. Mit dem beschriebenen Modell wird aber die Übersetzung des Textes in jede beliebige Sprache und Kultur gefördert. Der Textbegriff unterlag in der Vergangenheit im Rahmen der Linguistik zahlreichen Paradigmenwechseln: Zunächst galt bis circa 1950 im europäischen Strukturalismus die transphrastische Definition der Prager Schule und des russischen Formalismus (Bogusławski 1983, passim; Sulikowski 2021: 14), wo der Text als eine als ein Satz größere Einheit funktionierte, die aus mehreren Sätzen bestand. Danach folgte in den 60er Jahren in der linguistischen Forschung die semantische Periode (Brinker 1973, Agricola 1979, ferner van Dijk 1980, vgl. treffende Charakteristik dieser Entwicklung bei Grucza 2009), die dann ab 1966 in die pragmatisch-kommunikative Phase überging (Sulikowski 2021: 16). Danach beobachtete man mehrere Verzweigungen in der Textforschung, die mit der Entstehung und Autonomisierung einzelner linguistischer Disziplinen verbunden waren. Ab dieser Zeit vergrößerte sich die Kluft im Verständnis des Textbegriffs, da jede linguistische Schule den Text auf eine eigene Weise interpretierte. Einerseits erschienen also kognitiv orientierte Untersuchungen, wo der Text als Metatext betrachtet wird (Neisser 1967; Kintsch / van Dijk 1975, 1978; Beaugrande / Dressler 1981; Figge 2000: 97; Heinemann / Heinemann 2002: 90), kulturelle und ethnografische Studien, wo der Text ein Artefakt der gegebenen Gesellschaft und ein Kulturprodukt ist (Bartmin´ski / Niebrzegowska-Bartmin´ska 2009: 72), pragmatische Studien, die eine Entwicklung der früheren Untersuchungen der Oxford School of Analytic Philosophy (Austin, Searle, Wittgenstein, Ryle) darstellen, wo der Text als ein Sprechakt betrachtet wird (Mayenowa 1971) und der kommunikative Textansatz (Antos 1981; Brinker 1985 / 1997; u. a.). Andererseits tauchten in den letzten 20 Jahren zahlreiche Studien zu medialen Texten und zur Bildlinguistik im medialen Diskurs auf (Fraas u. a. 2013, Thurlow / Mroczek 2011: XX, Opiłowski u. a. 2015), die von einem besonderen Ereignis für den neuen Textbegriff im November 1995 begleitet wurden. Zu dieser Zeit wurde die erste Webseite gestartet, und seit dieser Zeit unterliegt der Textbegriff weiteren, grundlegenden Änderungen. Der Text erscheint heutzutage anders, als er bisher in der Sprachwissenschaft aufgefasst wurde, daher rühren die Postulate zur Gründung der Bildlinguistik (Schmitz 2011; Sto¨ ckl 2011). Von den sprachlichen Rahmen gelöst, in das Piktoriale zurückgekommen, bleibt er weiterhin eine wichtige Kommunikationseinheit im Diskurs und als (ein) Metatext eine kognitive Größe. Der Text behielt in mancher Hinsicht seine Literarizität, die weiterhin von der Autorenabsicht abhängt und mit der Präsenz gewisser höherer Textschichten verbunden ist (Sulikowski 2021, passim). Seine Intermedialität ist dabei eine grundlegende Beschaffenheit, an der Grenze einzelner Medien und semiotischer Systeme zu existieren, wobei der Text unterschiedliche Zeichensysteme und deren Verbin-
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Anwendung des I-Faktorenmodells für die literarische Übersetzung
IT
Text
(nicht) literarisch mehrschich!g intermedial (a)verbal polysemio!sch labil kogni!v
IS
IK Abb. 1: Heutiger Textbegriff
dungen nutzen kann. Die Averbalität ist dabei eine Konsequenz der Abkehr von strikt linguistischen Zeichen. Die Labilität des Textes verbindet sich mit seiner digitalen Form und der dadurch bedingten Veränderlichkeit seines Inhalts. Der Text fußt in Mono- und Polykulturen auf drei Arten der in der Linguistik und der Literaturwissenschaft gut bekannten I-Faktoren: Intertextualität, Intersemiotizität und Interkulturalität.
I-Faktoren-Ebene
HsE
übertr. BBedeutung
S!Prag
wörtliche Blendbedeutung
Syntaxebene
Konstella!on der Blenditems
lexikalische Ebene
Blenditems
sprachlicher Text
medialer Blend
Super-Interkultur des Internets
Abb. 2: Die Schichten im sprachlichen Text und im medialen Blend
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Jeder Text besteht aus Textschichten, die aus dem Usus und der Tradition der gegebenen Kultur resultieren und für die Interpretation und die Übersetzung eine besondere Bedeutung haben. Aus dem Modell wurde die niedrigste Schicht – die graphematisch-phonologische Schicht – als das inhärente und unabdingbare Aufbauelement des Sprachcodes ausgeklammert, welchem separate linguistische Studien gewidmet werden. In den einzelnen Schichten werden u. a. folgende Phänomene beherbergt, die diesen Schichten nach auch analysiert werden sollten: In der lexikalischen Schicht erscheinen demnach u. a. Wortbedeutung, Synonymie, Homophonie, Homonymie, Fremdwörter, Archaismen und Neologismen. Die Syntaxschicht beschreibt Satzbau, Satzmuster, Wortstellung und einzelne Satzglieder des Textes. Daraus lassen sich auch manche Schlussfolgerungen zur Stilistik ziehen. In der stilistisch-pragmatischen Schicht untersucht man u. a. regionale Varianten, Soziolekte, Idiolekte, Dialekte, Archaismen, Neologismen, individuelle Stile einzelner Autoren, Genres, Textgattungen und Textsorten. In der Schicht der höheren semantischen Einheiten analysiert man Metaphern, Konzepte, semantische Figuren, komplexe semiotische Zeichen und deren Konstellationen. In der I-Faktoren-Schicht, die eine Switch-Ebene zwischen den einzelnen Mono- und Interkulturen darstellt, erscheinen die o. a. I-Faktoren, Relationen zwischen einem diese Relation herstellendem Element und der Bezugsdomäne, die durch diese Relation aktiviert werden. Die Größe der schematisch dargestellten Schichten versinnbildlicht gleichzeitig die Verifizierungsbasis der einzelnen zu übersetzenden Einheiten, wo die ersten unteren Textschichten mittels Lexikologie, Semantik, Grammatik und Stilistik sehr wohl begründet sein können. Jeder Text besitzt eine Schichtenkonstruktion, wobei die medialen Texte (Blends), die sich von der Sprache vollkommen gelöst haben und in digitalen Medien verwendet werden, unterschiedlich aufgebaut sind. Ganz unten in der Pyramide befinden sich Blend-Items, die im medialen Diskurs zu Konstellationen zusammengebaut werden, die die wörtliche Blend-Bedeutung gestalten. Die Blends und die sprachlichen Texte haben die I-Faktoren-Schicht gemeinsam. Die I-Faktoren üben in der Semiotik eine besondere Funktion aus: Sie verbinden sprachliche semiotische Systeme mit sprachlichen (Intertextualität [=IT]) bzw. nicht-sprachlichen semiotischen Systemen (Intersemiotizität [=IS], Interkulturalität [=IK]). Wenn man diese Systeme vergleicht, so wird ersichtlich, dass die sprachlichen semiotischen Systeme den einzelnen Subdisziplinen der Linguistik und die nicht-sprachlichen Systeme unseren Sinneseindrücken und kogni-
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tiven Fähigkeiten entsprechen. Daraus folgen auch die Spezifika der semiotischen Zeichen in jedem der genannten Systeme. Während die IT ein bekannter und geläufiger Begriff ist (vgl. z. B. die Studien von Balbus 1990, Balcerzan 2009; Fix 2000; Genette 1982; Holthuis 1994; Lemke 2004; Lesner / Sulikowski 2013; Linke / Nussbaumer 1997; Majkiewicz 2008; Nycz 1990; Opiłowski 2006; Rolek 2009, Sulikowski 2013; Sulikowski 2016; Z˙ mudzki 1999 u. a.), scheint die IS in der Forschung weniger eindeutig zu sein (Balbus u. a. 2004; Balcerzan 2009; Gawarecka 2012; Grucza 2007; Jakobson 1959; Kaindl 2004; Sulikowski 2013, 2016, 2021; Thorlacius 2010; Weigt 2007, Ziomek 1980 u. a.). Aus diesem Grund wäre es angebracht, kurz die Domänen der intersemiotischen Relationen darzustellen: Diese umfassen visuelle, akustische und musikalische Produktionen, verschiedene Aspekte der Zeitgeschichte, Geschichte und Medien, Geschmack und Geruch sowie motorische Produktionen. Jede der Subdomänen zeigt gleichzeitig die mögliche Form der Relation zwischen dem Text und anderen semiotischen Systemen auf. Ein gutes Beispiel für das typische Vorkommen der IS im medialen Text, in diesem Fall einer Medieninformation, ist der Besuch von Arnold Schwarzenegger im ehemaligen deutschen Konzentrationslager Auschwitz (2022). Der berühmte Hollywood-Schauspieler und Politiker verwendete für den Eintrag im Gästebuch des Museums des Konzentrationslagers ein markantes Zitat: I’ll be back, was einen internationalen Skandal hervorgerufen hat (stacja7.pl/z-kraju/arnoldschwarzenegger-odwiedzil-byly-niemiecki-oboz-auschwitz-wroce). Die Verwendung des merkwürdigen Zitats verschmolz auf eine ungewöhnliche Weise die Domäne der Geschichte und der Filmgeschichte sowie der filmischen Fiktion mit der Realität. Es entstanden dabei mehrere ungewollte Konnotationen, unter anderem mit einem Roboter aus der Zukunft, mit Waffen und Gewalt der Terminator-Filme, mit dem Thema der Zeitreisen, Roboterkriege mit der Menschheit, auch mit Humor, was in diesem ernsthaften Kontext des Völkermordes nicht zulässig war. Ein wichtiges Element der IK-Relation, welches um ein Artefakt entstehen kann, ist die Interkultur, eine geordnete Domäne mit charakteristischen Bestandteilen (Repertoires), Vorgehensweisen, deren Funktionen, die mit der Zeit zur Tradition werden, und Teilnehmern, die gewisse Funktionen ausüben (Sulikowski 2021: 83–88). Die Interkultur beeinflusst einzelne Monokulturen, die man mit nationalen Kulturen gleichsetzen kann, sowie andere Interkulturen. Die Einwirkungen sind gegenseitig und umfassen sowohl die interkulturelle Einwirkung wie auch die polysystematische Einwirkung im Sinne vom Polysystem nach Even-Zohar (2000). Sie begünstigen die Entstehung neuer IK und anderer Artefakte im digitalen Polysystem.
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Das I-Faktoren-Übersetzungsmodell Das vorgeschlagene Übersetzungsmodell unterscheidet sich von den bisher verwendeten Übersetzungsschemen durch die Einarbeitung der I-Faktoren in die Entstehung des Translats und ihrer Rezeption in der Ausgangs- und (in der) Zielsprache, also in zwei durch die Übersetzung verbundenen Monokulturkreisen, es gibt zwei Phasen der I-Faktoren-Konsultation sowie die Orientierung der Übersetzung auf die I-Faktoren und ihre Relevanz in der Ausgangs- und in der Zielsprache, wie in folgendem Schema dargestellt: 8
Endfassung
1
7
2
Rohfassung
Bestimmung der Textsorte
5
2
Bestimmung der Textebenen Entscheidung literarischer vs. nicht-literarischer Text
6
3
Absteckung der ermittelten I-Faktoren
7
Konsultation der Rohfassung
4
Konsultation der I-Faktoren (Ausgangskultur, Zielkultur, Medien)
8
Redaktion der Endfassung
Textebenen
I-Faktoren-
6
Übersetzungsmodell
3
Philologische Übersetzung
Wahl der verwendbaren Übersetzungsstrategien und -techniken
1
Textsorte
Erstellung der philologischen Übersetzung
I-Faktoren
5
Strategie
4
Konsultation
Abb. 3: I-Faktoren-Übersetzungsmodell (hislide.io)
Die Anwendung des I-F-Modells erfolgt chronologisch: An erster Stelle bestimmt man die Textsorte des zu übersetzenden Textes, danach werden die Textschichten ermittelt, die in einem Text vorhanden sind. Im Falle der Sachtexte und eines Standardtextes sind es gewöhnlicherweise drei Schichten, im Falle der Texte mit literarischem Ansatz und der Fachtexte sind es mehrere Schichten: sowohl die Schicht der höheren semantischen Einheiten wie auch die Schicht der I-Faktoren. Der nächste Punkt ist die Absteckung der im Original festgestellten I-Faktoren mittels einer eingehenden textorientierten Untersuchung. In der nächsten Phase stehen die Konsultation der I-Faktoren des Originals mit einem Sprecher der Ausgangssprache sowie eigene Recherchen in digitalen Medien an. Das Ergebnis ist ein möglicher Bestand an I-Faktoren des Originals samt ihrer Bedeutung in der Ausgangskultur, wobei anzumerken ist, dass die Rechercheergebnisse zeitlich und räumlich beschränkt sind, da die I-Faktoren von (ihrer) Natur aus bei jeder Rezeption aufs Neue entschlüsselt und verstanden werden können. Danach werden die verwendbaren Übersetzungsstrategien und -techniken für den Übersetzungsauftrag ausgewählt. Ein brauchbares Instrumentarium ist dabei eine recht einfache Palette der Strategien und Techniken, die bereits 2008 auf einem großen, trilingualen Korpus der literarischen Texte in einer translatologischen
Anwendung des I-Faktorenmodells für die literarische Übersetzung
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Analyse überprüft wurden (Sulikowski 2008), diese sind: Amplifikation (Erweiterung der AT-Information), Reduktion (Vereinfachung, Simplifizierung der ATInformation), Emulation (Verwandlung, Anpassung der Information an die Zielkultur), Transposition (Übertragung ohne Veränderung) und Deletion (teilweise bzw. vollständige Beseitigung der Information vom ZT). Die genannten Handlungstypen betreffen sowohl einzelne Übersetzungseinheiten, dann sind sie als Techniken, bzw. ganze Texte, dann als Strategien zu verstehen. Im nächsten Punkt des Modells beginnt die Erstellung der philologischen Übersetzung, welche normalerweise zweifelhafte Stellen, mehrere Übersetzungslösungen nebeneinander, Anmerkungen, Kommentare und offene Fragestellungen enthalten kann. Die nächste anzuwendende Phase ist die Konsultation der Rohfassung mit einem Sprecher der Zielsprache. Eine Notwendigkeit an dieser Stelle sind – ähnlich wie in der AS-Phase – auch Recherchen in elektronischen Medien, deren Ergebnisse jedoch recht heterogen sein können. Diese Phase ist als eine Korrekturphase des fertigen Übersetzungsauftrags zu verstehen, nach welcher die Redaktion der Endfassung und Vorbereitung der Endversion des Translats folgen. Um das vorgeschlagene Übersetzungsmodell empirisch zu überprüfen, wurde die Übersetzung eines Textes aus der Domäne der polnischen Popkultur gewählt: das Raplied „SMS“ von Wojciech Alszer alias Fokus aus dem Jahre 2008. Wojciech Alszer „SMS“
„SMS“ (translation P.S.)
Jestem graczem, ale gram w gry raczej. Gdy rym ma wiele znaczen´, to go nie tłumacze˛. I czacze˛ kumam jak miecze Thurman Uma Jak Man Materna skecze, jak Apacze narzecze. Na z˙ycie patrze˛, na lepsze mam plan i pieprze˛, jest tak a nie inaczej, be˛dzie tak, jak ja zechce˛. Na razie nie chce˛ przepychac´ sie˛ przez bogaczy. Za duz˙y stres jest, za mały zysk jest, zobaczysz. Kolejne kwestie zabrały dzien´ cały w mies´cie.
I am a gamer, but I play games rather. When a rhyme has many senses, I don’t translate it. And I understand all like Uma Thurman the swords Like Mann and Materna sketches, like the Apache their dialect. I look at life, for the better I have a plan and I don’t care, It’s the way it is, it’s the way I want it to be. For now, I don’t want to push through the rich. There’s too much stress, there’s too little gain, you’ll see. The next issues have taken up the whole day in the city.
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Padam na pysk gdzies´ za groszy 200. Zawiez´cie mnie do domu, mam dom uwierzcie, mam tam komu pomóc nie byc´ samemu nareszcie. Mam piers´cien´, bo mam podejs´cie, nie kase˛.Mam szcze˛´scie – ja. be˛de˛ miał z nia˛ dom i basen Ziom, dom z tarasem, to przyjdzie z czasem. Tymczasem mam wejs´cie tam, gdzie jest miejsce z hałasem.
I’m falling on my snout somewhere around for 200 pennies. Take me home, I have a home, you shall believe, I have someone there to help me not be alone at last. I have a ring because I have an attitude, not cash. I’m lucky – got her. I’ll have a house with her and a pool Bro, a house with a terrace, that will come in time. Now I have got access to a place with noise.
Ref. kaz˙dy zna interesy na esemesy kaz˙dy gra o swoje 2 mercedesy kaz˙dy ma okresy hossy i bessy kaz˙dego dnia ostre stresy ma
Everybody knows Business in SMS Everybody’s playing For his two mercedes Everybody’s got Booms and slumps Every day Big stresses and jumps
Jestem hustler, ale bardziej Alszer oficjalnie. Nic w słuchawce – nic na karcie. Twardziel – deal na ławce nielegalnie. Mam cie˛! Be˛dziesz odpowiadał karnie! Znam cie˛, słuch zagina˛ł – nie ma słuchu, palcie, znów zawina˛ paru druhów, chwalcie sie˛ z buchów, spowiadajcie sie˛ z ruchów, opowiadajcie, z okruchów tych miasto duchów…
I am a hustler, but more of an Alszer officially. Nothing in the handset – nothing on the card. A tough guy – deal on the bench illegally. Gotcha! You’re going to answer in a court criminally! I know you, missing with no trace – not seen, smoke, they’re going to put away a couple of mates again, brag about your joint hits, confess your moves, tell, from these ghost town made of crumbs
Lata mina˛, tak jak Tede przewina˛ł, z˙e to jak z trzecia˛szyna˛w metrze – niebezpieczne. Co z rodzina˛, be˛dzie Hiroszima˛, ten dzien´ im upłyna˛ł i wyleciał w powietrze. Pieprze˛, nie pamie˛tam, co było, elementarz – po co, gdzie i z kim sie˛ chodziło nie pamie˛tasz, to po pierwsze, to jak miłos´c´, jak szerszen´ sie˛ wbiło, nie pamie˛tasz…
Years will pass, just as Tede sang, it’s Like with the third rail on the underground – dangerous. What about the family, it will be Hiroshima, that day has passed for them and blew up in the air. Shit, I can’t remember what it was, the primer – what to go where and with whom you don’t remember, it’s like love, like a hornet that bit, you don’t remember….
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Jestem gangsterem, to nie znaczy, z˙e cie˛ zastrzele˛, gdy kozaczysz, krzywo patrzysz, niewiele znaczysz i tak, no tak, to fakt, a jak tak, to fuck! Znam smak twojej rozpaczy: Jestes´ zerem, tez˙ byłem, teraz mam cele(e˛) – ta˛, czy te, cos´ ła˛czy je – nadzieje szczere, az˙ skon´czy sie˛ oczekiwanie, człowiek!
I’m a gangster, that doesn’t mean I’ll shoot you, when you’re going cowboy, frowning upon, you don’t matter much anyway, well, that’s a fact, and if so, fuck! I know the taste of your despair: You’re a zero, I was too, now I have a goal (a cell) – this one or those, something unites them – sincere hopes, until the waiting is over, man!
Ty rób swoje, ja robie˛ swoje w swojej głowie. Jestem panem swego losu, amen. I nie słucham osób, które sieja˛ w głowie zame˛t, Słucham swego wewne˛trznego głosu, to fundament. Biore˛ co mi dane, robie˛ z tym co mi pisane. Jestem bogiem – ja to powietrze, woda, ziemia, ogien´. Mam w sobie to, co ma kaz˙dy człowiek na całym globie. Mam w sobie pytanie i odpowiedz´ po połowie. Z˙yje˛ jak z˙yje˛, krzywdy nikomu nie robie˛.
You do your thing, I do my thing in my head. I am a master of my fate, amen. And I do not listen to people who cause confusion in my head, I listen to my inner voice, that’s the foundation. I take what I am given, I do with that what I am meant to do. I am the god – I am the air, the water, the earth, the fire. I have the same in me as every human on the entire globe be. I have within me a question and an answer half each. I live as I live, I do no harm to anyone.
Quelle: www.tekstowo.pl / piosenka,fokus,smsy.html. Media Crew, Katowice 2008
Eine Voruntersuchung des Textes ergab, dass dieser melisch verwendet wird, aus diesem Grund sind seine formale Gestalt und poetische Organisation von besonderer Relevanz. Sicherlich hängt dieser Punkt von der Spezifik des jeweiligen Textaufbaus ab – ein gesungener Operntext wird dabei strikter an das Melodische als z. B. ein teils gesprochener Text gebunden. Als nächster Punkt folgt die Absteckung aller Textschichten mit den I-Faktoren. Da das Beispiel ein literarischer Text ist, der der Pop-Kultur angehört, sind alle im Schichtenmodell vorgeschlagenen Textschichten vorhanden. Die ermittelten I-Faktoren ergaben im Lied drei Gruppen: IT, IS und IK, die in der polnischen Ausgangskultur konsultiert worden sind, um ihren Gehalt festzustellen und ihren Sinn zu erfassen. Da, wie bereits festgestellt, der Text melisch ist, sollte man die Übersetzung an das durch den Rhythmus festgelegte Metrum anpassen, auch wenn die Reime auf eine beschränkte Weise wiedergegeben werden können, zumal die englische Sprache, wie es Baran´czak treffend formulierte, Reime aus ästhetischen Gründen eher meidet (Baran´czak 1994 / 2007: 56).
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Der nächste Schritt im Übersetzungsauftrag ist die Wahl der Übersetzungsstrategien und -techniken sowie die Erstellung der Rohfassung, ihre Konsultation mit der englischsprachigen Zielkultur, sowie die Ermittlung der möglichen Bedeutung der wiederhergestellten I-Faktoren für den Zielleser. Ein Problem an dieser Stelle ist, dass die englische Sprache in mehreren Zielkulturen recht unterschiedlich gebraucht wird, was die digitale Superinterkultur des Internets dem Anschein zuwider nicht begünstigt. Daher kann das Translat in den USA, in Australien, in Neuseeland, in Irland oder in Großbritannien bzw. im Bereich des sog. world English als einer erlernten Sprache parallel verwendet werden, wobei mehrere der I-Faktoren bei diesen Rezeptionen anders sein werden, denn viele Textstellen werden unterschiedlich rezipiert. Dieses Phänomen kann als Plurirezeption bezeichnet werden und stellt ein ernsthaftes translatologisches Problem dar, da der Textsinn des Translats je nach dem Rezipientenkreis in der gleichen Sprachkultur vollkommen entstellt werden kann. Die Menge der im AT festgestellten I-Faktoren (vgl. Abbildung 4) lässt schlussfolgern, dass das Beispiel kulturell bedingt ein erhebliches Übersetzungsproblem darstellen kann. Aus Platzgründen werden im vorliegenden Beitrag die I-Faktoren ausschließlich aufgelistet und einer der drei Kategorien zugeordnet.
I-Faktoren im Ausgangstext W. Alszers „SMS“ IK IK 26%
26%
IIS+IT S+ITT IS+IT 3% 3 % 3% IS
IS48% 48%
IT IT 23% 23%
Abb. 4: I-Faktoren im Ausgangstext des untersuchten Liedes von W. Alszer
Die größte Gruppe stellt die Intersemiotizität mit 15 Beispielen dar, die 48 % der I-Faktoren ausmachen. Die zweitgrößte Gruppe sind die IK-Beispiele mit 26 % (acht Beispiele), die IT (23 %). Im Falle von einem Beispiel überschneiden sich zwei Gruppen der I-Faktoren.
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Bevor man Kritik üben möchte, dass die im Beitrag festgestellten I-Faktoren im Beispiel auf einer zu kleinen Auswahl am Testmaterial überprüft wurden, sollte man eine ähnliche Aufstellung der I-Faktoren zur Kenntnis nehmen (Abbildung 5), die im Jahre 2016 anhand von 411 Gedichten Zbigniew Herberts entstand:
I-Faktoren im Z. Herberts „Wiersze zebrane“ IX IX 24% 24% ISIS 49% 49%
IK IK 13% 13%
IT 14% 14%
Abb. 5: Aufstellung der I-Faktoren in Wiersze zebrane Z. Herberts (Sulikowski 2016: 311)
Die Ergebnisse sind dabei recht ähnlich, mit der Ausnahme der im Werk zusätzlich untersuchten Indexikalität, einer inhärenten Eigenschaft einer Texteinheit, die damals von mir noch als ein I-Faktor erörtert wurde. Wenn man sie aus dem Schema entfernt, wird die IS die meistvertretene Kategorie mit 65 % (im vorliegenden Beitrag 48 %), die zweitgrößte Gruppe ist die IT mit 18 % (14 %), die letzte die IK mit 17 % (13 %). Man könnte anhand dieser Zahlen vermuten, dass die entdeckten Proportionen für poetische Texte der Gegenwart eine fast konstante Größe darstellen. Die in Alszers Lied ermittelten I-Faktoren sind zu 90 % mit den Artefakten der polnischen Kultur verbunden und daher in andere Sprachen und Kulturen kaum übersetzbar, wie Mann und Materna, Tede, Tedes Lieder, kumac´ czacze˛ (dt. verstehen), ziom (dt. Kumpel, Bro), kozak (dt. etwa Pfiffikus). Viele Beispiele verlangen eine grundlegende Veränderung und bedeuten in jeder Zielkultur etwas anderes, wie elementarz (dt. die Fibel) oder druh (dt. der Kamerad, der Pfadfinder). Nur manche Relationen sind international verständlich, wie Uma Thurmans Schwerter, Amen, esemesy (dt. SMS), Apache, Ring, Hustler, nic na karcie (dt. nichts auf der Prepaid-Karte), buch (dt. einen Rauchzug nehmen), Hiroshima,
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Mercedes, hossy (dt. die Hausse), twardziel (dt. harter Typ), deal, miasto duchów (dt. Geisterstadt), gangster, fuck, was erstrangig den Hollywood-Filmproduktionen und, nach 1995, der globalen Medienkultur des Internets zu verdanken ist.
Abschließende Bemerkungen Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass sich die I-Faktoren als zentrale, außertextuelle Textkonstituenten erweisen, die den Text in der Kultur labil verankern, ihr Wesen ist dabei zeitlich und räumlich begrenzt, sie sind Phänomene mit unterschiedlicher, unerkennbarer Lebensdauer und Reichweite. Selbst innerhalb einer Monokultur kann ihre Entschlüsselung je nach der sozialen Empfängergruppe stark variieren. Die gleichen Phänomene, in verstärkter Form, kommen im Falle eines Kulturen- und Sprachenwechsels zustande. Das hier vorgestellte I-Faktoren-Übersetzungsmodell erlaubt eine tiefgreifende Interpretation und Aktualisierung der I-Faktoren mittels der notwendigen Konsultationen der I-Faktoren an zwei Stellen: im Original und in der Rohfassung des ZS-Translats. Sicherlich resultiert das Missachten der I-Faktoren im Falle literarischer bzw. medialer Texte mit literarischem Ansatz und gravierenden kulturellen und popkulturellen Veränderungen der Textrezeption in Fehlern, von denen die meisten in den höheren Textschichten (Schichten der höheren semantischen Einheiten, I-Ebene) beherbergt sind und daher kaum verifiziert werden können.
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Joanna Warmuzin´ska-Rogóz˙ (Uniwersytet S´la˛ski w Katowicach, Katowice)
The female element in translation. Feminine forms based on Quebec
Abstract This paper is an attempt to reflect on the specificity of the Quebec road to language feminization and the important role of translation, and in particular feminist translation, in this process. The ways in which institutions in Quebec worked to implement feminine forms of professions and jobs are introduced and it is shown that the achievement of a coherent and universal approach was connected with the efforts of French- and Englishspeaking female Canadian writers and translators. In this context, it is especially interesting to analyse the last essay by Lori Saint-Martin, entitled Un bien nécessaire. Eloge de la traduction littéraire [A necessary good. In praise of literary translation], in which the author sides with translators, who are in most cases women and whose work is as important as those of authors. Keywords: feminine forms, female writer, female translator, feminist translation, gender Because making the feminine visible in language means making women seen and heard in the real world. Which is what feminism is all about. (De Lotbinière-Harwood 1990: 9)
Quebec was undoubtedly a forerunner in the Francophone world when it came to the formation of feminine forms for the names of jobs, functions, and social roles. Belgium, Switzerland and France did not initiate official efforts to implement feminine forms until twenty years after the French-Canadian province. Noëlle Guilloton and Pierrette Vachon-L’Heureux (online, n.d.) note that the impetus for linguistic changes was primarily due to social changes, including the increasing participation of women in the labor market and their gradual occupation of positions previously reserved for men. As the terminologists put in: Professional equality required them [women] to be explicitly named in their new activity, which the resources of the language allow without any problem. Then, from the morphological-lexical level, it was necessary to move to the phraseological and dis-
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cursive dimension: first feminine forms were proposed, and then the focus was on their integration into texts.1 (Guilloton / Vachon-L’Heureux, online, n.d.)
In her analysis of literary translation and gender equality in language, Sarah Théberge connects the process of language feminization with the flourishing of feminism: In the 1960s and 1970s, during the second wave of feminism in Quebec and Canada, translation became a tool for advocacy. The feminization of terms, the choice of egalitarian vocabulary, the use of nouns and qualifying adjectives in the feminine form, and the translation of certain ideas that illustrate a feminine perspective, a feminine subjectivity, form the core of this translation movement: feminist translation.2 (Théberge 2015: 71)
In the present paper, I will outline the specificity of the Quebec road to the feminization of language and the important role of translation in this process.
Feminine lexical forms in Quebec (la féminisation lexicale) The process of linguistic feminization began in the late 1970s, when associations and unions, influenced without doubt by the growing importance of feminist movements, began to demand the creation of feminine forms to describe the jobs and professions performed by women. The first official document was the 1979 guidelines of the Office de la langue française [Quebec Board of the French Language], according to which feminine forms of professions should be used wherever possible. Following this recommendation, universities, public administration and large enterprises created lists of feminine forms of professions. Of course, this did not happen spontaneously, but following the guidelines of the Office de la langue française published in 1981 in the Gazette officielle du Québec. Most of the feminine equivalents of job names were created regularly, according to the rules of word formation in French, although these forms did not exist in dictionaries at the time. If they were not gender-neutral (fr. formes épicènes, e. g. un / une architecte), the feminine ending -e (un client, une cliente) 1 “L’égalité professionnelle commandait de les nommer explicitement dans leur nouvelle activité, ce que les ressources de la langue permettent tout à fait. Puis, du domaine morpholexical, on est passé à la dimension phraséologique et discursive : après avoir proposé des féminins, on s’est penché sur leur intégration dans les textes.” Translation of quotations in French into English by Joanna Warmuzin´ska-Rogóz˙. 2 “Dans les années 1960 et 1970, au cours de la seconde vague de féminisme, au Québec et au Canada, la traduction devient un outil de revendication. La féminisation des termes, le choix d’un vocabulaire égalitaire, l’utilisation de substantifs et d’adjectifs qualificatifs féminins et la traduction de certaines idées illustrant une perspective féminine, une subjectivité féminine, forment le centre de ce mouvement de traduction : la traduction féministe.”
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was added, sometimes with simultaneous consonant doubling (un technicien, une technicienne), or by adding an appropriate accent (un huissier, une huissière). There were also nouns that required a change of ending, which was also in line with the word-formation rules in French (un maire, une mairesse; un ambassadeur, une ambassadrice). Noëlle Guilloton and Pierrette Vachon-L’Heureux recall that many of these forms existed in French until the 16th century, but – with a few exceptions – had disappeared as a result of social changes (Guilloton / Vachon-L’Heureux, online, n.d). They add that feminine forms are used today readily and without much controversy, as they are promoted primarily through everyday use in public institutions, and in the media. Not all suggestions were accepted without reservation, however. Due to their pronunciation, the forms ending with -euse roused controversy. Thus, the ending -eure (une auteure, une docteure, une ingénieure) was tested. It is generally applied to nouns derived from the superlative of an adjective in Latin (une supérieure). This sometimes led to the formation of erroneous forms (une *directeure, une *chercheure, une *recteure), the existence of which can be attributed to the desire to create the least audibly invasive feminine forms. There is also the ending -esse in French, which is now considered obsolete, although it was used to form the feminine form of the word mayor (fr. maire) – une mairesse. It is possible to use the same form with the feminine article, but maire [mɛʁ] sounds the same as mère when pronounced, which can be confusing. Some feminine forms caused controversy in Quebec, as they were also nouns indicating objects, machines or animals. It must be said, however, that in fact these discussions were not limited strictly to linguistic problems (lack of endings, problems with pronunciation), but rather indicated deeper psychological and social issues. The wide-ranging campaign to promote the feminine forms of professions supported by the official guidelines led to the creation of a list of professions known as Classification nationale des professions [the National Classification of Professions], in which feminine forms appearing alongside masculine forms are the officially accepted language solutions to be used. The Quebec terminologists Noëlle Guilloton and Pierrette Vachon-L’Heureux (online, n.d.) point out that the next necessary stage, after creating and promoting feminine forms, is to use them in text, or – as they write – to make women present in text. The solution of indicating that the masculine gender also includes the feminine gender is not used, hybrid forms are also avoided, as is indicating the masculine and feminine endings with an asterisk or a slash (*commerçant, te; *électeurs-trices; *technicien/ne). Most guidebooks rather encourage the use of gender-neutral, as they do not privilege any gender. If this is not possible, it is recommended that both forms are used in moderation (les électeurs et [les]
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électrices, la présidente ou le président). The aim is to strive for neutrality of the text, in order to make it clear, consistent and precise. Efforts for equality in language are continuously supported by political projects, including, for example, the Quebec Government policy on equality between women and men, which was implemented in 2006 under the name Pour que l’égalité de droit devienne une égalité de fait [For equality in law to become equality in fact]. Under this project, ministries and all public administrations in Quebec are recommended to use language forms that treat the feminine and masculine forms equally, and not to use the masculine form as the one that is assumed to include the feminine. In a word, the gender-neutral form is recommended.3 Concern for equality in language is a regular feature of Quebec’s administrative efforts. Among others, in 2015 an important document was published, then corrected and supplemented in 2018, entitled Féminisation des appellations de personnes et rédaction épicène [Feminization of personal names and genderneutral language]. Thus, the Office québécois de la langue française [the Quebec Board of the French Language] confirmed its position on the use of feminine forms and encourages public administration employees to name women using feminine forms and to edit documents in accordance with the principles of gender-neutral language (rédaction épicène). Anyone who has any language doubts can consult the Banque de dépannage linguistique de l’Office, and there find language forms which are constantly updated.
Feminists, female translators and female writers Undoubtedly, the use of feminine endings in Quebec would not have become so widespread, if, in addition to the effective and very desirable effort of the administration, there had not been the fertile ground provided by Quebec and Canadian feminists – women writers, translators, and theorists. The list of these authors and translators is long, among them are: N. Brossard, L. Bersianik, L. Gauvin, F. Théoret, M. Gagnon, J. Marchessault (in French) and Barbara Godard, Susanne de Lotbinière-Harwood, Kathy Mezei, Marlene Wildeman, Fionie Strachan, Yvonne Klein, Gail Scott (in English). The above mentioned researchers compared the situation of women and their position in relation to men to the situation of an original text and its translation, where the original is always considered superior and the translation may be seen only as a shadow, in other words as a belle infidèle, that is beautiful, but unfaithful. Disagreeing with 3 These forms are described in an online guide: https://www.oqlf.gouv.qc.ca/redaction-epicene /formation-redaction-epicene.pdf [25. 11. 2022].
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such a vision of translation and the domination of patriarchy, the feminists found a way out of the shadows in a “translation in the feminine” (traduction au féminin) inspired by “writing in the feminine” (écriture au féminin). The latter denying the neutrality of Barthes’ écriture blanche [“blank” writing], refutes the patriarchal model of the world omnipresent in discourse (cf. Córdoba Serrano 2013: 97), and places the woman and her body at the center of literature (cf. Bordeleau 1998: 16). The feminists notice the apparent neutrality of a world built on patriarchy. As the poet and translator Nicole Brossard writes: “A neutral world surrounds me, a neutral world; for the young woman I was then, it was evidence of far-reaching naivety, since, of course, because of course there is only a masculine gender”4 (Brossard 2004: 26). Quebec feminists are interested in the language that conditions the world and they focus on the female body as that allows the elimination of male hegemony. This dependence is reflected in the French neologism cortex, a combination of the words corps [body] and texte [text] created by Brossard (1974). Théberge notes: In fact, we are participating in the structuring of the gender within a phallocentric linguistic, cultural and political system, all in an attempt to defuse power relations. Literary translation is used for political purposes: as Nicole Brossard said, it is about Poetic Politics.5 (Théberge 2015: 71)6
In order to mark the presence of women and fight for their position, theoreticians and writers not only write, but also translate, all with the help of “translation in the feminine”, which is more a creative act than an imitative one. This is how the act of re-creation (réécriture) appears. According to de Lotbinière-Harwood, “like the feminine writing on which it depends, feminine translation is a political activity whose aim is to make women appear and live in the language and in the world.”7 (de Lotbinière- Harwood 1991: 11) Among the many benefits of this trend, mention should be made of the building of mutual contacts between Quebec and Canadian feminists (Godard 2002: 71). Initially, researchers, writers and translators who wrote in French were translated into English, and with time, texts were also translated from English to 4 “‘Neutre le monde m’environne neutre’, c’était pour la jeune femme que j’étais alors, faire preuve d’une bien grande naïveté car, bien sûr, il n’y a de neutre qu’au masculin.” 5 “Poetic Politics” in French original written in English. 6 “En fait, nous assistons à une structuration du genre dans un système linguistique, culturel et politique phallocentrique, le tout en tentant de désamorcer les relations de pouvoir. On utilise la traduction littéraire à des fins politiques ; il s’agit, pour reprendre la formulation de Nicole Brossard, de Poetic Politics.” 7 “Comme l’écriture au féminin, dont elle est tributaire, la traduction au féminin se présente comme une activité politique visant à faire apparaître et vivre les femmes dans la langue et dans le monde.”
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French. The binary nature of the translation based on the hierarchy: original – translation was unequivocally rejected. Since translation is re-creation, it becomes a fully-fledged participant in the creative act, which is why it is often described as translational simultaneity or a continuum (Bjerring 1996: 169). One of the most interesting components of this process is interdisciplinarity: authors and translators quote one another, inspire one another, sometimes they also use existing fragments (i. e. intertextuality in translation), which they recall without specifying the source of the quotation. This is how a network of connections is created, which is a continuum of experiences and activities. Luise von Flotow (1991: 64) writes that this is a “split practice”, covering a whole range of creative and promotional activities. One of the spaces for creative writing and translation is the bilingual feminist literary magazine Tessera, a specific forum for exchanging ideas about feminist translation theory, and – more broadly – issues of the position and power of text (cf. Godard 2002). Translators, or rather female translators, become as important as female authors, and the translation is as important as the original. Undoubtedly, the struggle to establish a new order also takes place in and through language.
Feminine forms in translation Female translators in Canada have gained a full-fledged position in the act of creative writing and they consciously reveal themselves in the text. Such was the case, for example, with the translation of the title of Nicole Brossard’s text entitled L’Amer. In the original, it is a homonymous combination of the words mer (sea), mère (mother), and amer (sour). When translating the text into English, Barbara Godard used a graphic symbol that contains the indicated meanings: sea, sour, mothers. It can be said that it is a kind of explanation. Modification sometimes goes even further. This is the case with Lettres d’une autre [Letters from an Other] (1984) by Lise Gauvin, translated into English in 1989 by Suzanne de Lotbinière-Harwood, one of the most important theoreticians and translators connected with traduction au féminin [translation in the feminine]. In Letters from an Other, the translator consistently explains the cultural elements, but also feminizes the text, even in those places where it does not contain feminine forms in the original. Her work caused a real scandal. Montreal writer and translator David Homel thundered that the translator had “hijacked” Gauvin’s text by overly modifying it (cf. Homel 1990). Interestingly, this is the translation accepted by the author, so it is difficult to talk about a change or deformation of the writer’s idea. In general, de Lotbinière-Harwood is not afraid to experiment. Many of her ideas are analyzed by Sherry Simon:
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Examples quoted from de Lotbinière-Harwood’s translations include using a bold ‘e’ in the word one to emphasize the feminine, capitalization of M in HuMan Rights to show the implicit sexism, the neologism auther (as opposed to author) to translate the French auteure, and the female personification of nouns such as aube (dawn) with the English pronoun she. (Simon 1996: 21)
Undoubtedly, the translator has become visible: she has come out of the shadows. Moreover, the very act of translation has become visible to the reader. First of all, they notice the feminization of the text. This is the case with the English translation of Le Désert mauve [The Mauve Desert] by Nicole Brossard. Particularly noteworthy is the translation of the word amoure (Brossard 1987: 257). In The Mauve Desert de Lotbinière-Harwood look for an adequate version: Les autres qui? Pauvre Kathy, mon amoure. Pauvre moi, ton amoure. Qu’allons-nous devenir si tu ne m’aimes point comme je suis, si je te veux comme tu n’es point? Combien de caresses, combien de fois les mains sur nos bouches, combien de fois l’ardeur du ventre pour que nous devenions avec exactitude ce que nous sommes? Ou cela n’at-il rien à voir? (Brossard 1987: 132) Others, who? Pour Kathy, my love. Poor me, your shelove. What will we become if you don’t love me as I am, if I want you as you are not? Howmany caresses, how many times hands over our mouths, how many times the belly’s fire before we become exactly what we are? Or is that irrelevant? (Brossard 1994: 124)
De Lotbinière-Harwood proposes a feminist reading of Brossard’s text. While the original form amoure is not a neologism – it refers to the orthography existing in French in the 17th century – the translator explicitly points to the feminist aspect by creating the neologism shelove (Brossard 1994: 124). This is an element of a broader strategy, according to which the author, understood as an auther, gains space for self-determination, as does the translator, who is also an author. This is unquestionably a response to Brossard’s rejection of language neutrality and the denial of women’s place in the world. De Lotbinière-Harwood exposes the views of Brossard in her translation, fighting against the language as an instrument of male domination (cf. Fournier-Guillemette 2010: 98). The author of Le désert mauve sees translation not necessarily as translation into another language, but rather as an interpretation made by the reader or translator (cf. Montini 2014). Wheeler writes that “for Brossard, one of the greatest mysteries of writing is the point at which language and reality collide, and it clearly shows the process of translation” (Wheeler 2003: 440). Susanne de Lotbinière-Harwood sets herself an ambitious task which she describes as follows: Translation as a female re-creation practice does not hide its mechanisms of action. It openly seeks to overthrow the patriarchal order that condemns women to silence, and it does so by inventing linguistic strategies inspired by feminism, which – through its
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feminine gender – contributes to the visibility of women in language, and thus also in society. (Lotbinière-Harwood 1991: 28)
Siding with female translators It might seem that in such a women-friendly environment, where feminine forms are commonly and consistently used and where the female translators have managed to win their rightful place, nothing threatens the equal position of women. This is not, however, the opinion of Lori Saint-Martin, professor of literature at Université du Québec à Montréal (UQAM), specialist in feminist literature, writer (Les Portes closes, 2013), essayist (Pour qui je me prends, 2020), conference interpreter and literature translator, who passed away suddenly in October 2022. The author of over one hundred translations, from English (and more recently, from Spanish) into French, her works have received many awards, including the prestigious Canadian Governor General’s Award on four occasions. In her last essay Un bien nécessaire. Éloge de la traduction littéraire [A necessary good. In praise of literary translation], Saint-Martin looks with tenderness at the role and meaning of translation. She does not do so from the point of view of an academic, but rather as a practitioner: “I did not want to write an academic book. I wanted to write a book based on feeling, anchored in experience and, as with translating and writing, to enter into the pleasure of words and the pleasure of research through words”8 (Desmeules 2022, online). Lori Saint-Martin tries to show that the image of translation as a field of loss and betrayal still, unfairly, exists, while, in fact, translation is beauty and completeness (Saint-Martin 2022: 11). She also believes that we have still not abandoned the vision of the original being superior to its translation, which is seen as inferior and imperfect by definition. She confirms this even in the title itself: “Translation is often presented as a necessary evil. It’s not true. It is a necessary good, like water, like air”9 (Saint-Martin 2022: 26). As far as the feminine forms and the role of women are concerned, Lori SaintMartin’s decision to consistently use the feminine form in her essay seems to be extremely interesting. She explains her motives in the foreword (Un mot sur la féminisation) [A word about feminisation]:
8 “Je ne voulais pas faire un livre universitaire. Je voulais faire un livre senti, ancré dans l’expérience et, comme la traduction, comme l’écriture, entrer dans le plaisir des mots et le plaisir de la recherche à travers les mots.” 9 “On voit souvent la traduction comme un mal nécessaire. On a tort. Elle est un bien nécessaire, comme l’eau, comme l’air.”
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Since I believe in the power of words to establish – or deny – justice, the question of feminine forms necessarily arose. I hesitated for a long time between different forms. “Translator” or “translators” are forms that would have obliterated the feminine, I couldn’t decide on that. Mixed forms (“les traducteurs” and “les traductrices” or vice versa) are tedious and cumbersome. In the end, knowing that the majority of literary translators are in fact women translators, I opted for a feminine plural and I explain straight away that it also includes masculine: this is my way of respecting democratic justice. Logically, to avoid duplicating the old sexist hierarchy between the original (powerful and masculine) and the translation (secondary and feminine), I have also opted for “les écrivaines” [women writers] or “les autrices” [women authors] and, on the production side of the book, “les réviseuses” [women editors] and “les éditrices” [women publishers], and finally “les lectrices” [women readers].When it comes to specific male individuals, I of course write “translator”, “writer”, “author” etc. Neither solution is perfect, but the one I have adopted has the advantage of questioning the harmful male-universal connection and making visible those that have lived doubly in the shadow. (Saint-Martin 2022: 9–10)10
Undoubtedly, Lori Saint-Martin’s reflections are largely based on her experiences with Quebec feminism in the late 1970s and later. On the other hand, they are also the consequence of her research, as author of the well-known essay Le nom de la mère : mères, filles et écriture dans la littérature québécoise au féminin (Edition Nota Bene 1999). This is probably the source of the author’s exceptional sensitivity to the presence of women in the world of translation, so unfairly shown in the about belles infidèles: According to some people, the poor reputation of translation is at least partly explained by a long tradition that associates translated texts and women in a way that is inglorious to both. Texts adapted to the literary norms of the target country in such a way that they become distorted have long been called “belles infidèles”, hence endless quips along the
10 “Comme je crois au pouvoir des mots pour instaurer – ou nier – la justice, la question de la féminisation s’est imposée. J’ai longuement hésité entre différentes formules. Écrire ‘le traducteur’ ou même ‘les traducteurs’ aurait effacé le féminin, et je ne m’y résignais pas ; les formules mixtes (‘les traducteurs et les traductrices’ ou l’inverse) lassent et alourdissent. Au bout du compte, sachant que la majorité des traducteurs littéraires sont en fait des traductrices, j’ai opté pour un féminin pluriel dont je précise d’emblée qu’il englobe en général le masculin : c’est ma manière de respecter la justice démocratique. Logiquement, pour éviter de reconduire la vieille hiérarchie sexiste entre original (puissant et masculin) et traduction (secondaire et féminine), j’ai également opté pour ‘les écrivaines’ ou ‘les autrices’ et, du côté de la production du livre, ‘les réviseuses’ et ‘les éditrices’, puis, enfin, ‘les lectrices’. Quand il est question de personnes particulières de sexe masculin, j’écris bien sûr ‘traducteur’, ‘écrivain’, ‘auteur’, etc. Aucune solution n’est parfaite, mais celle que j’ai adoptée a au moins l’avantage de remettre en question le pernicieux amalgame masculin-universel et de rendre visibles celles qui ont doublement vécu à l’ombre.”
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lines of: “Translation is like a woman. If she is beautiful, then she is unfaithful. If she is faithful, then she is not beautiful”.11 (Saint-Martin 2022: 24)
The condition of women is seen by Lori Saint-Martin in the broader context of the need to defend the weaker, the marginalized and silenced: “Aren’t children, women, and colonized peoples told to keep quiet, to make themselves small, in short, that they should not have the audacity of wanting to exist?”12 (Saint-Martin 2022: 104). Echoes of the reflections that interested feminist translation researchers and theoreticians can be found in fragments of that essay, in which Lori Saint-Martin tries to present translation as a fully-fledged and independent creative act: Translation is demanding, almost impossible. It is lonely. You are looking for answers that do not exist. The original work is an absolute reference, but gives no answers. Female translators have the tools, dictionaries and the internet, but none of these can provide them with the new work or even a single sentence of it.13 (Saint-Martin 2022: 17)
Following the achievements of her excellent female predecessors, Lori SaintMartin emphasizes that translation is not a necessary evil. On the contrary – it is a way to enrich oneself and the world (“Translation offers us different worlds” – as Lori Saint-Martin writes14). Her “ode to translation” (Saint-Martin 2022: 25), consistently edited with the use of feminine forms as the generic ones, is both an interesting complement to the historical and the present day approach Quebec has taken in empowering women in language, in translation, and thus in society.
11 “La piètre réputation de la traduction, selon certaines, s’explique en partie par une longue tradition qui associe textes traduits et femmes, de manière peu glorieuse pour les deux. Les oeuvres adaptées aux normes littéraires du pays d’arrivée au point d’en être dénaturées ont longtemps porté le nom de ‘belles infidèles’, d’où des mots d’esprit sans fin sur le modèle suivant: ‘La traduction est comme une femme. Si elle est belle, elle n’est pas fidèle. Si elle est fidèle, elle n’est pas belle.’ 12 “Ne dit on-pas aux enfants, aux femmes, aux peuples colonisés de se taire, de se faire tout petits, bref, de ne pas avoir la prétention de vouloir exister?” 13 “Traduire, c’est exigeant, presque impossible. C’est solitaire. On cherche des réponses qui n’existent nulle part ; l’oeuvre originale est la référence absolue, mais elle ne donne aucune réponse. Les traductrices ont les outils, les dictionnaires et Internet au premier chef, mais aucun ne peut leur fournir l’oeuvre nouvelle ni même une seule phrase de cette oeuvre.” 14 “La traduction nous offre des mondes.”
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Instead of a conclusion: towards full equality There is no doubt that men and women in Quebec are pioneers in the field of linguistic equality. For example, it is worth recalling that in France, in the 1990s, the feminine forms were treated with distrust and reserve. In 1992, Pierrette Vachon-L’Heureux of Office québécois de la langue française noted: France chooses rather to resist linguistic change and firmly maintains the discursive habits associated with a hierarchical, conservative and male-dominated society. (1992: 139)15
L’Académie française [the French Academy] had long held the position that the masculine gender should be treated as the primary choice when talking about a group of women and men. At the same time, in 1997, it decided to use the feminine forms of professions in administrative texts. As a curiosity, it is worth adding that it was not until 2019, in the report La féminisation des noms de métiers et de fonctions, that the Academy recognized the existence of such forms as l’autrice and la ministre. In this respect, the Swiss were more progressive, because they adopted the form autrice without any reservations in the early 1990s. Let us add that in the French-speaking part of Belgium, feminine forms of jobs and professions have been used since 1993. This brief overview shows that Quebec is a true forerunner in terms of feminine forms, which is indisputably linked to the socio-political situation, including the rise of feminist movements and feminist translation. Quebec female authors and translators were not afraid to feminize their texts, and thus fought for the position of women. Administrative support was crucial in establishing greater equality in the language. At the same time, the example of the essay by Lori Saint-Martin and her reflection on the role of women in translation and the place of translation, shows that this is still a topic that requires attention and consistency in action. The very use of feminine forms as generic by the author may indicate that it is difficult to talk about balance: it is a kind of appropriation and subordination of masculine forms, and hence there is still a long way to go to achieve full equality and peaceful coexistence, without the need to prove one’s own superior position. The people of Quebec seem to be on their way to reach this equity and to become an example, not only for the Francophone world.
15 “La France pour sa part opte pour la résistance au changement linguistique et conserve résolument les habitudes discursives liées à la société hiérarchisée, conservatrice, dominée par les hommes.”
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Zu den Autorinnen und Autoren
Bolesław Cies´lik, Dr., wissenschaftlicher und didaktischer Mitarbeiter des Neuphilologischen Instituts, Abteilung Germanische Philologie der Pädagogischen Universität Kraków, Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft, staatlich beeidigter Übersetzer und Dolmetscher für Deutsch und Polnisch, Referatsleiter im Justizministerium in Warszawa. Forschungsinteressen: polnische und deutsche Rechtssprache, Fachübersetzen und -dolmetschen. E-Mail: [email protected] Renata Czaplikowska, Dr., Assistenzprofessorin am Neuphilologischen Institut, Abteilung Germanische Philologie der Pädagogischen Universität Kraków, Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft, Dozentin für Deutsch als Fremdsprache und Sprachmethodik, Tutorin in Online-Fortbildungskursen des Goethe-Instituts für DaF-Lehrende. Forschungsinteressen: Methodik des Fremdsprachenunterrichts und interkulturelle Kommunikation. E-Mail: [email protected] Guntars Dreijers, Dr. philol, assoziierter Professor, unterrichtet Übersetzungswissenschaften an der Fakultät für Übersetzen und Dolmetschen der Hochschule Ventspils. Forschungsinteressen: Übersetzungs- und Kulturstudien, kontrastive Linguistik und Fachsprachenforschung. E-Mail: [email protected] Jarosław Dumanowski, Dr. habil., Professor für Geschichte und Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit, Experte für Lebensmittelgeschichte und alte kulinarische Texte. Leiter des Zentrums für Kulinarisches Erbe an der NikolausKopernikus-Universität Torun´. Mitglied des wissenschaftlichen Rats des Europäischen Instituts für Lebensmittelgeschichte und -kulturen (IEHCA). Initiator der Buchreihe Monumenta Poloniae Culinaria, die vom Museum des Palastes von König Jan III. in Wilanów (Warszawa) herausgegeben wird. E-Mail: [email protected]
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Zu den Autorinnen und Autoren
ˇ uricová, PhD., Dozentin am Institut für Germanistik der PhilosoAlena D phischen Fakultät der Matej-Bel-Universität in Banská Bystrica, Schwerpunkte der pädagogischen und wissenschaftlichen Tätigkeit: deutsche Morphologie, Fachübersetzung, Rechtsübersetzung, Rechtssprache, Rechtsterminologie; beeidigte Übersetzerin und Dolmetscherin für Deutsch und Slowakisch. E-Mail: [email protected] Agnieszka Gicala, Dr. habil., Professorin am Institut für Anglistik der Pädagogischen Universität Kraków, Lehrstuhl für Übersetzerausbildung, Ausbilderin für angehende Übersetzer/Innen und freiberufliche Übersetzerin. Forschungsinteressen: sprachliches Weltbild, kognitive Linguistik (kognitive Theorien der Metapher und des Blendings), literarische Übersetzung, Religionssprache. E-Mail: [email protected] Marek Gładysz, Dr., Assistenzprofessor am Neuphilologischen Institut, Abteilung Germanische Philologie der Pädagogischen Universität Kraków; Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft; Forschungsinteressen: Grammatik, Sprachkontraste, maschinelle Übersetzung, Sprachevolution. E-Mail: [email protected] ´ ski, Dr., Polonist und Anglist, Assistenzprofessor am Institut für Jan Gos´cin Anglistik an der Pädagogischen Universität Kraków; staatlich beeidigter Übersetzer und Dolmetscher für Englisch und Polnisch; Gutachter des Staatlichen Prüfungsausschusses für vereidigte Übersetzer und Dolmetscher beim Justizministerium in Warszawa. Forschungsthemen: Fachübersetzen und Fachdolmetschen in Theorie und Praxis, Übersetzungskritik, forensische Linguistik, Lapsologie. E-Mail: [email protected] Boz˙ena Iwanowska, Dr., Assistenzprofessorin am Institut für Politische Wissenschaften, Abteilung Sozialwissenschaften an der Akademie für Wirtschaftsund Geisteswissenschaften in Warszawa, staatlich beeidigte Übersetzerin und Dolmetscherin für Englisch, Russisch und Polnisch. Forschungsinteressen: politische Diskursanalyse, Geschichte von Polen und Belarus, Holocaustgeschichte. E-Mail: [email protected] Ulrike Jekutsch, Dr. phil. habil., Professorin (em.) am Institut für Slawistik, Philosophische Fakultät der Universität Greifswald; seit 2011 Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Hamburg. Forschungsthemen: Literarische Übersetzung zwischen dem Polnischen, Russischen, Deutschen, Englischen; Ge-
Zu den Autorinnen und Autoren
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schichte der literarischen Übersetzung; russische und polnische Gelegenheitsdichtung des 18. Jahrhunderts; literarische Gattungen. E-Mail: [email protected] ´ ski, Dr., Assistenzprofessor am Institut für Fach- und InterŁukasz Karpin kulturelle Kommunikation der Universität Warszawa; Leiter der Abteilung für Informationstechnologie für Übersetzung und Fachkommunikation; Chefredakteur der Zeitschrift Language and Literary Studies of Warsaw, Übersetzer und Dolmetscher für Russisch und Polnisch. Forschungsinteressen: digitale Linguistik, Textkorpora, Software für Stilometrie und Textmodalität, Translodidaktik, terminologische Lexikografie. E-Mail: [email protected] Artur Dariusz Kubacki, Dr. habil., Professor am Neuphilologischen Institut, Abteilung Germanische Philologie der Pädagogischen Universität Kraków; seit 2014 Leiter des Lehrstuhls für Deutsche Sprachwissenschaft; staatlich beeidigter Übersetzer und Dolmetscher für Deutsch und Polnisch; Experte des Ministeriums für Nationale Bildung für den Berufsaufstieg von Fremdsprachenlehrenden und für die Begutachtung von Lehrwerken für den DaF-Unterricht; Mitglied der Disziplinarkommission und des Staatlichen Prüfungsausschusses für beeidigte Übersetzer und Dolmetscher beim Justizministerium in Warszawa. Forschungsthemen: Fachübersetzen und -dolmetschen und seine Didaktik unter besonderer Berücksichtigung der Übersetzung der Terminologie auf dem Gebiet Recht und Wirtschaft, Translo- und Glottodidaktik, forensische Linguistik, Lapsologie. E-Mail: [email protected] Jana Lauková, PhD., Oberassistentin am Institut für Germanistik, an der Philosophischen Fakultät der Matej-Bel-Universität in Banská Bystrica, Forschungsinteressen: Translatologie, Linguistik, insbesondere Syntax der deutschen Gegenwartssprache. E-Mail: [email protected] Emil Daniel Lesner, Dr., Assistenzprofessor am Institut für Sprachwissenschaft an der Universität Szczecin. Ins Zentrum seines wissenschaftlichen Interesses fallen u. a. Sprachwissenschaft und Übersetzungstheorie unter besonderer Berücksichtigung der Poesieübersetzung. E-Mail: [email protected]
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Zu den Autorinnen und Autoren
Magdalena Łomzik, Dr., Assistenzprofessorin am Neuphilologischen Institut, Abteilung Germanische Philologie der Pädagogischen Universität Kraków, Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft, staatlich beeidigte Übersetzerin und Dolmetscherin für Deutsch und Polnisch. Forschungsinteressen: Translo- und Glottodidaktik, Fachübersetzen und Fachdolmetschen, insbesondere Urkundenübersetzen und medizinisches Übersetzen. E-Mail: [email protected] Aleksandra Matulewska, Dr. habil., Professorin für allgemeine und vergleichende Linguistik. Forschungsinteressen: Fachübersetzen und -dolmetschen, Theorie und Praxis des Übersetzens und Dolmetschens, Semiotik und Lapsologie. Übersetzerin und Dolmetscherin für Englisch und Polnisch. Expertenmitglied der Polnischen Gesellschaft beeidigter Übersetzer und Fachübersetzer TEPIS. Seit 2003 unterrichtet sie Dolmetschen und Übersetzen im Bereich Jura. E-Mail: [email protected] Rafał Krzysztof Matusiak, Dr., Assistenzprofessor an der Schlesischen Technischen Universität Gliwice, Absolvent der Rechtswissenschaften (2017), Anglistik (2014), Hispanistik (2011), Bulgaristik (2010) und Russistik (2009) an der Schlesischen Universität Katowice, derzeit Student der Wirtschaftswissenschaften an der Wirtschaftsuniversität Katowice. Forschungsinteresse: Rechtsund Wirtschaftssprache. E-Mail: [email protected] Eva Molnárová, PhD, Dozentin am Institut für Germanistik an der Philosophischen Fakultät der Matej-Bel-Universität in Banská Bystrica. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören angewandte Linguistik und DaF-Didaktik. In ihren derzeitigen Forschungsprojekten widmet sie sich dem Konzept der Linguistic Landscapes, dem medialen Diskurs, der Korpuslinguistik und Visual Literacy. E-Mail: [email protected] Kyong-geun Oh, Dr. habil., Professor für die koreanische Literatur. Leiter des Lehrstuhls für Koranische Literatur und Kultur an der Adam-Mickiewicz-Universität Poznan´. Chefredakteur der von der Adam-Mickiewicz-Universität Poznan´ herausgegebenen Fachzeitschrift International Journal of Korean Humanities and Social Sciences. Zu seinen Forschungsinteressen gehören die koreanische Literatur und Kultur sowie die Übersetzung literarischer Werke. Er hat viele polnische und koreanische literarische Werke ins Koreanische bzw. Polnische übersetzt. E-Mail: [email protected]
Zu den Autorinnen und Autoren
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Małgorzata Osiewicz-Maternowska, Dr., Absolventin des Germanistikstudiums (1999) und des Studiums für Rechtswissenschaften (2003). Assistenzprofessorin am Institut für Sprachwissenschaft an der Universität Szczecin. Staatlich beeidigte Dolmetscherin und Übersetzerin für Deutsch und Polnisch. Forschungsinteressen: Theorie und Praxis der Übersetzung von Jura- und Juristentexten, maschinelle Übersetzung, generative Syntax. E-Mail: [email protected] Beata Podlaska, M.A., wissenschaftlich-didaktische Assistentin am Neuphilologischen Institut, Abteilung Germanische Philologie der Pädagogischen Universität Kraków, staatlich beeidigte Dolmetscherin und Übersetzerin für Deutsch und Polnisch. Forschungsinteressen: Translodidaktik, Fachübersetzen, E-Learning. E-Mail: [email protected] Piotr Plichta, Dr., Assistenzprofessor am Institut für Anglistik an der Pädagogischen Universität Kraków. Forschungsinteressen: literarische Übersetzung, insbesondere Übersetzung frühneuzeitlicher englischer Werke. Autor der Monographie A Mazing Labyrinth: John Donne’s Prose in Translation. E-Mail: [email protected] Karin Ritthaler-Praefcke, M.A., Polonistin, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Slavistik der Universität Greifswald, Dozentin für Polnisch als Fremdsprache, Mitglied der Prüfungskommission für Dolmetscher und Übersetzer für Polnisch im Ministerium für Bildung und Kindertagesförderung Mecklenburg-Vorpommern, freiberufliche Dolmetscherin und Übersetzerin. Forschungsinteressen: Übersetzungswissenschaft, vergleichende und kulturwissenschaftliche Studien und die polnische Literatur der Romantik. E-Mail: [email protected] Brigitte Schultze, Prof. em. Dr., Slavistin mit der polnischen, russischen und tschechischen Literatur und Kultur als wesentlichen Forschungsgebieten. Von 1987 bis 2005 hatte sie den Lehrstuhl für Westslavische Literaturen an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz inne, leitete das Mainzer Polonicum. Danach war sie bis 2007 Seniorprofessorin für die tschechische Literatur. Sie war kontinuierlich an internationalen Forschungsvorhaben (in Sonderforschungsbereichen, Graduiertenkollegs) beteiligt. Ihre Forschungen betreffen ein breites Spektrum literatur-, kultur- und übersetzungswissenschaftlicher Themen, einschließlich multimodaler Texte (Comics). E-Mail: [email protected]
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Zu den Autorinnen und Autoren
Justyna Sekuła, Dr., Assistenzprofessorin am Neuphilologischen Institut, Abteilung Germanische Philologie der Pädagogischen Universität Kraków, Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft, Absolventin der deutschen Philologie an der Jagiellonen-Universität Kraków, Autorin von 21 wissenschaftlichen Aufsätzen und Rezensionen sowie der Monographie Wyroki sa˛dowe jako przedmiot tłumaczenia pos´wiadczonego w translodydaktyce [Gerichtsurteile als Gegenstand der beglaubigten Übersetzung in der Translodidaktik]. E-Mail: [email protected] ˇ áková, PhD., Dozentin am Institut für Germanistik an der PhiJana Sˇtefan losophischen Fakultät der Matej-Bel-Universität in Banská Bystrica, Forschungsinteressen: Translatologie, Soziolinguistik und Pragmatik. E-Mail: [email protected] Piotr Sulikowski, Dr. habil., Germanist und Anglist, Universitätsprofessor am Institut für Sprachwissenschaft an der Universität Szczecin. Forschungsinteressen: literarische, technische und mediale Übersetzung, mediale Texte, New Media, Bildlinguistik. E-Mail: [email protected] Anna Szkonter-Bochniak, Dr., Literaturwissenschaftlerin, Assistenzprofessorin am Institut für Angewandte Linguistik an der Fakultät für Organisation und Verwaltung der Schlesischen Technischen Universität Gliwice. Forschungsinteressen: frankophone zeitgenössische Literatur und Kultur sowie Übersetzung, insbesondere literarischer Texte. Autorin einer Monographie und mehrerer Aufsätze. E-Mail: [email protected] Joanna Warmuzin´ska-Rogóz˙, Dr. habil., Professorin am Institut für Literaturwissenschaft an der Schlesischen Universität Katowice. Autorin zweier Monographien (De Langlois à Tringlot. L’effet-personnage dans les Chroniques romanesques de Jean Giono – analyse sémiopragmatique, 2009; Szkice o przekładzie literackim. Literatura rodem z Quebecu w Polsce, 2016 – Pierre-Savard-Preis), stellvertretende Herausgeberin der Zeitschrift Romanica Silesiana, Mitautorin (zusammen mit Krzysztof Jarosz) von Antologia współczesnej noweli quebeckiej (2011) und mehrerer Aufsätze über die Quebecer Literatur und literarische Übersetzung. E-Mail: [email protected]
Zu den Autorinnen und Autoren
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Beata Weinhagen, M.A., hat an der Georg-August-Universität Göttingen Slavistik und Osteuropäische Geschichte studiert. Sie hat in übersetzungs- und kulturwissenschaftlichen Sonderforschungsbereichen mitgearbeitet. Ihre Publikationen (zumeist in Co-Autorschaft) betreffen vor allem die polnische und die russische Literatur und Kultur, einschließlich multimodaler Texte (Comics). E-Mail: [email protected]